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Das Nomen im Indogermanischen

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Das Nomen im Indogermanischen

Das Nomen im Indogermanischen

Morphologie Substantiv versus Adjektiv Kollektivum Akten der Arbeitstagung der Indogermanischen Gesellschaft

vom 14 bis 16 September 2011 in Erlangen

Herausgegeben von Norbert Oettinger und Thomas Steer

Das Nomen im Indogermanischen

Morphologie Substantiv versus Adjektiv Kollektivum Akten der Arbeitstagung der Indogermanischen Gesellschaft

vom 14 bis 16 September 2011 in Erlangen

Herausgegeben von Norbert Oettinger und Thomas Steer

Wiesbaden 2014Reichert Verlag

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im Internet uumlber httpdnbdnbde abrufbar

copy 2014 Dr Ludwig Reichert Verlag WiesbadenISBN 978-3-95490-025-1

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und Verarbeitung in elektronischen SystemenGedruckt auf saumlurefreiem Papier

(alterungsbestaumlndig pH7 ndash neutral)Printed in Germany

Gedruckt mit Unterstuumltzung desbdquoInterdisziplinaumlren Zentrums Alte Weltldquo der Universitaumlt Erlangen-Nuumlrnberg

InhaltsverzeichnisInhaltsverzeichnisInhaltsverzeichnisInhaltsverzeichnis

Vorwort 7

ACKERMANN Katsiaryna Bemerkungen zu den morphonologischen Resten einiger nicht belebter ieur Kollektiva im Baltischen und Slavischen

9ndash23

CATT Adam Alvah A ldquoLostrdquo i-Stem Pāli pihi- lsquobackrsquo 24ndash31

DAHL Eystein On the semantics and syntax of the Latin lsquodouble dativersquo construction

32ndash50

DARDANO Paola Strategien der Nominalisierung im Hethitischen Die Nomina agentis

51ndash64

FELLNER Hannes A Das Femininum der thematischen Adjektiva im Tocharischen

65ndash77

FRITZ Matthias Vom Wandel zwischen den Dimensionen 78ndash87

GRESTENBERGER Laura Zur Funktion des Nominalsuffixes -i- im Vedischen und Urindogermanischen

88ndash102

HARETHARSON Joacuten Axel Das Wort fuumlr sbquoEisenlsquo im Keltischen und Germanischen und die indogermanischen -erno-Bildungen

103ndash112

KEYDANA Goumltz Ablaut in indogermanischen Primaumlrnomina Die hysterokinetischen Staumlmme

113ndash128

KIM Ronald I Ablative and comitative in Tocharian 129ndash139

KLOEKHORST Alwin The Proto-Indo-European Acrostatic Inflection Reconsidered

140ndash163

KUumlMMEL Martin J Zum bdquoproterokinetischenldquo Ablaut 164ndash179

LUumlHR Rosemarie Substantiv ndash Adjektiv ndash Pronomen als lexikalische und funktionale Koumlpfe

180ndash194

MALZAHN Melanie Das Kollektivum im Tocharischen 195ndash201

MEIER-BRUumlGGER Michael Zur Bildung von urindogermanisch melit- sbquoHoniglsquo

202ndash204

MELCHERT H Craig Anatolian Nominal Stems in -(C)o- 205ndash214

NUSSBAUM Alan J Greek τPκmicroαρ lsquosignrsquo and τPκmicroωρ lsquosignrsquo Why both 215ndash260

OLSEN Birgit Anette On the Role of Stative Markers in Indo-European Noun Formation

261ndash272

PINAULT Georges-Jean Distribution and Origins of the PIE Suffixes -ih2- 273ndash306

PLATH Robert Mykenisch e-u-te-re-u und der Lokativ Singular der i-Staumlmme im spaumltbronzezeitlichen Griechisch

307ndash317

6

PRONK Tijmen Proto-Indo-European mn-stems in Balto-Slavic 318ndash326

RAU Jeremy The History of the Indo-European Primary Comparative 327ndash341

RIEKEN Elisabeth amp WIDMER Paul Kongruiert alles Zu den Kongruenz-mustern des Pronominaladjektivs der Bedeutung sbquoall jeder ganzlsquo im Griechischen und Hethitischen

342ndash359

SCHAFFNER Stefan Die slavischen Ethnonyme des Typs poljaacutene

sbquoFeldbewohnerlsquo und die griechischen Ethnonyme auf -Xνες 360ndash383

SOMMER Florian Avestisch viš 384ndash396

STEER Thomas Von der Hysterokinese zur Amphikinese Akzentgebundener Ablaut bei der Substantivierung athematischer Adjektive

397ndash412

SUKAČ Roman Three Problems of Theoretical Morphology in Indo-European Languages

413ndash425

DiDiDiDie slavischen e slavischen e slavischen e slavischen Ethnonyme des Typs Ethnonyme des Typs Ethnonyme des Typs Ethnonyme des Typs poljaacutene poljaacutene poljaacutene poljaacutene sbquosbquosbquosbquoFeldbewohnerFeldbewohnerFeldbewohnerFeldbewohnerlsquolsquolsquolsquo und die griechischen Ethnonyme auf und die griechischen Ethnonyme auf und die griechischen Ethnonyme auf und die griechischen Ethnonyme auf ----νεςνεςνεςνες1111

Stefan Schaffner

1111 Im Slavischen werden mit den Suffixen -ěn- lt -ēn- und -jan- lt --ēn- (vgl zum ur-slavischen Akzent des Suffixes sect42) maskuline Substantiva im Plural zur Bezeichnung der Bewohner von Oumlrtlichkeiten Regionen oder Laumlndern sowie Angehoumlrigen von Staumlmmen ge-bildet3 An erster Stelle ist hier aruss ksl Slověn-e zu nennen der Gesamtname der Slaven und auch einzelner slavischer Staumlmme Als Gesamtname der Slaven muss er bereits im 6 Jhdt verwendet worden sein4 Doch ist es aufgrund der Erstbelege des Namens houmlchst frag-lich ob er urspruumlnglich tatsaumlchlich diesem Bildetyp angehoumlrt hat und nicht erst sekundaumlr zu diesem uumlbergetreten ist5 Zudem wird die Etymologie von slověne aumluszligerst kontrovers disku-

1 Fuumlr Hinweise Anmerkungen und Kritik zu danken habe ich Prof Dr Peter Anreiter (Innsbruck) Prof Dr Heiner Eichner (Wien) Prof Dr Michael Janda (Muumlnster) Prof Dr Gert Klingenschmitt (Regensburg) Prof Dr Alan J Nussbaum (Cornell University) Prof Dr Norbert Oettinger (Erlangen) Prof Dr Johannes Rein-hart (Wien) und Prof Dr Marko Snoj (Ljubljana) Der dem Aufsatz zugrundeliegende Vortrag konnte auch im Rahmen meiner Vorlesung bdquoEinfuumlhrung in das Baltoslavischeldquo im Wintersemester 201011 an der Univer-sitaumlt Wien praumlsentiert werden Den Teilnehmern dieser Vorlesung insbesondere Gašper Beguš Oliver Ploumltz und Florian Wandl gilt mein besonderer Dank fuumlr wichtige Diskussionsbeitraumlge und Hinweise die mich man-che Einzelheiten in einem klareren Licht haben sehen lassen Fehler und Irrtuumlmer im Folgenden gehen natuumlr-lich alleine zu meinen Lasten

2 Zur Notierung des Iktus und der Intonation in rekonstruierten Formen des Baltischen und Slavischen wird hier ein System verwendet das eine getrennte Kennzeichnung von Iktus und Intonation erlaubt Dies erscheint not-wendig weil akutierte und zirkumflektierte Intonation urspruumlnglich auch in unbetonten Silben unterschieden wurden (Klingenschmitt 2008280) Folgende Symbole werden verwendet = Sitz des Iktus (des Wortak-zents) acute = akutierte Intonation (Stoszligton) einer Silbe ˜ = zirkumflektierte Intonation (Schleifton) einer Silbe W = neoakutierte Silbe im Slavischen

3 Vgl zB BraumluerIII37ndash50 Arumaa 198524 Kiparsky 1975187 Vondraacutek 1924660 sect682 Vaillant 1958II sect187 Leskien 1891390 (vgl auch Schaffner 2005196197)

4 Sonst waumlren Quellenbelege wie Sclavi qui Winidi dicuntur bdquoSlaven die Wenden genannt werdenldquo oder Sclavi qui dicuntur Quarantani bdquoSlaven die Karantanen genannt werdenldquo oder Sclavi Behemenses et Marahenses bdquoBoumlhmische und Maumlhrische Slavenldquo nicht denkbar (Schelesniker 197311 Pohl 2005506507)

5 Lunt 1985188189 weist darauf hin dass die aumlltesten Belege des Slavennames sich in der Vita des Methodius in dem altrussischen Uspenskij Sbornik (ed Kotkov 1971) aus der Zeit um 1150 n Chr (vgl Lunt 1985188 Fn 12) finden Belegt ist zweimal der Nom Pl Slověni und der Dativ Plural Slověnjemъ welche auf einen Palatalstamm weisen Weitere Belege finden sich dann im 14 Jh In der 1377 angefertigten Laurentianischen Kopie der Povestrsquo vremenych let (PVL = Nestorchronik vgl Fn 7) die wohl nicht spaumlter als 1120 enstanden sein duumlrfte ist der Nominativ Plural Slověne viermal bezeugt Dagegen ist der Nominativ Plural elfmal als Slověni belegt genauso wie im Uspenskij Sbornik Der Akkusativ Plural ist einmal als Slověny siebenmal als Slověni und einmal als Slověně bezeugt Die letztgenannte Form zeigt den fuumlr das Russische zu erwartenden Ausgang weicher Staumlmme waumlhrend -i den Beginn der Vereinheitlichung harter und weicher Staumlmme reprauml-sentieren koumlnnte parallel zum Ersatz von koně durch koni Dagegen zeigen rund 16 in der Laurentianischen Kopie der PVL bezeugte Ethnonyme und Einwohnernamen (Material bei Lunt 1985189 Fn 14) Schreibung mit bdquojus malyjldquo oder bdquoaldquo (fuumlr -aumln-e) und sofern sie im Akk Pl bezeugt sind immer die harte Endung -y Aufgrund dieser Beleglage kommt Lunt 1985189 zu folgendem Schluszlig bdquoIn any case it shows again that this word does not fit the general pattern of the ethnonyms familiar from OCS hellip All this suggests that the ancient stem of the word was slov-ěn-j-ldquo

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 361

tiert6 Sichere Beispiele dieses Bildungstyps sind aksl graždan-e sbquoBuumlrgerlsquo lt gord-jan-e rimljan-e sbquoRoumlmerlsquo in der Nestorchronik7 aruss Poljane (eig sbquoFeldbewohnerlsquo) Name eines westslavischen (lechischen) Stammes und eines ostslavischen Stammes in der Gegend um Kiev aruss Pomorjane (eig sbquoMeeranwohnerlsquo) Name eines westslavischen (lechischen) Stammes aruss D(e)revljane (eig sbquoWaldbewohnerlsquo auch im Namen der Dravaumlno-Polaben an der Elbe) Name eines ostslavischen Stammes Poločane Bewohner von Polozk und der Gegend am Fluszlig Polota aruss Kyjane sbquoKieverlsquo ( PN aruss Kyjъ)8 slavische Staumlmme wie

6 Nach Pohl 2005506 (mit Hinweis auf aumlltere Literatur) leitet sich der allgemeine Name der Slaven slověne wahrscheinlich von einem Gewaumlssernamen slova oder slovъ (zur idg Wurzel 0le1- sbquospuumllen rein machenlsquo) ab dessen Appellativ auch in anderen slavischen Gewaumlssernamen wie Sluja (Smolensk) Sława Sławica (Po-len) Slavnica (Serbien) (man beachte auch den Beinamen des Dnepr altruss Словутичь Slovutič) enthalten ist Nach Pohl loc cit laumlgen mit Ausnahme von Slavnica alle genannten Gewaumlssernamen in dem Gebiet das von Udolph 1979 als Urheimat sehr wahrscheinlich gemacht worden sei das Gebiet noumlrdlich der Karpaten Man vergleiche aber zum Versuch einer dehydronymischen Deutung des Slavennamens die Kritik bei Lunt 1985185 bdquoThe possibility of a river-name based on a root meaning sbquoto flowlsquo was widely experimented with Unfortunately no suitable river has been located and it seems unreasonable to believe that the wide-spread and clearly documented name of such an enormous group should be an obscure or completely forgotten streamldquo (zu weiteren Deutungen des Slavennamens Lunt 1985185ndash190 mit Literatur und Diskussion) Lunt 1985190 selbst bietet mit Vorsicht und allem Vorbehalt folgende etymologische Deutung bdquoIf we allow the notion of a personal name here perhaps we can at the risk of adventurism call on the ancient noun stem kle1-es- (recte 0le1-es-) lsquofamersquo plus the ancient and ubiquitious adjectival formant -n- in the combination underlying Greek κλεεινmς lsquofamed gloriousrsquo Converted to an early Slavic formula it would be sloves-n- and we must therefore allow disappearance of s and compensatory lengthening of e to ē This means a series of explanations to take care of such forms as vesna lsquospringrsquo but nonetheless an etymology that calls on the noun slovo should account for the s-suffix and an etymology that includes the suffix is purely prefereable to one does not Slověňi are therefore lsquoSlověnrsquos peoplersquo or the lsquopeople of the Glorious Onersquoldquo Welcher Deutung man bei diesem Namen ndash wenn uumlberhaupt ndash den Vorzug geben moumlchte haumlngt wohl letztendlich vom persoumlnli-chen Ermessen ab

7 ZB PSRL1610ndash19 (= HbNCI610ndash19 = Tschižewsky 1969513ff L = Ms Lavrentrsquoevskaja R = Ms Radzivilovskaja) otъ těchъ Ljachovъ prozvašasja Poljane Ljachov druzii hellip Pomorjane Takože i ti Slověne prišedše i sědoša po Dněpru in narekošasja Poljane a druzii Drevljane zane šedoša v lěchěchъ hellip [inii šedoša na Dvině i narekošasja Poločane R (fehlt in L)] rěčki radi jaže vtečet vъ Dvinu imjanemъ Polota otъ ceja prozvašasja Poločane bdquoUnd von jenen Ljachen nannten sich die [einen] Poljanen andere Ljachen [aber sind] die Pomoranen Ebenso kamen auch dieselben Slaven und siedelten am Dnepr und nannten sich Poljanen andere aber Derevljanen weil sie in den Waumlldern siedelten Andere siedelten an der Dvina und nannten sich Poločanen des Fluumlsschens wegen das in die Dvina flieszligt mit dem Namen Polota von ihm nann-ten sich die Poločanenldquo (Uumlbersetzung von Ludolf Muumlller HbNCIV6) PSRL1114ndash8 (= HbNCI1148 = Tschižewsky 1969107ndash10) ce be tokmo Slověneskъ jazykъ v Rusi Poljane Derevljane Novgorodci Polo-čane Dregoviči Sěverъ Bužane zane sědoša po Bugu poslěže že Velynjane bdquoDenn siehe [von] slavischer Sprache sind in der Rusrsquo nur die Poljanen die Derevljanen die Novgoroder die Poločanen die Dregovičen die Severjanen die Bužanen weil sie am Bug siedeln spaumlter aber Volynier [genannt werden]ldquo (Uumlbersetzung von Ludolf Muumlller HbNCIV11) Zu den Poljane um Kiev und den Slověne um Novgorod vgl man Is-satschenko 198025

8 Prof Dr Johannes Reinhart (Wien) verdanke ich folgende Zusammenstellung von Belegen von jan-Bildun-gen die sich in den Novgoroder Birkenrindeninschriften (vgl Зализняк 1995) finden выянинъ ( 690 14 Jh Vyja ndash Nebenfluss der Pinega) городищанинъ ( Staraja Rusa 10 12 Jh) городьчанинъ ( 704 2 H 13 Jh) дворнинъ (ab 12 Jh) дестьщанинъ ( 253 14 Jh zu Дестьско) дyблнинъ ( 540 15 Jh zu Дyбьско Дyброво usw) Залyacuteшннинъ () ( 492 14 Jh) избоищанинъ ( 307 15 Jh) которнинъ ( 640 12 Jh Bewohner des Которский погост) крестьянинъ (auch хрестьянинъхристьянинъ) кыянинъ ( 745 1112 Jh) новгорожанинъ ( 246 11 Jh) погощанинъ ( 526 11 Jh) полочанинъ

362 Stefan Schaffner

Moravjane sbquoMaumlhrerlsquo (March) Bužane (Bug) sowie in Kaumlrnten Karantjane latinisiert Carantani sbquoBewohner der Gegend um Carantum = Karnburglsquo (auf einem kelt-rom Topo-nym mit der Bedeutung sbquoStein Felslsquo beruhend vgl auch Mons Carentanus der alte Name des Ulrichsberges dazu sloven koročaneKorotan)9

2222 Im Singular und Dual werden die Bildungen auf -ěne-jane durch das Singulativsuffix -inъ suppliert (BraumluerIII37) zB aruss ksl slověn-inъ sbquoSlavelsquo aksl graždan-inъ sbquoBuumlr-gerlsquo rimljan-inъ sbquoRoumlmerlsquo aruss dvorjaniacuten sbquoAdligerlsquo mirjaacutenin sbquoWeltlicherlsquo kievljaacutenin sbquoKieverlsquo Auffaumlllig ist10 dass die Suffixvariante -ěn- nur bei slověn-e slověn-inъ und Ab-leitungen von nichtslavischen Namen (zB aksl agarěn-inъ sbquoAgarenerlsquo eguptěn-inъ sbquoAumlgypterlsquo etiopěn-inъ sbquoAumlthiopierlsquo izdrailitěn-inъ sbquoIsraelitlsquo persěninъ sbquoPerserlsquo) zu finden ist Bei slavischen Grundwoumlrtern und vielen anderen Namen fremder Herkunft stellt die Ableitung mit -jane -jan-inъ die Regel dar zB russ dvorjaniacuten sbquoAdligerlsquo mirjaacutenin sbquoWelt-licherlsquo kievljaacutenin sbquoKieverlsquo aruss poločane sbquoBewohner von Polozk und der Gegend am Fluszlig Polotalsquo aruss poljane Stammesname aksl chersonjaninъ sbquoEinwohner von Chersonlsquo rimljaninъ sodomljaninъ Im Plural werden diese Einwohnernamen und Ethnonyme wie maskuline n-Staumlmme flektiert Das rekonstruierte urslavische Paradigma des Bildetyps auf -jane wie es sich nach den Reflexen in den Altstufen der slavischen Einzelsprachen er-gibt sieht wie folgt aus (Musterwort urslav poljaacuten-e m sbquoFeldbewohnerlsquo urslav polCje n sbquoFeldlsquo lt poacutelh2o-m)11

Pl Nom poljaacuten-e Gen poljaacuten-ъ Dat poljaacuten-mъ gt poljaacutemъ Akk poljaacuten-i Instr poljaacuten-mi gt poljaacutemi Lok poljaacuten-sъ gt poljaacutesъ (bzw analogisch poljaacutechъ)

Die sich nun anschlieszligende Tabelle bietet eine Uumlbersicht belegter alter Formen in den Alt-stufen ausgewaumlhlter slavischer Einzelsprachen (Legende + = belegt Nb = Neubildung)

UrslavischUrslavischUrslavischUrslavisch 1 Aksl1 Aksl1 Aksl1 Aksl 2 Aruss2 Aruss2 Aruss2 Aruss12121212 3 3 3 3 AčechAčechAčechAčech 4 Askr4 Askr4 Askr4 Askr Pl Nom -ěne -jane

+ + + + (Nb -ani)

Gen -ěnъ-janъ + + + Nb -ānā

Dat -jamъ Nb -janemъ + (Nb -janemъ -omъ)

Nb ndashrsquoanoacutem + (Nb -anima)

Akk -jani + + Nb -rsquoany +

( 502 12 Jh) порyacuteчанинъ () ( 264 14 Jh) прихожанинъ ( Staraja Rusa 12 12 Jh) рyшанинъ ( Staraja Rusa 10 12 Jh Bewohner von Руса) севилакшанинъ ( 249 14 Jh Bewohner von Севи-лакша) сельчанинъ ( 724 12 Jh) селнинъ ( 446 14 Jh) смолнинъ ( 343 14 Jh) yгличанинъ ( 69 13 Jh) yличанинъ ( 140 14 Jh) хотыннинъ ( 600 13 Jh) череньщанинъ ( 157 + 311 15 Jh zu Череньско) шижннинъ ( 361 1415 Jh zum Flussnamen Шижна) ясеннинъ ( 704 13 Jh Bewohner des Ясенский погост)

9 Vgl Pohl 200084f Pohl 2003163f 10 Vgl BraumluerIII37 sect124 11 Vgl BraumluerIII38 Zur Weiterentwicklung des Deklinationstyps in den slavischen Einzelsprachen BraumluerIII

39ndash50 12 Ausfuumlhrliche Sammlung der Belege bis ca 1400 in ИГДЯI49ndash52

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 363

(Nb -jany) (Nb -ane) Instr -jami Nb -jany +

(Nb -jany) Nb ndashrsquoany +

(Nb -anima) Lok -jasъ bzw -jachъ

Nb -janechъ + (Nb -janechъ)

+ (Nb -ěnech -iech)

+ (Nb -anima)

Auswahl belegter Formen der in der Tabelle angefuumlhrten altslavischen Einzelsprachen (nach BraumluerIII39ndash50)

1 Altkirchenslavisch Pl Nom -ěne -jane allgemein Mar Zo Sav Ass Supr zefeane Ps 532 Ismailitěne Ps 827 Agarěně (verschrieben) Ps 827 Gen -ěnъ -janъ allgemein Mar Zo Ass Supr Sodomlěnъ Luc 1729 Mar Sama-ranъ Supr 51415 Dat Pl Gomarěnemъ Mrk 611 Mar Zo Sodomlěnemъ Luc 1012 Mar Zo Žętelěnemъ Mat 1330 Ass Supr 4316 Chersonjanemъ Supr 53922 Solunjanemъ Supr 4889 Akk Pl Samarany Supr 51719 na Egrsquojuptěni vsę τος κατ τν Αγυπτον iexclπασι Instr Pl graždany Supr 31919

2 Altrussisch Pl Nom slověne derevljane poločane gorožane rimljane sodomlja-ne bužane sbquoBug-Anwohnerlsquo poljane velynjane sbquoWolhynierlsquo Kyjane sbquoKieverlsquo Gen poljanъ derevljanъ etc Dat derevljamъ dvorjamъ selunjamъ etc (neben Nb dvorjanemъ -omъ etc) Akk poljani gorožani dvorjani etc (neben Nb dvorjany etc) Instr poljami derevljami etc (neben Nb dvorjany etc) Lok poljachъ derevljachъ poločachъ etc (neben Nb dvorjanechъ etc)

3 Altčechisch Pl Nom zeNaneacute sbquoLandedelmaumlnnerlsquo juumlnger zeměneacute krajěneacute sbquoLands-maumlnnerlsquo dvořěne sbquoHoumlflingelsquo měščěneacute sbquoStadtbewohnerlsquo Gen zeman měščian (gt měštrsquoan) etc Dat (Nb) zemanoacutem (gt zemanům) měščanoacutem Akk (Nb) zemany měščany Instr (Nb) zemany měščany Lok (Nb) zeměnech zeměniech

4 Altserbokroatisch (štokavisch bis 15 Jh) Pl Nom građane etc Dat građam Dubrovčam Instr građami Dubrovčami Lok građah

3333 Bemerkenswert ist dass sich in Ortnamen die auf solchen Einwohnernamen auf -jane basieren alte Kasusformen erhalten haben (BraumluerIII39) waumlhrend diese bei Appellativa dieses Bildungstyps in den jeweiligen slavischen Einzelsprachen meist aufgegeben worden sind In der Folge werden nun entsprechende Beispiele geboten13

1 Nom Pl -jane ačech ON Brozaneacute lt brozaneacute sbquodie an der Furt (brodъ) Wohnen-denlsquo (mit juumlngerem Umlaut Brozěneacute Gen Pl Brozan spaumlter mit Verallgemeinerung des -a- und Umgestaltung des Nom und Gen nach den o-Staumlmmen Brozany Brozanů vgl auch ON Hradčany lt hradčěneacute sbquoBurgbewohnerlsquo) sloven Goričaacutene (heute f Pl) goriacuteca (Hinweis von Prof Marko Snoj)

2 Endungsloser Gen Pl (lt -janъ) a) im Sorbischen Gen Pl osorb nsorb Drježdźan Nom Pl Drježdźany aumllter nsorb Drěždžanje lt dręzg-jan-e sbquoWaldbe-wohnerlsquo ( aksl dręzga sbquoWaldlsquo vgl DrUzga ON in Montenegro) osorb Delan Delany sbquoDoumlhlenlsquo Sernjan Sernjany sbquoZernalsquo Třělan Třělany sbquoStrehlalsquo nsorb Choacutejan Choacutejany sbquoCunnersdorflsquo (bei Appellativen Gen Pl zB osorb dworjanow měšćanow Nom Pl dworjenjo měšćenjo mit -jo lt -rsquoe nsorb měšćanow Nom Pl měšćany) b) im Čechischen Gen Pl ačech Brozan Nom Pl Brozaneacute (vgl bei Appellativen ačech Gen Pl zeman Nom Pl zeNaneacute juumlnger zeměneacute [ zeNaniacuten

13 Material (soweit nicht anders spezifiziert) aus BraumluerIII39ndash50

364 Stefan Schaffner

sbquoLandsmannlsquo] Gen Pl nčech zemanů) c) im Slovakischen Gen Pl Lipian Rudnian Pieštrsquoan Nom Pl Lipany Rudňany Pieštrsquoany (bei Appellativen Gen Pl dvoranov Nom Pl dvorania [Kollektivbildung] dvoran sbquoHoumlflinglsquo) d) im Sloveni-schen Rakiacutečan (heute m Sg) urslav orkyta sbquoSalix incanalsquo (Hinweis von Prof Marko Snoj)

3 Lok Pl -jasъ14 a) in ačech ON Doleass (= Doljas) lt doljasъ sbquobei den Talbewohnernlsquo

(Dolany heute Dolaacutenky) Bresaz (= Brěžas) lt brěžasъ Lusas (= Lužas) lt lužasъ (nč Lužanech) Horaz (= Horas) lt horjasъ (nč Hořanech) sbquobei den Bergbewohnernlsquo ( č hora sbquoBerglsquo) Liubichas (= ač Lrsquoubčas spaumlter Libčanech) lt ljubъčasъ

b) in deutschen Umbildungen ač ON Turas (bei Bruumlnn č Turjaneacute ač Turěneacute) lt Lok Turaacutes Turjaacutes lt turjasъ Saras (bei Bruumlx č Zahražaneacute) lt gekuumlrztem Zahraacutes lt zahražaacutes lt zahražasъ Forbes (bei Budweis č Borovaneacute lt ač Borověneacute) lt Lok Borovies (gekuumlrzt Borvies) lt boro-věsъ

4 Lok Pl -jachъ a) in deutschen Umbildungen aumllterer bdquoalpenslavischerldquo (altslovenischer)

Ortsnamen in Oumlsterreich15 Steiermark Dellach (im Gailtal) lt Doumlllach lt slov DZljah lt doljachъ sbquobei den Talbewohnernlsquo ( urslav dolъ sbquoTallsquo) Potschach (im Gailtal und im Tal der ob Leitha) lt slov pot(o)čach lt potočachъ sbquobei den Bachanwohnernlsquo ( urslav potokъ sbquoBachlsquo) Frie-sach lt slov Brěžah lt bergjachъ bzw bergěchъ sbquobei den Uferanwoh-nernlsquo ( slov brệg sbquoUferlsquo lt urslav bergъ) Niederoumlsterreich und Wien Ramplach (110014 de Raeligmpla) lt rambljachъ sbquobeiunter den Leuten am Randlsquo Salzburg Ferlaukoumlpfl (1284 gůt datze Verlach) lt borovljachъ sbquobei den Leuten am Kiefernwaldlsquo Osttirol Amlach (11551164 Emlach) lt amlachъ sbquobei den Anrainern der Grubelsquo Kaumlrnten Laiplach (1148 de Liplach) lt liplachъ ( lipa sbquoLindelsquo) Deblach (993 Donplachi) lt dǫblachъ ( dǫbъ sbquoEichelsquo)

b) in deutschen Umbildungen čechischer Ortsnamen zB Grussbach (čech Hrušovany ačech Grušovaneacute) lt Lok Gruš(o)vaacutech lt grušovachъ

4444 In der Folge soll nun auf den Akzent der Bildungen auf -jane naumlher eingegangen wer-den Es laumlsst sich bereits vorab feststellen dass sich aus dem Material derjenigen slavischen Einzelsprachen die fuumlr die Rekonstruktion des urslavischen Akzents relevant sind kein einheitliches Bild ergibt Ich beginne mit dem Material der ostslavischen Sprachen In ak-zentuierten alt- bzw- mittelrussischen Handschriften behalten die Ethnika auf -jane Sin-gular -janinъ in der Regel den Akzent ihrer Grundwoumlrter bei16 zB a) Čudovskij Novyj Zavet (a 1377 vgl MI sect7) antiochiacutejaninъ (Antiochiacuteja) kolosaacuteny (Kolosaacutei) samarjaacutenъ (Samariacuteja) sidoacutenjany (Sidoacutenъ -a) sodoacutemljanъ (Sodoacutemъ -a) sugraacutežane ( graacuted -a) b) Apostol (a 1564 vgl MI sect7) zB efeacutesjanina (Efeacutesъ -a) kirineacutejaninъ (Kiriniacuteka) make-doacutenjaninъ (Makedoacutenija) poacutentjanina (Poacutentъ -a) Aus dem 16 Jh ist auch viermal die Form gražaacutene belegt17 In der heutigen russischen Schriftsprache zeigen appellativische Einwoh-

14 Jireček 1877336ff Flajšhans 192617ndash37 Węglarz 193334ndash41 15 Jireček 1877336ff Kranzmayer 1958 Material auch aus Bergermayer 200912 (mit Belegangaben) 16 Vgl Goumlrner 196765 17 Vgl Kiparsky 1962153

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 365

nerbezeichnungen entweder konstante Betonung des Suffix -jan- im Plural und in Singu-lar beispielweise gorožaacutene Singular gorožaacutenin sbquoStaumldter Buumlrgerlsquo (auch aruss) oder abwei-chende Betonung wie im Falle von dvorjaacutene Singular dvorjaniacuten sbquoAdliger Houmlflinglsquo18 vgl selčaacutenin sbquoDorf- Land-bewohner Landmann Bauerlsquo (aruss seljaniacuten) Pl selčaacutene severjaacutenin sbquoNordlaumlnderlsquo (auch aruss) Pl severjaacutene južaacutenin sbquoSuumldlaumlnderlsquo (auch aruss) Pl južaacutene slobodčaacutenin sbquoBewohner einer Slobodalsquo Pl slobodčaacutene (lautgesetzlich slobožaacutenin) krestъjaacutenin sbquoBauerlsquo Pl krestъjaacutene etc Bei den Ethnika ist laut GRJI sect299 feste Suffixbe-tonung die Norm (mit den Ausnahmen egiacuteptjanin und riacutemljanin) Das Material des Slov žit RSFSR liefert jedoch eine Reihe von Beispielen fuumlr Ethnika mit Beibehaltung der Ak-zentstelle des Ortsnamens von denen ein Teil neben haumlufiger gebrauchten Formen mit Suf-fixbetonung besteht verchovaacutežanin Verchovaacutežrsquoe (XI 6) viacutelrsquonjanin Viacutelrsquonjus (veraltet Pril I4) prijuacutetjanin Prijuacutetnoe (XX4) arbaacutežaacutenin Arbaacutež (XXVI1) voacutelžaacutene Voacutelga (Pl Pril II9) zavoacutelžaacutenin Zavoacutelžrsquoe (Pril II14) malmyacutežaacutenin Malmyacutež (XXV2516) povoacutelžaacutenin Povoacutelžrsquoe (Pril II27) voacutelogžaacutenin Voacutelogda (XI8) tveriacutetjaacutenin Tveacuterlsquo (XIX 11) Im 1819 Jh belegte Akzentschwankungen sind19 a) zwischen beibehaltenem Akzent des Grundwortes und Suffix -jaacuten- egiacuteptjaacutenin izraacuteilrsquotjaacutenin riacutemljaacutenin filistiacutemljaacutenin b) zwi-schen der Betonung -jaacutenin und -janiacuten (und zT auch beibehaltenem Akzent des Grundwor-tes) amčaacuteniacuten Mcensk (umgangssprachlich XLIV14) voacutelžaacuteniacuten20 Voacutelga (Pril II9) graacuteždaniacuten poseljaacuteniacuten rossiacutejaacuteniacuten christiaacuteniacuten In den beiden anderen ostslavischen Spra-chen ist die Situation in etwa die gleiche wie im Russischen21 Man vergleiche zur Beto-nung in der heutigen ukrainischen Schriftsprache Goumlrner (196765 Anm 8) bdquoIn der heuti-gen ukr Schriftsprache werden die Ethnika zu einheimischen ONN auf dem Suffix -(j)an- betont zB halyčaacutenyn lrsquovivrsquojaacutenyn charkivrsquojaacutenyn ua die von fremdlaumlndischen Orts- oder Laumlndernamen abgeleiteten Ethnika auf der gleichen Silbe wie die Grundwoumlrter zB asyriacutejanyn Asyriacuteja vavyloacutenjanyn Vavyloacuten galyleacutejanyn Galyleacuteja ua Die Akzentuierung des Singulativsuffixes -in ist nach der ukr schriftsprachlichen Norm nur in den sieben Woumlr-tern dvorjanyacuten krajanyacuten myrjanyacuten miščanyacuten seljanyacuten slovjanyacuten und chrystyjanyacuten moumlg-lich dagegen fand dieser Typus in den westlichen Dialekten eine starke Verallgemeine-rung vgl zB halyčanyacuten kyjevljanyacuten rymljanyacuten ualdquo (vgletwa noch seljanyacuten sbquoBauerlsquo Gen Sg seljanyacutena usw Pl Nom seljaacuteny Gen seljaacuten Dat seljaacutenam Akk seljaacuten Instr seljaacutenamy Lok seljaacutenach ebenso dvorjanyacuten Pl dvorjaacuteny mit konstanter Betonung -jaacuten- horodjaacutenyn Pl horodjaacuteny [Neubildung fuumlr horožaacutenyn Pl horožaacuteny]22) Aus dem Weiszlig-russischen lassen sich anfuumlhren Sg Nom seljaniacuten sbquoDorfbewohner Bauerlsquo Pl Nom sjaljaacutene Gen sjaljaacuten ebenso meščaniacuten sbquoBuumlrger Spieszligbuumlrgerlsquo Pl mjaščaacutene mit kon-

18 Vgl GRJI sect299 Kiparsky 1962152153 Kiparsky 1975187 19 Vgl Kiparsky 1962152153 20 Vgl hierzu Goumlrner 19676263 Anm 5 bdquoEs ist interessant zu beobachten daszlig das zum Namen der Voacutelga ge-

bildete Ethnikon voacutelžaacuteniacuten alle drei Betonungsmoumlglichkeiten kennt daszlig die von den etwas juumlngeren Gebietsna-men Zavoacutelžrsquoe und Povoacutelžrsquoe abgeleiteten Ethnika zavoacutelžaacutenin und povoacutelžaacutenin nur noch zwei Akzentstellen ha-ben und daszlig schlieszliglich fuumlr die Ethnika privolžaacutenin (IV13) und volžaacutenin (XXXVI1) die zu den erst in spaumlte-rer Zeit vom Namen der Volga abgeleiteten ONN Privoacutelžskij und Volžsk gebildet worden sind nur die Beto-nung des Suffixes -(j)an- gebraumluchlich istldquo

21 Vgl auch Goumlrner 19676566 bdquoWie ein Vergleich der russischen Akzententwicklung mit den Akzentverhaumll-tnissen der beiden anderen ostslav Sprachen ergibt kennen das Ukrainische seit den aumlltesten akzentuierten Belegen aus dem 16 Jh und das Weiszligrussische im 17 Jh ebenfalls den Typ der festen Suffixbetonung (-jaacutene) im Singular sogar bereits mit beiden Varianten dh mit Betonung des ersten oder zweiten Teilsuffi-xes (-jaacuteniacuten)ldquo

22 Vgl BraumluerIII45

366 Stefan Schaffner

stanter Betonung von -jaacuten- hramadzjaacutenin sbquoBuumlrgerlsquo Pl hramadzaacutene haradžaacutenin Pl haradžaacutene23

41414141 In der Folge soll nun der Akzent des Bildungstyps auf -jane im Suumldslavischen behan-delt werden Das Štokavische in dem im 15 Jahrhundert eine Akzentverschiebung um eine Silbe nach dem Wortanfang zu stattgefunden hat kennt drei Intonationstypen bei den ap-pellativischen Einwohnerbezeichnungen und Einwohnernamen24

1 Mit Beibehaltung der Anfangsbetonung des Grundwortes gr`đanin sbquoBuumlrgerlsquo ( grad Gen grada sbquoStadtlsquo) Pl Nom gr`đān-i Gen gr`đān-ā Akk gr`đān-e Dat Instr Lok gr`đān-ima ebenso mjbštanin sbquoOrtsbewohnerlsquo Pl mjbstāni ( mjbsto) kcćanin sbquoHausbewohnerlsquo Pl kcćāni sbquoHausgenossenlsquo ( kcća) dstrvljanin sbquoInselbe-wohnerlsquo Pl dstrvljāni ( dstrvo) beđanin sbquoGebirgsbewohnerlsquo Pl beđān-i Z`dranin sbquoEinwohner von Zadarlsquo ( Z`dar Gen Z`dra) Rfdničanin sbquoEinwohner von Rfdnīklsquo

2 Mit štokavischer Akzentzuruumlckziehung auf eine kurze Wurzelsilbe gograveranin sbquoGe-birgsbewohnerlsquo ( gogravera) Pl Nom gograveran-i Gen gdrān-ā Akk gograveran-e Dat Instr Lok gograveran-ima ebenso dvograveranin sbquoHoumlflinglsquo Pl dvograverani ( dvZr sbquoHoflsquo) stragravežanin sbquoWaumlchterlsquo Pl stragravežani ( straža sbquoWachelsquo) pograveganin sbquoHeidelsquo Pl pogravegani segraveljanin sbquoDoumlrfler Bauerlsquo Pl segraveljani ( segravelo) hrigravešćanin sbquoChrist (der orthodoxen Kirche)lsquo Pl hrigravešćani ( Hrigravestos Gen Hrigravesta sbquoChristuslsquo)

3 Mit štokavischer Akzentzuruumlckziehung auf eine lange Wurzelsilbe puacutečanin sbquoein zum Buumlrgerstande Gehoumlrigerlsquo ( pfk) Pl Nom puacutečan-i Gen puacutečān-ā Akk puacutečan-e Dat Instr Lok puacutečan-ima ebenso Riacutemljanin sbquoRoumlmerlsquo Pl Riacutemljani ( Rlm) Beacutečanin sbquoWienerlsquo Pl Beacutečani ( BUč sbquoWienlsquo) Mostaacuteranin sbquoEinwohner von Mostarlsquo Pl Mostaacuterani ( Moacutestār)

Die Belege aus den čakavischen insbesondere den nordwestlichen Mundarten sind deswe-gen von besonderem Interesse weil sie in der Regel die aumlltere oder uumlberhaupt die urslavi-sche Stelle des Wortakzentes bewahrt haben25 čak (Novi) grajagravenin sbquoBuumlrgerlsquo (gg štok gr`đanin) Gen Sg grajagravenina Nom Pl grajagraveni (gg štok gr`đān-i) Gen Pl grajagravenīh grajan26 čak (Vrgada) straž`nin sbquoWaumlchterlsquo (gg štok stragravežanin)27 Das Slovenische das die Singulativbildung aufgegeben hat zeigt heute feste Suffixbetonung28 zB meščagraven sbquoStaumldterlsquo (Sg Gen meščaacutena Dat meščaacutenu usw) Pl Nom meščaacuteni (Gen meščaacutenov Dat meščaacutenom usw) gorjagraven sbquoBergbewohnerlsquo Pl gorjaacuteni dvorjagraven sbquoHoumlflinglsquo Pl dvorjaacuteni seljagraven Pl seljaacuteni Rimljagraven Pl Rimljaacuteni Slov kristjan sbquoChristlsquo (Pl kristijani) und pogan sbquoHeidelsquo (Pl pogani) sind aus lat christiānus bzw vlat pagānus (klass pāgānus) entlehnt und sekundaumlr in diese Flexionsklasse eingruppiert worden Fuumlr das Bulgarische liegen Bele-ge von Ethnika auf -jane aus akzentuierten mittelbulgarischen Handschriften des 14 Jahr-

23 Vgl BraumluerIII45 24 Leskien 1914161162 BraumluerIII4142 sect127 Matešič 1970158 In dem fuumlr das Štokavische eingefuumlhrten

Akzentuationssystem von Vuk Karadžić (1787ndash1864) ist der verschobene Hauptton bei kurzer Silbe mit ` bei langer mit acute bezeichnet der nicht verschobene bei kurzer mit shy bei langer mit ʄ (vgl Leskien 1914122 sect214C) Eine Sammlung der serbokroatischen Ethnika auf -jan- bietet Goumlrner 1963 (zum Akzent dieser Bil-dungen Goumlrner 1963103ndash106)

25 Vgl Leskien 1914120 26 Moguš 1966212 Steinhauer 1973200 220 27 Jurišić 1973199 28 BraumluerIII42 sect128

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 367

hunderts vor29 asiriacuteanomъ (Dat Pl) 16a asiriacuteany (Instr Pl) 18 ( asiriacutea 14) egiacuteptěnochъ (Lok Pl) 16 ( egiacuteptъ 31 egiacuteptu Dat Sg 28a) riacutemlěninъ (Nom Sg) 74 riacutemlěny (Instr Pl) 70 76 83 riacutemlěnomъ (Dat Pl) 70 ( riacutema Gen Sg 69 89 93a) troacutejanom (Dat Pl) 7 troacutejane (Nom Pl) 40 ( troacuteǫ Akk Sg 46 54 58) Lavrov 1893 Priloženija zB indiacuteane (Nom Pl) 8 ( indiacutea 8) troacutejanom (Dat Pl) 7 troacutejany (Akk Pl) 8 ( troacuteja Gen Sg 5 8) Diese Ethnika zeigen also in der Regel Beibehaltung des Akzents ihrer Grundwoumlrter Im Neubulgarischen werden appellativische Einwohnerbezeichnungen wie etwa graždaacutenin (mit best Artikel graždaacuteninъt) Plural graždaacuteni (graždaacutenite) in der Regel konstant auf dem Suffix -jan- akzentuiert (vgl dvorjaacutenin sbquoEdelmannlsquo dvorjaacuteni pogaacutenin sbquoHeidelsquo (neben pogaacutenec) pogaacuteni christijaacutenin christijaacuteni angličaacutenin sbquoEnglaumlnderlsquo angličaacuteni)30 Doch gibt es auch Einzelbeispiele mit konstanter Anfangsbetonung wie seacuteljanin Plural seacuteljani

42424242 Vergleicht man das Material der slavischen Einzelsprachen die fuumlr die Rekonstruktion des urslavischen Wortakzentes relevant sind so kann man zusammenfassend fuumlr das Ursla-vische wohl folgende Betonungstypen fuumlr die Bildungen auf -jan- (bzw -jan-inъ) anset-zen31 1 Fuumlr die Pluralbildung auf -jane a) konstante Suffixbetonung -jaacuten- (alt)32 b) Beibehaltung der Betonung des Grundwortes (analogisch) 2 Fuumlr die Singualtivbildung -jan-inъ a) konstante Betonung -jan-inъ (alt)33 b) konstante Betonung -jaacuten-inъ (ana-logisch nach dem Plural -jaacutene) c) Beibehaltung der Betonung des Grundwortes (analo-gisch) Die urspruumlngliche Verteilung waumlre dann im Ostslavischen bewahrt in Faumlllen wie russ dvorjaniacuten sbquoAdliger Houmlflinglsquo Pl dvorjaacutene mirjaniacuten sbquoWeltlicherlsquo Pl mirjaacutene ukr seljaniacuten sbquoDorfbewohner Bauerlsquo Pl seljaacuteny dvorjaniacuten Pl dvorjaacuteny wruss seljaniacuten Pl sjaljaacutene meščaniacuten sbquoBuumlrgerlsquo Pl mjaščaacutene

