MIDAS: Otto-von-Habsburg-Preis Jetzt haben die Wähler das...

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WILNA. Der slowakische Jour- nalist Stefan Hrib (Bild) von der Wochenzeitung „Týžde“ hat im diesjährigen MIDAS-Jubiläums- jahr den Otto-von-Habsburg- Journalismus-Preis erhalten. Die Auszeichnung wurde am Freitagabend durch den Habs- burg-Enkel Severin Meister in Vertretung seines Großvaters in der litauischen Hauptstadt Vil- nius (Wilna) vergeben. Den mit 2000 Euro dotierten Preis erhält alljährlich ein Vertreter der „Mehrheitspresse“, der in be- sonderem Maße über Minder- heitenthemen berichtet und zu einem besseren Verständnis kultureller und ethnischer Un- terschiede beigetragen hat. Neben dem Otto-von-Habs- burg-Preis wurde auch der mit 1000 Euro dotierte MIDAS-Jour- nalismus-Preis vergeben. In die- sem Jahr ging er nach Rumäni- en, an den Journalisten der un- garischsprachigen Tageszeitung „Bihari Naplo“, Örs Szeghalmi. MIDAS: Otto-von-Habsburg-Preis geht an den Journalisten Stefan Hrib

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- Samstag/Sonntag, 8./9. Mai 2010 Hintergrund & Meinung 3

BUENOS AIRES (dpa). Die argentinische Präsidentin Cristina Kirchner hat Griechenland vor den Folgen dra-konischer Sparmaßnahmen gewarnt: „Das wird böse enden“, prophezeite sie. Griechenland würden nun „dieselbenRezepte aufgezwungen“ wie 2001 Argentinien. Ende 2001 war es angesichts der Überschuldung des südameri-kanischen Landes, eingefrorener Konten und unpopulärer Sparmaßnahmen der Regierung zu einer sozialenExplosion gekommen. Bei Unruhen starben damals mindestens 28 Menschen.

Argentinien warnt Griechenland: „Das wird böse enden“Putin bleibt die Nummer einsMOSKAU (APA/dpa). Wladimir Putin bleibt dieNummer eins in Russland. In einer Umfragesprachen 49 Prozent der Befragten dem Regie-rungschef das Vertrauen aus, 44 Prozent stimm-ten für Kremlchef Dmitri Medwedew.

VON EVA PFANZELTER (*). ..................................................

In Südtirol führte die Handha-bung der „Epurazione“ zu einerganz eigenen Dynamik. Nachden Erfahrungen von Faschis-mus und Nationalsozialismuskam es zu keinem Schulter-schluss der Fraktionen für eineAufarbeitung der Vergangenheit.Im Gegenteil, es gab „Säube-rungsfanatiker“ auf allen Seiten.Begünstigt wurde dies dadurch,dass die bestehenden „Epurazi-ons“-Gesetze auf nationalsozia-listische Amtswalter ausgedehntwurden.

Politisch einflussreicher wa-ren nach Kriegsende zweifelsoh-ne die von ehemaligen Partisa-nen geführten italienischenGruppierungen, die eine Säube-rung von Nationalsozialisten inSelbstjustiz bis in die entlegens-ten Dörfer vorantrieben. Dieamerikanischen Provinzkom-missare waren zwar um paritäti-sche Lösungen bemüht, doch inden „Epurazions“-Kommissio-nen hatten die Deutschsprachi-gen wenig zu sagen. Die illega-len Übergriffe führten so weit,dass in Südtirol eingesetzte

„EPURAZIONE“ IN SÜDTIROL: Entfaschisierung bzw. Entnazifizierung nicht durchführbar

Gegenseitige Drohungen verhindern AufarbeitungZEITGESCHICHTE: VERGEBEN JA, VERGESSEN NIE (FOLGE 18)

Truppenteile der ehemaligenPartisanen von den Amerika-nern abgezogen wurden. Geän-dert hat das wenig.

Für die deutschsprachigen

Parteien war die Reaktion aufdieses Vorgehen ein Balanceakt.Eine rigorose Verfolgung von al-len ehemaligen Faschisten warkaum möglich, da stets mit der

Drohung gekontert wurde, die„Epurazions“-Gesetze auf dieOptanten anzuwenden – wasrein theoretisch möglich gewe-sen wäre. Konkret hätte dies ei-

nen Ausschluss eines Großteilsder Optanten von den anstehen-den Wahlen bedeutet, da sie mitder Option deutsche Staatsbür-ger geworden waren. So wurdenselbst hausinterne Kritiker, wieHans Egarter, mundtot gemacht.

