Brushit aus Niederösterreich

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Tzchermaks Mineralogische und Petregraphieche Mitteilungen. Bd. 37, H. I, 2, 1926. V. Kleine Mitteilungen. Brushit aus Nieder6sterreich. Yon Alexander K6hler. (Mit einer Textfigur.) Aus 0sterreich [st meines Wissens erst in neuester Zeit dieses Mineral be- kannt geworden. J. Schadler ~) konstatierte es in der Drachenh{}hle be[ Mixnitz in der Steiermark, woes gemeinsam mit Kollophan durch Wechselwirkung zwi- schen der Phosphaterde und eingebettetem Kalk entstanden [st.Die Bl~ttchen yon Brushit sind jedoch itul~erst klein (0"005 ram) und [assertdaher keine weiteren Unter- suohungen zu. Die hier zu beschreibende Stufe stammt aus dem Alfi'ed.Saleher- Schacht im Lurgholzkogel be[ Titrnitz in Nieder~sterreich. Zahlreiche Kristiillchen umkrusten ein kleines SchiidelbruchstQck yon Wisent, das nach Angabe des Herrn Markovits in Wien, dem ich fttr die ~berlassung des Materials zur Unter- suehung verpflichtet bin, an der Oberfliicheim Blockwerk des 371/~ m tiefen Schach- tes gefunden wurdee). Die nadelfSrmigen oder schmalbl~ttrigen Individuen sind durchschnittlich I mm gro$, erreichen jedoeh auch 2--3 mm L~inge. Die Farbe der Aggregate [st weir, die einzelnen Krist~tllchensind vollkommen farblos. Die am breitesten ent- wickelte Flitche zeigt Perlmutterglanz, ihr parallel herrscht ausgezeichnete Spalt- barkeR; sie entspricht der 010 des monoklinen Kristalls.Die tibrigenBegrenzungs- elemente sind un'gemein schmal, weshalb eine goniometrische Auswertung unm{~g- lich [st; Winkelmessungen konnten daher nur im Mikroskop vorgenommen werden. Die grol~e Mehrzahl der untersuchten Bl~tttchen zeigt den Umri$, wie er in der Abhildung I dargestellt [st. Die l~ngere Kante entspricht der Spur yon der I00 oder der 310 nach A. de Schulten3), die kttrzere mul~ nach den Winkelverh~.It- z) Josef Schadler: Auffindung der Phosphatminerale Brushit und Kollo- pl~an in der Drachenh6hle be[ Mixnitz in Steiermark. knz. d. Akad. d. Wise. in Wien, Jg. 1923, Nr. 9. 2) Die h6hlenkundlichen Forschungsergebnisse sind in der Arbeit: ,,Der Alfred-Sa]cher-Sehacht" yon Daum, Markovits und Mt~hlhofer niedergelegt. Mitt. f. HShlenkunde u. Karstforschung, Hauptverband deutscher HShlenforscher, Berlin. 4. [left, 1925. 3) M. A. de Schulten: Recherches sur la phosphate dicalcique. Reproduc. tion artificielle de la brush[re. Reproduction de la mondtite par un nouveau pro- cddd. Bull. de la Soc. franc, de rain., Bd. 26, 1903, S. 11.

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Tzchermaks Mineralogische und Petregraphieche Mitteilungen. Bd. 37, H. I, 2, 1926.

V. Kleine Mitteilungen.

Brushit a u s Nieder6sterreich. Yon Alexander K6hler.

(Mit einer Textfigur.)

Aus 0sterreich [st meines Wissens erst in neuester Zeit dieses Mineral be- kannt geworden. J. Schadler ~) konstatierte es in der Drachenh{}hle be[ Mixnitz in der Steiermark, woes gemeinsam mit Kollophan durch Wechselwirkung zwi- schen der Phosphaterde und eingebettetem Kalk entstanden [st. Die Bl~ttchen yon Brushit sind jedoch itul~erst klein (0"005 ram) und [assert daher keine weiteren Unter- suohungen zu. Die hier zu beschreibende Stufe stammt aus dem Alfi'ed.Saleher- Schacht im Lurgholzkogel be[ Titrnitz in Nieder~sterreich. Zahlreiche Kristiillchen umkrusten ein kleines SchiidelbruchstQck yon Wisent, das nach Angabe des Herrn Markovits in Wien, dem ich fttr die ~berlassung des Materials zur Unter- suehung verpflichtet bin, an der Oberfliiche im Blockwerk des 371/~ m tiefen Schach- tes gefunden wurdee).

