Creative Commons – Entwicklung und Framing einer Idee
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Transcript of Creative Commons – Entwicklung und Framing einer Idee
entwicklung und framing einer ideeLeonhard Dobusch & Sigrid Quack (2013): Framing standards, mobilizing users: Copyright versus fair use in transnational regulation, Review of International Political Economy, 20:1, 52-88 (LINK)
Referenten: Patrick Urs Riechert und Tobias SchwarzDatum: 03.07.2014Lizenz: CC BY 4.0
index0 was ist copyright & creative commons?
○ motivation○ drm & content coalition○ rechtsmodule○ lizenzen
1 entwicklung2 framing copyright & creative commons
○ theorie○ diagnose○ prognose○ mobilisierung
3 summary4 status quo copyright & creative commons
Bild: karindalziel, CC BY 2.0
copyright motivation➔ musik, film, software, und akademische
verlage➔ content firmen glaubten sehr schnell an
kausalkette von ‘digitaler revolution’ zu niedrigeren umsätzen (obwohl umstritten)
➔ der wunsch war, die knappheit physischer medien im digital raum wiederherzustellen
➔ digital rights management präsentierte sich in den 90ern als die lösung
Bild: Christopher Dombres, CC BY 2.0
cc motivation➔ “digitale revolution” brachte dezentrale und
interaktive modelle der produktion und nutzung kultureller und wissenschaftlicher werke hervor
➔ status quo: komplizierte rechtstexte für die entscheidung von urheber_innen, bestimmte nutzungsrechte abzugeben
➔ die aus der informatik kommende foss- bewegung hatte 1985 die general public license (gpl) entwickelt → copyleft
➔ wunsch nach klarer darstellung, was er- laubt ist und was nicht
→ standards = formalized sets of rules
drm & content coalition➔ mehrere probleme, mit schon etablierten
standards zu konkurrieren, e.g. mp3➔ hardware firmen hatten nicht die gleiche
interresse an weitreichenden drm implentationen als content firmen
➔ dennoch gab es teilweise erfolge, wie z.b. css für dvds
➔ css war auch kontrovers, da es inkompatibel mit oss betriebssystemen war
➔ durch TRIPS waren copyright circumvention systeme illegal
➔ obwohl es verschiedene proprietäre musik standards gab, konnten sich keine (ausser itunes) etablieren
lizenzen
entwicklung
Bild: jeanbaptisteparis, CC BY-SA 2.0
➔ creative commons war ein durchbruch im umgang mit der produktion von nutzung von digitalen werken
➔ entwickelt wurde das rechtsmodell von jurist_innen aus dem universitären bereich → lawrence lessig
➔ creative commons führte zu zwei innovationen:○ modularisierung von zur verfügung gestellten
nutzungsrechten durch urheber_innen○ fokussierung auf übersetzung und implemen-
tierung in nationale gesetzestexte→ “creative commons international the international license porting project” /by catharina maracke
➔ transnationalization in kombination mit dem aufbau einer community führte zu einem internationalen organisations- netzwerk → es kam zu schnellen ad-hoc kooperationen mit gleichgesinnten aktivist_innen auf der ganzen welt
entwicklung
Bild: compujeramey, CC BY 2.0
➔ das “board of directors of creative commons” ernannte jurist_innen in ihren jeweiligen ländern zu ”project leads”
➔ in der regel waren das dem klassischen urheberrechts- regime kritisch gegenüberstehende jurist_innen oder foss-aktivist_innen an universitäten oder in der forschung
➔ paradigmenwechsel in der theorie einer vernetzten informationswirtschaft: dezentrale und individuelle akteure, die unabhängig von propritären systemen agieren, können eine bedeutendere rolle spielen
➔ in den Jahren 2003 bis 2008 wurden ein netzwerk von 70 partnerorganisationen in über 50 staaten errichtet
➔ nach 2005 kamen vor allem vertreter_innen der “user producers” aus dem zivilgesellschaftlichen und bildungspolitischem bereich dazu
entwicklung
Quelle: http://wiki.creativecommons.org/Metrics
➔ creative commons erlangte internationale bekanntheit und die anzahl der unter einer creative commons veröffentlichten werke nahm zwischen 2004 und 2010 rapide zu
➔ politikwissenschaftliches phänomen der blockbildung trat ein: eine absichtliche expansion und verstärkung des protestsgedanken bei gleichzeitiger bildung von koalitionen mit bereits bestehenden bewegungen
