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Christliche Weltverantwortung Theologische Leitlinien und praktische Umsetzung Dr. Andreas Kusch Micha-Arbeitsgruppe der Deutschen Evangelischen Allianz Frankfurt, 06.10.2006

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Christliche Weltverantwortung

Theologische Leitlinien und praktische Umsetzung

Dr. Andreas Kusch

Micha-Arbeitsgruppe der Deutschen Evangelischen AllianzFrankfurt, 06.10.2006

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Christliche Weltverantwortung

Theologische Leitlinien und praktische Umsetzung

• Gegenwärtige Situation• Historischer Rückblick• Theologische Leitlinien• Perspektive für Micha-Initiative• Gemeinde als Ort der Weltverantwortung• Weltverantwortung, Reich Gottes und Gebet• Internetquellen zum Thema

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Christliche Weltverantwortung- Gegenwärtige Situation -

Gesellschaftliche Dimension des Evangeliums

• „Wir geben ihnen (den Christen) viel Hilfestellung für die Gestaltung ihres persönlichen Glaubenslebens (…). Aber oft versäumen wir es, ihnen von der Bibel her den Blick zu öffnen für die Verantwortung im sozialen und politischen Bereich“.

• „So kommt es dazu, dass das Leben der Jünger Jesu im persönlichen Bereich (…) nach den Maßstäben des Neuen Testamentes verwandelt wird, in den öffentlichen Bereichen aber werden die Meinungen (…), die man von der Öffentlichkeit übernommen hat, als die richtigen – weil selbstverständlichen und gewohnten – angesehen“. (Ulrich Parzany)

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Christliche Weltverantwortung- Gegenwärtige Situation -

Das Evangelium und die Armen

• „Ich bin zutiefst davon überzeugt, (…) wenn wir Evangelikalen stumm bleiben und nicht den Mund für die Armen aufmachen, verlieren wir unsere Glaubwürdigkeit und das Recht, Zeugnis der Liebe Gottes für die Welt zu sein“. (Rick Warren)

• „Wenn unser Glaube nicht zu mehr Mitgefühl, mehr Gerechtigkeit und mehr Liebe führt, dann ist er gefährlich vom Kurs abgewichen. Irgendwo auf dem Weg haben wir den Überblick verloren“. (Rob Bell)

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Christliche Weltverantwortung- Gegenwärtige Situation -

Evangelium, Weltverantwortung, Theologie

• „Was der eine soziale Verantwortung empfindende Pietismus heute braucht, ist nicht Anpassung – weder nach rechts noch nach links -, sondern Buße, Umkehr, so dass Gott für ihn wieder zum beherrschenden Faktor in Leben und Gesellschaft wird“.

• „Der Pietismus braucht … um der ideologischen Abhängigkeit zu entgehen, dringend eine an der Heiligen Schrift orientierte Sozialethik.“ (K.Bockmühl)

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Christliche Weltverantwortung- Historischer Rückblick -

Gelebter Glaube mit Welthorizont

• Philipp Jakob Spener – Vater des Pietismus Armenhaus, Hilfsorganisation für Kriegsopfer, kommu-nale Armenordnung, Plan für staatliche Sozialordnung

• Lord Shaftsbury - „Evangelical of Evangelicals“ gegen Kinderarbeit, Arbeitszeit, Slumsanierung, Wasser- versorgung, Wohnungsbau, Alkoholkontrolle

• William Carey - Vater der modernen Weltmission Impulse für Bildungssystem, Krankenhaus, Gesellschaft für Landwirtschaft, Kampf gegen Witwenverbrennung, Frauenunterdrückung, Infantizid, Kastensystem, Unterstützung Zuckerboykott, Zeitschrift

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Christliche Weltverantwortung- Theologische Leitlinien -

