Brettsperrholz als leistungsfähiges stabförmiges Bauteil · 1995-01-01  · einem Versagen in den...

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21. Internationales Holzbau-Forum IHF 2015 Brettsperrholz als leistungsfähiges stabförmiges Bauteil | M. Flaig 1 Brettsperrholz als leistungsfähiges stabförmiges Bauteil Cross-Laminated-Timber as high-performance beam component Le CLT utilisé comme poutre à forte sollicitation Dr.-Ing. Marcus Flaig Blaß & Eberhart GmbH DE-Karlsruhe

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1

Brettsperrholz als leistungsfähiges stabförmiges Bauteil

Cross-Laminated-Timber as high-performance

beam component

Le CLT utilisé comme poutre à forte sollicitation

Dr.-Ing. Marcus Flaig

Blaß & Eberhart GmbH

DE-Karlsruhe

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Brettsperrholz als leistungsfähiges stabförmiges Bauteil

1. Einleitung

Der Anwendungsbereich von Brettsperrholz ist bislang weitgehend auf flächige Bauteile, wie

Wand-, Decken- oder Dachelemente, begrenzt, obwohl die Verwendung des Werkstoffes

auch für stabförmige Bauteile in zahlreichen Anwendungen Vorteile birgt und durch die Zu-

lassungen prinzipiell abgedeckt ist. Insbesondere ist bei Biegeträgern aus Brettsperrholz die

relativ hohe Zug- und Druckfestigkeit quer zur Stabachse und die damit verbundene gerin-

gere Rissempfindlichkeit als wesentliche Verbesserung gegenüber Bauteilen aus Brett-

schichtholz zu nennen. Die Querlagen, auf die letztlich die hohen Festigkeiten quer zur

Stabachse zurückzuführen sind, leisten jedoch keinen Beitrag zur Biegetragfähigkeit. Im

Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit ist es daher erforderlich, bei Biegeträgern aus Brettsperr-

holz den Anteil der Querlagen soweit wie möglich zu reduzieren. In der Regel werden aus-

reichende Querzug- bzw. Querdruck- und Schubtragfähigkeiten bei einem Querlagenanteil

von 20% – 25% erreicht. Aufgrund der starken Homogenisierungseffekte in Brettsperrholz

können trotz der Querlagen bei gleichem Materialeinsatz vergleichbare Biegetragfähigkeiten

erreicht werden wie bei Brettschichtholz.

2. Biegetragfähigkeit bei Beanspruchung in Plattenebene

Zur Herstellung von Brettsperrholz werden in der Regel nach der Zugfestigkeit sortierte

Bretter verwendet. Bei einer Brettsortierung nach der in Deutschland geltenden Sortiernorm

DIN 4074 sind deutlich größere Schmalseiten- und Kantenäste zugelassen als bei der auf die

Biegefestigkeit abgestimmten Kantholzsortierung nach DIN 4074. Bei in Plattenebene be-

anspruchten Brettsperrholzträgern treten in den Lamellen der Längslagen jedoch nicht nur

Zug- oder Druckkräfte, sondern auch nicht zu vernachlässigende Biegemomente auf. Die

einzelnen Bretter werden daher entgegen der vorgesehenen Verwendung im Sinne der Sor-

tierung hochkant auf Biegung beansprucht. Trotz der großen Schmalseiten- und Kantenäste

und der daraus resultierenden geringen Hochkantbiegefestigkeit des brettsortierten Aus-

gangsmaterials wurden in zahlreichen Versuchen mit in Plattenebene beanspruchten Brett-

sperrholzträgern hohe Biegefestigkeiten ermittelt. Die ermittelten Werte sind teilweise deut-

lich größer, als für Brettschichtholz aus Brettern der gleichen Sortierklasse (Abbildung 1).

Die Versuchsergebnisse zeigen außerdem, dass die Biegefestigkeit von in Plattenebene be-

anspruchten Brettsperrholzträgern mit steigender Anzahl der Längslagen im Querschnitt

deutlich ansteigt. Diese Eigenschaft des Brettsperrholzes wird bislang wenig genutzt. Zwar

sind in vielen der für Brettsperrholzprodukte erteilten nationalen und europäischen Zulas-

sungen Systembeiwerte zur Erhöhung der Biegefestigkeit bei Beanspruchung rechtwinklig

zur Plattenebene angegeben, Beiwerte zur Erhöhung der Biegefestigkeit bei Beanspruchung

in Plattenebene sind hingegen nur in wenigen Zulassungen enthalten (z.B. ETA-11/0189

und ETA-11/0210). Das liegt vor allem auch daran, dass bislang nur verhältnismäßig kleine

Querschnitte geprüft wurden und keine systematischen Untersuchungen zu Systemeffekten

bei in Plattenebene beanspruchten Brettsperrholzträgern vorliegen.

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Abbildung 1: Im Rahmen von Versuchen ermittelte Biegefestigkeiten von in Plattenebene beanspruchten Brettsperrholzträgern

Zur Ermittlung eines Zusammenhangs zwischen der Biegefestigkeit und dem Lagenauf-

bau von Brettsperrholzträgern auf der Grundlage experimenteller Untersuchungen sind

sehr große und folglich mit erheblichen Kosten verbundene Versuchsreihen erforderlich.

