Brexit und Frankfurt Politiker hoffen auf Tausende Arbeitsplätze, … Paris und Amsterdam. Dass...

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R4 FRANKFURT Frankfurter Rundschau Dienstag, 28. Juni 2016 72. Jahrgang Nr. 148 Gut vorbereitet Regionales Standortmarketing und Wirtschaftsförderung schlagen die Werbetrommel Von Friederike Tinnappel D as regionale Standortmarke- ting ist gut aufgestellt, um für den Standort Frankfurt und die Region zu werben. Geschäfts- führer Eric Menges wird schon am morgigen Mittwoch wieder nach London reisen. Dabei geht es nicht nur darum, englischen Unternehmen den Standort Frankfurt schmackhaft zu ma- chen, sondern auch indische oder chinesische Konzerne anzu- werben, die ihre europäische Zentrale bislang in London hat- ten. Als Konkurrenten in diesem Geschäft nennt Menges Dublin, Paris und Amsterdam. Dass sich Frankfurt als Finanzplatz und durch die Nähe zum Flughafen empfehle, sei bekannt. Umso mehr müsse auf die anderen Qualitäten des Standorts Frank- furt und der Region hingewiesen werden: „Dass wir alle so gut Englisch reden“ zum Beispiel. Oder dass es eine Reihe „toller Universitäten“ von Darmstadt bis Gießen gebe und nicht zuletzt die „vorzügliche IT-Kompetenz“. Die Website welcometofrm. com, die seit Freitag im Internet aufgerufen werden kann, habe ein „kleines Feuerwerk“ ausge- löst und sei auf Twitter „ordent- lich durch die Gegend geschickt“ worden. Außerdem können In- formationen über die Hotline 0044/2038 072 072 erfragt wer- den. Auch mit Delegationen, de- nen Entscheider aus der Banken- und Immobilienbranche angehö- ren, möchte Menges Frankfurt bekannter machen. Etwa ab März habe man in Abstimmung mit Vertretern unter anderem aus dem hessischen Wirtschaftsmi- nisterium und der städtischen Wirtschaftsförderung mit den Vorbereitungen einer Werbekam- pagne begonnen. Der Chef der Frankfurter Wirt- schaftsförderung, Oliver Schwe- bel, geht davon aus, dass für Neuansiedlungen genügend Bü- roraum vorhanden sei bezie- hungsweise geschaffen werden könne. Im Mertonviertel, Nieder- rad und Gateway Gardens seien noch Flächen für Neubauten vor- handen. Der Wohnungsmarkt sei allerdings jetzt schon „sehr ange- spannt“. Auch in der Region müs- se Wohnraum geschaffen wer- den. Es würden Menschen mit ei- nem „gehobenen Einkommensni- veau“ erwartet, für die vor allem das „hochpreisige Segment“ inte- ressant sein werde. Wie sich der Ausstieg aus der EU auf Frankfurts Partnerstadt Birmingham auswirken wird, ist ungewiss. Nach Angaben des Ge- schäftsführers der Tourismus und Congress GmbH, Thomas Fe- da, haben sich die Menschen in Birmingham ebenfalls für einen Austritt entschieden und zwar „ganz knapp“ mit 50,5 Prozent. Das könnte auch dem Frankfur- ter Weihnachtsmarkt schaden, der jährlich in Birmingham und Leeds von deutschen Gewerbe- treibenden nach dem gleichen Muster wie in Frankfurt abgehal- ten wird. Firmen drängen an den Main OB Feldmann berichtet von Anfragen aus London O berbürgermeister Peter Feld- mann (SPD) sieht den ange- kündigten Ausstieg von Großbri- tannien aus der Europäischen Union, den Brexit, als „angeneh- me Herausforderung“ für Frank- furt. Die Stadt werde bei den Ar- beitsplätzen und bei der Ansied- lung von Unternehmen profitie- ren, sagte der Oberbürgermeister bei der Bilanzpressekonferenz der Stadtwerke-Holding am Montag. Feldmann wollte sich nicht festlegen, ob 10 000 oder gar 20 000 neue Arbeitsplätze in Frankfurt in den nächsten Jahren entstehen könnten. „Da bin ich vorsichtig.“ Allein am Sonntag aber sei er mit „drei sehr spannenden Anfra- gen“ größerer Unternehmen be- schäftigt gewesen, die ihren Sitz von London nach Frankfurt verle- gen wollten. Es gebe Anfragen aus London und aus dem gesam- ten Großbritannien. „Es wird künftig sehr schwer, in Frankfurt arbeitslos zu werden“, urteilte der Sozialdemokrat. Die Stadt habe sich seit Febru- ar gemeinsam mit der Region auf einen Brexit vorbereitet. Sie in- vestiere jetzt einen hohen sechs- stelligen Betrag in eine entspre- chende Werbekampagne. Diese werde bis 2017 reichen. Die städ- tische Tourismus- und Kongress GmbH trete dabei werbend in Großbritannien auf. Frankfurt biete mit einem Leerstand von 1,3 Millionen Quadratmetern Büroraum auch genügend Flächen für ansied- lungswillige Unternehmen, sag- te der Oberbürgermeister. In Deutschland gebe es viele Städ- te, die gerne mit Frankfurt tau- schen würden. Als Sozialdemokrat fordere er, dass die Arbeitsplätze, die in- folge des Brexit jetzt in Frank- furt entstünden, in jedem Fall „mit auskömmlichen Löhnen ausgestattet“ sein müssten. Da- mit Frankfurt für die Auswir- kungen des Brexit gerüstet sei, brauche es aber auch stärkere fi- nanzielle Unterstützung durch das Land Hessen, forderte der OB. Constantin Alsheimer, der Vorstandsvorsitzende der Stadt- werke Holding, forderte größere Stromnetzkapazitäten angesichts des Wachstums der Stadt. „Wir brauchen bei der Bundesnetz- agentur ein Bewusstsein für die wachsende Infrastruktur.