colore – Das Farbmagazin
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Transcript of colore – Das Farbmagazin
Farbe in der ArchitekturFirmenzentrale Unilever, Hamburg
Deutscher Pavillon EXPO 2010, Shanghai
Theater, Gütersloh
RS +Yellow Lager- und Distributionszentrum, Münster
Kameha Grand Hotel, Bonn
Parkhaus Stubengasse, Münster
Hauskapelle der Barmherzigen Brüder, Straubing
Brillux | Postfach 16 40 | 48005 MünsterTel. +49 (0)251 7188-8799 | Fax +49 (0)251 7188-439 | [email protected] | www.brillux.de
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„Farbe deckt das ganze Spektrum der geistigen und seelischen
Verfassung der Menschen ab: Mal nimmt sie sich zurück, es wird
ganz still, dann leuchtet sie auf, kraftvoll und impulsiv.“
Prof. Thomas Kesseler
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Inhaltsverzeichnis
18-23
10-17 54-57
46-53
38-4558-63
24-31
4-9
32-37
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Inhalt
4 Portrait Behnisch Architekten, Stuttgart Interview mit Martin Haas
10 Firmenzentrale Unilever, Hamburg
18 Deutscher Pavillon EXPO 2010, Shanghai
24 Theater, Gütersloh
32 RS +Yellow Lager- und Distributionszentrum, Münster
38 Kameha Grand Hotel, Bonn
46 Parkhaus Stubengasse, Münster
54 Hauskapelle der Barmherzigen Brüder, Straubing
58 Portrait BauKunstKesseler, Düsseldorf Interview mit Prof. Thomas Kesseler
64 Scala di gital
65 Impressum K ontakt
Farbe in der Architektur
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Behnisch Architekten, Stuttgart
Behnisch Architekten
Gegründet wurde das Büro 1989 von Stefan Behnisch als Zweigbüro von Behnisch & Partner
(Günter Behnisch, Manfred Sabatke). Zwei Jahre später – 1991 – wurde aus dem Zweigbüro ein
eigenständiges Büro, das unter verschiedenen Namen firmierte, welche die jeweiligen Partner-
schaften widerspiegelten. Seit 2005 nennt es sich Behnisch Architekten. 1999 wurde ein weiteres
Büro in Los Angeles gegründet, 2007 eines in Boston und 2008 eines in München. Die Partner bei
Behnisch Architekten, Stuttgart und Behnisch Architekten, München sind Stefan Behnisch, David
Cook und Martin Haas. In München gibt es noch einen weiteren Partner, Robert Hösle, der das
dortige Büro leitet. Partner bei Behnisch Architekten, Boston, sind Stefan Behnisch, Robert Matthew
Noblett und Christof Jantzen. Behnisch Architekten, Los Angeles wird von Stefan Behnisch und
Christof Jantzen geleitet. Zu den bekanntesten realisierten Gebäuden zählen die Norddeutsche
Landesbank in Hannover (2002), das „Haus im Haus“ der Handelskammer Hamburg in Hamburg
(2007) und das im Mai 2010 zum „Museum des Jahres“ gewählte Meeresmuseum OZEANEUM in
Stralsund (2008). Im Ausland wurden unter anderem der mit LEED Platinum ausgezeichnete Firmen-
sitz Genzyme Center in Cambridge, Massachusetts (2004), sowie das Laborgebäude Terrence
Donnelly Centre for Cellular and Biomolecular Research für die Universität Toronto (2005) gebaut.
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Das Besondere des Büros „Behnisch Architekten“ ist wohl die Überzeugung aller drei Partner, dass unsere Umwelt einen
unmittelbaren Einfluss auf die Lebensqualität im Wohnumfeld, im öffentlichen Bereich und in allen Zwischenbereichen
hat. Diese Gewichtung der gesellschaftlichen Dimension ist ein grundlegender Aspekt dieses Büros, der von dem Grund-
gedanken ausgeht, dass Architektur für die Bedürfnisse der Menschen entsteht, die geistigen wie materiellen.
Nachhaltigkeit ist nicht gleich Energieeffizienz
Interview mit Martin Haas, Partner bei Behnisch Architekten
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Behnisch Architekten, Stuttgart
Herr Haas, das derzeit am meisten diskutierte
und erfolgreichste Objekt von Behnisch
Architekten ist das Unilever-Haus in Hamburg.
Was sind das für Impulse, die man für die
Entwicklung eines solchen Hauses braucht?
Impulse gab es von dem Bauherren mit einem
intensiven Austausch aller Beteiligten, zum Bei-
spiel mit dem Quickborner Team, zu inhaltlichen
Themen und zur Bürokultur. Es fing aber alles an
mit dem Altbau, ein ziemlich zugebauter Turm,
aber offen mit einem kommunikativen Miteinander
und nur freundlichen Gesichtern. Diese Offenheit
spiegelt sich nun auch in dem neuen Gebäude
wider, es ist ein Marktplatz, auf dem sich Unilever
selbst präsentiert, Besucher einlädt, sich öffnet
und die Öffentlichkeit teilhaben lässt. Das Gebäu-
de ist ein kleines Stadtgebilde mit Gassen und
Treffpunkten. Und diese Art von Architektur ist nur
mit einem guten Bauherrn zu realisieren. Oftmals
wird Unilever eine zukunftsweisende Bürokommu-
nikation zugewiesen. Diese Struktur funktioniert
bei Unilever hervorragend, damit aber auch nicht
überall. Unilever ist ein untypisches deutsches
Bürogebäude.
Ein besonders erfolgreiches Projekt ist auch
das Ozeaneum in Stralsund. Es hat die höchsten
Museumsbesucherzahlen Deutschlands.
Was wurde hier alles richtig gemacht?
Wir sind ja Süddeutsche und haben vielleicht
deshalb eine romantische Affinität zu Wasser.
Beide Projekte, Unilever und das Ozeaneum,
haben den Ansatz der maritimen Architektur.
Gebäude müssen außerhalb ihrer Funktion auch
als wichtiger Stadtbaustein begriffen werden,
d. h. die Öffentlichkeit teilhaben zu lassen.
Gebäude müssen verortet werden, und das hat
keine Beliebigkeit. Es sind die kulturellen Hinter-
gründe, die mikroklimatischen Bedingungen,
die Funktion und die örtlichen und maßstäblichen
Gegebenheiten, die ein individuelles Entwurfs-
konzept bedingen. Bei aller Ähnlichkeit beider
Projekte gibt es auch ganz viele Unterschiede.
Beim Ozeaneum hat es uns gereizt, in die städte-
bauliche Backsteinfront einen anderen Baustein
zu setzen, der an den Schiffsbau erinnert.
Wie wichtig ist Ihnen das Thema Farbe in der
Architektur?
Das ist für uns ein Riesenthema. Wir versuchen bis
zum Schluss an der Farbentwicklung zu arbeiten.
Ich habe es am liebsten, wenn der Rohbau steht –
grundlegende Dinge sind eingebaut und ich kann
durch das Gebäude gehen und die Räume mit
dem Licht und den Oberflächen erleben. Darauf
kann ich reagieren und noch mal verändern.
Es ist ja unfassbar, was Farbe aus Oberflächen
machen kann. Und wir entwickeln immer indivi-
duelle Farbkompositionen. Wir bevorzugen dabei
eine Balance in der Farbwelt, keine Modefarben,
denn wir wollen über Farbe das Gebäude nicht in
einer bestimmten Zeit verorten.
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„Gebäude müssen als wichtiger Stadtbaustein begriffen werden.“
Ozeaneum, Stralsund
„Die Diskussion über Nachhaltigkeit hat bei den Bauherren schon viel bewegt.“
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Behnisch Architekten, Stuttgart
Die Firmenzentrale von Unilever und der Marco Polo Tower, Hamburg
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In Ihren Entwürfen spielt die Nachhaltigkeit die
bedeutende Rolle. Verstehen und akzeptieren
die Bauherren diesen Anspruch?
Im Wesentlichen schon. Es gilt aber bei jedem
Projekt deutlich zu machen, dass Nachhaltigkeit
nicht nur etwas mit Energieeffizienz zu tun hat.
Man muss hinterfragen, ob es Sinn macht, dass
das Haus da steht, wo es steht. Wird es bestmög-
lich genutzt oder ist es nur eine Funktionshülle?
Und was ist, wenn die Funktion verschwindet?
Ist es dann eine Belastung für die nächste
Generation? Was verwende ich für Materialien,
wie umweltfreundlich sind sie, wie werden sie
recycelt etc. Dieser qualitative Anspruch, dass
wir etwas schaffen, das Lebensqualität liefert,
macht den nachhaltigen Ansatz aus, der auf den
Menschen, den Mitarbeiter bezogen ist. Es ärgert
mich, dass in Deutschland Nachhaltigkeit immer
noch über den Energieverbrauch und den Qua-
dratmeter definiert wird.
Sie haben in den vergangenen Monaten viele
Wettbewerbe gewonnen, die alle mit der inten-
siven Auseinandersetzung und unter dem Aspekt
der Nachhaltigkeit geplant wurden.
Ist das Ihr Erfolgsrezept?
Für uns ist es selbstverständlich, so an Architektur
heranzugehen. Wir haben aber auch schon viele
Wettbewerbe genau so durchgeführt und nicht
gewonnen. Aber, die Diskussion über Nachhal-
tigkeit hat bei den Bauherren schon viel bewegt.
Und die Themen, die wir schon lange adressieren,
fallen vielleicht jetzt auf einen fruchtbaren Boden.
Bauherren begreifen, dass Wohlbefinden und
Maßstäblichkeit keine idealistischen, architekto-
nischen oder akademischen Themen sind, sondern
Selbstverständlichkeit.
Das Thema der Prozessqualität, also die inte-
gralen Prozesse von Planung und Ausführung,
spielen doch in diesem Zusammenhang sicher
auch eine wichtige Rolle.
Was wir für unsere Arbeit brauchen sind Impulse,
die über das Normale hinausgehen. Wir haben
Interesse daran, mit Partnern zusammenzu-
arbeiten, mit denen man neue Konzepte ent-
wickeln und neue Wege beschreiten kann. Und
das gilt auch für die Beteiligung der Industrie
mit ihren Produkten und Systemen. Letztlich ist
es wichtig, dass individuelle Lösungen entste-
hen. Die drei Partner unseres Büros geben keine
Heldenskizzen vor – gute Ideen können auch von
Praktikanten kommen. Wichtig ist die offene Kom-
munikation und Zusammenarbeit aller. Wir haben
kein Spezialistentum. Projektarchitekten entwi-
ckeln Raumsituationen und schauen, was für ein
Stimmungsbild in dem Raum, welche Atmosphäre,
welche Ausblicke entstehen sollen, mit welchen
Oberflächen – erste Materialüberlegungen werden
hier angedacht. Der Architekt ist hier der Genera-
list, der versucht, das Konzert der Möglichkeiten in
Einklang zu bringen.
