Das Innere-Kinder-Retten Sanfte Traumaverarbeitung bei ... · Vergleich mit anderem...

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Gabriele Kahn www.gkahn-traumatherapie.de [email protected] Das Innere-Kinder-Retten

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Gabriele Kahnwww.gkahn-traumatherapie.de

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Das Innere-Kinder-Retten

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Akute und komplexe PTBS bei Erwachsenen• Bei akuter PTBS die effektivste Behandlung:

Traumakonfrontation nach Stabilisierung. Die bekanntesten Methoden: EMDR, VT-Exposition, Egostate-Therapie, Imaginative Therapie mit Screentechnik oder Innerer Bühne, Somatic Experiencing u.a.

• Bei leichterer komplexer PTBS meist auch die schnellste Möglichkeit zur Symptomauflösung. Jedoch evtl. Gefahr von Retraumatisierung oder erneuter (unerkannter) Dissoziation.

• Bei schwerer komplexer PTBS Exposition kontraindiziert, Gefahr von Überflutung über die Traumabrücken oder starke Abwehr gegen die Behandlung oder erneute Dissoziation.

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Der Selbstheilungsprozess bei kPTBS1. Von Beginn an PTBS-Symptome: Starke strukturelle Dissoziation,

relativ unauffällige andere: Ängste, Alpträume, Somatisierungen Später (Jugend oder Erwachsenenalter) Wechsel zwischen 2. + 3.:

2. Stabilisierung durch positive Erlebnisse.Kann bis zu Jahrzehnten dauern, unauffällige PTBS-Symptomatik, vor allem dissoziative Reaktionen. Viele andere Störungen, scheinbar unabhängig von Traumata, z.B. Suchtproblematik oder Somatisierung.

3. Eigene (unerkannte) Traumaverarbeitung durch Reinszenierungen („normales Leben“)

4. Rückkehr von Abgespaltenem durch extreme Reinszenierungen, Panikattacken, starke Depression, Intrusionen, Flashbacks, also akute PTBS-Symptomatik. Erst jetzt Therapiebedarf.

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Das Innere-Kinder-RettenZusammenfassung

• die KlientIn kommt zur Therapie mit akuten PTBS-Symptomen, also nicht mehr vollständiger struktureller Dissoziation zwischen dem ANP und dem EP

• mittels IKR erfolgt die Rettung jeweils eines vollständigen dissoziierten Kindanteils ohne Retraumatisierungsgefahr und nach und nach die Aufhebung der strukturellen Dissoziation

• das Wichtigste dabei: Die positive Dissoziation, d.h. die/der Erwachsene bleibt in allen Teilen des Prozesses der Rettungs-aktionen auf der Seite der Sicherheit (s. nachfolgende Grafik)

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Vergleich mit anderem Innere-Kinder-in-Sicherheit-Bringen

• Teils werden generalisierte Persönlichkeitsanteile, Ego-States, gerettet („das Traumakind“), wodurch der traumatische Ursprung eines solchen Anteils nicht hinter sich gelassen werden kann, sondern „mitkommt“.

• Oder ein Kind aus einer Trauma-erinnerung wird gerettet, aber von dem/der Erwachsenen. – Oder Helfer retten, aber der/die Erwachsene sieht zu. In beiden Fällen kann nur der Anteil des Kindes mitkommen, den die Erwachsene erträgt bzw. der sich einer zweifelnden Erwachsenen anvertrauen kann. Konfrontation wird dann nötig, um das Trauma völlig aufzulösen.

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Durch das IKR … • wird mittels positiver Dissoziation Retraumatisierung vermieden• ist Konfrontation mit allen Erlebnismodi unnötig, weil in

Symptomen und Reinszenierungen die Traumagefühle bereits wiedererlebt wurden. Das Gehirn muss nur deren Verbindung zum Trauma herstellen

• wird das Unbewusste der KlientIn, die Selbstheilungskraft in Form idealer Helfer, dazu gebracht, die hypnotherapeutische Suggestion des Rettungsauftrages aufzunehmen und wörtlich umzusetzen

• ist es lediglich notwendig, das Spezifische eines traumatischen Erlebnisses rational zu erkennen, nicht die Details, denn die Rettung erfolgt ganzheitlich, wie damals die Dissoziation

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Voraussetzungen (I): Innere Sicherheit

• der innere Sichere Ort

– kein realer

– ideal abgesichert mit „übernatürlicher“ Schutzschicht

– Schutzschicht nur für die Inhaberin des Ortes durchlässig

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• bei Problemen

• nicht den Ort „finden“, sondern imaginativ „herstellen“

• Trauma-Assoziationen ausschließen

• äußere Sicherheit überprüfen

• störende Traumata der Erwachsenen

• Ort zu eng (= Trigger)

• Traumakinder bekommen Angst

• Täterintrojekte sind dagegen

• Angst vor Überflutung mit Traumaerinnerung

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Voraussetzungen (II): Äußere Sicherheit• kein Täter- oder Mittäterkontakt bei sexueller kPTBS

– notwendig aus Therapielogik: Integration der Trauma-Innenkinder sonst nicht möglich

– Gründe für den Abbruch des (Mit-)Täterkontaktes:• stärkster Trigger; Aufbau von innerer Sicherheit

unmöglich• dissoziierte Aggression gegen (Mit-)Täter nicht

verarbeitbar• bei erkanntem Traumakind und Beibehaltung

von (Mit-)Täterkontakt bagatellisiert die Erwachsene täteridentifiziert

– keinen Druck ausüben, überzeugen; Rettungsaktionen sind schädlich bei (Mit-)Täterkontakt (Somatisierungsgefahr)

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Besonderheiten bei sexueller Traumatisierung in der Kindheit (Jugend)

Folgen

• die Bedrohung ist so stark, dass oft Abspaltung von der Erinnerung, mindestens das jeweils erste mal

• stärkere Aggression, vor allem als Autoaggression, damit die mörderische Energie nicht zu Amokläufen führt

• liebevolle Sexualität verunmöglicht; Asexualität oder ent-fremdete Sexualität (Gewaltbeziehungen, Promiskuität u. ä.)

• irrationale Schuldgefühle

• Gefühl des Abgespaltenseins von der Welt und allen Menschen

• Suchtneigung

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Besonderheiten bei sexueller Traumatisierung in der Kindheit (Jugend)

Gründe

• existentielle Verunsicherung (oft subjektive Todesangst), daher extremer Rückzug

• Beschädigung der sexuellen Befriedigungsmöglichkeit, daher Ersatznotwendigkeit

• Misstrauen gegenüber allen Erwachsenen, da kurz hintereinander drei Traumata geschehen:

– Trauma A: sexuelle Übergriffe– Trauma B: Verrat durch alle Erwachsenen,

am bedeutsamsten die Mutter bzw. die Eltern– Trauma C: „selbst schuld“, die Verantwortung dem Kind

zugeschoben

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Bei sexueller Komplextraumatisierung lebenslang kein Täter- oder Mittäterkontakt ...... wenn Traumaintegration angestrebt wird.

Begründung• Die sexuell traumatisierten Kinder (Trauma A, B, C) kommen nicht mit

bzw. dissoziieren bei späterem Kontakt erneut.Täter- und Mittäterkontakte sind die schlimmstmöglichen Trigger. Da der Sichere Kinderort ein Containment und keine Dissoziation mehr ist, kann den Kindern nicht glaubhaft versichert werden, dass ihnen kein Leid mehr geschehen wird.• Bei Kontakt muss die enorme Aggression auf die (Mit-)Täter wieder

gegen sich selbst gerichtet werden. Somatisierungsgefahr!• Wenn ein sexuell traumatisiertes Kind erkannt wurde und dennoch

(Mit-)Täterkontakt beibehalten wird, bagatellisiert die Erwachsene wie damals alle Täter und Mittäter und lässt die eigenen Kindanteile erneut im Stich.

