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ORIENTIERUNGSHILFEN FÜR ÜBERLEGUNGEN VOR DEM 21. GENERALKAPITEL

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ORIENTIERUNGSHILFEN FÜR ÜBERLEGUNGEN

VOR DEM 21. GENERALKAPITEL

Vorbereitungskommission des 21. GeneralkapitelsRom, den 30. Januar 2009

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EINLEITUNG

Liebe Brüder, Laienmaristen und Maristenjugend,

die Vorbereitungskommission für das 21. Generalkapitel traf sich vom 28. November bis zum 3. Dezember, um sich mit der Analyse aller Antworten, die Ihr uns am Ende der ersten Phase der Vorbereitung geschickt habt, vertraut zu machen.

Wir möchten Euch für Eueren Beitrag zu diesem bedeutenden Werk danken. Ein kurzer Überblick zeigt, dass fast 6000 Personen in dem Prozess der Entscheidungsfindung, zu dem wir Euch eingeladen haben, teilgenommen haben (2500 Brüder, 2100 Laienmaristen, 550 Personen aus maristischen Organisationen und 820 junge Menschen). Diese Zahlen beweisen das Interesse, das vom nächsten Generalkapitel ausgelöst wurde. Sie sind für alle sehr ermutigend.

Wir möchten Euch zugleich danken für die Reichhaltigkeit der Beiträge, die wir erhalten haben. Die Summe aller Dokumente, die wir von jeder Provinz erhalten haben und die bereits das Ergebnis einer lokalen Synthese sind, bildet ein Dossier von nahezu 400 Seiten.

Das Dokument, das Ihr nun an Händen habt, bildet zusammen mit dem Rundschreiben von Frater Séan („Neue Herzen für eine neue Welt“) und dem Bericht des Generalrates die drei Dokumente, die wir Euch als Hilfsmittel für Überlegungen zur zweiten Phase der Vorbereitung des Kapitels angekündigt haben. Hier der allgemeine Aufbau des Dokuments, um Euch eine Orientierungshilfe beim Lesen zu geben:

- Im ersten Teil erfolgt eine Synthese der Antworten auf die einleitende Befragung.

- Im zweiten Teil werden Wege aufgezeigt, um die Überlegungen zu vertiefen und den Dialog zu fördern, der von den Ideen, die in der Synthese erscheinen, gespeist wird.

- Im dritten Teil wird ein Aktionsplan für die zweite Phase, die von Anfang Februar 2009 bis zum Generalkapitel reicht, vorgestellt.

Während der Zeit der einleitenden Befragung habt Ihr an den Überlegungen durch eine Entscheidungsfindung auf der Ebene verschiedener Gruppierungen und einer Synthese auf Provinzebene teilgenommen. In der zweiten Phase haben die Mitglieder des Generalkapitels eine besondere Aufgabe auf jeden zu hören, und zwar im Namen des Instituts. Wir überlassen es jeder Provinz und Region selbst, die Organisation dafür in Zusammenarbeit mit dem regionalen Koordinator, der selbst ein Mitglied der Vorbereitungskommission ist, zu regeln. Wir laden Euch also ein, an dieser zweiten Phase entsprechend den Anweisungen, die Euch auf Provinzebene gegeben werden, teilzunehmen.

Mit der Veröffentlichung der Ergebnisse der einleitenden Befragung und der Wahl der Delegierten des Generalkapitels sind wir in den dynamischen Prozess des Generalkapitels eingetreten. Möge es für uns alle eine Zeit sein, in der wir auf den Geist hören. Und mögen Maria und Marzellin uns auf diesem Weg begleiten.

Im Namen der Vorbereitungskommission:

Frater Maurice Berquet, Generalrat – Koordinator Frater Teodoro Grageda – Sekretär

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TEIL IÜberblick über die Antworten der einleitenden Befragung

Dieser erste Teil bietet eine Synthese der Antworten auf die einleitende Befragung, die im Institut vom Juli bis Oktober 2008 stattgefunden hat.

Methode

* Die Befragung der ersten Phase erfolgte in vier verschiedenen Gruppen, wobei jeder ein besonderer Fragebogen vorgelegt wurde: Kommunitäten der Brüder, Gruppen von Laienmaristen, maristische Organisationen, maristische Jugendgruppen. Eine Person oder Kommission, die vom Provinzial ernannt wurde, erstellte eine Zusammenfassung und schickte diese an Frater Teodoro Grageda, dem Sekretär der Vorbereitungskommission.

* Mitte November begann eine kleine Gruppe von Mitgliedern der Vorbereitungskommission die Beiträge der Provinzen zu studieren und übermittelte dann eine Synthese an die übrigen Mitglieder der Vorbereitungskommission, die sich vom 28. November bis zum 3. Dezember traf. Um diese Synthese zu erstellen, wurde folgender Weg beschritten: Zuerst wurde festgestellt, welche vier Themen jede Gruppe in jeder Verwaltungseinheit für die wichtigsten hält. Wir stellten zusammen, wie viele Personen oder Gruppen die gleiche Meinung zum Ausdruck gebracht haben. Wenn sich zwei Ideen sehr nahe standen, wurden sie unter derselben Bezeichnung zusammengefasst. Eine letzte Durchsicht ermöglichte es, die anderen Themen, die in einigen Provinzen an fünfter oder weiterer Stelle standen, einzuschließen.

* Bei dieser Synthese auf der Ebene des ganzen Instituts erkannten wir sieben Hauptthemen. Dabei achteten wir sehr darauf, jeden Kontinent zu Wort kommen zu lassen. Es schien uns sehr bedeutungsvoll, dass das ganze Institut bei dieser Zusammenfassung repräsentiert wird. Der

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internationale Charakter unseres Instituts ist ein Kernpunkt, den Frater Séan immer wieder betont hat. Das Ergebnis ist folgendes:

- Eine Liste mit 7 Themen aus den Kommunitäten der Brüder: Identität und Berufung des Bruders, Mission, Laienmaristen und Partnerschaft, Spiritualität, Gott geweihtes Leben und Gemeinschaft, Leitung, finanzielle Unabhängigkeit.

- Eine Liste mit 4 Themen von den Laienmaristen: Berufung des Bruders, Mission, Partnerschaft, Spiritualität.

- Eine Liste mit 6 Themen von maristischen Organisationen: Identität, Mission, Laienmaristen, Ordensweihe, Leitung, Restrukturierung. Eine Frage, die besonders an diese Gruppe gestellt wurde, betraf die Strukturen der Leitung und der Animation des Instituts.

- Eine Liste mit 5 Themen von maristischen Jugendgruppen: Identität, Laienmaristen, Mission, Spiritualität und Ordensweihe.

Auf den folgenden Seiten soll ein detaillierter Überblick über die einzelnen Themen geboten werden. Die Fragen 1 (Themen / Herausforderungen) und 2 (konkrete Vorschläge) waren bei allen Gruppen gleich. So ordneten wir die Antworten von Brüdern und Kommunitäten, maristischen Organisationen, Laienmaristen und maristischer Jugend zusammen. Die Gründe für beide Themenbereiche und die entsprechenden Vorschläge werden in dieser Synthese nicht dargestellt. Sie waren aber wichtig, um die Bedeutung der Herausforderungen und die Aktionspläne, die vorgeschlagen wurden, besser zu verstehen.

A. Überblick über die Fragen 1 und 2:WICHTIGE THEMEN UND WEGE ZUM HANDELN

Hier soll eine kurze Synthese von Beiträgen der Provinzen für die einleitende Befragung dargeboten werden. Die Antworten können in folgende Themenbereiche eingeordnet werden: Identität und Berufung des Bruders, Mission, Laienmaristen und Partnerschaft, Spiritualität, Gott geweihtes Leben und Gemeinschaft, Leitung und finanzielle Unabhängigkeit.

1. IDENTITÄT UND BERUFUNG DES BRUDERS

1.1. Es besteht eine Unklarheit darüber, was die gemeinsamen und spezifischen Elemente sind, die einen Bruder und einen Laien charakterisieren. Es ist nötig, die Identität eines Maristenbruders zu definieren, die besondere Berufung als Bruder und als Laienmarist klar zu stellen. Dies ist ein Anliegen von Brüdern, Laienmaristen und maristischen Organisationen in Lateinamerika, Afrika, Europa und Ozeanien.

1.2. Brüder von Afrika und Asien haben besonders darauf hingewiesen, dass die Zahl der Berufe im Institut zurückgeht. Einige schlugen ein weiteres Jahr der Berufe im ganzen Institut vor zusammen mit anderen Maßnahmen wie mehr Brüder, die sich allein der Weckung und Förderung von Berufen widmen, mehr Brüder, die im Kontakt mit jungen Menschen sind und Offenheit der Kommunitäten. Die Schwerpunkte im Bereich der Berufskrise, wie sie die Brüder und Laien in Afrika und Lateinamerika sehen, sind Treue und Beharrlichkeit. Einige schlagen eine bessere Begleitung der Brüder und Erneuerungsprogramme für Brüder und Laien vor.

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1.3. Nach Meinung der Brüder und maristischen Organisationen in Ozeanien, Asien und Afrika leidet die Berufung zum Bruder unter einem Bedeutungsverlust für Kirche und Welt. Die von Nordamerika aber sind überzeugt, dass die Maristenbrüder der Kirche etwas besonderes zu bieten haben.

1.4. Die augenblickliche Art der Einweisung und Ausbildung zum Bruder entspricht nicht den Herausforderungen des Ordenslebens heute, besonders angesichts der Anwesenheit von Laien. Einige schlagen vor, den Ausbildungsführer (formation guide) zu modernisieren. Dieser Meinung sind besonders die Brüder, Laien und jungen Menschen in Afrika und Lateinamerika.

2. MISSION

2.1. In Europa sieht man die Notwendigkeit, mehr das menschgewordene Evangelium zu verkörpern als eine Lehre. Die Herausforderung besteht darin, auf Werte zu achten, die angesichts einer materialistisch ausgerichteten Welt wichtig sind, und ernsthaft für die Evangelisierung zu arbeiten. In Lateinamerika und Asien wird die Notwendigkeit einer neuen Evangelisierung in einer neuen Welt betont. Aus den Beiträgen aus Nord- und Südamerika geht auch hervor, dass es dazu eingeladen wird, Erfahrungen von Kirche anzubieten. Asien fügt hinzu, dass es außerdem gilt, Jesus Christus gegenwärtig zu machen. Diese Vorschläge kommen von Brüdern und jungen Menschen.

2.2. Brüder, Laien, maristische Organisationen und junge Maristen stimmen darin überein, dass Solidarität ein sehr wichtiges Element unserer Mission ist. In beiden Amerikas spricht man von der Vorliebe für die Armen, während man in Asien von den Brüdern und Laien erwartet, bei den am meisten am Rand der Gesellschaft lebenden gegenwärtig zu sein. Europa schlägt vor, dass Jugendgruppen an sozialen Werken beteiligt werden sollen. Die Sorge für die Bedürftigsten ist sowohl für die aus Europa als auch für die aus Lateinamerika ein wichtiger Bereich.

2.3. Brüder, maristische Organisationen und junge Menschen in Europa bringen vor, dass eine neue und mutige informelle Gegenwart im Bereich der Erziehung gefördert werden muss. Lateinamerika besteht darauf, dass es ein größeres Bedürfnis nach neuen Formen der Anwesenheit als nach neuen Orten der Anwesenheit gibt. Diese Anwesenheit sollte, aus Sicht von Asien, soziale Gegebenheiten in Betracht ziehen.

2.4. Die Notwendigkeit, ganz nahe bei der Zielgruppe (proximité) zu sein, wird von Brüdern, Laien und jungen Menschen in Asien betont. Europa stimmt mit Lateinamerika darin überein, dass die Brüder ganz nahe bei der Jugend sein müssen. In Asien nennt man dies, Champagnat im Geist der Freundschaft zu sein. Das Problem ist, dass man die Herausforderungen, die an die jungen Menschen gestellt werden, vielleicht nicht kennt.

2.5. Laien und maristische Organisationen in Lateinamerika und Asien betonen die Sichtbarkeit in der maristischen Mission und den maristischen Einrichtungen. In Nordamerika sagt man auch, dass wir nicht vergessen sollten, unsere maristische Identität in unseren Werken sichtbar zu machen.

2.6. Die Tätigkeit als Anwalt für Kinder soll weiter entwickelt werden. Dies verlangen Brüder, Laien und maristische Organisationen in Europa, Lateinamerika, Ozeanien und Asien.

2.7. Die Notwendigkeit über die Grenzen hinauszugehen und die Mission ad gentes zu erweitern und zu unterstützen wird von Brüdern, Laien und jungen Menschen in Europa, Asien und Amerika ausgedrückt. In Amerika schlägt man vor, dass darüber hinaus junge Menschen und Laien in diese Aufgabe eingebunden werden sollten. In Afrika will man, dass das laufende Programm überprüft wird.

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2.8. Um den Bereich der Mission auszudehnen, schlagen Brüder, Laien und junge Menschen in Amerika vor, die maristische Mission auf den Bereich der Familien auszuweiten. In Asien ist man der Meinung, dass es gut wäre, das Personal auszuwechseln.

2.9. Die vier Gruppen in Lateinamerika und Asien glauben, dass Brüder und Laien eine gemeinsame Vision darüber entwickeln sollten, was maristische Mission ist, so dass wir zu einer besseren Zusammenarbeit kommen können.

2.10. Zu unserer Mission gehört die formale Erziehungsarbeit. Brüder, Laien und jungen Menschen in Afrika und Lateinamerika betonen, dass die Schule ein bevorzugter Platz für unsere Mission ist und meinen, dass es noch mehr qualifizierte Universitäten und Jugendzentren geben sollte, die eine Ausbildung auf kritischer Basis anbieten sollten und eine moderne Pädagogik. In Afrika fordert man eine moderne Ausstattung der Schulen im Bereich der Informationstechnologie. Aus Asien ist zu hören, dass maristische Erziehung gefördert werden soll. Man schlägt dort auch vor, Umwelt- und Friedenserziehung in die Erziehungsprogramme aufzunehmen. In Nordamerika betont man, dass Maristenschulen jungen Menschen aus zerrüteten und zerbrochenen Familien besondere Aufmerksamkeit widmen sollen. In Afrika, Nordamerika und Asien will man auch, dass die maristische Erziehung besser für alle zugänglich ist.

2.11. Das maristische Charisma in allen unseren apostolischen Werken aufrechtzuerhalten ist eine Sorge für viele. Die meisten schlagen vor, dass wir mehr dafür tun müssen, unsere Angestellten besser mit dem maristischen Charisma und der maristischen Spiritualität vertraut zu machen. Einige schlagen vor, ein internationales Büro für maristische Erziehung einzurichten, andere ein Champagnat-Zentrum in jeder Verwaltungseinheit zu eröffnen.

