Botanische Mitteilungen

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954 Botanische an unsere Vorstellungen fiber den Aufbau des Atoms ails Elektronen. Z. B.: a) PAULI 1) hat schon gezeigt, dab bei den Alkali- atomen der Atomrest magnetisch unwirksam sein muB, da sonst tier EinfluB der Retativitat~korrektion eine AbhAngigkeit des ZEE:UAl~effektes yon der Kernladung verursaehen wfirde, welche in diesen Spektren nicht wahrgenommen ist. b) Beim LAND~schen Modell daft man das Impuls- moment des Atomrestes nicht mit demjenigen des positiven Ions identifizieren, sowie man es nach der Definition des Atomrestes erwarten wfirde. [Ver- zweigungssatz yon LANDI~-HEISENB~RG 2) -- un- mechanischer Zwang]. c) Bei einigen in der letzten Zeit mit Hilfe des LANDf,:schen Schemas analysierten Spektren (z.B. Vana- dium, Titan) stimmte das K des Grundtermes gar nicht mit dem Werte, welchen man aus dem BO~IR-SToNEn- schen periodischen Systems erwarten wfirde. § 3. Die obengenannten Schwierigkeiten zeigen alle in dieselbe Richtung, n~mlich, dab die Bedeutung, wel- che man den LAND~schen Vektoren zukennt, wahr- scheinlich nicht richtig ist. PAULI3) hat schon einen neuen Weg eingeschlagen, welcher speziell an Schwierig- keit a anknflpft. Hieraus folgerte er n~mlich, dab man bei den Alkalispektren alle Quantenzahlen dem Leucht- elektron allein zuschreiben mug, Nach PAULI bekommt dann jedes Eiektron im Magnetfelde 4 unabhangige Quantenzahlen. Mit Hilfe des BoHRschen Aufbau- prinzipes und noch einigen allgemeinen SXtzen konnte er dann in einfacher Weise zu denselben Resuttaten gelangen wie LAND£4). Die in § 2 genannten Schwierig- keiten verschwinden beim PAULISChen Verfahren voll- st~ndig. Der Anschlug an das BOHR-SToN~Rsche perio- dische System wird erreicht, und es werden noch neue Gesichtspunkte ge6ffnet~). § 4- In beiden Auffassungen bleibt jedoch das Auf- treten des sog. relativistischen Doubletts in den R6nt- gen- und Alkalispektren ein RXtsel. Zur ErklXrung die- set Tatsache kam man in letzter Zeit zur Annahme einer klassisch nicht beschreibbare Zweideutigkeit in den quantentheoretischen Eigensehaften des Elektrons~). § 5. Uns scheint noch ein anderer Weg often. PAULI binder sich nicht an eine Modellvorstellung. Die jedem Elektron zugeordneten 4 Quantenzahlen haben ihre ursprfingliche LAND~sche Bedeutung verloren. Es liegt Mitteilungen. [ Die Natur- [wissenschaften Die fibrigen Quantenzahlen behalten ihre alte Be- deutung. Durch unsere Vorstellung sind formell die Auffassungen yon LAND#. und PAULI mit all ihren Vor- teilen miteinander .verschmolzenl). Das Elektron mui3 jetzt die noch unverstandene Eigenschaft (in § I Ilnter a genannt), welche LA~D~ dem Atomrest zuschrieb, fibernetlmen. Die nXhere quantitative Durchft~hrung dieser Vorstellung wird woht stark yon der Wahl des Elektronenmodells abhi~ngen. Um mit den Tatsachen in 0bereinstimmung zu kommen, mug man also diesem Modell die folgenden Forderungen stellen: a) Das VerhXltnis des magnetischen Momentes des Elektrons zum mechanischen mug fflr die Eigen- rotation doppelt so grog sein als ftir die Umlaufs- bewegung2). b) Die verschiedenen Orientierungen vom R zur Bahnebene (oder K) des Elektrons muB, vielleicht in Zusammenhang mit einer HEISENBERG-WENTZELscheD Mittelungsvorschrifta), die Erkl~rung des Relativit*ats- doubletts tiefern k6nnen. G. E. UHLENBECK und S. GOUDSMIT. Leiden, den 17. Oktober 1925. Instituut voor Theoretische Natuurkunde. Es ist nfir ein Bedfirfnis, festzustellen, dab Prof. W. J. DE HAAS mir schon vor einigen Monaten die Apparatur ffir ein sehr interessantes Experiment zeigte, das sich ebenfalls mit dem Problem der inneren Rota- tion des Elektrons besch~ftigt. Obwohl mir die be- treffenden Ideen yon Prof. DE HAAS seit lhngerer Zeit bekannt waren, hatten die Herren UHLENBECK und GOUDSMIT, als sie mir k~irzlich die obigen lJber- legungen mitteilten, davon keinerlei Kenntnis. P. EHRENFEST. Quantenzahlen des Elektrons den AlkMispektren ent- nehmen mug. R hat also fi~r jedes Etektron nur den VJert I (in LAND£scher Normierung). 1) Z. B. wird nun auch die Bedeutung des HEISEN- Bt,;RGSChen Schema III verst~ndticher, worin man ft~r ein ganzes Atom sowohl die R als die K der EIektronen zusammensetzen miiB. l) Z. B. ffir ein kugelf6rmiges rotierendes Elektron mit OberflXchenladung kann man aus den ABRAHAM- schen Formeln (Ann. d. Phys. Io, lO 5, 19o3), ablesen: I e2a • 2 Rotationsenergie 9 c ~ ~ (a = Elektronenradius), 2 e2a • vor der Hand, nun jedem Elektron mit seinen 4 Quan- tenzahten auch 4 Freiheitsgrade zu geben. Man kann dann den Quantenzahlen z.B. folgende Bedeutung geben : n und k bleiben wie frfiher die Haupt- und azimu- thale Quantenzahl des Elektrons in seiner Bahn. R aber wird man eine eigene Rotation des Elektrons zuordnen~). 1) W'. PAULI Jr., Zeitschr. f. Phys. 31, 373- I925. also: p~ = o ~- ~ i ~a 2 Magnetisches Moment: 0 ................ 3 c 2 e2 Masse: m = ...... 3 c~a 3 ac e Also: -- 2 × -- 2) Siehe E. BACK und A. LAND#,, 1. C. S. 55 if, 3) W. PAULI Jr., Zeitschr. f. Phys. 31, 765 . 1925. 4) Man vergleiche: S. GOUDSMIT, Zeitschr. f. Phys. 32, 794. 1925; W. HEISENBERG, Zeitschr. f. Phys. 32, 841. 1925; F. HUMP, Zeitschr. f. Phys. 33, 345. 1925. 5) Siehe die in a) Spalte 2 zit. Arbeiten. s) W. HEISENBERG, Zeitschr. f. Phys. 32, 841. 1925. ~) Man beachte, dab man die hier anftretenden Botanische Beobachtungen fiber den Geschlechtsdimorphismus beim Bingetkraut (Mercurialis annua). Die Frage nach dem Vorhandensein sekundArer Geschlechtschakaktere bei di6cischen Blfitenpflanzen ist bisher nur in sehr tastender Weise in Angrifi genommen, Ilnd es existieren d. i. in der Tat doppelt so viel als ffir die Umlaufs- bewegung. Man beachte aber, dab wenn man diese Rotationsbewegung quantisiert, die periphere Geschwin- digkeit des Elektrons die Lichtgeschwindigkeit weit fibertreffen wfirde. 3) W. tIEISENBERG, I. C., G. WENTZEL, Ann. d. Phys. 76 , 803 . 1925. Mitteilungen. im wesentlichen nur verzettelte Angaben fiber Gr6Ben° differenzen zwischen M~nnehen und Weibchen, so beim Sauerampfer und beim Hanf. Eine erfreuliche Bereicherung Ilnserer Kenntnisse in dieser Hinsicht bringt eine neue Arbeit von M. G. SOUVlLLE, die das

