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Impressum: Herausgeber und Redaktion Pfarrblattgemeinschaft Christophorus-Verlag 4144 Arlesheim, Talstrasse 40 Telefon 061 701 19 00 Mitteilungsblatt für die katholischen Mitglieder der Pfarrei. Römisch-katholische Pfarrei Thusis AZA CH-4144 Arlesheim Liebe Leserin, Lieber Leser Ist die Schweiz Ihre Heimat? Oder sind Sie einfach ein Bewohner der Schweiz? Der Versuch einer Klä- rung. Die meisten Einwanderer reisen während den Ferien regel- mässig in ihr Herkunftsland. Die Gründe sind plausibel: ihre Eltern und Verwandten leben noch, re- gelmässige Besuche sind ange- sagt. Oder sie besitzen dort ein Haus, das sie von Zeit zu Zeit be- treuen müssen. Auch die Schul- kollegen und -kolleginnen leben dort, und sie wollen sie wieder treffen. Einwohner und emotionale Heimat Und in der Schweiz, wo sie heute leben? Hier pflegen sie Kontakte mit Landsleuten, die ihre Mutter- sprache sprechen. Beim Aufbau eines neuen Beziehungsnetzes in der Region happert es oft. Die neue Sprache und die andere Kultur sind die grösssten Hindernisse. Ich erinnere mich an unseren Wohnortswechsel, von der Stadt aufs Land. Wir brauchten Zeit, bis wir neue Beziehungen aufgebaut hatten. Dabei waren die Kontakte innerhalb der Pfarrei hilfreich. Etwa nach den Gottesdiensten. Später konnten wir das Bezie- hungsnetz über die Kinder erwei- tern. Ergänzend dazu pflegten wir die Beziehungen zu unseren El- tern weiter. Im Unterschied zu fremdsprachigen Zuzügern hatten wir keine Sprach- und Kultur- schwierigkeiten. Fazit: Heimat ist dort, wo wir uns emotional zu Hause fühlen. «Ein- wohner» sind emotionale Pendler. Gemeinsam getragene Lasten Als Gesellschaft von Beheimateten und «Pendlern tragen wir Aufga- ben, die der Einzelne nicht allein finanziell nicht tragen kann, ge- meinsam, jeder nach seinen wirt- schaftlichen Möglichkeiten. So steht es im Gesellschaftsvertrag, der Bundesverfassung, der wir in einer Volksabstimmung zuge- stimmt haben. Diese Vereinbarung ist ein wichtiges und bewährtes Bindungselement für den Zusam- menhalt unseres Landes. Ich beob- achte, dass das Verständnis für die gesellschaftliche Mitverant- wortung leidet und die Eigenver- antwortung überhand zu nehmen droht. Das «Goldene Kalb» Die Mitverantwortung bringt auch die erste Lesung aus dem Buch Exodus (32.7 – 11.13 – 14) zur Spra che. Zu Moses spricht der Herr: Das Volk, das du aus Ägypten herausgeführt hast, läuft ins Ver- derben. Schnell sind sie von dem Weg abgewichen, den ich ihnen vorgeschrieben habe. Sie haben sich ein Kalb aus Metall gegossen und werfen sich vor ihm zu Boden. Sie bringen ihm Schlacht opfer dar und sagen: Das sind deine Götter, Israel, die dich aus Ägypten he- raufgeführt haben.» Und es heisst später weiter, Moses habe versucht, den Herrn, seinen Gott, zu besänf- tigen. Der Text schliesst versöhn- lich: «Da liess der Herr das Böse reuen, das er seinem Volk ange- droht hatte.» Haben wir auch «goldige Kälber? Wenn wir selbstkritisch genug sind, müssen wir feststellen, dass auch wir unsere «goldenen Käl- ber» halten. In verschiedener Wei- se wird die Eigenverantwortung verabsolutiert und damit die Mit- verantwortung verletzt. Kürzlich las ich in einer bekannten Schweizer Zeitschrift von den ho- hen Steuerverlusten der Kan tone. Die Beträge gehen in die Mil- lionen; die Kosten für Zahlungs- erinnerungen und Eintreibungs- kosten sind eminent hoch. Der Titel des Artikels bringt das Pro- blem auf den Punkt: «Zahlen müs- sen die andern.» Jesus und die Zöllner Jesus bekam Zuhörer, Zöllner. Ih- nen erzählte er die Gleichnisse von 100 Schafen, den beiden Söh- nen und von der Frau mit den zehn Drachmen. Das versöhnliche Fa- zit: Gott freut sich über jeden Sün- der, der umkehrt. Sie finden den Text im Lukas- evangelium: Kapitel 15, 1–32. Eidgenössischer Dank-, Buss- und Bettag Der Bettag ist ein staatlicher Fei- ertag. Viele Jahre wurde der Buss- und -versöhnungsgedanke in den Gottesdiensten stark betont. Selbst die Sport- und Vergnügungsver- anstaltungen waren «ver boten». In jüngerer Zeit wurde der «heilige» Sonntag entwertet. Das Christentum kennt, wie alle anderen Weltreligionen, besonde- re Besinnungstage. Ich erinnere mich an die Quattembertage. In jedem Quartal war eine Woche für die Besinnung reserviert. Oft machte der Bettag den Abschluss des Herbstquattembers. Erst kürzlich haben die Moslems den Ramadan beendet. Bekannt ist der Verzicht auf Speise und Trank bis zum Sonnenuntergang. Auch das Studium des Koran steht im Mittelpunkt.In diesen Tagen ha- ben auch die Juden ihre Busstage, Jom Kippur. Zum Nachdenken Wir danken für Solidarität in un- serem Land. Wir besinnen uns, wie es mit unserer Solidarität steht, ob wir sozial (für die Ge- meinschaft) denken. Und wir be- ten: Wir bringen unsere und die Anliegen der Mitmenschen vor Gott zur Sprache. Nr. 38 / 39 15. /22. September 2013 24. / 25. Sonntag im Jahreskreis 80. Jahrgang Erscheint freitags Beheimaten und «Pendeln» Der eidgenössische Dank-, Buss- und Bettag fordert uns heraus: Wir sollen über unsere Beziehung zur Heimat nachdenken, über unsere Beheimatung oder unser Pendler-Dasein. Wir denken nach über unsere «goldenen Kälber» und das Überwälzen von Lasten auf andere. Jakob Hertach Dielsdorf DOPPEL NUMMER Dieses Pfarrblatt gilt für den 15. und 22. September 2013