3. LAIENMARISTEN UND PARTNERSCHAFT

3.1. Die Identität eines Laienmaristen soll ebenso definiert werden wie die eines Bruders. Dies fordern Brüder und Laien von Afrika und Lateinamerika. Das Gleiche verlangt man in Europa, wo man auch eine legale Anerkennung vorschlägt.

3.2. In Europa und in Lateinamerika schlägt man vor, neue Formen der Mitgliedschaft von Laien zu definieren und in Afrika ist man dafür, neue Wege zu erforschen, wie Laien das Leben und die Mission mit den Brüdern teilen können. Asien bittet um eine Untersuchung über die Frage, ob Menschen, die kein Christen sind, Mitglied des Instituts sein können.

3.3. Brüder, Laien und junge Menschen von Lateinamerika und Afrika sind der Meinung, dass man klären sollte, inwiefern Laien bei Entscheidungen Anteil nehmen dürfen. Von Ozeanien ist zu hören, dass man bestehende Strukturen überprüfen sollte, während man in Europa glaubt, es wäre gut, für die Idee der Mitverantwortung offen zu sein. In Lateinamerika und Ozeanien stimmt man darin überein, dass es auf dem Gebiet der Fällung von Entscheidungen Schwierigkeiten zwischen Laien und Brüdern gibt.

3.4. In Lateinamerika, Afrika, Nordamerika und Asien sind alle vier Gruppen der Auffassung, dass man Pläne für eine gemeinsame Ausbildung ausarbeiten sollte, besonders auf dem Gebiet der Spiritualität. Man weist auf die Möglichkeit hin, einen Führer für bessere Ausbildung der Brüder und der Laien zu erstellen. Darin sollte das Thema der Leitung besonders berücksichtigt werden.

3.5. Die Idee von gemischten Kommunitäten stellt eine Herausforderung für uns dar. Davon sind die vier Gruppen von sowohl Lateinamerika als auch Ozeanien überzeugt. Es herrscht aber eine allgemeine Übereinstimmung darüber, dass man diese gemischten Kommunitäten unterstützen und weiter ausbreiten sollte, besonders jene mit einer besonderen Mission.

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3.6. Brüder und junge Menschen in Asien und Europa sehen die Notwendigkeit, die Champagnatbewegung zu stärken und mit größeren Vollmachten auszustatten.

3.7. Es gibt verschiedene Wege, das Charisma zu leben und zu aktualisieren, wie Brüder, Laien und junge Menschen in Lateinamerika, Ozeanien und Asien betonen, während man in Afrika festgestellt hat, dass der Wunsch besteht, dieses Charisma zu leben. Diejenigen von Ozeanien weisen dabei auf die Bedeutung des Gebetslebens hin und die von Asien darauf, Jesus in den Mittelpunkt zu stellen.

3.8. Die Laienmaristen in Lateinamerika haben festgestellt, dass man eine Berufungspastoral für die Laien braucht, denn nach ihrer Meinung wird zwischen der Berufung zum Laien und der zum Bruder zu wenig Unterschied gemacht.

3.9. Solidarität, besonders als gemeinsame Aufgabe von Brüdern und Laien bei der Arbeit mit den am meisten Vernachlässigten, ist ein Thema der Brüder von Lateinamerika.

4. SPIRITUALITÄT

4.1. Nach Meinung der Brüder von Ozeanien erscheint die Bedeutung Marias nicht oft. Von Nordamerika und Asien war zu vernehmen, dass es der maristische Geist ist, der uns in all unseren Tätigkeiten inspirieren soll.

4.2. Brüder von Nord- und Lateinamerika sprechen von einem schrittweisen Wachstum in der maristischen Spiritualität. Von ihr angezogen zu werden ist ein Wachstumsprozess, der in seiner Entwicklung als modern betrachtet werden kann. Strukturen und Hilfsmittel, die Brüder und Laien auf diesen Weg führen, sollen sichergestellt werden. Darüber hinaus gilt es, nach einer Integration der Spiritualität und unseres Lebens streben.

4.3. In Europa und Lateinamerika schlägt man vor, das Verständnis von „Wasser aus dem Felsen“ zu vertiefen durch verschiedene Mittel wie Forumsdiskussionen, Exerzitien usw.

4.4. Laien in Asien halten die folgenden maristischen Merkmale für besonders wichtig: Einfachheit, Familiengeist, Nachfolge Jesu in der Art und Weise Marias.

4.5. Nach Meinung der jungen Menschen in Lateinamerika soll die Ausbildung in maristischer Spiritualität betont werden.

5. GOTT GEWEIHTES LEBEN UND GEMEINSCHAFT

5.1. Brüder und maristische Organisationen in Afrika und Asien erwähnen als Thema Gebetsleben. Die Antworten von dort erwähnen auch die Frage des schwachen Glaubens. Jesus in der Mitte ist ein Thema, das in Lateinamerika und Asien angesprochen wird. Es gibt einen Anruf, das persönliche und gemeinsame Gebet besser zu pflegen.

5.2. Brüder und maristische Organisationen in Europa weisen darauf hin, dass es einen besonderen Anruf gibt, das Evangelium zu bezeugen. Und die von Lateinamerika sprechen von einem einfachen Lebensstil und davon, Volk Gottes zu werden.

5.3. Die Begleitung der Berufe ist eine wichtige Angelegenheit, der Beachtung geschenkt werden soll, wie die Laienmaristen, die maristischen Organisationen und die jungen Menschen in Afrika in Anbetracht der Brüder, die das Institut verlassen, beobachtet haben. Deshalb sollte eine neue Art

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der Berufsbegleitung ausgearbeitet werden. In ähnlicher Weise gibt es Stimmen in Lateinamerika und Afrika, die davon sprechen, die Bedeutung der Berufung der Brüder mehr herauszuheben. Und in Afrika fügt man hinzu, dass die in der Ausbildung tätigen Brüder auf den neuesten Stand gebracht werden müssen.

5.4. Was die Kommunitäten der Brüder betrifft, so sehen Brüder, Laien und maristische Organisationen in Afrika einen wachsenden Individualismus und Materialismus. Die Folge davon ist, dass die zwischenmenschlichen Beziehungen schwächer werden. Von Lateinamerika und Asien ist von einer neuen Form des maristischen Ordenslebens zu hören, die das gemeinschaftliche Leben und den persönlichen Lebensplan integriert, wobei der besondere Nachdruck auf Einfachheit und eine Ausrichtung auf Jesus Christus gelegt wird. Zusammen mit denen von Ozeanien teilen die von Lateinamerika die Idee, sichtbar, brüderlich, eng miteinander verbunden und prophetisch zu sein. Dies ist eine Kommunität neuer Art, die in der Kirche und in der Gesellschaft verwurzelt ist, wie man in Lateinamerika vorschlägt. Das heißt, wie man in Asien meint, dass alte Traditionen jetzt nicht mehr geeignet sind. In Europa schlägt man ein besonderes „Jahr der Kommunitäten“ vor, und in Amerika einen Prozess der Entscheidungsfindung auf allen Ebenen.

5.5. Unsere Brüder brauchen neue Formen der Ausbildung, vor allem im Sinn der akademischen Bildung und der ständigen Weiterbildung. Dies ist die Meinung von Brüdern und Laien in Lateinamerika. In Asien und Europa legt man den Nachdruck auf ein Ausbildungsprogramm für das Kommunitätsleben und für Leiter von Kommunitäten.

5.6. Die Brüder in Asien weisen darauf hin, dass in einer neuen Welt das Aufrechterhalten von Traditionen nicht hilfreich ist, wenn wir unser Gott geweihtes Leben verwirklichen wollen.

6. LEITUNG

6.1. Brüder und maristische Organisationen in Afrika und Asien bringen zum Ausdruck, dass sie nur wenige wahre Führungspersonen haben und dass man die Fähigkeit zu echter, Leben spendender Führerschaft fördern muss. Aus Europa ist Ähnliches zu hören und man spricht von Leitungspersonen mit Modellcharakter. Und in Asien fügt man hinzu, dass wir mehr auch die Laien ermutigen soll, sich an der Leitung zu beteiligen.

6.2. In Europa schlägt man vor, dass man das Modell eines erweiterten Generalrates beibehalten soll, man will aber einfachere Strukturen und solche, die mit weniger finanziellen Ausgaben verbunden sind.

6.3. Die maristischen Organisationen in Lateinamerika und Afrika weisen darauf hin, dass die Verwaltungsstrukturen modernisiert werden müssen und die Aufrechterhaltung von maristischen Werken überprüft werden muss.

6.4. Im Hinblick auf die Leitungsstruktur bemerken die Laien und maristischen Organisationen in Europa und Ozeanien, dass der Generalrat nicht genügend in den Regionen präsent ist. Deshalb braucht man ein neues Modell für die Generalverwaltung. In Europa und Lateinamerika ist man sich darüber einig, dass man neue Sekretariate einrichten soll, z. B, eines für Erziehung und junge Menschen.

6.5. In Ozeanien meint man, dass es gut wäre, die für Mission und Charisma zuständigen Einrichtungen von denen für Ordensleben zuständigen zu trennen, um die Beschlussfassung und Zuständigkeit zwischen Brüdern und Laien zu klären.

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6.6. Was die Restrukturierung betrifft, so sind die maristischen Organisationen in Afrika der Auffassung, dass dadurch die Provinziale außer Reichweite gelangt seien. Die Entfernungen haben sich ausgedehnt und die mangelnde Kommunikation würde in vielen Gebieten Schwierigkeiten mit sich bringen. In Asien weist man darauf hin, dass neue Strukturen die Provinziale nicht belasten, sondern ihnen mehr Zeit für ihre Aufgaben gewähren sollten. Aus Lateinamerika, Afrika und Europa liegen Vorschläge vor, den Prozess der Restrukturierung und seine Ergebnisse zu überprüfen.

7. FINANZIELLE UNABHÄNGIGKEIT

Dieses Thema wurde in Asien und Afrika angesprochen.

7.1. Die maristischen Organisationen und einige Kommunitäten in Afrika sehen die Schwierigkeit, eine finanzielle Unabhängigkeit zu erlangen. Sie meinen, dass sie zu sehr von anderen abhängig sind, und einige schlagen vor, unabhängige Projekte oder solche, die Einkünfte schaffen, aufzubauen, um die Mission der Maristen zu unterstützen und die Bedürfnisse der Provinz zu befriedigen.

7.2. Die maristischen Organisationen in Asien und Afrika betonen die Notwendigkeit, auf dem Gebiet der Finanzen eine Stabilisierung zu schaffen. Durch die Restrukturierung seien riesige Verwaltungseinheiten geschaffen worden und in der Folge komme es zu sehr hohen Ausgaben.

B. Überblick über die Frage 3(spezifisch für jede Gruppe)

Die Frage 3 bei der einleitenden Befragung war gruppenspezifisch. Hier eine Synthese der Antworten nach Regionen.

1. BRÜDER

Die Gründe, die uns dazu ermutigen, jeden Tag unser Leben als Maristenbruder einzusetzen.

Entsprechend zu dem, was wir erfahren haben, bot diese Frage eine Möglichkeit, einen tiefer gehenden Austausch unter den Brüdern zu halten. Wir haben die drei wichtigsten Gründe für jede Region des Instituts festgehalten.

In Europa legen die Brüder den Nachdruck auf den Begriff Treue: Treue auf den Anruf durch Gott. Gott liebt mich und ich will darauf antworten. Ich bin sicher, dass Gott immer treu gewesen ist. Und als Gott geweihte Person gebe ich mich selbst für die Gemeinschaft und für andere hin.

Die wichtigsten Gründe, die man in Afrika angibt, sind folgende: Durch unsere Erziehungs- und Solidaritätsprojekte mit den jungen Menschen und den Armen dafür sorgen, dass Jesus bekannt und geliebt wird. Durch die spirituellen Quellen unseres Lebens eine Antwort geben auf die Liebe Gottes, die Liebe Jesu und Marias: Gebet, Sakramente (Eucharistie), Marienverehrung, Einkehrtage, Exerzitien. Durch das Zeugnis der älteren Brüder und der Märtyrer werden wir ebenso ermutigt, wie durch die Unterstützung in einem brüderlichen Leben in Gemeinschaft.

In Asien und Ozeanien ist ein tiefer Glaube der Hauptgrund, um die Brüder zu ermutigen – die Überzeugung, dass dies der Platz ist, wo Gott mich haben will. Daneben ist die Möglichkeit für die Evangelisation ein weiterer Grund und schließlich auch die Freude, das Leben in seiner ganzen Fülle zu leben, ein Leben, das sinnvoll ist.

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In Nord- und Südamerika wird als Hauptgrund die Liebe zu Jesus Christus und seinem Evangelium angegeben, so wie bei Maria, Marzellin und Josef. Weitere Gründe sind: unsere Mission, dass Jesus bei armen Kindern und Jugendlichen durch unsere Erziehung bekannt und von ihnen geliebt wird, und unser Glaube und unsere Antwort auf den Ruf Gottes, das Evangelium als Maristenbruder zu leben.

2. MARISTISCHE ORGANISATIONEN

Diese Frage wurde nicht von allen Provinzen behandelt. Folglich gibt das, was wir im Folgenden darlegen, nicht die Meinung des ganzen Instituts wieder. Die Antworten werden wieder nach Regionen dargeboten.

Wir stellen Änderungen in den Strukturen der inneren und äußeren Leitung des Instituts fest, die wir für angemessen halten, so dass wir auf diese Themen und Herausforderungen besser antworten und die Aktionsvorschläge ausführen können.

2.1. Allgemeine Verwaltungsorganisation

In Europa und Lateinamerika erachtet man es für notwendig, die Leitungsstruktur zu dezentralisieren, indem man die regionale Ebene verstärkt, so dass jeweils in jeder Region ein Generalrat vorhanden ist, der dort lebt. Der Vorschlag hat zum Ziel, den erweiterten Generalrat zu institutionalisieren. Was Europa betrifft, so ist es nötig, die Art der Durchführung der Besuche des Generalrats zu überdenken, sowohl in Bezug auf ihre Dauer als auch auf ihren Zweck.

2.2. Generalverwaltung

Hinsichtlich der Generalverwaltung gehen die Meinungen auseinander. In Europa ist man der Meinung, dass es notwenig ist, die Verwaltung zu vereinfachen und die Zahl der Sekretariate zu verringern. Die zwei Schlüsselbegriffe dafür: Wirtschaftlichkeit und Einfachheit. Eine Provinz schlägt dennoch vor, mehr Generalräte zu ernennen anstelle der Schaffung von Sekretariaten oder internationale Gremien zu schaffen, die für ein bestimmtes Thema zuständig sind.

Im Gegensatz dazu besteht man in Lateinamerika darauf, die bestehenden Büros und Sekretariate zu erhalten und ihr Weiterbestehen zu sichern, besonders diejenigen für Mission und Laien. Zwei neue Sekretariate werden vorgeschlagen: für Jugend und für Ausbildung.

