Coburg und England · Zum Ballettabend von Martin Chaix und Mark McClain Ganz Coburg bereitet sich...

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1 THEATERZEITUNG FEBRUAR 2019 E ntspannt sitzt er mir an einem Donnerstagmorgen im Café M gegenüber, bestellt sich einen weiteren Espresso – um wach zu werden – und erzählt mir, wie er zum Ballett kam: Aufgewachsen in einer französischen Kleinstadt schickten ihn seine Eltern mit sechs Jahren in die örtliche Ballettschule. Da fühlte er sich zunächst ziemlich fehl am Platz – als einziger Junge unter 150 Mädchen! Dennoch war sich Martin Chaix schon damals sicher, dass es das Richtige ist. „Ich wollte es einfach! Und ich habe mich nicht davon abbringen lassen oder darüber nachgedacht, dass Ballett vielleicht zu „weib- lich“ sein könnte.“ Er ist begabt, mit zwölf Jahren schickt ihn seine Lehre- rin auf die École de Danse de l’Opéra National de Paris, wo er anschließend in das Ballet de l’Opéra National de Paris aufgenommen wird. Es war wie eine Befreiung, erzählt er und nippt an seinem Espresso. Dort habe er die Möglichkeit gehabt, viele großartige Choreografien kennenzulernen und auf einem sehr hohen Niveau zu tanzen. Doch die Kompanie bietet den jungen Tänzern kaum Gelegenheit, sich selbst einmal als Choreograf auszuprobieren. Deshalb entschließt sich Martin, als Solist zum Leipziger Ballett zu wechseln. Dort entwickelt er 2006 seine erste eigene Choreografie und lernt seine Frau kennen. Beide ziehen 2009 nach Düsseldorf, wo sie noch heute leben, und tanzen im Ballett am Rhein unter der Leitung von Martin Schläpfer. Er, aber auch die Cho- reografen Pina Bausch, Marco Goecke und Uwe Scholz haben ihn stark beeinflusst – doch irgendwann müsse man sich von ihnen lösen und seinen eigenen Weg und seine eigene Bewegungssprache finden, meint Martin. Deshalb wagte er 2015 den Sprung ins Ungewisse und arbeitet seither freischaffend als Choreograf. Neben dem Tanz ist auch die Fotografie und der Film eine große Leidenschaft von ihm – und ein Familienerbe, denn bereits sein Großvater und Vater waren als Fotografen tätig. Außerdem würde er sich gern wieder ein Klavier kaufen, auf dem er vielleicht sogar mit seinem kleinen Sohn zusammen spielen könnte. „Fotografie und auch die Musik sind für mich weitere Möglichkeiten, mich als Künstler auszudrücken.“ In Düsseldorf trifft er Bernhard Loges; den Ballettdirektor Mark McClain kennt er noch aus der Leipziger Zeit. Des- halb freut er sich sehr, jetzt zum ersten Mal in Coburg arbeiten zu dürfen: „Es ist eine hübsche Stadt und ein wunderschönes Theater – klein, aber fein!“ Als wir im Zuge des Ballettabends „Very British“ auf seine Bezie- hung zum Vereinigten Königreich zu sprechen kommen, lacht er: Franzosen und Engländer hätten, wahrschein- lich historisch bedingt, ein schwieriges Verhältnis zueinander. Und der Brexit mache die Situation nicht einfacher. Trotzdem freute er sich, als die Einladung nach Coburg folgte und auch darüber, Musik von John Dowland verwenden zu können: „Es sind sehr schlichte und dennoch sehr berührende Songs. Ich kenne sie, 2007 habe ich in einem Ballett von Marco Goecke dazu getanzt und ich freue mich, jetzt selbst Bewegungen dazu entwickeln zu können!“ theaterzeitung 20 19 FEBRUAR BESETZUNG „Lachrymae“ Ballett Coburg | Sängerin Luise Hecht | Gitarrist Christian Rosenau | Philharmonisches Orchester Landestheater Coburg ML Roland Fister | Ch/B Martin Chaix | K Thomas Kaiser „A cup is a cup, is a cup … Eine Gralsgeschichte“ König Arthur - Takashi Yamamoto | Merlin, Zauberer und Berater von Arthur - Sylvain Guillot Lancelot, Ritter der Tafelrunde - Jaume Costa | Gawain, Ritter der Tafelrunde - Angelo Egarese | Perceval, Knappe - Joshua Limmer Morgan le Fay, Zauberin und Arthurs Halbschwester - Chih-Lin Chan | Königin Guinevere, Arthurs Ehefrau - Natalie Franke Kammerzofe von Guinevere - Miki Nakamura | Cundrie, Schwester von Perceval - Yuriya Nakahata Sarah, Maria Magdalenas Tochter - Martina Di Giulio | Maria Magdalena, Josef von Arimathäa, Hofdamen, Soldaten - Statisterie des Landestheaters Coburg | Philharmonisches Orchester Landestheater Coburg ML Roland Fister | Ch Mark McClain | B Frank Olle | K Thomas Kaiser 09 02 19 PREMIERE GROSSES HAUS WEITERE VORSTELLUNGEN 14./24./26. Februar 2019 | 3./15./20./22. März 2019 | 3./11. April 2019 (zum letzten Mal) Albert, Victoria & der Brexit – Ehekrise in Europa? Coburg und England very british I n diesem Jahr steht der 200. Geburtstag von Queen Victoria und ihrem Prinzgemahl Albert von Sachsen-Co- burg und Gotha an – Coburg hat also allen Grund zu fei- ern! Ein Grund mehr für das Ballett des Landestheaters programmatisch den Blick über den Ärmelkanal zu wer- fen. So erklingt an diesem Abend ausschließlich Musik von englischen Komponisten: Im ersten Teil des Abends kombiniert der französische Choreograf Martin Chaix diverse Songs des britischen Renaissance-Komponisten John Dowland mit „Lachrymae“ von Benjamin Britten, 10 Variationen beziehungsweise „Reflections“ über Dow- lands Song „If my complaints could passions move“, die Britten anlässlich des 350. Todestags von Dowland kom- ponierte. Passend dazu verknüpft Martin Chaix gekonnt Elemente des klassischen und des modernen Tanzes zu einer ganz eigenen Bewegungssprache. Im zweiten Teil bringt der Ballettdirektor Mark McClain unter dem Titel „A cup is a cup, is a cup“ eine witzig-ironische Variante der Gralsgeschichte auf die Bühne. König Arthur, die bekannteste britische Sagengestalt, und seine Ritter der Tafelrunde müssen viele Gefahren und Hindernisse über- winden, bevor schließlich der Knappe Perceval den hei- ligen Gral findet. Dazu erklingen die „Pomp and Circum- stance“-Märsche für Orchester von Edward Elgar, von denen der erste mit dem Text „Land of Hope and Glory“ als inoffizielle Nationalhymne Englands berühmt wurde, sowie seine „Enigma-Variationen“, die ihn auch über die Grenzen des Königreichs hinaus bekannt machten. „Tanzen ist meine Leidenschaft“ Ein Porträt von Martin Chaix very british Zum Ballettabend von Martin Chaix und Mark McClain G anz Coburg bereitet sich auf die Feierlichkeiten zum 200-jährigen Jubiläum von Prinz Albert von Sach- sen-Coburg und Gotha und Königin Victoria von Großbri- tannien vor. Prinz Albert ehelichte am 10. Februar 1840 die englische Königin Victoria, beide wurden im Jahr 1819 geboren. Der Ehe entsprangen neun Kinder, durch deren Verheiratung das Haus Sachsen-Coburg und Gotha bis heute mit den meisten Königshäusern Europas ver- wandt ist. Im Jahr 2019 bereitet sich Europa aber auch auf ein einschneidendes Ereignis vor, den Brexit. In einer demokratischen Entscheidung hat sich das Volk in Großbritannien gegen einen weiteren Verbleib in der EU entschieden und es muss nun geklärt werden, wie das zukünftige Verhältnis zwischen Europa und Großbritan- nien ausgestaltet sein wird. Es mutet schon merkwür- dig an, dass genau im Jahr der Geburtstagsjubiläen von Albert und Victoria, die symbolisch für ein Zusammen- wachsen im Europa des 19. Jahrhunderts stehen, eine solche Trennung erfolgt. Schließlich wurde deren Ehe von Alberts Onkel Prinz Leopold von Belgien eingefä- delt, dem selbst die Einigung und das Zusammenwach- sen Europas eine Herzensangelegenheit war – insbe- sondere, um Frieden und Stabilität auf dem europäischen Kontinent zu wahren. Aber vielleicht ist der Brexit auch nur Ausfluss einer kurzen „Ehekrise“ zwischen Europa und dem Vereinigten Königreich, wie sie auch Albert und Vic- toria im ersten Ehejahr durchleben mussten. Sie führte letztendlich zu einer gemeinsamen starken Position des Paares, die Königin Victoria in England auf lange Sicht die Regentschaft sicherte. Somit bleibt die Hoffnung, dass auch die „europäische Ehekrise“ nur von kurzer Dauer ist und letztendlich dazu führt, eine neue Position der gemeinsamen Stärke für die Zukunft Europas zu finden! Gastkommentar Von Hubertus Prinz von Sachsen-Coburg und Gotha Foto: Felix Aarts

