Das Naturfotografen-for-Nature Magazin 01/2011

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Naturfotografen-for-Nature MAGAZIN www.naturfotografen-fn.de Ausgabe 01/2011 Heft 4 Der Eyjafjallajökull- Schreckliche Schönheit Naturschutz vor der Haustür - Biosphären- reservat Mittelelbe Interview: Projekt Wildkatze des GNOR Fotoziel: Mallorca Verwandlung: Von der Raupe zum Schmetterling Technik: Berlebachs Pegasus Keinerlei kommerzielle Vermarktung, die Bereitstellung dieses Magazin erfolgt kostenneutral über das Internet. Verantwortlich für den Inhalt sind die jeweiligen Autoren und Fotografen der Artikel.

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Das Magazin der Naturfotografen-for-Nature! www.naturfotografen-fn.de

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Naturfotografen-for-NatureMAGAZIN

www.naturfotografen-fn.de Ausgabe 01/2011 Heft 4

Der Eyjafjallajökull-Schreckliche Schönheit

Naturschutz vor der Haustür - Biosphären-reservat Mittelelbe

Interview:Projekt Wildkatze des GNOR

Fotoziel:Mallorca

Verwandlung:Von der Raupe zum Schmetterling

Technik:BerlebachsPegasus

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So finden Sie uns:Römerstrasse 109

47 179 Duisburg - WalsumTelefon (02 03) 99 19-450

Parkplatz an der Römerstrassee-mail: [email protected]

Öffnungszeiten:Mo. 11:30-23:00 Uhr

Di.-Do. 11:30-24:00 UhrFr. und Sa. 11:30-1:00 Uhr

So. und Feiertags 10:00- 23:00 Uhr

Die DVG-Buslinie 919 hält vor dem Brauhaus. Haltestelle: Walsumer Brauhaus

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Jan BleilRedaktion und Layout NFN-Magazin

Naturfotograf aus Leidenschaft

Vorwort

Es gibt nicht viele Ereignisse, die den Lauf der Welt verändern. Ereignisse, die uns nachdenklich stimmen und unsere Zukunft beeinflussen. Leider sind dies in aller Regel Ereignisse, welche viel Leid mit sich brin-gen, unendliche Verluste und kaum zu beschreibende Ängste. Die Katastro-phe von Fukushima steht dafür.

Wenn derzeit auch andere Themen die Nachrichten prägen, wir dürfen das nie vergessen. Noch immer und wohl auch für eine lange Zeit, leiden die Menschen vor Ort darunter. Existenzen wurden ihnen genommen. Von den Naturgewalten, keine Frage. Das sie jedoch in ihre zerstörten Orte nicht zurück kehren, sie nicht wieder aufbauen können, das ist Folge eines uner-schütterlichen Vertrauens in eine Technik, welche wir nicht beherrschen.

Da mögen einige anderer Meinung sein. Technik jedoch, welche ihre Folgen nicht berücksichtigt, welche davon lebt, ihren Abfall nach dem Motto „aus den Augen, aus dem Sinn“ in „Zwischenla-gern“ unterbringt ohne eine endgül-tige Lösung für „das Problem“ zu haben, kann doch nicht ausgereift sein?

Und was sehen wir nun? Eine Industrie , welche verwöhnt von ihren Einnahmen keine Vorbereitungen getroffen hat für die Energiewende. Trotzig, wie ein Kind im Sandkasten, dessen Sandburg zerstört wurde, reagieren die Bosse der Unter-nehmen. Da wird mit Arbeitsplatzabbau gedroht statt Pläne für die Zukunft zu schmieden. Und zwar nicht nur im Sinne der Aktionäre, sondern aller Menschen und der Natur! Da wird die Bundesregierung ange-griffen (ok, die ist durch ihr Verhalten selbst schuld) und es werden Szenarien einer dra-matischen Unterversorgung des Landes mit Strom an die Wand gemalt.

Der Atomausstieg ist ein wichtiges und richtiges Zeichen. Auf Raten, stimmt! Nicht schnell genug, mag sein. Aber sollten wir nicht auch den Anfang dieser Entwick-lung begrüßen? Ich meine schon.

Wenden wir uns damit dieser Ausgabe zu. Kennen Sie das noch? Die Vögel zwit-schern, Blätter wiegen sich leise im Wind. Das Trommeln eines Spechtes ist laut und deutlich zu vernehmen, nur sehen können Sie ihn nicht. Wann waren Sie mit ihren Familien, mit ihren Freunden das letzte mal auf einem Waldspaziergang? Haben sich den Eindrücken der Natur unserer Wälder hingegeben? Gerade neulich erst - gut! Schon Jahre nicht mehr? Dann ändern Sie es. Es lohnt sich wirklich!

Das Jahr 2011 steht im Zeichen der Wälder - eine gute Entscheidung will ich meinen. Lebensraumschutz ist Artenschutz. Anders herum funktioniert es nicht. Lassen Sie uns alle unseren Beitrag leisten!

Haben Sie jemals eine Wildkatze in freier Natur beobachten können? Waren Sie schon einmal im Biospäharenreservat Mit-telelbe unterwegs oder haben auf Mallorca Flora und Fauna bewußt erlebt? Erinnern Sie sich noch an das Schauspiel des Vulka-nausbruches auf Island? Sie wissen schon, der dessen Namen man kaum aussprechen kann. Haben Sie jemals Schwarzspechte beobachten können oder das Wunder der Metarmophose live erleben dürfen? Wissen Sie um die Bemühungen des Rangers Fred Bollmann für einen Verbennungsmotor freien Luzin?

Nein? Na dann sind Sie hier genau richtig! Im Namen der Naturfotografen for Nature darf ich Ihnen viel Spaß beim stöbern in der Ausgabe 1/2011 des Magazin wünschen!

Jan Bleil im September 2011

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Naturfotografen for NatureMagazin

Spendenprojekte 2010

Kalenderverkauf und Work-shops sollten Geld für den Naturschutz einbringen. Hier können Sie nachlesen, was an Spenden für die gewählten Projekte einge-nommen werden konnte..

Verbrennungsmotorbootfreier Luzin!

Jan Bleil im Interview mit Ranger Fred Bollmann über seine Initiative für einen Ver-brennungsmotor freien Luzin.

Fotoziel: Mallorca

Der Deutschen liebste Insel hat mehr zu bieten als Bal-lerman, Party und deutsche Fetenhits. Christine Jung berichtet von den wunder-baren Motiven der Bale-areninsel für Naturliebhaber.

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28Projekt 2011 - Die Wildkatze und der NFN-Kalenderwettbewerb

Mit Bildern aus dem NFN-Kalender-wettbewerb 2011 haben wir einen Kalender zum Themenbereich Wald auf-gelegt und wollen mit den Einnahmen den Schutz der Wildkatze unterstützen!

Naturschutz vor der Haustür - Biosphärenreservat Mittelelbe

Naturschutz beginnt nicht auf anderen Kontinenten und in anderen Ländern, Naturschutz beginnt vor der eigenen Haus-tür. Thomas Hinsche wirbt in diesem Sinne für das Biosphärenreservat Mittelelbe.

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Der Eyiafjallajökull- schreckliche SchönheitDen Luftraum über Europa brachte er fast zum Stillstand, fasziniert schaute die Welt zu ihm. Der Vulkan auf Island, beobachtet und fotografiert von Kerstin Langenberger.

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Verwandlung: Von der Raupe zum Schmetterling

Der Faszination Metarmorphose kann sich wohl kaum jemand entziehen. Christoph Jansch nimmt uns mit auf die Reise der Entwicklung eines Schwalbenschwanzes.

Rote Kappe, schwarzer Mantel

Der Schwarzspecht ist einer der schönsten heimischen Spechte. Er stellt besondere Anforderungen an seinen Lebensraum. Die Beobachtungen bei der Brut sind fas-zinierend und beeindruckend zugleich.

NFN News 62011 - das Jahr der Wälder. Passend dazu der Literaturtipp der NFN in dieser Ausgabedes Magazins.

NFN wird erwachsen 9Stillstand bedeutet Rückschritt. Vor diesem Hintergrund stellen wir Ihnen die notwendigenVeränderungen von NFN vor.

NFN Portrait 20Worum es bei dem Projekt Wildkatze in Rheinland-Pfalz geht und wie die Unterstützungumgesetzt wird, dass hat uns Stefanie Venske vom NaturErlebnisZentrum Wappenschmiede erzählt.

NFN Tipps - Pegasus 116Ob der nach dem Flügelpferd benannte Stativkopf aus dem Hause Berlebach seinemAnspruch gerecht wird? Erfahrungen von Jan Bleil.

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Zusammenfassung

Der Waldzustand hat sich gegenüber dem Vorjahr leicht verbessert. Das bessere Ergebnis

geht hauptsächlich auf die markante Erholung der Buche zurück. Fichte und Kiefer sind im

Bundesdurchschnitt nahezu unverändert; dem liegen jedoch regional gegenläufige

Entwicklungen zu Grunde. Schlecht geht es der Eiche. Die Erholung, die sich 2009 andeutete,

hat sich 2010 nicht fortgesetzt; vielmehr sind Anteil der deutlichen Kronenverlichtungen und

mittlere Kronenverlichtung wieder gestiegen.

Im Durchschnitt aller Baumarten beträgt der Anteil der deutlichen Kronenverlichtungen

(Schadstufe 2 bis 4) 23 % (2009: 27 %). Auf die Warnstufe entfallen 39 %. Ohne Verlichtung

waren 38 % (2009: 36 %). Die mittlere Kronenverlichtung hat sich weiter von 19,7 auf

19,1 % verringert.

Bei den Hauptbaumarten ergeben sich folgende Entwicklungen:

- Bei der Fichte beträgt der Anteil der deutlichen Kronenverlichtungen wie schon 2009

26 %, zugenommen hat jedoch der Anteil ohne Kronenverlichtung. Die mittlere

Kronenverlichtung ist von 19,4 % auf 18,7 zurückgegangen.

- Die Kiefer zeigt unverändert einen Anteil deutlicher Kronenverlichtungen von 13 %. Die

mittlere Kronenverlichtung zeigt mit 16,0 % nur wenig Veränderung (2009: 15,8 %).

- Die Buche hat sich markant erholt. Der Anteil der deutlichen Kronenverlichtungen ist auf

33 % zurückgegangen (2009: 50 %). Die mittlere Kronenverlichtung fiel auf 23,3 %

(2009: 27,0 %).

- Die Eiche hat sich gegenüber dem Vorjahr wieder verschlechtert. Der Anteil der

deutlichen Kronenverlichtungen beträgt 51 % (2009: 48 %). Die mittlere

Kronenverlichtung ist mit 29,6 % so hoch wie noch nie in der Zeitreihe seit 1984 (2009:

26,5 %). Nach Berichten aus den Bundesländern haben sich die Fraßschäden durch

Insekten wieder intensiviert und wurden durch Mehltau am Neuaustrieb noch verschärft.

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Ergebnisse 2010

Das Bundesergebnis wurde 2010 aus den Kronenzustandsdaten von 10.159 Probebäumen auf

415 Probepunkten des bundesweiten 16 km x 16 km-Netzes berechnet. Bei der Erhebung

werden 38 Baumarten erfasst. Hiervon entfallen rund 85 % auf die vier Hauptbaumarten

Fichte, Kiefer, Buche und Eiche (Stiel- und Traubeneiche werden hierbei gemeinsam ausge-

wertet). Alle übrigen Baumarten werden für die statistische Auswertung zu den Gruppen „an-

dere Nadelbäume“ und „andere Laubbäume“ zusammengefasst. Näheres zum Erhebungsver-

fahren siehe Anhang: Die Waldzustandserhebung - Erhebungs- und Bewertungsverfahren.

Im Folgenden werden die Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2010 in Form von Grafiken

und Tabellen dargestellt. Die Angaben zum Anteil der jeweiligen Baumart oder Baumarten-

gruppe an der Waldfläche stammen aus der Inventurstudie 2008, mit der aktuelle Walddaten

für die Berichterstattung an das Klimasekretariat erhoben wurden.

Alle Baumarten

Alle Baumarten

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deutliche Kronenverlichtung Warnstufe ohne Verlichtung

Abbildung 1: Alle Baumarten; Entwicklung der Schadstufenanteile seit 1984

(bis 1989 ohne neue Länder; 10.159 Probebäume im Jahr 2010)

NFN - Buchtipp:

Detlev Arens

Der deutsche Wald

Zum internationalen Jahr des Waldes wollen wir uns in dieser Ausgabe auf eine Empfeh-lung beschränken - passend zum Thema.

In seinem Buch über den deutschen Wald bringt uns Detlev Ahrens nicht nur die Grundlagen des Waldes, wie Böden und Zusammensetzung näher, er beschreibt uns die Vielzahl der Waldarten, der in ihm lebenden Pflanzen und Tiere. Für Naturbe-geisterte, sowie für Naturfotografen eine anschauliche und sehr interessante Infor-mationsquelle.

Gebundene Ausgabe: 416 SeitenVerlag: Fackelträger Verlag;Auflage: 1., Aufl. (25. August 2010)ISBN-10: 9783771644277ISBN-13: 978-3771644277Größe: 28,4 x 23,8 x 4,2 cmBezug über: www.amazon.de

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NFN - Info-Tipp:

Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2010

Mindestens ebenso interessant wie ein Blick in das Buch von Detlev Arens, ist ein kurzes Studium der Ergebnisse der Waldzustand-serhebnung 2010 mit den Ergänzungen von 2011 des Bundesministerium Ernäh-

rung, Landwirtschaft und Verbraucher-schutz, BMELV. Der Bericht stieß bei WWF und NABU auf ein sehr geteiltes Echo. Auf den Internetseiten des Ministerums kann man sich den Bericht auf 31 Seiten als PDF kostenfrei herunter laden.

Für Interessierte geht es hier entlang:http://www.bmelv.de/SharedDocs/Down-loads/Landwirtschaft/Wald-Jagd/Ergeb-nisseWaldzustandserhebung2010.html

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Durch den Verkauf unseres Kalenders, sowie durch direkte Spenden, konnten wir auch im Jahre 2010 wieder einige Projekte unterstützen. Darunter waren das Projekt birdlife born to travel, der Schutz des Elbe-bibers, sowie Einnahmen für Kranichschutz Deutschland.

Insgesamt sind dabei 2.113,10€ Spen-den geflossen. Rund die Hälfte dieser Summe wurde über Workshops eingenom-men.

Dem großen Engagement der Gruppen-mitglieder ist es zu verdanken, dass es möglich war, diese wunderbare Summe in den Naturschutz fließen lassen zu können.

Dieser Erfolg ist unsere Motivation auch in diesem Jahr fest an der Unterstützung von

Naturschutzprojekten zu arbeiten. Der Ver-kauf des neuen Kalenders ist dabei nur ein Beitrag, auch im Jahr 2011 finden Work-shops und Spendenaufrufe statt.

Unser diesjähriges Projekt zur Unterstützung der Wildkatze in Deutschland finden Sie auf den Seiten 120ff und 128ff in dieser Aus-gabe unseres Magazins.

Wenn Sie Interesse an einer Beteiligung in der Gruppe oder einfach nur an einer Unterstützung der Projekte haben, dann melden Sie sich bitte bei uns, wir freuen uns auf Sie!

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Christian FalkInitiator und Gründer der Gruppe Naturfotografen For Nature

Christoph JanschGründer und Vorstand des Verein HoO-Umwelt-Natur-

Soziales

NFN wird erwachsen

Nachdem nun mehr als 2 Jahre seit der Gründung der Naturfotografen-Vereini-gung Naturfotografen-for-nature durch Christian Falk vergangen sind, gibt es seit Anfang 2011 einige Neuerungen, die sowohl die Struktur wie auch die Ansprü-che der Gruppe betreffen. Das ursprüng-liche Modell, mit einer kleinen und von der Anzahl der Mitglieder her begrenzten Gruppe aktiv sehr viel für den Naturschutz zu erreichen, war in den letzten beiden Jahren zwar sehr erfolgreich, hat sich jedoch nachweislich als nicht tragfähig für größere Ziele erwiesen. Deshalb haben wir uns dazu entschieden, die Begrenzung der Gruppe aufzuheben und somit den Einstieg neuer engagierter Mitstreiter zu erleich-tern. Ebenso wichtig wie die Öffnung der Gruppe nach außen ist die Eigenständig-keit der Gruppe bei der Vermarktung von Produkten und der Annahme von Spen-den.

Dazu wurde Ende 2010 der gemeinnüt-zige Verein HoO-Natur-Umwelt-Soziales gegründet. Die ehemalige Vereinigung Naturfotgrafen for nature ist nun als Arbeits-gruppe dem Verein untergliedert und dort für den Naturschutzbereich zuständig.

Umgesetzt wurden beide Aspekte durch die Schaffung des neuen NFN-Portals, in dem sich jeder Interessierte kostenlos regi-strieren und über das Forum in die Arbeit der NFN reinschnuppern kann. Wer aktiv

an der Projektarbeit teilnehmen möchte, kann dies über eine formlose E-Mail an den Betreiber des Portals zum Ausdruck bringen und wird danach auch für den internen Forumsbereich der Gruppe frei geschaltet. Das Portal dient aber nicht nur als Infor-mations- und Diskussionsplattform, son-dern bietet mit einem eigenen Shop und einem eigenständigen Eventbereich auch die Möglichkeit, Produkte und Workshops direkt zu vermarkten.

Sowohl der Event- wie auch der Shopbe-reich stehen dabei auch allen registrierten Portalusern zur Vermarktung eigener Pro-dukte und Workshops zur Verfügung. Wer sich über eine eigene Homepage präsen-tieren möchte, kann dies ebenfalls direkt über das Portal über den dort integrierten Homepagebaukasten sehr kostengünstig und ohne jegliche HTML- oder Program-mierkenntnisse vornehmen. Alle weiteren Infos finden Sie direkt im Portal.