2.3. Der Platz der Laien

In Lateinamerika ist man der Auffassung, dass der wachsende Anteil der Laien dazu führt, dass es mehr Mitverantwortung gibt und dass die Laien in die Strukturen der Animation und Leitung ausgebildet werden. Das hat auch eine Angleichung unserer Konstitutionen und unserer Verwaltungsregeln an diese Tatsache zur Folge.

In Lateinamerika und auch in Europa vertritt man die Auffassung, dass die Laien in die Strukturen der Animation und Leitung integriert werden müssen.

Eine Provinz in Ozeanien rät, neue Strukturen zu schaffen, die mehr zwischen dem unterscheiden, was das Charisma und die Mission betrifft und dem, was das Ordensleben als solches betrifft.

2.4. Pflege von Berufen

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In Lateinamerika und Asien schlägt man vor, dass man neue Möglichkeiten und Strukturen finden muss, um eine Kultur der Berufe zu schaffen und neue Wege auf diesem Gebiet zu beschreiten.

3. LAIENMARISTEN UND MARISTISCHE JUGEND

Diese Frage wurde sowohl den maristischen Jugendgruppen und den Laienmaristen gestellt. Aber diese Gruppen unterscheiden sich sehr stark in den einzelnen Regionen. Die Synthese der Antworten der beiden Gruppen wird nach Regionen dargestellt.

Was erwarten wir vom Institut der Maristenbrüder heute?

3.1. Mit den Laien zusammenwirken

Für die Laienmaristen in Lateinamerika stellt sich die Frage nach dem Platz der Laien in den Strukturen der Animation und der Leitung des Instituts. Hier einige Wünsche: Die Laien möchten beim Fassen von Beschlüssen teilnehmen, sie möchten eine Führungsrolle innehaben, man soll ihnen Arbeitsbereiche anvertrauen. Dies aber setzt eine Ausbildung in maristischer Führungsweise (Asien) voraus und eine Klärung, auf welcher Ebene die Laien innerhalb ihrer Bindung an das Institut an diesen Aufgaben teilnehmen können.

Die Laien und Jugendlichen in Lateinamerika wünschen, dass man dem gegenseitigen Austausch mehr Raum geben soll, wie etwa durch die Bildung von gemischten Kommunitäten. Ganz allgemein gesprochen: Sie wollen eine intensivere Teilnahme von Laien und Jugendlichen am Leben des Instituts. Einige schlagen vor, gemeinsame Pilgerfahrten zu den maristischen Stätten zu fördern.

Die Laien in Ozeanien wiederum schlagen vor, Möglichkeiten für neue Formen von maristischen Kommunitäten zu erforschen, neue Formen der Berufung zum Brudersein. Im gleichen Sinn wünschen einige Laien in Lateinamerika, eine Form von Leben der Laien mit bestimmten Verpflichtungen zu schaffen.

Die Laien in Europa schlagen vor, dass man neue Einrichtungen (Schulen, Kommunitäten) auf der Basis der gesamten Maristenfamilie schaffen soll.

Die Jugendlichen in Lateinamerika wünschen Erfahrungen des Gemeinschaftslebens zusammen mit Brüdern und Laien.

3.2. Förderung der Laien

Die Laienmaristen sollen auf allen Ebenen des Instituts geschätzt und gefördert werden. Das wünschen sich die Laien in Europa und Lateinamerika. Das setzt aber voraus, dass man Räume schafft für die menschliche und spirituelle Ausbildung, um das Charisma zu vertiefen. Ein besonderer Wunsch betrifft die finanzielle Unterstützung der Champagnatbewegung. Auch wurde ein eigener Ausbildungsführer für Laien vorgeschlagen. In Afrika bestehen die Laien darauf, dass die Brüder offen sein müssen für junge Menschen und Laien. Auch in Ozeanien legt man Wert darauf, dass die man die Arbeit mit den Laien in positiver Weise weiterführt.

Die Jugend in Europa wünscht, dass die maristischen Jugendbewegungen einen starken Impuls erhalten. Diejenigen in Lateinamerika schlagen vor, die maristische Jugendarbeit auf alle Verwaltungseinheiten des Instituts auszudehnen mit dem Ziel einer internationalen Versammlung der maristischen Jugend. Dazu müssen alle maristischen Bewegungen mit dieser Jugendbewegung zusammengeschlossen und international oder regional koordiniert werden.

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3.3. Gott geweihtes Leben

Die Jugend in Afrika und Lateinamerika betont die Notwendigkeit, dass die Brüder auf den Fußspuren von Marzellin Champagnat schreiten und Vorbilder sind.

Die Jugendlichen in Asien und Europa erwarten von den Brüdern, dass sie authentische Zeugen eines Lebens auf der Grundlage des Evangeliums sind, aber innerhalb der humanen Wirklichkeit von heute, dass sie ihr Leben wie Maria auf Jesus ausrichten, und dass sie bereit sind, ihre Sicherheit dafür aufzugeben.

Für die Jugendlichen in Lateinamerika und Asien ist es notwendig, mehr Nachdruck auf das Leben als Bruder zu legen, dem Leben nach den Gelübden wieder eine Bedeutung zu geben durch offene Kommunitäten, und neue Wege zu suchen, wie man Berufe fördern kann.

3.4. Maristische Mission

Die Jugendlichen in Afrika sprechen von der Notwendigkeit, dass die Brüder im Bereich der Erziehung gegenwärtig sind. Die Laien in Asien wünschen von den Brüdern, sich besonders durch ihre Nähe und Qualität der Arbeit auszuzeichnen. Deshalb sollten die Brüder von Verwaltungsaufgaben befreit werden, damit sie besser mit der Jugend in Kontakt sein und sie begleiten können. So sollten auch die Kommunitäten besser in die örtlichen Realitäten einbezogen sein.

Laien in Lateinamerika wünschen, dass die maristische Erziehung für die Armen offener ist. Die Laien in Ozeanien wollen, dass die Brüder eine bedeutungsvolle Anwesenheit in den Maristenschulen behalten durch ihre Gegenwart, Anteilnahme und Begleitung.

Die Laien in Asien laden das Institut dazu ein, sich für die jungen Menschen, die Gefährdungen ausgesetzt sind, einzusetzen, noch mehr Brüder in arme Länder zu schicken und auch neue Formen der Erziehungsarbeit zu erforschen, um auf die dringenden sozialen Probleme zu antworten. In der gleichen Weise wünschen die Jugendlichen in Lateinamerika die Gegenwart in sozialen Randbereichen. Darin stimmen sie mit den dortigen Laien überein, die ein größeres prophetisches Zeugnis verlangen und mehr Einsatz für Gerechtigkeit und für die Armen.

Einige Laien in Europa wünschen eine Klärung des Konzepts für die Evangelisierung; dass das Institut eine neue Vision innerhalb der Pläne der Kirche entwickelt und dass hinter jedem Projekt eine Maristenkommunität stehen soll.

Bei der Jugend und den Laien in Lateinamerika besteht der große Wunsch, das Leben und die Mission der Maristen zu teilen. Deshalb schlagen sie vor, zu freiwilligen Erfahrungen der Laien zu ermutigen, Möglichkeiten für junge Menschen zu schaffen, um mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten, mit denen sie normalerweise nicht zusammenkommen.

Schließlich wünschen die Jugendlichen in Lateinamerika, in die Ausbildung der Brüder und Laien im Hinblick auf die Mission mit eingebunden zu werden.

C. Überblick über die Frage 4:SZENEN aus UNSERER VERGANGENHEIT (Institut) und aus der BIBEL

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Bei dieser Synthese haben wir die zwei wichtigsten Antworten aus jeder Region des Instituts festgehalten.

1. Das EREIGNIS IN UNSERER VERGANGENHEIT (Institut), das uns heute am meisten für unseren Einsatz inspiriert und das uns dazu führt, unser Herz für eine neue Welt zu erneuern.

1.1. Von Brüdern

Das Ereignis aus unserer Geschichte, das am meisten zitiert wurde, ist das „Montagne-Erlebnis“. Es erscheint in jeder Region an erster oder zweiter Stelle. Die zweite Szene, der „Tisch von La Valla“, wird von Europa und Nord- und Südamerika angeführt. Dieses Bild wird als Symbol für unser Familienleben betrachtet. In der gleichen Weise, aber mit einer Nuance, schlägt man in Asien und Ozeanien das Ereignis, wie Champagnat und die ersten Brüder Hermitage errichten, vor. In Afrika legt man den Schwerpunkt auf das geistliche Testament Champagnats.

1.2. Von Laienmaristen

Das Montagne-Erlebnis wurde von Laienmaristen in der ganzen Welt ausgewählt. Auch La Valla wird von den europäischen Laienmaristen vorgeschlagen, während die amerikanischen das Ereignis wie Pater Champagnat mit den ersten Brüdern Hermitage errichtet, vorziehen.

1.3. Von der Jugend

Bei den jungen Menschen in Nord- und Südamerika kommt das Montagne-Erlebnis an erster Stelle, in Europa nimmt es den zweiten Rang ein. Bei ihnen steht an erster Stelle die Szene, wie Frater Sylvester auf Champagnats Schultern springt. In Asien und Ozeanien einigen sich die jungen Menschen auf das Wort Champagnats: „Um ein Kind zu erziehen, muss man es lieben.“ Bei der Jugend in Nord- und Südamerika kommt an zweiter Stelle das Memorare.

2. Das EREIGNIS IN DER BIBEL, das uns heute am meisten für unseren Einsatz inspiriert und das uns dazu führt, unser Herz für eine neue Welt zu erneuern.

2.1. Von Brüdern

Die Hochzeit von Kana wird von den Brüdern in Asien, Ozeanien und Nord- und Südamerika zitiert, ebenso zusammen mit den Brüdern von Afrika das Wort Jesu: „Lasst die Kinder zu mir kommen.“ Die Brüder in Europa schlagen den Guten Samariter vor und die Brüder in Afrika einen Satz, der mit der Mission verbunden ist: „Geht hinaus in die ganze Welt und macht alle zu Jüngern.“

2.2. Von Laienmaristen

In Europa schlagen die Laienmaristen die Geschichte mit den Jüngern von Emmaus vor und in Afrika das folgende Wort des Propheten Ezechiel: „Ich werde euer Herz von Stein wegnehmen und euch ein Herz von Fleisch geben.“ In Asien entscheidet man sich für die Hochzeit von Kana und in Nord- und Südamerika für die Verkündigung.

2.3. Von der Jugend

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In Asien und Ozeanien schlagen die jungen Leute die Seligpreisungen vor und das Wort Jesu: „Sucht zuerst das Reich Gottes.“ In Nord-und Südamerika schlägt man die Geschichte von dem reichen Jüngling vor und das Wort des Heiligen Paulus: „Liebe ist geduldig.“

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TEIL IIVorschläge zur Vertiefung der Überlegungen

EINLEITUNG

Als ein Vater seine Tochter besuchte, bat sie ihn, auf seine zwei Enkelkinder aufzupassen, während sie zum Einkaufen gehen würde. Die zwei machten an ihren Computern Hausaufgaben. Da er sich nützlich machen und ihnen eine Pause verschaffen wollte, bot der Großvater an, einiges von dem, was der Enkel aus einem Handbuch kopierte, zu tippen. „Wenn du mir die Grundkenntnisse zur Benutzung des Computers zeigst,“ meinte er, „dann kann ich dir bei deiner Arbeit helfen.“ Und so begann seine erste Computerlektion. Der Enkelsohn verbrachte fast eine ganze Stunde damit, ihm die Grundkenntnisse von „Word“ zu erklären. Als darauf der Sohn hinausging, um mit seiner Schwester zu spielen, machte sich der Großvater ans Werk.

Später, beim Abendessen, rief der voll Bewunderung: „O, was für eine schlaue Maschine!“ Die ganze Familie blickte ihn neugierig an. Er redete weiter: „Sie ergreift sogar die Initiative, mir zu sagen, dass ich das Fenster schließen soll.“ Alle lachten und versuchten, ihm zu erklären, dass der Computer auf ein virtuelles Fenster verwies und nicht auf ein wirkliches Fenster, da er nicht die Fähigkeit hat, die Temperatur zu messen. Großvater gab nicht nach und berichtete, dass die Nachricht gerade dann verschwand, als er das Fenster geschlossen hatte. Er begriff nicht, dass Botschaften nur für eine kurze Zeit auf dem Computer erscheinen. Es war nicht möglich, ihn zu überreden oder zu überzeugen, dass der Computer nicht von sich aus Anweisungen erteilte, als er

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ihn aufforderte, das Fenster zu schließen. Aber er hatte einen sehr überzeugenden Beweis: „Sobald ich es schloss, verschwand die Anweisung vom Bildschirm.“ Er war davon überzeugt, dass seine Erklärung so sinnvoll war. Natürlich war es so für das, worüber er sich so sicher war!

In der Tat sehen wir uns einer „Neuen Welt“ gegenüber, die sich so schnell entwickelt. Neue Gegebenheiten verlangen neue Wege, um präsent zu sein, Jesus bekannt zu machen und dafür zu sorgen, dass er geliebt wird. Das Generalkapitel ist eine erneuernde Gnade, die uns Gott gewährt, um uns bei all unserer Entscheidungsfindung und zum Verstehen der neuen Wirklichkeit zu helfen: „neuer Wein in neuen Schläuchen.“ (Mk 2,22) Die Veränderungen sind so universal, dass gewöhnliche Hilfsmittel nicht mehr genügen (Mk 2,21). Wir vermuten, dass die neue Welt, in die einzutreten Gott uns einlädt, nicht in Büchern gefunden werden kann, obwohl sie uns hilfreich sein könnten. Die wahre Antwort ist in unseren Herzen zu finden, im Zentrum dessen, wo wir wirklich leben. Es würde nichts helfen, die Dinge nur neu zu ordnen. Wir brauchen „neue Herzen“, die offen sind, dieser neuen Straße in die Zukunft zu folgen. Es ist sinnlos, an ein Ziel zu gelangen zu wollen, ohne sich auf den Weg zu machen. Die Reise, nicht das Ziel ist es, was Herz und Seele erneuert. Das Ziel zeigt nur das Ergebnis, schafft aber nichts neu. Und so sollte es nicht überraschen, dass uns Frater Séan immer wieder zu einer Revolution des Herzens einlädt, dazu, uns auf den Weg zu einer tiefen persönlichen und institutionellen Bekehrung zu machen. Wir haben eine große Reise zu unternehmen!

Auf den folgenden Seiten bieten wir Euch einen Führer zu einer persönlichen und gemeinsamen Überlegung. Wenn wir uns auf den Boden der Wirklichkeit unseres Lebens stellen, haben wir die Möglichkeit, das zu finden, was wir wirklich suchen, und wenn wir es gefunden haben, können wir unsere Herzen in einer Weise erneuern, so dass diese sich verändernde Welt in uns ein strahlendes Zeugnis erblicken kann, das sie dazu bringen kann, die Macht des Evangeliums zu erkennen.

