Das Lied der Deutschen - Heiligenberg-Blog | "Die Sprache ......Selbstbestimmungsrecht der Völker...
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Deutschlandlied
Dieter Hoppe: Gedanken über die Entstehung von Hymnen 1
Das Lied der Deutschen von Heinrich Hoffmann von Fallersleben
Deutschland, Deutschland über alles,
Über alles in der Welt,
Wenn es stets zu Schutz und Trutze
Brüderlich zusammenhält,
Von der Maas bis an die Memel,
Von der Etsch bis an den Belt –
Deutschland, Deutschland über alles,
Über alles in der Welt!
Deutsche Frauen, deutsche Treue,
Deutscher Wein und deutscher Sang
Sollen in der Welt behalten
Ihren alten schönen Klang,
Uns zu edler Tat begeistern
Unser ganzes Leben lang –
Deutsche Frauen, deutsche Treue,
Deutscher Wein und deutscher Sang!
Einigkeit und Recht und Freiheit
Für das deutsche Vaterland!
Danach lasst uns alle streben
Brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit
Sind des Glückes Unterpfand –
Blüh´ im Glanze dieses Glückes,
Blühe, deutsches Vaterland!
175 Jahre Deutschlandlied (1841 – 1991)
Als Hoffmann von Fallersleben 1841 mit dem Schiff von Hamburg nach Helgoland fuhr,
wurden die französischen und englischen Passagiere mit ihren Hymnen, der Marseillaise bzw.
„God save the king“ begrüßt. (Helgoland war damals noch britischer Besitz.) Für die deutschen
Fahrgäste gab es nichts Vergleichbares. Deshalb machte sich der Dichter selbst ans Werk und
dichtete am 26. August 1841 auf Helgoland das „Lied der Deutschen“.
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Deutschlandlied
Dieter Hoppe: Gedanken über die Entstehung von Hymnen 2
Zu dieser Zeit herrschte die Orientalische Krise (1839 – 1841), in der Frankreich eine politisch-
Niederlage im Zusammenhang mit dem Krieg des türkischen Sultans gegen den Pascha von
Ägypten erlitt. Durch eine Verständigung zwischen England, Rußland, Österreich und Preußen
in der 1. Londoner Konferenz vom 15. Juli 1840 werden Frankreichs Ansprüche in Nordafrika
ausgeschaltet. Daraufhin herrschte Kriegsstimmung in Frankreich. Der Ruf nach Kompensation
erschallte. Deutschland sollte wie heute noch üblich zahlen. Ministerpräsident Thiers verlangte
die Rheingrenze. Diese Forderung wird durch den einmütigen Widerstandswillen in allen
deutschen Bundesstaaten beantwortet. Napoleon hatte noch 1815 auf der Fahrt in die
Verbannung nach St. Helena über das fehlende Selbstbewusstsein der Deutschen gespottet und
sie deshalb verhöhnt. Jetzt entsteht in allen Mitgliedsstaaten des Deutschen Bundes eine
Protestwelle und vaterländische Lieder werden überall gesungen.
Es entstehen 1840 „Die Wacht am Rhein“ und N. Beckers Rheinlied.
Die Wacht am Rhein
1.
Es braust ein Ruf wie Donnerhall,
Wie Schwertgeklirr und Wogenprall:
Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen Rhein!
Wer will des Stromes Hüter sein?
Refrain
Lieb’ Vaterland, magst ruhig sein,
Fest steht und treu die Wacht am Rhein!
2.
Durch Hunderttausend zuckt es schnell,
Und Aller Augen blitzen hell,
Der deutsche Jüngling, fromm und stark,
(Greef: Der Deutsche, bieder, fromm und stark,)
Beschirmt die heil’ge Landesmark.
Refrain
3.
Er blickt hinauf in Himmelsau’n,
Wo Heldengeister niederschau’n,
(Greef: Wo Heldenväter niederschau’n)
Und schwört mit stolzer Kampfeslust:
„Du Rhein bleibst deutsch wie meine Brust.“
Refrain
4.
„Und ob mein Herz im Tode bricht,
Wirst du doch drum ein Welscher nicht;
Reich wie an Wasser deine Flut
ist Deutschland ja an Heldenblut.“
Refrain
„Solang ein Tropfen Blut noch glüht,
Noch eine Faust den Degen zieht,
Und noch ein Arm die Büchse spannt,
Betritt kein Feind hier deinen Strand.“
Refrain
6.
Der Schwur erschallt, die Woge rinnt,
Die Fahnen flattern hoch im Wind:
Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen Rhein!
Wir Alle wollen Hüter sein!
Refrain
Rheinlied
Sie sollen ihn nicht haben
den freien deutschen Rhein,
ob sie wie gierige Raben
sich heiser danach schrein.
So lang er ruhig wallend
sein grünes Kleid noch trägt
so lang ein Ruder schallend
In seine Woge schlägt
Sie sollen ihn nicht haben,
den freien deutschen Rhein,
so lang sich Herzen laben
an seinem Feuerwein
So lang in seinem Strome
noch fest die Felsen stehn,
so lang sich hohe Dome
in seinem Spiegel sehn
Sie sollen ihn nicht haben
Den freien deutschen Rhein
So lang dort kühne Knaben
Um schlanke Dirnen freien
So lang die Flossen hebet
Ein Fisch auf seinem Grund
So lang ein Lied noch lebet
In seiner Sänger Mund
Sie sollen ihn nicht haben
Den freien deutschen Rhein
Bis seine Flut begraben
Des letzten Manns Gebein
Von N. Becker 1840
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Deutschlandlied
Dieter Hoppe: Gedanken über die Entstehung von Hymnen 3
Während
Frankreich und
England schon lange
Nationalstaaten waren,
galt das nicht für
Deutschland. Das Wort „Deutschland“ war ein geographischer und
ethnischer, aber kein politischer oder staatsrechtlicher Begriff.
Das Wort „deutsch“ bezeichnete so etwas wie ein Gemeinschaftsgefühl aber keine staatliche
Zusammengehörigkeit. Maria Theresia, die Herrscherin über den größten deutschen Staat im
18. Jahrhundert, soll zu ihrer Tochter Marie Antoinette vor ihrer Abreise nach Frankreich als
Braut des Dauphin gesagt habe: „Seien Sie eine gute Deutsche.“
(Marie Antoinette, * 2. November 1755 in Wien; † 16. Oktober 1793 in Paris, war als Maria Antonia
Josepha Johanna geborene Erzherzogin von Österreich sowie Prinzessin von Ungarn, Böhmen, der
Toskana und entstammte dem Haus Habsburg-Lothringen. Durch ihre Heirat mit dem französischen
Thronfolger und späteren König Ludwig XVI. wurde sie zunächst Dauphine und später Königin von
Frankreich und Navarra. Am 16. Oktober 1793 wurde sie 9 Monate nach ihrem Ehemann Ludwig XVI
auf dem Schafott hingerichtet)
Der deutsche Dichter Friedrich Schiller schrieb:
„Deutschland? Aber wo liegt es? Ich weiß das Land nicht zu finden, wo das gelehrte beginnt,
hört das politische auf.“
Deutschland war also ein sehr schwammiger Begriff, dem kein definiertes Territorium
zugeordnet werden konnte. Trotzdem wurde der Begriff Deutschland immer wieder im Laufe
der Geschichte im politischen Sinne verwendet. Vor allem das Ausland pflegte von „Germany“
zu reden, wobei man logischer Weise oft nicht wußte, was genau gemeint war.
Eines ist auffällig. Vor allem in der ersten Hälfte des 19. Jh. gab es in ganz Europa eine
Begeisterungswelle für die Gründung von Nationalstaaten. Hier stehen Polen und Griechenland
an vorderster Front. In „Deutschland“ z. B. war die Polenbegeisterung groß, obwohl es Polen
als Staat gar nicht gab. Was Deutschland betraf, sah es hingegen ganz anders aus. In keinem
Land gab es eine Sympathie geschweige denn Begeisterung für einen deutschen Nationalstaat.
Im Gegenteil, es bestand eine große Aversion gegen einen deutschen Nationalstaat, was sich
schon lange vor der Gründung des Deutschen Reichs 1870 in der Propaganda zeigte.
Helgoland wieder frei
am 1. März 1952.
1940
Denkmal für Heinrich Hoffmann von Fallersleben
(1798 – 1874).
Hier auf Helgoland dichtete von Fallersleben am 26. August 1841 das
Lied der Deutschen. Die Insel Helgoland war damals noch in
britischem Besitz. Durch den sogenannten Helgoland Sansibar-
Vertrag von 1890 zwischen dem deutschen Reich und Großbritannien
kam Helgoland an das Deutsche Reich.
Nur wenige Jahre nach dieser Aufnahme von 1972 wurde das
Denkmal auf Betreiben der roten SA bzw. den neuen
Herrenmenschen der roten SA entfernt, wie unsere Mutter gesagt
hätte. (Deutschland Verrecke!!!)
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Deutschlandlied
Dieter Hoppe: Gedanken über die Entstehung von Hymnen 4
Als der Deutsche Bundestag 1848 beschloss, eine deutsche Flotte unter der Flagge schwarz-
rot-gold zu bauen, drohten England, Frankreich u. a., sie würden jedes Besatzungsmitglied,
vom Schiffsjungen bis zum Kapitän, eines unter schwarz-rot-goldener Flagge fahrenden
Schiffes an den Rahen aufhängen. Als die ersten drei Schiffe einer deutschen Flotte 1852 zu
einer Probefahrt in die Nordsee ausliefen wurden sie prompt von der britischen Insel Helgoland
aus beschossen. Der Bundestag stoppte daraufhin den Aufbau einer deutschen Flotte und
beauftragte stattdessen Preußen mit dieser Aufgabe.
Interessanterweise unterstützte die USA Preußen beim Aufbau der
Flotte. Die USA stellte Marineoffiziere zur Ausbildung von
preußischen Marineoffizieren zu Verfügung. Die Beihilfe stellte ein
Dankeschön für die Hilfe Preußens beim Kampf der Vereinigten
Staaten um ihre Unabhängigkeit dar.
