DAS AUENHAUS Unsere Außenstelle in Petronell · Unsere Außenstelle in Petronell für...

15
Nr. 2/Juni 2000 · ATS 30,– SCHMETTERLINGSFLÜGEL Ein architektonisches Meisterwerk DAS AUENHAUS Unsere Außenstelle in Petronell

Transcript of DAS AUENHAUS Unsere Außenstelle in Petronell · Unsere Außenstelle in Petronell für...

Page 1: DAS AUENHAUS Unsere Außenstelle in Petronell · Unsere Außenstelle in Petronell für Projektwo-chen, Exkursionen, Forschung und Naturführer-ausbildung des Nationalparks Donau-Auen

Nr.

2/J

un

i 200

0 · A

TS 3

0,–

SCHMETTERLINGSFLÜGELEin architektonisches Meisterwerk

DAS AUENHAUSUnsere Außenstelle in Petronell

Page 2: DAS AUENHAUS Unsere Außenstelle in Petronell · Unsere Außenstelle in Petronell für Projektwo-chen, Exkursionen, Forschung und Naturführer-ausbildung des Nationalparks Donau-Auen

Seite des Generaldirektors _______ 3Das ÖKOHAUS Das Modell im Museum – das Original am Rande der Au

Hinter den Kulissen ________________ 5„Bücher für Bücher“

Cover-Story ____________ 6Der Schmetterlingsflügel – ein architektonisches Meisterwerk

Wußten Sie schon… _______________ 9Kunstschätze auch im Naturhistorischen

Forschung __________________________ 10Wurmattacken im Badesee

Forschung __________________________ 11Wiedergefunden nach 30 Jahren oder Gefühlsschwankungen einer Botanikerin

Schaun Sie sich das an… ________ 12• „Freunde“-Erwerbung im Saal 8:

Gyronchus macropterus, Kugelzahnfischaus den Solnhofener Plattenkalken

• Die lange Nacht der Museen

Die Seite für Kids & Co. _________ 13Schauen - Spielen – Selber Forschen

Tipps ________________________________ 14Pflanzenschädling Kapuzinerschnecke

Freizeit _____________________________ 15Ausflugstipp: Erlebniswelt Geologie in Gams bei Hieflau, Steiermark

2

Das Naturhistorische

Das Naturhistorische · 2 / 00

Foto der Ausgabe „weit weg – ganz nah“ – Die National Geographic Fotografen bis 2. Juli 2000 im NHMW

Foto

: Mic

hael

Nic

hols

/ N

atio

nal G

eogr

aphi

cs /

CO

NTR

AST

Impressum:

Herausgeber: Naturhistorisches Museum & Vereinder „Freunde des Naturhistorischen Museums“

Redaktion: Mag. Stefanie Kruspel & Mag. Brigitta Schmid*

Bildredaktion: Dr. Reinhard Golebiowski*

Grafik: Josef Muhsil & Kriemhild Repp*

Für den Inhalt verantwortlich: Dr. Reinhard Golebiowski*

* Alle: Naturhistorisches Museum Wien, Abteilungfür Wissensvermittlung und Öffentlichkeitsarbeit

Redaktionsanschrift: Naturhistorisches MuseumWien, Abteilung für Wissensvermittlung und Öffentlichkeitsarbeit, Burgring 7, A-1014 Wien

e-mail: [email protected]

Homepage: http://www.nhm-wien.ac.at

Erscheinungsort: Wien

Preis: ATS 30,--; Jahresabonnement: ATS 100,--/Jahr Bestellung bei A. Kourgli, NHMW; Tel.: 521 77/213

Erhältlich im Museumsshop des NHMW

Druck: gugler print & media, Linzer Straße 11-13, A-3390 Melk

Titelbild: Nahaufnahme eines Schmetterlingflügels (Foto: M. Lödl)

Die Redaktion bedauert das Fehlen des Autorenna-mens von Dr. Heinz Kollmann bei der Coverstoryder letzten Ausgabe „Mesozoikum – Das gar nichtdunkle Mittelalter der Erdgeschichte“.

INHALT

Page 3: DAS AUENHAUS Unsere Außenstelle in Petronell · Unsere Außenstelle in Petronell für Projektwo-chen, Exkursionen, Forschung und Naturführer-ausbildung des Nationalparks Donau-Auen

U nsere Außenstelle in Petronell für Projektwo-chen, Exkursionen, Forschung und Naturführer-

ausbildung des Nationalparks Donau-Auen bietet„Ökologie zum Anfassen“ – Lehrbeispiel für Baubio-logie und „Earth Care Design“.

Das beginnt schon bei der Nutzung vorhande-ner Bausubstanz: „Gebäuderecycling“ statt Depo-nieschutt als wichtigste Umweltentscheidung,denn über 1/3 der Energie bei Errichtung einesHauses steckt im Material. Die Erhaltung derGrundmauern gab die Möglichkeit, aus einem häß-lich verpfuschten Althaus ein pannonisches Hauswiedererstehen zu lassen – aber bereichert durch48 m2 Sonnenwärmekollektoren für das Duschwas-ser im Sommer und die Fußboden-Niedertempera-turheizung unter den „römischen Fliesen“ im Win-ter (ergänzt durch Hackschnitzel aus der Au oderHolzmehl-Pellets) und mit einer Wärmedämmtech-nik (Flachs, Kork Schaumglas), die ein völlig CO2 -neutrales Niedrigenergiehaus ermöglicht, isoliertwie eine Thermosflasche, z.B. mit 14 cm starkenPressplatten aus Korkabfall über den Hochlochzie-geln. Die Sicherung des Korkabsatzes ist zugleichein Beitrag zur ökonomischen Erhaltung arten-reicher Kulturlandschaften Spaniens und Portugals,z.B. der Extremadura. Naturschützer Europas emp-fehlen Kork zur Sicherung der Bestände von Kra-nich und Blaurake, Störchen, Greifvögeln und ural-ten Nutztierrassen, welche die weiträumigen Kork-und Steineichenhaine brauchen.

Das Nationalparkhaus lebt mit den Jahreszeiten stattunter großem Energieaufwand gegen sie. Dem Seminar-raum für 40 Personen (ihre Körperwärme entspricht ei-ner im Sommer lästigen Zusatzheizung von 3-4 KW)wurde der Plafond entfernt. Die animalische Wärmekann so über Luken am Dachfirst entweichen. Im Winter

jedoch wird eine Holzdecke eingezogen – der nun niede-re Seminarraum ist rasch warm, darüber entsteht Lager-raum für die Boote.

