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DAS ENDE DER BERLINER ERKLÄRUNG Eine Dokumentation der Initiative Berliner Erklärung (BE) I n h a l t s v e r z e i c h n i s I. Das „Jahrhundertereignis“ 1. Die Proklamation der versöhnenden Wende (Aus dem Buch „charismatisch - pro und contra?“ Juni 1994) 2. Die Realisierung der Wende - die „Kasseler Erklärung“ vom 18. Juni 1996... idea-Bericht (27/1996) über das Ergebnis des Versöhnungsgespräches in Kassel 3. Stellungnahme der Initiative BE zur „Kasseler Wende“... II. Der Werdegang der Initiative BE... Wie kam es zur Initiative BE? 1. Briefdokumente aus der Entwicklungsphase... 2. Briefdokumente aus der Offensivphase...21 3. Zeitschriften/Dokumente aus der Offensivphase... Interview der Zeitschrift dran (Oktober 1995)... idea-Bericht über die Initiative BE in idea spektrum, Ausgabe 39/95... Die Zeitschrift TOPIC kommentierte in Nr.9 September 95 u.a... III. Publikationen 1. Die Hauptschrift der Initiative BE ... 2. Berliner Erklärung - Anlaß zur Buße !?... 3. T o r o n t o p h ä n o m e n e - Pubertätserscheinungen!?... 4. Offene Antwort an eine Leitungsperson der DEA ... 5. Ist die Berliner Erklärung überholt?... IV. Reaktionen auf die Initiative BE... 1. Zeugnishafte Briefreaktionen betroffener Christen... 2. Befürwortende Briefreaktionen... 3. Ablehnende bzw. „neutrale“ Briefreaktionen... 1

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DAS ENDE DER BERLINER ERKLÄRUNG

Eine Dokumentation der Initiative Berliner Erklärung (BE)

I n h a l t s v e r z e i c h n i s

I. Das „Jahrhundertereignis“

1. Die Proklamation der versöhnenden Wende (Aus dem Buch „charismatisch - pro und contra?“ Juni 1994)

2. Die Realisierung der Wende - die „Kasseler Erklärung“ vom 18. Juni 1996... idea-Bericht (27/1996) über das Ergebnis des Versöhnungsgespräches in Kassel

3. Stellungnahme der Initiative BE zur „Kasseler Wende“...

II. Der Werdegang der Initiative BE...

Wie kam es zur Initiative BE?1. Briefdokumente aus der Entwicklungsphase...2. Briefdokumente aus der Offensivphase...213. Zeitschriften/Dokumente aus der Offensivphase...

Interview der Zeitschrift dran (Oktober 1995)...

idea-Bericht über die Initiative BE in idea spektrum, Ausgabe 39/95...

Die Zeitschrift TOPIC kommentierte in Nr.9 September 95 u.a...

III. Publikationen

1. Die Hauptschrift der Initiative BE ...2. Berliner Erklärung - Anlaß zur Buße !?...3. T o r o n t o p h ä n o m e n e - Pubertätserscheinungen!?...4. Offene Antwort an eine Leitungsperson der DEA ...5. Ist die Berliner Erklärung überholt?...

IV. Reaktionen auf die Initiative BE...

1. Zeugnishafte Briefreaktionen betroffener Christen...2. Befürwortende Briefreaktionen...3. Ablehnende bzw. „neutrale“ Briefreaktionen...

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I. DAS „JAHRHUNDERTEREIGNIS“

1. Die Proklamierung der versöhnenden WendeAuszug aus dem Buch „charismatisch - pro und contra?“ (S.144.145) im Juni 1994:

„Wende ist da! - das Exil ist zu ende!Wir haben bereits über beide Mauern in der Vergangenheitsform gesprochen. An beiden Mauern ist das Wunder der Wende tatsächlich schon geschehen. Die Zeit der kommunistischen und der babylonischen Gefangenschaft ist vorbei. Ihre Mauern sind gefallen. Ihre Wächter sind fort. Bei der sichtbaren, steinernen und eisernen Mauer ist es seit 1989 äußerlich erkennbar. Bei der geistigen Mauer ist es unsichtbar geschehen. Aber bevor die sichtbare Mauer fiel - fallen konnte -, ist die unsichtbare gefallen - lautlos in der unsichtbaren Dimension. Aber sie ist gefallen. Gott sei gedankt!

Beim Zusammenbruch des kommunistischen Zwangssystems gab es zunächst nur wenige Grenzübergänge. Die Bewacher standen noch da. Aber das trennende System war morsch - war schon kaputt. Ziemlich rasch mußten die Paßkontrolleure und Scharfschützen ihre Posten verlassen. Ihre Zeit war abgelaufen. Die Befreiten jubelten, strömten durch die offenen Tore, umarmten einander, beschenkten sich, feierten das Freisein, das Einssein, das Zusammengehören. Wenn das bereits auf der nationalen Ebene ein so herrliches Erleben war, wieviel mehr auf der geistlichen Ebene der Christen, des Volkes Gottes!

Gewiß, nach der Wende, nach dem Durchbruch, nach der Vereinigung bleibt noch viel zu tun. Es galt und gilt unendlich lange Mauerzüge, viele Straßensperren, Minen, Wachttürme, Stacheldrähte, Waffendepots, Selbstschußanlagen, Belastungskarteien usw. aus dem Wege zu räumen. Das fordert Zeit und ist teuer. Und es bleibt noch für lange Zeit viel zu tun. Die Schäden der kommunistischen und der geistlichen Gefangenschaft werden sich nur mit Mühe, mit Opfern und gemeinsamer Aufbauarbeit beseitigen lassen. Aber es geschieht. Das Exil ist vorbei. Eine neue Zeit der Bruderliebe, des Zusammenstehens, der Gemeinsamkeit hat begonnen.

Natürlich bleibt es offen, wie viele Christen nach dem Fall der Exilmauer in die Freiheit, in das Verheißene Land des Geistes, der Liebe, der Einheit zurückkehren werden. Man muß das Babylonische Exil verlassen wollen und es auch tun. Nicht alle befreiten DDR-Bewohner haben die offene Grenze nach dem Westen sofort überschritten. Manche zögern vielleicht heute noch, es zu tun. Aber auch sie sind frei. Die Grenze ist auch für sie nicht mehr da. Auch sie können ihre Freunde, Verwandten, Bekannten und - ihre Glaubensgeschwister - wieder besuchen!

Christen sollten die Schritte zueinander im Glauben tun. Das bedeutet zunächst, daß wir Gott für die geschenkte Wende, den Durchbruch, den Fall der Exils-Mauer im Voraus danken. Wie die Mauerreste und Barrikaden nach der geistlichen Wende beseitigt werden können, damit wollen wir uns weiter unten befassen. Zunächst soll deutlich werden, wodurch es zur Wende überhaupt kommt:

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2. Die Realisierung der versöhnenden Wende

Die „Kasseler Erklärung“ vom 18. Juni 1996 idea-Bericht (27/1996) über das Ergebnis des Versöhnungsgespräches in Kassel zwischen Vertretern der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA) und des Bundes Freier Pfingstgemeinden (BFP) am 18. Juni 1996 in Kassel:

“Ein Jahrhundertereignis Zwei Ströme der evangelikalen Bewegung - Pietisten und Pfingstler - rücken erstmals in Deutschland einander näher

Ein historisches Ereignis ist zu vermelden: Zwei bislang gegen- auf jeden Fall aber nebeneinander laufende Ströme der evangelikalen Bewegung wollen künftig enger zusammenarbeiten: die Deutsche Evangelische Allianz und der Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden. Dies ist das Ergebnis von zwei Jahre dauernden Gesprächen zwischen Repräsentanten beider Bewegungen, die im Juni in Kassel einen Abschluß fanden.

Die Anfang des Jahrhunderts in den USA entstandene Pfingstbewegung betont Gaben der Prophetie, Heilung und Zungenrede. Als sie in Deutschland Fuß faßte, führte dies zu derart turbulenten Christentreffen vor allem in Kassel, daß sich weite Teile der evangelikalen Bewegung 1909 in der sogenannten „Berliner Erklärung“ von ihr scharf distanzierten und sogar erklärten, die neue Bewegung sei „von unten“, also damonisch. Mehrere Gemeinden und Verbände spalteten sich daraufhin.

Mit der großen Distanz soll es nun vorbei sein, wie die folgende Abschlußerklärung dokumentiert. Gegenüber dem „C-Report“ erklärte der Bundessekretär der Pfingstgemeinden, Gerhard Oertel, es handele sich um ein „Jahrhundertereignis... Wenn die Vereinbarung wirklich lebt, dann wird sich auch vieles geistlich entwickeln.“

Der Allianzvorsitzende Rolf Hille sagte gegenüber idea: „Wir freuen uns in der Deutschen Evangelischen Allianz über alle geistlich begründete Einheit unter Christen. Oft wurde unterstellt, wir würden unbesehen Gegensätze in Lehre und Frömmigkeitspraxis festschreiben, ohne zu würdigen, daß sich in den Pfingstgemeinden die Situation seit der Krise am Anfang des Jahrhunderts grundlegend geändert hat. Die Tatsache, daß die Erklärung in der vorliegenden Form möglich geworden ist, zeigt, daß in den deutschen Pfingstgemeinden eine biblisch- theologische Klärung im Blick auf eine Reihe bislang strittiger Fragen stattgefunden hat. Das ist sehr zu begrüßen.

Nun hoffe ich, daß diese Erklärung tatsächlich auf Gemeinde- und Ortsebene aufgenommen und umgesetzt wird, so daß es hier zur Zusammenarbeit und zu praktischen Schritten, wie gemeinsamen Gebetstreffen und Evangelisationen kommt.“

Am abschließenden Gespräch nahmen von seiten der Allianz außer Hille Generalsekretär Hartmut Steeb, der Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, Christoph Morgner, der Präsident des Bundes Freier evangelischer Gemeinden und stellvertretende Allianzvorsitzende, Peter Strauch, und der Vize- Allianzgeneralsekretär Manfred Kern teil. Seitens des Präsidiums des Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden waren vertreten: Präses Ingolf Ellßel, Gottlob Ling (stellvertretender Präses a.d.), Bundessekretär Gerhard Oertel und Richard Krüger, Direktor der Bibelschule Beröa in Erzhausen. Das Dokument:

Wir sind dankbar„Wir sind dankbar, daß nach offenen Gesprächen zwischen Vertretern der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA) und des Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP) Vertrauen gewachsen ist. Nachdem bereits auch an vielen Orten gut zusammengearbeitet wurde, veröffentlichen wir gemeinsam folgende Erklärung:

1. Der BFP bekennt sich uneingeschränkt zur Glaubensbasis der DEA. Christen aus den freikirchlichen Pfingstgemeinden sind bereit, auf dieser biblisch-theologischen Grundlage in der DEA mitzuarbeiten und die Gemeinsamkeit des Glaubens in den Mittelpunkt zu stellen.

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Sie werden unterschiedliche Lehrmeinungen und spezifische Formen der Frömmigkeit innerhalb der DEA respektieren und eigene Unterschiede zu anderen Kirchen und Gemeinschaften um des gemeinsamen Zeugnisses und Dienstes willen in der Allianzarbeit zurückstellen. Das Gebet Jesu um die Einheit seiner Jünger gewinnt für uns auch angesichts der zunehmenden Säkularisierung der Gesellschaft wachsende Bedeutung.

Wir bekennen“2.Im Hinblick auf die Lehre über den Heiligen Geist und die Praxis der Geistesgaben (Charismen) betonen DEA und BFP folgende Übereinstimmungen und treten für deren Verkündigung und praktische Umsetzung ein:

2.1. Wir bekennen uns zum dreieinigen Gott, dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist. Der Heilige Geist ist zugleich Gottes unverfügbares und unverdientes Geschenk an gerechtfertigte Sünder. Wir nehmen diese Gabe demütig und dankbar an.

2.2. Das grundlegende Werk des Heiligen Geistes besteht darin, daß er zur Erkenntnis der Sünde, zu echter Reue und Buße und zum rettenden Glauben an Jesus Christus führt. Der Heilige Geist verherrlicht Christus und bewirkt mit dem Wort Gottes die Wiedergeburt eines Christen. Er rüstet die Gläubigen mit Gaben aus und gibt die Kraft zum Leben in der Heiligung, wirkt die „Frucht des Geistes“ (Gal 5,22) und bevollmächtigt zum Dienst. Diese Sicht läßt kein mehrstufiges Heilsverständnis zu.

2.3. Wir bejahen die Gnadengaben des Heiligen Geistes und die Dienste, wie sie im Neuen Testament bezeugt werden (1 Kor 12 und 14 und Römer 12). Diese dienen zur Erfüllung des missionarischen Auftrags, zum Bau der Gemeinde und zur persönlichen Erbauung. Die Praxis der Dienste und Gaben soll von Liebe und Demut geprägt sein. „Einer achte den anderen höher als sich selbst“ (Phil 2,; vergl. auch 1 Kor 13 in seiner zentralen Bedeutung für die Gabenlehre).

2.4. Die Gabendienste und ihre Träger sind auf Ergänzungen und Korrektur angewiesen. Sie müssen sich am in der Bibel offenbarten Wort Gottes messen lassen. Deshalb dürfen die verschiedenen Geistesgaben (z.B. Zungenreden, Heilungen, Unterscheidung der Geister etc.) nicht höher geachtet werden als die Dienste (z.B. Lehre, Leitung, Evangelisation, Barmherzigkeit etc.).2.4.1. Prophetie im neutestamentlichen Sinne gibt es sowohl durch vollmächtige

Auslegung der Heiligen Schrift in die gegenwärtige Situation von Gemeinde und Welt hinein als auch als geistgewirkte prophetische Rede. Alle Lehre, Weissagung und prophetische Rede ist am Wort der Schrift zu prüfen und zu beurteilen.

2.4.2. Beim Sprachengebet und der Sprachenrede wird die apostolische Ordnung nach 1 Kor 14 verbindlich anerkannt.

2.4.3. Krankenheilungen sind freie und unverfügbare Geschenke Gottes. Sie weisen zeichenhaft auf den vollbrachten Sieg am Kreuz und auf das kommende Gottesreich hin. Da wir aber „im Glauben und nicht im Schauen“ (2 Kor 4,28) leben, gilt es, in Verkündigung und Seelsorge neben der Bitte um Krankenheilung stets deutlich zu machen, daß Gott auch in Zeiten der Krankheit segnen und sich verherrlichen kann.

Wir bedauern3. Wir bedauern, daß spektakuläre Erscheinungen, wie z.B. das „Ruhen im Geist“, die

Austreibung sogenannter „territorialer Geister“ usw. zur Verunsicherung, Verwirrung und zu Spaltungen in der Gemeinde Jesu geführt haben. Ungeachtet der unterschiedlichen Bewertungen im einzelnen sind wir uns einig, daß, um des gemeinsamen Auftrags in der Evangelischen Allianz willen, insbesondere im Zusammenhang von Veranstaltungen, Projekten usw.- die im Rahmen und in der Verantwortung der Evangelischen Allianz durchgeführt werden, solche umstrittenen Inhalte keinen Raum finden.

Wir sind bereit4. Das Präsidium freikirchlicher Pfingstgemeinden und der Hauptvorstand der Deutschen

Evangelischen Allianz sind bereit, bei sich ergebenden Schwierigkeiten in der praktischen Zusammenarbeit auf örtlicher oder regionaler Ebene an klärenden Gesprächen mitzuwirken.“

Stuttgart/Erzhausen, 1. Juli 1996

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Stellungnahme der Initiative BE zur gemeinsamen Erklärung der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA) und des Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP) am 18. Juni 1996 in Kassel

Scheeßel im August 1996:

D i e Ä r a B e r l i n e r E r k l ä r u n g i s t z u e n d e !

„Nach offenen Gesprächen zwischen Repräsentanten des BFP und der DEA ist am 18. Juni 1996 eine gemeinsame Erklärung zustande gekommen. Sie wurde in der idea-Ausgabe 27/96 unter der Überschrift Ein Jahrhundertereignis veröffentlicht.

Die Erklärung macht deutlich, daß zwischen den „bislang gegen-, auf jeden Fall aber nebeneinander laufenden Strömen der evangelikalen Bewegung... Vertrauen gewachsen“ ist (idea). Nach neun Jahrzehnten schmerzlicher Trennung ist dies zweifellos als „historisches Ereignis“ (idea) und Zeichen einer Wende zu betrachten. Inhaltlich werden in der Erklärung:

Gemeinsamkeiten in Lehre und Praxis unterstrichen, unterschiedliche Auffassungen - etwa beim Gabenverständnis - respektiert, spektakuläre und daher spaltende Erscheinungen bedauert, Rahmenbedingungen für ein engeres Miteinander auf Allianzebene aufgezeigt, klärende Gesprächshilfen für „eine praktische Zusammenarbeit auf örtlicher und regionaler

Ebene“ (idea) angeboten.

Der Trägerkreis der Initiative BE hat mit vielen Christen dafür gebetet und sich dafür eingesetzt, daß es zu einem ungetrübten Miteinander beider Gruppierungen kommt. Wir begrüßen daher die gemeinsame Erklärung und freuen uns über ihren Inhalt von ganzem Herzen. Nachdem es an der Basis bereits mancherorts ein Zu- und Miteinander gegeben hat, ist nun auch auf Leitungsebene ein wichtiger Schritt in diese Richtung getan worden.

Wir glauben, daß sich dieses Bekenntnis zur Einheit des Leibes Jesu Christi für alle Beteiligten positiv auswirken wird. Gott hat die Bemühungen und Gebete von Generationen Einheit liebender Christen erhört. Wir erkennen den Anbruch einer neuen Segensepoche für das deutschsprachige Europa und betrachten die notvolle Ära der Berliner Erklärung als überwunden.

Was die Kasseler Erklärung bedeutet:

Als Trägerkreis der Initiative BE stimmen wir der Kasseler Erklärung inhaltlich voll zu. Mit ihr wurde Pietisten und Charismatikern die Basis für ein geeintes Miteinander geschenkt. Die gemeinsame Erklärung schafft eine grundlegend neue Situation im Beziehungsgeflecht evangelikaler Christen. Sie bedeutet weit mehr, als inhaltlich darin artikuliert worden ist. Auf dem Hintergrund eines nahezu hundertjährigen Bruderzwistes erkennen wir darin folgende wichtige Fakten:

Gott hat seine Gemeinde neu heimgesucht und beschenktDer gemeinsame Neuanfang ist Gottes Werk. Die im geschichtsträchtigen Kassel einmütig formulierte Vertrauensbasis verdanken wir allein seiner Gnade. Und weil Gott das gelingen ließ, darum schlußfolgern wir: Gott hat sich seiner jahrzehntelang zerstrittenen und bekämpfenden Gemeinde neu angenommen. Er will unserer bewußt oder unbewußt aneinander begangenen Sünden „nicht mehr gedenken“ (Jer 31, 34b). Wenn aber Gott Barmherzigkeit walten läßt, gibt es keine Basis mehr, uns gegenseitig zu verdächtigen oder gar zu bekämpfen.

Die Ära der Berliner Erklärung ist endgültig vorbeiGewiß bedarf es keiner menschlichen Erklärungen, um eine Bewegung, Gemeinde oder Person zu legitimieren. Doch angesichts jahrzehntelanger pauschaler Be- und Verurteilungen sprechen die leitenden Brüder der Evangelischen Allianz in der Kasseler Erklärung gleichsam das lösende Wort. Die Tatsache, daß die Erklärung in der vorliegenden Form möglich geworden ist, zeigt, daß sowohl in der Ev. Allianz als auch in den deutschen Pfingstgemeinden „eine biblisch- theologische Klärung

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im Blick auf eine Reihe bislang strittiger Fragen stattgefunden hat. Das ist sehr zu begrüßen“ (idea). Man vertraut einander wieder. Man erkennt einander als erlöste, gleichwertige Kinder Gottes an. Man reicht einander die Bruderhand zum gemeinsamen Gebet und missionarischen Dienst. Das wäre undenkbar, wenn das pauschale Urteil der Berliner Erklärung von 1909: „...die Pfingstbewegung ist nicht von oben, sondern von unten“ heute noch Gültigkeit hätte. Bei dem in Kassel darüber geführten Austausch kam es zu der gemeinsamen Feststellung, „daß die Berliner Erklärung von beiden Seiten als historisches Dokument angesehen wird, das Wertungen und Überzeugungen in den damaligen Konflikten wiedergibt. Zu keinem Zeitpunkt sei die Berliner Erklärung als ‘offizielle Bekenntnisschrift’ mit bleibender Verbindlichkeit angesehen worden.“ Dieses deutliche Wort räumt das belastende Werturteil „von unten“ endgültig aus.

Gegenseitige Distanzierungsgründe sind pauschal nicht mehr gültigBislang erschien es gerechtfertigt, sich bei pauschaler Anti-Pfingst-Haltung auf die BE und auf die Leiterschaft der Evangelischen Allianz zu berufen. Diese Argumentation ist durch die Kasseler Erklärung von 18.Juni 96 nicht mehr möglich. Man kann ein „historisches Dokument“ für die heutige, geschichtlich veränderte Situation nicht mehr in Anspruch nehmen. Andererseits läßt sich ein Elitedenken auf Grund „besonderer“ Erkenntnisse oder Erfahrungen bei einem echten Miteinander nicht aufrechterhalten. Somit entbehren pauschale Be- und Verurteilungen fortan einer sachlichen Basis.

Was die Kasseler Erklärung noch nicht automatisch bedeutet:

Wie mit dem Fall der Berliner Mauer 1989 für „Ossis“ und „Wessis“ ein teilweise schwieriger Integrierungsprozeß begann, so hat mit dem Fall der Berliner Erklärung in Kassel für Pietisten und Charismatiker die „Wiedervereinigung“ ebenfalls erst begonnen. Als Hilfe für die praktische Umsetzung des geschenkten Neuanfangs wollen wir dazu ermutigen:

die Schuldhypothek der Vergangenheit vor Gott und Menschen verbal zu bekennen.Gewiß wurden in Kassel klare Zeichen eines neuen Anfangs gesetzt. Das wiegt mehr, als verbale Bußbekenntnisse ohne entsprechende Taten. Dennoch mahnt uns Gottes Wort, erkannte Schuld zu bekennen (1 Joh 1,8-9). Auch als nicht direkt Betroffene haben wir es mit einer schmerzlichen Altlast bzw. Kollektivschuld zu tun. Es wäre wichtig und richtig, wenn Leitungspersonen beider Seiten Gott und Menschen offiziell um Vergebung bitten - und diese gewähren. Dadurch würde die Vaterunser-Bitte: „Und vergib uns unsere Schuld, wie wir vergeben unseren Schuldigern“ konkretisiert. Die Initiative BE hat ein „Bußbekenntnis versöhnungswilliger Christen“ inhaltlich bereits vorgeschlagen.

die Schwachpunkte der „versöhnten Brüder“ konkret zu überwinden.Wie die geschichtliche Entwicklung gezeigt hat, sind die Stärken beider Seiten/Lager zugleich ihre Schwächen. Sie liegen - nach unserer Sicht - im emotionalen und im rationalen Bereich. Beides sind hilfreiche, sich ergänzende Kräfte der menschlichen Psyche, die jedoch überbewertet werden können.

So hat die begeisterte Aufnahme seelisch-körperlicher Phänomene (Toronto) teilweise zur Verwechslung des menschlich Machbaren mit den Wirkungen des Heiligen Geistes geführt. Als Zeichen eines Reifungsprozesses bewerten wir daher die Voten ernüchterter charismatischer Christen mit dem Tenor: Das war/ist es nicht!

Auf der anderen Seite sind übernatürliche Phänomene - wie z.B. die Sprachengabe - deshalb verdächtigt worden, weil sie sich verstandesmäßig nicht erklären bzw. einordnen lassen. Man erlag der Gefahr, rationale Plausibilität zum geistlichen Maßstab zu machen. Doch die Abwehr emotionaler zugunsten rationaler Fähigkeiten erhöhte nicht die geistlichen Qualitäten. Erfreulicherweise setzt sich allmählich die Einsicht durch: Der Verzicht auf charismatische Elemente fördert nicht das geistliche Leben. Wir brauchen einander!

miteinander eine neue geistlicher Erweckung zu erbitten.Die erweckten Christen um die Jahrhundertwende wetteiferten darin, missionarisch und heilig zu leben. Gott schenkte im deutschsprachigen Raum eine Evangelisations- und Heiligungsbewegung mit geistlichem Tiefgang. Begnadete Zeugen lehrten sowohl die Rechtfertigung als auch die Heiligung „durch den Glauben“. Der Hunger nach dem „Wort vom Kreuz“, nach dem Christus für uns, in uns und durch uns war im Bereich der Evangelischen Allianz spürbar groß. Infolge der Geschehnisse um die Berliner Erklärung sind „kostbare Perlen“ der Heiligungslehre verlorengegangen. Aber Gott will uns „die Jahre erstatten, welche die Heuschrecken gefressen

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haben“ (Joel 2,25). Das geschieht jedoch nicht „vollautomatisch“. Gott wird es tun, wenn sein Volk sich demütigt und sein Angesicht sucht (2 Chron 7,14). Er wird uns sättigen, wenn wir nach seiner Gerechtigkeit wieder „hungern und dürsten“ (Mt 5,6). Das Hochziel der Einheit in Jesus (Joh 17,21) klönnen wir „vor Ort“ und auf Leitungsebene in vielen praktischen Schritten realisieren werden müssen.

Vorrangige Schritte, die Kasseler Erklärung zu verwirklichen:

a) auf örtlicher/regionaler Ebene

Gemeinden, Kreise, Gruppen informieren!Pastoren, Prediger und Leiter sollten ihre Gemeinden, Gemeinschaften, Jugend- und Hauskreise über das „Jahrhundertereignis“ in Wort und Schrift aufklären (Material bei idea oder bei der Initiative BE anfordern).

Örtliche Leiter beider Seiten zu Kontakt- bzw. Versöhnungsgesprächen einladen! Örtliche/Regionale Versöhnungs-Treffs initiieren!

Leiter laden auf Allianzebene zu Freundschafts- bzw. Versöhnungsversammlungen ein, die Vertreter beider Seiten gestalten.

Regelmäßige Gebetstreffen arrangieren!Gemeinsames Gebet bestätigt Einmütigkeit und ebnet den Weg für ein dauerhaftes, konstruktives Miteinander.

Pfingstliche/Charismatische Leiter in die örtliche Evangelische Allianz integrieren! Gemeinsame missionarische Schritte planen und durchführen!

Sie bestätigen den gemeinsamen Gehorsam gegenüber dem Missionsauftrag Christi und verhindern, daß wir im vereinigten Insider-Egoismus ersticken.

Gemeinsame Heiligungs- bzw. Lehrkonferenzen durchführen!Das „verschüttete“ Evangelium für Christen von Römer 6-8 muß wieder entdeckt, bezeugt, geglaubt und praktiziert werden. Die Erkenntnis, daß wir „mit Christus für die Sünde gestorben sind und als mit-ihm-Auferstandene für Gott leben“ (Röm 6,11), wird sich reinigend, erneuernd und mutmachend auswirken.

b) auf überregionaler Leitungsebene

Beidseitiges offizielles Buß- und Versöhnungsbekenntnis artikulieren und veröffentlichen! (Textvorschläge bei Initiative BE oder im „Handbuch“ Charismatisch-pro und contra?, Seite 148 ff.)

Aufnahme eines pfingst-charismatischen Repräsentanten in den Vorstand der Deutschen Evangelischen Allianz!

Was weltweit „normal“ ist, sollten die deutschsprachigen Evangelikalen möglichst rasch nachholen. Solche offiziellen Versöhnungsschritte verleihen der geschehenen „Wiedervereinigung“ Glaubwürdigkeit.

Große, bundesübergreifende Versöhnungskonferenz vorbereiten! Die deutschsprachigen Evangelikalen Europas haben sich nach fast hundertjähriger Trennung versöhnt und angenommen. Daher besteht ein akuter Anlaß, dieses „Jahrhundertereignes“ miteinander zu feiern, Gott die Ehre zu geben, sich gemeinsam vor Gott zu demütigen, die Vergangenheit unter der Vergebung zurückzulassen und durch die Konferenz ein offizielles Zeichen der Versöhnung zu setzen.

In Jesu Liebe grüßen Sie Ihre Brüder des Trägerkreises* der Initiative BEStellvertretend:

Prof. Dr. theol. Norbert Baumert, Pastor Fritz Börner (A), Pastor Reiner Dauner, Fürst Albrecht zu Castell-Castell, Prof. Dr. Lorenz Hein, Prof. Dr. Heiko Hörnicke, Evangelist Herbert Masuch, Direktor Richard Krüger, Pastor Kurt Scherer, Pfr. Urs Schmid (CH), Evangelist Friedhold Vogel

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*Zum Trägerkreis der Initiative BE gehören über 100 evangelikale Verantwortungsträger aus Land und Freikirchen, Gemeinschaften und Missionswerken

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II. Der Werdegang der Initiative BE

Wie kam es zur Initiative BE?

Die ersten Impulse liegen bereits Jahre zurück. Die Evangelisten Herbert Masuch (damals Deutsche Zeltmission) und Friedhold Vogel (EMK) trafen sich anläßlich der jährlichen Deutschen Evangelistenkonferenz. Dabei wurde im brüderlichen Austausch über die schmerzliche Abgrenzung zur pfingstlich-charismatischen Seite gesprochen. Als Evangelisten fühlten sie sich mit dem ganzen Volk Gottes verbunden. Sie waren sich einig, daß ein echtes Miteinander sich vor allem bei Allianzevangelisationen positiv auswirken würde. Ging es doch um einen konzentrierten, gemeinsamen Dienst in der Welt.

1994 versuchte Herbert Masuch, diesen Riß in der Gemeinde Jesu durch sein Buch „Charismatisch - pro und contra!?“ zu überbrücken. Dabei reifte der Gedanke, daß weitere Schritte erforderlich sind, um den geistlichen Notstand im evangelikalen Bereich zu beenden. Auch darüber wurde zunächst vertraulich gesprochen. Im Dezember 1994 gab es dann ein erstes offizielles Gespräch über die Initiative BE, bei dem auch Prof. Dr. Heiko Hörnicke und der Verleger Gerhard Heinzelmann anwesend waren. In einem Informationsschreiben an führende Verantwortungsträger der Evangelischen Allianz und der pfingstlich-charismatischen Seite bemühte man sich daraufhin, für die Initiative eine breitere Basis zu finden. Trotz des relativ geringes Echos auf z.T. mehrfache Anfragen konnten sich im April 1995 sieben Brüder beider Prägungen zu weiteren Schritten der Initiative verbinden.

Ziel der Initiative sollte es sein, in möglichst allen evangelikalen Gemeinden und Kreisen einen „Versöhnungstext“ zu verbreiten. Darin sollten Hilfen angeboten werden, um sich zunächst gründlicher mit den geschichtlichen Fakten auseinanderzusetzen. Dies würde eine persönliche, selbstverantwortete Stellungnahme zur Berliner Erklärung (BE) von 1909 ermöglichen. Durch ein breitgefächertes Votum könnte dann gleichsam die „Stimme des Volkes“ Gottes eine Wende zum Frieden von der Basis her unterstützen.

1. Briefdokumente aus der Entwicklungsphase

Werbebrief an evangelikale Leiter wegen Mitarbeit im Grümdungs- bzw. Initiavkreis der Initiative BE im Februar 1995

Betrifft: Initiative evangelikaler Verantwortungsträger, die Berliner Erklärung von 1909 zu überdenken, eine neue, relevante Erklärung zu erarbeiten und der Gemeinde Jesu als Orientierungshilfe anzubieten.

Lieber Bruder...Zunehmend werden Stimmen laut, eine neue Berliner Erklärung (BE) sei fällig geworden. Bekanntermaßen war und ist die Berliner Erklärung aus dem Jahre 1909 noch immer umstritten. 56 Verantwortungsträger aus dem deutschsprachigen Pietismus haben sich darin unterschriftlich von der Pfingstbewegung distanziert. Sie taten dies in persönlicher Verantwortung ohne direktes Mandat ihrer Kirchen, Werke oder Gemeinden. Ursache für die BE waren u.a. spektakuläre Vorkommnisse in einigen Erweckungskreisen (z.B. in Kassel).

Inhaltlich ist festzustellen, daß die BE nicht nur zu beunruhigenden Phänomenen wie Umfallen, Lachen u.s.w. Stellung bezieht, sondern insgesamt drei Schwerpunkte hat. Sie befaßt sich

1. mit den damals neuen, übernatürlichen Erscheinungen, 2. mit der einseitigen Heiligungslehre von Pastor Paul,3. mit dem Abbruch jeglicher Beziehungen zu pfingstlichen Kreisen.

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Mit den inhaltlichen Aussagen und Warnungen der BE haben sich nahezu alle pietistischen Leitungsgremien in Kirchen und Freikirchen mehr oder weniger konsequent identifiziert.

Diese Tatsache wirkte sich in den betroffenen Kreisen, Kirchen und Gemeinschaften nicht nur positiv aus. Es entwickelten sich generelle Berührungsängste gegenüber geistlichen Gaben, biblischer Heiligungslehre und pfingstlichen Kreisen. Als besonders schmerzlich erwies sich die trennende Kluft unter Christen.

Inzwischen hat die Situation sich merklich geändert. Es gab Versöhnungsgespräche, evangelistische Zusammenarbeit, die Aufnahme des pfingstlichen Mülheimer Gemeinschaftsverbandes in die Vereinigung Ev. Freikirchen (VEF) und dazu 1991 sogar eine situationsbezogene „Erklärung...im Blick auf die Berliner Erklärung“ von Seiten der VEF. So wurden bereits erste Schritte getan, um heute hemmende Faktoren der inzwischen historischen BE aus dem Wege zu räumen.

