Brief an den Papst

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Laieninitiative 18. Jänner 2011 Verei n Laieni nitiative Waldgasse 20/3 A-2371 Hinterbrühl Tel. +43 (0)2236 41683 i [email protected] SuaSantitä Papa Benedetto XVI Palazzo Apostolico V OO120 CITTA' DEL VATICANO Rom - Italien Sehrgeehrter Herr Bischof von Rom, lieber Papst Benedikt! Die von zahlreichenChristen unterstütztenReformbewegungen in der Katholischen Kirche Österreichs plattform wir sind Kirche Priester ohne Amt Pfarrerinitiativeund beehren sich, t*Tl'äl3t:ä.rende Entschlier3ung zu überreichen.Diese wurde nach einer gemeinsamen wissenschaftlichen Enquete im Novemb er 2010 verabschiedet. Deren Ergebnis war, dass die Einsetztng von Bischöfen ohne ausreichende Mitwirkung der Ortskirche - näm- lich des Klerus und der Repräsentanten des Kirchenvolkes - der langen kirchlichen Tradition und den Vorgabendes Evangeliums widerspricht.NähereAuskünfte dazugeben wir gern. Wir dürfen hinzufügen,dass wir uns für die Kirche engagieren und verantwortlich firhlen. Wir sind von jener Krise tief betroffen, welche zu einem bedrückenden Mangel an geeigneten Seelsorgern und zu erschreckend vielen Kirchenaustrittenführt. Durch die Berufuttg volks- verbundener Bischöfe könnte nach unserer Überrerrgung ein wesentlicher Beitrag zur Verbes- serung der allgemein als bereits alarmierend empfundenen Situation geleistet werden. Abschließend sehen wir uns verpflichtet,auf die Konsequenzen eines mangelnden Eingehens auf unserAnliegen hinzuweisen. Es wäre dann die Fragezu stellenund zu klären, ob Ernen- nungenohne die Beachtung der gebotenen Voraussetzungen gültig und wirksam sind. Mit respektvollen Grüßen im Auftrag der erwähnten Reformbewegungen (Dr. Herbert Kohlmaier) Obmannder Laieninitiative .: l, ,.'' ,u I l,h,/' / (Mag. Eduard nosc$) Schriftfiihrer I Bankverbindung Volksbank Baden Kontonummer: 47038230000 Blz:42750 rBAN 4T73427504703823000 BIC VBOEATWWBAD

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Entschließung der Reformbewegungen in der Katholischen Kirche Österreichs

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Page 1: Brief an den Papst

Laieninit iat ive

18. Jänner 2011

Verei n Laieni n i t iat iveWaldgasse 20/3A-2371 HinterbrühlTel. +43 (0)2236 41683i nfo@laienini t iat ive.atSua Santitä

Papa Benedetto XVIPalazzo ApostolicoV OO120 CITTA' DEL VATICANORom - Italien

Sehr geehrter Herr Bischof von Rom,lieber Papst Benedikt!

Die von zahlreichen Christen unterstützten Reformbewegungen in der Katholischen KircheÖsterreichs

plattform wir sind KirchePriester ohne AmtPfarrerinitiative und

beehren sich, t*Tl'äl3t:ä.rende Entschlier3ung zu überreichen. Diese wurde nach einergemeinsamen wissenschaftlichen Enquete im Novemb er 2010 verabschiedet. Deren Ergebniswar, dass die Eins etztng von Bischöfen ohne ausreichende Mitwirkung der Ortskirche - näm-lich des Klerus und der Repräsentanten des Kirchenvolkes - der langen kirchlichen Traditionund den Vorgaben des Evangeliums widerspricht. Nähere Auskünfte dazu geben wir gern.

Wir dürfen hinzufügen, dass wir uns für die Kirche engagieren und verantwortlich firhlen. Wirsind von jener Krise tief betroffen, welche zu einem bedrückenden Mangel an geeignetenSeelsorgern und zu erschreckend vielen Kirchenaustritten führt. Durch die Berufuttg volks-verbundener Bischöfe könnte nach unserer Überrerrgung ein wesentlicher Beitrag zur Verbes-serung der allgemein als bereits alarmierend empfundenen Situation geleistet werden.

Abschließend sehen wir uns verpflichtet, auf die Konsequenzen eines mangelnden Eingehensauf unser Anliegen hinzuweisen. Es wäre dann die Frage zu stellen und zu klären, ob Ernen-nungen ohne die Beachtung der gebotenen Voraussetzungen gültig und wirksam sind.