“ jg „Bodenpreise und Kosten steigen“ Immobilieninvestor Ulrich Höller zu den Folgen des Brexit für die Mainmetropole Herr Höller, haben Sie mit der Austrittsentscheidung Großbri- tanniens gerechnet? Ich hatte sie zumindest auf der Agenda. Ich habe bei meinen di- versen internationalen Geschäfts- partnern in den letzten Wochen vor Ort in London große Nervosi- tät gespürt. Viele Unternehmen haben sich auf den Brexit vorbe- reitet. Mir war dadurch klar, dass es superknapp wird. Was hat den Ausschlag gegeben? Viele Briten sind verärgert über die Dominanz der Deutschen in der EU. Viele EU-Befürworter ha- ben außerdem nicht abgestimmt, weil sie nicht mit einer negativen Entscheidung gerechnet haben. Und die negativen Konsequenzen eines EU-Austritts sind zu wenig kommuniziert worden. Hat die EU Fehler gemacht? Viele Wirtschaftszweige, auch die Immobilienwirtschaft, müssten ihre Entscheidungen viel stärker an Brüssel ausrichten als an Ber- lin. Die Europäische Union wird aber von den Unternehmen noch immer als ein fremdes „animal“ gesehen. Viele Unternehmen kri- tisieren, dass sie durch die EU-Fi- nanzpolitik für die Probleme Griechenlands mit in Haft ge- nommen werden. Dann hat die Flüchtlingspolitik die Unzufrie- denheit mit der EU noch poten- ziert. Wie bewerten Sie die Austritts- entscheidung? Es ist ein Votum wider die Ver- nunft. Viele Briten sind darüber selbst erschrocken. Es ist aller- dings unfassbar, dass viele die Entscheidung jetzt rückgängig machen wollen. Wie werden die Konsequenzen für London und Frankfurt aus- sehen? Für den weltweit bedeutenden Fi- nanzplatz London wird es jetzt ei- nen negativen Schlag geben. Vie- le große Investorengruppen hat- ten ihre Entscheidungen in Europa, und natürlich auch in London, bis zur Volksabstimmung zurückgestellt. Diese Entschei- dungen werden jetzt gegen Lon- don fallen. Frankfurt wird von der Schwächung Londons profi- tieren. Ich halte einen Zuwachs von bis zu 20 000 Arbeitsplätzen in der Stadt mittelfristig für be- lastbar. Manche gehen sogar von 30 000 Arbeitsplätzen aus. Dabei spielt eine ganz entscheidende Rolle, dass Frankfurt der Sitz der Europäischen Zentralbank ist. Das ist das entscheidende Plus für Frankfurt im Konkurrenzkampf zum Beispiel mit Paris. Das Kapi- tal sucht sich immer schnell sei- nen Weg. Die Banken ziehen da- bei andere Dienstleister nach sich, das ist eine Welle. Für Frankfurt stellt das also ei- ne wirtschaftliche Chance dar. Gewiss. In Frankfurt ist auch der nötige Büroraum für diese Ar- beitsplätze vorhanden. Der Leer- stand liegt derzeit bei deutlich über einer Million Quadratme- tern, das entspricht immer noch über zehn Prozent des Marktan- gebots. Wenn tatsächlich so viele neue Arbeitsplätze in Frankfurt ent- stehen, dann bedeutet das doch, dass es auf dem Wohnungs- markt noch enger werden wird. Das ist so. Die Stadt muss ihre Anstrengungen beim Wohnungs- bau noch verstärken. Sie muss Wohnhochhäusern offener ge- genüberstehen als bisher. Es braucht Wohnraum für alle ge- sellschaftlichen Schichten, für Gutverdienende und vor allem bezahlbaren Wohnraum für Bür- ger mit geringerem Einkommen. Aber es fehlt bezahlbarer Wohn- raum. Natürlich fehlt bezahlbarer Wohnraum. Aber auch gehobene Wohnungen sind nötig. Die man- chen dann andere, preiswertere frei. Das ist der Sickereffekt … … der von Fachleuten bestritten wird. Wir wissen aus Erfahrung, dass er existiert. Aber klar ist, dass durch den Zuzug von so vielen Men- schen die Bodenpreise und die Baukosten in Frankfurt weiter steigen werden. Grundsätzlich gerät die Stadt jetzt noch mehr ins internationale Schaufenster, und das ist gut so. Interview: Claus-Jürgen Göpfert ZUR PERSON Ulrich Höller, 50 Jahre, ist Vorstands- vorsitzender der German Estate Group (GEG) in Frankfurt und einer der bekanntesten deutschen Projektent- wickler. Sein größtes Bauvorhaben in Frank- furt ist derzeit das Maintor-Quartier, das frühere Degussa-Gelände, auf dem Büros und Wohnungen entstehen. jg Brexit und Frankfurt Politiker hoffen auf Tausende Arbeitsplätze, Investoren erwarten noch höhere Mieten. BREXIT BREXIT www.fr-online.de/brexit Ulrich Höller im Maintor-Quartier. ANDREAS ARNOLD Bio. Teppich-Hand- Wäsche Seit 1991 in Friedrichsdorf Hugenottenstr. 40 Tel. 06172-763620