Doppelter Kreislauf der Liebe

• Gott ist Liebe (1.Joh. 4,8).• 1. Kreislauf: Innertrinitarische Liebe

„Die Liebe nun ist die Liebe eines Liebenden und durch die Liebe wird etwas geliebt. Siehe, da sind drei: Der Liebende, das Geliebte und die Liebe“. (Augustinus)

• 2. Kreislauf: Liebe zu Gott u.den Menschen„Gott der Heilige Geist (…), der von Gott hervorgeht, entzündet den Menschen, (…) zur Liebe Gottes und des Nächsten; und er ist selbst die Liebe. Nicht kann nämlich der Mensch Gott lieben, es sei denn aus Gott“. (Augustinus)

• „Zur Liebe beruft die Liebe“. (A. Schlatter)

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Nächstenliebe und Fernstenliebe

• Globalisierung der Liebe Gottes„Im Gebot der Nächstenliebe ist der Einzelne auf seine Verantwor-tung für das Leben des anderen Einzelnen angesprochen. Damit ist zugleich aber auch ein Ansatz zu weitergehender Verantwortung für Gerechtigkeit in der Gemein-schaft, in der wir leben, gegeben, bis hin – nicht erst im Zeitalter der Globalisierung- zur Weltge-meinschaft“. (H. Burkhardt)

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Sohn

H.Geist

Leben

Gott Vater

Seele

Leben

Geist

Mensch Körper

Liebe zu GottLiebe von Gott

Natur

Leben

Gesellsch.,Kultur

Mitwelt Mitmensch

Liebe von Gott Liebe zu Gott

Christliche Weltverantwortung- Theologische Leitlinien -

Leben in Gottes Liebe

• „ Die christliche Ethik muss über die limitierte und - wie in der Tra-dition zumeist - negativ gefasste Ethik des Deka-logs hinausgehen zu einer Ethik der Liebe, die das Doppelgebot der Liebe zu Gott und zum Nächsten ein-prägt“.(K.Bockmühl)

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Anbetung Gottes als Wesenbestimmung

• „Die Anbetung Gottes macht das Zentrum unseres Wesens aus. Wir sind geschaffen, um Gott zu loben.“

• „Gott zu loben mit unseren Gedanken, Worten, mit unserem Handeln und Sein, das werden wir von Ewigkeit zu Ewigkeit tun“.

• „Das soll auch heute unsere vordringlichste Auf-gabe sein, sonntags im Gottesdienst und mon-tags am Arbeitsplatz, im persönlichen Gebet und in unseren persönlichen Beziehungen“. (D. Blöcher)

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Dimensionen der Anbetung Gottes

• Persönliches Leben: „Unser Ziel ist es, Gott die Ehre zu geben und zu erfreuen“. (R. Warren)

• Gemeinschaft der Christen: „Die christliche Gemeinde besteht zu allererst, um Gott anzubeten“. (A.W. Tozer)

• Theologisches Arbeiten: „Theologie ist Doxologie, oder sie ist nicht Theologie“. (H.G. Pöhlmann)

• Mission betreiben: „Anbetung (…) ist Antriebskraft und Ziel der Mission“. (John Piper)

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Individuelle und korporative Liebe

• „Als Subjekt christlichen Handelns im gesellschaftlichen Bereich kommt teils die Gemeinde, teils aber auch und öfter der einzelne Christ oder eine Gruppe von Christen in Frage“.

• Eine Gruppe von Christen kann „spezielle Aufgaben wahrnehmen, für die die Gemeinde als das Ganze ihrer Ämter und Dienste nicht in Anspruch genommen werden darf“. (K. Bockmühl)

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Liebe und Strukturen

• „Soziale Arbeit erschöpft sich aber nicht in bloßer Mildtätigkeit von Fall zu Fall. Wir haben die Verpflichtung, über die Ursachen sozialer Missstände nachzudenken“.