Transcript of Coburg und England · Zum Ballettabend von Martin Chaix und Mark McClain Ganz Coburg bereitet sich...

1THEATERZEITUNG FEBRUAR 2019

Entspannt sitzt er mir an einem Donnerstagmorgen im Café M gegenüber, bestellt sich einen weiteren

Espresso – um wach zu werden – und erzählt mir, wie er zum Ballett kam: Aufgewachsen in einer französischen Kleinstadt schickten ihn seine Eltern mit sechs Jahren in die örtliche Ballettschule. Da fühlte er sich zunächst ziemlich fehl am Platz – als einziger Junge unter 150 Mädchen! Dennoch war sich Martin Chaix schon damals

sicher, dass es das Richtige ist. „Ich wollte es einfach! Und ich habe mich nicht davon abbringen lassen oder darüber nachgedacht, dass Ballett vielleicht zu „weib-lich“ sein könnte.“

Er ist begabt, mit zwölf Jahren schickt ihn seine Lehre-rin auf die École de Danse de l’Opéra National de Paris, wo er anschließend in das Ballet de l’Opéra National de Paris aufgenommen wird. Es war wie eine Befreiung, erzählt er und nippt an seinem Espresso. Dort habe er die Möglichkeit gehabt, viele großartige Choreografien kennenzulernen und auf einem sehr hohen Niveau zu tanzen. Doch die Kompanie bietet den jungen Tänzern kaum Gelegenheit, sich selbst einmal als Choreograf auszuprobieren. Deshalb entschließt sich Martin, als Solist zum Leipziger Ballett zu wechseln. Dort entwickelt er 2006 seine erste eigene Choreografie und lernt seine Frau kennen. Beide ziehen 2009 nach Düsseldorf, wo sie noch heute leben, und tanzen im Ballett am Rhein unter der Leitung von Martin Schläpfer. Er, aber auch die Cho-reografen Pina Bausch, Marco Goecke und Uwe Scholz haben ihn stark beeinflusst – doch irgendwann müsse man sich von ihnen lösen und seinen eigenen Weg und seine eigene Bewegungssprache finden, meint Martin. Deshalb wagte er 2015 den Sprung ins Ungewisse und arbeitet seither freischaffend als Choreograf. Neben

dem Tanz ist auch die Fotografie und der Film eine große Leidenschaft von ihm – und ein Familienerbe, denn bereits sein Großvater und Vater waren als Fotografen tätig. Außerdem würde er sich gern wieder ein Klavier kaufen, auf dem er vielleicht sogar mit seinem kleinen Sohn zusammen spielen könnte. „Fotografie und auch die Musik sind für mich weitere Möglichkeiten, mich als Künstler auszudrücken.“

In Düsseldorf trifft er Bernhard Loges; den Ballettdirektor Mark McClain kennt er noch aus der Leipziger Zeit. Des-halb freut er sich sehr, jetzt zum ersten Mal in Coburg arbeiten zu dürfen: „Es ist eine hübsche Stadt und ein wunderschönes Theater – klein, aber fein!“ Als wir im Zuge des Ballettabends „Very British“ auf seine Bezie-hung zum Vereinigten Königreich zu sprechen kommen, lacht er: Franzosen und Engländer hätten, wahrschein-lich historisch bedingt, ein schwieriges Verhältnis zueinander. Und der Brexit mache die Situation nicht einfacher. Trotzdem freute er sich, als die Einladung nach Coburg folgte und auch darüber, Musik von John Dowland verwenden zu können: „Es sind sehr schlichte und dennoch sehr berührende Songs. Ich kenne sie, 2007 habe ich in einem Ballett von Marco Goecke dazu getanzt und ich freue mich, jetzt selbst Bewegungen dazu entwickeln zu können!“

