DAS MAGAZIN FÜR MITGLIEDER Dezember 2013 | Jänner 2014 … · 2016-04-23 · Die IV zeigt die...

20
P.b.b. Verlagspostamt 1030 Wien, Zulassungsnr. 03Z034897M DAS MAGAZIN FÜR MITGLIEDER Dezember 2013 | Jänner 2014 Burgenland | OVV: Die Weichen richtig stellen Seite 18 Die IV zeigt die notwendigen Strukturreformen für unser Bildungssystem auf. Österreich braucht eine Bildungsrevolution

Transcript of DAS MAGAZIN FÜR MITGLIEDER Dezember 2013 | Jänner 2014 … · 2016-04-23 · Die IV zeigt die...

Page 1: DAS MAGAZIN FÜR MITGLIEDER Dezember 2013 | Jänner 2014 … · 2016-04-23 · Die IV zeigt die notwendigen Strukturreformen für unser Bildungssystem auf. Österreich braucht eine

P.b.

b. V

erla

gspo

stam

t 103

0 W

ien,

Zul

assu

ngsn

r. 03

Z034

897M

DAS MAGAZIN FÜR MITGLIEDER Dezember 2013 | Jänner 2014

Burgenland | OVV: Die Weichen richtig stellen Seite 18

Die IV zeigt die notwendigen Strukturreformen für unser Bildungssystem auf.

Österreich braucht eine Bildungsrevolution

Page 2: DAS MAGAZIN FÜR MITGLIEDER Dezember 2013 | Jänner 2014 … · 2016-04-23 · Die IV zeigt die notwendigen Strukturreformen für unser Bildungssystem auf. Österreich braucht eine

2 iv-positionen | Dezember 2013 | Jänner 2014

aktuell

Folgen Sie uns auf , adden Sie uns auf oder abonnieren Sie unsere App im iTunes-Store.

IMPRESSUM: Herausgeber, Medieninhaber und Redaktion: Vereinigung der Österreichischen Industrie (Industriellenvereinigung), Schwarzenbergplatz 4, 1031 Wien, Tel.: 01/711 35-2301, Fax: 01/711 35-2313, E-Mail: [email protected], Homepage: www.iv-net.at, Vereinszweck gemäß § 2 Statuten: Die Industriellenvereinigung (IV) bezweckt, in Österreich tätige industrielle und im Zusammenhang mit der Industrie stehende Unternehmen sowie deren Eigentümer und Führungskräfte in freier und demokratischer Form zusammenzufassen; ihre Interessen besonders in beruflicher, betrieblicher und wirtschaftlicher Hinsicht auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene zu vertreten und wahrzunehmen, industrielle Entwicklungen zu fördern, Rahmenbedingungen für Bestand und Entscheidungsfreiheit des Unternehmertums zu sichern und Verständnis für Fragen der Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung zu verbreiten.Chefredaktion: Dr. Raphael Draschtak, Andrea Gabmeyer. Redaktionelle Mitarbeit: Mag. Martin Amor, Anna Helmy M.A.S., Mag. Robert Albrecht B.A., Lektorat: Mag. Brigitte Mayr. Verantwortlich für den Inhalt: MMag. Mathias Burtscher, DI Dr. Joachim Haindl-Grutsch, Mag. Johannes Höhrhan-Hochmiller, Dr. Thomas Krautzer, Mag. Josef Lettenbichler, Dr. Claudia Mischensky, Dr. Ingrid Puschautz-Meidl, Mag. Michaela Roither, Mag. Irene Schulte. Für den Inhalt der Seiten 18, 19 und 20 zeichnet die jeweilige Landesgruppe verantwortlich. Grafik: Matthias Penz, Doris Grussmann. Druck: Stiepan & Partner Druck GmbH, 2544 Leobersdorf. Erscheinungsort: Wien. Offenlegung nach § 25 des Mediengesetzes: iv-positionen erscheint 10x jährlich in einer Auflage von 8.300, Unternehmensgegenstand: Information zu industrie- und gesellschaftspolitischen Themen für Mitglieder der Industriellenvereinigung und Meinungsträger in Österreich. Siehe auch unter www.iv-net.at/b80

<gVÒ`�YZh�BdcVih�Ä�Cdb^cZaa

Z�LVX]hijbhgViZc�H@$6I

eco

no

mic

s c

orn

er des Bruttoregionalprodukts in Prozent, von 2000 bis 2010

Nominelle Wachstumsrate

Que

lle: E

uros

tat

0

2

4

6

8

10

EU 2

8

EU 15

NM

S 13

Öste

rrei

ch

Slow

akei

Mitt

elbu

rgen

land

Mos

tvie

rtel

-Eis

enw

urze

n

Wei

nvie

rtel

Wie

ner U

mla

nd/S

üdte

il

Wal

dvie

rtel

Südb

urge

nlan

d

Wie

n

Nie

derö

ster

reic

h-Sü

d

Sank

t Pöl

ten

Nor

dbur

genl

and

Wie

ner U

mla

nd/N

ordt

eil

Zápa

dné

Slov

ensk

o (S

K02)

Trna

vský

kra

j (SK

021)

Brat

isla

vský

kra

j (SK

01)

2,9% 2,6% 7,9% 3,2% 7,7% 1,6

%

2,7% 2,8% 2,9% 3,0% 3,0% 3,1% 3,2% 3,7% 3,9% 4,5% 7,6% 8,9% 9,2%

Weitere Informationen zum Projekt und das aktuelle

Spolumeter finden Sie unter:

www.twinstars.eu/de/spolum

eter

Christian Helmenstein [email protected]

des Bruttoregionalproduktes in Prozent, von 2000 bis 2010

Um diese Dynamik nachhaltig ab-zusichern und weitere Kooperati-

onspotenziale zu erschließen, setzt das EU-Projekt Smart>Net im Rahmen der europäischen grenzüberschreitenden Zusammenarbeit (ETZ) zusätzliche Impulse. Smart>Net zielt als Nach-folger des DUO**STARS-Projektes darauf ab, einen Beitrag zu einer wis-sens- und innovationsbasierten Re-gionalwirtschaft zu leisten, somit die Standortattraktivität und Wettbewerbs-fähigkeit der beiden Regionen, Ost- Österreich und West-Slowakei, zu stei-gern und zu einer Höherqualifizierung der regionalen Arbeitskräfte beizutra-gen. Durch den fokussierten Einsatz von EU-Fördermitteln sollen Innova-

SMART>NET Die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Österreich und der Slowakei hat sich in den vergangenen Jahren trotz widriger konjunktureller Rahmenbedingungen wesentlich intensiviert.

tionen in Niederösterreich, im Burgen-land und in Wien vorangetrieben und bisher ungenützte Potenziale mit der Slowakei ausgebaut werden.

Zwei Arbeitspakete im DetailSmart Innovation LabsMittels Smart Innovation Lab werden neue Lösungsansätze in den Bereichen Entwicklung und Produktinnova- tion sowie Technologieanwendung und Prozessoptimierung für und mit Unter-nehmen gefunden. Dabei profitieren die teilnehmenden Unternehmen durch die Erweiterung des eigenen Wertschöp-fungsnetzwerkes sowie durch die Vernet-zung mit internationalen Forschungsein-richtungen. Die bisher durchgeführten

Labs haben leitenden europäischen Betrieben zu neuem Auftragsvolumen verholfen – die getätigten Investitionen wurden dabei mit einem Auftragsvolu-men des Faktors 100 belohnt.

SpolumeterIn der Zeit einer zunehmenden, grenz-überschreitenden Innovationskultur und wissensbasierten Entwicklung auf regionaler und nationaler Ebene bietet ein Messinstrument, das einen eingän-gigen Vergleich von Wirtschaftsräumen erlaubt, einen Informationsmehrwert. Das Spolumeter ermöglicht einen Mo-nitoringprozess und vergleicht die Pro-jektregionen auf Basis eines vielfältigen Sets von Leistungsindikatoren. �

Wachstumspotenziale für Österreichs Industrie

SPOLUMETERAusgabe Nr. 3 | November 2013

des Bruttoregionalprodukts in Prozent, von 2000 bis 2010Nominelle Wachstumsrate

Que

lle: E

uros

tat

0

2

4

6

8

10

EU 2

8

EU 15

NM

S 13

Öste

rrei

ch

Slow

akei

Mitt

elbu

rgen

land

Mos

tvie

rtel

-Eis

enw

urze

n

Wei

nvie

rtel

Wie

ner U

mla

nd/S

üdte

il

Wal

dvie

rtel

Südb

urge

nlan

d

Wie

n

Nie

derö

ster

reic

h-Sü

d

Sank

t Pöl

ten

Nor

dbur

genl

and

Wie

ner U

mla

nd/N

ordt

eil

Zápa

dné

Slov

ensk

o (S

K02)

Trna

vský

kra

j (SK

021)

Brat

isla

vský

kra

j (SK

01)

2,9% 2,6% 7,9% 3,2% 7,7% 1,6

%

2,7% 2,8% 2,9% 3,0% 3,0% 3,1% 3,2% 3,7% 3,9% 4,5% 7,6% 8,9% 9,2%

Österreich - SlowakeiSPOLUMETER – ein Maß grenzüberschreitender Integration

weniger als 15 Jahre 15 bis 64 Jahre 65 Jahre und mehr

Quel

le: E

uros

tat

Bevölkerungsaufbau

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Burgenland

Niederösterreich

Wien

Bratislavský kraj

Západné Slovensko

Trnavský kraj

67,3%

66,7%

69,0%

72,1%

72,6%

73,0%

19,5%

18,7%

16,8%

13,9%

13,8%

13,1%

Page 3: DAS MAGAZIN FÜR MITGLIEDER Dezember 2013 | Jänner 2014 … · 2016-04-23 · Die IV zeigt die notwendigen Strukturreformen für unser Bildungssystem auf. Österreich braucht eine

3Dezember 2013 | Jänner 2014 | iv-positionen

Foto

: IV/

Mar

kus

Pran

tl

EdItorIal

Die nächsten iv-positionen erscheinen am 30. Jänner 2014.

6jh�<g�cYZc�YZg�aZ^X]iZgZc�AZhWVg`Z^i�l^gY�Vj[�\ZhX]aZX]ihheZ-o^[^hX]Z�:cYjc\Zc�kZgo^X]iZi#�9^Z�kZglZcYZiZc�7ZoZ^X]cjc\Zc�WZo^Z]Zc�h^X]�Vj[�WZ^YZ�<ZhX]aZX]iZg�\aZ^X]ZgbV�Zc#

N e w s

2 ` Industrielle Wachstumspotenziale

C o v e r s t o r y

4-7 ` Österreich braucht eine Bildungsrevolution J u N g e i N d u s t r i e

8-9 ` Mathespass im Kindergarten ` Letzte Chance

A k t u e l l

10-11 ̀ Eine Chance für Schiefergas

e u r o p A

12 `�Förderung bei erneuerbarer Energie

A k t u e l l

13 ` Impulse für gezieltes Wachstum

14 ` Auf die Erfolgsspur zurückkehren

k o m m e N t A r v o N A u s s e N

15 `�A. Rohrer, Vorsätzliche Gemeingefährdung

B l i C k p u N k t e u N d B ü C h e r

16-17

i v - r e g i o N A l

18-20 ` News aus Ihrem Bundesland ` Events und Personalia

6j[�YZb�8dkZg/^hidX`e]did#Xdb

INHALT

Wann hört das Schönreden endlich auf?Teile der Gewerkschaften und der Politik er-gehen sich in einem Schönrede- und Verdrän-gungswettbewerb zu Österreichs Zukunft. Was es aber braucht, sind Tatkraft, Veränderungs-bereitschaft und Ehrlichkeit, um die Heraus-forderungen dieses Landes in der nächsten Legislaturperiode zu meistern. „Die Zukunft“ führen Politiker in Sonntagsre-den gerne auf den Lippen. Doch in der Praxis zeigt sich häufig ein anderes Bild: Politik von heute hält dem zukunftspolitischen Elchtest über weite Strecken nicht Stand. Der Ho-rizont politischer Maßnahmen endet in der Regel beim nächsten Wahlgang. Das zeigt sich auch an dem Verlauf der Regierungs-verhandlungen: Mit Blick auf die Chancen und Perspektiven der Unternehmen, die im international härter werdenden Wettbewerb stehen, sind die bisher gesteckten Ziele und Maßnahmen eindeutig zu wenig. Österreich kann sich keine weiteren fünf Jahre ohne tiefgreifende Veränderungen leisten. Andern-falls verlieren wir Betriebe, Arbeitsplätze, Wohlstand und soziale Stabilität. Eine zu-kunftsfreundliche und den nachkommenden Generationen verpflichtete Politik muss bis 2018 folgende Ziele umsetzen:

� Konsequenter Budgetkurs durch mas-sive strukturelle Veränderungen – kei-ne neuen Schulden ab 2016.