• „Es hat keinen Sinn, immer nur die Folgen von verheerenden Ursachen zu lindern, wenn man nicht nach Möglichkeit auch den Ursachen zu Leibe rückt“. (U. Parzany)

WEA / Lausanner Komitee 1982

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Schöpfungsordnung - Kulturauftrag I

• „Das erste Mandat (…) betrifft die ganze Weite menschlicher Kultur. (…) Es sieht den Menschen in seinen Bedürfnissen als sozio-religiös-kulturelles Geschöpf. Es umfasst sowohl die natürlichen als auch die sozialen Aspekte des Menschen“.

• „Die Kultur soll dem Menschen nützen und Gott ehren“. (George W. Peters)

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Schöpfungsordnung - Kulturauftrag II

• „Das Erhaltungsethos ist also unbedingt Teil der christlichen Ethik.(…) Gottes Schöpfung und des Menschen Auftrag in ihr darf keinesfalls (…) geringgeschätzt werden.“

• „Wir müssen wieder lernen, dass uns nicht nur die Heils-, sondern auch die Erhaltungsordnung in Theorie und Praxis, Lehre und Leben wahr-zunehmen aufgetragen ist“. (K. Bockmühl)

• „Das ist gegen die Super-Evangelischen unter uns zu sagen, die über dem Missionsauftrag Jesu, den sie allein zu kennen vorgeben, den Kulturauftrag Gottes verleugnen“.

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Erlösungsordnung - Missionsauftrag

• „Das zweite Mandat wurde den Aposteln als Repräsentanten der Gemeinde Jesu Christi über-geben und betrifft das ganze Gebiet des Evangeliums“.

• „Der Hauptakzent liegt auf der geistlichen Befreiung und Wieder-herstellung des Menschen, ohne dass sein physisches und soziales Wohl übersehen wird“. (George W. Peters)

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Wichtigkeit der zwei Mandate

• Die Christen „müssen zu der richtigen Ge-wichtsverteilung in Bezug auf die Auf-gaben kommen, die ihnen einerseits im Bereich der Erhaltung der Schöpfung, ande-rerseits im Bereich der Erlösung gestellt sind“. (K. Bockmühl)

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Erkenntnisrahmen für die zwei Mandate

• „Eine christliche Gesinnung ist in der Lage, im Rahmen und unter der Voraussetzung einer christlichen Grundeinstellung jede weltliche Frage im christlichen Sinne zu beantworten“. (Harry Blamires)

• „Die Bibel teilt die Menschheitsgeschichte in vier große Epochen ein (…), die die Geschichte der Menschheit bestimmen: Schöpfung, Sündenfall, Erlösung und Vollendung“. (John Stott)

• „Diese Vierteilung ist der Rahmen, in dem wir alles einordnen können und der uns ermöglicht, unser Wissen zu bewerten und selbst über die kompliziertesten Fragen und Probleme kon-sequent und aufrichtig nachzudenken und eine Antwort suchen zu können“. (John Stott)

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Leben in den zwei Mandaten I

• Orientierung durch Gottesbeziehung, Berufung und Gaben

• „Jeder, der durch Christus zum neuen Leben kommt, wird auch dafür Zeuge sein; ganz egal, wo er steht; ganz egal, in welchem Bereich er schließlich seine Haupttätigkeit findet“.

• „Es gibt verschiedene Gaben, (…) und es gibt verschiedene Nöte dieser Welt. Daraus ergeben sich verschiedene Dienste für die verschiedenen Menschen in der Nachfolge Jesu. Die Frage ist, ob jeder Gott nach seinem Willen für sein Leben fragt und gehorcht“. (U. Parzany)

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Leben in den zwei Mandaten II

• „Nichts auf der Welt (…) ist wertvoller als eine erlösende Beziehung mit Christus. Er schenkt uns das ewige Leben“.

• „Wenn wir unsere Herzen auf den Herrn ausrichten, wird es uns möglich sein, eine biblische Balance zwischen der Evangelisation und der sozialen Veränderung aufrechtzuerhalten“. (Ronald J. Sider)

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Warum das Konzept der zwei Mandate ?

