Das Lied der Deutschen - Heiligenberg-Blog | "Die Sprache ......Selbstbestimmungsrecht der Völker...

25
Deutschlandlied Dieter Hoppe: Gedanken über die Entstehung von Hymnen 1 Das Lied der Deutschen von Heinrich Hoffmann von Fallersleben Deutschland, Deutschland über alles, Über alles in der Welt, Wenn es stets zu Schutz und Trutze Brüderlich zusammenhält, Von der Maas bis an die Memel, Von der Etsch bis an den Belt Deutschland, Deutschland über alles, Über alles in der Welt! Deutsche Frauen, deutsche Treue, Deutscher Wein und deutscher Sang Sollen in der Welt behalten Ihren alten schönen Klang, Uns zu edler Tat begeistern Unser ganzes Leben lang Deutsche Frauen, deutsche Treue, Deutscher Wein und deutscher Sang! Einigkeit und Recht und Freiheit Für das deutsche Vaterland! Danach lasst uns alle streben Brüderlich mit Herz und Hand! Einigkeit und Recht und Freiheit Sind des Glückes Unterpfand Blüh´ im Glanze dieses Glückes, Blühe, deutsches Vaterland! 175 Jahre Deutschlandlied (1841 1991) Als Hoffmann von Fallersleben 1841 mit dem Schiff von Hamburg nach Helgoland fuhr, wurden die französischen und englischen Passagiere mit ihren Hymnen, der Marseillaise bzw. „God save the king“ begrüßt. (Helgoland war damals noch britischer Besitz.) Für die deutschen Fahrgäste gab es nichts Vergleichbares. Deshalb machte sich der Dichter selbst ans Werk und dichtete am 26. August 1841 auf Helgoland das „Lied der Deutschen“.

Transcript of Das Lied der Deutschen - Heiligenberg-Blog | "Die Sprache ......Selbstbestimmungsrecht der Völker...

  • Deutschlandlied

    Dieter Hoppe: Gedanken über die Entstehung von Hymnen 1

    Das Lied der Deutschen von Heinrich Hoffmann von Fallersleben

    Deutschland, Deutschland über alles,

    Über alles in der Welt,

    Wenn es stets zu Schutz und Trutze

    Brüderlich zusammenhält,

    Von der Maas bis an die Memel,

    Von der Etsch bis an den Belt –

    Deutschland, Deutschland über alles,

    Über alles in der Welt!

    Deutsche Frauen, deutsche Treue,

    Deutscher Wein und deutscher Sang

    Sollen in der Welt behalten

    Ihren alten schönen Klang,

    Uns zu edler Tat begeistern

    Unser ganzes Leben lang –

    Deutsche Frauen, deutsche Treue,

    Deutscher Wein und deutscher Sang!

    Einigkeit und Recht und Freiheit

    Für das deutsche Vaterland!

    Danach lasst uns alle streben

    Brüderlich mit Herz und Hand!

    Einigkeit und Recht und Freiheit

    Sind des Glückes Unterpfand –

    Blüh´ im Glanze dieses Glückes,

    Blühe, deutsches Vaterland!

    175 Jahre Deutschlandlied (1841 – 1991)

    Als Hoffmann von Fallersleben 1841 mit dem Schiff von Hamburg nach Helgoland fuhr,

    wurden die französischen und englischen Passagiere mit ihren Hymnen, der Marseillaise bzw.

    „God save the king“ begrüßt. (Helgoland war damals noch britischer Besitz.) Für die deutschen

    Fahrgäste gab es nichts Vergleichbares. Deshalb machte sich der Dichter selbst ans Werk und

    dichtete am 26. August 1841 auf Helgoland das „Lied der Deutschen“.

  • Deutschlandlied

    Dieter Hoppe: Gedanken über die Entstehung von Hymnen 2

    Zu dieser Zeit herrschte die Orientalische Krise (1839 – 1841), in der Frankreich eine politisch-

    Niederlage im Zusammenhang mit dem Krieg des türkischen Sultans gegen den Pascha von

    Ägypten erlitt. Durch eine Verständigung zwischen England, Rußland, Österreich und Preußen

    in der 1. Londoner Konferenz vom 15. Juli 1840 werden Frankreichs Ansprüche in Nordafrika

    ausgeschaltet. Daraufhin herrschte Kriegsstimmung in Frankreich. Der Ruf nach Kompensation

    erschallte. Deutschland sollte wie heute noch üblich zahlen. Ministerpräsident Thiers verlangte

    die Rheingrenze. Diese Forderung wird durch den einmütigen Widerstandswillen in allen

    deutschen Bundesstaaten beantwortet. Napoleon hatte noch 1815 auf der Fahrt in die

    Verbannung nach St. Helena über das fehlende Selbstbewusstsein der Deutschen gespottet und

    sie deshalb verhöhnt. Jetzt entsteht in allen Mitgliedsstaaten des Deutschen Bundes eine

    Protestwelle und vaterländische Lieder werden überall gesungen.

    Es entstehen 1840 „Die Wacht am Rhein“ und N. Beckers Rheinlied.

    Die Wacht am Rhein

    1.

    Es braust ein Ruf wie Donnerhall,

    Wie Schwertgeklirr und Wogenprall:

    Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen Rhein!

    Wer will des Stromes Hüter sein?

    Refrain

    Lieb’ Vaterland, magst ruhig sein,

    Fest steht und treu die Wacht am Rhein!

    2.

    Durch Hunderttausend zuckt es schnell,

    Und Aller Augen blitzen hell,

    Der deutsche Jüngling, fromm und stark,

    (Greef: Der Deutsche, bieder, fromm und stark,)

    Beschirmt die heil’ge Landesmark.

    Refrain

    3.

    Er blickt hinauf in Himmelsau’n,

    Wo Heldengeister niederschau’n,

    (Greef: Wo Heldenväter niederschau’n)

    Und schwört mit stolzer Kampfeslust:

    „Du Rhein bleibst deutsch wie meine Brust.“

    Refrain

    4.

    „Und ob mein Herz im Tode bricht,

    Wirst du doch drum ein Welscher nicht;

    Reich wie an Wasser deine Flut

    ist Deutschland ja an Heldenblut.“

    Refrain

    „Solang ein Tropfen Blut noch glüht,

    Noch eine Faust den Degen zieht,

    Und noch ein Arm die Büchse spannt,

    Betritt kein Feind hier deinen Strand.“

    Refrain

    6.

    Der Schwur erschallt, die Woge rinnt,

    Die Fahnen flattern hoch im Wind:

    Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen Rhein!

    Wir Alle wollen Hüter sein!

    Refrain

    Rheinlied

    Sie sollen ihn nicht haben

    den freien deutschen Rhein,

    ob sie wie gierige Raben

    sich heiser danach schrein.

    So lang er ruhig wallend

    sein grünes Kleid noch trägt

    so lang ein Ruder schallend

    In seine Woge schlägt

    Sie sollen ihn nicht haben,

    den freien deutschen Rhein,

    so lang sich Herzen laben

    an seinem Feuerwein

    So lang in seinem Strome

    noch fest die Felsen stehn,

    so lang sich hohe Dome

    in seinem Spiegel sehn

    Sie sollen ihn nicht haben

    Den freien deutschen Rhein

    So lang dort kühne Knaben

    Um schlanke Dirnen freien

    So lang die Flossen hebet

    Ein Fisch auf seinem Grund

    So lang ein Lied noch lebet

    In seiner Sänger Mund

    Sie sollen ihn nicht haben

    Den freien deutschen Rhein

    Bis seine Flut begraben

    Des letzten Manns Gebein

    Von N. Becker 1840

  • Deutschlandlied

    Dieter Hoppe: Gedanken über die Entstehung von Hymnen 3

    Während

    Frankreich und

    England schon lange

    Nationalstaaten waren,

    galt das nicht für

    Deutschland. Das Wort „Deutschland“ war ein geographischer und

    ethnischer, aber kein politischer oder staatsrechtlicher Begriff.

    Das Wort „deutsch“ bezeichnete so etwas wie ein Gemeinschaftsgefühl aber keine staatliche

    Zusammengehörigkeit. Maria Theresia, die Herrscherin über den größten deutschen Staat im

    18. Jahrhundert, soll zu ihrer Tochter Marie Antoinette vor ihrer Abreise nach Frankreich als

    Braut des Dauphin gesagt habe: „Seien Sie eine gute Deutsche.“

    (Marie Antoinette, * 2. November 1755 in Wien; † 16. Oktober 1793 in Paris, war als Maria Antonia

    Josepha Johanna geborene Erzherzogin von Österreich sowie Prinzessin von Ungarn, Böhmen, der

    Toskana und entstammte dem Haus Habsburg-Lothringen. Durch ihre Heirat mit dem französischen

    Thronfolger und späteren König Ludwig XVI. wurde sie zunächst Dauphine und später Königin von

    Frankreich und Navarra. Am 16. Oktober 1793 wurde sie 9 Monate nach ihrem Ehemann Ludwig XVI

    auf dem Schafott hingerichtet)

    Der deutsche Dichter Friedrich Schiller schrieb:

    „Deutschland? Aber wo liegt es? Ich weiß das Land nicht zu finden, wo das gelehrte beginnt,

    hört das politische auf.“

    Deutschland war also ein sehr schwammiger Begriff, dem kein definiertes Territorium

    zugeordnet werden konnte. Trotzdem wurde der Begriff Deutschland immer wieder im Laufe

    der Geschichte im politischen Sinne verwendet. Vor allem das Ausland pflegte von „Germany“

    zu reden, wobei man logischer Weise oft nicht wußte, was genau gemeint war.

    Eines ist auffällig. Vor allem in der ersten Hälfte des 19. Jh. gab es in ganz Europa eine

    Begeisterungswelle für die Gründung von Nationalstaaten. Hier stehen Polen und Griechenland

    an vorderster Front. In „Deutschland“ z. B. war die Polenbegeisterung groß, obwohl es Polen

    als Staat gar nicht gab. Was Deutschland betraf, sah es hingegen ganz anders aus. In keinem

    Land gab es eine Sympathie geschweige denn Begeisterung für einen deutschen Nationalstaat.

    Im Gegenteil, es bestand eine große Aversion gegen einen deutschen Nationalstaat, was sich

    schon lange vor der Gründung des Deutschen Reichs 1870 in der Propaganda zeigte.

    Helgoland wieder frei

    am 1. März 1952.

    1940

    Denkmal für Heinrich Hoffmann von Fallersleben

    (1798 – 1874).

