Das Altkirchenslavische Wort - Birnbaum & Schaeken (i)

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Slavistische Beiträge ∙ Band 348 (eBook - Digi20-Retro) Verlag Otto Sagner München ∙ Berlin ∙ Washington D.C. Digitalisiert im Rahmen der Kooperation mit dem DFG-Projekt „Digi20“ der Bayerischen Staatsbibliothek, München. OCR-Bearbeitung und Erstellung des eBooks durch den Verlag Otto Sagner: http://verlag.kubon-sagner.de © bei Verlag Otto Sagner. Eine Verwertung oder Weitergabe der Texte und Abbildungen, insbesondere durch Vervielfältigung, ist ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Verlages unzulässig. «Verlag Otto Sagner» ist ein Imprint der Kubon & Sagner GmbH. Henrik Birnbaum, Jos Schaeken Das altkirchenslavische Wort Bildung, Bedeutung, Herleitung

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old church slavonic grammar

Transcript of Das Altkirchenslavische Wort - Birnbaum & Schaeken (i)

  • Slavistische Beitrge Band 348

    (eBook - Digi20-Retro)

    Verlag Otto Sagner Mnchen Berlin Washington D.C. Digitalisiert im Rahmen der Kooperation mit dem DFG-Projekt Digi20 der Bayerischen Staatsbibliothek, Mnchen. OCR-Bearbeitung und Erstellung des eBooks durch den Verlag Otto Sagner: http://verlag.kubon-sagner.de bei Verlag Otto Sagner. Eine Verwertung oder Weitergabe der Texte und Abbildungen, insbesondere durch Vervielfltigung, ist ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Verlages unzulssig. Verlag Otto Sagner ist ein Imprint der Kubon & Sagner GmbH.

    Henrik Birnbaum, Jos Schaeken

    Das altkirchenslavische Wort

    Bildung, Bedeutung, Herleitung

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    S l a v i s t i c h e B e i t r g e

    B e g r n d e t v o n A l o i s S c h m a u s

    H e r a u s g e g e b e n v o n P e t e r R e h d e r

    B e i r a t :Tilman Berger Walter Breu Johanna Renate Dring-Smimov

    Wilfried Fiedler Walter Koschmal Ulrich Schweier * Milo Sedmidubsk Klaus Steinke

    BAND 348

    V e r l a g O t t o S a g n e r

    M n c h e n 1997

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    Henrik Birnbaum Jos Schaeken

    Das altkirchenslavische WortBildung - Bedeutung - Herleitung

    Altkirchenslavische Studien I

    V e r l a g O t t o S a g n e rM n c h e n 1 99 7

  • 97. 15883

    000.55190------

    / I bayerische I

    Staatsbibliothek I Mncheo I

    I

    ISBN 3-87690-668-7 Verlag Ollo Sagner, Mnchen 1997 Abteilung der Firma Kubon & Sagner

    D-80328 Mnchen

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    Vorwort

    Die hier vorgelegte Abhandlung ber Das a It ki rchensla vise he Wort: Bildung Bedeutung Herleitung ist als erste in einer Reihe von geplanten Einzelunter suchungen ber verschiedene Aspekte der ltesten slavischen Schriftsprache konzipiert, die zum Ziel haben, den neuesten Stand der Forschung darunter auch eigene Ergebnisse darzulegen. Eine zweite Monographie (z. Z. in Vor- bereitung) wird Die Schriftkultur des A It ki rchensla vischen : Die Sprnchdenkmii- 1er und ihr kulturhistorischer Rahmen behandeln. Weitere ins Auge gefate Studien sollen die Laute des Altkirchenslavischen sowie seine Wortbeugung errtern. Andere wichtige Bereiche, nmlich die Syntax (Funktions- und Satz- baulehre) des Altkirchenslavischen und ihre griechischen Vorbilder (in R. Ve- erkns grundlegendem, mehrbndigem Werk, Freiburg i. Br. 1989ff., darge- stellt) und Altkirchenslavisch als Wortkunst (wozu die notwendigen Vorarbei- ten in vollem Umfang noch fehlen; vgl. jedoch gewisse synthetische Darstel-

    lungen wie die von G. Svane. Arhus 1989, und D. Petkanova, Sofia 1986-87, 1992) wurden nach einiger berlegung ausgeklammert.

    Wir sind dem Verleger Otto Sagner und dem Herausgeber Peter Rehder fr die Bereitschaft, die Ergebnisse unserer langjhrigen Forschungen in Form dieser Einzelstudien zu verffentlichen und sie in die Reihe Slavistische Bei- trge aufzunehmen, zu aufrichtigem Dank verpflichtet.

    H.B., J.S.Pacific Palisades und Groningen im Januar 1997

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    INHALTSVERZEICHNIS

    A. Allgemeine Vorbemerkungen 9

    I. Theoretische Vorberlegungen 9II. Die Sprachquellen und ihr lexikographischer Ertrag 12III. Bisheriger Forschungsstand; Zweck und Anlage vorliegender Studie 14

    B. Wortbildung 17

    I. Vorbemerkungen 17II. Das Substantiv 18

    1. Ableitung 181.1 Suffigierung 181.1.1 Die Flexionssuffixe 191.1.1.1 Vokalische Flexionssuffixe 211.1.1.2 Konsonantische Flexionssuffixe 311.1.2 Die komplexen Suffixe 361.2 Prfigierung 512. Zusammensetzung 543. Doppelung 56

    III. Das Adjektiv 571. Die einfache Adjektivform 571.1 Das Simplex 571.1.1 Produktive einfach-komplexe Adjektivsuffixe 591.1.2 Produktive zweifach-komplexe Adjektivsuffixe 641.1.3 Unproduktive Adjektivsuffixe 661.2 Das Kompositum 672. Die zusammengesetzte Adjektivform 693. Der Komparativ 70

    IV. Das Pronomen 721. Pronomina ohne Genusunterscheidung 72 11 Das Personalpronomen (nebst dem Reflexivpronomen) 721.2 Die vom Stamm -/- gebildeten Pronomina 752. Pronomina mit Genusunterscheidung 762.1 Harte Stmme 762.2 Weiche Stmme 79

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    8 DAS ALTKIRCHENSLAVISCHE WORT

    Das Zahlwort 801. Kardinalzahlen 812. Ordinalzahlen 823. Sonstige Zahlarten 83Das Verb 831. Vorbemerkungen 832. Primr- und Sekundrstmme 863. Die nichtfiniten Verbformen: Partizipien. Infinitiv, Supin 93Die nichtbeugbaren Wortarten 961. Vorbemerkung 962. Adverb 96.. Prposition (und Postposition) 1024. Konjunktion 1075. Partikel und Interjektion 112

    C. W ortbedeu tung 117

    I. Vorbemerkungen 117II. Synonymik 118III. Alltglicher Bedeutungsbereich 121IV. Der Bedeutungsbereich der Naturerscheinungen 125V. Christlich-religiser Bereich 126VI. Rechtlicher und politisch-administrativer Bereich 12S

    D. W ortherle itung 131

    I. Vorbemerkungen 131II. Erbwortschatz 132III. Neuschpfungen und Lehnprgungen 134IV. Lehn- und Fremdwrter 136

    E. Anhang: Der W ortschatz der hand- und inschriftlichen Neufunde 139

    I. Vorbemerkungen 139II. Der Apostolus von Knina und die neu entschlsselten Palimpseste 139III. Die Sinai-Funde aus dem Jahre 1475 143IV. Die Inschriften 150

    Literaturverzeichnis 153

    W rterverzeichnis 171

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    Kapitel A

    ALLGEMEINE VORBEMERKUNGEN

    I. Theoretische Vorberlegungen

    Die beiden natrlichen, meist intuitiv unmittelbar empfundenen und wahrge- nommenen Grundeinheiten der Inhaltsseite (im Gegensatz zur Ausdrucksseite, d. h. Lautgestalt und ihrer Wiedergabe) einer jeden Sprache sind das Wort und der Salz. Beide knnen in ihrer Form einfach oder zusammengesetzt sein. Das einfache Wort nennt man auch Simplex, das zusammengesetzte Kompositum.

    Das Wort lt sich theoretisch als Einheit des Sprachbaus schwer bestimmen, und alle diesbezglichen Definitionsversuche mssen eigentlich als in der einen oder anderen Hinsicht unbefriedigend und mangelhaft gelten. Dennoch sind die Begriffe Lexem als Bezeichnung der kleinsten Einheit des lexikalischen Gesamtbestands (Wortschatzes oder Lexikons) einer Sprache und Wortform zur Angabe der bei beugbaren Wrtern mittels einer Endung grammatisch voll ausgewiesenen und als solche in einem bestimmten Satzzusammenhang (syntaktischen Kontext) auftretenden und fungierenden lexikalischen Einheit ntzlich. Das gilt auch fr die Unterscheidung zwischen autosemantischen (le- xikalisch vollwertigen, selbstndigen) und synsemantischen (lediglich zum Aus- druck syntaktischer Funktionen oder Beziehungen gebrauchten, unselbstndi- gen) Wrtern.

    Wie bei anderen indogermanischen Sprachzweigen auch, unterscheiden wir bei der Wortbildung des Slavischen zwischen mehreren Elementen. Whrend das Wort als Ganzes einen bestimmten Bedeutungsinhalt vermittelt und als solches als Lexem zu werten ist, nennen wir die kleinsten als selbstndige Bedeu- tungstrger erkennbaren Wortteile Morpheme. Grundstzlich unterscheiden wir zwischen dem Wurzelmorphem (auch kurz: der Wurzel) eines Wortes und verschiedenen Affixmorphemen (kurz: Affixen), welche an die Wurzel heran- treten (bzw. in sie eingefgt werden) knnen und zusammen mit ihr den Wortstamm bilden. Wo der Wortstamm aus der bloen Wurzel besteht, d.h. wo die Wurzel ohne Herantreten eines Affixes den Wortstamm bildet, haben wir es mit sog. Wurzelwrtern zu tun. Affixe lassen sich in Pr-, In- und Suf- fixe einteilen, von denen erstere und letztere im Altkirchenslavischen und im Slavischen berhaupt zur Bildung von Wortstmmen durch Ableitung (De- rivation) dienen, whrend die Einfgung eines Infixes in die dadurch venin-

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    derte Wurzel als Relikt aus dem Indogermanischen sehr selten ist. An den Wortstamm tritt zwecks Bildung der in den Flexionsformen der Wortbeugung vorliegenden Wortform dann noch die Endung, genauer: die grammatische Endung.

    Es sei eingangs ferner betont, da sich eine bestimmte Wortform in dia- chroner Sicht nicht immer auf dieselbe Weise in Stamm und Endung zerlegen lt. Was synchron gesehen im Altkirchenslavischen als Stamm bzw. Endung zu werten ist, erweist sich in einer frheren, allerdings ebenfalls synchron zu betrachtenden Entwicklungsstufe oft als anders zu interpretieren. Beispiels- weise fhren wir hier die Kasusformen NSg 1W ort, GSg an. Fr die altkirchenslavische Zeitstufe gilt die folgende Zerlegung:

    NSg s b v (= Wurzel) + 0 (= Suffix) = Stamm + (= Endung)GSg slov (= Wurzel) + es (= Suffix) = Stamm + e (= Endung)

    Dagegen gilt fr die indogermanische Vorstufe:

    NSg kleu (= Wurzel) + os (= Suffix) = Stamm + 0 (= Endung)GSg kleu (= Wurzel) + es (= Suffix) = Stamm + es (= Endung)

    Im NSg zeigt sich also diachron gesehen, da das im Altkirchenslavischen als Endung zu betrachtende -o in frherer Zeit, d.h. vor dem Schwund des aus- lautenden -v, als ein mit -es- der obliquen Kasus in qualitativem Ablaut (Abt- nung) stehendes Suffix (-av-/-ev) aufzufassen ist.

    Whrend Wortbildung und Stammbildung grundstzlich gleichbedeutend sind, ist die zuweilen vorkommende Gleichsetzung von Wortbildung mit Ableitung insofern irrefhrend, als Ableitung zwar die hufigste Art der dem Altkir- chenslavischen (und dem Slavischen berhaupt) historisch gesehen zugrunde liegenden Wort- bzw. Stammbildung ist (wobei Ableitung stets die Hinzufii- gung eines oder mehr als eines Suffixes impliziert, daneben aber auch zustz- liehe Prfigierung und ausnahmsweise Infigierung bedeuten kann), neben die- ser Stammbildungsart und der seltenen Verwendung der Wurzel auch als Wortstamm, d.h., anders ausgedrckt, mit Nullsuffix noch zwei weitere Wortbildungsweisen V ork om m en : die ganz vereinzelte, dann meist onomatopo- etisch begrndete Doppelung (Reduplikation) und die durchaus nicht unge- wohnliche Zusammensetzung (Komposition), nicht zuletzt in dem Griechischen nachgebildeten Neuprgungen. Dazu ist freilich zu vermerken, da diest* bei- den Arten der Wortbildung in der Regel mit Ableitung (Suffigierung) kombi- niert auftreten. Zu beachten ist hier ferner, da sich Komposition und Prfi- gierung nicht immer reinlich auseinanderhalten lassen, da es manchmal schwer zu entscheiden ist, ob der erste Bestandteil einer Zusammensetzung lediglich als Prfix, oder aber als ursprnglich selbstndiges Wurzelmorphem zu gelten hat. Als Folge morphonologischer Prozesse kann eine Wurzel in einer be- stimmten Formenkategorie (vor allem beim Verb, im Aorist und Imperativ)

    10 DAS ALTKIRCHENSLAVISCHE WORT

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    A: ALLGEM EINE VORBEMERKUNGEN 11

    durch quantitativen Ablaut (Abstufung) abgewandelt worden sein, was als W urzelvernderung (und nicht W urzelerw eiterung) einzustufen ist, vgl. etwa lSgPrs * ich sage, sp reche, 2SgImp sag! sprich!', lSgA or ich sagte, sp rach. Allerdings mu synchron gesehen auch eine ursprngliche W urzelerweiterung zuweilen als W urzelvernderung gedeute t werden, so z.B. wenn neben der W urzel sd- ein sd- steht: lSgA or * ich setzte mich' (< idg. sd-), lSgPrs ich w erde mich setzen ' (< idg. s-n-d-, also mit Na- salinfix).