Definitionen von Mission• „Mission bezeichnet (…) all

das, was die Kirche ent-sprechend ihrer Sendung in der Welt tut“. (J. Stott)

• Gefahr: Mission ist Alles und Nichts

• „Mission ist die historische Durchführung von Gottes Heil“. (Georg W. Peters)

• Gefahr: Mission ist entschei-dend, alle anderen Ausdrucks-weisen des Glaubens unwichtig.

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Mission ist ganzheitlich

• Ganzheitliche Mission bedeutet, dass „aus unserer Ver-kündigung soziale Konsequenzen folgen, weil wir die Menschen zur Liebe und zur Buße in allen Bereichen des Lebens ermutigen. Und unser soziales Engagement hat evangelistische Auswirkungen, da wir Zeugnis geben von der verwandelnden Kraft Jesu Christi“. (Micah Declaration)

• Vision Statement der Allianz Mission: „Evangelisation im Rahmen der Sozialdiakonie und Diakonie im Rahmen der Gemeindegründung“.

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Kontinuum der zwei Mandate

Gottesherrschaft – Leben aus dem Evangelium

Schöpfungsordnung - Kulturauftrag

Erlösungsordnung - Missionsauftrag

• unterschiedliche Positionierungen von Missionswerken und christlichen Hilfswerken innerhalb des Kontinuums.

• einander wertschätzen, abstimmen und unterstützen.

• gemeinsame Gottesbeziehung pflegen.

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Bedeutung der Spiritualität

• „Die einen stellen Mission und Evangelisation an den Anfang, andere die soziale Frage, wieder andere die Sorge um die reine Lehre“.

• „Aber wenn das geistliche Leben verkümmert, müssen auch alle anderen Bemühungen scheitern“.

• „Was uns heute im evange-lischen Raum (…) Not tut, ist eine Erneuerung und Förderung der Spiritualität. (…) In der Kirche, ja selbst im Pietismus wird sie vernach-lässigt“. (K. Bockmühl)

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Evangelikale Dokumente: Lausanne 1974

• Die Gerechtigkeit des Reiches Gottes darstellen (Art.5)• Die Gerechtigkeit des Reiches Gottes ausbreiten (Art.5)• Gemeinden gestalten Kulturen um (Art. 10)• Einfachen Lebensstil entwickeln (Art.9)• Nach Gerechtigkeit trachten (Art.5)• Das Böse anprangern (Art. 5)• Nach Befreiung der Menschen von jeder Art

Unterdrückung trachten (Art. 5)• Auflehnen gegen Ungerechtigkeit bei Verstoß gegen

Menschenrechte (Art. 13)• Für Versöhnung sorgen (Art. 5)• Keinen Menschen ausbeuten (Art.5)• Die Würde des Menschen respektieren (Art. 5)• Den Menschen >fördern<, ihm dienen (Art. 5)

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Christliche Weltverantwortung- Theologische Leitlinien -

Evangelikale Dokumente: Manila 1989

• Gottes Liebe sichtbar darstellen (Bekräftigung)• Annehmen derer, die von Gerechtigkeit, Würde,

Nahrung und Obdach ausgeschlossen sind (Bekräftig.)• Verurteilen jeder persönlicher und struktureller

Ungerechtigkeit und Unterdrückung (Bekräftig.)• Einsetzen für religiöse u. politische Freiheit (Bekräftig.)• Sichtbarmachen des veränderten Lebens (Absatz 4)• Prophetisch verwerfen, was nicht mit Gottes Reich

vereinbar ist (Absatz 4): Gewalt (auch institutionali-sierte), Korruption, Ausbeutung, Abtreibung, Nichtbeachtung der Menschenrechte, Schuldenlast, unmenschliche Lebensbedingungen

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Christliche Weltverantwortung- Theologische Leitlinien -