    Hier auf Helgoland dichtete von Fallersleben am 26. August 1841 das

    Lied der Deutschen. Die Insel Helgoland war damals noch in

    britischem Besitz. Durch den sogenannten Helgoland Sansibar-

    Vertrag von 1890 zwischen dem deutschen Reich und Großbritannien

    kam Helgoland an das Deutsche Reich.

    Nur wenige Jahre nach dieser Aufnahme von 1972 wurde das

    Denkmal auf Betreiben der roten SA bzw. den neuen

    Herrenmenschen der roten SA entfernt, wie unsere Mutter gesagt

    hätte. (Deutschland Verrecke!!!)

  • Deutschlandlied

    Dieter Hoppe: Gedanken über die Entstehung von Hymnen 4

    Als der Deutsche Bundestag 1848 beschloss, eine deutsche Flotte unter der Flagge schwarz-

    rot-gold zu bauen, drohten England, Frankreich u. a., sie würden jedes Besatzungsmitglied,

    vom Schiffsjungen bis zum Kapitän, eines unter schwarz-rot-goldener Flagge fahrenden

    Schiffes an den Rahen aufhängen. Als die ersten drei Schiffe einer deutschen Flotte 1852 zu

    einer Probefahrt in die Nordsee ausliefen wurden sie prompt von der britischen Insel Helgoland

    aus beschossen. Der Bundestag stoppte daraufhin den Aufbau einer deutschen Flotte und

    beauftragte stattdessen Preußen mit dieser Aufgabe.

    Interessanterweise unterstützte die USA Preußen beim Aufbau der

    Flotte. Die USA stellte Marineoffiziere zur Ausbildung von

    preußischen Marineoffizieren zu Verfügung. Die Beihilfe stellte ein

    Dankeschön für die Hilfe Preußens beim Kampf der Vereinigten

    Staaten um ihre Unabhängigkeit dar.

    Von der Idee, Österreich als erster deutscher Macht mit der Aufbau

    einer Flotte zu betrauen, nahm der Deutsche Bundestag wohl

    Abstand, weil Österreich sich stets als inkompetent bzw. unfähig

    erwiesen hatte, wenn es um die Vertretung von Interessen des

    deutschen Bundes ging.

    Der Begriff Deutschland war also nie ein politisch klar definierter

    Begriff. Seit dem Mittelalter lebten wir im „heiligen Römischen

    Reich“. Sprachliche und völkische Unterschiede spielten noch keine

    Rolle. Es gab noch nicht einmal eine einheitliche deutsche Sprache.

    Zu Beginn der Neuzeit wurde dem Titel „Heiliges Römisches Reich“

    der Titel „deutscher Nation“ angehängt. Nach der Auflösung des „Heiligen Römischen Reichs

    deutscher Nation“ im Jahre 1806 besaßen wir den Deutschen Bund, dem das Ausland aber eine

    staatsrechtliche Anerkennung verwehrte. Seit 1870 besaßen wir das Deutsche Kaiserreich. Das

    war aber auch kein „Deutschland“, d. h. kein deutscher Nationalstaat, sondern eine

    „Kleindeutsche Lösung eines Nationalstaates“,

    Österreich als jahrhundertelang angesehenste und

    führende deutsche Macht gehörte nicht zum neu

    gegründeten Deutschen Reich.

    Erst mit dem Zusammenbruch des Habsburger

    Reiches im November 1918 bestand die Möglichkeit,

    dass auch Österreich und deutschsprachige Gebiete

    Österreichs wieder zu einem Bestandteil Deutschlands

    wurden. Im Vertrauen auf das von den Siegern

    während des 1. Weltkrieges ständig propagiertem

    Selbstbestimmungsrecht der Völker erklärten sich die

    deutschsprachigen Gebiete der untergegangenen k.

    und k. Monarchie für einen Bestandteil der deutschen

    Republik. Die Bevölkerung war sich noch bewusst,

    dass Österreich seit dem Mittelalter das führende Land

    in Deutschland gewesen war. Erst 1866 war das Land

    aus dem deutschen Bund ausgeschieden. Das war

    gerade 52 Jahre her. Die Sieger von 1918 unterbanden

    jedoch diesen Wunsch des Volkes genauso wie nach dem 2. Weltkrieg.

    Österreich und Deutschland sollten nie wieder vereinigt werden. Das ist eines von vielen

    Beispielen, wie die deutschen territorialen Gliederungen von außen bestimmt wurden. Für die

    Durchführung und Einhaltung dieser Bestimmung gibt es seit jeher genügend Kollaborateure,

    die geschützt durch äußere Kräfte ihrer Gier nach Macht und Einfluss nachgehen.

    Ausgabe Dezember 1918/1919

  • Deutschlandlied

    Dieter Hoppe: Gedanken über die Entstehung von Hymnen 5

    Aus dem deutschen Kaiserreich wurde 1918 die Weimarer Republik. Sie blieb das Deutsche

    Reich. Hitler machte nach 1933 aus dem Deutschen Reich dann das „Großdeutsche Reich“ aber

    nicht Deutschland. Nach Kriegsende wurde das Großdeutsche Reich aufgespalten und zerteilt.

    Erst seit 1995 wird der Begriff Deutschland auf den Briefmarken der BRD zur Bezeichnung

    Deutschlands als einer politischen Einheit verwendet.

    Als Hoffman von Fallersleben das „Lied der Deutschen“ dichtete, drückten seine Worte ein

    Sehnsuchtsgefühl nach einem eigenen gemeinschaftlichen und kulturellen Land aus, bar von

    allen imperialistischen Bestrebungen.

    Mit dem Einfall, die Grenzen Deutschlands im Lied durch den Verlauf von Flüssen zu

    paraphrasieren, griff Hoffmann von Fallersleben auf eine Idee Walthers von der Vogelweide

    des größten deutschen Dichters des Hochmittelalters zurück, der – wahrscheinlich im Jahr 1198

    oder kurz danach – in seinem „Ir sult sprechen willekomen“ formuliert hatte:

    Erste Strophe:

    Zweite Strophe

    Auch für die zweite Strophe ließ sich Hoffmann von Fallersleben vom Preislied des Walther

    von der Vogelweide inspirieren. In einem Brief vom 27. August 1841 an seine unerfüllte

    Jugendliebe Henriette von Schwachenberg aus Westfalen schrieb er:

    „Daß ich, als ich ‚Deutsche Frauen‘ schrieb, in erster Linie Ihrer gedachte, ist kaum der

    Erwähnung wert. Wie mein Erstlingswerk widme ich nach genau 20 Jahren auch mein

    Deutschland-Lied Ihnen.“

    Dritte Strophe: Einigkeit

    Erinnerung an die die deutsche Teilung symbolisierende Gedenktafel in Biedenkopf/Lahn.

    Schon im Juni 1841 nahm Hoffmann von Fallersleben in seinem in den Unpolitischen Liedern

    veröffentlichten Gedicht Eins und Alles Bezug auf den Gedanken eines geeinten Deutschland

    jenseits der Einzelinteressen von Fürsten:

    Deutschland erst in sich vereint!

    Auf! wir wollen uns verbinden,

    Und wir können jeden Feind

    Treuverbunden überwinden.

    Ich hân lande vil gesehen

    unde nam der besten gerne war. […]

    tiuschiu zuht gât vor in allen.

    Von der Elbe unz an den Rîn

    und her wider unz an Ungerlant

    mugen wol die besten sîn,

    die ich in der werlte hân erkant.

    Ich habe viele Länder gesehen

    und wollte immer die Besten kennenlernen. […]

    Deutsche Art und Bildung übertrifft alle anderen.

    Von der Elbe bis an den Rhein

    und dann wieder bis an die Grenze zu Ungarn

    da leben gewiss die Besten,

    die ich in der ganzen Welt gefunden habe.

  • Deutschlandlied

    Dieter Hoppe: Gedanken über die Entstehung von Hymnen 6

    Die „Einigkeit“ in der dritten Strophe ist vermutlich von den Worten des sterbenden

    Attinghausen in Schillers Wilhelm Tell („Seid einig – einig – einig“) und von Seumes Gedicht

    „An das deutsche Volk beeinflusst („[…] Hass und Spaltung herrscht in unsern Stämmen,

    Einheit nur kann das Verderben hemmen […]“).

    Textvariante in der dritten Strophe

    Das Deutschlandlied ist unter anderem von seinem Autor auch als Trinklied verstanden worden,

    was den Lobgesang auf deutschen Wein, deutsche Frauen und deutschen Sang in der zweiten

    Strophe erklärt. Der Autor hat in seiner eigenen Niederschrift als Alternative zu

    „Blüh im Glanze dieses Glückes, blühe, deutsches Vaterland!“ auch den Trinkspruch „Stoßet

    an und ruft einstimmig: Hoch das deutsche Vaterland!“

    Als Melodie wurde Haydns Kaiserlied verwendet, das 1797 erstmals für Kaiser Franz II.

    gespielt wurde.

    Nationalhymnen Mit dem ausgehenden 18. Jahrhundert begann man mit der Schaffung von Nationalhymnen. Eine Hymne ist ein feierlicher Gesang. Eine Nationalhymne hatte früher vor allem den herrschenden

    Regenten zu feiern - zumindest im 18. Jahrhundert, als die ersten Nationalhymnen in Mode kamen.

    Später etablierten sich die meisten der heute noch gültigen Hymnen im Gefolge von revolutionärem

    Aufruhr oder nationaler Freiheitsschlachten, so in Frankreich, Polen und den USA. Entsprechend groß

    blieb ihre Symbolkraft für die Bewohner ihrer Staaten. Mithin stehen die populären Festgesänge bis

    heute für eine ungebrochene, selbstbewusste Nationaltradition. Deutschland kam wie so oft in seiner

    Geschichte bei der Schaffung einer Nationalhymne zu spät. („Deutschland die verspätete Nation.“)

    Anders im Deutschland nach Ende des letzten Weltkrieges: Da verzichtete das Grundgesetz der

    Bundesrepublik 1949 auf die Festlegung einer Nationalhymne. Obgleich bei seiner Entstehung ganz

    anders gemeint, hätten Textstellen des bis dahin gültigen Deutschlandliedes, die ein „Deutschland über

    alles" - zumal zwischen Maas, Memel, Etsch und Belt - beschworen, nicht länger in eine deutsche

    Nationalhymne hineingepasst. Es fehlte mal wieder ein deutsches Selbstbewusstsein.

    Die Entwicklung von Nationalhymnen

    Großbritannien

    An den Beginn der Entwicklung von Nationalhymnen kann man wohl getrost Großbritannien

    setzen. Die bekannte britische Hymne „God, save the queen"· („Gott schütze die Königin"

    beziehungsweise den König) gilt als britische Nationalhymne. Das ist sie aber nur inoffiziell.

