Brennstoff 13.ps - 8/11/2008 2:26 PM Ausgabe Nummer … · Flohmarkt DO 28. 8., 19 Uhr ormittag...

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Ausgabe Nummer 13 · August 2008 · P.b.b. 05Z036270 M · Verlagspostamt 1080 Wien · www.gea-brennstoff.at Flohmarkt DO 28. 8., 13 –19 Uhr Donnerstag Vormittag geschlossen! FR 29. 8., 10 –18 Uhr SA 30. 8., 10 –17 Uhr Wechselseitige Abhängigkeit Wechselse

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Ausgabe Nummer 13 · August 2008 · P.b.b. 05Z036270 M · Verlagspostamt 1080 Wien · www.gea-brennstoff.at

FlohmarktDO 28. 8., 13 –19 Uhr

Donnerstag Vormittag geschlossen!

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SA 30. 8., 10 –17 Uhr

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2 Nº 13/08

HEINI STAUDINGER

Herausgeber

EditorialInhalt

brennstoff Nummer 13. Unglaublich. Mit derNummer 13 kommt nun der brennstoff, dieungewöhnlichste Kundenzeitung der Welt,

schon in sein viertes Jahr. Bei jeder Nummer staune ich, was da alles heraus-kommt. Jede Nummer erscheint mir als Glück und alsgroßes Geschenk. Allerdings ist beim brennstoffmachen nicht nur Glückim Spiel. Es sind auch unglaubliche Talente am Werk.Mir bleibt des Öfteren die Spucke weg, wenn ich mit-erlebe, welchen Wissensschatz Huhki dauernd griffbe-reit hat. Er braucht nirgendwo nachzuschauen. Er hatalles im Kopf (der Weise hat all das Seine mit sich).Oder Moreau, der Zauberer. Moreau macht seit 10Nummern die Grafik für den brennstoff. Das Wort»Grafiker« wird aber dem nicht gerecht, was er macht.Er ist Künstler durch und durch. Er schüttelt Zitate undGedichte aus dem Arm. Und er zaubert Bilder her, dieAssoziationstore aufreißen, die Träume wecken undGedanken beflügeln. Diese zwei haben bei fast allen Nummern in Haupt-rollen mitgewirkt. Drum erwähne ich sie mit ihrem Na-men. Danken will ich jedoch allen, die all die brenn-stoffe möglich gemacht haben: Den KünstlerInnen,AutorInnen, der Firma GEA und den WaldviertlerWerkstätten und Euch LeserInnen.Besonders bedanken will ich mich bei allen Förder-Abonnentinen. Ihr seid uns eine besondere Motivation,ihr eröffnet dem brennstoff Spielräume und Entwick-lungsmöglichkeiten.

Wenn es kalt ist, brauchen wir brennstoff. Denn dieHerzen brauchen Wärme. In Zeiten der Erderwärmungerst recht; denn die ist möglicherweise eine Folge er-kalteter Herzen.

Das meint im Ernst

P.S.: Apropos 13: Bei der Arbeit für diese Nummer lasmir Moreau folgende Zeilen vor:Über dem Eingang zu seinem Landhaus hatte der be-rühmte Quantenphysiker Nils Bohr ein Hufeisen alsGlücksbringer angebracht. »Glauben Sie etwa daran?«,fragte ihn ein strenger wissenschaftlicher Besuchereinmal verwundert. »Nein«, antwortete Bohr, »aber esfunktioniert auch, wenn man nicht daran glaubt.«

Ausgabe Nº 13 · August 2008

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Medieninhaber und VerlegerGEA Verlag Lange Gasse 24, 1080 Wien

Fax: +43/1/408 36 26–[email protected]

HerausgeberHeinrich Staudinger

ChefredaktionHeinrich StaudingerMoreau

RedaktionsadresseLange Gasse 24 1080 Wien

Fax: +43/1/408 36 26–[email protected]

GEA GrafikMathias Hauer

IllustrationenEugen Kment

Satz/GestaltungMoreau

Abos und AnzeigenFax: +43/1/408 36 26–[email protected]

AutorenErich FriedDavid SuzukiHuhki, Thich Nhat HanhChristian FelberMoreauHeini Staudinger

In den Zitatentout le monde

Erscheinungsweise:Vorerst 4 * im Jahr.Verbreitete Auflage: 60.000

Brennstoff Nr. 13 wird ermöglicht durch die:FörderABOnnentInnen,Waldviertler Schuhwerkstatt, die GEA Möbelwerkstatt, die GEA Geschäfte und unsereInserenten. Danke!.

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David Suzuki14 Erklärung wechselseitiger

Abhängigkeit

Christian Felber16 Allverbundenheit, Abhängigkeit

Ein neues Paradigma

Huhki18 Wirtschafts(zu weit)treibende

Erich Fried10 Gedichte

W. M. Pühringer11 Mostar 3000

Thich Nhat Hanh12 InterSein

Huhki15 Dialog mit den Kommenden

Khalil Gibran16 Der weise König

Heini Staudinger aus Tansania17 Die Kälte der Ignoranz

oder: Die Wärme des Busens

Oskarl

18 Die Improvisation des Monats

GE GE GE

18 Gelesen. Gehört. Gesehen.

Im stillen Meer des Glücks 18Global Change 19 · Troika »Dor« 19Philonight 20 · Verein KAMA 21Gesundheit & Entwicklung 21

GEA Akademie

Den Sinnen vertrauen, das Eigeneentwickeln, neugierig bleiben oder:

22 werden. Das neue Programm.

Es gibt so Tage, da wehen einen die Urfragen der Menschheit an. Was ist der Mensch? Wo kommt er her? Warum ist er nicht da geblieben?Matthias Beltz

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Liebe Freundinnen, liebe Freunde!

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Für unser Philosophisches Cabaret suchen wir nochSängerinnen, Texterinnen, Denkerinnen, Tänzerinnen,Schauspielerinnen – sowie ihre Pendants in männlich.Unter dem Motto »Wir lachen uns zur Erkenntnis« tre-ten wir alle zwei Monate im Raum Wien/Mödling/Ba-

den auf. Beginn: September/Oktober 2008

Moreau, Lao Tse, Farblinolschnitt, 1988

Wenn Dir ein Gedanke einfällt, lach darüber.

Lao Tse

KONTAKT

Huhki · Dr. Harald Edelbauer · Hauptstraße 31 · 2371 Hinterbrühl

Telefon 01/8692825 · E-Mail: [email protected]

»Wir lachen uns zur Erkenntnis«

Gehzeug-Workshops

Gehzeuge schärfen die Wahrnehmung. Beispiel Windhaag, Mai 2008

Unsere Antwort auf steigende Spritpreise: Erik Schnaitl

und der Verein fairkehr bieten für Interessierte (Schu-len, Institutionen, Vereine ... ) Gehzeug-Workshops an.

INFORMATION & KONTAKT

Erik Schnaitl · Telefon +43 650 3261977 · E-Mail: [email protected]

www.fairkehr.net

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5Nº 13/08

Dies wissen wir

Wir sind die Erde durch die Pflanzen undTiere, die uns ernähren.Wir sind der Regen und die Ozeane, diedurch unsere Adern fließen.Wir sind der Atem der Wälder, des Landesund der Pflanzen des Meeres.Wir sind die menschlichen Tiere, verwandtmit allem anderen Leben als Nachkommender ersten Zelle.Wir teilen mit dieser Verwandtschaft einegemeinsame Geschichte, die in unserenGenen geschrieben steht.Wir teilen eine gemeinsame Gegenwart,gefüllt mit Ungewissheit. Und wir teileneine gemeinsame Zukunft, die bis jetztnoch nicht erzählt ist.

Wir Menschen sind nur eine von dreißigMillionen Arten, die die dünne Schicht desLebens weben, welche die Welt umhüllt.Die Stabilität der Gemeinschaften vonLebewesen ist von dieser Vielfalt abhängig. Als Teil des Netzwerkes der Gemeinschaf-ten sind wir miteinander verbunden – wirverwenden, reinigen, teilen und erneuerndie grundlegenden Elemente des Lebens.Die Stabilität der Gemeinschaften lebenderWesen ist auf ihre Vielfalt angewiesen. Unsere Heimat, der Planet Erde, ist nichtendlos; alles Leben teilt seine Ressourcenund die Energie der Sonne, und daher gibtes Grenzen des Wachstums. Zum erstenMal nun haben wir diese Grenzen berührt.Wenn wir die Luft, das Wasser, den Bodenund die Vielfalt des Lebens vergeuden,dann stehlen wir von der endlosen Zu-kunft, um der flüchtigen Gegenwart zudienen. Wir können diese Zusammenhänge ver-leugnen, aber wir können sie nicht ändern.

