Bregenzerwald Spektrum VIII

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ENERGIE So viel Energie steckt im Wald Zugestellt durch Post.at ANSICHTEN ZWISCHEN BESTÄNDIGKEIT UND NEULAND #8.11 spektrum bregenzerwald

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regio . tourismus . werkraum . käsestrasse . offene jugendarbeit: ansichten zwischen beständigkeit und neuland.

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1bregenzerwald spektrum

energieSo viel Energie steckt im Wald

Zugestellt durch Post.at

A nSiC HTen Z W iSC Hen BeS TÄ nDigK eiT UnD neUL A nD#8.11

spektrumbregenzerwald

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Editorial

Der Vorarlberger Landtag hat im Juli 2009 einstimmig beschlossen, dass unser Bundesland bis zum Jahr 2050 energieautonom werden soll. Man will nicht länger von Preissteigerungen und Versorgungsengpässen bei Öl und Gas abhängig sein. Und spätestens seit den Vorfällen in Fukushima ist wohl allen bewusst, dass ein Umdenken stattfinden muss. Energiesparen und erneuerbare Energie sind nun die Schlagworte.

Das langfristige Ziel Energieautonomie betrifft natürlich auch uns im Bregenzerwald. Wobei wir uns doch sowieso als Energiepioniere sehen, oder? Und das nicht erst seit den letzten Jahren. Ehrlicherweise muss man dazu sagen, dass sie oftmals als „grüane Ökospeannar“ verschrien waren: Jene, die hinter den zukunftsweisenden Projekten gestanden sind. Langen Atem mussten sie beweisen und viel Überzeugungsarbeit leisten. Wasserkraft, Biomasse, energieeffizientes Bauen, E-Mobilität usw. machen nun aber das Thema Energie in unserer Talschaft sichtbar und täglich erlebbar. Und auch über die Grenzen hinaus erweckt der Bregenzerwald hier viel Aufmerksamkeit. Die Energieregion Vorderwald etwa wird von Interessierten bis aus Asien aufgesucht.

Die Geschichten dieses Erfolges und einige jener Men-schen, die daran beteiligt sind, stehen im Mittelpunkt dieser „spektrum“-Ausgabe. Wobei die Ansätze rund um das Energiesparen und die erneuerbaren Energieträger noch lange nicht Geschichte sind. Ganz im Gegenteil: Nachahmen und sich beteiligen muss das Ziel sein! Damit auch wir im Bregenzerwald unseren Beitrag zur Energie-autonomie leisten können!

Daniela KohlerGeschäftsführerin Regionalplanungsgemeinschaft Bregenzerwald

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REGIO BregenzerwaldMobilitätsprojekte im Bregenzerwald 6 Bregenzerwald TourismusNachhaltigkeit im Tourismus 8

Werkraum BregenzerwaldNachhaltiges aus dem Werkraum 10

Offene Jugendarbeit Bregenzerwald Ehrenamtliche Jugendraum-MitarbeiterInnen 12

KäseStrasse Bregenzerwald Immaterielles UNESCO-Kulturerbe 14

Licht und Wärme für den Wald 16 Hauptsache Holz 21Ein Dorf voll neuer Energie 22„Klar tar ma Fiaschtr uftua!“ 24Einkehren, um zu tanken 26„Wenn d’ eppas Nüs machascht …“ 28Leben ohne Strom 29

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Inhaltsverzeichnis

Tipps & Veranstaltungen

Aus den regionalen Institutionen

Das aktuelle Thema: Energie

Album

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Tipps & Veranstaltungen

Bregenzerwald Tourismus3Täler inklusive Brandnertal: DIE Saisonkarte in Vorarlberg Wintersportfans wird mit dem stark

erweiterten Angebot der 3Täler-

Saison- oder Jahreskarte ein Skipass

mit grenzenloser Flexibilität geboten.

Mit 37 Skigebieten, 168 Bahnen und

Liften sowie 521 Kilometer Pisten

und Skirouten ist der 3Täler-Skipass

+ Brandnertal der größte Skiverbund

im Dreiländereck.

Preisvorteil im Vorverkauf:

Der 3TälerPass ist im 3Täler-Infobüro

in Egg (Tel. 05512/2365), im Internet

unter www.3taeler.at sowie bei

nahezu allen Tourismusbüros im

Bregenzerwald und den geöffneten

Bergbahngesellschaften erhältlich.

Der Vorverkauf dauert bis

11. 12. 2011

Kulturforum Bregenzerwald

Entwicklung Bregenzerwald – wohin? Das Kulturforum wird sich bei einer

Podiumsdiskussion der Frage widmen,

wohin sich der Bregenzerwald

entwickeln soll und welche Förder-

maßnahmen ab 2014 unterstützend

wirken könnten.

Auf dem Podium: Anton Wirth,

Obmann der REGIO Bregenzerwald;

Erwin Mohr, Bgm. a.D., Mitglied im

Ausschuss der Regionen, Brüssel;

Sibylla Zech, Raumplanerin und

Moderatorin des Weltkulturerbe-

prozesses im Bregenzerwald;

Termin: 20. 1. 2012, 20 Uhr

Ort: Rathaussaal Andelsbuch

Frauenmuseum Hittisau FESTE.KÄMPFE. 100 Jahre FrauentagFotos, Plakate, Transparente u.v.m.

dokumentieren die bewegte

Geschichte des Frauentags in

Österreich. Ein Ausstellungsteil befasst

sich mit der Lebenssituation und dem

politischen Engagement von Frauen

im Bregenzerwald. Die Ausstellung

dauert bis 11. 3. 2012.

Information zu den Führungen und

Öffnungszeiten:

www.frauenmuseum.at

Heimatpflegeverein BregenzerwaldFührungswechsel zum 30-Jahr-Jubiläum Obmann Tone Schmelzenbach

übergibt an Richard Bilgeri und

wird Ehrenobmann. Vereinsstruktur,

Aufgaben und Ziele sowie das

Bregenzerwald-Heft werden

überarbeitet.

Weitere Informationen:

www.heimatpflegeverein.at

[email protected]

Angelika Kauffmann MuseumAdventsingen im MuseumDas Adventsingen steht unter dem

Motto „Der Hirt, der Buo, Ochs und

Esl dazuo“.

Evelyn Fink-Mennel lädt zum

„Stimme Stimmen“ in Begleitung des

Ensembles ADVENTure.

Eintritt: 10 Euro.

Kartenverkauf: Im Tourismusbüro

unter Tel. 05512/3570 oder vor Ort.

Termin: 17. 12. 2011 um 16 Uhr

Ort: Angelika Kauffmann Museum

in Schwarzenberg

Bregenzerwald ArchivFotoausstellungStadt und LandHistorische Fotos aus neun Vorarlber-

ger Kommunalarchiven dokumentie-

ren Vorarlberger Lebenswelten in der

Stadt und auf dem Land.

Erstmals im Zuge der Langen Nacht

der Museen in Hard präsentiert,

befindet sich die Ausstellung nun

auf Wanderschaft. In Egg liegt der

Schwerpunkt auf Fotos aus dem

Bregenzerwald.

Termin: 16. 1. bis 12. 2. 2012

Ort: Raiffeisenbank Mittelbregenzer-

wald, Egg, Schalterhalle

Vorarlberger ArchitekturinstitutEnergie Lounge 2011Erneuerbare Energiesysteme Energie-, Kosten- und Umweltbilanz

von Wohnungslüftungen

Termin: Mi. 7.12.2011

Beginn: 17 Uhr

Ort: Marktstraße 33, Dornbirn

Eintritt frei,

unbedingt anmelden

www.v-a-i.at

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Schwarzenberger AdventAdventmarkt und KonzerteBeim Schwarzenberger Adventmarkt

gibt es Konzerte in der Barockkirche

und poetische Lesungen mit Menü in

der sonst so hektischen Adventzeit.

Als Einstimmung auf das erste

Advent wochenende begleiten die

Wiener Streichersolisten im Ange-

lika-Kauffmann-Saal stimmungsvoll

durch den Abend.

Weitere Programmpunkte:

www.schwarzenberg.at

BuchtippBauernalltag – von der Hofstatt bis zur AlpeDas Buch beschreibt das Leben der

Bauern zwischen Hofstatt, Vorsäß

und Alpe zwischen 1900 und 1950.

Neben der reichlich vorhandenen

Arbeit wurde besonders an

Sonn- und Feiertagen das Familiäre

und Gesellschaftliche gepflegt.

Der Bildband gewährt Einblicke in

den großfamiliären „Bauernalltag“

vergangener Zeiten.

248 Seiten, Schutzumschlag,

Fadenheftung, viele SW-Bilder

aus privatem Besitz. Erhältlich im

Buchhandel oder beim Buchverlag

Benvenuti Oliver, 6800 Feldkirch.

Kleaborar BahnteiflKonzertreihe der Bahnteifl „WälderWahn“, die erste CD der

Bahnteifl, wurde im September

im ORF präsentiert. Zurzeit sind

sie unterwegs mit dem aktuellen

Programm „dar Mätsch 1-5“, ein

Mix aus den besten Liedern aller

bisherigen Programme (Oltbekannts,

also Lieder von ihrer neuen CD) und

neuen Liedern (Nagelnüs). Termine,

Hörproben, Texte, Bilder, Videos etc.

auf www.bahnteifl.at

einfach wälderischVeranstaltungsreihe JUPPOKASCHTO Der Juppenkasten ist ein spezielles

Möbel, das Platz für alle Bestandteile

der Bregenzerwälder Tracht bietet. Bei

der vom Verein „einfach wälderisch“

in Zusammenarbeit mit Resi Bals und

Karin Kaufmann ins Leben gerufenen

Veranstaltungsreihe wird dieser Kasten

symbolisch für alle Interessierten,

Fachleute und Initiativen geöffnet.