Letztendlich arrangierten sichdie beiden ethnischen Lager in-sofern, als dass ehemalige Fa-schisten und Nationalsozialistenin den eigenen Reihen ge-schluckt wurden und auch wie-der in höhere Ränge aufsteigenkonnten. Es kam weder auf deritalienischen, noch auf der deut-schen Seite zu einer tiefgreifen-den Entfaschisierung bzw. Ent-nazifizierung. Als im restlichenItalien mit der Amnestie im Juni1946 die „Epurazione“ abge-schlossen schien, hatte man inSüdtirol noch nicht einmalernsthaft damit begonnen.

Die USA ließen die „Schlammdrüber“-Politik gewähren, so-lange sie innenpolitisch für Ru-he sorgte. Denn vor allem in denUnruhegebieten, zu denen auchSüdtirol gehörte, befürchtetensie immer wieder schwerereAusschreitungen. Bis heute fehlteine systematische Untersu-

chung der damaligen Ereignisse.Und gerade deshalb bieten diezahlreichen ungeklärten Fälleauf beiden Seiten immer wiedergenügend Zündstoff für Angriffe,Auseinandersetzungen und po-lemische Pressemeldungen.

(*) = Eva Pfanzelterstammt aus Kastel-ruth, ist Universi-tätsassistentin amInstitut für Zeitge-schichte der Uni

Innsbruck mit Forschungs-schwerpunkten Regionalge-schichte, Tourismusgeschichteund Neue Medien im zeithistori-schen Unterricht. Sie lebt in Nie-derndorf bei Kufstein.

# Die nächste Folge „Südtirol1945/46 – Statt SelbstbestimmungAutonomie“ lesen Sie am nächstenSamstag, 15. Mai.

Schicken Sie uns Ihre Erinnerungenan diese bewegten Jahrzehnte anRedaktion „Dolomiten“,Weinbergweg 7, 39100 Bozen oderper Email an [email protected] per Fax an 0471/92 54 40.

WILNA. Der slowakische Jour-nalist Stefan Hrib (Bild) von derWochenzeitung „Týžde“ hat imdiesjährigen MIDAS-Jubiläums-jahr den Otto-von-Habsburg-Journalismus-Preis erhalten.

Die Auszeichnung wurde amFreitagabend durch den Habs-burg-Enkel Severin Meister in

Vertretung seines Großvaters inder litauischen Hauptstadt Vil-nius (Wilna) vergeben. Den mit2000 Euro dotierten Preis erhältalljährlich ein Vertreter der„Mehrheitspresse“, der in be-sonderem Maße über Minder-heitenthemen berichtet und zueinem besseren Verständniskultureller und ethnischer Un-terschiede beigetragen hat.

Neben dem Otto-von-Habs-burg-Preis wurde auch der mit1000 Euro dotierte MIDAS-Jour-nalismus-Preis vergeben. In die-sem Jahr ging er nach Rumäni-en, an den Journalisten der un-garischsprachigen Tageszeitung„Bihari Naplo“, Örs Szeghalmi.

MIDAS: Otto-von-Habsburg-Preisgeht an den Journalisten Stefan Hrib Jetzt haben die Wähler das Wort

NORDRHEIN-WESTFALEN: Landtagswahl spannend wie lange nicht – Verschiedene Konstellationen

DÜSSELDORF (APA/Reuters).13,5 Millionen Stimmberechtig-te im deutschen BundeslandNordrhein-Westfalen (NRW)können bei der Landtagswahl andiesem Sonntag Landes- undBundespolitik ordentlich durch-einanderwirbeln. Der Ausgangder Abstimmung ist laut Umfra-gen völlig offen.

Weder die schwarz-gelbe Lan-desregierung unter Ministerprä-sident Jürgen Rüttgers (CDU)noch ein Bündnis aus SPD undGrünen, auf das die sozialdemo-kratische SpitzenkandidatinHannelore Kraft setzt, hat inUmfragen eine klare Mehrheit.Die Abstimmung im bevölke-rungsreichsten Bundesland istdie erste Landtagswahl nach derBundestagswahl vom Septem-ber vorigen Jahres und damit einLakmustest für die deutscheBundesregierung von KanzlerinAngela Merkel (CDU). Sie hatsich mit zahlreichen Auftrittenin NRW in den Wahlkampf ein-geschaltet, denn schließlich be-deutet ein Scheitern desschwarz-gelben Bündnisses in

Düsseldorf auch der Verlust derMehrheit im Bundesrat, derzweiten Parlamentskammer.

