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DAS BIP UND DAS MAGISCHE DREIECK Abb. 80.1: Arbeitslosigkeit in Europa Abb. 80.1: Arbeitslosigkeit in Europa Arbeitslosenquoten 2007 4,3 – 5 ,3 % keine Daten 2,6 – 4 ,3 % über 8,3 % 6,9 8,3 % 5,3 – 6 ,9 % Datenquelle: EUROSTAT 2008 Was tun gegen Arbeitslosigkeit? Arbeit ist eine wichtige Voraussetzung für die volle Teilnahme in unserer Ge- sellschaft. Arbeitslosigkeit ist daher so- wohl ein individuelles Problem als auch ein volkswirtschaftliches Phänomen, das einer wirtschaftspolitischer Lösun- gen bedarf: So vielfältig die Arten der Arbeitslosigkeit sind, so verschieden sind auch die Maßnahmen gegen sie. Konjunkturelle Arbeitslosigkeit kann nur beseitigt werden, wenn es gelingt, die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Im Kapitel „Der Streit der Lehrmeinun- gen“ ( S. 84 ff.) werden Sie sehen, dass die volkswirtschaftlichen Lehr- meinungen gerade bei diesem Thema weit auseinander gehen. Maßnahmen gegen eine strukturelle Arbeitslosigkeit sind langfristiger Natur und bedeuten eine Umstrukturierung der gesamten oder Teile der Wirtschaftsstruktur. So müssen z. B. jene Mitgliedsländer der EU, die noch einen hohen Anteil an Beschäftigte in der Landwirtschaft aufweisen, Maßnahmen ergreifen, um diese Personen von diesem Sektor in einen anderen zu bekommen. Dafür sind vor allem Schulungsmaßnahmen notwendig. Alle Maßnahmen, welche die Arbeitslosigkeit senken sollen bzw. Unterstützungen für Arbeitslose bereit- stellen, werden im Begriff Beschäfti- gungspolitik zusammengefasst. i 5 Stabile Kaufkraft der Währung Warum eine stabile Kaufkraft wichtig ist “Hyperinflation in Germany: 1923. When prices went crazy. In recent years in the UK [and also in the Eurozone] we have come to expect relatively stable prices. If the rate of inflation were to rise to anywhere near the levels reached in the mid 1970s (24 %) or the early 1980s (18 %), it would be looked upon as a clear sign of economic failure. But such rates are mild compared with those experienced by many other countries in the past, or in some cases relatively recently. Inflation in Brazil peaked at 1 200 % in 1993, in Russia at 2 500 % in 1992 and in Ukraine at 10 000 % in 1993. But even these cases of hyperinflation are mild compared with those experienced by several countries in the early 1920s! In Austria and Hungary prices were several thousand times their pre-war level. (...) Following the chaos of the First World War, the German government resorted to printing money, not only to meet its domestic spending requirements in rebuilding a war-ravaged economy, but also to finance the crippling war reparations imposed on it by the allies in Treaty of Versailles. (...) At the end of 1919, however, a new socialist government attempted to slow this inflationary spiral. New taxes were imposed and government revenues increased. But public continued to grow, and by mid-1921 the government once more resorted to printing presses to finance its ependiture. Inflation now really began to take off, and by autumn 1923 the annual rate of inflation had reached a mind-boggling 7 000 000 000 000 %! (...) People thus rushed to spend their money as quickly as possible. But this in turn further drove up prices. For many Germans the effect was devastating. People’s life savings were wiped out. Others whose wages were not quickly adjusted found their real income plummeting. Many were thrown out of work as businesses, especially those with money assets, went bankrupt. Poverty and destitution were widespread. By the end of 1923 the German currency was literally worthless. In 1924, therefore, it was replaced by a new currency – one whose supply was kept tightly controlled by the government.” (SLOMAN 2003, S. 417) Vocabulary: t o peak at: den H ö chststand erreichen to resort to: zur ü r r ckgreifen auf requirements: Voraussetzungen war-raged: kriegsverw ü stet crippling war reparations: die l ä hmenden (schweren) Reparationszahlungen impose: auferlegen attempt: versuchen government revenues: Staatseinnahmen m ind-boggling: irre, verpfl ü ffend rush: dr ä ngen devastating: verheerend wiped out: ausgel ö scht adjust: anpassen (hier: die L ö hne an die steigenden Preise anpassen) plummeting: stark r ü r r ckg ä ngig to go bankrupt: Bankrott gehen destitution: Armut, Not i

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DAS BIP UND DAS MAGISCHE DREIECK

Abb. 80.1: Arbeitslosigkeit in EuropaAbb. 80.1: Arbeitslosigkeit in Europa

Arbeitslosenquoten 2007

4,3 – 5,3 %

keine Daten

2,6 – 4,3 %

über 8,3 %

6,9 – 8,3 %

5,3 – 6,9 %

Datenquelle: EUROSTAT 2008

Was tun gegen Arbeitslosigkeit?