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201 9

FEBRUAR

BESETZUNG„Lachrymae“

Ballett Coburg | Sängerin Luise Hecht | Gitarrist Christian Rosenau | Philharmonisches Orchester Landestheater CoburgML Roland Fister | Ch/B Martin Chaix | K Thomas Kaiser

„A cup is a cup, is a cup … Eine Gralsgeschichte“König Arthur - Takashi Yamamoto | Merlin, Zauberer und Berater von Arthur - Sylvain Guillot

Lancelot, Ritter der Tafelrunde - Jaume Costa | Gawain, Ritter der Tafelrunde - Angelo Egarese | Perceval, Knappe - Joshua LimmerMorgan le Fay, Zauberin und Arthurs Halbschwester - Chih-Lin Chan | Königin Guinevere, Arthurs Ehefrau - Natalie Franke

Kammerzofe von Guinevere - Miki Nakamura | Cundrie, Schwester von Perceval - Yuriya NakahataSarah, Maria Magdalenas Tochter - Martina Di Giulio | Maria Magdalena, Josef von Arimathäa, Hofdamen, Soldaten - Statisterie des

Landestheaters Coburg | Philharmonisches Orchester Landestheater Coburg

ML Roland Fister | Ch Mark McClain | B Frank Olle | K Thomas Kaiser

090219

PREMIERE

GROSSES HAUS

WEITERE VORSTELLUNGEN14./24./26. Februar 2019 | 3./15./20./22. März 2019 | 3./11. April 2019 (zum letzten Mal)

Albert, Victoria & der Brexit– Ehekrise in Europa?

Coburg und England

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In diesem Jahr steht der 200. Geburtstag von Queen Victoria und ihrem Prinzgemahl Albert von Sachsen-Co-

burg und Gotha an – Coburg hat also allen Grund zu fei-ern! Ein Grund mehr für das Ballett des Landestheaters programmatisch den Blick über den Ärmelkanal zu wer-fen. So erklingt an diesem Abend ausschließlich Musik von englischen Komponisten: Im ersten Teil des Abends kombiniert der französische Choreograf Martin Chaix diverse Songs des britischen Renaissance-Komponisten John Dowland mit „Lachrymae“ von Benjamin Britten, 10 Variationen beziehungsweise „Reflections“ über Dow-lands Song „If my complaints could passions move“, die Britten anlässlich des 350. Todestags von Dowland kom-

ponierte. Passend dazu verknüpft Martin Chaix gekonnt Elemente des klassischen und des modernen Tanzes zu einer ganz eigenen Bewegungssprache. Im zweiten Teil bringt der Ballettdirektor Mark McClain unter dem Titel „A cup is a cup, is a cup“ eine witzig-ironische Variante der Gralsgeschichte auf die Bühne. König Arthur, die bekannteste britische Sagengestalt, und seine Ritter der Tafelrunde müssen viele Gefahren und Hindernisse über-winden, bevor schließlich der Knappe Perceval den hei-ligen Gral findet. Dazu erklingen die „Pomp and Circum-stance“-Märsche für Orchester von Edward Elgar, von denen der erste mit dem Text „Land of Hope and Glory“ als inoffizielle Nationalhymne Englands berühmt wurde,

sowie seine „Enigma-Variationen“, die ihn auch über die Grenzen des Königreichs hinaus bekannt machten.

„Tanzen ist me ine Le idenschaft“Ein Porträt von Martin Chaix

very br it ishZum Ballettabend von Martin Chaix und Mark McClain

Ganz Coburg bereitet sich auf die Feierlichkeiten zum 200-jährigen Jubiläum von Prinz Albert von Sach-

sen-Coburg und Gotha und Königin Victoria von Großbri-tannien vor. Prinz Albert ehelichte am 10. Februar 1840 die englische Königin Victoria, beide wurden im Jahr 1819 geboren. Der Ehe entsprangen neun Kinder, durch deren Verheiratung das Haus Sachsen-Coburg und Gotha bis heute mit den meisten Königshäusern Europas ver-wandt ist. Im Jahr 2019 bereitet sich Europa aber auch auf ein einschneidendes Ereignis vor, den Brexit. In einer demokratischen Entscheidung hat sich das Volk in

Großbritannien gegen einen weiteren Verbleib in der EU entschieden und es muss nun geklärt werden, wie das zukünftige Verhältnis zwischen Europa und Großbritan-nien ausgestaltet sein wird. Es mutet schon merkwür-dig an, dass genau im Jahr der Geburtstagsjubiläen von Albert und Victoria, die symbolisch für ein Zusammen-wachsen im Europa des 19. Jahrhunderts stehen, eine solche Trennung erfolgt. Schließlich wurde deren Ehe von Alberts Onkel Prinz Leopold von Belgien eingefä-delt, dem selbst die Einigung und das Zusammenwach-sen Europas eine Herzensangelegenheit war – insbe-

sondere, um Frieden und Stabilität auf dem europäischen Kontinent zu wahren. Aber vielleicht ist der Brexit auch nur Ausfluss einer kurzen „Ehekrise“ zwischen Europa und dem Vereinigten Königreich, wie sie auch Albert und Vic-toria im ersten Ehejahr durchleben mussten. Sie führte letztendlich zu einer gemeinsamen starken Position des Paares, die Königin Victoria in England auf lange Sicht die Regentschaft sicherte. Somit bleibt die Hoffnung, dass auch die „europäische Ehekrise“ nur von kurzer Dauer ist und letztendlich dazu führt, eine neue Position der gemeinsamen Stärke für die Zukunft Europas zu finden!

GastkommentarVon Hubertus Prinz von Sachsen-Coburg und Gotha

Foto: Felix Aarts

2 THEATERZEITUNG FEBRUAR 2019 3THEATERZEITUNG FEBRUAR 2019

Podiumsgespräch zu „4.48 Psychose“In Kooperation mit dem Verein TREES of MEMORY e.V.

