DAS ARTEFAKT «PAPPBECHER» - socio5.ch · zum Attribut des erfolgreichen, schnell...

17
Seminararbeit Soziologie Vertiefung Industrial Design Mai 2017 DAS ARTEFAKT «PAPPBECHER» Dozent _ Christoph Müller Studentinnen _ Nora Strebel, Bamna Dadashzadeh & Anina Riniker

Transcript of DAS ARTEFAKT «PAPPBECHER» - socio5.ch · zum Attribut des erfolgreichen, schnell...

Nora Strebel, Bamna Dadashzadeh, Anina Riniker | VID 15 | Soziologie | Mai 2017 | Christoph Müller

Seminararbeit SoziologieVertiefung Industrial DesignMai 2017

DAS ARTEFAKT «PAPPBECHER»

Dozent _ Christoph MüllerStudentinnen _ Nora Strebel, Bamna Dadashzadeh & Anina Riniker

Nora Strebel, Bamna Dadashzadeh, Anina Riniker | VID 15 | Soziologie | Mai 2017 | Christoph Müller

Vorwort ...........................................................................

Von der Tasse zum Pappbecher....................................- Definition Pappbecher .................................................- Geschichte & Vorgänger .............................................- Geografie & Kultur .......................................................- Ökologie ......................................................................- Ökonomie & Vorteile ....................................................- Ästhetik, Marketing & Symbolik .................................

Der Pappbecher im öffentlichen Raum - Feldstudie ......- CHEZ TONI ..................................................................- Starbucks .....................................................................- MCDonald‘s ..................................................................- Zugfahrt (S12) ............................................................- Fussgängerzone ..........................................................

Alternative Anwendungsbereiche ..................................Schlusswort ....................................................................

QuellenverzeichnisAbbildungsverzeichnis

INHALT 3

4 445566

8910111213

14

15

Nora Strebel, Bamna Dadashzadeh, Anina Riniker | VID 15 | Soziologie | Mai 2017 | Christoph Müller

In unserer Arbeit möchten wir den nur ein-mal zu benutzenden Pappbecher als Artefakt beobachten und untersuchen. Wir möchten herausfinden, aus welchem Grund und wo diese Art Becher entstanden ist und welches andere Artefakt allenfalls davon abgelöst wurde. Darauf folgt direkt die Frage, welche Alternative in einer späteren Zukunft Potenzial dazu hätte, den Pappbecher zu ersetzen. Wir möchten die positiven und negativen Aspek-te des Einwegbechers aufzeigen. Ausserdem soll die Arbeit Fakten und Zahlen zum Papp-becher, sowie dessen Abfallmenge aufzei-gen und weitere eventuelle Verbesserungen und Veränderungen im Recycling vorstellen.

Mögliche Untersuchungsorte zum Artefakt sind Hochschulen, Bahnhöfe und Cafés in der Innenstadt. An diesen Orten gibt es un-terschiedliche Gründe, einen solchen Becher zu nehmen oder aber auch nicht. Der Becher kann Versinnbildlichung der heutigen Weg-werfgesellschaft sowie der Hektik und Mobili-tät der Bevölkerung sein.

Ins Bistro CHEZ TONI (ZHdK) nehmen einige von uns für den Kaffee jeweils einen eigenen Becher mit, um nicht noch mehr unnötigen Abfall zu produzieren. In den hochschulinter-nen Cafeterias „Momento“ und „Kafi Z“ gibt es gar Preisreduktionen, wenn man eine eige-ne Tasse mitnimmt.

Unsere Interessen liegen also in der Nachhal-tigkeit und wie man die Gesellschaft zu nach-haltigem Handeln motivieren kann. Welche Methoden wären sinnvoll, ein Umdenken in Bezug auf den Gebrauch von Einweggeschirr zu generieren? Wir möchten herausfinden, welchen Zusammenhang zwischen der Ge-sellschaft und Einweggeschirr besteht. Ne-ben der Abfallproblematik steht das Thema der Ressourcenverschwendung im Raum. Welche Verordnungen oder Massnahmen bestehen bereits, und wie realistisch sind die gewünschten Erfolge?

