Bundesministerium - deutsche-sammlermuenzen.de · Staatsminister Bernhard August von Lindenau...

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Im Herbst 1989 brachten Massenflucht und Demonstrationen das DDR-Regime zum Einsturz. Die bürgerlichen Freiheiten wur- den wieder erlangt, der Freistaat Sachsen neu begründet und die deutsche Einheit wiederhergestellt. Seitdem hat Dresden seine Bedeutung als Landeshauptstadt, weithin ausstrahlendes Kultur- zentrum, Hort der Wissenschaften und innovativen Industrie zurückgewonnen. Die Frauenkirche, an deren Wiederentstehung Menschen aus der ganzen Welt beteiligt waren, ist das sichtbare Zeichen für das Versöhnungs- und Aufbauwerk einer Stadt, die wieder ihren Platz in der Mitte Europas eingenommen hat. Die Bildseite der Münze zeigt die Silhouette der Altstadt über den Elbstrom gesehen – und die Ruinenlandschaft nach der Zer- störung Dresdens im Jahre 1945 als Spiegelung im Wasser des Flusses. Die historische Silhouette, ihre Zerstörung und ihr Wiederaufbau – wesentliche Bestandteile der Verklärung und des Mythos der Stadt – sind damit im Münzbild dargestellt worden. Die Jahreszahlen auf dem Münzrand nehmen Bezug auf markan- te Einschnitte in der Geschichte Dresdens, die mit der Doppel- funktion der Stadt als bürgerliches Gemeinwesen und als Resi- denz der Wettiner bzw. Landeshauptstadt Sachsens verbunden sind: 1206 (Ersterwähnung), 1485 (Residenzstadt), 1547 (Kurfürs- tentum Sachsen), 1697 (Sächsisch-Polnische Union), 1832 (Allge- meine Städteordnung), 1945 (Zerstörung), 1989 (Friedliche Revolution), 2006 (800-jähriges Stadtjubiläum). 10-EURO-GEDENKMÜNZE „800 Jahre Dresden“ Auflage: 300.000 (Spiegelglanzausführung), 1.600.000 (Normalprägung) Ausgabetermin: 24.8.2006 (Normalprägung) Prägestätte: Staatliche Münze Berlin Prägezeichen: A Gewicht: 18 g Material: Sterlingsilber (Legierung 925 Ag) Randschrift: 1206 1485 1547 1697 1832 1945 1989 2006 Künstler: Heinz Hoyer, Berlin Herausgeber: Bundesministerium der Finanzen Bundesministerium der Finanzen Fotos: pa

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Im Herbst 1989 brachten Massenflucht und Demonstrationendas DDR-Regime zum Einsturz. Die bürgerlichen Freiheiten wur-den wieder erlangt, der Freistaat Sachsen neu begründet und diedeutsche Einheit wiederhergestellt. Seitdem hat Dresden seineBedeutung als Landeshauptstadt, weithin ausstrahlendes Kultur-zentrum, Hort der Wissenschaften und innovativen Industriezurückgewonnen. Die Frauenkirche, an deren WiederentstehungMenschen aus der ganzen Welt beteiligt waren, ist das sichtbareZeichen für das Versöhnungs- und Aufbauwerk einer Stadt, diewieder ihren Platz in der Mitte Europas eingenommen hat.

Die Bildseite der Münze zeigt die Silhouette der Altstadt überden Elbstrom gesehen – und die Ruinenlandschaft nach der Zer-störung Dresdens im Jahre 1945 als Spiegelung im Wasser desFlusses. Die historische Silhouette, ihre Zerstörung und ihrWiederaufbau – wesentliche Bestandteile der Verklärung und desMythos der Stadt – sind damit im Münzbild dargestellt worden.

Die Jahreszahlen auf dem Münzrand nehmen Bezug auf markan-te Einschnitte in der Geschichte Dresdens, die mit der Doppel-funktion der Stadt als bürgerliches Gemeinwesen und als Resi-denz der Wettiner bzw. Landeshauptstadt Sachsens verbundensind: 1206 (Ersterwähnung), 1485 (Residenzstadt), 1547 (Kurfürs-tentum Sachsen), 1697 (Sächsisch-Polnische Union), 1832 (Allge-meine Städteordnung), 1945 (Zerstörung), 1989 (FriedlicheRevolution), 2006 (800-jähriges Stadtjubiläum).

10-EURO-GEDENKMÜNZE„800 Jahre Dresden“

Auflage:300.000 (Spiegelglanzausführung), 1.600.000 (Normalprägung)

Ausgabetermin:24.8.2006 (Normalprägung)

Prägestätte:Staatliche Münze Berlin

Prägezeichen:A

Gewicht:18 g

Material:Sterlingsilber (Legierung 925 Ag)

Randschrift:1206 1485 1547 1697 1832 1945 1989 2006

Künstler:Heinz Hoyer, Berlin

Herausgeber:Bundesministerium der Finanzen

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Staatsminister Bernhard August von Lindenau setzte ein liberalesReformwerk um. Praktiker wie Johann Andreas Schubert legtenden Grundstein für die Entwicklung der Industrie und der tech-nischen Wissenschaften. Richard Wagner führte in Dresden diedramatische Oper zu ihrem ersten Höhepunkt. Der ArchitektGottfried Semper befestigte den Ruf der Stadt als Ort der schö-nen Bauwerke.

