Bringt die 2. Testgeneration den Durchbruch für Lp(a)? · Die Bestimmung von Lipoprotein(a), einem...

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Diagnostik im Dialog • Ausgabe 41 • 8/2013 11 3) von Eckardstein A et al.: Z Kardiol. (2005); Jan, 94 (1): 52-60. 4) Kronenberg F et al.: J Intern Med. (2013); Jan, 273 (1): 6-30. 5) Tsimikas S et al.: J Am Coll Cardiol. (2012); Aug 21; 60 (8): 716-721. 6) Li Y et al.: Circ Cardiovasc Genet. (2011); Oct, 4 (5): 565-573. 7) Nordestgaard BG et al.: European Atherosclerosis Society Consensus Panel. Eur Heart J. (2010); Dec, 31 (23): 2844-2853. Epub 2010 Oct 21. 8) Kamstrup PR et al.: Arterioscler Thromb Vasc Biol. (2012); Jul, 32 (7): 1732-1741. 9) Helgadottir A et al.: J Am Coll Cardiol. (2012); Aug 21, 60 (8): 722-729. 10) Thanassoulis G et al.: N Engl J Med. (2013); Feb 7, 368(6): 503-512 11) Emerging Risk Factors Collaboration, Di Ange- lantonio E et al.: JAMA (2012); Jun 20, 307 (23): 2499-2506. 12) AIM-HIGH Investigators, Boden WE et al.: N Engl J Med. (2011); Dec 15, 365 (24): 2255-2267. 13) http://www.mercknewsroom.com/press-release/ prescription-medicine-news/merck-announces- hps2-thrive-study-tredaptive-extended-relea 14) Cannon CP et al.: N Engl J Med. (2010); Dec 16, 363 (25): 2406-2415. 15) Nicholls SJ et al.: JAMA (2011); Nov 16, 306 (19): 2099-2109. 16) Deshmukh HA et al.: J Lipid Res. (2012); May, 53 (5): 1000-1011. Korrespondenzadresse: Prof. Dr. med. Arnold von Eckardstein Direktor des Instituts für Klinische Chemie UniversitätsSpital Zürich Rämistrasse 100 CH-8091 Zürich [email protected] Apo(a) einen Bereich zwischen 187 und über 662 kDa. Antikörpertests, die gegen diesen vari- ablen Teil des Lp(a)-Moleküls gerichtet sind, führen O bei Patienten mit Apo(a) kleiner dem Apo(a) des Kalibrators zu falsch nied- rigen Werten, O bei Patienten mit Apo(a) größer dem Apo(a) des Kalibrators zu falsch hohen Werten. Die Messung der Lp(a)-Gesamtmasse (mg/dl) ist deshalb aufgrund der Grö- ßenheterogenität von Apo(a) wenig sinnvoll. Korrekte Ergebnisse erzielen nur solche Tests, die gegen eine von der Die Bestimmung von Lipoprotein(a), einem unabhängigen prospektiven Risi- kofaktor für die Koronare Herzkrankheit, hat sich bisher nicht durchgesetzt. Das hat medizinische* und analytische Gründe. Da die Lp(a)-Ergebnisse verschiedener klini- scher Studien sich bisher nicht verglei- chen lassen, 1, 2) sind auch praktische Emp- fehlungen schwierig. Die Europäische Atherosklerose Gesellschaft (EAS) jedoch misst aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse dem Lp(a) eine beachtens- werte klinische Relevanz bei und hat offi- zielle Richtlinien für Testprinzipien und Standardisierung publiziert. 3) Der Zweitge- nerationstest Tina-Quant T Lp(a) berück- sichtigt diese neuen Empfehlungen. Das analytische Problem Das Hauptproblem für den exakten Nachweis des Parameters ist der Größen- polymorphismus von Apolipoprotein (Apo)(a), einem Baustein des Lp(a)- Moleküls auf Chromosom 6. Daraus resultieren sowohl interindividuell als auch zwischen verschiedenen ethni- schen Gruppen Lp(a)-Spiegel, die bis zum 1 000-Fachen voneinander abwei- chen. 4, 5) Bedingt durch die hochvariable Anzahl von Kringle-IV-Typ-2-Domänen (s.a. Abb. 1, S. 9) umfasst die Größe von corbis Produkte & Services Bringt die 2. Testgeneration den Durchbruch für Lp(a)?

