Das BuchkluB-Magazin Taschenbücher - ELINET · 2015-02-18 · 4 lesemomente 3|2013/2014 5 D em...

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ELINET-Auftakt in Wien: Europas Kampf fürs Lesen und Schreiben Neuerscheinungen Frühjahr 2014 Feuriges Plädoyer in Wien. Prinzessin Laurentien der Niederlande fordert europaweites Handeln gegen die Leseschwäche. Und unterstützt ELINET. Das BUCHKLUB-Magazin Lese momente Bestellung: online: www.buchklub.at Tel.: (01) 505 17 54 DW 43 DW 44 Fax: (01) 505 17 54-50 BUCHKLUB Mayerhofgasse 6 1040 Wien € 5,50 pro Band P.b.b., Erscheinungsort: Wien, Verlagspostamt: 1040 Wien GZ 02Z031619 M Lesemomente Nr. 3 – März 2014 Österreichischer Buchklub der Jugend Mayerhofgasse 6, 1040 Wien DVR: 0047317 LESEMOMENTE 3|2013/2014 CLUB-Taschenbücher Band 283 Norbert Landa Hüte dich vor Drachen Illustrationen: Claudia de Weck König Leopold und Königin Leonore ver- reisen. Die Regierungsgeschäfte überge- ben sie Prinz Leo. „Hüte dich vor allem, was mit Drachen zusammenhängt“, rät der König noch vor seiner Abreise. Der Küchenmeister findet ein riesiges grünes Ei, das nach Knoblauch riecht. Ein- deutig ein Drachenei! Nach einer Woche schon schlüpft ein kleiner grüner Drache. Eine hinreißend komische Drachengeschichte! Die österreichische Kinderbibliothek Hüte dich vor Drachen Norbert Landa T a s c h e n b u c h Die kleine Bibliothek österreichischer Kinderliteratur Band 280 Georg Bydlinski Krok bleibt am Ball Illustrationen: Piotr Stolarczyk Das unternehmungslustige Krokodil Krok wird aus seinem Mittagsschlaf geweckt: Vor seinem Gehege im Tiergarten spie- len Kinder Fußball. Neugierig sieht Krok dem Spiel zu – und bekommt große Lust, selber einmal zu kicken! Früher, als Krok denkt, bekommt er die Chance, bei einem Fußballmatch mitzuspielen – und lernt dabei viel über die Welt des Fußballs. Für Leseanfänger und zum Vorlesen. Die österreichische Kinderbibliothek T a s c h e n b u c h Georg Bydlinski Krok bleibt am Ball ab 1. Schulstufe Band 281 Saskia Hula Vorsicht, Prinzessin! Illustrationen: Tizia Hula Die kleine Prinzessin ist sicher nicht so, wie man sich eine Prinzessin vorstellt. Da nimmt sie doch ein Entenküken mit nach Hause und bettet es in den Puppenwa- gen! Oder sie ärgert sich schrecklich über das blöde Fahrrad, das sie zum Geburts- tag bekommt. Und dass sie sich gerade den kleinen Hirtenjungen zum Verlieben aussucht – tut das eine Prinzessin? Aber irgendwie ist sie trotzdem sehr lieb. Band 284 Heinz Janisch Katzenzauber Illustrationen: Susanne Wechdorn Der Großvater trägt eine schwarz-weiß gefleckte Katze auf dem Kopf, grüner Schnee fällt mitten im Sommer, aus dem Backofen erklingt Musik und das ganze Dorf tanzt dazu, eine Kuh verschwindet und taucht in der Kirche wieder auf und roter Klee wächst auf der Wiese … und bei all diesen Ereignissen taucht die schwarz-weiß gefleckte Katze auf. Ob sie etwas mit diesem Dorfzauber zu tun hat? Heinz Janisch Die österreichische Kinderbibliothek T a s c h e n b u c h Katzenzauber Band 282 Käthe Recheis Die Tschittiwiggl und der große Mock Illustrationen: Katrin Hornburg Im Tschittiwiggl-Tal lebt die Tschittiwiggl- Familie glücklich in ihrem gemütlichen Haus, das ein bisschen schief geraten ist. Eines Tages taucht der Große Mock auf. Er ist fest entschlossen, hier alles zu verän- dern. Denn ein Tschittiwiggl ist nicht auf der Welt, um lustig zu sein und Unfug zu treiben. Ob das dem Großen Mock gelingen wird? Die österreichische Kinderbibliothek T a s c h e n b u c h Die Tschittiwiggl KäTHE RECHEIS und der große Mock ab 2. Schulstufe ab 4. Schulstufe ab 3. Schulstufe ab 3. Schulstufe Alle Bände sind durch- gehend illustriert und besonders lesefreundlich gestaltet. Pädagogische Arbeitsblätter zum Downloaden und weitere Informationen zu den Club-Taschenbüchern unter www.obelisk-verlag.at!

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ELINET-Auftakt in Wien:

Europas Kampf fürs Lesen und Schreiben

Neuerscheinungen Frühjahr 2014

Feuriges Plädoyer in Wien.Prinzessin Laurentien der Niederlande

fordert europaweites Handeln gegen die Leseschwäche. Und unterstützt ELINET.

Das BuchkluB-Magazin

Lesemomente

Bestellung:online: www.buchklub.atTel.: (01) 505 17 54 DW 43 DW 44Fax: (01) 505 17 54-50BuchkluB Mayerhofgasse 6 1040 Wien

€ 5,50 pro Band

P.b.b., Erscheinungsort: Wien, Verlagspostamt: 1040 WiengZ 02Z031619 M

lesemomente Nr. 3 – März 2014Österreichischer Buchklub der JugendMayerhofgasse 6, 1040 WienDVR: 0047317

leseMoMENTE 3|2013/2014

CLUB-TaschenbücherBand 283

Norbert landahüte dich vor DrachenIllustrationen: claudia de Weck

König Leopold und Königin Leonore ver-reisen. Die Regierungsgeschäfte überge-ben sie Prinz Leo. „Hüte dich vor allem, was mit Drachen zusammenhängt“, rät der König noch vor seiner Abreise. Der Küchenmeister findet ein riesiges grünes Ei, das nach Knoblauch riecht. Ein-deutig ein Drachenei! Nach einer Woche schon schlüpft ein kleiner grüner Drache. eine hinreißend komische Drachengeschichte!

Die österreichische Kinderbibliothek

Hüte dich vor Drachen

Norbert Landa

Ta s c h e n b u c h

Club 10-13.indd 4 16.12.13 14:27

Die kleine Bibliothek österreichischer Kinderliteratur

Band 280

Georg Bydlinskikrok bleibt am BallIllustrationen: Piotr stolarczyk

Das unternehmungslustige Krokodil Krok wird aus seinem Mittagsschlaf geweckt: Vor seinem gehege im Tiergarten spie-len Kinder Fußball. Neugierig sieht Krok dem Spiel zu – und bekommt große Lust, selber einmal zu kicken! Früher, als Krok denkt, bekommt er die Chance, bei einem Fußballmatch mitzuspielen – und lernt dabei viel über die Welt des Fußballs.Für leseanfänger und zum Vorlesen.

Die österreichische Kinderbibliothek

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Ta s c h e n b u c h

Georg Bydlinski

Krok bleibt am Ball

Club 10-13.indd 1 16.12.13 14:26

ab 1. schulstufe

Band 281

saskia hulaVorsicht, Prinzessin!Illustrationen: Tizia hula

Die kleine Prinzessin ist sicher nicht so, wie man sich eine Prinzessin vorstellt. Da nimmt sie doch ein Entenküken mit nach Hause und bettet es in den Puppenwa-gen! oder sie ärgert sich schrecklich über das blöde Fahrrad, das sie zum geburts-tag bekommt. Und dass sie sich gerade den kleinen Hirtenjungen zum Verlieben aussucht – tut das eine Prinzessin? Aber irgendwie ist sie trotzdem sehr lieb.

Band 284

heinz JanischkatzenzauberIllustrationen: susanne Wechdorn

Der großvater trägt eine schwarz-weiß gefleckte Katze auf dem Kopf, grüner Schnee fällt mitten im Sommer, aus demBackofen erklingt Musik und das ganze Dorf tanzt dazu, eine Kuh verschwindet und taucht in der Kirche wieder auf und roter Klee wächst auf der Wiese … und bei all diesen Ereignissen taucht dieschwarz-weiß gefleckte Katze auf. Ob sie etwas mit diesem Dorfzauber zu tun hat?

heinz Janisch

Die österreichische Kinderbibliothek

Ta s c h e n b u c h

Ta s c h e n b u c h

Ta s c h e n b u c h

Ta s c h e n b u c h

Ta s c h e n b u c h

Katzenzauber

Club 10-13.indd 5 16.12.13 14:27

Band 282

käthe RecheisDie Tschittiwiggl und der große MockIllustrationen: katrin hornburg

Im Tschittiwiggl-Tal lebt die Tschittiwiggl-Familie glücklich in ihrem gemütlichen Haus, das ein bisschen schief geraten ist. Eines Tages taucht der große Mock auf. Er ist fest entschlossen, hier alles zu verän-dern. Denn ein Tschittiwiggl ist nicht auf der Welt, um lustig zu sein und Unfug zu treiben. Ob das dem Großen Mock gelingen wird?

Die österreichische Kinderbibliothek

Ta s c h e n b u c h

Die Tschittiwiggl KäThe recheis

und der große Mock

Club 10-13.indd 3 16.12.13 14:27

ab 2. schulstufe ab 4. schulstufe

ab 3. schulstufe

ab 3. schulstufe

Alle Bände sind durch- gehend illustriert und besonders lesefreundlich gestaltet.Pädagogische Arbeitsblätter zum Downloaden und weitere Informationen zu den Club-Taschenbüchern unter www.obelisk-verlag.at!

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DurchleserEditorial

ToTal digital?

M ichael und Alex haben zu Weih-

nachten neue Smartphones bekommen, internetfähig natürlich, Manuel die neu-este Konsole, Jan ein super-dünnes Tablet – und Luca, der freute sich über einen Titanic-Modellbausatz. Die Weihnachtsgeschenke im Freundeskreis meines Sohnes: total digital. Und die Mädchen? Smartpho-nes, Smartphones, Smart-phones. Die Verweildauer in und auf den digitalen Geräten: never ending story. Man ist immer drin! Und oft genug werden Konsole, Tablet und Smartphone gleichzeitig genutzt. Die jun-gen Damen und Herren verbrachten die Weihnachtsferien gut vernetzt und digital: Im Schnee draußen spielen? Fehlanzeige. Erstens kein Schnee und zweitens: Drau-ßen??? Spielen??? Schnee von gestern!!!