Evangelikale Dokumente: Iguassu 1999

• Für Verantwortliche beten. (Erklärung7)• Sich für Wahrheit und Gerechtigkeit einsetzen. (E7)• Angemessene Antworten auf politische und

wirtschaftliche Systeme (finden).(E7)• Buße tun für angepasstes Verhalten in der Welt.(E9)• Einsetzen für Versöhnung zw. Religionen (Verpfl.5).• Bewusstwerden der ethnozentrischen Bewertung der

Wirtschaftslage. (V11)• Auseinandersetzen mit den Realitäten der Armut.(V11)• Bestätigen des Wertes einer jeden Volkskultur (V11)• Den Mächten Entgegenstellen, die mehr den Mächtigen

als den Armen dienen (V11)• Sich für ökolog. Integrität einsetzen. Einsetzen in Ini-

tiativen zur Bewahrung der Umwelt.(V11)

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Christliche Weltverantwortung- Perspektive für Micha-Initiative -

Micha-Ziel 1: Motivation zum Gebet

• Gebet ist zuallererst die Seinsweise – und nicht eine Aktivität - des Menschen vor Gott.

• „Wir sind Christen in dem Maße, in dem wir dauernd ein Zwiegespräch mit Christus führen“. (K. Bockmühl)

• Weltverantwortung bedarf einer starken Gottes-beziehung und einer lebendigen Spiritualität.

• Vernetzung mit den geistlichen Aufbrüchen im deutschsprachigen Raum

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Christliche Weltverantwortung- Perspektive für Micha-Initiative -

Micha-Ziel 2: Bescheidenerer Lebensstil I

• „In den letzten Jahren materiellen Wohlstands (…) wir haben es getan, wie alle anderen. Der materielle Aufstieg beschäftigte auch uns mit uns selbst. Die Gemeinde Jesu Christi war kein Zentrum (…) das ausgestrahlt hätte“. (K. Bockmühl)

• „ Das Drama der Welt ist nicht, dass sie gottlos ist, sondern dass die Christen gottlos leben”. (U. Parzany)

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Christliche Weltverantwortung- Perspektive für Micha-Initiative -

Micha-Ziel 2: Bescheidenerer Lebensstil II

• Die Zeit ist gekommen, Weichen zu stellen. Die westlichen Industrienationen können nicht in der eingeschlagenen Richtung weiter fahren. Es reicht nicht mehr zu versuchen, den Zug der Wirtschaft einfach in Fahrt zu halten, das eine oder andere zu revidieren und den Komfort der Fahrgäste auf möglichst hohem Niveau zu erhalten. Zu viele Fahrgäste gehen dauerhaft verloren oder können gar nicht erst einsteigen. Zu gross sind bereits heute die Einbussen an Komfort und Tempo und die Kämpfe um das Bestehende, als dass eine friedliche Weiterfahrt garantiert werden kann. (SEA)

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Christliche Weltverantwortung - Perspektive für Micha-Initiative -

Micha-Ziel 2: Bescheidenerer Lebensstil III

• „Wir müssen das Postulat auf einfache Lebens-führung koppeln mit ihrer Steuerung durch den doppelten Auftrag Gottes an die Christen: der Erhaltung von Leben (..) und den Missionsauftrag der Erlösungsordnung: der Erneuerung von Leben“. (K. Bockmühl)

• Biblische Lebenswerte entdecken, Prioritäten entwickeln und visionär gemäß der Werte des Reiches Gottes leben.

• Theologie für alle Lebensbereiche

• Ethik in der Predigt

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Christliche Weltverantwortung- Perspektive für Micha-Initiative -

Micha-Ziel 2: Bescheidenerer Lebensstil IV

• Angst vor „Gesetzlichkeit.“• „Der Leichtsinn des Wohlstands-

lebens wird im Protestantismus schnell soteriologisch mit dem Hinweis auf das Unevangelische einer Werkgerechtigkeit und mit der entsprechenden prinzipiellen Abweisung der Askese begründet“.

