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TÜV SÜD JOURNAL #16 AUF DIE PROBE Identitäts-Check: Wie sicher sind Unter- schrift, Fingerabdruck und Iris-Scan? #24 AUF DEM WEG TÜV SÜD Stiftung: Interview mit dem neuen Vorsitzenden Horst Schneider #28 AUF DEN PUNKT Wolkenkratzer: Wie kommt eigentlich das Wasser in den obersten Stock? # 02 2015 DEN KINDERSCHUHEN ENTWACHSEN I IN NTEL L LLIG GE E EN NT TE E R R R RO O OB B BO O OT T TE E ER R R R

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TÜV SÜD

JOURNAL#16 AUF DIE PROBE

Identitäts-Check: Wie sicher sind Unter-

schrift, Finger abdruck und Iris-Scan?

#24 AUF DEM WEG

TÜV SÜD Stiftung: Interview mit dem

neuen Vorsitzenden Horst Schneider

#28 AUF DEN PUNKT

Wolkenkratzer: Wie kommt eigentlich

das Wasser in den obersten Stock?

# 02 2015

DEN KINDERSCHUHEN

ENTWACHSEN

IINNTELLLLIGGEEENNTTEE RRRROOOBBBOOOTTTEEERRRR

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Editorial

2 TÜV SÜD Journal

TÜV SÜD Journal-App für Android und iOS:Jetzt downloaden unter www.tuev-sued.de/journal

LIEBE LESERINNEN UND LESER,werden Roboter bald unseren Alltag erobern? In der industriellen Produk-

tion sind die intelligenten Maschinen längst integraler Bestandteil vieler

Fertigungsanlagen. Seit einigen Jahren ziehen einfache Roboter auch in

Privathaushalte ein und reinigen beispielsweise selbstständig Wohnungen.

Nun steht aber der nächste Sprung bevor: Maschinen, die mit Menschen

zusammenarbeiten. Eine große Herausforderung: Sicherheit gewährleisten

und Verletzungsgefahren minimieren, wenn Mensch und Maschine mitein-

ander arbeiten.

Diese kollaborativen Roboter müssen daher über eine ganz neue Eigen-

schaft verfügen: Durch intelligente Sensorik müssen sie viel stärker als

bisher auf ihre Umgebung und die jeweilige Situation reagieren können.

TÜV SÜD ist an interessanten For-

schungsprojekten in diesem Umfeld

beteiligt.

Übrigens: Die Digitalisierung macht auch

vor dem TÜV SÜD Journal nicht halt.

Seit mehr als zwei Jahren können Sie

die einzelnen Ausgaben auch als App

auf ihren Android- oder iOS-Tablets lesen. Nun haben wir die App einem

optischen Relaunch unterzogen: Die digitale Variante unseres Kundenma-

gazins bietet Ihnen jetzt noch mehr zusätzliche Features, Hintergrundinfos

und Übersichtlichkeit. Viel Spaß beim Lesen!

Mit freundlichen Grüßen

Dr.-Ing. Axel Stepken

Vorsitzender des Vorstands der TÜV SÜD AG

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TÜV SÜD Journal 3

#06TITELSTORYWie intelligent sind die neuesten Roboter?

Besuch in einem Forschungslabor in Genua.

Auf dem

WEGDie Welt von morgen im Blick:

Diese Innovationen könnten schon bald

unser Leben prägen.

#22 Unter Strom

Aufzüge, Theaterbühnen, Bierzelte, Fabriken –

TÜV SÜD kümmert sich seit mehr als 100 Jahren

um die Sicherheit elektrischer Anlagen. Eine

Zeitreise.

#24 Skepsis überwinden

Seit fünf Jahren sorgt die TÜV SÜD Stiftung

dafür, dass junge Menschen sich für Naturwis-

senschaften begeistern. Ein Gespräch mit dem

neuen Vorsitzenden Horst Schneider.

#21 Vor Ort

#31 Termine/Impressum

Auf die

PROBEWas treibt Menschen weltweit um? Wir

nehmen technische und gesellschaftliche

Entwicklungen unter die Lupe.

#16 Schlüsseltechnik

Regelmäßig werden wir aufgefordert, unsere

Identität nachzuweisen. Methoden dafür gibt

es viele: von der Unterschrift bis hin zur Sprach-

erkennung. Ein Überblick.

#18 Urbane Visionen

Im Jahr 2050 wird der Großteil der Menschen

in Metropolregionen leben. Als Reaktion auf

die Betonflut holen Architekten und Stadtpla-

ner die Natur zurück in die Städte.

#4 TÜV SÜD im Bild

#14 5 Minuten mit TÜV SÜD

Inhalt

Auf den

PUNKTNachgefragt! Unsere »Mehrwert«-Seiten

machen komplexe Zusammenhänge leicht

verständlich.

#28 Hochwasser

Duschen unterm Dach: Wie gelingt es, dass

auch ganz oben in den höchsten Gebäuden

der Welt noch Wasser mit genügend Druck

aus dem Hahn kommt?

#30 Ratgeber Steinschlag

Vom vorausfahrenden Laster fällt ein Kiesel –

und schon ist es passiert: ein kleiner Sprung in

der Scheibe, aus dem schnell ein Sicherheits-

risiko werden kann. Fünf Tipps.

#32 5 Minuten mit TÜV SÜD

#34 Zu guter Letzt

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4 TÜV SÜD Journal

TÜV SÜD im BildTÜV SÜD im Bild

4 TÜV SÜD Journal

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TÜV SÜD im BildTÜV SÜD im Bild

TÜV SÜD Journal 5

Runde um

Der röhrende Sound ihrer Motorräder lässt bei Bikern das Herz höher-schlagen: Ducati ist einer der bekanntesten Motorradhersteller der Welt. Die Traditionsmarke aus dem italienischen Bologna macht seit Jahrzehnten mit ihren Maschinen Furore. Einer ihrer Helden ist Chaz Davies. Der 1987 geborene Brite mit der Startnummer 7 fährt mit seinem Superbike bei internationalen Rennen regelmäßig auf einen der vorderen Plätze. Bei so viel PS und hochgezüchteten Motoren werden die wenigsten Menschen an Nachhaltigkeit denken. Dabei setzt das Unternehmen Ducati auch hier Maßstäbe: TÜV SÜD hat die Produktions-stätten und Teststrecken des Unternehmens nach der Umweltnorm ISO 14.001 zertifiziert. Dabei wurden Energieeffizienz- und Emissionswerte ebenso unter die Lupe genommen wie der Umgang mit Chemikalien und Notfallplänen. Damit hat der Motorradhersteller auch abseits der Rennstrecken die Nase vorn.

Mehr Infos: www.tuv.it

RUNDE

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6 TÜV SÜD Journal

Ein Roboter, so intelligent wie ein Mensch. Noch ist dies eine Zukunfts-vision, aber eine, die Schritt für Schritt wahr werden soll. Mit seinem »iCub« will der italienische Robotik-Experte Giorgio Metta nicht weniger als das menschliche Gehirn kopieren. Ein Laborbesuch in Genua.Text & Fotos: Timour Chafik

iCub ist eine Schöpfung von

Giorgio Metta (rechts). Das

Roboterkind hat 29 Zwillings-

brüder in Laboren auf der

ganzen Welt.

S o wie Signore Giorgio Metta

neben dem Kleinen steht, wird

er ihm bestimmt gleich zärtlich

über den glänzenden Plastik-

kopf streicheln. Vielleicht zieht er ihm spä-

ter sogar lange Kniestrümpfe um die kalten

Metallbeine. Das machen stolze Väter doch:

sich um ihre Töchter und Söhne kümmern,

sie liebkosen, ihnen Trost spenden, sie füt-

tern, in den Schlaf wiegen. Und wenn sie

dann älter sind, das Gehen mit ihnen üben.

Wobei – laufen kann er ja schon, der Kleine.

Auf glattem Linoleumboden hat er seine

ersten zaghaften Schritte in grellem Licht

getan. In seinem Rücken steckte dabei ein

daumendicker Schlauch, der sich in einer

Phalanx aus Hochleistungsrechnern verliert,

die jede noch so kleine Bewegung aufzeich-

nen und analysieren. Auch das machen stol-

ze Väter schließlich so. Das Wachsen und die

Titelstory

SCHAU IN DIE KLEIN

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TÜV SÜD Journal 7

Fortschritte der Kinder in Bild und Ton für

die Nachwelt festhalten. Um dann, wenn die

lieben Kleinen aus dem Gröbsten raus sind,

stolz sagen zu können: »Ich habe schon im-

mer gewusst, dass mal was aus ihm wird.«

Giorgio Metta, 45, sagt stattdessen über

seinen Kleinen: »Eigentlich ist er ziemlich

dumm« und streicht ihm dabei sanft über

das metallene Schultergelenk. Der Junge hat

die Augen geschlossen, hängt wie eine Mari-

onette schlaff in einem Gestell aus Stahl und

Gurten, und man kann nur hoffen, dass das

Kind diese Gemeinheit nicht gehört hat. Aus

seinem Torso leuchtet es leicht bläulich.

Gezeugt im Open-Source-VerfahrenGiorgio Metta hat ein Roboterkind. Um

genauer zu sein: Er hat 30 Roboterkinder,

die alle iCub heißen und auf Institute in

Tokio, München, Genua, London, Pa-

ris oder Chicago verteilt sind. iCub:

Der Name ist eine Anlehnung an das

»Dschungelbuch«, in dem die Tiere

dem Menschenjungen Mowgli den

Namen »man cub« geben, was so viel

heißt wie »menschliches Jungtier«.

Giorgio Metta liebt fantastische

Geschichten. Als Jugendlicher hat

er Unmengen an Science-Fiction-

Literatur verschlungen. Seit 2001

schreibt er selbst Zukunftsgeschichte.

Um die Jahrtausendwende arbeitete

er als Gastforscher in den USA am Mas-

sachusetts Institute of Technology und be-

schloss, einen Humanoiden zu bauen, ein

künstliches Wesen, das lernen kann wie ein

Mensch. Er rief seinen ehemaligen Profes-

sor Giulio Sandini an, berichtete ihm von

dieser Idee. Er wollte ein künstliches Kind

schaffen, eines, dem Eltern und Lehrer die

Titelstory

MIR AUGEN,ER!

MEHR ZUM THEMA

IN UNSERER MAGAZIN-APP

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Titelstory

8 TÜV SÜD Journal

Durch Ballspielen

verbessert das

Roboterkind seine

Motorik.

»Der Mensch hat schon immer davon geträumt, einmal eine

einzunehmen.« – Robotik-Wissenschaftler Giorgio Metta

Bella Macchina: Die Skizze von

iCub erinnert an Zeichnungen von

Leonardo da Vinci.

Seite an SeiteZwischen Mensch und Roboter verlief in japanischen Fabriken bis vor kurzem ein Schutzzaun – aus Sicherheitsgrün-den. Heute dürfen beide Seite an Seite arbeiten – auch dank des Prototypen CR-35i, den die FANUC Gruppe entwi-ckelt hat. TÜV SÜD Japan hat nun die funktionale Sicherheit der Steuereinheit dieses kollaborativen Roboters geprüft und zertifiziert. CR-35i ist mit Sensoren ausgestattet und kann auf engstem Raum mit seinem Bedienpersonal zu-sammenarbeiten. Kommt es zum Kon-takt mit einem Menschen, stoppt die Maschine sofort. Der CR-35i soll künf-tig schwere Arbeiten in der Fahrzeug-industrie, im Maschinenbau und in der Elektro- & Elektronikindustrie erledigen.