Anstelle von Versuchen wurde daher ein Rechenmodell zur Simulation von Tragfähig-

keitsversuchen eingesetzt. Das verwendete Modell basiert auf der Grundlage eines für

die Simulation von Brettschichtholzträgern entwickelten Rechenmodells, das für die Si-

mulation der Biegefestigkeit von Brettsperrholz modifiziert und erweitert wurde.

60

0 m

m6

00 m

m

n = 2 n = 6to

m =

4

. . .

. . .

. . .

. . .

. . .. . .

. . .. . .

m =

8to

Mithilfe des Rechenmodells kann

die Biegefestigkeit von in Platten-

ebene beanspruchten Bauteilen

aus Brettsperrholz mit größeren

als den bislang geprüften Abmes-

sungen ermittelt werden. Da die

Anzahl der simulierten Versuche

im Rechenmodell nahezu unbeg-

renzt ist, ermöglicht das Simulati-

onsprogramm darüber hinaus

auch die Untersuchung statisti-

scher Zusammenhänge, die bei-

spielsweise zur Ermittlung von

Systembeiwerten verwendet wer-

den können. In Abbildung 2 sind

exemplarisch die mit dem Simula-

tionsprogramm ermittelten 5%-

Quantile der Biegefestigkeit von

Brettsperrholzträgern aus brett-

sortiertem Material der Festig-

keitsklasse C24 dargestellt. Die

angegebenen Werte beziehen sich

auf den Querschnitt der Längsla-

gen und gelten für Träger mit

einer Höhe von 600 mm. Verlauf

und Lage der Kurven zeigen deut-

lich die Abhängigkeit der Biege-

festigkeit vom Aufbau der Quer-

schnitte.

Abbildung 2: Simulierte charakteristische Biegefestigkeit für 600 mm hohe Brettsperrholzträger

Abbildung 3: Höhenfaktoren für die Biegefestigkeit von Brett-sperrholz- und Brettschichtholz

Im Vergleich zu Brettschichtholz ist bei in Plattenebene beanspruchten Brettsperrholzträgern

die Streuung der Festigkeit entlang der Trägerachse geringer, da im Querschnitt stets meh-

rere Lamellen nebeneinander angeordnet sind. Wegen der größeren Homogenität des Werk-

stoffes ist der Einfluss des Trägervolumens auf die Festigkeit geringer als bei Brettschicht-

20

24

28

32

36

40

44

48

52

56

1 2 3 4 5 6

Bie

gefe

stig

keit

in N

/mm

²

VersuchEinzelwert

5%-QuantilVersuche

Anzahl der Längslagen

24

25

26

27

28

29

30

31

32

2 3 4 5 6

f m,0

5,s

imin

N/m

n

m = 8

m = 6

m = 5

m = 4

m = number of lamellae per longitudinal layer

n = number of longitudinal layers

0,85

0,90

0,95

1,00

1,05

1,10

300 500 700 900 1100 1300 1500 1700 1900

size

fac

tor

kh

beam height in mm

CLT - 4 longitudinal layers, board width = 150 mm

CLT - 2 longitudinal layers, board width = 150 mm

CLT - 4 longitudinal layers, board width = 100 mm

CLT - 2 longitudinal layers, board width = 100 mm

glulam

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holz. Abbildung 3 zeigt die durch Simulation bestimmten Höhenfaktoren für Brettsperrholz

und Brettschichtholz im Vergleich.

3. Schubtragfähigkeit bei Beanspruchung in Plattenebene

3.1. Versagensmechanismen

Querkräfte verursachen bei in Plattenebene beanspruchten Brettsperrholzträgern, ebenso

wie bei Trägern aus Brettschichtholz oder Vollholz, Schubspannungen in den Lamellen der

einzelnen Brettlagen. Neben Schubspannungen in den Längs- und Querlagen müssen bei

Brettsperrholzträgern zusätzlich die Schubspannungen in den Kreuzungsflächen zwischen

benachbarten, rechtwinklig miteinander verklebten Brettlagen nachgewiesen werden. In-

sgesamt werden drei Versagensmechanismen unterschieden (Abbildung 4).

Abbildung 4: Versagensmechanismen bei Schubbeanspruchung in Plattenebene: Schub im Bruttoquerschnitt (links), Schub im Nettoquerschnitt (Mitte) und Schub in den Kreuzungsflächen (rechts)

Versagensmechanismus 1: Schub im Bruttoquerschnitt

Schubspannungen in den Brettlamellen führen zu einem Schubversagen über die gesamte

Plattendicke.

Versagensmechanismus 2: Schub im Nettoquerschnitt

In Schnitten durch die Fugen zwischen den nicht verklebten Schmalseiten der Lamellen tritt

ein Schubversagen rechtwinklig zur Faserrichtung ein.

Versagensmechanismus 3: Schub in den Kreuzungsflächen

Schubspannungen zwischen rechtwinklig miteinander verklebten Brettlamellen führen zu

einem Versagen in den Kreuzungsflächen.