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R4 FRANKFURT Frankfurter Rundschau Dienstag, 28. Juni 2016 72. Jahrgang Nr. 148

Gut vorbereitetRegionales Standortmarketing undWirtschaftsförderung schlagen die Werbetrommel

Von Friederike Tinnappel

Das regionale Standortmarke-ting ist gut aufgestellt, um

für den Standort Frankfurt unddie Region zu werben. Geschäfts-führer Eric Menges wird schonam morgigen Mittwoch wiedernach London reisen. Dabei gehtes nicht nur darum, englischenUnternehmen den StandortFrankfurt schmackhaft zu ma-chen, sondern auch indischeoder chinesische Konzerne anzu-werben, die ihre europäischeZentrale bislang in London hat-ten.

Als Konkurrenten in diesemGeschäft nennt Menges Dublin,Paris und Amsterdam. Dass sichFrankfurt als Finanzplatz unddurch die Nähe zum Flughafen

empfehle, sei bekannt. Umsomehr müsse auf die anderenQualitäten des Standorts Frank-furt und der Region hingewiesenwerden: „Dass wir alle so gutEnglisch reden“ zum Beispiel.Oder dass es eine Reihe „tollerUniversitäten“ von Darmstadt bisGießen gebe und nicht zuletztdie „vorzügliche IT-Kompetenz“.

Die Website welcometofrm.com, die seit Freitag im Internetaufgerufen werden kann, habeein „kleines Feuerwerk“ ausge-löst und sei auf Twitter „ordent-lich durch die Gegend geschickt“worden. Außerdem können In-formationen über die Hotline0044/2038072072 erfragt wer-den. Auch mit Delegationen, de-nen Entscheider aus der Banken-und Immobilienbranche angehö-

ren, möchte Menges Frankfurtbekannter machen. Etwa abMärz habe man in Abstimmungmit Vertretern unter anderem ausdem hessischen Wirtschaftsmi-nisterium und der städtischenWirtschaftsförderung mit denVorbereitungen einer Werbekam-pagne begonnen.