5555 In der Folge werden nun aumlltere Erklaumlrungsversuche von slavisch -ěn- und -jan- mit den Angaben zu ihrem auszligerslavischen Anschluss angefuumlhrt Ein ausfuumlhrliches Referat aumllterer Erklaumlrungsversuche findet sich auch bei Goumlrner (19675960) Leskien (1891390) bdquoDas (sc litauische und lettische Suffix) -ėna- der Einwohnernamen hat seine Entsprechung im Slavischen Bekanntlich werden hier solche Worte meist mit -jan- (Singular -jan-inъ Pl -jan-e) gebildet aber alte Voumllkernamen wie Slověne zeigen dass die urspruumlngliche Form -ēn- war Kommt ē nach j zu stehen so wird es zu ā zB zemljaninъ sbquoLandsmannlsquo zemlja von solchen Faumlllen hat sich dann -jan- verallgemeinert zB graždaninъ = gradjaninъ sbquoBuumlrgerlsquo zu gradъ sbquoStadtlsquo Ich glaube daher nicht dass Brugmann Grdr 2 340 die slavische Form richtig als -ōn- vgl οmacrρανplusmnων angesehen hatldquo Vondraacutek (1924660 sect682) bdquoSuffix -ēn- und -jan- zur Bezeichnung der Angehoumlrigen eines Volkes der Bewoh-ner einer Oumlrtlichkeit Es handelt sich hier um das -en-Suffix dessen Dehnung in dieser Funktion in allen Kasus verallgemeinert wurde Slověne Samarěne Bei i- und o-Staumlmmen fuumlhrte es zu -jan- das dann als selbstaumlndiges Suffix verallgemeinert wurde graždane nach zemljane u dgl (hellip) Bezuumlglich des Akzentes vgl mirjaniacuten Pl mirjaacutene dvorjaniacuten Pl

29 Vgl Dujčev 1963 Goumlrner 196766 30 Vgl BraumluerIII4041 sect126 31 Vgl bereits Vondraacutek 1924660 sect682 (anders Goumlrner 19676263) 32 Vgl zB Nom Pl russ gorožaacutene (aruss ksl gražaacutene) ukrain horožaacuteny čak (Novi) grajagraveni bulg graždaacuteni

lt urslav gordjaacutene russ dvorjaacutene ukrain dvorjaacuteny skr štok dvograverani sloven dvorjaacuteni bulg dvorjaacuteni lt ur-slav dvorjaacutene aruss seljaacutene ukr seljaacuteny wruss sjaljaacutene skr štok segraveljani slov seljaacuteni lt urslav seljaacutene

33 Fuumlr die Urspruumlnglichkeit dieser Betonung (vgl russ dvorjaniacuten měščaniacuten seljaniacuten ukrain dvorjanyacuten mišča-nyacuten seljanyacuten) spricht nach Leskien 1914161162 auch die Tatsache dass Bildungen auf -inъ auszligerhalb von jan-Ableitungen Akzentuierung des Suffixes zeigen vgl russ gospodiacuten = čak (Vrgada) gospodĩn = štok gospogravedin lt urslav gospodiacutenъ

368 Stefan Schaffner

dvorjaacuteneldquo Vondraacutek (1924543) bdquoUnser Suffix ist offenbar identisch mit dem balti-schen -ēna-Suff in lit Tilžpnas sbquoTilsiterlsquo kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo girpnai sbquoWaldleutelsquo brolpnas sbquoBrudersohnlsquo u dgl so daszlig hier ein Uumlbertritt der konsonantischen Staumlmme auf -ēn- (vgl gr λειχacuteν -microνος sbquoFlechtelsquo sabin Anio -iēnis) in die Dekl der o-St voraus-gesetzt werden muszlig (hellip) Die urspruumlngliche konsonantische Deklination sieht man noch im Pl im Nom Slověne Samarěne usw (hellip) Den -ěn-Stamm Slověn weiszlig sich Zubatyacute nur aus einem ehemaligen Nom ēn (vgl korę) zu erklaumlrenldquo Braumluer (III38) bdquoAls Ausgangs-punkt ist wahrscheinlich nur das Suffix ursl -ěn- anzunehmen das sich mit der lit Bil-dung tilžpnas sbquoBewohner von Tilsitlsquo als Ableitung vom Ortsnamen TiCžė oder mit kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo als Ableitung von kaacutelnas sbquoBerglsquo vergleichen laumlszligt und die Zugehoumlrigkeit bezeichnet Wurde dieses Suffix an einen jo- oder i-Stamm angefuumlgt so muszligte --ěn- zu -jan- veraumlndert werden zu ursl polje ndash poljane ebenso ar kyjane sbquoKieverlsquo zum Perso-nennamen ar Kyjъ Die gleiche Veraumlnderung trat ein wenn das Suffix -ěn- an das mit dem Possessivsuffix j(ъ)- erweiterte Grundwort angefuumlgt wurde Fluszligname Polota ndash r Adjek-tiv polot-jъ- gt poločъ- polot-j-ěne gt poločane ebenso ar derevljane In diesem Fall wuumlrde es genuumlgen nur das Suffix -ěn- als urspruumlnglich anzusehen Das nach palatalen Lauten daraus entstandene Suffix -jan- (-rsquoan-) koumlnnte dann seinerseits produktiv geworden und bei weiteren Neubildungen verallgemeinert worden seinldquo (so auch Vaillant 1958II sect187) Arumaa (198524) bdquoEine besondere Gruppe bezeichnen die Benennungen der An-gehoumlrigen eines Volkes oder der Bewohner einer Oumlrtlichkeit im Slavischen der Typ Slověne Pl im Baltischen lit girpnas sbquoWaldbewohnerlsquo (hellip) Unklar bleibt im Slavischen das Verhaumlltnis des Suffixes -ěn- zu -jan- Rimljane Poločane (zu Polota) und die Herkunft von -jan-ldquo Den meisten aumllteren Erklaumlrungsversuchen ist also gemeinsam dass von slavisch -ěn- als aumllterer Suffixvariante die sich hinter -j- lautgesetzlich zu -jan- entwickelt hat ausgegangen wird und dass als naumlchster ausserslavischer Anknuumlpfungspunkt das baltische Zugehoumlrigkeitssuffix -rna- angesehen wird Wenn die Suffixbetonung im Slavischen bei den Pluralbildungen auf -ěne beziehungsweise -jane urspruumlnglich ist dann stimmen bei-de Suffixe auch im Wortakzent uumlberein Ein wichtiger Unterschied ist aber die Stammge-stalt beider Suffixe das slavische Suffix ist ein n-Stamm das baltische ein a- also indoger-manisch ein eo-Stamm

6666 Das baltische Zugehoumlrigkeitssuffix -rna- (lit -pnas f -pnė lett -ēns f -ēne) das als naumlchster etymologischer Anknuumlpfungspunkt fuumlr das slavische Suffix -ěn- bzw -jaacuten- an-gesehen wird umfasst drei groszlige Bedeutungsgruppen34

1 Einwohnernamen a) im Litauischen Įsrutpnas sbquoInsterburgerlsquo Įsrugravets Ragainpnas sbquoRagmiterlsquo Ragaĩnė Tilžpnas sbquoTilsiterlsquo TiCžė Kupiškpnas sbquoEinwohner von Kugravepiš-kislsquo (hierher auch als Plurale der Einwohnernamen die haumlufigen lit Dorfnamen auf -pnai Bitpnai Piktuppnai Staluppnai Stilpnai usw) seltener Ableitungen von appellativen Ortsbezeichnungen zB girpnai sbquoWaldleutelsquo gigraverė sbquoWaldlsquo kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo kaacutelnas sbquoBerglsquo kaimpnas sbquoNachbarlsquo kaiacutemas sbquo(Bauern-)Dorf Land (im Ggs zur Stadt)lsquo kipmas sbquoHof(-raum) (Bauern-)Hof Gehoumlft Dorflsquo (neben ge-woumlhnlichem kaimyacutenas sbquoNachbarlsquo fem kaimỹnė vgl zur Bildung und Bedeutung lat vīcīnus sbquoNachbarlsquo vīcus sbquoDorflsquo) b) im Lettischen (heute selten) zB Ābawēns sbquoAnwohner des Fluszliges Ābawalsquo

2 Verwandtschaftsnamen a) im Litauischen brolpnas sbquoBrudersohnlsquo ( broacutelis sbquoBru-derlsquo) seserpnas sbquoSchwestersohnlsquo seserpnai sbquoSchwesterkinderlsquo ( sesuotilde sbquoSchwes-

34 Vgl Leskien 1891388389 Senn 1966317 sect600 Forssman 2001246ndash252

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 369

terlsquo) tetpnas sbquoKind der Tantelsquo ( tetagrave sbquoTantelsquo) tetulpnas ( tetulp sbquomatertera amitalsquo) dėdpnos sbquoToumlchter des Vaterbruderslsquo ( dėdx sbquoVaterbruderlsquo)35 b) im Lettischen brālēns sbquoCousinlsquo ( brālis sbquoBruderlsquo) vgl auch skolēns sbquoSchuumllerlsquo ( skola sbquoSchulelsquo) draudsēns sbquoFreundessohnlsquo ( draugs sbquoFreundlsquo)

3 Bezeichnungen junger Lebewesen va von Tierjungen a) im Litauischen nur in best Mundarten zB gervpnas sbquoKranichjungeslsquo ( geacutervė) hierher wohl auch varnpnas sbquoStar Amsellsquo ( vaacuternas sbquoRabelsquo) b) im Lettischen versēns sbquojunger Ochselsquo ( versis) āsēns sbquoBoumlckleinlsquo ( āsis) pīlēns sbquoEntenkuumlkenlsquo ( pīle) kaķēns sbquoKatzenjun-geslsquo ( kaķis) puisēns sbquoKnabelsquo ( puisis sbquoJungelsquo)

7777 Es ist bisher uumlbersehen worden dass eine weitere etymologische Anschlussmoumlglichkeit fuumlr die slavischen Ethnika auf -jane im Griechischen existiert Es handelt sich um griechi-sche Ethnika die mit einem Suffix -νες (ion att -microνες) myken -ānes lt urgriech -ān-es gebildet sind36 Die urgriechische Lautform des Suffixes ist -ān- wie sie im My-kenischen und spaumlter in den nordwestgriechischen Dialekten fortlebt Im Ionisch-Attischen entwickelt sich langes urgriechisches ā etwa um 1000 v Chr lautgesetzlich zu offenen [ēʛ] daher die ionisch-attische Lautform -ην- Bereits das Mykenische der aumlltestbezeugte mit der Silbenschrift Linear B aufgezeichnete Dialekt des Griechischen aus der Zeit 1400 bis 1200 vor Christus kennt solche Bildungen auf -ān-es37 Beispiele sind etwa

a) myk Pa-ki-ja-ne wahrscheinlich Sphagiānes (Ethnikon als ON verwendet Typus Λmκροι)38 Es ist die Bezeichnung des Ortes mit dem Hauptheiligtum von Pylos ei-nem der groszligen Palastzentren der mykenischen Kultur neben dem die Regionsna-men Pa-ki-ja-na (wahrscheinlich Sphagiānā) PY Na 56139 und Pa-ki-ja-ni-ja (wahrscheinlich Sphagiāniā) PY En 6091 PY Jo 43810 PY On 3003 stehen Myk Sphagiānes ist wohl eine Ableitung von Sphagiā spaumlter Σφαγplusmn des bis ins Neugriechische erhaltenen Namens der Insel vor Pylos die daneben auch Σφακτη-ρplusmn heiszligt Die urspruumlngliche Bedeutung vonSphagiā Σφαγplusmn war wohl sbquoSchlacht-opferstellelsquo (Kollektivum von σφfrac34γιον sbquowas zu schlachten istlsquo)40

b) myk I-na-ne Inānes PY An 187 (Ethnikon als ON verwendet) neben myk I-na-ni-ja Ināniā (PY An 183 Ae 8+) Inās Ineus Iniā und spaumlterem iquestνAgrave41

c) myk re-ka-ta-ne PY An 2079 (Nom Pl oder Dat Sg in lok Funktion)42 d) myk te-ta-ra-ne PY (Bartoněk 2002250)

35 In ostlitauischen Mundarten druumlckt -pnas wenn es an Bezeichnungen von Lebewesen angefuumlgt wird mitleidi-ge Verachtung aus zB žmogpnas sbquoMenschlein armseliges Mannsbildlsquo ( žmogugraves sbquoMensch Mannlsquo)

36 Vgl Bechtel 19236080 Schwyzer 1953486 Chantraine 1968166ff Risch 197458 Leukart 1980244ff Balles 2008208

37 Vgl Bartoněk 2002250 466 38 Belege (nach Hajnal 1995168 und Bartoněk 2002250 466) Nom Pl Pa-ki-ja-ne PY Vn 194 PY Xa 1131

Akk Pl Pa-ki-ja-na-de Sphagiānas-de sbquonach Sphlsquo PY Fr 1233 Dat-Lok Pl Pa-ki-ja-si Sphagiānsi sbquoin Sphlsquo PY An 1811++ Instr-Abl Pa-ki]-ja-pi Sphagiāmphi sbquoaus Sphlsquo PY Eb 338 A (in einer recht sicheren Ergaumlnzung)

39 In der pylischen E-Serie (PY Eb 339A++) steht pa-ki-ja-na einzig als Attribut zu i-je-re-ja Die Fuumlgung i-je-re-ja pa-ki-ja-na duumlrfte als hijereja Sphagiānās sbquoPriesterin vonaus Sphagiānālsquo zu deuten sein mit einem abla-tivischen Genitiv (vgl Hajnal 1995218 Anm 295) Zur moumlglichen Identitaumlt von Pa-ki-ja-ne und Pa-ki-ja-na vgl Guglielmo 1982157 und Hajnal 1995218 Anm 295

40 Vgl Leukart 1980240241 und 244245 (mit Literatur) Hajnal 1995168 41 Vgl Ruijgh 1967sectsect119 141 Leukart 1980246 Anm 29 42 Hajnal 1995235236 Bartoněk 2002250

370 Stefan Schaffner

71717171 In den spaumlteren alphabetgriechischen Dialekten ist eine ganze Reihe von Ethnika auf -νες (ion-att -microνες) bezeugt die hier nun in ihrer geographischen Verteilung von Nor-den nach Suumlden angefuumlhrt werden Die meisten stammen aus nord(west-)griechischem Ge-biet43

a) nordgriech() AacuteγριAcircνες (Thuk II 963) im Land der Paionen AtildeγχελAcircνες (Ptol V 1088) an der Muumlndung des Drilon (daneben Bildung auf -εAumlς Atildeγχελες Hdt V 61)

b) epirotisch AacuteθαmicroAcircνες AacuteρκτAcircνες AacuteτιντAcircνες ΤαλαιAcircνες c) thessalisch Egraveλλνες (-ην-) (um Dodona) ΑEacuteνιAcircνες d) aumltolisch Aacuteγρινινες (belegt Aacuteγρινινος D3 61081) zur Stadt Aacuteγρplusmnνιον (daneben Bil-

dung auf -εAumlς AacuteγρινιEcircος D3 6035) ∆αιAcircνες (belegt ∆αιAcircνος D3 42121) AtildeοιτAcircνες (belegt AtildeοιτAcircνων IG 4273) ΕmacrρυτAcircνες (ΕmacrρυτAcircσιν Thuk III 945)

e) mittelgriech AacuteκαρνAcircνες Akarnanien gegenuumlber die Insel der ΚεφαλλAcircνες (-ην-) im Ionischen Meer ΦοιτιAcircνες (Stadt Φοιτplusmnαι) in Akarnanien

f) dorisch ∆υmicroAcircνες (Phyle) g) arkadisch AacuteζAcircνες (-ην-)

Die bezeugten griechischen Ethnika auf -νες (ion-att -microνες) aus den klassischen Dialek-ten stammen also zwar vorwiegend aus dem nordwestgriechischen Gebiet die Verbreitung reicht aber bis nach Arkadien auf der Peloponnes

72727272 Fuumlr diese griechischen Ethnika auf -νες (ion att -microνες) aus den klassischen Dialekten bestehen nun etymologische Anschlussmoumlglichkeiten an griechische oder zumindest im Griechischen moumlgliche Staumlmme auf -ā- lt -ah2- insbesondere Ortsnamen oder Ortskollek-tiva mit Stamm auf -ā Diese werden nun in alphabetischer Reihenfolge angefuumlhrt44

a) nordgriech() AacuteγριAcircνες zu einem Landschaftsnamen Aacuteγρplusmn ( ETHγριος sbquowildlsquo) b) arkadisch AacuteζAcircνες zu ETHζω sbquotrocken seinlsquo (ETHζη sbquoSchmutzlsquo[]) oder (eher) zu ETHζον

microEcircγαν (codd microEcircλαν) καOgrave Oacuteψηλmν Hsch c) thessalisch ΑEacuteνιAcircνες zu αEacuteνmς sbquoschrecklichlsquo mit komplexem -ιν- (vgl daneben

ΑEacuteν-plusmnδ- Name der von ihnen bewohnten Landschaft) d) epirotisch AacuteρκτAcircνες Ableitung von einem Kollektiv arktā- sbquoBaumlrengegendlsquo

( griech ETHρκτος sbquoBaumlrlsquo) vgl zur Benennung das Ethnikon Aacuteρκfrac34δες lt Aacuteρκτ-frac34δ-ες e) dorisch ∆υmicroAcircνες (Phylenname) moumlglicherweise zu dumā- sbquoStammlsquo45 (vgl ∆Aumlmicroη Oumlν

Σπfrac34ρτtimes φυλacute καOgrave τmπος Hsch) in der Bedeutung etwa von φυλEcircται sbquoStammesgenos-senlsquo

f) thessalisch Egraveλλνες46 (Akzent nach ΠανEcircλλνες anstelle von UgraveλλAcircνες) Ableitung von einem Ortskollektiv hellā lt sed-lah2 sbquo(Wohn-)sitzlsquo (vgl Uacuteλλfrac34 καθEcircδρα Λfrac34-κωνες Hsch lat sella kelt sedlo- in ON) Egraveλλνες ist wohl nicht zu trennen von Ugraveλλοplusmn Egraveλληνες οUcirc Oumlν ∆ωδAgraveνtimes καOgrave οUcirc Ucircερες Hsch (auch Pindar Fr 59) und den gleichbedeutenden Σελλοplusmn (Il Π 234) den Ureinwohnern von Dodona aus deren

43 Siehe Bechtel 192360 Leukart 1980245 44 Nach Leukart 1980245 mit Literatur 45 Mit auszligergriechischem Anschluss an ae tēam afries tām sbquoNachkommenschaftlsquo lt urgerm ta1ma-z 46 Bei Homer ist Egraveλληνες (seit Il B 684) noch Bezeichnung eines thessalischen Stammes und Ugraveλλfrac34ς -frac34δος f

sbquoHellas Land der Egraveλληνεςlsquo Bezeichnung einer Landschaft des suumldlichen Thessalien Seit Herodot wird Egraveλληνες zur Bezeichnung aller Griechen verwendet Neben Egraveλληνες steht Egraveλλοπες in Atildeλλmπια dem Na-men der Umgegend von Dodona (Hes Fr 1341) und des noumlrdlichen Euboumla (Hdt 823) Seit Aristoteles (Met 352 a 34) galt das Gebiet von Dodona und das Acheloos-Tal als die Urheimat der Hellenen die Uumlρχαplusmnα Ugraveλλfrac34ς (vgl FriskI498499 LfgrE2556557)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 371

Reihen die Zeuspriester ausgewaumlhlt wurden Sello- bzw Hello- ist das primaumlre und etymologisch unsichere Grundwort Egraveλλνες ist wohl eine Ableitung von ei-nem griechisch gebildeten Ortskollektiv Hellā- sbquoRegion der Helloilsquo zum moumlgli-cherweise ungriechischen Ethnikon Hello- (vgl dazu spaumlteres Κρacuteτ- zu ungriech Κρmicroτες)

g) aumltolisch ΕmacrρυτAcircνες Ableitung von Ehurutā- sbquoGegend mit gutflieszligenden Quellenlsquo (zu εYacuteρυτος sbquogutflieszligendlsquo [κρacuteνη E])

h) mittelgriech ΚεφαλλAcircνες Ableitung von einem Grundwort kephalā- ( gr κεφαλacute sbquoHaupt Kopf Oberstes Spitze Endelsquo) vgl den spaumlteren Inselnamen Κεφαλληνplusmnα

73737373 In diesem Zusammenhang ist auch kurz auf die griechischen Landschafts- und Ortsna-men auf -ānā wie Μυκszligν Μεσσszligν oder Aacuteθszligν47 einzugehen Es handelt sich um Orts-kollektiva auf -ā die von den Ethnika mit Stamm auf -ān- abgeleitet sind48 Fuumlr myk Sphagiān-ā sbquoRegion der Sphagiāneslsquo ergibt sich folgende Ableitungssequenz

mykenisch ON Sphagiā rarr Sphagiān-es rarr Sphagiān-ā sbquoRegion der Sphagiāneslsquo (vgl oben 7a)

Entsprechend koumlnnen fuumlr Μυκszligν Μεσσszligν die folgenden Ableitungssequenzen angesetzt werden

a) Mukā (etymologisch wohl zu microAumlκων σωρmς θηmicroAgraveν Hsch) rarr Mukān-es rarr Mukān-ā sbquoRegion der Mukāneslsquo (Μυκacuteνη)

b) Messā (homerisch ΜEcircσση in Lakonien etymologisch zu microEcircσσος sbquoin der Mitte gele-genlsquo) rarr Messān-es rarr Messān-ā sbquoRegion der Messāneslsquo (dor Μεσσszligν ionisch-attisch Μεσσacuteνη) wozu in einer weiteren Phase das spaumlter uumlbliche Ethnikon Μεσσaacuteνιος und der Regionsname Μεσσνplusmn gebildet wurden

77774444 In der Folge soll nun auf vier aumlltere Erklaumlrungsversuche des griechischen Suffi-xes -νες (ion att -microνες) myk -ānes lt urgriech -ān-es zur Bildung von Ethnika einge-gangen werden Da diese bisherigen Erklaumlrungsversuche mE nicht uumlberzeugen konnten seien sie hier kurz diskutiert und die wichtigsten Gegenargumente genannt

1 H Jacobsohn (1927283ff 193076ff) (vgl auch Chantraine 1968163 68) hatte angenommen dass die Bildungen auf -ν- alle aus -acircον- kontrahiert seinen Dieser Erklaumlrungsversuch laumlsst sich mit folgenden Gegenargumenten entkraumlften

a) das Nebeneinander von nordwestgriechisch-dorisch und arkadisch -ν- gegenuumlber ionisch-attisch -ηv- (zB Egraveλληνες) zeigt deutlich dass urgrie-chisch -ān- zugrundeliegt Denn -z(1)on- haumltte im Attischen -εAgraveν- er-geben und waumlre auszligerhalb des Ionisch-Attischen zu -ν- kontrahiert wor-den vgl κοινaacute(acirc)ων Gen -aacute(acirc)ονος49 (gebildet wie hom διδυmicroaacuteονε) gt dor usw κοινaacuteν m sbquoTeilnehmer Gesellschafterlsquo Pind Py 328 Inscr

47 Vgl hierzu Leukart 1980246 Fn 27 bdquoAacuteθacuteνη bzw -αι ist urspruumlnglich Ortsname und nicht Name der Goumlttin die folgerichtig bei Homer Aacuteθηναplusmnη heiszligt (att Aacuteθηναplusmnα kontrahiert zu AacuteθηνAcirc) Es ist deshalb sinnlos den Ortsnamen von demjenigen der Goumlttin herleiten zu wollen (so Frisk GEW und Chantraine DELG sv) Myk A-ta-na-po-ti-ni-ja ist als Athānās (Ortname im Gen) Potnia aufzufassen (vgl ebenso mit Gen da-pu2-ri-to-jo p u-po-jo p)ldquo

48 Vgl zum Folgenden Leukart 1980246 49 Vgl als Parallele ξυνaacute(acirc)ων Gen -szlig(acirc)ονος ( ξaumlνmς) gt ξυνszligων Pind Py 348 Aisch frg 996 (per coni)

ξυνaacuteν Pind Nem 527 ξυνacuteων Hes th 595 u 601 ξυνAgraveν Soph frg 970 ξυνωνplusmnη Archil 89

372 Stefan Schaffner

Schw 3624 [Lokris] 65621 [Tegea] vgl auch dor κοιννEcircω Schw 89g [Argos] 323 B 48 [Delphi] Foedus ap Thuk 5791 vgl auch κοιννplusmnα Pind Py 197) att κοινεAgraveν sbquodslsquo Eur Her 149 u 340 Xenophons κοινAgraveν Cyr p 7535 scheint eine Umsetzung von dor κοινaacuteν nach att κοινωνEcircω (mit lautgesetzlicher Entwicklung von -ǣ(1)on- gt att -ων- im Vorton) wozu att κοινωνmς nach einem Verhaumlltnis wie στρατηγEcircω στρατηγmς ruumlckgebildet wurde zu sein (Leumann 1993223224 Fn 20 Peters 1980254255 Fn 212)

b) das Mykenische hat mit Bildungen wie Pa-ki-ja-ne Sphagiānes und I-na-ne Inānes gezeigt dass bereits im Urgriechischen ein Bildetyp von Eth-nika auf urgriech -ān- (neben Bildungen auf -ā1on- lt -ah2-1on- vgl myk [PY] o-qa-wo-ne- hokwāaringon- sbquoMitglied des Gefolgeslsquo [vgl hom aeligπfrac34ων sbquoGefaumlhrtelsquo] myk [KN] I-ja-wo-ne Iāaringon- sbquoMann aus Iālsquo) exis-tiert hat

2 Nach Schwyzer (1953185 487) koumlnnten die vorwiegend im Nordwesten beheimate-ten Ethnika auf -ān- auf uridg -ēn- (dehnstufige Variante des indiv Suffixes -eon-) beruhen und zwar mit nordgriechisch-illyrischem Lautwandel ē gt ā (wegen albanisch o lt uridg ē wohl uumlber ā) Als Gegenargumente lassen sich anfuumlhren

a) die Verbreitung der Ethnika auf -ān-es auch im Suumldgriechischen (Myke-nischen Arkadischen) und die fruumlhe Bezeugung im Mykenischen spre-chen gegen die Herkunft aus einer (aus anderen Gruumlnden voumlllig hypotheti-schen) Vorstufe Nordgriechisch-Illyrisch

b) die Hypothese Schwyzers ist kaum zutreffend fuumlr die Ethnika auf -ānes mit deutlichen oder zumindest moumlglichen griechischen Derivationsbasen mit Stamm auf -ā

3 Nach Leukart (1980238ndash247) dem wir die letzte umfassende Behandlung des Suf-fixes -νες (ion-att -microνες) myk -ānes lt urgriech -ān-es zur Bildung von Ethni-ka verdanken ist das Suffix -ān- der Ethnika vergleichbar mit dem Suffix -ān- von urgriech ne1ān-50 Urgriech ne1ān- ist das Grundwort von griech νενplusmnς sbquojunger Mannlsquo sekundaumlr Adj sbquojugendlichlsquo (zuerst νεηνplusmnης Uumlνacuteρ Hom Od κ 278 ξ 524) νενικmς sbquojugendlichlsquo (Ar+) Deminutiv νενplusmnσκος sbquojunger Mannlsquo (Hdt+) man vgl auch die denominalen Verba νενιεAumlοmicroαι sbquowie ein jugendlicher Hitzkopf handelnlsquo (Ar+) mit νενplusmnευmicroα sbquojugendlich impulsive Handlunglsquo (Pl+) und νενικEcircω sbquojugendlich seinlsquo (Eup+) Femininum νεAcircνις νεmicroνις -ιδος (Il+ ep-poet) Ur-griech ne1ān- stellt nach Leukart (1980241242) eine Ableitung mit der tiefstufi-gen Form des charakterisierend-individualisierenden Suffixes -eon- von einem vor-urgriechischen vielleicht sogar uridg Stamm ne1ā- (bzw ne1ah2-) der als Kol-lektivbildung sbquoGesamtheit der jungen Leutelsquo bedeutete dar Zur Funktion des Suffi-xes aumluszligert sich Leukart (1980242 Anm 15) folgendermaszligen bdquoWegen der indivi-dualisierend-singulativischen Funktion von ne1ā-n- usw (hellip) empfiehlt es sich von -eon- mit der spezielleren Bedeutungsentwicklung sbquoderjenige aus der Gruppe xlsquo gt sbquoeiner aus helliplsquo auszugehenldquo Gegen diese Erklaumlrung Leukarts laumlsst sich als Ge-genargument anfuumlhren dass das Suffix -ān- der Ethnika funktional nicht verglichen werden kann da zwischen der Ableitungsbasis und den abgeleiteten Ethnika deut-lich eine Zugehoumlrigkeitsrelation zum Ausdruck gebracht wird (zB ΦοιτιAcircνες eig

50 Moumlglicherweise bezeugt in νεfrac34ν νEcircος sbquoJuumlnglinglsquo (A D Adv 1608 Suid sv νεAcircνις Eust 33515 EM) falls es nicht bloszliges Grammatikerrekonstrukt zu Erklaumlrung von νεAcircνις ist (Leukart 1980238)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 373

sbquodie zur Stadt Φοιτplusmnαι Gehoumlrigen Einwohner der Stadt Φοιτplusmnαιlsquo ∆υmicroAcircνες [Phylenna-me] eig sbquodie zur dumā-zum bdquoStammldquo Gehoumlrigenlsquo in der Bedeutung etwa von φυλEcircται sbquoStammesgenossenlsquo) und das individualisierende Suffix -eon- alleine den Ausdruck der Zugehoumlrigkeit nicht leistet51

4 Bei Balles (2008208) sind die griechischen Voumllkernamen auf -νες (ion att -microνες) urgriech -ān-es falsch unter die vorwiegend fuumlr gewisse dorische bzw nordwest-griechische Dialekte charakteristischen Sekundaumlrbildungen auf -acuteν Gen -microνος des Typs λεσχacuteν sbquoSchwaumltzerlsquo ( λEcircσχη sbquoOrt zum Liegen Plaudereilsquo) oder ξιφacuteν sbquoSchwerttraumlgerlsquo (ccedil φEcircρων ξplusmnφος Hsch)52 wozu auch die vor allem in Megara und Korinth bezeugten Personennamen wie Λυσacuteν Καλλacuteν Aacuteριστacuteν Νικacuteν etc (vgl Solmsen 1909116ff) zaumlhlen eingeordnet Diese Bildungen zeigen auch im dorisch-nordwestgriechischen Dialektgebiet die Suffixablautstufe -ην- lt urgriech -ēʛn- die mit dorisch-nordwestgriechisch -ν- lt urgriech -ān- der Ethnika lautlich nicht kompatibel ist

8888 In der Folge soll nun eine neue Erklaumlrungsmoumlglichkeit der Suffixe urgriech -ān-es und urslav -ěne bzw -jane zur Bildung von Ethnika und der baltischen Zugehoumlrigkeitsbil-dungen auf -rna- praumlsentiert werden Den Ausgangspunkt fuumlr diese neue Erklaumlrungsmoumlg-lichkeit bildet die Beobachtung dass im Urindogermanischen bzw in den Einzelsprachen Suffixkonglomerate zur Bezeichnung der Zugehoumlrigkeit aus der Kombination zweier funk-tional aumlquivalenter Zugehoumlrigkeitssuffixe bzw aus der Kombination zweier Bildemoumlglich-keiten zur Bezeichnung der Zugehoumlrigkeit entstanden sein koumlnnen Man vergleiche zum Beispiel

a) Zugehoumlrigkeitssuffix -iacuteh2-no- (lat -īnus gr -eacuteνος lit -yacutenas slav -iacutenъ germ -īna-53) Kombination aus dem V~k-Suffix -iacuteh2-

54 (vgl ai v~k- f sbquoWoumllfinlsquo ai

51 Diese Uumlberlegung mag vielleicht auch der Grund dafuumlr sein dass Nikolaev 2010191 als Grundlage von ur-griech ne1ān- eine auf dem Kollektivum ne1eh2- bdquoyouthldquo basierende Ableitung ne1eh2-h1(eo)n- bdquohaving youthldquo (gt Hsch νεfrac34ν νEcircος) mit dem Hoffmannschen Possessivsuffix postuliert Nikolaev 2010191 Fn 9 er-laumlutert weiter hierzu bdquoThe analysis here differs from the one originally proposed by Leukart only insofar as he glosses ne1eh2 as lsquoGesamtheit der jungen Leutersquo and operates with an individualizing -n-suffix while I use Hoffmannrsquos possessive suffix -h1(eo)n- insteadldquo

52 Vgl zu diesem Typ auch Peters 1980169 53 ZB lat equīnus sbquozum Pferd gehoumlriglsquo equus sbquoPferdlsquo gr ecircκεανναι sbquoOkeanostoumlchterlsquo lit kaimyacutenas sbquoNach-

barlsquo kaiacutemas sbquoDorflsquo aksl sestrinъ sbquozur Schwester gehoumlriglsquo ahd fingirīn sbquoFingerringlsquo 54 Die Bestimmung des Laryngals des V~k-Suffixes als h2 ergibt sich mE aus der Analyse von gr

Uumlνδριfrac34ς -frac34ντος sbquoStandbild Statuelsquo als h2rih2-aacutent- (vgl zur Bildung auch toch B iko Pl ikonta sbquoSchrittlsquo lt sekās lt sekah2-t-s oder -ant-s [ B sik- sbquoschreitenlsquo lt sik-]) das als Erweiterung mit einem die Bedeu-tung des Grundwortes nur gering modifizierenden abstufenden Suffix ----ent-----nt- (in Faumlllen wie heth irmala-nt- sbquokranklsquo irmala- sbquodslsquo weitere Beispiele unter sect81) einer V~k-Bildung h2r-iacuteh2- sbquowas einem Mann ver-gleichbar ist Bild eines Manneslsquo gedeutet werden kann (Klingenschmitt 2005423 Anm 142) Die Bildungen auf -iacuteh2- des V~k-Typs haben naumlmlich unter anderem die Funktion etwas zu bezeichnen was in seiner Be-schaffenheit an den durch das Grundwort bezeichneten Begriff erinnert (vgl AiGII2384 Klingenschmitt 2005344) vgl zum Beispiel ai ā-v Du sbquoHodenlsquo āaacute- n sbquoEilsquo Du sbquoHodenlsquo lat saniēs sbquoverdorbenes Blut Wundjauchelsquo lt h1sh2an-ih2- sbquoBlutaumlhnlicheslsquo ( heth ešar gr eumlαρ ai aacutes~-k n sbquoBlutlsquo lt uridg h1eacutesh2~ Gen h1sh2aacuten-s) aisl myacuterr f Sumpf Schlammlsquo lt urnord me1Ri+R lt urgerm me1zī lt me1siacuteh2- sbquowas ei-nem Moor aumlhneltlsquo ae mēos m n sbquoMoor Schlammlsquo ahd mios m n sbquodslsquo lt meacute1so- Nur der Ansatz mit h2 erklaumlrt mE auch die Tatsache dass bestimmte Staumlmme des V~k-Typs im Baltischen bzw Litauischen zu Staumlmmen mit Nom Sg -ijagrave und Akk -iją umgebildet sind vgl zB urslav oldi Gen ldiję sbquoSchifflsquo (skr štok lađa čak [Vrgada] ldegatildeđa slov laacutedja nruss ladjaacute aruss lodja) lt alds Gen aldiās (aumllter -i-as

374 Stefan Schaffner

v~ka- m sbquoWolflsquo ai rath- m sbquoWagenlenkerlsquo raacutetha- m sbquoWagenlsquo urslav sǫdi m sbquoRichterlsquo lt som-dhh1-iacuteh2- urslav sǫdъ m sbquoGerichtlsquo lt som-dhh1-oacute-) und dem Suffix -no- (vgl zB lat Romā-nus sbquoRoumlmerlsquo Roma lat paternus sbquozum Vater gehoumlriglsquo maternus sbquozur Mutter gehoumlriglsquo lat fānum sbquoHeiligtumlsquo lt fasnom lt dhƽ1s-no-m sbquozu einer religioumlsen Feier gehoumlriglsquo)

b) av āhuiri- sbquozum ahura- gehoumlriglsquo ( ahura- sbquoHerrlsquo) Kombination aus Vigraveddhi55 plus Zugehoumlrigkeitssuffix -i- (ohne Vigraveddhi av zaraθuštri- sbquozu Zarathustra gehoumlriglsquo zaraθuštra-)

c) uridg te1-oacute- sbquozu dir gehoumlriglsquo (griech hom dor τεacircmς lat tuus) tū sbquodulsquo de1-oacute- sbquoHimmlischer Gottlsquo (ai devaacute- lat deus dīvus lit diẽvas etc) de1-di1- sbquoHim-mellsquo Kombination aus Vigraveddhi51 plus Zugehoumlrigkeitssuffix -o-56 (vgl ohne Vigraveddhi t1-oacute- sbquozu dir gehoumlriglsquo gt griech ion att σmς av θβ)

d) Suffix -io- (vgl zB lat patrius griech πfrac34τριος sbquozum Vater gehoumlriglsquo) lt -ih2-o- Kombination aus den beiden Zugehoumlrigkeitssuffixen -ih2- und -o-57

lt -ih2-as) lit aldijagrave Akk aCdiją sbquoEinbaum Kahnlsquo (nach dem Wandel von -ia- zu ē eingetretene) Umbil-dung von ald-s Gen aldi-as lt aoldh-iacuteh2- sbquoTrogaumlhnlicheslsquo urgerm alđōn- sbquoTroglsquo (nnorw dial olda f sbquogroszliger Troglsquo nschwed aringlla f sbquoBottichlsquo) lt aoldhā-n- (vgl Klingenschmitt 2005344) Zugunsten von h1 des V~k-Suffixes argumentiert Widmer 2005190ff worauf hier im Einzelnen aber nicht eingegangen werden kann

55 Vgl zB ahd swāgur m sbquoSchwagerlsquo lt urgerm s1ēDžura-z lt s1ē0uroacute-s sbquoder zum Schwiegervater (als Sohn) Gehoumlrigelsquo uridg s1eacute0uro-s sbquoSchwiegervaterlsquo (ai śvaacuteśura- gr Uacuteκυρmς lat socer ahd swehur ae sweor etc) Vgl zur Vigraveddhi-Ableitung insgesamt Darms 1978 Jochem Schindler (bei Balles 2006286ff Fn 473 und Widmer 2008618) leitet die Vigraveddhi-Ableitung aus einer Lokativhypostase von endungslosen dehnstufi-gen Lokativen von Wurzelnomina her wobei als Operator fuumlr die Bildung des abgeleiteten Stammes dasselbe Suffix -eo- dient das auch bei Hypostasen von i-Lokativen auftritt (zB uridg h2ant-i+eacuteoacute- sbquoauf der Vor-derseite gegenuumlber befindlichlsquo [gt gr Uumlντplusmnος sbquogegenuumlberstehend entgegengesetztlsquo substantiviert urgerm andia- m n sbquoEnde Rand Grenzelsquo] uridg h2ant-i Lok sbquoauf der Vorderseite gegenuumlberlsquo) Auf einer Loka-tivhypostase uridg pēd-oacute- sbquoam Fuszlig befindlich zum Fuszlig gehoumlriglsquo ( prdplusmni sbquoam Fuszliglsquo) beruhen nun einerseits lit pėdagrave f (3) sbquoFuszligsohle Fuszligspurlsquo = lett pecircda f sbquoFuszligsohlelsquo (lit dial auch ppdas m (3) sbquoFuszligsohlelsquo) und an-dererseits wohl auch griech πηδmν n sbquoRuderblattlsquo (Od+ benannt nach der flachen Form und der Befindlich-keit unten am Ruder FriskII527) dessen urspruumlngliche Bedeutung noch von dem abgeleiteten Verbum πηδfrac34ω sbquospringen huumlpfenlsquo (Il+) vorausgesetzt sein koumlnnte (zur Deutung von lit pėdagrave f (3) sbquoFuszligsohle Fuszlig-spurlsquo = lett pecircda f sbquoFuszligsohlelsquo als einer Vigraveddhi-Ableitung zu ped- sbquoFuszliglsquo vgl Griepentrog 1995163 Larsson 2003245 Anm 15 NIL537 Fn 64) Aus dem prototypischen Nebeneinander von pēd-oacute- sbquoam Fuszlig befindlich zum Fuszlig gehoumlriglsquo ( prd sbquoam Fuszliglsquo) und peacuted- sbquoFuszliglsquo auf das pēd-oacute- sekundaumlr als Ableitung bezogen werden konnte haumltte nun die Regel abstrahiert werden koumlnnen dass bei dieser spezifischen Ableitung das Derivat ge-genuumlber der Derivationsbasis Erhoumlhung des Wurzelablauts um eine Stufe (ē e danach analogisch ō o und e ) und zwar nach dem ersten konsonantischen Wurzelradikal zeigt und das Derivat gegenuumlber der Deriva-tionsbasis oppositiven Akzent aufweist Fuumlr den Ansatz eines Lok Sg prd(plusmni) spricht der Lok Pl prt-su lt prd-su in air iacutes kymr is untenlsquo lt īssu (vgl auch altalb [Buzuku] peumlr posh alb dial peumlrpoacutesh sbquounten hin-unter herunterlsquo lt pēd-si) Mit dem Ansatz eines Lokativ Singular prdplusmni ergaumlbe sich ein weiteres Beispiel fuumlr eine Regel dass bei athematischen Staumlmmen die Ablautstufe des Lokativ Singular gegenuumlber der Ablaut-stufe des paradigmatisch zugeordneten Genitiv Singular jeweils um einen Grad erhoumlht ist (vgl Klingenschmitt 2005319 Fn 30ndash32) Die Regel laumlszligt sich erschlieszligen aus Paradigmen wie Sg Nom dr1-s Gen di1-eacutes Lok deacute1plusmni Sg Nom meacutenti-s Gen mteacute-s Lok mtrplusmni Sg Nom h1noacuteh3m Gen h1h3meacuten-s Lok h1h3mrnplusmni

56 Vgl auch Schaffner 2004490 Fn 15 mit Literatur 57 Fuumlr eine Untermenge der Bildungen auf -ieo- kommt sicherlich auch eine Herleitung aus Hypostasen von

i-Lokativen in Betracht (Widmer 2008617 Balles 1997161ff Nussbaum 1986243) zB uridg h2ant-i+eacuteoacute- sbquoauf der Vorderseite gegenuumlber befindlichlsquo (gt gr Uumlντplusmnος sbquogegenuumlberstehend entgegengesetztlsquo

