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Nicole Schuster

Schüler mit Autismus-Spektrum-StörungenEine Innen- und Außenansicht

mit praktischen Tipps für Lehrer,Psychologen und Eltern

Mit Geleitworten vonSven Bölte und Rüdiger Kißgen

Mit Federzeichnungen von Daphne Großmann

4., aktualisierte Auflage

Verlag W. Kohlhammer

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4., aktualisierte Auflage 2016

Alle Rechte vorbehalten© W. Kohlhammer GmbH, StuttgartGesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Print:ISBN 978-3-17-031212-8

E-Book-Formate:pdf: ISBN 978-3-17-031213-5epub: ISBN 978-3-17-031214-2mobi: ISBN 978-3-17-031215-9

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Zum Geleit

Geleitwort von Professor Dr. Sven Bölte

Nach »Ein guter Tag ist ein Tag mit Wirsing«, »… bis ich gelernt habe, einenKussmund zu formen« und »Colines Welt hat tausend Rätsel« erscheint mit demvorliegenden Werk ein weiteres wertvolles und anschauliches Buch von NicoleSchuster zum Phänomen Autismus. Schüler mit Autismus-Spektrum-Störungen:Eine Innen- und Außenansicht ist ein gleichermaßen engagierter wie praktischerLeitfaden für hilfreichen Umgang mit autistischen Menschen im schulischenMilieu. Erreichen möchte das Buch sowohl eine bessere und breitere Unterstützungder Entwicklung autistischer Menschen als auch ein harmonischeres Klassenlebenfür alle Beteiligten insgesamt. Auchwenn der Fokus des Buches auf dem schulischenBereich liegt und insbesondere Lehrkräfte ansprechenmöchte, können viele Inhalteeinen deutlich weiterenGeltungsbereich beanspruchen, sodass ich die Lektüre auchAngehörigen, Experten und dem allgemein interessierten Leser ausdrücklich ansHerz legen kann.

Autismus kann mit schwerwiegenden Problemen der Alltagsbewältigung in al-len Lebensbereichen einhergehen. Schule ist ein besonders wegweisender Lebens-bereich und für Kinder oft der erste Schritt in den Ernst des Lebens. Leider ist fürnicht wenige autistische Menschen der Schulbesuch eine Qual. Unter günstigenBedingungen kann Schule aber auch als bereichernd erlebt werden und zur lang-fristig positiven Persönlichkeitsentwicklung beitragen. Auf Seiten der Lehrkräftekommt es ebenfalls vor, dass autistische Schüler sowohl als belastend für denUnterricht erlebt als auch ihre Andersartigkeit und damit auch verbundenenStärken geschätzt werden. Ich denke, die Verbreitung und Wirkung des vorlie-gendenWerkes kann wesentlich dazu beitragen, dass Schule für autistische Schülerein positiv besetzter Ort wird und Lehrer ihren pädagogischen Auftrag mit autis-tischen Kindern gerne und effektiv durchführen.

Tobias ist der Protagonist des Buches, ein prototypischer autistischer Junge mitentsprechenden Schulproblemen. Er hat soziale Schwierigkeiten und solche derSprache und Kommunikation, Wahrnehmung, Aufmerksamkeit und Motorik. Erspielt nicht im eigentlichen Sinn, hat eingeschränkte Interessen, stereotypes Ver-halten, ist unruhig und reagiert des Öfteren aggressiv, laut und unbeherrscht.Tobias’ Verhalten stellt besondere Anforderungen an die Lehrkräfte. Aber waswissen Lehrer über Autismus? Was soll man tun, wenn er unkonzentriert, unmo-tiviert oder desinteressiert wirkt, den Unterricht und andere Kinder stört, aber auchgehänselt und gemobbt wird? Welche Art von Schule soll Tobias überhauptbesuchen: Regelschule, Förderschule? Macht ein Schulhelfer Sinn? Was macht