Der Chef der Frankfurter Wirt-schaftsförderung, Oliver Schwe-bel, geht davon aus, dass fürNeuansiedlungen genügend Bü-roraum vorhanden sei bezie-hungsweise geschaffen werdenkönne. Im Mertonviertel, Nieder-rad und Gateway Gardens seiennoch Flächen für Neubauten vor-handen. Der Wohnungsmarkt seiallerdings jetzt schon „sehr ange-spannt“. Auch in der Region müs-se Wohnraum geschaffen wer-

den. Es würden Menschen mit ei-nem „gehobenen Einkommensni-veau“ erwartet, für die vor allemdas „hochpreisige Segment“ inte-ressant sein werde.

Wie sich der Ausstieg aus derEU auf Frankfurts PartnerstadtBirmingham auswirken wird, istungewiss. Nach Angaben des Ge-schäftsführers der Tourismusund Congress GmbH, Thomas Fe-da, haben sich die Menschen inBirmingham ebenfalls für einenAustritt entschieden und zwar„ganz knapp“ mit 50,5 Prozent.Das könnte auch dem Frankfur-ter Weihnachtsmarkt schaden,der jährlich in Birmingham undLeeds von deutschen Gewerbe-treibenden nach dem gleichenMuster wie in Frankfurt abgehal-ten wird.

Firmendrängenan den MainOB Feldmann berichtetvon Anfragen aus London

Oberbürgermeister Peter Feld-mann (SPD) sieht den ange-

kündigten Ausstieg von Großbri-tannien aus der EuropäischenUnion, den Brexit, als „angeneh-me Herausforderung“ für Frank-furt. Die Stadt werde bei den Ar-beitsplätzen und bei der Ansied-lung von Unternehmen profitie-ren, sagte der Oberbürgermeisterbei der Bilanzpressekonferenzder Stadtwerke-Holding amMontag.

Feldmann wollte sich nichtfestlegen, ob 10000 oder gar20000 neue Arbeitsplätze inFrankfurt in den nächsten Jahrenentstehen könnten. „Da bin ichvorsichtig.“

Allein am Sonntag aber sei ermit „drei sehr spannenden Anfra-gen“ größerer Unternehmen be-schäftigt gewesen, die ihren Sitzvon London nach Frankfurt verle-gen wollten. Es gebe Anfragenaus London und aus dem gesam-ten Großbritannien. „Es wirdkünftig sehr schwer, in Frankfurtarbeitslos zu werden“, urteilteder Sozialdemokrat.

Die Stadt habe sich seit Febru-ar gemeinsam mit der Region aufeinen Brexit vorbereitet. Sie in-vestiere jetzt einen hohen sechs-stelligen Betrag in eine entspre-chende Werbekampagne. Diesewerde bis 2017 reichen. Die städ-tische Tourismus- und KongressGmbH trete dabei werbend inGroßbritannien auf.

Frankfurt biete mit einemLeerstand von 1,3 MillionenQuadratmetern Büroraum auchgenügend Flächen für ansied-lungswillige Unternehmen, sag-te der Oberbürgermeister. InDeutschland gebe es viele Städ-te, die gerne mit Frankfurt tau-schen würden.

Als Sozialdemokrat fordereer, dass die Arbeitsplätze, die in-folge des Brexit jetzt in Frank-furt entstünden, in jedem Fall„mit auskömmlichen Löhnenausgestattet“ sein müssten. Da-mit Frankfurt für die Auswir-kungen des Brexit gerüstet sei,brauche es aber auch stärkere fi-nanzielle Unterstützung durchdas Land Hessen, forderte derOB.

Constantin Alsheimer, derVorstandsvorsitzende der Stadt-werke Holding, forderte größereStromnetzkapazitäten angesichtsdes Wachstums der Stadt. „Wirbrauchen bei der Bundesnetz-agentur ein Bewusstsein für diewachsende Infrastruktur.“ jg

„Bodenpreise und Kosten steigen“Immobilieninvestor Ulrich Höller zu den Folgen des Brexit für die Mainmetropole

Herr Höller, haben Sie mit derAustrittsentscheidung Großbri-tanniens gerechnet?Ich hatte sie zumindest auf derAgenda. Ich habe bei meinen di-versen internationalen Geschäfts-partnern in den letzten Wochenvor Ort in London große Nervosi-tät gespürt. Viele Unternehmenhaben sich auf den Brexit vorbe-reitet. Mir war dadurch klar, dasses superknapp wird.