� Senkung der Abgabenbelastung auf Arbeit und der Arbeitszusatzkosten im Laufe der nächsten Legislaturperiode, damit den Menschen mehr Geld bleibt und Unternehmen Arbeit schaffen kön-nen.

� Finanzierung im Hochsteuerland Ös-terreich nicht durch noch höhere oder neue Steuern und Abgaben, sondern nur durch radikale Modernisierung der staatlichen Strukturen in Bund und Ländern. Ausgaben müssen in Zukunft konkret an ihren Wirkungen gemessen werden.

� Generationengerechtigkeit durch Re-form des Pensionssystems – vom leis-tungs- zum beitragsorientierten System oder zumindest rasche Anhebung des faktischen Pensionsantrittsalters.

� Entlastung der heimischen Betriebe von überbordender Bürokratie, damit sie für Wachstum und Beschäftigung sorgen können. Darüber hinaus sind endlich auch moderne Arbeitszeitmo-delle umzusetzen.

� Mehr Geld für die Zukunft freima-chen – für Forschung und Entwicklung, Innovation, Infrastruktur und Bildung

– durch Reduzierung der Ausgaben für die Vergangenheit, für (Über-)Verwaltung und ungerechtfertigte Frühpensionen.

Die neue Legislaturperiode ist in jeder Hinsicht entscheidend für die Zukunft unseres Landes. Jetzt ist die Zeit, zu handeln. Nicht nur Öster-reichs Industrie erwartet sich eine Regierung, die den Menschen und Unternehmen eine Per-spektive bietet – transparent, nachvollziehbar und mutig. Auch im Interesse der künftigen Generationen muss klar sein: Österreich muss jetzt mehr aus seinem (nach wie vor guten) Potenzial machen, damit es auch wirklich eine gute und sichere Zukunft gibt.

PS: Auf Seite 11 finden Sie ergänzend zu den hier dargestellten Forderungen weitere Informationen zu unserem „Brief an die Landesregierungen“.

Ihr

Christoph Neumayer,Generalsekretär

wir wünschen ihnen ein frohes Fest und ein erfolgreiches Neues Jahr.

Page 4: DAS MAGAZIN FÜR MITGLIEDER Dezember 2013 | Jänner 2014 … · 2016-04-23 · Die IV zeigt die notwendigen Strukturreformen für unser Bildungssystem auf. Österreich braucht eine

Foto

s: x

xxxx

xx

4 iv-positionen | Dezember 2013 | Jänner 2014

Coverstory

REFORM Dass Bildung Zukunft schafft, gilt auch für den Standort. Der Standortfaktor Bildung wird im-mer wichtiger – und der Handlungsbedarf in Öster-reich immer akuter. Die IV sagt, was die notwendige Bildungsrevolution für unser Land umfassen muss.

Österreich braucht eine Bildungsrevolution

F A C T - B O X

���Der Standortfaktor Bildung wird im inter-nationalen Wettbewerb immer wichtiger. Die Industrie braucht erstklassig ausge-bildete Fachkräfte.

���Österreichs Bildungssystem liefert nicht die Ergebnisse, die gebraucht werden. Internationale Vergleichsstudien und na-tionale Erhebungen zeigen, dass bei Le-sekompetenz, Mathematikkenntnissen und im naturwissenschaftlichen Bereich teils massiver Aufholbedarf besteht.

���Das Herumschrauben am System und ideologische Debatten von gestern bringen Österreich nicht weiter. Unser Land braucht dringend eine Bildungs-revolution.

���Die Industriellenvereinigung legt die Bausteine einer solchen Bildungsrevo-lution vor – vom Kindergarten Neu über die Neue Schule bis zur notwendigen Gesamtstrategie für den tertiären Sektor in Österreich.

Page 5: DAS MAGAZIN FÜR MITGLIEDER Dezember 2013 | Jänner 2014 … · 2016-04-23 · Die IV zeigt die notwendigen Strukturreformen für unser Bildungssystem auf. Österreich braucht eine

5Dezember 2013 | Jänner 2014 | iv-positionen

CoverstoryFo

tos:

IV, i

stoc

kpho

to/

Mangel an Fachkräften, Mangel an Nachwuchs mit MINT-Qualifikati-onen, Mangel an Absol-

venten des Bildungssystems, die können, was sie können sollen: Für die Industrie haben Defizite im Bildungssystem hand-feste Auswirkungen. Klar ist: So wie bis-her kann es nicht weitergehen. „Bildung ist ein entscheidender Hebel nicht nur für die positive individuelle wie gesell-schaftliche Entwicklung, sondern auch ein unverzichtbarer Wachstumstreiber. Umso wichtiger ist, dass es in Österreich endlich eine echte Bildungsrevolution gibt. Die jungen Menschen müssen das Rüstzeug mit auf den Weg bekommen, das sie in Gesellschaft und Wirtschaft brauchen – und die Industrie muss sich auf Qualifikationen und Kompetenzen verlassen können, die den Standort stär-ken“, stellt IV-Präsident Georg Kapsch klar. Das ist derzeit freilich nicht der Fall. Die Fakten sprechen dazu eine kla-re Sprache.

Defizite im BildungswesenMassive Schwächen beim Lesen: 27,6 Prozent der 15-Jährigen sind unter der Lesekompetenzstufe 2 einzureihen (OECD-Durchschnitt 18,8), zeigt die OECD-Studie „Education at a Glance 2011“. Das heißt nichts anderes als: Die-se Jugendlichen können nicht sinnerfas-send lesen. Sie sind in ihrem privaten und gesellschaftlichen Leben massiv beeinträchtigt. Der Eintritt in den Ar-beitsmarkt ist für diese Gruppe extrem schwierig. Laut der internationalen PIRLS-Lesekompetenzstudie zählen in Österreich 20 Prozent der Schüler zur Gruppe der leseschwachen 10-Jährigen, nur fünf Prozent zur Gruppe der lese-starken; 75 Prozent verfügen über ein mittleres Kompetenzniveau. Unter 14 ausgewählten Ländern mit vergleich-baren wirtschaftlichen, sozialen und po-litischen Rahmenbedingungen nimmt Österreich gar den letzten Platz ein.

Rückgang der Mathematikkompetenz: 17 Prozent bzw. 13.300 14-Jährige ha-ben die im Jahr 2012 erstmals getesteten Bildungsstandards in Mathematik nicht erreicht. Laut TIMSS-Studie 2011 hat sich zwischen 1995 und 2011 außerdem die Mathematikleistung der Volksschü-ler insgesamt verschlechtert. Vor allem bei den leistungsstarken Schülern ist

ein hoher Rückgang bei der Ma-thematikkom-petenz zu beo-bachten. 30 Prozent der heimischen Schü-ler zählen zur Gruppe der leistungsschwachen Schüler in Mathematik (siehe Grafik Seite 7).

Rückfall im naturwissenschaftlichen Bereich: In dem für die Industrie beson-ders wichtigen naturwissenschaftlichen Bereich kommt Österreich nicht vom Fleck. Andere Länder aber schon, wes-halb unser Land in der aktuellen TIMSS-Studie Ränge verloren hat (Rang vier 1995, Rang acht 2011). Auch hier ist die Leistung der Besten gesunken. 21 Pro-zent der heimischen Schüler zählen zur Gruppe der leistungsschwachen Schüler im Bereich der Naturwissenschaften.

Mangelnde Chancengerechtigkeit: Bil-dung wird in Österreich nach wie vor stark vererbt. 53 Prozent der jungen Menschen mit Hochschulabschluss kommen aus Akademikerhaushalten. Bei jenen, deren Eltern maximal einen Pflichtschulabschluss haben, sind nur fünf Prozent Akademiker. Die Leistung der Schüler wird zu einem erheblichen Teil durch den Sozialstatus der Fami-lie bestimmt. Besondere Herausfor-derungen bestehen bei Schülern mit Migrationshintergrund: Sie erzielen in vielen Bereichen deutlich schlechtere Leistungen als einheimische Schüler. Dazu kommt: Jugendliche mit nicht-deutschsprachigem Migrationshinter-grund scheiden wesentlich häufiger be-reits nach dem Erfüllen der Schulpflicht aus dem Bildungssystem aus. Sechs Prozent der 14-Jährigen ohne Migra-tionshintergrund, aber 14 Prozent mit nicht-deutscher Umgangssprache ver-lassen nach Vollendung der Schulpflicht ohne weitere Ausbildung das Bildungs-system.

IV-Agenda für eine Bildungsrevolution„Wir haben in Österreich zahlreiche, sehr offenkundige bildungspolitische Defizite. Sie reichen vom Kindergarten über Sprachdefizite und die Differen-zierung im Schulsystem bis hin zu man-gelnden Grundlagen für die Berufswahl. Wir brauchen endlich einen klaren Plan, der den Bogen vom vorschulischen Be-reich bis zu der Hochschule spannt, der sagt, wie es mit der Bildung weiterge-hen soll“, fordert IV-Generalsekretär Christoph Neumayer. „Die Politik darf sich nicht länger in ideologischen De-batten verzetteln. Es ist egal, welches Etikett an einer Schule klebt – die In-halte müssen für Schüler und Standort stimmen. Wir müssen endlich über Bil-dungsziele, Bildungsqualität, Bildungs-strategie und ein neues Bildungssystem reden“, so IV-Präsident Georg Kapsch.

Dazu hat die IV bereits umfassende Vorar-beiten geleistet. Die wichtigsten Anliegen der IV-Bildungsagenda auf einen Blick:

Bildungsbewusstsein stärken: Wichtiges Ziel der IV ist es, das Bildungsbewusst-sein in der Bevölkerung generell zu stärken. „Bildung schafft die Basis für die Gesellschaft und die Wirtschaft von morgen – und damit für Wohlstand, Be-schäftigung und sozialen Frieden. Das muss zum common sense in Österreich werden“, so Günter Thumser, Vorsitzen-der des IV-Ausschusses für Bildungs- und Gesellschaftspolitik. Notwendig ist daher eine österreichweite Bildungsstra-tegie, die sowohl das „Bildungsangebot“ mit genügend Weitblick für die nächsten zwei Jahrzehnte konzipiert als auch das „Bildungsbewusstsein“ stimuliert.

„Die Zeit des Herum-schraubens und Herum-dokterns am Bildungs-system ist vorbei.“IV-Präsident Georg Kapsch

Page 6: DAS MAGAZIN FÜR MITGLIEDER Dezember 2013 | Jänner 2014 … · 2016-04-23 · Die IV zeigt die notwendigen Strukturreformen für unser Bildungssystem auf. Österreich braucht eine

6 iv-positionen | Dezember 2013 | Jänner 2014

Coverstory

Foto

s: IV

, ist

ockp

hoto

/Fot

ogra

fiaBa

sica

Kindergarten NEU: Bildung beginnt bei den Kleinsten. Der Kindergarten muss daher zur Bildungseinrichtung weiter-entwickelt werden. Das zahlt sich nicht nur für die Kinder aus, sondern rech-net sich auch für den Standort: Jeder in Frühförderung investierte Euro bringt volkswirtschaftlich gesehen einen min-

destens achtfachen Nutzen als „Return on Early Education“ in den weiteren Bil-dungsjahren. Die IV fordert daher u.a. die Etablierung und Verankerung des Kindergartens als elementare Bildungs-institution, die Bereinigung der Kompe-tenzen zwischen Bund (Hauptzuständig-keit), Ländern und Gemeinden sowie ein einheitliches Bundesrahmengesetz für elementarpädagogische Einrich-tungen mit österreichweit einheitlichen und verbindlichen Qualitätsstandards statt den derzeit neun Landesgesetzen. Auch die Ausbildung der Pädagogen muss auf tertiärer Ebene weiterentwi-ckelt werden. Christian Friesl, Leiter des neuen IV-Bereichs „Bildung und Gesell-schaft“: „Elementarpädagogen müssen mit jenem Rüstzeug ausgestattet wer-den, das ihnen ein optimales Fördern und Fordern von Spracherwerb, sozi-alen und motorischen Fähigkeiten im frühen Kindergartenalter ermöglicht. Zusätzlich braucht es entsprechende Rahmenbedingungen in den Kinder-gärten.“

Differenzierung statt Nivellierung„Neue Schule“ ohne Ideologie: Indivi-duelle Potenziale, Fähigkeiten und Be-gabungen müssen in der Schule erkannt, entwickelt und gestärkt, unterschied-liche Entwicklungsgeschwindigkeiten

im Schul-

system berücksichtigt werden. Weg von einer institutionellen Differenzierung, die der Heterogenität in den Klassen-zimmern nicht gerecht wird, hin zu ei-ner internen Leistungsdifferenzierung, lautet die Forderung der IV. Friesl: „Konkret heißt das: Eine gemeinsame ,Schule Neu‘ für 10- bis 14-Jährige, wel-

che die Bildungsqualität anhebt, soziale Selektion vermeidet und in deren Mit-telpunkt die Bedürfnisse und Chancen der Schüler stehen.“ Für die IV nicht akzeptabel wäre ein bloßes Zusammen-würfeln von Hauptschule, Neuer Mittel-schule und AHS zu einer sogenannten „Gemeinsamen Schule“, ohne an den Grundfesten des Systems etwas zu än-dern. Besonders wichtig: Die „Neue Schule“ soll ohne parteipolitischen Ein-fluss Autonomie leben und mit regelmä-ßiger, externer Evaluierung arbeiten.