Dies glauben wir

Die Menschen sind so zahlreich und unsereWerkzeuge sind so mächtig geworden, dasswir Mitgeschöpfe ausgerottet, große Flüssegestaut, alte Wälder niedergerissen haben,die Erde, den Regen, den Wind vergiftetund Löcher in den Himmel gerissen haben.Unsere Wissenschaft hat sowohl Schmerzwie auch Freude gebracht; unser Luxuswurde erkauft mit dem Leid von Millionen.Wir lernen aus unseren Fehlern, wir trauern um unsere verlorene Mitwelt undschaffen nun eine neue Politik der Hoff-nung. Wir halten reine Luft, sauberes Wasser und unvergifteten Boden für absolut not-wendig.Wir erkennen, dass wirtschaftliche Tätig-keiten, die nur wenigen nützen, gleichzei-tig aber das Naturerbe vieler vermindern,falsch sind.Und da die Verwüstung der Umwelt biolo-gisches Kapital für immer zerstört, müssendie gesamten ökologischen und sozialenKosten in alle Berechnungen des Fort-schritts einfließen.Wir sind nur eine flüchtige Generation imlangen Lauf der Zeit; es steht uns nicht zu,die Zukunft auszuradieren. Da, wo unser Wissen begrenzt ist, werdenwir an unsere Nachkommen denken undlieber auf Vorsicht bauen.

Dies beschließen wir

All das, was wir wissen und glauben, mussnun die Grundlage unserer Lebensweisewerden. An diesem Wendepunkt unsererBeziehung zur Erde arbeiten wir für eineUmorientierung: von Herrschaft zu Part-nerschaft, von Zerstückelung zu Verbin-dung, von Unsicherheit zur gegenseitigenAbhängigkeit.

Erklärung wechselseitigerAbhängigkeit

Declaration of Interdependence

DAVID SUZUKI

geb. 1936, Zoologe und Autor zahlreicher Bücher zum Thema Wissenschaft und Umwelt, ist ein kanadischer Wissenschaftsmoderator (»The Nature of Things«)

und Umweltaktivist. Als langjähriger Aktivist zur Abwendung der globalen Erwärmung war Suzuki 1990 Mitbegründer der David Suzuki Foundation, die sich

Nachhaltigkeit, globale Erwärmung und erneuerbare Energien zum Thema gemacht hat und an die Bürger appelliert, mit einfachen Änderungen an ihrem

Lebensstil zum Umweltschutz und zur Verbesserung ihrer Lebensqualität beizutragen.

www.david-suzuki.org

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7Nº 13/086 Nº 13/08

Allverbundenheit, Abhängigkeit

CHRISTIAN FELBER

ist freier Publizist, Tänzer undMitbegründer von AttacÖsterreich. Zahlreiche Publi-kationen, u. a. Ko-Autor von»Schwarzbuch Privatisierung«und »Das kritische EU-Buch«.2006 erschien sein Bestseller»50 Vorschläge für eine ge-rechtere Welt. Gegen Kon-zernmacht und Kapitalismus«.Im März 2008 ist bei Deutickedas neue Buch von ChristianFelber erschienen, »NeueWerte für die Wirtschaft. EineAlternative zu Kommunismusund Kapitalismus«, dem dernebenstehende Text entnom-men ist.

LESE-TIPP

Christian FelberNeue Werte für die Wirtschaft

Deuticke, Wien 2008

WEB-TIPP

www.christian-felber.at

ie ökologische Grunderkenntniss lautet: Alleshängt mit allem zusammen, alles ist mitein-ander verbunden. Das Leben ist ein großer

Zusammenhang, ein Lied: Uni-versum. Der Mensch istTeil der planetaren Lebensgemeinschaft. Great ChiefSeattle sagte: »Der Mensch hat das Netz des Lebensnicht gewoben, er ist nur ein Faden in diesem Netz.«Und Fritjof Capra schreibt: »Wir alle sind Mitgliederdes Erdhaushaltes, einer Gemeinschaft, in der die Men-schen und Mikroorganismen, Pflanzen und Tiere ineinem Netzwerk von Verknüpfungen und gegenseiti-ger Anhängigkeit eingebunden sind.« Die menschlicheGesellschaft ist – auch im Zeitalter von Allradautos,Kernkraftwerken und Klon-Schafen – untrennbar ein-gebettet in die planetare Biosphäre, in das ökologischeGanze, eingeschrieben in einen größeren Zusammen-hang, und nicht unabhängig (von wegen »Mein Autofährt auch ohne Wald«). In einem Netz hängen allevoneinander ab. Verbundenheit bedeutet Abhängig-keit. Davor sollten wir nicht Angst haben, sondern esals Chance wahrnehmen, uns als Sozialwesen weiter-zuentwickeln und zu verfeinern; und das Geschenkannehmen, dass diese unermessliche Intelligenz undVielfalt, die dem evolutionären Prozess innewohnt,auch in uns – als Teil der Evolution – ist. GregoryBaetson meint, die systemische Sichtweise der Ver-bundenheit aller Lebewesen und alles Seienden sei der»größte Bissen vom Baum der Erkenntnis seit 2000Jahren.«Die Erkenntnis der universalen Verbundenheit und Ab-hängigkeit hat eine einfache Konsequenz. Niemandkann ohne die anderen leben oder überleben. Wirbrauchen einander.Darum ist das Besser-sein-Wollen als andere und dasStreben nach dem eigenen Vorteil auf Kosten anderer– in der Hoffnung auf systemische Effizienz – ein ab-surder Ansatz. Es führt zu einem »heillosen« Gegen-einander. Menschliche Gesellschaften werden nichteffizienter, wenn jeder nur auf sich selbst schaut, weilaus der Gier vieler nicht das Wohl aller erwächst, son-dern durch das Gegeneinander negative Emotionenentstehen, Bindungen geschwächt werden und Ver-trauen zerstört wird, was den Gesamtwohlstand einerGesellschaft vermindert. Selbst die, die aus dem emo-tionalen Gegeneinander mit finanziellem Gewinn her-vorgehen, bleiben auf einer tiefen Beziehungsebeneisoliert und unterversorgt. Unverbundenheit machtkrank und erzeugt Konflikte. »Frieden setzt voraus,dass die Trennung zwischen Mensch und Mensch und

Mensch und Natur überwunden wird«, schreibt Franz-Theo Gottwald.Der Ökonom und Wanderer Gregor Sieböck berichtetvon einer Begegnung mit einem mächtigen Baum. Ihmwar danach, den Riesen zu umarmen. Der Baum gabihm so viel Energie, dass er sie weitergeben musste.Aus systemischer Sicht fließen Liebe und Energie, diealle investieren (lateinisch »hineingießen«), an alle zu-rück. Und wenn alle zur Fülle beitragen, ist auch füralle genug da. Deshalb ist Großzügigkeit die intelli-genteste soziale Strategie und Geiz die dümmste. Geizund Gier beruhen auf dem fehlendem Urvertrauen, dassGeben und Nehmen einander ausgleichen, auf derAngst, zu wenig zurückzubekommen, zu kurz zu kom-men. Eine Gesellschaft, die allen Mitgliedern versi-chert, dass niemand zu kurz kommt, ist das beste Heil-mittel gegen Geiz und Gier. Schaffen wir es, uns ge-genseitig von diesen Ängsten zu befreien, sind wir zu-sammen freier.Entscheidend ist, dass wir jene Qualitäten, die dasZusammenleben erleichtern, durch institutionelle undgesetzliche Anreize fördern. Eine intelligente Ökono-mie belohnt das Geben und nicht das Nehmen. Wirddas Nehmen belohnt, entsteht Knappheit und Angst.Wird das Geben belohnt, entstehen Verbundenheit undSicherheit.