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 375

81818181 Auch bei Suffixkonglomeraten anderer Funktion besteht die Moumlglichkeit dass diese durch Kombination zweier funktional aumlquivalenter Suffixe enstanden sind man vergleiche zB das im Lateinischen bei Substantiven der 3 bis 5 Deklination verwendete Deminutiv-suffix -culus -a -um (zB homuculus sororcula aedicula vasculum etc) lt -ke-lo- das durch die Kombination eines Deminutivsuffixes -keo- (zB ai rāja-kaacute- sbquoKoumlnigleinlsquo rzjan- sbquoKoumlniglsquo ai pit~-kaacute- sbquoVaumlterchenlsquo pitaacuter- sbquoVaterlsquo aisl bolungr sbquojunger Stierlsquo lt --koacute- boli m n-St sbquoStierlsquo) und eines Deminutivsuffixes -lo- (lat -ulus lt -e-lo- got magula sbquoKnaumlbleinlsquo magus) hervorgegangen ist Im diesem Zusammenhang sei kurz darauf verwiesen dass das slavische Suffix -ęt- zur Bezeichnung von jungen Lebewesen vorwie-gend von Tierjungen (BraumluerIII80ndash99) aus der Kombination zweier individualisierend-charakterisierender Suffixe -en- und -et- entstanden sein kann zB urslav posęt- n sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ( uridg poacuter0oe- sbquodslsquo [lit pašas (2) ahd far(a)h ae fearh lat porcus mir orc]) urslav moCdęt- n sbquoJungeslsquo lt moacutelde-n-t- ( urslav moCdъ sbquojunglsquo lt moacuteldho-)58 auszligerhalb des Slavischen vielleicht auch arm ayceamn sbquoGazellelsquo lt h2ai-(hx)-t- ayc (i) sbquoZiegelsquo lt h2ai-59 Man vergleiche zum individualisierenden Suf-fix -eon- etwa Beispiele wie lat Catō -ōnis sbquoSchlaumlulinglsquo catus sbquoschlau verschlagenlsquo griech στρfrac34βων sbquoSchielerlsquo στραβmς sbquoschielendlsquo got liuta -ins sbquoHeuchlerlsquo liuts sbquoheu-chelndlsquo etc60 zum indiv Suffix -eot- etwa ai haacuteri-t- n sbquogelbe Farbelsquo (in haacuterit-vant- sbquogoldgelblsquo) lt heacutelh3i-t- n sbquodas Gelbelsquo ai haacuteri- sbquofahl gelblichlsquo jav zairi- sbquogelblsquo lt heacutelh3i- uridg meacuteli-t- n sbquoHoniglsquo (gr microEcircλιτ- got milithorn etc) eig sbquoGelbeslsquo ( urkelt meli-no- sbquogelblsquo in mkymr melyn) uridg (h13)aacutelbi-t- n sbquoWeiszligeslsquo (gr ETHλφι n Pl ETHλφιτα sbquoGerstenmehllsquo alb elb sbquoGerstelsquo)61 und griechische und lateinische Bildungen wie gr γυmicroνacuteς γυmicroνacuteτ- sbquoLeichtbewaffneter Infanteristlsquo ( γυmicroνmς sbquonackt unbekleidetlsquo) gr UumlργEcircτ- Uumlργacuteτ- sbquoglaumlnzend strahlend schimmerndlsquo ( Uumlργmς sbquodslsquo) lat stīpes stīpit- sbquoZweig Stocklsquo ( stepo- sbquostarr steiflsquo gt urgerm stīfa- gt ae mhd stīf)62 Eine Analyse des slavischen Suf-fixes -ęt- n als -(e)n- + -t- ergibt sich vom Material des Slavischen aus schon alleine dadurch dass die Bildungen auf -ęt- in deutlicher Beziehung zu Ableitungen von n-Staumlm-men gleicher Bedeutung stehen (vgl zB russ ksl mladę n sbquoKind Knabelsquo [vgl auch slo-vak mlaacutedrsquoa n sbquojunges Tierlsquo] lt urslav moCdęt- n sbquoJungeslsquo aksl mladen-c mladěn-c sbquodslsquo [vgl apreuszlig Elb Voc 189 kint maldenikis] russ dialekt moacuteloden sbquojunger Mannlsquo lt urslav moCden- [Ableitung mittels des indiv n-Suffixes von urslav moCdъ Adj sbquojunglsquo gt aksl mladъ russ moacutelodъ]) und die Bildungen auf -ęt- in den Einzelsprachen zum Teil im Singular (vgl russ Sg teleumlnok sbquoKalblsquo Pl teljaacuteta) oder im Plural (ačech haumlufig Pl -enci lt -en-ci Sg -ě lt -ę zB Pl kuřenci Sg kuřě sbquoHuhnlsquo) durch Ableitungen von n-Staumlm-men suppliert werden (vgl auch apreuszlig smunents sbquoMenschlsquo neben smūnen-isks sbquomensch-lichlsquo)63 Die Produktivitaumlt dieses Typs im Slavischen mit dieser spezifischen semantischen Funktion ist wohl von prototypischen Bildungen wie urslavisch posęt- n sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ausgegangen dessen Grundwort poacuter0eo- dieselbe Bedeutung hat Das Suffix-konglomerat -en-t--n-t- duumlrfte in rein bdquoaugmentativerldquo Funktion wie in urslav posęt- n

substantiviert urgerm andia- m n sbquoEnde Rand Grenzelsquo) uridg h2ant-i Lok sbquoauf der Vorderseite gegen-uumlberlsquo

58 Vgl Schaffner 2001209ndash211 59 Klingenschmitt 19822526 Fn 19 60 Vgl Krahe amp Meid 1969III 92 Schaffner 2001526ndash529 61 Vgl Schaffner 2001211 Fn 200 Zu einer Analyse dieser Bildungen als t-Instrumentale Pinault 198032

Widmer 2005197 62 Nussbaum 20044 63 BraumluerIII81 Schaffner 2001209210

376 Stefan Schaffner

sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ( uridg poacuter0oe- sbquodslsquo) wohl auch im lat Ethnikon Pīcentes sbquodie (jungen) Spechtelsquo ( lat pīcus umbr peico sbquoSpechtlsquo) neben dem Adjektiv Pīcēnus LN Pīcēnum64 in apreuszlig smunents sbquoMenschlsquo (neben smūnen-isks sbquomenschlichlsquo) und wohl auch in griech Uumlνδριfrac34ς -frac34ντος m sbquoMenschenbild Bildsaumlule Standbildlsquo lt h2r-ih2-ant- (Erwei-terung von h2r-iacuteh2- sbquowas einem Mann vergleichbar ist Mannsbildlsquo) Uumlνacuteρ m sbquoMann Menschlsquo lt h2nrr verbaut sein

82828282 Wenn man nun das in sect8 illustrierte Prinzip der Kombination zweier funktional aumlquiva-lenter Zugehoumlrigkeitssuffixe zu einem Suffixkonglomerat auch auf das genannte baltische Zugehoumlrigkeitssuffix -rna- (lit -pnas f -pnė lett -ēns f -ēne vgl oben sect665) anwendet das eine etymologische Entsprechung in lateinischen Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -ēnus (zB Adj Pīcēnus LN Pīcēnum lat pīcus sbquoSpechtlsquo lat -iēnus Abl von io-Staumlmmen zB aliēnus sbquozu einem anderen gehoumlriglsquo alius laniēna [taberna Varro] sbquoFleischerladenlsquo altlat lanius sbquoMetzgerlsquo [wie figlīna taberna sbquoToumlpferwerkstattlsquo figulus sbquoToumlpferlsquo) besitzt66 so kann deren Vorform -eh1-no- bzw -e-h1-no- (bei Ableitung von eo-Staumlmmen67) als Kombina-tion eines abstufenden Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1-h1 dessen unflektierte Form moumlgli-cherweise der urindogermanischen Instrumentalendung -eh1-h1 zugrundeliegt68 und dem Zugehoumlrigkeitssuffix -no- analysiert werden Eine spezialisierte Funktion des Konglome-rats -(e)h1-no- koumlnnte dann in dem sogenannten bdquoHerrschersuffixldquo69 -h1-no- der Bedeu-

64 Vgl Rix 195051237ff 65 Hiervon etymologisch zu trennen ist wohl das zur Bildung von Stoffadjektiven verwendete slavische Suf-

fix -ĕnъ (vgl Vondraacutek 1924I 528529) dass wohl an n-Staumlmmen erwachsen ist (vgl aksl kamĕnъ sbquosteinernlsquo russ kaacutemjanyj serb k`men urslav kaacutemen- m sbquoSteinlsquo aksl plamĕnъ serb pl`men sbquoflammendlsquo urslav plaacutemen- m sbquoFlammelsquo) und von dort als komplexes Suffix abgeloumlst ist (vgl aksl drĕvĕnъ sbquohoumllzernlsquo drĕvo sbquoHolzlsquo)

66 Rix 1972727728 weist darauf hin dass das Umbrische ein patronymisches Gentilnamensuffix -ēno- kennt das mit einem einzigen ndash allerdings durchsichtigen ndash Beispiel aus umbrischen Texten zu belegen ist Voisiener (Gen Sg Ve 236) zu Voisis lt -sos Der Typ ist auf lateinischen Inschriften aus Umbrien und aus den oumlstli-chen und suumldlichen Nachbargebieten der Pikenter Vestiner und Sabiner haumlufig Alfēnus (auch Hor sat 1 3 130+) Labiēnus (auch Sil 1034+) Nach Rix loc cit entspricht dieses patronymische Gentilnamensuffix des Umbrischen etymologisch dem Suffix des Ethnikons Picēnus zu lat pīcus und umbr peico (Akk) sbquoSpechtlsquo Nach Rix loc cit (vgl auch Mayrhofer 197732) gehoumlrt hierher auch das im Iranischen Patronymika bilden-de Suffix -āna- das sich auf -ēno- zuruumlckfuumlhren laumlszligt aav Haēca aspānā (Nom Sg f Yasna 553) zu Haēca aspa (Yasna 4615) Immerhin erwaumlgenswert ist die Frage ob das im Iranischen zur Bildung von Landschaftsnamen gaumlngige Suffix -āna- zB in av Vƽhrkāna- sbquoHyrkanienlsquo (in jav vƽhrkānōšaiiana- sbquodie Wohnung der Hyrkanier bildendlsquo V 111) vƽhrka- m sbquoWolflsquo (vgl auch mp gwlgrsquonyk gurgānīγ sbquozur Pro-vinz Gurgān gehoumlriglsquo np Gurgān gurg sbquoWolflsquo) nicht ebenfalls hier etymologisch anzuschlieszligen ist wenn-gleich das lange ā von -āna- (wie auch des patronymischen Suffixes -āna-) lautlich natuumlrlich mehrdeutig ist

67 Die akutierte Intonation in Faumlllen wie lit kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo ( kaacutelnas sbquoBerglsquo) kaimpnas sbquoNachbarlsquo ( kaiacutemas sbquo[Bauern-]Dorf Landlsquo) deren Ableitungsbasen thematische Staumlmme bilden zeigt wohl dass das Suffixkonglomerat -h1-no- mit Nullstufe der ersten Komponente an den e-stufigen Stamm der Ableitungsba-sis getreten ist Diese Bildungen folgen dann einer Regel dass flexions- und derivationsmorphologische Ele-mente die in die Nullstufe treten koumlnnen an thematische Staumlmme in nullstufiger Gestalt angefuumlgt werden (vgl -o-nt- -eacutent- -o-h1- -eacuteh1-) vgl Klingenschmitt 2005454

68 In diesem Fall koumlnnte die bdquoApertinentivldquo-Endung -ī lt -ih2 verglichen werden die als unflektierte Form des Zugehoumlrigkeitssuffixes -ih2- (ai v~k- f sbquoWoumllfinlsquo ai v~ka- m sbquoWolflsquo ai rath- m sbquoWagenlenkerlsquo raacutetha- m sbquoWagenlsquo etc) zu bestimmen waumlre (vgl etwa teacute1e Gen te1oacute- sbquodeinlsquo ai asmzkaplusmnm Gen asmzka- sbquoun-serlsquo) Klingenschmitt 2005318

69 Man vergleiche die maszliggeblichen Materialsammlungen von Meid 195657260ndash295 1ndash128 und Meid 1957 72ndash108 113ndash126 (vgl auch Krahe amp Meid 1969III 109110 Schaffner 1999[2002]187188)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 377

tung sbquoHerrGott uumlber das was das Grundwort zum Ausdruck bringtlsquo (eig sbquoder (als Herr Gott) dazu Gehoumlrigelsquo) in Bildungen mit Dehnung des praumlsuffixalen Vokals wie lat tribūnus sbquoVorsteher der tribuslsquo ( tribu-) Portūnus sbquoGott der Haumlfen und Durchgaumlngelsquo ( portu-) Neptūnus sbquoGott des feuchten Elementslsquo ( neptu-) Fortūna sbquoGoumlttin des Schicksals und Gluumlckslsquo ( fortu- verbaut in fortuītus sbquozufaumllliglsquo) lat Bellōna sbquoGoumlttin des Kriegeslsquo ( bello-) Annōna sbquoGoumlttin der Erntelsquo ( annus sbquoJahreserntelsquo) vorliegen70 neben denen Bildun-gen mit bdquoeinfachemldquo -no- ohne Dehnung des praumlsuffixalen Vokals wie in lat dominus sbquoHausherrlsquo lt domo-no-s ( domo-) gall Eponā sbquoGoumlttin der Pferdelsquo ( epo- sbquoPferdlsquo) gall Maponos sbquoGott der Soumlhnelsquo ( mapo- sbquoSohnlsquo) gall Nemetonā sbquoGoumlttin der (heiligen) Hainelsquo ( gall nemeton) gall Damonā sbquoGoumlttin der Ochsen bzw Hirschelsquo ( damo- vgl air dam sbquoOchse Hirschlsquo) anord Herjann (Beiname des Gottes Oacuteethinn) = kelt koronos (abrit VN Coriono-tōtae) = griech κοplusmnρανος sbquoHeerfuumlhrer Herrscherlsquo (poet seit Ho) lt koro-no-s sbquodslsquo ( uridg koro- sbquoHeerlsquo)71 urgerm thorne1đana-z m sbquoKoumlniglsquo (got thorniudans anord thornjoacuteethann ae thornēoden as thiodan) lt te1to-noacute-s sbquoVorsteher der thorne1đō der Volksgemeindelsquo ( urgerm thorne1đō- f sbquoVolklsquo got thorniuda ahd diota) stehen72

83838383 Die Richtigkeit der obigen morphologischen Analysen vorausgesetzt ergibt sich nun auch eine klare Analysemoumlglichkeit fuumlr das slavische Suffix -ěn- (bzw -jan- lt --ēn-) zur Bildung von Ethnika und Einwohnernamen Das slavische Suffix -ěn- kann dann als Kombination des abstufenden Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1- das als erste Komponente in -eh1-no- verbaut ist und der Nullstufe des individualisierenden n-Suffixes gedeutet wer-den Bei thematischen dh eo-staumlmmigen Grundwoumlrtern waumlre das Konglomerat in der nullstufigen Gestalt der ersten Komponente an den e-staumlmmigen Themavokal der Deriva-tionsbasis angefuumlgt worden73 (-e-h1-n-74 gegenuumlber zB --eacuteh1-n- bei i-staumlmmigen Grund-woumlrtern) zB urslav poljaacutene sbquoFeldbewohnerlsquo lt (Transponat) polh2eacute-h1-n-es urslav

70 Nussbaum 19981ndash11 postuliert fuumlr eine Vielzahl von einzelsprachlichen Sekundaumlrbildungen mit Laumlnge des praumlsuffixalen Vokals bdquodekasuativeldquo Ableitungen von Instrumentalen auf -V-h1- so zB in Bildungen wie lat Portūnus Bellōna die er als deinstrumentale possessive Bildungen mit einen Konglomerat -h1no- deutet Auch das Hoffmannsche Possessivsuffix ist nach Nussbaum 19989ndash11 (vgl zB auch Nikolaev 2010191) als deinstrumentale Bildung auf -h1-eon- zu analysieren zB av mąθrān- m sbquoSpruchkennerlsquo lt mentro-h1-on- mąθra- sbquoSpruchlsquo lt mentro- (Argumente gegen den Ansatz des Hoffmannschen Possessiv-suffixes mit Laryngal 3 als -h3on- bei Nussbaum 199810ndash11) Diese Analyse bietet nach Nussbaum 199811 den Vorteil dass der desubstantivische Typ auf -Hon- (av mąθrān-) und der deadjektivische Typ auf -eon- (av marƽtan-) letztendlich identisch seien Ich unterscheide mich in den Analysen von Nussbaum nur inso-fern als ich in dem morphologischen Element -eh1h1- nicht eine Kasusform sondern ein Suffix sehe dessen unflektierte Form moumlglicherweise dem uridg Instrumental auf -eh1h1- zugrundeliegt

71 Vgl hierzu die ausfuumlhrliche Besprechung bei Peters 1980170ndash171 72 Vgl zu den bisherigen Deutungen des Nebeneinanders von Bildungen mit und ohne Dehnung des praumlsuffixa-

len Vokals bei Bildungen mit dem bdquoHerrschersuffixldquo Schaffner 1999[2002]188 Fn 207 mit Literatur (vgl auch Stuumlber 20048ndash15)

73 Vgl zu dieser Regel Klingenschmitt 2005445 74 Es stellt sich die Frage ob nicht individualisierende Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -e-h1-n- als Zwischenstufe

der Wortbildung fuumlr die indoiranischen femininen Namen auf -ān-d (lt -e-h1-n-iacuteh2) zu thematischen mas-kulinen Eigennamen (insbesondere Goumltternamen) wie im Falle von ved Indrā- sbquoFrauGattin des Indralsquo GN Iacutendra- Varuān- sbquoFrauGattin des Varuethalsquo (daneben Ableitungen von Appellativen wie arayān- sbquoGoumlttin der Einoumldelsquo aacuteraya- sbquoWuumlste Wildnislsquo ūrjān- sbquoPersonifizierung der Kraftlsquo currenrj- sbquoKraftlsquo) av ahurānī- sbquogoumltt-liche Herrinlsquo ahura- sbquogoumlttlicher Herrlsquo mayeniiānī- sbquoFrau des Urmenschenlsquo (in Pahlavi-Uumlberlieferung) mayeniia- sbquoName des mythischen Urmenschenlsquo (vgl Stuumlber 200414) anzusetzen sind Freilich sind auch andere Erklaumlrungsmoumlglichkeiten denkbar (vgl zB Stuumlber 20041415 mit aumllterer Literatur)

378 Stefan Schaffner

poCje sbquoFeldlsquo n lt poacutelh2o-m Das individualisierende n-Suffix findet sich auch in Kombi-nation mit anderen Zugehoumlrigkeitssuffixen Haumlufig ist zB ein Suffix -io-n- (lt -ih2o-n-) in Bildungen wie gr (θεοOgrave) οmacrρανplusmnωνες sbquodie Himmlischen (Goumltter)lsquo ( οmacrρανoacuteς sbquoHimmellsquo) Κρονplusmnων sbquoKronide Sohn des Kronos (Zeus)lsquo lat lūdiō m sbquoSchauspielerlsquo = lūdius sbquodslsquo ( lūdus sbquoSpiel Schauspiellsquo) mūliō sbquoMaultiertreiberlsquo ( mūlus sbquoMaultierlsquo) got fiskja sbquoFi-scherlsquo ( fisks) kasja sbquoToumlpferlsquo ( kas) gallisch (latinisiert) Artiō sbquoGoumlttin der Baumlrenlsquo lt artion- ( keltisch arto-s sbquoBaumlrlsquo) altirisch Goibniu sbquoGott der Schmiedelsquo lt gobannion- ( altirisch gobae Gen gobann m sbquoSchmiedlsquo) etc75 Mit -io-n- vergleichbar ist in mittel-iranischen Sprachen ein Suffix -akān- (mp B-Phl -krsquon man-mp -grsquon -aγān sogd -krsquon -(a)kān) das auf Adjektiven der Zugehoumlrikeit mit Suffix -aka- beruht (vgl B-Phl mltrsquonk marδānaγ sbquomannhaft tapferlsquo lt martān-aka-) und substantivische Zugehoumlrigkeits-bildungen ableitet zB B-Phl wrsquozrsquolkrsquon man-mp wrsquocrsquorgrsquon wāzāraγān sbquoKaufmann Haumlnd-lerlsquo (np bāzārgān) lt wāzārakān- sbquoder zum Markt Gehoumlrigelsquo B-Phl wrsquocrsquol man-mp wrsquocrsquor wāzār sbquoMarktlsquo (np bāzār) man-sogd ptrkrsquon chr-sogd ptrqrsquon pitarkān sbquovom Va-ter stammendes Erbelsquo76 Auch das nur im Indoiranischen bezeugte Suffix -iacuten- (zB in ai aśviacuten- m sbquoRitterlsquo [ aacuteśva- m sbquoPferdlsquo] praśniacuten- m sbquoFragerlsquo [ praśnaacute- sbquoFragelsquo]) stellt wohl eine Kombination des Zugehoumlrigkeitssuffixes -i- und des individualisierenden n-Suffixes dar77 Das Nebeneinander von -eh1-no- (balt -rna- lat -ēnus) zu -eh1-n- bzw -e-h1-n- (slav -ěn-) verhaumllt sich morphologisch wie das Nebeneinander von -iacuteh2-no- (lat -īnus etc) zu -iacuteh2-n- gt griech -eacuteν- (griech Fortsetzer des V~k-Typs) zB griech γλωχeacuteWς -eacutentildeνος sbquoSpitzelsquo ( γλograveχες sbquoGrannenlsquo) UumlκτeacuteWς sbquoStrahllsquo ( ved aktuacute- sbquoNachtlsquo) δελφeacuteWς sbquoDelphinlsquo ( δελφAumlς sbquoGebaumlrmutterlsquo) Oacuteσmicroeacutentildeν- sbquoSchlachtlsquo ( ved yudhmaacute- sbquoKaumlmpferlsquo)78

84848484 Zumindest fuumlr eine Untermenge der slavischen Bildungen auf -ěn-e bzw -jan-e koumlnnte allerdings auch eine Alternativerklaumlrung in Betracht kommen die bei Vondraacutek (1924543) angedeutet ist Es koumlnnten Possessivbildungen mit oppositivem Akzent an de-ren e-stufigen betonten Themavokal das individualisierende n-Suffix getreten waumlre79 zu thematischen barytonen Grundwoumlrtern vorliegen So koumlnnte das morphologische Verhaumlltnis von urslav poljaacutene lt (Transponat) polh2rn-es sbquodie mit Feldern Versehenenlsquo zu seinem Grundwort urslav poCje sbquoFeldlsquo n lt poacutelh2o-m genau dem von av karapan- m sbquoRitual-priesterlsquo (Nom Pl karapanō Gen Pl karafnąm) lt uriran karpaacuten- lt kolpeacute-n- sbquoder mit dem Ritual Versehene der das Ritual Ausfuumlhrendelsquo zu seinem in ai kaacutelpa- m sbquoRituallsquo fort-gesetzem Grundwort koacutelpeo-80 oder dem von griech ξιφacuteν sbquoSchwerttraumlgerlsquo (ccedil φEcircρων ξplusmnφος Hsch) zu seinem Grundwort ξplusmnφος sbquoSchwertlsquo entsprechen wobei anzunehmen waumlre dass die e-Langstufe des Suffixes in polh2rn-es gt urslav poljaacutene wie im Griechischen (Nom -acuteν Gen -microν-ος) aus dem urspruumlnglichen Nom Sg auf -rn paradigmatisch verall-gemeinert worden waumlre (so Zubatyacute bei Vondraacutek 1924543) Allerdings ist fuumlr das Slavische

75 Vgl zu den Goumltternamen bzw Goumltterepitheta vor allem Stuumlber 20043ndash5 76 Vgl Schaffner 2005241ndash243 mit weiteren Beispielen 77 Vgl Klingenschmitt 2005349 78 Risch 197458 Schindler 197563 Balles 2008225 Innerhalb der griechischen Bildungen auf -īn- differen-

ziert Leukart 1980243 Fn 22 folgendermaszligen bdquo-īn- ist deutlich possessiv in δελφν- sbquo(Fisch) der Gebaumlrmut-ter hatlsquo lt -i-h3n- zu einem sbquoCalandrsquoschlsquo neben δελφAumlς stehenden aumllteren i-Stamm oder analogem Vorbild vgl auch Τρχν- sbquoSchroffes (= Felswaumlnde) habendlsquo (Ortsname) neben τρχAumlς Dagegen steht wahrscheinlich indi-vidualisierendes -(eo)n- in γλωχ--ν- sbquoSpitze (eines Gegenstandes)lsquo lt -ih2-n- dh formal parallel zu -ān- lt -ah2-n- semantisch aber wegen der anderen Bedeutung des Grundwortes (cf γλograveσσα) verschieden (hellip)ldquo

79 Vgl zu dieser Moumlglichkeit Peters 1980166 80 Vgl Mayrhofer 197735 Fn 158 und Schaffner 2005175176 (mit weiteren Parallelen)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 379

diese Annahme dewegen miszliglich weil gerade die n-staumlmmige Singularbildung fehlt die ja suppliert wird Zudem bringt ein Groszligteil der Bildungen auf -ěn-e bzw -jan-e seman-tisch eine Zugehoumlrigkeitsrelation zum Ausdruck In den Faumlllen mit komplexem Suffix -jan- dh in Ableitungen wo -j- nicht schon Bestandteil der Ableitungsbasis (wie in poljaacutene poCje) war wie in aksl graždan-e sbquoBuumlrgerlsquo lt gord-jan-e gradъ sbquoStadtlsquo lt gordъ oder aruss poločane Fln Polota koumlnnte -jan- nach dem in sect8 illustrierten Prin-zip der Mehrfachsuffigierung aus der Kombination des Zugehoumlrigkeitssuffixes -i- (in av zaraθuštri- sbquozu Zarathustra gehoumlrigldquo zaraθuštra-) und des Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1- wiederum um das nullstufige indiv n-Suffix erweitert erwachsen sein (dh -jaacutene lt --eacuteh1-n-es)

85858585 Wie ist nun das griechische Ethnikon-Suffix -νες (ion att -microνες) urgriech -ān-es hier etymologisch anzuschlieszligen Es ist nun voumlllig klar dass urgriech -ān- mit slavisch -ěn- lt vorurslav -ēn- lautlich nicht kompatibel ist Doch bestehen wie bereits oben unter sect73 dargelegt worden ist fuumlr die bezeugten griechischen Ethnika auf -ān-es etymologi-sche Anschlussmoumlglichkeiten an griechische oder auch im Griechischen moumlgliche Staumlmme auf -ā lt -ah2 insbesondere Ortsnamen oder Ortskollektiva mit Stamm auf -ā81 Das griechische Suffix duumlrfte demnach als Ableitung von Staumlmmen auf -ā bzw von zu thema-tischen Staumlmmen auf -eo- gehoumlrigen Ortskollektiva auf -a-h2- lt -e-h2- mittels der null-stufigen Form -h1-n- die im Slavischen in dieser Gestalt an die e-stufige Variante einfa-cher thematischer Staumlmme tritt oder der vollstufigen Form -eh1-n- die im Slavischen an Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -i- tritt (dh -jaacutene lt --eacuteh1-n-es) des die Zugehoumlrig- keit bezeichnenden Suffixkonglomerats zu deuten sein dh urgriech -ān-es lt -a-h2-(a)h1-n-82 (zB epirotisch AacuteρκτAcircνες sbquodie zur Baumlrengegend Gehoumlrigenlsquo [lt -a-h2-(a)h1-n-es] aacuterktā- sbquoBaumlrengegendlsquo [Ortskollektiv zu griech ETHρκτος sbquoBaumlrlsquo]) Die Wortbildungsbedeutung der slavischen Ethnika auf -ěn--jan- bzw der griechischen Eth-nika auf -ān-es kann lokal-adhaumlsiv als sbquogehoumlrt zu Xlsquo (oder ggf -originativ als sbquostammt ausvon Xlsquo) gefasst werden In etwa vergleichbar ist im roumlmischen Namensystem das Ne-beneinander von Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -io- und -ah2-io- zu urspruumlnglichen Indi-vidualnamen mit thematischem Stamm man vergleiche etwa lat Iuppiter Saturnius sbquoIuppi-ter Sohn des Saturnuslsquo und die aus urspruumlnglichen Patronymica entstandenen Gentilnamen wie Mārcius Mārcus Iūlius Iūlus usw Daneben stehen Gentilnamen auf -eius wie Pompeius aus pompao-s (lt -ah2-io- vgl oskisch puacutempaiians) eigentlich sbquoder zur Fa-milie des Pompus Gehoumlrigelsquo Ableitung von einem Kollektivum pompā- sbquoFamilie des Pomposlsquo (lt -a-h2) zu einem Individualnamen pompo-s (vgl lat Rōma lt rōmā- sbquo(Siedlung der) Familie des Rōmo-slsquo [vgl den Stadtnamen Pompeiī] Individualnamen rōmo-s Rōmulus lt Deminutivum rōme-lo- [vgl den etruskischen Gentilnamen rumelna lt rumele-na Ableitung von einem Individualnamen rumele])83 Man vergleiche auch lat

81 Vgl Leukart 1980245 bdquoDas Entscheidende ist also nicht ob die Grundwoumlrter griechisch sind sondern allein ob sie eine griech Kollektivableitung auf -ā erlauben zu der dann weiter ein Ethnikon auf -ānes trittldquo

82 Zirkumflex auf den Formen mit kurzvokalischer Endung (zB -oacuteνες ion att -microνες) ist auszligerdorisch als Neue-rung obligatorisch und beweist nicht ehemalige Vollstufe der ersten Komponente des Suffixes (Schwyzer 1953377 Leukart 1980242 Anm 18) Fuumlr eine Vollstufe der ersten Komponente des Suffixes im Falle der Ableitung von ah2-Staumlmmen koumlnnten aber moumlglicherweise doch adverbiell erstarrte Instrumentale wie griech κρυφmicro dor κρυφoacute sbquoheimlich verborgenlsquo (lt -ah2-ah1 lt -e-h2-eh1 vgl Klingenschmitt 2005303) sprechen wenn die urindogermanische Instrumentalendung -eh1 als unflektierte Form eines abstufenden Zugehoumlrig-keitssuffixes -eh1- das in den Konglomeraten -eh1-no- und -eh1-n- verbaut ist zu deuten ist

83 Vgl Klingenschmitt 2005301302

380 Stefan Schaffner

Petreius Gentilname lt petrao- sbquozur Familie des Petro-s gehoumlriglsquo petrā- sbquoFamilie des Petro-slsquo (vgl suumldpik petroh) falisk uoltaia Gentilname f lt 1oltao- sbquozur Familie des Uolto-s gehoumlriglsquo 1oltā- sbquoFamilie des Uolto-slsquo (Klingenschmitt 2005302)

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382 Stefan Schaffner

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tivrsquo)ldquo LALIES 131ndash33 Pohl Heinz Dieter 2000 bdquoKaumlrnten ndash deutsche und slowenische Namen Koroška ndash slovenska in

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mdashmdashmdash 2001 Das Vernersche Gesetz und der innerparadigmatische grammatische Wechsel des Ur-germanischen im Nominalbereich Innsbruck

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Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 383

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Зализняк Aндрей A 1995 Древненовгородкий диалект Москва

Stefan Schaffner Institut fuumlr Klassische Philologie Universitaumltsstr 31 D-93053 Regensburg stefanschaffnersprachlituni-regensburgde

Page 2: Das Nomen im Indogermanischen - FAU€¦ · Das Nomen im Indogermanischen Morphologie, Substantiv versus Adjektiv, Kollektivum Akten der Arbeitstagung der Indogermanischen Gesellschaft

Das Nomen im Indogermanischen

Morphologie Substantiv versus Adjektiv Kollektivum Akten der Arbeitstagung der Indogermanischen Gesellschaft

vom 14 bis 16 September 2011 in Erlangen

Herausgegeben von Norbert Oettinger und Thomas Steer

Das Nomen im Indogermanischen

Morphologie Substantiv versus Adjektiv Kollektivum Akten der Arbeitstagung der Indogermanischen Gesellschaft

vom 14 bis 16 September 2011 in Erlangen

Herausgegeben von Norbert Oettinger und Thomas Steer

Wiesbaden 2014Reichert Verlag

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie detaillierte bibliografische Daten sind

im Internet uumlber httpdnbdnbde abrufbar

copy 2014 Dr Ludwig Reichert Verlag WiesbadenISBN 978-3-95490-025-1

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Jede Verwertung auszligerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulaumlssig und strafbar

Das gilt insbesondere fuumlr Vervielfaumlltigungen UumlbersetzungenMikroverfilmungen und die Speicherung

und Verarbeitung in elektronischen SystemenGedruckt auf saumlurefreiem Papier

(alterungsbestaumlndig pH7 ndash neutral)Printed in Germany

Gedruckt mit Unterstuumltzung desbdquoInterdisziplinaumlren Zentrums Alte Weltldquo der Universitaumlt Erlangen-Nuumlrnberg

InhaltsverzeichnisInhaltsverzeichnisInhaltsverzeichnisInhaltsverzeichnis

Vorwort 7

ACKERMANN Katsiaryna Bemerkungen zu den morphonologischen Resten einiger nicht belebter ieur Kollektiva im Baltischen und Slavischen

9ndash23

CATT Adam Alvah A ldquoLostrdquo i-Stem Pāli pihi- lsquobackrsquo 24ndash31

DAHL Eystein On the semantics and syntax of the Latin lsquodouble dativersquo construction

32ndash50

DARDANO Paola Strategien der Nominalisierung im Hethitischen Die Nomina agentis

51ndash64

FELLNER Hannes A Das Femininum der thematischen Adjektiva im Tocharischen

65ndash77

FRITZ Matthias Vom Wandel zwischen den Dimensionen 78ndash87

GRESTENBERGER Laura Zur Funktion des Nominalsuffixes -i- im Vedischen und Urindogermanischen

88ndash102

HARETHARSON Joacuten Axel Das Wort fuumlr sbquoEisenlsquo im Keltischen und Germanischen und die indogermanischen -erno-Bildungen

103ndash112

KEYDANA Goumltz Ablaut in indogermanischen Primaumlrnomina Die hysterokinetischen Staumlmme

113ndash128

KIM Ronald I Ablative and comitative in Tocharian 129ndash139

KLOEKHORST Alwin The Proto-Indo-European Acrostatic Inflection Reconsidered

140ndash163

KUumlMMEL Martin J Zum bdquoproterokinetischenldquo Ablaut 164ndash179

LUumlHR Rosemarie Substantiv ndash Adjektiv ndash Pronomen als lexikalische und funktionale Koumlpfe

180ndash194

MALZAHN Melanie Das Kollektivum im Tocharischen 195ndash201

MEIER-BRUumlGGER Michael Zur Bildung von urindogermanisch melit- sbquoHoniglsquo

202ndash204

MELCHERT H Craig Anatolian Nominal Stems in -(C)o- 205ndash214

NUSSBAUM Alan J Greek τPκmicroαρ lsquosignrsquo and τPκmicroωρ lsquosignrsquo Why both 215ndash260

OLSEN Birgit Anette On the Role of Stative Markers in Indo-European Noun Formation

261ndash272

PINAULT Georges-Jean Distribution and Origins of the PIE Suffixes -ih2- 273ndash306

PLATH Robert Mykenisch e-u-te-re-u und der Lokativ Singular der i-Staumlmme im spaumltbronzezeitlichen Griechisch

307ndash317

6

PRONK Tijmen Proto-Indo-European mn-stems in Balto-Slavic 318ndash326

RAU Jeremy The History of the Indo-European Primary Comparative 327ndash341

RIEKEN Elisabeth amp WIDMER Paul Kongruiert alles Zu den Kongruenz-mustern des Pronominaladjektivs der Bedeutung sbquoall jeder ganzlsquo im Griechischen und Hethitischen

342ndash359

SCHAFFNER Stefan Die slavischen Ethnonyme des Typs poljaacutene

sbquoFeldbewohnerlsquo und die griechischen Ethnonyme auf -Xνες 360ndash383

SOMMER Florian Avestisch viš 384ndash396

STEER Thomas Von der Hysterokinese zur Amphikinese Akzentgebundener Ablaut bei der Substantivierung athematischer Adjektive

397ndash412

SUKAČ Roman Three Problems of Theoretical Morphology in Indo-European Languages

413ndash425

DiDiDiDie slavischen e slavischen e slavischen e slavischen Ethnonyme des Typs Ethnonyme des Typs Ethnonyme des Typs Ethnonyme des Typs poljaacutene poljaacutene poljaacutene poljaacutene sbquosbquosbquosbquoFeldbewohnerFeldbewohnerFeldbewohnerFeldbewohnerlsquolsquolsquolsquo und die griechischen Ethnonyme auf und die griechischen Ethnonyme auf und die griechischen Ethnonyme auf und die griechischen Ethnonyme auf ----νεςνεςνεςνες1111

Stefan Schaffner

1111 Im Slavischen werden mit den Suffixen -ěn- lt -ēn- und -jan- lt --ēn- (vgl zum ur-slavischen Akzent des Suffixes sect42) maskuline Substantiva im Plural zur Bezeichnung der Bewohner von Oumlrtlichkeiten Regionen oder Laumlndern sowie Angehoumlrigen von Staumlmmen ge-bildet3 An erster Stelle ist hier aruss ksl Slověn-e zu nennen der Gesamtname der Slaven und auch einzelner slavischer Staumlmme Als Gesamtname der Slaven muss er bereits im 6 Jhdt verwendet worden sein4 Doch ist es aufgrund der Erstbelege des Namens houmlchst frag-lich ob er urspruumlnglich tatsaumlchlich diesem Bildetyp angehoumlrt hat und nicht erst sekundaumlr zu diesem uumlbergetreten ist5 Zudem wird die Etymologie von slověne aumluszligerst kontrovers disku-

1 Fuumlr Hinweise Anmerkungen und Kritik zu danken habe ich Prof Dr Peter Anreiter (Innsbruck) Prof Dr Heiner Eichner (Wien) Prof Dr Michael Janda (Muumlnster) Prof Dr Gert Klingenschmitt (Regensburg) Prof Dr Alan J Nussbaum (Cornell University) Prof Dr Norbert Oettinger (Erlangen) Prof Dr Johannes Rein-hart (Wien) und Prof Dr Marko Snoj (Ljubljana) Der dem Aufsatz zugrundeliegende Vortrag konnte auch im Rahmen meiner Vorlesung bdquoEinfuumlhrung in das Baltoslavischeldquo im Wintersemester 201011 an der Univer-sitaumlt Wien praumlsentiert werden Den Teilnehmern dieser Vorlesung insbesondere Gašper Beguš Oliver Ploumltz und Florian Wandl gilt mein besonderer Dank fuumlr wichtige Diskussionsbeitraumlge und Hinweise die mich man-che Einzelheiten in einem klareren Licht haben sehen lassen Fehler und Irrtuumlmer im Folgenden gehen natuumlr-lich alleine zu meinen Lasten

2 Zur Notierung des Iktus und der Intonation in rekonstruierten Formen des Baltischen und Slavischen wird hier ein System verwendet das eine getrennte Kennzeichnung von Iktus und Intonation erlaubt Dies erscheint not-wendig weil akutierte und zirkumflektierte Intonation urspruumlnglich auch in unbetonten Silben unterschieden wurden (Klingenschmitt 2008280) Folgende Symbole werden verwendet = Sitz des Iktus (des Wortak-zents) acute = akutierte Intonation (Stoszligton) einer Silbe ˜ = zirkumflektierte Intonation (Schleifton) einer Silbe W = neoakutierte Silbe im Slavischen

3 Vgl zB BraumluerIII37ndash50 Arumaa 198524 Kiparsky 1975187 Vondraacutek 1924660 sect682 Vaillant 1958II sect187 Leskien 1891390 (vgl auch Schaffner 2005196197)

4 Sonst waumlren Quellenbelege wie Sclavi qui Winidi dicuntur bdquoSlaven die Wenden genannt werdenldquo oder Sclavi qui dicuntur Quarantani bdquoSlaven die Karantanen genannt werdenldquo oder Sclavi Behemenses et Marahenses bdquoBoumlhmische und Maumlhrische Slavenldquo nicht denkbar (Schelesniker 197311 Pohl 2005506507)

5 Lunt 1985188189 weist darauf hin dass die aumlltesten Belege des Slavennames sich in der Vita des Methodius in dem altrussischen Uspenskij Sbornik (ed Kotkov 1971) aus der Zeit um 1150 n Chr (vgl Lunt 1985188 Fn 12) finden Belegt ist zweimal der Nom Pl Slověni und der Dativ Plural Slověnjemъ welche auf einen Palatalstamm weisen Weitere Belege finden sich dann im 14 Jh In der 1377 angefertigten Laurentianischen Kopie der Povestrsquo vremenych let (PVL = Nestorchronik vgl Fn 7) die wohl nicht spaumlter als 1120 enstanden sein duumlrfte ist der Nominativ Plural Slověne viermal bezeugt Dagegen ist der Nominativ Plural elfmal als Slověni belegt genauso wie im Uspenskij Sbornik Der Akkusativ Plural ist einmal als Slověny siebenmal als Slověni und einmal als Slověně bezeugt Die letztgenannte Form zeigt den fuumlr das Russische zu erwartenden Ausgang weicher Staumlmme waumlhrend -i den Beginn der Vereinheitlichung harter und weicher Staumlmme reprauml-sentieren koumlnnte parallel zum Ersatz von koně durch koni Dagegen zeigen rund 16 in der Laurentianischen Kopie der PVL bezeugte Ethnonyme und Einwohnernamen (Material bei Lunt 1985189 Fn 14) Schreibung mit bdquojus malyjldquo oder bdquoaldquo (fuumlr -aumln-e) und sofern sie im Akk Pl bezeugt sind immer die harte Endung -y Aufgrund dieser Beleglage kommt Lunt 1985189 zu folgendem Schluszlig bdquoIn any case it shows again that this word does not fit the general pattern of the ethnonyms familiar from OCS hellip All this suggests that the ancient stem of the word was slov-ěn-j-ldquo

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 361

tiert6 Sichere Beispiele dieses Bildungstyps sind aksl graždan-e sbquoBuumlrgerlsquo lt gord-jan-e rimljan-e sbquoRoumlmerlsquo in der Nestorchronik7 aruss Poljane (eig sbquoFeldbewohnerlsquo) Name eines westslavischen (lechischen) Stammes und eines ostslavischen Stammes in der Gegend um Kiev aruss Pomorjane (eig sbquoMeeranwohnerlsquo) Name eines westslavischen (lechischen) Stammes aruss D(e)revljane (eig sbquoWaldbewohnerlsquo auch im Namen der Dravaumlno-Polaben an der Elbe) Name eines ostslavischen Stammes Poločane Bewohner von Polozk und der Gegend am Fluszlig Polota aruss Kyjane sbquoKieverlsquo ( PN aruss Kyjъ)8 slavische Staumlmme wie

6 Nach Pohl 2005506 (mit Hinweis auf aumlltere Literatur) leitet sich der allgemeine Name der Slaven slověne wahrscheinlich von einem Gewaumlssernamen slova oder slovъ (zur idg Wurzel 0le1- sbquospuumllen rein machenlsquo) ab dessen Appellativ auch in anderen slavischen Gewaumlssernamen wie Sluja (Smolensk) Sława Sławica (Po-len) Slavnica (Serbien) (man beachte auch den Beinamen des Dnepr altruss Словутичь Slovutič) enthalten ist Nach Pohl loc cit laumlgen mit Ausnahme von Slavnica alle genannten Gewaumlssernamen in dem Gebiet das von Udolph 1979 als Urheimat sehr wahrscheinlich gemacht worden sei das Gebiet noumlrdlich der Karpaten Man vergleiche aber zum Versuch einer dehydronymischen Deutung des Slavennamens die Kritik bei Lunt 1985185 bdquoThe possibility of a river-name based on a root meaning sbquoto flowlsquo was widely experimented with Unfortunately no suitable river has been located and it seems unreasonable to believe that the wide-spread and clearly documented name of such an enormous group should be an obscure or completely forgotten streamldquo (zu weiteren Deutungen des Slavennamens Lunt 1985185ndash190 mit Literatur und Diskussion) Lunt 1985190 selbst bietet mit Vorsicht und allem Vorbehalt folgende etymologische Deutung bdquoIf we allow the notion of a personal name here perhaps we can at the risk of adventurism call on the ancient noun stem kle1-es- (recte 0le1-es-) lsquofamersquo plus the ancient and ubiquitious adjectival formant -n- in the combination underlying Greek κλεεινmς lsquofamed gloriousrsquo Converted to an early Slavic formula it would be sloves-n- and we must therefore allow disappearance of s and compensatory lengthening of e to ē This means a series of explanations to take care of such forms as vesna lsquospringrsquo but nonetheless an etymology that calls on the noun slovo should account for the s-suffix and an etymology that includes the suffix is purely prefereable to one does not Slověňi are therefore lsquoSlověnrsquos peoplersquo or the lsquopeople of the Glorious Onersquoldquo Welcher Deutung man bei diesem Namen ndash wenn uumlberhaupt ndash den Vorzug geben moumlchte haumlngt wohl letztendlich vom persoumlnli-chen Ermessen ab

7 ZB PSRL1610ndash19 (= HbNCI610ndash19 = Tschižewsky 1969513ff L = Ms Lavrentrsquoevskaja R = Ms Radzivilovskaja) otъ těchъ Ljachovъ prozvašasja Poljane Ljachov druzii hellip Pomorjane Takože i ti Slověne prišedše i sědoša po Dněpru in narekošasja Poljane a druzii Drevljane zane šedoša v lěchěchъ hellip [inii šedoša na Dvině i narekošasja Poločane R (fehlt in L)] rěčki radi jaže vtečet vъ Dvinu imjanemъ Polota otъ ceja prozvašasja Poločane bdquoUnd von jenen Ljachen nannten sich die [einen] Poljanen andere Ljachen [aber sind] die Pomoranen Ebenso kamen auch dieselben Slaven und siedelten am Dnepr und nannten sich Poljanen andere aber Derevljanen weil sie in den Waumlldern siedelten Andere siedelten an der Dvina und nannten sich Poločanen des Fluumlsschens wegen das in die Dvina flieszligt mit dem Namen Polota von ihm nann-ten sich die Poločanenldquo (Uumlbersetzung von Ludolf Muumlller HbNCIV6) PSRL1114ndash8 (= HbNCI1148 = Tschižewsky 1969107ndash10) ce be tokmo Slověneskъ jazykъ v Rusi Poljane Derevljane Novgorodci Polo-čane Dregoviči Sěverъ Bužane zane sědoša po Bugu poslěže že Velynjane bdquoDenn siehe [von] slavischer Sprache sind in der Rusrsquo nur die Poljanen die Derevljanen die Novgoroder die Poločanen die Dregovičen die Severjanen die Bužanen weil sie am Bug siedeln spaumlter aber Volynier [genannt werden]ldquo (Uumlbersetzung von Ludolf Muumlller HbNCIV11) Zu den Poljane um Kiev und den Slověne um Novgorod vgl man Is-satschenko 198025