Wir führen diesen Prozess auf vier Bereiche zurück. Nach einer eingehenden Analyse der Rückmeldungen von den Provinzen und Distrikten betrachten wir folgende Themen als die Prioritäten im Institut:

die Identität des Bruders der Laienmarist die maristische Mission die maristische Spiritualität

Diese vier Themenbereiche verlangen unsere besondere Aufmerksamkeit und sorgfältige Abwägung, so dass wir zu einem klaren Verständnis und zu einer klaren Übereinstimmung gelangen können durch die Untersuchung ihrer Bedeutung und die daraus sich ergebenden Folgerungen. Wir wollen auch die Aufmerksamkeit der meisten Brüder und Laien darauf konzentrieren. Am Ende dieses Abschnitts nennen wir sechs andere Bereiche, die in den zusammenfassenden Darlegungen, die uns von den Provinzen und Distrikten im Oktober zugeschickt wurden, große Bedeutung hatten:

Strukturen für Animation und Leitung Kommunität Aus- und Weiterbildung Berufspastoral Jugendarbeit Mission ad gentes

Diese sechs Themenbereiche wurden schon ausgiebig diskutiert, sowohl in der Kirche als auch im Institut, und brauchen jetzt genaue Aktionspläne. Die Überlegungen, die das Generalkapitel im

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Bereich der oben genannten vier Hauptthemen, die wir als Prioritäten betrachten, anstellen wird, werden eine wichtige Basis schaffen für Aktionspläne in den anderen sechs Bereichen.

Wenn wir diese Tagesordnung vorlegen, geschieht es in der Absicht, in der Vorbereitung des Generalkapitels einen weiteren Schritt nach vorne zu machen. Wir laden alle ein, über diese Themen nachzudenken, sie ins Gebet hineinzunehmen und sich darüber mit anderen zu beraten, und zwar auf persönlicher und auf Kommunitätsebene. Diese Bemühungen auf lokaler Ebene werden uns dazu verhelfen, uns mit den Kapitelteilnehmern in unseren jeweiligen Verwaltungseinheiten auszutauschen. Diese sind jetzt die Ohren des Instituts für uns alle. Alles was wir ihnen mitteilen, wird auch dazu beitragen, ihre Herzen zu bereiten. Und obgleich sie ganz frei sind, diese Themen so zu behandeln, wie sie es wünschen, wird der vorher beschrittene Weg ihnen helfen, ihre Aufgabe in Bezug auf das Kapitel besser zu erfüllen.

Wir werden die Überlegungen zu jedem der ersten vier Themen nach fünf Gesichtspunkten

anstellen:

- Gründe für die Vorstellung dieses Themas: Warum wurde dieses Thema gewählt?

- Historischer Kontext und heutige Situation: Bezugspunkte, die uns helfen, die heutige

Wirklichkeit in einer historischen Perspektive zu sehen.

- Wenn wir in diesem Bereich nicht vorwärts bewegen, dann können wir die Folgen sehen:

Überlegungen ermutigen und Ideen austauschen. Einige der Lagebeschreibungen stammen von den

Beiträgen, die wir bei der einleitenden Befragung erhielten. Selbst wenn wir uns nicht vorwärts

bewegen, so bewegt sich doch das Leben weiter und entwickelt sich nach seinem eigenen

Rhythmus. Indem wir uns das Ergebnis vorstellen, kann dies uns helfen, zu erkennen, was wir heute

tun sollen.

- Der Weg voraus: Dabei finden wir mögliche Wege, uns vorwärts zu bewegen. Auch hier

stammen einige Vorschläge aus den Beiträgen der einleitenden Befragung und einige von

Erfahrungen von anderen Gruppen in der Kirche. Man soll dabei beachten, dass einige Vorschläge

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widersprüchliche Alternativen enthalten. Da sie so verschiedenartig sind, sind sie nicht

notwendigerweise sinnvoll, wenn man sie als Ganzes nimmt.

- Der entscheidende Faktor: Wir versuchen, den Kernpunkt zu identifizieren oder Elemente, die in

die Mitte der Dinge reichen, d. h., den empfindlichen Punkt, der in diesem Augenblick alles zu

beeinflussen scheint, und der, wenn er erfolgreich behandelt ist, in vielen anderen Bereichen

Lösungen ermöglichen wird.

Wichtiger Hinweis: Wir wollen noch mit Nachdruck darauf hinweisen, dass wir eine

Verfahrensweise gesucht haben, die Euere Überlegungen und Diskussionen ermutigen wird. Die

Bemerkungen und die Vorschläge auf den folgenden Seiten repräsentieren in keiner Weise das

Denken der Vorbereitungskommission und natürlich auch nicht das des Generalrats oder des

Generalsuperiors. Was Ihr vor Euch habt, ist einfach ein Hilfsmittel, um die Meditation anzuregen

und ebenso, so weit wie möglich, den Dialog und das Gespräch auf Kommunitäts- und

Provinzebene. Jede Provinz und Kommunität kann sich selbst für den besten Weg entscheiden, wie

man die Überlegungen entsprechend der zur Verfügung stehenden Zeit, der Art der Gruppe etc.

austauschen kann.

A. DIE VIER HAUPTTHEMEN,

DIE WIR DEN BRÜDERN ZUR ÜBERLEGUNG VORSCHLAGEN

1. DIE IDENTITÄT EINES BRUDERS

1.1. Gründe für dieses Thema

Die in jeder Verwaltungseinheit durchgeführte Befragung (Juni – Oktober 2008) geschah auf der Grundlage des Arbeitsbuches „Auf dem Weg zum 21. Generalkapitel“ und endete mit der Einsendung einer Zusammenfassung an die Vorbereitungskommission. Dabei legte man den Schwerpunkt auf einige traditionelle und anscheinend recht verschiedenartige Bereiche (Ordensleben, Ordensweihe, Gelübde, Treue, Beharrlichkeit, Berufskrise, Gemeinschaft, Ausbildung, Sorge um Berufe etc.). Aber als Ganzes zielten sie alle auf das gleiche Thema, das

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momentan im Leben des Instituts eine Rolle spielt, und zwar eine entscheidende: die Identität eines Bruders. All die oben genannten Bereiche hängen davon ab, wie wir auf dieses Thema antworten und sogar noch mehr, auch unsere Zukunft.

Die wachsende Bedeutung der Laien und das Gewahrwerden einer wirklich gemeinsamen Mission bringt die Frage, was das Wesen eines Ordensbruders ausmacht, immer mehr zur Geltung. Wie verhalten das Leben und die Mission des Bruders und das Leben und die Mission des Laienmaristen sich zueinander, wie stärken und bereichern sie sich gegenseitig? Mit dem Aufkommen von gemischten Kommunitäten von Brüdern und Laien und anderer mehr oder weniger formalen Zwischenformen von Gemeinschaftsleben wird die Frage der Identität noch relevanter.

Auf der anderen Seite kann der Platz eines Ordensbruders in der kirchlichen Gemeinschaft und im Verständnis der Menschen in einer Kirche Verwirrung stiften, in der immer mehr der Dienst im Zentrum steht, den man als etwas versteht, was andere nicht tun. Was hat die Berufung zum Ordensbruder der Kirche Besonderes anzubieten?

1.2. Historischer Kontext und heutige Situation

In der Kirche

Vor dem Vaticanum II:

Das Ordensleben erhielt seine Identität aus seiner Stellung innerhalb der hierarchischen Struktur der Kirche.

Diese Identität war begründet in der Verschiedenheit, in einem Klassenbewusstsein, in der Situation, „abgegrenzt zu sein“, d. h. heilig, im Unterschied zu profan.

Nicht zum Priester geweihte Ordensleute legten den Nachdruck mehr darauf, Ordensmann zu sein als darauf, Bruder zu sein, denn sie waren der Meinung, dass im Leben als Ordensmann ihre Identität mehr formal bestimmt war.

Nach dem Vaticanum II:

Das Dekret „Perfectae Caritatis“ betrachtet das Gott geweihte Leben als Randerscheinung innerhalb der hierarchischen Struktur der Kirche.

Als Reaktion auf ihre postkonziliaren Zweifel und Verunsicherungen suchten die Priesterorden Zuflucht in der Ordination zum Priester. Frauenorden ließ man draußen in der Kälte stehen. Sie unterstützten sich untereinander im Bewusstsein ihrer femininen Bedingungen. Und Ordensbrüder erschienen als anormal (weder Frau noch zum Priester geweiht).

Die Kongresse der Vereinigung der Generalsuperioren und das Mahnschreiben „Vita Consecrata“ von 1996 haben eine neue Anstrengung unternommen, den Platz des Ordenslebens wieder im Zentrum der Kirche als Gemeinschaft zu sehen. Das Bild für diese Kirche sei der Kreis, nicht die Pyramide.

Im Institut

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Die Generalkapitel, die auf das Konzil folgten (1968, 1976, 1985) lösten Überlegungen darüber aus, was das Wesen des Bruders sei (z. B. „Der Maristenbruder heute“ und die neuen Konstitutionen). Aber langsam wurde die Aufmerksamkeit immer mehr auf ein neues Verständnis des Grundauftrags der Mission als eine der Solidarität und eine der Einbindung der Laien gelenkt. Dies begann mit dem Dokument „Armut und Gerechtigkeit“ auf dem Kapitel von 1976 und wurde 1985 und 1993 weitergeführt. Als wir uns unserer mit Laien geteilten Mission immer bewusster wurden, wurde die Frage nach dem Grund, Bruder zu sein, neu gestellt. Der Anruf „Wählen wir das Leben“, der auf dem letzten Generalkapitel (2001) erhoben wurde, führte uns dazu, nach den Quellen unserer besonderen Aufgabe zu suchen, und wieder stehen wir vor der Frage nach unserem „Sein“.

1.3. Wenn wir in diesem Bereich nicht vorwärts bewegen, dann können wir die Folgen sehen

Wenn wir diesen Mangel einer klaren Identität nicht beseitigen, dann wird die Verwirrung in Bezug auf die Berufe weiterbestehen, besonders wird die Berufung zum Bruder Schaden leiden, da dieser einerseits den Laien zugeneigt ist, die durch Zahl und Gegenwart einen überwältigenden Einfluss gewonnen haben, und andererseits den priesterlichen Diensten.

Diese Verwirrung und der Verlust der besonderen Identität als Bruder kann folgende Wirkungen haben:

Die Sorge um Berufe verliert ihre Begründung („Warum soll ich als Bruder leben? Auch ohne die Gelübde, die nur Probleme bereiten, kann ich ganz als Marist leben.“)

Die persönliche Krise von Brüdern kann verstärkt werden angesichts der Frage nach dem Sinn ihres Lebens als Bruder und den Sinn ihrer Arbeit.

Es droht eine Verschmelzung mit der Identität eines Laien. Man neigt dazu, etwas Fremdes für sich einzunehmen und das, was für die eigene Identität spezifisch ist, verblassen zu lassen.

Das Ordensleben wird seinen prophetischen Charakter verlieren und seine Aufgabe, „die lebendige Erinnerung daran, was die Kirche sein sollte“ zu bleiben (Frater Séan Sammon).

Die Kirche wird um eine alternative, zusätzliche Art der Berufung ärmer.

Ohne die Neuerschaffung der grundlegenden Bedeutung der Taufe

wird die Identität als Bruder sich der Klerikalisierung zuwenden, indem sie klassenspezifische Privilegien sucht, die uns vom Rest der Kirche und der weltweiten Gemeinschaft der Menschen trennen,

oder sie wird sich einer Säkularisierung zuwenden, indem sie ihre Begründung in Aktion, Effektivität, Verfügbarkeit und Beziehungen sieht.

1.4. Der Weg voraus

Indem wir die Tendenzen von Institutionen und religiösen Bewegungen beobachten, könnten wir verschiedene Wege beschreiten, um diese noch nicht entdeckte oder geschwächte Identität ausfindig zu machen:

1. Die Kommunität als grundlegender Bezugspunkt, der bei ihren Mitgliedern ein Bewusstsein dafür schafft, durch reichhaltige menschliche Beziehungen dazu zu gehören.

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2. Ein intensives Gebetsleben und die Betrachtung des Wortes Gottes, die uns immer mehr zu Menschen Gottes machen.

3. Eine Mission, die ihr Ziel immer mehr in der Solidarität sieht, indem man verfügbar für jede Aufgabe ist, besonders in äußerst extremen Situationen, und bereit Risiken einzugehen.

4. Die Radikalität eines einfachen und bescheidenen Lebens, das sichtbar ist in der Art der Kleidung, der Nahrung, der Arbeit, der Wohnung und dessen Zeugnis die Menschen aufrüttelt.

5. Öffentliche Sichtbarkeit durch äußere Zeichen, die unsere Verbindung mit der Transzendenz zum Ausdruck bringen (Ordenskleid, Symbole, Handlungsweisen, Gesten, Freizeitaktivitäten).

6. Identifikation mit Modellen aus unserem Institut (Gründer, erste Brüder, Märtyrer) und mit dem ganzen maristischen Erbe.

Wahrscheinlich sind alle diese Wege notwendig, aber welcher ist der beste für den Anfang?

Jede dieser Annäherungen kann gelebt werden mit dem Wunsch nach Selbstbestätigung, die von anderen unterscheidet; und wenn es nur darum ginge, müsste der Wert für die Identität in Zweifel gezogen werden. Können wir Haltungen der Selbstbestätigung in uns selbst ausfindig machen und diese anderen mitteilen?

Wir wissen, dass die Bereitschaft zum Dialog mit anderen Formen der Berufung in der Kirche eine absolute Notwendigkeit ist, denn die Identität eines jeden wird in der Beziehung mit anderen gelebt und kann nur so wachsen. Wie können wir einen Dialog innerhalb der Kirche über das Gott geweihte Leben fördern, wobei die Berufung des Ordensbruders ihre spezifische Bedeutung innerhalb der Gemeinschaft der Kirche behält?

Das Phänomen des Ordensbruders als ein Mann, der durch Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam Gott geweiht ist, reicht weit über die Realität der katholischen Kirche hinaus. Es kommt vor in verschiedenen christlichen Kirchen und in den großen Weltreligionen. Welche Ängste steigen in mir auf angesichts von Gläubigen anderer Religionen? Was sagt mir mein Herz, wenn ich so viele buddhistische und orthodoxe Mönche sehe, die sich ganz der Meditation und der Solidarität mit denen, die leiden, widmen?

1.5. Der entscheidende Faktor

Die Berufung zum Bruder besaß in den Orden vor dem 19. Jahrhundert ein genau definiertes Profil. Neugründungen wie die von Jean Baptiste de La Salle und Pater Champagnat führten zusammen mit anderen Gründungen dieser Zeit zu einem grundsätzlichen Wechsel, indem sie den Christen eine neue Interpretation der in dieser Zeit gültigen Werte, wie Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, anbot.

Heute sind wir Zeugen einer kulturellen Wende von epochaler Bedeutung, die man mit der in der Zeit der Gründung des Instituts vergleichen kann. Nichts ist von diesem Wechsel ausgenommen. So werden viele Dinge absterben und andere werden neu entstehen. Einige werden überleben, wenn auch in veränderter Weise. Wir fragen uns: Welches Profil eines Ordensbruders bietet Möglichkeiten für eine Zukunft?

