Das Magazin der Fachhochschule...

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Gelsenkirchen Bocholt Recklinghausen Das Magazin der Fachhochschule Gelsenkirchen ISSN 1433-9420 Gerichtet: Der Rohbau des Recklinghäuser Hochschulgebäudes ist vollendet Gestiftet: Professur für Existenzgründung Genehmigt: Neuer Studiengang zum Dipl.-Chem. (FH)

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G e l s e n k i r c h e n B o c h o l t R e c k l i n g h a u s e n

Das Magazin derFachhochschule Gelsenkirchen

ISSN

143

3-94

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Gerichtet:Der Rohbau des RecklinghäuserHochschulgebäudes ist vollendet

Gestiftet:Professur fürExistenzgründung

Genehmigt:Neuer Studiengangzum Dipl.-Chem. (FH)

TRIKON 2/99 - Juni 19992

InhaltTitelbild:

SeiteTitelbild:Prof. Dr. RaymondFigura gratulierteCaroline Willerszum ersten Doppel-Diplom im deutsch-niederländischenWirtschaftsstudien-gang. S.12

Impressum

Trikon ist eine Zeitschrift für Part-ner und Mitglieder der Fachhoch-schule Gelsenkirchen.

Herausgeber:Der Rektor der FachhochschuleGelsenkirchen, Prof. Dr. PeterSchulte (PS)

Redaktion:Öffentlichkeitsarbeit/Pressestelleder Fachhochschule Gelsenkir-chen, Susanne Bieder (SB), Dr.Barbara Laaser (BL) (v.i.S.d.P.),Sekretariat: Manuela Fahren-kamp, Renate Stromann • na-mentlich gekennzeichnete Beiträ-ge obliegen der Verantwortung desAutors.

Redaktionskontakt:Fachhochschule GelsenkirchenÖffentlichkeitsarbeit/PressestelleD-45877 GelsenkirchenFon (0209) 9596-464, -458Fax (0209) 9596-563E-mail:[email protected]: www.fh-gelsenkirchen.de

Gestaltung/Layout:Dr. Barbara Laaser,Hanno Trebstein (HT)

Herstellung:Hochschuldruckerei derFachhochschule Gelsenkirchen

Der Nachdruck und die Weiterga-be der Beiträge ist gestattet, umBelegexemplare wird gebeten. Re-daktionsschluss für die AusgabeTrikon 2/99 war der 11. Mai 1999,das nächste Heft erscheint voraus-sichtlich in der dritten Januarwo-che 2000. Wenn Sie Trikon abon-nieren möchten, richten Sie bitteIhre Anmeldung für den Trikon-Bezieherkreis an das Redaktions-sekretariat.

Editorial 2

Aus den StudiengängenNeuer Studiengang Chemie ________________________________________ 6Spanische Austauschstudentin klebt ihr Diplom in Recklinghausen ____ 7Elektroflitzer polieren Stadtimage von Recklinghausen ________________ 9Die Hochschule fördert die Gründung von Unternehmen_____________ 10Erste Absolventin im deutsch-niederländischen Studiengang _________ 12Hochschuldiplom und Gesellenbrief in einem _______________________ 14Maschinenbauer üben wieder Teamarbeit __________________________ 14Versorgungstechniker machen mallorquinisches Wasser weich _______ 17Erstes Praxissemester in der Materialtechnik ________________________ 19Seminar zum Bädertourismus in Rumänien _________________________ 23Technische Dokumentare liefern Sicherheitsfibel für Betonpumpen ___ 23Euro-Exkursion nach Luxemburg __________________________________ 25

Aus den FachbereichenStiftungsprofessur in der Hochschulabteilung Bocholt _________________ 8

Erforscht und entwickeltKongress zur Evaluation der Lehre _________________________________ 15Frauen in Führungspositionen _____________________________________ 16Tourismus-Studierende untersuchen Freizeitparkentwicklung _________ 16Untersuchung zum Tagungs- und Kongressmarkt NRW ______________ 16

HausinternNeue Hochschulbroschüre erschienen _______________________________ 9Buchrecherchen per Computer _____________________________________ 20Hochschulbibliothek schützt Bücher vor Klau _______________________ 24

Internationale KooperationenHochschule intensiviert Kontakte nach China _______________________ 24

EreignisseRichtfest in der Abteilung Recklinghausen ___________________________ 4Hochschulinformationstag in Gelsenkirchen ________________________ 18

KommunikationSemesteranfangstreffen ____________________________________________ 7Touristiker stellen auf der ITB in Berlin aus _________________________ 11Recklinghäuser Hochschulgespräch zu Baugenehmigungsverfahren __ 13Vortrag zu den Erwartungen der Industrie an Wirtschaftsabsolventen _ 15Kunstausstellung in der Hochschulabteilung Bocholt ________________ 20Besuch des Unternehmerverbandes Ruhr-Niederrhein _______________ 21Bocholter Hochschulabteilung ist Ziel vieler Besucher ________________ 21Treff zum 25. Examensjubiläum von Maschinenbau-Absolventen ____ 21Sprachenzentrum zeigt in Leipzig digitales Sprachlernprogramm _____ 22Ausstellung zum Management im Gesundheitswesen ________________ 26Europawoche _____________________________________________________ 27

PersonaliaNeuer Kanzler hat das Amt angetreten _____________________________ 28Ruhestand/Berufungen/Eingestellt bis Ausgeschieden ________________ 28

3TRIKON 2/99 - Juni 1999

Ihr

Prof. Dr. Peter SchulteRektor der Fachhochschule Gelsenkirchen

Edi-to-rial

Das Wort „Qualitätspakt” zählt derzeit zu den meist-genannten Worten in den nordrhein-westfälischenHochschulen. Der Qualitätspakt ist ein Angebot von Mi-nisterin Gabriele Behler an die Hochschulen in Nord-rhein-Westfalen zur Weiterentwicklung des Hochschul-wesens. Es sollen mit dem Qualitätspakt Erreichtes gesi-chert, Neues gewagt und Innovationen ermöglicht wer-den. Zu diesem Zweck sollen die Hochschulen Struktur-pläne erarbeiten. Die Strukturpläne sollen die qualita-tive Weiterentwicklung von Lehre und Forschung mitKonzentration auf Stärken, die Aufgabe nicht ausgela-steter und qualitativ schwacher Bereiche und die Ent-wicklung neuer Stärken beinhalten.

Mit dem Qualitätspakt sollen die Hochschulen vonder Erwirtschaftung einer globalen Minderausgabe undvon den derzeitigen Stellenbesetzungssperren freigestelltwerden. Zugleich sollen sie einen „Innovationsfonds”im Wesentlichen für Sach- und Investitionsaufgaben zurVerfügung gestellt bekommen, der zunächst im Jahre2000 40 Millionen DM beträgt und in den nächsten zehnJahren auf 100 Millionen DM pro Jahr ansteigen soll.Als Gegenleistung müssen die Hochschulen jedoch ins-gesamt 2000 Stellen abbauen. Davon sollen 216 auf dieFachhochschulen entfallen. Die von den Hochschulenerarbeiteten Strukturpläne sollen ab Herbst 1999 voneinem Expertenrat aus auswärtigen Gutachtern beur-teilt werden. Von der Qualität der Strukturpläne wird esabhängen, in welchem Ausmaß die Hochschulen ab2003 aus dem Innovationsfonds Geld erhalten und wieviele Stellen sie insgesamt abzugeben haben.

Die Fachhochschule Gelsenkirchen soll nach derzeiti-gem Diskussionsstand zumindest zunächst von den Stel-lenstreichungen freigestellt werden. Dennoch stellt derQualitätspakt auch für uns eine Herausforderung dar.Der Strukturplan zur Errichtung der FachhochschuleGelsenkirchen aus dem Jahre 1992 ist weitestgehendrealisiert. Bereits während der Aufbauphase erfolgtenin den Fachbereichen qualitative und inhaltliche Wei-terentwicklungen. Im Herbst 1998 haben das Rektoratund die Fachbereiche das Erarbeiten von Strukturüber-legungen verabredet. Inzwischen sind in den Fachbe-reichen kreative Ideen für die Weiterentwicklung undfür die Steigerung der Qualität von Lehre und Forschungerarbeitet worden. Gespräche von Rektorat und Fach-bereichen, Diskussionen an den Standorten Bocholt,Gelsenkirchen und Recklinghausen und erste Beratun-gen im Senat sind Etappen auf dem Weg zu einem Struk-turplan für die Fachhochschule Gelsenkirchen, der dieEntwicklung der nächsten Jahre bestimmen soll.

Damit haben wir noch vor dem Aufruf von Ministe-rin Gabriele Behler an die Hochschulen Strukturplänezu entwickeln Aktivitäten zur inhaltlichen, strukturel-len und qualitativen Weiterentwicklung unserer Hoch-schule ergriffen. Im Interesse der Region, insbesondereaber auch im Interesse der Zukunft unserer Studieren-den müssen wir die Dynamik und das Engagement derAufbauphase dauerhaft sichern. Ein insbesondere auchdezentral zu verantwortendes Qualitätsmanagementmuss die Grundlage zur Qualitätssicherung, aber auchzur Entwicklung von Neuem und zur Realisierung vonInnovationen sein. Dies erfordert Ideen, Arbeit, Anstren-gungen und Weitblick. Doch Qualität kommt von Qual,ist niemals Zufall, sondern stets das Ergebnis weitblik-kender Anstrengung.

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Richtfestin

RecklinghausenIm Februar beging die Fachhochschule das Richtfestfür ihr neues Abteilungsgebäude am August-Schmidt-Ring in Recklinghausen.

(BL) Mit viel Freude feierte die Fachhochschule am 25.Februar das Richtfest für ihr neues Abteilungsgebäudein Recklinghausen. Etwa vierhundert Gäste waren derEinladung auf den Bauplatz gefolgt und trafen sich imRohbau der zukünftigen Hochschulbibliothek zu Reden,Richtspruch und Umtrunk auf Glück und Segen für dasneue Gebäude.

Siegfried Zeitz vom staatlichen Bauamt Recklinghau-sen begrüßte die Gäste und betonte den Teamcharakterdes Bauvorhabens. Gleich drei nordrhein-westfälischeMinisterien waren an dem Projekt beteiligt: Das Mini-sterium für Bauen und Wohnen, das die Technik steuer-te, das Ministerium für Schule und Weiterbildung, Wis-senschaft und Forschung, das ministeriell die späterenNutzer vertrat, und das Finanzministerium, das sich umdie nötigen Gelder kümmerte, welche aus dem nord-rhein-westfälischen Haushalt die Bundesgelder für Hoch-schulbau um die zweite Hälfte ergänzen.

Grund zur Freude hatten alle drei. Das Bauministeri-um freute sich über ein Gebäude, in dem sich innovati-ve Bautechnik mit Umweltverträglichkeit und Wirt-schaftlichkeit paaren. Moderne Energietechnik beispiels-weise spart rund 15 Prozent der üblichen Kosten fürStrom und Wärme und damit jährlich etwa 65.000 DM.Außerdem hat auch die Errichtung des Gebäudes weni-ger Geld gekostet, als ursprünglich veranschlagt: In sei-ner Ansprache freute sich Manfred Morgenstern, Staats-sekretär aus dem nordrhein-westfälischen Ministeriumfür Bauen und Wohnen, der den erkrankten MinisterDr. Michael Vesper vertrat, über eingesparte runde 15Millionen DM bei einem Finanzierungsbedarf von jetzt60 Millionen DM und dass das neue Gebäude nach derGrundsteinlegung Anfang 1998 mit einem so hohenTempo fertiggestellt werden konnte, dass die Reckling-häuser Fachbereiche Wirtschaftsrecht, Wirtschaftsinge-nieurwesen sowie Chemie und Materialtechnik zumnächsten Wintersemester einziehen können. Die Fach-hochschule, so der Staatssekretär, sei ein zentrales Ele-ment des Strukturwandels in der Emscher-Lippe-Regi-on. Gerade die praxisorientierten Studiengänge mit en-gem Bezug zum Standort könnten der Wirtschaft Im-pulse geben.

Dies sei ein guter Tag für Stadt, Kreis und Region, freutesich Bürgermeister Peter Borggraefe in einem Grußwortan die Festversammlung im Vest und zitierte damit sei-nen Amtsvorgänger Jochen Welt, der bei der Grundstein-legung im Februar 1998 gesagt hatte, dass es „ein guterTag für diese Stadt, ein guter Tag für das Vest Reckling-hausen und ein guter Tag für die Region” sei. Es sei je-doch nicht nur ein guter Tag, so Borggraefe weiter, son-

dern auch ein wichtiger, denn von der Hochschule soll-ten ein frischer Geist und eine intellektuelle Herausfor-derung ausgehen, die für wirtschaftliche Impulse genutztwerden können. Borggraefe dankte allen aus Stadt undKreis Recklinghausen sowie aus der Kommunal- undLandespolitik, die die Gründung und das Gebäude fürdie neue Recklinghäuser Hochschulabteilung fordertenund förderten. Gleichzeitig dankte er den Machern desneuen Gebäudes: den Architekten und Bauleuten sowiedem Staatlichen Bauamt, das die Bauaufsicht hatte.

Nicht zuletzt freute sich auch der Rektor der Fachhoch-schule, Prof. Dr. Peter Schulte. Darüber, dass mit Reck-linghausen das dritte neue Hochschulgebäude nachGelsenkirchen und Bocholt seiner baldigen Fertigstel-lung entgegensehe. Damit, so Schulte, habe die Hoch-schule eine gute Ausgangsposition für ihre anspruchs-vollen Ziele in Lehre und Forschung. Gerade Reckling-hausen betrete Hochschulneuland, indem es Studien-programme mit Themen wie Wirtschaftsrecht, Trans-port/Verkehr/Logistik und Materialtechnik anbiete. Neusei auch, dass es in Recklinghausen einen Fachhoch-schulstudiengang geben werde, der zum Diplom-Che-miker führen wird. Start für diesen Studiengang ist daskommende Wintersemester (siehe auch S.6). Als Ziel vonLehre und Forschung nannte Schulte eine qualifizierteAusbildung für Studierende, damit diese die beruflichenAufgaben der Zukunft werden lösen können. Innova-tionen an der Hochschule nicht nur zu erdenken, son-

Manfred Enseling erhob stellvertretend für die Bau-handwerker Stimme und Glas beim Richtspruch.

Foto: FHG/HT

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Rund vierhundert Gäste sind imFebruar der Einladung zum Richt-fest für das neue Hochschulgebäu-de in Recklinghausen gefolgt.

Foto: FHG/HT

dern auch zu verwirklichen, solleden Strukturwandel in der Regionstützen.

Nach vier Reden waren nicht nurdie Kehlen der Redner trocken. Dererste, der zum Glas greifen durfte, warManfred Enseling, der stellvertretendfür die Bauhandwerker den Richt-spruch auf das neue Gebäude sprachund am Ende jeder Strophe mit einem„Kamerad, schenk ein – Prost” denGästen einige Schlucke voraus war,bevor sich diese nach dem Aufziehendes Richtkranzes dann auch am Buf-fet stärken konnten.

Über das neue Gebäude freutensich nicht nur, aber ganz beson-ders die Redner beim Richtfest(von links): Siegfried Zeitz, leiten-der Regierungsbaudirektor beimStaatlichen Bauamt Recklinghau-sen, Peter Borggraefe, Bürgermei-ster der Stadt Recklinghausen,Manfred Enseling, der den Richt-spruch aufsagte, Manfred Mor-genstern, Staatssekretär beimnordhrein-westfälischen Ministe-rium für Bauen und Wohnen,Prof. Dr. Peter Schulte, Rektor derFachhochschule Gelsenkirchenund ihrer Abteilungen in Bocholtund Recklinghausen.

Foto: FHG/HT

Zahlen – Fakten - InformationenDer vom Dortmunder Architekturbü-ro Prof. Eckard Gerber & Partner ent-worfene autofreie Campus auf einerFläche von rund 10.000 Quadratme-ter besteht aus drei um einen zentra-len Platz gruppierten Gebäuden. Ge-baut wurde mit umweltverträglichenBaustoffen, vor allem Holz aus hei-mischen Wäldern. Das Tageslichtwird durch Dach- und Wandoberlich-ter genutzt. Hoher Dämmstandard verbessert den Wär-meschutz. Bei zwei Hörsälen wird die Frischluft über Erd-kanäle im Sommer vorgekühlt, im Winter vorgewärmt.Auf eine mechanische Lüftung konnte so verzichtet wer-

den. Über einen Kamin wird die war-me Luft aus dem Hörsaal herausge-zogen. Auch die Bibliothek wird na-türlich belüftet. Die Dächer werden be-grünt. Die Bauarbeiten wurden als Ge-neralunternehmer von der Firma KarlSchäfer aus Ibbenbüren ausgeführt.Der vorgesehene Fertigstellungs- undÜbergabetermin ist der 9. August1999.

Hauptnutzfläche: 9.389 QuadratmeterBrutto-Grundfläche: 19.481 QuadratmeterBrutto-Rauminhalt: 83.853 Kubikmeter

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Chemie... ...aber anders

An der Hochschulabteilung in Recklinghausen gibt es voraussichtlichab dem nächsten Wintersemester einen Studiengang, der zum Dipl.-Chem. (FH) führt. Foto: FHG/HT

Die Hochschulabteilung Reckling-hausen der Fachhochschule Gel-senkirchen führt zum Winterse-mester 1999/2000 einen neuarti-gen Chemie-Studiengang ein.Dem Chemiker in der Forschungsteht dann ein Anwendungsche-miker aus der Fachhochschule zurSeite: mehr Praxis, mehr biologi-sche Verfahren, mehr Computer-technologie.

(BL) Wer sich dafür interessiert Che-mie zu studieren, dem bietet sich abdem nächsten Wintersemester ander Hochschulabteilung in Reckling-hausen eine Alternative zur Aus-richtung auf die Forschung: DerFachhochschulstudiengang zum Di-plom-Chemiker beziehungsweisezur Diplom-Chemikerin setzt mehrauf Anwendung als auf Forschung,mehr auf biologische Verfahren alsauf klassisch-analytische Verfahren,mehr auf Computer als bisher. „Wirtragen mit unserem Studienangeboteinem veränderten Chemiebild unddamit anderen Berufsfeldanforde-rungen Rechnung”, erklärt Prof. Dr.Joachim Roll, Dekan im Reckling-häuser Fachbereich Chemie undMaterialtechnik, den Vorstoß derFachhochschule.

Beispiel Verfahren: Immer mehr,so Roll, lösen in der chemischen In-dustrie biologische Verfahren die aufmehreren Trenn- und Analyseschrit-ten beruhenden bisherigen Verfah-ren ab. „Mikroorganismen erledigenvieles billiger und umweltfreundli-cher”, erklärt der Professor, „siebrauchen weniger Energie, arbeitenin Wasser, sparen dadurch Lösemit-tel und sind nach getaner Tat biolo-gisch abbaubar.” Den natürlichenBakterien stehen dabei demnächstauch ihre gentechnisch verändertenBrüder zu Seite, worin der Wissen-schaftler Roll jedoch keine Gefahrsieht: „Gerade die gentechnisch ver-änderten Mikroorganismen können

ausschließlich im Laborreaktorüberleben, unter normalen Umwelt-bedingungen sterben sie.” Die Mi-kro-Arbeiter produzieren beispiels-weise Vitamine, analysieren Blutund zeigen durch Leuchtkraft an,wenn Stoffe dioxinfrei sind. Solchenund weiteren biologischen Verfah-ren widmet sich nach dem Grund-studium der Studienschwerpunktder biologischen Chemie. Alterna-tiv können die Studierenden imHauptstudium auch computerge-stützte Chemie wählen. Hier werdenVerfahren im Computer preiswertsimuliert, bevor sie tatsächlich aus-probiert werden. Informations- undManagementprogramme sorgendafür, dass im Labor alle Daten sorg-fältig gespeichert und jedem Verfah-rensschritt bis zur Qualitätssiche-rung zur Verfügung stehen.