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Diagnostik im Dialog • Ausgabe 41 • 8/2013 11

3) von Eckardstein A et al.: Z Kardiol. (2005); Jan, 94 (1): 52-60.

4) Kronenberg F et al.: J Intern Med. (2013); Jan, 273 (1): 6-30.

5) Tsimikas S et al.: J Am Coll Cardiol. (2012); Aug 21; 60 (8): 716-721.

6) Li Y et al.: Circ Cardiovasc Genet. (2011); Oct, 4 (5): 565-573.

7) Nordestgaard BG et al.: European Atherosclerosis Society Consensus Panel. Eur Heart J. (2010); Dec, 31 (23): 2844-2853. Epub 2010 Oct 21.

8) Kamstrup PR et al.: Arterioscler Thromb Vasc Biol. (2012); Jul, 32 (7): 1732-1741.

9) Helgadottir A et al.: J Am Coll Cardiol. (2012); Aug 21, 60 (8): 722-729.

10) Thanassoulis G et al.: N Engl J Med. (2013); Feb 7, 368(6): 503-512

11) Emerging Risk Factors Collaboration, Di Ange-lantonio E et al.: JAMA (2012); Jun 20, 307 (23): 2499-2506.

12) AIM-HIGH Investigators, Boden WE et al.: N Engl J Med. (2011); Dec 15, 365 (24): 2255-2267.

13) http://www.mercknewsroom.com/press-release/

prescription-medicine-news/merck-announces-hps2-thrive-study-tredaptive-extended-relea

14) Cannon CP et al.: N Engl J Med. (2010); Dec 16, 363 (25): 2406-2415.

15) Nicholls SJ et al.: JAMA (2011); Nov 16, 306 (19): 2099-2109.

16) Deshmukh HA et al.: J Lipid Res. (2012); May, 53 (5): 1000-1011.

Korrespondenzadresse: Prof. Dr. med. Arnold von EckardsteinDirektor des Instituts für Klinische ChemieUniversitätsSpital ZürichRämistrasse 100CH-8091 Zü[email protected]

Apo(a) einen Bereich zwischen 187 und über 662 kDa.

Antikörpertests, die gegen diesen vari-ablen Teil des Lp(a)-Moleküls gerichtet sind, führenObei Patienten mit Apo(a) kleiner dem

Apo(a) des Kalibrators zu falsch nied-rigen Werten,

Obei Patienten mit Apo(a) größer dem Apo(a) des Kalibrators zu falsch hohen Werten.

Die Messung der Lp(a)-Gesamtmasse (mg/dl) ist deshalb aufgrund der Grö-ßenheterogenität von Apo(a) wenig sinnvoll. Korrekte Ergebnisse erzielen nur solche Tests, die gegen eine von der

Die Bestimmung von Lipoprotein(a), einem unabhängigen prospektiven Risi-kofaktor für die Koronare Herzkrankheit, hat sich bisher nicht durchgesetzt. Das hat medizinische* und analytische Gründe. Da die Lp(a)­Ergebnisse verschiedener klini-scher Studien sich bisher nicht verglei-chen lassen,1, 2) sind auch praktische Emp-fehlungen schwierig. Die Europäische Atherosklerose Gesellschaft (EAS) jedoch misst aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse dem Lp(a) eine beachtens-werte klinische Relevanz bei und hat offi-zielle Richtlinien für Testprinzipien und Standardisierung publiziert.3) Der Zweitge-nerationstest Tina-QuantT Lp(a) berück-sichtigt diese neuen Empfehlungen.