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TÜV SÜD Journal 9

Titelstory

Intelligente Roboter: Mensch gegen MaschineElf Fußballspieler gegen zehn Roboter aufdem Spielfeld - mit Unterstützung vonTÜV SÜD ist ein solches Training baldmöglich. Intelligente Segways, denendie Taktik eines FC Bayern oder RealMadrid einprogrammiert werden kann, werden das Training der Fußballklubs künftig enorm verbessern. Die Segways spielen dabei wie echte Spieler: aus-weichen, Räume zustellen, verteidigen. »Viele Vereine sind interessiert an dem System. Aber erst, wenn die Sicherheit zertifiziert ist«, so Dr. Detlev Richter von TÜV SÜD. Das Problem: Wo Roboter so eng mit Menschen zusammenarbeiten, müssen sie »intelligent agieren« – zum Beispiel feste Sicherheitsabstände zu den Spielern einhalten, damit nie-mand verletzt wird. Daher untersucht TÜV SÜD derzeit, wie ein solches Sys-tem komplex vernetzter Sensoren zerti-fiziert werden kann. Eine Erfahrung, die nach dem Fußballfeld auch auf Indus-trieanlagen übertragen werden kann: Denn auch hier wird die Zusammenar-beit zwischen Robotern und Menschen in den kommenden Jahren zunehmen.

Welt erklären, das aber selber in der Lage ist,

aus einer Summe von Einzelinformationen

und Einzelteilen etwas Größeres zu schaf-

fen. Kein Fleisch. Kein Blut. Nur Technik.

»Ich habe fest daran geglaubt, dass wir es

schaffen, einen Roboter nach menschlichem

Vorbild zu bauen«, sagt er.

Er wollte iCub nicht im Geheimen entwi-

ckeln, nicht hinter fest verschlossenen Türen

in einem hohen Elfenbeinturm, sondern in

einem Open-Source-Verfahren: Alle Codes,

alle Pläne, alle Forschungsergebnisse wur-

den und werden veröffentlicht und stehen

der Wissenschaft frei zur Verfügung. Die EU

hatte das damals noch »Robotcub« genannte

interdisziplinäre Projekt mit 8,5 Millionen

Euro finanziert, drei Jahre später begannen

Hunderte Forscher damit, den kindlichen

Humanoiden zu bauen.

Ist künstliche Intelligenz ein Leben? Heute kommen Forscher und Interessierte

aus aller Welt zu Giorgio Metta, dem Di-

rektor der »iCub-Facility« in Genua, um der

künstlichen Intelligenz einmal die Hand zu

schütteln, ihr in die Augen zu schauen oder

mit ihr Ball zu spielen. Wer sehen möch-

te, wie sie eine Plüschkrake oder eine rote

Plastikkugel greifen kann, wie sie auf einem

Bein balancierend das Gleichgewicht halten

kann, der fährt knappe zwölf Kilometer

hinaus aus der italienischen Hafenstadt,

immer Richtung Norden. Es geht enge Ser-

pentinen hoch, vorbei an Wohnblocks aus

den Siebzigerjahren, auf deren Balkonen

bunte Wäsche flattert. Bald entdeckt man

einen hellbraunen Betonquader mit sieben

Stockwerken, der sich in den Hang drückt.

Von außen sieht man dem Gebäude nicht

an, dass es eine der bedeutendsten For-

schungseinrichtungen Italiens beherbergt:

das Istituto Italiano di Tecnologia.

Drinnen, auf Etage 5, wird eifrig hinter

Glaswänden an der Menschmaschine iCub

gearbeitet. Hier hat Giorgio Metta sein win-

ziges Büro, an dessen Wänden sich kleine

Kinderzeichnungen seines leiblichen Sohnes

Fabrizio mit riesigen Fotografien des iCub

abwechseln. Überall liegen Metallhände,

Metallgesichter, Metallarme. Hier ein Torso,

dort eine einzelne Schulter, daneben starrt

ein Augenpaar quer in die Luft, die Pupillen

geweitet, damit möglichst viel Licht in die

hochempfindlichen Kameras fällt. Immer

wird geschraubt, gerebootet, upgedated, re-

pariert und programmiert. Wenn die Tech-

niker gut gelaunt sind, nennen sie die Robo-

ter »cucciolo«, kleines Hündchen. Alternativ

Bluey, Blacky oder Lilly, je nach der Farbe,

in der die Maschinen leuchten. Wenn die

Techniker noch besser gelaunt sind, spielen

sie Ball mit ihnen. Das Leben eines Roboters

scheint abwechslungsreich zu sein.

Aber was heißt schon Leben? Das, was

da neben Giorgio Metta steht, hat die Maße

eines vielleicht drei- bis vierjährigen Kindes,

ist 94 Zentimeter groß und 22 Kilogramm

schwer. Es klimpert mit übergroßen Augen

in die Welt, hat insgesamt 53 Freiheitsgra-

de, das heißt: frei wählbare Bewegungsmög-

lichkeiten, und ist damit weit gelenkiger als

die meisten seiner anderen humanoiden Ro-

boterkollegen. Wenn iCub morgens hoch-

fährt, wenn die Technik also die Computer

DRREI BÜCHER, EEIIN THEMAA: KÜNNNSTLICCHE INNTELLLIGGEENZ

Developmental Robotics Robotik-

Professor Angelo Cangelosi

und Psychologie-Professor

Matthew Schlesinger be-

handeln die Frage, wie sich

kognitive Muster von Kin-

dern auf Roboter übertragen

lassen. MIT-Press, 410 Seiten

Cambridge Hand-book of Artificial Intelligence Die Her-

ausgeber Keith Frankish und

William M. Ramsey lassen

künstliche Intelligenz von Wis-

senschaftlern unterschiedlichs-

ter Disziplinen beleuchten.

University Press, 366 Seiten

Artificial Intelli-gence Das Standard-

werk, um einen Überblick

über den Forschungsstand

zum Thema künstliche In-

telligenz zu bekommen, von

IT-Professor Stuart Russel

und Google-Forscher Peter

Norvig. Pearson, 1.132 Seiten

CbIa

W

k

s

t

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10 TÜV SÜD Journal

anschaltet, dann legt es seinen Kopf in den

Nacken, verdreht die Augen und breitet die

Arme weit aus, so als wolle es sagen »Fang

mich!«. Dabei gibt es ein leises Surren von

sich, fast ein Atmen. Ist das schon Leben?

Das Hirn kopieren und verstehenUm diese Frage zu beantworten, hat Met-

ta den iCub gebaut. »Der Mensch hat doch

schon immer davon geträumt, selbst eine

Schöpferrolle einzunehmen«, sagt er. »Er

trug schon immer die Idee in sich, Leben

zu schaffen aus etwas, das selbst nicht lebt«,

philosophiert er, um gleich darauf wieder

zum Wissenschaftler zu werden: »Wir kon-

struieren, bauen, schaffen etwas und verste-

hen durch unser Schaffen seine Funktionen.

Wenn wir also künstliche Intelligenzen

schaffen, dann ermöglichen wir uns damit

auch einen tieferen, besseren Einblick in die

menschliche Intelligenz.«

Der Mensch, genauer sein Denkorgan,

wird in Mettas Arbeit damit zum Vorbild

und zum Forschungsobjekt gleichermaßen.

Der Institutsdirektor versucht, das Gehirn

zu kopieren und es durch die Kopie zu ver-

stehen, um dann im Roboter bestimmte Fä-

higkeiten zu reproduzieren. Er weiß genau,

dass er sich damit eine schier unlösbare

Aufgabe vorgenommen hat: »Was Flexibili-

tät, Bewegungskontrolle und Anpassungsfä-

higkeit angeht, ist unser Gehirn unschlag-

bar – es ist letztlich das beste Beispiel eines

funktionierenden, kognitiven Systems in

der Natur«, sagt er. »Maschinen sind da un-

glücklicherweise recht beschränkt.«

Während er das sagt, schaut einer der

vier iCubs im Institut ein bisschen ernst.

Er versucht, nach einem roten Plastikball

zu greifen, und weil der Versuch irgendwie

nicht gleich so gelingt, wie es die Algorith-

men vorsehen, gehen die mit roten Leucht-

balken nachempfundenen Augenbrauen

nach unten. Vielleicht konzentriert es sich

auch nur, das Roboterkind, auf jeden Fall

arbeitet es in ihm. Nach außen spiegelt sich

das in einer simplen Mimik wider, in der der

normale Mensch, der ihm dabei gegenüber-

steht, etwas mehr entdecken kann: einen

Hauch Menschlichkeit. Ein ganz klein we-

nig Emotion steckt ja doch in der Maschi-

Gelenkprobleme? Bei Robotern lassen sie sich meist ganz einfach im Hand- und Schraubenumdrehen lösen.

Titelstory

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Mehr Infos zum Thema:

www.tuev-sued.de/roboter-und-robotersteuerungen

TÜV SÜD Journal 11

ne, denkt man. Man will ihr beistehen, ihr

beibringen, den Ball zu greifen, und denkt

weiter: »Es strengt sich doch so an, das Robo-

terkind, es bemüht sich doch so«, und emp-

findet auch noch einen Hauch Mitgefühl.

Künstliche Intelligenz im WandelGiorgio Metta drückt es wissenschaftlich aus,

er nennt es »Embodied Cognition« und meint

damit den Ansatz, wonach das Gehirn nicht

mehr als abstrakter Informationsprozessor

gesehen wird: »Wenn wir eine Intelligenz

entwickeln wollen, die kompatibel ist mit der

unseren, dann braucht diese eine dem Men-

schen ähnliche Verpackung.« Die »Intelligenz

der alten Zeit« war eher eine körperlose, sagt

er, eine, in der der Computer nur das logi-

sche Denken übernimmt und Ergebnisse lie-

fert – völlig unabhängig von der Hülle. »Die

künstliche Intelligenz der Neuzeit ist anders,

sie ist ein Eingeständnis, dass wir einen Kör-

per brauchen, um logisch zu denken, um mit

unserer Umwelt zu interagieren.«

Die künstliche Intelligenz der Neuzeit

ist noch viel mehr: Verpackt in die mensch-

liche Hülle eines Kleinkindes, weckt sie den

Beschützerinstinkt seines Gegenübers. Der

Mensch spricht deutlicher, langsamer, erklärt

geduldiger, weil er instinktiv von einem Kind

weniger komplexe Fähigkeiten erwartet als

von einem Erwachsenen. Gut für den Robo-

ter, der so über seine immer feinere Sensorik

und Algorithmik lernen kann. »Als ich das

erste Mal einen meiner Roboter auf meine Be-

wegungen reagieren sah, war ich völlig baff«,

sagt Giorgio Metta. »Er interagiert mit mir!

Das war ein Gefühl von Leben.«

Sein Sohn allerdings sieht das anders.

Sein richtiger Sohn, Fabrizio. Als der drei

Jahre alt war, nahm sein Vater ihn mit ins

Istituto Italiano di Tecnologia und stellte

ihm einen der ersten iCubs vor. Für den Jun-

gen eine Enttäuschung: »Der antwortet gar

nicht, der ist überhaupt nicht echt«, flüsterte

er seinem Vater ins Ohr. Echte Menschen

sind eben anders als Roboter. So erfrischend

unberechenbar.

»Die erste Interaktion mit dem Roboter hat mir ein

vermittelt.« – Giorgio Metta, Leiter der iCub-Facility, Genua

iCub kann sich hängen

lassen. Der Roboter

hat erst einmal Pause.