• „Die christliche Ethik muss (…) hinausgehen zu einer Ethik der Liebe“.

• „Die Liebe ist es Gesetzes Erfüllung“. (K. Bockmühl)

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Christliche Weltverantwortung- Perspektive für Micha-Initiative -

Micha-Ziel 2: Weltweite Verantwortung I

• Globalisierung der Liebe Gottes„Im Gebot der Nächstenliebeist der Einzelne auf seine Verantwortung für das Leben des anderen Einzelnen angesprochen. Damit ist zugleich aber auch ein Ansatz zu weitergehender Verantwortung für Gerechtigkeit in der Gemeinschaft, in der wir leben, gegeben, bis hin – nicht erst im Zeitalter der Globalisierung – zur Weltgemeinschaft“. (H. Burkhardt)

• Weltverantwortung als Kultur-auftrag und Missionsauftrag

• „Wiedergeburt ist die Voraus-setzung aller christlichen sozialen Verantwortung“. (K. Bockmühl)

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Christliche Weltverantwortung- Perspektive für Micha-Initiative -

Micha-Ziel 2: Weltweite Verantwortung II

• „Dass der Hauskreis und die Bibelstunde zur missionarischen oder diakonischen Dienstgruppe wird, und zwar im Welthorizont – dieses Geheimnis des ursprünglichen Pietismus scheint unserer Zeit abhandengekommen zu sein“.

• „Der Fantasie der Liebe war noch nie eine Grenze gesetzt. Aber wir wissen viel zu wenig davon, was alles unter der Leitung des Heiligen Geistes schon geleistet wurde“.

• „Wir müssen die Vielfalt der Modelle christlichen Dienstes der Gemeinde wieder bewusst machen“. (K. Bockmühl)

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Christliche Weltverantwortung- Perspektive für Micha-Initiative -

Micha-Ziel 2: Weltweite Verantwortung III

• „Von Gruppen bewusster Christen erwarten wir neue praktizierte Formen wahrhaft menschlichen Zusammenlebens“. (K. Bockmühl)

• Rückwirkungen auf die Gesamtgesellschaft.• Vernetzung mit evangelikaler Weltgemeinschaft

• „Unter den Vorteilen des Hörens auf Gott (…) findet sich die Rückkehr von Kreativität und Spontanität“.

• „Von einzelnen Christen dürfen wir gewiss auch wieder Pioniertaten in der Entwicklung menschlicher industrieller Beziehungen erwarten“.

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Christliche Weltverantwortung- Perspektive für Micha-Initiative -

Micha-Ziel 3: Regierungen erinnern

• Lausanner Erklärung „…das Böse anprangern“.

• „Es gibt in der Tat ein >prophetisches Amt der Gemeinde<, das die Bußpredigt gegenüber der Gesellschaft um-fasst“. (K. Bockmühl)

• Aktives Mitwirken von christlichen Politikern, NGOs, gemeindlichen Nachfolgegruppen und einzelnen Christen auf allen politischen Ebenen.

• Advocacy als Anwaltschaft für die Belange der gesell-schaftlich Ausgegrenzten im weltweiten Kontext.

• Milleniumsziele

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Christliche Weltverantwortung- Perspektive für Micha-Initiative -

Micha-Ziel 4: Regierungen helfen

• „Kritische Entwicklungs-partnerschaft“ von Faith Based Organizations (FBOs) und staatlichen Institutionen.