    Die dem Altkirchenslavischen (und teilweise sonst dem Slavischen) historisch zugrundeliegenden W ortbildungstypen sollen hier kurz an einigen Musterbei- spielen veranschaulicht werden.

    Ableitung: NASg Diener, Sklave' (< *orbh-o-s/m ), VSg Die- ner! (

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    minale Bildungen, nmlich die adjektivisch flektierenden Partizipien; und einige Verbformen sind erstarrte verbale Nominalbildungen, im Altkirchenslavischen der Infinitiv (ein erstarrter Dativ oder vielleicht Lokativ eines Verbalsubstan- tivs auf *-i/'-, DLSg *-tt) und das Supin (ein erstarrter Akkusativ eines Ver- balsubstantivs auf *-tu-, ASg *-tum). Noch in bezeugter Zeit flektierende Ver- balnomina (auf -tbje* -nbj) gehren zum Substantiv. Die deklinierenden Wort- arten sind das Substantiv und ganz berwiegend das Adjektiv (mit ein* facher oder kurzer bzw. zusammengesetzter oder langer Form), das Pronomen und das Zahlwort. Die meisten kurzformigen Adjektive waren formal ur- sprnglich mit den maskulinen und neutralen -o- und -/o-Stmmen bzw. den femininen -

  • 13A: ALLGEMEINE VORBEMERKUNGEN

    mit Ohrid als Mittelpunkt des ehemaligen Westbulgarien umfate. Obgleich sich gewisse, im ganzen geringfgige Unterschiede zwischen den aus Ost- und Westbulgarien stammenden Texten feststellen lassen, besteht kein Anla, von zwei verschiedenen Sprachen wie sie etwa fr das heutige Bulgarien und Makedonien anzunehmen sind auch fr das 10. und 11. Jahrhundert auszu- gehen. Die Wende des 11. Jahrhunderts brachte hingegen einige grundlegende Vernderungen im Lautstand (vor allem Vertauschung der Nasalvokale) und in der Verwendung bestimmter Formen (insbesondere Kasussynkretismus) mit sich, welche das Ende der altkirchenslavischen Epoche und den Beginn einer neuen, der mittelbulgarischen Entwicklungsphase markieren.

    Der meist als altkirchenslavischer Kanon bezeichnete Bestand erhaltener Handschriften (sowie die Grabinschrift des Zaren Samuel) ist auf eine verhlt- nismig geringe Anzahl von Sprachdenkmlern beschrnkt. Zum Korpus, welches in den Hauptabschnitten vorliegender Untersuchung ausgewertet wurde, gehren: vier grere Evangelienhandschriften (wobei zwischen vollen, sog. Tetra- evangelien und ausgewhlten Perikopensammlungen oder sog. Aprakosevange- lien zu unterscheiden ist) die glagolitischen Codices Zographensis (Zogr.), Marianus (Mar.) und Assemanianus (Ass.) sowie die kyrillische Saw ina kniga (Sava*Buch, Sav.); zwei kleinere Evangelienfragmente die glagolitischen Bltter von Ohrid (Ohr.) und die kyrillischen Bltter UndoPskijs (Und.); das glagolitische Psalterium Sinaiticum (Ps.); liturgische Texte die glagolitischen Kiever Bltter (KB1.) und das eben- falls glagolitische Euchologium Sinaiticum (Euch.), dem der sinaitische Sluzeb- nik (SinSlu.) in demselben Kodex vorangeht. Erbauungsliteratur der Glagolita Clozianus (Cloz.) und der kyrillische Codex Suprasliensis (Supr.); fnf kleinere Fragmente die glagolitischen Blt- ter von Rila (Ril.) und das glagolitische Blatt Grigorovics (Grig.) sowie die kyrillischen Bltter von Hilandar (Hil.) und Zographos (ZogrBl.) und, in der- selben Schrift, das Blatt Hilferdings (Hilf.).

    Zu den in neuerer und neuester Zeit an den Tat* gekommenen Sprachquellen siche den Anhang (E. ) . Nheres ber die altkirchenslavischen Hand- und Inschritcn s/gl. den demnchst erscheinenden Band II der Altkirchcnslavischcn Studien.

    Obzwiir der altkirchenslavische Wortschatz natrlich weit ber die erhaltenen Sprachdenkmler aus dem 10. und 11. Jahrhundert hinausgeht man denke etwa nur an solche einzig in spteren Abschriften berlieferten Texte, wie die beiden Viten der Slavenlehrer, die Schriften eines Klemens von Ohrid oder ei- nes Johannes des Exarchen, des pseudonymen Mnches Chrabr, Konstantins des Presbyters (und spteren Bischofs von Preslav) oder Kosmas' des Pres- byters , soll das Hauptaugenmerk im folgenden doch gerade auf die Lexik des altkirchenslavischen Kanons gerichtet sein. Denn bei nur aus spterer Zeit

  • DAS ALTKIRCHENSLAVISCHE WORT14

    erhaltenen Denkmlern lt es sich nicht immer mit letzter Gewiheit ausma- chen, ob ein bestimmtes Wort schon im ursprnglichen, noch im Bulgarien des 10.-11. Jahrhunderts entstandenen Text vorlag oder ob es erst in einer toi- genden Abschrift Verwendung fand. So ist der kirchenslavische im Gegen- satz zum altkirchenslavischen Wortschatz hier nur ausnahmsweise (nmlich wo dafr besonderer Anla bestand) herangezogen worden.

    Bei der Errterung des einschlgigen Wortmaterials wurden neben den Sprachdenkmlern selbst in erster Linie folgende lexikographische Werke, in denen dieses Material bearbeitet vorliegt, zu Rate gezogen: Shvn ik jazyka sta- roslovnskho (Hg. J. Kurz, ab 1982 Z. Hauptova), Praha I958ff. (vgl. Bla- hov 1989a); Staroslavjnnskij slovnr' (po tukopisjam -7 vekov) (Hg. R.M. Cejtlin, R. Vecerka und E. Blhov), Moskva 1994 (vgl. Krys'ko 1996 und Sehaeken 1996): L. Sadnik und R. Aitzetmller, Handwrterbuch zu den uh- kirchenslavischen Texten, 's-Gravenhage-Heidelberg 1955 (vgl. dazu Lysaght 1989 und auch Mares 1990a). Was insbesondere die Wortherleitung betrifft, wurden zustzlich noch folgende Nachschlagewerke benutzt: Etymologicky sbvTiik jiizykn staroslovnskho (Hg. E. Havlov), Praha 1989ff. (vgl. Havlov u.a. 1986); Etimologiceskij slovar' slavjanskich jnzykov (Hg. O.N. Trubacev). Moskva 1974ff.: Sownik prasowiaski (Hg. F. Sawski), Wrocaw 1974ff.; M. Vasmer, Russisches etymologische* Wrterbuch (Etimologiceskij slovar' russ- kogo jikzyka, Moskva 1986~-872). Schlielich wurde auch die Reihe Etimoloija (Hg. O.N. Trubacev), Moskva 1963ff. eingesehen.

    . Bisheriger Forschungsstand; Zweck und Anlage vorliegender Studie

    ln bezug auf den Stand der Forschung auf den drei hier behandelten Gebieten der altkirchenslavischen Wortlehre ist bereits Erhebliches geleistet worden, von dem manches bis heute als unberholt gelten kann. Zu nennen sind insbe- sondere einige grundlegende Arbeiten auf dem Gebiet der altkirchenslavischen bzw. allgemeiner: der slavischen Wortbildungslehre. Schon F. Miklosichs Vergleichende Grammatik der slavischen Sprachen enthielt im 2. Band (875) eine Stammbildungslehre, wo viel altkirchenslavisches Material verwertet wurde. hnliches gilt auch von der Vergleichenden slavischen Grammatik von W. Vondrk (19242: 485-719). Die nominale Stammhildung wurde bereits von A. Meillet im Jahre 1905 im 2. Band seiner Etudes behandelt und liegt jetzt in einer von A. Vaillant bearbeiteten zweiten Auflage (1961) vor. Vaillant selbst hat in seinem Manuel du vieux-slave (19642) der Wortbildung ebenfalls einige Abschnitte (S. 205-216, 317-341) gewidmet und in seiner breit angelegten Grammaire compare des langues slaves werden sowohl die Verbalbildung (1966: bes. 459-500) und, besonders ausfhrlich, die Nominalbildung (1974) untersucht. Von wichtigen Beitrgen russischer Gelehrter verdienen A.M. Se- lisev, Sta ros la vjansk ij jazyk (1952: 53-87), S.B. Berntejn, Oetk sravnitel'noj

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    A: ALLGEMEINE VORBEMERKUNGEN 15

    grammatiki slavjanskich jazykov (1974: 132-319), R.M. Cejtlin, Leksika staro- shivjanskogo jazyka (1977) und .. Varbl, Prusia vjan s aja morfoloija. sio- voobrazovanie i etimoloija (1984) Erwhnung. Der a tergo abgefate Teil des Handwrterbuchs von L. Sadnik und R. Aitzetmller (1955: 171-207) ist natr- lich fr jeden an der Suffigierung des Altkirchenslavischen Interessierten ber- aus ntzlich. Von neueren grundlegenden Arbeiten zur altkirchenslavischen bzw. urslavischen Wortbildungslehre sind ferner noch die einschlgigen Ab- schnitte von F. Sawski im Sownik prasowiaski (1974: 43-141, 1976: 13-60, 1979: 11-19) und P. Arumaa, Urslavische Grammatik (1985: 13-156) besonders wichtig und wurden fr die folgende Darstellung stndig zu Rate gezogen.

    Hinsichtlich der Aufarbeitung der altkirchslavischen Wortbedeutung und Wortherleitung sind Einzelprobleme in an einschlgiger Stelle erwhnten Mo- nographien behandelt. Allgemein ist das diesbezgliche Material in den oben erwhnten Lexika dargelegt und gedeutet.

    Hier sei schlielich noch vermerkt, da von der Sekundrliteratur haupt- schlich die nach dem Zweiten Weltkrieg erschienene bercksichtigt wurde.

    Zweck vorliegender Studie ist eine immer noch bestehende Lcke zu schlieen, indem hier alle Aspekte der altkirchenslavischen Wortlehre auer der Flexion zusammenfassend behandelt werden, wobei die Zusammenstellung von Stammbildung, Semantik und Etymologie z.T. neue Gesichtspunkte zei- tigte. Zustzlich ist zu beachten, da hier das Material der hand- und in- schriftlichen Neufunde in einem besonderen Anhang vorgefhrt und interpre- t i e r t w i rd .

    Was die verschiedenen Abschnitte betrifft, so sind sie in dieser Monogra- phie etwas ungleichmig verteilt. So liegt das Hauptgewicht auf der Wortbil- dung, einem Forschungsgebiet, auf dem zwar schon viel geleistet wurde, wo aber manche neue Gesichtspunkte anzulegen und eine neue Synthese zu erar- beiten waren. Der bedeutend krzere Umfang der Kapitel ber Wortbedeu- tung und Wortherleitung erklrt sich dadurch, da die gesamte Semantik des Altkirchenslavischen in den einschlgigen Wrterbchern (siehe oben, II.) be- reits verarbeitet vorliegt und es nur noch galt, diese Bedeutungsvielfalt in gro- ben Zgen zu umreien und zu kategorisieren sowie gewisse Besonderheiten, wie funktional bedingter, beschrnkter Bedeutungsumfang der altkirchenslavi- sehen Gesamtlexik bei reicher Synonymik, zu erlutern.

    hnliches gilt auch fr die Wortherleitung. Hier ist die Etymologie des alt* kirchenslavischen Wortschatzes grundstzlich, wie oben erwhnt, bereits in den entsprechenden etymologischen Wrterbchern erschlossen (soweit der Ursprung in Einzelfllen nicht als dunkel zu gelten hat), und auch fr die hier vorgenommene Kategorisierung in Erbwrter, Neuschpfungen, Lehnpnigun- gen und Lehn- und Fremdwrter gibt es ebenfalls schon wichtige lexikogra- phische Vorarbeiten, so da wir uns in unserer Darstellung diesbezglich ver- hltnismig kurz fassen konnten.

  • DAS ALTKIRCHENSLAVISCHE WORT

    Schlielich sei noch bemerkt, da bei der Wiedergabe der in vorliegender Studie verzcichneten, gewhnlich nur zur diachronen Orientierung dienenden indojjermani- sehen Grundformen die traditionellen, allgemein akzeptierten Rekonstruktionen beibe- halten sind.

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    Kapitel

    WORTBILDUNG

    I. Vorbemerkungen

    Von den Arten der Wort- oder Stammbildung ist die Ableitung (Derivation) die bei weitem hutigste und daher wichtigste, whrend die Zusammensetzung (Komposition) stets mit Ableitung verbunden im ganzen um einiges weni- ger im Gewicht fllt und andere, vllig unproduktive Wortbildungstypen, mit- tels Doppelung (Reduplikation) bzw. durch Verwendung der bloen Wurzel als Stamm, also ohne Ableitungssuffix (synchron: mit Nullsuffix), nur ganz verein- zeit bezeugt sind und als Relikte einer vorslavischen Art der Wortbildung zu werten sind. Bei Ableitung wiederum ist die Anfgung eines Suffixes (oder auch mehrerer Suffixe), also Suffigierung, die gewhnlichste Stammbildungs- art, wogegen die Voranstellung eines Prfixes (weniger hufig sogar mehrerer Prfixe) an einen sonst immer gleichzeitig auch durch Suffigierung gebildeten Wortstamm, also Prfigierung, verhltnismig seltener ist und eigentlich nur in der verbalen Stammbildung bei dadurch meist bewirkter vernderter Aspektfunktion eine durchaus wichtige morphosyntaktische (und also nicht nur lexikalische) Rolle spielt. Die im Slavischen und mithin auch im Altkir- chenslavischen eigentlich nur in der verbalen Stammbildung noch spurenhaft erkennbare Ableitung mittels lnfigierung, also durch Einfgung eines Infixes und zwar genauer: eines Nasalinfixes - in den Bau des Wurzelmorphems ist vllig unproduktiv und gehrt einer frheren, vorslavischen wohl noch ge- meinindogermanischen Entwicklungsstufe an (vgl. Bildungen wie lat. lSgPrs ping ich male'. lSgPerf pixi ich malte'; lSgPrs rump ich (zer)breche\ lSgPerf rp ich (zer)brach' u.dgl.)

