Das Magazin zur Domsanierung (1/2012, Nr. 7):

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Zukunft für das Erbe 815 > 2015 > >20 15 1/2012 Nr. 7 DAS MAGAZIN ZUR DOMSANIERUNG Hauptrolle für den Dom Die Geschichte der Bistumskirche wird verfilmt Hinter den Kulissen Die Akteure der Domsanierung Rosenkavaliere Zwei Männer und die Hildesheimer Rose HINTER DEN KULISSEN

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Hinter den Kulissen

Transcript of Das Magazin zur Domsanierung (1/2012, Nr. 7):

Z u k u n f t f ü r d a s E r b e

815 > 2015 > >20151/2012 Nr. 7

das maGaZIN Zur domsaNIeruNG

Hauptrolle für den Dom die Geschichte der Bistumskirche wird verfilmt

Hinter den Kulissen die akteure der domsanierung

Rosenkavaliere Zwei männer und die Hildesheimer rose

hinter den Kulissen

LIeBe LeserINNeN uNd Leser,

immer wieder gibt es während der Dom­

sanierung veränderte Bauplanungen. So

beispielsweise, wenn Architekten und Bau­

herr beschließen, zwei bisher verschlossene

Räume im Dom für die Besucher zugänglich

zu machen. Darunter ist sogar ein Kleinod,

die Steinbergkapelle. Und auch das Nord­

paradies, der nördliche Eingang des Doms,

soll baulich verändert werden. Mehr dazu

verraten wir Ihnen auf Seite 8.

Doch wie laufen solche Entscheidungspro­

zesse ab? Wissen Sie, wer wann mit wem

sprechen muss? In diesem Heft werden wir

es Ihnen sagen. Wir möchten Sie hinter die

Kulissen der Domsanierung führen. Dazu

gehört auch der Besuch einer Filmproduk­

tionsfirma in der Nähe von Hildesheim.

Hier entsteht ein animationsgestützter

Film, der die Entwicklung des Hildesheimer

Doms zeigt: von der Kapelle bis zu seiner

heutigen Größe. Keine leichte Aufgabe,

wie Sie erfahren werden.

Ich wünsche Ihnen eine angenehme

Lesezeit mit der neuen Ausgabe.

Ihre Petra meschede

Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit

Vorwärts IN dIe VerGaNGeNHeIt!

ImPressum

Einige leistungsstarke Computer, Grabungsergebnisse und Krea-

tivität – mehr braucht es nicht, um die Vergangenheit neu entste-

hen zu lassen. Film ab! Und vorwärts geht es in die Gründungs-

zeit des Bistums, genauer gesagt in das Jahr 815. Zu sehen ist der

leere Domhügel. Nur ein paar Fachwerkhäuser stehen dort, ein

Sandweg schlängelt sich über die Anhöhe, drum herum Sumpf

und die Flüsse Innerste und Treibe. – Ein Bild, das auch Kaiser

Ludwig der Fromme gesehen haben muss, als er vor fast 1200

Jahren nach Hildesheim kam, hier ein Bistum gründete und

eine Marienkapelle bauen ließ. Über Jahrhunderte hindurch

wuchs der „Ur-Dom“ zu unse-

rer heutigen Bischofskirche.

Diese Entwicklung wird nun

bald in einem Animationsfilm

zu sehen sein. Grundlage sind

die Grabungsergebnisse der

Ar chäologen aus den letzten

Jahren. Mehrere Monate arbei-

ten die Mediengestalter an dem Film. „Wir versuchen, die Domhis-

torie chronologisch anhand der baulichen Veränderungen durch

die Jahrhunderte zu zeigen“, sagt Benjamin Bruns von der Pro-

duktionsfirma media.plus X. „Das Video wird auch durch Fotos

ergänzt. Eine Herausforderung für uns ist zum Beispiel das Aus-

sehen der Kirchenfassade, weil niemand mehr nachvollziehen

kann, wie der Dom vor 1000 Jahren von der Oberflächenstruktur

her ausgesehen hat“, sagt Bruns. Der Film wird daher hauptsäch-

lich animiert, seine Bauetappen werden virtuell als dreidimen-

sionales Modell nachgebaut. Die gesamte Arbeit geschieht in

Abstimmung mit Diözesankonservator Prof. Dr. Karl-Bernhard

Kruse, der als Fachmann die genauen baulichen Veränderungen

des Doms kennt. „Durch die zahlreichen Grabungen haben wir

neue Erkenntnisse zur Bauforschung rund um den Domhügel ge-

wonnen, die wir in dieses Video einfließen lassen“, ergänzt Kruse.