„Wir s ind alle verrückt, nur Hunde n icht. “Eine Reise für Groß und Klein ins „Wunderland“ von Anno Schreier

Seit Dezember zeigt das Landestheater in der Reithalle Sarah Kanes (1971-1999) letztes Stück

„4.48 Psychose“ in einer multimedialen Inszenierung. In ihrem posthum uraufgeführten Text gab die britische Dramatikerin in schonungsloser Offenheit die Innenschau einer Depression preis. „Es handelt von einem psychotischen Zusammenbruch. Um das, was mit jemandem passiert, wenn die Grenzen zwischen Wirklichkeit und unterschiedlichen Arten von Phantasie restlos verschwinden. Wenn man den Unterschied nicht mehr benennen kann zwischen wach sein und schlafen. Man weiß nicht mehr, wo man selbst aufhört und wo die Welt anfängt. Es ist alles ein Kontinuum“, so Kane 1999 in einem Interview zu ihrem Stück. In eindringlichen Bildern versteht es Regisseur Axel Sichrovsky die emotionale Dimension und poetische Kraft dieses bildgewaltigen Sprachkunstwerks spürbar zu machen. Sarah Kane fand eine beeindruckende Sprache für den schmerzhaften Verlust der seelischen Unversehrtheit und Souveränität, wie sie mit einer psychischen Erkrankung einhergehen können. Ihr Text ist weit mehr als ein „Abschiedsbrief“

der Autorin, die sich kurz nach Fertigstellung des Textes das Leben nahm. Anlässlich der letzten Vorstellungen von „4.48 Psychose“ veranstaltet das Landestheater in Kooperation mit dem Verein TREES of MEMORY e.V. am Sonntag, 24. Februar um 11 Uhr ein Podiumsgespräch in der Reithalle, bei dem sowohl Fachleute als auch Betroffene zu Wort kommen. Bei jedem vierten Menschen wird im Laufe seines Lebens eine psychische Erkrankung diagnostiziert. Mittlerweile leiden mehr Menschen an psychischen Krankheiten oder mentaler Überforderung als an körperlichen Erkrankungen. Und obwohl sich der öffentliche Diskurs verändert und die Tabuisierung der psychischen Erkrankungen abnimmt, ist der Umgang mit ihrem Krankheitsbild für Betroffene nicht leicht, denn die Angst vor Stigmatisierung sitzt tief und ist leider auch nicht unberechtigt. Hintergründe zu psychischen Erkrankungen wie Depression, therapeutische Ansätze und Suizidprävention sind einige der Aspekte, die im Podium, dem u.a. Iris Pfister und Mario Dieringer (TREES of MEMORY e.V.) angehören, erörtert werden.Der Eintritt ist frei.

3. KammerkonzertEin Hauch von Großbritannien

a l ittle tea partyDas neue Kinderkonzert brühfrisch ab Mitte Februar

Wer kennt nicht das Weiße Kaninchen mit seiner Uhr, das dem Mädchen Alice den Weg ins Wunderland

zeigt? Ungewollt natürlich, denn eigentlich hat es gar keine Zeit, erst recht nicht für kleine Mädchen. Doch Alice folgt ihm hartnäckig, fällt durch ein Kaninchenloch und plötzlich ist alles anders: Großes wird klein, Kleines wird groß. Sie trifft auf eine seltsame Teegesellschaft, den verrückten Hutmacher, eine blues-swingende Grinse-katze, eine rauchende Raupe, die Riesen Dideldum und Dideldei. Hier feiert man seinen Nichtgeburtstag und es gibt Antworten, für die es keine Fragen gibt – im Wunderland ist alles möglich! Ebenso bunt und skurril wie die Figuren, die der Dichter Alexander Jansen dem Kinderbuchklassiker von Lewis

Carroll entnommen hat, ist auch die Musik von Anno Schreier: Sie reicht von Folksongs im Bob Dylan-Stil über Blues-Rock und Jazzklänge bis hin zum Zwölfton-Kontra-punkt, gespielt von dem ungewöhnlichen Ensemble aus Klarinette, Schlagzeug, Akkordeon und Kontrabass. Die drei Sänger schlüpfen innerhalb des einstündigen Song-zyklus in nicht weniger als 20 verschiedene Rollen, bis am Ende alle zu dem Schluss kommen: „Des Rätsels Lösung ist die Fantasie!“An diesem Punkt setzt auch die Inszenierung der jungen Regisseurin Ilaria Lanzino und ihrer Ausstatterin Emine Güner an: Im Zentrum steht das Spiel mit der Ästhetik des Traums, der Fantasie, Gegenstände aus der Realität gewinnen im Wunderland plötzlich eine ganz neue Bedeu-

tung. Und die Suche nach der Identität, denn manchmal weiß Alice selbst nicht mehr wer sie ist. Und wenn es zu brenzlig wird? Ganz einfach: „Bei Gefahr wird gesungen“!

„Mögen Sie Rätsel?“

Es führt dich meilenweit von dannen und bleibt doch stets an seinem Ort. Es hat nicht Flügel auszuspannen, und trägt dich durch die Lüfte fort. Es ist die allerschnellste Fähre, die jemals einen Wandrer trug, und durch das größte aller Meere, trägt es dich durch Gedankenflug; ihm ist ein Augenblick genug!

Buchstaben des Lösungswortes: TNAAFISE

170219

FRANK BRIDGE Klavierquintett, H. 49

EDWARD ELGARKlavierquintett a-Moll op. 84

Violine - Shoko Okushiba, Judith Volz | Viola - Annemarie BircknerVioloncello - Johannes Keltsch | Klavier - Kyoko Frank

RATHAUSSAAL

010319

PREMIERE BESETZUNGAlice - Francesca Paratore | Weißes Kaninchen/Walross/Dideldei/Herzogin/Grinsekatze/Märzhase/Blume - Emily Lorini

Schacht/Kleine Flasche/Kuchen/Maus/Zimmermann/Raupe/Dideldum/Köchin/Hutmacher/Tigerlilie - Simon van Rensburg | Philharmonisches Orchester Landestheater CoburgML Paul Willot-Förster | R Ilaria Lanzino | B/K Emine Güner

REITHALLE

WEITERE VORSTELLUNGEN2./3./15./16./17. März 2019

Noch an sechs Terminen in der Reithalle zu sehen: „4.48 Psychose“ Foto: Henning Rosenbusch

Von li. nach re.: Shoko Okushiba, Judith Volz, Kyoko Frank, Johannes Keltsch, Annemarie Birckner Foto: privat

Foto: Royal Choral Society

Foto: Rose Doll Expo

24. FEBRUAR IN DER REITHALLE

Bilder: Entwürfe von Emine Güner

Neue D iskuss ionsre ihe „S ichtweisen“ in der Reithalle des Landestheaters Coburg

Das Landestheater Coburg und die Münchner Hanns-Seidel-Stiftung planen gemeinsam die dreiteilige Diskussionsreihe „Sichtweisen – Politische Kommunikation am Theater“.