    Eingangs sei ferner noch bemerkt, da die altkirchenslavische Wortbildung, wie die des Slavischen berhaupt, uerst reich und komplex ist und sich im Rahmen einer auch ins Einzelne gehenden Abhandlung nicht erschpfend dar- stellen lt, insbesondere als sich hier vielfach noch aus dem Indogermuni sehen oder einem Teil davon ererbte, oft nur noch relikthafte Bildungen neben erst in slavischer Zeit entstandenen, in verschiedenem Grade produktiven Stammformationen finden, wobei gerade im Altkirchenslavischen noch ein nicht unerheblicher Anteil dem Griechischen nachgebildeter Neuprgungen hinzukommt. Die Wortbildung des Altkirchenslavischen ist auch, wie spter

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    18 DAS ALTKIRCHENSLAVISCHE WORT

    die anderer slavischer Schriftsprachen, insofern besonders reich, als die Ablei- tungsmuster hier vielfach schier unbegrenzt scheinen. Vgl. etwa nur als einzi- ges Beispiel fr viele Feige, Feigenbaum, Feigenbaum, ^ d s . \ *16 Feigenbume, Feigenhain, des Feigenbaums, ds., \ ds..

    So sollen und knnen in den folgenden Abschnitten nur die Grundzge der altkirchenslavischen Wortbildung umrissen werden ohne jeden Versuch das einschlgige Material in seinem vollen Umfang hier vor Augen zu fhren. Da gerade bei der chronologisch mehrschichtigen Wortbildung der historische Rckgriff fr ein Verstndnis der Entstehung der in den altkirchenslavischen Texten vorliegenden S ta m m b ild u n g s ty p e n und -u n te r ty p e n be.Nonders auf- schlureich ist. stehen hier diachrone Gesichtspunkte im Vordergrund.

    Allgemeine Literatur. Mcillel (196I2), Vondrk ( 1 9 2 4 4 8 5 - 7 1 9 : ), Vaillant (I9642: 205-216, 317-341, 1966, 1974), Sclicv (1952: 5 3 -8 7 ) , Sadnik und Ailzcimllcr (1955: 171-207), Nikoli (1966-67), Sawski (1963a, 1974, 1976, 1979), Warcho (1971), Bcrntcjn (1974: 132-319), Ccjtlin (1977, 1986), Winokur (1978-79), Varboi (1984), (1985: 13-156), Duridanov u.a. (1991: 176-195, 212-227).

    . Das Substantiv

    .1 Ableitung

    II.Ll Suffigierung

    Die zur Bildung altkirehenslavischer Substantive dienenden Suffixe lassen sich au verschiedene Weise und nach unterschiedlichen Gesichtspunkten kategori- sieren und untereinteilen, wobei verschiedene Kriterien als Hnupteinteilungs- grund gewhlt werden knnen. So kann besonders bei einer synchronen Be- trachtungsweise das Kriterium der (allerdings gradierten) Produktivitt bzw. das der Frequenz im Altkirchenslavischen eine erste Aufteilung nahelegen; oder aber wir knnen einerseits zwischen bestimmten Grundtypen, die nicht zuletzt historisch gesehen auch der Wortbeugung zugrundeliegen und daher hier als Flexionssuffixe bezeichnet werden, und andererseits der groen An- zahl komplexer bzw., diachron betrachtet, weiter abgeleiteter Suffixe unter- scheiden. Dabei sind zunchst wiederum produktive und unproduktive (aber z.T. doch hufig belegte) Ableitungselemente gesondert aufzufhren. Ferner knnen hier gewisse in den betreffenden Suffixen wiederkehrende l aute oder Lautverbindungen einen weiteren Einteilungsgrund abgeben. Im folgenden ist aus soeben angedeutetem Grund diesem zweiten Einteilungsprinzip der Vor- rang gegeben worden.

    Gewisse, schon im frhesten bezeugten Slavischen untergegangene Suffixe las- sen sich diachron einzig aufgrund etymologischer berlegungen und Glei- chungen erschlieen. Das gilt nicht zuletzt von den besonders altertmlichen

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    B.II: WORTBILDUNG - SUBSTANTIV 19

    Bildungen, wo in der Wortbeugung //-/-haltige Suffixe mit --haltigen wech- selten (sog. Heteroklitika). im Slavischen jedoch gewhnlich nur das eine oder das andere erhalten (bzw. umgebildet worden) ist; vgl. etwa Wasser (wohl < idg. udr), Eimer' (< idg. udr-) neben griech. Sb>p, GSg OSaxo W asser (< *-or-tos), lit. vandu, GSg vandens, ahd. w a jje r , anord. vatn ds. usw. Ausnahmsweise findet sich auch eine mit in demselben Wort- bildungsmorphem zusammengewachsenem / und -- gebildete W ertform, wie in Sonne (< *sln-ik); vgl. griech. lat. sL got. sauil undsunn. apreuss. saule ds.. Der einst hier vorliegende Suffixwechsel kann da* her nur durch Zusammenstellung verwandter slavischer Lexeme (Etyma) bzw. durch die Sprachvergleichung ber das Slavische hinaus erkennbar gemacht werden. Derartige sich rein diachron ergebende Aufschlsse sollen hier jedoch nur am Rande vermerkt werden (vgl. dazu besonders Birnbaum 1972).

    .1.1.1 Die Flexionssuffixe

    Aus diachroner Sicht lassen sich fr das Slavische folgende Flexionssuffixe (mit jeweiliger Genusangabe) aus dem Bestand der indogermanischen Grund- sprche nachweisen:

    Vokalische Flexionssuffixe:a //o Maskulina und Neutra-l-i* Feminina und (in weit geringerem LImfang) Maskulina /* Maskulina und Feminina-u- Maskulina-- Feminina

    Konsonantische Flexionssuffixe:men- Maskulina und Neutra -en- Maskulina -ent- Neutra -es- Neutra-er- Feminina

    Von diesen Suffixen (auer -ent-) lassen sich ferner folgende Ablautvarianten bzw. sonst morphonologisch umgestaltete Spielarten erschlieen:

    FlexionssufFix: Variante:() ( />

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    2 0 DAS ALTKIRCHENSLAVISCHE WORT

    -ev- -os--er- -r-

    Ein Teil dieser aus dem Indogermanischen ererbten Flexionssuffixe ist im Alt- kirchenslavischen in den Kasusendungen aufgegangen bzw. wurde als solche umgedeutet. Folgende fnf Stammbildungselemente treten allerdings in z.T. lautlich weiterentwickelter Gestalt aber noch im Altkirchenslavischen als auch synchron gesehen eigentliche Suffixe auf:

    -men- > aksl. -en- in den Beugungsformen des Deklinationstyps \/\ Name', wobei zu vermerken ist, da das -m- des Suffixes -men- aus synchroner Sicht zur Wurzel gehrt; vgl. z.B. GSg im-en-e.

    Dasselbe altkirchenslavischc Suffix kommt ferner aueh noch hei den beiden in Supr. belegten Maskulina Stein*, Flamme vor: GSg kam-cn-c, plam-cn-c usw. Da von diesen zwei Lexemen indes die ASg-Formen 4\. aksl. -ff- in den Beugungsformen des Deklinationstyps 1Kind'; vgl. z.B. GSg otro-t-e.-es- = aksl. es- in den Beugungsformen des Deklinationstyps W ort; dieses Suffix ist allerdings fakultativ, da neben den -e.v-Formen auch solche ohne das Suffix Vorkommen; vgl. z.B. GSg \lov-es-e neben slov-a.

    Dasselbe Wortbildunuselemcnl trill im AUkirchcnslavischcn auch in den enlsprc* chcnden adjektivischen Ableitungen auf, z.B. nvh-cs- /nch-cs-bskb himmlisch. m l-cs- *wunderbar'; Weiteres siehe III.1.1.1.

    Ohne das --Suflx begegnen die allen Duallormcn . . wobei es sich histo* risch gesehen um Wurzelwrter {*ok- bzw. *uch-) ohne jedes Ablcilungsmorphcm han- dell; sonsl mit -c*.v*Suffi\, etwa GSg o-cs-l\ DSg oC-cs-i.

    -er- = aksl. -er- in den Beugungsformen des Deklinationstyps \ Mutter'; vgl. z.B. GSg mat-er-e.-uy~ > aksl. -- in den Beugungsformen des Deklinationstyps - Kirche'; vgl. z.B. GSg --.

    Auffallend ist die Form des Objekls in der Redewendung Ehebruch begehen. Un- zucht reiben: AioK'k! (): '' (); iip'krtiOKki * (be/.cugt in den Evangclicnhandschrillen Zogr., Mar., Ass. und Sav. sowie je zweimal in Ps. und Cloz. und einmal im Apostolus von Enina: siehe E.II). Weiler findet sich in negativen Stzen M llp'kAlOK'k C'kTKOpHTH (je einmal in Mar. und Ass.), H(: lip'kAlOK'k 14 (einmal in Mar.). Die Erklrung ist strittig. Am ehesten handelt cs sich bei ((1*)10'1 um eine ursprngliche ASg-Form ( - / < *-f/m), die dann spater als API der -o-Stmmc aufgefat und in verneinenden Stzen durch den GPI desselben Typs ersetzt wurde. Siehe Vaillant (1958a: 263-264 , 19642: 114); vgl. weiter noch la- gic (1883: 4 5 8 ) , Van Wijk (1931: 182, 188), Georgiev (!969: 5-6).

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    .II: WORTBILDUNG - SUBSTANTIV 21

    Im einzelnen ergibt sich folgendes, nun diachron interpretiertes Bild:

    II.1.1.1.1 Vokalische Flexionssuffixe

    -0/-i0Stmme. Das -o-Suffix dieser Stmme ist in der altkirchenslavischen Deklination noch deutlich in der NAVSgn-Endung -o (das brigens nicht di- rekt *- widerspiegelt, also nicht lautgerecht ist) sowie im ISg - (< *-- m/s), DPI - (< *--mus) und DIDu -or71a (< *-o-m) zu erkennen; entspre- chend auch das -/o-Suffix (mit Umlautung -io- > -je-): e, - (< *-/o-m/.v), - (< *-io-mus), -7 (< *-io-m). Die Ablautvariante -c- erscheint in unver- nderter Gestalt in der VSgm-Endung, die historisch gesehen aus dem bloen Suffix (d.h. mit Null-Endung) besteht. In den brigen Kasusendungen lt sich das Suffix -o- bzw. -- (io- bzw. -r-, wobei die Lnge allerdings z.T. Kon- traktionsprodukt und nicht Dehnstufvariante ist) weitgehend mit Sicherheit oder doch groer Wahrscheinlichkeit erschlieen. Fr das Slavische (besonders das Urslavische) werden statt -o-/-/o-Stmmen gewhnlich -o/-yo-Stmme (also mit vollzogenem Lautwandel / > j ) angesetzt.

    Bei diesem Suffix handelt es sich um eines der wichtigsten und produktiv- sten Wortbildungselemente des Slavischen. Es diente in seiner maskulinen Spielart vor allem zur Bildung von Nomina actionis (spter z.T. in Nomina acti konkretisiert), seltener von Nomina agentis. Es sind zwei chronologische Schichten zu unterscheiden, eine ltere, aus dem Gemeinindogermanischen ererbte und eine jngere, auf urslavische Zeit zurckgehende, in den Einzel- slavinen aber weiter ausgebaute. Die ltere Schicht ist oft zustzlich durch Ablaut des Wurzclvokalismus gekennzeichnet: -o- (auch -oi- > urslav. -ou- > urslav. -u-4 -or- > aksl. -/7k o/ > aksl. -7-. -on--om- > urslav. -$-) gegen- ber -c- oder Reduktionsstufe (--/--) der entsprechenden, gewhnlich prim- ren Verben.

    Beispiele: * W agen, eig. Gefhrt' (zu , fahren'), *Donner' (zu donnern'), Dach, Deckung und ' Dach, Obdach, Schutz' (zu *, ' decken, verbergen, . *be- decken, verbergen'), i m o t h Zaun (zu , flechten'), 11030p*k Schauspiel* (zu ' sehen, erblicken'), i i o t k (< *pokto -) *Schwei' (zu , ! *backen), ' Prophet (zu , vorhersa- gen, prophezeien'; beim Simplex Termin, Frist, Gesetz, , *sagen' ist der ursprngliche Bedeutungszusammenhang weniger durchsichtig), ' rgernis (zu ;, zerreien'), Graben, Grube' (zu p MA*. p 'K iT H graben), Versammlung, Konzil (zu , *- *(versammeln'), Lauf, Strom ' (zu ;, laufen), * Gang. Lauf (zu PartPrtAkt gegangen von , *gehen'); vgl. ferner noch Hof' (zu , meist PI . T r). hnlich auch *Unzucht' (zu ;, *irren), * (

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    22 DAS ALTKIRCHENSLAVISCHE WORT

    ujTH < *obvelk- einhllen, bekleiden'), (< *k'uoito-) Licht, Welt (zu leuchten, scheinen), * (< *tromso-) Beben, Erdbeben' (zu , schtteln, reflexiv beben'), (< *kuoito-) Blume, Blte' (zu , blhen').

    Zuweilen liegt auch Dehnung des Wurzelvokals als weitere Morphemumge- staltung vor, also -a- (zu Verben z.T. mit dem Wurzelvokal --), etwa *Hitze (zu kochen, sieden'), Gestalt, Aussehen, Bild, Gleich- nis, eig. *Umri. Umschnitt (zu ' beschneiden'). Von diesen dever- bativen Primrableitungen wurden im weiteren Iterativa und !Causativa auf -iti mit demselben Wurzelvokal gebildet: irren', (er)leuchten, ksl. *fahren usw. (vgl. VI.2). In historisch bezeugter Zeit handelt es sich bei diesen zahlreichen Bildungen (mit verschiedenem Wurzelvokalismus) vor allem um deverbative Substantive (Nomina postverbalia).

