«Das Branding Cleantech funktioniert bereits» · mit Cobiax passiert ist. Sehen Sie darin ein...

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Datum: 16.05.2014 Swiss Engineering STZ 8006 Zürich 044/ 268 37 11 www.swissengineering.ch Medienart: Print Themen-Nr.: 200.011 Abo-Nr.: 1093893 Medientyp: Fachpresse Auflage: 11'046 Erscheinungsweise: 10x jährlich Seite: 15 Fläche: 87'727 mm² Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Argus Ref.: 53889010 Ausschnitt Seite: 1/4 «Das Branding Cleantech funktioniert bereits» Die Schweiz steht bezüglich Cleantech und Grüner Wirtschaft gut da, ist Nick Beglinger, Präsident des Wirt- schaftsverbands Swisscleantech, überzeugt. Er erläutert, warum die Annahme der Masseneinwanderungs- initiative die Diskussion um ein qualitatives Wachstum der Schweiz nötig macht und warum die Schweiz beste Voraussetzungen für ein Cleantech-Branding mitbringt. Herr Beglinger, was verstehen Sie unter Cleantech? Der Begriff Cleantech ist nicht offiziell defi- niert. Aus Sicht der Wirtschaft ist Cleantech keine Industrie, sondern ein Qualitäts- faktor, der den sauberen und effizienten Umgang mit Ressourcen bezeichnet - ob nun eine Bäckerei einen effizienten Ofen und Recyclingverpackungen hat oder ein Architekt nachhaltige Gebäude plant. In diesem Zusammenhang wird immer häufi- ger auch von «Grüner Wirtschaft» gespro- chen. Der Begriff bezieht sich aber primär «Werden Ziele klar definiert, Rahmenbedingungen transparent und schlank gehalten, dann leidet die Wirtschaft nicht unter Regulierungen, sondern sie profitiert», ist Nick Beglinger überzeugt. auf die staatlichen Rahmenbedingungen, die sicherstellen, dass sich Cleantech auch wirtschaftlich lohnt. Wie innovativ ist die Schweiz? Eine KOF-Studie kam zum Schluss, dass die Schweiz gemessen an den Patenten eine unterdurchschnittliche Cleantech- Spezialisierung aufweist. Wie gut wir sind, möchte ich nicht mit statistischen Analysen von Patentan- meldungen beantworten, sondern mit konkreten Beispielen. Nehmen wir eine

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Datum: 16.05.2014

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«Das Branding Cleantech funktioniert bereits»Die Schweiz steht bezüglich Cleantech und Grüner Wirtschaft gut da, ist Nick Beglinger, Präsident des Wirt-schaftsverbands Swisscleantech, überzeugt. Er erläutert, warum die Annahme der Masseneinwanderungs-initiative die Diskussion um ein qualitatives Wachstum der Schweiz nötig macht und warum die Schweiz besteVoraussetzungen für ein Cleantech-Branding mitbringt.

Herr Beglinger, was verstehen Sie unterCleantech?Der Begriff Cleantech ist nicht offiziell defi-niert. Aus Sicht der Wirtschaft ist Cleantechkeine Industrie, sondern ein Qualitäts-faktor, der den sauberen und effizientenUmgang mit Ressourcen bezeichnet - obnun eine Bäckerei einen effizienten Ofenund Recyclingverpackungen hat oder einArchitekt nachhaltige Gebäude plant. Indiesem Zusammenhang wird immer häufi-ger auch von «Grüner Wirtschaft» gespro-chen. Der Begriff bezieht sich aber primär

«Werden Ziele klar definiert, Rahmenbedingungen transparent und schlank gehalten, dann leidet dieWirtschaft nicht unter Regulierungen, sondern sie profitiert», ist Nick Beglinger überzeugt.

auf die staatlichen Rahmenbedingungen,die sicherstellen, dass sich Cleantech auchwirtschaftlich lohnt.

Wie innovativ ist die Schweiz? EineKOF-Studie kam zum Schluss, dass dieSchweiz gemessen an den Patenteneine unterdurchschnittliche Cleantech-Spezialisierung aufweist.Wie gut wir sind, möchte ich nicht mitstatistischen Analysen von Patentan-meldungen beantworten, sondern mitkonkreten Beispielen. Nehmen wir eine

Datum: 16.05.2014

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Grossbäckerei, die bei uns Mitglied ist.Deren ganzer Herstellungsprozess ist aufEnergie- und Materialeffizienz getrimmt,ein Cleantech-System. Darauf gibt es aberkein Patent. Ein anderes Mitglied bietet eineRemote-Sensing-Lösung für Abfalltonnenan, also Software und kleine Messgeräte,die ablesen, ob die Abfalltonne bereits vollist. Daraus wird eine optimale Sammeltourberechnet und somit Kilometer, Emissionenund Zeit gespart. Auch das ist eine Clean-tech-Innovation, die nicht patentiert ist.Man darf nicht nur die Patente zählen. Wirhaben in der Schweiz mit den ETH und denFachhochschulen eine ausgezeichnete Basisfür Forschung in den relevanten Bereichen.Doch viele Forschungsprogramme laufeninternational wir dürfen uns nicht vonEuropa abschotten.

