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Die Highlights der Insel direkt erleben Nette Orte entdecken und in den Alltag eintauchen Die schönsten Ausflüge in die Natur Cuba Mit großem Faltplan

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Die Highlights der Insel direkt erleben

Nette Orte entdecken und in den Alltag eintauchen

Die schönsten Ausflüge in die Natur

Cuba

Mit großemFaltplan

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PINARDEL RÍO

MATANZAS VILLA CLARA

CIENFUEGOS SANCTISPÍRITUS

LA HABANA

CIEGO DE ÁVILA

CAMAGÜEYLAS TUNAS

HOLGUÍN

GRANMASANTIAGO DE CUBA

GUANTÁNAMO

HAIT I

María La Gorda

SanJuan

La Coloma

SanCristóbal

Cojímar

Güines Perico

PlayaLarga

Playa Girón

Caibarién

Cumanayagua Morón

Florida

VertientesNuevitas

Guáimaro

Santa Cruzdel Sur

AmancioRodríguez

Niquero

Jiguaní

PalmaSoriano

Mayari Moa

Cajobabo

Urbano Noris

Banes

GibaraGuardalavacaPuerto PadreDelicias

Playa Santa Lucía

Saguala Grande

Colón

Jovellanos

Jagüey GrandeRanchuelo

Remedios

CabaiguánFomento

Mariel

Matahambre

Guane

Consolacióndel Sur

Bauta

NuevaGerona

San Joséde las Lajas

Pilón

Yara Maisí

Nicaro

Colombia

Júcaro

San Nicolás

El JibaroVenezuelaCayo

Piedra

Congo Town

Key West

Baracoa

Las Tunas

Bayamo

Guantánamo

Ciego de ÁvilaSanctiSpíritus

SantaClara

MatanzasCárdenas

Pinar del Río

Manzanillo

Holguín

Varadero

A r c h i p i é l a g o d e S a b a n a

Arch ip ié lago de los Canarreos

Penínsulade Zapata

CayoRomano

Archipiélago de Camagüey

Archipiélago de los Jardines de la Reina

Grand Cayman

San Salvador

Cat Island

Long Island

Acklins Island

GreatExuma

AndrosIsland

San Pedro

Salado

Golfo deGuanaha-cabibes

Golfo deGuacanayabo

Golfo deAna María

Golfo deBatabanó

1Plaza de Armas undPlaza de la Catedral

(S. 31)

2Museo de la Revolución(S. 38)

3Cementerio Colón(S. 44)

4Las Terrazas(S. 52)

5Valle

de Viñales(S. 57)

6Cienfuegos

(S. 67)

7Die Plaza Mayor von Trinidad(S. 76)

8Valle de los Ingenios

(S. 78)

9Topes de Collantes(S. 82)

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Flora und Faunavon Cayo Coco

(S. 84)

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Die Altstadt von Camagüey(S. 87) 12

Von Chorro de Maítanach Banes(S. 95)

13MusikmetropoleSantiago de Cuba

(S. 100)

14Parque Baconao(S. 106)

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Humboldt-Nationalpark

(S. 110)

VEREINIGTE STAATENVON AMERIKA

BA

HA

M

AS

CAYMAN INSELN(zu Großbritannien)

K a r i b i s c h e s

M e e r

G o l f v o nM e x i k o

F l o r i d a s t r a ß e

US-Marinebasis

A t l a n t i s c h e r

O z e a n

La Habana(Havanna)

JAMAIKA

0 200 km100

N

15 x Cuba direkt erleben

CubaDirk Krüger

Dieses Symbol im Buch verweist auf den großen Faltplan!

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¡Bienvenidos! – Willkommen

Unterwegs auf Cuba

Mein heimliches Wahrzeichen 4Erste Orientierung 6Schlaglichter und Impressionen 8Geschichte, Gegenwart, Zukunft 12Übernachten 14Essen und Trinken 16Reiseinfos von A bis Z 18

Cuba 15 x direkt erleben

La Habana (Havanna) 30

Altstadt 30 Centro Habana 37 Vedado 41 Miramar 41 In der Umgebung 42

Das Herz der Altstadt – Plaza de Armas und Plaza de la Catedral 31Havannas Altstadt atmet das Flair vergangener Epochen. Heiligtum der Geschichte – Museo de la Revolución 38Die Exponate blättern die Geschichte auf wie einen Roman.Totenstadt der Prominenz – Cementerio Colón 44Eine Welt würdevoller Engel und leidender Madonnen.