    Im Gegensatz zu den Maskulina mit dem Suffix -o- dienen die Neutra mit demselben Ableitungsmorphem gewhnlich nicht zur Bildung von deverbativen Substantiven; *Schatz, Erbe ' (zu /1, legen, setzen, stel- len') bildet hier eine Ausnahme. Das -o- der Neutra wird berwiegend an an- dere Suffixe gefgt und bildet somit komplexe Suffixe (siehe 11.1.1.2).

    Zu den vereinzelten slavischen -0-Bildungen des Neutrums (ohne Suffixer- W e ite ru n g ) gehren im Altkirchenslavischen *Augenlid (vgl. t . vakus *ds.'), Nest' (eine Umbildung des durch lat. nidus. ahd. nest ds. ver- tretenen indogermanischen Wortstamms), Joch (vgl. griech. Oorv, lat. iugum, aind. yugm *ds.'), *Reisch' (vgl. apreuss. mensu got. mimz. aind. msimsm *ds.'), *Boden' (wo -/- wurzelhaft ist, vgl. lat. tellus *Erde'), *Stirn. Front' (trotz ksl. kaum ein -c*.\-Stamm. da hier eher Analogie mit * *krperlich' vorliegt).

    Literatur. Mcillut (19612: 214-240), Vomlrk (19242: 494-5(10), Sclicv (1952: 55-56), Vaillant (1958a: 27-45 . 1974: 19-20), Nikoli (1966-67: 78 -80 ) , Brauer (1969 I: 19-71). Sawski (1974: 58-59. 1976: 29). Bcrnicjn (1974: 2 7 6 -3 0 2 ) , Arumaa (1985: 68-74) . Kralik (1992). Wojtya-wicr/owska (1992: 33-36. 39-41).

    Von ursprnglichen -/o-Stammbildungen gibt es im Altkirchenslavischen nur noch Spuren, allerdings recht zahlreiche: Fhrer. Leite! (zu *fhren), ' *Geschrei, Wehklage' (zu ' schreien, rufen), *Hrde. Stall (zu *bauen), Hinterteil (vielleicht durch Wur- zelerweiterung mittels -J- aus der Prposition 3d *hinter'), Liirm, Ge- schrei (zu *schreien'), *Rand, Ende, Land', *Geschrei' (zu *schreien), Messer (vgl. *hineinstecken'), *Wei- nen, Klagen (zu *(be)weinen), Lrm, Tumult (wohl zu ei- nem allerdings nicht belegten *plisknti, einer schallnachahmenden Bildung), W chter (zu ', ' *hten, bewahren'), 1 bel, Pliige, sonst meist *Massaker, Schlacht(en)' (zu , *hauen'). Weni- ger durchsichtige Bildungen, z.T. wohl mit zustzlichen Wortbildungselemen-

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    .II: WORTBILDUNG - SUBSTANTIV 2 3

    ten sind im Altkirchenslavischen: A rzt (mit unsicherer etymologischer Anknpfung, aber womglich mit griech. Epw < *ucri sage, spreche ver- wandt, wobei das Element -k- als Wurzelerweiterung gedeutet werden knnte; vielleicht handelt es sich hier jedoch um einen alten --Stamm), beltter, Zauberer (< -dcjb, zu ! tun, verrichten). U r sprngliche -io- oder z.T. --Stmme sind ferner womglich auch Re- gen, Schlssel', Korb, *Mann (wobei wegen DSg \46 hier gerade auch an --Bildung gedacht wurde), Mantel, (neben ) Widersacher (vgl. 1 c a streiten).

    Von neutralen -/o-Stmmen sind im Altkirchenslavischen u.a. bezeugt: K*knrre Beratung, Versammlung', Lager, Bett', ' Meer (ursprng- lich ein --Stamm, vgl. lat. marc, got. marci d s .\ apreuss. Haff, wo- mglich ein vorindogermanisches Substratwort), Obst, *Zelt, W ohnung, Schulter, (PI tantum) Lunge, Eingeweide, Feld, Ebene, Fessel, Band. Diese Beispiele zeugen von einer frhen, vorschriftlichen Produktivitt dieses Suffixes, an dessen Stelle jedoch in be- zeugter Zeit der Reflex von -iio (urslav. -/e-, aksl. -bjc-l-ije-) trat (sieheII.1.1.2).

    Das Suffix -jo- war ein wichtiges urslavisches Ableitungsmorphem. Es diente vor allem als ein sekundres Element, welches die lexikalische Bedeu- tung des Wurzelmorphems grundstzlich nicht modifizierte, sondern die Wort- form ;!us einer grammatischen oder stammbildenden Kategorie in eine andere berfhrte. So erweiterte es verschiedene andere, archaische Suffixe, indem es mit ihnen in neuen komplexen Suffixen aufging: *-ta-jo-, *-tel-jo-, spter auch *-sir-jo -, *ch-jo-, *-kjo- (aksl. -tai, -e/, -, -, -; vgl. II.1.1.2). Schon in bezeugter Zeit traten ferner Maskulina auf -en-, - - sowie vereinzelt auch einige andere teilweise in diese Stammklasse ber: Gast(freund), / Feuer'; 4Hirsch', *jm y , GSg *jmene G erste (erschliebar aus den belegten adjektivischen Ableitungen 14, Gersten-, aus Ger- ste'). Gewisse Lehnwrter wurden im Zuge ihrer Anpassung an slavische Mu- ster ak -/oStmme gedeutet, so etwa ' Knig, Herrscher' < got. kaisar (im Anschlu an die Substantive auf -; vgl. II.1.1.2) und wohl auch ksl. ds.' < ahd. Karl (d. Gr.). Einige der slavischen -yo-Bildungen haben ge- naue oder doch vergleichbare Entsprechungen in anderen indogermanischen Sprachen, insbesondere im Baltischen.

    Literatur. Mciilci (19612: 375-3 9 4 ) , Vondrk (I9242: 505-506), Scliscv (1952: 58-59), Vaillant (1958a: 45-49 , 1974: 508-513), Nikoli (!966-67: 7 5 -7 6 ) . Brauer (1969 I: 7 M 0 2 ) , Sawski (1974: 80-81), Bcrntcjn (1974: 276-3 0 2 ) , (1985: 86-90) . Duridanov u.a. (1991: 187), Wojtya-wicrzowska (1992: 42-44) .

    -Stmme. Das -i-Suffix dieser Stmme ist in der altkirchenslavischen De- klination noch deutlich im NSg -,7 (< *-;), DP! - (< *--mus), IPl -ami (< *--/.), LPl - (< *--su) sowie DI Du -ama (< *--m) erkennbar, wobei

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    2 4 DAS ALTKIRCHENSLAVISCHE WORT

    zu vermerken ist, da der NSg diachron gedeutet einzig das Suffix (also ohne besondere grammatische Endung, als welche es dann umgedeutet wurde) auf- weist. Das bloe Suffix ohne besondere ursprngliche Endung tritt auch im VSg -o (< *) auf, hier wohl in quantitativ anderer Ablautstufe (Vollstufe < . Nullstufe < p2)* hnlich ist das ursprngliche Stammsuffix -j- (urslav. ja ) auch bei den entsprechenden sog. weichen Stmmen (Typ Seele) in den gleichen Kasusformen noch voll erkennbar, wobei der VSg e auf ur- slav. jo (< vorslav. -i) zurckgeht.

    Die Nebenform -/ des NSg der ;/;/-Stmme entspricht idg. was noch in ursprachlicher Zeit aas -_/p, also der Schwundstufe von -/

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    B.II: W O R T B IL D U N G -SUBSTANTIV 25

    mein, auflesen1), G ras, Futter , Saat (zu ksl. , verzehren, essen), *Band, Fessel (zu binden, fesseln), ksl. Haar, Zopf ' (zu km m en). W ortpaare vom Typ * *Not, Z w ang , G ew alt, ntigen, zw ingen (dazu auch bezwingen, ( b e s ie g e n ); Ruhm, Ehre, Preis, rhmen, pre isen; Lob, Preis,Ruhm, D ank, loben, preisen, rhmen, danken9, bildeten vielfach den A usgangspunkt deverbativer Ableitungen (besonders von prfigierten Verben), z.B. Sieg, Lob, Preis. N ur ausnahmsweise w urden Abstrakta auf -a von Adjektiven abgeleitet, etwa G laube (idg. uros w ahr, wirk- lich), E rz ' (zu ksl. rotbraun, rostfarb ig; vgl. lit. rdits ( ro t) hra im ). Im Slavischen wurden diese Substantivbildungen w eitgehend von sol- chen mit den Suffixen -jst- und -- verdrngt (siehe unten). Ebenfalls nur ganz vereinzelt sind im Slavischen ursprngliche Kollektiva auf -

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    gen), / *Zwang, Notwendigkeit (zu / ntigen, zwingen), Kleidung, Gewand (zu , *einhllen, beklei- den, mit dem Wurzelvokalismus des Primrstamms), Speise, Nahrung (zu *nhren), Begegnung, Zufall (zu , ** begegnen, treffen, mit dem Wurzelvokalismus des Primrstamms). Hierher gehrt auch konia *Duft, G eruch (< idg. an(3)- *atmen), ohne zugrundelie- gende Verbalwurzel im Slavischen ( *riechen, duften ist von konia ab- geleitet). Den Wurzelvokalismus 0 (als zustzliches Stammbildungsmittel) weisen einige altertmliche Bildungen auf, z.B. (freier) Wille' (zu *befehlen, wollen), (auch mit Dehnstufe ) Glanz, Morgen- rle' (zu blicken, sehen1), Wache, H ut (< *storgi* zu ', ' hten, bewahren < *sterg-). hnliches gilt auch ohne erkennbare Anknpfung an eine Verbalbildung im Slavischen von *Strom' (< *srouiib zu idg. sreu- *strmen, flieen'), ferner ksl. Teil. Los1 (zu idg. dei- abteilen. abschneiden'). Hierher gehren noch 1 *Zweig (zu K'kiATH wehen' < idg. uei- winden), iiihia Hals (mit unsicherer etymologi- scher Anknpfung, aber vielleicht zu nhen und gegebenenfalls mit der ursprnglichen Bedeutung Kragen) sowie Hals, Nacken (ebenfalls mit dunkler Herleitung).

    Eine weitere Gruppe dieses Typs bilden Ableitungen von Adjektiven und Substantiven, etwa Abendmahl(zeit) (von ' *Abend'), Entfernung1 (vgl. du- in entfernt, weit, *in der Ferne'), Seele (von ' Geist), Haut, Fell' (von Ziege'). * Netz. Fallstrick (von *merga Geflochtenes, Gewobenes), * Rost1 (zu *rhdb rotbraun, vgl. lit. rdns ds.'), ' Licht. Kerze (von * Licht, Welt'), coyiiia Trockenheit, Festland' (von drr, trocken').

    Zuweilen erweitert das Suffix -ifi- eine indogermanische Wurzel, so etwa in Erde (zu idg. ghem-lghm-es- *ds.'; vgl. auch Schlange' als ur- sprngliches Tabuwort in der Bedeutung auf der Erde kriechendes Tier'). Ganz vereinzelt bewahrt sind solche Femininbildungen mittels des Suffixes -/;! wie *Herrin' (zu H err) oder tk h i ta *Schwiegermutter, Mutter der Frau (zu Schwiegervater, Vater der Frau').

    Dieses Suffix bzw. seine Variante / diente ferner zur Bildung der Feminin- formen des Komparativs sowie des PartPrsAkt (siehe IIL3 und VI.3).

    Vereinzelt finden sich Bildungen mit diesem Suffix auch bei maskulinen Substantiven (hnlich wie die Maskulina auf -), und zwar oft bei Zusammen- S e t z u n g e n , etwa Frst, Herrscher' (< !- gro' und *mag- *kn- nen, mchtig sein') oder 11 *Vorlufer1 (< p rd b vor1 und *(ek lau- fen, gewhnlich mit Bezug auf Johannes den Tufer). Das aus dem Indoger- manischen ererbte slavische Suffix -ja- (< /;/) hat seine nchsten Fntspre- chungen im Baltischen und im Griechischen.

    2 6 DAS ALTKIRCHENSLAVISCHE WORT

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    B.II: WORTBILDUNG - SUBSTANTIV 2 7

    Literatur. Meillet (19612: 394-401), Vondrk (19242: 5 0 6 -5 0 7 ) , Sclicv (1952: 58 -5 9 ) . Vaillant (1958a: 85-88 , 96-106, 1974: 513-524). Nikoli (1966-67: 77-78), Brauer (1969 I: 122-144), Sawski (1974: 81-83), (1985: 80 -84 , 9 0 -9 2 und zur Flexion 146-156), Duridanov u.a. (1991: 187), Wojtya-wicrzowska (1992: 44-46, 55-56) .

    -!Stmme. Von den fr die indogermanische Grundsprache anzunehmenden drei Genera der -/-Stmme sind im Slavischen nur das relativ seltene Maskuli- num und das hufige Femininum erhalten geblieben, whrend das Neutrum entweder gnzlich verlorengegangen oder nur noch in verbauten Bildungen er- kennbar ist; vgl. ' Sonne (aruss. 4nach dem Sonnenlauf, ur- sprnglich aber ein /-/-n-Heteroklitikum, vgl. II.1.1) oder *Herz1 (vgl. lit. sirdis ds.). Auch M eer geht wohl auf einen alten neutralen -- Stamm zurck (vgl. lat. < /), trat aber noch in vorhistorischer (und viel- leicht vorslavischer) Zeit zu den -/oStmmen ber. Die ursprnglichen Wur- zelnomina Auge und 0 0 *Ohr' (vgl. II.1.1.1) weisen im Dual --Stamm- beugung auf.

    Das Suffix -/- wechselt in der Flexion mit den Ablautvarianten -/-, -ei- und -i-. Die Grundform des Suffixes -/- ist in der altkirchenslavischen Deklination noch deutlich erkennbar im NSg - (< *-v), ASg (< *--), ISgm - (< *-1-m/), ISgf -bj (< *-/-yp, nach den -/;/-Stmmen), DPI - (< *-/-mus), IPl - (< *-/-m/\), LPl - (< *-/-.vu), DIDu - (< *-i-m).

    Auer Substantiven konnten im Slavischen auch Adjektive mit Hilfe des -- Suffixes gebildet werden, von denen aber nur eine geringe Anzahl unbeugba- 1er Formen im Altkirchenslavischen erhalten ist. Andere wurden als Adverbien umgedeutet (vgl. III.1.1).