Das Büro Behnisch Architekten ist ein interna-
tional tätiges Büro. Wie oft können sich die drei
Partner noch über die Projekte abstimmen?
Sehr häufig. Als verantwortlicher Partner ist man
oft in seinen eigenen Gedanken gefangen. Deshalb
ist es ganz wichtig, dass jemand anderes drüber
schaut. Ein Erfolgsfaktor unseres Büros ist, dass
uns die Kommunikation mit den Architekten in
unserem Haus, nicht nur mit uns drei Partnern,
extrem wichtig ist, gepflegt wird und unerlässlich
ist. Wir haben Architekten im Büro, die klassisch
ausgebildet sind und langsam an alle Themen
herangeführt werden, die bewusst nicht mit
Scheuklappen nur für ein Spezialgebiet denken.
Jeder muss offen bleiben für alle Einflüsse und
das alles gut jonglieren. Ohne diesen Ansatz
könnte unser Anspruch an Architektur überhaupt
nicht entstehen und erfüllt werden.
Herr Haas, herzlichen Dank für das Gespräch.
Martin Haas sprach mit Burkhard Fröhlich, Chefredakteur DBZ
Deutsche Bauzeitschrift
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Firmenzentrale Unilever, HamburgFo
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Wege als Netzwerk
Firmenzentrale Unilever, Hamburg
Am Strandkai 1 in Hamburg, in unmittelbarer Nähe zum Kreuzfahrtterminal,
liegt das neue Unilever-Haus, das sich in die besondere Umgebung des
Hafens mit seinem maritimen Flair einfügt. Das Gebäude ist hier Schnitt-
stelle – es öffnet sich dynamisch nach außen und nach innen, es will nicht
beeindrucken, sondern einladen und offen sein für die Umgebung, offen für
neue Einfälle und natürlich: offen für Menschen.
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Schnitt B, ohne Maßstab
1 Haupteingang Nord2 Atrium3 Terrasse4 Büro5 Meeting Point
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Firmenzentrale Unilever, Hamburg
Aus der Innenstadt vom Rathaus kommend führt
eine neue städtebauliche Achse über den Gro-
ßen Grasbrook direkt durch die Unilever-Zentrale
hindurch bis zur Wasserkante. Das ganze Erdge-
schoss des Gebäudes ist funktional als öffentlicher
Treffpunkt konzipiert, als Raum für Kommunikation,
der die unkomplizierte Begegnung von Besuchern
und Unilever-Mitarbeitern ermöglicht.
Das Atrium ist ein Ort, der atmen soll und damit
eine besondere Anziehungskraft auf alle ausübt,
die sich im Gebäude aufhalten. Ganz gleich auf
welcher Ebene man sich befindet – der Blick wird
von allen Standorten nach draußen gezogen.
Durch die Glasfassaden und die schützende,
hochfeste und transparente Membran, die der
Fassade vorgelagert ist, sind überall Ausschnitte
der Umgebung zu sehen: Wasser und Schiffe,
Himmel und HafenCity.
Das gläserne Dach des Atriums und die transpa-
renten Seitenfassaden lassen so viel Sonnenlicht
hereinströmen, dass der gesamte Innenraum
taghell erleuchtet wird. Er ist zudem in helle und
freundliche Farben getaucht. Zum neutralen Weiß
kontrastieren Gelb-, Orange- und Grüntöne und
lassen das Atrium durch das einfallende Tageslicht
wie einen sommerlichen Außenraum wirken.
Kombiniert und ergänzt wird das Tageslicht durch
neu entwickelte LED-Leuchten, die den Energie-
haushalt des gesamten Gebäudes optimieren.
Auch die kreisrunden Lichtringe, die inmitten des
Atriums schweben, sind LED-Leuchten und Instal-
lation in einem.
Die transparente und offene Gestaltung des Atri-
ums bestimmt das Erscheinungsbild des gesamten
Baus. Auf Ebene 1 verbindet ein leuchtend weißer
Empfangstresen den öffentlichen mit dem internen
Bereich des Hauses. Hier checken die Besucher
ein und dürfen es sich in der Wartelounge bequem
machen. Durch die gläsernen Konferenzräume
hindurch bietet sich ihnen ein wunderbarer Blick
auf die Elbe. Die neue Unilever-
Zentrale lebt durch ihr
Netzwerk – und zwar ganz
Schnitt B, ohne Maßstab
1 Haupteingang Nord 2 Atrium 3 Terrasse 4 Büro 5 Meeting Point
Wasser und Schiffe, Himmel und HafenCity
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Über mehrere Etagen sind Meeting Points angelegt – alle mit Bezug zum Atrium
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Firmenzentrale Unilever, Hamburg
Das Atrium wirkt fast wie ein Außenraum
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Grundriss Ebene 3, M 1:750
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Stefan Behnisch über einen besonderen Bauplatz.
„In seiner Form und Ausgestaltung reagiert das Gebäude auf die besondere stadträumliche Situation,
indem es die inneren und äußeren Sichtbezüge stärkt. Von der Stadtseite her wird der öffentliche Stadtraum
des Marco-Polo-Platzes durch das Gebäude zur Elbe hin geführt. So entsteht ein lebendiger öffentlicher
Bereich, der das Gebäude mit seiner Umgebung verbindet und Unilever Teil des Stadterlebnisses „Strandkai“
werden lässt. Und genau diese Umgebung war das, was uns als Architekten besonders beeindruckt und
den Entwurf natürlich maßgeblich geprägt hat.“
Behnisch Architekten, Stefan Behnisch, Martin Haas, David Cook (von links)
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1 Meeting Point 2 Büro
Grundriss Ebene 03, M 1:750
wörtlich. An den unterschiedlichen Stellen und
in unterschiedlichen Etagen verbinden Brücken,
Treppen und Stege die einzelnen Ebenen und
wirken so wie ein Wegegeflecht. Spielerisch
werden so die auf den Ebenen 2 bis 6 liegenden,
offenen und großzügigen Bürolandschaften mit-
einander vernetzt.
Die Arbeitsplätze in der neuen Unilever-Zentrale
sind überall. Vom Erdgeschoss bis zur Dachterras-
se gehört das Gebäude den Mitarbeitern.
Eine sogenannte Besprecherbox, ein großer Kubus
in zentraler, exponierter Lage direkt gegenüber der
Empfangstheke, ist ein Treffpunkt, der von überall
im Atrium sichtbar ist. Es ist weniger die Form,
die den Blick auf sich zieht, als vielmehr das aus
Unilever-Motiven zusammengesetzte Ornament,
das in kräftigem Orangerot die Box bekleidet.
Darüber hinaus befinden sich auf allen Ebenen
Meeting Points, die auch als Besprechungsort
genutzt werden.
Flache Hierarchien spiegeln sich konkret im Layout
des neuen Hauses, denn hier sitzen nicht diejeni-
gen oben, die oben sind, sondern alle.
Die Unilever-Zentrale folgt den Grundsätzen einer
ganzheitlichen, nachhaltigen Architektur. Nicht nur
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Firmenzentrale Unilever, Hamburg
Nils Möller über eine logistische Meisterleistung
„Wir haben die Architekten bei der Farbgestaltung in einem frühen Stadium unterstützt, haben aber
nicht die Farbmotive erstellt. Aus dem Firmenlogo generierten wir zum Beispiel Farbmotive, die in
den WC-Anlagen der Obergeschosse angebracht wurden.
Unsere Arbeit wurde jedoch durch die Farbe Weiß und den engen Terminplan dominiert. Sämtliche
Malerarbeiten in den Obergeschossen mussten in rund sieben Monaten fertig gestellt werden.
Daraus ergab sich eine große logistische Herausforderung – Die Anlieferung der Materialien musste
exakt getaktet werden, um einen reibungslosen Ablauf und ein termingerechtes Fertigstellen der
Arbeiten zu gewährleisten. Für all diese Aufgaben war Brillux ein guter Partner – die Zusammen-
arbeit hat sehr gut funktioniert.“
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Eine exponierte Lage direkt an der Elbe
ProjektdatenObjekt Firmenzentrale Unilever
Standort Hamburg, HafenCity
Bauherr HOCHTIEF Projektentwicklung GmbH, Hamburg
Besitzer RREEF Investment GmbH, Eschborn
Nutzer Unilever Deutschland GmbH
Architekt Behnisch Architekten, Stuttgart
Projektleitung Peter SchlaierFoto
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Thomas Möller GmbH
der Einsatz neuer, Ressourcen schonender Tech-
nik, sondern auch das grundsätzliche Vermeiden
von technischen Lösungen stand im Mittelpunkt
aller Überlegungen.
So wurde schon im Entwurfsstadium bei der
Anordnung der einzelnen Ebenen auf eine optimale
Tageslichtausbeute in allen Bereichen geachtet.
Die hohe Flexibilität des Gebäudes vereinfacht
Nutzungsanpassungen an zukünftige Anforde-
rungen, der Gebäudezuschnitt und die Anordnung
der einzelnen Bereiche folgen den Vorgaben opti-
maler mikroklimatischer Bedingungen.
In all diesem und vielem mehr erfüllt die Unilever-
Zentrale die hohen Ansprüche an nachhaltige
Architektur und hat dafür auch das Umweltzeichen
der HafenCity in Gold erhalten. Die Auszeich-
nungen World Architecture Festival Award „Bestes
Bürogebäude 2009“ und Building Exchange (BEX)
Awards 2009 unterstreichen dies noch.
Burkhard Fröhlich, Chefredakteur DBZ Deutsche Bauzeitschrift
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Die Wartelounge im Empfangsbereich und die Betriebs-kantine bestechen durch ihre Farbigkeit
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Projektarchitekt Stefan Zemmrich
Tragwerksplanung Pfefferkorn Ingenieure, Stuttgart
Ausführender Malerbetrieb Thomas Möller GmbH, Reinbek
Nutzfläche 24 000 m²
Brutto-Geschossfläche BGF 39 450 m²
Brutto-Rauminhalt BRI 170 000 m³
Verkaufspreis 2010 100 Mio. €
Brillux Produkte Rapidvlies 1525, Dolomit ELF 900, Impredur Seiden-mattlack 880
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Deutscher Pavillon EXPO 2010, Shanghai
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Balancity – Stadt im Gleichgewicht
Deutscher Pavillon EXPO 2010, Shanghai
Auf der Expo in Shanghai ist Deutschland mit 6 000 m² Grundstücksfläche und einem Budget
von 30 Mio. € prominenter denn je zuvor vertreten. Die als begehbare Skulptur konzipierte
Stahlkonstruktion erinnert von weitem an eine schwebende Wolke; die silbern beschichtete,
von den traditionellen chinesischen Seidenschirmen inspirierte textile Außenhaut unterstützt
tagsüber die Klimatisierung des Pavillons, nachts macht ihn die in wechselnden Farben hinter-
leuchtete transluzente Netzmembran zur Landmarke der Expo-Plaza.