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Impressum: Herausgeber und RedaktionPfarrblattgemeinschaftChristophorus-Verlag4144 Arlesheim, Talstrasse 40Telefon 06170119 00Mitteilungsblatt für die katholischen Mitglieder der Pfarrei. Römisch-katholische Pfarrei Thusis

AZA C

H-4144 A

rlesheim

Liebe Leserin, Lieber LeserIst die Schweiz Ihre Heimat? Odersind Sie einfach ein Bewohner derSchweiz? Der Versuch einer Klä-rung. Die meisten Einwanderer

reisen während den Ferien regel-mässig in ihr Herkunftsland. DieGründe sind plausibel: ihre Elternund Verwandten leben noch, re-gelmässige Besuche sind ange-sagt. Oder sie besitzen dort einHaus, das sie von Zeit zu Zeit be-treuen müssen. Auch die Schul-kollegen und -kolleginnen lebendort, und sie wollen sie wiedertreffen.

Einwohner und emotionaleHeimatUnd in der Schweiz, wo sie heuteleben? Hier pflegen sie Kontaktemit Landsleuten, die ihre Mutter-sprache sprechen. Beim Aufbaueines neuen Beziehungsnetzes inder Region happert es oft. Dieneue Sprache und die andere Kultursind die grösssten Hindernisse.Ich erinnere mich an unserenWohnortswechsel, von der Stadtaufs Land. Wir brauchten Zeit, biswir neue Beziehungen aufgebauthatten. Dabei waren die Kontakteinnerhalb der Pfarrei hilfreich. Etwa nach den Gottesdiensten.Später konnten wir das Bezie-hungsnetz über die Kinder erwei-tern. Ergänzend dazu pflegten wirdie Beziehungen zu unseren El-tern weiter. Im Unterschied zufremdsprachigen Zuzügern hattenwir keine Sprach- und Kultur-schwierigkeiten. Fazit: Heimat ist dort, wo wir unsemotional zu Hause fühlen. «Ein-wohner» sind emotionale Pendler.

Gemeinsam getrageneLastenAls Gesellschaft von Beheimatetenund «Pendlern tragen wir Aufga-ben, die der Einzelne nicht allein

finanziell nicht tragen kann, ge-meinsam, jeder nach seinen wirt-schaftlichen Möglichkeiten. Sosteht es im Gesellschaftsvertrag,der Bundesverfassung, der wir ineiner Volksabstimmung zuge-stimmt haben. Diese Vereinbarungist ein wichtiges und bewährtesBindungselement für den Zusam-menhalt unseres Landes. Ich beob-achte, dass das Verständnis fürdie gesellschaftliche Mitverant-wortung leidet und die Eigenver-antwortung überhand zu nehmendroht.