Arbeit ist eine wichtige Voraussetzung für die volle Teilnahme in unserer Ge-sellschaft. Arbeitslosigkeit ist daher so-wohl ein individuelles Problem als auch ein volkswirtschaftliches Phänomen, das einer wirtschaftspolitischer Lösun-gen bedarf: So vielfältig die Arten der Arbeitslosigkeit sind, so verschieden sind auch die Maßnahmen gegen sie. Konjunkturelle Arbeitslosigkeit kann nur beseitigt werden, wenn es gelingt, die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Im Kapitel „Der Streit der Lehrmeinun-gen“ ( S. 84 ff.) werden Sie sehen, dass die volkswirtschaftlichen Lehr-meinungen gerade bei diesem Thema weit auseinander gehen. Maßnahmen gegen eine strukturelle Arbeitslosigkeit sind langfristiger Natur und bedeuten eine Umstrukturierung der gesamten oder Teile der Wirtschaftsstruktur. So müssen z. B. jene Mitgliedsländer der EU, die noch einen hohen Anteil an Beschäftigte in der Landwirtschaft aufweisen, Maßnahmen ergreifen, um diese Personen von diesem Sektor in einen anderen zu bekommen. Dafür sind vor allem Schulungsmaßnahmen notwendig. Alle Maßnahmen, welche die Arbeitslosigkeit senken sollen bzw. Unterstützungen für Arbeitslose bereit-stellen, werden im Begriff Beschäfti-gungspolitik zusammengefasst.

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5 Stabile Kaufkraft der Währung

Warum eine stabile Kaufkraft wichtig ist

“Hyperinflation in Germany: 1923. When prices went crazy.

In recent years in the UK [and also in the Eurozone] we have come to expect relatively stable prices. If the rate of inflation were to rise to anywhere near the levels reached in the mid 1970s (24 %) or the early 1980s (18 %), it would be looked upon as a clear sign of economic failure. But such rates are mild compared with those experienced by many other countries in the past, or in some cases relatively recently. Inflation in Brazil peaked at 1 200 % in 1993, in Russia at 2 500 % in 1992 and in Ukraine at 10 000 % in 1993. But even these cases of hyperinflation are mild compared with those experienced by several countries in the early 1920s! In Austria and Hungary prices were several thousand times their pre-war level. (...) Following the chaos of the First World War, the German government resorted to printing money, not only to meet its domestic spending requirements in rebuilding a war-ravaged economy, but also to finance the crippling war reparations imposed on it by the allies in Treaty of Versailles. (...) At the end of 1919, however, a new socialist government attempted to slow this inflationary spiral. New taxes were imposed and government revenues increased. But public continued to grow, and by mid-1921 the government once more resorted to printing presses to finance its ependiture. Inflation now really began to take off, and by autumn 1923 the annual rate of inflation had reached a mind-boggling 7 000 000 000 000 %! (...) People thus rushed to spend their money as quickly as possible. But this in turn further drove up prices. For many Germans the effect was devastating. People’s life savings were wiped out. Others whose wages were not quickly adjusted found their real income plummeting. Many were thrown out of work as businesses, especially those with money assets, went bankrupt. Poverty and destitution were widespread. By the end of 1923 the German currency was literally worthless. In 1924, therefore, it was replaced by a new currency – one whose supply was kept tightly controlled by the government.” (SLOMAN 2003, S. 417)

Vocabulary:to peak at: den Höchststand erreichento resort to: zurüto resort to: zurüto resort to: zur ckgreifen aufrequirements: Voraussetzungenwar-raged: kriegsverwüstetcrippling war reparations:

die lähmenden (schweren) Reparationszahlungen

impose: auferlegenattempt: versuchengovernment revenues:

Staatseinnahmenmind-boggling: irre, verpflüffendrush: drängendevastating: verheerend

wiped out: ausgelöschtadjust: anpassen (hier: die Löhne an

die steigenden Preise anpassen)plummeting: stark rüplummeting: stark rüplummeting: stark r ckgängigto go bankrupt: Bankrott gehendestitution: Armut, Not

