Cannabis aus der Apotheke, das ist Der Unterwanderer · 2018-09-04 · Fu§e der Rocky Mountains...

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3. AUGUST 2017 DIE ZEIT N o 32 31 WISSEN 99 Jahre lang mühten sich Mathematiker an diesem Rätsel ab. Es geht um Kacheln Infografik, Seite 36 Ein Tier, das in Europa als Segensbringer gilt, bedroht in Amerika ganze Wälder VON FRITZ HABEKUSS S ie meiden die Sonne, sind stumm und blind. Sie bewegen sich im Untergrund, und dennoch: Ihre Existenz können sie nicht verber- gen. Der Boden, den sie im Ver- borgenen durchgraben, verrät sie. Jahrtausendelang hatte er gleich ausgesehen, eine dicke Schicht aus altem Laub be- deckte ihn. Gingen Pumas, Stachelschweine oder Stinktiere darüber, raschelte es leise, die Energie ihrer Schritte wurde abgefedert von den weichen Erinnerungen an vergangene Herbste. Wie ein zweiter Horizont schichteten sich alte Blätter, Samenkapseln und Äste auf. Hornmilben, Tausend- füßler und Springschwänze navigierten wie flinke Kuriere durch diese senkrechte Welt hindurch. Um dieses Biotop für immer zu verändern, brauchen die Neuankömmlinge nur wenige Jahre: Die Wälder Nordamerikas sind für sie ein Schla- raffenland, der Horizont aus Laub ein verschwen- derisch gedecktes Buffet, das sie Blatt für Blatt, Samen für Samen ins Erdreich hinunterziehen. Sie, das sind Regenwürmer. Die meisten von ihnen stammen aus Europa, die ersten schifften sich schon mit den frühen Siedlern ein, die vom alten Kontinent gekom- men waren, um sich in der Neuen Welt Lebens- raum zu erobern. Als blinde Passagiere reisten die Würmer im Ballast der Schiffe und im Geflecht der Wurzelballen jener Pflanzen, mit denen sich die Pioniere eine neue Zukunft aufbauen woll- ten. Auch wenn die Regenwürmer dabei keine Absichten hatten – ihre Ankunft sollte Nord- amerika grundlegend verändern, genau wie jene der weißhäutigen Menschen, sehr zum Leid seiner angestammten Bewohner. Die europäischen Neuankömmlinge stießen auf einen Kontinent, auf dem sich heimische Tiere und Pflanzen in einer Welt ohne Regenwürmer eingerichtet hatten. Während der letzten Eiszeit vor rund 13 000 Jahren hatten kilometerdicke Eis- panzer große Teile jener Landmasse unter sich be- graben, auf der heute Kanada und die USA liegen. Druck und Kälte komprimierten den Boden zu einer lebensfeindlichen Frostwelt. Als die Gletscher sich zurückzogen und das Erdreich langsam taute, begann der Wettkampf um Lebensraum bei null. Regenwürmer waren allerdings nicht am Start. Bis auf wenige Arten im Süden des Kontinents waren sie komplett aus Nordamerika verschwunden. Diejenigen, die im Süden die Eiszeit überlebt hatten, konnten höchstens ein paar Meter pro Jahr nordwärts kriechen – viel zu langsam für das Ren- nen um Lebensraum und einen Platz im neuen ökologischen Kräftespiel. Im Norden des Konti- nents füllten Pilze und Bakterien, Springschwänze und Hornmilben die ökologische Nische, sie über- nahmen die Rolle der Zersetzer. Mit ihnen lief der Stoffwechsel jener Wälder langsamer ab. Bis die Europäer kamen und ihre Regenwür- mer. Die waren nicht einfach verspätete Teilneh- mer im großen Anpassungsringen. Sie kamen mit einem gewaltigen Startvorteil aus Europa: So schnell wie keine vergleichbare Art konnten sie organische Materie umsetzen. Über und über den Boden durchlöchern, Herbstlaub und anderes or- ganisches Material in die Tiefe ziehen, um es dort in der ewigen Feuchtigkeit des Erdreichs zu ver- dauen – darin waren sie un- vergleichbar effektiv. So spiel- ten sie nicht einfach mit im Wettbewerb der Natur, sie richteten das Spielfeld nach ihren Bedürfnissen aus. Wildblumen, Kräuter und Bäume, die in mehr als 10 000 Jahren gelernt hatten, ihre Samen im feuchten Milieu der Streuschicht keimen und austreiben zu lassen, hatten plötzlich ein Problem: Auf dem harten, mineralischen Boden, den die Regenwür- mer übrig ließen, funktionierte ihre Strategie nur noch schlecht. Diesen Bodenwandel aufzuhalten oder zu ver- langsamen ist bislang keinem gelungen. Die Fachleute verstehen die Mechanismen der Invasion und ihre Folgen erst in den Grundzügen. Das macht die Ankunft und Ausbreitung der Wür- mer in den USA und Kanada so interessant: Sie sind ein Beispiel für jene zerstörerische Kraft, die Arten entfalten können, wenn sie als Fremde in ein Ökosystem kommen, das ihnen nichts ent- gegensetzen kann. Invasive Arten heißen sie im Jargon der Biologen. Doch Invasoren, Eindringlinge, Angreifer – dieses militärische Vokabular ist Ausdruck der menschlichen Deutung eines Schauspiels, das in der Natur ganz absichtslos verläuft, ohne böse Intention. Die Regenwürmer, diese marodierenden Wirbel- losen, zeigen, wie komplex Zusammenhänge in der Ökologie sind. Arten, die in Europa ein Segen für jeden Bauern sind, richten ein paar Tausend Kilometer weiter westlich ökologische Verheerun- gen an, die Zigtausende Hektar Wald von Grund auf verändern. Manche Arten haben einen größeren Einfluss auf ein Ökosystem als andere. Elefanten gehören etwa dazu, weil sie Bäume niedertrampeln und Wasserstellen offen halten, die andernfalls zuwu- chern würden. Wale, weil sie riesige Mengen Fisch oder Plankton fressen und sie nach der Verdauung an der Oberfläche wieder ausscheiden. Wölfe, weil sie Hirsche und andere Pflanzenfresser davon ab- halten, ruhig auf offenen Flächen zu grasen und dabei Schösslinge von Bäumen abzufressen. Karp- fen, weil sie beim Fressen den Grund aufwühlen, das Wasser trüben und Nährstoffe so in höhere Wasserschichten gelangen. Allesamt große Tiere. Aber auch manche Regenwurmarten – rund 3000 gibt es auf der Welt – sind ähnlich wirkungsvoll. Biologen haben einen Namen für diese Macher- typen: Ökosystemingenieure. Die Ankunft eines Öko- systemingenieurs bleibt nie- mals unbemerkt. Denn kommt ein Ingenieur in ein System, in dem er bislang nicht heimisch war, verän- dert er nicht nur seine eigene Umgebung, sondern auch die aller anderen. Selbst wenn er lediglich unter der Erde kriecht. Auch in Europa prägen die Würmer den Boden und damit alles, was in und von ihm lebt. Doch im Gegensatz zu Nordamerika bedeckten die Eiszeit- Gletscher den alten Kontinent nur teilweise. Die Würmer überlebten in Mittel- und Süd- europa, die Pflanzenwelt konnte nach der Verzö- gerung dort weitermachen, wo sie vor der Eiszeit aufgehört hatte; ihre gesamte Physiologie war an- gepasst an einen Boden, in dem Regenwürmer Blätter, Samenkapseln und Nadeln in tiefere Schichten zogen und dort verdauten. Hierzulande gelten die Tiere als einer der bes- ten Indikatoren für einen gesunden Boden – und haben diesen Titel auch verdient. Sie bauen eine fruchtbare Humusschicht auf, durchlüften und lockern den Boden, sorgen dafür, dass Nährstoffe schnell umgewandelt werden und den Wurzeln wieder zur Verfügung stehen. Wenn ein Biobauer in Deutschland stolz verkündet, mehr als 300 Regenwürmer in einem Quadratmeter Boden gefunden zu haben, dann ist das ein be- eindruckendes Zeugnis exzellenter Bodenqualität – eine gute Nachricht. Wenn ein Wissenschaftler in nordamerikani- schen Pappelwäldern nach einer Regenwurm- extraktion mehr als 600 Tiere pro Quadratmeter zählt – dann ist das ein Zeichen für eine mittlere ökologische Katastrophe. Nico Eisenhauer, Pro- fessor an der Universität Leipzig, hat genau das getan. Um die Würmer aus dem Untergrund zu locken und zu zählen, leiten Wissenschaftler Strom oder Senflösung in die Erde, die Tiere ver- lassen dann ihre Röhren. »Als ich das zum ersten Mal getan habe und die Würmer nach oben kamen, hat sich der ganze Boden bewegt«, sagt Eisenhauer. »Das war gruselig.