3.2. Berechnung der Schubspannungen

Für den Tragfähigkeitsnachweis ist es erforderlich, die einzelnen zu den Versagensmecha-

nismen gehörenden Schubspannungen zu berechnen. Für den Nachweis der Versagensme-

chanismen 1 und 2 sind dies die Schubspannungen in den Brettlamellen des Brutto- und des

Nettoquerschnitts. Im Versagensmechanismus 3 müssen bei Biegeträgern aus Brettsperr-

holz drei verschiedene, gleichzeitig in den Kreuzungsflächen wirkende Schubspannungs-

komponenten berechnet werden: Schubspannungen in Richtung der Trägerachse, Schub-

spannungen rechtwinklig zur Trägerachse und Torsionsschubspannungen. Insgesamt sind

damit bei in Plattenebene beanspruchten Brettsperrholzträgern fünf verschiedene Schub-

spannungskomponenten zu ermitteln.

Schubspannungen in den Lamellen (VM1 und VM2)

Wie bei Vollquerschnitten können die Schubspannungen in den Lamellen von Brettsperr-

holzträgern nach der Balkentheorie berechnet werden. Bei der Berechnung der Querschnitt-

swerte wird dabei die Dicke im jeweils betrachteten Schnitt angesetzt: im VM 1 die Gesamt-

dicke tgross, im VM 2 der kleinere Wert tnet aus der Summe der Längs- und Querlagendicken.

In Abbildung 5 ist der Verlauf der Schubspannungen für einen Brettsperrholzträger mit zwei

Längslagen und einer Querlage exemplarisch dargestellt.

T T T

TT

T

TT

T

T

T

T

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Abbildung 5: Verlauf der Schubspannung in den Lamellen eines dreilagigen Brettsperrholzträgers: Schubspannungen xz,long in den Lamellen der Längslagen(links);

Schubspannungenxz,cross in den Lamellen der Querlagen(rechts)

Für die Bemessung ist die Verwendung der Maximalwerte der Schubspannungsparabeln eine

gute und zugleich konservative Abschätzung der tatsächlichen Schubspannungen im Brutto-

und im Nettoquerschnitt.

gross zxz

gross

1,5 V

h t

Schubspannung im Bruttoquerschnitt (VM1) (1)

net zxz

net

1,5 V

h t

Schubspannung im Nettoquerschnitt (VM2) (2)

Schubspannungen in den Kreuzungsflächen (VM3)

Die Schubspannungskomponenten in den Kreuzungsflächen, parallel zur Trägerachse und

aus Torsion, können wie für einen Verbundträger berechnet werden, dessen Teilquerschnitte

aus den Lamellen der Längslagen bestehen (Abbildung 6). Bei Querschnitten mit mehreren

Längslagen werden dabei alle Lamellen in Richtung der Querschnittsdicke zu einem Teil-

querschnitt zusammengefasst. Der Verbund zwischen den Teilquerschnitten wird über die

Verklebung der Längsbretter mit den rechtwinklig dazu angeordneten Brettern der Querla-

gen hergestellt. Sind die Bauteile hinreichend schlank (L / h ≥ 15) kann die Nachgiebigkeit

der Klebefugen bei der Ermittlung der Beanspruchungen in den Teilquerschnitten und den

Kreuzungsflächen vernachlässigt werden. Werden einheitliche Elastizitäts- und Schubmo-

duln aller Brettlamellen vorausgesetzt, lassen sich die drei Schubspannungskomponenten

wie nachfolgend beschrieben berechnen.

a) Schubspannungen parallel zur Trägerachse

Die in Trägerlängsrichtung wirkende Schubspannungskomponente yx,i,k in der i-ten Kreu-

zungsfläche kann für Brettsperrholzträger mit konstanter Lamellenbreite b nach Gleichung

(3) berechnet werden.

CA iyx,i 2

CA

dN (x)

n b

(3)

Nach einigen Umformungen (vgl. [6]) erhält man für den in den äußersten Kreuzungsflä-

chen wirkenden Maximalwert der Schubspannungskomponente

CAyx 2 2 3

CA

6 1 1V

n b m m

(4)

b) Torsionsschubspannungen

Unter der Annahme, dass die Bretter der Querlagen im verformten Zustand gerade bleiben,

sind in allen Kreuzungsflächen eines Trägerabschnitts der Länge b die Momente Mtor,i gleich

groß. Die aus dem Torsionsmoment resultierende Schubspannung rechtwinklig zur Faser-

richtung am Rand einer Kreuzungsfläche kann damit wie folgt berechnet werden.

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m

tor,iCA i 1tor m

CA p,CAi 1

2

Mb

n I

(5)

Für Brettsperrholzträger mit konstanter Brettbreite b in allen Brettlagen kann die Torsions-

schubspannung in geschlossener Form angegeben werden (vgl. [6]).

CAtor 2 3

CA

3 1 1V

mb n m

(6)

c) Schubspannungen rechtwinklig zur Trägerachse

Neben den Schubspannungskomponenten yx und tor können, z.B. im Bereich von Träger-

auflagern und Lasteinleitungen oder am Rand von Durchbrüchen und Ausklinkungen, auch

rechtwinklig zur Stabachse wirkende Schubspannungen yz in den Kreuzungsflächen auftre-

ten, die bei der Bemessung ebenfalls zu berücksichtigen sind.

