Buchenlanddeutsche trauern um Dr. Otto von Habsburg

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Nummer 7/8 / ISSN 1436-0209 Augsburg, 28. Juli-August 2011 62. Jahrgang Hochbetagt besuchte der geschätzte Europapolitiker die alte Landeshauptstadt Czernowitz, über deren Besonderheiten er im Geleit- wort zum Buch „Czernowitz – Eine Stadt im Wandel der Zeit“ geschrie- ben hat („Czernowitz oder was ist Toleranz“), ein wichtiges frühes Buch zur Geschichte dieser europäischen M e t ropole, das die Landsmann- schaft der Bukowiner 1988 heraus- gegeben hatte. Der Text ist auch im Buch „Idee Europa“ abgedruckt worden. Darin heißt es zusammen- fassend im Schlussteil: „In Czerno- witz gab es die Synthese zwischen nationalem Verständnis und einer höheren, man möchte sagen euro- päischen Einstellung. Hier wurde in einem gemischtnationalen Raum bewiesen, daß die Völker im Geiste einer gemeinsamen Kultur Gewalti- ges leisten können, daß es möglich ist, verschiedene Sprach- und Glau- bensgemeinschaften friedlich und im Dienste an eine große, gemeinsa- me Idee zusammenzuführen.“ Die katholischen Czernowitzer Pennäler dokumentierten diese Reise im Heft 20 ihrer Reihe „Czernowitzer Kleine Schriften“. Das Heft beinhaltet drei Textbeiträge und mehr als 60 Bilder. Es erschien zum 95. Geburtstag am 20. November 2008. Seine Bindun- gen zum Buchenland und zu den Bukowinern wurden auch auf dem Buchenlanddeutsche trauern um Dr. Otto von Habsburg Der letzte Erzherzog des Kronlandes Bukowina ist im Alter von 98 Jahren entschlafen 61. Bundestreffen der Landsmann- schaft am 16. Juli in Sindelfingen gewürdigt. In diesem zitierten Sinne fühlte sich der „letzte große Baumeister der europäischen Einigung aus der Pionier-Generation“ (Bernd Posselt, Präsident der Paneuropa-Union Deutschland) der Bukowina und den Buchenländern verbunden, was zuletzt aus den in dieser Zeitung ver- ö ffentlichten Gru ß w o rten zu den Bundestreffen der letzten Jahre ver- öffentlicht wurden, als ihm die Teil- nahme nicht mehr möglich war. Aber nicht nur die Sudenten- und Buchenlanddeutschen erfreuten sich der großen Zuneigung des poli- tischen Kämpfers gegen Nationalso- zialismus und Kommunismus, son- d e rn alle Heimatvertriebenen und die Völker Südosteuropas insge- samt. Er leistete einen wesentlichen Beitrag zum Fall des Eisernen Vor- hangs (Initiator des historischen Picknicks an der österreichisch- ungarischen Grenze) und zur großen politischen Wende hinter dem Vor- hang. Er hat sich als Europapolitiker engagiert für die Verwirklichung des Selbstbestimmungsrechtes der Völ- ker, für Minderheitenrechte und die Osterw e i t e rung der EU. Zwanzig Jahre lang (1979 – 1999) hatte er e rf o l g reich im Europaparlament gewirkt und war der älteste und langjährigste Europaparlamentarier. D rei Jahrzehnte hindurch stand Habsburg als Präsident der Interna- tionalen Paneuropa-Union vor und war deren Ehrenpräsident. Ein großer und vorbildlicher Politi- ker, ein beispielhafter und uner- schrockener Europäer ist am 4. Juli im Alter von 98 Jahren in seinem Haus in Pöcking am Starnberger See „friedlich eingeschlafen“. Der älteste Sohn des letzten Kaisers von Österreich, Königs von Ungarn, Erz- herzog der Bukowina hinterlässt sie- ben Kinder, 22 Enkelkinder und zwei Urenkel. Seine Ehefrau, Prinzessin Regina von Sachsen-Meinigen, war im Februar 2010 verstorben. Die Särge der beiden Verstorbenen wur- den nach dem Requiem in Mariazell – „der Mutter Gottes des Donaurau- mes“ – nach Wien in die Kapuziner- gruft (Kaiserg ruft) gebracht, das Herz des verstorbenen Kaisersoh- nes wird der Familientradition ent- sprechend getrennt in Ungarn bei- gesetzt, im Benediktinerkloster