« Eisenhauer ist einer der wenigen auf der Welt, die sich wissenschaftlich mit invasiven Regen- würmern beschäftigen. Bis zur Jahrtausendwende gab es kaum Forschungsarbeiten zu dem Thema. Welche Effekte die Invasion der Würmer hat, wie sie genau abläuft und die anderen Organismen in den Ökosystemen beeinflusst, all das kann bis heute niemand mit Sicherheit sagen. Eisenhauer hat sein Büro in einem modernen Gebäude im Deutschen Zentrum für integrierte Biodiversitätsforschung (iDiv) in Leipzig. Hier arbeiten so unterschiedliche Forscher wie Pflan- zen- und Tierökologen, Mikrobiologen, Chemiker und Theoretiker gemeinsam an großen Fragen, etwa wie Biodiversität entsteht, wie sie funktio- niert und verteilt ist. Der Ansatz ist sinnvoll: Die Forschung an der Vielfalt des Lebens ist unendlich komplex. Und gemessen an der Bedeutung, die sie für unser tägliches Wohl hat, ist sie ziemlich unter- finanziert. Denn ohne biologische Vielfalt könnte auch der Mensch nicht überleben. Eisenhauer ist Jahrgang 1980, er leitete früh eine eigene Arbeitsgruppe, wurde mit 32 Jahren Professor. Wie kommt er nur dazu, sich mit Regenwürmern zu beschäftigen? Eisenhauer lacht über diese Frage. »Stimmt schon. Mit diesem Wunsch wird man ja nicht geboren«, sagt er. Doch als er ein Thema für seine Diplomarbeit ge- sucht habe, sei er im Boden der Pappelwälder am Fuße der Rocky Mountains darauf gestoßen, auf Regenwürmer nämlich und damit auf ein Pro- blem, das weitgehend unerforscht war. »Mich reizt an der Ökologie, die komplexen Zusam- menhänge zu verstehen.« Natürlich ist Regenwurm nicht gleich Regen- wurm. Es gibt sogenannte epigäische Arten, die vor allem in der obersten Streuschicht leben. Es gibt endogäische Arten, die horizontale Bauten an- legen und organisches Material aus der Oberfläche in die Tiefe transportieren. Und es gibt anözische Arten, die vertikale Röhren in bis zu zwei Meter Tiefe bohren. »Wenn die drei Gruppen gemeinsam auftreten, haben sie die stärkste Wirkung«, sagt WISSEN Babelfisch für Hunde Ein Apparat, der jede Sprache sofort in jede andere übersetzt. Diese Vision verulkte der Schriftsteller Douglas Adams in Per Anhalter durch die Galaxis. Statt eines Gerätes über- setzte in dem Science-Fiction-Roman ein pummeliges, gelbes Wesen: der Babelfisch. Zwischenzeitlich gab es eine reale Anwen- dung namens Babel Fish bei Yahoo, die eher weniger gut funktionierte. Aber lässt sich der Menschheitstraum wenigstens für Tiere verwirklichen? Ein emeritierter Professor von der Northern Arizona University sam- melt jetzt Geld, um einen Hund-Mensch- Sprachübersetzer zu entwickeln. Auch eine Version Katze-Mensch ist angedacht. »Riesi- ges Kundeninteresse« bescheinigt ein Kon- sumentenfuturist (so etwas gibt es offenbar) der Technik – im Auftrag von Amazon. Nur die Tiere hat noch niemand nach ihrem In- teresse gefragt. Klar, möglicherweise wäre die Antwort unmissverständlich. KAA HALBWISSEN Falsches Versprechen Cannabis aus der Apotheke, das ist jetzt möglich – aber nur theoretisch Vertrauen ist zentral in der Medizin, es ist die wichtigste Grundlage für die Heilung. Ärzte müssen sich das Vertrauen ihrer Patienten ver- dienen – und genauso die Institutionen des Gesundheitswesens. Mit Kranken spielt man nicht. Und doch entsteht der Eindruck, dass genau dies zurzeit geschieht. Seit März dieses Jahres können Patienten endlich Cannabis auf Rezept in der Apotheke bekommen (ZEIT Nr. 10/17). Allerdings nur theoretisch – praktisch gleicht die Beschaffung des Naturstoffs einem Hindernisrennen. Zu- nächst ist es offenbar schwierig, einen Arzt zu finden, der das Medikament verschreibt. Der bürokratische Aufwand ist hoch, die Arznei doppelt so teuer wie ursprünglich versprochen, und das belastet das Praxisbudget. Hat ein Patient einen kooperativen Medi- ziner gefunden, scheitert die Beschaffung oft in der Apotheke. Weil der Stoff fehlt. Es war klar, dass es eine Weile dauern würde, bis der Anbau von Cannabis unter staatlicher Aufsicht in die Gänge käme. Deshalb sollten zunächst Cannabisblüten aus den Niederlanden und Kanada importiert werden. Klar war aber auch, dass die Nachfrage gewaltig sein würde. Jetzt kommt nicht genug amtliches Cannabis ins Land, und die Verblüffung ist groß. Und selbst wenn eine Apotheke Cannabis vorhält, ist der Patient noch nicht am Ziel. Krankenkassen prüfen derzeit akribisch jeden Antrag. Nach Informationen der Arbeits- gemeinschaft »Cannabis als Medizin« wird je nach Region in bis zur Hälfte aller Fälle die Übernahme der Kosten abgelehnt. Begrün- dung: Es sei ja überhaupt nicht klar, wogegen Cannabis genau helfe, in den Leitlinien fehlten entsprechende Hinweise. Aber das war ja genau der Witz: Erst musste man das Therapeutikum zulassen, um dann mit wissenschaftlicher Be- gleitforschung genauer herauszufinden, bei welchen Erkrankungen es am besten einzuset- zen ist. Als Cannabis in der Medizin noch ille- gal war, konnte man das nicht untersuchen. Dies alles führt die Patienten in ein teuf- lisches Dilemma. Nicht wenige Schmerz- geplagte, Menschen mit Multipler Sklerose oder Rheumakranke, haben gute Erfahrungen mit Cannabisblüten gemacht. Früher haben sie den Stoff selbst angebaut und durften auf Nachsichtigkeit seitens der Gerichte hoffen, weil es eben keine Alternative gab. Die neue gesetzliche Regelung aber hat diesen Weg ver- sperrt, denn wenigstens theoretisch gäbe es ja ein entsprechendes, staatlich anerkanntes Arzneimittel. Wer jetzt Cannabis anbaut, muss die Strafverfolgung fürchten. Die leidenden Patienten sind gefangen. Man hat ihnen einen Weg gewiesen und ihn dann für viele unpassierbar gemacht. Jetzt muss die Bürokratie abgebaut werden, der Druck auf die Krankenkassen steigen und der Preis fallen – damit das Vertrauen in die Medizin nicht erschüttert wird. HARRO ALBRECHT www.zeit.de/audio Ein rares Gut: Cannabisblüten für Kranke Fortsetzung auf S. 32 Die falsch verstandene Tierliebe von Anglern richtet in Nordamerika großen Schaden an Der Unterwanderer Composing: DZ (verwendetes Foto: M. Weinzierl/Mauritius Images); Foto: amatrenko/shutterstock; ZEIT-Grafik, M. Schütte (o.)