In diesen Zeiten der Veränderung sind die schwächsten Gebilde die am meisten verwundbaren, aber gerade deshalb können sie auch am meisten flexibel sein. Für das Überleben ist die Fähigkeit zur

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Anpassung entscheidend. Vor uns liegt die Herausforderung, das Bild des Ordensbruders zu entdecken, das von der Kirche und einer neuen Welt, die im Entstehen ist, gebraucht wird. Wir müssen gewiss die Tiefen dessen ausloten, was es heißt mehr zu „sein“ als zu „tun“, während wir zugleich wissen, dass nichts in das „Sein“ eintreten kann, ohne das „Tun“.

Die Tatsache, dass wir alle zu den Getauften gehören, sollte uns eine solide Grundlage bieten für unsere Beziehungen mit den Laien. Zur gleichen Zeit aber kann sie der entscheidende Bezugspunkt sein für unser Dasein als Ordensbruder, d. h., sie ist die Quelle, in der unsere Vitalität und die spezifische Bedeutung unserer Gelübde neu belebt werden.

Oder anders ausgedrückt: Gibt es eine besondere Art und Weise, wie der Bruder jedes der drei Gelübde ins Leben umsetzt? Oder: Ist die Art, wie der Bruder die Gelübde lebt, anders als die eines Ordenspriesters? Wenn es so wäre, würde der Bruder ein geringerer Ordensmann sein und hätte weniger Befähigung. Worin besteht die Alternative zu dieser Vorstellung?

Zu den Gelübden: Können wir andere Wege finden, um die spezifische Identität eines Bruders auszudrücken?

Nicht nur in der Theologie werden wir passende Antworten finden, sondern vor allem, wenn wir unsere gelebte Erfahrung als Bruder mit anderen teilen. So werden wir die Antwort, die wir suchen, finden.

2. DIE LAIENMARISTEN

2.1. Gründe für dieses Thema

Trotz der vielfältigen Lebensumstände, in denen die Laienmaristen im ganzen Institut leben, zeigt die einleitende Befragung doch, dass dies ein dringendes und immer wichtiger werdendes Thema ist. Das erste damit verbundene Problem ist das der Identität. Diese wird nicht nur definiert durch das, was sie ist, sondern auch, und dies immer mehr, durch die Beziehungen, die sie mit anderen herstellt. In diesem Sinn trifft sich die Überlegung über die Identität eines Bruders direkt mit der eines Laienmaristen und umgekehrt.

Die Tatsache, dass die Berufung der Laien eng verbunden ist mit dem maristischen Charisma lädt uns dazu ein, unsere eigene Berufung aus einer neuen Perspektive zu sehen, und zwar als ein Geschenk für die ganze Kirche, und die Laien in ihrer Mission, ihrer Spiritualität und ihrem Ausdruck des Lebens in Brüderschaft zu begleiten. Durch die Heiligsprechung von Marzellin Champagnat hat die Kirche den Gründer als Teil ihres universalen Erbes anerkannt, d. h., dass seine Bedeutung nicht mehr begrenzt ist auf einen engen Kreis von Ordensmännern.

Laienmaristen haben den Wunsch, noch tiefer am Leben der Brüder teilzunehmen. Das Wesen dieser Teilhabe hängt zum großen Teil von der Person der Teilnehmenden ab und von ihren Erwartungen. Bei den Brüdern gibt es solche, die die Laien gern in bestimmter Distanz wissen wollen, als Menschen, die sich nicht einmischen. Die meisten aber wollen ihre Gegenwart, selbst wenn sie nur symbolisch wäre, und rechnen mit ihrer Unterstützung und aktiven Teilnahme als gleichberechtigte Partner. Und schließlich gibt es auch diejenigen, die sie immer als Animatoren, Berater und Organisatoren vorziehen würden.

Ein weiterer Punkt ist die Suche nach einer Art von formaler Verpflichtung auf Seiten der maristischen Laien, die eine eigene Form der öffentlichen Darstellung haben sollte (so wie es z. B. bei der Champagnatbewegung in der Maristenfamilie geschieht). Es bleibt weiterhin die Herausforderung, zu erfahren, wie dieses Versprechen in die Vielfalt von maristischen

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Gruppierungen hineinpassen könnte, wenn es wichtige Aspekte des Lebens der Brüder, wie die Ausbildung, ihre Kommunitäten, ihre Berufsbetreuung, die gemeinsame Verantwortlichkeit etc. berührt.

2.2. Historischer Kontext und heutige Situation

In der Kirche

Vor dem Vaticanum II war das vorherrschende Bild der Kirche hierarchisch und klerikal. Wenn man den Dienst der zum Priester geweihten als Grundlage nimmt, dann wurden die Laien auf den letzten Platz verwiesen. Die Berufung und die Mission der Laien schien schlecht definiert und verwirrend, und in den Fällen, dass ihnen eine spezifische Funktion anvertraut wurde, dann waren sie der strengen Überwachung durch die hierarchische Autorität unterworfen.

Nach dem Vaticanum II erscheint die Kirche als eine Kirche der Gemeinschaft, die die Taufe und den universalen Aufruf zur Heiligkeit als die Grundlage jeder christlichen Berufung betrachtet, wobei die Berufung der Laien stark in Erscheinung tritt. Als Beispiel dafür werden wir im folgenden Abschnitt einige Prozesse, die den Wandel im katholischen Westen anzeigt, erwähnen. Sicher gibt es aber auch in den anderen Teilen der Welt Veränderungen, die ihrem eigenen Tempo der Entwicklung folgen.

Als Frucht dieser ersten nachkonziliaren Zeit ergreifen die Laien die Initiative, um ihre eigenen „Bewegungen“ zu schaffen, die offen sind für die Teilnahme der ganzen kirchlichen Gemeinschaft (christliche Basisgemeinschaften, Fokolare, Lopiano, Neukatechumenat, San Egidio, Taizé, Löwe von Juda, Emmanuel, diözesane Gruppen usw.). Die Welt wird als der spezifische Bereich für die Berufung der Laien betrachtet. Zur gleichen Zeit öffnen sich die Orden zur Anerkennung der Laien als Mitarbeiter in ihrer Mission.

Seit Anfang der 90er Jahre erleben wir eine größere Bemühung, eine spezifische Nische für die Laien innerhalb der Kirche zu finden, nicht nur in der Welt. Berufungen und kirchliche Dienste verlieren langsam ihre „Exklusivität“ und werden als Beziehung untereinander gesehen, wie ein Netz, so dass die kirchliche Gemeinschaft nicht länger ein Kompetenzbereich von nur einigen, sondern von allen ist (und nicht nur für die finanzielle Unterstützung). Das Rundschreiben „Christifidelis Laici“ von Johannes Paul II und die Ansprache bei der Synode am 30. Dezember 1988 versuchen eine Antwort auf diesen Tatbestand zu geben. Die Ordensleute betrachten die Laien immer mehr als Verbündete und „Partner“, auf derselben Basis, besonders bei der Ausübung der Mission, aber langsam werden auch andere Aspekte des Charismas miteinander geteilt: Spiritualität, brüderliche Gemeinschaft, etc.

In den letzten Jahren kam es zu einer Suche nach dem einmaligen Beitrag eines jeden in diesem „kirchlichen Netzwerk“ der Berufung und der kirchlichen Dienste. Man betont mehr die Pluralität der kirchlichen Gemeinschaft, die durch die vielfältigen Möglichkeiten zur gegenseitigen Unterstützung sehr bereichert wird. Nicht nur die Mission, sondern das Charisma als Ganzes wird zum Schauplatz der Begegnung zwischen Orden und Laien und wird von beiden geteilt.

Im Institut

Die klassische Form der Begegnung mit dem, was maristisch ist, war das direkte Ergebnis unserer Arbeit in den Schulen: Schüler, Eltern, Ehemalige.

Die Mitarbeit von Laien im Unterricht und in der Erziehung wurde zuerst als eine unvermeidliche Ausnahme gesehen oder als eine zeitlich begrenzte Situation. Unsere Erfahrung der Arbeit Seite an

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Seite und die Weisung der Kirche in den letzten Jahren haben unsere Augen für die Anerkennung des unerwarteten Geschenks ihrer Gegenwart geöffnet.

In der Mitte der 80er Jahre wurde die Champagnatbewegung der Maristenfamilie ins Leben gerufen. Seit 1993 werden Mitglieder zu den Generalkapiteln und zu vielen Provinzkapiteln eingeladen. Neben den vielen Brüdern, die L’Hermitage besuchen, wird die Zahl der Laien, die dorthin kommen, immer größer und übertrifft sogar die der Brüder. Das Generalkapitel von 2001 entdeckte den Ruf „die Zelte weit zu öffnen.“ Brüder und Laien haben gemeinsam an Gesprächen über die maristische Mission teilgenommen, wie z. B. in Mendes. Und schließlich haben wir versucht, unsere gemeinsame Spiritualität in dem Dokument „Wasser aus dem Felsen“ schriftlich festzuhalten.

2.3. Wenn wir in diesem Bereich nicht vorwärts bewegen, dann können wir die Folgen sehen

In den verschiedenen Regionen des Instituts können wir verschiedene Folgen feststellen, je nach der besonderen Situation, in der sich die Laien dort befinden.

Wenn wir in die Zukunft blicken, dann können wir klar die Dringlichkeit und die Bedeutung einer maristischen Laienschaft, die fest in der Spiritualität und im Charisma Marzellins verwurzelt ist, erkennen.

Ein Mangel an entschiedenen Aktionen in diesem Bereich kann bedauernswerte Folgen haben:

In einigen Regionen nehmen Laien Positionen ein, denn es stehen keine Brüder zur Verfügung, um diese zu besetzen. Aber sie tun dies mit keiner anderen Motivation als derjenigen, die Erben einer Organisation mit einer wertvollen akademischen Tradition zu sein. Es ist offensichtlich, dass Verwaltungsaufgaben ihren Tribut von der Energie dieser Brüder und von den Laien in gleicher Weise fordern mit der Neigung, die Schulen in Unternehmungen zu verwandeln, in denen sich Geld verdienen lässt. Wo dies der Fall ist, werden die Brüder ebenso wie die Laienmaristen verschwinden und mit diesen das maristische Charisma und die maristische Präsenz.

In anderen Regionen, wo eine Vision für Bemühungen um ein größeres Engagement fehlt, werden Routine und Erschöpfung die Laien zum Aufgeben bringen und sie dazu führen, anderswo eine Möglichkeit für eine gelebte Spiritualität und neue Formen, sich mehr zu engagieren, zu suchen. Die Brüder werden isoliert in ihrer kleinen Welt leben, abgeschnitten von der realen Welt, die sie umgibt. Dies ist das Stadium, das der oben beschriebenen Situation vorausgeht, aber noch aufgeschoben ist wegen der großen Anzahl von Personal, das gegenwärtig zur Verfügung steht.

Und schließlich können wir vorhersehen, dass in anderen Regionen des Instituts die Unsichtbarkeit von lokalen Laien in starkem Widerspruch zur Tatsache stehen wird, dass eine immer größere Anzahl von Laien aus anderen Ländern in Projekten mit internationaler Zusammenarbeit tätig sein wird. Wenn es darauf keine passende Reaktion gibt, dann werden diese Regionen wohl die Vorgänge an anderen Orten wiederholen, vielleicht noch schneller.

Können wir die Situation in unserer Region klar erkennen? Sehen wir Alternativen zu den hier beschriebenen Situationen?

2.4. Der Weg voraus

2.4.1. Viele Ordensinstitute setzen sich mit der Stellung der Laien innerhalb ihrer Charismen auseinander.

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Einige ziehen es vor, die Verschiedenheit der Lebensform zu respektieren und klar zu definieren, worin die gemeinsamen Bereiche bestehen, wie die Mission und einige Aspekte der Spiritualität, die aber getrennt gelebt werden.

Andere neigen dazu, das Gemeinsame zu betonen, indem sie die besonderen Merkmale jeder Art der Berufung als eine Form des gleichen Charismas definieren.

2.4.2. Was auch immer für ein Modell man für die Identität eines Laienmaristen benutzen mag, so erscheint doch die Aus- und Weiterbildung als eine entscheidende Notwendigkeit. Immer begründet auf dem Boden des christlichen Glaubens, kann doch die Ausrichtung für die spezifisch maristische Weise der Ausbildung verschiedene Wege einschlagen:

eine Ausbildung, die mehr ein tiefes Verständnis der maristischen Tradition und Spiritualität zum Ziel hat;

eine Ausbildung, die mehr die menschliche und spirituelle Erfahrung betont, die zum Einsatz für das Apostolat führt;

eine Ausbildung, die auf eine professionelle Weiterbildung und die Verbesserung der Effektivität des Unterrichts ausgerichtet ist.

2.4.3. Das Ziel, Mission, Spiritualität und Leben miteinander zu teilen, verlangt die Suche nach verschiedenen Modellen von Kommunitätsleben:

Ein gemeinschaftliches Zusammenleben von Brüdern und Laienmaristen unter einem Dach scheint ein zeitlich begrenztes Experiment zu sein mit dem Ziel, einige spezifische Elemente zu entdecken, zu erfahren und zu leben. Nur eine intensive Suche, die auf vielerlei Erfahrungen gegründet ist, die wohl durchdacht und gut überprüft ist, kann uns einen Weg zeigen für die Bildung von lebensfähigen Kommunitäten aus Brüdern und Laien.

Eher verwirklichbar ist die Schaffung einer gemeinsamen Umgebung, wo gemeinsame Aktionen möglich sind (Gebet, Versammlungen, Freizeit, Mahlzeiten etc.) als eine Art gemeinsam geplante Ausbildung mit dem Ziel, sich gegenseitig dabei zu helfen, im Geist der Gemeinschaft und des gegenseitigen Respekts unsere Identitäten neu zu schaffen.

2.4.4. Schließlich ist es auch notwendig, sich darum zu kümmern, wie die Bereiche, wo diese Entwicklung sich in einem embryonalen Stadium befindet und Schwierigkeiten hat, sich weiter zu bewegen, unterstützt werden können. Da sind jene, die meinen, man solle die Entwicklung nicht vorantreiben, sie sich nach dem eigenen Rhythmus entwickeln lassen je nach dem Reifegrad der Situation. Andere sind der Meinung, dass dies nur eine Verschwendung der Gnade des Augenblicks sei.

Es gibt Alternativen zu diesen Vorstellungen. Welcher neige ich zu und warum?

2.5. Der entscheidende Faktor

Ein wichtiger Bestandteil unserer Identität stammt von den Beziehungen, die wir unterhalten. Solange als es uns nicht gelingt, genaue Beschreibungen der Beziehungen zwischen Brüdern und Laien zu liefern, wird es schwierig sein, Identität zu definieren und die Gegenwart der Laienmaristen in unseren Strukturen zu erklären.