Abbildung 6: Aus der Verbundwirkung resultierende Beanspruchungen in den Brettlamellen und den Kreuzungsflächen von in Plattenebene beanspruchten Biegeträgern aus Brettsperrholz

3.3. Schubfestigkeiten und Nachweiskriterien

Beim Nachweis der Tragfähigkeit müssen die genannten Schubspannungen mit den ent-

sprechenden Festigkeitskennwerten verglichen werden. In den Kreuzungsflächen ist zusätz-

lich die Interaktion mehrerer Schubspannungskomponenten zu berücksichtigen.

Versagensmechanismus 1: Schub im Bruttoquerschnitt

Für den Nachweis der Schubspannung im Bruttoquerschnitt können die in EN 338 für Nadel-

schnittholz angegebenen Schubfestigkeiten fv des verwendeten Brettmaterials angenommen

werden. Weil die Entstehung großer Schwindrisse durch die kreuzweise Verklebung der

Brettlamellen behindert wird, darf ein Beiwert kcr von 1,0 angesetzt werden.

Versagensmechanismus 2: Schub im Nettoquerschnitt

In Versagensmechanismus 2 tritt das Schubversagen rechtwinklig zur Faserrichtung in den

Fugen zwischen den nicht verklebten Schmalseiten der Lamellen ein. Jöbstl et al. [5]

haben durch Versuche an Brettsperrholzelementen mit einzelnen quer zur Faserrichtung auf

z

x

M

V

M

qz

M

V

M + dM

V

V + dV

qz

h =

m ·

b

b

V i

V i + dV i

Mtor,i

dV i

dNi

Ni Mi Ni + dNi

Mi + dMi

Schwerachse

Querschnitt

a5

a1

a4

a2

i

yz

y

x

t

long,1t

long,3

Kreuzungsfläche

t

long,2

t

cross,2

t

cross,1

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Schub beanspruchten Brettern einen Mittelwert der Schubfestigkeit fv,lam,90 rechtwinklig zur

Faserrichtung von 12,8 N/mm² und ein 5%-Quantil von 10,3 N/mm² ermittelt. Für den

Nachweis im Grenzzustand der Tragfähigkeit wird ein charakteristischer Wert von 8 N/mm²

empfohlen.

Versagensmechanismus 3: Schub in den Kreuzungsflächen

Die durch Torsionsmomente verursachten Schubspannungen in den Kreuzungsflächen wer-

den mit einer durch Versuche ermittelten Torsionsschubfestigkeit der Kreuzungsflächen fv,tor

nachgewiesen. In Zulassungen für Brettsperrholzprodukte sind in der Regel Rechenwerte

zwischen 2,0 N/mm² und 2,5 N/mm² festgelegt.

Anders als die Torsionsschubspannungen tor, die nur lokal rechtwinklig zur Faserrichtung

gerichtet sind, wirken die Schubspannungen yx und yz in jeweils einem der beiden mitei-

nander verklebten Bretter über die gesamte Kreuzungsfläche rechtwinklig zur Faserrichtung.

Die in den Kreuzungsflächen wirkenden Schubspannungen parallel und rechtwinklig zur Trä-

gerachse werden daher mit der Rollschubfestigkeit fR der Bretter nachgewiesen. In den Zu-

lassungen sind für Brettsperrholz aus Nadelholz in der Regel Rechenwerte zwischen 0,9

N/mm² und 1,25 N/mm² angegeben.

Beim Nachweis der Schubspannungen in den Kreuzungsflächen kann das gleichzeitige Auf-

treten der drei Schubspannungen yx, yz und tor durch lineare Interaktion der gleichgerichte-

ten Spannungskomponenten berücksichtigt werden.

yx,d yz,dtor,d tor,d

lam lam lam lamv,tor,d R,d v,tor,d R,d

1 und 1f f f f

(7)

3.4. Effektive Schubfestigkeit

Die effektive Schubfestigkeit eines Brettsperrholzträgers ergibt sich aus dem Versagensme-

chanismus mit der kleinsten Tragfähigkeit. Wird für jeden Versagensmechanismus eine auf

den Bruttoquerschnitt bezogene Schubfestigkeit berechnet, können die Werte unmittelbar

miteinander verglichen werden. Die auf den Bruttoquerschnitt bezogene effektive Schubfes-

tigkeit eines Brettsperrholzträgers kann in Abhängigkeit des Verhältnisses tnet/tgross aus Net-

to- und Bruttoquerschnittsdicke sowie der Anzahl nCA der Kreuzungsflächen innerhalb der

Querschnittsdicke und der Lamellenbreite b nach Gleichung (8) berechnet werden.