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1 Restaurant2 Energiezentrale3 Nebenräume
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Deutscher Pavillon EXPO 2010, Shanghai
Gleichgewicht von Vielfalt und DichteInhaltlich konzentriert sich der
deutsche Beitrag auf das Thema
Gleichgewicht: „Balancity“ zeigt
„eine Stadt in Balance zwischen ihren Wider-
sprüchen, zwischen Altem und Neuem, Stadt
und Land, innen und außen“ – das unvermindert
aktuelle Leitmotiv der europäischen Stadt. Dabei
übersetzt die von Schmidhuber + Kaindl entwor-
fene Architektur des Pavillons den zentralen
Gedanken des Gleichgewichts von Vielfalt und
Dichte anschaulich in den dreidimensionalen
Raum: Vier einzeln betrachtet instabile Baukörper
balancieren sich gegenseitig aus – ein Zusam-
menspiel der Kräfte aus Tragen und Lasten, aus
Anlehnen und Stützen.
Im Inneren ist ein w-förmig mäandrierenden Rund-
gang angelegt, auf dem sich die Besucher auf eine
Reise durch eine Stadt der Ideen begeben. Dabei
moderieren Steigungen und Wendungen den
Besucherfluss, der Wechsel von ein- und zweige-
schossigen Räumen, von Weite und Enge schafft
Grundriss Ebene 01, M 1:1000
Schmidhuber + Kaindl GmbH
Lennart Wiechell über das Sitzen unter Blättern
„Während die silbrig glänzende Membran der Außenhaut vor allem die Sonneneinstrahlung
reduzieren und dem Pavillon trotz seiner Größe Leichtigkeit verleihen soll, kommen der Farbe im
Inneren des Gebäudes mehrere Aufgaben zu: Zum einen fungiert sie als Orientierungssystem;
vor allem aber transportiert sie Stimmungen und Atmosphäre. Deshalb sind die meisten Ausstel-
lungsräume auch polychrom gestaltet.
Was Farbe leisten kann, wird besonders im Restaurant deutlich: Hier ging es darum, das Thema
Bäume – als Quintessenz eines traditionellen bayerischen Biergartens – in Kooperation mit Strauss
& Hillegaart in das Interior Design des Pavillons zu integrieren. Ausgehend von der Idee des Sitzens
unter Blättern entwickelte das Cottbusser Büro für Kunst am Bau eine anamorphotische Darstellung
von 16 unterschiedlichen Laubbäumen – von denen jeder für ein Bundesland steht – in gedeckten,
an der Farbigkeit der Möblierung orientierten Grün- und Brauntönen. Das Besondere dieser seit der
Renaissance bekannten Technik: Die Motive sind nur von einem ganz bestimmten Standpunkt aus
als Bäume zu erkennen – je eher sich die Betrachter aus der Blickachse bewegen, desto mehr lösen
sich die Bäume zu abstrakten grafischen Strukturen auf.“
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1 Restaurant 2 Energiezentrale 3 Nebenräume
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Die Bäume im Restaurant versinnbildlichen die Hauptstädte der deutschen Bundesländer
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Im Außenraum beginnt der Rundgang durch das Gebäude – durch eine terrassierte Grünlandschaft, vorbei an überdimensionalen Postkarten mit Motiven der 16 Bundesländer
Objekt Deutscher Pavillon EXPO Shanghai 2010
Standort Shanghai, Expo Gelände
Auftraggeber Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie
Durchführungsgesellschaft Koelnmesse International GmbH
Konzept, Planung und Umsetzung des Deutschen Pavillons
Arbeitsgemeinschaft Deutscher Pavillon Shanghai GbR (ARGE)
Architektur und Generalplanung Schmidhuber + Kaindl GmbH, München
Projektdaten
Brillux Produkte Acryl-Fassadenfarbe 100
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Markus Hillegaart über 30 000 Buchstaben
„Wie speist man als Deutscher in perfekter Balance zwischen Natur und Stadt? Unsere Antwort:
unter Bäumen. Passend zum Motto des Pavillons „Balancity“ entwarfen wir also Landschafts-
motive, die sich aus den Namen der deutschen Landeshauptstädte zusammensetzen und haben
einige Säulen des Restaurants sozusagen als Baumstämme umfunktioniert. 16 Bäume aus 30 000
Buchstaben ergeben eine sogenannte anamorphotisch verzerrte Baumlandschaft. Wir haben ein
komplettes 3D-Abbild des Raumes erstellt und anhand dieser Daten die Bildaussage mit einer Art
Projektionsebene übertragen.
Nach einer zweijährigen Planungsphase wurden die grafischen Elemente innerhalb von 14 Tagen
mit Hilfe von Schablonen von einem vierköpfigen Team vor Ort mit Brillux Fassadenfarbe aufge-
bracht. Das ganze Projekt war eine große Herausforderung und wurde durch den Spaß an der
Sache zu einem einzigartigen und prägenden Erlebnis!“
säulen zu Baumstämmen werden, deren Kronen
sich jeweils aus den Buchstaben des Namens-
zuges der Hauptstadt eines deutschen Bundes-
landes ergeben. Der Clou dabei: Unverzerrt ist das
Bild nur von ausgewählten Standorten aus erkenn-
bar – verlässt der Betrachter diese, überdehnen
sich die Baumkronen und gehen in ein abstrakt-
grafisches Schattenspiel über, das Assoziationen
an einen sonnenbeschienenen Biergarten weckt.
Ein weiterer abstrahierter Landschaftsfries verläuft
auf den Innenwänden des Restaurants. Aus der
Entfernung ruft er den Eindruck hervor, unter Bäu-
men sitzend durch das lichte Gehölz in die dahin-
ter liegende Landschaft zu blicken – aus der Nähe
betrachtet verwandelt er sich in ein Strichraster.
Jochen Paul, München
ein Raumkontinuum,
in dem sich dem Besu-
cher permanent neue
Perspektiven eröffnen.
Die von Milla + Partner konzipierte Ausstellung
führt über zehn Stationen – den „Tunnel“, den
„Hafen“, das „Planungsbüro“, den „Garten“, das
„Depot“, die „Fabrik“, den „Park“, das „Atelier“,
den „Stadtplatz“ und das „Forum“ – zur „Energie-
zentrale“.
Ein weiteres Highlight des Pavillons ist das
Restaurant: Dem Büro für Kunst am Bau Strauss &
Hillegaart gelang es, das scheinbar triviale Thema
eines bayerischen Biergartens zu einem beeindru-
ckenden geistig-räumlichen Erlebnis aufzuladen.
Grundidee ihres Konzepts war es, das Restaurant
in eine abstrakte Farb- und Naturlandschaft zu
verwandeln, in der die 16 dominierenden Rund-
Ausstellungs- und Mediengestaltung Milla und Partner GmbH, Stuttgart
Ausführung und Projektmanagement Nüssli (Deutschland) GmbH, Roth
Farbgestaltung und Ausführung Restaurant Strauss & Hillegaart, Cottbus
Pavillongrundstück 6 000 m²
Ausstellungsfläche 3 600 m²
Baukosten Architektur und Ausstellung 30 Mio. €
Der Deutsche Pavillon – eine begehbare Skulptur
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Strauss & Hillegaart
Die Ausstellung führt über zehn Stationen zur „Energiezentrale“
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Theater, GüterslohFo
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Ganz in WeißTheater, Gütersloh
In Form eines weißen Würfels gestaltete der Architekt Prof. Jörg Friedrich,
PFP Architekten Hamburg-Genua, den Neubau des Theaters für die Stadt Gütersloh.
Ein Haus für Oper, Ballett und Schauspiel, das mit seinem innovativen Konzept
eine Vielfalt an Nutzungsmöglichkeiten bereithält.
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1 Theatersaal/Rang2 Studiobühne3 Garderobe
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Theater, Gütersloh
Wer denkt, dass ein schlankes Budget zwangs-
läufig zu einem mageren Resultat führen muss,
der irrt sich. Jedenfalls in Bezug auf den Neubau
des Theaters in Gütersloh. Trotz kommunaler
Finanzprobleme und einem Bürgerbegehren gegen
das Theater, gelang es dem Architekten Prof. Jörg
Friedrich, der Stadt einen passenden Entwurf für
ein neues Haus der schönen Künste zu präsentie-
ren. Er entwickelte ein vertikales Theater, in dem
auf kleinster Grundfläche die Hauptfunktionen
übereinander angeordnet wurden.
Als weißer Würfel erhebt sich das Gebäude aus
dem benachbarten Stadtraum gleich neben der
Stadthalle aus den 70er Jahren und dem histo-
rischen Wasserturm. Die umgebenden Wohn-
und Gewerbebauten sind durch Putz und Klinker-
Grundriss Ebene 03, M 1:500
fassaden geprägt. Die kompakte
kubische Form des Gebäudes wird
durch zwei auskragende Volumen
durchbrochen, welche die Hinter- und Studio-
bühne beherbergen. Drei der Fassaden zeigen
sich verschlossen und werden nur durch wenige
schmale Fensterschlitze strukturiert. Die Süd-
fassade dagegen ist komplett verglast und
gewährt den ersehnten Einblick in das Theater-
foyer. Tagsüber lässt sie viel Licht in das Gebäude,
nachts lenkt sie die Blicke ins imposante Innere.
Hier wird die vertikale Schichtung besonders deut-
lich: Übereinander gestapelte Bauteile, die zusam-
men gehalten von einer Wendeltreppe in weißem
Glanz erstrahlen. Der Theaterbesucher betritt
das Gebäude von der Südostseite. Die transpa-
rente Glasfront der Studiobühne zeigt in Richtung
Stadtzentrum und leitet die Besucher zum Thea-
tereingang. Im Erdgeschoss befinden sich Kasse,
Ein neues Haus der schönen Künste
1 Theatersaal/Rang 2 Studiobühne 3 Garderobe
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Die imposante Wendeltreppe prägt das Erscheinungsbild im Innenraum
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Theater, Gütersloh
Die Skylobby – schwarze Ledersessel setzen Akzente im alles umgebenden Weiß
Schnitt, M 1:500
1 Theatersaal2 Bühne/Technik3 Skylobby
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Garderobe und ein kleines Foyer. Ein Blickfang ist
der Tresen der Garderobe. Weiß und von innen
beleuchtet, streckt er sich fast durch den gesamten
Eingangsbereich. Über eine keilförmige Treppen-
skulptur, deren schwarzmattierte Wangen, das alles
umgebende Weiß ein erstes Mal durchbrechen,
erreicht der Gast die Saalebene, die einen Zugang
zum Parkett des großen Theatersaals bietet.
