Bodenkarten, ein wichtiges Hilfsmittel der Agrarplanung

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/- 4 J.V. Lo'renz: Bodenkarten, ein wichtiges Hilfsmittel der Agrarplanung Agrarteohnik 2. Jahrg. Heft I _ Januar 1952 Bodenkarten, ein wichtiges Hilfsmittel der Agrarplanung \"011 W. Berlin Dl, j )r r Verlasser hallt) bereits im ,-ergangene1l J ahr in H el t 1 unserer Z eÜsc hrilt einw . ..J. uisatz über Bodenkartie· · rltng verö/lentlicht "nd gibi in lIarhslehe"den Ausfüh ru ngen dif. Fertil1dfYungen an. die di e jetzt ne ugejerti{(/I' Hoden.karle (lI/i zeigt. Zu den in der letzten Zeit seltener erörterten agra r techni schen Fragen zählt ohne Zweifel die der Bodenkartierung und ihrer Anwendung durch die Planung. Das liegt in der Tatsache be- gründet, daß die -Bodenkunde in aller Stille an der a ußer o rd en t- lich langwierigen Entwicklung und Ausarbeitung e iner na ch neuen Ge sich tspunkten zusammengestellten Karte gea rbeitet: hat. Wenn nun nach über einjähriger Tätigkeit eine Boden-- übersichtskart e ' im Maßstab 1 : 500 000 zur Veröffentlichung ge-- langt, so wird sie insb esondere den vielen Zweigen der Agrar-- wissenschaft und -planung eine wertvolle C nterlage se in _ DiE- Bodenkarte stellt allgemein mit der kartogr a phischen Inventari- sierung des Bodens in seinen zahlreichen Ersch einungsfo rmen unel -merkmalen ein technisches Produkt agrarischen Inhaltes dar, dessen Grun c llagen dur ch die Bodenforschung nach dem System von Pro f. Dr. H _ S h-em -me erarbeitet word en si nd!). Als wese ntlicher Gesic htspunkt ist die damit begonnene schnelle Auswertung wissensc haftli cher Erk enn tnisse herauszustellen , <lie der strukturellen \\'andlung unseres gesamten \Virtschaft s- gefüges e ntspricht. Die A.nwendung neuer Arbeitsmethoden und Maschinen in der Landwirtscha ft setzt naturgemä ß au ch ver- ä nd e rte \' erhä ltnisse in Agrarwissenschaft und -planung voraus _ Hier kann in eier res tlosen Auswer tung ein er wissenschaftlichen I\:arte durch di e Planung_ mit Hilfe ei ne s regen Erfahrungs- austausch es ei ners e its und in der Abstimmung zwischen P raxis und Planung andf'r prspits cli p Anwendung neuer Arbei tsgrund - erfolgen_ ßodellkurte zeigt neue Lände!'- lind KreisgrenzeIl Angeregt durch vielfache. z. T. spe ziell gehaltene Wünsche von Agrarplannngsstellen wurde an die Entwicklung der Boden- kart e der Deutschen Demokratischen Republik herangegangen , die es in ihrer boden kundlich en, te c hnischen und kartographi- schen Bearbeitung zn ein er gewiss<:,n Koordinierung verschi e- dener Ges ichtspunkte bringen konnte_ Als e rster kann hi er der Ma ßsta b 1 : 500000 ge na nnt werden, der größer gewählt wurd e ;-ds die bisherigen für bodenkundlieh e l{artenv e röffentli c hungen der De ul sc hen Demokratischen R ep ublik a ngewandten, und gleichze itig den Mindestforderun gen entsprach, die '-on der Pl a nung an den Maßstab gestellt werden_ Dem Karlenleser zeigt die Maßst absz ahl das Kart e nformat , das 80 >< 100 cm heträgt. Daraus e rgibt daß jedem der fünf Länder für die Darstellung ein e rhebli cher Haum zur \ -e riügung steht, der der Kart e insbeson dere das Gepräge ein er Landes- und Länderüber- sich t verl eiht. Darüber hin aus sind auc h im e ismaßstab die Schwerpunkte der Planung ersichtlich. wenngleich von einer eingehenden boden kund li c hen eis untergliederung nicht mC'hr gesprochen werden ka nn. Diesem allgemeinen hartenr ah men la ssen sich auch die polilischen Grenzverhältnisse angliedern. Sie ssen bei ei ner Kart e, die zah lreich en weiteren \-'erwen- - dung szwec ken zuge-hihrt werd en soll, a ktuell sein. Auch diese Forderung fa nd mit der Dar stellung der bis z um 1. Juli 1950 geänderten Grenzen der Länder und eise eier Deutschen Demo kr at ischen Republik Berücksichtigung_ Die übersichtliche Fo rm ihrer v"icdergabe ist beso nders verwaltun gstec hnis ch von \\ -e rt; denn o hne sie ist die _ \ bgrenzung gewisser Projekt<> schwer möglich _ Bei Verwendung de r genauesten zur Yerfü g ung steh e nden bodenkundlichen l; nt e rlagen konnten die seit 1947 durch das 1ns tilut für Bodenkarlierung im Spezia lmaßstabe (1 : 2500 0 bis 1 : 100000) karti erten Gebie te eingearbeitet werden, so din diesen Te ilen der Ka