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3. AUGUST 2017 DIE ZEIT N o 32

31 WISSEN 99 Jahre lang mühten sich Mathematiker an diesem Rätsel ab. Es geht um KachelnInfografik, Seite 36

Ein Tier, das in Europa als Segensbringer gilt, bedroht in Amerika ganze Wälder VON FRITZ HABEKUSS

Sie meiden die Sonne, sind stumm und blind. Sie bewegen sich im Untergrund, und dennoch: Ihre Existenz können sie nicht verber-gen. Der Boden, den sie im Ver-borgenen durchgraben, verrät sie.

Jahrtausendelang hatte er gleich ausgesehen, eine dicke Schicht aus altem Laub be-deckte ihn. Gingen Pumas, Stachelschweine oder Stinktiere darüber, raschelte es leise, die Energie ihrer Schritte wurde abgefedert von den weichen Erinnerungen an vergangene Herbste. Wie ein zweiter Horizont schichteten sich alte Blätter, Samen kapseln und Äste auf. Hornmilben, Tausend-füßler und Springschwänze navigierten wie flinke Kuriere durch diese senkrechte Welt hindurch.

Um dieses Biotop für immer zu verändern, brauchen die Neuankömmlinge nur wenige Jahre: Die Wälder Nordamerikas sind für sie ein Schla-raffenland, der Horizont aus Laub ein verschwen-derisch gedecktes Buffet, das sie Blatt für Blatt, Samen für Samen ins Erdreich hinunterziehen.

Sie, das sind Regenwürmer.Die meisten von ihnen stammen aus Europa,

die ersten schifften sich schon mit den frühen Siedlern ein, die vom alten Kontinent gekom-men waren, um sich in der Neuen Welt Lebens-raum zu erobern. Als blinde Passagiere reisten die Würmer im Ballast der Schiffe und im Geflecht der Wurzel ballen jener Pflanzen, mit denen sich die Pioniere eine neue Zukunft aufbauen woll-ten. Auch wenn die Regenwürmer dabei keine Absichten hatten – ihre Ankunft sollte Nord-amerika grundlegend verändern, genau wie jene der weißhäutigen Menschen, sehr zum Leid seiner angestammten Bewohner.

Die europäischen Neuankömmlinge stießen auf einen Kontinent, auf dem sich heimische Tiere und Pflanzen in einer Welt ohne Regenwürmer eingerichtet hatten. Während der letzten Eiszeit vor rund 13 000 Jahren hatten kilometerdicke Eis-panzer große Teile jener Landmasse unter sich be-graben, auf der heute Kanada und die USA liegen. Druck und Kälte komprimierten den Boden zu einer lebensfeindlichen Frostwelt.

Als die Gletscher sich zurückzogen und das Erdreich langsam taute, begann der Wettkampf um Lebensraum bei null. Regenwürmer waren allerdings nicht am Start. Bis auf wenige Arten im Süden des Kontinents waren sie komplett aus Nordamerika verschwunden.

Diejenigen, die im Süden die Eiszeit überlebt hatten, konnten höchstens ein paar Meter pro Jahr

nordwärts kriechen – viel zu langsam für das Ren-nen um Lebensraum und einen Platz im neuen ökologischen Kräftespiel. Im Norden des Konti-nents füllten Pilze und Bakterien, Springschwänze und Hornmilben die ökologische Nische, sie über-nahmen die Rolle der Zersetzer. Mit ihnen lief der Stoffwechsel jener Wälder langsamer ab.

Bis die Europäer kamen und ihre Regenwür-mer. Die waren nicht einfach verspätete Teilneh-mer im großen Anpassungsringen. Sie kamen mit einem gewaltigen Startvorteil aus Europa: So schnell wie keine vergleichbare Art konnten sie organische Materie umsetzen. Über und über den Boden durchlöchern, Herbstlaub und anderes or-ganisches Material in die Tiefe ziehen, um es dort in der ewigen Feuchtigkeit des Erdreichs zu ver-dauen – darin waren sie un-vergleichbar effektiv. So spiel-ten sie nicht einfach mit im Wettbewerb der Natur, sie richteten das Spielfeld nach ihren Bedürfnissen aus.

Wildblumen, Kräuter und Bäume, die in mehr als 10 000 Jahren gelernt hatten, ihre Samen im feuchten Milieu der Streuschicht keimen und austreiben zu lassen, hatten plötzlich ein Problem: Auf dem harten, mineralischen Boden, den die Regenwür-mer übrig ließen, funktionierte ihre Strategie nur noch schlecht.

Diesen Bodenwandel aufzuhalten oder zu ver-langsamen ist bislang keinem gelungen. Die Fachleute verstehen die Mechanismen der Invasion und ihre Folgen erst in den Grundzügen. Das macht die Ankunft und Ausbreitung der Wür-mer in den USA und Kanada so interessant: Sie sind ein Beispiel für jene zerstörerische Kraft, die Arten entfalten können, wenn sie als Fremde in ein Ökosystem kommen, das ihnen nichts ent-gegensetzen kann.

Invasive Arten heißen sie im Jargon der Biologen. Doch Invasoren, Eindringlinge, Angreifer – dieses militärische Vokabular ist Ausdruck der menschlichen Deutung eines Schauspiels, das in der Natur ganz absichtslos verläuft, ohne böse Intention.

Die Regenwürmer, diese marodierenden Wirbel-losen, zeigen, wie komplex Zusammenhänge in der Ökologie sind. Arten, die in Europa ein Segen für jeden Bauern sind, richten ein paar Tausend Kilometer weiter westlich ökologische Verheerun-gen an, die Zigtausende Hektar Wald von Grund auf verändern.

