Frontplatten: Bedruckung, Oberflächenverarbeitung, Zubehör, HMI
Bunte und schillernde Farben – Einfluss der Bedruckung von Lebensmittelkontaktmaterialien auf das...
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09.04.2014
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Bunte und schillernde Farben Einfluss der Bedruckung von Lebensmittel-kontaktmaterialien auf das verpackte Le-bensmittel
Ein Bericht aus unserem Laboralltag
Lebensmittelkontaktmaterialien werden hufig zu Informations-,
Werbe- und Dekorationszwecken bedruckt. Die dazu genutzten
Farbsysteme bergen jedoch Risiken. Die verwendeten Sub-
stanzen knnen, je nach ihrem Migrationspotential, in das ver-
packte Gut bergehen. In Klebeetiketten von 28 Kseproben
und 14 trockenen Lebensmitteln waren zum Teil sehr hohe
Konzentrationen an Photoinitiatoren enthalten, die in drei Fl-
len zu nicht zulssigen Gehalten an Photoinitiatoren im Le-
bensmittel fhrten. Bei den untersuchten 31 Einmaltrinkbe-
chern stellte die Bedruckung im Hinblick auf den bergang von
Photoinitiatoren kein Problem dar. Im Gegensatz dazu waren
von 14 bedruckten Kunststoff-Trinkflaschen drei auffllig.
Abb.: Beispiele fr Lebensmittelverpackungen aus Folien mit bunt bedruckten Klebeetiketten.
Rechtliche Situation
Derzeit gibt es weder auf nationaler noch auf EU-Ebene rechtlich
verbindliche, substanzspezifische Regelungen zum bergang von
Druckfarbenbestandteilen aus Verpackungen auf Lebensmittel. In
der Schweiz sind seit dem 1. Mai 2011 in der Verordnung des Eid-
genssischen Departement des Innern (EDI) ber Bedarfsgegen-
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stnde nur bestimmte Stoffe fr die Herstellung von Verpa-
ckungstinten zugelassen. Diese Stoffe mssen spezifische Anforde-
rungen erfllen. In Deutschland wird es in Krze eine vergleichbare
Regelung geben. Die Einundzwanzigste Verordnung zur nderung
der Bedarfsgegenstndeverordnung (sog. Druckfarbenverordnung)
liegt im Entwurf vor (Stand 23.10.2013). Darin werden Stoffe fr die
Herstellung bedruckter Lebensmittelbedarfsgegenstnde und der
bergang dieser Stoffe auf Lebensmittel geregelt.
Bedruckung von Lebensmittelkontaktmaterialien
Lebensmittelkontaktmaterialien werden hufig zu Informations-,
Werbe- und Dekorationszwecken bedruckt. In dem vom BMELV
gefrderten Projekt Ausma der Migration von Druckfarbenbe-
standteilen aus Verpackungsmaterialien in Lebensmittel erfolgte
zwischen Dezember 2009 bis Mai 2011 eine Bestandsaufnahme
ber Art und Menge des bergangs von Druckfarbenbestandteilen
auf Lebensmittel. Der Fokus dieser Studie, an der das CVUA Stutt-
gart aktiv beteiligt war, lag auf Lebensmittelverpackungen mit ln-
gerfristigem Lebensmittelkontakt. Offene Fragen zur Bedeutung von
Klebeetiketten auf Verpackungsfolien oder zur Bedruckung von Le-
bensmittelkontaktmaterialien wie Einmalgeschirr oder Kunststoff-
Trinkflaschen sollten Schwerpunktuntersuchungen in 2013 beant-
worten. Dabei lag der Fokus der Untersuchungen auf Photoinitiato-
ren, die zur Farbstoffhrtung beim UV-Druckverfahren eingesetzt
werden.
i
Infokasten
Photoinitiatoren im UV-Druck
Im Gegensatz zu lsemittelbasierten Farben ermglichen UV-
Farben eine sekundenschnelle Trocknung und bieten damit die
Mglichkeit fr hohe Druckgeschwindigkeiten. Die Vernetzung
wird durch eine definierte UV-Strahlung ausgelst (initiiert). Die
Reaktion wird durch Photoinitiatoren gestartet: Sie absorbieren
auftreffendes UV-Licht, zerfallen dabei in sogenannte freie Radi-
kale und steuern den Hrtungsprozess. Welche Photoinitiatoren
eingesetzt werden ist vom Farbsystem abhngig.
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Klebeetiketten auf verpacktem Kse wandern Photoinitiato-ren in den Kse?
Zwei Serien von insgesamt 28 Kseproben, die in Folien mit bunten
Klebeetiketten verpackt waren, wurden auf Photoinitiatoren unter-
sucht. Es handelte sich um verschiedene Weich-, Schnitt- und Hart-
kse aus dem Inland (8 Proben) und dem europischen Ausland
(20 Proben, 7 Lnder).