Des Weiteren interessieren wir uns für die so-ziologischen, ökonomischen und historischen Hintergründe, welche dazu führten, dass der Einwegbecher oder das Einweggeschirr so weit verbreitet ist. Den gewählten Alltagsge-genstand möchten wir mit unserem Zeitgeist und unserer Denkweise als Individuum und als Gesellschaft vergleichen.

VORWORT

3

Nora Strebel, Bamna Dadashzadeh, Anina Riniker | VID 15 | Soziologie | Mai 2017 | Christoph Müller

1. DEFINITION PAPPBECHER

Der Becher ist ein Trinkgefäss in Form eines Zylinders oder umgekehrten Kegelstumpfes ohne Fuß und Henkel (1). Bei unserem unter-suchten Artefakt handelt es sich um Einweg-becher. Diese werden in Unterkategorien wie Plastik, Styropor oder Pappe aufgeteilt. Diese können die Form eines Trichters oder Zylin-ders haben und bedruckt, bzw. unbedruckt sein.

2. GESCHICHTE & VORGÄNGER

Bereits im Neolithikum gab es Becher. Im 18. Jahrhundert wurde der Becher jedoch weit-gehend durch die Porzellantasse für heiße Getränke und das Trinkglas für kalte Geträn-ke verdrängt (2). In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erlangte er aber, besonders als industriell hergestellter Henkelbecher aus

VON DER TASSE ZUM PAPPBECHER

Steinzeug, als alltägliches Trinkgefäß für Kaf-fee und Tee sowie als Einwegbecher aus be-schichteter Pappe oder aus Kunststoff neue Beliebtheit.

BECHER

(TRINKGEFÄSS)

EINWEGBECHER

PLASTIK STYROPOR PAPPE

Abb. 1 // Weihrauchdarstellungen, alte Ägypter(zwischen 4000 v. Chr. - 395 v. Chr. )

Abb. 2 // Trichterbecher, Nordeuropa, 4200 - 2800 v. Chr.

Abb. 3 // Glockenbe-cher, Spanien, 2600 v. Chr.

4

Nora Strebel, Bamna Dadashzadeh, Anina Riniker | VID 15 | Soziologie | Mai 2017 | Christoph Müller

3. GEOGRAFIE & KULTUR

Einwegbecher wurden in den 90er Jahren po-pulär, als die Idee vom “coffee to go” sich in den Vereinigten Staaten verbreitet hat (3).

Auffallend ist, dass in afrikanischen Ländern wie zum Beispiel Ghana, Kenya oder Marok-ko Pappbecher nur selten und wenn, dann nur in westlichen Cafés verwendet werden. Anstelle eines Pappbechers werden Tassen oder Gläser rausgegeben, die wieder zurück-gebracht werden.

4. ÖKOLOGIE

Jährlich verbraucht nur schon die Firma „Star-bucks“ weltweit 2.3 Milliarden Becher (4). Ein Pappbecher besteht aus Bisphenol A, Dru-ckerfarbe, Polymeren und Polystyrol. Jährlich entstehen in Deutschland allein durch Papp-becher und Plastikdeckel über 100‘000 Ton-nen CO2-Emissione und es werden 43‘000 Bäume in die Produktion von Pappbechern investiert. Die Innenbeschichtung aus Po-lyethylen und die Deckel aus Polystyrol ver-brauchen in der Herstellung etwa 22‘000 Ton-nen Rohöl. Die Produktion eines einzelnen Bechers benötigt 500 Milliliter Wasser und verursacht 110 Gramm CO2, dies ergibt pro Jahr und Person etwa 40 Kilogramm. Durch die verschiedenen Komponenten wird der Pappbecher nicht einfach Papierabfall, son-dern gehört zum Restmüll. (5)

Pappbecher werden zu 80% nicht recycelt, sondern landen in der öffentlichen Müllton-ne beziehungsweise im Hausmüll und wer-den verbrannt. In der letzten zehn Jahren hat der Müll durch Pappbecher und allgemein Einweggeschirr stark zugenommen, so die Informationen der Frankfurter Entsorgungs-betriebe (FES). Daher ist der kompostierbare Pappbecher eine Symptombekämpfung, die in der Tat aber nicht viel mehr als ein gutes Gewissen des Kaffeetrinkers bringt.