Mitarbeiter von Giorgio

Metta verbinden ihn mit

Analysecomputern.

Titelstory

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Roboter werden uns

KEINE

Standpunkt

12 TÜV SÜD Journal

Herr Professor Pfeifer, es gibt bereits Autos, die sich selbst steuern, und Maschinen, die an der Börse handeln: Technische Systeme können immer mehr und sind uns in eini-gen Bereichen sogar überlegen. Müssen wir Angst um unsere Jobs haben?In der Tat gibt es sehr viele Einzeltätigkeiten, die Maschi-

nen besser und schneller erledigen als Menschen. Zudem

machen sie keine Fehler und ermüden nicht. Sie haben

also sehr viele Vorteile, und wir profitieren davon. Des-

halb glaube ich aber nicht, dass wir uns sorgen müssen.

Im Gegenteil, wir können sogar froh darüber sein.

Ist die Angst, ersetzbar zu sein, unbegründet? Zumindest ist sie nicht rational begründet. Natürlich

brauchen wir den Menschen für gewisse Tätigkeiten

nicht mehr. Aber wir brauchen ihn für andere Dinge.

Schließlich muss irgendjemand die Maschinen erfinden,

bauen, warten und überwachen.

Ist der Roboter, der alles kann, bald Realität? Meint man damit einen Roboter, der über menschliche

Fähigkeiten verfügt, lautet die Antwort ganz klar: nein.

Denn dann müsste er Durst und Hunger empfinden

können, Emotionen zeigen und merken, wie seine Ver-

dauung funktioniert. Er müsste von seiner Physiologie

gleich sein wie der Mensch. Das wird er aber nie sein.

Weil der Verstand einen Körper braucht, um sich entfalten zu können? Genau. Evolutionsgeschichtlich gesehen, hat sich Intelli-

genz immer als Teil eines Organismus entwickelt. Unser

Rolf Pfeifer gilt als Robotik-Guru. Bis zu seiner Pensionierung leitete der Mathematiker und Physiker das Labor für künstliche Intelligenz an der Universität Zürich. Nun forscht der 68-Jährige in Japan an der Universität Osaka an »Roboy«. Ein solcher Roboter soll für das Wohl der Gäste sorgen in der Bar, die er eröff-nen will, wenn er tatsächlich einmal in den Ruhestand geht. Aber daran denkt er noch nicht.

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PUNKT

ANGSTer Leben bereichern

Standpunkt

TÜV SÜD Journal 13

»Roboter brauchen einen Körper, um intelligent

mit der Umwelt interagieren zu können.«

Gehirn ist Teil unseres Körpers, der in Beziehung zur

Umwelt steht und mit ihr interagiert. Die Kommuni-

kation mit der Umwelt geschieht über unseren Kör-

per, im Gehirn werden die Informationen verarbeitet.

Der von Ihnen entwickelte humanoide Robo-ter »Roboy« hat einen Körper, Gesichtsaus-drücke, kann winken und Hände schütteln. Das stimmt. Trotzdem fehlt noch einiges. Mani-

pulationsfähigkeiten zum Beispiel oder die soziale

Interaktion. Wir haben Sprache, können Mimik

und Körpersprache interpretieren und entsprechend

darauf reagieren. Roboter können das bisher nur sehr

beschränkt.

Lässt sich die menschliche Fähigkeit, ler-nen zu können, auf Roboter übertragen? Grundsätzlich können Roboter, die über eine ent-

sprechende Sensorik verfügen, etwas über ihre Um-

welt lernen. Und das müssen sie sogar.

Weil Sensoren eine wichtige Vorausset - zung sind für die sichere Zusammen arbeit von Mensch und Maschine?Richtig. Herkömmliche Industrieroboter, die zum

Beispiel Autos zusammenschweißen, haben keine

Sensoren und sind deshalb nicht für die Interakti-

on mit dem Menschen gemacht. Sensible Roboter

dagegen sind gesellschaftsfähig. Selbst wenn sie mit

einem Menschen zusammenstoßen, passiert nicht

viel, schon weil ihre Oberfläche weich und nach-

giebig ist.

Werden in naher Zukunft bei uns zu Hause Roboter den Tisch decken und die Fenster putzen?Ich bin überzeugt, dass Roboter künftig Teil unseres

Lebensraums und unseres Alltags sein werden. Ob

das dann humanoide Roboter sind oder spezialisier-

te Maschinen, ist eine offene Frage. Ich glaube auch,

dass wir uns daran gewöhnen werden und dass es

uns angenehm sein wird, mit Robotern zu leben.

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5 Minuten

14 TÜV SÜD Journal

Deutscher WeltmarktführerTÜV SÜD

TÜV SÜD wurde erneut in das »Lexikon der deutschen Weltmarktführer« gewählt. Auf über 700 Seiten stellt das Buch, das im Frühjahr 2015 in einer kompletten Neuauflage erschien, deutsche Unternehmen vor, die in ihrer Branche zur Weltspitze gehören. Die Marke TÜV SÜD steht weltweit für unabhängige Prüf- und Zertifizierungsdienstleistungen, so die Autoren. [email protected]

TÜV SÜD Japan prüft Medizinprodukte

TÜV SÜD Japan darf jetzt auch die sogenannten speziell kon-trollierten Medizinprodukte, also Medizinprodukte der Klasse III, für den japanischen Markt zertifizieren. Das Unternehmen ist eine von nur zwei akkreditierten Zertifizierungsstellen, die vom japanischen Gesundheitsministerium benannt wurden. Damit weitet TÜV SÜD seine Services für den weltweiten Gesundheitsmarkt [email protected]

Leitfaden für leichteren weltweiten Marktzugang

Der Markt für elektrische und elektronische Produkte ist international. Umso wichtiger ist es für Hersteller, die wichtigsten Zulassungsbedingungen der weltweiten Märkte zu kennen. Ein neuer Leitfaden von TÜV SÜD hilft dabei, sich schnell und übersichtlich über alle relevanten Regelungen zu informieren. Das E-Book steht kostenlos unter www.tuv-sud.com/gmaguide zum Download bereit. [email protected]

5Weltweit vergleichbare Verbrauchsstandards für Autos

Bessere Vergleichbarkeit, mehr Praxisnähe, ein Standard für alle: Das sind die Ziele der Worldwide Har-monized Light Vehicle Test Procedure – kurz WLTP. Der neue globale Emissions- und Verbrauchsstandard wird schrittweise ab 2017 in der EU und vielen ande-ren Staaten eingeführt und löst in Europa den Neu-en Europäischen Fahrzyklus (NEFZ) als Standard für die Zulassung neuer Fahrzeugmodelle ab. TÜV SÜD als einer der größten Anbieter von Dienstleistungen rund um die Homologation von Fahrzeugen hat sich in seinen Abgaslaboren in Deutschland und Tschechien bereits auf den neuen Zyklus vorbereitet. Die wich-tigsten Unterschiede zwischen dem neuen WLTP-Standard und dem alten NEFZ: eine Fahrzeugeintei-lung nach Gewichts- und Leistungsklassen, höhere Geschwindigkeiten, längere Prüfzeit, dynamische Fahrprofile und fahrzeugspezifische Schaltpunkte. Das erleichtert die weltweite Homologation und macht die Fahrzeuge besser vergleichbar. Mit dabei sind bisher unter anderem die EU-Staaten, China, In-dien, Japan und Südkorea, Russland und die Türkei.

[email protected]

Ultraschalltomografie für besondere Prüfaufgaben

Komponenten in Fabriken, Industrieanlagen und Kraftwerken müssen regelmäßig überprüft werden. Bestehende Verfahren zur zerstörungsfreien Prüfung beispielsweise auf Ultraschallbasis stoßen bei vielen Komponenten

aber an ihre Grenzen, zum Beispiel weil die Bauteile immer kompli-zierter werden. Aus diesem Grund müssen Komponenten wie Indus- triearmaturen, druckführende Rohre oder Dampfkessel zur Sicherstellung eines vernünftigen Weiterbetriebes auf eine andere, individuellere Wei-

se geprüft werden. TÜV SÜD hat nun eine hoch entwickelte Ultraschalltomo-grafie (Sampling Phased Array) für besondere Prüfaufgaben und einen praxis-nahen Einsatz entwickelt. Anhand der Ergebnisse können Befunde wesentlich besser als bisher identifiziert und bewertet werden. Das neuartige Prüfsystem entstand aus einer Kooperation von TÜV SÜD mit dem Fraunhofer-Institut für Zerstörungsfreie Prüfverfahren und I-Deal-Technologies, Saarbrücken.

[email protected]

Per Ultraschalltomografie lassen sich

KOMPONENTEN untersuchen, die bisher nicht optimal zugänglich und prüfbar waren.

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TÜV SÜD Journal 15

5 Minuten

Minutenmit TÜV SÜD

DATENSCHUTZ im Unternehmen: selbst testen unter www.datenschutzindikator.de

Kaum Regeln für private Smartphone-Nutzung

Viele Arbeitnehmer nutzen dienstliche Geräte wie Laptop oder Smartphone auch privat – aber die wenigsten Unternehmen haben dazu Regeln. Das zeigen die aktuellen Ergeb-

nisse des TÜV SÜD Datenschutzindikators. »Es besteht akuter Handlungsbedarf«, so Rainer Seidlitz, Prokurist bei der TÜV SÜD Sec-IT GmbH. »Denn die Verwendung ei-niger Applikationen kann den Zugriff auf sensible Daten zur Folge haben, da dem An-bieter häufig sehr viele Rechte eingeräumt

werden. Unternehmen sollten deshalb wirksame Compliance-Regeln festlegen und ihre Mitarbeiter entsprechend informieren.« Wer nachhaltige und angemessene technische und organisatorische Maßnahmen zum Datenschutz festlegt, setzt zudem eine wichtige gesetzliche Bestimmung um.

[email protected]

Stadtwerke Japan vertrauen auf TÜV SÜD

TÜV SÜD berät die Stadtwerke Japan, eine neu gegründete Tochter des japanischen Unter-nehmens West Holdings. Ein entsprechender Vertrag wurde im März 2015 zwischen Toshihisa Nagashima (West Holdings), Volker Blandow, Glo-bal Head of e-Mobility der TÜV SÜD AG, und Dr. Andreas Stange, Geschäftsführer von TÜV SÜD Japan, abgeschlossen (siehe Foto). Die Beratung ist zunächst auf ein Jahr angelegt und umfasst Themen wie neue Geschäftsmodelle, die dezen-trale Energieversorgung und die Bewertung von Technologie-Optionen. Das Kerngeschäft der neu gegründeten Stadtwerke Japan ist die Entwick-lung einer dezentralen Verwaltung von städtischen Infrastrukturen, zunächst vor allem im Bereich der Energieversorgung. Weitere typische Infrastruk-turen für die Grundversorgung der Bevölkerung wie die Wasserversorgung und -entsorgung, die Abfallbeseitigung oder die Nahwärmeversorgung sollen folgen. Der Anlass für die Gründung der Stadtwerke Japan durch West Holdings ist die anstehende Liberalisierung des japanischen Ener-giemarktes, die Zielsetzung des neuen Unterneh-mens ist allerdings weiter [email protected]

Schulung für Offshore-Windenergie

Taiwan investiert in den Ausbau von Offshore-Windenergie: Bis zum Jahr 2030 sollen insgesamt 600 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 3.000 Megawatt in Betrieb gehen. Die erforderlichen Messungen an den Anlagen und Windparks sollen Experten des taiwanesi-schen Metal Industries Research & Development Center (MIRDC) in Kaohsiung übernehmen. Dabei werden in der Regel Leistungskennlinien, Belastungsgrenzen und Schallemissionen nach internationalen Normen und Richtlinien gemessen. Um den Ausbau der Offshore-Windenergie in Taiwan zu beschleunigen, führt TÜV SÜD im Auftrag des MIRDC ein breit angelegtes Schu-lungsprogramm durch, in dem sich Vertreter von Behörden, Herstellern, Windparkbetreibern und anderen Marktteilnehmern über Inhalt und Anwendung von internationalen Normen und Standards für die Offshore-Windenergie informieren können. Das Programm ist auf zwei Jahre angelegt und umfasst unter anderem die Entwicklung und Implementierung von Prüf- und Zertifizierungsprozessen sowie Schulungen der Teilnehmer in Taiwan und Deutschland.