➔ creative commons wurde standardlizenz der open content-bewegung → in 2009 wechselte die wikipedia von einer offenen software-lizenz zu creative commons
➔ der erfolg basierte maßgeblich auf der framing- strategie von creative commons und der fair use- bewegung
theorie: framing➔ “framing” = einbettung in subjektive deutungsrahmen➔ dadurch sollen “denkraster” gesetzt werden➔ lenkung erfolgt durch selektive betonung, akzentuierung und
attributierung➔ gesellschaftliche sachverhalte sind grundlage
○ diagnose: darstellung von problemen/schuld○ prognose: vorschlag von lösungen/strategien○ motivation: mobilisierung von aktiven/sympathisant_innen
“das glas ist halbvoll” vs. “das glas ist halbleer”“nutzen in 90 % aller fälle“ vs. “sinnlos in 10 % aller fälle”
ergänzend: “politische reformkommunikation – veränderungsprozesse überzeugend vermitteln”, bertelsmann stiftung, 2006
Bild: FrodoBabbs, CC BY-NC-SA 2.0
framing copyright
Bild: Horia Varlan, CC BY 2.0
➔ diagnose
massive urheberrechtsverletzung schadet industrie und wirtschaft
➔ prognose
vergleichbar mit produkt piraterie und trademark infringement drm präsentiert die lösung
➔ mobilsierung
stärkere drm ist gut für innovation und wachstum, kunst und kultur, produzenten und benutzer
framing ccdiagnose
“früher war das urheberrecht ein recht für profis, also für autoren und manager von buch- und plattenverlagen oder für die filmindustrie. heute kommen auch juristische laien im internet – etwa als nutzer des web 2.0 – fast jeden tag mit urheberrechtsfragen in kontakt. damit ist das urheberrecht zu einem allgemeinen verhaltensrecht für die gesellschaft geworden. doch dafür ist es viel zu komplex und wegen seiner veralteten konzeption nur schwierig anzuwenden.”
aus: “das urheberrecht ist veraltet” – till kreutzer im gespräch
Bild: Rodrigo Baptista, CC BY-SA 2.0
framing ccprognose
das urheberrecht ist “nicht mehr nur für einzelne branchen, berufszweige und geschäftsmodelle relevant, sondern sie betreffen den gesamten bildungs- und wissenschaftsbereich (…), sein wirtschaftliches und kulturelles innovationspotential und nicht zuletzt die demokratischen grundrechte, die ohne einen freien zugang zu den wissensbeständen dieser gesellschaft nicht denkbar sind”
aus: “das neue urheberrecht – schranke der wissensgesellschaft im digitalen zeitalter” /by jeanette hofmann Bild: Christopher Dombres, CC BY 2.0
framing ccmobilisierung
die mobilisierung ist ein wesentliches merkmal der creative commons bewegung, denn sie setzte nicht auf protest, sondern auf konstruktive und performative verbreitung der ideen einer globalen wissens- allmende und des copyleft- gedanken durch aktive jurist_innen, bekannte kreative und eine vielzahl an sogenannten “user producers”. Bild: Eugène Delacroix - La liberté guidant le peuple, modifiziert
von Ju gatsu mikka, CC BY-SA 3.0
summary➔ bewegung von politischer zu privater durchsetzung➔ märkte als politische felder, vor allem in frühen phasen der
entwicklung ➔ standardisierung als politischer prozess➔ mobilisierungsstrategie der cc advocates als mögliches modell
für kleinere akteure (non-elite actors) in politischen debatten➔ ohne die ressourcen mit denen elite actors auf verhandlungen
einfluss nehmen können sind kleine akteure auf alternative möglichkeiten angewiesen
➔ regime complexity nicht nur zwischen verschieden intergovernmental regimes, sondern auch zwischen der regierungssphäre und privaten möglichkeiten
Bild: verbeeldingskr8, CC BY-NC-SA 2.0
copyright status quo➔ natürlich gibt es auch weiter drm
implementationen - und circumvention versuche:
○ app stores (‘jailbreaking’)○ kindle und weitere ebooks○ computer spiele (‘console hacking’)○ hdcp, bluray
Bild: jbonnain, CC BY 2.0
cc status quo
Bild: tvol, CC BY 2.0
➔ wikipedia➔ politik: wirtschaftsministerium, bundestags-
fraktionen, politische stiftungen, etc.➔ film: tpb afk (berlinale 2013)➔ musik: zoe.leela➔ literatur: cory doctorow➔ medien: bbc-archiv, politik-digital.de, netzpolitik.
org, diverse blogs➔ öffentlich-rechtlicher rundfunk: “space night” im
br, “zapp” im ndr, “elektrischer reporter” im zdf, radio fritz, (werbejingles) etc.
➔ sonstige: sam muirjeads “yrofopensource”, netradios, netlabels, podcasts, getränke wie bier oder cola, etc.
vielen dank fürs zuhören!