Crypto Research Report, Januar 2019 · Wir bedanken uns herzlich bei unseren “Premium-Partnern”...

73
Januar 2019 Edition V. „Krypto - Winter Edition“ Demelza Kelso Hays Mark J. Valek Verwahrungslösungen für Kryptowährungen Securitization oder Tokenization Ist ein „Bitcoin Standard“ denkbar?

Transcript of Crypto Research Report, Januar 2019 · Wir bedanken uns herzlich bei unseren “Premium-Partnern”...

  • Januar 2019 Edition V.

    „Krypto-Winter Edition“

    Cr

    Demelza Kelso Hays

    Mark J. Valek

    Verwahrungslösungen für Kryptowährungen

    Securitization oder Tokenization

    Ist ein „Bitcoin Standard“ denkbar?

    http://www.cryptoresearch.report

  • Wir bedanken uns herzlich bei unseren “Premium-Partnern” für die

    Unterstützung des „Crypto Research Report“.

    www.cryptofunds.li

    http://www.cryptofunds.lihttp://www.cryptofunds.lihttp://www.cryptoresearch.reporthttp://www.cryptofunds.lihttp://www.cryptofunds.lihttp://www.vontobel.com/http://www.cryptofunds.lihttp://www.cryptofunds.lihttp://www.cryptofunds.lihttp://www.cryptofunds.lihttp://www.cryptofunds.lihttp://www.cryptofunds.lihttp://www.bitpanda.comhttp://www.cryptofunds.lihttps://www.g2d.io/

  • Inhalt

    Editorial ................................................................................................................................................................................. 4

    In Case You Were Sleeping: Krypto-Winter Edition ........................................................................................................... 6

    Der Crash und die Folgen ................................................................................................................................................... 8

    Assetklasse und Adoption ................................................................................................................................................. 11

    M&A und Europa............................................................................................................................................................... 14

    Notenbanken und Stablecoins .......................................................................................................................................... 16

    ICO-Bust und Ausblick ...................................................................................................................................................... 20

    Crypto Concepts: Verwahrungslösungen für Kryptowährungen .................................................................................... 24

    Nicht jede institutionelle Verwahrungslösung ist gleichwertig ............................................................................................ 25

    Crypto Storage AG ............................................................................................................................................................ 26

    Card Wallet ....................................................................................................................................................................... 29

    Daenerys & Co. ................................................................................................................................................................ 30

    Blockvault ......................................................................................................................................................................... 32

    Swiss Crypto Vault AG ...................................................................................................................................................... 33

    Fazit .................................................................................................................................................................................. 36

    Ist ein Bitcoin Standard denkbar? Saifedean Ammous im Austausch mit dem Crypto-Research-Report ................... 37

    Bitcoins Stock-to-Flow-Ratio ist höher als jenes von Gold ................................................................................................. 38

    Ist die Volatilität Bitcoins jemals zu bändigen? .................................................................................................................. 39

    Kann ein deflationäres Geldsystem funktionieren? ............................................................................................................ 41

    Das gegenwärtige Währungssystem basiert auf Schulden ................................................................................................ 42

    Ein freier Markt für Geld .................................................................................................................................................... 45

    Bitcoin: mögliche Wege der Geldwerdung ......................................................................................................................... 46

    Anforderungen an einen investierbaren Krypto-Index von institutionellen Investoren ................................................. 49

    Die Schaffung einer Benchmark für den Krypto-Markt im Frühstadium .............................................................................. 50

    Die Schaffung des LIMEYARD Crypto Asset Index (LYCAI) .............................................................................................. 51

    Ein Krypto Index für Insitiutionelle Investoren .................................................................................................................... 53

    Equity Tokens ..................................................................................................................................................................... 55

    Instutionelle Investoren als Anreiz für Innovation ............................................................................................................... 56

    Definition von Token und Wertpapier ................................................................................................................................ 58

    Token, Wertpapier, oder beides? ...................................................................................................................................... 59

    Security Token Offerings: Rechtliche Herausforderungen für einen Kapitalmarkt auf der Blockchain ....................... 63

    Qualifikation von Token als Security ................................................................................................................................. 66

    Primärmarkt: Ausgabe von Security Token ....................................................................................................................... 68

    Sekundärmarkt: Handel von Security Token ..................................................................................................................... 69

    Disclaimer:

    Diese Publikation dient ausschließlich zu Informationszwecken und stellt weder eine Anlageberatung, eine Anlageanalyse noch eine Aufforderung

    zum Erwerb oder Verkauf von Finanzinstrumenten dar. Insbesondere dient das Dokument nicht dazu, eine individuelle Anlage- oder sonstige

    Beratung zu ersetzen. Die in dieser Publikation enthaltenen Angaben basieren auf dem Wissensstand zum Zeitpunkt der Ausarbeitung und können

    jederzeit ohne weitere Benachrichtigung geändert werden. Die Autoren waren bei der Auswahl der verwendeten Informationsquellen um

    größtmögliche Sorgfalt bemüht und übernehmen (wie auch die Incrementum AG) keine Haftung für die Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität der

    zur Verfügung gestellten Informationen bzw. Informationsquellen bzw. daraus resultierend Haftungen oder Schäden gleich welcher Art (einschließlich

    Folge- oder indirekte Schäden, entgangenen Gewinn oder das Eintreten von erstellten Prognosen).

    Copyright: 2019 Incrementum AG. All rights reserved.

  • Editorial

    Geschätzte Leser,

    Der Jahreswechsel ist die Zeit für einen Rückblick und um über das Geschehene zu

    reflektieren. Das Kryptojahr 2018 ist zweifelsfrei sehr ereignisreich verlaufen. Mit

    dem Crypto Research Report haben wir sowohl aktuelle Themen abgedeckt, als

    auch grundlegende Kryptothemen konzeptionell erarbeitet. Im Hinblick auf das

    Marktgeschehen haben wir mehrfach eine kritische Sichtweise eingenommen. In

    der ersten Ausgabe vom Dezember 2017 haben wir dem Thema ICOs ein Kapitel

    mit dem Titel "ICOs: Geld, Betrügereien und große Hoffnungen“ gewidmet. Wir

    waren der ICO-Bonanza gegenüber sehr kritisch eingestellt und fühlen uns zwölf

    Monate später in unserer Meinung bestätigt. Etliche ICOs haben sich als nicht

    nachhaltig erwiesen und als Betrugsfälle entpuppt. In unserer März-Ausgabe

    haben wir einen Artikel über die technische Analyse mit dem Titel "Droht uns ein

    Krypto-Winter?" veröffentlicht. Dem Autor, Florian Grummes, gelang eine

    Punktlandung, als er darauf hinwies, dass die Wahrscheinlichkeit hoch sei, dass

    Bitcoin bis zum Sommer auf 4.500 bis 5.200 USD fallen würde.

    Abbildung 1: Prognose vom März 2018 für fallende Bitcoin Preise

    In unserer Oktober-Ausgabe haben wir eine Bewertungsmethode vorgestellt, die

    auf unserem quantitativen Netzwerkeffekt basiert. Gemäß dieser Bewertung, war

    (u.a.) Bitcoin im Herbst immer noch überbewertet (siehe Chart nächste Seite). Von

    dieser Seite sind wir also durchwegs zufrieden mit unserer Berichterstattung im

    abgelaufenen Jahr. Aber auch selbstkritische Anmerkungen dürfen nicht fehlen.

    Zu einem unserer Artikel wollen wir Folgendes nachtragen: In Abbildung 9 der

    Juni-Ausgabe des Crypto Research Reports haben wir Kryptowährungen nach

    ihrem Zentralisierungsgrad und den Externalitäten von Konsens-Mechanismen

    kategorisiert. Die Internationalen Organisation für Normung (ISO) schlägt jedoch

    seit kurzem eine elegantere Methode zur Klassifizierung von Konsensus- oder

    Quelle: Midas Touch, Crypto Research Report März 2018

    https://cryptoresearch.report/wp-content/uploads/reports/CRR%20-%20Edition%201%20-%20Web%20Version.pdf

  • 5

    Twitter: @CryptoManagers

    Governance-Mechanismen vor und zwar die Kategorisierung nach Lese- und

    Schreibrechten. Vereinfacht ausgedrückt ist eine öffentliche Blockchain jene, bei

    welcher jeder Nutzer Einsicht in alle Transaktionsdaten hat. Eine erlaubnislose

    („permissionless“) Blockchain bedeutet, dass auch jedermann Transaktionen

    gemäß dem Konsensusmechanismus validieren kann. Kryptowährungen wie

    beispielsweise Byteball Bytes oder XRP verfügen über Transparenz hinsichtlich der

    durchgeführten Transaktionen, die Validierung kann jedoch nur von autorisierten

    Nodes durchgeführt werden. Privacy Coins mit nicht transparenten Blockchains

    wie Monero und ZCash fallen in die Kategorie „privat und erlaubnislos".

    Tabelle 1: ISO Klassifizierung von Konsensuns Mechanismen

    Permissioned Permissionless

    Öffentlich Ripple/IOTA/Byteball Bitcoin

    Privat Hyperledger Privacy coins

    Erwähnenswert ist weiters, dass sich eine formale Definition von „Blockchain“ in

    der akademischen Literatur durchzusetzen scheint. Eine Blockchain ist demnach

    eine distributed Ledger-Datenbank mit einem Konsensmechanismus. Daher sind

    Distributed-Ledger-Technologien (DLT) die oberste Kategorie von Peer-to-Peer-

    Datenbankstrukturen. Dazu gehören Hyperledgers, die Bitcoin-Blockchain und die

    bei IOTA verwendete „directed acyclic graph“-Technologie.

    Abbildung 2: Bitcoin Überbewertung im Oktober aufgezeigt

    Quelle: Coinmetrics; Crypto Research Report Oktober 2018

    Der Winter ist die perfekte Jahreszeit, um es sich zu Hause gemütlich zu machen

    und den Wissensstand in Sachen Kryptowährungen aufzufrischen. Auch erscheint

    es vermutlich ratsam, sich auf einen bevorstehenden Krypto-Frühling

    vorzubereiten.

    Nun wünschen wir Ihnen viel Vergnügen mit der Januar-Ausgabe des Crypto

    Research Report und wünschen Ihnen für das Jahr 2019 alles Gute!

    Demelza Kelso Hays and Mark Valek

    Incrementum AG

    https://twitter.com/CryptoManagershttp://www.incrementum.lihttp://www.incrementum.lihttp://www.cryptoresearch.report

  • In Case You Were

    Sleeping:

    Krypto-Winter Edition

    “Die Idee, eine Alternative zum traditionellen Papiergeld zu haben, ist attraktiv, besonders heute, da die Kaufkraft der großen Währungen gefährdet ist und das Vertrauen,

    das sie zur Arbeit benötigen, sinkt. Die Zentralbanken konzentrieren sich nicht mehr auf ihre Pflicht, den Wert des Geldes zu schützen, sondern haben sich dem Druck gebeugt, den die Regierungen auf sie ausgeübt haben,

    um überdimensionale öffentliche Schulden zu finanzieren.“

    Prinzessin Gisela von und zu Liechtenstein

    Key Takeaways

    Die Bruttogewinnmargen beim Mining von Bitcoin und Ethereum sind auf 30% bzw. 15%

    gesunken. Trotzdem wird es nicht zur von Skeptikern befürchteten „Todesspirale“ kommen, da

    ausrechend viele Miner weiterhin tätig bleiben aufgrund fallender „Difficulty“.

    Das Gerücht, dass Goldman Sachs' Krypto Trading Desk abgesagt wurde, ist „Fake News“.

    Goldman Sachs baut nicht nur einen Trading Desk auf, sondern arbeitet auch an einer Digital

    Asset Custody-Lösung.