Mögliche Arbeitsplätze erwartetdie Hochschule überwiegend beikleinen und mittleren High-Tech-Fir-men der Chemie und Bio-Technik,Unternehmen, die beispielsweiseSpezialtests wie den Aids-Test oder

Gentests durchführen. Die Anzahlsolcher und ähnlicher Arbeitsplät-ze sei, so Roll, in Nordrhein-Westfa-len in den letzten Jahren sprunghaftangestiegen. Weitere Arbeitsmög-lichkeiten sieht er in der Zusammen-arbeit mit Chemikern, Biologen undMaterialtechnikern.

Die Genehmigung des neuen Stu-diengangs durch das nordrhein-westfälische Ministerium für Schuleund Weiterbildung, Wissenschaftund Forschung liegt seit Januar vor.„Dem Studienstart zum nächstenWintersemester steht damit nichtsmehr im Wege”, freut sich DekanRoll. Der Fachhochschulstudien-gang Chemie in Recklinghausen istdann der Zweite seiner Art inDeutschland. Den Start machte dieFachhochschule Rhein-Sieg, derenStudiengang - 1997 gestartet - sichim Hauptstudium jedoch auf Werk-stoffe und pharmazeutische Chemiespezialisiert. Die RecklinghäuserHochschulabteilung bietet jährlichrund 50 Studienplätze für Anfängeran.

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Mit Klebstoffzum DiplomStudium in Zaragoza,Diplomarbeit in Recklinghausen.

(BL) Ihr Chemie-Studium hat Rebeca Regol-Otin (23)an der Universität Zaragoza in der spanischen RegionAragon absolviert, für ihre Diplomarbeit wechselte diejunge Spanierin an die Hochschulabteilung in Reckling-hausen, um dort unter der fachlichen Führung von Prof.Dr. Klaus-Uwe Koch auf dem Feld der Haftvermittler zuarbeiten. Darunter sind Stoffe zu verstehen, die die Haft-festigkeit von Klebstoffen zur Verbindung bestimmterMaterialien steigern. Rebeca Regol-Otin kümmerte sichspeziell um einen Klebstoff für eine dauerhafte Verbin-dung zwischen Acrylglas und Metall. Hätte Rebeca Re-gol-Otin erst im kommenden Semester ihr Studium auf-nehmen wollen, so hätte sie das Studienfach Chemieauch in Recklinghausen belegen können. Dann näm-lich bietet die Recklinghäuser Hochschulabteilung ne-ben Materialtechnik auch den Studiengang Chemie an.

Um Klebstoffe geht es in der Diplomarbeit von Rebe-ca Regol-Otin, die als Austauschstudentin von derUniversität Zaragoza nach Recklinghausen gekom-men ist. Betreut wurde sie dort von Prof. Dr. Klaus-Uwe Koch. Foto: FHG/HT

Aufbau endet,Fortentwicklung startet

(BL) Rund fünfzig Teilnehmer undTeilnehmerinnen fanden zu Anfangdes Sommersemesters den Weg nachBocholt zum Semesteranfangstref-fen. Ihnen konnte Rektor Prof. Dr.Peter Schulte bei seinen einleitendenWorten Positives berichten: Bereitsmehr als zwei Millionen DM hat dieHochschule im letzten Jahr an Dritt-mitteln aus der Industrie eingewor-ben. Für 1999 zeichnete es sich be-reits im Frühjahr ab, dass dieses Er-gebnis noch wird übertroffen wer-den können. Damit, so Schulte, ge-höre die Fachhochschule Gelsenkir-chen zur Spitzengruppe innerhalbder Fachhochschulen in Nordrhein-Westfalen, wenn man die Gesamt-summe von Drittmitteln zur Ergän-zung des Hochschulhaushalts be-trachte. Dem positiven Ergebnis

schloss sich jedoch gleich der Appellan, am beruflichen Engagement fürdie Hochschule auch in Zukunftnicht zu sparen. Schulte: „Wir ste-hen an der Schwelle vom Aufbauder Hochschule zu ihrer Weiterent-wicklung.”

Der didaktischen Herausforde-rung „Fachvortrag, aber für alle”stellte sich anschließend Prof. Dr.Martin Lübbert vom Bocholter Fach-bereich Maschinenbau. Er erläuter-te, wie CAD (Computer Aided De-sign) und CAE (Computer Aided En-gineering) betriebliche Abläufe inIndustrieunternehmen verbessernhelfen. CAD und CAE, so Lübbert,ersetzen nicht nur Zeichenbrett undTuschefeder, sondern bieten über diedreidimensionale Abbildung undSimulation von Werkstücken und

deren Herstellung eine mechatroni-sche Entwicklungsumgebung, beider alle Beteiligten auf eine zentra-le Datenbank zugreifen und so dieortsunabhängige Konstruktionmöglich machen. „Ob der Kollegeim Nachbarbüro oder auf demNachbarkontinent sitzt, wird zuneh-mend egal”, so Lübbert. Zurzeit sind3-D-Konstruktion und –Simulationin Unternehmen jedoch erst zu nuretwas mehr als zehn Prozent ver-wirklicht – für die Fachhochschul-abteilung Bocholt eine günstigeStartposition für Technologietrans-fer in die Industrie, da an der Hoch-schule bereits entsprechende techni-sche Einrichtungen und das nötigeKnow-how vorhanden sind.

TRIKON 2/99 - Juni 19998

Für die Bocholter Fachhochschulfördergesellschaft unterzeichnete Eber-hard Kleiner (r.). Neben ihm: Richard Michel, Geschäftsführer der För-dergesellschaft. Foto: Stadtsparkasse Bocholt

Ihre Unterschriften unter die Stiftungsurkunde setzten die Vertreter derStifter sowie der Fachhochschule Gelsenkirchen als Nutzerin der neuenStiftungsprofessur für den Abteilungsstandort Bocholt. Von links (sit-zend): Dr. Klaus Wienberg vom westfälisch-lippischen Sparkassen- undGiroverband, Aloys Eiting von der Stadtsparkasse Bocholt, Prof. Dr. Pe-ter Schulte, Rektor der Fachhochschule Gelsenkirchen, und Dr. AlbrechtSchneider vom Stifterverband für die deutsche Wissenschaft.

Foto: Stadtsparkasse Bocholt

Stiftungs-professurinBocholt(BL) Der westfälisch-lippische Spar-kassen- und Giroverband, die Stadt-sparkasse Bocholt, die Stiftung derStadtsparkasse Bocholt zur Förde-rung von Wissenschaft, Kultur undUmweltschutz, der Stifterverbandfür die deutsche Wissenschaft sowiedie Bocholter Fördergesellschaft derFachhochschule haben gemeinsameine Professur für Betriebswirt-schaftslehre gestiftet, die sich vor al-lem um das Entrepreneurship ge-nannte Unternehmerwissen sowieum Marketing-Wissen für kleineund mittlere Unternehmen küm-mern wird.

Über drei Jahre werden die fünfStifter dazu 240.000 DM jährlichaufbringen und damit insgesamt720.000 DM bezahlen, bevor dieFachhochschule die Finanzierungder Professur in den eigenen Haus-halt übernimmt und so die Dauer-haftigkeit der Stelle garantiert. Mitihrem finanziellen Engagementwollen die Stifter dazu beitragen,dass an der Hochschule das ThemaExistenzgründung gefördert wird.Sowohl die Stadtsparkasse als auchder westfälisch-lippische Sparkas-sen- und Giroverband haben dabeivor allem kleine und mittlere Unter-nehmen im Auge, die, so Dr. KlausWienberg vom Sparkassen- und Gi-roverband, mit rund 90 Prozent derArbeitsplätze der Motor der Wirt-schaft seien.

Um diesen Motor jung und leis-tungsstark zu halten, soll das The-ma Existenzgründung unter Studie-renden und Absolventen als mach-bare Idee gefördert werden. Dazusoll der Inhaber der Stiftungsprofes-sur sowohl das nötige Wissen ver-mitteln, wie ein Unternehmen ge-gründet und geführt wird, als auchin seinen Lehrveranstaltungen dazubeitragen, unter den Studierendendie notwendigen Eigenschaften füreinen Unternehmer zu fördern. ZurUnternehmerpersönlichkeit gehö-

ren, so Rektor Prof. Dr. Peter Schul-te, Eigenschaften wie Verhandlungs-geschick, die Gabe zur Kommunika-tion, zu wissen, wie man führt, Stressbewältigt und seine eigene Arbeits-kraft managt.

Der Ausschreibung der neuen Pro-fessur im Laufe des Sommerseme-sters soll die Berufung schon für daskommende Wintersemester folgen.Bei der Auswahl der Bewerber wol-len und sollen die Stifter beteiligt

sein, um sich auf diese Weise selbstdavon zu überzeugen, dass ihr Geldgut angelegt ist und eine praxisori-entierte Person auf die Professur be-rufen wird. Die Wunschbesetzungsollte Erfahrungen im technischenMarketing für kleine und mittlereUnternehmen mitbringen und Exi-stenzgründung sowohl in der Theo-rie als auch in der Praxis schon ein-mal durchgeführt haben. Arbeitsortist Bocholt.

9TRIKON 2/99 - Juni 1999

Profilim Netz

undauf Papier

(BL) Zu Beginn des Sommersemes-ters ist eine aktualisierte Fassung derHochschul-Einstiegsinformations-broschüre neu erschienen. Mit deraktuellen Drucklegung haben sichnicht nur Format und Inhalt geän-dert, zugleich wandelte sich der Ti-tel von „Know-how für Innovatio-nen” zu „Wissen · Ideen · Zukunft”.Die erstmals vierfarbig gedrucktenBroschüren stehen allen Organisa-tionseinheiten der Fachhochschulezur freien Verteilung an ihre Inter-essenten zur Verfügung. Den Lesernin der Region und darüber hinauswill die Broschüre eine kurze Infor-mation vermitteln, welche Charak-terzüge sich die Hochschule als Ein-richtung für Lehre, Forschung undTechnologietransfer gegeben hatund geben will. Zusätzlich werdenalle Studiengänge auf je einer Dop-pelseite beschrieben.

Neben der gedruckten Form kannder Inhalt auch über das Internetabgerufen werden. Auf der unterwww.fh-gelsenkirchen.de zu errei-chenden Homepage der Fachhoch-schule Gelsenkirchen finden sich dieKapitel über allgemeine Charakter-züge der Hochschule unter demStichwort-Stein „Die Hochschule inKurzform”, die Informationen überdie Studiengänge erschließen sichüber den Puzzle-Stein „Studiengän-ge/Kurzinformationen”.

Wer statt bunter Bildschirmdatei-en lieber eine anfassbare Broschürewill, kann diese kostenfrei beim Se-kretariat der Öffentlichkeitsarbeitunter der Postanschrift 45877 Gel-senkirchen oder unter Telefon (0209)9596-458 bestellen. Per Post erreichtden Interessenten dann ein Produkt,das bietet, was Bildschirme (noch)nicht bieten: Die druckfrischen Ex-emplare riechen noch nach Farbe.

Studierende der Hochschulabteilung Recklinghausenfuhren sieben Wochen lang City-Einkaufsbummlerzu den Großparkplätzen am Rande der Innenstadt.

Foto: Jörg Gutzeit

ElektroflitzerpolierenStadtimage(BL) 25 Studierende der Recklinghäuser FachbereicheWirtschaftsrecht und Wirtschaftsingenieurwesen scho-ben Ende letzten Jahres sieben Wochen lang Schicht-dienst als Fahrer, um das Recklinghäuser Einkaufspub-likum aus der City samt ihren Einkäufen bequem undumsonst zu den Großparkplätzen am Rande der Innen-stadt zu fahren. Ihr Job gehörte zu einem Projekt, dasManagement-Professor Karl-Heinz Niehüser und Prof.Dr. Karl-Heinz Schweig, Spezialist für Verkehrssysteme,hochschulseits begleiteten. Ziel war, die Attraktivität derInnenstadt durch einen umweltfreundlichen Transport-service zu steigern.

Als „Christmas-Shuttle” hatten die kleinen Elektro-flitzer mit Platz für vier Fahrgäste und einen Fahrer imVorweihnachtsgeschäft großen Erfolg. Insgesamt nutz-ten über 12.000 Fahrgäste den kostenlosen Fahrdienstund spendeten als Gegengabe 4.360 DM zugunsten derInitiative „Jugend in Arbeit”. Wie erfolgreich die Shuttle-Aktion für die Aufbesserung des Innenstadt-Images undfür die Verbesserung der Stadtmobilität war, untersuchtjetzt Wirtschaftsrechtstudent Frank Gendrzeiko in sei-ner Diplomarbeit.

Dem Innovan genannten Elektorfahrzeug, das im De-sign an das Swatch-Auto erinnert, soll jetzt ein Innovan2 folgen, ein Fahrzeug, das etwas größer und auch leis-tungsstärker im zusätzlichen Transport von Gütern seinsoll. Das neue Fahrzeug wird voraussichtlich im Herbstbei einer Hochschulveranstaltung vorgestellt und - wieaus Recklinghausen zu hören war - mit prominentenBesuchern aus der Autoszene. Konzept und Erfolg desInnovan 2 werden in einem parallelen Forschungspro-jekt über sechs bis neun Monate verfolgt.

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Die Fachhochschule Gelsenkirchen begleitet Studierende und Absolven-ten auf dem Weg zum eigenen Betrieb. Foto: FHG/HT

Den Sprung in dieSelbstständigkeit wagenAn der Fachhochschule Gelsenkirchen werden mu-tige Menschen, die mit einer marktfähigen und in-novativen Idee den Schritt in die Selbstständigkeitwagen wollen, bei der Gründung ihrer neuen beruf-lichen Existenz unterstützt. Das hochschuleigene In-stitut zur Förderung von Innovation und Existenz-gründung dient als Lehr- und Trainingszentrum fürStudierende aller Fachbereiche.

Den Sprung in die Selbstständigkeit wagen - das kön-nen sich zu Beginn des Studiums noch viele Studentenvorstellen. Rund ein Viertel der Studenten, so fand dieIHK Münster heraus, bekennen sich am Anfang nochzur Risikobereit-schaft. Ist der er-sehnte Abschlussaber erst ge-schafft, locktdoch die Aussichtauf ein „beque-mes“ Angestell-tenleben. DieFachhochschulenim Revier tunnun einiges, umdie schlummern-den Potenziale zufördern. Ohnehinpraxisnäher aus-gebildet als ihreu n i v e r s i t ä r e nKommilitonen,sind sie einedankbare Ziel-gruppe für ent-sprechende För-derprogramme. Drei Dinge, so der Rektor der Fachhoch-schule Gelsenkirchen, Dr. Peter Schulte, müsse die Fach-hochschule leisten: Die Motivation der Studenten zurSelbstständigkeit, die am Anfang des Studiums spürbarist, aufgreifen und erhalten. Dazu müssten Veranstal-tungen und Fortbildungen angeboten werden. Der drit-te Punkt: die Charakterentwicklung der Studierendenunterstützen, ihre Kreativität, ihre Risikobereitschaft undihr Selbstbewusstsein stärken. Denn: „Unternehmerkann man nicht lernen“, so Schulte.

Seminare zum Kontaktaufbau, Führen von Verhand-lungen oder Betriebswirtschaft stehen auf dem Pro-gramm. Die Transferstelle stellt Kontakte mit der Wirt-schaft her, berät die Studenten und unterstützt bei För-deranträgen.

Das Angebot an Fördertöpfen ist groß - man musseben nur wissen, an wen man sich wenden muss. DasLand Nordrhein-Westfalen bietet Existenzgründern mitder Gründeroffensive GO! Unterstützung. Städte, Han-

delskammern und Stiftungen vergeben ebenfalls Förde-rungen. Speziell für Schüler und Studenten ist das„PFAU“-Programm des Landes gedacht.

An der Fachhochschule Gelsenkirchen nimmt die För-derung von Existenzgründungen einen ganz besonde-ren Stellenwert ein. Hier können sich die Studenten auchschon mal beim Rektor persönlich Rat holen, wenn esum knifflige Förderanträge geht. Das Besondere in Gel-senkirchen: Studenten und Professoren üben sich ge-meinsam in Existenzgründung. Die Wissenschaftler be-gleiten ihre Schützlinge nicht nur auf dem Weg zur ei-genen Firma - sie steigen oft auch selbst mit ein. Imletzten Jahr hat sich die Fachhochschule im ehemali-

gen Verwal-tungsgebäudeder Zeche Hugogleich in derNachbarschafteingemietet. Inder ersten Etagesitzen nun Fir-men, die aus derHochschule her-aus entstandensind. Im gleichenJahr hat dieHochschule einInstitut zur För-derung von In-novationen undExistenzgrün-dung ins Lebengerufen. Das solldie unternehme-rischen Ideen indie richtigen

Bahnen lenken. Hier lernen die Studenten, einen Busi-nessplan zu erstellen und Kontakte zur Wirtschaft zuknüpfen. Außerdem will Schulte das „Bündnis für In-novation“ mit der Hüls AG weiter ausbauen. Das bringtkreative Ideen aus der Hochschule direkt in die Wirt-schaft.

Als Prof. Dr. Paul Reichart und Peter Brückmann ihr„Institut für Moderation und Management“ (IMM) grün-deten, hatten sie ihr Büro noch im Aktenkoffer. Handyund Laptop – das war alles, was sie brauchten. Heutesitzt die Firma mit rund 50 Mitarbeitern im Verwaltungs-gebäude der Zeche Hugo. Reichart ist Professor an derFachhochschule Gelsenkirchen, seine Gesellschaft einungewöhnliches Beispiel für Existenzgründung aus derHochschule heraus.

