Christus zerbricht das Gewehr (1950). Otto Pankok ... · PDF fileTotentanz-Serie von Jean...

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  • Christus zerbricht das Gewehr (1950). Otto Pankok, Holzschnitt, Stadtmuseum Dsseldorf

  • Lebenswege Totentnzeherausgegeben vom Dominikanischen BildungswerkMeister Eckhart Dsseldorf, der EvangelischenKirchengemeinde Ratingen und Wieland Koenig

    Grupello Verlag

    Dsseldorf 2004

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    Wieland KoenigTatort Vorwort

    P. Wolfgang Sieffert O. P.Ein anderes Dsseldorf?

    Ingid BachrSieh da, das Alter

    Nils SeidenstickerUmgang mit dem Psychotrauma:

    Critical Incident Stress Management

    Wilhelm Bergesber das Sterben

    Aus der Sicht eines Krankenhausarztes

    Pfarrer Martin LetschertTrauer als Aufbruch in ein anderes Leben

    Raimund SalmWege der Verabschiedung

    Prof. Dr. Ulrich EibachAktive Sterbehilfe und Beihilfe

    zur Selbstttung Menschenrechte?

    Heinrich JanssenDie Apokalypse

    von Bert Gerresheim in Kevelaer

    P. Willehad Paul Eckert O. P.Totentanz einst und jetzt

    P. Antonin Walter O. P.Otto Pankok in St. Andreas

    Marta Marquez / Stephen HarrisonGedanken zur Winterreise

    P. Antonin Walter O. P.Todesperspektiven Lebensperspektiven

    Autoren

    Bildnachweis

    Inhalt

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  • Totentanz-Serie von Jean Nol Schramm (aus den 80er Jahren), Stadtmuseum Dsseldorf.Die Arbeiten in Mischtechnik sind auf Deckeln von Munitionskisten aus franzsischen Bunkern aufgezogen.

    Der Tod als Flieger (1988). Wandmalgruppe Dsseldorf, Holz, Pappe, Kunststoff bemalt, Stadtmuseum Dsseldorf

  • ihres Weges sich in dieser Knstlichkeitzurechtfinden. Mir fallen hierbei auch derKunstschnee am Rheinufer ein, der zur unpas-senden Jahreszeit zum Wettrennen einldt,oder die grellschreienden Parkbnke abends imHofgarten oder die blendenden Scheinwerfervor den Stufen der Andreaskirche, die denBesucher gefhrden: Schein geht vor Sein.

    Dsseldorfer Entwicklung scheiterte so oft.Darum hing im Ausstellungsraum des Stadt-museums ber das ausgehende Mittelalter(Herzge Willhelm, Johann) der Totentanz vonJ. Schramm: Auf Deckeln von Weltkriegs-Muni-tionskisten gemalte Totengerippe beenden dieLebenswege vom Mittelalter bis heute.

    Im Stadtmuseum war der Ibach-Saal derbevorzugte Veranstaltungsort (Tatort) unsererReihe. Benannt ist er in Erinnerung an Dssel-dorfs berhmten Konzertsaal, in dessen Neben-zimmern noch whrend der Nazizeit heimlichKonzerte mit entarteter Musik stattfanden.Bomben zerstrten diesen Saal. Vergessen wirnicht, da Dsseldorf der Entstehungsort derungeheuerlichen Ausstellung Entartete Musikwar, die von hier aus auf Tournee ging. IhreReproduktion steht in Kisten verpackt im Ma-gazin des Stadtmuseums und harrt auf einestndige Prsentation in unserer Stadt. Zusam-men mit der Ausstellung Jazz in Dsseldorf,die 2003 mit grtem Erfolg im Stadtmuseumgezeigt wurde, wre sie eine hchst willkom-mene Aufklrungs-Bereicherung im stndigenWechsel des schnen Scheins.

    Vor dem Ibach-Saal standen bisher drei Skulp-turen: zwei Bsten und eine Figurengruppe.Die grere Bste ist das Portrt von FrdricChopin, geschaffen von Zofia Wolska. Diesepolnische Knstlerin, die sechs Jahre lang Di-rektorin der Galerie Ars Polona auf der Cita-dellstrae (heute das Polnische Institut) war,schenkte diese Arbeit dem Stadtmuseum beiihrem Abschied von Dsseldorf nach War-schau, unserer Partnerstadt.