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954 Botanische

an unse re Vors t e l lungen fiber den A u f b a u des A t o m s ails E lek t ronen . Z. B. :

a) PAULI 1) h a t schon gezeigt, d a b bei den Alkali- a t o m e n der A t o m r e s t m a g n e t i s c h u n w i r k s a m sein muB, da sons t tier Einf luB der Re ta t iv i t a t~kor rek t ion eine AbhAngigke i t des ZEE:UAl~effektes yon der K e r n l a d u n g v e r u r s a e h e n wfirde, welche in d iesen S pek t r en n i c h t w a h r g e n o m m e n ist.

b) Be im LAND~schen Modell d a f t m a n da s Impu l s - m o m e n t des A t o m r e s t e s n i ch t m i t d e m j e n i g e n des pos i t iven Ions ident i f iz ieren, sowie m a n es n a c h der Def in i t ion des A t o m r e s t e s e rwar ten wfirde. [Ver- zwe igungssa t z yon LANDI~-HEISENB~RG 2) - - un - m e c h a n i s c h e r Zwang] .

c) Bei e inigen in der le tz ten Zeit m i t Hilfe des LANDf,:schen Schemas ana lys i e r t en Spek t ren (z.B. Vana - d ium, Ti tan) s t i m m t e das K des G r u n d t e r m e s ga r n i ch t m i t d e m Wer te , welchen m a n aus d e m BO~IR-SToNEn- schen per iod ischen S y s t e m s e rwar ten wfirde.