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autistischen Menschen in der Schule Kummer? Welche konkreten schulischenMomente bergen Zündstoff? Welche Schulfächer liegen Autisten, welche nicht?Was tun bei zusätzlicher Depression und Ängsten? Diese und viele andere Inhaltedeckt das Buch ab und gibt vergleichbar einfach umsetzbare, effiziente Tipps:Sitzordnung gut verwalten, Pausen sinnvoll gestalten, Veränderungen transparenteinführen, Klassenausflüge bewusst organisieren, Regeln stringent vermitteln, so-zial schrittweise eingliedern, Aufforderungen verständlich setzen, Verständnis-schwierigkeiten vermeiden, Klassengröße überdenken, visuelles Denken berück-sichtigen, für Zeitmanagement kompensieren u. v.m.

Vieles am vorliegenden Buch überzeugt mich persönlich und als langjährig imBereich Autismus tätigen Forscher und Kliniker. Zum Beispiel die Sachkenntnisund Bescheidenheit der Autorin. Ihre sachliche, nüchterne, unparteiische Art zubeschreiben, was autistische Menschen und sie Umgebende zum gegenseitigenGewinn anstreben sollten. Ihre Fähigkeit zu »übersetzen«, was für autistische undnicht-autistische Menschen das jeweilige Handeln der anderen bedeutet, sodass estransparent und verstehbar wird. Ganz besonders aber das Prinzip »Vertrauens-vorschuss«, welches Frau Schuster ihren Ausführungen zugrunde legt. Ihre eigeneBiografie hat sie gelehrt, dass es für autistische Menschen immer Sinn macht, zuversuchen, sich nach ihren besten Möglichkeiten in die Gesellschaft zu integrieren,da sie dort letztlich irgendwann funktionieren müssen. Dafür bedarf es Mut undAnstrengungen autistischer Menschen und des Vertrauens anderer. Eltern undBezugspersonen sollten nicht aus Sorge um jeden Preis versuchen, autistischeMenschen in einem goldenen Käfig zu halten und bedingungslos zu schützen. AuchMitleid der Umwelt ist fehl am Platz, dagegen sind Verständnis und Unterstützungzielführend. Ich schätze diese Grundhaltung des Buches im Sinne des Förderns undForderns, besonders, weil sie von einer Person geäußert wird, welche die mitautistischem Verhalten einhergehenden Probleme exemplarisch gemeistert hat.

Schüler mit Autismus-Spektrum-Störungen: Eine Innen- und Außenansicht istein einprägsames Buch von hohem Aufforderungscharakter. Ich kann daherabschließend nur viele Leser und Auflagen wünschen.

Prof. Dr. Sven Bölte Mannheim, im August 2009Vorsitzender der WissenschaftlichenGesellschaft Autismus-Spektrum

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Geleitwort von Professor Dr. Rüdiger Kißgen

Menschenmit einer Störung des autistischen Spektrums sind nur dannmiteinandervergleichbar, wenn man die Klassifikationskriterien der Internationalen Klassifi-kation psychischer Störungen (ICD-10) der Weltgesundheitsorganisation für dieTiefgreifenden Entwicklungsstörungen zugrunde legt. Für die dort u. a. vorfind-baren Diagnosen des Frühkindlichen Autismus und des Asperger-Syndroms geltenzum einen bestimmte Besonderheiten. Zum anderen aber verbindet Menschen mitdiesen Diagnosen die Beeinträchtigung in sozialen Interaktionen, ihre Beeinträch-tigung in Kommunikationsmustern sowie ein mehr oder weniger stark einge-schränktes, zuweilen stereotypes, sich wiederholendes Repertoire von Interessenund Aktivitäten. Eine solch kategoriale Betrachtung autistischerMenschen ist aberinsofern nicht unproblematisch, als sich autistische Menschen in der Realität na-türlich erheblich voneinander unterscheiden. Autismus ist ein heterogenes, hochindividuelles Phänomen, bei dem sich – abgesehen von dem gesichertenWissen umdie genetische Verursachung des Syndroms –wenig verallgemeinern lässt. So gibt esnicht den einen autismusspezifischen Therapieansatz, eine immer wieder vorfind-bare spezifische Symptomatik, den klassischen Entwicklungsweg eines autistischenMenschen, die typische Familienkonstellation oder ein vergleichbares Intelligenz-profil. All dies muss bei der Begegnung mit einem autistischen Menschen indivi-duell erschlossen werden. Dies trifft auch zu, wenn ein autistisches Kind in dieSchule kommt.