Der Storchenrauchfang wurde nach Angaben desWWF Deutschland und von BirdLife Österreich gebaut.

3Das Naturhistorische · 2 / 00

Seite des Generaldirektors

„Gebäuderecycling“: Das Wiedererstehen eines pannonischen Hauses

Das konsequenteste Ökohaus Österreichs: Nationalparkhaus in Petronell – Außenstelle des NHMW

„Pannonischer Stil“ erweist sich als klimagerecht.

Foto

s: B

. Löt

sch

Das ÖKOHAUSDas Modell im Museum –

das Original am Rande der Au

Page 4: DAS AUENHAUS Unsere Außenstelle in Petronell · Unsere Außenstelle in Petronell für Projektwo-chen, Exkursionen, Forschung und Naturführer-ausbildung des Nationalparks Donau-Auen

Die wissen, was Störche wünschen.Aber wissen das auch die Störche?!Immerhin erregte das Nest schonwährend der Bauphase ihre Auf-merksamkeit – vorläufig aber nur,um das Nistmaterial zu stehlen.

Das Nationalparkhaus bereitetauch Küchenabwässer und Duschab-wasser der Gäste in einer Pflan-zenkläranlage auf, um sie gereinigtin den WC-Spülungen nachzunut-zen; so gereinigt, dass die Installa-tionen nicht durch Seifen- und Haut-reste verkeimen. Dadurch kann man den Trinkwasser-verbrauch halbieren. Kein Tropfen Trinkwasser gehtdurchs WC. Hinzu kommen – auf Anregung des Künst-ler-Ökologen Hundertwasser – zwei neuartige Humustoi-letten ohne Wasserspülung. Auch das Regenwasser vonDach und Hoffläche wird gesammelt und verwertet. Ausder 15 KW Photovoltaikanlage auf dem Dach des NHMWliefern wir außerdem im Jahresdurchschnitt ein Mehrfa-ches des Eigenverbrauches der Akademie ins Stromnetz.

Trotz seines traditionellen Äußeren ist das Gebäudeunseres Wissens das konsequenteste Ökohaus Öster-reichs. Es ist ein 18 Mio Schilling-Experiment aus Spen-den für nachhaltige Wohn-, Gewerbe- und Tourismusbau-

ten. Die NP-Akademie und ihre zukunftsoffenen Sponso-ren zahlten das Lehrgeld, das man Tausenden privatenBausparern nicht hätte zumuten können. Es soll auch be-wiesen werden, dass modernste Bauökologie im an-heimelnden Formenkanon regionaler Baukultur – hierdes pannonischen Raumes – verwirklichbar ist. Ökohäu-ser müssen nicht aussehen wie utopische Fremdkörper,

Wäschetrommeln oder technokratische Solarschuppen,die Ortsbilder und Kulturlandschaften verfremden.

Sehen Sie sich unser 1:25 Modell im NHMW an!

Bernd Lötsch

4 Das Naturhistorische · 2 / 00

Küchen-, Dusch- und Waschabwässer werden durch eine Pflanzenkläranlage wiederaufbereitet. Auch Regenwasser von Dach und Hof wird gesammelt.

Seminarraum: im Sommer kühl – die Körperwärme der Besucher entweicht über Firstluken – im Winterdurch das Einziehen einer Holzdecke wohlig warm.

Seite des Generaldirektors

Südseitige Arkaden schatten im Sommer das Innere abund wirken im Winter verglast als Solarwärmefalle.

Mit herzlichem Dank an die Jacobs Stiftung Zürich, bauMax-x, C & A, Creditanstalt, OMV-Erdgas, Dr. G. Harmer,Heraklith, Friedensreich Hundertwasser, Leiner-Kika, Canon Austria, Wienerberger

Storchenrauch-fang: Nach WWFund BirdLife ge-baut – die wis-sen, was Störchewünschen. Wissen es auchdie Störche?

Page 5: DAS AUENHAUS Unsere Außenstelle in Petronell · Unsere Außenstelle in Petronell für Projektwo-chen, Exkursionen, Forschung und Naturführer-ausbildung des Nationalparks Donau-Auen

„Bücher für Bücher“

D ie Bibliotheken des NaturhistorischenMuseums beherbergen neben aktueller

wissenschaftlicher Literatur auch kostbareAltbestände. An den etwa 50.000 besonderswertvollen Bänden aus dem 16. bis 19. Jahr-hundert hat der Zahn der Zeit genagt. Auf-wendige Restaurierungen sind dringend not-wendig.

Allerdings ist diese Hilfe nicht kosten-los. Deshalb wurde die Aktion „Bücher fürBücher“ gestartet: ein Bücherflohmarkt fürReiseberichte, Belletristik, Ausstellungska-taloge, Bildbände, Krimis, Kochbücher, Kin-derbücher,… die im NHMW zu besondersgünstigen Preisen angeboten werden.

Die UB Klagenfurt hat unsere Aktion mit 30 Schach-teln voll Dubletten unterstützt! Ihren Mitarbeitern undallen, die Bücher gespendet haben, aber auch allen, diebeim Schleppen, Schlichten und Sortieren geholfen ha-ben, sei an dieser Stelle besondersgedankt.

Bei den ersten Flohmärktenwurden 40.000,– Schillingeingenommen. Wir wol-len die Tradition derBücherflohmärkte fort-setzen und bitten alleLeser um ihre Hilfe!Schauen Sie in Ihren Re-galen nach, ob sich daseine oder andere Stück

5Das Naturhistorische · 2 / 00

Hinter den Kulissen

für unsere Aktion findet. Für die Abholung der Bücher-spende wird bei Bedarf gesorgt. Und kommen Sie bei un-serem nächsten Flohmarkt vorbei. Schon mancherSammler wurde beim Stöbern in unseren Kisten fündig!

Andrea Kourgli

NÄCHSTER

„BÜCHER FÜR BÜCHER“ -FLOHMARKT:

SAMSTAG, 17. JUNI 2000 BEI DER

„LANGEN NACHT DER MUSEEN“ IM NHMW VON 1800 BIS 100!

Auskünfte über Flohmarkt, Bücherspenden und Abholung:

Andrea Kourgli, Tel. (01) 521 77 / 213 DW;

[email protected]

Foto

: A. S

chum

ache

r

Foto: B. Lötsch

Foto: E. VitekFo

to: A

. Sch

umac

her

Zahlreiche kostbare Altbestände der Bibliothek desNHMW müssen dringend restauriert werden.