Schauen Sie doch einfach einmal rein, wir versprechen Ihnen, es lohnt sich.

Christian Falk und Christoph Jansch

Links:HoO-Natur-Umwelt-Sozialeshttp://nus.hoo-web.de

NFN-Portal http://www.naturfotografen-fn-portal.de

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Naturschutz beginnt vor der eigenen Haustür. Getreu diesem Motto wird Thomas Hinsche nicht müde, auf die Schönheit und die Gefährdung des Biospährenre-servates, seinem Fotorevier, immer wieder hinzuweisen.

Text und Fotos: Thomas Hinsche

Naturschutz vor der HaustürBiosphärenreservat Mittelelbe

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Hirschkäfer ♂ (Lucanus cervus) Kleiner Eichbock ♂ (Cerambyx cerdo)

Das Biosphärenreservat Mittelelbe

Naturnahe Flussläufe sind selten gewor-den in Mitteleuropa. Die Elbe durchquert von ihrer Quelle im tschechischen Riesen-gebirge bis zur Mündung in die Nordsee bei Hamburg mehrere deutsche Bundes-länder. Sie durchfließt das Land Sachsen- -Anhalt auf 330 Flusskilometer durch weite Auenwiesen und -wälder, große Städte und kleine Siedlungen.

An der Mittelelbe in Sachsen- Anhalt über-dauerten die letzten zusammenhängen-den Hartholzauenwälder Mitteleuropas. Eine Vielzahl von selten Pflanzen und Tieren, z B. verschieden Fledermausarten, der an Eichen lebende Heldbock und Hirschkäfer, die Sibirische Schwertlilie und die bedrohte Wassernuss, finden hier idealen Lebens-raum.

Dem Elbebiber, der zu Beginn des vergan-genen Jahrhunderts dem Aussterben nahe war, bot sich hier ein letztes Rückzugsge-biet.

Die Elbaue ist aufgrund ihrer Vielfalt an Lebensräumen und ihrer Naturnähe Heimat für eine Vielzahl teils stark gefährdeter Tier-arten. In der Elbe und ihren Nebengewäs-

sern leben heute wieder eine artenreiche Fischfauna. Nach mehreren Jahren des Larvenstadiums im Fluss schlüpfen am Ufer Libellen wie die Gebänderte Prachtlibelle und die Grüne Flussjungfer.

In Qualmwasserbereichen und Kleinge-wässern rufen die Rotbauchunke und der Laubfrosch.

Große zusammenhängende Auenwälder bieten Mittelspecht und Rotmilan, aber auch störungsempfindlichen Seeadlern und Schwarzstörchen Brutplätze.

Das Elbetal ist ein wichtiger Wanderkorri-dor. Besonders im Herbst beeindruckt der jährliche Vogelzug mit tausenden Wasser-vögeln, Saat- und Blässgänsen, aber auch Zwerg- und Singschwänen sowie tausen-den Kranichen.

Wandernde Fledermäuse wie Rauhaut-fledermaus und Abendsegler nutzen diese Leitlinie auf ihren Flügen zwischen Wochenstube und Winterquartier. Zuneh-mend werden auch wieder wandernde Fischarten wie Flussneunauge und Lachs auf ihrem Weg zwischen Nordsee und Laichgründen in der Elbe und ihren Neben-flüssen nachgewiesen.

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Biberdamm

Elbebiber (Castor fiber albicus)

Laubfrosch (Hyla arborea)

Fraßspuren zeugen vom BaumeisterMehr als 1000 Pflanzenarten gedeihen in den weiten Auwäldern und-wiesen, in den Altwässern, bilden die Ufervegetation der Flüsse sowie den Trocken- und Magerrasen auf den Dünen im Biosphärenreservat Mit-telelbe. Die Stieleiche ist, neben Ulme und Feldahorn eine der drei Hauptbaumarten und bietet zahlreichen Tieren Nahrung. Die Pflanzen der Auenlandschaft sind an den Wechsel der Wasserstände angepasst.

Die Elbe- das Herz der Aue

An ihren Ufern erstreckt sich eine der letz-ten naturnahen Flusslandschaften Euro-pas, eine spezifische Auenlandschaft mit beeindruckendem Reichtum der Tier- und Pflanzenwelt. Der stete Wechsel von Hoch- und Niedrigwasser bestimmen eine sen-sible Balance der Lebensgemeinschaften und Lebensräume in der Flussaue. Auch Hochwasserereignisse, sind für die Lebens-gemeinschaften keine Katastrophe, im Gegenteil, sie sind Leben spendend.

Wo die Kraft des Wassers einwirkt, bilden und erhalten sich typische Auenstrukturen wie Flutrinnen, Altwässer, Kolke. Viele Arten wie z. B. Rotbauchunke, Urzeitkrebs, Rohr-glanzgras und Wasserschwertlilie, sind auf solche Bedingungen spezialisiert.

Die Eindeichung des Flusses, begründet durch immer näher an den Fluss herange-rückte Siedlungen und Nutzflächen, ent-zieht weite Auenbereiche der natürlichen Dynamik. Rund 80% der ursprünglich vor-handenen Auenbereiche büßte die Elbe durch menschlichen Zugriff, durch Eindei-chung, Flächenversiegelung und Begradi-gung des Flusslaufs ein. Bild Schotterhalde Die Auswirkungen des verheerenden Elbe/ Mulde- Hochwassers von 2002 zeigten einmal mehr die Notwendigkeit einer nach-haltigen Renaturierung der Flusslandschaft, die bei Hochwasser die Wassermassen auf-nimmt und allmählich wieder abgibt.

Im Biosphärenreservat Mittelelbe werden die beiden derzeit größten und bedeu-tendsten Auenmanagementprojekte in Europa umgesetzt. 2001 startete der WWF das Projekt „Mittlere Elbe“, sein größtes Pro-jekt in Deutschland. Bis 2018 soll an der Mit-

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Gebänderte Prachtlibelle (Calopteryx splendens)

Schwarzstorch (Ciconia nigra)

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Weißstorch (Ciconia ciconia) © Christine Jung

Ein Seeadler (Haliaeetus albicilla) nach einem Jagd-versuch über jungen Höckerschwänen (Cygnus olor)

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Thomas Hinsche

Mitglied der Gruppe Naturfotografen-for-Nature lebt für die Naturfotografie und hat sich insbesondere durch seinen zahlreichen Eisvogelaufnahmen einen Namen unter Naturfotografen gemacht. Seine Bilder erscheinen in Zeitschriften und Büchern.

www.naturfotografie-hinsche.de

Rotmilan (Milvus milvus)

MIttelspecht (Dendrocopos medius)

Bilder rechte Seite:Eindrücke aus den Elbauen und dem Gartenreich Dessau-Wörlitz

telelbe ein durchgehender Verbund von echten überflutbaren Auenwäldern von der Mulde- bis zur Saalemündung geschaf-fen werden.

Das Gartenreich Dessau- Wörlitz im Biosphärenreservat Mittelelbe

Seit 1988 ist das Gartenreich Dessau- Wörlitz mit seinen 142km2 - Fläche Bestandteil des Biosphärenreservats Mittelelbe. Im Jahre 2000 wurde das Gartenreich zum UNESCO- Weltkulturerbe ernannt. Das UNESCO-Programm „Mensch und Biosphäre“ und die Weltkulturerbekonvention stehen hier in einem eindrucksvollen Kontext. Das gemeinsame Anliegen der Biosphärenre-servatsverwaltung Mittelelbe und der Kul-turstiftung Dessau- Wörlitz besteht darin, diese herausragende Kulturlandschaft in jeder Hinsicht zu pflegen, Biotopvielfalt und Landschaftsmosaik zu bewahren, so dass das Weltkulturerbe in seiner natürlichen und ideellen Substanz heutigen und späte-ren Generationen erhalten bleibt.

Der Besucher wird noch heute wie in einem Garten von unendlicher Weite durch die Landschaft geführt. Über Verbindungs-wege, Alleen, Deichkronen, Sichtachsen geleitet von Punkt zu Punkt. Zu Blickfän-gen von kleinteiliger Architektur, zu Tem-peln, Statuen, Brunnen, zu Brücken und Wallwachhäusern, bis hin zu großzügigen Flächen, wie Solitäreichenwiesen, Gewäs-sern, Landschaftsparks und Auenwiesen.

Thomas Hinsche

Danke an K.E. Wodziki für die Unterstützung

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Unterstütze die Wildkatze!

durch den Kauf desNFN-Kalender 2012

Leben in Deutschlands Wäldern

Weitere Informationen zum Kalender 2012 findest Du unter www.naturfotografen-fn.de

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Das Projekt „Die Wildkatze in Rheinland-Pfalz“

Rheinland-Pfalz beherbergt in seinen Wäl-dern das bundesweit größte Wildkatzen-Vorkommen und hat damit eine besondere Verantwortung für den Erhalt dieser Art. Ein Artenschutzprojekt des Landes Rheinland-Pfalz brachte bereits wichtige Erkennt-nisse zur Gefährdung, Verbreitung und Bestandssituation der Wildkatze und ver-deutlichte einmal mehr die Bedeutung der Wildkatze als Leitart für die Vernetzung von Lebensräumen.

Ihre Bedeutung als Charakterart für einen naturnahen, wilden Wald und ihre Schutz-bedürftigkeit haben die Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank Süd-west eG sowie das Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz des Landes Rheinland-Pfalz bewogen, das Projekt „Die Wildkatze in Rheinland-Pfalz“ ins Leben zu rufen, das aus verschiedenen Bausteinen zusammengesetzt ist:

Öffentlichkeitsarbeit

Um die heimliche Lebensweise dieses fas-zinierenden Tieres einem breiten Publikum bekannt zu machen und für den Schutz dieser Art zu werben, ist eine umfassende Öffentlichkeitsarbeit erforderlich. Durch verschiedene Angebote wie eine Interne-tseite, eine Umweltbildungsmappe und

Veranstaltungen bzw. Ausstellungen zum Thema Wildkatze werden alle Altersgrup-pen angesprochen und Anregungen für die pädagogische Arbeit mit der Wildkatze gegeben.

Auffangstationen

Bereits jetzt wächst das Interesse an der Wildkatze und leider werden in zunehmen-dem Maße auch verletzte oder kranke Tiere gemeldet. Doch bislang fehlte die Möglichkeit, die Wildkatzen bis zu ihrer Genesung fachgerecht unterzubringen. Ein wichtiger Baustein dieses Projektes ist es deshalb, zwei Wildkatzen-Auffang-gehege im Norden und im Süden von Rheinland-Pfalz (weitere Informationen unter Artenschutzzentrum Wildkatze) auf-zubauen.

Wanderkorridor

Auch in Rheinland-Pfalz werden Wildkat-zenpopulationen durch die Zerschneidung ihrer Lebensräume durch Straßen und die fehlende Vernetzung von Wäldern von-einander getrennt. Isoliert liegende, indi-viduenarme Populationen weisen aber ein erhöhtes Aussterberisiko auf. Um dieser Entwicklung entgegen zu wirken, wird im Rahmen des Projektes „Die Wildkatze in Rheinland-Pfalz“ und als Bestandteil der bundesweiten Aktion Rettungsnetz Wildkatze ein Wanderkorridor zwischen

N F N P O R T R A I T

Mehr Lebensraum für Deutschlands wilde SamtpfotenVon Stefanie Venske

Im Jahr 2011 werden die NFN das Projekt-Wildkatze in Rheinland-Pfalz unterstützen. Worum es bei diesem Projekt geht und wie die Unterstützung umgesetzt wird, dass hat uns Stefanie Venske vom NaturErlebnisZen-trum Wappenschmiede erzählt.

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Bienwald und Pfälzerwald durch Grund-stückkauf und Gehölzpflanzungen ange-legt.

Artenschutzzentrum Wildkatze

Seit Anfang Juli 2010 ist die Region Fisch-bach (Dahn) nahe der französischen Grenze um eine Attraktion reicher: Denn da öffnete das Artenschutzzentrum „Wildkatze“ seine Pforten, das an das bestehende NaturErlebnisZentrum Wap-penschmiede der GNOR e. V. angeglie-dert ist.

Nach fast einjähriger Vorbereitungs- und Bauzeit hat das Wildkatzenzentrum am 8.7.10 unter Beisein von Staatssekretärin Jaqueline Kraege vom Umweltministerium und vielen weiteren Ehrengästen – unter ihnen auch der Geschäftsführer der Stif-tung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank Südwest eG, Werner Altpeter, als Vertreter des Sponsors – eröffnet.

Herzstück des Zentrums ist eine Ausstellung zum Thema Wildkatze, die in drei Räumen und auf ca. 75 Quadratmetern Fläche untergebracht ist. In einem erlebnispäd-agogischen Bereich gibt es z.B. Fühlboxen oder einer überdimensionale Wildkatzen-höhle, die besonders die kleinen Besucher zu Entdeckungen einlädt. Interaktive Mul-timedia-Stationen vermitteln zeitgemäß Wissen über die Wildkatze. Natürlich gibt es aber auch klassische Ausstellungsele-mente wie Tafeln und Schauobjekte (z.B. Präparate und Felle). So erfährt man bei-spielsweise anschaulich die Unterschiede zwischen Haus- und Wildkatzen oder auch, wer der Urahn unserer Hauskatzen ist. Natür-lich nehmen auch Informationen über ihre Lebensweise oder ihre Gefährdungsursa-chen breiten Raum ein. Abgerundet wird das Ganze durch eine Computerstation mit Wildkatzenquiz, bei der man das gelernte Wissen spielerisch überprüfen kann.

Außerdem versteht sich das Wildkatzen-Zentrum als zentrale Anlaufstelle für alle, die Fragen rund um die Wildkatze haben, wozu auch die Möglichkeit gehört, Beob-achtungen von Wildkatzen sowie Totfunde zu melden oder abzugeben. Das Wildkat-

zenZentrum soll darüber hinaus sowohl der Öffentlichkeit als auch Wissenschaftlern als Kommunikationszentrum dienen.

Untergebracht ist es in der alten Wappen-schmiede, die bisher nur den Bio-Hofladen des Naturerlebniszentrums beherbergte, während die anderen Räume lediglich als Abstellflächen genutzt wurden. So konnte jetzt ein Teil der Räumlichkeiten dank des Projekts einer sinnvollen Nutzung zugeführt werden.

Eine weitere Aufgabe des Wildkatzenzen-trums wird in Bälde auch die Unterbringung und Betreuung verletzter Tiere oder einge-sammelter junger Kätzchen aus dem südli-chen Rheinland-Pfalz sein. Dazu wurde ein Auffanggehege gebaut, das sich etwas abseits und nicht für jedermann zugäng-lich auf dem Gelände des NaturErlebnis-Zentrums Wappenschmiede befindet. Ein weiteres Auffanggehege befindet sich auf der Wildenburg im Hunsrück. Hier können die Katzen länger untergebracht werden und außerdem wieder an die Freiheit gewöhnt werden, da es dort auch ein Aus-wilderungsgehege abseits des öffentlich zugänglichen Bereichs gibt.

Sehr geehrte Frau Venske, im Namen der NFN und unserer Leser darf ich mich bei Ihnen für diese interessanten Informatio-nen bedanken. Dem Projekt und natürlich unseren Wildkatzen in Deutschland wün-schen wir eine positive Entwicklung!

NaturErlebnisZentrum Wappenschmiede (GNOR e.V.)Am Königsbruch 266996 Fischbach bei DahnTel: 06393-993406Fax: 06393-993706Email: [email protected]

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Verwechslung ausgeschlossen?

Europäische Wildkatze Felis silvestris silvestris

Hauskatze Felis silvestris f. catus

Körperbau: schlanker wirkend als die Wildkatze, auch aufgrund des kurzhaarigen Felles, Vorder- und Hinterläufe dünnerFellfarbe: glänzend, große Variabilität der GraufärbungFarbmuster: meist kräftig durchgezeichnetKopfform: kleiner, schlanke SchnauzenregionNasenspiegel: meist dunklerSchwanz: kurzhaarig, spitzendig, nicht so kontrastreich

ACHTUNG: Wildkatzen können sich mit Hauskatzen paaren und Junge bekommen (sogenannte Blendlinge). In Wildkatzengebieten wie bspw. Eifel, Hunsrück und Pfälzerwald kommt dies aber nur selten vor.

Schwanz: kurzhaarig, spitzendig, nicht so kontrastreich(links: Hauskatze, rechts: Wildkatze)

Einige Informationen rund um die WildkatzeQuelle: Informations- und Lehr-CD

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Die Wildkatze ist ein dämmerungs- und nachtaktives Tier. Ihre licht-empfindlichen Augen können selbst bei Sternenlicht ihre Umgebung gut erkennen. Bei Helligkeit ziehen sich die Pupillen der Wildkatze schlitz-förmig zusammen, so dass nur wenig Licht auf die sensible Netzhaut trifft.

Nach vorne gerichtete Augen des Jägers ermöglichen ein gutes räumliches Sehen

Im Gegensatz dazu sitzen die Augen vieler Fluchttiere seitlich und ermöglichen eine optimale Rund-um-Sicht

Mit den Augen der Wildkatze

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Pupillen bei hellem Licht

Pupillen bei Dämmerung

Pupillen bei Dunkelheit

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Was frisst die Wildkatze?

Die Wildkatze ist ein spezialisierter Mäusejäger. Die kleinen Nager decken ca. 95 % ihrer Nahrung. Dabei stehen sowohl Feld- sowie waldbewohnende Mäusearten auf ihrem Speiseplan.

Weitere Beutetiere: • Kleinvögel

• Reptilien

• Fische

• Insekten

• Kleinsäuger bis Kaninchengröße

Foto

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Wo ist die Maus auf diesem Bild zu entdecken?