Von der Idee, Österreich als erster deutscher Macht mit der Aufbau
einer Flotte zu betrauen, nahm der Deutsche Bundestag wohl
Abstand, weil Österreich sich stets als inkompetent bzw. unfähig
erwiesen hatte, wenn es um die Vertretung von Interessen des
deutschen Bundes ging.
Der Begriff Deutschland war also nie ein politisch klar definierter
Begriff. Seit dem Mittelalter lebten wir im „heiligen Römischen
Reich“. Sprachliche und völkische Unterschiede spielten noch keine
Rolle. Es gab noch nicht einmal eine einheitliche deutsche Sprache.
Zu Beginn der Neuzeit wurde dem Titel „Heiliges Römisches Reich“
der Titel „deutscher Nation“ angehängt. Nach der Auflösung des „Heiligen Römischen Reichs
deutscher Nation“ im Jahre 1806 besaßen wir den Deutschen Bund, dem das Ausland aber eine
staatsrechtliche Anerkennung verwehrte. Seit 1870 besaßen wir das Deutsche Kaiserreich. Das
war aber auch kein „Deutschland“, d. h. kein deutscher Nationalstaat, sondern eine
„Kleindeutsche Lösung eines Nationalstaates“,
Österreich als jahrhundertelang angesehenste und
führende deutsche Macht gehörte nicht zum neu
gegründeten Deutschen Reich.
Erst mit dem Zusammenbruch des Habsburger
Reiches im November 1918 bestand die Möglichkeit,
dass auch Österreich und deutschsprachige Gebiete
Österreichs wieder zu einem Bestandteil Deutschlands
wurden. Im Vertrauen auf das von den Siegern
während des 1. Weltkrieges ständig propagiertem
Selbstbestimmungsrecht der Völker erklärten sich die
deutschsprachigen Gebiete der untergegangenen k.
und k. Monarchie für einen Bestandteil der deutschen
Republik. Die Bevölkerung war sich noch bewusst,
dass Österreich seit dem Mittelalter das führende Land
in Deutschland gewesen war. Erst 1866 war das Land
aus dem deutschen Bund ausgeschieden. Das war
gerade 52 Jahre her. Die Sieger von 1918 unterbanden
jedoch diesen Wunsch des Volkes genauso wie nach dem 2. Weltkrieg.
Österreich und Deutschland sollten nie wieder vereinigt werden. Das ist eines von vielen
Beispielen, wie die deutschen territorialen Gliederungen von außen bestimmt wurden. Für die
Durchführung und Einhaltung dieser Bestimmung gibt es seit jeher genügend Kollaborateure,
die geschützt durch äußere Kräfte ihrer Gier nach Macht und Einfluss nachgehen.
Ausgabe Dezember 1918/1919
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Deutschlandlied
Dieter Hoppe: Gedanken über die Entstehung von Hymnen 5
Aus dem deutschen Kaiserreich wurde 1918 die Weimarer Republik. Sie blieb das Deutsche
Reich. Hitler machte nach 1933 aus dem Deutschen Reich dann das „Großdeutsche Reich“ aber
nicht Deutschland. Nach Kriegsende wurde das Großdeutsche Reich aufgespalten und zerteilt.
Erst seit 1995 wird der Begriff Deutschland auf den Briefmarken der BRD zur Bezeichnung
Deutschlands als einer politischen Einheit verwendet.
Als Hoffman von Fallersleben das „Lied der Deutschen“ dichtete, drückten seine Worte ein
Sehnsuchtsgefühl nach einem eigenen gemeinschaftlichen und kulturellen Land aus, bar von
allen imperialistischen Bestrebungen.
Mit dem Einfall, die Grenzen Deutschlands im Lied durch den Verlauf von Flüssen zu
paraphrasieren, griff Hoffmann von Fallersleben auf eine Idee Walthers von der Vogelweide
des größten deutschen Dichters des Hochmittelalters zurück, der – wahrscheinlich im Jahr 1198
oder kurz danach – in seinem „Ir sult sprechen willekomen“ formuliert hatte:
Erste Strophe:
Zweite Strophe
Auch für die zweite Strophe ließ sich Hoffmann von Fallersleben vom Preislied des Walther
von der Vogelweide inspirieren. In einem Brief vom 27. August 1841 an seine unerfüllte
Jugendliebe Henriette von Schwachenberg aus Westfalen schrieb er:
„Daß ich, als ich ‚Deutsche Frauen‘ schrieb, in erster Linie Ihrer gedachte, ist kaum der
Erwähnung wert. Wie mein Erstlingswerk widme ich nach genau 20 Jahren auch mein
Deutschland-Lied Ihnen.“
Dritte Strophe: Einigkeit
Erinnerung an die die deutsche Teilung symbolisierende Gedenktafel in Biedenkopf/Lahn.
Schon im Juni 1841 nahm Hoffmann von Fallersleben in seinem in den Unpolitischen Liedern
veröffentlichten Gedicht Eins und Alles Bezug auf den Gedanken eines geeinten Deutschland
jenseits der Einzelinteressen von Fürsten:
Deutschland erst in sich vereint!
Auf! wir wollen uns verbinden,
Und wir können jeden Feind
Treuverbunden überwinden.
Ich hân lande vil gesehen
unde nam der besten gerne war. […]
tiuschiu zuht gât vor in allen.
Von der Elbe unz an den Rîn
und her wider unz an Ungerlant
mugen wol die besten sîn,
die ich in der werlte hân erkant.
Ich habe viele Länder gesehen
und wollte immer die Besten kennenlernen. […]
Deutsche Art und Bildung übertrifft alle anderen.
Von der Elbe bis an den Rhein
und dann wieder bis an die Grenze zu Ungarn
da leben gewiss die Besten,
die ich in der ganzen Welt gefunden habe.
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Deutschlandlied
Dieter Hoppe: Gedanken über die Entstehung von Hymnen 6
Die „Einigkeit“ in der dritten Strophe ist vermutlich von den Worten des sterbenden
Attinghausen in Schillers Wilhelm Tell („Seid einig – einig – einig“) und von Seumes Gedicht
„An das deutsche Volk beeinflusst („[…] Hass und Spaltung herrscht in unsern Stämmen,
Einheit nur kann das Verderben hemmen […]“).
Textvariante in der dritten Strophe
Das Deutschlandlied ist unter anderem von seinem Autor auch als Trinklied verstanden worden,
was den Lobgesang auf deutschen Wein, deutsche Frauen und deutschen Sang in der zweiten
Strophe erklärt. Der Autor hat in seiner eigenen Niederschrift als Alternative zu
„Blüh im Glanze dieses Glückes, blühe, deutsches Vaterland!“ auch den Trinkspruch „Stoßet
an und ruft einstimmig: Hoch das deutsche Vaterland!“
Als Melodie wurde Haydns Kaiserlied verwendet, das 1797 erstmals für Kaiser Franz II.
gespielt wurde.
Nationalhymnen Mit dem ausgehenden 18. Jahrhundert begann man mit der Schaffung von Nationalhymnen. Eine Hymne ist ein feierlicher Gesang. Eine Nationalhymne hatte früher vor allem den herrschenden
Regenten zu feiern - zumindest im 18. Jahrhundert, als die ersten Nationalhymnen in Mode kamen.
Später etablierten sich die meisten der heute noch gültigen Hymnen im Gefolge von revolutionärem
Aufruhr oder nationaler Freiheitsschlachten, so in Frankreich, Polen und den USA. Entsprechend groß
blieb ihre Symbolkraft für die Bewohner ihrer Staaten. Mithin stehen die populären Festgesänge bis
heute für eine ungebrochene, selbstbewusste Nationaltradition. Deutschland kam wie so oft in seiner
Geschichte bei der Schaffung einer Nationalhymne zu spät. („Deutschland die verspätete Nation.“)
Anders im Deutschland nach Ende des letzten Weltkrieges: Da verzichtete das Grundgesetz der
Bundesrepublik 1949 auf die Festlegung einer Nationalhymne. Obgleich bei seiner Entstehung ganz
anders gemeint, hätten Textstellen des bis dahin gültigen Deutschlandliedes, die ein „Deutschland über
alles" - zumal zwischen Maas, Memel, Etsch und Belt - beschworen, nicht länger in eine deutsche
Nationalhymne hineingepasst. Es fehlte mal wieder ein deutsches Selbstbewusstsein.
Die Entwicklung von Nationalhymnen
Großbritannien
An den Beginn der Entwicklung von Nationalhymnen kann man wohl getrost Großbritannien
setzen. Die bekannte britische Hymne „God, save the queen"· („Gott schütze die Königin"
beziehungsweise den König) gilt als britische Nationalhymne. Das ist sie aber nur inoffiziell.
Und zwar vor allem in England, das anders als Wales, Irland und Schottland keine offizielle
Nationalhymne hat.
Wie viele Staaten des 18. & 19. Jahrhunderts ließ auch Georg I., Kurfürst von Hannover &
König von England, sich eine Hymne schreiben. Die von Georg Friedrich Händel verfaßte
Melodie wurde nicht nur von England übernommen, da Hannover und Großbritannien bis 1837
in Personalunion verbunden waren, sondern auch von zahlreichen anderen deutschen Ländern
als Hymne eingeführt: Großherzogtum Oldenburg, Königreich Preußen, Königreich Bayern
u.a. Später wurde es als „Heil Dir im Siegerkranz“ zur Hymne des zweiten deutschen
Kaiserreichs. Haydn inspirierte das Thema der Händel'schen Hymne, daß er darauf bauend das
„Kaiserquartett“, die Hymne des Kaiserreichs Österreich und der heutigen Bundesrepublik
Deutschland schrieb.
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Deutschlandlied
Dieter Hoppe: Gedanken über die Entstehung von Hymnen 7
Die Offizielle Uraufführung erfolgte in einem Arrangement des Thomas Arne am 28.
