Constanze Thielecke Portfolio

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1 Constanze Thielecke Medienbasierte interdisziplinäre Arbeiten 2013-2014

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Die Arbeitsmappe zeigt medienbasierte interdisziplinäre Arbeiten und Projekte. Für mehr Arbeiten besuchen Sie bitte www.constanzethielecke.com

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1Constanze Thielecke

Medienbasierte interdisziplinäre Arbeiten

2013-2014

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Gehen und Erinnern2014

Installation und Film

Haus: OSB Platten, Stoffe, Bitumenschindeln, Bilder, Papier, Gebrauchsobjekte, Fernseher, Film

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Während im Herbst 2013 gedrehter Interviews entwickelte ich eine Installation namens Verletzliches

Denkmal, die durch materielle Inszenierung eines vergangenen Raums den Wert von Erinnerung im

biografischen sozialen Kontext thematisiert. In dem Hausmodell baute ich entlang der Erzählungen

zweier älterer Frauen einen atmosphärischen Erinnerungsraum. Ein Film mit vor Ort gedrehten Aufnah-

men zeigt die aktuelle Wohnsituation und das für dieses Projekt so wichtige Gehen als Ermöglichung

des Erinnerns am Ort. Der biografische Bezug einer Frau zur Geschichte des Schlosses ihres Dorfes

wird im Haus mit der Inneneinrichtung nachempfunden. Zum Einsatz kommt die materielle Kultur des

Feudalismus, der sozialistischen DDR und der Gegenwart, welche durch den Film auch den Bezug zur

Gegenwart behalten. Diese Arbeit war meine Abschlussarbeit im Studiengang Kunst im Kontext (UdK

Berlin) und wurde mit einer schriftlichen Arbeit eingereicht.

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Gehen und Erinnern

Qualitative Interviews als Ausgangspunkt für eine Installation namens ‘Verletzliches Denkmal’ und einer Reflexion der Rezeptionsgeschichte eines Schlosses in verschiedenen Gesellschaftssystemen

in Deutschland

Abschlussarbeit des MasterstudiengangsKunst im Kontext / Art in Context

eingereicht an das Institut für Kunst im KontextUniversität der Künste, Berlin, 2013

von: Constanze ThieleckeBetreuer: Wolfgang Knapp

Exzerpt

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Inhaltsverzeichnis

1. Fragestellung, Konzept und Arbeitsweisen

2. Die Interviews 2.1 Vorlauf und Entwicklung der Interviews: Soziologie- und Kulturtheoriebezüge U. Flick, M. Schmitt, I. & S. Rubin, M. Halbwachs, C. Geertz2.2 Quantitative Analyse der biografischen Informationen und deren Einarbeitung in die Installation Verletzliches Denkmal2.3 Ortskonstruktionen: Das Schloss - ein verlorenes Ideal?2.4 Hannas Arbeitsweisen und die adelige Familie Ebeleben: Kulturhistorische Bezüge J. Assmann, A. Assmann

3. Installation 3.1 Künstlerische Arbeitsweisen: Anna Oppermann, Guillaume Bijl, Anne und Patrick Poirier, Manfred Pernice3.2 Bauplan und Drehbuch

4. Anhang4.1 Literaturverzeichnis4.2 Konsultierte Filme4.3 Konsultierte Websiten4.4 Glossar

Anmerkung zur Zeichensetzung : Zitate werden in der Arbeit mit “ eingeleitet und beendet mit “. Die Eigennamen von Kunstarbeiten und Büchern sind kursiv geschrieben.

Die der Arbeit beiliegenden Transkriptionen sind der Überschaubarkeit halber für die Zitate eingeteilt in die Biografischen Transkriptionen der einzelnen Gespräch-stage mit Hanna (TB1, 2 und 3), der Transkription zum Schloss (TS), der telefonischen Nachfrage mit Hanna (TT) und der Zusammenfassung von Gretchens relevanten Gesprächsanteilen (TG).

Die Zitate von Gretchen und Hanna sind für diese Arbeit insofern bearbeitet, dass ich Wörter weggelassen (..) oder (hinzugefügt habe) um Vollständigkeit und Sinn der Aus-sagen zu gewährleisten. Dies ist mit Klammern gekennzeichnet.