rt e mit beson der s exa kten Angaben ge- rechnet werden kann . Es hand elt sich bei den neu aufgenom- me nen Landstrichen in der Hauptsa che um die AltmärkerWische, das Ode rbruch, das R an dowbruch, di e weitere Umgebung Herlins sowie um die Kreise Obe rba rnim , Preniluu, \\:anzlebell, Y[eißen . Rud ols tadt, Gotha und um den ehemaligen Iüeis Langensalza_ Die Einteilung der Böden umfaßt außer der von Prof. Stremme bisher gegebenen beka nnt en U ntergli ede rung der in 20 Farben dargestellten Bod e nbildungs typen (z_ B. Steppen- schwarzerde, braune und rost farben e \Val dböd en, min e ralisch e und organische Naßböde n, Gebirgs- und Ha ngbodentypen) und den durch schwa rze, waagerecht angeordnete Schraffur en ge- gebenen Bod ena rten (Ton , Löß, Lehm , Sand . Gebirgsschutt usw_) eine znsätzli chc Eint eilung n ac h der :\utzbarkeit der Röden_ lhr Erscheinungsbild ist fo lge ndes : Hostf a rb e ne (podsol ierte) Wald böden , sch wach bis mäß ig gebleicht { { Mittlere bis mäßige Acker- = böden . vorherrschend Hog- gen- und Kartoffelanbau_ Damit si nd vom bodenkundlichen Standpunkt die bes tpll durchschnittlichen ::\ utzungsmögl ichkeiten aufgezeigt_ Zusätzliche Darstellung aller l'orstgebiete Ein weiterer e rh e blicher Fo rtschritt besteht in der zu tz - lichen Darstellung aller Forstge bi e te der Deutschen DemQkrati- sehen Republik nach neuestem Stand (in einer leich ten senkrech - ten Zusatz sc hraffnr) , so d die bei der Planung maßgeb e nd en Großflä chen der landwirt sch aftlich en nnd der for stlic hen Nut- zung ersichtlich sind. Ein Krei s des Landes S ac hsen - Anhall zeigt z. B. n ebe n überwiegend sehr guten Böd en ei ne R eihe sehr ger inger, die _ aber gleichzeitig mit der Ke nnzeichnung des Wald es versehen sind und dadurch andeuten, daß die schlechten Böden für eine landwirtschaftliche Gesamtbilanzierung des l<reises nicht in B etrac ht kom men . Einleuchtend ist die Tatsache, d,lf3 bei ein er derartigen Fülle darzust ellender Faktoren schwer- wiegende kartend a rstell eri sc he Probleme ailftauchten, die nur auf Grund jahr elanger Erfahrungen gelöst werd en konnt en_ ü ber die ge nannt en Gesicht s punkt e der Zusammenstellung ei er Bod e nkarte hinaus ist zugleich ein ers ter wenn auc h noc h nicht vollständiger Schritt zur statistischen Au swe rtung unter- nommen worden_ Man hat mit Hilfe von. Polarplanimetern eine na ch Krei sen g eordn ete fläch e nmäßi ge Ber ech nung der elwa 10000 Bodenarten --- und Wa ldfläc hen in qkm vorgenom men. mit der en Erweite rung auf di e Bodentypen in n äc hster Zeit gerechnet werden kann_ Damit ist eine s tatistis che Grundlage geschaffen worden, die den im l\:art e nwesen we niger Bewunder- ten eine kl are übersicht der Bodenve rhältni sse "erschafft und das T or zu weiteren Planungsmöglichkeiten öffn et . In e inem kurzen Abriß seien hier ein ige wesentliche .-\us- "-er tungs- und Anwendungsbeispiele der Bod e nkarte gegeben, <lie sich für viele der benachbarten ag rarischen Disziplinen geben lassen_ 1m Vordergrund stehen die Möglic hkeiten im Hinbli ck auf die Stei ge rung der Hektar erträge_ Die an der Anbauplanung und Bodenv e rbes se rung tätigen Institutionen we rden fär ihr t' Pl a nungsa rbeiten die LTnterlage in Händen ha ben, mit der es im Rahmen des obe n ange führten \Virkungs bereich es möglich ist, alle Fra gen bodenkundlicher und vi ele a nder er Art zu beant- \\' orten_ Die Boden bewertung, die Differenzierung des Abgabe - solls und damit z. T. di e Steigerung der Erträge u. a_ gehören zu ihneIL Zur Lösung vorg e nannt er und ähnlicher Frage n erscheint es em pfehlens wert , auf Grund der Kart e I: 500000 Erz eug ungs- ka rten zu entwerfen, di e bisher nur im Verkleinerun gsve rhältni s von 1: 1000000 bearbeitet werden konnt en. Dabei werden a us den Angaben der Bodenkarte die Flächen besond ers hoh er unrl sicherer Erträge an Raps, ZuckerrUben, Kartoffeln oder Ge - treide herausges tellt (Anbaue ignung) , was für die erzeugungs- wirtschaftliche Lenkung wertvo ll ist . Auch di e Abgrenzung gewisser o,rganischer \\' irtschaft s bereiche kann hi er durch eine Fülle -von Ma terial unterstützt werden. Ebenso erfolg ve rspre- c hend ist die Verwendung der Rode nkart e als Grundlage bei