Pan- nonhalma südlich von Györ. Luzian Geier In vielen europäischen Ländern und Kreisen wurde die Nachricht vom Ableben Otto von Habsburgs mit großer Trauer aufgenommen, auch von den Buchenlanddeutschen, ihren landsmannschaftlichen Vereinen in Deutschland und Österreich. Sie fühlten sich dem letzten Erzherzog ihrer alten Heimat sehr verbunden und waren stolz, dass er in Augsburg im Bukowina-Institut Vorträ- ge zu Themen hielt, die die Welt bewegten, wie auch darüber, dass er mehr- mals fulminanter Festredner ihrer Bundestreffen war. Otto von Habsburg war Ehrenmitglied der Landsmannschaft der Buchenlanddeutschen in der Bun- desrepublik und vor etwa 15 Jahren wurde ihm die höchste Auszeichnung dieses Vereins, die Ehrennadel in Gold mit Urkunde, verliehen. Der Anfang verlief am Samstag von der Besucherzahl her sehr schleppend, um dann während der K u l t u rtagung am Nachmittag die Zahl Hundert zu erreichen. Erst mit der Ankunft der Teilnehmer aus Nie- dersachsen hatte sich der Saal gefüllt und das Programm konnte gestartet werden, weil dieser Lan- desverband auch zum Hauptträger des Treffens geworden ist. Bis 15 Uhr war Gelegenheit zu Gesprächen und Austausch von Erinnerungen, dann begrüßte der Bundesvorsitzen- de offiziell die Gäste und Teilnehmer, die Singgemeinschaft Salzgitter eröffnete mit der Hymne und dem Buchenlandlied das 61. Bundestref- fen dieser Landsmannschaft. Die traditionelle Totenehrung nahm der Stellvertretende Bundes- vorsitzende Alfred Wenzel zusam- men mit Rudolf Huber (Akkordeon) vor. Namentlich gedachte und wür- digte er die zuletzt verstorbenen ver- dienstvollen Buchenländer Persön- lichkeiten, Dr. Paula Tiefenthaler, frü- h e re Bundesvorsitzende, Ing. Roland Suchar, Obmann des Grazer Verbandes, Willi Herberth, den Mit- begründer des Frankfurter Verban- des, Olga Hampe (Dresden), als sehr aktives Mitglied seit 1993 aus den Neuen Bundesländern, die geschätzten Priester Weber und Hornung, aber auch den letzten Erz- herzog der Bukowina, Dr. Otto von Habsburg, an dessen Teilnahmen an Bukowiner Treffen sich viele gern erinnern. Wenzel verlas das Beileid- schreiben des Bundesvorstandes an die Trauerfamilie Haus Habsburg. Freundlicherweise hatte sich Emi- lian Fedorowytsch, dessen Vater frü- her beliebter Kulturreferent im Lan- desverband Nord rhein-Westfalen war, bereit erklärt, die musikalischen Zwischeneinlagen zu gestalten abwechselnd mit den Sängern aus Salzgitter. Mit seinem bunten und sehr unterschiedlichen Strauß Gesangseinlagen war sein Beitrag eine Bereicherung für dieses Treffen, vor allem mit den Liedern in mehre- ren Sprachen, die von der älteren Generation der Buchenländern gern gehört und mitgesungen werden. Spontan brachte der Mathematiker Karl Prelitsch aus Nürn b e rg zwi- schendurch unterhaltsame Texte zu Gehör. Die Kulturtagung hatte als Schwerpunkt die Umsiedlungen vor 70 Jahren (Ende 1940, Nachsiedlun- gen 1941) nachvollzogen anhand der Forschungsarbeit von Buchen- länder Genealogen. In seiner Mode- ration erinnerte auch Prof. Dr. Kurt Rein wie der Bundesvorsitzende Zachmann in seiner Begrüßung und Alfred Wenzel bei der Totenehrung an den vorbildhaften Europapolitiker Dr. Otto von Habsburg in Verbindung mit dem nach der Revolution von 1848-1849 eingehaltenen Verspre- chen der Habsburger, der Bukowina Autonomie zu gewährleisten. So erhielt das Buchenland vor 150 Jah- ren seine erste eigene Verfassung, einen Landtag und danach sein eigenes Wappen als Kronland (Her- zogtum) der Monarchie bis 1918. Erster Referent war der 30jährige Prof. Dr. Sebastian Dörn, der seine Familienforschungen über die Dörn- Sippe vom Hunsrück bis in die ehe- malige DDR über die weiten, langen