Manche Arten haben einen größeren Einfluss auf ein Ökosystem als andere. Elefanten gehören etwa dazu, weil sie Bäume niedertrampeln und Wasserstellen offen halten, die andernfalls zuwu-chern würden. Wale, weil sie riesige Mengen Fisch oder Plankton fressen und sie nach der Verdauung an der Oberfläche wieder ausscheiden. Wölfe, weil sie Hirsche und andere Pflanzenfresser davon ab-halten, ruhig auf offenen Flächen zu grasen und dabei Schösslinge von Bäumen abzufressen. Karp-fen, weil sie beim Fressen den Grund aufwühlen, das Wasser trüben und Nährstoffe so in höhere Wasserschichten gelangen. Allesamt große Tiere. Aber auch manche Regenwurmarten – rund 3000 gibt es auf der Welt – sind ähnlich wirkungsvoll. Biologen haben einen Namen für diese Macher-

typen: Ökosystemingenieure.Die Ankunft eines Öko-

systemingenieurs bleibt nie-mals unbemerkt. Denn kommt ein Ingenieur in ein System, in dem er bislang nicht heimisch war, verän-dert er nicht nur seine eigene Umgebung, sondern auch die aller anderen. Selbst wenn er

lediglich unter der Erde kriecht.Auch in Europa prägen die Würmer den Boden

und damit alles, was in und von ihm lebt. Doch im Gegensatz zu Nordamerika bedeckten die Eiszeit-Gletscher den alten Kontinent nur teilweise.

Die Würmer überlebten in Mittel- und Süd-euro pa, die Pflanzenwelt konnte nach der Verzö-gerung dort weitermachen, wo sie vor der Eiszeit aufgehört hatte; ihre gesamte Physiologie war an-gepasst an einen Boden, in dem Regenwürmer Blätter, Samenkapseln und Nadeln in tiefere Schichten zogen und dort verdauten.

Hierzulande gelten die Tiere als einer der bes-ten Indikatoren für einen gesunden Boden – und haben diesen Titel auch verdient. Sie bauen eine fruchtbare Humusschicht auf, durchlüften und lockern den Boden, sorgen dafür, dass Nährstoffe schnell umgewandelt werden und den Wurzeln wieder zur Verfügung stehen. Wenn ein Biobauer in Deutschland stolz verkündet, mehr als 300 Regenwürmer in einem Quadratmeter Boden gefunden zu haben, dann ist das ein be-eindruckendes Zeugnis exzellenter Bodenqualität – eine gute Nachricht.

Wenn ein Wissenschaftler in nordamerikani-schen Pappelwäldern nach einer Regenwurm-extraktion mehr als 600 Tiere pro Quadratmeter

zählt – dann ist das ein Zeichen für eine mittlere ökologische Katastrophe. Nico Eisenhauer, Pro-fessor an der Universität Leipzig, hat genau das getan. Um die Würmer aus dem Untergrund zu locken und zu zählen, leiten Wissenschaftler Strom oder Senflösung in die Erde, die Tiere ver-lassen dann ihre Röhren. »Als ich das zum ersten Mal getan habe und die Würmer nach oben kamen, hat sich der ganze Boden bewegt«, sagt Eisenhauer. »Das war gruselig.«

Eisenhauer ist einer der wenigen auf der Welt, die sich wissenschaftlich mit invasiven Regen-würmern beschäftigen. Bis zur Jahrtausendwende gab es kaum Forschungsarbeiten zu dem Thema. Welche Effekte die Invasion der Würmer hat, wie sie genau abläuft und die anderen Organismen in den Ökosystemen beeinflusst, all das kann bis heute niemand mit Sicherheit sagen.

Eisenhauer hat sein Büro in einem modernen Gebäude im Deutschen Zentrum für integrierte Biodiversitätsforschung (iDiv) in Leipzig. Hier arbeiten so unterschiedliche Forscher wie Pflan-zen- und Tierökologen, Mikrobiologen, Chemiker und Theoretiker gemeinsam an großen Fragen, etwa wie Biodiversität entsteht, wie sie funktio-niert und verteilt ist. Der Ansatz ist sinnvoll: Die Forschung an der Vielfalt des Lebens ist unendlich komplex. Und gemessen an der Bedeutung, die sie für unser tägliches Wohl hat, ist sie ziemlich unter-finanziert. Denn ohne biologische Vielfalt könnte auch der Mensch nicht überleben.

Eisenhauer ist Jahrgang 1980, er leitete früh eine eigene Arbeitsgruppe, wurde mit 32 Jahren Professor. Wie kommt er nur dazu, sich mit Regen würmern zu beschäftigen? Eisenhauer lacht über diese Frage. »Stimmt schon. Mit diesem Wunsch wird man ja nicht geboren«, sagt er. Doch als er ein Thema für seine Diplomarbeit ge-sucht habe, sei er im Boden der Pappelwälder am Fuße der Rocky Mountains darauf gestoßen, auf Regenwürmer nämlich und damit auf ein Pro-blem, das weit gehend unerforscht war. »Mich reizt an der Ökologie, die komplexen Zusam-menhänge zu ver stehen.«

Natürlich ist Regenwurm nicht gleich Regen-wurm. Es gibt sogenannte epigäische Arten, die vor allem in der obersten Streuschicht leben. Es gibt endogäische Arten, die horizontale Bauten an-legen und organisches Material aus der Oberfläche in die Tiefe transportieren. Und es gibt anözische Arten, die vertikale Röhren in bis zu zwei Meter Tiefe bohren. »Wenn die drei Gruppen gemeinsam auftreten, haben sie die stärkste Wirkung«, sagt

WISSEN

Babelfisch für HundeEin Apparat, der jede Sprache sofort in jede andere übersetzt. Diese Vision verulkte der Schriftsteller Douglas Adams in Per Anhalter durch die Galaxis. Statt eines Gerätes über-setzte in dem Science-Fiction-Roman ein pummeliges, gelbes Wesen: der Babelfisch. Zwischenzeitlich gab es eine reale Anwen-dung namens Babel Fish bei Yahoo, die eher weniger gut funktionierte. Aber lässt sich der Menschheitstraum wenigstens für Tiere verwirklichen? Ein emeritierter Professor von der Northern Arizona University sam-melt jetzt Geld, um einen Hund-Mensch-Sprachübersetzer zu entwickeln. Auch eine Ver sion Katze-Mensch ist angedacht. »Riesi-ges Kundeninteresse« bescheinigt ein Kon-sumentenfuturist (so etwas gibt es offenbar) der Technik – im Auftrag von Amazon. Nur die Tiere hat noch niemand nach ihrem In-teresse gefragt. Klar, möglicherweise wäre die Antwort unmissverständlich. K A A

HALBWISSEN

Falsches VersprechenCannabis aus der Apotheke, das ist jetzt möglich – aber nur theoretisch

Vertrauen ist zentral in der Medizin, es ist die wichtigste Grundlage für die Heilung. Ärzte müssen sich das Vertrauen ihrer Patienten ver-dienen – und genauso die Institutionen des Gesundheitswesens. Mit Kranken spielt man nicht. Und doch entsteht der Eindruck, dass genau dies zurzeit geschieht.

Seit März dieses Jahres können Patienten endlich Cannabis auf Rezept in der Apotheke bekommen (ZEIT Nr. 10/17). Allerdings nur theoretisch – praktisch gleicht die Beschaffung des Naturstoffs einem Hindernisrennen. Zu-

nächst ist es offenbar schwierig, einen Arzt zu finden, der das Medikament verschreibt. Der bürokratische Aufwand ist hoch, die Arznei doppelt so teuer wie ursprünglich versprochen, und das belastet das Praxisbudget.