Nach der Niederlage des Dresdner Maiaufstandes 1849 – Kul-minationspunkt der Revolution 1848/49 – brach die durch poli-tische Repression und wirtschaftliche Dynamik gekennzeichneteÄra des Ministers von Beust an. Im Kaiserreich wandelte sichDresden zur Großstadt mit leistungsfähiger Verwaltung, innovati-ver Industrie, großer Garnison und renommierter TechnischerHochschule. Kunstakademie und Museen erneuerten ihrenRuhm. Das sozialhygienische Engagement des Fabrikanten KarlAugust Lingner verkörperte exemplarisch die enge Verbindungvon Geschäfts- und Bürgersinn. Unter Ernst von Schuch wurdedas Hoftheater zur umjubelten Uraufführungsstätte der Werkevon Richard Strauss. Dresden war eine internationale Stadt undZentrum der Lebensreformbewegung, welche im sozialen undkünstlerischen Experiment der Gartenstadt Hellerau gipfelte.

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde aus dem König-reich ein Teil der Weimarer Republik. Die Hauptstadt des Frei-staates Sachsen blieb ein wichtiger Ort für Literatur, Malerei undden Ausdruckstanz, wurde aber auch immer mehr zum Ort derIngenieurskunst. In den Wirren der Weltwirtschaftskrise ging diedemokratische Republik unter. Nach ihrem Machtantritt 1933beseitigten die Nationalsozialisten die bürgerlichen Freiheitenund demokratischen Institutionen. Politische Gegner wurdenverfolgt, eingekerkert und ermordet, Menschen in pseudowis-senschaftliche Rassekategorien unterteilt, die Dresdner Judenisoliert und umgebracht. Als Aufmarschpunkt bei der Besetzungder Tschechoslowakei und Österreichs spielte die Stadt einegroße Rolle, ebenso wie als Ort der Planung des Angriffs gegendie Sowjetunion – dem Auftakt des Zweiten Weltkriegs. 1945kehrte der Krieg auch nach Dresden zurück, als bei alliiertenLuftangriffen im Februar 1945 Zehntausende den Tod fanden unddas innere Stadtgebiet völlig zerstört wurde.

Nach dem Kriegsende vollzog sich die Stadtgeschichte vor demHintergrund der Teilung Deutschlands und unter den Bedingun-gen der SED-Diktatur. Das Bemühen der Denkmalpfleger FritzLöffler und Hans Nadler, den von der SED-Führung vorgesehe-nen Neuaufbau einer sozialistischen Stadt zu verhindern, warexemplarisch für die Auseinandersetzungen dieser Periode. DasRingen um die Wiederherstellung der historischen Stadtgestaltwar ein wesentliches Mittel zur Bewahrung bürgerlich geprägterIdentität. In den achtziger Jahren, als das DDR-Regime auf denWirtschaftsbankrott zusteuerte, formierte sich im Schutz derKirchen eine Opposition, die sich gegen die Militarisierung derGesellschaft wandte, politischen Pluralismus, Versammlungs-,Meinungs- und Reisefreiheit forderte.

Die Anfänge Dresdens reichen in das 12. Jahrhundert zurück. Dieerste urkundliche Erwähnung erfolgte am 31. März 1206. DerAufstieg Dresdens begann mit dem Ausbau zur ständigen Resi-denz der albertinischen Wettiner ab 1485. Unter Moritz wurdeDresden zur Residenz des Kurfürstentums Sachsen – der protes-tantischen Führungsmacht im Reich. Kurfürst August verstand es,den Machtzuwachs zu sichern. Etwa ein Jahrhundert nach derEinbeziehung von Altendresden, der späteren Neustadt, fand mitder Stadterweiterung am Neumarkt die Ausbildung der neuzeit-lichen Stadtgestalt ihren Abschluss.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde Dresden zur Festungund Residenz im Renaissancestil ausgebaut. Mit dem Erwerb derpolnischen Königskrone durch August den Starken 1697 betratSachsen die machtpolitische Bühne Europas, was mit dem Über-tritt des Herrschers zum Katholizismus verbunden war. DerDualismus der Konfessionen fand auch Eingang in das Stadtbild.Seit jener Zeit wird der Turm des Residenzschlosses von denTürmen der protestantischen Frauenkirche und der Katholi-schen Hofkirche gerahmt. Die Stadt wetteiferte in ihrer baro-cken Pracht mit anderen europäischen Metropolen. Kunstwerkewie die „Sixtinische Madonna“ gelangten in die Sammlungen. InDresden wirkten der Goldschmied Melchior Dinglinger und derBildhauer Balthasar Permoser, hier gelang es das erste europäi-sche Hartporzellan herzustellen. Weltbekannte Bauwerke wieder Zwinger entstanden. Dresden war Schnittpunkt zwischendem protestantischen Norden und katholischen Süden, dem sla-wischen Osten und romanischen Westen.

Im Siebenjährigen Krieg fanden Glanz und Großmachtträume einjähes Ende. Nach dem Wiederaufbau geriet Dresden in die Stür-me der napoleonischen Zeit. Dem Pillnitzer Fürstentreffen von1791 folgte die Krönung des sächsischen Monarchen zum König1806, ehe die Stadt erneut belagert und das Land 1815 geteiltwurde. Fortan leistete das Bürgertum bedeutsame Beiträge zurStadtentwicklung. Hier wirkten der Philosoph Arthur Schopen-hauer, die Dichter Friedrich Schiller und E.T.A. Hoffmann, derMaler Caspar David Friedrich, Hofkapellmeister Carl Maria vonWeber und der Universalgelehrte Carl Gustav Carus.

Nach dem Übergang zum Verfassungsstaat 1831 wurden mit derStädteordnung von 1832 das alte Stadtregiment beseitigt und diekommunale Selbstverwaltung eingeführt. Die Regierung unter

10-Euro-Gedenkmünze „800 Jahre Dresden“