Ganztagsschule – Schule als Lebens-raum: Die gesellschaftlichen und fami-liären Rahmenbedingungen haben sich geändert. Darauf gilt es auch bei der Ausgestaltung der Schulformen zu re-agieren. Die IV fordert daher den ver-stärkten und vorrangigen Ausbau ver-schränkter Ganztagsschulformen, um nicht nur dem zunehmenden Betreu-ungs-, sondern auch dem vermehrten Förderbedarf (Abfedern von Bildungs-benachteiligungen durch pädagogisch klug umgesetzte Konzepte) gerecht werden zu können. Notwendiges Kern-element ist dabei das kluge Wechselspiel zwischen Unterricht, Eigenaktivität, Bewegung und Freizeit.

Vorzeitigen Bildungsabbruch stoppen: Es gibt in Österreich eindeutig zu viele Drop Outs, Early School Leavers so-wie Schul- und Ausbildungswechsel. Die Wahl von Ausbildung und Berufen erfolgt oft nicht nach Neigung und Fä-

higkeiten, Interessen und Potenzialen. Vor diesem Hintergrund fordert die

IV: Statt einer ausschließlich zeitlich definierten Schulpflicht soll künftig auf eine „Bildungspflicht“ oder „Bildungs-garantie“ abgestellt werden. Ziel ist dabei, in einem Zeitraum von neun Jah-ren ein klar definiertes Bildungs- und Qualifikationsniveau zu erwerben. Wer das nicht schafft, hat die Chance und Verpflichtung, die Ziele in maximal drei weiteren Jahren zu erreichen. Zudem soll es verpflichtenden und professio-nellen Berufsorientierungsunterricht in allen Schularten der 7. und 8. Schulstufe geben – Bildungscoaches inklusive.

Bildung und Integration: Die Unter-schiede zwischen den Bildungskarri-eren von Kindern bzw. Personen mit und ohne Migrationshintergrund sind erheblich. „Österreich kann sich ,Bil-dungsverlierer‘ nicht länger leisten – weder im Hinblick auf die persönliche Betroffenheit und Perspektivenlosig-keit jedes Einzelnen noch aus gesamt-gesellschaftlicher, demografischer und standortpolitischer Sicht“, so Christian Friesl. Österreich braucht daher eine Strategie für Bildung und Integration. Sie soll alle relevanten Reformhand-lungsfelder umfassen – von der Stär-kung des vorschulischen Bereichs sowie ein nachhaltiges Sprachbildungskon-zept über die Ausbildung der Pädago-gen bis hin zur Reduktion des frühzei-tigen Schulabbruchs.

Fächer für morgenUnterricht im 21. Jahrhundert: Der Fä-cherkanon, der derzeit gelehrt wird, hat mit den Herausforderungen der Zukunft wenig zu tun. Die IV setzt sich daher für dessen Reform und einen Schwer-punkt auf „lebensnahe“ Disziplinen wie etwa unternehmerisches Denken, wirt-schaftliche Bildung, politische Bildung oder Berufsorientierung ein. Besonders wichtig ist ihr die Neukonzeption eines begeisternden, schulischen MINT-Regel-unterrichtes (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik). So soll es ein durchgängiges MINT-Curriculum von der Volksschule bis zur Matura ge-ben. Zudem ist eine Forcierung des „For-schenden Lernens und Lehrens“ sowohl im Unterricht als auch in der Aus- und Weiterbildung der MINT-Pädagogen notwendig. Die IV plädiert außerdem für die Einführung neuer Lehr- und Lern-methoden, wie etwa individuelle Unter-

„Wir brauchen endlich einen klaren Plan, der den Bogen vom vorschu-lischen Bereich bis zu der Hochschule spannt.“ IV-Generalsekretär Christoph Neumayer

Page 7: DAS MAGAZIN FÜR MITGLIEDER Dezember 2013 | Jänner 2014 … · 2016-04-23 · Die IV zeigt die notwendigen Strukturreformen für unser Bildungssystem auf. Österreich braucht eine

7Dezember 2013 | Jänner 2014 | iv-positionen

Coverstory

richtssettings, Leistungs- und Kompeten-zorientierung, Förderung von Neugierde, Kreativität und Innovationsgeist, Förde-rung musisch-kreativer Fächer, Erfah-rungslernen statt reinem Wissenslernen. Auch die 50-Minuten-Unterrichtseinheit oder starre Klassenverbände sind auf den Prüfstand zu stellen.

Pädagogen als Architekten der Zukunft: Wichtige Ziele der IV für Österreich sind das Gewinnen der besten und mo-tiviertesten jungen Menschen für den Pädagogen-Beruf, die Schaffung opti-maler Arbeitsbedingungen für Lehr-kräfte bzw. Schülerinnen und Schüler sowie die Umsetzung eines modernen, zeitgemäßen Lehrerdienstrechtes. Die „Pädagogenbildung NEU“ soll so rasch wie möglich durch die Entwicklung von Curricula auf höchstem Qualitätsniveau realisiert werden. Darüber hinaus soll das Entlohnungsschema für Pädagogen konkrete, auf Engagement und Qualität basierende Leistungsanreize bieten – und sich nicht bloß an Formalkriterien in Form eines Zulagen- und Fächerver-gütungssystems orientieren.

Duale Ausbildung mit Zukunft: „Die Arbeit der ,besten Hände‘ muss die gleiche gesellschaftliche Anerkennung wie die Arbeit der ,besten Köpfe‘ er-fahren“, so Ausschussvorsitzender Günter Thumser. Die IV fordert daher die Verbesserung der Attraktivität der Lehre durch eine breitere Anwendung des dualen Ausbildungsprinzips, etwa durch die Ausweitung und Förderung innovativer Angebote der Industrie. Mit der Ausweitung der „Lehre mit Matu-ra“ soll die Durchlässigkeit zum terti-ären Sektor weiter verbessert werden.

Weitere Maßnahmen sind der Rückbau der überbetrieblichen Lehrausbildung und die stärkere Konzentration auf die Vorbereitung für und Vermittlung in be-triebliche Ausbildungsverhältnisse.

Tertiären Sektor strategisch weiter-entwickelnGesamtstrategie für den Hochschul-sektor: „Für die Zukunft des Innova-tionsstandortes Österreich spielt der Hochschulsektor eine Schlüsselrolle“, so Generalsekretär Christoph Neuma-yer. Die notwendige Gesamtstrategie soll Zeit- und Finanzbezug wie auch entsprechende Steuerungselemente (Leistungsvereinbarungen, Fachhoch-schul-Entwicklungs- und Finanzierungs-plan) umfassen. Vertreter von Wirtschaft und Industrie sollen in die Strategie-arbeit einbezogen werden. Zentrale Herausforderungen sind die weitere Ausgestaltung der universitären Auto-nomie, die notwendige bedarfsgerechte

Steuerung der Studienströme und die Einführung eines plausiblen Studienbei-träge- und Stipendiensystems, so die IV.

Sicherung ausreichender Mittel: Der Schlüsselbereich Wissenschaft und Forschung braucht Planungssicherheit. Bis 2020 soll eine Hochschulausgaben-quote von zwei Prozent des BIP er-reicht werden. Dazu braucht es einer-seits eine Ausweitung der öffentlichen Mittel, aber auch das Heben von Effi-zienzen in den Universitäten und Er-leichterungen für private und institu-tionelle Investitionen in Wissenschaft und Forschung.

FH-Ausbau und tertiärer Sektor: Ein besonderes Anliegen für die Zukunft einer praxisorientierten akademischen Ausbildung ist der IV der Ausbau des FH-Sektors um 500 bis 1.000 zu-sätzliche Studienplätze pro Jahr – mit einer Schwerpunktsetzung im natur-wissenschaftlich-technischen Bereich ab dem Studienjahr 2014/2015. Die Potenziale der Fachhochschulen sollen durch verlässliche finanzielle Rahmen-bedingungen und eine Ausweitung der F&E-Finanzierung verbessert werden.

Fazit von IV-Präsident Georg Kapsch: „Die Zeit des Herumschraubens und Herumdokterns am Bildungssystem ist ebenso vorbei wie ideologische Debat-ten von gestern und vorgestern. Unser Bildungssystem muss endlich Maß an der Zukunft nehmen. Das sind wir den jungen Menschen wie der Zukunft des Standortes schuldig.“ �

F A C T - B O X

Der hohe Stellenwert der Bildung für den Standort findet auch in der Bereichsstruktur der Industriellenvereinigung seinen Nie-derschlag. Der neue Bereich „Bildung und Gesellschaft“ trägt dem Umstand Rechnung, dass die Schnittflächen von bildungs- und gesellschaftspolitischen Feldern weiter zu-nehmen, erläutert Bereichsleiter Christian Friesl. Arbeitsschwerpunkte des neuen Be-reichs auf Basis der IV-Agenda sind die interessenpolitische Arbeit (u.a. Interes-

senvertretung, Begutachtungen, Strategie-entwicklung zu Kernthemen) in konkreten bildungs- und gesellschaftspolitischen The-menschwerpunkten, die Bearbeitung von Querschnittsmaterien (z.B. mehr Bildungs-bewusstsein in der Bevölkerung) sowie die Analyse und Bewertung von Zukunftstrends und gesellschaftlichen Innovationen. Neu ist auch der „Ausschuss für Bildungs- und Ge-sellschaftspolitik“, der von Henkel-Präsident Günter Thumser geleitet wird.

„Bildung und Gesellschaft“ in der Industriellenvereinigung

Mathematikkompetenz nach Kompetenzstufen

Kompetenzstufe Mindestpunkte Kompetenzstufe M8 - 2012

3 691 Standards �WZgigdšZc 4,8%

2 518 Standards erreicht 52,6%

1 440 Standards teil-weise erreicht 25,9%

unter 1 Standards nicht erreicht 16,7%

4,8% 3.800

52,6% 42.000

25,9% 20.600

16,7% 13.300

FjZaaZ/�7^ÒZ!�HiVcYVgY�WZgeg�[jc\�B-!�'%&'

Page 8: DAS MAGAZIN FÜR MITGLIEDER Dezember 2013 | Jänner 2014 … · 2016-04-23 · Die IV zeigt die notwendigen Strukturreformen für unser Bildungssystem auf. Österreich braucht eine

8 iv-positionen | Dezember 2013 | Jänner 2014

Junge IndustrIe

Foto

s: J

I-Kär

nten

, JI-T

irol

Rums, schon wieder ist die aus gleich großen, schma-len Holzstücken bestehende

„Leonardo“-Holzbrücke mit Getöse eingestürzt. Die Kinder in unmittel-barer Nähe halten sich die Ohren zu, die anderen sind so gefesselt von ihren Aufgaben, dass sie kaum reagieren. Sie staunen, wie das Seifenwasser beim He-rausziehen der aus Drähten gebogenen hohlen Metallwürfel und -pyramiden aus einer Lauge exakte Seifenhäute in ihnen bildet, sie lernen spielerisch in Würfelketten die Basis der Wahrschein-lichkeitsrechnung, bauen geometrische

Die Studienreise der JI-Tirol führte heuer in die Toskana. Auf dem Weg

stand zuerst ein Besuch des Ferrari-Mu-seums in Maranello auf dem Programm. Danach war Käse angesagt, denn neben-an liegt die rund 300 ha große Rinderfarm

MINT Die JI-Kärnten unterstützt die Aktion in fünf Kindergärten. Den An-

fang machte der Montessori-Kinder-garten „Bunte Knöpfe“ in Klagenfurt.

LUXUS Viele italienische Unternehmen stehen für höchsten Lebensstandard. Der Konkurrenzdruck aus Asien wird aber immer größer.

Mathespaß im Kindergarten

Bella Vita und chinesische Konkurrenz

Erforschten Mathematik spielerisch: Roland Prinz (li) und Paul Sommeregger mit Kärntner Kindergartenkindern.

Luxus-Yacht kurz vor der Auslieferung an einen asiatischen Kunden.

Formen oder bemalen spiegelverkehrt Sterne. Insgesamt zehn Stationen hat sich der Spiritus Rector, Roland Prinz, vom Stiftsgymnasium in St. Paul über-legt. An jeder sitzen BAKIP-Schüle-rinnen und helfen den Kindern über die Anfangshürden. Am Ende gibt es jeweils einen Stempel mit einem Buch-staben in den Pass. Nach allen Stationen ergibt sich zusammen das Wort „Mathe-matik“.

Zur Belohnung erhalten alle Kinder ein Leibniz-Keks. „Leibniz war nicht nur Philosoph und Mathematiker, er

Hombre der Panini-Dynastie. Mit der Milch von über 500 Kühe wird Parmesan produziert. Zwischen den Kuhställen eine Skurrilität: das weltweit umfangreichs-te Maserati-Museum. Am zweiten Tag ermöglichte uns die FIPA-Group einen

hat auch die berühmten Kekse erfun-den, die heute noch nach ihm benannt sind“, strahlt Roland Prinz. Auf seinem schwarzen T-Shirt steht leuchtend weiß „Mathe macht glücklich“. Paul Somme-regger von der JI-Kärnten (Geschäfts-führer der IAB Industrieanlagenbau im Lavanttal), der diese Aktion im Mon-tessori-Kindergarten „Bunte Knöpfe“ in Klagenfurt unterstützt hat: „Ziel dieser Aktion der JI-Kärnten ist es, Kindern bereits im Kindergarten einen spielerischen Zugang zu Mathematik als Basisqualifikation für Naturwissen-schaft und Technik zu ermöglichen.“ �

exklusiven Blick in insgesamt drei Luxus-Yachten von 25 bis 50 m Länge. In weißes Croco-Leder eingenähte Jalousien als un-vergessener Hingucker. Später in Prato dafür etwas Ernüchterung. Die Stadt wird wirtschaftlich von chinesischen Unter-nehmen dominiert. Der in Prato ansässige Fahrradbremsen-Hersteller Formula Italy behauptet sich als Familienunternehmen in einem kleinen Markt, der von Shima-no & Co. beherrscht wird. Im Hinterland von Florenz produzieren kleine Manufak-turen für die großen Mode- und Luxusla-bels der Welt, wie z.B. Gucci, YSL, Pra-da. In Pontassieve besuchten wir deshalb Deipel und die Pelletterie Rosana. Beide klagten in teils dramatischen Worten über die Konkurrenten aus China, die dort rei-henweise italienische Produktionsstätten übernehmen und ruinösen Wettbewerb betreiben. �

Page 9: DAS MAGAZIN FÜR MITGLIEDER Dezember 2013 | Jänner 2014 … · 2016-04-23 · Die IV zeigt die notwendigen Strukturreformen für unser Bildungssystem auf. Österreich braucht eine

9Dezember 2013 | Jänner 2014 | iv-positionen

Junge IndustrIeFo

tos:

Jun

ge In

dust

rie, V

anes

sa B

ruck

ner

Letzte ChanceWie auch immer die neue Regierung aussehen wird – für die „große“ Koalition dürfte es die letzte Chance sein, sich zu beweisen. Die Vorzeichen sind nicht die besten. Lassen wir einmal die unsägliche Diskus-sion über das „Budgetloch“ beiseite, die Geschichte ist deprimierend genug. Denn selbst ohne allfällige, natürlich völlig über-raschende Fehlbeträge im Budget für die nächsten Jahre: Das Hauptproblem ist unser strukturelles Defizit – und das seit Jahren. Nach der Wahl blitzte hier kurz Hoffnung auf, SPÖ und ÖVP schienen vom Wahlergebnis doch ein wenig aufgerüttelt, versprochen wurden (endlich!) klare, transparente Ziele. Ein Arbeitsprogramm, das – für jeden nach-vollziehbar – abgearbeitet werden sollte. Aber das war einmal ...�

Zum Zeitpunkt, an dem dieser Kommentar geschrieben wurde, waren die Regierungs-verhandlungen noch im vollen Gange. Also

wer weiß, vielleicht liegt man als gelernter ös-terreichischer Pessimist diesmal ganz falsch und wir bekommen zu Weihnachten die beste aller Regierungen, voller Reform-Elan, die Österreich in eine goldene Zukunft führt.

Die ersten Anzeichen sprechen eine andere Sprache: Hieß es im Wahlkampf, die Pensi-onen seien sicher, gibt es jetzt Schnellschüsse gegen die „Luxuspensionen“. Nett – immerhin macht man irgendwas. Aber die strukturellen Unzulänglichkeiten unseres Pensionssystems löst das nicht. Dort geht es um Milliarden – da helfen ein paar symbolische Millionen, die man den „Reichen“ abknöpft, auch nicht weiter – außer man nimmt die Leserbriefseiten der „Kronenzeitung“ als Maßstab erfolg-reicher Regierungspolitik.

Ebenfalls problematisch daran: Dies dürfte die letzte Chance für die beiden „Groß“-Parteien sein, sich zu beweisen. Die nächsten Wahlen sind die Europawahlen Ende Mai 2014 –

gerade hier wäre ein Erfolg populistischer Parteien ein schlechtes Zeichen. Wobei – im Moment muss man sich wirklich die Frage stellen: Welche heimische Partei ist denn nicht populistisch?

Dennoch, hoffen wir auf ein besseres Jahr 2014!

Mit hoffnungsvollen Grüßen,

Therese Niss,Bundesvorsitzende der Jungen Industrie

Auf Einladung von Hella-CEO und IV-Burgenland-Präsident Manfred

Gerger trafen sich mehr als 30 JI-Mit-glieder und des WdF (Wirtschaftsforum der Führungskräfte) beim Automobil-ausrüster Hella in Großpetersdorf. JI-NÖ/Bgld.-Vorsitzender Matthias Unger präsentierte bei der Auftaktveranstal-tung die Ziele der „Burgenland-Offen-sive“ und das neue Schwerpunktthema der Jungen Industrie, „Generation Risi-ko - Wer traut sich?“. „Die sich laufend

NETZWERK Die JI-Niederösterreich/Burgenland war zum Auftakt ihrer „Burgenland-Offensive“ bei Hella Fahrzeugtechnik Austria GmbH in Großpetersdorf zu Gast.

Junge Industrie startet „Burgenland-Offensive“

V.l.n.r.: IV-Burgenland-Präsident Manfred Gerger mit JI-Vorsitzendem Matthias Unger und

WdF-Landesvorsitzendem Johannes Ernst

verändernden Rahmenbedingungen for-dern Flexibilität, Risikobereitschaft und Innovationskraft von der Wirtschaft, vom Staat und der Gesellschaft, da wir im internationalen Wettbewerb nur ge-meinsam bestehen können“, so Unger: „Im Fokus unserer Arbeit steht das per-sönliche Gespräch mit inspirierenden, risikofreudigen Personen und Unter-nehmern. Damit wollen wir das Selbst-vertrauen und Know-how der nächsten Generation zu mutigen Entscheidungen

stärken und ein Netzwerk für zukünftige Unternehmer bzw. Führungskräfte im Burgenland aufbauen.“

Hella setzt auf ZukunftsinvestitionenHella-CEO Gerger führte die Teilneh-mer in die Welt von Hella ein und gab dabei Einblicke in die strategische Un-ternehmensführung am Standort Groß-petersdorf. Dabei zeigte Gerger, dass Investitionen in F&E sowie in die Aus-bildung der Mitarbeiter bei Hella nicht nur Schlagworte, sondern gelebte Reali-tät sind. „Bildung, Forschung und Inno-vation sind notwendig, um Wachstum zu schaffen. Ohne Innovation leidet unsere Wettbewerbsfähigkeit und dann ist es schwer, sich global zu behaupten. Daher werden wir in Zukunft noch mehr als bisher in Innovationen und unsere Mit-arbeiterinnen und Mitarbeiter investie-ren“, so Gerger. Dank dieser Zukunfts-investitionen schafft das Unternehmen über 400 Arbeitsplätze in der Region. �

Page 10: DAS MAGAZIN FÜR MITGLIEDER Dezember 2013 | Jänner 2014 … · 2016-04-23 · Die IV zeigt die notwendigen Strukturreformen für unser Bildungssystem auf. Österreich braucht eine

10 iv-positionen | Dezember 2013 | Jänner 2014

aktuell

Der Schiefergas-Boom (Shalegas) aus den USA nährt auch in Europa den Traum der billigen Ener-

gie. Doch der Kontinent ist gespalten – es gibt gleich viele Organisationen, die vor der Erdgas-Förderung mittels Fracking warnen, wie solche, die mit ihrer Imagepolitur beschäftigt sind. Vereinfacht gesagt, werden beim Fra-cking Gas und Öl mit Hilfe von Was-ser, Sand und Che-mikalien aus bisher unerreichten Ge-steinsschichten gepresst. Umweltorga-nisationen sind auf Krawall gebürstet – sie befürchten eine Verschmutzung des Grundwassers und Erdbeben. Auf der anderen Seite steht das Come-back der Supermacht USA. Die Nation mit der weltweit höchsten pri-vaten und Staatsverschuldung betrieb in den vergangenen Jahrzehnten eine radikale De-Industrialisierung. Kaum ein Produkt „made in USA“ wird noch in den USA gefertigt. Die Produktionen und damit die Jobs in der Industrie wur-den nach Asien verlagert. Ehemalige Industriestandorte wie Detroit veröden.

Comeback der SupermachtDoch jetzt ist jenseits des Atlantiks et-was in Bewegung geraten. Die USA er-leben derzeit einen Gas-Boom. Mittels Fracking fördern Energie-Unternehmen bisher unerreichbares Öl und Gas aus

ANALYSE Ist die Schiefergas-Förderung durch Fracking die Antwort auf die Ener-giesorgen der Industrienationen oder ein enormes Umweltrisiko?

Eine Chance für Schiefergas

dem Untergrund. Die Mengen scheinen so gewaltig zu sein, dass die USA in we-nigen Jahren vom Energie-Importeur zum größten Energie-Exporteur auf-steigen könnten. Vom Gasboom profi-tieren die Förderunternehmen und die US-Industrie insgesamt, denn die US-Wirtschaft kann in Zukunft mit bis zu

zwei Drittel weniger Energiekosten rech-nen als konkurrie-rende Unternehmen im Ausland. Damit ergeben sich selbst gegenüber China plötzlich Standort-vorteile und viele

Unternehmen bauen ihre Produktions-anlagen bereits in China ab und in den USA wieder auf (siehe Grafik Seite 11). Laut Fatih Birol, Chefanalyst der Inter-national Energy Agency war der US-Gaspreis 2013 fünfmal so gering wie in Japan, dreimal so gering wie in der EU und zweieinhalbmal so gering wie in China. Und er rechnet damit, dass die-ser Trend bis 2035 anhält, wenn auch in einer etwas abgeschwächten Form. Der energieintensiven Industrie in der EU verheißt Fatih Birol im aktuellen World Energy Outlook jedenfalls keine rosige Zukunft: Der Anteil der energieinten-siven Produkte werde von derzeit 36 Prozent um ein Zehntel schrumpfen.

Europas Industrie und EU-Energie-kommissar Günther Oettinger blicken derzeit mit höchstem Interesse über den großen Teich. In Europa ist die Schiefer-

gas-Förderung umstritten. Auch für Oettinger ist der Trinkwasserschutz wichtig, er warnt aber vor zu großer Panikmache. Europa steht vor einer großen Herausfor-derung: Der Gasverbrauch wird laut IEA-World Ener-gy Outlook von derzeit jähr-lich 488 Mrd. auf 603 Mrd. Kubikmeter Gas im Jahr 2035 steigen. Weil wir dieses

Gas selbst nicht fördern, importieren wir jetzt schon 65 Prozent davon. Bis 2035 werden es knapp 80 Prozent sein.

Druck auf Putin steigtDer Großteil der Gasimporte stammt aus Russland. Die Erschließung der in Europa zweifelsohne vorhandenen Schiefergasvorkommen will Oettinger auch als Druckmittel gegen Wladimir Putin verwenden. Das funktioniert auch. Russlands Politik und Energiekonzerne sind in Alarmbereitschaft. Dahinter steckt der Verlust des Quasimonopols des Energieriesen Gazprom, der zehn Prozent des russischen Gasexports ver-antwortet. Die Schiefergas-Revolution verändert die Beziehung Russlands mit seinen europäischen Kunden bereits. In der Vergangenheit war sich Russland seiner Marktmacht so sicher, dass es sei-ne Kunden immer wieder schikanierte: 2006 und 2009 kappte Russland während Vertragsverhandlungen kurzerhand sei-ne Gaslieferungen in die Ukraine. Doch damit könnte jetzt Schluss sein. Der Wandel der USA zum weltweit größten Gasproduzenten und potenziell großen Gasexporteur drückt auf die Weltgas-preise. Davon profitiert auch Europa. Bulgarien hat bereits einen 20-prozen-tigen Nachlass auf seinen zehnjährigen Gasliefervertrag mit Russland verhan-delt. Und andere Staaten werden sich auch bald von den Fesseln eines Staates befreien, der seine Ressourcen als Mittel seiner Außenpolitik missbraucht.

Europa schläftSchiefergasvorkommen in Europa sind zwar nachgewiesen (siehe Landkarte), doch nur wenige Staaten haben sich an das Thema herangetastet. In Großbri-tannien, Polen und der Ukraine laufen Projekte und auch Italiens Premiermini-ster Enrico Letta steht der Erschließung neuer Energiequellen positiv gegenüber. In Frankreich und Luxemburg wurde die Schiefergas-Gewinnung hingegen verboten. In Deutschland geht die Bun-desanstalt für Geowissenschaften von

Europas Industrie und EU-Energiekommissar Günther Oettinger blicken derzeit mit höchstem Interesse über den großen Teich.

Page 11: DAS MAGAZIN FÜR MITGLIEDER Dezember 2013 | Jänner 2014 … · 2016-04-23 · Die IV zeigt die notwendigen Strukturreformen für unser Bildungssystem auf. Österreich braucht eine

11Dezember 2013 | Jänner 2014 | iv-positionen

aktuell

Österreich steht in vielerlei Hinsicht vor dem Scheideweg: Die nächsten

fünf Jahre werden entscheidend dafür sein, ob es uns gelingt, die staatlichen Strukturen nachhaltig und zukunftsfit zu gestalten. Die Alternative wäre ein Verlust von Unternehmen, Arbeitsplät-zen und damit Wohlstand und sozialer Stabilität. Die IV-Landesgruppen sowie die Bundesorganisation haben daher im Rahmen der Regierungsverhandlungen der Politik auf Landes- und Bundesebene einmal mehr die dringendsten Reform-notwendigkeiten vor Augen geführt.

AUFRUF IV-Landesgruppen sowie Bundesorganisation erhöhen in gemeinsamer Aktion den Druck für strukturelle Reformen.

Industrie mahnt Reformen ein

Seitens der Präsidenten der IV-Landes-gruppen wurden zu diesem Zweck kon-zertiert die jeweiligen Landeshauptleute sowie Wirtschaftslandesräte angeschrie-ben. Seitens der Bundesorganisation wurde ein offener Brief – unterzeichnet vom Präsidium der IV sowie weiteren IV-Vorstandsmitgliedern – an Bundeskanz-ler Werner Faymann und Vizekanzler Michael Spindelegger adressiert. Denn Österreich kann es sich nicht mehr lei-sten, weitere fünf Jahre ohne strukturelle Reformen zu vergeuden – jetzt ist die Zeit, zu handeln. �

etwa 1,3 Billionen Kubikmeter förder-barem Schiefergas aus. Das entspricht der 13-fachen Menge des deutschen Jah-res-Gasverbrauchs, der bei etwa 95 Mrd. Kubikmetern liegt. Wie viel sich von den Gasvorräten wirtschaftlich fördern lässt, ist noch unklar. Um ein umfassendes Bild zu bekommen, sind weitere Pro-bebohrungen nötig. In Polen sind die Schätzungen zuletzt massiv nach unten geschraubt worden, sodass sich der US-Mineralölkonzern Exxon aus dem Land zurückgezogen hat. Oettinger setzt sich massiv für diese Bohrungen ein. Das be-

deutet noch lange nicht, dass es zu einem Abbau kommen wird. Doch er kann nur als Schiedsrichter fungieren, denn es gibt keine einheitliche Energiestrategie in der EU.

Jedes Mitgliedsland entscheidet für sich. Den „alten“ europäischen Industrienati-onen scheinen Umweltsorgen wichtiger zu sein als der wachsende Energiehun-ger. Fabrizio Barbaso, Vizegeneraldirek-tor Energie der EU, bestätigt anlässlich der Präsentation des World Energy Re-port in Wien, dass große Teile der Be-

völkerung der EU derzeit zu große Be-denken gegen das Fracking hätten und dass dies der Grund für die zögerlichen Probebohrungen sei. Zudem seien sie in ihrer Bürokratie zu festgefahren, um auf sich schnell ändernde Energie- und Wirtschaftsbedingungen zu reagieren. Hinzu komme der rechtliche Rahmen als weiteres Hindernis. Während in den USA der Grundeigentümer auch die Schürfrechte für alle Mineralien und Rohstoffe unter seinem Grundstück hat, hat in Europa fast jedes Land eigene Re-geln. So klar geregelt wie in den USA ist es in der EU jedenfalls kaum wo.

GaspreisrallyeOb es in Europa zur Schiefergas-För-derung kommt oder nicht, der Gaspreis wird langfristig jedenfalls sinken. Liefe-ranten wie Katar schiffen ihr Flüssiggas nach Asien und Europa anstatt in die mit Schiefergas überversorgten USA. Zudem flutet Australien ab 2015 den Markt. Das alles senkt den Gaspreis. Nutzlos ist die Suche nach Schiefergas auf keinen Fall. Es ist eine Chance. Das Ignorieren des US-Schiefergasbooms ist eine weitere Schwäche der EU im Wettbewerb um den besten Industriestandort. �

K O N T A K TAnna [email protected]

Global gas prices $MBtu

0

2,0

4,0

6,0

8,0

10,0

12,0

14,0

16,0

18,0

20,0

1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010

Japan LNG (Cif) EUUK USCanada Oil

So

urc

e:

BP

20

12

En

erg

y O

utl

oo

k

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler!Sehr geehrter Herr Vizekanzler!

Machen wir Österreich zukunftssicher und generationengerecht! Überbordende Bürokratie, starre Arbeitszeitmodelle und exorbitante Arbeitszusatzkosten – Österreichs Betriebe stehen massiv unter Druck. Insbesondere gegenüber Deutschland und der Schweiz hat Österreich an Wettbewerbsfähigkeit verloren. Arbeitsplätze und unser Wohlstand sind hoch gefährdet. Mit kosMetik und „klein-klein“ sind die herausforderungen für Österreich nicht Mehr in den griff zu bekoMMen. Mit Rezepten aus dem 20. Jahrhundert können die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts nicht bewältigt werden. Bürgerinnen und Bürger sowie Österreichs Unternehmen erwarten sich daher eine neue Bundesregierung, die das Land zukunftssicher macht: • Durch einen konsequenten budgetkurs – massive strukturelle Veränderungen ermöglichen keine neuen Schulden ab 2016.

• Durch eine reform des Pensionssystems, die Generationengerechtigkeit schafft – vom leistungs- zum beitragsorientierten System. Das faktische Pensionsantrittsalter muss jedenfalls rasch steigen. Kein Bonus-Malus-Quotenmodell!

• Durch die reform unseres bildungssystems und mehr geld für die zukunft – für Forschung und Entwicklung, Innovation, Infrastruktur und Bildung. Budgetmittel aus Reformen müssen für Investitionen und nicht für Konsum verwendet werden.

• Durch die senkung der abgabenbelastung auf arbeit und der arbeitszusatzkosten – das bedeutet mehr Geld für die Menschen. Es liegt nicht an den Unternehmen: Nur 40 Cent von jedem Euro Lohnerhöhung kommen bei einer Arbeitnehmerin, einem Arbeitnehmer an, den Rest kassiert der Staat. Neue Steuern kosten im Hochsteuerland Österreich hingegen Wachstum und Arbeitsplätze, neue oder K|KHUH�6WHXHUQ�N|QQHQ�XQVHUH�VWUXNWXUHOOHQ�'H¿]LWH�QLFKW�QDFKKDOWLJ�NRPSHQVLHUHQ�

• Durch eine radikale Modernisierung der staatlichen strukturen in bund und ländern.

• Durch entlastung der heimischen Betriebe von überbordender bürokratie und Einführung moderner arbeitszeitmodelle.

die nächste legislaturperiode ist entscheidend für die zukunft unseres landes. es ist fünf nach zwÖlf. Wir geben zu viel für die Vergangenheit und zu wenig für die Zukunft aus. Österreich kann sich daher keine weiteren fünf Jahre ohne tiefgreifende Veränderungen leisten. Andernfalls verlieren wir Betriebe, Arbeitsplätze, Wohlstand und soziale Stabilität. Jetzt ist die zeit, zu handeln.

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, sehr geehrter Herr Vizekanzler,

wir zeichnen direkt und indirekt für 2,4 Millionen Arbeitsplätze in Österreich verantwortlich. wir als industrie können nur Verantwortung für das land tragen, wenn sie die entsprechenden rahmenbedingungen schaffen. Wir bitten Sie im Namen der österreichischen Industrie, ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie ihrer Familien, vor allem im Namen der jungen Generationen: schaffen sie jetzt durch Mutige und nachVollziehbare Veränderungen ein zukunftssicheres Österreich – durch radikale reformen ohne zusätzliche steuern für bürgerinnen und bürger sowie unternehmen!

Mit freundlichen Grüßen

Wien, am 30. November 2013

Herrn Bundeskanzler Werner Faymann Herrn Vizekanzler Dr. Michael Spindelegger

Page 12: DAS MAGAZIN FÜR MITGLIEDER Dezember 2013 | Jänner 2014 … · 2016-04-23 · Die IV zeigt die notwendigen Strukturreformen für unser Bildungssystem auf. Österreich braucht eine

12 iv-positionen | Dezember 2013 | Jänner 2014

Foto

: ist

ockp

hoto

.com

/Mar

tinDi

gita

l

Mit zahlreichen Vorschlägen, wie in Zukunft die Förderung Erneuerbarer Energie in Eur-

opa gestaltet sein soll, richtete sich die EU-Kommission vor gut einem Monat an die EU-Mitglieder. Zwar nicht rechts-verbindlich, beinhaltet das Kommissi-onspaket doch eine gewisse politische Brisanz. Immerhin werden erstmals in einem formellen Papier die (kosteninef-fizienten) Erneuerbaren-Fördersysteme vieler Mitgliedstaaten – allen voran die Einspeisemodelle Österreichs und Deutschlands – kritisiert. Zudem sind, trotz aller Unverbindlichkeit, die Vor-gaben der Kommission für die Zukunft Europas im Energiebereich sehr wohl relevant – etwa dahingehend, welche Beihilfen künftig zulässig sind (da Er-neuerbaren-Fördermodelle als „legale“ Beihilfe durch die EU-Kommission frei-zustellen sind) oder auch für die Debat-ten zum künftigen 2030-Energie- und Klimapolitikrahmen der EU.

Garantierte Abnahmepreise werden zum AuslaufmodellKonkret soll nach Kommissionsmeinung die Förderung Erneuerbarer Energie und etwaige Kapazitätsmechanismen künftig nur entlang bestimmter Prin-zipien gestaltet werden. Etwa mittels der Versteigerung von Erneuerbaren-Zertifikaten, Einspeiseprämien (auf-bauend auf Marktpreisen), Quotenver-

pflichtungen und/oder Förderungen für Erstinvestitionen. Bestimmte Modelle sollen allerdings auslaufen – nämlich jene, die Erzeugern einen vorgegebenen Abnahmepreis garantieren und zu Marktverzerrungen führen. Das ist ak-tuell bei den österreichischen und deut-schen Einspeisemodellen der Fall.

IV: Kommissionspaket richtiger SchrittDie Industriellenvereinigung setzt sich bereits seit langem für eine Reform der Förderung Erneuerbarer Energie in Ös-terreich ein. Die von der EU-Kommissi-on vorgeschlagenen Prinzipien sind da-her ein Schritt in die richtige Richtung, von dem ein stärkerer Wettbewerb unter Erneuerbaren-Technologien zu erwar-ten ist. Ein intelligent gestaltetes, am Markt orientiertes Fördermodell würde nicht nur die Kosteneffizienz der För-derung steigern. Andere Markteingriffe zum Ausgleich entstehender Marktver-zerrungen wären in der Folge überflüs-sig. Der nächste Schritt der Kommis-sion muss jetzt sein, in der Gestaltung des zukünftigen Beihilferahmens die vorgelegten Prinzipien auch anzuwen-den. Erste offizielle Entwürfe der dafür ausschlaggebenden Umweltbeihilfe-Leitlinien sollen demnächst präsentiert werden. Diese Leitlinien, als Teil eines neuen EU-Beihilferahmens, werden ab Mitte 2014 die EU-Mitgliedstaaten ver-

pflichten, ihre nationalen Fördermodelle entsprechend anzupassen.

Keine Mehrbelastungen fürenergieintensive Industrie!„Wir begrüßen diese für die europäische Energie- und Industriepolitik längst not-wendige Richtungskorrektur und rufen die österreichische Regierung dazu auf, eine entsprechende Neugestaltung der heimischen Förderung Erneuerbarer En-ergie in Angriff zu nehmen“, so IV-Präsi-dent Georg Kapsch anlässlich der Veröf-fentlichung des Kommissionspakets. Aus IV-Sicht muss dabei nicht nur gewähr-leistet sein, dass die Förderung erneuer-barer Energieträger kosteneffizient ge-schieht. Es muss vor allem sichergestellt werden, dass die energieintensive Indus-trie durch etwaige Mehrkosten bezüglich Erneuerbaren-Förderung nicht zusätz-lich belastet wird. Andernfalls würde das im internationalen Wettbewerb massive Nachteile bedeuten. Schon deshalb wird die IV, sowohl auf EU- wie auf nationaler Ebene, die anstehenden Entscheidungen zum künftigen EU-Beihilfe- sowie zum 2030-Energie- und Klimapolitikrahmen intensiv begleiten. �

Europa

EU-Kommission: Alles NEU bei Förderung Erneuerbarer Energie?ENERGIEMARKT Wie soll die Förderung Erneuer-barer Energie künftig aufgestellt sein? Bereits seit längerem erwartet, hat die Europäische Kommission Anfang November dazu ihr „Paket zu Energiemarkt-Interventionen“ veröffentlicht.

K O N T A K TRobert Heiling [email protected]

Page 13: DAS MAGAZIN FÜR MITGLIEDER Dezember 2013 | Jänner 2014 … · 2016-04-23 · Die IV zeigt die notwendigen Strukturreformen für unser Bildungssystem auf. Österreich braucht eine

13Dezember 2013 | Jänner 2014 | iv-positionen

aktuellFo

to: i

stoc

kpho

to.c

om/O

pla K O N T A K T

Katharina [email protected]

Bei einem EU-Durchschnittswert von elf Prozent verzeichnet Ös-terreich zwar mit 4,9 Prozent die

niedrigste Arbeitslosenquote in der EU, dennoch steigen die heimischen Arbeits-losenzahlen weiter an. Insbesondere die Baubranche, das Gesundheits- und So-zialwesen sowie der Handel sind stark betroffen. Als bewährter Konjunktur-vorläufer verzeichnete Ende Oktober lediglich die Arbeitskräfteüberlassung einen bereits deutlich unterdurchschnitt-lichen Zuwachs an Arbeitslosen im Ver-gleich zum Oktober des Vorjahres.

Positive Anreize für die Beschäfti-gung Älterer schaffenDie Beschäftigung der über 50-Jährigen stieg zwar Ende Oktober mit einem Plus von 5,3 Prozent gegenüber dem Vor-jahreswert an, gleichzeitig nahm jedoch auch die Arbeitslosigkeit deutlich zu. Die Bereitschaft seitens der Unterneh-men ältere Arbeitskräfte einzustellen ist da, vielmehr erschweren die gesetzlichen Rahmenbedingungen die Beschäftigung Älterer. Es braucht positive Anreize, um ältere Arbeitskräfte freiwillig länger in Beschäftigung zu halten. Zu begrüßen sind daher die Änderungen bei der Ein-gliederungsbeihilfe, die mit 1. Jänner 2014 in Kraft treten und eine Auswei-tung des förderbaren Personenkreises sowie eine Verlängerung der Förderdau-er vorsehen. Zudem hat der AMS-Ver-

ARBEITSWELTEN Trotz leichter konjunktureller Erholung bleibt die Lage am Arbeitsmarkt weiterhin schwierig. Um nachhaltig Beschäftigungswachstum zu sichern, bedarf es ambitionierter Reformen.

waltungsrat ein neues Kombilohnmodell beschlossen. Gleichzeitig unterstützen diese Neuerungen die Umsetzung der mit 1. Jänner 2014 inkrafttretenden Re-form des Invaliditätspensionsrechts, in-dem sie die Integration von Menschen nach einer medizinischen und/oder be-ruflichen Rehabilitation fördern.

Neben älteren und gesundheitlich beein-trächtigten sind vor allem gering quali-fizierte Personen besonders häufig von Arbeitslosigkeit betroffen. Die Beschäf-tigungswahrscheinlichkeit für Hoch- und Geringqualifizierte hat sich laut OECD während der Krise weiter auseinander entwickelt. Fort- und Weiterbildung von Mitarbeitern in Unternehmen sind wichtige Instrumente, um die fachliche Qualifikation zu fördern und aufrecht zu erhalten. Laut Eurostat befindet sich Österreich gemeinsam mit Schwe-den an der EU-Spitze bei betrieblicher Weiterbildung. Zur Abdeckung des spe-zifischen Bedarfs an Fachkräften sind zudem die seit 1. Juli 2013 eingeführten Modelle Bildungsteilzeit und Fachkräf-testipendium von großer Bedeutung.

Anforderungen einer modernen Arbeitswelt gerecht werdenUm nachhaltig Beschäftigungswachs-tum zu schaffen, bedarf es ambitio-nierter, struktureller Reformen statt Belastungen für die Betriebe. Nur ein

moderner Arbeitsrechtsrahmen, der den veränderten Bedürfnissen der Men-schen sowie der Unternehmen in einer sich ständig wandelnden Arbeitswelt entgegenkommt, kann die internatio-nale Wettbewerbsfähigkeit langfristig sichern. Statt rigider Arbeitszeitgesetze braucht es vielmehr eine Stärkung der Gestaltungsmöglichkeiten auf betrieb-licher Ebene und einen praxisgerechten Betrachtungszeitraum bei der Vertei-lung der Normalarbeitszeit.

Zudem weist der jüngst veröffentlichte Länderbericht des IWF einmal mehr auf den Handlungsbedarf bei der Sen-kung der Lohnnebenkosten hin. Der hohe Abgabenkeil, auch „tax wedge“ genannt, der mit 48,9 Prozent über dem OECD-Durchschnitt von 35,6 Prozent liegt, wirkt massiv wachstumshemmend. Senkungspotenzial besteht insbesonde-re in der Unfallversicherung, vor allem in Anbetracht der seit 1990 um knapp 40 Prozent rückläufigen Zahl der Ar-beitsunfälle, während der Dienstgeber-beitrag zur Unfallversicherung mit 1,4 Prozent heute jedoch genauso hoch ist wie damals. �

Gezielte Impulse für Wachstum und Beschäftigung dringend nötig

Page 14: DAS MAGAZIN FÜR MITGLIEDER Dezember 2013 | Jänner 2014 … · 2016-04-23 · Die IV zeigt die notwendigen Strukturreformen für unser Bildungssystem auf. Österreich braucht eine

14 iv-positionen | Dezember 2013 | Jänner 2014

aktuell

Das reale Wirtschaftswachs-tum lag in den vergangenen zehn Jahren um 0,7 Prozent-punkte über dem Vergleichs-

wert des Euroraums und 0,5 Prozent-punkte über jenem von Deutschland. Die Arbeitslosenquote weist den niedrigsten Wert innerhalb der Mitgliedstaaten der Europäischen Union auf. Die Finanz- und Wirtschaftskrise wurde vergleichsweise rasch und weitgehend unbeschadet über-standen und auch die Lage der öffent-lichen Finanzen stellt sich gegenwärtig relativ günstig dar. Im Jahr 2012 gehörte Österreich zu jenen fünf Mitgliedstaaten des Euroraums, die eine Nettoneuver-schuldung unter drei Prozent des Brutto-inlandsproduktes erzielen konnten.

Die vergleichsweise günstige Perfor-mance darf nicht darüber hinweg täu-schen, dass das österreichische Modell aus der Erfolgsspur auszuscheren droht. Dabei könnten sich gerade die Erfolge der Vergangenheit als übermächtiger Ballast für die wirtschaftliche Zukunft Österreichs erweisen. Die Jahre nach der Wirtschaftskrise des Jahres 2009 waren von einer schleichenden, aber merkbaren Verschlechterung der preislichen Wett-bewerbsfähigkeit Österreichs – insbe-sondere gegenüber Deutschland –, einer überdurchschnittlich hohen Inflationsra-te, einer schrittweisen und dauerhaften Erhöhung der strukturellen Arbeitslosig-keit und einer nur zaghaften Konsolidie-

rung der öffentlichen Haushalte geprägt.Als Hintergrund der ungünstigeren Per-formance der jüngsten Vergangenheit ist zu identifizieren, dass die zentralen Reformfelder Österreichs gar nicht bzw. nicht entschlossen angegangen wurden. Es sind dies die Anpassung des Sozial-systems an die steigende Lebenserwar-tung, die Modernisierung des Bildungs- systems, die Sanierung der österrei-chischen Banken, die weitere Flexibi-lisierung des Arbeitsmarktes und die Erhaltung der preislichen Wettbewerbs-fähigkeit der österreichischen Wirtschaft. Die fehlende Reformfreudigkeit der ös-terreichischen Regierung beruhte offen-bar auf der Fehleinschätzung, dass auf-grund günstiger Wirtschaftsindikatoren kaum Handlungsbedarf gegeben sei. Die im Zuge der aktuellen Regierungsver-handlungen aufgetauchte „Budgetlücke“

ist anschauliches Symptom der Verschlep-pung dringend notwendiger Maßnahmen. Die zur Erreichung der angekündigten Budgetziele errechneten Fehlbeträge stammen nämlich aus längst bekannten Altlasten, die vor der jüngsten National-ratswahl geflissentlich verschwiegen wur-den. So zeigt sich, dass weder eine Lösung für die im Osteuropa-Geschäft angeschla-genen Banken, noch die aufgrund der Alterung erforderliche nachhaltige Pensi-onsreform bis dato gelungen sind.

Ein Verfehlen der gesteckten Budgetziele in Verbund mit der Offenlegung beträcht-licher Belastungen durch Rettungspakete für die Banken würde den österreichischen Staat in ein denkbar ungünstiges Licht stellen. Die Sanierung des Staatshaushalts ist dabei nicht Selbstzweck, sondern ent-scheidende Grundvoraussetzung für die Absicherung des Wirtschaftsstandortes Ös-terreich.

Die unmittelbare Zukunft wird zeigen, ob es Österreich einmal mehr gelingen wird auf die Erfolgsspur zurückzukehren, oder ob auch Österreich in den Sog der euro-päischen Schuldenkrise gerät. ��

KONJUNKTUR Innerhalb der Mitgliedstaaten der Europäischen Union weist Öster-reich in den letzten Jahren eine durchaus positive wirtschaftliche Performance auf.

Auf die Erfolgsspur zurückkehren

8.000

9.000

10.000

11.000

12.000

13.000

14.000

2014 2015 2016 2017 2018

Mehrausgaben bei PensionenBundesmittel Pensionskommission

Bundesmittel Finanzrahmen

Quel

le: B

M fü

r Fin

anze

nin M

illio

nen

Euro

0,9

1,0

1,1

1,2

1,3

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

Nominelle Lohnstückkosten Österreich Deutschland

Jahr 2000 = 1

Quelle:Eurostat

Ulrich Schuh, EcoAustria [email protected]

K O N T A K T

Page 15: DAS MAGAZIN FÜR MITGLIEDER Dezember 2013 | Jänner 2014 … · 2016-04-23 · Die IV zeigt die notwendigen Strukturreformen für unser Bildungssystem auf. Österreich braucht eine

15Dezember 2013 | Jänner 2014 | iv-positionen

Foto

s: C

lem

ens

Fabr

y, is

tock

phot

o.co

m/Y

uri

Kommentar von aussenAnneliese Rohrer, Journalistin

Wer fahrlässig oder vorsätzlich eine Gefahr für eine größere Zahl von Menschen im großen Ausmaß herbeiführt, macht sich einer strafbaren Handlung schuldig.

Die Gefahr trifft seit Jahrzehnten die Jun-gen, verantwortungslos und mutwillig her-beigeführt von Generationen von Politikern, Lehrkräften aber auch Eltern und Großeltern. Einklagbar ist sie nicht.

Ausreden auf überraschende Prognosen gelten nicht. Man weiß es seit mindestens zwanzig Jahren auch in Österreich: Die revo-lutionären Entwicklungen der Globalisierung und Digitalisierung haben die Arbeitswelt grundlegend verän-dert. Sichere Jobs mit ausreichendem Ein-kommen bei mäßiger Ausbildung gibt es nicht mehr und wird es nie mehr geben. Gut bezahlte Arbeits-plätze werden nur mehr für bestens aus-gebildete und spezialisierte Arbeitnehmer vorhanden sein, die sich auf immer neue Qualifizierungen, Anpassungsfähigkeit und ständige Erneuerung einstellen und einlassen.In Österreichs Bildungspolitik aber ist die Welt stehen geblieben. Hier werden die Jungen einfach im Stich gelassen. Hier wurde vor nahezu dreißig Jahren ein Schulversuch zur Gesamtschule in Wien eingerichtet und dann einfach vergessen. Es gibt ihn heute noch. Hier tobt noch immer ein ideologischer Gra-

benkampf um diese Schulform. Hier wurde im Wahlkampf 2013 verkündet, man müsse sich nun vor allem um die Volksschulen kümmern, weil ein Viertel der Kinder nicht sinnerfassend lesen kann. Hier fragt niemand, wieso ganze Generationen von Unterrichtsministern so ahnungslos sein konnten, um davon jetzt überrascht zu werden. Hier sind im Budget drei Mal so viele Mittel für Pensionen vor-gesehen wie für Universitäten. Hier werden Studenten allein gelassen, wenn sie gegen die realen Zustände an den Universitäten von überlangen Wartezeiten, Betreuungs-defiziten, abgesagten Lehrveranstaltungen protestieren. Hier zeigen sich manche Eltern

so desinteressiert, dass sogar die Teilnahme an einem Elternabend in den Schulen zu mühsam ist.

Es schämt sich ganz offenkundig niemand für die Missachtung der nächsten Generationen. Das Drama der vernachlässigten Jungen ist nicht nur die Kraftlosigkeit der Politik, offen-sichtliche Fehlentwicklungen zu korrigieren. Das Drama ist der Mangel an Vorstellung vom zukünftig Notwendigen und das Defizit an politischem Willen zu Veränderung und

Anpassung. So wird jahrelang über Stunden oder Minuten von Unterrichtseinheiten gestrit-ten, aber nicht über das eklatante Ansteigen von Lernschwächen geredet oder darüber, wie viel Potenzial durch Gleichgültigkeit in der Schulorganisation verloren geht.

Es wurden immer neue Schulformen er-funden, um den einen oder anderen ideo-logischen Kampf zu kaschieren. Inzwischen fehlt jeder Überblick über neue oder alte Mittelschulen, über Leistungsgruppen, Ober-stufengymnasien oder Durchlässigkeit in den Unterstufen. Meinungen werden abgeliefert zu den Zehn-, Vierzehn-, Sechzehnjähri-

gen, Papiere werden produziert und ver-schwinden wieder, aber nirgends zeigt sich der Wille zu einem Gesamtkon-zept, das den oben beschriebenen Er-fordernissen gerecht wird. Fachhochschu-

len sollen mit den Universitäten harmonisiert werden, so dass in Bälde beide Ausbildungen anbieten, mit denen die Jungen am Arbeits-markt der Zukunft nicht reüssieren können. Irgendwo zwischen all dem enden dann die Lebenswege mancher Kinder und junger Menschen in der Sackgasse.

Die Fahrlässigkeit der Politik aber nährt sich aus der Apathie der Bürger, sprich Eltern. In diesem Sinn machen auch sie sich schuldig. Zu ihrem eigenen künftigen Schaden.

Vorsätzliche Gemeingefährdung

„In Österreichs Bildungs-politik ist die Welt stehen geblieben.“ Anneliese Rohrer

Page 16: DAS MAGAZIN FÜR MITGLIEDER Dezember 2013 | Jänner 2014 … · 2016-04-23 · Die IV zeigt die notwendigen Strukturreformen für unser Bildungssystem auf. Österreich braucht eine

16 iv-positionen | Dezember 2013 | Jänner 2014

BlicKpunKte

Foto

: Öst

erre

ichi

sche

Nat

iona

lbib

lioth

ek

Als eine der wichtigsten Instituti-onen auf ihrem Gebiet gehört die

Österreichische Nationalbibliothek zu den ältesten Bibliotheken in Europa und ist eine der fünf bedeutendsten weltweit. Wertvollste Bestände im Umfang von über zehn Millionen Büchern und Ob-jekten werden dort sorgsam aufbewahrt und für die Öffentlichkeit zugänglich ge-macht.

Teile der Sammlungen wurden sogar in die Liste des Weltkulturerbes der UN-ESCO aufgenommen. Für die Industri-ellenvereinigung (IV) Grund genug, ihre

IV ist Partner der Österreichischen Nationalbibliothek

Die Generaldirektorin der Österreichischen Nationalbi-bliothek, Johanna Rachinger, übergibt IV-Generalsekre-tär Christoph Neumayer die Patenschaftsurkunde.

enge Verbundenheit mit der Nationalbi-bliothek zum Ausdruck zu bringen. Im Rahmen einer so genannten „Corporate Membership“ gehört die IV daher nun zu den offiziellen Unterstützerinnen und Unterstützern der Bibliothek. „Die Österreichische Nationalbibliothek ist Bildungsinstitution und Kulturdenkmal gleichermaßen. Als Industrie nehmen wir daher gleich in mehrfacher Hin-sicht unsere gesellschaftliche Verant-wortung wahr, indem wir diese für Ös-terreich so wichtige Einrichtung aktiv unterstützen“, hielt IV-Generalsekretär Mag. Christoph Neumayer fest. �

Während ihres Studiums der internati-onalen Betriebswirtschaft absolvierte Katharina Schneider zahlreiche Aus-landsaufenthalte. Ihre Erfahrungen in diesen fremden Ländern schärften ihren Blick dafür, was ihre Heimat Ös-terreich ausmacht. In 1001 witzigen, schier unglaublichen Geschichten er-zählt die Autorin von all den liebens-werten Eigenheiten, Kuriositäten und Facetten Österreichs und seiner Be-wohner, die Österreich so liebenswert machen – und uns zum Schmunzeln bringen.

1001 Gründe Österreich zu lieben, Katharina Schneider, Amalthea, 320 Seiten, 19,99 Euro

Es entspricht der Grundintention des bereits zum zweiten Mal erscheinenden Jahrbuchs für politische Beratung, po-litisches Interesse zu wecken und po-litisches Engagement zu stimulieren. Zugleich sind politisch Interessierte und Engagierte inner- wie ausserhalb der Politik seine Zielgruppen.

Jahrbuch für politische Beratung 2012/2013

Herausgegeben von Thomas Köhler und Christian Mertens, Verlag PRO-verbis e.U., edition mezzogiorno, 369 Seiten, 39,90 Euro

Österreich hat seit 1945 eine unglaub-liche Erfolgsstory hingelegt und ist besser durch die Krise gekommen als viele ande-re Länder. Androsch belässt es nicht bei der Diagnose. Er beschäftigt sich mit den großen Linien der Geschichte und bringt jene Kräfte zum Vorschein, die seit Jahr-hunderten bremsend fortwirken: Von der überbordenden Liebe zum Landesfürsten bis hin zum notorisch schwierigen Umgang Österreichs mit seinen herausragendsten Köpfen. Der ehemalige Finanzminister und Vizekanzler stellt sieben Thesen zur Zukunft des Landes auf, untrennbar ver-bunden mit jener Europas.

„Das Ende der Bequemlichkeit | 7 The-sen zur Zukunft Österreichs“, Hannes Androsch, Verlag Christian Brandstätter, 144 Seiten, 19,90 Euro

1001 Gründe Österreich zu

lieben

Jahrbuch für politische Beratung

2012/2013

Das Ende der Bequemlichkeit

Page 17: DAS MAGAZIN FÜR MITGLIEDER Dezember 2013 | Jänner 2014 … · 2016-04-23 · Die IV zeigt die notwendigen Strukturreformen für unser Bildungssystem auf. Österreich braucht eine

17Dezember 2013 | Jänner 2014 | iv-positionen

BlicKpunKteFo

to: P

epo

Schu

ster

Der Anteil an jungen, schnell wach-senden Unternehmen in Österreich

ist im internationalen Vergleich immer noch sehr ausbaufähig. Den Mut, aus ei-ner Idee ein Unternehmen aufzubauen, braucht der Standort. Darüber hinaus verdient er Anerkennung und Förde-rung, wie sie mit dem GEWINN-Jungun-ternehmerpreis zum Ausdruck gebracht werden. Ausgezeichnet in der Kategorie Export, gesponsert von der Industriellen-vereinigung (IV), wurde in diesem Jahr die BILTON International GmbH. Sie produziert im Baukastensystem Steue-rungs- und Betriebssysteme für LED-

Förderung und Anerkennung für Jungunternehmer

V.l.n.r.: BM Nikolaus Berlakovich, IV-GS Christoph Neumayer, die beiden Sieger der Kategorie „Export“ – Patrick Müller und Dietrich Huber – sowie BM Reinhold Mitterlehner

Installationen und hat sich damit in einer vielversprechenden Nische positioniert. Im November 2009 gegründet, liegt die Exportquote derzeit um die 40 Prozent, mit großem Potenzial nach oben. „Als Vertretung der österreichischen Indus-trie wissen wir: Die Start-Ups von heute sind die Arbeitgeber von morgen. Zudem muss die Stärkung der heimischen Ex-portwirtschaft im Mittelpunkt der wirt-schaftspolitischen Anstrengungen stehen. Daher ist es uns Anliegen und Freude gleichermaßen, unserer Unterstützung und Anerkennung in dieser Form Aus-druck zu verleihen“, so IV-Generalse-

kretär Mag. Christoph Neumayer bei der Verleihung des Jungunternehmerpreises 2013 in der Kategorie Export. �

Der Eiserne Vorhang zwischen Öster-reich und der Tschechoslowakei gehörte zu den härtesten Sperrzonen im Kal-ten Krieg. Stefan Karner und sein For-schungsteam des Ludwig Boltzmann-Instituts haben mithilfe der Archive und Institute in Prag, Brünn und Pressburg erstmals Zugriff auf die bisher unter Ver-schluss gehaltenen Geheimakten bekom-men. Zahlreiche Fallbeispiele erzählen die Schicksale, die sich bis zur Mitte der Fünfziger Jahre ereigneten – und über die das kommunistische Regime der Tschechoslowakei für immer den Mantel des Schweigens breiten wollte.

Halt! Tragödien am Eisernen Vorhang. Die Verschlussakten, Stefan Karner, eco-win, 216 Seiten, 21,90 Euro

Notizen zum Alltag in ChinaSie schreiben in Bildern und essen mit Stäbchen. Sie nennen ihre Kinder „Schneeschmelze“ oder „Jadedrache“. Sie fürchten die Zahl 4, weiße Tauben und sonnengebräunte Haut. Sie heiraten in Rot und feiern im Februar Neujahr. In China ist vieles anders als bei uns. Das kann schnell für Verwirrung sorgen. Dieser kompakte Wegweiser gibt unter-haltsame und aufschlussreiche Einblicke in verschiedene Bereiche aus dem chine-sischen Alltag. Verlag Drachenhaus, 142 Seiten, 17,50 Euro

Schmatzen erlaubt, Herr Knigge?Wer gute Manieren zeigt und die üb-lichen Verhaltensweisen kennt, tut sich

bei Geschäften in China wesentlich leichter. Nur gelten im Reich der Mitte natürlich andere Regeln als bei uns. Was tun, wenn zum Beispiel der chinesische Geschäftspartner bei der Verhandlung minutenlang beharrlich schweigt? Und darf man bei Tisch das Taschentuch be-nutzen, wenn einem wegen des scharfen Essens die Nase läuft? Kommt ein fester Händedruck auch in China gut an? Das Buch erklärt in Stichpunkten von A bis Z, was in den einzelnen Situationen zu tun ist, was man besser lässt und worauf man sich unbedingt vorbereiten sollte – von Aberglaube bis Zeitmanagement. Auch zum schnellen Nachschlagen im Flugzeug oder unterm Verhandlungs-tisch geeignet.100 Seiten, 19,95 Euro

Halt! Tragödien am Eisernen Vorhang. Die

Verschlussakten

Der rote Faden durchsReich der Mitte

Page 18: DAS MAGAZIN FÜR MITGLIEDER Dezember 2013 | Jänner 2014 … · 2016-04-23 · Die IV zeigt die notwendigen Strukturreformen für unser Bildungssystem auf. Österreich braucht eine

iv-positionen | Dezember 2013 | Jänner 201418

Foto

s: IV

-Bur

genl

and

IV-BURGENLAND

Präsident Manfred Gerger nannte die Verhandlungen konzeptlos, ohne roten Faden: „Man hat das

Gefühl, dass es nur ums Abtauschen von Wahlgeschenken geht.“ Ulrich Schuh sieht Positives an Österreichs Performance in den letzten Jahren: „Seit 2011 ist die heimische Wirtschaft um zehn Prozent gewachsen und wir ha-ben die niedrigste Arbeitslosenquote in der EU.“ Auch in Sachen Verschuldung sei die Ausgangsposition sehr günstig. „Wenn wir es allerdings nicht schaf-fen, bis 2016 die Neuverschuldung auf Null zu bringen, wird das verheeren-de Auswirkungen haben. Überhaupt,

VOLLVERSAMMLUNG Der Schwerpunkt in der OVV wie auch im anschließenden Industriegespräch mit Ulrich Schuh, dem Vorstand des Wirtschaftsforschungs-instituts EcoAustria, lag bei den Regierungsverhandlungen.