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9Nº 13/088 Nº 13/08

or kurzem hörte ich im Wartezimmer meinerÄrztin in Hinterbrühl ein Gespräch mit. Zweirüstige Endsiebzigerinnen, mutmaßliche Min-

destrentnerinnen (eine hat – echt! – gestopfte Strüm-pfe an, die andere einen Rexgummi zum Brillenhalten)traten in folgenden Dialog:

Die G’stopfte Na, was sagnS? Die Preise gengan auffe und die Pensionen friern’s ein. WennS in Schilling umrechnen, was heut ein Kilo Brot kost,wird Ihna schlecht.

Die Gummierte Ja, aber mir hams auch zu weit trieben. Immer nur Aufschwung, des geht net. G’schicht uns ganz recht!

Die G’stopfte Na klar, mir habens uns z’gut gehenlassen, jetzt kommt die Rechnung. Die Wirtschaftwehrt sich. Immer nur Halligalli geht net. Jetztheißt’s den Gürtel enger schnallen.

Die Gummierte Ja, von mir aus könnts no a viel strengeres Sparpaket geb’n. Wie mir in Saus und Braus g’lebt hab’n, geht ja auf ka Kuhhaut.

Wie schon angedeutet: Die beiden betagten Weibchensahen wirklich nicht so aus, als hätten sie jemals etwasverzockt, weder im Casino noch an der Börse und auchnicht bei Bankgeschäften in der Karibik. Besser geht’sfür die Abschöpfer des Kapitals nicht mehr: Das Geldverteilen wir von unten nach oben und die Schuld vonoben nach unten!

Die Damen wechselten sodann auf vornehmeres Ter-rain: Ob denn Prinz Charles sich für Camilla genierenmüsse – oder umgekehrt. Mir aber stand der Mund ineiner noch nie gefühlten Weise offen: mit zugleichnach oben und unten zuckenden Mundwinkeln. Dieemotionale Selbst-Ausbeutung im Ruhestand lag bis-lang jenseits meiner Annahmen.

Der Satz »Die Wirtschaft, das sind wir alle« ist diegrößte Wahrheit und größte Lüge der Geschichte. Ei-nerseits verschleiert dieser Slogan, dass die Wirtschaftvon uns allen als einzelne abhängt; denn alle sind so-zusagen ganz schön viele, und »was kann ich da schonausrichten«? Andererseits klingt »Die Wirtschaft, das

sind wir alle« so, als sagte ein Richter dem von ihmzum Erhängen Verurteilten: »Schaun Sie, die Hinrich-tung, das sind wir alle; der Gesetzgeber, der Staatsan-walt, ich selbst natürlich und der Henker – aber auchSie selbst, Herr Verurteilter, spielen eine ganz wichti-ge Rolle dabei: Wir ziehen alle am selben Strang!«

Konfuzius lehrte die Gesundung der Gesellschaft durchOrdnung der Begriffe. Unsere Wirtschaftspolitiker le-ben von der und durch die Verwirrung der Begriffe.( In brennstoff Nr. 11 hat Moreau so ein Begriffsknäuelwieder entwirrt.)

Die »Wirtschaft«, das sind wir alle – insofern wir 1) das Werkel nolens volens in Gang halten, in unbe-

wusster gegenseitiger Abhängigkeit;2) theoretisch über die Macht verfügen, aber sie nicht

nutzen.

Die »Wirtschaft«, das sind nur wenige,1) die Reichtum von unten nach oben und Schuld von

oben nach unten verteilen;2) die uns glauben machen, dass ihr Reibach unser

Vorteil sei.

Und schließlich sollen wir »der Wirtschaft« noch eineArt Überlebenssteuer zahlen, damit sie uns vor denUmweltschäden bewahren kann, die sie selbst verur-sacht. »Gib mir Geld, und ich vergifte dich nicht.«Heißt so etwas seit Lucky Luciano nicht »Schutzgeld«?Passt, denn die Kammer ist ja unsere Sache, cosa nos-tra im Verfassungsrang.

Die, die immer predigen, dass »die Wirtschaft« wir alleseien, werden es nicht fassen können, wenn wir allerealisieren, dass die Wirtschaft wirklich von uns ab-hängt – wenn wir alle über Nacht »die Wirtschaft«werden!

Wirtschafts(zu weit)treibende

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HUHKI

absolvierte eine Laufbahn als Tierwärter (Schönbrunn),Liedermacher, Opernsänger( Wr. Kammeroper/operamobile Basel ), Gentechnik-referent (GLOBAL 2000) undWirtschaftsjournalist und istderzeit als Universal-Frei-schaffender in der Hinterbrühltätig.

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In einer Welt, in der Täuschung und List realitätsgerecht sind, hat es der Wahnsinn nicht schwer, sich mit geistiger Gesundheit zu maskieren. ARNO GRUEN

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11Nº 13/0810 Nº 13/08

299,-Variér Moverot, schwarz, blaustatt € 345,-

Solange der Vorrat reicht!

www.gea.at

Ein Zeichen für den Frieden 14 Tonnen Messing, Edelstahl und Titan als Kunst-Ummantelung fürdie »stari most« (Alte Brücke) von Mostar. Der österreichische Architekt und Bildhauer W. M. Pühringer willdie weltberühmte Brücke in Mostar für zehn Monate mit einer 14 Tonnen schweren Stahlkonstruktion über-bauen. Das Projekt Peace Connection MOSTAR 3000 soll ein Zeichen des Friedens setzen und an dieZerstörungen im Bosnien-Krieg 1992 – 1995 erinnern. W. M. Pühringers gewaltige Skulptur betont und über-höht den Symbolcharakter der Brücke. Sie führt aus der Vergangenheit in die Zukunft, aus der Zerstörung in neue Möglichkeiten und Konzepte www.mostar.zuend-up.com

FriedensbereitschaftWenn die Friedensliebe der einenmit voller Wuchtauf die Friedensliebe der anderen stößtgibt es Krieg

NachrufeWo die Brückezerbrochen istda wareine schwache Stelle

Wo hunderttausendMenschenverreckt sindda war Gefahr

Wo eine Ideean der Wirklichkeitblutig wirdda ist ein Fehler

Wo geschmolzener Stein bleibtund Aschedort wird Lebengewesen sein

ZurückblickendDie besseren Aussichteneröffnen sich dadurch dass wirdie sonst keine habendas offen zu sagen beginnen

Die Zukunft liegt nicht darindass man an sie glaubt oder nicht an sie glaubtsondern darindass man sie vorbereitet

Die Vorbereitungenbestehen nicht darin dass mannicht mehr zurückblicktsondern darindass man sich zugibt

was man sieht beim Zurückblickenund mit diesem Bild vor Augenauch etwas anderes tutals zurückblicken

Erich Fried

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13Nº 13/0812 Nº 13/08

THICH NHAT HANH

Der 1926 geborene vietname-sische Zen-Mönch ist nebendem Dalai Lama und demthailändischen Sozial- undUmweltaktivisten SulakSiveraska einer der profilier-testen Vertreter des moder-nen Buddhismus. Der von ihmgeprägte Begriff »Interbeing«lässt sich kaum ins Deutscheübersetzen. Er bedeutet sinn-gemäß die Einsicht in dieenge Vernetzung aller Lebens-formen und beschreibt diemenschliche Verpflichtung,sich für den Schutz und dieErhaltung der Mitwelt zu en-gagieren. »Wenn du dich tiefselbst betrachtest, dann istalles, was du betrachtest, du selbst«, sagt Thich NhatHanh, der in dem von ihmgegründeten PraxiszentrumPlum Village in der Nähe vonBordeaux in Frankreich lebt.

ie Meditation über die wechselseitige Ab-hängigkeit hat zum Ziel, die eingebildetenSchranken der Unterscheidung zwischen »ich«

und »andere« zu beseitigen, damit wir die universelleHarmonie des Lebens erfahren können. Es geht nichtum ein philosophisches System, eine abgehobene Phi-losophie der wechselseitigen Abhängigkeit. HermannHesse hat das in seiner Erzählung Siddhartha nochnicht erkannt, und so lässt er die Hauptperson in etwasnaiv erscheinenden Worten über die »Philosophie« derwechselseitigen Abhängigkeit sprechen. Der Autorkonstruiert ein Bild gegenseitiger Abhängigkeit, in deralles miteinander in Beziehung steht, ein System, indem es keinen Fehler gibt: Alles muss in das narren-sichere System der gegenseitigen Abhängigkeit pas-sen, ein System, in dem man die Möglichkeit der Be-freiung in dieser Welt gar nicht in Erwägung ziehenkann.Unserer Tradition zufolge hat das Wesen der Wirklich-keit drei Aspekte: Einbildung, wechselseitige Abhän-gigkeit und letztendliche Vollkommenheit. Aus Unacht-samkeit und illusorischen geistigen Einstellungen her-aus verhüllen wir die Wirklichkeit mit einem Schleierfalscher Ansichten und Meinungen. Das bedeutet, dasswir die Wirklichkeit nur durch die gefärbte Brille unse-rer Vorstellungen und Einbildungen sehen. Unsere Ein-bildungen täuschen uns über die Wirklichkeit, lassenuns lediglich eine Ansammlung von Fragmenten erbli-cken, die wir dann für eigenständige Wesen und Dingehalten. Wollen wir diese falsche Sicht durchbrechen,meditieren wir als Übende über das Wesen der wech-selseitigen Abhänigigkeit – über die wechselseitigen