Kultur ist ihr Geschäft. Ob Theaterabos, Promotionvon Musicals, Clubkonzepte, Erstellung wissenschaftli-cher Gutachten für kulturelle Projekte, Tele-Marketing,Trainingsprogramme für Studenten oder General-Ma-

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nagement von Existenzgründern -IMM deckt alle Bereiche ab. Haupt-arbeitsgerät ist dabei das Telefon.Mehrere Büroräume sind bereits zuCall-Centern ausgebaut.Das Ziel des Professors ist dabei, dieErfolgsfaktoren der Privatwirtschaftauf Kultur, Medien und Freizeitbe-triebe im öffentlichen Bereich zuübertragen. Dass das Konzept auf-geht, zeigt das Auftragsbuch derGesellschaft. Viele Theater im Reviervertreiben ihre Abos über IMM,auch das Musicalunternehmen Stel-la lässt sich von den Gelsenkirche-nern vertreten. Der Kontakt zurHochschule ist weiterhin eng. ImRahmen ihres Studiums können dieStudenten ihr Praxissemester dortabsolvieren. Die Praktikanten sindvoll in die Organisation eingebun-den. Als Wochenmanager müssensie in der Rotation auch mal dasgesamte Büro organisieren, vomTerminplan bis zum Schlüsseldienst.„ProPuls“ ist der Name der Gesell-schaft, die sich gerade im Gelsenkir-chener Fachbereich Elektrotechnikgründet. Zwei Absolventen, JörgNeumann und Christian Dreesen,werden in Zukunft gemeinsam mitihrem Professor Jan Markus Löfflerals Dienstleister knifflige Problemeder Hochspannungs- und Pulstech-nik lösen. Ihr Aufgabenbereich: DerBau von Geräten, die mithilfe gro-ßer Spannungen Material bearbei-ten. So kann zum Beispiel Gesteinmittels Spannung zerkleinert wer-den. Eine mögliche Anwendung istauch die Rohrreinigung. Verkru-stungen im Rohr können mittelsPulstechnik „weggesprengt“ wer-den. Auch die Materialbearbeitungermöglicht das Verfahren. Oberflä-chen können auf Millimeterdickegehärtet werden.

In Deutschland ist das noch einNischenmarkt. Hier sind die Gelsen-kirchener Jungunternehmer quasikonkurrenzlos. Jeder Auftrag bringtein neues Gerät hervor, jedes ist einUnikat. Möglich ist die Arbeit derfrisch gebackenen Unternehmer nurdurch die Nähe zur Hochschule.Dreesen und Neumann haben je-weils eine halbe Stelle beziehungs-weise einen halben Forschungsauf-trag an der Fachhochschule. So istes möglich, das Labor und alle nö-tigen Geräte vor Ort zu nutzen. Eineentsprechende Ausstattung könntensich die Gesellschafter nicht leisten.

(Kerstin Röhrich)

Während der Internationalen Tourismus-Börse in Berlin begrüßten dieBocholter Tourismus-Studierenden in der Person von Peer Steinbrück(r.) den nordrhein-westfälischen Minister für Wirtschaft und Mittelstand,Technologie und Verkehr auf ihrem Stand. Foto: MWMTV

Bocholter in BerlinDer Studienschwerpunkt Tourismus im Bocholter Studiengang Wirt-schaft der Fachhochschule Gelsenkirchen beteiligte sich im März ander Internationalen Tourismus-Börse in Berlin.

(BL) Als im März die Internationale Tourismus-Börse in Berlin für fünf Tagezum Zentrum für Fachleute aus dem internationalen Tourismus und demdeutschen Fremdenverkehr wurde, waren auch Bocholter Studierende desStudienschwerpunkts Tourismus dabei. Im Wissenschaftszentrum habensie, unterstützt von den Tourismus-Professoren Dr. Gerd Wassenberg undDr. Silke Landgrebe, Messebesucher über ihren Studiengang informiert undüber die Aktivitäten ihres Vereins S.A.F.T. Den Verein gründeten die Studie-renden, um zusätzlich zum Hochschulstudienangebot Exkursionen anzu-bieten und um Kontakte zu möglichen späteren Arbeitgebern in der Tou-rismusbranche zu pflegen, die sie den Mitstudierenden zugänglich machen.Diese Kontakte wollten die Studierenden während der Messe erneuern, umihre Datenbank für Job- und Praktikumsangebote auf dem neuesten Standzu halten.

Damit sie bei über 7000 Einzelausstellern nicht in der Informationsflutuntergingen, hatten sich die Nachwuchs-Tourismus-Marketing-Fachleuteeine besondere Prästentationsform überlegt: Anstatt als Plakat an der Wandzu kleben, erschienen ihre Messeinformationen als Lichtschrift, projiziertauf eine Glasscheibe. Fachsprachlich heißt das Holo-Pro und ist eine Neu-entwicklung des Instituts für Licht- und Bautechnik an der Fachhochschu-le Köln. Ehrensache für die Studenten und Studentinnen aus Bocholt wares, dass sie in Berlin neben der Fachinformation über ihr Studium aucherzählten, wie touristisch attraktiv sie ihren Bocholter Studienort eingebet-tet ins Westmünsterland empfinden, ein Wohlbefinden, dass die dort an-sässigen Betriebe dadurch zu steigern wussten, dass sie die Studenten mitSach- und Finanzhilfen für die Berlin-Präsentation unterstützten.

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Het dubbeldiplomamet Arnhem

(BL) Caroline Willers (27) kommtaus Münster und spricht fließendDeutsch und Niederländisch. Au-ßerdem ist sie die erste Absolventinim deutsch-niederländischen Wirt-schaftsstudiengang, den die Hoch-schulabteilung Bocholt gemeinsammit der „Hogeschool voor Econo-misch en Administratief Onderwijs”in Arnheim anbietet. Dieser Studi-engang führt gleichzeitig zum deut-schen Diplom-Betriebswirt (FH) undzum niederländischen Bachelor ofeconomics.

Caroline Willers ist nicht nur dieErste. Als sie sich für das Doppeldi-plom entschied, war sie in ihrer Stu-dierendengeneration auch die Ein-zige. Inzwischen sind ihr jedochneun weitere auf den Fersen, unterihnen Jessica Saum (21) und IngaBodenstaff (24), beide im fünftenSemester, und Bianca Gabbe (26),sie ist im dritten Semester. Mancheder Studierenden haben sich nichterst mit der Aufnahme des Studiumsfür die Niederlande interessiert. BeiCaroline Willers und Bianca Gabbeetwa kommen die Mütter aus denNiederlanden, sodass die Töchternicht erst an der Hochschule dieSprache des Nachbarlandes lernten.Jessica Saum hingegen hat zwar frü-her schon mal hin und wieder Ur-laub in den Niederlanden gemachtoder ist zum Einkaufen ins Nachbar-land gefahren, hatte sonst aber kei-nen intensiven Kontakt zu den Nie-derlanden. Man muss also nichtschon „niederländisch geeicht” sein,um in Bocholt ein deutsch-nieder-ländisches Doppeldiplom erfolg-reich zu erringen.

Für den, der die Sprache nochnicht beherrscht, bietet die Hoch-schule Niederländisch-Kurse an, indenen die Sprache sowohl als Kon-versationsmittel als auch als Fach-sprache für den Studiengang Wirt-schaft gelehrt wird. Und die Spracheist wichtig. Jessica Saum: „Die Spra-

Seit dem Wintersemester 1995/96 können Studierende sich in Bocholt für einen Studiengang einschreiben,der gleichzeitig zum deutschen Abschluss „Diplom-Betriebswirt/Diplom-Betriebswirtin (FH)” und zum nie-derländischen Abschluss „Bachelor of Economics” führt. Jetzt hat mit Caroline Willers die erste Absolventinihr Doppeldiplom erhalten.

Caroline Willers (27) ist die erste Absolventin im deutsch-niederländi-schen Studiengang Wirtschaft, der Dekan Prof. Dr. Raymond Figuravom Fachbereich Wirtschaft in Bocholt zum doppelten Diplom gratu-lieren konnte. Den Studiengang bietet die FachhochschulabteilungBocholt gemeinsam mit der “Hogeschool voor Economisch en Admini-stratief Onderwijs” in Arnheim an. Foto: FHG/BL

che ist der Schlüssel für den bina-tionalen Studienerfolg. Wer in Arn-heim den Deutschen raushängenlässt und nicht Niederländisch redet,muss damit rechnen, mit alten Kli-schees über Deutsche konfrontiert zuwerden. Wenn man aber versucht,sich auf niederländisch zu verstän-digen und damit ehrliches Interessean dem Land und seinen Menschenzeigt, verhalten sich die Niederlän-der sehr freundlich und entgegen-kommend.”

Das binationale Studium fordertdie Studentinnen nicht nur insprachlicher Hinsicht, sondern auchfachlich. Denn obwohl die Studien-

pläne so weit wie möglich aufein-ander abgestimmt sind, bleibt dochals Herausforderung, die Hochschul-kultur zweier Staaten kennen zu ler-nen und erfolgreich zu durchlaufen.„In den Niederlanden wird mehr alsin Deutschland in studentischenProjektgruppen gearbeitet”, erzäh-len die Frauen, „außerdem gilt es,öfter als in Bocholt Prüfungen ab-zulegen.” Alle bestätigen jedoch,dass sie es als Vorteil empfinden, inzwei Staaten zu studieren. Zwarmüsse man viel Disziplin und Eigen-motivation mitbringen, um sichdurch das Studienprogramm durch-zubeißen, alle jedoch haben das als

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positive Entwicklung der eigenenPersönlichkeit erlebt.

Bleibt noch abzuwarten, ob dasDoppeldiplom auch entsprechendbessere Berufschancen einräumt.Caroline Willers ist davon über-zeugt. Zwar hatte die erste Absolven-tin den Wunschjob noch nicht zeit-gleich mit dem Diplom in der Ta-sche, hatte bei verschiedenen Vor-stellungsgesprächen jedoch schonerlebt, dass der doppelte Abschlussihre Person für mögliche Arbeitge-ber interessant machte. Eine ähnli-che Erfahrung machte auch JessicaSaum, die ihr Praxissemester in derUnternehmensplanungsabteilungeines großen deutschen Handels-konzerns macht: „Ich glaube, dassder deutsch-niederländische Studi-engang eine Zusatzqualifikationvermittelt, die in jedem Fall vonVorteil ist.”

Zahlenmäßig weit unterlegensind im Moment noch die Männerbeim deutsch-niederländischenDoppeldiplom. Nur ein Deutscherwagte zum Hauptstudium denSprung nach Arnheim, noch keinNiederländer hat sich in Bocholteingeschrieben. Die Frage, ob der bi-nationale Studiengang für Männeruninteressant ist, kann man, zumin-

Seit dem Wintersemester 1995/96 können Studierende sich in Bocholtfür einen Studiengang einschreiben, der gleichzeitig zum deutschenAbschluss „Diplom-Betriebswirt/Diplom-Betriebswirtin (FH)” undzum niederländischen Abschluss „Bachelor of Economics” führt.Dazu absolvieren die Studierenden das viersemestrige Wirtschafts-Grundstudium an ihrer jeweiligen Heimathochschule in Bocholt oderin Arnheim, um anschließend für ein Jahr an den Ort der ausländi-schen Partnerhochschule zu wechseln. Dort verbringen sie ein Se-mester als Praxissemester in Unternehmen der ausländischen Hoch-schulregion sowie ein weiteres Studiensemester an der Hochschule.Als individuelle Studienrichtung werden das internationale Absatz-und Beschaffungsmarketing oder Rechnungswesen und Bilanzierungangeboten. Sowohl die niederländischen Studierenden als auch diedeutschen Studierenden sind dabei in die normalen Kurse der Gast-hochschulen integriert. Fließende Fremdspachenkenntnisse der je-weiligen Gastlandsprache sind daher selbstverständliche Vorausset-zung. Wer von den deutschen Studierenden noch nicht Niederlän-disch spricht, kann das während der ersten vier Semester an derHochschule in Bocholt lernen.

Die deutschen Studienplätze für den binationalen Studiengang wer-den von der Fachhochschule Gelsenkirchen direkt vergeben. Als Zu-lassungsvoraussetzung müssen Interessenten unter anderem dieFachhochschulreife sowie praktische Kenntnisse im gewünschten Stu-diengang nachweisen. Nähere Informationen gibt die allgemeineStudienberatung unter Telefon (0209) 9596-199, -200, -516 oder derFachbereich Wirtschaft in Bocholt unter Telefon (02871) 2155-702.

Wie gewerbliche Bauherren schneller und organisato-risch einfacher an die gewünschte Baugenehmigungkommen, war Thema des letzten Gesprächsabends imRahmen der Recklinghäuser Hochschulgespräche. Rundvierzig Teilnehmer, vor allem Architekten, aber auchWirtschaftsvertreter aus Recklinghausen und Umge-bung, hatten sich im Februar im großen Sitzungssaaldes Recklinghäuser Rathauses getroffen. Ihnen gegen-über standen als Referenten BauordnungsamtsleiterAndreas Rapien sowie Prof. Dr. Peter Oligmüller von derFachhochschulabteilung Recklinghausen, dessen Lehr-gebiet das öffentliche Recht ist.

Durch eine sternförmige Organisation, so Rapien, diees der Verwaltung ermöglicht, verschiedene Bearbei-tungsschritte zeitgleich statt hintereinander auszufüh-ren, sollen Bauanträge für gewerbliche Bauobjekte insechs bis acht Wochen und damit um rund ein Drittelschneller über den Planungstisch sein. Das funktioniertallerdings nur, wenn der Antragsteller sich mit dem Ver-fahren auskennt und die eingereichten Unterlagen nichtmehr ergänzt werden müssen. Um dem Bauherrn die

Arbeit zu erleichtern, hat die Stadt Recklinghausen ge-meinsam mit der Fachhochschule Gelsenkirchen dazueinen Leitfaden für gewerbliche Bauherren herausge-geben, den Rapien an diesem Abend gleichzeitig derÖffentlichkeit vorstellte.

Wie die Bearbeitung von gewerblichen Bauanträgenbeschleunigt werden kann, war auch Thema des Vor-trags von Prof. Peter Oligmüller. Seine Erfahrung unddamit sein Rat, nachdem er rund 20 unterschiedlicheBaugenehmigungsverfahren auf ihre organisatorischenVerbesserungsmöglichkeiten untersucht hat, ist, zu Be-ginn des Verfahrens eine Einstiegskonferenz mit allenBeteiligten anzuberaumen, damit möglichst alle offe-nen Fragen angesprochen und umgehend geklärt wer-den können. Außerdem empfiehlt er, dass sowohl dieVerwaltung als auch der Bauherr jeder jeweils einenAnsprechpartner benennen, über den die Kommunika-tion zwischen Behörde und Betrieb kanalisiert wird.Wenn die Kommunikation klappt, läuft’s auch mit demBauantrag.

(Elisabeth Birckenstaedt/Barbara Laaser)

Schneller zur BaugenehmigungIm Rahmen der Recklinghäuser Hochschulgespräche wurde das Genehmigungsverfahren für gewerblicheBauobjekte unter die Diskussionslupe genommen.

dest zurzeit, noch nicht beantwor-ten. „Dazu gibt es noch zu wenigeStudierende in diesem besonderenStudiengang”, so der Dekan Prof.

Dr. Raymond Figura. Bianca Gab-be: „Vielleicht sind Frauen Neuemgegenüber einfach aufgeschlosse-ner.”

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Hochschuldiplom undGesellenbrief in einem

(SB) An den ersten drei Tagen derWoche ist der Alltag von JohannesPhilipps (20) wie bei jedem Auszu-bildenden: Er lernt in seinem Betriebvon morgens bis nachmittags seinzukünftiges Handwerk. Bei Philippsheißt das Gas-Wasser-Installateur.Am Donnerstag drückt er dann mitanderen Azubis für einen halbenTag die Berufsschulbank. Danachfährt Johannes Philipps von Witten,wo er seine Lehre absolviert, nachGelsenkirchen zur Fachhochschule.Dort verbringt er den weiteren Tagsowie den ganzen Freitag in Hörsaalund Labor. Denn Johannes Philippsgehört zu den ersten vier Studieren-den, die sich im Wintersemester1998/99 im ausbildungsintegrieren-den Studiengang Versorgungstech-nik eingeschrieben haben.

„Dieses Studienmodell gibt Hand-werk und Hochschule die Möglich-keit für eine engere Zusammenar-beit. Wichtig ist vor allem, dass diezukünftigen Absolventen einer sol-chen Doppelausbildung gute Berufs-

Johannes Philipps studiert Versorgungstechnik an der FachhochschuleGelsenkirchen und macht gleichzeitig eine Ausbildung zum Gas-Was-ser-Installateur.

Johannes Philipps Foto: FHG/SB

aussichten haben, beispielsweise alsBetriebsleiter oder Planungsbüroin-haber, also auch eine ideale Ausbil-dung zur Übernahme bestehenderBetriebe”, so die Einschätzung vonProfessor Dr. Rudolf Rawe, Dekan imFachbereich Versorgungs- und Ent-sorgungstechnik der Fachhochschu-le Gelsenkirchen.

Während im Grundstudium dieLehre noch den größeren Zeitblockbeansprucht, kehren sich der Anteilvon Hochschultheorie und prakti-scher Tätigkeit nach der Gesellen-prüfung um. Dann wird Student Jo-hannes Philipps vier Tage wöchent-lich seinem Ingenieurstudium nach-gehen, ein Tag bleibt für die prakti-sche Tätigkeit im jetzt erreichtenBeruf als Gas- und Wasser-Installa-teur.

Wenn alles wie geplant läuft, hatJohannes Philipps nach insgesamtfünf Jahren sowohl den Gesellen-brief als auch das Diplom als Ver-sorgungstechnikingenieur in derTasche. Nur ein Jahr mehr hat er

dann für den Abschluss als Diplom-ingenieur gebraucht als seine Kom-militonen, sechs Jahre mindestenshätte er gebraucht, wenn er erst dieLehre und anschließend das Studi-um in Angriff genommen hätte.Und danach? Dann wird Philippsseine Doppelqualifikation nutzen,um in der „Johann Philipps GmbH”in Bochum zu arbeiten, einem Hei-zungs-Klima-Sanitär-Elektro-Be-trieb, den er später auch einmalübernehmen will, sobald sein Vater,der Kreishandwerksmeister JohannPhilipps, in den Ruhestand wechselt.

(SB) „Kick-off”, so lautete AnfangApril der Startschuss für die Bochol-ter Studierenden, die in diesem Som-mer am Projektmanagement-Semi-nar teilnehmen. Unter der Leitungder beiden Maschinenbauprofesso-ren Dr. Horst Toonen und Dr. Man-fred Külkens setzen fünf Teams ausStudierenden, Hochschulmitarbei-tern und Professoren innerhalb ei-nes Vierteljahres ihre Projektaufga-ben um. Dazu gehören beispielswei-se die Konstruktion einer „schiefenEbene” für die Maschinenbaulabo-re, eine Analyse zum ErlebnistagHochschule oder die Erstellung einesComputerprogramms zur teilauto-

matischen Berechnung von Stun-denplänen. „Die Studierenden ler-nen durch diese Projektarbeit, alsTeam verantwortlich und selbststän-dig zu arbeiten”, so Prof. Toonen.„Das ist im heutigen Berufslebenunverzichtbar.” Und dazu gehörtbeispielsweise auch die selbstständi-ge Beschaffung von Informationenoder die Berechnung von Kostenund Nutzen eines Projektes.

Damit alles schon jetzt abläuft wiein der unternehmerischen Praxis,wurden die Aufgaben und Funktio-nen innerhalb eines Teams strengfestgelegt, vor dem Hintergrund desinternationalen Marktes sogar auf

Englisch: Da gibt es beispielsweiseneben dem studentischen Project-Team noch den Sponsor, den Project-Leader oder den Consultant. Ob je-der seine Aufgabe erfüllt und dazubeiträgt, das Team zu einer erfolg-reichen Projektlösung zu führen, er-fahren Interessierte bei der Präsen-tation der Arbeiten zu Semesteren-de. Dann werden sich nicht nur dieStudierenden über gute Ergebnissefreuen. Prof. Toonen: „Ob schiefeEbene oder Computerprogramm fürStundenpläne, alles, was in diesemSeminar erarbeitet wird, nutzen wirfür die Hochschule.”