Einige Informationen rund um die WildkatzeQuelle: Informations- und Lehr-CD

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Gefahren für die Wildkatze

Viele Gefahren lauern auf die Wildkatze. Unsere aufgeräumte Kulturlandschaft bietet oftmals keinen geeigneten Lebensraum mit ausreichender Nahrungsgrundlage. Straßenverkehr und zerschnittene Landschaften isolieren viele Wildkatzenpopulationen.

• Siedlungen und Straßenausbau

• stetiger Flächenverlust durch Überbauung

• Straßensysteme als unüberwindbare

Barrieren

• Ausgeräumte monotone Landschaften

ohne Deckung

• Keine Schlaf- und Aufzuchtplätze in

intensiv genutzter Landschaft

• Keine Verbindung zwischen den

Wildkatzenlebensräumen

• Keine ausreichende NahrungsgrundlageFotos: STEPHAN, T.

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Schutzmaßnahmen für die Wildkatze

• Um das Überleben der Wildkatze dauerhaft zu sichern, müssen die waldreichen Lebensräume miteinander verbunden werden.

• Sogenannte grüne Korridore sorgen für eine Vernetzung von isolierten Populationen.

• Vereinzelte Populationen sind oft zu klein, um langfristig zu bestehen. Der genetische Austausch und somit die Vermeidung von Inzucht sind daher von großer Bedeutung.

• Der BUND arbeitet seit Jahren erfolgreich an einem deutschlandweiten Wildkatzen- wegeplan, 20.000 km Wanderkorridore als Rettungsnetzt für die Wildkatze werden als größtes Naturschutzprojekt Mitteleuropas geplant und sind z.T. schon umgesetzt.

• In Zukunft soll dieser Wegeplan auch international ausgebaut werden (weitere Infos unter www.bund.net).

Grünbrücken als Überquerungshilfe für stark befahrene Straßen und Bahntrassen sind ein wichtiger Bestandteil der Vernetzung. Dabei ist darauf zu achten, dass diese Querungshilfen, so z.B. auch Unterführungen, Anschluss an das System der grünen Korridore haben, um die einzelnen Lebensräume sinnvoll zu verbinden.

Foto: BUND

Einige Informationen rund um die WildkatzeQuelle: Informations- und Lehr-CD

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Rettungswege für die Wildkatze

Wildkatzenvorkommen

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Siegerbilder

Die auf dieser und den folgenden Doppel-seiten gezeigten Motive stellen die Siegerbil-der des NFN - Kalenderwettbewerbes dar. In den verschiedenen Kategorien konnten sie sich erfolgreich durchsetzen. Die Bilder des Wettbewerbes bilden die Grundlage für den NFN-Kalender 2012, welcher im Rahmen der Unterstützung des Wildkatzen-Projektes durch die Mitglieder der NFN verkauft wird

Herzlichen Glückwunsch den Gewinnern!

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Kategorie: andere Tiere

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Christoph Jansch, Erdkröten auf dem Weg zum Leichgewässer

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Kategorie: Landschaft

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Horst Engler, Ilsetal

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Kategorie: Vögel

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Christine Jung, Haubenmeise

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Kategorie: Bäume

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Kerstin Langenberger, Herbstbirke

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Kategorie: Säugetiere

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Thomas Hinsche, Jungfuchs

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Kategorie: Pflanzen und Pilze

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Horst Engler, Pilzgruppe

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Kategorie: Serien

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Thomas Hinsche, Bunt-, Blut-, und Mittelspecht

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Elbe - nahe der Saalemündung

Ein besonderes Highlight eines jeden Naturfotografen mit Schwer-punkt Makro ist die fotografische Dokumentation einer Metamor-phose, wie sie Insekten in ihrem Lebenszyklus teils mehrfach voll-ziehen. Der nachfolgende Bericht dokumentiert meine Beobachtun-gen die ich bei der Umwandlung einer Schwalbenschwanzraupe hin zum Falter machen durfte.

Text und Fotos: Christoph Jansch

von der Raupezum Schmetterling

Verwandlung

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Verwandlung: Von der Raupe zum Schmetterling

Wenn man den Lebenszyklus unterschiedli-cher Tierarten betrachtet, geht eine beson-dere Faszination von den Insekten aus, die während ihres Lebenszyklus eine komplette Verwandlung (Metamorphose) ihrer äuße-ren Erscheinung durchmachen. Die Not-wendigkeit dieser Verwandlung resultiert aus der bei Insekten aus starren Platten zusammengesetzten Außenhülle. Da diese sich nur in begrenztem Umfang dehnen lässt, müssen sich Insekten, um wachsen zu können, von Zeit zu Zeit häuten. Dabei legen sie sich eine etwas größere Hülle zu. Primitive Insekten werden dadurch einfach Schritt für Schritt nur größer, bei höheren Insekten ist damit gleichzeitig auch ein Gestaltwandel verbunden. Schmetterlinge zeigen dabei wie z.B. auch Arten der Gat-tungen Käfer und Zweiflügler nach dem Verlassen der Eischale nicht nur einen Wandel über mehrere Larvenstadien hin zum ausgewachsenen Insekt (Imago), sondern auch ein Zwischenstadium, nämlich die weitgehend unbewegliche Puppe. Dieser Verwandlungstyp mit zwei-fachem Gestaltwandel wird als vollstän-dige Metamorphose bezeichnet, Libellen oder Heuschrecken dagegen, bei denen das Puppenstadium fehlt, vollziehen ledig-lich eine unvollständige Metamorphose.

Im Folgenden möchte ich Ihnen anhand meiner Erfahrungen die Entwicklung einer Schwalbenschwanzraupe hin zum ausge-wachsenen Schmetterling schildern.

Nachdem ich im Herbst 2008 erstmals Schwalbenschwanzraupen im NSG Jusi am Berg gefunden hatte, kam der Wunsch auf, nicht nur Bilder vom aktuellen Sta-dium der Raupe zu machen, sondern auch einmal den kompletten Entwicklungszyklus bis hin zum ausgewachsenen Schmetter-ling mitzuerleben und fotografisch zu doku-mentieren. Ich recherchierte danach im Internet und stieß auf die sehr gute Seite http://www.schmetterling-raupe.de/ von Walter Schön, die neben vielen Arten-portraits, die sehr gut zur Bestimmung von Schmetterlingen genutzt werden können, auch eine Beschreibung zur Zucht von

Schmetterlingen enthält. Hier wird genau beschrieben, wie man mit den einzelnen Entwicklungsstadien umgehen muss und welche Voraussetzungen für eine erfolg-reiche Zucht gegeben sein müssen. Ich besorgte mir daraufhin im Fachhandel eine Mega-Becherlupe (Durchmesser 10,5 cm, Höhe 11,5 cm) zur Aufzucht einer Raupe und zur Überwinterung der Puppe und für den Schlupf des Falters ein Mini-Terrarium (Hagen Exo Terra Glas mit Rückwand mit den Maßen: L 30 x B 30 x H 30 cm). Mit dieser Grundausstattung suchte ich im Herbst 2009 an der Stelle im NSG Jusi am Berg, wo ich auch 2008 Schwalben-schwanzraupen gefunden hatte, nach einer noch nicht vollständig ausgewach-senen Raupe. Ich wurde fündig, allerdings nicht nur im Bereich, in dem ich auch 2008 mehrere Raupen fand, sondern auch in einem etwas weiter unterhalb gelegenen Bereich, der nicht mehr zum eigentlichen NSG, sondern zu einer privat bewirtschaf-teten Obstwiese gehört. Da ich wusste, dass dieser Bereich in Kürze abgemäht wird, nahm ich die Raupe, die ich dort fand, mit, auch wenn es bereits eine aus-gewachsene Raupe war, da sie ansonsten relativ sicher dem Mäher zum Opfer gefal-len wäre. Bild 1 und 2 zeigen die Raupe an ihrem Fundort in der Obstwiese. Als Futter für die Raupe nahm ich aus derselben Wiese einige Büschel der Kleinen Biber-nelle sowie der Wilden Möhre, zwei der bevorzugten Futterpflanzen der Schwal-benschwanzraupe, mit.

In den eigenen vier Wänden

Zu Hause versorgte ich die Raupe sofort mit Futter, das sie direkt dankend annahm. Es war faszinierend, zu beobachten, mit wel-cher Geschwindigkeit die Raupe die klei-nen Blüten auffraß. Täglich reinigte ich die Becherlupe, entsorgte das alte Futterma-terial und versorgte die Raupe mit frischem Futter. Man sollte frisch gepflücktes Futter nicht länger als drei Tage verwenden, auch wenn es in einer Vase frisch gehal-ten wird. Da der Schwalbenschwanz als Puppenform eine Gürtelpuppe, d.h. die Raupe bindet sich vor der Verpuppung mit einem Faden an einem Stängel, einem

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Bild 01 - Schwalbenschwanzraupe am Fundort

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Bild 02 - Schwalbenschwanzraupe am Fundort

Bild 03 - Die Raupe am Verpuppungsort

Stein oder einem Ästchen fest, sodass die Puppe später am Fußende festgeklebt und innerhalb des Fadens frei gehalten wird, ausbildet, sollte man bereits von Anfang an ein dürres langes Ästchen mit in die Becherlupe geben, an dem die Raupe vor der Verpuppung hochkriechen kann. Nach vier Tagen machte sich auch meine Raupe bereit zur Verpuppung. Das auffäl-ligste Merkmal, dass es soweit ist, stellt die Abgabe eines letzten flüssigen Kotes (der normale Kot besteht aus festen runden Kügelchen) dar, den die Raupe nach stun-denlangem unruhigem Umherkriechens abgibt. Danach sucht sich die Raupe eine geeignete Verpuppungsstätte, die sie im bereitgestellten fast senkrecht in der Becherlupe platzierten dürren Ästchen auch findet, und bindet sich im oberen Drittel mit einem Gürtelfaden daran fest (Bild 3). Die eigentliche Verpuppung ist die letzte Form der Häutung. Die Raupenhaut platzt auf und wird durch heftige Hin- und Herbewegungen abgestreift. Darunter erscheint die noch weiche Puppe, die in einer grünen und einer braunen Variante auftreten kann. In meinem Fall verpuppte sich die Raupe in der grünen Variante (Bild 4). Den Augenblick des Verpuppens im Bild festzuhalten ist sehr schwierig, da der Vorgang nur wenige Sekunden dauert. Dennoch steht das Festhalten dieses Vorgangs auch noch ganz oben auf meinem Wunschzettel.

Ein Bild vom Schlupf soll es sein

Nach der Verpuppung der Raupe sollte man die Becherlupe zur Überwinterung an einen kühlen unbeheizten, aber frostfreien Ort bringen, z.B. in eine Garage oder einen Keller. Sofern kein Frost besteht, muss die Puppe im Winter alle 2-3 Wochen mit einer Sprühflasche leicht mit Wasser befeuchtet werden. Bis Mitte März bleibt die Puppe in ihrem Winterquartier. Danach kann man sie auch in ein nicht beheiztes Zimmer im Haus stellen. Ab Ende März sollte die Puppe dann in ein normales Zimmer umge-zogen werden. Ebenso sollte die Befeuch-tung der Puppe ab Anfang März je nach Temperatur wöchentlich vorgenommen werden. Den Zeitpunkt, zumindest den Tag, des Schlüpfens (Die Schlüpfperiode

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Bild 04 - Die grüne Variante der Verpuppung Bild 05

Bild 06Bilder 05 - 07:

Die Entwicklung des Falters ist sehr gut zu erkennen

rechte Seite: Bild 07

beginnt bei der Frühjahrsgeneration des Schwalbenschwanzes je nach Witterung Anfang bis Mitte April), kann man bei einer Schwalbenschwanzpuppe relativ genau bestimmen, denn in den Tagen vor dem Schlupf sieht man bereits die Flügelzeich-nung des Falters durch die Puppe schim-mern. Am Tag vor dem Schlupf sieht man dann den kompletten Falter sehr deutlich durch die Puppe schimmern (s. Bild 5-7, die an den drei Tagen vor dem Schlupf ent-standen sind). Spätestens dann sollte man die Puppe aus der Becherlupe nehmen und in das Mini-Terrarium umziehen, da der Falter dort mehr Platz hat. Ich habe dazu eine Styroporbodenplatte ins Terra-rium gelegt und das Ästchen, an dem die Puppe befestigt war, in die Styroporplatte gesteckt. Danach bereitete ich alles vor, um den Augenblick des Schlupfes auch fotografisch festzuhalten.

Ich wusste, dass der Schlupf meist in den frühen Morgenstunden erfolgt, also

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Bild 08 - Ein frisch geschlüpfter Falter ist ein ganz besonderer Anblick

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Bild 09 - Die ganze Pracht des Falters

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Bild 10 - Faszinierende Details - das Auge

Bild 12 - Im heimischen Garten

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Bild 11 - Faszinierende Details - die Flügel

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Christoph Jansch, 42 Jahre, Dipl. Infor-matiker, verheiratet, zwei Kinder, wuchs in einer naturverbundenen Familie auf und interessierte sich von Kindes Beinen an für alle Facetten der Natur. Die Naturfotografie ist seit 2005 neben Familie und Beruf seine größte Leidenschaft und Ausgleich zum oft stressigen Berufsleben. Christoph ist Mitglied der NFN und Webmaster für das Aktions- und Business-Center der Gruppe.

Bild 13 - Im heimischen Garten, kurz vor dem Abflug

stand ich sehr früh auf. Leider machte mir der Falter einen Strich durch die Rechnung, denn als ich morgens um 5 Uhr an mein Terrarium kam, war der Falter bereits geschlüpft und auch die Flügel waren bereits ausgehärtet.

Der Frust hielt sich dennoch in Grenzen, denn der Anblick des frischen Falters, der direkt oberhalb der Puppe hing (s. Bild 8 und 9), war einfach absolut faszinierend. Da der Falter nach dem Schlupf noch mehrere Stunden benötigt, bis er flug-bereit ist, blieb noch genügend Zeit, um auch Detailaufnahmen des Auges (Bild 10) und der schönen Flügelpartien (Bild 11) mit einem Lupenobjektiv zu machen.

Zurück in die Freiheit

Danach nahm ich den Falter mit in den Garten und setzte ihn auf eine Löwen-zahnblüte (Bild 12 und 13). Nach etwa einer Stunde versuchte der Falter dann

erstmals abzufliegen, was ihm zunächst mehrfach misslang. Nach einigen Versu-chen jedoch klappte es und der Falter ent-flog in die Freiheit. Etwas wehmütig, aber dennoch glücklich, dass der Falter gut über den Winter gekommen ist, schaute ich dem abfliegenden Falter hinterher.

Christoph Jansch

Quellen:Heiko Bellmann: Der neue Kosmos Schmetterlingsführerhttp://www.schmetterling-raupe.de/

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Wer auf seinem Waldspaziergang Ohren und Augen offen hält, der wird sie entdecken, die Zimmerleute des Waldes. Gemeinsam mit meinem Fotofreund Thomas Weber versuchten wir unser Projekt Schwarzspecht umzusetzen.

Text und Fotos: Jan Bleil

Rote KappeSchwarzer Mantel

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v.l.n.r: Grauspecht ♂ (Picus canus jessoensis), Buntspecht ♀ (Picoides major), Schwarzspecht ♂ (Dryocopus martius)

Zimmerleute des Waldes

Wenn sich die Blütenknospen öffnen, grüne Blätter sprießen und uns die Sonne wieder verwöhnt, dann singt und zwitschert es rings um uns herum. Und man hört die Zimmerleute des Waldes wieder ihre Höhlen in die Bäume schlagen. Die Spechte bereiten sich auf ihre Brut vor. Drei heimische Spechtarten sind oben zu sehen. Der Grauspechthahn am Astloch mit versteckten Leckereien, eine Buntspechthenne im morgendlichen Sonnenlicht auf der Suche nach Nahrung und ein Schwarzspechthahn am frisch geschlagenen Loch seiner Bruthöhle. Wer auf seinem Waldspaziergang Ohren und Augen offen hält, der wird sie entdecken, die Zimmerleute des Waldes.

Rote Kappe, schwarzer Mantel

Einer der schönsten einheimische Spechte ist für mich der Schwarzspecht. Durch meine lieben Fotofreunde Joachim und Thomas habe ich dieses Jahr das Glück, ein Paar Schwarzspechte an ihrer Höhle fotografieren zu können. Aktuell stehen wir noch ganz am Anfang dieser Spechtsaison und hofften natürlich auf schöne Bilder. An der Entwicklung

unseres Projektes „Schwarzspecht“ will ich Sie hier teilhaben lassen.

Holzkrähe

„Unser Schwarzspecht oder die Holzkrähe (Dryocopus martius) ist einfarbig mattschwarz, am Oberkopf aber kaminrot, und zwar nimmt die Farbe beim Männchen den Oberkopf ein, wogegen sie beim Weibchen auf eine Stelle des Hinterkopfes beschränkt ist. Die Jungen unterscheiden sich wenig von den Alten.“

So hat Sie Alfred Edmund Brehm in seinem Tierleben beschrieben.

Home, sweet home

Schwarzspechte (Dryocopus martius) gehören mit ihren gut krähen großen Körpermaßen nicht gerade zu den Winzlingen und benötigen daher einen Baumbestand mit entsprechend hohem Stammumfang, um ihre Höhlen zu schlagen. Ihr bevorzugter Lebensraum beinhaltet also Altholzbestände wie 80 bis 100-jährige Buchen. Weisen diese mindestens 4 bis 10 Meter astfreie und mit über 35 cm entsprechend starke Stämme auf, dann baut er hier seine Brut- und Schlafhöhlen.

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Der ovale Eingang der Bruthöhle.Hier liegt die Bruthöhle „unseres“ Paares.Blinde Passagiere auf dem Schwanz zeugen vom Ort der Nahrungsbeschaffung - dem Ameisenhaufen.