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4 J.V. Lo'renz: Bodenkarten, ein wichtiges Hilfsmittel der Agrarplanung Agrarteohnik 2. Jahrg. Heft I _ Januar 1952

Bodenkarten, ein wichtiges Hilfsmittel der Agrarplanung \"011 W. LORF.~Z, Berlin Dl, 6~J:6;8.:>I

j )r r Verlasser hallt) bereits im ,-ergangene1l J ahr in H elt 1 unserer Z eÜschrilt einw . ..J. uisatz über Bodenkartie· ·rltng verö/lentlicht "nd gibi in lIarhslehe"den Ausführu ngen dif. Fertil1dfYun gen an. die die jetzt neugejerti{(/I' Hoden.karle (lI/i zeigt.

Zu den in der letzten Zeit seltener erörterten agrar technischen Fragen zählt ohne Zweifel die der Bodenkartierung und ihrer Anwendung durch die Planung. Das liegt in der Tatsache be­gründet, daß die -Bodenkunde in a ller Stille an der a ußerordent­lich langwierigen Entwicklung und Ausarbeitung e iner nach neuen Gesichtspunkten zusammengestellten Karte gearbeitet: hat. Wenn nun nach über einjähriger Tätigkeit eine Boden-­übersichtskarte 'im Maßstab 1 : 500 000 zur Veröffentlichung ge-­langt, so wird sie insbesondere den vielen Zweigen der Agrar-­wissenschaft und -planung e ine wertvolle C nterlage se in _ DiE­Bodenkarte stellt allgemein mit der kartographischen Inventari­sierung des Bodens in seinen zahlreichen Erscheinungsformen unel -merkmalen ein technisches Produkt agrarischen Inhaltes dar, dessen Gruncllagen durch die Bodenforschung nach dem System von Prof. Dr. H _ S h-em-me erarbeitet worden sind!). Als wesentlicher Gesichtspunkt ist die damit begonnene schnelle Auswertung wissenschaftlicher Erkenn tnisse herauszustellen , <lie der strukturellen \\'andlung unseres gesamten \Virtschafts­gefüges entspricht. Die A.nwendung neuer Arbeitsmethoden und Maschinen in der Landwirtschaft setzt naturgemäß auch ver­änderte \'erhältnisse in Agrarwissenschaft und -planung voraus _ Hier kann in eier restlosen Auswertung einer wissenschaftlichen I\:arte durch die Planung_ mit Hilfe eines regen Erfahrungs­austausches ei nerseits und in der Abstimmung zwischen P raxis und Planung andf'rprspits cli p Anwendung neuer Arbei tsgrund ­~iitze erfolgen_