Kick-off für Teams, Consultants und Project LeadersMaschinenbau-Studierende trainieren Teamgeist in einem Seminar zum Projekt-Management.

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NRW-Fachhochschulenwollen Qualität der Lehresichern und steigernAn der Fachhochschule Gelsenkirchen trafen sich im Januar rund 250Fachhochschulvertreter und –vertreterinnen, um einen Tag unter demStichwort „Evaluation der Lehre” Methoden und Möglichkeiten der Qua-litätssicherung von Lehre und Studium zu planen. Teilgenommen hatauch Gabriele Behler, NRW-Ministerin für Schule und Weiterbildung,Wissenschaft und Forschung.

Ministerin Gabriele Behler vom NRW-Ministerium für Schule und Wei-terbildung, Wissenschaft und Forschung sprach zum Auftakt des Work-shops über die Bedeutung von Evaluation von Lehre für das Profil unddie Entwicklungsperspektiven der Hochschulen. Rechts: Prof. Dr. Joa-chim Metzner, Vorsitzender der Landesrektorenkonferenz der Fachhoch-schulen in Nordrhein-Westfalen. Links: Rektor Prof. Dr. Peter Schulte.

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Praxis brauchtspezialisierteGeneralisten(BL) Welche Erwartungen einProduzent von Türen und Torenan kommende Betriebswirte undBetriebswirtinnen mit Fachhoch-schulabschluss richtet, erläuter-te in einem Gastvortrag an derHochschulabteilung in BocholtThomas Hage von Novoferm inRees.

Nach innen betriebswirtschaft-lich solides Wissen, nach außenflexibel, mobil und internationalhandlungsfähig, das war dieDoppel-Erwartung, welche dieangehenden Betriebswirte erfül-len sollen. Das Beherrschen be-triebswirtschaftlicher Methodenfür beispielsweise Kostenrech-nung und Bilanzanalyse sei ge-nauso wichtig wie die Fähigkeit,sich rasch in neue und komple-xe Aufgaben einzuarbeiten. Aufdem globalen Markt gehöre au-ßerdem mindestens eine Fremd-sprache zum erforderlichen Wirt-schaftsrüstzeug. Ein Check desStudienplans in Bocholt ergab fürHage, dass die dort ausgebilde-ten Absolventen diesem Anforde-rungskatalog entsprächen undmit dem Diplom in der Taschenicht nur bei Novoferm voraus-sichtlich erfolgreich als „spezia-lisierte Generalisten” in den Be-ruf starten könnten.

Aufgrund der geographischenNähe zwischen Rees und Bocholtsieht Hage gute Chancen für einedauerhafte Zusammenarbeitzwischen der Hochschule undNovoferm, indem Lehrende undFirmenangehörige kooperativaktuelle Aufgaben der Wirtschaftlösen und Studierende in solcheProjekte schon vor dem Abschlusseingebunden werden.

(SB) Etwa 250 Vertreter und Vertre-terinnen von Fachhochschulen inNordrhein-Westfalen nahmen imJanuar an einer eintägigen Tagungzum Thema „Evaluation von Lehrean Fachhochschulen” teil. Zum Auf-takt sprach Ministerin Gabriele Beh-ler vom Ministerium für Schule undWeiterbildung, Wissenschaft undForschung des Landes Nordrhein-Westfalen über die Bedeutung einersolchen Lehrbewertung für das Pro-fil und die Entwicklungsperspekti-ven der Hochschulen. MinisterinBehler: „Um die Qualität von Lehreund Forschung zu sichern, halte iches für unerlässlich, an allen Hoch-schulen und Fachbereichen eine re-gelmäßige Evaluation zu etablieren.(...) Wie soll eine Hochschule ihr ei-genes Profil entwickeln, wenn sie

sich nicht zuvor Klarheit über dieeigene Leistungsfähigkeit verschaffthat? Und wie sollte sie dieses Profilweiter schärfen, ohne die erreichteQualität zu sichern?”

Diskussionsstoff für die Tagungbot eine Empfehlung zur Evaluati-on von Lehre und Forschung, wel-che die Landesrektorenkonferenzder Fachhochschulen in Nordrhein-Westfalen gemeinsam mit der Ge-schäftsstelle Evaluation der Fach-hochschulen in Nordrhein-Westfa-len im Mai 1998 allen nordrhein-westfälischen Fachhochschulen zurVerfügung gestellt hatte. „UnserKonzept wurde von vielen Diskussi-ons-Teilnehmern und -Teilnehme-rinnen positiv eingeschätzt”, so Son-ja Buß, Leiterin der NRW-Geschäfts-stelle Evaluation. „Außerdem haben

wir für zukünftige Aktivitäten rundums Thema Evaluation von Lehrewährend des Workshops weitere An-regungen bekommen. Einige davonwerden wir aufgreifen.” Die NRW-Geschäftsstelle für Evaluation gibtes seit April 1997 und befindet sichorganisatorisch an der Fachhoch-schule in Gelsenkirchen.

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(BL) Frauen in Führungspositionen stellt ein Buch vor,das Gisela Goos, bis Ende letzten Jahres Mitarbeiterinin Lehre und Forschung, sowie Prof. Dr. Katrin Hansenvom Bocholter Fachbereich Wirtschaft herausgegebenhaben. Die Forschungsarbeit spürt den spezifischen Fä-higkeiten weiblicher Führungskräfte nach und be-schreibt sowohl die berufliche als auch die persönlicheSituation der Chefinnen. Aus Interviews und Grafikenwerden ihre Karrierechancen, aber auch die Hindernis-se auf dem Weg zum Erfolg deutlich. Dabei analysierendie Autorinnen auch, welche Strategien Frauen anwen-den, um Aufstiegsbarrieren zu überwinden. Damit bie-tet das Buch vielleicht auch den nötigen Ansporn fürLeserinnen, wie sie den nächsten Karriereschritt erfolg-reich nehmen.

Goos, Gisela und Hansen, Katrin: Frauen in Füh-rungspositionen. Erfahrungen, Ziele, Strategien.Münster: Waxmann 1999. 276 Seiten, 38 DM, ISBN 3-89325-705-5

Der Tagungs- und Kongressmarkt hat in Deutschlandund insbesondere in Nordrhein-Westfalen einen hohenökonomischen Wert. Seiner Weiterentwicklung kommtdaher große Bedeutung zu. Im Rahmen eines Seminarszur Tourismusmarktforschung haben Studierende desBocholter Fachbereichs Wirtschaft das Tagungsverhal-ten, die Absichten und die Zufriedenheit von Veranstal-tern mit den Tagungshotels und Kongressstätten in Nord-rhein-Westfalen untersucht. Die Studierenden habeneinen Fragenkatalog entwickelt, der 400 großen Unter-nehmen und Verbänden als Veranstalter von Semina-ren und Tagungen vorgelegt wurde. Ergebnis: EinigeSchwächen gibt es hinsichtlich der technischen Ausstat-tungen von Tagungshotels, in der Vermarktung und vorallem in der Verkehrsanbindung. Insgesamt ist jedochdie Zufriedenheit mit dem Tagungsort Nordrhein-West-falen außerordentlich hoch, der auch zukünftig besteChancen hat, im nationalen und internationalen Marktzu bestehen. (Silke Landgrebe/Werner Becker)

Frauen inFührungsrollen

Der TagungsmarktNordrhein-Westfalen

Sylvester mit Kind Foto: Warner Bros. Movie World

Analyse zur Movie-WorldIm Juni 1996 wurde in Bottrop derFreizeit- und Erlebnispark „WarnerBros. Movie World” eröffnet. Mitdem Investitionsvolumen von fast400 Millionen Mark verbanden sichhohe Erwartungen an den Beitrag,den das Unternehmen zur Umstruk-turierung von einer geschwächtenIndustrieregion hin zur modernenDienstleistungsregion leistet. Studie-rende des Studienschwerpunkts Tou-rismus im Bocholter FachbereichWirtschaft haben in einer Studienachgewiesen, dass der Park einhohes überregionales Besucherauf-kommen hat und damit beträchtli-che Geldströme in die Region ziehtund in seiner Funktion als Nachfra-ger nach Dienstleistungen und Gü-tern der Standortregion deutlicheImpulse verleiht.

Als Arbeitgeber bewirkt der Parkdirekte oder indirekte Einkommens-effekte von jährlich weit über 72 Mil-lionen Mark, die fast ausschließlichin der Emscher-Lippe-Region bezie-hungsweise in Nordrhein-Westfalenwirksam werden. Doch macht dieUntersuchung auch deutlich, dassFreizeit und Tourismus mehr ist alsDienstleistung: So besteht ein dich-

tes Beziehungsgeflecht etwa mit derBauindustrie, mit Gastronomieaus-stattern, Textilunternehmen, demLebensmittel- und Bürobedarfshan-del bis hin zu Dienstleistern in Wer-bung und Verkaufsförderung. Insge-samt profitieren von der Nachfragedurch „Warner Bros. Movie World”vor allem Unternehmen in Handelund Gewerbe, die ihren Standort inNordrhein-Westfalen und zu einemgroßen Teil speziell in der Emscher-Lippe-Region haben.

Auf Grund von statistischen Erhe-bungen und zahlreichen Experten-gesprächen haben die Studierendenschließlich die Veränderungen ana-lysiert, die durch die zusätzlicheNachfrage der Parkbesucher im Ho-telgewerbe ausgelöst worden sind:Erhebliche Zuwächse der Übernach-tungszahlen und Kapazitätsausla-stung vor allem in der Stadt Bottrop,aber auch in anderen standortna-hen Kommunen sowie eine gestie-gene Professionalisierung der Lei-stungsträger im Beherbergungssek-tor zeigen an, dass die Entwicklungvom traditionell vom Geschäftsrei-severkehr dominierten Tourismus inder Region zum erholungs- und frei-

zeitorientierten Städtetourismusdurch zukunftsbezogene Freizeitan-gebote wie „Movie-World” beschleu-nigt werden kann.

(Silke Landgrebe/Werner Becker)

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17TRIKON 2/99 - Juni 1999

Arbeiten,wo andere Ferien machenDeutsche Sanitärtechnik soll helfen, das Wasser auf der Sonneninsel Mallorca weicher zu machen.

(BL) „Beach Club Font de Sa Cala” ist nicht die Urlaubs-adresse von Ute Alexandrowicz (33) aus Dorsten undOliver Wessels (26) aus Haltern. Wo andere Urlaubmachen, geht es für sie arbeitsmäßig zur Sache: Diebeiden Versorgungsstudenten installierten und testetenfür ihre Diplomarbeit auf der BalearensonneninselMallorca eine neuartige Aufbereitungsanlage, die Kalk-ablagerungen in Rohren und Armaturen verhindert.Durchflussregler sorgen an den Wasserentnahmepunk-ten dafür, dass auf der wasserarmen Insel weniger Was-ser verbraucht wird. Außerdem wollen sie die zwar vor-handene, aber nicht funktionierende Solaranlage neuplanen und wieder in Betrieb nehmen.

Wer befürchtet, dass hier Studierende als billige Klemp-ner verheizt werden, darfberuhigt sein. Was Alexan-drowicz und Wessels ma-chen, geht über das Instal-lateurwesen weit hinaus.Ihr Betreuer Prof. Dr. MeteDemiriz, Lehrgebiet Sani-tär- und Bädertechnik, hatmit den beiden ein Arbeits-programm zusammenge-stellt, das vor allem die Be-obachtung und Auswer-tung eines Probebetriebsvorsieht, der unter Saison-bedingungen über einenZeitraum von drei Mona-ten läuft. Am Ende ihrer Di-plomarbeit wird dann so-wohl ein Vergleich als aucheine Empfehlung stehen zusinnvoller Technik, Wirt-schaftlichkeit und Umwelt-wert.

Vor allem dem Kalk solldie neue Wasseraufberei-tungsanlage zu Leibe rücken. Das Wasser auf Mallorcaist mit 36 Grad deutscher Härte mindestens drei Mal sohart wie in Deutschland. Das führt in Wasserleitungenund an der Sanitärkeramik schnell zu ungewollten Kalk-ablagerungen. Zur Wasserenthärtung nutzen die bei-den Versorger eine neuartige physikalische Wasserauf-bereitungstechnik, welche durch für den Menschen un-fühlbare elektrische Energie den Kalk an der Ablage-rung hindert. Über eine Prüföffnung am zentralen Was-serzulauf wollen die beiden am Ende der Prüfphase mes-sen, ob in der Praxis alles so funktioniert, wie der Her-steller dieser neuen Technik sich das im Labor überlegthat. Im Vergleich zu der physikalischen Wasserenthär-tung mit Strom testen die beiden Studenten eine chemi-sche Wasseraufbereitung, bei der Phosphat den gelösten

Kalk daran hindert, Kalkkrusten zu bilden. Falls sichdieses Verfahren als das technisch bessere herausstellt,so die angehenden Versorgungsingenieure, müsste sichbei der phosphatgesteuerten Lösung aber noch ein Phos-phatfilter anschließen. Denn sonst könnte das Phosphatim Abwasser zur Überdüngung der sich anschließen-den natürlichen Gewässer führen.

Ute Alexandrowicz und Oliver Wessels wollen das Was-ser aber nicht nur weicher machen, sondern auch da-für sorgen, dass insgesamt weniger Wasser verbrauchtwird. Dabei denken sie zwar an die Umwelt, aber auchan die Gäste: Die von ihnen ausgewählten Durchfluss-regulierer vergleichmäßigen den Wasserdruck und da-mit den Wasserverbrauch. Der Nutzer unter der Dusche

merkt davon nichts undempfindet das Wasser-Sparen daher nicht alsunkomfortable Last. EinVergleich der Regu-lierungstypen wird zei-gen, welche Technik dasmeiste Wasser bei höch-stem Komfort spart.

Material für knapp60.000 DM haben diezwei GelsenkirchenerStudierenden bis zumSaisonstart in der März-mitte verbaut, Anlagen,die von nordrhein-west-fälischen Sanitärtech-nikfirmen kostenfrei zurVerfügung gestellt wur-den. Dafür erhalten die-se am Ende einen wissen-schaftlichen Praxisver-gleich, wie ihre Produk-te unter mallorquini-schen Verhältnissen ab-

geschnitten haben. Die Geräte werden allerdings auchwieder ausgebaut, wenn sie der Hotelbetreiber nach er-folgreicher Pilotbetriebsphase nicht ankauft.

Die Ingenieurstudierenden hatten nicht nur keinetechnischen Probleme, sondern auch keine Sprachpro-bleme. Als Vorbereitung haben sie ihr technisches Eng-lisch poliert und zusätzlich am Sprachenzentrum derHochschule ein Semester Konversationsspanisch gebüf-felt. In der Hotelrezeption gibt es außerdem einen An-sprechpartner, der bei Verständigungsproblemen auchschon mal mit Deutsch aushelfen kann. Und wer weiß,am Ende von Diplomarbeit und Studium gibt es viel-leicht nicht nur zwei neue Versorgungsingenieure, son-dern auch zwei neue Mallorca-Fans.

Vor der Abreise nach Mallorca: Ute Alexandrowiczaus Dorsten und Oliver Wessels aus Haltern prüftenauf dem Hochschulparkplatz, ob sie alles haben. StattBikini, Frisbee und Sonnenöl standen auf ihrerCheckliste jedoch Wasserfilter, Temperaturregler, Op-feranoden, Ladepumpen,Rückflussverhinderer, Si-cherheitsventile und Durchflussmengenbegrenzer.

Foto: FHG/BL

TRIKON 2/99 - Juni 199918

Über Tausend Schülerinnenund Schüler besuchten imJanuar die FachhochschuleDie Fachhochschule Gelsenkirchen stellte im Januar ihr Studienangebot vor. Aus 36 Schulen in Gelsenkir-chen und der umliegenden Region kamen Schülerinnen und Schüler. Aktionen gab es rund um die Uhr:Versuche in Laboren, Schnuppervorlesungen, Beratungsgespräche, Mittagessen in der Mensa ...

Bei der Gesundheitstechnik konnten die Gäste ihreGeduld beim Erbsenzählen mit der Chirurgenzangein der „Black box” beweisen.

(SB) Wer zu spät kam, musste draußen warten. Denndas Audimax im Hochschulgebäude Neidenburger Stra-ße 10 in Gelsenkirchen war bis zum letzten Stehplatzgefüllt, als Rektor Professor Dr. Peter Schulte Mitte Ja-nuar rund 1200 Schülerinnen und Schüler der Jahr-gangsstufen 11 bis 13 aus Schulen in Gelsenkirchen undden Städten der umliegenden Region begrüßte.

An diesem Tag präsentierte die Hochschule das Studi-enangebot ihrer drei Hochschulstandorte. Nach der all-gemeinen Einführung erwartete die Studieninteressen-ten ein „Markt der Studiermöglichkeiten”, auf dem Pro-fessorinnen und Professoren, Mitarbeiter in Lehre undForschung sowie Studierende den Gästen an Informati-onsständen den ganzen Tag Rede und Antwort standen.

Die allgemeine Studienberatung gab Tips und beant-wortete Fragen zu Studienwahl, Zugangsvoraussetzun-gen und Bewerbungsverfahren. Über Möglichkeiten imAusland zu studieren und zu arbeiten informierte dasakademische Auslandsamt.

Außerdem gab es jede Menge zu sehen und zu erfor-schen: Beim Studienangebot Chemie und Materialtech-nik konnte man die Festigkeit von Klebeverbindungenprüfen, beim Sprachenzentrum am Computer seineSprachkenntnisse erforschen. Weibliche Gäste konntendas Frauen-Urinal im Labor für Sanitärtechnik auf sei-ne Funktionsfähigkeit testen.

Wer gerne Erbsen zählt, kam bei der Gesundheitstech-nik voll auf seine Kosten: In einer „Black box” musstenErbsen mit einer Chirurgenzange anhand eines zweidi-mensionalen Bildes in ein kleines Gefäß bugsiert wer-den. Was zunächst einfach aussah, erwies sich beimVersuch als harte Geduldsprobe und ließ ahnen, mitwelcher Präzision Chirurgen bei Schlüssellochoperatio-nen im menschlichen Körper arbeiten.

In der Bibliothek erfuhren die Gäste, dass nicht nurrichtige Bücher, sondern auch im Computer gespeichertevirtuelle Bücher Studierende durch das Studium beglei-ten. Wer wollte, konnte auch bei Einführungsvorlesun-gen schon einmal Hochschulluft schnuppern, wobei dieangebotenen Themen wie „Scheidung auf elektrisch”oder „Abwasser lebt” nicht hochschultrocken waren.

Viele Schüler fanden den Tag in Gelsenkirchen infor-mativ. Ein Schüler der Klasse 13 aus Gelsenkirchen warsich im Anschluss an den Informationstag sicher: „Ichhabe mehrere Hochschulen besucht und mich nun ent-schlossen, nach dem Abitur in Gelsenkirchen Wirtschaftzu studieren. Die Studienbedingungen gefallen mir!”Von denen hatte er allerdings auch schon vor seinemBesuch gehört, denn seine beiden Brüder studieren inGelsenkirchen Mikroinformatik und Versorgungstech-nik.