Hat ein Patient einen kooperativen Medi-ziner gefunden, scheitert die Beschaffung oft in der Apotheke. Weil der Stoff fehlt. Es war klar, dass es eine Weile dauern würde, bis der Anbau von Cannabis unter staatlicher Aufsicht in die Gänge käme. Deshalb sollten zunächst Cannabisblüten aus den Niederlanden und Kanada importiert werden. Klar war aber auch, dass die Nachfrage gewaltig sein würde. Jetzt kommt nicht genug amtliches Cannabis ins Land, und die Verblüffung ist groß.

Und selbst wenn eine Apotheke Cannabis vorhält, ist der Patient noch nicht am Ziel. Krankenkassen prüfen derzeit akribisch jeden Antrag. Nach Informationen der Arbeits-gemeinschaft »Cannabis als Medizin« wird je nach Region in bis zur Hälfte aller Fälle die Übernahme der Kosten abgelehnt. Begrün-dung: Es sei ja überhaupt nicht klar, wogegen Cannabis genau helfe, in den Leitlinien fehlten entsprechende Hinweise. Aber das war ja genau der Witz: Erst musste man das Therapeutikum zulassen, um dann mit wissenschaftlicher Be-gleitforschung genauer herauszufinden, bei welchen Erkrankungen es am besten einzuset-zen ist. Als Cannabis in der Medizin noch ille-gal war, konnte man das nicht untersuchen.

Dies alles führt die Patienten in ein teuf-lisches Dilemma. Nicht wenige Schmerz-geplagte, Menschen mit Multipler Sklerose oder Rheumakranke, haben gute Erfahrungen mit Cannabisblüten gemacht. Früher haben sie den Stoff selbst angebaut und durften auf Nachsichtigkeit seitens der Gerichte hoffen, weil es eben keine Alternative gab. Die neue gesetzliche Regelung aber hat diesen Weg ver-sperrt, denn wenigstens theoretisch gäbe es ja ein entsprechendes, staatlich anerkanntes Arzneimittel. Wer jetzt Cannabis anbaut, muss die Strafverfolgung fürchten.

Die leidenden Patienten sind gefangen. Man hat ihnen einen Weg gewiesen und ihn dann für viele unpassierbar gemacht. Jetzt muss die Bürokratie abgebaut werden, der Druck auf die Krankenkassen steigen und der Preis fallen – damit das Vertrauen in die Medizin nicht erschüttert wird. HARRO ALBRECHT

www.zeit.de/audio

Ein rares Gut: Cannabisblüten für Kranke

Fortsetzung auf S. 32

Die falsch verstandene Tierliebe von Anglern

richtet in Nordamerika großen Schaden an

Der Unterwanderer

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3. AUGUST 2017 DIE ZEIT N o 3232 WISSEN

Eisenhauer, der heute in Kanada und den USA Laubwälder untersucht. Dort ist die luftige Schicht, aus der reicher und dichter Unterwuchs mit jungen Ahornbäumen spross, an vielen Stellen hartem und trockenem Mineralboden gewichen, in dem sich Feuchtigkeit schlechter halten kann. Die Pflanzen leiden unter Trockenstress, die Samen vieler Wildblumen finden keinen geeigneten Ort, um zu keimen. Nährstoffe wie Phosphor oder Stickstoff, die normalerweise wegen einer lang-samen Zersetzung ganzjährig zur Verfügung stan-den, werden nun von den Würmern auf einen Schlag im Herbst freigesetzt – weil der Stoffwech-sel der Bäume dann aber ruht, schwemmt der Regen sie ungenutzt hinweg.

Die sichtbaren Veränderungen sind verheerend. Noch größeren Schaden jedoch richten die Würmer im Verborgenen an. Das glaubt Peter Kortanen, der im kanadischen Bundesstaat Ontario forscht. Zwei einheimische Regenwurmarten gebe es hier, erzählt

er: »Eine Art lebt im Flussbett, die andere wurde nur in einem Blumentopf gefunden.« Und mit wie vielen invasiven Spezies müssen die Wälder heute zurecht-kommen? »Mit neunundzwanzig.«

Verheerung, sagt Kortanen, richteten die Wür-mer besonders in jenem feinen Geflecht an, das die Pflanzen unterirdisch miteinander verbindet. Viele Waldpflanzen gehen Partnerschaften mit Pilzen ein, sogenannte Mykorrhizen. Der Pilz versorgt über winzige Haarwurzelgeflechte die Pflanze mit Wasser und Nährsalzen und wird dafür mit Koh-lenhydraten aus der Photosynthese der Pflanze be-lohnt. Diese fragilen Gebilde aber werden jetzt von den Würmern durchpflügt, die außerdem – das haben Forscher vor wenigen Monaten gezeigt – auch kleinere Samen fressen oder in die Erde zie-hen. Sie wirken damit für manche Pflanzen wie eine regelrechte Geburtenkontrolle.

Für Lee Frelich begann es mit einem Anruf. Der Vater des Gouverneurs von Minnesota er-zählte dem Wissenschaftler von seinem Stück Wald, in dem die Waldlilien von Jahr zu Jahr weniger wurden. Frelich, der Direktor des Forst-ökologischen Zentrums an der Universität von Minnesota ist, sah sich dort den Waldboden an und stieß auf – Regenwürmer. Damals war er überrascht. Frelich erzählte dem Gouverneurs-vater davon, der machte einige Tausend Dollar für ein Forschungsprojekt locker, und damit begann Frelichs Karriere als Experte für die Unterwande-rung des amerikanischen Bodens.

Wo genau die Invasionsfronten verlaufen, hat noch niemand kartiert – es wäre eine Sisy phus-arbeit. Allein im Norden von Minnesota, dort, wo die Wälder liegen, in denen Lee Frelich forscht, soll es viele Tausend Stellen geben, von denen sich die Regenwürmer Meter für Meter ausbreiten.

Kamen die ersten Würmer noch in Schiffs-ballast und Wurzelballen, ist längst eine Gruppe mutmaßlicher Naturfreunde der Hauptgrund für den Nachschub an Neuankömmlingen: Ang-ler. In unzähligen bait shops verkaufen Händler Würmer als Köder. Viele Angler schenken am Ende eines Trips den überzähligen Kö-dertieren die Freiheit, ohne zu ahnen, welchen Schaden sie damit anrichten.

Was man zur Verteidi-gung der Regenwürmer vorbringen könnte: Inva-sionen hat es immer gegeben. Die Einwanderung ortsfremder Arten ist eine Triebfeder der Evolu-tion, das Gleiche gilt übrigens für das Aussterben. Doch in beiden Fällen kommt es auf die Ge-schwindigkeit der Veränderung an. Experten schätzen, dass die Rate, mit der Arten von der Erde verschwinden, heute um den Faktor 1000 über der natürlichen liegt.

Das Problem an der Invasion ist also nicht, dass sie stattfindet. Sondern mit welcher Wucht und mit welchem Tempo. Das nimmt den heimischen

Lebe wesen die Möglichkeit, sich anzupassen. Denn eine Bedrohung kommt selten allein.