Premiere der neuen Reihe ist am 03. März mit dem Thema: „Sagen Sie uns Ihre Meinung“ – Über das Theater mit dem Theater reden.

1 . „SAGEN S IE UNS IHRE ME INUNG“ÜBER DAS THEATER MIT DEM THEATER REDEN

Sonntag, 03. März 2019, 18:00 Uhr, Reithalle

MIT

Dr. Bernhard F. Loges (Intendant Landestheater Coburg),

Prof. Michael Heinrich (Studiendekan Fakultät Design der Hochschule Coburg; Fachlicher Sprecher Forum Kultur, Europäische Metropolregion Nürnberg),

Dr. Pia Beckmann (2002-2008 Oberbürgermeisterin der Stadt Würzburg, heute in der freien Wirtschaft tätig)

2. GESELLSCHAFTL ICHE AUFGABEN DES THEATERS GEGENWÄRTIGE POLITISCHE SITUATION IN BAYERN UND EUROPA

Freitag, 26. April 2019, 19:00 Uhr, Reithalle

3. KOMPROMISS- UND KONSENSKULTUR WAS KÖNNEN THEATER UND POLITIK VONEINANDER LERNEN

Dienstag, 04. Juni 2019, 19:00 Uhr, Reithalle

REITHALLE, EINTRITT FREI.

Beim dritten Kammerkonzert in der neuen Reihe im Rathaussaal unter der Schirmherrschaft von

Norbert Tessmer erklingen im Rathaussaal anläss-lich des royalen Jubiläums ebenfalls zwei Werke bri-tischer Komponisten: das Klavierquintett H. 49 von Frank Bridge (1879-1941), der einer der besten Brat-schisten seiner Zeit und ein Lehrer Benjamin Brittens

war, sowie das Klavierquintett a-Moll op. 84 von Edward Elgar (1857-1934), der vor allem für seine „Pomp and Circumstance“-Märsche für Orchester bekannt ist und sich erst nach dem ersten Weltkrieg der Kammermusik zuwandte. Freuen Sie sich auf ein melancholisch-heiteres Konzert mit schwelgerischen Melodien und britischem Flair!

Ein Tässchen Tee gefällig? Immerhin sind wir zu Gast bei Mrs. Thompson, die zu einer gemeinsamen Tee-

stunde eingeladen hat. Da es aber unhöflich wäre, zu spät zu kommen, sind wir ein bisschen eher da und treffen schon einmal das Dienstmädchen, die die letzten Vorbereitungen trifft. Neben den großen und kleinen Zuhörern werden noch weitere Freunde von Mrs. Thompson erwartet: der geschmackvolle Mr. Taylor, die ernährungsbewusste Mrs. Jones und die weltgewandte Mrs. Miller. Sie kommen regelmäßig zu Besuch und daher gibt es auch viele lustige Anekdoten zu erzählen, in die uns das Dienstmädchen einweiht. Anekdoten, wie die feine Gesellschaft zusammensitzt und sich über ihre Erlebnisse austauscht. Ganz nebenbei erfahren wir dabei interessante Dinge über Teebräuche, Gebäck und vieles mehr. Musikalisch begleitet wird sie dabei vom Philharmonischen Orchester Landestheater Coburg. Hierbei dürfen jedoch auch ihre besonderen Musikwünsche nicht fehlen, die ordentlich Schwung in das englische Teezeremoniell bringen.

Zur ersten Teestunde lädt Mrs. Thompson am 15. Februar in den Spiegelsaal ein.

ABC des Tees – Die richtige Zubereitung fängt bei den Utensilien an:(1) Die Kanne (aus Glas, Porzellan oder Ton) wird nur für

Tee verwendet. Nützlich ist dabei eine Kanne mit Einsatzsieb, in dem die Blätter sich gut entfalten können. Ebenso können wir die Blätter auch in einer großen Kanne brühen und dann heraussieben, indem man den Tee durch ein Baumwollnetz oder Papierfilter in eine zweite Kanne umfüllt.

(2) Die Teekanne wird mit heißem Wasser vorgewärmt, dann entfaltet sich das Aroma besser.

(3) Für eine süße Note eignet sich am besten ein weißer Kandiszucker.

Die Zubereitung von schwarzem Tee:(1) Soll der Tee kräftig werden, geben wir zusätzlich

einen Teelöffel „nur für die Kanne“ dazu.(2) Dann brühen wir mit kochendem Wasser auf. In den

ersten zwei Minuten wird der größte Teil des Koffeins (früher als Tein bezeichnet) freigesetzt, erst dann werden die Gerbstoffe aus den Blättern gelöst.

(3) Bei einer Ziehdauer von bis zu drei Minuten wirkt der Tee stark anregend.

(4) Bei einer Ziehdauer von mehr als fünf Minuten wirkt er beruhigend auf Magen und Darm.

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PREMIERE BESETZUNGMusikerinnen und Musiker des Philharmonischen Orchesters Landestheater Coburg

ML Marco Alejandro Cruz Otero | Konzeption Katharina Malur | Gesang Laura Incko

SPIEGELSAAL

WEITERE VORSTELLUNGEN16./22./26. Februar 2019

Coburg Goes To LondonFestliches Konzert in der Cadogan Hall am 25. Mai

Anlässlich des 200. Geburtstags von Königin Vic-toria und Prinz Albert wird das Philharmonische