Von hier schwingt sich die weiße Wendeltreppe
empor, neben dem frei auskragenden Theatersaal
das prägnanteste Element im gesamten Foyer.
Über die ersten der insgesamt 131 Wendelstufen
erreicht man das zweite Geschoss, welches das
obere Parkett des großen Theatersaals erschließt.
Das Herz des Theaters empfängt den Besucher in
seinem Inneren überraschend mit Schwärze.
Prof. Jörg Friedrich über die Welt der Kunst
„Die Farbe Weiß steht mit ihrer Strahlkraft als Symbol des Lichtes.
Wir entschieden uns für ein konsequent durchgehendes Weiß. Dadurch
entsteht ein Raum, der den Besucher vom Alltag entfernt und in die Welt der
Kunst leitet. Der Besucher wird entführt und seine Wahrnehmungsfähigkeit
aufgefrischt. In Kombination mit präzise konstruierter Beleuchtung bewirkt das
durchgehende Weiß die gezielte Ausstrahlung in den Stadtraum.“
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PFP Architekten
524 Plätze des Theatersaals haben eigene Paten Kontraste schaffen die mit
weinrotem Stoff bezogenen
Sessel. Unterstützt werden sie dabei von den
Akustikreflektoren aus Schwarz- und Cortenstahl
an den Seitenwänden. Der Saal wurde als Rang-
theater entworfen und verfügt über 532 Sitzplätze.
Aufgrund der Steilheit von Rang und Parkett
sitzt kein Gast mehr als 25 Meter von der Bühne
entfernt. Für 524 der Plätze wurden Paten ge-
funden, die u.a. zusammen mit den Gütersloher
Unternehmen Bertelsmann und Miele Geld für die
Errichtung des Theaters spendeten.
Vom dritten Geschoss aus erreicht man die Studio-
bühne, eine ebenfalls ganz in Schwarz gehaltene
„Black Box“, die zum Proben oder als Experimen-
tierbühne genutzt werden kann. Der Raum ist
mit einer flexiblen Tribüne ausgestattet, vom Kam-
merkonzert über die Ballettprobe bis hin zur
Schnitt, M 1:500
1 Theatersaal 2 Bühne/Technik 3 Skylobby
30 Brillux colore
Theater, Gütersloh
Objekt Theater
Standort Gütersloh
Bauherr Stadt Gütersloh
Architekt PFP Architekten BDA, Hamburg, Prof. Jörg Friedrich
Mitarbeit Henning Scheid (Projektleitung), Jörg Niderehe,
Ulf Sturm, Ulf Grosse
Wettbewerb Götz Schneider, Katja Gäbel, Christina Dirk
David Hensdiek über das neue Theater
„Die erste Frage, die wir uns an diesem Bau gestellt haben war: Wie sollen wir
das bis zur Eröffnung schaffen? Nun standen wir vor so einer großen Aufgabe.
Gut, dass die Zusammenarbeit mit den Architekten und Brillux so reibungslos
geklappt hat.
Alle Wände im öffentlichen Bereich wurden in Q3 und Q4 gespachtelt – dann
kam erst einmal Schleifen, Schleifen und nochmals Schleifen. Danach wurden
fast alle Wände in einem eleganten matten Weiß gestrichen, außer im Büh-
nenbereich, hier ist alles Schwarz. Das größte Augenmerk ist die freistehende
Wendeltreppe, die sich schon von weitem gut sichtbar darstellt und am Abend
bei voller Beleuchtung noch imposanter wirkt.
Der größte Vorteil war für uns der Arbeitszeitraum, denn wir haben alle Maler-
arbeiten im letzten langen Winter gemacht. Das Theater war für uns in jeder
Hinsicht ein besonderes Projekt.“
Brillux Produkte Lacryl Tiefgrund ELF 595, Glemalux ELF 1000,
Super Latex ELF 3000, Handspachtel H 1882, Rapidvlies 1525,
Haftgrund 850, Impredur Seidenmattlack 880
Projektdaten
Theateraufführung ist hier alles möglich. Die
Studiobühne verfügt dazu über ein separates
Treppenhaus und kann unabhängig vom Gesche-
hen im Großen Saal genutzt werden. Die vierte
Ebene erschließt die Technikbereiche und Gar-
deroben der Künstler. In diesen Nebenbereichen
findet man zahlreiche Farb- und Materialkontraste,
in Form grauer Sichtbetonwände, grasgrüner
Böden und leuchtend orangefarbener Türen,
anstelle der vorherrschend weißen Eleganz der
öffentlichen Bereiche.
Ganz oben im fünften Geschoss führt die Wendel-
treppe in die Skylobby. Hier oben empfängt die
Bar den Besucher mit Lounge und Dachterrasse.
Auch hier erstrahlen, dem einheitlichen Gesamt-
konzept folgend, alle Bauteile weiß, von der
Akustikdecke bis zum Bodenbelag, denn dieser
besteht aus weiß beschichtetem Estrich. Immer
wieder brechen Kreis- und Ecksegmente das
Gebäudegefüge auf. Die Aussparungen geben
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Hensdiek GmbH
unerwartete Blickwinkel frei, lassen Licht hinein
oder setzen durch Beleuchtung nächtliche
Akzente. Die Bar kann auch unabhängig vom
Theatergeschehen genutzt werden. Sie verfügt
zusätzlich über ein eigenes Treppenhaus in Form
eines spitzzulaufenden Dreiecks, das von der
Barkeystraße erschlossen wird. Von hier oben
kann der Gast den Blick über die Dächer der Stadt
schweifen lassen. Spätestens an diesem Ort
dürfte das Gütersloher Theater auch den letzten
Skeptiker in seinen Bann gezogen haben.
Annika Frey, Cuxhaven
Brillux colore 31
Bauleitung Oehme + Partner, Bielefeld
Tragwerksplanung Prinz & Pott, Bielefeld
Ausführender Malerbetrieb Hensdiek GmbH, Gütersloh
Nutzfläche 3 843,05 m²
Brutto-Geschossfläche BGF 13 250 m2
Brutto-Rauminhalt BRI 54 000 m3
Platzanzahl gesamt 482 (optional 532)
Die Südfassade ermöglicht bei Nacht den Einblick ins Innere
Ein starker Kontrast im Theatersaal
32 Brillux colore
RS +Yellow Lager - und Distributionszentrum, MünsterFo
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Brillux colore 33
Dezente InszenierungRS +Yellow Lager - und Distributionszentrum, Münster
Das Gebiet ist ziemlich unscheinbar, ein Gewerbegebiet wie andere auch. Nur wenige wissen von diesem Stück
Stadt in Münsters Norden. Durch den jüngsten Neubau hat sich das Gebiet aber kolossal gewandelt, denn es
verfügt plötzlich über ein Geheimnis: ein gestreiftes Möbellagerhaus mit einer Wasserlandschaft auf dem Dach.
Schnitt, M 1:500
34 Brillux colore
RS +Yellow Lager - und Distributionszentrum, Münster
Peter Wilson über ein logistisches Diagramm
„Die Fassade und ihr Farbkonzept haben wir in enger Abstimmung mit unserem Bauherrn entwickelt. Uns war
hier eine durchlaufende, bündige Gestaltung wichtig. Im Farbklang eher dezent und zurückhaltend. Wir wollten
keine gewagte, modische Halle, eher dachten wir an das Bild eines „Pyjamas“. Im Schnitt zeigt sich die Box als
logistisches, effizientes Diagramm, und von außen eher abstrakt. Aufgrund der Wasserlandschaft auf dem Dach
bestand für uns die Herausforderung darin, sämtliche Öffnungen für Belüftung sowie Brandschutz-RWA (Rauch-
wärmeabzug) ausschließlich seitlich vorzusehen. Dies bedeutete automatisch, bautechnologische Standards
anders zu interpretieren. Wir entwickelten die Fassade schließlich aus senkrechten Gasbetonpaneelen, vereinzelt
unterbrochen durch senkrechte, haushohe, verzinkte Gitterroststreifen für die haustechnischen Anforderungen.
Spannend gestaltete sich die Farbauswahl. Bis alles richtig ausbalanciert war, haben wir einige Versuche mit Test-
fassaden unternommen. Letztlich haben wir uns für vier Farben aus dem Scala-Katalog entschieden. Die „Big Box“
hat so einen durchgängigen, zeitlosen Farbvorhang erhalten.“
Es ist bereits ihr drittes gemeinsames Projekt:
Die Architekten Julia Bolles-Wilson und Peter
Wilson sind mit dem Möbelunternehmer Rainer
Scholze schon seit langem befreundet. Und sie
teilen die gemeinsame Freude am Nachdenken
über architektonischen Raum. Das Besondere
ist, dass sie ihn von Zeit zu Zeit auch realisieren.
Ganz pragmatisch für das bundesweit tätige
Möbelunternehmen RS+Yellow mit Sitz in Münster.
Schon 1992 bauten sie ein erstes Zentrallager,
indem sie eine unvollendete Produktionshalle
aus den 60er-Jahren mit einer neuen Aluminium-
Wellblech-Haut umhüllten (ihr Erstlingswerk in
Münster), 2002 folgte der Neubau eines großes
Möbelkaufhauses in der Nachbarschaft.
Beide Bauten zeugten
von einem unkonven-
tionellen Denken und
verstanden sich geradezu
als Manifest gegen den gewöhnlich eindimensio-
nalen Einheitsbrei in Gewerbegebieten.
Als jetzt abermals das Lager zu einem neuen
Distributionszentrum um 7 000 m² erweitert werden
sollte, war das Team bereits eingespielt: Wieder
ging es um kreativen Pragmatismus – oder darum,
das Schöne im Notwendigen aufzuspüren. Als
Ausgangspunkt dient denn auch die „Big Box“.
Und der Passant, der zwei ihrer Seiten von der
Straße gut betrachten kann, wird erste Charak-
teristika leicht erahnen. Das Volumen ist zweige-
schossig, der Grundriss folgt einem regelmäßigen
Raster, die Konstruktion basiert auf vorgefertigten
Stützen und Trägern sowie weit gespannten
Deckenplatten. Doch beim genaueren Betrachten
Schnitt, M 1:500
BOLLES+WILSON
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Wieder ging es um kreativen Pragmatismus
Brillux colore 35Die Fassade besteht aus senkrechten Gasbetonpaneelen, unterbrochen durch verzinkte Gitterroststreifen für die haustechnischen Anforderungen
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36 Brillux colore
RS +Yellow Lager - und Distributionszentrum, Münster
Von der Straße aus lässt sich die Besonderheit des Daches nur erahnen
Brillux Produkte Grundierkonzentrat ELF 938, Silicon-Porenbetonbeschichtung 449,
Acryl-Fassadenfarbe 100
Brillux colore 37
Klaus Schumann
„Die Fassade an diesem Gebäude ist etwas Besonderes. Der Weg zu diesem Ergebnis hat auch
ganz schön viel Zeit in Anspruch genommen. Die Farbfindung war ein zeitintensiver Prozess, bei
dem wir von Anfang an beteiligt waren. Wir haben etliche Musterflächen angelegt, bis die Farbtöne
vom Architekten und Bauherren freigegeben wurden.
