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DAS KOMPLETTE PROGRAMM • LAGEPLAN HINTERGRUNDINFOS ZUM FESTIVAL UND ZU DEN EINZELNEN BANDS INTERVIEW MIT GARIFUNA-LEGENDE AURELIO • CD-TIPPS

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DAS KOMPLETTE PROGRAMM • LAGEPLAN

HINTERGRUNDINFOS ZUM FESTIVAL UND ZU DEN EINZELNEN BANDS

INTERVIEW MIT GARIFUNA-LEGENDE AURELIO • CD-TIPPS

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Sommerfestival der Kulturen 17

FestivalzeitenBühnenprogramm:Dienstag bis Freitag: 17.30–22 UhrSamstag: 16.30–22 UhrSonntag: 11–22 Uhr

Ihre Spende hilft!Mit Ihrer Spende leisten Sie einen wertvollen Beitrag zurFinanzierung des Sommerfestivals der Kulturen. Sie unter-stützen damit auch die vielfältige Arbeit des Forums derKulturen Stuttgart e. V., des Veranstalters dieses Festivals.

Unser Spendenkonto:

IBAN: DE72 6005 0101 0001 3236 83 BIC: SOLADEST Baden-Württem bergische Bank

Oder spenden Sie online über

www.forum-der-kulturen.de/spenden/

„Wir kommen diesesJahr zum dritten Mal zumSommerfestival, das wirüber Freunde kennenge-lernt haben. Uns gefällt ambesten, dass das Festival sointernational ist. Es sindviele Vereine beteiligt undman sieht, wie gemeinsam

sehr schöne Dinge entstehen. Als Kunsthandwerker sind wirbeim Markt der Kulturen vertreten.“

Ulyana Kosidlowska und Sergio Cremonte, Standbetreiber auf dem Markt der Kulturen

Der Eintritt zum Festivalist an allen Tagen frei

Schematisierter Lagepaln des Sommerfestivals der Kulturen – Änderungen vorbehalten!

Essens- und Getränkestände:Dienstag bis Donnerstag: 17.30–23 UhrFreitag: 17.30–24 UhrSamstag: 16.30–24 UhrSonntag: 11–22 UhrAb Mittwoch hat ein Teil der Essensstände in derHirsch- und Kirchstraße bereits ab 11 Uhr geöffnet.

Markt der Kulturen(Warenverkaufsstände in der Kirch- und Hirschstraße):Dienstag: 17.30–23 UhrMittwoch und Donnerstag: 10–23 UhrFreitag und Samstag: 10–24 UhrSonntag: 11–22 Uhr

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Das Bühnenprogramm Seite

Dienstag, 11. Juli 2017 17.30 Uhr Amariszi 20 (CD-Tipp)

20.00 Uhr Fanfare Ciocarlia 9

Mittwoch, 12. Juli 2017 17.30 Uhr Orkesta Mendoza 20 (CD-Tipp)

20.00 Uhr Seun Kuti & Egypt 80 10

Donnerstag, 13. Juli 2017 17.30 Uhr Aurelio 18/19

20.00 Uhr Orange Blossom 11

Freitag, 14. Juli 2017 17.30 Uhr Hajnal & Band 12

20.30 Uhr Marsis 12

Samstag, 15. Juli 2017 16.30 Uhr Sedaa 14

18.30 Uhr Simja Dujov 20 (CD-Tipp)

20.30 Uhr Soweto Soul 15

Sonntag, 16. Juli 2017 ab 11 Uhr Tänze und Musik 7 der Welt

18.00 Uhr Officina Zoè 13

20.00 Uhr Fuel Fandango 16

Das Sommerfestival der Kulturen istnur möglich durch eine enorme Zahl

an ehrenamtlichen Helfern sowie durch viele wichtige Partner,

Förderer und Untertstützer:

Partner: Baden-Württembergische Bank

E. Breuninger GmbH & Co.Flughafen Stuttgart GmbH

Alfred Ritter GmbH & Co. KG

Förderer:Daimler AG

Lotto Baden-WürttembergGudrun Sjödén GmbH

Wüstenrot StiftungSWSG Stuttgarter Wohnungs- und

Städtebaugesellschaft mbH

Unterstützer:Stadt Stuttgart

Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg

Evangelische Kirche in Deutschland (EKD)

Boerse Stuttgart GmbHStuttgart Financial

LGG - Steuerberatungs-Gesellschaft mbH

Kronenbrauerei Alfred Schimpf GmbHOffizin Scheufele Druck

und Medien GmbH & Co. KGCaleidoscope GmbH

Megaforce�Bühnen und Veranstaltungstechnik GmbH

MIZE e. K.Internationales Trickflimfestival

StuttgartDeutsch-Türkisches Forum

Stuttgart e.V.Institut français Stuttgart

Instituto italiano di Cultura – StoccardaDeutsch-Amerikanisches Zentrum

James-F.-Byrnes-Institut e.V.

Medienpartner:SWR Südwestrundfunk

Lift – PV Projekt Verlag GmbHtaz Verlags u. Vertriebs GmbH

Sommerfestival der Kulturen 17

Weitere Sommerfestival-Infos 4, 6–8, 22/23

Freunde und Refugees 5

ifa-Sommerfest 6

www.sommerfestival-der-kulturen.de

www.forum-der-kulturen.de

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Im Sommermonat Juli schlägt dasHerz Stuttgarts sechs Tage lang im Taktder mitreißenden Beats internationalrenommierter Bands und vielverspre-chender Talente aus der Weltmusik-szene.

So verschieden wie die Hintergründeund Einflüsse der Bands, so vielfältig ist ihreMusik: von Balkan, Swing, Ska und Klezmerüber Elektropop, Trip-Hop, Hip-Hop undIndie-Rock bis hin zu Cumbia, Mambo, Ka-ribischen Sounds und Afrobeat ist allesdabei – das beliebte Open-Air-Festival desForums der Kulturen Stuttgart e. V. wirdzum musikalischen Melting Pot, der fürjeden Geschmack etwas bereithält.

Neben internationalen Stars derWeltmusik bietet das Sommerfestival der

Kulturen kulinarische Genüsse aus allerWelt, präsentiert von 65 Stuttgarter Mi-grantenvereinen. 35 Vereine werden amSonntag von 11 bis 17 Uhr außerdem dasBühnenprogramm gestalten.

Darüber hinaus lädt ein bunter Marktder Kulturen zum Bummeln ein. Er ist in derHirschstraße, der Kirchstraße und jetzt ganzneu auch in der Münzstraße direkt im An-schluss an den Marktplatz zu finden. Anallen sechs Programmtagen ist der Eintrittzum Sommerfestival der Kulturen frei.

Das Festival ist nicht nur ein kulturel-ler Höhepunkt im Festangebot der Stadt –es ist auch ein nachdrückliches und positivesSignal gegen Rassismus und Ausgrenzungjeglicher Art. Das Forum der Kulturen – Ver-anstalter der großen Open-Air-Party – wid-met sich seit vielen Jahren der Begegnungund dem interkulturellen Dialog. Als einesder ersten Projekte gehört das Sommer - festival der Kulturen mit seiner einzigarti-gen Atmosphäre und dem internationalenFlair zum Herzstück der Arbeit des Vereins.

Grenzenloser Spaß, spannende Gästeund vorurteilsfreie Begegnungen sind es,die im letzten Jahr mehr als 80.000 Besuche-rinnen und Besucher auf die interkulturelleOpen-Air-Party lockten. Nicht zuletzt ist dasSommerfestival auch ein Bürgerfest, ein Ortdes Austauschs. Kulturelle Vielfalt bedeutetein unerschöpfliches kreatives Potential –der lebendige Beweis hierfür steht an sechsTagen auf der Bühne.

www. sommerfestival-der-kulturen.dewww.facebook.com/FDKstuttgart

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Sommerfestival der Kulturen 17

Gemeinsam ein Fest der Vielfalt feiern ...

... beim 16. Sommerfestival der Kulturen auf demStuttgarter Marktplatz

„Ich bin diesesJahr das 16. Mal mitdabei. Mir gefälltdie Vielfalt derMusik, der Kulturenund des Essens. DasSommerfestival bie-tet einen wichtigenBeitrag zur Völker -ver stän di gung undzieht immer viele Menschen an. Wenndas so weitergeht, wird es auf demMarktplatz bald so richtig eng.“

Krishna Subramania, Festivalbesucher

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Sommerfestival der Kulturen 17

Freunde und RefugeesAm Sonntag, den 9. Juli – zwei Tage vor der Eröffnung

des Sommerfestivals – lädt Oberbürgermeister Kuhn alle inder Flüchtlingsarbeit Engagierten herzlich ein zum Fest„Freunde und Refugees“ auf dem Stuttgarter Marktplatz.

Viele Stuttgarterinnen und Stuttgarter haben sich in denvergangenen Jahren für die Menschen eingesetzt, die aus ihrer Hei-mat geflohen sind und in dieser Stadt Zuflucht gesucht haben. DieLandeshauptstadt Stuttgart dankt all diesen Engagierten für ihr groß -artiges Engagement. Allein aufgrund dieser Unterstützung ist es derStadt Stuttgart gelungen, diese enorme Aufgabe zu bewältigen.

Zusammen mit den geflüchteten Menschen, denen die En-gagierten helfen, in Stuttgart Fuß zu fassen, wird daher bei einembunten Dankesfest mit Kultur und Kulinarik auf dem StuttgarterMarktplatz gefeiert. Dabei ist das Fest bei freiem Eintritt natürlichauch ein Fest für alle, die gerne mitfeiern und sich für das attraktive,bunte Bühnenprogramm interessieren. Das Sommerfestival der Kul-turen stellt der Landeshauptstadt als Kooperationspartner hierfürgern seine Bühne und die nötige Logistik zur Verfügung.