Es geht dabei also nicht um Rache, sondern um Abgrenzung, Schutz und Heilung.

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Was bei sexueller Komplextraumatisierung möglich ist, wenn noch Mittäterkontakt besteht

• Stabilisierung, Stärkung der Ich-Funktionen, vor allem des Selbstwertgefühls und der Abgrenzungsfähigkeit• Ressourcen erweitern, z. B. mit EMDR• Arbeit an Täterintrojekten, z. B. mit Egostate-Methoden• ist die strukturelle Dissoziation stark, gelingt meist die Installierung

eines Sicheren Ortes• ist dieser möglich, können Traumafilme ohne Ansehen hergestellt

und in einen Tresor gelegt werden• Ebenso können Rettungsaktionen von Trauma-D-Kindern (alles andere

als A, B oder C) durchgeführt werden. Besonders günstig wirkt sich die Rettung von früh Traumatisierten aus, die für die Abhängigkeits-gefühle von der Mutter verantwortlich sind.

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Identifizieren der Innenkinder (I)• Unterscheiden zwischen traumatisierten und neurotisierten

Innenkindern

• konkrete, dissoziierte Anteile, die rational erinnert werden müssen; jeweils das erste Mal einer Traumatisierungsart

• Anzahl und Reihenfolge sehr individuell

• Kindanteile zeigen sich in– offensichtlichen Traumata in der Lebensgeschichte– Symptomen– Überreaktionen im Alltag– Träumen und Phantasien– Abwehr gegen positive Schritte– nach Abbruch von Täterkontakt, nach Installation

des sicheren Ortes, nach Rettungsaktionen

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Der Sichere Kinderort• separat vom Sicheren Ort der/des heutigen

Erwachsenen imaginieren

• mit einer idealen Schutzschicht umgeben, die für jedes neue Kind von innen erweitert wird

• einen schönen, passenden Bereich für das jeweils zu rettende Kind vorbereiten

• darauf achten, dass keine Traumaassoziationen dort vorkommen

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Die Helfer• betonen, dass sie innere Anteile der Persönlichkeit sind

• für jedes Kind eigene Helfer ausdenken, die immer da bleiben

• alle Helfer sind ideal liebevoll-fürsorglich, einfühlsam und ohne eigene Bedürfnisse. Zusätzlich sind sie mit spezifischen Eigenschaften für jedes Kind ausgestattet.

• keine realen – auch nicht verstorbene – Helfer nehmen sondern Idealpersonen oder idealisierte Gestalten aus Märchen, Mythologie, Medien o.ä.

• wenn es mehrere Helfer gibt, festlegen, wer die Rettung durchführen soll

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Durchführung der Rettungsaktion

• Voraussetzungen

– kein (Mit-)Täterkontakt bei sexuellem Trauma

– relativ stabile äußere und innere Verhältnisse

– der Sichere Ort für die/den Erwachsene(n)

– das zu rettende Kind konkret identifiziert

– der Sichere Kinderort, speziell vorbereitet

– spezifische, ideale Helfer

– der Zeitpunkt günstig

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• die Rettungsaktion (mit langsamem EMDR begleitet)

– Die Erwachsene am Sicheren Ort gibt von dort aus den Helfern den Auftrag, das Kind aus seinem Leid herauszuholen und an den Sicheren Kinderort zu bringen.

– Die Therapeutin hält die Aufmerksamkeit der Erwachsenen am Sicheren Ort.

– Sobald Kind und Helfer am Kinderort angekommen sind, überzeugt sich die Erwachsene mindestens ein Mal davon.

– Falls danach Symptome oder Negativgefühle auftreten, ist dies ein nächstes Kind, das sich mit Rettungswunsch meldet. Identifizieren und Rettungsversprechen geben.