Herausgefordert durch die gemäßigte Charismatische Bewegung sah sich der Gnadauer Präses Chr. Morgner bereits mit der Frage konfrontiert: „Sollte sich der Pietismus von der Berliner Erklärung distanzieren?“ (so im idea-Kommentar vom 13.1.1992). Morgner verneinte entschieden, plädierte jedoch nachhaltig dafür, sie „historisch und theologisch intensiv aufzuarbeiten“, da es falsch sei, „gestrige Antworten pauschal und blind für heute übernehmen zu müssen“ (unter 7.und 8.).

Angesichts des heutigen Diskussionsstandes stellt sich die Frage, ob denn die historische BE überhaupt aktualisiert bzw. revidiert werden muß. Reicht es nicht, ihr erneut pauschal zuzustimmen? Das wäre einfach, würde der heutigen Situation aber durchaus nicht gerecht. Der Schwachpunkt der BE ist wahrscheinlich das pauschalisierende Urteil: „Die sogen. Pfingstbewegung ist nicht von oben, sondern von unten“. (unter 1.)

Morgners richtiges Votum, daß wir heutige Antworten benötigen, läßt sich durch folgende Argumente erhärten:

a) Die geschichtliche Entwicklung der weltweiten Pfingstbewegung hat sich trotz mancher Schwächen als Werk Gottes bewiesen.

b) In der deutschen Pfingstbewegung sind einige Fehlentwicklungen erkannt und korrigiert worden. (U.a. hat Pastor Paul seine einseitige Heiligungslehre öffentlich widerrufen.)

c) Die neuere Charismatische Bewegung hat den etablierten Kirchen und Gruppen belebende Impulse vermittelt. Die Dimension des Heiligen Geistes wurde neu ins Blickfeld gerückt.

d) Durch die BE ist es in den Kreisen ihrer Befürworter ebenfalls zu Fehlentwicklungen gekommen. (z.B. wurden auf dem Sektor der Lehre vom Heiligen Geist und vom Sieg im Heiligungsleben Kompromisse geschlossen.)

Was heute also ansteht, ist eine situationsgerechte Stellungnahme zur BE durch kompetente Vertreter möglichst aller evangelikaler Gruppierungen. Das würde die Beziehungen zueinander entlasten, die Formulierung neuer Grundsätze für ein Miteinander ermöglichen, ein effektiveres Zeugnis in der Welt bewirken und eine unbelastete Basis für Lehre und Verständnis biblischer Heiligung schaffen. Dem letzten Aspekt fühlen sich die Unterzeichnenden der Initiative BE besonders verpflichtet.

Welches Ziel wird verfolgt?Damit wäre das Hauptziel der Initiative BE bereits umrissen. Es geht darum:

geschichtliche Hindernisse zu beseitigen, den unterschiedlich geprägten Christen Orientierungshilfe zu bieten, der Einheit in Christus Ausdruck zu geben.

Die Befürworter der Initiative gehen davon aus, daß die Berliner Erklärung in ihrer jetzigen Fassung diesem Ziel nicht förderlich, sondern eher hinderlich ist. Daher möchten sie sich mit gleichgesinnten Verantwortungsträgern im Dienste Christi folgender Aufgabe stellen:

1. Für eine gute, vom Wort und Geist Gottes bestimmte Lösung zu beten.2. Die Aussagen der BE prüfend zu überdenken... Sie sind der Ansicht, daß in der historischen BE

vor allem die Passagen über die Paul’sche Heiligungslehre und den Umgang miteinander revidiert werden müssen.

3. Zu prüfen, ob es dienlich wäre, die bisherige BE als historisches Dokument stehenzulassen und durch eine neue, aktualisierte BE zu ersetzen...

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Welche Schritte sind/sollen geschehen?Die Initiative BE befindet sich im Anfangsstadium. Stattgefunden hat lediglich ein Vorgespräch im Dezember 94, in dem Prof. Heiko Hörnicke und die Evangelisten Friedhold Vogel und Herbert Masuch das Projekt bejahten. Als nächster Schritt wurde das Treffen eines

engeren Vorbereitungsteams von ca. 7 Personen ins Auge gefaßt, die Anlaß und Ziel der Initiative aus Überzeugung teilen.

Die Aufgabe dieses Teams wäre es,

a) über die weitere Vorgehensweise zu beraten,b) die Neufassung der BE zu diskutieren und vorzubereitenc) weitere Verantwortungsträger zu benennen, die voraussichtlich das gleiche Anliegen teilen, an

einer Neufassung der BE mitarbeiten und das Dokument durch ihre Unterschrift bestätigen würden.

Zur Mitarbeit in diesem engeren Vorbereitungsteam möchten wir Sie durch dieses Schreiben ermutigen. Wir Einladenden sind uns dessen bewußt, daß diese Anfrage eine zeitliche, finanzielle und vielleicht auch grundsätzliche Herausforderung ist. Wir sind aber überzeugt, daß diese Schritte dran sind und daß viele unserer Brüder und Schwestern im erwecklichen Protestantismus gerade jetzt darauf warten. Es wird den verunsicherten, nach Orientierung suchenden Christen helfen, wenn Verantwortungsträger um der Einheit des Leibes Christi willen mit diesem Schritt evtl. auch Verkennung riskieren.

Gott möge schenken, daß ein notvolles Kapitel in der deutschsprachigen Erweckungsgeschichte mit dieser gemeinsamen Initiative besser bewältigt, vielleicht sogar beendet werden kann.

Nochmals sei betont, daß es bei dieser Initiative - wie 1909 - um Ihre ganz persönliche Zustimmung, also nicht die von Werken, Kirchen oder sonstiger Gremien geht. Das mag problematisch scheinen, wird aber anderen helfen, ebenfalls unkonventionell zu entscheiden.

Diesem Brief legen wir eine Kopie der Berliner Erklärung, einen Buchprospekt sowie das Inhaltsverzeichnis des Buches: Charismatisch - pro und contra? aus dem Ernst Franz Verlag bei. Das Buch gehört zur Reihe „Lebens-Reformation“ und könnte als Orientierungshilfe dienen.

Heiko Hörnicke,Friedhold Vogel, Herbert Masuch

Auszug aus einem Info-Brief an den Initiativkreis BE im April 95„...Inzwischen haben etwa die Hälfte der Brüder auf unsere Anfrage vom 28.Februar reagiert. Es wurde zustimmende Bereitschaft, verständliche Zurückhaltung, sowie abwartende, aber das Grundanliegen bejahende Meinung signalisiert. Dankbar sind wir für Anregungen zum Fortgang der Initiative BE. Übereinstimmend gehen die Voten dahin, die BE von 1909 als geschichtliches Dokument stehen zu lassen. Zu artikulieren wäre demnach, in welchen ihrer Aussagen wir uns heute neu orientieren möchten. Hauptziel bleibt es, daß die Befürworter der Initiative in der Hauptsache Einheit, in Nebenfragen Großzügigkeit und in umstrittenen Punkten Gelassenheit walten lassen. Jesu Wort und Wille müssen Maßstab und Mittelpunkt sein. Diese Basis ermöglicht es, gemeinsame Grundanliegen zu artikulieren, aufeinander zuzugehen und Vertrauensvorschuß zu investieren.

Sehr beunruhigt, bzw. verunsichert sind die Angefragten durch die eskalierende Diskussion um den sogenannten „Torontosegen“. Der neuentflammte Streit um äußere Symptome scheint ein Generalangriff von unten zu sein, um die Initiativen für einen Neuanfang zu verhindern. Aber wir wollen uns nicht einschüchtern lassen. Wenn eine am Wesentlichen orientierte, zueinander führende Basis erforderlich ist, dann gerade jetzt. Darum möchten wir die nächsten Schritte in der eingeschlagenen Richtung unbeirrt tun...

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Aus einem Protokoll über die 2. Sitzung des Initiativkreises BE am 17. Juli 1995 in Stuttgartdas Treffen des Initiativkreises hat uns alle sehr ermutigt. Gottes Geist war spürbar in unserer Mitte. Wohltuend war die große Einmütigkeit im Herrn und im Grundanliegen der Initiative BE. Alle Beiträge waren hilfreich und konstruktiv. Es gab keinerlei Vorfeldgeplänkel.

Die geistliche Situation in unserem Land scheint sich so zu entwickeln, daß die Initiative genau zum richtigen Zeitpunkt vom Herrn disponiert worden ist. Wir sind zuversichtlich, daß er uns für die bereits vorhandene Offensivphase die nötigen Multiplikatoren mit mutiger Pioniergesinnung zur Seite stellen wird...

Geistlicher ImpulsH.M. liest 1 Sam 17,46-47. In der damaligen Situation (David/Goliath) stecken viele Parallelen zu unserer Lage und unserem Auftrag. Die BE gleicht einem Bollwerk. Viele trauen sich nicht, es anzugehen. David erscheint für einen Kampf ungeeignet. Seine älteren Brüder ärgern sich. Sauls professionelle Rüstung ist eher hinderlich. David vertraut Gott und handelt. Er verliert keine Zeit in der Auseinandersetzung mit seinen Brüdern. Seine Motive: Die Ehre des Herrn und die Liebe zum Volk Gottes.

Ausführliche Gebetsgemeinschaft

SituationsberichtSeit Februar 95 wurden insgesamt 35 leitende Personen angeschrieben, um sie über die Initiative-BE zu informieren und dafür zu gewinnen... Ein Teil hat wegen Überlastung abgesagt, möchte aber weiter informiert werden (u.a. Chr.Morgner). Einige freuen sich über unser stellvertretendes Engagement...

VorgehensplanungDer Textentwurf der Hauptschrift wird nach den jetzigen Verbesserungsvorschlägen überarbeitet und mit einem Anschreiben an den zu gewinnenden Beraterkreis verschickt. Dabei sollen vor allem hauptamtliche Verantwortungsträger in Kirchen, Gemeinschaften, Missionswerken und Bibelschulen angesprochen werden...

Gleichzeitig wird sich der Initiativkreis bemühen, möglichst viele geeignete Personen für den Beraterkreis zu gewinnen.

Die Verbesserungsvorschläge der Berater sollen bis September eingebracht, und die Endfassung des Papiers bei der nächsten Sitzung zur Veröffentlichung freigegeben werden...

Die Veröffentlichung des Papiers soll vorwiegend durch Zeitschriften der Kirchen und Gemeinschaftsverbände geschehen, die die Basis erreichen. Die Redakteure bzw. Leiter werden vorinformiert und zugleich angefragt, beratend mitzuwirken.

Werbebrief, um einen großen Beraterkreis evangelikaler Verantwortungsträger zu gewinnen (August 1995)

Lieber Mitarbeiter im Werk des Herrn!Heute möchten wir uns mit einem speziellen Anliegen an Sie wenden. Wie Sie wissen, war und ist die Berliner Erklärung aus dem Jahre 1909 stark umstritten. 56 leitende Persönlichkeiten aus dem deutschsprachigen Pietismus haben sich darin unterschriftlich von der Pfingstbewegung distanziert. Sie taten dies in persönlicher Verantwortung ohne direktes Mandat ihrer Kirchen, Werke oder Gemeinden. Ursache für die BE waren u.a. spektakuläre Vorkommnisse in einigen Erweckungskreisen (z.B. in Kassel).

Inhaltlich ist festzustellen, daß die BE nicht nur zu ungewohnten Phänomenen wie Umfallen, Lachen usw. Stellung bezieht, sondern insgesamt drei Schwerpunkte hat. Sie befaßt sich

1. mit den damals fremden, übernatürlichen Erscheinungen,

2. mit der einseitigen Heiligungslehre von Pastor Jonathan Paul,

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3. mit dem Abbruch jeglicher Beziehungen zu pfingstlichen Kreisen.

Mit den inhaltlichen Aussagen und Warnungen der BE haben sich nahezu alle pietistischen Leitungsgremien in Kirchen, Freikirchen und Gemeinschaften mehr oder weniger identifiziert. Diese Tatsache wirkte sich nicht nur positiv aus. Als besonders schmerzlich erwies sich die entstandene Kluft unter Christen.

Inzwischen hat die Situation sich merklich geändert. Es gab Versöhnungsgespräche, evangelistische Zusammenarbeit (wie z.B. bei ProChrist), die Aufnahme des „Pfingstlicher Gemeinschaftsverband Mülheim/Ruhr“ und des „Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden“ in die Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) und 1991 eine situationsbezogene Erklärung von Seiten der VEF.

So wurden bereits erste Schritte getan, um hemmende Faktoren der inzwischen historischen BE aus dem Wege zu räumen. Herausgefordert durch die gemäßigte Charismatische Bewegung sah sich der Gnadauer Präses Chr. Morgner bereits mit der Frage konfrontiert: „Sollte sich der Pietismus von der Berliner Erklärung distanzieren?“ (so im idea-Kommentar vom 13.1.1992). Morgner verneinte entschieden, plädierte jedoch nachhaltig dafür, sie „historisch und theologisch intensiv aufzuarbeiten“, da es falsch sei, „gestrige Antworten pauschal und blind für heute übernehmen zu müssen“ (unter 7.und 8.).

Leider wurde diese positive Entwicklung durch die Torontodiskussion empfindlich gestört. Es wurden sogar Stimmen laut, eine neue BE sei wieder fällig geworden. Andere neigen dazu,

der alten BE weiterhin pauschal zuzustimmen. Das wäre einfach, würde der heutigen Situation aber nicht gerecht. Morgners richtiges Votum, daß wir heutige Antworten benötigen, läßt sich u.a. durch die Gesamtentwicklung der weltweiten Pfingstbewegung erhärten.

Daher hilft es nicht weiter, die historische BE pauschal zu befürworten oder total zu verwerfen. Da einige ihrer Aussagen zeitlos gültig, andere dagegen geschichtlich überholt sind, ist eine objektive Stellungnahme zu diesem Dokument nötig geworden.

Die veränderte Situation erfordert ein persönliches Votum kompetenter Leiter aller evangelikaler Gruppierungen. Ebenso wichtig ist jedoch die Meinungs- und Willensäußerung all derjenigen Christen, die sich hier persönlich verantwortlich fühlen. Im Wesentlichen einig, in Nebenfragen weitherzig, könnte eine gemeinsam getragene Verlautbarung blockierende „Altlasten“ beseitigen. Eine gemeinsame „Stimme“ würde die Beziehungen getrennter Brüder entlasten, ein effektiveres Zeugnis in der Welt ermöglichen und eine neue Basis für biblische Heiligung schaffen.

Vielleicht ist Ihnen schon bekannt, daß es inzwischen eine aktuelle Initiative zur Berliner Erklärung gibt. Darin haben sich Brüder evangelikaler und charismatischer Prägung als Initiativkreis BE zusammengefunden. Sie stellten sich der Aufgabe, eine persönliche Stellungnahme zu erarbeiten, der verschieden geprägte Christen zustimmen könnten. Bevor dieses Papier veröffentlicht wird, soll es einem größeren Beraterkreis leitender Persönlichkeiten vorgelegt werden. Zu dieser wichtigen Aufgabe möchten wir Sie persönlich einladen und ermutigen. Ihre Verbesserungvorschläge, die Sie bitte auf kopierten Seiten des Verlautbarungsentwurfes einbringen, würden wir ernst nehmen und in der Endfassung zu integrieren versuchen. Es ist vorgesehen, das Ihnen hier vorliegende dreiteilige Papier Ende des Jahres in den christlichen Zeitschriften zu veröffentlichen. Dabei würden die Namen des Initiativ- und des Beraterkreises für die Trägerschaft der Initiative erscheinen.

Da ein allgemeiner Informationsbedarf zur BE besteht, bieten wir in Teil 1 hierfür einige Hilfen. Auch Ihnen senden wir auf Wunsch etwa den Wortlaut der Berliner Erklärung gerne zu. Teil 3 enthält ein Bußbekenntnis versöhnungswilliger Christen.

Sollten Sie für die Redaktion eines Blattes oder einer Zeitschrift verantwortlich sein, bitten wir Sie, die BE-Publikation ganz oder teilweise ab Oktober d.J. einzuplanen und zu veröffentlichen. Die Endfassung wird Ihnen Mitte September zugesandt.

Wir sind überzeugt, daß Sie der Gesamtheit der Gemeinde Jesu einen guten Dienst erweisen, wenn Sie als Berater der Initiative BE mit verantwortlich zeichnen. Gott leite Sie, recht zu entscheiden.

Nochmals sei betont, daß es bei dieser Initiative - wie 1909 - um Ihre ganz persönliche Zustimmung, also nicht die von Werken, Kirchen oder sonstiger Gremien geht. Das mag problematisch scheinen, wird aber anderen helfen, ebenfalls unkonventionell zu entscheiden. Sollten Sie weitere Fragen haben, dann melden Sie sich bitte bei uns.

Gott möge schenken, daß ein notvolles Kapitel in der deutschsprachigen Erweckungsgeschichte mit dieser gemeinsamen Initiative besser bewältigt, vielleicht sogar beendet werden kann.

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Für Ihre Aufgaben wünschen wir Ihnen des Herrn Vollmacht und Segen. Ihre Antwort erwartend grüßen wir Sie herzlich und brüderlich.

Reiner Dauner, Heiko Hörnicke, Richard Krüger, Herbert Masuch, Kurt Scherer, Friedhold Vogel

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Das Bemühen um einen breiten Beraterkreis zeigte eine erfreuliche Resonanz. So entstand in wenigen Wochen ein Gesamtträgerkreis der Initiative BE von über 60 Pastoren, Predigern und weiteren Verantwortungsträgern aus Kirchen, Freikirchen, Gemeinschaften, Jugendorganisationen und freien Werken.

Aus einem Infobrief an den Initiativkreis BE im August 95

„...die Versandaktion (an die zu gewinnenden Berater) ist ziemlich abgeschlossen. Es gehen bereits erste Reaktionen ein, die ermutigend sind. Sehr wichtig war die Nachricht vom Vorsitzenden der Ev. Allianz in Österreich, Bruder Fritz Börner. Ich habe eine Kopie seines Anschreibens an die wohl wichtigsten Persönlichkeiten der österr. Allianz dem Brief an diverse (z.T. kritische) deutsche Leute beigelegt und zur Nachahmung empfohlen. Wichtig ist auch die Reaktion von Pastor Peter Gleiß (GGE). Er hat erreicht, daß die BE- Unterlagen allen (ca. 50) leitenden Brüdern der GGE... zugestellt werden... Ihr seht, die Dinge laufen erfreulich an. Preis dem Herrn!

Gestern wurde mir spontan klar, daß wir uns für die bevorstehenden großen Konferenzen in Nürnberg mit einem BE-Stand anmelden sollten. Es wäre schön, wenn einige von Euch sich dort für Auskünfte, gem.Gebet usw. mit einfinden könnten. Danke für die bisherigen Finanzierungshilfen für den Versand... Es bleibt noch viel zu tun. Doch Gott ist mit uns!...

Bisher versenden bzw. persönlich abgegeben wurden die BE-Mappen an ca.60 Personen. Ferner wurden alle Geschäftsstellen der evangelikalen Gemeinschafts- und Gemeindeverbände nach dem Adressbuch Die guten Seiten. Von den Gnadauer Gem.Verbänden ist das allerdings nur ein Bruchteil.

Noch versenden werde ich an die evangelikalen Bibelschulen und Missionswerke, ebenfalls aus dem gen. Adressbuch.

Aus einem Info-Brief von H.Masuch an den Initiativkreis vom 11.8.95

„...Zusammen mit Friedhold Vogel nahmen ich an der Allianzkonferenz in Bad Blankenburg teil (Friedhold hatte dort ein gutbesuchtes Gebets-Seminar). Dabei konnten wir einige Dutzend unserer Anfragen persönlich weitergeben.

Geradezu überwältigt bin ich von der ersten Resonanz, die mich gestern per Telefax aus Österreich erreichte. Es sieht so aus, als ob viele gerade auch leitende Brüder auf so eine Initiative förmlich warten. Bruder Fritz Börner aus Linz, Vorsitzender der Österreichischen Evangelischen Allianz, hat uns in der Expansion geradezu überrundet. So weit sind wir mit dem Versand hier noch nicht. Aber wir machen weiter obwohl es mit den Adressen nicht unproblematisch und zeitaufwendig ist. Doch was der Herr für Österreich tat, kann und wird er auch uns Deutschen schenken. Die Zeit dafür ist - wie ich glaube - gekommen...

Im Blick auf den Fortgang der BE-Initiative bleiben wir zunächst auf dem eingeschlagenen Kurs: Keine neue und auch keine revidierte BE, sondern eine Stellungnahme zum historischen BE-Dokument! Diese Möglichkeit eines persönlichen Votums wird vom Initiativkreis und Beraterkreis erarbeitet. Der Initiativkreis könnte (von jetzt 7) bis zu etwa 12 Brüder erweitert werden. Für den Beraterkreis sollte... eine möglichst große Zahl leitender Brüder aus Kirchen und Gemeinschaften gewonnen werden (ohne eine Sitzungsverpflichtung!!). Die Vorschläge beider Kreise werden weitmöglichst in den Publikationsentwurf integriert, von beiden Kreisen verantwortet und danach der Gemeinde Jesu innerhalb und außerhalb der Ev.Allianz angeboten. Da das erwartete Votum aus dem Volk Gottes geschichtliche Sachinformation erfordert, bieten wir diese begrenzt mit an. Ebenso wird ein Bußbekenntnis zwecks persönlicher Identifikation als 3.Teil angeboten (anvisierter Veröffentlichungstermin in Zeitschriften usw. Herbst 95).

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Aus einem Werbebrief des Vorsitzenden der Evangelischen Allianz in Österreich Fritz Börner, Linz, für die Initiative BE.

Diesen Brief erhielten 46 leitende evangelikale Persönlichkeiten in Österreich im August 1995. Dem Engagement von Fritz Börner schlossen sich erstaunlich viele Verantwortungsträger aus Österreich an, was in dieser Entwicklungsphase sehr ermutigend war:

„...Liebe Mitarbeiter im Werk des Herrn Jesus Christus!

Letzte Woche nahm ich an der 100. Allianzkonferenz in Bad Blankenburg teil. Dabei informierte mich Bruder Herbert Masuch, Beteiligter im Intitiativkreis, über die Initiative BE. Mit meinem Brief und den beigelegten Unterlagen möchte ich auch Sie damit bekannt machen.

Die „Berliner Erklärung“ von 1909 (liegt bei) hat über Jahrzehnte nicht nur die Christen in Deutschland, sondern auch in Österreich voneinander ferngehalten, ein gedeihliches Miteinander verhindert und zur Entfremdung voneinander geführt. Das veranlaßt mich, Sie, als Verantwortungsträger in Österreich, mit der in Deutschland gestarteten „Initiative BE“ bekannt zu machen. Ich bin überzeugt, daß die „Initiative BE“ eine notwendige Initiative ist, die dazu beitragen könnte, unsere Beziehungen zueinander zu ordnen, um zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit zu kommen.

Mit ist bewußt, daß ich mit diesem Anliegen zu einer ungelegenen Zeit an Sie gelange. Doch die „Initiative BE“ beabsichtigt, bereits im Oktober 1995 eine gemeinsame Stellungnahme zu veröffentlichen. Darum möchte ich Sie bitten, sich für das Anliegen doch Zeit zu nehmen, den beigelegten Publikationsentwurf zu beachten und persönlich dazu Stellung zu nehmen. Für den Schriftverkehr mit Deutschland stelle ich mich gern zur Verfügung... Wie im Brief des Initiativkreises vermerkt, geht es um Ihre ganz persönliche Zustimmung, also nicht die von Werken, Kirchen, Gemeinden oder anderen Gremien. Gott möge Sie leiten, recht zu entscheiden...

Aus einem Informationsbrief an den Initiativkreis BE am 19.9.95

P r o t o k o l l von Heiko Hörnicke über das Treffen des Initiativkreises BE am 11.9.95 in Stuttgart-Giebel :

H.M. liest Verse aus Psalm 118 und Richter 5. Beide Abschnittes des AT enthalten Ermutigendes in Bezug auf unsere Initiative. Wir segnen alle, die vom Hause des Herrn sind. Damals war das Volk Gottes in verschiedene Stämme aufgeteilt. Heute sind es verschiedene Denominationen und Frömmigkeitsstile. Alle gehören zusammen. Damals - in der Richterzeit - wie heute ergeht der Ruf an alle Gruppen zum gemeinsamen Kampf gegen den gemeinsamen Feind (heute Satan). Richter 5 zeigt, daß manche abseits blieben, weil sie zu träge oder auch stolz waren. Um so größer war die Freude über diejenigen unter dem Volk Gottes, die willig waren und sich auf dem Kampffeld einfanden. - Ausführliche Gebetsgemeinschaft

Einige Reaktionen:

Unser Entwurf wurde auf der Blankenburger Konferenz und durch die Post weitergegeben. Die Resonanz ist ermutigend. Besonders erfreulich ist die Initiative von Fritz Börner, Österreich, der den Entwurf im Bereich der Ev.Allianz in Österreich verbreitete.

Herbert liest Briefausschnitte von Walter Lohrmann, Heinz Matthias, Wolfgang Bühne, Paus Toaspern, Manfred Bittighofer, Lorenz Hein, Journalist Steinmüller, Friedrich Hänssler, Karl Schäfer, Zopfi (CH) und Heinrich Christian Rust.

Mehrere wichtige Hinweise aus den eingegangenen Briefen (z.T. der Berater) werden in das Manuskript eingearbeitet. Der Gesichtspunkt der Heiligung, der ein wesentlicher Auslöser der Initiative war, wird stärker im Text hervorgehoben.

Beratung über PublikationsschritteDie Bekanntgabe und Verteilung des Papiers auf Konferenzen soll fortgeführt werden. Mitglieder des Initiativkreises sind ggf. bereit, über die Initiative vorzutragen und Workshops abzuhalten. R.D. wird auf dem Treffen der Geistlichen Gemeindeerneuerung der EmK, im Kreis charismatischer Leiter und im Leitungskreis des Gemeindekongresses auf die Initiative hinweisen.

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Die Mitglieder des letzteren Kreises erhalten den neuen BE-Text vorab. Für den Gemeindekongress in Nürnberg wurde ein Stand gemietet.

FinanzenBisher sind etwa 3.000 DM Versandkosten entstanden. Aus dem Initiativkreis erhielt H.M. bereits Spenden in Höhe von ca.1.000 DM. Insgesamt werden an Druck,- Bürokosten, Standmiete usw. noch ca. 5-7.000 DM benötigt werden. Reiner wird ein BE-Konto bei der Ev. Kreditgenossenschaft in Stuttgart einrichten. Es bleibt abzuwarten, welchen Umfang die Reaktionen einnehmen werden. Davon hängt ab, ob etwa ein Büro eingerichtet werden muß. H.H. will versuchen, von der Werner-Hermann-Stiftung einen Zuschuß zu erhalten.

Entwicklungsstand am 19.9.95 Nach der letzten Sitzung ging es in unserem Hause (fast) nur noch um BE. Am Mittwoch konnte die Endfassung des Publikationstextes an das Leitungsteam des Nürnberger Kongresses verschickt werden. Die Brüder des Teams tagten am letzten Montag, identifizierten sich weitgehend mit dem BE-Anliegen und beschlossen, es den Konkressteilnehmern mit in die Tüten zu legen. Es wäre schön, wenn wir als Initiativkreis für Infos am Stand zahlreich zur Verfügung stünden.

Inzwischen mehren sich täglich die Reaktionen. Es ist z.T. herzbewegend, die Briefe oder Bemerkungen der Brüder zu lesen. zwei davon lege ich als „Kostprobe“ diesem Brief bei. Es entsteht Bewegung im Volke Gottes. Erkennbar wird sie zunächst mehr auf charismatischer Seite. (Bei den anderen muß das Eis länger tauen!) Aber der Frühling ist da. Erstaunlich ist, daß fast alle eine Kopie der Berliner Erklärung anfordern. Dies zeigt, wie wenig auch Leiter historisch informiert sind, obwohl ein (übernommenes) Urteil durchweg besteht.

Richard Krüger teilte mir gerade mit, daß alle Hauptamtlichen im BFP unsere Texte in der nächsten Woche erhalten werden. Ferner wird er im BFP-Organ Wort und Geist für Deutschland und die Schweiz übernommen...

In der Sitzung am 10.Juli 1995 in Stuttgart wurde der Entwurf der Hauptpublikation der Initiative BE überarbeitet. Dabei konnten die vorliegenden Verbesserungsvorschläge weitgehend übernommen werden. Die noch zu erwartenden Änderungsvorschläge der Berater wurden von H.Masuch später in die Endfassung integriert.

Aus einem Infobrief an den Initiativkreis BE über den Entwicklungsstand im September 1995„...In den letzten zwei Wochen wurden ca. 1700 Briefe an Leiter von Gemeinden, Missionswerken, Bibelschulen, Diakoniewerken, Redaktionen und Gemeinschaftsverbänden versandt. Ca.400 von Scheeßel und der Rest vom Verlagsbüro G.H. Zusätzlich hat die Österreichische Allianz, die GGE, Peter Gleiß u.a. eigene Versand- bzw. Verteilaktionen gestartet. Ihr alle habt sicher auch Euer Bestes getan.

Die Reaktionen waren bisher ausschließlich erfreulich, kamen jedoch wesentlich aus dem charismatischen Bereich. Es gab sehr feine Kontakte und Telefonate. Allgemein ist man sehr dankbar für unsere Initiative. Aber Anfechtungen auf Grund der BE gibt es auch. U.a. reagierte Bruder W.B. ablehnend und informiert uns, daß es eine gegenteilige Initiative zur Aktualisierung der BE gibt (Torontosegen), die sich ebenfalls zu Wort melden wird.

Inzwischen liegen Zusagen von einer Reihe Redaktionen vor, BE z.T. oder auch ganz zu veröffentlichen. Dazu gehören Zeitschriften wie „Topic“, „Charisma“, „Aufatmen“ und auch „idea“. Sie warten wegen ihrer Redaktionstermine z.T. dringend auf unser Endmanuskript. Wir werden es also bei unserer nächsten Sitzung verabschieden müssen.

Weniger zahlreich gingen bisher die Beraterzusagen ein. Täglich kommen nur einzelne dazu. Wir sollten unsere Kontaktpersonen nochmals telefonisch ermutigen, sich bei den Ersten mit einzureihen. Beiliegend sende ich Euch den jetzt kompletten Publikationstext zur nochmaligen Vorweg-Durchsicht zu.

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2. Briefdokumente aus der Offensivphase

Aus dem Begleitbrief an 21 Redakteure evangelikaler Zeitschriften:

„Sehr geehrter Redakteur, lieber Bruder, nach letzten Korrekturen in unserem Redaktionsteam am 11.9. übersende ich Ihnen hiermit die neuste Fassung des BE-Publikationstextes zu. Nochmals verbinden wir Brüder vom Initiativkreis damit die Bitte, diesen z.Zt. nicht nur aktuellen, sondern - wie wir glauben - hilfreichen Text bald und möglichst vollständig in Ihrem Publikationsorgan zu veröffentlichen...

Nachdem der Publikationstext entworfen und in zwei Sitzungen redigiert worden ist, wurde in einem Schreiben an über 1000 Leiter der deutschsprachigen Gemeinde Christi um eine Mitwirkung als Berater geworben. Die schriftlich und telefonisch eingegangenen Verbesserungsvorschläge des wachsenden Beraterkreises konnten in der redaktionellen Sitzung des Initiativkreises am 11.September weitgehend berücksichtigt werden.

Ziel der Initiative ist es, den „Versöhnungstext“ in möglichst allen Gemeinden und Kreisen des Volkes Gottes zu verbreiten.

Aus einem Informationsbrief an mehrere Zeitschriften im Dezember 1995 „... Im Trägerkreis ist inzwischen eine erfreuliche Anzahl kompetenter Vertreter verschiedener Prägungen präsent. Insgesamt gehören jetzt (Dezember 94) bereits mehr als 100 Verantwortungsträger aus Landeskirche, Freikirche, CVJM, Gemeinschaften, Missionswerken, Bibelschulen und unabhängigen Gemeinden dem Trägerkreis an. Darunter befinden sich vor allem Pastoren, aber auch engagierte Geschäftsleute, Ärzte, Journalisten und Professoren, denen man ein sachlich neutrales, aber auch geistliches Urteil nicht absprechen kann...“

Aus dem 1. Beraterbrief im Oktober 1996Berater - Information (1)

„...Zunächst möchten wir Brüder des Initiativkreises Euch als Mitträger der Initiative BE herzlich willkommen heißen. Wir freuen uns, daß aus sieben inzwischen siebzig Beter und Zeugen dieses dringlichen Anliegens geworden sind. Das ermutigt zu weiteren Schritten.

Biblischer ZuspruchLaßt Euch mit dem Losungswort vom 4.Oktober grüßen. Darin spricht der Herr zu Mose: „Ich habe das Elend meines Volkes in Ägypten gesehen und ihr Geschrei... gehört und ihre Leiden erkannt“ (2 Mo 3,7).

Damals wie heute lag die Initiative zur Befreiung des Volkes Gottes beim Herrn selber. Sein Erbarmen gab den Ausschlag, Mose als Werkzeug für sein Befreiungswerk zu berufen. Er selbst wollte handeln. Seine Zeit war gekommen, die Gefangenschaft Israels zu beenden. Zunächst sträubte sich Mose, Gottes Werkzeug zu sein. Er fühlte sich unbrauchbar. Er war vom eigenen Volk enttäuscht worden und bezweifelte, daß Gottes Initiative Erfolg haben würde. Und dann wäre er - wieder einmal - der Blamierte. Erst als Gott energisch wurde, ließ Mose sich zu seinen Brüdern und Schwestern senden. Er hatte eine frohe Nachricht für sie. „...Und als sie hörten, daß... der Herr ihr Elend angesehen habe, neigten sie sich und beteten an“ (2 Mo 4,31).