Die Weichen richtig stellenV.l.n.r.: Horst Glatz, Bank Burgenland; Andreas Thiel, GOP; Gerhard Nyul, Bank Burgenland; Franziska Auer, Bezirkshauptfrau Eisenstadt; Bruno Kracher, WiBAG; Manfred Gerger, IV-Burgenland-Präsident

Ulrich Schuh skizziert die nötigen Schritte der Regie-rung für die nächsten Jahre.

wenn dann noch die Bankenhilfe dazu-kommt“, so Schuh.

Der Wirtschaftsforscher und Berater der Regierungsverhandler warnt davor, „die Standortattraktivität zu verlieren, den Anstieg der Lohnstückkosten und der Inflation zuzulassen und damit eine erhöhte strukturelle Arbeitslosigkeit zu verfestigen. Wir haben eine überbor-dende steuerliche Belastung und eine ineffiziente öffentliche Leistung. Das ist ein schlechter Standortfaktor, der sich erst zeitverzögert rächt.“ Auch die strukturelle Arbeitslosigkeit, welche in den letzten Jahren stetig gestiegen ist, bekämen wir nicht ohne Maßnahmen weg. Und hier sieht Schuh vor allem Probleme bei niedrig Qualifizierten. Die hohe Abgabenquote von 42 Prozent, welche von 1995 bis 2011 im Gegensatz zu den anderen EU-Ländern um 0,7 Prozent in Österreich gestiegen ist, sei Gift für den Standort Österreich.

Aber wie soll man die nötige Steuer-reform finanzieren?Viel Potenzial liegt laut Schuh im Ge-sundheitssystem: „Wenige EU-Staaten haben ein teureres System, aber viele sind billiger und besser.“ Auch im Bildungs-

system sollte man mit weniger Ressour-cen mehr zusammenbringen, so Schuh. In der Altersvorsorge bewege sich Ös-terreich auf dem Niveau von Frankreich und Griechenland. Hier wäre viel drin-nen, wenn die höhere Lebenserwartung nicht als Resturlaubszeit gesehen würde. Das aktuelle Budgetloch ist laut Schuh aus eingetrübten wirtschaftlichen Aus-sichten und falschen Einschätzungen von Pensionszahlungen entstanden: „Für 2016 fehlen hier vier Milliarden Euro an Einnahmen.“ Und 2018 müssen 13 Milliarden Euro vom Bund für Pen-sionen zugeschossen werden. „Und das nach Bereinigung der Altlasten“, rech-net Ulrich Schuh vor.

Was muss jetzt getan werden?Die preisliche Wettbewerbsfähigkeit muss erhalten bleiben. Der Staat muss Ausgaben kritisch durchleuchten und nachhaltig damit umgehen. Das Sozi-alsystem muss an die Trends angepasst, die Arbeitsmigration von wenig quali-fizierten Personen verbessert werden. Und eine Schubumkehr bei der Abga-benbelastung ist unumgänglich. Uns bleibt nur zu hoffen, dass der Regie-rungsberater Ulrich Schuh ein offenes Ohr bei den Verhandlern findet. �

Page 19: DAS MAGAZIN FÜR MITGLIEDER Dezember 2013 | Jänner 2014 … · 2016-04-23 · Die IV zeigt die notwendigen Strukturreformen für unser Bildungssystem auf. Österreich braucht eine

Dezember 2013 | Jänner 2014 | iv-positionen 19

IV-BUrgenlandFo

tos:

And

i Bru

ckne

r, IV

-Bur

genl

and

Strukturreformen auch im Burgenland dringend nötigDie Koalitionsverhandler haben offensicht-lich den Ernst der Lage nicht erkannt, auch unser Landeshauptmann stellt unrealistische Forderungen, vollkommen fern jeder Zukunfts-prognose! Es ist kaum zu glauben, was sich derzeit bei den Regierungsverhandlungen abspielt. Zuerst das Theater um das Budgetloch, einmal waren es 40 Milliarden, dann 28 und jetzt sind es anscheinend „nur“ 18 Milliarden. Und dann stellt auch noch der burgenländische Landeshauptmann die Forderung auf, eine Steuerentlastung im Ausmaß von zwei Milliarden mit Gegenfi-nanzierung sofort zu machen und eine am Ende der Legislaturperiode.

Hier liegt eindeutig eine Themenverfehlung vor: Es geht jetzt nicht in erster Linie um eine Steuerreform – außer der längst überfälligen Steuerentlastung für unsere Mitarbeiter -, sondern um eine Strukturreform. Die groß-en Themen wie Pensionen, Gesundheit, Bildung und Verwaltung müssen endlich in

ihrer Struktur vollkommen neu reformiert werden. Parteipolitische Interessen oder länderspezifische Machtspielchen haben hier keinen Platz. Wenn diese Themen nicht schonungslos angegangen werden, kann das Budget nicht langfristig saniert werden. Die Rechnung dafür werden in einigen Jah-ren alle Österreicherinnen und Österreicher zahlen, wenn die notwendigen Reformen wieder einmal verschlampt werden.

Anstatt im Bund die eigenen Interessen zu verteidigen, sollte man im Land schon längst notwendige Reformen angehen. Das Burgenland braucht eine moderne Infra-struktur, es muss über Gemeindezusam-menlegungen diskutiert werden und die Förderungen müssen gezielter platziert werden.

In der Politik wird ständig nach dem Motto „Geht nicht“ gehandelt – es müssten die Interessen der Parteien berücksichtigt wer-den, die Gewerkschaften dürften auch nicht vergrämt werden und ohne Landesfürsten

sei schon gar nichts möglich. Raus kommen immer wieder Alibi-Reformen. Wenn die In-dustrie auch so handeln würde, dann würde es sie in Österreich nicht mehr geben.

Gespannt warte ich auf das Ergebnis der Regierungsverhandlungen. Hoffentlich mer-ken alle Beteiligten, dass diese Legislatur-periode die letzte Chance ist, das Budget zu sanieren und Reformen umzusetzen. Ansonsten werden nach den nächsten Wahlen SPÖ und ÖVP nicht mehr in der Regierung sein.

Ihr

Manfred Gerger,Präsident der IV-Burgenland

Wer es schafft, das Vertrauen von Hörfunk- und TV-Journalisten zu gewinnen, verschafft sich

Zugang zu einem Millionenpublikum. Aber in Zeiten des „information over-load“ wird es immer schwieriger, die Auf-merksamkeit dieser Gatekeeper zu erre-gen.

Wie es trotzdem gehen kann, das erklärte Medientrainer Gerald Groß den teilneh-menden Unternehmern anhand der Pra-xis. Gerald Groß ist Medientrainer und -berater in Wien und ehemaliger ZiB-Mo-derator. Er diskutierte im Rahmen dieses Workshops, wie Journalisten ticken, wie sie arbeiten und was sie für ihre Arbeit brauchen.

Dies und vieles mehr konnte mittels In-terviews mit den Teilnehmern dann auch vor einer Kamera geübt und demonstriert

MEDIENWORKSHOP Im allgemeinen Konzert der Medien spielen Radio und vor allem das Fernsehen noch immer die erste Geige.

Gerald Groß: Wie Journalisten ticken und arbeiten

Hannes Marchart (re) im Probeinterview mit Gerald Groß

werden. Da werden dann die drei N‘s (Nähe, Nutzen, Neuigkeit), die drei V‘s (Visual, Vocal und Verbal) und die BMW-

Regel (begreifen, merken, weitersagen) zu wertvollen Tools, um die eigenen Bot-schaften wirkungsvoll rüberzubringen. �

Page 20: DAS MAGAZIN FÜR MITGLIEDER Dezember 2013 | Jänner 2014 … · 2016-04-23 · Die IV zeigt die notwendigen Strukturreformen für unser Bildungssystem auf. Österreich braucht eine

Burgenland

antwortlich. Sie hat darüber hinaus auch Budget- und Personalverantwortung für 130 Mitarbeiter, wo insbesondere auch ihr Engagement im Bereich der Perso-nalrekrutierung und -entwicklung her-vorzuheben ist. So trägt sie auch maß-geblich zur verstärkten Förderung von Jugendlichen („Karriere mit Lehre“) und der Förderung von Frauen im Un-ternehmen bei.

Die Frauenquote bei Sanochemia liegt in Österreich bei 57 Prozent, in For-schung und Entwicklung sogar bei rund 90 Prozent. � Fo

tos:

Mez

golit

s, P

usch

autz

-Mei

dl

Den ersten Platz bei den Big Play-ern durfte unser Präsident, Man-fred Gerger, für die Hella Fahr-

zeugtechnik GmbH in Großpetersdorf mit nach Hause nehmen. Hella Österrei-ch verantwortet im Bereich Arbeits- und Hauptscheinwerfer global Vertrieb, Ent-wicklung und Produktion. In Großpeters-dorf setzt Hella mit rund 400 Mitarbeitern über 95 Millionen Euro um. Die Export-quote liegt bei 98 Prozent.

Sieger beim Goldenen Mittelbau wurde ETM Professional Control, eine Tochter der Siemens AG. Das Softwareunterneh-men bietet Programme für die Steuerung

AUSZEICHNUNG Austria‘s Leading Companies zeichnete wieder die erfolg-reichsten Unternehmen im Burgenland

aus. Die ersten Preise gingen allesamt an IV-Mitglieder!

IV-Mitglieder als Preisträger

V.l.n.r.: Bernhard Reichl, ETM professional control; Richard Tschirk, Alutech Tschirk; Manfred Gerger, Hella Fahrzeugteile Austria

und Überwachung von großen Anlagen, vorwiegend im Bereich der Infrastruktur (New Yorker U-Bahn), Flughäfen, U-Bahnen, Tunnels oder Pipelines an. Der Jahresumsatz liegt derzeit bei 18,6 Millio-nen Euro. Tendenz stark steigend.

Die Soliden Kleinbetriebe werden beim Ranking von Alutech Tschirk angeführt. Der Familienbetrieb ist auf hochwertige Aluminiumkonstruktionen spezialisiert. Der Bildungscampus am Wiener Haupt-bahnhof ist derzeit das größte Projekt. Für heuer erwartet Firmenboss Richard Tschirk einen Umsatz von 7,7 Millionen Euro. Das Unternehmen mit 60 Mitarbei-

tern produziert in Neudörfl und erwartet sich in Zukunft wieder bessere Renditen.Den Publikumspreis erhielt Neudoerfler Office Systems. Hier erwirtschaften 250 Mitarbeiter einen Umsatz von 39,5 Milli-onen Euro. Mit einem Marktanteil von 14 Prozent ist Neudoerfler die Nummer zwei am heimischen Büromöbelmarkt. Die IV-Burgenland gratuliert den Gewinnern ganz herzlich! �

Beate Kälz, Werksdirektorin der Sanochemia Pharmazeutika AG

am Produktionsstandort Neufeld, Bur-genland, wurde vom burgenländischen Frauenreferat, vertreten durch Landes-rätin Verena Dunst, mit dem Rosa-Joch-mann-Preis ausgezeichnet. Der burgen-ländische Frauenpreis zeichnet Frauen aus, die sich durch besonderes Enga-gement und Einsatz im Beruf ausge-zeichnet haben. Vergeben wurde dieser Preis heuer zum vierten Mal und stand unter dem Motto „Frauen in leitender Position aus dem Bereich Technik“. Als Werksdirektorin am Standort Neufeld

Beate Kälz wurde mit Rosa-Jochmann-Preis geehrt zeichnet Beate Kälz für die Bereiche Produktion, Technik und Logistik ver-

Beate Kälz mit ihren Drillingen

I N F O R M A T I O N

Alle Sieger und Fotos finden Sie unter:www.wirtschaftsblatt.at/alc