§ 3. Die o b e n g e n a n n t e n Schwier igkei ten zeigen alle in dieselbe R i c h t u n g , n~mlich, dab die B e d e u t u n g , wel- che m a n den LAND~schen Vek to ren zukenn t , wahr - scheinl ich n i ch t r i ch t ig ist . PAULI 3) h a t s chon e inen neuen W e g e ingeschlagen, welcher speziell an Schwierig- keit a anknf lpf t . H ie raus folgerte er n~ml ich , dab m a n bei den Alka l i spek t ren alle Q u a n t e n z a h l e n d e m Leuch t - e lekt ron allein zuschre iben m u g , N a c h PAULI b e k o m m t d a n n jedes E i ek t ron im Magnet fe lde 4 u n a b h a n g i g e Quan t enzah l en . Mit Hilfe des BoHRschen Aufbau - pr inz ipes u n d noch einigen a l lgemeinen SXtzen konn t e er d a n n in e infacher Weise zu dense lben R e s u t t a t e n ge langen wie LAND£4). Die in § 2 g e n a n n t e n Schwierig- ke i ten ve r s chwinden be im PAULISChen Ver fah ren voll- s t~ndig . Der A n s c h l u g an das BOHR-SToN~Rsche perio- d i sche S y s t e m wird erreicht , u n d es werden noch neue G e s i c h t s p u n k t e ge6ffnet~).

§ 4- In beiden A u f f a s s u n g e n b le ib t j edoch das Auf- t r e t en des sog. re la t iv i s t i schen Doub le t t s in den R6n t - gen- u n d Alka l i spek t ren ein RXtsel. Zur ErklXrung die- se t T a t s a c h e k a m m a n in le tz te r Zei t zur A n n a h m e einer k lass i sch n i ch t beschre ibbare Zweideut igke i t in den q u a n t e n t h e o r e t i s c h e n E igenseha f t en des Elektrons~).

§ 5. Uns sche in t noch ein andere r W e g often. PAULI b inder s ich n i ch t an eine Model lvors te l lung. Die j e d e m E lek t ron zugeo rdne t en 4 Q u a n t e n z a h l e n h a b e n ihre ursprf ingl iche LAND~sche B e d e u t u n g ver loren. Es l iegt

Mitteilungen. [ Die Natur- [wissenschaften

Die fibrigen Q u a n t e n z a h l e n beha l t en ihre al te Be- d e u t u n g . D u r c h unse re Vors te l lung s ind formel l die A u f f a s s u n g e n yon LAND#. u n d PAULI m i t all ih ren Vor- te i len m i t e i n a n d e r .verschmolzenl) . Das E lek t ron mui3 j e t z t die noch u n v e r s t a n d e n e E igenscha f t (in § I I lnter a g e n a n n t ) , welche LA~D~ d e m A t o m r e s t zuschr ieb , f ibernet lmen. Die nXhere q u a n t i t a t i v e Durchf t~hrung dieser Vors te l lung wird woht s t a r k yon der W a h l des E lek t ronenmode l l s abhi~ngen. U m m i t den T a t s a c h e n in 0 b e r e i n s t i m m u n g zu k o m m e n , m u g m a n also d i e sem Modell die fo lgenden F o r d e r u n g e n stel len:

a) Das VerhXltnis des m a g n e t i s c h e n M o m e n t e s des E lek t rons z u m m e c h a n i s c h e n m u g fflr die E igen - ro t a t ion doppe l t so grog sein als ftir die Umlau f s - bewegung2).

b) Die ve r sch i edenen Or ien t i e rungen v o m R zur B a h n e b e n e (oder K) des E lek t rons muB, viel le icht in Z u s a m m e n h a n g m i t e iner HEISENBERG-WENTZELscheD Mit te lungsvorschr i f ta ) , die E rk l~ rung des Relativit*ats- d o u b l e t t s t iefern k6nnen .

G. E. UHLENBECK u n d S. GOUDSMIT. Leiden , den 17. Ok tobe r 1925.

I n s t i t u u t voor Theore t i sche N a t u u r k u n d e . Es i s t nfir e in Bedfirfnis, festzustel len, dab Prof.