BSPv,k minf

lam

v,k

lam netv,90,k

gross

CA

gross

CA 2 CA 2v,tor,k R,k

1

2 1 1 2 1 11

f

tf

t

b n

t

mf m f m

(8)

Abbildung 7: Effektive Schubfestigkeit von in Plattenebene beanspruchten Brettsperrholzträgern; links: Versagensmechanismen VM1 und VM2; rechts: Versagensmechanismen VM1 und VM3

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In den Diagrammen in Abbildung 7 sind die auf den Bruttoquerschnitt bezogenen Schub-

festigkeiten der drei Versagensmechanismen in Abhängigkeit des Trägeraufbaus darges-

tellt. Das in Abbildung 7, links auf der Abszisse aufgetragene Verhältnis tnet/tgross wird bei

Biegeträgern aus Brettsperrholz in der Regel dem Anteil der Querlagen an der Gesamt-

querschnittsfläche entsprechen. Der Quotient tgross/nCA in Abbildung 7, rechts ist ein Maß

für die Anzahl der Kreuzungsflächen in Richtung der Trägerdicke. Ist das Verhältnis

klein, stehen viele Kreuzungsflächen zur Übertragung von Schubkräften zur Verfügung

und die Schubfestigkeit im VM 3 ist groß. Große Werte von tgross/nCA stehen für Quer-

schnitte mit wenigen dicken Brettlagen, bei denen die Schubfestigkeit im VM 3 klein ist.

Die verschiedenen Kurvenscharen in Abbildung 7, rechts zeigen den Einfluss der Lamel-

lenbreite für drei exemplarisch ausgewählte Werte. Die Unterschiede innerhalb der Kur-

venscharen zeigen den Einfluss der Anzahl m der Lamellen in Richtung der Trägerhöhe.

4. Besondere Trägerformen

4.1. Brettsperrholzträger mit angeschnittenen Rändern

An den schräg zur Faserrichtung verlaufenden Rändern von Biegeträgern aus Holz treten

neben Spannungen in Faserrichtung auch Schub- und Querdruck- bzw. Querzugspan-

nungen auf. Da bei in Plattenebene beanspruchten Brettsperrholzträgern die Zug- und

die Druckfestigkeit quer zur Trägerachse verhältnismäßig groß sind, hat der Faseran-

schnittwinkel weniger Einfluss auf die Tragfähigkeit als bei Brettschichtholz. Wie für

Brettschichtholz können die Abminderungsfaktoren zur Ermittlung der Biegefestigkeit an

den angeschnittenen Rändern von Brettsperrholzträgern in Abhängigkeit der Biege-,

Schub- und Querzug- bzw. Querdruckfestigkeit ermittelt werden (Gleichung (9) und

Gleichung (10)). Für die Schubfestigkeit fv sowie die Zug- bzw. Druckfestigkeit rech-

twinklig zur Trägerachse werden effektive Werte angesetzt, die unter Berücksichtigung

aller möglichen Versagensmechanismen ermittelt werden und wie die Biegefestigkeit auf

den Querschnitt der Längslagen bezogen sind.

BSP,c

2 2BSP BSP

m,k m,k 2

BSP BSPv,k c,90,k

1

1 tan tan1,5

k

f f

f f

(9)

BSP,t

2 2BSP BSP

m,k m,k 2

BSP BSPv,k t,90,k

1

1 tan tan1,0

k

f f

f f

(10)

Bei der Ermittlung der effektiven Schubfestigkeit am angeschnittenen Rand kann der Versa-

gensmechanismus 2 vernachlässigt werden. Auf den Querschnitt der Längslagen bezogen

ergibt sich damit die effektive Schubfestigkeit zu

grosslamv,k

net,long

BSPv,k CA

net,long

CA 2 CA 2xv,tor,k x R,k x

min 1

2 1 1 2 1 11

tf

t

f b n

t

mf m f m

(11)

Bei der Ermittlung der Querzug- und Querdruckfestigkeit wird das Erreichen der Zug- bzw.

Druckfestigkeit parallel zur Faserrichtung in den Querlagen und Schubversagen in den Kreu-

zungsflächen durch Erreichen der Rollschubfestigkeit berücksichtigt. Die auf den Querschnitt

der Längslagen bezogenen Festigkeiten können nach Gleichung (12) bzw. Gleichung (13)

berechnet werden.

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10

net,crosslamc,0,k

net,longBSPc,90,k

CA CAR,k

net,long

min

2

tf

tf

n bf

t

(12)

net,crosslamt,0,k

net,longBSPt,90,k

CA CAR,k

net,long

min

2

tf

tf

n bf

t

(13)

In Abbildung 8 sind exemplarisch die nach Gleichung (10) bzw. Gleichung (11) berechneten

Abminderungsfaktoren für Brettsperrholzträger aus Brettern der Festigkeitsklasse C24 mit

einer Gesamtdicke von tgross = 150 mm grafisch dargestellt. Die auf die Längslagen bezoge-

ne Biegefestigkeit für = 0° wurde dabei konservativ ein Wert von 24 N/mm²angesetzt.

Zum Vergleich sind zusätzlich die Abminderungsfaktoren k für Brettschichtholz der Festig-

keitsklasse GL24h angegeben.

