BUBNER, Rüdiger_Rezension_ Sachbuch_ Entscheidend Ist Immer Auf Dem Platz - Bücher - FAZ

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http://www.faz.net/gqz6qcss STELLENMARKT LEBENSWEGE SCHULE FAZ.NET F.A.Z.EPAPER F.A.S.EPAPER Anmelden Abo Mobil Newsletter Mehr HERAUSGEGEBEN VON WERNER D'INKA, JÜRGEN KAUBE, BERTHOLD KOHLER, HOLGER STELTZNER Frankfurt Feuilleton VIDEO THEMEN BLOGS ARCHIV Dienstag, 26. April 2016 POLITIK WIRTSCHAFT FINANZEN FEUILLETON SPORT GESELLSCHAFT STIL TECHNIK & MOTOR WISSEN REISE BERUF & CHANCE RHEINMAIN Home Feuilleton Bücher Rezension: Sachbuch: Entscheidend ist immer auf dem Platz E in Urenkel Adornos wandelt auf Heideggers Pfaden. Das werden die strengen Grenzhüter ungern sehen, die es immer noch gibt. Allerdings ist das Regiment in der Philosophie insgesamt liberaler, ja geradewegs pluralistisch geworden. Was man vor Jahrzehnten nur um den Preis der Exkommunikation hätte anrühren dürfen, wird heute diskursiv breit ausgeteilt. Martin Seel ist mit mehreren Büchern zur Ästhetik bekannt geworden, die originell und stets lesenswert sind. Freilich variieren sie, genau genommen, ein Thema. Und das ist die von Adorno unbestimmt gelassene Frage nach der Stellung der Ästhetik in der Philosophie überhaupt. Ist Ästhetik ein abgegrenzter Teil der Philosophie, oder bildet sie zumindest in der Moderne den Königsweg des Denkens? Vielleicht gelingt Seel mit den vorliegenden Untersuchungen zum Problem des "Erscheinens" in ästhetischer Perspektive eine Art Abschluß der Fragekette. Das würde seine hochsensible und gedanklich einfallsreiche Intelligenz für andere Themen öffnen. Den Ausgangspunkt bildet die alte Überzeugung, daß Ästhetik mit dem Besonderen in seiner Besonderheit zu tun habe. Das entzieht sich offenkundig allen theoretischen Verallgemeinerungen. Im knappen historischen Präludium zeigt Seel die Genese seines Problems von der cognitio sensitiva her, welche der Schulphilosoph und Namensgeber der "Ästhetik", Baumgarten, für das Rätsel vorsah. Die fragliche Erkenntnis der Besonderheit muß das Besondere als solches hervortreten lassen dieser rote Ball des Nachbarjungen Oscar auf dem grünen Rasen, so lautet das Beispiel, an dem Seel seine Distinktionen durchspielt. Von der Besonderheit, die nicht ontologisch fixiert werden kann, treibt die Analyse aufs Erscheinen, das wiederum nicht Phänomen eines Anderen, etwa des hinter ihm verborgenen Dinges an sich, genannt zu werden verdient. "Etwas um seines Erscheinens willen in seinem Erscheinen zu vernehmen das ist ein Schwerpunkt aller ästhetischer Wahrnehmungen." Da stehen wir unvermittelt an der Schwelle des Heideggerschen Grundthemas, das nicht allein im Licht des Aufsatzes vom Ursprung des Kunstwerks zu verstehen ist, obwohl etwa die Gadamersche Fortsetzung hier angeknüpft hat. In Heideggers Einführung in die Metaphysik von 1935 (publiziert 1953) steht zu lesen: "Das Sein, Erscheinen, läßt aus der Verborgenheit heraustreten." So wird an das ursprüngliche Wahrheitskonzept der griechischen Aletheia erinnert. Ich möchte keinen Ärger stiften. Aber Seels elegante Bemühung, im Reich des Ästhetischen das Eigenrecht eines als autonom zu würdigenden Erscheinens zu verteidigen, grenzt unmittelbar an die "Lichtung" im Schwarzwald. Seel: "Denn gefragt ist gerade nach der Seinsart des Erscheinens." Und öfters ähnlich. Es gibt noch eine andere Möglichkeit, die Seel durchaus im Blick hat, wenn er den Paragraphen eins der Kantischen Kritik der Urteilskraft zitiert. Dort wird die Analyse des Geschmacksurteils, auf die Rezension: Sachbuch Entscheidend ist immer auf dem Platz Aufregung in der Gefahrenzone: Martin Seel treibt den roten Ball in den Strafraum der Ästhetik / Von Rüdiger Bubner 17.10.2000 Veröffentlicht: 17.10.2000, 12:00 Uhr Teilen Twittern Teilen Emailen Arm und Reich: Schwerpunkt Ungleichheit Vorwahlen in Amerika Rentendebatte: Was wird aus der Rente?