Das Fest beginnt um 14 Uhr. Neben internationalen Speisen,die von einigen der Sommerfestival-Migrantenvereine gereicht wer-den, wartet ein abwechslungsreiches Bühnenprogramm auf die Be-sucherinnen und Besucher. Neben künstlerischen Beiträgen vonGeflüchteten aus den Stuttgarter Unterkünften treten auch be-kannte Künstler*innen und Gruppen auf, die in ihren jeweiligen Pro-jekten ebenfalls eng mit Geflüchteten zusammenarbeiten.

So wird Adrian Werum, den viele durch sein großes Orchesterder Kulturen kennen, den neuen Chor der Kulturen präsentieren.Heide Rehse zeigt Ausschnitte ihres Tanzprojekts mit Geflüchteten,Dance across Borders. Der syrische Rapper Manar rapt und es gibtAusschnitte aus Dance for good, ein syrisch-deutsches Trommel- undGesangs-Crossover mit Mazen & SeBEATian und vieles mehr...

Zum Abschluss dieses vielfältigen Bühnenprogramms wirdgegen 18.30 Uhr die bekannte multinationale Brüsseler Mestizo-Band Jaune Toujours auftreten: Chanson, Rock, Dubelemente, Bal-kan, Brass und Gypsy verbindet sie mit aufrichtigem sozialen Enga-gement. Die Band hat sich in den letzten 20 Jahren durch ihreLive-Auftritte weit über die Grenzen Belgiens hinaus einen fantasti-schen Ruf erspielt. Stuttgart kann sich auf einen schönen gemeinsa-men Sommertag mit einer tollen Stimmung freuen! hsch/ak/rgr

Das komplette Bühnenprogramm finden Sie ab Mitte Juniunter „Aktuelles“ auf www.Fluechtlinge.Stuttgart.de

Jaune Toujour – am 9.6., 18.30 Uhr auf dem Marktplatz

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ifa-Sommerfest29. Juni, ab 17 Uhr

Innenhof des AltenWaisenhauses

Charlottenplatz 17 www.ifa.de

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Nachrichten Sommerfestival der Kulturen 17

Ifa-Sommerfestmeets Sommerfestival der Kulturen

Im Innenhof des Alten Wai -senhauses am Charlottenplatzfeiert das Institut für Auslands-beziehungen am 29. Juni miteinem bunten Sommerfest „100Jahre ifa“. Das Sommerfestivalder Kulturen verbindet mit die-sem Veranstaltungsort eineganz besondere Geschichte: Vor16 Jahren fand dort das allerer-ste Som merfestival der Kulturenstatt – damals standen unter an-derem Sigi Finkel & African Heart,Radio Tarifa und die SwingingGastarbeiter auf der Bühne. Aufder Suche nach einem geeigne-ten Veranstaltungsort hatte dasFo rum der Kulturen Stuttgart e. V.damals mit dem ifa Kontakt auf-genommen und offene Tü reneingerannt.

Dass man zwei Jahre spä-ter dann doch auf den Markt-platz wechselte, geschah ganzunfreiwillig: das Alte Waisen-haus bekam zu dieser Zeit einneues Dach und das Festivalmusste in diesem Sommer denWohncontainern für die Hand-werker weichen. „Wir dachten,den riesigen Platz füllen wirnie“, lacht Anja Krutinat, dievon Anfang an beim Sommerfe-stival dabei ist. Das erwies sichdurchaus als Irrtum – und so istdas Sommerfestival der Kultu-ren nicht nur auf dem Markt-platz geblieben, sondern hat

sich im Gegenteil im Lauf derJahre noch weit in die Seiten-straßen ausgedehnt.

Vor diesem Hintergrundfreut man sich beim Forum derKulturen, dass Sommerfestivalund Sommerfest in diesem Jahrkooperieren. Das Leitthema desifa-Jubiläumsjahrs 2017 lautetKulturen des Wir. Passend hier -zu tritt am ifa-Sommerfest um19.30 Uhr die Gruppe Ligna mitihrer Produktion W.I.R. auf. Au-ßerdem stehen um 18 Uhr dieCool Cats auf dem Programm.Anschließend gibt der irischeSänger und Songwriter KieranHalpin seine Musik zum Besten.

Ein weiteres Highlight istdie achtköpfige Gruppe RosarioSmowing, die um 21 Uhr auf-tritt. Die charismatischen Argen-tinier verbinden mit ihrem„Swing Argentino“ Elementeder unbedingt tanzbaren Musik-stile der 40er, 50er und 60erJahre – Swing, Ska, Jazz, Dixieund Rockabilly mit Mambo, Bo-lero und Tango – verpacken allesin ein sehr modernes Gewandund bringen damit Ballsäle undFestivals zum Kochen.

Abends klingt das Fest miteinem Set von DJ Stefan Gold-mann aus Berlin aus. Für Kulina-risches sorgen an dem Tag dasAmadeus, das Weltcafé und dasGrand Café Planie. mk/ak

Snuff PuppetsHuman Body Parts zum

Greifen nahe, mitten in Stutt-gart – eine ganz neue, außerge-wöhnliche Performance berei ch -ert dieses Jahr das Sommerfesti-val der Kulturen.

Zu Gast beim Sommerfesti-val ist das Ensemble Snuff Pup-pets aus Australien. Die einzig-artig gestalteten Snuff Puppetsstellen eine Art überdimensio-nales Puppentheater dar, das1992 in Melbourne von australi-schen Künst ler* innen entwor-fen wurde. Es macht auf fas -zinierende Weise die Kulisse derStuttgarter Innenstadt zu seinerganz eigenen Bühne – mitten imPublikum des Festivals.

Die überlebensgroßen Figu -ren werden das Sommerfestivalbegleiten und immer wieder inder Menge und den Seitenstra-ßen das bunte Treiben zusätzlichbeleben. Symbolisch für Begeg-nung und kreatives Schaffenstellen die gigantischen Hände,riesigen Augen und Ohrenmenschliche Körperteile dar. DieBewegungen der Augäpfel undausdrucksstarken Wimpern derAugen, aber auch greifende Hän -de und springende Ohren ver-sprechen großes Vergnügen fürBesucherinnen und Besucherjeglichen Alters, das in Erinne-rung bleiben wird. lmk

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NachrichtenSommerfestival der Kulturen 17

„Seit 2002 beteilige ichmich beim Sommerfestivalmit einem Essensstand undTänzen. Mir gefällt das Festi-val, da es interkulturellenAustausch fördert. Es bietetAnlass, sich auszutauschen –Tanzdarbietungen und diekulinarischen Angebote la -den zum Verweilen ein. Hof-fentlich gibt es das Festivalnoch viele Jahre. HerzlichenDank an alle Beteiligten!“

Thi Do, Vereinsaktivebei der Vietnamesischen Fa-miliengruppe

Akademische WeiterbildungSoziale Arbeit mit

unter oder per Telefon:

per E-Mail an:

Migrantenvereine gehö-ren zu den tragenden Säulendes Sommerfestivals der Kultu-ren. Traditionell bestreiten siedas Programm des Sonntagszwischen 11 und 17 Uhr. Das Pu-blikum erwartet wie immer vielMusik, Gesang, Tanz und Folk-lore. Spätestens Anfang Juli istdas gesamte Programm unterwww.sommerfestival-der-kultu-ren.de einsehbar.

Außerdem sorgen sie mit

Essensständen rund um denMarktplatz und in den Seiten-straßen für das leibliche Wohlder Gäste – und repräsentierendabei die Vielfalt kulinarischerKöstlichkeiten aus aller Welt.Insgesamt 65 Vereine wechselnsich an den Tagen des Festivalsab, der Ansturm ist groß. Ganzneu ist in diesem Jahr ein Verein,der den Hungrigen die ukraini-sche Küche nahebringt.

mys/lmk

Vielfältiges Angebot der Migrantenvereine

Folgende Migrantenvereine sind voraussichtlich mitEssensständen auf dem Sommerfestival vertreten:

Afrikanischer Verein Stuttgart, Afrokids, Alevitische Ge-meinde Stuttgart, ARCES, Areito, Asociación Ecuatoriana, Aso-ciación Peruana „Los Inkas“, Baye-Fall, Vereinigung der Mo -cambiquaner in Stuttgart Bazaruto, Bolivianisches Kinderhilfs-werk, Camas, Chile In Stuttgart, China Kultur Kreis, Circulo Ar-gentino Baden-Württemberg, Colombia Candela, ConvergenceBek, Cuba Cooperatión, Demokratisches kurdisches Gesell-schaftszentrum, Der Iranische Kulturverein Stuttgart, Deutsch-Rumänisches Forum Stuttgart, Ecoalem, Eritreische Vereinigungzur gegenseitigen Unterstützung Stuttgart, Firkat, klassischertürkischer Musikverein Stuttgart, Forum Afrikanum Stuttgart,Grupo Luna – Latinas Unidas en Alemania, Grupo Quisqueya,Immigranten Arbeiter Kulturverein, Indischer Verein BharatMajlis Stuttgart, India Culture Forum, Kroatische Kulturgemein-schaft, LaDiversidad, Agrupación Uruguaya „Los Urus“, Mexika-nisch-Deutscher Freundschaftsverein, Mozangola, Ojiwa Inter- national, Deutsch-Venezolanischer Freundschaftskreis Baden-Württemberg Orinoco, Palästinakomitee Stuttgart, PBK-Palma-res brasilianische Kulturförderung, Pontiaki Enosis Stuttgart „IRomania“, Ritim Stuttgart Deutsch-Türkischer Kulturverein, Let-tischer Kulturverein Saime, SCS Srpski Centar Stuttgart, SHKDMorava, Siebenbürgische Weltorganisation, Serbischer Kultur-verein Heiliger Sava, SKSK Sloga Stuttgart, SKV Palästina AlQ`uds Stuttgart, Tacaynamo Peru Gruppe, Tibet Initiative Deutsch -land, Tohum Kulturverein in Stuttgart, Totonga Afrika, Treff-punkt Polen, Ukrainisches Atelier für Kultur und Sport, Kroati-scher Kultur-und Sportverein Velebit, Verband der Koreaner inStuttgart, Verein der mongolischen Akademiker, Verein der tu-nesischen Akademiker in Stuttgart , Verein für internationale Ju-gendarbeit, Thailändische Gruppe, Vietnamesische Familien -gruppe, Vision Life, YiFang Chinesische Sprachschule. (Änderun-gen vorbehalten)

Die genaue Standbelegung an den einzelnen Tagen istzeit-nah auf www.sommerfestival-der-kulturen.de einsehbar.