Das analytische ProblemDas Hauptproblem für den exakten Nachweis des Parameters ist der Größen-polymorphismus von Apolipoprotein (Apo)(a), einem Baustein des Lp(a)-Moleküls auf Chromosom 6. Daraus resultieren sowohl interindividuell als auch zwischen verschiedenen ethni-schen Gruppen Lp(a)-Spiegel, die bis zum 1 000-Fachen voneinander abwei-chen.4, 5) Bedingt durch die hochvariable Anzahl von Kringle-IV-Typ-2-Domänen (s.a. Abb. 1, S. 9) umfasst die Größe von co

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Bringt die 2. Testgeneration den Durchbruch für Lp(a)?

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Apo(a)-Größe unabhängige Methode standardisiert sind. Sie verwenden Anti-körper, die eine Apo(a)-Kopie pro Lp(a)-Partikel erkennen. Damit verbunden ist die Umstellung der Einheit auf nmol/l Lp(a)-Protein.

Das Cut-off-ProblemAufgrund der analytisch bedingten Schwankungen gibt es bis dato auch keine allgemein akzeptierten Referenz- und Cut-off-Werte für Lp(a).ODer in bisherigen Studien definierte

Lp(a)-Schwellenwert für ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko variiert zwi-schen 20 und 40 mg/dl.

OHäufig wird als Cut-off-Wert eine Lp(a)-Konzentration von 30 mg/dl verwendet, die dem 75. Perzentil einer Referenzpopulation kaukasischer Männer entspricht.6, 7)

ODie EAS empfiehlt ein Lp(a)-Scree-ning bei den Patienten, die ein inter-mediäres oder hohes Risiko für eine Koronare Herzkrankheit aufweisen, und legte einen Wert ≤ 50 mg/dl als prognostisch vorteilhaft fest.8)

Das US-amerikanische National Heart, Lung and Blood Institute (NHLBI) wie-derum spricht sich in seinen Richtlinien ganz gegen Referenz- oder Cut-off-Werte in der Einheit Gesamt-Lp(a)-Masse (mg/dl) aus. Es fordert die Angabe der Partikelanzahl in nmol/l und eine Stan-dardisierung gemäß dem IFCC-Refe-renzmaterial SRM2B. Mit einer von der Apo(a)-Größe unabhängigen Methode wurden Proben von 1.255 Patienten (Koronare Herzkrankheit, periphere Verschlusskrankheit, Schlaganfall, Aor-tenaneurysma) und 230 gesunden Kon-trollen vermessen. Es handelte sich um ein Kollektiv aus > 97 % weißen Neu-seeländern. Über multivariate Analysen ergab sich eine Lp(a)-Konzentration > 45 nmol/l (entsprechend der 75. Perzen-tile für Kontrollen) als klinischer Cut-off, oberhalb dem Lp(a) für alle Krankheits-gruppen einen Risikofaktor darstellt.9) Basierend auf der Framingham Studie gelten 75 nmol/l als Grenzwert für ein erhöhtes kardiales Risiko.10)

Die im Durchschnitt niedrigsten Lp(a)-Konzentrationen besitzen Kaukasier und Asiaten. Im Vergleich zur weißen Bevöl-kerung sind die mittleren Lp(a)-Spiegel

bei Afrikanern oder Indern aus südlichen Regionen um das 2- bis 4-Fache erhöht. Bis zu 68 % der schwarzen Bevölkerung, aber nur ca. 25 % der Kaukasier haben Lp(a)-Werte > 75 nmol/l.11) Darüber hin-aus beeinflussen weitere Erbfaktoren die Blutspiegel dieses Lipoproteins. Aus die-sem Grund macht auch auf Basis der Ein-heit nmol/l die Verwendung eines allge-mein gültigen Referenzbereiches keinen Sinn. Deshalb soll jedes Labor anhand seines individuellen Patientenkollektivs eigene Referenzwerte ermitteln.