    Aufgrund der hohen Volatilitäten im vergangenen Jahr ist die Nachfrage nach Stable Coins

    gestiegen. An diverse interessante Projekte wird derzeit gearbeitet.

  • 7

    Twitter: @CryptoManagers

    Der Krypto-Winter ist im vollen Gange. Im Hintergrund

    arbeiten die großen Player am Ausbau der Infrastruktur,

    während Behörden die Trümmer des ICO-Hypes aufräumen.

    Rund zehn Jahre nach der Veröffentlichung des berühmten Whitepapers von

    Satoshi Nakamoto ist zum Thema Bitcoin-Geburtstag fast alles gesagt. Deshalb

    gehen unsere Grüße nicht an den oder die mysteriösen Erfinder der

    Kryptowährung, sondern an Alicia Florrick. Die sympathische (und fiktionale)

    Anwältin aus der Hit-Serie „The Good Wife“ (CBS) hatte schon 2012 in einem Fall

    mit Bitcoin zu tun. Das war spannend, das war neu und es war wohl die allererste

    Bitcoin-Referenz in einer Mainstream-Fernsehsendung. Den Drehbuchautoren

    gebührt Lob. Nicht nur, weil sie Bitcoin zum Thema gemacht haben, als die

    Kryptowährung gerade einmal drei US-Dollar wert war. Sondern auch, weil

    sie das neuartige Ding binnen weniger Minuten gut erklären konnten,

    in einer simplen Szene, in der Alicias Kinder im Teenager-Alter ihr das Thema

    Bitcoin Schritt für Schritt beibringen. Die Zuseher wurden nicht nur unterhalten,

    sondern auch gut informiert. Andere sind beim Thema Bitcoin hingegen oft

    gescheitert.1

    Als die Simpsons ein Jahr später Bitcoin erwähnten, geschah das nur nebenbei, im

    Scherz (S25E07). Protagonist war in diesem Fall Krusty, der Clown. Auf Lisa

    Simpsons Frage, ob er denn pleite sei, antwortete dieser in der Folge „Yellow

    Subterfuge“: „Ja. Alles was es braucht ist ein bisschen Pech auf der Rennstrecke,

    mehr Pech im Bitcoin-Markt und ein großes Investment in einen Anbieter für

    high-end Lesezeichen.“2 Diese eher depressive Perspektive passt gut zum

    vergangenen Jubiläumsjahr für Bitcoin.

    Was die Preisentwicklung angeht, war 2018 quasi das Gegenteil von

    2017. Nach der Euphorie kam die Ernüchterung. Nach dem Boom der Bust. Auf

    20.000 USD folgten 10.000. Dann wurde die Marke von 6.000 USD lange

    gehalten. Bis Ende November. Da ging es, ausgelöst von einem Streit in der Bitcoin

    Cash Community, noch einmal rasant nach unten. Bitcoin rutschte in die Gegend

    von 3.000 USD. Die Medien veröffentlichten Nachrufe auf die Kryptowährung.3

    Wieder einmal.4

    Erklärungen, was Bitcoin eigentlich ist, waren nicht mehr notwendig. Jahre nach

    dem Auftritt bei „The Good Wife“ und den „Simpsons“ ist Bitcoin tatsächlich

    im Mainstream angekommen. Es war ein weiter Weg. Die Kollegen vom

    „Breaker Magazine“ haben eine ganze Liste mit Bitcoin-Referenzen in der

    Popkultur aus den vergangenen zehn Jahren erarbeitet. Und sich die Frage

    gestellt, was „Bitcoin im Mainstream“ eigentlich bedeutet. Geht es um den Preis?

    1 https://www.youtube.com/watch?v=-fazu1rgr9k 2 https://www.youtube.com/watch?v=8ovL20iGEac 3 https://www.marketwatch.com/story/bitcoin-is-pretty-much-dead-says-teenage-crypto-phenom-2018-12-14 4 https://99bitcoins.com/bitcoinobituaries/

    Quelle: David M. Russell/CBS

    https://twitter.com/CryptoManagershttp://www.incrementum.lihttp://www.incrementum.lihttp://www.cryptoresearch.report

  • 8

    Twitter: @CryptoManagers

    Geht es um die Nutzung der Kryptowährung im Kaffeehaus? Oder geht es um die

    Bekanntheit? Diese Fragen stellen wir uns auch.5

    Der Crash und die Folgen

    Seit dem Bitcoin-Megaboom ist ein Jahr vergangen. Was den Preis

    betrifft, so wissen wir immer noch nicht, ob nach einem Jahr

    Bärenmarkt inzwischen ein Boden erreicht wurde. Auch nicht nach dem

    jüngsten Abverkauf. Als wir diese Zeilen schreiben, befindet sich der Preis gerade

    knapp über der Marke von 4.000 USD.

    Freilich: Seit der ersten Erwähnung von Bitcoin bei „The Good Wife“ hat sich der

    Preis zuerst auf 30 USD verzehnfacht. Und ist in der Folge –noch einmal um mehr

    als 10.000 Prozent gestiegen. Die ersten zehn Jahre der Kryotowährung sind

    eigentlich eine unglaubliche Erfolgsgeschichte. Auch preislich.6 Aber all das

    scheint nach dem deprimierenden Jahr 2018 niemanden zu interessieren. Bitcoin

    musste seinen Geburtstag mit einer Träne im Auge begehen.

    Zuletzt wurde sogar über eine Spirale des Todes debattiert. Einige

    argumentieren, dass die Miner ihre Tätigkeit einfach einstellen werden, wenn der

    Preis unter die Produktionskosten fällt. Das wäre tatsächlich eine Katastrophe, wie

    der Skeptiker Atulya Sarin argumentiert:

    „Wenn der Bitcoin-Preis unter die Mining-Kosten fällt, verschlechtert sich

    der Anreiz, Bitcoin zu schürfen. Das stürzt Bitcoin in eine Todesspirale.

    Ohne die Mining-Aktivitäten, die den Ledger erhalten, der die

    Aufzeichnungen erfasst, wird Bitcoin wertlos.“7

    Diese Sicht der Dinge ist nicht neu. Dieselbe Debatte gab es schon 2011.

    Heute ist die Industrie zwar deutlich größer, die Antwort auf die Angstmache

    bleibt aber dieselbe. Wie damals übersehen die Propheten des Todes von Bitcoin

    die Nuancen in der Game-Theorie hinter der Kryptowährung. Satoshi Nakamoto

    hat das Netzwerk sehr wohl auf einen raschen Preisverfall vorbereitet. Alle 2016

    Blocks wird die Difficulty angepasst. Fällt der Preis und schrumpft die Zahl

    der Miner, wird es für die verbliebenen leichter, neue Bitcoins zu erzeugen. Das

    Argument der Todesspirale fußt auf der Annahme, dass der Preis so schnell fällt

    und die Miner so schnell aufgeben, dass das System nicht rechtzeitig mit der

    Anpassung der Mining-Difficulty nachkommt.

    Aber auch für dieses Problem gibt es Lösungen. Andras Antonopoulos erklärt:

    5 https://breakermag.com/a-comprehensive-list-of-crypto-references-in-pop-culture/ 6 https://www.bloomberg.com/news/articles/2018-10-30/halloween-birth-of-bitcoin-led-to-unimaginable-gains-in-10-

    years 7 https://www.marketwatch.com/story/bitcoin-is-close-to-becoming-worthless-2018-12-03

    “The blockchain is a distributed

    network that solves all the

    problems that we have of

    finance, but more broadly, it’s

    like a philosophy. It’s a way of

    life.”

    Mike Cernovich

    https://twitter.com/CryptoManagershttp://www.incrementum.lihttp://www.incrementum.lihttp://www.cryptoresearch.report

  • 9

    Twitter: @CryptoManagers

    crypto

    .report

    research

    „Wenn die Miner warten bis die Difficulty gesenkt wird, dann macht jeder

    Miner, der wartet, mehr Profit weil sie jetzt einen größeren Anteil an der

    Mining-Power haben als zuvor.“8

    Außerdem muss man bedenken: Miningkosten sind nicht überall gleich, jeder

    Miner hat seine eigenen Berechnungen. Auch mit Verlust zu Minen, ist manchen

    eine Zeit lang möglich. Und wenn alle Stricke reißen, gibt es immer noch die

    Option einer Hard Fork, was die sofortige Anpassung der Difficulty ermöglichen

    würde. Das wäre der äußerste Schritt.9

    Das soll freilich nicht heißen, dass die Miner den Preisverfall

    unversehrt überstehen. Die Lage ist durchaus dramatisch. Bitcoin-Miner sind

    an gewaltige Margen von bis zu 50 Prozent gewohnt. Seit dem Preisverfall ist die

    Lage härter, wie BitMEX ausgerechnet hat. Aktuell liegen sie nur noch bei 30

    Prozent für Bitcoin und bei 15 Prozent für Ethereum. Es gibt auch eine Reihe von

    Miningfirmen, die sich verschätzt haben, und schon aufgeben mussten. Die

    Bereinigung des Marktes findet während des Preisverfalls also nicht nur bei den

    Kryptoprojekten statt, sondern auch im Miningsektor.10

    Abbildung 3: Verluste entsprechende Break Even Gewinn

    Quelle: Incrementum AG.

    Und wenn es um Bitcoin als Währung geht, sieht es noch düsterer aus.

    Die Experten überschlugen sich rund um den 10. Geburtstag im Oktober 2018 mit

    Feststellungen zu Bitcoins Irrelevanz als Zahlungsmittel. Ist eine Kostprobe

    gefällig? Hier ist Samuel Murrant, Analyst für den Zahlungsverkehr bei

    GlobalData: „Ende 2018 haben Krytowährungen generell nur eine sehr limitierte

    Relevanz für die Bewegung von Geld rund um die Welt. Bitcoin ist zweifellos ein —

    8 https://www.marketwatch.com/story/why-bitcoin-by-design-wont-become-worthless-according-to-this-crypto-

    heavyweight-2018-12-05?mod=newsviewer_click 9 https://www.theblockcrypto.com/2018/12/04/the-bitcoin-mining-death-spiral-debate-explained/ 10 https://blog.bitmex.com/the-price-crash-the-impact-on-miners/

    "To raise equity, an Initial Coin

    Offering, or ICO, system was

    developed. This uses the

    blockchain technology to replace

    the stock market, and effectively

    decentralizes its function of

    supplying capital to the

    economy."

    Princess Gisela von und zu

    Liechtenstein

    https://twitter.com/CryptoManagershttp://www.incrementum.lihttp://www.incrementum.lihttp://www.cryptoresearch.report

  • 10

    Twitter: @CryptoManagers

    wertvoller Rohstoff und mit Abstand die bekannteste und wichtigste

    Kryptowährung. Aber es ist eigentlich keine Währung. Es wird nur für wenige

    Zahlungen eingesetzt. Zwischen Parteien, denen die Anonymität wichtig ist. Oder

    zwischen den wahren Jüngern, die immer noch an das globale Potenzial des

    Systems glauben.“11

    Aber das ist ein sehr eindimensionaler Blick auf Bitcoin und Murrant weiß das

    auch. In weiterer Folge schreibt er: „Bitcoin ist eher mit Gold zu vergleichen als

    mit Geld. Es ist ein Wertspeicher und, wegen seiner Seltenheit als wertvoll erachtet

    und auf der Basis von Annahmen über seinen Wert gehandelt.“

    Bitcoin hat sich also seine eigene Assetklasse geschaffen: Krypto. Dass

    hier eine Blase geplatzt ist und noch immer Luft entweicht, ist nicht zu übersehen.