Ob wir Erwachsenen es gut finden oder nicht: Die Informationsbeschaffung und Kommunikation der nächsten Generation spielt sich überwiegend digital ab. Lesen auch. Das setzt Kindermedienmacher und LesepädagogInnen gleichermaßen unter Druck: Wie damit umgehen? Die schlech-teste Methode: die digitalen Medien igno-rieren, verbieten, verweigern.

Im Buchklub arbeiten wir seit zwei Jah-ren für die Volksschulmedien an digita-len Dingern, die wir „Buchklub-Apps“ nennen. Zu jedem PHILIPP und YEP erstellen wir eine kleine Sammlung von digitalen Lesespielen, Textübungen und „Bonusmaterial“ zum Thema des Heftes. Zwei Überlegungen stehen dahinter: Zum einen wollen wir das Faktum ausnutzen, dass junge Menschen heute nun einmal oft häufiger und lieber digital lesen als auf alt-modischem Papier. Zum anderen wollen wir den Kindern aber auch dabei helfen, in digitale Medien nicht nur zu schauen, sondern sie auch sinnerfassend zu lesen.

W ährend der Arbeit an die-ser Ausgabe der LESE-MOMENTE liefen die

Vorbereitungen für die Eröffnungskon-ferenz von ELINET, dem neuen europä-ischen Lesenetzwerk, die vom Buchklub organisiert wurde, auf Hochtouren. 120 TeilnehmerInnen aus 80 Leseorganisati-onen und aus 29 verschiedenen Ländern trafen sich Ende Februar in Wien, um das European Literacy Policy Network aus der Taufe zu heben. Hochrangige Unterstüt-zung kam dabei von Prinzessin Laurenti-en der Niederlande, der Vorsitzenden der High Level Group on Literacy der Euro-päischen Kommission. Unsere ELINET-Reportage mit Experten-Interviews finden Sie auf den Seiten 4 bis 7.

Aber auch in Österreich bewegt sich viel: In mehr als 700 Schulen ist der Geschich-tendrache gelandet, und viele LehrerInnen und SchülerInnen sind im Einsatz. Hier wird gelesen und vorgelesen, es werden Lieblingsgeschichten präsentiert, Drachen gebastelt und Drachenlieder gesungen.Und eines ist sicher: Die Aktion „Ge-schichtendrache“ ist ein Best-Practice-Beispiel für ein gelungenes Leseförderpro-jekt, das auch internationale Vergleiche nicht zu scheuen braucht.

Wir wünschen Ihnen viel Lesefreude mit den LESEMOMENTEN, danken Ihnen für Ihr Engagement und freuen uns von Ihnen zu hören.

Pia Gsellmann und das Buchklub-Team

Die Arbeit an den Buchklub-Apps macht viel Spaß, es ist Pionierarbeit, weil ja das digitale Lesen noch nicht wirklich er-forscht ist. Wir entwickeln Übungen, die das digitale Lesen fördern sollen: sowohl das genaue, konzentrierte Lesen, das am Computer oft nicht stattfindet, als auch das sinnerfassende, selektierende Lesen, also die Fähigkeit, rasch Informationen zu erfassen.

App, App, hurra?Die Arbeit hat aber auch ihre Tücken. Wir wollen, dass unsere Buchklub-Apps so vielfältig wie möglich verwendbar sind: am alten Schul-PC, der schon fast muse-alen Charakter hat, ebenso wie am aller-neuesten Tablet. Auf der Kultmarke mit dem Kernobst als Logo ebenso wie auf asiatischen No-Name-Tablets. Auf flin-ken Online-Medien mit WLAN ebenso wie im Klassenzimmer, wo es höchstens Strom, aber keinen Internetanschluss gibt. Daraus ergeben sich lästige Probleme für manche NutzerInnen: Wie immer in An-fangsphasen gibt es jede Menge Forma-te, verschiedenste Browser und vor allem unzählige individuelle Einstellungen am Computer oder Tablet, von denen die User oft gar nichts wissen: Sperren, Ein-schränkungen, Filter und ähnliches Zeug, das verhindern soll, dass Unerwünschtes

am Computer sich einnis-tet, oft genug aber auch er-wünschte Inhalte blockiert. Mein Heimcomputer zeigte eine Zeit lang die YEP-App seitenverkehrt an – eine hübsche Zusatzübung für Lesegeübte.

Trotz all dieser Herausfor-derungen: Wir vom Buch-klub als Leseorganisation sehen unsere Arbeit auch darin, die Kinder für das Lesen in digitalen Medien fit zu machen. Wir können

und wollen die Tatsache nicht ignorie-ren, dass wir heute mehr Lesezeit digital aufbringen als analog. Sie, liebe Buch-klubfreunde, können uns dabei entschei-dend helfen: indem Sie unser Angebot ausprobieren, ein wenig Geduld haben und vor allem uns Ihre Erfahrungen mitteilen. Wie Ihnen und Ihren Schüler- Innen unsere Leseübungen gefallen und auch, wo Sie technische Probleme haben. Unser Team – Techniker, GrafikerInnen, ProduzentInnen – arbeiten mit Feuereifer daran, die bewährte Buchklubqualität in Zukunft sowohl auf Papier als auch digital anzubieten. Darin liegt meiner Meinung nach die Lesezukunft – im „Sowohl-als -auch“. Lesen in Büchern und Zeitschrif-ten bleibt unverändert wichtig, digitales Lesen kommt als gleichwertige Kompe-tenz dazu. Beides wollen wir vom Buch-klub vermitteln: die Faszination eines Bu-ches ebenso wie die Nützlichkeit digitaler Informationen.

[email protected]

Gerhard FalschlehnerGeschäftsführer des Buchklubs

IMPRESSUM. lESEMoMENTE 3|2013/2014 HERaUSGEBER UND MEDIENINHaBER: Österreichischer Buchklub der Jugend lEITUNG DER HERaUSGaBE: Gerhard Falschlehner, Mayerhofgasse 6, 1040 Wien, Tel.: (01) 505 17 54-0, Fax: (01) 505 17 54-50, CHEFREDaKTIoN: Pia Gsellmann, Ralf Strobl

REDaKTIoN: Manuel Simbürger, Johannes Knöbl, Harald Wegerer allE: Mayerhofgasse 6, 1040 Wien GRaFIK: Miriam Höhne, Coverfoto: Bubu Dujmic, lEKToRaT: Martina Lukas DRUCK: Gutenberg, Linz Kostenlos für BuchklubreferentInnen Fotos mit Kindern sind Symbolfotos und stehen nicht im Zusammenhang mit den Inhal-ten der Artikel oder sind bei Buchkub-Veranstaltungen entstanden IllUSTRaTIoNEN: PHILIPP © Hanne Türk Gefördert durch das BMUKKoFFENlEGUNG: http://www.buchklub.at/Impressum.html

ElINET-auftakt in Wien 4Auftaktkonferenz des European Literacy Policy Networks. Plus: Round Table.

Geschichtendrache Ü 8Wir stellen acht Schulprojekte rund um den Geschichtendrachen Ü vor.

Buchklub aktuell 11Gas Connect und Buchklub, Buchkultur in der Schule, neue Maus-iPad-App.

Tierischer Workshop 12Zum GORILLA-Band „Dachschaden mit Hund“ gibt es einen Hunde-Workshop.

apps für Kinder 14Was macht eine gute App für Kinder aus? Experte Thomas Feibel gibt Antworten.

Wissens-Trolley 16Die besten Wissenschaftsbücher des Jahres. Plus: Interview mit Jan von Holleben.

alphabet 18Regisseur Erwin Wagenhofer über seinen provokanten Film „Alphabet“.

ClUB-Taschenbuch-Frühling 20Die neuen CLUB-Taschenbücher im Überblick.

InhaltlESEMoMenTe 3|2013/2014

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Liebe BUCHKlUB-Freunde,

lESEMoMenTe 3|2013/2014 3

Kontakt Österreichischer Buchklub der Jugend Mayerhofgasse 6, 1040 Wien E-Mail: [email protected]/buchklubBestellung: www.buchklub.atTel.: (01) 505 17 54 DW 43 und DW 44 Fax: (01) 505 17 54-50

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D em Buchklub wurde die-ses Jahr eine ganz besondere Ehre zuteil: Er organisierte

das erste Treffen des European Literacy Policy Network (ELINET), das vom 24. bis 27. Februar in den Räumlichkeiten des BMUKK und des BMWF sowie im JUFA Wien City Hotel stattfand. „Es ist ein großes Privileg, der Gastgeber dieser Konferenz zu sein“, freut sich Buchklub-Geschäftsführer Gerhard Falschlehner. Insgesamt nahmen an dieser Auftaktkon-ferenz 120 RepräsentantInnen von 80 Organisationen aus ganz Europa teil. Or-ganisationen, die „den Enthusiasmus ge-mein haben, gegen die Leseschwäche von Millionen von Kindern, Jugendlichen

und Erwachsenen anzukämpfen“, betont Buchklub-Vorsitzende Christa Prets. Ne-ben dem Buchklub sind aus Österreich auch die Organisationen „Inspire Thin-king“, das Lesezentrum Steiermark sowie das Österreichische Bibliothekswerk Teil von ELINET.

75 Millionen Leseschwache. Wie aber ist ELINET entstanden? Dazu reisen wir zu-rück ins Jahr 2012. Damals veröffentlichte die „European Union High Level Group of Experts on Literacy“, ein Zusammen-schluss europäischer ExpertInnen, der sich für Leseförderung über nationale und ge-sellschaftliche Grenzen hinweg einsetzt, einen Bericht, der international für Auf-

Hoher Besuch.Buchklub-Geschäfts-führer Gerhard Falschlehner konnte Prin-zessin Lau-rentien der niederlande in Wien begrüßen.

Vereintes europa.Insgesamt 120 expertInnen aus ganz europa trafen einander zum eLInet-Auftakt in Wien.