Das «Goldene Kalb»Die Mitverantwortung bringt auchdie erste Lesung aus dem BuchExodus (32.7 – 11.13–14) zurSpra che. Zu Moses spricht derHerr: Das Volk, das du aus Ägyptenherausgeführt hast, läuft ins Ver-derben. Schnell sind sie von demWeg abgewichen, den ich ihnenvorgeschrieben habe. Sie habensich ein Kalb aus Metall gegossen

und werfen sich vor ihm zu Boden.Sie bringen ihm Schlacht opfer darund sagen: Das sind deine Götter,Israel, die dich aus Ägypten he-raufgeführt haben.» Und es heisstspäter weiter, Moses habe versucht,den Herrn, seinen Gott, zu besänf-tigen. Der Text schliesst versöhn-lich: «Da liess der Herr das Bösereuen, das er seinem Volk ange-droht hatte.»Haben wir auch «goldige Kälber?Wenn wir selbstkritisch genugsind, müssen wir feststellen, dassauch wir unsere «goldenen Käl-ber» halten. In verschiedener Wei-se wird die Eigenverantwortungverabsolutiert und damit die Mit-verantwortung verletzt. Kürzlich las ich in einer bekanntenSchweizer Zeitschrift von den ho-hen Steuerverlusten der Kan tone.Die Beträge gehen in die Mil -lionen; die Kosten für Zahlungs-erinnerungen und Eintreibungs-kosten sind eminent hoch. DerTitel des Artikels bringt das Pro-

blem auf den Punkt: «Zahlen müs-sen die andern.»

Jesus und die ZöllnerJesus bekam Zuhörer, Zöllner. Ih-nen erzählte er die Gleichnissevon 100 Schafen, den beiden Söh-nen und von der Frau mit den zehnDrachmen. Das versöhnliche Fa -zit: Gott freut sich über jeden Sün-der, der umkehrt.Sie finden den Text im Lukas-evangelium: Kapitel 15, 1–32.

Eidgenössischer Dank-,Buss- und BettagDer Bettag ist ein staatlicher Fei-ertag. Viele Jahre wurde der Buss-und -versöhnungsgedanke in denGottesdiensten stark betont. Selbstdie Sport- und Vergnügungsver-anstaltungen waren «ver boten». Injüngerer Zeit wurde der «heilige»Sonntag entwertet.Das Christentum kennt, wie alleanderen Weltreligionen, besonde-re Besinnungstage. Ich erinneremich an die Quattembertage. In jedem Quartal war eine Woche fürdie Besinnung reserviert. Oftmachte der Bettag den Abschlussdes Herbstquattembers.Erst kürzlich haben die Moslemsden Ramadan beendet. Bekannt istder Verzicht auf Speise und Trankbis zum Sonnenuntergang. Auchdas Studium des Koran steht imMittelpunkt.In diesen Tagen ha-ben auch die Juden ihre Busstage,Jom Kippur.

Zum NachdenkenWir danken für Solidarität in un-serem Land. Wir besinnen uns,wie es mit unserer Solidaritätsteht, ob wir sozial (für die Ge-meinschaft) denken. Und wir be-ten: Wir bringen unsere und dieAnliegen der Mitmenschen vorGott zur Sprache.

Nr. 38/39 15. /22. September 2013 24. /25. Sonntag im Jahreskreis 80. Jahrgang Erscheint freitags

Beheimaten und «Pendeln»Der eidgenössische Dank-, Buss- und Bettag fordert uns heraus:Wir sollen über unsere Beziehung zur Heimat nachdenken, überunsere Beheimatung oder unser Pendler-Dasein.Wir denken nachüber unsere «goldenen Kälber» und das Überwälzen von Lastenauf andere.