September 1745 zu Ehren von König George II. von Großbritannien und Irland. Ein Jahr zuvor
war das Lied in einem Buch Thesaurus Musicus mit der einfachen Überschrift „Für zwei
Stimmen“ abgedruckt worden. Während der Rebellion der Jakobiten 1745 wurde das Lied in
allen königlichen Theatern gesungen und dadurch allgemein bekannt.
God Save the Queen (‚Gott schütze die Königin!‘) bzw. God Save the King (‚Gott schütze den
König!‘) – je nachdem, ob es sich zum Zeitpunkt der Verwendung bei dem britischen
Monarchen um eine Frau oder einen Mann handelt – ist seit Anfang des 19. Jahrhunderts die
De-facto-Nationalhymne des heutigen Vereinigten Königreiches Großbritannien und
Nordirland, weiterhin ist sie eine der zwei Nationalhymnen von Neuseeland und die
Königshymne aller Commonwealth Realms (Königreiche).
Ein weiteres patriotisches Lied stammt von dem Dichter James Thomson (1700-1748). Sein
Gedicht „Rule Britannia“ wurde von Thomas Arne 1740 vertont. Es ist stark mit der Royal
Navy verbunden wird aber auch von der British Army bei feierlichen Anlässen wie eine
Nationalhymne gesungen.
Rule Britannia!
Britannia rule the waves
Britannia never, never, shall be slaves.
Rule Britannia!
Britannia rule the waves.
Britannia never, never, never shall be slaves.
Daneben gilt Arthur Christopher Bensons Lied „Land of Hope and Glory“ zur Melodie von Sir
Edward Elgars Marsch Pomp and Circumstance No.1 als „inoffizielle“ britische
Nationalhymnen. Teile des Vereinigten Königreichs (Schottland, Wales und Nordirland) haben
daneben eigene (inoffizielle) Landeshymnen, für England wird meist ebenfalls die britische
Hymne gesungen.
Eine Nationalhymne besteht in der Regel aus Melodie und aus Text. Die Melodie der britischen
Nationalhymne God Save the King/Queen wurde von einigen anderen Ländern übernommen,
wie zum Beispiel von Preußen (Heil dir im Siegerkranz − ab 1871 deutsche Kaiserhymne), der
Schweiz (Rufst du mein Vaterland − heute nicht mehr Nationalhymne) oder Liechtenstein
(Oben am jungen Rhein). Ähnlich wurde die Melodie der österreichischen Kaiserhymne für das
Deutschlandlied (ab 1922 deutsche Nationalhymne) übernommen.
In mehreren europäischen Staaten wird oder wurde die Melodie der britischen National Anthem
den eigenen Hymnen unterlegt:
im Fürstentum Liechtenstein seit 1850 der Nationalhymne (bis 1963: Oben am deutschen
Rhein, danach Oben am jungen Rhein),
in der Schweiz der bis 1961 gesungenen Nationalhymne Rufst du, mein Vaterland
im Deutschen Kaiserreich von 1871 bis 1918 der Kaiserhymne Heil dir im Siegerkranz, die
bereits seit 1795 die Preußische Nationalhymne gewesen war
im Königreich Sachsen der Hymne Gott segne Sachsenland
im Königreich Bayern der Königshymne Heil unserm König, Heil!
im Hannover der Königshymne Heil Dir Hannover!
im Russischen Kaiserreich der Molitwa Russkich („Gebet der Russen“) genannten Hymne, die
als Nationalhymne für die Jahre zwischen 1816 und 1833 gilt
in Island der Quasinationalhymne, bis mit der Lofsöngur eine eigene Hymne geschaffen wurde.
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Deutschlandlied
Dieter Hoppe: Gedanken über die Entstehung von Hymnen 8
Zu den Nationalhymnen ohne Text gehören Marcha Real (Spanien), Inno Nazionale della
Repubblica (San Marino) und historisch Auferstanden aus Ruinen (DDR – der Text wurde seit
Anfang der 1970er-Jahre nicht mehr gesungen).
Eine Variation der englischen Hymnenmelodie wählte in den 1890er Jahren Kalakaua, der
König von Hawaii, als Nationalhymne für sein Inselreich aus.
Frankreich.
In Frankreich wurde die Marseillaise zur französischen Nationalhymne. Sie wurde von
Soldaten aus Marseille beim Einzug in Paris gesungen. Der Verfasser war Claude Joseph
Rouget de Lisle. Er schuf die Marseillaise 1792 in Straßburg während der Angriffserklärung an
Österreich als Kriegslied. Dem entspricht der aggressive und blutrünstige Inhalt ebenso wie die
aufpeitschende Melodie. Seit 1795 ist die Marseillaise französische Nationalhymne.
Allons enfants de la Patrie,
Le jour de gloire est arrivé!
Contre nous de la tyrannie
L’étendard sanglant est levé. (2×)
Entendez-vous dans les campagnes
Mugir ces féroces soldats?
Ils viennent jusque dans vos bras
Égorger vos fils, vos compagnes.
Refrain:
Aux armes, citoyens,
Formez vos bataillons,
Marchons, marchons!
Qu’un sang impur
Abreuve nos sillons! (2×)
Que veut cette horde d’esclaves,
De traîtres, de rois conjurés?
Pour qui ces ignobles entraves,
Ces fers dès longtemps préparés? (2x)
Français, pour nous, ah! quel outrage
Quels transports il doit exciter!
C’est nous qu’on ose méditer
De rendre à l’antique esclavage!
Refrain
Quoi! des cohortes étrangères
Feraient la loi dans nos foyers! Quoi!
ces phalanges mercenaires
Terrasseraient nos fiers guerriers. (2×)
Grand Dieu! par des mains enchaînées
Nos fronts sous le joug se ploieraient.
De vils despotes deviendraient
Auf, Kinder des Vaterlands,
Der Tag des Ruhmes ist gekommen!
Gegen uns ist der Tyrannei
blutiges Banner erhoben. (2×)
Hört ihr auf den Feldern
Diese wilden Soldaten brüllen?
Sie kommen bis in eure Arme,
Um euren Söhnen, euren Gefährtinnen die
Kehlen durchzuschneiden.
Refrain:
Zu den Waffen, Bürger,
Formiert eure Truppen,
Marschieren wir, marschieren wir!
Unreines Blut tränke unsre Furchen!"
Was will diese Horde von Sklaven,
Von Verrätern, von verschwörerischen
Königen?
Für wen diese gemeinen Fesseln,
Diese seit langem vorbereiteten Eisen? (2×)
Franzosen, für uns, ach! welche Schmach,
Welchen Zorn muss dies hervorrufen!
Man wagt es, daran zu denken,
Uns in die alte Knechtschaft zu führen!
Refrain
Was! Ausländische Kohorten
Würden über unsere Heime gebieten!
Was! Diese Söldnerscharen würden
Unsere stolzen Krieger niedermachen! (2×)
Großer Gott! Mit Ketten an den Händen
Würden sich unsere Häupter dem Joch beugen.
Niederträchtige Despoten würden
Über unser Schicksal bestimmen!
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Deutschlandlied
Dieter Hoppe: Gedanken über die Entstehung von Hymnen 9
Les maîtres de nos destinées!
Refrain
Tremblez, tyrans, et vous perfidies
L’opprobre de tous les partis,
Tremblez! vos projets parricides
Vont enfin recevoir leurs prix! (2×)
Tout est soldat pour vous combattre,
S’ils tombent, nos jeunes héros,
La terre en produit de nouveaux,
Contre vous tout prêts à se battre!
Refrain
Français, en guerriers magnanimes,
Portez ou retenez vos coups!
Epargnez ces tristes victimes,
A regret s’armant contre nous. (2×)
Mais ces despotes sanguinaires,
Mais ces complices de Bouillé
Tous ces tigres qui, sans pitié,
Déchirent le sein de leur mère!
Refrain
Amour sacré de la Patrie,
Conduis, soutiens nos bras vengeurs.
Liberté, Liberté chérie,Combats avec tes
défenseurs! (2×)
Sous nos drapeaux que la victoire
Accoure à tes mâles accents,
Que tes ennemis expirants
Voient ton triomphe et notre gloire!
Refrain
Nous entrerons dans la carrière
Quand nos aînés n’y seront plus,
Nous y trouverons leur poussière
Et la trace de leurs vertus! (2×)
Bien moins jaloux de leur survivre
Que de partager leur cercueil,
Nous aurons le sublime orgueil
De les venger ou de les suivre.
Refrain
Refrain
Zittert, Tyrannen und Ihr Niederträchtigen
Schande aller Parteien, Zittert!
Eure verruchten Pläne
Werden Euch endlich heimgezahlt! (2×)
Jeder ist Soldat, um Euch zu bekämpfen,
Wenn sie fallen, unsere jungen Helden,
Zeugt die Erde neue,
Die bereit sind,
gegen Euch zu kämpfen.
Refrain
Franzosen, Ihr edlen Krieger,
Versetzt Eure Schläge oder haltet sie zurück!
Verschont diese traurigen Opfer,
Die sich widerwillig gegen uns bewaffnen. (2×)
Aber diese blutrünstigen Despoten,
Aber diese Komplizen von Bouillé,
Alle diese Tiger, die erbarmungslos
Die Brust ihrer Mutter zerfleischen!
Refrain
Heilige Liebe zum Vaterland,
Führe, stütze unsere rächenden Arme.
Freiheit, geliebte Freiheit,
Kämpfe mit Deinen Verteidigern! (2×)
Unter unseren Flaggen, damit der Sieg
Den Klängen der kräftigen Männer zu Hilfe eilt,
Damit Deine sterbenden Feinde
Deinen Sieg und unseren Ruhm sehen!
Refrain
Wir werden des Lebens Weg weiter beschreiten,
Wenn die Älteren nicht mehr da sein werden,
Wir werden dort ihren Staub
Und ihrer Tugenden Spur finden. (2×)
Eher ihren Sarg teilen
Als sie überleben wollen,
Werden wir mit erhabenem Stolz
Sie rächen oder ihnen folgen.