ßodellkurte zeigt neue Lände!'- lind KreisgrenzeIl

Angeregt durch vielfache. z. T . speziell gehaltene Wünsche von Agrarplannngsstellen wurde an die Entwicklung der Boden­karte der Deutschen Demokratischen Republik herangegangen , die es in ihrer bod en kundlichen, technischen und kartographi­schen Bearbeitung zn einer gewiss<:,n Koordinierung verschie­dener Gesichtspunkte bringen konnte_ Als erster kann hi er der Ma ßstab 1 : 500000 gena nnt werden, der größer gewählt wurde ;-ds die bisherigen für bodenkundliehe l{artenveröffentlichungen der Deulschen Demokratischen R epublik a ngewandten, und gleichzeitig den Mindestforderungen entsprach, die '-on der Planung an den Maßstab gestellt werden_ Dem Karlenleser zeigt die Maßstabszahl zlln~chst das Kartenformat , das 80 >< 100 cm heträgt. Daraus ergibt ~ich, daß jedem der fünf Länder für die Darstellung e in erheblicher Haum zur \ -eriügung steht, der der Karte insbesondere das Gepräge ein er Landes- und Länderüber­s ich t verleiht. Darüber hin aus sind auch im lüeismaßstab die Schwerpunkte der Planung ers ichtlich. wenngleich von einer eingehenden boden kund lichen Jüeisuntergliederung nicht mC'hr gesprochen werden kann. Diesem allgemeinen hartenrahmen lassen si ch auch die polilischen Grenzverhältnisse angliedern. Sie müssen bei ei ner Karte, die zahlreichen weiteren \-'erwen-

- dungszwec ken zuge-hihrt werd en soll, a ktuell sein. Auch diese Forderung fand mit der Darstellung der bis zum 1. Juli 1950 geänderten Grenzen der Länder und Jüeise eier Deutschen Demokrat ischen Republik Berücksichtigung_ Die übersichtliche Form ihrer v"icdergabe ist besonders verwaltungs technisch von \\-ert; denn ohne sie ist die _\ bgrenzung gewisser Projekt<> schwer möglich _

Bei Verwendung der genauesten zur Yerfüg ung steh enden bodenkundlichen l ;nterlagen konnten die seit 1947 durch das 1 nstilut für Bodenkarlierung im Spezialmaßstabe (1 : 25000 bis 1 : 100000) kartier ten Gebie te eingearbeitet werden , so daß in diesen Teilen der Karte mit besonders exakten Angaben ge­rechn et werden kann . Es handelt sich bei den neu aufgenom­menen Landstrichen in der Hauptsache um die AltmärkerWische, das Oderbruch, das R andowbruch, die weitere Umgebung

Herlins sowie um die Kreise Oberba rnim, Preniluu, \\:anzlebell, Y[eißen . Rudolstadt, Gotha und um den ehemaligen Iüeis Langensalza_ Die Einteilung der Böden umfaßt außer der von Prof. Stremme bisher gegebenen bekannten Untergliederung der in 20 Farben dargestellten Bodenbildungstypen (z_ B. Steppen­schwarzerde, braune und rost farben e \Valdböden, mineralische und organische Naßböden, Gebirgs- und Hangbodentypen) und den durch schwa rze, waagerecht angeordnete Schraffuren ge­gebenen Bodenarten (Ton , Löß, Lehm , Sand . Gebirgsschutt usw_) eine znsätzlichc Einteilung nach der :\utzbarkeit der Röden_ lhr Erscheinungsbild ist fo lgendes :

Hostfa rbene (podsol ierte) Wald böden , sch wach bis mäß ig gebleicht

{ {

Mittlere bis mäßige Acker­= böden . vorherrschend Hog­

gen- und Kartoffelanbau_

Damit si nd vom bodenkundlichen Standpunkt die bes t pll durchschnittlichen ::\ utzungsmögl ichkeiten aufgezeigt_