Jakob HertachDielsdorf

DOPPELNUMMERDieses Pfarrblatt gilt

für den 15. und 22. September 2013

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«Eine wunderschöne Kirche»,freut sich eine 78-jährige Busrei-sende beim Betreten des Bad Zurzacher Verena-Münsters. DieFrau gehört zu einer 50-köpfigenSenioren-Pilgergruppe aus dem

deutschen Westfalen. Die heiligeVerena ist dort nur wenigen einBegriff. «Wir haben andere Heili-ge», meint ein 84-jähriger. Eineknappe Stunde dauert die Füh-rung. Es geht hinab zur Krypta,dann weiter zum Kirchenschatz.Jedes Jahr besuchen etwa sechzigWallfahrtsgruppen Bad Zurzach.Die grösseren umfassen über hun -dert Personen, vorwiegend Pilger-reisende, kunsthistorisch Interes-sierte und Kurgäste. Immer öfterkommen Frauengruppen, für diees spezielle Führungen gibt. «Esmelden sich auch Leute aus denUSA oder anderen Kontinenten»,sagt Marcus Hüttner, seit zweiJahren Pastoralassistent in BadZurzach. «Meist handelt es sichum Kopten. Verena kam im viertenJahrhundert aus Ägypten mit derberühmten thebäischen Legion indie Schweiz. Sie war also kopti-sche Christin.»

Vom Wesen der LegendeVerschiedene Legenden rankensich um Verena. Aufgeschriebenhatte sie erstmals im 9. Jahrhun-dert ein Reichenauer Abt. Ein Zurzacher Mönch ergänzte späterdie Biografie mit lokalen Episo-den: Die Schlangenvertreibung,das Wein-Wasser-Wunder undder von einem Fisch verschluckteRing, welchen gestohlen zu habenVerena ungerechtfertigt beschul-digt worden war. «Man muss dieseGeschichten nicht glauben, aberwissen, dass sie wahr sind», meintder Bad Zurzacher Pfarrer UrsZimmermann. Was paradox klingt,wird klar, wenn der Pfarrer gegen-

über den Wallfahrern präzisiert:«Die Verena-Legende erzählt vonAufbruch, Rückschlag und Neu-anfang. So ist das Leben. Die Le-gende schildert dieses Muster undtut dies nicht sachlich oder tro-cken, sondern ausschweifend undin bunten Bildern.» Die Legendesei deshalb wahr, selbst wenn dieeinzelnen Episoden nicht so ge-schehen seien, erklärt Zimmer-mann und stellt fest: «Wissen-schaftlich stichfeste Beweise gibtes weder für Verena noch für dieExistenz der thebäischen Legion.»Vor zehn Jahren kam Zimmer-mann nach Bad Zurzach und er-kannte rasch die besondere Anzie-hungskraft der Heiligen. Seitherempfängt der aus der Regionstammende Pfarrer regelmässigPilgergruppen. So wie heute. Zim-mermann erzählt mit Humor vonder Verena, streut immer wiederAnekdoten ein. Den Leuten ausWestfalen gefällt es. «So einenPfarrer könnte man schon ins Herzschliessen», meint eine Frau.In der Krypta unterhalb des Chorsbefindet sich die Verenas Grab-stätte. Auf dem Sarkophag ist dieHeilige mit offenem Haar, demZeichen ihrer Jungfräulichkeit,abgebildet. Stolz verweist Zim-

mermann auf mehrere Ikonen inder Krypta. «Geschenke von kop -tischen Gruppen, die jeweils mitWeihrauch und arabischen Ge -sängen die heilige Verena geehrt haben.»

Wo ist der Rest desKirchenschatzes versteckt?Selbstverständlich bekommen diePilgergruppen auch den Kirchen-schatz zu sehen. Zimmermannkennt jedes Stück. Und zu fast je-dem weiss der Pfarrer eine Ge-schichte zu erzählen. Etwa zu demgoldenen Schrein, in dem sich angekohlte Knochen befinden.Diese soll ein Junge zur Zeit desreformatorischen Bildersturmsgerettet haben. Oder zum kleinenKrüglein, das der heiligen Verenagehört haben soll.Zimmermann erzählt auch, dasswohl noch grosse Teile des Kir-chenschatzes irgendwo in BadZurzach versteckt liegen: Vor demEinmarsch der Franzosen 1798hätten die Chorherren des damalsnoch existierenden Stifts Teile desKirchenschatzes versteckt. «DerGeheimniswahrer starb jedoch,ohne dass er den Ort jemand ande-rem hätte anvertrauen können»,meint der Pfarrer augenzwin-kernd. Das Chorherrenstift gibt esseit Ende des 19. Jahrhundertnicht mehr.