19TRIKON 2/99 - Juni 1999

„Welches Studienangebot interessiert mich am mei-sten?” Beratungsgespräche, Laborversuche undSchnuppervorlesungen boten den Schülerinnen undSchülern Orientierungshilfen auf dem Weg durch dieHochschule.

Kein Staubflöckchen durfte von der Kleidung in denRaum fliegen, als Martin Pliete (rechts), Mitarbeiterin Lehre und Forschung im Fachbereich Physikali-sche Technik, einer Schülergruppe Versuche im Rein-raum zeigte. alle Fotos: FHG/SB

Im März waren alle wieder zurück an ihrem Studien-ort Recklinghausen und konnten den Professoren undKommilitonen ihre Projekte vorstellen: Von der Qalitäts-erkennung bei Blechen über die Verarbeitung von kri-stallinem Werkzeugstahl bis zur Untersuchung von Spe-zialklebstoffen für Solarzellen ging es quer durch dieMaterialtechnik. Da wurden manchmal die 15 Minu-ten Vortragszeit knapp, beispielsweise als Helmut Cors-meyer, der bei der “Daimler-Chrysler-Aerospace-AirbusAG” am nietenfreien Airbus geforscht hatte, von seinenErfahrungen in dem Weltunternehmen berichtete.

Für manche brachten die Wochen in der Industrie so-gar die Entscheidung für den zukünftigen Berufsweg:Beate Krüger lernte bei der Gelsenkirchener Firma “F&KWerkstoffprüfung und Labor GmbH” verschiedene Prüf-techniken für die Schadensanalytik. Nach einigen Wo-chen konnte sie die Versuche selbstständig durchführenund statistisch auswerten. Diese Aufgabe, aber auch dieZusammenarbeit mit den “Kollegen” vor Ort, haben ihrgut gefallen. “Ich habe gelernt, als zukünftige Ingenieu-rin der Materialtechnik zu arbeiten. Meine Aufgabenin der Firma waren so interessant, dass ich auf jedenFall bei der Prüftechnik als Vertiefungsrichtung für meinStudium und den späteren Beruf bleiben möchte.”

Erste Erfahrungenim zukünftigen JobStudierende des Recklinghäuser Studiengangs Ma-terialtechnik stellten ihre Projekte aus dem Praxis-semester vor.

(SB) Im letzten Wintersemester sind zum ersten Mal Stu-dierende des Recklinghäuser Studiengangs Materialtech-nik ins Praxissemester ausgeschwärmt. Das bedeutetefür die angehenden Materialtechnikingenieure und -in-genieurinnen, Abschied zu nehmen vom gewohntenStudienalltag, um erstmalig das im Studium erworbeneWissen in die Praxis umzusetzen. 20 Wochen hatten dieStudentinnen und Studenten des fünften Semesters Zeit,die ihnen gestellten Aufgaben im industriellen Alltagzu lösen. „Das Praxissemester ist ein wichtiger Studien-abschnitt, denn die Studierenden können durch die Pro-jektaufgabe neue Impulse im Hinblick auf ihr zukünfti-ges Berufsfeld gewinnen”, so Prof. Dr. Ernst Rainer Sie-vers vom Fachbereich Chemie und Materialtechnik. Plät-ze für das Praxissemester hatten die Studierenden nichtnur in Betrieben der Hochschulregion gefunden, son-dern auch bei weiter entfernten Unternehmen und For-schungseinrichtungen wie beispielsweise der „Bundes-anstalt für Materialforschung und –prüfung” in Berlin.

Zurück in Recklinghau-sen: Materialtechnik-Studierende stellten imMärz ihre Projekte ausdem Praxissemester vor.

Foto: FHG/SB

Buchrecherchen per ComputerNeue Öffnungszeiten am StandortGelsenkirchen, Katalogrecher-chen per Computer, Zeitschriften-aufsätze zum Herunterladen, spe-zielle Lernprogramme, Zugriff aufDatenbanken und jede Menge In-fos - die Hochschulbibliothek bie-tet ihren Nutzern und Nutzerin-nen viel.

(SB) Nun ist es da, das EDV-Ausleih-verbuchungssystem der Hochschul-bibliothek. An den Standorten Gel-senkirchen und Bocholt erleichtertes schon die Arbeit und sorgt - zurFreude der Nutzerinnen und Nutzer- für einen schnelleren Ablauf anden Ausleih- und Rückgabetheken.In Recklinghausen wird es beim Ein-zug in das neue Hochschulgebäudeinstalliert werden.

Über den Online-Katalog(OPAC) sind folgende Zugriffevom eigenen Computer-Arbeits-platz in der Hochschulbibliothekoder von zu Hause aus möglich:

• Recherchen im Katalog derHochschulbibliothek

• Vormerkungen auf entlieheneMedien

• Zugriff auf das eigene Benut-zungskonto mit Verlänge-rungsmöglichkeiten der Leih-fristen

• Aufgabe von Fernleihbestel-lungen

• demnächst die Möglichkeit,Benachrichtigungsschreibenüber e-mail zu erhalten

Sie erreichen den Online-Kata-log über die allgemeinen Inter-netseiten der Hochschulbiblio-thek.

Doch das neue EDV-System bietetnoch mehr: Über die Internetseiteder Hochschulbibliothek hat jetztjeder Leser die Möglichkeit, auchvom eigenen Computerarbeitsplatzin der Hochschule - oder von zuHause aus – auf den Online-Kata-log der Bibliothek, genannt OPAC,zuzugreifen. Neben Katalogrecher-chen können hier auch Vormerkun-gen auf entliehene Medien, Verlän-gerungen der Leihfristen und Fern-leihbestellungen durchgeführt wer-den.

Bei weiterem Herumstöbern aufder Internetseite findet der Leserneben bereits Bekanntem wie spezi-ellen Lernprogrammen für Studie-rende der Fachhochschule Gelsen-kirchen (Trikon berichtete in Heft99/1) beispielsweise auch ein For-mular für Anschaffungsvorschläge.

„Außerdem haben wir Zugriff aufsämtliche Zeitschriften der Springer-Verlags-Gruppe”, so Bibliothekslei-ter Holger Trinks-Schulz. „Die Auf-sätze sind im Volltext abrufbar undkönnen vom Nutzer auf den eige-nen Computer geladen werden. Dasist eine Gemeinschaftsarbeit dernordrhein-westfälischen Hochschul-bibliotheken in Zusammenarbeitmit dem NRW-Ministerium fürSchule und Weiterbildung, Wissen-

schaft und Forschung. Die Erpro-bungsphase ist erst einmal auf einJahr begrenzt.” Wer das alles selbstausprobieren oder noch mehr wis-sen möchte, schaut am besten aufden Webseiten der Hochschulbiblio-thek nach: http://www.hb.fh-gelsenkirchen.de

L a n g e r

Bibliotheksdonnerstag

in Gelsenkirchen

während der Vorlesungszeit:

geöffnet von

8:00 – 19:30 Uhr

Bildereiner Ausstellung(BL) Sechs Wochen bildeten vierunddreissig Bilder vonJosh Welkamp in der Bocholter Hochschulabteilung eineAusstellung, die einen Querschnitt durch das Schaffendes niederländischen Künstlers aus Aalten während derletzten drei Jahre zeigte. Für den Autodidakten Welkampsind seine Bilder und Grafiken Momentaufnahmen ausder Erlebniswelt seines Lebens. Trotzdem will er seineWerke nicht wortreich erläutern: „Meine Kunst soll zurDiskussion anregen, der Betrachter soll sie empfindenund kann in ihr finden, was er sieht.” Manchmal ge-ben Titel einen Hinweis auf das, was Josh Welkamp inseinen Bildern erlebte, manche Bilder laden ohne Titelden Betrachter dazu ein, nicht nur die Abbildung, son-dern auch sich selbst und seine Empfindungen beim An-schauen der Bilder zu durchdenken. Für Welkamp ist esnicht wichtig, nach vorgefassten Deutungen zu suchen.Josh Welkamp: „Ich suche nicht, aber ich finde.”

Foto: FHG/BL

ihres Maschinenbaustudiums in Gelsenkirchen trafen sich im März zehnEhemalige mit ihren Professoren an der Hochschule. Nach der erstenWiedersehensfreude besichtigten die Gäste das neue Gebäude an derNeidenburger Straße 43. Professor Paul Benning (2. v. l.) vom Gelsen-kirchener Fachbereich Maschinenbau erläuterte seinen früheren Stu-denten das heutige Studienangebot der Fachhochschule Gelsenkirchen.Die Besucher zeigten großes Interesse: Als sie 1974 als Diplomingenieu-re die Hochschule verließen, gehörte diese organisatorisch noch alsAbteilung Gelsenkirchen zur Fachhochschule Bochum. Auch die Pro-fessoren freuten sich über den Besuch: Neben Prof. Benning nahmendie inzwischen pensionierten Maschinenbauprofessoren Achim Hölbe(3. v. l.), Hans-Wilm Heimburg (6. v. l.) und Ewald Barthelmes (5. v. r.)an dem Treffen teil. Text und Foto: SB

25 Jahre nach Abschluss

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Das neue Gebäudein Bocholt war im Frühjahr Anziehungspunkt für zahlreiche Besucher-gruppen. Sie alle wollten das Studienangebot an „ihrem” Hochschul-standort kennen lernen und das Gebäude einmal von innen besichti-gen. Nach einem Rundgang durch Hochschullabore, Hörsäle, Biblio-thek und Mensa waren viele überzeugt von den Studienbedingungen.„Wäre Bocholt schon früher Hochschulstandort gewesen, hätten vielevon uns hier studiert”, so Günter Weiss (4. v. r.) aus Bocholt, der zusam-men mit seinen ehemaligen Mitschülern zum 45-jährigen Abiturjubi-läum einen Besuch in der Hochschulabteilung machte.

(BL) Die deutsche Industrie entwik-kelt sich zur Dienstleistungswirt-schaft. Wie diese Entwicklung vor-bereitend in der Hochschulausbil-dung aufgegriffen und damit derStrukturwandel gefördert wird, warThema eines Erkundungsnachmit-tags, zu dem die Fachhochschulab-teilung Bocholt im Januar rund 40Lehrer aus Bocholt, Isselburg undRhede begrüßte. Sie sind Mitgliederdes Arbeitskreises Schule/Wirtschaftim Unternehmerverband Ruhr-Nie-derrhein. Als Informationseinstiegschilderte Elisabeth Schulte, Ge-schäftsführerin des Unternehmer-verbandes, den Wandel zur Dienst-leistungsgesellschaft aus Sicht derWirtschaft. Danach erläuterten Ver-treter der Bocholter FachbereicheWirtschaft, Elektrotechnik und Ma-schinenbau, wie die Hochschullehr-pläne die Entwicklung in der Wirt-schaft vorbereitend aufgreifen, da-mit Ingenieur- und Wirtschaftsab-solventen schon beim Berufsstartdas entsprechende Wissen besitzen,um dem Strukturwandel erfolgreichzu begegnen. Von einem prakti-schen Beispiel für den Wandel zurDienstleistung berichtete EberhardKleiner, Vorsitzender des Unterneh-merverbandes und zugleich Leiterdes Referats Fertigungskoordinie-rung im SiemensgeschäftsbereichKommunikationsendgeräte. Er be-schrieb die Verlagerung von der Pro-duktion zur Dienstleistung bei Sie-mens. Ein Rundgang durch das neueGebäude der Hochschulabteilung inBocholt schloss den Informations-nachmittag ab.

Was sich in der Hochschulausbil-dung ändert, wenn Dienstlei-stungsaufgaben in der Industrieimmer wichtiger werden, wollteder Unternehmerverband Ruhr-Niederrhein mit rund 40 Lehrernin der FachhochschulabteilungBocholt erkunden.

Die Ausbildungan derHochschulespiegelt diesich änderndeArbeitswelt

TRIKON 2/99 - Juni 199922

DINA4:Sprachen lernen mit FormatAuf der Leipziger Buchmesse stellte das Sprachen-zentrum der Fachhochschule Gelsenkirchen sein di-gitales Fremdsprachenprogramm den Messebesu-chern vor.

(SB) „DINA4” steht für digital, interaktiv, netzwerkfä-hig und adressatengerecht und gleichzeitig für die Zie-le, die das Sprachenzentrum an der FachhochschuleGelsenkirchen mit seinen Sprachlehrprogrammen errei-chen will. Die „4” dahinter bezieht sich auf die angebo-tenen Sprachen, nämlich Englisch, Französisch, Spa-nisch und Niederländisch.

„Unsere Sprachprogramme sind maßgeschneidert fürdie Studiengänge der Fachhochschule Gelsenkirchen”,so Dr. Peter Wierichs vom Sprachenzentrum. Weil dasreine Vokabel- und Grammatikwissen für die Kommu-nikation mit ausländischen Partnern aber häufig nochnicht reicht, lehrt DINA4 auch den Umgang mit frem-den Kulturen. „Oft ist die Kenntnis der kulturellen Un-terschiede entscheidend für einen erfolgreichen Ausgangvon Verhandlungen mit ausländischen Partnern”, weißPeter Wierichs.

Viele Besucher der Leipziger Buchmesse erprobtenihre Fremdsprachenkenntnisse mit den digitalenSelbstlernprogrammen des Sprachenzentrums.

Foto: FHG/SB

Wie DINA4 das macht, hat das Sprachenzentrum imMärz auf der Leipziger Buchmesse gezeigt. Vier Tagekonnten die Besucher mit Computer-Selbstlernprogram-men ihre Sprachkenntnisse testen. „Das Interesse anunseren Sprach-Selbsttests und den Wortschatztrainernwar vor allem bei den jüngeren Leuten groß”, so Car-men Saá-Arias vom Sprachenzentrum. Die speziellenSprachprogramme waren bei anderen Zielgruppen ge-fragt: So konnten Wirtschaftsfachleute am Messestandmit „Overlegcultuur” ihr Verhandlungsgeschick aufNiederländisch erproben. Technisch Interessierte teste-ten mit „TAP”, dem Trainingsprogramm für Studieren-de der Ingenieurwissenschaften, wie weit sie mathema-tische Formeln auf Englisch beherrschen. Die Mitarbei-terinnen und Mitarbeiter hatten während der Messeta-ge alle Hände voll zu tun, die Fragen der vielen Interes-sierten zu beantworten.

Kaufen kann man DINA4 noch nicht, da sich die Pro-gramme noch im Entwicklungsstadium befinden. Dieersten Nutzer werden die Studierenden an der Fachhoch-schule sein.

Die Buchmesse fand zum ersten Mal im neuen Leip-ziger Messezentrum statt. Foto: FHG/SB

23TRIKON 2/99 - Juni 1999

Studierende der Studienrichtung Technische Dokumen-tation im Fachbereich Maschinenbau konnten nacheinem Semester Konzeptionsarbeit und einem weiterenSemester für die Produktion jetzt ihre völlig neu gestal-tete Sicherheitsfibel an die Firma Putzmeister überge-ben (Trikon berichtete in Heft 2/98).

Bernd Klötzl, Verantwortlicher für die Dokumentatio-nen der Putzmeister AG, lobte das Werk: „Sicherheit istfür uns als Hersteller von Betonpumpen ein ganz wich-tiges Thema. Wir wollen erreichen, dass die Sicherheits-hinweise mehr sind als ein bloßes Alibi, mit dem wirnur beweisen, dass wir unsere gesetzlichen Pflichten er-füllt haben. Uns ist wichtig, dass sich unsere Kundenwirklich mit dem Thema Sicherheit auseinandersetzen,damit ihnen nichts passiert und damit sie unsere Ma-schinen länger nutzen können. Unser neues Handbuchist ein wichtiger Schritt in diese Richtung: Es ist durchdie vielen Bilder sehr anschaulich, einfach verständlichund es regt vor allem dazu an, die Sicherheitstipps auchwirklich zu befolgen.” (Christine Fackiner)

Mehr Sicherheitdurchneues Handbuch

Zu einem viertägigen deutsch-rumänischen Seminartrafen sich im Februar sieben deutsche und sechs rumä-nische Studierende in dem rumänischen Kurort Herku-lesbad. Ihre Aufgabe war es, unter der fachlichen Lei-tung der Professoren Gerd Wassenberg und HaraldKundoch vom Bocholter Fachbereich Wirtschaft sowievon Ildiko Fekete und Ilie Cristescu von der rumänischenPartnerhochschule in Reschitza ein touristisches Mar-ketingkonzept zur Wiederbelebung des historischen Kur-und Badeortes im Südwesten Rumäniens zu entwickeln.Dazu haben sie in Herkulesbad nicht nur eine Bestands-aufnahme des vorhandenen touristischen Angebotesgemacht, sondern auch mit dem Bedarf deutscher Bä-dertouristen verglichen. Wunsch der Rumänen ist esnämlich, vor allem für deutsche Urlauber attraktiver zuwerden.

Nachdem sich die binationale Studierendengruppe inHerkulesbad umgesehen hatte, stand für sie fest, dassdie vorhandene Bausubstanz im Laufe des letzten Jahr-zehnts so stark gelitten hat, dass eine umfangreiche Sa-nierung des Ortes nötig sein wird, um den Anforderun-gen deutscher Touristen zu entsprechen. Die Anwendun-gen früherer Badekuren, die den gesundheitstherapeu-tischen Wert in den Vordergrund rückten, sollen zueinem Angebot weiterentwickelt werden, das heute zeit-geistgerecht mehr der „Wellness” und damit dem pu-ren Wohlbehagen der Gäste dient.

Daneben empfahlen die Studierenden, nicht nur dasVor-Ort-Angebot des Kurbades zu verbessern, sondernden Gästen auch Ausflugsmöglichkeiten in der Umge-bung von Herkulesbad zu erschließen. Die nahe gele-gene Donau-Flusslandschaft könnte etwa ein zusätzli-ches Landschaftserlebnis liefern und die dort vorhan-denen historischen Klöster als Besichtigungsziele für zu-sätzliche Abwechslung im Kurbetrieb sorgen.

Möglich gemacht hat das deutsch-rumänische Arbeits-treffen die finanzielle Unterstützung durch das LandNordrhein-Westfalen. Sowohl die deutschen als auch dierumänischen Teilnehmer waren sich nach Abschluss desSeminars einig, dass solche binationalen Begegnungenim Rahmen der Kooperation zwischen der Fachhoch-schule Gelsenkirchen und der Universität „Eftimie Mur-gu” in Reschitza auch in Zukunft wünschenswert wä-ren. (Gerd Wassenberg/Barbara Laaser)

Mehr Wohlgefühlein Herkulesbad

Trafen sich zur Übernahme der neuen Sicherheitsfi-bel für Betonpumpen (v.l.): Prof. Dr. Christine Facki-ner, Bernd Klötzl, Christian Tiedemann, Ulrike Bor-nemann, Egbert Ufermann und Simone Kalinowski.

Foto: FHG/SS

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TRIKON 2/99 - Juni 199924

und Bibliothekarin Monika Gatzemeier. Allerdings wollten sie damit keine Aufmerksamkeit erregen, son-dern die Bücher der Bibliothek vor Diebstahl schützen. Strippen bedeutet, einen Magnet-Sicherungsstreifenin jedes Buch einzufügen, der bei der Ausleihe „entschärft” wird. Ansonsten ertönt ein lautes Signal amAusgang der Bibliothek. Manfred Groten (l.) von der Firma 3M Deutschland, die das Sicherungssystem in-stalliert hat, half bei den ersten Bänden. Insgesamt mussten Bibliotheksmitarbeiter und studentische Hilfs-kräfte zwei Wochen „strippen”, bis der gesamte Buchbestand von rund 50.000 Bänden diebstahlsicher war.