    Wir haben schon in unserem allerersten Report von Dezember 2017 vor dem ICO-

    Boom und seinen Folgen gewarnt. In der Märzausgabe dieses Jahres hatten wir

    einen Artikel geschrieben mit dem Titel „Droht uns ein Krypto-Winter?“. Derzeit

    herrscht auf der nördlichen Hemisphäre der meteorologische Winter, global

    allerdings tiefster Krypto-Winter. Diese Bereinigung scheint vorerst noch nicht zu

    Ende zu sein.

    Aus ökonomischer Sicht ist das positiv, weil nach einer Bubble nur ein Crash die

    Basis für neues, nachhaltiges Wachstum legen kann. Aber leider ist Krypto, das

    inzwischen auch von Morgan Stanley als „institutionelle Anlageklasse“ gesehen

    wird, so jung, dass wir nur geringe Erfahrungswerte damit haben, wie lange so eine

    Bereinigung dauern könnte.12 Wir können nur abwarten und beobachten, wie die

    großen Player sich für die nächste Phase in Stellung bringen. Und da tut sich, wie

    wir seit mehr als einem Jahr regelmäßig dokumentieren, verdammt viel.

    Der zweite Sektor, wo Bitcoin und die Blockchain fraglos für Innovation gesorgt

    hat, ist der Zahlungsverkehr und das Gebiet der Währungen generell. Nicht

    unbedingt, weil Bitcoin sich selbst als Zahlungsmittel durchgesetzt hat. Wir

    wissen, dass das nicht geschehen ist. Der wahre Durchbruch ist die Mainstream-

    Akzeptanz für digitale Währungen an sich und „private“ digitale Währungen

    generell. Hier tut sich so viel, dass auch die Notenbanken inzwischen nicht mehr

    zusehen können. Kryptowährungen bieten sich in einer digitalen Welt als

    Alternative zu Euro, US-Dollar oder Pfund an.

    Und auch einen dritten Sektor hat Bitcoin maßgeblich beeinflusst. Die

    Cyberkriminalität, leider. Schon beim zweiten Auftauchen von Bitcoin bei „The

    Good Wife“ im Jahr 2013 ging es um eine Ransomware-Erpressung. Die gute

    Nachricht: Branche und Aufsichtsbehörden bekommen das Thema Betrug im

    Kryptosektor immer besser in Griff. Aus unserer Sicht ist das sehr positiv für den

    Sektor. Das Jahr mag preislich deprimierend gewesen sein. Aber das sorgt nicht

    11 https://www.globaldata.com/ten-years-bitcoin-now-no-relevance-payments-says-globaldata/ 12 https://www.coindesk.com/morgan-stanley-says-crypto-is-a-new-institutional-asset-class/

    “Trust is established through

    mass collaboration and clever

    code rather than by powerful

    intermediaries like governments

    and banks.”

    Don Tapscott,

    author of The Digital Economy,

    Wikinomics

    https://twitter.com/CryptoManagershttp://www.incrementum.lihttp://www.incrementum.lihttp://www.cryptoresearch.report

  • 11

    Twitter: @CryptoManagers

    nur für eine automatische Marktbereinigung. Es gibt auch den Aufsehern Zeit,

    Betrüger zu jagen. Die SEC hat sogar erstmals Prominente bestraft, weil sie für

    Scamcoins Werbung gemacht haben. Dazu später mehr.

    Assetklasse und Adoption

    Werfen wir zuerst einen Blick auf die Entwicklungen bei der „Assetklasse Krypto“.

    Wir beobachten diesen Bereich, seit es ihn gibt. Der Preisrückgang hat auch

    hier das Tempo gedrosselt. Oder, wie es Michael Novogratz, einer der

    bekanntesten Krypto-Investoren ausdrückt: „Eine Sache, die man hier lernt, ist:

    Alles dauert ein bisschen länger als man hoffen würde.“ Die Marke von 10.000

    USD werden wir 2018 nicht mehr sehen, musste der Bitcoin-Bulle neulich

    eingestehen. Seine Firma, Galaxy Digital Holdings, musste heuer bereits mehr als

    150 Millionen USD an Verlusten verbuchen. Aber Novogratz, einer der

    bekanntesten Bitcoin-Verfechter an der Wall Street, will nicht aufgeben.13

    Im Gegenteil: Novogratz, selbst ein ehemaliger Partner bei Goldman Sachs, ist

    gemeinsam mit der Investmentbank zuletzt bei BitGo Holdings eingestiegen.

    Goldman und Novogratz Galaxy Digital Ventures erhoffen sich von dem Start-Up

    eine Lösung für das weiter ungelöste Problem der Verwahrung von Kryptoassets.

    Die US-Regulatoren verlangen von den Geldmanagern nämlich die Lagerung von

    Assets bei so genannten „qualifie d custodians“. Die traditionellen Player in diesem

    Sektor bleiben dem Kryptomarkt bisher fern. Aus Angst vor Hackern und wegen

    der immer noch herrschenden Rechtsunsicherheit.14

    Abbildung 4: Die größten Hacks in den vergangenen Jahren

    Quelle: Incrementum AG.

    13 https://www.bloomberg.com/news/articles/2018-10-15/novogratz-says-bitcoin-rally-likely-to-take-place-next-year 14 https://www.bloomberg.com/news/articles/2018-10-18/goldman-wades-deeper-in-crypto-betting-on-bitgo-with-

    novogratz

    “The blockchain does one thing:

    It replaces third-party trust with

    mathematical proof that

    something happened.”

    Adam Draper

    https://twitter.com/CryptoManagershttp://www.incrementum.lihttp://www.incrementum.lihttp://www.cryptoresearch.report

  • 12

    Twitter: @CryptoManagers

    „Wenn man in irgendein anderes Asset investiert, hat man

    wahrscheinlich nicht die Angst, dass es einfach verschwinden könnte.

    Aber hier haben einige Leute noch diese Angst“, so Mike Belshe, BitGos

    Mitbegründer und CEO in einem Interview mit Bloomberg. Seine Firma hat

    inzwischen rund 70 Millionen USD durch Fundraising eingesammelt. Das in Palo

    Alto angesiedelte Unternehmen wurde 2013 gegründet und bietet digitale Wallets

    an, die für Transaktionen multiple Signaturen benötigen. Zudem werden auch

    Offline-Safes für Bitcoin und andere Währungen angeboten. Aktuell verwaltet man

    75 verschiedene Kryptoassets und ein Gesamtvolumen von rund zwei Milliarden

    USD, so das Unternehmen. Der Einstieg von Novogratz und Goldman Sachs

    könnte BitGo aber auf ein ganz neues Level befördern.

    Goldman Sachs gehört an der Wall Street sicherlich zu den mutigsten Banken, was

    Bitcoin und Co. betrifft. „Wir glauben, dass die Frage der Aufbewahrung ein

    logischer Schritt in Richtung der Rolle als Market Maker für digitale Assets ist“, so

    Goldman Sachs-Sprecher Michael DuVally. Meldungen, denen zufolge Goldman

    Sachs seine Pläne für einen eigenen Krypto-Tradingdesk angesichts des

    Preisrückganges wieder gestrichen habe, bezeichnete die Bank zuletzt als „Fake

    News“. Man hält der neuen Assetklasse also sehr wohl die Stange, sieht sich aber

    mit ungewöhnlichen Herausforderungen konfrontiert. Angeblich arbeitet Goldman

    Sachs auch an einer eigenen Lösung für Bitcoin-Custodianship.

    Fest steht: Solange diese Fragen nicht geklärt sind, bleibt der Kryptomarkt sowohl

    für den „normalen“ Kleinanleger als auch für alle institutionellen Investoren

    verschlossen. In dieser Ausgabe widmen wir ein gesamtes Kapitel

    Lösungsansätzen für die sichere Verwahrung, die bereits bestehen oder gerade live

    gehen.

    Ein weiterer wichtiger Player, der in diesem Bereich gegen Goldman

    Sachs antreten will, ist Fidelity Investments. Die Firma, die im

    traditionellen Geschäft Kundengelder in der Höhe von 7,2 Billionen USD

    verwaltet, hat im Oktober eine eigene Krypto-Tochter gegründet. Unter dem

    Namen Fidelity Digital Asset Services soll ein Service entstehen, der es Kunden

    ermöglicht, Bitcoin auf verschiedenen Börsen zu den besten Preisen zu handeln.

    „Cold Storage“, also die vor Hackern sichere Verwahrung ohne Internetanbindung,

    soll von Anfang an zum Paket gehören.15

    “Wenn man sich die existierende Infrastruktur ansieht, dann merkt man schnell:

    Die ist sehr stark auf Retail Investoren und Früheinsteiger ausgerichtet“, sagte

    Tom Jessop von Fidelity: „Das Timing ist gut, wir haben in den vergangenen

    Monaten ein Wachstum der Nachfrage beobachten können.“ Fidelity habe bereits

    seit 2014 mit Bitcoin experimentiert und sogar hunderte Bitcoin selbst geschürft.

    Selbst in der Kantine kann man inzwischen mit Bitcoin bezahlen. „Die Frage ist,

    wie bleiben wir vor der Konkurrenz? Welche Innovationen braucht es und wie

    bekommen wir neue Produkte auf die Plattform“, fragt Jessop.

    15 http://fortune.com/2018/10/15/fidelity-launches-company-help-hedge-funds-big-investors-trade-crypto/

    “Just as it got easier to use email,

    it will be easier to use Bitcoin as

    people invest in it and become

    more familiar with it.”

    Gavin Andresen (Core Developer

    of Bitcoin)

    https://twitter.com/CryptoManagershttp://www.incrementum.lihttp://www.incrementum.lihttp://www.cryptoresearch.report

  • 13

    Twitter: @CryptoManagers

    Es ist dabei keinesfalls so, dass alle institutionellen Investoren lediglich an der

    Seitenlinie sitzen und warten. Tatsächlich dürften sie inzwischen sogar die reichen

    Privatpersonen als die größten Käufer von Kryptowährungen abgelöst haben. Die

    Trades finden dabei meist direkt zwischen den Investoren und große Minern bzw.

    Personen mit einem großen Bitcoin-Vermögen statt. Dieser OTC- Markt sieht

    aktuellen Schätzungen zufolge täglich ein Volumen von 250 Millionen USD bis 30

    Milliarden USD.16

    Zum Vergleich: An den Börsen werden laut „coinmarketcap.com“

    täglich Kryptoassets im Wert von rund 15 Milliarden USD gehandelt,

    wobei einige der dort gelisteten Börsen als wenig seriös gelten und man ihre

    Zahlen mit Skepsis betrachten sollte. An der Universität Liechtenstein wird hierzu

    zurzeit eine umfangreiche Analyse durchgeführt, die sich mit der tatsächlichen

    Markttiefe der Kryptoassets auseinandersetzt. Die Ergebnisse der Studie werden

    wir sicherlich in einer der nächsten Ausgaben behandeln.

    Fraglos hat auch der OTC-Markt unter dem Preisrückgang gelitten. Dennoch sei

    hier Wachstum zu beobachten, sagt Jeremy Allair, CEO von Circle Internet

    Financial aus Boston: „Wir sehen im OTC-Business derzeit dreistellige

    Wachstumsraten. Es ist ein wichtiger Wachstumssektor.“ Dieses Wachstum dürfte

    anhalten, solange institutionelle Investoren in den Markt eintreten. Denn sie

    benötigen oft mehr Coins, als an den Börsen überhaupt angeboten werden. Oder

    sie haben Angst davor, den Preis durch den eigenen Kauf oder Verkauf zu stark zu

    bewegen. Deswegen suchen sie sich abseits der Börsen Handelspartner für diese

    großen Deals.