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Öffnungszeitendes Markts der

Kulturen:Di 17.30–23 Uhr

Mi, Do: 10–23 UhrFr, Sa: 10–24 Uhr

So: 11–22 Uhr

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Nachrichten Sommerfestival der Kulturen 17

Markt der Kulturen jetzt auch in der MünzstraßeDirekt im Anschluss an den

Marktplatz bieten Händlerinnenund Händler auf dem Markt derKulturen seit einigen Jahren inder Kirch- und Hirschstraße Pro-dukte aus aller Welt an: selbst-produzierter Tuaregschmuck ausNiger, orientalische Mosaiklam-pen aus der Türkei und Usbeki-stan, Schmuck aus Peru, Le der-waren, Traumfänger und Hals-ketten aus Ecuador und demSüdsudan. Aber auch handbe-stickte Blumenkleider, Saris, Sei-denhosen und viele weitereTextilien aus Indien, Nepal, Tu-nesien und Marokko tragen zuder vielfältigen und großen Aus-wahl bei.

Neu hinzugekommen istin diesem Jahr die frisch in eineFußgängerzone umgewandelteMünzstraße zwischen Markt-platz und Markthalle – die Festi-valgäste können hier nunentspannt an den Marktständenentlang in Richtung Dorotheen-

quartier schlendern. Der Marktverspricht Inspiration, gewähr-leistet bunte Einblicke in die ma-terielle Kultur aus verschiede-nen Gesellschaften und lädt einzum gemütlichen Bummeln,Stöbern und ins Gespräch kom-men. lmk

PartnerlädenDieses Jahr bekommt das

Sommerfestival der Kulturenerstmalig durch Stuttgarter La-dengeschäfte in der unmittelba-ren Umgebung Unterstützung.Festivalbesucher*innen bekom-men in den jeweiligen Räum-lichkeiten der Partnerläden desSommerfestivals Flyer und erhal-ten außerdem die Festivalzeit-schrift.

Mit dabei sind unter ande-rem:

Selbach Confiserie Dorotheenstr. 2, Tel. 0711/ 24 23 07 Die Confiserie Selbach

schreibt seit Generationen Scho-koladengeschichte und�stellt ausdem braunen Gold die bestenSpezialitäten selbst her.

Schuhhaus Wurster Kirchstr. 8Tel. 0711/ 24 67 84Das Schuhgeschäft Wurster

bietet fachkundige Beratung fürschöne Herren- und Damen-schuhe im Stuttgarter Zentrum.

Messer Müller Kirchstr. 10Tel. 0711/ 24 63 88Schneiden und Kochen ist

seit über 170 Jahren das Mottodes Fachgeschäfts im HerzenStuttgarts.

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Fanfare Ciocarlialive beim Sommer-festival der KulturenDi, 11. Juli, 20 Uhr MarktplatzStuttgartEintritt frei

BandsSommerfestival der Kulturen 17

Zu zwölft zogen sie Ende der 90er Jahre ausdem Roma-Dorf Zece Prajini im Nordosten Ru-mäniens aus, um mit ihrer herben Blasmusikschon bald zu internationalen Stars der Welt-musik zu werden, die eine Zeit lang sogar ein-schlägigen Hitparaden auf internationalerEbene do minierten. Klar, dass die Musiker derRoma-Blaskapelle Fanfare Ciocarlia aus demNordos ten Rumäniens gerne an diesen Ortzurück ke hren, dieses scheinbar vergesseneKaff. Hier sind ihre Wurzeln, dies ist ihre Hei-mat mit ihren gewachsenen Einflüssen: Wiein vielen anderen abgelegenen Dörfern aufdem Balkan gibt es auch in Zece Prajini einerege Blechbläser-Szene der Roma.

Diese Kapellen nennen sich Fanfare und spie-len bei allen möglichen Festlichkeiten auf. Der Ur-sprung der meisten Blaskapellen des Balkans liegtja in den Marschkapellen des österreichischen undtürkischen Militärs. Wer will, kann Volkstänze desBalkans bei Fanfare Ciocarlia erkennen, türkische,bul garische, serbische und mazedonische Elemente.Doch diesen Musikern ist das alles eins, mit kulturel-len Abwägungen halten sie sich kaum auf. Ihre Lied-texte sind in der Regel in Romanes oder Rumänischverfasst.

Jetzt, kurz nach ihrem 20-Jahr-Jubiläum, ga-stieren sie noch schnell auf der ganzen Welt, wo siefast zu ei nem Mythos geworden sind. Ihr Publikum

steht bei ihren Auftritten denn auch von Anfang anKopf und formiert sich oft zu Tanz grüppchen, die dieflirrenden Rhythmen ihres Turbogebläses auf eng-stem Raum in wilde Bewegungsenergie überfüh-ren. Aber auch derjenige, der die Formation ausMoldawien zum ersten mal hört, kann sich ihrerunbändigen und manchmal fast schon rohen Spiel-freude kaum entziehen.

Hier und da liefert die Trompete bei ihnen eingetragenes Vorspiel, ehe die Tubaspieler mit ihrenscharf akzentuierten Basslinien einsetzen und alldas um die Hälse verknotete Blech, diese springle-bendigen Saxofone und ekstatisch tutenden Klari-netten zusammen mit dem Trommler nach vornetreiben. Mag das Ensemble auch Sirbas oder Horbasspielen, Hochzeitstänze der Romas oder orientali-sche Polkas, gemixt mit Bollywood- und Popmusik-klängen, es fällt bei ihnen meist alles zusammen zueinem einzigen urigen Bläsertanz, der jeden mit sei-ner Lebensfreude ansteckt und das Chaos mit Ener-gie zu bändigen versucht.

Und wenn aus dem Kreise der Musiker einSänger nach vorne tritt, ist das für die meisten Men-schen im Publikum nur eine weitere Klangfarbe aufdem Weg zum nächsten wahnwitzig schnell daher-polternden Bläsergroove: im kulturell-ästhetischenSinne mag das vielleicht sogar fragwürdig sein, ineinem elementaren, die Menschen über alle Gren-zen hinweg verbindenden Sinne ist es absolutzwingend. Ulrich Bauer

Fanfare Ciocarlia

Die Meister des Balkan-Brass

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Seun Kuti & Egypt 80live beim

Sommerfestivalder Kulturen

Mi, 12. Juli, 20 Uhr

Marktplatz Stuttgart

Eintritt frei

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Bands Sommerfestival der Kulturen 17

Was heute nicht alles unter dem Stilbe-griff „Afrobeat“ gesammelt wird: Indie-Rockvon US-Bands, die ein Faible für afrikanischeGrooves ha ben oder alles, was aus europäi-scher Perspektive ein wenig nach tanzbarerExotik klingt. Dabei ist „Afrobeat“ im eigent-lichen Sinne nur eines: Ein Rhythmus, der sichaus dem traditionellen Highlife in Nigeria ent-wickelt hat und mit dem Drummer Tony Allenund dem Saxofonisten und Sänger Fela Kutigegen Ende der 1960er in Lagos zu einem hoch-explosiven, funkigen Gebräu mit politischen In-halten in den Texten wurde.

In peitschenden Pidgin-Versen sang Felagegen Korruption an, pries Sex und Marihuana-konsum. Das brachte dem selbsternannten „BlackPresident“, der mit seiner Kalakuta Republic einenStaat im Staate manifestierte, Zensur, ungezählteGefängnisaufenthalte, 1977 sogar die gewaltsameErstürmung des Geländes ein, auf dem er mit sei-nen Musikern und Dut zenden von Ehefrauen lebte.Felas internationalen Mythos verstärkte das nur,der Rolling Stone erklärte ihn einmal zum „gefähr-lichsten Musiker der Welt“.

Um die funky Grooves der bis zu 30 Minutenlangen, tranceartigen Songs zu kapieren, reiste Ja -mes Brown schon 1970 mit seiner ganzen Entou-rage nach Lagos. Und heute, zwanzig Jahre nachdem Tod des Nestors?

2017 ist Afrobeat schon lange zum Stilmittelgeworden, das nicht mehr unbedingt eine politi-sche Aussage haben muss. Bands von Toronto bisSydney haben die komplexe Rhythmik, die mächti-gen Breitwandarrangements aus Bläserapparaten,flirrenden Orgeln und weiblichen Backgroundchö-ren für eine retroverrückte Gemeinde adaptiert.Die pure Erbsubstanz des Afrobeat gibt es abertrotzdem noch, und sie wird von den Söhnen desGenrebegründers weitergetragen.

Seit den späten 90ern hat zunächst Femi Kutiweltweit Aufsehen erregt, der auch schon mal imJazzhaus zu erleben war: Er spielt einen verschlank-ten, peppigeren Afrobeat, indem er die zornigenAussagen und dampfende Erotik aus den epischenStücken seine Vaters auf vier bis fünf Minuten ver-dichtete. Sein weitaus jüngerer Halbbruder Seun(sprich: schä-un) dagegen hält sich wesentlichenger an das väterliche Vorbild. Mit Egypt 80 hater zugleich die letzte Bigband des 1997 verstorbe-nen Papas übernommen. Dabei hat er den Spagatvollbracht, authentisch zu bleiben.

In der Live-Performance von Egypt 80 fin-den sich die typisch krachenden Bläsersätze, tran-cehafte Gitarrenklicks und Seuns fordernde,dunkle Stimme gepaart mit dem Feuer seiner Sax-soli. Zugleich bleibt der Afrobeat auch bei SeunKuti natürlich Wutbürgermusik par excellence: Erentlädt seinen Zorn über die Korruption afrikani-scher Politiker, prangert mit Namen die Ölkon-zerne an, die Nigeria ausbeuten, tritt für dieLegalisierung von Gras ein.

Während Fela Kutis 75. Geburtstag buch-stäblich über Jahre hinweg mit Re-Issues gefeiertwurde, muss man sich eigentlich gar nicht mit demVermächtnis des Vaters beschäftigen: Sohn Seunhat dieses wilde Ding namens Afrobeat für die Zu-kunft fit gemacht – und bleibt da bei stets dem Ori-ginal verpflichtet. Stefan Franzen

Seun Kuti & Egypt 80

Erbe einer Legende

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Orange Blossomlive beimSommerfestivalder KulturenDo, 13. Juli, 20 UhrMarktplatz StuttgartEintritt frei

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BandsSommerfestival der Kulturen 17

Elektrorock, Ethnopop und unaufdringli-che Grooves mit orientalischer Prägung: Sokönnte man die Musik der französischenGruppe Oran ge Blossom zusammenfassend be-schreiben. Nach über neun Jahren hat dieWeltmusikband aus Nantes mit Under TheShade Of Vio lets ihr drittes Album veröffent-licht.

Frankreichs Musikkultur war schon immerstark weltmusikalisch geprägt. Das musikalischeErbe kolonialer Vergangenheit, eine weltmusik-freundliche Förderpolitik und natürlich die vielenFranzosen mit ihren vor allem nordafrikanischenWurzeln haben dazu beigetragen, dass Weltmusikzu den musikalischen Exportschlagern Frankreichsgehört. Und es sind vor allem die innovativen undüberraschenden, immer wieder neue Maßstäbesetzenden Projekte, die nicht nur beim französi-schen Publikum wahre Begeisterungsstürme auslö-sen.

Die Musiker der Band Orange Blossom sindhierfür ein Paradebeispiel. Sie stammen aus dreiverschiedenen Ländern – Frankreich, Ägypten undMexiko – und bespielen bei aller Freude an Neuemund Experimentellem einen mittlerweile äußerst er-folgreichen Trend, der spätestens mit den Erfolgenvon Ofra Haza, Natasha Atlas oder Transglobal Un-derground in Westeuropa Einzug gehalten hat –eine geniale und mitreißende Vermengung afrika-nischer und vor allem orientalischer Klänge mitElektropop, Dancefloor und Klassik.

Die in Nantes ansässige und seit 1993 beste-hende Band präsentiert eine mitreißende Alchemie

zwischen Elektrorock, orientalischen Klängen,Afrobeats und südamerikanischen Farben. Das Re-pertoire besteht aus rhythmischen Stücken, malelektronisch verstärkt, mal arabesk gespielt, mitdem eindrucksvollen Gesang der ägyptischen Sän-gerin Hend Ahmed, die die beiden BandgründerCarlos Robles Arenas und Pierre-Jean Chabot 2014in Kairo kennenlernten und sofort in ihre Band auf-nahmen.

Der mexikanische Drummer Robles Arenasund der französische Ausnahmegeiger Chabot sindes auch, die sich innerhalb eines auf kollektiveSpielfreude gepolten Ensembles mit ihrer stetsgroovenden Virtuosität als herausragende Solistender Gruppe erweisen. Ihr Gespür für eingängigeMelodien und Rhythmen geben den Stücken erstden nötigen Drive. Darüber legt sich die faszinie-rende Stimme der ägyptischen Sängerin HendAhmed, die den mal sphärisch-melancholischen,dann wieder elektronisch getriebenen Melodieneinen besonderen Reiz verleiht.

Die Musik geht nach vorne, sehr direkt, kraft-voll, mit Biss. Fast jeder ihrer orchestralen Mid- undUptempo-Songs legt los, als sei es der ultimativeSommerhit. Die Rhythmen, die ihnen zugrunde lie-gen, sind arabischer Natur, angereichert mit Elek-tro- und Rockelementen – rhythmisch komplex, miteiner verblüffend musikalischen Offenheit. Hin undwieder fallen sie für ein paar Takte in etwas ruhi-gere Rhythmen, um das sanfte Wiegen der Hüftengleich darauf wieder mit härteren Beats zu stop-pen. Dann wieder scheint die Wut der Pariser Vor-städte durch oder man stellt sich vor: so könnte EricSatie auf orientalisch klingen. Jürgen Spieß

Orange Blossom

Arabesque Grooves

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Marsis live beim

Sommerfestivalder Kulturen

Fr, 14. Juli,20.30 Uhr

Marktplatz Stuttgart

Eintritt frei

Hajnal und Bandlive beim

Sommerfestivalder Kulturen

Fr, 14. Juli, 17.30 Uhr

Marktplatz Stuttgart

Eintritt frei

12

Bands Sommerfestival der Kulturen 17

Die Sängerin Hajnal bringt Musikweltenzusammen und begibt sich gemeinsam mit ei-nigen der besten Künstler der Stuttgarter Mu-sikszene auf eine musikalische Reise querüber die Kontinente. Sie wurde als Tochtereines Bulgaren und einer Ungarin, die�beideals politische Flüchtlinge nach Deutschlandkamen, in Stuttgart geboren.

Gemeinsam mit namhaften Stuttgarter Mu-sikern wie Samir Mansour, Ekkehard Rössle undZaza Miminoshvilli mischt Hajnal den amerikani-schen Folk eines Bob Dylan�mit dem Sound des Bal-kans und des Orients.�Ihre Lieder versteht sieals�Verneigung vor der vielfältigen Schönheit derWelt, als�Austausch von Mythen und Geschichten,die ermöglichen, auch sich selbst in einem anderenLicht zu sehen. Weit über die Region hinaus wirdHajnal als Sängerin geschätzt, mit der Schäl SickBrass Band unternahm sie ausgedehnte Eu ro pa-Tourneen. Dank der Klangfarbe ihrer Stimme und

der Vielfalt ihrer Gesangstechniken schafft sie es,fernab jeglicher Sprachbarrieren das Publikum zuberühren.

Zunächst präsentiert sie beim Sommerfesti-val der Kulturen gemeinsam mit anderen Musike-rinnen ein besonderes Projekt: Women of music –entstanden aus einer Idee von Hajnal, Lisa Tuyala,Russudan Meipariani und Sisu Lustig Häntsche. Hiersoll Musikerinnen mit einer Offenheit für globaleSounds und musikalische Vielfalt die Möglichkeitgegeben werden, sich untereinander zu vernetzen,sich auszutauschen und sich auf Augenhöhe zu be-gegnen. Auf dem Sommerfestival wird ein Aus-schnitt ihrer gemeinsam erarbeiteten neuenMusikwelt präsentiert. Der Fokus liegt dabei aufder Musik aus der weiblichen Perspektive.

Einen Zusammenschluss dieser Form gibt esnoch nicht, das ist den Musikerinnen schnell klargeworden; die Musikwelt ist nach wie vor sehrmännlich geprägt. Überschwänglich positiv sindsomit auch die Reaktionen auf Women of music.

Hajnal & Band – und „Women of music“

Global Sounds aus Stuttgart

Caz à la Turca: Marsis

Ethno-Rock vom schwarzen MeerSeit dem ersten Sommerfestival der Kul-

turen beteiligt sich das Deutsch-türkischeForum Stuttgart e. V. mit einem festen Beitragam Bühnenprogramm.

Freitagabends wird unter dem programma-tischen Titel Caz à la turca immer wieder Neues undInteressantes aus der jungen und vielfältigen tür-kischen Musikszene präsentiert. Es sind Bands, dieauf mitreißende Weise deutlich machen, dass esauch eine Türkei jenseits von konservativem Fun-

damentalismus und Machtpolitik gibt. Dabei ste-hen die Caz à la turca-Bands stets für die enormeVielfalt dieses an unterschiedlichen Kulturen so rei-che Land zwischen Orient und Okzident.

Dieses Jahr ist Marsis zu Gast beim Festival,sechs junge Männer aus dem Schwarzmeergebiet,die den Rock lieben und leben. Ihre Musik ist einebewegte Reise durch das Schwarzmeergebiet undschafft Brücken in den Rest der Welt.

Die Musiker überzeugen mit ihren Ke-mençe-Gitarren, Trommeln und Dudelsack. Sie tan-zen und singen in verschiedenen Sprachen: auftürkisch, lasisch, georgisch, im armenischen DialektHomschezi und Schwarzmeer-Griechisch. Sie pfle-gen nicht nur leidenschaftlich ihre Sprache undihre kulturelle Identität, sie verstehen ihre Musikauch als idealistischen Ausbruch, getrieben vomVerlangen nach mehr Freiheit, persönlich wie mu-sikalisch. Mit dieser musikalischen und kulturellenVielfalt begeistern sie ihre Fans nicht nur in der Tür-kei, wo sie inzwischen eine wichtige Größe desEthno-Rocks darstellen, sondern zunehmend auchin vielen Ländern Europas und der Schwarzmeer-region. Beachtenswerte Aufnahmen und Auftrittemit bekannten Musikern dieser Ländern waren dieFolge. vs/rgr

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Bild:Die Women ofmusic (v. l. n. r.):Lisa Tuyala,Hajnalka Péter,Sisu Lustig Hänt-sche, Kasia Kadlu-bowska, RussudanMeipariani

Officina Zoèlive beimSommerfestivalder KulturenSo, 16. Juli, 17.30 UhrMarktplatz StuttgartEintritt frei

BandsSommerfestival der Kulturen 17

Die Musikerinnen treffen sich regelmäßig zum ge-meinsamen musikalischen Arbeiten. Hier begegnensich die unterschiedlichsten musikalischen Stile undTraditionen, jede Künstlerin bringt ihre eigene In-dividualität und Geschichte mit. „Women of musicist ein Kollektiv und Netzwerk für professionelleMusikerinnen. Wir definieren uns nicht als klassi-sche Band, haben aber große Freude am gemein-samen Musizieren und dem Verknüpfen unter- schiedlichster Musiktraditionen,“ erklärt LisaTuyala.

Für Hajnal ist Weltmusik vor allem eineMöglichkeit, sich der Vielfalt der Welt angemessenzu nähern. Am Ende liegt die Kunst gerade darin,die Schönheit in dem zu erkennen, was gewachsenist, was man erblühen lässt, in sich selbst und in an-deren Menschen, ohne es planen zu wollen, wohl-wollend und wertschätzend mit Andersartigkeitenumzugehen. Anderssein ist für sie nicht nur ein ne-gatives Gefühl, sondern verknüpft mit der Schön-heit der Verbundenheit in dieser vielfältigen Welt.

Mariel Kauber / Myriam Schäfer

Die sechsköpfige Gruppe Officina Zoè ausdem südlichen Apulien gibt es seit 24 Jahrenund sie hat sich der traditionellen Musik des„Salent“ verschrieben. Die italienische Bandbezeichnet ihre Musik als „ethnische Trance-musik“.

Die Band um den Geiger und Mandolinen-spieler Giorgio Doveri spielt alles andere, bloß kei-nen Italo-Pop. Die sechsköpfige Band mischt ihrefolkloristisch geprägte Musik, die sich auf denVolkstanz Tarantella (das Stechen der Tarantel-spinne) bezieht, mit ethnischen Klängen der süd-italienischen Provinz Lecce. Bezüge zur traditionel -len, italienischen Folklore sind auszumachen, dieMelodien sind ein Zusammenspiel der typischenKlänge der Pizzica, ein ur sprünglich therapeutischerTanz mit mythischen Wurzeln. So klingen die Balla-den wie leichte, mediterrane Trancemusik, dem diebeiden Sängerinnen Cinzia Marzo und Silvia Gal-lone eine Spur von Melancholie verleihen. Zudemsind die Lieder des Sextetts, wenn auch eingängig,selten einfach gestrickt.

Aufs Arrangement legt Giorgio Doveri gro-ßen Wert, und seine Mitmusiker*innen beherr-schen das Drama so gut wie das Dahinschmelzen.Neben dem Geiger und den beiden Sängerinnensind das der Tamburel lo-Trommler LambertoProbo, der Akkordeonist Donatello Pisanello undder Gitarrist und Mundhar mo nika-Spieler Luigi Pa-nico. Ungeachtet der politisch motivierten Textewill die italienische Band vor allem eines vermitteln:

den Spaß am Tanzen und an der Musik. Damitschlägt das Sextett in dieselbe Kerbe wie viele an-dere Bands im Dunstkreis der italienischen Welt-musikszene. Das hört sich sympathisch an undungekünstelt, so gar nicht nach der elegantenCoolness manch anderer italienischer Popbands.Zudem untergraben die beiden Sängerinnen mitihren charakteristischen Stimmen immer wiederdie Gefahr einer aufkeimenden Songwriter-Ge-mütlichkeit.

Officina Zoè sind als waschechte Apulier*in -nen vielleicht keine typischen Vertreter der italie-nischen Weltmusikszene, aber sie sind eine Band,die sich von unterschiedlichsten traditionellen Mu-sikstilen und -kulturen inspirieren lässt und sich seitihren musikalischen Anfängen vor 24 Jahren amVerschmelzen der Räume und Kulturen beteiligt.

Jürgen Spieß

Officina Zoè

Weltmusik auf Süditalienisch

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Sedaa live beim

Sommerfestivalder Kulturen

Sa, 15. Juli,16.30 Uhr

MarktplatzStuttgart

Eintritt frei

14

Bands Sommerfestival der Kulturen 17

Wenn die vierköpfige Gruppe Sedaa ausder Mongolei ihre Stimme erhebt, hat das nurbedingt mit uns vertrauten Klängen zu tun:Sedaa bedeutet im Persischen „Stimme“ undverbindet die traditionelle mongolische mitder orientalischen Musik zu einem ebenso un-gewöhnlichen wie faszinierenden Ganzen.

Erst kamen die Chinesen, dann die Mongo-len, die Türken, Hunnen und die Russen. Häufigwurde das Gebiet von anderen Ländern erobertund vereinnahmt. Umringt von Bergen und weitab von großen Handelswegen wurde das gebirgigeTerritorium an der nordwestlichen Grenze der Mon -golei zu einer Art musikalischen Enklave, in der einArchiv aus einer Welt fortlebte, die natürliche undvon Menschen gemachte Klänge vermischte.

Kein Wunder also, wenn sich in der kleinenHochlandrepublik in Sibirien eine vielseitige Mu-sikkultur entwickeln konnte, die von arabischenund asiatischen ebenso wie von orientalischen undeuropäischen Einflüssen geprägt ist. Die in ihrermongolischen Heimat ausgebildeten MeistersängerNasaa Nasanjargal und Naraa Naranbaatar (be-kannt durch die Gruppe Transmongolia) sowie dervirtuose Hackbrettspieler Ganzorig Davaakhuu ent-führen gemeinsam mit dem iranischen Multiinstru-mentalisten Omid Bahadori in eine spannende undeindrucksvolle Welt zwischen Orient und mongoli-scher Steppe.

Die Grundlage ihrer Kompositionen bildenNaturklänge – erzeugt mit traditionellen Instru-menten und die Anwendung uralter Gesangstech-niken ihrer nomadischer Vorfahren, bei denen einMensch mehrere Töne zugleich hervorbringt.Dabei integrieren die beiden tuwinischen Oberton-und Kehlkopfvokalisten sowohl echotische und ka-nonartige Strukturen, wie man sie aus der klassi-schen Kunstmusik kennt, als auch polyrhythmischoffene Elemente in ihren musikalischen Versuchs-aufbau. Dazu gesellen sich freie Ausdrucksformender Vokaltechnik von vibrierenden Untertongesän-gen bis hin zu kollektiven Improvisationen. Derenorme Klangfarbenreichtum der beiden Stimmen,der von tiefen, oboenartigen Lagen bis hin zum Ti-rilieren einer Piccoloflöte reicht, verbindet sich mitden mal klaren, mal expressiv verfremdeten Rhyth-musfiguren, die auf traditionellen Instrumenten wiedem mit 120 Saiten bespannten Hackbrett odereiner Pferdekopfgeige gespielt werden.

Was sich die vier Musiker aus der Hochland-republik Tuva aus traditionellen und modernenStilbruchstücken zusammenklauben, ist wirklicheine irritierend ungewohnte Klangklitterung, wieman sie nicht alle Tage hört. Vokalisen der einhei-mischen Überlieferung werden mit hypnotischenRhythmen von Steppentrommeln vermengt, sodassschließlich eine archetypische Soundmixtur ent-steht, die die Hörer*innen in der Seele packt.

Jürgen Spieß

Sedaa

Gemenge der Traditionen

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Soweto Soullive beimSommerfestivalder KulturenSa, 15.Juli, 20.30 UhrMarktplatzStuttgartEintritt frei

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BandsSommerfestival der Kulturen 17

Soweto Soul, ein solcher Name könnte rohaufbereitete Klänge aus den Slums von Johan-nesburg versprechen. Lokalkolorit. GrauerDreck einer nicht immer schönen Realität. Undtatsächlich, diese Musikerinnen und Musikertransportieren viel von der Atmosphäre in denTownships, aber sie dekorieren das sehr at-traktiv, mischen Hip-Hop unter, arrangierenmunter Chor- und Hauptgesänge, geben Key-boards oder Gitarren dazu und lassen das Er-gebnis immer noch gerade so klingen, dass esfür global orientierte und neugierige Ohren je-derzeit eingängig erscheint. Wie geht das?

Soweto Soul ist eine südafrikanisch-nieder-ländische Band, der der Gitarrist Joep Pelt vorsteht,ein Musiker, dem der Postkolonialismus mit seinenunschönen Folgen weitgehend fremd ist. DerMann ist Niederländer und in der Welt weit herumgekommen. Es muss so um das Jahr 2010 herum,zur Zeit der Fußballweltmeisterschaft in Südafrika,gewesen sein, als er die Idee hatte, die alten StilePennywhistle-Jive und Mbaqanga oder auch diesüdafrikanische House-Variante Kwaito mit aktuel-ler Popmusik zusammenzubringen. Eine weitereBasis fürs gemeinsame Spiel sollten die klassischenZulu-Trommel rhythmen bilden, auf selbstverständ-lich spielerische Weise flossen zudem Bestandteileaus Soul, Jazz, Reggae, House und Rap in die neue

Melange ein. So weit, so gut. Er konnte für seineIdeen bald den afrikaweit bekannten Hammond-Organisten Black Moses Ngwenya und den RapperZulu Boy gewinnen. Hinzu ka men weiterhin lokaleGrößen wie etwa der Bassist Joseph Makwela vonder Makgona Tsohle Band so wie der Penny-Whistle-Virtuose Lemmy Special.

Von nun an ging es ab. Es kamen Besetzungs-wechsel und zusätzliche Mitglieder. Tänzer*innenoder Sänger*innen gesellten sich hinzu und verlie-ßen die Formation wieder. Ein eigener Stil wurdeständig weiterentwickelt. Die Auftritte der Bandaber würzen bis heute stets die theatralischen Ele-mente, kleine Einlagen, Spielszenen und Zwischen-spiele, die das Leben in den Townships früher undjetzt illustrieren sollen. Szenen werden in wech-selnden Rollenspielen aufgeführt, alle sind einge-bunden, es beherrscht kreative Energie dieSzenerie. Zahlreiche humorvolle Elemente kom-men hinzu, es ist stets Bewegung auf der Bühne.Vielfältig getönte Lebensfreude breitet sich aufdiese Weise aus und überträgt sich auf das Publi-kum, das spielerisch in eine zunächst fremde Welteintaucht, die ihm aber durch die Möglichkeitender Künstler*innen immer näher kommt. Südafri-kanische Musiktradition, eingebettet in den gesell-schaftlichen Gesamtzusammenhang ei ner sichwandelnden Kultur, erscheint auf diese Art fanta-siereich belebt. Ulrich Bauer

Soweto Soul

Der Sound der Townships

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Pulsierende Elektrobeats treffen auf denSchmerz des Flamenco. Dahinter steckt dasspanische Power-Pack Fuel Fandango – be-nannt nach der Flamenco-Variante Fandangound dem Wort für Brennstoff – eine der po-pulärsten Bands in Spaniens äußerst regen Fu-sion-Szene.

Wieder und wieder hat es sie gegeben, dieErneuerer des Flamenco. Gitarristen wie den famo-sen Paco de Lucia oder Musiker wie die Brüder Car-mona, deren Flamenco-Rebellion mit der GruppeKetama weit ins Poplager reicht. Selten aber ist einerBand eine solche Öffnung des Flamenco geglücktwie Fuel Fandango.

Gegründet hat sich das Duo im Jahr 2009,nachdem Christina Manjón, die sich bis dahin eherdem traditionellen Flamenco gewidmet hatte, inihrer Hei matstadt Córdoba auf den kanarischenElektro-DJ und Produzenten Alejandro Acosta traf.Bevor 2010 das erste Album Fuel Fandango er-schien, absolvierten die beiden bereits über 70 Auf-tritte in ganz Europa. Zwei Jahre später veröffent -lichten sie den Nachfolger Trece Lunas und 2016folgte das dritte Album Aurora.

Fuel Fandango spielen mit der Jahrhundertealten Kunstform Flamenco und fügen deren Ele -men te mit Technobeats zu einem stimmigen Kon-zept zusammen. Nicht zuletzt erfährt der Flamencohier im Fandango seine Entsprechung, nur dass beiFuel Fandango die Flamenco-Variante mit schnellerMusik verbunden wird. Die in Andalusien aufge-wachsene Sängerin Christina Manjón, der katala-nische DJ Alejandro Acosta und Drummer Carlos

Sosa (bei Liveauftritten) zelebrieren eine moderne,funkige und gleichzeitig urspanische Version desalten Fandango, in der sowohl der klassische Tanzals auch vulkanische Elektrosounds ihren Platz fin-den.

Die Bereitschaft der beiden, sich einzufüh-len in die Stimmungen, die das Alter Ego gleich ne-benan hervorzaubert, hat absoluten Selten heits-wert. Das ist, als würden zwei Malende mit eksta-tischem Pinselstrich wie in Trance Farben auf eineLeinwand bringen, wo jede in der anderen verläuftund sie dadurch erst zum tiefen Leuchten bringt.Aus jeder zufälligen Linienführung entstehen soKonturen, kristalline Formen, Funkausbrüche,Technoraves.

Es ist die hohe Kunst des Dialogs, den die bei-den mit viel Lässigkeit zelebrieren. Da tanzen Aco-stas Finger auf dem Gitarrenhals und formenHarmonien in rasenden Rhythmen zum spanischenund englischen Gesang von Christina Manjón. Undstilistisch? Statt Purismus beherrscht Verliebtheit indas frei fließende Spiel die Musik. Die Emotion,deren expressive Zurschaustellung wesentlicher Teildes Flamenco ist, scheint hier zwar nicht gemin-dert, doch eher in eine gelöste Äußerlichkeit ge-wandert.

Die Sängerin und ihr DJ begegnen sich aufAugenhöhe, suchen den Dialog, und der ist höchstanregend. Die Bälle fliegen nur so hin und her zwi-schen Christina Manjón und Alejandro Acosta. Zwei-fellos kann die Musik von Fuel Fandango einenNovitätswert für sich beanspruchen und dazu ist sieauch noch ziemlich tanzbar.

Jürgen Spieß

Fuel Fandangolive beim

Sommerfestivalder Kulturen

So, 16. Juli,20 Uhr

Marktplatz Stuttgart

Eintritt frei

Bands Sommerfestival der Kulturen 17

Fuel Fandango

Flamenco rockt

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Aurelio ist einer der populärsten Singer-Songwriter, Gitarristen und Perkussionistenund gilt als wichtigster Vertreter und „der Su-perstar“ der modernen karibischen Garifuna-Kultur: sein neuestes Album eroberte im Märzaus dem Stand Platz 1 der World Music Charts.

Sein Anspruch an seine Musik ist „über un-sere Sorgen zu singen und doch dazu zu tanzen“.2006 wurde er erster schwarzer Abgeordneter imNationalkongress von Honduras, zur Aufgabe hat -te er es sich gemacht, die Rechte der Garifuna zuschützen und die Bedingungen des alltäglichen Le-bens in Honduras zu verbessern. Nachdem er ge-meinsam mit Afropop-Legende Yous sou N’Dourauf Tour war und die großen Bühnen der Welt be-reist hatte, erfuhren die afrikanischen Wurzeln derGarifuna-Kultur eine stärkere Gewichtung in seinerMusik. Seine Bekanntheit nutzt er, um auf die Miss-stände in seiner Heimat hinzuweisen. Stefan Fran-zen hat mit ihm gesprochen.

Aurelio Martinez, Sie sind Garifuna. Viele Leutehaben von dieser Bevölkerungsgruppe schon ge-hört, können es aber nicht genau verorten.

Meine Vorfahren kamen alle von der Karibik-insel St. Vincent. Wir kamen dann nach Hondurasund besiedelten von dort aus Nicaragua, Guate-mala, Belize. Wir haben eine gemeinsame Sprache,es gibt leichte Unterschiede im Akzent, auf derhonduranischen Insel Roatán haben sie einen etwasenglischeren Einfluss, die Garifuna auf dem Festlandhaben einen etwas spanischeren Einfluss. Aber wirsind alle eine Familie, eine Nation.

Als Sie aufgewachsen sind, welche Art vonMusik haben Sie da gehört? Haben Sie sich vorallem von karibischen Stilen inspirieren lassen?

Die Musik, die mich am meisten beeinflussthat, war der Reggae, auch der Blues. SpanischeMusik, Flamenco, hat die Garifuna-Musik auchstark geprägt, besonders unseren gitarrengepräg-ten Stil Paranda, da die Gitarre in Zentralamerikadurch die Spanier eingeführt wurde.

Sie sind in einem Dorf namens Plaplaya auf-gewachsen – geben Sie uns doch mal eine Vorstel-lung davon, wie es da war während Ihrer Kindheit.

Plaplaya, das war einfach Natur! Ich hattekein elektronisches Spielzeug, ich hörte stattdessenden Gesang der Vögel. Meine Kreativität entwik-kelte ich anhand der Dinge, die mich umgaben.Aus Fischleinen, Stöcken und ein paar Nägeln habeich meine erste Holzgitarre gemacht und daraufmeine ersten Akkorde gespielt. Ich kam mit derMusik schon im Bauch meiner Mutter in Kontakt,meine Mutter ist eine Songschreiberin und meinVater spielte Gitarre. Mein Großvater mütterlicher-seits hatte eine Band in Plaplaya, er spielte Flöteund Saxofon. Alle meine Onkels waren Paranderos.Als ich acht oder neun Jahre alt war, haben meineOnkels mich auf den Tisch gestellt, damit die Leutesehen konnten, wie ich sang. Ich hatte nie einen of-fiziellen Lehrer, war Autodidakt.

Wie verlief Ihr weiterer musikalischer Weg?Ich bin durch viele verschiedene Stile gegan-

gen. Als ich in der Stadt ankam, um zu studieren,beschäftigte ich mich mit traditionellem Tanz. Mit15, 16 hatte ich meine erste kommerzielle Band, wirspielten Boleros, Rancheras, Merengues. Dann gingich zu einer anderen Band namens Gatos Bravos,mit ihr wurde ich in Honduras und den USA be-kannter. Mit ihnen spielte ich eher den Rock derGarifuna, der bei uns Punta heißt. Danach starteteich meine eigene Punta-Band Los Bravos del Caribe.In dieser Zeit lernte ich auch den großen Garifuna-Musiker Andy Palacio aus Belize kennen.

An einem bestimmten Punkt haben Sie sichaber entschieden, Politiker zu werden im hondu-ranischen Nationalkongress. Hatten Sie das Gefühl,dass es durch die Musik zu schwierig war, für die In-teressen der Garifuna einzutreten?

Aureliolive beim

Sommerfestivalder Kulturen

Do, 13. Juli,17.30 Uhr

Marktplatz Stuttgart

Eintritt frei

„Garifuna verwandeln denSchmerz in einen Song“Interview mit Aurelio Martinez

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Bands Sommerfestival der Kulturen 17

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Ursprünglich wollte ich kein Politiker wer-den, denn ich glaube nicht an sie. Doch in den ver-gangenen 200 Jahren ist in meinem Bezirk nie einGarifuna gewählt worden. Diese Tatsache war esschließlich, die mich davon überzeugt hat, dass ichdoch in die Politik gehen sollte. Ein Kumpel sagte,wenn wir immer nur die schlechten Menschen indie Politik lassen, dann werden unsere Leute niedas Licht sehen! Acht Jahre meines Lebens war ichalso Politiker, vier davon im honduranischen Parla-ment. In diesen vier Jahren wurden einige Verän-derungen zugunsten der indigenen Communitys,nicht nur Garifunas, eingeführt, die traditioneller-weise immer diskriminiert wurden.

Heute will ich nichts mehr mit Politik zu tunhaben. Du musst ein Hai werden, denn nur Haiekönnen zuschnappen, wenn sich ein Vorteil ergibt,du musst dem Präsidenten nahe sein oder zu einersehr mächtigen Gruppe gehören. Ich war zwar derPräsident der ethnischen Gruppierungen, doch andenen ist in Honduras niemand interessiert. Aberich bin mit dem Gefühl gegangen, dass etwasgetan wurde. Und mit der Überzeugung, dass wir

Garifuna mehr politischen Sachverstand entwik-keln müssen.

Welche Gründe gab es für Ihr Comeback in derMusikszene?

Ich wollte den Weg, den Andy Palacio für dieGarifuna geebnet hat, weitergehen. Andy war eineAusnahmeperson in der Garifunakultur, ein Führer,der die Vision hatte, die Kultur zu bewahren. Alsich vor neun Jahren von seinem plötzlichen Tod er-fuhr, brach mein Herz. Immer wenn ich in Belizewar, haben wir all unsere Zeit miteinander verbracht.

Können Sie den Charakter der Garifuna-Musikin wenigen Worten zusammenfassen?

Musik bestimmt alle Aspekte unsere Lebens.Wir feiern nicht den Tod, wir feiern das Leben. Wirverwandeln den Schmerz in einen Song. Wenn einGarifuna Probleme hat, dann kämpft er nicht, ersingt. Das Singen setzt Emotionen und Spannungenfrei. Meine Worte sind wie Waffen, um den Men-schen Kraft zu geben, damit wir von jetzt an wis-sen, was wir zu tun haben, damit unsere Kulturüberlebt und wir so weiterleben können, wie bis-her, am Meer.

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BandsSommerfestival der Kulturen 17

Eigentlich sollten die zwei großen Skla-venschiffe menschlichen Nachschub auf dieZucker- und Baumwollplantagen der Karibik-insel St. Vincent bringen. Doch an diesem TagAnfang des Jahres 1635 sanken sie vor derKüste. Die überlebenden Westafrikaner*innenwurden von den Ureinwohnern der Insel, densogenannten Kariben, aufgenommen undvermischten sich mit ihnen. So lautet die be-liebteste Theorie vom Ursprung der Garifuna.

Weitestgehend friedlich verlief dort die Ko-existenz der französischen Kolonisatoren und derfreien Schwarzen, bis Ende des 18. Jahrhunderts dieBriten nach langem Gezerre zwischen den verschie-denen Seemächten die Herrschaft übernahmen. So-wohl Franzosen als auch Garifuna wurden imsogenannten Kari benkrieg geschlagen, letzterevon den neuen Machthabern St. Vincents auf In-seln in der Bucht vor Honduras umgesiedelt. Vondort aus kamen sie schließlich aufs nahe Festland,später auch nach Guatemala und Nicaragua, undauch an die Mangroven-Küste Belizes.

Sowohl unter der spanischen Flagge als auchunter der späteren britischen Herrschaft trotztedie afro-indianische Volksgruppe in ihrer neuenHeimat dem kolonialen System – und es gelangden 120.000 Garifuna (dazu kommen 50.000 im US-amerikanischen Exil), bis heu te eine eigenständigeKultur und Sprache zu bewahren.

Igñeri heißt ihr Idiom, das sich aus Yoruba-Elementen, französischen, englischen und spani-schen Bestandteilen zusammenfügt. Ebensovielschichtig ihre musikalischen Traditionen, die be-kanntesten unter ihnen Paranda, Brukdown undPunta. Sie gehen einerseits auf die Überlieferung

westafrikanischer Kulte zurück – so findet man Call& Response-Schemata und die Bewegungen desWerbetanzes in der Punta. Indianische Einflüssesind jedoch auch nicht von der Hand zu weisen,und neben den Trommeln und Perkussionsinstru-menten siedelt die von den Spaniern adaptierte Gi-tarre in den Garifuna-Liedern.

Textlich unterscheiden sich die Garifuna-Genres erheblich: Im Brukdown werden Alltagser-lebnisse aufs Korn genommen, im Paranda geht eseher um kritische Kommentare zu geschichtlichenund sozialen Ereignissen. Der bis heute herausra-gende Musiker der modernen Garifuna-Musik istAndy Palacio, der Anfang 2008 völlig unerwartetan einem Herzanfall starb. Sein Erbe hat sein engerFreund Aurelio Martinez angetreten, den wir beimSommerfestival der Kulturen begrüßen dürfen.

Stefan Franzen

Die bewegende Geschichte der Garifuna

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Amariszi:Babel FishAAC 99502

Amariszilive beim

Sommerfestivalder Kulturen

Di, 11. Juli,17.30 Uhr

Marktplatz Stuttgart

Eintritt frei

Orkesta Mendoza:Vamos a

Guarachar! Glitterbeat Records

Orkesta Mendoza live beim

Sommerfestivalder Kulturen

Mi, 12. Juli,17.30 Uhr

Marktplatz Stuttgart

Eintritt frei

Simja Dujov: Santificaras

La FiestaTomato Production

Simja Dujovlive beim

Sommerfestivalder Kulturen

Sa, 15. Juli, 18.30 Uhr

Marktplatz Stuttgart

Eintritt frei

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CDs Sommerfestival der Kulturen 17

Schon beim ersten TitelOuverture glaubt man, bei denAufnahmen in einem altenWeinkeller in einem ländlichenTeil Ungarns, zwischen gackern-den Hühnern und scharfemBranntwein, zu sein. Dabei wer-den dem Balkan-Klischee ge-schickt und erfrischend Pop,Reggae und Swing unterge-mischt. Amariszi heißt die 2007von Ak kordeonspie ler undKom po nist Kay Krijnen undSchlag zeuger Dolf Huybers ge-grün- dete Band, die eine mit -reiß ende und be rauschendebalkan in spi rierte Popmusik mitBass, Schlagzeug, Gitarre, Hornund Ak kor deon produziert.

Die Sängerin Me rel Simonsbesticht mit ihrer strahlendenStimmfarbe und ihrer originel-len Ausdrucksweise; sie singttürkisch, arabisch, deutsch, fran -zö sisch, englisch und italienisch.Flirrende Akkordeonklänge undbalkanisch klingende Bläserbeglei ten sie dabei. ReflectingStars bringt dann Saxofone imWechselspiel mit Blechbläsernund einem schnarrenden Bass:eine fantasievolle Kombination.Eine Maultrommel leitet denTitel Tambu rello ein, der leichtins Abstrakte erweiterte Balkan-motive bringt. Im Instrumental-titel Amariszio so gibt es lautertemperamentvolle Folgen vonMelodien, bei denen das Ak kor -deon neben den Bläsern oft dieführende Rolle übernimmt. Vat'en fou hört sich mit seinem raf-finiert rumpelnden Offbeat fastwie eine schnell nachgescho-bene New-Wave-Produktion an.Die von der Gitarre eingeleiteteBallade Este jo, este jo be-schließt den höchst abwechs-lungsreichen Zyklus.

Ulrich Bauer

Man ist bei einem Ablegervon der in Europa so erfolgrei-chen Band Calexico auf etwasGetrageneres eingestellt. Statt-dessen braust gleich der ersteTitel Cumbia Multadora der CDVamos a guarachar! des OrkestaMendoza feurig daher. Das istklassische Tanzmusik. Das gehtin die Beine. Sergio Men doza istja schon lange Mitglied bei Cal-exico und scheint vom Keyboardaus eine Regie zu führen, diesogar kurz darauf der schwülsti-gen Ballade Misterio et was gibt,das zum stehbluesigen Schwo-fen einlädt.

Lateinamerikanische undmit Electro-Effekten aufgepump -te Rhythmen durchdringen dasAl bum des Orkesta Mendoza,das ursprünglich aus Tucsonkommt. Dort ist der mexikanischeEinfluss überall spürbar und dieLage spätestens nach TrumpsRegierungsantritt für die US-Mexikaner*innen noch schwie -ri ger gewor den.

Das Album operiert oft mitgewitzten Fingerzeigen und Ver -weisen wie etwa den stets prä-senten Mariachibläsereinflüssen,Akkordeoneinsätzen und ausdiver sen Western bekanntenKlängen. So hätte es auch beiCalexico weitergehen können.Die vielfach bearbeiteten Rhyth-men Cumbia und Mambo prä-gen ein Album, das viel von derwunderbaren Lage Tucsons zwi-schen Bergen und der Sonora-Wüste Arizonas spiegelt.

Und wenn der Orchester-chef Sergio Mendoza nicht nurdie Keyboards klug fingert, son-dern auch seine fetzig-knarrigeE-Gitarre zur Hand nimmt, mager gar nicht mehr abbrechen,der reißende Fluss des Rhythmusdieser genialen Band.

Ulrich Bauer

Seit Jahren ist der energie-geladene Argentinier mit jü-disch-ukrainischen Wurzeln fastununterbrochen unterwegs. Obin Frankreich, USA, Kanada, Süd-afrika, Mexiko, Brasilien, Chile,Spanien, Belgien und natürlichArgentinien: Simja Dujov undseine Band begeis tern mit ihremGebräu aus Latin, Klezmer, Bal-kan-Gypsy und World Beat.

Wie schon bei seinen vor-herigen Alben werkelt der häu-fig als „jüdischer Manu Chao“bezeichnete Sänger, Gitarristund Akkordeonist auch hierwieder an einem furiosenMisch masch zwischen Klezmer-Cumbia, verschiedenen Latin-Sti-len und pulsierenden Balkan-Gypsy-Grooves. Nicht nur die ori-ginelle Titelmischung macht dieunverwechselbare Hands chriftvon Simja Dujov aus. Ein weite-res Wiedererkennungsmerkmalsind die kritischen Texte, die sichan all jene richten, die illegalohne Pass durch die Welt reisenmüssen. Ein weiteres Marken-zeichen der Band ist die ausge-lassene Stimmung, die sich beiLivekonzerten regelmäßig aufdas Publikum überträgt.

Neben dem reichen Gypsy,High speed- und Cumbia-Funduskann der interkulturelle Bot-schafter inzwischen auch auf ru-higeres Material zurückgreifen.So baut seine dreiköpfige Bandeinen hypnoti sierenden Grooveauf, vergleichbar mit ManoNegra oder Manu Chao.

Dass der Sound zu keinerZeit den Eindruck von Back-groundmusik erweckt, dafürsorgen, neben dem enormenDruck, den die Band aufbaut,die geschickte Mischung ausSka, Gypsy und Rock und die be-wusste Verfremdung dieser An-teile. Jürgen Spieß

Das Sommerfestival zum Reinhören

Page 21: DAS KOMPLETTE PROGRAMM • LAGEPLAN … · 2017. 6. 13. · 20.00 Uhr Fanfare Ciocarlia 9 Mittwoch, 12. Juli 2017 17.30 Uhr Orkesta Mendoza 20 (CD-Tipp) 20.00 Uhr Seun Kuti & Egypt

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Für den diesjährigen

Auf- und Abbauwerden noch

engagierteHelfer*innen

gesucht!

Wenn Ihr Lusthabt, Teil des

Festival-Teams zuwerden, meldet

Euch bei:

Beatrix ButtoTel. 248 48 08-33

beatrix.butto@forum-der-

kulturen.de

Bild:(v. l.)

Kiri Stogiannidisund Theo Kazakis

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Reportage Sommerfestival der Kulturen 17

Es ist Samstag 14.30 Uhr auf dem Stuttgar-ter Marktplatz. Für einen kurzen Moment istder Platz ganz leer – es ist der Moment zwi-schen Wochenmarkt und Sommerfestival derKulturen. Jetzt geht es los: Dem Auf- und Ab-bauteam bleibt eine Stunde und 15 MinutenZeit, um alles Nötige aufzubauen, dann kom-men auch schon die Vereine, um innerhalbeiner Dreiviertelstun de ihre Stände einzurich-ten, damit ab 16.30 Uhr die Gäste bewirtetwerden können. Es ist bereits der dritte Auf-bau in der Festivalwoche, da sich das Som-merfestival den Platz Dienstag, Donnerstagund Samstag mit dem Wochenmarkt teilt.

Teamleiter Kiri Stogiannidis trommelt allezusammen, Theo Kazakis bringt mit dem Gabel-stapler Biertischgarnituren auf den Platz und gibtdamit den Startschuss: 120 Tische und 240 Bänkemüssen verteilt werden. Über den Platz wuseln dieHelferinnen und Helfer in ihren roten T-Shirts. Kirierklärt: „Alles Bewegliche bauen wir wieder auf,seien es Zelte, Bänke, Tische. Zäune werden aufge-stellt, Banner daran gehängt, PVC-Böden ausge-legt.“ Dieses Jahr ist er zum fünften Mal beimSommerfestival der Kulturen dabei. „Wir haben eintolles Team und es gibt nichts, was einen so gut ausdem Alltagstrott reißt.“ Ein weiterer Anreiz: „dasWichtigste an diesem Job ist die Fähigkeit zur Im-provisation – man weiß nie, was kommt.“

Das kann Theo bestätigen: „Ich habe schonüberall mitangepackt, bin mal der Sicherheitsmannhinter der Bühne, werde von anliegenden Händ-lern gerufen, die in Nöten sind, oder schleppe auchmal Trommeln einer japanischen Musikgruppe aufdie Bühne.“ „Das war für mich das tollste Konzert,das ich je beim Sommerfestival erlebt habe“,schwärmt Beatrix Butto, die den Auf- und Abbau

beim Forum der Kulturen Stuttgart e. V. koordi-niert und damit das macht, wofür sonst Veranstal-tungsfirmen beauftragt werden. „Es war der letzteAbend, es hat geregnet und die Stimmung wargroßartig!“ Seit 2011 arbeitet sie im Forum unddamit auch beim Sommerfestival.

Theo gehört zu den alten Hasen, er ist diesesJahr das zehnte Mal mit dabei und wird schwärme-risch: „Das Sommerfestival der Kulturen ist für micheine einwöchige Reise um die Welt!“ Drei seinerKinder hat er schon akquiriert. „Nur das vierte istnoch zu jung“, lacht er. 50 Helferinnen und Helfergehören zum Team des Auf- und Abbaus und einigedavon sind schon lange mit dabei, sie sprechen dieverschiedensten Sprachen. „Wenn ich Anweisungengebe, ist Verständigung natürlich das A und O“, er-klärt Kiri. „Und wenn meine Sprachkenntnisse nichtmehr ausreichen, helfen nur noch Hände und Füßeoder ich suche mir einen Dolmetscher, der dann wei-terübersetzt.“ Nach einer Woche Festival sind dannalle im Team eingespielt. „Gerade, wenn alles rundläuft, ist das Festival vorbei, eigentlich sollte esdann nochmal eine Woche weitergehen“, lacht er.

Es kann durchaus auch ganz schön stressigwerden auf dem Platz: „Nichts ist so schlimm, wieein plötzlich aufziehendes Unwetter“, Theo, Kiriund Beatrix sind sich einig. Dann rennen alle umher:die Gäste suchen das Weite, Helferinnen und Helferbringen alles Nötige in Sicherheit und tragen dazuauch mal Ponchos aus Mülltüten, um zumindestein paar Minuten länger trocken zu bleiben. Aberder Stress hält zum Glück nie ewig und es gibtimmer auch etwas zu lachen.

„Wir erleben die verrücktesten Geschichten“,erzählt Theo. Da war zum Beispiel das Fahrrad, dasan einen Laternenpfahl gekettet war, direkt unterdem Schild „Bitte keine Fahrräder abstellen“. Da esverboten ist, die Kette aufzubrechen, wurde dasFahrrad dann einfach mit Kabelbinder weiter obenan der Laterne aufgehängt. So konnte der nötigeZaun um die Laterne angebracht werden. Immerdiese Fahrräder! Ein anderes stand an einem be-weglichen Zaun – „und das, obwohl wirklich über-all Verbotsschilder sind“, wirft Kiri ein – „dann habenwir den Zaun eben einfach umgeparkt und das Radgleich mit“, lacht Theo.

Wenn sich andere nicht an die Festivalregelnhalten, erlaubt sich das Auf- und Abbauteam gernein paar Scherze. Da gab es auch den Vorfall mit demAuto eines Vereins, das direkt vor dem Rathaus inder Feuergasse unerlaubt abgestellt wurde. Irgend-wann hat es Kiri dann gereicht, der Schlüsselsteckte, also hat er es woanders hingestellt. „Dasgab kurz eine Aufregung als das Auto weg war!“Er schmunzelt.

Nachdem die letzte Band gespielt hat, Ge-tränke- und Essensstände geschlossen sind, heißt esfür das Team: Platz reinigen und Zelte absperren.Und danach schnell ins Bett, denn der nächste Festi-valtag naht. Myriam Schäfer

Logistische HöchstleistungFestivalauf- und -abbau mal drei

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Wer Interesse hat,beim Sommer-festival der Kulturen an denGetränkeständenzu helfen, meldesich bei Freweini Tzeggai,Tel. 248 48 08-30,getraenkestaende@forum-der- kulturen.de.

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NachrichtenSommerfestival der Kulturen 17

Fleißige Unterstützung bei der TombolaVom Sommerfestival der Kulturen nicht wegzudenken ist die

jährliche Tombola: Schon in den Vormonaten des Festivals sammelnfleißige ehrenamtliche Helferinnen und Helfer die Tombolapreise inverschiedenen großen und kleinen Läden und Institutionen zusam-men. Hauptpreise in diesem Jahr sind eine taz-Reise nach Nordma-

rokko und ein Reisegutschein abdem Flughafen Stuttgart. Aberauch sonst winken attraktivePreise wie zum Beispiel Kaffee-Abos von Hochland, wertvolle Ein-trittskarten für Theater, Konzerteund Museen, Bücher oder CDs.

Eine tragende Rolle spielendabei die Freunde des Forums derKulturen Stuttgart e. V.: seit einpaar Jahren unterstützen die Mit-glieder des Freun deskreises dasSommerfestival durch die Akquisevon Preisen als auch vor Ort beimLoseverkaufen. „Mittlerweile sindwir ziemlich eingespielt“, sagtWolfgang Knap pe, Vorsitzenderdes Freundeskreises. „Und durchunseren Bauch laden konnten wirden Verkauf der Lose deutlich stei-gern.“ Das Besondere: Alle, dieLose kaufen oder Preise spenden,unterstützen da mit direkt dasSommerfestival. mys

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Ehrenamtliche für die Getränkestände gesucht!

Nur mit Hilfe einer enor-men ehrenamtlichen Unterstüt-zung ist es überhaupt möglich,das Sommerfestival auf solchvielfältige Weise zu erleben.

Der Getränkeverkauf istein unabdingbarer Bestandteilfür die Finanzierung des gesam-ten Festivals. Da die Besucher-zahlen und dadurch auch derAnsturm auf die Getränke-stände in den letzten Jahrenalles Vorstellbare überschrittenhaben, sind wir immer auf derSuche nach Menschen, die Spaßdaran haben, uns beim Festivalehrenamtlich zu unterstützen.

Habt Ihr Lust ehrenamtlichbeim Getränkeverkauf mitzu-helfen und Teil des Festival-Teams zu werden? Dann meldetEuch bei uns. Ihr könnt bei denAuftritten erstklassiger Bandsdabei sein, neue Leute unter-schiedlichster Herkunft kennen-lernen und eine einmaligeAtmosphäre im Team genießen.Wir freuen uns, wenn Ihr beimFestival (wieder) dabei seid! lmk

„Seit 2013 helfe ich beider Tombola, was großenSpaß macht! Besonders gutgefällt mirdas unge-zwungeneMiteinanderz w i s c h e nden Helfen-den. Außer-dem begeg -nen einemdie Mitarbeitenden des Fo-rums der Kulturen immerwertschätzend und dankbar.Für mich ist das Sommerfesti-val ein tolles kostenlosesOpen-Air-Event, zu dem vieleunterschiedliche Menschenzusammenkommen.“

Heike Göttlicher, Ehren-amtliche bei der Tombola

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