Page 6: DAS AUENHAUS Unsere Außenstelle in Petronell · Unsere Außenstelle in Petronell für Projektwo-chen, Exkursionen, Forschung und Naturführer-ausbildung des Nationalparks Donau-Auen

6

Cover-Story

Das Naturhistorische · 2 / 00

Die Klasse der Insekten ist mit über1 Million verschiedener Arten die

umfangreichste Tiergruppeunserer Erde. Nach denKäfern stellen die Schmet-terlinge die artenreichsteInsektenordnung dar –bis heute sind über200.000 verschiedeneSpezies entdeckt wor-den. Sie zeichnensich durch eine bemerkens-werte Vielfalt in bezug auf Flügelformund Flügelzeichnung aus. Insektenflü-gel entstehen durch Hautduplikatur(Ausstülpungen) am mittleren und hin-teren Brustabschnitt. Die Schmetter-lingsflügel dienen allerdings nicht nurdem Fliegen, sondern sind auch Trägerverschiedenster Zeichnungsmuster undFarben. Diese können zur Tarnung derFalter beitragen oder auffällig sein undbei der Paarung eine wichtige Rollespielen.

Die vergleichende Untersuchungder Morphologie von Insekten nimmtbei der Grundlagenforschung der en-tomologischen Abteilung des Naturhi-storischen Museums einen breitenRaum ein. So werden an der Schmet-

terlingssammlung nicht nur die fürdie Artunterscheidung sehr wichtigenKopulationsorgane und Funktion undFeinbau der Gehörorgane (der soge-

nannten Tymanalorgane)untersucht, son-dern auch die Flü-

gelbasen mit ihrenüberaus komplizierten

Gelenken erforscht.

Schmetterlinge zeich-nen sich gegenüber allen

anderen Insektenordnungendurch das Vorhandensein von Schup-pen aus. Diese winzig kleinen, dach-ziegelartig angeordneten Chitin-plättchen bedecken nicht nur einenGroßteil der Flügelfläche (Ober- wieUnterseite), sondern in modifizierterForm (meist alsHärchen) fastden gesamtenKörper. Auf denFlügelflächen kann eszu merkwürdig räum-lich angeordneten Schup-pengruppierungen kommen,die oft gattungs- oder gar artty-pisch strukturiert sind (Abb. 3REM Zekelita). Schmetterlingsschup-

pen (Abb. 4) haben einen interessan-ten Feinbau. Betrachtet man sie beisehr starker Vergrößerung, so er-kennt man, dass sie aus Reihen über-lappender Plättchen und Quer-brücken bestehen, die dem Ganzen ei-ne leiterartige Textur verleihen. DieseReihen von Plättchen mit ihren Quer-brücken können eine sehr komplexedreidimensionale Struktur annehmenund so zum Brechen von Lichtstrah-len führen. Dies ist die Ursache fürdie verbreiteten Schiller- und Glanz-farben im Falterreich. Das schillerndeBlau der südamerikanischen Morpho-

falter kommt auf diese Weise zustande. Phäno-mene der Lichtbrechungführen zu dem gran-diosen Farbschauspiel,

das diese fanta-stischen Tagfalterdem Tropenreisen-den bescheren. Oftwird die Frage ge-

stellt, ob die strahlendblauen Männchen dieser Gattung

nicht allzu auffällig gefärbt sindund dadurch ein erhöhtes Risiko ein-gehen, von Vögeln schnell erkannt

Der Schmetterlingsflügel –architektonisches Meisterwerk

und Farbenpalette

Abb. 1: Schuppen von Schmetterlingsflügeln

Page 7: DAS AUENHAUS Unsere Außenstelle in Petronell · Unsere Außenstelle in Petronell für Projektwo-chen, Exkursionen, Forschung und Naturführer-ausbildung des Nationalparks Donau-Auen

und erfolgreich bejagt zu werden. Dem ist entgegenzu-halten, dass gerade die auffällige, blitzend blaue Oberseiteim Kontrast zur graubraun und gelbbraun getarnten Un-terseitenfärbung steht. Setzt sich ein flüchtender Morpho-falter rasch an einen Baumstamm und schließt die Flügel,wird er für einen Verfolger praktisch unsichtbar.

Die Bedeutung der Schmetterlingsschuppenfür das Flugvermögen wird stark überschätzt.

Wer kennt nicht die Warnung an unsereKinder, Falter nicht mit den Fingern anzu-

fassen, da das Abschülfernder Schuppen das Flug-

vermögen beeinträchtigenwürde. Erstaunlicherweise

können Schmetterlinge nichtnur den Verlust der Schuppen ver-

schmerzen, sondern fliegen auch dannnoch recht gut, wenn die Flügel eingerissen

und ausgefranst sind. Viel schlimmer ist für Schmetter-linge die Berührung und Verletzung der Sinnesorgane imKopfbereich (Fühler, Augen, Labialtaster). Aus diesemGrund sollte man tatsächlich beim Angreifen von Falternbesonders vorsichtig sein.

Die Haltung der Flügel in Ruhe variiert stark inner-halb der verschiedenen Falterfamilien. Tagfalter undDickkopffalter beispielsweise klappen ihre Flügel in be-kannter Weise über dem Körper nach oben. Die meistenNachtfalter breiten die Flügel mehr oder weniger flachaus oder legen sie dachförmig über dem Körper zusam-men. Dadurch kann eine mimetische Färbung, die alsTarnung und Schutz dient, voll zur Geltung kommen. Diemöglichen Flügelhaltungen sind von komplizierten, sklerotisierten Gelenken an den Flügelbasen abhängig.Im Prinzip sind zwei Bewegungsebenen möglich: vorund zurück sowie von oben nach unten. Der mögliche Be-wegungswinkel ist von Art zu Art verschieden, eine weitnach vorgezogene Haltung der Vorderflügel ist unnatür-lich und wird nur bei den typischen, ge-trockneten Museumsexemplaren durchPräparation herbeigeführt, um dieFlügelzeichnung der wissen-schaftlichen Untersuchungzugänglich zu machen.Schmetterlinge könntenaber niemals ihre Flügelin eine derart extremeStellung bringen. Das Ge-lenkssystem ist in Dutzende Ein-zelgelenke aufgespalten, die zu folgenden Komplexenzusammengefaßt werden können: die Notal-Prozesse, dieAxillar-Sklerite, die Median-Platten und die Gelenks-systeme auf der Flügelunterseite. Die Gelenke werdendurch Häute flexibel miteinander verbunden und sind

7

Cover-Story

Das Naturhistorische · 2 / 00

Abb. 2: Bunte Muster und Farben der Schmetterlingsflügel

Foto

s: M

. Löd

l

Page 8: DAS AUENHAUS Unsere Außenstelle in Petronell · Unsere Außenstelle in Petronell für Projektwo-chen, Exkursionen, Forschung und Naturführer-ausbildung des Nationalparks Donau-Auen

durch ein kompliziertes Muskelsy-stem im Inneren gesteuert. Insgesamtkommt es dadurch zu einer aufwendi-gen Auf- und Ab-, sowie Vor- undZurückbewegung beim Flügelschlag.