Zusätzliche Darstellung aller l'orstgebiete Ein weiterer erheblicher Fortschritt best eht in der zusätz­

lichen Darstellung aller Forstgebiete der Deutschen DemQkrati­sehen Republik nach neuestem Stand (in einer le ich ten senkrech ­ten Zusatzschraffnr) , so daß die bei der Planung maßgebenden Großflächen der landwirtschaftlichen nnd der forstlichen Nut­zung ersichtlich sind. Ein Kreis des Landes Sachsen-Anhall zeigt z. B. neben überwiegend sehr guten Böden eine R eihe sehr ger inger, die _aber gleichzeitig mit der Kennzeichnung des Waldes versehen sind und dadurch andeuten, daß die schlechten Böden für ei ne landwirtschaftliche Gesamtbilanzierung des l<reises nicht in Betracht kom men . Einleuchtend ist die Tatsache, d,lf3 bei einer derartigen Fülle darzustellende r Faktoren schwer­wiegende kartend a rstelleri sche Probleme ailftauchten, die nur auf Grund jahrelanger Erfahrungen gelöst werden konnten _

ü ber die genannten Gesichtspunkte der Zusammenstellung ei er Bodenkarte hinaus ist zugleich ein erster wenn auch noc h nicht vollständiger Schritt zur statistischen Auswertung unter­nommen worden_ Man hat mit Hilfe von. Polarplanimetern eine nach Kreisen geordnete flächenmäßige Berech nung der elwa 10000 Bodenarten --- und Wa ldflächen in qkm vorgenommen. mit deren Erwei terung auf die Bodentypen in nächster Zeit gerechnet werden kann_ Damit ist eine s tatistische Grundlage geschaffen worden, die den im l\:artenwesen weniger Bewunder­ten eine kl a re übersicht der Bodenverhältnisse "erschafft und das T or zu weiteren Planungsmöglichkeiten öffnet.

In e inem kurzen Abriß seien hier ein ige wesentliche .-\us­"-ertungs- und Anwendungsbeispiele der Bodenkarte gegeben, <lie sich für viele der benachbarten agrarischen Disziplinen geben lassen _ 1m Vordergrund stehen die Möglichkeiten im Hinblick auf die Steigerung der Hektarerträge_ Die an der Anbauplanung und Bodenverbesserung tätigen Institutionen werden fär ihrt' Pla nungsarbeiten die LTnterlage in Händen haben, mit der es im Rahmen des oben angeführten \Virkungsbereiches möglich ist, alle Fragen bodenkundlicher und viele anderer Art zu beant­\\'orten_ Die Boden bewertung, die Differenzierung des Abgabe­solls und damit z. T. die Steigerung der Erträge u. a_ gehören zu ihneIL Zur Lösung vorgenannter und ähnlicher Fragen erscheint es empfehlenswert , auf Grund der Karte I: 500000 Erzeug ungs­ka rten zu entwerfen, die bisher nur im Verkleinerungsverhältnis von 1 : 1000000 bearbeitet werden konnten . Dabei werden a us den Angaben der Bodenkarte die Flächen besonders hoher unrl sicherer Erträge an Raps, ZuckerrUben, Kartoffeln oder Ge­treide herausgestellt (Anba ueignung) , was für die erzeugungs­wirtschaftliche Lenkung wertvoll ist . Auch die Abgrenzung gewisser o,rganischer \\' irtschaftsbereiche kann hier durch eine Fülle -von Material unterstützt werden. Ebenso erfolgverspre­chend ist die Verwendung der Rod enkarte als Grundlage bei

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Agr.rtechnik 2. Jahrg. Heft 1 Januar 1952 L. Hohensee: Die Entwiclclutlg der Gemein8cha{tseinrichtungen {ü'" die Landfrau

allen Planungslllaßnahmen der Landscha!tsgestaltung, wie es sich schon in zal1lreichen Fällen erwiesen hat. Darüber hinaus lassen sich weitere Möglichkeiten in der Bekämpfung der Erosionsgefahr erkennen, die für die Ertragssteigerung und I.andschaftsgestaltung '·on· Bedeutung sind.