    All das bleibt den großen Wall Street Banken nicht verborgen. Von Goldman Sachs

    und Fidelity haben wir ja schon gehört. Aber niemand will zurückbleiben, wie es

    aussieht. Auch Morgan Stanley, Citigroup und Bank of America/Merrill Lynch

    arbeiten Medienberichten zufolge an eigenen Bitcoin-Produkten, um die

    Nachfrage der Kunden zu befriedigen.17 Auch Russlands Gazprombank wagt sich

    über eine Tochter in der Schweiz in den Markt.18

    Und dann sind da noch die großen US-Universitäten, die ihre Einnahmen und

    Spenden in Endowments verwalten. 96 Prozent der Uni-Geldmanager geben noch

    an, vom Kryptomarkt nichts wissen zu wollen. Aber einige klingende Namen wie

    Harvard, Stanford und das MIT sind schon im Geschäft.19

    Dasselbe gilt für Yale. Die Eliteschule hat zuletzt in den Paradigm Fonds investiert,

    den ehemalige Mitarbeiter von Coinbase, Sequoia Capital und dem Kryptofonds

    16 https://www.bloomberg.com/news/articles/2018-10-01/institutional-investors-are-using-back-door-for-crypto-

    purchases 17 https://bitcoinexchangeguide.com/breaking-bank-of-americas-merrill-lynch-to-launch-bitcoin-trading-product-to-

    rival-goldman-sachs-and-morgan-stanley/ 18 https://gazprombank.ch/news/gazprombank-switzerland-ltd-prepare 19 https://www.theinformation.com/articles/harvard-stanford-mit-endowments-invest-in-crypto-funds

    “This is the missing piece for

    infrastructure — it’s a

    treacherous environment today.

    Hedge funds need it, family

    offices need it, they can’t

    participate in digital currency

    until they have a place to store it

    that’s regulated […] This is early

    stages in an industry that’s

    volatile right now. We’re in a

    down cycle in terms of where

    we’re going, but the institutions

    see an opportunity. It’s going to

    progress quickly.”

    Mike Belshe,

    co-founder and CEO of BitGo

    https://twitter.com/CryptoManagershttp://www.incrementum.lihttp://www.incrementum.lihttp://www.cryptoresearch.report

  • 14

    Twitter: @CryptoManagers

    Pantera Capital gestartet haben. Insgesamt stecken rund 400 Millionen USD an

    Investorengeldern in diesem Fonds. Wieviel davon aus der 30 Milliarden Dollar

    USD schweren Geldbörse von Yale stammen, ist aber nicht bekannt. Der Schritt

    gilt aber als signifikant, denn Yales Geld wird von David Swensen verwaltet.20

    Swensen gilt als Pionier unter den institutionellen Investoren und hat in den

    vergangenen Jahrzehnten einige der College Endowments mit der besten

    Entwicklung verwaltet. Er konzentriert sich auf lange Zeithorizonte und oft auf

    Märkte mit wenig liquiden Assets. Viele andere Unis versuchen es ihm

    nachzumachen. Unter Swensen hat Yale eine Rendite von fast 12 Prozent jährlich

    gesehen – über die vergangenen 20 Jahre. Insgesamt stecken mehr als 500

    Milliarden USD in den Fonds der US-Colleges.21

    Zwei wichtige Player haben zuletzt ihr Interesse am Kryptomarkt zwar

    unterstrichen, den Zeitplan aber den neuen Preisgegebenheiten angepasst. So hat

    Bakkt, die Krypto-Plattform von Intercontinental Exchange, den Start der eigenen

    Bitcoin-Futures auf Ende Jänner verschoben. „Wie so oft bei der Einführung neuer

    Produkte, gibt es neue Prozesse und Risken, auf die man sich vorbereiten muss.

    Bei Krypto geht es um eine neue Assetklasse und wir müssen Ressourcen

    bündeln“, sagte Bakkt CEO Kelly Loeffler. Die Partnerschaften zwischen ICE,

    Mutter der New York Stock Exchange, und Starbucks sowie Microsoft sind weiter

    aktuell. Neue Details gibt es aber derzeit nicht.22

    Auch die Technologiebörse Nasdaq will weiter am Plan festhalten, mit Futures-

    Kontrakten in den Markt einzusteigen. Losgehen soll es im ersten Quartal 2019.

    Noch befindet man sich aber in Gesprächen mit der US-Aufsichtsbehörde CFTC.

    Soll heißen: Nichts ist fix.23

    M&A und Europa

    Eine andere Variante, am Kryptokuchen mitzunaschen, ist selbst

    unternehmerisch tätig zu werden oder andere Firmen aufzukaufen.

    Wir haben schon mehrmals geschrieben, dass der Marktcrash der vergangenen

    Monate gut für Bitcoin und Co. sein kann, weil unseriöse Projekte dadurch

    unrentabel werden oder vielleicht sogar verschwinden. Gleichzeitig wird der Sektor

    konsolidiert und die zahlungskräftigen Firmen gehen auf Einkaufstour. Schon bis

    Oktober ist die Zahl der Zusammenführungen und Zukäufe (M&A) im

    20 Wir hatten das Vergnügen mit Mark Yusko ein exklusives Interview zu führen. Auch er war früher für die

    Investments einer Eliteuniversität verantwortlich und investiert nun zunehmend in Krypto Technologie:

    https://www.incrementum.li/journal/advisory-board-discussion-q4-2018-blockchain-technology-the-biggest-wealth-

    creation-opportunity-of-our-lifetime-feat-special-guest-mark-yusko/ 21 https://www.bloomberg.com/news/articles/2018-10-05/yale-is-said-to-invest-in-crypto-fund-that-raised-400-million 22 https://www.theblockcrypto.com/2018/11/20/bakkt-has-pushed-back-its-bitcoin-futures-launch-to-2019-but-phase-

    two-is-still-on-track/ 23 https://www.bloomberg.com/news/articles/2018-11-27/nasdaq-is-said-to-pursue-bitcoin-futures-despite-plunging-

    prices

    “Everything will be tokenized

    and connected by a blockchain

    one day.”

    Fred Ehrsam

    https://twitter.com/CryptoManagershttp://www.incrementum.lihttp://www.incrementum.lihttp://www.cryptoresearch.reporthttps://www.incrementum.li/journal/advisory-board-discussion-q4-2018-blockchain-technology-the-biggest-wealth-creation-opportunity-of-our-lifetime-feat-special-guest-mark-yusko/https://www.incrementum.li/journal/advisory-board-discussion-q4-2018-blockchain-technology-the-biggest-wealth-creation-opportunity-of-our-lifetime-feat-special-guest-mark-yusko/

  • 15

    Twitter: @CryptoManagers

    Kryptosektor im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 200 Prozent gestiegen.

    Mindestens 30 waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen.24

    Der Kryptosektor ist global und bisher – passenderweise – ohne

    wirkliches Finanzzentrum. Einer der größten und interessantesten Deals hat

    sich deshalb nicht in den USA abgespielt, sondern in Europa. Da hat die belgische

    Investmentfirma NXMH gerade die Börse Bitstamp gekauft und dafür bar bezahlt.

    Der Kaufpreis wurde nicht genannt. Vor zwei Jahren wurde Bitstamp, die größte

    Börse in der Europäischen Union, mit rund 60 Millionen EUR bewertet. Es ist

    davon auszugehen, dass die Bewertung für den Verkauf nach dem Boom von 2017

    deutlich höher war. Bitstamp hat mehr als drei Millionen registrierte Nutzer und

    einen täglichen Handelsumsatz von 100 Millionen USD. Für die beiden Gründer

    Nejc Kodrič und Damian Merlak war der Deal auf jeden Fall erfolgreich. Sie hatten

    Bitstamp im August 2011 in Slowenien gegründet, in einer Garage. Ihr Startkapital:

    Ein Server, ein paar Laptops und eintausend Euro in bar. Heute ist Bitstamp in

    Luxemburg registriert. Das soll auch nach dem Deal so bleiben.25

    Zwei weitere Anekdoten aus Europa, diesmal aus dem uns sehr nahestehenden

    deutschsprachigen Raum. Wir wissen aus den vergangenen Crypto Research

    Reports, dass die Schweiz sich aktiv um Blockchain- und Bitcoin-Firmen bemüht.

    Wie wir in unserer Oktober-Ausgabe ausführlich berichteten, plant die Regierung

    in Liechtenstein ein eigenes Gesetz, das jetzt bereits von vielen als vorbildlich

    gelobt wird. Aber auch der Riese Deutschland ist keineswegs inaktiv. Die

    Hipster-Hauptstadt Berlin hat eine lebhafte Kryptoszene. Jetzt gibt es

    einen Vorstoß aus der Partei von Regierungschefin Angela Merkel. Die CDU will

    aus Deutschland das ICO-Land Nummer eins machen. Inklusive deutscher

    Ordnung und deutscher Gründlichkeit, versteht sich. Anders als in Liechtenstein

    gibt es hier aber noch kein neues Gesetz, sondern nur den Traum vom

    „Blockchainfinanzplatz Deutschland“.26

    Wieder anders geht es Österreich an. Auch hier will man ICOs

    Rechtssicherheit geben. Eine entsprechende Arbeitsgruppe soll bis Ende des

    Jahres 2o18 Ergebnisse vorlegen, dann wird es ein neues Gesetz geben. Im Kleinen

    tut sich aber jetzt schon sehr viel. So hat die Staatsdruckerei gemeinsam mit dem

    Grazer Unternehmen Coinfinity eine Lösung für die physische Offlinespeicherung

    von Bitcoin-Private-Keys entwickelt, die den Namen Chainlock trägt. Chainlock ist

    eine Lösung des Custodian-Problems, aber eher für Privatpersonen, nicht für

    institutionelle Investoren.27

    24 https://www.cnbc.com/2018/10/18/crypto-deal-makers-see-opportunity-in-bitcoins-price-slump.html 25 https://www.businessinsider.com/r-european-investment-firm-buys-digital-exchange-bitstamp-in-all-cash-deal-

    2018-10?IR=T 26 http://www.faz.net/aktuell/finanzen/digital-bezahlen/cdu-vorschlag-deutschland-soll-mekka-fuer-kryptogeld-

    werden-15887209.html?printPagedArticle=true#pageIndex_0 27 https://www.trendingtopics.at/card-wallet-coinfinity-und-staatsdruckerei-bringen-neue-speicherloesung-fuer-

    bitcoin/

    “The interesting thing about

    blockchain is that it has made it

    possible for humanity to reach

    consensus about a piece of data

    without having any authority to

    dictate it.”

    Jaan Tallinn

    https://twitter.com/CryptoManagershttp://www.incrementum.lihttp://www.incrementum.lihttp://www.cryptoresearch.report

  • 16

    Twitter: @CryptoManagers

    Und der Wiener Anwaltskanzlei Stadler & Völkel28 ist es gelungen, von der

    Aufsichtsbehörde erstmals ein Kapitalmarktprospekt für ein STO, ein Security

    Token Offering, genehmigt zu bekommen. Ein STO kann man als

    Weiterentwicklung des ICO verstehen. Die Halter von Security Token haben wie

    etwa Aktienbesitzer auch verbriefte Rechte und sind nicht einzig von der

    Preisentwicklung eines erworbenen Tokens abhängig, wie es etwa bei ICOs der Fall

    war. Im Gegenzug sind die Security Token denselben Regeln unterworfen wie

    andere Wertpapiere auch. Deshalb braucht man in Österreich etwa die

    Genehmigung durch die Finanzmarktaufsicht FMA, bevor so ein Token verkauft

    werden kann. Der Security Token der Firma Hydrominer, deren Prospekt gerade

    genehmigt wurde, soll im Februar 2019 für Anleger zu bekommen sein.29

    Notenbanken und Stablecoins

    Nachdem wir gerade eine neue Abkürzung gelernt haben (STO) kommt jetzt noch

    eine: CBDC. Central Bank Digital Currency. Das Thema wird jeden Tag heißer.