und beschwerlichen Stationen Gali- zien und Bukowina (späte Tochter- siedlung Katharinendorf) mit Umsiedlung und Flucht in ein Buch verpackt hat. Er stellte nicht nur die Neuerscheinung vor, sondern erläu- terte auch seine Motivation dazu. Irmtraud Schaper forderte zum Auf- (Fortsetzung auf Seite 2) „Erinnerungskultur wach halten“ Einladung 2012 zum Schwabentag nach Kaufbeuren Bericht vom 61. Bundestreffen in Sindelfingen Zum zweiten Mal in der Geschichte der Buchenländer Bundestreffen fand die jährliche Traditionsbegegnung in Sindelfingen statt, diesmal im Haus der Donauschwaben an der Goldmühlestraße, das durch seine Gestaltung und reiche Einrichtung die Besucher beeindruckt hat. Teodor Baconschi, Außenminister Rumäniens (Mitte) und Dr. Lazar Comanescu, Botschafter Rumäniens in Berlin (rechts) zeigten sich beeindruckt von Augsburg, hier mit Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert (links) vor dem Herkulesbrunnen. Bild: Andreas Lode Die Singgemeinschaft Salzgitter am Samstag auf der Bühne in Sindelfingen, rechts im Vordergrund der langjährige Chorleiter Rudolf Stefany. Foto: L. Geier Der schwäbische Bezirkstagsprä- sident Jürgen Reichert empfing an Pfingstsonntagnachmittag in der schwäbischen Bezirkshauptstadt Augsburg hochrangige rumänische Regierungsgäste und Diplomaten: den rumänischen Außenminister Dr. Teodor Baconschi, der herkunftsmä- ßig Beziehungen zur Südbukowina hat, den Botschafter Rumäniens in Berlin, Dr. Lazar Comanescu, sowie w e i t e re Delegationsmitglieder, die zuvor am Heimattag der Siebenbür- ger Sachsen in Dinkelsbühl teilge- nommen hatten. Die Gäste trafen sich zu einem kurzen Erfahrungs- austausch mit Bezirkstagspräsident Reichert und dem Geschäftsführer des Augsburger Bukowina-Instituts, Otto-Friedrich Hallabrin. Hintergrund des Besuchs ist die seit 1997 bestehende Partnerschaft des Bezirks Schwaben mit beiden Gebieten der historischen Bukowi- na. „Schwaben war eine der ersten Regionen in ganz Deutschland, die eine Partnerschaft mit einer Region in Osteuropa aufgebaut und damit eine Vorreiterrolle in den europäi- schen Ost-West-Beziehungen ein- genommen hat“, betonte Reichert. B e reits seit über zehn Jahren besteht eine intensive Zusammenar- beit der psychiatrischen Einrichtun- gen der Südbukowina und Schwa- ben. Auch im Bereich von Kinderhei- men wurden zahlreiche Projekte initiiert, aufgrund derer der rumäni- sche Bezirk Suceava heute als Pilot- region für ganz Rumänien gilt. Ein jährliches Jugendfußballturnier mit Beteiligung der Part n e rregionen Schwaben, Mayenne in Frankreich, Suceava in Rumänien und Czerno- witz in der Ukraine fördert interkultu- relle Begegnungen. Daneben findet ein vielseitiger Austausch im Bereich der Umweltbildung, Schulen und Universitäten oder bei kulture l l e n Aktivitäten statt. Beim Schwabentag 2011 am Samstag, 25. Juni, in Gun- delfingen an der Donau (Landkreis Dillingen) zeigten beispielsweise Handwerker aus der Südbukowina in einer Werkstatt das Bemalen von Eiern, Keramik- und Holzschnitz- kunst. Kurz vorher fand die Finissa- ge der Ausstellung mit Gemälden bekannter Maler aus Czernowitz in Höchstädt statt. Das Bukowina- Institut an der Universität Augsburg als Forschungs- und Kulturinstitut für die Geschichte der Bukowina wird maßgeblich vom Bezirk Schwa- ben getragen und ist seinerseits der Initiator und Organisator zahlreicher Kooperationen mit Institutionen in der Bukowina. Die Delegation nutzte ihre n Besuch in Augsburg auch zu einer Besichtigung des Goldenen Saals im alten Rathaus, der Fuggerei, der Maximilianstraße und des Augsbur- ger Doms. (L. G.) Rumänischer Außenminister zu Gast bei Bezirkstagspräsident Reichert