Termin: 3. 12. 2011 um 9 Uhr

Ort: Engel bei Frau Kaufmann, Egg

kulturverein bahnhof AndelsbuchKonzerte zum Jahresausklang und NeujahrHerbert Pixner Projekt:

So, 18. 12., 20 Uhr

Silberdisteln:

Fr, 23. 12., 20 Uhr

Hellhound & Bird:

Mo, 26. 12., 21 Uhr

1st Lake of Constance Navy

Orchestra Projekt:

Fr, 30. 12., 21 Uhr

3 Ravens and a Puffin:

Do, 5. 1.2012

Tangoquintett „Tres y dos“:

Sa, 14. 1.2012, 21 Uhr

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Im Rahmen einer klima:aktiv-Förderung wurde für den Bregenzer-wald ein Mobilitätskonzept für das Jahr 2011 erstellt. Mobilitätsmaß-nahmen mit verschiedenen Schwerpunkten wurden erarbeitet.

Wie Kinder ihren Schulweg sehenSo konnten Volksschüler an einem Kreativ-Wettbewerb teilnehmen. „Mein Schulweg“ will Kinder schon in frühem Alter auf eine umwelt-bewusste und eigenständige Mobilität vorbereiten. Ihr Verständnis für die Natur und deren Schönheit soll geweckt wer-den. Außerdem ist eine Verringerung des Verkehrs vor den Schulen beabsichtigt. „Mein Schulweg“ ermöglichte den Kindern, ihren Schulweg neu zu entdecken und auf ihre Art und Weise darzustel-len. Für die Kunstwerke gab es einen Ausflug mit dem Wälder bähnle als Belohnung.

Exkursionen zu Naturschauplätzen An der Umweltwoche 2011 wirkten 19 Gemeinden mit. Dabei ver-anstalteten sie in Zusammenarbeit mit der Umweltabteilung des Landes verschiedene Ausflüge zu den schönsten Naturschauplätzen. Eine Überraschung gab es für alle, die zu Fuß, mit dem Fahrrad oder per Bus zu den Treffpunkten kamen. Sie erhielten ein Erfrischungs-Gel von Molke Metzler aus Egg.

Die Belohnung für die Teil-nahme am Kreativ-Wettbewerb für Volksschüler: eine Fahrt mit dem Wälderbähnle

Mobilitätsprojekte im BregenzerwaldDie REGIO Bregenzerwald hat sich zum Ziel gesetzt, den Bregenzerwäldern „umweltbewusste Mobilität“ nahezubringen – also den Umstieg vom Auto auf Bus, Fahrrad und das Zufußgehen

Text: Caroline Jäger

REGIO Bregenzerwald

Aus den regionalen Institutionen

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Nahversorger boten Gratis-LieferungEinkaufen zu Fuß oder per Rad stand von 16. bis 22. September 2011 im Mittelpunkt der Mobilitätswoche. 22 Nahversorger aus 21 Gemeinden boten ihren Kunden einen kostenlosen Transport der eingekauften Waren nach Hause. Diese gemeinsame Aktion för-derte die umweltfreundliche Mobilität ebenso wie die regionale Nahversorgung.

Andelsbuch bei Fahrradwettbewerb vorneElf Bregenzerwälder Gemeinden nahmen am diesjährigen Fahr-radwettbewerb teil. Zwischen dem 9. April und 11. September 2011 sollten möglichst viele Kilometer mit dem Rad zurückgelegt wer-den. Die Prämierungen erfolgten über die jeweiligen Gemeinden im Bregenzerwald. Mit 118 Teilnehmern lag Andelsbuch vorne. Bezau war die Gemeinde mit den meisten gefahrenen Kilometern (64.159 km) im Bregenzerwald.

Weiters haben sieben Bregenzerwälder Gemeinden gemeinsam einen Förderantrag für Fahrradabstellanlagen an Bushaltestellen eingereicht.

Auch 2012 werden wieder zahlreiche Mobilitätsmaßnahmen im Bregenzerwald von der REGIO geplant und umgesetzt.

Alle Maßnahmen und ausführliche Informationen sind auf der Homepage unter www.regiobregenzerwald.at zu finden.

Mobilitätswoche: 22 Nahversorger boten einen

Gratis-Lieferservice für die Kunden

BregenzerwaldRegionalplanungsgemeins�a�

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8 bregenzerwald spektrum

Werte wie Energieeffizienz, Nachhaltigkeit, ökologisches Bauen oder Regionalität bewegen uns in diesen Zeiten. Sie werden immer wich-tiger, weil unsere Wachstums- und Konsumgesellschaft an Grenzen stößt und sich neu ausrichten muss, um die Zukunft zu meistern.

Diese neuen Werte nehmen natürlich auch Einfluss auf einen unserer wesentlichen Wirtschaftszweige, den Tourismus. Wer in sei-nem Alltag Wert auf gesunde Ernährung und Bioprodukte legt, wird nicht im Urlaub darauf verzichten wollen und sich mit „Fastfood“ abspeisen lassen. Wer daheim auf alternative Mobilität, Energie-effizienz sowie schonenden Umgang mit Rohstoffen und Natur setzt, wird das in seinem Urlaubsort einfordern – oder diesen, wenn das fehlt, einfach wechseln.

Es ist auch mit diesen neuen Werten wie immer im Tourismus: Erst kommen die Gäste, weil sie das, was sie vorfinden, für exotisch halten. Dann aber, um wiederzukommen, fordern sie, was sie von zu Hause gewohnt sind. So haben sich Tourismusbetriebe stets den Wünschen ihrer Gäste angepasst, um erfolgreich zu sein. Den erfolgreichsten ist es gelungen, die Wünsche der Gäste mit der eigenen Kultur und der eigenen Tradition zu vereinen. So sind sie authentisch geblieben.

Und das wird auch in Zukunft der Schlüssel zum Erfolg sein: Auf die Wünsche der Gäste eingehen und dabei die eigenen regionalen Besonderheiten im Spiel halten. Gegenwärtig ändern sich die Wünsche der Gäste – und zum Glück in eine Richtung, die den Tra-ditionen des Bregenzerwaldes entgegenkommt. Mehr und mehr verlangen die Gäste, was sie auch zu Hause erwarten: eine authen-tische Kultur mit gesundem Essen in gesunder Landschaft – kurz, gesundes Leben. Genau das bedeutet Nachhaltigkeit – langfristig gesundes Leben.

Schon seit einiger Zeit legen erfolgreiche Köche, Wirte und Hoteliers Wert darauf, Regionales in Verbindung mit hoher internationaler Qualität anzubieten. Sie liegen nachhaltig richtig. Denn sie bieten schon jetzt, was Gäste in Zukunft mehr und mehr wollen: gesundes Essen und gesundes Wohnen in einer intakten Landschaft erleben.

Nachhaltigkeit im Tourismus – wozu?Was will der Gast, damit er kommt und wiederkommt? Auf diese Frage gibt es ein kurzfristige und eine langfristige, nachhaltige Antwort

Text: Herlinde Moosbrugger

Bregenzerwald Tourismus

Aus den regionalen Institutionen

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Kurzfristig stellt sich für die Tourismuswirtschaft die Frage nach der Bedeutung der neuen Werte für die Urlaubsentscheidung. Kommt einer wegen der gesunden Alp mit Kühen ohne Kraftfutter oder weil er den Hüttenzauber beim Skifahren erleben will? Im Moment lässt sich diese Frage leicht beantworten. Was aber, wenn Wüstendestinationen und Großstädte auch Hüttenzauber, und zwar billiger und bequemer zu erreichen, anbieten? Was macht dann eine Tourismusregion wie der Wald? Noch billigeren Hüttenzauber?

Was gestern war, kümmert heute kaum mehr jemanden. Und morgen ist das Heute vorbei. Daher ist es wichtig, die Werthaltungen der Gäste zu beobachten und früh genug zu erkennen, wenn sich diese ändern. Tat-sächlich trägt ja vor allem die Tourismuswirtschaft zu einer veränderten Sicht auf die eigene Umgebung bei. Die Alpenbewohner haben ihre Hochlandwüstenei erst als profitabel erkannt, als englische Bergsteiger durch ihre Begeisterung für Land und Leute klargemacht haben, dass das Hochgebirge etwas wert ist. Es geht aber nicht nur um die Gäste. Es geht auch um uns. Für Gäste ist es spannend zu sehen, wie ihre Gastgeber ticken. Wofür sie einstehen, was für sie wichtig ist, welche Werthaltungen sie haben. Im Idealfall kommt es so zu einem Austausch: Wir zeigen, worauf wir stolz sind, und die Gäste sagen uns, ob sie das auch so sehen. Oder machen uns auf etwas aufmerksam, das wir übersehen. Etwa, wie bewundernswert bei uns ist, was wir momentan vielleicht gar nicht so schätzen.

Tourismus ist ein hartes Geschäft. Aber in seinem Grund geht es um die Bereicherung des Lebens – der Gäste ebenso wie der Gastgeber. Wer nur den Gaudimax fürs Publikum runterreißt, wird auf Dauer kaum Berei-cherung erfahren – und damit auch bald keine mehr geben können. Man muss als Gastgeber mit seiner Energie haushalten – das gilt nicht nur für Strom und Heizung, das gilt vor allem für einen selbst. Wohl-befinden überträgt sich auf die Gäste – gestresstes Entertainment auch.

In den großen Städten legen besonders die jungen Menschen immer mehr Augenmerk auf Werte wie Energieeffizienz, Nachhaltigkeit, ökolo-gisches Bauen und Regionalität. Sie wollen gesund leben und essen. Die „Urlaubsparadiese“ sind noch auf die Ballermänner von gestern ausge-richtet. Und Ballermänner werden sie bleiben.

Die guten Gäste suchen längst neue Destinationen. Der Wald könnte eine sein. Wenn er die neuen Werte richtig versteht und zur Geltung bringt. Hier. Auf der eigenen Wiese, auf der eigenen Piste, im eigenen Haus.

bregenzerwald

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Ausstellung aller Einreichungen des Wettbewerbs Handwerk+Form in Andelsbuch

In Anlehnung an den Themenschwerpunkt möchte ich die Aktivi-täten im Werkraum an dieser Stelle einmal unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit betrachten. Der Begriff „Nachhaltigkeit“ kommt ursprünglich aus der Forstwirtschaft und meint den Versuch, einen möglichst großen Nutzen aus dem Wald zu ziehen, ohne das Kapital Wald kurz- oder langfristig zu mindern. Über diese Form des nach-haltigen Wirtschaftens hinaus umfasst Nachhaltigkeit auch soziale oder gestalterische Aspekte wie Gemeinschaft, Identität und soziale Wertvorstellungen oder die einen Trend überdauernde Form. Beides ist angeregt über den Wettbewerb Handwerk+Form, der im kommenden Jahr 2012 zum sechsten Mal auf dem Programm steht.