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ElinEt

europa kämpft

gegen Leseschwäche

sehen sorgte: Jeder fünfte europäische Jugendliche hat starke Leseschwierigkei-ten. Insgesamt sind es gar 75 Millionen EuropäerInnen, die mit unzureichenden Fähigkeiten im Lesen und Schreiben leben müssen. Der Politik war klar: Hier muss etwas unternommen werden. Als Reakti-on auf den Bericht der High Level Group veröffentlichte die Europäische Kommissi-on eine Ausschreibung, um ab Ende 2013 für vorerst zwei Jahre ein europäisches Netzwerk für Literacy Promotion zu eta-blieren. So entstand schließlich ELINET, dessen Hauptakteure u. a. die Universität Köln, FELA (Federation of European Li-teracy Associations), EU Read und Euro-pean Schoolnet sind.

europaweiten Zusammenarbeit zwischen Stiftungen, Vereinen, Ministerien und an-deren Organisationen im Bereich der Le-seförderung, um die Lese- und Schreibfä-higkeiten von Kindern und Jugendlichen, aber auch von Erwachsenen zu verbessern. Prets: „Wir wollen gemeinsam ein öffentli-ches Bewusstsein für diese Probleme schaf-fen. Viele Betroffene schweigen darüber, dass sie nicht gut lesen können, weshalb ihnen eine rege Teilnahme am sozialen Le-ben verwehrt bleibt.“ Während der Kon-ferenz diskutierten die TeilnehmerInnen u. a. das Arbeitsprogramm des Netzwerks, organisierten Meetings, tauschten Erfah-rungen aus und sprachen über die Durch-führung von Lese-Kampagnen wie „Eu-rope Loves Reading“. Apropos: Dass der Titel dieser Kampagne durchaus irrefüh-rend sein kann, gab Prinzessin Laurentien im Rahmen ihrer Rede augenzwinkernd, aber nicht ohne den nötigen Ernst zu: „Wir müssen uns im Klaren sein: Europe does NOT love reading! Ansonsten wären wir heute nicht hier.“

Bildung verändert. Schon am ersten Tag der ELINET-Konferenz waren das Enga-gement, die Zuversicht und vor allem der Tatendrang, in Europa etwas Positives zu bewirken, zu spüren. Auch Christine Gar-be sprühte in ihrer Rede vor Leidenschaft. Die Professorin der Universität Köln und Koordinatorin von ELINET führte durch die Auftaktsitzung der Konferenz, erzähl-te unter anderem auch von ihrer Kindheit und ihrem Werdegang von einer talentier-ten, aber aus sehr ärmlichen Verhältnissen stammenden Schülerin bis zur erfolgrei-chen Universitäts-Professorin und Litera-cy-Verfechterin. „Bildung verändert dein Leben“, so ihre Conclusio. Einen ganz be-sonderen Dank sprach sie ihren damaligen LehrerInnen aus: „Es braucht Menschen, die an uns glauben und uns bestärken, unseren Weg zu gehen.“ Diese Menschen, das sind nicht nur LehrerInnen, sondern nun auch die Mitglieder von ELINET, wie Prinzessin Laurentien treffend auf den Punkt brachte: „Bei Literacy geht es nicht

bloß um Sprache, nicht nur um Bücher. Es geht um Millionen von Men-

schen, die glauben, sie seien nicht würdig, der Gesellschaft anzuge-hören. Literacy ist keine Fähig-keit. Literacy ist in allen von uns. Es liegt an uns, sie an die Oberfläche zu bringen.“ MS

Eine Prinzessin kämpft. Vorsitzende der High Level Group war Prinzessin Lau-rentien der Niederlande, die ebenfalls in Wien zu Gast war und ein feuriges Plädo-yer hielt: „Unsere Reise beginnt nicht mit ELINET, sie hat schon längst begonnen. Aber: Wir müssen JETZT handeln. Es geht nicht darum, auf Papier gute Lö-sungen zu finden. Es geht darum, in die Welt hinauszugehen und Siege zu erzielen. Das schaffen wir, indem wir unsere Kräfte bündeln und in dieselbe Richtung gehen.“ Leseprobleme seien schwerwiegender als man auf den ersten Blick glauben mag, be-tont sie: „Wenn wir der Leseschwäche in unserer Gesellschaft den Kampf ansagen, sagen wir auch der Kriminalität, der hohen

Jugendarbeitslosigkeit und der schlechten gesundheitlichen Versorgung den Kampf an. Wir dürfen nicht aufgeben.“ Die Prin-zessin warnt vor Stagnation und plädiert dafür, vorausschauend zu handeln: „Wo wollen wir in fünf oder zehn Jahren ste-hen? ELINET muss stets einen Schritt voraus sein, muss versuchen, jeden ein-zelnen in der Gesellschaft zu erreichen.“ Illusorisch? Nein, betont sie. Es gehe bei ELINET nicht darum, die perfekte Welt zu erschaffen, sondern „Etappenziele zu erreichen. Auch das hat enormen Einfluss auf die Gesellschaft.“

Europaweite Zusammenarbeit. Ziel von ELINET ist also die Etablierung einer

Großer elINeT-Round- Table auf der

nächsten Doppelseite!

Im Februar 2014 fand das erste treffen des european Literacy Policy networks (eLInet) statt, das sich für bessere Lesekompetenz

in europa einsetzt. Gastgeber war der Österreichische Buchklub der Jugend. Insgesamt 80 europäische organisationen kämpfen ab sofort gemeinsam gegen die

Leseschwäche bei Kindern und erwachsenen.

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belesenes „Wir wollen ein

europa“

U nter den 120 TeilnehmerInnen der ELINET-Auftaktkonfe-renz waren etliche der renom-

miertesten Leseexperten Europas. LE-SEMOMENTE bat fünf Mitglieder des Management Boards von ELINET zum Round Table.

Wie sieht Ihre Vision eines „belesenen“ Euro-pas aus? Wie wollen Sie dieses Ziel erreichen?Greg Brooks: Wir möchten ein Europa, in dem jeder Bürger über genügend Fähigkei-ten in Lesen und Schreiben verfügt. Dass er oder sie ein zufriedenstellendes Leben als Individuum, Familienmitglied, Staats-bürger und in der Arbeit führen kann. Christine Garbe: Um dieses „belesene Eu-ropa“ zu erreichen, müssen wir nicht nur all die Informationen, die bis dato in Hun-derten von Studien in ganz Europa zer-treut sind, sammeln, sondern ihnen auch

einige der renommiertesten LeseexpertInnen europas sprachen mit LeSemomente über eLInet, eine belesene Gesellschaft und

erwachsene mit Leseproblemen.

Gedankenaustausch. Wie können wir europa zu einem „belesenen“ Kontinent machen?

eine Struktur verleihen und diese Daten in einen aussagekräftigen Kontext setzen. Das ist sozusagen das Fundament unserer Arbeit. Der zweite wichtige Schritt wird sein, allgemein gültige Kriterien zu defi-nieren, was ein Best-Practice-Beispiel aus-macht – und zwar in allen Altersschichten. Denn das ist das besondere an ELINET: dass wir alle Altersgruppen beachten, also Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Von der Geburt bis zum Tod sozusagen. David Mallows: Ich bin sehr froh und stolz, dass auch Erwachsene in die Ar-beit von ELINET miteinbezogen werden. Denn gerade Erwachsene werden, was die Forschung von Lese- und Schreibfähigkeit angeht, immer wieder außen vor gelasssen. Die Fachkompetenz lässt in diesem Be-reich europaweit leider sehr zu wünschen übrig. Die Arbeit von ELINET wird also sein, Informationen für alle zugänglich zu

machen – und zwar in einer Sprache, die jeder versteht.

Das gesellschaftliche und politische Bewusst-sein für Literacy zu schärfen ist also ein be-sonders wichtiger Aspekt von ELINET …Merel Heimens Visser: Es ist sehr wich-tig, voneinander zu lernen, wie man das manchmal sperrige Thema „Literacy“ einer breiten Masse zugänglich machen kann. Wie beispielsweise verbindet man Literacy mit Gesundheit, wie mit Armut? Das alles sind ja Themen, die jeder Regie-rung wichtig sind. Und wir müssen das Thema von allen gesellschaftlichen Win-keln betrachten, jede Gesellschaftsschicht, jeden Beruf miteinbeziehen.Giorgio Tamburlini: Aus der Sicht eines Arztes möchte ich betonen, dass die Fähig-keit, lesen und schreiben zu können, für die kindliche Entwicklung sehr wichtig

ist. Bei Gesundheit geht es nicht immer nur um Krankheiten, sondern auch dar-um, ein intellektuelles Wesen zu sein, dass zu 100 Prozent an der Welt teilhaben und mit seinen Mitmenschen kommunizieren kann. Die Politik muss einfach mehr in diesen Themenbereich investieren.Heimens Visser: Wir haben bisher die Eckpfeiler unserer Strategie entwickelt, wie wir das Bewusstsein für Literacy schär-fen wollen. Um mehr sagen zu können, ist es jedoch noch zu früh.

Garbe: Klar ist: Mit Kampagnen ist es nicht getan! Es kann auch hilfreich sein, erstmal nur eine kleine Zielgruppe anzu-sprechen. Fokussierte Projekte können sehr viel bewirken.Prinzessin Laurentien der Niederlande sprach in ihrer Rede davon, dass Europa dem Thema Lesen nicht gerade positiv gegenüber steht. Ist das wirklich so?Brooks: Wenn männliche Jugendliche be-haupten, sie lesen nicht, dann reden sie vom schulischen Lesen. Artikel in Magazi-

nen oder im Internet über Autos, Motor-räder oder Fußball lesen sie jedoch mit Be-geisterung – das darf man nicht vergessen, wenn man vom Lesen spricht! Abgesehen davon gibt es jedoch tatsächlich Millionen von Europäern, die nicht gut genug lesen und schreiben können, um ihre Möglich-keiten vollends auszuschöpfen.