Die Ausgangslage für die Beschulung autistischer Kinder ist in Deutschland sehrheterogen. Dies liegt zum einen daran, dass – anders als beispielsweise im anglo-amerikanischen Sprachraum – kein Angebot an Spezialschulen besteht. AutistischeKinder und Jugendliche besuchen in Deutschland die bestehenden Regel- undFörderschulen. Diese unterliegen aufgrund der föderalistischen Strukturen bun-deslandspezifischenRahmenbedingungen, diemit einem gewissen Spielraum in denverschiedenen Regierungsbezirken umgesetzt werden. Die Schulen selbst entwi-ckeln auf dieser Basis für die einzelnen Unterrichtsfächer ihre didaktischen Kon-zepte, die dann wiederum von den Lehrpersonen in den Klassen individuell inter-pretiert und angewendet werden. Das universitär verankerte Lehramtsstudium inDeutschland sieht in den jeweiligen Curricula für die unterschiedlichen Förder-schultypen keine Lehrveranstaltungen zum Thema Autismus verpflichtend vor.Dies bedeutet für die Schullaufbahn eines autistischen Kindes, dass eine hoheWahrscheinlichkeit dafür besteht, immer wieder auf Lehrpersonen zu treffen, dieüber die Komplexität autistischer Spektrumsstörungen und die damit verbundenenindividuellen Erfordernisse nicht informiert sind. Berücksichtigt man, dass dieInstitution Schule die einzige Institution ist, die autistische Kinder und Jugendlichedurchlaufen müssen, dann werden unter den aktuellen Voraussetzungen jahrelangChancen für eine kompetente professionelle Begleitung dieser Kinder und Ju-gendlichen vertan. Selbst wenn in einem Bundesland oder in einer Kommune dieintegrative Beschulung autistischer Kinder propagiert wird: Was nutzt dies, wennLehrpersonen oder Schulbegleitungen nicht angemessen über das Störungsbildinformiert sind? Natürlich kann ein autistisches Kind mit etwas Glück auf eineLehrperson treffen, die sich während ihres Studiums mit dem Thema Autismus

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beschäftigt hat und möglicherweise über Praxiserfahrungen mit betroffenen Kin-dern und ihren Familien verfügt. Dies aber ist nicht die Regel und rein zufälligbedingt.Wünschenswert wäre es, Informationen zu den Störungen des autistischenSpektrums in die Lehramtsstudiengänge verpflichtend aufzunehmen. Bereits beinicht-autistischen Kindern kommt es hinsichtlich der schulischen Leistungen dar-auf an, ein ausgewogenesMaß zwischen einer Unter- undÜberforderung zu finden,welches sich motivierend auf die Lernbereitschaft der Kinder auswirkt. Dies ist beiautistischen Kindern nicht anders. Anders als bei nicht-autistischen Kindern sindaber hier die besonderen störungsbedingten Probleme der Kinder sowie die resul-tierenden besonderen Anforderungen an die schulischen Rahmenbedingungen unddie Lehrpersonen zusätzlich zu berücksichtigen.

Nicole Schuster setzt sich in ihrem Buch mit diesem Themenspektrum intensivauseinander. Die Besonderheit in der Herangehensweise besteht darin, dass dieAutorin aufgrund ihrer eigenen Geschichte mit der Diagnose des Asperger-Syn-droms in der Lage ist, dem Leser eine Binnenperspektive über das Erleben schuli-scher Situationen durch autistische Kinder zu eröffnen. Dieser neue Blickwinkel aufdie Institution Schule ermöglicht praxisrelevante Einsichten für all jene, die sich fürden Lebensweg autistischer Menschen interessieren. Es ist dem Buch zu wünschen,dass es nicht nur im schulischen Kontext eine breite Resonanz findet.