W. J. DE HAAS mi r schon vor e inigen Mona ten die A p p a r a t u r ffir ein sehr i n t e r e s san te s E x p e r i m e n t zeigte, da s s ich ebenfalls m i t d e m Prob lem der inne ren Ro ta - t ion des E lek t rons besch~ft ig t . Obwohl mir die be- t r e f fenden Ideen yon Prof. DE HAAS seit lhngerer Zeit b e k a n n t waren, h a t t e n die Her ren UHLENBECK u n d GOUDSMIT, als sie m i r k~irzlich die obigen lJber- l egungen mi t t e i l t en , d a v o n keinerlei Kenn tn i s .

P. EHRENFEST.

Q u a n t e n z a h l e n des E lek t rons den AlkMispekt ren en t - n e h m e n m u g . R h a t also fi~r jedes E tek t ron n u r den VJert I (in LAND£scher Normie rung) .

1) Z. B. wi rd n u n auch die B e d e u t u n g des HEISEN- Bt,;RGSChen S c h e m a I I I vers t~ndt icher , worin m a n ft~r ein ganzes A t o m sowohl die R als die K der EIek t ronen z u s a m m e n s e t z e n miiB.

l) Z. B. ffir e in kuge l f6rmiges ro t ie rendes E lek t ron m i t Oberf lXchenladung k a n n m a n aus den ABRAHAM- schen Fo rme ln (Ann. d. Phys . Io, lO 5, 19o3), ab lesen:

I e 2 a • 2 Rota t ionsene rg ie 9 c ~ ~ (a = E lek t ronenrad ius ) ,

2 e2a • vor der H a n d , n u n j e d e m E lek t ron m i t se inen 4 Quan- t enzah ten auch 4 Fre ihe i t sg rade zu geben. Man k a n n d a n n den Q u a n t e n z a h l e n z.B. folgende B e d e u t u n g geben :

n u n d k ble iben wie frfiher die H a u p t - und az imu- tha le Q u a n t e n z a h l des E lek t rons in se iner Bahn .

R aber wird m a n eine e igene R o t a t i o n des E lek t rons zuordnen~).

1) W'. PAULI Jr . , Zei tschr . f. P h y s . 31, 373- I925.

also: p~ = o ~ - ~ i ~a 2

Magne t i sches M o m e n t : 0 ................ 3 c

2 e2 Masse : m = . . . . . .

3 c~a

3 a c e Also: -- 2 × - -

2) Siehe E . BACK und A. LAND#,, 1. C. S. 55 if, 3) W. PAULI Jr. , Zeitschr. f. P hys . 31, 765 . 1925. 4) Man vergleiche: S. GOUDSMIT, Zei tschr . f. Phys .

32, 794. 1925; W. HEISENBERG, Zei tschr . f. P hys . 32, 841. 1925; F. HUMP, Zeitschr. f. P hys . 33, 345. 1925.

5) Siehe die in a) Spa l te 2 zit. Arbe i ten . s) W. HEISENBERG, Zeitschr. f. P hys . 32, 841. 1925. ~) Man beachte , dab m a n die h ier a n f t r e t e n d e n

B o t a n i s c h e Beobachtungen fiber den Geschlechtsdimorphismus

beim Bingetkraut (Mercurialis annua). Die Frage n a c h d e m V o r h a n d e n s e i n sekundArer Geschlech tschakakte re bei d i6cischen Bl f i tenpf lanzen i s t b i she r n u r in seh r t a s t e n d e r Wei se in Angr i f i g e n o m m e n , Ilnd es exis t ieren

d. i. in der T a t doppe l t so viel als ffir die Umlau f s - bewegung . Man beach te aber, dab wenn m a n diese R o t a t i o n s b e w e g u n g quant i s ie r t , die per iphere Geschwin- d igkei t des E lek t rons die L ich tgeschwind igke i t wei t f iber t reffen wfirde.

3) W. tIEISENBERG, I. C., G. WENTZEL, Ann. d. P h y s . 76 , 803 . 1925.

M i t t e i l u n g e n . i m wesen t l i chen n u r verze t te l te A n g a b e n fiber Gr6Ben° di f ferenzen zwischen M~nnehen u n d Weibchen , so be im S a u e r a m p f e r u n d beim Hanf . E ine erfreul iche Be re i che rung Ilnserer K e n n t n i s s e in dieser H i n s i c h t b r i ng t eine neue Arbe i t von M. G. SOUVlLLE, die da s