Beziehungen der Phänomene im Prozess von Ent-stehen und Vergehen. Überlegungen dieser Art zeigeneine Betrachtungsperspektive; sie sind nicht die Grund-lage einer philosophischen Lehre. Halten wir sie dafürund klammern uns an sie, verfangen wir uns im Sys-tem unserer eigenen irrigen Vorstellungen. Die Medi-dation über die wechselseitige Abhängigkeit hilft uns,die Wirklichkeit zu durchdringen und eins mit ihr zuwerden. Sie soll uns nicht zu philosophischen Mei-nungen oder »Meditationsmethoden« verleiten. EinFloß ist einzig dazu da, den Fluss zu überqueren. Amanderen Ufer müssen wir es nicht auf den Schulternweitertragen. Der Finger, der auf den Mond zeigt, istnicht der Mond selbst.Schließlich gelangen wir zur letztendlichen Vollkom-menheit – der Wirklichkeit, die frei ist von allen fal-schen Sichtweisen, die unsere Einbildung erzeugt.Wirklichkeit ist Wirklichkeit. Sie überschreitet jedebegriffliche Vorstellung. Es gibt keinen Begriff, keineVorstellung, die sie angemessen beschreiben könnten,auch nicht der Begriff der wechselseitigen Abhängig-keit.Gelingt es uns, die Wirklichkeit in ihrer letztendlichenSchönheit wahrzunehmen, haben wir als Übende eineEbene von Weisheit erreicht, die man den nicht-unter-scheidenden Geist nennt – eine wunderbare Verbun-denheit, in der es keine Unterscheidung von Subjektund Objekt gibt. Das ist keineswegs ein weit entfern-ter, unerreichbarer Zustand. Jeder und jede von unskann – bei ausdauernder Übung – zumindest eine Ah-nung davon bekommen.THICH NHAT HANH, Das Wunder der Achtsamkeit

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Wer tief in eine Blume schaut, der sieht eine Unzahl von Elementen, die zusammen-

gewirkt haben, um die Blume zu ermöglichen. Berührst du die Blume, kannst du die

Wolken berühren, die die Blume brauchte. Du berührst den Sonnenschein, denn ohne

ihn gäbe es keine Blume. Gehen wir noch tiefer, so sehen wir die Erde, die Mineralien,

Zeit und Raum – alles in dieser Blume. In der buddhistischen Terminologie sagen wir,

die Blume hat kein Selbst, sie hat keine abgetrennte Existenz. Eine Blume besteht viel

mehr aus Nicht-Blumen-Teilen. Deshalb spricht der Buddhismus nicht von »Sein« oder

»Nicht-Sein«, sondern von »gegenseitigem Sein« oder »Intersein«. Und wenn du dein

Selbst nicht finden kannst, dann schau auf die Tatsache, dass auch dein Selbst sich nur

zusammensetzt aus Teilen des Nicht-Selbst.

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2008

iebes Lesewesen! Würde ich diese Zeilennicht schreiben, du könntest sie nicht lesen;das ist offensichtlich wahr. Viel weniger of-

fensichtlich ist die umgekehrte Wahrheit: Würdest dudiese Zeilen jetzt nicht lesen, so hätte ich sie jetzt nichtschreiben können. Wir hängen in einem einzigen, zeit-übergreifenden Moment zusammen – bedingen einan-der wechselseitig durch diesen Text. Wie?! Behaupte ich hier nicht Unsinn? Weiß ich denn,ob meine Abhandlung jemals von irgendjemandem ge-lesen wird? Das weiß ich nicht; nur, dass er von dirabhängt. Wie jeder wahrhaft tiefe Zusammenhang lässt sichauch der hier zwischen uns beiden nur verstehen, nichterklären. Erklärungen sind in unserer Gesellschaftüberhaupt das Mittel der Wahl, dem Verstehen auszu-weichen. Ich werde also unsere gegenseitig bedingteWahlverwandtschaft nicht begründen, nur erläutern.

Die Ilias, die älteste geschriebene Botschaft abendlän-discher Menschen an ihre Nachfahren, ist eine Lie-besgeschichte, eine Geschichte schicksalhafter Ver-strickungen rasend Begehrender und maßlos Ent-täuschter. Schon in der ersten Strophe begegnet unsalles ver-dichtet :

Aber was war eigentlich Zeus’ Wille? Homers anderesWerk, die Odyssee, gibt darüber Auskunft: Der Kriegum Troja mit all seinem Jammer und Glanz ist gesche-hen, um den Zukünftigen ein Lied, ein Gesang zu wer-den. Auch in der Ilias selbst, erklärt Helena, (deren Treue-bruch die Ursache dafür war, dass die schönste Stadtder damaligen Welt zu Schutt wurde): All dies musstegeschehen, damit diese Schicksale einst ein wunderba-rer Gesang würden ...Und Trojas betagte stolze Königin Hekabe, schon dieSklavenfessel an den Handgelenken, bekräftigt es beiEuripides noch einmal: Wenn nicht die Götter ihr Volkund ihre Familie so tief ins Elend gestürzt hätten:

Manchmal geschieht also etwas, damit und weil es dieKünftigen bewegt. Doch droht hier ein Missverständ-

nis: Kriege – und andere Katastrophen – geschehennicht zur Verherrlichung der Dichter, sie sind auchkeine »Schaustücke«. Der peloponnesische Krieg etwamit seinen Massenvernichtungen aus purem Hass, denathenisch-spartanischen »ethnischen Säuberungen«,wurde niemals zu einem Gesang, bloß zu einem Miss-klang in den Geschichtsbüchern. Und Homer verherr-licht in seinen Epen nur einen höchsten Wert – wederTapferkeit noch Klugheit: Mitgefühl.

Jetzt, liebes Lesewesen, kommen wir wieder zurück zurResonanz: Alles, was wir wesentlich, aus dem Wesenunserer ganzen Existenz heraus tun, schaffen wir ausdem erspürten Echo heraus: Gegenwart und Zukunftexistieren umeinander, in wechselhafter Ent-Spre-chung. Eine Welle, die den Strom des Geschehens zeit-abwärts überholt und nur für die entsteht, die einstmit ihr mitbeben. Und so geschieht vieles um der Künf-tigen willen. Dein Großvater hat vielleicht, lange vordeiner Geburt, etwas nur für dich getan. Ein Liedwurde für dich geschrieben; eine Freude für dich inden Himmel gelacht. Wir alle sind Empfänger vonGeschenken aus längst vergangener Zeit – wir hängenvon ihnen ab und sie von uns. Und so lässt sich auch eine ernstgemeinte Botschaft,die zuerst das Nacherleben der Nachlebenden emp-fängt, von einer manipulativen unterscheiden: Diewirkliche Resonanz der Seele hat Zeit, ist Zeit – alleZeit der Welt. Was ich hier schreibe, kann warten;genau auf dich. Zugespitzt gesagt: Ich schreibe erst,nachdem du dich auf meine Botschaft eingelassenhaben wirst.

Wir müssen nicht schreiben, um uns auf die Künftigenund Künftigsten einzulassen. Unser tiefstes Tun, Lei-den, Freuen wird ihnen von selbst zum Lied, ver-schränkt uns mit ihnen im zeitüberhüpfenden Tanz.Und gerade heute geht es nicht nur um einen Gesang,der wir ihnen einst sein sollen – es geht um alles:Wollen wir, du und ich und alle Schreib- und Lese-wesen der Gegenwart, unseren Nachkommen eine Sym-phonie der Umkehr zur Natur werden, in jeder Regungihnen eingedenk? Stärkt uns ihr einst dankdurch-tränktes Sein jetzt schon – oder soll ein schriller Weh-klang unser Vermächtnis sein? Der Krieg um die Rettung der Erde ist im Gange. Grö-ßer als alles, was je besungen worden ist. Spürst du nicht den Segen, der zeitaufwärts von denKommenden zu uns strömt?