Grosser Feiertag anfangsSeptemberBad Zurzach wurde dank Verenabereits im Mittelalter zu einem angesehenen Wallfahrtsort. Bis zu 12 000 Personen besuchten damals die Prozessionen zu hohenkirchlichen Feiertagen. Die Faszi-nation hat sich bis heute gehalten,wenngleich auch in bescheid -enerem Ausmass. VerschiedeneTraditionen sind im Laufe der Zeitverschwunden. Etwa der Brauch,dass Frauen zur Hochzeit einenauf dem Kopf getragenen Blu-menkranz, das «Tschäppeli», am

Sarkophag der Heiligen ablegen.Der Verena-Tag am 1. Septemberhingegen ist nach wie vor einer derunbestrittenen Höhepunkte imBad Zurzacher Kalender. «Dannist hier Feiertag, sogar die Gross-verteiler tragen das mit und haltenihre Geschäfte geschlossen», freutsich Pastoralassistent Hüttner.«Pilgergruppen von weit her reisenan, ebenso verschiedene kirchlicheWürdenträger. Besonders schätzendie Wallfahrer die Einzelsegnun-gen mit Reliquien.»Die deutschen Pilger sammelnsich zur Weiterfahrt. Bevor sieden Bus besteigen, bringen siePfarrer Zimmermann ein Ständ-chen dar. Abschied von einer sa-genhaften Welt, die Jahrhunderteals bedeutendes Stück lokalerIdentität überdauert hat und nochimmer bis weit über die GrenzenBad Zurzachs hinaus fasziniert.

Andreas C. MüllerKipa

LiturgieSCHRIFTLESUNGEN

Sonntag, 15. September 2013

24. SONNTAG IM JAHRESKREIS (C) Eidg. Dank-, Buss- und Bettag

Erste Lesung: Während Mose aufdem Berg Sinai Gott nahe ist, tanztdas Volk unten um ein goldenesKalb! (Ex 32,7–11.13–14)

Zweite Lesung: Paulus ist ein Bei-spiel, wie Gott einen Irrenden aufden Weg des Glaubens führen kann.(1 Tim 1,12–17)

Evangelium: «Ein einziger Sünder,der umkehrt.» Nur ein wahrlichgrosser Gott kann sich über etwasso Kleines freuen! (Lk 15,1–32)

Sonntag, 22. September 2013

25. SONNTAG IM JAHRESKREIS (C)

Erste Lesung: Der Prophet Amosgeisselt erbarmungslos die religiö-sen und sozialen Missstände seinerZeit. (Am 8,4–7)

Zweite Lesung: Für alle steht dieGemeinde fürbittend und dankendvor Gott. (1 Tim 2,1–8)

Evangelium: Seid klug! Klug ist,wer, solange er noch kann, nichtentscheidet, wem er dienen undwessen Freund er sein will. (Lk 16,1–13)

Mittwoch, 25. SeptemberNiklaus von Flüe, LandespatronLev 19,1–2.17–19a; Röm 1,17–19;Mt 19,27–29

Zur Liturgie

Wir feiern Eucharistie, wir essen al-le von dem einen Brot und werdendadurch zu dem einen Leib Christi.Wissen wir, dass wir es sind undwas wir einander schuldig sind?

Unbekannte Bekannte – Schweizer Wallfahrtsorte

Von Aufbruch, Rückschlagund Neuanfang – eine wahreLegendeWallfahrt zur Heiligen Verena nach Bad Zurzach

Kein Wallfahrtsort ohne Legende. Das gilt auch für Bad Zurzach,wo die heilige Verena verehrt wird. Aufgrund ihres sagenhaftenUrsprungs im ägyptischen Theben erklingen in der Grabkryptades Verena-Münsters manchmal arabische Gesänge. Intoniertwerden sie von koptischen Christen, die in der bekannten Wohl-täterin Verena eine der ihrigen sehen.

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«Was ist schön an Gaza, wennFrauen selbst am Strand eine Aba-ja tragen?» Die Frage von Jaoudzum islamischen Obergewand istrhetorisch – denn was der jungeKatholik und seine Freunde über

Gaza denken, ist klar: Es mangeltan allem, was sie sich wünschen –Bewegungsfreiheit, Meinungs-freiheit, Zukunftsperspektiven.

Noch 170 Katholiken im GazastreifenWer kann, wandert aus. Gebliebensind nach den jüngsten Zahlen 170Katholiken und 1200 Orthodoxe.Allein im vergangenen halbenJahr haben mehr als ein DutzendKatholiken Gaza verlassen, bestä-tigt Mario da Silva die anhaltendeTendenz zur Abwanderung. DerBrasilianer von der Gemeinschaft«Verbo Incarnado» ist seit einemDreivierteljahr Vikar in Gaza.