Refrain
Deutsche Länder
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Deutschlandlied
Dieter Hoppe: Gedanken über die Entstehung von Hymnen 10
Österreich
In den einzelnen Territorien gab es bis zur Schaffung einer Nationalhymne Lieder, die z. T.
auch zu Volkshymnen wurden. Eine bedeutende Rolle sollte dabei Österreich, bzw. Franz II.
spielen. (Franz II./I. Als Franz II. Kaiser des Heiligen Römischen Reiches (1792–1806); als
Franz I. Kaiser von Österreich (1804–1835); Geb. am 12. Feb. 1768 in Florenz, Gest. am 2.
März 1835 in Wien)
In Wien wirkte der Komponist der Wiener Klassik, Joseph Haydn spielen. (Franz Joseph Haydn
* 31. März oder 1. April 1732 in Rohrau, Niederösterreich; † 31. Mai 1809 in Wien).1797
vertonte Haydn für den Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Franz II., das hierzu bei Lorenz
Leopold Haschka ebenfalls vom Hof bestellte Gedicht Gott erhalte Franz, den Kaiser,
Unsern guten Kaiser Franz! Die Melodie war von 1826 bis zum Ende der
Habsburgermonarchie 1918 die erste der Österreichischen Kaiserhymnen und fand auch danach
noch in der Ersten Republik Anwendung. Im Jahr 1841 wurde ihr das extra hierzu gedichtete
Lied der Deutschen von Heinrich Hoffmann von Fallersleben unterlegt, das in dieser Form 1922
die Hymne des damaligen Deutschen Reiches wurde.
Franz II. war der letzte Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Nachdem
Napoleon ein französisches Kaiserreich ausgerufen hatte, begründete Franz 1804 das erbliche
Kaisertum Österreich und war als Franz I. (1804–1835) der erste Kaiser von Österreich. Am 6.
August 1806 dankte Franz als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches ab, dessen Existenz
damit nach 844 Jahren ihr Ende fand.
Kaiserhymne 1.
Gott erhalte Franz den Kaiser,
unsern guten Kaiser Franz!
Hoch als Herrscher, hoch als Weiser
steht er in des Ruhmes Glanz.
Liebe windet Lorbeerreiser
ihm zu ewig grünem Kranz.
Gott erhalte Franz den Kaiser,
unsern guten Kaiser Franz!
2.
Über blühende Gefilde
reicht sein Zepter weit und breit.
Säulen seines Throns sind Milde,
Biedersinn und Redlichkeit.
Und von seinem Wappenschilde
Strahlet die Gerechtigkeit.
Gott erhalte Franz den Kaiser,
unsern guten Kaiser Franz!
3.
Sich mit Tugenden zu schmücken,
achtet er der Sorgen wert.
Nicht, um Völker zu erdrücken,
flammt in seiner Hand das Schwert;
sie zu segnen, zu beglücken,
ist der Preis, den er begehrt.
Gott erhalte Franz den Kaiser,
unsern guten Kaiser Franz!
4.
Er zerbrach der Knechtschaft Bande,
hob zur Freiheit uns empor.
Früh erleb' er deutscher Lande,
deutscher Völker höchsten Flor
und vernehme noch am Rande
später Gruft der Enkel Chor:
Gott erhalte Franz den Kaiser,
unsern guten Kaiser Franz!
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Deutschlandlied
Dieter Hoppe: Gedanken über die Entstehung von Hymnen 11
Mit dem ausgehenden 18. Jh. gab es Hymnen in den einzelnen deutschen Territorien. In
Preußen wurde das Lied „Heil dir im Siegerkranz“ von 1795-1817 zur Volkshymne, nach der
Gründung des Kaiserreichs zur Kaiserhymne. Eine Nationalhymne im heutigen Sinne war es
nicht, was insbesondere auf den bundesstaatlichen Aufbau des Deutschen Reichs
zurückzuführen war. Vielmehr war es eines unter mehreren inoffiziellen oder halboffiziellen zu
derartigen Anlässen angestimmten Liedern wie beispielsweise auch der „Wacht am Rhein“, die
besonders im Westen gesungen und gespielt wurde. Insbesondere die süddeutschen Staaten
standen dem Lied der Deutschen skeptisch gegenüber.
Das Lied Heil dir im Siegerkranz hat ausländische Wurzeln. Die Urfassung des Liedes stammt
von Heinrich Harries, der das Lied in seiner Urfassung im „Flensburger Wochenblatt für
Jedermann“ am 27. Januar 1790 veröffentlichte. Harries war dänischer Untertan. Entsprechend
trug das Lied den Titel:
„Lied für den dänischen Untertan an seines Königs Geburtstag zu singen in der Melodie des englischen Volksliedes God save George the King“
anlässlich des Geburtstages König Christians VII. Das Lied begann mit den Worten:
„Heil dir, dem lieben Herrscher des Vaterlandes! Heil Christian dir°“ In den „Berlinischen Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen“ (kurz als Spenersche
Zeitung“ bekannt erschien am 17. Dezember 1793 eine Umdichtung auf den preußischen König
Friedrich Wilhelm II.
„Heil dir im Siegerkranz“ Ihre Fassung wurde als „Berliner Volksgesang“ bekannt mit dem Untertitel „God Save the
King“. Damit war auch die Melodie gegeben. Es war die Zeit des 1. Koalitionskrieges von
Frankreich gegen Österreich und Preußen (1792-1797) und der Schreckensherrschaft in
Frankreich 1793-1794. Das Lied wurde bald populär und erlangte staatsoffiziellen Charakter
nachdem es im Berliner Königlichen Nationaltheater in Gegenwart des Königs am 25. Mai
1795 gespielt worden war.
Der Komponist des Liedes war Joseph Haydn. Das Kaiserquartett gehört zu den sechs
Streichquartetten, die Joseph Haydn 1797 im Alter von 65 Jahren nach seiner Rückkehr aus
London komponierte und dem Grafen Erdődy widmete. Sie wurden 1799 veröffentlicht. Das
dritte dieser Quartette erhielt den Beinamen „Kaiserquartett“, da dessen zweiter Satz (Poco
Adagio, Cantabile) vier Cantus-firmus-Variationen über das Thema der von Haydn zuvor
komponierten Kaiserhymne „Gott erhalte Franz, den Kaiser“ enthält. Die Melodie der Hymne,
des „Kaiserliedes“, wurde rund 40 Jahre später von August Heinrich Hoffmann von
Fallersleben als Melodie des Deutschlandliedes, der heutigen deutschen Nationalhymne
verwendet.
Das Kaiserquartett gehört zu den sechs Streichquartetten, die Joseph Haydn 1797 im Alter von
65 Jahren nach seiner Rückkehr aus London komponierte und dem Grafen Erdődy widmete.
Sie wurden 1799 veröffentlicht. Das dritte dieser Quartette erhielt den Beinamen
„Kaiserquartett“, da dessen zweiter Satz (Poco Adagio, Cantabile) vier Cantus-firmus-
Variationen über das Thema der von Haydn zuvor komponierten Kaiserhymne „Gott erhalte
Franz, den Kaiser“ enthält. Die Melodie der Hymne, des „Kaiserliedes“, wurde rund 40 Jahre
später von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben als Melodie des Deutschlandliedes, der
heutigen deutschen Nationalhymne verwendet. Haydns Melodie weist stellenweise motivische
Anklänge zur Arie „Qualque volta non fa male“ aus seiner Oper Il mondo della luna (1777)
auf; auch am Schluss des „Alleluja“ aus Mozarts Exsultate, jubilate (1773) lässt sich ein
ähnliches Motiv erkennen.
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Deutschlandlied
Dieter Hoppe: Gedanken über die Entstehung von Hymnen 12
Geschichte und Entstehung des Deutschlandliedes Quelle: Bundesregierung Komponist: Franz Josef Haydn (1732-1809)
Textdichter: August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)
2. Zur Entstehung des Textes und der Melodie
Textdichter August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874) war Literaturprofessor.
Als radikaler Demokrat und Anhänger der sogenannten "Freisinnigen", einer
Vorgängerbewegung des Liberalismus in Deutschland, verlor er später vor allem aufgrund
seiner Äußerungen in den "Unpolitischen Liedern" 1842 seine Professur für Literatur- und
Sprachwissenschaft an der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität Breslau.
Das "Lied der Deutschen" dichtete er während eines Sommerurlaubs auf der damals zu England
gehörenden Insel Helgoland im August 1841. Nur wenig später, am 4. September,
veröffentlichte der Verleger Friedrich Campe in Hamburg den Erstdruck. Die Melodie war
Joseph Haydns: "Gott erhalte Franz den Kaiser, Unsern guten Kaiser Franz!" entlehnt.
Folglich geht auch die deutsche Nationalhymne hinsichtlich ihrer Melodie auf die
Lobpreisung eines Monarchen zurück. Haydn (1732-1809) hatte die Weise 1796 komponiert.
Am 12. Februar 1797 wurde das Lied zum Geburtstag des österreichischen Regenten Franz II.
als "Kaiserhymne" erstmals aufgeführt.
Später hat Haydn die Melodie der "Kaiserhymne" im 2. Satz (Variationssatz) des
Streichquartetts op. 76,3 weiter verarbeitet. Dieses Quartett wurde in Anlehnung an die Melodie
unter dem Namen "Kaiserquartett" bekannt.
Hoffmann von Fallersleben zielte mit seinem Text auf die seinerzeit als Utopie anmutende
Einheit einer deutschen Nation. Denn das Gebiet, in dem weitgehend deutsch gesprochen
wurde, bestand seit 1815 aus insgesamt 39 Einzelstaaten (ein Kaiserreich, fünf Königreiche,
ein Kurfürstentum, sieben Großherzogtümer, zehn Herzogtümer, elf Fürstentümer und vier
reichsfreie Städte), die sich auf dem Wiener Kongress im Deutschen Bund
zusammengeschlossen hatten. Es gab kein gemeinsames Staatsoberhaupt, keine einheitliche
Verwaltung und Gesetzgebung, keine Wirtschafts- und Zolleinheit und kein einheitliches
Heerwesen.