Die Zerstörung von Lebensräumen, die Ver-schmutzung, die unverhältnismäßige Ausbeutung natürlicher Ressourcen, ein immer weiter steigender Überbevölkerungsdruck durch die Menschen kom-men zu den invasiven Arten ja noch hinzu. Das sind die größten Gefahren, die der Biosphäre drohen. »Wenn es nur die Regenwürmer wären, könnten sich die Wälder vielleicht anpassen«, sagt Lee Frelich,

und seine Stimme wird leiser, »aber wir erwarten hier im Inneren des Landes einen doppelt so hohen Temperatur-anstieg wie im globalen Durchschnitt.« Ein Problem ist auch, dass die Population von Hirschen dort außer-gewöhnlich hoch ist, denn

deren Fressfeinde wie Bären oder Wölfe sind aus-gerottet oder dezimiert. Die Tiere verhindern die Verjüngung der Wälder. »Wir sind uns nicht sicher, ob die meisten der heimischen Arten diesen Drei-klang an Bedrohung überstehen werden«, sagt Lee Frelich. Gemeinsam mit Kollegen sucht er jetzt ge-eignete Stellen, an denen er gefährdete Kandidaten einheimischer Pflanzen ansiedeln kann, etwa an Nordhängen von Hügeln. Dort sollen die Arten überleben, falls sie es anderswo nicht schaffen.

Auf der ganzen Welt gibt es Fälle wie jene der Regenwürmer in Nordamerika (siehe oben). Fast

immer ist die Ursache der Mensch, der die Welt nach eigenen Bedürfnissen zu formen versucht, ohne die Auswirkungen einzugrenzen oder auch nur zu ver-stehen. »Wenn ich mich jetzt in mein Auto setzen würde«, erzählt der Kanadier Peter Kortanen während des Skype- In ter views, »wäre ich in acht Stunden an einem Punkt, wo alle Straßen aufhören. Das nächste Stück Asphalt kommt dann erst in Sibirien. Je weiter ich komme und den menschlichen Einfluss hinter mir lasse, desto weniger eingeschleppte Arten sieht man. Am Ende ist die Gegend praktisch unberührt, sie ist ein Refugium für einheimische Arten. Doch durch den Klimawandel sind sie bedroht. Viele Orte, die wir für sicher hielten, sind es nicht mehr.«

Jeder Eingriff in ein Ökosystem, und sei er noch so klein, kann Folgen haben, die nicht ab-sehbar sind – das Beispiel der Regenwürmer illus-triert dies auf dramatische Weise. Die Invasion zurückzudrängen oder gar rückgängig zu machen ist unmöglich. Was für eine Lektion in Demut: Diese Tiere sind blind, haben weder Gliedmaßen noch Knochen und kriechen nach menschlichen Maßstäben in Zeitlupe vor sich hin. Und doch hat der Mensch kein Mittel gegen sie. Von dort, wo sie heute sind, werden sie nicht mehr verschwinden. Dort, wo sie noch nicht sind, werden sie irgend-wann hingelangen. Und es wird Tausende von Jahren dauern, bis die Wälder sich an sie gewöhnt haben. Gewonnen hat längst der Wurm.

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INVASIVE ARTEN

Es gibt keine Möglichkeit, die Würmer wieder

loszuwerden

Eine Art ist weder gut noch böse, sie ist einfach da. Denn Natur hat keine Intention. Trotzdem richten eingeschleppte Arten große Schäden an, selbst wenn sich höchstens jede hundertste auch tatsäch-lich in einem neuen Habitat etablieren kann.

Es gibt Versuche, ökonomisch zu beziffern, welche Kosten durch Einwanderer entstehen: 120 Milliarden Dollar sollen es jährlich sein – allein für die USA. Diese Kalkulation ist allerdings unfair, weil sie nicht den Nutzen gegenrechnet, welchen manche neue Art bringt, etwa als Schädlings-bekämpfer, Bestäuber oder Lebensmittel.

Woran all das nichts ändert: Fast immer ist es der Mensch, der Lebensgemeinschaften durch-einanderbringt, oft aus Gedankenlosigkeit, manchmal mit Absicht – und immer ohne ge-nügend Verständnis davon, wie ein Biotop auf einen Einwanderer reagiert. Der enorme Druck, den die neuen Bewohner auf Ökosysteme aus-üben, nimmt vielen Arten die Zeit, sich daran anzupassen. Auch wenn inzwischen unzählige negative Beispiele für Schäden durch invasive

Arten bekannt sind, nimmt ihre Anzahl eher weiter zu. So sind bis heute die Regeln für die Reinigung von Ballastwassertanks bei Hochsee-schiffen, für den Handel mit exotischen Tieren oder für die Kontrollen beim Versand lebender Pflanzen viel zu lax – dabei lassen sich ihre Neben-wirkungen nicht rückgängig machen.

In der Diskussion der Naturschützer gibt es eine kleine, aber wachsende Minderheit, die für eine radikal andere Lesart von Natur und Öko-logie wirbt: Echte Wildnis gebe es ohnehin nicht mehr, ein unberührter Zustand von Natur sei Illusion, und die Realität könne deshalb ruhig an den Interessen des Menschen ausgerichtet werden. Diese Sichtweise ist nicht nur naiv, sie ist auch gefährlich: weil sie Homo sapiens als Herrscher und nicht als Bewahrer begreift und so getan wird, als ließen sich die Konsequenzen von Eingriffen in das unendlich komplexe Sys-tem Natur auch nur ansatzweise abschätzen. Dafür ist die Karriere vieler Invasoren der beste Beleg. FRITZ HABEKUSS

Kosmopoliten

Zebramuschel Reist als schwimmende Larve in Ballastwassertanks von Schiffen um die Welt. Heftet sich an Leitungen oder Pfähle und frisst

dort die Nahrung einheimischer Arten

Schlauchalge In Amerika heißt sie »killer algae«, in Aquarien gilt sie als beliebte Zierpflanze.

Ins Mittelmeer gelangte sie aus dem Ozeanografischen Museum Monaco

Feigenkaktus Stammt eigentlich aus Zentral-amerika, hat sich aber in vielen Teilen der Welt

verbreitet. In Australien und Südafrika hat er sich zu einer großen Plage entwickelt

Der Unterwanderer Fortsetzung von S. 31

Rosige Wolfsschnecke Wurde einst ausgesetzt, um die (ebenfalls invasive) Achatschnecke zu

dezimieren. Das funktionierte, allerdings frisst die Wolfsschnecke nun auch andere Landschnecken

Schwammspinner Der asiatische Nachtfalter wurde zu einem der zerstörerischsten Schädlinge

für Frucht-, Zier- und Laubbäume der Nordhalbkugel, auch in Deutschland

Schmuckschildkröte Eine der am häufigsten gehandelten Schildkröten überhaupt – in der EU ist sie als Schädling eingestuft worden und soll in

den Mitgliedsländern bekämpft werden

Rußbülbül Ein lauter und aggressiver Vogel aus den asiatischen Tropen, der im Pazifikraum andere Vögel vertreibt und Früchte, Blumen

und Gemüse frisst

Regenwurm Rund 3000 Arten gibt es weltweit.

Spezies aus Europa und Asien verändern Wälder in Nordamerika

Hauskatze Wurde vor 3000 Jahren domestiziert, stammt aus dem östlichen Mittelmeerraum und hat als Partner des Menschen die Welt erobert.