• „Zusammenarbeit ja, soweit die Ziele und die Methoden die gleichen sind, sonst nein“. (K. Bockmühl)

• Schöpfungsordnung und Heilsordnung

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Christliche Weltverantwortung- Perspektive für Micha-Initiative -

Micha-Initiative im deutschen Kontext

Ebenen desmenschlichen

Zusammenlebens

Gottesherrschaft

Erlösungs-ordnung

Schöpfungs-ordnung

Individuum

Gruppe

Gesellschaft

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● deutsche Gemeindefrömmigkeit● weltweite Micah-Initiative

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Christliche Weltverantwortung- Gemeinden als Ort der Weltverantwortung -

Gemeinden und Kirchen sind herausgefordert

• „Die Kirche muss mit ein-greifen in den Kampf um Sozialreformen“. (Karl Heim)

• „Wer die Zukunft verändern will, muss die Gegenwart stören“. (Catherine Booth)

• „Wie können mehr Gemeinden ein wahrheits-getreueres Bild des Himmels werden?- Zunächst müssen wir für Erweckung beten.- Als Zweites brauchen wir eine biblischere Theologie.- Drittens brauchen wir neue Strukturen in den (…)

Gemeinden“. (R. Sider)

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Bedeutsamkeit der Nachfolgegruppen

• „Die Zukunft liegt bei den kleinen, spontanen Gruppen, die die Herrschaft Gottes und die Versöhnung unter den Menschen in den Entscheidungen des Alltags leben.“

• „Kleine Gruppen erneuerter Menschen, … das sind die wirklichen >Neuerer< der Gesellschaft,…. >Neuerer im sozialen Bereich<“.

• „Die Änderung bleibt nicht im Innenleben eines Einzelnen stecken, sondern sie bezieht sich unbedingt jeweils zunächst auf die kleinste soziale Einheit“. (K. Bockmühl)

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Nachfolgegruppen beeinflussen die Gesellschaft

• „Auf diesem Weg können dann … >liberated pockets< entstehen, befreite Gebiete, Flecken menschlichen Lebens, die befreit sind von der Herrschaft der Selbst-sucht und Spaltung, Aktions-gruppen, die ihrerseits in die Gesellschaft ausstrahlen“. (K. Bockmühl)

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Christliche Weltverantwortung- Gemeinden als Ort der Weltverantwortung -

Arbeitsweise der Nachfolgegruppen

• InformationWahrnehmen der Situation mit Gottes Sinnen

• TransformationGottes Sicht der Situation bekommen

• VisionGott zutrauen, die Situation zu ver-ändern

• AktionGottes Führung und Beistand im Tun erwarten

InformationAktion

Vision Transformation

Gottes-begegnung

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Christliche Weltverantwortung- Gemeinden als Ort der Weltverantwortung -

Nachfolgegruppen in der Gemeinde

• Missionsunterstützungskreise• Nachfolgegruppen für die Armen in der lokalen

Kirche/Gemeinde und der politischen Gemeinde• Nachfolgegruppen für die Armen weltweit

Kirche,Gemeinde

säkulareGesellschaft

Hauskreise

diak.,soz.pol.Gruppen

Gruppen bürgerschaftl.Engagements

Missionsunter-stützungskreise

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Entdeckungsprozess der Gemeinde

Tearfund 2005

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Gebet um das Kommen des Reiches Gottes

Vater unser im Himmel.Geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.Dein Wille geschehe,

wie im Himmel, so auf Erden.Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,wie auch wir vergeben

unsern Schuldigern.Und führe uns nicht in Versuchung,sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reichund die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen

Christliche Weltverantwortung- Weltverantwortung, Reich Gottes und Gebet -

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Internet-Quellen zum Thema

• A. Kusch: Christliche Entwicklungsprojekte als Anbetung Gottes www.stoparmut.ch/stoparmut/Hintergrund/

BiblischerHintergrund/Christliche_Entwicklungsprojekte_als_Anbetung_Gottes_A.Kusch.pdf

• A. Kusch: Christliche Weltverantwortungwww.micha-initiative.de/channel.php?channel=47

• A. Kusch: Christliche Weltverantwortung – ein zutiefst evangelikales Erbe www.erf.at/cgi-bin/aktuell.cgi?id=1845

• www.gemeinsam-gegen-Armut.de• www.stoparmut.ch• www.micahchallenge.org• www.christnet.ch

Christliche Weltverantwortung- Internetquellen zum Thema -