Was hat den Ausschlag gegeben?Viele Briten sind verärgert überdie Dominanz der Deutschen inder EU. Viele EU-Befürworter ha-ben außerdem nicht abgestimmt,weil sie nicht mit einer negativenEntscheidung gerechnet haben.Und die negativen Konsequenzeneines EU-Austritts sind zu wenigkommuniziert worden.

Hat die EU Fehler gemacht?Viele Wirtschaftszweige, auch dieImmobilienwirtschaft, müsstenihre Entscheidungen viel stärkeran Brüssel ausrichten als an Ber-lin. Die Europäische Union wirdaber von den Unternehmen nochimmer als ein fremdes „animal“gesehen. Viele Unternehmen kri-tisieren, dass sie durch die EU-Fi-nanzpolitik für die ProblemeGriechenlands mit in Haft ge-nommen werden. Dann hat dieFlüchtlingspolitik die Unzufrie-denheit mit der EU noch poten-ziert.

Wie bewerten Sie die Austritts-entscheidung?Es ist ein Votum wider die Ver-nunft. Viele Briten sind darüberselbst erschrocken. Es ist aller-dings unfassbar, dass viele dieEntscheidung jetzt rückgängigmachen wollen.

Wie werden die Konsequenzenfür London und Frankfurt aus-sehen?Für den weltweit bedeutenden Fi-nanzplatz London wird es jetzt ei-nen negativen Schlag geben. Vie-le große Investorengruppen hat-ten ihre Entscheidungen in

Europa, und natürlich auch inLondon, bis zur Volksabstimmungzurückgestellt. Diese Entschei-dungen werden jetzt gegen Lon-don fallen. Frankfurt wird vonder Schwächung Londons profi-tieren. Ich halte einen Zuwachsvon bis zu 20000 Arbeitsplätzenin der Stadt mittelfristig für be-lastbar. Manche gehen sogar von30000 Arbeitsplätzen aus. Dabeispielt eine ganz entscheidendeRolle, dass Frankfurt der Sitz der

Europäischen Zentralbank ist.Das ist das entscheidende Plus fürFrankfurt im Konkurrenzkampfzum Beispiel mit Paris. Das Kapi-tal sucht sich immer schnell sei-nen Weg. Die Banken ziehen da-bei andere Dienstleister nachsich, das ist eine Welle.

Für Frankfurt stellt das also ei-ne wirtschaftliche Chance dar.Gewiss. In Frankfurt ist auch dernötige Büroraum für diese Ar-

beitsplätze vorhanden. Der Leer-stand liegt derzeit bei deutlichüber einer Million Quadratme-tern, das entspricht immer nochüber zehn Prozent des Marktan-gebots.

Wenn tatsächlich so viele neueArbeitsplätze in Frankfurt ent-stehen, dann bedeutet das doch,dass es auf dem Wohnungs-markt noch enger werden wird.Das ist so. Die Stadt muss ihreAnstrengungen beim Wohnungs-bau noch verstärken. Sie mussWohnhochhäusern offener ge-genüberstehen als bisher. Esbraucht Wohnraum für alle ge-sellschaftlichen Schichten, fürGutverdienende und vor allembezahlbaren Wohnraum für Bür-ger mit geringerem Einkommen.

Aber es fehlt bezahlbarer Wohn-raum.Natürlich fehlt bezahlbarerWohnraum. Aber auch gehobeneWohnungen sind nötig. Die man-chen dann andere, preiswerterefrei. Das ist der Sickereffekt …

… der von Fachleuten bestrittenwird.Wir wissen aus Erfahrung, dass erexistiert. Aber klar ist, dass durchden Zuzug von so vielen Men-schen die Bodenpreise und dieBaukosten in Frankfurt weitersteigen werden. Grundsätzlichgerät die Stadt jetzt noch mehrins internationale Schaufenster,und das ist gut so.

Interview: Claus-Jürgen Göpfert

ZUR PERSONUlrich Höller, 50 Jahre, ist Vorstands-vorsitzender der German Estate Group(GEG) in Frankfurt und einer derbekanntesten deutschen Projektent-wickler.

Sein größtes Bauvorhaben in Frank-furt ist derzeit das Maintor-Quartier,das frühere Degussa-Gelände, auf demBüros und Wohnungen entstehen. jg

Brexit und Frankfurt Politiker hoffen auf Tausende Arbeitsplätze, Investoren erwarten noch höhere Mieten.

B R E X I TB R E X I Twww.fr-online.de/brexit

Ulrich Höller im Maintor-Quartier. ANDREAS ARNOLD

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Tel. 06172-763620