Die Höhle hatten wir also auf Grund eines Hinweises ausgemacht und einige Male waren wir vor Ort. Wir haben jedoch beschlossen, die schwarzen Rotkappen nunmehr eine Weile Ruhe zu gönnen. Sie sollten ohne Störungen mit ihrer Brut beginnen. Wir wollten schließlich am Nachwuchs teilhaben. Dies bedeutet, sich in Enthaltsamkeit zu üben. Weniger ist oft mehr, insbesondere wenn es um Besuche von brütenden Vögeln geht.

Unser großes Ziel war ein Bild von der Futterübergabe eines Altvogels an die aus der Höhle schauenden Nachwuchsstars. Zudem bringt die fortschreitende Jahreszeit noch etwas Positives mit sich. Der auf dem nebenstehenden Bild sehr helle Hintergrund, sollte durch das wachsende Laub grün werden. Sich in Geduld zu üben, hat also durchaus mehrere Gründe. Ob wir dafür belohnt werden? Stand heute kann das niemand mit Sicherheit beantworten. Die Zeit sollte es zeigen.

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Letzte Baumaßnahmen im Abendlicht, ♂ ♂ Kontrollblick aus dem Höhleneingang

Ernährung

Schwarzspechte ernähren sich hauptsächlich von Insekten. Folgt man der einschlägigen Literatur und den diversen Berichten im Internet, so bilden Ameisen durchaus einen Hauptbestandteil der Nahrung. Dies richtet sich jedoch auch stark nach dem Angebot. Die Nahrung nehmen sie dabei sowohl direkt vom Boden auf, als auch durch das Herausholen der Insekten aus der Baumrinde. Diese wird dabei regelrecht perforiert und geht bis hin zum Zerlegen von morschen Bäumen. Ihr kräftiger Schnabel leistet ihnen dabei gute Dienste.

Wir konnten die Spechte noch nicht wirklich bei der Nahrungssuche beobachten, abgesehen von einigen wenigen Klopfeinlagen an den im Bereich der Bruthöhle stehenden Bäume. Obwohl mehr als genug krabbelndes Volk um uns herum war, schien dies aus Sicht der Spechte nicht der geeignete Ort für die Nahrungssuche zu sein. Direkt neben dem kleinen Wäldchen liegt ein Holzstoß aus gefällten

Bäumen und zerkleinerten Kronen. Hoch aufgetürmt auf gut 2,5m, bietet er reichlich Betätigungsfeld für Insekten und Kleinvögel. Die Spechte lässt das kalt. Vielleicht ändert sich das Verhalten im Rahmen der Fütterungen des Nachwuchses. Dies bleibt abzuwarten.

Ein Bild von der Jagd nach Ameisen wäre noch eines von unendlich vielen offenen Wunschmotiven. Auch hier ist Geduld gefragt.

Die Brut beginnt

Es ist Ostern und das Wetter ist hochsommerlich. Sonne und Temperaturen deutlich über 20°C haben die Pflanzen um uns herum förmlich explodieren lassen. Auch die Bäume in unserem kleinen Spechtwald tragen immer mehr Blätter. Das grüne Dach schließt sich und liefert schöne Farben. Herr und Frau Specht haben zueinander gefunden, sie hat seine Höhle angenommen und versteckt vor unseren Blicken vollzogen sie den Liebesakt. Seit nunmehr einer guten Woche wird

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Die Geschlechter im Vergleich:

Die Schwarzspechthenne mit der kleineren roten Kappe ist auf der linken, der Hahn mit der am Schnabel beginnenden und am Hinterkopf endenden roten Kappe auf der rechten Seite zu sehen.

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Eichblatt-Radspinne

Brutrevier und offener Ansitz: Wir haben uns gegen eine Tarnung entschieden, die Spechte konnten uns jederzeit sehen, wir haben die zugestandene Grenze nicht überschritten gebrütet. Alle paar Stunden wechselt man sich mit der Brut ab. Die Nächte verbringt der Hahn auf dem Gelege, typisch für Spechte.

Da die Höhle vom abendlichen Sonnenlicht profitiert, haben wir uns auf Brutwechsel mit der untergehenden Sonne eingestellt

und versuchen nun immer wieder einmal ein Bild zu machen. Um die Spechte nicht zu sehr zu stören, lassen wir zwischen den Besuchen immer wieder einige Tage ins Land gehen. Der Erfolg der Brut steht an erster Stelle, unsere Bilder dürfen wir als Geschenk betrachten. Wir sollten uns also entsprechend verhalten.

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Nach gut 12 - 14 Tagen sollten die jungen Spechte schlüpfen. Nach weiteren ~ 17 Tagen ist mit ihrem ersten Erscheinen an der Bruthöhle zu rechnen, in Summe kann die Nestlingszeit zwischen 25 und 31 Tagen variieren. Weitere 4 bis 5 Wochen kann dann die Fütterungszeit andauern. Die oft in zwei Teilen umherfliegenden

Familienverbände werden wir ebenfalls versuchen zu beobachten. Wie lange dies im Umfeld der Bruthöhle geschehen wird, werden wir im Laufe der weiteren Beobachtungen sehen. Wir hofften in erster Linie auf unser Wunschmotiv Nummer eins: Die Fütterung der Jungvögel an der Höhle.

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Brutablösung: Der Hahn fliegt die Höhle an und wartet auf den Abflug der Henne

Unsere Beobachtungen ließen hinsichtlich der Brutwechsel ein Muster erkennen. Die Zeiten, in welchen die Ablösungen stattfanden, konnten eingegrenzt werden. Dies macht es einerseits für den Fotografen leichter, andererseits sind diese Beobachtungen für den Naturfreund sehr interessant. Die Literatur wurde durch die Spechte bestätigt. Immer zur Dämmerung hin übernahm der Hahn das Brutgeschäft und die Henne zog über unsere Köpfe hinweg von Dannen. Die Abwesenheitszeiten der Altvögel zogen sich zu diesem Zeitpunkt in die Länge und konnten mehrere Stunden andauern.

Kommunikation

Spechte fallen den meisten Menschen eigentlich nur durch ihr Hämmern oder Trommeln auf. Dann werden die Bäume mit den Augen abgesucht, und manchmal wird der Verursacher auch entdeckt. Meist handelt es sich dann um einen Buntspecht, die wohl bekannteste und am wenigsten scheue Art unserer heimischen Spechte. Sie sind auch am ehesten an den Winterfütterungen zu sehen. Doch das allseits bekannte Geräusch des Hämmerns ist nicht die einzige Kommunikation, mit welcher diese Vögel sich verständigen. Und selbst an den Geschwindigkeiten

des klopf, klopf, klopf, lassen sich Spechtarten durchaus unterscheiden. Zurück aber zu unseren schwarzen Gesellen. Schwarzspechte äußern sich verschiedenartig, am ehesten nimmt man noch den Ruf wahr, mit welchem sich der Vogel beim Anflug ankündigt. Wir konnten beobachten, dass der Hahn bei der Rückkehr zur Bruthöhle nach einigen Tagen Brut nicht mehr lautstark rief. Dieser Komfort fiel für uns Fotografen nunmehr weg. Still und leise flog er die Umgebung des Brutbaumes an. Dank seiner Größe konnten wir ihn jedoch immer gut ausmachen. Ob der ruhige Anflug Methode ist oder eher durch die aktuelle „Gemütslage“ bestimmt wird, werden wir im Laufe der weiteren Beobachtungen sicher feststellen können.

Das Grün, das Licht und die Herausforderungen

Einige Tage nun schon beobachten Thomas und ich die Spechte. Mit fortschreitendem Frühling verändert sich die Vegetation. Die Blätter werden größer, in saftigem Grün präsentieren sich die Bäume und Sträucher. Was einerseits für schöne Farben sorgt, stellt andererseits Fotograf und Kamera vor neue Herausforderungen. Entweder nimmt das Laub das notwendige Licht, um auf

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♀, Canon EOS 5D Mark II, EF500mm f/4L IS USM, 500.0 mm, f/4.0, ISO2000, 1/1250 Sek., Ausschnitt

die richtigen Verschlusszeiten zu kommen, oder der Wind drückt die nun teils tiefer hängenden dünnen Astspitzen in das Blickfeld zwischen Bruthöhle und Kamera. Die von uns gewünschten Anflugbilder sind nur sehr schwer zu realisieren, selbst mit den heutigen Möglichkeiten der Technik. Aber wir bleiben am Ball.

Mittlerweile müssen die jungen Spechte in der Höhle sitzen. Beide Altvögel sind fast ständig unterwegs und kommen nur zur Fütterung und zum Abtransport der Kotballen an die Höhle. Dabei begegnen sie sich so gut wie überhaupt nicht mehr. Die Abwesenheitsspannen der Altvögel variieren zwischen ~ 60 und ~ 120 Minuten.

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Da die frisch geschlüpften Spechte völlig hilflos und noch sehr klein sind, wird das Futter wohl durch die Altvögel heraus gewürgt.

Bis dato konnten wir jedenfalls keinerlei offenen Futtertransport im Schnabel beobachten.

Der schwarze Blitz odereiniges zur Technik

Wie schon geschrieben, ist ausreichend Licht eine der Grundvoraussetzungen für kurze Verschlusszeiten. Will man auf den Einsatz von Blitz & Co. verzichten, dann muss man die ISO nach oben drehen. Wir

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Jan BleilThomas Weber

Schwarzspecht

Seite 1 / 5 Stand: 11.05.2011

Inhalt:

Ort: Iserlohn, NRW, Deutschland

Zeitraum: April 2011 bis

Datum Uhrzeit Futter Anflug Abflug Brutwechsel Fütterung Bemerkung Wetter Temperatur

22.04.11 17:20 ♀ - - - - Henne schaut aus der Höhle Sonne 26°

22.04.11 18:35 ♀ - - - - Henne schaut aus der Höhle

22.04.11 19:10 ♂ - - x - Hahn kommt zum Brutwechsel

22.04.11 19:15 ♀ - - x x Brutwechsel

24.04.11 18:50 - - - - - - Ankunft Bleil Sonne 25°

24.04.11 19:40 ♀ - - - - - Henne schaut aus der Höhle

24.04.11 19:50 ♂ - - x - - Hahn kommt zum Brutwechsel

24.04.11 19:51 ♀ - - - x x Brutwechsel

25.04.11 18:30 - - - - - - Ankunft Bleil Sonne 25°

25.04.11 18:50 ♀ - - - - - Henne schaut aus der Höhle

25.04.11 18:50 ♀ - - - x -

25.04.11 19:51 ♂ - - x - - Hahn kommt zum Brutwechsel

06.05.11 11:20 ♂ - - x - -

08.05.11 10:35 - - - - - - Ankunft Bleil Sonne 28°

08.05.11 11:36 ♀ - - x - -

08.05.11 11:37 ♀ - x - x -

08.05.11 12:16 ♂ - - x - -

08.05.11 12:23 ♂ - - - x -

08.05.11 nicht vor Ort

08.05.11 16:50 - - - - - - Ankunft Bleil Sonne, leicht bewölkt 26°

08.05.11 16:54 ♀ - - x - -

08.05.11 17:01 ♀ - - - x -

08.05.11 17:42 ♂ - - x - -

Beobachtungen Schwarzspecht (Dryocopus martius) an der Bruthöhle

♂ / ♀ Kotballen

Henne verlässt die Höhle, kein Altvogel in der Höhle!

Bericht Thomas Weber telefonisch: Henne kommt an die Bruthöhle und verschwindet darin, Hahn ist nicht zu sehen

Henne kommt zur Höhle und verschwindet darin

Henne verlässt die Höhle, kein Altvogel in der Höhle!

Hahn kommt zur Höhle und verschwindet darin

Hahn verlässt die Höhle, kein Altvogel in der Höhle!

Henne kommt zur Höhle und verschwindet darin

Henne verlässt die Höhle, kein Altvogel in der Höhle!

Hahn kommt zur Höhle und verschwindet darin

Beobachtungen notieren hiflt nicht nur dem Naturbeobachter, sondern auch dem Fotografen.

haben wirklich kurz überlegt mit dem Better Beamer als Blitzverlängerung und eben dem 580 EX Blitz von Canon zu arbeiten. Bei unseren Überlegungen jedoch ließ uns das Gefühl nicht los, die Situation ist für solche Experimente zu sensibel. Daher haben wir auf den Einsatz dieser Technik verzichtet. Während Thomas hauptsächlich mit der Canon EOS 7D (die 5D MKII und die 1 D MKIII waren aber auch von der Partie) arbeitete, hatte ich die EOS 1D MKIII und die EOS 5D MKII im Einsatz. Die hier gezeigten Bilder sind mit ISO-Einstellungen von 640 bis 2000 entstanden. Es waren oft die Konverter von Canon oder Soligor im Einsatz. Dabei haben wir wieder einmal die High-ISO-Eigenschaften der heutigen Technik zu schätzen gelernt. Ein Bild, wie das auf der vorhergehenden Doppelseite gezeigte, war eines unserer Ziele. Letztlich ist auch diese Aufnahme noch nicht optimal in der Schärfe. Aber sie ist nahe genug dran, um hier abgebildet zu werden.

Wir haben schnell feststellen müssen, dass die benötigten Verschlusszeiten

von mindestens 1/1000s, bei diesen Lichtbedingungen nur mit Mut zu hohen ISO-Zahlen möglich waren. Aber wozu haben wir die Möglichkeiten der digitalen Technik, wenn wir sie nicht nutzen wollen? Die wenigen brauchbaren Anflugszenen sind unter Begleitung von viel, viel Ausschuss entstanden.

Unserem Ziel haben wir uns wie folgt genähert:

• Zwischenlandeplätze identifizieren,• Anflugwege beobachten,• Kamera auf den Höhleneingang

ausrichten,• Vorfokussieren mit Hilfe von Liveview,• manueller Modus,• Zeitvorwahl,• Auto-ISO (Thomas), ISO hoch setzen,• Kabelfernauslöser,• Okular abdecken.

Dann hieß es wieder Warten, den Anflug des Spechtes nicht verpassen, Serienaufnahmen machen, Bildkontrolle

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Gesund oder verletzt? ♂ Der Müll muß raus! ♂

auf dem Display und wieder warten.

Um sich einigermaßen auf die Anflugzeiten, bzw. die Dauer der Abwesenheiten einrichten zu können, macht es Sinn, sich die Uhrzeiten zu dokumentieren.

Das Brutgeschehen festgehalten

Jeder Naturfotograf kennt die größte, benötigte Tugend für diese Art der Fotografie - Ausdauer! Viel Zeit also muss investiert werden, will man bestimmte Verhaltensweisen im Bild festhalten und dabei etwas über sein Motiv lernen. Die Schwarzspechte forderten diese Tugend von uns ein. Zumindest, wenn es darum ging, die Anflüge an der Bruthöhle dokumentieren zu wollen. Während der Zeiten vor Ort habe ich mir immer wieder notiert, was um mich herum geschah und was mir besonders aufgefallen war. Dies in Kombination mit den Aufnahmezeiten aus den Bilddaten ergab nach und nach eine kleine Dokumentation. Insbesondere die Zeitspannen, in welchen die Altvögel auf

Nahrungssuche waren, konnten wir daraus gut ablesen. Ebenfalls notiert haben wir ob die Altvögel sichtbar Futter trugen und ob sie beim Abflug Kotballen mit sich führten. Nebenbei noch das Wetter notiert und schon hatten wir eine kleine Übersicht, welche uns im kommenden Jahr vielleicht nützlich sein kann. Oben finden Sie einen kleinen Ausschnitt daraus.

Fliegende Müllabfuhr

Mit fortschreitender Aufzucht der Jungspechte und deren Entwicklung steigt natürlich auch die Produktion an „Endprodukten“. Die heranwachsenden Nachwuchsspechte benötigten immer mehr Platz in der Bruthöhle und die Kotballen würden die Krankheiten fördern, sofern sie in der Höhle verblieben. Folgerichtig nahm auch der Abtransport von Kotballen zu. Und was dort aus dem Heim des Nachwuchses geschafft wurde, war nicht gerade wenig. Konnten wir in den ersten Tagen nur unregelmäßige Kotballentransporte beobachten, so nahmen sie mit der Zeit zu

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und standen bald bei fast jeder Fütterung auf der Tagesordnung.

Das Bild auf der vorhergehende Seite oben rechts zeigt den Hahn kurz vor dem Abflug. Mit samt den Produkten, welche in der Höhle nichts zu suchen haben, sichert er kurz vor dem Absprung nochmals die Umgebung um dann schnell wieder Richtung Nahrungssuche zu verschwinden.

Insgesamt muss man festhalten, dass die Dame des Hauses durch längere Abwesenheiten glänzt und der Herr richtig gehend ackert. Nun, vielleicht ist das der gerechte Ausgleich fürs Eierlegen ;-)

Der Hahn sieht auf manchen Bildern schon recht mitgenommen aus (linkes Bild vorhergehende Seite). Wir können gar nicht mit Bestimmtheit sagen, ob es sich um echte Verletzungen, Parasiten oder einfach normale Begleiterscheinungen handelt. Vielleicht ist das Gefieder an dieser Stelle auch einfach so, aber da müssen wir bei einem Ornithologen Auskunft ersuchen.

Gegessen wird, was auf den Tisch kommt!

Wie schon mehrfach geschrieben, konnten wir keinerlei offen sichtbare Transporte von Futter im Schnabel beobachten. Allein auf dem Federkleid der Altvögel konnten wir nicht nur einmal die kleinen Passagiere erkennen, welche deutlich zeigten, dass der Besuch im Ameisenhaufen die Hauptnahrungsbeschaffung darstellte.