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Es hängt von unserer Antwort auf diese Herausforderung ab, welche Art von Unterstützung wir der Ausbildung, der Art der Mitverantwortung und der Gestaltung gemischter Kommunitäten von Brüdern und Laien zukommen lassen.

Heute wäre es wohl wichtig, zusätzlich zu unseren andauernden Bemühungen um eine Verbesserung der Kenntnisse voneinander und eine gemeinsame Ausbildung, über eine Art von Assoziierung nachzudenken. Die Erfahrung zeigt, dass es schon verschiedene Modelle gibt:

Gemeinsame Wohnung: Brüder und Laien leben in Gemeinschaft, achten die Unterschiede, teilen aber alles gemeinsam und leben ein Kommunitätsleben, das durch gegenseitige Übereinkunft geprägt ist.

Im gleichen Haus werden getrennte Bereiche eingerichtet: Brüder und Laien in Gemeinschaft auf der Basis der gleichen Spiritualität und des gleichen Charismas; sie teilen die gleiche Mission, aber in Verbundenheit, nicht gemischt; die Brüder bilden ihre Kommunität und die Laien bilden ihre Kommunität oder Fraternität.

Leben in getrennten Häusern, aber mit einem gemeinsamen Raum für alle, d. h., Brüder und Laien teilen die gleiche Mission aber nicht notwendigerweise das Leben in einer Kommunität oder Fraternität oder einer anderen Art von Zusammenleben.

Zu welcher Form tendiere ich und warum?

Wenn wir zusammenarbeiten wollen, so sollte dies natürlich in harmonischer Weise geschehen. Es ist nicht eine Angelegenheit der Entscheidung der Brüder, ohne die Laien zu befragen, noch eine einseitige Entscheidung auf Seiten der Laien, der die Brüder folgen sollen.

Immer wieder kommen Zweifel auf, ob wir die Initiative ergreifen sollen und welche Rolle das Institut bei diesem Prozess spielen soll. Auch in Zukunft bleibt das Institut die historische und spirituelle Verbindung zum Charisma von Marzellin Champagnat und die formale Ausdrucksweise ihrer Kontinuität. Die Teilnahme des Instituts ist notwendig, um die Authentizität von anderen Erscheinungsformen zu garantieren, die sich ergeben könnten, ohne notwendigerweise eine führende Rolle dabei zu spielen. Nichtsdestoweniger könnten auch neue Erscheinungsformen entstehen, die von der maristischen Tradition inspiriert, aber völlig unabhängig vom Institut sind. In diesen Fällen wäre das Charisma Champagnats ein Element unter anderen, die zum Entstehen eines neuen Charismas in der Kirche beitragen. Es wäre nicht das erste Mal, das so etwas in der Geschichte des Ordenswesens und der Spiritualität geschehen würde.

3. IM HERZEN DES CHARISMAS: DIE MARISTISCHE MISSION

3.1. Gründe für dieses Thema

Dieses Thema verbindet ähnliche Ideen und Beiträge von allen Gruppen und Regionen, wie aus dem ersten Teil dieses Dokuments zu ersehen ist und es steht auf dem Boden der Überzeugung, dass der Grund, an einer Mission teilzuhaben, die eine Gemeinschaft zusammenführt, eine besondere Spiritualität inspiriert. Wir werden im Folgenden Aspekte darstellen, die unsere Aufmerksamkeit gewonnen haben wegen der positiven Resonanz, die sie hervorgerufen haben oder wegen des großen Nachdrucks, mit dem sie vorgebracht wurden.

3.1.1. Zuerst wollen wir einige sensible Punkte betrachten, die von einer großen Gruppe von Teilnehmern an der einleitenden Befragung erwähnt wurden, die deren wichtigste Anliegen in Bezug auf die Mission reflektieren:

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die Sorge für die Armen und die am wenigsten Begünstigten

die wirkliche Anwesenheit bei den Kindern und Jugendlichen von heute

die Mitverantwortlichkeit der Laien bei der Mission

das Vorhandensein der evangelischen Werte bei unseren Werken und apostolischen Aufgaben

3.1.2. An zweiter Stelle folgen Beiträge, die Elemente unserer Mission darstellen, die wir mit einer gewissen Spannung erleben. Während man nach einem Ausgleich sucht, ist eine Lösng noch nicht erreicht.

Die Spannung zwischen dem Bestreben, eine qualifizierte Erziehung zu leisten und dem Bestreben zu evangelisieren und die Armut zu betonen: Der Wunsch, den heutigen pädagogischen Erfordernissen nachzukommen und die Verantwortung, eine qualifizierte Erziehung und einen qualifizierten Unterricht zu bieten kann einen bestimmten Konflikt auslösen zwischen dem Ausmaß der Evangelisierung und dem Zeugnis der Armut und unserer besonderen Aufgabe, den Armen zu dienen.

Die Spannung zwischen der Verschiedenheit der Aufgaben und der Sichtbarkeit und maristischen Identität bei solchen Aufgaben: Wenn unsere verschiedenartigen apostolischen Aktivitäten nicht klar definierten Richtlinien und Zielen folgen, dann könnte sich das nachteilig auswirken für das Zeugnis und die Identität unserer maristischen Mission, obwohl wir bewundernswerte Beispiele von Selbstaufgabe bei solchen Werken finden können.

Die Spannung zwischen der Situation der Berufe und der Lebensfähigkeit unserer Werke: Die Situation der Berufe bei den Brüdern ist eine Quelle unvermeidlicher Sorgen in Bezug auf die Lebensfähigkeit der Werke, selbst wenn wir ein außergewöhnliches Team von Laien zur Verfügung haben. Der Einsatz von Brüdern in neuen Bereichen der Pastoral zeigt die schwierige Situation einiger unserer Werke und es ist nicht einfach, das Gleichgewicht zu finden.

3.1.3. Schließlich haben wir auch Antworten erhalten, die von neuen Grenzen sprechen, die neue Empfehlungen und Vorschläge anbieten als Ausgangspunkte für eine Überprüfung unserer maristischen Mission heute. Sie stellen sie in Frage und bieten neue Horizonte an. Einige davon stehen im Einklang mit Fragen, die in unserer Gesellschaft auftauchen und sie führen zu einer neuen Sprache und einem neuen Verständnis unserer Mission:

Kinder, die in Gefährdungen aller Art leben Flüchtlinge und vertriebene Menschen Immigranten in Entwicklungsländern Opfer von Umweltkatastrophen Kinder aus zerbrochenen Familien, die psychisch verletzt sind Arbeiter, die ausgebeutet werden Menschenrechte der Kinder Gerechtigkeit für Kinder

In der Vergangenheit ist die Mission der Maristen entstanden mit Katechese oder Nächstenliebe als Ausgangspunkt. Heute erscheint sie in der Form einer Dienstleistung, eines Projekts oder eines Charismas. Nichtsdestoweniger tauchen am Horizont Erscheinungen auf wie Gerechtigkeit und

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Page 28: Champagnat – Instituto de los Hermanos Maristas – Casa ...€¦  · Web viewEs ist offensichtlich, dass Verwaltungsaufgaben ihren Tribut von der Energie dieser Brüder und von

Menschenrechten, und sie bieten neue Bezugspunkte; aus dieser Sicht gewinnt unsere ganze Mission neue Bedeutungsnuancen.

3.2. Historischer Kontext und heutige Situation

In der Kirche

Hier ein kurzer Überblick über die Änderungen in den vier Bereichen, die mit der maristischen Mission verbunden sind:

3.2.1. Mission: In früheren Zeiten hatte nur der Klerus eine Mission, während alle Angelegenheiten im weltlichen Bereich von den Laien erledigt wurden. Diese wurden von jeder religiösen Betrachtungsweise ausgeschlossen. Das Vaticanum II verbriefte die Rechte der Laien als einen Teil der christlichen Mission in seiner ganzen Fülle.

3.2.2. Erziehung: Erziehung und Unterricht wurde über Jahrhunderte als etwas Spezifisches betrachtet, das mit dem Wirken des Klerus verbunden war. Die Kirche bot Unterricht und Erziehung an als ein Mittel für die Katechese. Heute wird dies einfach als ein Menschenrecht gesehen, nicht mehr und nicht weniger.

3.2.3. Evangelisierung: Ursprünglich war das Ziel der Evangelisierung Bekehrung, verstanden als Wechsel der Religion und dieTaufe von Heiden. Heute erinnert sie uns an die Einladung, die vom Evangelium kommt und vor allem durch das hingebungsvolle Zeugnis vermittelt wird, durch unsere Aufgeschlossenheit, mit anderen das kostbare Geschenk, das wir erhalten haben, zu teilen. Das Ganze erhält ein neues Verständnis, wenn man es im Kontext des interreligiösen und interkulturellen Dialogs betrachtet.

3.2.4. Apostolische Werke: Sie hatten für uns den Status einer ergänzenden Funktion, als die Gesellschaft noch keine Lösung gefunden hatte, wie diese Dienste den Menschen angeboten werden sollten. Sobald die Gesellschaft ein eigenes Netzwerk für soziale Dienste schafft, entsteht ein gewisser Konkurrenzkampf im Bereich der apostolischen Werke, die ihr Existenzrecht in einer pluralistischen demokratischen Gesellschaft fordern müssen. Heute aber beginnt sich die kirchliche Gemeinschaft zu fragen, welche prophetischen Herausforderungen diese Werke der Gesellschaft anbieten sollen, bevor sie den Kampf ums Überleben, der von der Marktwirtschaft und der Konsumgesellschaft hervorgerufen wird, beginnen.

Im Institut

Wir wollen zwei Beispiele der Entwicklung im Leben des Instituts betrachten:

Es ist interessant, dass der heute so geläufige Begriff „Mission“ bei den älteren Brüdern praktisch unbekannt war und bei den normalen Überlegungen vor dem Vaticanum II nicht vorkam. An seiner Stelle wurden die Begriffe „apostolisches Werk“ und „pastorale Tätigkeit“ benutzt. „Mission“ und „Missionare“ waren Begriffe, die der Ausbreitung des Glaubens in anderen Ländern vorbehalten waren. Unser erstes Kapitel nach dem Konzil (1968) widmete ein Dokument dem „apostolischen Leben“ – wobei „Mission“ wenig oder überhaupt keine Bedeutung hatte – und noch eines den „Missionen“.

Es genügt, sich einige unserer offiziellen Texte in Erinnerung zu rufen, um die außergewöhnliche Entwicklung in unserem Institut zu verstehen: „Avis, Leçons, Sentences“ (1927), „Das apostolische Leben“ (1968), „Gebet, Apostolat, Kommunität“ (1976). In „In den Fußstapfen von Marzellin Champagnat“ (1998) lesen wir: „Brüder und Laien, die

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zusammen den Samen des Evangeliums aussähen“, und im Beschlussdokument der Versammlung in Mendes (2007): „Unsere Mission, geprägt von unserem reichen spirituellen Erbe, verlangt Erfahrungen der Veränderung, die unsere verschiedenen und gemeinsamen Berufungen entwickeln und verbessern.“ (S. 1)

3.3. Wenn wir in diesem Bereich nicht vorwärts bewegen, dann können wir die Folgen sehen

Die Leidenschaft für die maristische Mission, Jesus bekannt zu machen und dafür zu wirken, dass er von Kindern und jungen Menschen geliebt wird, war das Feuer, das unsere Gründung inspirierte. Unsere Mission wird mit Leben erfüllt, wenn wir sie mit der gleichen Leidenschaft und demselben Feuer leben. Wenn unser Glaube schwach wird und die Vitalität unserer Spiritualität und unseres maristischen Charismas in unserem Leben und unserer Mission schwindet, werden wir nicht länger das Licht und das Salz der Erde für die Jugend von heute sein.

Wie können wir dieses Feuer in unserem Leben und in unserer Mission jeden Tag immer wieder neu entfachen?

Der Ruf Marzellins: „Wir brauchen Brüder!“, ist ein Ruf, den wir heute immer wieder hören, besonders von unseren Laienmaristen.

Selbst wenn die Situation der Berufe nicht überall im Institut dieselbe ist, so sehen wir sicher überall den Mangel an Brüdern, um all das zu vollbringen, was wir gerne möchten. Der fortschreitende Prozess der Veralterung in einigen Regionen verstärkt diese Tatsache. Wenn wir keine kühnen und klaren Entscheidungen treffen, wird uns die Untätigkeit unvermeidlich in die folgenden Situationen bringen, sowohl im Bereich der Personen als auch im Bereich der Werke:

Brüder im Ruhestand: Viele Brüder im Pensionsalter sind nicht auf den Ruhestand vorbereitet und leiden darunter, dass sie das Wirken in der Schule aufgeben müssen. Sie mögen das Gefühl haben, dass sie „von der Mission zurückgetreten sind.“ Indem wir die Gesellschaft nachahmen, könnten wir erfahren, welche Zeit und Möglichkeiten zur freien Verfügung uns dieser Schritt als Individuen eröffnet, aber nicht alle nützen eine solche Freiheit in gleicher Weise. Wie können wir uns gegenseitig helfen, so dass der Ruhestand als eine neue Möglichkeit und eine neue Situation gesehen wird, ein Maristenapostel zu sein, der die heutige Jugend anspricht und inspiriert?

Aktive Brüder: Wenn wir die heutige Entwicklung nicht korrigieren, können wir in eine Situation kommen, wo wir Gefangene der Betriebsplanung werden, ständig damit beschäftigt, für Krankenstationen zu sorgen, verschlagen in ganz persönliche Tätigkeitsbereiche, die kein kollektives Projekt sind, abgeschieden von Kindern und Jugendlichen und von den Armen. Solche Erscheinungen widerlegen alle Argumente für die Berufswerbung.

Überlegen wir einmal folgende Situation: Ältere Ordensfrauen einer bestimmten Kongregation entschlossen sich, einen Platz in öffentlichen Altenheimen zu suchen, damit die jüngeren Schwestern frei sind, sich für die Aufgaben einzusetzen, in denen die älteren bisher gearbeitet haben.

Laien: Wenn diese weiterhin nur „Helfer“ oder Ersatzleute sind, wird es schwierig werden, das Leben und das Werk der Maristen fortzusetzen. „Prothesen verlängern das Leben nicht einfach deshalb, weil sie kein Eigenleben haben.“

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Verschiedene Arten gegenwärtig zu sein: Das fruchtbare maristische Leben wendet sich neuen Horizonten zu. Ohne besondere Führung und entsprechenden Kriterien der Auswahl könnten wir Verpflichtungen eingehen, die unsere humanen Möglichkeiten überfordern. Wenn ein solch gestreutes Arbeitsfeld nicht in die Gemeinschaft eingebunden ist, könnte die Identität und das Bild unserer Mission in der Öffentlichkeit Schaden leiden oder ganz verloren gehen.

Prioritäten in unseren Werken: Ohne eine klare Definition des Ziels unserer Tätigkeiten wird es schwierig werden, der Spirale der Konkurrenz zu entfliehen. Die erzieherische Qualität wird die wirkliche Rechtfertigung eines Werkes sein; die Evangelisation und der Sinn für Solidarität sind dann nur ein „frommer“ Grund, auf die man leicht verzichten könnte.