    Museen werden von Menschen aus ihrer Zeitheraus, von ihrem Lebensweg aus gemacht. Fr

    S terben, Tod, Lebenswege war das Themaeiner Veranstaltungsreihe mit Vortrgen, Aus-stellungen, Konzerten und Exkursionen, diedas Stadtmuseum Dsseldorf in Kooperationmit dem Dominikanischen Bildungswerk Mei-ster Eckhart (Dsseldorf), der ASG Dssel-dorf und der Evangelischen KirchengemeindeRatingen ab Mrz 2003 durchfhrte. DieseReihe ist wegen des groen Zuspruchs nochnicht beendet, sondern findet ihre Fortsetzungim Dominikanerkloster in Dsseldorf, im Lui-senhospital in Aachen und in der Evangeli-schen Kirchengemeinde Ratingen. P. AntoninWalter O. P., Pfarrer Martin Letschert und ichwaren der Meinung, da eine Publikation desProgramms dieser Reihe, besonders aber derVortrge zur weiteren Auseinandersetzung mitihrem Thema verhelfen knnte.

    In ihrem Mittelpunkt steht der Mensch wie er es auch in der Arbeit eines kulturhistori-schen Museums und der Kirchen tun sollte: seinLebensweg. Das letzte Wegstck des Einzelnenbildet hierbei den Schwerpunkt dieser Reihe.

    Eine Stadt ist geprgt durch ihn und prgtihn, nicht nur mit ihrer Architektur, sondernmit ihren politischen, wirtschaftlichen und al-len anderen Faktoren. Diejenigen, die an derMacht sind, sind dabei besonders zu beachten.Wie eng ihr Wirken, die Realisierung ihrerIdeen auch von Ruin, Krankheit, Sterben, Tod dieser besonders in Gestalt des Krieges be-stimmt werden, haben wir in der GeschichteDsseldorfs unter anderem bei Herzog Wil-helm dem Reichen, seinem Sohn Johann Wil-helm I. (Wahn), bei Kurfrst Johann WillhelmII. (Grenwahn) oder bei den Planungen frdie Schlageter-Stadt Dsseldorf als Wallfahrts-ort des Dritten Reichs gesehen, dessen gro-kotzige Architektur und Stadtplanung zumGlck nicht ausgefhrt wurden. Heute tauchtdas Stadtbild, dominiert durch Konzernbau-ten, abends in viele Brger faszinierende Farb-orgien. Wir denken bei diesem Anblick oft anLebenswege unserer Mitbrger, wie dieseWanderer wohl am Ende eines Tages, am Ende9

    Tatort VorwortWieland Koenig

  • mich 1938 geboren waren der deutscheberfall auf Polen 1939 und die Verbrechender Nazizeit ein Wundmal, seitdem ich wis-send nachdenken und mitfhlen kann. Diedeutschen Nazis wuten, was Chopin frPolen bedeutet. Sein Herz war in einem Pfeilereiner Warschauer Kirche beigesetzt. Die Nazisrissen es heraus, um es zu zerstren. Ein Nach-denklicher warnte, da sie in aller Welt als Bar-baren erkannt wrden. Man gab es der Kirche.

    Die zweite Bste, von Christian Baisch, istdas Portrt des Dsseldorfer, in seiner Zeithochgerhmten Pianisten Karl Robert Kreiten.Er wurde 1943 in Berlin von den Nazis wegeneiner kritischen uerung hingerichtet. WernerHfer, der vielgesehene Frhschoppen-Chefdistanzierte sich in einem kurz darauf erschie-nen Artikel nicht von diesem Verbrechen. DieMutter von Karl Robert Kreiten, deren 90. Ge-burtstag wir noch im Stadtmuseum feierten,wartete vergeblich auf eine Erklrung Hfers.Dieser strzte erst, als der Fall Kreiten aufgear-beitet wurde, wozu auch der Einsatz HeinrichRiemenschneiders mit seinem Theaterstckbeigetragen hat. Heute steht ein Nachgu derKreiten-Bste in der Tonhalle, der Kreis-BsteArno Brekers gegenber. Die letztere hattenDsseldorfer der Stadt geschenkt, mit der Lge,sie stamme aus der Erbauungszeit der Tonhalle(1925). Als das Breker-Werk in der Tonhalle