Wir wagen zu glauben, liebe Brüder, daß Gott sich heute seines Volkes in den getrennten Lagern ebenfalls erbarmen und annehmen will. Darum laßt Euch ermutigen, auf dem eingeschlagenen Weg der Initiative mutig vorwärts zu gehen. „Ich werde mit dir sein“, versprach Gott damals Mose (3,12) und heute uns.

Aktuelle InfosNun möchte ich Euch kurz über den momentanen Entwicklungsstand, weitere Schritte und die sich ergebende Bedarfssituation informieren:

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1. Dank der Mithilfe auch von Beratern ist unser Publikationsentwurf inzwischen - wie wir glauben - zu einer akzeptablen Basis für konkrete Versöhnungsschritte gereift.

2. bemühten - und bemühen - wir uns, viele Verantwortungsträger für den Schritt in die Öffentlichkeit zu gewinnen. Das Adressbuch „Die guten Seiten“ und ein Verlagsbüro ermöglichten es, ca. 2.000 Pastoren und Leiter um Mitarbeit als Berater zu bitten. Ca. 5 % der Angeschriebenen reagierten bisher. Leider wurde der Bereich der Ev.Allianz dabei rel. schwächer erreicht. Trotzdem sind die Reaktionen erfreulich (siehe auch Anruf-Interview). Die Mehrheit der Reagierenden begrüßt die Intitiative, freut sich darüber und macht gerne mit. Allerdings gab es auch klar verneinende Stimmen. Bedauernswerterweise tönt es von Leitungspersonen des Pietismus recht deutlich: Wir machen nicht mit! Unser Anliegen ist es nun, dieses kollektive „Wir“ durch persönlich verantwortete Stellungnahmen urteilsfähig werdender Christen zu überwinden. Das kann und muß letztlich Gott selber tun. Und wenn der Herr mit uns ist, dann wird es gelingen!

3. wurde der erste Schritt in die Öffentlichkeit ebenfalls schon getan. Verschiedene christliche Zeitschriften (u.a. idea, topic u. Freitagsfax/DAWN) berichteten bereits über die Initiative, andere (z.B. dran, Aufatmen, c-Report, Wort u. Geist) werden noch berichten...Natürlich gibt es auch auf dieser Schiene Kritik. So hat z.B. idea mitten in einem sonst positiven Bericht ein neutralisierendes Zitat über die Vorfälle in Kassel abgedruckt. Den Redakteuren im evangelikalen Raum sollten wir jedoch liebendes Verständnis entgegenbringen, denn sie sitzen - wie mancher von uns - halt ‘zwischen den Stühlen’.

4. Inzwischen hat bereits auch die Hauptphase unseres Initiativekonzeptes begonnen. Sie besteht in der großen, wichtigen Aufgabe, das Publikationspapier in möglichst alle evangelikalen und charismatischen Gemeinden, Gemeinschaften, Haus- und Jugendkreise zu bringen. Unser Informationsangebot soll sich im breiten Prägungsspektrum der Gemeinde Jesu meinungsbildend und motivierend auswirken. Es soll zur Sinnesänderung (Buße) und einer persönlich verantworteten Stellungnahme Hilfe anbieten. Die „Stimme des Volkes“ hat in unserer Zeitepoche ein sehr starkes Gewicht. So könnte ein einmütiges überzeugendes Votum des Volkes Gottes die geschichtliche Altlast der BE zu beseitigen helfen.

ArgumenteÜbrigens hat eine Anzahl von Leitern wohlwollend-ablehnend argumentiert, die damalige Entscheidung der BE-Unterzeichner sei zeitbedingt gewesen und daher heute bedeutungslos. Dabei wird übersehen, daß „in einer bestimmten geschichtlichen Situation entstandene Dokumente“ (Morgner) bzw. Entscheidungen sich sowohl in der völkischen als auch der Reichgottes-Geschichte jahrzehnte- und jahrhundertelang positiv (Luthers 95 Thesen!) oder aber negativ ausgewirkt haben. So haben z.B. bei der Verfolgung der Hugenotten und Salzburger Christen die Entscheidungsträger ihre Länder für weitere Erweckungen geradezu verschlossen. Und leidet nicht Israel bis heute unter der Altlast einer geschichtlichen Entscheidung, welche seine Verantwortungsträger zur Zeit Jesu trafen?

Man verkennt oder will nicht wahrhaben, daß sich die „Nachkommen“ der BE-Unterzeichner sehr wohl bewußt und generell mit der BE identifizierten - und es großenteils bis heute tun. Die ablehnende, undifferenziert verurteilende Haltung den sogenannten Pfingstlern gegenüber ist zweifellos innerhalb der Ev.Allianz Allgemeingut geworden. Damit sind auch Gläubige, die diesen Tatbestand etwa unter Druck tolerierten, am Leibe Christi - und damit am Haupt dieses Leibes - schuldig geworden. Es ist hohe Zeit, daß wir dazu stehen, uns darunter beugen und die Vergebung des Herrn, aber auch der betroffenen Geschwister erbitten. Doch auch auf charismatischer Seite gibt Grund, Buße zu tun. Genau das bezweckt die Initiative BE.

Was können wir tun?Wie weit und zügig unsere Initiative vorankommt, wird u.a. davon abhängen, wie mutig und intensiv wir uns als Trägerkreis vor Ort engagieren. Soeben las ich in der ersten, brieflichen Reaktion auf den idea-Bericht: „Den Initiatoren dieser Aussöhnung möchte ich sagen, daß sie voll im Willen Gottes stehen, so wie ich es sehe. Sie werden nicht ohne „Prügel“ aus dieser Sache herauskommen. Aber ich stehe im Gebet hinter dieser Aktion und will sie bekanntmachen“ (Matthias Dammig). Damit sind bereits wichtige Aktivitäten genannt:

1. Fürbitte

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Laßt uns, liebe Brüder, das Versprechen des Bruders: Ich stehe im Gebet dahinter! übernehmen und wahr machen. Als Evangelist weiß ich aus langer Erfahrung: Ohne intensive Gebetsarbeit läuft geistlich nichts. Vieles andere kann sein. Gezielte, treue Fürbitte aber muß sein, wenn wir einen geistlichen Durchbruch, eine Bußbewegung im Volk Gottes erleben wollen. Laßt uns als Trägerkreis oft vor dem Thron Gottes einander begegnen. Gott ist treu! Er wird antworten. Er wird für uns streiten. Denn „der Streit - unser Streit - ist des Herrn! (1 Sam 17,47).

2. Bekanntmachen

Jeder von Euch hat seinen Einflußbereich. Redet über die Initiative BE, auch wo es Widerspruch geben könnte. Informiert Eure Gemeinden und Kreise, ruft zur Fürbitte auf. Bietet Info-Gespräche oder- Vorträge an. Kopiert zunächst die beigelegte Publikation und informiert möglichst alle Verantwortungsträger am eigenen Ort, bei Pastoren- und Predigertreffs oder auf Konferenzen.

3. Weitere Berater gewinnen

Leiter, die wir als Berater gewinnen, werden sich konkret engagieren. Das wiederum wird die Dynamik der Initiative multiplizieren. Verantwortungsträger im Reich Gottes sind die Schlüsselpersonen. Ihr Einfluß ist entscheidend für Gemeinden, Gemeinschaften und ganze Verbände. Der Beraterkreis bleibt für Neuzugänge weiterhin offen. Ein Werbeblatt für Berater lege ich bei.

4. Publikation unterstützen.

Benutzt u.a. das beiliegende dran-Interview als Informationsquelle für Leserbriefe, Kurzberichte usw. in Gemeindeblättern, evangelikalen Zeitschriften u.a. Publikationsorganen. Die Redakteure werden dadurch ermutigt, häufiger solche Stimmen zu bringen. Seid nicht enttäuscht, wenn es nicht sofort klappt. Die Initiative wird durch viele kleine Bausteine an Tiefen- und Breitenwirkung gewinnen. Sie ist ein Prozeß. Es wird vermehrt anticharismatische Literatur verbreitet. Empfehlt und verschenkt die neutral-positiven Veröffentlichungen, etwa In der Schule des Heiligen Geistes von Paul Toaspern und Charismatisch - pro und contra? (beide im Ernst Franz Verlag, siehe Prospekt)

5. Publikationsschrift der Initiative verbreiten

Beiliegend erhaltet Ihr eine Kopie unserer Kernschrift, die nun vielfach überarbeitet wurde und noch im Oktober gedruckt werden soll. Wer kurzfristig reagiert, könnte jetzt noch - allerdings nicht mehr grundsätzliche - Verbesserungsvorschläge machen.

Auch kleine Tips sind oft hilfreich... Bietet die Schrift nach Erhalt zum Zwecke der Meinungsbildung und Mitarbeit breitflächig an.

6. Info-Stand der Initiative BE auf Tagungen und Konferenzen

Infostände müssen angemeldet, vorbereitet, betreut und gewöhnlich auch bezahlt werden. Doch in der Regel sind sie wegen der persönlichen Kontakte gute Wegbereiter für weitere Schritte. Fragt bei den Leitungsgremien an. Falls nötig, können wir in Bezug auf die Ausstattung solcher Infostände beraten. Auf dem Gemeindekongreß in Nürnberg werden wir mit einem Stand anwesend sein.

7. Finanzierung der Initiative BE unterstützen

Öffentlichkeitsarbeit kostet bekanntlich Geld. Wir haben die Unkosten im Vorfeld mehr privat abdecken können. Doch inzwischen geht der Bedarf in die Tausende. Rechnungen, wie die Portokosten der Versandaktion wurden vorgestreckt. Andere Rechnungen, etwa für Bürobedarf und den Infostand in Nürnberg (ca. 1000,-DM) liegen unbezahlt vor. Genehmigt ist ferner das Eintaschen unserer Publikation in die Konferenzteilnehmermappen... Weiter kommen die Druck- und Versandkosten der Publikationsschrift auf uns zu. Sehr wichtig wird sein, daß wir unsere Schrift in evangelikalen Blättern per Großannonce anbieten können... Die Christen wissen nun zwar, daß es uns gibt, aber noch nicht, wohin sie sich wenden sollen.

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Unser Kontostand befindet sich momentan noch auf 0. Hier, liebe Brüder, dürfen wir Euch um des Herrn und des Anliegens willen um kräftige Mitarbeit bitten. Daher sind wir so frei und legen den Überweisungsträger hier bei. Wir sind zuversichtlich: Der Herr wird alles Nötige schenken! Danke für Eure Geduld. Der Herr segne Euch und die Euren.

Stellvertretend für den Initiativkreis grüßt Euch in Jesu Liebe...

Aus dem 2. Beraterbrief am 13.12.96Zunächst möchten wir die neu hinzugekommenen Berater im Trägerkreis der Initiative BE herzlich willkommen heißen. Wir freuen uns, daß inzwischen 101 christliche Leiter für die Versöhnungs-Initiative verantwortlich zeichnen.

Biblischer ZuspruchJesus verheißt: „Alles, was ihr bittet in eurem Gebet, glaubt nur, daß ihr’s empfangt, so wird’s euch zuteil werden.“ Wiederholt wurde uns gesagt: Mit der Initiative habt ihr euch aber etwas Schweres, ja geradezu Unmögliches vorgenommen. Das stimmt. Fast ein Jahrhundert lang waren viele Pfingstbrüder und zunächst auch die Neutralen bemüht, das Berliner „Edikt“ zu durchbrechen. Es blieb bei dem Urteil: „von unten“. Wir Heutigen sind gewiß nicht besser als unsere Väter. Deshalb stoßen bei der Initiative BE ebenfalls schnell an Grenzen. Aber wir können - wie sie - vertrauensvoll beten. Warum die Väter, etwa die Pfarrer Paul und Edel und Giese, die Erhörung nicht sahen, wissen wir nicht. Aber Gott hat sie dennoch erhört, denn er hat es versprochen. Und er wird auch uns erhören, wenn wir treu und vertrauensvoll beten. Jesus sagt: „So wird’s euch werden.“ Und was er zusagt, das wird geschehen, ja, es geschieht!

Auf dem Gemeindekongreß in Nürnberg habe ich von dem Südkoreaner Joshua Paul neu gelernt: Nur den Betern wird es gelingen! Jeden Morgen versammeln sich spätestens um 6 Uhr Tausende Koreanischer Christen aller Denominationen zum Frühgebet. Und die Erweckung hält an. Wenn die Initiative BE zu einer Gebetsbewegung wird, dann wird sie eine Erweckungsbewegung werden. Dann wird der Heilige Geist Buße wirken und die trennende Kluft überwinden. Und die Welt wird davon profitieren.

Aktuelle Infos1. Daß der Trägerkreis der Initiative BE die Einhundert-Marke inzwischen überschritten hat, ist

ermutigend. Die vielen Briefe, die wir aus allen Lagern erhalten, sind z.T. herzbewegend. Sie gleichen einem Aufschrei nach Einheit im Volke Gottes. Zunehmend gehen jetzt auch positive Reaktionskarten aus Landes- und Freikirchen, jedoch nur vereinzelt aus den Gnadauer Gemeinschaften, ein. Auf der charismatischen Seite läßt sich mehr Offenheit für Buße und Versöhnung erkennen. Als Haupthindernis der angestrebten Wiedervereinigung sind eingespurte Vorurteile zu nennen. Es wird noch viel geschichtlicher Schutt beseitigt werden müssen.

2. Die Zeitschriftenpublikation stand bei der Öffentlichkeitsarbeit vornan. Folgende christliche Organe haben bisher über die Initiative BE berichtet und uns Belege zugesandt: idea - dran - Charisma - topic - c-report - Aufatmen - Freitags-Fax. Das beste Echo erhielten wir auf den ausführlichen Bericht der Zeitschrift Charisma. In idea und dran wurde durch begleitende Textpassagen zugleich an der „Notbremse“ gezogen. Ein zweiter Anlauf auf dieser Publikationsschiene wird z.Zt. unternommen (siehe Beilage).

3. Die Kongresse in Nürnberg und in Krelingen (15.-18.11.) konnten jeweils mit einem Infostand für die Versöhnungsinitiative BE genutzt werden. In Nürnberg erhielten die ca. 3.500 Teilnehmer unsere blaue Hauptschrift mit dem Kongreßmaterial. Drei Brüder des Initiativkreises betreuten mit ihren Frauen den Infostand. Es gab viele Gespräche (u.a. mit Wolfgang Bühne), erfrischende Gebetsgemeinschaften und ein reges Interesse für unser Initiative-Material. Schwieriger war die Situation auf dem Krelinger Kongreß im „kühlen“ Norden. Zu den Referenten zum Kongreßthema „Werdet voll Geistes“ gehörten Pastor Sven Findeisen (Mitglied des Vorstandes der deutschen Evang. Allianz), Wolfgang Bühne und der GGE-Pastor Christoph von Abendroth. Am Schlußtag zeigten sich deutlich die kontroversen Positionen. Beeindruckend war das Votum einer jungbekehrten Frau, die weinend ausrief: „Ich spüre hier noch immer den tiefen Graben! Wann endlich findet die Gemeinde Jesu in Einheit und Liebe zusammen?“ Sie formulierte unter Tränen das Grundanliegen der Initiative BE, ohne dieses zu kennen.

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4. Als Orientierungshilfen aus der Sicht des Initiativkreises boten wir auf den Kongressen die hier beigefügten Faltblätter zu den Themen: Berliner Erklärung - Anlaß zur Buße!? und „Toronto-Phänomene - Pubertätserscheinungen!? an. Zu beiden Stellungnahmen wurden wir geradezu herausgefordert. Man wunderte sich, daß uns die scheinbare Kernfrage der BE, die Verurteilung umstrittener Phänomene, relativ unwichtig ist. Wir bemühen uns, mit Euch im Beraterkreis in der Hauptsache einmütig zu bleiben, auch wenn wir in Nebenfragen, zu denen „Toronto“ gehört, verschieden denken. Kernstück unserer Einheit im Geist aber ist JESUS CHRISTUS, seine rettende Heilstat am Kreuz, sein In-uns-Wohnen durch den Heiligen Geist (Joh 14,23) und die damit verbundene Gliedschaft am Leib Jesu Christi.

Falls Euch die Orientierungs-Faltblätter hilfreich erscheinen, sind sie als Kopiervorlage zum Weitergeben gedacht. Das gilt auch für den beiliegenden Antwortbrief (siehe bei Publikationen), der an idea geschickt wurde, aber wohl nur auszugsweise abgedruckt werden wird.

5. Zur finanziellen Situation der Initiative BE folgendes: Im Vertrauen auf des Herrn und Eure Mithilfe haben wir die nötigen Ausgaben für den Start der Initiative gewagt. Für den Druck und Versand der Beraterwerbung (teilweise durch ein Verlagsbüro), den Druck von 10.000 Exemplaren unserer Hauptschrift, ihr Einlegen in die Kongreßteilnehmertaschen, die Gebühren für den Infostand sowie die Kopierarbeit und den Versand der vielen Briefe und Infoschriften wurden bislang mehr als 6.000,-DM ausgegeben. Da die Schmerzgrenze der privaten Ausgleichsversuche überschritten ist, sind z.Zt. noch Rechnungen von ca.3.000 DM offen.Wir gehen davon aus, daß sich alle Mitglieder des Trägerkreises mit dieser Situation identifizieren. Bitte, liebe Brüder, packt hier mit an! Es ist vielleicht sogar nötig, daß wir durch unser Opfer bekräftigen, wie wichtig uns die Überwindung des blockierenden Bruderzwistes tatsächlich ist.

Gemeinsam voran! (Was wir als Trägerkreis tun können)

1. Fürbitte konkretisieren!

Im Vertrauen auf die Tragweite unserer Gebetsarbeit könnten wir im Trägerkreis zwei konkrete Vorschläge realisieren:

a) Wir nehmen 10 evangelikale Schlüsselpersonen eigener Wahl verbindlich in unsere tägliche Fürbitte auf. Natürlich wäre es schön, wenn wir unser Gebet zusätzlich auf beliebig viele Namen aus unserem Initiativ- und Beraterkreis erweitern. Wichtig wäre es auch, die Bedarfssituation bestimmter Kirchen, Gemeinschaftsverbände o.ä. Gott täglich zu nennen. Wenn die Initiative BE durchschlägt, dann wissen Fürbitter genau, woran es liegt.

b) Wir vereinbaren, soweit irgend möglich, uns zweimal wöchentlich zu einer bestimmten Zeit für das Anliegen der Initiative im Gebet zu verbinden.

Vorschlag: Nach koreanischem Beispiel morgens um 6 Uhr und zwar jeden Montag und Mittwoch für ca. 30 Minuten. Als Hilfe zur Verbindlichkeit bitte ich Euch, mir Euren Entschluß per Fax o.a. mitzuteilen. Ich werde die Namen derer, die bei a) oder b) mittun, jeweils allen anderen dieser Fürbittegruppe als Ermutigung mitteilen.

2. Gemeinden/Kreise/Gruppen informieren

Leider sind viele Christen über den Inhalt der Berliner Erklärung und deren Begleitumstände kaum informiert. So wissen die Charismatiker zumeist nur, daß die BE etwas Schlimmes, die Evangelikalen dagegen, daß sie notwendig ist. Darin liegt für uns Leiter sowohl eine Chance, als auch eine Pflicht. Natürlich ist es schwer, Interessierte mit einigen Sätzen über die Hintergründe, Vorgänge, Begleiterscheinungen und fatalen Auswirkungen der BE zu informieren. Dazu werden Sondervorträge, noch besser Kurzseminare auf Gemeinde- oder Allianzebene erforderlich sein. Die Gegenwart wird von der Geschichte her erst richtig verstanden.

Daher, liebe Brüder, der dringende Rat: Nehmt Euch zunächst selber die Zeit, Informationen zu erarbeiten! Bietet dann Euren Gemeinden o.a.Informationsabende an, bei denen die Beteiligten Material erhalten und rückfragen können. Als Leitfaden könnte Euch unsere Hauptschrift Ihre Stimme zur Berliner Erklärung, aber auch das Faltblatt Berliner Erklärung - Anlaß zur Buße!? dienen. Schwierig wird es im Blick auf die überwiegend pro- oder contra

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orientierte Literatur zu dieser Thematik. Empfehlen möchten wir die rel. neutrale idea-Dokumentation: Die Geschichte der charismatischen Bewegung (190 S.,12,50 DM, erhältlich bei idea, Postfach 1820, 35528 Wetzlar), die Broschüre Anticharismatisch? - warum eigentlich? von Otfried Heinebach (3,- DM, bei uns erhältlich) sowie das Buch Charismatisch - pro und contra!? Darin geht es primär um den gesamtgeschichtlichen Rahmen, die Auswirkungen der BE bei Evangelikalen und Charismatikern sowie um konkrete Schritte, den lähmenden Bruderzwist zu überwinden.

3. Kontakt- bzw. Versöhnungstreffen initiierenDie Frage, wie es mit der Initiative BE weitergehen soll, bleibt relativ offen. Wir versprechen uns viel davon, wenn sich vor allem evangelikale Schlüsselpersonen für unser Konzept der Buße und Aussöhnung gewinnen lassen. Doch kann die Entwicklung durchaus anders verlaufen. Einige Echos auf unsere Initiative bestätigen uns, daß sich „vor Ort“ im Hinblick auf ein versöhntes Miteinander bereits einiges tut. So sind z.B. in Bremen die Pfingstler und Charismatiker in die Evang.Allianz schon voll integriert. Sie verantworteten und gestalteten mit den übrigen Landes- und Freikirchen sowie Gemeinschaften im August d.J. einen Bremer Gemeindekongreß, bei dem über 3000 Christen anwesend waren (nähere Auskunft: Pastor Bernd Bierbaum, Tel 0421/452462).

Diese Entwicklung ermutigt uns, Euch konkrete Schritte zur „Wiedervereinigung“ vor Ort vorzuschlagen. Die örtlichen Allianzen haben volle Entscheidungsfreiheit und können eigenverantwortlich handeln. Sie entscheiden für ihre örtliche Situation, ob die pfingstlich/charismatischen Christen „allianzfähig“ sind oder nicht. Für Schritte zur Annäherung bzw. Kooperation mit ihnen bedürfen sie daher keines Genehmigungsverfahrens gegenüber einer höheren Instanz. Wir meinen, die Zeit sei reif für solche mutigen und mit Vertrauensvorschuß verbundenen Schritte. Unseren evangelikalen Brüdern möchten wir auf Grund der vielen Briefe und Gespräche sagen: Eure charismatischen Geschwister warten sehnlich darauf, angenommen und rehabilitiert zu werden, um ihr Ghetto endlich verlassen zu können. Darum die dringende Bitte, ja der Appell:

Veranstaltet örtliche Kontakt- oder Annäherungstreffen!!!Bei fortgeschrittener Entwicklung vor Ort könnte man sie sogar als Wiedervereinigungs- bzw. Versöhnungstreffen bezeichnen. Seid mutig! Geht aufeinander zu! Ihr Charismatiker, sprecht mit den evangelikalen Leitern (Allianz-Gebetswoche!), informiert sie über die heutige Umbruchssituation und initiiert solche Treffen. Dabei müssen nicht erst alle Ortsgemeinden zugestimmt haben. („Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben!“...) Es genügt, wenn zwei Gemeinden aus den bislang kontroversen Lagern eins darin sind und die übrigen dazu einladen. Evtl. könnten Brüder des Initiativkreises zu Euch kommen, um bei solchen Treffen zu helfen.

Programmentwurf für ein örtliches Kontakt- bzw. Vereinigungs-Treffen

Denkbar wäre folgendes Versöhnungs- oder Vereinigungs-Konzept mit drei Varianten, das situationsabhängig realisiert werden könnte.

1. Variante: Kontakt- bzw. AnnäherungsabendeThema: „Machet Bahn, machet Bahn!“ (Jes 57,14)

Redner: je ein evangelikal und charismatisch orientierter Gemeindeleiter

Unterthemen:

a) Anfragen an die pfingstlich-charismatische Bewegungb) Anfragen an die evangelikal- pietistische Bewegungc) Schritte zur Verständigung (evtl. ein Gastredner)d) Fragen/allgemeiner Austausch, Gebetsgemeinschaft

2. Variante: Kontakt- bzw. Annäherungstage (Samstag oder Sonntag)

1.Einheit

Nachmittags: Informationstreffen für haupt- und nebenamtliche Leiter

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Thema: Geschichtliche Hintergründe und Ursachen des Bruderzwistes (Austausch)

Redner: Gastreferent oder örtlicher Leiter (gemeinsames Abendbrot?)

2.Einheit

Allgemeiner Kontakt- bzw. Annäherungsabend, Thema und Ablauf wie bei Variante 1

3. Variante: Kontakt- bzw. Versöhnungswochenenden

Samstag: wie bei Variante 1 + 2, zusätzlich Sonntag: Vormittags: Gemeinsamer (Versöhnungs-)Gottesdienst (evtl. Gastprediger) Nachmittags: Biblische Orientierungsversammlung (evtl. weglassen oder abends) Thema: Worin wir uns eins sind! (Rechtfertigung, Heiligung, Hoffnung) Abends: Gemeinsamer Evangelisationsabend oder Versöhnungsabend Thema: „Auf daß sie alle eins seien“ (Joh 17,21)

(dabei evtl. offizielles Buß- u. Versöhnungsbekenntnis, siehe Initiative-Papier)

Denkbar, evtl. nötig wären mancherorts Zeitabstände zwischen den einzelnen Varianten. Beim Mitwirken von Gastrednern empfiehlt sich jedoch - falls möglich - eine Kombination...

Aus dem 3. Beraterbrief am 15. April 1996„...Zunächst möchten wir die neu hinzugekommenen Berater der Initiative BE herzlich willkommen heißen. Wir freuen uns, daß inzwischen 109 christliche Leiter für die Versöhnungs-Initiative verantwortlich zeichnen.

Biblische Nüchternheit „Werdet doch einmal recht nüchtern und sündigt nicht“ (1 Kor 15, 34a). Messerschaft differiert hier Paulus, was echte Nüchternheit ist: nicht mehr zu sündigen! Sünde zu dulden bedeutet folglich Unnüchternheit und Schwärmerei. Die Kernfrage war und ist: Läßt sich der Befehl, nicht zu sündigen, konsequent realisieren oder nicht? Genau gesehen hat dieser Streitpunkt 1909 zur Berliner Erklärung geführt. Fazit des Streites wurde der Standpunkt: Wer behauptet, nicht mehr sündigen zu müssen, ist unnüchtern - der ist ein „Schwärmer“. „Nüchtern“ dagegen ist, wer sich damit abfindet, daß striktes Nicht-weiter-Sündigen erst im Himmel geschieht.

Paulus setzt bei Christen voraus, daß sie nicht in eigener Kraft gegen die Sünde ankämpfen müssen. Sie glauben: der, der in ihnen ist, „ist größer als der, der in der Welt ist“ (1 Joh 4,4). CHRISTUS kämpft und siegt für sie (Phil 4,13), darum wird „die Sünde sie nicht mehr beherrschen können“ (Röm 6,14). Sie sind mit Christus der Sünde gestorben und wurden zu einem neuen, befreiten Leben mit-auferweckt (Röm 6,11). Diese frohe Botschaft war damals allen Bekehrten bekannt (Röm 6,6). Paulus hat sie vorgelebt und bezeugt. Es stand überhaupt nicht zur Diskussion, ob Christen vom Sündigen frei werden können (Röm 6,18), sondern nur noch, ob sie es wollen.

Aus diesem Grund waren und sind neben den Zusagen die Befehle vonnöten: realisiert eure Freiheit! „sündiget nicht!“, „laßt die Sünde nicht weiter herrschen“ (Röm 6,12). Zuspruch und Anspruch, Gnade und Forderung, Gabe und Aufgabe gehören zusammen. Beides muß bezeugt und geglaubt werden, damit geistliches Wachstum möglich wird und geschieht.

Die Spannung zwischen ihr seid und werdet erscheint paradox und daher konträr. Sie wirkt jedoch dynamisch-ergänzend (komplementär) und ist daher wichtig. Heiligung nur als Gabe, als Indikativ, macht selbstsicher. Man ist schon fertig - Perfektionist. Der Anspruch, „sündiget nicht“, wird dabei unnötig (Röm 6,1). Noch vorhandene Sünde wird ignoriert. Die Gnade wird „billig“. Das war eine Zeitlang das theologische Problem der Pfingstler um Pastor Jonathan Paul.

Heiligung nur als Aufgabe, als Imperativ, überfordert total (Röm 7). Der Appell, nicht mehr zu sündigen, erscheint dann als gesetzlich und überspannt. Um „nüchtern“ zu bleiben, wird der Heiligungsanspruch etwa der Bergpredigt relativiert. Das war - und ist z.T. heute noch - das theologische Problem auf der Gnadauer Seite. Was bleibt, ist die „Gnade allein“ - als Vergebungsgnade.

Bei dieser alternativen Heiligungssicht ist die Berliner Erklärung vorprogrammiert. Gottes Wort aber wirkt kooperativ und nicht alternativ. Wir brauchen daher beides: die pfingstliche und die Gnadauer Sicht. Der Schulterschluß hieße: nicht bekämpfen - sondern ergänzen!

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1. Allgemeine Entwicklung

Trend zu entspannter Gemeinsamkeit ... Zunehmend wird ein versöhntes Miteinander sogar auf Allianzebene gesucht und gefunden... Das bestätigen u.a. folgende Fakten:

Neues Jugendliederbuch pietistischer und charismatischer VerlageWas bislang unmöglich war, geschieht vor unseren Augen: Verlage, die teilweise pro oder contra charismatisch orientiert waren, verbinden sich für ein gemeinsames Projekt. Im neuen, ausgewogen gestalten Liederbuch Feiert Jesus lesen wir „friedlich“ untereinander gereiht ihre uns bekannten, wohlklingenden Namen. Die Wende ist da! Freut euch und gebt Gott die Ehre!...

Auf Leitungsebene gibt es Kontaktgespräche zwischen Vertretern der Pfingsrbewegung und dem Vorstand der Deutschen Evangelischen Allianz. Diese haben sich wegen der Toronto-Diskussion leider verzögert. Doch besteht Hoffnung, daß es zu einer gemeinsamen Verlautbarung kommt...

2. Aktuelle Reaktionen auf die Initiative BE

Die Briefreaktionen gehören zum wohl erfreulichsten Ergebnis seit Beginn der Öffentlichkeitsarbeit im vorigen Herbst. Abgesehen von den inzwischen 109 Initiative-Beraterzusagen erreichten uns Dutzende Zuschriften von Verantwortungsträgern verschiedenster Prägung. Die Mehrzahl kam aus dem charismatischen Bereich und war ermutigend. Jedoch ist auch bei scharfer Ablehnung bereits die Gesprächsbereitschaft ein gutes Signal. Generell zeigte sich, daß Hunderte, ja wohl Tausende aufrichtiger Christen eine offizielle Aussöhnung der entzweiten Brüder sehnlich erwarten. Über hundert Leiter erhalten aktuelle Initiative-Informationen, obwohl sie nicht offiziell als Berater mitmachen. Es ergaben sich viele erfreuliche Kontakte mit Schlüsselpersonen, die z.T. gute Impulse und wichtiges geschichtliches Material übermittelten. Es ist offensichtlich, daß die Initiative BE als neutraler Arbeitskreis den Versöhnungswillen der unterschiedlich geprägten Brückenbauer gut zu kanalisieren vermag.

Die Zeitschriften-Reaktionen haben im Öffentlichkeitsbewußtsein einen gewissen Durchbruch gebracht. Die häufigsten Zuschriften erhielten wir als Echo auf die ausgezeichnete Publikation der Zeitschrift Charisma, die Gerhard Bially redigiert. Hier wurden die Reaktionszettel der Umfrage mit abgedruckt, was sich motivierend auswirkte (Nachahmung sehr zu empfehlen!). idea hat - wie andere Blätter - „vorsichtig“ operieren müssen, aber wohl das Bestmögliche getan. Andere taten sich schwer, überhaupt unsere Kontaktadresse zu übermitteln. Doch hat auch die z.T. recht kritische Berichterstattung allgemein bewußt gemacht, daß wir da sind und was wir wollen.

Die Umfrage-Reaktion ist leider nicht so gut angelaufen, wie wir es wünschen. Immerhin sind bislang über 200 positive Reaktionszettel eingegangen. Doch die erwartete Massenbestellung unserer Publikation, um Gemeinden und Kreise damit zu durchdringen, blieb leider - auch auf charismatischer Seite - noch aus. Scheinbar erwies es sich als schwierig, vor allem die jüngere Generation für die BE-Problematik zu motivieren. Da im pietistischen Bereich großenteils auch die werksinternen Zeitschriften schwiegen, ist zu vermuten, daß hier nur ein kleiner Prozentsatz um unser Anliegen weiß, geschweige es teilt. An dieser Stelle bleibt noch sehr viel zu tun!!

Die Anregung zu Gebets- und Versöhnungstreffen im letzten Beraterbrief ist fast ohne Echo geblieben. Vielleicht war es für offizielle Schritte bislang doch noch zu früh.