Mit insgesamt acht Mitarbeitern waren wir vor Ort und trotzdem war die Zeit am Ende recht knapp.
Aber das Ergebnis kann sich sehen lassen und uns hat die Arbeit viel Spaß gemacht. Obwohl wir
seit über 30 Jahren Porenbetonbeschichtungen machen, ist es immer wieder anders. Zum Glück
hatten wir mit Brillux eine super Zusammenarbeit – sehr zuverlässig!“
Farbgestaltung BOLLES+WILSON und Rainer Scholze
Ausführender Malerbetrieb Ernst Wortmann GmbH,
Obernkirchen / Vehlen
Nutzfläche 6 870 m²
Brutto-Geschossfläche BGF 9 158 m²
Brutto-Rauminhalt BRI 36 740 m³
Baukosten 6,3 Mio. €
Ihm kann sich nur nähern, wer die 1 500 m² große
Bürofläche auf dem Dach betritt. Erst hier zeigt
sich der unkonventionelle Umgang auch mit der
fünften Fassade, dem Dach: Es wurde als große
Wasserlandschaft (45 x 65 Meter) gestaltet – mit
weitem Blick in die grüne Stadtrandlandschaft.
Dem Bürotrakt mit großformatiger Schiebe-
Glasfassade ist hierbei eine großzügige Holz-
terrasse vorgelagert. Für Verschattung sorgt eine
auskragende Stahlpergola mit Lamellenvorhang,
die eine besondere Lichtstimmung inszeniert.
Ein Wunschtraum für einen Unternehmer scheint in
Erfüllung gegangen zu sein – mit dezenten Farben
und wechselndem, von Wasser und Glas
reflektiertem Licht.
Stefan Rethfeld, Münster
der Fassade aus Gasbetonpaneelen mit ihren
durchlaufenden Pyjamastreifen wird man zu-
rücktreten und verwundert nach weiteren Details
suchen. Fassade und Dach erscheinen bar jeder
üblichen Gewerbegebietskonvention: keine Licht-
kuppeln, keine Fenster, kein Dachüberstand, kein
Sockel, keine Leitern, Schilder, Rohre, Antennen.
Und spätestens dann, wenn man den bündigen,
auf drei Seiten durchlaufenden Farbvorhang einge-
hend studiert hat, wird man das Gebäude als ein
Volumen mit einer geheimnisvollen Aura einstufen.
Doch das Geheimnis offenbart sich weder hinter
dem Vorhang noch hinter der Eingangstür.
Ein auf den ersten Blick unscheinbares Gebäude
ProjektdatenObjekt RS +Yellow Distribution Centre
Standort Münster
Bauherr RS +Yellow Möbel Handelsgesellschaft mbH, Rainer Scholze
Architekt BOLLES+WILSON
Bauleitung Klaus Kuchenbuch
Konstruktionsart Stahlbetonskelettbau, Fertigteilbauweise
Tragwerksplanung ahw Ingenieure GmbH, Münster
Brandschutz Dipl.-Ing. Richard Wolejszo, Everswinkel
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Ernst Wortmann GmbH
Keine Lichtkuppeln, keine Fenster...
38 Brillux colore
Kameha Grand Hotel, BonnFo
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Brillux colore 39
Neobarocke Farbigkeit
Kameha Grand Hotel, Bonn
Als neobarockes Gesamtkunstwerk bezeichnet Marcel Wanders sein Gestaltungskonzept
für das Interieur des Life & Style Hotels Kameha Grand Bonn und hat hierfür eigens die
Kameha Blume entworfen, die sich als Gestaltungselement in dem gesamten Hotel findet.
Im März 2010 gewann das Hotel den MIPIM Award, den Oscar der Immobilienbranche.
Schnitt, M 1:500
1 Vorfahrt2 Lobby3 Atrium4 Halle5 Rheinterrassen
1 2
3 4
5
40 Brillux colore
Kameha Grand Hotel, Bonn
Der Gegensatz von Architektur und Interieur
könnte größer nicht sein. Einem technisch-
nüchternen und farbneutralen Gebäude stellt
sich eine betörend opulente, detailverliebte Innen-
gestaltung mit starken Farbakzenten entgegen.
Bei allem Widerspruch ist beiden Entwurfskon-
zepten eines gemeinsam. Sowohl die äußere
Hülle als auch der Innenraum sprechen jeweils
eine eigenständige Sprache, welche die inten-
dierte Einzigartigkeit des Bauherrn und Betreibers
visualisiert und das Hotel am Bonner Bogen damit
unverwechselbar macht.
Das Hotel bietet Raum für 190 Zimmer, 63 Suiten,
einen großzügigen SPA-Bereich, Tagungs- und
Konferenzräume, mehrere Bars, Restaurants sowie
Dachterrassen und Funktionsräume und nimmt
mit seiner Form Bezug auf die besondere Lage am
Rheinufer. Auf einer Länge von jeweils 104 Metern
umfassen zwei Spangen, die zum Rheinufer 9
Meter an Höhe verlieren und sich auch trapez-
förmig verjüngen, das Gebäude an der Ost- und
Westseite. Mit
der Verjüngung
erhalten die fassadenseits gelegenen Zimmer
einen Blick auf den Rhein und sein Umfeld.
In ihrem Zwischenraum bilden die Spangen eine
transparente Zone aus, die sich in drei Segmente
gliedert. Eine sieben Meter hohe Lobby am zur
Straße gelegenen Eingang des Hotels, ein nach
oben offenes Atrium und eine nach Süden zum
Rhein hin gelegene Eventhalle. Stützenfrei und
in einer lichten Höhe von bis zu 18 Metern
umspannt eine 51 Meter lange filigrane Metall-
Glas-Konstruktion die 1 330 Quadratmeter große
Halle, den Kameha Dome, als gekrümmte Dach-
haut. Entworfen und realisiert wurde das Gebäude
mit seinem Tragwerk aus Stahlbeton in Schotten-
bauweise.
Dieser kühnen, technischen, topografisch inspi-
rierten Architektur begegnet Wanders mit einem
nicht minder kühnen, jedoch emotionalen Interieur
Konzept, das von purer Lebenslust geprägt ist.
Fern jedes Ortsbezuges wird dem Gast die Illusion
einer heiteren, ungetrübten und luxuriösen Welt
1 Vorfahrt 2 Lobby 3 Atrium
Detailverliebtes Interieur mit starken Farbakzenten
Karl-Heinz Schommer über das Auge des Betrachters
„Durch die Verkleidung mit rollverformten Profiltafeln aus silbergrauem Aluminium und die filigrane
Glaskonstruktion der Halle hat das Hotel eine elegante Außenwirkung. Für die Innenwirkung steht
die Gesamtgestaltung des Designers Marcel Wanders, die wir im Zusammenhang mit unserer
Architektur von Anfang an als spannend und wohltuend spielerisch empfunden haben.
Marcel Wanders entwickelt sein Design von innen nach außen. Warmtonige Materialien im Innenbe-
reich stehen im Dialog zu der technischen Aluminiumkonstruktion des Daches und der Fassade so-
wie der filigranen Stahlkonstruktion der Glashalle. Das Auge des Betrachters braucht die Spannung,
um sich mit ergänzender Formsprache auseinanderzusetzen. Ich denke, gerade diese Kombina-
tion unserer Architektur zusammen mit dem Design von Marcel Wanders wird sicher in der Erinne-
rung der Gäste bleiben, so dass diese das Hotel immer und immer wieder besuchen werden.“Architekturbüro Schommer
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Schnitt, M 1:500
4 Kameha Dome 5 Rheinterrassen
Brillux colore 41Die Ruhezonen im Kameha SPA sind auch in der Farbigkeit ruhig gehalten – die Konferenzbereiche hingegen zeigen deutliche Farbakzente
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42 Brillux colore
Kameha Grand Hotel, Bonn
Einige Suiten wurden nach einem besonderen Thema entworfen – hier die Beethoven Suite (oben) und die Princess Suite
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Gundriss EG, M 1:500
1 Vorfahrt2 Lobby3 Raucher Lounge4 Rothschild Lounge5 Executive Board Raum6 Konferenzsaal I und II7 Registrierung für Veranstaltungen8 Atrium9 Multimediasaal10 Pure Gold Bar11 Halle12 Rheinterrassen13 Restaurant14 Küche15 Bankettsaal / Restaurant16 Rezeption17 Büros
3
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7
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Brillux colore 43
vermittelt, in der die Wirtschaftskrise und auch alle
anderen Probleme des 21. Jahrhunderts vor dem
Eingang Halt machen. Hier wird in einem Maße
mit Formen und Mustern, und vor allem auch mit
Farben gespielt, wie es schon die Meister des
Barocks taten, um dem seit Beginn des 17. Jahr-
hunderts gespaltenen Lebensgefühl die Illusion
eines goldenen Zeitalters entgegenzusetzen.
Für seine neobarocke Gestaltung ließ Wanders die
seit Adolf Loos totgesagte Ornamentik mit großer
Geste wiederaufleben. Auf Webteppichen, kera-
mischen Bodenbelägen, Vorhängen, Tapeten und
Vasen behauptet sie sich mal als Motiv der barock
anmutenden Kameha Blume, die der Designer ei-
gens für das Business- und Event-Hotel entworfen
hat, mal als Muster Meissner Porzellans, das er als
Vorlage digitalisieren ließ.
Auch das Farbkonzept kann als Neobarock
bezeichnet werden, bedient Wanders sich doch
vorwiegend der Farben des Frühbarocks, bei dem
neben Natursteintönen Weiß, Grau, Schwarz, Rot
und Gold den Ton angegeben hatten. Im Kameha
Grand Bonn dominiert der Schwarz-Weiß-Kontrast,
der in den Publikumsbereichen durch überdimen-
sionierte, skulpturengleiche Vasen in Uni-Rot
oder -Gold – teilweise auch in Weiß mit goldener
und schwarzer Ornamentik – „aufgemischt“ wird.