> und wann können sie den Film sehen? Voraussichtlich ostern

wird er auf dVd erscheinen – ergänzt durch umfangreiches

Bonusmaterial.

d a s P r o j e k t 3>2015 1/2012

„>2015“ wird umweltfreundlich auf FSC®­zertifiziertem Papier

und Co2­kompensiert gedruckt.

>2015 dAs MAGAZin Zur dOMsAnierunG

wird herausgegeben von der Hauptabteilung Kommunikations­

und Öffentlichkeitsarbeit des Bischöflichen Generalvikariats

Hildesheim, Domhof 24, 31134 Hildesheim

Verantwortlich für den inhalt: Dr. Petra Meschede

Konzept, redaktion und Gestaltung:

Bernward Medien GmbH, Hildesheim

text: Ina Funk, Dr. Michael Lukas

druck: Fischer Druck GmbH, Peine

Fotos: Bernward Medien GmbH; media.plus X S. 2, 3;

Dommuseum Hildesheim S. 11

>2015 1/2012

Alles hat einmal klein angefangen – auch der Hildesheimer Dom. Wie aus einer kleinen Kapelle eine große Kirche wurde, zeigt eine animations-gestützte Dokumentation. Ein Blick hinter die Film-Kulissen …

Noch im rohbau:

der neue eingangsbereich.

Ist der dom so richtig dargestellt? diözesankonservator

Prof. dr. karl-Bernhard kruse (vorn im Bild) berät medien-

gestalter Christoph tuszynski in den detailfragen.

5>2015 1/20124 >2015 1/2012d a s P r o j e k t d a s P r o j e k t

dIe domakteureEs ist ein riesiges Projekt: Viele Köpfe arbeiten daran, dass die Domsanierung reibungslos abläuft. Darunter sind einige, die nicht jedem bekannt sind. Wir stellen vor:

dIe arCHItekteN…

... haben den ausgeschriebenen Wettbewerb gewonnen: Seit­

dem setzt das Architekturbüro Schilling aus Köln in Absprache

mit dem Bauherrn, dem Domkapitel und der Projektleitung die

Baupläne um.

dIe GremIeN…

... unterteilen sich in folgende Organe:

­ Vermögensverwaltungsrat

­ Diözesankirchensteuerrat

­ Bischöflicher Rat

­ Priesterrat

­ Hauptabteilungskonferenz

­ Diözesanrat der Katholiken

Die ersten beiden entscheiden über Höhe und Einsatz des Gel­

des für die Sanierung, sind somit direkt beteiligt.

Die genannten Gremien sind unterschiedlich stark in die Dom­

sanierung eingebunden. Alle werden aber regelmäßig und

zeitnah über den Baufortschritt informiert. Beispielsweise über

neue Forschungsergebnisse oder Bauplanänderungen. Zum

Programm gehören auch regelmäßige Baustellenführungen, die

von Regina Sauter und Martina Borowsky, Mitarbeiterinnen des

Dommuseums, organisiert werden.

der BauHerr…

… ist nicht Bischof Norbert Trelle, wie man vermuten könnte,

sondern das Domkapitel. Die acht Mitglieder sind die Haus­

herren im Dom. Oberster Haus­ und Bauherr ist Weihbischof

em. Hans­Georg Koitz. Als Domdechant ist er für die Kirche,

die Gottesdienste, die Dommusiker, die Küster und die Reini­

gungskräfte verantwortlich – und jetzt auch für das Großpro­

jekt Domsanierung. Natürlich immer in Absprache mit seinen

Kapitelsbrüdern.

der domBauVereIN …

… ist ein selbstständiger Verein. Mit seinen Initiativen gewinnt er in

Stadt und Bistum Hildesheim Förderer für die Domsanierung und

ist damit ein wichtiger Bestandteil des Projekts. Entscheidungsträ­

ger ist der Verein allerdings nicht.