Heft 47. ] Botanische 20. zz. z925 J

Bingelkraut zum Gegenstand ha t (Rev. gdn. Bot. Paris 37. 1925). Nach den Beobachtungen yon SOUVlLLE zeichnen sich die Weibchen den M~nnchen gegenfiber du tch folgende Merkmale aus: sie sind gedrungener, verzweigter und diehter belaubt; der gedrungene Wuchs s teh t damit im Zusammenhang, dab die Internodien kilrzer sind, und dab die Seiten~iste erster Ordnung horizontal abstehen, w~ihrend sie bei den MXnnchen unter spitzem Winkel nach oben streben. Weiterhin sind bei den Weibchen die BliLtter kfirzer und schmliler und die Infiorescenzachsen kleiner als bei den m~nn- lichen Pflanzen. Zu diesen morphologischen Differenzen gesellen sich dann noch einige physiologische, die frei- lich noch nicht alle scharf herausgearbeitet sind. Sou- VILLE erw~hnt in diesem Zusammenhang das h6here Frisehgewicht und den gr6Beren Aschengehalt der Weibchen, mit Vorbehalt auch einen bedeutenderen osmotischen Wert der Zellen, indessen werden nu t ffir Frischgewicht und Aschengehalt zahtenm~il3ige Unter- lagen geliefert. Ferner scheint ffir die W~eibchen ein freudigeres Griln bezeichnend zu sein, was auf Unter- schiede in der Ausbildung des Chlorophyllapparates hinweist. SchlieBlich sind die Weibchen tr~gerwfichsig als die M~nnchen, erreichen aber eine t~ngere Lebens- dauer, etwas, das 6kologisch ohne weiteres verst~ndlich erscheint. SOUVILLE n immt an, dab die morphologische Differenzierung der Geschlechter beim Bingelkraut mi t der XVindbefruchtung im Zusammenhang steht , also Ms Anpassungserscheinung zu betrachten ist. Der h6here Wuchs der Mannchen, der durch Streckung der Internodien sowie durch Aufr ichtung der Seiten~ste bedingt ist, bringt die Staubgef~Be in eine ffir die Pollenausst~ubung m6glichst gfinstige Lage. Das lockere Astwerk f6rdert die unbehinderte Verwehung des Pollens. Auf der anderen Seite erscheint auch die in tieferer Etage s ta t t f indende horizontale Aus- brei tung des viel dichteren GeXstes der weibliehen Pflanze filr ein zweckm~Biges Auffangen des Pollen- regens gi~nstig. Der Blil tenreichtum der m~nnliehen Pflanze verglichen mit der bescheidenen Bliitenproduk- tion der weiblichen entspricht der ffir Windblfitler so bezeichnenden Pollenverschwendung.

Studien fiber Pinus monophylla de Torrey et Fre- mont. Die in Nordamerika beheimatete Kieferart Pinus monophylla fXllt insofern aus dem Rahmen der Gat tung heraus, als ihre Kurztriebe nur eine einzige NadeI tragen, was ja auch zu der Ar tbeze ichnung ge- ffihrt hat. Sonst sind die Kieferarten durch den Besitz yon je 2- -5 Nadeln gekennzeiehnet, die in Quirlen stehen und an ihreln Grunde den Vegetat ionspunkt, welcher den I~urztrieb abschlieBt und sich normaler- weise nicht weiterentwickelt, umfassen. Man ha t zur ErklXrung dieser Abweichungen verschiedene Ver- mu tungen herangezogen. Nach der einen Auffassung soil die Einnadeligkeit dadurch zustande kommen, dab die fehlenden Nadeln rudimentXr geworden sind, nach einer zweiten Annahme wflrde es sich bei der einen Nadel u m ein Verschmelzungsprodukt von 2 Nadeln tlandeln, so dab also die Einnadeligkeit nur scheinbar ist; und schlieBIich ,~4rd sogar fiberhaupt in Frage ge- stellt, dab das, was uns hier als Nadel gegenfibertritt, ein richtiges Blattgebilde ist, vielmehr soil es sich lediglich um das metamorphosier te Sprot3ende ha ndeln, wonach also richtige Blat tnadeln f iberhaupt fehten wfirden, eine Hypothese, die an sich sehr wenig Wahr- scheinlichkeit ftir sich hat. Um diesen Meinungsstreit aufzukl~ren, ha t M. J. LAURENT die Art einer genauen morphologischen und anatomischen Unte r suehung unterzogen (Rev. g6n. Bot. Paris 37, 1925), die ihn zu folgendem Ergebnis gefQhrt hat : Reste rudimentXrer

Mitteilungen. 955

Nadeln lassen sich an den Kurztr ieben yon P. mono- phylla nicht feststellen. Auch ffir die Annahme, es k6nne sich u m ein Verwachsungsprodukt handeln, bieten sich keinerlei Anhal tspunkte . Die NadeI zeigt durchaus normalen Aufbau und ist yon einem einzigen Gef~il3biindelstrang durchzogen. Auch die letzte Deu- tung k o m m t nicht in Frage, denn die scheinbare End- stellung der Nadel beruht auf einem sekund~iren Ein- rflcken in die lRichtung des Kurztriebes, wie bei den fibrigen Kieferarten ist ein abschlieBender Vegetations- punkt vorhanden, der nachtr~iglich auf die Seite ge- drfickt wird.

