Dain, Dwalin, Duneyr Und Durathror – Wikipedia

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20.12.2015 Dain, Dwalin, Duneyr und Durathror – Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Dain,_Dwalin,_Duneyr_und_Durathror 1/4 Die vier Hirsche in den Blättern Yggdrasils. Illustration von W. G. Collingwood, 1908. Dain, Dwalin, Duneyr und Durathror aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie Dain, Dwalin (auch Dvalin oder Dvalar), Duneyr und Durathror sind vier Hirsche in der nordischen Mythologie, die zu den Tieren am Weltenbaum Yggdrasil gehören. Inhaltsverzeichnis 1 Quellen 2 Forschung 2.1 Etymologie 2.2 Deutung 3 Literatur 4 Einzelnachweise Quellen Die Hirsche werden in der LiederEdda im Lied Grímnismál beschrieben. „Hirtir ero oc fiórir, þeirs af hæfingar á gaghálsir gnaga: Dáinn oc Dvalinn, Duneyrr oc Duraþrór. [...] Ascr Yggdrasils drýgir erfiði, meira, enn menn viti; hiortr bítr ofan, enn á hliðo fúnar, scerðir Níðhǫggr neðan. [1] „Vier Hirsche sind's auch, die mit gebogenen Hälsen an den Trieben [Yggdrasils] nagen: Dainn und Dwalinn, Duneyrr und Durathror. [...] Die Esche Yggdrasil erduldet Mühsal, mehr als man weiß; der Hirsch weidet oben, und an der Seite fault es, Nidhögg beschädigt unten. [2] – Grímnismál, Stophe 32, 35 (Übersetzung nach Arnulf Krause)

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Die vier Hirsche in den BlätternYggdrasils. Illustration von W. G.Collingwood, 1908.

Dain, Dwalin, Duneyr und Durathroraus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Dain, Dwalin (auch Dvalin oder Dvalar), Duneyr undDurathror sind vier Hirsche in der nordischen Mythologie, die zuden Tieren am Weltenbaum Yggdrasil gehören.

Inhaltsverzeichnis

1 Quellen

2 Forschung

2.1 Etymologie

2.2 Deutung

3 Literatur

4 Einzelnachweise

Quellen

Die Hirsche werden in der Lieder­Edda im Lied Grímnismál beschrieben.

„Hirtir ero oc fiórir, þeirs af hæfingar á gaghálsir gnaga: Dáinn oc Dvalinn, Duneyrr oc Duraþrór. [...] Ascr Yggdrasils drýgir erfiði, meira, enn menn viti; hiortr bítr ofan, enn á hliðo fúnar, scerðir Níðhǫggr neðan.[1]“

„Vier Hirsche sind's auch, die mit gebogenen Hälsen an den Trieben [Yggdrasils] nagen: Dainn und Dwalinn, Duneyrr und Durathror. [...] Die Esche Yggdrasil erduldet Mühsal, mehr als man weiß; der Hirsch weidet oben, und an der Seite fault es,Nidhögg beschädigt unten.[2]“– Grímnismál, Stophe 32, 35 (Übersetzung nach Arnulf Krause)

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Am Weltenbaum kämpftder Hirsch mit der Schlange(Nidhöggr?). Relief in derStabkirche von Urne inSogn, Norwegen

In der Prosa­Edda wiederholt Snorri Sturluson in der Gylfaginning die Beschreibung der Strophe 33 desLieds Grímnismál und zitiert im Anschluss daran Strophe 35. Die zurückgebogenen Hälse bleibenunerwähnt, die Triebspitzen, die die Hirsche essen, sind bei ihm Blätter beziehungsweise Nadeln, jenachdem wie man altnordisch barr übersetzt, das beides heißen kann.

„[...] en fjórir hirtir renna í limum asksins ok bíta barr. Þeir heita svá: Dáinn, Dvalinn,Duneyrr, Duraþrór.“

„Vier Hirsche dringen ins Geäst [Yggdrasils] und beißen die Blätter ab. Sie heißen Dainn,Dwalinn, Duneyrr und Durathror.[3]“– Snorri Sturluson, Prosa­Edda: Gylfaginning, Kapitel 16 (Übersetzung von Arnulf Krause)

An anderer Stelle der Prosa­Edda, in der Skáldskaparmál, führt Snorri die vier Namen als Hirschnamenauf.