    Wobei bis heute nicht einmal klar ist, wovon wir eigentlich reden. In den Medien

    wird gerne so getan, als würden Notenbanken, die mit digitalem Geld

    experimentieren, eigene Kryptowährungen wie Bitcoin entwickeln. Aber so einfach

    ist das nicht. Tatsächlich gibt es immer mehr Zentralbanken, die sich des Themas

    annehmen. Aber für sie ist die Blockchain vor allem ein Vehikel, um ein digitales

    Äquivalent für Cash zu schaffen. Zwar ist der notorische Bitcoin-Kritiker Nouriel

    Roubini fest davon überzeugt, dass die CBDC der Zukunft Bitcoin verdrängen

    werden. Weil ja niemand Anarchiegeld akzeptieren würde, wenn er staatliches

    Geld auch haben könne. Dabei übersieht Roubini aber, dass Bitcoin etwas hat, dass

    digitale Zentralbankwährungen niemals vorweisen können, nämlich einen

    deflationären Charakter.30

    Es ist höchst unwahrscheinlich, dass eine Zentralbank jemals eine

    Währung begibt, die tendenziell aufwertet. An dieser Stelle ist aber einmal

    mehr auf den grundlegend unterschiedlichen Charakter dezentraler

    Kryptowährungen wie z. B. Bitcoin und zentralisierten staatlichen Formen von

    digitalem Geld hinzuweisen. Staaten haben historisch ein starkes Interesse, über

    das Geldmonopol zu verfügen, sei es direkt oder indirekt über Zentralbanken, da

    bei einer Überschuldung die Geldmengenausweitung gerne zur verdeckten

    Staatsfinanzierung herangezogen wird.

    Was heute nicht mehr ganz auszuschließen ist, ist eine

    „Entnationalisierung des Geldes“, wie sie Friedrich August von Hayek

    gefordert und vorhergesehen hat. Bei Hayek waren es die Geschäftsbanken, die als

    28 Einer der Partner der Kanzlei, Oliver Völkel, ist dankenswerterweise Mitglied des Advisory Boards dieser

    Publikation. 29 https://diepresse.com/home/wirtschaft/recht/5541879/Depot-in-der-Hosentasche_FMA-bewilligt-

    BlockchainEmission 30 https://www.project-syndicate.org/commentary/central-banks-take-over-digital-payments-no-cryptocurrencies-by-

    nouriel-roubini-2018-11

    “Alternatively, not to act in the

    face of current developments and

    completely leave the payment

    market to private agents, will

    ultimately leave the general

    public entirely dependent on

    private payment solutions, which

    may make it more difficult for

    the Riksbank to promote a safe

    and efficient payment system.”

    Riksbank

    https://twitter.com/CryptoManagershttp://www.incrementum.lihttp://www.incrementum.lihttp://www.cryptoresearch.report

  • 17

    Twitter: @CryptoManagers

    Gelderzeuger in den Markt eintreten. Auch das ist noch möglich. Was privates

    Geld betrifft, stehen wir ganz am Anfang. Aber die wichtigsten Schritte sind getan.

    Bitcoin ist gerade dabei, sich zu etablieren. Und sogar Christine Lagarde, die

    einflussreiche Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), ist auf das

    Thema aufmerksam geworden. Die Notenbanken müssten sich weltweit den neuen

    Technologien stärker öffnen, sagte sie kürzlich in Singapur. „Ich glaube, wir sollten

    uns überlegen, eine digitale Währung auszugeben. Es muss eine Rolle für den Staat

    geben, die digitale Ökonomie mit Geld zu versorgen“, so Lagarde.31

    Abbildung 5: Tether USD Preis und Marktkapitalisierung

    Quelle: Coinmarketcap, Incrementum AG.

    Sie spricht von einem „Gegengewicht“ für private Währungen und zeigt

    damit, dass auch die internationalen Währungsgremien die Existenz von Bitcoin

    inzwischen als gegeben erachten. Auch will Lagarde, ähnlich wie Hayek, die

    Banken einbeziehen. Dass diese auch ihr eigenes Geld ausgeben sollen, ist aber

    nicht Teil des Plans. Lagarde sieht in CBDC vor allem einen Ersatz für das Bargeld:

    „Eine digitale Währung könnte Vorteile bringen, als letzte Rettung für Zahlungen.

    Und sie könnte den Wettbewerb vorantreiben, weil sie eine kosteneffiziente

    Alternative bietet – so wie ihr Großvater, das alte, verlässliche Papiergeld.“ Die

    vollständige Anonymität von Bargeld sei dann aber dahin, so Lagarde.

    Sie schlägt vor, die Transaktionen sehr wohl zu speichern, die Details aber nur im

    Verdachtsfall an den Staat weiterzugeben. Ein heikler Gedanke – aber nicht

    vollkommen verrückt – zumindest in Rechtsstaaten, in denen es eine Trennung

    zwischen Staat und Zentralbank gibt. Lagardes eigene Experten vom IWF sind bei

    31 http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/diginomics/iwf-chefin-fordert-digitale-waehrungen-15889788.html

    “A Blockchain fulfills the ideal

    conditions for digitizing money,

    assets and intellectual property.”

    Princess Gisela von und zu

    Liechtenstein

    May 2018 Jul 2018 Sep 2018 Nov 2018

    0

    50M

    100M

    150M

    200M

    0.98

    1

    1.02

    1.04

    1.06

    1.08

    0

    20M

    40M

    60M

    80M

    Market Cap (USD) Daily Volume (USD) Tether Price (USD)

    https://twitter.com/CryptoManagershttp://www.incrementum.lihttp://www.incrementum.lihttp://www.cryptoresearch.report

  • 18

    Twitter: @CryptoManagers

    dem Thema übrigens ziemlich skeptisch. So heißt es in einem aktuellen IWF-

    Artikel zum Thema: „Alles in allem ist es noch zu früh, die Vorteile von CBDCs zu

    beurteilen. Notenbanken sollten die spezifischen Umstände in ihren jeweiligen

    Ländern berücksichtigen, den Risiken vorsichtige Aufmerksamkeit widmen und

    den Vorteilen anderer Lösungen. Es braucht weitere Analysen und Studien der

    technischen Machbarkeit und Kosten.“

    Man muss an dieser Stelle festhalten, dass Zentralbanken notorisch

    langsam sind, was technische Neuerungen betrifft. Die Pläne für CBDC

    sind keineswegs ausgereift. Fest steht nur: Wir reden nicht von digitalem Geld, wie

    wir es bereits kennen. Ein Kontostand ist am Ende eine Forderung an die Bank.

    CBDC müssen Währungen sein, bei deren Besitz es kein Gegenparteirisiko gibt –

    also wie bei Bitcoin oder Gold (in eigener Verwahrung). Auch wenn die wahre

    Motivation von Zentralbanken bzw. IWF hinter dem möglichen Einsatz

    von digitalem staatlichem Geld der Erhalt des Geldmonopols sein mag,

    legitimieren die Bemühungen nach eigenem digitalem Geld

    letztendlich indirekt private Alternativen wie Bitcoin konzeptionell.

    Es sollte niemanden überraschen, dass Schweden jenes Land ist, wo die Pläne für

    eine CBDC am weitesten vorangeschritten sind. Schweden gilt als Versuchslabor

    einer bargeldlosen Gesellschaft und stößt inzwischen an die Grenzen des

    Machbaren.

    Abbildung 6: Kategorisierung von Stablecoins

    Quelle: Incrementum AG

    Längst gibt es Proteste von Bürgern gegen die vor allem von den

    Geschäftsbanken gepushte Abschaffung des Bargelds. Die Notenbank hat

    auch deshalb das E-Krona Projekt ins Leben gerufen und untersucht gerade die

    unterschiedlichen technischen Möglichkeiten zur Einführung einer elektronischen

    Algorithmic

    174,000,000

    49.6%

    Off-Chain Asset Backed

    144,000,000

    41%

    Crypto-Collateralized

    33,000,000

    9.4%

    “It is a good alternative to

    central bank-issued money and

    through competition could

    eventually enforce more

    monetary policy discipline in the

    current system.”

    Princess Gisela von und zu

    Liechtenstein

    https://twitter.com/CryptoManagershttp://www.incrementum.lihttp://www.incrementum.lihttp://www.cryptoresearch.report

  • 19

    Twitter: @CryptoManagers

    Krona. Die Riksbank, die schwedische Notenbank, hat die Regierung jetzt dazu

    aufgefordert, die notwendigen rechtlichen Rahmenbedingungen für eine etwaige

    Einführung der E-Krona zu schaffen. „Wenn die Marginalisierung von Bargeld

    weitergeht, kann eine digitale Krona (E-Krona) sicherstellen, dass die

    Öffentlichkeit noch Zugang zu staatlich garantierten Zahlungsmitteln hat“, so die

    Riksbank, die zudem folgende Befürchtung äußert: „Wenn wir angesichts der

    aktuellen Entwicklungen nicht handeln und den Zahlungsverkehr den privaten

    Anbietern überlassen, wird die Öffentlichkeit ultimativ komplett von privaten

    Lösungen abhängig sein. Das kann es der Riksbank schwer machen, sichere und

    effiziente Zahlungssysteme anzubieten.“32

    Die Riksbank ist übrigens selbst schuld, hat sie doch die Bargeldversorgung in den

    1990er-Jahren aus Kostengründen an die Geschäftsbanken abgetreten. Jetzt, da

    diese das Bargeld immer weiter zurückdrängen, suchen die Notenbanker nach

    Lösungen.33

    Abbildung 7: Ein Vergleich der größten Stablecoins

    Quelle: Coinmarketcap, Incrementum AG

    Im Gegensatz zu Roubini glauben wir jedenfalls, dass diese

    Entwicklungen positiv für Bitcoin sind. Aus dieser Perspektive erst recht.

    Nicht nur, weil CBDC die Akzeptanz von digitalen Währungen weiter erhöhen

    würden und Bitcoin sich in diesem Bereich bereits etabliert hat. Auch nicht, weil

    das Lightning-Network für Bitcoin immer schneller wächst und damit

    Kryptowährungen auch für den täglichen Zahlungsverkehr wieder interessant

    werden. Sondern vor allem, weil Bitcoin den von der Notenbank angedachten

    Dienst bereits seit zehn Jahren anbietet. Und die Riksbank will sich noch

    mindestens zwei Jahre Zeit lassen.34

    32 http://fortune.com/2018/10/26/sweden-riksbank-e-krona/ 33 https://diepresse.com/home/wirtschaft/kolumnen/wertsachen/5391098/Der-Kampf-gegen-das-Bargeld-ist-

    klaeglich-gescheitert 34 https://www.ccn.com/2-million-lightning-network-hits-major-milestone-despite-bitcoin-price-decline/

    “The blockchain is a distributed

    network that solves all the

    problems that we have of

    finance, but more broadly, it’s

    like a philosophy. It’s a way of

    life”

    Mike Cernovich

    Tether $2.6B

    TrueUSD $71.7M

    DAI $54.5M

    Bridgecoin $25.1M

    BitUSD $11.9M

    AAA Reserve $3M

    Digix Gold $1.9M

    Nubits $1.7M

    Hellogold $1.3M

    NUSD $1.1M

    https://twitter.com/CryptoManagershttp://www.incrementum.lihttp://www.incrementum.lihttp://www.cryptoresearch.report

  • 20

    Twitter: @CryptoManagers

    In dieser Zeit werden wir auch den dritten Teil des elektronischen Geldsektors

    weiter wachsen sehen, die so genannten Stablecoins. Das sind Blockchain-

    Entsprechungen von bestehenden Währungen, also etwa Tether (USD), um das es

    weiterhin wilde Kontroversen gibt. Inzwischen gibt es auch den Gemini Dollar,

    TrueUSD und Paxos. Und natürlich USDCoin, hinter der niemand anderer als

    Circle steckt, in das auch Goldman Sachs investiert ist. USDCoin wird inzwischen

    sogar vom Bitcoin-Giganten Coinbase eingesetzt und angeboten.35,36

    Aktuell gibt es mehr als 50 solche Stablecoins. Manche davon sind gar

    nicht an eine bestehende staatliche Währung gebunden, die meisten aber schon.