8 Prof Dr Johannes Reinhart (Wien) verdanke ich folgende Zusammenstellung von Belegen von jan-Bildun-gen die sich in den Novgoroder Birkenrindeninschriften (vgl Зализняк 1995) finden выянинъ ( 690 14 Jh Vyja ndash Nebenfluss der Pinega) городищанинъ ( Staraja Rusa 10 12 Jh) городьчанинъ ( 704 2 H 13 Jh) дворнинъ (ab 12 Jh) дестьщанинъ ( 253 14 Jh zu Дестьско) дyблнинъ ( 540 15 Jh zu Дyбьско Дyброво usw) Залyacuteшннинъ () ( 492 14 Jh) избоищанинъ ( 307 15 Jh) которнинъ ( 640 12 Jh Bewohner des Которский погост) крестьянинъ (auch хрестьянинъхристьянинъ) кыянинъ ( 745 1112 Jh) новгорожанинъ ( 246 11 Jh) погощанинъ ( 526 11 Jh) полочанинъ

362 Stefan Schaffner

Moravjane sbquoMaumlhrerlsquo (March) Bužane (Bug) sowie in Kaumlrnten Karantjane latinisiert Carantani sbquoBewohner der Gegend um Carantum = Karnburglsquo (auf einem kelt-rom Topo-nym mit der Bedeutung sbquoStein Felslsquo beruhend vgl auch Mons Carentanus der alte Name des Ulrichsberges dazu sloven koročaneKorotan)9

2222 Im Singular und Dual werden die Bildungen auf -ěne-jane durch das Singulativsuffix -inъ suppliert (BraumluerIII37) zB aruss ksl slověn-inъ sbquoSlavelsquo aksl graždan-inъ sbquoBuumlr-gerlsquo rimljan-inъ sbquoRoumlmerlsquo aruss dvorjaniacuten sbquoAdligerlsquo mirjaacutenin sbquoWeltlicherlsquo kievljaacutenin sbquoKieverlsquo Auffaumlllig ist10 dass die Suffixvariante -ěn- nur bei slověn-e slověn-inъ und Ab-leitungen von nichtslavischen Namen (zB aksl agarěn-inъ sbquoAgarenerlsquo eguptěn-inъ sbquoAumlgypterlsquo etiopěn-inъ sbquoAumlthiopierlsquo izdrailitěn-inъ sbquoIsraelitlsquo persěninъ sbquoPerserlsquo) zu finden ist Bei slavischen Grundwoumlrtern und vielen anderen Namen fremder Herkunft stellt die Ableitung mit -jane -jan-inъ die Regel dar zB russ dvorjaniacuten sbquoAdligerlsquo mirjaacutenin sbquoWelt-licherlsquo kievljaacutenin sbquoKieverlsquo aruss poločane sbquoBewohner von Polozk und der Gegend am Fluszlig Polotalsquo aruss poljane Stammesname aksl chersonjaninъ sbquoEinwohner von Chersonlsquo rimljaninъ sodomljaninъ Im Plural werden diese Einwohnernamen und Ethnonyme wie maskuline n-Staumlmme flektiert Das rekonstruierte urslavische Paradigma des Bildetyps auf -jane wie es sich nach den Reflexen in den Altstufen der slavischen Einzelsprachen er-gibt sieht wie folgt aus (Musterwort urslav poljaacuten-e m sbquoFeldbewohnerlsquo urslav polCje n sbquoFeldlsquo lt poacutelh2o-m)11

Pl Nom poljaacuten-e Gen poljaacuten-ъ Dat poljaacuten-mъ gt poljaacutemъ Akk poljaacuten-i Instr poljaacuten-mi gt poljaacutemi Lok poljaacuten-sъ gt poljaacutesъ (bzw analogisch poljaacutechъ)

Die sich nun anschlieszligende Tabelle bietet eine Uumlbersicht belegter alter Formen in den Alt-stufen ausgewaumlhlter slavischer Einzelsprachen (Legende + = belegt Nb = Neubildung)

UrslavischUrslavischUrslavischUrslavisch 1 Aksl1 Aksl1 Aksl1 Aksl 2 Aruss2 Aruss2 Aruss2 Aruss12121212 3 3 3 3 AčechAčechAčechAčech 4 Askr4 Askr4 Askr4 Askr Pl Nom -ěne -jane

+ + + + (Nb -ani)

Gen -ěnъ-janъ + + + Nb -ānā

Dat -jamъ Nb -janemъ + (Nb -janemъ -omъ)

Nb ndashrsquoanoacutem + (Nb -anima)

Akk -jani + + Nb -rsquoany +

( 502 12 Jh) порyacuteчанинъ () ( 264 14 Jh) прихожанинъ ( Staraja Rusa 12 12 Jh) рyшанинъ ( Staraja Rusa 10 12 Jh Bewohner von Руса) севилакшанинъ ( 249 14 Jh Bewohner von Севи-лакша) сельчанинъ ( 724 12 Jh) селнинъ ( 446 14 Jh) смолнинъ ( 343 14 Jh) yгличанинъ ( 69 13 Jh) yличанинъ ( 140 14 Jh) хотыннинъ ( 600 13 Jh) череньщанинъ ( 157 + 311 15 Jh zu Череньско) шижннинъ ( 361 1415 Jh zum Flussnamen Шижна) ясеннинъ ( 704 13 Jh Bewohner des Ясенский погост)

9 Vgl Pohl 200084f Pohl 2003163f 10 Vgl BraumluerIII37 sect124 11 Vgl BraumluerIII38 Zur Weiterentwicklung des Deklinationstyps in den slavischen Einzelsprachen BraumluerIII

39ndash50 12 Ausfuumlhrliche Sammlung der Belege bis ca 1400 in ИГДЯI49ndash52

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 363

(Nb -jany) (Nb -ane) Instr -jami Nb -jany +

(Nb -jany) Nb ndashrsquoany +

(Nb -anima) Lok -jasъ bzw -jachъ

Nb -janechъ + (Nb -janechъ)

+ (Nb -ěnech -iech)

+ (Nb -anima)

Auswahl belegter Formen der in der Tabelle angefuumlhrten altslavischen Einzelsprachen (nach BraumluerIII39ndash50)

1 Altkirchenslavisch Pl Nom -ěne -jane allgemein Mar Zo Sav Ass Supr zefeane Ps 532 Ismailitěne Ps 827 Agarěně (verschrieben) Ps 827 Gen -ěnъ -janъ allgemein Mar Zo Ass Supr Sodomlěnъ Luc 1729 Mar Sama-ranъ Supr 51415 Dat Pl Gomarěnemъ Mrk 611 Mar Zo Sodomlěnemъ Luc 1012 Mar Zo Žętelěnemъ Mat 1330 Ass Supr 4316 Chersonjanemъ Supr 53922 Solunjanemъ Supr 4889 Akk Pl Samarany Supr 51719 na Egrsquojuptěni vsę τος κατ τν Αγυπτον iexclπασι Instr Pl graždany Supr 31919

2 Altrussisch Pl Nom slověne derevljane poločane gorožane rimljane sodomlja-ne bužane sbquoBug-Anwohnerlsquo poljane velynjane sbquoWolhynierlsquo Kyjane sbquoKieverlsquo Gen poljanъ derevljanъ etc Dat derevljamъ dvorjamъ selunjamъ etc (neben Nb dvorjanemъ -omъ etc) Akk poljani gorožani dvorjani etc (neben Nb dvorjany etc) Instr poljami derevljami etc (neben Nb dvorjany etc) Lok poljachъ derevljachъ poločachъ etc (neben Nb dvorjanechъ etc)

3 Altčechisch Pl Nom zeNaneacute sbquoLandedelmaumlnnerlsquo juumlnger zeměneacute krajěneacute sbquoLands-maumlnnerlsquo dvořěne sbquoHoumlflingelsquo měščěneacute sbquoStadtbewohnerlsquo Gen zeman měščian (gt měštrsquoan) etc Dat (Nb) zemanoacutem (gt zemanům) měščanoacutem Akk (Nb) zemany měščany Instr (Nb) zemany měščany Lok (Nb) zeměnech zeměniech

4 Altserbokroatisch (štokavisch bis 15 Jh) Pl Nom građane etc Dat građam Dubrovčam Instr građami Dubrovčami Lok građah

3333 Bemerkenswert ist dass sich in Ortnamen die auf solchen Einwohnernamen auf -jane basieren alte Kasusformen erhalten haben (BraumluerIII39) waumlhrend diese bei Appellativa dieses Bildungstyps in den jeweiligen slavischen Einzelsprachen meist aufgegeben worden sind In der Folge werden nun entsprechende Beispiele geboten13

1 Nom Pl -jane ačech ON Brozaneacute lt brozaneacute sbquodie an der Furt (brodъ) Wohnen-denlsquo (mit juumlngerem Umlaut Brozěneacute Gen Pl Brozan spaumlter mit Verallgemeinerung des -a- und Umgestaltung des Nom und Gen nach den o-Staumlmmen Brozany Brozanů vgl auch ON Hradčany lt hradčěneacute sbquoBurgbewohnerlsquo) sloven Goričaacutene (heute f Pl) goriacuteca (Hinweis von Prof Marko Snoj)

2 Endungsloser Gen Pl (lt -janъ) a) im Sorbischen Gen Pl osorb nsorb Drježdźan Nom Pl Drježdźany aumllter nsorb Drěždžanje lt dręzg-jan-e sbquoWaldbe-wohnerlsquo ( aksl dręzga sbquoWaldlsquo vgl DrUzga ON in Montenegro) osorb Delan Delany sbquoDoumlhlenlsquo Sernjan Sernjany sbquoZernalsquo Třělan Třělany sbquoStrehlalsquo nsorb Choacutejan Choacutejany sbquoCunnersdorflsquo (bei Appellativen Gen Pl zB osorb dworjanow měšćanow Nom Pl dworjenjo měšćenjo mit -jo lt -rsquoe nsorb měšćanow Nom Pl měšćany) b) im Čechischen Gen Pl ačech Brozan Nom Pl Brozaneacute (vgl bei Appellativen ačech Gen Pl zeman Nom Pl zeNaneacute juumlnger zeměneacute [ zeNaniacuten

13 Material (soweit nicht anders spezifiziert) aus BraumluerIII39ndash50

364 Stefan Schaffner

sbquoLandsmannlsquo] Gen Pl nčech zemanů) c) im Slovakischen Gen Pl Lipian Rudnian Pieštrsquoan Nom Pl Lipany Rudňany Pieštrsquoany (bei Appellativen Gen Pl dvoranov Nom Pl dvorania [Kollektivbildung] dvoran sbquoHoumlflinglsquo) d) im Sloveni-schen Rakiacutečan (heute m Sg) urslav orkyta sbquoSalix incanalsquo (Hinweis von Prof Marko Snoj)

3 Lok Pl -jasъ14 a) in ačech ON Doleass (= Doljas) lt doljasъ sbquobei den Talbewohnernlsquo

(Dolany heute Dolaacutenky) Bresaz (= Brěžas) lt brěžasъ Lusas (= Lužas) lt lužasъ (nč Lužanech) Horaz (= Horas) lt horjasъ (nč Hořanech) sbquobei den Bergbewohnernlsquo ( č hora sbquoBerglsquo) Liubichas (= ač Lrsquoubčas spaumlter Libčanech) lt ljubъčasъ

b) in deutschen Umbildungen ač ON Turas (bei Bruumlnn č Turjaneacute ač Turěneacute) lt Lok Turaacutes Turjaacutes lt turjasъ Saras (bei Bruumlx č Zahražaneacute) lt gekuumlrztem Zahraacutes lt zahražaacutes lt zahražasъ Forbes (bei Budweis č Borovaneacute lt ač Borověneacute) lt Lok Borovies (gekuumlrzt Borvies) lt boro-věsъ

4 Lok Pl -jachъ a) in deutschen Umbildungen aumllterer bdquoalpenslavischerldquo (altslovenischer)

Ortsnamen in Oumlsterreich15 Steiermark Dellach (im Gailtal) lt Doumlllach lt slov DZljah lt doljachъ sbquobei den Talbewohnernlsquo ( urslav dolъ sbquoTallsquo) Potschach (im Gailtal und im Tal der ob Leitha) lt slov pot(o)čach lt potočachъ sbquobei den Bachanwohnernlsquo ( urslav potokъ sbquoBachlsquo) Frie-sach lt slov Brěžah lt bergjachъ bzw bergěchъ sbquobei den Uferanwoh-nernlsquo ( slov brệg sbquoUferlsquo lt urslav bergъ) Niederoumlsterreich und Wien Ramplach (110014 de Raeligmpla) lt rambljachъ sbquobeiunter den Leuten am Randlsquo Salzburg Ferlaukoumlpfl (1284 gůt datze Verlach) lt borovljachъ sbquobei den Leuten am Kiefernwaldlsquo Osttirol Amlach (11551164 Emlach) lt amlachъ sbquobei den Anrainern der Grubelsquo Kaumlrnten Laiplach (1148 de Liplach) lt liplachъ ( lipa sbquoLindelsquo) Deblach (993 Donplachi) lt dǫblachъ ( dǫbъ sbquoEichelsquo)

b) in deutschen Umbildungen čechischer Ortsnamen zB Grussbach (čech Hrušovany ačech Grušovaneacute) lt Lok Gruš(o)vaacutech lt grušovachъ

4444 In der Folge soll nun auf den Akzent der Bildungen auf -jane naumlher eingegangen wer-den Es laumlsst sich bereits vorab feststellen dass sich aus dem Material derjenigen slavischen Einzelsprachen die fuumlr die Rekonstruktion des urslavischen Akzents relevant sind kein einheitliches Bild ergibt Ich beginne mit dem Material der ostslavischen Sprachen In ak-zentuierten alt- bzw- mittelrussischen Handschriften behalten die Ethnika auf -jane Sin-gular -janinъ in der Regel den Akzent ihrer Grundwoumlrter bei16 zB a) Čudovskij Novyj Zavet (a 1377 vgl MI sect7) antiochiacutejaninъ (Antiochiacuteja) kolosaacuteny (Kolosaacutei) samarjaacutenъ (Samariacuteja) sidoacutenjany (Sidoacutenъ -a) sodoacutemljanъ (Sodoacutemъ -a) sugraacutežane ( graacuted -a) b) Apostol (a 1564 vgl MI sect7) zB efeacutesjanina (Efeacutesъ -a) kirineacutejaninъ (Kiriniacuteka) make-doacutenjaninъ (Makedoacutenija) poacutentjanina (Poacutentъ -a) Aus dem 16 Jh ist auch viermal die Form gražaacutene belegt17 In der heutigen russischen Schriftsprache zeigen appellativische Einwoh-

14 Jireček 1877336ff Flajšhans 192617ndash37 Węglarz 193334ndash41 15 Jireček 1877336ff Kranzmayer 1958 Material auch aus Bergermayer 200912 (mit Belegangaben) 16 Vgl Goumlrner 196765 17 Vgl Kiparsky 1962153

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 365

nerbezeichnungen entweder konstante Betonung des Suffix -jan- im Plural und in Singu-lar beispielweise gorožaacutene Singular gorožaacutenin sbquoStaumldter Buumlrgerlsquo (auch aruss) oder abwei-chende Betonung wie im Falle von dvorjaacutene Singular dvorjaniacuten sbquoAdliger Houmlflinglsquo18 vgl selčaacutenin sbquoDorf- Land-bewohner Landmann Bauerlsquo (aruss seljaniacuten) Pl selčaacutene severjaacutenin sbquoNordlaumlnderlsquo (auch aruss) Pl severjaacutene južaacutenin sbquoSuumldlaumlnderlsquo (auch aruss) Pl južaacutene slobodčaacutenin sbquoBewohner einer Slobodalsquo Pl slobodčaacutene (lautgesetzlich slobožaacutenin) krestъjaacutenin sbquoBauerlsquo Pl krestъjaacutene etc Bei den Ethnika ist laut GRJI sect299 feste Suffixbe-tonung die Norm (mit den Ausnahmen egiacuteptjanin und riacutemljanin) Das Material des Slov žit RSFSR liefert jedoch eine Reihe von Beispielen fuumlr Ethnika mit Beibehaltung der Ak-zentstelle des Ortsnamens von denen ein Teil neben haumlufiger gebrauchten Formen mit Suf-fixbetonung besteht verchovaacutežanin Verchovaacutežrsquoe (XI 6) viacutelrsquonjanin Viacutelrsquonjus (veraltet Pril I4) prijuacutetjanin Prijuacutetnoe (XX4) arbaacutežaacutenin Arbaacutež (XXVI1) voacutelžaacutene Voacutelga (Pl Pril II9) zavoacutelžaacutenin Zavoacutelžrsquoe (Pril II14) malmyacutežaacutenin Malmyacutež (XXV2516) povoacutelžaacutenin Povoacutelžrsquoe (Pril II27) voacutelogžaacutenin Voacutelogda (XI8) tveriacutetjaacutenin Tveacuterlsquo (XIX 11) Im 1819 Jh belegte Akzentschwankungen sind19 a) zwischen beibehaltenem Akzent des Grundwortes und Suffix -jaacuten- egiacuteptjaacutenin izraacuteilrsquotjaacutenin riacutemljaacutenin filistiacutemljaacutenin b) zwi-schen der Betonung -jaacutenin und -janiacuten (und zT auch beibehaltenem Akzent des Grundwor-tes) amčaacuteniacuten Mcensk (umgangssprachlich XLIV14) voacutelžaacuteniacuten20 Voacutelga (Pril II9) graacuteždaniacuten poseljaacuteniacuten rossiacutejaacuteniacuten christiaacuteniacuten In den beiden anderen ostslavischen Spra-chen ist die Situation in etwa die gleiche wie im Russischen21 Man vergleiche zur Beto-nung in der heutigen ukrainischen Schriftsprache Goumlrner (196765 Anm 8) bdquoIn der heuti-gen ukr Schriftsprache werden die Ethnika zu einheimischen ONN auf dem Suffix -(j)an- betont zB halyčaacutenyn lrsquovivrsquojaacutenyn charkivrsquojaacutenyn ua die von fremdlaumlndischen Orts- oder Laumlndernamen abgeleiteten Ethnika auf der gleichen Silbe wie die Grundwoumlrter zB asyriacutejanyn Asyriacuteja vavyloacutenjanyn Vavyloacuten galyleacutejanyn Galyleacuteja ua Die Akzentuierung des Singulativsuffixes -in ist nach der ukr schriftsprachlichen Norm nur in den sieben Woumlr-tern dvorjanyacuten krajanyacuten myrjanyacuten miščanyacuten seljanyacuten slovjanyacuten und chrystyjanyacuten moumlg-lich dagegen fand dieser Typus in den westlichen Dialekten eine starke Verallgemeine-rung vgl zB halyčanyacuten kyjevljanyacuten rymljanyacuten ualdquo (vgletwa noch seljanyacuten sbquoBauerlsquo Gen Sg seljanyacutena usw Pl Nom seljaacuteny Gen seljaacuten Dat seljaacutenam Akk seljaacuten Instr seljaacutenamy Lok seljaacutenach ebenso dvorjanyacuten Pl dvorjaacuteny mit konstanter Betonung -jaacuten- horodjaacutenyn Pl horodjaacuteny [Neubildung fuumlr horožaacutenyn Pl horožaacuteny]22) Aus dem Weiszlig-russischen lassen sich anfuumlhren Sg Nom seljaniacuten sbquoDorfbewohner Bauerlsquo Pl Nom sjaljaacutene Gen sjaljaacuten ebenso meščaniacuten sbquoBuumlrger Spieszligbuumlrgerlsquo Pl mjaščaacutene mit kon-

18 Vgl GRJI sect299 Kiparsky 1962152153 Kiparsky 1975187 19 Vgl Kiparsky 1962152153 20 Vgl hierzu Goumlrner 19676263 Anm 5 bdquoEs ist interessant zu beobachten daszlig das zum Namen der Voacutelga ge-

bildete Ethnikon voacutelžaacuteniacuten alle drei Betonungsmoumlglichkeiten kennt daszlig die von den etwas juumlngeren Gebietsna-men Zavoacutelžrsquoe und Povoacutelžrsquoe abgeleiteten Ethnika zavoacutelžaacutenin und povoacutelžaacutenin nur noch zwei Akzentstellen ha-ben und daszlig schlieszliglich fuumlr die Ethnika privolžaacutenin (IV13) und volžaacutenin (XXXVI1) die zu den erst in spaumlte-rer Zeit vom Namen der Volga abgeleiteten ONN Privoacutelžskij und Volžsk gebildet worden sind nur die Beto-nung des Suffixes -(j)an- gebraumluchlich istldquo

21 Vgl auch Goumlrner 19676566 bdquoWie ein Vergleich der russischen Akzententwicklung mit den Akzentverhaumll-tnissen der beiden anderen ostslav Sprachen ergibt kennen das Ukrainische seit den aumlltesten akzentuierten Belegen aus dem 16 Jh und das Weiszligrussische im 17 Jh ebenfalls den Typ der festen Suffixbetonung (-jaacutene) im Singular sogar bereits mit beiden Varianten dh mit Betonung des ersten oder zweiten Teilsuffi-xes (-jaacuteniacuten)ldquo

22 Vgl BraumluerIII45

366 Stefan Schaffner

stanter Betonung von -jaacuten- hramadzjaacutenin sbquoBuumlrgerlsquo Pl hramadzaacutene haradžaacutenin Pl haradžaacutene23

41414141 In der Folge soll nun der Akzent des Bildungstyps auf -jane im Suumldslavischen behan-delt werden Das Štokavische in dem im 15 Jahrhundert eine Akzentverschiebung um eine Silbe nach dem Wortanfang zu stattgefunden hat kennt drei Intonationstypen bei den ap-pellativischen Einwohnerbezeichnungen und Einwohnernamen24

1 Mit Beibehaltung der Anfangsbetonung des Grundwortes gr`đanin sbquoBuumlrgerlsquo ( grad Gen grada sbquoStadtlsquo) Pl Nom gr`đān-i Gen gr`đān-ā Akk gr`đān-e Dat Instr Lok gr`đān-ima ebenso mjbštanin sbquoOrtsbewohnerlsquo Pl mjbstāni ( mjbsto) kcćanin sbquoHausbewohnerlsquo Pl kcćāni sbquoHausgenossenlsquo ( kcća) dstrvljanin sbquoInselbe-wohnerlsquo Pl dstrvljāni ( dstrvo) beđanin sbquoGebirgsbewohnerlsquo Pl beđān-i Z`dranin sbquoEinwohner von Zadarlsquo ( Z`dar Gen Z`dra) Rfdničanin sbquoEinwohner von Rfdnīklsquo

2 Mit štokavischer Akzentzuruumlckziehung auf eine kurze Wurzelsilbe gograveranin sbquoGe-birgsbewohnerlsquo ( gogravera) Pl Nom gograveran-i Gen gdrān-ā Akk gograveran-e Dat Instr Lok gograveran-ima ebenso dvograveranin sbquoHoumlflinglsquo Pl dvograverani ( dvZr sbquoHoflsquo) stragravežanin sbquoWaumlchterlsquo Pl stragravežani ( straža sbquoWachelsquo) pograveganin sbquoHeidelsquo Pl pogravegani segraveljanin sbquoDoumlrfler Bauerlsquo Pl segraveljani ( segravelo) hrigravešćanin sbquoChrist (der orthodoxen Kirche)lsquo Pl hrigravešćani ( Hrigravestos Gen Hrigravesta sbquoChristuslsquo)

3 Mit štokavischer Akzentzuruumlckziehung auf eine lange Wurzelsilbe puacutečanin sbquoein zum Buumlrgerstande Gehoumlrigerlsquo ( pfk) Pl Nom puacutečan-i Gen puacutečān-ā Akk puacutečan-e Dat Instr Lok puacutečan-ima ebenso Riacutemljanin sbquoRoumlmerlsquo Pl Riacutemljani ( Rlm) Beacutečanin sbquoWienerlsquo Pl Beacutečani ( BUč sbquoWienlsquo) Mostaacuteranin sbquoEinwohner von Mostarlsquo Pl Mostaacuterani ( Moacutestār)

Die Belege aus den čakavischen insbesondere den nordwestlichen Mundarten sind deswe-gen von besonderem Interesse weil sie in der Regel die aumlltere oder uumlberhaupt die urslavi-sche Stelle des Wortakzentes bewahrt haben25 čak (Novi) grajagravenin sbquoBuumlrgerlsquo (gg štok gr`đanin) Gen Sg grajagravenina Nom Pl grajagraveni (gg štok gr`đān-i) Gen Pl grajagravenīh grajan26 čak (Vrgada) straž`nin sbquoWaumlchterlsquo (gg štok stragravežanin)27 Das Slovenische das die Singulativbildung aufgegeben hat zeigt heute feste Suffixbetonung28 zB meščagraven sbquoStaumldterlsquo (Sg Gen meščaacutena Dat meščaacutenu usw) Pl Nom meščaacuteni (Gen meščaacutenov Dat meščaacutenom usw) gorjagraven sbquoBergbewohnerlsquo Pl gorjaacuteni dvorjagraven sbquoHoumlflinglsquo Pl dvorjaacuteni seljagraven Pl seljaacuteni Rimljagraven Pl Rimljaacuteni Slov kristjan sbquoChristlsquo (Pl kristijani) und pogan sbquoHeidelsquo (Pl pogani) sind aus lat christiānus bzw vlat pagānus (klass pāgānus) entlehnt und sekundaumlr in diese Flexionsklasse eingruppiert worden Fuumlr das Bulgarische liegen Bele-ge von Ethnika auf -jane aus akzentuierten mittelbulgarischen Handschriften des 14 Jahr-

23 Vgl BraumluerIII45 24 Leskien 1914161162 BraumluerIII4142 sect127 Matešič 1970158 In dem fuumlr das Štokavische eingefuumlhrten

Akzentuationssystem von Vuk Karadžić (1787ndash1864) ist der verschobene Hauptton bei kurzer Silbe mit ` bei langer mit acute bezeichnet der nicht verschobene bei kurzer mit shy bei langer mit ʄ (vgl Leskien 1914122 sect214C) Eine Sammlung der serbokroatischen Ethnika auf -jan- bietet Goumlrner 1963 (zum Akzent dieser Bil-dungen Goumlrner 1963103ndash106)

25 Vgl Leskien 1914120 26 Moguš 1966212 Steinhauer 1973200 220 27 Jurišić 1973199 28 BraumluerIII42 sect128

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 367

hunderts vor29 asiriacuteanomъ (Dat Pl) 16a asiriacuteany (Instr Pl) 18 ( asiriacutea 14) egiacuteptěnochъ (Lok Pl) 16 ( egiacuteptъ 31 egiacuteptu Dat Sg 28a) riacutemlěninъ (Nom Sg) 74 riacutemlěny (Instr Pl) 70 76 83 riacutemlěnomъ (Dat Pl) 70 ( riacutema Gen Sg 69 89 93a) troacutejanom (Dat Pl) 7 troacutejane (Nom Pl) 40 ( troacuteǫ Akk Sg 46 54 58) Lavrov 1893 Priloženija zB indiacuteane (Nom Pl) 8 ( indiacutea 8) troacutejanom (Dat Pl) 7 troacutejany (Akk Pl) 8 ( troacuteja Gen Sg 5 8) Diese Ethnika zeigen also in der Regel Beibehaltung des Akzents ihrer Grundwoumlrter Im Neubulgarischen werden appellativische Einwohnerbezeichnungen wie etwa graždaacutenin (mit best Artikel graždaacuteninъt) Plural graždaacuteni (graždaacutenite) in der Regel konstant auf dem Suffix -jan- akzentuiert (vgl dvorjaacutenin sbquoEdelmannlsquo dvorjaacuteni pogaacutenin sbquoHeidelsquo (neben pogaacutenec) pogaacuteni christijaacutenin christijaacuteni angličaacutenin sbquoEnglaumlnderlsquo angličaacuteni)30 Doch gibt es auch Einzelbeispiele mit konstanter Anfangsbetonung wie seacuteljanin Plural seacuteljani

42424242 Vergleicht man das Material der slavischen Einzelsprachen die fuumlr die Rekonstruktion des urslavischen Wortakzentes relevant sind so kann man zusammenfassend fuumlr das Ursla-vische wohl folgende Betonungstypen fuumlr die Bildungen auf -jan- (bzw -jan-inъ) anset-zen31 1 Fuumlr die Pluralbildung auf -jane a) konstante Suffixbetonung -jaacuten- (alt)32 b) Beibehaltung der Betonung des Grundwortes (analogisch) 2 Fuumlr die Singualtivbildung -jan-inъ a) konstante Betonung -jan-inъ (alt)33 b) konstante Betonung -jaacuten-inъ (ana-logisch nach dem Plural -jaacutene) c) Beibehaltung der Betonung des Grundwortes (analo-gisch) Die urspruumlngliche Verteilung waumlre dann im Ostslavischen bewahrt in Faumlllen wie russ dvorjaniacuten sbquoAdliger Houmlflinglsquo Pl dvorjaacutene mirjaniacuten sbquoWeltlicherlsquo Pl mirjaacutene ukr seljaniacuten sbquoDorfbewohner Bauerlsquo Pl seljaacuteny dvorjaniacuten Pl dvorjaacuteny wruss seljaniacuten Pl sjaljaacutene meščaniacuten sbquoBuumlrgerlsquo Pl mjaščaacutene

5555 In der Folge werden nun aumlltere Erklaumlrungsversuche von slavisch -ěn- und -jan- mit den Angaben zu ihrem auszligerslavischen Anschluss angefuumlhrt Ein ausfuumlhrliches Referat aumllterer Erklaumlrungsversuche findet sich auch bei Goumlrner (19675960) Leskien (1891390) bdquoDas (sc litauische und lettische Suffix) -ėna- der Einwohnernamen hat seine Entsprechung im Slavischen Bekanntlich werden hier solche Worte meist mit -jan- (Singular -jan-inъ Pl -jan-e) gebildet aber alte Voumllkernamen wie Slověne zeigen dass die urspruumlngliche Form -ēn- war Kommt ē nach j zu stehen so wird es zu ā zB zemljaninъ sbquoLandsmannlsquo zemlja von solchen Faumlllen hat sich dann -jan- verallgemeinert zB graždaninъ = gradjaninъ sbquoBuumlrgerlsquo zu gradъ sbquoStadtlsquo Ich glaube daher nicht dass Brugmann Grdr 2 340 die slavische Form richtig als -ōn- vgl οmacrρανplusmnων angesehen hatldquo Vondraacutek (1924660 sect682) bdquoSuffix -ēn- und -jan- zur Bezeichnung der Angehoumlrigen eines Volkes der Bewoh-ner einer Oumlrtlichkeit Es handelt sich hier um das -en-Suffix dessen Dehnung in dieser Funktion in allen Kasus verallgemeinert wurde Slověne Samarěne Bei i- und o-Staumlmmen fuumlhrte es zu -jan- das dann als selbstaumlndiges Suffix verallgemeinert wurde graždane nach zemljane u dgl (hellip) Bezuumlglich des Akzentes vgl mirjaniacuten Pl mirjaacutene dvorjaniacuten Pl

29 Vgl Dujčev 1963 Goumlrner 196766 30 Vgl BraumluerIII4041 sect126 31 Vgl bereits Vondraacutek 1924660 sect682 (anders Goumlrner 19676263) 32 Vgl zB Nom Pl russ gorožaacutene (aruss ksl gražaacutene) ukrain horožaacuteny čak (Novi) grajagraveni bulg graždaacuteni

lt urslav gordjaacutene russ dvorjaacutene ukrain dvorjaacuteny skr štok dvograverani sloven dvorjaacuteni bulg dvorjaacuteni lt ur-slav dvorjaacutene aruss seljaacutene ukr seljaacuteny wruss sjaljaacutene skr štok segraveljani slov seljaacuteni lt urslav seljaacutene

33 Fuumlr die Urspruumlnglichkeit dieser Betonung (vgl russ dvorjaniacuten měščaniacuten seljaniacuten ukrain dvorjanyacuten mišča-nyacuten seljanyacuten) spricht nach Leskien 1914161162 auch die Tatsache dass Bildungen auf -inъ auszligerhalb von jan-Ableitungen Akzentuierung des Suffixes zeigen vgl russ gospodiacuten = čak (Vrgada) gospodĩn = štok gospogravedin lt urslav gospodiacutenъ

368 Stefan Schaffner

dvorjaacuteneldquo Vondraacutek (1924543) bdquoUnser Suffix ist offenbar identisch mit dem balti-schen -ēna-Suff in lit Tilžpnas sbquoTilsiterlsquo kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo girpnai sbquoWaldleutelsquo brolpnas sbquoBrudersohnlsquo u dgl so daszlig hier ein Uumlbertritt der konsonantischen Staumlmme auf -ēn- (vgl gr λειχacuteν -microνος sbquoFlechtelsquo sabin Anio -iēnis) in die Dekl der o-St voraus-gesetzt werden muszlig (hellip) Die urspruumlngliche konsonantische Deklination sieht man noch im Pl im Nom Slověne Samarěne usw (hellip) Den -ěn-Stamm Slověn weiszlig sich Zubatyacute nur aus einem ehemaligen Nom ēn (vgl korę) zu erklaumlrenldquo Braumluer (III38) bdquoAls Ausgangs-punkt ist wahrscheinlich nur das Suffix ursl -ěn- anzunehmen das sich mit der lit Bil-dung tilžpnas sbquoBewohner von Tilsitlsquo als Ableitung vom Ortsnamen TiCžė oder mit kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo als Ableitung von kaacutelnas sbquoBerglsquo vergleichen laumlszligt und die Zugehoumlrigkeit bezeichnet Wurde dieses Suffix an einen jo- oder i-Stamm angefuumlgt so muszligte --ěn- zu -jan- veraumlndert werden zu ursl polje ndash poljane ebenso ar kyjane sbquoKieverlsquo zum Perso-nennamen ar Kyjъ Die gleiche Veraumlnderung trat ein wenn das Suffix -ěn- an das mit dem Possessivsuffix j(ъ)- erweiterte Grundwort angefuumlgt wurde Fluszligname Polota ndash r Adjek-tiv polot-jъ- gt poločъ- polot-j-ěne gt poločane ebenso ar derevljane In diesem Fall wuumlrde es genuumlgen nur das Suffix -ěn- als urspruumlnglich anzusehen Das nach palatalen Lauten daraus entstandene Suffix -jan- (-rsquoan-) koumlnnte dann seinerseits produktiv geworden und bei weiteren Neubildungen verallgemeinert worden seinldquo (so auch Vaillant 1958II sect187) Arumaa (198524) bdquoEine besondere Gruppe bezeichnen die Benennungen der An-gehoumlrigen eines Volkes oder der Bewohner einer Oumlrtlichkeit im Slavischen der Typ Slověne Pl im Baltischen lit girpnas sbquoWaldbewohnerlsquo (hellip) Unklar bleibt im Slavischen das Verhaumlltnis des Suffixes -ěn- zu -jan- Rimljane Poločane (zu Polota) und die Herkunft von -jan-ldquo Den meisten aumllteren Erklaumlrungsversuchen ist also gemeinsam dass von slavisch -ěn- als aumllterer Suffixvariante die sich hinter -j- lautgesetzlich zu -jan- entwickelt hat ausgegangen wird und dass als naumlchster ausserslavischer Anknuumlpfungspunkt das baltische Zugehoumlrigkeitssuffix -rna- angesehen wird Wenn die Suffixbetonung im Slavischen bei den Pluralbildungen auf -ěne beziehungsweise -jane urspruumlnglich ist dann stimmen bei-de Suffixe auch im Wortakzent uumlberein Ein wichtiger Unterschied ist aber die Stammge-stalt beider Suffixe das slavische Suffix ist ein n-Stamm das baltische ein a- also indoger-manisch ein eo-Stamm

6666 Das baltische Zugehoumlrigkeitssuffix -rna- (lit -pnas f -pnė lett -ēns f -ēne) das als naumlchster etymologischer Anknuumlpfungspunkt fuumlr das slavische Suffix -ěn- bzw -jaacuten- an-gesehen wird umfasst drei groszlige Bedeutungsgruppen34

1 Einwohnernamen a) im Litauischen Įsrutpnas sbquoInsterburgerlsquo Įsrugravets Ragainpnas sbquoRagmiterlsquo Ragaĩnė Tilžpnas sbquoTilsiterlsquo TiCžė Kupiškpnas sbquoEinwohner von Kugravepiš-kislsquo (hierher auch als Plurale der Einwohnernamen die haumlufigen lit Dorfnamen auf -pnai Bitpnai Piktuppnai Staluppnai Stilpnai usw) seltener Ableitungen von appellativen Ortsbezeichnungen zB girpnai sbquoWaldleutelsquo gigraverė sbquoWaldlsquo kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo kaacutelnas sbquoBerglsquo kaimpnas sbquoNachbarlsquo kaiacutemas sbquo(Bauern-)Dorf Land (im Ggs zur Stadt)lsquo kipmas sbquoHof(-raum) (Bauern-)Hof Gehoumlft Dorflsquo (neben ge-woumlhnlichem kaimyacutenas sbquoNachbarlsquo fem kaimỹnė vgl zur Bildung und Bedeutung lat vīcīnus sbquoNachbarlsquo vīcus sbquoDorflsquo) b) im Lettischen (heute selten) zB Ābawēns sbquoAnwohner des Fluszliges Ābawalsquo

2 Verwandtschaftsnamen a) im Litauischen brolpnas sbquoBrudersohnlsquo ( broacutelis sbquoBru-derlsquo) seserpnas sbquoSchwestersohnlsquo seserpnai sbquoSchwesterkinderlsquo ( sesuotilde sbquoSchwes-

34 Vgl Leskien 1891388389 Senn 1966317 sect600 Forssman 2001246ndash252

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 369

terlsquo) tetpnas sbquoKind der Tantelsquo ( tetagrave sbquoTantelsquo) tetulpnas ( tetulp sbquomatertera amitalsquo) dėdpnos sbquoToumlchter des Vaterbruderslsquo ( dėdx sbquoVaterbruderlsquo)35 b) im Lettischen brālēns sbquoCousinlsquo ( brālis sbquoBruderlsquo) vgl auch skolēns sbquoSchuumllerlsquo ( skola sbquoSchulelsquo) draudsēns sbquoFreundessohnlsquo ( draugs sbquoFreundlsquo)

3 Bezeichnungen junger Lebewesen va von Tierjungen a) im Litauischen nur in best Mundarten zB gervpnas sbquoKranichjungeslsquo ( geacutervė) hierher wohl auch varnpnas sbquoStar Amsellsquo ( vaacuternas sbquoRabelsquo) b) im Lettischen versēns sbquojunger Ochselsquo ( versis) āsēns sbquoBoumlckleinlsquo ( āsis) pīlēns sbquoEntenkuumlkenlsquo ( pīle) kaķēns sbquoKatzenjun-geslsquo ( kaķis) puisēns sbquoKnabelsquo ( puisis sbquoJungelsquo)

7777 Es ist bisher uumlbersehen worden dass eine weitere etymologische Anschlussmoumlglichkeit fuumlr die slavischen Ethnika auf -jane im Griechischen existiert Es handelt sich um griechi-sche Ethnika die mit einem Suffix -νες (ion att -microνες) myken -ānes lt urgriech -ān-es gebildet sind36 Die urgriechische Lautform des Suffixes ist -ān- wie sie im My-kenischen und spaumlter in den nordwestgriechischen Dialekten fortlebt Im Ionisch-Attischen entwickelt sich langes urgriechisches ā etwa um 1000 v Chr lautgesetzlich zu offenen [ēʛ] daher die ionisch-attische Lautform -ην- Bereits das Mykenische der aumlltestbezeugte mit der Silbenschrift Linear B aufgezeichnete Dialekt des Griechischen aus der Zeit 1400 bis 1200 vor Christus kennt solche Bildungen auf -ān-es37 Beispiele sind etwa

a) myk Pa-ki-ja-ne wahrscheinlich Sphagiānes (Ethnikon als ON verwendet Typus Λmκροι)38 Es ist die Bezeichnung des Ortes mit dem Hauptheiligtum von Pylos ei-nem der groszligen Palastzentren der mykenischen Kultur neben dem die Regionsna-men Pa-ki-ja-na (wahrscheinlich Sphagiānā) PY Na 56139 und Pa-ki-ja-ni-ja (wahrscheinlich Sphagiāniā) PY En 6091 PY Jo 43810 PY On 3003 stehen Myk Sphagiānes ist wohl eine Ableitung von Sphagiā spaumlter Σφαγplusmn des bis ins Neugriechische erhaltenen Namens der Insel vor Pylos die daneben auch Σφακτη-ρplusmn heiszligt Die urspruumlngliche Bedeutung vonSphagiā Σφαγplusmn war wohl sbquoSchlacht-opferstellelsquo (Kollektivum von σφfrac34γιον sbquowas zu schlachten istlsquo)40

b) myk I-na-ne Inānes PY An 187 (Ethnikon als ON verwendet) neben myk I-na-ni-ja Ināniā (PY An 183 Ae 8+) Inās Ineus Iniā und spaumlterem iquestνAgrave41

c) myk re-ka-ta-ne PY An 2079 (Nom Pl oder Dat Sg in lok Funktion)42 d) myk te-ta-ra-ne PY (Bartoněk 2002250)

35 In ostlitauischen Mundarten druumlckt -pnas wenn es an Bezeichnungen von Lebewesen angefuumlgt wird mitleidi-ge Verachtung aus zB žmogpnas sbquoMenschlein armseliges Mannsbildlsquo ( žmogugraves sbquoMensch Mannlsquo)

36 Vgl Bechtel 19236080 Schwyzer 1953486 Chantraine 1968166ff Risch 197458 Leukart 1980244ff Balles 2008208

37 Vgl Bartoněk 2002250 466 38 Belege (nach Hajnal 1995168 und Bartoněk 2002250 466) Nom Pl Pa-ki-ja-ne PY Vn 194 PY Xa 1131

Akk Pl Pa-ki-ja-na-de Sphagiānas-de sbquonach Sphlsquo PY Fr 1233 Dat-Lok Pl Pa-ki-ja-si Sphagiānsi sbquoin Sphlsquo PY An 1811++ Instr-Abl Pa-ki]-ja-pi Sphagiāmphi sbquoaus Sphlsquo PY Eb 338 A (in einer recht sicheren Ergaumlnzung)

39 In der pylischen E-Serie (PY Eb 339A++) steht pa-ki-ja-na einzig als Attribut zu i-je-re-ja Die Fuumlgung i-je-re-ja pa-ki-ja-na duumlrfte als hijereja Sphagiānās sbquoPriesterin vonaus Sphagiānālsquo zu deuten sein mit einem abla-tivischen Genitiv (vgl Hajnal 1995218 Anm 295) Zur moumlglichen Identitaumlt von Pa-ki-ja-ne und Pa-ki-ja-na vgl Guglielmo 1982157 und Hajnal 1995218 Anm 295

40 Vgl Leukart 1980240241 und 244245 (mit Literatur) Hajnal 1995168 41 Vgl Ruijgh 1967sectsect119 141 Leukart 1980246 Anm 29 42 Hajnal 1995235236 Bartoněk 2002250

370 Stefan Schaffner

71717171 In den spaumlteren alphabetgriechischen Dialekten ist eine ganze Reihe von Ethnika auf -νες (ion-att -microνες) bezeugt die hier nun in ihrer geographischen Verteilung von Nor-den nach Suumlden angefuumlhrt werden Die meisten stammen aus nord(west-)griechischem Ge-biet43

a) nordgriech() AacuteγριAcircνες (Thuk II 963) im Land der Paionen AtildeγχελAcircνες (Ptol V 1088) an der Muumlndung des Drilon (daneben Bildung auf -εAumlς Atildeγχελες Hdt V 61)

b) epirotisch AacuteθαmicroAcircνες AacuteρκτAcircνες AacuteτιντAcircνες ΤαλαιAcircνες c) thessalisch Egraveλλνες (-ην-) (um Dodona) ΑEacuteνιAcircνες d) aumltolisch Aacuteγρινινες (belegt Aacuteγρινινος D3 61081) zur Stadt Aacuteγρplusmnνιον (daneben Bil-

dung auf -εAumlς AacuteγρινιEcircος D3 6035) ∆αιAcircνες (belegt ∆αιAcircνος D3 42121) AtildeοιτAcircνες (belegt AtildeοιτAcircνων IG 4273) ΕmacrρυτAcircνες (ΕmacrρυτAcircσιν Thuk III 945)

e) mittelgriech AacuteκαρνAcircνες Akarnanien gegenuumlber die Insel der ΚεφαλλAcircνες (-ην-) im Ionischen Meer ΦοιτιAcircνες (Stadt Φοιτplusmnαι) in Akarnanien

f) dorisch ∆υmicroAcircνες (Phyle) g) arkadisch AacuteζAcircνες (-ην-)