Die Flügelmembran selbst ist sehrelastisch und außerdem architekto-nisch kunstvoll durch ein System anFlügeladern verstärkt. Diese ver-zweigten Röhren, die zur Versteifungder Flügelfläche dienen, entstehenembryonal aus Lakunen, den offenenBlutgefäßen der Insekten. Diesewachsen röhrenförmig (und vonSchmetterlingsgruppe zu Schmetter-lingsgruppe in unterschiedlicher Ver-zweigung) in die Flügel hinein. Sinddie Flügel von den Schuppen befreit,ergibt sich daher ein charakteristi-sches Bild von Flügeladern, das sehrgut zur systematischen Bestimmungvon Schmetterlingen herangezogen

werden kann.

Um eine bessere Flug-dynamik zu gewährlei-

sten, wer-den Vor-der- undHinterflü-

gel durchein Haken-

Schlaufensystem

aneinandergehalten. Bei allen höher-entwickelten Schmetterlingen besitztdie Hinterflügelbasis eineoder mehrere stabile, ge-bogene Borsten (Frenula),die auf der Unterseite desVorderflügels in eineSchlaufe (Retinaculum) ein-rasten und dadurch einen ko-ordinierten Flügelschlag erleich-tern. In der Ruhestellung – wenn die

Flügel an den Körper angelegt werden– gibt es ein weiteres Systemder Fixierung: ein Klettver-schlußsystem. Auf derInnenseite der Hinter-flügel und anden Seitendes Brustab-schnittes fin-den sich Feldermikroskopischkleiner Cuticula-häkchen, die – aneinadergepreßt – eine Fixierung der Flügel in der Ruhehaltung gewährleisten, ähnlichdem modernen Verschlußsystem beiTrainingsschuhen.

Zu all den genannten, vielfältigenmorphologischen Besonderheiten desSchmetterlingsflügels kommen beieinzelnen Arten noch Sonderaufga-

ben: Flügel können die Träger vonDuftschuppen sein, die bei der

Partnerfindung eine bedeu-tende Rolle spielen. Es kön-nen sich Gehörorgane in

geschwollenen Flügel-adern verbergen oder bla-

sig aufgetriebene Flügel-bereiche zur Stridulation (Laut-

erzeugung) dienen.

Martin Lödl

8

Cover-Story

Das Naturhistorische · 2 / 00

Abb. 4: Feinbau einer Schuppe REM

Abb. 3: Räumliche Schuppen bei Zekelita antiqualis REM

Page 9: DAS AUENHAUS Unsere Außenstelle in Petronell · Unsere Außenstelle in Petronell für Projektwo-chen, Exkursionen, Forschung und Naturführer-ausbildung des Nationalparks Donau-Auen

D urch die Ausstellung „Mikrobilder,Wunder der Bildhauerkunst“, die

heuer von Februar bis Mai im Kunst-historischen Museum zu sehen war,wurde ich auf einen Ring in unserer Edel-steinsammlung aufmerksam, der unter„Wachsschnitzerei“ inventarisiert war,obwohl im Acquisitionsprotokoll richtigvermerkt wurde, dass es sich bei diesemRing um eine Elfenbeinschnitzerei han-delt. Der Ring mit der Mikroschnitzereikam im Jahr 1984 als Geschenk von FrauMaria Tanzer-Szongott an unser Haus.

Nach Jahren der Verborgenheit in unserer Edelstein-sammlung konnte durch den Vergleich mit anderen Mi-rabilien der Ausstellung im Kunsthistorischen Museumeine „Bestimmung“ dieses Kleinods durchgeführt werden.

Die Arbeit ist mit großer Wahrscheinlichkeit demBildhauer und Mikroschnitzer Paul Johann Hess (1743-1798; Brüssel und Wien) zuzuordnen, der zwischen 1773bis 1775 auch die in der „Maria-Theresien-Brosche“ ge-faßten winzigen Landschaftsbilder gefertigt hat. Der ausSiebenbürgen stammende Oberstaatsphysikus Dr. Theodor

Szongott, 1912†, war der Leibarzt von Bürgermeister Luegerin Wien. Seine Enkelin Frau Maria Tanzer, geb. Szongott,kann sich heute noch erinnern, dass ihr Großvater vor1900 diesen Ring von einem Patienten als Geschenk er-halten hatte und seitdem immer am kleinen Finger trug.Vergleichbare Schenkungen sind aus der Geschichtedurchaus bekannt. So machte bereits Kaiserin Maria The-resia ihrem niederländischen Leibarzt Jan Ingenhouzzwei ähnliche Verlobungsringe, ebenfalls Arbeiten von P. J.Hess, zum Geschenk. Die Szene, die der Ring in unsererEdelsteinsammlung darstellt, zeigt zwei stehende Frauenund zwei stehende Männer sowie eine sitzende Person,vielleicht ein Kind beim Füttern von Schafen. Die drei ge-

genüberliegenden Backsteinhäuser sind sehr detailliertausgeführt, werden aber noch von der filigranen Darstel-lung der drei Bäume übertroffen. Eine besonders plasti-sche Wirkung wird dadurch erzielt, dass auf dem mit zer-stoßenem Kobaltglas gefärbten blauen Hintergrund dün-ne Bäumchen in der Ferne aufgepinselt wurden. Sowohldie Art der Elfenbeinschnitzerei als auch die in Form einesBlattsaumes gearbeitete Goldfassung sind für Ringe vonP. J. Hess und für die damaligen Goldschmiedearbeitentypisch. Die Inschrift auf der Rückseite des Ringes lautet:

L.P.D. Es handelt sich vermutlich um die Initialen des ursprünglichen Besitzers. L.M

.IT

.IE ` bedeutet wahr-

scheinlich „in Freundschaft“, wobeizu bemerken ist, daß nach dem Buch-staben L ein A vergessen wurde. Die Abdeckung der aus Elfenbein ge-schnitzten Szene erfolgte mit einemflachen Bergkristallcabochon, wel-ches an seinen typischen Einschlüs-sen erkennbar ist.