Die Qualität der Werke: Wenn wir in der Routine gefangen sind und unser Ansehen gesichert glauben, werden unsere erzieherischen, pastoralen und sozialen Dienstleistungen langsam nicht mehr auf der Höhe der Zeit sein.

Planung und Verwaltung der Werke: Wenn wir auf die heutige Weise weitermachen, werden einige Brüder und Laien die Verwaltung von mehr als einem Werk übernehmen müssen. So wird sich dann eine Methode von ferngelenkter Kontrolle und virtueller Verwaltung entwickeln, die uns wiederum von den Menschen entfremdet und ebenso von den jeweiligen Tatsachen und Bedingungen vor Ort.

Lebensfähigkeit von Werken: An einigen Orten könnte das Institut nach und nach die wirkliche Kontrolle über die Verwaltung der Werke verlieren, die juristische Verantwortlichkeit dabei aber beibehalten. Dieser Zustand könnte zu einer Unverantwortlichkeit aller führen, die in seinem Namen leitende Funktionen ausüben, und damit enden, dass die Zukunft dieser Werke bedroht ist.

3.4. Der Weg voraus

Auf dem Gebiet der Mission müssen wir für verschiedene Erwägungen offen sein. An erster Stelle ist es notwendig, darauf zu hören, was der Prozess in Mendes aufgezeigt hat, sowohl auf Provinzebene als auch auf der Ebene des Instituts, Ein Prozess, der aus diesen charakteristischen Merkmalen besteht, sollte uns doch etwas sagen: Welche Bestandteile sehen wir darin, die als Leitlinie für die nächsten acht Jahre dienen können? Brüder und Laien sind in der Lage, zusammen voranzuschreiten bei der Suche nach neuen Möglichkeiten, die uns erlauben, die Lebenskraft der maristischen Mission ständig neu zu schaffen.

Das Thema „Mission“ hängt zusammen mit dem Thema Identität eines Bruders. Die Schwierigkeiten in Bezug auf die Mission, die bei vielen Brüdern auftauchen, wenn sie in den Ruhestand eintreten, sind eine Offenbarung dessen, was uns bei unserem Verständnis der „maristischen Mission“ fehlt. Wo können wir ein Gespür für „Mission“ finden, das unser ganzes Leben umfängt? Welche Alternativen können wir anbieten?

Ein anderer wichtiger Aspekt in Bezug auf die Brüder ist ihre Beziehung zu den Werken. Von Anfang an waren die Werke ein Ausdruck der apostolischen Lebenskraft des Instituts. Es war klar, dass zuerst das Leben der Brüder kommt und dann als Konsequenz die Werke. Nach und nach haben wir als Institut aber immer mehr Aufgaben übernommen, und deren Forderungen haben uns sehr unter Druck gesetzt, so dass das Leben der Brüder bis zu einem extremen Grad ganz solche Aufgaben untergeordnet wurde. Wie oft stellen wir fest, dass man sich mit einer Situation in der Gemeinschaft abfindet, die nicht in geringster Weise positiv ist, aber wegen des Werkes

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aufrechterhalten wird? Welches sind die gegenwärtigen Prioritäten unserer Mission besonders für unsere jüngeren Brüder? Es ist offensichtlich, dass wir für unsere Werke Verantwortung tragen, wir müssen uns aber unserer Grenzen bewusst sein und ein Gleichgewicht herstellen, wenn wir nicht bloß einfache Verwalter unserer Werke werden wollen und nicht mehr.

Wir müssen nach Alternativen zu der Situation suchen, dass immer mehr Verantwortung in immer weniger Händen konzentriert wird. Wir geben Teilbereiche der Verwaltung ab, behalten aber gewöhnlich die letzte Entscheidung uns selber vor, auch auf lokaler Ebene. Gibt es keine Wege, auf der Ebene der Gleichheit diese Verantwortlichkeiten und deren Konsequenzen mit den Laien zu teilen?

Einige der Vorschläge bei der einleitenden Befragung haben mit der Schwierigkeit von vielen von uns und von vielen unserer Einrichtungen zu tun, wenn es darum geht, unsere Mission in einer ernsthaften Übereinstimmung mit der Kirche zu leben. Ebenso wurde festgestellt, dass es auch schwierig ist, uns selbst in befriedigender und wirkungsvoller Weise in die pastorale Planung einer Diözese oder einer anderen kirchlichen Struktur zu integrieren. Sind wir an einem Punkt angelangt, wo wir erkennen, dass wir diese Situation und das Unbehagen, das sie mit sich bringt, analysieren müssen? Verstehen wir wirklich das Wesen unserer Kirche und die wesentliche Bedeutung unserer Zugehörigkeit zu ihr?

3.5. Der entscheidende Faktor

Die Bedeutung der eben aufgeworfenen Fragen und die vieler anderer, die mit der Mission verbunden sind, erlaubt keine schnelle Lösung in Form eines Flickwerks. Wir können nicht weitere acht Jahre warten, bevor wir ernsthafte Lösungen suchen. Wo fangen wir an, wenn es so viele und so verschiedene Fragen gibt?

Die Antwort könnte genau das sein: Diese Vielfältigkeit zeigt, dass im Wesen eine „gemeinsame Vision“ fehlt. Einige unfruchtbare Diskussionen über Mission lassen erkennen, dass unsere Vision oft fragmentarisch ist und sehr abhängig vom individuellen Gesichtskreis oder von der eigenen individuellen Tätigkeit. Unsere Kurzsichtigkeit verringert die Effektivität und die Bedeutung der gemeinsamen Arbeit und das schwächt uns alle.

Daher müssen wir dringend eine gemeinsame Vision entwickeln, die dem weiten Feld der Anwesenheit, welches das maristische Leben kennzeichnet, Kraft, Bedeutung und Wirksamkeit verleiht. Es geht nicht darum, immer mehr hinzuzufügen, sondern darum, nach der Kraft zu suchen, all unsere heutigen Tätigkeiten zu unterstützen und ihnen eine Bedeutung zu verleihen. Auf der Basis dieser gemeinsamen Vision können wir mit größerer Klarheit sehen, wie wir den folgenden Herausforderungen begegnen können: Brüder und Laien in gemeinsamer Mission, Einsatz der Brüder, Brüder im Ruhestand, Beziehung zu unseren Werken, die Zukunft unserer Werke, Verwaltungsstrukturen, Mitverantwortung, ja auch Projekte wie „ad gentes“.

Die gemeinsame Vision sollte viel weiter reichen als nur traditionelle Formeln, wie menschliche Förderung durch Erziehung oder Evangelisierung durch Katechese. Die neue Welt, die im Entstehen ist, verlangt neue Antworten. Können wir eine Richtung vorschlagen?

4. DIE QUELLEN DES CHARISMAS: MARISTISCHE SPIRITUALITÄT

4.1. Gründe für das Thema

Neben all den vielen Vorschlägen zu den Fragen 1 und 2 (Themen und Herausforderungen, und Aktionspläne) haben die Brüder die Quellen der Spiritualität, wie sie sie sehen, explizit dargestellt

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in der Absicht, Frage 3 zu beantworten, die nach den Gründen fragte, die sie veranlassen, weiterhin ihr Leben einzusetzen als Maristenbruder. (Siehe: „Auf dem Weg zum 21. Generalkapitel“, S. 49).

Wir stellen fest, dass das Leben eines Maristen ohne spirituelle Wurzeln keine Existenzberechtigung haben würde. André Malraux sagte etwas Ähnliches: „Das 21. Jahrhundert wird ein religiöses sein oder es wird gar nicht sein.“ Und Karl Rahner: „Der Christ der Zukunft wird ein Mystiker sein oder er wird gar nicht sein.“

Die Erneuerung unseres inneren Lebens kann nicht aufgeschoben werden. Wir wollen die Freude, die ein Leben, das wirklich im Glauben verwurzelt ist, mit sich bringt, neu finden. Neben diesem Bestreben bestehen viele Beiträge, die sensibel machen für die Teilnahme an der maristischen Spiritualität: Das Geschenk der Taufe und das Geschenk Marias neu entdecken, persönliche Begleitung als ein unersetzliches Mittel in einer entpersönlichten Gesellschaft, die gemeinschaftsbildende und apostolische Dimension unserer Spiritualität, Teilnahme am Glaubensleben der kirchlichen Gemeinschaft, Weiterbildung etc. Alle diese Aspekte unseres Maristseins mit einer soliden Spiritualität verlangen andauernde Prozesse. Eine nicht kontinuierlich gepflegte Spiritualität wird uns nicht viel nützen, ebenso wenig wie kurze Perioden intensiver Weiterbildung oder sporadische Gebetszeiten.

Schließlich macht uns die Gegenwart der Laienmaristen offener dafür, die Kraft, den Reichtum und die Attraktivität der maristischen Spiritualität zu erkennen, trotz ihrer von Demut und Bescheidenheit geprägten Erscheinungsform. So hat es nicht den Anschein, dass die innere Kraft einer Spiritualität von öffentlicher Anerkennung abhängig ist.

4.2. Historischer Kontext und heutige Situation

In der Kirche

Drei Erscheinungsformen bestehen zugleich nebeneinander, die in drei Perioden zum Ausdruck kommen:

die traditionelle, die von religiösen Praktiken, Akten der Frömmigkeit und individuellen Andachtsformen geprägt ist,

die moderne, die von Rationalität geprägt ist, die die Spiritualität als eine persönliche Beziehung zwischen Mensch und Gott lebt und wobei die unvermeidliche Integration des Engagements für den Menschen und die Gesellschaft eine Rolle spielt,

die postmoderne, wobei eher ein neuer innerer Raum gesucht wird als bloße Rationalität, und wobei das gefühlvolle Moment und das Intuitive vorherrschen und wobei die Aufmerksamkeit auf den anderen mehr als die auf Strukturen und Gruppen die entscheidende Rolle spielt.

In sogenannten „fortgeschrittenen“ Gesellschaften hat man die Überwindung der Ablehnung Gottes (Atheismus) erreicht und sogar die der Enthaltung (Agnostizismus) mit der Absicht einer diskreten, aber entschlossenen Wiedererweckung auf der Suche nach Spiritualität, besonders einer nicht institutionalisierten.

Im Institut

Als Brüder sind wir Kinder unserer Zeit und wir können unter uns selbst dieselben Empfindungen wahrnehmen. Unsere Texte zeugen davon. Von „Avis, Leçons, Sentences“ aus der ersten Zeit führt

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der Weg zu den Kapitelsdokumenten von 1968 und 1976, in denen ausgedehnte Überlegungen zum Gebetsleben als ein Raum von Beziehungen und persönlicher Integration zu finden sind. Die Bezeichnung „maristische Spiritualität“ war nahezu unbekannt bis zu den Rundschreiben „Die Champagnatbewegung in der Maristenfamilie“ (1991) und „Maristische apostolische Spiritualität“ (1992) von Frater Charles Howard. Sie wurde durch den Begriff „Spiritualität des Instituts“ ersetzt, der auch im Kapitel von 1968 und im Rundschreiben von 1975 von Frater Basilio Rueda besonders zum Ausdruck kam.

Das Kapitel von 2001 enthielt den klaren Aufruf, die Mitte unseres Lebens in Jesus Christus zu suchen. Wir haben gerade das Jahr der Spiritualität erlebt und stehen noch ganz unter dem Eindruck des Dokuments über maristische Spiritualität „Wasser aus dem Felsen“ (2007), das sich zugleich an Brüder und Laien wendet.

In dieser kurzen Periode treten vor allem vielleicht zwei Erscheinungen besonders hervor, die eine starke Auswirkung auf das Leben vieler Brüder gehabt haben:

Der Aufruf des Konzils, zu unseren Ursprüngen zurückzukehren, hat mit ungewöhnlichem Nachdruck zu einer Wiederentdeckung des Gründers und der ersten Brüder geführt.

Die Bereitschaft, auf spirituelle Bewegungen innerhalb der Kirche zu hören, wodurch viele Brüder ihr inneres Leben erneuert haben: Bewegung für eine bessere Welt (mondo migliore) von Pater Lombardi, Taizé, Fokolarebewegung, Charismatische Bewegung, etc.

4.3. Wenn wir in diesem Bereich nicht vorwärts bewegen, dann können wir die Folgen sehen

Ohne Raum, um unsere Spiritualität mit anderen zu teilen, wird die Kommunität immer mehr ein Haus für professionelle Arbeit werden und mit der Zeit ein Heim für Ruheständler.

Ohne Dinge, die wir in unserer gelebten Spiritualität gemeinsam haben, werden sich die Brüder anderswo eine spirituelle Heimat suchen, jeder für sich selbst, ohne etwas aus der maristischen Berufung zu bieten zu haben.

Ohne innige Verbindung zur Mission und damit, wie wir diese Tag für Tag leben , wird unsere Spiritualität leer werden; trotz unserer starken Prinzipien werden unsere Worte dann auch nichts sagend sein.

Ohne Maria, die uns auf unserer inneren Reise begleitet, und in Verbindung mit den uns nahe stehenden Modellen der Heiligkeit, die uns den Weg zeigen, wie der Gründer, die ersten Brüder und die Märtyrer, wird unser spirituelles Streben wenig anzubieten haben, das wir nicht irgendwo sonst finden könnten.

Ohne eine grundlegende und radikale Hinwendung zum Glauben, oder anders gesagt, zur Dimension der Taufe, wird unsere Spiritualität nach unserem eigenen Wohlergehen suchen, nach Erlangung des persönlichen Gleichgewichts. Dies alles ist legitim und beachtenswert, hinterlässt aber eine innere Leere, ist praktisch nur ein Ersatz für eine persönliche Begegnung mit Jesus. Einige Formen einer Suche, Widerstände oder Ausflüchte widerspiegeln nur eine dauernde Glaubenskrise.

4.4. Der Weg voraus

4.4.1. Sollten wir den Nachdruck auf eine Spiritualität im allgemeinen Sinn legen, indem wir besonders aufmerksam sind auf das, was die Kirche vor Ort und die universale Kirche vorschlägt,

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oder wäre es besser, wenn wir eine Spiritualität pflegen, die uns von unserem maristischen Erbe angeboten wird?

4.4.2. Wir können uns selbst fragen: Wann ist es hilfreich, Anregungen für unser spirituelles Leben, die von anderen christlichen Spiritualitäten stammen, zu übernehmen oder wann stellt dies nur eine Ausflucht dar, die unsere Unfähigkeit zeigt, zu den spirituellen Quellen unserer eigenen maristischen Tradition zurückzukehren?

4.4.3. Es ist von Bedeutung, die Gewohnheiten in unserer Kommunität klar zu benennen, die ein Hindernis für die Suche nach gemeinsamen Möglichkeiten für das spirituelle Wachstum der Brüder darstellen. Können wir diejenigen unserer Kommunität ausfindig machen?