[email protected]

Lob für technische Überwachung

Unabhängige Prüfungen von gefährlichen technischen Anlagen sorgen in Deutschland für ein beispielhaftes Sicherheitsniveau. Das geht aus dem Anlagensicherheits-Report 2015 hervor, den der Verband der TÜV e.V. Ende April 2015 veröffentlichte. Als bedenklich bezeich-nen die Prüfexperten allerdings die hohen Män-gelquoten bei Aufzugsanlagen und die große Zahl an Aufzügen, die der Prüfpflicht nach wie vor entzogen werden. Experten gehen heute von etwa 660.000 überwachungsbedürftigen Aufzügen in Deutschland aus, von denen im Jahr 2014 nur rund 508.000 Anlagen von den Betreibern zur Prüfung angemeldet wurden. Der Anlagensicherheits-Report umfasst die Ergebnisse der regelmäßigen und unabhängi-gen Prüfungen durch die zugelassenen Über-wachungsstellen an Aufzügen, Druckanlagen und Anlagen, von denen eine Explosionsgefahr ausgeht (Ex-elh-Anlagen). [email protected]

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16 TÜV SÜD Journal

Auf die Probe

SCHLÜSS Jeder Mensch ist einzigartig. Seine Identität ist in den Augen, der Stimme und vielen sogenannten biometrischen Daten mehr festgeschrieben. Machen diese Merkmale bald Schlüssel und Zahlencodes überflüssig?

AUF DIE

PROBE

#16 IDENTITÄT

NACHWEISEN

#18 BLÜHENDE

STÄDTE

FINGERABDRUCK

Jeder Fingerabdruck ist ein Unikat. Trotzdem eignet er sich zum Identitäts-Check nur eingeschränkt – denn er kann, zum Beispiel von der Oberfläche eines Tablet-Screens, kopiert und vervielfältigt werden. Um dies zu verhindern, arbeiten moderne Geräte mit unterschiedlichen biometrischen Sensoren. Diese liefern ein Bild der Papillarlinien und führen mit Ultraschall oder Infrarotstrahlen eine Lebenderkennung durch. Die Scanner können je nach Sicherheitsstufe einen oder auch alle zehn Finger auslesen. Fingerabruckverfahren sichern dabei zunehmend auch Datenträger wie Festplatten und Sticks.

W enn in Japan jemand Bargeld

braucht, wird er für gewöhnlich

handgreiflich. Dann hält er am

Bankautomaten die Hand vor

einen Scanner, die Maschine erkennt, mit wem

sie es zu tun hat, und spuckt den gewünschten

Betrag aus. Biometrische Erkennungsverfahren

wie diese Handvenenerkennung oder die Frei-

schaltung von Smartphones über einen Finger-

abdruckscan halten nach und nach Einzug in den

Alltag und ersetzen Schritt für Schritt gewohnte

Identifikations- und Legitimationsmethoden wie

Zahlencodes oder Türschlüssel. Aber wie sicher

sind die gängigsten neuen Verfahren? Für welche

Anwendungen sind sie geeignet? Und wie funkti-

onieren sie? Ein Überblick.

HANDVENEN-ERKENNUNG

Das Muster der Venen in Händen und Fingern liefert ebenfalls eine unverwechselbare Datenkombination. Ein Infrarotscanner »liest« Handrücken, Fingervenen oder Handinnenflächen aus. Das Besondere: Das

sauerstoffarme Blut in den Venen absorbiert die Strahlung mehr als das umliegende Gewebe. Daraus ergibt sich ein individuelles Muster, das mit dem gespeicherten Referenzmuster abgeglichen wird. Das Verfahren eignet sich zum Beispiel besonders gut für schmutzige Umgebungen (z. B. Werkstät-ten) und gilt als sehr schwer zu fälschen – es funktioniert nur bei pulsierendem Blutkreislauf.

GESICHTSERKENNUNG

Kameras tasten mit Lichtstreifen das Gesicht ab und errechnen eine exakte virtuelle Nachbildung. Aus einem 3D-Gesichtsscan erzeugt das System Vektorpunkte, die zur Identifikation

der erfassten Person benutzt wer-den. Die Daten eignen sich zum

Einloggen in Computernetz-werke – und künftig vielleicht bei Grenzkontrollen.

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Auf die ProbeAuf die Probe

TÜV SÜD Journal 17

ELTECHNIK

STIMMERKENNUNG

Während sich viele Authentifizierungsme-thoden auf sichtbare Merkmale beziehen, misst die Stimmerkennung nichtvisuelle Eigenschaften. Das Frequenzmuster des Sprechers vergleicht das System mit bestehenden Mustern. Zwar ist diese Methode anfällig für Störungen durch Hin-

tergrundgeräusche, doch gilt sie derzeit als eine der sichersten Möglichkeiten der Identitätsüberprüfung. Bei guter Verbindung erlaubt die Technik auch eine Identifzierung am Telefon.

IRIS-SCAN

Dass das menschliche Auge einmalig ist und mehr Merk-male enthält als der Fingerabdruck, wissen Kinobesucher spätestens seit dem James-Bond-Film »Sag niemals nie« von 1983. Rund 260 individuelle Merkmale erkennen moderne Verfahren. Und so funktioniert‘s: Nach dem Scannen übersetzt ein Algorithmus die Digitalbilder der Regenbogenhaut in numerische Werte, die mit einem Referenzdatensatz verglichen werden. Das Risiko einer Fehlidentifikation liegt nahe null – selbst eineiige Zwil-linge haben kein identisches Irismuster. Irisscanner kom-men häufig in Hochsicherheitsbereichen wie z. B. in Forschungslaboren oder Rechenzentren zum Einsatz. Aber Vorsicht! Unknackbar ist auch der Iriscode nicht. Oft genügen be-reits gute Fotoaufnahmen einer Iris, um Scanner auszutricksen.

UNTERSCHRIFT

Hat die gute alte Unterschrift bald ausgedient? Vermutlich nicht – obwohl sie kein beson-ders sicherer Identitätsnachweis ist und relativ leicht gefälscht werden kann. Dafür hat sie einen entscheidenden Vorteil: Zur Legitimation genügen ein Stift und ein Blatt Papier.

DNA-ANALYSE

Die DNA-Analyse ist die genaueste Identifikationsmethode überhaupt und eines der wichtigsten Inst-rumente bei der Aufklärung von Straftaten. Die Überführung von Tätern gelingt häufig nur durch die Untersuchung des »genetischen Fingerabdrucks«. Im medizinischen Alltag wird diese Methode eingesetzt, um z. B. die Abstammung von Kindern exakt zu bestimmen (»Vaterschafts-test«) oder um herauszufinden, ob ein Pa-tient eine genetisch bedingte Veranlagung für bestimmte Krankheiten hat.

T

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C hina, meldete vor kurzem die

Washington Post, hat in den

Jahren 2011 bis 2013 mehr

Beton verbaut als die USA im

gesamten 20. Jahrhundert. Das Riesen-

reich verändert sich so schnell wie noch

nie in seiner Geschichte: Mehr als 400 Mil-

lionen Chinesen werden in den nächsten

Jahrzehnten vom Land in die Metropolen

ziehen. Der Megatrend Urbanisierung hat

nicht nur China erfasst – das 21. Jahrhun-

dert wird weltweit das Jahrhundert der

Städte. Und eines zeichnet sich ebenfalls

schon ab: In diesen Megastädten wird, ja

muss eine neue Balance von Stadt und Na-

tur entstehen. Die Maxime heißt: zurück

zur Natur!

Es sind vor allem die Entwicklungs-

und Schwellenländer, in denen die urba-

nen Zentren rasant wachsen. Im Jahr 2050

werden rund neun Milliarden Menschen

die Erde bevölkern, die große Mehrheit

von ihnen wird dann in städtischen Bal-

lungsräumen leben. Doch schon heute

stößt dieses Wachstum in vielen Regionen

der Welt an seine Grenzen. Die Stichworte

lauten: Verkehrskollaps, Smogbelastung,

CO2-Emissionen, Energieverbrauch. Nach

Berechnungen der Vereinten Nationen

verschlingen die Metropolregionen rund

drei Viertel aller Ressourcen – obwohl sie

nur drei Prozent der Erdoberfläche bede-

cken.

Zugleich sind Städte jedoch auch Zen-

tren des Fortschritts und des sozialen

Wandels. Sie begünstigen Bildung und Be-

schäftigung, Wirtschaft und Kultur, zivil-

gesellschaftliche und politische Entwick-

lung. Im Vorgriff auf morgen entwickeln

und verwirklichen Stadtplaner, Archi-

tekten und Wissenschaftler schon heute

kühne Ideen, wie die Stadt der Zukunft

aussehen könnte. Einer der sich weltweit

abzeichnenden Trends ist eine Reaktion

auf die Betonflut und den kaum noch zu

bewältigenden Logistikaufwand in Met-

ropolregionen: Der Mensch holt das Grün

zurück in die Städte. TÜV SÜD Journal

wagt einen Blick auf das grüne Stadtla-

bor Singapur, grüne Design-Trends beim

Hochhausbau und eine Öko-Vision wie

aus einem Science Fiction-Film.

Auf die Probe

18 TÜV SÜD Journal

URBAVISI

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Im Jahr 2050 werden neun Milliarden Menschen auf der Erde

leben, die große Mehrheit davon in Metropolen. Als Reaktion auf

die Betonflut holen Architekten, Stadtplaner und Wissenschaftler

die Natur auf vielfältige Weise zurück in die Städte.

Text: Martina Selig

GRÜNES LABORSingapur, der kleine Stadtstaat an der Süd-

spitze Malaysias, ist eine Art Tropenlabor

für grüne Architektur und Stadtplanung.

In der 5,4-Millionen-Metropole ist das

Bemühen um Nachhaltigkeit und ökolo-

gische Balance schon seit Jahren an vielen

Stellen zu sehen – trotz unzähliger Wol-

kenkratzer. Der Mensch holt die Natur

zurück in die Betonwüste. So hat sich in

Singapur binnen weniger Jahre eine ganze

Branche entwickelt, die auf das Einkleiden

und Bepflanzen von Hochhäusern spezia-

lisiert ist – graue Fassaden verschwinden

hinter Kletterpflanzen, die Sauerstoff pro-

duzieren und Hitze absorbieren. Die Regie-

rung fördert diese vertikale Aufforstung,

um die Luftqualität in der gesamten Stadt

zu verbessern. Und nicht nur der Dschun-

gel, auch die Landwirtschaft kehrt in die

Stadt zurück. Auf den Dächern öffentlicher

Gebäude entstehen Kleingärten, in denen

Bürger aus der Nachbarschaft Bohnen und

Spinat anbauen. Dieses Ackern in der Stadt

verkürzt die Transportwege, reduziert so

den CO2-Ausstoß beträchtlich und kann

helfen, teure Lebensmittelimporte zu erset-

zen. Westliche Großstädte wie New York,

Chicago, Montreal und Berlin haben das

»rooftop farming« ebenfalls für sich ent-

deckt.