Orchester Landestheater Coburg zusammen mit der Royal Choral Society (Königin Victoria selbst gab dem Chor 1888 den Namen) einige Auszüge aus der Lieblings-musik des königlichen Paares aufführen. Victoria und Albert waren ausgebildete Pianisten und ausgezeich-nete Sänger und teilten ihre Leidenschaft für Musik. Sie waren besonders begeistert von Mendelssohn und seiner Musik – und so wird dieses Festkonzert seine Werke in den Mittelpunkt stellen, darunter die wun-derschöne Sinfoniekantate „Lobgesang“ und seine „Reformationssinfonie“. Das Konzert beginnt mit Men-delssohns ‚Hear My Prayer‘, außerdem steht das von Prinz Albert selbst komponierte Lied ‚Ständchen‘ auf dem Programm. Roland Kluttig wird das Konzert in der Cadogan Hall dirigieren und freut sich über „das erste Auslandsgastspiel des Philharmonischen Orchesters Landestheater Coburg und über die erstmalige Zusam-menarbeit mit der Royal Choral Society, einem Chor, der gemeinsam mit der Royal Albert Hall gegründet wurde

und in dieser jährlich die gefeierten Aufführungen von Händels „Messias“ auf die Bühne bringt. Der Chor wird auch nach Coburg kommen und hier unter der Leitung von Richard Cooke die gewaltige „A Sea Symphony“ von Ralph Vaughan Williams aufführen. Ich hoffe sehr, dass diese Kooperation ein neues Kapitel in den Beziehungen zwischen Coburg und London auf-schlägt.“ Roland Kluttig wird am 25. Mai in London unterstützt vom Musikdirektor der Royal Choral Society, Richard Cooke, der den Chor seit 1995 leitet. Er erhielt einen Grammy-Preis und vier Grammy-Nominierungen, vor allem für seine Arbeit als Chorleiter für Tennstedts spektakuläre Aufnahme von Mahlers 8. Sinfonie und für Haitinks Aufnahme von Vaughan Williams „A Sea Symphony“. Alle Gesangssolisten sind aus dem Musiktheaterensemble des Landestheaters Coburg besetzt: Die Sopranistinnen Laura Incko und Francesca Paratore sowie der aus England stammende Tenor Peter Aisher werden sich gemeinsam mit Roland Kluttig und dem Philharmonischen Orchester dem Publikum in London vorstellen. Go For It!

BENJAMIN BRITTENpeter grimes

„Begeisterte Bravos und aufbrandenden Beifall für diesen spannenden Abend.“ (Neue Presse, 28.01.19)

Vorstellungen im Februar:SO, 03. | DO, 07. | MI, 13. | FR, 22.

Das Beste an diesen neuen Konzerten ist die gute Laune, die durch die kurzweilige Auswahl der Werke und die ständig abwechselnden Besetzungen garantiert wird. Unbedingt vormerken!

(Neue Presse, 03.12.18)

4 THEATERZEITUNG FEBRUAR 2019 5THEATERZEITUNG FEBRUAR 2019

KASSENZE ITENDI – FR 10.00 – 17.00SA 10.00 – 12.00Die Abendkasse öffnet eine Stunde vor Vorstellungsbeginn.

TELEFONISCHE BESTELLUNG09561 · 89 89 89

ONL INE-BESTELLUNGwww.landestheater-coburg.de

WEITERE VORVERKAUFSSTELLEN AWO - Mehr Generationen Haus, Tel. 09561 · 94 415MO, DI, DO, FR 9.00 – 17.00 MI 9.00 – 13.00

Coburger TageblattTel. 09561 · 888 125MO – DO 9.00 – 17.00FR 9.00 – 14.00SA 9.00 – 12.00

Neue Presse CoburgTel. 09561· 850 170 oder -171MO – DO 9.00 – 17.00FR 9.00 – 15.00 SA 9.00 – 12.00

Schuhhaus Appis Bad RodachTel. 09564 · 44 26MO – FR 9.00 – 18.00 SA 9.00 – 13.00

Buchhandlung Stache, Neustadt Tel. 09568 · 921 095MO – FR 7.00 – 18.30SA 7.00 – 12.30

Touristinformation Sonneberg Tel. 03675 · 70 27 11MO – DO 9.00 – 17.00 FR 9.00 – 15.00 SA 9.00 – 12.00

Kur & Tourismus Service Bad StaffelsteinTel. 09573 · 33120 MO – FR 8.00 – 17.00 (Nov. – Mrz.)

und alle bekannten Vorverkaufsstellen von Reservix

Kultur ist mehr … ... als nur Freizeitgestaltung oder ein schöner Abend. Kultur ist Ausdruck und Motor wichtiger gesellschaftlicher Werte. Dazu zählen Aufgeschlossenheit, Engagement und ein klarer Qualitätsanspruch.

Deshalb unterstützen wir das kulturelle Leben an den Standorten unserer Unternehmensgruppe.

Über d ie br it ische Höfl ichke it, das Kön igshaus und d ie OperIm Gespräch mit Tenor Peter Aisher

Sp ielplan vom 02 . b is 22 . februar

Du stammst aus London und lebst seit 2016 in Deutschland, seit letztem Jahr in Coburg:

Wie unterscheidet sich da die Lebensweise?

Die Lebensweise ist schon ein bisschen anders. Wobei ich ja in England noch Student war, jetzt bin ich am Theater angestellt, das ist für mich vielleicht der größte Unterschied. Aber natürlich, früher habe ich in London gelebt und jetzt in Coburg, das ist ein bisschen kleiner. Aber alles ist sehr nah und das finde ich toll. Was die Menschen betrifft würde ich sagen, dass es mehr Unter-schiede zwischen den Leuten in London gibt als zwischen den Leuten in London und in Coburg. „Very British“ heißt die nächste Ballettproduktion im Landestheater, was ist für dich typisch britisch?

Viel zu viel Höflichkeit, alles zu untertreiben und Schlange stehen, das machen wir gerne (lacht).  Hören wir „it’s tea time“, denken wir automatisch an die britische Teekultur: Wie ist das bei den Briten mit dem Teetrinken? 

Wenn etwas passiert ist, sagen die Leute gerne „Ich mache eine Tasse Tee für alle“ und das ist schon etwas Spezielles: Man hört auf mit dem, was man gerade macht und setzt sich zusammen und redet. Hier in Deutschland trinke ich sehr selten Tee, aber wenn ich nach Hause komme macht meine Mutter eine Tasse Tee für mich. Das ist aber keine große Zeremonie, sondern einfach nur morgens zum Frühstück English breakfast tea (Anm. Red.: Teemischung aus verschiede-

nen Schwarztees). Dass wir Milch in den Tee machen ist für die Deutschen vielleicht ein bisschen komisch, dage-gen ist Tee mit Zitrone etwas Seltsames in England.