Finanziell gesehen war die allgemeine Spendenfreudigkeit eher bescheiden. Allerdings haben zwei größere Spenden das Defizit ein Stück weit ausgeglichen

Vorläufiges Fazit der Reaktionen Der geschichtliche Abstand zur Berliner Erklärung und ihren Folgen ist auf evangelikaler

und charismatischer Seite weitaus größer als wir vermuteten. Der jüngeren Generation - einschließlich der Hauptamtlichen - fehlt großenteils das Wissen um die Hintergründe, Vorgänge und sachlichen Inhalte, die sich mit der Berliner Erklärung verbinden. Die

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Beurteilung des geschichtlichen Dokumentes reduziert sich weitgehend auf „schlimm“ oder „richtig“. Die schicksalhafte Bedeutung des damaligen Geschehens wird kaum noch gesehen oder empfunden.

Die Bereitschaft, Kontakt- und Versöhnungsschritte zu tun, ist an der Basis und auf Leitungsebene deutlich größer geworden. Dabei wird kaum gefragt, wodurch die trennenden Gräben entstanden sind.

*Die Bereitschaft, sich mit geschichtlichen Fakten auseinanderzusetzen, ist auf Gemeinde- und Leitungsebene erstaunlich gering. Für viele „lohnt es sich“ offensichtlich nicht, die nötige Zeit und Kraft zu investieren, um ein begründetes, persönliches Urteil zu finden.

Die Bereitschaft, die Vergangenheit durch Buße und Vergebung zu bereinigen, wird selten gesehen und kaum als nötig empfunden. Man geht weithin davon aus, daß es reicht, durch Positionsannäherung und bei Aktivitäten zusammenzufinden.

3. Ermutigungsschreiben der Initiative BE an den Vorstand der Deutschen Evang. Allianz: Ziel des Schreibens: Bereinigte Vergangenheit.

Wir freuen uns über den Trend zu entspannter Gemeinsamkeit, zunehmendes Vertrauen und schwindende Berührungsängste unter jahrzehntelang getrennten Christen. Gleichwohl glauben wir, daß Gott von seinen Kindern erwartet, über begangene Schuld ihm gegenüber und untereinander offen zu sprechen. Durch ein Bußbekenntnis, sowie durch zugesprochene und angenommene Vergebung kann - wie in der Seelsorge individuelle Schuld - auch geschichtliche Schuld bereinigt werden.

Da im aktuellen Bruderzwist auf Leitungsebene beidseitig Fehlbeurteilungen und Verurteilungen vorgekommen sind, ist es nach unserer Überzeugung Aufgabe der amtierenden Verantwortungsträger, konkrete Versöhnungsschritte zu tun. Aus diesem Grunde sehen wir uns veranlaßt, den Vorstand der Deutschen Evangelischen Allianz um ein offizielles Votum als Basis für ein neues Miteinander zu bitten. Darin sollte der Wille zur Versöhnung und Bußbereitschaft deutlich ausgedrückt werden, um die Ära der Entzweiung zu bereinigen und zu beenden.

Wir begrüßen die derzeitigen Kontaktgespräche zwischen Vertretern der Pfingstgemeinde und dem Allianzvorstand mit dem Ziel einer gemeinsamen Verlautbarung. Darin sehen wir einen geeigneten Anlaß, den notvollen Bruderzwist ein für allemal zu beenden.

Ein Entwurf dieses Ermutigungsschreibens folgt auf der nächsten Seite. Wir bitten die Berater um Kenntnisnahme desselben sowie um Verbesserungsvorschläge oder Einwände, falls sie es für nötig befinden. Es ist vorgesehen, das Schreiben an alle Mitglieder des Allianzvorstandes zu versenden...

Aus einem Infobrief an alle -z.T. kritischen - Personen, die brieflich reagiert haben und über die weitere Entwicklung der Initiative BE informiert werden wollten.

N e u e s t e I n f o r m a t i o n e n Januar 96

Lieber Empfänger des Infobriefes, liebe Schwester, lieber Bruder!Sie haben auf unsere Öffentlichkeitsarbeit persönlich reagiert. Dafür möchten wir Ihnen zunächst einmal danken. Wir nehmen an, daß Sie sich für die Entwicklung der Initiative BE weiterhin interessieren und senden Ihnen hiermit einige Daten über den neuesten Stand. Falls Sie umfassender informiert werden möchten, schicken wir Ihnen das unten angezeigte Material gerne zu. Nach wie vor ist es möglich, sich an der Initiative BE aktiv zu beteiligen. Als Berater würden Sie noch Zögernde ermutigen und Versöhnungsschritte vor Ort anregen bzw. leitend begleiten können (dazu Beraterinfo 2 anfordern). Doch auch kritisch-helfende Vorschläge für die Weiterarbeit sind uns willkommen. Mit den besten Wünschen für Ihre persönlichen Aufgaben grüßt Sie herzlich und brüderlich...

Trend zu entspannter Gemeinsamkeit Die Initiative BE (Berliner Erklärung) wurde vor ca. einem Jahr ins Leben gerufen. Sie ist angetreten, um den lähmenden evangelikal-charismatischen Bruderzwist überwinden zu helfen. Die

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bisherige Resonanz skizziert der neueste idea-Bericht. Inzwischen zeigte sich, daß die Publikationen der Initiative genau dem entsprechen, was eine Menge deutchsprachiger Christen schon lange wünschen und z.T. bereits praktizieren. Zunehmend wird ein versöhntes Miteinander sogar auf Allianzebene gesucht und gefunden. Wie immer deutlicher wird, haben die Dissonanzen der Toronto-Diskussion diese Entwicklung zwar bremsen, aber nicht grundsätzlich aufhalten können. So mußte die Initiative BE eigentlich nichts mehr bewegen. Vielmehr kann sie sich als „Stimme“ einer schon vorhandenen, gottgeschenkten Versöhnungsbewegung betrachten. Das bestätigen u.a. folgende Fakten:

Der Schweizer Pfarrer Willi Sartorius (1987-95 Präsident der Europäischen Evang.Allianz) antwortet auf die Frage von „Chrischona-Magazin“ (Nr.1,1996): „Wie sehr liegt Ihnen an der Integration der Charismatiker in der Allianz?“ folgendes: „Das ist, wenn auch von Land zu Land verschieden, bereits Realität. Ich betrachte diese Zusammenarbeit als Bereicherung. Sie hilft mit, die Gemeinde als Leib Jesu Christi sichtbar werden zu lassen. Im übrigen: Charismatiker sind wir doch alle...“

Etwa 30 Pfingstgemeinden sind, so Richard Krüger, Kontaktbeauftragter des BFP, inzwischen in bundesdeutschen Ortsallianzen offiziell integriert. Einige Pfingstpastoren haben oder hatten sogar den Vorsitz der Ortsallianz wahrgenommen (u.a. in Darmstadt, Bremen, Hersfeld, Mannheim, Elmshorn).

Die 50 Gemeinden des Christlichen Gemeinschaftsverbandes Mülheim/R sind bis auf Osnabrück ebenfalls Mitglieder der örtlichen Evang. Allianz.

Die Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) hat sowohl die Pfingstgemeinden (BFP) als auch den Christlichen Gemeinschaftsverband Mülheim (CGV) als offizielle Mitglieder in die Vereinigung aufgenommen.

Auf regionaler Ebene, z.B. in Württemberg und in Berlin, gibt es regelmäßige Treffen evangelikaler und charismatischer Leiter. Dabei geht es um Kontaktpflege, geistliche Einmütigkeit sowie um gemeinsame Aktivität.

Auf überregionalen Kongressen, wie dem Nürnberger Gemeindekongress 95, Christival 96 in Dresden und dem Willow Creek-Kongress in Hamburg 96, wird das Miteinander bereits praktiziert. So sah man in Nürnberg die Stände evangelikaler und charismatischer Verlage sowie Missionswerke „einträchtig“ nebeneinander. In Dresden stehen pfingstliche Referenten mit auf dem Kongressprogramm und für Hamburg hat die Leitung der Pfingstkirchen ihre Gemeinden offiziell ermutigt, sich zu beteiligen.

Bei den Pro-Christ-Evangelisationen hat es an manchen Orten eine ungetrübte Zusammenarbeit mit pfingstlich-charismatischen Gemeinden und Kreisen gegeben.

All dies macht deutlich, daß man sich nach Jahrzehnten trauriger Lager-Distanz wieder zueinander bewegt. Der „Zug“ zum neuen, versöhnten Miteinander scheint an Fahrt zu gewinnen. Vielleicht geht es bereits um die Frage, ob man noch rechtzeitig „zusteigen“ will. „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“, hat Michael Gorbatschow einmal - fast prophetisch - den DDR-Funktionären gesagt. Und so etwas könnte durchaus auch Pfingstlern und Evangelikalen passieren. Wer sich zu lange sperrt, der bleibt stehen, dem fährt der geistliche Aufbruch und Neugebinn wahrscheinlich davon.

Weshalb dennoch Initiative BEBei soviel vorhandener Gemeinsamkeit fragt man sich, ob eine Initiative BE noch erforderlich ist. Daß sie trotzdem unverzichtbar ist, zeigen u.a. folgende Gründe:

Der „Versöhnungszug“ fährt zwar, er wird aber vom „Dienstpersonal“ noch zu viel gebremst. An manchen „Bahnhöfen“ liest man noch die verwitterten Warnschilder: „Zusteigen verboten!“ Hier sollte die „Bahndirektion“ benutzerfreundliche Maßnahmen treffen: nämlich neue Direktiven für ihr Personal mit dem Arbeitskonzept: „Einsteigen bitte!“

Die Versöhnungsbewegung hat sich bislang viel stärker an der Basis als auf Leitungsebene konkretisiert. Während Gottes Volk ungeachtet der Berliner Erklärung zusammenrückt, wird Pfingstlern und Mülheimern die offizielle Allianzfähigkeit bislang verweigert. Als Bedingung wird gefordert, daß man sich von der Weltpfingstbewegung konkret distanziert, da diese - laut BE-Urteil - „nicht von oben, sondern von unten“ ist. Daran scheiterten bisher alle Bemühungen auf Leitungsebene, den Bruderzwist zu beenden.

An dieser Stelle möchte und muß die Initiative BE zu konkretem Umdenken appellieren. Fürst Albrecht zu Castell-Castell, der inzwischen die Initiative als Berater unterstützt, formuliert ihr Grundanliegen treffend in seinem Zusagebrief: „Es ist meine Überzeugung, daß Kirchen und

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Christen, die in dieser Weise unversöhnt miteinander leben und zum Teil gegeneinander arbeiten, im Ungehorsam gegen das Gebot der Liebe handeln. Hier muß Schuld bekannt und vergeben werden“. Das Bußbekenntnis der Initiative kann und will primär dazu ermutigen und Hilfe anbieten.

Entsprechend dem Öffentlichkeitscharakter der BE ist eine klare, öffentliche Abkehr von ihrem Fehlurteil „von unten“ unbedingt nötig. Das läßt sich durch den Versöhnungstrend an der Basis nicht überspringen. In der Allianz- und der Gnadauer Leitung müssen für einen Neubeginn - so man ihn will - klare Signale erfolgen. Das würde den Prozeß der Aussöhnung zwischen Gott und Menschen enorm beschleunigen und legitimieren. Anderfalls werden die Aussöhnungsschritte vor Ort gebremst und geschehen der Leitung gegenüber gleichsam „mit schlechtem Gewissen“.

Die offizielle Bereinigung der Vergangenheit ist erforderlich um des gemeinsamen missionarischen Zeugnisses willen. Wie können wir vollmächtig zur „Versöhnung mit Gott“ einladen, wenn wir sie untereinander nicht realisieren.

Die Aussöhnung durch Buße vor Gott und dem Bruder ist auch erforderlich um der Zukunft der ehemals erweckten Gemeinden und Kreise willen. Es scheint die Schicksalsfrage der Allianzbewegung hierzulande zu sein, ob wir dem Geiste Gottes gestatten, uns dabei zu helfen, den lähmenden Bruderzwist zu beenden.

Leserbrief zur idea-Nachricht „Was Christen unterscheidet“ in idea-Spektrum 17/96, der am 12. Juni 96 unter der Überschrift Vertrauen zu Pfingstlern gekürzt veröffentlicht worden ist:

„Keine Berührungsängste in weltweiter Evangelischer AllianzDaß der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz, Rektor Rolf Hille, in London zum neuen Vorsitzenden der Theologischen Kommission der weltweiten Evangelischen Allianz gewählt worden ist, zeugt von großem Vertrauen. Dieser Vorsitz bedeutet immerhin die theologische Kompetenz für über 100 Millionen Evangelikale in 110 Staaten der Welt. Darüber freuen wir deutschen Evangelikalen uns von Herzen und - gratulieren der Vertrauensperson.

Erfreuliches ist auch zwischen den Zeilen des idea-Berichtes zu lesen: Rolf Hille löst den „pfingstkirchlichen Theologen Prof.Peter Kuzmic (Osiek)“ ab, der dieses Amt zehn Jahre lang innehatte. Das bestätigt uns Deutschen, daß es auf Weltebene in den Leitungsgremien der Evangelischen Allianz seit langem keine Berührungsängste zur Weltpfingstbewegung mehr gibt.

Ein Pfingstler als jahrelanger Chef-Theologe der weltweiten Evangelischen Allianz (!), das sind völlig neue Töne für manche deutsch-pietistischen Ohren. Wer geschichtsbewußt lebt, der weiß, daß wir uns hierzulande mit einer zentnerschweren Altlast, nämlich der Berliner Erklärung, abschleppen müssen. Verständlich, daß die Evangelikalen der 109 übrigen Staaten es leichter hatten, ein ungetrübtes Vertrauensverhältnis zu der inzwischen immerhin ca. 464 Millionen zählenden Weltpfingstbewegung zu finden. Hier dagegen konnte die 1909 sanktionierte antipfingstliche Haltung einen Konsens mit der Weltpfingstbewegung bislang „erfolgreich“ verhindern. Immerhin hat ein Präses des Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, Direktor Hermann Haarbeck, seine „Ablehnung der Weltpfingstbewegung“ noch 1965 in einer Stellungnahme des Verbandes eindeutig artikuliert.

Dieses „Erbe der Väter“ wurde - zumindest offiziell - von der Deutschen Evangelischen Allianz bislang stillschweigend akzeptiert. So haben Vertreter der Pfingst- und der Mülheimer Bewegung u.a. im Vorstand der Deutschen Ev.Allianz noch keinen Platz finden können. Es scheint, als wenn wir Deutschen zumindest an diesem Punkt mit der weltweiten Entwicklung noch nicht „Tritt gefaßt“ hätten. Aber die Signale stehen auf „grün“. Daß Dr. Rolf Hille Nachfolger eine Pfingstheologen geworden ist, läßt auch für die deutsche Situation viel Gutes erhoffen.“

Aus einem Infobrief an den erweiterten Initiativkreis am 9.5.96

Betrifft: Trägerschaft des Offenen Ermutigungsbriefes an den Vorstand der Dt. Ev. Allianz

„...Es gibt Erfreuliches zu berichten: Der Vorstand der Dt.Ev.Allianz hat das anstehende Klärungsgespräch mit leitenden Brüdern der Pfingstbewegung nun auf den 18. Juni terminiert. Das

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Anliegen einer gemeinsamen Verlautbarung ist durch die Torontodiskussion erschwert und von Seiten der DEA zurückgestellt worden.

Im März hatte ich H.Steeb darüber informiert, daß wir ein Ermutigungsschreiben an den DEA-Vorstand planen. Ohne von der obigen Terminierung zu wissen, haben wir unser Vorhaben im 3.Beraterbrief eingeleitet und inzwischen aus dem Trägerkreis der Initiative BE nur zustimmende Reaktionen erhalten. Es zeugt von einem erstaunlichen Timing Gottes, daß wir den Offenen Ermutigungsbrief nun genau zum richtigen Zeitpunkt einbringen können...

Da unser Vorhaben m.E. ein wichtiger Baustein für die langersehnte generelle Wende ist, sollten wir den namentlich in Erscheinung tretenden Trägerkreis gern um einige markante Stimmen erweitern. Dadurch erhielte unsere gemeinsame Stimme - nebst der Treue Gottes - ein noch stärkeres Gewicht, wobei die schweizer und österreichischen Brüder den vielfältigen „Stimmenchor“ gut ergänzen würden...

Den verbesserten Text sende ich hiermit dem erweiterten Initiativkreis zu. Es würde mich sehr freuen, wenn Ihr angefragten Brüder ihn auch von Herzen bejahen und mittragen könntet. Falls Ihr auch noch Verbesserungswünsche hättet, dann nennt sie bitte. Eure baldige Antwort wäre deshalb wichtig, weil der Ermutigungsbrief noch in einer Maiausgabe von idea als halbseitige Anzeige erscheinen soll. Gleichzeitig sollten die DEA-Vorstandsmitglieder den Brief auch persönlich erhalten...

Bitte betet vermehrt mit Danksagung für die Aussöhnung und geistliche Erneuerung des Volkes Gottes in unseren Ländern. Gott ist gnädig und mächtig am Werk!

Offener Ermutigungsbrief an den Hauptvorstand der Dt. Evangelischen Allianz, der im Mai 1996 an alle Mitglieder des Hauptvorstandes der DEA verschickt worden ist.

...Beiliegend übersenden wir Ihnen/Dir eine Kopie des Offenen Ermutigungsbriefes im Hinblick auf die Vergangenheitsbewältigung gegenüber der Pfingstbewegung. Dieser Brief soll bei dem bevorstehenden Kontaktgespräch zwischen Vorstandsgliedern der DEA und der Pfingstbewegung am 18.Juni hilfreich und ermutigend sein.

Sehr geehrte Damen und Herren des Vorstandes der Deutschen Evangelischen Allianz, liebe Schwestern und Brüder!

Wie Ihnen bekannt ist, besteht seit der Berliner Erklärung von 1909 ein geistlich lähmender Bruderzwist unter den erwecklich geprägten Christen in unserem Land. Als Initiativ- und Beraterkreis der Initiative BE (Berliner Erklärung) sehen wir uns veranlaßt, Sie zu konkreten Schritten zu ermutigen, diese notvolle Ära des jahrzehntelangen Neben- und Gegeneinanders im evangelikalen Raum zu beenden.

Wir haben dankbar zur Kenntnis genommen, daß es in den letzten Jahren Annäherungsgespräche zwischen Ihnen und Vertretern des Bundes Freier Pfingstgemeinden (BFP) mit dem Ziel einer gemeinsamen Verlautbarung gibt. Verständlicherweise wurde dieses Vorhaben durch die leidige, inzwischen verebbte Toronto-Diskussion erheblich gestört. Da in Ihrem Bemühen jedoch Entscheidendes für die Gemeinde Jesu auf dem Spiel steht, möchten wir Sie ermutigen, sich bei den begonnenen Versöhnungsschritten nicht beirren zu lassen. Wir meinen vielmehr, daß es an der Zeit ist, unter die Jahrzehnte des Verdächtigens, Distanzierens und Dämonisierens einen klaren Schlußstrich zu ziehen. Gott erwartet und verheißt:

„... Wenn mein Volk, über das mein Namen genannt ist, sich demütigt, daß sie beten und mein Angesicht suchen und sich von ihren bösen Wegen bekehren, so will ich vom Himmel her hören und ihre Sünde vergeben und ihr Land heilen“ (2 Chron 7,14).

Genau dafür, so sind wir überzeugt, ist für beide Seiten die Zeit jetzt gekommen. Wir glauben, daß Sie, liebe Schwestern und Brüder im Allianzvorstand, durch ein beherztes, offenes Votum zu einem Neubeginn sehr viel beitragen können. Wir meinen, daß Sie als amtierende Verantwortungsträger der Gemeinde Jesu diese Starthilfe für ein neues Miteinander sogar schuldig sind. Nach unserer Sicht sollten in Ihrer gemeinsamen Verlautbarung, falls sie die Wende ermöglichen soll, unbedingt folgende drei Punkte enthalten sein:

1. Beide Seiten sollten eingestehen, daß sie in der Vergangenheit Schuld gegenüber Gott auf sich geladen haben und daß im Umgang miteinder Fehler gemacht worden sind. Es sollte

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deutlich werden, daß man dies bedauert und Gott und einander um Vergebung bittet. Das würde zur Vergangenheitsbewältigung beitragen - auch wenn man persönlich nur im Sinne einer „Erbschuld“ davon betroffen ist.

2. Die Berliner Erklärung muß als geschichtliches Dokument stehen bleiben und als solches respektiert werden. Man sollte sie weder aktualisieren noch zu korrigieren versuchen. Aber Sie sollten unbedingt dazu Stellung nehmen. Sie sollten erklären, daß Sie die BE in der heutigen veränderten Situation in einigen ihrer Aussagen so nicht mehr als verbindlich ansehen können. Damit würden Sie pauschale Be- und Verurteilungszwänge beseitigen und die örtlichen Allianzvorstände in die eigenverantwortliche Regelung ihrer jeweiligen Ortsgegebenheiten entlassen.

3. Sie sollten sich von dem pauschalen und weitgehend übernommenen BE-Urteil, die Pfingstbewegung sei generell „nicht von oben, sondern von unten“, klar distanzieren und diese Behauptung als von der geschichtlichen Entwicklung nicht bestätigt bekennen.

Das würde die gegenseitige Ablehnung versöhnend überbrücken und das gegenseitige Annehmen in der Liebe Jesu bei allen Unterschieden erleichtern.

Natürlich würde das nicht bedeuten, daß Sie damit alle Fehler, die in diesem Konsens - etwa auch in jüngster Zeit - gemacht worden sind, gutheißen. Wo es nötig ist, wird weiterhin gerade von Ihnen ein offenes Wort gesagt werden müssen. Wir empfehlen Ihnen, den Entwurf eines Buß- und Versöhnungsbekenntnisses in unserer Publikation: Ihre Stimme zur Berliner Erklärung zur Kenntnis zu nehmen. Falls nicht vorhanden, senden wir Ihnen diese gerne zu (beigefügte Bestellkarte).

In Jesu Liebe grüßen Sie Ihre Brüder des Trägerkreises* der Initiative BEI.A.: Prof. Dr. theol. Norbert Baumert, Pastor Fritz Börner (A), Pastor Reiner Dauner, Fürst Albrecht zu Castell-Castell, Prof. Dr. Lorenz Hein, Prof. Dr. Heiko Hörnicke, Evangelist Herbert Masuch, Direktor Richard Krüger, Pastor Kurt Scherer, Pfr. Urs Schmid (CH), Evangelist Friedhold Vogel

Zum Trägerkreis der Initiative BE gehören über 100 evangelikale Verantwortungsträger aus Landes- und Freikirchen, Gemeinschaften und Missionswerken

Der Text des Ermutigungsbriefes sollte gleichzeitig als halbseitige Anzeige in idea-spektrum veröffentlicht werden. Daraufhin erhielt die Initiative BE vom idea-Vorsitzenden und Mitglied des Vorstandes der DEA, Horst Marquardt, die Nachricht, daß die Veröffentlichung der Anzeige aus Vorsichtsgründen zurückgestellt worden ist.

Aus dem Antwortbrief an den Vorsitzenden des idea e.V. „...Obwohl wir Deine Sorge um eine „zusätzliche Krise“ verstehen, bedauern wir dies sehr. Du empfiehlst uns, vor dem Schritt in die Öffentlichkeit erst ein Gespräch mit dem Hauptvorstand der DEA zu suchen*. Das ehrt uns einerseits, andererseits würden wir momentan kostbare Zeit damit verlieren. Wir wissen um das erwähnte Kontaktgespräch zwischen Vertretern der DEA und des BFP am 18. Juni und möchten es durch den Öffentlichkeitscharakter der Anzeige positiv unterstützen.

Die Beziehung zwischen uns Brüdern vom Trägerkreis und dem DEA-Vorstand ist ohnehin eindeutig klar: Wir wissen uns im Blick auf das Mühen um die Einheit der Gemeinde Jesu mit Euch eng verbunden. Jetzt seid Ihr an der Reihe, Euch in den weltweiten Beziehungskonsens zur Pfingstbewegung eindeutig hineinzustellen. Wir können nicht auf der Ebene der weltweiten Allianz und der Lausanner Bewegung die Pfingstgeschwister „umarmen“ und sie daheim gleichsam im Ghetto belassen. Ihr wißt sehr wohl, wieviel trennende Vorbehalte in der Vergangenheit - nicht zuletzt auf Grund der Berliner Erklärung - unter uns aufgebaut worden sind. Wir bitten Euch daher, liebe Brüder, jetzt Eure Herzen sprechen zu lassen. Darum möchten wir Euch ermutigen, bei der geplanten „Gemeinsamen Erklärung“ die für unsere deutsche Situation unerläßliche Vergangenheitsbewältigung unbedingt einzubeziehen. Damit ließe sich der längst fällige Neuanfang endlich ratifizieren.

Vielleicht werden einige Vorstandsmitglieder solche konkreten Schritte (noch) nicht mitgehen können. Ihnen werden mutige Voten jedoch helfen, auch umzudenken; denn „wer zu spät

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kommt, den bestraft das Leben“. Dieser geschichtsträchtige Ausspruch Gorbatschows gilt gewiß auch für das geistliche Leben...

Ermutigungsbrief an die leitenden Brüder des Bundes Freier Pfingstgemeinden (BFP), Ellßel, Krüger, Link und Oertel, Pfingsten 96

Betrifft: Vergangenheitsbewältigung im Blick auf das Verhältnis zur DEA - Kontaktgespräch zwischen Vertretern des PFP und der DEA am 18.Juni 1996

...Schon beim ersten Treffen der Initiative BE (10.4.95) informierte uns Richard Krüger über laufende Kontaktgespräche zwischen der DEA und dem BFP. Die vorgesehene Verlautbarung wurde bislang verschoben. Inzwischen bahnt sich auf der Basisebene - trotz Toronto - eine verstärkte Annäherung an. Auf Leitungsebene könnte das Kontaktgespräch am 18. Juni den Durchbruch zu einem bereinigten und versöhnten Neuanfang der Beziehungen bringen. Gottes Stunde dafür scheint gekommen zu sein.

Auf Leitungsebene geht der Gesprächstrend dahin, die Möglichkeiten des Miteinanders zu erweitern und zu artikulieren. Die notvolle Vergangenheit anzusprechen und durch ein Bußbekenntnis vor Gott und Menschen zu bereinigen, erscheint jedoch nicht relevant. An dieser Stelle haben die inzwischen über 100 Vertreter der Initiative BE mahnend ihre Stimme erhoben: Ohne bereinigte Vergangenheit durch Buße und Vergebungszuspruch, ohne Distanzierung von den jahrzehntelangen pauschalen Be- und Verurteilungen, ja z.T. auch Verteufelungen läßt sich kein Neues beginnen. Jeder Seelsorger weiß, daß Schuld - etwa in der Ehe - vor der Vergebung und Wiederannahme artikuliert werden muß. Ein Neuanfang - so man ihn will - braucht die richtige Basis. Er muß ferner ganzheitlich sein. Altlasten zu verdrängen und Vorbehalte zu reduzieren, aber doch noch im Blickfeld zu lassen, hieße zu „flirten“, ohne eine verbindliche Beziehung ernsthaft zu wollen.

Auf diesen Punkt zielt unser Initiative-Ermutigungsbrief an die DEA und auch an Euch als Kontakt bzw.Verhandlungspartner des BFP. Als neutraler Bruderkreis von über 100 Verantwortungsträgern aus unterschiedlichsten evangelikalen Gruppierungen möchten wir Euch das Wort Jesu zurufen: „Seid getrost, ich bin’s; fürchtet euch nicht!“ (Mt 14,27). Jesus ist mit Euch! Er gab sich selber ganz für die ganze Gemeinde. Er liebt seine ganze Gemeinde. Er will sie neu mit Einheit, Frieden und Liebe beschenken. In Ihm ist sie eins.

Darum arbeitet im Kontaktgespräch am 18.Juni auf ganze Ergebnisse hin. Begnügt Euch nicht mit „Almosen“. Bringt die Vergangenheitsbewältigung durch Buße und Vergebung zur Sprache. Erinnert daran, daß der Bannstrahl der Berliner Erklärung, „nicht von oben, sondern von unten“, ein für allemal weggetan werden muß. Dazu wäre die gemeinsame Verlautbarung eine große Möglichkeit. Es wäre/ist Gottes Versöhnungschance!

Wir möchten Euch versichern, daß wir hinter Euch stehen und für Euch beten!...

Antwortbrief des Vorsitzenden der DEA, Dr.Rolf Hille,an den Trägerkreis der Initiative BE

„...vielen Dank für Ihren Brief vom 3.Juni und den beigelegten „Ermutigungsbrief“. Wie Sie in den nächsten Tagen aus der Presse entnehmen können/haben wir als Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz mit dem Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden eine gemeinsame Erklärung abgegeben. Durch diese dürfte - so auch die Meinung der Brüder aus den Pfingstgemeinden - die ganze Thematik mit der Berliner Erklärung zu einem großen Teil überwunden sein. Wir haben damit einen Anfang gesetzt und sollten die Brüder von 1909 mit ihrer Gewissensentscheidung stehen lassen. Jeder steht und fällt seinem Herrn. Hier handelt es sich um ein historisches Dokument, das wir auf beiden Seiten (Allianz und Pfingstgemeinden) als solches respektieren...“

Aus dem Begleitbrief zur Stellungnahmean den erweiterten Initiativkreis BE am 17.7.96

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„...Zurück aus dem Urlaub wurde ich durch Briefe der Brüder Hille und Steeb (DEA) sowie den idea-Bericht über die Kasseler Erklärung überrascht. Letzteren habt Ihr sicher - wie ich - mit Freude und Staunen gelesen. Der Durchbruch ist geschehen! Preis sei dem Herrn! Dadurch ergibt sich für unsere Initiative eine neue Situation. Im Prinzip sehe ich unseren Auftrag als erfüllt an. Der Herr hat gehandelt. Unsere gemeinsame Initiative ist nicht vergeblich gewesen!

Eigentlich könnten wir jetzt abtreten oder aber das bisherige „BE“ in „Beständige Eintracht“ verwandeln. Das würde bedeuten, daß wir die Entwicklung bzw. die Umsetzung der Kasseler Erklärung weiterhin beratend begleiten, um uns - falls nötig - wieder zu Wort zu melden...

Zunächst aber möchte ich Euch allen, liebe Brüder, von Herzen danken. Ich bin sehr glücklich über die herzliche Gemeinschaft, die brüderliche Einmütigkeit und prächtige Zusammenarbeit, die der Herr uns in der rel. kurzen Zeit geschenkt hat. Ich bin überwältigt von dem großen Vertrauen, das Ihr mir entgegengebracht habt. Das hat uns befähigt, effektiv und vollmächtig mit einer Stimme zu sprechen. (Schon um uns kräftig zu umarmen, müssen wir uns unbedingt nochmals treffen!) Wahrlich, wir haben viel Grund zum Loben und Danken. Denn das Entscheidende hat der treue Herr seinem Volk zugute selber getan. Und er wird es weiterhin tun! Wir dürfen „noch Größeres als das sehen“ (Joh 1,50) und für seine Gemeinde und die Welt von JESUS erwarten.

Ihr habt sicher festgestellt, daß idea unseren „Offenen Ermutigungsbrief“ auf Grund des Vetos nicht gebracht hat. Allerdings ist... dann wenigstens mein Leserbrief „Vertrauen zu Pfingstlern“ vor dem Kasseler Gespräch noch erschienen. Den Ermutigungsbrief haben alle 42 Vorstandsmitglieder der DEA persönlich erhalten. Gerechtigkeitshalber habe ich kurzfristig noch einen knapperen Ermutigungsbrief an die vier leitenden Vertreter des BFP verschickt, die beim Kasseler Gespräch dabei waren.

Das Gespräch selbst verlief - wie mir der neue Präses des BFP, Ingolf Ellßel, erzählte, spannungsfrei und brüderlich offen. Überrascht war er von der konstruktiv-positiven Haltung Christoph Morgners während des ganzen Gesprächs. Der Herr hat den Brüdern - wie uns - sehr viel Gnade gegeben. Ingolf Ellßel meinte, es sei in Kassel das momentan Bestmögliche zustande gekommen. Wir von der Initiative BE sind in der Liebe zu Jesus, zu seinem Volk mit den Verantwortlichen der Kasseler Erklärung völlig eins. Ich überlege, ob wir sie zu unserem anstehenden Lob-und-Dank-Treffen mit einladen sollten. Das gleiche sollten wir unserem Beraterkreis, der sich ebenso treu eingesetzt hat, anbieten...

Zur Stellungnahme auf das Kasseler GesprächDer beigefügte Entwurf einer Stellungnahme war zunächst auf Wunsch von Fritz Börner (A) für dessen Allianzblatt entstanden. Fertig geworden, scheint es mir der vielleicht wichtigste publizistische Beitrag zu sein, den wir zur positiven Gesamtentwicklung des geschehenen Umbruchs beitragen können. Ich bitte Euch - falls nötig - um Verbesserungsvorschläge und würde die Stellungnahme gern a) an die Vorstände von DEA und BFP, b) an uns nahestehende Zeitschriftenredaktionen und c) an alle Christen (auch die kritischen), die uns geschrieben und uns die Reaktionszettel zugeschickt haben (über 300) abschließend als unsere gemeinsame Stimme versenden. In idea sollte die Stellungnahme bald als ganzseitige Anzeige erscheinen. Wir sind nämlich als neutrale Gruppe in der Lage, Dinge zu sagen, die Kontext-abhängige Amtspersonen, -Blätter und -Gremien (noch) nicht sagen können. Vorgesehen ist auch, eine Zusammenstellung unserer Veröffentlichungen idea für eine Dokumentation anzubieten. Auch Euch bitte ich, die Stellungnahme in Eurem Kontaktumfeld zur Publikation anzubieten... Laßt Euch mit einem Ausspruch, der mir gerade einfällt, herzlich und brüderlich grüßen:

„Wenn wir am Danken bleiben, dann bleibt Gott am Segnen“!