4.4.4. Die Gegenwart Marias unter uns ist nicht einfach darauf begrenzt, dass wir die Andacht zu ihr oder die Verehrung eines bestimmten Bildes fördern. Sie ist vielmehr direktes Verbindungsglied zu einer vitalen Weise, Kirche zu sein. Können wir dies durch konkrete Beispiele verdeutlichen?

4.4.5. Es gibt sehr vom spirituellen Leben geprägte Brüder unter uns, die ihre Kommunität peinigen, und sehr gehorsame Brüder, die ihren Aktivismus unter dem Deckmantel einer apostolischen Spiritualität verbergen. Wie können wir uns gegenseitig helfen, unsere spirituellen „Abweichungen“ zu erkennen?

4.5. Der entscheidende Faktor

Die große Verschiedenartigkeit all dieser Elemente der Spiritualität macht es für uns schwierig, das zu sehen, was wesentlich ist, ohne das alles andere irrelevant ist. Wie können wir das Wesentliche innerhalb von so vielen Erscheinungsformen, die alle wichtig und notwendig sind, erkennen?

In einer Welt der Globalisierung werden wir dazu eingeladen, jede Saat, die Gott einer jeglichen Religion oder kulturellen Tradition eingepflanzt hat, ohne Vorurteile zu achten. Spiritualität ist nicht in der Lage, eine Übung der Selbstbestätigung im Vergleich mit dem Übrigen zu werden. Es gilt unbedingt eine lebendige, „ganzheitliche“ maristische Spiritualität zu entwickeln (umfassend und integriert), eine, die ihre Grundlage in einer ernsthaften Option für den Glauben an Christus hat. In unserem Fall trägt diese Entscheidung ein besonderes Siegel: „in der Weise Marias“. Es wäre interessant, miteinander die charakteristischen Merkmale dieser Haltung zu erforschen, denn hier befindet sich das Wesen unseres marianischen Charakters.

Die Annahme, dass die Entscheidung für den Glauben das grundlegende Motiv für unser Auswahlverhalten ist, wird immer problematischer. Es gibt bestimme Anzeichen von außen, die Zweifel aufkommen lassen. Wären wir wohl in der Lage, diese zu erkennen und einander mitzuteilen? Dies ist auf die einfachste Weise in dem Wort des Evangeliums ausgedrückt: „Wenn ihr den Glauben eines Senfkorns hättet....!“ Sind wir bereit, dieses Risiko wirklich einzugehen? Was sind schließlich die Ersätze, die unsere Auswahl und Entscheidungen unterstützen?

In den kommenden Jahren entdecken wir wahrscheinlich neue und sogar bessere Gaben, die in unserer spirituellen Tradition enthalten sind, wenn wir diesen Weg zusammen mit den Laienmaristen gehen. Zusammen werden wir lernen, wie man die verschiedenen Aspekte besser integrieren kann, umso mehr, indem wir einige, die dem Ganzen ernsthaft schaden, herausfinden können. Zusammen werden wir mit größerer Klarheit sehen, was für jeden von uns charakteristisch ist.

B. ANDERE THEMEN ZUR ÜBERLEGUNG UND FÜR DEN DIALOG

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Die einleitende Befragung hat noch andere Probleme und Herausforderungen zum Vorschein gebracht, die von großer Bedeutung sind. Wir stellen sie an dieser Stelle vor, weil wir uns sehr wohl ihrer Bedeutung bewusst sind. Wir betrachten sie aber als Bereiche, die eher in Kursen für die konkrete Verwirklichung behandelt werden sollen, die von den vier Hauptthemen, von denen bisher die Rede war, angeregt werden.

Es sind die folgenden Themen:

Strukturen der Animation und der Leitung Kommunitität Aus- und Weiterbildung Berufspastoral Jugendarbeit Mission ad gentes

Wir bitten Euch, über diese sehr spezifischen Themen gemeinsam nachzudenken und sie in das Gebet hineinzunehmen. Wenn Ihr nicht in der Lage seid, alle zu bearbeiten, so seid Ihr eingeladen, diejenigen auszuwählen, die der Realität Eueres Lebensraumes näher stehen, oder auch andere Themen zu behandeln, die auch wichtig sind, die aber nicht in der Liste erscheinen, da sie nicht von denjenigen, die sich an der einleitenden Befragung beteiligt haben, bestimmt wurden.

Besonders möchten wir empfehlen, dass die Themen von den Organen, die mit ihnen eng verbunden sind, näher behandelt werden: Bildungshäuser, pastorale Animationsteams, Treffen der Kommunitätssuperioren, Provinzialrat etc.

Um die Überlegungen zu vertiefen, könntet Ihr nach den folgenden Schritten vorgehen, die wir schon für die Vorstellung der Hauptthemen benutzt haben:

Gründe, warum das Thema vorgestellt wird Historischer Kontext und heutige Situation Wenn wir uns nicht vorwärts bewegen, dann können wir die Folgen sehen Der Weg voraus Der entscheidende Faktor

Dies ist die vorgeschlagene Methode, aber selbstverständlich könnt Ihr auch eine bessere Methode benutzen und sie der wirklichen Situation bei Euch anpassen.

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TEIL IIIAktionsplan

Der folgende Aktionsplan stellt die zweite Phase unserer Vorbereitungen für das 21. Generalkapitel vor. Diese Phase ist in vier Perioden eingeteilt, je eine für zwei Monate. Diese Perioden sind folgende: Vorbereitung, Zuhören, Echo, Bericht.

Periode 1: Vorbereitung (Januar – Februar 2009)

Die zweite Phase ist ein eigenständiger Prozess. Deshalb ist es notwendig, dass den Mitgliedern des Kapitels, den Brüdern in den Kommunitäten, den Laienmaristen und den jungen Menschen diese Zeit der Vorbereitung eingeräumt wird. Es gibt drei Dokumente, die hilfreich dabei sein können: zuerst das Rundschreiben von Frater Séan Sammon: „Einberufung zum 21. Generalkapitel der Kleinen Brüder Mariens („Neue Herzen für eine neue Welt)“; zweitens das vorliegende Dokument von der Vorbereitungskommission: „Orientierungshilfen für Überlegungen vor dem 21. Generalkapitel“; und drittens der „Bericht des Generalrats“.

Grundsätzlich müssen die einzelnen Verwaltungseinheiten selbst entscheiden, wie sie die zweite Phase planen. Wir betonen jedoch, dass dieser Prozess vor allem die Unterrichtung der Mitglieder des Kapitels zum Ziel hat. Die regionalen Koordinatoren, alle Mitglieder der Vorbereitungskommission, werden Termine für Zusammenkünfte mit den Kapitelmitgliedern in ihren entsprechenden Regionen festlegen, womöglich am Beginn und am Ende des Prozesses, um diesen dabei zu helfen, wie sie diese Phase gestalten sollen. Auch die Homepage wird vor allem in dieser Phase eine wichtige Hilfsquelle sein, da wir Materialien für Andachten, Meditationen, Versammlungen und Ähnliches anbieten wollen.

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Die Kommunitäten der Brüder, die Laienmaristen und die jungen Menschen werden die erwähnten Dokumente erhalten. Sie sollen in einer Atmosphäre des Gebets und der gemeinsamen Überlegung mit dieser Vorbereitung auf die 2. Periode beginnen.

Periode 2: Zuhören (März – April 2009)

Wenn das Stadium der Vorbereitung vollendet ist, werden sich die Mitglieder des Kapitels mit den Gemeinschaften der Brüder, den Laienmaristen und den jungen Menschen treffen, um deren Gedanken über die Dokumente, die sie erhalten haben, zur Kenntnis zu nehmen.

Die entscheidende Aufgabe dabei ist das Zuhören. Wir überlassen es den einzelnen Mitgliedern, wie sie die Treffen mit den verschiedenen Gruppen organisieren. Sie könnten z. B. an jedem Wochenende eine Kommunität oder ein apostolisches Werk besuchen. Sie könnten auch Treffen auf der Ebene eines Landes organisieren. An Zusammenkünften, die in der Provinz schon geplant sind, könnte besonders Zeit für solche Treffen mit den Kapitelsmitgliedern eingeräumt werden. Sie könnten schließlich auch in der Form von Exerzitien oder Gebetstreffen stattfinden, denn der Prozess des Zuhörens ist nicht allein auf die besonderen Treffen beschränkt.

In einigen Bereichen des Instituts könnten regionale Treffen auch der Schauplatz sein, wo der Prozess des Zuhörens stattfindet. Die entsprechenden Regionen könnten auch eine Zusammenkunft der Gruppen, die eine Schlüsselstellung einnehmen, organisieren, die dabei die Mitglieder des Kapitels treffen könnten. Es gibt ein breites Spektrum von Möglichkeiten.

Periode 3: Echo (Mai – Juni 2009)

Nach der Periode des Zuhörens antworten die Kapitelsmitglieder auf die Brüder, die Laienmaristen und die jungen Menschen. Wir schlagen dafür vor, dass jedes Mitglied einen offenen Brief verfasst, worin er seine Eindrücke von dem, was er von den verschiedenen Gruppen in der Provinz gehört hat, mitteilt.

Danach sollen sich die Mitglieder einer Region treffen, um all das auszutauschen, was sie gehört haben. Dies wird ein gegenseitiges Mitteilen über ihre persönlichen Briefe sein, um dann alles, was die Brüder, die Laien und die jungen Menschen sagen, zusammenzufassen.

Das erwartete Ergebnis dieses regionalen Treffens der Kapitelsmitglieder wird ein Brief sein, der die Stimme dieser bestimmten Region sein wird. Dieser sollte die verschiedenen Aspekte für jedes der in diesem Dokument „Orientierungshilfen für Überlegungen vor dem 21. Generalkapitel“ vorgestellten Themen klar definieren.

Dieser regionale Brief muss bis Ende Juni an die Vorbereitungskommission geschickt werden.

Periode 4: Bericht (Juli – August 2009)

Die Vorbereitungskommission wird auf der Grundlage der regionalen Briefe ein Beschlussdokument ausarbeiten. Dieser Prozess bedeutet, dass die hauptsächlichen Aspekte von jedem in dem Dokument „Orientierungshilfen“ genannten Thema aufgelistet und die Prioritäten klar dargestellt werden. Das Ergebnis dieser Bemühung wird ein generelles „Echo“ sein, dass ein Bild von der Situation auf der Ebene des Instituts zeichnet. Dieses Dokument wird dann den Mitgliedern des Kapitels überreicht und wird dann hoffentlich seinen Platz unter den wichtigsten Materialien haben, die man beim 21. Generalkapitel behandelt.

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Was? Wie? Womit? Wer? Wann?Periode 1:Vorbereitung

- Drei Dokumente lesen und überlegen- Die Kapitelsmitglieder unterrichten

- Persönliche Überlegung- Treffen der Kommunität- Rekollektion

- Einberufung zum 21. Generalkapitel der Kleinen Brüder Mariens- Orientierungshilfen für Überlegungen vor dem 21. Generalkapitel - Bericht des Generalrats- Homepage

- Regionale Koordinatoren- Mitglieder des Kapitels- Brüder- Laienmaristen- junge Menschen

Januar – Februar 2009

Periode 2:Zuhören

- Auf die Brüder, die Laienmaristen und die jungen Menschen hören

- Treffen auf Kommunitätsebene- Treffen auf Landesebene- Treffen auf Provinzebene- Treffen auf Regionsebene- Exerzitien- Gebetstreffen

Einrichtungen der Provinz oder Region

- Mitglieder des Kapitels- Brüder- Laienmaristen- junge Menschen

März – April 2009

Periode 3:Echo

- Auf die Brüder, die Laienmaristen und die jungen Menschen antworten- Die wichtigsten Fragen und Prioritäten bestimmen

- Ein offener Brief der einzelnen Kapitelsmitglieder- Regionales Treffen zum Austausch der offenen Briefe - Ein regionaler Brief, der nach Rom gesandt wird

Den oben erwähnten Dokumenten

Mitglieder des Kapitels

Mai – Juni 2009

Periode 4:Bericht

- Die regionalen Briefe sammeln- Das Beschlussdokument schreiben

Treffen Den regionalen Briefen Vorbereitungskommission

Juli – August 2009

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Page 39: Champagnat – Instituto de los Hermanos Maristas – Casa ...€¦  · Web viewEs ist offensichtlich, dass Verwaltungsaufgaben ihren Tribut von der Energie dieser Brüder und von

ZUM SCHLUSSWenn der Herr das Haus nicht baut,

arbeiten die Bauleute vergebens (Psalm 126)

Die Worte dieses Psalms sind uns sehr vertraut. Für den heiligen Marzellin Champagnat waren sie von großer Bedeutung. Oft wiederholte er sie. So wie das Magnificat sind es Worte, die das Herz überfluten lassen, denn sie sind so reich an Bedeutung und eine echte Inspiration für die Zukunft.

Wir wissen, dass er alles, was er im Laufe seines Lebens unternommen hat, in sein Gebet hineingenommen und es Gott empfohlen hat. Ein Beispiel dafür ist die Errichtung von Hermitage. Viele seiner Zeitgenossen hielten ihn für anmaßend. Aber für Pater Champagnat war dieses Projekt zuerst ein Ausdruck des Glaubens. Heute ist es unsere Hermitage. Wir sind stolz auf das, was er in die Wege geleitet hat und wir wollen es zur größeren Ehre Gottes weiterführen.

Unsere Liebe Frau von Einsiedeln, ein abgeschiedener Platz, war ursprünglich gedacht als ein Ort der Ausbildung, der Ruhe, des Gebets, der Arbeit... Es würde ein Ort sein, wo der Gründer seine Brüder einladen könnte, abseits von den vielen Menschen Ruhe zu finden, ein Ort, wo er gerne die Nacht im Gebet verbringen würde, ein Platz, wo er früh am Morgen sich erheben würde, um den neuen Tag Gott anzuvertrauen.

Für Marzellin Champagnat war unsere Liebe Frau von Einsiedeln ein Werk Gottes, für das er all seine Kraft und all seine Energie einsetzte, um den Generationen von Brüdern und Laien einen Ort anzubieten, wo die maristischen Hilfsquellen fließen. Noch immer kann man dort die Felsen finden, die er bearbeitet hat, die Stille der Hügel, die den Platz umgeben, das Wasser des Gier, das er trank und nutzte.

Die Vorbereitung zum 21. Generalkapitel lädt uns ein, selbst diesen kühnen Glauben zu haben, unsere Herzen zu ändern, denn die maristische Mission ist immer in unserer Welt zugegen, in der die Rufe der Kinder und der jungen Menschen nach Erziehung und Evangelisierung noch durchdringender werden.

Möge der Herr, der in der Person Marzellins so große Dinge vollbracht hat, uns den selben mutigen Glauben schenken, einen Glauben, der uns befähigt, das Wesentliche zu erkennen und ohne Zögern in die Vorbereitung des 21. Generalkapitels einzutreten für das Wohl der Kirche und der Welt.

Mit Frater Séan, unserem Generalsuperior, lasst uns den Geist von Hermitage zurückrufen.

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