Brennnessel 55a, Mai 2013

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Zugestellt durch Post.at + + Extrablatt zum Breitenfurter Zukunftsdialog + + Der Breitenfurter Zukunftsdialog ist ein Bür- ger/-innenbeteiligungsverfahren, wobei an drei Abenden nach Impulsreferaten von Ex- pert/-innen die anwesenden Breitenfurter/- innen angeregt werden, ihre Visionen für 2023 einzubringen. Diese Stellungnahmen sollen die Basis für eine schriftliche Umfrage bilden, die an alle Breitenfurter/-innen ab 14 Jahre ausgeschickt wird. Die Umfrage startet in der 20. Kalender- woche, sie läuft von 13. bis 24. Mai 2013. Am 15. Juni 2013 werden die Ergebnisse, die die zukünftige Entwicklung Breitenfurts mitbe- stimmen sollen, präsentiert. Heft 55a/Mai 2013 brenn Der erste Teil des Projekts Zukunftsdialog ist ab- gearbeitet. An allen drei Abenden waren die je- weiligen Gasthaus-Säle ge- steckt voll. Die Stimmung war angeregt, die Organisation gut und straff, viele Breitenfurter/- innen meldeten sich zu Wort. Somit waren diese Treffen schon eine großartige Initiative hinsichtlich Begegnung. Auf der anderen Seite sind 100 Menschen 2 % der Breitenfur- ter Bevölkerung. Die restlichen 98 % sollen im zweiten Teil des Projektes mittels Fragebogen auch ihre Meinung kundtun. Sie sind dabei auf Informatio- nen angewiesen. Wir möchten in diesem Extra- blatt der BRENNNESSEL be- richten und einige Nachdenk- grundlagen zur Verfügung stel- len, insbesondere zum Thema Wohnen, das uns besonders wichtig erscheint. Wünschen kann man sich alles Wie weit Wünsche erfüllt werden können, hängt von Rahmenbedingungen ab. Die- se sind durch die gesetzlich gegebenen und finanziellen Möglichkeiten der Ge- meinde bestimmt. Und natürlich vom politischen Willen. Von Norbert Rass

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Zeitschrift der Breitenfurter Grünen

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Zugestellt durch Post.at + + Extrablatt zum Breitenfurter Zukunftsdialog + +

Der Breitenfurter Zukunftsdialog ist ein Bür-ger/-innenbeteiligungsverfahren, wobei andrei Abenden nach Impulsreferaten von Ex-pert/-innen die anwesenden Breitenfurter/-innen angeregt werden, ihre Visionen für 2023einzubringen. Diese Stellungnahmen sollendie Basis für eine schriftliche Umfrage bilden,

die an alle Breitenfurter/-innen ab 14 Jahreausgeschickt wird. Die Umfrage startet in der 20. Kalender -woche, sie läuft von 13. bis 24. Mai 2013. Am15. Juni 2013 werden die Ergebnisse, die die zukünf tige Entwicklung Breitenfurts mitbe-stimmen sollen, präsentiert.

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Der erste Teil des Projekts Zukunftsdialog ist ab-gearbeitet. An allen drei Abenden waren die je-weiligen Gasthaus-Säle ge-steckt voll. Die Stimmung warangeregt, die Organisation gutund straff, viele Breitenfurter/-innen meldeten sich zu Wort.Somit waren diese Treffenschon eine großartige Initiativehinsichtlich Begegnung.Auf der anderen Seite sind 100Menschen 2 % der Breitenfur-

ter Bevölkerung. Die restlichen 98 % sollen imzweiten Teil des Projektes mittels Fragebogen

auch ihre Meinung kundtun.Sie sind dabei auf Informatio-nen an gewiesen. Wir möchten in diesem Extra-blatt der BRENNNESSEL be-richten und einige Nachdenk-grundlagen zur Verfügung stel-len, insbesondere zum ThemaWohnen, das uns besonderswichtig erscheint.

Wünschen kann man sich allesWie weit Wünsche erfüllt werden können, hängt von Rahmenbedingungen ab. Die-se sind durch die gesetzlich gegebenen und finanziellen Möglichkeiten der Ge-meinde bestimmt. Und natürlich vom politischen Willen. Von Norbert Rass

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1. Zukunftsdialog …… am 9. April 2013 im Gasthaus Schöny zu den Themen Umwelt, Katastrophen-schutz, Energie und Mobilität. Von Susanne Hartig