    Sie erfreuen sich auch wegen der fallenden Preise großer Beliebtheit, weil man

    seine digitalen Gelder in eine USD-Stablecoin retten kann, um dann zu warten, bis

    sich der Markt beruhigt hat. Freilich: Die Kontroversen rund um die Ur-Stablecoin

    Tether reißen nicht ab. Inzwischen untersuchen sogar die US-Behörden Vorwürfe,

    denen zufolge die Hintermänner von Tether und der Börse Bitfinex den Bitcoin-

    Preis manipuliert haben sollen.37

    ICO-Bust und Ausblick

    Ob hinter den Vorwürfen gegen Tether etwas steckt, oder ob es sich nur um einen

    Kampf der Stablecoins handelt, wissen wir nicht. Aber dass der Kryptosektor seit

    jeher auch fragwürdige Gestalten anlockt, ist bekannt. Insofern ist es sehr positiv,

    wenn sich die Behörden Krypto-Betrüger vorknöpfen. So geschehen in den USA,

    wo die Aufsichtsbehörde SEC nach eigenen Angaben dutzende

    Ermittlungsverfahren in Sachen Krypto am Laufen hat.38

    Zwei Anbieter von ICOs (Airfox und Paragon Coin) mussten jetzt Strafzahlungen

    in der Höhe von jeweils 250.000 USD leisten und auch die Investoren

    kompensieren. Sie führten ihre ICOs durch, obwohl die SEC im Sommer

    ausdrücklich vor diesem Schritt gewarnt hatte, weil sie ICOs als den illegalen

    Verkauf von Wertpapieren betrachtet.39

    Deutlich wirkungsvoller dürften die Strafen der SEC gegen zwei Prominente sein,

    die Werbung für fragwürdige Kryptowährungen gemacht hatten. Der Boxer Floyd

    Mayweather und der Hip-Hop-Star DJ Khaled akzeptierten im Rahmen eines

    Vergleichs Strafen in Höhe von 300.000 USD beziehungsweise 100.000 USD.

    Auch die Einnahmen aus den Promo-Aktionen in der Höhe von weiteren 300.000

    USD beziehungsweise 50.000 USD mussten die Prominenten wieder abgeben.

    35 https://www.bloomberg.com/news/articles/2018-10-29/stable-coin-backed-by-circle-coinbase-draws-most-early-

    demand 36 https://www.bloomberg.com/news/articles/2018-10-23/crypto-exchange-coinbase-to-list-stable-coin-backed-by-

    circle?srnd=cryptocurrencies 37 https://www.bloomberg.com/news/articles/2018-11-20/bitcoin-rigging-criminal-probe-is-said-to-focus-on-tie-to-

    tether 38 http://fortune.com/2018/11/02/sec-ico-report-cryptocurrency-scams/ 39 http://fortune.com/2018/11/16/sec-airfox/

    “It’s surprising just how easy it is

    without any tech skill to commit

    cybercrimes like ransomware.”

    Rick McElroy,

    Carbon Black security strategist

    https://twitter.com/CryptoManagershttp://www.incrementum.lihttp://www.incrementum.lihttp://www.cryptoresearch.report

  • 21

    Twitter: @CryptoManagers

    Laut SEC hatten sie auf Social Media Werbung für ICOs gemacht ohne

    offenzulegen, dass sie dafür bezahlt werden.

    Beide Prominente hatten Werbung für Centra gemacht, dessen Hintermänner die

    SEC schon länger im Visier hat. „Anleger sollten skeptisch sein bei

    Investmentratschlägen, die auf Social-Media-Plattformen gepostet werden, und

    keine Entscheidungen auf Basis von Empfehlungen von Prominenten treffen",

    warnte Steven Peikin, Co-Direktor der SEC. „Social Media- Influencer“ seien oft

    bezahlte Promoter.40

    Während wir es als positiv erachten, dass die Behörden hier

    eingeschritten sind, so muss man sagen: Es ist wohl ein Tropfen auf

    den heißen Stein. Anleger sollten extrem vorsichtig mit jeder Form der

    Information umgehen, die sie aus dem Umfeld der Krypto-Medien und Krypto-

    Influencer beziehen. Drei voneinander unabhängige Untersuchungen haben

    gezeigt, dass sowohl die Medien, als auch so genannte Rating-Agenturen und

    einzelne Persönlichkeiten in den sozialen Medien und auf YouTube hochgradig

    korrupt sind.

    Vielleicht sollte das auch niemanden schockieren, angesichts der Tatsache, dass

    das Produkt auch als Zahlungsmittel eingesetzt werden kann. Dennoch ist das

    Ausmaß der Korruption erschreckend, gerade was die ICO-Berichterstattung

    betrifft. Das „Breaker“ Magazin hat 22 verschiedene Krypto-Medien von einer

    Fake-Adresse eines angeblichen russischen PR-Mannes aus angeschrieben. Das

    Ergebnis: mehr als die Hälfte der Websites hätte Geld für Artikel genommen, ohne

    diese als „Anzeige“ oder „Sponsored“ zu kennzeichnen. Manche waren sogar bereit,

    vorgefertigte PR-Texte einfach zu übernehmen und als eigenen Text auszugeben.

    Die kleinsten Websites nahmen weniger als 300 USD. Die größten mehr als 3.000

    USD. In jedem Fall erklärt diese Untersuchung, warum es im Internet so viel

    miserabel geschrieben Texte zu relativ obskuren Coins gibt. Hier wird Werbung

    gemacht, ohne das publik zu machen. Unter den Websites, die Geld für Berichte

    nehmen, sind einige der bekanntesten Namen im Kryptosektor. Aber um fair zu

    bleiben: Rund zehn der angeschrieben Websites haben das Angebot sofort

    abgelehnt.41

    Aber News-Websites sind nur die Spitze des Eisbergs. Oft werden die verdeckten

    Werbekampagnen von so genannten ICO-Agenturen betreut, die Preislisten für

    verschiedene Kanäle parat haben. Diese Agenturen kümmern sich nicht nur um

    die Vermarktung einer Coin auf den einschlägigen Websites, sondern sorgen auf

    Wunsch auch für Kommentare und Traffic in den Telegram-Gruppen und anderen

    Sozialen Netzwerken. Auch viele Personen, die auf YouTube Cryptocoins oder ICOs

    besprechen, lassen sich für ihren Service bezahlen. Oft in Ether oder der Coin, die

    40 https://diepresse.com/home/wirtschaft/5538851/KryptogeldWerbung_Hohe-Strafen-fuer-Boxer-Mayweather-und-

    DJ-Khaled 41 https://breakermag.com/we-asked-crypto-news-outlets-if-theyd-take-money-to-cover-a-project-more-than-half-

    said-yes/

    “For Mises, gold’s industrial role

    is an impediment to performing

    its monetary role, an

    impediment with which he is

    happy to contend compared to

    the alternative of money whose

    supply is controlled by

    governments.”

    Saifedean Ammous

    https://twitter.com/CryptoManagershttp://www.incrementum.lihttp://www.incrementum.lihttp://www.cryptoresearch.report

  • 22

    Twitter: @CryptoManagers

    angepriesen werden soll. Die Recherchen von Breaker, Techcrunch und Reuters

    zeichnen ein Bild einer zutiefst korrupten Industrie, in deren Zentrum die Jagd

    nach Geld durch ICOs steht.42,43

    Wenn der Preisverfall in Kombination mit diesen Recherchen und dem Crack-

    Down der SEC gegen ICOs und ihre Proponenten dazu führt, dass dieser Sumpf

    trocken gelegt wird, dann ist das nur zu begrüßen. Auch das ist Teil der

    Professionalisierung des Sektors, die wir gerade erleben.

    Was die Mainstream-Akzeptanz betrifft, so brauchen wir uns keine Sorgen mehr zu

    machen. Jahre nach dem ersten Auftritt von Bitcoin bei „The Good Wife“ soll bald

    ein Kinofilm mit Kurt Russel in die Kinos kommen. Der Titel lautet schlicht:

    „Crypto“.44

    Kurz vor Redaktionsschluss dieses Crypto Research Reports ist noch diese

    Nachricht hereingekommen: Der Elektronikgigant Samsung arbeitet – angeblich –

    an einer Kryptowallet für seine Smartphones. Sollte an diesem Gerücht etwas dran

    sein, wäre das ein weiterer großer Schritt in den Mainstream. Und eine

    Bestätigung der alten These: Während die Preise fallen, finden die wahren

    Innovationen statt. 45

    42 https://www.reuters.com/article/us-crypto-currencies-promoters-specialre/special-report-little-known-to-many-

    investors-cryptocurrency-reviews-are-for-sale-idUSKCN1NW17S 43 https://techcrunch.com/2018/09/18/inside-the-pay-for-post-ico-industry/ 44 https://www.imdb.com/title/tt8563452/ 45 https://www.sammobile.com/2018/12/11/exclusive-samsung-bitcoin-app-cold-wallet-cryptocurrencies/

    “Everything will be tokenized

    and connected by a blockchain

    one day.”

    Fred Ehrsam

    https://twitter.com/CryptoManagershttp://www.incrementum.lihttp://www.incrementum.lihttp://www.cryptoresearch.report

  • Home of Cryptocurrency

    https://twitter.com/CryptoManagershttp://www.incrementum.lihttp://www.incrementum.lihttp://www.cryptoresearch.reporthttps://play.google.com/store/apps/details?id=com.bitpanda.bitpanda&referrer=utm_source%3Dlandingpage%26utm_medium%3Dplaystorebtn

  • **

    Crypto Concepts:

    Verwahrungslösungen

    für Kryptowährungen

    “The next level for the crypto community is for additional institutions to enter the space. They will only do so if there is a super secure way of storing the assets

    or the private key.”

    Philipp Vonmoos, CEO, Swiss Crypto Vault AG

    Key Takeaways

    Zu keinem Zeitpunkt sollte ein Anbieter von Krypto-Verwahrungslösungen Zugriff auf die

    unverschlüsselte Private Key eines Kunden haben. Der Industriestandard für die Schaffung

    von Private Keys könnten Hardware Security Modules (HSMs) werden.

    Bei der Bewertung einer Krypto-Verwahrungslösung für Ihr Unternehmen sollten Reputation

    und Erfahrung berücksichtigt werden.

    Berücksichtigen Sie jene Eigenschaften, die Ihr Unternehmen bei der Bewertung einer Krypto-

    Custody-Lösung benötigt, wie Geschwindigkeit, Benutzerfreundlichkeit, Versicherung,

    konfigurierbare Governance und physische/digitale Sicherheit.

    Verfasst von Joseph Annuzzi Jr.

    Joseph Annuzzi Jr. ist Gründer und CEO einer dezentralen Kryptowährungsbörse und der Entwickler

    eines neuartigen, für Verbraucher entwickelten Algorithmus zum Schutz von private Keys. Er ist

    Softwarearchitekt und Unternehmer aus dem Silicon Valley und zudem Autor einer Reihe von

    computerwissenschaftlichen Lehrbüchern, die von Pearson Education, Inc. veröffentlicht wurden.