Mit respektvollen Grüßenim Auftrag der erwähnten Reformbewegungen

(Dr. Herbert Kohlmaier)Obmann der Laieninitiative

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Schriftfiihrer I

BankverbindungVolksbank BadenKontonummer: 47038230000Blz:42750rBAN 4T73427504703823000BIC VBOEATWWBAD

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Wien, im Dezember 2010

ENTSCHLIESSUNGder Reformbewegungen in der Katholischen Kirche Österreichs

Die Reformbewegungen ,,Plattform Wir sind Kirche", ,,Priester ohne Amt", ,,Pfarrerinitiative"und ,,Laieninitiative" haben sich bei ihren Bemühungen im Dienst der Kirche dem Thema derBischofsernennungen durch den Papst zugewandt. Unmittelbarer Anlass war die Besetzungder Diözese Eisenstadt.

Es ist evident, dass nun schon seit Längerem die Auswahl von Bischöfen seitens des Vatikansgravierende Probleme hervomrft. Besonders galt dies für die Berufung von Hans HermannGroör 1986 nrm Erzbischof von Wien, die sich als eklatante Fehlbesetzungerwies. Das Igno-rieren diesem angelasteter schwerer und glaubwürdiger Vorwürfen löste das höchst ein-drucksvoll unterstitzte Kirchenvolksbegehren und die Organisierung der Reformkräfte aus.

Nicht wenige weitere Fälle stießen ebenfalls auf Widerstand in breiten Schichten des Kir-chenvolkes und des Klerus, an dem schließlich die Ernennung eines Weihbischoß in Linzscheiterte. Die Kirchenleitung erlitt schwere Einbußen an Vertrauen in ihre Urteilsftihigkeitund Ansehen. Viele Zel'ntausende haben in der Folge ihre Kirche verlassen.

Mit der Auswahl von sog. ,,romtreuen" Kandidaten soll den Kirchenmitgliedern ein längstüberholter Kurs aufgezwungen werden, der nur mehr bei einer Minderheit Zustimmung fin-det, aber beim Großteil der Gläubigen auf Unverständnis und Ablehnung stößt. Das Bi-schofsamt entartet zum bedingungslos gehorsamen Außenbeamten der Kurie in Rom.

Dieser unheilvollen Personalpolitik Roms ist kritiklose Gleichschaltung mit vatikanischenVorgaben wichtiger als Kompetenz und die Akz eptanz eines Bischofs in seiner Diözese. Siewurde dadurch möglich, dass die Päpste in der jüngeren Kirchengeschichte das Ernennungs-recht ganz an sich gezogen haben (c.329 $ 2 des Codex). Die Mitbestimmung der davon Be-troffenen wurde ausgeschaltet, die verbliebene Mitwirkung zur manipulierbaren Formsache.

Eine von den Reformbewegungen am 27 . lI. 2010 mit namhaften Wissenschaftern abgehal-tene Enquete hat ergeben, dass ein alleiniges Ernennungsrecht des Papstes im eindeutigenWiderspruch zur Jahrhunderte währenden Tradition der Kirche und den Vorgaben des Evan-geliums als höchstgültigem Maßstab steht. Es ermöglicht willkürliches Vorgehen.

Die Reformbewegungen haben daher beschlossen, den Papst aufzufordern, seine Vor-gangsweise zu rechtfertigen und zu korrigieren. Als Inhaber des Petrusdienstes ist er ver-pflichtet, auf begründete Sorge um das Wohl der Kirche zureagieren. Unterbliebe dies, wärenweit reichende Folgerungen unausbleiblich.

Die Reformbewegungen verlangen die Wiedereinführung ortskirchlicher Mitentscheidung.Sie berufen sich dabei auf Papst Leo I. ,,Wer allen vorstehen soll, muss auch von allen ge-wählt werden" und auf das Decretum Gratiani ,,I{on sunt habendi inter Episcopos qui nec aClericis eliguntur, nec a plebibus expectuntLtr".* Bischoßernennungen ohne nachvollzieh-bare und ausgewogene Befragung des Klerus und der engagierten Laien sind sohin als ungül-tig anzusehen. Verfügungen solcher Bischöfe müssen nicht befolgt werden, sofern sie demGewissenurteil der Gläubigen und dem Wohl der Ortskirche widersprechen.

* Es soll keine Bischöfe geben, die nicht vom Klerus gewählt und vom Volk erwartet werden.