Lassen Sie uns nochmals über Literacy im Erwachsenen-Bereich sprechen …Mallows: An Erwachsenen, die über schlechte Lesefähigkeiten verfügen, haf-tet ein Stigma. Ihnen ist es peinlich, ihr Problem zuzugeben – was aber auch nicht überraschend ist, den die Gesellschaft behandelt diese Personen oftmals wie Idioten und reagiert mit Arroganz. Viele dieser Erwachsenen leben zwar mit ihrem Problem ganz gut, es ist ihnen aber ver-wehrt, ihre Möglichkeiten vollends auszu-schöpfen, sei es beruflich oder privat. Vie-le ArbeitgeberInnen unterstützen indirekt die Leseschwäche ihrer MitarbeiterInnen, indem sie gewisse Arbeiten einfach deren Verantwortungsbereich entziehen. Es ist also schwierig, diese Personen zu errei-chen. Wichtig ist, mehr als Leseunterricht anzubieten. Wir müssen auf die Straße ge-hen, auf die Leute zugehen. Tamburlini: Wenn Eltern nicht gut lesen und schreiben können, hat das auch Aus-wirkungen auf das Kind. Und genau das könnte der Aspekt sein, der diese Erwach-senen zum Umdenken anregt: Ihr tut euren Kindern nichts Gutes! Als Arzt habe ich die Erfahrung gemacht: Viele PatientIn-nen haben die Welt der Bücher entdeckt, als sie schwer krank wurden. Und siehe da: Kann man gut lesen und hat vor allem auch Freude daran, fällt es einem oft leichter, mit einer neuen oder schwierigen Situation – etwa einer Krankheit – umzugehen.

Wann dürfen wir erste Resultate von ELI-NET erwarten?Garbe: Die ersten zwei Jahre geht es dar-um, ein funktionierendes Fundraising auf-zustellen. Um in Europa wirklich grundle-gende Veränderungen zu erreichen, werden wir mindestens ein Jahrzehnt brauchen. Heimens Visser: Wichtig ist, dass uns die Arbeit allen Spaß macht. Nur so erreichen wir die Leute und nur dann verbreitet sich auch unsere Botschaft in der Gesellschaft.Brooks: Ich sehe ELINET auch als Bei-trag, dass Europa weiter zusammenrückt. Zu einer Einheit wird. MS

Christine Garbe Universität Köln

Greg Brooks Federation of european Literacy Associations (FeLA)

Merel Heimens Visser Stichting Lesen & Schrijven

Giorgio Tamburlini Centro per la Salute del Bambino

David Mallows national Research and Development Center for Adult Literacy & numeracy

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belesenes „Wir wollen ein

europa“

U nter den 120 TeilnehmerInnen der ELINET-Auftaktkonfe-renz waren etliche der renom-

miertesten Leseexperten Europas. LE-SEMOMENTE bat fünf Mitglieder des Management Boards von ELINET zum Round Table.

Wie sieht Ihre Vision eines „belesenen“ Euro-pas aus? Wie wollen Sie dieses Ziel erreichen?Greg Brooks: Wir möchten ein Europa, in dem jeder Bürger über genügend Fähigkei-ten in Lesen und Schreiben verfügt. Dass er oder sie ein zufriedenstellendes Leben als Individuum, Familienmitglied, Staats-bürger und in der Arbeit führen kann. Christine Garbe: Um dieses „belesene Eu-ropa“ zu erreichen, müssen wir nicht nur all die Informationen, die bis dato in Hun-derten von Studien in ganz Europa zer-treut sind, sammeln, sondern ihnen auch

einige der renommiertesten LeseexpertInnen europas sprachen mit LeSemomente über eLInet, eine belesene Gesellschaft und

erwachsene mit Leseproblemen.

Gedankenaustausch. Wie können wir europa zu einem „belesenen“ Kontinent machen?

eine Struktur verleihen und diese Daten in einen aussagekräftigen Kontext setzen. Das ist sozusagen das Fundament unserer Arbeit. Der zweite wichtige Schritt wird sein, allgemein gültige Kriterien zu defi-nieren, was ein Best-Practice-Beispiel aus-macht – und zwar in allen Altersschichten. Denn das ist das besondere an ELINET: dass wir alle Altersgruppen beachten, also Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Von der Geburt bis zum Tod sozusagen. David Mallows: Ich bin sehr froh und stolz, dass auch Erwachsene in die Ar-beit von ELINET miteinbezogen werden. Denn gerade Erwachsene werden, was die Forschung von Lese- und Schreibfähigkeit angeht, immer wieder außen vor gelasssen. Die Fachkompetenz lässt in diesem Be-reich europaweit leider sehr zu wünschen übrig. Die Arbeit von ELINET wird also sein, Informationen für alle zugänglich zu

machen – und zwar in einer Sprache, die jeder versteht.

Das gesellschaftliche und politische Bewusst-sein für Literacy zu schärfen ist also ein be-sonders wichtiger Aspekt von ELINET …Merel Heimens Visser: Es ist sehr wich-tig, voneinander zu lernen, wie man das manchmal sperrige Thema „Literacy“ einer breiten Masse zugänglich machen kann. Wie beispielsweise verbindet man Literacy mit Gesundheit, wie mit Armut? Das alles sind ja Themen, die jeder Regie-rung wichtig sind. Und wir müssen das Thema von allen gesellschaftlichen Win-keln betrachten, jede Gesellschaftsschicht, jeden Beruf miteinbeziehen.Giorgio Tamburlini: Aus der Sicht eines Arztes möchte ich betonen, dass die Fähig-keit, lesen und schreiben zu können, für die kindliche Entwicklung sehr wichtig

ist. Bei Gesundheit geht es nicht immer nur um Krankheiten, sondern auch dar-um, ein intellektuelles Wesen zu sein, dass zu 100 Prozent an der Welt teilhaben und mit seinen Mitmenschen kommunizieren kann. Die Politik muss einfach mehr in diesen Themenbereich investieren.Heimens Visser: Wir haben bisher die Eckpfeiler unserer Strategie entwickelt, wie wir das Bewusstsein für Literacy schär-fen wollen. Um mehr sagen zu können, ist es jedoch noch zu früh.

Garbe: Klar ist: Mit Kampagnen ist es nicht getan! Es kann auch hilfreich sein, erstmal nur eine kleine Zielgruppe anzu-sprechen. Fokussierte Projekte können sehr viel bewirken.Prinzessin Laurentien der Niederlande sprach in ihrer Rede davon, dass Europa dem Thema Lesen nicht gerade positiv gegenüber steht. Ist das wirklich so?Brooks: Wenn männliche Jugendliche be-haupten, sie lesen nicht, dann reden sie vom schulischen Lesen. Artikel in Magazi-

nen oder im Internet über Autos, Motor-räder oder Fußball lesen sie jedoch mit Be-geisterung – das darf man nicht vergessen, wenn man vom Lesen spricht! Abgesehen davon gibt es jedoch tatsächlich Millionen von Europäern, die nicht gut genug lesen und schreiben können, um ihre Möglich-keiten vollends auszuschöpfen.

Lassen Sie uns nochmals über Literacy im Erwachsenen-Bereich sprechen …Mallows: An Erwachsenen, die über schlechte Lesefähigkeiten verfügen, haf-tet ein Stigma. Ihnen ist es peinlich, ihr Problem zuzugeben – was aber auch nicht überraschend ist, den die Gesellschaft behandelt diese Personen oftmals wie Idioten und reagiert mit Arroganz. Viele dieser Erwachsenen leben zwar mit ihrem Problem ganz gut, es ist ihnen aber ver-wehrt, ihre Möglichkeiten vollends auszu-schöpfen, sei es beruflich oder privat. Vie-le ArbeitgeberInnen unterstützen indirekt die Leseschwäche ihrer MitarbeiterInnen, indem sie gewisse Arbeiten einfach deren Verantwortungsbereich entziehen. Es ist also schwierig, diese Personen zu errei-chen. Wichtig ist, mehr als Leseunterricht anzubieten. Wir müssen auf die Straße ge-hen, auf die Leute zugehen. Tamburlini: Wenn Eltern nicht gut lesen und schreiben können, hat das auch Aus-wirkungen auf das Kind. Und genau das könnte der Aspekt sein, der diese Erwach-senen zum Umdenken anregt: Ihr tut euren Kindern nichts Gutes! Als Arzt habe ich die Erfahrung gemacht: Viele PatientIn-nen haben die Welt der Bücher entdeckt, als sie schwer krank wurden. Und siehe da: Kann man gut lesen und hat vor allem auch Freude daran, fällt es einem oft leichter, mit einer neuen oder schwierigen Situation – etwa einer Krankheit – umzugehen.

Wann dürfen wir erste Resultate von ELI-NET erwarten?Garbe: Die ersten zwei Jahre geht es dar-um, ein funktionierendes Fundraising auf-zustellen. Um in Europa wirklich grundle-gende Veränderungen zu erreichen, werden wir mindestens ein Jahrzehnt brauchen. Heimens Visser: Wichtig ist, dass uns die Arbeit allen Spaß macht. Nur so erreichen wir die Leute und nur dann verbreitet sich auch unsere Botschaft in der Gesellschaft.Brooks: Ich sehe ELINET auch als Bei-trag, dass Europa weiter zusammenrückt. Zu einer Einheit wird. MS

Christine Garbe Universität Köln

Greg Brooks Federation of european Literacy Associations (FeLA)

Merel Heimens Visser Stichting Lesen & Schrijven

Giorgio Tamburlini Centro per la Salute del Bambino

David Mallows national Research and Development Center for Adult Literacy & numeracy

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8 lesemomente 3|2013/2014

ist unterwegsGeschichtendrache Ü

D ie (Vor-)Leseaktion „Geschich-tendrache“ von Buchklub und BMUKK ist ein voller Er-

folg. Mehr als 730 Projekte sind bereits angemeldet, im ganzen Land werden Ge-schichten vorgelesen und Lieblingsge-schichten ausgewählt. Die Aktion gipfelt im April 2014 in vielen Geschichtendra-chen-Festen, bei denen die SchülerInnen vor Publikum ihre Geschichten präsentie-ren.

Das Geschichtendrachen-Fest in der Schule. Die Wahl der Lieblingsgeschich-te findet bis März in den Klassen statt. Die Klasse oder Schule sollte danach gemeinsam einen großen Geschichten-

drachen basteln und im Lesemonat April 2014 ein Geschichtendrachen- Fest veranstalten, bei dem die beliebtes-ten Geschichten vorgestellt werden. Schön wäre es, zum Geschichtendrachen-Fest auch die LesepartnerInnen und alle Eltern einzuladen. Und danach präsentieren alle teilnehmenden Schulen bis 12. Mai 2014 ihre Fotos auf www.geschichtendrache.at und nominieren ihre Lieblingsgeschichte.

Letzte Chance. Auch Sie können noch bis zum 12. Mai an der Akti-on „Geschichtendrache“ teilnehmen. Alle Informationen zur Aktion (inklu-sive Anmeldung!) erhalten Sie unter www.geschichtendrache.at.

Die (Vor-)Leseaktion „Geschichtendrache“ bewegt derzeit Österreichs Schulen.