Wir haben es also, bei P. monophylla mit einer Art zu tun, bei der yon vornherein die Kurztr iebe einnadelig angelegt werden. Sie n i m m t infolgedessen innerhalb der Gat tung eine isolierte Stellung ein und ist wohl am niichsten an die Unte rga t tung Pinaster anzureihen, der aus unserer Heimat die Bergkiefer and die Waldkiefer, beides zweinadelige Formen, ange- h6ren. DaB aber die Befiihigung zur Produktion mehr- nadeliger Kurztriebe auch in P. monophylla schlummert , das isf aus der Tatsache zu ersehen, dab -- wenn auch sehr setten -- vereinzelte Triebe mi t 2 oder sogar 3 Nadeln auftreten. Solche Variationen, die vom phylogenetischen Standpunkte aus bedeutungsvo!l sind, trifft man auch bei andern Kieferarten an.

Einige Resultate der neuesten Saugkrafistudien. In einem zusammenfassenden Bericht legt URSPRUNG die jfingsten Ergebnisse der Saugkrafts tudien nieder, die sowohl dutch seine eigene Arbeit wie auch durch diejenige seiner Schiller eine weitgehende F6rderung erfahren haben (Flora 118/i i 9. 1925). Zun~chst wurde einmal bei verschiedenen Versuchspflanzen (MaBliebchen, Dachwurz, Storchschnabel, Glocken- blume usw.) der EinfiuB der einzelnen AuBenfaktoren auf die H6he der Saugkraftwerte untersucht . Sehr scharf zeichnete sieh die Bedeutung der Bodenfeuchtig- keit ab, je gr6/3er die Bodentrocknis ist, desto mehr steigen die SaugkrMte an, mi t um so gr6gerer Intensi t~t vermag also die Pflanze der Unterlage das ~Vasser zu entziehen. Wenn die Luftfeuchtigkeit dieselben Ergeb- nisse lit f~rt, so geschieht dies wohl in erster Linie auf dem Umwege fiber die BodenverhMtnisse, die ja durch die Luftfeuchtigkeit direkt in Mitleidenschaft gezogen werden. Hinsichtlich der Tempera tur ist zu erw~ihnen, dal3 starke BodenkXlte die SaugkrMte steigert, mut - maBlieh deshalb, well durch das Gefrieren des Bodens die Wasseraufnahme erschwert wird. Ohne nennens- werten EinfluB ist das Licht. Windwirkung erh6ht die Saugkraft nu t bei schlechter Wasserbilanz. SchlieB- lich sei noch erw~hnt, dab Sauerstoffarmut des Substrats die Saugkraftwerte erh6ht. Alle diese Befunde sind 6kologisch leicht verst~indlich. Die Tatsache, dab bei ein und demselben Objekt die Saugkraftwerte perio- dischen Schwankungen unterliegen, s teh t mit den je- weiligen Oszillationeu der Aut3enfaktoren in engs tem Zusammenhang, Zuniichst ist eine tligliche Periodizitiit zu verzeichnen: die Saugkraft steigt bis Mittag und f~llt bis zum n~ichsten Morgen. Dieser Saugkraft- kurve geht die Transpiraf ionskurve s treng parallel, eine Abh~ngigkeit, die ohne wei te res durchsichtig ist. Neben der tiiglichen Periodizit~it hebt sich eine j~ihrliehe deutlich heraus. Auch hier besteht eine klare Beziehung zu den FeuchtigkeitsverhiLltnissen, die ihren Nieder- schlag in den yon URSPRUNG gegebenen Einzeldaten findet: ,,so entspricht der hohen Saugkraft des Juli a nd Augus t ein geringes Regenmittel , wXhrend das Saugkra f tmin imum iln Oktober mi t einem Regen- m a x i m u m zusammenfAllt; bis zum Februar steigt dann die Saugkraft wieder an, w~hrend die Nieder-

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scblXge abnehmen; und mit dem erneuten Fallen der Saugkraf t n i m m t auch der Regen wieder zu." Das W i n t e r m a x i m u m der Saugkraft koinzidiert gleichzeitig mi t dem Niederschtagsmaximnm sowie mit dem Tem- pera turminimum. In einer Serie yon weiteren Messun- gen wurde dann der Einflug besonderer Stand6rtlich- keiten untersucht . Ein Vergleich vertorfter und nicht- vertorfter Standorte der Ebene ergab keine gesetz- mal3igen Differenzen derart, dab die vertorften B6den durch besonders hohe Saugkraftwerte gekennzeichnet w~ren, wie man es vielleicht yore Standpunkt , der Schimperschen Theorie yon der physiologischen Trocken- heir der Hochmoore h~t te erwarten k6nnen. Auch die Alpenvegetation ist im Gegensatz zu verschiedentlich geXuBerten Angaben keineswegs durch eine durch- schnittl iche Zunahme der SaugkrXfte ausgezeichnet. Eine Statistik verschiedener torIfreier Standorte der Ebene ergab aber deutliche Abh~ngigkei t yon den FeuchtigkeitsverhXltnissen des Milieus. :Bezeichnend sind in dieser Hinsicht vor allem die Saugkraf tminima submerser GewXchse. Das sind nu t einige heraus- gegriffene Daten, die z. T. an ein und derselben Spezies du tch Vergleich an verschiedenen Stellen ihres Auf- tretens, z. T. abet durch Gruppenmessungen an ganzen Pflanzenvereinen gewonnen worden sind. Die da und dort auftretenden Abweiehungen im einzelnen findenihre ErldXrung darin, dab die Wasser6k0nomie der Pflanzen noch yon einer Reihe weiterer Faktoren abh~ngig ist. , ,Es ist ktar, dab die Saugkraft nu t ein Glied einer Ket te ist, in welcher morphologische, anatomische und an- dere physiologische Eigenschaften ineinandergreifen."

Analyse der frfihtreibenden Wirkung des Wa rm- bades. Um dem Wesen der bekannten Warmbad- wirkung n~herzukommen, stellte :BORESCH (Biochem. Zeitschr. I53. 1925) bei verschiedenen Geh61zgattungen (Flieder, Hollunder, Linde, Eiche, Ulme, Esche usw.) Exper imente mit mannigfach ver~tnderten Versuchs- bedingungen an, die ihn zu dem Ergebnis ffihrten, dab dieselbe Wirkung, die ein Warmbad von 3 °0 austibt, auch erziett werden kann, wenn man die Versuchs- zweige einem Vakuum yon 5 ° m m Hg bei derselben Temperaturlage und Wasserdampfs~tttignng aussetzt. Dagegen bleibt ein solcher Erfolg aus, wenn man mit dem Vakuum ohne Tempera turerh6hung arbeitet, oder wenn man die Zweige einfach in wasserdampf- gesAttigte Luf t mit normalen Druckverh~ltnissen bringt. Das ffihrt den Verf. zn der Aufiassung, dab es sich bei dem Vgarmwasserbad um eine kombinierte Wirkung handel t derart, dab durch die Tempera turerh6hung die A tm u n g gesteigert wird, w~hrend der gleiehzeitige Aufenthal t in Wasser die Sauerstoffzufuhr hemmt . TatsXchtich ist die Sauerstoffspannung in dem Vakuum- versuch etwa dieselbe, die in dem YVarmwasserbad herrscht. Die Sauerstoffnot ha t mutmaBlich einen unvol lkommenen Zerfall der Kohlenhydrate und dami t SXurebildung zur Folge, wodurch die pa-Ionenkonzen- trat ion eine 2~-nderung erf~hrt. Hierin erblickt BORESCH das mal3gebende Agens, und yon dieser Vorstellung ausgehend sucht er die mannigfachen F~cfihtreibmetho- den unter einen gemeinsamen Gesichtspunkt zu bringen. TatsXchlich kann ja ein kfinstliches Treiben durch Aufenthal t in Wasserstoff-, Stiekstoff- nnd Kohlen- s~ureatmosph~re, sowie durch Wasserinjektion aus- gel6st werden, alles Eingriffe, die eine Sanerstoffnot zur Folge haben. Eine Reihe yon weiteren Methoden ist dadurch gekennzeichnet, dab sie in den normaler- weise bis zur I(ohlens~ure gehenden oxydat iven Zerfall der Kohlenhydrate st6rend eingreifen. Hierher sind das Atmnngsg i f t KCN sowie eine ganze 1Reihe yon