ßodenkarte zeigt. wertvolle (;1It.erlag~u für Allb~ulllallllllg

EiIVanderes Auswertungsgebiet liegt in der Feststellung des rein boden mäßigen Düngerbedades unserer landwirtschaftlichen Flächen, der auf Grund der Bodenkarte durch Folgearbeiten ermittelt werden kann. Wesentlich ist dabei die gleichzeitige Beriicksichtigung eier Anbaupläne, um den unterschiedlichen :-<ährstoffentzug dureIl die Anbaufrüchte berücksichtigen unu dem bodenmäßigen Bedarf zufügen zu können. Eine andere An­wendung wird in den Händen der wasserwirtschaftlichen Pla­nung liegen, die insbesondere bei Meliorationsprojekten boden­kundlicher Cnterlagen bedarf. Gedacht ist hierbei an groß­räumige Ent- und Bewässerungsmaßnahmen, Eindeichungen lind rbersandungen, die in den Organismus "Bodenraum" ein­gefügt werden müssen. Hier bietet nun die Karte außer dem Bodenwassereinfluß in den Vegetationsbodentypen keine direk­ten Hinweise, wohl aber gibt sie mit dem Verlauf der verschie­denen. Bodenabgrenzungen indirekt Auskunft über die Eignung bestimmter Gebiete für wasserwirtschaftliche Maßnahmen. -­Ohne Schwierigkeiten ist z. B. auch eine Gliederung nach Bodenschwere in bezug auf die Bearbeitbarkeit durchzuführen, die durch Bodentypen und -arten, den Bodenwassereinfluß (Druckempfindlichkeit) und die Darstellung der Hängigkeit in elen morphologisch stärker bewegten Gebieten crmöglicht ,·tirel.

Daraus lassen sich l<ückschlüsse für den Traktoreneinsatz (.' .. lAS) sowohl in bezug auf die Verteilung innerhalb der Länder als auch auf die Leistungsstärke ziehen . Cber die genannten Punkte' hinaus erstreckt sich die I3edeutung der Bodenkarte auf die Stadtplan1,lng, beispielsweise bei der Verlegung der Hieselfe1der aus den wachsenden Stadtrand siedlungen heraus, oder auf die Agrarmeteorologie bei der Klärung eier Zusammenhänge zwi­schen elen Bodentemperaturen und den vorkommenden Boden­arten, die besonders in den Gebieten mit heftigen Früh- und Spätfrösten für die Landwirtschaft von Bedeutung sind, da sie den Anbau gewisser Kulturen einschränken bzw. verbieten . Auch für unterrichtszwecke an den landwirtschaftlichen Fakultäten der Universitäten und zahlreichen fach- und allgemeinbildenden Schulen wird die Karte ebenso Verwendung finden wie bei der \\'iederaufforstungsplanung, der Tierseuchenforschung (boden­gt'bundene Bakterien), der Gewinnung neuen Ackerlandes oder in landwirtschaftlichen Versuchsstationen. Darüber hinaus be­steht ein Interesse bei Kulturtechnikern, Wirtschaftswissen­schaftlern, Geologen , Mineralogen, Betriebswirtschaftlern und in vielen anderen Iüeisen.

Es erscheint verständlich, daß die Bodenkarte die an sie gestellten mannigfaltigen Fragen nicht allein erschöpfend be­antworten kann, sondern in Verbindung mit Klima-, Verkehrs- , Besiedlungs- oder anderen Karten in der Hand von Fachleuten ihre höchste Leistungsfähigkeit erlangt. Das gemeinsame Ziel der in der Agrarplanung Schaffenden wird es sein, aus dieser . Cnterlage das für ihr Sachgebiet Brauchbare herauszuarbeiten und es zur Erfüllung des Fünfjahrplanes zur :\nwendung zu bringen. A :,~;

Die Entwicklung der Gemeinschaftseinrichtungen für die Landfrau . rOll Dr. L. HOHENSEE, ßerliu IlK 1\31: 04 .0t

Die :\lechanisierung der Landwirhchaft war eines der letzten Probleme, das Erfinder und Industrie in Deutschland im Zuge der Technisierung in Angriff nahmen. Solange nämlich noch genügend Arbeitskrä.fte auf dem Lande vorhanden und dadurch die Löhne niedrig waren, zeigte sich kein Bedarf für maschinelle Einrichtungen. Als aber infolge des Erstarkens der Industrie die Fabriken einen ständig wachsenden Bedarf an Arbeits­kräften hatten und durch ihre höheren Löhne einen Anzie­hungspunkt für die Landbevölkerung bildeten, setzte eine starke Abwanderung in die Fabrikzentren ein. Die Folgen auf dem Lande waren starke ArbeitsüberJastung aus Mangel an Landarbeitern nml - bedingt eInreh den großen Bedarf an :-1ahrungsmitteln in den Städten - eine immer stärker werdende Intensivierung der Landwirtschaft.