Mit Abschottung sprechen Sie die Folgender Masseneinwanderungsinitiative an.Swisscleantech hat sich bereits in dieDiskussion eingebracht. Wie soll es nachIhrer Meinung weitergehen?Wir brauchen ein gutes und stabiles Ver-hältnis zu Europa und der restlichen Welt.Doch der bilaterale Weg mit der EU standschon vor dem Abstimmungsresultat vonEnde Februar auf wackligen Beinen. BeimStromabkommen hat man schon Mitte2013 gesehen, dass die EU einen institu-tionellen Rahmen rund um die über 100Verträge mit der Schweiz will. Diese Hal-tung ist für uns verständlich. Es ist deshalbfalsch, jetzt in erster Linie die Bilateralenzu retten. Und erst recht nicht, indem mandie Initiative nur halbherzig umsetzt. DieSchweiz muss ihre Beziehung mit der EUund punkto Einwanderung auch mit demweiteren Ausland neu definieren. Im Kerngeht es hier um die Frage, wie sich dieSchweiz entwickeln kann und will. Dabeikommt es weniger auf das «Wie viel» an,sondern auf das «Wie». Es geht um qualita-tives Wachstum.

Und was heisst das konkret?Wir sind für einen institutionellen Rahmen

und für eine permanente Ventilklausel.Eine Klausel, mit der das Volk das letzteWort in Sachen Zuwanderung hat und dievon der EU akzeptiert würde. Wir werdenuns aktiv für eine baldige Lösung mit derEU und für das Thema qualitatives Wachs-tum einsetzen.In einer Schweiz, die sich nachhaltig ent-wickelt, ist auch quantitatives Wachstummöglich, es muss aber mit Cleantech-Qua-lität umgesetzt werden. Mit unseren zehnFokusgruppen zu Themen wie «Raum undMobilität» untersuchen wir dies zurzeit,unter anderem mit quantitativen Analysen.Darin zeichnet sich ab, dass die Schweizauch mit 10 Millionen oder mehr Einwoh-nern eine höhere Lebensqualität und intak-tere Umwelt als heute bieten kann. Dafürmüssen wir jedoch die nationalen Rahmen-bedingungen richtig setzen. Eines ist abervöllig klar: Eco-Pop, mit klarem Fokus aufdem «Wie viel», zielt in die falsche Rich-tung und wäre gar ein Rückschritt punktoNachhaltigkeit.

Das tönt nach neuen Regulierungen.Und diese sind bei der Wirtschaft ja nichtsehr beliebt!Werden Ziele klar definiert, Rahmen-bedingungen transparent und schlankgehalten, dann leidet die Wirtschaft nicht,sondern sie profitiert von dieser «Wende»in Richtung Nachhaltigkeit, in RichtungCleantech. Auf die aktuelle politische Dis-kussion bezogen heisst es: Die Wirtschaftmuss die «politischen Wenden» in Berei-chen wie Raumplanung, Energie oder demUmweltschutzgesetz als Chancen erkennen.Gleichzeitig muss die Wirtschaft einsehen,dass die gewünschten Rahmenbedingungenwie eine intakte Beziehung zur EU langfris-tig nur sichergestellt werden können, wennauch die breite Bevölkerung von Wirt-schaftswachstum und Aussenbeziehungenprofitiert und wenn mit den Konsequenzenim Inland nachhaltig umgegangen wird.Also mit der Zuwanderung, der Energie-,Bauland- oder Mobilitätsnachfrage.

Erkennen Sie ein Umdenken in der

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Wirtschaft?Die Überzeugung beginnt sich in breitenKreisen der Wirtschaft durchzusetzen. Alseinziger Wirtschaftsverband waren wirfür das neue und nachhaltigere Raumpla-nungsgesetz - das Volk hat unsere Haltungbestätigt. Bei der Revision des CO2-Gesetzes2010/11 waren Bundesrat, Economiesuisseund der Gewerbeverband gegen eine griffigeAusgestaltung. Trotzdem ist eine solche -wie von uns verlangt - schliesslich gelungen.Wir forderten bereits vor Fukushima eineEnergiewende. Alle anderen Wirtschaftsver-bände waren dagegen. Heute ist die techni-sche Umsetzbarkeit breit anerkannt und dieMehrzahl der Verbände stützt die Wende.Ein Umdenken ist also erkennbar.