Zu Strippern wurden Holger Trinks-Schulz (r.), Leiter der Hochschulbibliothek,

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BFachhochschule intensiviertKontakte nach China

In Beijing/China trafen sich Vertreter der Fachhoch-schule Gelsenkirchen und der polytechnischen Uni-versität mit dort ansässigen deutschen Firmen, umGemeinschaftsprojekte zwischen Wirtschaft undHochschulen zu planen. Von links: Dr. Klaus Wildvon der deutschen Botschaft in Beijing, Prof. Dr. Pe-ter Schulte, Rektor der Fachhochschule Gelsenkir-chen, Prof. Zuo Tieyong, Präsident der polytechni-schen Universität Beijing, sowie Vizepräsident Prof.Zhou Da Sen. Foto: BPU

(BL) Die Fachhochschule Gelsenkirchen will ihredeutsch-chinesischen Kooperationen mit der polytech-nischen Universität und dem Forschungsinstitut für Au-tomatisierung in Beijing sowie der Polytechnik-Univer-sität in Tianjin nutzen, um Industrieprojekte im Verbundzwischen den Hochschulen sowie in China ansässigendeutschen Firmen zu verwirklichen. Vor allem Prof. Dr.Peter Kerstiens vom Bocholter Fachbereich Maschinen-bau sowie Prof. Jürgen Znotka vom GelsenkirchenerFachbereich Informatik zeigten sich interessiert, bina-tional Hochschulwissen, Praxisanforderung und Wirt-schaftsengagement in neue Produkte, Verfahren undDienstleistungen umzusetzen. Ein Industriepartner stehtschon fest: Die Flender-Niederlassung in Tianjin will einMechatronikprojekt verwirklichen. Hinzu sollen kom-men der Austausch von Studierenden und Hochschul-lehrern sowie ein Projekt, bei dem deutsche und chine-sische Hochschulmitarbeiter gemeinsam daran arbei-ten wollen, Maschinensysteme aus vorhandenen Tech-nik- und Programm-Modulen zusammenzusetzen.

25TRIKON 2/99 - Juni 1999

Immer in Bewegung waren die Studierenden während einer Europa-Exkursion nach Luxemburg. Damit nicht immer die Beine alle Lastbewegen mussten, wurde hin und wieder auch schon einmal eine Roll-treppe für den Weg nach oben genutzt. Foto: Porsch

Nach Luxemburgwegen EuropaPolitik und Geld spielten einewichtige Rolle während einer Lu-xemburg-Exkursion von Studie-renden, die das Jean-Monnet-Eu-ropazertifikat der Fachhochschu-le Gelsenkirchen erwerben.

(BL) Zu den Voraussetzungen, umdas Jean-Monnet-Europazertifikatder Fachhochschule Gelsenkirchenzu erwerben, gehört unter anderemeine Exkursion an einen Sitz euro-päischer Institutionen. Luxemburgwar das Ziel der letzten Exkursiondieser Art. 25 Studierende aus allendrei Standorten der Hochschule inGelsenkirchen, Bocholt und Reck-linghausen reisten mit Prof. Dr. Ha-rald Kundoch vom Bocholter Fach-bereich Wirtschaft ins Nachbarland,um sich Europa-Institutionen, aberauch Wirtschaftseinrichtungen miteuropäischem Gewicht anzusehen.

Ganz oben auf der Ziel-Liste standdas Schuman-Gebäude in Luxem-burg, in dem früher auch das Euro-päische Parlament tagte, das inzwi-schen jedoch nur noch das General-sekretariat des Parlaments beher-bergt, während sich das Europa-Par-lament in Straßburg und Brüsseltrifft. Die ehemaligen Sitzungsräu-me in Luxemburg dienen heute Be-suchergruppen, um sich über dieAufgaben des Europäischen Parla-

RobertSchuman(1886-1963)wurde in Luxemburg geboren,studierte Jura in Deutschlandund zog dann als Anwalt insfranzösische Metz. Im zweitenWeltkrieg wurde er nachDeutschland deportiert, konn-te fliehen und schloss sich derfranzösischen Widerstandsbe-wegung an. Von 1946 bis 1947war er französischer Finanz-minister, danach bis 1948 Mi-nisterpräsident, von 1948 bis1953 Außenminister. 1950 trater mit dem „Schuman-Plan”an die europäische Öffentlich-keit. Dieser Plan sah eine west-europäische Gemeinschaft fürKohle und Stahl vor und wur-de später in der Montanunionverwirklicht.Quelle: Brockhaus/

Enzyklopädie Encarta ’97

ThomasMore(1478-1535)wurde in London geboren, stu-dierte Jura, Theologie, Natur-wissenschaften und Literatur.More wollte zunächst Mönchwerden, ging dann aber alsMitglied des Unterhauses indie Politik. 1510 wurde er Un-tersheriff von London. Mehr-mals entsandte ihn KönigHeinrich VIII. in diplomati-scher Mission in die Niederlan-de. 1523 wurde More Sprecherdes Unterhauses und späterLordkanzler. Von diesem Amttrat er jedoch zurück, weil ersich mit König Heinrich wegendessen Kirchenpolitik zerstrittund auch die Scheidung Hein-richs von Katharina von Ara-gonien nicht unterstützte. Derverärgerte König ließ ihn 1534gefangen nehmen. More wur-de zum Tode verurteilt und1535 hingerichtet.Quelle:

Enzyklopädie Encarta ’97

ments zu informieren. Zu diesenzählt vor allem die Befugnis, euro-paweit einheitliche Rechtsvorschrif-ten für die Gemeinschaft zu erlas-sen.

Gebäude Nummer zwei auf derExkursionsordnung trägt den Na-men von Thomas More und ist Sitzdes Europäischen Gerichtshofes.Hier erfuhren die Studierenden, wiedie vom Parlament erlassenen Ge-setze in der Rechtsprechung einheit-lich ausgelegt werden und ihnendamit Geltung verschafft wird. Ge-bäude Nummer drei trug mit “In-stitut d’Europe Chateau deMunsbach” ebenfalls einen europäi-schen Namen, vermittelte darüberhinaus aber vor allem ein angeneh-mes Ambiente: Hier übernachtetendie Studierenden.

Der zweite Tag führte sie zum Eu-ropäischen Rechnungshof, der alsKontrollorgan dafür Sorge tragenmuss, dass die Gelder der Europäi-schen Union rechtmäßig, formalordentlich und außerdem wirt-schaftlich ausgegeben werden. Um‘sGeld ging es auch beim letzten Be-suchstermin: In der LuxemburgerNiederlassung der Deutschen Bankinformierten sich die Studierendenüber das internationale Privatkun-den- und Kreditgeschäft.

TRIKON 2/99 - Juni 199926

Das Krankenhaus braucht BetriebswirteEine Ausstellung informierte Wirt-schaftsstudierende über Arbeits-plätze im Krankenhaus.

Im April stellte sich im Foyer desGelsenkirchener Hochschulstandor-tes Neidenburger Straße 43 der Stu-dienschwerpunkt „Management imGesundheitswesen” mit einer Aus-stellung zum Thema „Das Kranken-haus unter Kostendruck brauchtBetriebswirte” vor. Die Ausstellungsollte über die vielfältigen Heraus-forderungen im Gesundheitsweseninformieren und Interesse dafürwecken. Zugleich wollten die Ge-sundheitsmanager ihren Bekannt-heitsgrad steigern und ihr Imageverbessern.

Und so wurden Statistiken, Aufsät-ze und Berichte beschafft, um mitHilfe zahlreicher Abbildungen zuzeigen, um welche Größenordnun-gen es bei Diskussionen zu den Aus-gaben im Gesundheits- und Kran-kenhauswesen geht und für welchenfinanziellen und personellen MarktStudierende in diesem Studien-schwerpunkt vorbereitet werden.

Das Thema Gesundheitswesen istsehr sensibel und gesunde Men-schen wollen möglichst wenig da-

Mit der Ausstellung „Das Krankenhaus als Arbeitgeber” stellte sich der Studienschwerpunkt „Managementim Gesundheitswesen” den angehenden Betriebswirten als möglicher Karriereweg vor. Foto: FHG/SB

mit zu tun haben, ärgern sich mög-licherweise aber jeden Monat überdie hohen Beiträge zu den Sozialkas-sen. Was volkswirtschaftlich dahin-ter steckt und wie mit betriebswirt-schaftlichen Methoden auch in die-sem Bereich Kosten einzusparensind, ist noch wenig bekannt. Demeinen oder anderen sind eventuellbereits die zahlreichen Stellenange-bote für Betriebswirte in Kranken-häusern aufgefallen. Die Nachfra-ge ist derzeit sehr hoch, weil sich imGesundheitswesen einiges geänderthat, und das nicht nur beim Zahn-ersatz.

Um dem enormen Kostenanstiegim Krankenhauswesen Einhalt zugebieten, waren Gesetzesänderun-gen hin zu mehr Kostenverantwor-tung überfällig. Die durchschnittli-chen Kosten je Berechnungs- bzw.Pflegetag lagen 1980 im alten Bun-desgebiet noch bei 184,28 DM, dieKosten je Fall bei 3.262 DM. Bis 1995stiegen diese Kosten je Berechnungs-bzw. Pflegetag (nun im Durchschnittdes gesamten Bundesgebiets) auf555,85 DM und je Fall auf 6.238DM. Seit 1995 sinken die Kosten jeFall allmählich etwas, was auf dieverstärkte Kostenverantwortung

und auf eine abnehmende Verweil-dauer im Zusammenhang mit nurnoch gering anwachsenden Kostenje Pflegetag zurückzuführen ist.

Bis 1986 wurden die entstandenenSelbstkosten der Krankenhäuser vonden Kostenträgern übernommen.Seit 1986 greift die erste Gesetzesän-derung. Allerdings gab es bis 1989noch einen flexiblen Budgetaus-gleich, der wie eine Art Übergangs-lösung wirkte. Die strenge externeBudgetverantwortung zeigt deshalberst seit Beginn der 90er Jahre Wir-kung. Der zunehmende Kostendruckhat bereits eine Dämpfung des Kos-tenanstiegs bewirkt. Während bis1995 ein nahezu explosionsartigerKostenanstieg zu beobachten war,ist dieser Anstieg zumindest ge-bremst worden.

Neben den Kosten wurden auchneue Berufsfelder im Krankenhausins Blickfeld gerückt. So stellte dieDeutsche Krankenhausgesellschaftdie Anforderungsprofile von Verwal-tungsleitern/innen bzw. Geschäfts-führern/innen und Controllern/in-nen vor, die in eine Zeitungsseiten-Collage mit Stellenanzeigen inte-griert wurden.

(Angela Kallweit)

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Eine Rahmenausstellung präsentierte Werke der Gel-senkirchener Künstlerin Claudia Lüke. Foto: FHG/HT

Die Urbanus-Grundschule in Gelsenkirchen stelltewährend der Europa-Woche Mal- und Klebearbeitenaus und präsentierte damit die bildlichen Vorstellun-gen der kommenden Euro-Generation. Foto: FHG/HT

Euro steht für mehr als eine WährungAn der Fachhochschule Gelsenkirchen beleuchteteeine Europa-Woche neue Bedingungen und Chancen,die das geeinte Europa auch für die Emscher-Lippe-Region mit sich bringt.

(BL) Noch bis Ende Juni stellt Deutschland mit Bundes-kanzler Gerhard Schröder den Präsidenten des Europa-Rates. Prof. Dr. Wolfram Holdt, Inhaber einer Jean-Monnet-Europaprofessur an der Fachhochschule Gelsen-kirchen, nutzte das als Impuls, um besonders europa-begeisterten Wirtschaftsstudierenden die Aufgabe zu stel-len, eine Europawoche zu gestalten, die im Mai allen

Doch nicht nur die große Politik sollte Thema der Eu-ropawoche an der Fachhochschule sein. In einer Begleit-ausstellung kamen auch die jüngsten Europäer undEuropäerinnen zu Worte oder besser: zu Bilde. Die Ur-banus-Grundschule in Gelsenkirchen stellte Mal- undKlebearbeiten aus und präsentierte damit die bildlichenVorstellungen der kommenden Euro-Generation. Einezweite Rahmenausstellung präsentierte Werke der Gel-senkirchener Künstlerin Claudia Lüke. Lüke greift Mo-tive von Renaissance-Meistern wie Dürer, Michelange-lo oder Cranach auf. Mit sparsamen Farben markiertsie einzelne Ausschnitte und konzentriert sich auf Teil-motive, bis ein neues Bild entsteht. An der Wand kon-frontiert sie ihre Bilder mit Motiven aus der Werbung,die auf Gaze-Stoff reproduziert sind. Auf diese Weise tref-fen zwei ganz unterschiedliche Bildwelten aufeinander.Das weitere Programm bündelte Aktivitäten der Fach-hochschule Gelsenkirchen zum Thema Europa. Aus-landsstudierende kamen genauso zu Wort wie Lehren-de, die auf Auslandsstudienaufenthalte vorbereiten.

Prof. Dr. KlausHänsch, Mit-glied des Europa-Parlaments undbis Januar 1997sein Präsident,entwickelt unterdem Stichwort„Quo vadis Euro-pa?” an derFachhochschuleGelsenkirchenam zwölften MaiVisionen für dasEuropa der Zu-kunft.

Foto: priv.

Interessenten offen stand und einen Mix anbot aus Vor-trägen, Diskussionsrunden und mehreren thematischunterschiedlichen Ausstellungen. Damit neben demKopf auch Herz und Bauch zu ihrem Recht kamen, ha-ben die Studierenden Christian Rahnsch, Brigitte Schöm-mel, Bernd Samplatzki, Vera Gemein und Carsten Schitt-kowski das Sachprogramm ergänzt durch ein Kultur-und Spaßprogramm: die französischen Austausch-Stu-dierenden organisierten einen Crêpes-Stand, außerdemgab es eine Europarty. Bei so viel Euro-Euphorie wollteauch die Hochschul-Mensa nicht zurück stehen und ser-vierte parallel „europäische Küche”.

Im Sachprogramm konnten die Studierenden nam-hafte Europa-Experten für Vorträge gewinnen. Den Start-punkt setzte Prof. Dr. Hendrik Fehr vom europäischenRechnungshof, der über aktuelle Fragen des europäi-schen Haushalts referierte und wie man den Euro-Haus-halt kontrolliert. Später übernahm Jutta Haug, die fürdie Emscher-Lippe-Region im europäischen Parlamentsitzt, das Rednerpodium, um über die Reform der euro-päischen Strukturfonds und ihre Auswirkungen auf dieEmscher-Lippe-Region zu sprechen. Abschluss und Hö-hepunkt zugleich war ein Vortrag von Prof. Dr. KlausHänsch, der bis Januar 1997 Präsident des Europapar-laments in Straßburg war. Er entwickelte unter demStichwort „Quo vadis Europa?” Visionen für das Europader Zukunft.

TRIKON 2/99 - Juni 199928

Personalia Berichtszeitraum 11. Dezember 1998 bis 11. Mai 1999

Der neueKanzler heißtHans-JoachimBaierMit Hans-Joachim Baier als neu-em Kanzler wurde die Spitzenpo-sition für Verwaltung und Hoch-schulhaushalt neu besetzt.

(BL) Anfang Mai hat Hans-JoachimBaier die Kanzlerstelle an der Fach-hochschule Gelsenkirchen angetre-ten. Der 51-jährige Jurist aus Biele-feld kommt von der Fachhochschu-le Wilhelmshaven, wo er zwar nochKanzler war, als er sich für Gelsen-kirchen entschied, es dort jedoch un-ter Umständen nicht mehr langegeblieben wäre, da die Fachhoch-schule Wilhelmshaven mit denFachhochschulen in Emden undOldenburg fusionieren soll. An sei-ner neuen Aufgabe reizt Baier vorallem die Tatsache, dass die Hoch-schullandschaft im nördlichenRuhrgebiet und dem Westmünster-land mit der Fachhochschule Gel-senkirchen und ihren Abteilungenin Bocholt und Recklinghausen ge-stärkt wird. „Diese junge Hochschu-le wirkt auf mich nicht nur vom Al-ter her jung, sondern auch vomAnsatz her innovativ”, begründetBaier seine Entscheidung für Gelsen-

Hans-Joachim Baier ist der neueKanzler der Fachhochschule Gel-senkirchen und ihrer Abteilungenin Bocholt und Recklinghausen.

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Lkirchen. Dabei betont er beispiels-weise die hochschuleigenen, lei-stungs- und profilorientierten Krite-rien zur internen Mittelverteilungund den seiner Meinung nach schonhohen Anteil von Haushaltsgeldern,die von externen Auftraggebern undPartnern in der Industrie eingewor-ben werden. Sofern die vom LandNordrhein-Westfalen vorgeschriebe-ne Haushaltsführung das zulässt,will er in der Zukunft Rücklagen er-wirtschaften, die Lehre und For-schung in den Folgejahren stützenkönnen. Für seine Arbeit will sich derneue Kanzler von den Kriterien Fair-ness und Offenheit sowie Koopera-tion und Konsens leiten lassen, umdamit auch für eine gute Arbeitsat-mosphäre zu sorgen.

Die Neubesetzung der Kanzlerpo-sition war nötig geworden durch denWeggang des bisherigen KanzlersGünter Scholz, der Anfang Dezem-ber letzten Jahres an die Carl-von-Ossietzky-Universität in Oldenburgwechselte. Um einen geeignetenNachfolger zu finden, hatte dieFachhochschule Gelsenkirchen dieKanzlerstelle bundesweit ausge-schrieben. Eine Kommission, in derdie Hochschullehrer, die Mitarbeiterder Hochschule sowie die Studieren-den vertreten waren, hatte die Be-werbungen gesichtet, bevor der Se-nat sich für Hans-Joachim Baier alsSpitzenkandidat und Besetzungsvor-schlag für das Ministerium ent-schied, dem die nordrhein-westfäli-sche Ministerin für Schule und Wei-terbildung, Wissenschaft und For-schung zustimmte.

Mit Fairnessund RespektProfessor Johannes Pass wechsel-te nach 30 Jahren Hochschultä-tigkeit in Gelsenkirchen in denRuhestand.

(SB) „Fairness” und „gegenseitigerRespekt” sind die Schlagworte, diedie Zusammenarbeit zwischen Pro-fessor Johannes Pass (65) und sei-nen Studierenden charakterisieren.Im Februar dieses Jahres erhielt derElektroingenieur nach 30 JahrenHochschultätigkeit die Entlassungs-urkunde in den Ruhestand. Im Na-

men der nordrhein-westfälischenMinisterin für Schule und Weiterbil-dung, Wissenschaft und Forschung,Gabriele Behler, bedankte sich Rek-tor Peter Schulte bei Professor Johan-nes Pass für die geleistete Arbeit inder Gelsenkirchener Ingenieuraus-bildung.