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3. Zeitschriften/Dokumente aus der Offensivphase

Interview der Zeitschrift dran (Oktober 1995) Unter der Überschrift: Wendepunkt im Bruderzwist?

Was ist und was will die Initiative BE ?DRAN: Herr Masuch, Sie sind vielen als evangelikaler Evangelist und Buchautor bekannt. Jetzt treten Sie als Vorreiter einer Initiative auf, die sich mit der „Berliner Erklärung“ von 1909 auseinandersetzt. Was wollen Sie erreichen?

ANTWORT: Uns Mitgliedern des Initiativkreises BE (Berliner Erklärung) geht es primär um drei Dinge: Zuerst möchten wir durch unsere Publikation im breiten Spektrum der Gemeinde Christi eine persönliche Meinungsbildung unterstützen. Dazu war es nötig, daß wir im ersten Teil des Papiers über die Hintergründe, Schwerpunkte, Schwachpunkte und Auswirkungen der BE möglichst neutral informieren. Hier gibt es einen großen Nachholbedarf. Zum Beispiel erleben wir, daß christliche Leiter zunächst eine Kopie der BE bei uns anfordern.

Um die pauschale Urteilsübernahme zu stoppen, geht es uns um ein individuelles begründetes Urteil mündiger Christen. Aus diesem Grunde wird auch auf weitere Informationsquellen hingewiesen, z,B, auf mein Buch „Charismatisch - pro und contra?“, das im Herbst 1994 erschienen ist.

Zweitens möchten wir, daß nach Kenntnisnahme der Fakten im Spektrum der Evangelikalen - vom Pietisten zum Pfingstler - ein Umdenken, also Buße, erfolgt. Was darunter zu verstehen ist, haben wir im zweiten Teil des Papiers, dem Bußbekenntnis versöhnungswilliger Christen, zu formulieren versucht.

Unser drittes und wohl wichtigstes Anliegen ist die persönliche Stellungnahme zum Fragenkomplex der BE. Darin wird zwischen den einzelnen Aussagen des historischen Dokumentes bewußt differenziert. Wir legen Wert darauf, daß zu den wichtigsten Punkten der BE ein persönliches Votum erfolgt. Somit handelt es sich bei der Initiative BE quasi um eine Meinungsumfrage unter bewußten Christen. Bislang haben hauptsächlich die Leitungsgremien votiert. Hier aber soll gleichsam die „Stimme des Volkes“ Gottes zum Tragen kommen. Wichtig ist es uns daher zunächst, daß viele Christen die Publikation bei uns abrufen, damit sie ihr Votum auf dem Reaktionsblatt geben können.

DRAN: Ein zentraler Satz der Berliner Erklärung lautet: „Die sogenannte Pfingstbewegung ist nicht von oben, sondern von unten.“ Was tun mit dieser historischen Aussage?

ANTWORT: Der Gnadauer Präses Christoph Morgner plädierte bereits 1992 dafür, die BE - und damit auch diese Aussage - „historisch und theologisch intensiv aufzuarbeiten“. Und genau das wollen und tun wir in unserem Initiativpapier. Was die theologische Aufarbeitung betrifft, müssen wir allerdings auf das schon erwähnte Buch sowie auf andere Publikationen verweisen. Aber historisch gesehen haben wir u.a. die von Ihnen zitierte Behauptung gleichsam auf den Prüfstand (TÜV) der Geschichte gestellt. Das Ergebnis ist eindeutig: So wie bisher dürfen wir mit dem „Gefährt“ der BE nicht weiterfahren. Es hat sich geschichtlich nicht bestätigt, daß die Pfingstbewegung generell „von unten“ ist. Dieser gravierende Fehler muß schnellstens behoben werden. Hierin haben sich die ehrenwerten Väter der BE fraglos geirrt.

DRAN: Gemeinsame Buße ist ein Teil Ihrer Initiative. Wofür bitten Sie um Vergebung?ANTWORT: Es ist gut, daß Sie nach meiner persönlichen Buße fragen. Pauschale Bußbekenntnisse sind - wie auch pauschale Voten - nur begrenzt effektiv. Ich glaube nicht, daß man stellvertretend - etwa für die Väter - Buße tun kann. Jeder wird, laut Paulus, persönlich vor seinem Herrn Rechenschaft ablegen müssen. Darum hat auch das von uns formulierte Bußbekenntnis mehr symbolischen Wert.

Ich selber kann sagen, daß ich weder meine charismatisch noch die pietistisch geprägten Geschwister, zu denen ich mich auch zähle, je gekränkt oder verurteilt hätte. Beide Gruppen schätze und liebe ich als Schwestern und Brüder im Herrn. Aber Gott gegenüber habe ich wohl Ursache, Buße zu tun. Und zwar habe ich mich im Evangelisationsdienst, der vorwiegend auf Allianzebene geschah, nicht eindeutig genug zu meinen Pfingstgeschwistern bekannt. Ich wollte nicht die Sympathie der leitenden Brüder verlieren und als Pfingstler oder schwärmerisch gelten. Damit

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stand nämlich meine berufliche Existenz auf dem Spiel. Darum habe ich oftmals lieber geschwiegen - zu lange geschwiegen. Das aber ist Grund genug, Buße zu tun und um Vergebung zu bitten.

DRAN: Sie haben zahlreiche Leiter im evangelikalen Raum angeschrieben. Wie sind die Reaktionen?

ANTWORT: Wir haben unseren Publikationsentwurf ca. 2000 Verantwortungsträgern aller Gruppierungen zukommen lassen. Sie sollten ihn mit verantworten und darum als sogenannte Berater Verbesserungsvorschläge machen. U.a. haben auch alle Leiter der Gnadauer Gemeinschaftsverbände und -werke unser Schreiben erhalten.

Leider konnten wir adressmäßig stärker die charismatisch offenen Pastoren, Prediger und andere Leiter erreichen. Entsprechend sind auch die Reaktionen am stärksten von charismatischer, erfreulich gut von landeskirchlicher und am schwächsten von der Gnadauer Seite gekommen.

Die Initiative wurde von vielen freudig begrüßt. Es war bewegend und ermutigend, die Reaktionen zu lesen. Die Zurückhaltung der Gnadauer Leiter ist mir von meiner eigenen Erfahrung her gut verständlich. Ich bin sicher, daß es manche unter ihnen gibt, die der Initiative innerlich zustimmen, sich aber (noch) nicht frei genug fühlen, dies zu bekennen.

DRAN: Was ist der Zielpunkt der Initiative? Eine revidierte Berliner Erklärung?ANTWORT: Dieses Frage ist sehr wichtig. Denn letztlich geht es uns nicht nur darum, geschichtlichen Schutt abzuräumen und Brücken zueinander zu schlagen. Dies fraglos auch. Aber wir hoffen und beten, daß dadurch beide Seiten neuen Zugang zur zweitwichtigsten Botschaft der Bibel erhalten. Die wichtigste ist und bleibt: Christus starb für uns am Kreuz. Genauso unentbehrlich aber ist es, Christus durch den Glauben als in uns wohnend, siegend und wirkend zu wissen. Und gerade diese Schlüsselbotschaft etwa von Galater 2,19.20 ist durch das „Kriegsgeschrei“ um die BE im deutschen Sprachraum fast verloren gegangen.

Der theologische Schwerpunkt unserer Initiative liegt nicht bei 1 Korinther 12-14, der Gabenfrage, sondern bei Römer 6-8, der Heiligungsfrage. Wenn wir wieder begreifen, was es heißt, „mit Christus für die Sünde gestorben“, aber auch „mit ihm auferstanden“ zu sein (Röm 6,11; Kol 3,1-3), dann werden wir unseren missionarischen Auftrag wieder freudig und gemeinsam ausrichten können. Daher sind wir auch an der Diskussion um die sogenannten Toronto-Phänomene nur sekundär interessiert.

DRAN: Schon einmal haben sich, beim Gemeindekongreß in Nürnberg, Evangelikale und Charismatiker vergeben und versöhnt. Kritiker meinten damals, daß sich dort nur die versöhnt hätten, die ohnehin schon lange nichts mehr gegeneinander hatten. Woher nehmen Sie die Zuversicht, daß sich jetzt auch Leute jenseits der Mitte einbeziehen lassen?

ANTWORT: Alle Schritte in dieser Richtung waren wichtig. Ich sehe sie als Bausteine an. Jedenfalls sind sie der Ausdruck einer Not und des Schmerzes im Leib Jesu Christi. Meines Erachtens war jedoch die Zeit für einen konkreten Neuanfang bislang noch nicht reif. Auch müssen wir einsehen, daß es nicht an unserem „Wollen und Laufen“ liegt (Röm 9,16), sondern an Gottes Erbarmen. Ebenfalls muß bedacht werden, daß ER „alles schön macht zu seiner Zeit“ (Pred 3,11). Aber diese Zeit scheint uns jetzt gekommen zu sein.

Ferner sehen wir für unsere Zuversicht - wie Sie es ausdrücken - noch zwei Gründe: 1. gab es bisher überwiegend einseitige Versöhnungsversuche. Evangelikale und Charismatiker haben sich etwa beim Gemeindekongreß in Nürnberg nicht versöhnen und vergeben können, weil die Hauptvertreter der pietistischen Seite gar nicht anwesend waren. Nun aber sind wir von Anfang an auf sie zugegangen, um sie schon in der Startphase einzubeziehen. Und während es bislang eher undifferenziert darum ging: Schluß mit der schlimmen BE! werden nun die Standpunkte beider Seiten in Betracht gezogen.

Übrigens sehe ich selbst mich als Vertreter der Gnadauer Gemeinschaftsbewegung an. Ich habe durch ihren Dienst Jesus Christus gefunden. Meine theologische Ausbildung erhielt ich auf dem klassischen Predigerseminar des Pietismus, St.Chrischona bei Basel. Dann arbeitete ich viele Jahre in der Gnadauer Gemeinschaftsbewegung zunächst als Prediger und später als Evangelist. Der landeskirchlicher Pietismus ist - wenn Sie so wollen - „mein Fleisch und mein Blut“.

2. Im Trägerkreis der Initiative BE ist inzwischen eine erfreuliche Anzahl kompetenter Vertreter verschiedener Prägungen präsent. Immerhin gehören heute (am 25.9.95) bereits 65 Verantwortungsträger aus Landeskirche, Freikirche, CVJM, Gnadauer Gemeinschaften,

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Missionswerken, Bibelschulen und unabhängigen Gemeinden dem Beraterkreis an. Darunter befinden sich vor allem Pastoren, aber auch engagierte Geschäftsleute, Ärzte, Journalisten und Professoren, denen man ein sachlich neutrales, aber auch geistliches Urteil nicht absprechen kann. Persönlichkeiten wie Kurt Scherer vom Evangeliumsrundfunk oder Friedhold Vogel, der dem Leitungskreis des deutschen Zweiges der Lausanner Bewegung angehört, oder den Professor für Kirchengeschichte, Dr.Lorenz Hein, wird man ernst nehmen müssen.

idea-Bericht über die Initiative BE in idea spektrum, Ausgabe 39/95

Ist die Berliner Erklärung“ überholt?

Neue Initiative will Aussöhnung zwischen Pietisten und Pfingstlern fördernDie „Aussöhnung“ zwischen pietistischen und charismatisch-pfingstkirchlichen Kreisen innerhalb der evangelikalen Bewegung will eine Gruppe von Theologen und Verantwortungsträgern vorantreiben. Sie haben eine Initiative „Berliner Erklärung“ gegründet, um „notvolle Altlasten“ zu beseitigen und den „lähmenden Bruderzwist“ zu beenden. Mit der Berliner Erklärung hatten 1909 Vertreter aus dem Bereich der Evangelischen Allianz vor der Pfingstbewegung gewarnt, weil diese dämonisch befrachtet sei. Dieses Votum könne für die heutige Gemeinde Jesu nicht mehr generell gültig sein, da es „teilweise geschichtlich überholt“ sei, heißt es in einer Mitteilung der Initiative. Ihr Sprecher ist der Evangelist Herbert Masuch (Scheeßel bei Bremen). Weitere Mitglieder des Initiativkreises sind unter anderen der frühere stellvertretende Direktor des Evangeliumsrundfunks (ERF), Pastor Kurt Scherer (Braunfels bei Wetzlar), der Naturwissenschaftler Prof. Heiko Hörnicke (Münsingen) und der Evangelist Friedhold Vogel (Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart). Der Methodist gehört zum Leitungskreis des deutschen Zweiges der Lausanner Bewegung für Weltevangelisation. Die Initiative hat nach eigenen Angaben über 1.000 Leiter „der deutschsprachigen Gemeinde Christ“ angeschrieben und um Unterstützung gebeten. Bislang hätten sich 35 als Berater zur Verfügung gestellt.

Pfingstbewegung ist nicht „von unten“Nach Ansicht der Initiatoren bleiben manche Aussagen der Berliner Erklärung zeitlos gültig, andere seien dagegen nicht mehr bedeutsam. So habe sich die Aussage „Die Pfingstbewegung ist nicht von oben, sondern von unten“ nicht bestätigt. Sie gehöre heute nachprüfbar zu den am schnellsten wachsenden Kirchen. Die Pfingstgemeinden außerhalb Europas seien inzwischen durchweg in der Evangelischen Allianz integriert... Die Initiative will im Oktober ein Papier zur Berliner Erklärung veröffentlichen. Sie ruft alle Christen dazu auf, dazu Stellung zu nehmen. Zu der Publikation gehört ein „Bußbekenntnis versöhnungswilliger Christen“. Darin heißt es im Blick auf Charismatiker und die ihnen theologisch nahestehenden Pfingstler: „Wir bekennen, daß es Schuld war, der Entfremdung durch einseitige Lehrakzente und überhebliches Denken Nahrung gegeben zu haben. Es war lieblos, daß wir uns aufgrund besonderer Erkenntnisse, Gaben und Erfahrungen geistlicher und gesegneter vorkamen als andere Christen.“ Für die Pietisten heißt es: „Wir bekennen, daß unsere Väter sich in der Berliner Erklärung aus Mangel an Durchblick zu einseitig, zu radikal und unwiderruflich ihren Geschwistern gegenüber verschlossen haben... Es war lieblos, eine geschichtsbedingte Maßnahme jahrzehntelang zum Teil Pauschal und generell aufrechtzuerhalten.“

Die Initiative und der Vorschlag für ein Schuldbekenntnis stoßen bei den angesprochenen Gruppen auf ein unterschiedliches Echo. Der Präses des pietistischen Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes (Vereinigung Landeskirchlicher Gemeinschaften), Pfarrer Christoph Morgner (Siegen), geht auf Distanz. Es habe keinen Sinn, so Morgner, an einem Dokument „herumzubasteln“, das in einer bestimmten geschichtlichen Situation entstanden sei: „Wir wärmen aber die Berliner Erklärung nicht blind auf. Sie ist für uns keine Bekenntnisschrift.“ Das vorgeschlagene Schuldbekenntnis könne sich der Gnadauer Verband nicht zu eigen machen. „Unheil“ habe nicht die Berliner Erklärung hervorgerufen, sondern extreme Phänomene in pfingstlichen Kreisen.

GGE: Schwere Last für EvangelikaleDemgegenüber unterstützt der Vorsitzende der (charismatischen) Geistlichen Gemeinde-Erneuerung (GGE), Pfarrer Friedrich Aschoff (Kaufering bei München), die Initiative als Berater. Die

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Berliner Erklärung liege wie eine „schwere Last“ auf der evangelikalen Bewegung. Eine theologische und geistliche Arbeit an diesem Problem könne verheißungsvoll sein für ein weiteres Miteinander zwischen Pietisten und Charismatikern. Aschoff: „Es verbindet uns viel mehr als uns trennt.“ Der Pressesprecher des Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP), Werner Gunia (Bremen), erklärte: „Wir freuen uns über alles, was dazu beiträgt, daß Zäune abgebrochen und Gräben zugeschüttet werden, damit die Einheit der Gemeinde Jesu in Deutschland gefördert wird.“

Die Zeitschrift TOPIC kommentierte in Nr.9 September 95 u.a.:

„Berliner Erklärung“ erneut im Mittelpunkt des Interesses...Die „Berliner Erklärung“ hat bis heute erhebliche Auswirkungen in der christlichen Szene hinterlassen. Seit 1909 trennt ein tiefer Graben pfingstkirchlich/charismatisch ausgerichtete Christen von pietistisch/evangelikalen. Dieser Graben soll nun endlich zugeschüttet werden, um eine neue Einheit unter den Christen zu ermöglichen.

Eine „Initiative Berliner Erklärung versucht seit einiger Zeit, Schlüsselfiguren und namhafte Leiter aus dem pfingstkirchlich/charismatischen einerseits und dem pietistisch/evangelikalen Lager andererseits für dieses Vorhaben zu gewinnen...

In einem Schreiben der Initiative BE an Verantwortungsträger in den christlichen Gemeinden heißt es: Es hilft nicht weiter, die historische Berliner Erklärung zu befürworten oder total zu verwerfen. Da einige ihrer Aussagen... geschichtlich überholt sind, ist eine objektive Stellungnahme zu diesem Dokument nötig geworden. Die veränderte Situation erfordert ein persönliches Votum kompetenter Leiter aller evangelikalen Christen, die sich hier persönlich verantwortlich fühlen. Im Wesentlichen einig, in Nebenfragen weitherzig, könnte eine gemeinsam getragene Verlautbarung blockierende „Altlast“ beseitigen. Eine gemeinsame Stimme würde „die Beziehungen getrennter Brüder entlasten, ein effektiveres Zeugnis in der Welt ermöglichen und eine neue Basis für biblische Heiligung schaffen.“...

Aus den hier veröffentlichten Informationen der „Initiative BE“ geht hervor, daß die AbP (außerbiblische Phänomene), die seinerzeit zur „Berliner Erklärung“ führten, jetzt keine gewichtige Rolle mehr spielen sollen. In einem Gespräch mit TOPIC erklärte Herbert Masuch, sie seien geistlich gesehen eher harmlos und zweitrangig. Dem Initiativkreis gehe es darum, mehr die theologischen Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten, als sich über die Gaben und Auswirkungen des Heiligen Geistes zu streiten: „Wir halten uns da raus!“...Derweil die Aktivitäten der „Initiative BE“ immer weitere Kreise ziehen, ist bereits eine Gegenbewegung im Entstehen. Bisher hinter verschlossenen Türen haben sich namhafte Vertreter aus evangelikalen Kreisen und ehemalige pfingstkirchliche Leiter getroffen, um angesichts der AbP des „Toronto-Segens“ eine neue „Berliner Erklärung zu formulieren. Bisher hat man sich nur einige wenige Male getroffen und scheut noch die Öffentlichkeit. Wenn der Text festliege, werde man ähnlich wie die „Initiative BE“ an die Verantwortungsträger in den christlichen Gemeinden herantreten, so ein Mitarbeiter aus diesem Kreis gegenüber TOPIC...

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III. Publikationen der Initiative BE

1. Die Hauptschrift der Initiative BE im Oktober 1995

(Sie wurde verantwortet vom Gesamtträgerkreis mit insgesamt 85 Personen)

Ihre Stimme zur BERLINER ERKLÄRUNG (eine Volk-Gottes-Umfrage).

I.Information - II.Bußbekenntnis - III.Stellungnahme

Warum eine Initiative zur Berliner Erklärung?

Liebe Schwestern, liebe Brüder im breiten Spektrum der Gemeinde Jesu Christi!Wie Sie wissen, sind sich Pietisten/Evangelikale und Charismatiker/Pfingstler auf Leitungsebene in den letzten Jahren erfreulich nähergekommen. Ungeklärt blieb jedoch die Frage, inwieweit die Berliner Erklärung (BE) heute noch als verbindlich akzeptiert werden kann. Bislang war es üblich, das historische Dokument entweder generell zu verwerfen oder pauschal zu bejahen. Beides erscheint nach 90 Jahren BE weder sachlich richtig noch hilfreich zu sein. Manche Aussagen der BE wurden zeitlos formuliert und bleiben gültig, andere hingegen sind auf Grund der geschichtlichen Entwicklung überholt und daher nicht mehr relevant. Sie aufrechtzuerhalten, wäre unrealistisch und würde Gräben vertiefen. Darum ist eine differenzierte Stellungnahme zur BE für Pietisten/Evangelikale und Charismatiker/Pfingstler heute unerläßlich geworden.

Die Initiative BE will es den Christen unterschiedlicher Prägung ermöglichen, ihre persönliche Einstellung zur BE zu finden und zu bekennen. Das könnte notvolle Altlasten beseitigen und lähmenden Bruderzwist endgültig beenden. Darum ist die Initiative BE ein dringender Appell an alle, sich mit den Fakten vertraut zu machen und die Chance zum Neubeginn miteinander zu nützen (gemäß Phil 2,1-4).

Da es bei der Stellungnahme um ein persönlich zu verantwortendes Votum geht, wird Ihnen durch die Fußnoten weitere Sachinformation angeboten, die Sie bei uns anfordern können. Das Bußbekenntnis (II) und die Stellungnahme (III) sollen Ihnen helfen, einen eigenen Standpunkt zu finden. Nehmen Sie sich für Ihre Meinungsbildung Zeit und bitten Sie Gott, Sie dabei durch seinen „Geist der Wahrheit“ zu leiten. Das Resümee Ihrer Stellungnahme bekunden Sie bitte auf dem Reaktionsblatt und senden uns dieses baldmöglichst zu.

Auf Ihre Antwort wartet und freut sich der Initiativ- und Beraterkreis, der für die Erarbeitung verantwortlich ist.

Für den Initiativkreis:

Pastor Reiner Dauner, Pfarrer Otfried Hainebach, Prof.Dr.Heiko Hörnicke, Direktor Richard Krüger, Prediger/Evangelist Herbert Masuch, Pastor Kurt Scherer, Pastor/Evangelist Friedhold Vogel

Für den Beraterkreis:

Pfr. Friedrich Aschoff, Prof. theol. Norbert Baumert, Ingenieur Berthold Becker, Publizist Gerhard Bially, Pastor Bernd Bierbaum, Pfr. H.Bittner, Seminardirektor Dr.Dieter Bodenstein (A), Pastor Fritz Börner (A), Pfr. Herb Brasher, Pastor Manfred Bräning, Prediger/Inspektor Klaus Brandt, Diakon Peter Butschek (A), Geschäftsmann Hubert Dalemans, Pastor J.K.van Dam (A), Pastor Heinrich Engelhardt, Pastor Franz Esau, Pastor Bernd Ewert, Evangelist Erwin Fillacher (A), Pastor Günter Geier, Pastor Werner Gunia, Dr. Christoph Häselbarth, Missionsleiter Georg Frenzel, Pfr.Peter Gleiß, Pfr. Christian Günther, Pastor Kurt Hartwig, Pfarrer Hans-Joachim Heil, Prof.Dr. Lorenz Hein, Pastor Ludwig Heinemeyer, Verleger Gerhard Heinzelmann, Pastor Gerhard Heinzmann, Pfarrassistent Frank Hinkelmann (A), Pfr. Klaus Hoffmann, Pastor Manfred Hüncke, Pastor Matthias Hühnerbein, Pastor Kurt Kerber, Pastor W.S.Keller, Pfr. Detlef Kellmereit, Pastor Hajo Klösel, Pastor Lothar Kraus, Pfr. Günter Kreusel, Pastor Anton Kurti, Sieghard Kurz, Pastor A.Lange (A), Pastor Paul Liedtke, Pastor Peter Luiz (A), Pastor Heino Masemann, Journalist Heinz Matthias, Pfr.Ingo Maxeiner, Lektor Eckhard Maier, Evangelist Werner Morgenstern, Pastor Wolfgang Neumeister, Pastor O. Ohre, Referentin Maria Prean (A), Sekretär Gerhard Proß, Sekretär Franz Rathmaier (A), Sekretär Detlef Richter, Dr.med. Peter Riechert, Pastor Heinrich

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Christian Rust, Pastor Klaus Schiemann, Pastor Dr.Erich Schindler (A), Pfr. Bernd Schmidt, Pastor Johannes Schmidt, Pastor Manfred Schmidt, Pastorin Ursula Schmidt, Journalist H.P.Steinmüller, Pastor Diethelm Strauch, Pastor J.Sohn, Pastor Markus Taubert, Pastor H.Vollkommer, Pastor Dieter Weigel, Fritz Weigle, Pastor Peter Wenz, Prediger Fritz Wilkening, Pastor Klaus Winter (A), Religionslehrer Rüdiger B.Wolff, Evangelist Peter Wössner, Schriftenmissionar Hermann Wüchner....

(Stand 18. Sept. 95 - Aufnahme in den Beraterkreis bis Dez. 95)

I.Grundsätzliche Informationen zur BE1

1. Über Hintergrund und Ursachen der BE 2

Welche Ausgangssituation hatte die BE?Um die Jahrhundertwende hatte Gott Jahrzehnte des Segens geschenkt. Geistliche Aufbrüche, missionarische Initiativen, diakonische Werke, aufblühende Gemeinden und Gemeinschaften waren die Folge. Die Heiligungsbewegung3 vertiefte Jesusliebe und Heiligungsstreben. Man war stark motiviert für neue, helfende Segnungen4.

Wodurch kam es zur BE? In der Leiterschaft eskalierten Differenzen über Heiligungsfragen5 und körperliche Phänomene. Hauptstreitpunkt wurden die Kasseler Ereignisse6, deren bedenkliche Begleiterscheinungen stark irritierten. Es gab überrumpelte Christen, überforderte Leiter, impulsive Gegenmaßnahmen und am 15.9.1909 eine krasse Scheidung in zwei Lager durch die BE.

Wer waren die Verfasser der BE?Die Hauptinitiative ist vom damaligen Präses der Gnadauer Gemeinschaftsbewegung, Pastor Walter Michaelis ausgegangen. Durch Gespräche und Schriftverkehr mit vorwiegend gleichgesinnten Verantwortungsträgern innerhalb der Ev.Allianz ergab sich ein Kreis von 56 Unterzeichnern der BE. Sie handelten dabei nicht als offizielle Vertreter ihrer Werke, Verbände, Kirchen oder Gemeinden, repräsentierten diese jedoch. Nicht unterzeichnet hat eine kleinere Gruppe der sogenannten Neutralen.

2. Über Würdigung, Ziele und Schwerpunkte der BE

Welche Absichten verfolgten die Verfasser der BE?Die Motive für die BE waren primär seelsorgerlich helfender Art. Die unterzeichnenden Brüder waren überzeugt, verantwortungsbewußt zu handeln. Es ging ihnen vor allem um:

Bewahrung der erweckten Christen vor fremdem Geist, vor Irrlehren und -praktiken, Überwindung erkennbarer Fehlentwicklungen, Erhaltung des vorhandenen geistlichen Lebens.

Welche inhaltlichen Schwerpunkte hatte die BE?7 Das Dokument enthält im Wesentlichen Stellungnahmen und Abgrenzungen

zu beunruhigenden Phänomenen, zu unnüchtern überzogener Heiligungslehre, zu umstrittenen Leitern, Kreisen und Beziehungen.

Die Christen werden gewarnt und angewiesen, Konsequenzen zu ziehen.

Welche Schwachpunkte hat die BE8

Aus heutiger Sicht finden sich in der BE:

einseitig negative Darstellung pfingstlicher Praxis und Lehre,

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pauschale Beurteilung übernatürlicher Phänomene, grundsätzliche Verurteilung der Gesamtbewegung durch Konzentration auf negative

Aspekte, zu radikale Problemlösung durch generelle Kontaktverweigerung gegenüber

andersdenkenden Christen9.

3. Über Auswirkungen und geschichtliche Korrekturen der BE

Wie wirkte sich die BE im deutschsprachigen Volk Gottes aus?10

Sie führte zu notvoller Entfremdung und Entzweiung, liebloser Verkennung und Mißdeutung, lähmender Blockbildung, zum Verlust geistlicher Dynamik und zum Stellungskrieg um eigene Positionen. Es kam zu Solidarisierungszwängen und bequemer Gefolgschaftsmentalität11. Durch übernommene Pauschalbekenntnisse zur BE wurde ihre Gültigkeit über Generationen aufrechterhalten.

Auf Leitungsebene gab es wiederholt Kontakte und ernstgemeinte Verständigungsversuche, so 1981 in der damaligen DDR und 1994 zwischen Vertretern der Ev.Allianz und der Pfingstbewegung.

Welche Einsichten ergeben sich auf Grund der geschichtlichen Gesamtentwicklung für die BE?

Die Pfingstbewegung erfuhr - abweichend vom BE-Urteil - keine einheitlich schwärmerische, sondern eine differenzierte Entwicklung.

Leitende Pfingstler waren korrekturwillig und verließen Extrempositionen in Lehre und Praxis12. Weltweit hat sich die Pfingstbewegung im allgemeinen als „von oben“ erwiesen. Sie gehört

heute nachprüfbar zu den am schnellsten wachsenden Kirchen, in der viele Menschen zum Glauben an Jesus Christus kommen. Auch sind die Pfingstgemeinden teilweise im europäischen und weitgehend im außereuropäischen Raum inzwischen in der Evangelischen Allianz integriert.

Welche neue Sicht ergibt sich aus diesen geschichtlichen Fakten? Pauschale Beurteilungen helfen nicht, sondern führen zu Solidarisierungszwängen. Generelle Verurteilungen blockieren geistliches Leben, verhindern helfende Korrektur und

entzweien den Leib Jesu Christi. Unbedachte Urteilsübernahme verhindert individuelle Meinungsbildung und führt in eine passive

Gefolgschaftsmentalität13.

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Fußnoten:(1) Diese Grundsatzinformationen orientieren sich an dem Buch Charismatisch - pro und

contra? von Herbert Masuch (Ernst Franz Verlag, 1994). Die Hinweise ermöglichen eine gründlichere Sicht der geschichtlichen Fakten. Wir weisen durch die Seitenangaben darauf hin:

(2) Seite 34 ff. (3) Seite 22 ff. (4) Seite 32 (5) Seite 34 ff. (6) Seite 42 (7) Seite 43 ff. (8) Seite 45 (9) Seite 46 (10) Seite 65-114 (In diesem wichtigen Teil des Buches wird ausführlich dargestellt, wie notvoll sich der durch die BE sanktionierte Bruderzwist bis in die Gegenwart auswirkt.) (11) Seite 60 ff. (12) So Pastor J.Paul, Seite 41. (Sein Bekenntnis in der idea-Dokumentation 1/92) (13) Seite 60-64 (14) Seite 153-155

II. Bußbekenntnis versöhnungswilliger Christen14

In der Gegenwart des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes bekenne ich, daß wir aneinander schuldig geworden sind. Ich habe erkannt, daß bereits unsere Glaubensväter nicht immer in der Liebe Christi gehandelt haben. Begangene Fehler wurden nicht verziehen, sondern angerechnet und einander vorgehalten. So sind daraus hohe, trennende Mauern geworden. Diese wurden nicht abgebaut, sondern oft wieder zementiert.

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Wir Pfingstler/Charismatiker bekennen, daß es Schuld war, der Entfremdung durch einseitige Lehrakzente und überhebliches Denken Nahrung gegeben zu haben. Es war lieblos, daß wir uns auf Grund besonderer Erkenntnisse, Gaben und Erfahrungen geistlicher und gesegneter vorkamen als andere Christen. Es tut uns leid. Wir haben biblische Wahrheiten z.T. überzogen, wodurch überhöhte Erwartungen und Emotionen geweckt worden sind. Wir bitten unsere Geschwister, uns diese Schuld zu vergeben.

Wir Pietisten/Evangelikale bekennen, daß unsere Väter sich in der Berliner Erklärung aus Mangel an Durchblick zu einseitig, radikal und unwiderruflich ihren Geschwistern gegenüber verschlossen haben. Wir beugen uns darunter und bitten die charismatisch geprägten Christen, uns diese Schuld zu vergeben. Es war lieblos, eine geschichtsbedingte Maßnahme jahrzehntelang z.T. pauschal und generell aufrechtzuerhalten. Wir geben diese trennende, verurteilende Einstellung auf und bitten darum, uns das zu vergeben.

AlleWir sehen die Berliner Erklärung als teilweise geschichtlich überholt und für die veränderten Verhältnisse als nicht mehr allgemein zutreffend an. Wir nehmen uns in unserer unterschiedlichen Prägung als zum Leib Jesu Christi gehörende Geschwister an. Wir wollen einander achten, lieben und ehren (Röm 12,10).

Wir möchten uns durch die unterschiedlichen Prägungswerte, die Gott uns anvertraut hat, bereichern lassen und bekennen, daß wir einander nötig haben. Das gilt besonders für den missionarischen Auftrag in unserer Zeit. Ferner soll die Botschaft, die zu gelebter Heiligung führt (z.B.Röm 6-8), uns wichtiger sein, als Frömmigkeitsstile (Röm 14,5.6), geistliche Erlebnisformen (2 Kor 12,2) und spezielle Erkenntnisfragen (1 Kor 13,8.9). Für geistliche helfende Korrekturen sind wir grundsätzlich offen. Andererseits wollen wir dort, wo wir Gefahren oder Schwachpunkte bei Christen sehen, brüderlich raten, korrigieren und -falls nötig - ermahnen.