Westcuba 50

Las Terrazas 50 Pinar del Río 50 Viñales 56 Cayo Levisa 56 María La Gorda 60 Península de Guanahacabibes 60 Matanzas 60 Varadero 62 Ciénaga de Zapata 65 Cayo Largo 65

Künstlerdorf mit vielen Wanderoptionen – Las Terrazas 52An diesem wildromantischen Ort gedeihen nicht nur Pflanzen, sondern auch kreative Ideen.Elefantenrücken im Wunderland – Valle de Viñales 57Wie schlafende Elefanten liegen mächtige Felsbuckel im Tal.

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Zentralcuba 66

Cienfuegos 66 Sierra Escambray 71 Santa Clara 71 Remedios 72 Cayo Santa María 73 Trinidad 74 Sancti Spíritus 81 Cayo Coco 81 Cayo Guillermo 86 Camagüey 86 Playa Santa Lucía 91

Perlensuche in Cienfuegos – vom Zentrum nach Punta Gorda 67Entdecken Sie die französischste und eleganteste Stadt Cubas.Paläste der Zuckerbarone – die Plaza Mayor von Trinidad 76An Cubas schönstem Platz scheint die Zeit stillzustehen.Im Tal der Zuckermühlen – Valle de los Ingenios 78Der Zuckerboom hinterließ eine historische Kulturlandschaft.Bergwälder, Höhlen und Wasser fälle – Topes de Collantes 82Ein Netz von Wanderwegen führt durch artenreiche Wälder.Jenseits der Hotelmeile – Flora und Fauna von Cayo Coco 84Im Hinterland präsentiert sich eine vielfältige Natur.Endloses Gassengewirr – die Altstadt von Camagüey 87Es scheint, als feiere die Asymmetrie in Cubas größter Altstadt eine wilde Straßenparty.

Ostcuba 92

Holguín 92 Guardalavaca 93 Bayamo 94 Sierra Maestra 98 Parque Desembarco del Granma 99 Santiago de Cuba 99 Baracoa 105

Stätten der Ureinwohner – von Chorro de Maíta nach Banes 95Bei Guardalavaca wurde ein Friedhof der Taínos entdeckt.Rum für die Ohren – Musikmetropole Santiago de Cuba 100Karibische Rhythmen liegen in Santiago de Cuba in der Luft.Santiagos Freizeitoase – Parque Baconao 106Ein Mix aus Freizeitattraktionen wie Stränden, historischen Orten, Museen und einem Dinopark.Das ›Galapagos‹ der Karibik – Humboldt-Nationalpark 110Tief im Inselosten versteckt sich der einmalige Parque Nacional Alejandro de Humboldt.

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Sprachführer 112Kulinarisches Lexikon 114Register 116Autor, Abbildungsnachweis, Impressum 120

¡Bienvenidos! Mein heimliches Wahrzeichen

Die interessantesten Reisegeschichten schreiben die gast-freundlichen Cubaner. Voller Kreativität bewältigen sieschwierige Alltagsodysseen, pendeln zwischen widersprüch-lichsten Welten, durchleben emotionale Wechselbäder. Undlassen sich so oft wie möglich in einen Rausch aus Gesellig-keit, Musik und Tanz fallen. Machen Sie mit und nippen Sieam Cocktail der Lebenslust!

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Faszination KaribikJährlich kommen mehr als 2,8 Mio. Be-sucher auf die größte Insel der Karibik,die Nationaldichter Nicolás Guillén inseinem Gedicht »Un largo lagarto ver-de« liebevoll als »lange grüne Echse«bezeichnet hat. Die Verse charakterisie-ren nicht nur die reptilförmige Gestaltseiner Heimat, sondern preisen auchderen naturräumliche Schönheit undkulturelle Vielfalt an. Neben Traum-stränden gibt es auf der Karibikinselvieles zu entdecken: Korallenriffe, Ge-birge mit dichten Wäldern, indianischeGrabstätten, prachtvolle Kolonialstädteund farbenfrohe Festivals.