Abbildung 8: Abminderungsfaktoren k für Brettsperrholzträger aus Lamellen der Festigkeitsklasse C24 sowie

für Brettschichtholzträger der Festigkeitsklasse GL24h

4.2. Brettsperrholzträger mit Ausklinkungen oder Durchbrüchen

In den einspringenden Ecken von Trägern mit Ausklinkungen oder Durchbrüchen treten

Kräfte rechtwinklig zur Trägerachse auf. Die quer zur Stabachse wirkenden Zugkräfte, die

bei Vollholz- und Brettschichtholz Zugspannungen quer zur Faserrichtung verursachen, kön-

nen bei in Plattenebene beanspruchten Brettsperrholzträgern von den Querlagen aufge-

nommen werden, die ähnlich wie aufgeklebte Verstärkungen bei Brettschichtholzträgern

wirken. In den Kreuzungsflächen unmittelbar neben Ausklinkungen und Durchbrüchen ent-

stehen dabei Schubspannungen quer zur Trägerachse, die zusätzlich zu den in diesen Berei-

chen erhöhten Torsionsschubspannungen und Schubspannungen parallel zur Trägerachse

übertragen werden müssen.

Die Schubspannungen, die in Brettsperrholzträgern im Bereich von Ausklinkungen und

Durchbrüchen in den Kreuzungsflächen auftreten, können auf der Grundlage der in Ab-

schnitt 3.2 angegebenen Gleichungen ermittelt werden, wenn lokale Spannungsspitzen

durch entsprechende Faktoren berücksichtigt werden. In Gleichung (14) und Gleichung (15)

sind Spannungsspitzenfaktoren für Trägern mit Durchbrüchen bzw. Ausklinkungen angege-

ben, die durch FE-Berechnungen ermittelt wurden. Die Spannungsspitzenfaktoren gelten für

Brettsperrholzträger mit 150 mm breiten Lamellen. Für davon abweichende lamellenbreiten

zwischen 100 mm und 200 mm können die Faktoren durch Multiplikation mit dem Beiwert

kb nach Gleichung (16) angepasst werden.

0,65

0,70

0,75

0,80

0,85

0,90

0,95

1,00

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

k ,c

in °

Brettsperrholz:

Lamellen C24

tnet,long = 120 mm

nCA = 4

b = 150 mm

fv,tor = 2,5 N/mm²

fR = 1,0 N/mm²

GL24h

m 8

m = 7

m = 6

m = 5

m = 4

m = 3

0,30

0,40

0,50

0,60

0,70

0,80

0,90

1,00

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

k ,t

in °

m 8

m = 7

m = 6

m = 5

m = 4

GL24h

Brettsperrholz:

LamellenC24

tnet,long = 120 mm

nCA = 4

b = 150 mm

fv,tor = 2,5 N/mm²

fR = 1,0 N/mm²

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11

h hh1

h

1.81 1.14h

kh h - h

und

2h hh2 2

0.103 1.27h

k mh

(14)

mit h h

und h 0,5h h

c

en

f0.884

k

kh

hmit

0.40

c

6

1.59kc

hsowie 0,5c h und ef 0,5h h

(15)

13

b150

bk

(16)

In Abbildung 9 und Abbildung 10 sind die Faktoren grafisch dargestellt. Die Definitionen der

Trägerabmessungen sind in Abbildung 11angegeben.

Abbildung 9: Spannungsspitzenfaktoren für Brettsperrholzträger mit Durchbrüchen

F

F

2.58·h

c

h

F

F

h-hef

hef

h = 600 mm

2.58·h 2.58·h

7.75·h

F

F

h

F

F

h h

h

h r,top

h r,bot

h = 600 mm

1.5 h 1.5 hh

Abbildung 10: Spannungsspitzenfaktor für Brettsperrholz-träger mit Ausklinkungen

Abbildung 11: Bezeichnung der Abmessungen bei Trägern mit Ausklinkungen und Durchbrüchen

Mithilfe der Spannungsspitzenfaktoren können die Schubspannungen in den Brettlamellen

und in den Kreuzungsflächen von Brettsperrholzträgern mit Durchbrüchen nach den Glei-

chungen (17) bis (21) berechnet werden.

1.0

1.5

2.0

2.5

3.0

0.10 0.30 0.50 0.70 0.90 1.10

kh

1

h/h

hh / h = 0.50

0.45

0.40

0.35

0.30

0.25

0.20

0.15

1

2

3

4

5

6

7

8

9

1 4 7 10 13

kh

2

h/b

hh / b = 6

5

4

3

2

1

0.9

1.2

1.5

1.8

2.1

0.400.500.600.700.800.90

kn

hef / h

c/h = 0.50

0.45

0.40

0.35

0.30

0.25

0.20

0.15

0.10

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VM1:

gross zxz,h

h gross

1.5 V

h - h t

(17)

VM2:

net zxz,h h2

net

1.5 Vk

h t

(18)

VM3:

CA ztor,h h1 2 3

CA

3 1 1Vk

mb n mund

(19)

CA zyx,h h2 2 2 3

CA

6 1 1Vk

b n m mund

(20)

t,90CAyz,h

CA r r

F

n a hmit

r,top

r

r,bot

minh

hh

(21)

Die Zugkraft Ft,90 am Durchbruchrand kann wie für Durchbrüche in Brettschichtholzträgern

nach dem nationalen Anhang zu Eurocode 5, Gleichung (NA.64) berechnet werden. Beim

Nachweis der Tragfähigkeit sind die drei in Abschnitt 3.3 beschriebenen Versagensmecha-

nismen zu überprüfen. Zusätzlich ist nachzuweisen, dass von den Querbrettern am Durch-

bruchrand die nach Gleichung (22) ermittelte Zugspannung aufgenommen werden kann.

t,90crosst,0 k r cross h k

r net,cross

mit min ;0.3 ( ) und 2F

= k a b h h ka t

(22)

Bei Brettsperrholzträgern mit Ausklinkungen können die Schubspannungen nach den Glei-

chungen (23) bis (26) berechnet werden.