Die nadelfSrmigen oder schmalbl~ttrigen Individuen sind durchschnittlich I mm gro$, erreichen jedoeh auch 2--3 mm L~inge. Die Farbe der Aggregate [st weir, die einzelnen Krist~tllchen sind vollkommen farblos. Die am breitesten ent- wickelte Flitche zeigt Perlmutterglanz, ihr parallel herrscht ausgezeichnete Spalt- barkeR; sie entspricht der 010 des monoklinen Kristalls. Die tibrigen Begrenzungs- elemente sind un'gemein schmal, weshalb eine goniometrische Auswertung unm{~g- lich [st; Winkelmessungen konnten daher nur im Mikroskop vorgenommen werden. Die grol~e Mehrzahl der untersuchten Bl~tttchen zeigt den Umri$, wie er in der Abhildung I dargestellt [st. Die l~ngere Kante entspricht der Spur yon der I00 oder der 310 nach A. de Schulten3), die kttrzere mul~ nach den Winkelverh~.It-

z) J o s e f S c h a d l e r : Auffindung der Phosphatminerale Brushit und Kollo- pl~an in der Drachenh6hle be[ Mixnitz in Steiermark. knz. d. Akad. d. Wise. in Wien, Jg. 1923, Nr. 9.

2) Die h6hlenkundlichen Forschungsergebnisse sind in der Arbeit: ,,Der Alfred-Sa]cher-Sehacht" yon Daum, M a r k o v i t s und Mt~hlhofer niedergelegt. Mitt. f. HShlenkunde u. Karstforschung, Hauptverband deutscher HShlenforscher, Berlin. 4. [left, 1925.

3) M. A. de Schu l t en : Recherches sur la phosphate dicalcique. Reproduc. tion artificielle de la brush[re. Reproduction de la mondtite par un nouveau pro- cddd. Bull. de la Soc. franc, de rain., Bd. 26, 1903, S. 11.

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nissen mit seiner 001 identisch sein. Der Winkel wurde mit 830 20' :J: 20' bestimmt. (Mittel yon 10 an scharf begrenzten Individuen vorgenommenen Messungen.) Als dritte Fliiehe tritt dann eine Prismen- oder Pyramidenflitche auf, deren Winkel mit der 001 recht ungleich ist: er schwankt zwischen 30 und 85 °. Es dttrfte hier die F1/Lche ~21 vorliegen, far welche A. de S c h u l t e n einen Winkel yon 32"20 gegen 3-10 angibt. Vielen Indivi- duen fehlt diese Fl~che, bei anderen tritt die 001 ganz zurllck, wodurch bei Kom- bination 100 (310) und 321 ein spitz- rhombenf6rmiger Umri~ zustandekommt.

Die Ausl6schungsschiefe auf der 010 wurde bestimmt mit 18"5 o + 0"7 °, be- zogen auf die Spur yon 100 gegen den stumpfen Winkel zwischen 00L und 100. Dispersion ist deutlich wahrnehmbar, die Ausl6schung f(lr blaues Licht ist merklich grS~er wie die fitr rotes. Die Achsenebene ist senkrecht auf 010. Jedes Bl~ttchen zeigt im Konoskop den zentri- schen Austritt der Mittellinie ";. Beim 0ffnen des Kreuzes gehen die Hyperbeln weit fiber den Rand des Gesichtsfeldes

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Fig. 1.

hinaus, es seheint daher die IL Mittellinie vorzuliegen. Im Gegensatz zu der Be- stimmung yon M. A. Lac ro ix i ) , der die stumpfe positive Bissektrix auf 010 kon- statierte, sieht C. K l e i n 2) die positive Mittellinie als die spitze an. Die Frage kanu hier nicht entschieden werden, da die geringe Dimension der klaren Bl~ttchen die Messung des Achsenwinkels nicht gestattet.

Die Dispersion um die Achsenaustrittspunkte kaun nicht mit Sicherheit ange- geben werden. Die Dispersion der Achsenebenen ist durch die v~rschiedene Aus- 16schung flit rotes und blaues Licht auf der 010 gegeben. Die Bl~ttchen .J_ T lassen die Brechungsexponenten ~ und ,z mit Hilfe der Einbettungsmethode be- stimmen. Es ist: ~ = 1"5417, ~¢~ 1"5373 (nach K l e i n : ,x ~ 1'5392, ~ ----- 1"5445, -; = 1"5509).

Durch diese Eigenschaften ist tier Brushit Ms solcher hinl~nglich identifi- ziert. Der optisch gleiche Pharmakolith, das analoge krsenat kommt bier nicht in Betracht. Qualitativ wurde die PhosphorstLure durch F~llung mit Ammoniummolyb- dat in der salpetersauren L6sung nachgewiesen. Die Reaktion auf Arsens~.ure ist negativ.

1) M. A. L a c r o i x : Sur la brushite et la mdtabrushite. Bull. de la Soc. franc, de min. Bd. 20, 1897, S. 112.

2) C. K l e i n : ~ber den Brushit yon der Insel Mona (zwischen Haiti und Portorico). Sitzber. d. k. preu6. Akad. d. Wiss. in Berlin, XXIX. u. XXX., 1901, S. 720.