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Nummer 7/8 / ISSN 1436-0209 Augsburg, 28. Juli-August 2011 62. Jahrgang

Hochbetagt besuchte dergeschätzte Europapolitiker die alteLandeshauptstadt Czernowitz, überderen Besonderheiten er im Geleit-wort zum Buch „Czernowitz – EineStadt im Wandel der Zeit“ geschrie-ben hat („Czernowitz oder was istToleranz“), ein wichtiges frühes Buchzur Geschichte dieser europäischenM e t ropole, das die Landsmann-schaft der Bukowiner 1988 heraus-gegeben hatte. Der Text ist auch imBuch „Idee Europa“ abgedru c k tworden. Darin heißt es zusammen-fassend im Schlussteil: „In Czerno-witz gab es die Synthese zwischennationalem Verständnis und einerhöheren, man möchte sagen euro-

päischen Einstellung. Hier wurde ineinem gemischtnationalen Raumbewiesen, daß die Völker im Geisteeiner gemeinsamen Kultur Gewalti-ges leisten können, daß es möglichist, verschiedene Sprach- und Glau-bensgemeinschaften friedlich undim Dienste an eine große, gemeinsa-me Idee zusammenzuführen.“ Diekatholischen Czernowitzer Pennälerdokumentierten diese Reise im Heft20 ihrer Reihe „Czernowitzer KleineSchriften“. Das Heft beinhaltet dreiTextbeiträge und mehr als 60 Bilder.Es erschien zum 95. Geburtstag am20. November 2008. Seine Bindun-gen zum Buchenland und zu denBukowinern wurden auch auf dem

Buchenlanddeutsche trauern um Dr. Otto von HabsburgDer letzte Erzherzog des Kronlandes Bukowina ist im Alter von 98 Jahren entschlafen