Neue Optionen mit Gen2­TestTina-QuantT Lp(a) Gen2, der in Kürze eingeführte Lipoprotein(a)-Test von Roche, berücksichtigt die aktuellen For-schungsergebnisse und die diagnosti-schen Richtlinien offizieller Gremien.OIsoform-insensitiver Immunoassay

mit der Ergebniseinheit nmol/l Lp(a) Protein.

OSehr gute Korrelation zur Referenz-methode ELISA, entwickelt von Prof. S. M. Marcovina12, 13) und rückführbar auf das Referenzmaterial SRM2B der WHO/IFCC (International Federation of Clinical Chemistry).14, 15)

OKeine Vorgabe von Referenzbereichen für verschiedene ethnische Gruppen oder Krankheitsstadien.

Darüber hinaus zeichnet den Test eine hohe Praktikabilität aus:Ogebrauchsfertiges ReagenzOein Reagenz für alle Klinisch-Chemi-

schen Analyzer von Roche – dadurch gute Vergleichbarkeit der Ergebnisse

Overbesserte On-Board-Stabilität von sechs Wochen an allen Systemen

Ogeringe Kalibrationsfrequenz an allen Systemen durch Chargenkalibrierung

Odiverse Probenmaterialien verwend-bar (Serum, Li-Heparinplasma, EDTA [K2]- oder EDTA [K3]-Plasma)

Oweiter linearer Messbereich: 7 bis 240 nmol/l, d.h. wenig Wieder holungen

Nachdem Lp(a) in diversen Studien ein-deutig als unabhängiger kardiovaskulärer Risikofaktor identifiziert wurde und die Kenntnis des Lp(a)-Spiegels in etlichen kli-nischen Situationen therapeutische Konse-quenzen induziert*, liegt die Hoffnung nun auf den isoform-unabhängigen Testme-thoden, die den Parameter standardisiert messen können. Vielleicht ebnen sie der

Lp(a)-Bestimmung den Weg in die Diag-nostik, wenn es darum geht, für Patienten das kardiovaskuläre Risiko umfassend zu beschreiben.

Claudia Storm Produktmanagement Klinische Chemie 0621 759-8799 [email protected]

Literatur: 1) Kamstrup PR: Atherosclerosis (2010); Jul, 211(1):

15–23. 2) Genser B et al.: Clin Lab (2011); 57 (3–4):

143–156. 3) Reiner Ž et al.: Eur Heart J (2011); 32:

1769-1818. 4) Kamstrup PR et al.: JAMA (2009); Jun, 301 (22):

2331-2339. 5) Clarke R et al.: N Engl J Med (2009); Dec, 361:

2518-2528. 6) Marcovina SM et al.: Semin Vasc Med (2002);

Aug, 02 (3): 335-344. 7) Shai I et al.: Eur Heart J (2005); 26: 1633-1639. 8) Nordestgaard BG et al.: Eur Heart J (2010); Dec,

31 (23): 2844-2853. 9) Jones GT et al.: Clin Chem (2007); Apr, 53 (4):

679-685. 10) Marcovina SM et al.: Clin Chem (2003); Nov, 49

(11): 1785-1796. 11) Tsimikas et al.: Circulation (2009); Apr, 119 (13):

1711-1719. 12) Marcovina SM et al.: Clin Chem (1995); Feb, 41

(2): 246-255. 13) Marcovina SM et al.: J Lipid Res (1996); Dec, 37

(12): 2569-2585. 14) Dati F et al.: Clin Chem LabMed (2004); 42 (6):

670-676. 15) Marcovina SM et al.: Clin Chem (2000); Dec; 46

(12): 1956-1967.

* siehe „Renaissance eines kardiovaskulä-ren Risikofaktors“ auf S. 8 in diesem Heft