Prof. Dr. Rüdiger Kißgen Köln, im September 2009Universität zu KölnHumanwissenschaftliche Fakultät

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Vorwort zur 1. Auflage

Das autistische Kind gibt es nicht. Jedes autistische Kind ist anders. Jedesautistische Kind ist eine neue Herausforderung für die Lehrkraft.

Autismus ist als eine tiefgreifende Entwicklungsstörung definiert. Die komplexenStörungen des Zentralnervensystems, die der Behinderung zugrunde liegen, wir-ken sich auf kognitive, sprachliche, motorische, emotionale und interaktionaleFunktionen aus und führen zu Veränderungen im Bereich der Wahrnehmungs-verarbeitung. Symptomatisch steht bei den Betroffenen eine in der Schwere unter-schiedlich stark ausgeprägte Beziehungs- und Kommunikationsstörung im Zent-rum. Das Verhalten von Autisten besitzt häufig einen repetitiven Charakter.

Bestimmte Merkmale autistischer Menschen finden sich auch in der normalenkindlichen Entwicklung wieder. Allerdings ist es so, dass die Verhaltensweisen beinicht-autistischen Kindern meistens nur kurzzeitig auftreten und damit nur einevorübergehende Entwicklungsstufe sind. Bei autistischen Kindern überdauern siehingegen bis weit über den normalen Zeitpunkt hinaus. Ein Beispiel ist die Echo-lalie, das Nachsprechen vonWörtern oder Sätzen. Viele kleine Kinder durchlaufendiese Stufe beim Sprechenlernen. Autistische Kinder können hingegen teilweisenoch alsNeun- oder Zehnjährige durch echolalischeWiedergaben kommunizieren.

Bei Kindern mit Autismus treten typische Entwicklungsschritte der kindlichenReifung oft erst verzögert auf. Die innere Reife und das Verhalten stehen im Wi-derspruch zu dem tatsächlichen Alter des Kindes. Es entsteht ein dem Alter nichtangemessenes Verhaltensbild.

In anderen Bereichen können autistische Kinder schon sehr viel weiter als dieGleichaltrigen sein, zum Beispiel wenn es um Faktenwissen oder um logischesDenken geht.

Diese und viele andere Symptome des autistischen Kindes machen es für Lehr-kräfte schwierig, sich auf die Kinder einzustellen. In der Schule werden Kinder mitAuffälligkeiten aus dem Autismus-Spektrum entsprechend häufig zu einem Pro-blemfall.DievielenFragenundmanchmalauchdieHilflosigkeitderLehrer,dienichtwissen, ob ihre Bemühungen die Kinder überhaupt erreichen, ob sie ihnen gerechtwerden oder ob die Schüler einer ganz anderen Förderung – vielleicht auch garkeiner? – bedürfen, erlebe ich oft bei meinen Fortbildungsveranstaltungen für Leh-rer. Mit diesem Buch möchte ich aus meiner Sicht Antworten geben – aus der Sichteiner jungen Frau, die ihren Autismus jetzt als weitgehend überwunden betrachtet,aber mit dieser Störung sowohl Schule als auch Studium durchlaufen musste.

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Meine Ratschläge sind keine allgemeingültigen Handlungsanweisungen und kön-nen auch nicht für die individuellen Probleme eines jeden Kindes gleich gut geeignetsein. Dennoch hoffe ich, den Lesern mit diesem Buch hilfreiche Einblicke in dieInnenwelt von Schülern mit Autismus geben zu können.