Hochzeiten im englischen Königshaus, wie von Prinz William und Kate oder Prinz Harry und Meghan, verfol-gen tausende Menschen welt-weit im Fernsehen. Welche Bedeutung hat die königliche Familie für dich, für die Menschen in England?

Ich hatte das Glück, dass ich als Kind im Alter von 10 bis 13 Jahren in Windsor gesungen habe, in den Gottesdiensten. Die königliche Familie war da aber nicht so oft da. Und ich war drei Jahre zusammen mit Prinzessin Eugenie auf einer Schule. Je näher man kommt, desto mehr merkt man, dass sie auch nur Menschen sind. Die königliche Familie verbin-det so viele Leute, nicht nur in England, auch in Australien und das ist schön.

Unterscheidet sich das deutsche Opernpublikum vom englischen? Gibt es unterschiedliche Gepflo-genheiten?

Als Sänger ist das Ziel immer Deutschland, weil ein Drittel der Oper weltweit in

Deutschland stattfindet. Und es gibt viele öffentlich getragene Opern-

häuser in Deutschland. In London gibt es z.B. zwei Opernhäuser und 10 Millionen Menschen. Ich finde es einfach toll, dass eine Stadt wie Coburg, die 40 000 Einwohner hat, trotz-dem ein Dreispartenhaus hat. Außerdem habe ich gemerkt, dass die Oper dem Volk gehört. Sie sagen „unsere Oper“, „unsere Sänger“ usw. und das finde ich gut. In Deutschland habe ich auch zum ersten Mal Premierenfeiern erlebt, was es in England überhaupt nicht gibt und wenn, dann nur mit den Künstlern und nicht mit Publi-kum. Ich finde es wirklich toll, dass das Publikum zusammen mit den Darstellern feiert, weil wir sind ehrlich gesagt nichts ohne unser Publikum.  

Mit „Peter Grimes“ haben wir eine englische Oper auf

dem Spielplan. Wie ist es für dich in deiner Mutter-sprache zu singen? Hat das Werk eine besondere Bedeutung für dich? 

Es ist ganz schön in der Muttersprache zu singen. Man muss trotzdem genauso viel arbeiten, wie bei einer Fremdsprache, weil in diesem Libretto kein einfaches Englisch steht. Es ist kompliziert und poetisch, sodass man auch als Muttersprachler ein bisschen arbeiten muss, um alles zu verstehen. Ich finde aber auch, dass das, was man mit dem Text ausdrücken kann, einfach besonders ist. Wie Britten das alles geschrieben hat, es passt perfekt zum Text und wenn man nur das macht, was er in die Partitur geschrieben hat, hat man schon fast 90 Prozent des ganzen Charakters. Das Stück passt zur heutigen Zeit, es zeigt, was passieren kann, wenn Leute andere ausschließen, nur weil sie anders sind. Als Nichtdeutscher hier in Deutschland bin ich glücklich und dankbar, dass ich von den Menschen hier so gut aufge-nommen worden bin. Und ich glaube, dieses Stück zeigt, dass es auch nur so sein kann, wenn es anders ist, ist es gefährlich und ich glaube diese Gefahr wird in „Peter Grimes“ auch deutlich.

Der aus London stammende Tenor Peter Aisher studierte zunächst Astrophysik in Cambridge, bevor er am Royal College of Music seiner Heimatstadt ein Gesangsstu-dium aufnahm, das er 2016 mit Auszeichnung abschloss. Im gleichen Jahr wurde er Mitglied des Opernstudios der Deutschen Oper am Rhein und seit dieser Spielzeit ist er Ensemblemitglied des Landestheaters Coburg.

KULTURSALON: „Skandal ! “

Blitzschnell verbreiten sich im digitalen Zeitalter schockierende Enthüllungsfotos und Falschmel-

dungen, werden pikante Details aus dem Privatleben öffentlicher Personen bekannt. Der Skandal, so die These in dem Buch „Der entfesselte Skandal“ von Bernhard Pörksen und Hanne Detel, ist allgegenwärtig. Jeder kann ihn auslösen und jeden kann es treffen. Woher aber kommt diese Lust am Offenlegen und Bloßstellen? Am Dienstag, 12. Februar um 17:00 Uhr wird der Sänger Dirk Mestmacher in der intimen Atmosphäre der Buch-handlung Riemann Ausschnitte aus dem genannten

Buch lesen, in dem als Beispiel auch der digitale Scheidungskrieg der Tricia Walsh-Smith angeführt wird. Und um einen Scheidungsskandal geht es auch in der Oper „Neues vom Tage“ von Paul Hindemith, die am 30. März am Landestheater ihre Premiere feiern wird. Ein satirisch-bissiges Stück über die Gier des Publi-kums nach Sensationen und über die Neuigkeitswut der Medien, die zur Unterhaltung ihrer Leser das Privatleben anderer Menschen ausschlachten. Eine nackte Frau im Bad? Ein randalierender Mann im Museum? Welch ein Skandal!

Februar Grosses Haus Re ithalle und Anderswo

sa 02. Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss FV Horace McCoy 19 :30 Heilige, Heuchler und Huren LIEDERABEND Reithalle, FV

Werke von Kurt Weill und Paul Willot-Förster 20:00

so 03. Peter Grimes Sen, FVBenjamin BrittenEinführung 14:30

15 :00 Das Gesetz der Schwerkraft (DeA) Reithalle, RH, FV Olivier Sylvestre 20:00

mi 06. Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss Mi blau, FV Horace McCoy 19 :30

Do 07. Peter Grimes Do blau, FVBenjamin BrittenEinführung 19:00

19 :30 4.48 Psychose Reithalle, FV Sarah Kane 20:00

Fr 08. 4.48 Psychose Reithalle, FV Sarah Kane 20:00

sa 09. Theaterführung GV Blick hinter die KulissenTreffpunkt: Bühneneingang

14 :00 4.48 Psychose Reithalle, FV Sarah Kane 20:00

Very British PG, FVChoreografien von Mark McClain und Martin Chaix 19 :30

so 10. Die Zauberflöte FV Wolfgang Amadeus MozartEinführung 17:30

18 :00Selfies einer Utopie #3 Reithalle, FVEros Ramazzotti verliebt sich in einen Tacker Nicola Bremer

20:00

d i 12. Goldzombies (ua) Klassenzimmer Klassenzimmerstück von Marisa Wendt 11 :30