Wir möchten Frau Maria Tanzer-Szongott den angebrachten Dank für

dieses wertvolle Geschenk u.a. damit aussprechen, dasswir sie bei der nächsten Hauptversammlung der Freundedes NHMW als Ehrenmitglied vorschlagen.

Ab sofort ist diese kleine Kostbarkeit in der Pultvitrinedes Edelsteinsaales zu bewundern.

V.M.F. Hammer* und P.W. Hartmann**

* Mineralogisch-Petrographische Abt., Staatliches Edelsteininstitut** Maria Enzersdorf

9Das Naturhistorische · 2 / 00

Wußten Sie schon…

Die Abdeckung zeigt typische Hohl-kanäle und Rutilnadeln, die Bergkristalleindeutig von Glas unterscheiden.

Foto

s: V

.M.F

. Ham

mer

Kunstschätze auch im Naturhistorischen

Inschrift an der Rückseite des Ringes

Goldring mit Mikroschnitzerei

aus Elfenbein;Ring mit Fassung

1.8 x 1.6 cm

Literatur zum Thema Mikroschnitzereien:P.W. Hartmann (1999): Elfenbeinkunst. – Stiepan Druck-

Leobersdorf.P.W. Hartmann (2000): Mikrobilder, Wunder der Bildhauer-

kunst. – Stiepan Druck-Leobersdorf.

Page 10: DAS AUENHAUS Unsere Außenstelle in Petronell · Unsere Außenstelle in Petronell für Projektwo-chen, Exkursionen, Forschung und Naturführer-ausbildung des Nationalparks Donau-Auen

V orsicht beim Baden in Naturgewässern! KleineWürmer lauern im Wasser darauf, sich durch die Haut

und in die peripheren Blutgefäße zu bohren. Sie hoffen, mitdem Blutstrom in die Venen im Bereich der Harnblase oderdes Enddarms zu gelangen und dort eine Massenproduktionvon Eiern aufzunehmen. Bei Vögeln! Die Vogelbilharzienbefallen den Menschen nur versehentlich und auch erfolg-los. Doch sie können immerhin einen lästigen Hautaus-schlag bescheren. In tropischen Süßgewässern lauern Bil-harzien tatsächlich auf den Menschen. Baden im Nil, im Niger, den afrikanischen Seen und vielen Gewässern ande-rer tropischer und subtropischer Länder kann ernste Gefahrfür Gesundheit und sogar Leben bedeuten.

Die harmloseren Verwand-ten in Europa legen im End-wirt Vogel viele Tausende Eier.Gelangen diese mit Ausschei-dungen ins Wasser, schlüpfendaraus winzige Larven, die inWasserschnecken eindringen,um sich dort nochmals kräftigzu vermehren. Schließlich ver-lassen geschwänzte Larven,die sogenannten Zerkarien,die Schnecke und machensich auf die Suche nach dempassenden Vogel zur Erfüllungihres Ziels, wieder Eier zu fa-brizieren. Ist kein passender Vogel zur Stelle, bohrensich die Vogelbilharziose-Zerkarien in andere Warmblü-ter, die sich gerade im Wasser befinden. Diese „Fehlwir-te“ können z.B. badende Menschen sein. Unter der Hautstirbt der „verirrte“ Wurm ab und erzeugt einen Haut-ausschlag. Die Zerkarien- oder Badedermatitis istzwar medizinisch harmlos, trotzdem ungemütlich, da derJuckreiz Tage bis Wochen anhält. Außerdem besteht dieGefahr von Sekundärinfektionen durch Kratzen. Als Vor-

beugung und Schutz empfiehlt sich gründliches Abfrot-tieren unmittelbar nach dem Baden in Naturteichen, bzw.das Absammeln der Wasserschnecken im unmittelbarenBadebereich. Öklogisch bedenklich dagegen ist der Ein-satz von Giften oder der verstärkte Abschuss von Was-servögeln. Therapeutisch ist der Hautarzt zuständig.

Außer diesen Bilharzien gibt es noch viele andereZerkarien, die meisten sind für den Menschen ungefähr-lich. Sie befallen Fische, Lurche, Reptilien, Vögel undSäuger. Als erste Zwischenwirte brauchen alleSchnecken oder Muscheln. Häufig sind auch noch zweiteoder dritte Zwischenwirte eingeschaltet. Das Verständnisder komplizierten Biologie ist von grossem Interesse,

nicht nur wegen der Schäden,die sie verursachen, sondernweil sie wichtige Teile vonVielfalt, Dynamik und Stabi-lität vernetzter Ökosystemesind.

Obwohl in Österreich dieZerkariendermatitis seit 30Jahren immer wieder regi-striert wurde, ist nicht genaubekannt, welche Arten vonWürmern die Verursachersind. Auch die ökologischenVoraussetzungen für das Mas-senauftreten der Zerkarien

sind nicht geklärt. In einem Projekt des Naturhistori-schen Museums in Wien und der Universität Pragwurden und werden Tausende Schnecken von diversenGewässern auf das Vorhandensein von Zerkarien unter-sucht. Die Fragen, die sich stellten, waren vor allem: WelcheZerkarien kommen überhaupt vor? Welche kommen als Er-reger der Dermatitis in Frage? und In welchen Schneckenentwickeln sie sich? Zuerst wurde in einem groben Über-blick die Zerkarienfauna der heimischen Süßwasser-

10

Forschung

Das Naturhistorische · 2 / 00

Foto

: R. G

oleb

iow

ski

Wurmattacken im Badesee

Foto

: R. K

onec

hy

Page 11: DAS AUENHAUS Unsere Außenstelle in Petronell · Unsere Außenstelle in Petronell für Projektwo-chen, Exkursionen, Forschung und Naturführer-ausbildung des Nationalparks Donau-Auen

D er Pannonische Pippau (Crepispannonica) ist eine der selten-

sten Pflanzen Österreichs und wird inder „Roten Liste“ als „vom Aussterbenbedroht“ bezeichnet. In den letzten 30Jahren hat ihn niemand gesehen. Diebulgarische Botanikerin DessislavaDimitrova führte Untersuchungen andieser Art durch und benötigte dafürunbedingt frisches Samenmaterial. Ihre Erlebnisse bei der Wiederfindungdes Pannonischen Pippaus werdenhier geschildert, einschließlich ihrerjeweiligen Gefühlslage:

für gute, für neutrale und .für schlechte Stimmung.