Und das nicht nur aus Freude am Gärt-

nern. Steffen Braun, Teamleiter beim

Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft

und Organisation und Mitbegründer der

»Morgenstadt«-Forschungsinitiative, for-

muliert eine der wichtigsten übergeord-

neten Fragen, die Stadtplaner und zuneh-

mend auch Bürger rund um den Globus

umtreibt: »Wie schaffen wir es, verfügbare

Flächen sinnvoll zu nutzen – horizontal

und vertikal?«

TÜV SÜD Journal 19

Werden die Metropolen der Zukunft

eine lebenswerte Balance zwischen Beton

und Botanik finden? Das Hotel Park Royal

on Pickering in Singapur ist ein gelungenes

Beispiel dafür (Bild links). Die Fraunhofer-

Gesellschaft sucht mit ihrem Forschungspro-

jekt »Morgenstadt« (Illustration unten) nach

Antworten – zum Beispiel auf die Frage,

wie wir es in Zukunft schaffen, verfügbare

Flächen sinnvoll zu nutzen?

Auf die Probe

ANEIONEN

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Auf die Probe

20 TÜV SÜD Journal

LEBENDES DESIGN

Zur Zweckmäßigkeit der Bepflanzung

kommt die Schönheit des Designs: Üp-

pige Vegetation spielt auch als Gestal-

tungselement für Gebäude eine immer

größere Rolle. Ein Musterbeispiel für

ein grünes Hochhaus ist das Hotel Park

Royal on Pickering, ebenfalls in Singa-

pur. Entworfen wurde es vom Architek-

turbüro Woha unter Mitwirkung der

deutschen Architektin Shirin Taraz. Der

89-Meter-Bau zwischen Chinatown und

dem Bankenviertel hat das Hotel-grau

gegen Dschungel-grün getauscht. Auf

breit geschwungenen Balkonen, die ba-

linesischen Reisterrassen nachempfun-

den sind, wachsen Palmen, Farne und

Sträucher. Der ökologische Clou: Die

Grünflächen am Gebäude sind mehr als

doppelt so groß wie dessen Grundriss.

Soll heißen: Am Haus gedeiht doppelt

so viel wie am Boden. »Bislang ist in den

Tropen genauso gebaut worden wie im

Westen«, sagt Architektin Taraz. Stahl,

Glas, Beton. Erst jetzt habe man begon-

nen, das »tropische Hochhaus« als ei-

genständigen Typ zu erkennen.

Eine vergleichbare europäische Pio-

nierleistung gelang dem italienischen

Architekten Stefano Boeri mit seinem

»Bosco Verticale«, dem senkrechten

Wald im Norden von Mailand. Boe-

ri entwarf Doppeltürme, 80 und 112

Meter hoch, mit überdurchschnittlich

großen Balkonen, auf denen er 900

Bäume und 5000 Sträucher setzen ließ.

Die Pflanzen sollen für eine natürliche

Klimatisierung der Wohnungen sorgen

und den Bewohnern eine außergewöhn-

liche Wohnqualität bieten. Jede der 113

Wohnungen hat Zugang zu einem klei-

nen Garten oder Waldstück. Boeris Bot-

schaft: Die Natur soll wieder in die Stadt

Einzug halten – Insekten und Vögel in-

klusive. Der »Bosco Verticale« gewann

im vergangenen Jahr den Internationa-

len Hochhauspreis. Die Doppeltürme

gelten heute als Pionierleistung für die

Bepflanzung von Hochhäusern und als

»Prototyp für die Städte von morgen«

(Deutsches Architekturmuseum).

MIMEHR ZUM THEMA

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Die futuristischen »Farmscraper« des

belgischen Architekten Callebaut.

Tomaten, Salat und Zucchini wachsen

direkt vor der Wohnungstür.

ÖKO-FICTIONAm radikalsten hat bisher wohl der belgi-

sche Architekt Vincent Callebaut die Ver-

einigung von Natur und Stadt in die Zu-

kunft vorausprojiziert. Der »Archibiotekt«,

wie er sich selbst nennt, möchte die Natur

und ihre Ökosysteme in die Stadt holen

– und dort mit der Architektur geradezu

fusionieren. Seine Hochhäuser, die er un-

ter anderem für die Großstädte Paris und

Shenzhen entworfen hat, sind baumpilzar-

tige Gebilde, die im Idealfall vollkommen

autark funktionieren. In diesen Gebäuden

gedeiht Gemüse, es gibt Fischbecken, ge-

kocht und geheizt wird mit Energie aus

Windrädern und Solaranlagen. Wohnun-

gen, Büros, Kinos, Theater, Restaurants,

Fitnesscenter und Geschäfte gibt es auch

– und alles ist zu Fuß erreichbar. Für die

Stadtverwaltung von Paris – die Stadt will

bis zum Jahr 2050 ihre CO2-Emissionen

um 75 Prozent reduzieren – ersann Calle-

baut ein Stadtzentrum mit Türmen voller

Pflanzen, die Smog absorbieren, Sauerstoff

produzieren und so die Luftqualität der

französischen Hauptstadt erheblich ver-

bessern. Die Öko-Türme sorgen nicht nur

für immense CO2-Einsparungen durch

entfallende Transport- und Kühlkosten

sondern verbrauchen durch Hydrokultur

und gesammeltes Regenwasser auch er-

heblich weniger Frischwasser. Im Grunde

entwirft Callebaut Mikro-Städte inner-

halb von Metropolen. Lebensmittel und

Energie, das ist Callebauts Vision, sollen

wieder unmittelbar dort hergestellt wer-

den, wo sie verbraucht werden. Ein neues

Wort für diesen Hybriden aus Hochhaus,

Gewächshaus und Kraftwerk gibt es auch

schon: »Farmscraper«.

Auf die Probe

IKRO-STÄDTE

TÜV SÜD Journal 21

Mehr Infos zum Thema:

www.tuev-sued.de/urbane-zukunft

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AUF DEM

WEG

#22 ELEKTRO-

SICHERHEIT

#24 TECHNIK-

FÖRDERUNG

22 TÜV SÜD Journal

Auf dem Weg

D ie Ursprünge von TÜV SÜD

liegen rund eineinhalb Jahr-

hunderte zurück – damals ge-

hörte die Überwachung von

Dampfkesseln zu den wichtigsten Aufgaben

der Dampfkessel-Revisionsvereine. Dann

begann gegen Ende des 19. Jahrhunderts

das Zeitalter der Elektrizität – im Rück-

blick spiegelt die Geschichte von TÜV SÜD

also auch die Geschichte der Elektrifizierung

Mehr Infos:www.tuev-sued.de

wider. Mit vielen Dienstleistungen und Be-

gutachtungen, die stets auf der Höhe der Zeit

waren, hat das Unternehmen technologische

Entwicklungen rund um den Strom erst

möglich gemacht.

UNTER STROMPrüfung elektrischer Anlagen

Seit mehr als 100 Jahren kümmert sich TÜV SÜD um die Sicherheit elektrischer Anlagen. Eine Zeitreise.

DIE GROTTE LEUCHTETWeltweit entstehen die ersten Elektri-

zitätswerke. Einer der ersten Kunden:

König Ludwig II. von Bayern, der die

Venusgrotte seines neu erbauten

Schlosses Linderhof mithilfe eines

eigens errichteten Kraftwerks elektrisch

beleuchten lässt.

1878 1882

Oskar von Miller gelingt die erste

Gleichstrom-Fernübertragung über eine

Strecke von 60 Kilometern von Miesbach

nach München.

In Nürnberg wird am 7. Juni die erste elekt-

rische Straßenbeleuchtung Deutschlands in

Betrieb genommen.

Ü

1890

Deutschlands erstes Kraftwerk für

Wechselstrom geht in Bad Reichenhall

in Betrieb.

PREMIERE

Die Zahl der Kraftwerke steigt bin-

nen zweier Dekaden von rund 150

auf über 4.000.

Start der Mittenwaldbahn und

ab 1913 der Außerfernbahn als

erste echte elektrische Vollbahn-

strecken in Süddeutschland.

1895-1914

19121910

HOHE AUFGABENDie Begutachtung elektrischer

Bergbahnen gehört künftig zu

den Aufgaben des Bayerischen

Revisionsvereins.

N

Das Bayerische Innenminis-

terium empfiehlt 1912 die

regelmäßige Prüfung von

Blitzschutzanlagen. Ab 1914

werden elektrische Konsumar-

tikel wie Staubsauger geprüft.

PIONIER VON MILLER

1913

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TÜV SÜD Journal 23

Auf dem Weg

Die Großkraftwerkstechnik

erreicht mit dem Zubau

großer Anlagen (Steinkoh-

le-, Braunkohle-, Atom-

und Pumpspeicher-Kraft-

werke) ihren Höhepunkt.

1918-1924

Bau des Walchen-

seekraftwerks, des

damals größten

Speicherkraftwerks

der Welt.

1930-1950Um 1930 entsteht die erste Verbundleitung auf

Höchstspannungsebene (220 Kilovolt) für den Stromtransport

zwischen Regionalnetzen. Dadurch können z. B. Kohlekraftwerke

im rheinischen Revier mit den Wasserkraftwerken der Alpen

verbunden werden. Bis Mitte des Jahrhunderts entsteht ein

220-Kilovolt-Verbundnetz zur Verbindung der wichtigsten

Kraftwerke zwischen dem Ruhrgebiet, dem mitteldeutschen Revier

und Süddeutschland.

Die bis dato weltgrößte Solarstrom-

Dachanlage wird von Siemens

auf dem Dach der Neuen Messe

München installiert.

1950-1980

1967

Die 1980er- und 1990er-Jahre brin-

gen ein allmähliches Umsteuern in

der Energiepolitik – die erneuerba-

ren Energien werden ausgebaut.

1980-1999

1997 2005

Der damals größte Solar-

park der Welt wird in

Mühlhausen bei Neumarkt

in der Oberpfalz eröffnet.

1920 1927 1931 1975

ZEICHEN SETZEN Der TÜV Bayern wird Mitglied der

Trägergemeinschaft Sicherheits zeichen.

Bei der Prüfung elektrischer

Geräte kann nun neben

dem VDE-Prüfzeichen für

bestimmte Geräte auch das

Sicherheitszeichen vergeben

werden.

AUF GEHT’S In München müssen elektrische

Aufzüge fortan regelmäßig über-

wacht werden.

TÜV SÜD UND DIE WIESNDie »Verordnung über den Feuerschutz

bei thea tralischen Vorführungen und bei

Schaustellungen von Personen« tritt 1927 in

Kraft: Elektrische Anlagen in den verwende-

ten Räumen sind nun prüfpflichtig. Bis heute

werden Fahrgeschäfte auf dem Oktoberfest,

auf Jahrmärkten und Vergnügungsparks auf

der ganzen Welt geprüft.

SICHER TANKENAb sofort sind auch die elektri-

schen Anlagen in Tankstellen

prüfpflichtig.

Seit 1967 prüft TÜV SÜD auch

die elektrischen Anlagen von

Bierzelten.