Mittlerweile waren die jungen Spechte in ihrer Höhle ein gutes Stück gewachsen. Zumindest konnten wir bereits den ersten Schnabel am inneren Teil des Höhleneingangs auf unseren Bildern ausmachen. Dies führt nun dazu, dass die Altvögel außen am Stamm hängend und den Kopf in das Höhlen innere steckend, das Futter übergeben. Dabei konnten wir beobachten, wie Futter nach oben gewürgt und in den Schnabel gedrückt wird, dann bekommen die Jungvögel die Nahrung. Wie man auf dem Bild der

Seite 74 sehen kann, handelt es sich um Ameisenpuppen.

Des einen Leid, des anderen Freud

Alle Berufstätigen wissen, Naturfotografie braucht Zeit, viel zu viel Zeit. Und wir Amateure können diese nur bedingt aufbringen. Da kann es noch so schmerzen die wunderbare Abendsonne unter gehen zu sehen, wenn der Job den Takt vorgibt, dann muss man sich dem fügen. Schließlich wollen Leben und nicht zuletzt Hobby finanziert sein. So konnten wir nur mit Pausen die Spechte vor Ort beobachten.

Das Wetter meinte es insgesamt mehr als gut mit uns, die Sonne gab regelmäßig ihr Bestes. Gleiches gilt für die Spechte. Immer und immer wieder flogen Sie die Höhle mit Futter an. Irgendwann fingen wir an, immer wieder den Termin für das Erscheinen der Jungspechte im Höhleneingang zu berechnen. Meinen Beobachtungen zu Folge, verließen erstmals am 25. April beide Altvögel die Höhle um Futter für den Nachwuchs heran zu schaffen.

Das scheint jedoch in der Nachbetrachtung eher eine Ausnahme gewesen zu sein. Eher verlässlich ist in diesem Fall die Beobachtung von Thomas, welche den entsprechenden Zeitpunkt auf den 05. Mai datiert. Mit den bekannten 17 Tagen, welche es dauert bis die Nestlinge am Höhleneingang erscheinen, kommen wir also auf den 22. Mai 2011.

Ein für Thomas undankbarer Zeitpunkt, wo er doch gerade dann im Burgenland auf Fototour ist. An unserem letzten gemeinsam Beobachtungstag, dem 14. Mai, konnten wir zumindest kleine, helle Schnäbel am inneren Bereich des Höhleneingangs beobachten. Während ich nun bis zum 22. Mai in Rom Urlaub machte und Thomas sich im Burgenland auf Motivjagd begab, entwickelten sich die Spechte prächtig.

Am 23. Mai bin ich dann abends wieder zu „unseren“ Schwarzen gefahren und siehe da, die Kleinen ließen sich im Eingang der Bruthöhle blicken. Natürlich machte ich Bilder und freute mich einerseits über mein

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Kaum ist die Schwarzspechthenne an der Bruthöhle gelandet, schreit und bettelt das Töchterchen um Futter. Ihre Brüder hält es dabei hinter sich um sich allein das Fest-mahl zu sichern.

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Der Schwarzspechthahn füttert einen der Junghähne mit Ameisenpuppen, welche er nach dem Transport aus dem Kropf hervor würgt.

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Den jungen Schwarzspechten scheint der Schalk im Nacken zu sitzen, zumindest kommt es mir beim Anblick dieser beiden Geschwister so vor.

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Jan BleilGeboren 1971 in Rostock, verschlug es ihn mit den Jahren über Berlin und Düren nach Dortmund. Seine Leidenschaft für die Naturfo-tografie entdeckte er vor wenigen Jahren. Für Kranichschutz Deutschland leitet er ehrenamt-lich Fotoexkursionen. Er ist verantwortlich für die Redaktion und das Layout des NFN-Magazin.

Glück. Mit etwas Wehmut dachte ich an Thomas, welcher sich eben diese Szene so sehr gewünscht hatte.

Indikator für den Wald

Der Schwarzspecht ist ein Indikator für den Zustand des Waldes. Das wusste schon Alfred Edmund Brehm und so kann man in der Jubiläums-Ausgabe seines Thierlebens bereits 1928 folgendes lesen:

„Mehr als jeder andere Vogel leidet der Schwarzspecht unter Wohnungsnot. Bäume von solcher Stärke, wie er sie zum Schlafen und Nisten bedarf, sind selten geworden in unseren Tagen, und deshalb ist der Vogel in vielen Gegenden, in denen er früher keineswegs selten auftrat, spärlicher geworden oder gar ganz verschwunden.“

Im Jahre 1981 war er der Vogel des Jahres. Damals schrieb der NABU:

„Als ein Pionier des Waldes erschließt der Schwarzspecht vielen anderen Höhlenbrütern den Wald und insbesondere das Altholz. Wirtschaftsdenken und Ordnungsliebe gefährden diesen Lebensraum, so dass der Schwarzspecht stellvertretend für seltene Höhlenbrüter wie Rauhfußkauz und Hohltaube steht, ebenso wie für Spechte der Roten Liste wie Mittelspecht, Grünspecht und Weißrückenspecht.“

2011 ist das internationale Jahr der Wälder. Mit den Wäldern ist es natürlich auch das Jahr für all ihre Bewohner. Was hat sich geändert zu den Tagen von Brehm oder zu 1981? Sind die Flächen, in denen Bäume altern dürfen, groß genug?

Mensch und Wald, das muss einfach zusammen gehen! Ist es nicht das, was uns nach eigener Ansicht vom Tier unterscheidet? Was den Unterschied ausmacht? Der hochgelobte Sach-verstand; manches Mal, so scheint es, ist er uns abhandengekommen. Wir sollten ihn wieder öfter gebrauchen und wir sollten wieder öfter auf unser Bauchgefühl achten. Das würde nicht nur uns und den Wäldern dieser Welt helfen!

Und der Schwarzspecht?

Nun, der Schwarzspecht ist eben einer dieser kleinen Steine im riesigen Baukasten der Natur. Er sitzt an einer Stelle, wo er, entfernt man ihn, Gebäudeteile zum Einsturz bringen kann.

Diese eine Vogelart hat eine so wichtige Bedeutung für andere Tierarten, dass wir es uns einfach nicht leisten können, auf sie zu verzichten. Keine Tier- oder Pflanzenart der Welt verdient im Grundsatz mehr oder weniger Aufmerksamkeit als andere. Die Momentaufnahmen, in welchen Arten in den Fokus gelangen, sind in aller Regel durch uns initiiert.

Die gute Nachricht ist, der Schwarzspecht steht auf der Roten Liste der bedrohten Arten unter „nicht gefährdet“. Unsere Aufgabe ist es, mit daran zu wirken, dass es so bleibt.

Wie geht es weiter?

Mit Spannung warten Thomas und ich nun auf das kommende Jahr.

• Steht der bewirtschaftete Wald dann überhaupt noch in dieser Form?

• Wird „unser“ Schwarzspechtpaar wieder die gleiche Höhle nutzen?

• Wird eine andere Vogelart in die Höhle einziehen?

• Bekommt Thomas seine Wunschbilder und finden wir die Spechte darüber hinaus bei der Nahrungssuche am Ameisenhaufen?

• Fragen über Fragen, einige davon werden wir mit Sicherheit 2012 beantworten können. Ob sich die Wälder in Deutschland und in der Welt nachhaltig erholen oder ob all die unzähligen Kampagnen ins Leere laufen, das werden wir wohl erst in einigen Jahren feststellen dürfen.

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Fred Bollmann

Fred Bollmann, Du bist unter Naturfotogra-fen als der „Vater von Aalfred“ bekannt. Insbesondere durch das Seeadlerpaar, mit welchem Du bei vielen Fotografen und Besuchern für fantastische Erlebnisse sorgst. Wie kam es zu Ranger-Tours und was hast vorher gemacht?

Zu Ranger-Tours kam ich eigentlich erst nach der Wende. Vorher habe ich Tisch-ler gelernt und als Forstfacharbeiter gear-beitet, Holzfäller war ich viele Jahre. Aber nach der Wende wurden die Natur-parke hier so zu sagen erst gegründet oder die Nationalparke und was es alles gab. Und da ich nun gute Vorkenntnisse hatte, ornithologisch und botanisch gese-hen, habe ich mich dann da beworben und habe 7 Jahre als Parkranger gear-beitet. So ging das dann eigentlich los. Aber wenn Du dann 7 Jahre arbeiten darfst mit 90% Arbeit und 80% Lohn, dann haste irgendwann die Schnauze voll und dann habe ich natürlich in Sack gehau-hen und dann habe ich mich selbstständig gemacht, mit Ranger-Tours. Das ist jetzt 10 Jahre her. Also ich habe jetzt 10jähriges Betriebsjubiläum sozusagen (Fred lächelt dabei).

Da ich ja nun einen Mix mache aus ver-schiedenen Touren, funktioniert das auch alles ganz gut. Ich bin jetzt ziemlich bekannt geworden, in der Fotografen-szene genauso, wie in der Ornithologen-szene allgemein. Ich habe als besonderes Angebot dabei die Actionfotografie auf Seeadler aber auch auf Milan. Weil ich bei meinen Rundfahrten mit meinem Boot immer auf dem See lang fahre, habe ich ein Vertrauensverhältnis aufgebaut, ganz speziell zu einem Seeadler und da seine Lieblingsspeise Aal ist, hat er seit 6, seit 7 Jahren mittlerweile den Namen Aalfred weg, also mit Doppel-Aa am Anfang. An manchen Tagen ist er ein Feinschmecker, da kann ich einen Blei oder Hecht schmei-ßen, ist egal, dann guckt er, nimmt er dann nicht. Zeig ich ihm einen Aal und winke damit, dann fliegt er schon los und holt sich den. Und so funktioniert das dann ähnlich beim Milan auch.

Du hast ein Anliegen in Bezug auf den Schutz des Breiten Luzin, worin genau besteht es?

Ja, mein Anliegen für die Feldberger Seen-platte, gerade was den Schmalen Luzin anbelangt oder die Luzinseen überhaupt. Auf dem Schmalen Luzin darf man schon seit 1970 kein Verbrennungsmotorboot mehr fahren, aber auf dem Breiten Luzin, da wohl zum Beispiel auch Aalfred zu Hause ist, da darf man das nach wie vor.

Deshalb haben wir jetzt diese Initiative ins Leben gerufen „Auch dieser See muss Verbrennungsmotorbootfrei sein“, weil wir keine Raser auf dem See wollen und auch keine Krachmacher. Dieser See ist ja auch nur ein kleiner See, er hat 3km Länge und 1km Breite, da könnte man auch eigentlich lang rudern. Vorbildlich wäre es natürlich

N F N I N T E R V I E WDas Interview führte Jan Bleil

Im Interview: Fred Bollmann, Ranger-Tours,Initiator „Verbrennungsmotor freier Breiter Luzin“!

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zu rudern oder mit elektrisch getriebenen Booten auch auf diesem See zu fahren. Da frage ich mich immer, warum Leute noch mit Verbrennungsmotorbooten da umher fahren wie die Bl..., denn auch sie müssen eine Anmeldung haben für den See und damit unterschreiben sie dafür, dass sie nur 5, nur 5km/h im Uferbereich fahren. Mitten auf dem See darf man 20km/h fahren. Da frage ich mich, für was man dann Boote braucht mit 80PS oder manche haben ja sogar 280 - 300 PS und die Wasserskiboote sind ja noch größer.

Deshalb haben wir also die Initiative ins Leben gerufen und möchten auch das der Breite Luzin endlich Verbennungsmotor-bootfrei wird.

Wenn man die Feldberger Seenplatte so betrachtet, dann stell man fest, dass der Schmale Luzin und die weiter südlich lie-genden Seen schon seit den 70er Jahren Verbrennungsmotobootfrei und da regt sich kein Mensch mehr darüber auf. Und die wissen auch um den Wert, da herrscht eben Ruhe an den Seen. Und ich möchte auch, dass das reglementiert wird. Es soll auch Sondergenehmigungen/ Ausnah-megenehmigungen geben. So das der Fischer dort weiterhin fahren kann und so ein großer Rundfahrtendampfer, da habe ich überhaupt nichts dagegen.

Wenn jedoch immer mehr Lizenzen verge-ben werden und man darf auf dem See fahren (mit Verbrennungsmotoren), dann hat das irgendwann Wannsee-Charakter.

Aktuell geht es um ca. 110 - 120 Boote, wenn aber immer noch mehr Boote kommen, dann haut natürlich der Adler irgendwann wieder ab und haben wir ein Highlight ver-loren am Breiten Luzin, darüber muss man sich auch einmal im Klaren sein.

Der Adler ist nur deshalb am Breiten Luzin, weil ich ihn hier angesiedelt habe. Ich habe mal ein Nest gebaut, was ursprüng-lich für den Fischadler gedacht war, das hat dann aber der Seeadler genommen. Er brütet dort seit 2002 und hat auch jedes Jahr erfolgreich junge Adler groß gezogen. Die bösen Zungen behaupten immer, mir

geht es nur um den Adler. Aber das stimmt so nicht, denn der Adler kommt bis jetzt klar mit Verbrennungsmotorbooten, sonst wäre er nicht hier. Aber ich möchte einfach nicht, dass es weiter zu nimmt. Wenn es zu viel wird, dann ist auch der Adler eines Tages weg. Wenn der Adler erst einmal weg ist, dann kommt er auch nicht wieder. Das war es dann.

Es ist natürlich extrem schwierig, gegen die Motorbootlobby zu bestehen. Ich sage mir, sie haben sich alle große Boote gekauft, das ist Luxus, das ist Vergnügen. Die Boote sind eh teuer und wenn man bei der Anschaffung dann statt eines Verbren-Anschaffung dann statt eines Verbren-nungs- gleich einen Elektromotor anbaut, dann ist das preislich auch nicht mehr das Thema. Die Technologie gibt das schon seit einiger Zeit her. Die Reichweiten der Batterien sind groß genug, man kann über den See fahren.

Das wäre wirklich DIE Alternative. Gerade in einer Region, in der man vom Tourismus lebt. Wir streben hier den Kurortstatus an! Da braucht man nicht mehr mit Knatterki-sten über den See fahren! Es gibt ja diese alten 5PS-Außenbordmotoren, 2-Takter, die sind nur laut, das nervt doch alles. Und das muss sich ändern, da kämpfen wir gegen an!

Im Internet hast Du auf deiner Homepage www. ranger-tours.de zu einer Online-Unterschriftenaktion aufgerufen. Parallel sammelt ihr Unterschriften hier vor Ort. Wie viele Unterschriften habt ihr bereits bekom-men?

Unterschriften habe ich jetzt alleine auf meiner Internetseite (Stand 28.04.2011) gut 1600 bis 1700. Dann haben wir hier im Stadtgebiet nochmal so etwa 500 - 600 Unterschriften gesammelt. Das sind alles Leute die irgendwie mit Tourismus zu tun haben, also Gasthäuser und Hotels, die alle wissen, dass dies eine Aufwertung für die Region wäre. Am Campingplatz lag schon im vorherigen Jahr eine Liste aus mit über 1500 Stimmen von Urlaubern, die es auch befürworten würden. Also da kommt schon jetzt eine ganze Menge zusammen

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(Anm. d. Red.: ~ 3.600 Unterschriften). Und alle geben ihre Kommentare ab und das sind doch genau die Leute, die hier her kommen und der Region Geld bringen. Das kann man doch nicht einfach ignorie-ren, nur weil eine kleine elitäre Gruppe, eine Minderheit, sagt: „Nö, wir haben nun einmal die Verbrennungsmotoren und die waren so teuer, wir machen das bis ans Ende unserer Tage!“.

Es gibt doch auch Leute, die hier wohnen. Es kann ja auch gefährlich werden, wenn man an den Badestellen lang brettert wie Bl..., alle halten sich auch nicht an die Geschwindigkeitsregelungen.

Wie ist die Resonanz auf deinen Aufruf? Ins-besondere hier, einer touristisch orientier-ten Region, dürfte das Echo doch ziemlich geteilt ausfallen?

Die Resonanz auf den Aufruf ist natürlich unterschiedlich. Es gibt auch gleich eine Gegenaktion. Die Motorbootlobby hat auch Unterschriften gesammelt. Sie haben wohl auch, ich weiß jetzt gar nicht ob es so 800 oder 1000 Unterschriften sind, aus ihren Familienkreisen gesammelt, dass das eben alles Quatsch ist, was wir vorhaben und dass es so bleiben muss. Weil es ja schon immer so war, bloß keine Veränderung!

Das kann es natürlich nicht sein!

Wie geht es jetzt weiter?

Also wir sind jetzt ja damit an die Öffent-lichkeit gegangen, das ist jetzt so eine Art Politikum geworden. Es haben sich jetzt die Gremien der Stadt zusammengesetzt, die Stadtabgeordneten und die anderen Beteiligten. Selbst sie sind zu dem Schluss gekommen: „Ja, eigentlich wollen wir das ja alle“. Ich habe immer geglaubt, das das so in 5 Jahren umgesetzt ist, aber so langsam wie die Mühlen hier mahlen, auch bei den Beamten und bei den Behörden, die nachher die Genehmigung heraus geben...

Jetzt streben sie an, dass die Verbren-nungsmotoren in 2020 überhaupt kein Thema mehr sind. Ich weiß gar nicht was

das soll, dass sie so lange warten? Man kann doch ruckzuck umrüsten?! Das ist ein bisschen ärgerlich, mir dauert das alles viel, viel zu lange!

Aber jetzt sind auch Leute dabei, die in Feldberg vielleicht auch wirklich etwas bewegen wollen, aus dem Kurortbeirat, der Touristeninformation, dass eben auch einige dabei sind, die ernsthaft mitma-chen. Von den Bootsfahrern kann man in dieser Hinsicht nichts erwarten. Da ist kein Verständnis zu finden.

Aber es gibt ja auch noch vernünftige Menschen hier!