Trotzdem hat das niederländisches Unter-nehmen Akzo Nobel „EvCote Water Barri-er3000“ entwickelt. Das ist eine Art Haut, die Papier resistent gegen Flüssigkeit und Fett macht und scheinbar kompostierbar sein soll. Diese Beschichtung sollte dann das bis jetzt verwendete Material Polyethylen ersetzten. (6) Für das Problem des nicht Recycelns will London im April 2017 ein Projekt mit einem neuen Sammelsystem starten und somit die Recyclingquote der Pappbecher erhöhen. Bis jetzt werden in der Britischen Hauptstadt weniger als 1% recycelt. Aus dem gesam-melten Material sollen neue Produkte wie Stifte und Parkbänke entstehen. (7) Ob die-ser Recyclingansatz ernster gemeint ist, als folgender in Bilder, bleibt offen.

Abb. 4 // Trend: Coffee to go, GB

Abb. 5 & 6 // Recycling à la Starbucks

5

Nora Strebel, Bamna Dadashzadeh, Anina Riniker | VID 15 | Soziologie | Mai 2017 | Christoph Müller

5. ÖKONOMIE & VORTEILE Grund für die Verwendung von Pappbecher ist unter anderem, dass die Produktion güns-tiger ist als die Reinigung einer Tasse. Star-bucks ist dabei Marktführer beim Vertreiben von Pappbechern.

• KEINE WARTUNG

• SELF SERVICE PRINZIP

• VERANTWORTUNG BEIM KONSUMENT

• MOBILITÄT

• WERBUNG / MARKETING

5.1 Gibt es alternative Gebrauchsmöglichkei-ten zum Einwegbecher? Alternativ dazu bieten bereits viele Shops Ra-batte für Kunden an, die mit der eigenen Tas-se kommen und so den Verbrauch der Papp-becher minimieren. Dieses Angebot nutzen allerdings nur eine kleine Minderheit, da dies doch zu viele Umstände bereitet, wenn man immer seinen eigenen Becher bei sich haben muss. Einfacher umzusetzen ist das an einer Hochschule. Seit der Einführung der “bring your own cup”-Aktion (50 Rappen Rabatt mit eigener Tasse) im Toni-Areal, wurden über

18’400 Pappbecher und damit über 1 Tonne CO2 eingespart.

Das Paradox des Coffee-to-gos ist, dass viele Kunden ihren Kaffee gar nicht lange durch die Gegend tragen, sondern diesen gleich noch vor dem Café trinken. Besonders viele leere Pappbecher befinden sich daher meistens dort im Abfall, wo die Getränke ausgeschenkt wurden: vor der ZHdK-Cafeteria CHEZ TONI genauso wie vor Starbucks-Filialen und vor dem McDonald‘s. 5.2 AUSWIRKUNGEN UND FOLGEN DURCH DEN GEBRAUCH Auch wenn die Materialien der Einwegbecher für den Lebensmittelkontakt getestet sind, sind Pappbecher für die Gesundheit nicht ganz unbedenklich. Die Becher sind auf der Innenseite mit Polyethylen (PE) beschichtet. Die Chemikalien können sich in Hitze und Fett lösen. So gelangt unter anderem perfluorierte Polymere der Papp-Beschichtung in den Kör-per, diese sind nur langsam wieder abbaubar und können zu gesundheitlichen Schäden, wie zum Beispiel zur Reizung der Atemwe-ge, führen. Das Polystyrol der Deckel können sich auf den Hormonhaushalt auswirken.

6. ÄSTHETIK, MARKETING & SYMBOLIK

Heute ist beim Einwegbecher die Werbung und die Identifikation ästhetisch zentral. Es werden Ideale wie nachhaltiges Konsumieren aufgegriffen und Pappbecher werden immer mehr mit einem „ökologischen“ Aussehen versehen.