    Weiters betreibt er die Webpage cryptocustodysolutions.io, welche eine renommierte Quelle für den

    Bereich Verwahrungslösungen für Kryptowährungen ist. Photo: Joseph Annuzzi

    file://///192.168.10.108/crypto/Crypto%20Research%20Report/CRR%20Edition%20V/Deutsch/cryptocustodysolutions.io

  • 25

    Twitter: @CryptoManagers

    In diesem Artikel untersuchen wir Lösungen für die institutionelle

    Verwahrung von Kryptowährungen. Kryptowährungs-Custody-Lösungen

    sind notwendig, da die unsachgemäße Handhabung und Lagerung von

    Kryptowährungen zum Verlust oder sogar Diebstahl der eigenen Kryptowährungs-

    guthaben führen können. Selbstverwaltete Kryptowährungskonten sind nicht

    gegen Verlust oder Diebstahl versichert und die Strafverfolgungsbehörden sind

    selten in der Lage, gestohlene Kryptowährungen aufzuspüren. Auch von

    regulatorischer Seite können professionelle Verwahrungslösungen obligatorisch

    sein, wie dies z. B. bei Investmentfonds der Fall ist. Somit besteht ein erhöhter

    Bedarf nach professionellen Lösungen.

    Nicht jede institutionelle Verwahrungslösung ist gleichwertig

    Beginnen wir mit einem kurzen Überblick über einige der Komponenten, die für

    die Verwendung von Kryptowährung notwendig sind. An erster Stelle steht ein

    kryptographisches Schlüsselpaar in Form eines öffentlichen Schlüssels (public key)

    und eines privaten Schlüssels (private key). Der öffentliche Schlüssel wird

    verwendet, um eine öffentliche Kryptowährungsadresse bereitzustellen, die der

    Öffentlichkeit frei zugänglich gemacht werden kann. Eine Kryptowährungsadresse

    ist einer E-Mail-Adresse sehr ähnlich, d. h. jeder, der die Adresse kennt, kann an

    diese Adresse Coins oder Token überweisen. Eine Kryptowährungsadresse führt

    Buch über das Saldo und kann Beträge an Kryptowährung empfangen und senden,

    vorausgesetzt, der Besitzer der Kryptowährungsadresse hat Zugriff auf den

    zugehörigen privaten Schlüssel. Der private Schlüssel muss immer privat bleiben

    und ist wie ein Passwort für eine bestimmte Kryptowährungsadresse. Nur der

    Besitzer einer Kryptowährungsadresse sollte Zugriff auf den privaten Schlüssel

    haben. Die Offenlegung des privaten Schlüssels gegenüber einem Unbefugten stellt

    ein Diebstahlsrisiko für das Guthaben einer Kryptowährungsadresse dar. Um über

    ein Guthaben auf einer bestimmten Kryptowährungsadresse zu verfügen,

    beispielsweise durch eine Transaktion, ist der Zugriff auf den privaten Schlüssel

    dieser Adresse erforderlich. Genauso wie man einem unbefugten Dritten keinen

    Zugriff auf sein E-Mail-Passwort gewährt, muss auch der Zugriff auf einen privaten

    Schlüssel geschützt sein. Die Kryptowährungsadresse oder der mit einer

    Kryptowährungsadresse verbundene Saldo ist nicht der zu schützende

    Vermögenswert. Der zu schützende Vermögenswert ist der private

    Schlüssel eines Benutzers, der den Zugriff zu einer

    Kryptowährungsadresse verschafft. Die sichere Lagerung des privaten

    Schlüssels erfordert demnach äußerste Sorgfalt.

    In der vergangenen Ausgabe des Crypto Research Report haben wir uns mit

    diesem Thema beschäftigt und die gesamte Ausgabe danach betitelt („Handy Theft

    Edition“). Der Diebstahl von Kryptowährungen ist ein Betätigungsfeld der

    Cyberkriminellen, denn einmal gestohlen, ist es unmöglich eine

    Transaktion rückgängig zu machen. Die einzige Möglichkeit, Gelder

    wiederherzustellen, besteht darin, Zugang zu jenem privaten Schlüssel zu erhalten,

    der das gestohlene Geld vereinnahmt hat.

    “As the crypto-asset class

    seasons and institutional

    demand builds, there are a

    plethora of opportunities for

    traditional firms to engage in the

    eco-system. These include the

    provision of custodial and asset

    management services as well as

    traditional brokerage functions

    like market-making.”

    CNBC

    https://twitter.com/CryptoManagershttp://www.incrementum.lihttp://www.incrementum.lihttp://www.cryptoresearch.reporthttps://cryptoresearch.report/wp-content/uploads/2018/10/Crypto-Research-Report-Oktober_2018_DE.pdf

  • 26

    Twitter: @CryptoManagers

    Doch ein Diebstahl ist nicht auf Kriminelle beschränkt, die sich in die

    Computersysteme eines Unternehmens hacken. Der Diebstahl könnte

    genauso gut innerhalb eines Unternehmens begangenen werden, wenn ein oder

    mehrere ungeeignete Mitarbeiter mit der Verwahrung jener privaten Schlüssel

    betraut werden, die den Zugang zu den Kryptowährungsguthaben des

    Unternehmens ermöglichen.

    Werfen wir einen Blick darauf, wie Institutionen wie beispielsweise eine

    Gesellschaft oder eine ähnlich organisierte Einheit organisiert sind. Ein

    Unternehmen besteht typischerweise aus mehr als einer Person: Mitarbeiter,

    Verwaltungsrat, Geschäftsleitung und weitere Gruppen bilden eine Gesellschaft.

    Wer soll nun die Rechte auf den Zugang und die Sicherung des privaten Schlüssels

    haben, der mit einer Kryptowährungsadresse verbunden ist? Soll es der Vorstand

    sein? Eine Führungskraft wie der CEO oder der CFO? Ein bestimmter Mitarbeiter

    wie z.B. ein Softwareentwickler? Oder eine Kombination aus mehreren Parteien?

    Angesichts der Komplexität der Speicherung und Sicherung von Kryptowährungen

    bietet sich für innovative Unternehmen die Möglichkeit, Verwahrungslösungen für

    Kryptowährungen für jene anzubieten, denen angesichts der Komplexität die

    Ressourcen fehlen, die für die Sicherung privater Schlüssel für

    Kryptowährungsadressen mit großen Beständen erforderlich sind.

    Über unseren Twitter-Channel @cryptomanagers haben wir Anbieter

    von Verwahrungslösungen eingeladen, uns Informationen über ihre

    Produkte zu geben und an diesem Artikel mitzuwirken. Die folgenden

    fünf Unternehmen, welche Verwahrungsdienstleistungen von Kryptowährungen

    anbieten, haben sich an uns gewandt. In exklusiven Interviews mit den

    Sicherheitsbeauftragten haben wir erfahren, wie diese verschiedenen

    Unternehmen versuchen, das Custody-Problem für Investoren zu lösen.

    Herzlichen Dank an alle beitragenden Unternehmen für die auskunftsfreudige

    Mitarbeit. Die hier dargestellten Ergebnisse basieren auf den von den Anbietern

    zur Verfügung gestellten Informationen und sind ohne Gewähr.

    Crypto Storage AG

    Die erste Krypto-Verwahrungslösung, die wir untersucht haben, war

    jene der Crypto Storage AG.46 Die Crypto Storage AG ist eine

    Tochtergesellschaft der 2017 gegründeten Crypto Finance AG mit Sitz in Zug (ZG)

    in der Schweiz. Sie bietet Dienstleistungen zur sicheren Speicherung von

    blockchainbasierten Assets über eine bemerkenswerte Infrastrukturlösung an.

    Mehr als 40 interne und 13 externe Fachleute sind an der Erstellung und

    Implementierung beteiligt. Mit dem CEO Stijn Vander Straeten und der

    46 https://www.cryptofinance.ch/en/storage

    “There are a lot of investors

    where custodianship was the

    final barrier. Over the next year,

    the market will come to

    recognize that custodianship is a

    solved problem. This will unlock

    a big wave of capital.”

    Multicoin Capital Hedge Fund

    Manager, Kyle Samani

    https://twitter.com/CryptoManagershttp://www.incrementum.lihttp://www.incrementum.lihttp://www.cryptoresearch.reporthttps://www.cryptofinance.ch/en/storage

  • 27

    Twitter: @CryptoManagers

    technischen Vertriebsingenieurin und Projektleiterin für Implementierung Maria

    Sommerhalder haben wir ein persönliches Gespräch geführt.

    Die Infrastruktur der Crypto Storage AG besteht aus einer

    Transaktionsbenutzeroberfläche, die mit der Backend-Server-Infrastruktur

    kommuniziert, und sich auf die Buchhaltung wie den Nachrichtenaustausch

    zwischen den Hardware Security Modulen (HSMs) und den Hardware Approval

    Terminals (ATs) spezialisiert. Ein HSM ist ein Computer mit kryptographischen

    Verarbeitungsfunktionen, der innerhalb einer manipulationssicheren

    Hardwarevorrichtung arbeitet, die in der Lage ist, Ver- und Entschlüsselung,

    Schlüsselerzeugung sowie die Erstellung und Verifizierung digitaler Signaturen

    durchzuführen. Einige HSM-Hersteller erlauben die Anpassung der

    Verarbeitungsmöglichkeiten durch programmierbare Erweiterungen, die als

    Software Development Kits zur Verfügung stehen oder auf Sonderanfragen hin

    möglich sind.

    Die Backend-Server-Infrastruktur und die HSMs sind geo-redundant über die

    Schweiz verteilt. Einer der Standorte war früher ein Militärbunker in den

    Schweizer Alpen. Ortsunabhängigkeit ist ein starkes Argmuent dafür, dass im Falle

    eines Ausfalles an einem Standort ein anderer Standort als Backup zur Verfügung

    steht. Die ATs werden beim Kunden installiert und sind kryptographisch durch

    verschlüsselte Kommunikation mit den Backend-Servern und HSMs verbunden.

    Das Unternehmen hinter den HSMs und ATs heißt Securosys mit Sitz in Zürich.

    Das Unternehmen, das sich mit den operativen Sicherheitsaspekten und der

    Backend-Softwareentwicklung beschäftigt, ist die ebenfalls in Zürich ansässige

    AdNovum. Diese Unternehmen haben sowohl bei der Entwicklung als auch der

    Implementierung der Lösung der Crypto Storage AG mitgewirkt.

    Das Besondere an der Lösung der Crypto Storage AG ist die Kombination von

    HSM und ATs, die kryptographisch gepaart sind. Das ermöglicht sowohl Hot- als

    auch Coldstorage für den Kunden, bei der die privaten Schlüssel auf dem HSM

    erzeugt werden und das Gerät nie verlassen. Die Crypto Storage AG kann aufgrund

    der manipulationssicheren Konstruktion nicht auf jene privaten Schlüssel des

    “Blockchain Technology Could

    Save Banks $12 Billion Per Year.”

    Mohsin Jameel

    Freigabeterminal und Hardware-Sicherheitsmodul erhöhen die Sicherheit; Quelle: Crypto Storage AG

    https://twitter.com/CryptoManagershttp://www.incrementum.lihttp://www.incrementum.lihttp://www.cryptoresearch.reporthttps://www.securosys.ch/https://www.adnovum.ch/

  • 28

    Twitter: @CryptoManagers

    Kunden zugreifen, die auf dem HSM gespeichert sind. Darüber hinaus bieten die

    kryptographisch gekoppelten ATs Hot-Wallets ähnliche Funktionen, bei denen

    der Kunde Auszahlungstransaktionen aus der Cold-Storage initiieren

    kann, während er sich auf eine sichere Vorrichtung verlassen kann. Die

    Crypto Storage AG bezeichnet dies als „Deep cold storage, dass die Flexibilität und

    Geschwindigkeit eines Hot-Walltes ermöglicht“.