Kultursalon Buchhandlung Riemann, Eintritt frei Lesung und Gespräch mit Dirk Mestmacher 17 :00

Mi 13. Peter Grimes Mi rot, FVBenjamin BrittenEinführung 19:00

19 :30

do 14. Very British Do rot, KLA, FVChoreografien von Mark McClain und Martin Chaix 19 :30

Fr 15. a little tea party Spiegelsaal, FV Kinderkonzert 10 :00 Das Gesetz der Schwerkraft (DeA) Reithalle, FV

Olivier Sylvestre 20:00

a little tea party Spiegelsaal, FV Kinderkonzert 15 :00

Masse Mensch Macht Fr blau, FV „30 Keller (Atlantic Zero)“ von Stephan Kaluza Einführung 19:00

19 :30

sa 16. a little tea party Spiegelsaal, FV Kinderkonzert 11 :00 Das Gesetz der Schwerkraft (DeA) Reithalle, FV

Olivier Sylvestre 20:00

Theaterführung FV, Eintritt 5 € Blick hinter die KulissenTreffpunkt: Bühneneingang

14 :00

Die Zauberflöte FV Wolfgang Amadeus MozartEinführung 19:00

19 :30

so 17. Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss SoNa, Fam, FV Horace McCoy 15 :00 3. Kammerkonzert Rathaussaal, KAM, FV, Eintritt 20 €

Werke von Frank Bridge und Edward Elgar 11 :00

Drei Schwestern MATINEE Reithalle, Eintritt frei Anton Tschechow 11 :00

mi 20. Masse Mensch Macht Mi blau, FV „30 Keller (Atlantic Zero)“ von Stephan Kaluza Einführung 19:00

19 :30

do 21. Masse Mensch Macht Do blau, FV „30 Keller (Atlantic Zero)“ von Stephan Kaluza Einführung 19:00

19 :30

fr 22. a little tea party Spiegelsaal, FV Kinderkonzert 10 :00 4.48 Psychose Reithalle, FV

Sarah Kane 20:00

Peter Grimes Fr rot, FVBenjamin BrittenEinführung 19:00

19 :30

LEGENDE Di = Dienstags-Abo SoNa = Sonntagnachmittags-Abo PG = Großes Premieren-AboFV = Freier Verkauf Mi rot/blau = Mittwochs-Abo Rot/Blau KAM = Kammerkonzert-AboSen = Senioren-Abo Do rot/blau = Donnerstags-Abo Rot/Blau GV = Geschlossene Vorstellung KLA = Kleines Abo Fr rot/blau = Freitags-Abo Rot/Blau Fam = Familien-Abo UA = Uraufführung DEA = Deutschsprachige Erstaufführung RH = Reithallen-Abo

= Junges Landestheater = Premiere

Premiere

Premiere

Wie spannend, wie aktuell ! Auf S ie hat man gewartet. S ie s ind d ie Attraktion des Tages.

(Aus der Oper „Neues vom Tage“)

Rannveig Káradóttir freut sich über Warmwasser! Foto: Sebastian Buff

MATINEE ZU „DRE I SCHWESTERN“

SONNTAG, 17. FEBRUAR11:00 bis 12:00 Uhr in der Reithalle

Eintritt frei

Im Gespräch mit der Regisseurin Karin Drechsel und dem Ensemble

werden Einblicke in den Produktions-prozess der Inszenierung gegeben. Informationen zu Autor und Werk

sowie musikalische Einlagen runden die Veranstaltung ab.

Moderation: Carola von Gradulewski

So finden Sie sich in englischen Theatern zurecht:

Sie besuchen am 25. Mai das gemeinsame Konzert des Philharmonischen Orchesters Landestheater Coburg und der Royal Choral Society in der Cadogan Hall in London?

Dann sind Sie mit diesem kleinen Theater-Wörterbuch bestens vorbereitet:

Theaterkasse – box officeEintrittskarte – ticketGarderobe – wardrobeFoyer – foyerZuschauerraum – auditoriumPublikum – audienceSitzplatz – seatParkett – stallsGalerie – gallery Dauer – durationKonzert – concert

Inszenierung – productionAufführung – performanceBühne – stageTheatervorhang – curtainOrchestergraben – orchestra pitAkustik – acousticsEnsemble – ensembleInterpret – performer / interpreterBesetzung – castSänger/in – singerChor – choirOrchester – orchestra

Musiker – musicianDirigent – conductorTaktstock – stickPartitur – scoreKomposition – compositionKomponist – composerBeifall – applauseZugabe! – encorePause – intermissionplaudern – (to) chatjubeln – (to) exult

winken wie e in royalMit Augustinus (Lehrer im Königspalast)

IMPRESSUMHerausgeber Landestheater Coburg

Dr. Bernhard F. Loges IntendantFritz Frömming Kaufmännischer Direktor

Landestheater Coburg Schlossplatz 6, 96450 Coburg

Tickethotline +49 · (0)9561 · 89 89 89Theaterkasse DI – FR 10.00 – 17.00, SA 10.00 – 12.00Internet www.landestheater-coburg.de Redaktion Tobias Schmitt

Redaktionelle Mitarbeit Eva Liegl, Carola von Gradulewski, Dorothee Harpain, Christin Schmidt

Gestaltung Designbüro Baertz&Basche www.baertzbasche.de

Druck DZO Druckzentrum Oberfranken GmbH & Co. KG Redaktionsschluss 30. Januar 2019 Auflage 48.000Änderungen und Druckfehler vorbehalten

Die nächste Theaterzeitung erscheint am Samstag, 02. März 2019

Lehrer Augustinus (Schauspieler Alexander Tröger) hat es nicht leicht in „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“

den Prinzen auf sein zukünftiges Königsamt vorzuberei-ten. Dabei gibt es doch selbst beim königlichen Winken so viel zu beachten … Aber damit Sie, liebe Leserinnen und Leser, auf spon-tanen royalen Besuch in Coburg, denn man weiß ja nie, wem man im Jubiläumsjahr begegnen wird, vorbereitet sind, gibt Augustinus hier die wichtigsten Tipps:

UND ERSTENS: GERADE KÖRPERHALTUNG EINNEHMEN

SCHÖN AUS DER ELLENBEUGE …

… HULDVOLL, HULDVOLLER, GRÖSSER …

… UND LÄCHELN! UND EINS UND ZWEI UND LÄCHELN UND EINS UND ZWEI …

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