Vor allem kritische Intellektuelle forderten deshalb öffentlich die Überwindung von
Kleinstaaterei und fürstlicher Landesherrlichkeit und die Gründung eines deutschen
Nationalstaats.
Das Lied ertönte am 5. Oktober 1841 erstmals öffentlich anlässlich eines Fackelzuges in
Hamburg
3.
Das Lied der Deutschen auf dem Weg zur Nationalhymne
Dennoch dauerte es noch bis zur Bismarckschen Reichsgründung 1871, dass „Deutschland,
Deutschland über alles" wirklich eine volkstümliche Breite erreichte. Nur zur Nationalhymne
reichte es noch nicht. Die „Wacht am Rhein" wurde nun abgelöst durch „Heil dir im
Siegerkranz, Herrscher des Vaterlands!". Überdies fehlte es schon in jenen Jahren nicht an
Kritikern, denen die erste Strophe zu weit ging. Denn die Maas (frz. Meuse) floss damals schon
zu einem Großteil durch Frankreich bzw. Belgien und die Etsch (ital. Adige) in Italien. Der Belt
gehört zu Dänemark, die Memel ist heute ein litauischer Fluss.
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Deutschlandlied
Dieter Hoppe: Gedanken über die Entstehung von Hymnen 13
Erstmals offiziell gesungen wurde das Deutschlandlied 1890, als Helgoland im Tausch gegen
die afrikanische Insel Sansibar wieder zu Deutschland gehörte.
Am 11. August 1922, genau 81 Jahre nach seiner Entstehung, erhob die erste
sozialdemokratische Regierung das „Lied der Deutschen" zur Nationalhymne. Allerdings
wurde das Wort Nationalhymne dabei nicht verwendet. Reichspräsident Friedrich Ebert
begründete dies auf einer Festansprache so: „Einigkeit und Recht und Freiheit! Dieser
Dreiklang aus dem Liede des Dichters gab in Zeiten innerer Zersplitterung und Unterdrückung
der Sehnsucht aller Deutschen Ausdruck; es soll auch jetzt unseren harten Weg zu einer
besseren Zukunft begleiten..." Kurzzeitig bekam das Lied in der Weimarer Zeit sogar eine vierte
Strophe, die bald aber wieder in Vergessen geriet.
Gleichwohl muss es wohl als bittere Ironie der Geschichte wirken, dass damit gerade
Sozialdemokraten Hitler die Staatshymne samt deren verhängnisvoll missbrauchter erster
Strophe lieferten. Nur wenige Wochen nach ihrer Machtübernahme verschmolz die NS-
Führung diese mit einem Kampfgesang der SA. Fortan erklang nach der ersten Strophe des
Deutschlandliedes (die beiden anderen waren nun verboten) offiziell das Horst-Wessel-Lied.
(Ergänzung)
(1. Die Fahne hoch!
Die Reihen dicht geschlossen!
SA marschiert
Mit ruhig festem Schritt
|: Kam'raden, die Rotfront
Und Reaktion erschossen,
Marschier'n im Geist
In unser'n Reihen mit |)
Mit dem Untergang des Reiches geriet somit auch das Deutschlandlied auf den Index. Die
Alliierten setzten seinen Gesang unter Strafe. Illegal erklang es erstmals wieder 1948 auf einer
Kundgebung der Deutschen Reichspartei in Wolfsburg. Offenbar hatten Politiker wie Besatzer
in dieser Frage das Beharrungsbedürfnis der Deutschen unterschätzt, wie der erste
Bundespräsident Theodor Heuss später einmal gestand. Deshalb beantragten Abgeordnete
mehrerer Parteien auch schon kurz nach Gründung der Bundesrepublik, wieder alle drei
Strophen zur Nationalhymne zu erklären.
Heuss hingegen wollte den demokratischen Neuanfang auch mit einer neuen Hymne sichtbar
machen. So ersetzte er zunächst im August 1950 das Deutschlandlied durch die Melodie „Ich
hab' mich ergeben". Zugleich beauftragte er den Dichter Rudolf Alexander Schröder und den
Komponisten Carl Orff, den Deutschen eine neue Hymne zu schreiben. Da Orff ablehnte,
sprang Herman Reutter ein und schuf die neue Nationalhymne "Land des Glaubens, deutsches
Land". Silvester 1950 wurde sie uraufgeführt. Doch die Resonanz im Volke blieb aus, das Werk
kam nicht an. Mehr noch: In einer Umfrage sprachen sich im Herbst 1951 drei von vier
Westdeutschen für Beibehaltung des Deutschlandliedes aus. Knapp ein Drittel der Befürworter
plädierte zudem dafür, künftig die dritte anstelle der ersten Strophe zu singen. Dennoch galt
noch das Verbot der Alliierten für das ganze Deutschlandlied.
Bundeskanzler Konrad Adenauer hatte das bereits im April zu spüren bekommen, als er im
Parlament demonstrativ die alte Hymne anstimmte - und prompt einen politischen Eklat
verursachte. Selbst noch, als ein Großteil der ergriffen mitsingenden Abgeordneten bei der
dritten Strophe ankam, zuckten die anwesenden Hohen Kommissare der Siegermächte verärgert
zusammen. Zu sehr schwangen für andere Völker in dieser Melodie Rassenwahn und
Weltmachtgelüste der Nationalsozialisten mit. Auf einer Feier zu seinem 75. Geburtstag
versuchte Adenauer jedoch Anfang 1951 die Umstehenden auf der Freitreppe des Bonner
Rathauses zu bewegen, mit ihm die dritte Strophe zu intonieren. Noch machte ihm die Kapelle
einen Strich durch die Rechnung - die Althymne stand halt nicht auf ihrem Programm.
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Deutschlandlied
Dieter Hoppe: Gedanken über die Entstehung von Hymnen 14
Trotzdem setzte sich der Kanzler letztlich durch. So beschloss der Karlsruher CDU-Parteitag
im Oktober 1951 einstimmig, Bundespräsident Heuss zu bitten, den Bann vom Deutschlandlied
zunehmen. Zumindest die dritte Strophe sollte fortan an deutsche Traditionen anschließen
dürfen. Auch in einem Bulletin der Bundesregierung mahnte Adenauer wenig später an, kein
anderes Lied sei so im Herzen des deutschen Volkes verwurzelt wie dieses.
Im Mai setzte er sich dann nach einem Briefwechsel mit Heuss durch: Bei staatlichen
Anlässen wurde wieder die dritte Strophe Hoffmann von Fallersleben gesungen. Ob damit aber
auch nur diese wieder in den Rang der Nationalhymne gehoben wurde oder aber das ganze
Deutschlandlied - darüber stritten die Rechtsgelehrten dann 38 Jahre lang ohne Ergebnis. Erst
im März 1990 befanden die Bundesverfassungsrichter, dass nur die dritte Strophe
„strafrechtlich geschützt" sei.
Mithin fehlt aber ein förmliches Gesetz über eine Nationalhymne der Bundesrepublik
Deutschland noch immer. Lediglich der damalige Bundespräsident Richard v. Weizsäcker
einigte sich im November 1991 in einem Briefwechsel mit Kanzler Kohl - angelehnt an die
historische Korrespondenz zwischen Heuss und Adenauer 40 Jahre zuvor - die dritte Strophe
des Deutschlandliedes auch zur Hymne der wieder vereinigten Republik zu deklarieren.
Quelle: www.bundesregierung.de
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Deutschlandlied
Dieter Hoppe: Gedanken über die Entstehung von Hymnen 15
„Deutschland über alles" oft missverstanden und
durch Propaganda
missbraucht
Deutschland, Deutschland über alles - was in manchen heutigen Ohren aggressiv nationalistisch
klingt und gerade deswegen von den Nationalsozialisten gern gesungen wurde, wurde in seiner
Entstehungszeit und danach ganz anders aufgefasst. Das gilt besonders für den Anfang
„Deutschland, Deutschland über alles“. Es bedeutet nichts anderes, dass man Deutschland über
alles liebt. Ähnliche Auffassungen finden wir in den Hymnen für andere Länder.
Denn das Gebiet, in dem weitgehend deutsch gesprochen wurde, bestand seit 1815 aus
insgesamt 39 Einzelstaaten (ein Kaiserreich, fünf Königreiche, ein Kurfürstentum, sieben
Großherzogtümer, zehn Herzogtümer, elf Fürstentümer und vier reichsfreie Städte), die sich
auf dem Wiener Kongress im Deutschen Bund zusammengeschlossen hatten. Es gab kein
gemeinsames Staatsoberhaupt, keine einheitliche Verwaltung und Gesetzgebung, keine
Wirtschafts- und Zolleinheit und kein einheitliches Heerwesen.
Damals, 1841, gab es Deutschland als Staat noch gar nicht. Es gab eine Reihe von deutschen
Staaten wie etwa Österreich, Preußen, Württemberg, Baden und Bayern. Deutschland über alles
- diese Zeile aus der ersten Strophe des Deutschlandliedes drückte die revolutionäre Sehnsucht
nach der Einheit der Deutschen in einem Staat aus.
Der französische Philosoph Alfred Fouillée (*1838 , †1912) übersetzte die dritte Zeile der
ersten Strophe mit „pour se défendre et attaquer“ („um sich zu verteidigen und anzugreifen“),
während Hoffmann von Fallersleben einen Pleonasmus für „sich verteidigen“ verwendet hatte.