Durch die lang gezogene Form derInsel wird die Reiseroute maßgeblichvom Flughafen der An- und Abreise beeinflusst. In Havanna oder Varaderosollte landen, wer sich auf die West-hälfte des Landes konzentrieren möch-

te. Um den wilderen Osten zu bereisen,empfiehlt sich die Anreise über Holguín.Sowohl vom Westen als auch vom Os-ten aus lassen sich Abstecher nach Zen-tralcuba unternehmen.

Im Schwanz der Echse – der WestenFür die meisten Cuba-Besucher beginntdie Reise in Havanna ( E/F 2). Diegrößte und schönste Metropole der Ka-ribik zieht Besucher in den Sog einerZeitreise und betört die Sinne mit pul-sierendem Straßenleben, einer Flut anhistorischen Bauten diverser Architek-turstile und einer vibrierenden Musik-szene. Erholung bieten Havannas Haus-strände Playas del Este ( F 2). Nochschöner ist der Küstenstreifen von Va-radero ( H 2). Zahlreiche Veranstal-ter bieten von Cubas wichtigstem Ba-deort aus Tagesexkursionen ins Umland

Erste Orientierung

Karibik pur: der Traumstrand von Varadero

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Erste Orientierung

und mehrtägige Ausflüge rund um dieInsel an.

Tief im Westen durchzieht das mon-tane Rückgrat der Sierra de Guanigua-nico (bis 600 m) die bäuerlich geprägteLandschaft. Hier schimmern ökotou-ristische Perlen wie das Viñales-Tal( C 3), das mit seinen bizarren Kegel-felsen wie eine surreale Märchenland-schaft wirkt. Als Vorzeigemodell für dieKombination aus Umweltschutz undkommunaler Entwicklung gilt Las Ter-razas ( D 3) mit seinen sanften, dichtbewaldeten Hügeln – ein Eldoradonicht nur für Vogelfreunde.

Der Bauch des Reptils –ZentralcubaWer auf den Spuren der Revolutionwandelt, hat die Che-Guevara-StadtSanta Clara ( K 4) ganz oben aufseiner Liste stehen. Sehr elegant prä-sentiert sich Cienfuegos ( J 4) mitder längsten Allee Cubas, gesäumt vonneoklassizistischen Prachtbauten fran-zösischen Stils. In Camagüey ( O 6)verstecken sich in Cubas größter Alt-stadt viele Zeugnisse der Kolonialzeit.Die Gassen des UNESCO-Weltkulturer-bes und ›Freiluftmuseums‹ Trinidad (K 5) verströmen noch das Flair der Zu-ckerära, als die Zuckerbarone ihrenReichtum in prunkvollen Palästen zurSchau stellten. Auch das nahe gelegeneTal der Zuckermühlen lässt die Zeit derSklavenhalter lebendig werden.

Vor den Toren Trinidads erhebt sichdie Sierra del Escambray ( K 4),der zweithöchste Gebirgszug Cubas(bis 1156 m). Hier lockt der Kurort To-pes de Collantes mit zahlreichen Wan-derungen durch Nebelwälder zu Was-serfällen. Etwas abgelegener ist derwunderschöne Bergsee Lago Hana-banilla ( K 4), den man am bestenvon Cienfuegos und Santa Clara aus er-reicht. Badefreuden pur bieten die In-

seln vor der Nordküste. Viele halten dieStrände von Cayo Coco und CayoGuillermo ( M/N 3/4) für die schöns-ten von ganz Cuba, und das zweitgröß-te Korallenriff der Welt verspricht magi-sche Unterwassererlebnisse.

Auf dem Kopf des Kaimans –OstcubaNirgendwo reichen die historischenSpuren weiter zurück als in Ostcuba.Hier liegt ein bedeutendes Zeugnis prä-kolumbischer Besiedlung: der größte in-dianische Friedhof der Karibik vonChorro de Maíta ( R 6). In Banes( S 6) zeigt das Museo Indocubanopräkolumbische Artefakte. Beide Ortelassen sich gut von den buchtenreichenTraumstränden um Guardalavaca (R 6) aus erreichen.