Wir stellen einige kreative Projekte vor. Plus: So können Sie noch mitmachen!

VS Kaumberg (NÖ)

„Unsere erste Geschichtendrachenstunde war ein vol-ler erfolg!“, erinnert sich Aktionsleiterin Helga Lehr-baum. In den verschiedensten Winkeln der Schule machten es sich die Kinder gemütlich und vertieften sich in ihre Lieblingsgeschichten. Gemeinsam mit den LesepartnerInnen (SchülerInnen der dritten und vier-ten Klasse) wurde ein „Leseteller“ gebastelt, der dann an den Geschichtendrachen „verfüttert“ wurde. Lehr-baum: „Uns hat diese Stunde so viel Spaß gemacht, dass wir nun jeden monat eine Lesestunde einplanen wollen.“ Kurz vor Weihnachten wurden eltern einge-laden, den Kindern vorzulesen. „Dafür haben sich sehr viele eltern gemeldet“, freut sich die Lehrerin.

VS Taiskirchen (OÖ)

Alle fünf Klassen der VS taiskirchen nehmen an der Leseaktion teil. Le-separtner sind allen voran eltern und Großeltern, die, wie die Kinder selbst, mit großem Spaß und viel en-gagement beim Vorlesen dabei sind. Sogar das Schulfest wird unter dem thema „Geschichtendrache“ stehen. Jede Klasse wird hier ihr Klassenlieb-lingsbuch auf kreative Weise vorstel-len: Zum Beispiel wird ein passendes Lied gedichtet und vertont oder ein thementanz aufgeführt. Auch ein ei-genes theaterstück ist geplant.

VS Bruck (salzburg)

Die Klasse 4a veranstaltete eine ganze Woche lang ein Geschichtencafé. Auf der Speisekarte gab es statt Kakao und Kuchen viele spannende Bücher. Auch wurden andere Klassen dazu eingela-den, sich Bücher auszusuchen und sich im Café „bedienen“ zu lassen – wo-bei natürlich auch die „Bedienungen“ sehr viel Zeit zum Lesen hatten. „Diese Aktion fand bei allen Beteiligten gro-ßen Anklang!“, freut sich Direktorin Lieselotte Widmann. Besonders gut: Als LesepartnerInnen fungierten auch viele ausgebildete LesepatInnen!

VS Pinkafeld (Burgenland)

Die ausgewählten Geschichten der Kinder sind breit gefächert: Von mär-chen über Kurz-, Abenteuer- und Freundschaftsgeschichten bis hin zu Sagen und Comics ist beinahe jede Literaturart vertreten. LesepartnerIn-nen sind vor allem die mütter. Der Drache Ü wurde von den Kindern ge-meinsam mit der Werk- und der Klas-senlehrerin mit viel Freude gebastelt. Das Skelett besteht aus einem Ha-sengitter, alle Wollfäden wurden von den Kindern angeknotet. Alle ande-ren Bestandteile (Knöpfe, Stoffreste, Kunststoffverschlüsse von Flaschen etc.) wurden von den Kindern selbst mitgebracht.

VS Pannaschgasse (Wien)

Hier nimmt die mehrstufen-Integra-tionsklasse (1. und 2. Schulstufe) an der Aktion teil – und zwar alle Kin-der, egal welche muttersprache sie haben. Aktionsleiterin Brigitte Weg-leitner zeigt sich von den Präsenta-tionen begeistert: „ein mädchen hat zu seinem Buch nicht nur ein Plakat gestaltet, sondern ihre Geschichte mit Stofftieren nachgespielt und na-hezu auswendig gesprochen. Auch ein anderer Bub hat frei gesprochen und hat es dabei toll geschafft, den Inhalt für alle verständlich nachzuer-zählen – manche Kinder der vierten Klasse haben damit noch Probleme!“

letzte Chance

Die AktionGeschichtendracheläuft noch bis 12. Mai 2014

Lassen Sie sich von den folgenden neun Geschichtendrachen-Schulen inspirieren!

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VS Janusz- Korczak-Schule (Wien)

Wenn die Kinder ihre Lieblingsge-schichte vorstellen, basteln sie dazu ein Plakat und lesen eine textstelle aus der Geschichte vor. es ist auch möglich, gemeinsam mit der mut-tersprachenlehrerin die Präsentation in den muttersprachen türkisch oder BKS zu gestalten. Der Großteil der LesepartnerInnen sind eltern, ältere Geschwister und Großeltern, in der Schule gibt es aber auch Lesebud-dy-Klassen. Projektleiterin Christine eberl: „Die Kinder sind mit großer Begeisterung am Werk. An unserer Schule haben wir den Geschichten-drachen mit www.antolin.de kombi-niert und auch den Lesefleißpass für alle Kinder eingeführt.“

VS Galileigasse (Wien)

Für Direktorin elisabeth Suttner war von Beginn an klar, dass ihre Schule an der Leseaktion teilnimmt: „Da an unserer Schule schon immer gerne gelesen wur-de und wird, waren wir von der Aktion des Buchklubs begeistert. In unserem Schulhof landete auch gleich der Ge-schichtendrache Ü, gestaltet von unserer Werklehrerin und allen Kindern.“ Der Höhepunkt der Aktion ist das Geschich-tendrachen-Fest im April.

VS Albrechtstraße Korneuburg (NÖ)

In der VS Albrechtstraße in Kloster-neuburg haben die Kinder großen Spaß daran, ihre Lieblingsgeschich-ten den KlassenkameradInnen zu präsentieren. Als Ansporn wurde ein Stoff-Geschichtendrache gebastelt. Jedes Kind, das ein Buch fertig gele-sen hat, darf eine „Schuppe“ auf den Drachen kleben. „Das ist ein großer Renner“, lacht Lehrerin Ulrike Haider. mittlerweile ist der Drache 3 mal 2 meter groß! Kreativ: mittels der Zei-tung nÖn wurden zusätzliche Lese-partnerInnen für die Kinder gesucht.

VS Radlberg (NÖ)

In der VS Radlberg fungieren Kinder aus höheren Klassen (in diesem Fall der zweiten Klasse) als LesepartnerIn-nen für die SchülerInnen der ersten Klasse. Zuvor lesen die älteren Kin-der den „Kleinen“ eine Geschichte vor, danach beweisen die SchülerIn-nen aus der ersten Klasse dem je-weiligen Lesepartner ihren Lesefort-schritt. Der Abschluss ist jede Woche das gemeinsame malen eines Bildes im Geschichtendrachen-Buch. Statt dem Geschichtendrachen-Fest wurde eine Lesung mit dem Autor Franz S. Sklenitzka organisiert. „Durch diese Veranstaltung wurde die Lesefreude und motivation bei den Kindern zu-sätzlich geweckt“, so Aktionsleiterin Silvia Kern.

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Aktuell

lesemomente 3|2013/2014 11

Bei maus zu Hausals iPad-App

Bauer als Bestseller

Der KiM-Verlag, der auch die PHILIPP-Apps für den Buchklub produziert, prä-sentiert eine neue App für Kinder ab vier Jahren: „Bei Maus zu Haus“. Und darum geht’s: Familie Maus hat sich im Dachbo-den heimlich eine hübsche Wohnung ein-gerichtet – mit lauter nützlichen Dingen, die Papa Maus in der Nacht aus der Men-schenwohnung holt. Da wird der Kamm zum Heizkörper, der Schuhlöffel zur Rut-sche und der Bleistiftspitzer zum Radio … Diese App fördert nicht nur die kindli-che Kreativität und Abstraktionsleistung, sondern erweitert auch den Wortschatz. Aber vor allem: Dank der tollen Grafik, der Lieder und belohnender Animatio-nen macht sie so richtig Spaß! Sie können diese App auf iTunes beziehen und auf www.beimauszuhaus-app.de Probe spielen.

Ein GORILLA-Autor führte die ORF-Bes-tenliste an. Christoph W. Bauer – Buchklub-Freunden bekannt als Autor des GORIL-LA-Bandes „Mord in Carnuntum“ – war mit seiner Sammlung von Erzählungen „In

einer Bar unter dem Meer“, erschienen bei Haymon, im Dezember die Nummer 1 der ORF-Bücherliste vor Größen wie Peter Handke und Erich Hackl. Die Jury lobte: „Knapp und präzise schreibt Bauer über Einsamkeit, Sehnsucht, Liebe und Verlust und nicht zuletzt über jene Momente, die für den entscheidenden Wendepunkt im Leben verantwortlich sind.“Wir gratulieren herzlich!

I m Frühjahr 2013 startete Gas Con-nect Austria in Zusammenarbeit

mit dem Buchklub das Projekt „Kinder erforschen Geschichte“. Nun geht diese erfolgreiche Partnerschaft in die zweite Runde und gibt erneut SchülerInnen in 23 niederösterreichischen Volksschulen die Chance, auf den Spuren der Vergan-genheit zu wandeln. Museumspädagogen des Buchklubs besuchen die Schulen und geben in einem Workshop Einblicke in die spannende Welt der Archäologie, der

Geschichte und des Denkmalschutzes. Es wird gelesen, gespielt und gebastelt – mit viel Einfallsreichtum werden auf spieleri-sche Art Tonscheiben zusammengefügt oder das Hantieren mit Feuersteinen wird geübt. Eine Spezialausgabe des Buchklub-Magazins YEP dient mit Hintergrund-informationen als Inspiration und Lern-grundlage. An einer eigenen Lesestation können die SchülerInnen schließlich in zahlreichen Sachbüchern zum Thema Ge-schichte schmökern.

GAS ConneCt AUStRIA – BUCHKLUB

Kinder auf der Suchenach verborgenen Schätzen

neue Initiative:

Buchkultur in der SchuleDer Verlag Buchkultur startet 2014 mit dem Service „Buchkultur in der Schule“. Unter www.buchkultur.net/schule stehen DeutschlehrerInnen Unterrichtsmateriali-en rund um das aktuelle literarische Leben zur Verfügung. Zielgruppe ist die Sekundarstufe II (AHS) für das Fach Deutsch. Mit der Registrierung erhält man jede neue Ausgabe vom Ma-gazin „Buchkultur“ in digi-taler Version; Texte und Di-daktisierungen zum direkten Einsatz im Klassenzimmer begleiten diese Aktion. Die Aufgabenstellungen sind an die Vorgaben für die Neue

Reifeprüfung angepasst: Einerseits werden Übungsaufgaben zu Textsorten der Neuen Reifeprüfung schriftlich (inklusive Links zu den Kriterienkatalogen des BIFIE) angeboten, andererseits werden mittels

konkreter Rechercheaufträge wichtige Kompetenzen für das Verfassen einer Vorwis-senschaftlichen Arbeit (inklu-sive Hinweise auf Materialien der Seite www.ahs-vwa.at) geübt.