STROM VOM DACH

POWER-PARK

WELTWEITE KOMPETENZ Mit der Globalisierung wächst

auch der Kompetenzbereich von

TÜV SÜD. Längst gehört die Prüfung

von Konsumgütern auch in den

Herstellerländern zu den wichtigsten

Aufgaben.

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Auf dem Weg

Seit fünf Jahren sorgt die TÜV SÜD Stiftung dafür, dass mehr junge Menschen sagen:Ja, Ingenieur oder Naturwissenschaftler – das will ich werden. Jetzt hat Horst Schneider,

ehemaliges Vorstandsmitglied der TÜV SÜD AG, das Steuer übernommen.Ein Gespräch mit dem neuen Vorsitzenden der TÜV SÜD Stiftung.

Herr Schneider, wie ist bei Ihnen die Begeisterung für Technik entstanden? Ich wollte schon als kleines Kind immer wis-

sen, wie etwas funktioniert. Ich komme aus

einer Handwerkerfamilie – da war es voll-

kommen normal, Geräte selbst zu reparie-

ren. Diese Neugier begleitet mich mein gan-

zes Leben. In der Schule waren Mathematik,

Physik und Co. meine Lieblingsfächer. Auch

die Entscheidung, Maschinenbau zu stu-

dieren, hat da ihre Wurzeln. Übrigens eine

Entscheidung, die ich heute wieder genauso

treffen würde.

Was sagen Sie einem jungen Men-schen, warum er Ingenieur werden soll? Mach es! Du wirst es nicht bereuen. Wer den

Dingen gern auf den Grund geht und die Le-

bensbedingungen für Mensch und Umwelt

verbessern will, wird sich in diesem Beruf

immer wohlfühlen. Als Ingenieur habe ich

eine riesige Bandbreite an Karrieremög-

lichkeiten. Im Management, in der Bera-

BEGEISTERUNG

tung, als spezialisierter Experte, in Lehre

und Forschung – weltweit. Überall werden

Ingenieure dringend gebraucht. Optimale

Perspektiven also!

War diese Vielfalt auch mit ein Grund für Ihre Berufswahl? Auf jeden Fall! Schon als junger Ingenieur

bei TÜV SÜD hatte ich jedes Jahr eine neue

spannende Aufgabe. Ob es der Markteintritt

in Österreich, Frankreich oder der Türkei war,

die Expansion im Norden mit TÜV Hanse

oder die Entwicklung neuer Dienstleistun-

gen.

Sie haben 1975 beim damaligen TÜV Bayern begonnen, zuletzt waren Sie Mitglied des Vorstands – eine ein-drucksvolle Karriere … TÜV SÜD hat durchgängige Hierarchien –

das hat mir geholfen. Ich habe als Maschi-

nenbauingenieur angefangen, war Kfz-Sach-

verständiger, Leiter des Fahrzeugbereichs,

24 TÜV SÜD Journal

WECKEN

Geschäftsführer bei TÜV SÜD Auto Service,

Vorstand. Ich habe alle Ebenen durchlaufen.

Wenn man sich engagiert, kann viel aus ei-

nem werden.

Zum Beispiel Vorsitzender der TÜV SÜD Stiftung. Herr Schneider, von Grundschulprojekten bis zum internationalen Wissenschaftleraus-tausch – die Stiftung hat ein breites Förderspektrum. Ein besonderer Fo-kus ist die Lehrerausbildung. Welche Schwerpunkte wollen Sie setzen? Ein Fokus der Stiftung wird auch künftig auf

der Förderung von Wissenschaft und For-

schung, Bildung und Erziehung im techni-

schen Bereich liegen. Das erreichen wir nur,

wenn wir den Stellenwert von Naturwis-

senschaft und Technik deutlicher machen.

Dazu brauchen wir engagierte und begeis-

terte Experten, die nicht nur über Risiken,

sondern vor allem über die Chancen reden.

So eine Begeisterung wird oft schon von

Interview: Marc Müller

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TÜV SÜD Journal 25

Auf dem Weg

Dort präsent sein, wo Be-

geisterung für Technik und

Naturwissenschaft entsteht:

Horst Schneider in einem

Hörsaal der TU München.

»Diese Neugier begleitet mich mein

ganzes Leben.« – Horst Schneider, TÜV SÜD Stiftung

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26 TÜV SÜD Journal

Mehr zum Thema:

www.tuev-sued-stiftung.de

den Lehrern in der Schule geweckt – davon

brauchen wir dringend mehr. Für mehr Leh-

rernachwuchs in den Naturwissenschaften

zu sorgen wird ein wichtiges Element der

Stiftungsarbeit bleiben.

Die Stiftung arbeitet bei vielen Pro-jekten mit anderen Stiftungen zu-sammen. Wie wichtig sind diese Ko-operationen? Ganz wichtig, um bestimme Themen vor-

anzubringen. Wenn wir die Interessen mit

Partnern bündeln können, gibt das mehr

Power, mehr Ideen und mehr Wirkung.

Auf dem Weg

Nur so sind wir auch in der Lage, mit be-

grenzten Mitteln eine Vielzahl von Themen

anzugehen.

Ein zentrales Ziel der Stiftung ist es, etwas gegen den Fachkräftemangel zu tun: Woran liegt es, dass so weni-ge Menschen einen technischen Beruf anstreben – trotz rosiger Aussichten? An der demografischen Entwicklung und

an der Skepsis gegenüber technischen Neu-

erungen. Die ist leider insbesondere hier-

zulande weit verbreitet. Dabei lebt gerade

unsere Wirtschaft nicht von Rohstoffen,

sondern von Innovationen in Produkten

und Dienstleistungen. Diese Skepsis ist

vielfach der Grund, warum viele junge Men-

schen eine technische Ausbildung von vorn-

herein für sich ausschließen. Es gibt aber

Anzeichen dafür, dass einige umdenken.

Das gilt ganz besonders für junge Frauen,

wegen der sicheren Arbeitsplätze und weil

der Beruf hervorragende Entwicklungsmög-

lichkeiten bietet.

»Unsere Wirtschaft lebt nicht von Rohstoffen, sondern von

Innovationen.« – Horst Schneider

»Mach es!« Horst Schneider rät

jungen Menschen zum Ingenieur-

beruf – weil sich hervorragende

Entwicklungschancen bieten.

Horst SchneiderJedes Jahr eine neue spannende Aufgabe: Der Diplom-Ingenieur hat über vier Jahrzehnte hinweg vom einfachen Sachverständigen bis zum Vorstand alle Hierarchiestufen bei TÜV SÜD durchlaufen. Seit dem 1. Mai 2015 ist er Vorstandsvorsitzen-der der TÜV SÜD Stiftung. Diese trägt mit zahlreichen Förderprojekten unter anderem an Schulen, Universitäten und Museen dazu bei, junge Men-schen für Naturwissenschaften und Technik zu begeistern sowie bei ihrer Berufsausbildung zu unterstützen. Zu den Schwerpunkten der Stiftungsar-beit gehören die Förderung von Wis-senschaft und Forschung, Bildung und Erziehung sowie von Umweltschutz und Unfallverhütung.

MEHR ZUM THEMA

IN UNSERER MAGAZIN-APP

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»Die Staatsgalerie Stuttgart hat

eine solide Struktur für ein Qua-

litätsmanagement-System gemäß

der ISO 9001 etabliert«, sagt Jür-

gen Krummeich von TÜV SÜD.

Menschen:

Blick für Kunst und Qualität

S   o viel wurde selten für zeitgenössische

Kunst ausgegeben: Zum Rekordpreis

von 41 Millionen Euro kam im Februar

2015 ein Gemälde von Gerhard Richter

unter den Hammer. Das war in London, im Aukti-

onshaus Sotheby’s. In Stuttgart in der Staatsgalerie

hängen gleich fünf Werke des deutschen Künstlers

– zu bewundern bereits ab fünf Euro, ebenso wie

Werke von Lucas Cranach dem Älteren, von Luca

Giordano, Edgar Degas oder Franz Marc.

Rund eine Viertelmillion Menschen besuchen

jedes Jahr die Staatsgalerie. Dieser Besucheransturm

erfordert eine gute und reibungslose Zusammenar-

beit aller Abteilungen – von Forschung über Sicher-

heit bis Personal, Buchhaltung und Logistik. Als

erstes Kunstmuseum Deutschlands hat die Stuttgar-

ter Einrichtung damit begonnen, ein Qualitätsma-

nagement-System nach der international anerkann-

ten Norm ISO 9001 aufzubauen. »Ziel eines solchen

Qualitätsmanagement-Systems sind möglichst effi-

ziente Arbeitsabläufe«, erklärt Jürgen Krummeich,

leitender Auditor für Managementsysteme bei

TÜV SÜD. Schließlich sollen investiertes Geld und

investierte Arbeit nicht verpuffen, sondern in diesem

Fall der Kunst und ihren Freunden zugutekommen.

Jürgen Krummeich, selbst Kunstliebhaber, hat das

QM-System der Staatsgalerie für die Zertifizierung

begutachtet und abgenommen. Implementiert hat es

Dr. Sabine Hirschle vom Museum. Denn: »Das Zer-

tifikat ist ein Aushängeschild gegenüber Besuchern,

Sponsoren, Kooperationspartnern und der öffentli-

chen Hand. Es zeigt letztendlich, dass wir nachhaltig

und verantwortungsvoll mit Geldern umgehen.« Drei

Jahre ist es gültig, dann erfolgt eine Rezertifizierung.

Dafür arbeiten Dr. Hirschle und die Staatsgalerie

schon jetzt weiter am Qualitätsmanagement.

Mehr Infos zum Thema:

www.tuev-sued.de/management-systeme/iso-9001

Vor Ort

TÜV SÜD Journal 27

Page 28: D L E t dem der h k? - tuev-sued.de · TÜV SÜD im Bild TÜV SÜD Journal 5 Runde um Der röhrende Sound ihrer Motorräder lässt bei Bikern das Herz höher-schlagen: Ducati ist

28

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AUF DEN

PUNKT

#28 WASSER IM

HOCHHAUS

#30 RATGEBER

STEINSCHLAG

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HOCHHA

#30 RATGEBER

STEINSCHLAG

HochwasserText: Julia Feldhans

Knapp einen Kilometer in den Himmel ragende Wolkenkratzer – Architekturvisionen, die Planer und Bauunternehmen vor neue Herausforderungen stellen – und eine einfache Frage: Wie kommt im 160. Stock noch Wasser aus der Dusche? Eine Erklärung in fünf Punkten.

A ls die ersten Hochhäuser

im 20. Jahrhundert das

Stadtbild der Metropolen

zu prägen begannen, kam

auf die Inge nieure eine neue Heraus-

forderung zu: die Wasserversorgung

auch in der Höhe sicherzustellen, nicht

nur wie bisher mithilfe der guten alten

Wassertürme in der Fläche. Das gelang

zunächst mit mechanischen Pumpen,

hohem Aufwand und Wassertanks, die

von den Dächern aus den Wasserdruck

erzeugten. Heute kommt dieser Druck

von unten – computergesteuerte Druck-

erhöhungsanlagen (DEA) generieren sta-

bilen Wasserdruck vom Parterre bis zum

Penthouse im obersten Stockwerk.

#1 DRUCK MACHEN

Druckerhöhungsanlagen (DEA) kommen dort zum Einsatz, wo der Wasserdruck nicht aus-

reicht, um auch in hoch gelegenen Etagen eine stabile Versorgung zu sichern. In der Regel bestehen DEA aus einem Wassertank und

mehreren computergesteuerten Pumpen. Mit-tels eines Drehzahlreglers erzeugen sie einen

Druck je nach Bedarf. Wird gerade viel Wasser benötigt, arbeiten die Pumpen schneller. Der Tank garantiert, dass auch bei Spitzenbedarf

genügend Wasser vorhanden ist.