Vielen Dank, Fred, für das Interview und viel Erfolg für eine schnellere Umsetzung des Verbrennungsmotorbootfreien Breiten Luzin!

Jan Bleil,Feldberg, 28. April 2011

Informationsquellen:

Den Aufruf „Verbrennungsmotor freier Breiter Luzin“! finden Sie hier:http://ww.ranger-tours.de

Informationen rund um die Feldberger Seenlandschaft finden Sie hier:http://www.feldberger-seenlandschaft.de/

Eine Gruppe für den Erhalt der Verbren-nungsmotoren auf dem Breiten Luzin hat sich auf Facebook zusammen gefunden:http://www.facebook.com/home.php?sk=group_143863529003633

Die Angebote von Ranger-Tours, Fred Bollmann, finden Sie hier:http://ww.ranger-tours.de

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Mallorca Der Deutschen liebste Insel hat mehr zu bieten als Ballerman, Party und deutsche Fetenhits. Christine Jung berichtet von den wunderbaren Motiven der Baleareninsel für Naturliebhaber.

Text und Fotos: Christine Jung

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Mallorca / Spanien05. - 17. Mai 2010 Bereits vor rund 10 Jahren verbrachten Mathias und ich einen Urlaub auf der Lieblingsinsel der Deutschen, Mallorca. Zu dieser Zeit war ich noch mit einer analogen Kompaktkamera unterwegs; Mathias hielt eine EOS 1V mit 100-400 mm in der Hand. Da uns die Insel damals sehr gut gefallen und sich seither viel bei unserer Ausrüstung geändert hat, beschlossen wir, die Insel im Mai 2010 erneut zu besuchen.

Mallorca – Ein paar Fakten

Mallorca gehört wie auch Menorca, Ibiza und Formentora zu den Balearen. Auf-grund der kurzen Flugdauer von etwa 2,5 h und dem angenehmen mediterranen Klima erfreuen sich vor allem Mallorca und Ibiza bei den unterschiedlichsten Urlauber-gruppen großer Beliebtheit: Die Jüngeren machen Party am Ballermann, Familien freuen sich auf den Strandurlaub und die Kinderbetreuung, die in den meisten Hotel-anlagen angeboten wird, und Senioren verbringen den Winter gerne in wärmeren Gefilden.

Seit einigen Jahren hat sich jedoch her-umgesprochen, dass Mallorca auch für Naturinteressierte ein lohnenswertes Ziel ist. Wanderer finden für jedes Konditions-niveau die passenden Strecken, Botaniker finden zahlreichen Orchideen- und ende-mische Pflanzenarten und auch für Orni-thologen gibt es einiges zu entdecken. Für Naturfotografen gibt es somit ebenfalls eine Fülle an Motiven.

Mallorca ist mit einer Fläche von ~3620 km2 rund 1,5-mal so groß wie das Saarland. Im Nordwesten erstreckt sich der Gebirgszug der Serra de Tramuntana, dessen höchste Erhebung, der Puig Mayor, eine Höhe von 1445 m aufweist. Der Gebirgszug im Süd-osten der Insel, die Serra de Llevant, ist sehr viel niedriger und übersteigt nur an weni-gen Stellen die 500 m-Marke. Zwischen den beiden Gebirgen liegt eine Ebene, die Plà de Mallorca, in der Landwirtschaft betrie-ben wird. Einst gab es auch viele küsten-nahe Feuchtgebiete, von denen jedoch

aufgrund von Entwässerungsmaßnahmen nur noch wenige erhalten geblieben sind. Die interessantesten – auch für Naturfoto-grafen – sind S’Albufera, ein Süßwasser-feuchtgebiet, und die Salinen von Levante, die zur Salzgewinnung genutzt werden.

Mallorca weist alle für den Mittelmeerraum typischen Landschaftsformen auf. Die Waldgebiete wurden schon früh gerodet, um das Holz für den Schiffsbau zu verwen-den und um Kulturland zu gewinnen. Der daraus resultierende Niederschlagsrück-gang führte zur Ausbreitung der Macchie, einer Art niedrigem Buschwald, woraus durch den Verbiss von Weidetieren die Garrigue mit niedrigem Strauchwuchs ent-stand.

Beiden Vegetationsformen gemeinsam ist die Anpassung der Pflanzen an längere Trockenzeiten durch Hartlaub, Reduk-tion der Blattfläche oder Laubabwurf. Die Steineichenwälder in den Bergregionen waren vom Holzeinschlag weniger betrof-fen und stehen heute größtenteils unter Naturschutz. Die Aleppokiefernwälder in Küstennähe gehen dagegen teilweise auf Aufforstungen im 17. Jahrhundert zurück. Sie sollten das Vordringen von Piraten ver-hindern. Typisch sind auch die Oliven- und Mandelbaumplantagen; die Mandel-baumblüte im Spätwinter soll ein unverges-sliches Erlebnis sein.

Die vielen unterschiedlichen Lebensräume bieten zahlreichen Tieren einen Lebens-raum. Trotz seiner Insellage gibt es auf Mal-lorca nur sehr wenige Endemiten; hierzu zählen die Balearen-Eidechse (Podarcis lilfordi) und die Pityusen-Eidechse (Podar-cis pityusensis) und die Mallorca-Geburts-helferkröte (Alytes muletensis). Bei letzterer handelt es sich um eine Art, die man erst 1978 wiederentdeckt hat. Bis zu diesem Zeitpunkt dachten die Biologen, dass sie vor 15000 Jahren ausgestorben sei. Inzwi-schen hat man diese Art jedoch in min-destens 6 Flusssystemen gefunden und Schutzprogramme eingeleitet, um die auf 1500 Individuen geschätzte Population zu erhalten.

Die meisten Besucher sind aber nicht so sehr

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Kammblässhuhn

Purpurhuhn

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an Amphibien oder Reptilien interessiert, sondern an der vielfältigen Avifauna, die Mallorca zu bieten hat. Zum einen wären da die Seevögel, wie verschiedene Sturm-taucherarten, die auf der Insel brüten und zu fast allen Jahreszeiten über dem Meer zu beobachten sind. Des Weiteren stellt Mallorca auf dem Vogelzug einen Trittstein bei der Überquerung des Mittelmeers dar und ist für manche nord- und mitteleuropä-ische Art ein Überwinterungsgebiet. Und zu guter Letzt ist die Insel natürlich auch Brut-gebiet für viele mediterrane Arten.

Unsere Reise

Der Schwerpunkt unserer Reise lag – wie meist – auf der Vogelfotografie. Auf unse-rer Wunschliste ganz oben standen Koral-lenmöwe, Balearengrasmücke, Triel und Purpurhuhn. Da wir während unserer ersten Mallorcareise bereits die meisten kulturel-len Sehenswürdigkeiten besichtigt hatten, konnten wir uns diesmal ganz auf die Foto-grafie konzentrieren. Das Naturschutzge-biet S’Albufera und die landschaftlich sehr schöne Halbinsel Formentor sowie das Hauptvorkommen der Korallenmöwen liegen im Norden der Insel, so dass wir uns entschlossen hatten, auch unser Quartier im Norden zu beziehen. Wir wählten eines der zahlreichen Hotels in Alcúdia, von dem aus wir S’Albufera in 5 min erreichen konn-ten.

Am 5. Mai ging es nach den üblichen Sprengstoffkontrollen unserer Ausrüstung los Richtung Süden. Nach unserer Ankunft fuhren wir mit dem Mietwagen erst einmal zu einer Freundin von Mathias, die im Süden von Mallorca lebt. Sie erzählte uns, dass es einige Tage zuvor ein fürchterliches Unwet-ter gegeben hat, bei dem ganze Straßen-züge unter Wasser standen und sogar ein Stück einer Hotelaußenmauer eingestürzt war. Wir waren gespannt, wie die Lage im Norden sein würde. Nachdem wir unser Hotelzimmer bezogen hatten, fuhren wir gleich nach S’Albufera, um uns vor Ort ein Bild zu verschaffen und um zu schauen, wo wir am nächsten Tag fotografieren wollen. Auf dem Weg zum Naturschutzgebiet waren wir schon einmal erleichtert, dass es anscheinend keine Auswirkungen des

Unwetters mehr gab. Doch das änderte sich, als wir S’Albufera erreicht hatten.

Das Naturschutzgebiet S’Albufera

Bei S’Albufera handelt es sich um das mit 2400 ha größte Feuchtgebiet der Bale-aren, das 1988 zum Naturschutzgebiet ernannt wurde. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte S’Albufera schon einiges erlebt: Bereits im 17. Jh. versuchten die Bewohner, das Feuchtgebiet urbar zu machen. Da es eine ideale Brutstätte für den Malariaüber-träger Anopheles darstellte, wuchsen im Laufe der Zeit die Bestrebungen, das Land trockenzulegen. 1856 wurden die ersten großen Entwässerungskanäle gebaut und es kam zu einer Absenkung des Grund-wasserspiegels. Allerdings strömte nun Meerwasser ein, das etwa 2/3 der trocken-gelegten Fläche versalzen ließ. Das Projekt war somit gescheitert. Nach einer weiteren vielfältigen Nutzung des Gebiets (Reisan-bau, Papierherstellung aus Schilf), wurde in den 1960ern begonnen, Teile des Gebiets dem Tourismus zu opfern. Auch das in den 80er Jahren gebaute Wärmekraftwerk nördlich des Gebiets hat bis heute nega-tive Auswirkungen auf das Feuchtgebiet. Mit seiner Ernennung zum Naturschutzge-biet wurde S’Albufera vor der endgülti-gen Zerstörung gerettet; bis dahin war es jedoch auf 1/3 seiner ursprünglichen Größe geschrumpft.

Heute erfreut es sich nicht nur bei Natur-liebhabern großer Beliebtheit, sondern wird von den Bewohnern der umliegenden Hotels auch für Spaziergänge genutzt. Im Park selbst kommt man nur zu Fuß voran, was mit rund 20 kg Fotogepäck auf dem Rücken gerade am Anfang etwas anstren-gend ist, doch am Ende des Urlaubs hatten wir uns daran gewöhnt.

Zurück zu unserem ersten Besuch: Wir liefen also (ohne Fotogepäck) auf dem Haupt-weg Richtung Informationszentrum. Nach der ersten Kurve geht ein Seitenweg in das Gebiet ab und was sahen wir? Er stand unter Wasser! Na gut, dachten wir uns, es gibt ja noch andere Wege. Wir liefen weiter auf dem Hauptweg zum Zentrum. Dort befindet sich normalerweise linker-

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Kuhreiher

Nachtreiher

Seidenreiher

Knäkente auf einer überfluteten Wiesehand eine große Wasserfläche mit davorlie-gender Uferzone, doch diesmal reichte das Wasser fast bis zum Zaun. Weiter ging unsere Erkundungstour am Zentrum rechts vorbei zu den anderen Wegen, die durch das Gebiet führen. Auch hier das gleiche Bild: Die Wege standen unter Wasser und waren durch rot-weiße Bänder für Besucher gesperrt worden. Den einzigen Weg, den man begehen durfte, war der zu den Beobachtungshütten Nr. 8 und 9 (siehe Karte im unten aufgeführten Link).

Der schmale Weg, der sehr matschig war, war rechts und links von Blättern des Italienischen Aronstabs gesäumt; die Blüten waren aller-dings fast alle verblüht oder durch den star-ken Regen auf den Boden gedrückt worden. An der Beobachtungshütte am Ende des Weges trafen wir einen deutschen Fotogra-fen, der uns erzählte, dass dies der erste Tag war, an dem dieser Weg wieder freigegeben wurde. Wir hatten also Glück im Unglück. Er erzählte uns auch, dass sich in den Bäumen entlang des Kanals eine gemischte Reiherko-lonie mit Rallen-, Seiden- und Nachtreihern befindet, deren Treiben man aufgrund der Lichtverhältnisse abends besonders gut foto-grafieren kann.

Zurück am Informationszentrum holten wir uns eine Genehmigung, dass wir auch außerhalb der offiziellen Öffnungszeiten im Park unter-wegs sein dürfen, was für Fotografen, die ja immer beim ersten und letzten Licht vor Ort sein wollen, essentiell ist. Da wir den Naturrei-seführer für Mallorca dummerweise daheim vergessen und nur den Wanderführer ein-gepackt hatten (auch wenn wir gar nicht vorhatten zu wandern), kauften wir im Besu-cherzentrum noch einen Birding Guide.

Wir schauten uns weiter im Park um und stell-ten fest, dass an der überschwemmten Fläche links vom Zentrum die Vögel recht nah an den Zaun heran kamen, da ja auch das Wasser bis dahin reichte. Wir nutzten also die Folgen des Unwetters für uns aus und konnten durch den Zaun hindurch einige Arten fotografieren, an die wir sonst nicht so nah gekommen wären. Nach ein paar Tagen war das Wasser dann soweit zurückgegangen, dass es sich zum Fotografieren nicht mehr lohnte.

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Rallenreiher im Anflug

Viele Abende verbrachten wir an der oben erwähnten Reiherkolonie und fotografier-ten Unmengen an „weißen“ Reihern. Hier merkte man mit der Zeit deutlich, dass das Brutgeschäft begonnen hatte: Waren die Reiher am Anfang unseres Urlaubs noch damit beschäftigt, ununterbrochen Stöcke zum Nestbau heranzuschaffen, stellte sich gegen Ende unseres Urlaubs eine „Flug-faulheit“ ein. Wir hatten es aber nicht so sehr auf Rallen- und Seidenreiher abge-sehen, sondern auf die zahlenmäßig am geringsten vertretenen Nachtreiher.

Diese hörten wir immer, bevor sie bald darauf – meist gegen 20 Uhr – aus den Büschen herausflogen. Wir trafen den deut-schen Fotografen, von dem wir am ersten Tag den Hinweis auf die Reiherkolonie bekommen hatten, jeden Abend. Er war mit seiner Frau und seinem Kind in einem nahegelegenen Hotel untergebracht und musste jeden Tag um 19.30 gehen, damit er rechtzeitig beim Abendessen war. So ver-passte er immer den Ausflug der Nachtrei-her, was uns natürlich sehr leid tat.

Fotografieren in S’Albufera

Im Gebiet gibt es einige Beobachtungs-hütten, aus denen man auch fotografie-ren kann. Allerdings ist durch die erhöhte Position die Perspektive eher beschei-den. Besser sieht es schon aus, wenn ein Vogel vorbei fliegt. Die oben erwähnte Reiherkolonie bot sehr gute Fotomöglich-keiten. Allerdings gab es ein paar Stellen, an denen ein Schilfhalm, ein kleiner Baum oder der Zaun im Weg waren. Auf dem Weg zu den Hütten bzw. auf dem Weg aus dem Gebiet heraus sollte man immer seine Ausrüstung parat haben, da es jederzeit passieren kann, dass ein Vogel vorbei fliegt oder singend auf einem Schilfhalm sitzt. Wer gerne Makrofotografie betreibt, sollte vor allem morgens nach Libellen Ausschau halten, die vor allem in den Binsenbüscheln zu finden sind. Am Hauptweg entlang fanden wir 2 Orchideenarten, Bienenrag-wurz und Kleinblütiger Zungenstendel, (im Gebiet soll es noch einige andere geben) und um das Zentrum herum wächst eben-falls eine Vielzahl an Blumen.

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Frühe Heidelibelle

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Korallenmöwe am Strand von Pollenca

Die Korallenmöwen bei Pollença

Es ist bekannt, dass man am Strand von Pollença die Korallenmöwen am besten fotografieren kann. Bewaffnet mit Keksen machten wir uns an 2 Abenden auf den Weg, um unser Glück zu versuchen. Bei unserem ersten Versuch spielte das Wetter nicht mit, so dass wir unerledigter Dinge wieder abziehen mussten. Das Gemeine an diesem Abend war, dass es immer wieder so aussah, als würde die Wolke die Sonne gleich freigeben, doch kurz bevor es soweit war, tauchte aus dem Nichts eine weitere Wolke auf. So haben wir an diesem Abend nur gewartet und gar nichts fotografiert. Der zweite Versuch war jedoch erfolgrei-cher. Nachdem wir den Strand einmal komplett abgefahren hatten, hatten wir 2 Korallenmöwen entdeckt und näherten uns langsam zu Fuß. Sie waren scheuer als gedacht und flogen erst einmal ein Stück davon. Nun kamen die Kekse zum Einsatz. Die Möwen kamen nicht sofort angeflogen – wie wir uns das erhofft hatten -, sondern beobachteten erst einmal aus sicherer Ent-fernung unser Treiben. Irgendwann hatten

sie dann ein Einsehen und boten uns einige gute Möglichkeiten, sie zu fotografieren. Aber 100% zufrieden sind wir noch nicht und werden, falls wir noch mal nach Mal-lorca kommen, einen erneuten Versuch bei den Korallenmöwen starten.

Die Halbinsel Formentor

Von Pollença aus ist es nur noch ein Kat-zensprung auf die Halbinsel Formentor im Nordwesten der Insel. Fährt man die schmale Straße voller Serpentinen bis zum Ende, gelangt man zum berühmten Kap Formentor mit seinem weißen Leuchtturm. Entlang der Straße gibt es immer wieder Parkplätze, von denen aus die Landschaft fotografiert werden kann. An einem Aus-sichtspunkt entdeckte Mathias eine Blau-merle und versuchte, sie vor die Linse zu bekommen. Weitere Vogelarten, die in der rauen Landschaft von Formentor vor-kommen, sind z.B. die Balearen-und die Samtkopfgrasmücke. Von beiden Arten fanden wir Reviere in der Nähe des Alber-cutx Aussichtsturms – von dem aus man im Übrigen einen tollen Rundumblick hat –,

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doch sie waren wohl schon beim Brutge-schäft, denn die Männchen haben kaum noch von ihren angestammten Warten aus gesungen.