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1. Fragestellung, Konzept und Arbeitsweisen

In der Masterarbeit Gehen und Erinnern ergründe ich den biografischen Bezug einer älteren Frau

namens Hanna Angermann (80) zur Geschichte eines Schlosses in ihrer Heimatstadt Ebeleben

(Thüringen). Während im Herbst 2013 gedrehter Interviews entwickelte ich eine Installation na-

mens Verletzliches Denkmal, die durch materielle Inszenierung eines vergangenen Raums den

Wert der Erinnerung und die Füllung gegenwärtiger Mängel thematisiert. In meinem Modell eines

halben Hauses baute ich entlang erzählter Erinnerungen und Hannas gegenwärtiger Aktivität als

geschichtsinteressierte Frau einen atmosphärischen Erinnerungsraum. Meine zweite Interview-

partnerin Margarete Angermann (87) ist mit im Erinnerungsraum platzierten Gebrauchsgegen-

ständen vertreten, um ihren biografischen Bezug zur materiellen Kultur als Form der Erinnerung

sichtbar zu machen. Mein eigener Zugang zu dem Schloss Ebeleben über Hannas und Gretchens

Raumbeschreibungen wird in der Installation durch Aquarellbilder und Papierhausmodellen in

zwei Schaukästen sichtbar. Teil der Installation ist ein Film mit vor Ort gedrehten Aufnahmen. Er

zeigt die aktuelle Wohnsituation der beiden älteren Frauen, um die Gegenwart und den Vergangen-

heitsbezug als Strategie der Überwindung von entfremdenden Situationen von älteren Menschen zu

thematisieren.

Mit Begriffen aus der Kulturwissenschaft war es mir so möglich, ein kommunikatives Gedächtnis

(Halbwachs, J. Assmann) zu konstruieren, das aus der Zusammenarbeit der Gesprächspartnerinnen

entsteht. Ziel der Installation ist es, durch die präsentierten Materialien und Objekte im Inneren des

Hausmodells ein positives Sehnsuchtsgefühl im Betrachter zu wecken. So entstehen Materialfülle

aber auch Leere über einen gedeckten Tisch, den im Alltag menschliche Interaktionen begleiten. In

diesem Fall werden alltägliche Interaktionen durch das modellhafte des Hauses und seiner Platz-

ierung im Ausstellungsraum unmöglich gemacht.

Meine eigene künstlerische Position ist nicht nur die der Sammlerin und Illustratorin von Erin-

nerungen. Vielmehr versuche ich etwas verlorenes - den von Hanna erinnerten Ort - vor dem Ver-

gessen meiner kulturellen Gemeinschaft zu bewahren indem ich ihn neu inszeniere und ins kommu-

nikative Gedächtnis hole. Aber auch das Vergessen spielt eine zentrale Rolle, da ich die Gespräche

in der qualitativen Analyse auf die für mich künstlerisch relevanten Informationen (Erinnerungen)

begrenze. “Was wollen wir erinnern, was können wir vergessen?”, fragt Aleida Assmann (2013).

Hanna recherchiert seit 2004 die Geschichte ihres Ortes Ebeleben seit seinen Anfängen um das Jahr

1000. Kernstück ihrer Recherche sind die adligen Familien von Ebeleben und der Schlosspark, des-

sen Schloss am 10. April 1945 durch die Amerikaner zerbombt und dessen Reste in der DDR durch

ihren Vater, den Architekten Karl Wiegand, als Teil der Abtragung von feudalistischen Gebäuden

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vollständig entfernt wurden. Ihr Bezug zu Geschichte ist ein recherchierender und rekonstruieren-

der, wobei sie einen strengen, an Zeitzeugen und Originale gebundenen Anspruch von Wahrheit

hegt. Es gibt einen ideellen Bezug, denn das Schloss war ausserdem Dreh- und Angelpunkt ihrer

eigenen Kindheit, da Hanna sich als Kind das Schloss im nationalsozialistischen Deutschen Reich

als Rückzugs- und Fantasieort aneignete.

In Interviews habe ich Hanna und ihre heutigen Aktivitäten als geschichtsinteressierte Frau ken-

nengelernt und analysiert. Ich untersuchte mit Methoden der qualitativen Sozialforschung, wie sie

sich zu ihren Orten der Erinnerung - ihrer Heimat - positioniert. Das Projekt begleitet folgende Fra-

gen: Welche Erfüllung erfährt Hanna aus ihrer Recherche? Gibt es erfahrene Mängel der Gegenwart,

die mit Bedeutung aus der Vergang-enheit gefüllt werden und welche sind das? In was für einer Zeit

lebt man, wenn man dieses Alter erreicht und ist der Geschichtsbezug ideell oder realistisch

orientiert?

Die Arbeit dreht sich um das Schloss, das in Gretchens Interviews kein Thema war. Ich habe in

unseren Gesprächen einen anderen Aspekt nutzen können, nämlich die Suche nach räumlicher

Stabilität, die ihre Umgebung ihr nach dem Umzug in eine Wohnanlage nicht mehr geben kann und

damit einhergehend die Sammlung und Pflege ihrer persönlichen Geschirrsammlung.

Für die Installation entwickelte ich den Begriff des Verletzlichen Denkmals. Ich verstehe das Haus

als Denkmal, da es sich um ein “Erinnerungsmal an eine Person oder Ereignis” (Meyers Enzyklop.