L

Singe den Zorn, o Göttin, des Peleiaden Achilleus,Ihn, der entbrannt den Achaiern unnennbaren Jammer erregte,Und viel tapfere Seelen der Heldensöhne zum AïsSendete, aber sie selbst zum Raub darstellte den Hunden,Und dem Gevögel umher. So ward Zeus Wille vollendet ...

Dialog mit den KommendenWas Du nicht willst, dass dir getan, tu auch nicht künftgen Wesen an!Von Huhki

Aus Zeit sind wir.

Sind ihre Füße und

ihre Stimmen.

Die Füße der Zeit

schreiten in unseren

Füßen.

Über kurz oder lang,

das ist bekannt,

verwischen die Winde

der Zeit die Spuren.

Die Reise des Nichts,

niemandes Schritte?

Die Stimmen der Zeit

erzählen die Reise.

Eduardo GaleanoZeit die spricht

wir gingen klanglos, ohne Spur dahin,und würden kein Gesang bei Künftigen sein

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17Nº 13/0816 Nº 13/08

ie »reiche« Welt ignoriert systematisch dasElend der Armen. Systematisch? Ja, syste-matisch. Um nur ein Beispiel zu nennen: Der

Großteil der afrikanischen Bodenschätze geht zumkorrupten Dumpingpreis in die reiche Welt, von derreichen Welt kommen Kredite für dubiose Projekte.Dann sitzen sie in der Schuldfalle auf ewig. In vielenFällen zeigt es die Zinsmathematik glasklar: Die Schul-den halten auf ewig.

Nun stellen wir uns einmal vor, die Welt wäre wirklicheins und Leid und Reichtum wären bloß die zwei Sei-ten derselben Medaille. Dann stellen wir uns vor, dieWiedergeburt gäbe es wirklich. Und wiedergeboren bö-te sich uns die Gelegenheit auch die andere Seite derMedaille zu erleben. Zum Beispiel in einem Schlauch-boot bei der Überquerung des Mittelmeeres.

Pat Patten gründete 1983 das Flying Medical Ser-vice in Tansania. Mit seinen zwei kleinen Fliegern un-terstützt er die Arbeit »unserer« zwei Spitäler im nörd-lichen Maasailand. Sie fliegen Orte an, die mit demAuto nicht oder kaum erreichbar sind. So bringen siein diese Dörfer eine medizinische Grundversorgungund, wenn es nötig ist, nehmen sie die Schwerkrankenmit ins Spital.Vor fast genau einem Jahr stürzte Pat im Nebel ab. Ichhatte ihn am Vortag bei seiner Abreise noch getroffen.Er flog eine Frau für eine Spezialbehandlung nachNairobi. Am Rückflug passierte es. Nachdem wir dieFotos vom Wrack gesehen hatten, konnten wir es garnicht glauben, dass er überlebt hatte.Nun, dieser Pat wollte mir verdeutlichen, dass wir, dieWeißen, die Fähigkeit des Ignorierens hätten, den Af-rikanerInnen jedoch diese Fähigkeit fast fehle. Dazuerzählte er mir folgende Geschichte:

Er, Pat also, fuhr mit dem Autobus von Arusha nachDaar es Salam. Der Bus war voll mit AfrikanerInnen.Außer ihm war noch ein weißes Pärchen mit einemSäugling unter den Reisenden. Nach einer Weile fingdas Baby zu weinen an. Aus dem Weinen wurde einSchreien. Die mitreisenden AfrikanerInnen wurdenunruhig, die weißen Eltern bewahrten Haltung. Siehofften, das Kind würde sich wieder beruhigen. DasKind jedoch schrie und schrie. Da wurde es einer Af-rikanerin zu bunt. Sie ging zu der weißen Frau, öffne-te ihr die Bluse und legte das schreiende Baby an ihrenBusen. Da war das Kind zufrieden.

Einst herrschte in der fernen StadtWirani ein König, der war mächtigund weise. Er war gefürchtet ob sei-ner Macht und wurde wegen seinerWeisheit geliebt.Im Herzen der Stadt gab es einen

Brunnen mit kühlem, kristallklarem Wasser. Alle Be-wohner tranken daraus, auch der König und seineHofleute, denn es gab keinen anderen Brunnen. EinesNachts, als alle anderen schliefen, kam eine Hexe indie Stadt und goss sieben Tropfen einer fremden Flüs-sigkeit in den Brunnen und sprach: »Wer von Stund andieses Wasser trinkt, soll verrückt werden.«Am nächsten Morgen tranken alle Leute, mit Ausnah-

Was können wir daraus lernen? Das Igno-rieren ist cool, aber kalt. Das Nicht-Igno-rieren ist einmischend, aber warm. Es liegtan uns, wofür wir uns entscheiden.

Als brennstoff-Macher steht man da natür-lich in der Mitte. Denn unsere Aufgabe istes, brennstoff zu liefern. Das heißt, wir sol-len Wärme tanken, wo immer möglich, undsollen Wärme liefern, wo immer nötig. Sohoffe ich, Euch mit dieser Geschichte einbisschen Wärme geliefert zu haben.Seit nunmehr fast zwei Jahren bitte ich, woimmer ich kann, um Unterstützung unsererProjekte im nördlichen Maasailand. Ganzbeglückt merke ich, dass regelmäßig Spen-den auf meinem Afrika-Konto daherkom-men. Erst durch die Regelmäßigkeit habenwir die Chance auf Kontinuität. Denn nurdurch Kontinuität kann aus unseren Be-mühungen im Gesundheitswesen und inder Bildung etwas werden. So danke ichEuch SpenderInnen von ganzem Herzenund bitte Euch, wenn es euch möglich ist,um Kontinuität.

Nakiteng supai! So lautet ein Gruß unter jungen,gut befreundeten Maasai. Er heißt: »Du bist meinejunge, schöne Kuh«; und Kühe sind das wunderbarsteim Leben der Maasai.Mit leuchtenden Kuhaugen möchte ich mich auchheute wieder mit diesem Gruß verabschieden und Euchum eine Spende für »unsere« zwei Spitäler im Maa-sailand bitten.

Nakiteng supai,EuerHeini Staudinger

Die Kälte der Ignoranzoder: Die Wärme des Busensvon Heini Staudinger aus Tansania

D

Spendenkontolautend auf

Heinrich Staudinger für AfrikaKonto-Nr. 1.370, Raika 32415IBAN: AT183241500000001370BIC: RLNWATWWOWS

Entweder haben wir

Hoffnung in uns, oder

wir haben keine

Hoffnung – sie ist eine

Dimension der Seele

und im Grunde nicht

von einer bestimmten

Beobachtung der Welt

oder einer Einschät-

zung der Lage abhän-

gig ... [Hoffnung] ist

nicht die Überzeugung,

dass etwas gut ausge-

hen wird, sondern die

Gewissheit, dass etwas

sinnvoll ist, egal, wie

es ausgeht.

Vàclav Havel

Ausstellungsmöbelabverkauf –20%vom 28. August bis 14. September

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P. S.: Wir freuen uns über neue Geschäfte in Gegenden, wo wir noch nicht sind! Herzlich, GEA

Der weise KönigVon Khalil Gibran

Der Vorzug der demo-

kratischen Regierungs-

form ist die gesicherte

Entsprechung zwischen

Wählern und Gewählten:

je dümmer der Abge-

ordnete, desto dümmer

seine Wähler.

Bertrand Russell

me des Königs und seines Kanzlers, aus dem Brunnenund wurden verrückt, wie die Hexe vorhergesagt hatte.Den ganzen Tag flüsterten die Leute in den engen Gas-sen und auf dem Marktplatz: »Der König ist verrückt.Der König und sein Kanzler haben den Verstand ver-loren. Wir können doch nicht von einem verrücktenKönig regiert werden. Wir müssen ihn stürzen!«Am Abend ließ der König am Brunnen einen goldenenBecher füllen. Und als man ihm den Becher brachte,trank er daraus in vollen Zügen und gab auch seinemKanzler davon zu trinken. Da feierte die ferne Stadt Wirani ein großes Freuden-fest, denn der König und sein Kanzler hatten ihrenVerstand wiedergefunden.