Die Suche beginnt 1999 mit demBefragen einiger Kollegen, ob sieden Pannonischen Pippau kennen

, doch niemand weiß einen aktuel-len Fundort . Bei der Nachforschung im Herbar des Na-turhistorischen Museums finden sich einige Belege vomBisamberg und vom Kronawett . Jedoch fast alle dieserNachweise stammen von 1930 - 1940 , nur zwei neuereBelege aus den 60ern . Der Bisamberg ist ja eine klareOrtsangabe, aber dort kennen sich die Kollegen gut ausund haben diese Art noch nie gesehen . Bleibt nur noch

der Kronawett, doch wo befindetsich der? . „So im Vorbeigehen“kann zumindest dieses Rätsel gleichgelöst werden , denn auf dem Kro-nawett wohnen zwei Botaniker, ei-ner im Westen und einer im Norden. . Der Berg gehört zu Hagenbrunn,nördlich von Stammersdorf, gleichhinter dem Bisamberg . Er ist heuteSiedlungsgebiet und bis zum Gipfelverbaut . Doch ganz nahe beimGipfel gibt es noch kleine Trocken-rasenflächen ; dort könnte sich derPannonische Pippau verstecken .

Am folgenden Wochenende wirdim Gelände gesucht , zunächstquer über den Bisamberg - irgendwokönnte doch noch eine Pflanze sein -ohne Erfolg . Spät am Nachmittagschließlich ein letzter Versuch aufdem Kronawett . Beim Aufstieg

zwischen den Häusern und den Weingärten kaum einFleck, der sich eignet . Nur ganz oben, nahe des „Gip-fels“, einige Trockenrasen mit reicher Artenfülle - undschließlich am Buschrand einige Rosetten der gesuchtenPflanze !

Hoffentlich bleibt diese Fläche noch länger erhalten …Ernst Vitek

schnecken dokumentiert. Besonderes Augenmerk galtZerkarien mit Gabelschwanz und zwei Augenflecken,möglichen Erregern der Badedermatitis. Es wurden dreiderartige Zerkarienarten in drei Schneckenarten nachge-wiesen. Die Infektionsrate lag, bezogen auf die spezifi-schen Schneckenarten nur zwischen 0,1% und 1%.

Ziel des laufenden Projektes ist – neben der weiterenErfassung des Artenspektrums – das Verständnis der öko-logischen Rahmenbedingungen für die Lebenszyklen der

Parasiten und deren Bedeutung für die Ökosysteme.Doch auch die Ökologie und Systematik anderer Artensind von größtem Interesse. Die erfaßten Daten sindGrundlage für weiterführende Untersuchungen undletztlich auch für praxisorientierte Anwendungen.

Helmut Sattmann

11

Forschung

Das Naturhistorische · 2 / 00

Foto

: E. V

itek

Wiedergefunden nach 30 JahrenoderGefühlsschwankungen einer Botanikerin

Foto

: H. S

attm

ann

Foto

: H. S

attm

ann

Gabelschwanz-Zerkarie des „Entenwurms“

(Trichobilharzia szidati)

➩ ➩➩ ➩

➪ ➪➪

➩➩

Körper der Zerkarie von Trichobilharzia szidati mitSaugnäpfen, Bohrdrüsen

und Augenflecken

Page 12: DAS AUENHAUS Unsere Außenstelle in Petronell · Unsere Außenstelle in Petronell für Projektwo-chen, Exkursionen, Forschung und Naturführer-ausbildung des Nationalparks Donau-Auen

N ach dem Flugsaurier von 1998haben die Freunde des NHMW

1999 eine weitere Kostbarkeit aus derweltbekannten Fossillagerstätte derSolnhofener Plattenkalke „an Land gezogen“: Gyronchus macropterus, einen ca. 150 Millionen Jahre altenKugelzahnfisch aus der Gruppe derKnochenschmelzschupper.

Obwohl nur 7,5 cm groß und auf denersten Blick eher unscheinbar, handeltes sich bei diesem Objekt um eine echteRarität. Der Fisch ist nicht nur unge-heuer selten, sondern auch hervorra-gend erhalten und präpariert. Die Frei-legung des Fossils erfolgte nicht durchSpaltung der Schichten, sondern von„oben“ her, durch die Deckschichte.

Auch ein Blick auf die zuStein gewordene Umgebungdes Fisches lohnt sich: Bei denam unteren Rand der Stein-platte scheinbar „wachsen-den“ Büschen handelt es sichnicht um Pflanzen oder Koral-len, sondern um Dendriten,zarte anorganische Gebildeaus Eisenoxid, die nach Art derEisblumen auf Schichtflächenund Klüften auskristallisieren.Links oben befinden sich meh-rere Exemplare des Schlan-gensterns Saccocoma, einesStachelhäuters mit fünfstrah-liger Symmetrie aus der Verwandt-schaft der Seelilien. Die Enden seinerzehn Arme sind eingerollt.

Das exquisite Objekt ist seit Februarin der Vitrine 36 im Saal 8 zu sehen.

Ortwin Schultz

Ritschert - „Essen wie in der Urzeit“Unsere Prähistoriker bereiten für Sie diewiederentdeckte Verpflegung der urzeit-lichen Bergleute in Hallstatt zu.

Unter dem Sternenhimmel und im Café NautilusBei Schönwetter serviert das Café Nautilusphantasievolle Drinks und kulinarischeÜberraschungen in einer Bar vor dem Museum.

„Die präparierte Welt“Werfen Sie einen Blick in unsere zoologi-sche Präparationswerkstatt! (18 - 24 Uhr,zu jeder vollen Stunde)

Live-MikrotheaterUnser Mikrotheater entführt Sie in dieWelt des Wassertropfens, die Wunderweltder Insekten und zeigt Ihnen die Geheim-nisse des Meeres! (Vorstellungen 18 - 24Uhr, zu jeder vollen Stunde)

„Bücher für Bücher“ Ein Bücherflohmarkt der besonderen Art.Der Erlös trägt dazu bei, kostbare Altbe-stände der Museumsbibliotheken zu re-staurieren. (18 - 24 Uhr)

Nächtliche Spezialführungen: (Treffpunkt: Untere Kuppelhalle)

18.30, 21.00 S. Gaal-HaszlerSchmetterlinge Ein Blick hinter die Kulissen der Schmet-terlingssammlung.

19.00, 21.30 N. Turk, S. RandolfDer Seestern und der SchiffsarztEine abenteuerliche Führung durch dieGeschichte der Expeditionen.