Viele an diesem Abend ge äußerten Wünsche

betrafen Punkte, die auch gegenwärtig

realisierbar sind

In seinem Referat erläuterteder Ökonom Dr. Fred Luks denWeg in die Zukunft folgender-maßen: „Man soll die heutigenBedürfnisse befriedigen unddie Bedürfnisse der nachfol-genden Generation berück-sichtigen. Also heute gut le-ben, aber so, dass Menschenin Zukunft auch gut leben kön-nen.“Dabei mögen soziale Zie-le, Umweltziele und wirtschaft-liche Ziele gleichberechtigt be-handelt werden.Seitens der anwesenden Brei-tenfurter/-innen wurde wie-derholt der Wunsch nach „Er-haltung des ländlichen Charak-ters“ unserer Gemeinde vorge-bracht.Dazu meinte der Bürgermei-ster, der ländliche Charakterwäre gesichert, da sich Brei-

tenfurt im BiosphärenparkWienerwald befindet und 85 %der Gemeindefläche aus Waldund Grünland bestehen. Nur15 % der Gemeindefläche bie-ten die Möglichkeit zur Ver-bauung.Viele an diesem Abend ge -äußerten Wünsche betrafenPunkte, die auch gegenwärtigrealisierbar sind: Die Erhaltung der Obstbäumeam Straßenrand, die Sauber-keit im Ort, eine bessere Müll-trennung, mehr für die Allge-meinheit wichtige Informatio-nen über die Homepage derGemeinde. Sichere Radwege, Verkehrsbe-ruhigung, Förderung von Fahr-gemeinschaften und eine Bus-spur auf der B13 wurden eben-so gewünscht.

Ein weiterer wichtiger Punktwar auch der Wunsch nachdem Ausbau der Öffis. Dabeiwurde darauf hingewiesen,dass – sobald die Bevölke-rungszahl steigt – auch dasÖffi-Angebot steigen wird.Bereits am ersten Abend zeig-te sich der große Wunsch der Breitenfurter/-innen, ihre Ideen einzubringen. Um in Zukunft dieses persönliche Engagement zu nützen, könn-te es bei den regelmäßigen Gemeinderatssitzungen jeweilseinen Tagesordnungspunkt ge-ben, der die Möglichkeit bietet,dem Plenum ein Anliegen vor-zutragen. Dann könnten dieseThemen in Zukunft laufend be-arbeitet werden, und Bürger/-innenbeteiligung würde inBreitenfurt zum Fixpunkt.

2. Zukunftsdialog …… am 16. April 2013 im Gasthaus „Der Grieche zum Grünen Baum“ zu den Themen Nahversorgung, Wohnen und Wirtschaft. Von Mag. Anton Hartig

Im Eingangsreferat von FrauDr. Cor dula Cerha stand aufGrund ihres beruflichenSchwerpunktes das ThemaNahversorgung im Vorder-grund. Sie analysierte die spe-zielle Lage Breitenfurts im Ein-zugsbereich dreier großer Ein-kaufszentren (SCS, Riversideund Auhofcenter), ging aberauch auf die sich ändernde Altersstruktur und damit Mobi-lität der Breitenfurter Bevölke-rung ein. Auf der anderen Seite zitiertesie aus Untersuchungen, dieden Bezirk Mödling im „Speckgürtel“ rund um Wienbetreffen. Man erwartet für diesen Raumbis 2050 einen weiteren An-

stieg der Bevölkerung um 40 %. Die Kaufkraft liegt hierderzeit mit +40 % gegenüberdem österreichischen Durch-schnitt an 6. Stelle in Öster-reich. Allerdings fließen 90 % derKaufkraft aus Breitenfurt wie-der ab. Man fährt mit dem Autonach Wien oder andere Ortezur Arbeit und erledigt die Ein-käufe unterwegs. Dr. Cerha ging auch auf die Tat-sache der Schließung vonGreißlern (4), Fleischhauern(3), Drogerie, u.a. ein. Warumsperren die Greißler zu? Weilman bei ihnen zu wenig ein-kauft.Die Stellungnahmen des Bür-germeisters zu den einzelnen

Punkten sind natürlich von be-sonderem Interesse und wollensorgfältig überdacht sein. Ichzitiere diese hier und in der Fol-ge original aus dem offiziellenProtokoll:BGM:… An der Hauptstraße befindetsich tatsächlich diese Reserve-fläche (= Aufschließungsflä-che) für die Schaffung einerKernzone, es gibt auch geeig-netes Betriebsgebiet an derLaaberstraße – fußläufige Er-reichbarkeit (d.h. 15 Minuten)wäre insbesonders an derHauptstraße bestmöglich ge-geben (zumindest für Breiten-furt-Ost, weniger für Hirschen-tanz oder West) …Und weiters:

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BGM:… Aktueller Billa-Standort ist zuklein für Erweiterung; Wid-mung Gewerbezone, dahersind die Flächen eingeschränkt(nur 1.000 m2 Handelsfläche),eine Erweiterung ist nicht mög-lich. Soll nicht zur Kernzoneumgewidmet werden, dennUnternehmen sind wertvolleArbeitgeber und eine Kernzo-ne bedingt auch Wohnnut-zung, was Konflikte mit Misch-nutzung bringt. Entwicklungs-möglichkeiten etwa im Kern -zonenbereich neben Haupt-straße Siedlung Eigenheim.(Anmerkung: Im Flächenwid-mungsplan wird eine solcheWidmung „Kerngebiet“ ge-nannt.)Im Themenblock Wohnen wurde in einigen Wortmeldun-gen “leistbares“ Wohnen(speziell Wohnungen undWohngemeinschaften) ge-wünscht. Sogar von einer Verbauung von wertvollenFreiflächen war die Rede – wodoch gerade diese Breitenfurtzu einer „Wohlfühlgemeinde“machen.BGM:Themenliste zeigt, dass für dieJugend mitgedacht wird. Bitteum Handzeichen, wer Junge inder Familie hat, für die er gernWohnraum in BF finden wür-de. (ca. 10 Personen heben dieHand)

Das von Frau Dr. Cerha pro-gnostizierte Wachstum von 40 % haben wir in Breitenfurtschon in den letzten Jahrzehn-ten mehr als erreicht. Im Bezirk Mödling betrug dasBevölkerungswachstum 40 %,in Breitenfurt hat sich die Be-völkerung im selben Zeitraumaber mehr als verdoppelt. Wesentliche Ressourcen (Flä-chen) wurden in dieser Zeit be-reits verbaut. Wir haben unsalso schon in der Vergangen-heit von der allgemeinen Ent-wicklung abgekoppelt, aller-dings in verkehrter Richtung.Trotz des Bevölkerungszu-wachses (Verdopplung) in denletzten 40 Jahren ©wurden keine Verkehrskon-

zepte (öffentlicher Verkehr)entwickelt,

©haben in dieser Zeit alleGreißler zugesperrt,

© ist die Nahversorgung inBreitenfurt-West zusammen-gebrochen.

Schafft man neuen (geförder-ten) Wohnraum in großem Stil,so wäre damit natürlich auch –wie wir es bei den bisherigenAufschließungen und Bebau-ungen erlebt haben – ein wei-terer massiver Zuzug verbun-den, da sich nicht nur (ehema-lige) Breitenfurter/-innen be-werben können.Dazu kämen auch enorme In-vestitionen der Gemeinde, was

die Infrastruktur betrifft. DieDimensionierung von Schule,(neuem) Hort, der Kindergär-ten, der Kläranlage, der Was-serversorgung, müssten ver-größert werden. Das kann zueiner progressiven Kostenstei-gerung (= die Kosten steigenstärker als die Bevölkerung)führen. In größeren Gemein-

den ist die Pro-Kopf-Verschul-dung meist deutlich höher alsin kleinen Orten. Andere als die bisherigen An-sätze werden notwendig sein,um auch in Zukunft eine„Wohlfühlgemeinde“ zu blei-ben.

Zum Thema Bevölkerungs -entwicklung siehe auch die Beiträge in:

Brennnessel 34/April 08, S. 8 http://tinyurl.com/ckzw5dr

Brennnessel 35/Juni 08, S.4http://tinyurl.com/bpyoww2

In den Fragebogen zum Breitenfurter Zukunftsdialog wurden unter anderem folgendeFormulierungen aufgenommen:

6. Wie wichtig sind Ihnen die folgenden Aspekte im Zusammenhang mit dem Thema Wohnen in Breitenfurt?D Leistbare (eventuell geförderte) Wohnungen für Jugendliche und SinglesD Leistbare (eventuell geförderte) Wohnungen für junge Familien/AlleinerzieherInnenD (Eventuell betreutes) Wohnen für Senioren

Allerdings sind diese Fragen nicht aussagekräftig, da sie sich nicht auf die Breitenfurter Bevölkerung beschränken und keinen Einblick in die derzeit vorhandenen Bedürfnisse der ortsansässigen Bevölkerung geben. Die Breitenfurter Grünen haben darüber beraten und schlugen folgende Umformulierung vor:D Haben Sie persönlich Bedarf an (leistbarem) Wohnen für Breitenfurter Jugendliche und Singles?D Haben Sie persönlich Bedarf an (leistbarem) Wohnen für junge Familien/AlleinerzieherInnen?D Haben Sie persönlich Bedarf an (betreutem) Wohnen für Senioren?