    Und zwar vor allem in England, das anders als Wales, Irland und Schottland keine offizielle

    Nationalhymne hat.

    Wie viele Staaten des 18. & 19. Jahrhunderts ließ auch Georg I., Kurfürst von Hannover &

    König von England, sich eine Hymne schreiben. Die von Georg Friedrich Händel verfaßte

    Melodie wurde nicht nur von England übernommen, da Hannover und Großbritannien bis 1837

    in Personalunion verbunden waren, sondern auch von zahlreichen anderen deutschen Ländern

    als Hymne eingeführt: Großherzogtum Oldenburg, Königreich Preußen, Königreich Bayern

    u.a. Später wurde es als „Heil Dir im Siegerkranz“ zur Hymne des zweiten deutschen

    Kaiserreichs. Haydn inspirierte das Thema der Händel'schen Hymne, daß er darauf bauend das

    „Kaiserquartett“, die Hymne des Kaiserreichs Österreich und der heutigen Bundesrepublik

    Deutschland schrieb.

  • Deutschlandlied

    Dieter Hoppe: Gedanken über die Entstehung von Hymnen 7

    Die Offizielle Uraufführung erfolgte in einem Arrangement des Thomas Arne am 28.

    September 1745 zu Ehren von König George II. von Großbritannien und Irland. Ein Jahr zuvor

    war das Lied in einem Buch Thesaurus Musicus mit der einfachen Überschrift „Für zwei

    Stimmen“ abgedruckt worden. Während der Rebellion der Jakobiten 1745 wurde das Lied in

    allen königlichen Theatern gesungen und dadurch allgemein bekannt.

    God Save the Queen (‚Gott schütze die Königin!‘) bzw. God Save the King (‚Gott schütze den

    König!‘) – je nachdem, ob es sich zum Zeitpunkt der Verwendung bei dem britischen

    Monarchen um eine Frau oder einen Mann handelt – ist seit Anfang des 19. Jahrhunderts die

    De-facto-Nationalhymne des heutigen Vereinigten Königreiches Großbritannien und

    Nordirland, weiterhin ist sie eine der zwei Nationalhymnen von Neuseeland und die

    Königshymne aller Commonwealth Realms (Königreiche).

    Ein weiteres patriotisches Lied stammt von dem Dichter James Thomson (1700-1748). Sein

    Gedicht „Rule Britannia“ wurde von Thomas Arne 1740 vertont. Es ist stark mit der Royal

    Navy verbunden wird aber auch von der British Army bei feierlichen Anlässen wie eine

    Nationalhymne gesungen.

    Rule Britannia!

    Britannia rule the waves

    Britannia never, never, shall be slaves.

    Rule Britannia!

    Britannia rule the waves.

    Britannia never, never, never shall be slaves.

    Daneben gilt Arthur Christopher Bensons Lied „Land of Hope and Glory“ zur Melodie von Sir

    Edward Elgars Marsch Pomp and Circumstance No.1 als „inoffizielle“ britische

    Nationalhymnen. Teile des Vereinigten Königreichs (Schottland, Wales und Nordirland) haben

    daneben eigene (inoffizielle) Landeshymnen, für England wird meist ebenfalls die britische

    Hymne gesungen.

    Eine Nationalhymne besteht in der Regel aus Melodie und aus Text. Die Melodie der britischen

    Nationalhymne God Save the King/Queen wurde von einigen anderen Ländern übernommen,

    wie zum Beispiel von Preußen (Heil dir im Siegerkranz − ab 1871 deutsche Kaiserhymne), der

    Schweiz (Rufst du mein Vaterland − heute nicht mehr Nationalhymne) oder Liechtenstein

    (Oben am jungen Rhein). Ähnlich wurde die Melodie der österreichischen Kaiserhymne für das

    Deutschlandlied (ab 1922 deutsche Nationalhymne) übernommen.

    In mehreren europäischen Staaten wird oder wurde die Melodie der britischen National Anthem

    den eigenen Hymnen unterlegt:

    im Fürstentum Liechtenstein seit 1850 der Nationalhymne (bis 1963: Oben am deutschen

    Rhein, danach Oben am jungen Rhein),

    in der Schweiz der bis 1961 gesungenen Nationalhymne Rufst du, mein Vaterland

    im Deutschen Kaiserreich von 1871 bis 1918 der Kaiserhymne Heil dir im Siegerkranz, die

    bereits seit 1795 die Preußische Nationalhymne gewesen war

    im Königreich Sachsen der Hymne Gott segne Sachsenland

    im Königreich Bayern der Königshymne Heil unserm König, Heil!

    im Hannover der Königshymne Heil Dir Hannover!

    im Russischen Kaiserreich der Molitwa Russkich („Gebet der Russen“) genannten Hymne, die

    als Nationalhymne für die Jahre zwischen 1816 und 1833 gilt

    in Island der Quasinationalhymne, bis mit der Lofsöngur eine eigene Hymne geschaffen wurde.

  • Deutschlandlied

    Dieter Hoppe: Gedanken über die Entstehung von Hymnen 8

    Zu den Nationalhymnen ohne Text gehören Marcha Real (Spanien), Inno Nazionale della

    Repubblica (San Marino) und historisch Auferstanden aus Ruinen (DDR – der Text wurde seit

    Anfang der 1970er-Jahre nicht mehr gesungen).

    Eine Variation der englischen Hymnenmelodie wählte in den 1890er Jahren Kalakaua, der

    König von Hawaii, als Nationalhymne für sein Inselreich aus.

    Frankreich.

    In Frankreich wurde die Marseillaise zur französischen Nationalhymne. Sie wurde von

    Soldaten aus Marseille beim Einzug in Paris gesungen. Der Verfasser war Claude Joseph

    Rouget de Lisle. Er schuf die Marseillaise 1792 in Straßburg während der Angriffserklärung an

    Österreich als Kriegslied. Dem entspricht der aggressive und blutrünstige Inhalt ebenso wie die

    aufpeitschende Melodie. Seit 1795 ist die Marseillaise französische Nationalhymne.

    Allons enfants de la Patrie,

    Le jour de gloire est arrivé!

    Contre nous de la tyrannie

    L’étendard sanglant est levé. (2×)

    Entendez-vous dans les campagnes

    Mugir ces féroces soldats?

    Ils viennent jusque dans vos bras

    Égorger vos fils, vos compagnes.

    Refrain:

    Aux armes, citoyens,

    Formez vos bataillons,

    Marchons, marchons!

    Qu’un sang impur

    Abreuve nos sillons! (2×)

    Que veut cette horde d’esclaves,

    De traîtres, de rois conjurés?

    Pour qui ces ignobles entraves,

    Ces fers dès longtemps préparés? (2x)

    Français, pour nous, ah! quel outrage

    Quels transports il doit exciter!

    C’est nous qu’on ose méditer

    De rendre à l’antique esclavage!

    Refrain

    Quoi! des cohortes étrangères

    Feraient la loi dans nos foyers! Quoi!

    ces phalanges mercenaires

    Terrasseraient nos fiers guerriers. (2×)

    Grand Dieu! par des mains enchaînées

    Nos fronts sous le joug se ploieraient.

    De vils despotes deviendraient

    Auf, Kinder des Vaterlands,

    Der Tag des Ruhmes ist gekommen!

    Gegen uns ist der Tyrannei

    blutiges Banner erhoben. (2×)

    Hört ihr auf den Feldern

    Diese wilden Soldaten brüllen?

    Sie kommen bis in eure Arme,

    Um euren Söhnen, euren Gefährtinnen die

    Kehlen durchzuschneiden.

    Refrain:

    Zu den Waffen, Bürger,

    Formiert eure Truppen,

    Marschieren wir, marschieren wir!

    Unreines Blut tränke unsre Furchen!"

    Was will diese Horde von Sklaven,

    Von Verrätern, von verschwörerischen

    Königen?

    Für wen diese gemeinen Fesseln,

    Diese seit langem vorbereiteten Eisen? (2×)

    Franzosen, für uns, ach! welche Schmach,

    Welchen Zorn muss dies hervorrufen!

    Man wagt es, daran zu denken,

    Uns in die alte Knechtschaft zu führen!

    Refrain

    Was! Ausländische Kohorten

    Würden über unsere Heime gebieten!

    Was! Diese Söldnerscharen würden

    Unsere stolzen Krieger niedermachen! (2×)

    Großer Gott! Mit Ketten an den Händen

    Würden sich unsere Häupter dem Joch beugen.

    Niederträchtige Despoten würden

    Über unser Schicksal bestimmen!

  • Deutschlandlied

    Dieter Hoppe: Gedanken über die Entstehung von Hymnen 9

    Les maîtres de nos destinées!

    Refrain

    Tremblez, tyrans, et vous perfidies

    L’opprobre de tous les partis,

    Tremblez! vos projets parricides

    Vont enfin recevoir leurs prix! (2×)

    Tout est soldat pour vous combattre,

    S’ils tombent, nos jeunes héros,

    La terre en produit de nouveaux,

    Contre vous tout prêts à se battre!

    Refrain

    Français, en guerriers magnanimes,

    Portez ou retenez vos coups!

    Epargnez ces tristes victimes,

    A regret s’armant contre nous. (2×)

    Mais ces despotes sanguinaires,

    Mais ces complices de Bouillé

    Tous ces tigres qui, sans pitié,

    Déchirent le sein de leur mère!

    Refrain

    Amour sacré de la Patrie,

    Conduis, soutiens nos bras vengeurs.

    Liberté, Liberté chérie,Combats avec tes

    défenseurs! (2×)

    Sous nos drapeaux que la victoire

    Accoure à tes mâles accents,

    Que tes ennemis expirants

    Voient ton triomphe et notre gloire!

    Refrain

    Nous entrerons dans la carrière

    Quand nos aînés n’y seront plus,

    Nous y trouverons leur poussière

    Et la trace de leurs vertus! (2×)

    Bien moins jaloux de leur survivre

    Que de partager leur cercueil,

    Nous aurons le sublime orgueil

    De les venger ou de les suivre.

    Refrain

    Refrain

    Zittert, Tyrannen und Ihr Niederträchtigen

    Schande aller Parteien, Zittert!

    Eure verruchten Pläne

    Werden Euch endlich heimgezahlt! (2×)

    Jeder ist Soldat, um Euch zu bekämpfen,

    Wenn sie fallen, unsere jungen Helden,

    Zeugt die Erde neue,

    Die bereit sind,

    gegen Euch zu kämpfen.

    Refrain

    Franzosen, Ihr edlen Krieger,

    Versetzt Eure Schläge oder haltet sie zurück!

    Verschont diese traurigen Opfer,

    Die sich widerwillig gegen uns bewaffnen. (2×)

    Aber diese blutrünstigen Despoten,

    Aber diese Komplizen von Bouillé,

    Alle diese Tiger, die erbarmungslos

    Die Brust ihrer Mutter zerfleischen!

    Refrain

    Heilige Liebe zum Vaterland,

    Führe, stütze unsere rächenden Arme.

    Freiheit, geliebte Freiheit,

    Kämpfe mit Deinen Verteidigern! (2×)

    Unter unseren Flaggen, damit der Sieg

    Den Klängen der kräftigen Männer zu Hilfe eilt,

    Damit Deine sterbenden Feinde

    Deinen Sieg und unseren Ruhm sehen!

    Refrain

    Wir werden des Lebens Weg weiter beschreiten,

    Wenn die Älteren nicht mehr da sein werden,

    Wir werden dort ihren Staub

    Und ihrer Tugenden Spur finden. (2×)

    Eher ihren Sarg teilen

    Als sie überleben wollen,

    Werden wir mit erhabenem Stolz

    Sie rächen oder ihnen folgen.

    Refrain

    Deutsche Länder

  • Deutschlandlied

    Dieter Hoppe: Gedanken über die Entstehung von Hymnen 10

    Österreich

    In den einzelnen Territorien gab es bis zur Schaffung einer Nationalhymne Lieder, die z. T.

    auch zu Volkshymnen wurden. Eine bedeutende Rolle sollte dabei Österreich, bzw. Franz II.

    spielen. (Franz II./I. Als Franz II. Kaiser des Heiligen Römischen Reiches (1792–1806); als

    Franz I. Kaiser von Österreich (1804–1835); Geb. am 12. Feb. 1768 in Florenz, Gest. am 2.

    März 1835 in Wien)

    In Wien wirkte der Komponist der Wiener Klassik, Joseph Haydn spielen. (Franz Joseph Haydn

    * 31. März oder 1. April 1732 in Rohrau, Niederösterreich; † 31. Mai 1809 in Wien).1797

    vertonte Haydn für den Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Franz II., das hierzu bei Lorenz

    Leopold Haschka ebenfalls vom Hof bestellte Gedicht Gott erhalte Franz, den Kaiser,

    Unsern guten Kaiser Franz! Die Melodie war von 1826 bis zum Ende der

    Habsburgermonarchie 1918 die erste der Österreichischen Kaiserhymnen und fand auch danach

    noch in der Ersten Republik Anwendung. Im Jahr 1841 wurde ihr das extra hierzu gedichtete

    Lied der Deutschen von Heinrich Hoffmann von Fallersleben unterlegt, das in dieser Form 1922

    die Hymne des damaligen Deutschen Reiches wurde.

    Franz II. war der letzte Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Nachdem

    Napoleon ein französisches Kaiserreich ausgerufen hatte, begründete Franz 1804 das erbliche

    Kaisertum Österreich und war als Franz I. (1804–1835) der erste Kaiser von Österreich. Am 6.

    August 1806 dankte Franz als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches ab, dessen Existenz

    damit nach 844 Jahren ihr Ende fand.

    Kaiserhymne 1.

    Gott erhalte Franz den Kaiser,

    unsern guten Kaiser Franz!

    Hoch als Herrscher, hoch als Weiser

    steht er in des Ruhmes Glanz.

    Liebe windet Lorbeerreiser

    ihm zu ewig grünem Kranz.

    Gott erhalte Franz den Kaiser,

    unsern guten Kaiser Franz!

    2.

    Über blühende Gefilde

    reicht sein Zepter weit und breit.

    Säulen seines Throns sind Milde,

    Biedersinn und Redlichkeit.

    Und von seinem Wappenschilde

    Strahlet die Gerechtigkeit.

    Gott erhalte Franz den Kaiser,

    unsern guten Kaiser Franz!

    3.

    Sich mit Tugenden zu schmücken,

    achtet er der Sorgen wert.

    Nicht, um Völker zu erdrücken,

    flammt in seiner Hand das Schwert;

    sie zu segnen, zu beglücken,

    ist der Preis, den er begehrt.

    Gott erhalte Franz den Kaiser,

    unsern guten Kaiser Franz!

    4.

    Er zerbrach der Knechtschaft Bande,

    hob zur Freiheit uns empor.

    Früh erleb' er deutscher Lande,

    deutscher Völker höchsten Flor

    und vernehme noch am Rande

    später Gruft der Enkel Chor:

    Gott erhalte Franz den Kaiser,

    unsern guten Kaiser Franz!

  • Deutschlandlied

    Dieter Hoppe: Gedanken über die Entstehung von Hymnen 11

    Mit dem ausgehenden 18. Jh. gab es Hymnen in den einzelnen deutschen Territorien. In

    Preußen wurde das Lied „Heil dir im Siegerkranz“ von 1795-1817 zur Volkshymne, nach der

    Gründung des Kaiserreichs zur Kaiserhymne. Eine Nationalhymne im heutigen Sinne war es

    nicht, was insbesondere auf den bundesstaatlichen Aufbau des Deutschen Reichs

    zurückzuführen war. Vielmehr war es eines unter mehreren inoffiziellen oder halboffiziellen zu

    derartigen Anlässen angestimmten Liedern wie beispielsweise auch der „Wacht am Rhein“, die

    besonders im Westen gesungen und gespielt wurde. Insbesondere die süddeutschen Staaten

    standen dem Lied der Deutschen skeptisch gegenüber.

    Das Lied Heil dir im Siegerkranz hat ausländische Wurzeln. Die Urfassung des Liedes stammt

    von Heinrich Harries, der das Lied in seiner Urfassung im „Flensburger Wochenblatt für

    Jedermann“ am 27. Januar 1790 veröffentlichte. Harries war dänischer Untertan. Entsprechend

    trug das Lied den Titel:

    „Lied für den dänischen Untertan an seines Königs Geburtstag zu singen in der Melodie des englischen Volksliedes God save George the King“

    anlässlich des Geburtstages König Christians VII. Das Lied begann mit den Worten:

    „Heil dir, dem lieben Herrscher des Vaterlandes! Heil Christian dir°“ In den „Berlinischen Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen“ (kurz als Spenersche

    Zeitung“ bekannt erschien am 17. Dezember 1793 eine Umdichtung auf den preußischen König

    Friedrich Wilhelm II.

    „Heil dir im Siegerkranz“ Ihre Fassung wurde als „Berliner Volksgesang“ bekannt mit dem Untertitel „God Save the

    King“. Damit war auch die Melodie gegeben. Es war die Zeit des 1. Koalitionskrieges von

    Frankreich gegen Österreich und Preußen (1792-1797) und der Schreckensherrschaft in

    Frankreich 1793-1794. Das Lied wurde bald populär und erlangte staatsoffiziellen Charakter

    nachdem es im Berliner Königlichen Nationaltheater in Gegenwart des Königs am 25. Mai

    1795 gespielt worden war.

    Der Komponist des Liedes war Joseph Haydn. Das Kaiserquartett gehört zu den sechs

    Streichquartetten, die Joseph Haydn 1797 im Alter von 65 Jahren nach seiner Rückkehr aus

    London komponierte und dem Grafen Erdődy widmete. Sie wurden 1799 veröffentlicht. Das

    dritte dieser Quartette erhielt den Beinamen „Kaiserquartett“, da dessen zweiter Satz (Poco

    Adagio, Cantabile) vier Cantus-firmus-Variationen über das Thema der von Haydn zuvor

    komponierten Kaiserhymne „Gott erhalte Franz, den Kaiser“ enthält. Die Melodie der Hymne,

    des „Kaiserliedes“, wurde rund 40 Jahre später von August Heinrich Hoffmann von

    Fallersleben als Melodie des Deutschlandliedes, der heutigen deutschen Nationalhymne

    verwendet.

    Das Kaiserquartett gehört zu den sechs Streichquartetten, die Joseph Haydn 1797 im Alter von

    65 Jahren nach seiner Rückkehr aus London komponierte und dem Grafen Erdődy widmete.

    Sie wurden 1799 veröffentlicht. Das dritte dieser Quartette erhielt den Beinamen

    „Kaiserquartett“, da dessen zweiter Satz (Poco Adagio, Cantabile) vier Cantus-firmus-

    Variationen über das Thema der von Haydn zuvor komponierten Kaiserhymne „Gott erhalte

    Franz, den Kaiser“ enthält. Die Melodie der Hymne, des „Kaiserliedes“, wurde rund 40 Jahre

    später von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben als Melodie des Deutschlandliedes, der

    heutigen deutschen Nationalhymne verwendet. Haydns Melodie weist stellenweise motivische

    Anklänge zur Arie „Qualque volta non fa male“ aus seiner Oper Il mondo della luna (1777)

    auf; auch am Schluss des „Alleluja“ aus Mozarts Exsultate, jubilate (1773) lässt sich ein

    ähnliches Motiv erkennen.

  • Deutschlandlied

    Dieter Hoppe: Gedanken über die Entstehung von Hymnen 12

    Geschichte und Entstehung des Deutschlandliedes Quelle: Bundesregierung Komponist: Franz Josef Haydn (1732-1809)

    Textdichter: August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)

    2. Zur Entstehung des Textes und der Melodie

    Textdichter August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874) war Literaturprofessor.

    Als radikaler Demokrat und Anhänger der sogenannten "Freisinnigen", einer

    Vorgängerbewegung des Liberalismus in Deutschland, verlor er später vor allem aufgrund

    seiner Äußerungen in den "Unpolitischen Liedern" 1842 seine Professur für Literatur- und

    Sprachwissenschaft an der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität Breslau.

    Das "Lied der Deutschen" dichtete er während eines Sommerurlaubs auf der damals zu England

    gehörenden Insel Helgoland im August 1841. Nur wenig später, am 4. September,

    veröffentlichte der Verleger Friedrich Campe in Hamburg den Erstdruck. Die Melodie war

    Joseph Haydns: "Gott erhalte Franz den Kaiser, Unsern guten Kaiser Franz!" entlehnt.

    Folglich geht auch die deutsche Nationalhymne hinsichtlich ihrer Melodie auf die

    Lobpreisung eines Monarchen zurück. Haydn (1732-1809) hatte die Weise 1796 komponiert.

    Am 12. Februar 1797 wurde das Lied zum Geburtstag des österreichischen Regenten Franz II.

    als "Kaiserhymne" erstmals aufgeführt.

    Später hat Haydn die Melodie der "Kaiserhymne" im 2. Satz (Variationssatz) des

    Streichquartetts op. 76,3 weiter verarbeitet. Dieses Quartett wurde in Anlehnung an die Melodie

    unter dem Namen "Kaiserquartett" bekannt.

    Hoffmann von Fallersleben zielte mit seinem Text auf die seinerzeit als Utopie anmutende

    Einheit einer deutschen Nation. Denn das Gebiet, in dem weitgehend deutsch gesprochen

    wurde, bestand seit 1815 aus insgesamt 39 Einzelstaaten (ein Kaiserreich, fünf Königreiche,

    ein Kurfürstentum, sieben Großherzogtümer, zehn Herzogtümer, elf Fürstentümer und vier

    reichsfreie Städte), die sich auf dem Wiener Kongress im Deutschen Bund

    zusammengeschlossen hatten. Es gab kein gemeinsames Staatsoberhaupt, keine einheitliche

    Verwaltung und Gesetzgebung, keine Wirtschafts- und Zolleinheit und kein einheitliches

    Heerwesen.

    Vor allem kritische Intellektuelle forderten deshalb öffentlich die Überwindung von

    Kleinstaaterei und fürstlicher Landesherrlichkeit und die Gründung eines deutschen

    Nationalstaats.

    Das Lied ertönte am 5. Oktober 1841 erstmals öffentlich anlässlich eines Fackelzuges in

    Hamburg

    3.

    Das Lied der Deutschen auf dem Weg zur Nationalhymne

    Dennoch dauerte es noch bis zur Bismarckschen Reichsgründung 1871, dass „Deutschland,

    Deutschland über alles" wirklich eine volkstümliche Breite erreichte. Nur zur Nationalhymne

    reichte es noch nicht. Die „Wacht am Rhein" wurde nun abgelöst durch „Heil dir im

    Siegerkranz, Herrscher des Vaterlands!". Überdies fehlte es schon in jenen Jahren nicht an

    Kritikern, denen die erste Strophe zu weit ging. Denn die Maas (frz. Meuse) floss damals schon

    zu einem Großteil durch Frankreich bzw. Belgien und die Etsch (ital. Adige) in Italien. Der Belt

    gehört zu Dänemark, die Memel ist heute ein litauischer Fluss.

  • Deutschlandlied

    Dieter Hoppe: Gedanken über die Entstehung von Hymnen 13

    Erstmals offiziell gesungen wurde das Deutschlandlied 1890, als Helgoland im Tausch gegen

    die afrikanische Insel Sansibar wieder zu Deutschland gehörte.

    Am 11. August 1922, genau 81 Jahre nach seiner Entstehung, erhob die erste

    sozialdemokratische Regierung das „Lied der Deutschen" zur Nationalhymne. Allerdings

    wurde das Wort Nationalhymne dabei nicht verwendet. Reichspräsident Friedrich Ebert

    begründete dies auf einer Festansprache so: „Einigkeit und Recht und Freiheit! Dieser

    Dreiklang aus dem Liede des Dichters gab in Zeiten innerer Zersplitterung und Unterdrückung

    der Sehnsucht aller Deutschen Ausdruck; es soll auch jetzt unseren harten Weg zu einer

    besseren Zukunft begleiten..." Kurzzeitig bekam das Lied in der Weimarer Zeit sogar eine vierte

    Strophe, die bald aber wieder in Vergessen geriet.

    Gleichwohl muss es wohl als bittere Ironie der Geschichte wirken, dass damit gerade

    Sozialdemokraten Hitler die Staatshymne samt deren verhängnisvoll missbrauchter erster

    Strophe lieferten. Nur wenige Wochen nach ihrer Machtübernahme verschmolz die NS-

    Führung diese mit einem Kampfgesang der SA. Fortan erklang nach der ersten Strophe des

    Deutschlandliedes (die beiden anderen waren nun verboten) offiziell das Horst-Wessel-Lied.

    (Ergänzung)

    (1. Die Fahne hoch!

    Die Reihen dicht geschlossen!

    SA marschiert

    Mit ruhig festem Schritt

    |: Kam'raden, die Rotfront

    Und Reaktion erschossen,

    Marschier'n im Geist

    In unser'n Reihen mit |)

    Mit dem Untergang des Reiches geriet somit auch das Deutschlandlied auf den Index. Die

    Alliierten setzten seinen Gesang unter Strafe. Illegal erklang es erstmals wieder 1948 auf einer

    Kundgebung der Deutschen Reichspartei in Wolfsburg. Offenbar hatten Politiker wie Besatzer

    in dieser Frage das Beharrungsbedürfnis der Deutschen unterschätzt, wie der erste

    Bundespräsident Theodor Heuss später einmal gestand. Deshalb beantragten Abgeordnete

    mehrerer Parteien auch schon kurz nach Gründung der Bundesrepublik, wieder alle drei

    Strophen zur Nationalhymne zu erklären.

    Heuss hingegen wollte den demokratischen Neuanfang auch mit einer neuen Hymne sichtbar

    machen. So ersetzte er zunächst im August 1950 das Deutschlandlied durch die Melodie „Ich

    hab' mich ergeben". Zugleich beauftragte er den Dichter Rudolf Alexander Schröder und den

    Komponisten Carl Orff, den Deutschen eine neue Hymne zu schreiben. Da Orff ablehnte,

    sprang Herman Reutter ein und schuf die neue Nationalhymne "Land des Glaubens, deutsches

    Land". Silvester 1950 wurde sie uraufgeführt. Doch die Resonanz im Volke blieb aus, das Werk

    kam nicht an. Mehr noch: In einer Umfrage sprachen sich im Herbst 1951 drei von vier

    Westdeutschen für Beibehaltung des Deutschlandliedes aus. Knapp ein Drittel der Befürworter

    plädierte zudem dafür, künftig die dritte anstelle der ersten Strophe zu singen. Dennoch galt

    noch das Verbot der Alliierten für das ganze Deutschlandlied.

    Bundeskanzler Konrad Adenauer hatte das bereits im April zu spüren bekommen, als er im

    Parlament demonstrativ die alte Hymne anstimmte - und prompt einen politischen Eklat

    verursachte. Selbst noch, als ein Großteil der ergriffen mitsingenden Abgeordneten bei der

    dritten Strophe ankam, zuckten die anwesenden Hohen Kommissare der Siegermächte verärgert

    zusammen. Zu sehr schwangen für andere Völker in dieser Melodie Rassenwahn und

    Weltmachtgelüste der Nationalsozialisten mit. Auf einer Feier zu seinem 75. Geburtstag

    versuchte Adenauer jedoch Anfang 1951 die Umstehenden auf der Freitreppe des Bonner

    Rathauses zu bewegen, mit ihm die dritte Strophe zu intonieren. Noch machte ihm die Kapelle

    einen Strich durch die Rechnung - die Althymne stand halt nicht auf ihrem Programm.

  • Deutschlandlied

    Dieter Hoppe: Gedanken über die Entstehung von Hymnen 14

    Trotzdem setzte sich der Kanzler letztlich durch. So beschloss der Karlsruher CDU-Parteitag

    im Oktober 1951 einstimmig, Bundespräsident Heuss zu bitten, den Bann vom Deutschlandlied

    zunehmen. Zumindest die dritte Strophe sollte fortan an deutsche Traditionen anschließen

    dürfen. Auch in einem Bulletin der Bundesregierung mahnte Adenauer wenig später an, kein

    anderes Lied sei so im Herzen des deutschen Volkes verwurzelt wie dieses.

    Im Mai setzte er sich dann nach einem Briefwechsel mit Heuss durch: Bei staatlichen

    Anlässen wurde wieder die dritte Strophe Hoffmann von Fallersleben gesungen. Ob damit aber

    auch nur diese wieder in den Rang der Nationalhymne gehoben wurde oder aber das ganze

    Deutschlandlied - darüber stritten die Rechtsgelehrten dann 38 Jahre lang ohne Ergebnis. Erst

    im März 1990 befanden die Bundesverfassungsrichter, dass nur die dritte Strophe

    „strafrechtlich geschützt" sei.

    Mithin fehlt aber ein förmliches Gesetz über eine Nationalhymne der Bundesrepublik

    Deutschland noch immer. Lediglich der damalige Bundespräsident Richard v. Weizsäcker

    einigte sich im November 1991 in einem Briefwechsel mit Kanzler Kohl - angelehnt an die

    historische Korrespondenz zwischen Heuss und Adenauer 40 Jahre zuvor - die dritte Strophe

    des Deutschlandliedes auch zur Hymne der wieder vereinigten Republik zu deklarieren.

    Quelle: www.bundesregierung.de

  • Deutschlandlied

    Dieter Hoppe: Gedanken über die Entstehung von Hymnen 15

    „Deutschland über alles" oft missverstanden und

    durch Propaganda

    missbraucht

    Deutschland, Deutschland über alles - was in manchen heutigen Ohren aggressiv nationalistisch

    klingt und gerade deswegen von den Nationalsozialisten gern gesungen wurde, wurde in seiner

    Entstehungszeit und danach ganz anders aufgefasst. Das gilt besonders für den Anfang

    „Deutschland, Deutschland über alles“. Es bedeutet nichts anderes, dass man Deutschland über

    alles liebt. Ähnliche Auffassungen finden wir in den Hymnen für andere Länder.

    Denn das Gebiet, in dem weitgehend deutsch gesprochen wurde, bestand seit 1815 aus

    insgesamt 39 Einzelstaaten (ein Kaiserreich, fünf Königreiche, ein Kurfürstentum, sieben

    Großherzogtümer, zehn Herzogtümer, elf Fürstentümer und vier reichsfreie Städte), die sich

    auf dem Wiener Kongress im Deutschen Bund zusammengeschlossen hatten. Es gab kein

    gemeinsames Staatsoberhaupt, keine einheitliche Verwaltung und Gesetzgebung, keine

    Wirtschafts- und Zolleinheit und kein einheitliches Heerwesen.

    Damals, 1841, gab es Deutschland als Staat noch gar nicht. Es gab eine Reihe von deutschen

    Staaten wie etwa Österreich, Preußen, Württemberg, Baden und Bayern. Deutschland über alles

    - diese Zeile aus der ersten Strophe des Deutschlandliedes drückte die revolutionäre Sehnsucht

    nach der Einheit der Deutschen in einem Staat aus.

    Der französische Philosoph Alfred Fouillée (*1838 , †1912) übersetzte die dritte Zeile der

    ersten Strophe mit „pour se défendre et attaquer“ („um sich zu verteidigen und anzugreifen“),

    während Hoffmann von Fallersleben einen Pleonasmus für „sich verteidigen“ verwendet hatte.

    Die Fehlübersetzung ändert den Charakter der Strophe; die defensive Absicht („zu Schutz und

    Trutze“) wird in eine aggressive („attaquer“) umgedeutet. In diesem Sinne wurde und wird das

    Deutschlandlied propagandistisch dargestellt, das gilt sowohl für das Ausland wie für deutsche

    Gesinnungskollaborateure. („Deutschland verrecke!“)

    Weitere Nationalhymnen mit der Melodie von Haydn von 1797

    Liechtenstein Das Gebiet des späteren Fürstentums Liechtenstein gehörte dem Heiligen Römischen Reich

    deutscher Nation seit seiner Gründung 911/919 an. Als Napoleon dieses Reich im Jahre 1806

    zerschlug, legte Kaiser Franz II./I. die Kaiserkrone nieder, die nach Napoleons Meinung ihm

    gehöre. Er hatte sich schon 1804 selbst zum Kaiser der Franzosen ausgerufen und gekrönt.

    Die einzelnen deutschen Territorien wurden 1806 formal selbstständig außer dem linken

    Rheinufer, das Frankreich annektierte. Diese Staaten schlossen den mit Napoleon verbündeten

    Rheinbund aber ohne Österreich und ohne das verkleinerte Preußen. Auch Liechtenstein war

    Mitglied des Rheinbundes. Mit dem Wiener Kongress 1815 wurde Liechtenstein Mitglied des

    Deutschen Bundes. Mit der Auflösung dieses Bundes 1866 erloschen dann die Verpflichtungen

  • Deutschlandlied

    Dieter Hoppe: Gedanken über die Entstehung von Hymnen 16

    Liechtensteins zum übrigen Teil des ehemaligen Reiches. Liechtenstein hatte zu ihm keine

    politischen Bindungen mehr. Es behielt aber zunächst wirtschaftliche Bindungen zu Österreich,

    seit 1923 zur Schweiz.

    Die Entwicklung des Fürstentums aus deutschen Territorien

    heraus besonders aus dem Osten läßt das große Wappen des

    Fürstentums erkennen. Das große Wappen zeigt sechs einzelne

    Wappenmotive, die auf die Geschichte und Entwicklung des

    Hauses Liechtenstein hinweisen:

    Beschreibung des Wappens:

    Den Schild umgibt ein mit dem Fürstenhut gekrönter Fürstenmantel

    (Wappenmantel), von Purpur und innen mit Hermelin gefüttert.

    Der Wappenschild ist geviertelt. Zentral ist der mit Rot und Gold geteilte

    Herzschild aufgesetzt, dem Stammwappen der Liechtensteiner.

    Feld 1: Der Schlesische schwarze Adler auf goldenem Untergrund verweist auf Schlesien. Die Brust des Adlers

    wird von einem Halbmond verziert, dessen Spitzen Kreuze tragen. Auf dem Kopf trägt der Adler eine Krone.

    Feld 2: Das Wappen in Feld 2 wird achtmal von Gold und Schwarz gestreift und mit einem grünen Rautenkranz

    belegt. Damit sieht es dem Sächsischen Wappen zum Verwechseln ähnlich. Es weist auf das Geschlecht der

    Kuenringer hin. Diese waren ein österreichisches Ministerialen Geschlecht. Sie waren im Mittelalter nach

    Niederösterreich gekommen und besaßen Besitzungen im Waldviertel, Weinviertel und der Wachau. Die

    erstmalige urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1132. Das Geschlecht starb 1594 aus. Als Erben der

    Kuenringer gelten die Liechtensteiner, deren Wappen einen Bestandteil als „Wappen der Chuenringe“ darstellt.

    Das ursprüngliche Wappen der Kuenringer wird abgelöst von dem Balkenwappen: fünf Balken auf goldenem

    Grund, das dem sächsischen Wappenbild ähnelt. Im Zwettler Stifterbuch wurde darunter Sachsen geschrieben.

    Wie dieses Wappen zu den Kuenringern kam, ist nicht genau festzustellen, sicher nicht über Verwandtschaft. Die

    Fürsten von und zu Liechtenstein führen es heute als Bestandteil in ihrem Wappen, dort mit Rautenkranz, der wie

    bei dem Wappen der Herzöge, Kurfürsten und Könige zu Sachsen eine spätere Zutat ist und somit die Ähnlichkeit

    zum Verwechseln bestärkt. Kaiser Ferdinand II. ermächtigte 1620 Karl von und zu Liechtenstein, das Wappen der 1594 erloschenen Kuenringer zu führen.

    Feld 3 zeigt den rot-silbernen Wappenschild des Herzogtums Troppau. Das verkleinerte Herzogtum Troppau

    wurde bis 1464 vom Troppauer Zweig der böhmischen Přemysliden regiert. Anschließend gelangte es an den

    böhmischen König Georg von Podiebrad und während der Auseinandersetzungen um dessen Nachfolge an den

    ungarischen König Matthias Corvinus. Nach weiteren Besitzerwechseln und unmittelbar landesherrlichem Besitz

    im 16. Jahrhundert fiel es nach der Schlacht am Weißen Berg 1622 an das Haus Liechtenstein. Residenzort war

    die im Grenzgebiet zu Schlesien liegende Stadt Troppau, die um 1200 im Zuge der deutschen Ostsiedlung

    gegründet worden war.

    Feld 4 zeigt auf goldenem Grund einen gekrönten, gold-bewehrten Jungfernadler mitsilbernem Kopf und silberner

    Brust. Die Familie Cirksena stellten von 1581 bis 1699 die Herrscher der Grafschaft Rietberg. Dies geschah zunächst in Personalunion mit Ostfriesland, nachdem Graf Enno III. die Rietbergsche Erbtochter Walburg von

    Rietberg geheiratet hatte. Der letzte männliche Nachkomme des Hauses Ostfriesland in Rietberg, Graf Ferdinand

    Maximilian, starb 1687. Durch die Verbindung Ostfrieslands und Rietbergs ist der Cirksena-Adler auch bis heute

    in umgekehrter Farbgebung (schwarz auf Gold) unten rechts (heraldisch: unten links) im Wappen des Fürstentums

    Liechtenstein zu finden: Gundacker von Liechtenstein hatte die zweite Tochter von Graf Enno III. und Walburg

    von Rietberg, Agnes Cirksena, geheiratet und daraus einen Anspruch auf Rietberg abgeleitet.

    Das goldene Hifthorn auf blauem Grund an der Spitze des Schildes steht für das Herzogtum Jägerndorf. In der

    Schlacht am Weißen Berge 1620 unterlagen die Böhmischen Stände der Katholischen Liga. Die Besitzungen der

    Stände wurden 1620 vom Kaiser Ferdinand II. konfisziert. Am 15. März 1623 übertrug der Kaiser in seiner

    Eigenschaft als König von Böhmen das Herzogtum Jägerndorf seinem treuen Anhänger Karl I. von Liechtenstein,

    dem bereits seit 1613 das Herzogtum Troppau gehörte. Er vereinte die beiden Herzogtümer zum Herzogtum

    Troppau-Jägerndorf und führte eine rigorose Rekatholisierung der Untertanen durch. Seine Nachkommen blieben

    bis zur Enteignung 1945 im Besitz ihrer böhmischen Ländereien.

  • Deutschlandlied

    Dieter Hoppe: Gedanken über die Entstehung von Hymnen 17

    Die Nationalhymne Liechtensteins

    Als Melodie zur Nationalhymne wird die Hymne des Vereinigten Königreichs „God save the

    Queen“ verwendet.

    „Oben am jungen Rhein“ ist die Nationalhymne Liechtensteins seit 1963, als das schon seit

    Ende des 19. Jahrhunderts als Hymne dienende Lied „Oben am deutschen Rhein“ durch

    Ersetzen von auf Deutsch bzw. Deutschland verweisende Textstellen geändert wurde.

    Der Originaltext wurde in den 1850er Jahren von Jakob Josef Jauch (1802–1859) geschrieben.

    Als Melodie wird die der Nationalhymne des Vereinigten Königreiches (God save the Queen)

    verwendet. Die erste nachweisbare Aufführung vor großem Publikum erfolgte bei der

    Eröffnung der Landesausstellung 1895 in Vaduz, und damals scheint die Hymne schon recht

    bekannt gewesen zu sein. Versuche, aus dem Text den Begriff «deutsch» zu streichen, gab es

    seit 1918. Sie stießen zunächst noch auf Widerstände und bis in die 1940er Jahre waren die

    reformierte und die Originalversion umstritten. Trotz erneuter Anläufe gleich nach dem

    Zweiten Weltkrieg wurden erst 1963 auch offiziell die Bezüge auf Deutschland entfernt: aus

    «am deutschen Rhein» wurde «am jungen Rhein», und «im deutschen Vaterland» wurde zu

    «das teure Vaterland». Die zweite Originalstrophe mit «Auf Deutschlands Wacht» hat kein

    Gegenstück in der aktuellen Hymne.

    Es ist Brauch, beim Ertönen der Zeile «Hoch leb’ der Fürst vom Land» und «Hoch unser

    Vaterland» den rechten Arm senkrecht in die Höhe zu strecken. Da dies aber dem Hitlergruss

    ähnlich sehen kann, wird das Ausstrecken des Armes heute von vielen nicht mehr praktiziert.

    Text (seit 1963)

    Oben am jungen Rhein

    Lehnet sich Liechtenstein

    An Alpenhöh’n.

    Dies liebe Heimatland,

    Das teure Vaterland,

    Hat Gottes weise Hand

    Für uns erseh’n.

    Hoch lebe Liechtenstein

    Blühend am jungen Rhein,

    Glücklich und treu.

    Hoch leb’ der Fürst vom Land,

    Hoch unser Vaterland,

    Durch Bruderliebe Band

    Vereint und frei.

    Originaltext (1920–1963)

    Text: Jakob Joseph Jauch (1802–1859)

    geschrieben 1850,

    Melodie: «God save the Queen».

    1.

    Oben am deutschen Rhein

    Lehnet sich Liechtenstein

    An Alpenhöh’n.

    Dies liebe Heimatland

    Im deutschen Vaterland

    Hat Gottes weise Hand

    Für uns erseh’n.

    2. Wo einst St. Lucien

    Frieden nach Rhätien

    Hineingebracht.

    Dort an dem Grenzenstein

    Und längs dem jungen Rhein

    Steht furchtlos Liechtenstein

    Auf Deutschlands Wacht.

  • Deutschlandlied

    Dieter Hoppe: Gedanken über die Entstehung von Hymnen 18

    Nationalhymne der Schweiz

    „Rufst du, mein Vaterland“ ist die ehemalige Schweizer Nationalhymne. Der 1811 verfasste

    Text des Berner Philosophieprofessors Johann Rudolf Wyss wird zur Melodie der britischen

    Königshymne gesungen. Die Melodie war damals weit verbreitet, speziell unter den Feinden

    Napoleons. Mit den zunehmenden internationalen Kontakten im 20. Jahrhundert ergab es sich

    immer öfter, dass die Schweizer und die britische Hymne nacheinander gespielt wurden. Dies

    führte in der Schweiz letztlich zum Wunsch nach einer neuen Hymne.

    Seit 1961 wird als neue Nationalhymne der Schweizer Psalm gesungen.

    Der Originaltext, der bis 1961 gesungen wurde zur Melodie von „God save the Queen“.

    Die Hymne wurde in allen vier Landessprachen der Schweiz gesungen.

    Deutscher Text

    1. Strophe

    Rufst du, mein Vaterland

    Sieh uns mit Herz und Hand,

    All dir geweiht

    Heil dir, Helvetia!

    Hast noch der Söhne ja,

    Wie sie Sankt Jakob sah,

    Freudvoll zum Streit!

    5. Strophe

    Und wie Lawinenlast

    Vorstürzt mit Blitzeshast –

    Grab allumher –

    Werf in den Alpenpfad,

    Wenn der Zerstörer naht,

    Rings sich Kartätschensaat

    Todtragend schwer.

    3.

    Lieblich zur Sommerzeit

    Auf hoher Alpen Weid

    Schwebt Himmelsruh’.

    Wo frei die Gemse springt,

    Kühn sich der Adler schwingt,

    Der Senn das Ave singt

    Der Heimat zu.

    4.

    Von grünen Felsenhöh’n

    Freundlich ist es zu seh’n

    Mit einem Blick:

    Wie des Rheins Silberband

    Säumet das schöne Land

    Ein kleines Vaterland

    Vom stillen Glück.

    5.

    Hoch lebe Liechtenstein,

    Blühend am deutschen Rhein,

    Glücklich und treu.

    Hoch leb’ der Fürst vom Land,

    Hoch unser Vaterland,

    Durch Bruderliebe Band

    Vereint und frei.

  • Deutschlandlied

    Dieter Hoppe: Gedanken über die Entstehung von Hymnen 19

    2. Strophe

    Da, wo der Alpenkreis

    Nicht dich zu schützen weiss

    Wall dir von Gott,

    Stehn wir den Felsen gleich,

    Nie vor Gefahren bleich,

    Froh noch im Todesstreich,

    Schmerz uns ein Spott.

    3. Strophe

    Nährst uns so mild und treu,

    Hegst uns so stark und frei,

    Du Hochlandbrust!

    Sei denn im Feld der Not,

    Wenn Dir Verderben droht,

    Blut uns ein Morgenrot,

    Tagwerk der Lust.

    4. Strophe

    Sanft wie der Alpensee,

    Sturmlos am Gletscherschnee

    Webt unser Mut.

    Graus tobt der See, geschreckt,

    Wenn ihn Gewitter deckt,

    So wir zum Kampf erweckt,

    Wut wider Wut.

    6. Strophe

    Vaterland, ewig frei,

    Sei unser Feldgeschrei,

    Sieg oder Tod!

    Frei lebt, wer sterben kann,

    Frei, wer die Heldenbahn

    Steigt als ein Tell hinan.

    Mit uns der Gott!

    7. Strophe

    Doch, wo der Friede lacht

    Nach der empörten Schlacht

    Drangvollem Spiel,

    O da viel schöner, traun,

    Fern von der Waffen Grau’n,

    Heimat, dein Glück zu bau’n

    Winkt uns das Ziel!

  • Deutschlandlied

    Dieter Hoppe: Gedanken über die Entstehung von Hymnen 20

    Heil Dir im Siegerkranz“ Deutsches Kaiserreich 1871-1918

    schon seit 1795 Preußische Nationalhymne

    Melodie: God save the Queen

    1.

    Heil dir im Siegerkranz,

    Herrscher des Vaterlands!

    Heil, Kaiser, dir!

    Fühl in des Thrones Glanz

    die hohe Wonne ganz,

    Liebling des Volks zu sein!

    Heil Kaiser, dir!

    2.

    Nicht Ross und Reisige

    sichern die steile Höh,

    wo Fürsten stehn:

    Liebe des Vaterlands,

    Liebe des freien Manns

    gründet den Herrscherthron

    wie Fels im Meer.

    3.

    Heilige Flamme,

    glüh, glüh und erlösche nie

    fürs Vaterland!

    Wir alle stehen dann

    mutig für einen Mann,

    kämpfen und bluten gern

    für Thron und Reich!

    4.

    Handlung und Wissenschaft

    hebe mit Mut und Kraft

    ihr Haupt empor!

    Krieger- und Heldenthat

    finde ihr Lorbeerblatt

    treu aufgehoben

    dort an deinem Thron!

    5.

    Sei, Kaiser Wilhelm, hier

    lang deines Volkes Zier,

    der Menschheit Stolz!

    Fühl in des Thrones Glanz,

    die hohe Wonne ganz,

    Liebling des Volks zu sein!

    Heil, Kaiser, dir!

    Parodie auf Grund von Kriegsmüdigkeit

    im 1. Weltkrieg:

    Heil dir im Siegerkranz!

    Kartoffeln mit Heringsschwanz.

    Heil Kaiser dir! Friss in des Thrones Glanz

    Die fette Weihnachtsganz

    Uns bleibt der Heringsschwanz

    In Packpapier.

    Die Sächsische Hymne

    Gott segne Sachsenland, wo fest die Treue stand“

    Text: Der Text wurde von Siegfried August

    Mahlmann im Jahre 1815 geschrieben. Die

    „Umdichtung“ der zweiten Strophe geschah

    wahrscheinlich nach dem Tode von

    Friedrich August II. im Jahre 1854.

    Die Melodie dürfte allseits bekannt sein, es handelt

    sich um „God save our gracious Queen“. Im Original

    heißt das Lied aber „America, My country ‚tis of

    thee“ und wurde 1740 von Thesaurus Musicus

    veröffentlicht.

    1.

    In Sturm und Nacht!

    Ew’ge Gerechtigkeit,

    Hoch überm Meer der Zeit,

    Die jedem Sturm gebeut,

    Schütz uns mit Macht!

    2.

    Blühe, du Rautenkranz

    In schöner Tage Glanz

    Freudig empor!

    Heil, Friedrich August, dir!

    Heil, guter König, dir!

    Dich, Vater, preisen wir

    Liebend im Chor!

    Blühe, du Rautenkranz,

    In schöner Tage Glanz

    Freudig empor!

    Heil, frommer Vater dir,

    Heil gute Mutter dir.

    Euch, treue, segnen wir

    Liebend im Chor!

    3.

    II Was treue Herzen flehn

    Steigt zu des Himmels Höh’n

    Aus Nacht zum Licht.

    Der unsre Liebe sah,

    Der unsre Tränen sah,

    Er ist uns huldreich nah,

    Verläßt uns nicht.

    4.

    Gott segne Sachsenland,

    wo fest die Treue stand

    In Sturm und Nacht!

    Ew’ge Gerechtigkeit,

    Hoch überm Meer der Zeit,

    Die jedem Sturm gebeut,

    Schütz uns mit Macht!

    Anmerkungen

    Die letzten 4 Zeilen werden zum Abschluss der

    Strophe wiederholt.

  • Deutschlandlied

    Dieter Hoppe: Gedanken über die Entstehung von Hymnen 21

    Bayern (Königshymne)

    Heil unserm König Heil!

    Lang Leben sei sein Teil

    erhalt ihn Gott!

    Gerecht und fromm und mild

    ist er sein Ebenbild

    Gott gib ihm Glück

    Fest ist des Königs Thron

    die Wahrheit seine Kron

    und Recht sein Schwert

    Von Vaterlieb erfüllt

    regiert er groß und mild

    Heil sei, Heil

    O heilge Flamme glüh

    und erlösche nie

    für´s Vaterland

    Wir alle stehen dann

    voll Kraft für einen Mann,

    für´s Vaterland

    Sei bester König hier

    lang noch des Volkes Zier

    der Menschheit Stolz

    Der hohe Ruhm ist Dein

    der Deinen Lust zu sein

    Heil, Herrscher, Dir

    Text: ??

    Musik: auf die Melodie von “ Heil dir im

    Siegerkranz “ , also “ God save the Queen “

    Hymne des ehemaligen Königreichs Bayern,

    gesungen seit 1806, der Erhebung Bayerns zum

    Königtum durch Napoleon.

    Unter der Regentschaft von Otto von

    Griechenland war dieses Lied auch

    Nationalhymne des Königreichs Griechenland.

    An deren Stelle trat 1862 die Hymne an die

    Freiheit.

    Hannover

    Heil Dir Hannover, heil!

    Freude werd’ Dir zuteil,

    Freude stets mehr.

    Jauchze, Du Engels-Chor,

    dringe zu Gottes Ohr!

    Mit Deinem Freudenchor:

    Gebt Gott die Ehr’!

    Gott gab den Freudentag,

    was tief verborgen lag,

    kam nun ans Licht.

    Zage nicht, Erdensohn,

    wenn schwarz die Wolken droh’n,

    Gott hält auf seinem Thron

    Waag und Gewicht

    Er führt alles aus,

    schützt unser Welfenhaus

    mit mächt’gem Arm.

    Eintracht ist Gottes Band:

    König und Vaterland

    reichen sich Herz und Hand

    heilig und warm.

    Oder

    Heil Dir Hannover, heil!

    Freude werd' Dir zuteil,

    Freude stets mehr.

    Jauchze, Du Engelschor,

    Dringe zu Gottes Ohr!

    Mit Deinem Freudenchor:

    Gebt Gott die Ehr'!

    Gott gab den Freudentag,

    Was tief verborgen lag,

    Kam nun ans Licht.

    Zage nicht, Erdensohn,

    Wenn schwarz die Wolken droh'n,

    Gott hälz auf seinem Thron

    Waag' und Gewicht.

    Er führt alles aus,

    Schützt unser Welfenhaus

    mit mächt'gem Arm.

    Eintracht ist Gottes Band:

    König und Vaterland

    Reichen sich Herz und Hand

    Heilig und warm.

  • Deutschlandlied

    Dieter Hoppe: Gedanken über die Entstehung von Hymnen 22

    Württemberg (Königshymne)

    Heil unserm König Heil

    Heil unserm Fürsten Heil

    Dem Edlen Heil

    Herr Gott dich loben wir

    Herr Gott wir stehn zu dir

    o segn´ ihn für und für

    Dem König Heil

    Herr Gott wir schaun empor zu dir

    Der Treuen Chor fleht Segen ihm

    verleih ihm Glück und Ehr

    sei du ihm Schirm uund Wehr

    Wer liebt sein Volk wie er?

    Dem König Heil

    Laß deine milde Hand

    auf unserm Vaterland

    und Fürsten ruhn

    Er sei gerecht wie du

    erhalt uns Fried und Ruh

    Froh jauchzt sein Volk ihm zu

    Dem König Heil

    Sein Volk mit Herz und Mund

    verehr im Bruderbund

    als Vater ihn

    Herr laß durch sein bemühn

    des Volkes Segen blühn

    Erhalt und schütze ihn

    Dem König Heil

    Text: Verfasser anonym ? – Württembergische Volkshymne , so in Liederbuch Postverband

    bezeichnet – mit geringen Abweichungen und nur Strophen 1,2,4 im gleichen Buch auch als

    „Schwarzburger Vaterlandshymne“

    Musik: auf die Melodie von Heil dir im Siegerkranz

    in: Liederbuch Postverband (1898) — Gesellenfreud (1913) — Liederbuch für höhere

    Mädchenschulen (1919) — 1890

    Variation für Baden

    ◦Heil du mein Badener Land

    Usw.

  • Deutschlandlied

    Dieter Hoppe: Gedanken über die Entstehung von Hymnen 23

    Rußland

    Molitva Russikc „Gebet der Russen“.

    Gilt als erste Nationalhymne zwischen 1816 und 1833.

    Das Lied Molitwa Russkich (russisch Молитва русских (deutsch: Gebet der Russen) wird von einigen

    Autoren als offizielle Nationalhymne des Russischen Reiches unter Zar Alexander I. von 1816 bis 1833

    angesehen. Der Text stammt von Wassili Schukowski, die Melodie ist diejenige von "God save the

    Queen".

    Gott, schütze den Zaren!

    Gib viele Tage auf Erden

    Dem Verehrungswürdigen,

    Dem Bezwinger der Hochmütigen,

    Dem Beschirmer der Schwachen,

    Alles dies sende uns der Himmel herab!

    Dem machtvollen und rechtgläubigen Russland,

    Herr, gib deinen Schutz!

    Eine Herrschaft gib ihm,

    Einträchtig und ruhig in Kraft,

    Und halte fern Alle Schmach und Schande!

    O Vorsehung deinen Segen sende

    Auf uns herab! Streben nach Wohlfahrt,

    Versöhnung in Glück,

    Ausdauer im Leid

    gib auf Erden!

    Island

    Die älteste Hymne in Island, die quasi als Nationalhymne gesungen wurde, stammt von Bjarne

    Thorarensen. Er wurde im Jahre 1786 auf dem Hof Brautarholt auf der Halbinsel Kjalarnes bei

    Reykjavík geboren. Er studierte in Kopenhagen Jura. Island war damals noch dänisch. Bjarne

    Thorarensen arbeitete zunächst in Dänemark an staatlichen Institutionen. Im Jahre 1811 kehrte

    er nach Island zurück. Auch dort übernahm er staatliche Ämter, u. a. das eines Richters in

    Reykjavík. Er starb am 24.August 1841 und ist in Möðruvellir begraben.

    Bjarni Thorarensen ist vor allem als Lyriker ein wichtiger Vertreter der Literaturströmung der

    Romantik in Island. Mit dieser Strömung wurde er zuerst in Dänemark bekannt.

    Schon als junger Mensch hatte er angefangen zu dichten und zeigte sich fasziniert von der Natur

    seiner Heimat. Von ihm stammt das Lied „Eldgamla Ísafold“ (Uraltes Eisland). Es wurde auf

    die Melodie „God Save the Queen“ als eine Art Nationalhymne gesungen. Es wurde i. a. aber

    nur die erste Strophe gesungen.

  • Deutschlandlied

    Dieter Hoppe: Gedanken über die Entstehung von Hymnen 24

    Oh, Gott unseres Landes! Oh, unseres Landes Gott!

    Wir verehren deinen heiligen, heiligen Namen!

    Aus den Sonnensystemen der Himmel weben deine Krone

    deine Legionen, der Zeiten Versammlung!

    Für dich ist ein Tag wie tausend Jahre,

    und tausend Jahre ein Tag, nicht mehr,

    ein Blümchen der Ewigkeit mit zitternden Tränen,

    das zu seinem Gott betet und stirbt.

    Islands tausend Jahre,

    Islands tausend Jahre,

    ein Blümchen der Ewigkeit mit zitternden Tränen,

    das zu seinem Gott betet und stirbt.

    Oh, Gott unseres Landes! Oh, unseres Landes Gott!

    Wir leben wie wehende, wehende Halme.

    Wir sterben, wenn du nicht Licht und Leben bist,

    das uns aus dem Staub erhebt.

    Oh, sei du jeden Morgen unser süßestes Leben,

    unser Anführer in der Last der Tage,

    und bei Abend unser himmlischer Frieden und Schutz

    und unser Feldmarschall auf dem Weg der Nation.

    Islands tausend Jahre,

    Islands tausend Jahre,

    mögen Völker wachsen mit versiegenden Tränen,

    die du auf den Weg ins Gottesreich führst.

    Oh, Gott, oh, Gott! Wir verneigen uns

    und opfern dir brennende, brennende Seelen,

    Gott Vater, unser Herrgott von Generation zu Generation,

    und wir beten unsere heiligsten Gebete.

    Wir beten und danken für tausend Jahre,

    denn du bist unsere einzige Zuflucht.

    Wir beten und danken mit zitternden Tränen,

    denn du bist unser Schicksal.

    Islands tausend Jahre,

    Islands tausend Jahre,

    in der kalten Morgendämmerung fallende Tränen,

    von der scheinenden Sonne gewärmt.

    Das Lied diente lange als Ersatz für eine isländische Nationalhymne. Am 2. August 1874 wurde

    das tausendjährige Jubiläum der Besiedlung Islands gefeiert. Während eines Festgottesdiensts

    in der Domkirche von Reykjavík, in Anwesenheit des dänischen und damit isländischen Königs

    Christian IX. wurde der Lofsöngur von einem gemischten Chor uraufgeführt. Der Liedertext

    von Matthías Jochumsson knüpft an den Inhalt des 90. Psalms der Bibel an, der als Predigttext

    für diesen Gottesdienst ausgesucht worden war.

    Lofsöngur (deutsch Lobgesang) ist der Name der isländischen Nationalhymne. Sie stammt aus

    dem Jahre 1874. Den Text schrieb Matthías Jochumsson (1835–1920), die Melodie stammt von

    Sveinbjörn Sveinbjörnsson (1847–1927).

    In der Folgezeit gewann das Lied allgemeine Beliebtheit als Nationalhymne und wurde als

    solche bei der Erlangung der Souveränität 1918 aufgeführt. Offiziellen Status erlangte die

    Hymne aber erst durch ein entsprechendes Gesetz aus dem Jahre 1983.

  • Deutschlandlied

    Dieter Hoppe: Gedanken über die Entstehung von Hymnen 25

    USA

    In den USA diente das Lied „My Country, ’Tis of Thee („Mein Land, von Dir ist’s“; auch:

    America) ist ein patriotisches Lied der Vereinigten Staaten von Amerika, das von Samuel

    Francis Smith im Jahr 1831 verfasst wurde. Neben weiteren Liedern wie insbesondere Hail,

    Columbia erfüllte es – wenngleich nicht offiziell – die Funktion einer Nationalhymne der USA,

    bis im Jahre 1931 mit „The Star-Spangled Banner“ (Sternenbanner) einem Lied erstmals der

    Status einer offiziellen Nationalhymne verliehen wurde.

    Originaltext

    Deutsche Übersetzung

    My country, ’tis of thee,

    Sweet land of liberty,

    Of thee I sing;

    Land where my fathers died,

    Land of the pilgrims’ pride,

    From every mountainside

    Let freedom ring!

    My native country, thee,

    Land of the noble free,

    Thy name I love;

    I love thy rocks and rills,

    Thy woods and templed hills;

    My heart with rapture thrills,

    Like that above.

    Let music swell the breeze,

    And ring from all the trees

    Sweet freedom’s song;

    Let mortal tongues awake;

    Let all that breathe partake;

    Let rocks their silence break,

    The sound prolong.

    Our father’s God to Thee,

    Author of liberty,

    To Thee we sing.

    Long may our land be bright,

    With freedom’s holy light,

    Protect us by Thy might,

    Great God our King.

    Mein Land, es ist von Dir,

    Dem süßen Land der Freiheit,

    Von dem ich singe.

    Land, wo meine Väter starben,

    Land des Stolzes der Pilgerväter,

    Lasst von jedem Bergeshang

    Den Ruf der Freiheit erschallen!

    Du Land meiner Geburt,

    Land der edlen Freien,

    Deinen Namen liebe ich.

    Ich liebe deine Berge und Bächlein,

    Deine Wälder und sanften Hügel,

    Mein Herz erschauert vor Entzücken

    Wie jenes da oben.

    Lasst Musik den Wind entfachen,

    Und von allen Bäumen das Lied

    Der süßen Freiheit erschallen;

    Lasst die Zunge der Sterblichen erwachen,

    Lasst alle, die atmen, teilhaben,

    Lasst Felsen ihr Schweigen brechen

    Lass ihr Lied fortdauern.

    Gott unserer Väter, Dir,

    Urheber der Freiheit

    Dir lass uns singen.

    Lang möge unser Land widerleuchten

    Vom heiligen Licht der Freiheit

    Schütze uns mit Deiner Macht,

    Großer Gott, unser König.

    Die Melodie ist diejenige von God Save the Queen. Damit bedient sich My Country, 'Tis of Thee eines

    klassischen Urtyps der Melodie zahlreicher patriotischer Lieder seiner Zeit. Neben God Save the Queen

    wurden auch die vor 1833 verwendete russische Zarenhymne Molitwa Russkich, die bis 1961 gültige

    schweizerische Nationalhymne Heil Dir Helvetia, die ehemalige preußische Volkshymne Lied Heil Dir

    im Siegerkranz, die isländische Eldgamla Ísafold, die bayerische Königshymne Heil unserm König Heil!

    sowie die sächsische Hymne Gott segne Sachsenland zu dieser Melodie gesungen. Bis heute ist diese

    Melodie zudem als Nationalhymne Liechtensteins in Gebrauch.

    Ende