61. Bundestreffen der Landsmann-schaft am 16. Juli in Sindelfingengewürdigt.

In diesem zitierten Sinne fühltesich der „letzte große Baumeisterder europäischen Einigung aus derPionier-Generation“ (Bernd Posselt,Präsident der Paneuro p a - U n i o nDeutschland) der Bukowina und denB u c h e n l ä n d e rn verbunden, waszuletzt aus den in dieser Zeitung ver-ö ffentlichten Gru ß w o rten zu denBundestreffen der letzten Jahre ver-öffentlicht wurden, als ihm die Teil-nahme nicht mehr möglich war. Abernicht nur die Sudenten- undBuchenlanddeutschen erf re u t e nsich der großen Zuneigung des poli-tischen Kämpfers gegen Nationalso-zialismus und Kommunismus, son-d e rn alle Heimatvertriebenen unddie Völker Südosteuropas insge-samt. Er leistete einen wesentlichenBeitrag zum Fall des Eisernen Vor-hangs (Initiator des historischenPicknicks an der österre i c h i s c h -ungarischen Grenze) und zur großenpolitischen Wende hinter dem Vor-hang. Er hat sich als Europapolitikerengagiert für die Verwirklichung desSelbstbestimmungsrechtes der Völ-ker, für Minderheitenrechte und dieO s t e rw e i t e rung der EU. ZwanzigJahre lang (1979 – 1999) hatte ere rf o l g reich im Euro p a p a r l a m e n tgewirkt und war der älteste undlangjährigste Euro p a p a r l a m e n t a r i e r.D rei Jahrzehnte hindurch standHabsburg als Präsident der Interna-tionalen Paneuropa-Union vor undwar deren Ehrenpräsident.

Ein großer und vorbildlicher Politi-k e r, ein beispielhafter und uner-schrockener Europäer ist am 4. Juliim Alter von 98 Jahren in seinemHaus in Pöcking am Starn b e rg e rSee „friedlich eingeschlafen“. Derälteste Sohn des letzten Kaisers vonÖsterreich, Königs von Ungarn, Erz-herzog der Bukowina hinterlässt sie-ben Kinder, 22 Enkelkinder und zweiUrenkel. Seine Ehefrau, PrinzessinRegina von Sachsen-Meinigen, warim Februar 2010 verstorben. DieSärge der beiden Verstorbenen wur-den nach dem Requiem in Mariazell– „der Mutter Gottes des Donaurau-mes“ – nach Wien in die Kapuziner-g ruft (Kaiserg ruft) gebracht, dasHerz des verstorbenen Kaisersoh-nes wird der Familientradition ent-sprechend getrennt in Ungarn bei-gesetzt, im Benediktinerkloster Pan-nonhalma südlich von Györ.

Luzian Geier

In vielen europäischen Ländern und Kreisen wurde die Nachricht vomAbleben Otto von Habsburgs mit großer Trauer aufgenommen, auch von den

Buchenlanddeutschen, ihren landsmannschaftlichen Vereinen in Deutschland

und Österreich. Sie fühlten sich dem letzten Erzherzog ihrer alten Heimat sehr

verbunden und waren stolz, dass er in Augsburg im Bukowina-Institut Vorträ-

ge zu Themen hielt, die die Welt bewegten, wie auch darüber, dass er mehr-

mals fulminanter Festredner ihrer Bundestreffen war. Otto von Habsburg war

Ehrenmitglied der Landsmannschaft der Buchenlanddeutschen in der Bun-

desrepublik und vor etwa 15 Jahren wurde ihm die höchste Auszeichnungdieses Vereins, die Ehrennadel in Gold mit Urkunde, verliehen.

Der Anfang verlief am Samstagvon der Besucherzahl her sehr

schleppend, um dann während der

K u l t u rtagung am Nachmittag die

Zahl Hundert zu erreichen. Erst mit

der Ankunft der Teilnehmer aus Nie-

dersachsen hatte sich der Saal

gefüllt und das Programm konnte

gestartet werden, weil dieser Lan-desverband auch zum Hauptträger

des Treffens geworden ist. Bis 15

Uhr war Gelegenheit zu Gesprächen

und Austausch von Erinnerungen,

dann begrüßte der Bundesvorsitzen-

de offiziell die Gäste und Teilnehmer,

die Singgemeinschaft Salzgitter

eröffnete mit der Hymne und dem

Buchenlandlied das 61. Bundestref-fen dieser Landsmannschaft.

