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Abdominelle HernienAbdominelle Hernien
C. WurstKlinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie
Universitätsklinikum Jena
DatumDatum
Definition 1
• Hernie: Bruch, Hervortreten von Eingeweiden aus der Bauchhöhle in eine abnorme Ausstülpung des parietalenBauchfells.(Pschyrembel)
• Eingeweidebruch mit Verlagerung von Eingeweiden u. Organteilen bei Ausstülpung des parietalen Bauchfells durch eine angeborene oder erworbene Bauchwandlücke. Ihr – von oberflächlicheren Gewebsschichten bedeckter –Bruchsack enthält zumeist seröse Flüssigkeit (»Bruchwasser«). (Roche)
Definition 2
• Reponibel
• Irreponibel(Bruchsack bzw. Inhalt verwachsen)
• Incarceriert(Einklemmung des Bruchinhaltes mit Abschnüren der Blutversorgung = Ischämie !)
Hernien Formen
• Inguinalhernie(direkt, indirekt, femoral; angeboren/erworben)
• Nabelhernie• Epigastrische Hernie/Rektusdiastase• Bauchwand- bzw. innere Hernien
(Richter = Teileinkemmung des Darmes, Littré = Meckeldivertikel, Spieghel = Linea arcuata)
• Zwerchfellhernien/Axiale Hiatushernie• Narbenhernien
Einteilung nach Lage zur Bauchwand
• Innere Hernien
• �TreitzscheHernie• �Zwerchfellhernie• �ParazökaleHernie• �im Foramen Winslowii• �postop. Hernien
(Mesoschlitz, Becken-boden, Peritoneum)
Einteilung nach Lage zur Bauchwand
• Äußere Hernien
• �Leistenhernie• �Schenkelhernie• �Nabelhernie• �ParaumbilikaleHernie• �Narbenhernie• �EpigastrischeHernie
Leistenhernien
• Direkte(mediale) – Indirekte(laterale)• Leisten-, Skrotal- und Femoralhernie• Angeborene oder erworbene Hernie• Klassifikation nach Nyhus
Leistenanatomie
• �Oben• Unterrand M. obliquus• int./transversus• �Unten• Leistenband• �Ventral• Externusaponeurose• �Dorsal• Fascia transversalis
• Leistenanatomie und Nervenverläufe
Inhalt des Leistenkanals
Mann:�Samenstrang (Funiculus
spermaticus)Ductus deferens Vasa deferentia,Vasa testicularia,Plexuspampiniformis,M. cremaster,R. genitalisdes N. genitofemoralis
Frau:�Lig.teres uteri
Dorsale Ansicht
Leistenband
Plica umbilicalis lat.Vasa epigastrica inf.)
Plica umbilicalis med.(A. umbilicalis)
Vasa testikularis
Ductus deferens
medial lateral
Os pubis
Nabelhernie
• Angeboren oder erworben
Zwerchfellhernien
Narbenhernien
Seltene Hernien 1
• Spieghel Hernie:
Seltene Hernien 2
• Lumbale Hernien:
Seltene Hernien 3
• Ischiatische Hernien:
Seltene Hernien 3
• Obturatorhernien:
Sonderformen
• Gleithernie:
• Richterhernie(in-komplett):
Littréhernie:
Bruchsackinhalt
1%Adnexe
3%Appendix
2%Dickdarm
36%Dünndarm
44%Netz
HäufigkeitInhalt
Lokalisationsverteilung
50%50%2%Sonstige
80%20%8%Schenkel-hernien
20%80%90%Leisten-hernien
Anteil Frauen
Anteil Männer
HäufigkeitLokal-isation
Inzidenz
• Eines der häufigsten chirurgischen Krankheitsbilder
• Inzidenz: -ca. 0,5 – 1 % der Gesamtbevölkerung(� 2%, �0,3%),
-davon entfallen etwa ¾ aller Hernien auf die Leistenhernien.
Sozioökonomischer Faktor
Operationspflichtige Leistenhernien pro Jahr:
• 150 – 200 000 in Deutschland• 550 000 in den USA• 100 000 in Frankreich
Bsp.: 1987 entstanden in den USA durch die Leistenhernien Chirurgie Kosten von ~ 28 Milliarden Dollar ( = 3% der Gesundheitsausgaben)
Pathogenese
• Offener Processus vaginalis• Intrabdomineller Druck• Bauchtrauma• Lebensalter• Erworbene Wandschwächen• Sphinkterdruck
Offener Processus vaginalis
• Hodendeszensus– Der Hoden wandert von intrabdominal in den
Hodensack– In 80-95% bei Neugeborenen noch offen– Mit einem Jahr 30% noch offen
• (aber nur 1-2% bekommen einen Leistenbruch!?)
Kein monkausaler Zusammenhang!!
Inttraabdomineller Druck
- Adipositas (Fettleibigkeit)- Bronchialerkrankungen ( Asthma,COPD,
Fibrose)- Obstipation ( Darmverstopfung)- Ascites ( Bauchwasser)- Dickdarmstenosen/Tumore- Prostatahyperplasie/Tumor- Sport/Körperliche Belastung- Schwangerschaft ?
Bauchtrauma
• Bei kleineren, schnell heilenden Verletzungen eher keine Hernienbildung
• Größere Verletzungen-– Zerreißungen– Nekrosen– Blutergüsse
Lebensalter
• Erhöhung Bauchinnendruck– Gewebebelastung bis zu 10 N/mm²– Intraabdomineller Druck beim Gesunden
durchschnittlich 100 cm H2O(29 beim Tetraplegiker!)