Die Fehlübersetzung ändert den Charakter der Strophe; die defensive Absicht („zu Schutz und
Trutze“) wird in eine aggressive („attaquer“) umgedeutet. In diesem Sinne wurde und wird das
Deutschlandlied propagandistisch dargestellt, das gilt sowohl für das Ausland wie für deutsche
Gesinnungskollaborateure. („Deutschland verrecke!“)
Weitere Nationalhymnen mit der Melodie von Haydn von 1797
Liechtenstein Das Gebiet des späteren Fürstentums Liechtenstein gehörte dem Heiligen Römischen Reich
deutscher Nation seit seiner Gründung 911/919 an. Als Napoleon dieses Reich im Jahre 1806
zerschlug, legte Kaiser Franz II./I. die Kaiserkrone nieder, die nach Napoleons Meinung ihm
gehöre. Er hatte sich schon 1804 selbst zum Kaiser der Franzosen ausgerufen und gekrönt.
Die einzelnen deutschen Territorien wurden 1806 formal selbstständig außer dem linken
Rheinufer, das Frankreich annektierte. Diese Staaten schlossen den mit Napoleon verbündeten
Rheinbund aber ohne Österreich und ohne das verkleinerte Preußen. Auch Liechtenstein war
Mitglied des Rheinbundes. Mit dem Wiener Kongress 1815 wurde Liechtenstein Mitglied des
Deutschen Bundes. Mit der Auflösung dieses Bundes 1866 erloschen dann die Verpflichtungen
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Deutschlandlied
Dieter Hoppe: Gedanken über die Entstehung von Hymnen 16
Liechtensteins zum übrigen Teil des ehemaligen Reiches. Liechtenstein hatte zu ihm keine
politischen Bindungen mehr. Es behielt aber zunächst wirtschaftliche Bindungen zu Österreich,
seit 1923 zur Schweiz.
Die Entwicklung des Fürstentums aus deutschen Territorien
heraus besonders aus dem Osten läßt das große Wappen des
Fürstentums erkennen. Das große Wappen zeigt sechs einzelne
Wappenmotive, die auf die Geschichte und Entwicklung des
Hauses Liechtenstein hinweisen:
Beschreibung des Wappens:
Den Schild umgibt ein mit dem Fürstenhut gekrönter Fürstenmantel
(Wappenmantel), von Purpur und innen mit Hermelin gefüttert.
Der Wappenschild ist geviertelt. Zentral ist der mit Rot und Gold geteilte
Herzschild aufgesetzt, dem Stammwappen der Liechtensteiner.
Feld 1: Der Schlesische schwarze Adler auf goldenem Untergrund verweist auf Schlesien. Die Brust des Adlers
wird von einem Halbmond verziert, dessen Spitzen Kreuze tragen. Auf dem Kopf trägt der Adler eine Krone.
Feld 2: Das Wappen in Feld 2 wird achtmal von Gold und Schwarz gestreift und mit einem grünen Rautenkranz
belegt. Damit sieht es dem Sächsischen Wappen zum Verwechseln ähnlich. Es weist auf das Geschlecht der
Kuenringer hin. Diese waren ein österreichisches Ministerialen Geschlecht. Sie waren im Mittelalter nach
Niederösterreich gekommen und besaßen Besitzungen im Waldviertel, Weinviertel und der Wachau. Die
erstmalige urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1132. Das Geschlecht starb 1594 aus. Als Erben der
Kuenringer gelten die Liechtensteiner, deren Wappen einen Bestandteil als „Wappen der Chuenringe“ darstellt.
Das ursprüngliche Wappen der Kuenringer wird abgelöst von dem Balkenwappen: fünf Balken auf goldenem
Grund, das dem sächsischen Wappenbild ähnelt. Im Zwettler Stifterbuch wurde darunter Sachsen geschrieben.
Wie dieses Wappen zu den Kuenringern kam, ist nicht genau festzustellen, sicher nicht über Verwandtschaft. Die
Fürsten von und zu Liechtenstein führen es heute als Bestandteil in ihrem Wappen, dort mit Rautenkranz, der wie
bei dem Wappen der Herzöge, Kurfürsten und Könige zu Sachsen eine spätere Zutat ist und somit die Ähnlichkeit
zum Verwechseln bestärkt. Kaiser Ferdinand II. ermächtigte 1620 Karl von und zu Liechtenstein, das Wappen der 1594 erloschenen Kuenringer zu führen.
Feld 3 zeigt den rot-silbernen Wappenschild des Herzogtums Troppau. Das verkleinerte Herzogtum Troppau
wurde bis 1464 vom Troppauer Zweig der böhmischen Přemysliden regiert. Anschließend gelangte es an den
böhmischen König Georg von Podiebrad und während der Auseinandersetzungen um dessen Nachfolge an den
ungarischen König Matthias Corvinus. Nach weiteren Besitzerwechseln und unmittelbar landesherrlichem Besitz
im 16. Jahrhundert fiel es nach der Schlacht am Weißen Berg 1622 an das Haus Liechtenstein. Residenzort war
die im Grenzgebiet zu Schlesien liegende Stadt Troppau, die um 1200 im Zuge der deutschen Ostsiedlung
gegründet worden war.
Feld 4 zeigt auf goldenem Grund einen gekrönten, gold-bewehrten Jungfernadler mitsilbernem Kopf und silberner
Brust. Die Familie Cirksena stellten von 1581 bis 1699 die Herrscher der Grafschaft Rietberg. Dies geschah zunächst in Personalunion mit Ostfriesland, nachdem Graf Enno III. die Rietbergsche Erbtochter Walburg von
Rietberg geheiratet hatte. Der letzte männliche Nachkomme des Hauses Ostfriesland in Rietberg, Graf Ferdinand
Maximilian, starb 1687. Durch die Verbindung Ostfrieslands und Rietbergs ist der Cirksena-Adler auch bis heute
in umgekehrter Farbgebung (schwarz auf Gold) unten rechts (heraldisch: unten links) im Wappen des Fürstentums
Liechtenstein zu finden: Gundacker von Liechtenstein hatte die zweite Tochter von Graf Enno III. und Walburg
von Rietberg, Agnes Cirksena, geheiratet und daraus einen Anspruch auf Rietberg abgeleitet.
Das goldene Hifthorn auf blauem Grund an der Spitze des Schildes steht für das Herzogtum Jägerndorf. In der
Schlacht am Weißen Berge 1620 unterlagen die Böhmischen Stände der Katholischen Liga. Die Besitzungen der
Stände wurden 1620 vom Kaiser Ferdinand II. konfisziert. Am 15. März 1623 übertrug der Kaiser in seiner
Eigenschaft als König von Böhmen das Herzogtum Jägerndorf seinem treuen Anhänger Karl I. von Liechtenstein,
dem bereits seit 1613 das Herzogtum Troppau gehörte. Er vereinte die beiden Herzogtümer zum Herzogtum
Troppau-Jägerndorf und führte eine rigorose Rekatholisierung der Untertanen durch. Seine Nachkommen blieben
bis zur Enteignung 1945 im Besitz ihrer böhmischen Ländereien.
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Deutschlandlied
Dieter Hoppe: Gedanken über die Entstehung von Hymnen 17
Die Nationalhymne Liechtensteins
Als Melodie zur Nationalhymne wird die Hymne des Vereinigten Königreichs „God save the
Queen“ verwendet.
„Oben am jungen Rhein“ ist die Nationalhymne Liechtensteins seit 1963, als das schon seit
Ende des 19. Jahrhunderts als Hymne dienende Lied „Oben am deutschen Rhein“ durch
Ersetzen von auf Deutsch bzw. Deutschland verweisende Textstellen geändert wurde.
Der Originaltext wurde in den 1850er Jahren von Jakob Josef Jauch (1802–1859) geschrieben.
Als Melodie wird die der Nationalhymne des Vereinigten Königreiches (God save the Queen)
verwendet. Die erste nachweisbare Aufführung vor großem Publikum erfolgte bei der
Eröffnung der Landesausstellung 1895 in Vaduz, und damals scheint die Hymne schon recht
bekannt gewesen zu sein. Versuche, aus dem Text den Begriff «deutsch» zu streichen, gab es
seit 1918. Sie stießen zunächst noch auf Widerstände und bis in die 1940er Jahre waren die
reformierte und die Originalversion umstritten. Trotz erneuter Anläufe gleich nach dem
Zweiten Weltkrieg wurden erst 1963 auch offiziell die Bezüge auf Deutschland entfernt: aus
«am deutschen Rhein» wurde «am jungen Rhein», und «im deutschen Vaterland» wurde zu
«das teure Vaterland». Die zweite Originalstrophe mit «Auf Deutschlands Wacht» hat kein
Gegenstück in der aktuellen Hymne.
Es ist Brauch, beim Ertönen der Zeile «Hoch leb’ der Fürst vom Land» und «Hoch unser
Vaterland» den rechten Arm senkrecht in die Höhe zu strecken. Da dies aber dem Hitlergruss
ähnlich sehen kann, wird das Ausstrecken des Armes heute von vielen nicht mehr praktiziert.
Text (seit 1963)
Oben am jungen Rhein
Lehnet sich Liechtenstein
An Alpenhöh’n.
Dies liebe Heimatland,
Das teure Vaterland,
Hat Gottes weise Hand
Für uns erseh’n.
Hoch lebe Liechtenstein
Blühend am jungen Rhein,
Glücklich und treu.
Hoch leb’ der Fürst vom Land,
Hoch unser Vaterland,
Durch Bruderliebe Band
Vereint und frei.
Originaltext (1920–1963)
Text: Jakob Joseph Jauch (1802–1859)
geschrieben 1850,
Melodie: «God save the Queen».
1.
Oben am deutschen Rhein
Lehnet sich Liechtenstein
An Alpenhöh’n.
Dies liebe Heimatland
Im deutschen Vaterland
Hat Gottes weise Hand
Für uns erseh’n.
2. Wo einst St. Lucien
Frieden nach Rhätien
Hineingebracht.
Dort an dem Grenzenstein
Und längs dem jungen Rhein
Steht furchtlos Liechtenstein
Auf Deutschlands Wacht.
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Deutschlandlied
Dieter Hoppe: Gedanken über die Entstehung von Hymnen 18
Nationalhymne der Schweiz
„Rufst du, mein Vaterland“ ist die ehemalige Schweizer Nationalhymne. Der 1811 verfasste
Text des Berner Philosophieprofessors Johann Rudolf Wyss wird zur Melodie der britischen
Königshymne gesungen. Die Melodie war damals weit verbreitet, speziell unter den Feinden
Napoleons. Mit den zunehmenden internationalen Kontakten im 20. Jahrhundert ergab es sich
immer öfter, dass die Schweizer und die britische Hymne nacheinander gespielt wurden. Dies
führte in der Schweiz letztlich zum Wunsch nach einer neuen Hymne.
Seit 1961 wird als neue Nationalhymne der Schweizer Psalm gesungen.
Der Originaltext, der bis 1961 gesungen wurde zur Melodie von „God save the Queen“.
Die Hymne wurde in allen vier Landessprachen der Schweiz gesungen.
Deutscher Text
1. Strophe
Rufst du, mein Vaterland
Sieh uns mit Herz und Hand,
All dir geweiht
Heil dir, Helvetia!
Hast noch der Söhne ja,
Wie sie Sankt Jakob sah,
Freudvoll zum Streit!
5. Strophe
Und wie Lawinenlast
Vorstürzt mit Blitzeshast –
Grab allumher –
Werf in den Alpenpfad,
Wenn der Zerstörer naht,
Rings sich Kartätschensaat
Todtragend schwer.
3.
Lieblich zur Sommerzeit
Auf hoher Alpen Weid
Schwebt Himmelsruh’.
Wo frei die Gemse springt,
Kühn sich der Adler schwingt,
Der Senn das Ave singt
Der Heimat zu.
4.
Von grünen Felsenhöh’n
Freundlich ist es zu seh’n
Mit einem Blick:
Wie des Rheins Silberband
Säumet das schöne Land
Ein kleines Vaterland
Vom stillen Glück.
5.
Hoch lebe Liechtenstein,
Blühend am deutschen Rhein,
Glücklich und treu.
Hoch leb’ der Fürst vom Land,
Hoch unser Vaterland,
Durch Bruderliebe Band
Vereint und frei.
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Deutschlandlied
Dieter Hoppe: Gedanken über die Entstehung von Hymnen 19
2. Strophe
Da, wo der Alpenkreis
Nicht dich zu schützen weiss
Wall dir von Gott,
Stehn wir den Felsen gleich,
Nie vor Gefahren bleich,
Froh noch im Todesstreich,
Schmerz uns ein Spott.
3. Strophe
Nährst uns so mild und treu,
Hegst uns so stark und frei,
Du Hochlandbrust!
Sei denn im Feld der Not,
Wenn Dir Verderben droht,
Blut uns ein Morgenrot,
Tagwerk der Lust.
4. Strophe
Sanft wie der Alpensee,
Sturmlos am Gletscherschnee
Webt unser Mut.
Graus tobt der See, geschreckt,
Wenn ihn Gewitter deckt,
So wir zum Kampf erweckt,
Wut wider Wut.
6. Strophe
Vaterland, ewig frei,
Sei unser Feldgeschrei,
Sieg oder Tod!
Frei lebt, wer sterben kann,
Frei, wer die Heldenbahn
Steigt als ein Tell hinan.
Mit uns der Gott!
7. Strophe
Doch, wo der Friede lacht
Nach der empörten Schlacht
Drangvollem Spiel,
O da viel schöner, traun,
Fern von der Waffen Grau’n,
Heimat, dein Glück zu bau’n
Winkt uns das Ziel!
-
Deutschlandlied
Dieter Hoppe: Gedanken über die Entstehung von Hymnen 20
Heil Dir im Siegerkranz“ Deutsches Kaiserreich 1871-1918
schon seit 1795 Preußische Nationalhymne
Melodie: God save the Queen
1.
Heil dir im Siegerkranz,
Herrscher des Vaterlands!
Heil, Kaiser, dir!
Fühl in des Thrones Glanz
die hohe Wonne ganz,
Liebling des Volks zu sein!
Heil Kaiser, dir!
2.
Nicht Ross und Reisige
sichern die steile Höh,
wo Fürsten stehn:
Liebe des Vaterlands,
Liebe des freien Manns
gründet den Herrscherthron
wie Fels im Meer.
3.
Heilige Flamme,
glüh, glüh und erlösche nie
fürs Vaterland!
Wir alle stehen dann
mutig für einen Mann,
kämpfen und bluten gern
für Thron und Reich!
4.
Handlung und Wissenschaft
hebe mit Mut und Kraft
ihr Haupt empor!
Krieger- und Heldenthat
finde ihr Lorbeerblatt
treu aufgehoben
dort an deinem Thron!
5.
Sei, Kaiser Wilhelm, hier
lang deines Volkes Zier,
der Menschheit Stolz!
Fühl in des Thrones Glanz,
die hohe Wonne ganz,
Liebling des Volks zu sein!
Heil, Kaiser, dir!
Parodie auf Grund von Kriegsmüdigkeit
im 1. Weltkrieg:
Heil dir im Siegerkranz!
Kartoffeln mit Heringsschwanz.
Heil Kaiser dir! Friss in des Thrones Glanz
Die fette Weihnachtsganz
Uns bleibt der Heringsschwanz
In Packpapier.
Die Sächsische Hymne
Gott segne Sachsenland, wo fest die Treue stand“
Text: Der Text wurde von Siegfried August
Mahlmann im Jahre 1815 geschrieben. Die
„Umdichtung“ der zweiten Strophe geschah
wahrscheinlich nach dem Tode von
Friedrich August II. im Jahre 1854.
Die Melodie dürfte allseits bekannt sein, es handelt
sich um „God save our gracious Queen“. Im Original
heißt das Lied aber „America, My country ‚tis of
thee“ und wurde 1740 von Thesaurus Musicus
veröffentlicht.
1.
In Sturm und Nacht!
Ew’ge Gerechtigkeit,
Hoch überm Meer der Zeit,
Die jedem Sturm gebeut,
Schütz uns mit Macht!
2.
Blühe, du Rautenkranz
In schöner Tage Glanz
Freudig empor!
Heil, Friedrich August, dir!
Heil, guter König, dir!
Dich, Vater, preisen wir
Liebend im Chor!
Blühe, du Rautenkranz,
In schöner Tage Glanz
Freudig empor!
Heil, frommer Vater dir,
Heil gute Mutter dir.
Euch, treue, segnen wir
Liebend im Chor!
3.
II Was treue Herzen flehn
Steigt zu des Himmels Höh’n
Aus Nacht zum Licht.
Der unsre Liebe sah,
Der unsre Tränen sah,
Er ist uns huldreich nah,
Verläßt uns nicht.
4.
Gott segne Sachsenland,
wo fest die Treue stand
In Sturm und Nacht!
Ew’ge Gerechtigkeit,
Hoch überm Meer der Zeit,
Die jedem Sturm gebeut,
Schütz uns mit Macht!
Anmerkungen
Die letzten 4 Zeilen werden zum Abschluss der
Strophe wiederholt.
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Deutschlandlied
Dieter Hoppe: Gedanken über die Entstehung von Hymnen 21
Bayern (Königshymne)
Heil unserm König Heil!
Lang Leben sei sein Teil
erhalt ihn Gott!
Gerecht und fromm und mild
ist er sein Ebenbild
Gott gib ihm Glück
Fest ist des Königs Thron
die Wahrheit seine Kron
und Recht sein Schwert
Von Vaterlieb erfüllt
regiert er groß und mild
Heil sei, Heil
O heilge Flamme glüh
und erlösche nie
für´s Vaterland
Wir alle stehen dann
voll Kraft für einen Mann,
für´s Vaterland
Sei bester König hier
lang noch des Volkes Zier
der Menschheit Stolz
Der hohe Ruhm ist Dein
der Deinen Lust zu sein
Heil, Herrscher, Dir
Text: ??
Musik: auf die Melodie von “ Heil dir im
Siegerkranz “ , also “ God save the Queen “
Hymne des ehemaligen Königreichs Bayern,
gesungen seit 1806, der Erhebung Bayerns zum
Königtum durch Napoleon.
Unter der Regentschaft von Otto von
Griechenland war dieses Lied auch
Nationalhymne des Königreichs Griechenland.
An deren Stelle trat 1862 die Hymne an die
Freiheit.
Hannover
Heil Dir Hannover, heil!
Freude werd’ Dir zuteil,
Freude stets mehr.
Jauchze, Du Engels-Chor,
dringe zu Gottes Ohr!
Mit Deinem Freudenchor:
Gebt Gott die Ehr’!
Gott gab den Freudentag,
was tief verborgen lag,
kam nun ans Licht.
Zage nicht, Erdensohn,
wenn schwarz die Wolken droh’n,
Gott hält auf seinem Thron
Waag und Gewicht
Er führt alles aus,
schützt unser Welfenhaus
mit mächt’gem Arm.
Eintracht ist Gottes Band:
König und Vaterland
reichen sich Herz und Hand
heilig und warm.
Oder
Heil Dir Hannover, heil!
Freude werd' Dir zuteil,
Freude stets mehr.
Jauchze, Du Engelschor,
Dringe zu Gottes Ohr!
Mit Deinem Freudenchor:
Gebt Gott die Ehr'!
Gott gab den Freudentag,
Was tief verborgen lag,
Kam nun ans Licht.
Zage nicht, Erdensohn,
Wenn schwarz die Wolken droh'n,
Gott hälz auf seinem Thron
Waag' und Gewicht.
Er führt alles aus,
Schützt unser Welfenhaus
mit mächt'gem Arm.
Eintracht ist Gottes Band:
König und Vaterland
Reichen sich Herz und Hand
Heilig und warm.
-
Deutschlandlied
Dieter Hoppe: Gedanken über die Entstehung von Hymnen 22
Württemberg (Königshymne)
Heil unserm König Heil
Heil unserm Fürsten Heil
Dem Edlen Heil
Herr Gott dich loben wir
Herr Gott wir stehn zu dir
o segn´ ihn für und für
Dem König Heil
Herr Gott wir schaun empor zu dir
Der Treuen Chor fleht Segen ihm
verleih ihm Glück und Ehr
sei du ihm Schirm uund Wehr
Wer liebt sein Volk wie er?
Dem König Heil
Laß deine milde Hand
auf unserm Vaterland
und Fürsten ruhn
Er sei gerecht wie du
erhalt uns Fried und Ruh
Froh jauchzt sein Volk ihm zu
Dem König Heil
Sein Volk mit Herz und Mund
verehr im Bruderbund
als Vater ihn
Herr laß durch sein bemühn
des Volkes Segen blühn
Erhalt und schütze ihn
Dem König Heil
Text: Verfasser anonym ? – Württembergische Volkshymne , so in Liederbuch Postverband
bezeichnet – mit geringen Abweichungen und nur Strophen 1,2,4 im gleichen Buch auch als
„Schwarzburger Vaterlandshymne“
Musik: auf die Melodie von Heil dir im Siegerkranz
in: Liederbuch Postverband (1898) — Gesellenfreud (1913) — Liederbuch für höhere
Mädchenschulen (1919) — 1890
Variation für Baden
◦Heil du mein Badener Land
Usw.
-
Deutschlandlied
Dieter Hoppe: Gedanken über die Entstehung von Hymnen 23
Rußland
Molitva Russikc „Gebet der Russen“.
Gilt als erste Nationalhymne zwischen 1816 und 1833.
Das Lied Molitwa Russkich (russisch Молитва русских (deutsch: Gebet der Russen) wird von einigen
Autoren als offizielle Nationalhymne des Russischen Reiches unter Zar Alexander I. von 1816 bis 1833
angesehen. Der Text stammt von Wassili Schukowski, die Melodie ist diejenige von "God save the
Queen".
Gott, schütze den Zaren!
Gib viele Tage auf Erden
Dem Verehrungswürdigen,
Dem Bezwinger der Hochmütigen,
Dem Beschirmer der Schwachen,
Alles dies sende uns der Himmel herab!
Dem machtvollen und rechtgläubigen Russland,
Herr, gib deinen Schutz!
Eine Herrschaft gib ihm,
Einträchtig und ruhig in Kraft,
Und halte fern Alle Schmach und Schande!
O Vorsehung deinen Segen sende
Auf uns herab! Streben nach Wohlfahrt,
Versöhnung in Glück,
Ausdauer im Leid
gib auf Erden!
Island
Die älteste Hymne in Island, die quasi als Nationalhymne gesungen wurde, stammt von Bjarne
Thorarensen. Er wurde im Jahre 1786 auf dem Hof Brautarholt auf der Halbinsel Kjalarnes bei
Reykjavík geboren. Er studierte in Kopenhagen Jura. Island war damals noch dänisch. Bjarne
Thorarensen arbeitete zunächst in Dänemark an staatlichen Institutionen. Im Jahre 1811 kehrte
er nach Island zurück. Auch dort übernahm er staatliche Ämter, u. a. das eines Richters in
Reykjavík. Er starb am 24.August 1841 und ist in Möðruvellir begraben.
Bjarni Thorarensen ist vor allem als Lyriker ein wichtiger Vertreter der Literaturströmung der
Romantik in Island. Mit dieser Strömung wurde er zuerst in Dänemark bekannt.
Schon als junger Mensch hatte er angefangen zu dichten und zeigte sich fasziniert von der Natur
seiner Heimat. Von ihm stammt das Lied „Eldgamla Ísafold“ (Uraltes Eisland). Es wurde auf
die Melodie „God Save the Queen“ als eine Art Nationalhymne gesungen. Es wurde i. a. aber
nur die erste Strophe gesungen.
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Deutschlandlied
Dieter Hoppe: Gedanken über die Entstehung von Hymnen 24
Oh, Gott unseres Landes! Oh, unseres Landes Gott!
Wir verehren deinen heiligen, heiligen Namen!
Aus den Sonnensystemen der Himmel weben deine Krone
deine Legionen, der Zeiten Versammlung!
Für dich ist ein Tag wie tausend Jahre,
und tausend Jahre ein Tag, nicht mehr,
ein Blümchen der Ewigkeit mit zitternden Tränen,
das zu seinem Gott betet und stirbt.
Islands tausend Jahre,
Islands tausend Jahre,
ein Blümchen der Ewigkeit mit zitternden Tränen,
das zu seinem Gott betet und stirbt.
Oh, Gott unseres Landes! Oh, unseres Landes Gott!
Wir leben wie wehende, wehende Halme.
Wir sterben, wenn du nicht Licht und Leben bist,
das uns aus dem Staub erhebt.
Oh, sei du jeden Morgen unser süßestes Leben,
unser Anführer in der Last der Tage,
und bei Abend unser himmlischer Frieden und Schutz
und unser Feldmarschall auf dem Weg der Nation.
Islands tausend Jahre,
Islands tausend Jahre,
mögen Völker wachsen mit versiegenden Tränen,
die du auf den Weg ins Gottesreich führst.
Oh, Gott, oh, Gott! Wir verneigen uns
und opfern dir brennende, brennende Seelen,
Gott Vater, unser Herrgott von Generation zu Generation,
und wir beten unsere heiligsten Gebete.
Wir beten und danken für tausend Jahre,
denn du bist unsere einzige Zuflucht.
Wir beten und danken mit zitternden Tränen,
denn du bist unser Schicksal.
Islands tausend Jahre,
Islands tausend Jahre,
in der kalten Morgendämmerung fallende Tränen,
von der scheinenden Sonne gewärmt.
Das Lied diente lange als Ersatz für eine isländische Nationalhymne. Am 2. August 1874 wurde
das tausendjährige Jubiläum der Besiedlung Islands gefeiert. Während eines Festgottesdiensts
in der Domkirche von Reykjavík, in Anwesenheit des dänischen und damit isländischen Königs
Christian IX. wurde der Lofsöngur von einem gemischten Chor uraufgeführt. Der Liedertext
von Matthías Jochumsson knüpft an den Inhalt des 90. Psalms der Bibel an, der als Predigttext
für diesen Gottesdienst ausgesucht worden war.
Lofsöngur (deutsch Lobgesang) ist der Name der isländischen Nationalhymne. Sie stammt aus
dem Jahre 1874. Den Text schrieb Matthías Jochumsson (1835–1920), die Melodie stammt von
Sveinbjörn Sveinbjörnsson (1847–1927).
In der Folgezeit gewann das Lied allgemeine Beliebtheit als Nationalhymne und wurde als
solche bei der Erlangung der Souveränität 1918 aufgeführt. Offiziellen Status erlangte die
Hymne aber erst durch ein entsprechendes Gesetz aus dem Jahre 1983.
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Deutschlandlied
Dieter Hoppe: Gedanken über die Entstehung von Hymnen 25
USA
In den USA diente das Lied „My Country, ’Tis of Thee („Mein Land, von Dir ist’s“; auch:
America) ist ein patriotisches Lied der Vereinigten Staaten von Amerika, das von Samuel
Francis Smith im Jahr 1831 verfasst wurde. Neben weiteren Liedern wie insbesondere Hail,
Columbia erfüllte es – wenngleich nicht offiziell – die Funktion einer Nationalhymne der USA,
bis im Jahre 1931 mit „The Star-Spangled Banner“ (Sternenbanner) einem Lied erstmals der
Status einer offiziellen Nationalhymne verliehen wurde.
Originaltext
Deutsche Übersetzung
My country, ’tis of thee,
Sweet land of liberty,
Of thee I sing;
Land where my fathers died,
Land of the pilgrims’ pride,
From every mountainside
Let freedom ring!
My native country, thee,
Land of the noble free,
Thy name I love;
I love thy rocks and rills,
Thy woods and templed hills;
My heart with rapture thrills,
Like that above.
Let music swell the breeze,
And ring from all the trees
Sweet freedom’s song;
Let mortal tongues awake;
Let all that breathe partake;
Let rocks their silence break,
The sound prolong.
Our father’s God to Thee,
Author of liberty,
To Thee we sing.
Long may our land be bright,
With freedom’s holy light,
Protect us by Thy might,
Great God our King.
Mein Land, es ist von Dir,
Dem süßen Land der Freiheit,
Von dem ich singe.
Land, wo meine Väter starben,
Land des Stolzes der Pilgerväter,
Lasst von jedem Bergeshang
Den Ruf der Freiheit erschallen!
Du Land meiner Geburt,
Land der edlen Freien,
Deinen Namen liebe ich.
Ich liebe deine Berge und Bächlein,
Deine Wälder und sanften Hügel,
Mein Herz erschauert vor Entzücken
Wie jenes da oben.
Lasst Musik den Wind entfachen,
Und von allen Bäumen das Lied
Der süßen Freiheit erschallen;
Lasst die Zunge der Sterblichen erwachen,
Lasst alle, die atmen, teilhaben,
Lasst Felsen ihr Schweigen brechen
Lass ihr Lied fortdauern.
Gott unserer Väter, Dir,
Urheber der Freiheit
Dir lass uns singen.
Lang möge unser Land widerleuchten
Vom heiligen Licht der Freiheit
Schütze uns mit Deiner Macht,
Großer Gott, unser König.
Die Melodie ist diejenige von God Save the Queen. Damit bedient sich My Country, 'Tis of Thee eines
klassischen Urtyps der Melodie zahlreicher patriotischer Lieder seiner Zeit. Neben God Save the Queen
wurden auch die vor 1833 verwendete russische Zarenhymne Molitwa Russkich, die bis 1961 gültige
schweizerische Nationalhymne Heil Dir Helvetia, die ehemalige preußische Volkshymne Lied Heil Dir
im Siegerkranz, die isländische Eldgamla Ísafold, die bayerische Königshymne Heil unserm König Heil!
sowie die sächsische Hymne Gott segne Sachsenland zu dieser Melodie gesungen. Bis heute ist diese
Melodie zudem als Nationalhymne Liechtensteins in Gebrauch.
Ende