Sogar heute noch wird der Pappbecher als Statussymbol verwendet. Man kennt das prägnante grüne Logo von Starbucks und weiss, dass es sich hierbei um einen eher teures Getränk handelt. Prominente werden beauftragt, die angesagten Becher mit sich zu tragen.

Abb. 7 // Barack Obama, Pappbecher mit dem Aufdruck „President of the United States“

Abb. 8 // Kim Kardashian mit Starbucks Pappbe-cher

6

Nora Strebel, Bamna Dadashzadeh, Anina Riniker | VID 15 | Soziologie | Mai 2017 | Christoph Müller

Bei Starbucks wird der Becher nicht nur als Werbeoberfläche genutzt, sondern auch als Möglichkeit, ihre Produkte zu personalisieren. Beim Kauf eines Getränkes wird der Konsu-ment nach seinem Namen gefragt, welcher direkt auf den Becher geschrieben wird. Wenn das Getränk zubereitet ist, wird der Name des Kunden samt seiner Bestellung laut ausgerufen.

Auch wird der Becher als Werbefläche ge-nutzt. Firmen überlegen sich verschiedene “Editionen” (Winter, Sommer, etc.), sogar Kol-laborationen mit Künstlern, die den Becher aufwerten sollen und bringen sie in Kombina-tion mit ihren Produkten auf den Markt.

6.1 DER BECHER ALS STATUSSYMBOL

Bereits im alten Ägypten galten Becher als Statussymbol. In den Darstellungen der Göt-ter wurden sie deshalb oft als Attribut der ih-nen innewohnenden Kraft der Lebenserhal-tung verwendet.

6.2 STATUSSYMBOL DES EINWEGBECHERS

„Coffee to go“ wurde ein Statussymbol der dynamischen Mobilitätsgesellschaft. Es sym-bolisiert das Beschäftigt-Sein und wird daher zum Attribut des erfolgreichen, schnell funkti-onierenden Menschen.

Abb. 9 // Personalisierte Pappbecher bei Starbucks

7

Nora Strebel, Bamna Dadashzadeh, Anina Riniker | VID 15 | Soziologie | Mai 2017 | Christoph Müller

Wir haben unsere Beobachtungen an Orten durchgeführt, wo einerseits Kaffee, ande-rerseits auch Hektik und Mobilität eine Rolle spielen. So haben wir das Café der Zürcher Kunsthochschule CHEZ TONI, Besucher der Ketten wie „Starbucks“ und „Mc Donalds“ so-wie Zugfahrer und Menschen in der Fussgän-gerzone beobachtet.

DER PAPP-BECHER IM ÖFFENTLI-CHEN RAUM

FELDSTUDIE

8

Nora Strebel, Bamna Dadashzadeh, Anina Riniker | VID 15 | Soziologie | Mai 2017 | Christoph Müller

Das CHEZ TONI wurde in der Zeit zwischen 14:45 und 15:35 stark besucht - typische Nachmittagspause. Insgesamt haben wir 39 Leute gezählt, die Kaffee, Tee oder eine Schokolade bestellt haben. Davon sind 19 Pappbecher und 17 Tassen sowie ein mit-gebrachter Becher über die Theke. Das Ver-hältnis der Pappbecher und wiederverwend-baren Tassen ist also etwa ausgeglichen. Elf der gezählten Personen sind mit ihrem Pappbecher allerdings direkt vor dem Café gesessen und haben ihn dann auch gleich dort entsorgt. Dort hätte die Möglichkeit also bestanden, eine Tasse zu nehmen und so Abfall zu sparen. Drei der Pappbecher sind nach dem Austrinken als Aschenbecher um-funktioniert worden.