In den Þulur werden drei dieser Namen auch als Hirschnamen genannt. Der Hirsch Dwalin aber fehlt,dafür findet sich der ähnliche Name Dvalar.[4]

Forschung

Die Vorstellung vom Hirsch am Weltenbaum könnte wie der Weltenbaumselbst bereits auf indogermanische Zeit zurückgehen.[5] Hirsche amWeltenbaum gibt es auch in iranischen Darstellungen wie zum Beispiel aufder Goldkrone von Novocherkassk, bei der ein Baum von zwei Hirschenumrahmt wird.[6] Nach anderer Ansicht sind die Hirsche am Weltenbaumkein indogermanisches Erbe, sondern sie gehen auf den Einfluss einervorderasiatischen Hochkultur zurück, die entweder unmittelbar odermittelbar durch das Christentum die nordische Mythologie beeinflusste.Insbesondere im Christentum ist die Darstellung vierer Hirsche an den vierParadiesflüssen ein häufiges Motiv.[7]

Das Lied Grímnismál nennt zwar in Strophe 33 vier Hirschnamen,hingegen weidet laut Strophe 35 nur ein Hirsch oben an der EscheYggdrasil. Da beim Baum Lärad, den man für eine Variante desnordischen Weltenbaums hält, ebenso nur ein Hirsch (namens Eikthyrnir)genannt wird, wird deswegen vertreten, dass zum nordischen Weltenbaumursprünglich auch nur ein Hirsch gehörte. Das Viererkonzept würde somitder Vervielfachung des Drachen Nidhöggr entsprechen, der unterhalb vonYggdrasil mit einer Reihe anderer Schlangen haust. Deswegen soll dasNamenskonzept der vier Hirsche aus späterer, also mittelalterlicher Zeit,stammen.[8]

Dvalar aus den Thulur dürfte wahrscheinlich mit Dwalin identisch sein.[9]Es wird auch vertreten, dass Dvalar der ursprünglichere Hirschname sei,da es noch einen Zwerg in der nordischen Mythologie namens Dwalingibt.[10] Jedoch gibt es neben Dwalin auch noch den Zwerg Dain.[11] Obein Zusammenhang zwischen den Hirschen und den beiden Zwergen gleichen Namens besteht, ist nichtüberliefert. Es gibt die Vorstellung, dass Zwerge ein Hirschgewand nutzen können, um sich bei Tag vorden Sonnenstrahlen zu schützen, die sie ansonsten in Stein verwandeln würden.[12]

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Etymologie

Dain, altnordisch Dáinn, heißt „gestorben“.[13][14][15]

Dwalin, altnordisch Dvalinn, könnte auf altnordisch dvala „verzögern“[13][16] zurückgehen. EineDeutung lautet demnach „der Langsame, der Schlafende“.[9][17]

Dvalar, altnordisch Dvalarr, stammt vermutlich ebenso wie Dwalin von altnordisch dvala ab,[16]so dass beide Namen wohl dasselbe bedeuten.

Duneyr, altnordisch Duneyrr, ist nur schwer deutbar. Eine Deutung lautet „Feuergänger“,[13] eineandere „Dunkelohr“[18], eine weitere „der, mit den braunen oder daunigen Ohren“.[19]

Die Bedeutung des Namens Durathror, altnordisch Duraþrór, ist dunkel.[20] Das Wort setzt sichvielleicht zusammen aus altnordisch dura „schlummern“, durr „Schlummer“ oder dur „Stille“ undaltnordisch þrór „Zwerg, Eber, Schwert“ beziehungsweise „Gedeihlicher“ (siehe Beiname Odins).[13] Alle Kombinationen sind denkbar. Vorgeschlagen wird zum Beispiel „Schlummer­Eber“.[9]

Deutung

Deutungen der Hirsche stellen ihre Vierzahl in den Vordergrund. Demnach könnten sie für die vierHauptwinde stehen[21] oder als Zwerge in Hirschgestalt Repräsentanten der vier Himmelsrichtungen sein.[12] Genauso gut könnten sie auch für die vier Jahreszeiten stehen und das sich immer wieder erneuerndeLeben versinnbildlichen. Das Abfressen der Blätter des Weltenbaums wird auch gedeutet als Knospen =Stunden, Blüten = Tage und Zweige = Jahreszeiten.[22]

Literatur

John Lindow: Handbook of Norse Mythology. ABC­CLIO Ltd, St. Barbara (USA, Kalifornien)2001, ISBN 978­1­57607­217­2.Rudolf Simek: Lexikon der germanischen Mythologie. 3., völlig überarbeitete Auflage. AlfredKröner Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 978­3­520­36803­4.