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#2 DOPPELT HÄLT BESSER Da jedes Gebäude andere Wasserdruckanforderungen hat,

müssen auch die DEA exakt auf die Bedürfnisse der Immobilie zugeschnitten sein. In der Regel werden mindestens zwei

Pumpen installiert. Das ermöglicht eine abwechselnde Nutzung (z. B. bei einem Ausfall) und erhöht die Lebensdauer

der Anlage. DEA für Gebäude mit vielen Entnahmestellen und stark schwankendem Wasserverbrauch (wie z. B. Hotels)

arbeiten häufig mit zusätzlichen Pumpen.

#3ZWEITEILER NACH

MASS

In besonders hohen Gebäuden wird die Wasser-versorgungsanlage oft in mehrere Druckzonen mit eigenen DEA unterteilt. Dies verhindert, dass tief liegende Gebäudeabschnitte mit zu hohem Druck

versorgt werden.

#4 LEUCHTTURMPROJEKT

BURJ KHALIFA

Das Wasserversorgungssystem des Burj Khalifa, mit rund 828 Metern das derzeit höchste Gebäude der Welt, ist buchstäblich ein Leuchtturmprojekt: Über 160 Stockwerke müssen hier in Dubai täglich mit

knapp einer Million Liter Wasser versorgt werden. Möglich machen dies sechs Wasserversorgungsanla-gen und sieben DEA, die sich im Keller sowie auf zwei

eigenen Technikstockwerken befinden.

#5DIE NEUE

SPARSAMKEIT

Waren die ersten DEA noch Energiefres-ser, die unabhängig von der Nachfrage an den einzelnen Entnahmestellen konstant

denselben Druck bereitstellten, sind moderne Anlagen viel sparsamer. Um den

Druckverlust und den Energieverbrauch so niedrig wie möglich zu halten, arbeiten sie computergesteuert und mit Sensoren,

die den Bedarf immer aktuell ermitteln.

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30 TÜV SÜD Journal

Pflaster drauf und basta? Lieber nicht! Beschädigte Wind-schutzscheiben sind immer auch ein Sicherheitsrisiko – und ihre Reparatur deshalb eine Sache für Profis.

Auf den Punkt

Ratgeber:

Steinschlag! Was nun?

5 Sicherheit und Durchblick Grundsätzlich gilt: Jeden Schaden an der Wind-

schutzscheibe baldmöglichst beheben lassen, die

Schadstelle kann sich unvorhersehbar vergrößern.

Und: Jede Beschädigung stellt eine Beeinträchti-

gung der Sicht und Schwächung der Scheibe dar.

Vom vorausfahrenden Laster fällt ein Kiesel – und schon ist es passiert: ein kleiner Sprung in der Scheibe, aus dem schnell ein größeres Sicherheitsrisiko werden kann. Fünf Tipps, was zu tun ist, wenn es (st)eingeschlagen hat.

Mehr Service rund ums Auto:

www.tuev-sued.de/auto_fahrzeuge

Diagnose vom Profi Die gute Nachricht zuerst: Rund 30 Prozent der Steinschlag-schäden an Windschutzscheiben können repariert werden. Entscheidende Kriterien: Größe und Form sowie die Position auf der Frontscheibe. Um festzustellen, ob die Scheibe aus-getauscht werden muss oder repariert werden kann, sollten Autofahrer so rasch wie möglich eine Fachwerkstatt ansteuern.

1

DIE KOSTEN – UND WER ZAHLTFür das Ausharzen der Scheibe werden in der Regel rund 100 Euro fällig, ein Austausch kostet mindestens 500 Euro. Der Autofahrer zahlt nur dann alles oder teilweise selbst, wenn er keine Teilkaskoversicherung oder eine mit Selbstbeteiligung abgeschlossen hat.

4

2 Wann darf repariert werden? Details definiert die Straßenverkehrs-Zulassungs-

Ordnung. Die Einschlagstelle darf nicht im Fernsichtfeld

des Fahrers liegen und ihr Durchmesser höchstens fünf

Millimeter betragen. Darüber hinaus dürfen Risse nicht

mehr als fünf Zentimeter lang sein und nicht im Rand-

bereich der Scheibe liegen.

Pflaster drauf und basta?Lieber nicht! Beschädigte Wind-dd

3 Wie die Scheibe instand gesetzt wird

Meisterbetriebe nutzen für die Steinschlagreparatur Kunstharz. Nach der Reinigung und dem Entfernen von Luft mit einer Vakuum- pumpe wird das Füllmaterial in das Einschlagloch gepresst und unter UV-Licht ausgehärtet. Das Finish setzen dann Glasreini-gung und Politur. Können Laien beschädigte Scheiben selbst reparieren? Das ist in keinem Fall empfehlenswert.

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Akademie | Termine

07/08/09KALENDER

IMPRESSUM

Herausgeber: TÜV SÜD AG, Westendstraße 199, 80686 München

Inhaber: TÜV SÜD e.V. (74,9 %), TÜV SÜD Stiftung (25,1 %), Westendstraße 199, 80686 München

Leiter Unternehmenskommunikation: Matthias Andreesen Viegas

Projektleitung & Chefredakteur: Jörg Riedle

Kontakt: +49 (0)89 5791-0, [email protected]

Realisation: Medienfabrik Gütersloh GmbH, Neumarkter Straße 63, 81673 München

Druck: Eberl Print GmbH, Kirchplatz 6, 87509 Immenstadt

Fotonachweis: corbis (2, 3, 12, 16, 17, 22, 23, 28, 29, 30, 32), Ducati (4, 5), dpa Picture Alliance (22, 23), TÜV SÜD (2, 14, 15, 16, 17, 27, 33); Timour Chafik (1, 3, 6, 7, 8, 10, 11), Gieraryhir /©shutterstock (1), oksanaSe/©Shutterstock (34, 35), Thomas Straub (25, 26), Fraunhofer Gesellschaft (18), Callebaut (20), Patrick Bingham-Hall (19), Staatsgalerie Stuttgart (27), Architect James Law Cybertecture www.jameslawcybertecture.com (28), Illustrationen: Dominika Przybylska

Das TÜV SÜD Journal erscheint vierteljährlich. Die im Magazin enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Das TÜV SÜD Journal wird klimaneutral auf einem Papier aus nachhaltiger Holzwirtschaft gedruckt.

klimaneutralnatureOffice.com | DE-141-518901

gedruckt

JULI

Auf folgenden Messen, Kongressen und Veranstaltungen können Sie TÜV SÜD live erleben. Unsere Expertenteams freuen sich auf Ihren Besuch.

Mehr Infos zu den Terminen: www.tuev-sued.de/konzernevents

Europäische Druckgerätetage, Fürstenfeldbruck, 30.06.–01.07.2015Alles über Handel und Zulassungsvoraussetzungen von Druckgeräten.

International Flow Measurement Conference,Coventry, UK, 01.–02.07.2015Das Neueste rund um Strömungsmessgeräte.

Silvretta Classic Rallye Montafon, 02.–05.07.2015Legendäre Oldtimer-Fahrt durch Österreich und die Schweiz.

AUGUST

Sachsen Classic, Zwickau, 13.–15.08.2015Eine 610 km lange Oldtimer-Rallye mit 180 historischen Fahrzeugen.

SEPTEMBER

ExzellenteWeiterbildung gewinnt

Wer seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit einem guten Bildungs- und Talent-management fördert, stärkt seine Wettbewerbsfähigkeit. Gerade in Zeiten des Fach-kräftemangels gilt: Unternehmen, die langfristig wirtschaftlich erfolgreich sein möch-ten, müssen ihre Mitarbeiter durch gute Weiterbildungsangebote optimal fördern und Talente halten. Um die Bedeutung dieses Themas zu unterstreichen und um vorbildliche Angebote von Unternehmen zu würdigen, vergibt die TÜV SÜD Akademie gemeinsam mit EuPD Research Sustainable Management seit 2012 den Deutschen Bildungspreis – mit prominenter Unterstützung: Die Bundesministerin für Bildung und Forschung hat die Schirmherrschaft übernommen.

Mehr als 170 Unternehmen haben sich für den Deutschen Bildungspreis 2015 beworben. Anhand einer wissenschaftlich evaluierten und praxiserprobten Bewertungsmethode wählt ein Expertenteam unter ihnen die Sieger aus: Nach einem umfangreichen Fragebo-gen, den die teilnehmenden Unternehmen als Selbstbewertung einreichen, werden die besten acht Bewerber in jeder Kategorie ermittelt. Der elfköpfige Expertenbeirat bestimmt daraus je drei Finalisten, die in einem ganztägigen Audit umfassend geprüft werden. Auf Grundlage der Auditberichte bestimmt der Beirat dann fünf Preisträger, die Ende April in Berlin ausgezeichnet wurden. Die Preise gehen an Dornseif Winterdienst, die Dentsu Aegis Network Germany GmbH, die Dingfelder und Harder Mechatronic AG und die AREVA GmbH. Mit einem Innovationspreis wurde die Bayer AG ausgezeichnet! [email protected]

CTIA Super Mobility, Las Vegas, USA, 09.–11.09.2015Fachmesse zu den Themen Mobilfunktechnik und Vernetzung.

The Battery Show, Novi, Michigan, USA, 15.–17.09.2015Rund 350 Aussteller widmen sich neuen Batterietechnologien.

HUSUM Wind, Husum, 15.–18.09.2015Internationale Leistungsschau der On- und Offshore-Windindustrie.

IAA, Frankfurt/Main, 17.–27.09.2015Die 66. Internationale Automobil-Ausstellung für Pkw.

LED-Symposium, Bregenz, 22.–24.09.2015Ausstellung und Vorträge über moderne Beleuchtungslösungen.

Smart Factory Innovation Forum, München, 24.09.2015Start-ups und Big Player der Industrie 4.0 tauschen sich aus.

TÜV SÜD Journal 31

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32 TÜV SÜD Journal

5 Minuten

5Zertifikat für chinesische Windenergieanlage

TÜV SÜD hat die Typenzertifizierung der Windenergieanla-ge DF110-2500 des chinesischen Unternehmens Dongfang Electric New Energy Equipment in Hangzhou erfolgreich ab-geschlossen. Das Typenzertifikat ist Voraussetzung für den Export der Anlage in internationale Märkte. Sie umfasst die Prüfung des Anlagendesigns, den Test des Prototypen und die Begutachtung der [email protected]

»TÜV SÜD Verify« erleichtert Prüfdokumentation

Eine neue kostenfreie App erleichtert den Betreibern überwa-chungsbedürftiger Anlagen und technischem Personal künf-tig die Prüfdokumentation und Instandhaltung. Mithilfe von »TÜV SÜD Verify« können TÜV SÜD-Kunden ihre Prüfberichte, Prüfzeichen und hinterlegte Daten einfach und sicher abrufen. Auch die Echtheit von Dokumenten lässt sich damit prüfen. Er-hältlich ist die App bei Google Play (https://play.google.com)[email protected]

TÜV SÜD Czech prüft nach IFS-Standard

Erweiterte Zertifizierungsdienstleistungen in der Lebensmit-telsicherheit in Tschechien: Die Landesgesellschaft TÜV SÜD Czech hat den Akkreditierungsprozess erfolgreich durchlau-fen und darf ab sofort nach IFS-Standard prüfen. Der Stan-dard signalisiert Handel und Verbrauchern, dass Hersteller von Lebensmitteln bestimmte Qualitätsstandards einhalten und dafür ein Managementsystem installiert haben. [email protected]

Im Jahr 2016 feiert TÜV SÜD sein 150-jähriges Beste-hen – und kann dabei auf eine eindrucksvolle Geschichte zurückblicken. So ist der Dienstleister bereits seit über ei-nem halben Jahrhundert auch international tätig: Bereits Anfang der 1960er-Jahre prüfte der damalige TÜV Bayern Industrieanlagen in Belgien, im Nahen und Mittleren Os-ten sowie in Japan. Rund zehn Jahre später wurden erste Niederlassungen in Italien, Schweden und Japan eröffnet. 1987 erfolgte die Gründung einer eigenen Landesgesell-schaft in den USA.