Nachhaltiges aus dem HandwerkText: Renate Breuß

Werkraum Bregenzerwald

Aus den regionalen Institutionen

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11bregenzerwald spektrum

HANDWERK+FORM 2012Die Form von Dingen veraltet heute mitunter schneller als eine einge-setzte Technik. Zeitlose Formen, die eine schnelle Mode mühelos über-dauern, sind für eine hochwertige handwerkliche Arbeit, gemacht und gedacht für einen längeren Gebrauch, eigentlich selbstverständlich. Seit mehr als zwanzig Jahren bietet Handwerk+Form eine Plattform für genau diese Auseinandersetzung. Zum 200. Geburtstag des Andelsbucher Hand-werkervereins (HWV) von einer kleinen Truppe 1991 ins Leben gerufen, wird der Wettbewerb seit 2000 alle drei Jahre vom Werkraum Bregenzer-wald ausgerichtet. Von Anbeginn stand der Austausch zwischen Hand-werkern und Architekten im Vordergrund. Die Forcierung von betriebs- und branchenübergreifenden Einreichungen und die Besinnung auf die eigenen kulturellen Werte sind heute genauso wichtig. Die Vorarbeiten für die kommende Handwerk+Form sind bereits im Gange, alle Handwerks-betriebe im Bregenzerwald sind schon jetzt zur Teilnahme eingeladen.

Über die kontinuierlich ausgetragenen Wettbewerbe hat sich das Hand-werk im Bregenzerwald nicht nur einen Namen gemacht, sondern Know-how in der Zusammenarbeit mit Architekten entwickelt. Der Aufwand dieses Austausches zwischen Architekt und Handwerk ist im Bregenzer-wald mittlerweile eine kalkulierbare Größe und damit ein Wettbewerbs-vorteil geworden. Wirtschaftliches Denken und Nachhaltigkeit schlie-ßen einander nicht aus. Eine Konzentration auf gezielte Märkte unter klaren Prämissen verschafft unseren Produkten jene Merkmale, die von anderen so schnell nicht kopiert werden können. Daran zu arbeiten ist eine ständige Aufgabe.

Preisverleihung und Wirtschaft im neuen Werkraum HausSeit 2003 baut die Werkraum-Mannschaft zusammen mit dem HWV Andelsbuch zur Eröffnung und Preisverleihung von Handwerk+Form „Provisorien“. Hier versammelte sich für zwei Wochenenden alles, was zum Rundgang von Handwerk+Form gehört: Essen und Trinken, Feiern und Reden. Mit dem neuen Werkraum Haus gibt es dafür ab 2012 einen festen Ort, fürs Erste noch in Form eines letzten Provisoriums. Mit dem positiven Baubescheid konnte im Spätherbst die dreijährige Entwick-lungs- und Entwurfsphase abgeschlossen und die Bauphase eingelei-tet werden. Der Baubeginn startet je nach Witterung noch im Dezember 2011. Bis zur Handwerk+Form im Oktober 2012 sind die Fertigstellung der Beton- und Holzarbeiten bzw. das Aufrichten des Dachs, der Hülle und der Außenanlagen geplant, Innenausstattung und offizielle Eröff-nung finden im Frühjahr 2013 statt. Einem Haus, das über viele Jahre dem Bregenzerwälder Handwerk und der Gemeinde Andelsbuch einen gut bearbeiteten und stimmigen Ort schaffen soll, steht eine nachhaltige Planungsphase im besten Sinne des Wortes auch zu.

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Das ehrenamtliche Arbeiten in einem Jugendraum bietet viele Chancen für Jugendliche. Wer mittut, hat die Möglichkeit, sich mit seinen Ideen einzubringen und kreativ zu sein. Menschen ken-nenzulernen steht im Mittelpunkt der freiwilligen Arbeit in einem Jugendraum. Dabei lernt und erlebt man, Verantwortung für Ent-scheidungen sowie das eigene Handeln zu übernehmen – auch im Hinblick auf Pünktlichkeit und den Umgang mit Geld.

Mehr als Limonade ausschenken Limonade ausschenken! Dies ist wohl der erste Gedanke, wenn wir von ehrenamtlicher Arbeit im Jugendraum hören. Doch hinter dieser Aufgabe steckt weit mehr

Text: Angelika Schwärzler, ehemalige Teamleiterin des Jugendraums Kiba in Lingenau

Offene Jugendarbeit Bregenzerwald

Aus den regionalen Institutionen

Ehrenamtliche Arbeit zu verrichten macht sich gut in einem Bewer-bungsschreiben. Allerdings ist sie zeitaufwendiger und anspruchs-voller, als vielen vorher bewusst ist. So sehen sich beinahe in jedem Dorf die Mitglieder des Jugend-Aktiv-Teams früher oder später im Spannungsfeld zwischen den Vorstellungen der jungen Besu-cher des Jugendraums und den gesetzlichen wie gesellschaftlichen Grenzen. Meist handelt es sich um Dinge wie die Lautstärke der Musik, der Ausschank von Alkohol oder eine von Seiten der Jugend-lichen gewünschte Verlängerung der Sperrstunde. Die Freiwilligen des jeweiligen Teams müssen sich diesen Schwierigkeiten stellen und eine Lösung finden, die alle Beteiligten zufriedenstellt.

Einer der wichtigsten Aspekte im Jugend-Aktiv-Team ist das Mitein-ander: Es geht um das Motivieren und Respektieren der Mitglieder.

Wenn die Post im Jugendraum abgeht, sind die ehrenamt-lichen MitarbeiterInnen gefragt

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13bregenzerwald spektrum

Die Tätigkeit in einem Team wird miteinander ge- und erlebt. Hier treffen Jugendliche mit unterschiedlichen Einstellungen und Wün-schen aufeinander. Daher kommt es auch immer wieder zu Mei-nungsverschiedenheiten. Im Team werden Ideen erarbeitet und besprochen. Neben dem Abwägen des Für und Wider einer Idee ist es die Aufgabe des Teams, stets neue und aktuelle Themen für Veranstaltungen bzw. Feste auszuwählen, um die Jugendlichen anzusprechen.

Für die Zukunft des Waldes ist es wichtig, Jugendlichen einen eigenen Ort zu bieten und ihrem Miteinander sowie ihren Ideen Raum zu verschaffen. Zum Glück erfährt die freiwillige Jugend-arbeit im Bregenzerwald von vielen hohe Wertschätzung und Anerkennung. Selbstverständlich könnte ein Jugendraum nicht ohne die finanzielle Unterstützung von REGIO, Land und Gemeinde bestehen. Ein herzlicher Dank für diese Unterstützung.

Alberschwende

Andelsbuch

Bezau

Au

Bizau

Buch

Damüls

Doren

Egg

Hittisau

Krumbach

Langen

Langenegg

Lingenau

Mellau

Reuthe

Riefensberg

Schnepfau

Schoppernau

Schröcken

Schwarzenberg

Sibratsgfäll

Sulzberg

Warth

NoName!

UNDERGROUNDBARacuda

Mountain Pub

Kiba

Capo

BARfuaß

Brennpunkt

papalapub

s´Firaubod

Sixteen

Jugendräume im Bregenzerwald

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Die KäseStrasse Bregenzerwald erreichte heuer gemeinsam mit über 100 gesammelten Original-Unterschriften von Älplerinnen und Älplern die Listung im nationalen Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der UNESCO.

Was zählt zum immateriellen Kulturerbe (IKE) In Ergänzung zur UNESCO-Welterbekonvention (1972) erfahren seit 2003 auch die vielfältigen gelebten Traditionen internationale Auf-merksamkeit und werden unter demBegriff „immaterielles Kultur-erbe“ weltweit von der UNESCO dokumentiert und geschützt.

Immaterielles Kulturerbe im Sinne des UNESCO-Übereinkommens:- Mündlich überlieferte Traditionen und Ausdrucksformen, ein-

schließlich der Sprache als Trägerin des immateriellen Kulturerbes- Darstellende Künste- Gesellschaftliche Praktiken, Rituale und Feste- Wissen und Praktiken in Bezug auf die Natur und das Universum- Traditionelle Handwerkstechniken

Die Bedeutung des IKEMehr noch als historische Bauwerke oder Landschaften sind diese oft nur mündlich tradierten Praktiken identitätsstiftend und für Gemeinschaften von hoher Bedeutung. Gerade im Zeitalter der Globalisierung gewinnen regionale Traditi-onen und lokales Wissen stark an Bedeutung.

Beschreibung des eingereichten ElementsDie Dreistufenlandwirtschaft hat für den Bregenzerwald eine sehr große Bedeutung. Sie ist ein fester Bestandteil des Kulturerbes der Familien, die auf diese Weise ihre Höfe, Vorsäße und Alpen bewirtschaften. Aber auch für alle anderen Bewohnerinnen und Bewohner des Bregenzerwaldes ist die Dreistufenlandwirtschaft wichtig: einer-seits wegen der regionalen kulinarischen Produkte aus Milch und Käse, deren Herstellung durch diese traditionelle silofreie Bewirt-schaftungsform erst möglich wird, und andererseits wegen der Feste und Bräuche (Alpaufzüge, Alpabtriebe, Alpmessen, Alpfeste, Käse-märkte, etc.), die in engem Zusammenhang mit der Dreistufenland-wirtschaft stehen.