19.30, 22.00 A. KernHallstatt - alte Gräber, neue FundeVom Leben und Sterben der Bergleute imurzeitlichen Salzbergwerk.

20.00, 22.30 V. StaglSchätze, Raritäten und BesonderheitenEine Entdeckungsreise durch das Museumbis zum Dach.

20.30, 23.30 H. KollmannDinotrackDinosaurier & Co.

23.00, 24.00 S. Kruspel Haben Sie das Museum schon bei Nacht gesehen?Kulturhistorisches mit Ausblicken vomDach über das nächtliche Wien.

12 Das Naturhistorische · 2 / 00

Schaun Sie sich das an…

Kostbare „Freunde”-Erwerbung im Saal 8: Gyronchus macropterus,

ein Kugelzahnfisch aus den Solnhofener Plattenkalken

Kugelzahnfisch Gyronchus macropterus - Größe: 7,5 cm - Alter: Oberjura, ca. 150 Mio.Jahre - Fundort: Eichstätt in Bayern

Foto

: A. S

chum

ache

r

Foto

: B. L

ötsc

h

Die lange Nacht der Museen

am 17. Juni 2000

Im Natur-historischen Museum von

18 bis 1 Uhr früh!

Page 13: DAS AUENHAUS Unsere Außenstelle in Petronell · Unsere Außenstelle in Petronell für Projektwo-chen, Exkursionen, Forschung und Naturführer-ausbildung des Nationalparks Donau-Auen

SchneckenkönigeDie meisten Schneckenhäuser sindrechts gewunden. Wenn du einSchneckenhaus mit der Spitze nachoben und der Öffnung vor dir hältst, istdie Öffnung also meistens rechts.

Es gibt aber ganz selten auch linksgewundeneSchneckenhäuser. Im Volksmund werden sie

als „Schnecken-könige” be-zeichnet.

„Schnecken entdecken“ gibt es auchals einstündige Führung oder als drei-stündiges Unterrichtsprojekt für Schul-klassen und als Kindergeburtstag.

Information und Anmeldung: Museumspädagogik des NHMW: 52177/335 (Mo, Mi-Fr: 9-12 Uhr).

Süße Früchte für rauhe Zungen

Setze eine Schnecke auf die Innenseite einer

frischen Bananenschale. Sie wird bald eine

kahle Fraßspur hinter sich

lassen. Mit ihrer Raspelzunge,

auf der hunderte kleine

Zähnchen sitzen, schabt

sie die weiße Bananen-

schicht ab.

Öffnungrechts

Öffnung links

Die Seite für Kids & Co.

Schauen - Spielen - Selber Forschen

13Das Naturhistorische · 2 / 00

Auch kleine Schnecken werden einmal groß

Um zu beobachten, wie schnell eine Schnecke wächst,

kannst du den Schalenrand von jungen Weinberg-

schnecken mit einem Nagellacktropfen markieren.

Schon bald wirst du vor diesem Punkt neue Zuwachsringe

sehen. Vergiss nicht, die Schnecke bald wieder dort zurück-

zusetzen, wo du sie mitgenommen hast!

Langsam, aber sicher!Lass eine Schnecke über eine Glasplatte kriechen. Auf der Glasunterseite kannst du beobachten, wie sich auf der Kriechsohle Wellen bilden. Sie entstehen durch das Zusammenziehen der Muskeln, wobei die Kriechsohle immer ein wenig angehoben und wieder aufgesetzt wird. So schiebt sich dieSchnecke langsam vorwärts.

Schnecken sind fad...

Schleimig, schlatzig, langsam und zu nichts nutze. Stimmt nicht! Es gibt unter ihnen welche, die sehr giftig sind oder gefährliche Krankheiten übertragen. Aber sie werden auch gegessen, zu Schmuck verarbeitet und

haben ihren Platz im Aberglauben ebenso wie in der Volksmedizin.

Wenn du Neues und Interessantes überSchnecken wissen willst, kannst du dir die Broschüre „Schnecken ent-decken“ mit vielen spannenden

Geschichten über Schnecken, Muscheln und Tintenfische kaufen. Wo? Im Shop des Naturhistorischen

Museums. Für junge Naturforscher gibt es dort in Kürze auch den Bestimmungsschlüssel „Welche Schnecke ist das?“ zu kaufen.

Kannst du aus den vielen Schnecken auf diesem Blatt den Schnecken-könig herausfinden? Sein Haus ist anders herum gedreht!

Page 14: DAS AUENHAUS Unsere Außenstelle in Petronell · Unsere Außenstelle in Petronell für Projektwo-chen, Exkursionen, Forschung und Naturführer-ausbildung des Nationalparks Donau-Auen

14

Tipps

Das Naturhistorische · 2 / 00

genossen. Milchsaft undStacheln schützen nicht, nur von Blattläusen

befallene Pflanzen werden abgelehnt. Zu den begehr-testen Futterpflanzen zählen Ackerdistel, Huflattich,Franzosenkraut, Spitzwegerich und Ackerhahnenfuß,weniger beliebt sind Ehrenpreis, Flohknöterich, Lab-kraut, Leinkraut, Wiesenklee und Schafgarbe.

Wo kommt sie vor?

Monokulturen und vom Menschen geformte Lebens-räume werden bevorzugt. Dort tritt die Kapuziner-schnecke in der Paarungszeit oft massenhaft auf.

Wie kann man sie bekämpfen?

• Schneckenzäune um vorher „gesäuberte“ Beete

• Schilfhäcksel, die um die Beete gestreut werden

• Laufenten (verursachen andere Schäden im Garten)

• Aufsammeln (mühsam und ineffizient)

• Bierfallen (die Ausbeute ist gering)

• Tötung mit Salz (qualvoll; eine schmerzlosere Methodeist Durchschneiden. Getötete Tiere sollten kompostiertwerden, um nicht Artgenossen anzulocken.)

• Spezialködergemisch (Graber & Sutter): 200 g befeuch-tete Weizenkleie und 50 g Katzen- oder Hundebiskuits -quellen lassen und gut durchmischen

• Streuen von Branntkalk (nur bei schweren Böden emp-fehlenswert )

• Streuen von Sägemehl oder Gerstenspelzen

• Chemische Mittel (bekämpfen Symptome, aber nicht diewirklichen Ursachen wie Fehlen natürlicher Gegenspieleroder Überdüngung), z.B.: MESUROL (Methiocarb); SKIPPER

(Thiodicarb; nur im Ackerbau erlaubt); Schneckenkör-ner wie FERRAMOL (Eisen-III-phosphat), LIMEX (Metalde-hyd), LIMATOX (Metaldehyd) und MESUROL (Methiocarb)

Die Patentmethode wurde unseres Wissens nach nochnicht gefunden. Weitere Vorschläge und Anregungensind uns willkommen!