    Darüber hinaus ist der Kunde in der Lage, ein individuelles

    Genehmigungsverfahren zu entwerfen, in dem er seine eigenen betrieblichen

    Prozesse zur Genehmigung von Kryptotransaktionen abbilden kann. Das

    Genehmigungsverfahren ermöglicht die Erstellung von Regeln, die dann mit dem

    privaten Schlüssel im HSM gespeichert werden. So kann beispielsweise ein m-of-

    n-Genehmigungsschema konfiguriert werden, um eine Transaktion einzuleiten,

    bei der eine oder mehrere Gruppen von Genehmigenden erforderlich sind.

    Zeitverzögerungen können auch konfiguriert werden, um sicherzustellen, dass jede

    Auszahlungstransaktion dem für den Kunden geeigneten Governance-Verfahren

    folgt. Die ATs haben die gleichen Sicherheitsstandards wie HSMs und erfordern

    zur Einleitung einer Auszahlungstransaktion sowohl eine personalisierte

    Smartcard als auch einen PIN-Code pro Genehmiger. Diese Lösung ist ein extrem

    leistungsfähiges und dennoch hochsicheres Mittel zur Speicherung und

    Transaktion von Kryptowährungen.

    Die Crypto Storage AG unterstützt 59 der an ihrer

    Marktkapitalisierung gemessenen Top 100 Kryptowährungen und

    neue Kryptowährungen werden regelmäßig hinzugefügt. Zielkunden sind

    Banken, Vermögensverwalter, Family Offices, Broker, Versicherungen,

    Pensionskassen, Börsen und Stiftungen. Versichert ist die technische

    Infrastruktur, die einige aber nicht alle Kundenvermögen umfassen

    kann. Wie viel vom jeweiligen Kundenvermögen versicherbar ist, sollte auf jeden

    Fall berücksichtigt werden, wenn man die Crypto Storage AG als potenziellen

    Verwahrungs-Infrastrukturanbieter in Betracht zieht.

    Insgesamt verfügt die Crypto Storage AG über eine sehr überzeugende Lösung, die

    bei der Wahl einer extrem sicheren Speicherung mit nahezu sofortigen

    Auszahlungsmöglichkeiten und einem auf Wunsch hochkonfigurierbaren

    Governance-Prozess definitiv berücksichtigt werden sollte.

    “The New York State Limited

    Purpose Trust charter, which

    now enables Coinbase Custody to

    act as a Qualified Custodian for

    crypto assets, builds on our

    unparalleled success as a crypto

    custodian while holding the

    company to the same exacting

    fiduciary standards and

    oversight of other, mature

    financial institutions operating

    in New York.”

    Asiff Hirji,

    Coinbase COO and president

    https://twitter.com/CryptoManagershttp://www.incrementum.lihttp://www.incrementum.lihttp://www.cryptoresearch.report

  • 29

    Twitter: @CryptoManagers

    Card Wallet von Coinfinity;

    Quelle: Coinfinity GmbH

    Abbildung 8: System Architektur der Crypto Storage AG

    Quelle: Crypto Storage AG

    Card Wallet

    Card Wallet ist das nächste von uns geprüfte Verwahrungsprodukt, das eine

    Koproduktion von Coinfinity und der Österreichischen Staatsdruckerei ist.

    Coinfinity ist ein Bitcoin-Broker mit Sitz in Österreich, der Krypto-

    bezogene Dienstleistungen für Unternehmen und Endkunden anbietet. Coinfinity

    bietet Konsumenten unter anderem die Möglichkeit, Bitcoin an fast 4000

    Standorten in ganz Österreich im Einzelhandel zu kaufen und ist auch für die

    Installation des ersten Bitcoin-Automaten in Österreich bekannt.

    Die Österreichische Staatsdruckerei hat sich mit ihren

    Dienstleistungen im Bereich des hochsicheren und

    kontrollierten Drucks von Ausweispapieren einen Namen

    gemacht. Gemeinsam nutzen die beiden Unternehmen ihr Know-how

    für den Betrieb vom sogenannten Card Wallets. Ein persönliches

    Gespräch konnten wir mit Max Tertinegg, dem Geschäftsführer von

    Coinfinity, führen.

    Card Wallet ist eine manipulationssichere Karte im

    Scheckkartenformat, die Kunden die Möglichkeit bietet,

    Bitcoin Private Keys offline zu speichern. Konzeptionell ist die

    Lösung ähnlich einem Paper-Wallet, d. h. wenn man den privaten Schlüssel auf

    einem Blatt Papier notiert. Der Unterschied besteht darin, dass das Card Wallet

    eine Polycarbonat-Kunststoffkarte ist und ein privater Bitcoin-Schlüssel direkt auf

    die Karte gelasert und dann mit einem manipulationssicheren Aufkleber abgedeckt

    und versiegelt wird. Der private Schlüssel wird jedoch bei Card Wallet im

    https://twitter.com/CryptoManagershttp://www.incrementum.lihttp://www.incrementum.lihttp://www.cryptoresearch.reporthttps://www.cardwallet.com/https://coinfinity.co/start-enhttps://staatsdruckerei.at/en

  • 30

    Twitter: @CryptoManagers

    Rahmen eines speziellen Verfahrens generiert, das Card Wallet als

    „Secure Entropy Technology“ (SET) bezeichnet.

    Laut Max Tertinegg nutzt SET drei Zufallszahlengeneratoren zur Hervorbringung

    der Entropie, die den privaten Bitcoin-Schlüssel auf der Karte erzeugt. Entropie ist

    eine Möglichkeit, eine unvorhersehbare Ausgabe von Informationen zu erzeugen,

    die praktisch unmöglich zu reproduzieren ist. Die Zufallszahlengeneration besteht

    aus einer Hardwarevorrichtung, einer Softwarelösung und einer

    von Menschen generierten Zufallszahl. Letztere wird vom

    Personal bei Card Wallet durch manuelles Würfeln gebildet. Die

    Kombination dieser drei erzeugten Zufallszahlen wird als

    Eingabe für die Generierung eines privaten Bitcoin-Schlüssel

    verwendet, der dann auf eine physische Karte gelasert wird.

    Der Kartendruck erfolgt in einem gesicherten Raum

    der Österreichischen Staatsdruckerei und wird laut Max

    Tertinegg durch etwa sieben oder acht verschiedene physische

    Firewalls geschützt. Keine Kopie eines private Keys wird jemals

    auf einem permanenten Speichermedium gespeichert und –

    sofern die Einrichtung ihre Sicherheitsgarantien einhält –

    erhält das Personal nie Einblick in die private Keys.

    Die Karte kostet 59 EUR und unterstützt derzeit

    ausschließlich Bitcoin. In Zukunft sollen Ether und weitere

    Kryptowährungen unterstützt werden. Card Wallet ähnelt einer

    Prepaid-Geschenkkarte und scheint am besten geeignet für

    geringe Kryptowährungsbeträge zu sein, beispielsweise um ein

    Familienmitglied oder einen Bekannten zu beschenken. In

    Anbetracht der Fälschungsmöglichkeit von Scheckkarten sollten

    Card Wallets nur direkt vom Hersteller bezogen werden.

    Daenerys & Co.

    Daenerys & Co ist eine Krypto-Verwahrungslösung, die von der

    Silver Bullion Group entwickelt worden ist. Die Silver Bullion

    Group wurde 2009 von Gregor Gregersen gegründet und hat

    ihren Sitz in Singapur. Die Silver Bullion Group bietet die

    sichere Verwahrung von Edelmetallen,

    Versicherungsdienstleistungen sowie Edelmetallhandel und

    Edelmetallfinanzierungen an. Seit 2009 hat die Silver Bullion

    Group über 400 Millionen USD Umsatz erzielt. Genau wie die

    Silver Bullion Group entsprang Daenerys & Co aus der

    Notwendigkeit, Verwahrungs- und Compliance-Probleme im

    Zusammenhang mit digitalen Vermögenswerten zu lösen.

    Gregor Gregersen und Clint Mark Gono positionieren Daenerys als eine führende

    Potenzielle Schwachstellen von

    Kartenspeicherlösungen

    1.) Da die privaten Schlüssel für einen kurzen

    Moment auf einem Computersystem im

    temporären Speicher vorhanden sind, bevor

    sie auf eine Karte geätzt werden, könnte ein

    Dieb in oder außerhalb des Unternehmens,

    möglicherweise Zugang zu einem oder

    mehreren privaten Schlüsseln erhalten. Dieses

    Angriffsszenario ist höchst unwahrscheinlich

    und würde die Koordination vieler

    verschiedenen Personen erfordern.

    2.) Während des Versands einer Karte könnte

    jemand möglicherweise eine echte Karte auf

    dem Weg zu einem Kunden abfangen und

    gegen eine gefälschte Karte austauschen.

    Eingeschriebener Versand verringert das

    Risiko deutlich.

    3.) Es könnte auch passieren, dass man eine

    gefälschte Karte auf einem Online-Marktplatz

    wie eBay oder Amazon erwirbt. Eine gefälschte

    Karte würde bedeuten, dass der ahnungslose

    Kunde eine Einzahlungsadresse erhält, die

    allerdings von einem Kriminellen kontrolliert

    wird, sodass alle Bitcoins von einem Hacker

    gestohlen werden könnten. Fälschungen sind

    nicht ausgeschlossen, da es bereits Fälle von

    gefälschten Hardware-Wallets für Verbraucher

    gab, die auf Online-Marktplätzen wie eBay und

    Amazon zum Verkauf angeboten wurden.

    https://twitter.com/CryptoManagershttp://www.incrementum.lihttp://www.incrementum.lihttp://www.cryptoresearch.reporthttps://www.daenerys.co/http://www.silverbullion.com.sg/

  • 31

    Twitter: @CryptoManagers

    Tresorraum im von Daenerys & Co.

    Photo: Deanerys & Co

    Verschlüsselte Polycarbonat-Karte von Daenerys &

    Co., Photo: Daenerys & Co.

    Kraft in diesem Bereich mit einem einzigartigen Geschäfts- und

    Sicherheitsprotokoll namens Gregersen-Gono Physical Crypto Storage Standard

    (GGPCS).47 GGPCS wird derzeit beim Tresorunternehmen der Silver Bullion

    Group The Safe House eingesetzt.

    Der Prozess beginnt in einem sicheren Tresor auf Computern, die

    keine Internetverbindung haben. Diese Computer erzeugen einen privaten

    Bitcoin-Schlüssel im temporären Speicher des Computers,

    verschlüsseln dann diesen privaten Schlüssel mit einem ersten

    Schlüssel und verschlüsseln ihn dann ein weiteres Mal mit einem

    zweiten Schlüssel. Jeder dieser verschlüsselten privaten Schlüssel

    wird dann als QR-Code auf eine eigene Polycarbonat-

    Kunststoffkarte – eine Primärkarte und eine

    Wiederherstellungskarte – lasergraviert. Sobald der

    Verschlüsselungsprozess abgeschlossen ist, wird der private

    Schlüssel aus dem temporären Speicher des Computers gelöscht.

    Anschließend werden die Karten analysiert, um sicherzustellen,

    dass der Ätzprozess ordnungsgemäß abgelaufen ist und der QR-Code lesbar ist.

    Polycarbonat-Kunststoff ist ein Material, das in der Lage ist, lange Zeiträume

    unbeschadet zu überdauern, und stets lesbar bleibt, selbst wenn die

    Karte bis zu maximal 30% beschädigt sein sollte. Nach Abschluss des

    Ätzprozesses wird die Karte in ein Schließfach gelegt und ist dadurch sicher wie

    physisches Gold gelagert. Aus Sicherheitsgründen ist es sinnvoll, eine Primärkarte

    und eine Wi