Antragsteller bei der UNESCO-Kommission: KäseStrasse Bregenzerwald, Verein zur Förderung der Bregenzerwälder Käsekultur

Bereich: Umgang mit der Natur und dem Universum

Aufnahmedatum: 2011

UNESCO Immaterielles KulturerbeDie Dreistufenlandwirtschaft im Bregenzerwald

Text: Michael Moosbrugger

KäseStrasse Bregenzerwald

Aus den regionalen Institutionen

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15bregenzerwald spektrum

UNESCO Immaterielles Kulturerbe

Die Dreistufenlandwirtschaft im Bregenzerwald

Das Wissen um die Bewirtschaftung der Weideflächen mittels Drei-stufenlandwirtschaft wird seit Generationen innerhalb der Bauern-familien durch Vorzeigen, Vorleben und durch mündliche Überlie-ferung weitergegeben.Die Technik der Dreistufenlandwirtschaft kam etwa im 14. Jahr-hundert mit den nach Vorarlberg ausgewanderten Walsern aus dem Kanton Wallis in der Schweiz in das Gebiet des heutigen Bregenzerwaldes. Auch wenn die technische Ausgestaltung der Dreistufenlandwirt-schaft einem stetigen Wandel unterworfen ist, so gibt es doch eine starke Kontinuität, da diese landwirtschaftliche Praxis seit Jahrhun-derten kaum verändert wurde. Unmittelbar mit der Alpung verbunden ist die Pflege und der Erhalt der Kulturlandschaft. Die regelmäßige Bealpung ver-hindert u. a. die Verbuschung und Verkrautung von Alpwiesen und Berghängen. Der Tritt der Kühe auf steilen Hanglagen kann zudem Hang-rutschungen, Murenabgängen und Lawinen vorbeugen.Im Bregenzerwald ist die Dreistufenwirtschaft seit Jahrhunder-ten Tradition – kein verstaubtes Relikt, sondern ein wesentlicher Bestandteil regionaler und bäuerlicher Identität und Lebensweise.Die erreichte Listung stellt eine klare Aufwertung bäuerlicher Lebens- und Arbeitsweisen in der Gesellschaft dar und kann auch ein Motiv für nachfolgende Generationen sein, dieses immaterielle Kulturgut weiterzupflegen und zu leben.

Leidenschaft für TraditionDer gezielte und professionelle Umgang mit diesen Traditionen birgt ein qualitativ großes touristisches Potenzial in sich. Die Gäste sind fasziniert und begeistert von überlieferter Alltagskultur, da diese näher am Publikum, dem Touristen, stattfindet und die Men-schen auf einer emotionalen Ebene erreicht.

„Unbestritten kommt der Inszenierung, der Aufbereitung des kul-turellen Angebotes eine große Bedeutung zu“, erklärt Professor Christian Knöbl. Hier sind aber nicht jene Inszenierungen, die eigens für den „touristischen Konsum“ produziert werden, sondern die „Bespielung“, die Ausleuchtung des vorhandenen Kulturerbes gemeint.

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Das erste elektrische Licht im WaldEs war Herbst, die Nächte wurden länger und kälter. Der Mellauer Schlossermeister Franz Josef Sutter saß in seiner Werkstatt und dachte an eine neue Maschine. Er hatte gehört, man könne damit Licht erzeugen. Ein helles und klares Licht, nicht vergleichbar mit fla-ckerndem Petroleumlicht. Sutter fand heraus, dass er diese Maschine, in der Fachsprache Dynamo genannt, mit dem Wasserrad in seiner Werkstatt antreiben könnte. Er müsste nur einen zusätzlichen Rie-menantrieb für den Dynamo anfertigen. Dieser liefert Strom, der, in eine Kohlenfadenlampe geleitet, diese zum Leuchten brächte. Schon bald stand die Mellauer Bevölkerung vor seiner Tür, um die neue Beleuchtung im Haus und in der Werkstatt des Schlossers zu bestaunen. Manche glaubten, Sutter habe mit dem Teufel paktiert, andere gingen mit dem Wunsch nach Hause, ihr eigenes Heim mit solchem Licht auszustatten.

Diese Geschichte geht auf das Jahr 1886 zurück. Sutter war der Erste im Tal, der elektrischen Strom erzeugte und für sich nutzte. Der Schlossermeister konnte nicht ahnen, dass er zu einem Pionier einer neuen Epoche werden sollte. Diese sollte sich fast gänzlich von der lebenden Energie von Mensch und Tier lösen und völlig neue Ent-faltungsmöglichkeiten in Gesellschaft und Wirtschaft schaffen. Elek-trische sowie fossile Energie (aus fossilen Brennstoffen wie Kohle oder Erdöl) sind spätestens seit 1945 zu einem bestimmenden Faktor unseres Lebens geworden.

Wasserkraft, die wichtigste EnergiequelleAuch unabhängig von der Stromgewinnung war Wasserkraft für die Bewohner des Bregenzerwaldes immer schon die wichtigste Ener-giequelle. In jedem Dorf entstanden an den Ufern der Bäche und Wassergräben Handwerksbetriebe, die das vom Gefälle angetriebene Wasser auf ihre Wasserräder leiteten. So setzten sie ihre Mühlen, Sägen, Schmitten oder Stampfen in Bewegung. Entlang des Bezauer Dorfbaches beispielsweise siedelten sich im Laufe der Jahre sieben Betriebe an, die Wasserkraft zu nutzen wussten. Die meisten von ihnen mahlten Korn oder betrieben eine Sägerei. Es war aber auch Platz für ausgefallenes Handwerk. So pro-duzierte Alois Dreher um 1880 spezielle Gebinde und Deckel für Käsefässer.

Experimente mit ElektrizitätDas Experimentieren mit Elektrizität ging vor allem von den Mühlen- und Sägewerkbesitzern aus. 1889 wurde in Egg erstmals eine Turbine für die Stromgewinnung eingesetzt. Danach entstanden

Licht und Wärme für den Wald Vom ersten Lichtdynamo in Mellau bis zur Energieautonomie der Zukunft

Text: Georg Sutterlüty

Eine kurze Geschichte der Energieversorgung: Vom ersten Lichtdynamo in Mel­lau über der Monarchie größtes Kraftwerk in Andelsbuch bis zum ersten Fernwärmewerk in Egg und der Energieautonomie der Zukunft

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fast im ganzen Wald kleine private Kraftwerke, die einzelne Weiler mit Strom versorgten. Die Nachfrage nach der neuen Energie stieg dabei stetig, sodass bald Genossenschaften gegründet wurden oder Gemein-den sich selbst um die Produktion und Versorgung bemühten. Ein ers-ter Höhepunkt war 1932 erreicht, als Damüls als letzte Gemeinde im Tal elek trische Energie zu produzieren begann. Im ganzen Wald gab es damals Dutzende Kleinkraftwerke, die meisten mit einer Leistung von 1 bis 50 Kilowatt (kW).

Das größte Kraftwerk der MonarchieDas Kraftwerk Andelsbuch bildete die große Ausnahme. Erbaut und betrieben von der Fa. Schindler und Jenny in Kennelbach, ging es 1908 in Betrieb. Seine Leistung: sage und schreibe 8.000 kW, damals das größte Wasserkraftwerk in der gesamten Monarchie. Das überstieg bei weitem die Nachfrage im Wald, die Betreiber führten über eine Hoch-spannungsleitung die Energie ins untere Rheintal und auch ins Allgäu.

Von einer VKW war damals noch nicht die Rede. Diese bildete sich 1916 aus den Kraftwerken Andelsbuch, Rieden und Ebensand (Dornbirn). In den ersten Jahren noch in privater Hand, übernahm 1929 das Land Vor-arlberg die Mehrheit der Gesellschaftsanteile.Nach dem Zweiten Weltkrieg war der Hunger nach Energie kaum zu stil-len. Die Wirtschaft florierte, die Gesellschaft wurde mobiler, im Keller dröhnte die Waschmaschine, in der Stube flimmerte der Fernseher. Jährlich nahm der Energieverbrauch beträchtlich zu.

Hunger nach elektrischer Energie1951 verbrauchte Bezau gut 500.000 kWh, zwanzig Jahre später über 2,8 Millionen. Man war stolz auf dieses Wachstum, deutete es doch auf ein reges Leben, auf Fleiß und Modernität hin. Die kleinen Kraftwerke schlossen wegen Unrentabilität oder gingen an die VKW.

Diese kontrollierte nun die gesamte elektrische Versorgung des Bregen-zerwaldes. Als das Kraftwerk Langenegg 1979 seinen Betrieb aufnahm, war eine neue Dimension erreicht. Seine Gesamtleistung beläuft sich auf 75.000 kW. Dafür mussten einige Eingriffe in die Natur vorgenom-men, unter anderem die Bolgenach gestaut werden.

Energiegewinnung und ÖkologieHeute stehen wir womöglich an einem Wendepunkt, eingeleitet in den Achtzigerjahren, als im Tal die Ankündigung der VKW, ein weiteres Kraftwerk in Alberschwende zu errichten, heftige Proteste hervorrief. Sympathisanten der grünen Ökobewegung verurteilten die vorgesehe-nen Eingriffe in die Natur und das Landschaftsbild.

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18 bregenzerwald spektrum

Bregenzerach

Subersach

Rotach

Weißa

ch

Argenbach

BolgenachAlberschwende

Andelsbuch

Au

Langenegg

Schoppernau

Wasserkraftwerke im Bregenzerwald:

Kra�werke 30 - 200 MW

Kra�werke 4000 KW -30 MW

Kra�werke 0 - 4.000 KW

Private Kleinkra�werke

30 MW – 200 MW

Kra�werke 30 - 200 MW

Kra�werke 4000 KW -30 MW

Kra�werke 0 - 4.000 KW

Private Kleinkra�werke

4.000 kW – 30 MW

Kra�werke 30 - 200 MW

Kra�werke 4000 KW -30 MW

Kra�werke 0 - 4.000 KW

Private Kleinkra�werke

0 – 4.000 kW

Kra�werke 30 - 200 MW

Kra�werke 4000 KW -30 MW

Kra�werke 0 - 4.000 KW

Private Kleinkra�werke Private Kleinkraftwerke

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19bregenzerwald spektrum

So hieß es, die Bregenzerach würde zu einem Rinnsal verkümmern, die Natur bedenkenlos dem Fortschritt und dem Wachstum geopfert. Erstmals wurden Forderungen laut, auf alternative Energien wie Solarenergie oder auf Effizienz (Energiesparlampe) zu setzen. Das Kraftwerk kam trotzdem. Es ging 1992 mit einer Leistung von 30.000 kW in Betrieb, allerdings öffnete sich die Politik den Fragen alterna-tiver Energiegewinnung.