Weitere Informationen so-wie das Registrierungsformu-lar finden Sie auf der Website www.buchkultur.net/schule be

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Buchklub – immer ein Gewinn!

Unter allen Buchklub-Schulen, die in diesem Schuljahr den Buchklub GORILLA-Band „Dachschaden mit Hund“ bestellt haben und sich schon seit Jahren für die Leseförderung mithilfe der Buchklub-Produkte engagieren, wurden Hunde-Work-shops verlost. Wir gratulieren den folgenden drei Buchklub-Schulen herzlich zum Gewinn des tierischen Workshops „Ein Hund kommt in die Schule“: Bundesgymnasium Wiener Neustadt (NÖ)Bundesgymnasium und Bundes- realgymasium Neusiedl am See (B)Bundesgymnasium und Bundes- realgymasium Stockerau (NÖ)

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V on Beginn an war Autorin Ro-semarie Eichinger klar: In ih-rem neuen Buch „Dachscha-

den mit Hund“ (GORILLA-Band Nr. 43) soll es nicht um eine banale Freundschaft zwischen Kind und Hund gehen. „Das hat man doch schon tausendmal gelesen!“ Also entschied sich die Autorin für einen unkonventionelleren Weg und erzählt die Geschichte des 13-jährigen Anton, der plötzlich Verantwortung für seinen Onkel Anatol übernehmen muss. Anatol hat auf rätselhafte Weise das Gedächtnis verloren. Und kann und will nur zum Leben zu-rückfinden, indem er es sich zur Aufgabe gemacht hat, alle Hunderassen der Welt zu erforschen … Eichinger hat eine satirische und temporeiche Geschichte kreiert, die von der ersten bis zur letzten Seite fesselt!

Vom Buch zum Workshop. „Dachscha-den mit Hund“ eignet sich gut als Klas-senlektüre, weil sie Witz, Spannung und Wissen unterhaltsam kombiniert. Aber, natürlich: Eine „echte“ Interaktion mit einem Hund kann auch dieses Buch nicht ersetzen. Deshalb bietet der Buchklub, gemeinsam mit dem Verein „Tiere Hel-fen Leben“, der Therapiehunde ausbildet, einen Hunde-Workshop für die Sekun-darstufe an. Als Fortsetzung zum Buch

Ohne Zwang. Der Work-shop wird von Thera-piehundeführern kind-gerecht und vor allem individuell gestaltet und soll „eine Inter-aktion und kein theo-retischer Lehrvortrag sein“, erklärt Haitzer. So bekommen die Kin-der zum Beispiel die Möglichkeit, mit dem Hund an der Leine zu gehen, ihn zu strei-cheln oder auch im Slalom zu gehen. Was Haitzer besonders wichtig ist: „Alles,

was im Workshop geschieht, passiert von beiden Seiten aus auf freiwilliger Basis. Denn das Tun des Tiers ist nur dann au-thentisch, wenn es freiwillig geschieht.“ Im Workshop geht es aber auch um die Stärkung sozialer Kompetenzen. Fragen wie „Was erwartest du dir von einem Freund?“ oder „Was kann sich ein Freund von dir erwarten?“ sind wichtige Aspekte. „Auch Rücksichtnahme und Verantwor-tung spielen beim richtigen Umgang mit einem Hund eine große Rolle“, betont Haitzer.

Positives Feedback. Der Hundework-shop kann unter www.buchklub.at/gorilla sowie unter www.tiere-helfen-leben.at bestellt werden. In der BücherBühne im KinderLiteraturHaus im vierten Wiener Gemeindebezirk war Claudia Schuster mit ihrer Schulklasse bei einer Lesung mit Workshop zu Gast. „Die Kinder wa-ren vom Workshop begeistert“, erzählt Schuster. Nach der Lesung von Rosema-rie Eichinger fand thematisch passend der Workshop statt. Insgesamt waren sogar drei Hunde anwesend, mit denen die jun-gen Teilnehmer Suchspiele veranstalteten und mit denen sie einen kleinen Parcours bewältigten. Auch wurden Kunststücke mit den Tieren vorgezeigt – „das hat den SchülerInnen besonders gefallen“, sagt Schuster. Auch der pädagogische Aspekt des Workshops war deutlich zu spüren: „Den Kindern wurde vermittelt, wie man sich in andere Lebewesen hineinfühlt, wie man auf andere achtet und wie man spe-zielle Bedürfnisse berücksichtigt“, erklärt die Lehrerin. „Zudem haben sie gesehen, dass ein ruhiges und leises Sprechen auch seine Vorteile hat.“ Lächelnd fügt sie hin-zu: „Die Kinder haben den Wunsch geäu-ßert, in Zukunft noch mehr Workshops mit Tieren zu besuchen.“ MS

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lesemOmENtE 3|2013/2014 13

sozusagen. Nur dass diesmal ein echter Hund in die Schulklassen kommt und so-mit „eine Annäherung zwischen Kindern und Hund“ stattfinden kann, wie es Su-sanna Haitzer, Obfrau von „Tiere Helfen Leben“ ausdrückt. „Es geht darum, die Grundbedürfnisse des Hundes zu ver-mitteln.“ Wie gehe ich richtig mit einem Hund um? Welche Tipps und Tricks gibt es, um mit Hunden sicher zu spielen oder auch kuscheln zu können? Was ist dem Hund unangenehm? „Natürlich zeigen wir auch, wie man die Körpersprache des Hundes richtig deutet“, ergänzt Haitzer. Dass dieses Wissen nicht selbstverständ-lich ist, davon ist Haitzer überzeugt: „In den Medien wird leider viel Falsches im Umgang mit Hunden suggeriert. Mit dem Workshop leisten wir also auch Prä-ventionsarbeit.“ Dass kein Hund gleich ist und jeder unterschiedliche Bedürfnisse hat, dem trägt der Workshop Rechnung, indem er mit vielen verschiedenen Hun-derassen arbeitet. Für den Workshop wer-den die Kinder meist in zwei Gruppen

geteilt, jede Gruppe beschäf-tigt sich mit einer anderen Art von Hund. Das können zum Beispiel ein „Kuschel-Hund“ und ein „Spiel-Hund“ sein. Dazu Haitzer: „Jeder Hund ist ein Individuum. Es gibt nicht DEN Hund und nicht DEN Therapiehund.“

Zum neuen GORILLA-Band „Dachschaden mit Hund“ bietet der Buch-klub einen Hunde-Work-

shop für Schulen an. Hier lernen SchülerInnen

den richtigen Umgang mit tieren und neue soziale

Kompetenzen.

Rosemarie eichinger:

Dachschaden mit HundGORIllA-Band Nr. 43

taschenbuch, 120 Seitenab 10 JahrenSchulpreis: € 6,–Privatkunden: € 7,50 (inkl. Versand)www.buchklub.at/gorilla

Hunde-Workshop. Die SchülerInnen stärken auch ihre sozialen Kompetenzen.

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Eines wusste Coco ganz sicher: Sie brauchte ganz dringend ein Schwein. »Warum eigentlich nicht?«, meinte Papa. Mama schwieg. Damit war es beschlossen.

Eine Schweine-Geschichte über die Sehnsucht nach Geborgenheit – humorvoll, melancholisch und wunderbar leichtfüßig.

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Straßenbahn zeigt, dass wir schlechte Vor-bilder sind. Wir erziehen aber die Kin-der nicht nur mit Worten, sondern auch durch unsere Haltung. Wie sollen unsere Kinder zur Ruhe kommen, wenn wir es selbst nicht schaffen?

Welche Vorteile haben Apps beim (Lesen-)Lernen gegenüber anderen Medien?Feibel: Sie können auch vorlesen und las-sen mit großer Geduld eine unablässige Wiederholung zu. Aber letztlich lernen die Kinder nur mit einem Mix, der sich nicht auf eine Plattform oder ein Gerät verlässt. Es ist ebenso schlimm, ein Tablet blind zu

überhöhen, wie es blind zu verdam-men.

Wie können Apps in der Schule ein-gesetzt werden?Feibel: Es gibt einige Lehrer, die Tablets bereits in Schulen einset-zen. Da geht es

dann um Geografie oder auch Sagen. Sehr schön ist „Actionbound“, eine Schnitzel-jagd-App. Entweder schauen die Teilneh-mer, welche Schnitzeljagd bei ihnen um die Ecke ist, oder sie erstellen selbst eine: sehr gut für Museumsbesuche oder ein Wissensspiel in der Bibliothek.

Allgemein: Ab wann sollten Kinder mit dem Internet in Berührung kommen?Feibel: Mit acht Jahren, denn dann kön-nen die Kinder lesen. Sie müssen lernen, wie sie aus Informationen Wissen machen. Dazu gehören die Recherche, die Beurtei-lung der Funde und ihre konkrete Aus-wertung. Der richtige Umgang mit den Neuen Medien ist eine Grundkompetenz. Wie lesen. Allen Unkenrufen zum Trotz: Es wird trotz oder gerade im Internet wei-ter gelesen.

Sie empfehlen auch Actionspiele, Jump-’n’-Run-Spiele oder „Funspiele“. Wieso?Feibel: Nur weil es nicht gleich um Eng-lisch oder Mathematik geht, heißt das nicht, dass dabei nicht bestimmte Dinge wie Merkfähigkeit, Orientierungssinn, Logik, strategisches Denken und vieles mehr geübt werden. Spielen und lernen ist nicht zu trennen. Spielen fördert die Kre-ativität, die Fantasie, die Kompetenz, die Empathie, den Ehrgeiz, die Konzentrati-on und Ausdauer. Das ist doch eine ganze Menge! MS

toben, springen, klettern und basteln. Mit fünf oder sechs Jahren ist es für eine erste Kontaktaufnahme immer noch früh genug. Schlimm wird’s, wenn die Eltern nichts mehr vorlesen, weil es die App ja so gut kann. Großer Fehler.