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Home Feuilleton Buumlcher Rezension Sachbuch Entscheidend ist immer auf dem Platz

E in Urenkel Adornos wandelt auf Heideggers Pfaden Das werden die strengen Grenzhuumlterungern sehen die es immer noch gibt Allerdings ist das Regiment in der Philosophie

insgesamt liberaler ja geradewegs pluralistisch geworden Was man vor Jahrzehnten nur um denPreis der Exkommunikation haumltte anruumlhren duumlrfen wird heute diskursiv breit ausgeteilt

Martin Seel ist mit mehreren Buumlchern zur Aumlsthetik bekannt geworden die originell und stetslesenswert sind Freilich variieren sie genau genommen ein Thema Und das ist die von Adornounbestimmt gelassene Frage nach der Stellung der Aumlsthetik in der Philosophie uumlberhaupt IstAumlsthetik ein abgegrenzter Teil der Philosophie oder bildet sie zumindest in der Moderne denKoumlnigsweg des Denkens Vielleicht gelingt Seel mit den vorliegenden Untersuchungen zumProblem des Erscheinens in aumlsthetischer Perspektive eine Art Abschluszlig der Fragekette Das wuumlrdeseine hochsensible und gedanklich einfallsreiche Intelligenz fuumlr andere Themen oumlffnen

Den Ausgangspunkt bildet die alte Uumlberzeugung daszlig Aumlsthetik mit dem Besonderen in seinerBesonderheit zu tun habe Das entzieht sich offenkundig allen theoretischen VerallgemeinerungenIm knappen historischen Praumlludium zeigt Seel die Genese seines Problems von der cognitiosensitiva her welche der Schulphilosoph und Namensgeber der Aumlsthetik Baumgarten fuumlr dasRaumltsel vorsah Die fragliche Erkenntnis der Besonderheit muszlig das Besondere als solcheshervortreten lassen shy dieser rote Ball des Nachbarjungen Oscar auf dem gruumlnen Rasen so lautet dasBeispiel an dem Seel seine Distinktionen durchspielt Von der Besonderheit die nicht ontologischfixiert werden kann treibt die Analyse aufs Erscheinen das wiederum nicht Phaumlnomen einesAnderen etwa des hinter ihm verborgenen Dinges an sich genannt zu werden verdient Etwas umseines Erscheinens willen in seinem Erscheinen zu vernehmen shy das ist ein Schwerpunkt alleraumlsthetischer Wahrnehmungen

Da stehen wir unvermittelt an der Schwelle des Heideggerschen Grundthemas das nicht allein imLicht des Aufsatzes vom Ursprung des Kunstwerks zu verstehen ist obwohl etwa die GadamerscheFortsetzung hier angeknuumlpft hat In Heideggers Einfuumlhrung in die Metaphysik von 1935 (publiziert1953) steht zu lesen Das Sein Erscheinen laumlszligt aus der Verborgenheit heraustreten So wird andas urspruumlngliche Wahrheitskonzept der griechischen Aletheia erinnert Ich moumlchte keinen Aumlrgerstiften Aber Seels elegante Bemuumlhung im Reich des Aumlsthetischen das Eigenrecht eines als autonomzu wuumlrdigenden Erscheinens zu verteidigen grenzt unmittelbar an die Lichtung im SchwarzwaldSeel Denn gefragt ist gerade nach der Seinsart des Erscheinens Und oumlfters aumlhnlich

Es gibt noch eine andere Moumlglichkeit die Seel durchaus im Blick hat wenn er den Paragraphen einsder Kantischen Kritik der Urteilskraft zitiert Dort wird die Analyse des Geschmacksurteils auf die

Rezension Sachbuch

Entscheidend ist immer auf demPlatzAufregung in der Gefahrenzone Martin Seel treibt den roten Ball inden Strafraum der Aumlsthetik Von Ruumldiger Bubner17102000