Die traditionelle To t e n e h ru n g

nahm der Stellvertretende Bundes-

vorsitzende Alfred Wenzel zusam-

men mit Rudolf Huber (Akkordeon)

vor. Namentlich gedachte und wür-

digte er die zuletzt verstorbenen ver-

dienstvollen Buchenländer Persön-lichkeiten, Dr. Paula Tiefenthaler, frü-

h e re Bundesvorsitzende, Ing.

Roland Suchar, Obmann des Grazer

Verbandes, Willi Herberth, den Mit-

begründer des Frankfurter Verban-

des, Olga Hampe (Dresden), als sehr

aktives Mitglied seit 1993 aus den

Neuen Bundesländern, die

geschätzten Priester Weber undHornung, aber auch den letzten Erz-

herzog der Bukowina, Dr. Otto von

Habsburg, an dessen Teilnahmen an

Bukowiner Treffen sich viele gern

erinnern. Wenzel verlas das Beileid-

schreiben des Bundesvorstandes an

die Trauerfamilie Haus Habsburg.

Freundlicherweise hatte sich Emi-

lian Fedorowytsch, dessen Vater frü-her beliebter Kulturreferent im Lan-

desverband Nord rh e i n - We s t f a l e n

war, bereit erklärt, die musikalischen

Zwischeneinlagen zu gestalten

abwechselnd mit den Sängern ausSalzgitter. Mit seinem bunten und

sehr unterschiedlichen Strauß

Gesangseinlagen war sein Beitrag

eine Bereicherung für dieses Treffen,

vor allem mit den Liedern in mehre-

ren Sprachen, die von der älteren

Generation der Buchenländern gern

g e h ö rt und mitgesungen werd e n .Spontan brachte der Mathematiker

Karl Prelitsch aus Nürn b e rg zwi-

schendurch unterhaltsame Texte zu

Gehör.

Die Kulturtagung hatte als

Schwerpunkt die Umsiedlungen vor

70 Jahren (Ende 1940, Nachsiedlun-

gen 1941) nachvollzogen anhand

der Forschungsarbeit von Buchen-länder Genealogen. In seiner Mode-

ration erinnerte auch Prof. Dr. Kurt

Rein wie der Bundesvorsitzende

Zachmann in seiner Begrüßung und

Alfred Wenzel bei der Totenehrung

an den vorbildhaften Europapolitiker

Dr. Otto von Habsburg in Verbindung

mit dem nach der Revolution von1848-1849 eingehaltenen Ve r s p re-

chen der Habsburger, der Bukowina

Autonomie zu gewährleisten. So

erhielt das Buchenland vor 150 Jah-

ren seine erste eigene Verfassung,

einen Landtag und danach sein

eigenes Wappen als Kronland (Her-

zogtum) der Monarchie bis 1918.

Erster Referent war der 30jährigeProf. Dr. Sebastian Dörn, der seine

Familienforschungen über die Dörn-

Sippe vom Hunsrück bis in die ehe-

malige DDR über die weiten, langen

und beschwerlichen Stationen Gali-

zien und Bukowina (späte Tochter-

siedlung Katharinendorf) mit

Umsiedlung und Flucht in ein Buch

verpackt hat. Er stellte nicht nur dieNeuerscheinung vor, sondern erläu-

terte auch seine Motivation dazu.

Irmtraud Schaper forderte zum Auf-

(Fortsetzung auf Seite 2)

„Erinnerungskultur wach halten“Einladung 2012 zum Schwabentag nach Kaufbeuren

Bericht vom 61. Bundestreffen in SindelfingenZum zweiten Mal in der Geschichte der Buchenländer Bundestreffen fand die

jährliche Traditionsbegegnung in Sindelfingen statt, diesmal im Haus derDonauschwaben an der Goldmühlestraße, das durch seine Gestaltung und

reiche Einrichtung die Besucher beeindruckt hat.