Manchmal fragen Jaoud und seineFreunde, ob sie im Hof der Pfarreiübernachten können. Dass die Ju-gendlichen so viel Zeit rund umihre Kirche verbringen, liegt auchan mangelnden Alternativen – da-rüber macht sich Vikar da Silvakeine Illusionen. Abgesehen vonder christlichen JugendorganisationYMCA mit ein paar Freizeitakti-vitäten wie Tischtennis oder Fuss-ball gibt es nicht viele Orte, an diesie gehen können.Die Glaubensweitergabe unterdiesen Umständen ist schwierig,sagt da Silva. Ein Grund mehr,warum die Ordensleute verstärktdie Kinder- und Jugendarbeit inder kleinen Gemeinde aufbauenmöchten.

Konfessionelle Unterschie-de treten in den HintergrundZum Beispiel mit der Sommer-schule, in der es neben kreativenAktivitäten vor allem um Kate-chese, Glaubensweitergabe, geht.Von den 150 Kindern in der Som-

merschule sind die allermeistengriechisch-orthodox – eine Diffe-renzierung, die in Gaza allerdingsnur für die kirchliche Hierarchieeine Rolle spielt. Der Status alsMinderheit lässt die konfessionel-len Unterschiede in den Hinter-grund treten.«Die Menschen hier verstehen dieTrennung zwischen katholischund orthodox nicht. Nur auf Amts-ebene gibt es manchmal Schwie-rigkeiten», sagt Schwester Naza-reth. Auf der Ebene der Pfarreihaben es die Ordensleute mit an-deren Glaubensfragen zu tun. Vie-len fehle das Verständnis für dieEucharistie; auch der sonntäglicheGottesdienstbesuch sei längstnicht mehr bei allen Gläubigenselbstverständlich. «Wir versu-chen, den Kindern das Beten wie-der beizubringen», sagt SchwesterNazareth.Auf der Bühne tanzen die kleinstender Sommerschüler währenddessenein Jesuslied. Die Grösseren er-zählen in szenischer Darstellungdas Gleichnis vom verlorenenSohn, bevor Eltern und Kindernach gemütlichem Beisammen-sein in die Sommerferien entlassenwerden. Jaoud und seine Freundebleiben noch bis lange nach Mit-ternacht im Hof der Pfarrei undhelfen den Ordensleuten beimAufräumen.

Übertritt zum Islam locktAnders als beim Gleichnis in derBibel und auf der Bühne behält beiden Jungs im Pfarrhof der Pessi-mismus die Oberhand. Sie fühlensich mehr und mehr auf verlore-nem Posten.Wie es nach den Sommerferienaussehen wird, ist ungewiss: Solltedie Hamas-Regierung die Ge-

schlechtertrennung an Schulendurchsetzen, sieht es schlecht ausfür die christlichen Bildungsein-richtungen: Knaben und Mädchenwerden dort seit jeher gemeinsamunterrichtet.«Gaza wird immer religiöser», sagen die jungen Christen frus-triert, und sie meinen damit: immerislamischer. Die Verlockung, sichder Mehrheitsreligion zuzuwenden,ist gross. Wer zum Islam übertritt,heisst es, findet schnell Arbeit undeine Frau. Auch davon könnenviele der gut ausgebildeten jungenChristen nur träumen.

Andrea KrogmannGaza / Kipa

Schwierige Glaubens weitergabeChristen in Gaza haben einen schweren Stand

Es herrscht heitere Stimmung im Innenhof der katholischen Pfarrei von Gaza. Dutzende kleine Christen wuseln herum, ge-schminkt und verkleidet für ihren grossen Auftritt zum Abschlussder Sommerschule. Doch auch das Fest kann nicht über die an-gespannte Stimmung hinwegtäuschen. Vor allem die Jugend istfrustriert angesichts der schwierigen Lage im Gazastreifen.Nicht nur, dass der schmale Landstrich durch die israelische Blockadepolitik für seine 1,8 Millionen Bewohner einem Frei-lichtgefängnis gleicht. Christ sein unter der islamischen Hamas-Regierung heisst für viele, weitere Einschränkungen der be-grenzten Möglichkeiten in Kauf zu nehmen.