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Kapitel 7

Wie Inflation gemessen wirdDie Kaufkraft sagt aus, wie viele Waren und Dienstleistungen man als Konsument/in für sein Geld bekommen kann. Wie viel man sich leisten kann, hängt ganz wesentlich von der Höhe der Preise ab. Steigen sie, ver-mindert sich die Kaufkraft des Geldes. Dieser Effekt wird mit dem Begriff Inflation bezeichnet. Diese kann verschiedene Ursachen haben ( S. 83). Es ist Aufgabe der Wirtschaftspolitik, mit einer entsprechenden Geldpolitik dafür zu sorgen, dass die Geldmenge nicht zu stark zunimmt und damit die Preise nicht zu stark steigen. Seit der Einführung des Euro liegt die Geldpolitik heute ganz in der Hand der Europäischen Union.

Ein Instrument zur Messung der Preise ist der Verbraucherpreisindex. Er bildet einen Maßstab für die allgemeine Preisentwicklung bzw. für die Inflation in Österreich. Für seine Berechnung wird ein Warenkorb herangezogen, der das Konsumverhalten der durchschnittlichen öster-reichischen Konsument/inn/en widerspiegelt. Wenn man die Inflation berechnen will, muss die Zusammensetzung des Warenkorbs konstant bleiben. Nun kann ein so genannter reiner Preisvergleich durchgeführt werden. Mit Jahresbeginn 2006 wurde zum siebenten Mal seit 1945 der Warenkorb dem aktuellen Konsum der Bevölkerung angepasst. Er gilt nun als „Verbraucherpreisindex 2005“ (VPI 2005).

Zu 5:A1: Lesen Sie den i-Text auf S. 80 „Hyperinflation in Germany“ und bearbeiten Sie folgende Aufgabenstellungen:

a) Sind die Inflationsraten im Verein-ten Königreich und im Euroraum der-zeit eher hoch oder niedrig? Suchen Sie dazu auch aktuelle Inflationsraten.b) Warum kam es in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg zu einer Hyperinflation?c) Welche Auswirkungen zeigt eine Hyperinflation?d) Wie reagieren die Wirtschaftssub-jekte auf eine Hyperinflation und welche Auswirkung hat eine derartige Reaktion?e) Was unternahm Deutschland, um die Hyperinflation in den Griff zu bekommen?

A2: Berechnen Sie den Gegenwert von 1 000 ATS vom Mai 1967 im Jahr 2007, also 40 Jahre später, in €. Sie haben folgende Indices auf Basis 1966 gegeben: Mai 2007: 430,6 %Mai 1967: 103,5 %

A3: Welche Waren und Dienstleistun-gen werden im Warenkorb erhoben, wie groß ist ihr jeweiliger Anteil? Welche Warengruppen finden Sie als Symbol im Warenkorb Abb. 81.1 wieder?

Ein Rechenbeispiel zur Berechnung der Inflation

„Mit den angegebenen monatlichen Indexwerten kann man auch ohne größeres mathematisches Vorwissen die prozentuelle Steigerung des allgemeinen Preis-niveaus innerhalb eines genau definierten Zeitraumes berechnen. Wir stellen dies Schritt für Schritt an Hand eines Beispiels dar:1) Zuerst benötigen wir den Ausgangsindex (Beginn des Bezugszeitraums), in diesem Fall irgendeinen Tag im April 2000 (Indizes existieren nur für Monate).2) Nun den Wirkungsindex (Ende des Bezugszeitraums): Hier nehmen wir den Wert für Juli 20063) Die dafür gültige Tabelle: Verbraucherpreisindex 1996, da für eine Berech-nung bereits der Beginn des betrachteten Zeitraums in einer Indexreihe liegen muss.4) Für April 2000 finden wir in der Tabelle den Wert 104,5.5) Für Juli 2006 beträgt der Wert 118,3.6) Berechnung:[(Wirkungsindex/Ausgangsindex) – 1] x 100 = Steigerung in %. In unserem Fall wäre dies:[(118,3/104,5) – 1] x 100 = 13,2057 Ergebnis (mit Rundung): 13,2 %“

(Beispiel der LANDESSTATISTIK STEIERMARK, siehe www.statistik.steiermark.at)www.statistik.steiermark.at)www.statistik.steiermark.at

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Der Warenkorb und seine ZusammensetzungDer VPI 2005 enthält 770 ver-schiedene Positionen, 8 400 Haushalte sind an der Konsu-merhebung beteiligt. Monatlich werden 39 200 Preise in 20 österreichi-schen Städten und 4 200 Geschäften erhoben.

Abb. 81.1: Ein Warenkorb

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