• Abnahme der Gewebefestigkeit• Störung des Kollagenstoffwechsels
– Verlangsamte Synthese– (bei chemischer Hemmung im Tierversuch- 50%
entwickelten Hernien!)
Sphinkter(Theorie)
• Hypothese: dynamischer (muskulärerVerschluss des inneren Leistenrings)
• D.h. bei Erschlaffung der Bauchdecken ist der Kanal offen.
• Bei Zug durch Muskulus transversus -Verschluss des inneren Leistenrings
Erworbene Wandschwäche z.b. nach Operationen
Anamnese
• Von der Lokalisation abhängig• Allgemein:
– Oft nur geringe Beschwerden– Schmerzen beim Anspannen der
Bauchmuskulatur (Heben)– Verminderte körperliche Leistungsfähigkeit– Peritoneale Reizung– Stuhlgangsunregelmäßigkeiten– Dauer
Diagnostik
• Inspektion
• Palpation– (immer beide Seiten,– Am stehenden– Patienten)
• Sonographie(Röntgen,CT)
Klinische Untersuchung
• Lokalisation• Größe des Bruchsackes• Größe der Bruchpforte• Reponibel?• Schmerzhaft?• Darmgeräusche?
Sonographie
Röntgen
Computertomographie
Tücken!
Komplikationen
• Inkarzeration• Darmwandbruch (RICHTER-Hernie): Einklemmung eines Teiles
der Darmwand bei erhaltener Darmpassage → lokale Darmwandnekrose / Darmgangrän (am häufigsten bei Femoralhernien)
• Netzeinklemmung• Koteinklemmung (zunehmende Füllung der zuführenden
Darmschlinge mit Kot → Abklemmung der abführenden Schlinge am Bruchhals )
• Reposition en bloc• Bruchentzündung • Irreponibilität (Hernia accreta): durch Verwachsungen oder bei
gekammerten Hernien
• LITTRE-Hernie (Einklemmung des MECKEL-Divertikels)
Incarcerierte Hernie
Konservative Therapie 1
• Reposition• Gefahr: Reposition en
bloc• Einklemmung/
Incaceration• Bei länger als 6
Stunden Einklemmung ist die OP absolut indiziert.
Cave: Reposition en bloc
• Bruchsack wird ohne Beseitigung der Einklemmung mit der Bruchpforte verlagert – Bruchgeschwulst ist von außen nicht mehr zu sehen, der Bruchhals mit der Einklemmung bleibt aber bestehen!
Konservative Therapie 2
• Gefahren:Hoden-atrophie
• Hygiene?
Operative Verfahren
Offen chirurgisch– Mit körpereigenem
Gewebe– Mit künstlichem Netz
Endoskopisch- Immer mit Netz
Konservative Techniken
• Versorgung mit körpereigenem Gewebe:• Einfache Naht• Doppelnde Naht• Bei Leistenhernien verschiedene Formen
der Verstärkung der Hinterwand das Leistenkanals
• Versorgung mittels Netzimplantation
Reparationen mit Netzimplantation
• Onlay
• Inlay
• Sublay
Konservative Leistenhernienversorgung
• OP nach Bassini:
• - Raffung der Fascia transversalis
• - Fixierung von Mm. trans. abd. + obl. int. an das Leistenband
Konservative Leistenhernienversorgung
• OP nach Shouldice:• - Doppelung der
Fascia transversalis• - Fixierung von Mm.
trans. abd. + obl. int. an das Leistenband
Konservative Leistenhernienversorgung
• OP nach Lichtenstein:• - Rekonstruktion der
Hinterwand durch Kunststoffnetz
Konservative Leistenhernienversorgung
Perfix-Plug nach Rutkow
Komplikationen intraoperativ
• �Verletzung Ductus deferens> Rekonstruktion• �Verletzung von Nachbarorganen (Darm, Blase)• �Blutung (epigastrische Gefäße, Corona mortis)• �Verletzung inguinaler Nerven >
Ligatur+Resektion
Komplikationen postoperativ
• �Hämatome• �Serome (v.a. nach Netzimplantation) • �Hodenschwellung, Hodenatrophie• �Ilioinguinalis-Syndrom, R. genitalis-Syndrom• Infektionen• �Rezidive
– Shouldice0,5-5,5%– Bassini4-15%– Lichtenstein< 1%
Netzspezifische Komplikationen
• Fehlende Erfahrung der biologischen• Langzeitsauswirkungen des Netzes• Entzündliche Begleitreaktion der• Samenstrangstrukturen, z.B. D. deferens• Netzinfektionen/Serom• Netzschrumpfung ?• Netzmigration• Induktion einer Fistel (Darm, Blase)
Endoskopische verfahren
• Minimalinvasive Vefahren
• TEP (total extraperitoneale Patchplastik)
• TAPP (transabdominelle, praeperitonealePatchplastik)
TEP
• 1 Kamera• 2 Darm• 3 Peritoneum• 4 OS pubis• 5 Arbeitstrokar• 6 Hernie
TEP
TAPP
Lernziele I
• Definition der Hernie• Welche Hernien gibt es (die häufigsten)• Aufbau des Leistenkanals• Inhalt des Leistenkanals• Mögliche Ursachen• Klinik• Untersuchungstechniken
Lernziele II
• Operative Versorgung– Offen: rekonstruktiv - Netzimplantation– Endoskopisch– Hauptprinzip der Leistenhernienversorgung– Mögliche Komplikationen
• Intraoperativ• postoperativ
Lernziele III
• Konservative Versorgung –Komplikationen
• Häufigkeit der Leistenhernien in Deutschland
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit