Das globale Netzwerk syrischer Familien in der Neuen Welt€¦ · Amar al-Hosn Banias Aleppo syrien...

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Menschen gleicher Herkunft, Menschen, die aus dem gleichen Dorf oder der gleichen Stadt stammen, und Menschen, die sich auf identi- sche Herkunft sowie auf gemeinsame Zugehö- rigkeit berufen, leben heute oftmals an unter- schiedlichen Orten der Erde. In der Neuen Welt trifft man Ende des 20. Jahrhunderts auf einen nicht unerheblichen Anteil arabischstämmi- ger Bevölkerung [Abb. 1]. Darunter befinden sich auch arabische Familien, die aus der heutigen Arabischen Republik Syrien stammen. Die poli- tischen und technischen Rahmenbedingungen zu Beginn des 21. Jahrhundert ermöglichen es diesen Personengruppen, sich nahezu so zu verhalten und zu handeln, als ob sie in einem Dorf wohnen würden. Die globalen Verflechtungen und weltumspan- nenden Netzwerke der Familien gibt es nicht schon immer; ihre Anfänge datieren Ende des 19. Jahrhunderts. Im Laufe des 20. Jahrhunderts werden durch Formen der Migration wie Flucht, Vertreibung und Arbeitswanderung die Grund- steine zur Ausbildung der Netze gelegt. Doch Wanderungsbewegungen, die Menschen über den Globus verteilen, schaffen noch keine dyna- mischen Netzwerke, die sich über Länder, Inseln und Kontinente erstrecken, wie z.B. das Netz des Dorfes Amar al-Hosn [Abb. 2], sondern stel- len lediglich die Voraussetzungen für Raum übergreifende Netzwerke dar. Das globale Netzwerk syrischer Familien in der Neuen Welt anton escher Arabischstämmige Bevölkerung (in Tausend) 5000 1000 500 100 20 Entwurf: A. Escher, Quelle: Nabti 1992, S. 61 Kartographie: I. Meyer 0 800 km N Abb. 1 Prozentualer Anteil der arabischstämmigen Bevöl- kerung an der Gesamtbevölkerung der einzelnen Staaten bis 0,2 0,2 – 0,5 0,5–1,0 1,0–2,0 über 2,0 Amar al-Hosn, ein Dorf in der Arabischen Republik Syrien Die Siedlung Amar al-Hosn liegt in typisch me- diterraner Landschaft mit den bekannten klein- wüchsigen Baum- und Buschformationen. Außerhalb des kleinen Dorfkerns mit verwin- kelten Sträßchen und kleinen Häusern dominie- ren im Jahre 2002 zwei große Hotelanlagen und ein Hotelrohbau das Dorf. Die großen, weit- läufigen Hotelanlagen mit Restaurants und Swimming-Pools verfügen ausschließlich über Apartments mit mehreren Schlafzimmern für Familien. Einige alte Häuser im Dorfkern sind umfassend ausgebaut, und an den Abhän- gen des Berges entstanden großzügig gestal- tete Villen [Abb. 3, Foto 1, 2].

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Menschen gleicher Herkunft, Menschen, die aus dem gleichen Dorf oder der gleichen Stadtstammen, und Menschen, die sich auf identi-sche Herkunft sowie auf gemeinsame Zugehö-rigkeit berufen, leben heute oftmals an unter-schiedlichen Orten der Erde. In der Neuen Welttrifft man Ende des 20. Jahrhunderts auf einennicht unerheblichen Anteil arabischstämmi-ger Bevölkerung [Abb. 1]. Darunter befinden sichauch arabische Familien, die aus der heutigenArabischen Republik Syrien stammen. Die poli-tischen und technischen Rahmenbedingungenzu Beginn des 21. Jahrhundert ermöglichen es diesen Personengruppen, sich nahezu so zuverhalten und zu handeln, als ob sie in einemDorf wohnen würden.

Die globalen Verflechtungen und weltumspan-nenden Netzwerke der Familien gibt es nichtschon immer; ihre Anfänge datieren Ende des19. Jahrhunderts. Im Laufe des 20. Jahrhundertswerden durch Formen der Migration wie Flucht,Vertreibung und Arbeitswanderung die Grund-steine zur Ausbildung der Netze gelegt. DochWanderungsbewegungen, die Menschen überden Globus verteilen, schaffen noch keine dyna-mischen Netzwerke, die sich über Länder, Inselnund Kontinente erstrecken, wie z. B. das Netzdes Dorfes Amar al-Hosn [Abb. 2], sondern stel-len lediglich die Voraussetzungen für Raumübergreifende Netzwerke dar.

Das globale Netzwerk syrischer Familien in der Neuen Welt

anton escher

Arabischstämmige Bevölkerung

(in Tausend)

5000

1000

500

100

20

Entwurf: A. Escher, Quelle: Nabti 1992, S. 61Kartographie: I. Meyer0 800 km

N

Abb. 1 Prozentualer Anteil der arabischstämmigen Bevöl-

kerung an der Gesamtbevölkerung der einzelnen Staaten

bis 0,2

0,2– 0,5

0,5–1,0

1,0–2,0

über 2,0

Amar al-Hosn, ein Dorf in der Arabischen Republik Syrien Die Siedlung Amar al-Hosn liegt in typisch me-diterraner Landschaft mit den bekannten klein-wüchsigen Baum- und Buschformationen.Außerhalb des kleinen Dorfkerns mit verwin-kelten Sträßchen und kleinen Häusern dominie-ren im Jahre 2002 zwei große Hotelanlagenund ein Hotelrohbau das Dorf. Die großen, weit-läufigen Hotelanlagen mit Restaurants undSwimming-Pools verfügen ausschließlich über Apartments mit mehreren Schlafzimmern für Familien. Einige alte Häuser im Dorfkernsind umfassend ausgebaut, und an den Abhän-gen des Berges entstanden großzügig gestal-tete Villen [Abb. 3, Foto 1, 2].

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Kapitel 6.7 Migrationsprozesse

Homs

DamaskusBeirut

Tripoli

Amar al-Hosn

Banias

Aleppo

syrien

Anzahl der Familien aus Amar al-Hosn

bis 10

11 – 20

21 – 50

über 50

ca. 250

Entwurf: A. Escher 2003, Quellen: Yacoub 1994 und Social Welfare Society of Amar Village 2002Kartographie: K. Schmidt-Hellerau / I. Meyer

Abb. 2 Das weltweite Netz von Amar al-Hosn

N

0 1800 km

Im Dorfkern trifft man auf eine griechisch-orthodoxe und eine griechisch-katholische Kirche sowie den Kirchenbau der Presbyteria-ner [Foto 3, 4]. Um 1950 verfügte das Dorf noch dauerhaft über 2000 Einwohner, am Beginn des 21. Jahrhunderts sind es in den langen Wintermonaten weit unter 400 Perso-nen. In den Monaten Juni bis August wächstdie Zahl der Menschen im Dorf oftmals aufüber 2500 Personen an. Die regionalen Abwan-derer und die überseeischen Auswanderer kommen zu Besuch in das Dorf. Man trifftMenschen in europäischer und amerikanischerKleidung auf den Straßen, in den Wohnhäu-sern sowie in den Hotels an.

Die Bewohner, die sich selbst als „Amarians“bezeichnen, teilen sich in drei Kategorien ein:

> die „dauerhaften Bewohner“, Rückwandererund Pensionisten, die regelmäßig ihre Ver-wandten in Übersee besuchen; darunter be-finden sich 73 Personen, welche die ameri-kanische „Green Card“ besitzen; lediglich dreider dauerhaften Bewohner haben das Dorfwährend ihres Lebens noch nie zum Zweckder Arbeit verlassen;

> die „Besucher des Dorfes“, die in der Regeljährlich ihren Urlaub im Sommer im Dorf verbringen;

> die „Reisenden“, die unregelmäßig im Dorfoder an einem anderen Ort der Welt leben.

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Versammlungsraum

presbyterianische Kirche

Hotel

Hotelim Bau

Hotel

griech.-orth. Kirche

griech.-kath.Kirche

Schule

Friedhof

Verwaltungsgebäude

Abb. 3 Das Dorf Amar al-Hosn

in der Arabischen Republik Syrien

Kartierung: A. Escher, Stand 2002Kartographie: I. Meyer

N

0 50 m

Eine neue Epoche kündigt sich an, als viele Bewohner des Dorfes Amar al-Hosn den evan-gelischen Glauben annehmen, nachdem dieGesandtschaft der amerikanisch-evangelischenMission im Jahre 1879 eine Schule im Dorf ein-richtete. Die ersten überseeischen Migrantenwanderten noch vor der Jahrhundertwende um1880 in die Neue Welt aus. Allerdings assimi-lierten sich die meisten der Auswanderer in derneuen Gesellschaft und gingen der Dorfgemein-schaft verloren.

Der erste Dorfbewohner, der zur Entste-hung der heutigen Gemeinschaft beiträgt, warAziz Atiyeh, der in der Amerikanischen Univer-sität von Beirut unterrichtet. Er emigriert um1888 in die Vereinigten Staaten und kehrt 1903nach Amar al-Hosn zurück, um seinen Brudernachzuholen. Damit stellt er die Verbindungzwischen dem Auswandererort und dem Ziel-ort in Übersee her. Ihm tun es die meisten Be-wohner des Dorfes gleich und erschließen im

Die Auswanderung von Amar al-HosnDie Rahmenbedingungen für die Landwirt-schaft sind im Dorf schon immer schlecht ge-wesen, denn die Böden bringen bei einemhohen Bearbeitungsaufwand nur einen gerin-gen Ertrag. Man ist auf Zuerwerb angewiesen,der außerhalb des Dorfes durch Wanderwirt-schaft und Dienstleistungen oder Kleinhan-del erzielt werden muss. Die Bewohner des Dor-fes Amar al-Hosn wanderten bei ihrer Fluchtvor der staatlichen Obrigkeit und bei der Suchenach Einkommen bereits im 19. Jahrhundert zu-nächst in die größeren Städte der Umgebung,nach Tripolis und Beirut, sowie in die nahen Pro-vinzstädte Homs und Banias. Später wurdenauch die beiden Industriestädte Damaskus undAleppo zum Ziel der Abwanderer.

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Kapitel 6.7 Migrationsprozesse

Foto 1, oben Ansicht des Dorfes Amar al-Hosn

Foto 2, Mitte Neubauten im Nordteil

von Amar al-Hosn

Stile der verwandtschaftlichen Kettenwande-rung die Welt. Eine größere Gruppe aus Amaral-Hosn lässt sich zu Beginn des 20. Jahrhun-derts in Allentown/Pennsylvania nieder, wo dieNeuankömmlinge von der auch im Dorf präsen-ten presbyterianischen Kirche umsorgt werden.Nur wenige Männer verschlägt es in die süd-amerikanischen Staaten Venezuela, Brasilienund Mexiko.

Erst die zweite Auswanderungswelle nachdem Zweiten Weltkrieg bringt wieder Bewoh-ner aus Amar al-Hosn nach Lateinamerika undin die Karibik. In dieser Zeit suchen die Bewoh-ner des Dorfes auf den karibischen Inseln Gre-nada, Trinidad, Guadeloupe, Jamaika und Anti-gua sowie auf den Bahamas ihr Glück. In derZwischenzeit wandern Dorfmitglieder auch inandere Länder der Welt. Junge Amarians bre-chen Ende der 1950 er Jahre zum Studium in dieBundesrepublik Deutschland, nach Griechen-land und Kanada auf und bleiben dann in die-sen Ländern wohnen. Die permanenten kriege-rischen Auseinandersetzungen in der Regionbegünstigen die Wanderung Mitte der 1970 erJahre nach Australien. Amarians migrieren nachMelbourne und Sydney. Andere Dorfbewohnerfinden Arbeit in den Ländern am Golf, in Saudi-Arabien und in den Emiraten. Die Aus- undWeiterwanderung bringt die Dorfbewohnerund deren Nachkommen in zahlreiche Länderder Welt und schafft damit die Basis für dieOrganisation eines globalen Netzwerkes in vierKontinenten.

Foto 3, unten Die griechisch-orthodoxe Kirche

in Amar al-Hosn

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Amar al-Hosn, das globale Clan-DorfDas gesamte Netzwerk einer Familie aus Amaral-Hosn, wie z. B. der Familie Hadeed [Abb. 4],besteht–aus ihrer Sicht–aus den weiteren Familien des Dorfes Amar al-Hosn, aus allenSyrern des Wadi Nasara sowie aus weiteren Arabisch sprechenden Personen, die aus unter-schiedlichen, oftmals ökonomischen Gründenin das Netz der Beziehungen „integriert“ wer-den. Im Lauf des 20. Jahrhunderts entwickeltsich das Herkunftsdorf der syrischen Familienzum faktischen und imaginären Zentrum desweltweiten Netzes, das teilweise über das Zentrum der Auswanderer im US-amerikani-schen Allentown/Pennsylvania gesteuert wird[Foto 5].

Das Dorf spielt als realer Bezugspunkt undvirtueller Netzknoten eine überragende Rollefür die Diaspora-Gemeinschaft. Die Dorfbewoh-ner und diejenigen, die von Familien aus demDorf abstammen, konzeptionalisieren heuteihre weltweit verteilte Gemeinschaft als ein„neugeborenes“ und erweitertes Dorf, wie derVorsteher der „Social Welfare Society of Amar Village“ im Vorwort des Telefonbuches schreibt,in dem die Telefonnummern der Amarians inaller Welt aufgelistet sind. Der Ort Amar al-Hosn in Syrien als Stammort, als „Mutterdorf“,bekommt einen außerordentlichen Status undwird zum „heiligen Ort“. Die Symbole des Dorfessind die Natur und die Ästhetik des Wadi Na-sara. Der Olivenbaum wird zur Ikone und zumWahrzeichen des Dorfes und der Gemeinschaft.

Das Dorf wird als Braut verherrlicht, und inallen Teilgemeinschaften der Welt werden derOrt und das Dorf in Liedern und Gedichtengepriesen.

Alle Mitglieder sollen danach streben, unddie meisten streben auch danach, sich entwe-der in Wirklichkeit oder in Gedanken in Amar al-Hosn aufzuhalten. Ein Teil des Jahresurlaubswird in Amar al-Hosn verbracht, insbesonderedie Kinder bringt man nach Amar al-Hosn undmacht sie mit der Umgebung vertraut. Die Zeitim Dorf Amar al-Hosn ist für die Kinder eineZeit fast ohne Zwang; man versucht, die Nach-kommen der dritten und vierten Generationüber den Ort Amar al-Hosn an die GemeinschaftAmar zu binden. Die alte Generation remigriert,um den Ruhestand im Dorf zu verbringen, unddie dritte Generation will in den Gastländern,die keine Gastländer mehr sind, zumindest fürdas Wirtschaftsleben verbleiben. Die Proble-matik des geteilten Ortes wird mit Kommuni-kation und Reisen überwunden. Die Wahl desStandortes und die Häufigkeit der Besuche hän-gen von der ökonomischen Potenz der Familieund von der Position des Individuums im gene-rativen Zyklus ab. Der Club im Herkunftsdorfwirbt unermüdlich um die ausgewandertenDorfbewohner und versucht, sie an das Dorf, andie gemeinsam geteilte Lokalität zu binden. DerSozialverein veranstaltet jährlich im August dasbeliebte „Fest der Auswanderer“ im größtenHotel des Dorfes, zu dem sich viele Amariansaus aller Welt im Dorf treffen.

Arabischstämmige Bevölkerung (in Tausend)

unter 20

20–50

50–100

100–200

über 200

Anzahl der Kernfamiliendes Hadeed Clans

1

1

1

2

2

2

3

4

20

21

37

Entwurf: A. Escher, Quelle: Abraham & Abraham 1983,Nabti 1992 und Hadeed 2001, Kartographie: I. Meyer

21

ca. 500 000

Karib. Inseln insgesamt

Abb. 4 Die Hadeed Familie

in der Neuen Welt

0 1000 km

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Kapitel 6.7 Migrationsprozesse

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Verdichtung der Identitätim Netz der DiasporaEin Netzwerk in Form einer Diaspora ist ent-standen. Nationalstaatliche Positionen, religiöseInstitutionen und soziale Vereinigungen wer-den zum Wohle und zur Generierung der Welt-Dorfgemeinschaft in Wert gesetzt und sindstrategisch verhandelbar. Die geteilte Lokalität,der Herkunftsort oder das „Mutterdorf“ ist derfixe Punkt, der heilige Ort, der symbolischeHandlungen ermöglicht, und der die Mitgliederder Gemeinschaft definiert. Der Herkunfts- und Ursprungsort der globalen Gemeinschaftwird zum Ferienort, zum Ort der Ruhe, zum Ortder Kommunikation, zum Ort zukünftiger Ge-schäfte, zum Ort neuer Allianzen sowie zum Ortder Ruheständler und Pensionisten.

Die technischen und politischen Rahmen-bedingungen zu Beginn des 21. Jahrhundertbegünstigen die Entwicklung und die Strategiender globalen Dorfgemeinschaft und fördernden sozialen, ökonomischen und politischenZusammenhalt der Migranten und Bewohnersowie der Nachkommen des Dorfes. Im Rahmendieser Struktur verwirklichen die MitgliederStrategien, die zum Erhalt und zur Funktion derGemeinschaft beitragen. Dabei hat die Diaspora-Identität der Amarians eine übergeordnete Be-deutung. Sie ermöglicht den Mitgliedern derGemeinschaft ein Kontext bezogenes Handelnund pragmatische Strategien zum eigenen öko-nomischen Vorteil in einer durch Konkurrenzgeprägten dynamischen Welt.

Für die Menschen aus Amar al-Hosn fin.det Entwurzelung und Marginalisierung sowieDeterritorialisierung und Entgrenzung nichtstatt, sondern sie erweitern ihr Territorium undvervielfachen ihre Strategien für ökonomischenErfolg. Die kleinen Kolonien, die Teile ihrer Fami-lien an unterschiedlichen Orten der Welt unddie Diaspora bilden eine flexible kommuni-

zierende und handelnde Einheit. Das globaleNetzwerk der syrischen Familien in Amerikaund in den anderen Teilen der Welt ist auf die Identität von Familie, Dorf und Region ge-baut. Verwandtschaftliche Bindungen undgruppeninterne Solidarität, individuelle Bil-dung und kollektive Erfahrung sowie soziali-sierter Geschäftssinn tragen zur Funktion des globalen Netzwerks bei. Zentraler Anker-punkt, gemeinsamer Knoten und geteilte Sehnsucht bleibt für alle Zeit ihr gemeinsa-mes Dorf Amar al-Hosn!

Foto 4, links Die presbyterianische Kirche

von Amar al-Hosn

Foto 5, rechts Sitz der American Amarian Syrian

Society in Allentown/USA