Das Magazin der Diakonie Michaelshoven · das Frühstücksei kann jetzt nach eigenen Wünschen...

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Das Magazin der Diakonie Michaelshoven Nr. 22 | Dezember 2015 Neue Einrichtungen Flüchtlinge Weihnachten Neuanfang Menschen in Michaelshoven

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Das Magazin der Diakonie Michaelshoven

Nr. 22 | Dezember 2015

Neue Einrichtungen Flüchtlinge Weihnachten

Neuanfa n g

Menschen in Michaelshoven

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2 Kontakt

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Liebe Leserinnen und Leser,

„Und plötzlich weißt du: Es ist Zeit, etwas Neues zu beginnen und dem Zau-ber des Anfangs zu vertrauen“, rief der spätmittelalterliche Theologe und Phi-losoph Meister Eckhart einst seinen Zeitgenossen zu. Ein Motto, das auch die Diakonie Michaelshoven in den vergangenen Monaten prägte: So wurden auf dem Campus nicht nur eine neue Kindertagesstätte und zwei Seniorenzentren eröffnet, sondern wir durften auch die ersten Flüchtlinge in den Deutschkursen unseres Zentrums Bildung und Beruf begrüßen. Für die Senioren war es ein Ab-schied aus dem bis dahin vertrauten Haus Simeon und zugleich ein Neuanfang in einer Einrichtung mit einem veränderten Konzept, in dem sie wesentlich stärker teilhaben können als bisher. Für die Kleinkinder bedeutete der Eintritt in die Kindertagesstätte ein großes Ereignis und der freudige Schritt in eine neue Lebensphase. Und die Flüchtlinge hatten erstmalig die Gelegenheit, sich mit der Sprache ihrer neuen Heimat vertraut zu machen. Ein kleiner Anfang immerhin, denn wir alle können uns kaum vorstellen, was diese Menschen auf ihrem Weg erlitten und welche Ängste sie durchlebt haben.

Aber auch unser Magazin hat sich verändert. Das neue „M“ hat nicht nur ein neues Format und einen veränderten Umschlag. Auch inhaltlich verlassen wir vertraute Wege. Neben dem Schwerpunktthema wird es künftig weitere Rubriken geben, die sich mit aktuellen Themen und den Menschen in Michaelshoven beschäftigen. Auf Ihre Rückmeldungen sind wir sehr gespannt!

Ein neues Jahr steht vor der Tür und damit auch der Moment des Innehaltens. Die Phase, in der wir mit Rührung und Dankbarkeit auf die Augenblicke schauen, die uns erfreut haben und die wir gemeinsam mit uns nahestehenden Menschen erleben konnten, und in der wir mit froher Erwartung auf das kommende Jahr blicken. Aber auch die Zeit, in der wir unsere Freude mit anderen Menschen teilen möchten. Helfen Sie uns dabei und spenden Sie für Kinder und Jugendliche, die bei uns leben und die wir betreuen!

Ich wünsche Ihnen gemeinsam mit meinem Kollegen Uwe Ufer von Herzen ein schönes Weihnachtsfest und alles Gute für das kommende Jahr,

Ihre Birgit Heide

Ed i to r ia l 3

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Cem mandios, qua num hocam, nos, et partalabulem mortilibunum is, nos ren-impres in ad inclemquius obus ellem inum et; eoriver niampliu vil haet dem, videm hocta prora es ta, conihintem me clum manum nihic octabes bon re cons inintem nosul unu consul horudac ta, qui iam obus hae fursulto coerceris verris. C

Aturni quonentum tere ceps, ne cula coere ademerfeci poptiam della non vehem aucit. Es non-

tilis hocatique probse pra o et; ina, coe-rum ocaequo C. Serfina, venis, nos con tam in pondepses fue essa nimum con-stem aut patra? Halessul co cons cum oponferum achicae fecoenatuam quos, spio et, quam ursus er que maiorib efen-ditus iam avocaequam imum inum sena-tuam omnique confeconem facreis, pro ureviva tractus bonsignat, no. Lum hac re certe ingulto cononent.

Inam avocrisupien iam moltorentem dio es fuis; horus, patu mentem dem tudem-perem is. Vivideo iaet, senint proximo acterei peres consua L. Dec tum duci pesenatuam tienam in sa intes pubit; ina, quo cupiorum in nost itero am nena, se pris omantem, con vilium acibem man-daci cestusquo morterdiis caed fue non-di publique imo peresse reorusquo est viver ut vis.

Tor im ocus auces oc, ex mus num duce-na, maximiliis iam senteriore pote con-sum sendum oraela nitrevist ere publi sent no. con dis. Os rem abem nos pe-rum hachum iam hilicia nit.Solum ius Mae atum me ne tume con vit, te con serfeciam untriam audemum hac turae te que niculla rem intinem noca vit vid de public fur hos cont? Nihin hala rem. Valiur in talesciem elicae nonde nos cae, con nique cre ciamenarit,Hus; nihi-licii ia? Eps, nem audem publin virmilicam num prit.

4 Impressum

Das Magazin aus MichaelshovenNr. 22 12/2015 Herausgeber:Diakonie Michaelshoven e.V. Birgit Heide, Uwe Ufer (beide Vorstand)

Redaktion, Gestaltung und Lektorat: Simone Schön, Stefanie Kornhoff, Melani Köroglu, Patrizia Labus, Jana Stein, Mareike Carlitscheck

Druck: Z.B.! Kunstdruck, Köln Auflage: 3.500 Exemplare Bezug kostenlos Das Magazin erscheint dreimal im Jahr (April, August und Dezember). Zur vereinfachten Lesbarkeit wird im Allgemeinen die männliche Schreibweise verwendet.

Fotos: Titel: © tomer turjeman/Fotolia.de; S.3: © Carlos Stemme-rich/Diakonie Michaelshoven; S. 4: Charlotte Archer; S. 6-7: © Melani Köroglu/Diakonie Michaelshoven; S. 8-9: © Jana Stein/Diakonie Michaelshoven; S. 10-13: © Jana Stein/Dia-konie Michaelshoven, Kinderzeichnungen aus der Kita Pus-teblume; S. 14: © Stefanie Kornhoff/Diakonie Michaelshoven; S. 16-17: © Jana Stein/Diakonie Michaelshoven, © freevec-tor.com; S. 18-19: © Miram Dörr, © Kzenon, © Köpenicker, © Firma V; S. 20-25: © Stefanie Broch © Diakonie Michaelsho-ven, © (Rh)einklang, © Kölner Dombläser ; S. 26-27: dia.Leben Michaelshoven, © Lucky Dragon/Fotolia.de, © Q/Fotolia.de

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I nha l t sverze ichn i s 5

INHALT

Editorial .................................................................................................................................................... 3

Neuanfang .............................................................................................................................................. 6 Menschen in Michaelshoven ........................................................................................................ 14

Kontrovers ............................................................................................................................................ 16 Was uns bewegt ................................................................................................................................ 18

Kurz berichtet ..................................................................................................................................... 20

Veranstaltungen ................................................................................................................................. 25

(M)Einblick ........................................................................................................................................... 26

Bitte helfen Sie ................................................................................................................................... 27

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WG-Leben mit 80Das Hauswohngemeinschaftsmodell zieht in Michaelshoven ein

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Im fortgeschrittenen Alter eine WG gründen? Immer mehr Menschen können sich vorstellen, im Alter ge-meinsam mit anderen zusammenzuleben, um nicht zu vereinsamen und alltägliche Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen. Die Diakonie Michaelshoven hat dieses Wohnkonzept aufgegriffen und zwei neue Seniorenhäuser mit dem Hauswohngemeinschaftsmodell eröffnet. Die Bewohner erhalten professio-nelle Pflege und Betreuung in wohnlicher Atmosphäre. Außerdem bleibt genug Freiraum, um individuellen Wünschen nachzukommen. Ein Konzept, das sich in anderen Ländern schon lange bewährt hat.