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19Nº 13/0818 Nº 13/08

Troica · Dor · Das Debutalbum

Tonstimmen« – so hieß die erste Musik-CD überund mit dem kapverdischen Ensemble »Simen-

tera« von Franz Fluch, die, ausgezeichnet mit dem 2.Preis der »EBU-World Music Awards«, ein internatio-naler Verkaufserfolg wurde. Nun erscheint seine zwei-te Produktion: das Debütalbum »Dor« (Sehnsucht) von»Troica«, einem Trio, das von der rumänischen Voka-listin Claudia Cervenca im Vorjahr gegründet und imDezember 2007 mit dem »Austrian World Music A-ward« ausgezeichnet wurde. Unkonventionell neubear-beitet, basierend auf altem rumänischem Volksliedgut,ist »Dor« das Ergebnis von Claudia Cervencas Sehn-sucht nach ihrer wahren Heimat, einer Heimat, die aufder Landkarte zwar in Rumänien liegt, jedoch, je öfterman in die klangliche Welt von »Troica« eintaucht, diegesamte Erdkugel umspannt, weil in der Ausdrucks-kraft ihrer Stimme, deren Ursprünglichkeit und Wahr-haftigkeit, die menschliche Seele in ihrer Vielfalt spür-bar wird.

Endlich ein Buch, das funktioniert!

Im stillen Meer des Glücks

von Ajahn Brahm

er noch keinen Meister gefunden hat, kann einst-weilen einer werden.

Der Körper gehört nicht uns, die Gefühle sind nichtunser, der Wille nicht, und das Bewusstsein könnenwir auch nicht kontrollieren: Abhängigkeit wohin manschaut. Ajahn Brahm schaut in eine ganz andere Rich-tung, und er lässt uns an seiner Sicht teilhaben. Wennwir die Kontrolle aufgeben, werden die tyrannischenGegebenheiten unsere Freunde.Für mich ist sein Buch »Im stillen Meer des Glücks«der beste Fund, den ich je gemacht habe. Der The-ravada-Mönch mit europäischen Wurzeln – direkterSchüler eines thailändischen Wald-Meisters – ist kein»Gschichtl-Drucker«, kein erbaulicher Erzähler, son-dern ein Meister der urbuddhistischen Tradition, denman gerne kennenlernen möchte. Kann man auch;zugleich mit sich selbst. ( Ich habe vorher jahrelangbei verschiedenen Schulen gelernt. All das war hilf-reich. Doch Brahms Methode ist ungleich effektiver.)Schritt für Schritt bringt er dir das ABC der Meditationbei, klar und deutlich. Du lernst die ungeheure Kraftund Schönheit von Buddhas Weg kennen. Vor allemohne Ungeduld. Dieses »Handbuch der buddhistischenMeditation« gibt vor allem eines: Geduld. Der Autorbaut von vornherein die größte Schwierigkeit ab – dieFadesse der Meditation, die Angst, dass es einem nichts»bringt«. Ajahn Brahm erklärt, dass Meditation wie eine Spar-kasse ist: Du zahlst monatelang ein, ohne etwas davonzu haben, und dann – DIE AUSZAHLUNG!Weil hier einer aus tiefster Erfahrung und Mitgefühlspricht, erkennst du die Kraft und Schönheit eineskonsequent spirituell gelebten Pfades. Das Buch atmetLauterkeit und – es funktioniert!Eigentlich handelt es sich um verschiedene Ebenen desLoslassens. Brahms Lehrer Ajahn Chah verglich es da-mit, dass er sein ganzes Leben lang unbewusst einWürgeeisen getragen hatte, das nun plötzlich abfällt. Mich hat dieses Buch, weil ich seinen ganz einfachenund starken Empfehlungen gefolgt bin, von der Denk-,Alkohol- und Zweifelsucht geheilt.Denn die Jhana-Methode (von Pali Jhana kommt chin.Chan und jap. Zen ), die Ajahn Brahm endlich wiederlehrt, macht glücklich genug, um weiterzustreben,zeigt allerdings, wie abhängig ich noch bin – damit

ich weitermache. Vor allem:Wer dieser »Therapie« folgt,ist außerstande, sich auf dasErreichte etwas einzubilden.Vor allem: Du erkennst nacheiniger Zeit, dass es tatsäch-lich mehr gibt – etwas Ge-scheiteres als unwiderspro-chen klugzuscheißen; etwasBereichenderes als einen Lot-

tosechser; etwas Gewaltigeres als unumschränkteMacht; etwas Erhebenderes als Weltberühmtheit; et-was Geileres, als den besten Orgasmus aller Zeiten. Wie aus meiner Kritik dieses Buches schon zu ersehenist: Dieses Buch ist lauter. Es funktioniert. Ich emp-fehle es. HUHKI

Ajahn Brahm IM STILLEN MEER DES GLÜCKS

Handbuch der buddhistischen Meditation. 384 Seiten, Lotos Verlag

Wir gehen eines

Tages kaputt, weil

wir zu faul sind, zu

Fuß zu gehen.

Reinhold Messner

Gregor wandert wieder

Global Change

Das einfache Leben und das Einfache leben

ie 15.000 Kilometer seiner ersten Reise ging Gre-gor meistens allein durch die Welt. Gregor geht

zu Fuß. Immer zu Fuß. Er folgt seinem Motto: »Sei dieVeränderung, die du in der Welt sehen möchtest.« (Ma-hatma Gandhi ) Diesmal gehen sie zu zweit. Am 21. Juli ging’s in Wienlos. Rytz ließ seinen gut bezahlten Techniker-Job lie-gen. Gregor studierte Wirtschaft – und nahm schonwieder keinen Job bei der Bank an. Deshalb haben bei-de die Zeit, zu Fuß in die weite Welt zu gehen. Habensie nicht die gleiche Zeit wie wir?

GE GE GEGelesen. Gehört. Gesehen.

enn es auf dieser Welt einen Oskarl-Expertengibt, dann Roman Prantl aus Wien. In brennstoff

Nr. 7 wurde sein aus einem alten Regalbrett und altenGabeln komponierter Zeitungshalter prämiert, woransich zumindest LeserInnen mit elefantenartigem Ge-dächtnis heute noch gern erinnern. Roman lebt aller-dings nicht ständig mit seinem Zeitungshalter zusam-men, sondern kommt a) ganz schön herum in der Welt,hält dabei b) die Augen offen, drückt c) im richtigenAugenblick auf den Auslöser seiner Fotoapparatur undschickt dann d) das Ergebnis an uns zur stillen Freudeund Multiplikation derselben durch Veröffentlichung.Das Foto oben hat er auf einer Insel namens Taquile imperuanischen Teil des Titicacasees aufgenommen. »Dasübliche Schuhwerk der Leute auf der Insel sind San-dalen mit Gummisohlen«, berichtet Roman, »und dieabgelatschten Sohlen werden dann als Scharniere fürGartentürln verwendet. Wir haben das sicher bei zehnTürln auf der Insel gesehen.« Wem sollen wir daherden Oskarl verleihen? Sagen wir einfach – und weil’seh wurscht is: The Oskarl goes to TITICACA! MOREAU

Oskarlfür Improvisierer und Innen

Der »Oskarl fürImprovisiererInnen« ist inzwischen eine

fixe Einrichtung im brennstoff.

Schicken Sie uns bitte geglückte

Beispiele aus Ihrem Alltag!

An: [email protected]

WJe länger man

vor der Tür

zögert, desto

fremder wird man.

Franz Kafka

brennstoffFörderABODer brennstoff ist gratis,

aber nicht umsonst. Darumbitten wir Sie um Hilfe. Miteinem Jahres-FörderABO > um15,— > um 25,— > um 35,—oder > um .......... Euro können Sie den brennstoff

leben und unsere Möglich-keiten wachsen lassen. Willkommen im Club derbrennstoff-Freundinnen und -Freunde! Wir schicken Ihnen 4 mal im Jahr den brennstoff.