Diese Fragestellungen hätten eine Bedarfsschätzung (Menge) ergeben und nicht nur eine allgemeine Willenskundgebung.Leider konnten die Änderungen aus organisatorischen Gründen nicht mehr in den Fragebogen einfließen.

Vergleich des Bevölkerungszuwachseszwischen 1961 und 2007

Index 100 mit Basis 1971250

200

150

100

50

01971 1981 1991 2001 2011

Bezirk Mödling NiederösterreichBreitenfurt

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MAI 20134 BRENNNESSEL

Herausgeber, MedieninhaberDie Gemeinderäte derBreitenfurter GrünenKreuzwiesensteig 172384 BreitenfurtTel. 02239/4567

RedaktionOStR. Mag. Norbert Rass Mag. Susanne HartigIngrid KitzwögererMag. Romana WiesingerDr. Eva MößlerThomas Vavrinek

Gestaltung, DruckproduktionAtelier Tintifax [email protected]

http://breitenfurt.gruene.at

Samstag, 25. Mai 2013 Breitenfurter Wochenmarkt, Hauptstraße 101bERSTER GRÜNER RADTAG 9:00 bis 13:00 UhrTag des OFFENEN BIENENSTOCKS 8:00 bis 13:00 Uhr

Eine Tatsache hat sich an dendrei Abenden klar heraus -kristallisiert: wenn wir bevölke-rungsmäßig so bleiben wie wirderzeit sind, dann gibt es alldie Dinge nicht, die sich dieLeute wünschen – wie zumBeispiel weitere Supermärkteund Geschäfte, den Autobusim 15-Minuten-Takt und sofort, weil es sich für die rund5.800 Menschen, die hier ihrenHauptwohnsitz haben, nichtlohnt.Doch selbst wenn wir uns be-scheiden (wozu viele auch be-reit sind): ein Stagnieren odereine Abnahme der Bevölke-rung hätte gravierende Nach-teile für den Gemeindehaus-halt. Allein im heurigen Jahrhaben 70 Personen auf Grundder Einführung des „Park -pickerls“ ihren Hauptwohnsitznach Wien verlegt. Dasschmerzt die Gemeinde sehr,da sie beträchtliche Ertrags -anteile, die das Land pro Ein-wohner auszahlt, verliert.

Auf Grund der Sparpolitik wer-den diese Ertragsanteile im Jahr2014 nur um etwa 2,5 % stei-gen. Der Krankenanstalten -beitrag (NÖKAS-Umlage), dendie Gemeinde zahlen muss,wird aber um 9 %, die Jugend-wohlfahrtsumlage um 3,4 % angehoben werden. Die verfügbaren Mittel im Gemeindebudget werden da-her immer weniger. Auch dieKosten der kommunalenDienstleistungen für Müllab-fuhr und Kanal werden weitersteigen und müssen dann inForm von Gebühren er -höhungen an die gleich -bleibende oder schrumpfendeBevölkerung weiterverrechnetwerden.Umgekehrt wäre ein starkesWachstum wieder mit hohenKosten für die Gemeinde verbunden – öffentliche Er-schließungskosten, notwen -dige Vergrößerung der Infra-struktur, wie Kläranlage, Kin-dergarten, Schule und Hort –

und nicht zuletzt gibt es jaschon derzeit das ungelösteVerkehrsproblem.Ein überschaubares Wachstumergibt sich wohl ohnehin durchdie etwa 600 unbebauten odermit alten Siedlungshäuschenbestückten Parzellen, die es inallen Ortsteilen von Breitenfurtgibt. Hier ist ein Zuwachs an Haupt-wohnsitzbevölkerung von1500 Personen (vorsichtig ge-schätzt) oder ein Bevölke-rungswachstum von 25 % zukalkulieren. Die ehemaligen Toplak-Grün-de hinter dem Zielpunkt wür-den sich auch gut eignen füreine gemischte Nutzung inForm von kleinen Geschäften,einem Café und/oder einerBäckerei mit darüber liegendenStartwohnungen für jungeBreitenfurter. Hier gibt es außerdem einegute Anbindung an den öffent-lichen Verkehr und Einkaufs-möglichkeiten vor der Haustür.

Soll Breitenfurt wachsen?

Die ehemaligen Toplak-Gründe würden

sich für ein Café, kleine Geschäfte und

Startwohnungengut eignen

Viele Teilnehmer/-innen an den Zukunftsworkshops gaben ihrem Wunsch Ausdruck,dass Breitenfurt seinen dörflichen Charakter beibehalten sollte und meinten, dasseine Be völ kerungszunahme nicht erstrebenswert wäre. Wie weit ist das realistisch?Ein schwieriger Balanceakt. Von Ingrid Kitzwögerer