VM1:

gross zxz,n

ef gross

1.5 V

h t

(23)

VM2:

net zxz,n n

net

1.5 Vk

h t

(24)

VM3:

CA ztor,n n 2 3

CA

3 V 1 1k

mb n mund

(25)

t,90CAyz,n n ef ef

CA r n

mit min ;F

h h h hn h

(26)

Die rechtwinklig zur Trägerachse wirkende Zugkraft Ft,90 am Rand der Ausklinkung kann wie

für BSH-Träger mit verstärkten Ausklinkungen nach dem nationalen Anhang zu Eurocode 5,

Gleichung (NA.75) berechnet werden. Beim Nachweis der Tragfähigkeit sind die drei in Ab-

schnitt 3.3 beschriebenen Versagensmechanismen zu überprüfen. Daneben ist auch wieder

der Nachweis der Zugspannung in den Brettern der Querlagen mit der nach Gleichung (27)

berechneten Spannung zu führen.

t,90crosst,0 k r ef cross

r net,cross

mit max 0.5 ( );F

= k h h bt

(27)

4.3. Keilgezinkte Rahmenecken aus Brettsperrholz

Bei keilgezinkten Rahmenecken wirken in den Universal-Keilzinkenverbindungen Biegespan-

nungen unter einem Winkel zur Faserrichtung. Ähnlich wie bei Trägern mit angeschnittenen

Rändern entstehen dadurch, je nach Richtung des einwirkenden Momentes, Zug- bzw.

Druckspannungen quer zur Trägerachse sowie Schubspannungen, die beim Nachweis der

Tragfähigkeit zu berücksichtigen sind. Bei Rahmenecken aus Brettschichtholz erfolgt dies

durch Verwendung einer in Abhängigkeit des Schnittwinkels ermittelte Druckfestigkeit

(vgl. EC5, Gleichung (NA.147)). Für Universal-Keilzinkenverbindungen in Rahmenecken aus

Brettsperrholz, bei denen die Richtungen der Längslagen der zu verbindenden Bauteile ei-

nen Winkel von 2 einschließen, wurde die Biegefestigkeit anhand von Versuchen bestimmt.

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Bei Beanspruchung durch negative (schließende) Momente wurde für Schnittwinkel zwi-

schen 0° und 25° der in Gleichung (28) angegebenen Zusammenhang ermittelt.

LFJ BSPm, ,k eff m,k(1- )f f

(28)

Bei Beanspruchung durch positive (öffnende) Momente gilt für Schnittwinkel zwischen 0°

und 25° der in Gleichung (29) angegebene Zusammenhang.

BSPeff m,kLFJ

m, ,kBSP BSP

eff m,k eff m,k2 2

BSP BSPt,90,k v,k

(1 )

(1 ) (1 )sin sin cos cos

2,5 2,5

- ff

- f - f

f f

(29)

In beiden Gleichungen werden, wie bei der Ermittlung der Festigkeit an angeschnittenen

Rändern (vgl. Abschnitt 4.1), effektive, auf den Querschnitt der Längslagen bezogene Fes-

tigkeiten verwendet. Beim Nachweis der Tragfähigkeit von keilgezinkten Rahmenecken aus

Brettsperrholz ist die in Abhängigkeit des Schnittwinkels nach Gleichung (28) bzw. Glei-

chung (29) ermittelte Biegefestigkeit mit der maximalen Randspannung in der Universal-

Keilzinkenverbindung zu vergleichen. Die Spannungen sind mit den Querschnittswerten der

Längslagen in Schnitten rechtwinklig zur Richtung der Längslagen unmittelbar neben den

Universal-Keilzinkenverbindungen zu ermitteln. Zur der Berechnung der maximalen Rand-

spannung können die aus Biegemomenten und Normalkräften resultierenden Normalspan-

nungen in den Universal-Keilzinkenverbindungen ohne Berücksichtigung von Spannungs-

spitzen einzeln berechnet und überlagert werden.

Das Diagramm in Abbildung 12 zeigt exemplarisch die nach Gleichung (28) und Gleichung

(29) berechneten Biegefestigkeiten für Brettsperrholzträger aus Brettern der Festigkeits-

klasse C24 mit einem Lagenaufbau aus vier Längs- und zwei Querlagen, m = 4 Lamellen je

Längslage sowie einer Gesamtdicke von 150 mm. Zur Berücksichtigung der Querschnitt-

schwächung infolge der Universal-Keilzinkenverbindung wurde ein effektiver Verschwä-

chungsgrad von eff = 0,3 angenommen. Zum Vergleich sind die durch Versuche ermittelten

Biegefestigkeiten von Universal-Keilzinkenverbindungen in Brettsperrholz dargestellt.