Karl Edlinger

Foto

s: K

. Edl

inge

r

D ie Kapuzinerschnecke oder Spanische WegschneckeArion lusitanicus (MABILLE 1868) wurde wahrschein-

lich mit Gemüsetransporten von derIberischen Halbinsel eingeschleppt undhat sich rapide in ganz Europa ausgebrei-tet. Während sie in ihrer ursprünglichenHeimat kaum Schäden verursacht, ist sie inMitteleuropa zu einer Plage für Gärtner undLandwirte geworden. Sie wird bis 18 cm lang undist rötlich bis dunkelbraun. Sie hat kein sichtbaresGehäuse und ähnelt der verwandten, harmlosenRoten Wegschnecke (Arion rufus), welche sie zunehmenderfolgreich verdrängt.

Die gemäßigten Temperaturen, hohe Feuchtigkeitund eine Schneedecke, die im Winter ihre Gelege schützt,hatten bei uns eine ungeheure Vermehrung zur Folge.Erste Massenauftreten wurden von Mülldeponien undwiederbegrünten Straßenbaustellen bekannt. Mittlerweileist die Kapuzinerschnecke auch in Gärten ein gefürchteterPflanzenschädling geworden.

Wer frißt die Kapuzinerschnecke?

Viele Schneckenfresser verschmähen die Kapuziner-schnecke wegen ihres Schleims. Als Nahrung akzeptiertwird sie von Laufenten, Hühnern, Saatkrähen und Igeln,junge Schnecken werden auch von Amseln erbeutet,Laufkäfer „plündern“ die Gelege.

Wen frißt die Kapuzinerschnecke?

Kapuzinerschnecken fressen Gemüsepflanzen, Zier-und Wiesenblumen, Ackerunkräuter und auch tote Art-

Kapuzinerschnecken bei der Paarung

Pflanzenschädling Kapuzinerschnecke

Page 15: DAS AUENHAUS Unsere Außenstelle in Petronell · Unsere Außenstelle in Petronell für Projektwo-chen, Exkursionen, Forschung und Naturführer-ausbildung des Nationalparks Donau-Auen

15Das Naturhistorische · 2 / 00

Geologie erleben ist das Motto von Gams bei Hief-lau, Steiermark. Für Dr. Heinz Kollmann, Direktor

der Geologisch-Paläontologischen Abteilung des Na-turhistorischen Museums, war es eine interessanteHerausforderung, Erdgeschichte einmal anders zu prä-sentieren. Das Ergebnis kann sich sehen, teilweiseauch „beklopfen“ lassen und ist zweifellos einen Aus-flug wert.

Gams bei Hieflau liegt nahe des Ennstales, inmit-ten der steirischen Kalkhochalpen. Die vielbesuchteKraushöhle ist die schönste Gipskristall-Höhle Euro-

pas. Mit den Nachbargemeinden hatsich der Ort zum Naturpark Steiri-

sche Eisenwurzen zusammenge-schlossen. GeoPfad, GeoRad und

GeoZentrum bilden den neuengeologischen Schwerpunkt imNaturpark.

230 Millionen Jahre Erdgeschichte

Ausgangspunkt ist das Geo-Zentrum, ein Ausstellungsraum undKommunikationsort für Geologie-Interessierte im neuen Gemeinde-zentrum. Es istals Einstieg in230 MillionenJahre Erdge-

schichte gedacht, die mit flachenSalzwasserlagunen am Rand riesigerWüsten beginnen und mit der großenEiszeit enden.

Den geologischen Schwerpunktbildet das Becken von Gams mit sei-nen 92-50 Millionen Jahre altenSchichten der späten Kreide- und derfrühen Tertiärzeit. Aus Stämmen vonNadelbäumen entstand Gagat, einebitumenreiche Kohle, die im 15. Jahr-hundert in Bergwerken abgebaut undzu Rosenkränzen und Trauerschmuckverarbeitet wurde. Wissenschaftlichbedeutend sind die Reste von Mee-restieren in den Ablagerungen. Vieledavon wurden erstmals in der Umge-

bung von Gams gefunden und erforscht. Vor 65 MillionenJahren ging die Keidezeit mit dem Einschlag eines Him-melskörpers zu Ende. Der „Fallout“ dieses Megaereig-nisses findet sich ebenfalls in den Gesteinen von Gams.

Geologie am Weg

Der GeoPfad, ein ca. 4 km langer Rundweg nahe desOrtes, stellt die Gesteine am Weg als Hauptdarsteller der

Erdgeschichte in den Mittelpunkt. DieEiszeit-Terrasse, fossilreiche Ablage-rungen im Becken von Gams, Zeugender Gebirgsbildung, die 200 m tiefeingeschnittene Noth-Klamm und derMensch als Landschaftsgestalter sinddie abwechslungsreichen Belege die-ses Geschehens.

GeoRad ist ein markierter Rad-weg, der einige weiter entfernte geo-logische Besonderheiten verbindet.Auf diesem ersten geologischen Rad-weg Österreichs gelangt man zu ei-nem Gagat-Stollen, zu über 100 Jahrealten revitalisierten Bauernmühlen,nahe an einen Feuer- und Flinten-steinabbau des 18. Jahrhunderts undan die Kreide-Tertiärgrenze.

Heinz A. Kollmann

15

Freizeit

Ausflugstipp:Erlebniswelt Geologie

in Gams bei Hieflau, Steiermark

In der Nothklamm hat sich der Gamsbach tief in hartes Gestein eingeschnitten.

Ablagerungen der Kreide- und Tertiärzeit bilden sanfte Hügelinnerhalb der Kalkhochalpen.

Das GeoZentrum ist vom 1. April bis 31. Oktober täglich von 9-12 und 13-16 Uhr geöffnet. Eine illustrierte Broschüre zuGeoPfad und GeoRad ist zum Preis von ATS 25,– im GeoZentrum erhältlich. Information unter Tel.: 03637/206

Trochactaeon lamarcki wurde

1832 erstmals aus Gams beschrieben.

Foto

: H.A

. Kol

lman

n

Foto

: H.A

. Kol

lman

n

Foto

: A. S

chum

ache

r