Die bezeugten griechischen Ethnika auf -νες (ion-att -microνες) aus den klassischen Dialek-ten stammen also zwar vorwiegend aus dem nordwestgriechischen Gebiet die Verbreitung reicht aber bis nach Arkadien auf der Peloponnes

72727272 Fuumlr diese griechischen Ethnika auf -νες (ion att -microνες) aus den klassischen Dialekten bestehen nun etymologische Anschlussmoumlglichkeiten an griechische oder zumindest im Griechischen moumlgliche Staumlmme auf -ā- lt -ah2- insbesondere Ortsnamen oder Ortskollek-tiva mit Stamm auf -ā Diese werden nun in alphabetischer Reihenfolge angefuumlhrt44

a) nordgriech() AacuteγριAcircνες zu einem Landschaftsnamen Aacuteγρplusmn ( ETHγριος sbquowildlsquo) b) arkadisch AacuteζAcircνες zu ETHζω sbquotrocken seinlsquo (ETHζη sbquoSchmutzlsquo[]) oder (eher) zu ETHζον

microEcircγαν (codd microEcircλαν) καOgrave Oacuteψηλmν Hsch c) thessalisch ΑEacuteνιAcircνες zu αEacuteνmς sbquoschrecklichlsquo mit komplexem -ιν- (vgl daneben

ΑEacuteν-plusmnδ- Name der von ihnen bewohnten Landschaft) d) epirotisch AacuteρκτAcircνες Ableitung von einem Kollektiv arktā- sbquoBaumlrengegendlsquo

( griech ETHρκτος sbquoBaumlrlsquo) vgl zur Benennung das Ethnikon Aacuteρκfrac34δες lt Aacuteρκτ-frac34δ-ες e) dorisch ∆υmicroAcircνες (Phylenname) moumlglicherweise zu dumā- sbquoStammlsquo45 (vgl ∆Aumlmicroη Oumlν

Σπfrac34ρτtimes φυλacute καOgrave τmπος Hsch) in der Bedeutung etwa von φυλEcircται sbquoStammesgenos-senlsquo

f) thessalisch Egraveλλνες46 (Akzent nach ΠανEcircλλνες anstelle von UgraveλλAcircνες) Ableitung von einem Ortskollektiv hellā lt sed-lah2 sbquo(Wohn-)sitzlsquo (vgl Uacuteλλfrac34 καθEcircδρα Λfrac34-κωνες Hsch lat sella kelt sedlo- in ON) Egraveλλνες ist wohl nicht zu trennen von Ugraveλλοplusmn Egraveλληνες οUcirc Oumlν ∆ωδAgraveνtimes καOgrave οUcirc Ucircερες Hsch (auch Pindar Fr 59) und den gleichbedeutenden Σελλοplusmn (Il Π 234) den Ureinwohnern von Dodona aus deren

43 Siehe Bechtel 192360 Leukart 1980245 44 Nach Leukart 1980245 mit Literatur 45 Mit auszligergriechischem Anschluss an ae tēam afries tām sbquoNachkommenschaftlsquo lt urgerm ta1ma-z 46 Bei Homer ist Egraveλληνες (seit Il B 684) noch Bezeichnung eines thessalischen Stammes und Ugraveλλfrac34ς -frac34δος f

sbquoHellas Land der Egraveλληνεςlsquo Bezeichnung einer Landschaft des suumldlichen Thessalien Seit Herodot wird Egraveλληνες zur Bezeichnung aller Griechen verwendet Neben Egraveλληνες steht Egraveλλοπες in Atildeλλmπια dem Na-men der Umgegend von Dodona (Hes Fr 1341) und des noumlrdlichen Euboumla (Hdt 823) Seit Aristoteles (Met 352 a 34) galt das Gebiet von Dodona und das Acheloos-Tal als die Urheimat der Hellenen die Uumlρχαplusmnα Ugraveλλfrac34ς (vgl FriskI498499 LfgrE2556557)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 371

Reihen die Zeuspriester ausgewaumlhlt wurden Sello- bzw Hello- ist das primaumlre und etymologisch unsichere Grundwort Egraveλλνες ist wohl eine Ableitung von ei-nem griechisch gebildeten Ortskollektiv Hellā- sbquoRegion der Helloilsquo zum moumlgli-cherweise ungriechischen Ethnikon Hello- (vgl dazu spaumlteres Κρacuteτ- zu ungriech Κρmicroτες)

g) aumltolisch ΕmacrρυτAcircνες Ableitung von Ehurutā- sbquoGegend mit gutflieszligenden Quellenlsquo (zu εYacuteρυτος sbquogutflieszligendlsquo [κρacuteνη E])

h) mittelgriech ΚεφαλλAcircνες Ableitung von einem Grundwort kephalā- ( gr κεφαλacute sbquoHaupt Kopf Oberstes Spitze Endelsquo) vgl den spaumlteren Inselnamen Κεφαλληνplusmnα

73737373 In diesem Zusammenhang ist auch kurz auf die griechischen Landschafts- und Ortsna-men auf -ānā wie Μυκszligν Μεσσszligν oder Aacuteθszligν47 einzugehen Es handelt sich um Orts-kollektiva auf -ā die von den Ethnika mit Stamm auf -ān- abgeleitet sind48 Fuumlr myk Sphagiān-ā sbquoRegion der Sphagiāneslsquo ergibt sich folgende Ableitungssequenz

mykenisch ON Sphagiā rarr Sphagiān-es rarr Sphagiān-ā sbquoRegion der Sphagiāneslsquo (vgl oben 7a)

Entsprechend koumlnnen fuumlr Μυκszligν Μεσσszligν die folgenden Ableitungssequenzen angesetzt werden

a) Mukā (etymologisch wohl zu microAumlκων σωρmς θηmicroAgraveν Hsch) rarr Mukān-es rarr Mukān-ā sbquoRegion der Mukāneslsquo (Μυκacuteνη)

b) Messā (homerisch ΜEcircσση in Lakonien etymologisch zu microEcircσσος sbquoin der Mitte gele-genlsquo) rarr Messān-es rarr Messān-ā sbquoRegion der Messāneslsquo (dor Μεσσszligν ionisch-attisch Μεσσacuteνη) wozu in einer weiteren Phase das spaumlter uumlbliche Ethnikon Μεσσaacuteνιος und der Regionsname Μεσσνplusmn gebildet wurden

77774444 In der Folge soll nun auf vier aumlltere Erklaumlrungsversuche des griechischen Suffi-xes -νες (ion att -microνες) myk -ānes lt urgriech -ān-es zur Bildung von Ethnika einge-gangen werden Da diese bisherigen Erklaumlrungsversuche mE nicht uumlberzeugen konnten seien sie hier kurz diskutiert und die wichtigsten Gegenargumente genannt

1 H Jacobsohn (1927283ff 193076ff) (vgl auch Chantraine 1968163 68) hatte angenommen dass die Bildungen auf -ν- alle aus -acircον- kontrahiert seinen Dieser Erklaumlrungsversuch laumlsst sich mit folgenden Gegenargumenten entkraumlften

a) das Nebeneinander von nordwestgriechisch-dorisch und arkadisch -ν- gegenuumlber ionisch-attisch -ηv- (zB Egraveλληνες) zeigt deutlich dass urgrie-chisch -ān- zugrundeliegt Denn -z(1)on- haumltte im Attischen -εAgraveν- er-geben und waumlre auszligerhalb des Ionisch-Attischen zu -ν- kontrahiert wor-den vgl κοινaacute(acirc)ων Gen -aacute(acirc)ονος49 (gebildet wie hom διδυmicroaacuteονε) gt dor usw κοινaacuteν m sbquoTeilnehmer Gesellschafterlsquo Pind Py 328 Inscr

47 Vgl hierzu Leukart 1980246 Fn 27 bdquoAacuteθacuteνη bzw -αι ist urspruumlnglich Ortsname und nicht Name der Goumlttin die folgerichtig bei Homer Aacuteθηναplusmnη heiszligt (att Aacuteθηναplusmnα kontrahiert zu AacuteθηνAcirc) Es ist deshalb sinnlos den Ortsnamen von demjenigen der Goumlttin herleiten zu wollen (so Frisk GEW und Chantraine DELG sv) Myk A-ta-na-po-ti-ni-ja ist als Athānās (Ortname im Gen) Potnia aufzufassen (vgl ebenso mit Gen da-pu2-ri-to-jo p u-po-jo p)ldquo

48 Vgl zum Folgenden Leukart 1980246 49 Vgl als Parallele ξυνaacute(acirc)ων Gen -szlig(acirc)ονος ( ξaumlνmς) gt ξυνszligων Pind Py 348 Aisch frg 996 (per coni)

ξυνaacuteν Pind Nem 527 ξυνacuteων Hes th 595 u 601 ξυνAgraveν Soph frg 970 ξυνωνplusmnη Archil 89

372 Stefan Schaffner

Schw 3624 [Lokris] 65621 [Tegea] vgl auch dor κοιννEcircω Schw 89g [Argos] 323 B 48 [Delphi] Foedus ap Thuk 5791 vgl auch κοιννplusmnα Pind Py 197) att κοινεAgraveν sbquodslsquo Eur Her 149 u 340 Xenophons κοινAgraveν Cyr p 7535 scheint eine Umsetzung von dor κοινaacuteν nach att κοινωνEcircω (mit lautgesetzlicher Entwicklung von -ǣ(1)on- gt att -ων- im Vorton) wozu att κοινωνmς nach einem Verhaumlltnis wie στρατηγEcircω στρατηγmς ruumlckgebildet wurde zu sein (Leumann 1993223224 Fn 20 Peters 1980254255 Fn 212)

b) das Mykenische hat mit Bildungen wie Pa-ki-ja-ne Sphagiānes und I-na-ne Inānes gezeigt dass bereits im Urgriechischen ein Bildetyp von Eth-nika auf urgriech -ān- (neben Bildungen auf -ā1on- lt -ah2-1on- vgl myk [PY] o-qa-wo-ne- hokwāaringon- sbquoMitglied des Gefolgeslsquo [vgl hom aeligπfrac34ων sbquoGefaumlhrtelsquo] myk [KN] I-ja-wo-ne Iāaringon- sbquoMann aus Iālsquo) exis-tiert hat

2 Nach Schwyzer (1953185 487) koumlnnten die vorwiegend im Nordwesten beheimate-ten Ethnika auf -ān- auf uridg -ēn- (dehnstufige Variante des indiv Suffixes -eon-) beruhen und zwar mit nordgriechisch-illyrischem Lautwandel ē gt ā (wegen albanisch o lt uridg ē wohl uumlber ā) Als Gegenargumente lassen sich anfuumlhren

a) die Verbreitung der Ethnika auf -ān-es auch im Suumldgriechischen (Myke-nischen Arkadischen) und die fruumlhe Bezeugung im Mykenischen spre-chen gegen die Herkunft aus einer (aus anderen Gruumlnden voumlllig hypotheti-schen) Vorstufe Nordgriechisch-Illyrisch

b) die Hypothese Schwyzers ist kaum zutreffend fuumlr die Ethnika auf -ānes mit deutlichen oder zumindest moumlglichen griechischen Derivationsbasen mit Stamm auf -ā

3 Nach Leukart (1980238ndash247) dem wir die letzte umfassende Behandlung des Suf-fixes -νες (ion-att -microνες) myk -ānes lt urgriech -ān-es zur Bildung von Ethni-ka verdanken ist das Suffix -ān- der Ethnika vergleichbar mit dem Suffix -ān- von urgriech ne1ān-50 Urgriech ne1ān- ist das Grundwort von griech νενplusmnς sbquojunger Mannlsquo sekundaumlr Adj sbquojugendlichlsquo (zuerst νεηνplusmnης Uumlνacuteρ Hom Od κ 278 ξ 524) νενικmς sbquojugendlichlsquo (Ar+) Deminutiv νενplusmnσκος sbquojunger Mannlsquo (Hdt+) man vgl auch die denominalen Verba νενιεAumlοmicroαι sbquowie ein jugendlicher Hitzkopf handelnlsquo (Ar+) mit νενplusmnευmicroα sbquojugendlich impulsive Handlunglsquo (Pl+) und νενικEcircω sbquojugendlich seinlsquo (Eup+) Femininum νεAcircνις νεmicroνις -ιδος (Il+ ep-poet) Ur-griech ne1ān- stellt nach Leukart (1980241242) eine Ableitung mit der tiefstufi-gen Form des charakterisierend-individualisierenden Suffixes -eon- von einem vor-urgriechischen vielleicht sogar uridg Stamm ne1ā- (bzw ne1ah2-) der als Kol-lektivbildung sbquoGesamtheit der jungen Leutelsquo bedeutete dar Zur Funktion des Suffi-xes aumluszligert sich Leukart (1980242 Anm 15) folgendermaszligen bdquoWegen der indivi-dualisierend-singulativischen Funktion von ne1ā-n- usw (hellip) empfiehlt es sich von -eon- mit der spezielleren Bedeutungsentwicklung sbquoderjenige aus der Gruppe xlsquo gt sbquoeiner aus helliplsquo auszugehenldquo Gegen diese Erklaumlrung Leukarts laumlsst sich als Ge-genargument anfuumlhren dass das Suffix -ān- der Ethnika funktional nicht verglichen werden kann da zwischen der Ableitungsbasis und den abgeleiteten Ethnika deut-lich eine Zugehoumlrigkeitsrelation zum Ausdruck gebracht wird (zB ΦοιτιAcircνες eig

50 Moumlglicherweise bezeugt in νεfrac34ν νEcircος sbquoJuumlnglinglsquo (A D Adv 1608 Suid sv νεAcircνις Eust 33515 EM) falls es nicht bloszliges Grammatikerrekonstrukt zu Erklaumlrung von νεAcircνις ist (Leukart 1980238)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 373

sbquodie zur Stadt Φοιτplusmnαι Gehoumlrigen Einwohner der Stadt Φοιτplusmnαιlsquo ∆υmicroAcircνες [Phylenna-me] eig sbquodie zur dumā-zum bdquoStammldquo Gehoumlrigenlsquo in der Bedeutung etwa von φυλEcircται sbquoStammesgenossenlsquo) und das individualisierende Suffix -eon- alleine den Ausdruck der Zugehoumlrigkeit nicht leistet51

4 Bei Balles (2008208) sind die griechischen Voumllkernamen auf -νες (ion att -microνες) urgriech -ān-es falsch unter die vorwiegend fuumlr gewisse dorische bzw nordwest-griechische Dialekte charakteristischen Sekundaumlrbildungen auf -acuteν Gen -microνος des Typs λεσχacuteν sbquoSchwaumltzerlsquo ( λEcircσχη sbquoOrt zum Liegen Plaudereilsquo) oder ξιφacuteν sbquoSchwerttraumlgerlsquo (ccedil φEcircρων ξplusmnφος Hsch)52 wozu auch die vor allem in Megara und Korinth bezeugten Personennamen wie Λυσacuteν Καλλacuteν Aacuteριστacuteν Νικacuteν etc (vgl Solmsen 1909116ff) zaumlhlen eingeordnet Diese Bildungen zeigen auch im dorisch-nordwestgriechischen Dialektgebiet die Suffixablautstufe -ην- lt urgriech -ēʛn- die mit dorisch-nordwestgriechisch -ν- lt urgriech -ān- der Ethnika lautlich nicht kompatibel ist

8888 In der Folge soll nun eine neue Erklaumlrungsmoumlglichkeit der Suffixe urgriech -ān-es und urslav -ěne bzw -jane zur Bildung von Ethnika und der baltischen Zugehoumlrigkeitsbil-dungen auf -rna- praumlsentiert werden Den Ausgangspunkt fuumlr diese neue Erklaumlrungsmoumlg-lichkeit bildet die Beobachtung dass im Urindogermanischen bzw in den Einzelsprachen Suffixkonglomerate zur Bezeichnung der Zugehoumlrigkeit aus der Kombination zweier funk-tional aumlquivalenter Zugehoumlrigkeitssuffixe bzw aus der Kombination zweier Bildemoumlglich-keiten zur Bezeichnung der Zugehoumlrigkeit entstanden sein koumlnnen Man vergleiche zum Beispiel

a) Zugehoumlrigkeitssuffix -iacuteh2-no- (lat -īnus gr -eacuteνος lit -yacutenas slav -iacutenъ germ -īna-53) Kombination aus dem V~k-Suffix -iacuteh2-

54 (vgl ai v~k- f sbquoWoumllfinlsquo ai

51 Diese Uumlberlegung mag vielleicht auch der Grund dafuumlr sein dass Nikolaev 2010191 als Grundlage von ur-griech ne1ān- eine auf dem Kollektivum ne1eh2- bdquoyouthldquo basierende Ableitung ne1eh2-h1(eo)n- bdquohaving youthldquo (gt Hsch νεfrac34ν νEcircος) mit dem Hoffmannschen Possessivsuffix postuliert Nikolaev 2010191 Fn 9 er-laumlutert weiter hierzu bdquoThe analysis here differs from the one originally proposed by Leukart only insofar as he glosses ne1eh2 as lsquoGesamtheit der jungen Leutersquo and operates with an individualizing -n-suffix while I use Hoffmannrsquos possessive suffix -h1(eo)n- insteadldquo

52 Vgl zu diesem Typ auch Peters 1980169 53 ZB lat equīnus sbquozum Pferd gehoumlriglsquo equus sbquoPferdlsquo gr ecircκεανναι sbquoOkeanostoumlchterlsquo lit kaimyacutenas sbquoNach-

barlsquo kaiacutemas sbquoDorflsquo aksl sestrinъ sbquozur Schwester gehoumlriglsquo ahd fingirīn sbquoFingerringlsquo 54 Die Bestimmung des Laryngals des V~k-Suffixes als h2 ergibt sich mE aus der Analyse von gr

Uumlνδριfrac34ς -frac34ντος sbquoStandbild Statuelsquo als h2rih2-aacutent- (vgl zur Bildung auch toch B iko Pl ikonta sbquoSchrittlsquo lt sekās lt sekah2-t-s oder -ant-s [ B sik- sbquoschreitenlsquo lt sik-]) das als Erweiterung mit einem die Bedeu-tung des Grundwortes nur gering modifizierenden abstufenden Suffix ----ent-----nt- (in Faumlllen wie heth irmala-nt- sbquokranklsquo irmala- sbquodslsquo weitere Beispiele unter sect81) einer V~k-Bildung h2r-iacuteh2- sbquowas einem Mann ver-gleichbar ist Bild eines Manneslsquo gedeutet werden kann (Klingenschmitt 2005423 Anm 142) Die Bildungen auf -iacuteh2- des V~k-Typs haben naumlmlich unter anderem die Funktion etwas zu bezeichnen was in seiner Be-schaffenheit an den durch das Grundwort bezeichneten Begriff erinnert (vgl AiGII2384 Klingenschmitt 2005344) vgl zum Beispiel ai ā-v Du sbquoHodenlsquo āaacute- n sbquoEilsquo Du sbquoHodenlsquo lat saniēs sbquoverdorbenes Blut Wundjauchelsquo lt h1sh2an-ih2- sbquoBlutaumlhnlicheslsquo ( heth ešar gr eumlαρ ai aacutes~-k n sbquoBlutlsquo lt uridg h1eacutesh2~ Gen h1sh2aacuten-s) aisl myacuterr f Sumpf Schlammlsquo lt urnord me1Ri+R lt urgerm me1zī lt me1siacuteh2- sbquowas ei-nem Moor aumlhneltlsquo ae mēos m n sbquoMoor Schlammlsquo ahd mios m n sbquodslsquo lt meacute1so- Nur der Ansatz mit h2 erklaumlrt mE auch die Tatsache dass bestimmte Staumlmme des V~k-Typs im Baltischen bzw Litauischen zu Staumlmmen mit Nom Sg -ijagrave und Akk -iją umgebildet sind vgl zB urslav oldi Gen ldiję sbquoSchifflsquo (skr štok lađa čak [Vrgada] ldegatildeđa slov laacutedja nruss ladjaacute aruss lodja) lt alds Gen aldiās (aumllter -i-as

374 Stefan Schaffner

v~ka- m sbquoWolflsquo ai rath- m sbquoWagenlenkerlsquo raacutetha- m sbquoWagenlsquo urslav sǫdi m sbquoRichterlsquo lt som-dhh1-iacuteh2- urslav sǫdъ m sbquoGerichtlsquo lt som-dhh1-oacute-) und dem Suffix -no- (vgl zB lat Romā-nus sbquoRoumlmerlsquo Roma lat paternus sbquozum Vater gehoumlriglsquo maternus sbquozur Mutter gehoumlriglsquo lat fānum sbquoHeiligtumlsquo lt fasnom lt dhƽ1s-no-m sbquozu einer religioumlsen Feier gehoumlriglsquo)

b) av āhuiri- sbquozum ahura- gehoumlriglsquo ( ahura- sbquoHerrlsquo) Kombination aus Vigraveddhi55 plus Zugehoumlrigkeitssuffix -i- (ohne Vigraveddhi av zaraθuštri- sbquozu Zarathustra gehoumlriglsquo zaraθuštra-)

c) uridg te1-oacute- sbquozu dir gehoumlriglsquo (griech hom dor τεacircmς lat tuus) tū sbquodulsquo de1-oacute- sbquoHimmlischer Gottlsquo (ai devaacute- lat deus dīvus lit diẽvas etc) de1-di1- sbquoHim-mellsquo Kombination aus Vigraveddhi51 plus Zugehoumlrigkeitssuffix -o-56 (vgl ohne Vigraveddhi t1-oacute- sbquozu dir gehoumlriglsquo gt griech ion att σmς av θβ)

d) Suffix -io- (vgl zB lat patrius griech πfrac34τριος sbquozum Vater gehoumlriglsquo) lt -ih2-o- Kombination aus den beiden Zugehoumlrigkeitssuffixen -ih2- und -o-57

lt -ih2-as) lit aldijagrave Akk aCdiją sbquoEinbaum Kahnlsquo (nach dem Wandel von -ia- zu ē eingetretene) Umbil-dung von ald-s Gen aldi-as lt aoldh-iacuteh2- sbquoTrogaumlhnlicheslsquo urgerm alđōn- sbquoTroglsquo (nnorw dial olda f sbquogroszliger Troglsquo nschwed aringlla f sbquoBottichlsquo) lt aoldhā-n- (vgl Klingenschmitt 2005344) Zugunsten von h1 des V~k-Suffixes argumentiert Widmer 2005190ff worauf hier im Einzelnen aber nicht eingegangen werden kann

55 Vgl zB ahd swāgur m sbquoSchwagerlsquo lt urgerm s1ēDžura-z lt s1ē0uroacute-s sbquoder zum Schwiegervater (als Sohn) Gehoumlrigelsquo uridg s1eacute0uro-s sbquoSchwiegervaterlsquo (ai śvaacuteśura- gr Uacuteκυρmς lat socer ahd swehur ae sweor etc) Vgl zur Vigraveddhi-Ableitung insgesamt Darms 1978 Jochem Schindler (bei Balles 2006286ff Fn 473 und Widmer 2008618) leitet die Vigraveddhi-Ableitung aus einer Lokativhypostase von endungslosen dehnstufi-gen Lokativen von Wurzelnomina her wobei als Operator fuumlr die Bildung des abgeleiteten Stammes dasselbe Suffix -eo- dient das auch bei Hypostasen von i-Lokativen auftritt (zB uridg h2ant-i+eacuteoacute- sbquoauf der Vor-derseite gegenuumlber befindlichlsquo [gt gr Uumlντplusmnος sbquogegenuumlberstehend entgegengesetztlsquo substantiviert urgerm andia- m n sbquoEnde Rand Grenzelsquo] uridg h2ant-i Lok sbquoauf der Vorderseite gegenuumlberlsquo) Auf einer Loka-tivhypostase uridg pēd-oacute- sbquoam Fuszlig befindlich zum Fuszlig gehoumlriglsquo ( prdplusmni sbquoam Fuszliglsquo) beruhen nun einerseits lit pėdagrave f (3) sbquoFuszligsohle Fuszligspurlsquo = lett pecircda f sbquoFuszligsohlelsquo (lit dial auch ppdas m (3) sbquoFuszligsohlelsquo) und an-dererseits wohl auch griech πηδmν n sbquoRuderblattlsquo (Od+ benannt nach der flachen Form und der Befindlich-keit unten am Ruder FriskII527) dessen urspruumlngliche Bedeutung noch von dem abgeleiteten Verbum πηδfrac34ω sbquospringen huumlpfenlsquo (Il+) vorausgesetzt sein koumlnnte (zur Deutung von lit pėdagrave f (3) sbquoFuszligsohle Fuszlig-spurlsquo = lett pecircda f sbquoFuszligsohlelsquo als einer Vigraveddhi-Ableitung zu ped- sbquoFuszliglsquo vgl Griepentrog 1995163 Larsson 2003245 Anm 15 NIL537 Fn 64) Aus dem prototypischen Nebeneinander von pēd-oacute- sbquoam Fuszlig befindlich zum Fuszlig gehoumlriglsquo ( prd sbquoam Fuszliglsquo) und peacuted- sbquoFuszliglsquo auf das pēd-oacute- sekundaumlr als Ableitung bezogen werden konnte haumltte nun die Regel abstrahiert werden koumlnnen dass bei dieser spezifischen Ableitung das Derivat ge-genuumlber der Derivationsbasis Erhoumlhung des Wurzelablauts um eine Stufe (ē e danach analogisch ō o und e ) und zwar nach dem ersten konsonantischen Wurzelradikal zeigt und das Derivat gegenuumlber der Deriva-tionsbasis oppositiven Akzent aufweist Fuumlr den Ansatz eines Lok Sg prd(plusmni) spricht der Lok Pl prt-su lt prd-su in air iacutes kymr is untenlsquo lt īssu (vgl auch altalb [Buzuku] peumlr posh alb dial peumlrpoacutesh sbquounten hin-unter herunterlsquo lt pēd-si) Mit dem Ansatz eines Lokativ Singular prdplusmni ergaumlbe sich ein weiteres Beispiel fuumlr eine Regel dass bei athematischen Staumlmmen die Ablautstufe des Lokativ Singular gegenuumlber der Ablaut-stufe des paradigmatisch zugeordneten Genitiv Singular jeweils um einen Grad erhoumlht ist (vgl Klingenschmitt 2005319 Fn 30ndash32) Die Regel laumlszligt sich erschlieszligen aus Paradigmen wie Sg Nom dr1-s Gen di1-eacutes Lok deacute1plusmni Sg Nom meacutenti-s Gen mteacute-s Lok mtrplusmni Sg Nom h1noacuteh3m Gen h1h3meacuten-s Lok h1h3mrnplusmni

56 Vgl auch Schaffner 2004490 Fn 15 mit Literatur 57 Fuumlr eine Untermenge der Bildungen auf -ieo- kommt sicherlich auch eine Herleitung aus Hypostasen von

i-Lokativen in Betracht (Widmer 2008617 Balles 1997161ff Nussbaum 1986243) zB uridg h2ant-i+eacuteoacute- sbquoauf der Vorderseite gegenuumlber befindlichlsquo (gt gr Uumlντplusmnος sbquogegenuumlberstehend entgegengesetztlsquo

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 375

81818181 Auch bei Suffixkonglomeraten anderer Funktion besteht die Moumlglichkeit dass diese durch Kombination zweier funktional aumlquivalenter Suffixe enstanden sind man vergleiche zB das im Lateinischen bei Substantiven der 3 bis 5 Deklination verwendete Deminutiv-suffix -culus -a -um (zB homuculus sororcula aedicula vasculum etc) lt -ke-lo- das durch die Kombination eines Deminutivsuffixes -keo- (zB ai rāja-kaacute- sbquoKoumlnigleinlsquo rzjan- sbquoKoumlniglsquo ai pit~-kaacute- sbquoVaumlterchenlsquo pitaacuter- sbquoVaterlsquo aisl bolungr sbquojunger Stierlsquo lt --koacute- boli m n-St sbquoStierlsquo) und eines Deminutivsuffixes -lo- (lat -ulus lt -e-lo- got magula sbquoKnaumlbleinlsquo magus) hervorgegangen ist Im diesem Zusammenhang sei kurz darauf verwiesen dass das slavische Suffix -ęt- zur Bezeichnung von jungen Lebewesen vorwie-gend von Tierjungen (BraumluerIII80ndash99) aus der Kombination zweier individualisierend-charakterisierender Suffixe -en- und -et- entstanden sein kann zB urslav posęt- n sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ( uridg poacuter0oe- sbquodslsquo [lit pašas (2) ahd far(a)h ae fearh lat porcus mir orc]) urslav moCdęt- n sbquoJungeslsquo lt moacutelde-n-t- ( urslav moCdъ sbquojunglsquo lt moacuteldho-)58 auszligerhalb des Slavischen vielleicht auch arm ayceamn sbquoGazellelsquo lt h2ai-(hx)-t- ayc (i) sbquoZiegelsquo lt h2ai-59 Man vergleiche zum individualisierenden Suf-fix -eon- etwa Beispiele wie lat Catō -ōnis sbquoSchlaumlulinglsquo catus sbquoschlau verschlagenlsquo griech στρfrac34βων sbquoSchielerlsquo στραβmς sbquoschielendlsquo got liuta -ins sbquoHeuchlerlsquo liuts sbquoheu-chelndlsquo etc60 zum indiv Suffix -eot- etwa ai haacuteri-t- n sbquogelbe Farbelsquo (in haacuterit-vant- sbquogoldgelblsquo) lt heacutelh3i-t- n sbquodas Gelbelsquo ai haacuteri- sbquofahl gelblichlsquo jav zairi- sbquogelblsquo lt heacutelh3i- uridg meacuteli-t- n sbquoHoniglsquo (gr microEcircλιτ- got milithorn etc) eig sbquoGelbeslsquo ( urkelt meli-no- sbquogelblsquo in mkymr melyn) uridg (h13)aacutelbi-t- n sbquoWeiszligeslsquo (gr ETHλφι n Pl ETHλφιτα sbquoGerstenmehllsquo alb elb sbquoGerstelsquo)61 und griechische und lateinische Bildungen wie gr γυmicroνacuteς γυmicroνacuteτ- sbquoLeichtbewaffneter Infanteristlsquo ( γυmicroνmς sbquonackt unbekleidetlsquo) gr UumlργEcircτ- Uumlργacuteτ- sbquoglaumlnzend strahlend schimmerndlsquo ( Uumlργmς sbquodslsquo) lat stīpes stīpit- sbquoZweig Stocklsquo ( stepo- sbquostarr steiflsquo gt urgerm stīfa- gt ae mhd stīf)62 Eine Analyse des slavischen Suf-fixes -ęt- n als -(e)n- + -t- ergibt sich vom Material des Slavischen aus schon alleine dadurch dass die Bildungen auf -ęt- in deutlicher Beziehung zu Ableitungen von n-Staumlm-men gleicher Bedeutung stehen (vgl zB russ ksl mladę n sbquoKind Knabelsquo [vgl auch slo-vak mlaacutedrsquoa n sbquojunges Tierlsquo] lt urslav moCdęt- n sbquoJungeslsquo aksl mladen-c mladěn-c sbquodslsquo [vgl apreuszlig Elb Voc 189 kint maldenikis] russ dialekt moacuteloden sbquojunger Mannlsquo lt urslav moCden- [Ableitung mittels des indiv n-Suffixes von urslav moCdъ Adj sbquojunglsquo gt aksl mladъ russ moacutelodъ]) und die Bildungen auf -ęt- in den Einzelsprachen zum Teil im Singular (vgl russ Sg teleumlnok sbquoKalblsquo Pl teljaacuteta) oder im Plural (ačech haumlufig Pl -enci lt -en-ci Sg -ě lt -ę zB Pl kuřenci Sg kuřě sbquoHuhnlsquo) durch Ableitungen von n-Staumlm-men suppliert werden (vgl auch apreuszlig smunents sbquoMenschlsquo neben smūnen-isks sbquomensch-lichlsquo)63 Die Produktivitaumlt dieses Typs im Slavischen mit dieser spezifischen semantischen Funktion ist wohl von prototypischen Bildungen wie urslavisch posęt- n sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ausgegangen dessen Grundwort poacuter0eo- dieselbe Bedeutung hat Das Suffix-konglomerat -en-t--n-t- duumlrfte in rein bdquoaugmentativerldquo Funktion wie in urslav posęt- n

substantiviert urgerm andia- m n sbquoEnde Rand Grenzelsquo) uridg h2ant-i Lok sbquoauf der Vorderseite gegen-uumlberlsquo

58 Vgl Schaffner 2001209ndash211 59 Klingenschmitt 19822526 Fn 19 60 Vgl Krahe amp Meid 1969III 92 Schaffner 2001526ndash529 61 Vgl Schaffner 2001211 Fn 200 Zu einer Analyse dieser Bildungen als t-Instrumentale Pinault 198032

Widmer 2005197 62 Nussbaum 20044 63 BraumluerIII81 Schaffner 2001209210

376 Stefan Schaffner

sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ( uridg poacuter0oe- sbquodslsquo) wohl auch im lat Ethnikon Pīcentes sbquodie (jungen) Spechtelsquo ( lat pīcus umbr peico sbquoSpechtlsquo) neben dem Adjektiv Pīcēnus LN Pīcēnum64 in apreuszlig smunents sbquoMenschlsquo (neben smūnen-isks sbquomenschlichlsquo) und wohl auch in griech Uumlνδριfrac34ς -frac34ντος m sbquoMenschenbild Bildsaumlule Standbildlsquo lt h2r-ih2-ant- (Erwei-terung von h2r-iacuteh2- sbquowas einem Mann vergleichbar ist Mannsbildlsquo) Uumlνacuteρ m sbquoMann Menschlsquo lt h2nrr verbaut sein

82828282 Wenn man nun das in sect8 illustrierte Prinzip der Kombination zweier funktional aumlquiva-lenter Zugehoumlrigkeitssuffixe zu einem Suffixkonglomerat auch auf das genannte baltische Zugehoumlrigkeitssuffix -rna- (lit -pnas f -pnė lett -ēns f -ēne vgl oben sect665) anwendet das eine etymologische Entsprechung in lateinischen Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -ēnus (zB Adj Pīcēnus LN Pīcēnum lat pīcus sbquoSpechtlsquo lat -iēnus Abl von io-Staumlmmen zB aliēnus sbquozu einem anderen gehoumlriglsquo alius laniēna [taberna Varro] sbquoFleischerladenlsquo altlat lanius sbquoMetzgerlsquo [wie figlīna taberna sbquoToumlpferwerkstattlsquo figulus sbquoToumlpferlsquo) besitzt66 so kann deren Vorform -eh1-no- bzw -e-h1-no- (bei Ableitung von eo-Staumlmmen67) als Kombina-tion eines abstufenden Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1-h1 dessen unflektierte Form moumlgli-cherweise der urindogermanischen Instrumentalendung -eh1-h1 zugrundeliegt68 und dem Zugehoumlrigkeitssuffix -no- analysiert werden Eine spezialisierte Funktion des Konglome-rats -(e)h1-no- koumlnnte dann in dem sogenannten bdquoHerrschersuffixldquo69 -h1-no- der Bedeu-

64 Vgl Rix 195051237ff 65 Hiervon etymologisch zu trennen ist wohl das zur Bildung von Stoffadjektiven verwendete slavische Suf-

fix -ĕnъ (vgl Vondraacutek 1924I 528529) dass wohl an n-Staumlmmen erwachsen ist (vgl aksl kamĕnъ sbquosteinernlsquo russ kaacutemjanyj serb k`men urslav kaacutemen- m sbquoSteinlsquo aksl plamĕnъ serb pl`men sbquoflammendlsquo urslav plaacutemen- m sbquoFlammelsquo) und von dort als komplexes Suffix abgeloumlst ist (vgl aksl drĕvĕnъ sbquohoumllzernlsquo drĕvo sbquoHolzlsquo)

66 Rix 1972727728 weist darauf hin dass das Umbrische ein patronymisches Gentilnamensuffix -ēno- kennt das mit einem einzigen ndash allerdings durchsichtigen ndash Beispiel aus umbrischen Texten zu belegen ist Voisiener (Gen Sg Ve 236) zu Voisis lt -sos Der Typ ist auf lateinischen Inschriften aus Umbrien und aus den oumlstli-chen und suumldlichen Nachbargebieten der Pikenter Vestiner und Sabiner haumlufig Alfēnus (auch Hor sat 1 3 130+) Labiēnus (auch Sil 1034+) Nach Rix loc cit entspricht dieses patronymische Gentilnamensuffix des Umbrischen etymologisch dem Suffix des Ethnikons Picēnus zu lat pīcus und umbr peico (Akk) sbquoSpechtlsquo Nach Rix loc cit (vgl auch Mayrhofer 197732) gehoumlrt hierher auch das im Iranischen Patronymika bilden-de Suffix -āna- das sich auf -ēno- zuruumlckfuumlhren laumlszligt aav Haēca aspānā (Nom Sg f Yasna 553) zu Haēca aspa (Yasna 4615) Immerhin erwaumlgenswert ist die Frage ob das im Iranischen zur Bildung von Landschaftsnamen gaumlngige Suffix -āna- zB in av Vƽhrkāna- sbquoHyrkanienlsquo (in jav vƽhrkānōšaiiana- sbquodie Wohnung der Hyrkanier bildendlsquo V 111) vƽhrka- m sbquoWolflsquo (vgl auch mp gwlgrsquonyk gurgānīγ sbquozur Pro-vinz Gurgān gehoumlriglsquo np Gurgān gurg sbquoWolflsquo) nicht ebenfalls hier etymologisch anzuschlieszligen ist wenn-gleich das lange ā von -āna- (wie auch des patronymischen Suffixes -āna-) lautlich natuumlrlich mehrdeutig ist

67 Die akutierte Intonation in Faumlllen wie lit kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo ( kaacutelnas sbquoBerglsquo) kaimpnas sbquoNachbarlsquo ( kaiacutemas sbquo[Bauern-]Dorf Landlsquo) deren Ableitungsbasen thematische Staumlmme bilden zeigt wohl dass das Suffixkonglomerat -h1-no- mit Nullstufe der ersten Komponente an den e-stufigen Stamm der Ableitungsba-sis getreten ist Diese Bildungen folgen dann einer Regel dass flexions- und derivationsmorphologische Ele-mente die in die Nullstufe treten koumlnnen an thematische Staumlmme in nullstufiger Gestalt angefuumlgt werden (vgl -o-nt- -eacutent- -o-h1- -eacuteh1-) vgl Klingenschmitt 2005454

68 In diesem Fall koumlnnte die bdquoApertinentivldquo-Endung -ī lt -ih2 verglichen werden die als unflektierte Form des Zugehoumlrigkeitssuffixes -ih2- (ai v~k- f sbquoWoumllfinlsquo ai v~ka- m sbquoWolflsquo ai rath- m sbquoWagenlenkerlsquo raacutetha- m sbquoWagenlsquo etc) zu bestimmen waumlre (vgl etwa teacute1e Gen te1oacute- sbquodeinlsquo ai asmzkaplusmnm Gen asmzka- sbquoun-serlsquo) Klingenschmitt 2005318

69 Man vergleiche die maszliggeblichen Materialsammlungen von Meid 195657260ndash295 1ndash128 und Meid 1957 72ndash108 113ndash126 (vgl auch Krahe amp Meid 1969III 109110 Schaffner 1999[2002]187188)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 377

tung sbquoHerrGott uumlber das was das Grundwort zum Ausdruck bringtlsquo (eig sbquoder (als Herr Gott) dazu Gehoumlrigelsquo) in Bildungen mit Dehnung des praumlsuffixalen Vokals wie lat tribūnus sbquoVorsteher der tribuslsquo ( tribu-) Portūnus sbquoGott der Haumlfen und Durchgaumlngelsquo ( portu-) Neptūnus sbquoGott des feuchten Elementslsquo ( neptu-) Fortūna sbquoGoumlttin des Schicksals und Gluumlckslsquo ( fortu- verbaut in fortuītus sbquozufaumllliglsquo) lat Bellōna sbquoGoumlttin des Kriegeslsquo ( bello-) Annōna sbquoGoumlttin der Erntelsquo ( annus sbquoJahreserntelsquo) vorliegen70 neben denen Bildun-gen mit bdquoeinfachemldquo -no- ohne Dehnung des praumlsuffixalen Vokals wie in lat dominus sbquoHausherrlsquo lt domo-no-s ( domo-) gall Eponā sbquoGoumlttin der Pferdelsquo ( epo- sbquoPferdlsquo) gall Maponos sbquoGott der Soumlhnelsquo ( mapo- sbquoSohnlsquo) gall Nemetonā sbquoGoumlttin der (heiligen) Hainelsquo ( gall nemeton) gall Damonā sbquoGoumlttin der Ochsen bzw Hirschelsquo ( damo- vgl air dam sbquoOchse Hirschlsquo) anord Herjann (Beiname des Gottes Oacuteethinn) = kelt koronos (abrit VN Coriono-tōtae) = griech κοplusmnρανος sbquoHeerfuumlhrer Herrscherlsquo (poet seit Ho) lt koro-no-s sbquodslsquo ( uridg koro- sbquoHeerlsquo)71 urgerm thorne1đana-z m sbquoKoumlniglsquo (got thorniudans anord thornjoacuteethann ae thornēoden as thiodan) lt te1to-noacute-s sbquoVorsteher der thorne1đō der Volksgemeindelsquo ( urgerm thorne1đō- f sbquoVolklsquo got thorniuda ahd diota) stehen72

83838383 Die Richtigkeit der obigen morphologischen Analysen vorausgesetzt ergibt sich nun auch eine klare Analysemoumlglichkeit fuumlr das slavische Suffix -ěn- (bzw -jan- lt --ēn-) zur Bildung von Ethnika und Einwohnernamen Das slavische Suffix -ěn- kann dann als Kombination des abstufenden Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1- das als erste Komponente in -eh1-no- verbaut ist und der Nullstufe des individualisierenden n-Suffixes gedeutet wer-den Bei thematischen dh eo-staumlmmigen Grundwoumlrtern waumlre das Konglomerat in der nullstufigen Gestalt der ersten Komponente an den e-staumlmmigen Themavokal der Deriva-tionsbasis angefuumlgt worden73 (-e-h1-n-74 gegenuumlber zB --eacuteh1-n- bei i-staumlmmigen Grund-woumlrtern) zB urslav poljaacutene sbquoFeldbewohnerlsquo lt (Transponat) polh2eacute-h1-n-es urslav

70 Nussbaum 19981ndash11 postuliert fuumlr eine Vielzahl von einzelsprachlichen Sekundaumlrbildungen mit Laumlnge des praumlsuffixalen Vokals bdquodekasuativeldquo Ableitungen von Instrumentalen auf -V-h1- so zB in Bildungen wie lat Portūnus Bellōna die er als deinstrumentale possessive Bildungen mit einen Konglomerat -h1no- deutet Auch das Hoffmannsche Possessivsuffix ist nach Nussbaum 19989ndash11 (vgl zB auch Nikolaev 2010191) als deinstrumentale Bildung auf -h1-eon- zu analysieren zB av mąθrān- m sbquoSpruchkennerlsquo lt mentro-h1-on- mąθra- sbquoSpruchlsquo lt mentro- (Argumente gegen den Ansatz des Hoffmannschen Possessiv-suffixes mit Laryngal 3 als -h3on- bei Nussbaum 199810ndash11) Diese Analyse bietet nach Nussbaum 199811 den Vorteil dass der desubstantivische Typ auf -Hon- (av mąθrān-) und der deadjektivische Typ auf -eon- (av marƽtan-) letztendlich identisch seien Ich unterscheide mich in den Analysen von Nussbaum nur inso-fern als ich in dem morphologischen Element -eh1h1- nicht eine Kasusform sondern ein Suffix sehe dessen unflektierte Form moumlglicherweise dem uridg Instrumental auf -eh1h1- zugrundeliegt

71 Vgl hierzu die ausfuumlhrliche Besprechung bei Peters 1980170ndash171 72 Vgl zu den bisherigen Deutungen des Nebeneinanders von Bildungen mit und ohne Dehnung des praumlsuffixa-

len Vokals bei Bildungen mit dem bdquoHerrschersuffixldquo Schaffner 1999[2002]188 Fn 207 mit Literatur (vgl auch Stuumlber 20048ndash15)

