DAS MONAT SMAGAZIN FÜR DIE MITGLIEDER IN DER IG METALL ... · Gebiet des heutigen Wolfsburg –...

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In der IG Metall 109. Ausgabe Juni 2010 DA S M O N AT S M AG A Z I N F Ü R D I E M I T G L I E D E R I N D E R I G M E TA L L WO L F S B U RG Enthüllung auf dem Sara-Frenkel-Platz www.igmetall-wob.de Liebe Kolleginnen und Kollegen, erinnert Ihr Euch noch? Im Herbst 2008 – die Finanzkrise zeigte ihre ersten bösen Auswir- kungen – da entdeckten die Politi- ker die eklatant hohen Managerge- hälter. Der damalige Bundesfi- nanzminister Peer Steinbrück (SPD) sprach von „Maßlosigkeit“ und „mangelndem Sinn für Propor- tionen“, die GRÜNEN witterten „Exzesse bei Managergehältern“ und selbst die CDU sah „überhöhte Entlohnungen“ trotz „offenkundi- ger Schlechtleistung“. Alle waren sich einig: Die Mana- gergehälter müssen begrenzt wer- den. 70 Prozent der Bundesbürger unterstützten diese Forderung laut einer Forsa-Umfrage. Aber: Bescheidenheit war ges- tern, Gier ist heute. Die Gehälter der deutschen Topmanager steigen weiterhin exorbitant. Selbst im Kri- senjahr 2009 verdienten die Spit- zen der DAX-Konzerne durch- schnittlich 35 Prozent mehr als im Boomjahr 1999. In den letzten zehn Jahren sind die Vorstandsbezüge nahezu explodiert. So stiegen die Vergütungen für die Spitzenkräfte beim größten Versicherer in Deutschland, der Allianz, seit 1999 um 401 Prozent, bei der Deutschen Post um 383 Prozent und beim Stromriesen RWE um 372 Prozent. Hinzu kommen noch üppigste Al- tersregelungen. Eigentlich hätten die Aufsichts- räte die Pflicht, die Managergehäl- ter auf ein erträgliches Normal- maß zu stutzen. Aber die haben sich ihre Tantiemen selbst in den vergangenen zehn Jahren um durchschnittlich 52 Prozent er- höht. Die Redaktion Auf ein Wort Am 18. Juni wird die Stadt das Mahnmal zur Erinnerung an die Zwangsarbeiter in Wolfsburg offiziell einweihen. Rund 560 000 Euro investiert die Stadt in die Neugestaltung des Platzes vor der Markthalle. Damit ist die Initiative des „Vereins zur Unterstützung ehemaliger Zwangsarbeiter“ erfolgreich umgesetzt worden. Gleichzeitig bekommt der Platz – wie von der IG Metall vorgeschlagen – den Namen Sara-Frenkel-Platz. Ihnen war Freiheit, Demokratie und Menschenwürde verwehrt Zwangsarbeiter-Mahnmal: Im April 2008 hat Olde Dibbern vom „Verein zur Unterstützung ehe- maliger Zwangsarbeiter“ anläßlich des 70. Stadtjubiläums in der WIR ein „sichtbares Zeichen“ gefordert. Die Geschichte dieser Stadt sei untrennbar mit dem Schicksal der Zwangsarbeiter verbunden. Wäh- rend des Weltkrieges lebten bis zu 20 000 Zwangsarbeiter auf dem Gebiet des heutigen Wolfsburg und mussten unter schlimmen Bedingungen bei VW und anderswo arbeiten. Das waren 75 Prozent der damals hier lebenden Bevölkerung. „Wir wollen, dass die Bürgerinnen und Bürger ihnen endlich den not- wendigen Respekt zollen“, forderte Dibbern in dem Interview. Mit dem nun aufgestellten Mahn- mal wird dieser Wunsch erfüllt. Bei dem Denkmal handelt es sich um den Bronzeabguss eines von dem Münchener Künstler Andreas von Weizsäcker und der Stadt Wolfsburg gesicherten eineinhalb Meter hohen Buchenstammes mit In- schriften von Zwangsarbeitern. Die Skulptur wird ergänzt durch eine bronzene Schrifttafel, die auf der Rückseite, einem Schatten gleich, als Intarsie in den Boden eingelas- sen werden soll. In dem Text heißt es u.a.: „Die Zeichen des Baumes mahnen uns, nicht zu vergessen: Wir versprechen, das zu achten und zu verteidigen, was ihnen verwehrt blieb – Freiheit, Frieden, Demokra- tie, Rechtsstaatlichkeit und Men- schenwürde. Den Opfern gewidmet, der Zukunft gerichtet.“ Sabrina von Weizsäcker, die Witwe des Künst- lers, wird gemeinsam mit Oberbür- germeister Rolf Schnellecke die Erinnerungsstätte enthüllen. Meh- rere ehemalige Zwangsarbeiter neh- men an der Feierstunde teil. Das künftige Mahnmal befindet sich auf historischem Grund, denn in diesem Bereich befand sich zu „Korrigieren Sie den sozialpolitischen Fehler“ Mit dem dringenden Appell, die Rente mit 67 zu kippen, hat sich die IG Metall Wolfsburg an die Bun- destagsabgeordneten aus der Region gewandt. Anlass ist der für diesen Herbst erwartete erste Bericht der Bundesregierung zur Beschäftigungssituation älterer Arbeitnehmer und zu ihrer wirt- schaftlichen und sozialen Lage. Alle vier Jahre, so schreibt es das Gesetz vor, muss Bilanz gezogen werden. Und die fällt aus Sicht der IG Metall durchweg negativ aus. Denn eine „nachhaltige Verbesse- rung der Beschäftigungssituation älterer Arbeitnehmer“ ist nicht erkennbar. Lediglich jeder zehnte der 63- bis 65-Jährigen ist gegen- wärtig sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Bei der Gruppe der 55- bis 64-Jährigen liegt die Beschäftig- tenquote derzeit nur bei rund 50 Prozent. Auch von gesteigerten Bemü- hungen, ältere Arbeitnehmer fit für den Beruf zu halten, ist wenig zu spüren. So kommen in Deutsch- land zum Beispiel nur 21 Prozent der Beschäftigten zwischen 55 und 64 Jahren in den Genuss einer betrieblichen Weiterbildung. Im Durchschnitt der EU-Länder sind es 24 Prozent. Frank Patta, der 1. Bevollmäch- tigte der IG Metall fordert daher die Bundestagsabgeordneten der Regi- on auf, den „sozialpolitischen Feh- ler zu korrigieren“ und sich in ihren Fraktionen dafür einzusetzen, dass die Rente mit 67 wieder kassiert wird. IG Metall schreibt Bundestagsabgeordnete an Rente mit 67 Nach dem gelungenen Auftakt am 25. Mai lädt die IG Metall im Juni zu einer weite- ren Diskussi- on zum The- ma Mitbe- stimmung ein. Während beim Forum im Phaeno das VW-Gesetz im Mittel- punkt der Debatte stand, geht es am 10. Juni um die Interessen- vertretung in Klein- und Mittelbe- trieben. „Es geht dabei nicht um die ‚großen’ Konzernstrategien, sondern um den betrieblichen All- tag“, erläutert IG Metall-Sekretär Frederic Speidel, der die Veran- staltungsreihe organisiert. Die Gewerkschaft ist bemüht, auf dem Podium das breite Spek- trum der unterschiedlichen Unter- nehmenssparten abzudecken. Neben Peter Kiene, dem Betriebs- ratsvorsitzenden des Ingenieurs- dienstlers IAV aus Gifhorn und Hel- ge Fahr, Betriebsratsvorsitzender des Autohauses Wolfsburg, hat die IG Metall Ulrike Schramm-de Robertis (Foto) eingeladen. Sie ist Betriebsratsvorsitzende in der Filiale Bamberg des Discounters Lidl – einer der wenigen Arbeit- nehmervertretungen in dem Unternehmen überhaupt. Ihre Erfahrungen hat die ver.di-Kollegin in dem Buch „Ihr kriegt mich nicht klein“ zusammengefasst. Donnerstag, 10. Juni, 17 Uhr, Gewerkschaftshaus Mitbestimmung Kriegszeiten der Eingang zum Arbei- terlager. Parallel zur Enthüllung wird der Platz den Namen von Sara Fren- kel bekommen. Sara Frenkel, eine polnische Jüdin, hat unter falscher Identität von 1943 bis 1945 als Krankenschwester im Volkswagen- werk gearbeitet. Dabei bemühte sie sich insbesondere um die Kinder der Zwangsarbeiterinnen, von denen die meisten im späteren Kin- derlager in Rühen umgekommenen sind. Zusammen mit ihrem Ehe- mann hat sich Sara Frenkel bereits in den 1980er Jahren sehr intensiv um das Gedenken dieser ermorde- ten Kinder verdient gemacht. Wenn es ihre Gesundheit zulässt, dann wird Sara Frenkel, mittlerweile 88 Jahre alt, ebenfalls an der Feier- stunde teilnehmen. Fast 50 000 Protestkarten gegen die geplante Rente mit 67 hatten die IG Metall-Vertrauensleute in Wolfsburg vor drei Jahren gesammelt und vor dem Brandenburger Tor zu einer Kette aufgereiht. Freitag, 18. Juni 2010 16.00 Uhr: ökumenischer Gottes- dienst, Christuskirche 17.30 Uhr: Einweihung des Mahn- mals auf dem Sara-Frenkel-Platz Redner: Prof. Rolf Schnellecke Sabrina von Weizsäcker Grußwort: Sara Frenkel-Bass Musik: Jacqueline Treichler