    Maskuline -/-Stmme im Altkirchenslavischen sind u.a. Nagel', Taube, Herr' (das im GDSg vielfach als -yo/o-Stamm flek- tiert), Gast(freund), iia;tk Weg, Flchtling, Ausreier'. Auch Kranker' gehrt hierher, obgleich spter auch als Femininum in der Bedeutung Schmerz, Krankheit auftrat. Ein alter --Stamm war ferner Volk', das im Singular als -o-Stamm flektiert, dessen ursprngliche -/-Stamm- bildung aber noch im Plural sichtbar ist: *Menschen, Leute*. Ein ur- sprnglicher maskuliner --Stamm war auch 4Feuer (vgl. lat. ignis* lit. ugnis ds.), das aber schon im Altkirchenslavischen zur -yoStammflexion (o im ) berwechselte. Ehemalige konsonantische -f-Stmme, die in die Stmme bergingen, sind Ellbogen, Elle, Klaue, Kralle, Na- ge l\ ' Klaue, '1)( kleine Mnze' sowie wohl auch Siegel. Ein ehedem konsonantischer Stamm war ferner (wildes) Tier* (vgl. lit. veris ds.), das im Altkirchenslavischen noch als -/-Stamm flektiert um dann zu den -yo-Stmmen (*^) berzugehen.

    Die Anzahl der femininen -/-Stmme ist im Altkirchenslavischen betrchtlich und sie knnen daher hier nicht alle aufgezhlt werden. Besonders hufig die

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    2 8 DAS ALTKIRCHENSLAVISCHE WORT

    nen sie als zweites Glied komplexer Suffixe (etwa in -; siehe U.l.1.2). Ln- ter den Bildungen mit bloem /Suffix (aksl. -) sind Verbalabstrakta mit ver schiedener Ablautstufe besonders hufig. Teilweise liegen wiederum Umhil- dungen alter Wurzelnomina oder Konsonantenstmme vor. Da die feminine -/-Stammbildung noch im Altkirchenslavischen produktiv war, geht aus einigen Entlehnungen, wie 4Palast' (< griech. Spic;), Sache, Ding (< got. waihts ds.), 4List, Betrug (< got. lists ds.), Hresie (< griech. ap01), Hypostase' (< griech. mototoi), hervor. Alte athematische Bildungen (Wurzelnomina, Konsonantenstmme), die im Slavischen als femi nine -/-Stmme auftauchen, sind etwa Dorf' (vgl. lat. vicus, got. wcihs ds.'), (meist im PI ) *Tr (vgl. lit. PI drys). Knochen, Bein (vgl. lat. costa 4Rippe oder auch v, GSg ossis Knochen, Bein, mgli- cherweise mit slav. k- als Spur anlautender sog. Laryngalverhrtung), 4Maus' (vgl. griech. [!G, lat. ms. GSg mris), 4Salz' (vgl. griech. X, GSg X).

    Unter im Altkirchenslavischen belegten femininen Ableitungen von Adjekti- ven oder Partizipien finden sich u.a. 4Schlechtigkeit, Bses' (zu * 4schlecht, bse), Kunde (zu sicher, bekannt'), 4Klte* (zu *kalt), ck1t k Sttigung (zu ck i t k 4sa tt), 4Firma- ment. Feste (zu hart), *rote Farbe' (zu 4rot'). Substantivableitungen, meist mit Kollektivbedeutung, sind im Altkirchenslavi- sehen selten, etwa Gefolge, Leute* (zu Kind'). Dagegen gibt es eine groe Anzahl deverbativer Ableitungen, z.B. *Irrtum, Betrug', Erkenntnis. Wissen', Grabmal', Rede, ' Trbsal, Kummer', 4Schpfung, Geschpf', *Seil, Strick', x0Th Lust, Begierde', (auch ') Speise, Essen'. Ferner eine Reihe prfigierter Bildungen: 11 Nachforschung, Schwanz, (neben ) Ab- grund, Kluft, 11 4Trug, Tuschung. Dazu noch einige vereinzelte /- Stmme mit teils naheliegender, teils entfernterer etymologischer Anknpfung, wie z.B. 4Leben', Stange, Lanze (< *ghrd-gord-, zu 1** *Stadt, Burg' und 4bauen'), 4Galle' (mit grn' und ' *golden' verwandt). Auch hier ist das ursprngliche Ahleituiigselcmcnt oft durch spter hinzugefgte Suffixe verdeckt, z.B. Schaf, Schflein' (< *, vgl. lit. avis. lat. ovis).

    Hierher gehren weiter einige Zusammensetzungen, wie (neben ) 4Wasserkrug, eigener, freier Wille', ^ . Dazu noch das erstmals im Psalter Dimitrijs (siehe E.III) bezeugte : (< *medhu-d-is) Br' (eig. Honigesser'), wobei die -/-Bildung auf ein (indoger- manisches) Wurzelnomen zurckgeht. Weitere altkirchenslavische Belege aller -/-Stmme sind etwa noch Nacht (ein ursprngliches Wurzelnomen; vgl. lat. nox, GSg noctis, griech. v, GSg vwxt, got. nahts) und (PI) 4Brust, Brste.

  • 2 9B.II: WORTBILDUNG - SUBSTANTIV

    Bildungen mit dem Suffix sind ferner auch die Zahlwrter sie* ben und acht; bei h a t k fnf, sechs und zehn1 han- delt es sich um alte -i/'-Stmme, wozu neun als Sekundrbildung hin- zutrat (vgl. V.l).

    Literatur. Mcillct ( 19612: 2 6 0 -2 6 6 ) , Vondrk (19242: 639-642 und ber komplexe Suffixe mit - / ais /weitem Bestandteil auch 642-6 5 6 ) , Sclicv (1952: 5 5 -5 7 ) , Vaillant (1958a: 131-142, 145-154, 1974: 2 2 -3 3 ) , Nikoli (1966-67: 81), Brauer (1969 I: 152-175), Sawski (1974: 106-107, 128-129, 1976: 43*50), Berntcjn (1974: 253-276), (1985: 13-18 und zum Verhltnis von ursprnglichen Wurzclnomina und -/'- Stmmen 49-56 sowie zur Flexion 120-130), Eckert (1989), Wojtya-wierzowska (1992: 46 -4 9 ) .

    -u-Stmme. Die Anzahl der im Slavischen bezeugten, unproduktiven -- Stmme, hier auf Maskulina beschrnkt, ist recht gering und nicht immer mit letzter Sicherheit nachweisbar, da sie stark dazu tendierten in die -o-Flexion berzutreten. Andere indogermanische Sprachen kannten auch einige wenige -u-Neutra und fr die Ursprache sind auch -u-Feminina anzusetzen. Alte -u- Neutra wurden, soweit sie im Slavischen erhalten sind, entweder zu Maskulina (so etwa 1 *Honig, vgl. aind. mdhu n. ds., griech. t!i>u n. Rauschge- trnk) oder sie wurden unter Beibehaltung des Genus umgebildet, wie etwa ' Holz, Baum' (< *c/emr, vgl. griech. 8pu n. ds.). In der altkirchensla- vischen Deklination deutlich erkennbar ist das -u-Suffix noch im NSg - (< *-u-s), ASg 1 (< *--m), ISg - (< *--mis), DPI - (< *-u-mus). IPI - (< *--/.), LPI - (< *-u-su), DIDu - (< *-u-mt). Das -u-Suffix konnte auer zur Bildung von Substantiven auch zu der von Adjektiven die- nen, welche aber gewhnlich durch weitere Suffigierung, meist mittels eines -Ar-, verbaut worden sind, so z.B. 1 leicht (< *Ugu-ko-, vgl. aind. ingh-4 ntgh- leicht, gering, rasch', griech. cXa^c; gering, lit. lengvas, lengvs re ich t, mit Nasalinfix), s' (< *soIdu-ko-% vgl. lit. sa !ds ds.'), ksl. '' niedrig' (vgl. die Adverbien nieder, unten, unten'). Gelegentlich finden sich solche Bildungen auch bei Substantiven, so etwa Sand' (vgl. aind. pitms- *Staub, Sand, mit Nasalinfix in der Wurzel). Das Ad- jektiv ' jung, zart ist wahrscheinlich ein ursprnglicher -u-Stamm, der dann in die -oFlexion berwechselte (vgl. aind. mrd- weich, zart, lat. mollis *weich' < *molduis).

    Gesicherte alte -u-Stmme im Altkirchenslavischen sind: * Ochse', ' Gipfel, Spitze, Oberteil (vgl. lit. virss ds. sowie das Adverb oben(auf)', auch als Prposition gebraucht; dazu noch die Ausdrcke , Kphxoy bis oben, von oben an), Haus (vgl. lat. domus f., aber griech. 8(10, aind. dmiuih ds.). ** Honig (siehe oben), *Hlfte, Seite, Ufer, Geschlecht. Wahrscheinlich alte --Stmme waren im Altkirchenslavischen ferner: Traube', rpkx'K Snde, Eis (vgl. lit. edus, fcds *ds.), Garten, Pflanzung. 1 G ift. Weitere -u-Stmme sind noch folgende

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    3 0 DAS ALTKIRCHENSLAVISCHE WORT

    Wrter, wobei allerdings zu vermerken ist, da hier -nu--neu- und nicht blo -u- das ursprngliche Suffix gewesen sein mag: Wrde, Rang (vgl. aind. snu n. Gipfel, vielleicht aber davon zu trennen und als donaubulgarisches Lehnwort zu werten), *Heerlager' (in Ps. in dieser Bedeutung bezeugt, sonst aber auch mit anderen Bedeutungen bekannt), Sohn' (vgl. lit. su- /., aind. snfc got. suus ds.'), Ordnung, Reihe. Wohl ebenfalls ein alter -u-Stamm war Splitter' (vgl. aind. snnkh Pflock, Pfahl).

    Literatur. Meillct (19612: 2 4 0 -2 4 4 ) , Vondrk (19242: 6 5 6 -6 5 8 ) , Sclicv (1952: 55,57, 6 ) , Vaillant (1958a: 108-130), Eckert (1959, 1963), Brauer (1969 I: 144-152).Bcrnstcjn (1974: 241-253), Arumaa (1985: 56-63 und / Flexion 120-13(1), Duridanovu.a. (1991: 182), Wojiya-wierzowska (1992: 4 9 -5 2 ) .

    !{Stmme. Im Grunde richtiger als diese Stmme als Bildungen mit blo ei- nem vokalischen Suffix zu behandeln wre es, sie als gemischte, vokalisch- konsonantische Stmme aufzufhren. Denn neben dem so gut wie nur im NSg bezeugten Reflex von *- (> slav. -y), erscheint in der Rexion durchweg nur die morphonologisch bedingte Suffixform *-uy- (> slav. -), die aber als Kombivariante zu -- seit je bestanden haben mag. Synchron gesehen ist daher nur mit dem letzteren Suffix zu rechnen, weil -y in dieser Sicht einfach als grammatische Endung einzustufen ist. Da dieser Stammbildungstyp im Slavi- sehen einzig Feminina umfate, ist in der Rexion eine Neigung zum bertritt in die Klasse der femininen -;/-Nomina und besonders der femininen -/Nomina bemerkbar. Im brigen ist eine Einwirkung des konsonantischen Beugungspa- radigmas zu beobachten. Die ursprngliche Form des Suffixes 0- ist in ihrem Reflex noch im NSg -y erkennbar, vielleicht auch noch im ASg der Wendung (11(vk)rt10KM (), 1 1 Ehebruch begehen, Unzucht treiben', wo das auslautende - wohl am ehesten ein lteres -um vertritt (siehe II.1.1.1). Anson- sten begegnet berall das unproduktive Suffix -- (< *-uu).

    Von den nicht ganz wenigen einsilbigen Wurzelnomina auf *-(s) hat das Slavische *my, GSg *Waschen' zu (auch ) so russisclvkii- chenslavisch bezeugt umgebildet und eine hnliche Umgestaltung liegt auch in *Braue' (< idg. bhr-s) vor. In seiner zu erwartenden NSg-Form ist im Slavischen noch Blut im Psalter Dimitrijs (siehe E.III; so auch apoln., sloven, !7; dagegen anderswo im Altkirchenslavischen nur ) erhalten. Vielfach sind auch alte --Stmme durch Erweiterung umgebildet worden, so etwa mittels *-ni (aksl. yrt) zwccks Motion, * Diener, .Sklave' : ' *Magd, Dienerin', oder zur Abstraktbildung (teilweise mit sekundrer Knkre- tisierung) dienend, * heilig' : c k a t mmm Heiligkeit, Heiligtum*. Durch ein -*-Element erweitert entstanden solche Bildungen wie *Herr(scher)' (< *uold-kih) oder 131 Zunge, Sprache' (< *(d)gh-ko; vgl. apreuss. in suwi.s ds.').

    Im Altkirchenslavischen belegte regelrechte Bildungen mit dem Suffix --UU- (slav. --!--) darunter mehrere Lehnwrter aus dem Germanischen,

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    sind: A xt (< germ, bardo, vgl. anord. barda ds .), Mhlstein, Mhle, *Wasserlache, *Liebe (und Ehebruch), - *1 unfruchtbare Frau (eine slavische Neubildung), Schwiegermutter (der Frau), \ Feige. Feigenbaum' (< got. smakka ds.), Fahne (wohl ebenfalls ein Lehnwort, vielleicht aus dem Mongolischen, durch Ver- mittlung einer Turksprache), Kirche (aus dem Germanischen, genauer Altbairischen bzw. Gotischen), 1 Heilung. Dazu dann also noch die zwei alten Wurzelnomina *Braue' (ohne im Slavischen bezeugte - / Form im NVSg; vgl. aind. bhrh, griech. q>pO *ds.) und , *Blut (vgl. lit. krvinas, lat. cruentus *blutig) sowie ' (Pi) Schrift, Brief' zu ksl. - k'ki Buche. Buchstabe (aus dem Germanischen entlehnt).

    Literatur. Meillet (I9612: 2 6 7 -2 7 0 ) , Vondrk (19242: 6 5 8 -6 5 9 ) , Sclicv (1952: 57-60, 6 3 ) . Vaillant (1958a: 262-266 , 270-286), Brauer (1969 1: 175-190), Berntejn (1974: 220-241), Arumaa (1985: 6 3 -6 8 ) .

    Wegen der DSg-Endung -evi (die allerdings auch eine bloe Analogieform zu -ovi der harten Deklination sein mag) und gewissen anderen An/.eichcn, einschlielich mancher Aufschlsse der vergleichenden Sprachforschung, nehmen einige Forscher ne- ben -- und --Stmmen auch das Vorhandensein von -j'u- und -i-Stmmen im Slavi- sehen (und nicht nur in vorslavischcr Zeit) an. So knnten etwa Arzt, *Dnger, Kot, 1 *Drache, Schlange'. 3N0H , Hitze und 1/ Mann womg- lieh alte - -Stmme gewesen sein, die dann allerdings vllig in der -/o-Flc\ion aufgc- gangen sind. Fr gewisse Adjektive, wie ' schwer* (vgl. lit. tings *trge) oder ropKK'K *bitter, nehmen manche Gelehrte (u.a. wegen Vcrdcckung durch ein weiteres ko-Suffis) ebenfalls ursprngliche -/u-Bildungcn an (vgl. III.1.1.3). Auch lr ' m. *Lgner' (wo/ die alt! UNMschcn Formen DSg '. NPl ' he- /eugl sind) und ksl. CTp'KiM *Onkel, Vatcrshrudcr. dem alit. strjus *Grovater genau entspricht (wobei str- < ptr immerhin unsicher ist), wird manchmal ein zugrundclic- gendes /u-SuHi\ angenommen. Eine Spur einer alten /uSiammflc\ion scheint aller- dings im VSg der -/o-Stmmc (Typ . ) vorzuliegen. Noch vager sind die Vermutungen ber das Vorhandensein aller /!/Stmme neben -1}-/-uu- Stammen. Na- hercs siche hei Arumaa (1985: 9 2 -9 3 ) , Wojtya-wierzowska (1992: 52 -55 ) . Zur Se- mantik aller vokalischer Flevionsstmme mit abstrakter Bedeutung siehe besonders auch ibidem (59-154).

    11.1.1.1.2 Konsonantische Flexionssuffixe

    -n-Stmme: 1. Typ -men-. Das Altkirchenslavische kennt drei maskuline und sieben neutrale -mcY7Stmme: die Maskulina \

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    3 2 DAS ALTKIRCHENSLAVISCHE WORT

    Das diachron feststellbare Suffix -men- tritt in der Flexion berall deutlich zutage. Die NSg-Endung -my spiegelt *-mn wider, -m entweder *-men oder *-m(t). Die maskulinen -menBildungen sind semantisch unmotiviert (d.h. sie sind nicht sekundr gebildet oder anderweitig anknpfbar), whrend die aller- meisten einschlgigen Neutra eindeutig von Nominal- bzw. Verbalwurzeln ab- geleitet und also motiviert sind. Das Suffix -men- hatte drei Ablautvarianten, nmlich idg. -mn- (> urslav. -my), -m- und m n. Letzteres kam ursprach- lieh bei Maskulina vor (vgl. griech. 71), GSg ; gegenber lit. pie- mu, GSg piemens Hirte*), ist in diesem Genus im Balto-Slavischen aber nicht bezeugt. Fr die NAVSg-Endung - der Neutra wird gewhnlich die schwund- stufige Ablautvariante -m angesetzt, welche lautgerecht allerdings (> *- >) - ergeben haben sollte. Sofern mit der Nullstufe des Suffixes hier in der Tat zu rechnen ist, wurden daher andere Erklrungen fr das bezeugte - er- wogen, darunter Angleichung an die Endung der neutralen --Stmme (siehe unten) bzw. auch sekundre Anfgung eines -r (so da *-mn-t bzw. *--t > ~m). Vielleicht liegt aber auch wohl sekundr die Vollstufe des Suffixes -men (> mp) vor.

    Auer den im Altkirchenslavischen bezeugten -men-Stmmen gibt es dort auch noch Spuren weiterer solcher Bildungen, wie etwa *znam *Zeichen (vgl. solche Ableitungen wie *ds.\ ausgezeichnet, berhmt*, , , bezeichnen), *tim *Sumpf, Schlamm (den Ableitungen , ds. zugrundeliegend), *jcmy (vgl. 14. Gersten-, aus Gerste'). Andere slavische Sprachen, darunter auch das kirchenslavische, kannten noch mehrere weitere derartige Bildungen. z.T. spter mittels eines -*-Suffixes verdeckt: * , - Stamm', *pramy. pnimen- 'S trahl', *strumy , Strumen- Strom', *\ strbmen- Steigbgel*u.a.m. Da dieser Bildungstyp im Urslavischen relativ produktiv war, zeigen solche W rter wie ksl. 1 , GSg ' *Euter' (< *udh-men- als Ersatz des alten Heteroklitikums *dh-r-, *dh-n ; vgl. aind. dhnah, griech. owttap, GSg ouaxoq *ds.'). Auch Stein1 geht auf ein altes -!*-/-Heteroklitikum zurck (vgl. lit. akmu , GSg akmens, aind. sman- *ds.'. aber ahd. hamar *(Stein- )1 lammer*). Andererseits scheinen die Bildungen a * Buchstabe. Schrift' (neben ksl. ) und *Zahl' (neben 41s.') relativ jungen Alters zu sein und zwar aus kyrillomethodianischer Zeit zu stammen.

    2. Typ -en-. Zu demselben Beugungsmuster wie die maskulinen men- Stamme gehren im Altkirchenslavischen ferner noch fnf maskuline Lexeme, von denen vier ursprngliche -t77-Stmme sind, whrend das fnfte im (}runde eine sekundre Ableitung mit dem bloen Suffix -n- darstellt. Es handelt sich hierbei um folgende Stammbildungen: *Wurzel', *(Finger ) Ring', cTKiittMh Stufe, Hirsch* sowie *Tag'. Die ursprngliche Endung des NSg auf -f (< * n) ist im Altkirchenslavischen ausnahmsweise im Psalter Dimitrijs bezeugt ( neben 1 - Wurzel; siehe F . Ill), ist aber

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    B.II: W O R T B IL D U N G -SUBSTANTIV 33

    sonst stets durch die ASg-Form ersetzt worden. Neben Stufe gab es noch eine ablautende, nur im Kirchenslavischen bezeugte Form (vgl. aksl. Spur) und hufiger - auch (vgl. aksl. , schreiten, tre ten).

    Das Suffix -n- von geht auf das Indogermanische zurck, wobei jedoch zu bemerken ist, da es dort nicht durchweg an die Wurzel *dei-/di- mit der Bedeutung Tag gefgt wurde (vgl. lat. dies ds., diumus tglich, aber lat. nndinae (PI) neuntglicher M arkt, aind. dinam Tag, lit. (vollstufig) dien ds.). Das --/-/7-Suffix trat ferner in anderen Bildungen auf, z.B. 1* Mond, M onat (< *m(n)s--ko), Sonne (< *sl-n-iko-). Andere, nur im Kirchenslavischen bezeugte Bildungen dieses Typs sind etwa Kamm (zu aksl. , rudern, graben, bertragen spter auch kam- men), a tiefste Flustelle, 1, (auch < *sg-) Lngema (zu ksl. , (aas)strecken, reichen), Hornisse, *Esche. Die Bildungen auf --, -en- (-n-i--) sind also aus dem Indo- germanischen ererbt, wurden aber im Slavischen z.T. weiter ausgebaut.

    Zur nominalen --Stammbildung gehren ferner noch die maskulinen Sub- stantive auf -n-f-jan- (im Singular durch -in- erweitert), welche Bewohner von rtlichkeiten, Gebieten oder Lndern bzw. Stammesangehrige bezeichnen. Beispiele: (PI) *Brger, (PI) Rmer, ksl. (PI) *Slaven\ Weiteres II.1.1.2.

    Literatur. Meillci (196I2: 422-425 , 431-433), Vondrk (I9242: 6 5 9 -6 6 6 ) , Sclicv(1952: 6 4 -6 6 ) , Vaillant (1958a: 191-219), Brodowska-Honowska (1960b), Brauer (1969II: 5-28, 37 -4 0 ) , Sawski (1974: 124-127), Berntejn (1974: 163-197), Arumaa (1985:21-32 und zur Flcvion 101-120), Schclesnikcr (1987).

    -enf-Stmme. Die junge (und kleine) Lebewesen bezeichnende Sondergruppe von Substantiven mit dem Suffix -ent- (aksl. NAVSg , GSg -te) umfat schon von der Bedeutung her nur Neutra. Im Altkirchenslavischen gehren insgesamt sieben Substantive zu dieser Klasse: Lamm, ' Fllen, 10 Zug-, Tragtier, *Bcklein, okkma Schflein, Eselein, Kind. Das auch hierher gehrende W o n * Sugling, Kleinkind' ist im Singular nur kirchenslavisch bezeugt (vgl. aber schon aksl. 1 ds.), whrend der Plural ' Kinder als femininer -/-Stamm flektiert. Ahn- lieh fehlen altkirchenslavisch zufllig Kcken, n p a c A Ferkel, Kalb*; auch !!!,!ha (neben ) Welpe, junger Hund ist nur kirchensla- visch bezeugt. Da es sich in smtlichen einschlgigen Fllen um Diminulivbil- dngen handelt, liegen zu vielen von ihnen entsprechende Grundlexeme (aber auch andere Diminutiva) vor, so Lamm (ursprnglich selbst ein Dimi- nutiv) zu , ' *Fllen zu ', (Ziegen-)Bock' (vgl. auch *Ziege) zu , Schaf* und Widder (das unbelegte Grundwort mu * gewesen sein; vgl. lit. avis, lat. ovis. aind. vih) zu , *Esel zu , *Knabe zu . Das Suffix -ent- ist

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    34 DAS ALTKIRCHENSLAVISCHE WORT

    sowohl aas der NAVSg-Endung (-ent > -) als auch aus der Flexion (GSg -ent-es > -t-e usw.) leicht erschliebar. Zu den nrhaltigen nominalen Formen des Verbums (PartPrsAkt) siehe VI.3. Die brigen indogermanischen Spra- eben kennen keine genaue Entsprechung dieses Substantivtyps was Formbil- dung und Bedeutung betrifft.

    Literatur. Mcillci (I9612: 429-4 3 0 ) , Vondrk (19242: 6 6 4 -6 6 6 ) , Scliev (1952:7 2 ) . Vaillant (1958a: 2 4 7 -2 5 5 ) , Brauer (1969 II: 8 0 -8 4 ) , Bcrntcjn (1974: 197-214),Arumaa (1985: 3 3 -36 und / Flexion 107).

    -ey-Stamme. Von den dreizehn substantivischen Neutra des Altkirchenslavi- sehen, die in der Flexion das freilich fakultative Suffix -es- aufweisen, ge- hren acht mit Sicherheit zu den ursprnglichen -e.v-Stmmen, deren Gestalt -os- (nach Abfall des -s) im NAVSg erscheint, whrend die Grundform -es- in smtlichen anderen Beugungsformen (GSg -ese usw.) nebst adjektivischen Ableitungen (etwa , *himmlisch, *Wort-, des Wortes) vorliegt.

    Fr zwei der ursprnglichen -e.v-Stmme lassen sich genaue Entsprechungen in anderen indogermanischen Sprachzweigen nachweisen: (vgl. aind. mibhah Nebel, Dunst, Himmel, griech. v

  • 35B.II: W O RTB ILD U N G -SU B STA N TIV

    wie , GSg Leib, Mutterleib, Bauch, GSg ksl. (NAVPI ksl. Eingeweide, Drme).

    Im Falle von ' sind Kasusformen mit -es- womglich dem ihm semantisch ge- genberstehenden (vgl. z.B. IP1 061 Supr. 412.20, 414.9) zuzuschrcibcn (vgl. Mcillet 19612: 356-357, Vaillant 1958a: 2 35 , I9642: III). hnlich wurde wohl von dem nahezu gleichbedeutenden beeinflut in Ps. 104: 5: . . . (vgl. Van Wijk 1931: 186).

    Manche -ev-Bildungen wurden spter noch erweitert: ksl. > Rad, ksl. , GSg (zu 1 voll) > *Tiefe u.dgl. In einigen Fllen sind die alten, schon im Altkirchenslavischen unproduktiven -ev-Stmme manchmal auch mit Schwundstufe des Suffixes nur noch in der Derivation erkennbar; vgl. etwa (PI) *Krippe (< *d-s-I~) oder russ. roves'nik AI- tersgenosse.

    Zu den -vhaltigen nominalen Formen des Verbums (PartPrtAkt I) sowie in der Komparativbildung des Adjektivs siehe VI.3 bzw. III.3. Am besten bezeugt ist die Verwendung des -e.v-Suffixes im Indoiranischen, Griechischen und La- teinischen. Schon im Altkirchenslavischen ist die Tendenz zum bertritt in die neutralen -o-Stmme stark ausgeprgt.

    Literatur. Mullet (196I2: 356-361), Vondrk (19242: 6 6 6 -6 6 7 ) , Sclicv (1952: 7 5 ) , Vaillant (1958a: 231-241, 2 4 4 -2 4 7 ) , Brauer (1969 II: 50 -69) , Berntejn (1974: 145-163), Sawski (1976: 29-31), Arumaa (1985: 43 -4 7 ) .

    -er-Stmme. Das Altkirchenslavische hat nur zwei feminine -er-Stmme, nm- lieh Tochter (< *dukt(rX vgl. lit. dukt , got. dnhtur, griech. du- r

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    Bruder (< idg. bhrt(r), -er-; vgl. griech. ppxcp, lat. frter, got. bropar), ce- Schwester' (-;)Umbildung aus idg. suesfr), suesor-, vgl. lit. sesuy GSg severs, lat. soror, mit f-Einschub zwischen .v und r im Slavischen, aber z.B. auch im Germanischen, wie etwa in got. swistar; vgl. II. 1.1.1.1), ksl. ' Schwager, Mannesbruder' (< idg. daiufHfr), -er-) und einige weitere.

    Literatur. Meillei (19612: 4 0 5 ) , Vondrk (I9242: 661-662), Seliev (!952: 72 ) , Vaillant (1958a: 2 5 5 -2 6 0 ) , Brauer (1969 II: 69 -7 3 ) , Birnbaum (1972), Bernstcjn (1974: 214-220) , Arumaa (1985: 37-40).