Fördert man mit Apps nicht, dass das Kind wiederum vorm Computer sitzt?Feibel: Es hat niemand einen Zweifel da-ran, dass es heute nahezu keine Schulaus-bildung, kein Studium und keinen Beruf gibt, der ohne Computer auskommt. Aber die Kinder müssen lernen, die Balance zu halten. Nur können das viele Erwachse-ne selber auch nicht. Schauen Sie sich nur an, wie Erwachsene mit ihrem Smartphone umgehen. Schon eine kurze Fahrt mit der

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Lernen„Spielen und

sind nicht zu trennen!“

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Die Extra- Apps des BuchklubsDie YeP-App zum extraheft hat sich dem thema „Ritter“ verschrie-ben. es gibt sechs Spiele bzw. Leseübungen, die vor allem das sinnerfassende Lesen fördern und eng an das YeP-extraheft gekoppelt sind. Beantwortet man zum Beispiel alle „ritterlichen“ Fragen richtig, wird man zum Ritter geschlagen. Die PHIlIPP-App zum extraheft widmet sich dem mittelalter. In der Bildergeschichte muss man fehlen-de Bilderteile ergänzen, in „Klatsche die Silben“ wird das Kind aufge-fordert, so oft zu klatschen, wie das Wort Silben hat. Beim Sudoku und bei memory wird neben dem erlernen von neuen Begriffen auch das Gedächtnis gefördert. toll: Die gesamte App ist vertont!

Beide Apps eignen sich sowohl für den Stationenbetrieb als auch für Projektionen mit Beamer oder Whiteboard. Die Apps sind unter www.buchklub.at zu beziehen!

T homas Feibel ist der führende Journalist in Sachen „Kinder und Computer“ in Deutsch-

land. Der Medienexperte leitet das Büro für Kindermedien (www.feibel.de), dar-über hinaus schrieb er viele Sachbücher und zahlreiche Kinder- und Jugendbü-cher. Seit 2002 verleiht er als Co-Initiator zusammen mit der FAMILY MEDIA den deutschen Kindersoftwarepreis TOMMI (www.kindersoftwarepreis.de). Mit LESE-MOMENTE sprach er über Kinder-Apps, die Bedeutung von Apps im Unterricht und wieso Kinder auch bei Action-Com-puterspielen etwas lernen können.

Was macht eine gute Kinder-App aus? Thomas Feibel: Eine gute App hat ein bestimmtes Spiel-, Lern- oder Erzähl-Ziel. Sie muss einen deutlichen Mehr-wert gegenüber einem anderen Medium aufweisen. Kann sie etwas, das kein an-

deres Medium besser könnte? Die App sollte sprachlich und inhalt-lich für die Zielgruppe geeignet sein. Schlecht sind immer jene Apps, die davon ausgehen, dass Kinder mit vier bis fünf Jahren lesen kön-nen oder es bereits mit sieben Jahren fließend beherrschen. Eine gute App fordert die Kinder, ohne sie zu überfordern

oder sie unter Druck zu setzen. Und eine zweite oder dritte Runde mit der App soll-te sich lohnen.

Welche Kinder-Apps können Sie empfehlen?Feibel: Zu meinen Favoriten gehört „Life of George“ (Lego), weil es mit Smart- phone und echten Legosteinen gespielt wird, aber auch die Kamerafunktion nutzt. Ich schätze Spiele wie „BraveSmart“ (Fla-re-games) und „Take it easy“ (Ravensbur-ger). Besonders überrascht haben mich die Kleinkinder-App „Fiete“ (Ahoiii) und die neueste Fassung von „Meine 1. App“ (app- media), weil sie kunstvoll, sensibel und in-tuitiv sind.

Ab welchem Alter sollten/können Kinder mit Apps in Berührung kommen?Feibel: Es gibt tatsächlich Apps für Kin-der ab zwei Jahren und in den USA kamen jetzt sogar spezielle Tablets für Säuglinge heraus. Das halte ich für übertrieben. Kleinkinder müssen erst mal sich selbst und ihre Möglichkeiten kennenlernen,

Der deutsche App-experte thomas Feibel erklärt in LeSemomente, was eine gute Kinder-App ausmacht, wieso Apps beim Lernen unterstützend wirken können

und wieso das Internet unverzichtbar ist. Plus: die aktuellen PHILIPP- und YeP-Apps.

App-experte. thomas Feibel

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Kinderbuch ab 6 Jahren72 Seiten / Geb. mit SU / € 8,30 [A]

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G efühlsausbrüche, Dis-kussionen und so viele Verbote, obwohl man

ja eigentlich schon „so groß“ ist. Der Körper stellt merkwürdige Sachen an, Haare wachsen an den komischsten Stellen. Sowieso ist alles peinlich, irgendwie, und alles nervig. Die Pubertät ist eine intensive Zeit – für Jugendliche genauso wie für Eltern und Leh-rerInnen. Man kann sagen: Da MUSS jeder durch. Man kann aber auch sagen: Hier DARF je-der durch.

Alles ist in Ordnung! „Ich wollte immer schon mal ein Aufklärungsbuch machen“, erzählt von Holleben im Gespräch mit LESEMOMENTE. Er selbst sei in sei-ner Kindheit ein großer Fan des Buches „Zeig mall!“ von Will McBride gewesen. „Ich war von diesem überraschenden, natürlichen und motivierenden Konzept zur Aufklärung vollends begeistert. Als das Buch vom Markt genommen wurde, weil es weltweit für große Unruhe sorgte, war mein Rechtsempfinden sehr irritiert.“ Wieso Aufklärungsbücher so oft langwei-lig und ideenlos daherkommen und das Thema Sexualität aus rein biologischer

Sicht abhandeln, das hat von Holleben schon damals nicht verstanden. „Die meisten Aufklä-rungsbücher benutzen den erho-benen Zeigefinger und gehen sehr deutlich von einem klassischen heteronormativen Denken aus. Die Illustrationen sind lieblos und die spannenden Gefühle, die wunderbare Individualitätsentfal-tung und die großen Abenteuer der Pubertät gehen dabei schnell verloren.“ Also war es von Holle-ben, der für die Fotografien und die Konzeption des Buchs verant-

wortlich zeichnet, und Autorin Helms in „Kriegen das eigentlich alle?“ wichtig, jede Art von Belehrung zu vermeiden und „die Kinder dort abzuholen, wo sie stehen“. Zudem soll das Buch „non-exklusiv“ sein, wie von Holleben es ausdrückt: „Keines der Kinder soll sich beim Lesen ausge-schlossen fühlen, ob es nun ein Junge oder ein Mädchen, hetero-, homo- oder sonst wie sexuell ist. Jungs sollten sich für Mäd-chenfragen interessieren und andersrum.“ Noch wichtiger ist von Holleben aber folgende Botschaft: „Dem lesenden Kind wollen wir immer wieder versichern: Alles ist gut und normal! Egal wie du bist oder in welche Richtung du dich veränderst!“

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Bartstoppeln als Gemüse. Tatsächlich ist „Kriegen das eigentlich alle?“ aus dem Verlag Gabriel ein Buch, das den Spaß, die Buntheit, aber auch die Irritationen der Pubertät auf unkonventionelle Art einfängt. Von Hollebens Illustrationen sind eine Mischung aus Fotografien und Fotocollagen. Da werden Bartstoppeln plötzlich zu Gemüse, Schamhaare zu blü-henden Frühlingsblumen, Jungs dürfen Mädchen veralbern, Mädchen dürfen das- selbe mit Jungs tun und Kondome wer-den zu lustigen Luftballons aufgeblasen. All diese Motive zeigen deutlich, worum es sich handelt, lassen gleichzeitig aber auch genug Interpretationsspielraum. Sind spielerisch, aber nicht kindisch. „Ich versuche mir immer vorzustellen, welche Bilder mir einfallen, wenn ich ein Thema bearbeite“, erklärt von Holleben den Ar-beitsprozess. „Tausende von Bildern schie-ßen dann in meinen Kopf – Bilder, die ich irgendwo schon mal gesehen habe. Diese werden dann sofort aussortiert. Solche Bilder will ich nicht machen – auf keinen Fall!“ So wird zum Beispiel jedes Kapitel von einer originellen Fotocollage eingelei-tet, die eine Fantasie-Maschine zeigt, die das jeweilige pubertäre Problem ganz ein-fach auf technische Weise lösen könnte. Ein humorvoller Einstieg in oft komplexe Themenbereiche.

Aufklärung als Teamwork. Insgesamt hat von Holleben mit 32 Kindern im Alter von 8 bis 13 Jahren gearbeitet. Die Making-of-Bilder am Ende des Buches zeigen: Alle Beteiligten waren mit großer Motivation und viel Spaß bei der Sache. „Es gab nur

Fotokünstler Jan von Holleben hat ein Aufklärungsbuch kreiert, das den Spaß, die Buntheit und die Irritationen der Pubertät spielerisch und kreativ umsetzt. Dafür wurde „Kriegen das eigentlich alle?“ zum Wissenschafts-buch des Jahres gekürt. Plus: der aktuelle Wissens-Trolley des Buchklubs.

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lesemomenTe 3|2013/2014

alle?

selten ruhige Momente!“, erinnert sich von Holleben an die Fototermine. „Es wurde viel gegackert und gewitzelt. Un-tereinander wurde viel geredet – und so manches Kind, das noch jünger und uner-fahren war, wurde im Team bei speziellen Fragen auch aufgeklärt.“ Aufklärung wäh-rend der Arbeit an einem Aufklärungs-buch sozusagen. Fragen wurden auch mit nach Hause genommen, um die Eltern damit zu konfrontieren, aber auch oftmals an von Holleben selbst gestellt. „Da gab es schon auch sehr witzige Momente.“ Der Fotograf stellt zudem klar, dass die Kinder bei jedem Fotomotiv wussten, um welches Thema es sich dabei handelt – schließlich hatten sie bei der gestalterischen Umset-zung der Themen Mitspracherecht und konnten sich tatkräftig mit einbringen. Besonders toll: Kinder, die nicht vor der Kamera stehen wollten, konnten beim Projekt trotzdem mitmachen – zum Bei-spiel als Fotoassistenten, Art-Direktoren oder Stylisten. Auch beim Text (geschrie-ben mit viel Humor und Leichtigkeit) waren die Kinder maßgeblich beteiligt: All die Fragen, die in „Kriegen das eigentlich alle?“ gestellt werden, stammen von den Kindern selbst. Eine ganz logische Ent-scheidung, wie Jan von Holleben findet: Schließlich sind die Jugendlichen selbst die „Pubertätsexperten“. Und nur Exper-ten stellen die richtigen Fragen. MS

Das Wissenschaftsbuch des Jahres „Kriegen das eigentlich alle? Die besten Antworten zum Erwachsenwerden“ (Gabriel) von Jan von Holleben und Antje Helms ist im aktuel-len Wissens-Trolley des Buchklubs enthalten.