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In der IG Metall109. Ausgabe Juni 2010

D A S M O N A T S M A G A Z I N F Ü R D I E M I T G L I E D E R I N D E R I G M E T A L L W O L F S B U R G

Enthüllung auf dem Sara-Frenkel-Platz

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Liebe Kolleginnen und Kollegen,

erinnert Ihr Euch noch? ImHerbst 2008 – die Finanzkrisezeigte ihre ersten bösen Auswir-kungen – da entdeckten die Politi-ker die eklatant hohen Managerge-hälter. Der damalige Bundesfi-nanzminister Peer Steinbrück(SPD) sprach von „Maßlosigkeit“und „mangelndem Sinn für Propor-tionen“, die GRÜNEN witterten„Exzesse bei Managergehältern“und selbst die CDU sah „überhöhteEntlohnungen“ trotz „offenkundi-ger Schlechtleistung“.

Alle waren sich einig: Die Mana-gergehälter müssen begrenzt wer-den. 70 Prozent der Bundesbürgerunterstützten diese Forderung lauteiner Forsa-Umfrage.

Aber: Bescheidenheit war ges-tern, Gier ist heute. Die Gehälterder deutschen Topmanager steigenweiterhin exorbitant. Selbst im Kri-senjahr 2009 verdienten die Spit-zen der DAX-Konzerne durch-schnittlich 35 Prozent mehr als imBoomjahr 1999. In den letzten zehnJahren sind die Vorstandsbezügenahezu explodiert. So stiegen dieVergütungen für die Spitzenkräftebeim größten Versicherer inDeutschland, der Allianz, seit 1999um 401 Prozent, bei der DeutschenPost um 383 Prozent und beimStromriesen RWE um 372 Prozent.Hinzu kommen noch üppigste Al-tersregelungen.

Eigentlich hätten die Aufsichts-räte die Pflicht, die Managergehäl-ter auf ein erträgliches Normal-maß zu stutzen. Aber die habensich ihre Tantiemen selbst in denvergangenen zehn Jahren umdurchschnittlich 52 Prozent er-höht.

Die Redaktion

Auf ein Wort

Am 18. Juni wird die Stadt das Mahnmal zur Erinnerung an dieZwangsarbeiter in Wolfsburg offiziell einweihen. Rund560 000 Euro investiert die Stadt in die Neugestaltung desPlatzes vor der Markthalle. Damit ist die Initiative des „Vereinszur Unterstützung ehemaliger Zwangsarbeiter“ erfolgreichumgesetzt worden. Gleichzeitig bekommt der Platz – wie vonder IG Metall vorgeschlagen – den Namen Sara-Frenkel-Platz.

Ihnen war Freiheit, Demokratieund Menschenwürde verwehrt

Zwangsarbeiter-Mahnmal:

Im April 2008 hat Olde Dibbernvom „Verein zur Unterstützung ehe-maliger Zwangsarbeiter“ anläßlichdes 70. Stadtjubiläums in der WIRein „sichtbares Zeichen“ gefordert.Die Geschichte dieser Stadt seiuntrennbar mit dem Schicksal derZwangsarbeiter verbunden. Wäh-rend des Weltkrieges lebten bis zu20 000 Zwangsarbeiter auf demGebiet des heutigen Wolfsburg –und mussten unter schlimmenBedingungen bei VW und anderswoarbeiten. Das waren 75 Prozent derdamals hier lebenden Bevölkerung.„Wir wollen, dass die Bürgerinnenund Bürger ihnen endlich den not-wendigen Respekt zollen“, forderteDibbern in dem Interview.