Nicole Schuster Holzkirchen, im August 2009

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Vorwort zur 1. Auflage

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Inhalt

Zum Geleit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

Vorwort zur 1. Auflage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

1 Über Tobias . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

2 Was ist Autismus? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172.1 Kurzer historischer Abriss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172.2 Vergleich Asperger- und Kanner-Autismus,

Begriff »Autismus-Spektrum« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182.3 Wie häufig ist Autismus? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192.4 Erklärungsansätze für das Phänomen »Autismus« . . . . . . . . 202.5 Autismus – Behinderung oder nicht? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222.6 Probleme in der Sensomotorik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

2.6.1 Sensorische Störungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 232.6.2 Motorische Probleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34

2.7 Wie macht sich Autismus im Verhalten bemerkbar? . . . . . . 372.7.1 Allgemeines Verhaltensbild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 372.7.2 Kommunikationsmittel Sprache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 382.7.3 Beziehung zu anderen/Freunden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 422.7.4 Umgang mit Gefühlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 472.7.5 Spielverhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 482.7.6 Spezialinteressen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 492.7.7 Unruhe und übermäßige Aktivität . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50

3 Gute Rahmenbedingungen schaffen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 533.1 Was wissen Lehrer über Autismus? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 533.2 Autismus und Inklusion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 553.3 Voraussetzungen für Inklusion in der Schule . . . . . . . . . . . . . . 56Exkurs: Wollen Autisten Inklusion? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 573.4 Tipps für Lehrer: Wie kann Inklusion gelingen? . . . . . . . . . . 573.5 Nachteilsausgleich: Wann, wie und warum? . . . . . . . . . . . . . . . 58

3.5.1 Wie sieht ein Nachteilsausgleich aus? . . . . . . . . . . . . . . 593.5.2 Noch gut oder nur ausreichend? Die Frage nach

den Noten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 603.6 Allgemeine Probleme und Lösungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61

3.6.1 Sitzordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61

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3.6.2 Strukturierung der Pausen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 633.6.3 Umgang mit Veränderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 653.6.4 Klassenausflüge und Klassenreisen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66

3.7 Soziale Probleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 683.7.1 Versteht zwischenmenschliche »Spielregeln« nicht . . . 693.7.2 Gestik, Mimik und Co: Nichts scheint zu passen . . . 703.7.3 Merkwürdiger Blickkontakt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 723.7.4 Gewalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 733.7.5 Soziale Eingliederung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74Exkurs: Social Training . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 753.7.6 Fantasie vs. mangelnde Kreativität . . . . . . . . . . . . . . . . . 773.7.7 Zwanghafte Gesprächsthemen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77

3.8 Die Wichtigkeit von Regeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 793.9 Angststörungen und andere Begleitstörungen . . . . . . . . . . . . . . 80

3.9.1 Essstörungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 813.9.2 Depressionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 813.9.3 Schlafstörungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 823.9.4 Angststörungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82

3.10 Schulbegleiter: Der/die stille Begleiter/in . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83Exkurs: Sind Schulhelfer für autistische Schüler sinnvoll? . . . . . . . . 843.11 Probleme, sich zu organisieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 863.12 Schwankende Tagesform . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87

4 Allgemeine Probleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 884.1 Verständnisschwierigkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 884.2 Probleme, den Kontext zu erkennen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 894.3 Aufforderungen: Keine Reaktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 904.4 Brennpunkt Gruppenarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 914.5 Ärger mit der Handschrift . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 924.6 Der Frust mit den Buchstaben: Lese- und Rechtschreib-

Schwäche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 934.7 Mündliche Beteiligung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 944.8 Zu große Klasse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 954.9 Aufmerksamkeitsprobleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 964.10 Visuelles Denken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 974.11 Zeitmangel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 994.12 Depressive Störungen: Was tue ich, wenn das Kind nicht

mehr leben will? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1004.13 (Reiz-)Überflutung und »Overload«: Wie reagiere ich? . . . . 100

5 Fachspezifische Probleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1025.1 Mathematik/Naturwissenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1025.2 Deutschunterricht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1035.3 Fremdsprachen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1045.4 Geschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1045.5 Gesellschaftswissenschaften/Soziologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105

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Inhalt

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5.6 Religion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1065.7 Musik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1075.8 Sportunterricht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1085.9 Befreiung von »ungeeigneten« Unterrichtsfächern? . . . . . . . . 110