Einzelnachweise

1. Lieder­Edda: Grímnismál, Strophe 32, 35. Textausgabe nach Titus Projekt, URL: http://titus.uni­frankfurt.de/texte/etcs/germ/anord/edda/edda.htm, aufgerufen am 9. April 2013

2. Übersetzung und Zitation nach Arnulf Krause: Die Götter­ und Heldenlieder der Älteren Edda.Philipp Reclam jun. Verlag, Stuttgart 2004, ISBN 978­3­15­050047­7

3. Übersetzung und Zitation nach Arnulf Krause: Die Edda des Snorri Sturluson. Philipp Reclam jun.Verlag, Stuttgart 1997, ISBN 978­3­15­000782­2

4. Þulur III 34 − Hjartar heiti = Snorri Sturluson: Prosa­Edda: Nafnaþulur Sækonungar, 96 − Hjörtr.Die Hirschnamen lauten in dieser Reihenfolge: Hjörtr, dyraþrór, hliðr, eikþyrnir, duneyrr, dáinn,dvalarr, mótroðnir.

5. Jan de Vries: Altgermanische Religionsgeschichte, Band 2: Religion der Nordgermanen. VerlagWalter de Gruyter & Co., Berlin – Leipzig 1937, § 328

6. Abbildung bei Michael Rostovtzeff: Iranians and Greeks in south Russia. 1922, Tafel 26, S. 137,online (http://www.archive.org/stream/cu31924028575060#page/n213/mode/2up)

7. Wilhelm Heizmann: Hirsch – Mythologisches. In: Heinrich Beck, Dieter Geuenich, Heiko Steuer(Hrsg.): Reallexikon der germanischen Altertumskunde – Bd. 14. 2. Auflage. Verlag Walter de

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Gruyter, Berlin – New York 1999, ISBN 978­3­11­016423­7, S. 6048. Henry Adams Bellows: The Poetic Edda: The Mythological Poems. Courier Dover Publications,2004, ISBN 0­486­43710­8, S. 97 f., Anmerkung 33, 35

9. Rudolf Simek: Lexikon der germanischen Mythologie. 3. Auflage. 2006, S. 8210. John Lindow: Handbook of Norse Mythology. 2001, S. 9911. Lieder­Edda: Völuspá, Strophe 11 – Snorri Sturluson: Prosa­Edda: Gylfaginning, Kapitel 1412. Kveldulf Gundarsson: Teutonic Religion – Folk Beliefs & Practices of the Northern Tradition.

Llewellyn Publications Inc., 1993. Electronic Edition 2002, S. 913. Gerhard Köbler: Altnordisches Wörterbuch. 2. Auflage. 2003, online

(http://homepage.uibk.ac.at/~c30310/anwbhinw.html)14. John Lindow: Handbook of Norse Mythology. 2001, S. 9615. Rudolf Simek: Lexikon der germanischen Mythologie. 3. Auflage. 2006, S. 6816. Jan de Vries: Altnordisches Etymologisches Worterbuch. 2. Auflage. Brill Archive, Stichwort:

dvala17. John Lindow: Handbook of Norse Mythology. 2001, S. 98, der als Bedeutung delayed „verzögert“

angibt.18. John Lindow: Handbook of Norse Mythology. 2001, S. 98: "The name appears to mean ‚dark­ear‘."19. Jan de Vries: Altnordisches Etymologisches Worterbuch. 2. Auflage. Brill Archive, Stichwort:

Duneyrr – Rudolf Simek: Lexikon der germanischen Mythologie. 3. Auflage. 2006, S. 8120. Jan de Vries: Altnordisches Etymologisches Worterbuch. 2. Auflage. Brill Archive, Stichwort:

Duraþrór – John Lindow: Handbook of Norse Mythology. 2001, S. 9821. Friedrich David Gräter: Nordische Blumen. Gräffische Buchhandlung, 1789, S. 49 Online

(http://books.google.de/books?hl=de&lr=&id=8GUAAAAAcAAJ&oi=fnd&pg=PA1&dq=Duneyrr&ots=hYRRyhCl4f&sig=J1Cl­NiFqZlmg8DV0og1RVsXdic#v=onepage&q=Duneyrr&f=false)

22. Hansferdinand Döbler: Die Germanen. Gondrom Verlag, Bindlach 1992 (nach der Ausgabe C.Bertelsmann Verlag, München 1975), ISBN 978­3­8112­0935­0, S. 140 (Stichwort: Hirsche)

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