Erneuerbare Energie statt fossile BrennstoffeGegenwärtig steht vor allem die fossile Energie unter Beschuss. Im Bregenzerwald spielt sie seit den Zwanzigerjahren eine bedeutende Rolle, als die ersten Autos und Motorräder eine neue Ära der indivi-duellen Mobilität einläuteten.

Nach 1945 löste dann Öl Holz als Heizstoff allmählich ab, der Kachelofen musste der Zentralheizung weichen. „Heute werden in Neubauten praktisch keine Ölheizungen mehr installiert“, sagt Stephen Kaltheier, Geschäftsinhaber von E-Plus, einem Ingenieur-büro für Haustechnik mit Sitz in Egg. Das habe aber weniger damit zu tun, dass der Häuslebauer besonderen Wert auf Umweltschutz lege als vielmehr damit, dass der Ölpreis in den letzten Jahren stark gestiegen sei, so Kaltheier. Stark im Kommen sei die Erdwärme. Ansonsten gewinne man Wärme vermehrt wieder über Holz, ob mit Pellets, Hackschnitzeln oder Stückholz.

Mit Fernwärme wurden die ersten Akzente gesetzt, sich von der fossilen Energie zu lösen und sich wieder auf die eigenen Ressourcen im Tal zu besinnen. Das erste Biomasseheizwerk im Tal entstand in Egg, in Betrieb ging es 1995. Es beliefert heute sämtliche öffentlichen Gebäude, aber auch private Häuser und Unternehmen im Ort mit Fernwärme. Die Initiative hatte Vorbildwirkung, heute gibt es solche Werke schon in einigen Gemeinden.

Verschwinden die Mineralölhändler?Diese Entwicklung hat natürlich Folgen. Der Mineralölhändler Edwin Kobras aus Lingenau gibt an, seit 2003 mit Einbußen von über 50 Prozent konfrontiert zu sein: „Ich belieferte Gasthäuser und Hotels, die verbrauchten jährlich gut 30.000 Liter Öl. Heute sind sie an die Fernwärme angeschlossen.“ Sein Geschäft habe daher keine große Zukunft, meint Kobras: „Gott sei Dank naht bald die Pension.“ Zu bedenken gibt er, dass ohne das Förderwesen Biomasse nach wie vor preislich nicht mit Öl mithalten kann. Doch gegen gezielte poli-tische Steuerung sei er machtlos. Laut Kobras läuft sein Tankstellen-betrieb nach wie vor gut. Die wenigen Elektroautos, die neuerdings

„Heute werden in Neubauten praktisch keine Ölheizungen

mehr installiert.“Stephen Kaltheier

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„Es herrscht Aufbruchs­stimmung im Vorderwald, die Gemeinden demonstrieren in ihren Aktionen Geschlossenheit.“Dominik Bartenstein

„Bei entsprechender Nutzung von Photovoltaik und Wasserkraft könnte ein Großteil der Nachfrage nach Energie abgedeckt werden.“ Johann Punzenberger

im Umlauf sind, spüre er nicht. Aber auch in der Mobilität werden erste politische Maßnahmen gesetzt, die darauf zielen, bewusster mit Ressourcen umzugehen.

Seit April diesen Jahres besitzt beispielsweise die Gemeinde Doren ein Elektroauto – einerseits für den Eigenbetrieb, andererseits für die Gemeindebürger, die in Form des Car-Sharings das Gefährt aus-leihen können. Der Kilometerpreis für „Stromy“ beträgt 30 Cent, für Mitglieder der Gruppe „Energiegeladen“ 25 Cent. „Die Nachfrage ist gut“, sagt Bürgermeister Guido Flatz. Gewinne würden damit keine gemacht: „Uns ist in erster Linie wichtig, bezüglich der Mobilität ein neues Bewusstsein zu fördern.“

In Zukunft energieautonom?Es sind vor allem Vorderwälder Gemeinden, die neue Akzente im Energiewesen setzen. Im Frühjahr 2010 schlossen sich die Gemeinden Doren, Hittisau, Krumbach, Langenegg, Lingenau, Rie-fensberg, Sibratsgfäll und Sulzberg zur „Energieregion Vorderwald“ zusammen. Die Zielsetzung: Energie soll in Zukunft aus der eigenen Region stammen, so effizient wie möglich eingesetzt und von der Bevölkerung bewusster wahrgenommen werden. Zudem soll der motorisierte Verkehr vermindert werden.

„Es herrscht Aufbruchsstimmung im Vorderwald“, erklärt der Hittisauer Gemeindevertreter und Grünpolitiker Dominik Bartenstein. „Die Gemeinden demonstrieren in ihren Aktionen Geschlossenheit.“ Die im Frühjahr gestartete LED-Lampen-Aktion, bei der in den einzelnen Gemeinden herkömmliche Lampen kosten-günstig gegen LED-Leuchten umgetauscht werden können, sei in Sulzberg in wenigen Wochen ausgeschöpft gewesen, so Bartenstein.

Und die Zukunft? Bürgermeister Guido Flatz meint, Doren könne in etwa zwanzig Jahren energieautonom sein. Bedingung sei neben der Bereitschaft der Bevölkerung eine gute Zusammenarbeit in der Region. Johann Punzenberger vom Verein Öko-Strombörse ist über-zeugt, dass bei entsprechender Nutzung von Photovoltaik und Was-serkraft ein Großteil der Nachfrage nach Energie abgedeckt werden könnte. Er rechnet vor: Eine 40 Quadratmeter große Photovoltaik-anlage genüge für die Versorgung eines Vierpersonenhaushaltes.„Die Fläche entspricht nicht einmal einem halben Hausdach“, meint er. Die Industrie würde mit der Energie aus der Wasserkraft versorgt werden. Wichtig sei, so Punzenberger, den Bürgern in der Energie-frage wieder mehr Rechte, aber auch Verantwortung zu geben. Nur so mache eine Dezentralisierung der Energieproduktion Sinn.

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21bregenzerwald spektrum

Hauptsache HolzHolz hat als Energielieferant im Wald Tradition – von der Buschl bis zu den modernen Biomasse-Anlagen

Text: Matthias Köb„As isch uafach ou an schöana Ausgleich zum Beruf“, sagt Hans Metzler. Seit rund fünfzig Jahren macht er die traditionellen „Buschla“ und weiß genau, worauf es ankommt.

„Wichtig isch, dass ussarhalb d Schittar sand und innerhalb das fein Züg. Däs isch zwor a bitzle meh Arbat, abör denn ka ma mit anar Buschl ou aführa, ohne dass ma a Zittung oder eatz brucht.“ Die Mehrarbeit auf dem Weg zur perfekten „Buschl“ nimmt er gerne in Kauf: „Ou wenn mas nochad varbrennt, freut mi a schöane Buschl allad widr.“

Früher hatte das „Buschla macha“ eine weit größere Bedeutung als heute. Es war die beste Möglichkeit, den Kachelofen zu beheizen. Dieser wurde weitgehend von modernen Anlagen abgelöst. An der Beliebtheit von Holz als Brennstoff hat sich jedoch wenig geändert.

Ein Experte auf diesem Gebiet ist Dietmar Erath. Als erster Instal-lateur im Bregenzerwald machte er die Ausbildung zum zertifizier-ten Biowärme-Installateur. 2009 wurde sein Betrieb von einer unab-hängigen Jury aus über 800 Bewerbern österreichweit auf Platz 3 der Biowärme-Installateure gereiht.

Die Popularität von Biomasse-Anlagen, ob mit „Schittar“, Hack-schnitzeln oder Pellets befeuert, ist für ihn leicht erklärbar: „As gitt kan Brennstoff, wo ma so unabhängig isch wia be Holz, gad inar Region wia üsarar, wo oam‘s Holz vor dar Nasa ue wahst.“

Besonders bei Kleinanlagen für Ein- und Mehrfamilienhäuser herrscht große Nachfrage nach Stückholz- (Schittar-) und Pellets-Anlagen, denn damit bleiben auch die Heizkosten verhältnismäßig gering. Im Vergleich zu einer Ölheizung liegen die jährlichen Ein-sparungen bei rund 50 Prozent.

Dank moderner Technologie ist auch der Mehraufwand kaum bemerkbar. Bei einer Pellets-Heizung etwa beschränkt sich der Auf-wand auf das Entleeren der Asche einmal jährlich – alles andere läuft wie bei einer Ölheizung vollautomatisch ab. „Und d’ Äsche isch gad no an super Düngar“, merkt Erath an. Immer wieder macht er die Erfahrung, dass es den Wäldern wichtig ist, den heimischen und vor allem nachwachsenden Rohstoff Holz zu verwenden. Das bestätigt auch Hans Metzler. Egal ob mit traditionellen „Buschla“ oder moderner Biomasse-Anlage: „Ma hat scho dean ökologi-scha Heandar grund ou im Kopf. Und mit Holz heiza isch uafach a gmüatliche, a frie Wärme.“

„Ou wenn mas nochad varbrennt, freut mi a schöane

Buschl allad widr.“ Hans Metzler

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Text: Matthias Köb Wenn Mario Nußbaumer über sein Heimatdorf spricht, klingt viel Stolz mit. Man kann nicht sagen, dass das immer so war. „Zu meiner Schulzeit war Langenegg ein verschlafenes Dorf“, erklärt der Energie-Beauftragte der Gemeinde. Seither hat sich einiges getan im einstmals in Ober- und Unterlangenegg getrennten Dorf.

Nußbaumer bescheinigt den Langeneggern ein stark ausgeprägtes soziales Gewissen. Dieses zeigt sich an Einrichtungen wie der Lebens-hilfe-Werkstätte oder dem Stützpunkt des Sozialsprengels Vorder-wald. Auch deshalb, glaubt Nußbaumer, waren die Bewohner von Beginn an offen für Energie- und Umweltthemen. So entstand in den Neunzigerjahren ein sehr aktiver Umweltausschuss. Er nahm seine Arbeit mit damals neuen Themen wie Mülltrennung und Müll-vermeidung auf.