Wissens-Trolley 2014In Kooperation mit dem Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung und „Buchkultur“ schickt der Buchklub zum „Preis der besten Wissenschafts-bücher“ Trolley-Rucksäcke für die Volksschule und die Sekundarstufe – mit sechs Junior-Wissensbüchern und lesedidaktischen Unterlagen – leihweise durch Österreich. mit den Wissens-Trolleys kommt die Aktion „Wissen-schaftsbuch des Jahres“ direkt zu den SchülerInnen. Die Schulen lernen die besten Jugendsachbücher des Jahres kennen, arbeiten damit und können die Schulbibliothek entsprechend ergänzen!

Bestellung: Zum Ausleihen: Die Pflichtschul-Landes- referentInnen verwalten die Trolleys (parallel zum Bücherkoffer). Weitere Informationen: www.buchklub.at/Buchklub/service.html Zum Kaufen: Die Bücher des Wissens-Trolleys können Sie auch als Buchpakete (inklusive Skriptum) online bestellen. Online: www.buchspuren.at Tel.: (01) 505 17 54 DW 35 e-mail: [email protected] porto- und versandkostenfrei!

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Page 12: Das BuchkluB-Magazin Taschenbücher - ELINET · 2015-02-18 · 4 lesemomente 3|2013/2014 5 D em Buchklub wurde die- ses Jahr eine ganz besondere Ehre zuteil: Er organisierte das erste

Regisseur Erwin Wagen-hofer setzt sich in seinem

aktuellen Film „Alphabet“ kritisch mit dem Bildungs-

system auseinander. Seine These: Es geht in

der Schule nur mehr um Konkurrenzkampf und

materielle Werte. Auf der Strecke bleiben die klassi-sche Bildung, die Emotion

und das Genie.

Was verstehen Sie unter Bildung?Wagenhofer: Zumindest nicht das, was in der Schule passiert. In der Schule geht es bestenfalls um Kompetenzerwerb und Ausbildung, aber sicher nicht um Bildung. Bildung sollte mündige Bürger hervor-bringen, die solidarisch mit sich und ihrer Umwelt leben und ein hohes humanitäres Ziel verfolgen, so steht es auf jeden Fall in unserer Verfassung. Davon sind wir meilenweit entfernt. Auch die ehemalige Bildungsministerin Schmied hat nach der Sichtung von „Alphabet“ offen gesagt: Die Politik kann das Bildungssystem nicht än-dern. Vielmehr müssen die Änderungen aus der Zivilbevölkerung kommen.

Was ist also die Alternative zur Schule?Wagenhofer: Darum geht es im Film nicht! Es geht auch nicht darum, wie eine besse-re Schule aussehen könnte. In „Alphabet“ geht es um Denkmuster und die Haltung dahinter. Das Problem ist also nicht die Schule, sondern unser Gesellschaftssystem. Seit 30 Jahren ist in der Gesellschaft nur noch das von Sinn und Nutzen, was sofort in finanziellen Gewinn umgesetzt wer-den kann. Die Vorbereitung dazu ist die Schule. Die Schule ist nicht mehr dazu da, wofür sie früher da war. Nämlich jungen Menschen kulturelle Grundkenntnisse wie Lesen und Schreiben beizubringen und ih-nen ein Bild von der Welt zu zeigen. Heute sind nur noch Kompetenzen gefragt, sonst nichts. Es geht um Konkurrenzkampf, aber nicht darum, die eigenen Stärken zu fördern. Die Schule benutzt nur einen sehr kleinen Teil des Begabungsschemas, weil das Ziel ausschließlich wirtschaftliches Wachstum heißt. Glücklich sind wir damit aber nicht geworden.

Wie ist das Feedback der LehrerInnen?Wagenhofer: Sie waren froh, dass das end-lich angesprochen wird. LehrerInnen sind ja auch im System gefangen wie wir alle. Nicht DIE sind das Problem. WIR sind

das Problem – aber auch die Lösung.

Haben LehrerInnen die Macht, das System zu ändern?Wagenhofer: „Macht“ ist das richtige Wort: Es geht bei der gesam-ten Schuldebatte doch nie darum, dass die Kinder glücklicher oder dass ihre schulischen Fähigkeiten besser werden. In Wirklichkeit geht es um Macht und Ideologie.

Angst spielt in Ihrem Film eine große Rolle …Wagenhofer: Wir leben in einer geschlos-senen Angstgesellschaft. Wir haben Angst vor Arbeitslosigkeit, dass wir an der Gesell-schaft nicht mehr teilhaben können, dass wir die Miete nicht mehr zahlen können. Das System arbeitet mit diesen Ängsten. Die oberste – und kleinste – Gesellschafts-schicht will keine Veränderung, weil sie von diesen Ängsten profitiert. Eine im-mer größer werdende Unterschicht glaubt nicht mehr, dass sich etwas verändert. Und die breite Mittelschicht hat Angst, dass sie in die Unterschicht abrutscht. Die Schu-le lehrt nicht, angstfrei zu leben, sondern sie macht Angst vorm Leben. Spätestens mit Schuleintritt werden wir miteinander verglichen, wir müssen besser sein als der andere. Kinder werden nicht gebildet, sie werden verbildet, sprich: was in ihnen steckt, wird verschüttet!

Einer Ihrer Thesen ist, dass das System für unsere Art des Seins verantwortlich ist …Wagenhofer: Wir haben ein völlig falsches Menschenbild, welches uns von Beginn an eingeredet wird. Zum Beispiel dass wir faul und nur unter Druck zu etwas fähig sind. Weshalb wir alle von Ängsten und Zwängen bestimmt werden. Wenn man Kinder beobachtet, weiß man, dass sehr viel freiwillig geschieht und große Neugier

ver-bildet!“„Kinder werden

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98 Prozent aller Kinder kommen hochbegabt zur Welt. Nach der Schule

sind es nur noch zwei Prozent.“ Mit die-sem Statement stimmt der österreichische Regisseur Erwin Wagenhofer („We feed the world“) auf seinen aktuellen Film „Al-phabet“ ein. Auf kritische (und durchaus provokante) Weise setzt sich Wagenhofer mit dem modernen Bildungssystem ausei-nander, will aber nicht Lösungen für eine „bessere Schule“ anbieten, sondern viel-mehr Denkstrukturen aufdecken. Denk-strukturen, die dazu geführt haben, dass in der Schule nicht mehr Bildung, sondern Konkurrenzkampf im Vordergrund steht. Mit LESEMOMENTE sprach Wagenho-fer über die Idee zu „Alphabet“, über die Stellung von LehrerInnen und wieso die Schule ihre ursprüngliche Aufgabe aus den Augen verloren hat.

Was ist die Grundidee des Films?Erwin Wagenhofer: Die „Grundidee“ liegt in den beiden Dokumentarfilmen, die wir zuvor gedreht haben, verborgen. Wenn wir Krisen in allen möglichen Be-reichen haben, dann sind ja diese Krisen von Menschen gemacht, und meist sind es Menschen mit der sogenannten besten Bildung, also mit formal hohen Bildungs-abschlüssen. Das war die Idee, nachzuse-hen, was wird aus den so genannten „Bes-ten der Besten“.

lesemomEnTE 3|2013/2014 19

Filmarbeiten. Erwin Wagenhofer besuchte für den Film die malschule von Arno Stern.

in uns steckt. Die Schule treibt uns die Lebensfreude und die Lust, teilzuhaben, aus. Wir glauben, das ist ein Naturgesetz, aber es ist ein gesellschaftliches, von uns gemachtes Gesetz. Die ganz großen Er-rungenschaften der Welt sind spielerisch entstanden. Auch Einstein ist spielerisch zu all seinen Ergebnissen gekommen. In der Schule hat man ihn nicht ernst ge-nommen, behauptet, er sei ein „Schauer“! Dabei hat er nichts anderes gemacht als die Welt genau zu beobachten.

Sie zitieren eine Studie, nach der 98 Prozent der Menschen hochbegabt zur Welt kommen, nach der Schulzeit sind es nur noch zwei Prozent. Zerstört die Schule die Begabung?Wagenhofer: Sie verschüttet die Talen-te. Aber diese Talente sind noch da und können, wenn auch mit Mühe, wieder ausgegraben werden. Aber wenn Sie zum Beispiel eine „Gabe für Pflanzen“ haben, ist das jedem in der Schule egal. Weil Gärtnern eben nicht Mathematik oder Englisch ist. Es bleiben aber immer jene LehrerInnen im Gedächtnis, die die Bega-bung in einem erkennen und zu fördern versuchen. Denn in jedem von uns steckt eine Hochbegabung. Der Sinn der Schule wäre, die Kinder zu begleiten und Vertrau-en in die Talente der Kinder zu stecken. Statt des Terminus „Erziehung“ sollten wir den Begriff „Beziehung“ verwenden.

Sie haben gesagt, die Kindheit werde heut-zutage „verzweckt“. Was meinen Sie damit?Wagenhofer: Ich hatte noch eine unbe-schwerte Kindheit, die Kinder heutzu-

tage leider nicht mehr. Das Kind bekommt gar nie die Möglichkeit, seinen Spieltrieb auszuleben. Alles, was das Kind macht, muss eine nutzvolle und materielle Investition sein. Es wird heutzutage vergessen, dass wir nicht nur materiell ti-cken, sondern auch emotional. Die schönsten Dinge im Leben kann man nicht kaufen. MS

Alphabet: Film und BuchErwin Wagenhofer versteht „Alphabet“ als Abschluss seiner Film-Trilogie, deren erste zwei Teile „We feed the world“ und „Let’s make money“ sind. Wagenhofer traf wieder den nerv seines Publikums: mit 110.000 BesucherInnen war „Alphabet“ 2013 der erfolgreichste Dokumentarfilm in Österreich.

„Alphabet – das Buch“ beinhaltet unveröffentlichtes material, In-terviews, Berichte von den Dreharbeiten und Tagebuchaufzeich-nungen über die glücklichen ersten Jahre von Antonin Stern. Antonin wächst – wie schon sein Vater – ohne Schule und ohne Unterricht auf. Ein Buch, das mut macht, das Alte loszulassen. Ecowin Verlag, € 19,95