Lexikon, 1978) handelt. Zunächst verbinde ich mit dem Denkmal ein großes gesellschaftliches

Ereignis oder eine Persönlichkeit, die Anteil hatte, die Gesellschaft in die eine oder andere Richtung

zu bewegen. Ich unterstelle, dass die meisten Menschen unseres Kulturkreises in Deutschland so

etwas Großes und Universales mit dem Begriff verbinden. Meine Gesprächspartnerinnen haben ver-

schiedene gesellschaftliche Systeme miterlebt, das Deutsche Reich, die DDR und die Bundesrepub-

lik. Die Inszenierung im Innenraum des Hausmodells ist durch die biografische Erinnerung an das

Schloss entstanden, welches ich als verletzliches Denkmal verstehe, da es je nach Gesellschaftssystem

- ob der DDR oder dem Feudalismus - negative oder positive Rollen inne hatte und da es in Hannas

Gegenwart eine wichtige Möglichkeit der Identifizierung mit seinen immanenten gesellschaftlichen

Idealen wie Schutz, Gemeinschaft und Tradition bietet.

Der Begriff Verletzlichkeit im Titel ist auch ein Verweis auf die biologischen Merkmale des men-

schlichen Gedächtnisses, das Ereignisse ebenso vergessen und verändern kann. Die Ereignisse der

Kindheit sind oft eingefärbt, gerade in Hannas und Gretchens Generation, da es für sie aus dieser

Zeit nicht viele Bildmaterialien gibt und sie sich an vieles aus sich selbst heraus erinnern müssen. Es

gibt wenig als Korrektiv funktionierende Bildmaterialien. Auch wenn man Fotografien nicht als

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Installationsansicht im Inneren des HausesTischdecke, Geschirr (Kahla Sonderedition), Vintage Polsterstoff, 2014

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Gretchen Angermann in der Wohnanlage für Senioren in Fürstenwalde Film Still, 2014

Hanna Angermann im Schlosspark von Ebeleben Film Still, 2014

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Anknüpfungspunkte2014

Fotografie

Aus meinem Abschlussprojekt Gehen und Erinnern entstand ein näheres Interesse an der Situation

älterer Menschen, welche ihre bekannte Umgebung verlassen um in eine neue institutionalisierten

Umgebung - die Wohnsiedlung oder das Heim - zu ziehen. Die Fotografien zeigen keine klassischen

Portraits, im Vordergrund stehen mitgebrachte Objekte und vorhandene Räumlichkeiten, die für mich

dieses schwierige neues Ankommen und gemachte Kompromisse beschreiben.

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Eine Fotografie-Interviewserie mit internationalen Künstlerinnen über ihre Kleidung als Medium der

Repräsentation, über persönlichen Geschmack und den der Kunstwelt. Ausstellung der Fotografien,

Gresprächsausschnitte und ausgewählter Kleidungsstücke.

Still(es)lebenKleidung als Hülle und Kommunikationsobjekt

2013Installation und Fotografie

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Wenn ich auf diese Kunsteröffnungen gehe, sehe ich sehr viele modische Leute, Leute denen man das

modische ansieht, und die im Kunstbereich arbeiten.

Woran siehst du das?

Weil.. die sehen extraordinary modisch aber nicht nur modisch - künstlerisch - aus.

Was sind denn so typische Stoffe oder Schnitte?

Ja also die präsentieren sich selber, ‘ich bin nicht so eine normale Person mit äh genau geschnittener

oder einfach geschnittener (Kleidung) wie diese C&A kaufenden Leute, ich bin keine solche normale

Person sondern ich kaufe oder ich mache selber Kleidung’ möglicherweise. Und die ziehen normaler-

weise schwarze oder beige oder weiße .. oder wenn es eine Farbe gibt dann nur als kleinen Teil, ein

roter Schal ... roter Lippenstift und rote Schuhe. Ja und so was kenne ich und es braucht sehr viel Zeit

oder ich weiß nicht, viel Mühe, glaube ich, für ihren eigenen Stil. Und normalerweise haben die sau-

bere Haut Lacht Ich weiß nicht warum. Ich nicht aber viele Leute haben dort ich meine besonders alte

Leute - junge Leute sind sowieso ähnlich - aber alte Leute haben sehr glänzende saubere Haut. Und

Frauen besonders.

Künstlerin aus Seoul

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First we go through her cupboard and sort out the totally impractical stuff. Most of the clothes are not

good for over 30 degrees. As a typical poor student her collection of clothes come from presents of

her mother (rarely worn), her good friend ‘who knows this business’ and her own rare shopping sprees.

There are two possibilities for the evening. The pencil skirt is decided on. She finds a tightly construct-

ed top and puts it on. Its not really me, she says, well, my mother would like me wearing that, but not

me. She takes it off and takes a flowy white sporty shirt out of the cupboard. She looks in the mirror and

says immediately, That’s me!

Künstlerin aus einem Dorf in der Nähe von Valencia

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