Abbildung 12: Biegefestigkeit von Universal-Keilzinkenverbindungen in Brettsperrholzträgern mit geknickter Stabachse über dem Schnittwinkel

Im Diagramm ist zu erkennen, dass bei Beanspruchung durch negative Momente (nega-

tive Winkel ) die Biegefestigkeit mit zunehmendem Schnittwinkel nicht ab-, sondern

zunimmt. Bei der Bemessung ist daher nur die Querschnittsschwächung infolge der Uni-

versal-Keilzinkenverbindung zu berücksichtigen. Wegen der starken Abhängigkeit der

(Biege-) Druckfestigkeit von der Holzfeuchte wird, im Hinblick auf die Anwendung in

Nutzungsklasse 2, der in den Versuchen festgestellte Anstieg der Festigkeit im Bemes-

sungsvorschlag nicht berücksichtigt. Bei Beanspruchung durch positive Momente beträgt

die Festigkeitsreduzierung für die betrachteten Winkel bis 25° maximal etwa 50%. In-

sgesamt ist damit bei Rahmenecken aus Brettsperrholz die Reduzierung der Festigkeit

erheblich geringer als bei Rahmenecken aus Brettschichtholz.

5

10

15

20

25

30

-30 -20 -10 0 10 20 30

f m,α

LFJ

in N

/mm

²

α in °

Versuchsergebnisse

Mittelwerte der Versuchsreihen

char.Werte der Versuchsreihen

Anpassung an Mittelwerte

nach Gleichung (28) und (29)

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5. Formelzeichen und Abkürzungen

Buchstaben und Abkürzungen

b Brett-/Lamellenbreite

f Festigkeit

auf den Nettoquerschnitt der Längslagen bezogenen Festigkeit

h Höhe

k Faktor, Beiwert

Stützweite, Länge

n Anzahl der Brettlagen innerhalb der Elementdicke

m Anzahl der Lamellen innerhalb von Längslagen

t Dicke, Lagendicke

LFJ Universal-Keilzinkenverbindung (Large Finger Joint)

M Moment

N Normalkraft

V Querkraft

Schnittwinkel, Winkel zur Faserrichtung

Verschwächungsgrad einer Universal-Keilzinkenverbindung

Normalspannung

Schubspannung

Indizes

BSP Brettsperrholz

c Druck

CA Kreuzungsfläche

cross quer, Querlage

d Bemessungswert

eff wirksam

gross Bruttowert

h Durchbruch (Hole)

LFJ Universal-Keilzinken Verbindung

k charakteristischer Wert

lam Lamelle

long longitudinal, Längslage

m Biegung

n Ausklinkung (Notch)

net Nettowert

R Rollschub

t Zug

tor Torsion

v Schub

Schnittwinkel, Winkel zur Faserrichtung

0 in Faserrichtung der Längslagen

90 rechtwinklig zur Faserrichtung der Längslagen

f

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6. Literatur

[1] DIN EN 1995-1-1:2010-12 - Eurocode 5: Bemessung und Konstruktion von Holz-

bauten – Teil 1-1: Allgemeines – Allgemeine Regeln und Regeln für den Hochbau

[2] DIN EN 1995-1-1/NA:2013-08 - Nationaler Anhang – National festgelegte Para-

meter – Eurocode 5: Bemessung und Konstruktion von Holzbauten – Teil 1-1:

Allgemeines – Allgemeine Regeln und Regeln für den Hochbau

[3] Europäisch Technische Zulassung ETA-11/0189 vom 10. Juni 2011.Deutsches

Institut für Bautechnik

[4] Europäisch Technische Zulassung ETA-11/0210 vom 20. September 2011.

Deutsches Institut für Bautechnik

[5] Jöbstl, R.-A.; Bogensperger, T.; Schickhofer, G.: In-Plane Shear Strength of

Cross Laminated Timber. In: Proceedings CIB-W18, Meeting 41, St. Andrews,

Canada 2008.

[6] Flaig, M: Biegeträger aus Brettsperrholz bei Beanspruchung in Plattenebene. Dis-

sertation, Karlsruher Berichte zum Ingenieurholzbau, Bd. 26, KIT Scientific Pub-

lishing, 2013.

[7] Flaig, M.; Blaß, H.J.: Shear Strength and Shear Stiffness of CLT beams Loaded in

Plane. In: Proceedings. CIB-W18 Meeting 46, Vancouver, Canada, 2013.

[8] Flaig, M.; Meyer, N.: A new test configuration to determine the slip modulus of

connections between crosswise bonded boards. In: Experimental Research with

Timber, Conference 21-23 May 2014, Prague

[9] Flaig, M: Design of CLT Beams with Rectangular Holes or Notches. In: Proceed-

ings of the International Network on Timber Engineering Research (INTER), Meet-

ing 47, Bath, United Kingdom, 2014.

[10] Flaig, M.; Blaß, H.J.: Bending Strength of Cross Laminated Timber Beams Loaded

in Plane. In: Proceedings. World Conference on Timber Engineering (WCTE),

Quebec, Canada, 2014.

[11] Blaß, H. J.; Flaig, M.: Keilgezinkte Rahmenecken und Satteldachträger aus Brett-

sperrholz. Karlsruher Berichte zum Ingenieurholzbau, Bd. 30, KIT Scientific Pub-

lishing, 2015