Keine Stadt lebt Musik und Tanz sointensiv wie Santiago de Cuba (R/S 8). Die Kulturmetropole des Ostensgilt als die Wiege des Son und der afro-cubanischen Kultur, die sich mittels eks-tatischer Rumba-Trommelrhythmen Ge-hör verschafft. Außerdem fiel hier derStartschuss der Revolution. Vor den To-ren von Cubas ›heimlicher Hauptstadt‹lockt der Parque Baconao ( S 8/9)mit ökologischen und kulturellen At-traktionen. Am Horizont ragen die za-ckigen Bergspitzen der Sierra Maes-tra ( P–S 8) empor, in dessen dichtenWäldern Castros Rebellen untertauch-ten. Cubas höchste Bergkette erreichtnahezu 2000 m und lädt zu Wanderun-gen auf den Spuren der Guerilleros ein.Im äußersten Osten, erreichbar über eine atemberaubende Passstraße, ver-steckt sich Baracoa ( U 8), die ältes-te Stadt Cubas. An keinem Ort ist die Insel so grün und urwüchsig. Aus dembreiten Exkursionsangebot sticht derartenreiche, gebirgige Humboldt-Na-tionalpark ( T/U 7), das ›Galapagosder Karibik‹, hervor.

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Cuba ist andersEine Romanfigur des Schriftstellers Mi-guel Barnet brachte es auf den Punkt:»Dieses Land überrascht einen immerwieder. Es passieren sehr seltsame Din-ge.« Die oft sehr intensiven Erlebnisseeiner Cubareise scheinen das zu bestä-tigen. Gleichgültig lässt die Insel kaumjemanden. Insbesondere die Begegnun-gen mit den Menschen machen Cubabesonders und unvergesslich. Die ethni-sche Vielfalt hat ein einmaliges buntesKulturmosaik hervorgebracht. SpanischeEroberer, afrikanische Sklaven, französi-sche und US-amerikanische Pflanzer,chinesische Kulis – »Wir sind alle vonden Schiffen heruntergestiegen«, be-antwortete der Autor Alejo Carpentierdie Frage nach der Herkunft der Cuba-ner. Wie die Bevölkerung steckt auch derAlltag voller Kontraste – so schillerndund abwechslungsreich, dass es sichlohnt, die Nase tiefer ins Spanisch-Lehr-buch zu stecken und hinter die Fassadender Hochglanzbroschüren zu blicken.Die Mühe wird reichlich belohnt: Die cu-banische Lebensfreude und Herzlichkeitwirken auf jeden ansteckend.

Vivir a lo cubanoCubaner sind Meister in der Kunst, dasLeben trotz aller Widrigkeiten zu ge -nießen. Am besten in Gemeinschaft:Schnell wandert ein Tisch auf die Stra-ße, um der nationalen Passion Dominozu frönen. Überall wippen Leute bei ei-nem Schwätzchen in Schaukelstühlenoder schmachten mit bei der abendli-chen Telenovela. Viele Cubaner unter-streichen ihr extrovertiertes Tempera-ment mit ausgeprägter Mimik und Gestik, sprechen sehr schnell und über-

treiben maßlos. »Lärmend und schwatz- haft war die cubanische Straße zu allenZeiten«, schrieb Alejo Carpentier.

Um sich im Alltag des Mangels überWasser zu halten, haben die Cubanersehr kreative Strategien entwickelt. Da-zu gehört ein vielfältiges Tauschsystem,das eng mit dem Schwarzmarkt ver-flochten ist. Mit enormem Organisati-onstalent werden dort Sachen aufge-trieben, die es eigentlich gar nicht gibt.

Schlaglichter und Impressionen

Auf dem Land ziehen die Menschen imkleinen Garten Gemüse, in den Groß-städten bepflanzen Genossenschaftenfreie Flächen. Überall werden Schweinegemästet – bei fehlendem Garten auchin der Badewanne – und sogar Gassigeführt. Immer mehr Menschen wagenden Sprung in die Selbständigkeit (legalwie illegal), verkaufen an Ständen u.a.Obst, Gemüse, Snacks, Kunsthandwerkund Haushaltswaren, motzen Oldtimerzu Taxis auf, tischen im Wohnzimmerauf oder vermieten Zimmer an Touris-ten. Konkurrenzdenken ist dabei dieAusnahme – was zählt, sind vielmehrsolidarische Netzwerke. Die Jagd nach

Devisen ließ aber auch eine andere Spe-zies entstehen – die jineteros. Sie grei-fen tief in die Trickkiste, um Touristendas Geld aus der Tasche zu ziehen.