    Von berresten sonstiger alter Konsonantcnstmme, die im Slavischen auch im Altkirchenslavischen berall in andere Stammklasscn bergetreten sind, knn hier, ebenso wie von solchen mit altertmlicher indogermanischer Flexion, nur das Wescnt- iichsle genannt werden. Hierher gehren etwa alte -u/Stmmc (slav. -b i-) , wie /14- KT4TK Ellbogen, Elle* (mit -/-stmmiger, z.T. aber auch konsonantischer maskuliner Flexion). H0r*KTK *Klaue, Kralle, Nagel* (mit gleicher, gemischter Flexion; da/ noch das nur in Ps. belegte 111" *Klaue*), Tpk)hTk kleine Mnze*. Auerhalb des Altkirchcnslavischcn gehren dieser Gruppe etwa noch an: urslav. dctrbtb Birken- teer (vgl. lit. iicgias 'ds.'), kotntb Klaue, Kralle (vielleicht analog zu N0rkTk) und einige weitere. Als ursprngliche bloe -/Stmme knnen ferner gellen: 4 *Siegel (m. -/-Stammllcxion, aber z.T. auch mit konsonantischen Beugungsformen) sowie die oben genannten Zahlwrter auf -fl. Reste alter -ytvj-Stmme liegen in ' boshaft, bse* (und ksl. *Armel*) vor, alter -/-Stmme in '' Tat, Handlung und in den Nomina actionis auf (z.B. *Tter; siche II.1.1.2). Zu einigen altertmlichen indogermanischen Flex ionstypen, wie sie durch verbaute oder umgcslaltctc Bildungen im Altkirchenslavischen nur noch spurcnhalt er- kennbar oder erschliebar sind, siehe das oben (II.I I und II.1.1.1.1) ber Wur/clno- mina und Hetcroklitika Gesagte. Literatur. Sclicv (1952: 72 ) . Brauer (1969 II: 99-112). Birnbaum (!9 7 2 ) . Arumaa (1985: 32-33, 411-43).

    II.1.1.2 Die kom plexen Suffixe

    Neben den Flexionssuffixen liegen im Altkirchenslavischen noch zahlreiche komplexe, also zusammengesetzte (erweiterte) Suffixe vor, deren letzter Be- standteil stets eines der oben im einzelnen behandelten Flexionssuffixe bildet. Diese komplexen Suffixe knnen hier nicht eingehend erlutert werden, son- dern seien einzig aufgezhlt, wobei jeweils in lautliches Grundelement als Gruppierungskriierium und nur einige Beispiele zur Veranschaulichung nicht zuletzt besonderer Bedeutungen angefhrt werden.

    Suffixe mit dem Gnindelement -b-. Die Ableitungselemente -oba. -bba bilden Abstrakta, teilweise mit sekundrer Konkretisierung. Von im Altkirchen- slavischen nur sprlich belegtem -oha ist 3' Bosheit' vom Adjektiv * *schlecht, bse' abgeleitet, whrend * Mutter-, Unterleib, das Innere* weniger eindeutig motiviert an urslav. tro ds. (vgl. innen') anknpft. Nicht hierher gehrt dagegen *das Passende' in Ausdrcken wie ittCT'k = es geziemt sich', da hier das Suffix einzig -a ist, whrend-Job- die Wurzel idg. dhahh- widerspiegelt. Hufiger bezeugt (und ursprngli-

    3 6 DAS ALTKIRCHENSLAVISCHE WORT

  • 3 7B.II: W O RTB ILD U N G-SUBSTAN TIV

    cher) ist im Altkirchenslavischen das Suffix -bba. das grundstzlich deverbative Abstrakta bildet, manchmal aber auch von einem Substantiv abgeleitet ist: - Fasten, H ungern (zu ()/ hungern), Freund- schaft (zu ksl. (c a ) befreundet sein, (sich) anfreunden), Heilung (zu ksl. heilen), Bitte, Gebet (zu (c a ) *bit- ten, beten), Heiligung (zu heiligen), *(Gottes-) Dienst (zu dienen), Diebstahl (zu *Dieb), ' 4Heilung (zu heilen, heil machen) u.dgl. Das -o- in -oba geht auf alte -0-Stmme, das -- in -bba auf alte -/-Stmme zurck.

    Das Suffix -b- (< idg. -om-bb-) begegnet im Altkirchenslavischen lediglich in der Bezeichnung fr die Taube, m. (vgl. lat. columba , palumbs ds.). Die Ablautvariante -b - (< idg. -em-bb-) ist in ksl. /1/- Habicht und lapAKK/iepAKK *Rebhuhn* bezeugt.

    Suffixe mit dem Grundelement -d-. Die Bildungen mit dem Suffix -do sind nur noch spurenhaft in einigen wenigen uralten, von Verbalwurzeln abgeleiteten Lexemen bezeugt: Herde (von sich stellen), *Wunder' (von *empfinden, wahmehmen'; vgl. 11.1.1.1.2, bei den -e.v-Stmmen), *Kind' (von -eVti beginnen, anfangen, ein Nomen acti im Sinne von das Begonnene, falls nicht eine frhe Entlehnung aus dem Germanischen, vgl. ahd. kind). Einige wenige -*/Erweiterungen ursprnglicher Nasalstmme (-d-, -d-) haben im Altkirchenslavischen allenfalls ganz vereinzelte berreste hin !erlassen; vgl. etwa das possessive Adjektiv vom Rind, Rinder- (zum urslavischen Kollcktivum govdo Rindvieh); vgl. ferner ksl. *, - ''. *Magen.

    Das Suffixpaar -da!-zda (in alternierender Gestalt) ist in einigen, meist von einer Verbalwurzel abgeleiteten Bildungen bezeugt, so etwa * Zaum, Gebi, Strae, Weg (neben und /, mit ganz hnli- chen Bedeutungsnuancen; zu ksl. erreichen), *Zaum, Zgel (wohl von *uti, vgl. *unterbinden, Schuhe anziehen); ferner, noch auf indogermanischen Ursprung zurckgehend, 4B art\ Furche, 4/ *Stern. Im letzteren Fall handelt es sich allerdings wahr- scheinlich um eine ursprngliche, indogermanische Zusammensetzung, *g^hoi- st/dhe-, wobei das zweite, verschieden erschlossene Element im Slavischen als Suffix umgedeutet wurde. Mit -da zusammengesetzt sind die beiden Suffixe -oda und -bda. deren zweifaches erstes Vokalelement dem W'echsel bei obaj -bba entspricht. Beispiele: / Beere, Frucht, Freiheit; - Feindschaft', *Wahrheit, Recht', Wache.

    Das im Slavischen an sich recht hufige, im Altkirchenslavischen aber 4elte- ner bezeugte Suffix -db wird gewhnlich an weitere Wurzelerweiterungen ge fgt. Ohne ein solches Zwischenglied begegnet es etwa in Spanne, Handbreite (zu -pti spannen, strecken). Abstrakta (spter z.T. Kollektiva) auf -dhi-jadb sind Gesinde (mit derselben Wurzel, in anderen

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    38 DAS ALTKIRCHENSLAVISCHE WORT

    Ablautstufen, wie Mensch, Geschlecht, Knie) und wohl auch ein anzusetzendes *boldb Krankheit (zu Kranker; vgl. auch ksl. , Kranker, krank sein, krnkeln). Eine Reihe urslavischer Bildungen auf dbl-jadb, meist von Adjektiven abgeleitet, sind im Altkirchenslavischen zufllig nicht belegt, so etwa ksl. Sure, Suer- nis, Flche (zu aksl. im o c k k flach).

    Suffixe mit dem Gnm delcm ent -g-. Nur & *Mann ist eine Bildung, wo das Suffix -g- auf slavischem Boden direkt an die Wurzel (idg. ) gefgt und dann (durch -io- oder --; vgl. II.1.1.1.1) noch erweitert worden ist.

    Das Suffix -ga liegt womglich in Flulauf vor, wenn die zugrun- deliegende Wurzel idg. srey- strmen, flieen' ist.

    Die im Ostslavischen reichlich vertretenen Suffixe g 1>l-jag, -egal-jaga (ferner auch -

  • 3 9B.ll: WORTBILDUNG - SUBSTANTIV

    aufrhrerisch) bezeugt. Eine Herleitung aus fremdem Muster (< vulg- lat. -iiticum ber germanische Zwischenformen) ist kaum wahrscheinlich.

    Suffixe mit dem Grundelement -y-. Zu den Bildungen mit den Flexionssuffixen -io-, ~i~ siehe II.1.1.1.1. Das Suffix -/ (graphisch aksl. -/, -//, 70/ * > / ) tritt in einigen altertmlichen maskulinen Bildungen auf, die im Altkirchenslavi- sehen etwa durch Sperling und Drache, Schlange (vgl. Schlange) vertreten sind. Im brigen sind derartige Bildungen auch von Sub- stantiven, Adjektiven oder Verben abgeleitet, von welchen im Altkirchen- slavischen jedoch nur denominale Bildungen belegt sind: *Nagel (zu ds.), *Wrfel, Los (zu einem erst kirchenslavisch belegten ' ds.'), *Sandale (wohl zu PI 1Eingeweide).

    Das Suffix -/i (graphisch aksl. -/, -/7, /), sekundr daneben -bja (graphisch auch aksl. -ija)% begegnet bei einigen femininen und maskulinen Substantiven, deren Bildung auf *-// (< *-/p; sekundr *-im) zurckgeht. Im Altkirchenslavi- sehen gehren hierher: () m. A rzt (ein Nomen agentis; vgl. auch - heilen und *Heilung'), () m. Redner (vgl. apreuss. wiiitiumai wir reden, ferner auch Beschlu, V ertrag), () f. *Kstchen, Krbchen, ) f. Schiff, *() f. Blitz' (neben ds.'), *() m. Richter' (zu richten, urteilen). Eine Spur des aus dem Indogermanischen ererbten Kollektivsuffixes urslav. -bjn (< * 7 /, gra- phisch aksl. -bjn, ijn) liegt in ()1 *Brderschaft) vor (vgl. griech.

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    4 0 DAS ALTKIRCHENSLAVISCHE WORT

    / um/an das Antlitz, die Gestalt), Kstengebiet (< !10 Aiope am M eer); vgl. auch ksl. Hinterbergsgebiet. Zum selben Typ gehren ferner noch einige Abstrakta, die von Adjektiven abgeleitet sind, wie etwa tiefer Abgrund (von grundlos), Freude (von 6* froh), Barmherzigkeit, Erbarm en (von 1 barmherzig), ; Flle, berflu* (von reichlich), *Schrte' (von scharf, spitz), acti) * (An-)Blick, Aussehen' (< *zor- . zu ' blicken, sehen) und Fett (ablautend zu ksl. , *zunehmen, fett werden'). Zu diesen Stmmen zu zhlen sind auch solche mit den voran- gehenden Ableitungselementen --, -- (< idg. *f u - f - t e u -nu--neu-) so etwa '' *berflu, Rest', ' *Anfang', '' *Mangel', 0cra 1 kKk. '' Rest, mit -n- wohl auch ''' *ungesuertes Brot. Von Bildungen auf ~k;1 seien erwhnt 1 Haar' und ' *Flu (vgl. das verwandte *stoen, drngen').

    Das Suffix - ist vertreten durch *grnes Kraut' (mit derselben Wurzel wie vollstufiges ' *grn und schwundstufiges * golden') und womglich auch durch Hochzeit, Heirat (< *br-, mit Schwund- stule hr- zu ;, sammeln, wenn nicht < *hor- ).

    Das Ableitungselement - tritt im Altkirchenslavischen nur einmal in sei- ner einfachen Gestalt auf, nmlich in *Goldmnze, hufiger dagegen in der zusammengesetzten Form mit -n- und besonders -1-. Beispiele: - ' Seliger, ' *Auserwhlter', Liebhaber, Geliebter', 11 M rtyrer, ' *Priester*, ' *Schler, Jnger; 3a- Gesetzeslehrer, Priester', Quelle, Nach-

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    .II: WORTBILDUNG - SUBSTANTIV 41

    folger, E rbe, Vorsteher, Meister, Leiter, Sieger. Das sonst im Slavischen hufig auftretende Suffix -ika ist im Altkirchenslavi- sehen nur in zwei Fllen bezeugt: der Nchste, der, die Verwandte (vielfach dagegen -ica < -ika: siehe weiter unten).

    Ganz vereinzelt ist auch eine Bildung mit dem Suffix -: einsam Lebender, Einsiedler. Die sonstigen zahlreichen altkirchenslavischen Wrter auf - gehren nicht hierher, weil bei ihnen -ok- bzw. -o- wurzelhaft ist.

    Bildungen auf - (oft mit vorangehendem -/, n-, vgl. oben, das dann zur Wurzel gehrt), meist mit zumindest ursprnglich diminutiver Bedeu- tung. sind im Altkirchenslavischen sparsam bezeugt, etwa Sand, ck - 1** (nur in der Wendung 1 Schnrednerei in Supr.), '' *(Wild-)Rose; ferner in den Wochentagen *Dienstag, - '' Donnerstag, 11 Freitag. Das Altkirchenslavische kennt auch einige Formen mit dem Suffix -. Zelle (wo die Nebenform ' wegen ds. allerdings wohl die ltere ist), Anker (was jedoch vielfach als Lehnwort ber bzw. aus dem Germanischen oder Bai- kanromanischen betrachtet wird), Tante (ursprnglich ein Diminutiv; vgl. skr. tta ds.).

    Das Suffix - ist im Altkirchenslavischen in unverschohener Form (also ohne den Wandel > -: vgl. weiter unten) nicht bezeugt, denn Schwan beruht wohl aul Entlehnung (vielleicht aus dem Germanischen: vgl. anord. siorkr). Falls die soeben erwhnte Form ' tatschlich die ltere ist, handelt cs sich hier im Grunde um das Suffix -ka (kltb-ka).

    Das Element , yka findet sich in Zunge, Sprache und K AA fkiK 'H Stem* (vgl. oben), wo -y- nicht Teil des Suffises ist. sondern zur Wurzel bzw. zu ei- nem vorangehenden (einst auslutcndcn) Suffix *my (< mn) gehrt. hnliches gilt auch von ' Hcrr(scher) und ' Spaten* (letzteres aber wohl aus vulglat. mni!(c)ci1 entlehnt).