Ganz am Anfang der Halbinsel befindet sich das Boquertal, das ornithologisch sehr interessant sein soll. An dem Tag, an dem wir dort entlang gewandert sind, stürmte es aber so sehr; dass von Vögeln nicht viel zu sehen war. Sie waren schlauer gewesen als wir und hatten sich an geschützte Stellen zurückgezogen.

Der Nordosten der Insel

Den Nordosten der Insel erkundeten wir aus mehreren Gründen: Zum Einen wollte ich am Strand von Cala Rajada schauen, ob die Trichternarzissen bereits blühen, zum anderen gab es einige Stellen, die im Birding Guide interessant klangen. So fuhren wir erst einmal auf den beschriebe-nen Routen (und einigen Nebenstrecken) durch das Artà-Gebirge auf der Suche nach kooperativen Vögeln – gefunden haben wir sie nicht. Dafür entdeckten wir einige ergiebige Stellen für Makrofotogra-fie und da es sich am Mittag etwas zuzog, war es auch vom Licht her in Ordnung. Wir fanden Glöckchen-Lauch, Schopfige Trau-benhyazinthe, einige Orchideen und man-ches mehr. Am Strand von Cala Rajada angekommen, nahmen wir erst mal ein spätes Mittagessen ein. Da es Mathias nicht ganz geheuer war, unsere Ausrüstung unbeaufsichtigt im Auto liegen zu lassen, ging er anschließend zurück, während ich noch ein wenig am Strand entlang ging. Wie ich befürchtet hatte, waren wir für blü-hende Trichternarzissen zu früh dran.

Das Inland

Ein guter Tipp des Birding Guides war eine Route bei Maria de la Salut („Es Blan-quer“), das nicht weit von Alcúdia entfernt liegt. Dort bogen wir von der beschriebe-nen Route in einen Feldweg ab, dessen eine Seite mit hohen Gräsern, Disteln und anderen krautigen Pflanzen bewachsen war. Überall hörten wir Cistensänger und sahen sie auch durch die Luft fliegen. Wir bemerkten, dass ein Vogel immer wieder

an der gleichen Stelle in das Gestrüpp flog. Das sahen wir uns genauer an. Bei unserer Beobachtung stellten wir fest, dass der Cistensänger oft auf einem dickeren schräg stehenden Stängel landete und daran herunter kletterte. Da er des Öfteren Nistmaterial im Schnabel hatte, war klar, dass der Vogel dort irgendwo sein Nest bauen musste. So eine Chance ließen wir uns natürlich nicht entgehen. An mehre-ren Morgenden platzierten wir unser Auto entsprechend, tarnten es und warteten. Es dauerte nie lange, bis der Vogel sich zum ersten Mal auf dem Ast niederließ. Da er sehr zielstrebig in sein Nest kletterte, hatten wir nicht viel Zeit, um unsere Auf-nahmen zu machen. Auch nachdem er sein Nistmaterial eingebaut hatte, kletterte er manchmal an dem Halm wieder empor. In allen Fällen hieß es schnell reagieren, den Vogel im Sucher finden, den passen-den Ausschnitt wählen und auslösen. Wer schon einmal Ansitzfotografie betrieben hat, kann sich vorstellen, wie hoch unser Puls in solchen Situationen war. Leider war das Wetter nicht auf unserer Seite. Wir sind oft bei sternenklarem Himmel in Alcúdia losgefahren und sobald wir etwas von der Küste entfernt waren, hat es sich zugezo-gen. Wir haben den Cistensänger somit entweder ohne Licht fotografieren müssen oder aber im schon zu harten Spätvormit-tagslicht. Das schöne Morgenlicht, das wir uns erhofft hatten, war nicht dabei.

Die Salinen von Levante

Die bis auf wenige Ausnahmen nicht mehr genutzten Salzteiche bilden nach S’Albufera das zweitgrößte Feuchtgebiet der Insel. Sie liegen im Südosten der Insel und gehören zu einem ~1500 ha großen Naturschutzgebiet. Wir waren etwa in der Mitte unseres Urlaubs das erste Mal vor Ort und stellten fest, dass es sehr lohnenswert sein könnte, das Gebiet öfter aufzusuchen. Einige Stelzenläufer und Säbelschnäbler hielten sich mit ihren Jungen in einem Teich nahe der Straße auf und flogen immer mal wieder über die Straße zu den dort befind-lichen kleineren Tümpeln. Oder es gab untereinander Streitigkeiten und die Vögel jagten sich gegenseitig. Beides bot gute Gelegenheiten für Flugaufnahmen. Des

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Balearengrasmücke Samtkopfgrasmücke

Schopfige Traubenhyazinthe

Cistensänger Formentor Halbinsel

Schopfige Traubenhyazinthe

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Stelzenläufer im Flug

Stelzenläufer

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Seeregenpfeifer

Weiteren brütete ein Seeregenpfeifer nah an der Straße, der eine vorsichtige Annä-herung zuließ.

Auf der anderen Seite befindet sich unter anderem eine große Brachfläche, auf der wir Triele beobachten konnten. Die Büsche und Hecken wurden von Rotkopf-würgern, Schwarzkehlchen und Samtkopf-grasmücken bewohnt. Zu guter Letzt boten die Brachflächen auch Gelegenheit, ein wenig Makrofotografie zu betreiben.Mathias hatte die Insel bereits vor rund 20 Jahren mit einem Freund besucht. Zu dieser Zeit waren beide noch mit analo-gen SLR-Kameras und wenig Brennweite unterwegs. Auch damals fotografierten sie schon an den Salinen und machten auf einem Ast Bilder von einem Rotkopfwürger mittels Kabelfernauslöser (das Kabel war 100 m lang!). Lustigerweise gab es genau diesen Ast immer noch und bei unserem ersten Besuch saß doch tatsächlich ein Rotkopfwürger darauf. Wir beobachteten den Ast über längere Zeit und überlegten

schon, ob wir – diesmal mit Funkfernauslö-ser – den Rotkopfwürger fotografieren soll-ten. Die Frage erübrigte sich von selbst, da der Vogel außer dieses eine Mal nie wieder auf dem Ast zu sehen war. Was wir jedoch probierten, war ein Ansitz auf den Triel. Wir hatten beobachtet, dass sich einige Triele immer wieder am Rand der Brachfläche in der Nähe eines Busches aufhielten. Mit Tarnumhängen bekleidet und in den Busch integriert warteten wir an 2 Vormittagen – leider vergeblich.

Das Quäntchen Glück

Was wäre die Fotografie ohne den Zufall bzw. das Glück, im richtigen Moment am richtigen Ort zu sein? Auch uns wurde es in diesem Urlaub zuteil, wobei ich nicht wirk-lich davon profitieren konnte. Es war an unserem ersten Abend, als wir um Pollença herum fuhren. Aus dem Augenwinkel sah ich etwas Helles fliegen. Mathias stoppte auf meinen Zuruf sofort und wir schauten uns nach dem hellen unbekannten Flug-

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Schleiereule bei der Jagd

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Milchfleckdistel Wiesenschafstelze

Eibischblättrige Winde

Wolfsmilch Röhriger Affodill

Mallorquinische Flora: Bunte Bellardie

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objekt um. Plötzlich tauchte es zwischen den Bäumen auf: Eine Schleiereule war in der Abenddämmerung auf der Jagd. Mathias wendete sofort und heftete sich an ihre Fersen. An einem günstigen Punkt stoppte er und wir beide sprangen aus dem Auto. Dummerweise hatte ich das erste Mal überhaupt die MKIII in der Hand und kannte mich mit deren Bedienung noch nicht richtig aus (von der MKIIN ist das doch wieder eine Umstellung). Wäh-rend ich also mit meiner Kamera kämpfte, konnte Mathias sich voll und ganz auf die Eule konzentrieren. Das nächste Mal wird mir das nicht mehr passieren! Wir haben noch öfter nach der Eule geschaut, doch nie wieder gesehen.

Wir hatten für diesen Urlaub noch einiges mehr geplant, wie z.B. ein Ausflug auf die Insel Cabrera, um dort Reptilien zu foto-grafieren, aber die 12 Tage gingen rum wie im Flug und vieles auf der To do-Liste blieb unerledigt. Allerdings ist das ja bei fast jedem Urlaub der Fall und so gibt es immer einen Grund, wieder zurückzukehren.

Nachtrag: Die Autovermietung

Wir hatten für unseren Urlaub ein Auto über CarDelMar gebucht; der lokale Partner war Goldcar. Was uns bereits am Anfang gestört hat, war, dass man die erste Tank-füllung zu einem überteuerten Preis gleich beim Anmieten des Autos zahlen musste. Als wir wieder daheim waren, kam dann die große Überraschung: Es waren noch einmal 80 Euro abgebucht worden. Ich fragte bei CarDelMar nach, was das sollte und erfuhr, dass wir das Auto so sehr ver-dreckt hätten, dass uns die Reinigung mit 80 Euro in Rechnung gestellt wurde. Auf den „Beweisbildern“ sah man dann eine leere Plastikflasche im Fußraum und eine Rolle Kekse im Kofferraum. Trotz mehrfachen Pro-tests, auf den dann irgendwann gar nicht mehr reagiert wurde, bekamen wir unser Geld nicht zurück. So betreiben die wohl ihr Geschäft: Günstige Tarife anbieten, aber mit überteuerten Tankfüllungen und angeblichen Verschmutzungen des Autos das Geld an anderer Stelle reinholen. Wir haben im Laufe der Zeit schon sehr viele Autos gemietet, aber so etwas ist uns noch

nie passiert. Aus diesem Grund werden wir in Zukunft darauf achten, nicht mehr bei CarDelMar zu buchen.

Links

Flyer des Naturparks S‘Albufera mit Karte

Homepage des Naturparks S‘Albufera(auf Katalanisch)

„Reiseführer Natur Mallorca, Menorca, Ibiza, Formentora“

„A Birding Tourist’s Guide to Majorca“

Mehr Bilder von unserem Mallorcaurlaub gibt es in unserem gemeinsamen Special (www.living-nature.eu: Galerie – Specials)

Christine Jung ist Mitglied der Gruppe Naturfotografen-for-Nature. Mit ihrem Partner geht sie regelmäßig auf Fotoreisen rund um die Welt. Mit viel Gefühl für das richtige Bild hält sie Flora und Fauna im Bild fest.

www.living-nature.eu

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Eyiafjallajökullschreckliche Schönheit

Text und Fotos: Kerstin Langenberger

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Im März vergangenen Jahres brach in Island ein kleiner, vergletscherter Vulkan aus, an dessen Namen sich die Welt die Zunge verknotete. Ich durfte den Sommer an seiner Seite verbringen: und will an dieser Stelle über das bisher beeindruk-kenste Erlebnis meines Lebens berichten: Fünf Wochen im Zelt zu Fuße des schreck-lich-schönen ÄJ—ja—FIAT—la—JÖÖ—kütl

Isländischen Wettervorhersagen ist nicht zu trauen. Ganz besonders nicht, wenn alle Hoffnungen auf einer kurzen, wolkenlosen Gutwetterperiode liegen, die wundersa-merweise zwischen zwei Schneeschauern angekündigt ist. Dass die ganze Aktion höchstwahrscheinlich in einem Reinfall enden würde, war mir schon irgendwie bewusst gewesen. Dennoch fluchte ich gerade wie ein Rohrspatz - und ich hatte Angst. Bohrende, tiefe Angst. Denn die Erde bebte unter meinen Füßen, und das Donnern der vulkanischen Explosionen war so laut, dass ich es in Ohren und Bauch körperlich spürte. In den Schutz eines Felsens gekauert verfluchte ich meine Naivität. Was tat ich Idiot bloß gerade?

Ankunft in Island

Dabei hatte alles so harmlos begonnen! Einen Monat zuvor hatte sich auf einem Bergpass die Erde aufgetan: genau zwi-schen den beiden Gletschern Eyjafjalla-jökull und Mýrdalsjökull fand drei Wochen lang der wohl fotogenste Vulkanausbruch aller Zeiten statt. Fotografen und Vulkan-süchtige aus aller Welt reisten an, um die gemächlich fließenden Lavaströme und bis zu 150 Meter hohen Lavafontänen zu fotografieren, denen man sich bis auf wenige Meter nähern konnte. Auch ich, die ich zu dem Zeitpunkt gerade vom längsten Schlittenhunderennen Europas aus Nordnorwegen zurückkam, beschloss spontan, meine ohnehin geplante Anreise nach Island vorzuverlegen, um mir end-lich meinen Lebenstraum zu erfüllen und glühende Lava zu sehen. Doch das Glück war mir nicht holt: zwei Tage vor meiner Abreise wurde der Ausbruch offziell für beendet erklärt. Ziemlich geknickt trat ich den klimaschädlichen Flug nach Island trotz allem an und hoffte auf ein Wieder-aufflammen der Eruption. Ich hätte mir dies vielleicht nicht zu sehr wünschen sollen:

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wohlmöglich ist es mir zu verschulden, dass an dem Tag, als ich Island erreichte, die zweite Eruption mitten im Gletscher Eyjafjallajökull begann. Im Landeanflug auf Island erhaschte ich einen Blick auf die nur wenige Stunden junge Wolke, die vom Wasserdampf des geschmolzenen Gletschers noch mehr weiß als schwarz war - die Wolke, die den Namen des Vul-kans weltbekannt machen sollte.

Asche, Flut und Blitze

Was folgte, ist wohl jedem bekannt. Eine Flutwelle aus geschmolzenem Eis und Asche rollte den Fluss hinab und zerstörte Teile der Ringstraße. Die Menschen der Umgebung waren alle evakuiert worden und konnten einen Tag später wieder in ihre Häuser zurückkehren. Gleichzeitig aber breitete sich die Aschewolke immer weiter aus und brachte den Luftverkehr Europas tagelang zum Erliegen. Ich selber befand mich zu dem Zeitpunkt innerhalb der Sperrzone: wie es der Zufall so wollte, hatte ich genau dort ein Jahr lang auf einer Farm gearbeitet. Ich ließ mich von meinen ehemaligen Arbeitgebern abho-len und kam so in die Sperrzone, in welche nur Anwohner hinein durften. Die folgende Woche half ich auf dem Bauernhof, der nur 25 Kilometer Luftlinie vom Vulkan ent-fernt war - und hatte ehrlich gesagt keiner-lei Bedürfnis, noch näher heranzukommen. Die tiefschwarze Wolke stieg bis zu neun Kilometer hoch in den Himmel auf und ver-schluckte die Farmen südlich des Vulkans. In der ersten Woche wurde so viel Asche ausgestoßen, dass die Partikel innerhalb der Wolke miteinander kollidierten und Spannung erzeugten, die sich in Form von Blitzen entlud: fast im Sekundentakt wurde die schwarze Wolke von grellen Lichtern erleuchtet. Das Gespenstische dabei war, dass ich zu weit von der Wolke entfernt war, um den Donner zu hören. An zwei wolkenlo-sen Abenden bedeckte also diese riesige, schwarze Wolke den halben Himmel, in der völlig geräuschlos ein Blitzlichtgewitter tobte, während im Vordergrund Austernfi-scher und Singschwäne im sonnenbeschie-nenen Gras nach Nahrung suchten. Es war eine vollkommen absurde Situation!

Nach einer guten Woche ließ die Eruption etwas nach und beschloss ich, endlich näher an den Vulkan heranzukommen. Per Anhalter reiste ich zu dem Ort, von dem die Weltpresse skeptakulärste Bilder in Umlauf gebracht hatte: zum Berg Þórolfsfell. Zu dessem Fuß, nur zehn Kilometer vom Krater des Eyjafjallajökull entfernt, herrschte reges Treiben. Hier warteten so ziemlich alle Foto-grafen, Journalisten und Schaulustige auf Wolkenlücken, die den Blick auf den Krater freigaben. Mir war das Gewusel dort unten zu viel: und so begann ich trotz negativer Wetterprognosen mit der Besteigung des knapp 600 Meter hohen Þorólfsfell.

Auf dem Þórolfsfell

Es war dunkel geworden, ohne dass ich einen Blick auf den Grund meines Herkom-mens hatte werfen können. Im Windschat-ten eines Felsens wartete ich ich darauf, dass die Wettervorhersage eintreten und die Wolken aufreißen würden - vergeb-lich. Statt dessen wurde das Wetter immer schlechter. Die Windböen verwandel-ten sich in Sturmböen, die einen Abstieg lebensgefährlich machten. Mein Zelt hatte ich zwar dabei, wollte es aber nicht auf-bauen: schlafen konnte ich hier eh nicht, dafür war ich viel zu aufgeregt! Laut Vulka-nologen und Polizei war ich in der “siche-ren” Zone. Aber was waren schon zehn Kilometer für einen Vulkan? Den konnte ich aufgrund der Bewölkung nicht sehen - dafür nahm ich ihn aber mit allen ande-ren Sinnen umso deutlicher wahr. Wenn der Wind aus Richtung des Kraters kam, dann hallten die Eruptionen so laut durch die Nacht, dass ich sie körperlich spüren konnte. Die auf der Karte so sicher schei-nende Entfernung schien plötzlich nur ein Katzensprung zu sein. Ob Lavabrocken bis hierhin geschleudert werden konn-ten? Würde die Asche noch heiß sein, falls sie hier niederrieseln täte? Und roch es nicht gerade nach Schwefel? Oder ging gerade meine Fantasie mit mir durch? In dieser sturmgepeitschten Nacht durch-wachte ich so manch bange Minute und verfluchte mich für meine Naivität. Durch den Wolkennebel blind, wurde mir zum ersten Mal wirklich bewusst, dass dies kein lustig-lockeres Freizeitabenteuer mehr war:

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ich befand mich stattdessen in direkter Nähe zu einem unberechenbaren Vulkan, der keinerlei Rücksicht auf einen kleinen Menschen wie mich nehmen würde. Ich, mein Leben, unsere gesamte menschli-che Zivilisation schien angesichts dieser unglaublichen Naturgewalten vollkom-men bedeutungslos. Auch wenn ich nichts von dem erlebte, weswegen ich eigentlich hergekommen war, so lernte ich unglaub-lich viel in diesen nächtlichen Stunden, die ich unterhalb des sturmgepeitschen Berggipfels hockte und vor lauter Aufre-gung kein Auge zutun konnte.