Wiederentdeckung der LangsamkeitWer auf alles warten muss, macht Ge-duld zur Grundtugend. Wen wundert’sda, dass Pünktlichkeit nicht gerade zuden Stärken der Cubaner gehört? Dafüraber Improvisationstalent: Es heißt, inCuba schrauben die besten Mechanikerder Welt. Sie bringen nahezu alles zumFahren, was zwei oder mehr Räder hat– und auf den Straßen Orgien der Lang-

Schlaglichter und Impressionen

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Am Capitolio in Havanna rollen die Autolegenden der 1950er-Jahre vorbei

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samkeit feiert. In welchem Land rollenso viele Ladas, Moskwitschs und US-Oldtimer, von denen selbst die klapp-rigsten Exemplare noch große Anmutausstrahlen, über den Asphalt? Gibt essonst noch irgendwo eine Autobahnmit eigener Spur für Ochsengespanneund chinesische Drahtesel? Wo sonstauf der Welt kreuzen unbeschrankteBahngleise, auf denen manchmal museale Loks entlangschnaufen, dieHauptverkehrsstraßen?

Musik – Salsa, Son und neue RhythmenMusik und Tanz sind wie ein Lebenseli-xier für die meisten Cubaner. Im Nulässt sich ein Anlass für ein rauschen-des, rumgetränktes Fest finden, aufdem man die Alltagsnöte vergessenkann. In diesem Ambiente konnten Mu-sikstile wie Rumba, Mambo, Cha-Cha-Cha, Salsa, Latin Jazz und Son aufblü-hen, ehe sie ihren Siegeszug in denTanztempeln der Welt feierten. Der Eth-nologe Fernando Ortiz charakterisiertedas cubanische Musikparadies als »Lie-besgeschichte zwischen afrikanischenTrommeln und spanischen Gitarren«

und als »klingenden Rum, den man mitden Ohren trinkt«. Zuletzt begeistertendie Son-Stücke des Buena Vista SocialClub ein Millionenpublikum. Und dieMusikszene bleibt in Bewegung: Diejüngere Generation lässt sich derzeitvom Reggaetón, einer karibischen Formdes Rap, in Ekstase versetzen.

Afrikanische Götter imkatholischen GewandUntrennbar gehören Rausch und Musikauch zur Religion der Cubaner. In einemHaus irgendwo auf der Insel: Bei einemrituellen Tanz werden die Götter durchTrommelrhythmen beschworen, damitsie in den Körper eines in Trance gefalle-nen Auserwählten fahren. Flinke Händeöffnen eine Flasche Rum und schüttenetwas Feuerwasser in eine Ecke – zumWohle der Götter. Schließlich habenauch diese menschliche Eigenschaftenund Bedürfnisse. Ganz in der Nähe derLache steht eine kleine Figur mit langemschwarzem Haar und roter Robe: die ka-tholische Heilige Santa Bárbara. IhreRechte stützt sich auf ein Schwert. Dennin ihrer zweiten Identität ist sie Changó,der afrikanische Gott des Krieges.

Schlaglichter und Impressionen

Lage und Ausdehnung: Cuba liegt nahe des nördlichen Wendekreises und misst110 861 km2, etwa so viel wie die ehemalige DDR. Die größte Antilleninsel ist stol-ze 1250 km lang, aber nur 35–150 km breit.Staat und Verwaltung: Das Territorium der Sozialistischen Republik Cuba unter-teilt sich in 15 Provinzen und die Sonderverwaltungszone Isla de la Juventud. DieKommunistische Partei Cubas (PCC) ist die einzige zugelassene Partei. Seit der perVolksabstimmung verabschiedeten Verfassung von 1976 wählt die Bevölkerung dieAbgeordneten auf Gemeinde-, Provinz- und Bundesebene. Höchste Entscheidungs-befugnis haben die Führungseliten des Staats- und Ministerrates.Bevölkerung: In Cuba leben rund 11,3 Mio. Einwohner, davon 2,5 Mio. in derHauptstadt Havanna. Das Bevölkerungswachstum ist leicht rückläufig.Zeitzone: Die Differenz zur Mitteleuropäischen Zeit (MEZ) beträgt im Sommer wieim Winter 6 Std.