Großdimensionierte, rote Rundsofas in der Lobby
Grundriss EG, M 1:500
1 Vorfahrt 2 Lobby/Stage Bar & Lounge 3 Zino Platinum Cigar Lounge 4 Rothschild Lounge 5 Chairmens Lounge 6 Kameha Green & Kameha Spirit 7 Registrierung für Veranstaltungen 8 Atrium 9 Kameha Universal 10 Puregold Bar 11 Kameha Dome 12 Rheinterrassen 13 Brasserie Next Level14 Küche 15 Grand Event 16 Rezeption
44 Brillux colore
Kameha Grand Hotel, Bonn
Die Kameha Blume findet man in vielen Elementen wieder –
besonders imposant im Kameha Dome
akzentuieren die farblich ruhige Grundgestaltung.
In der insgesamt dezent gestalteten Puregold Bar
wird eine Wand in Goldmosaik zum Eyecatcher.
Die Flure zu den Gästezimmern sind mit roten,
ornamentalen Teppichen und Tapeten, beide nach
den Entwürfen von Marcel Wanders, gestaltet und
würden ein Gefühl von Unruhe und Enge auslösen,
wenn die Neutralisation der weißen Decken fehlte,
die im Übrigen auch mehr Raumhöhe suggerieren.
Die Detailverliebtheit und der Perfektionswille
des Designers erforderten eine Innendispersions-
farbe, die einen völlig ansatzfreien Deckenanstrich
ermöglicht. Auch die 3,10 m hohen Decken der
großzügigen Gästezimmer und Suiten sollten weiß
sein, um den farblich zwar zurückhaltenden,
jedoch durch starke Ornamentik geprägten Räu-
men eine ruhige Ausstrahlung, hohe Raumwirkung
und eine Fülle an Licht zu geben. Aufgrund des
guten Deckvermögens der Dispersionsfarbe reich-
ten 2 000 Liter aus, um die Decken der insgesamt
253 Zimmer und Suiten in strahlendes Weiß zu
tauchen und für eine ausgezeichnete Reflexion des
Tageslichts zu sorgen, das die Räume durch die
raumhohen Fensteröffnungen durchflutet. Damit
gewinnt die Farbe Weiß im neobarocken Gesamt-
konzept des Designers eine tragende Rolle.
Petra Lasar, Rösrath
Brillux Produkte Dolomit ELF 900, Super Latex ELF 3000, Latexfarbe ELF 992, CreaGlas Gewebekleber ELF 377,
Impredur Seidenmattlack 880, Impredur Hochglanzlack 840, Handspachtel LF 1884
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SD Malerwerkstätten Donth GmbH & Co. KG
Sascha Donth über gute Partner
„Wir mussten im Zwei-Schicht-System arbeiten und auch die Wochenenden nutzen, um termingerecht zur
Eröffnung fertig zu werden. Ca. vierzig Arbeitskräfte waren in allen öffentlichen Bereichen, im Bar- und Restaurant-
bereich, im SPA sowie in den Fluren und Zimmern parallel im Einsatz. Trotz der kurzen Zeitspanne, die für die Fertig-
stellung unserer Leistung zur Verfügung stand, hat uns dieses Projekt sehr viel Spaß gemacht. Schließlich bekommt
man selten eine Gelegenheit ein so perfekt durchdachtes Farbkonzept in so großem Maßstab ausführen zu dürfen.
Das Ergebnis spricht ohne Zweifel für sich selbst. Die Firma Brillux hat uns bei unserer Arbeit – wie immer – hervor-
ragend unterstützt. Wir konnten uns jederzeit auf die termingerechten und oft auch sehr kurzfristigen Lieferungen
verlassen. Für derartige Bauvorhaben braucht man einfach gute und verlässliche Partner.“
Brillux colore 45
Ausführender Malerbetrieb SD Malerwerkstätten
Donth GmbH & Co. KG, Waltershausen / Schnepfenthal
Nutzfläche 29 800 m²
Brutto-Geschossfläche BGF 31 506 m²
Brutto-Rauminhalt BRI 154 538 m³
Baukosten ca. 100 Mio. €
Der Blick von der gegenüberliegenden Rheinseite
ProjektdatenObjekt Kameha Grand Bonn
Standort Bonn
Bauherr BonnVisio Real Estate GmbH & Co. KG
Betreiber Lifestyle Hospitality & Entertainment Group
Architekt Architekturbüro Schommer, Bonn
Innenarchitekt Marcel Wanders studio, Amsterdam
Projektsteuerung Deutsche Werkstätten Hellerau GmbH, Dresden
46 Brillux colore
Parkhaus Stubengasse, MünsterFo
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Parkhaus-MorphoseParkhaus Stubengasse, Münster
Einst Parkhaus, heute Stadtbaustein. In Münster wurde an zentraler Stelle ein
Parkhaus in ein neuartiges Wohn- und Geschäftshaus verwandelt. Aus dem nüchternen
Zweckbau ist ein raffiniertes Raumkunstwerk geworden.
Schnitt, M 1:500
1 Wohnungen2 Innenhof3 Geschäftsraum mit alter Parkhaus-Struktur4 Kaufhof-Logistik
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Parkhaus Stubengasse, Münster
Matthias Fritzen über narratives Materialkonzept
„Wir haben das aufgenommen, was wir fanden. Das Parkhaus gab uns die Strukturen vor. Zur Hälfte
haben wir die Etagen zunächst runtergebaut. Und neue Obergeschosse folgten – insbesondere für acht
neue Wohneinheiten, die von einem neuen offenen Innenhof erschlossen werden. Uns war es wichtig,
das Ganze, aber auch seine Teile durch ein narratives Materialkonzept kenntlich zu machen. So umgibt
den Gesamtblock heute ein dunkler Klinkerstein, helle Sichtbetonstreifen zeichnen Höhen nach und neue
großzügige Fensterfronten markieren die Ladenzonen und Treppenhäuser. Die Farbe unterstützt uns in
diesem Ziel: Im Möbelladen kamen leicht abgetönt graue Farbtöne zum Einsatz, die der alten Tragstruktur
ein spannungsvolles Schattenspiel ermöglichen, Bestandsflächen haben wir ruppig weiß gestrichen, im
großen Treppenhaus – unserem „Schaufenster“ zur Klarissengasse – wählten wir eine Folge von Grün-
tönen, die bereits auf den begrünten, offenen Innenhof hinweisen. Diesen umgeben goldbeschichtete
Fassadenplatten, analog zu den goldfarbenen Vorhängen in den hohen Loggien zum öffentlichen Stadt-
raum. In unserem Projekt kombinieren wir Merkmale der Industriearchitektur mit mondänem Wohnen – die
Farben markieren die Zonen der Umdeutung.“
Matthias Fritzen und Anke Müller-Giebeler
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Die Stubengasse galt als eines der letzten freien
zentralen Grundstücke in Münsters Altstadt.
Vormals eng bebaut, umgeben von Hospitälern
und Klöstern, blieb das kriegszerstörte Areal im
Wiederaufbau unbebaut und diente die Jahrzehnte
hindurch bis zuletzt als Parkplatz – verkehrs-
günstig, bahnhofsnah und zentral unmittelbar im
Hinterland zweier Fußgängerzonen, der Ludgeri-
und Salzstraße gelegen. Es gab daher wohl kein
Grundstück in Münster, über das häufiger Skizzen-
papier ausgerollt wurde. Gerade für Stadtplaner,
Architekten
und Studenten
erwies es sich als Projektionsfläche für vielfältige
Ideen. Ob Parkhaus, See, Konzerthalle oder Central
Park: Die Stubengasse war das Möglichkeitsfeld,
das Jokergrundstück, oftmals auch für eine neue
Stadtpolitik. Zwei öffentliche Planungsforen führten
schließlich 2003 zu einer Ratsvorlage und zur Aus-
lobung eines Investorenwettbewerbes, den die
Architekten Prof. Ernst Kasper (Aachen) und
Fritzen + Müller-Giebeler Architekten BDA (Ahlen)
zusammen mit der Harpen AG (Dortmund)
gewannen. Mit ihrem Vorschlag für ein neues
Verkehrsgünstig, bahnhofsnah und zentral
Schnitt, M 1:500 1 Wohnungen 2 Innenhof 3 Geschäftsraum mit alter Parkhaus-Struktur 4 Kaufhaus-Logistik
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In dem Möbelgeschäft sind die Strukturen des alten Parkhauses noch erkennbar
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50 Brillux colore
Parkhaus Stubengasse, Münster
Die alten Strukturen sind auch von außen ablesbar, da eine Glasfassade den Einblick ermöglicht
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Brillux colore 51
Parkhausklotz als neuer Stadtbaustein
Franz-Josef Heßbrüggen über eine just-in-time Anlieferung
„Bereits Ende 2009 haben wir die Arbeiten in dem Möbelgeschäft Ventana durchgeführt. Zum einen
mussten die alten Strukturen des Parkhauses hervorgehoben werden, zum anderen die neuen Flächen
so angelegt werden, dass alles zusammen eine optisch harmonische Einheit bildet.
Durch das Herausnehmen einiger Geschossdecken wurden zum Teil die Betonträger und -stützen
beschädigt – diese Schadstellen galt es nun so auszubessern, dass es nicht nach Reparaturen aussieht.
Wir konnten im Vorfeld kaum Planungen für unsere Arbeiten machen, da alles direkt auf der Baustelle
individuell entschieden und ausgeführt werden musste. Wir sind nun sehr zufrieden mit dem Ergebnis.
Da sich das Projekt direkt in der Fußgängerzone befindet, musste die Anlieferung der Produkte just-in-time
erfolgen – und das hat dank der guten Logistik von Brillux auch funktioniert.
Unsere Arbeit ist aber noch nicht ganz beendet, denn die Wohnungen müssen in diesem Jahr noch fertig
gestellt werden.“
Heßbrüggen GmbH
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Geschäftszentrum (2009 fertig gestellt) stärkten sie
die Idee eines großen vorgelagerten Platzes, der
heutigen Stubengasse, und rückten damit auch
Bestandsgebäude in den Blick, die bislang im
Windschatten lagen. Unter anderem ein abgän-
giges Parkhaus. Dieses wurde 1964 in nüchterner
Form noch mit einer Tankstelle im Zufahrtsbereich
errichtet und diente darüber hinaus der Anliefe-
rung eines benachbarten Großkaufhauses.
Die Zukunftsfrage drängte sich geradezu auf, doch
wie könnte ein Umbau gelingen? Ein Komplett-
abriss kam aufgrund der Kaufhausanbindung nicht
in Frage, auch signalisierte ein Bestandsmieter,
ein auf Inneneinrichtung spezialisiertes Möbel-
geschäft, großes Interesse an neuen ungewöhn-
lichen Räumen. Immer mehr Zwänge ergaben sich.
Klug hat man sie als Teile eines Puzzles gedeutet.
Das Büro Fritzen + Müller-Giebeler Architekten
BDA, die Architekten der benachbarten Großbau-
stelle Stubengasse, erhielten auch für den Umbau
des Parkhauses den Auftrag.