Wir danken für die gewährte Vergebung und das neue Miteinander auf der Basis des Wortes Gottes und des Heiligen Geistes. Amen

III. Persönliche Stellungnahme zur BE

1. Zum grundsätzlichen Anliegen

Ich begrüße die bisherigen Bemühungen, sich auf Leitungsebene näherzukommen, Hindernisse auszuräumen und trennende Gräben zu überbrücken. Durch meine Stellungnahme möchte ich die bereits erreichten Ergebnisse von der Basis her unterstützen, die historische BE mit einbeziehen und damit den Aussöhnungsprozeß bzw. einen Neuanfang fördern:

( ) Ich stelle fest, daß es beim Zustandekommen der BE Gründe gab, aus Sorge und Verantwortungsbewußtsein zu handeln.

( ) Ich nehme zur Kenntnis, daß in der Heiligungslehre teilweise zu einseitige und deshalb gefährdende Akzente gesetzt worden sind.

( ) Mir ist bewußt, daß Christen und Leiter bei der damaligen Konfrontation mit Phänomenen (Kassel) relativ unvorbereitet und daher vermutlich überfordert waren.

( ) Ich nehme an, daß im Umgang mit diesen Phänomenen Fehler gemacht worden sind, die eine offizielle Stellungnahme rechtfertigten.

( ) Ich erkenne an, daß es differenzierte Entwicklungen in der Pfingstbewegung gab, daß in ihr keineswegs alles schwarmgeistig oder dämonisch war bzw. ist, sondern daß in der Pfingstbewegung Gottes Geist wirkte - und weiterhin wirkt.

( ) Ich gestehe zu, daß in der BE zwar in guter Absicht, aber zu einseitig, zu pauschal und zu radikal geurteilt und verurteilt worden ist.

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( ) Ich bedaure, daß diese pauschale Be- und Verurteilung von Christen jahrzehntelang z.T. unkritisch übernommen wurde und somit zur belastenden, trennenden und blockierenden Schuld geworden ist.

2. Zu einzelnen inhaltlichen Punkten

Da die BE ein geschichtliches Dokument darstellt, weiß ich, daß dieses für Christen und Gruppen, die sich damit solidarisieren, generell gültig ist (dies auch bei sachlicher Unwissenheit oder bei kollektiven Zwängen). Daher meine ich, daß in solchem Falle eine Sinnesänderung (Buße), aber auch eine konkrete Distanzierung von gewissen Aussagen der historischen BE erforderlich ist. Zu folgenden inhaltlichen Punkten, die ich anerkenne oder aber als überholt und hinderlich ansehe, möchte ich meine Einstellung äußern:

( ) Die Aussage in Teil 1 der BE: „Die sogenannte Pfingstbewegung ist nicht von oben, sondern von unten“ sehe ich als geschichtlich nicht bestätigt an und will mich daher von ihr distanzieren.

( ) Die Begründung der BE, daß „gewisse häßliche Erscheinungen wie Hinstürzen, Gesichtszuckungen, Zittern, Schreien, widerliches Lachen usw. nicht gottgewirkt sind“, sehe ich als zu einseitig an. Dagegen meine ich, daß sie zwar nicht gottgewirkt sein müssen; sie können jedoch körperliche Reaktionen auf Geisteswirkungen sein. Der Formulierung: „Wir lassen dahingestellt, wie viel davon (von den ungewohnten Phänomenen, Red.) dämonisch, wie viel hysterisch oder seelisch ist“, stimme ich zu.

( ) Statt pauschal zu verurteilen oder gar zu verdammen, sehe ich es als notwendig an, solche Erscheinungen in der jeweiligen Situation nach biblischen Kriterien ernsthaft zu prüfen. Ich glaube, daß Christen mit Hilfe des Wortes und Geistes Gottes befähigt sind, die Geister, mit denen sie konfrontiert werden, zu unterscheiden.

( ) Für mich gilt die BE-Aussage: „Wir alle stellen uns wegen unserer Mängel und Versäumnisse, besonders auch in der Fürbitte, mit unter diese Schuld“.

( ) Im Blick auf die Abwehr einer unbiblischen Heiligungslehre stimme ich der Warnung zu: „Es handelt sich dabei (Pastor Paul, Red.) um den Irrtum, als sei die innewohnende Sünde in einem begnadigten und geheiligten Christen ausgerottet“. Ich unterstreiche die daraus resultierende Aussage: „Wir halten fest an der Wahrheit, daß der Herr die Seinigen vor jedem Straucheln und Fallen bewahren kann und will (1 Thess 5,23; Jud 24.25; Hbr 13,21) und daß dieselben Macht haben, durch den Heiligen Geist über die Sünde zu herrschen“. Ebenso den Satz: „Mangelnde Beugung über eigene Sünde verschließt den Weg zu neuen Segnungen und bringt unter den Einfluß des Feindes“. Wichtig ist mir ferner der BE-Hinweis: „Jedem einzelnen Glaubenden gilt die Mahnung des Apostels: ‘Werdet voll Geistes’“ (Eph 5,18).

( ) Nicht akzeptieren kann ich hingegen den pauschalen Aufruf: „Haltet euch von dieser Bewegung fern! Wer aber von euch unter die Macht dieses Geistes geraten ist, der sage sich los und bitte Gott um Vergebung und Befreiung“. Die geschichtliche Entwicklung hat gezeigt, daß die 56 damals unterzeichnenden Brüder darin irrten, daß sie in der Pfingstbewegung ausschließlich den „Geist von unten“ zu sehen glaubten.

----------- Reaktionskarte ------------

( ) Das vorgelegte Bußbekenntnis ist mir aus dem Herzen gesprochen. Daher identifiziere ich mich damit.

( ) Die vorgelegte Stellungnahme der Initiative BE entspricht meiner persönlichen Überzeugung, darum stimme ich ihren Aussagen generell zu. Ich hoffe, daß mein Votum dazu beiträgt, Altlasten zu beseitigen, Gräben zu überbrücken, und eine neue Basis für Gottes Wirken zu finden.

( ) Ich bin der Meinung, daß die fast hundertjährige BE für die heutige Gemeinde Jesu nicht generell verbindlich sein kann. Sie ist ein historisches Dokument, das ich als solches stehen lasse. Orientieren will ich mich aber neu - unabhängig von der kontroversen Diskussion - am Wort Gottes und den aus dem Geschichtsverlauf gewonnenen Erkenntnissen (Mt 7,16).

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( ) Ich möchte den Formulierungen der Initiative BE nur mit Einschränkung zustimmen. Einige der vorgelegten Punkte sehe ich anders und habe sie nicht ankreuzen können. Ich vertraue jedoch darauf, daß Jesus Christus sich seiner Gemeinde neu erbarmen will und werde konkret dafür beten (Kol 2,1-3).

( ) Ich kann mich mit den Aussagen der Initiative BE nicht identifizieren. Nach meiner Sicht ist die Berliner Erklärung nach wie vor aktuell und verbindlich...

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2. Berliner Erklärung - Anlaß zur Buße !?(Eine Stellungsnahme)

Das Hauptanliegen der Initiative BE ist der Aufruf zur Versöhnung durch Buße. Das Bußbekenntnis versöhnungswilliger Christen in ihrer Publikation zielt auf Sinnesänderung der Christen in verschiedenen Lagern ab. Das wirft unbequeme Fragen auf:

*Hat die Berliner Erklärung nur eine zeitbedingte Bedeutung oder wirkt sie sich bis heute aus? *Soll das Dokument, an dem sich Generationen von Christen orientiert haben, nicht nur teilweise überholt, sondern in einigen Aussagen unrichtig gewesen sein? *Hat man sich beim unkritischen Festhalten am Urteil der Väter etwa getäuscht? *Wurde durch die radikale Trennung von Gliedern des Leibes Christi das Gebot der Liebe verletzt? *Ist man dadurch vor Gott und Menschen schuldig geworden?

Die Brüder der Initiative BE sehen sich als Mitbetroffene an. Sie haben diese Fragen zunächst sich selbst und dann erst ihren Brüdern und Schwestern gestellt. Sie glauben, daß es für die evangelikale Zukunft in Europa entscheidend wichtig ist, ob diese Fragen ernstgenommen oder aber ignoriert werden.

Die ersten Reaktionen auf den Bußruf der Initiative BE fielen größtenteils positiv aus. Nahezu 100 Verantwortungsträger in der Gemeinde Christi haben sich als Initiative-Berater mit dem Anliegen der Buße inzwischen identifiziert (Stand Ende Oktober 95). Viele Christen unterschiedlicher Prägung bejahten bereits das Bußbekenntnis von ganzem Herzen. Allerdings fällt auf, daß sich Pietisten schwerer tun, umzudenken und dies zu bekennen. Warum sie zögern, ja eine Buße z.T. ablehnen, wurde überwiegend mit folgenden Argumenten begründet (Zitate aus Briefen):

„Geschichte ist in unserer Zeit tragischerweise nicht mehr gefragt... So gesehen könnte man doch am besten alles auf sich beruhen lassen.“ „Wir müssen... eigene Antworten auf die uns heute gestellten Fragen finden...So bin ich dafür, die BE als das zu belassen, was sie ist - ein historisches Dokument.“

Nicht wenige fragen sich, ob es „etwas bringt“, und ob es daher sinnvoll oder gar nötig sei, auf Grund der Berliner Erklärung an Buße zu denken. So betonte u.a. der Gnadauer Präses, Christoph Morgner, gegenüber Idea: „Das vorgeschlagene Schuldbekenntnis könne sich der Gnadauer Verband nicht zu eigen machen“ (idea Spektrum 39/95, Seite 7).

Bei dieser Einstellung werden biblisch-geschichtliche Grundprinzipien entweder übersehen oder aber ignoniert. Leider ist es Tatsache, daß auch Christen sich mehr am Tagesgeschehen orientieren als weitgespannt, also geschichtlich zu denken. Es tut daher not, Gottes Grundsätze im geschichtlichen Handeln neu zu bedenken.

Einig sind glücklicherweise Befürworter und Gegner der BE darin, daß allein Gottes Wort verbindlicher Maßstab für geschichtliche Vorgänge ist. Darum sei an Hand einer biblischen Studie aufgezeigt, warum in Bezug auf die Berliner Erklärung Buße notwendig ist. Ein klassisches Beispiel dafür, daß Schuld bei Gott nicht verjährt, bietet uns Davids stellvertretende Buße für Verfehlungen seines Vorgängers, des Königs Saul. Sieben Einsichten aus 2. Samuel 21, 1-14 sollen verdeutlichen, weshalb Gott Buße für geschichtliche Schuld auch heute erwartet:

1. Geschichtliche Schuld - Anlaß zur Strafe (V.1a)

Die dreijährige Hungersnot in Israel verdeutlicht, daß ungesühnte Schuld nicht verjährt. Zweifellos hatte Gott die Zeit der Dürre über sein Volk verhängt. Er hatte die falsche Maßnahme des Königs Saul nicht vergessen. Eine Zeitlang sah er darüber hinweg. Doch konnte der „Heilige Israels“ die Schuld des höchsten Verantwortungsträgers, König Saul, nicht ungestraft lassen. Um sein Volk segnen zu können, mußte die geschichtliche Schuld erkannt, bekannt und bereinigt werden. Deshalb versagte er Israel den nötigen Regen. Wir stellen fest, daß Gottes Strafe sich aufs ganze Volk, also kollektiv, auswirkt, obwohl nur der Leiter des Volkes dafür verantwortlich ist. Ferner macht der Sachverhalt deutlich, daß unbereinigte Schuld sich generationsübergreifend auswirkt. David war in diesem Punkt unschuldig. Er verkörperte eine neue Leitergeneration. Dennoch hatte er und das ganze Volk unter der Dürre zu leiden.

Korrekte Bibelauslegung und -anwendung führt zu dem Schluß, daß Gottes strafend- erzieherische Maßnahmen auch für sein Volk im Neuen Bund gelten. Dabei wäre primär an eine geistliche Dürre

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zu denken. Diese ist - wenn wir ehrlich sind - zunehmend spürbar geworden. Erleben wir doch, daß geistliche Aufbrüche stagnieren und viele erweckliche Kreise überaltern und kleiner werden.

2. Geschichtliche Schuld - Anlaß zum Fragen (V.1b)

David setzt sich über die Symptome einer gestörten Gottesbeziehung nicht achtlos hinweg. Er ahnt, daß eine verborgene Ursache für die anhaltende Dürre vorliegen muß. Hatte er doch selbst erlebt, daß Gott heilig ist, daß er Missetaten vergibt, aber „nicht ungestraft“ läßt (2 Mo 14,18). Die anhaltende Hungersnot wurde dem Beherrscher Israels zum Anlaß, nach den tieferen Gründen dafür zu fragen.

David „suchte das Angesicht des Herrn“ im Gebet. Die bedrückende Situation im Volke Gottes konnte nicht zufällig sein. Ähnlich wie Josua im Falle Achans war David bereit, sich die verborgene Ursache von Gott zeigen zu lassen. Auch dort hatte wegen der Schuld eines Einzelnen Gottes ganzes Volk leiden müssen. Dieses aufrichtige Stehen und Fragen vor Gott war Davids erster Schritt in die Buße.

Zweifellos ist seine Haltung beispielhaft. Angesichts der geistlichen Dürre eines jahrzehntelangen Bruderzwistes ist das Fragen nach geschichtlicher Schuld unumgänglich.

3. Geschichtliche Schuld - Anlaß zum Ernst nehmen(V.1c.2b)

Gewiß hat David Gott zunächst gefragt: Herr, bin ich’s? Es überrascht ihn, daß Gott in diesem Falle über die Schuld seines Vorgängers mit ihm spricht. Als offizieller Leiter des Volkes Gottes ist er also auch für geschichtliche Vorfälle zuständig. Gott deckt ihm den Sachverhalt auf: Mit Saul hatte sich ganz Israel an den Gibeonitern verschuldet. Er hatte angeordnet, die übriggebliebenen Amoriter trotz ihres Gastrechtes aus Israel zu verbannen.

Seine Begründung war: Sie gehören nicht zum Volk Gottes. Das klang überzeugend. Doch Gott sah die Situation anders. Für ihn war Josuas Eid, sie zu verschonen, nicht verjährt, sondern verbindlich. Saul hatte zwar in frommem, aber fleischlichen Eifer gehandelt, als er die Gibeoniter aus Israels Mitte verbannte. Er befahl eine „Säuberungsaktion“ und seine Untertanen führten sie aus.

Schlußfolgerung dieser Einsicht:

Wenn es schon schuldhaft war, Fremde widerrechtlich aus Gottes Volk zu verbannen, wie viel schwerer wiegt dann die radikale Scheidung von Brüdern und Schwestern! Wenn in der Berliner Erklärung pauschal propagiert wird: „Die Pfingstbewegung ist nicht von oben, sondern von unten“, dann erklärt man einen Teil der Gemeinde Christi als zu Satan gehörig. Mit Satanskindern aber ist jegliche Gemeinschaft unmöglich. Daher schien es damals nötig zu sein, sich konsequent von allen Pfingstlern zu scheiden. Weil aber die Pfingstbewegung inzwischen weltweit von Gott bestätigt und auch in der Ev.Allianz etabliert ist, bedeutet der Bannstrahl von 1909 eine geschichtliche Schuld.

4. Geschichtliche Schuld - Anlaß zum Handeln (V.2.3)

David ist sofort bereit, konkrete Schritte zu tun. Damit identifiziert er sich mit der geschichtlichen Schuld. Obwohl Sauls Fehlentscheidung der Vergangenheit angehört, weiß er sich und Gottes Volk jetzt davon betroffen. Er weiß auch, daß er als Hauptverantwortlicher verpflichtet ist, hier versöhnend zu handeln. Da durch Sauls Fehlentscheidung eine Menschengruppe geschädigt worden ist, ist es seine Aufgabe, die Betroffenen zu rehabilitieren. Der Vernichtungsbefehl Sauls mußte aufgehoben und der normale Zustand der Achtung und Duldung hergestellt werden. Gewiß fiel es dem unschuldigen König nicht leicht, die übriggebliebenen Gibeoniter stellvertretend um Verzeihung zu bitten. Doch war er augenblicklich dazu bereit.

Es bietet sich geradezu an, diese Einsicht auf die aktuelle Situation anzuwenden: Damit käme den heutigen Führungspersonen die Aufgabe zu, den Bann der Berliner Erklärung zu lösen. Sie mögen sich unschuldig fühlen. Aber in ihrer Amtsfunktion sind sie kompetent und verpflichtet, trennende, geschichtliche Schuld aus dem Wege zu räumen.

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5. Geschichtliche Schuld - Anlaß zum Bußbekenntnis (V.2-4)

Durch Sauls Edikt waren die Gibeoniter vor den Israeliten entehrt und gedemütigt worden. Sie gerieten in den Ruf, unerwünscht, minderwertig, ja für Gottes Volk gefährlich zu sein. Sie hatten damit leben müssen, daß man sie links liegen ließ, ihnen Anerkennung verweigerte und helfende Kontakte verwehrte. Das hatte ihr Wertbewußtsein erheblich getrübt. David durchbricht diesen Bann. Er läßt die Gibeonieter rufen und... redet mit ihnen. Die Brücke zueinander wird wieder hergestellt. Ihre tragfähigen Pfeiler sind Anerkennung, Achtung, Vertrauen. David begegnet den Gibeonitern nicht als der überlegene, schuldlose Israelit. „Was soll ich für euch tun?“ fragt er.

In seiner Kontaktaufnahme liegt ein Bekenntnis von Schuld und Bereitschaft zur Buße. Hier werden weder Fehler aufgerechnet noch wird um Rechtsstandpunkte und Bedingungen für ein Miteinander gefeilscht. David bekennt, daß sein Volk von der Vergebung der Geschädigten abhängig ist. Er bittet sie, das Erbteil des Herrn doch zu segnen (V.3). Welch eine Weite des Herzens, welch eine Demut und Aufrichtigkeit! Es erübrigt sich, den Vorbildcharakter dieser Bußgesinnung für unsere aktuelle Situation zu formulieren.

6. Geschichtliche Schuld - Anlaß zur Sühne (V.4-6)

Die geschädigten Gibeoniter überspielen den geschichtlichen Schuldfaktor nicht. Sie nehmen Davids Buß- und Versöhnungsangebot ernst, erwarten jedoch, daß die erwünschte Sühne bzw. Aussöhnung Öffentlichkeitscharakter erhält und dadurch konkret wird. Das Bußbekenntnis: Wir sind an Euch schuldig geworden; bitte vergebt uns! mußte durch ein Sühneopfer wirksam und glaubwürdig werden. Und David ist bereit, den Preis zu bezahlen. Er möchte nichts beschönigen, entschuldigen oder vertuschen.

Angewandt auf die Schuldfrage im Konsens der Berliner Erklärung bedeutet dies: Es ist nötig, die Fehlentscheidung der Väter - bei aller Ehrerbietung - öffentlich als Schuld zu bekennen. Dadurch geben wir der Wahrheit die Ehre. Zugleich erhalten die Geschädigten die nötige Genugtuung in der Öffentlichkeit.

7. Geschichtliche Schuld - Anlaß zum Hoffen (V.14b)

Unser Beispieltext verdeutlicht, daß geschichtliche Schuld beseitigt und Gräben überbrückt werden können. Nachdem beide Seiten die nötigen Schritte getan hatten, entstand eine neue, entspannte und bereinigte Situation. Es heißt in Vers 14: „Danach wurde Gott dem Land wieder gnädig.“ Das bedeutet nicht, daß die Betroffenen diesen Neuanfang durch ihr Tun herbeigeführt hätten. Gott hatte den Anfang gemacht und ihnen eine Chance gegeben. Sie haben lediglich ihre Chance erkannt und - im Vertrauen auf Gottes Gnade genutzt. Sie sind aufeinander zugegangen und haben sich mit Gott und miteinander aussöhnen lassen.

Angewandt auf die Situation versöhnungswilliger Christen darf vergleichsweise gesagt werden, daß sie es erheblich einfacher haben. Damals mußten Menschen aus ihrer Mitte sterben. Das braucht die neutestamentliche Gemeinde Jesu bei einem Versöhnungsakt nicht. Am Kreuz hat Jesus sein Leben für die Schuld aller Pietisten und Pfingstler bereits hingegeben. Sie sind durch das Blut Jesu Christi mit Gott versöhnt. Ihre Schuld ist gesühnt. Und deshalb ist es ihnen möglich, geschichtliche Schuld anzuerkennen, um Verzeihung zu bitten, einander zu vergeben, anzunehmen, zu achten und als Brüder und Schwestern zu lieben.

Wenn wir bereit sind, das zu tun, was Gott von uns erwartet - und was wir tun können, dann wird er das tun, was wir erwarten und nicht tun können: Gott wird die Fenster des Himmels öffnen, Erweckungen schenken und seinem Volk neue Zeugniskraft geben.

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3. T o r o n t o p h ä n o m e n e - Pubertätserscheinungen!?(Eine Stellungsnahme)

Biblische Grundsätze bei übernatürlichen Phänomenen (1 Kor 13,1.11; 14,20.23.32.40)

Im Publikationspapier der Initiative BE (Berliner Erklärung) wird auf die „Toronto-Diskussion“ nicht näher eingegangen. Das hat vor allem zwei Gründe: 1. gibt es dazu inzwischen genügend kompetente Stellungnahmen, 2. glauben wir, daß die übernatürlichen Erscheinungen sowohl um die Jahrhundertwende als auch heute eher zweitrangig sind. Der theologische Schwerpunkt der Berliner Erklärung liegt nicht bei der Gabenfrage (1. Kor 12-14), sondern bei der Heiligungfrage (Römer 6-8). Darum konzentrieren wir uns vorrangig auf die Buße, die zu geistgewirkter Heiligung führt. Als Frucht davon erwarten wir Aussöhnung, brüderliche Liebe und neue Dynamik im missionarischen Dienst.

Auf die oft gestellte Frage, wie wir die „Torontophänomene“ einordnen, seien sieben biblische Merkmale genannt, nach denen wir die jeweilige Situation differenziert zu prüfen und zu bewerten versuchen.

1. Erkennungsmerkmale bei Buß-Phänomenen

Sowohl in der Bibel als auch in der Kirchengeschichte werden übernatürliche Phänomene, wie Hinfallen (Apg 9,4) oder Zittern (Apg 16,19) eindeutig bezeugt. Diese stehen durchweg im Zusammenhang mit göttlichem Wirken. Bei Paulus und dem Kerkermeister zu Philippi sind sie eine Reaktion auf Gottes direktes Eingreifen. In John Wesleys Erweckungsberichten wird deutlich, daß solche Erscheinungen a) auf Grund vollmächtiger Bußpredigt und b) als Symptome für beginnende Sinnesänderung (Buße) auftreten können. Unübersehbar ist die Tatsache, daß die davon Betroffenen zumeist Menschen waren, die bislang „tot in Sünden und Übertretungen“ (Eph 2,1) fern von Gott lebten. Ihr Zittern, Hinfallen oder Aufschreien zeigte, wie sehr sie in der Gegenwart Gottes über ihren verlorenen Zustand erschraken.

Den Erweckungsberichten zufolge traten die übernatürlichen Phänomene nicht prinzipiell auf, wurden jedoch prinzipiell als Buß-Phänomene erlebt und gewertet. Sie wirkten sich nicht „erfrischend“, sondern zutiefst erschütternd aus. Man fühlte gleichsam die Qualen der Hölle und schrie nach Errettung. Es versteht sich von selbst, daß solche Buß-Phänomene weder gewollt noch gesucht worden sind. Sie lassen sich vielmehr mit „Geburtswehen“ vergleichen.

2. Unterscheidungsmerkmale bei „Erbauungs“-Phänomenen

Es fällt auf, daß die Phänomene des sogenannten Torontosegens durchweg anders erlebt und bewertet werden. Den Zeugnissen zufolge dürfte es eine weitere Art übernatürlicher Erscheinungen geben. Statt von Bußphänomenen müßte hier eher von Erbauungs- oder Erfrischungsphänomenen die Rede sein. Damit stünden wir vor der Frage, ob Gottes Geist gleichartige Phänomene unter ungleichen Bedingungen mit unterschiedlichen Ergebnissen wirkt. Wenn ja, müßte im Einzelfall geklärt werden, um welche Art bzw. welchen Typ von Phänomenen es sich dabei handelt.

Die Bußphänomene werden eindeutig durch geistgewirkte Bußpredigt als Zeichen tiefgreifender Buße ausgelöst und bestimmt. Bei den Erscheinungen des Torontosegens läßt sich größtenteils eine andere Ausgangsbasis feststellen.

Übereinstimmend für beide Arten wäre die Annahme, daß es „körperliche Reaktionen auf das Wirken des Geistes und Wortes Gottes“ sind. Abweichend vom Wirkungsprinzip der Bußphänomene zeigen sich in der Praxis des Torontosegens folgende Punkte:

a) Die Phänomene, wie Hinfallen, Schreien, Lachen oder Zittern werden überwiegend von wiedergeborenen Christen erlebt. Daran wird klar, daß es keine Bekehrungsphänomene bzw. „Geburtswehen“ sein können.

b) Die begleitende Predigt richtet sich großenteils nicht an Unbekehrte, sondern an Gläubige, die den Herrn neu erleben und im Glauben gestärkt werden wollen.

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c) Die erlebten Phänomene treten nicht überraschend auf, sondern werden von Versammlungsleitern und -besuchern überwiegend gesucht und erbeten.Es ist wichtig, den Unterschied zwischen Bekehrungs- und Erbauungsphänomenen zu beachten. Beide wären laut 1 Kor 12-14 prinzipiell legitim. Da die Bußphänomene in Ursache und Wirkung eindeutig sind, wollen wir uns im Weiteren mit den z.Zt. aktuellen Phänomenen des „Torontosegens“ befassen.

3. Die Wirkungsmerkmale bei übernatürlichen Phänomenen

Bekannterweise wird im Neuen Testament über körperliche Reaktionen oder Phänomene hauptsächlich im Zusammenhang mit der Bekehrung berichtet. So stellt sich die Frage, welcher Ursache oder welchem Wirkungsprinzip wir die Erbauungsphänomene bei Christen zuodnen müssen. Es bietet sich an, diese mit dem Zungenreden in Verbindung zu bringen. Dieses wurde in der Urgemeinde einerseits als Merkmal erfahrener Wiedergeburt bzw.Geistestaufe (Apg 10,46), aber auch als erbauend für Bekehrte erfahren (1 Kor 14,4). Da die „Torontophänomene“ zumeist im letzteren Sinne praktiziert werden, könnte man sie - allerdings mit Vorbehalt - den Gaben des Heiligen Geistes zuordnen (1 Kor 12,1). In der Kategorie der Geistesgaben müßten bei den Phänomenen jedoch - soweit sie offiziell im Gemeindeleben auftreten - folgende Kriterien oder Wirkungsprinzipien gewährleistet sein:

Sie müßten zum Nutzen und zur Erbauung aller Versammelten dienen (1 Kor 12,7; 14,5). Die Gabenempfänger dürften sich dem Geist nicht unkontrolliert überlassen, sondern das

Geschehen bewußt lenken können, da „die Geister der Propheten diesen untertan sind“ (1 Kor 14,32).

Sie dürften das Prinzip des Anstandes und der Ordnung nicht ungehindert verletzen (1 Kor 23.33).

Nach dem neutestamentlichen Menschenbild ist davon auszugehen, daß jeder Mensch - auch der Unbekehrte - jederzeit die bewußte Kontrolle darüber behalten soll, was in ihm und mit ihm geschieht. Eine „Vergewaltigung“ oder Fremdsteuerung des Ich bzw. der Persönlichkeit versuchen nur die Geister des Bösen (Apg 19,15,16). Wie Gott keinem Christen eine Geistesgabe aufoktroiert, so werden auch nur diejenigen, die sich den Torontophänomen bewußt öffnen, solche erleben.

4. Bewertungsmerkmale für übernatürliche Phänomene

Paulus klärt die Gemeinde in Korinth darüber auf, daß die Christen für den richtigen Umgang mit Geistesgaben selbst verantwortlich sind. Es war vorgekommen, daß Gemeindeglieder das übernatürliche Phänomen der Sprachenrede überbewerteten und nicht zum Nutzen, sondern zum Anstoß anderer mißbrauchten. Daher gibt ihnen der Apostel eine Bewertungshilfe für den Umgang mit geistlichen Gaben. Paulus erinnert an das zunehmende Urteilsvermögen eines Heranwachsenden. Bei einem Kind ist „kindliches Denken“ bzw. Bewerten normal und legitim (1 Kor 13,11). Damit entschuldigt Paulus quasi, daß sie das übernatürliche Phänomen des Zungenredens zunächst überschätzten und die Prinzipien des rechten Gebrauches übersahen. Er ermahnt sie jedoch, nicht beim kindlichen Bewerten und Verhalten stehenzubleiben. Sie sollten aus Fehlern lernen und „im Verständnis (z.B. des Stellenwertes der Phänome) erwachsen werden (1 Kor 14,20). Es wurde also höchste Zeit, die übernatürlichen Phänomene

nicht als besondere geistliche Qualität, nicht als Bestätigung ihrer richtigen Gottesbeziehung und nicht als Vorzug gegenüber anderen Christen zu mißbrauchen. Falls sie es weiterhin täten,

würde er diese kindliche oder kindische Handhabung äußerer Symptome als babyhaftes Verhalten oder bestenfalls als Pubertäts-Erscheinung ansehen müssen.

Sofern wir die Torontophänomene als Gabe des Geistes betrachten, wäre das paulinische Bewertungs- und Umgangsprinzip ebenfalls darauf anzuwenden. Entwicklungsgeschichtlich angewandt ließen sich die turbulenten Kasseler Ereignisse in der jungen Pfingstbewegung mit frühkindlichem Verhalten, ähnliche Ungereimtheiten bei den „Torontophänomenen“ mit der pubertären Phase junger Menschen vergleichen.

5. Umgangsmerkmale mit phänomenorientierten Christen

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In der Schule des Apostels Paulus lernen wir sowohl den Umgang mit übernatürlichen Phänomenen, als auch mit Phänomene praktizierenden Christen. Sein Vergleich mit dem wachstumsbedingten Verständnis bei Heranwachsenden kann uns im Umgang mit Gemeinden und Bewegungen helfen, die übernatürliche Erscheinungen schätzen.

In der Kirchengeschichte fällt uns auf, daß diese Symptome zumeist im Anfangsstadium, also bei rel. jungen Gemeinden, wie in Korinth, oder in Bewegungen, wie dem jungen Methodismus, vorhanden sind. Das ist zuallererst ein Zeichen für neues geistliches Leben. Vom Gemeindegründer Paulus wäre zunächst zu lernen, welches Verhalten gegenüber den phänomenorientierten Christen, Gemeinden oder Bewegungen nicht hilfreich ist:

Paulus be- und verurteilt diese Erscheinungen nicht pauschal als „dämonisch, seelisch oder hysterisch“. Er erkennt grundsätzlich an, daß sie im Gemeindeleben präsent und nützlich sein können.

Paulus distanziert sich solcher Phänomene wegen nicht von der jungen Christengemeinde und postuliert nicht, sie sei hoffnungslos einem Schwarmgeist verfallen. Vom familiären Vergleich her würde diese Haltung bedeuten, daß Eltern oder Geschwister ein Baby wegen seines Schreiens und gelegentlichen Gestankes empört sich selbst überlassen.c) Paulus warnt auch nicht andere Gemeinden, bei denen solche Phänomene nicht

vorkommen, etwa davor, mit der schwarmgeistigen Bewegung Kontakte zu pflegen. Das würde bedeuten, sie nicht mehr als Geschwister anzuerkennen. Solches Verhalten ließe - milde ausgedrückt - genauso auf jugendliche Unreife schließen.

6. Seelsorgemerkmale beim Umgang mit phänomenorientierten Christen

Paulus geht auf die phänomenorientierten Korinther seelsorgerlich beratend ein. Das zeugt von geistlicher Reife und wohlwollendem Verständnis gegenüber gefährdeten Christen. Er handelt wie ein liebender Vater nach erzieherischen, wachstumsorientierten Grundsätzen:

Der Apostel sieht zuerst die positiven Faktoren im Gemeindeleben und erkennt diese an (1 Kor 1,4-7).

Er redet darüber, was für ein geistliches Wachstum wesentlich ist (Kp.13) zeigt aber auch auf, wo die Fehlbewertungen liegen (Kp.14).

Er kritisiert nicht nur, sondern zeigt praktisch auf, wie Christen mit geistlichen Gaben und Phänomenen umgehen sollen (Kp.14).

Paulus warnt vor den Folgen des Gabenmißbrauches (Kp.14,23) und ermutigt zum regen Gebrauch aller geistlichen Kräfte und Gaben (Kp.14,26.39).

7. Erwartungsmerkmale beim Umgang mit phänomenorientierten Christen

„Junge“ Christen, Gemeinden und Bewegungen sind in der Regel unbeschwert, flexibel und erneuerungswillig. Das ändert sich - wie die Geschichte bestätigt - nach Jahrzehnte- oder Jahrhunderte langer Tradition. Kindheit und Jugend sind eben die Lebensphasen, in denen der Mensch lernt und geprägt wird. Darum wissen Eltern und Ausbilder, daß der Jugend die Zukunft gehört. Das zu hoffen und zu erwarten ist auch geistlich gesehen wichtig und richtig.

Nach dem Grundprinzip zukunftsoffener Erziehung orientiert sich auch Paulus. Er sieht bei seinen korinthischen „Kindern“ u.a. auch die „charismatischen“ Schwächen. Sie äußern sich in ihrem unreifen Drang nach sichtbaren, hörbaren, fühlbaren Geistessymptomen. Sie stützen sich noch zu wenig auf Gottes Zusagen im geschriebenen Wort. Es fällt ihnen noch schwer, nichts zu sehen oder zu fühlen und dennoch zu glauben (Joh 20,29).