1998 folgte der Beitritt zum e5-Programm. Ziel dieses Programms sind Gemeinden, die zukunftsfähig handeln und Nachhaltigkeit im Umgang mit Energienutzung, Konsum, Mobilität und Wirt-schaft leben. Durch den Beitritt zu diesem Programm wurden in Langenegg die Grundlagen für die heutigen Erfolge geschaffen. Ein Energie-Team wurde gegründet. Dazu wurden Bürger, Verwaltung, Experten und Politik in ein Boot geholt. Das brachte ein Sprachrohr in alle Richtungen.

e5-Gemeinden müssen sich mindestens alle drei Jahre einer Prüfung durch eine fremde Kommission unterziehen. Je nach Leistung werden dann ein bis fünf „e“ verliehen – so wie in mancher Schule des Waldes die „Sternle“. Ab drei „e“ ist eine Gemeinde auch für die Auszeichnung mit dem „European Energy Award“ geeignet. Seit dem Beitritt zum e5-Programm wurden zahlreiche Projekte durchgeführt. 30 Prozent der Haushalte in Langenegg verfügen über eine Solaranlage. Bei allen Neubauten der Gemeinde wurde großer Wert auf Energieeffizienz gelegt. Als erste Gemeinde im Wald fördert Langenegg Holzheizungen. Bis 2015 soll das Dorf „ölkesselfrei“ sein. Zu 86 Prozent ist das bereits erreicht. Ob die 100 Prozent erreicht werden können, bleibt abzuwarten. Denn trotz aller Erfolge sagt der Energie-Beauftragte Nußbaumer bescheiden: „Also es ist jetzt auch nicht so, dass man behaupten könnte, wir wären das gelobte Energie-Land.“

Einige Kennzahlen aus dem e5-Bericht von 2009 zeigen die Vorreiter-rolle der kleinen Gemeinde. Auf 1000 Einwohner kommen in Lan-genegg durchschnittlich 61,3 geförderte Biomasse-Kleinanlagen und 15,92 Energie-Beratungen (der Durchschnitt in Vorarlberg liegt

Ein Dorf voll neuer Energie In punkto Energie ist Langenegg die Vorzeigegemeinde im Wald. Der Energie-Beauftragte Mario Nußbaumer erklärt, wie es dazu gekommen ist

„Die Bürger von Langenegg sind offen für Energie­ und Umweltthemen.“ Mario nußbaumer

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bei 13,66 bzw. 5,79). Die Langenegger kommen auf 1,42 Quadrat-meter Sonnenkollektoren pro Kopf, im übrigen Vorarlberg werden 0,52 Quadratmeter erreicht. Allein diese Beispiele rechtfertigen den Stolz von Nußbaumer. Dennoch vergisst er nie, darauf hinzuweisen, dass auch andere Gemeinden inzwischen ähnliche Wege beschrei-ten. So wurde im Frühjahr 2010 die „Energieregion Vorderwald“ gegründet. Zu ihr gehören Lingenau, Langenegg, Sulzberg, Hittisau, Krumbach, Sibratsgfäll, Doren und Riefensberg. Seither werden Pro-jekte und Förderungen abgestimmt und einheitlich in den Gemein-den angeboten.

Alte Förderungen wie für Solaranlagen wurden aufgegeben, da diese bei Neubauten weitestgehend zur Selbstverständlichkeit geworden sind. Stattdessen gibt es neue Schwerpunktförderungen, die jeweils für ein Jahr bestehen. Dadurch soll den Bewohnern ein Anreiz geboten werden, aktiv zu werden. Im laufenden Jahr geschieht dies mit einer Förderung für energieeffiziente Beleuchtung. Die in der Vergangenheit im Vorderwald durchgeführte Nachrüst-aktion für Solaranlagen – mit Informationsveranstaltungen und Beratungen wurden die Einwohner bei Planung und Förderanträ-gen unterstützt – wurde später in ähnlicher Form in ganz Vorarlberg durchgeführt. Sehr zur Freude Nußbaumers.

Mittlerweile hat Langenegg fünf „e“. Damit liegt es im europa weiten Vergleich ganz vorne. Außerdem gewann die Gemeinde 2010 den Europäischen Dorferneuerungspreis. Er stand unter dem Motto „Neue Energien für ein starkes Miteinander“. Den Vorsitz der Jury führte der Landeshauptmann von Niederösterreich, Erwin Pröll. Sieger unter 30 anderen Gemeinden aus ganz Europa wurde Langenegg. Pröll erklärte es so: „Damit wird ein Projekt ausgezeich-net, das dem Wettbewerbsmotto auf überzeugende und mehrfache Weise gerecht wird und mit einer ganzheitlichen, nachhaltigen Ent-wicklung von herausragender Qualität besticht.“

2012 ist Langenegg nächster Ausrichter der Preisverleihung des Euro-päischen Dorferneuerungspreises. Rund 800 internationale Gäste werden erwartet. Eine Chance, abermals zu beweisen, dass Langenegg mit seinen rund 1000 Einwohnern längst nicht mehr nur ein ver-schlafenes Dorf ist. Denn für Nußbaumer liegt der Nutzen nicht nur im Energiebereich. Oft hört er Sätze wie: „Wahnsinn, was ihr alles macht! Immer seid ihr in der Zeitung.“ „Man kennt Langenegg“, sagt Nußbaumer. Eine schöne Nebensache auf dem Weg zum Ziel: Die Verantwortung für das Leben nachfolgender Generationen wahrzu-nehmen und anderen Mut zu machen, diesen Weg mitzugehen.

Mittlerweile hat Langenegg fünf „e“. Damit liegt es im

europaweiten Vergleich ganz vorne. Außerdem gewann die Gemeinde

2010 den Europäischen Dorferneuerungspreis.

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„Klar tar ma Fiaschtr uftua!“ Auch im Bregenzerwald gibt es Passivhäuser, ja das Tal ist wie geschaffen für diese Technologie. Hier werden ein paar Vorurteile entkräftet

Text: Matthias Köb „I künnt etz dean Grüana ussar hänka lon und säga, i heas blöß wegad dar Umwelt ton.“ Sagt Tobias Bischofberger. Seit zwei Jah-ren ist er Bewohner eines Passivhauses in Mellau. Natürlich war der Gedanke an die Umwelt ein wichtiger Aspekt, doch ein weiterer ist eher finanzieller Natur.

Im Regelfall erhöhen sich die Baukosten bei der Passivhausbauweise um fünf bis acht Prozent. Diese gleichen sich allerdings innerhalb von fünfzehn bis zwanzig Jahren durch die weit geringeren Heiz-kosten aus. Bischofberger ist heute froh über diese Entscheidung.

Dringend rät er jedem, sich bei der Beratungs- und Planungsphase an einen Spezialisten für Passivhäuser zu wenden. Dieser sollte das Projekt auch begleiten. „As nützt jo nix, wenn i am Afang moan, i künn überall spära, und nochad hea i blöß Maläscht.“ Zudem geistern viele Fehlannahmen über die Bauweise durch den Wald, die manch findiger Anbieter auch ausnutzt, wie Bischofberger aus Erfahrung weiß.

Das sagt auch Thomas Hammerer vom Planungsteam E-Plus. Besonders die Annahme „Ma tar ka Fiaschtr meh uftua“ irritiert ihn immer wieder. „Klar tar ma. Wenn i Luscht hea zum a Fiaschtr uftua, toar i a Fiaschtr uf. Aber ma muss eigetle nümma.“

Das Grundprinzip eines Passivhauses lässt sich recht einfach erklä-ren. Wichtig ist vor allem eine sehr gute Gebäudehülle. Also eine hervorragende Isolierung, dreifach verglaste Fenster und möglichst keine Wärmebrücken. „Ma leiht dom Hus a dicke Jacka und an Schal ah“, so Hammerer. Dadurch können sowohl solare als auch hausei-gene Energie gespeichert werden, wie Wärme, die von Bewohnern oder elektrischen Geräten (Kühlschrank, Herd etc.) abgegeben wird. Ein Markenzeichen eines Passivhauses ist die Südorientierung der Hauptverglasung, um die Sonne als Wärmequelle optimal zu nutzen.

Damit das Haus trotz „Jacka und Schal“ noch atmen kann, ist eine kontrollierte Be- und Entlüftung notwendig. Die über das Lüftungs-system zugeführte kalte Außenluft wird dabei mit Hilfe eines Wärme-tauschers über die Abluft erwärmt und benötigt dadurch nahezu keine Energie, der gesamte hauseigene Energiegewinn kann genutzt werden. Durch die ständige Frischluftzufuhr über das Lüftungs-system wird auch das Öffnen eines Fensters zur Frischluftzufuhr prinzipiell überflüssig – bei Bedarf ist es aber kein Problem.

„Wenn i Luscht hea zum a Fiaschtr uftua, toar i a Fiaschtr uf. Aber ma muss eigetle nümma.“Thomas Hammerer

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25bregenzerwald spektrum

Die Heizlast eines Passivhauses mit ca. 150 Quadratmetern liegt bei 2 kW und entspricht damit der Leistung eines Haarföns. Dass es sich bei einem Passivhaus um ein „Haus ohne Heizung“ handelt, ist dennoch eine Fehlannahme. Alle von E-plus geplanten Passivhäuser verfügen auch über eine Heizung. Bei guter Planung reicht jedoch schon ein Pellets-Primärofen im Wohnzimmer oder eine Kleinstwärmepumpe, jeweils mit Fußbodenheizung. „Für a Fall, dass as amol drü Wocha bocksecklruh isch zum Beispiel“, erklärt Hammerer.

Mittlerweile finden sich im Bregenzerwald zahlreiche Beispiele für Passivhäuser, die über gewöhnliche Einfamilienhäuser hinaus gehen. Gerade in diesem Bereich kommt der Passivhausstandard in den letzten Jahren verstärkt zum Einsatz. So wurden etwa der Kinder-garten in Bizau, eine Wohnanlage in Krumbach, das Gebäude der Raiffeisenbank Mittelbregenzerwald und das neue Sozialzentrum in Egg als Passivhäuser errichtet. Laut Hammerer ist der Bregenzerwald geradezu geschaffen für Passiv-häuser. Besonders aufgrund seiner sonnigen Lage. Denn nicht nur er weiß: „Fahr as Land usse, bisch idr Neablsuppe und be üs hean isch as goldschüah.“ Doch nicht nur die geografische Lage eignet sich bestens, auch der Rohstoff Holz spielt dabei eine wichtige Rolle. Elemente aus Holz lassen sich mit verhältnismäßig geringem Aufwand auf Passiv-haus-Standard bringen.