S R FSRF 2: Sonntag, 15. September

8.30 bis 9.00 Uhr

Christentum und Modernewidersprechen sich nichtMuss Modernisierung notwendig zuSäkularisierung führen? Und die Sä-kularisierung in den Moralverfall?Nein, sagt der in Chicago lehrende Soziologe Hans Joas in seinem Buch«Glaube als Option». Hans Joas spricht sich dafür aus,Christentum und Moderne nicht alsGegensatz zu begreifen. Dazu mussder Glaube verstärkt gegenwärtige Er-fahrungen mit einbeziehen.Und dieKirchen müssen sich darauf einrichten,dass der Glaube für viele Menschennur noch eine mögliche Option ist,sagt der renommierte Soziologe imGespräch mit Hansjörg Schultz. Redaktion: Hansjörg Schultz

SRF 2: Sonntag, 22. September8.30 bis 9.00 Uhr

Gewalt, Patchwork-Familienund Vergebung: Väter in der BibelDer kinderlose Jesus ist schon fast dieAusnahme: die meisten Männer derBibel sind Väter. Sie standen vor ähn-lichen Herausforderungen wie Väterheute. Sie machten sich Gedankenüber Kindererziehung, mussten mitGewalt in der Familie umgehen oderlebten in Patchwork-Familien. Alsokeine «Heile Welt». Uwe Birnstein ist Journalist undTheologe und hat 20 Väter aus der Bi-bel portraitiert. Viele Vatergeschich-ten sind sehr bewegt. Man denke anAdam, der den tödlichen Streit seinerSöhne ertragen musste. Oder Josef,der Jesus annahm wie seinen eigenenSohn. Die Väter in der Bibel scheitern, odersind Helden, sie sind streng oder ver-gebend, gnädig oder fordernd. Deswe-gen wirken diese Vatergeschichtenüberhaupt nicht veraltet, im Gegen-teil. Sie suchen nach ihrer Vaterrollewie viele Väter auch heute noch. Redaktion: Antonia Moser

Abschlussfest Sommerschule Pfarrei Gaza Palästina Bild: Andrea Krogmann, 2013

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Pfarrei GuthirtThusis, Sils i. D., Masein, Flerden, Urmein, Tschappina und PorteinKatholisches PfarramtNeue Kirchstrasse 2Postfach 97, 7430 ThusisTel. 081 651 12 77www.kath-thusis.ch

PfarradministratorDr. P. Francis Alakkalkunnel VCEmail: [email protected]

Einsiedeln

KlosterIm Jahr 835 zog sich Meinrad, ein Benedikti-ner des Inselklosters Reichenau, als Einsiedlerin den «Finsteren Wald» zurück. Ihm folgenweitere Einsiedler, unter ihnen Bischof Bennovon Metz. 934 fasste Eberhard aus Strassburgdie Einsiedler zu einem Benediktinerklosterzusammen. Gefördert von Bischöfen, vomAdel und vom Königshaus wurde Einsiedelnein geistliches und kulturelles Zentrum. Ausgesellschaftlichen und politischen Gründenkam es nach 1100 zu einem stetigen Nieder-gang der adligen Fürstabtei, die zur Zeit derReformation nur noch aus einem einzigen Mit-glied bestand. Seit dem 14. Jahrhundert blüh-te aber die Marienwallfahrt auf, und nach derReformation erstarkte das Kloster wieder biszu einer neuen Hochblüte in der Barockzeit.Das Kloster wird ein Mittelpunkt der katholi-schen Schweiz und ist ein international be-liebter Wallfahrtsort.

am Sonntag, 29. Septembernach Einsiedeln

Programm09.00 Uhr: Heilige Messe in der Kirche10.00 Uhr: Abfahrt mit dem Car11.45 Uhr: Mittagessen in EinsiedelnNachmittag zur freien Verfügung(Evtl. Besichtigung Diorama Krippe,Benzigerstr 23; Lebkuchenmuseum,Kronenstar 1; Gestüt Marstall)16.30 Uhr: Vesper im Kloster/ Salve Regina17.30 Uhr: Rückfahrt nach Thusisca 19.00 Uhr: Ankunft in Thusis

Anmeldung bis spätestens 16. September 2013 beiP. Francis, T 081 651 12 77, E [email protected] oderRosmarie Kurath, T 081 651 29 33 odermit dem Anmeldungsformular (das in derKirche aufgelegt)

ALLE SIND HERZLICH EINGELADEN

Schwarze MadonnaDas Einsiedler Gna-denbild, die stehendeMadonna mit dem Kindauf dem linken Arm,kam im Sommer 1466in die heilige Kapelle.Der Klosterbrand vom21. April 1465, der inder heiligen Kapelleausgebrochen war, hat -

te das ältere Madonnenbild zerstört. Ob dasBild als neues Gnadenbild in Auftrag gegebenworden ist oder ob man eine im Kloster vor-handene Statue dafür verwendete, ist unge-wiss. Das Bild, im spätgotischen weichen Stilgeschnitzt, wurde zwischen 1440 und 1465 imsüddeutschen Raum geschaffen; die 117 cmhohe schlanke, leicht nach links gebogeneMarienfigur aus Lindenholz trägt eine Krone,sie hält in der rechten Hand ein Szepter undträgt auf dem linken Arm das bekrönte Jesus-kind, das mit der linken Hand einen Vogel hältund mit der rechten den Segen erteilt.