Nun bedroht sie Wildvogel- und Nagerbestände

Europäischer Star Einst in New York von Shakespeare-Fans ausgewildert, verdrängt der Allesfresser in den USA erfolgreich heimische

Vögel als Nist- und Nahrungskonkurrent

Puerto-Rico-Pfeiffrosch Er reist mit Bäumen aus karibischen Baumschulen um die Welt und frisst in seinen neuen Lebensräumen anderen

Amphibien und Vögeln die Insekten weg

Rothirsch Europäische Jäger siedelten ihn in Übersee an, etwa in Südamerika oder Australien. Wo seine neue Heimat der alten ähnelt, richtet er

besonders viel Schaden an, wie in Neuseeland

Regenbogenforelle Stammt aus Nordamerika, wurde im 19. Jahrhundert hierzulande von Fisch-

züchtern eingeführt. Ist als Speisefisch beliebt, verdrängt aber Arten wie die Bachforelle

Fotos (im Uhrzeigersinn v.o.l.): action press; Mauritius; Getty; Mauritius; Getty; Prabhatgupta/Wikimedia; Vincentz/Wikimedia; Mauritius; WILD-LIFE; Korzeniec/Wikimedia; IronChris/Wikimedia; Parker/Wikimedia

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Page 3: Cannabis aus der Apotheke, das ist Der Unterwanderer · 2018-09-04 · Fu§e der Rocky Mountains darauf gesto§en, auf Regenw rmer n mlich und damit auf ein Pro - blem, das weit gehend

3. AUGUST 2017 DIE ZEIT N o 3232 WISSEN

Eisenhauer, der heute in Kanada und den USA Laubwälder untersucht. Dort ist die luftige Schicht, aus der reicher und dichter Unterwuchs mit jungen Ahornbäumen spross, an vielen Stellen hartem und trockenem Mineralboden gewichen, in dem sich Feuchtigkeit schlechter halten kann. Die Pflanzen leiden unter Trockenstress, die Samen vieler Wildblumen finden keinen geeigneten Ort, um zu keimen. Nährstoffe wie Phosphor oder Stickstoff, die normalerweise wegen einer lang-samen Zersetzung ganzjährig zur Verfügung stan-den, werden nun von den Würmern auf einen Schlag im Herbst freigesetzt – weil der Stoffwech-sel der Bäume dann aber ruht, schwemmt der Regen sie ungenutzt hinweg.

Die sichtbaren Veränderungen sind verheerend. Noch größeren Schaden jedoch richten die Würmer im Verborgenen an. Das glaubt Peter Kortanen, der im kanadischen Bundesstaat Ontario forscht. Zwei einheimische Regenwurmarten gebe es hier, erzählt

er: »Eine Art lebt im Flussbett, die andere wurde nur in einem Blumentopf gefunden.« Und mit wie vielen invasiven Spezies müssen die Wälder heute zurecht-kommen? »Mit neunundzwanzig.«

Verheerung, sagt Kortanen, richteten die Wür-mer besonders in jenem feinen Geflecht an, das die Pflanzen unterirdisch miteinander verbindet. Viele Waldpflanzen gehen Partnerschaften mit Pilzen ein, sogenannte Mykorrhizen. Der Pilz versorgt über winzige Haarwurzelgeflechte die Pflanze mit Wasser und Nährsalzen und wird dafür mit Koh-lenhydraten aus der Photosynthese der Pflanze be-lohnt. Diese fragilen Gebilde aber werden jetzt von den Würmern durchpflügt, die außerdem – das haben Forscher vor wenigen Monaten gezeigt – auch kleinere Samen fressen oder in die Erde zie-hen. Sie wirken damit für manche Pflanzen wie eine regelrechte Geburtenkontrolle.

Für Lee Frelich begann es mit einem Anruf. Der Vater des Gouverneurs von Minnesota er-zählte dem Wissenschaftler von seinem Stück Wald, in dem die Waldlilien von Jahr zu Jahr weniger wurden. Frelich, der Direktor des Forst-ökologischen Zentrums an der Universität von Minnesota ist, sah sich dort den Waldboden an und stieß auf – Regenwürmer. Damals war er überrascht. Frelich erzählte dem Gouverneurs-vater davon, der machte einige Tausend Dollar für ein Forschungsprojekt locker, und damit begann Frelichs Karriere als Experte für die Unterwande-rung des amerikanischen Bodens.

Wo genau die Invasionsfronten verlaufen, hat noch niemand kartiert – es wäre eine Sisy phus-arbeit. Allein im Norden von Minnesota, dort, wo die Wälder liegen, in denen Lee Frelich forscht, soll es viele Tausend Stellen geben, von denen sich die Regenwürmer Meter für Meter ausbreiten.

Kamen die ersten Würmer noch in Schiffs-ballast und Wurzelballen, ist längst eine Gruppe mutmaßlicher Naturfreunde der Hauptgrund für den Nachschub an Neuankömmlingen: Ang-ler. In unzähligen bait shops verkaufen Händler Würmer als Köder. Viele Angler schenken am Ende eines Trips den überzähligen Kö-dertieren die Freiheit, ohne zu ahnen, welchen Schaden sie damit anrichten.

Was man zur Verteidi-gung der Regenwürmer vorbringen könnte: Inva-sionen hat es immer gegeben. Die Einwanderung ortsfremder Arten ist eine Triebfeder der Evolu-tion, das Gleiche gilt übrigens für das Aussterben. Doch in beiden Fällen kommt es auf die Ge-schwindigkeit der Veränderung an. Experten schätzen, dass die Rate, mit der Arten von der Erde verschwinden, heute um den Faktor 1000 über der natürlichen liegt.

Das Problem an der Invasion ist also nicht, dass sie stattfindet. Sondern mit welcher Wucht und mit welchem Tempo. Das nimmt den heimischen

Lebe wesen die Möglichkeit, sich anzupassen. Denn eine Bedrohung kommt selten allein.

Die Zerstörung von Lebensräumen, die Ver-schmutzung, die unverhältnismäßige Ausbeutung natürlicher Ressourcen, ein immer weiter steigender Überbevölkerungsdruck durch die Menschen kom-men zu den invasiven Arten ja noch hinzu. Das sind die größten Gefahren, die der Biosphäre drohen. »Wenn es nur die Regenwürmer wären, könnten sich die Wälder vielleicht anpassen«, sagt Lee Frelich,

und seine Stimme wird leiser, »aber wir erwarten hier im Inneren des Landes einen doppelt so hohen Temperatur-anstieg wie im globalen Durchschnitt.« Ein Problem ist auch, dass die Population von Hirschen dort außer-gewöhnlich hoch ist, denn

deren Fressfeinde wie Bären oder Wölfe sind aus-gerottet oder dezimiert. Die Tiere verhindern die Verjüngung der Wälder. »Wir sind uns nicht sicher, ob die meisten der heimischen Arten diesen Drei-klang an Bedrohung überstehen werden«, sagt Lee Frelich. Gemeinsam mit Kollegen sucht er jetzt ge-eignete Stellen, an denen er gefährdete Kandidaten einheimischer Pflanzen ansiedeln kann, etwa an Nordhängen von Hügeln. Dort sollen die Arten überleben, falls sie es anderswo nicht schaffen.