Kinder im Glauben benötigen diese Phänomene scheinbar noch, um sich in ihrem jungen Glaubensleben vor Gott und vor Menschen bestätigt zu wissen. Im Pubertätsalter erleben Eltern mancherlei Überraschungen. Dabei passieren gelegentlich kindische, kuriose oder manchmal auch „skandalöse“ Dinge. Besonders im Gefühlsbereich sind ihre Teenies noch recht unausgegoren.

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Aber „reife“ Eltern sehen nicht nur die Pannen. Sie wissen, das gehört in diesem Alter einfach dazu. Sie meckern nicht ständig, sondern ermahnen, trösten, ermutigen, und bauen die Persönlichkeit der Jugendlichen hoffnungsfroh auf. Sie blicken nach vorne und wissen, daß ihre „Sorgenkinder“ das, „was kindisch ist“, ablegen (1 Kor 13,11), die kritischen Phasen durchstehen, ja daß sie aus ihnen reifer, gefestigter, urteilsfähiger hervorgehen werden.

Größeres als Phänomene und GabenIm Rahmen dieser heiklen Thematik betont der Apostel Paulus, daß es Erstrebenswerteres gibt als besondere Erlebnisse und glänzende Gaben: Das Vorhandensein der göttliche Liebe (1 Kor 13). Damit unterstreicht er die anfangs erwähnte Äußerung, daß die Frage der übernatürlichen Phänomene nicht die Hauptsache ist. Liebe, die sich im Alltagsleben bewährt, ist eine Frucht des Heiligen Geistes. Daher ist sie das wichtigste Merkmal und Kriterium darüber, ob wir geisterfüllt, den Menschen nützlich und Gott angenehm sind. Damit wären wir beim eigentlichen Thema der Initiative BE. Es lautet: Heiligung durch den Christus in uns und Lebenserneuerung durch den Heiligen Geist. Daraus erwächst echte Einheit im Geist und missionarische Initiative.

Wie die geschichtlichen Dokumente bestätigen, ist die befreiende Heiligungsbotschaft infolge der Berliner Erklärung als perfektionistisch verdächtigt worden. Das biblische Zeugnis, nach dem Christen „der Sünde gegenüber gestorben“ sind und als mit-Christus-Auferweckte für Gott leben dürfen (Röm 6,18), wurde verdrängt und ist nahezu verlorengegangen. Dadurch entstand ein Verlust für das Volk Gottes, der sich schädlicher auswirkte, als die unguten Nebenerscheinungen damals und jetzt. Um diesen Schaden zu heilen, ist es nötig Buße zu tun und die Ära der Berliner Erklärung offiziell zu beenden. Erlöstes Christsein, Einssein in Jesu Liebe und missionarischem Dienst will Gott seinem Volke neu schenken.

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4. Offene Antwort an eine Leitungsperson der DEA) auf Grund des Begleittextes im dran-Interview. Der Antwortbrief ist in der Zeitschrift dran nicht erschienen (November 95)

„Lieber ...,

Du hast in der letzten dran-Ausgabe (9/95) dargelegt, warum Du Dich an der Initiative BE nicht beteiligst. Dein Votum war (leider) zu Beginn meines dran-Interviews „Wendepunkt im Bruderzwist?“ abgedruckt. Da dieser Fragenkreis sehr wichtig ist, möchte ich auf Deine Argumente hier brüderlich-offen eingehen:

Du unterstellst in Deinem Statement, daß wir mit der Initiative BE die Berliner Erklärung und die „Väter“ derselben „im Nachhinein korrigieren“ möchten. Dies ist in unserer Verlautbarung nirgends der Fall. Vielmehr findet sich darin der Satz: „...Sie (die BE) ist ein historisches Dokument, das ich als solches stehen lasse“ (S.7). Leider zitierst Du uns nicht konkret, sondern erklärst, daß wir solch eine Korrektur im Bußbekenntnis des Initiative-Papieres versuchten.

Entweder hast Du im Bußbekenntnis Wesentliches übersehen oder aber seine Absicht mißverstanden. Das Bußbekenntnis der Initiative zielt nicht auf die Korrektur der Berliner Erklärung, sondern auf Buße und eine persönliche Stellungnahme dazu. Unter Buße verstehen wir, daß die Christen unserer Generation sich von Fehlurteilen der BE, die sich geschichtlich nicht bestätigt haben, bewußt distanzieren. Allerdings werden darin auch Pfingstler bzw. Charismatiker aufgerufen, Buße zu tun. Im Bekenntnis steht: „...Es war lieblos, daß wir uns auf Grund besonderer Erkenntnisse, Gaben und Erfahrungen geistlicher und gesegneter vorkamen als andere Christen. Es tut uns leid. Wir haben... überhöhte Erwartungen und Emotionen geweckt... und bitten, uns diese Schuld zu vergeben.“

Im Bekenntnispart für Pietisten/Evangelikale heißt es hingegen: „Wir bekennen, daß sich unsere Väter... zu einseitig, radikal und unwiderruflich ihren (pfingstlichen) Geschwistern gegenüber verschlossen haben.“ Dabei geht es nicht um Verurteilung der Väter, sondern um eine Stellungnahme aus persönlicher Erkenntnis und heutiger Sicht. Falsches Denken ändern und korrigieren können wir nämlich nur bei uns selbst.

Du hast Recht, daß wir „heute nicht in die Kleider der Väter schlüpfen können“, - ich füge hinzu: und glücklicherweise auch nicht müssen! Wir haben Wichtigeres zu tun, als das Fehlverhalten der Väter zu verurteilen. Das ist Gottes Sache.

Wo wir aber historische Be- und Verurteilungen unkritisch übernommen haben, gilt es, sich davon zu distanzieren und dies als Fehler bzw. als Schuld zu bekennen. Darum heißt es im von uns formulierten Bußbekenntnis: „Wir beugen uns darunter und bitten die charismatisch geprägten Christen, uns diese Schuld zu vergeben. Es war lieblos, eine geschichtliche Maßnahme jahrzehntelang z.T.pauschal und generell aufrechtzuerhalten. Wir geben diese trennende, verurteilende Einstellung auf und bitten darum, uns das zu vergeben.“

Wir werden laufend gefragt, ob und warum dies heute noch erforderlich ist. Genügt es nicht- wie auch Du vorschlägst - „neu miteinander zu reden, aufeinander zu hören und vor Gott zu entscheiden, was gemeinsam möglich ist und was nicht.“

Das klingt plausibel, kann aber schon vom seelsorgerlichen Prinzip her so nicht akzeptiert werden. Als Seelsorger weißt Du, daß es bei einem Neuanfang mit dem Herrn oder auch in der Ehe nötig ist, vorhandene Schuld offen zu bekennen und konkret um Verzeihung zu bitten. Erst dadurch kann Sünde ausgeräumt und bereinigt werden (1 Joh 1,9).

Nach Jesu Worten sind Sünden wider einen Bruder besonders schwerwiegend. Er urteilt: „Wer zu seinem Bruder sagt: Du Nichtsnutz! der ist des Hohen Rates schuldig“ (Mt 5,22). Das heißt doch, daß solche Schuld öffentlich genannt und bekannt werden muß. Noch schlimmer als „Nichtsnutz“ wäre etwa der Ausspruch: Du bist „von unten“, also „mit dem Teufel im Bunde“. Wegen der schlimmen Konsequenz (höllisches Feuer!) mahnt Jesus: „...laß dort vor dem Altar Deine Gabe und versöhne dich mit deinem Bruder“ (Mt 5,24). Genau darum geht es uns bei der Initiative BE: Versöhnung durch Bekenntnis und Buße!

Du magst einwenden: Aber wir haben es persönlich so kraß doch niemals gesagt! Mag sein. Wie Du aber als leitender Evangelikaler weißt, haben sich Führungsgremien der Evang. Allianz zu dem Urteil der Berliner Erklärung: „Die Pfingstbewegung ist nicht von oben sondern von unten“, wiederholt bekannt. Dies geschah u.a. 1910 auf der 24. Deutschen Gemeinschaftskonferenz in Werningerode, in der 16 Vorstandsmitglieder gegen jeden Kontakt mit der Pfingstbewegung stimmten. Dabei wurde die

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Berliner Erklärung zwar nicht wie ein Glaubensbekenntnis Wort für Wort nachgesprochen, jedoch in ihrem Urteil „von unten“ bestätigt.

Verfestigt hat sich diese ablehnende Einstellung vor allem durch „Kampfschriften“ gegen die Pfingstbewegung. Ihre Verfasser waren im breiten Spektrum der Evang. Allianz beheimatet, so daß man von einer gemeinsamen Front gegen die Pfingstbewegung sprechen muß. Es ist doch Tatsache, daß im Allianzbereich - mehr oder weniger stark - vor der Pfingstbewegung als einer gefährlichen, schwärmerischen, ja dämonisierten Bewegung gewarnt worden ist. Dieses negative „Erbe der Berliner Erklärung“ finden wir heute noch durchgängig bei evangelikalen bzw. pietistisch geprägten Christen. Dies trifft zu, obwohl viele weder die BE noch die Pfingstgemeinde persönlich kennen. Darauf angesprochen, wissen sie oft nur, daß man die Pfingstleute wegen ihres Schwarmgeistes konsequent meiden müsse.

Diese Altlast, lieber Peter, kann und muß durch ein Bußbekenntnis der leitenden Brüder im Allianzspektrum endlich beseitigt werden. Erst dann können wir „neu aufeinander zugehen und miteinander reden“, wie Du es vorschlägst. Aus den vielen Reaktionsbriefen auf die Initiative geht eindeutig hervor, daß vor allem unsere charismatisch geprägten Geschwister sehr - sehr darauf warten. Sie sind nach vielen vergeblichen Versuchen enttäuscht. Jetzt jedoch atmen viele auf, weil endlich ein Versöhnungsschritt von evangelikaler Seite geschieht. Warum, so frage ich Dich, sollte es nicht möglich sein, daß evangelikale Leiter den Kernsatz des Bußbekenntnisses bejahen:

„Wir sehen die Berliner Erklärung als teilweise geschichtlich überholt und für die veränderten Verhältnisse als nicht mehr allgemein zutreffend an. Wir nehmen uns in unserer unterschiedlichen Prägung als zum Leib Christi gehörende Geschwister an. Wir wollen einander achten, lieben und ehren „(Röm 12,10). Ein Ja dazu würde eine neue, versöhnte, entspannte Basis für ein echtes Miteinander bedeuten.

Du magst einwenden, daß solches Bekenntnis bei manchen Leitern etwa der Freien Evangelischen Gemeinden einen Sturm der Entrüstung auslösen würde. Mag sein. Doch ich weiß, daß es auch in Euren Reihen Pastoren gibt, die darauf förmlich warten, daß ihre Leitung ein Signal dafür gibt. Sie sind eingeschüchtert, denn ein freimütiges Votum hätte für sie Konsequenzen. Und auch Dir würde es Opposition einbringen, Dich etwa zur obigen Aussage zu bekennen. Als einer, der selbst manche „Prügel“ deswegen erhielt, möchte ich Dich jedoch bitten, noch mutiger zu werden. Luther hat einmal geäußert: „Die Zeit zu schweigen ist vorbei; die Zeit zu reden ist jetzt gekommen.“ So sehe ich das auch im Blick auf die Versöhnungsschritte der Initiative BE. Es geht um die ausgestreckte Bruderhand zu unseren ins Ghetto gedrängten Pfingstgeschwistern. Sie sollen wieder aufatmen, uns wieder vertrauen können und ungehindert dem Herrn mit uns dienen.

Das bedeutet nicht, daß wir Evangelikalen damit alle Fehler und manchen charismatischen Schnick-Schnack bejahen oder gar übernehmen. Darum heißt es im Bußbekenntnis: „Für geistlich helfende Korrekturen sind wir grundsätzlich offen. Andererseits wollen wir dort, wo wir Gefahren oder Schwachpunkte bei Christen sehen, brüderlich raten, korrigieren und - falls nötig - ermahnen“.

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5. Ist die Berliner Erklärung überholt?

Stellungnahme/Leserbrief zum einem Votum im Artikel: „Ist die Berliner Erklärung überholt?“ in idea spektrum 39/95 (Die Stellungnahme wurde in idea nicht veröffentlicht)

„Lieber Bruder ...

Du hast auf Anfrage von idea zu begründen versucht, warum Du bei den Versöhnungsschritten der Initiative BE (Berliner Erklärung) „auf Distanz“ gehst. „Es habe keinen Sinn“, argumentierst Du, „an einem Dokument ‘herumzubasteln’, das in einer bestimmten geschichtlichen Situation entstanden sei.“ Du unterstellst in Deinem Statement, daß wir mit der Initiative BE die Berliner Erklärung und ihre Väter im Nachhinein korrigieren möchten. Dies ist in unserer Verlautbarung nirgends der Fall. Vielmehr findet sich darin der Satz: „...Sie (die BE) ist ein historisches Dokument, das ich als solches stehen lasse“ (S.7). Entweder hast Du in unserer Publikation Wesentliches übersehen oder aber seine Absicht mißverstanden.

Das Bußbekenntnis der Initiative zielt nicht auf die Korrektur der Berliner Erklärung, sondern auf Buße und eine persönliche Stellungnahme dazu. Unter Buße verstehen wir, daß die Christen unserer Generation sich von Fehlurteilen der BE, die sich geschichtlich nicht bestätigt haben, bewußt distanzieren.

Allerdings werden darin auch Pfingstler bzw. Charismatiker aufgerufen, Buße zu tun. Im Bekenntnis steht: „...Es war lieblos, daß wir uns auf Grund besonderer Erkenntnisse, Gaben und Erfahrungen geistlicher und gesegneter vorkamen als andere Christen. Es tut uns leid. Wir haben... überhöhte Erwartungen und Emotionen geweckt... und bitten, uns diese Schuld zu vergeben.“

Im Bekenntnispart für Pietisten/Evangelikale heißt es hingegen: „Wir bekennen, daß sich unsere Väter... zu einseitig, radikal und unwiderruflich ihren (pfingstlichen) Geschwistern gegenüber verschlossen haben.“ Dabei geht es nicht um Verurteilung der Väter, sondern um eine Stellungnahme aus persönlicher Erkenntnis und heutiger Sicht.

Wir haben Wichtigeres zu tun, als das Fehlverhalten der Väter zu verurteilen. Das ist Gottes Sache. Wo wir aber historische Be- und Verurteilungen unkritisch übernommen haben, gilt es, sich davon zu distanzieren und dies als Fehler bzw. als Schuld zu bekennen. Darum heißt es im von uns formulierten Bußbekenntnis: „Wir beugen uns darunter und bitten die charismatischen Christen, uns diese Schuld zu vergeben. Es war lieblos, eine geschichtliche Maßnahme jahrzehntelang z.T.pauschal und generell aufrechtzuerhalten. Wir geben diese trennende, verurteilende Einstellung auf und bitten darum, uns das zu vergeben.“

Auf diese Versöhnung suchende, am Hohen Lied der Liebe (1 Kor 13) orientierte Formulierung antwortest Du: „Das vorgeschlagene Schuldbekenntnis könne sich der Gnadauer Verband nicht zu eigen machen.“

Warum du so deutlich ablehnst, mag mit der uns oft gestellten Frage zusammenhängen, ob und warum dies heute noch erforderlich ist. Genügt es nicht- wie auch Du gelegentlich vorschlägst - „neu miteinander zu reden, aufeinander zu hören und vor Gott zu entscheiden, was gemeinsam möglich ist und was nicht.“ Das klingt plausibel, kann aber schon vom seelsorgerlichen Prinzip her so nicht gehandhabt werden. Als Seelsorger weißt Du, daß es bei einem Neuanfang mit dem Herrn oder auch in der Ehe nötig ist, vorhandene Schuld offen zu bekennen und konkret um Verzeihung zu bitten. Erst dadurch kann Sünde ausgeräumt werden (1 Joh 1,9)...“

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IV. Reaktionen auf die Initiative BE

Aus der Öffentlichkeitsarbeit der Initiative BE ergaben sich viele schriftliche und mündliche Reaktionen. Vertreter von Volks- und Freikirchen, Gemeinschaften, Missionswerken und unabhängigen Gemeinden- bzw. Gruppen meldeten sich zu Wort. Die zumeist engagierten Beiträge zeigten, wie stark die Berliner Erklärung die Gemüter vor allem leitender Personen bewegt. Es gab befürwortende und ablehnende, aber auch neutrale Reaktionen. Besonders eindrucksvoll sind Briefe, die die notvolle Spaltung unter Christen zeugnishaft dokumentieren. Ihnen soll bei der auszugsweisen Briefdokumentation die Priorität gehören:

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1. Zeugnishafte Briefreaktionen betroffener Christen

Ein betroffener Pfarrer und Missionar: „...Ich bin gerade von einem evangelistischen Einsatz in Sibirien zurückgekommen und fliege morgen mit meiner Frau nach Israel. Aber dennoch möchte ich diese Initiative unterstüzen... Die Pfingstbewegung ist meine geistliche Heimat... Schon früh gab mir der Herr den Dienst, geistliche Lieder zu dichten und zu komponieren. Mein Lied: „Jugend für Christus“ war jahrelang das Mottolied der JfC-Bewegung... und wurde in „Jesu Name“ vom Hänssler-Verlag veröffentlicht. In allen Kirchen und Gemeinschaften wurden Lieder von mir gesungen, obwohl ich aus der Pfingstbewegung, die nach der BE „von unten“ ist, komme und bis heute dazugehöre. Das war mein Beitrag zur Einheit des Leibes Jesu als Teenager. Später diente ich in einer evangelikalen Freikirche in Chile als Pastor. In dieser wurde ich von Christen, die von der BE infiziert waren, verleumdet... und antipfingstlichem Terror ausgesetzt... Ich möchte zusammenfassend sagen: Ich wurde nicht wegen pfingstlicher oder menschlicher Verfehlungen angefeindet, sondern einfach, weil ich aus der Pfingstbewegung kam... Als ich nach sechs Jahren „gefeuert“ wurde, ...diente ich weitere sechs Jahre als Pfarrer in einer unabhängigen lutherischen Kirche... in bestem Einvernehmen. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, daß die BE für viel Streit, Zwist, Uneinigkeit und Segensverlust verantwortlich war. Auf Grund der BE wurde mir quasi das Recht abgesprochen, ein Kind Gottes zu sein...“

Ein freikirchlicher Pastor: „...Ich schätze Euren Mut, das ‘heiße Eisen’ der Berliner Erklärung anzupacken... Ich bekenne, daß ich sehr vorsichtig sein muß. Die Mehrheit der Verantwortlichen... ist anticharismatisch eingestellt. Und ich möchte nicht schon wieder in die Schußlinie geraten. Wegen meiner positiven Einstellung... und gelegentlicher Äußerungen bin ich durch viele böse Briefe, persönliche Angriffe und Diffamierungen arg ‘gedeckelt’ worden. Ich könnte ein Buch schreiben...“

Ein einundneunzigjähriger Evangelischer Pastor: „...Seit Jahren bemühe ich mich um den Brückenbau zwischen Pfingstlern und Pietisten. Nach Joh. 17,23 müssen wir an ihm arbeiten. Darum freue ich mich über... die Initiative BE. Die Pfingstbewegung habe ich schon Anfang der 30er Jahre in Ostfriesland kennengelernt. Es waren nur positive Eindrücke. 1932 erlebte ich in Firrel schon in meinem ersten Amtsjahr eine Erweckung, die bis heute anhält. 1937 hielt ich in O. einen Bibelkurs, zu dem ich 12 junge Männer aus meiner Gemeinde mitnehmen konnte. Sie wohnten bei einem Pfingstler und kamen alle 12 zum lebendigen Glauben. Ein Laienprediger der Pfingstbewegung hat in meiner Gemeinde evangelisiert und im Kriege, als ich Soldat wurde, mich mit vertreten.

Meine letzte Gemeinde war in Großalmerode... In ihr geschahen ähnliche Phänomene wie damals in Kassel. Diese vergingen, aber der Geist der Erweckung blieb... Sodann halte ich einen Satz, der von Augustin stammen soll, für sehr wichtig: Im Wesentlichen Einheit - im Zweifelhaften Freiheit - über allem die Liebe“.

Ein „Fragender“ aus der evangelischen Kirche: „...bisher sträubte ich mich ganz entschieden gegen die pfingstlerisch-charismatische Bewegung, da mir dies von erfahrenen Glaubensgeschwistern vermittelt wurde. Nachdem ich jedoch durch meine Ehefrau berufsbedingt Pfingstler kennenlernen durfte, kann ich diese Abwehrhaltung nicht mehr nachvollziehen. Da ich auch mit anderen aus unserer Ev.luth.Kirchengemeinde und dem Gemeinschaftsverband darüber sprechen mußte, um Klarheit zu bekommen,... wurde mir geraten, mich von charismatischen und pfingstlerischen Personen fernzuhalten.

Es blieb mir nur meine Bibel. Beim Lesen derselben erhielt ich die Erkenntnis, daß nicht alles aus der charismatischen oder pfingstlerischen Bewegung schlecht sein kann. Daraufhin besorgte ich mir Literatur zum Thema... u.a. die Dokumentation von idea. Nach der Teilnahme am Marsch für Jesus in Berlin 1994 war ich von der charismatischen Bewegung sehr angetan... Für Ihre Initiative bin ich sehr dankbar. Ich wünsche..., daß Gott verhärtete Herzen auftut und Mauern sprengt, damit wir uns als Christen gemeinsam zu Gottes Ehre betätigen können... Leider halten wir uns zu sehr bei Nebensächlichkeiten auf und verlieren dabei das Ziel aus den Augen...“

Ein betroffener charismatischer Christ: „...Ich habe Brüder aus dem pfingstkirchlichen Spektrum kennengelernt, die eine Zusammenarbeit vor Ort sehr angestrebt haben. Aber wenn man einfach als Sekte abgestempelt wird, ist das kaum

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möglich. Wir müssen akzeptieren, daß Verletzungen geschehen sind und noch geschehen. Die dürfen nicht unter den Teppich gekehrt werden. Sie müssen ausgesprochen und bekannt werden. Jesus hat intensiv um das Einssein gebetet... Es wird ein Prozeß werden, wie wir ihn bei der deutschen Wiedervereinigung durchmachen müssen... Dabei wird es bei einer verfaßten Erklärung nicht bleiben können. Aber anfangen müssen wir und ich denke: bald! Als zugehörig zum charismatischen Spektrum habe ich mich durch „idea“ oft fast beleidigt gefühlt... halte es aber weiter. Das heißt für mich aber auch, Spannungen aushalten und... ein Stück ‘Zwischen den Stühlen’ zu sitzen.“

Ein leitender Pastor in Augsburg: „...Gott hat mich gelehrt, 1 Korinther 12,3 sorgfältig zu buchstabieren: „Niemand kann zu Jesus Herr sagen ohne den Heiligen Geist.“ Herr nicht im Sinne eines auswendig gelernten Glaubensbekenntnisses, sondern des ganz persönlichen Bekenntnisses: Jesus, Du bist mein Herr! Dir gehöre ich mit Leib und Leben!

Solche Bekenner habe ich sowohl in der evangelischen und katholischen, wie in der pfingstlichen Kirche kennengelernt. Männer und Frauen, die mir hochprozentig Glauben vorgelebt haben, die ich mir zum Vorbild in der Hingabe und Heiligung nehmen konnte.

Daher habe ich in den letzten Jahrzehnten stark darunter gelitten, daß wir unsere pfingstlichen Brüder aus den Aktionen der Evangelischen Allianz ausgegrenzt haben. Es wurde zwar oft beteuert: „Wir haben nichts gegen sie, aber wir wollen nicht miteinander beten“. Hier müssen wir Buße tun und Gott um Vergebung bitten für die Mauern, die wir aufgerichtet haben. Wenn die Liebe das größte Gebot Gottes ist, dann haben wir hundertfach gegen die Bruderliebe verstoßen.

Ich freue mich über jede Initiative, die gestartet wird, solche Mauern niederzureißen und Gräben zuzuschütten. Daran will ich selbst gerne mitarbeiten...“

Ein betroffener Gemeindeleiter: „...Als ich 1982 meine Arztpraxis in Westfalen aufgegeben und in S... eine neue Landpraxis aufgebaut hatte, übernahm ich den Hauskreis von einem pensionierten Pastor der Ev. Landeskirche. Da aus dieser Arbeit sich nach einiger Zeit vier Hauskreise entwickelt hatten und wir uns einmal monatlich versammeln wollten, erlaubte uns der zuständige Kirchengemeinderat... in der Ev. Kirche Lobpreisgottesdienste abzuhalten. Da der Gottesdienstbesuch zunahm... begann man sich intensiver mit der Lehre der charismatischen Bewegung auseinanderzusetzen. In mehreren Gesprächen wurde deutlich, daß die evangelikalen Brüder unsere „Theologie“ als nicht schriftgemäß betrachteten. Obwohl wir versuchten, diesen Geschwistern gegenüber Liebe und Verständnis zu zeigen, verließen sie nicht ihren harten Kurs und verwiesen auf die BE, so daß wir die Kirche gar nicht mehr benutzen durften. Nach intensivem Gebet habe ich mich dann dazu entschlossen, die ev. Kirche zu verlassen. Wir gründeten anschließend die Ev. Freikirche..., die jetzt aus neun Hauskreisen besteht und im Wachsen begriffen ist...“

Ein betroffener Christ: „...Ich bin zwar kein Charismatiker und wurde als Christ sehr durch den Marburger Kreis und Arthur Richter geprägt. So hätte ich vor etwa zwanzig Jahren noch die BE wörtlich übernommen und 1909 sicher mit unterschrieben. Nach der Begegnung mit charismatischen Gruppen, habe ich zunehmend „mein Herz dafür entdeckt“...

Ein pfingstkirchlicher Pastor: „...bis 1992 als Pastor des Bundes Ev.-Freikirchlicher Gemeinden in der DDR (jetzt im BFP) habe ich oft unter der vorhandenen Spannung zwischen Pfingstlern und anderen Evangelikalen gelitten. Deshalb begrüße ich die Initiative BE, weil sie... in der Bewertung der BE endlich zu einer pragmatischen Stellungnahme einlädt... obwohl natürlich pragmatisch zustande gekommene Resultate in einer bekenntnisorientierten Theologie einen schweren Stand haben werden... Die BE hat in beiden Lagern fast Bekenntnischarakter und wird im Extremfall für Ablehnung dieser oder jener Art herangezogen. Deshalb begrüße ich Ihre Bemühungen, die BE als geschichtliches Dokument zu erfassen... doch auch herauszuarbeiten, daß in beiden Gruppen bereits Veränderungen geschehen sind. Dies zu erreichen wünsche ich von Herzen und möchte Ihnen versichern, daß wir als Gemeinde dafür beten...“

Eine Christin der Gemeinschaftsbewegung: „...Schon über vier Jahrzehnte leide ich unter diesem Zwiespalt der Kinder Gottes und versuchte „Brückenbauer“ zu sein. In einem gläubigen Elternhause aufgewachsen, bekam ich Hunger nach dem ganzen Wort Gottes. Durch besondere Führung kam ich nach dem Krieg mit einer Pfingstgemeinde in

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der Schweiz in Kontakt und ließ mich taufen. Doch ich hütete dies und blieb in meiner alten Gemeinde. Erst als hier eine „Gemeinde Gottes“ entstand, ging ich auch dorthin und gab hier und da Zeugnis von meinem Erleben. Aber damit bekam ich Gegenwind, Warnungen etc... Der Herr allein weiß um all die Kämpfe, die Nöte und vielen Tränen!... Möge der Herr Jesus noch vielen die Augen öffnen, wahre Buße schenken und die Einheit im Geist Jesu wirken...“

Ein „ganz aus der Welt“ bekehrter Christ: „...Nach unserer Bekehrung auf einem Unternehmerseminar fanden wir Gemeinschaft bei den Geschäftsleuten des vollen Evangeliums, da es in unserer Stadt (Tirol) keine Gemeinde gab, die unsere Umkehr verstand. Einige Monate später wurden wir Teil eines evangelikalen Hauskreises. Diese Begriffe wie evangelikal oder charismatisch sagten uns damals noch nichts. Wir spürten nur eine wachsende Spannung zwischen unseren Geschwistern auf der einen bzw. auf der anderen Seite. Wir wurden in eine sehr schmerzvolle Zerreißprobe geführt, die zu einer noch schmerzvolleren Trennung führte. So saßen wir im Herbst 89 zu zweit vor unserem Overhead und feierten Gottesdienst. Das winzige, woran wir uns festhielten, war die Zusage des Herrn im Herzen: Ich will euch in dieser Stadt gebrauchen!

Wochen später tauchten die ersten „Untergrundchristen“ vorsichtig bei uns auf und heute sind wir eine kleine lebendige Gemeinde, die in der Stadt gut bekannt ist. Im Nachhinein sehen wir, daß der Herr uns in einen Riß gepflanzt hat. Einheit im Leib ist oberste Priorität in unserer Gemeinde. Schon viele Geschwister sind bei uns aus ihren Extrempositionen in eine erträgliche Mitte gerückt worden. Gott sei gedankt!“

Ein Evangelischer Pfarrer aus Sachsen:„...Ich hatte einen Gebetskreis zur Erweckung der Oberlausitz gegründet und es war für mich selbstverständlich, daß die drei evangelischen Gruppen zusammen beten: Landeskirche, Landeskirchliche Gemeinschaft und charismatisch geprägte Christen. Ich wußte natürlich, daß es auch Spannungen geben könnte... Eines Tages sagte mir die Frau des Gemeinschaftsleiters, sie wollten nicht mehr mit uns beten. Eine Erklärung verweigerte sie. Ich fiel aus allen Wolken. Auch der Leiter für den Gesamtkreis B. sagte ab. Dabei waren wir geradezu befreundet und arbeiteten in der Ephoralsynode zusammen... Wir haben uns wieder vertragen, aber ein feiner Riß blieb. Verstehen Sie jetzt, warum ich so froh bin, daß etwas geschieht! Ich will bei Gott, daß wir einig werden...“

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2. Befürwortende Briefreaktionen

Ein Mitglied des Initiativkreises BE: „...Wie ich hörte, ist wegen der Schuldbekenntnisse gebremst worden. Ich persönlich bin der Meinung, daß ohne dieses „Enge Tor“ keine wirkliche Freiheit und brüderliche Liebe zustande kommen. Ein Übersehen dessen, was durch die Berliner Erklärung an Unheil und Unrecht geschehen ist, halte ich für geistlich unfruchtbar...“

Ein Pastor des Christlichen Gemeinschaftsverbandes Mülheim (Oktober 1996),

der wichtige geschichtliche Beiträge zur Ära der Berliner Erklärung geliefert hat.

„...Im Übrigen meine ich: Das „Jahrhundertereignis“ hätte bereits vor mehr als dreißig Jahren stattfinden können. „Eine biblisch-theologische Klärung im Blick auf eine Reihe bislang strittiger Fragen“ (so die Kasseler Erklärung) war da schon geschehen. Aber damals konnte man es sich noch leisten, auf die Berliner Erklärung in der Bewertung der Pfingstgemeinde hinzuweisen. Aus diesen „Überzeugungen und Wertungen“ heraus ist bis mindestens in die achtziger Jahre an den Mülheimer Verband die Forderung gestellt worden, sich vom „Geist der Pfingstbewegung“ loszusagen. Für eventuelle Gespräche mit Mülheim sollte eben diese Gnadauer Beurteilung von 1965 die Grundlage sein. 1972 gab es dann noch eine feierliche Zementierung der BE: „Der Kernsatz der BE bleibt bestehen: ‘Die sogenannte Pfingstbewegung ist nicht von oben, sondern von unten.’“

Inzwischen ist man von der Geschichte überrollt worden und versucht nun, möglichst ohne Imageverlust (1 Sam 15,30), sich von den „Wertungen“ zurückzuziehen, die man viele notvolle Jahrzehnte heiß verteidigt hat. Das Ansehen vor Menschen scheint doch wichtiger zu sein, als eine echte Klärung.

Ich würde mich freuen, wenn ein klares verbales Bekenntnis meine Ansicht widerlegt. Bis jetzt aber lese ich zwischen den Zeilen die Schlagzeile, die 1972 mit der schon erwähnten Zementierung des Kernsatzes der BE durch die Presse ging: „Die Gnadauer Buße findet nicht statt!“ - An deren Stelle setzt sich langsam aber sicher die Verharmlosung der Geschichte durch...

Was die BE bedeutet oder bedeutet haben soll kann man nicht im Jahre 1996 festlegen. Man muß die Geschichte fragen. Und die widerspricht nach meiner jetzigen Kenntnis... eindeutig den heutigen Beteuerungen...

Es ist schon ein Kuriosum, daß die DEA, Gnadau und der BFP das „Ende der Ära der Berliner Erklärung“ feiern und die am härtesten von der BE betroffenen Mülheimer sind nicht dabei. Noch kurioser ist es, daß meines Wissens die Beziehungen Gnadau-Mülheim auf den Stand von 1965 eingefroren worden sind und erst unsere Trennung auch vom BFP diese Gespräche wieder in Gang bringen könnte. Aber diese Forderung, die die Distanz zu Mülheim um Jahrzehnte verlängert hat, wird ja nun sicher auch als „nie bleibend verbindlich“ gedacht in der Versenkung verschwinden.