So sah sich endlich die Industrie auch '-or die Aufgabe ge­_ stellt, möglichst schnell landwir~schaft1iche Maschinen zu schaffen, die dem Bauern sowohl die schwere Arbeit erleichter­ten als ihn auch konkurrenzfähig gegenüber dem Auslande er­hielten.

Zunächst wurdcn nur Ylaschinen für den landwirtschaftlichen ,-\ußenbetrieb gebaut. Eine Ausnahme bildete nur die 1877 YOn dem Ingenieur Le{eldt in Schöningen (Braunschweig) erfundene .vlilchzentrifuge, die die Verarbeitung der Milch aus dem land­wirtschaftlichen Haushalt in zumeist genossenschaftlich be­triebene Molkereien verlegte, und die Elektrizität, die allerdings in den Haushalten zunächst nur als Lichtquelle geführt wurde. Sonst aber geschah nichts, um auch den landwirtschaftlichen Innenbetrieb mit Maschinen zu versorgen und damit der Land­frau die Arbeit zu erleichtern. Im Gegenteil, die Technisierung tier Außenwirtschaft · verschlang so große Summen, daß im Innenbetrieb die Zahl der weiblichen Angestellten noch weiter reduziert werden mußte, sofern die immer fortschreitende Ab­,,-anderung dies überhaupt noch zuließ. Außerdem wuchs infolge der wachsenden Intensität der Feldbestellung der Teil der .\ußenarbeit, der von den Frauen geleistet werden mußte, noch \\"(~iter an. Durch diese starke überlastung konnten gesundheit-

riehe Schäuen bei den Landfrauen nicht ausbleiben. lüampf­adern, Brüche, Frauenleiden, Rheuma und allgemeine Glieder­schmerzen waren die Leiden, die am häufigsten auftraten. Es l'rgab sich also die dringende Netwendigkeit , nun auch tech-nische Hilfsmittel für die Landfrauen herzustellen. .

Diese Aufgabe wurde in Zusammenarbeit von Industrie und \\·issenschaft _. wie z. B. der I"orschungsanstalt für Hauswirt­schaft in der Versuchsanstalt für Landarbeitslehre. in Pommritz in Sachsen - in Angriff genommen. Im Laufe der Jahre ent­standen eine ganze 'Reihe von Maschinen und Geräten für Haus-, Hof- und Felelarbeiten, die der Landfrau wesentliche Entlastung bringen konnten .

Weil aber in jedem landwirtschaftlichen Betriebe die Außen­wirtschdt ~ls Haupterwerbsquelle angesehen wird, wurden fast durchweg nur fiir diesen Haupterwerbszweck Anschaffungen gemacht. Gleichzeitig noch Maschinen für den Innenbetrieb zu kaufen, war den meisten landwirtschaftlichen Betrieben finan­ziell nicht möglich.

Gegen die Ansicht, ,laß die Anschaffung "Oll Maschinen und Geräten für die Feldwirtschaft vordringlich sei, ist immer wie­der eingewandt worden, daß es sich bei der Mehrzahl der An­lagen nnd Geräte für die Innenwirtschaft um Anschaffungen handelt, die täglich, zum Teil stündlich, Verwendung finden, während im Gegensatz tlazu uie meisten Maschinen in der Außenwirtschaft nur einmal im Jahre benutzt werden. \VeitE.'r bieten zahlreiche technische Hofanlagen, wie \\'asserleitung. \Värmequellen usw., nicht nur der Hausfrau, sondern der ganzen Familie Vorteile.

Aber trotz dieser Erkenntnis ist immer elie .\ußenwirtschaft viel besser mit Maschinen '-ersorgt worden als der Innen­betrieb.

Die Versorgung des Arbeitsgebietes der Landfrau mit Maschi­nen und Geräten ist aber nicht nur allein aus finanziellen Grün­den so wenig betrieben worden . Oft waren die angebotenen Maschinen viel zu groß und · unhandlich für den einzelnen, kleinen bäuerlichen Betrif'h, otler aber elie l-nterhaltung war

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