dIe ProjektLeItuNG …

... besteht aus Generalvikar Prälat Dr. Werner Schreer, seinem per­

sönlichen Referenten Dr. Markus Güttler und Diözesanbaumeister

Norbert Kesseler. Ein regelmäßiger Austausch mit Bauherren und

Architekten ist für ihre Arbeit unerlässlich. Dies geschieht oft in

Konferenzen oder vor Ort auf der Baustelle. Zur Arbeit der Projektlei­

tung gehört auch, die Baupläne mit verschiedenen Projektgruppen

wie der Liturgie, der Dommusik, dem Dommuseum oder der Technik

abzusprechen. Denn jede „Abteilung“ muss später im Dom arbeiten

und kann mit ihrer Fachkenntnis rechtzeitig erkennen, was im Bau­

plan gegebenenfalls geändert werden muss.

dIe aBteILuNG ÖFFeNtLICHkeItsarBeIt …

... ist Teil der Bernward Medien GmbH, einer Tochterfirma des Bis­

tums. Sie verantwortet die Presse­ und Öffentlichkeitsarbeit für das

Bistum. Die Umsetzung der Domsanierung ist ein großer Teil ihrer

Aufgabe. Für den Dom ist es gelungen, den NDR mit dem Format

‚Hallo Niedersachsen‘ als Medienpartner bis 2015 zu gewinnen.

In dieser Zeit entstehen zahlreiche Nachrichtenbeiträge und Film­

produktionen.

das FuNdraIsINGBüro …

... ist für einen Teil der offiziellen Gelder für das Bauprojekt verant­

wortlich, die durch verschiedene Aktionen und Projekte eingenom­

men werden sollen. Das reicht von Spendenaufrufen per Brief bis

hin zu Einzelaktionen. Wer möchte, kann beispielsweise gezielt

Projekte unterstützen wie Zeitstrahl, Finanzierung einer Glocke

oder Restaurierung verschiedener Kunstschätze des Dommuseums.

Bild links: Hat einen Plan vom Bauplan, architekt Prof. johannes

schilling und sein team gestalten mit ihren entwürfen den dom um.

ein gewohntes Bild: weihbischof em. Hans-Georg koitz steht vor

der kamera. als Bauherr informiert er immer wieder die medien.

Bauvisionen zum anfassen: ein modell verdeutlicht dem Bischof

und dem domkapitel die umbaumaßnahmen im dom.

dr. konrad deufel: dank seines engagements und dem des dombau-

vereins unterstützen viele menschen die sanierung mit spenden.

Bild rechts: wie geht's bei den arbeiten voran? Bauherr weihbischof em.

Hans-Georg koitz (l.) führt die Gremien regelmäßig über die Baustelle.

8 96 >2015 1/2012 7>2015 1/2011d e r d o m B a u V e r e I N d I e u N t e r s t ü t Z e r

kontakt

Dombauverein Hohe Domkirche

Hildesheim e.V.

Domhof 2 · 31134 Hildesheim

Telefon 0 51 21 / 307­216

Fax 0 51 21 / 307­214

[email protected]

www.dombauverein­hildesheim.de

mitgliedsbeiträge

100,­ Euro für institutionelle Mitglieder

50,­ Euro für Einzelpersonen

25,­ Euro für Schüler und Studenten

spendenkonto

Volksbank Hildesheim

Konto­Nummer 4 019 757 300

BLZ 259 900 11

Sparkasse Hildesheim

Konto­Nummer 99 063 414

BLZ 259 501 30

> Helfen sie mit, die Zukunft des welterbes zu sichern!werden sie mitglied im dombauverein Hohe domkirche Hildesheim e.V.

domBauVereIN HoHe domkIrCHe HILdesHeIm e.V.

sPoNsoreN >2015Herzlichen dank für die unterstützung

der bisherigen ausgaben des magazins

zur domsanierung.

> BwV, Beamten-wohnungs-Verein

zu Hildesheim eG

> eVI, energieversorgung Hildesheim

GmbH & Co. kG

> dkm, darlehnskasse münster eG

> autohaus dobbratz, Lamspringe

> Bauunternehmen kubera, Hildesheim

> gbg, Gemeinnützige Baugesellschaft

zu Hildesheim aG

Menschen für den Dom

sein stammbaum enthält sogar einen

Hildes heimer Bischof: thomas wedekin

(40) ist Nachfahre von Bischof eduard jakob

wede kin. Privat und auch beruflich ist er eng

mit dem dom verbunden: als Bauleiter in

einem Handwerksunternehmen hat er den

dom eingerüstet.

warum würden sie gern einmal eine messe

Ihres ururonkels besuchen?

mich würde interessieren, was er zum der-

zeitigen umbruch in der katholischen kirche

zu sagen hätte.

was bedeutet der dom für die Familie wedekin?