Im Laufe der Nacht gewöhnte ich mich allmählich an das teilweise ohrenbetäu-bende Donnern des Vulkans und wandelte sich meine anfängliche Beklemmung in ehrfürchtiges Staunen. Die Zweifel verflo-gen, meine Neugierde und mein Taten-drang waren größer denn je zuvor: ich würde hier jetzt einfach so lange warten, bis ich etwas zu sehen bekommen würde! Schließlich hatte ich extra meinen viel zu schweren Rucksack mitgeschleppt: Zelt,

Essen für mehrere Tage, Schlafsack, Kocher und natürlich meine Fotoausrüstung lagen neben mir im Windschatten des Felsen. Und ich hatte Zeit - viel Zeit, um mir endlich meinen Kindheitstraum zu erfüllen!

Die Nacht aller Nächte

Geduld brauchte ich wahrhaftig, denn erst am dritten Tag auf dem Berg sollte ich etwas zu sehen bekommen. Um die Mittagszeit riss die Wolkendecke endlich auf: kilometerhoch schob sich die Asche-wolke über mir in den Himmel, mal weiß, mal grau, mal tiefschwarz gefärbt. Rie-sige Lavabrocken wurden hunderte von Metern in die Luft geschleudert: den auto-großen Bomben, die einen geringelten Schweif aus weißen Dampf hinter sich her-zogen, ging oft eine Schockwelle voraus. So etwas hatte ich selbst im Fernsehen noch nie gesehen! Wie die Wellen, die ein geworfener Kieselstein in einem klaren Gewässer hinterlässt, so wanderten ringför-mige Wellen durch die Wolke - allerdings in der Geschwindigkeit eines Düsenjets.

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Ihnen folgte eine meist tiefschwarze, asch-egetränkte Wolke, die wie ein Atompilz in den Himmel aufstieg. Wenn der Donner daraufhin mein Zwerchfell beben ließ und mir im wahrsten Sinne des Wortes durch Mark und Bein ging, dann wurde mir ganz anders. Nie zuvor habe ich mich so klein und hilflos gefühlt angesichts dieser sicht-, hör- und spürbaren Naturgewalten. Dieser Berg war ein elementares Erlebnis, das mein eigentliches Ziel, die Fotografie, völlig in den Hintergrund treten ließ. Hier zählte einzig und allein das Jetzt und Hier - und das unendliche Wunder, diese Naturge-walten aus solch direkter Nähe erleben zu dürfen. In der dritten Nacht dort oben auf dem Gipfel des 574 Meter hohen Þórolfsfell geschah, wovon ich bisher nur geträumt hatte: zum ersten Mal im Leben durfte ich glühende Lava sehen, die während der lautstarken Explosionen hoch in den Himmel geschleudert wurde. Und nicht nur das: am frühen Morgen ließen sich sogar auch noch schwache Nordlichter am Nachthimmel blicken. Zusammen mit dem rotglühenden, zu der Zeit wenig akti-

ven Krater und dem von der Asche braun-gelb gefärbten Vollmond bot sich mir ein Bild, das ich auch dann nie vergessen hätte, wenn ich es nicht fotografiert hätte. Es war ein atemberaubender Anblick! Spätestens in dem Moment war ich dem Eyjafjallajökull gänzlich verfallen!

Tatsächlich blieb ich einen ganzen Monat lang in der Umgebung des aschespeien-den Berges und näherte mich dem Krater bis auf unter fünf Kilometer Entfernung: näher wäre ich auf eigene Faust vermut-lich auch dann nicht herangegangen, wenn ich es gekonnt hätte. Bei Vulkanolo-gen hatte ich mich zuvor nach den wirk-lichen Gefahren des Berges erkundigt: besser spät als nie wollte ich wissen, wie groß das Risiko wirklich war, in das ich mich begab. Neben giftigen Gasen, die genau in meine Richtung entwichen, konnte der Berg sogenannte pyroklastische Ströme produzieren: 300-800°C heiße Aschewol-ken, die die Hänge des Berges hinab rasen und alles zerstören, das ihnen in den Weg kommt. Solange der Vulkan in etwa glei-

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cher Intensität aktiv war, brauchte ich mir keine Sorgen zu machen: doch würde die Aschewolke urplötzlich viel größer werden oder aber unerwartet zum Erliegen kommen, so war ich bereit, meine Füße in die Hand zu nehmen und mich in Windes-eile aus dem Staub zu machen.

Lehrmeister Vulkan

Das Wetter hielt sich wechselhaft islän-disch, jedoch sehr zu meinen Gunsten: der stetig wehende Nordwind blies die Aschewolke konstant in Richtung Europa, also von mir fort, sodass ich ständig vor Ort bleiben konnte und lediglich ein paar Regentage im Zelt aussitzen musste.

Ich campierte in einiger Entfernung vom Berg, wanderte Abend für Abend hinauf auf umliegende Moränen, Hügel und Berge, um in den kurzen Nächten des nahenden Mittsommers auf das Glühen der Lavafontänen zu warten. Nie war der Anblick des Eyjafjallajökull gleich, nie wurde ich müde, ihm zuzuschauen! Mal stieß er Unmengen von Asche aus und zuckten wieder vereinzelt Blitze durch die Wolke, mal floss Lava durch das Eis des Glet-schers und ließ eine schneeweiße Wolke aus Wasserdampf entstehen, die Seite an Seite mit der schwarzen Aschewolke stand. In diesem Monat machte ich Fotos, die keinem anderen gelangen.

Zum einen lag dies an meiner Ausdauer, zum anderen schlichtweg daran, dass die islän-dischen Fotografen des Ausbruchs längst überdrüssig geworden waren. “Langwei-lig” sei er, hieß es, weil der Vulkan ja “bloß” Asche produziere. Doch gerade wegen der gewaltigen Eruptionen, die ein Näherkom-men unmöglich machten, liebte ich diesen lebenden Berg, diese schrecklich-schönes Urgewalt. Das unkontrollierbare Wirken der Elemente faszinierte mich gleichermaßen, wie es mich verschreckte: alles in mir schrie danach, sich so weit wie möglich von dem Berg fernzuhalten. Und doch konnte ich mich nicht abwenden und beobachtete das Zusammenspiel aus Zerstörung und Schöpfung stunden- und tagelang aus nur wenigen Kilometern Entfernung.

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Kerstin Langenberger ist Mitglied der Gruppe Naturfotografen-for-Nature und arbeitet 2009 aktiv für Greepeace in Schweden und Norwegen. Sie arbeitet im Naturschutz auf Island ebenso wie in Neuseeland und erfreut uns regelmä-ßig mit fantastischen Landschaftsauf-nahmen sowie interessanten Berichten über die Natur.

Dieses Erlebnis rückte mein Leben in win-zige Maßstäbe zurecht und zeigte mir, wie nichtig und hilflos wir Menschen eigentlich sind. Uns Menschen werden hier ganz klar unsere Grenzen aufge-zeigt: selbst der größe Ignorant dürfte in einer solchen Situation tiefen Respekt vor der Natur empfinden, mit der wir sonst so strafbar fahrlässig umgehen.

Die Welt ist voller Wunder und unser Dasein alles andere als selbstverständlich: dies hat mir der Eyjafjallajökull noch einmal in aller Deutlichkeit aufgezeigt. Dass ich dies erleben durfte, ist ein unglaubli-ches Privileg: danke dafür, Eyjafjallajökull!

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Flügelpferd Mit dem Pegasus will Berlebach mehr als nur eine Alterna-tive zu den Gimbal-Heads und Fluidneigern bieten. Ich habe mir den Kopf angeschaut und in meinen Einsätzen getestet.

Text und Fotos: Jan Bleil

uldas M

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Im letzten Jahr stellte Berlebach einen neuen 3-Wege-Neiger vor und will damit eine Alternative zu den Gimbal Heads bieten. Ob dies für meine Einsatzbereiche gelungen ist, soll mein Erfahrungsbericht zeigen.

Vorwort

Unter Naturfotografen sind der Wimberley Head und seine „Kollegen“ von den ande-ren Herstellern beliebt und verbreitet. Mein Benro GH-2 hat mir stets gute Dienste gelei-stet. In Situationen mit sich verändernden Motivstandorten und wenn Schwenks oder Mitzieher gefragt sind, dann sind diese Teleschwenker eine ausgezeichnete Wahl. In einigen Situationen jedoch fehlte mir das letzte Quäntchen Schärfe.

Die Problemstellung

Die meisten von uns arbeiten oft mit langen Brennweiten, nicht wenige nutzen darüber hinaus Telekonverter um „näher“ ans Motiv heran zu rücken. Damit steigen Herausfor-derungen an den Unterbau, bestehend aus Stativ und Kopf. Wie schon in meinem Erfahrungsbericht zum Stativ Berlebach UNI 22 geschildert, sind die Anforderungen an diese unsere Werkzeuge hoch. Die hohe Pixeldichte der hoch auflösenden Sensoren fordert kürzere Verschlusszeiten um scharfe Bilder zu machen, als dies bei weniger hoch auflösenden Sensoren mit geringerer Pixel-dichte der Fall ist. Naturfotografie findet oft in den Morgen- und Abendstunden statt. Die hier zu findenden Lichtstimmungen fordern jedoch ihren Preis. Fehlendes Licht schlägt sich in längeren Verschlusszeiten und/ oder höheren ISO nieder.

Gleiches gilt für Aufnahmen in dichten Wäl-dern, bei Spechten zum Beispiel. In derarti-gen Situationen war mir der Gimbal Head nicht stabil genug. Konstruktionsbedingt ist das Schwingungsverhalten dieser Köpfe nicht das Beste. Ganz anders ist dies bei Videoneigern. Das Objektiv liegt hier auf dem Kopf auf, viele Hebel und zusätzliche Verbindungen entfallen hier konstruktions-bedingt. Mit den einschlägigen Video-neigern bin ich jedoch nicht richtig warm geworden. Der Traum vieler Fotografen,

ein Kopf aus dem Hause Sachtler, bleibt jedoch auch für mich aus wirtschaftlichen Gründen eine Vision. Daher schaute ich mich nach einer Alternative um.

Das Flügelpferd aus Mulda

Aus dem Hause Berlebach kam im letzten Jahr eine neue Konstruktion auf den Markt. Pegasus heißt der 3-Wege-Neiger, welcher meinen Anforderungen genügen sollte. Die nüchternen technischen Daten lauten wie folgt:

Belastbarkeit: 15kgHöhe: 109mmGewicht: 1.490gSchwenkbar: 2x43°Anschluss: Schwalbenschwanzprofil (Arca Swiss kompatibel), UVP: 595,00€, Schnellkupplung inklusive

Mein Fotofreund Peter Lindel war in meiner Umgebung der erste Fotograf, welcher diesen Kopf nutzte. Er hat nicht gerade die geringsten Ansprüche an die Technik und er ist sehr zufrieden mit dem Pegasus. Das war letztlich für mich Anstoß, diesen Kopf zu kaufen. Gedacht, getan, schnell kam der Kopf zu mir nach Hause.

Auspacken, loslegen!

Beim Auspacken war eines sofort klar, hier halte ich ein hochwertiges Zubehör in der Hand. Das hohe Eigengewicht schreckte mich nicht ab, passt es doch hervorragend zu meinem UNI 22, welches ebenfalls kein Leichtgewicht darstellt. Ein fester Stand und guter Halt sind mir wichtig. Kaum war der Pegasus also daheim, wurde sogleich das Stativ aufgebaut und der Kopf darauf befestigt. Das fühlte sich schon sehr gut an. Nun noch das 500er drauf und die Spielerei konnte beginnen, ganz zur Freude meiner Liebsten.

Zuerst einmal weist der Kopf den Benutzer auf eine wesentliche Eigenschaft hin. Er kippt nicht zur Seite weg, sehr gut! In meiner Vorstellung soll der Pegasus im Idealfall den Benro ersetzen. Er muss also geeignet sein, Flugaufnahmen von Vögel zu ermög-lichen, Actionfotografie quasi. Um sich auf

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Auch mit dem Pegasus unterstreicht Berlebach seinen Anspruch auf hohe Verarbeitungsqualität.

die Bedürfnisse des Anwenders einzustel-len, hat Berlebach dem Pegasus zwei Ein-stellschrauben spendiert. Die eine, kleinere und links vom Kopf befindliche, dient der Einstellung der Friktion. Die zweite ist größer und griffiger. Sie ist also die Standardbedie-nung des Fotografen. Mit ihr löse ich den Kopf oder stelle ihn fest. Nicht vergessen will ich eine dritte, kleine Schraube, welche der Arretierung des Objektivfußes in der Wechseleinheit des Pegasus dient.

Wird die Kamera-Objektiv-Kombi gut austa-riert auf dem Kopf befestigt und ist die Frik-tion sauber eingestellt, bleibt die gesamte Kombination in der gewünschten Position stehen, auch ohne die Feststellschraube anzuziehen. Davon bin ich jedoch kein Freund, oder deutlicher, ich bin da eher Pessimist und ziehe diese Schraube bei Nichtgebrauch, Beobachtung und Warten auf Action, gerne an. Dies jedoch ist eine reine Frage der jeweiligen Vorlieben.

Die Anordnung der Feststellschraube kommt mir in meiner Bedienung der Kamera sehr entgegen und ist für mich jederzeit gut erreichbar. In plötzlichen

Situationswechseln ist das sehr wichtig.

Hoch wie Quer

Bilder werden nicht nur im Querformat gemacht. Da ist nichts Neues. Ebenso wenig ist neu, dass man gerade die län-geren Brennweiten in aller Regel durch Drehen des Objektives in der Stativschelle in das Hochformat bringt. Ich nutze diese Möglichkeit ebenfalls. Berlebach hat dem Pegasus einen Klappmechanismus spen-diert, welcher die gesamte Kombination in das Hochformat kippen kann. Dazu löst man einen Hebel und klappt einfach alles einmal zu Seite, arretieren, erledigt. Berleb-ach selbst bewirbt dies mit dem Aspekt der Panoramafotografie. Da ich dies bis dato kaum gemacht habe, ist dieser Aspekt für mich Stand heute eher ein neutraler. Es gibt die Funktion, sie funktioniert einwand-frei, fertig.

Erster Einsatz

Kennen Sie das auch? Sie haben ein neues Zubehör, haben den Erhalt kaum erwarten können und dann bietet sich ein-

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Die Kombi aus EOS 1D MKIII und 500 4.0 liegt satt und fest auf dem Kopf - das weckt Vertrauen.

1D MKIII mit 500er - in dieser Form für mich nicht ernsthaft anzuwenden, aber es geht.

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Frontalaufnahmen sollten für keinen Kopf eine Herausforderung darstellen.

fach keine vernünftige Gelegenheit zum Testen? Mir jedenfalls erging es so mit dem Pegasus. Irgendwie wollte erst das Wetter nicht, dann hatte ich keine Zeit. Dann kam schließlich ein ganz anderer erster Einsatz für den Kopf. Das Flügelpferd sollte seine lebenden (flügellosen) Verwandten zu Gesicht bekommen.

Ein Flügelpferd beim Pferderennen

Wie auch im Jahr 2010, waren wir 2011 wieder beim Duhner Wattrennen. Dort findet die einzige Veranstaltung für Pfer-derennen auf dem Meeresgrund statt. Mit dem UNI22 und dem Pegasus ging es ins Watt. Das Wetter war eine Herausforderung für Pferd, Reiter und Fotograf. Die Ergeb-nisse können Sie sich hier anschauen.

Aus dem Praxiseinsatz: Die Befestigung der Optik auf dem Pegasus geht schnell und problemlos. Hat man die Friktion einge-stellt, läuft alles ganz wunderbar. Sowohl das Zielen auf heran stürmende Pferde, als auch das Mitziehen geht einwandfrei. Bedingt durch seine Konstruktion, kann der Kopf mit samt der Kombi nicht zur Seite weg

kippen. Im Gegensatz zu meinem Benro vermittelt mir der Pegasus einen wesentlich stabileren Eindruck und eine noch ruhi-gere Lagerung der Optik.

Auch der Benro ist ein guter Kopf und hat mir wirklich gute Dienste geleistet, hin-sichtlich der Haptik und der Gesamtperfo-mance jedoch kann er dem Pegasus nicht die Stirn bieten. Wenn dies auch insgesamt ein Duell auf wirklich hohem Niveau ist, der Pegasus hat den Benro ganz klar geschla-gen, mindestens um eine Flügelpferd-länge.

Auf der folgenden Doppelseite noch Bilder aus dem Hoge Veluwe beigefügt.

Wie immer handelt es sich bei Erfahrungs-berichten um subjektive Eindrücke. Ich bewerte den Kopf in meinen Einsatzberei-chen und in Bezug auf meine Erwartungen. Daher kann ein solcher Bericht nur Anhalts-punkt für eigene Entscheidungen sein, nie-mals kann er sie ersetzen.

Jan BleilSeptember 20111

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Aus der Frontale hinaus mitziehen ist mit dem Pegasus ein Leichtes.

Ist die Friktion richtig eingestellt macht die Arbeit mit Kopf richtig Spaß!

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oben: nicht skalierter Bildausschnitt der Aufnahme unten links: 1D MKIII, 700mm, ISO 640, f/5.6, 1/640s

5D MKII, 700mm, ISO400, f/5.6, 1/1000s

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