Mitteilungen. [ Die Natur- [ wissenschaften

Narkoticis (~-ther, Chloroform, Leuchtgas, Acetylen, Tabaksrauch usw.) zu stellen. Im Gegensatz dazu sind eine Gruppe yon Treibverfahren gerade dadurch gekennzeichnet, dab sie die A tmung beschleunigen. Hierher geh6ren alle Verwnndungsmethoden (EntbI~t- tern, Stechen; .~tzen, Quetschen usw.). Hier liegen nun die I)inge m6glicherweise so, dab es gerade der gesteigerte O-Konsum ist, der zu einer Atmungshem- mung ffihrt, weil der Sauerstoff nicht dem Verbrauch entsprechend in die t~2nospen einzudringen vermag. In all diesen F~llen werden sich S~uren Ms Zwischen- produkte anreichern. Es mul3 der Zukunf t iiberlassen bleiben, zu entscheiden, ob sich diese vereinfachte Auffassung allenthalben durchffihren l~13t. "vVie dem auch sei, auf alle F~lle sind die Gedankeng~nge ]3o- REsells yon heuris t ischem ~Zert. Es sei nur ganz kurz darauf hingewiesen, dab BORESCtI auch den Versuch macht , die Lichttreibeverfahren bier anzureihen.

Gesehlechtsvererbung bei der Lichtuelke .(Melan- drium). In einer fri~heren Besprechung wurde darikber berichtet, daB ffir verschiedene getrenntgeschlechtliche Pflanzen fast gleichzeitig das Vorhandensein yon Geschlechtschromosomen iestgestellt werden konnte. lgnter diesen Objekten befand sich anch die Licht- nelke (Melandrium), und zwar sowohl die weil3e(WI ~ GE), wie auch die rote (WINGX und BLACKBURN), die Nacht- und die Taglichtnelke, bei denen, wie t~berhaupt bei den bisher untersuchten Objekten, das m~nnliche Geschlecht heterozygotisch, d . h. du tch den Besitz yon zweierlei, hinsichtlich der Gr613e verschiedenen Geschlechtschromosomen charakterisiert ist. Es werden danach zweierlei Pollenk6rner, m~nnchenbest immende und weibchenbest immende in gleicher Anzahl gebildet, entsprechend der Tatsache, daB bei der Reduktions- teilung die beiden verschiedenartigen Geschlechts- chromosomen zu gleichen Teilen auf je 2 K6rner der Pollentetraden verteilt werden, wie es dem allgemeinen Typus der Geschlechtszelleubitdung entspricht. Diese auf h~[elandrium bezi~glichen Angaben stehen in sehr schroffemGegensatz zu den Aussagen yon STRASBURGER, was um so auffXlliger ist, Ms dieser Forscher bei den Moosen erstmalig den entsprechenden Geschlechts- auftei lungsvorgang ffir die Sporen nachgewiesen hat , ohne Ireitich die Cytologie mit heranzuziehen. :Bei der Pollentetradenbildung yon Melandrium abet ha t er besonders auf die Chromosomenverh~tltnisse ge- achier und kommt t rotzdem zu einem vOllig abtehnen- den Verhalten. Aus diesem Grunde ha t HEITZ (Arch. f. wiss. Botanik I. I925) diese VerhXltnisse nochmals nn tersucht und gelangt zu einer eindeutigen Best~tigung der Angaben von WINGE und Frl. :BLACKBURN. Be- sonders wichtig ist aber, dab ItEITZ die Strasburgerschen OriginalprXparate nachuntersucht ha t mit dem auf- fallenden Ergebnis, dab entgegen den Angaben yon STRASBURGER auch hier die Gr6Bendifferenz der m~nn- lichen Geschlechtschromosomen sehr deutlich hervor- tr i t t . Dami t ist der Annahme, es k6nnte sich vielleicht u m eine besondere, zytologisch abweichende Rasse handeln, der :Boden entzogen. ~ ¥ e i t e r h i n verdient erw~hnt zu werden, dab HEITZ in manchen FMlen ein Nichtauseinanderweichen der Geschlechtschromo- somen bei der Reduktionstei lung (,,non disjunction") beobachtete. Das er6ffnet die M6glichkeit, dab m~nn- liche Geschlechtszellen mit i~berz~hligen Chromosomen gebildet werden. Vielleicht ist es auf diese Vorg~nge zurt~dkzufi~hren, daB manchmal zwittrige, zweige- schlechtliche 2delandriumindividuen auftreten, eine Deutung, die durch gewisse zoologische Vererbungs- ta tsachen eine Stiitze f~nde. STARK.

Herausgeber und verantwortticher Sehriftleiter ~)r.,~r~, e. i~. DR. ARNOLD BERLINER Berlin W 9. Verlag yon Julius Springer in Berlin W 9. ~ Druek der Spamerschen Buehdrackexei in Leipzig.