Anzahl Kaffee-/Tee-/Schokoladentrinker: 39Anzahl Pappbecher: 19Anzahl Tassen: 17Anzahl mitgebrachte Becher: 3

11 Personen sind mit dem Pappbecher im/vor dem Café gesessen. 3 Pappbecher wurde als Aschenbecher umfunktioniert.

CHEZ TONI (ZHdK) // 9.5. // 14:45-15:35

9

Nora Strebel, Bamna Dadashzadeh, Anina Riniker | VID 15 | Soziologie | Mai 2017 | Christoph Müller

Da die Feldforschung an einem warmen Früh-sommerabend durchgeführt worden ist, un-terscheiden sich unsere Daten von jenen, die wir im Winter erwarten würden. Im Sommer bieten Restaurants und Cafés zusätzlich kalte Varianten ihrer Getränke an. Hierbei werden die Getränke in grösseren Einwegbechern aus Kunsstoff serviert. Bei Starbucks erhält der Konsument solch einen Becher, sobald sein Getränk kühl sein muss - auch wenn er es in der Filiale konsumieren möchte. Dies führt dazu, dass sich der Gebrauch von Pappbechern in Unternehmen wie Starbucks vermutlich während der Sommerzeit redu-ziert.

Anzahl Kaffee-/Tee-/Schokoladentrinker: 7Anzahl Pappbecher: 9Anzahl Tassen: 9Anzahl mitgebrachte Becher: 2Anzahl Plastikbecher: 11

STARBUCKSZÜRICHSTAUFFACHER// 17.5. // 19:00-19:20

10

Nora Strebel, Bamna Dadashzadeh, Anina Riniker | VID 15 | Soziologie | Mai 2017 | Christoph Müller

In einer McDonald‘s Filiale, wie am Stauffa-cher in Zürich, ist es üblich, dass alle Nah-rungsmittel mit Einweggeschirr verkauft werden. Somit sparen Fastfoodketten an Rei-nigungs- und Wartungskosten und können so ihre niedrigen Preise halten. Das Konzept des Einweggeschirrs und des Self-Service ist in Fastfoodketten generell sehr verbreitet und bewährt sich. Speziell zur Entsorgung des Abfalls, stehen hierfür die eckig designten Abfalleimer zur Verfügung. Indem der Konsu-ment seinen Abfall selbständig entsorgt, erle-digt er seine Pflicht und schliesst mit diesem Akt den Restaurantgang in der Fastfoodkette ab. Somit besteht kein Abfallproblem mehr für den Kunden. In dieser Zeit hat sich aus-nahmslos jeder an diese Norm gehalten. Obschon die Zählung abends stattgefun-den hat, gab es in dieser kurzen Zeit doch 2 Kunden, welche ein Heissgetränk konsumiert haben. (Es war jedoch nicht eindeutig, ob es sich um Kaffee, Tee oder Schokolade handel-te, da all diese Getränke in Kaffebechern aus Pappe serviert werden.)Der Konsum von Pappbechern war trotzdem hoch, vor allem, weil auch kühle Softdrinks in solchen Bechern serviert werden.

Anzahl Kaffee-/Tee-/Schokoladentrinker: 2Anzahl Pappbecher: 16Anzahl Tassen: 0Anzahl mitgebrachte Becher: 0

MC DONALD‘S ZÜRICH STAUFFACHER // 18.5. // 19:00-19:20

11

Nora Strebel, Bamna Dadashzadeh, Anina Riniker | VID 15 | Soziologie | Mai 2017 | Christoph Müller

Auf der S12-Strecke Brugg-Stettbach, die ge-rade knapp 45 Minuten dauert, wurden insge-samt 29 Kaffeetrinker registriert (ein Wagon). Auffallend ist, dass vor allem in grösseren Bahnhöfen mit Lokalen wie Starbucks und Brezelkönig Pappbecher „eingestiegen“ sind. Diese Ketten waren bei der Feldforschung auch die Hauptakteure. Andere Pappbecher von Bäckereien oder vom Kiosk waren eher in der Unterzahl. Zudem wurden noch fünf Leu-te beobachtet, die ihren eigenen Thermosbe-cher dabei hatten. Unklar ist da, ob sie diesen zu Hause aufgefüllt haben oder am Bahnhof auffüllen liessen. Einen Pappbecher im Zug zu benützen macht insofern Sinn, da man mo-bil sein muss und nicht an den gleichen Ort zurückgehen kann, um die Tasse zurück zu geben.