Die interessante Frage um die BE ist die: Hat der „Geist von unten“ endlich ein Einsehen gehabt mit dem unseligen Bruderkrieg und sich heimlich davon gemacht oder aber ist die Auffassung vom treibenden Geist der Pfingstbewegung - von der Geschichte als unwahr erwiesen - nun dabei, sich möglichst unauffällig in die Schublade der Geschichte zu verkriechen? Ein wirklich lösendes Wort könnte ich in dem Bekenntnis finden: Wir haben über Jahrzehnte Wirkungen des Heiligen Geistes als dämonisch, Brüder und Schwestern als unter dämonischer Herrschaft stehend angesehen.

Angesichts der heutigen „Versöhnungswege“ erschüttert mich die billige Entschuldigung (sinngemäß): Es war ja nie für alle Zeiten gedacht. Dazu ist der Schaden, den die BE im Leibe Christi angerichtet hat, doch zu groß, als daß ich glauben könnte, daß mit solchen Sätzen endlich eine Erweckung in Deutschland ausgelöst werden könnte...“

Ein Pastor einer Missionsgemeinde: „... Daß zwei Pfingstgruppierungen in die Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VBE) aufgenommen wurden, zeigt die neue Situation. Aber dennoch denke ich, daß wir in Bezug auf das Zusammenwachsen noch ein Stück Weg vor uns haben. Die 86 Jahre der Berliner Erklärung haben in vielen Köpfen und Herzen doch ihre Spur hinterlassen. Es ist mein Wunsch und Gebet, daß die Initiative zur Berliner Erklärung in beiden Lagern auf guten, fruchtbaren Boden fällt und breite Zustimmung findet. Als Pastor einer Pfingstgemeinde kann ich Ihnen mitteilen, daß in meiner Gemeinde der Schmerz über die Trennung zu den evangelikalen Christen groß war/ist, und daß eine

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Sehnsucht und Bereitwilligkeit zur Einheit besteht. Allerdings hoffen wir auf eine herzliche und möglichst vorbehaltlose Aufnahme von Seiten unserer evangelikalen Geschwister...“

Ein fragendes Mitglied einer evangelischen Gemeinde: „...Nach allerlei Turbulenzen mit Kontakten zu Charismatikern und Pfingstlern... habe ich - zwar lange schon auf der „charismatischen“ Suche, aber grundsätzlich in einer evangelikal geprägten Gemeinde beheimatet - Ihr Buch „charismatisch - pro und contra?“ in die Hände bekommen... Ich möchte hinzufügen, daß ich schon seit Jahren den Kurs des Gnadauer Verbandes kenne und schätze, aber daß für mich dort immer eine Dimension gefehlt hat... Ich möchte es so ausdrücken: sowohl in der charismatischen Szene als auch im evangelikalen Bereich gibt es jede Menge Psychologie, nämlich dort die euphorische, und da die gelähmte - man versuche einmal in einem normalen lutherischen oder auch freikirchlichen Gottesdienst spontan Freude im Herrn zu bekunden...

Eine Stimme aus der evangelikalen Brüderbewegung: „... So habe ich früher einmal - ohne die Dinge richtig zu überdenken - gemeint, es bedürfe einer zweiten BE oder dergleichen. Im Laufe der Jahre aber habe ich eine Reihe von Beobachtungen machen können, die eine differenziertere Betrachtungsweise der Situation nötig machen... Viel zu schwach erscheint mir die Bereitschaft auf Seiten der Pfingst- und Charismatikergeschwister, die Geister, welche nicht mit dem Worte Gottes übereinstimmende Wirkungen hervorbringen, ernsthaft zu prüfen. Die Unterlassungen auf diesem Gebiet waren doch eine Belastung der Beziehungen. Ich kann nicht erkennen, daß man diese Schuld einsieht...“

Ein Verantwortlicher der Initiative „Versöhnungswege“: „...Ich bin sehr dankbar für Ihre Initiative. Sie ist wichtig und erfüllt einen Wunsch, der schon lange in mir ist. Es ist meine Überzeugung, daß Kirchen und Christen, die in dieser Weise unversöhnt miteinander leben und zum Teil gegeneinander arbeiten, im Ungehorsam gegen das Gebot der Liebe handeln. Hier muß Schuld bekannt und vergeben werden.

Das Bußbekenntnis in dem blauen Faltblatt befriedigt mich nicht. Zuerst sollten beide Seiten vor Gott Schuld und Sünde bekennen und um Vergebung bitten, dann erst voreinander. Es fehlt mir in der vorliegenden Formulierung das Sündenbekenntnis vor dem allmächtigen Gott, sowie die Bitte um Vergebung, die Jesus für uns am Kreuz erwirkt hat...“

Eine landeskirchliche Christin: „...In V. gehören die Pfingstler zur örtlichen Evangelischen Allianz. Ein Prediger der Pfingstgemeinde erteilt im Auftrag der Ev. Landeskirche Religionsunterricht an Schulen. Ein Leiter des Gnadauer Verbandes bemerkte beiläufig, er sei dankbar, daß seine eigenen Kinder auf diese Weise einen bibeltreuen Religionsunterricht erhielten...“

Vom Vorsitzenden der Partei Bibeltreuer Christen (PBC): „... Eine Einheit der entschiedenen Christen in Deutschland wird mit Sicherheit göttliche Kräfte freisetzen, die zum großen Segen für unser ganzes Volk werden könnten. Möge unser Herr es verhindern, daß erst äußere Not und Erschütterungen unseres Landes die Gotteskinder wachrütteln. Die derzeit alles beherrschende Diskussion um soziale Fragen und den Wirtschaftsstandort Deutschland deuten doch deutlich an, daß Christen sich endlich ihrer Verantwortung für die ganze Gesellschaft bewußt werden sollten. Wir können uns doch nicht länger den „Luxus“ leisten, uns gegenseitig zu bekämpfen, und rings um uns fällt unser ganzes von Gott bislang so reich gesegnetes Staatswesen zusammen. Darum mein Gebet für die Verantwortlichen: HERR schenke ihnen demütige, gehorsame Herzen...“

Vom Leiter der „Fürbitte für Österreich“ (FfÖ): „...Danke für Eure Initiative! Ihr habt Mut bewiesen, für die Einheit und Versöhnung im Leib Jesu einzutreten. Alles, was ich bis jetzt von Euch zugeschickt bekommen habe, kommt ganz offenbar aus Eurem Herzen und nicht nur aus dem Verstand. Ich bin wirklich begeistert! Ich selber fördere in unserem Land Österreich die Einheitsbestrebungen. Wir planen für 1997 vom 1.-3.Mai eine Versöhnungskonferenz zwischen Evangelikalen und Pfingstlern-Charismatikern. Mit Hilfe unseres Freundes und Helfers, des Heiligen Geistes, wird die Motivation anwachsen. Die Festung „Stolz“ wird fallen! Der Herr segne Euch!...“

Ein Lehrer eines charismatischen Glaubenszentrums: „...Als jemand, der geistliche Wiederherstellung und Erweckung studiert, darüber lehrt und sich mehr als alles das souveräne Wirken Gottes in unserem Land wünscht, stehe ich hinter diesem mutigen

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Schritt zur Versöhnung. Es ist mehr als an der Zeit, daß wir aufeinander zugehen. Meiner Ansicht nach ist die Trennung, welche durch die BE und die damit verbundenen Ereignisse in der Gemeinde entstanden ist, eine der größten Barrieren für Erweckung in unserem Land. Gott will uns in seiner Gnade einen Weg aufzeigen, wie wir diese Hürde gemeinsam nehmen können... „

Ein Leiter der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen: „...Ihr Anliegen, versöhnend zwischen Evangelikalen, Charismatikern und Pfingstlern zu wirken und in kritischer Reflexion der Berliner Erklärung eine neue Standortbestimmung zu suchen, halte ich für wichtig und begrüßenswert... Wichtiger erscheint mir vielmehr, in ein tieferes Nachdenken darüber einzutreten, welcher Platz der charismatischen Erneuerung im Konzert verschiedener Erneuerungsimpulse zukommt und welche Unterscheidungskriterien vom Neuen Testament her und den Erfahrungen der Kirchen- und Frömmigkeitsgeschichte für den Umgang mit charismatischer Frömmigkeit wichtig sind...“

Der Leiter eines evangelikalen geistlichen Rüstzentrums: „...Das Anliegen, die Berliner Erklärung betreffend, kann ich sehr gut verstehen. Um hier wirklich qualifiziert mitzuarbeiten und auch zur Heilung der alten Wunden beizutragen, wäre es unabdingbar nötig, vielmehr Zeit zu investieren... Man müßte sich ja nicht nur mit der BE, sondern auch mit ihrer Zeit und ihrem Umfeld beschäftigen...“

Ein leitender Vermittler zwischen den kontroversen Lagern in der DDR: „... Wir haben seinerzeit bei den theologischen Gesprächen in der DDR (1976-81) zwischen Gnadauer Vertretern und der GGE/DDR die Berliner Erklärung als historisches Dokument stehen lassen und nur vermerkt, daß wir in ihrer Beurteilung unterschiedliche Standpunkte haben...Ich halte es für gut, daß Sie an die Fragen von 1909 noch einmal bewußt herangehen. Vielleicht werden sie durch manche Ereignisse im Zusammenhang mit den Toronto-Phänomenen aktualisiert. Aber damals waren die Erscheinungen von Kassel ein Novum ohne größere Erfahrungswerte im Blick auf die Unterscheidung der Geister. So kam es dann zur Berliner Erklärung. Ich hoffe aber, daß Ihre Initiative dazu hilft, alte Festlegungen, Blockierungen und auch Prämissen abzubauen...“

Der Vorsitzende des Bundes Freier Christengemeinden in Österreich: „... Der Gedanke, daß die Pfingstbewegung einen „Geist von unten“ habe, hat zulange die brüderlichen Begegnungen und die Zusammenarbeit erschwert und zu großen Mißverständnissen, Beschuldigungen und Verdächtigungen auf beiden Seiten geführt. Wenn hier eine Bereinigung und ein Umdenken erfolgt, ist das sicher im Sinne unseres Herrn Jesus und mehr als zu begrüßen...“

Der Leiter der Limmat-Gemeinde in Zürich, Schweiz: „...Ganz sicher kann man - mindestens was die Schweiz betrifft - sagen, daß die Berliner Erklärung in keiner Weise mehr aktuell ist und das Verhältnis zwischen Pfingstlern und eher konservativ Evangelikalen in der Schweiz viel entspannter ist als in Deutschland... Ich unterstütze Ihre Bemühungen sehr... mit der klaren Absicht, den Missionsauftrag, den uns Jesus gegeben hat, endlich abzuschließen. Das bedeutet Gemeindebau und Gemeindegründung. Laßt uns daher mit der Kraft des Evangeliums rechnen! Wir haben es nicht mehr nötig, durch Abgrenzung zu brillieren, sondern durch auftragsorientiertes Leben der Welt ein glaubhaftes Zeugnis zu sein...“

Der ehemalige Vorsitzende der Europäischen Evangelischen Allianz (CH) auf die Frage: Wie sehr liegt Ihnen an der Integration der Charismatiker in der Allianz?:

„Das ist, wenn auch von Land zu Land verschieden, bereits Realität. Ich betrachte diese Zusammenarbeit als Bereicherung. Sie hilft mit, die Gemeinde als Leib Christi sichtbar werden zu lassen. Im übrigen: Charismatiker sind wir doch alle, die wir Gaben haben! Nicht alle aber sind Charismatisten. Sie machen aus dem Charisma eine Methode, die das Leben in der Gemeinde garantieren soll. Das ist eine Irrlehre, denn der grundlegende Faktor für die lebendige Gemeinde ist Jesus allein und nicht seine Gaben...“

Ein evangelischer Pfarrer: „...Die Spaltung der Gemeinde habe ich immer dort am schwerzhaftesten erlebt, wo Lehre über der Liebe stand. Wenn die Liebe wieder das Band der Vollkommenheit wird, werden wir Spaltungen überwinden können... In unserem Hauskreis dürfen wir erleben, daß Geschwister aus den Baptisten, Katholiken und der Advendgemeinde im Geist eins werden mit uns Lutherischen. Dafür sind wir von Herzen dankbar. Gleichzeitig hat uns der Herr die Augen dafür geöffnet, daß tatsächlich

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eine der Hauptvoraussetzungen für Erweckung in einem Ort oder einer Region die Einheit des Leibes Christ über die Grenzen der Denominationen hinweg ist. Deshalb begrüße ich Ihre Initiative von ganzem Herzen...

Den Unterschied zwischen Vergebung der Schuld und Befreiung von der Macht der Sünde hat man in der Heiligungsbewegung (um 1900, Red.) richtig erkannt... Kurz gesagt: Vorher sündigte ich, weil ich mußte, jetzt muß ich nicht mehr sündigen, ich kann aber in Sünde fallen.., deshalb strecke ich mich nach der Heiligung aus und jage ihr nach (Phil 3,12)... immer wieder ermutigt durch Gottes Geist, der mich der Sünde widerstehen läßt - und dies immer öfter. Die Problematik liegt dann in der Konsequenz, weniger im überzogenen Glauben an eine mögliche Sündlosigkeit. Leider ist es Tatsache, daß es viele „Christen“ gibt, die sich mit der Vergebung begnügen und weiterhin Gebundene der Sünde bleiben, andererseits sich um Heiligung bemühende Nachfolger Jesu des Hochmuts verdächtigt werden, weil sie angeblich besser sein wollten als gewöhnliche Sünder.“

Ein Angehöriger einer Freikirchlichen Gemeinde: „...Als aktives Gemeindemitglied einer konservativ-pietistisch geprägten freikirchlichen Gemeinde bekenne ich, daß wir einerseits die charismatischen Christen als Kinder Gottes und Geschwister im Herrn anerkennen, andererseits meinen wir, ihnen unterstellen zu müssen, daß sie unter dem Einfluß böser Schwarmgeister, als Heiliger Geist getarnt, in schlimmer Weise geistlich verführt werden. Zu meinem Bedauern meiden wir deshalb bis heute jede geistliche Gemeinschaft mit ihnen. Die Ereignisse um den „Toronto-Segen“ haben den Graben nur noch tiefer gemacht und leider alten Vorurteilen neue Nahrung gegeben.

Seit ca. eineinhalb Jahren pflege ich regelmäßige Kontakte zu charismatischen Christen im Nachbarort. In letzter Zeit besuche ich häufig ihre Gebetsabende. Langsam baut sich jetzt mein Mißtrauen ab, weil ihre Liebe untereinander auch im Alltag sichtbar ist und ich spüre, daß bei ihnen nicht nur die Gaben, sondern auch die Frucht des Geistes... zu finden ist. Aufgrund der Gemeinschaft mit ihnen ist sowohl mein Gebetsleben, als auch mein Charakter vom Heiligen Geist so massiv und positiv verändert worden, wie ich es vorher nie kannte...“

Ein junger charismatischer Christ: „...Zusammen mit dem Missionswerk Operation Mobilisation (OM) führten wir eine Großevangelisation durch, die nicht allein von den Gemeinden der Evangelischen Allianz, sondern auch von zwei charismatischen Gemeinden sowie der lokalen GGE und katholisch-charismatischen Kreisen mitgetragen wurde. Fast drei Jahre arbeiten wir zusammen in Vor- und Nacharbeit „und flicken die Netze“. Ich empfand es als sehr mutmachend, daß Gott dabei ist, trotz mancher nicht erfreulicher Rückschläge die Barrieren zwischen evangelikal-pietistischen und charismatisch-pfingstlerischen Geschwistern zu überwinden, da ich beide Richtungen sehr schätze...“

Ein methodistischer Christ: „...Als Methodisten stehen wir gewissermaßen zwischen den Fronten: wir haben anfangs ähnliche Phänomene (wie in Kassel, Red.) erlebt und uns davon distanziert, aber auch die Heiligung als Hauptaufgabe des Christseins erfaßt... Die damalige Überbewertung gewisser Phänomene scheint überwunden zu sein...Alles, was die zentrale, einmalige und andauernde Bedeutung Jesu schmälert, kann nicht hingenommen werden... Eingehende Beschäftigung mit Luthers Schriften hat mir gezeigt, daß bereits bei ihm die Sicht vorherrscht, die Macht der Sünde könne erst mit dem leiblichen Tod abgetan werden. Diese Lehre wird dem Evangelium nicht gerecht und dient in letzter Konsequenz dazu, das „Sterben mit Jesus“ (Röm 6) zu beseitigen, ja, an seiner Stelle den leiblichen Tod als wirklichen Erlöser zu setzen. Die Folgen davon scheinen mir weitaus verderblicher zu sein als die einer übertriebenen Heiligungslehre. Hier sollte theologisch noch weitergearbeitet werden, da das Problem bisher kaum erfaßt worden ist...“

Ein Pastor einer freikirchlichen ECCLESIA-Gemeinde: „...Die Zeit der Betonung und Hervorhebung des Begriffs „Charismatiker“ geht dem Ende entgegen. Jetzt kommt die Zeit, wo wir uns „Diakoniker“ nennen sollten... Das bedeutet eine Integration der Begriffe Charismatiker und Diakon... Bei dem Begriff „Charismatiker“ lag oft die Betonung auf der geschenkten Befähigung der Christen (Charismen). Beim „Diakoniker“ liegt die Betonung auf der Umsetzung dieser Charismen in Handlungen der Liebe zu den Menschen hin, die in Not sind, wie Schwache, Kranke, Verfolgte u.v.a. mehr.

Es ist an der Zeit, theologische Wettkämpfe, Anklagen und Spaltungen unter den Christen zwischen evangelikal oder charismatisch, pietistisch oder pfingstlich zu überwinden. Integration und nicht mehr Konfrontation unter uns Christen ist nunmehr angesagt...“

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Ein CVJM-Sekretär: „...Als einer, der im Pietismus groß geworden ist und seit ca. 10 Jahren durch die charismatische Bewegung reich gesegnet wurde, war und ist es mein Anliegen, daß das, was in mir persönlich völlig problemlos zusammengekommen ist, auch in unserem Land, in unseren Werken, Einrichtungen und Kirchen zusammenkommt. Deshalb kann ich diese Initiative nur begrüßen und unterstützen... Im Prinzip nimmt sie das auf, was mir am Herzen liegt...

In E. gehört die Pfingstkirche (Volksmission) schon seit ca.30 Jahren zur Evang. Allianz. In dieser Zeit hat sich eine außerordentlich fruchtbare Zusammenarbeit entwickelt und in den von mir persönlich zu überblickenden letzten 10 Jahren ist es an dieser Stelle zu keiner einzigen Beeinträchtigung gekommen...“

Ein charismatisch orientierter Christ (A): „...Während ich betete wurde mir bewußt, daß die BE eine Ohrfeige in das Angesicht Gottes gewesen ist... Darum ist Eure Arbeit so wichtig, weil solche Erklärungen im geistlichen Sinne natürlich ihre Auswirkungen haben... Laßt euch nicht von den Vorgängen bezüglich des sogenannten Torontosegens ablenken. Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe...“

Ein Pfingstler: „...Ich begrüße Ihre Betonung der Heiligung, denn ich fürchte, daß es auch auf pfingstlicher Seite an echter Heiligung fehlt. Deshalb ist es wohl der einzig richtige Weg, eine Verständigung zwischen Charismatikern/Pfingstlern und Evangelikalen/Pietisten unter dem Gesichtspunkt der Heiligung zu beschreiten. Es wäre unnötig zu verlangen, daß z.B. Pietisten sich mit ungeheiligten Pfingstlern aussöhnen. (Ich will damit nicht bestreiten, daß man Gläubige so annehmen sollte, wie sie sind)...“

Eine charismatisch offene Christin: „...Ich erlebe gerade in dieser Zeit, wie Gottes Geist dabei ist, in meiner Gemeinde Buße und Vergebung gegenüber anderen Christen (Pietisten/Evangelikale) zu wirken. Das zeigt sich bei der Gemeindeleitung und bei einzelnen Christen wie auch bei mir. Mein Gebet ist, daß sich diese Bereitschaft zur Annahme des anderen auch praktisch auswirkt und daß ein Aufeinander-Zugehen stattfindet. Jesus hat gesagt, ich baue meine Gemeinde. Und darauf vertraue ich...“

Ein Christ aus einer Evangelisch Freikirchlichen Gemeinde: „...Wir setzen uns ein für mehr Einheit unter Christen verschiedener Prägung und versuchen das auch zu leben. So treffen sich in E. mehrere Gemeinden und Gruppen zum gemeinsamen Gebet...“

Der Leiter der Geistlichen-Gemeinde-Erneuerung (GGE) in Deutschland: „...Mit Dank und Staunen haben wir aus idea die Nachricht von der „Kasseler Erklärung“ am 18.Juni gelesen. Möge diese Erklärung mit Leben erfüllt werden. In der geistesgeschichtlichen Situation unseres Landes, vor allem angesichts der zunehmenden Entleerung christlicher Glaubensaussagen in Theologie und Kirche tut diese Erklärung gut und macht Mut, weiter für eine geistliche Erneuerung von Kirche und Gesellschaft zu beten und zu glauben. Gemeinsame Aktionen wie der Kongreß mit Bill Hybels in Hamburg oder die ProChrist- Evangelisationen haben schon viel an Vertrauen und Verständnis geweckt. Die Initiative BE hat weitere Impulse vermittelt und die Notwendigkeit der Überwindung der „Berliner Erklärung“ deutlich gemacht. Jetzt gilt es, mutig und sensibel weitere Schritte zu gehen und Vertrauen zu schaffen. Dazu ist die Geistliche Gemeinde-Erneuerung bereit, weil es ihrer innersten Berufung entspricht...“

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3. Ablehnende bzw. „neutrale“ Briefreaktionen

Ein einflußreicher Anticharismatiker:„...Ich danke Ihnen herzlich für Ihre Unterlagen zur „Initiative BE“ und das Vertrauen, daß Sie damit ausdrücken. Wie Sie sich denken können, stehe ich nach wie vor hinter der „Berliner Erklärung“, auch wenn ich nicht jedes Wort unterstreichen kann. Tatsache ist, daß die Phänomene und Folgen des „Toronto-Segens“ eine Anzahl besorgter Brüder veranlaßt hat, einen Initiativkreis zur Bestätigung der BE zu gründen. Zu diesem Kreis gehöre ich und wir werden - so Gott will - in den nächsten Monaten unsere Stellungnahme veröffentlichen.

Gott schenke, daß die Auseinandersetzungen infolge dieser verschiedenen Standpunkte und Initiativen brüderlich, fair und sachlich ausgetragen werden, damit der Schaden nicht noch größer wird...“

Ein engagierter evangelikaler Leiter: „...Was maßen wir uns an... haben wir mehr Information, bessere Quellen, ein höheres Maß an „Durchblick“? Wollen wir uns über die Zeitzeugen stellen? Wie soll eine „objetivere Stellungnahme“ zur BE und damit zu den Ereignissen, die dazu geführt haben, gelingen? Es drängt sich der Eindruck auf, daß es bei Ihrer Initiative letztendlich nicht nur um die BE geht. Eine Rücknahme der BE im Ganzen rechtfertigt im Nachhinein die Ereignisse von Kassel, Großalmerode usw. als vom Geist Gottes gewirkt und hat darüberhinaus, bewußt oder unbewußt Signalwirkung im Hinblick auf die Beurteilung vieler Ereignisse in der derzeitigen pfingstlich/charismatischen Bewegung...Ich bitte Sie und die Brüder daher dringend, Ihre Initiative im Lichte Gottes zu überprüfen und dabei die Wahrheit nicht zugunsten der Einheit aufzugeben. Eine solche Einheit wäre zwar nach außen hin schön und wünschenswert, aus geistlicher Sicht aber Hurerei...“

Eine Stimme von „rechts außen“: „...Als Seelsorger konnten wir es nicht, so wie Sie, dahingestellt sein lassen, wie viel (bei den Kasseler und Toronto-Phänomenen, Red.) „dämonisch, hysterisch oder seelisch ist“ (so die Berliner Erklärung!, Red.), sondern mußten der Sache auf den Grund gehen... Würden sowohl Charismatiker als auch Evangelikale gleichermaßen die Wahrheit suchen, um sie in Liebe anzuwenden, dann gäbe es den heilsamen Konflikt. Sie jedoch arbeiten auf die Integration hin, statt durch Konfrontation Reinigung und Heiligung auf beiden Seiten voranzutreiben. Damit atmen sie ganz den Geist dieser Zeit...

Ich bin mit Ihnen der Meinung, daß Buße getan werden muß. Aber nicht so wie Sie es betreiben, sondern darüber muß Buße getan werden, daß weder Charismatiker noch Evangelikale den Mut haben, sich durch den Heiligen Geist an Leib, Seele und Geist konsequent reinigen zu lassen. Deswegen hört man die Bitte um Wahrheit in der Gemeinde Jesu immer seltener. Ihre Initiative kann ich deshalb so nicht mittragen... Ihr Bußbekenntnis ist nicht für „versöhnungswillige Christen“, sondern eine Kapitulationserklärung für müde Christen, die des Kampfes überdrüssig geworden sind...“

Ein gestandener „neutraler“ evangelikaler Leiter: „...Bitte nimm diesen Brief als einen Beitrag von einem Bruder, der Euer Anliegen grundsätzlich teilt, der aber zu diesem Schritt jetzt kein Ja findet... Ich halte diese Störung (Toronto) für so gravierend, daß ich den Zeitpunkt für eine „Initiative BE“ für falsch halte... Sind die Charismatiker bereit, den trennenden Begriff „Geistestaufe“ zurückzustellen und... biblisch sachgemäßer mit „Erfüllung durch den Heiligen Geist“ zu kennzeichnen...

Im Bereich der Pietisten bzw. Evangelikalen, vor allem im Gnadauer Bereich, war man in den zurückliegenden Jahrzehnten in Gefahr (bzw. dieser Gefahr tatsächlich erlegen!), in Bezug auf die Geistesgaben „das Kind mit dem Bade auszuschütten“. D.h., veranlaßt durch die notvollen, damals und später leider nicht wirklich aufgearbeiteten Kasseler Ereignisse, das biblische Zeugnis von den Charismen abzuwerten, bzw. gar nicht mehr zu thematisieren. „Bestenfalls“ versuchte man die vor allem in 1. Kor 12 aufgelisteten Gaben zu unterteilen in solche, die man weiterhin gerne bejahte und in solche, die seit der Bildung des neutestamentlichen Kanons als erledigt angesehen wurden (unsachgemäße Auslegung von 1 Kor 13,8-13!) und die man daher bei ihrem Auftreten heutzutage als dämonisch besetzt erklären konnte bzw. glaubte, erklären zu müssen. Und das hatte und hat natürlich Konsequenzen bis hinein in die Strukturfragen der Gemeinde- und Gemeinschaftsarbeit.

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Die Pietisten/Evangelikale müßten sich der Frage stellen: Seid ihr bereit, das biblische Zeugnis von den Charismen neu in seinem ganzen biblischen Gewicht aufzunehmen? Seid ihr bereit, heute keine dieser Gaben auszuklammern oder abzuwerten, sondern euch im Gegenteil nach der Weisung des Apostels Paulus um sie zu „bemühen“ (1 Kor 14)?...

Es wäre jammerschade, wenn Eure Initiative verpuffen würde...“

Ein engagierter Gnadauer Leiter: „...Liebe Brüder, vor einem Jahr bin ich vom Westen in den Osten gewechselt und habe in E. aufs neue darüber staunen gelernt, wie uns Jesus Christus durch Jahrzehnte der Teilung Deutschlands in DDR und BRD dennoch in geistlicher Einheit erhalten hat. So kann ich mich Ihrem Bußaufruf und dieser Versöhnungsaktion nicht anschließen...

Man kann die Unterschiede zwischen uns Gnadauern und den Brüdern und Schwestern der Pfingstgemeinde in versöhnter Vielfalt leben. Anhand von 1. Kor 13 ist mir aufgegangen, daß unser biblisches Wissen auch Stückwerk ist. Dies hat zur Folge, daß unterschiedliche Erkenntnisse die Bruderschaft nicht hindern müssen! Unterschiede sind von Gott, und es gilt, sie brüderlich zu akzeptieren; aber ich muß mich nicht mit allem und allen identifizieren. Insofern haben wir im Gnadauer Verband auch Probleme, wenn in der Ökumene gewachsene Unterschiede oberflächlich harmonisiert werden...“

Ein radikaler Charismatiker (?): „...Das Bußbekenntnis trifft nicht den Kern der eigentlichen BE, da konkret nichts bei Namen genannt wird... es schließt aber im Hinblick auf die Bitte um Vergebung Gott völlig aus. Auch wird nicht hinterfragt, ob und inwieweit eine Lästerung des Heiligen Geistes vorliegt, wenn sein Wirken in der BE dem Satan zugeschrieben wird. Der Weg zum Neubeginn... muß auch eine Demütigung vor Gott, dem Vater, der seine Kinder liebt, beinhalten. Die BE muß in vollem Umfang widerrufen und vernichtet werden (z.B. durch öffentliches Verbrennen)...“

Ein profilierter Gnadauer Leiter: „...Mir bleibt unverständlich, weshalb diese Erklärung vor allem von Geschwistern der Pfingstbewegung immer wieder hervorgeholt und ihre Rücknahme gefordert wird... Zwar ist leider festzustellen, daß die Epigonen (Nachkommende, Red.) in beiden sogenannten „Lagern“ oft nur zu einseitigen und pauschalen Verurteilungen oder Begrüßungen in der Lage waren. Gerade dies ist den Autoren der Berliner Erklärung nicht vorzuwerfen. Wer die BE in den Bekenntnisstatus hebt, verkennt damit die geschichtliche Situation. Wer im Gegenzug ihre gänzliche oder teilweise Rücknahme fordert, wird sich geschichtsloses Handeln vorwerfen lassen müssen. Wenn sich z.B. der Mülheimer Verband von seinen noch 1909 und danach vertretenen Auffassungen... wegentwickelt hat und deshalb heute im Rahmen der evangelischen Allianz Bruderschaft mit ihm neu gelebt werden kann, ist das nur zu begrüßen. Man wird deshalb darüber nachdenken müssen, ob die BE zu hilfreichen Entwicklungen beigetragen hat und deshalb nicht nachträglich für „notvolle Entwicklungen“ verantwortlich gemacht werden darf... Ich werde Ihre Initiative nicht unterstützen...“

Ein evangelischer Theologe: „...Mit Ihrem Anliegen und Inhalt kann ich mich nicht identifizieren. Die BE ist Geschichte. Diese können wir nicht verändern oder gar rückgängig machen. Wer heute ein neues Kapitel zu charismatischen Gemeinden aufschlagen möchte, kann es tun, ohne daß die BE ein Hinderungsgrund dafür ist. Die Reformation ist heute auch kein Hinderungsgrund (weithin nicht) in der Zusammenarbeit mit Katholiken. „Damit sie alle eins seien“ ist ein guter frommer Wunsch, aber dieser scheitert schon weithin am Tauf- und Abendmahlverständnis. Das „Einssein“ werden wir auch nicht erreichen, wenn die BE für nichtig erklärt wird. Für mich ist die BE nicht „umstritten“...

Ein leitender evangelikaler Theologe: „... Ich kann und werde die angeregte Initiative nicht unterstützen, weil ich Ihre Beurteilung dessen, was die Väter in der Allianz Anfang des Jahrhunderts richtungweisend formuliert haben, nicht mittragen kann. Wenn sie damals unter der Führung des Heiligen Geistes diesen Schritt nicht getan hätten, der sich in der Berliner Erklärung niedergeschlagen hat, was wäre aus der bibeltreuen Gemeinde in Deutschland geworden...“

Ein lutherisch-orthodoxer Theologe: „...Hier muß ich als orthodoxer Lutheraner sagen, daß wir von der Schrift her keinerlei Verheißung haben, daß Gott seiner Kirche in der letzten Zeit noch einmal besondere Gaben geben wird... Bei

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Prüfung der Phänomene (Kassel/Toronto, Red.) ... und auch des Hintergrundes, aus dem sie kommen - Pietismus, Heiligungsbewegung, Methodismus -, erhebt sich die Frage, ob nicht die Grundhaltung bereits schief ist (und auch bei denen war, die dann immerhin mit der Berliner Erklärung noch den Weg zur Trennung fanden). Steht nicht hinter alledem eine Haltung, die nicht am schlichten Wort Gottes, am Wort vom Kreuz, bleiben will? die nicht Gottes Evangelium in Wort und Sakrament alles zuschreiben will? eine Haltung, die nicht im Glauben auf das Wort verharren, sondern schauen will? Erfahrungen, Erlebnisse..., Geistesgaben, ...Gefühle! Haben wir es hier nicht grundsätzlich mit einer der Schrift fremden, antropozentrischen anstatt christozentrischen, wortgebundenen Glaubenshaltung zu tun?

Meines Erachtens werden im Pietismus und Methodismus und den ihnen verwandten Gruppen Mittel und Methoden angewendet, die nicht geistlich sind, sondern den natürlichen, fleischlichen Menschen ansprechen wollen...

Ist es nicht so, daß Gott allein durch Gesetz und Evangelium wirken will, nämlich durch den Hammer des Gesetzes... ihn der Sünde überführt, um dann den Zerbrochenen durch das süße Evangelium wieder aufzurichten?! Da bedarf es keiner Zutaten!... Wozu empfingen die Jünger den Heiligen Geist? Nicht um irgendwelcher Wundertaten willen - das war sozusagen die Zugabe -, sondern zur Mission, zur Verkündigung des Evangeliums von Christus...

Mir ist bewußt, daß dies eine sehr harte Kritik ist, aber... es wäre m.E. falsch und lieblos..., die Dinge zuzudecken. Denn es geht... um Gottes Majestät, es geht um seine Lehre - und es geht um die bluterkauften Seelen, deretwillen er uns dieses Wort gegeben hat, um es rein und unverfälscht zu lehren und zu bewahren...“

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