Bei 11 Kseproben war die Verpackung direkt bedruckt. Nur in ei-
nem Fall konnten hier Photoinitiatoren nachgewiesen werden. Alle
Proben waren mit bunt bedruckten Klebeetiketten auf der Verpa-
ckungsfolie beklebt. Die Etiketten enthielten nahezu alle Photoinitia-
toren, die prinzipiell durch die Verpackungsfolie in das Lebensmittel
wandern knnen.
In allen positiven Proben wurde ein bergang von Photoinitiatoren
in den Kse geprft. Trotz der zum Teil sehr hohen Konzentrationen
im Etikett waren lediglich in zwei Lebensmittelproben deutliche Ge-
halte an Photoinitiatoren nachweisbar. Dies fhrte in einem Fall zur
Beurteilung des berganges toxikologisch nicht bewerteter Sub-
stanzen (Migrationsgrenzwert 10 g/kg) auf das Lebensmittel. Im
anderen Fall handelte es sich um Benzophenon, dessen Migrati-
onsgrenzwert von 600 g/kg eingehalten wurde. Eine mgliche Ur-
sache fr den geringen bergang der Photoinitiatoren geht aus den
Konformittserklrungen der Verpackungen hervor. Teilweise wur-
den als Folien Mehrschichtmaterialien eingesetzt, die Schichten mit
Barriere-Eigenschaften aufweisen drften. Weiterhin werden die
Produkte nur relativ kurze Zeit gekhlt aufbewahrt. Die Wanderge-
schwindigkeit ist bei niedrigen Temperaturen verringert. In Verbin-
dung mit der kurzen Lagerdauer und dem Folienmaterial gehen
Photoinitiatoren dann kaum in den verpackten Kse ber.
Klebeetiketten auf Folienverpackungen wandern Photoinitia-toren ins Lebensmittel?
Viele trockene Lebensmittel wie Getreide und Hlsenfrchte werden
in Folientten verpackt und mit Klebeetiketten gekennzeichnet. In
14 Handelsproben wurden die Etiketten und die verpackten Le-
bensmittel untersucht. Wiederum waren die Etiketten von 12 Proben
im UV-Druckverfahren unter Verwendung von Photoinitiatoren be-
druckt. In einer Probe wurde ein bergang des Photoinitiators Me-
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thylbenzophenon ins Lebensmittel festgestellt und rechtlich beur-
teilt.
Bunt bedruckte Einmaltrinkbecher gelangen Druckfarbenbe-standteile beim Stapeln von der Auen- auf die Innenseite der Becher?
Dass es mglich ist, durch die Auswahl der Druckfarben und geeig-
nete Prozessfhrung einen bergang von Druckfarbenbestandteilen
zu verhindern, belegt die Analyse von 31 bunt bedruckten Einmal-
trinkbechern. Das Stapeln der Becher kann die bedruckte Auen-
seite des Bechers mit der Becherinnenseite in Kontakt bringen (Ab-
klatsch). Weiterhin knnen Substanzen den Luftraum zwischen den
Bechern durchdringen (Gasphasentransfer). Hierdurch knnen
Druckfarbenbestandteile ins Innere der Becher und von dort in das
eingefllte Getrnk gelangen. Um diese Kontaminationsquelle zu
erfassen, wurden Becher aus der Stapelmitte mit 3 Gew.-% Essig-
sure als Lebensmittelsimulanz fr saure Lebensmittel wie z.B.
Fruchtsfte befllt und 24 Stunden bei 40 C gelagert. In keinem
Lebensmittelsimulanz konnten Photoinitiatoren nachgewiesen wer-
den. Den zur Verfgung stehenden Konformittserklrungen war zu
entnehmen, dass die Trinkbecher berwiegend mit Druckfarben be-
druckt waren, die ein geringes Migrationspotential aufweisen.
Kunststoff-Trinkflaschen mit Aufdruck
Anders sieht die Situation bei bedruckten Kunststoff-Trinkflaschen
aus. Von 14 untersuchten Proben wurde in drei Proben ein ber-
gang von bis zu drei toxikologisch nicht bewerteten Photoinitiatoren
in das Lebensmittelsimulanz fr saure Getrnke (3 Gew.-% Essig-
sure) bei einer Lagerzeit von 24 Stunden und einer Temperatur
von 40 C nachgewiesen. Dieser bergang wurde als unvertretbare
Vernderung des Lebensmittels bewertet. Die Trinkflaschen wurden
als nicht verkehrsfhig beurteilt.
Fazit
Klebeetiketten auf Lebensmittelverpackungen enthalten meist Pho-
toinitiatoren. Ein bergang der Photoinitiatoren durch das Verpa-
ckungsmaterial ist grundstzlich mglich und sollte vom Verpacker
kritisch geprft werden.
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Die Bedruckung von Kunststoff-Trinkflaschen unter Verwendung
von Photoinitiatoren scheint kritisch zu sein. Offensichtlich stellen
einige Kunststoffe keine ausreichende Barriere fr Photoinitiatoren
dar. Ein Sachverhalt, der am CVUA Stuttgart weiter verfolgt wird.
Bildernachweis:
CVUA Stuttgart.
Autorin:
Dr. Birgit Gutsche