Anzahl Kaffeetrinker: 29Anzahl Pappbecher: 24Anzahl Thermosbecher: 5

ZUGFAHRT (S12) // 15.5. // 07:35 - 08:20

12

Nora Strebel, Bamna Dadashzadeh, Anina Riniker | VID 15 | Soziologie | Mai 2017 | Christoph Müller

In der belebten Fussgängerzone an der Bahnhofstrasse in Zürich sieht man entweder eilende Touristen, die zum Flughafen eilen oder Leute auf ihrem Arbeitsweg. Es ist auf-fallend, dass sehr viele Personen mit einem Getränk rumlaufen, sei es Kaffee, Energy-drinks oder Säfte. Nachdem der Kaffee aus dem Pappbecher ausgetrunken wurde, wird er unterwegs in den Mülleimern deponiert. Erstaunlich viele Leute geniessen ihr Getränk aus ihrem mitgebrachten Behälter, jedoch wird auch der im Laufen getrunken. Die meis-ten Pappbecher werden mit Deckel genutzt, um auf keinen Fall zu verschütten. Die Di-versität der verschiedenen Pappbechern ist gross. Womöglich werden viele der Kaffees in den Läden des Bahnhofs gekauft. Alle be-obachteten Leute waren zielgerichtet unter-wegs, was auch erklärt, dass die Getränke im Gehen konsumiert werden und sich dafür ein Pappbecher gut eignet, da er schnell wieder entsorgt werden kann.

Anzahl Kaffeetrinker: 46Anzahl Pappbecher: 31Anzahl Thermosbecher: 15

FUSSGÄNGER-ZONE (STRAS-SE) // 15.5. // 07:55 - 08:40

13

Nora Strebel, Bamna Dadashzadeh, Anina Riniker | VID 15 | Soziologie | Mai 2017 | Christoph Müller

Ursprünglich wurde der Pappbecher wohl als Be-hälter für kalte und warme Getränke gebraucht. Wir beobachten, dass der Pappbecher jedoch in ver-schiedensten Weisen genutzt wird. Alternativ zum Transport von Getränken eignet er sich durch sein geringes Gewicht, die einfache Beschaffung und seinem Einwegcharakter für diverse andere Nutzun-gen.

ALTERNATIVE ANWENDUNGS-BEREICHE

Abb. 10 - 14 // „Umnutzung“ von Pappbe-chern: Telefon, Aschenbecher, Bettelbüch-se, Lampe, Pflanztöpfchen

14

Nora Strebel, Bamna Dadashzadeh, Anina Riniker | VID 15 | Soziologie | Mai 2017 | Christoph Müller

Die Pappbecher sind bei uns weit verbreitet und werden nicht immer gleich sinnvoll ein-gesetzt. Oftmals ist er eine Möglichkeit, mobil zu sein, auch wenn man es dann gar nicht ist. Sinnvolle Anwendungen des Pappbechers sind sicherlich am Bahnhof, wenn man den Ort wechselt.

Pappbecher dienen nicht nur dem Kaffeetrin-ken, sondern können auch ein Statussymbol verkörpern (Starbucks).

Grundsätzlich ist es eher schwierig, die Men-schen zum Gebrauch von Tassen umzuerzie-hen, solange sie die Möglichkeit haben, den Kaffee im Pappbecher mitzunehmen.

Fazit:• VIELE NEHMEN GETRÄNKE TO GO, AUCH WENN SIE BLEIBEN › ABFALL

• EINWEGGESCHIRR & PAPPBECHER SIND KEINE GLOBALEN ALLTAGSGEGEN- STÄNDE.

• DER BECHER WAR UND IST EIN STATUS- SYMBOL.

• BECHER SIND EIN „BIG DEAL“.