Regulierungen betreffen den Heim-markt. Wie wichtig ist dieser?Der Heimmarkt ist immer wichtig, auchwenn er klein ist. Hier lernt man einzelneTeile zu einem ganzen System zusam-menzufügen. Diese Systemkompetenzund Erfahrungswerte sind enorm wichtig.Natürlich sind wir ein Exportland undam Ende geht es um den internationalenMarkt. Aber es ist beispielsweise schwierig,einem anderen Land ein ÖV-System zu ver-kaufen, wenn im eigenen Land kein solchesvorhanden ist.

Viele Schweizer Unternehmen sind KMU.Schaffen sie den Schritt ins Ausland?Zum Teil ist es für Unternehmen schwierig,den Schritt ins Ausland zu machen. Vorallem, wenn es zu Hause schon sehr gutläuft. Nur wenige haben das Budget unddie Möglichkeiten, grossflächig im Ausland

präsent zu sein. Wir wollen auch deshalbdie Schweiz als Land zur Cleantech-Markemachen.

Eine andere Variante für den Schrittins Ausland ist, dass die Kleinfirmenvon ausländischen Konzernen über-nommen werden, wie dies kürzlichmit Cobiax passiert ist. Sehen Sie darinein Problem?

Es gibt sicher solche Fälle und zum Teilwurmt mich das persönlich, ehrlich gesagt,schon ein wenig, wenn ein tolles Schwei-zer KMU von einem ausländischen Multiaufgekauft wird. Ich freue mich dann aberauch für die Schweizer Unternehmer, diedahinterstehen. Solange die wichtigen Teileder Wertschöpfung des Unternehmens inder Schweiz bleiben, spielen die Besitzver-hältnisse grundsätzlich ja keine Rolle.

Wie wird die Schweiz im Ausland bezüg-lich Cleantech heute wahrgenommen?Die Schweiz gilt als sauberes, schönes,sicheres Land. In Kombination mit unsererInnovationsführerschaft und Technolo-giestärken in vielen Cleantech-Bereichen- zum Beispiel Baustandards, Recycling,Wasser, Energiespeicherung oder öffent-licher Verkehr - kann daraus ein gutesCleantech-Branding entstehen! Das Zielunseres Wirtschaftsverbands ist daher ganzkonkret, die Schweiz als Vorreiterin imBereich der Grünen Wirtschaft zu positi-onieren. Das Ausland soll die Schweiz mitsauberer Technologie und smarter Regulie-rung in Verbindung bringen - genauso wieheute mit Uhren oder Schokolade. Und dasGanze scheint ja auch bereits recht gut zufunktionieren. Laut Bundesrat SchneiderAmman habe der chinesische Premiermi-nister am Dinner nach der Unterzeichnungdes Freihandelsabkommens mitgeteilt, dasser besonders an sauberen Technologien ausder Schweiz interessiert sei.

Werden solchen Lippenbekenntnissenauch Taten folgen, in China undanderswo?Davon bin ich überzeugt. Die schlechte Luft-qualität in Peking zum Beispiel hat direkteAuswirkungen auf die Gesundheit der Men-schen und die Attraktivität der Stadt. Und injedem zweiten Fluss in China ist das Wasserbereits als Giftstoff klassifiziert China mussreagieren, gerade um ein Netto-Wirtschafts-wachstum von 5 -10 % bewältigen zu können.Und glauben Sie mir, China hat das begriffen- als weltweit grösster Investor in erneuerbareEnergien, als Produzent von Solarmodulen

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oder als Rohstoff-Zulieferer. Und überall inder Welt treten ähnliche Probleme auf. VielenLeuten und vielen Regierungen wird klar,dass wir unseren Ressourcenverbrauch undunsere Emissionen reduzieren müssen. C

Interview: Irene BättigRedaktion SWISS ENGINEERING

Zur Person

Nick Beglinger ist Präsident von Swissctean-

tech. Seit Ende 2009 bündelt der Wirtschafts-

verband die Kräfte der Schweizer und Liech-

tensteiner Cleantech-Unternehmen und vertritt

die Interessen der Grünen Wirtschaft in Politik

und Öffentlichkeit. Nick Beglinger hat einen

Master in Ökonomie sowie in Management und

ist Mitbegründer von Swisscleantech. Davor ar-

beitete er für Firmen wie McKinsey & Company,Boston Consulting Group und der ING Bank. Er

gründete und leitete ein Softwareunternehmen

in Asien, das er später verkaufte. Als Mitbe-

gründer und Partner der Schweizer Beratungs-

firma Maxmakers AG war er in der Planung und

Realisierung von komplexen Immobilien- und

Infrastrukturprojekten tätig, unter anderem in

Ländern wie China, Iran, Irak, Korea, Oman

und Vietnam.

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