73 Vgl zu dieser Regel Klingenschmitt 2005445 74 Es stellt sich die Frage ob nicht individualisierende Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -e-h1-n- als Zwischenstufe

der Wortbildung fuumlr die indoiranischen femininen Namen auf -ān-d (lt -e-h1-n-iacuteh2) zu thematischen mas-kulinen Eigennamen (insbesondere Goumltternamen) wie im Falle von ved Indrā- sbquoFrauGattin des Indralsquo GN Iacutendra- Varuān- sbquoFrauGattin des Varuethalsquo (daneben Ableitungen von Appellativen wie arayān- sbquoGoumlttin der Einoumldelsquo aacuteraya- sbquoWuumlste Wildnislsquo ūrjān- sbquoPersonifizierung der Kraftlsquo currenrj- sbquoKraftlsquo) av ahurānī- sbquogoumltt-liche Herrinlsquo ahura- sbquogoumlttlicher Herrlsquo mayeniiānī- sbquoFrau des Urmenschenlsquo (in Pahlavi-Uumlberlieferung) mayeniia- sbquoName des mythischen Urmenschenlsquo (vgl Stuumlber 200414) anzusetzen sind Freilich sind auch andere Erklaumlrungsmoumlglichkeiten denkbar (vgl zB Stuumlber 20041415 mit aumllterer Literatur)

378 Stefan Schaffner

poCje sbquoFeldlsquo n lt poacutelh2o-m Das individualisierende n-Suffix findet sich auch in Kombi-nation mit anderen Zugehoumlrigkeitssuffixen Haumlufig ist zB ein Suffix -io-n- (lt -ih2o-n-) in Bildungen wie gr (θεοOgrave) οmacrρανplusmnωνες sbquodie Himmlischen (Goumltter)lsquo ( οmacrρανoacuteς sbquoHimmellsquo) Κρονplusmnων sbquoKronide Sohn des Kronos (Zeus)lsquo lat lūdiō m sbquoSchauspielerlsquo = lūdius sbquodslsquo ( lūdus sbquoSpiel Schauspiellsquo) mūliō sbquoMaultiertreiberlsquo ( mūlus sbquoMaultierlsquo) got fiskja sbquoFi-scherlsquo ( fisks) kasja sbquoToumlpferlsquo ( kas) gallisch (latinisiert) Artiō sbquoGoumlttin der Baumlrenlsquo lt artion- ( keltisch arto-s sbquoBaumlrlsquo) altirisch Goibniu sbquoGott der Schmiedelsquo lt gobannion- ( altirisch gobae Gen gobann m sbquoSchmiedlsquo) etc75 Mit -io-n- vergleichbar ist in mittel-iranischen Sprachen ein Suffix -akān- (mp B-Phl -krsquon man-mp -grsquon -aγān sogd -krsquon -(a)kān) das auf Adjektiven der Zugehoumlrikeit mit Suffix -aka- beruht (vgl B-Phl mltrsquonk marδānaγ sbquomannhaft tapferlsquo lt martān-aka-) und substantivische Zugehoumlrigkeits-bildungen ableitet zB B-Phl wrsquozrsquolkrsquon man-mp wrsquocrsquorgrsquon wāzāraγān sbquoKaufmann Haumlnd-lerlsquo (np bāzārgān) lt wāzārakān- sbquoder zum Markt Gehoumlrigelsquo B-Phl wrsquocrsquol man-mp wrsquocrsquor wāzār sbquoMarktlsquo (np bāzār) man-sogd ptrkrsquon chr-sogd ptrqrsquon pitarkān sbquovom Va-ter stammendes Erbelsquo76 Auch das nur im Indoiranischen bezeugte Suffix -iacuten- (zB in ai aśviacuten- m sbquoRitterlsquo [ aacuteśva- m sbquoPferdlsquo] praśniacuten- m sbquoFragerlsquo [ praśnaacute- sbquoFragelsquo]) stellt wohl eine Kombination des Zugehoumlrigkeitssuffixes -i- und des individualisierenden n-Suffixes dar77 Das Nebeneinander von -eh1-no- (balt -rna- lat -ēnus) zu -eh1-n- bzw -e-h1-n- (slav -ěn-) verhaumllt sich morphologisch wie das Nebeneinander von -iacuteh2-no- (lat -īnus etc) zu -iacuteh2-n- gt griech -eacuteν- (griech Fortsetzer des V~k-Typs) zB griech γλωχeacuteWς -eacutentildeνος sbquoSpitzelsquo ( γλograveχες sbquoGrannenlsquo) UumlκτeacuteWς sbquoStrahllsquo ( ved aktuacute- sbquoNachtlsquo) δελφeacuteWς sbquoDelphinlsquo ( δελφAumlς sbquoGebaumlrmutterlsquo) Oacuteσmicroeacutentildeν- sbquoSchlachtlsquo ( ved yudhmaacute- sbquoKaumlmpferlsquo)78

84848484 Zumindest fuumlr eine Untermenge der slavischen Bildungen auf -ěn-e bzw -jan-e koumlnnte allerdings auch eine Alternativerklaumlrung in Betracht kommen die bei Vondraacutek (1924543) angedeutet ist Es koumlnnten Possessivbildungen mit oppositivem Akzent an de-ren e-stufigen betonten Themavokal das individualisierende n-Suffix getreten waumlre79 zu thematischen barytonen Grundwoumlrtern vorliegen So koumlnnte das morphologische Verhaumlltnis von urslav poljaacutene lt (Transponat) polh2rn-es sbquodie mit Feldern Versehenenlsquo zu seinem Grundwort urslav poCje sbquoFeldlsquo n lt poacutelh2o-m genau dem von av karapan- m sbquoRitual-priesterlsquo (Nom Pl karapanō Gen Pl karafnąm) lt uriran karpaacuten- lt kolpeacute-n- sbquoder mit dem Ritual Versehene der das Ritual Ausfuumlhrendelsquo zu seinem in ai kaacutelpa- m sbquoRituallsquo fort-gesetzem Grundwort koacutelpeo-80 oder dem von griech ξιφacuteν sbquoSchwerttraumlgerlsquo (ccedil φEcircρων ξplusmnφος Hsch) zu seinem Grundwort ξplusmnφος sbquoSchwertlsquo entsprechen wobei anzunehmen waumlre dass die e-Langstufe des Suffixes in polh2rn-es gt urslav poljaacutene wie im Griechischen (Nom -acuteν Gen -microν-ος) aus dem urspruumlnglichen Nom Sg auf -rn paradigmatisch verall-gemeinert worden waumlre (so Zubatyacute bei Vondraacutek 1924543) Allerdings ist fuumlr das Slavische

75 Vgl zu den Goumltternamen bzw Goumltterepitheta vor allem Stuumlber 20043ndash5 76 Vgl Schaffner 2005241ndash243 mit weiteren Beispielen 77 Vgl Klingenschmitt 2005349 78 Risch 197458 Schindler 197563 Balles 2008225 Innerhalb der griechischen Bildungen auf -īn- differen-

ziert Leukart 1980243 Fn 22 folgendermaszligen bdquo-īn- ist deutlich possessiv in δελφν- sbquo(Fisch) der Gebaumlrmut-ter hatlsquo lt -i-h3n- zu einem sbquoCalandrsquoschlsquo neben δελφAumlς stehenden aumllteren i-Stamm oder analogem Vorbild vgl auch Τρχν- sbquoSchroffes (= Felswaumlnde) habendlsquo (Ortsname) neben τρχAumlς Dagegen steht wahrscheinlich indi-vidualisierendes -(eo)n- in γλωχ--ν- sbquoSpitze (eines Gegenstandes)lsquo lt -ih2-n- dh formal parallel zu -ān- lt -ah2-n- semantisch aber wegen der anderen Bedeutung des Grundwortes (cf γλograveσσα) verschieden (hellip)ldquo

79 Vgl zu dieser Moumlglichkeit Peters 1980166 80 Vgl Mayrhofer 197735 Fn 158 und Schaffner 2005175176 (mit weiteren Parallelen)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 379

diese Annahme dewegen miszliglich weil gerade die n-staumlmmige Singularbildung fehlt die ja suppliert wird Zudem bringt ein Groszligteil der Bildungen auf -ěn-e bzw -jan-e seman-tisch eine Zugehoumlrigkeitsrelation zum Ausdruck In den Faumlllen mit komplexem Suffix -jan- dh in Ableitungen wo -j- nicht schon Bestandteil der Ableitungsbasis (wie in poljaacutene poCje) war wie in aksl graždan-e sbquoBuumlrgerlsquo lt gord-jan-e gradъ sbquoStadtlsquo lt gordъ oder aruss poločane Fln Polota koumlnnte -jan- nach dem in sect8 illustrierten Prin-zip der Mehrfachsuffigierung aus der Kombination des Zugehoumlrigkeitssuffixes -i- (in av zaraθuštri- sbquozu Zarathustra gehoumlrigldquo zaraθuštra-) und des Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1- wiederum um das nullstufige indiv n-Suffix erweitert erwachsen sein (dh -jaacutene lt --eacuteh1-n-es)

85858585 Wie ist nun das griechische Ethnikon-Suffix -νες (ion att -microνες) urgriech -ān-es hier etymologisch anzuschlieszligen Es ist nun voumlllig klar dass urgriech -ān- mit slavisch -ěn- lt vorurslav -ēn- lautlich nicht kompatibel ist Doch bestehen wie bereits oben unter sect73 dargelegt worden ist fuumlr die bezeugten griechischen Ethnika auf -ān-es etymologi-sche Anschlussmoumlglichkeiten an griechische oder auch im Griechischen moumlgliche Staumlmme auf -ā lt -ah2 insbesondere Ortsnamen oder Ortskollektiva mit Stamm auf -ā81 Das griechische Suffix duumlrfte demnach als Ableitung von Staumlmmen auf -ā bzw von zu thema-tischen Staumlmmen auf -eo- gehoumlrigen Ortskollektiva auf -a-h2- lt -e-h2- mittels der null-stufigen Form -h1-n- die im Slavischen in dieser Gestalt an die e-stufige Variante einfa-cher thematischer Staumlmme tritt oder der vollstufigen Form -eh1-n- die im Slavischen an Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -i- tritt (dh -jaacutene lt --eacuteh1-n-es) des die Zugehoumlrig- keit bezeichnenden Suffixkonglomerats zu deuten sein dh urgriech -ān-es lt -a-h2-(a)h1-n-82 (zB epirotisch AacuteρκτAcircνες sbquodie zur Baumlrengegend Gehoumlrigenlsquo [lt -a-h2-(a)h1-n-es] aacuterktā- sbquoBaumlrengegendlsquo [Ortskollektiv zu griech ETHρκτος sbquoBaumlrlsquo]) Die Wortbildungsbedeutung der slavischen Ethnika auf -ěn--jan- bzw der griechischen Eth-nika auf -ān-es kann lokal-adhaumlsiv als sbquogehoumlrt zu Xlsquo (oder ggf -originativ als sbquostammt ausvon Xlsquo) gefasst werden In etwa vergleichbar ist im roumlmischen Namensystem das Ne-beneinander von Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -io- und -ah2-io- zu urspruumlnglichen Indi-vidualnamen mit thematischem Stamm man vergleiche etwa lat Iuppiter Saturnius sbquoIuppi-ter Sohn des Saturnuslsquo und die aus urspruumlnglichen Patronymica entstandenen Gentilnamen wie Mārcius Mārcus Iūlius Iūlus usw Daneben stehen Gentilnamen auf -eius wie Pompeius aus pompao-s (lt -ah2-io- vgl oskisch puacutempaiians) eigentlich sbquoder zur Fa-milie des Pompus Gehoumlrigelsquo Ableitung von einem Kollektivum pompā- sbquoFamilie des Pomposlsquo (lt -a-h2) zu einem Individualnamen pompo-s (vgl lat Rōma lt rōmā- sbquo(Siedlung der) Familie des Rōmo-slsquo [vgl den Stadtnamen Pompeiī] Individualnamen rōmo-s Rōmulus lt Deminutivum rōme-lo- [vgl den etruskischen Gentilnamen rumelna lt rumele-na Ableitung von einem Individualnamen rumele])83 Man vergleiche auch lat

81 Vgl Leukart 1980245 bdquoDas Entscheidende ist also nicht ob die Grundwoumlrter griechisch sind sondern allein ob sie eine griech Kollektivableitung auf -ā erlauben zu der dann weiter ein Ethnikon auf -ānes trittldquo

82 Zirkumflex auf den Formen mit kurzvokalischer Endung (zB -oacuteνες ion att -microνες) ist auszligerdorisch als Neue-rung obligatorisch und beweist nicht ehemalige Vollstufe der ersten Komponente des Suffixes (Schwyzer 1953377 Leukart 1980242 Anm 18) Fuumlr eine Vollstufe der ersten Komponente des Suffixes im Falle der Ableitung von ah2-Staumlmmen koumlnnten aber moumlglicherweise doch adverbiell erstarrte Instrumentale wie griech κρυφmicro dor κρυφoacute sbquoheimlich verborgenlsquo (lt -ah2-ah1 lt -e-h2-eh1 vgl Klingenschmitt 2005303) sprechen wenn die urindogermanische Instrumentalendung -eh1 als unflektierte Form eines abstufenden Zugehoumlrig-keitssuffixes -eh1- das in den Konglomeraten -eh1-no- und -eh1-n- verbaut ist zu deuten ist

83 Vgl Klingenschmitt 2005301302

380 Stefan Schaffner

Petreius Gentilname lt petrao- sbquozur Familie des Petro-s gehoumlriglsquo petrā- sbquoFamilie des Petro-slsquo (vgl suumldpik petroh) falisk uoltaia Gentilname f lt 1oltao- sbquozur Familie des Uolto-s gehoumlriglsquo 1oltā- sbquoFamilie des Uolto-slsquo (Klingenschmitt 2005302)

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Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 381

Vorwort von Ludolf Muumlller Muumlnchen 1977 Band III (von Barbara Groumlber und Ludolf Muumlller) Vollstaumlndiges Woumlrterverzeichnis zur Nestorchronik Muumlnchen 1977 Band IV Die Nestorchronik Die altrussische Chronik zugeschrieben dem Moumlnch des Kiever Houmlhlenklos-ters Nestor in der Redaktion des Abtes Silrsquovestr aus dem Jahre 1116 rekonstruiert nach den Handschriften Lavrentrsquoevskaja Radzivilovskaja Akademičeskaja Troickaja Ipatrsquoevskaja und Chlebnikovskaja und ins Deutsche uumlbersetzt von Ludolf Muumlller Muumlnchen 2001

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Das Nomen im Indogermanischen

Morphologie Substantiv versus Adjektiv Kollektivum Akten der Arbeitstagung der Indogermanischen Gesellschaft

vom 14 bis 16 September 2011 in Erlangen

Herausgegeben von Norbert Oettinger und Thomas Steer

Wiesbaden 2014Reichert Verlag

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im Internet uumlber httpdnbdnbde abrufbar

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Gedruckt mit Unterstuumltzung desbdquoInterdisziplinaumlren Zentrums Alte Weltldquo der Universitaumlt Erlangen-Nuumlrnberg

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LUumlHR Rosemarie Substantiv ndash Adjektiv ndash Pronomen als lexikalische und funktionale Koumlpfe

180ndash194

MALZAHN Melanie Das Kollektivum im Tocharischen 195ndash201

MEIER-BRUumlGGER Michael Zur Bildung von urindogermanisch melit- sbquoHoniglsquo

202ndash204

MELCHERT H Craig Anatolian Nominal Stems in -(C)o- 205ndash214

NUSSBAUM Alan J Greek τPκmicroαρ lsquosignrsquo and τPκmicroωρ lsquosignrsquo Why both 215ndash260

OLSEN Birgit Anette On the Role of Stative Markers in Indo-European Noun Formation

261ndash272

PINAULT Georges-Jean Distribution and Origins of the PIE Suffixes -ih2- 273ndash306

PLATH Robert Mykenisch e-u-te-re-u und der Lokativ Singular der i-Staumlmme im spaumltbronzezeitlichen Griechisch

307ndash317

6

PRONK Tijmen Proto-Indo-European mn-stems in Balto-Slavic 318ndash326

RAU Jeremy The History of the Indo-European Primary Comparative 327ndash341

RIEKEN Elisabeth amp WIDMER Paul Kongruiert alles Zu den Kongruenz-mustern des Pronominaladjektivs der Bedeutung sbquoall jeder ganzlsquo im Griechischen und Hethitischen

342ndash359

SCHAFFNER Stefan Die slavischen Ethnonyme des Typs poljaacutene

sbquoFeldbewohnerlsquo und die griechischen Ethnonyme auf -Xνες 360ndash383

SOMMER Florian Avestisch viš 384ndash396

STEER Thomas Von der Hysterokinese zur Amphikinese Akzentgebundener Ablaut bei der Substantivierung athematischer Adjektive

397ndash412

SUKAČ Roman Three Problems of Theoretical Morphology in Indo-European Languages

413ndash425

DiDiDiDie slavischen e slavischen e slavischen e slavischen Ethnonyme des Typs Ethnonyme des Typs Ethnonyme des Typs Ethnonyme des Typs poljaacutene poljaacutene poljaacutene poljaacutene sbquosbquosbquosbquoFeldbewohnerFeldbewohnerFeldbewohnerFeldbewohnerlsquolsquolsquolsquo und die griechischen Ethnonyme auf und die griechischen Ethnonyme auf und die griechischen Ethnonyme auf und die griechischen Ethnonyme auf ----νεςνεςνεςνες1111

Stefan Schaffner

1111 Im Slavischen werden mit den Suffixen -ěn- lt -ēn- und -jan- lt --ēn- (vgl zum ur-slavischen Akzent des Suffixes sect42) maskuline Substantiva im Plural zur Bezeichnung der Bewohner von Oumlrtlichkeiten Regionen oder Laumlndern sowie Angehoumlrigen von Staumlmmen ge-bildet3 An erster Stelle ist hier aruss ksl Slověn-e zu nennen der Gesamtname der Slaven und auch einzelner slavischer Staumlmme Als Gesamtname der Slaven muss er bereits im 6 Jhdt verwendet worden sein4 Doch ist es aufgrund der Erstbelege des Namens houmlchst frag-lich ob er urspruumlnglich tatsaumlchlich diesem Bildetyp angehoumlrt hat und nicht erst sekundaumlr zu diesem uumlbergetreten ist5 Zudem wird die Etymologie von slověne aumluszligerst kontrovers disku-

1 Fuumlr Hinweise Anmerkungen und Kritik zu danken habe ich Prof Dr Peter Anreiter (Innsbruck) Prof Dr Heiner Eichner (Wien) Prof Dr Michael Janda (Muumlnster) Prof Dr Gert Klingenschmitt (Regensburg) Prof Dr Alan J Nussbaum (Cornell University) Prof Dr Norbert Oettinger (Erlangen) Prof Dr Johannes Rein-hart (Wien) und Prof Dr Marko Snoj (Ljubljana) Der dem Aufsatz zugrundeliegende Vortrag konnte auch im Rahmen meiner Vorlesung bdquoEinfuumlhrung in das Baltoslavischeldquo im Wintersemester 201011 an der Univer-sitaumlt Wien praumlsentiert werden Den Teilnehmern dieser Vorlesung insbesondere Gašper Beguš Oliver Ploumltz und Florian Wandl gilt mein besonderer Dank fuumlr wichtige Diskussionsbeitraumlge und Hinweise die mich man-che Einzelheiten in einem klareren Licht haben sehen lassen Fehler und Irrtuumlmer im Folgenden gehen natuumlr-lich alleine zu meinen Lasten

2 Zur Notierung des Iktus und der Intonation in rekonstruierten Formen des Baltischen und Slavischen wird hier ein System verwendet das eine getrennte Kennzeichnung von Iktus und Intonation erlaubt Dies erscheint not-wendig weil akutierte und zirkumflektierte Intonation urspruumlnglich auch in unbetonten Silben unterschieden wurden (Klingenschmitt 2008280) Folgende Symbole werden verwendet = Sitz des Iktus (des Wortak-zents) acute = akutierte Intonation (Stoszligton) einer Silbe ˜ = zirkumflektierte Intonation (Schleifton) einer Silbe W = neoakutierte Silbe im Slavischen

3 Vgl zB BraumluerIII37ndash50 Arumaa 198524 Kiparsky 1975187 Vondraacutek 1924660 sect682 Vaillant 1958II sect187 Leskien 1891390 (vgl auch Schaffner 2005196197)

4 Sonst waumlren Quellenbelege wie Sclavi qui Winidi dicuntur bdquoSlaven die Wenden genannt werdenldquo oder Sclavi qui dicuntur Quarantani bdquoSlaven die Karantanen genannt werdenldquo oder Sclavi Behemenses et Marahenses bdquoBoumlhmische und Maumlhrische Slavenldquo nicht denkbar (Schelesniker 197311 Pohl 2005506507)

5 Lunt 1985188189 weist darauf hin dass die aumlltesten Belege des Slavennames sich in der Vita des Methodius in dem altrussischen Uspenskij Sbornik (ed Kotkov 1971) aus der Zeit um 1150 n Chr (vgl Lunt 1985188 Fn 12) finden Belegt ist zweimal der Nom Pl Slověni und der Dativ Plural Slověnjemъ welche auf einen Palatalstamm weisen Weitere Belege finden sich dann im 14 Jh In der 1377 angefertigten Laurentianischen Kopie der Povestrsquo vremenych let (PVL = Nestorchronik vgl Fn 7) die wohl nicht spaumlter als 1120 enstanden sein duumlrfte ist der Nominativ Plural Slověne viermal bezeugt Dagegen ist der Nominativ Plural elfmal als Slověni belegt genauso wie im Uspenskij Sbornik Der Akkusativ Plural ist einmal als Slověny siebenmal als Slověni und einmal als Slověně bezeugt Die letztgenannte Form zeigt den fuumlr das Russische zu erwartenden Ausgang weicher Staumlmme waumlhrend -i den Beginn der Vereinheitlichung harter und weicher Staumlmme reprauml-sentieren koumlnnte parallel zum Ersatz von koně durch koni Dagegen zeigen rund 16 in der Laurentianischen Kopie der PVL bezeugte Ethnonyme und Einwohnernamen (Material bei Lunt 1985189 Fn 14) Schreibung mit bdquojus malyjldquo oder bdquoaldquo (fuumlr -aumln-e) und sofern sie im Akk Pl bezeugt sind immer die harte Endung -y Aufgrund dieser Beleglage kommt Lunt 1985189 zu folgendem Schluszlig bdquoIn any case it shows again that this word does not fit the general pattern of the ethnonyms familiar from OCS hellip All this suggests that the ancient stem of the word was slov-ěn-j-ldquo

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 361

tiert6 Sichere Beispiele dieses Bildungstyps sind aksl graždan-e sbquoBuumlrgerlsquo lt gord-jan-e rimljan-e sbquoRoumlmerlsquo in der Nestorchronik7 aruss Poljane (eig sbquoFeldbewohnerlsquo) Name eines westslavischen (lechischen) Stammes und eines ostslavischen Stammes in der Gegend um Kiev aruss Pomorjane (eig sbquoMeeranwohnerlsquo) Name eines westslavischen (lechischen) Stammes aruss D(e)revljane (eig sbquoWaldbewohnerlsquo auch im Namen der Dravaumlno-Polaben an der Elbe) Name eines ostslavischen Stammes Poločane Bewohner von Polozk und der Gegend am Fluszlig Polota aruss Kyjane sbquoKieverlsquo ( PN aruss Kyjъ)8 slavische Staumlmme wie

6 Nach Pohl 2005506 (mit Hinweis auf aumlltere Literatur) leitet sich der allgemeine Name der Slaven slověne wahrscheinlich von einem Gewaumlssernamen slova oder slovъ (zur idg Wurzel 0le1- sbquospuumllen rein machenlsquo) ab dessen Appellativ auch in anderen slavischen Gewaumlssernamen wie Sluja (Smolensk) Sława Sławica (Po-len) Slavnica (Serbien) (man beachte auch den Beinamen des Dnepr altruss Словутичь Slovutič) enthalten ist Nach Pohl loc cit laumlgen mit Ausnahme von Slavnica alle genannten Gewaumlssernamen in dem Gebiet das von Udolph 1979 als Urheimat sehr wahrscheinlich gemacht worden sei das Gebiet noumlrdlich der Karpaten Man vergleiche aber zum Versuch einer dehydronymischen Deutung des Slavennamens die Kritik bei Lunt 1985185 bdquoThe possibility of a river-name based on a root meaning sbquoto flowlsquo was widely experimented with Unfortunately no suitable river has been located and it seems unreasonable to believe that the wide-spread and clearly documented name of such an enormous group should be an obscure or completely forgotten streamldquo (zu weiteren Deutungen des Slavennamens Lunt 1985185ndash190 mit Literatur und Diskussion) Lunt 1985190 selbst bietet mit Vorsicht und allem Vorbehalt folgende etymologische Deutung bdquoIf we allow the notion of a personal name here perhaps we can at the risk of adventurism call on the ancient noun stem kle1-es- (recte 0le1-es-) lsquofamersquo plus the ancient and ubiquitious adjectival formant -n- in the combination underlying Greek κλεεινmς lsquofamed gloriousrsquo Converted to an early Slavic formula it would be sloves-n- and we must therefore allow disappearance of s and compensatory lengthening of e to ē This means a series of explanations to take care of such forms as vesna lsquospringrsquo but nonetheless an etymology that calls on the noun slovo should account for the s-suffix and an etymology that includes the suffix is purely prefereable to one does not Slověňi are therefore lsquoSlověnrsquos peoplersquo or the lsquopeople of the Glorious Onersquoldquo Welcher Deutung man bei diesem Namen ndash wenn uumlberhaupt ndash den Vorzug geben moumlchte haumlngt wohl letztendlich vom persoumlnli-chen Ermessen ab

7 ZB PSRL1610ndash19 (= HbNCI610ndash19 = Tschižewsky 1969513ff L = Ms Lavrentrsquoevskaja R = Ms Radzivilovskaja) otъ těchъ Ljachovъ prozvašasja Poljane Ljachov druzii hellip Pomorjane Takože i ti Slověne prišedše i sědoša po Dněpru in narekošasja Poljane a druzii Drevljane zane šedoša v lěchěchъ hellip [inii šedoša na Dvině i narekošasja Poločane R (fehlt in L)] rěčki radi jaže vtečet vъ Dvinu imjanemъ Polota otъ ceja prozvašasja Poločane bdquoUnd von jenen Ljachen nannten sich die [einen] Poljanen andere Ljachen [aber sind] die Pomoranen Ebenso kamen auch dieselben Slaven und siedelten am Dnepr und nannten sich Poljanen andere aber Derevljanen weil sie in den Waumlldern siedelten Andere siedelten an der Dvina und nannten sich Poločanen des Fluumlsschens wegen das in die Dvina flieszligt mit dem Namen Polota von ihm nann-ten sich die Poločanenldquo (Uumlbersetzung von Ludolf Muumlller HbNCIV6) PSRL1114ndash8 (= HbNCI1148 = Tschižewsky 1969107ndash10) ce be tokmo Slověneskъ jazykъ v Rusi Poljane Derevljane Novgorodci Polo-čane Dregoviči Sěverъ Bužane zane sědoša po Bugu poslěže že Velynjane bdquoDenn siehe [von] slavischer Sprache sind in der Rusrsquo nur die Poljanen die Derevljanen die Novgoroder die Poločanen die Dregovičen die Severjanen die Bužanen weil sie am Bug siedeln spaumlter aber Volynier [genannt werden]ldquo (Uumlbersetzung von Ludolf Muumlller HbNCIV11) Zu den Poljane um Kiev und den Slověne um Novgorod vgl man Is-satschenko 198025

8 Prof Dr Johannes Reinhart (Wien) verdanke ich folgende Zusammenstellung von Belegen von jan-Bildun-gen die sich in den Novgoroder Birkenrindeninschriften (vgl Зализняк 1995) finden выянинъ ( 690 14 Jh Vyja ndash Nebenfluss der Pinega) городищанинъ ( Staraja Rusa 10 12 Jh) городьчанинъ ( 704 2 H 13 Jh) дворнинъ (ab 12 Jh) дестьщанинъ ( 253 14 Jh zu Дестьско) дyблнинъ ( 540 15 Jh zu Дyбьско Дyброво usw) Залyacuteшннинъ () ( 492 14 Jh) избоищанинъ ( 307 15 Jh) которнинъ ( 640 12 Jh Bewohner des Которский погост) крестьянинъ (auch хрестьянинъхристьянинъ) кыянинъ ( 745 1112 Jh) новгорожанинъ ( 246 11 Jh) погощанинъ ( 526 11 Jh) полочанинъ

362 Stefan Schaffner

Moravjane sbquoMaumlhrerlsquo (March) Bužane (Bug) sowie in Kaumlrnten Karantjane latinisiert Carantani sbquoBewohner der Gegend um Carantum = Karnburglsquo (auf einem kelt-rom Topo-nym mit der Bedeutung sbquoStein Felslsquo beruhend vgl auch Mons Carentanus der alte Name des Ulrichsberges dazu sloven koročaneKorotan)9

2222 Im Singular und Dual werden die Bildungen auf -ěne-jane durch das Singulativsuffix -inъ suppliert (BraumluerIII37) zB aruss ksl slověn-inъ sbquoSlavelsquo aksl graždan-inъ sbquoBuumlr-gerlsquo rimljan-inъ sbquoRoumlmerlsquo aruss dvorjaniacuten sbquoAdligerlsquo mirjaacutenin sbquoWeltlicherlsquo kievljaacutenin sbquoKieverlsquo Auffaumlllig ist10 dass die Suffixvariante -ěn- nur bei slověn-e slověn-inъ und Ab-leitungen von nichtslavischen Namen (zB aksl agarěn-inъ sbquoAgarenerlsquo eguptěn-inъ sbquoAumlgypterlsquo etiopěn-inъ sbquoAumlthiopierlsquo izdrailitěn-inъ sbquoIsraelitlsquo persěninъ sbquoPerserlsquo) zu finden ist Bei slavischen Grundwoumlrtern und vielen anderen Namen fremder Herkunft stellt die Ableitung mit -jane -jan-inъ die Regel dar zB russ dvorjaniacuten sbquoAdligerlsquo mirjaacutenin sbquoWelt-licherlsquo kievljaacutenin sbquoKieverlsquo aruss poločane sbquoBewohner von Polozk und der Gegend am Fluszlig Polotalsquo aruss poljane Stammesname aksl chersonjaninъ sbquoEinwohner von Chersonlsquo rimljaninъ sodomljaninъ Im Plural werden diese Einwohnernamen und Ethnonyme wie maskuline n-Staumlmme flektiert Das rekonstruierte urslavische Paradigma des Bildetyps auf -jane wie es sich nach den Reflexen in den Altstufen der slavischen Einzelsprachen er-gibt sieht wie folgt aus (Musterwort urslav poljaacuten-e m sbquoFeldbewohnerlsquo urslav polCje n sbquoFeldlsquo lt poacutelh2o-m)11

Pl Nom poljaacuten-e Gen poljaacuten-ъ Dat poljaacuten-mъ gt poljaacutemъ Akk poljaacuten-i Instr poljaacuten-mi gt poljaacutemi Lok poljaacuten-sъ gt poljaacutesъ (bzw analogisch poljaacutechъ)

Die sich nun anschlieszligende Tabelle bietet eine Uumlbersicht belegter alter Formen in den Alt-stufen ausgewaumlhlter slavischer Einzelsprachen (Legende + = belegt Nb = Neubildung)

UrslavischUrslavischUrslavischUrslavisch 1 Aksl1 Aksl1 Aksl1 Aksl 2 Aruss2 Aruss2 Aruss2 Aruss12121212 3 3 3 3 AčechAčechAčechAčech 4 Askr4 Askr4 Askr4 Askr Pl Nom -ěne -jane

+ + + + (Nb -ani)

Gen -ěnъ-janъ + + + Nb -ānā

Dat -jamъ Nb -janemъ + (Nb -janemъ -omъ)

Nb ndashrsquoanoacutem + (Nb -anima)

Akk -jani + + Nb -rsquoany +

( 502 12 Jh) порyacuteчанинъ () ( 264 14 Jh) прихожанинъ ( Staraja Rusa 12 12 Jh) рyшанинъ ( Staraja Rusa 10 12 Jh Bewohner von Руса) севилакшанинъ ( 249 14 Jh Bewohner von Севи-лакша) сельчанинъ ( 724 12 Jh) селнинъ ( 446 14 Jh) смолнинъ ( 343 14 Jh) yгличанинъ ( 69 13 Jh) yличанинъ ( 140 14 Jh) хотыннинъ ( 600 13 Jh) череньщанинъ ( 157 + 311 15 Jh zu Череньско) шижннинъ ( 361 1415 Jh zum Flussnamen Шижна) ясеннинъ ( 704 13 Jh Bewohner des Ясенский погост)

9 Vgl Pohl 200084f Pohl 2003163f 10 Vgl BraumluerIII37 sect124 11 Vgl BraumluerIII38 Zur Weiterentwicklung des Deklinationstyps in den slavischen Einzelsprachen BraumluerIII

39ndash50 12 Ausfuumlhrliche Sammlung der Belege bis ca 1400 in ИГДЯI49ndash52

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 363

(Nb -jany) (Nb -ane) Instr -jami Nb -jany +

(Nb -jany) Nb ndashrsquoany +

(Nb -anima) Lok -jasъ bzw -jachъ

Nb -janechъ + (Nb -janechъ)

+ (Nb -ěnech -iech)

+ (Nb -anima)

Auswahl belegter Formen der in der Tabelle angefuumlhrten altslavischen Einzelsprachen (nach BraumluerIII39ndash50)

1 Altkirchenslavisch Pl Nom -ěne -jane allgemein Mar Zo Sav Ass Supr zefeane Ps 532 Ismailitěne Ps 827 Agarěně (verschrieben) Ps 827 Gen -ěnъ -janъ allgemein Mar Zo Ass Supr Sodomlěnъ Luc 1729 Mar Sama-ranъ Supr 51415 Dat Pl Gomarěnemъ Mrk 611 Mar Zo Sodomlěnemъ Luc 1012 Mar Zo Žętelěnemъ Mat 1330 Ass Supr 4316 Chersonjanemъ Supr 53922 Solunjanemъ Supr 4889 Akk Pl Samarany Supr 51719 na Egrsquojuptěni vsę τος κατ τν Αγυπτον iexclπασι Instr Pl graždany Supr 31919

2 Altrussisch Pl Nom slověne derevljane poločane gorožane rimljane sodomlja-ne bužane sbquoBug-Anwohnerlsquo poljane velynjane sbquoWolhynierlsquo Kyjane sbquoKieverlsquo Gen poljanъ derevljanъ etc Dat derevljamъ dvorjamъ selunjamъ etc (neben Nb dvorjanemъ -omъ etc) Akk poljani gorožani dvorjani etc (neben Nb dvorjany etc) Instr poljami derevljami etc (neben Nb dvorjany etc) Lok poljachъ derevljachъ poločachъ etc (neben Nb dvorjanechъ etc)

3 Altčechisch Pl Nom zeNaneacute sbquoLandedelmaumlnnerlsquo juumlnger zeměneacute krajěneacute sbquoLands-maumlnnerlsquo dvořěne sbquoHoumlflingelsquo měščěneacute sbquoStadtbewohnerlsquo Gen zeman měščian (gt měštrsquoan) etc Dat (Nb) zemanoacutem (gt zemanům) měščanoacutem Akk (Nb) zemany měščany Instr (Nb) zemany měščany Lok (Nb) zeměnech zeměniech

4 Altserbokroatisch (štokavisch bis 15 Jh) Pl Nom građane etc Dat građam Dubrovčam Instr građami Dubrovčami Lok građah

3333 Bemerkenswert ist dass sich in Ortnamen die auf solchen Einwohnernamen auf -jane basieren alte Kasusformen erhalten haben (BraumluerIII39) waumlhrend diese bei Appellativa dieses Bildungstyps in den jeweiligen slavischen Einzelsprachen meist aufgegeben worden sind In der Folge werden nun entsprechende Beispiele geboten13

1 Nom Pl -jane ačech ON Brozaneacute lt brozaneacute sbquodie an der Furt (brodъ) Wohnen-denlsquo (mit juumlngerem Umlaut Brozěneacute Gen Pl Brozan spaumlter mit Verallgemeinerung des -a- und Umgestaltung des Nom und Gen nach den o-Staumlmmen Brozany Brozanů vgl auch ON Hradčany lt hradčěneacute sbquoBurgbewohnerlsquo) sloven Goričaacutene (heute f Pl) goriacuteca (Hinweis von Prof Marko Snoj)

2 Endungsloser Gen Pl (lt -janъ) a) im Sorbischen Gen Pl osorb nsorb Drježdźan Nom Pl Drježdźany aumllter nsorb Drěždžanje lt dręzg-jan-e sbquoWaldbe-wohnerlsquo ( aksl dręzga sbquoWaldlsquo vgl DrUzga ON in Montenegro) osorb Delan Delany sbquoDoumlhlenlsquo Sernjan Sernjany sbquoZernalsquo Třělan Třělany sbquoStrehlalsquo nsorb Choacutejan Choacutejany sbquoCunnersdorflsquo (bei Appellativen Gen Pl zB osorb dworjanow měšćanow Nom Pl dworjenjo měšćenjo mit -jo lt -rsquoe nsorb měšćanow Nom Pl měšćany) b) im Čechischen Gen Pl ačech Brozan Nom Pl Brozaneacute (vgl bei Appellativen ačech Gen Pl zeman Nom Pl zeNaneacute juumlnger zeměneacute [ zeNaniacuten

13 Material (soweit nicht anders spezifiziert) aus BraumluerIII39ndash50

364 Stefan Schaffner

sbquoLandsmannlsquo] Gen Pl nčech zemanů) c) im Slovakischen Gen Pl Lipian Rudnian Pieštrsquoan Nom Pl Lipany Rudňany Pieštrsquoany (bei Appellativen Gen Pl dvoranov Nom Pl dvorania [Kollektivbildung] dvoran sbquoHoumlflinglsquo) d) im Sloveni-schen Rakiacutečan (heute m Sg) urslav orkyta sbquoSalix incanalsquo (Hinweis von Prof Marko Snoj)

3 Lok Pl -jasъ14 a) in ačech ON Doleass (= Doljas) lt doljasъ sbquobei den Talbewohnernlsquo

(Dolany heute Dolaacutenky) Bresaz (= Brěžas) lt brěžasъ Lusas (= Lužas) lt lužasъ (nč Lužanech) Horaz (= Horas) lt horjasъ (nč Hořanech) sbquobei den Bergbewohnernlsquo ( č hora sbquoBerglsquo) Liubichas (= ač Lrsquoubčas spaumlter Libčanech) lt ljubъčasъ

b) in deutschen Umbildungen ač ON Turas (bei Bruumlnn č Turjaneacute ač Turěneacute) lt Lok Turaacutes Turjaacutes lt turjasъ Saras (bei Bruumlx č Zahražaneacute) lt gekuumlrztem Zahraacutes lt zahražaacutes lt zahražasъ Forbes (bei Budweis č Borovaneacute lt ač Borověneacute) lt Lok Borovies (gekuumlrzt Borvies) lt boro-věsъ

4 Lok Pl -jachъ a) in deutschen Umbildungen aumllterer bdquoalpenslavischerldquo (altslovenischer)

Ortsnamen in Oumlsterreich15 Steiermark Dellach (im Gailtal) lt Doumlllach lt slov DZljah lt doljachъ sbquobei den Talbewohnernlsquo ( urslav dolъ sbquoTallsquo) Potschach (im Gailtal und im Tal der ob Leitha) lt slov pot(o)čach lt potočachъ sbquobei den Bachanwohnernlsquo ( urslav potokъ sbquoBachlsquo) Frie-sach lt slov Brěžah lt bergjachъ bzw bergěchъ sbquobei den Uferanwoh-nernlsquo ( slov brệg sbquoUferlsquo lt urslav bergъ) Niederoumlsterreich und Wien Ramplach (110014 de Raeligmpla) lt rambljachъ sbquobeiunter den Leuten am Randlsquo Salzburg Ferlaukoumlpfl (1284 gůt datze Verlach) lt borovljachъ sbquobei den Leuten am Kiefernwaldlsquo Osttirol Amlach (11551164 Emlach) lt amlachъ sbquobei den Anrainern der Grubelsquo Kaumlrnten Laiplach (1148 de Liplach) lt liplachъ ( lipa sbquoLindelsquo) Deblach (993 Donplachi) lt dǫblachъ ( dǫbъ sbquoEichelsquo)

b) in deutschen Umbildungen čechischer Ortsnamen zB Grussbach (čech Hrušovany ačech Grušovaneacute) lt Lok Gruš(o)vaacutech lt grušovachъ

4444 In der Folge soll nun auf den Akzent der Bildungen auf -jane naumlher eingegangen wer-den Es laumlsst sich bereits vorab feststellen dass sich aus dem Material derjenigen slavischen Einzelsprachen die fuumlr die Rekonstruktion des urslavischen Akzents relevant sind kein einheitliches Bild ergibt Ich beginne mit dem Material der ostslavischen Sprachen In ak-zentuierten alt- bzw- mittelrussischen Handschriften behalten die Ethnika auf -jane Sin-gular -janinъ in der Regel den Akzent ihrer Grundwoumlrter bei16 zB a) Čudovskij Novyj Zavet (a 1377 vgl MI sect7) antiochiacutejaninъ (Antiochiacuteja) kolosaacuteny (Kolosaacutei) samarjaacutenъ (Samariacuteja) sidoacutenjany (Sidoacutenъ -a) sodoacutemljanъ (Sodoacutemъ -a) sugraacutežane ( graacuted -a) b) Apostol (a 1564 vgl MI sect7) zB efeacutesjanina (Efeacutesъ -a) kirineacutejaninъ (Kiriniacuteka) make-doacutenjaninъ (Makedoacutenija) poacutentjanina (Poacutentъ -a) Aus dem 16 Jh ist auch viermal die Form gražaacutene belegt17 In der heutigen russischen Schriftsprache zeigen appellativische Einwoh-

14 Jireček 1877336ff Flajšhans 192617ndash37 Węglarz 193334ndash41 15 Jireček 1877336ff Kranzmayer 1958 Material auch aus Bergermayer 200912 (mit Belegangaben) 16 Vgl Goumlrner 196765 17 Vgl Kiparsky 1962153