Ähnliche Töne schlägt auch Erich Reiner vom gleichnamigen Ingenieur büro in Bezau an: „Holz hat die einmalige Eigenschaft, dass es sowohl tragend als auch dämmend ist. Bei den Dämmeigenschaften erreicht es ungefähr dreimal bessere Werte als ein Standard-Ziegel.“ Im Bregenzerwald genießt der Holzbau zudem eine lange Tradition. Und auch für die hohen Anforderungen an die Passivhausbauweise bietet der Bregenzerwald beste Voraussetzungen. „Es ist schon so, dass wir im Bregenzerwald über eine sehr hohe handwerkliche Qua-lität verfügen. Dadurch können Passivhaus-Standards leicht erreicht werden.“ In Zusammenarbeit mit Holzbautechnik Sohm aus Alberschwende hat das Ingenieurbüro Reiner 2010 international für Aufsehen gesorgt. Bei den damaligen Olympischen Spielen in Vancouver wurde das traditionelle Österreich-Haus von den beiden Bregenzerwälder Unternehmen und der Austrian Passive House Group errichtet. Die Idee entstand schon gegen Ende der Spiele in Turin. Ziel war es, die Bregenzerwälder Holzbaukunst in Verbindung mit der Passivhaus-technologie über die Grenzen hinaus bekannt zu machen. Mittler-weile ist das Gebäude in den Besitz der Gemeinde Whistler überge-gangen und wird vom dortigen Skiclub genutzt.

„Es ist schon so, dass wir im Bregenzerwald über eine sehr hohe handwerkliche Qualität

verfügen. Dadurch können Passivhaus­Standards leicht

erreicht werden.“erich reiner

Mittlerweile finden sich im Bregenzerwald zahlreiche Bei­

spiele für Passivhäuser, die über gewöhnliche Einfamilienhäuser

hinausgehen

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Mit dem E-Roller nach SchwarzenbergMomentan erleben wir die Wende zur Elektromobilität. Aber wie sieht es mit der Alltagstauglichkeit von Elektromobilen aus, wenn sie im ländlichen „Bergauf-Bergab-Verkehr“ eingesetzt werden? Das will ich selbst erproben.

Meine erste Fahrt mache ich mit dem e-max Roller 110S. Martin Bechter schult mich kurz ein: Kein Kuppeln nötig, weil Automatik-getriebe, kein Kickstart, weil Elektromotor. Beim Starten werde ich von der Begrüßung „Willkommen e-max-Fahrer“ am Digital-Cock-pit überrascht. Nach einer vorsichtigen Proberunde – 20 Jahre bin ich nicht mehr Moped gefahren – düse ich von Egg in Richtung Schwarzenberg. Anfänglich begeistert mich der schnittige Roller – doch das letzte Stück auf den Buckel nach Schwarzenberg wird zum Kriechen. Ich schalte den Booster ein, der die Leistung per Knopf-druck von 2,75 kW auf 3,85 kW erhöht – nur schneller wird es nicht.

Hinunter geht es flott. Es fühlt sich gut an, ein gemütliches Dahin-gleiten – nur das Tuckern fehlt. Der Roller ist sehr leise und eine Gefahr für Fußgänger, die auf Gehör statt auf Sicht die Straße über-queren. Nach etwa 20 Kilometern Fahrt bringe ich den Roller zurück. Die Batterie ist noch zu zwei Dritteln voll. Die vom Hersteller ange-gebene Reichweite von 90 Kilometern wird vermutlich nur im Stadt-verkehr und nicht im Dauervollgas-Betrieb erreicht. Beim Neukauf eines E-Mopeds gewähren die Kfz-Händler 200 Euro Rabatt und die illwerke vkw nochmals 400 Euro in Form von Strom-Gutscheinen.

Mit dem E-Fahrrad noch einmal Schwarzenberg Für die E-Bikes gibt es keine einheitliche Förderung mehr, seit das Projekt „Landrad“ abgeschlossen ist. Jodok Bär von der Firma CIC stellt mir sein Test-E-Bike zur Verfügung. Ein original Schweizer Elektrovelo der Firma FLYER mit acht Gängen und elektrischer Ver-stärkung in drei Stufen, ideal für Einkaufsfahrten und tägliche Wege.

Erneut mache ich mich auf den Weg nach Schwarzenberg und bin gespannt, ob die Versprechung stimmt, nicht ins Schwitzen zu kom-men. Bereits in Kammern nach der Fluhbrücke kommen mir erste Zweifel. Treten muss man nämlich schon. Nicht viel langsamer als mit dem E-Moped schaffe ich es nach Schwarzenberg. Auf der Strecke von Bersbuch nach Andelsbuch bin ich vom E-Rad begeistert. Die Handhabung ist denkbar einfach, der Fahrkom-fort sehr gut. Dieses Fahrrad braucht auf 100 Kilometer gleich viel Energie wie drei Minuten duschen, warm natürlich, behauptet man auf www.flyer.ch/Stand 2011.

Einkehren, um zu tanken Wird der Wald zum E-Wald? Silke Ritter testet die im Bregenzerwald vorhandenen E-Fahrzeuge auf ihre Tauglichkeit

Text: Silke Ritter

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27bregenzerwald spektrum

Mit dem E-Auto knapp bis Feldkirch und zurückDie letzte Probefahrt absolviere ich mit dem E-Auto von Claudio Mätzler aus Andelsbuch, einem Citroën Berlingo First Electrique. Seit einem halben Jahr ist Claudio elektrisch unterwegs. Er ist begeistert vom Elektroauto und dem Projekt VLOTTE: „Es ist wichtig, neue Tech-nologien auszuprobieren, damit sie sich weiterentwickeln können. Derzeit werden in London, Berlin, München und Vorarlberg vier E-Mobilitätsprojekte von der EU gefördert. Dabei wird ganz beson-deres Augenmerk auf die Rückmeldungen von Privatpersonen,

vkw ausschließlich aus zusätzlichen erneuerbaren Energiequellen. Allein in Bregenz/Weidach steht eine Photovoltaikfläche zur Verfü-gung, die jährlich 65.000 kWh Strom erzeugt. Damit könnte man sie-benmal um die Erde fahren oder 40 Elektrofahrzeuge ein ganzes Jahr lang betreiben, schreibt man auf www.vlotte.at, Stand 2011.

Die werksmäßig angegebenen 120 Kilometer Reichweite werden nach Claudios Erfahrung nicht erreicht. „Bis nach Feldkirch und zurück geht sich’s nur knapp aus – sehr knapp“, meint Claudio. „Nur wenn sich die Batterie teilweise wieder auflädt, wie zum Beispiel beim Bergabfahren vom Bödele herunter. Es ist schon vorgekom-men, dass ich in Egg Strom tanken und zwischenzeitlich kurz ein-kehren musste, um noch nach Hause zu kommen.“ Noch gibt es im ländlichen Bereich Probleme zu lösen, die hauptsächlich die Reich-weite und somit Alltagstauglichkeit für Pendler betreffen. Aber wieso nicht ein Pionier sein und die Forschung vorantreiben? In Vorarlberg sind 94 Prozent aller getätigten Autofahrten an Werktagen kürzer als 50 Kilometer. Grund genug umzudenken oder, E-Wald?

Institutionen und von Firmen zur Alltagstauglichkeit gelegt. Dazu leiste ich meinen Beitrag.“

Im Auto fällt mir das leise Geräusch auf. Ein leichter, hoher Summton ist zu hören, mehr nicht. Das Auto-matikgetriebe ist für mich unge-wohnt, aber sehr händig. Die prak-tische Display-Anzeige informiert laufend über gefahrene Kilome-ter, noch vorhandene Reichweite, fließende Ampere und Batterietem-peratur. Wichtiger Bestandteil des Projekts „VLOTTE“ ist die Energie-bereitstellung durch die illwerke

„Es ist schon vorgekommen, dass ich in Egg Strom tanken

und zwischenzeitlich kurz einkehren musste, um noch

nach Hause zu kommen.“ Claudio Mätzler

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28 bregenzerwald spektrum

„Wenn d’ eatz Nüs machoscht …“ sagt der Installateur Siegfried Steurer aus Bersbuch und ist sehr erfolgreich als Energiepionier im Wald tätig

Text: Irmgard Kramer „ … fallscht ab und zua uf o Heandaro“, sagt der Installateur Siegfried Steurer. Das galt schon vor 150 Millionen Jahren, als die Dinosaurier die Erde beherrschten. Damals gab es große, seichte Meere, in denen viele Pflanzen und kleine Tiere lebten. Sie starben, sanken auf den Meeres boden und wurden von Schlamm und Gestein zugedeckt. Weil keine Luft dazu kam, verfaulten die Pflanzen und Tierchen und verwan-delten sich unter großem Druck zu Erdöl und Erdgas.

Erdöl und Ergas sind weltweit Ursache für Machtmissbrauch, Kriege und Umweltkatastrophen. Zeit, sich davon unabhängig zu machen, dachte ein Wälder und wollte seinen alten Ölbrenner gegen eine Pellets-Heizung tauschen. Von allen Installateuren bekam er die gleiche Antwort: „A nüa Ölbrennar ischt varlässle und koschtat blos halb sovl wia das nümödisch Glump.“ Dann traf er Siegfried Steurer. Dieser baute Heizsysteme, Wärmepumpen und Solaranlagen schon zu einer Zeit ein, als sich das noch keiner traute. Nachdem Steurer die HTL für Maschinen bau abgeschlossen hatte, arbeitete er in Schwarzenberg im Dreimannbetrieb seines Vaters, kroch fünf Jahre auf Baustellen herum, konnte anfangs weniger als ein Lehrling und nützte die Zeit, um zu lernen. „Wenn i nomma an Kurs gsea hea und si ar z´Oberöschtrich oder z´Wian, hean i mi agmolda. Döt hean i alls Theoretische mitgno.“ Die Mitarbeiter waren gleich alt wie Siegfried Steurer, als er den väter-lichen Betrieb übernahm.