Ihr Architekturkonzept hat an der Kubatur nicht
viel verändert: Der Parkhausklotz wurde als neuer
Stadtbaustein interpretiert. Teile wurden entkernt,
obere Geschosse zurückgebaut, um das Gesamt-
volumen dann vollständig für fünf Nutzungen
neu zu programmieren und
aufzustocken. Mit rund
1 800 m² nimmt hierbei
das Möbelgeschäft im transparenten Erdgeschoss
samt Obergeschoss die größte Einheit ein.
Zur Belebung der seitlichen Klarissengasse wurde
ein neuer Kiosk („Saftladen“) ergänzt: Er ragt leicht
hinein in den Straßenraum und kann schnurstracks
durchquert werden. Hauptbestandteil der oberen
Geschosse stellen acht Stadtwohnungen dar, in
Schottenbauweise eingefügt in das übernom-
mene 7,5 Meter-Achsmaß. Sie werden über einen
begrünten, offenen Innenhof erschlossen, der von
der Straße nicht erkennbar ist. Der Passant erhält
lediglich eine vage Ahnung, da jeweils vier Maiso-
nette-Wohnungen sich mit großer Terrasse nach
draußen zeigen, ja sogar inszenieren: Goldene
Vorhänge mit einer Höhe von 7,5 Meter sind hier
wirkungsvoll angebracht, um vor Sonnenstrahlen
und Blicken zu schützen. Die Mietwohnungen mit
jeweils 160 beziehungsweise 200 m² Wohnfläche
verfügen über große offene Grundrisse auf zumeist
drei Ebenen mit vielfachen Sichtbeziehungen
innerhalb des eigenen Wohnraums wie auch
hinaus in die Stadt. Ferner ist eine Büroeinheit im
Mezzanin entstanden, zur Rückseite orientiert, und
– nicht zuletzt – ein voll automatisiertes Fahrrad-
parkhaus mit rund 400 Stellplätzen, das Münsters
Verkehrsmittel Nr. 1 einmal mehr an zentraler Stelle
52 Brillux colore
Parkhaus Stubengasse, Münster
thematisiert. Wer das Gebäude umstreift, kann
beobachten, wie dieser Baustein auch seine Nach-
barn zur Veränderung animiert. Der Unterschied
von Vorder- und Rückseiten nimmt immer mehr ab,
das Gebäude erweist sich als „Allrounder“ zu allen
Seiten hin. Gerade von der neuen Stubengasse ist
es sehenswert, hier zeigt es sich als Komposition
der Kontraste: von leicht bis schwer, von massiv
bis aufgelöst, von ruppig bis edel. Im Abendlicht
kann es sein neues Innenleben besonders ein-
drucksvoll zeigen, bringen doch die beleuchtete
Möbelwelt unten und die private schemenhafte
Welt oben hinter den goldenen Vorhängen
das Haus zum Strahlen. Am schönsten lässt sich
die Vorgeschichte des Baus übrigens im Möbel-
geschäft selbst erzählen. Von der Galerie aus
sind noch die alten Kragarme der versetzten
Parkhausrampen zu sehen. Ansonsten wissen
nur noch alte Navigationsgeräte von einem Park-
haus an dieser Stelle.
Stefan Rethfeld, Münster
Bauleitung WBI Westfälische Bauindustrie GmbH, Münster
Tragwerksplanung Gantert + Wiemeler Ingenieure, Münster
Ausführender Malerbetrieb Heßbrüggen GmbH, Münster
Nutzfläche 3 995 m²
Brutto-Geschossfläche BGF 5 540 m²
Brutto-Rauminhalt BRI 22 339 m²
ProjektdatenObjekt Umbau Parkhaus Stubengasse
Standort Münster
Bauherr WBI Westfälische Bauindustrie GmbH, Münster
Nutzer Gewerbefläche Ventana Möbel, Münster
Architekt Fritzen + Müller-Giebeler Architekten BDA, Ahlen
Mitarbeit Michaela Biermeyer, Sonja Bitter, Carsten Krettek
Das Parkhaus vor dem Umbau
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Brillux Produkte Handspachtel LF 1884, Rapidvlies 1525, Glemalux ELF 1000, Super Latex ELF 3000
Die goldenen Vorhänge prägen zusätzlich das Gesamtbild des GebäudesFo
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Hauskapelle der Barmherzigen Brüder, StraubingFo
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Sinnbild für Werden und Vergehen
Hauskapelle der Barmherzigen Brüder, Straubing
Was ergibt 40 + 12 + 1? Der neue Rundbau der Hauskapelle der Barmherzigen
Brüder in Straubing zeigt Ihnen das Ergebnis. Licht, Farbe und christliche
Symbolik vereinigten der Architekt Michael Naumann und der Künstler Mario
Schoßer in diesem Sakralbau.
Es sind 40 recht-
eckige Stützpfei-
ler, welche die
runde Decke der
Kapelle tragen. Zwölf abstrakte Bäume sind in die
Gläser der polygonalen Fassade eingeschliffen.
Die Abbildung eines Granatapfels über dem Ein-
gang begrüßt die Besucher. Er ist Symbol für
die Auferstehung und zeugt von der Herkunft
des Ordens aus Granada.
Bei zwölf Bäumen denkt man an zwölf Apostel,
Stunden oder Monate. Der tägliche Sonnengang
spiegelt sich in den Farben der Fassade. Verschie-
dene Rot-, Gelb-, Orange- und Blautöne sind in
die Gläser eingebrannt. Wie eine Farbuhr macht
diese Farbgebung den Tagesgang erlebbar und
schafft Bezüge zwischen Mensch und Natur.
An der Decke befindet sich eine dezentrale
Laterne. Ihr gelb-roter Lichtwurf, ein Klecks aus
Sonnenlicht, wandert durch den Raum. Licht und
Farbe verweisen auf die Kontinuität der Zeit, ver-
deutlichen das ständige Werden und Vergehen.
Für die Stützpfeiler gibt es mehrere biblische
Bezüge. Vielfach begegnet dem eingeweihten
Besucher christliche Symbolik.
Gerade im Hinblick auf die meist mehrfach
behinderten Besucher der Kapelle hat das Raum-
empfinden einen starken therapeutischen Aspekt.
Das sinnliche Erlebnis steht im Mittelpunkt. Nicht
nur die optischen Sinne, auch die haptische Wahr-
nehmung soll angesprochen werden. Eichenholz,
sandsteinfarbener Juramarmor, Edelstahl und
Bronze bieten sich dazu an.
Das religiöse Leben soll sich bündeln, die Ge-
meinschaft findet hier ein neues Zentrum.
Die Einrichtung öffnet sich damit auch nach außen,
zur umliegenden Stadt und für fremde Besucher.
Prof. Dr. Wolfgang Höhl, München
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Das sinnliche Erlebnis steht im Mittelpunkt
Hinter den Stützen rund um die Kapelle entdeckt man die abtrakten Bäume in der Glasfassade
Der Innenraum wird durch die Farbigkeit der Gläser dominiert
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Tragwerksplanung Ingenieurbüro Wolfgang Pursche, Zeitlarn
Ausführender Malerbetrieb GELA, Deggendorf
Nutzfläche 435 m²
Brutto-Geschossfläche BGF 548 m²
Brutto-Rauminhalt BRI 3 815 m³
Baukosten 2,3 Mio. €
Objekt Hauskapelle der Barmherzigen Brüder
Standort Straubing
Bauherr Barmherzige Brüder Bayerische Ordensprovinz
KdöR, München
Architekt Architekturbüro Michael Naumann, Regensburg
Mitarbeit Jürgen Ellmann
Konstruktionsart Stahlbetonkonstruktion
ProjektdatenFo
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Der Eingang der Kapelle zeigt sich sehr dominant
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Portrait BauKunstKesseler, DüsseldorfFo
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Thomas Kesseler
ist Maler, Bildhauer, Architekt und Hochschulprofessor – und immer auf der Suche nach der
Schönheit der Farben. Seine Malerei reicht von kleinformatigen Tafeln aus Holz über abgehängte
Glasinstallationen bis hin zu 40 Meter langen Wand- und Raumbildern. Mit phantastischer Leucht-
kraft lässt der 54-Jährige Kirchen, Wohnhäuser, Arztpraxen oder Verwaltungstrakte neu erstrahlen.
Bekannt wurde der fünffache Familienvater vor allem durch die Neugestaltung der Herz-Jesu-Kirche
in Bottrop und den mehrfach ausgezeichneten Umbau der Zeche Nordstern in Gelsenkirchen.
Weitere prägende Projekte sind die Kanzlei Schmitz und Partner (2002), die Senioren-Wohnanlage
in Mainz (2004), die Nikolaus-Groß-Kapelle im Essener Dom (2004), der Umbau der Pfarrkirche
St. Katharina in Unna (2006) sowie in jüngster Zeit die Sanierung der evangelischen Matthäi-Kirche
in Düsseldorf (2007-2009) und der Minoritenkirche in Köln (2010). Seit 1998 lehrt Thomas Kesseler
„Farbe und Raum“ an der Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur.
Seine Bilder überraschen mit ungeahnter Leuchtkraft. Noch verblüffender ist Thomas
Kesselers Arbeitsweise. Im Gespräch lüftet der Maler, Bildhauer und Architekt das Geheimnis
der leuchtenden Farben und erklärt, warum sich Farbe nur sinnlich begreifen lässt.
„Farbe bedeutet ein Stück Heimat.“
Interview mit Prof. Thomas Kesseler
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Kapelle des „Himmlischen Jerusalem“, Herz-Jesu-Kirche Bottrop, Umbau und künstlerische Gestaltung TK
Herr Kesseler, wir stehen in Ihrem Atelier, auf
Tisch und Boden Dutzende offener Beutel, da-
raus strahlt uns sattes Ultramarinblau, Smaragd-
grün oder Rubinrot entgegen. Woher kommen
all diese Farben?
Das sind Pigmente, die so in der Natur vorhanden
sind. Etwa dieser rote Jaspis, geriebener Stein.
Oder dieser grüne Malachit, ein Halbedelstein.
Ich besitze einen großen Bestand an teils histo-
rischen, noch aus dem 19. Jahrhundert stam-
menden Pigmenten, die ich mit Leim, Öl, Kasein
oder Wachsbindern anmische. Insgesamt habe
ich im Atelier rund 1500 verschiedene Pigmente –
ergänzt durch Farbkarten, Muster und Samm-
lungen, Gläser, Kunststoffe oder Garne in den
verschiedensten Farbtönen. Ich arbeite in diesem
Spannungsfeld, ich stelle mich ihm. Mein Atelier
ist für mich Inspiration.