Unter allen neuen brennstoff

FörderABOnnentInnen

verlosen wir 10 Exemplare derCD »Dor« von Troica

brennstoff FörderABO

PSK-Konto-Nr. 9.647.574BLZ 60000 · Konto lautend auf »Heinrich Staudinger GmbH«BIC: OPSKATWW · IBAN:AT81600000000964 7574Kennwort: brennstoff · Bittegeben Sie Ihren Namen undIhre Adresse an.

[email protected]

W

D

T

Auf der Internetseite www.globalchange.at kannst dumehr über ihre Wanderung erfahren. P.S.: Ich kann und will es nicht verschweigen. Gregorging die ersten 15.000 km in unseren Waldviertler-Schuhen. Nun sind beide Weltenwanderer in Wald-viertlern unterwegs. Lasst es euch gut gehen! WünschtEuch im Namen aller Waldviertler in Freundschaft,Euer Heini

WEB-TIPP GLOBAL CHANGE www.globalchange.at

Troica DORCD,, erschienen im Juli 2008bei 3504 Productions, No. 6,Vertrieb: ORFWEB-TIPP www.troica.at

Brennstoff_13.ps - 8/11/2008 2:27 PM

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21Nº 13/0820 Nº 13/08

Internationaler Kongress

auf der Baumgartnerhöhe

Gesundheit & Entwicklung

vom 3. bis 5. Oktober 2008 in Wien

u neuen Werten in Erziehung und Bildung durchdie Verbindung von modernen Ansätzen in der

Pädagogik, neurobiologischen Erkenntnissen und derBerücksichtigung alter Traditionen.Wir bieten in diesem Kongress ein kreatives Forum umuns mit folgenden Fragestellungen auseinander zu set-zen: Wie kann ein Umgang mit Kindern und Jugend-lichen gestaltet werden, der sowohl die modernen An-sätze aus dem pädagogischen Bereich, als auch dieaktuellen Erkenntnisse der Neurowissenschaften unddie Bedeutung der alten Traditionen für die Entwick-lung des Menschen gleichermaßen angemessen be-rücksichtigt?

Neue Ergebnisse aus der Gehirnforschung zeigen Fak-ten auf, die unser Bild vom Menschen völlig revidie-ren und in die Pädagogik einfließen sollten. Darausgeht hervor, dass die Lernfähigkeit und auch derWunsch zu lernen, keine Grenzen kennen.Nach neuesten Erkenntnissen in der Neurobiologie, istdas Bedürfnis über sich hinaus zu wachsen und mitdem Ganzen verbunden zu bleiben, im Gehirn bereitsverankert. Die Berücksichtigung dieser Aspekte könn-te ein neues pädagogisches Selbstverständnis entwi-ckeln.In allen alten Traditionen gibt es dazu viele weit rei-chende Ansätze, die zur Bewusstwerdung dieser Dyna-mik beitragen.

GESUNDHEIT & ENTWICKLUNGInternationaler Kongress auf der Baumgartnerhöhe3. bis 5. Oktober 2008 in Wien

INFO UND ANMELDUNGwww.pachamama-austria.org · Telefon 0 6991 522 18 60. Bitte gleich anmelden zum Frühbucherbonus!

ZLass dich nicht verhärten

KAMA

Kursangebote von AsylwerberInnen, MigrantInnen

und Asylberechtigten

ir gratulieren dem Verein KAMA zu seiner Krea-tivität und seinem Engagement. Eine wunder-

bare Form des Widerstands – und ein bisschen Wärme.Der Verein KAMA hat sich zum Ziel gesetzt, zwei derunterdrückendsten, fesselnden Hürden für Asylwerber-Innen, zumindest für einige zu lockern: einerseits dieUnmöglichkeit zu arbeiten und damit Geld zu verdie-nen, andererseits die Schwierigkeiten der Konstruktiongeeigneter Kontaktsituationen in der neuen Lebens-welt. Die Idee besteht darin, mit AsylwerberInnen die Rah-menbedingungen für Kursangebote verschiedensterArt zu schaffen – von Tanzunterricht über Trommel-und Malerei- bis hin zu Sprachkursen (der Kreativitätsind keine Grenzen gesetzt ! ). Das heißt, AsylwerberInnen leiten Kurse, die prinzi-piell gratis bzw. auf Spendenbasis von jedem und jederbesucht werden können.Das dabei eingenommene Geld kommt selbstverständ-lich den jeweiligen KursleiterInnen zugute.

P.S.: Wenn du in Deiner Gegend keinen KAMA-Kursbesuchen kannst, vielleicht kannst du dem Beispielfolgen: KAMA-Kurse gehen überall ...

W

Die wechselseitige Bedingung des

Teils und des Ganzen

Das Verstehen verstehen wir nicht

Philonight · Eine Einladung von Huhki

m die Einzelheiten eines philosophischen Texteszu kapieren, muss ich zuerst das Ganze verstan-

den haben. Und das Ganze lässt sich nur aus den ein-zelnen Aussagen rekonstruieren. Ein Zirkel: der soge-nannte hermeneutische. Vorsicht: unkomprimierbar! Oft werde ich im Verlaufunserer philosophischen Treffen gefragt:Was hat eigentlich der Kant gesagt? Was hat der Sartregemeint? Ich kann es nicht sagen. Selbst Kant hätte esnicht kürzer sagen können, als er es in seinen rund 30Hauptschriften getan hat. Auch Sartre konnte sichnicht knapper fassen – woher soll’s dann ich vermö-gen? Noch schlimmer ist Wittgenstein: Er betonte,dass er den wichtigsten Teil seiner Philosophie nichtgeschrieben hat. Ja wie soll ich alles, was der Verfasserdes »Tractatus« nicht geschrieben hat, in ein paarSätzen zusammenstauchen?Auf der anderen Seite lassen sich die wesentlichenEinsichten Einsteins oder Darwins mühelos auf einerDIN-A4-Seite zusammenfassen. Das ist der Unter-schied zwischen Wissenschaft und Philosophie.Über Kant, Wittgenstein und Sartre ist mehr als einpaar hundertmal soviel Sekundärliteratur verfasst wor-den, als die drei miteinander geschrieben haben. Trotzdem hat sie noch niemand auf den Punkt ge-bracht.

Ganz oder gar nicht

Der Schlüssel zur leidigen Tatsache, dass sich wirk-liche PhilosophInnen nicht zusammenfassen lassen,heißt Hermeneutik. Die Lehre vom Verstehen. Das Wortkommt von »Hermes«, dem griechischen Schutzgottder Redekunst, der Reisenden, der Diebe. Hermeneuti-ker müssen die Bedeutung von Aussagen erraten unddie Stimmigkeit am Ganzen überprüfen. Schon Plato schlug sich mit der Frage herum: Wennich einen Text verstehen will, muss ich jeden einzelnenSatz begreifen. Dazu will aber schon der ganze Textverstanden sein. Die wechselseitige Abhängigkeit imVerständnis einzelner Textteile und des Ganzen istnicht leicht zu hintergehen: Wer nicht in einem Sprunghinein hechtet, bleibt draußen. Eine Kaskade wechsel-seitiger Abhängigkeit: Jedes Wort kann ich nur im Satz

verstehen. Jeden Satz nur im Kontext der Situation.Und bei Hegel kulminiert alles: Der Paradephilosophder Romantik, der allerdings den Kommunismus ne-benbei hervorgebracht hat, hat diesen hermeneuti-schen Zirkel auf die Spitze getrieben.In Hegels (Un-)Werk verstehst du keinen Satz, bevordu den Absatz durchschaust; um den Absatz zu be-greifen, musst du das ganze Kapitel meistern.Und letztlich muss jemand, um einen einzigen Begriffaus Hegels Oeuvre zu verstehen, erst alle seine Büchergelesen haben. Der Name für diese wechselseitige, stu-fenweise Abhängigkeit zwischen Teil und Ganzem:»System«. Eine organismische Einheit in stetem Wech-selspiel zwischem dem Teil und dem Ganzen. Hegels Erzfeind Arthur Schopenhauer – die beidensind wie Klaas Klever und Dagobert Duck – leidetgleichwohl unter der gleichen Misslichkeit: »Ein Buchmuss inzwischen eine erste und letzte Zeile haben undwird insofern einem Organismus allemal sehr unähn-lich bleiben, so sehr diesem ähnlich auch immer seinInhalt sein mag: folglich werden Form und Stoff hierim Widerspruch stehen.«