Ich kenne ihn seit meiner kindheit und

schulzeit auf dem Bischöflichen Gymnasium

josephinum.

meine eltern haben außerdem in der anto-

nius-kirche geheiratet. so besteht doch eine

enge Beziehung zu dom und dommuseum.

sie freuen sich auf die wiedereröffnung des

doms besonders, weil ...

... eine solche Feier nicht alltäglich ist und es be-

stimmt eine sehr feierliche Zeremonie werden

wird. Genauso freue ich mich schon auf einen

rundgang durch das neue dommuseum.

Gedankenspiel: sie dürfen die Fassade des

doms bunt streichen. wie würden sie ihn

gestalten?

sie gefällt mir so, wie sie ist: Naturstein sollte

aussehen wie Naturstein.

HILFe Für deN dom?Immer GerN!

klosterkammerpräsident Hans-Christian Biallas (2.v.r.) über-

reicht einen 350.000 euro-scheck an domdechant Hans-Georg

koitz (2.v.l.), Bischof Norbert trelle (r.) und dombauverein-Vor-

sitzenden konrad deufel (l.). das Geld soll verwendet werden

für den Bau des neuen dommuseums.

Die Domsanierung ist eine finanzielle Heraus-forderung, die auf viele Förderer angewiesen ist. Wir möchten sie Ihnen vorstellen. Dieses Mal: die Klosterkammer Hannover.

Werte bewahren – Identität stiften. Das ist das Motto der Kloster-

kammer. Deshalb unterstützt sie auch den Neubau des Dommu-

seums mit 350.000 Euro. „Der Domschatz ist ein Höhepunkt in

der niedersächsischen Kulturlandschaft. Der Neubau des Muse-

ums wird dazu beitragen, die Bedeutung der Kunstwerke noch

angemessener der Öffentlichkeit zu präsentieren“, sagt Kloster-

kammer-Präsident Hans-Christian Biallas. Was sich hinter dem

Begriff Klosterkammer Hannover verbirgt, ist wenig bekannt.

Die Klosterkammer Hannover ist eine der ältesten und traditi-

onsreichsten niedersächsischen Landesbehörden, ein Stiftungs-

organ im Dienstbereich des Niedersächsischen Ministeriums für

Wissenschaft und Kultur. Die Kammer verwaltet vier historisch

gewachsene öffentlich-rechtliche Stiftungen ähnlicher Herkunft

und Zweckbindung: den Allgemeinen Hannoverschen Kloster-

fonds, den Domstrukturfonds Verden, das Stift Ilfeld und den

Hospitalfonds St. Benedikti in Lüneburg.

kurZ NotIert

Der Allgemeine Hannoversche Klosterfonds ist eines der größten

öffentlichen Stiftungsvermögen Deutschlands; er geht auf die Re-

formation unter Elisabeth von Calenberg-Göttingen im Jahr 1542

zurück: Ehemaliges Klostervermögen sollte – ganz im Sinne der

Reformation – für die Armen- und Krankenpflege, für Erziehung

und Bildung sowie für Gottesdienst und Evangeliumsverkündi-

gung verwendet werden. Prinzregent Georg von Hannover, der

spätere König Georg IV. von Großbritannien, Irland und Hanno-

ver, gründete 1818 dann die Klosterkammer Hannover, um das

durch Reformation und Säkularisation an den Staat gefallene

Klostervermögen zu verwalten.

Wie seit Jahrhunderten unterstützt die Klosterkammer auch heu-

te mit Überschüssen ihrer Vermögensbewirtschaftung Projekte

im kirchlichen, sozialen, schulischen und bildungsbezogenen Be-

reich. Dafür stellt sie im Jahr durchschnittlich drei Millionen Euro

bereit. Darüber hinaus erfüllt sie mit den Erträgen ihres Grundbe-

sitzes umfangreiche Leistungsverpflichtungen gegenüber evan-

gelischen Klöstern und evangelischen und katholischen Kirchen-

gemeinden. Mit der Erhaltung und Pflege von 800 historischen

Gebäuden und 10.000 Kunstwerken trägt die Klosterkammer die

Verantwortung für ein besonderes niedersächsisches Kulturerbe.

> stichwort Bischof wedekin

erfolgreich: 350.000 Euro für den Dom!

Mit dieser namhaften Summe unterstützt

der Hildesheimer Dombauverein die

Sanierung der Bischofskirche und das ge-

rade einmal zweieinhalb Jahre nach seiner

Gründung. Im Rahmen der Mitgliederver-

sammlung des Vereins übergab Vorsit-

zender Dr. Konrad Deufel symbolisch den

Scheck an Domdechant Weihbischof em.

Hans-Georg Koitz.

klangvoll: „Tausend Jahre wie ein Tag“ –

so heißt das Lied für den Dom, dass Kaba-

rettist Matthias Brodowy komponiert hat.

Das Lied schenkt Brodowy dem Dombau-

verein und dem Bistum Hildesheim zur

Domsanierung. Es ist in verschiedenen

Versionen auf einer CD zu hören. Die CD

ist erhältlich zum Beispiel unter www.

domsanierung-shop.de. Preis: 8,15 Euro.

spendabel: Der Hildesheimer Kaufmann

Thomas Adamski ist „Sanierungspate“. Dank

seiner Spende in Höhe von 7.600 Euro kann

das Bistum das Kopfreliquiar des Heiligen

Jakobus von Nisibis restaurieren lassen.

eduard jakob wedekin wurde am 30. dezember 1796 in Groß

düngen bei Hildesheim geboren. er besuchte das Bischöfliche

Gymnasium josephinum, war später dort Lehrer. 1821 wurde er

zum Priester geweiht, sieben jahre später wurde er dompastor,

1836 Generalvikar und domkapitular. der kölner erzbischof und

kardinal johannes von Geissel weihte wedekin 1850 zum Bischof.

während seiner amtszeit kümmerte er sich um den innerkirchli-

chen wiederaufbau nach der säkularisation. er ließ kirchen bauen

und gründete im Interesse der seelsorge, der krankenpflege und

des schulunterrichts die ersten klösterlichen Niederlassungen im

Bistum. wedekin starb am 1. weihnachtstag 1870 und wurde im

mittelschiff des Hildesheimer doms beigesetzt.

8 >2015 1/2012r u N d u m d e N d o m r u N d u m d e N d o m 9>2015 1/2012

Neues sCHatZ-kämmerCHeNBald treffen Sie im Dom auf Unbekanntes: Mit der Wiedereröffnung des Doms können Sie zwei bisher verborgene Räume besuchen. Wir sagen Ihnen schon jetzt, welche das sind.

Die meisten Besucher liefen bisher an ihr vorbei: gemeint ist die

Steinbergkapelle in der östlichen Wand des Nordparadieses. Die

Kapelle zählt zu den wenigen originalen gotischen Bausubstan-

zen des Doms. Sogar Wandmalereien aus jener Zeit sind als Frag-

mente erhalten. Gebaut wurde sie um 1405 mit Stiftungsgeldern

des Domherrn von Steinberg. „Diesen großartigen Raum wollen

wir wieder allen zugänglich machen“, kündigt Weihbischof em.

und Domdechant Hans-Georg Koitz an. Angeregt hat die bauliche

Ausweitung das Architektenbüro Schilling. Auch die Idee, dem

Nordparadies zusätzlich einen westlichen und östlichen Eingang

zu geben, kommt von dort. Es ist damit im vorderen Bereich zu-

künftig nach drei Seiten geöffnet. „Diese Eingänge gab es früher

schon, wir stellen den ursprünglichen Zustand wieder her“, sagt

Generalvikar Prälat Dr. Werner Schreer. Der hintere Bereich wird

mit einer Glaswand gegen Wind geschützt.

Neu auFGeZoGeNJeder hat sie im Blick und dann sollten sie auch gut aussehen. Die beiden Uhren am Dom-Westwerk. Sie herauszuputzen war keine leichte Aufgabe.

Sie zeigen wieder die Zeit an: die beiden Turmuhren am Dom-

Westwerk. Ein Jahr lang standen ihre Zeiger still. Jetzt können

sie wieder taktvoll und mit Stundenglocke die Zeit messen. Die

Zwangspause hatte zwei Gründe: Zum einen wurde der Strom im

Dom wegen der anrückenden Bagger abgeschaltet; zum anderen

die Mauer des Westwerks eingerüstet und saniert. In dieser Zeit

haben sich die Uhren innerlich und äußerlich verändert: Die ver-

altete elektrische Steuerung von Turmuhr und Stundenglocke

wurde ersetzt. Dieses Bauteil verbindet Uhr und Glocken zu ei-

nem Gesamtsystem und steuert zukünftig neben den alten auch

die neuen Glocken, die das Domgeläut ab 2014 ergänzen sollen.

Passend zur gereinigten Dom-Fassade glänzen die Uhren mit neu-

em Goldüberzug – eine Geduldsarbeit für Vorarbeiter Rolf Funke.

In 30 Metern Höhe kämpft er gegen den Wind. Mit dem Pinsel ver-

sucht er, das hauchdünne Blattgold vom Trägerpapier auf die Zif-

fern und Zeiger zu bringen. Das braucht Zeit. Mehrere Wochen hat

das Vergolden gedauert. „Zunächst haben wir die kupfernen Zif-

fern und Zeiger durch feines Abschleifen von ihren alten Farben

gereinigt“, sagt Malermeister Martin Bode, dessen Familie schon

in dritter Generation am Dom arbeitet. Danach wird eine Grun-

dierung in das Metall eingeschliffen, damit sich das Kupfer dau-

erhaft mit dem Gold verbindet. Anschließend werden Zeiger und

Ziffern gelb vorlackiert. Es folgt eine Legierung, die an Ahornsirup

erinnert und das Gold auf dem Kupferuntergrund hält. Erst jetzt

kommt das Blattgold. Es ist hauchdünn, gerade einmal 0,000125

Millimeter dick. Wie ein Abziehbild wird es vorsichtig mit dem

Pinsel aufs Metall gestrichen. „Am Ende des Tages sah ich oft aus

wie die Goldmarie persönlich“, scherzt Funke.

Insgesamt hat er so 17,1 Gramm Gold verarbeitet. Das sind 623

Blatt reines 24-Karat Turmgold. „Die beste Qualität, die es gibt“,

sagt Malermeister Bode. Wie lang hält das Gold? Bode schätzt:

„Wenn es keine mechanischen Beschädigungen wie Hagel oder

Kollisionen mit Vogelschnäbeln gibt, sollte die Vergoldung bis zu

40 Jahre halten.“

Der zweite verborgene Raum ist die Laurentiuskapelle. Bisher

diente sie als Sakristei und war damit nur wenigen Personen

zugänglich. Seit dem Zweiten Weltkrieg wurde die Kapelle als

Hauptsakristei verwendet. Viele große Schränke für Messgewän-

der prägten bisher das Bild des Raumes. Nun soll sie als öffent-

licher Anbetungsraum und als Sakramentskapelle genutzt wer-

den. Die neue Sakristei wird auf drei Etagen Platz finden. Denn

der ursprüngliche Raum im Erdgeschoss wird über einen Trep-

penzugang nach oben hin erweitert.

steinbergkapelle

Laurentiuskapelle

1

2

1

2

Noch dient sie vorübergehend als abstellraum. doch bald wird die Laurentiuskapelle eine anbetungskapelle sein – und für jeden zugänglich.

Beengte arbeitsverhältnisse: um die zwei

dom-uhren neu zu vergolden, musste maler-

meister rolf Funke nicht nur schwindelfrei,

sondern vor allem geduldig sein. denn das

hauchdünne Blattgold lässt sich nur mit

einem Pinsel auftragen.

sakristei

dom Hildesheim

r u N d u m d e N d o m10 >2015 1/2012 11>2015 1/2012 r u N d u m d e N d o m

Der Kreuzgang ist eine einzige Steinwüste, die Rose von Trüm-

mern nahezu verschüttet – nur oben sieht er verkohlte Rosen-

zweige. Und an ihnen beobachtete Helmbrecht wenige Tage später

die ersten neuen Triebe. Wie durch ein Wunder waren die Wur-

zeln verschont geblieben und die Rose konnte neu austreiben.

Noch heute erinnert er sich an diesen Anblick. Helmbrecht: „Die

Triebe symbolisieren für mich, dass Glaube, Liebe und Hoffnung

nicht zerstört werden können“.

regelmäßig untersucht alfons Berning die Hildesheimer rose auf schädlinge und krankheitszeichen.

auFerstaNdeN aus ruINeN

22. März 1945. Bomben fallen auf Hildesheim, zerstören Stadt und Dom. Auf den Rosenstock fallen Tonnen Schutt – überlebt hat er trotz-dem. Ein Wunder, von dem schon viele gehört haben. Rudolf Helmbrecht hat es gesehen.

Zwei Meter hoch türmt sich der Schutt im Kreuzgang. Rudolf Helm-

brecht klettert über den Trümmerberg. Sein Ziel: Er will sehen, ob

die 1000-jährige Rose den englischen Bombenangriff überlebt hat.

Die Hildesheimer Innenstadt ist fast völlig zerstört. „Zwischen

Dom und St. Michaelis lag mein Elternhaus. Davon ist nichts mehr

übrig geblieben, der Krater der Sprengbombe war tiefer als das

Haus“, sagt der 85-jährige Helmbrecht. Vorbei an Schutt und Kra-

tern wagt er sich zum Dom vor. Erst wenige Tage zuvor war der da-

mals 19-Jährige aus englischer Kriegsgefangenschaft heimgekehrt.

„Die Zerstörung der ganzen Stadt war das Schlimmste, was ich als

Soldat erlebt habe“, sagt Helmbrecht.

> die rose können sie trotz der domsanierung das ganze jahr

über besuchen. meist im juni steht der strauch in voller Blüte.

sehen können sie ihn montags bis sonntags von 10 bis 16 uhr.

eintritt: 0,50 euro für erwachsene.

Jede Woche kommt er in den Kreuzgang, beobachtet die Pflanze auf-

merksam von der Wurzel bis zur Spitze in knapp 15 Metern Höhe.

Gibt es Läuse? Weisen verfärbte Blätter auf Pilze oder Viren hin? Im

Herbst beaufsichtigt Berning die Gärtner, die die Rose zurück-

schneiden. – Ist die Pflege dieses Naturdenk mals aufwendig? Ber-

ning schüttelt den Kopf: „Nein. Die Rose ist sehr genügsam, denn

bis auf ihr Alter ist sie eigentlich nichts Be sonderes. Sie gehört zur

weit verbreiteten Hecken- oder Hunds rose (lat. Rosa canina).

Trotzdem hat sich der Agrar-Ingenieur in der letzten Zeit ein

we nig gesorgt, weil die Archäologen dicht an der Rosenwurzel ge-

graben haben. Passiert ist dabei Gott sei Dank nichts. Und so wird

die Rose im Frühjahr wieder blühen – die schönste Belohnung für

ihren Pflegevater.

Für Rosen-Nachwuchs hat Berning schon vor ein paar Jahren

gesorgt: Zusammen mit Dom-Küster Johannes Gassmann hat er

einen Zweig der 1000-jährigen Rose auf die Erde hinunter gebo -

gen und eingegraben. Gewachsen ist seitdem ein genetisch iden-

tischer Ableger. „Nur für den Fall, dass die Mutterpflanze einmal

eingeht. Die Rose ist immerhin schon vergreist“, sagt Alfons

Ber ning. Wohl kaum ein anderer kennt die Hildesheimer Rose so

gut wie Berning. Kein Wunder, schließlich versorgt er die Pflanze

seit Jahren. Ehrenamtlich – versteht sich.

Als Rosenspezialist ist Alfons Berning (84) be-kannt. Denn seine Leidenschaft gilt den Rosen, besonders der berühmten Hildes heimer.

roseNPFLeGeVater

Sie ist heimliches Hildesheimer Wahrzeichen und Besucher -magnet der Stadt: Die 1000-jährige Rose an der Apsis des Doms. Für zwei Hildesheimer spielt sie eine besondere Rolle.

war augenzeuge des Neuanfangs: der Hildesheimer architekt rudolf

Helmbrecht (85) hat die rosentriebe zwischen den trümmern im dom

wieder ausschlagen sehen.

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