6 Autisten in der Klasse: Eine Herausforderung für alle . . . . . . . . . . . 1116.1 Peinliches Verhalten im Unterricht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1116.2 Kein Respekt vor dem Lehrpersonal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1126.3 Startschwierigkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1136.4 Die Konzentration geht auf Wanderschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . 1146.5 Reaktionen auf Ablenkungen trainieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1156.6 Entspannung zum Ausgleich: Autogenes Training und Co. 1166.7 Nicht immer dufte: Autismus und Körperhygiene . . . . . . . . . 1186.8 Das andere Geschlecht: Die Sache mit der Liebe . . . . . . . . . . 119

7 Ausflug in die Arbeitswelt: Das Schülerbetriebspraktikum . . . . . . . . 1217.1 Checkliste: Autismus und Praktikum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122

8 Häufige Lehrerfragen und Antworten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1248.1 Wie können Lehrer bei einem Schüler eine Autismus-

Spektrum-Störung erkennen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1248.2 Wie sollen Lehrer reagieren, wenn Eltern bei recht

eindeutigen Symptomen ihr Kind nicht diagnostizierenlassen wollen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124

8.3 Wie sollen Lehrer reagieren, wenn Eltern ihnen zwar dieDiagnose »Autismus-Spektrum-Störung« anvertrauen, aberauch darum bitten, niemandem davon zu erzählen? . . . . . . 125

8.4 Soll man autistischen Schülerinnen und Schülern überhaupthelfen oder sind sie am glücklichsten, wenn man sie inRuhe lässt? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125

8.5 Ein Schüler kommt mir oft zu nahe, mag es umgekehrtaber gar nicht, wenn ich oder eines der Kinder sich ihmannähert. Ist das ein Widerspruch? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126

8.6 Der Schüler ist hochintelligent, aber faul. Er schreibtschlechte Noten, beteiligt sich nicht am Unterricht, weißaber alles. Wie soll ich ihn benoten und dabei seinerBehinderung Rechnung tragen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126

8.7 Soll man einen autistischen, hochbegabten Schüler durchdas Abitur »tragen«? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127

8.8 Sind autistische Kinder immer hochbegabt? . . . . . . . . . . . . . . . 1278.9 Haben autistische Schülerinnen und Schüler häufiger

AD(H)S? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1278.10 Soll man der Klasse von dem Autismus erzählen, den

anderen Eltern? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1288.11 Was tun, wenn das Kind mit der eigenen Behinderung

hadert und wie die anderen sein möchte? . . . . . . . . . . . . . . . . . 128

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8.12 Wie kann man das Kind motivieren? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1288.13 Was tun bei Krisen des Kindes? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1298.14 Was kann man falsch machen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129

9 Das Prinzip des Vertrauensvorschusses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130

Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132

Internet-Links . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136

Wichtige Tipps für Unterricht und Schule auf einen Blick . . . . . . . . . . . . . . 137

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1 Über Tobias

Autistische Menschen teilen bestimmte Gemeinsamkeiten. Das sind vor allemsolche, die durch die medizinischen Diagnosekriterien bedingt sind. Daneben gibtes Unmengen an individuellen Unterschieden, die Menschen mit Autismus-Spek-trum-Störungen zu einer heterogenen Gruppe machen. Oft überwiegen die Unter-schiede sogar die Gemeinsamkeiten. Daher ist es unmöglich, von dem Autistenschlechthin zu sprechen. Auch wenn ich aus meiner eigenen autistischen Kindheitberichte, sind dies immer nur meine persönlichen Erfahrungen mit der Krankheitund ihren Symptomen – so, wie sie sich bei mir gezeigt haben.

Um aber in diesem Buch autistische Schüler mit möglichst vielen Eigenschaftendarzustellen, die in der Realität kaum eine einzelne Person in sich vereinigen kann,habe ich eine fiktive Figur ausgewählt. Den Autisten, den wir in diesem Buchbegleiten werden, habe ich »Tobias« genannt. Tobias ist in der Masse seiner Auf-fälligkeiten repräsentativ für ganz verschiedene Typen von autistischen Schülern.

Tobias ist 14 Jahre alt, hat als Spezialinteresse Comics, ist überaus wahrneh-mungsempfindlich und hat in seiner Klasse keinen einzigen richtigen Freund.

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