    stand, ging dieser hin, signierte und datierte esauf 1941, ein Jahr, in dem Kreis Prsident derReichskammer fr Bildende Knste war. Eserhebt sich die Frage, wie man in unserer Stadtmit unserer jngeren Geschichte, die monstrsLebenswege ins Verderben strzte, umgegan-gen ist. Helga Meister hat in ihrem Katalog-beitrag zu unserer Becerra-Ausstellung auf einbesonderes Verhalten in Dsseldorf nach 1945hingewiesen. Es ist uns bewut, da immernoch eine eingehende Bearbeitung dieses Zeit-raumes in Dsseldorf fehlt. Man mu die Seil-schaften benennen und ihre Auswirkungen bisheute verfolgen, vielleicht eine Aufgabe fr dieHeinrich-Heine-Universitt, Stadtforschung.

    Die dritte Skulptur Freundschaft vor demIbach-Saal von der in Dsseldorf lebenden grie-chischen Knstlerin Chryss Brandmarker-Polakizeigt Menschen unterschiedlicher Nationen undRassen vereint. Diese Skulptur ist ein Geschenkin Anerkennung der Arbeit des Stadtmuseumsdurch den griechischen Staat und wurde uns vonunserem groen Freund, dem damaligen Gene-ralkonsul Karl Gadis, bergeben.

    Sie ist natrlich ein Programm, dem derIbach-Saal seit seiner Einweihung 1991 ver-pflichtet war. Dieser Saal ist eine, wenn nichtsogar die wichtigste Abteilung des Instituts:Nicht toten Gegenstnden voller Geschichteoder Geschichten, wie in allen anderen Abtei- 10

    Frdric Chopin. Zofia Wolska, Bronze, Schenkung derKnstlerin 1988 an das Stadtmuseum Dsseldorf

    Karl Robert Kreiten (ermordet 1943). Rudolf ChristianBaisch, Bronze, Stadtmuseum Dsseldorf

  • diese Situation zu konzentrieren. Nicht die Renn-bahn einer Riesenarena oder die Schrglagejngster Hafenarchitektur schwebten uns da-bei als Mausoleen vor.

    Ich hatte ein Erlebnis. 2003 zeigten wir in Aus-stellungen in Warschau, Kattowitz und spterauch im Stadtmuseum Bert Gerresheims Ent-wrfe und Arbeiten zum Edith Stein-Denkmalin Kln. Die Familie dieser von den Nazis er-mordeten Frau stammt aus Oberschlesien, woman ihrer besonders gedenkt. So auch miteinem Theaterstck ber ihr Leben und Ster-ben, dessen Auffhrung uns bei der Erffnungin Kattowitz beeindruckte. Wir luden die Thea-tertruppe in den Ibach-Saal ein. Am Tag ihresGastspiels in Dsseldorf lag ich noch inAachen im Krankenhaus, erhielt aber die Er-laubnis, mit dem Wagen zur Auffhrung zufahren. Als unser Wagen vor 10 Uhr vormit-tags vom Schwanenmarkt nur noch um dieEcke in die Berger-Allee einbiegen wollte, ummich, der ich auf keinen Fall laufen durfte undkeinen Rollstuhl dabei hatte, am Stadtmuseumabzusetzen, wurde uns diese kurze Weiterfahrtvon Aufsichtskrften verweigert, obschon dieStrae leer war: Marathon in Dsseldorf! Ichfuhr nach Aachen zurck, getroffen, aber be-strkt zu dieser Veranstaltungsreihe und dieserPublikation. Allen an diesem Projekt, das im

    lungen des Instituts bot er Raum, sondern denMitmenschen, sei es fr die Auseinanderset-zung mit der Geschichte, der Gegenwart oderfr das Miteinander heute. Die Arbeit in derAbteilung Ibach-Saal wurde vom Museum oftin Kooperation mit den Mitbrgern gestaltetund organisiert, nicht von Gastronomen. Hiertrafen wir auf Lebenswege. Im besonderen Blick-punk