Mittlerweile arbeitet rund die Hälfte der 22.000 TÜV SÜD-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter außerhalb Deutschlands – Tendenz steigend. Sie sorgen an mehr als 800 Standorten auf allen Kontinenten für mehr Sicherheit und mehr Wert.

Übrigens: Der Name TÜV SÜD ist aus der Historie ent-standen und bedeutet keine regionale Beschränkung. Und so ist das Unternehmen tatsächlich in allen Himmelsrich-tungen und vielen Regionen dieser Welt tätig.

[email protected]

… TÜV SÜD schonseit den 1960er-Jahreninternational tätig ist?

Wussten Sie, dass …

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TÜV SÜD Journal 33

5 Minuten

Minutenmit TÜV SÜD

LEDERCLUSTER: Mehr als 40 Prozent aller Lederexporte Indiens kommen aus der Region Tamil Nadu.

Von A wie

AUSPUFF bis Z wie Zusatzbeleuch-tung wird das Service-spektrum reichen.

Neues Prüflabor für Lederprodukte in Indien

In Ranipet, einer Stadt im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu, hat TÜV SÜD ein moder-nes Prüflabor für Leder und Lederprodukte eröffnet. Die neue Anlage bietet die gesamte

Bandbreite an Labordienstleistungen – von Prüfun-gen nach der europäischen Chemikalienverordnung REACH und der europäischen RoHS-Richtlinie bis zu chemischen, physikalischen und mechanischen Prüfungen für Lederprodukte und Schuhe. Auch für den US-Markt wird geprüft. Für TÜV SÜD ist es das 14. Labor an acht Standorten in Indien. Ziel ist, die Hersteller dabei zu unterstützen, ihre Export-

möglichkeiten zu steigern und exponentielles Wachstum zu erzielen – immerhin konnten sie in den vergangenen Jahren durchschnittlich mehr als acht Prozent Wachstum pro Jahr erzielen. In Zusammenarbeit mit dem Verband der südindischen Gerber und Lederexporteure SITDA wird TÜV SÜD die Branche nun unterstützen, internationale Standards zu erfüllen.

[email protected]

Gabriele Sommer im DAkkS-Beirat

Die Leiterin des Konzernbereichs HR von TÜV SÜD, Gabriele Sommer, vertritt seit diesem Frühjahr den Verband der TÜV e.V. im Beirat der Deutschen Akkreditierungsstelle DAkkS. Gabri-ele Sommer ist seit 25 Jahren in verschiedenen Positionen für TÜV SÜD tätig und hat unter an-derem als Sachverständige und Auditorin sowie in leitenden Positionen gearbeitet.

Die Beiräte der DAkkS haben die Aufgabe, diese in Fragen der Akkreditierung zu beraten und zu unterstützen. Darüber hinaus dient der Beirat der Gewährleistung von Objektivität und Unparteilichkeit der DAkkS. [email protected]

Neue Standorte für Privatkundenin MünchenEine Großinvestition von TÜV SÜD in München nimmt derzeit kräftig Fahrt auf: Für rund elf Millionen Euro errichtet das Unternehmen derzeit drei neue Service-Center für die Kfz-Prüfung. Mit den neuen Standor-

ten in den Münchener Stadtteilen Moosach, Pasing und Westend, die im Sommer 2015 eröffnet werden, rückt TÜV SÜD mit Hauptuntersuchungen, Führerscheinprüfungen und Co. näher an die Kunden. Der Vorteil: »Für nahe-zu jeden Auto- und Motorradfahrer im Stadtgebiet wird der Weg zu TÜV SÜD nun kürzer«, so Patrick Fruth, Sprecher der Geschäftsführung der TÜV SÜD Auto

Service GmbH. Auch die Wartezeiten für die Kunden werden künftig noch kürzer werden. Bis die drei neuen Service-Center in Betrieb gehen, kön-nen Auto- und Motorradfahrer weiterhin den Standort in der Münchener Ridlerstraße ansteuern.

[email protected]

Handlungsbedarf bei Aufzügen, Druckbehältern und Co.

Seit Juni 2015 ist in Deutschland die Neufassung der Betriebssi-cherheitsverordnung (BetrSichV) in Kraft. Für die Betreiber von über-wachungsbedürftigen Anlagen bedeutet dies einige grundlegende Änderungen – unter anderem, was Prüfpflichten, -fristen und -zustän-digkeiten betrifft. Als zugelassene Überwachungsstelle (ZÜS) infor-miert TÜV SÜD Anlagenbetreiber über die Neuerungen: So müssen beispielsweise Aufzüge, mit denen Personen befördert werden, spä-testens alle zwei Jahre einer wiederkehrenden Hauptprüfung durch eine ZÜS unterzogen werden. In der Mitte zwischen zwei Hauptprüfun-gen – also spätestens nach einem Jahr – muss eine Zwischenprüfung stattfinden. Im Aufzug muss verbindlich eine Prüfplakette angebracht sein, die über den Zeitpunkt der nächsten wiederkehrenden Prüfung informiert. Dabei ist die Angabe von Monat und Jahr erforderlich.

Und: Bis spätestens Ende 2020 müssen alle Aufzüge zur Perso-nenbeförderung über ein Zweiwegekommunikationssystem verfügen. Unter www.tuev-sued.de/betriebssicherheit informiert TÜV SÜD aus-führlich über die Änderungen der novellierten BetrSichV. [email protected]

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DER GERICHTE

34 TÜV SÜD Journal

B evor sie auf dem Teller landen, haben viele Lebens-

mittel eine lange Reise hinter sich. Diese führt sie

teils um den halben Globus, was gut und gerne ein

paar Wochen dauern kann. Um das zu überste-

hen, muss das Mindesthaltbarkeitsdatum möglichst weit in

die Zukunft reichen. Eine Herausforderung für Biochemiker

und eine Aufgabe für Prüfdienstleister wie TÜV SÜD, die

kontrollieren, ob die Qualität des Essens letztendlich stimmt.

Ein bayerischer Brotzeitsnack, der vor Kurzem in Regens-

burg unter die Lupe genommen wurde, hatte sein Mindest-

haltbarkeitsdatum allerdings mehr als nur ein wenig über-

schritten. Vor rund 250 Jahren soll die älteste Breze der Welt

aus dem Ofen gekommen sein. Genießbar ist der optisch an

einen Kohleklumpen erinnernde Fund nicht mehr. Schade,

hätte die Breze doch perfekt zum angeblich ewig haltbaren

Mumienhonig gepasst. Die Bienen, von denen der noch immer

goldfarbene Brotaufstrich stammt, der in ägyptischen Pyra-

miden als Grabbeigabe gefunden worden ist, fliegen schon seit

mehr als 3.300 Jahren nicht mehr. Wie Biochemiker ermittelt

haben, enthält er aber noch immer intakte Pollen – allerdings

von Pflanzen, die heute nicht mehr in Ägypten, sondern nur

noch in Äthiopien wachsen. Immerhin: In Wasser gelöst, ist

der Mumienhonig auch heute noch streichzart.

Diese Entdeckung sollte gefeiert werden. Wie wäre es

dazu mit einem Schluck Altbier, das seinem Namen alle Ehre

macht? Rund 170 Jahre haben einige Kisten des Gerstensaftes

in den Laderäumen eines gesunkenen Schiffes vor der finni-

schen Küste verbracht. Untersucht wurde der Fund am VTT

Technical Research Centre of Finland und an der Techni-

schen Universität München. Das Gebräu aus der Mitte des

19. Jahrhunderts schmecke im Vergleich zu heutigen Bieren

unangenehm bitter. Grund dafür seien die betasäurereichen

Hopfensorten, die heutzutage eher vermieden und durch mil-

dere Arten mit Alphasäure ersetzt werden.

Fehlt nur noch ein passender Satz Teller. Glücklicherweise

haben Archäologen diesen Anfang des Jahres in Westfalen

ausgebuddelt. Rund 3.000 Jahre verbrachten die Keramikteller

unter der Erde, wo sie scheinbar nur auf den richtigen Belag

gewartet haben. Na dann: Prost Mahlzeit!

Archäologische Funde geben Einblick in vergangene Zeiten – manche sogar in frühere Essgewohnheiten.

Zu guter Letzt

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170 Jahre

authentische K

üche ...

historische

Zutaten ...

über 250 Jahre

3.300 Jahre

Donaumarkt

in Regensburg

Mumienhonig

1. BIER

2. BREZEN

3. HONIG

1840

Zu guter Letzt

* Seit 1280 v.C

hr. *

TÜV SÜD Journal 35

BIER

RESTATT URA

NT HISTORICI A

HONIG

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Im Jahr 2014 konnte TÜV SÜD bei

Umsatz, Ergebnis und der Zahl seiner

Mitarbeiter erneut zulegen.

AUF STABILEMWACHSTUMSKURS

36 TÜV SÜD Journal

MEHR ZUM THEMA

IN UNSERER MAGAZIN-APP

2012 2013 2014

UMSATZ 1.820,6 1.939,0 2.061,4

EBT (Mio. €) 135,1 140,3 146,5

Mitarbeiteranzahl 18.758 20.190 22.003

G lobalisierung und Digitalisierung: Diese beiden

Faktoren haben die Erfolgsgeschichte von

TÜV SÜD während der vergangenen Jahre

maßgeblich beeinflusst – und werden dies

auch weiterhin tun. Das belegen die Geschäftszahlen für

das Jahr 2014, die Anfang Mai offiziell vorgestellt wurden.

TÜV SÜD ist ein weltweit agierender Dienstleistungskonzern,

der an mehr als 800 Standorten in über 50 Ländern Sicherheit

und wirtschaftlichen Mehrwert für seine Kunden und damit

auch für viele Millionen Menschen in aller Welt schafft.

Konkret heißt das beispielsweise, dass die Sachver-

ständigen von TÜV SÜD im Jahr 2014 allein in Deutschland

rund fünf Millionen Hauptuntersuchungen an Fahrzeugen

durchgeführt haben. Mehr als 300.000 Aufzüge befördern

dank ihrer Expertise sicher Menschen von einem Stock-

werk in ein anderes. Und: TÜV SÜD ist der größte unab-

hängige Dienstleister für Fahrzeugflotten in Europa – mit

mehr als 150.000 betreuten Fahrzeugen.

Das Unternehmen spricht dabei viele Sprachen – von

Englisch und Deutsch über Mandarin und Japanisch bis

Italienisch und Portugiesisch. Rund die Hälfte der Mitar-

beiter arbeitet inzwischen im Ausland. Und ist damit ganz

nah am Kunden.

Mehr Infos unter www.tuev-sued.de/geschaeftsbericht

UMSATZ 2014

2.061 MIO. €(1.939 Mio. € in 2013)