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 365

nerbezeichnungen entweder konstante Betonung des Suffix -jan- im Plural und in Singu-lar beispielweise gorožaacutene Singular gorožaacutenin sbquoStaumldter Buumlrgerlsquo (auch aruss) oder abwei-chende Betonung wie im Falle von dvorjaacutene Singular dvorjaniacuten sbquoAdliger Houmlflinglsquo18 vgl selčaacutenin sbquoDorf- Land-bewohner Landmann Bauerlsquo (aruss seljaniacuten) Pl selčaacutene severjaacutenin sbquoNordlaumlnderlsquo (auch aruss) Pl severjaacutene južaacutenin sbquoSuumldlaumlnderlsquo (auch aruss) Pl južaacutene slobodčaacutenin sbquoBewohner einer Slobodalsquo Pl slobodčaacutene (lautgesetzlich slobožaacutenin) krestъjaacutenin sbquoBauerlsquo Pl krestъjaacutene etc Bei den Ethnika ist laut GRJI sect299 feste Suffixbe-tonung die Norm (mit den Ausnahmen egiacuteptjanin und riacutemljanin) Das Material des Slov žit RSFSR liefert jedoch eine Reihe von Beispielen fuumlr Ethnika mit Beibehaltung der Ak-zentstelle des Ortsnamens von denen ein Teil neben haumlufiger gebrauchten Formen mit Suf-fixbetonung besteht verchovaacutežanin Verchovaacutežrsquoe (XI 6) viacutelrsquonjanin Viacutelrsquonjus (veraltet Pril I4) prijuacutetjanin Prijuacutetnoe (XX4) arbaacutežaacutenin Arbaacutež (XXVI1) voacutelžaacutene Voacutelga (Pl Pril II9) zavoacutelžaacutenin Zavoacutelžrsquoe (Pril II14) malmyacutežaacutenin Malmyacutež (XXV2516) povoacutelžaacutenin Povoacutelžrsquoe (Pril II27) voacutelogžaacutenin Voacutelogda (XI8) tveriacutetjaacutenin Tveacuterlsquo (XIX 11) Im 1819 Jh belegte Akzentschwankungen sind19 a) zwischen beibehaltenem Akzent des Grundwortes und Suffix -jaacuten- egiacuteptjaacutenin izraacuteilrsquotjaacutenin riacutemljaacutenin filistiacutemljaacutenin b) zwi-schen der Betonung -jaacutenin und -janiacuten (und zT auch beibehaltenem Akzent des Grundwor-tes) amčaacuteniacuten Mcensk (umgangssprachlich XLIV14) voacutelžaacuteniacuten20 Voacutelga (Pril II9) graacuteždaniacuten poseljaacuteniacuten rossiacutejaacuteniacuten christiaacuteniacuten In den beiden anderen ostslavischen Spra-chen ist die Situation in etwa die gleiche wie im Russischen21 Man vergleiche zur Beto-nung in der heutigen ukrainischen Schriftsprache Goumlrner (196765 Anm 8) bdquoIn der heuti-gen ukr Schriftsprache werden die Ethnika zu einheimischen ONN auf dem Suffix -(j)an- betont zB halyčaacutenyn lrsquovivrsquojaacutenyn charkivrsquojaacutenyn ua die von fremdlaumlndischen Orts- oder Laumlndernamen abgeleiteten Ethnika auf der gleichen Silbe wie die Grundwoumlrter zB asyriacutejanyn Asyriacuteja vavyloacutenjanyn Vavyloacuten galyleacutejanyn Galyleacuteja ua Die Akzentuierung des Singulativsuffixes -in ist nach der ukr schriftsprachlichen Norm nur in den sieben Woumlr-tern dvorjanyacuten krajanyacuten myrjanyacuten miščanyacuten seljanyacuten slovjanyacuten und chrystyjanyacuten moumlg-lich dagegen fand dieser Typus in den westlichen Dialekten eine starke Verallgemeine-rung vgl zB halyčanyacuten kyjevljanyacuten rymljanyacuten ualdquo (vgletwa noch seljanyacuten sbquoBauerlsquo Gen Sg seljanyacutena usw Pl Nom seljaacuteny Gen seljaacuten Dat seljaacutenam Akk seljaacuten Instr seljaacutenamy Lok seljaacutenach ebenso dvorjanyacuten Pl dvorjaacuteny mit konstanter Betonung -jaacuten- horodjaacutenyn Pl horodjaacuteny [Neubildung fuumlr horožaacutenyn Pl horožaacuteny]22) Aus dem Weiszlig-russischen lassen sich anfuumlhren Sg Nom seljaniacuten sbquoDorfbewohner Bauerlsquo Pl Nom sjaljaacutene Gen sjaljaacuten ebenso meščaniacuten sbquoBuumlrger Spieszligbuumlrgerlsquo Pl mjaščaacutene mit kon-

18 Vgl GRJI sect299 Kiparsky 1962152153 Kiparsky 1975187 19 Vgl Kiparsky 1962152153 20 Vgl hierzu Goumlrner 19676263 Anm 5 bdquoEs ist interessant zu beobachten daszlig das zum Namen der Voacutelga ge-

bildete Ethnikon voacutelžaacuteniacuten alle drei Betonungsmoumlglichkeiten kennt daszlig die von den etwas juumlngeren Gebietsna-men Zavoacutelžrsquoe und Povoacutelžrsquoe abgeleiteten Ethnika zavoacutelžaacutenin und povoacutelžaacutenin nur noch zwei Akzentstellen ha-ben und daszlig schlieszliglich fuumlr die Ethnika privolžaacutenin (IV13) und volžaacutenin (XXXVI1) die zu den erst in spaumlte-rer Zeit vom Namen der Volga abgeleiteten ONN Privoacutelžskij und Volžsk gebildet worden sind nur die Beto-nung des Suffixes -(j)an- gebraumluchlich istldquo

21 Vgl auch Goumlrner 19676566 bdquoWie ein Vergleich der russischen Akzententwicklung mit den Akzentverhaumll-tnissen der beiden anderen ostslav Sprachen ergibt kennen das Ukrainische seit den aumlltesten akzentuierten Belegen aus dem 16 Jh und das Weiszligrussische im 17 Jh ebenfalls den Typ der festen Suffixbetonung (-jaacutene) im Singular sogar bereits mit beiden Varianten dh mit Betonung des ersten oder zweiten Teilsuffi-xes (-jaacuteniacuten)ldquo

22 Vgl BraumluerIII45

366 Stefan Schaffner

stanter Betonung von -jaacuten- hramadzjaacutenin sbquoBuumlrgerlsquo Pl hramadzaacutene haradžaacutenin Pl haradžaacutene23

41414141 In der Folge soll nun der Akzent des Bildungstyps auf -jane im Suumldslavischen behan-delt werden Das Štokavische in dem im 15 Jahrhundert eine Akzentverschiebung um eine Silbe nach dem Wortanfang zu stattgefunden hat kennt drei Intonationstypen bei den ap-pellativischen Einwohnerbezeichnungen und Einwohnernamen24

1 Mit Beibehaltung der Anfangsbetonung des Grundwortes gr`đanin sbquoBuumlrgerlsquo ( grad Gen grada sbquoStadtlsquo) Pl Nom gr`đān-i Gen gr`đān-ā Akk gr`đān-e Dat Instr Lok gr`đān-ima ebenso mjbštanin sbquoOrtsbewohnerlsquo Pl mjbstāni ( mjbsto) kcćanin sbquoHausbewohnerlsquo Pl kcćāni sbquoHausgenossenlsquo ( kcća) dstrvljanin sbquoInselbe-wohnerlsquo Pl dstrvljāni ( dstrvo) beđanin sbquoGebirgsbewohnerlsquo Pl beđān-i Z`dranin sbquoEinwohner von Zadarlsquo ( Z`dar Gen Z`dra) Rfdničanin sbquoEinwohner von Rfdnīklsquo

2 Mit štokavischer Akzentzuruumlckziehung auf eine kurze Wurzelsilbe gograveranin sbquoGe-birgsbewohnerlsquo ( gogravera) Pl Nom gograveran-i Gen gdrān-ā Akk gograveran-e Dat Instr Lok gograveran-ima ebenso dvograveranin sbquoHoumlflinglsquo Pl dvograverani ( dvZr sbquoHoflsquo) stragravežanin sbquoWaumlchterlsquo Pl stragravežani ( straža sbquoWachelsquo) pograveganin sbquoHeidelsquo Pl pogravegani segraveljanin sbquoDoumlrfler Bauerlsquo Pl segraveljani ( segravelo) hrigravešćanin sbquoChrist (der orthodoxen Kirche)lsquo Pl hrigravešćani ( Hrigravestos Gen Hrigravesta sbquoChristuslsquo)

3 Mit štokavischer Akzentzuruumlckziehung auf eine lange Wurzelsilbe puacutečanin sbquoein zum Buumlrgerstande Gehoumlrigerlsquo ( pfk) Pl Nom puacutečan-i Gen puacutečān-ā Akk puacutečan-e Dat Instr Lok puacutečan-ima ebenso Riacutemljanin sbquoRoumlmerlsquo Pl Riacutemljani ( Rlm) Beacutečanin sbquoWienerlsquo Pl Beacutečani ( BUč sbquoWienlsquo) Mostaacuteranin sbquoEinwohner von Mostarlsquo Pl Mostaacuterani ( Moacutestār)

Die Belege aus den čakavischen insbesondere den nordwestlichen Mundarten sind deswe-gen von besonderem Interesse weil sie in der Regel die aumlltere oder uumlberhaupt die urslavi-sche Stelle des Wortakzentes bewahrt haben25 čak (Novi) grajagravenin sbquoBuumlrgerlsquo (gg štok gr`đanin) Gen Sg grajagravenina Nom Pl grajagraveni (gg štok gr`đān-i) Gen Pl grajagravenīh grajan26 čak (Vrgada) straž`nin sbquoWaumlchterlsquo (gg štok stragravežanin)27 Das Slovenische das die Singulativbildung aufgegeben hat zeigt heute feste Suffixbetonung28 zB meščagraven sbquoStaumldterlsquo (Sg Gen meščaacutena Dat meščaacutenu usw) Pl Nom meščaacuteni (Gen meščaacutenov Dat meščaacutenom usw) gorjagraven sbquoBergbewohnerlsquo Pl gorjaacuteni dvorjagraven sbquoHoumlflinglsquo Pl dvorjaacuteni seljagraven Pl seljaacuteni Rimljagraven Pl Rimljaacuteni Slov kristjan sbquoChristlsquo (Pl kristijani) und pogan sbquoHeidelsquo (Pl pogani) sind aus lat christiānus bzw vlat pagānus (klass pāgānus) entlehnt und sekundaumlr in diese Flexionsklasse eingruppiert worden Fuumlr das Bulgarische liegen Bele-ge von Ethnika auf -jane aus akzentuierten mittelbulgarischen Handschriften des 14 Jahr-

23 Vgl BraumluerIII45 24 Leskien 1914161162 BraumluerIII4142 sect127 Matešič 1970158 In dem fuumlr das Štokavische eingefuumlhrten

Akzentuationssystem von Vuk Karadžić (1787ndash1864) ist der verschobene Hauptton bei kurzer Silbe mit ` bei langer mit acute bezeichnet der nicht verschobene bei kurzer mit shy bei langer mit ʄ (vgl Leskien 1914122 sect214C) Eine Sammlung der serbokroatischen Ethnika auf -jan- bietet Goumlrner 1963 (zum Akzent dieser Bil-dungen Goumlrner 1963103ndash106)

25 Vgl Leskien 1914120 26 Moguš 1966212 Steinhauer 1973200 220 27 Jurišić 1973199 28 BraumluerIII42 sect128

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 367

hunderts vor29 asiriacuteanomъ (Dat Pl) 16a asiriacuteany (Instr Pl) 18 ( asiriacutea 14) egiacuteptěnochъ (Lok Pl) 16 ( egiacuteptъ 31 egiacuteptu Dat Sg 28a) riacutemlěninъ (Nom Sg) 74 riacutemlěny (Instr Pl) 70 76 83 riacutemlěnomъ (Dat Pl) 70 ( riacutema Gen Sg 69 89 93a) troacutejanom (Dat Pl) 7 troacutejane (Nom Pl) 40 ( troacuteǫ Akk Sg 46 54 58) Lavrov 1893 Priloženija zB indiacuteane (Nom Pl) 8 ( indiacutea 8) troacutejanom (Dat Pl) 7 troacutejany (Akk Pl) 8 ( troacuteja Gen Sg 5 8) Diese Ethnika zeigen also in der Regel Beibehaltung des Akzents ihrer Grundwoumlrter Im Neubulgarischen werden appellativische Einwohnerbezeichnungen wie etwa graždaacutenin (mit best Artikel graždaacuteninъt) Plural graždaacuteni (graždaacutenite) in der Regel konstant auf dem Suffix -jan- akzentuiert (vgl dvorjaacutenin sbquoEdelmannlsquo dvorjaacuteni pogaacutenin sbquoHeidelsquo (neben pogaacutenec) pogaacuteni christijaacutenin christijaacuteni angličaacutenin sbquoEnglaumlnderlsquo angličaacuteni)30 Doch gibt es auch Einzelbeispiele mit konstanter Anfangsbetonung wie seacuteljanin Plural seacuteljani

42424242 Vergleicht man das Material der slavischen Einzelsprachen die fuumlr die Rekonstruktion des urslavischen Wortakzentes relevant sind so kann man zusammenfassend fuumlr das Ursla-vische wohl folgende Betonungstypen fuumlr die Bildungen auf -jan- (bzw -jan-inъ) anset-zen31 1 Fuumlr die Pluralbildung auf -jane a) konstante Suffixbetonung -jaacuten- (alt)32 b) Beibehaltung der Betonung des Grundwortes (analogisch) 2 Fuumlr die Singualtivbildung -jan-inъ a) konstante Betonung -jan-inъ (alt)33 b) konstante Betonung -jaacuten-inъ (ana-logisch nach dem Plural -jaacutene) c) Beibehaltung der Betonung des Grundwortes (analo-gisch) Die urspruumlngliche Verteilung waumlre dann im Ostslavischen bewahrt in Faumlllen wie russ dvorjaniacuten sbquoAdliger Houmlflinglsquo Pl dvorjaacutene mirjaniacuten sbquoWeltlicherlsquo Pl mirjaacutene ukr seljaniacuten sbquoDorfbewohner Bauerlsquo Pl seljaacuteny dvorjaniacuten Pl dvorjaacuteny wruss seljaniacuten Pl sjaljaacutene meščaniacuten sbquoBuumlrgerlsquo Pl mjaščaacutene

5555 In der Folge werden nun aumlltere Erklaumlrungsversuche von slavisch -ěn- und -jan- mit den Angaben zu ihrem auszligerslavischen Anschluss angefuumlhrt Ein ausfuumlhrliches Referat aumllterer Erklaumlrungsversuche findet sich auch bei Goumlrner (19675960) Leskien (1891390) bdquoDas (sc litauische und lettische Suffix) -ėna- der Einwohnernamen hat seine Entsprechung im Slavischen Bekanntlich werden hier solche Worte meist mit -jan- (Singular -jan-inъ Pl -jan-e) gebildet aber alte Voumllkernamen wie Slověne zeigen dass die urspruumlngliche Form -ēn- war Kommt ē nach j zu stehen so wird es zu ā zB zemljaninъ sbquoLandsmannlsquo zemlja von solchen Faumlllen hat sich dann -jan- verallgemeinert zB graždaninъ = gradjaninъ sbquoBuumlrgerlsquo zu gradъ sbquoStadtlsquo Ich glaube daher nicht dass Brugmann Grdr 2 340 die slavische Form richtig als -ōn- vgl οmacrρανplusmnων angesehen hatldquo Vondraacutek (1924660 sect682) bdquoSuffix -ēn- und -jan- zur Bezeichnung der Angehoumlrigen eines Volkes der Bewoh-ner einer Oumlrtlichkeit Es handelt sich hier um das -en-Suffix dessen Dehnung in dieser Funktion in allen Kasus verallgemeinert wurde Slověne Samarěne Bei i- und o-Staumlmmen fuumlhrte es zu -jan- das dann als selbstaumlndiges Suffix verallgemeinert wurde graždane nach zemljane u dgl (hellip) Bezuumlglich des Akzentes vgl mirjaniacuten Pl mirjaacutene dvorjaniacuten Pl

29 Vgl Dujčev 1963 Goumlrner 196766 30 Vgl BraumluerIII4041 sect126 31 Vgl bereits Vondraacutek 1924660 sect682 (anders Goumlrner 19676263) 32 Vgl zB Nom Pl russ gorožaacutene (aruss ksl gražaacutene) ukrain horožaacuteny čak (Novi) grajagraveni bulg graždaacuteni

lt urslav gordjaacutene russ dvorjaacutene ukrain dvorjaacuteny skr štok dvograverani sloven dvorjaacuteni bulg dvorjaacuteni lt ur-slav dvorjaacutene aruss seljaacutene ukr seljaacuteny wruss sjaljaacutene skr štok segraveljani slov seljaacuteni lt urslav seljaacutene

33 Fuumlr die Urspruumlnglichkeit dieser Betonung (vgl russ dvorjaniacuten měščaniacuten seljaniacuten ukrain dvorjanyacuten mišča-nyacuten seljanyacuten) spricht nach Leskien 1914161162 auch die Tatsache dass Bildungen auf -inъ auszligerhalb von jan-Ableitungen Akzentuierung des Suffixes zeigen vgl russ gospodiacuten = čak (Vrgada) gospodĩn = štok gospogravedin lt urslav gospodiacutenъ

368 Stefan Schaffner

dvorjaacuteneldquo Vondraacutek (1924543) bdquoUnser Suffix ist offenbar identisch mit dem balti-schen -ēna-Suff in lit Tilžpnas sbquoTilsiterlsquo kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo girpnai sbquoWaldleutelsquo brolpnas sbquoBrudersohnlsquo u dgl so daszlig hier ein Uumlbertritt der konsonantischen Staumlmme auf -ēn- (vgl gr λειχacuteν -microνος sbquoFlechtelsquo sabin Anio -iēnis) in die Dekl der o-St voraus-gesetzt werden muszlig (hellip) Die urspruumlngliche konsonantische Deklination sieht man noch im Pl im Nom Slověne Samarěne usw (hellip) Den -ěn-Stamm Slověn weiszlig sich Zubatyacute nur aus einem ehemaligen Nom ēn (vgl korę) zu erklaumlrenldquo Braumluer (III38) bdquoAls Ausgangs-punkt ist wahrscheinlich nur das Suffix ursl -ěn- anzunehmen das sich mit der lit Bil-dung tilžpnas sbquoBewohner von Tilsitlsquo als Ableitung vom Ortsnamen TiCžė oder mit kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo als Ableitung von kaacutelnas sbquoBerglsquo vergleichen laumlszligt und die Zugehoumlrigkeit bezeichnet Wurde dieses Suffix an einen jo- oder i-Stamm angefuumlgt so muszligte --ěn- zu -jan- veraumlndert werden zu ursl polje ndash poljane ebenso ar kyjane sbquoKieverlsquo zum Perso-nennamen ar Kyjъ Die gleiche Veraumlnderung trat ein wenn das Suffix -ěn- an das mit dem Possessivsuffix j(ъ)- erweiterte Grundwort angefuumlgt wurde Fluszligname Polota ndash r Adjek-tiv polot-jъ- gt poločъ- polot-j-ěne gt poločane ebenso ar derevljane In diesem Fall wuumlrde es genuumlgen nur das Suffix -ěn- als urspruumlnglich anzusehen Das nach palatalen Lauten daraus entstandene Suffix -jan- (-rsquoan-) koumlnnte dann seinerseits produktiv geworden und bei weiteren Neubildungen verallgemeinert worden seinldquo (so auch Vaillant 1958II sect187) Arumaa (198524) bdquoEine besondere Gruppe bezeichnen die Benennungen der An-gehoumlrigen eines Volkes oder der Bewohner einer Oumlrtlichkeit im Slavischen der Typ Slověne Pl im Baltischen lit girpnas sbquoWaldbewohnerlsquo (hellip) Unklar bleibt im Slavischen das Verhaumlltnis des Suffixes -ěn- zu -jan- Rimljane Poločane (zu Polota) und die Herkunft von -jan-ldquo Den meisten aumllteren Erklaumlrungsversuchen ist also gemeinsam dass von slavisch -ěn- als aumllterer Suffixvariante die sich hinter -j- lautgesetzlich zu -jan- entwickelt hat ausgegangen wird und dass als naumlchster ausserslavischer Anknuumlpfungspunkt das baltische Zugehoumlrigkeitssuffix -rna- angesehen wird Wenn die Suffixbetonung im Slavischen bei den Pluralbildungen auf -ěne beziehungsweise -jane urspruumlnglich ist dann stimmen bei-de Suffixe auch im Wortakzent uumlberein Ein wichtiger Unterschied ist aber die Stammge-stalt beider Suffixe das slavische Suffix ist ein n-Stamm das baltische ein a- also indoger-manisch ein eo-Stamm

6666 Das baltische Zugehoumlrigkeitssuffix -rna- (lit -pnas f -pnė lett -ēns f -ēne) das als naumlchster etymologischer Anknuumlpfungspunkt fuumlr das slavische Suffix -ěn- bzw -jaacuten- an-gesehen wird umfasst drei groszlige Bedeutungsgruppen34

1 Einwohnernamen a) im Litauischen Įsrutpnas sbquoInsterburgerlsquo Įsrugravets Ragainpnas sbquoRagmiterlsquo Ragaĩnė Tilžpnas sbquoTilsiterlsquo TiCžė Kupiškpnas sbquoEinwohner von Kugravepiš-kislsquo (hierher auch als Plurale der Einwohnernamen die haumlufigen lit Dorfnamen auf -pnai Bitpnai Piktuppnai Staluppnai Stilpnai usw) seltener Ableitungen von appellativen Ortsbezeichnungen zB girpnai sbquoWaldleutelsquo gigraverė sbquoWaldlsquo kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo kaacutelnas sbquoBerglsquo kaimpnas sbquoNachbarlsquo kaiacutemas sbquo(Bauern-)Dorf Land (im Ggs zur Stadt)lsquo kipmas sbquoHof(-raum) (Bauern-)Hof Gehoumlft Dorflsquo (neben ge-woumlhnlichem kaimyacutenas sbquoNachbarlsquo fem kaimỹnė vgl zur Bildung und Bedeutung lat vīcīnus sbquoNachbarlsquo vīcus sbquoDorflsquo) b) im Lettischen (heute selten) zB Ābawēns sbquoAnwohner des Fluszliges Ābawalsquo

2 Verwandtschaftsnamen a) im Litauischen brolpnas sbquoBrudersohnlsquo ( broacutelis sbquoBru-derlsquo) seserpnas sbquoSchwestersohnlsquo seserpnai sbquoSchwesterkinderlsquo ( sesuotilde sbquoSchwes-

34 Vgl Leskien 1891388389 Senn 1966317 sect600 Forssman 2001246ndash252

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 369

terlsquo) tetpnas sbquoKind der Tantelsquo ( tetagrave sbquoTantelsquo) tetulpnas ( tetulp sbquomatertera amitalsquo) dėdpnos sbquoToumlchter des Vaterbruderslsquo ( dėdx sbquoVaterbruderlsquo)35 b) im Lettischen brālēns sbquoCousinlsquo ( brālis sbquoBruderlsquo) vgl auch skolēns sbquoSchuumllerlsquo ( skola sbquoSchulelsquo) draudsēns sbquoFreundessohnlsquo ( draugs sbquoFreundlsquo)

3 Bezeichnungen junger Lebewesen va von Tierjungen a) im Litauischen nur in best Mundarten zB gervpnas sbquoKranichjungeslsquo ( geacutervė) hierher wohl auch varnpnas sbquoStar Amsellsquo ( vaacuternas sbquoRabelsquo) b) im Lettischen versēns sbquojunger Ochselsquo ( versis) āsēns sbquoBoumlckleinlsquo ( āsis) pīlēns sbquoEntenkuumlkenlsquo ( pīle) kaķēns sbquoKatzenjun-geslsquo ( kaķis) puisēns sbquoKnabelsquo ( puisis sbquoJungelsquo)

7777 Es ist bisher uumlbersehen worden dass eine weitere etymologische Anschlussmoumlglichkeit fuumlr die slavischen Ethnika auf -jane im Griechischen existiert Es handelt sich um griechi-sche Ethnika die mit einem Suffix -νες (ion att -microνες) myken -ānes lt urgriech -ān-es gebildet sind36 Die urgriechische Lautform des Suffixes ist -ān- wie sie im My-kenischen und spaumlter in den nordwestgriechischen Dialekten fortlebt Im Ionisch-Attischen entwickelt sich langes urgriechisches ā etwa um 1000 v Chr lautgesetzlich zu offenen [ēʛ] daher die ionisch-attische Lautform -ην- Bereits das Mykenische der aumlltestbezeugte mit der Silbenschrift Linear B aufgezeichnete Dialekt des Griechischen aus der Zeit 1400 bis 1200 vor Christus kennt solche Bildungen auf -ān-es37 Beispiele sind etwa

a) myk Pa-ki-ja-ne wahrscheinlich Sphagiānes (Ethnikon als ON verwendet Typus Λmκροι)38 Es ist die Bezeichnung des Ortes mit dem Hauptheiligtum von Pylos ei-nem der groszligen Palastzentren der mykenischen Kultur neben dem die Regionsna-men Pa-ki-ja-na (wahrscheinlich Sphagiānā) PY Na 56139 und Pa-ki-ja-ni-ja (wahrscheinlich Sphagiāniā) PY En 6091 PY Jo 43810 PY On 3003 stehen Myk Sphagiānes ist wohl eine Ableitung von Sphagiā spaumlter Σφαγplusmn des bis ins Neugriechische erhaltenen Namens der Insel vor Pylos die daneben auch Σφακτη-ρplusmn heiszligt Die urspruumlngliche Bedeutung vonSphagiā Σφαγplusmn war wohl sbquoSchlacht-opferstellelsquo (Kollektivum von σφfrac34γιον sbquowas zu schlachten istlsquo)40

b) myk I-na-ne Inānes PY An 187 (Ethnikon als ON verwendet) neben myk I-na-ni-ja Ināniā (PY An 183 Ae 8+) Inās Ineus Iniā und spaumlterem iquestνAgrave41

c) myk re-ka-ta-ne PY An 2079 (Nom Pl oder Dat Sg in lok Funktion)42 d) myk te-ta-ra-ne PY (Bartoněk 2002250)

35 In ostlitauischen Mundarten druumlckt -pnas wenn es an Bezeichnungen von Lebewesen angefuumlgt wird mitleidi-ge Verachtung aus zB žmogpnas sbquoMenschlein armseliges Mannsbildlsquo ( žmogugraves sbquoMensch Mannlsquo)

36 Vgl Bechtel 19236080 Schwyzer 1953486 Chantraine 1968166ff Risch 197458 Leukart 1980244ff Balles 2008208

37 Vgl Bartoněk 2002250 466 38 Belege (nach Hajnal 1995168 und Bartoněk 2002250 466) Nom Pl Pa-ki-ja-ne PY Vn 194 PY Xa 1131

Akk Pl Pa-ki-ja-na-de Sphagiānas-de sbquonach Sphlsquo PY Fr 1233 Dat-Lok Pl Pa-ki-ja-si Sphagiānsi sbquoin Sphlsquo PY An 1811++ Instr-Abl Pa-ki]-ja-pi Sphagiāmphi sbquoaus Sphlsquo PY Eb 338 A (in einer recht sicheren Ergaumlnzung)

39 In der pylischen E-Serie (PY Eb 339A++) steht pa-ki-ja-na einzig als Attribut zu i-je-re-ja Die Fuumlgung i-je-re-ja pa-ki-ja-na duumlrfte als hijereja Sphagiānās sbquoPriesterin vonaus Sphagiānālsquo zu deuten sein mit einem abla-tivischen Genitiv (vgl Hajnal 1995218 Anm 295) Zur moumlglichen Identitaumlt von Pa-ki-ja-ne und Pa-ki-ja-na vgl Guglielmo 1982157 und Hajnal 1995218 Anm 295

40 Vgl Leukart 1980240241 und 244245 (mit Literatur) Hajnal 1995168 41 Vgl Ruijgh 1967sectsect119 141 Leukart 1980246 Anm 29 42 Hajnal 1995235236 Bartoněk 2002250

370 Stefan Schaffner

71717171 In den spaumlteren alphabetgriechischen Dialekten ist eine ganze Reihe von Ethnika auf -νες (ion-att -microνες) bezeugt die hier nun in ihrer geographischen Verteilung von Nor-den nach Suumlden angefuumlhrt werden Die meisten stammen aus nord(west-)griechischem Ge-biet43

a) nordgriech() AacuteγριAcircνες (Thuk II 963) im Land der Paionen AtildeγχελAcircνες (Ptol V 1088) an der Muumlndung des Drilon (daneben Bildung auf -εAumlς Atildeγχελες Hdt V 61)

b) epirotisch AacuteθαmicroAcircνες AacuteρκτAcircνες AacuteτιντAcircνες ΤαλαιAcircνες c) thessalisch Egraveλλνες (-ην-) (um Dodona) ΑEacuteνιAcircνες d) aumltolisch Aacuteγρινινες (belegt Aacuteγρινινος D3 61081) zur Stadt Aacuteγρplusmnνιον (daneben Bil-

dung auf -εAumlς AacuteγρινιEcircος D3 6035) ∆αιAcircνες (belegt ∆αιAcircνος D3 42121) AtildeοιτAcircνες (belegt AtildeοιτAcircνων IG 4273) ΕmacrρυτAcircνες (ΕmacrρυτAcircσιν Thuk III 945)

e) mittelgriech AacuteκαρνAcircνες Akarnanien gegenuumlber die Insel der ΚεφαλλAcircνες (-ην-) im Ionischen Meer ΦοιτιAcircνες (Stadt Φοιτplusmnαι) in Akarnanien

f) dorisch ∆υmicroAcircνες (Phyle) g) arkadisch AacuteζAcircνες (-ην-)

Die bezeugten griechischen Ethnika auf -νες (ion-att -microνες) aus den klassischen Dialek-ten stammen also zwar vorwiegend aus dem nordwestgriechischen Gebiet die Verbreitung reicht aber bis nach Arkadien auf der Peloponnes

72727272 Fuumlr diese griechischen Ethnika auf -νες (ion att -microνες) aus den klassischen Dialekten bestehen nun etymologische Anschlussmoumlglichkeiten an griechische oder zumindest im Griechischen moumlgliche Staumlmme auf -ā- lt -ah2- insbesondere Ortsnamen oder Ortskollek-tiva mit Stamm auf -ā Diese werden nun in alphabetischer Reihenfolge angefuumlhrt44

a) nordgriech() AacuteγριAcircνες zu einem Landschaftsnamen Aacuteγρplusmn ( ETHγριος sbquowildlsquo) b) arkadisch AacuteζAcircνες zu ETHζω sbquotrocken seinlsquo (ETHζη sbquoSchmutzlsquo[]) oder (eher) zu ETHζον

microEcircγαν (codd microEcircλαν) καOgrave Oacuteψηλmν Hsch c) thessalisch ΑEacuteνιAcircνες zu αEacuteνmς sbquoschrecklichlsquo mit komplexem -ιν- (vgl daneben

ΑEacuteν-plusmnδ- Name der von ihnen bewohnten Landschaft) d) epirotisch AacuteρκτAcircνες Ableitung von einem Kollektiv arktā- sbquoBaumlrengegendlsquo

( griech ETHρκτος sbquoBaumlrlsquo) vgl zur Benennung das Ethnikon Aacuteρκfrac34δες lt Aacuteρκτ-frac34δ-ες e) dorisch ∆υmicroAcircνες (Phylenname) moumlglicherweise zu dumā- sbquoStammlsquo45 (vgl ∆Aumlmicroη Oumlν

Σπfrac34ρτtimes φυλacute καOgrave τmπος Hsch) in der Bedeutung etwa von φυλEcircται sbquoStammesgenos-senlsquo

f) thessalisch Egraveλλνες46 (Akzent nach ΠανEcircλλνες anstelle von UgraveλλAcircνες) Ableitung von einem Ortskollektiv hellā lt sed-lah2 sbquo(Wohn-)sitzlsquo (vgl Uacuteλλfrac34 καθEcircδρα Λfrac34-κωνες Hsch lat sella kelt sedlo- in ON) Egraveλλνες ist wohl nicht zu trennen von Ugraveλλοplusmn Egraveλληνες οUcirc Oumlν ∆ωδAgraveνtimes καOgrave οUcirc Ucircερες Hsch (auch Pindar Fr 59) und den gleichbedeutenden Σελλοplusmn (Il Π 234) den Ureinwohnern von Dodona aus deren

43 Siehe Bechtel 192360 Leukart 1980245 44 Nach Leukart 1980245 mit Literatur 45 Mit auszligergriechischem Anschluss an ae tēam afries tām sbquoNachkommenschaftlsquo lt urgerm ta1ma-z 46 Bei Homer ist Egraveλληνες (seit Il B 684) noch Bezeichnung eines thessalischen Stammes und Ugraveλλfrac34ς -frac34δος f

sbquoHellas Land der Egraveλληνεςlsquo Bezeichnung einer Landschaft des suumldlichen Thessalien Seit Herodot wird Egraveλληνες zur Bezeichnung aller Griechen verwendet Neben Egraveλληνες steht Egraveλλοπες in Atildeλλmπια dem Na-men der Umgegend von Dodona (Hes Fr 1341) und des noumlrdlichen Euboumla (Hdt 823) Seit Aristoteles (Met 352 a 34) galt das Gebiet von Dodona und das Acheloos-Tal als die Urheimat der Hellenen die Uumlρχαplusmnα Ugraveλλfrac34ς (vgl FriskI498499 LfgrE2556557)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 371

Reihen die Zeuspriester ausgewaumlhlt wurden Sello- bzw Hello- ist das primaumlre und etymologisch unsichere Grundwort Egraveλλνες ist wohl eine Ableitung von ei-nem griechisch gebildeten Ortskollektiv Hellā- sbquoRegion der Helloilsquo zum moumlgli-cherweise ungriechischen Ethnikon Hello- (vgl dazu spaumlteres Κρacuteτ- zu ungriech Κρmicroτες)

g) aumltolisch ΕmacrρυτAcircνες Ableitung von Ehurutā- sbquoGegend mit gutflieszligenden Quellenlsquo (zu εYacuteρυτος sbquogutflieszligendlsquo [κρacuteνη E])

h) mittelgriech ΚεφαλλAcircνες Ableitung von einem Grundwort kephalā- ( gr κεφαλacute sbquoHaupt Kopf Oberstes Spitze Endelsquo) vgl den spaumlteren Inselnamen Κεφαλληνplusmnα

73737373 In diesem Zusammenhang ist auch kurz auf die griechischen Landschafts- und Ortsna-men auf -ānā wie Μυκszligν Μεσσszligν oder Aacuteθszligν47 einzugehen Es handelt sich um Orts-kollektiva auf -ā die von den Ethnika mit Stamm auf -ān- abgeleitet sind48 Fuumlr myk Sphagiān-ā sbquoRegion der Sphagiāneslsquo ergibt sich folgende Ableitungssequenz

mykenisch ON Sphagiā rarr Sphagiān-es rarr Sphagiān-ā sbquoRegion der Sphagiāneslsquo (vgl oben 7a)

Entsprechend koumlnnen fuumlr Μυκszligν Μεσσszligν die folgenden Ableitungssequenzen angesetzt werden

a) Mukā (etymologisch wohl zu microAumlκων σωρmς θηmicroAgraveν Hsch) rarr Mukān-es rarr Mukān-ā sbquoRegion der Mukāneslsquo (Μυκacuteνη)

b) Messā (homerisch ΜEcircσση in Lakonien etymologisch zu microEcircσσος sbquoin der Mitte gele-genlsquo) rarr Messān-es rarr Messān-ā sbquoRegion der Messāneslsquo (dor Μεσσszligν ionisch-attisch Μεσσacuteνη) wozu in einer weiteren Phase das spaumlter uumlbliche Ethnikon Μεσσaacuteνιος und der Regionsname Μεσσνplusmn gebildet wurden

77774444 In der Folge soll nun auf vier aumlltere Erklaumlrungsversuche des griechischen Suffi-xes -νες (ion att -microνες) myk -ānes lt urgriech -ān-es zur Bildung von Ethnika einge-gangen werden Da diese bisherigen Erklaumlrungsversuche mE nicht uumlberzeugen konnten seien sie hier kurz diskutiert und die wichtigsten Gegenargumente genannt

1 H Jacobsohn (1927283ff 193076ff) (vgl auch Chantraine 1968163 68) hatte angenommen dass die Bildungen auf -ν- alle aus -acircον- kontrahiert seinen Dieser Erklaumlrungsversuch laumlsst sich mit folgenden Gegenargumenten entkraumlften

a) das Nebeneinander von nordwestgriechisch-dorisch und arkadisch -ν- gegenuumlber ionisch-attisch -ηv- (zB Egraveλληνες) zeigt deutlich dass urgrie-chisch -ān- zugrundeliegt Denn -z(1)on- haumltte im Attischen -εAgraveν- er-geben und waumlre auszligerhalb des Ionisch-Attischen zu -ν- kontrahiert wor-den vgl κοινaacute(acirc)ων Gen -aacute(acirc)ονος49 (gebildet wie hom διδυmicroaacuteονε) gt dor usw κοινaacuteν m sbquoTeilnehmer Gesellschafterlsquo Pind Py 328 Inscr

47 Vgl hierzu Leukart 1980246 Fn 27 bdquoAacuteθacuteνη bzw -αι ist urspruumlnglich Ortsname und nicht Name der Goumlttin die folgerichtig bei Homer Aacuteθηναplusmnη heiszligt (att Aacuteθηναplusmnα kontrahiert zu AacuteθηνAcirc) Es ist deshalb sinnlos den Ortsnamen von demjenigen der Goumlttin herleiten zu wollen (so Frisk GEW und Chantraine DELG sv) Myk A-ta-na-po-ti-ni-ja ist als Athānās (Ortname im Gen) Potnia aufzufassen (vgl ebenso mit Gen da-pu2-ri-to-jo p u-po-jo p)ldquo

48 Vgl zum Folgenden Leukart 1980246 49 Vgl als Parallele ξυνaacute(acirc)ων Gen -szlig(acirc)ονος ( ξaumlνmς) gt ξυνszligων Pind Py 348 Aisch frg 996 (per coni)

ξυνaacuteν Pind Nem 527 ξυνacuteων Hes th 595 u 601 ξυνAgraveν Soph frg 970 ξυνωνplusmnη Archil 89

372 Stefan Schaffner

Schw 3624 [Lokris] 65621 [Tegea] vgl auch dor κοιννEcircω Schw 89g [Argos] 323 B 48 [Delphi] Foedus ap Thuk 5791 vgl auch κοιννplusmnα Pind Py 197) att κοινεAgraveν sbquodslsquo Eur Her 149 u 340 Xenophons κοινAgraveν Cyr p 7535 scheint eine Umsetzung von dor κοινaacuteν nach att κοινωνEcircω (mit lautgesetzlicher Entwicklung von -ǣ(1)on- gt att -ων- im Vorton) wozu att κοινωνmς nach einem Verhaumlltnis wie στρατηγEcircω στρατηγmς ruumlckgebildet wurde zu sein (Leumann 1993223224 Fn 20 Peters 1980254255 Fn 212)

b) das Mykenische hat mit Bildungen wie Pa-ki-ja-ne Sphagiānes und I-na-ne Inānes gezeigt dass bereits im Urgriechischen ein Bildetyp von Eth-nika auf urgriech -ān- (neben Bildungen auf -ā1on- lt -ah2-1on- vgl myk [PY] o-qa-wo-ne- hokwāaringon- sbquoMitglied des Gefolgeslsquo [vgl hom aeligπfrac34ων sbquoGefaumlhrtelsquo] myk [KN] I-ja-wo-ne Iāaringon- sbquoMann aus Iālsquo) exis-tiert hat

2 Nach Schwyzer (1953185 487) koumlnnten die vorwiegend im Nordwesten beheimate-ten Ethnika auf -ān- auf uridg -ēn- (dehnstufige Variante des indiv Suffixes -eon-) beruhen und zwar mit nordgriechisch-illyrischem Lautwandel ē gt ā (wegen albanisch o lt uridg ē wohl uumlber ā) Als Gegenargumente lassen sich anfuumlhren

a) die Verbreitung der Ethnika auf -ān-es auch im Suumldgriechischen (Myke-nischen Arkadischen) und die fruumlhe Bezeugung im Mykenischen spre-chen gegen die Herkunft aus einer (aus anderen Gruumlnden voumlllig hypotheti-schen) Vorstufe Nordgriechisch-Illyrisch

b) die Hypothese Schwyzers ist kaum zutreffend fuumlr die Ethnika auf -ānes mit deutlichen oder zumindest moumlglichen griechischen Derivationsbasen mit Stamm auf -ā

3 Nach Leukart (1980238ndash247) dem wir die letzte umfassende Behandlung des Suf-fixes -νες (ion-att -microνες) myk -ānes lt urgriech -ān-es zur Bildung von Ethni-ka verdanken ist das Suffix -ān- der Ethnika vergleichbar mit dem Suffix -ān- von urgriech ne1ān-50 Urgriech ne1ān- ist das Grundwort von griech νενplusmnς sbquojunger Mannlsquo sekundaumlr Adj sbquojugendlichlsquo (zuerst νεηνplusmnης Uumlνacuteρ Hom Od κ 278 ξ 524) νενικmς sbquojugendlichlsquo (Ar+) Deminutiv νενplusmnσκος sbquojunger Mannlsquo (Hdt+) man vgl auch die denominalen Verba νενιεAumlοmicroαι sbquowie ein jugendlicher Hitzkopf handelnlsquo (Ar+) mit νενplusmnευmicroα sbquojugendlich impulsive Handlunglsquo (Pl+) und νενικEcircω sbquojugendlich seinlsquo (Eup+) Femininum νεAcircνις νεmicroνις -ιδος (Il+ ep-poet) Ur-griech ne1ān- stellt nach Leukart (1980241242) eine Ableitung mit der tiefstufi-gen Form des charakterisierend-individualisierenden Suffixes -eon- von einem vor-urgriechischen vielleicht sogar uridg Stamm ne1ā- (bzw ne1ah2-) der als Kol-lektivbildung sbquoGesamtheit der jungen Leutelsquo bedeutete dar Zur Funktion des Suffi-xes aumluszligert sich Leukart (1980242 Anm 15) folgendermaszligen bdquoWegen der indivi-dualisierend-singulativischen Funktion von ne1ā-n- usw (hellip) empfiehlt es sich von -eon- mit der spezielleren Bedeutungsentwicklung sbquoderjenige aus der Gruppe xlsquo gt sbquoeiner aus helliplsquo auszugehenldquo Gegen diese Erklaumlrung Leukarts laumlsst sich als Ge-genargument anfuumlhren dass das Suffix -ān- der Ethnika funktional nicht verglichen werden kann da zwischen der Ableitungsbasis und den abgeleiteten Ethnika deut-lich eine Zugehoumlrigkeitsrelation zum Ausdruck gebracht wird (zB ΦοιτιAcircνες eig

50 Moumlglicherweise bezeugt in νεfrac34ν νEcircος sbquoJuumlnglinglsquo (A D Adv 1608 Suid sv νεAcircνις Eust 33515 EM) falls es nicht bloszliges Grammatikerrekonstrukt zu Erklaumlrung von νεAcircνις ist (Leukart 1980238)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 373

sbquodie zur Stadt Φοιτplusmnαι Gehoumlrigen Einwohner der Stadt Φοιτplusmnαιlsquo ∆υmicroAcircνες [Phylenna-me] eig sbquodie zur dumā-zum bdquoStammldquo Gehoumlrigenlsquo in der Bedeutung etwa von φυλEcircται sbquoStammesgenossenlsquo) und das individualisierende Suffix -eon- alleine den Ausdruck der Zugehoumlrigkeit nicht leistet51

4 Bei Balles (2008208) sind die griechischen Voumllkernamen auf -νες (ion att -microνες) urgriech -ān-es falsch unter die vorwiegend fuumlr gewisse dorische bzw nordwest-griechische Dialekte charakteristischen Sekundaumlrbildungen auf -acuteν Gen -microνος des Typs λεσχacuteν sbquoSchwaumltzerlsquo ( λEcircσχη sbquoOrt zum Liegen Plaudereilsquo) oder ξιφacuteν sbquoSchwerttraumlgerlsquo (ccedil φEcircρων ξplusmnφος Hsch)52 wozu auch die vor allem in Megara und Korinth bezeugten Personennamen wie Λυσacuteν Καλλacuteν Aacuteριστacuteν Νικacuteν etc (vgl Solmsen 1909116ff) zaumlhlen eingeordnet Diese Bildungen zeigen auch im dorisch-nordwestgriechischen Dialektgebiet die Suffixablautstufe -ην- lt urgriech -ēʛn- die mit dorisch-nordwestgriechisch -ν- lt urgriech -ān- der Ethnika lautlich nicht kompatibel ist

8888 In der Folge soll nun eine neue Erklaumlrungsmoumlglichkeit der Suffixe urgriech -ān-es und urslav -ěne bzw -jane zur Bildung von Ethnika und der baltischen Zugehoumlrigkeitsbil-dungen auf -rna- praumlsentiert werden Den Ausgangspunkt fuumlr diese neue Erklaumlrungsmoumlg-lichkeit bildet die Beobachtung dass im Urindogermanischen bzw in den Einzelsprachen Suffixkonglomerate zur Bezeichnung der Zugehoumlrigkeit aus der Kombination zweier funk-tional aumlquivalenter Zugehoumlrigkeitssuffixe bzw aus der Kombination zweier Bildemoumlglich-keiten zur Bezeichnung der Zugehoumlrigkeit entstanden sein koumlnnen Man vergleiche zum Beispiel

a) Zugehoumlrigkeitssuffix -iacuteh2-no- (lat -īnus gr -eacuteνος lit -yacutenas slav -iacutenъ germ -īna-53) Kombination aus dem V~k-Suffix -iacuteh2-

54 (vgl ai v~k- f sbquoWoumllfinlsquo ai

51 Diese Uumlberlegung mag vielleicht auch der Grund dafuumlr sein dass Nikolaev 2010191 als Grundlage von ur-griech ne1ān- eine auf dem Kollektivum ne1eh2- bdquoyouthldquo basierende Ableitung ne1eh2-h1(eo)n- bdquohaving youthldquo (gt Hsch νεfrac34ν νEcircος) mit dem Hoffmannschen Possessivsuffix postuliert Nikolaev 2010191 Fn 9 er-laumlutert weiter hierzu bdquoThe analysis here differs from the one originally proposed by Leukart only insofar as he glosses ne1eh2 as lsquoGesamtheit der jungen Leutersquo and operates with an individualizing -n-suffix while I use Hoffmannrsquos possessive suffix -h1(eo)n- insteadldquo