SCHLUSS-WORT

Abb.15 // Mit Pappbechern überquellender Abfalleimer vor der schulinternen Cafeteria

15

Nora Strebel, Bamna Dadashzadeh, Anina Riniker | VID 15 | Soziologie | Mai 2017 | Christoph Müller

LITERATUR

BRANDES, UTA (2008): Design durch Gebrauch: Die alltägliche Metamorphose der Dinge. 2. Auf-lage.

INTERNET

BERLINER ZEITUNG / Riesige Müllbelastung London startet Pappbecher-Recycling - http://www.berliner-zeitung.de/wirtschaft/riesige-muellbelastung-london-startet-pappbecher-recycling---vor-bild-fuer-deutschland--25618754 (Zugriff 11.5.17)

DEUTSCHE UMWELTHILFE / Umweltproblem Coffee to go-Einwegbecher - http://www.duh.de/fi-leadmin/_migrated/content_uploads/DUH_Coffee_to_go_FactSheet_02.pdf (Zugriff 19.5.17)

FRANKFURTER ALLGEMEINE / Ein Kaffeebecher gegen 200 Milliarden Becher Müll - http://www.faz.net/aktuell/technik-motor/umwelt-technik/neuer-pappbecher-macht-kaffee-fuer-unterwegs-um-weltfreundlich-13204290.html (Zugriff 17.5.17)

RTL NEXT / ‚Kaffee to go‘: Weg mit dem Pappbecher - http://rtlnext.rtl.de/cms/kaffee-to-go-weg-mit-dem-pappbecher-ein-kommentar-von-oliver-scheel-2130150.html (Zugriff 17.5.17)

WIKIPEDIA / Becher - https://de.wikipedia.org/wiki/Becher (Zugriff 22.5.17) DIE WELT / Wer mit dem Trend geht, trinkt im Gehen - https://www.welt.de/print-welt/artic-le294787/Wer-mit-dem-Trend-geht-trinkt-im-Gehen.html (Zugriff 3.5.17)

DIE WELT / Coffee to go – Wenn Gift im Pappbecher steckt - https://www.welt.de/gesundheit/artic-le129646181/Coffee-to-go-Wenn-Gift-im-Pappbecher-steckt.html (Zugriff 3.5.17)

YOUTUBE / „IT‘S JUST A CUP“ - https://www.youtube.com/watch?v=aOGSUdsTCT4 (Zugriff 22.5.17)

QUELLEN-VERZEICHNIS

Nora Strebel, Bamna Dadashzadeh, Anina Riniker | VID 15 | Soziologie | Mai 2017 | Christoph Müller

Abb. 1 : https://twitter.com/mrvaldesogo/status/705106205400821760Abb. 2 : https://de.wikipedia.org/wiki/Trichterbecherkultur#/media/File:Skarpsal-lingkarret_DO-9665_original.jpgAbb. 3 : https://de.wikipedia.org/wiki/Glockenbecherkultur#/media/File:Vaso_Campaniforme_Ciempozuelos.jpgAbb. 4 : http://thefashiontag.com/street-style-coffee-to-go/Abb. 5 : https://www.starbucks.com/responsibility/environment/recyclingAbb. 6 : http://www.funnyjunk.com/Starbucks/funny-pictures/5107208/ Abb. 7 : https://www.pinterest.com/nharris92/coffee-house-nexus/?lp=trueAbb. 8 : http://www.zimbio.com/pictures/TxQ1kbw9Kk3/Kim+Kardashian+-Gets+Airport+Coffee/v4cniEOSTAYAbb. 9 : https://www.slideshare.net/Thinkmobile/future-of-retail-35708762/80Abb. 10 : http://www.aysberg.de/kontakt/Abb. 11 : Aus Design durch Gebrauch: Die alltägliche Metamorphose der Dinge. S. 38.Abb. 12 : http://www.luzernerzeitung.ch/nachrichten/zentralschweiz/zug/Es-gibt-kein-Bettlerproblem;art9648,660364Abb. 13 : https://www.pinterest.de/pin/43276846398115468/Abb. 14 : https://www.pinterest.de/pin/458030224578886912/Abb. 15 : Foto Anina Riniker, 9.5.2017

ABBILDUNGS-VERZEICHNIS