Steurer knüpfte Kontakte mit dem Energieinstitut, mit Architekten, Bau-herren, Heizungsplanern, wurde bekannt als junger Neuerer. Er hielt Vorträge im Rotkreuzheim in Schwarzenberg zum Thema Biomasse. „I hea uafach an Poschtwurf dur a Wold geschickt.“ Vom Bank direktor bis zum Bauern kamen sie an, mit Plänen unter den Armen und Interesse an konkreten Projekten. Doch Tiefschläge waren vorprogrammiert. Bei alter Technologie ist alles, was passieren kann, schon einmal pas-siert. Bei neuer nicht. Nächtelang studierte Steurer die Geräte, lauschte, schraubte, drehte und dachte sich: „Horrgott, do lass i´s näscht mol d´Finger dorvu.“ Inzwischen beschäftigt er 18 Mitarbeiter in einem neuen Passivhaus, das er in Bersbuch gebaut hat. Für 250 Quadrat-meter Büro und 1200 Quadratmeter temperiertes Lager zahlt er im Jahr 650 Euro fürs Heizen. Problemlos könnte er erweitern, möchte seine Freizeit aber mit seinen fünf Kindern und dem Klettern verbringen. Manchmal kriegt er am Stammtisch zu hören, man habe gehört, dass die Herstellung von Pellets oder Kollektoren mehr Energie brauche, als sie bringe. Da muss Steurer lachen – schon einmal darüber nachge-dacht, was nötig ist, um 150 Millionen Jahre altes Öl von Saudi-Arabien nach Bersbuch zu transportieren? „Das Nachhaltigschte ischt klar der ogane Bom, der im Garto duss vo sealb umfallt! Abr wer hat das scho.“

„... do hascht ou nüa Züg probiera künna.“Siegfried SteurerMitglied im Werkraum Bregenzerwald

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29bregenzerwald spektrum

Text: Georg Sutterlüty

Die Alpe „Gunten“ am Fuß des Triestenkopfes

in Egg ist nur zu Fuß erreichbar und nicht an

das Stromversorgungsnetz angeschlossen.

Im ersten Alpsommer als Hirte auf dem „Gunten“ war ich praktisch stromlos. Ich besaß lediglich ein paar Batterien für das Radio. Ich erinnere mich noch gut, wie ich anfangs, als die Dunkelheit herein-brach, gedankenverloren nach dem Lichtschalter griff. Handy hatte ich keines dabei, war also bei einer Schlechtwetterperiode oft tagelang von der Außenwelt abgeschnitten. Heute fast unvorstellbar – doch über Jahrtausende die gängige Praxis.Ich gewöhnte mich rasch an die stromlose Zeit. Ja ich lernte sie sogar besonders zu schätzen. Zum einen befreit sie einen von den vielen Ver-pflichtungen und Aufgaben, die in einer elektrifizierten Welt mittler-weile zum Alltag gehören – und sei es nur von dem mulmigen Gefühl, das Handy vergessen zu haben und für fünf Stunden nicht erreichbar zu sein. Zum anderen spannt sie einen stärker in den Rhythmus der Natur

Leben ohne StromJahrtausendelang war es eine Selbstverständlichkeit –

doch wie fühlt man sich heute, wenn man ohne Strom leben muss?

ein. Der Tag wird wieder zum Tag und die Nacht zur Nacht: Um neun, wenn es dunkelte, war ich im Bett, frühmorgens weckten mich dann die ersten Sonnenstrahlen.Das klingt ein wenig nach verklärter Idylle vergange-ner Tage. In Wirklichkeit empfinde ich es als Luxus, den sich heute kaum einer mehr leisten kann. Im dritten Alpsommer wurde die Hütte mit einer von einer Solar-zelle gespeisten Autobatterie ausgestattet. Das Handyladen war von nun an kein Problem mehr, außerdem konnten mit dem Strom eine Leselampe und ein CD-Player betrieben werden. Aber ich wollte nicht mehr zurück – oder muss ich sagen nach vorne? Also kein CD-Player – mir genügte der Lärm, der aus dem Radio drang, und an das elektrische Licht konnte ich mich nicht mehr gewöhnen. Wenn die Nacht hereinbrach, wollte ich ins Bett. Verfinsterten unter-tags tief hängende graue Wolken die Stube, zündete ich lieber eine Kerze an.

Im Herbst, wenn ich den Alp-Plunder nach Hause trage, ist es das Selbstverständlichste, wieder unter einer warmen Dusche zu stehen und den Computer einzuschalten, um E-Mails zu checken. Der Alltag fängt einen ein, treibt einen von Ort zu Ort, die Bilder von der Alpe sind dann weit weg. Das Leben ohne Strom ist hier im Tal eine Illusion, auf dem Berg jedoch gibt es nichts Schöneres.

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Album Das Album zeigt Fotos aus unserem Leben. Sie stammen von Privatpersonen und geben einen unmittelbaren Ein-druck von alltäglichen oder auch besonderen Tätigkeiten. In diesem Heft zeigen die Fotos die Beschäftigung mit Energie-themen im Wald.

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Großbaustelle Kraftwerk Andelsbuch 1904Seit mehr als 100 Jahren liefert das Kraftwerk Andelsbuch Energie für den Wald. Mit einer Leistung von 8000 kW war es bei der Inbetriebnahme 1908 das größte Wasserkraftwerk der gesamten Monarchie. (Archiv VKW, 1904)

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Bauen mit der SonneDie Sonne ins Haus holen die Mitarbeiter der Firma Steurer bei der Montage von Solarzellen auf dem Dach eines Einfamilienhauses.(Siegfried Steurer, 2005)

Sichtbare EnergieKlassische Kleinwasserkraft-

werke nutzen die potenzielle Energie in Fließgewässern.

Zum Antrieb von Mühlen und Maschinen waren sie schon im

Mittelalter im Einsatz, heute wird die Energie in Strom

umgesetzt.(Silke Ritter, 2011)

Album

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Stromversorgung für ein Alpgebiet

Im Jahr 2000 wurden in rund 40 Tagen 7262 m Stromleitungs-

kabel im Alpgebiet Baumgarten-Winterstaude

verlegt und damit zwölf Alpen an das Stromversorgungsnetz

angeschlossen. Die Alpbesitzer Dokus Mätzler und Jodok

Metzler legten dabei selbst Hand an.

(Florian Metzler, 2000)

KleinwasserkraftZahlreiche Kleinwasserkraft-werke leisten einen wichtigen Beitrag zur Ökostromerzeugung im Bregenzerwald. Das Wasser-rad von Ludwig Egender in Andelsbuch liefert täglich 2000 kWh Strom für den Eigenbedarf. (Silke Ritter, 2011)

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Bürgermeister Arnold Hirschbühl testet „sein“ ElektroautoSeit 1. Oktober 2011 kann jeder Krumbacher den Citroën C-Zero bei der Gemeinde ausleihen und so seine ersten Erfahrungen mit Elektro mobilität machen.(Gemeinde Krumbach, 2011)

BaumpflanzaktionNach wie vor zählt Holz zu

den bedeutendsten Energie-lieferanten im Bregenzerwald. Pfadfinder führten zusammen mit DI Peter Feuersinger und Waldaufseher Egon Schelling

eine Pflanzaktion durch.(Gemeinde Krumbach, 2008)

Album

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Aktion LandradAcht Fahrräder wurden beim Start der Aktion Landrad von

Krumbacher Bürgern abgeholt. Zusätzlich bietet die Gemeinde

zwei E-Bikes zum Verleih an.(Gemeinde Krumbach, 2009)

100 Watt – viel oder wenig? Im Alltag benötigt oft schon eine einfache Lampe oder ein kleines Elektrogerät eine Leistung von 100 Watt oder mehr. Wie viel Leistung das ist, konnte man bei der Auftaktveranstaltung der Energieregion Vorderwald auf dem HuPo (Human-Power)-Fahrrad ergometer ausprobieren.(Energieregion Vorderwald, 2010)

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Biomasseheizwerk BezauMit Fernwärme wurden die ersten Akzente gesetzt, sich von der fossilen Energie zu lösen und sich wieder auf die eigenen Ressourcen im Tal zu besinnen. Das Biomasseheizwerk in Bezau ersetzt jährlich ca. 650 000 Liter Heizöl. Im Bild Heizwart Georg Meusburger.(Ing. Willi Meusburger, 2003)

Eisblockwette in LangeneggJürgen Nußbaumer, Mitglied

des Energieteams Langenegg, verdeutlicht die Qualität der

Sanierung des Gemeindeamtes. (Energieteam Langenegg, 2008)

Album

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Tone Fink beim „Achrettungssprung“

Die Ankündigung der VKW, ein weiteres Achkraftwerk in

Alberschwende zu errichten, rief heftige Proteste hervor. Gegen

die Eingriffe in die Natur und das Landschaftsbild wurden

Unterschriften gesammelt und Kunstaktionen gestartet.

(Nikolaus Walter, 1989)

Energie für den KachelofenHans Metzler aus Andelsbuch buschelt aus Leidenschaft. Zuerst wird das nötige „Aagrîht“ gemacht. Ein passender Standplatz wird gesucht und der Hackstock in der Nähe der Tannenäste – dem „Krëas“ – hergerichtet. Daneben steht der Bûschôlôbock. (Hans Metzler, 1999)

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Das „Bregenzerwald Spektrum“ erscheint zweimal jährlich und kann unter [email protected] oder telefonisch

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Falls nicht alle Inhaber von Urheberrechten ausfindig gemacht werden konnten, ist der Herausgeber bei entsprechender

Benachrichtigung gerne bereit, die Ansprüche im üblichen Rahmen abzugelten.

Wir haben uns bei der Formulierung der Texte um leichte Lesbarkeit bemüht. Soweit personenbezogene Begriffe

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Für den Inhalt verantwortliche Projektleitung: Daniela Kohler; namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht

mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen Redaktion: Fuchs & Partner, Wien

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So viel energie steckt in den Wäldern Michael Ritter pendelt täglich mit dem Auto oder Motorrad von Schwarzenberg zu seiner Arbeitsstätte nach Egg. Zu Probezwecken hat er sich kurzentschlossen auf den e-max Roller gesetzt und die elektrische Mobilität getestet.