Was all Ihre Werke eint – von kleinformatigen
Leinwänden bis zu raumhohen Farbfeldern –
ist die phantastische Leuchtkraft der Farben.
Wie erreichen Sie diese?
Ich arbeite vom Dunklen ins Helle. Ich grundiere
mit einem dunklen Ton und werde Schicht um
Schicht heller. Dadurch bekommen die Bilder
eine ganz andere Leuchtkraft. Sie leuchten in
den Raum hinein.
Und Sie mischen Farben nicht…
Ich verwende die Pigmente in reiner unvermisch-
ter Form, um ihre ursprüngliche Leuchtkraft zu
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erhalten. Statt Farben zu mischen, ergänze ich sie
in Schichten. So entsteht ein Farbaufbau, wie bei
einem Renaissancebild. Häufig nutze ich alte
Techniken, etwa die Enkaustik – das Malen mit
heißem Wachs. Wachs ist eine ideale Schutz-
schicht – so behält zum Beispiel Zinnober seinen
ursprünglichen Ton. Ich verwende es aber auch
als Untermalungsschicht. Dadurch entsteht
eine gewisse Plastizität, die Fläche bekommt eine
plastische Wirkung.
Ihre übergroßen, monochromen Wand- und
Raumbilder sind für den Betrachter im barocken
Sinne begehbar. Wie wird aus einem oberfläch-
lichen Anstrich raumbildende Malerei?
Ich benutze gern den alten Begriff der „farbigen
Fassung“. Im Mittelalter war es eine wichtige
künstlerische Aufgabe, Architektur farbig zu fas-
sen: Gemalte Himmel rissen Gewölbe auf, schwere
Baumaterialien erschienen plötzlich schwerelos.
Diese Farbkraft greife ich auf. In der Kapelle
des „Himmlischen Jerusalem“ in Bottrop zieht
sich das blaue Wandbild wie ein Portal durch den
Raum. Inhaltlich beruht das Konzept auf einem
Text aus der Apokalypse, der die zentrale Vision für
Kirchenbauten aller Zeiten darstellt. Das Glasbild
vor dem tiefen Turmfenster stellt ein abstraktes
Bild der Maßlichkeit dar, wie sie in der Apokalypse
erwähnt wird. Der oktogonale Basalteinlass im
Estrich nimmt Bezug auf den Grundriss der
Himmelsstadt. Es ging darum, Jenseitiges erfahr-
bar zu machen.
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Zeche Nordstern, THS Verwaltungsgebäude, Architekten: PASD Feldmeier und Wrede Hagen und THS, künstlerische Gestaltung und Farbkonzept TK
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Farbe kann auch Heimat und Geborgenheit
vermitteln. Wie lassen sich diese Gefühle über
Bilder transportieren?
Farben bedeuten ein Stück Heimat. Jede Re-
gion hat andere Farbklänge, die die Menschen
beheimatet. Für die Farbgestaltung einer Alten-
wohnanlage in Mainz-Gonsenheim, bin ich in der
Umgebung spazieren gegangen und habe Farben
gesammelt. Diese Farbtöne – das helle Rot des
Mainzer Sandsteins oder das stechende Kupfer-
grün der Tore und Fensterläden – bildeten die
Basis für das Farbkonzept. Sie tauchen in den
Fluren der einzelnen Geschosse auf, markieren
Etagen und Wohnungseingänge.
Wie wichtig sind starke Farbkontraste?
Farbe deckt das ganze Spektrum der geistigen
und seelischen Verfassung der Menschen ab:
Mal nimmt sie sich zurück, es wird ganz still, dann
leuchtet sie auf, kraftvoll und impulsiv. Man kann
sie nicht überall gleich einsetzen, unser Auge sucht
Abwechslung.
Sie arbeiten viel in denkmalgeschützten Gebäu-
den. Neue Farbschichten verdecken in der Regel
einen Teil der historischen Substanz. Wie lösen
Sie diesen Konflikt?
Ein schönes Beispiel ist das Farbkonzept für den
Umbau der Zeche Nordstern in Gelsenkirchen.
Anfangs hieß es, das offene Schachtgerüst der
Zeche wird gereinigt, gesandstrahlt und neu
lackiert. Das wollte ich nicht. Stattdessen habe
ich vorgeschlagen, das Gerüst mit dem Hammer
abzuklopfen. Die Gebrauchsspuren des Bergbaus,
das Gefühl, hier ging es mal tausend Meter hinab,
sollte bleiben. Im gesamten Gebäude haben wir
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Portrait BauKunstKesseler, Düsseldorf
„Insgesamt habe ich im Atelier rund 1 500 verschiedene Pigmente.“
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häufig Metalloxydpigmente verwendet, so ist der
Prozess des Verrostens weiter präsent. Die Glas-
bilder aus Schwarzlot, einer Mischung aus Blei und
Eisenoxyd, erinnern an Kohle. Die ursprüngliche
Farbigkeit blieb erhalten – hinzu kamen neue, stark
farbige Gemälde, Wand- und Glasbilder.
Ihre aktuelle Ausstellung in der Galerie Mönter
in Meerbusch-Osterath trägt den Titel „Blau
Machen“. Was verbirgt sich dahinter?
Der Titel lässt zunächst an Müßiggang denken
oder versäumte Schulstunden. Aber es war die
Pause der Färber, die den Begriff geprägt hat.
Bei der Färbung von Stoffen mit Indigo musste
eine Pause eingelegt werden, in der das Gewebe
die blaue Farbe annahm. Die Ausstellung zeigt,
welch große Bandbreite an Farbvariationen Blau
bietet: Stets ungemischte Pigmenten wie Coelin,
Türkis, Kobalt, Azurit, Lapis Lazuli, Ultramarin,
Indigo, Pariser Blau oder Preußisch Blau werden
durch andere Farbklänge erweitert.
Sie arbeiten häufig mit Glas als transluzentem
Bildträger. Woher kommt diese Vorliebe?
Farbiges Glas hat eine phantastische Leuchtkraft.
Das Licht funktioniert wie ein farbiger Schein-
werfer. Ich versuche diese Leuchtkraft vorher mit
Leuchten in einem abgedunkelten Raum zu
simulieren. Glasmalerei ist immer auch ein Stück
Zufall, man kann die Wirkung nach dem Brennen
nicht genau abschätzen. Das macht den beson-
deren Reiz aus. Als Materialien setze ich Email-
farben, gelb brennendes Silber und das von den
Römern entdeckte Schwarzlot ein. Bei über 600
Grad in die leicht angeschmolzene Oberfläche des
transluzenten Floatglases eingebrannt, gewinnt die
Farbe wie kaum ein anderes Gestaltungsmittel an
Intensität. In der Düsseldorfer Matthäi-Kirche ist
der Innenraum komplett in Weiß gehalten. Die Far-
bigkeit entsteht allein durch 58 Glasfenster, deren
Farbton von Orange bis hin zu Rot changiert.
Sie lehren Farbe und Raum an der Fachhoch-
schule in Detmold. Wie begeistern Sie Ihre
Studenten für die Vielfalt der Farben?
Ich schicke sie los, mache Exkursionen mit Ihnen.
In Rom haben wir die Farbtöne von zwei Straßen-
zügen dokumentiert. Meine Studenten sollen
ein Gefühl für Farbe bekommen, die Bandbreite
erfassen. Nicht vorm Rechner hängen, sondern
Materialien mit den Fingern begreifen. Ich bin ja
selbst jeden Tag auf der Suche nach der richtigen
Farbigkeit. Nur wer sinnlich mit Farbe arbeitet,
bekommt eine Antwort.
Prof. Thomas Kesseler sprach mit Michael Brüggemann, Mainz
Vier großformatige Gemälde im Foyer der Altana Hauptverwaltung in Wesel, Architekten BKR, Essen
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Scala digital
Ohne Umwege zum Scala Farbton
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In der Farbbox sind sämtliche Scala Farbtöne
inklusive Metallics in zwei Farbfächern enthalten:
Helle Farbtöne und dunkle Farbtöne mit bis zu
acht Farbtönen pro Seite.
Ein weiterer Bestandteil der Scala Farbbox ist die
Software Scala digital, ein wertvolles Hilfsmittel
bei der digitalen Farbgestaltung.
Die Software Scala digital für Mac und PC macht
Sie beim Planen und Entwerfen in alle Richtungen
flexibel – mit sehr komfortablen Anwendungen.
Farbtonsuche über Farbsystemgrenzen hinweg,
Farbtonwerte ermitteln und die Suche nach
nächstliegenden Farbtönen in den Farbräumen
Scala, RAL Classic, RAL Design und NCS sind
möglich.
Weitere praxisorientierte Funktionen ergänzen
das Spektrum der Windows- und Macintosh-
Anwendung:
Farbwerte: Anzeige aller Informationen zum je-
weiligen Farbton (Scala Code, Wert in RGB, HLC,
LAB, CMYK sowie HBW und ggf. RAL Classic)
Nächste Farbe: Ermittlung der nächstliegenden
Farbtöne in den Farbräumen Scala, RAL Classic,
RAL Design und NCS.
Farbharmonie: Welche Farbtöne verhalten sich
harmonisch zum ausgewählten Ton? Die Auswahl
erfolgt unter Berücksichtigung von Komplementär-
kontrast, Helligkeit, Sättigung oder Farbentwick-
lung/Farbübergang.
Farbsets: Verschiedene Farbtöne können in
unterschiedlichen geometrischen Formen ange-
zeigt und damit eine individuelle Farbkollektion
erarbeitet werden.
Farbauswahl: Grenzen Sie Ihre Scala Auswahl über
den Farbton, die Helligkeit und die Sättigung ein
und erhalten Sie so Ihren individuellen Farbbereich.
Farbpipette: Ein beliebiger Farbton kann aus
einer digitalen Vorlage entnommen und der
nächstliegende Scala Farbton bestimmt werden.
Für die Erarbeitung fotorealistischer Innenraum-
oder Fassadendarstellungen steht Ihnen im Inter-
net unter www.farbdesigner.de ein Gestaltungs-
programm zur Verfügung.
Brillux Scala ist ein Farbplanungssystem und bietet ein Spektrum von 1 514 Farbtönen, die sorgfältig
nach praxisrelevanten Gesichtspunkten ausgewählt wurden. Wichtige Farbtongruppen wie Blau, Gelb
und Orange und Grau-, Weiß- und Pastelltöne bilden bei Scala eigene erweiterte Farbtonfamilien, die
bislang in diesem Umfang nicht verfügbar waren. Die Scala Arbeitsmittel setzen sich aus verschiedenen,
sich ergänzenden Komponenten zusammen.
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Redaktion + Konzept Bauverlag BV GmbH, Gütersloh
Grafisches Konzept + Layout formba – grafikdesign + konzeption, Hamburg
colore Ausgabe Nr. 2, November 2010
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