Teodor Baconschi, Außenminister Rumäniens (Mitte) und Dr. Lazar

Comanescu, Botschafter Rumäniens in Berlin (rechts) zeigten sich

b e e i n d ruckt von Augsburg, hier mit Bezirkstagspräsident Jürg e n

Reichert (links) vor dem Herkulesbrunnen. Bild: Andreas Lode

Die Singgemeinschaft Salzgitter am Samstag auf der Bühne in

Sindelfingen, rechts im Vordergrund der langjährige Chorleiter Rudolf

Stefany. Foto: L. Geier

Der schwäbische Bezirkstagsprä-

sident Jürgen Reichert empfing an

Pfingstsonntagnachmittag in der

schwäbischen BezirkshauptstadtAugsburg hochrangige rumänische

R e g i e rungsgäste und Diplomaten:

den rumänischen Außenminister Dr.

Teodor Baconschi, der herkunftsmä-

ßig Beziehungen zur Südbukowina

hat, den Botschafter Rumäniens in

Berlin, Dr. Lazar Comanescu, sowie

w e i t e re Delegationsmitglieder, die

zuvor am Heimattag der Siebenbür-ger Sachsen in Dinkelsbühl teilge-

nommen hatten. Die Gäste trafen

sich zu einem kurzen Erfahrungs-

austausch mit Bezirkstagspräsident

Reichert und dem Geschäftsführer

des Augsburger Bukowina-Instituts,

Otto-Friedrich Hallabrin.

Hintergrund des Besuchs ist dieseit 1997 bestehende Partnerschaft

des Bezirks Schwaben mit beiden

Gebieten der historischen Bukowi-

na. „Schwaben war eine der ersten

Regionen in ganz Deutschland, die

eine Partnerschaft mit einer Region

in Osteuropa aufgebaut und damit

eine Vorreiterrolle in den europäi-

schen Ost-West-Beziehungen ein-genommen hat“, betonte Reichert.

B e reits seit über zehn Jahre n

besteht eine intensive Zusammenar-

beit der psychiatrischen Einrichtun-

gen der Südbukowina und Schwa-

ben. Auch im Bereich von Kinderhei-

men wurden zahlreiche Pro j e k t e

initiiert, aufgrund derer der rumäni-

sche Bezirk Suceava heute als Pilot-

region für ganz Rumänien gilt. Ein

jährliches Jugendfußballturnier mitBeteiligung der Part n e rre g i o n e n

Schwaben, Mayenne in Frankreich,

Suceava in Rumänien und Czerno-

witz in der Ukraine fördert interkultu-

relle Begegnungen. Daneben findet

ein vielseitiger Austausch im Bereich

der Umweltbildung, Schulen und

Universitäten oder bei kulture l l e n

Aktivitäten statt. Beim Schwabentag2011 am Samstag, 25. Juni, in Gun-

delfingen an der Donau (Landkreis

Dillingen) zeigten beispielsweise

Handwerker aus der Südbukowina

in einer Werkstatt das Bemalen von

E i e rn, Keramik- und Holzschnitz-

kunst. Kurz vorher fand die Finissa-

ge der Ausstellung mit Gemäldenbekannter Maler aus Czernowitz in

Höchstädt statt. Das Bukowina-

Institut an der Universität Augsburg

als Forschungs- und Kulturinstitut

für die Geschichte der Bukowina

wird maßgeblich vom Bezirk Schwa-

ben getragen und ist seinerseits der

Initiator und Organisator zahlreicher

Kooperationen mit Institutionen inder Bukowina.

Die Delegation nutzte ihre n

Besuch in Augsburg auch zu einer

Besichtigung des Goldenen Saals im

alten Rathaus, der Fuggerei, der

Maximilianstraße und des Augsbur-

ger Doms. (L. G.)

Rumänischer Außenminister zu Gastbei Bezirkstagspräsident Reichert