Veroumlffentlicht 17102000 1200 UhrTeilen Twittern Teilen Eshymailen

Arm und ReichSchwerpunktUngleichheit

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Kant ausgehend von seiner Erkenntnistheorie die Aumlsthetik gruumlnden will mit der Verstaumlrkung desLebensgefuumlhls des Subjekts gekoppelt ohne daszlig diese subjektive Selbststeigerung eine praktischeDimension des Handelns eroumlffnete oder den anthropologischen Affektionen gegenuumlber demAngenehmen zuzurechnen waumlre Die tiefsinnige Bemerkung Kants der weitere folgen wird oftuumlberlesen Das aumlsthetische Interesse shy oder wenn wir Kants Wortwahl folgen wollen dasbesondere aumlsthetische Desinteresse shy beruht auf dem Verlangen der Gegenwart des eigenenDaseins wahrnehmend inne zu sein Ohne aumlsthetisches Bewuszligtsein ist kein Bewuszligtsein dereigenen Gegenwart moumlglich ein Sinn fuumlr das Hier und Jetzt des eigenen Lebens

Wie nun Wollen wir im Felde der Aumlsthetik der Sonderqualitaumlt eines Erscheinens Tribut zollendas neben der sinnlich wahrnehmbaren Wirklichkeit als Offenbarung eigener Realitaumltphilosophische Aufmerksamkeit verlangt Oder suchen wir nach der intensiven Praumlsenz der eigenenSubjektivitaumlt im Vollzug des aumlsthetischen Erlebens (Was mit Nietzsches dionysischem Charakterzu verwechseln der Vornehmheit des Autors fern liegt)

Eine neue Argumentationslinie kommt ins Spiel wenn dieses an phaumlnomenologischenBeschreibungen reiche und in exemplarischen Veranschaulichungen starke Buch sich mit ArthurDantos aumlsthetischer Reflexionseinladung agrave la Hegel auseinandersetzt Bezugspunkt sind natuumlrlichdie seit Duchamps Readyshymades notorischen Flaschentrockner und Schneeschaufeln oder WarholsImitate von Suppendosen und Waschmittelkartons im Museum Kein wahrnehmbarer Unterschiedzwischen Ding und Kunstwerk ist dabei festzuhalten Die aumlsthetische Auszeichnung verdankt sichvollends dem Geniestreich des Artisten Das fordert die Kraft des Nachdenkens uumlber dasproduzierte Raumltsel beim Rezipienten heraus Danto habe die prominente Gestik der modernenKunst miszligverstanden meint dagegen Seel Es sind zwischen Kunst und Nichtkunst changierendeObjekte shy und ebendarum subversive Objekte der Kunst Sie sehen aus wie banale Gegenstaumlnde undsind doch so inszeniert daszlig sie ein anderes Erscheinen gewinnen als diese Es folgt nur daszlig diefuumlr das Sehen jedes auszligerkuumlnstlerischen Objekts ausreichende Wahrnehmung fuumlr dieWahrnehmung eines KunstshyObjekts nicht ausreichend ist Das mag zutreffen

In der uumlberlieferten Einteilung der aumlsthetischen Systeme kam Wortkunst zuletzt vor weil sie vonder massiven Dinglichkeit und Raumfuumllle welche Architektur auszeichnet am weitesten entferntsteht Diesem Ordnungsprinzip will Seel nicht folgen Die Gegenwart die im Text der Literatur inErscheinung tritt ist nicht das Hier und Jetzt eines leibzentrierten Raumes sie ist das Hier undJetzt einer historischen Zeit sie wird spuumlrbar an der Schwingung die seine Sprache in der unserenerzeugt Hierzu waumlre von einer elaborierten Texttheorie der Dekonstruktivisten sicher mehr zusagen Die hermeneutische Dimension der Geschichte ruumlckt immerhin ins Visier Allerdings wirddeutlich daszlig Seels Vorstellungskraft entgegen der traditionellen Textversessenheit vom neuenMedium Film okkupiert wird Dem Flimmern und Rauschen widmet er einen langen Abschnitt

Essays setzen irgendwo ein und houmlren irgendwo auf Es gibt auch Buumlcher die nach Hunderten vonSeiten den Leser im Ungefaumlhren stehen lassen Das ist hier leider der Fall Es fehlt am letztenArbeitsgang des Straffens Saumluberns Beseitigens von Wiederholungen und geordnetenAbschlieszligens Dergleichen ist muumlhsam und verzoumlgert eventuell das Erscheinungsdatum Trotzdemempfiehlt sich Seels Buch durch Lesbarkeit und kluge Prosa eine Fuumllle von subtilen Beobachtungenund Analysen sowie einen philosophisch erkennbaren Gravitationspunkt um den alles kreist

Martin Seel Aumlsthetik des Erscheinens Carl Hanser Verlag Muumlnchen 2000 326 S geb 45shy DM

Aumlsthetik des Erscheinens

Quelle Frankfurter Allgemeine Zeitung 17102000 Nr 241 Seite L38

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