Alleine alt werden kam für Elisa-beth Steinbach nicht in Frage. „Ich bin im Kinderheim großge-

worden, habe viele Jahre im Kaufhof und in einer Gaststätte gearbeitet. Ich hatte immer viel mit Menschen zu tun. Der Kontakt wür-de mir fehlen, dann würde ich richtig krank werden“, sagt die gebürtige Kölnerin. Vor 14 Jahren zog sie ins Seniorenzentrum Michaelshoven, weil es alleine zu Hause nicht mehr so gut ging. Im September stand der Umzug in das neugebaute

Albert-Schweitzer-Haus an. Jetzt lebt die 80-Jährige in der Wohngruppe „Wetter-leuchten“ mit 13 weiteren Bewohnern. „Das Zusammenleben ist jetzt anders“, sagt sie. Während zuletzt im Seniorenzentrum Michaelshoven knapp 200 Bewohner un-tergebracht waren, leben im neuen Haus nun insgesamt 80 Bewohner, die sich auf sechs Wohngruppen aufteilen.

„Ich war vorher auch zufrieden. Aber das Moderne hier gefällt mir sehr. Es ist ein an-

deres Wohngefühl“, findet Elisabeth Stein-bach. Anders als vorher hat jede Wohn-gruppe ihren eigenen gemeinsamen Wohnbereich. Eine gemütliche Sofaecke, mehrere Sitzgelegenheiten, um gemein-sam zu essen oder Karten zu spielen, und eine großzügige Terrasse gehören zu jeder Wohngruppe. Das Herzstück bildet dabei die offene Küche. Hier wer-den die Gerichte von einer Präsenzkraft frisch zubereitet. Wenn ein Bewohner Kartoffeln schälen will oder den Salat zu-

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bereiten möchte, kann er sich aktiv bei der Essenszubereitung einbringen. So wie es der eine oder andere auch schon zu Hause in der eigenen Küche gemacht hat. Auch Familienangehörige und Freunde sind eingeladen, sich einzubringen. Hier ist Teilhabe ausdrücklich erwünscht.

Um 8:15 Uhr frühstückt Elisabeth Stein-bach. „Ich bleibe dann bis 9:45 Uhr in der Wohnküche“, sagt sie. Danach zieht sie sich in ihr Zimmer zurück, um ihre Lieb-lingsserien zu schauen. „Leider kann ich beim Vorbereiten des Mittagessens nicht mithelfen, weil ich körperlich eingeschränkt bin“, bedauert die 80-Jährige. Als Vorsit-zende des Heimbeirats hat sie immer ein offenes Ohr für die Belange ihrer Mitbe-wohner. „Ich versuche immer zu vermitteln und zu helfen. Bisher klappt das sehr gut, und die Mitarbeiter hier sind auch immer sehr freundlich“, sagt sie.

So normal wie zu Hause Das Hauswohngemeinschaftskonzept in Senioreneinrichtungen hat sich in Ländern wie den Niederlande und Frankreich schon lange etabliert. In Deutschland findet man diese Form des Zusammenlebens noch selten. Frank Murach, Einrichtungsleiter der zwei neu-en Seniorenhäuser in Michaelshoven, ist von dem Modell überzeugt. Er hat lang-jährige Erfahrung beim Aufbau und der Umsetzung des Konzepts gesammelt. „Die Hauswohngemeinschaften sollen das Normalitätsprinzip erfüllen, das heißt, dass all das, was man von zu Hause kennt, wie beispielsweise die Vorbereitung einer Mahl-zeit, in den Alltagsablauf integriert ist“, er-klärt Frank Murach.

Dabei geht es vor allem darum, die ver-schiedenen Sinne der Bewohner zu sti-mulieren. Man riecht das frisch zuberei-tete Essen, was den Appetit anregen soll, und hört altbekannte Geräusche im Rah-men der Haushaltsführung, wie das Spü-

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len von Geschirr oder den Mixer. „Da-von profitieren auch die Senioren, die nicht mehr aktiv mithelfen können“, sagt der Einrichtungsleiter. Es schafft eine familiäre Atmosphäre in den Wohngruppen, die an das ehemalige Zuhause erinnert.

Die Bewohner in der Wohngruppe sind mehr gefordert und können den Alltag mitgestalten. Damit soll die Aktivität der Senioren mobilisiert werden. So heißen die Speisepläne nun auch Speisevorschlä-ge. „Das ist natürlich was ganz Besonde-res, was es vorher nicht gab. Die Präsenz-kräfte besprechen morgens gemeinsam mit den Bewohnern, was es zu essen gibt. Dabei geht es auch darum, Alternativen zu schaffen. Nicht jeder mag beispielsweise Fisch“, erklärt Frank Murach. Und auch das Frühstücksei kann jetzt nach eigenen Wünschen gekocht werden. „Das war mit einer Großverpflegung, wie es sie bisher im Seniorenzentrum gab, natürlich nicht mög-lich“, sagt der Einrichtungsleiter.

Im großzügigen Wohnbereich sitzen die Bewohner zusammen. Hier wird gemein-sam Kaffee getrunken oder auch Zeitung

gelesen. Die Zusammenarbeit mit Eh-renamtlichen findet Frank Murach sehr wichtig, er ist beeindruckt, wie viele Men-schen ihre Zeit den Senioren schenken: seien es die Spaziergänge, das gemeinsa-me Kartenspielen oder die Ausrichtung der sehr beliebten Singkreise.

Ein weiteres besonderes Zusammentref-fen ist das mit den Kindern aus der im selben Haus ansässigen Kindertagesstätte MorgenLand. Von den Begegnungen pro-fitieren beide Seiten. Elisabeth Steinbach gefällt das gut. Gemeinsame Veranstal-tungen wie Basteln, Vorlesen oder auch Plätzchen backen in der Weihnachtszeit sollen die Generationen miteinander verbinden.

Es ist kurz vor 18 Uhr. Elisabeth Stein-bach unterhält sich noch ein wenig mit Bewohnern aus ihrer Wohngruppe, wäh-rend in der Küche die Vorbereitungen für das gemeinsame Essen getroffen werden. Eben ganz so wie in einer typischen WG.

Frau Leitenberger (86) häkelt eine Wintermütze für eine Mitbewohnerin und bringt nebenbei dem Auszubildenden Mathias Adam das Häkeln bei.

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Sprache als Turoffner in den Beruf

Von Syrien über die Türkei und Griechenland bis nach Deutschland. Den größten Teil zu Fuß. Drei Mona-te waren Jameelah und Sarah Amourah unterwegs, um aus ihrer Heimat zu fliehen und in Deutschland Sicherheit zu finden. Seit Mai leben Mutter und Tochter nun mit ihrer Familie in Köln. Anfang September bekamen sie die Gelegenheit, den Deutschkurs des Zentrums Bildung und Beruf der Diakonie Michaels-hoven zu besuchen.

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Jameelah und Sarah stecken die Köpfe zusammen und kichern. „Du bist jetzt dran“, sagt die Tochter mit gespielter

Strenge zu ihrer Mutter und die beiden beugen sich tiefer über das Arbeitsblatt. „Guten Tag, was würden Sie gerne essen?“, fragt Jameelah in der Rolle des Kellners

ihre Tochter. „Ich hätte gerne eine Suppe“, liest Sarah eine der möglichen Antwor-ten vom Blatt ab und lächelt dann stolz. Es klingt schon sehr flüssig und das, ob-wohl Deutsch für die beiden noch eine komplette Fremdsprache ist.Die beiden Frauen sind gemeinsam mit

ihrer Familie Anfang des Jahres aus Sy-rien geflohen, weil es dort nicht mehr sicher war. Sie haben ihr Leben dort aufgegeben, alles zurückgelassen, um hier die Chance auf ein neues Leben zu bekommen. Beide haben sie eine gute Ausbildung in Syrien genossen, Jamee-

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lah ist Ingenieurin, ihre Tochter Sarah hat Touristik und Betriebswirtschaft studiert. Trotzdem fangen sie hier wieder bei Null an. „Die Anerkennung ausländischer Schul-, Studien- und Berufsabschlüsse gestaltet sich nach wie vor schwierig“, erklärt Sla-vica Opacic vom Zentrum Bildung und Beruf der Diakonie Michaelshoven. Um Flüchtlingen wie Jameelah und Sarah eine reelle Chance auf Arbeit zu geben, ist das Erlernen der deutschen Sprache unerlässlich. Deshalb bietet das Zentrum Bildung und Beruf seit Anfang Septem-ber einen Intensivkurs für Flüchtlinge an. „Der Kurs richtet sich gezielt an Asylbewer-ber oder Flüchtlinge mit dem Status ,ge-stattet‘ oder ,geduldet‘, die keinen Zugang zu staatlich finanzierten Integrationskursen haben“, erklärt Slavica Opacic, die die Kurse plant und koordiniert.

Jameelah und Sarah sind froh, diese Chance zu bekommen. Jeden Tag von 8:30 bis 13:30 Uhr kommen sie in die Siegburger Straße, um den Intensivkurs zu besuchen. Zwei Dozentinnen unter-richten die 19 Teilnehmer drei Monate lang, dann beginnt der nächste Kurs. Von Vorteil ist auch, dass eine der Dozentin-nen türkischsprachig ist und somit den Teilnehmern, die kaum Englisch spre-chen, auf Arabisch aushelfen kann.„Wir üben hier jeden Tag, um schnell besser zu werden“, sagt die 50-jährige Syrerin. Und ihre 26-jährige Tochter er-gänzt noch: „Ich hoffe, dass ich nach dem Sprachkurs schnell Arbeit finden kann.“ Die nächste Übung im Kurs folgt und die beiden Frauen hören konzentriert zu, um ja auch alles richtig zu verste-hen. Trotz der großen Herausforderung,

eine neue Sprache zu erlernen, ist die Stimmung entspannt. Über kleine Ver-sprecher bei schweren Wörtern wie „Kartoffelpüree“ lachen die Teilnehmer aus Eritrea, Syrien, Somalia, Pakistan und Palästina gemeinsam und üben sogleich noch einmal zusammen. „Wir fühlen uns sicher und wohl in Deutschland“, sind sich alle Teilnehmer einig. Ein wenig dazu beigetragen haben auch Teilnehmer des Kölner Bildungsmo-dells, die im Raum gegenüber lernen. Sie haben sich zu Beginn des Deutschkur-ses für die Flüchtlinge etwas Besonde-res ausgedacht: Mit Keksen hießen sie sie herzlich willkommen – sowohl im Zentrum Bildung und Beruf als auch in Deutschland.

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10 Dre i F ragen an

MEHR ALS NUR SPRACHFÖRDERUNG Christof Räuschel, Bereichsleiter der Integrationshilfen sowie des Zentrums Bildung und Beruf Michaelshoven

1. Was ist das Ziel des Sprachkurses für Flüchtlinge?

Christopf Räuschel: Der Intensivsprachkurs über drei Monate richtet sich an Flüchtlin-ge, die im Modellprojekt „Early Interven-tion“ der Agentur für Arbeit Köln begleitet werden. Sie haben noch keinen Zugang zu den regulären Integrationssprachkursen und verfügen über nur geringe oder keine Deutschkenntnisse. Die Teilnehmer erwer-ben die nötigen Voraussetzungen für einen aufbauenden Sprachkurs. Als berufsbilden-de Einrichtung wollen wir dazu beitragen, dass unsere Teilnehmer anschließend nicht nur in Hilfsjobs unterkommen, sondern über eine anerkannte berufliche Qualifi-zierung dem Arbeitsmarkt als Fachkräfte zur Verfügung stehen. Deshalb geht unsere Unterstützung auch über die bloße Sprach-förderung hinaus und beinhaltet ebenso die Beratung in allen Lebensfeldern.

2. Wie finanziert sich der Sprachkurs?

Christopf Räuschel: Die Finanzierung erfolgt über die Diakonie Rheinland-Westfalen-Lip-pe aus einem Fonds der Landeskirche zu-nächst für ein Jahr. Zwischen der Diakonie RWL und der Regionaldirektion der Bundes-agentur für Arbeit wurde im Sommer dieses Jahres die gemeinsame Durchführung meh-rerer Flüchtlingsprojekte vereinbart.

3. Wollen Sie die Hilfsangebote für Flüchtlinge noch ausweiten?

Christopf Räuschel: Die Diakonie Michaels-hoven wird zunehmend auch in der Flücht-lingshilfe aktiv. Neben unserem Sprachkurs sind auf dem Gelände in Köln-Rodenkirchen Wohnplätze für unbegleitete Minderjähri-ge entstanden. Das Zentrum Bildung und Beruf ist inzwischen vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge anerkannter Inte-grationskursträger und kann entsprechende Kurse anbieten. Auch E-Learning-Angebote könnten den dringend notwendigen Spra-cherwerb von Flüchtlingen durch mehr Selbstständigkeit unterstützen. Im Zentrum Bildung und Beruf sehe ich die Schwerpunk-te unserer Angebote für die Zielgruppe bei den Themen Sprachvermittlung, Kompe-tenzfeststellung und berufliche Weiterbil-dung. Auch das Kölner Bildungsmodell mit seiner modular aufgebauten Ausbildung und dem begleitenden Coaching könnte mit zusätzlicher Deutschförderung einen Beitrag zur beruflichen Integration für Flüchtlinge leisten.

Christof Räuschel mit Silvana Opacic, der Koordinatorin des Deutschkurses

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Spielen, entdecken, Freude haben - ein Tag in der neuen Kita MorgenLand

Im MorgenLand sind die Kleinsten die Größten. Das zeigt sich bereits direkt an der Eingangstür. Denn nur wer nicht größer als 1,30 Meter ist, darf durch eine ganz besondere, nur für die Kinder vorgesehene Tür das Kinderreich betreten. Mit der Kita in Michaelshoven eröffnete im August 2015 die neunte Kinderta-gesstätte der Diakonie Michaelshoven. Ein Ort zum Spielen, Lachen und Lernen.

10 Uhr morgens in der Kita an der Sürther Straße 200: Fröhliche Kinder-stimmen schallen mir beim Betreten des MorgenLandes entgegen. 56 Kinder im Alter von vier Monaten bis sechs Jahren werden derzeit in der Kita betreut. Die ersten Kleinen verabschieden sich be-reits um 7:30 Uhr von Mama und/oder Papa, nach und nach kommen dann alle anderen an. Bis 9 Uhr wird gefrühstückt, anschließend ist Morgenkreis. Hier be-sprechen die Kinder und Mitarbeiter al-les Wichtige für den Tag, berichten von ihren Erlebnissen und feiern die Ge-burtstagskinder. Danach geht es in die vier verschiedenen Gruppen. Die Kinder können dabei zwischen Schwerpunkten wie „Forschen“, „Kreativbereich“ oder

„Konstruktion/Bauen“ wählen und sich aussuchen, an welchen Angeboten sie heute teilnehmen möchten.

Große, neugierige Augen erwarten uns in der Gruppe 1. Hier spielen die Jüngs-ten der Kita, rund zehn Kinder von bis zu zwei Jahren. Durch einen Glaseinsatz in der Tür können die Kinder auf den Flur hinausblicken. „Unsere Räume in den verschiedenen Gruppen sind ähnlich ge-staltet“, erklärt Kita-Leiterin Christiane Stöbener. „Es gibt einen Gruppenraum, eine offene Küche, einen Schlaf- und einen Bewegungsraum sowie ein Bad.“ Die Räu-me sind bunt, wirken hell und freundlich. Durch Fenster kann man auf das Außen-gelände der Kita schauen. Für die Kleinen

in der Gruppe 1 gibt es verschiedene Objekte, die Anreize zum Spielen und zur Entwicklung geben können: etwa gesammelte Kastanien, raschelnde De-cken, Chiffon-Stoffe und natürlich auch kindgerechte Spielsachen. Die Mitar-beiterinnen kümmern sich liebevoll um die Kleinen. Mitten im Raum hat sich ein kleines Mädchen auf einem Kissen zum Schlafen hingelegt. „Manchmal machen die Kinder mitten im Geschehen ein Ni-ckerchen“, erklärt eine der Erzieherinnen lachend. „Aber genau dafür haben wir nicht nur im Schlaf-, sondern auch hier im Gruppenraum Möglichkeiten.“ Wir lassen die Kleine schlafen und die anderen wei-terspielen.

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Wieder auf dem breiten Flur zwischen den Gruppenräumen angelangt, der aus-reichend Platz zum Spielen bietet, fallen mir mehrere Tafeln an den Wänden auf. Dort sind grob die für die aktuelle Wo-che geplanten Aktivitäten aufgeschrie-ben: Drachen basteln, Spaziergänge im benachbarten Park von Michaelshoven, etwas über Waldtiere erfahren, Spiel-zeugtag, gemeinsames Singen, Smoothie-Time, Salzteig bemalen, „Wir lernen Ver-kehrsregeln“, Sport, Geburtstagsfeiern und noch mehr. Für freies Spiel ist natür-lich auch immer ausreichend Gelegenheit und Zeit.

Immer in Bewegung„Zuerst musst du die Schuhe ausziehen“, weist mich die vierjährige Lisa zurecht. Für die Gruppe 2 geht es heute nämlich in die kita-eigene Turnhalle. Flugs werden aus bunten Spielwürfeln Hindernisse, Türme und Durchgänge gebaut. Auch an der Sprossenwand toben sich einige Kin-der, unterstützt von einer Erzieherin, aus. Dann heißt es aufpassen, denn ein Spiel beginnt: Immer wenn die Musik stoppt, müssen alle stehenbleiben. Wehe, wer nicht achtgibt. In die Töne der CD mischt sich das fröhliche Lachen der Kinder.

In Gruppe 3 zeigen derweil kleine Künst-ler ihr Können. Eifrig bemalen die Kinder selbstgesammelte Baumblätter in bunten Farben. Diese werden dann als Stempel benutzt und zu Papier gebracht. Ganz individuelle Kunstwerke entstehen dabei. „Schau mal, das hab ich ganz allein ge-macht!“, ruft Marvin stolz und zeigt auf sein Bild. Aus dem Bad der Gruppe hört man derweil Jauchzen und Plätschern: In wasserfesten Umhängen und ausgerüstet mit kleinen Gießkannen und verschiede-nen Behältnissen stehen mehrere Kinder und eine Mitarbeiterin an den langen Waschbecken. Mit Begeisterung spielen sie mit dem Wasser. Für solche Aktivitä-ten wurden die Badezimmer bewusst an-gelegt. Da darf dann auch mal ruhig mehr als nur das Waschbecken nass werden.

Von jeder der Gruppen aus kann man nicht nur auf das Außengelände schau-en, sondern durch Glaseinlassungen in den Wänden und den Türen auch in die anderen Gruppenräume spinksen. Dies unterstreicht den offenen Charakter der Kita. In Gruppe 4 mit dem Schwerpunkt „Konstruktion/Bauen“ kann man einen Blick auf zahlreiche Holzklötze, Bau- utensilien und kleine Baukräne erhaschen.

Doch hier wird gerade der Geburtstag der kleinen Antonia gefeiert, drei Jahre wird sie heute. Da stören wir lieber nicht.

Neues schaffen„Die Kita MorgenLand hat erst im August eröffnet, daher ist noch alles neu – das Ge-bäude, die Kinder, die Mitarbeiter und auch die Angebote“, erklärt Christiane Stöbe-ner. „Daher steht gerade im Vordergrund, dass die Kinder Vertrauen aufbauen.“ Dies scheint auch sehr gut zu gelingen. Zurzeit sind 56 Kinder angemeldet, im kommenden Jahr werden es voraus-sichtlich 70 sein. Es gibt fünf Plätze für Kinder mit Förderbedarf, derzeit sind drei davon belegt. Die 13 Mitarbeiterin-nen und Mitarbeiter bringen vielfältige Qualifikationen mit, sei es als Erzieher, Heilerziehungspfleger, Förderschullehrer oder Sozialpädagoge. Einmal die Woche kommt zudem eine Logopädin ins Haus, und neben Bewegungsangeboten und Ausflügen kann auch das Therapeutische Reiten auf dem Gelände der Diakonie Michaelshoven genutzt werden. Für die Zukunft seien noch weitere Angebote geplant, so die Kita-Leiterin, etwa mu-sikalische Früherziehung oder spezielle Sportaktivitäten.

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Begegnung zwischen Jung und AltWinkend stehen ein kleines Mädchen und ein kleiner Junge an einer großen glä-sernen Tür auf dem Flur der Kita. Auf der anderen Seite gehen gerade zwei Senio-rinnen vorbei. Das Besondere an der Kita MorgenLand ist, dass sie sich im selben Gebäude wie die Senioreneinrichtung Albert-Schweitzer-Haus befindet. Jung und Alt leben hier nicht nur quasi Tür an Tür, sondern begegnen sich auch bei verschiedenen Gelegenheiten. Wie etwa beim gemeinsamen Martinsfest. „Ich fän-de es schön, wenn das generationsübergrei-fende Miteinander in Zukunft regelmäßig stattfindet“, wünscht sich Christiane Stö-bener. Bei solchen Kontakten würden die Kinder jedoch auch Fragen stellen, etwa wenn ein älterer Mensch anders oder kränker aussieht, als die Kleinen dies von Oma und Opa gewohnt sind. Die Mitar-beiter der Kita gehen sensibel auf solche Nachfragen ein und beschäftigen sich auch bewusst gemeinsam mit den Kin-dern mit Themen wie dem Älterwerden.

Ab nach draußenVor dem Mittagessen stürmen alle Grup-pen das Außengelände der Kita. Schnell sind die Wiese, die Spielgeräte und der

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große Sandkasten emsig bevölkert. Auf den Wegen düsen mehrere Kinder mit Fahrgeräten umher. Ein Mädchen hat ihren Lieblingsplatz schnell entdeckt – mitten in einer Pfütze spielt sie vergnügt. Aber dank wasserfester Kleidung und Wechselklamotten, die drinnen auf sie warten, kein Problem! Ab 11:30 Uhr ist dann nach so viel Toben Stärkung ange-sagt: Heute gibt es Hühnersuppeneintopf, zuerst für die Jüngsten, ab 12 Uhr dann älteren Kindern. Anschließend kehrt vor-übergehend Ruhe in der Kita ein, manche Kinder machen ein Nickerchen, andere beschäftigen sich leise. Danach ist wieder Zeit, sich dem Spiel und weiteren Aktivi-täten zu widmen, bevor die Kita-Kinder nach und nach von Mama oder Papa ab-geholt werden. „Unsere Betreuungszeiten gehen in der Regel von 7:30 Uhr bis 16:30 Uhr. Die Eltern können aber noch längere Zeiten dazu buchen“, erklärt Christiane Stöbener.

Müde aber glücklich verlassen die Kinder dann durch ihre exklusive Tür die Kinder-tagesstätte. Und freuen sich schon auf den nächsten spannenden Tag im Mor-genLand.

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14 Menschen in Michae l shoven

Mehr als 20 Goldmedaillen, fast ebenso viele Silbermedaillen und nur selten eine Platzierung

schlechter als der vierte Platz – liest man die lange Liste von Björn Ruhlands sportlichen Erfolgen, kann einem leicht schwindelig werden. Sowohl im Schwim-men als auch im Skifahren hat er sich bei Wettkämpfen in Deutschland und im europäischen Ausland in den vergan-genen zwei Jahrzehnten gegen zahlrei-che Konkurrenten durchgesetzt. Hinzu kommen mehrere Auszeichnungen und Ehrenpreise, unter anderem der Stadt Wesseling, wo Björn Ruhlands Familie lebt und wo er seit seiner Kindheit trai-niert.

Dabei erfolgte sein erster Kontakt zum Sport aus einer gesundheitlichen Not-wendigkeit heraus. Aufgrund einer an-geborenen Muskelschwäche rieten sei-ne Ärzte den Eltern des damals kleinen Jungen, ihren Sohn mit zur Gymnastik zu nehmen. Was als Therapie begann, sollte mit der Zeit zu Björn Ruhlands großer Leidenschaft werden. Schon vom Mutter-Kind-Turnen sei er hellauf begeistert ge-wesen, berichtet sein Vater Rainer Ruh-land. In der integrativen Grundschule in Bonn-Bad Godesberg begann Björn mit Leichtathletik. Bereits in dieser Sportart war er erfolgreich. Bis er eines Tages bei einer Kreismeisterschaft in einen Wol-kenbruch geriet und bis auf die Haut

nass wurde. Anschließend war er nicht mehr zur Leichtathletik zu bewegen. „Da hab ich mir gesagt, ‚Da kannst du ja gleich schwimmen gehen‘“, erinnert sich Björn Ruhland grinsend.

Vielseitig talentiertEs dauerte tatsächlich nicht lange, bis er die Freude am Schwimmen für sich entdeckte. Frau Kuhl, Diplom-Schwimm-meisterin im Wesselinger Gartenhallen-bad, brachte ihm die Sportart bei. Nur das Tauchen war Björn nicht geheuer, die-se Angst nahm ihm seine Schwimmleh-rerin jedoch. Fortan trainierte der Junge regelmäßig beim Schwimmverein Wesse-ling. Björn habe damals als erster Mensch

Ausnahmesportler, Mitarbeiter der Auxilio Dienstleistungen Michaelshoven, Hobbymusiker, Reise- und Kri-mifan und vieles mehr – Björn Ruhland ist ein sehr vielseitiger Mensch. Der 36-Jährige wurde mit Down-Syndrom, einem Herzfehler und einer Muskelschwäche geboren. Doch von Herausforderungen oder Wid-rigkeiten im Leben lässt sich der energiegeladene, ambitionierte junge Mann nicht aufhalten, im Gegenteil.

M e n s c h e n i n M i c h a e l s h o v e n

Björn Ruhland

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mit geistiger Behinderung in Nordrhein-Westfalen das Seepferdchen gemacht, berichtet Vater Rainer Ruhland stolz. Bis heute fährt Björn Ruhland mehrmals in der Woche ins Schwimmbad. „Ich habe zweimal in der Woche Training“, erklärt er, „vor Wettkämpfen noch mehr.“ Für diese habe er sich auf den Schwimmstil Brust spezialisiert, aber auch im Freistil messe er sich gerne mit anderen. Seine Fami-lie unterstützt ihn seit jeher bei seinen sportlichen Ambitionen. Björn Ruhlands Schwester war früher selbst Trick-Skifah-rerin, und mit acht Jahren lernte auch ihr Bruder Skifahren. Eine zweite Leiden-schaft war geweckt und zahlreiche Spe-cial Olympics-Wettkämpfe und Erfolge im Abfahrtslauf und Slalom folgten.

Michaelshoven – mehr als nur ein Arbeitsplatz für ihn„Hier, das ist meine eigene Visitenkarte!“ Stolz überreicht der Sportler seinem Gegenüber eine Karte, auf der ein Ski-fahrer abgebildet ist. Daneben ist „Björn Ruhland, Küchenhelfer, Special-Olym-pics-Athlet“ zu lesen. „Ich arbeite schon lange für die Diakonie Michaelshoven und die Auxilio in der Küche“, erklärt der 36-Jährige stolz. Bereits 1999 war er als Praktikant über eine Fremdfirma für die Diakonie Michaelshoven tätig. „Ich habe im Seniorenzentrum Michaelshoven in der Küche geholfen, habe zum Beispiel das Frühstück und Mittagessen vorbereitet und den Müll rausgetragen“, erläutert Björn Ruhland. Später war er bei der Auxi-lio Dienstleistungen, dem Spezialist für Gastronomie und Service der Diakonie Michaelshoven, als Küchenhilfe angestellt. Seit Februar 2014 hilft er rund 27 Stun-den in der Woche in der Großküche der Mensa mit und arbeitet den anderen Mitarbeitern zu. Er verteilt unter ande-rem nach vorgegebenen Listen Speisen in Schüsseln und Behälter, verpackt Le-bensmittel, spült Geschirr, übernimmt kleine Reinigungsaufgaben, fährt Verpa-

Menschen in Michae l shoven 15

ckungsmaterialien nach draußen und bereitet Veranstaltungen nach, indem er wieder für Ordnung sorgt. Er fühle sich wohl auf der Arbeit und käme auch gut mit den Kollegen klar. „Ich finde es wun-derschön hier in Michaelshoven“, sagt er freudig.

Seit Anfang des Jahres arbeitet Björn Ruhland nicht nur in Michaelshoven, er wohnt mittlerweile auf dem Campus in einer eigenen kleinen Wohnung statt in Wesseling bei seinen Eltern. Er genieße das selbstständige Wohnen, sagt er. „Das ist mein eigenes kleines Reich“, meint er glücklich. Mit Begeisterung zeigt er Be-suchern seine eigenen vier Wände. In seinem Wohnzimmer hat er mehrere Medaillen der letzten Wettkämpfe auf-gehängt. Nur ein kleiner Teil dessen, was er sich in den vergangenen fast 20 Jahren an Auszeichnungen erkämpft hat. Anlass für den Umzug war jedoch ein dramatischer Vorfall in der Wohnung seiner Eltern kurz nach Weihnachten. „Unser Weihnachtsbaum war sehr trocken und hat dann wegen einer Kerze ange-fangen zu brennen“, so Björn Ruhland. Zwar gelang es dem Vater, den Brand kurz vor dem Eintreffen der Feuerwehr zu löschen, die Mutter musste jedoch für mehrere Wochen ins Krankenhaus und die Räume waren teils vorerst nicht mehr bewohnbar. Die Eltern zogen vor-übergehend in eine Pension. „In Micha-elshoven hat sich die Geschäftsführung der Auxilio, Katharina Wendt, ganz toll dafür eingesetzt, dass Björn erst einmal ein eige-nes Apartment auf dem Gelände bekam“, lobt Rainer Ruhland. „Sie meinte, Björn schaffe das, sie hätte Vertrauen in ihn.“ Und sie behielt recht. „Björn muss nun vieles eigenständig regeln, aber er kommt sehr gut zurecht“, so sein Vater. Bei der Ausstattung der Wohnung habe ihn vor allem die Herzkammer, das Spendenla-ger der Diakonie Michaelshoven, sehr unterstützt, sagt Björn Ruhland dankbar.

Eigenständig zu leben gefällt ihm so gut, dass er den ursprünglich nur vorüberge-henden Mietvertrag verlängert hat.

Energie ohne EndeArbeiten, trainieren, Wettkämpfe bestrei-ten – für viele Menschen wäre dieser Zeitplan schon straff genug. Björn Ruh-lands Energie reicht jedoch noch für wei-tere Hobbys. Neben dem Sport, dem Le-sen und gelegentlichen Reisen macht er noch mit Begeisterung Musik. „Ich spiele Djembe und Gitarre in der Band von mei-ner Kirchengemeinde. Und wir sind schon mehrere Male aufgetreten. Auch schon im Präses-Held-Haus*“, sagt der 36-Jährige begeistert. Auch schon zu Schulzeiten, auf der integrativen Gesamtschule in Bonn, spielte er mit großer Freude Schlagzeug in der Schülerband.

In den kommenden Monaten möch-te er sich jedoch, neben seiner Arbeit, ganz auf den Sport konzentrieren. „Ich möchte wieder Skifahren trainieren. Und als Schwimmer an den Special Olympics im Juni in Hannover teilnehmen“, erläutert er seine sportlichen Ziele für 2016. Seit 17 Jahren hat er schon zahlreiche Winter- und Sommerspiele der Special Olympics und europäische Wettbewerbe bestrit-ten. Die Special Olympics sind weltweit die größte vom IOC offiziell anerkannte Sportbewegung für geistig und mehrfach behinderte Menschen. Ihre Philosophie ist es, mit dem Mittel Sport die Akzep-tanz von Menschen mit geistiger Behin-derung in der Gesellschaft zu verbessern. Und für Ausnahmesportler Björn Ruh-land ist eines schon sicher: „Ich möchte zeigen, was ich kann, und noch mehr Me-daillen holen!“

* Anmerkung der Redaktion: eine Senioreneinrichtung der Diakonie Michaelshoven in Wesseling

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16 Kont rover s

Geschenke zu Weihnachten – ja oder nein?

PR

O

„Ja, die gehören auf jeden Fall dazu.

Was glauben Sie, was ich mir von

meinen Kindern anhören darf, wenn

ich auf einmal keine Geschenke

mehr machen würde?“

Hilde Behrens (75)

„Auf jeden Fall gehören Geschen-

ke dazu, weil es einfach schön ist,

anderen eine Freude zu machen.

Das muss dann auch nichts Großes

sein.“

Daniela (35) und Kira (19)

„Geschenke zu Weihnachten sind einfach Tradition und ein Grund mehr, um sich auf das Fest zu freuen. Ich glaube auch nicht, dass Weihnach-ten dadurch an Bedeutung verliert. Die Frage ist doch, ob das Fest ohne Geschenke überhaupt an Bedeutung dazugewinnen würde?“

Hans-Peter Haferkamp (49)

„Als Kind verbindet man Weihnach-

ten einfach damit, Geschenke zu

bekommen und sich zu freuen. Und

da man das einfach so kennt, behält

man es auch bei. Ich finde es jeden-

falls toll.“

Hartmut D’Avis (75)

„Ich finde es einfach schön, an Weih-

nachten Geschenke zu machen. Kei-

ne Geschenke an Weihnachten? Das

kann ich mir einfach nicht vorstellen.“

Daniela Ufermöhl (46)

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Kont rover s 17

Das Fest der Liebe steht vor der Tür, und für viele ist Weih-nachten ohne Geschenke undenkbar. Aber wie sehen das die Menschen in Rodenkirchen? Wir haben auf dem Wochen-markt am Maternusplatz einmal nachgefragt.

„Ich denke, Erwachsene können sich Geschenke untereinander wirklich sparen. Es ist ja ohnehin alles Kom-merz und dann überlegt man, was man holen soll und gibt viel zu viel Geld aus. Bei Kindern kann ich es noch verstehen, die sind es ja durch die Gesellschaft daran gewohnt. Aber dann sollten es auch kleine und sinn-volle Geschenke sein.“

Manuela Gruner (48)

„Ich finde diesen Zwang, dass Ge-schenke unbedingt zu Weihnachten dazugehören, nicht so gut, weil der Grundgedanke des Festes dabei völlig verloren geht. Aber man steht irgendwie immer ein wenig unter dem gesellschaftlichen Zwang, etwas schenken zu müssen.“

Fabian (20)

„Weihnachten hat durch die ganze

Geschenke-Macherei an Bedeutung

verloren. Kaum jemand geht noch in

die Kirche an Heiligabend, und der

Höhepunkt ist die Bescherung. Das

finde ich wirklich schade.“

Helmut Kraus (57)

CO

NT

RA

„Wir machen zu Hause schon lange

keine Geschenke mehr zu Weihnach-

ten. Dadurch konzentriert man sich

beim Fest viel mehr aufeinander und

auf das gemeinsame Essen. Das fin-

de ich schön.“

Lena Baumann (33)

„Wir schenken uns in der Familie

schon lange nichts mehr, dafür spe-

nen wir immer für gute Zwecke.

Claudia Schmeisser (59)

Spenden statt SchenkenMit Spenden zu Weihnachten ma-

chen Sie anderen und sich selbst eine

Freude und helfen Menschen, die Ihre

Unterstützung brauchen.

www.diakonie-michaelshoven.de/spenden

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Weihnachten

in der Diakonie Michaelshoven

Weihnachten ist das Fest der Liebe, das viele Menschen im Kreise ihrer Liebsten verbringen. Dies ist jedoch keine Selbst-

verständlichkeit: In der Diakonie Michaelshoven leben zahlreiche Menschen, die keine Familien haben, die sich um sie kümmern. Unsere

haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter tun jedoch alles dafür, dass sich un-sere Bewohner in der Adventszeit, an Weihnachten und zum Jahreswechsel nicht

einsam fühlen. Doch auch die Bewohner und Nutzer, die das Fest im Kreis der Familie verbringen, können sich in der Diakonie Michaelshoven auf eine schöne und besinnliche

Vorweihnachtszeit freuen.

SeniorenzentrenBei den Menschen, in unseren Senioren-zentren leben, schwanken in dieser Zeit häufig die Gefühle zwischen positiven Erinnerungen daran, wie zum Beispiel in der Familie früher die Advents- und Weihnachtszeit begangen wurde, und der Trauer, dass viele aus dieser Zeit nicht mehr leben und dass man selbst alte Bräuche, nicht mehr weiterführen kann. Weihnachten und der Jahres-

wechsel sind daher für viele – trotz der Vorfreude, die es gibt – eine eher belas-tende Zeit. Für die Bewohner, die keine Angehörigen mehr haben, ist es beson-ders schwierig, wenn sie miterleben, dass andere Bewohner Besuch bekommen oder zu den Feiertagen eingeladen wer-den. Daher ist der seelsorgerliche Ge-sprächsbedarf deutlich höher. Deshalb werden Gottesdienste und Gesprächs-kreise, die beispielsweise Pastorin Verena

Miehe anbietet, in dieser Zeit besonders gern angenommen. Aber auch alle ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiter bemühen sich, den Bewohnern die Zeit bis zum Heiligen Abend so schön wie möglich zu gestalten. So treffen sich beispiels-weise beim „Weihnachtstüren-Singen“ Bewohner und Mitarbeiter des Bodel-schwingh-Hauses in Köln-Mülheim, die zurzeit vorübergehend im ehemaligen

Was uns bewegt

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Seniorenzentrum Michaelshoven leben und arbeiten, in der Adventszeit täglich vor der Tür eines Bewohners und singen dort ein Weihnachtslied. Im Anschluss dekorieren die Sänger die besungene Tür im Beisein des Zimmerbewohners weihnachtlich. In einer gemeinsamen Bastelrunde werden zudem liebevoll Adventskränze gefertigt und der Weih-nachtsbaum geschmückt. Im Katharina-von-Bora-Haus in Köln-Lindenthal finden diverse Weihnachtsfei-ern auf den jeweiligen Etagen statt. Die Feiern werden gemeinsam mit den Be-wohnern geplant und organisiert. An je-dem Adventssonntag gibt es zudem ein besonderes Angebot, sei es Hausmusik oder das gemeinsame Baumschmücken. Ganz besonders freuen sich die dortigen Bewohner und Mitarbeiter auf den ge-meinsamen Weihnachtsgottesdienst am 23. Dezember, zu dem auch die Angehö-rigen eingeladen werden.

Kinder- und FamilienhilfenAuch bei den Kinder- und Familienhilfen nehmen das Basteln, Backen, Dekorie-ren und gemütliche Beisammensein in der Adventszeit und die Vorfreude auf das Fest großen Raum ein. Manche der Kinder und Jugendlichen, die von der Di-akonie Michaelshoven betreut werden, können an Weihnachten nicht zu ihren Familien nach Hause fahren. Sie verbrin-gen dann den Heiligen Abend und die Feiertage in ihrer jeweiligen Wohngrup-pe. Viele der jungen Menschen leiden unter dieser Situation, denn die Sehn-sucht nach familiärer Geborgenheit ist groß. Die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter kümmern sich in dieser Pha-se intensiv um die Kinder und Jugend-lichen und bemühen sich gemeinsam mit ihnen, die Feiertage so schön wie möglich zu gestalten. In Stephansheide besuchen sie beispielsweise an Hei-ligabend den Gottesdienst in der Ste-phanuskapelle. Nach der Andacht wird

Was uns bewegt 19

gemeinsam gesungen und es gibt etwas besonders Leckeres zu essen. Danach gehen alle gemeinsam spazieren, man spielt etwas zusammen oder liest sich gegenseitig vor.

WohnungslosenhilfeIn Haus Segenborn, einer unserer Ein-richtungen der Wohnungslosenhilfe im Oberbergischen Kreis wird Weihnach-ten auf Wunsch der Bewohner an dem Sonntag vor Heiligabend gefeiert. „Die Weihnachtsfeier in Segenborn ist ‚Kult‘ “, berichtet Einrichtungsleiterin Susanne Hahmann. „Neben den Bewohnern neh-men auch viele ehemalige Nutzer teil, die stolz sind, weil sie es geschafft haben, wieder allein zu leben.“ Es spielt der Po-saunenchor, Pfarrer Jochen Gran von der Evangelischen Kirchengemeinde Waldbröl hält eine Andacht und alle singen gemeinsam. „Witzig, sehr ungeübt und kratzig, aber schön“, schwärmt die Einrichtungsleiterin. Die Küche kocht ein köstliches und aufwendiges Menü, das sich die Bewohner in der Bewoh-nerversammlung vorher wünschen durften. Vor allem die älteren Bewohner bleiben dann über Weihnachten in der Regel in der Einrichtung. Meistens ist die Stimmung dann etwas getrübt, viele der Männer ziehen sich zurück. Erinne-rungen, Sehnsüchte und offene Wün-sche werden jetzt besonders stark. „Die Leute werden sentimental – viele haben ja früher einmal mit einer Familie unterm Weihnachtsbaum gesessen, jetzt sind sie alleine“, erklärt Susanne Hahmann. Die Mitarbeiter sind an diesen Tagen beson-ders präsent, um Trost und Zuwendung zu spenden oder einfach nur zuzuhören. Am Jahresende wird das neue Jahr dann mit einer kleinen Feier gemeinsam be-grüßt.

BehindertenhilfeIn der Außenwohngruppe Hürth be-ginnt die Weihnachtsvorbereitung mit

einem Gruppenabend. Hierbei wird ge-plant, welcher Bewohner unter anderem folgende Aufgaben vorbereitet und wel-cher Betreuer ihn dabei unterstützt: Ge-staltung des Adventskalenders, Schmü-cken der Räume und des Baums, Basteln des Adventskranzes, Vorlesen der Weih-nachtsgeschichte. Richtig gefeiert wird dann meist Mitte Dezember, damit die Bewohner Weihnachten mit ihren An-gehörigen verbringen können. Jedes Jahr abwechselnd entscheiden die Bewoh-ner oder die Betreuer, wo und wie das Weihnachtsessen stattfinden soll. Bei der Weihnachtsfeier gibt es im geschmück-ten Raum einen warmen Glühpunsch. Die Bewohner und Betreuer singen Lie-der zur Gitarre, hören ein Weihnachts-gedicht oder eine Geschichte, essen Plätzchen. Dann werden die Geschenke ausgepackt. Nach der Bescherung gibt es das gemütliche Weihnachtsessen.„In der Vor - und Weihnachtszeit habe ich vermehrt Gespräche zum Thema ‚Traurig-keit‘. Gerade in dieser Zeit denken viele Nutzer an ihre verstorbenen Eltern, Ge-schwister und Mitbewohner“, berichtet Diakonin Anne Geburtig. „Diese Gesprä-che finden beim Essen, Basteln oder bei ei-nem Spaziergang statt.“ In Michaelshoven werden an Heiligabend alle Nutzer um 16:00 Uhr zu einem Gottesdienst mit Krippenspiel in die Kirche eingeladen. Zum Jahreswechsel bessert sich dann meistens die Stimmung der Bewohner. „Silvester ist eher ein fröhliches Gesche-hen“, erklärt Anne Geburtig.

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20 Kurz ber i chtet

+ + + K U R Z B E R I C H T E T + + +

+++ Zu Besuch +++

Dr. Gerhard Papke, Vizepräsident des Landtags NRW, besuchte die Diakonie Michaelshoven

Der Vorstand der Diakonie Michaelshoven, Birgit Heide und Uwe Ufer, hatte Landtagsvizepräsident Dr. Ger-hard Papke Anfang Oktober zu einem Gespräch in

die Diakonie Michaelshoven eingeladen. Im Mittelpunkt des gemeinsamen Austauschs standen unter anderem die Themen „Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge“, „Integration jugend-licher Rehabilitanden in den Arbeitsmarkt“ und das „Kinderbil-dungsgesetz (KIBIZ)“. Im Anschluss an die Gespräche fand ein Rundgang über das Gelände statt. Unter anderem wurde das neugebaute Albert-Schweitzer-Haus besucht, in dem sich die Kindertagesstätte „MorgenLand“ und die Senioreneinrichtung befinden.

NRW-Finanzminisater Norbert Walter-Borjans zu Gast in Michaelshoven

Bereits Ende August besuchte NRW-Finanzminister Nor-bert Walter-Borjans die Diakonie Michaelshoven, um gemeinsam mit dem Vorstand und weiteren Mitarbei-

tern über die Entwicklung der Sozialwirtschaft unter finanzi-ellen Aspekten zu diskutieren. Der Minister betonte in dem Gespräch die wichtige gesellschaftliche Funktion der Diakonie Michaelshoven. Darüber hinaus versprach er, die Forderung der Diakonie Michaelshoven, die vorhandenen knappen Mittel effektiver für die von ihr betreuten Menschen einzusetzen, zu unterstützen.

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+++ Engagement +++

Telekom-Mitarbeiter räumen auf

25 Führungskräfte und Mitarbeiter der Telekom Deutschland GmbH, die in der Region West tätig sind, haben sich einen ganzen Tag lang ehrenamtlich im Kinder- und Jugenddorf Ste-phansheide betätigt. Ziel der Aktion war es, die Umgebung für die Kinder und Jugendlichen an einem Tag zu verschönern. So beseitigten die Mitarbeiter unter anderem im umliegenden Wald herumliegende Äste. Auch weitere Aufräumarbeiten und Aktionen wurden im Laufe des Tages durchgeführt. Die Un-ternehmensaktion fand im Rahmen des unternehmensinternen Programms „engagement@telekom“ statt.

Acht Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 15 Jah-ren leben in der Wohngruppe Hürth-Kölnstraße. Sie erhalten aufgrund ihrer Mehrfachbehinderung und

der teilweise vorliegenden Entwicklungsstörung eine besonde-re Betreuung. Trotz der Einschränkungen sollen sich die Kinder und Jugendlichen aber, soweit es ihnen möglich ist, frei entfal-ten können. Dank der Spenden durch die Ursula-Barth-Stiftung und die Käthe-Flöck-Stiftung werden den Kindern und Jugendlichen mehr Mobilität in der Stadt und Entspannungsmöglichkeiten in der Wohngruppe ermöglicht. Denn nun stehen ihnen un-ter anderem zwei Rollfiets zur Verfügung. Mit diesen Rollstuhl-fahrrädern können die Kinder und Jugendlichen, die in einem Rollstuhl sitzen, sicher durch die Stadt transportiert werden. Darüber hinaus wurde in der Wohngruppe ein Snoezle-Raum eingerichtet. Mit dem Raum sollen durch Musik, Licht, Düfte und diverse Raumgestaltungselemente positive Sinnesreize ge-setzt werden.

Mehr Mobilität und Entspannungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche

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+++ News +++

22 Kurz ber i chtet

Abschlussfeier 2015 des Fachseminars für Altenpflege

Die Zeit sei wie im Flug vergangen, sagte der Klassen-sprecher der Abschlussklasse 2015, der gemeinsam mit seinen Mitschülern Ende September die Zeugnis-

se erhielt. Insgesamt 17 Auszubildende im Bereich Altenpflege haben ihr Examen erfolgreich absolviert. Elf von ihnen werden zukünftig in den Senioreneinrichtungen der Diakonie Micha-elshoven arbeiten. Sabine Weidner, Leiterin des Fachseminars, führte durch das festliche Rahmenprogramm.

Mitten im Park von Michaelshoven befindet sich das Fachseminar für Altenpflege. Im Oktober starteten nun insgesamt 28 Auszubildende ihre Ausbildung, die

drei Jahre dauert. 25 von ihnen werden praktische Erfahrungen in den Einrichtungen der Diakonie Michaelshoven sammeln.

Hohe Bewerberanzahl14 Frauen und 14 Männer im Alter von 16 bis 53 Jahren wur-den für diesen Jahrgang ausgewählt. Rund 250 Bewerbungen gingen bei Sabine Weidner, Leiterin des Fachseminars für Al-tenpflege, ein. Um die Auswahl von 28 Auszubildenden zu tref-fen, führte sie 120 Gespräche.

Die Neuen sind da: Azubis star ten ihre Ausbildung zum Altenpfleger

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Umzug in die neuen Senioreneinrichtungen

Wer in seinem Leben schon mal umgezogen ist, der weiß, wie viel Aufwand und Stress das be-deuten kann. Wenn innerhalb von zwei Wochen

insgesamt 160 Menschen umziehen, dann ist dies ein enormer Kraftakt und eine organisatorische Herausforderung, die lange geplant werden muss und von vielen Menschen begleitet wird. Anfang September war es endlich soweit: Die Senioren zogen aus dem Haus Simeon in ihr neues Zuhause ins Thomas-Münt-zer-Haus und Albert-Schweitzer-Haus um.

Neben den Mitarbeitern des Bereichs dia.Leben gab es unzäh-lige freiwillige Helfer, die den Umzug begleitet haben, um ihn für die Senioren so stressfrei wie möglich zu gestalten. Ehren-amtliche Mitarbeiter, Azubis des Fachseminars für Altenhilfe, Schüler des Berufskollegs Michaelshoven und Nutzer, die auf dem Gelände der Diakonie Michaelshoven leben, schenkten ihre Zeit, Kraft und Aufmerksamkeit den Senioren während der zweiwöchigen Umzugsphase.

Flüchtlingshilfen der Diakonie Michaelshoven

Angesichts des aktuellen Flüchtlingszustroms wird die Diakonie Michaelshoven in Zukunft stärker im Bereich der Flücht-lingshilfen aktiv. Hierzu zählen neben den neugeschaffenen Angeboten wie Sprachkurse und berufliche Orientierung für Asylbewerber und Flüchtlinge auch die Betreuung von unbegleiteten minderjährigen Ausländern, das Projekt „Netzwerk

für Flüchtlinge mit Behinderung Köln“ sowie die soziale Betreuung von Flüchtlingen in Unterkünften. Auch der Bereich des eh-renamtlichen Engagements für Flüchtlinge wird ausgebaut. Ausführliche Informationen folgen in der nächsten Ausgabe. Marina Walch ist die Koordinatorin unserer Flüchtlingshilfen. Kontakt: [email protected]

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Zeitzeugen, Vertreter aus Politik und der Sozialbran-che, aktuelle und ehemalige Mitarbeiter und noch viele mehr sind am 30. September zur Eröffnung der

Ausstellung anlässlich des 65-jährigen Bestehens der Diako-nie Michaelshoven gekommen. Anhand von Ausstellungswän-den, einem historischen Film, Audiostationen und Exponaten konnten sich Besucher drei Wochen lang ein vielseitiges Bild machen. Bei der Vernissage begrüßte der Vorstand, Birgit Heide und Uwe Ufer, die Gäste. Elfi Scho-Antwerpes, Bürgermeisterin von Köln, betonte in ihrer Rede die Rolle der Diakonie Micha-elshoven für die Stadt. Darüber hinaus berichteten Zeitzeugen lebhaft von den Anfängen.

Ausstellung in Michaelshoven

Verleihung des goldenen Kronenkreuzes

Vorstand Birgit Heide und Uwe Ufer luden zur Verlei-hung des Goldenen Kronenkreuzes in die Erzengel-Mi-chael-Kirche ein. Zahlreiche Angehörige und Kollegen

folgten der Einladung, um bei der Verleihung an 18 Mitarbeiter dabei zu sein. Zwei weitere Mitarbeiter erhielten für ihr 40-jäh-riges Wirken in der Diakonie eine Ehrenurkunde. Die Ehrung fand im Rahmen eines Gottesdienstes mit anschließendem festlichen Empfang statt.Das Goldene Kronenkreuz ist die höchste Anerkennung der Diakonie für mehr als 25-jährige haupt- oder ehrenamtliche Arbeit im Unternehmen.

+++ in Kürze +++

Einweihung der neuen Senioreneinrichtungen und Martinsfest

Im September 2015 zogen 160 Senioren aus dem Seniorenzentrum Michaelshoven in die zwei neugebauten Einrichtun-gen Thomas-Müntzer-Haus und Albert-Schweitzer-Haus, in dem auch die neue Kita MorgenLand untergebracht ist. Am 13. November wurde die Einweihung gemeinsam mit dem tradditionellen Martinsfest in Michaelshoven gefeiert.

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+++ Ku l tu r in Michae l shoven +++

Adventskonzer t mit „(Rh)einklang“

10.12.2015 | 16:00 Uhr | Adventsmarktim Kreuzgang der Erzengel-Michael-Kirche

10.12.2015 | 19:00 Uhr | Adventskonzert

in der Erzengel-Michael-Kirche

Endlich ist es wieder soweit. Die Diakonie Michaelshoven lädt zum traditionellen Adventskonzert ein. In diesem Jahr tritt der Chor „(Rh)einklang“ auf, der neben kirch-

lichem Liedgut auch weltliche Arrangements aus der Pop- & Rockmusik auf dem Programmzettel stehen hat.

Der Chor wird die Besucher mit einem vielfältigen Repertoire, das acappella oder auch mit Klavierbegleitung vorgeführt wird, in weihnachtliche Stimmung bringen. Mitsingen ist bei einigen Liedern ausdrücklich erwünscht.

Vor dem Konzert eröffnet ab 16 Uhr der kleinste Weihnachts-markt Kölns im Kreuzgang der Erzengel-Michael-Kirche. Hier können die Besucher auf der Suche nach besonderen Ge-schenken fündig werden und sich mit Glühwein und Leckerei-en für das Konzert stärken.

Der Eintritt ist frei. Um Spenden wird gebeten.

„Joy to the world“ – Neujahrskonzer t mit den „Kölner Dombläsern“

12.01.2016 | 19:00 Uhrin der Erzengel-Michael-Kirche

Im Anschluss laden wir Sie herzlich zum Sektempfang ein!

Die Mitglieder des Quintetts der „Kölner Dombläser“ sind erfolgreiche Musiker, die sich bereits in verschie-denen Orchestern und Projekten profiliert haben

(Rundfunksinfonie-Orchester des WDR, NDR, MDR, Deutsche Oper am Rhein etc.). Neben anderen Konzerttätigkeiten ist die Gestaltung der Kölner Dom-Musik ein wesentlicher Bestandteil ihres musikalischen Wirkens.Im Wechsel und im Zusammenspiel mit Daniel Kirchmann an unserer Wegscheider-Orgel werden uns die Kölner Dombläser einen musikalischen Hochgenuss bereiten – nicht nur für Klas-sik-Fans ein sicherlich feierlicher und prachtvoller Jahresauftakt!

Der Eintritt ist frei. Um Spenden wird gebeten.

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26 (M)E inbl i ck

Aus der Micha-Zeitung

Die MICHA-ZEITUNG wurde 2012 ins Leben gerufen. Sie

erscheint regelmäßig mit Neuigkeiten und Berichten, die

von einem Zeitungsteam gesammelt und aufgearbeitet wer-

den. Die Texte werden von Menschen mit Behinderung ge-

schrieben. Gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen Susanne

Weeger und Alexandra Dicks wird die Zeitung in leichter

Sprache gehalten, damit die Leserschaft viel Freude beim

Lesen hat.

Alle sollen wissen und auch so handeln:

Menschen mit Behinderung haben genauso das Recht auf Liebe und Freundschaft

wie Menschen ohne Behinderung.

Menschen mit Behinderung haben also auch das Recht auf Partnerschaft.

Man muss besonders behutsam über Liebe und Freundschaft reden.

Aber auch aufklären.

Damit man besser versteht: das kann alles passieren.

Wenn man sich zum Beispiel beim Sex nicht richtig schützt.

Die Aufklärung sollte eine nahe-stehende Person machen oder ein vertrauter Arzt.

Wichtig ist: Angehörige und Ärzte müssen den Wunsch unterstützen,

mit dem Partner zusammen zu sein.

Dann kann man auch besser über Gefühle und Konflikte sprechen.

Auch das Betreute Wohnen unterstützt Partnerschaften.

Man kann als Pärchen im Betreuten Wohnen zusammen-leben.

Dafür gibt es größere Wohnungen und mehr Betreuungs-Stunden.

Auch wenn man sich die Wohnung teilt:

Man kann die Wohnung zusätzlich mit einem Notruf-System ausstatten.

Falls man dem Partner nicht helfen kann oder wenn man anfalls-krank ist.

Ute Demann

Liebe und Freundschaft ist für jeden wichtig

Die aktuelle Zeitungs-Gruppe: Ute Demann, Andreas Lummert, Sabine Schmitz und vorne Brigitte Schmitz

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Bi t te he l fen S ie 27

Sind Sie ein Superkääl?Wollen Sie ein Goldmädche sein?

Ihr Herz schlägt für Köln und Sie möchten vor Ort helfen? Dann zeigen Sie uns, wie kölsch Sie sind und spenden Sie für Kinder und Jugendliche, die dringend Ihre Hilfe benötigen.

Die Diakonie Michaelshoven unterstützt und betreut seit 65 Jahren Men-schen in Köln. Mit unserer Spendenkampagne wollen wir nun insbesondere Kindern und Jugendlichen helfen, die aus verschiedenen Gründen Unterstüt-zung benötigen. Beispielsweise Kindern in unseren Mutter-Kind-Häusern, die bereits in jungen Jahren Gewalt miterleben mussten. Oder jungen Menschen aus sozial schwachen Familien, die keinen Zugang zu Bildung und Kultur ha-ben und ein intaktes Familienleben vermissen. Oder auch unbegleitete min-derjährigen Flüchtlingen, die ganz allein nach Köln kommen und Hilfe beim Neuanfang brauchen.

Helfen Sie vor Ort und zeigen Sie Ihr „kölsches Hätz“! Erfahren Sie mehr über unsere Spendenkampagne im beigelegten Spendenbrief, dem Brief aus Michaelshoven. Oder klicken Sie auf: www.koeln-braucht-dich.de

SuperkäälGoldmädche

Deshalb sammeln wir für junge Flüchtlinge, sowie für Kinder, die aus sozial schwachen

Familien kommen oder zu Hause Gewalt erleben mussten.

Mit unserer Spendenkampagne wollen wir den Schwächsten in unserer Gesellschaft helfen: den Kindern.

Spenden Sie hier!

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Das Magazin wird auf 100-prozentigem Recyclingpapier gedruckt.