Mit dem nun aufgestellten Mahn-mal wird dieser Wunsch erfüllt. Beidem Denkmal handelt es sich umden Bronzeabguss eines von demMünchener Künstler Andreas vonWeizsäcker und der Stadt Wolfsburggesicherten eineinhalb Meterhohen Buchenstammes mit In-schriften von Zwangsarbeitern. DieSkulptur wird ergänzt durch einebronzene Schrifttafel, die auf derRückseite, einem Schatten gleich,

als Intarsie in den Boden eingelas-sen werden soll. In dem Text heißtes u.a.: „Die Zeichen des Baumesmahnen uns, nicht zu vergessen:Wir versprechen, das zu achten undzu verteidigen, was ihnen verwehrtblieb – Freiheit, Frieden, Demokra-tie, Rechtsstaatlichkeit und Men-schenwürde. Den Opfern gewidmet,der Zukunft gerichtet.“ Sabrina vonWeizsäcker, die Witwe des Künst-lers, wird gemeinsam mit Oberbür-germeister Rolf Schnellecke dieErinnerungsstätte enthüllen. Meh-rere ehemalige Zwangsarbeiter neh-men an der Feierstunde teil.

Das künftige Mahnmal befindetsich auf historischem Grund, dennin diesem Bereich befand sich zu

„Korrigieren Sie den sozialpolitischen Fehler“Mit dem dringenden Appell, die

Rente mit 67 zu kippen, hat sichdie IG Metall Wolfsburg an die Bun-destagsabgeordneten aus derRegion gewandt. Anlass ist der fürdiesen Herbst erwartete ersteBericht der Bundesregierung zurBeschäftigungssituation ältererArbeitnehmer und zu ihrer wirt-schaftlichen und sozialen Lage.

Alle vier Jahre, so schreibt es dasGesetz vor, muss Bilanz gezogenwerden. Und die fällt aus Sicht derIG Metall durchweg negativ aus.Denn eine „nachhaltige Verbesse-rung der Beschäftigungssituationälterer Arbeitnehmer“ ist nichterkennbar. Lediglich jeder zehnteder 63- bis 65-Jährigen ist gegen-wärtig sozialversicherungspflichtigbeschäftigt. Bei der Gruppe der 55-

bis 64-Jährigen liegt die Beschäftig-tenquote derzeit nur bei rund50 Prozent.

Auch von gesteigerten Bemü-hungen, ältere Arbeitnehmer fit fürden Beruf zu halten, ist wenig zuspüren. So kommen in Deutsch-land zum Beispiel nur 21 Prozentder Beschäftigten zwischen 55 und64 Jahren in den Genuss einerbetrieblichen Weiterbildung. ImDurchschnitt der EU-Länder sind es24 Prozent.

Frank Patta, der 1. Bevollmäch-tigte der IG Metall fordert daher dieBundestagsabgeordneten der Regi-on auf, den „sozialpolitischen Feh-ler zu korrigieren“ und sich in ihrenFraktionen dafür einzusetzen, dassdie Rente mit 67 wieder kassiertwird.

IG Metall schreibt Bundestagsabgeordnete anRente mit 67

Nach demgelungenenAuftakt am25. Mai lädtdie IG Metallim Juni zueiner weite-ren Diskussi-on zum The-ma Mitbe-stimmung

ein. Während beim Forum imPhaeno das VW-Gesetz im Mittel-punkt der Debatte stand, geht esam 10. Juni um die Interessen-vertretung in Klein- und Mittelbe-trieben. „Es geht dabei nicht umdie ‚großen’ Konzernstrategien,sondern um den betrieblichen All-tag“, erläutert IG Metall-SekretärFrederic Speidel, der die Veran-staltungsreihe organisiert.

Die Gewerkschaft ist bemüht,auf dem Podium das breite Spek-trum der unterschiedlichen Unter-nehmenssparten abzudecken.Neben Peter Kiene, dem Betriebs-ratsvorsitzenden des Ingenieurs-dienstlers IAV aus Gifhorn und Hel-ge Fahr, Betriebsratsvorsitzenderdes Autohauses Wolfsburg, hatdie IG Metall Ulrike Schramm-deRobertis (Foto) eingeladen. Sie istBetriebsratsvorsitzende in derFiliale Bamberg des DiscountersLidl – einer der wenigen Arbeit-nehmervertretungen in demUnternehmen überhaupt. IhreErfahrungen hat die ver.di-Kolleginin dem Buch „Ihr kriegt mich nichtklein“ zusammengefasst.

Donnerstag, 10. Juni, 17 Uhr,

Gewerkschaftshaus

Mitbestimmung

Kriegszeiten der Eingang zum Arbei-terlager. Parallel zur Enthüllung wirdder Platz den Namen von Sara Fren-kel bekommen. Sara Frenkel, einepolnische Jüdin, hat unter falscherIdentität von 1943 bis 1945 alsKrankenschwester im Volkswagen-werk gearbeitet. Dabei bemühte siesich insbesondere um die Kinderder Zwangsarbeiterinnen, vondenen die meisten im späteren Kin-derlager in Rühen umgekommenensind. Zusammen mit ihrem Ehe-mann hat sich Sara Frenkel bereitsin den 1980er Jahren sehr intensivum das Gedenken dieser ermorde-ten Kinder verdient gemacht. Wennes ihre Gesundheit zulässt, dannwird Sara Frenkel, mittlerweile 88Jahre alt, ebenfalls an der Feier-stunde teilnehmen.

Fast 50 000 Protestkarten gegen die geplante Rente mit 67 hatten die IG Metall-Vertrauensleute

in Wolfsburg vor drei Jahren gesammelt und vor dem Brandenburger Tor zu einer Kette aufgereiht.

Freitag, 18. Juni 2010

16.00 Uhr: ökumenischer Gottes-dienst, Christuskirche17.30 Uhr: Einweihung des Mahn-mals auf dem Sara-Frenkel-PlatzRedner: Prof. Rolf Schnellecke

Sabrina von WeizsäckerGrußwort: Sara Frenkel-BassMusik: Jacqueline Treichler

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Hörmann: Sollen IG Metall-Betriebsräte

abserviert werden?

Will die Firma Hörmann Indus-trietechnik GmbH IG Metall-Betriebsräte durch „die kalteKüche“ abservieren?

Am 31. März haben die Beschäf-tigten einen neuen Betriebsratgewählt. Dabei hat die IG Metall-Lis-te 81,6 Prozent der Stimmen undsechs von sieben Mandate bekom-men. Jetzt will die Geschäftsfüh-rung die Verwaltungsabteilung amStandort Wolfsburg auflösen unddie Aufgaben auf die NiederlassungBraunschweig übertragen. Betrof-fen von der Personalentscheidungsind auch zwei der gewähltenIG Metall-Betriebsräte - zudem zweiNachrücker und ein derzeit nochamtierender Betriebsrat.

Auffällig ist, dass die Verwal-tungsangestellten, die auf der kon-kurrierenden, arbeitgebernahenListe für den Betriebsrat kandidierthaben, bis auf eine Kollegin alleJobalternativen in Wolfsburg oderder Region angeboten bekommenhaben.

Den Metallern sind dagegenzunächst lediglich standortferneAngebote in Leipzig oder Kirchsee-on bei München gemacht worden.Die IG Metall hat daraufhin öffentli-chen Druck erzeugt. Auch der stell-vertretende VW-Betriebsratsvorsit-zende Bernd Wehlauer hat sich vonden Hörmann-Betriebsräten dieaktuelle Situation erläutern lassen(siehe Foto oben).

Mittlerweile ist Bewegung in dieSache gekommen. Die Geschäfts-führung hat neue Job-Angebotegemacht. „Wir sind aber der Auf-fassung, dass es in Wolfsburg sehrwohl Arbeit für eine eigenständigeVerwaltung gibt - etwa am Einsatzortin der Autostadt“, sagt IG Metall-Sekretär Torsten Felgentreu. DieGespräche mit dem Arbeitgeberwaren bei Redaktionsschluss nochnicht abgeschlossen.

Seit Herbst 2009 sind bereitsrund 50 Stellen bei Hörmann amStandort Wolfsburg abgebaut wor-den. Neben den Stellen in der Ver-waltung stehen derzeit weitere20 Arbeitsplätze in der Automati-sierungsabteilung zur Disposition.

Carcoustics: Verlieren60 Mitarbeiter den Job?Bei der Firma Carcoustics in

Vorsfelde droht ein massivr Per-sonalabbau. Von den rund 100Arbeitsplätzen sind knapp 60gefährdet. Grund: Das Unterneh-men hat mehrere Aufträge u.a. beiVolkswagen verloren.

Die Firma Carcoustics, ein welt-weit agierendes Unternehmen mitca. 1 300 Beschäftigten an zwölfStandorten, produziert in Wolfs-burg integrierte Dämmsysteme fürMotoren, Getriebe und andereAutomobilbauteile. Bereits im ver-gangenen Jahr musste Carcous-tics Kurzarbeit fahren. „Wir versu-chen jetzt in Verhandlungen überInteressenausgleich und Sozial-plan soviel wie möglich Arbeits-plätze in Unternehmen zusichern“, sagt IG Metall-SekretärTorsten Felgentreu.

Arbeitssoziologen warnen vor arbeitsbedingten Suiziden

Selbstmord als Folge von Stress,Überarbeitung und Depression

Tarifvertrag bei der IAV: Mobilisierung der Belegschaft zeigte Wirkung

2,7 Prozent mehr Geld ab Januar 2011

Beim französischen Telekom-munikationskonzerns FranceTélécom haben sich innerhalbvon nur zwei Jahren 46 Kollegin-nen und Kollegen das Lebengenommen. Zuletzt stürzte sicheine 32-Jährige aus dem Fensterihres Büros. Von systematischemMobbing und einem „krankmachenden System“ ist dieRede.

Die France Télécom ist nichtirgendein No-Name-Unternehmenaus der Dritten Welt, sondern mit100 000 Beschäftigten eines derAushängeschilder der französi-schen Wirtschaft. Dennoch siehtsich das Management mit demVorwurf konfrontiert, bei derUmstrukturierung des ehemaligenStaatskonzerns notfalls über Lei-chen zu gehen. Das jedenfallsbehauptet der Gewerkschaftsver-band SUD PTT, der für Post undTelekommunikation zuständig ist.Infolge der Privatisierung wurden

seit 1996 bereits mehr als 58 000Stellen abgebaut. Tausende Ange-stellte erhielten ihre Versetzung.

Schon nach den ersten Suizi-den im Jahr 2008 hatte SUD PTTgewarnt, in dem Unternehmen seibewusst ein „krank machendesSystem“ installiert worden, umüberzähliges Personal zu vergrau-len. „Der Versuch, die unkündba-ren Beamten auf freiwilliger Basisloszuwerden, hat nicht ausge-reicht“, erklärt Gewerkschaftsan-walt Paul Teissonnière die Ver-schärfung des Betriebsklimas. DieMaßnahmen sollen von Mobbingüber gezielten Dauerstress bis hinzu blankem Psychoterror reichen.

France Télécom: „Brutale“Unternehmenspolitik

Eine gerade abgeschlosseneUntersuchung der französischenGewerbeaufsicht bestätigt dieseSicht. Sie kommt zu dem Schluss,es handele sich nicht um einezufällige Aneinanderreihung

Psycho-Belastung

bedauerlicher Einzelfälle. Vielmehrliege der Zusammenhang zwi-schen der „brutalen“ Unterneh-menspolitik und der Selbstmord-serie klar auf der Hand.

Erst als die Suizide im vergan-genen Jahr ihren Höhepunkterreichten, griff der französischeStaat ein. Er ist noch zu knapp27 Prozent Anteilseigner derFrance Télécom. Unternehmens-boss Didier Lombard und seinStellvertreter, der als „Kostenkil-ler“ verrufene Louis-Pierre Wenes,mussten gehen. Die umstrittenenUmstrukturierungsmaßnahmenwurden ausgesetzt.

Inzwischen hat sich auch dieJustiz der Sache angenommen. Imostfranzösischen Besançon läuftein Verfahren gegen einen Regio-nalmanager wegen „fahrlässigerTötung“, nachdem sich dort ein 28-jähriger Techniker selbst getötethatte. Er halte den Arbeitsdrucknicht mehr aus, hieß es in seinem

Betriebs-News

Abschiedsbrief. Auch die PariserStaatsanwaltschaft ermittelt.

Karojisatsu: Selbstmord auf-grund von Überlastung

Die Situation bei der FranceTélécom ist für Arbeitssoziologenkeineswegs neu. In Japan hat dasPhänomen schon seit den 80erJahren einen eigenen Namen:Karojisatsu, übersetzt: Suizid alsFolge von Depressionen durchÜberarbeitung und Stress.

Mittlerweile werden in Japanalle Suizide systematisch darauf-hin untersucht, ob sie arbeitsbe-dingte Ursachen haben. In 2006zählten die Statistiker dort rund32 000 Selbstmorde, von denenetwa 5 000 mit der Arbeit zu tunhatten. Auch in Großbritannien undFrankreich, anders als in Deutsch-land, werden arbeitsbedingte Sui-zide mittlerweile statistischerfasst.

(Fortsetzung: Arbeitsbedingte psychische Er-

krankungen nehmen in Deutschland stark zu)

Mexikanische Conti-Arbeiter in Gifhorn. Internationaler Besuch im Gif-horner IG Metall-Büro. Eine Delegation der Kooperation TRADOC aus Mexikoinformierte die Mitglieder des IG Metall-Wohnbezirks Gifhorn über ihre wirt-schaftlichen Fortschritte im Continental-Reifenwerk im mexikanischen El Sal-to. TRADOC, abgekürzt für Demokratische Arbeiter des Westens, hat 2007nach einem dreijährigen Streik den von Conti abgewirtschafteten Standort alsEigentümer übernommen. Der Anfang war schwer. Zunächst gab es keinenStrom, ein Großteil der Maschinen war nicht brauchbar. Freiwillig und ehren-amtlich machten sich die Reifenarbeiter daran, die Fabrik auf Vordermann zubringen. Als die ersten Reifen dann vom Band liefen, war die Freude riesengroß.

Gunter Wachholz weiter im AfA-Bundesvorstand. Der VW-Betriebsrat Gun-ter Wachholz ist auf dem Bundeskongress der SPD-Arbeitsgemeinschaft fürArbeitnehmerfragen (AfA) erneut in den Bundesvorstand gewählt worden.Wachholz, der auch DGB-Kreisvorsitzender in Gifhorn ist, gehört dem Bun-desvorstand bereits seit 2006 an. Auf dem Foto steht Wachholz neben demwieder gewählten Vorsitzenden Ottmar Schreiner und dem AfA-Ehrenvorsit-zenden Rudolf Dreßler. In der AfA organisieren sich viele sozialdemokratischeGewerkschafter, Betriebs- und Personalräte. Neben Wachholz nahmen auchnoch VW-Betriebsrat Matthias Disterheft und der Gifhorner IG Metall-Wohn-bezirksleiter Werner Herrmann als Delegierte am AfA-Bundeskongress teil.

Die IG Metall hat für die 3 500Beschäftigten der Ingenieurgesell-schaft Auto und Verkehr (IAV) in Gif-horn, Berlin und Chemnitz einenneuen Tarifvertrag vereinbarenkönnen. Die Mitarbeiter erhaltenab Januar 2011 2,7 Prozent mehrGeld.

Darüber hinaus wird eine Alters-teilzeitregelung angestrebt. DieTarifvertragsparteien werden dazuim zweiten Halbjahr diesen JahresVerhandlungen über tarifliche Rege-lungen zum vorzeitigen Ausstiegaus dem Erwerbsleben aufneh-men. Klappt es nicht mit der Alters-teilzeit, dann bekommen dieBeschäftigten eine Einmalzahlungin Höhe von 250 Euro.

„Ein superErfolg für dieIG Metall“,sagt der Gif-horner IAV-Betriebsrats-vorsitzendePeter Kiene.Denn imHerbst letztenJahres sah

die Situation noch ganz anders aus.Die Geschäftsleitung hatte alle Tarif-verträge gekündigt, forderte Ein-sparungen bei den Personalkostenin Höhe von neun Millionen Euro.IG Metall und Betriebsrat mobili-sierten die Belegschaft. ZahlreicheDiskussionsrunden und Aktionenfanden in den Betrieben statt. „SeitKündigung der Tarifverträge sindmehr als 300 IAV-Beschäftigte in dieIG Metall eingetreten“, berichtetGewerkschaftssekretär DietmarBrennecke.

Die Mobilisierung zeigte Wirkung.„Die von der IAV-Geschäftsführunggeforderte Absenkung der Entgelte,konnte verhindert werden“, freutsich Brennecke. Eine unbezahlte

Verlängerungder Arbeits-zeit und damiteinen Griff indie Geldbör-sen der IAV-Mitarbeiterwerde esebenfallsnicht geben,er gänzt Peter

Kiene. Der jetzt gefundene Tarif-kompromiss kommt in der Beleg-schaft gut an, stellt der Betriebs-ratsvorsitzende fest. Neben der Ent-gelterhöhung sei auch der möglicheEinstieg in die Altersteilzeit sehrpositiv aufgenommen worden.

Dietmar Brennecke will das wäh-rend der Tarifverhandlungen ge -wachsene Interesse und Enga-

gement der neuen IG Metall-Mitglie-der bei der IAV auch künftig nutzen.Gemeinsam mit den Vertrauensleu-ten und Betriebsräten wird dieGewerkschaft ein Kommunikations-netzwerk aufbauen. Brennecke:„Über diesen Weg wollen wir einer-seits relevante Informationen undTermine weiterleiten, andererseitszur Diskussion anregen.“

„Es geht um die Wurst“ – mit dieser pfiffigen Aktion informierten die Berliner IG Metall-Kollegen die

IAV-Beschäftigten über den aktuellen Stand der Tarifverhandlungen bei dem Ingenieursdienstleister.

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Bürgerstiftung und IG Metall engagieren sich gemeinsam

Erlös des Bürgerfrühstückshilft sozialschwachen Sportlern

Bildung muss wieder ganz vorn auf die politische Agenda

Volksbegehren für gute Schulen in NiedersachsenGEW und IG Metall:

„Bildung muss wieder dahin kom-men, wo sie hingehört – nämlichganz oben auf die politische Agen-da“, sagte Frank Patta. Vor vielenJahren, so Patta weiter, gab es inWolfsburg einen Arbeitskreis „Leh-rer und Gewerkschaften“. Man wol-le testen, ob man eine solche Insti-tution nicht wieder aktivieren könne.

Der GEW-Vorsitzende kritisiertedie Bildungspolitik der niedersäch-sischen Landesregierung. Nach sei-ner Berechnung fehlen im Landmehr als 3 000 Lehrerstellen. Daherkönnten bildungs-politisch notwen-dige Aktivitäten wie der Ausbau derGanztagesschulen oder die Sen-kung der Klassenstärken nichtumgesetzt werden. Zusätzlich ver-suche die Wulff-Regierung aus ideo-logischen Gründen, den Ausbau vonGesamtschulen zu erschweren.Dies wolle die Initiative „Volksbe-gehren für gute Schulen in Nieder-

sachsen“ verhindern, sagte Eber-hard Brandt. Außerdem wendet sichdas Volksbegehren gegen das „Tur-bo-Abi“. Brandt: „Gymnasien undGesamtschulen sollen wieder zurRegelschulzeit von 13 Jahren biszum Abitur zurückkehren.“

Die IG Metall unterstützt dasVolksbegehren und ruft alle Mitglie-der auf, die Listen zu unterschrei-

IMPRESSUM:IG Metall Verwaltungsstelle, Postfach 100455, 38404 WolfsburgTel.: 05361/2002-0E-Mail: [email protected]: Frank Patta, LotharEwald, Martin UlfigRedaktion: Willi Dörr, Carsten Hübner,Gabriele Friedrich Grafik: Ulrich ScholzDruck und Versand: alpha print medienDer Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitragenthalten.Erscheinungsweise: 10 x pro JahrNächste Ausgabe: 1. Juli 2010

Die IG Metall Wolfsburg unddie Gewerkschaft Erziehungund Wissenschaft (GEW)wollen in Sachen Bildungkünftig enger zusammenar-beiten. Dies ist das Ergebniseines Gespräches zwischendem IG Metall-Bevollmäch-tigten Frank Patta undEberhard Brandt, dem nie-dersächsischen GEW-Lan-desvorsitzenden.

ben. Brandt und Patta wissen, dassfür dieses Volksbegehren die Hür-den sehr hoch gelegt sind. GEW undIG Metall wollen aber die öffentlicheAufmerksamkeit dieser Initiative nut-zen, um eine neue Bildungsdebatteanzustoßen. Patta: „Bildung ist füruns eines der elementaren The-men.“ Davon seien schließlich fastalle Mitglieder direkt oder indirekt

gelegt worden. Dank weiterer Groß-spenden verfügt die Bürgerstiftungmittlerweile über einen soliden Kapi-talstock. Hüller: „Aus den Zinserlö-sen können wir unsere gemeinnützi-gen Aktivitäten tätigen.“

Eine weitere Einnahmequelle derBürgerstiftung ist das so genannteBürgerfrühstück, das 2008 erst-mals aus Anlass des 70-jährigenStadtgeburtstages organisiert wur-de. Mit dem Bürgerfrühstück wolleman, so Hüller, in erster Linie eingroßes „Wir-Erlebnis“ erreichen undviele Menschen zusammenführen.„Wir wollen den Bürgersinn und dasGemeinschaftsgefühl för-dern“, sagt der Ge-schäftsführer. Die ver-schiedensten Gruppensind aufgerufen: Famili-en, Verwandte, Freun-deskreis, Nachbarschaft,Vereine, Geschäfte,Betriebe, Schulen, Kin-dergärten und, und ...

Die Bürgerstiftung und dieIG Metall wollen sich künftiggemeinsam um sportlichen Nach-wuchs aus einkommensschwa-chen Familien kümmern. „In Wolfs-burg soll kein Kind auf Sport ver-zichten müssen, nur weil es denEltern am Geld fehlt“, so das Zielder Initiatoren. Die Bürgerstiftungwird den Erlös des Bürgerfrüh-stücks am 27. Juni für diesenZweck spenden.

Die Bürgerstiftung Wolfsburg hatsich u.a. zum Ziel gesetzt, Kindernaus benachteiligten Familien Chan-cengleichheit zu ermöglichen, wieGeschäftsführer Manfed Hüllererläutert. Dabei engagiere sie sichinsbesondere in den Bereichen Bil-dung, Sport und Soziales.

Gegründet wurde die Bürgerstif-tung Ende 2006 in Zuge der Fusionvon LSW und Stadtwerken. Durcheine Spende der LSW GmbH & Co.KG in Höhe von 500 000 Euro ist derfinanzielle Grundstock der Stiftung

betroffen. Deshalb werde sich die IG Metall auch künftig verstärkt in diebildungspolitische Diskussion ein-schalten.

Auf dem Arbeitnehmer-Empfangvon IG Metall und Stadt am 30. Aprilim Schloss Wolfsburg hat Frank Pat-ta zu einem „runden Tisch“ inSachen Bildung aufgerufen. Mehrdazu in der nächsten WIR.

Frank Patta (IG Metall) und Eberhard Brandt (GEW)

werben gemeinsam für das Volksbegehren

„Gute Schule in Niedersachsen“.

Infos: www.volksbegehren-schulen.de

Die IG Metall suchthistorisches Material

Im kommenden Jahr wird dieIG Metall Wolfsburg 65 Jahre alt.In diesen 6 ½ Jahrzehnten ist siein dieser Stadt zu einem allseitsgeachteten Motor des sozialenund wirtschaftlichen Erfolgesgeworden. Die Gewerkschaft istein zuverlässiger Partner für Poli-tik und Wirtschaft, vor allem aberein leidenschaftlicher und durch-setzungsstarker Interessenver-treter ihrer mittlerweile mehr als72 000 Mitglieder.

Die IG Metall wird ihr Jubiläum2011 gebührend feiern. „Wirhaben über Jahrzehnte an derGeschichte von Wolfsburg und derRegion mitgeschrieben, was liegtda näher, wenn wir zu diesemAnlass unsere eigene Geschichteaufschreiben“, sagt der 1. Bevoll-mächtigte Frank Patta. Dabei solles um offizielle Daten und heraus-ragende Ereignisse gehen. Min-destens genauso wichtig sindAnekdoten und Geschichten vonder gewerkschaftlichen Basisar-beit und persönliche Erlebnisse.

Deshalb ruft die IG Metall ihreMitglieder auf, bei der Gestaltungder Geschichts-Broschüre mit-zuhelfen: Wälzt Eure Fotoalben,kramt im Keller oder auf demDachboden nach Bildern, sichtetalte Super 8 und Video-Filme odersteuert originelle Erinnerungsstü-cke bei. Patta: „Wir werden sichernicht alles verwenden können,aber neben einem Buch soll esauch eine Ausstellung geben, fürdie wir möglichst authentischesMaterial brauchen.“Wer historisches Material hat, bitte melden:

05361 200228

65 Jahre IG Metall

Sportler helfen Sportlern

Vor knapp zwei Jahren hat die IG Metall-Sportgemeinschaftgemeinsam mit der Arbeiterwohlfahrt das Projekt „Sportler hel-fen Sportlern“ ins Leben gerufen. Viele Eltern können sich denSport ihrer Kinder nicht mehr leisten - weil sie die Vereinsbei-träge nicht zahlen oder die entsprechende Sportkleidung nichtkaufen können. Hier springt „Sportler helfen Sportlern“ ein.Aus den Spendenmitteln des Projekts werden auf Antragsowohl Beiträge an Sportvereine sowie der Kauf von Sportbe-kleidung bezahlt. Mittlerweile werden bereits mehr als 120 Kin-der und Jugendliche aus diesem Top unterstützt.

Infos: 05363 9769190

Jörn Fritzsche:

Der „Dicke“ istLiebling der Kinder

„Mir macht es einfach Spaß,Kinder zum Lachen zu bringen“,antwortet Jörn Fritzsche auf dieFrage, warum er seit zehn Jahreneinen großen Teil seines Jahresur-laubs opfert, um mit Jungen undMädchen aus einkommens-schwachen Familien in die Ferien-freizeit zu fahren. Im Berufslebenist der 31-Jährige Testfahrer beider MVI Technische Versuchs- undService GmbH & Co. KG – im Drei-Schicht-System. Seine knappbemessene Freizeit verbringt der„Dicke“, wie ihn alle liebevoll nen-nen, mit Kindern. Er engagiert sichim Kinderland Magdeburg, einerprivaten Initiative, die regelmäßigFerienfreizeiten in den Harz oderan die Ostsee anbietet. „Da fah-ren überwiegend Kinder mit, diesonst nie eine Chance auf Urlaubhätten“, sagt der IG Metall-Kolle-ge, der seit 2000 als ehrenamtli-cher Betreuer dabei ist.

Der Urlaub mit den Kindern istihm mittlerweile richtig ans Herzgewachsen. Einmal konnte er ausZeitgründen nicht mitfahren. „Dahat mir echt was gefehlt“, erinnerter sich wehmutig. Jörn Fritzschehofft, dass andere Kolleginnenund Kollegen seinem Beispiel fol-gen: „Es macht so viel Freude, Zeitmit den Kindern zu verbringen.“

Infos: www.kinderland-magdeburg.de

Volker Veit:

Stühle werdenzum Kunstobjekt

„Machen Sie aus Ihrem Stuhlein Kunstobjekt“, fordert Volker Veitdie IG Metall-Mitglieder auf. Er bittetalle Kolleginnen und Kollegen, inKellern, auf Dachböden oder in Gar-tenlauben nach alten Stühlen zuforschen und sie für seine Kunst-idee zu spenden. Der Künstler,beruflich bei Volkswagen im Kun-denservice tätig, plant nämlich imKulturzentrum Hallenbad ein impo-santes Ausstellungsprojekt. Imehemaligen Schwimmerbeckenwill der IG Metall-Kollege 400 Holz-stühle zu einer Rauminstallationzusammenfügen. Vom 13. Augustbis zum 23. September soll dasAusstellungsprojekt im Hallenbadzu sehen sein. Dabei verändert essich mehrfach. Die Installation wirdmit vier Auftritten des TanzendenTheater untermalt.

Kontakt für Stuhlspenden: 05366 953517

Auch das Hallenbad nimmt die Stühle an

Namen & News

Der Erlös des Bürgerfrühstückesfließt in diesem Jahr direkt in dasProjekt „Sportler helfen Sportlern“.Mit dem Beitrag von 30,00 EUR proTisch (8 Personen) leistet jeder Bür-ger so persönlich etwas für diesenguten Zweck.

Nach der Sommerpause werdenBürgerstiftung und IG Metall ihreZusammenarbeit in dieser Frageintensivieren. „Wir wollen die Finan-zierung des Projektes nachhaltigsichern“, sagt der Vorsitzende derIG Metall-Sportgemeinschaft WilliDörr. Dabei hoffe man, weitere Part-ner mit ins Boot holen zu können.

WIR_Juni_fast fertig.qxp 14.05.2010 10:19 Uhr Seite 3

Page 4: DAS MONAT SMAGAZIN FÜR DIE MITGLIEDER IN DER IG METALL ... · Gebiet des heutigen Wolfsburg – und mussten unter schlimmen Bedingungen bei VW und anderswo arbeiten. Das waren 75

Unser Preisrätsel Frank Wöckener

Hier gibt’s waszu gewinnen

Start zum neuen Preisrätsel mitder doppelten Gewinnchance.

Im Juni verlosen wir 5 x je einen Gut-schein für das kulininarisch-künst-lerische Angebot Eat & Art imKunstmuseum Wolfsburg.

Außerdem gibt es erneut die Chan-ce auf einen neuen tollen Super-preis: 4 Übernachtungen (für 2 Per-sonen im DZ) mit Halbpension imIFA Hotel & Ferienpark in Binz aufRügen. Auslosung im August 2010.Aus allen dann eingesandten Kar-ten wird der glückliche Sieger ermit-telt.

Das Lösungswort auf eine Postkarteschreiben und einsenden an:

IG Metall – VerwaltungsstelleStichwort PreisrätselSiegfried-Ehlers-Str. 2

38440 Wolfsburg

oder per Mail: [email protected]

Kranken Menschen mitSalztherapie helfen

Einsendeschluss ist der 16. Juni 2010

Was machtIhr künftig imMöbelhaus Alsdorff?

Reinhard Koch, Leiter der Arbeitsstelle

Rechtsextremismus und Gewalt

Die ARUG will im Herbst einBüro in Wolfsburg eröffnen. Wassind seine Aufgaben?

Reinhard Koch: Die Hauptauf-gabe des „Institut zur Förderungdemokratischer Kultur“, wieunsere neue Einrichtung in Wolfs-burg heißen wird, stellt Informati-on, Aufklärung und Bildung in denMittelpunkt. Demokratie ist jakein feststehender Sachverhalt,sondern immer Veränderungenausgesetzt. Deshalb bedarf esauch immer aktueller Konzepteder Demokratieerziehung. DiePrävention rechtsextremen undmenschenverachtenden Den-kens ist dabei nur ein, wenn-gleich sehr wichtiger Aspekt.

Erfüllt es Sie mit Genugtuung,dass Ihr Institut in dem Haus sit-zen wird, in dem der HamburgerNeonazi Jürgen Rieger sein KdF-Museum einrichten wollte?

Reinhard Koch: Genugtuungist zu viel gesagt. Aber der Schul-terschluss der WolfsburgerDemokraten und die Stadt Wolfs-burg haben es hinbekommen,dass aus dem geplanten brau-nen Haus nun ein Haus derDemokratie wird. Einen symbol-trächtigeren Sitz kann unserInstitut eigentlich nicht haben.Und das freut mich natürlich.

Ist ein nachhaltiges Engage-ment gegen Rechts ohne Bürgeren-gagement überhaupt zu haben?

Reinhard Koch: Sicher nicht.Natürlich stehen zuallererst dieInstitutionen in der Pflicht: dieSchulen, die Stadtverwaltungoder die Polizei. Hier sind Kon-zepte zur Stärkung der Demo-kratie gefordert. Aber wenn dieBürger nicht auch Verantwortungübernehmen und ihre Stadtgegen Demokratiefeinde vertei-digen, wird das nicht reichen.

Und das hilft?Reinhard Koch: Die Erfahrung

zeigt: Es gibt kein besseres Mit-tel, um Neonazis die Handlungs-spielräume zu nehmen, als eineaktive Bürgerschaft, die sichimmun macht gegen solche Ein-flüsse und dagegen zusammen-steht. Wolfsburg ist ein gutes Bei-spiel von vielen.

Im nächsten Jahr sind Kommu-nalwahlen...

Reinhard Koch: Wenn man aufdie niedrige Wahlbeteiligungschaut, kann einem ganz bangewerden. Jedem muss klar sein:Es gibt bei Kommunalwahlen kei-ne 5-Prozent-Hürde mehr. Bereitsmit etwas mehr als ein oder zweiProzent sitzen demokratiefeindli-che Parteien wie die NPD inStadträten und Kreistagen. Sie-he die Region Helmstedt. Fürunser Institut ist das ein sehrwichtiges Aktionsfeld.

Weitere Infos: www.arug.de

Kontakt: [email protected]; 0531 1233642

Nachgefragt

Gewinner desApril - Rätsels

Einer von uns:

dass Europa doch gar nicht soreich ist? Über 80 Millionen, also17 Prozent der EU-Bürger (inDeutschland sind es 15 %), geltenals arm. Ihnen stehen weniger als60 Prozent des Durchschnittsein-kommens ihres Heimatlandes zurVerfügung.

Jeder Zehnte hat nicht einmaldas Geld, um sich regelmäßigFleisch, Fisch oder eine vollwertigevegetarische Mahlzeit zu leisten.

Die meisten armutsgefährde-ten Menschen in der EU leben inBulgarien, Rumänien und Lettland.Hier ist mehr als ein Fünftel derBevölkerung betroffen.

Quelle: Eurostat

Das Thema Gesundheit hat eraber nie ganz aus den Augen verlo-ren. Schon bei der Bundeswehrlässt er sich im Sanitätsdienst schu-len, arbeitet in der Krankenpflegeund beginnt eine Ausbildung zumHeilpraktiker.

2006 verlässt Frank Wöckenerden Volkswagen-Konzern. Nach eini-gen Umwegen entdeckt er vor dreiJahren die Salzheilkammer-Technik.„Die Salztherapie ist hervorragendgeeignet, Patienten mit Atemwegs-erkrankungen, Hauterkrankungenoder psychischen Belastungen bishin zu Depression oder Burn-out zuhelfen“, sagt er. 1843 habe bereitsein polnischer Arzt als erster festge-stellt, dass die mit Salzkörperchengesättigte Luft in unterirdischen

Höhlen übergroße Heilkraftverfügt. Wegender beschränk-ten Anzahl dernatürlichenSalzbergwerkehabe man, soFrank Wöcke-ner, eineMethode entwi-ckelt, die estechnischermöglicht, dasentsprechendeMikroklimaauch in her-kömmlichenRäumen herzu-stellen.

Seit zweiMonaten prak-tiziert er nun im

Für Naturheilkunde hat FrankWöckener sich schon als jungerMann interessiert. Doch erst vordrei Jahren macht der heute 51-Jäh-rige seine Passion zum Beruf. AlsVolkswagen dem IG Metall-Kolle-gen 2006 einen Aufhebungsver-trag anbietet, greift er zu. Er machtsich selbständig und betreibt seitkurzem eine so genannte Salzheil-kammer im Naturheilzentrum desGifhorner Krankenhauses.

Von der Mutter lernt er viel überHeilkräuter und natürliche Hausmit-tel. Am liebsten hätte er dieses Wis-sen beruflich genutzt. „Damals stan-den Heilpraktiker noch in dem Rufder Hexerei“, erinnert Frank sich. Erbeginnt stattdessen eine Ausbildungals Elektroinstallateur, absolviert

sein Fachabitur und arbeitet mehrals 20 Jahre als Lichtmess-Technikerin der FE von Volkswagen.

Frank Wöckener engagiert sich inder IG Metall, wird Vertrauensmannund besucht Schulungen und Lehr-gänge. Zuletzt ist er 1. Sprecherbeim damaligen FE-Betriebsrat Wal-demar Cekorn. Frank überlegt sogareine Zeitlang, ob er selbst für denBetriebsrat bei VW kandidieren soll.Die Pläne zerschlagen sich, er arbei-tet weiter als Techniker in der FE.

Naturheilzenturm im KrankenhausGifhorn. Auch nach seinem Aus-scheiden bei VW ist Frank Wöckenerder IG Metall treu geblieben. „Kürz-lich habe ich meine Urkunde für 25Jahre Mitgliedschaft bekommen“,sagt er. Aus dieser Verbundenheitheraus bietet er allen IG Metall-Mit-gliedern an, dass sie die erste Sit-zung (Preis: 9,50 Euro) kostenfreibekommen können.

Weitere Infos: 0178 3344226

[email protected]

Frank Wöckener in

seiner „Salzkam-

mer“ im Naturheil-

zentrum Gifhorn

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Rechtzeitig zur Fußball-WM inSüdafrika startet die ChristlicheInitiative Romero eine Postkarten-und E-Mail-Kampagne für„Fairp(l)ay in der Sportbeklei-dungsindustrie“. Adressat derAktion „Profitgier die Kralle zei-gen“: Jochen Zeitz, Chef desSportbekleidungsherstellersPuma. Dessen Zulieferer in LasMoras in El Salvador zahlt seinenArbeitern nur 122 € Brutto, ob-wohl eine Familie dort das Drei-fache braucht, um ihre monatli-chen Grundbedürfnisse zu de-cken. Bei Protesten droht den Be-schäftigten Arbeitsplatzverlust.Eine gewerkschaftliche Organi-sierung gibt es in dem Unterneh-men nicht. Die Forderungen anPuma-Chef Zeitz: Gewährung desRechts auf Vereinigungsfreiheitund Garantie eines existenzsi-chernden Lohns auch bei den Zu-lieferern des Weltkonzerns.

Infos: www.ci-romero.de

Fairer Fußball

Je einen Gutschein (Wert:25 Euro) haben gewonnen: Waldemar Richter (Velpke), Cle-mens Neugebauer (Osloß), Hart-mut Klages (Lehre), WolfgangKorsch und Sven Schlaberg (beideaus Calberlah),

be - dienst - e - ein - eurs - frei - ge- ge - ger - häl - heit - holz - in - in - kli -la - leis - lek - lung - ma - ma - mal - me- na - ni - ro - ro - stal - ter - ter - teur -triebs - tro - wach - zah.

1.) ______________________Mitglied im AfA-Bundesvorstand

2.) ______________________Steigen weiter exorbitant

3.) ______________________War den Zwangsarbeitern verwehrt

4.) ______________________Zu dieser Branche gehört die IAV

5.) ______________________Früherer Beruf von Frank Wöckener

6.) ______________________Ist bei der France Télécom drastischverschärt worden

7.) ______________________Gibt’s bei der IAV, wenn es mit der Al-tersteilzeit nicht klappt

8.) ______________________Christliche Initiative, die fordert:„Profitgier die Kralle zeigen“

Die Anfangsbuchstaben ergeben vonoben nach unten das Lösungswort. Esbeschreibt eine „Krankheit“, die inden nächsten Wochen weltweit gras-sieren wird.

WIR_Juni_fast fertig.qxp 14.05.2010 10:20 Uhr Seite 4