Rüttgers und Kraft liefern sichseit Wochen ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Der Ministerpräsidentkonnte nicht von seinem Amts-bonus profitieren. Ihm weht ei-nerseits nach dem Fehlstart der

CDU/CSU-FDP-Bundesregie-rung Gegenwind aus Berlin ent-gegen. Zudem machen Rüttgersimmer neue Meldungen überdie zweifelhaften Sponsoren-und Spendenpraktiken seinerNRW-CDU zu schaffen. Auch imdirekten TV-Duell mit Kraft gabes keinen eindeutigen Sieger.

Rüttgers warnt im Wahlkampfvor einem rot-rot-grünen Bünd-nis und betont, NRW müsse„stabil bleiben“. Die Herausfor-derin Hannelore Kraft setzt aufdie Themen Bildung und sozialeGerechtigkeit und will damit dieNRW-SPD wieder an die Machtbringen.

Stimmenverhältnisse im Bundesrat

STICHWORT

PRAG (dpa). Bisher unveröffent-lichte Filmaufnahmen vom Mai1945 haben Übergriffe vontschechoslowakischen Parami-litärs auf Angehörige der deut-schen Minderheit dokumen-tiert. Die Schwarz-Weiß-Bilderzeigen, wie in Prag direkt nachEnde des Zweiten Weltkriegs 42Zivilisten erschossen und voneinem Lastwagen überrollt wur-den. „Soweit wir wissen, liegendamit erstmals Filmdokumente

zu einem Tabuthema unsererGesellschaft vor“, sagte DavidVondracek, der das von einerFamilie versteckte Material auf-spürte.

Nachdem das von Hitler-Deutschland kontrollierte „Pro-tektorat Böhmen und Mähren“durch sowjetische und amerika-nische Truppen befreit wordenwar, kam es zu brutalen Angrif-fen gegen Angehörige der deut-schen Minderheit.

Prager Dokumente von 1945 zeigenÜbergriffe auf deutsche Minderheit

Margarete und Gudrun Himmler, Frau und Tochter von SS-Reichsführer Heinrich Himmler, wurden 1945 in Wol-kenstein verhaftet.

Jürgen Rüttgers (CDU) und seine Herausforderin Hannelore Kraft (SPD). Federico Gambarini

Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen

-Infografik/Quelle: APA/Infratest dimap

Köln

Münster Bielefeld

DortmundEssen

DüsseldorfDuisburg

Aachen Bonn

NIEDER-LANDE

BEL

Rhein NORDRHEIN-WESTFALEN

NIEDERSACHSEN

50 km

2000 05 101975 80 9085 95

Grüne 11

SPD 74 89 CDU

12 FDPFraktionslos 1

Sitzverteilung im LandtagSitzverteilung im LandtagSitzverteilung im LandtagSitzverteilung im Landtag

LT-Wahlen seit 1975, in Prozent

laut Umfrage Ende April

SPD

CDU

47,1

45,1

52,144,8

37,1

37,5

33,012,0

7,5FDP Grüne6,7

3,0

10,0 9,8 6,2Einwohner 17,9 Mio.

Fläche 34.086 km2

Arbeitslose (April 2010) 9,0 %

Ministerpräsident Rüttgers (CDU)

HESSEN

RHEINLAND-PFALZ

HAMBURG (dpa). Schwarz-Gelb hat im Bundesrat eineknappe Mehrheit. Nur wenn esbei der Landtagswahl in Nord-rhein-Westfalen für die Fortset-zung der CDU/FDP-Koalition inDüsseldorf reicht, bleibt es dabei.Andernfalls wird das Regieren fürUnion und FDP in Berlin schwie-riger.Die Regierung von Bundeskanz-lerin Angela Merkel (CDU) kannderzeit auf 37 der 69 Stimmen inder Länderkammer zählen. Dassind zwei Stimmen mehr als diefür ein ungestörtes Regieren nö-tige absolute Mehrheit von 35Stimmen. Die Stimmen des Re-

gierungslagers kommen aus sie-ben Ländern mit christlich-libe-ralen Koalitionen: Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg,Niedersachsen und Bayern (je 6Stimmen), Hessen (5) sowieSachsen und Schleswig-Holstein(je 4).Das Oppositionslager kommt auf15 Stimmen: Die SPD-Alleinre-gierung von Rheinland-Pfalz ver-fügt über 4, die rot-roten Regie-rungen von Berlin und Branden-burg ebenfalls über je 4 Stimmen.Der rot-grüne Senat von Bremenhat 3. Der sogenannte neutraleBlock kann 17 Stimmen aufbie-ten.

sgius
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Dolomiten, 08.05.10