    Altkirchenslavische Substantive mit dem Suffix -- (< *-kj~) sind nur ganz sei- ten belegt, so etwa *Geiel, Peitsche, vielleicht auch Arzt (vgl.II.l.l.l.l).

    Von den drei verwandten urslavischen Suffixen -isko% -bsko , -ie (< * iskjo) kennt das Altkirchenslavische nur letzteres, und zwar in der weiterentwickel- ten Lautgestalt -ite Solche Bildungen vor allem alte Nomina loci sind dort durchaus hufig, wofr hier nur einige Beispiele genannt seien: Grabsttte (zu * G rab), *Wohnsttte (zu leben), Heiligtum (zu c k a t ' k heilig), W ohnsttte (zu Feld, Acker), Versammlungsort, Synagoge (zu *1 Ver- Sam m lung , Synagoge), und Gerichtssttte (zu Gericht, Richtspruch'),

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    4 2 DAS ALTKIRCHENSLAVISCHE WORT

    Das bloe Suffix - liegt in Hase (< *h-ko oder *hi-en-ko) und (< *ms--ko oder *ms-en-ko, eventuell *mns-/en-ko mit Nasaldis- similation) Mond, Monat vor.

    Die einzige -/-Bildung des Altkirchenslavischen ist () Schifflein (zu () *Schiff), whrend sich fr -/c*e keinerlei Belege finden (denn Antlitz, Gestalt gehrt nicht hierher, da -ic- wurzelhaft ist). Weit ver- breitet im Altkirchenslavischen sind dagegen die u.a. zur Femininmotion, aber auch als Synonymmittel und zur Bezeichnung besonderer Bedeutungen dienen- den Stmme auf -/ca, wofr nur einige Beispiele angefhrt seien: Gottesgebrerin, Gottesm utter, Witwe, ' Mdchen, Jung- frau', ' Leiter, Mrtyrerin, Sufer, Trunkbold, Vogel, Gefngnis, Schlerin, Jngerin ', - *Knigin.

    Stark verbreitet im Altkirchenslavischen sind auch die Bildungen auf -. weniger die auf -. Beispiele: / *Lamm, Zuschauer, ' Kranz', Stdtchen, Dorf', *Geber, Spender, kohki^k Ende, *Kaufmann, *Vater', Snger, Greis, ltester, Schpfer'; Ei, Sonne (vgl. II.1.1.1.2, bei den -en-Stmmen), H erz, *Kindlein'. Relativ selten sind im Alt- kirehenslavischen Bildungen auf -. z.B. S chaf , Sufer'. (auch ) M rder, ! Fresser.

    Suffixe mit dem Grundelement /. Das Ableitungsmorphem -/ ist altkirchen- sLivisch im Wort 11** Gienze. Gebiet bezeugt, vielleicht auch in *Kcher'. Das gleiche Suffix diente schon im Indogermanischen auch zur Ad- jektivbildung und sekundr im Slavischen (sowie im Armenischen und To- charischen) zur Bildung des PartPrtAkt II (vgl. VI.3). Von Stmmen auf -/. - sind zu erwhnen: ' (Ziegen-)Bock, Adler'; ferner *Kessel' und *Esel', welche* allerdings Entlehnungen aus dem Germani- sehen (vgl. got. knti!(u)s< */.s/7us) mit adaptiertem Suffix sind; schlielich *Ecke, Winkel' sowie (Ps. MS 2/N; siehe E.III) Pech, Harz*.

    Von Stmmen auf - und -slb (die als -/-Stmme flektieren) sind zu ver- merken: Gedanke, *Kohle sowie mehrere Zusammensetzungen mit -nislb *Gewchs': ' Schling, Spro, Zweig', Trieb, Spro', 0*1 Schling'. Von den ebenfalls als -/-Stmmen gebeugten Bildungen auf -/ hat das Altkirchenslavische eine ganze Reihe: *Ver- derben, * Tat, Handlung, ' Bad, *Herberge, Erfindung, ' *Flte, !,^ Firmament.

    Von Bildungen auf -la kennt das Mtkirchenslavische u.a. ' *Pfeil' (vgl. ahd. strilla *ds.), wohl auch *Ader, Sehne, *Schleifstein* (vgl. scharf, spitz), womglich ferner Kraft (obwohl hier das -/- wurzelhaft sein mag). Andere Wrter auf -In sind in ihrer Herkunft noch weniger durch-

  • 4 3B.II: WORTBILDUNG - SUBSTANTIV

    sichtig. In erweiterter Form findet sich das Suffix -ela in / 4Biene.

    Das Suffix -lo (mit der Variante -so nach Wurzeln auf Dental) dient zur Bildung von Nomina instrumenti, seltener Nomina actionis, und ist im Altkir- chenslavischen mit einigen Beispielen vertreten: (< *vez-slo) Ruder, \ (< *maz-slo) l, Salbe, , , Anfang, Hacke (vgl. ** graben, whlen), (PI) Lenden; (< *it-slo) Zahl.

    Das Suffix -dio diente schon im Urslavischen als eines der hauptschlichen Ableitungsmittel zur Bildung von Nomina instrumenti. Grundstzlich lassen sieh hier zwei Schichten unterscheiden, eine primre, von Verbalwurzeln ge- bildete und eine sekundre, in der Verbalstmme die Grundlage bilden. Er- stere ist altertmlich und umfat nur eine begrenzte Anzahl von Wrtern, letztere ist (und verblieb auch spter) produktiv. Im Altkirchenslavischen, wie im brigen Sd- und Ostslavischen, erscheint das Suffix in der Gestalt -Jo (als Folge des Lautwandels dl > /). Beispiele der lteren Schicht sind (< *kri-db) Feder, Flgel' und (< *or-dlo) Pflug (vgl. pflgen). Bei den Sekundrbildungen tritt gewhnlich das Verbalstammsuffix -- bzw. -/- zwischen Wurzel und nominales Ableitiingselement, so da im Altkirchenslavi- sehen das Suffix die Gestalt -alo, -ilo hat, wobei die ursprngliche Bezeich- nung des Werkzeugs z.T. verblat ist und andere Bedeutungen hervortreten. Beispiele: *Ma, Tragbahre, Hlle, Gewand, *Regel, Heiligtum, Waage', *Sitz, *Tinteu.a.

    Unsicher ist die Herkunft von Feld. Acker*, da hier entweder das Suffix -diovorliegi oder eine bloe /-Bildung.

    Zu den zahlreichen -fc/Bildungcn des Altkirchenslavischen siehe weiter unten, beiden Suffixen mit dem Grundelcmcnt

    Suffixe mit dem Grundelement -m-. Zum Suffix -men- siehe II.1.1.1.2. Von no- minalen Bildungen auf - findet sich im Altkirchenslavischen etwa: 1! *Rauch, Dampf', Schande, Scham, Haus, *Getse, Brausen', Verstand (und ds.), vielleicht auch Ge- struch und Klmpchen'; dagegen ist in *Donner' das -m- wurzelhaft und *Hgel ist Entlehnung aus dem Germanischen. Der einzige sichere Beleg fr das Nominalsuffix - ist Schulter', whrend Schrift, Brief' erst kirchenslavisch bezeugt ist. Von den wenigen alt- kirchenslavischen Substantiven auf -m:1 scheint keines das ursprngliche Suffix -m;t (wie z.B. in ksl. \ Zauberin, \ Stroh) aufzuweisen. Ein Bei- spiel fr eine Ableitung mit - ist *Joch'.

    Suffixe mit dem Grundelement -n-. Zu den Stammbildungen mittels der Fle- xionssuffixe *men-, -en-, einschlielich -n-l-jun-, siehe II.1.1.1.2. Von alten

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    4 4 DAS ALTKIRCHENSLAVISCHE WORT

    (z.T. noch auf das Indogermanische zurckgehenden) Bildungen auf -, -. -na (< *-no- *-; auch -sn- mit Wandel > urslav., aksl. -zn ) kennt das Alt- kirchenslavische noch einige, z.B. Irrtum, Ansto' (dieses sonst im Slavischen auch adjektivisch), Gefangenschaft, Beute, ckhk Schlaf' (< *-, vgl. griech. 7ruo ds.), D om (vgl. got. fjarnus *ds.). Alt- kirchenslavische Beispiele des Suffixes sind *Korn (vgl. lat. grnum ds.*), *Vlie, Fell (zu reien1), *Heu' und wohl auch *Scho, Busen (< *log-s-no?) sowie als sekundre Erweiterung (meist PI) Mutterleib' (zu einem nicht bezeugten *logo, GSg *loese). Von /^Bi ldungen (einschlielich des Suffixes -sna und des daraus entstandenen -zna) kennt das Altkirchenslavische u.a.: *Schuld, Ursache, Tausch, Wechsel', 11 *Schaum', (< *urna) Wunde', *Reif', Speichel, *Seite, (fremde) Gegend1, *Strae, Gasse, *Preis, W ert; *Irrtum, Hindernis', Frhling' (ein alter -r-/-n- Stamm; vgl. lat. vr, anord. vr *ds.'), Mond' (< idg. louk-sn, vgl. lat. lna *ds.'), *Fusohle'.

    Von alten --, -5- und -277bBildungen sind im Altkirchenslavischen u.a. bezeugt: Kampf' (zu kmpfen'), *Abgabe, Zoll' (zu *geben), *Strafe' (zu zeigen, erm ahnen, wo -z- also wurzelhaft ist). Semantisch unmotiviert sind *Handflche und */* *Schatten (mit unerklrtem Doppelanlaut). Der einzige altkirchenslavische Beleg von -\77 ist !!, *Lied'. Zahlreicher sind die altkirchenslavischen Belege mit dem Sut- fix : * Schmerz. Krankheit, *Furcht', *Lehen'. *: () *Machenschaft. Anschlag. List', und Reue. Bue', Gunst, Freundschaft' (und *Ungunst, bel', auch *'- fel').

    Von Bildungen auf - (ohne das vorangehende Element -cV7-, jan) sind im Altkirchenslavischen u.a. zu verzeichnen: *Edler, Vornehmer' (al- lerdings ein Lehnwort aus dem Donaubulgarischen; siehe D.IV), *Krie- ger', Herr' (neben *ds.), *Jude', Be- wohner, ' und Riese', *Mann vom Volke, Laie'. Die substantivischen Bildungen auf - stehen eindeutig mit den possessiven Ad- jektivformationen mit dem gleichen Suffix in Zusammenhang (vgl. ULI.1.1). Das entsprechende Femininsuffix -ina gehrt zu den produktivsten Ableitungs- elementen des Slavischen von Adjektiven, Substantiven (dann zuweilen mit expressiv-augmentativer Schattierung), selten auch Verben. Die hufigsten, von Adjektiven abgeleiteten Bildungen sind spter oft konkretisierte Abstrakta, whrend die Derivate von Substantiven nur ausnahmsweise ursprngliche Ah- strakta bezeichnen und vielmehr meist den Ursprung von oder Zusammenhang mit dem vom Grundwort Benannten ausdrcken. Beispiele: ^ 'liete*, *Zeit, Stunde, *Gefhrten, Gefolge*, *Wahrheit*, *Olbaum', *Gemeinschaft, Kindheit', Vater-

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    .II: WORTBILDUNG - SUBSTANTIV 4 5

    land, ^/ Spinngewebe, ltester, Vorsteher, Be- fehlshaber, graues Haar, Greisenalter, Geheimnis, Stille (und bertragen Hafen), 4'4 Haus, Reinheit. Blo zweimal bezeugt im Altkirchenslavischen sind Bildungen mit dem (sonst vor allem nordslavischen) Suffix -izna, nmlich Hauptsache und - Schimpf, Demtigung.

    Nur ein einziges Mal ist das Wortbildungselement -ena belegt: Win- del. Von femininen Substantiven auf - sind im Altkirchenslavischen einzig Klte und rote Farbe bezeugt, whrend die ebenfalls hierher gehrenden ! H erbst oder gebackenes Fleisch erst nachalikirchenslavisch V o rk o m m e n .

    Abgesehen von den Pluralformen -ne, -jane (zu Sg - . ;;/), fehlen dem Altkirchenslavischen maskuline Bildungen auf -n-\ dagegen kennt es zu- mindest zwei Neutra auf -na. Geschlecht, Knie und *Schlamm. Die einzige altkirchenslavische Bildung mit dem Suffix - ist dits feminine Schienbein.

    Von den wenigen Ableitungen auf - sind zu nennen Zupan' (slavischer W rdentrger; wohl zu slav. zupa G au) und ' (neben sonst slav. ) *(Holz-)Krug. Die einzige altkirchenslavische Ableitung mit - ist 1 *Kehle, Schlund (vgl. ' < *-gyer(2)- verschlingen).

    Die alleinige sichere altkirchenslavische Bildung auf - ist *Ton, Schall (zu rufen und unmittelbar motiviert durch ksl. *t- nen, schallen*), whrend in Kreuz* das n wurzelhaft ist (vgl. pa , ausspannen, kreuzigen'). Der einzige altkirchenslavische Beleg fr das Suffix - wre Pferd, falls diese Form aus lterem * < gekrzt und nicht auf *kob-n- (mit derselben Wurzel wie in ' Stute') zurckzufhren ist.

    Von --Bildungen kennt das Altkirchenslavische lediglich Er- zieher (sonst slavisch etwa noch ^ Lufer, 0, *Beschtzer, Behter, Donner, Blitz u.a.m.).

    Das hufig zur Adjektivbildung dienende Ableitungselement - begegnet vereinzelt auch bei Substantiven, so etwa W idder, ctkh'k Stachel, / *Schall. Das entsprechende Neutralsuffix - findet sich etwas fter, z.B. KpaiHkHo Speise, Balken, Ambo, *Gewand, (neben ) Kathisma. (neben ) Geheimnis, Mysterium. Von Femininbildungen auf - gehren auer den soeben ge- nannten Doppelformen hierher: Lippe und ksl. Fa- stenzeithymnus, dagegen nicht Befleckung, da hier -- (< --) wur- zelhaft ist. Ein ganz vereinzeltes Nomen mit dem Suffix - ist c*kka3khk Gefangener. Ge