Das jetzt schwarze Antlitz und die schwarzenHände der Madonna und des Jesuskinds wa-ren ursprünglich farbig gefasst. Sie wurdendurch den Rauch und Russ der vielen Kerzenund Öllampen im Laufe der Jahrzehnte dunkelund schliesslich silberschwarz. Schon im 17. Jahrhundert sprach man einfach von der«Schwarzen Madonna von Einsiedeln».

Diorama KrippeIm Diorama befindet sich die grösste Krippeder Welt. Dargestellt wird die Weihnachtsge-schichte: Von der Verkündigung an die Hirten,der Geburtsszene und der Ankunft der dreiKönige bis zur Flucht nach Ägypten. (DioramaBethlehem, Benzigerstrasse 23, Einsiedeln)

Das «Schafbock- und Lebkuchenmuseum»Der Nostalgie-Laden Goldapfel befinden sichan der Kronenstrasse in Einsiedln.

Donnerstag, 12 September17.00 Eucharistiefeier in der Kapelle

24. SONNTAG IM JAHRESKREISSamstag, 14. September19.00 Eucharistiefeier Jahresgedächtnis: Johann Patzen-

Patelli

Sonntag, 15. September Eidg. Dank-, Buss- und Bettag10.00 Ökumenischer Gottesdienst zum

Bettag mit dem Männerchor Anschliessend Apero

Dienstag, 17. September 8.30 Eucharistiefeier in der Kapelle

Donnerstag, 19. September17.00 Eucharistiefeier in der Kapelle

Freitag, 20. September15.00 Eucharistiefeier im Altersheim

25. SONNTAG IM JAHRESKREISSamstag, 21. September 7.30 Miniausflug ins Technorama19.00 Eucharistiefeier

GOTTESDIENSTKALENDER

Sonntag, 22. September10.00 Eucharistiefeier11.15 Taufe von Lia Marina Sigrist

Dienstag, 24. September 8.30 Eucharistiefeier in der Kapelle

Donnerstag, 26. September17.00 Eucharistiefeier in der Kapelle

26. SONNTAG IM JAHRESKREISSamstag, 28. September19.00 Eucharistiefeier

Sonntag, 29. September 9.00 Eucharistiefeier10.00 Pfarreiausflug nach Einsiedeln

Technorama Science Center, WinterthurSamstag 21. September 2013

Abfahrt: 07.30 Uhr (vor der Kirche)Zurück: ca. 18.30 Uhr

Hallo Minis, get ready ...

Liebe Eltern,Wir laden euch und eure Kinder bis 5 Jah-ren herzlich ein, mit uns zu feiern. Sagt esweiter und ladet auch eure Bekannten undFreunde mit ihren Kindern dazu ein.Wir treffen uns in der Kirche und essen an-schliessend miteinander einen «Zmorga»im Kirchgemeindesaal. Wir freuen uns auf spannende und schöneMomente mit vielen Kindern.

Das Kinder Kirche-TeamClaudine Petrig, Tina Bardill,

Madleina Scharplatz, Marisa Crameri, Claudia Jäggi, P. Francis Alakkalkunnel

Unser Jahresthema 2013/14 ist «gemeinsam Unterwegs».

Wir treffen uns jeweils am Mittwochmor-gen um 09.30 Uhr an folgenden Daten.Am Mittwoch, 4. September 2013 habenwir uns zur ersten «Kinder Kirche» (offeneTüren) in diesem Schuljahr getroffen.

2. Oktober 2013 (Wegbegleiter), 6. November 2013 (Steine im Weg), 4. Dezember 2013 (unterwegs sein), 8. Januar 2014 (neue Schritte wagen), 5. Februar 2014 (sich bewegen), 5. März 2014 (Wegweiser), 2. April 2014 (am Wegrand), 7. Mai 2014 (eingeladen zu einem Fest)4. Juni 2014 (Weg-Bild)Zudem feiern wir folgende Kindergot-tesdienste: 3. Adventssonntag, 15. Dezember 2013um 10.00 UhrSonntag, 22. Juni 2014 um 10.00 Uhr(Abschlussgottesdienst)

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