In Gladbeck geboren und aufge-wachsen studierte Johannes Passvon 1955 bis 1959 an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hoch-schule Aachen Elektrotechnik, Ver-tiefungsrichtung Nachrichtentech-nik. Der frischgebackene Diplomin-genieur begann seine beruflicheLaufbahn als Offizier bei der Luft-waffe der Bundeswehr in Neubibergbei München. Dort lehrte er vier Jah-re an der Höheren TechnischenLehranstalt der Luftwaffe, der Vor-gängereinrichtung der heutigenBundeswehrhochschule München.1963 verließ Pass die Bundeswehrund nahm ein Angebot der FirmaSiemens in München an, wo er imEntwicklungsbereich der Fernmelde-technik arbeitete.

1967 wechselte Pass nach Essen indie Projektierung für nachrichten-technische Anlagen der dortigen Sie-mens-Niederlassung. Ein Jahr spä-ter nahm er nebenbei einen Lehr-auftrag an der Staatlichen Inge-nieurschule für Maschinenwesen inGelsenkirchen-Buer an. Die Arbeitmit den Studierenden gefiel ihm sogut, dass er 1969 dorthin wechselte.Seine Lehrgebiete waren Nachrich-tenverarbeitung und Impulstechnik.„Am Anfang war viel Aufbauarbeitzu leisten”, erinnert sich der Profes-

Prof. Johannes Pass

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sor an seine ersten Jahre in Gelsen-kirchen.

Als 1971 aus der Ingenieurschulefür Maschinenwesen die AbteilungGelsenkirchen der FachhochschuleBochum entstand, wurde Baurat Jo-hannes Pass zum Professor ernannt.In der jungen Hochschulabteilungtrug er viel zur Gestaltung des Stu-diengangs Nachrichtentechnik bei.Als Dekan lenkte er 16 Jahre bis1993 die Entwicklung des Gelsenkir-chener Fachbereichs Elektrotechnik.Einige Zeit bleibt der Professor auchnach Erhalt der Entlassungsurkun-de der Hochschule noch als Lehrbe-auftragter treu: Zumindest bis zumSommersemester 2000 können dieElektrotechnik-Studierenden Vorle-sungen in den Fächern Nachrichten-verarbeitung und Impulstechnik beiProfessor Pass hören. Danach wid-met sich der Vater von zwei erwach-senen Töchtern verstärkt seinemHobby: Als leidenschaftlicher Welt-reisender, der schon viele Länder aufallen fünf Kontinenten erkundethat, will der Professor aus Gladbecknoch weitere fremde Kulturen ent-decken. In diesem Sommer stehtChina auf dem Reiseplan.

Alles im FlussProfessor Erwin Proff erhielt imFebruar die Entlassungsurkunde.

(SB) Bei Professor Erwin Proff (65) istalles im Fluss, denn das Fließverhal-ten von Stoffen gehört seit vielenJahren zu den Forschungsthemendes Maschinenbauingenieurs. Ausden Händen von Rektor Prof. Dr.Peter Schulte erhielt Professor ErwinProff im Februar mit der Entlas-sungsurkunde den Dank für seinebisherige Arbeit von Ministerin Ga-briele Behler vom NRW-Ministeriumfür Schule und Weiterbildung, Wis-senschaft und Forschung.

Erwin Proff, der im niederrheini-schen Grevenbroich geboren undaufgewachsen ist, hat Maschinen-bau, Fachrichtung Wärmetechnik,an der Rheinisch-WestfälischenTechnischen Hochschule Aachenstudiert. Seine berufliche Laufbahnbegann Proff nach dem Diplom1960 bei den Didier-Werken in Es-sen, wo er sich mit wärmetechni-schen Problemen der Kokereitechnikbeschäftigte. 1962 wechselte Erwin

Proff zur Babcock AG nach Ober-hausen. In der Atomabteilung be-rechnete er unter anderem die Was-serumlaufverhältnisse im damali-gen Atomschiff „Otto Hahn”. EinJahr später wurde er Leiter der Pla-nungsabteilung für Heizungs-, Lüf-tungs-, Klima- und Sanitärtechnikder Ingenieurgesellschaft Denzigerin Gelsenkirchen.

1965 wechselte Erwin Proff aus derPraxis in die Lehre: Als Dozent fürWärme- und Strömungslehre bilde-te er an der Staatlichen Ingenieur-schule für Maschinenwesen in Gel-senkirchen-Buer Maschinenbauin-

Prof. Erwin Proff

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genieure aus. Zusammen mit seinenKollegen leistete er die notwendigeAufbauarbeit an der damals nochjungen Ingenieurschule, aus der sichdie heutige Ingenieurausbildung inGelsenkirchen entwickelte. 1971wurde Erwin Proff infolge der Errich-tung der Abteilung Gelsenkirchender Fachhochschule Bochum zumProfessor ernannt. Mit Hilfe seinerStudierenden baute Proff ein Laborfür Klimatechnik auf. ProfessorProff: “Vieles, was heute im Laborzum Standard gehört, ist das Ergeb-nis von Diplomarbeiten.”

Seit 1980 arbeitet Professor Proffin der Forschung: Ein wichtiges The-ma ist die wärme- und strömungs-technische Behandlung von Klär-schlämmen. Zu seinen Forschungs-aufträgen gehörte auch eine Unter-suchung zur Charakterisierung desFließverhaltens von Klärschlämmenim Auftrag des Bundesministeriumsfür Bildung, Wissenschaft, For-

schung und Technologie.Auch mit der Entlassungsurkun-

de in Händen kehrt Professor Proffder Hochschule noch nicht den Rük-ken: Als Lehrbeauftragter wird er dieStudierenden bis zum Winterseme-ster 1999/2000 betreuen, als For-scher im Bereich Klärschlammtech-nik wird er Ansprechpartner an derHochschule bleiben. Nebenbei fin-det der Familienvater noch genugZeit für seine Hobbies: das Reisen,den Sport und seinen Kirchenchor,dem er seit 1964 angehört.

Von Waschmit-tel bis Auto:Das Marketingmuss stimmenDer Marketing-Mann des Jahres1991 ist Professor im Recklinghäu-ser Fachbereich Wirtschaftsinge-nieurwesen geworden: Dr. H. Die-ter Dahlhoff hat Erfahrungen imAutomobil- und Medienmanage-ment, im Umweltsponsoring undauch das Onlinemarketing per In-ternet ist ihm nicht fremd.

(SB) Fast jeder hat sie schon gese-hen, die Werbespots für Automar-ken wie Opel oder Volkswagen, dieunter der Leitung von Dr. H. DieterDahlhoff durch die Medien gegan-gen sind. Beispielsweise, wenn Opelfür mehr Umweltbewusstsein beimAutokauf wirbt und den Spot mit derStimme von Louis Armstrong unter-legt, der von der Schönheit der Weltsingt. Wer sich für die Theorie hin-term Spot interessiert, kann in Dahl-hoffs zahlreichen Veröffentlichun-gen nachlesen, beispielsweise zumThema „Markenmanagement” oder„Kommunikation und Werbung”.Wer aber an der Fachhochschulab-teilung Recklinghausen Wirtschafts-ingenieurwesen studiert, der kannzusätzlich direkt hören, was der47jährige zum Thema zu sagen hat.Denn seit Februar ist H. Dieter Dahl-hoff dort Professor für internationa-les Management und spezialisiertauf Automobilwirtschaft. Dahlhoff,der international Berufs- und Ma-nagementerfahrungen als Marke-ting-Chef bei Opel und als General-

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Prof. Dr. H. Dieter Dahlhoff

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ProfessorinsagtFachchinesischden Kampf anBetriebsanleitungen können ein-fach und verständlich sein, wenntechnische Redakteure die Tech-nik benutzerorientiert erläutern.

(SB) Wer kennt das nicht: Da packtman in freudiger Erwartung dasneue Telefon oder den Videorekor-der aus und möchte das Gerät so-fort in Betrieb nehmen, würde einennicht die Betriebsanleitung mit ei-nem Satz aus 17 Fremdwörtern aus-bremsen. Diese Hürde möchte Dr.Christine Fackiner (42), seit JanuarProfessorin für technische Doku-mentation, in Zukunft so weit wiemöglich abbauen, indem sie ihreStudierenden lehrt, Betriebsanlei-tungen nutzerfreundlich aufzuberei-ten: “Betriebsanleitungen müssenden Nutzer Schritt für Schritt an dieFunktionsweise des Gerätes heran-führen.” Dabei ist es egal, ob es umeine Bedienungsanleitung für denprivaten Videorekorder oder umeine Installations- und Serviceanlei-tung für Elektronenrastermikrosko-pe geht. Die neue Professorin legt be-sonderes Gewicht darauf, dass Tex-te durch Grafiken oder Bilder er-gänzt und dadurch verständlicherwerden.

Professorin Fackiner geht es abernicht nur um Gedrucktes: „Wir wol-

len auch die neuen Medien für dietechnische Dokumentation nutzen.Müssen Bewegungsabläufe an Ma-schinen erläutert werden, geht dasam besten auf elektronischem Weg,der zur Informationsvermittlungauch bewegte Bilder nutzen kann.So kann beispielsweise die Wartungder neuen Druckmaschine per Gra-fikanimation und in Videosequen-zen auf einer CD-ROM vorgeführtwerden.” Solche Medien sollen inZukunft die viel zeitaufwendigerenSchulungen durch die Herstellerfir-ma ersetzen.

Um Funktion und Bedienung ei-nes technischen Produktes in Bedie-nungsanleitungen darstellen zukönnen, müssen die technischenRedakteure und Redakteurinnen ei-niges von der Technik verstehen.Professorin Fackiner: „Nur dannweiß man, wo mögliche Gefahrenoder Störfälle auftreten können undgestaltet danach die Sicherheitshin-weise. Das ist wichtig für die Pro-dukthaftung und erhöht die Kun-denzufriedenheit.” Deshalb ist einumfassendes technisches Grundla-genwissen Bestandteil des Studiums.Für ihre zukünftigen Absolventensieht Professorin Fackiner gute Be-rufschancen. Starthilfe für erste Er-fahrungen im neuen Job will sie ih-ren Studierenden schon währenddes Studiums geben, beispielsweisebei der Suche nach einem Platz fürdas Praxissemester.

Die gebürtige Frankfurterin Chri-stine Fackiner studierte Germanistik,Politik und Geschichte an den Uni-versitäten Mannheim, Gießen und

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bevollmächtigter und Konzernlei-tungsmitglied bei Volkswagen hat,bringt neben seinem Fachwissennationale und internationale Kon-takte zur Automobilindustrie mit andie Hochschule. Für die Studieren-den des Schwerpunkts Automobil-wirtschaft kann das vielleicht dieSuche nach einem Platz für das Pra-xissemester erleichtern, bei dem diezukünftigen Wirtschaftsingenieureund –ingenieurinnen erste Berufser-fahrungen schon während des Stu-diums sammeln.

An seiner Aufgabe als Professor inRecklinghausen reizt Dahlhoff, der1991 für seine Leistung im Umwelt-Marketing von einer Fachzeitschriftzum „Marketing-Mann des Jahres”gewählt wurde, vor allem die engeVerknüpfung von Theorie und Pra-xis im Studium.

H. Dieter Dahlhoff studierte Psy-chologie und Betriebswirtschaftsleh-re an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Nach demExamen wurde er 1976 Produkt-Ma-nager für das Waschmittel Persil derFirma Henkel und arbeitete gleich-zeitig als Assistent am Institut fürMarketing der Universität in Mün-ster, wo er 1979 seine Doktorarbeitzum Thema „Kaufentscheidungs-prozesse von Familien” abschloss.Danach ging er als Mitarbeiter zurWerbeagentur Team/BBDO in Düs-seldorf, die er 1985 als Mitglied derGeschäftsleitung verließ.

1985 wechselte Dahlhoff in dieAutoindustrie: Als Marketing-Chefder Rüsselsheimer Adam Opel AGsetzte er auf neue Wege in Marke-

ting und Werbung. 1991 wurde derheutige Professor Geschäftsführerbeim Fernsehsender SAT.1, bis er1992 als Generalbevollmächtigterund Mitglied der Konzernleitung derVolkswagen AG in Wolfsburg in dieAutomobilbranche zurückkehrteund als internationaler Managerdas weltweite Marketing verantwor-tete. Zu seinen Ideen bei VW gehör-te das Konzept für den „NewBeetle” und dessen Präsentation imnordamerikanischen Detroit. Fürseine Leistungen im Werbebereicherhielt Dahlhoff zahlreiche Aus-zeichnungen, so beispielsweise dengoldenen Werbelöwen von Cannesoder drei goldene „Effies”, Preise für„effiziente” Werbung.

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Frankfurt. Nach dem zweiten Staats-examen unterrichtete ChristineFackiner an der VolkshochschuleFrankfurt Ausländer, die einen deut-schen Schulabschluss erwerbenwollten. Zugleich war sie als wissen-schaftliche Tutorin im FachbereichGesellschaftswissenschaften derUniversität Frankfurt beschäftigt.

Eine Weiterbildung zur Lern-Sy-stemanalytikerin brachte sie auf denPfad elektronischer Wissensvermitt-lung, woraus sich eine Doktorarbeitüber das Selbstlernen am Compu-ter ergab. Die Praxis, wie moderneSelbstlernmedien konzipiert undproduziert werden, hat sie durchihre langjährige Tätigkeit bei einemMultimedia-Unternehmen mitge-staltet. Christine Fackiner hat auchals Professorin noch Kontakt zu ih-rem ehemaligen Arbeitgeber, wovonin Zukunft vor allem ihre Studen-ten profitieren sollen. Nach Feier-abend erholt sich die Professorin, dieals neuen Wohnort Bochum ge-wählt hat, bei einem Tennismatchoder einer ausgedehnten Wande-rung.

Professor hat daselektronischeNetzdickichtim GriffElektronische „Brandwände”schützen Netzwerke vor dem Zu-griff Unbefugter.

(SB) Werner Filip (51) kennt sich ausim elektronischen Netzdickicht,denn der promovierte Mathemati-ker hat 24 Jahre als Experte für Rech-nernetze bei IBM gearbeitet. Vondiesen Industrieerfahrungen werdenvon nun an die Bocholter Studieren-den im Fachbereich Elektrotechnikprofitieren. Denn dorthin ist Filip zuAnfang des Jahres als Professor be-rufen worden. Der ehemalige Chef-berater weltweiter Software-Projek-te erläutert den zukünftigen Infor-mations- und Kommunikationsin-genieuren, wie elektronische Infor-mationen sicher vom Sender zumEmpfänger gelangen.

Besonders wichtig sind dem neu-en Professor die Automatisierung,die Steuerung und die anschließen-

Prof. Dr. Werner Filip

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de Überwachung von Netzwerken.Fällt beispielsweise ein Glied in derKette aus, muss der Experte in derÜberwachung bis zur Schadensbe-hebung schnell eine „Umleitung”finden, damit die Information un-gehindert weiterfließen kann. Auchdie Datensicherung ist für den neu-en Professor ein wichtiges Thema.„Wer beispielsweise seine Bankge-schäfte vom Computer aus erledigt,möchte sicher sein vor ZugriffenAußenstehender. Deshalb sind sol-che Systeme durch so genannte ‚Fi-rewalls‘ für jeden verschlossen, derden Code nicht kennt”, erläutertProfessor Filip. „Fremde Daten sol-len weder gelesen, gestohlen nochverändert werden.” Für die Studie-renden der Informations- und Kom-munikationstechnik sieht der Profes-sor gute Berufschancen, da die elek-tronische Vernetzung weltweit nochzunehmen wird.

Werner Filip ist in der Nähe vonDarmstadt aufgewachsen. An derUniversität Gießen und der Techni-schen Universität Darmstadt hat erMathematik studiert. Nach demExamen 1974 verließ Filip die Hoch-schule und begann seine beruflicheLaufbahn bei IBM in Wilhelmsha-ven. Fünf Jahre arbeitete er an Soft-ware-Informationssystemen für dieBundesmarine zur Überwachungder Nord- und Ostsee. 1979 wech-selte Filip zur IBM-Niederlassungnach Frankfurt, wo er als Projektlei-ter weltweite Rechnernetze für dasGroßunternehmen entwickelte.Während dieser Zeit schrieb WernerFilip seine Doktorarbeit zur theore-

tischen und praktischen Untersu-chung der Leistungsfähigkeit vonRechnersystemen, die er 1986 ab-schloss. Im Anschluss daran siedel-te er für drei Jahre nach Raleigh imnordamerikanischen BundesstaatNorth Carolina um, wo er weltweitUnternehmen bei Projekten zurSteuerung ihrer Netze unterstützte.1989 wechselte Filip ins EuropäischeIBM-Zentrum für Netzwerkfor-schung nach Heidelberg und war alsChefberater in der System- und Netz-steuerung von Telekommunikati-onssystemen tätig. Während dieserZeit betreute er Diplom- und Dok-torarbeiten.

In seiner Freizeit zieht der Expertefür elektronische Kommunikationdas direkte Gespräch mit Menschenvor. Gelegenheit dazu hat er reich-lich, denn der Vater von zwei er-wachsenen Söhnen ist schon stolzerGroßvater zweier Enkeltöchter.

Im Teamgeht‘s besserIn der Fertigungsautomation istTeamarbeit unverzichtbar.

(SB) Bei Dr. Axel Josef Oleff (40) lau-fen alle Fäden zusammen, zumin-dest, wenn es um die Fertigung vonMetallteilen für Autos, Flugzeugeoder Maschinen geht. Seit Anfangdes Jahres lehrt der Professor imGelsenkirchener Fachbereich Ma-schinenbau, wie Werkzeugmaschi-nen funktionieren und wie man dieFertigung automatisieren kann. Wievon Geisterhand geführt entstehendabei die Produkte, ohne dass einMensch selbst Hand an die Teile legt:„Die Werkzeugmaschinen zur Ferti-gung von Werkstücken - wie bei-spielsweise Metallteile – werden heu-te nicht mehr von Hand bedient. DieVerstellbewegungen und Verfahrwe-ge werden von der Maschine auto-matisch durchgeführt. Dazu arbei-tet die Steuerung der Werkzeugma-schine ein vom Maschinenbedienervorgegebenes Programm ab”, erläu-tert der neue Professor, der vor sei-ner Berufung bei einem Automobil-Zulieferer für die Automatisierungder Serienproduktion von Autoteilenverantwortlich war. „Roboter versor-gen die Werkzeugmaschine mit Roh-

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Prof. Dr. Axel Josef Oleff

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Das Image undguteBeziehungenentscheidenWie sich technische Produkte na-tional und international verkau-fen.

(SB) Vorbei sind die Zeiten, als Inge-nieur und Ingenieurin ausschließ-lich für die Entwicklung und Ferti-gung eines technischen Produktszuständig waren. „Heute ist mehrgefragt, besonders auf dem interna-tionalen Markt”, weiß Dr. JensSchulze (38), seit Februar Professorfür Marketing am Bocholter Hoch-schulstandort und dort vor allemtätig in der Ausbildung der Wirt-schaftsingenieure und –ingenieurin-nen. Schulze weiß, wovon er spricht,

denn der promovierte Chemiker unddiplomierte Betriebswirt kennt nichtnur den Markt in Deutschland, son-dern in vielen Ländern nördlich desÄquators. Jens Schulze: „Heutzuta-ge unterscheiden sich gleiche Pro-dukte verschiedener Hersteller kaumnoch in Qualität und Preis. Entschei-dend für den Verkaufserfolg sinddeshalb das Image eines Produktes,also das, was ein Kunde mit einerMarke verbindet, und die Qualitätder Beziehung zum Kunden.” Einegute Kundenbeziehung kann nachAnsicht des Professors den entschei-denden Ausschlag in Verkaufsver-handlungen geben. Der Kundenbe-rater muss sensibel und kompetentauf die unterschiedlichen Käuferper-sönlichkeiten eingehen, um ein dau-erhaftes Vertrauensverhältnis zuschaffen. Wie das geht, lernen dieStudierenden von Professor Schulzezum Beispiel durch Rollenspieleschon während des Studiums.

Auch beim Erscheinungsbild desProduktes spielen psychologischeAspekte eine wichtige Rolle. Bei-spielsweise bei der Farbwahl. „Gelbwird sowohl von Männern als auchvon Frauen unseres Kulturkreises alsangenehm empfunden und eignetsich deshalb gut für die Gestaltungeines Firmen- oder Produktimages.Rot kann je nach Kultur Tod oderGlück symbolisieren, da muss manalso aufpassen”, so der neue Profes-sor.

Für die angehenden Wirtschafts-ingenieure und –ingenieurinnensieht Jens Schulze gute Berufsaus-sichten voraus: „Die Absolventenbringen nicht nur umfangreiches In-genieurwissen und erste Berufser-fahrungen durch das Praxissemestermit ins Unternehmen, sondern auchdas Rüstzeug für einen erfolgreichenVertrieb. Der Absolvent kann schonnach kurzer Einarbeitungszeit fürdas Unternehmen produktiv wer-den.”

Jens Schulze ist in Hannover auf-gewachsen. An der TechnischenHochschule Hannover hat er einChemiestudium absolviert und 1987mit dem Diplom abgeschlossen.Zweieinhalb Jahre später folgte diePromotion zum Doktor der Natur-wissenschaften. Während dieser Zeitlehrte und forschte Jens Schulze alswissenschaftlicher Assistent amChemie-Institut der Hochschule inHannover. 1990 wurde er Berater fürProzessleitsysteme bei einer Consul-

teilen und führen schließlich die ge-fertigten Teile ab,” so Oleff.

Doch bis das alles wie gewünschtläuft und nur noch mit einem Tas-tendruck auf der Computertastaturin Gang gesetzt werden muss, ist vielTeamwork gefragt. Professor Oleff:„Die Automatisierung von Ferti-gungsanlagen verlangt eine engeZusammenarbeit zwischen Maschi-nenbau- und Elektrotechnikinge-nieuren sowie Informatikern, bis dieFertigung schließlich an einer Stel-le zusammenläuft.” Deshalb möch-te Axel Josef Oleff bei den Studieren-den vor allem die fächerübergreifen-de Teamarbeit fördern.

Für den neuen Professor ist diegute Zusammenarbeit zwischenHochschule und Industrie entschei-dend. Zu seinen bereits bestehendenKontakten zur Maschinenbauindu-strie möchte er noch weitere zu Un-ternehmen aus der Region rund umdie Hochschule aufbauen. Davonwerden neben den Betrieben vor al-lem die Studierenden etwas haben.Während des Praxissemesters kön-nen sie dort erste Berufserfahrungensammeln und haben dadurch spä-ter sicherlich einen leichteren Startins Berufsleben.

Axel Josef Oleff hat seine berufli-che Laufbahn mit einer Ausbildungzum technischen Zeichner begon-nen. Im Anschluss daran drückte ernoch einmal die Schulbank, um dieFachhochschulreife zu erlangen. Mitdieser in der Tasche begann er ander Fachhochschule Lippe ein Stu-dium der Produktionstechnik, das er1984 mit dem Diplom abschloss. Im

selben Jahr begann er ein Studiumdes Maschinenbaus, Vertiefungs-richtung Automatisierungstechnik,an der Ruhr-Universität Bochumund absolvierte 1988 sein zweitesDiplom als Ingenieur. Danach ver-ließ Axel Josef Oleff die Hochschulefür drei Jahre, um bei der Gildemei-ster Automation in Hannover Steue-rungssysteme für Werkzeugmaschi-nen und Fertigungszellen zu entwi-ckeln. 1991 wurde er wissenschaft-licher Angestellter am Institut fürMaschinenwesen der TechnischenHochschule Karlsruhe, wo er 1995zum Doktor der Ingenieurwissen-schaften promoviert wurde. Im sel-ben Jahr wechselte Oleff wieder indie Industrie: Bei einem mittelstän-dischen Automobil-Zulieferer inLöhne/Westfalen war er für die Au-tomatisierung in der Serienherstel-lung von Autoteilen und Baugrup-pen zuständig. Doch den Kontaktzur Hochschule hat er auch wäh-rend seiner Industriejahre gehalten,indem er regelmäßig Diplomarbei-ten von Studierenden betreut hat.An seiner neuen Aufgabe als Profes-sor an der Fachhochschule Gelsen-kirchen gefällt dem dreifachen Va-ter vor allem die enge Zusammen-arbeit zwischen Hochschule und In-dustrie in Lehre und Forschung.

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Prof. Dr. Jens Schulze

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ting-Firma in Basinghausen beiHannover, bis er 1991 zur FirmaKärcher nach Stuttgart und damitins Produktmanagement wechselte.Als Abteilungsleiter des Bereichs„Sonderkunden” beriet er Unterneh-men und Behörden in Ägypten,Marokko, Kanada oder USA, bis erschließlich als Exportleiter für Asienhauptsächlich Japan, China, Thai-land oder Singapur bereiste. Neben-bei absolvierte Jens Schulze einFachhochschulstudium in Betriebs-wirtschaft, das er 1995 mit dem Di-plom abschloss. 1997 nahm er eineStelle als Direktor des europäischenGroßkundengeschäftes in der Düs-seldorfer Niederlassung der FirmaHenkel-Ecolab an, bis er nun an dieFachhochschule Gelsenkirchen be-rufen wurde. Entspannung findetder weitgereiste Professor, der heutein Rhede bei Bocholt wohnt, beimTennis und Fahrrad fahren.

(SB) „Existenzgründung” – ein Wort,das momentan in vieler Munde ist.Für Christine Volkmann (39) undAlfred Spielkamp (40) ist es kein blo-ßes Schlagwort, denn die beidenWirtschaftsexperten wissen, welcheVoraussetzungen und Anstrengun-gen der Weg in die eigene unterneh-merische Selbstständigkeit erfordert.Deshalb hat die FachhochschuleGelsenkirchen die beiden im Früh-jahr zu Professoren für das hoch-schuleigene Institut zur Förderungvon Innovation und Existenzgrün-dung berufen, das als Trainingszen-trum Studenten und Absolventender Fachhochschule unterstützt, sichmit marktfähigen Ideen selbststän-dig zu machen.

Die promovierte BetriebswirtinChristine Volkmann, die viele Jahrefür die Deutsche Bank gearbeitetund unter anderem Unternehmens-gründungen mitgestaltet hat, undder Doktor der Volkswirtschaft, Al-fred Spielkamp, der in der Politik-beratung nationale und internatio-nale Forschungsaufträge wissen-schaftlich begleitet hat, werden denStudierenden fächerübergreifenddas Wissen vermitteln, das sie für eineigenes Unternehmen brauchen.„Innovation, Kreativität und Exis-tenzgründung” heißt beispielsweiseeine Lehrveranstaltung, in der Al-fred Spielkamp erläutert, wie man

Die eigene Firma ist einberechenbares WagnisDie Fachhochschule Gelsenkirchen gibt Existenzgründern Starthilfen.

Prof. Dr. Christine Volkmann Prof. Dr. Alfred Spielkamp

marktfähige Ideen entwickelt.Doch die Idee allein reicht noch

lange nicht aus, um sich selbststän-dig zu machen. „Weitere wichtigeKomponenten sind die Ausbildungzur Unternehmerpersönlichkeit unddas nötige betriebswirtschaftlicheHandwerkszeug”, so Prof. ChristineVolkmann. Dazu gehören persön-lichkeitsfördernde Techniken, zumBeispiel Verhandlungstraining, so-wie eingehende Markt- und Wettbe-werbsanalysen, die dem Grün-dungswilligen zeigen, ob sein Pro-dukt oder seine Dienstleistung auchdort gebraucht werden, wo er sieverkaufen will. Hier werden die bei-den Professoren oft zu Beratern, diein ausführlichen Gesprächen mitden Studierenden die Chancen füreine Unternehmensgründung ab-klopfen und im Zweifelsfall auchvom Schritt in die Selbstständigkeitabraten. Ist eine Idee ausgereift, sinddie Marktchancen erforscht und fürgut befunden und ist das Gründer-wissen vorhanden, fehlt möglicher-weise noch das notwendige Startka-pital. Auch hier sind die neuen Pro-fessoren gefragt, um zukünftigenExistenzgründern die richtigen Fi-nanzierungsmöglichkeiten aufzu-zeigen.

Christine Volkmann absolviertenach der Schulzeit ein Studium derBetriebswirtschaftslehre an der Ju-

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Schneller,kürzer, billigerzum AutoNeue Organisationsstrukturenbringen mehr Wirtschaftlichkeitin den Automobilbau.

(SB) Die Kleinstwagenhersteller wiebeispielsweise Smart haben es vor-gemacht: die Zeit- und Kosten-opti-mierte Produktion. “Und was beiAutos im Miniformat möglich ist,geht auch bei größeren Fahrzeu-gen”, weiß Dr. Rüdiger Tiemann(39), seit Anfang des Jahres wirt-schaftsorientierter Professor für Au-tomobilbau und –technik im Reck-linghäuser Fachbereich Wirtschafts-ingenieurwesen. Der Professor setztfür die Automobilwirtschaft aufeine bessere Kombination aus Tech-nik, Logistik und Management:“Die Montagezeiten können ver-kürzt werden, wenn mehr Bauteileeines Autos als bisher bereits in derEntwicklungsphase zusammenge-führt werden.” Bislang trafen sichbeispielsweise Fahrwerk, Motor undBremsen erst bei der Endmontage,da sie aus verschiedenen Konstruk-tionsabteilungen kamen. Tiemann:“Diese Abteilungen sollen in Zu-kunft eher ineinander greifen, sodass der Fertigungsgrad schnellerwächst. Und schneller heißt nichtnur kürzer, sondern auch billiger.”

Tiemann, der aus dem Maschi-nenbau kommt, weiß aus seinenBerufsjahren in der Automobilbran-che, wie wichtig es für den Erfolg ist,

stus-Liebig-Universität Gießen.Nach dem Diplom 1986 wurde siewissenschaftliche Mitarbeiterin derUniversität Gießen und promovier-te am Institut für Unternehmenspla-nung. Ihre Doktorarbeit zum The-ma Unternehmensplanung im Luft-verkehr, die sie als Stipendiatin derDeutschen Flughafen AG Frankfurtin Zusammenarbeit mit der Deut-schen Lufthansa schrieb, beendetesie drei Jahre später. 1989 begannsie eine Karriere bei der DeutschenBank, die sie von Dortmund nachFrankfurt und später nach Kölnführte. Dort war sie zuletzt in dieVorbereitung und Entscheidung vonKrediten für Firmenkunden, unteranderem auch für Existenzgründereingebunden. 1998 ging sie nocheinmal nach Frankfurt, um den Be-reich Unternehmenssicherung und–nachfolge zu leiten, bis sie jetzt demRuf als Professorin an der Fachhoch-schule Gelsenkirchen folgte. Dass sienicht nur eine Expertin für Existenz-gründung, sondern auch für Mana-gement und Organisation ist, spie-gelt sich in ihrem Privatleben. Dableibt neben der Zeit für die Fami-lie, zu der ihr zweieinhalbjährigerSohn Johannes Benedikt gehört,noch ein wenig Raum für ihr Hob-by Musik: Christine Volkmann istMitglied der Cello-Akademie Kron-berg im Taunus und unterstützt ak-tiv die jährlich stattfindenden Cel-lo-Festivals, die junge talentierteNachwuchs-Cellisten fördert.

Alfred Spielkamp ist in Essen ge-boren und aufgewachsen. Nach derSchulzeit machte er dort zunächsteine Ausbildung zum Groß- undAußenhandelskaufmann. Im An-

schluss an die Lehre begann er einStudium der Volkswirtschaftslehrean der Universität Essen, das er 1988beendete. Als wissenschaftlicherMitarbeiter lehrte und forschte Al-fred Spielkamp anschließend amLehrstuhl für Mikroökonomik undschrieb seine Doktorarbeit überKaufentscheidungsprozesse. Paralleldazu arbeitete er beim Bundesver-band der Betriebskrankenkassen inEssen im Bereich Wirtschaft und Sta-tistik. 1994 ging Spielkamp ans Zen-trum für Europäische Wirtschaftsfor-schung in Mannheim, wo er sich inzahlreichen Wirtschaftsanalysenmit Fragen der Existenzgründungund des Innovationsmanagementsbeschäftigte und den Einfluss destechnologischen Wandels auf Märk-te und Regionen erforschte. Themenseiner Analysen waren beispielswei-se die Innovationsstrategien undForschungsaktivitäten ostdeutscherUnternehmen oder die Erforschungdes Technologietransfers an kleineund mittlere Unternehmen. Außer-dem gehörte Spielkamp verschiede-nen Institutionen aus dem BereichWirtschaft an. So war er beispiels-weise externer Sachverständiger desInnovationsbeirates der Landesre-gierung von Baden-Württemberg.Die Suche nach originellen Ideenund praktischen Lösungen gehörtbei dem heutigen Professor auchzum Alltag: Der Tatendrang seinerbeiden Söhne, die drei und fünf Jah-re alt sind, stellt den Erfindungs-reichtum des Familienvaters häufigauf die Probe. Erholung findet Al-fred Spielkamp bei Rad- und Wan-dertouren und beim Lesen von Kri-mis.

Die Sonnelockte, kaum dass ihre ersten Früh-jahrsstrahlen das südliche Freige-lände am Hochschulstandort Nei-denburger Straße 43 wärmten, Stu-dierende und Lehrende gleicher-maßen nach draußen. Wo im letz-ten Jahr die neuen Pflanzungennoch mehr zu erahnen als gewach-sen waren, laden jetzt Teich undWiese zu Kommunikation oderDenkpausen unter blauem Ruhr-gebietshimmel ein. Foto: FHG/HT

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EingestelltIlona Dierschke, Mitarbeiterin inLehre und Forschung, ab 22.01.99,Fachbereich Versorgungs- und Ent-sorgungstechnik. Michael Schlüter,Mitarbeiter in Lehre und Forschung,ab 01.03.99, Fachbereich Physikali-sche Technik. Volker Grybsch, Mit-arbeiter in Lehre und Forschung, ab15.03.99, Fachbereich Informatik.Antje Specht, Angestellte, ab01.04.99, Hochschulbibliothek.

Namens-änderungMonika Hemsing, früher: Janiszew-ski, Fachbereich Wirtschaft Bocholt.

Prof. Dr. Rüdiger Tiemann

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sich nicht nur in der Technik, son-dern auch in der Praxis auszuken-nen. Seinen Studierenden will derneue Professor deshalb neben demtheoretischen Wissen auch viel Pra-xis und viel flexibles Denken mitauf den beruflichen Weg geben,denn: “Die Aufgaben von Ingenieur

und Ingenieurin wandeln sich im-mer mehr zu denen eines Wirt-schaftsingenieurs, der das Wechsel-spiel von Technik und Wirtschaft imAuge hat. Heutzutage ist gerade imProjektmanagement interdisziplinä-res Arbeiten gefragt, um Zeit undKosten zu sparen.” Dabei werden dieangehenden Wirtschaftsingenieureauch von den zahlreichen Industrie-kontakten ihres Professors zu natio-nalen und internationalen Automo-bilzulieferern und –herstellern pro-fitieren, beispielsweise bei der Suchenach einem Platz für das Praxisse-mester.

Rüdiger Tiemann ist in Wetzlaraufgewachsen. In Darmstadt hat erMaschinenbau studiert und 1986sein Diplom gemacht. 1987 begannTieman als Forschungsreferent beider Frankfurter Bremsenfirma Tevesund erarbeitete später als Abtei-lungsleiter neue Prüfmethoden inder Bremsen- und Fahrwerksent-wicklung für Autos, die vor allemEntwicklungszeiten und damit auchKosten reduzieren. Diese Methodenwerden heute bei fast allen Brem-sen- und Automobilherstellern ein-

AusgeschiedenMarianne Harborg, zum31.12.98,VerwaltungsangestellteDezernat Finanzen/Organisation,Abteilung Bocholt. Isa Meyer, zum31.12.98, VerwaltungsangestellteDezernat Akademische und Studen-tische Angelegenheiten. AndreasRademacher, zum 31.12.98, Mitar-beiter in Lehre und Forschung, Fach-bereich Wirtschaft Bocholt. AdrianFrench, zum 28.02.99, Mitarbeiterin Lehre und Forschung, Sprachen-zentrum. Prof. Johannes Pass, zum28.02.99, Fachbereich Elektrotech-nik Gelsenkirchen. Prof. ErwinProff, zum 28.02.99, FachbereichVersorgungs- und Entsorgungstech-nik. Prof. Dr. Manfred Strahnen,zum 28.02.99, Fachbereich Physika-lische Technik. Oliver Buchwald,

zum 31.03.99, Mitarbeiter in Lehreund Forschung, Fachbereich Infor-matik. Stefan Meyer, zum 31.03.99,Mitarbeiter in Lehre und Forschung,Fachbereich Wirtschaft Gelsenkir-chen. Prof. Dr. Christian Niemann-Delius, zum 31.03.99, FachbereichVersorgungs- und Entsorgungstech-nik. Ansgar Ruthenschrör, zum31.03.99, Mitarbeiter in Lehre undForschung, Fachbereich Versor-gungs- und Entsorgungstechnik.Wolfgang Schwiederowski, zum31.03.99, Mitarbeiter in Lehre undForschung, Fachbereich Versor-gungs- und Entsorgungstechnik. Sa-bine Seil, zum 14.04.99, Verwal-tungsangestellte Dezernat Akade-mische und Studentische Angele-genheiten.

gesetzt. Seine Forscherarbeit aufdem Gebiet des Zusammenwirkensvon Bremse und Fahrwerk brachteihm an der Technischen UniversitätDarmstadt den Doktortitel in Inge-nieurwissenschaften. 1996 wechsel-te Tiemann von den Bremsen zu denCockpits: Bei der MannesmannVDO in Babenhausen entwickelte erals Projektleiter Cockpitsysteme fürSeat und VW, bis er nun zum Pro-fessor berufen wurde. Erfahrungenmit Studierenden konnte Tiemannschon während seiner Jahre in derForschung und Entwicklung sam-meln, da er regelmäßig Diplomar-beiten begleitete und Praktikantenverschiedener Hochschulen betreu-te.

Um mobil zu sein, nutzt RüdigerTiemann neben dem Auto auch an-dere Verkehrsmittel: Zur Arbeit fährter meist mit Bus und Bahn, und inder Garage stehen auch ein Fahr-rad und eine Vespa. Das Glanzstückaber ist sein Auto. Denn neben denZweirädern steht der Traum allerAutofans: ein silberner Porsche 911.

TRIKON 2/99 - Juni 199936