Daten und Fakten

In der Santería verschmelzen zweiGlaubenssysteme miteinander: der Ka-tholizismus und die Yoruba-Religion ausdem Kulturraum des heutigen Nigeria.Nachdem den afrikanischen Sklaven ih-re Religion verboten worden war, über-listeten sie ihre Herren und beteten an-hand der katholischen Heiligenfigurenihre afrikanischen Götter (orishas) an.Bis heute sind die Zeremonien eine un-entbehrliche Stütze im Alltag, und somancher Cubaner lässt einen Schutz-heiligen über das Haus wachen undträgt Perlenketten in den Farben seinesGottes. Bei schwierigen Entscheidun-gen suchen die Gläubigen einen Pries-ter (babalawo) auf, der mit heiligen Ge-genständen, z.B. Muscheln, die Götterbefragt. Andere Fälle erfordern eine Rei-nigungszeremonie mit Opfer, oft ein ge-schlachtetes Huhn.

Die Revolution – Errungen - schaften und ProblemeNationale Unabhängigkeit, Alphabeti-sierung, kostenloser Zugang zu Bildung,Kultur und Gesundheitsversorgung, ho-he Lebenserwartung, niedrige Kinder-sterblichkeit sowie weitgehende Gleich-berechtigung zwischen den Ethnien undGeschlechtern – darauf sind fast alleCubaner stolz. Doch das in Lateinameri-ka einzigartige Sozialsystem ist seit1990 durch eine Wirtschaftskrise be-droht. Während einige Devisensektoren,darunter der Tourismus, recht gut funk-tionieren, dümpelt die unproduktiveBinnenwirtschaft bei Niedrig löhnen vorsich hin. Lange Schlangen vor Vertei-lungsstellen, Restaurants und Verkehrs-mitteln offenbaren die Mängel desstaatlichen Versorgungssystems. In die-ser gespaltenen Wirtschaft sichert nichteine gute Ausbildung den Lebensstan-dard, sondern der Zugang zu Devisen,sei es durch Jobs in Wachstumsbran-chen und im privaten Kleingewerbe,

Überweisungen von Angehörigen imExil oder Schwarzmarktgeschäfte. Undüber allem lastet zentnerschwer die inden 1990er-Jahren noch verschärfte US-Wirtschaftsblockade. Bisher werden diewachsenden Ungleichheiten zwar nochdurch einen starken Sozialstaat aufge-fangen. Doch lassen sich dessen Sub-ventionen im bisherigen Umfang nichtlänger finanzieren, sodass Reformen an-stehen. Trotz allem: Obdachlosigkeit undKinderarbeit wird man auf Cuba nichtsehen, und auch Bettler oder Raubüber-fälle sind die große Ausnahme.

Die Exportschlager –Zucker, Tabak und Co.Wegen niedriger Weltmarktpreise istZucker längst nicht mehr das wichtigs-te Wirtschaftsgut. Stattdessen boomenweiterverarbeitete Produkte wie Rum:Die Marke Havana Club zählt zu denbeliebtesten Getränken der Welt. Nochberühmter sind die cubanischen Zigar-ren. Sogar US-Präsidenten ließen sich illegal mit der edlen Rauchware versor-gen. Im Osten Cubas fördert kanadi-sche und chinesische Technologie diezweitgrößten Nickelreserven der Welt.In der Hightech-Forschung (Pharmazie,Biotechnologie) mischt die Insel sogaran der Weltspitze mit. Zahlreiche Ärztepraktizieren in Entwicklungsländern.Venezuela bedankt sich mit einer Erdöl-transfusion, die Cubas Verkehr wiederin Schwung gebracht hat. Der Touris-mus hat sich zur sprudelnden Devisen-quelle und ›Jobmaschine‹ entwickelt.Wachsende Umweltprobleme, zuneh-mende Lohn spreizungen zu anderenSektoren, Prostitution, Kleinkriminalitätund Schwarzmarktgeschäfte verdun-keln die strahlende Bilanz jedoch. Dazudroht ein schleichender Werteverfall,denn immer mehr Jugendliche kopierenden konsumorientierten Lebensstil derTouristen.

Schlaglichter und Impressionen

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