Lesepfade

Deshalb habe ich ein Buch geschrieben, GRAMMATIKDES VERSTUMMENS, das quasi vier erste und vierletzte Zeilen aufweist. Auf jeder Seite befinden sichvier Absätze, in jedem Quadranten einer. Du kannstdie obere »Zeile« von der ersten bis zur letzten Seite le-sen und hast eine philosophische Abhandlung; du liestdie untere »Zeile« und hast eine andere. Die linke Spal-te, von der ersten bis zur letzten Seite gelesen, ergibteinen dritten Essay; desgleichen die vierte. Und zu-sätzlich kannst du die »Leserichtung« auf jeder Seiteändern. In Kombination ergibt das mehr Textver-sionen, als sich Atome im sichtbaren Weltall befinden.Obwohl du immer wieder die gleichen Absätze durch-kreuzt, kommst du stets zu einer neuen Story, inner-halb derer dieselbe Textstelle eine neue Bedeutung er-hält. Ich nenne das ein selbsthermeneutisches Buch.Wir werden es ab September im Rahmen unserer Ge-sprächsrunde Philonight lesen und diskutieren. Wermitmachen will, bekommt ein kostenloses Vorabma-nuskript bei [email protected]

U

GE GE GEDr. Huhki

Jean Paul Sartre

LudwigWittgenstein

Albert Einstein

Charles Darwin

Plato

Georg WilhelmFriedrich Hegel

Dagobert Duck

ArthurSchopenhauer

Klaas Klever

Immanuel Kant

PHILONIGHT · Moderation: Huhki Termin: Donnerstag, 25. September 2008 ab 18 Uhr · Ort: WEINBÖRSEWien, 1. Bezirk, Parkring 4 · Bei Fragen: Lisi Kadlec, Telefon 0699/19468810 bzw. E-Mail : [email protected]

MEHR INFO sowie das aktuelle Kursangebot unter www.kama.or.at

Es ist unabdingbar, dass

wir in unserem Denken,

Planen und Handeln die

vernetzten Zusammen-

hänge unserer Welt nicht

nur zur Kenntnis neh-

men, sondern sie nutzen

lernen, um nachhaltig,

also evolutionär sinnvoll,

handeln zu können.

Frederic Vester

Der Mensch ist trotz all

seiner technischen

Großtaten, deren er sich

so gerne rühmt, auch zu

Beginn des 3. Jahrtau-

sends immer noch nicht

in der Lage, einen

großen Baum zu

schaffen. Nebenbei

bemerkt: auch keinen

kleinen. Alles, was er bis

jetzt zustande gebracht

hat, ist, Bäume zu fällen.

Francis HalléPlädoyer für den Baum

Brennstoff_13.ps - 8/11/2008 2:27 PM

Page 12: Brennstoff 13.ps - 8/11/2008 2:26 PM Ausgabe Nummer … · Flohmarkt DO 28. 8., 19 Uhr ormittag geschlossen! FR 29. 8., 18 Uhr ... nebenstehende Text entnom-men ist. LESE-TIPP Christian

23Nº 13/0822 Nº 13/08

GEA AkademieNiederschremser Straße 4

3943 Schrems

Die Administration für die GEA Akademie macht die

Waldviertler Schuhwerkstatt:Telefon 02853 / 765 03 32

( Nici ), Fax 02853 / 76 503 19

E-Mail: nici@waldviertler–schuhwerkstatt.at

www.gea.at

KURS 1 Waldviertler selber machen

Kursleitung: Toni Schuster

Toni Schuster heißt wirklich Schuster. Toni ist wirklichSchuhmachermeister. Unter seiner Anleitung machensich die KursteilnehmerInnen ihre Waldviertler selber.Toni macht das so gut, dass die Kurse hoffnungslosüberbucht waren. Wir haben Toni überredet, drumkönnen wir Euch jetzt endlich wieder einladen. Will-kommen zu unserem Schuhmacherkurs »Waldviertlerselber machen« im Waldviertel. HEINI

KURS 2 Augenblick Berührung!

Kursleitung: Alexander Rippka

Augenblick Berührung! DeinWohlsein im Mittelpunkt.Neue Leichtigkeit in Geistund Körper. Freudiger Ge-nuss fließenden Erlebens. Dao-Tanz und Kontempla-tion: Einfach, heiter, gelas-sen – wunderbar!Praxis-Tag: Die Kunst derSelbstheilung – im Stile desDaoismus ...

1

2

GEA AkademieDen Sinnen vertrauen, das Eigene entwickeln, neugierig bleiben oder: werden.

TERMINE I 22. bis 24. August 2008 II 5. bis 7. September 2008

KOSTEN 200 Euro (exkl. Materialkosten)

ORT Waldviertler Schuhwerstatt, Schrems

ANMELDUNG UND INFO GEA Akademie

TERMIN Samstag, 13. September 2008, 9.30 – 13 Uhr und 14 – 18 Uhr

KOSTEN 85 Euro

ORT Shambhala – Zentrum für Heilkünste, 1080 Wien

1080 Wien, Josefstädterstraße 5 / Mezzanin

MEHR INFO UND ANMELDUNG Alexander Rippka

Telefon 0650 236 09 02 · E-Mail: [email protected]

Internet: DaoLebenspflege.at

KURS 3 Homöopathie für Laien

Kursleitung: Dr. Bernhard Schmid

Dr. Bernhard Schmid arbeitet als praktischer Arztund Homöopath in Großglobnitz im Waldviertel. Einer der wichtigen Grundsätze der Homöopathielautet: »Similia similibus curentur.«Das bedeutet, dass Ähnliches durch Ähnlichesbehandelt werden kann. Das klingt paradox, aber es funktioniert.An diesem Wochenende sollen die Grundzüge der Homöopathie – für Laien verständlich – auf-gezeigt und erklärt werden.

Was ist Homöopathie? Was kann sie? Wo sind ihre Grenzen?

Wie kaum ein anderer versteht es Dr. BernhardSchmid, Krankheitsbilder erzählend darzustellen unddie »dazugehörigen« Arzneien begreifbar zu machen.Wie ist Krankheit im Sinne der Homöopathie zu betrachten und zu verstehen, was sind potenzierteArzneien, wo liegen die Unterschiede zwischen akuter und chronischer Krankheit, wo sind dieGrenzen der Selbstbehandlung ... Diese und ähn-liche Fragen werden durchdiskutiert. Natürlich auch solche, die während des Kurses auftauchen.Besonderes Augenmerk wird den wichtigsten undgebräuchlichsten Arzneien der »Hausmedizin« zu-kommen. Für diese – etwa dreißig – Arzneien wirdes besondere Erläuterungen geben. Somit bekommtjede/r wertvolle Tipps für die Zusammenstellungeiner kleinen homöopathischen Hausapotheke.

Normalerweise hält Dr. Bernhard Schmid seine Kursefür Ärztinnen und Ärzte, die komplementär zurSchulmedizin auch homöopathisch arbeiten wollen.Dieses Seminar der GEA-Akademie ist offen für alle. Noch etwas will gesagt sein: Während des Seminarssind keine Behandlungen möglich.

3

TERMIN 7. bis 9. November 2008

BEGINN am Freitag um 20 Uhr (Begrüßung, kurze Einführung)

SCHLUSS am Sonntag um ca. 13 Uhr

KURSBEITRAG 90,– Euro

ORT Waldviertler Schuhwerstatt, Schrems

QUARTIER Ein Teil der KursteilnehmerInnen kann wahrscheinlich schon inunseren neuen Gästezimmern wohnen, die anderen im Ort. Nici weiß alles.

ANMELDUNG UND INFO GEA Akademie (Nici ), Telefon02853 /765 03 32 · E-Mail: [email protected]

Es schadet gar

nichts, in der

Philosophie Unsinn

zu reden, wenn man

sich nur tief genug mit

dem Unsinn einlässt.

Ludwig Wittgenstein

Brennstoff_13.ps - 8/11/2008 2:27 PM

Page 13: Brennstoff 13.ps - 8/11/2008 2:26 PM Ausgabe Nummer … · Flohmarkt DO 28. 8., 19 Uhr ormittag geschlossen! FR 29. 8., 18 Uhr ... nebenstehende Text entnom-men ist. LESE-TIPP Christian

99,-Phönix statt 139,-

Kommod Flex statt 129,-

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Brennstoff_13.ps - 8/11/2008 2:27 PM