Auf der ganzen Welt gibt es Fälle wie jene der Regenwürmer in Nordamerika (siehe oben). Fast

immer ist die Ursache der Mensch, der die Welt nach eigenen Bedürfnissen zu formen versucht, ohne die Auswirkungen einzugrenzen oder auch nur zu ver-stehen. »Wenn ich mich jetzt in mein Auto setzen würde«, erzählt der Kanadier Peter Kortanen während des Skype- In ter views, »wäre ich in acht Stunden an einem Punkt, wo alle Straßen aufhören. Das nächste Stück Asphalt kommt dann erst in Sibirien. Je weiter ich komme und den menschlichen Einfluss hinter mir lasse, desto weniger eingeschleppte Arten sieht man. Am Ende ist die Gegend praktisch unberührt, sie ist ein Refugium für einheimische Arten. Doch durch den Klimawandel sind sie bedroht. Viele Orte, die wir für sicher hielten, sind es nicht mehr.«

Jeder Eingriff in ein Ökosystem, und sei er noch so klein, kann Folgen haben, die nicht ab-sehbar sind – das Beispiel der Regenwürmer illus-triert dies auf dramatische Weise. Die Invasion zurückzudrängen oder gar rückgängig zu machen ist unmöglich. Was für eine Lektion in Demut: Diese Tiere sind blind, haben weder Gliedmaßen noch Knochen und kriechen nach menschlichen Maßstäben in Zeitlupe vor sich hin. Und doch hat der Mensch kein Mittel gegen sie. Von dort, wo sie heute sind, werden sie nicht mehr verschwinden. Dort, wo sie noch nicht sind, werden sie irgend-wann hingelangen. Und es wird Tausende von Jahren dauern, bis die Wälder sich an sie gewöhnt haben. Gewonnen hat längst der Wurm.

www.zeit.de/audio

INVASIVE ARTEN

Es gibt keine Möglichkeit, die Würmer wieder

loszuwerden

Eine Art ist weder gut noch böse, sie ist einfach da. Denn Natur hat keine Intention. Trotzdem richten eingeschleppte Arten große Schäden an, selbst wenn sich höchstens jede hundertste auch tatsäch-lich in einem neuen Habitat etablieren kann.

Es gibt Versuche, ökonomisch zu beziffern, welche Kosten durch Einwanderer entstehen: 120 Milliarden Dollar sollen es jährlich sein – allein für die USA. Diese Kalkulation ist allerdings unfair, weil sie nicht den Nutzen gegenrechnet, welchen manche neue Art bringt, etwa als Schädlings-bekämpfer, Bestäuber oder Lebensmittel.

Woran all das nichts ändert: Fast immer ist es der Mensch, der Lebensgemeinschaften durch-einanderbringt, oft aus Gedankenlosigkeit, manchmal mit Absicht – und immer ohne ge-nügend Verständnis davon, wie ein Biotop auf einen Einwanderer reagiert. Der enorme Druck, den die neuen Bewohner auf Ökosysteme aus-üben, nimmt vielen Arten die Zeit, sich daran anzupassen. Auch wenn inzwischen unzählige negative Beispiele für Schäden durch invasive

Arten bekannt sind, nimmt ihre Anzahl eher weiter zu. So sind bis heute die Regeln für die Reinigung von Ballastwassertanks bei Hochsee-schiffen, für den Handel mit exotischen Tieren oder für die Kontrollen beim Versand lebender Pflanzen viel zu lax – dabei lassen sich ihre Neben-wirkungen nicht rückgängig machen.

In der Diskussion der Naturschützer gibt es eine kleine, aber wachsende Minderheit, die für eine radikal andere Lesart von Natur und Öko-logie wirbt: Echte Wildnis gebe es ohnehin nicht mehr, ein unberührter Zustand von Natur sei Illusion, und die Realität könne deshalb ruhig an den Interessen des Menschen ausgerichtet werden. Diese Sichtweise ist nicht nur naiv, sie ist auch gefährlich: weil sie Homo sapiens als Herrscher und nicht als Bewahrer begreift und so getan wird, als ließen sich die Konsequenzen von Eingriffen in das unendlich komplexe Sys-tem Natur auch nur ansatzweise abschätzen. Dafür ist die Karriere vieler Invasoren der beste Beleg. FRITZ HABEKUSS

Kosmopoliten

Zebramuschel Reist als schwimmende Larve in Ballastwassertanks von Schiffen um die Welt. Heftet sich an Leitungen oder Pfähle und frisst

dort die Nahrung einheimischer Arten

Schlauchalge In Amerika heißt sie »killer algae«, in Aquarien gilt sie als beliebte Zierpflanze.

Ins Mittelmeer gelangte sie aus dem Ozeanografischen Museum Monaco

Feigenkaktus Stammt eigentlich aus Zentral-amerika, hat sich aber in vielen Teilen der Welt

verbreitet. In Australien und Südafrika hat er sich zu einer großen Plage entwickelt

Der Unterwanderer Fortsetzung von S. 31

Rosige Wolfsschnecke Wurde einst ausgesetzt, um die (ebenfalls invasive) Achatschnecke zu

dezimieren. Das funktionierte, allerdings frisst die Wolfsschnecke nun auch andere Landschnecken

Schwammspinner Der asiatische Nachtfalter wurde zu einem der zerstörerischsten Schädlinge

für Frucht-, Zier- und Laubbäume der Nordhalbkugel, auch in Deutschland

Schmuckschildkröte Eine der am häufigsten gehandelten Schildkröten überhaupt – in der EU ist sie als Schädling eingestuft worden und soll in

den Mitgliedsländern bekämpft werden

Rußbülbül Ein lauter und aggressiver Vogel aus den asiatischen Tropen, der im Pazifikraum andere Vögel vertreibt und Früchte, Blumen

und Gemüse frisst

Regenwurm Rund 3000 Arten gibt es weltweit.

Spezies aus Europa und Asien verändern Wälder in Nordamerika

Hauskatze Wurde vor 3000 Jahren domestiziert, stammt aus dem östlichen Mittelmeerraum und hat als Partner des Menschen die Welt erobert.

Nun bedroht sie Wildvogel- und Nagerbestände

Europäischer Star Einst in New York von Shakespeare-Fans ausgewildert, verdrängt der Allesfresser in den USA erfolgreich heimische

Vögel als Nist- und Nahrungskonkurrent

Puerto-Rico-Pfeiffrosch Er reist mit Bäumen aus karibischen Baumschulen um die Welt und frisst in seinen neuen Lebensräumen anderen

Amphibien und Vögeln die Insekten weg

Rothirsch Europäische Jäger siedelten ihn in Übersee an, etwa in Südamerika oder Australien. Wo seine neue Heimat der alten ähnelt, richtet er

besonders viel Schaden an, wie in Neuseeland

Regenbogenforelle Stammt aus Nordamerika, wurde im 19. Jahrhundert hierzulande von Fisch-

züchtern eingeführt. Ist als Speisefisch beliebt, verdrängt aber Arten wie die Bachforelle

Fotos (im Uhrzeigersinn v.o.l.): action press; Mauritius; Getty; Mauritius; Getty; Prabhatgupta/Wikimedia; Vincentz/Wikimedia; Mauritius; WILD-LIFE; Korzeniec/Wikimedia; IronChris/Wikimedia; Parker/Wikimedia

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