52 Vgl zu diesem Typ auch Peters 1980169 53 ZB lat equīnus sbquozum Pferd gehoumlriglsquo equus sbquoPferdlsquo gr ecircκεανναι sbquoOkeanostoumlchterlsquo lit kaimyacutenas sbquoNach-

barlsquo kaiacutemas sbquoDorflsquo aksl sestrinъ sbquozur Schwester gehoumlriglsquo ahd fingirīn sbquoFingerringlsquo 54 Die Bestimmung des Laryngals des V~k-Suffixes als h2 ergibt sich mE aus der Analyse von gr

Uumlνδριfrac34ς -frac34ντος sbquoStandbild Statuelsquo als h2rih2-aacutent- (vgl zur Bildung auch toch B iko Pl ikonta sbquoSchrittlsquo lt sekās lt sekah2-t-s oder -ant-s [ B sik- sbquoschreitenlsquo lt sik-]) das als Erweiterung mit einem die Bedeu-tung des Grundwortes nur gering modifizierenden abstufenden Suffix ----ent-----nt- (in Faumlllen wie heth irmala-nt- sbquokranklsquo irmala- sbquodslsquo weitere Beispiele unter sect81) einer V~k-Bildung h2r-iacuteh2- sbquowas einem Mann ver-gleichbar ist Bild eines Manneslsquo gedeutet werden kann (Klingenschmitt 2005423 Anm 142) Die Bildungen auf -iacuteh2- des V~k-Typs haben naumlmlich unter anderem die Funktion etwas zu bezeichnen was in seiner Be-schaffenheit an den durch das Grundwort bezeichneten Begriff erinnert (vgl AiGII2384 Klingenschmitt 2005344) vgl zum Beispiel ai ā-v Du sbquoHodenlsquo āaacute- n sbquoEilsquo Du sbquoHodenlsquo lat saniēs sbquoverdorbenes Blut Wundjauchelsquo lt h1sh2an-ih2- sbquoBlutaumlhnlicheslsquo ( heth ešar gr eumlαρ ai aacutes~-k n sbquoBlutlsquo lt uridg h1eacutesh2~ Gen h1sh2aacuten-s) aisl myacuterr f Sumpf Schlammlsquo lt urnord me1Ri+R lt urgerm me1zī lt me1siacuteh2- sbquowas ei-nem Moor aumlhneltlsquo ae mēos m n sbquoMoor Schlammlsquo ahd mios m n sbquodslsquo lt meacute1so- Nur der Ansatz mit h2 erklaumlrt mE auch die Tatsache dass bestimmte Staumlmme des V~k-Typs im Baltischen bzw Litauischen zu Staumlmmen mit Nom Sg -ijagrave und Akk -iją umgebildet sind vgl zB urslav oldi Gen ldiję sbquoSchifflsquo (skr štok lađa čak [Vrgada] ldegatildeđa slov laacutedja nruss ladjaacute aruss lodja) lt alds Gen aldiās (aumllter -i-as

374 Stefan Schaffner

v~ka- m sbquoWolflsquo ai rath- m sbquoWagenlenkerlsquo raacutetha- m sbquoWagenlsquo urslav sǫdi m sbquoRichterlsquo lt som-dhh1-iacuteh2- urslav sǫdъ m sbquoGerichtlsquo lt som-dhh1-oacute-) und dem Suffix -no- (vgl zB lat Romā-nus sbquoRoumlmerlsquo Roma lat paternus sbquozum Vater gehoumlriglsquo maternus sbquozur Mutter gehoumlriglsquo lat fānum sbquoHeiligtumlsquo lt fasnom lt dhƽ1s-no-m sbquozu einer religioumlsen Feier gehoumlriglsquo)

b) av āhuiri- sbquozum ahura- gehoumlriglsquo ( ahura- sbquoHerrlsquo) Kombination aus Vigraveddhi55 plus Zugehoumlrigkeitssuffix -i- (ohne Vigraveddhi av zaraθuštri- sbquozu Zarathustra gehoumlriglsquo zaraθuštra-)

c) uridg te1-oacute- sbquozu dir gehoumlriglsquo (griech hom dor τεacircmς lat tuus) tū sbquodulsquo de1-oacute- sbquoHimmlischer Gottlsquo (ai devaacute- lat deus dīvus lit diẽvas etc) de1-di1- sbquoHim-mellsquo Kombination aus Vigraveddhi51 plus Zugehoumlrigkeitssuffix -o-56 (vgl ohne Vigraveddhi t1-oacute- sbquozu dir gehoumlriglsquo gt griech ion att σmς av θβ)

d) Suffix -io- (vgl zB lat patrius griech πfrac34τριος sbquozum Vater gehoumlriglsquo) lt -ih2-o- Kombination aus den beiden Zugehoumlrigkeitssuffixen -ih2- und -o-57

lt -ih2-as) lit aldijagrave Akk aCdiją sbquoEinbaum Kahnlsquo (nach dem Wandel von -ia- zu ē eingetretene) Umbil-dung von ald-s Gen aldi-as lt aoldh-iacuteh2- sbquoTrogaumlhnlicheslsquo urgerm alđōn- sbquoTroglsquo (nnorw dial olda f sbquogroszliger Troglsquo nschwed aringlla f sbquoBottichlsquo) lt aoldhā-n- (vgl Klingenschmitt 2005344) Zugunsten von h1 des V~k-Suffixes argumentiert Widmer 2005190ff worauf hier im Einzelnen aber nicht eingegangen werden kann

55 Vgl zB ahd swāgur m sbquoSchwagerlsquo lt urgerm s1ēDžura-z lt s1ē0uroacute-s sbquoder zum Schwiegervater (als Sohn) Gehoumlrigelsquo uridg s1eacute0uro-s sbquoSchwiegervaterlsquo (ai śvaacuteśura- gr Uacuteκυρmς lat socer ahd swehur ae sweor etc) Vgl zur Vigraveddhi-Ableitung insgesamt Darms 1978 Jochem Schindler (bei Balles 2006286ff Fn 473 und Widmer 2008618) leitet die Vigraveddhi-Ableitung aus einer Lokativhypostase von endungslosen dehnstufi-gen Lokativen von Wurzelnomina her wobei als Operator fuumlr die Bildung des abgeleiteten Stammes dasselbe Suffix -eo- dient das auch bei Hypostasen von i-Lokativen auftritt (zB uridg h2ant-i+eacuteoacute- sbquoauf der Vor-derseite gegenuumlber befindlichlsquo [gt gr Uumlντplusmnος sbquogegenuumlberstehend entgegengesetztlsquo substantiviert urgerm andia- m n sbquoEnde Rand Grenzelsquo] uridg h2ant-i Lok sbquoauf der Vorderseite gegenuumlberlsquo) Auf einer Loka-tivhypostase uridg pēd-oacute- sbquoam Fuszlig befindlich zum Fuszlig gehoumlriglsquo ( prdplusmni sbquoam Fuszliglsquo) beruhen nun einerseits lit pėdagrave f (3) sbquoFuszligsohle Fuszligspurlsquo = lett pecircda f sbquoFuszligsohlelsquo (lit dial auch ppdas m (3) sbquoFuszligsohlelsquo) und an-dererseits wohl auch griech πηδmν n sbquoRuderblattlsquo (Od+ benannt nach der flachen Form und der Befindlich-keit unten am Ruder FriskII527) dessen urspruumlngliche Bedeutung noch von dem abgeleiteten Verbum πηδfrac34ω sbquospringen huumlpfenlsquo (Il+) vorausgesetzt sein koumlnnte (zur Deutung von lit pėdagrave f (3) sbquoFuszligsohle Fuszlig-spurlsquo = lett pecircda f sbquoFuszligsohlelsquo als einer Vigraveddhi-Ableitung zu ped- sbquoFuszliglsquo vgl Griepentrog 1995163 Larsson 2003245 Anm 15 NIL537 Fn 64) Aus dem prototypischen Nebeneinander von pēd-oacute- sbquoam Fuszlig befindlich zum Fuszlig gehoumlriglsquo ( prd sbquoam Fuszliglsquo) und peacuted- sbquoFuszliglsquo auf das pēd-oacute- sekundaumlr als Ableitung bezogen werden konnte haumltte nun die Regel abstrahiert werden koumlnnen dass bei dieser spezifischen Ableitung das Derivat ge-genuumlber der Derivationsbasis Erhoumlhung des Wurzelablauts um eine Stufe (ē e danach analogisch ō o und e ) und zwar nach dem ersten konsonantischen Wurzelradikal zeigt und das Derivat gegenuumlber der Deriva-tionsbasis oppositiven Akzent aufweist Fuumlr den Ansatz eines Lok Sg prd(plusmni) spricht der Lok Pl prt-su lt prd-su in air iacutes kymr is untenlsquo lt īssu (vgl auch altalb [Buzuku] peumlr posh alb dial peumlrpoacutesh sbquounten hin-unter herunterlsquo lt pēd-si) Mit dem Ansatz eines Lokativ Singular prdplusmni ergaumlbe sich ein weiteres Beispiel fuumlr eine Regel dass bei athematischen Staumlmmen die Ablautstufe des Lokativ Singular gegenuumlber der Ablaut-stufe des paradigmatisch zugeordneten Genitiv Singular jeweils um einen Grad erhoumlht ist (vgl Klingenschmitt 2005319 Fn 30ndash32) Die Regel laumlszligt sich erschlieszligen aus Paradigmen wie Sg Nom dr1-s Gen di1-eacutes Lok deacute1plusmni Sg Nom meacutenti-s Gen mteacute-s Lok mtrplusmni Sg Nom h1noacuteh3m Gen h1h3meacuten-s Lok h1h3mrnplusmni

56 Vgl auch Schaffner 2004490 Fn 15 mit Literatur 57 Fuumlr eine Untermenge der Bildungen auf -ieo- kommt sicherlich auch eine Herleitung aus Hypostasen von

i-Lokativen in Betracht (Widmer 2008617 Balles 1997161ff Nussbaum 1986243) zB uridg h2ant-i+eacuteoacute- sbquoauf der Vorderseite gegenuumlber befindlichlsquo (gt gr Uumlντplusmnος sbquogegenuumlberstehend entgegengesetztlsquo

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 375

81818181 Auch bei Suffixkonglomeraten anderer Funktion besteht die Moumlglichkeit dass diese durch Kombination zweier funktional aumlquivalenter Suffixe enstanden sind man vergleiche zB das im Lateinischen bei Substantiven der 3 bis 5 Deklination verwendete Deminutiv-suffix -culus -a -um (zB homuculus sororcula aedicula vasculum etc) lt -ke-lo- das durch die Kombination eines Deminutivsuffixes -keo- (zB ai rāja-kaacute- sbquoKoumlnigleinlsquo rzjan- sbquoKoumlniglsquo ai pit~-kaacute- sbquoVaumlterchenlsquo pitaacuter- sbquoVaterlsquo aisl bolungr sbquojunger Stierlsquo lt --koacute- boli m n-St sbquoStierlsquo) und eines Deminutivsuffixes -lo- (lat -ulus lt -e-lo- got magula sbquoKnaumlbleinlsquo magus) hervorgegangen ist Im diesem Zusammenhang sei kurz darauf verwiesen dass das slavische Suffix -ęt- zur Bezeichnung von jungen Lebewesen vorwie-gend von Tierjungen (BraumluerIII80ndash99) aus der Kombination zweier individualisierend-charakterisierender Suffixe -en- und -et- entstanden sein kann zB urslav posęt- n sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ( uridg poacuter0oe- sbquodslsquo [lit pašas (2) ahd far(a)h ae fearh lat porcus mir orc]) urslav moCdęt- n sbquoJungeslsquo lt moacutelde-n-t- ( urslav moCdъ sbquojunglsquo lt moacuteldho-)58 auszligerhalb des Slavischen vielleicht auch arm ayceamn sbquoGazellelsquo lt h2ai-(hx)-t- ayc (i) sbquoZiegelsquo lt h2ai-59 Man vergleiche zum individualisierenden Suf-fix -eon- etwa Beispiele wie lat Catō -ōnis sbquoSchlaumlulinglsquo catus sbquoschlau verschlagenlsquo griech στρfrac34βων sbquoSchielerlsquo στραβmς sbquoschielendlsquo got liuta -ins sbquoHeuchlerlsquo liuts sbquoheu-chelndlsquo etc60 zum indiv Suffix -eot- etwa ai haacuteri-t- n sbquogelbe Farbelsquo (in haacuterit-vant- sbquogoldgelblsquo) lt heacutelh3i-t- n sbquodas Gelbelsquo ai haacuteri- sbquofahl gelblichlsquo jav zairi- sbquogelblsquo lt heacutelh3i- uridg meacuteli-t- n sbquoHoniglsquo (gr microEcircλιτ- got milithorn etc) eig sbquoGelbeslsquo ( urkelt meli-no- sbquogelblsquo in mkymr melyn) uridg (h13)aacutelbi-t- n sbquoWeiszligeslsquo (gr ETHλφι n Pl ETHλφιτα sbquoGerstenmehllsquo alb elb sbquoGerstelsquo)61 und griechische und lateinische Bildungen wie gr γυmicroνacuteς γυmicroνacuteτ- sbquoLeichtbewaffneter Infanteristlsquo ( γυmicroνmς sbquonackt unbekleidetlsquo) gr UumlργEcircτ- Uumlργacuteτ- sbquoglaumlnzend strahlend schimmerndlsquo ( Uumlργmς sbquodslsquo) lat stīpes stīpit- sbquoZweig Stocklsquo ( stepo- sbquostarr steiflsquo gt urgerm stīfa- gt ae mhd stīf)62 Eine Analyse des slavischen Suf-fixes -ęt- n als -(e)n- + -t- ergibt sich vom Material des Slavischen aus schon alleine dadurch dass die Bildungen auf -ęt- in deutlicher Beziehung zu Ableitungen von n-Staumlm-men gleicher Bedeutung stehen (vgl zB russ ksl mladę n sbquoKind Knabelsquo [vgl auch slo-vak mlaacutedrsquoa n sbquojunges Tierlsquo] lt urslav moCdęt- n sbquoJungeslsquo aksl mladen-c mladěn-c sbquodslsquo [vgl apreuszlig Elb Voc 189 kint maldenikis] russ dialekt moacuteloden sbquojunger Mannlsquo lt urslav moCden- [Ableitung mittels des indiv n-Suffixes von urslav moCdъ Adj sbquojunglsquo gt aksl mladъ russ moacutelodъ]) und die Bildungen auf -ęt- in den Einzelsprachen zum Teil im Singular (vgl russ Sg teleumlnok sbquoKalblsquo Pl teljaacuteta) oder im Plural (ačech haumlufig Pl -enci lt -en-ci Sg -ě lt -ę zB Pl kuřenci Sg kuřě sbquoHuhnlsquo) durch Ableitungen von n-Staumlm-men suppliert werden (vgl auch apreuszlig smunents sbquoMenschlsquo neben smūnen-isks sbquomensch-lichlsquo)63 Die Produktivitaumlt dieses Typs im Slavischen mit dieser spezifischen semantischen Funktion ist wohl von prototypischen Bildungen wie urslavisch posęt- n sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ausgegangen dessen Grundwort poacuter0eo- dieselbe Bedeutung hat Das Suffix-konglomerat -en-t--n-t- duumlrfte in rein bdquoaugmentativerldquo Funktion wie in urslav posęt- n

substantiviert urgerm andia- m n sbquoEnde Rand Grenzelsquo) uridg h2ant-i Lok sbquoauf der Vorderseite gegen-uumlberlsquo

58 Vgl Schaffner 2001209ndash211 59 Klingenschmitt 19822526 Fn 19 60 Vgl Krahe amp Meid 1969III 92 Schaffner 2001526ndash529 61 Vgl Schaffner 2001211 Fn 200 Zu einer Analyse dieser Bildungen als t-Instrumentale Pinault 198032

Widmer 2005197 62 Nussbaum 20044 63 BraumluerIII81 Schaffner 2001209210

376 Stefan Schaffner

sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ( uridg poacuter0oe- sbquodslsquo) wohl auch im lat Ethnikon Pīcentes sbquodie (jungen) Spechtelsquo ( lat pīcus umbr peico sbquoSpechtlsquo) neben dem Adjektiv Pīcēnus LN Pīcēnum64 in apreuszlig smunents sbquoMenschlsquo (neben smūnen-isks sbquomenschlichlsquo) und wohl auch in griech Uumlνδριfrac34ς -frac34ντος m sbquoMenschenbild Bildsaumlule Standbildlsquo lt h2r-ih2-ant- (Erwei-terung von h2r-iacuteh2- sbquowas einem Mann vergleichbar ist Mannsbildlsquo) Uumlνacuteρ m sbquoMann Menschlsquo lt h2nrr verbaut sein

82828282 Wenn man nun das in sect8 illustrierte Prinzip der Kombination zweier funktional aumlquiva-lenter Zugehoumlrigkeitssuffixe zu einem Suffixkonglomerat auch auf das genannte baltische Zugehoumlrigkeitssuffix -rna- (lit -pnas f -pnė lett -ēns f -ēne vgl oben sect665) anwendet das eine etymologische Entsprechung in lateinischen Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -ēnus (zB Adj Pīcēnus LN Pīcēnum lat pīcus sbquoSpechtlsquo lat -iēnus Abl von io-Staumlmmen zB aliēnus sbquozu einem anderen gehoumlriglsquo alius laniēna [taberna Varro] sbquoFleischerladenlsquo altlat lanius sbquoMetzgerlsquo [wie figlīna taberna sbquoToumlpferwerkstattlsquo figulus sbquoToumlpferlsquo) besitzt66 so kann deren Vorform -eh1-no- bzw -e-h1-no- (bei Ableitung von eo-Staumlmmen67) als Kombina-tion eines abstufenden Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1-h1 dessen unflektierte Form moumlgli-cherweise der urindogermanischen Instrumentalendung -eh1-h1 zugrundeliegt68 und dem Zugehoumlrigkeitssuffix -no- analysiert werden Eine spezialisierte Funktion des Konglome-rats -(e)h1-no- koumlnnte dann in dem sogenannten bdquoHerrschersuffixldquo69 -h1-no- der Bedeu-

64 Vgl Rix 195051237ff 65 Hiervon etymologisch zu trennen ist wohl das zur Bildung von Stoffadjektiven verwendete slavische Suf-

fix -ĕnъ (vgl Vondraacutek 1924I 528529) dass wohl an n-Staumlmmen erwachsen ist (vgl aksl kamĕnъ sbquosteinernlsquo russ kaacutemjanyj serb k`men urslav kaacutemen- m sbquoSteinlsquo aksl plamĕnъ serb pl`men sbquoflammendlsquo urslav plaacutemen- m sbquoFlammelsquo) und von dort als komplexes Suffix abgeloumlst ist (vgl aksl drĕvĕnъ sbquohoumllzernlsquo drĕvo sbquoHolzlsquo)

66 Rix 1972727728 weist darauf hin dass das Umbrische ein patronymisches Gentilnamensuffix -ēno- kennt das mit einem einzigen ndash allerdings durchsichtigen ndash Beispiel aus umbrischen Texten zu belegen ist Voisiener (Gen Sg Ve 236) zu Voisis lt -sos Der Typ ist auf lateinischen Inschriften aus Umbrien und aus den oumlstli-chen und suumldlichen Nachbargebieten der Pikenter Vestiner und Sabiner haumlufig Alfēnus (auch Hor sat 1 3 130+) Labiēnus (auch Sil 1034+) Nach Rix loc cit entspricht dieses patronymische Gentilnamensuffix des Umbrischen etymologisch dem Suffix des Ethnikons Picēnus zu lat pīcus und umbr peico (Akk) sbquoSpechtlsquo Nach Rix loc cit (vgl auch Mayrhofer 197732) gehoumlrt hierher auch das im Iranischen Patronymika bilden-de Suffix -āna- das sich auf -ēno- zuruumlckfuumlhren laumlszligt aav Haēca aspānā (Nom Sg f Yasna 553) zu Haēca aspa (Yasna 4615) Immerhin erwaumlgenswert ist die Frage ob das im Iranischen zur Bildung von Landschaftsnamen gaumlngige Suffix -āna- zB in av Vƽhrkāna- sbquoHyrkanienlsquo (in jav vƽhrkānōšaiiana- sbquodie Wohnung der Hyrkanier bildendlsquo V 111) vƽhrka- m sbquoWolflsquo (vgl auch mp gwlgrsquonyk gurgānīγ sbquozur Pro-vinz Gurgān gehoumlriglsquo np Gurgān gurg sbquoWolflsquo) nicht ebenfalls hier etymologisch anzuschlieszligen ist wenn-gleich das lange ā von -āna- (wie auch des patronymischen Suffixes -āna-) lautlich natuumlrlich mehrdeutig ist

67 Die akutierte Intonation in Faumlllen wie lit kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo ( kaacutelnas sbquoBerglsquo) kaimpnas sbquoNachbarlsquo ( kaiacutemas sbquo[Bauern-]Dorf Landlsquo) deren Ableitungsbasen thematische Staumlmme bilden zeigt wohl dass das Suffixkonglomerat -h1-no- mit Nullstufe der ersten Komponente an den e-stufigen Stamm der Ableitungsba-sis getreten ist Diese Bildungen folgen dann einer Regel dass flexions- und derivationsmorphologische Ele-mente die in die Nullstufe treten koumlnnen an thematische Staumlmme in nullstufiger Gestalt angefuumlgt werden (vgl -o-nt- -eacutent- -o-h1- -eacuteh1-) vgl Klingenschmitt 2005454

68 In diesem Fall koumlnnte die bdquoApertinentivldquo-Endung -ī lt -ih2 verglichen werden die als unflektierte Form des Zugehoumlrigkeitssuffixes -ih2- (ai v~k- f sbquoWoumllfinlsquo ai v~ka- m sbquoWolflsquo ai rath- m sbquoWagenlenkerlsquo raacutetha- m sbquoWagenlsquo etc) zu bestimmen waumlre (vgl etwa teacute1e Gen te1oacute- sbquodeinlsquo ai asmzkaplusmnm Gen asmzka- sbquoun-serlsquo) Klingenschmitt 2005318

69 Man vergleiche die maszliggeblichen Materialsammlungen von Meid 195657260ndash295 1ndash128 und Meid 1957 72ndash108 113ndash126 (vgl auch Krahe amp Meid 1969III 109110 Schaffner 1999[2002]187188)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 377

tung sbquoHerrGott uumlber das was das Grundwort zum Ausdruck bringtlsquo (eig sbquoder (als Herr Gott) dazu Gehoumlrigelsquo) in Bildungen mit Dehnung des praumlsuffixalen Vokals wie lat tribūnus sbquoVorsteher der tribuslsquo ( tribu-) Portūnus sbquoGott der Haumlfen und Durchgaumlngelsquo ( portu-) Neptūnus sbquoGott des feuchten Elementslsquo ( neptu-) Fortūna sbquoGoumlttin des Schicksals und Gluumlckslsquo ( fortu- verbaut in fortuītus sbquozufaumllliglsquo) lat Bellōna sbquoGoumlttin des Kriegeslsquo ( bello-) Annōna sbquoGoumlttin der Erntelsquo ( annus sbquoJahreserntelsquo) vorliegen70 neben denen Bildun-gen mit bdquoeinfachemldquo -no- ohne Dehnung des praumlsuffixalen Vokals wie in lat dominus sbquoHausherrlsquo lt domo-no-s ( domo-) gall Eponā sbquoGoumlttin der Pferdelsquo ( epo- sbquoPferdlsquo) gall Maponos sbquoGott der Soumlhnelsquo ( mapo- sbquoSohnlsquo) gall Nemetonā sbquoGoumlttin der (heiligen) Hainelsquo ( gall nemeton) gall Damonā sbquoGoumlttin der Ochsen bzw Hirschelsquo ( damo- vgl air dam sbquoOchse Hirschlsquo) anord Herjann (Beiname des Gottes Oacuteethinn) = kelt koronos (abrit VN Coriono-tōtae) = griech κοplusmnρανος sbquoHeerfuumlhrer Herrscherlsquo (poet seit Ho) lt koro-no-s sbquodslsquo ( uridg koro- sbquoHeerlsquo)71 urgerm thorne1đana-z m sbquoKoumlniglsquo (got thorniudans anord thornjoacuteethann ae thornēoden as thiodan) lt te1to-noacute-s sbquoVorsteher der thorne1đō der Volksgemeindelsquo ( urgerm thorne1đō- f sbquoVolklsquo got thorniuda ahd diota) stehen72

83838383 Die Richtigkeit der obigen morphologischen Analysen vorausgesetzt ergibt sich nun auch eine klare Analysemoumlglichkeit fuumlr das slavische Suffix -ěn- (bzw -jan- lt --ēn-) zur Bildung von Ethnika und Einwohnernamen Das slavische Suffix -ěn- kann dann als Kombination des abstufenden Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1- das als erste Komponente in -eh1-no- verbaut ist und der Nullstufe des individualisierenden n-Suffixes gedeutet wer-den Bei thematischen dh eo-staumlmmigen Grundwoumlrtern waumlre das Konglomerat in der nullstufigen Gestalt der ersten Komponente an den e-staumlmmigen Themavokal der Deriva-tionsbasis angefuumlgt worden73 (-e-h1-n-74 gegenuumlber zB --eacuteh1-n- bei i-staumlmmigen Grund-woumlrtern) zB urslav poljaacutene sbquoFeldbewohnerlsquo lt (Transponat) polh2eacute-h1-n-es urslav

70 Nussbaum 19981ndash11 postuliert fuumlr eine Vielzahl von einzelsprachlichen Sekundaumlrbildungen mit Laumlnge des praumlsuffixalen Vokals bdquodekasuativeldquo Ableitungen von Instrumentalen auf -V-h1- so zB in Bildungen wie lat Portūnus Bellōna die er als deinstrumentale possessive Bildungen mit einen Konglomerat -h1no- deutet Auch das Hoffmannsche Possessivsuffix ist nach Nussbaum 19989ndash11 (vgl zB auch Nikolaev 2010191) als deinstrumentale Bildung auf -h1-eon- zu analysieren zB av mąθrān- m sbquoSpruchkennerlsquo lt mentro-h1-on- mąθra- sbquoSpruchlsquo lt mentro- (Argumente gegen den Ansatz des Hoffmannschen Possessiv-suffixes mit Laryngal 3 als -h3on- bei Nussbaum 199810ndash11) Diese Analyse bietet nach Nussbaum 199811 den Vorteil dass der desubstantivische Typ auf -Hon- (av mąθrān-) und der deadjektivische Typ auf -eon- (av marƽtan-) letztendlich identisch seien Ich unterscheide mich in den Analysen von Nussbaum nur inso-fern als ich in dem morphologischen Element -eh1h1- nicht eine Kasusform sondern ein Suffix sehe dessen unflektierte Form moumlglicherweise dem uridg Instrumental auf -eh1h1- zugrundeliegt

71 Vgl hierzu die ausfuumlhrliche Besprechung bei Peters 1980170ndash171 72 Vgl zu den bisherigen Deutungen des Nebeneinanders von Bildungen mit und ohne Dehnung des praumlsuffixa-

len Vokals bei Bildungen mit dem bdquoHerrschersuffixldquo Schaffner 1999[2002]188 Fn 207 mit Literatur (vgl auch Stuumlber 20048ndash15)

73 Vgl zu dieser Regel Klingenschmitt 2005445 74 Es stellt sich die Frage ob nicht individualisierende Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -e-h1-n- als Zwischenstufe

der Wortbildung fuumlr die indoiranischen femininen Namen auf -ān-d (lt -e-h1-n-iacuteh2) zu thematischen mas-kulinen Eigennamen (insbesondere Goumltternamen) wie im Falle von ved Indrā- sbquoFrauGattin des Indralsquo GN Iacutendra- Varuān- sbquoFrauGattin des Varuethalsquo (daneben Ableitungen von Appellativen wie arayān- sbquoGoumlttin der Einoumldelsquo aacuteraya- sbquoWuumlste Wildnislsquo ūrjān- sbquoPersonifizierung der Kraftlsquo currenrj- sbquoKraftlsquo) av ahurānī- sbquogoumltt-liche Herrinlsquo ahura- sbquogoumlttlicher Herrlsquo mayeniiānī- sbquoFrau des Urmenschenlsquo (in Pahlavi-Uumlberlieferung) mayeniia- sbquoName des mythischen Urmenschenlsquo (vgl Stuumlber 200414) anzusetzen sind Freilich sind auch andere Erklaumlrungsmoumlglichkeiten denkbar (vgl zB Stuumlber 20041415 mit aumllterer Literatur)

378 Stefan Schaffner

poCje sbquoFeldlsquo n lt poacutelh2o-m Das individualisierende n-Suffix findet sich auch in Kombi-nation mit anderen Zugehoumlrigkeitssuffixen Haumlufig ist zB ein Suffix -io-n- (lt -ih2o-n-) in Bildungen wie gr (θεοOgrave) οmacrρανplusmnωνες sbquodie Himmlischen (Goumltter)lsquo ( οmacrρανoacuteς sbquoHimmellsquo) Κρονplusmnων sbquoKronide Sohn des Kronos (Zeus)lsquo lat lūdiō m sbquoSchauspielerlsquo = lūdius sbquodslsquo ( lūdus sbquoSpiel Schauspiellsquo) mūliō sbquoMaultiertreiberlsquo ( mūlus sbquoMaultierlsquo) got fiskja sbquoFi-scherlsquo ( fisks) kasja sbquoToumlpferlsquo ( kas) gallisch (latinisiert) Artiō sbquoGoumlttin der Baumlrenlsquo lt artion- ( keltisch arto-s sbquoBaumlrlsquo) altirisch Goibniu sbquoGott der Schmiedelsquo lt gobannion- ( altirisch gobae Gen gobann m sbquoSchmiedlsquo) etc75 Mit -io-n- vergleichbar ist in mittel-iranischen Sprachen ein Suffix -akān- (mp B-Phl -krsquon man-mp -grsquon -aγān sogd -krsquon -(a)kān) das auf Adjektiven der Zugehoumlrikeit mit Suffix -aka- beruht (vgl B-Phl mltrsquonk marδānaγ sbquomannhaft tapferlsquo lt martān-aka-) und substantivische Zugehoumlrigkeits-bildungen ableitet zB B-Phl wrsquozrsquolkrsquon man-mp wrsquocrsquorgrsquon wāzāraγān sbquoKaufmann Haumlnd-lerlsquo (np bāzārgān) lt wāzārakān- sbquoder zum Markt Gehoumlrigelsquo B-Phl wrsquocrsquol man-mp wrsquocrsquor wāzār sbquoMarktlsquo (np bāzār) man-sogd ptrkrsquon chr-sogd ptrqrsquon pitarkān sbquovom Va-ter stammendes Erbelsquo76 Auch das nur im Indoiranischen bezeugte Suffix -iacuten- (zB in ai aśviacuten- m sbquoRitterlsquo [ aacuteśva- m sbquoPferdlsquo] praśniacuten- m sbquoFragerlsquo [ praśnaacute- sbquoFragelsquo]) stellt wohl eine Kombination des Zugehoumlrigkeitssuffixes -i- und des individualisierenden n-Suffixes dar77 Das Nebeneinander von -eh1-no- (balt -rna- lat -ēnus) zu -eh1-n- bzw -e-h1-n- (slav -ěn-) verhaumllt sich morphologisch wie das Nebeneinander von -iacuteh2-no- (lat -īnus etc) zu -iacuteh2-n- gt griech -eacuteν- (griech Fortsetzer des V~k-Typs) zB griech γλωχeacuteWς -eacutentildeνος sbquoSpitzelsquo ( γλograveχες sbquoGrannenlsquo) UumlκτeacuteWς sbquoStrahllsquo ( ved aktuacute- sbquoNachtlsquo) δελφeacuteWς sbquoDelphinlsquo ( δελφAumlς sbquoGebaumlrmutterlsquo) Oacuteσmicroeacutentildeν- sbquoSchlachtlsquo ( ved yudhmaacute- sbquoKaumlmpferlsquo)78

84848484 Zumindest fuumlr eine Untermenge der slavischen Bildungen auf -ěn-e bzw -jan-e koumlnnte allerdings auch eine Alternativerklaumlrung in Betracht kommen die bei Vondraacutek (1924543) angedeutet ist Es koumlnnten Possessivbildungen mit oppositivem Akzent an de-ren e-stufigen betonten Themavokal das individualisierende n-Suffix getreten waumlre79 zu thematischen barytonen Grundwoumlrtern vorliegen So koumlnnte das morphologische Verhaumlltnis von urslav poljaacutene lt (Transponat) polh2rn-es sbquodie mit Feldern Versehenenlsquo zu seinem Grundwort urslav poCje sbquoFeldlsquo n lt poacutelh2o-m genau dem von av karapan- m sbquoRitual-priesterlsquo (Nom Pl karapanō Gen Pl karafnąm) lt uriran karpaacuten- lt kolpeacute-n- sbquoder mit dem Ritual Versehene der das Ritual Ausfuumlhrendelsquo zu seinem in ai kaacutelpa- m sbquoRituallsquo fort-gesetzem Grundwort koacutelpeo-80 oder dem von griech ξιφacuteν sbquoSchwerttraumlgerlsquo (ccedil φEcircρων ξplusmnφος Hsch) zu seinem Grundwort ξplusmnφος sbquoSchwertlsquo entsprechen wobei anzunehmen waumlre dass die e-Langstufe des Suffixes in polh2rn-es gt urslav poljaacutene wie im Griechischen (Nom -acuteν Gen -microν-ος) aus dem urspruumlnglichen Nom Sg auf -rn paradigmatisch verall-gemeinert worden waumlre (so Zubatyacute bei Vondraacutek 1924543) Allerdings ist fuumlr das Slavische

75 Vgl zu den Goumltternamen bzw Goumltterepitheta vor allem Stuumlber 20043ndash5 76 Vgl Schaffner 2005241ndash243 mit weiteren Beispielen 77 Vgl Klingenschmitt 2005349 78 Risch 197458 Schindler 197563 Balles 2008225 Innerhalb der griechischen Bildungen auf -īn- differen-

ziert Leukart 1980243 Fn 22 folgendermaszligen bdquo-īn- ist deutlich possessiv in δελφν- sbquo(Fisch) der Gebaumlrmut-ter hatlsquo lt -i-h3n- zu einem sbquoCalandrsquoschlsquo neben δελφAumlς stehenden aumllteren i-Stamm oder analogem Vorbild vgl auch Τρχν- sbquoSchroffes (= Felswaumlnde) habendlsquo (Ortsname) neben τρχAumlς Dagegen steht wahrscheinlich indi-vidualisierendes -(eo)n- in γλωχ--ν- sbquoSpitze (eines Gegenstandes)lsquo lt -ih2-n- dh formal parallel zu -ān- lt -ah2-n- semantisch aber wegen der anderen Bedeutung des Grundwortes (cf γλograveσσα) verschieden (hellip)ldquo

79 Vgl zu dieser Moumlglichkeit Peters 1980166 80 Vgl Mayrhofer 197735 Fn 158 und Schaffner 2005175176 (mit weiteren Parallelen)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 379

diese Annahme dewegen miszliglich weil gerade die n-staumlmmige Singularbildung fehlt die ja suppliert wird Zudem bringt ein Groszligteil der Bildungen auf -ěn-e bzw -jan-e seman-tisch eine Zugehoumlrigkeitsrelation zum Ausdruck In den Faumlllen mit komplexem Suffix -jan- dh in Ableitungen wo -j- nicht schon Bestandteil der Ableitungsbasis (wie in poljaacutene poCje) war wie in aksl graždan-e sbquoBuumlrgerlsquo lt gord-jan-e gradъ sbquoStadtlsquo lt gordъ oder aruss poločane Fln Polota koumlnnte -jan- nach dem in sect8 illustrierten Prin-zip der Mehrfachsuffigierung aus der Kombination des Zugehoumlrigkeitssuffixes -i- (in av zaraθuštri- sbquozu Zarathustra gehoumlrigldquo zaraθuštra-) und des Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1- wiederum um das nullstufige indiv n-Suffix erweitert erwachsen sein (dh -jaacutene lt --eacuteh1-n-es)

85858585 Wie ist nun das griechische Ethnikon-Suffix -νες (ion att -microνες) urgriech -ān-es hier etymologisch anzuschlieszligen Es ist nun voumlllig klar dass urgriech -ān- mit slavisch -ěn- lt vorurslav -ēn- lautlich nicht kompatibel ist Doch bestehen wie bereits oben unter sect73 dargelegt worden ist fuumlr die bezeugten griechischen Ethnika auf -ān-es etymologi-sche Anschlussmoumlglichkeiten an griechische oder auch im Griechischen moumlgliche Staumlmme auf -ā lt -ah2 insbesondere Ortsnamen oder Ortskollektiva mit Stamm auf -ā81 Das griechische Suffix duumlrfte demnach als Ableitung von Staumlmmen auf -ā bzw von zu thema-tischen Staumlmmen auf -eo- gehoumlrigen Ortskollektiva auf -a-h2- lt -e-h2- mittels der null-stufigen Form -h1-n- die im Slavischen in dieser Gestalt an die e-stufige Variante einfa-cher thematischer Staumlmme tritt oder der vollstufigen Form -eh1-n- die im Slavischen an Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -i- tritt (dh -jaacutene lt --eacuteh1-n-es) des die Zugehoumlrig- keit bezeichnenden Suffixkonglomerats zu deuten sein dh urgriech -ān-es lt -a-h2-(a)h1-n-82 (zB epirotisch AacuteρκτAcircνες sbquodie zur Baumlrengegend Gehoumlrigenlsquo [lt -a-h2-(a)h1-n-es] aacuterktā- sbquoBaumlrengegendlsquo [Ortskollektiv zu griech ETHρκτος sbquoBaumlrlsquo]) Die Wortbildungsbedeutung der slavischen Ethnika auf -ěn--jan- bzw der griechischen Eth-nika auf -ān-es kann lokal-adhaumlsiv als sbquogehoumlrt zu Xlsquo (oder ggf -originativ als sbquostammt ausvon Xlsquo) gefasst werden In etwa vergleichbar ist im roumlmischen Namensystem das Ne-beneinander von Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -io- und -ah2-io- zu urspruumlnglichen Indi-vidualnamen mit thematischem Stamm man vergleiche etwa lat Iuppiter Saturnius sbquoIuppi-ter Sohn des Saturnuslsquo und die aus urspruumlnglichen Patronymica entstandenen Gentilnamen wie Mārcius Mārcus Iūlius Iūlus usw Daneben stehen Gentilnamen auf -eius wie Pompeius aus pompao-s (lt -ah2-io- vgl oskisch puacutempaiians) eigentlich sbquoder zur Fa-milie des Pompus Gehoumlrigelsquo Ableitung von einem Kollektivum pompā- sbquoFamilie des Pomposlsquo (lt -a-h2) zu einem Individualnamen pompo-s (vgl lat Rōma lt rōmā- sbquo(Siedlung der) Familie des Rōmo-slsquo [vgl den Stadtnamen Pompeiī] Individualnamen rōmo-s Rōmulus lt Deminutivum rōme-lo- [vgl den etruskischen Gentilnamen rumelna lt rumele-na Ableitung von einem Individualnamen rumele])83 Man vergleiche auch lat

81 Vgl Leukart 1980245 bdquoDas Entscheidende ist also nicht ob die Grundwoumlrter griechisch sind sondern allein ob sie eine griech Kollektivableitung auf -ā erlauben zu der dann weiter ein Ethnikon auf -ānes trittldquo

82 Zirkumflex auf den Formen mit kurzvokalischer Endung (zB -oacuteνες ion att -microνες) ist auszligerdorisch als Neue-rung obligatorisch und beweist nicht ehemalige Vollstufe der ersten Komponente des Suffixes (Schwyzer 1953377 Leukart 1980242 Anm 18) Fuumlr eine Vollstufe der ersten Komponente des Suffixes im Falle der Ableitung von ah2-Staumlmmen koumlnnten aber moumlglicherweise doch adverbiell erstarrte Instrumentale wie griech κρυφmicro dor κρυφoacute sbquoheimlich verborgenlsquo (lt -ah2-ah1 lt -e-h2-eh1 vgl Klingenschmitt 2005303) sprechen wenn die urindogermanische Instrumentalendung -eh1 als unflektierte Form eines abstufenden Zugehoumlrig-keitssuffixes -eh1- das in den Konglomeraten -eh1-no- und -eh1-n- verbaut ist zu deuten ist

83 Vgl Klingenschmitt 2005301302

380 Stefan Schaffner

Petreius Gentilname lt petrao- sbquozur Familie des Petro-s gehoumlriglsquo petrā- sbquoFamilie des Petro-slsquo (vgl suumldpik petroh) falisk uoltaia Gentilname f lt 1oltao- sbquozur Familie des Uolto-s gehoumlriglsquo 1oltā- sbquoFamilie des Uolto-slsquo (Klingenschmitt 2005302)

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382 Stefan Schaffner

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Stefan Schaffner Institut fuumlr Klassische Philologie Universitaumltsstr 31 D-93053 Regensburg stefanschaffnersprachlituni-regensburgde

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Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie detaillierte bibliografische Daten sind

im Internet uumlber httpdnbdnbde abrufbar

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Das gilt insbesondere fuumlr Vervielfaumlltigungen UumlbersetzungenMikroverfilmungen und die Speicherung

und Verarbeitung in elektronischen SystemenGedruckt auf saumlurefreiem Papier

(alterungsbestaumlndig pH7 ndash neutral)Printed in Germany

Gedruckt mit Unterstuumltzung desbdquoInterdisziplinaumlren Zentrums Alte Weltldquo der Universitaumlt Erlangen-Nuumlrnberg

InhaltsverzeichnisInhaltsverzeichnisInhaltsverzeichnisInhaltsverzeichnis

Vorwort 7

ACKERMANN Katsiaryna Bemerkungen zu den morphonologischen Resten einiger nicht belebter ieur Kollektiva im Baltischen und Slavischen

9ndash23

CATT Adam Alvah A ldquoLostrdquo i-Stem Pāli pihi- lsquobackrsquo 24ndash31

DAHL Eystein On the semantics and syntax of the Latin lsquodouble dativersquo construction

32ndash50

DARDANO Paola Strategien der Nominalisierung im Hethitischen Die Nomina agentis

51ndash64

FELLNER Hannes A Das Femininum der thematischen Adjektiva im Tocharischen

65ndash77

FRITZ Matthias Vom Wandel zwischen den Dimensionen 78ndash87

GRESTENBERGER Laura Zur Funktion des Nominalsuffixes -i- im Vedischen und Urindogermanischen

88ndash102

HARETHARSON Joacuten Axel Das Wort fuumlr sbquoEisenlsquo im Keltischen und Germanischen und die indogermanischen -erno-Bildungen

103ndash112

KEYDANA Goumltz Ablaut in indogermanischen Primaumlrnomina Die hysterokinetischen Staumlmme

113ndash128

KIM Ronald I Ablative and comitative in Tocharian 129ndash139

KLOEKHORST Alwin The Proto-Indo-European Acrostatic Inflection Reconsidered

140ndash163

KUumlMMEL Martin J Zum bdquoproterokinetischenldquo Ablaut 164ndash179

LUumlHR Rosemarie Substantiv ndash Adjektiv ndash Pronomen als lexikalische und funktionale Koumlpfe

180ndash194

MALZAHN Melanie Das Kollektivum im Tocharischen 195ndash201

MEIER-BRUumlGGER Michael Zur Bildung von urindogermanisch melit- sbquoHoniglsquo

202ndash204

MELCHERT H Craig Anatolian Nominal Stems in -(C)o- 205ndash214

NUSSBAUM Alan J Greek τPκmicroαρ lsquosignrsquo and τPκmicroωρ lsquosignrsquo Why both 215ndash260

OLSEN Birgit Anette On the Role of Stative Markers in Indo-European Noun Formation

261ndash272

PINAULT Georges-Jean Distribution and Origins of the PIE Suffixes -ih2- 273ndash306

PLATH Robert Mykenisch e-u-te-re-u und der Lokativ Singular der i-Staumlmme im spaumltbronzezeitlichen Griechisch

307ndash317

6

PRONK Tijmen Proto-Indo-European mn-stems in Balto-Slavic 318ndash326

RAU Jeremy The History of the Indo-European Primary Comparative 327ndash341

RIEKEN Elisabeth amp WIDMER Paul Kongruiert alles Zu den Kongruenz-mustern des Pronominaladjektivs der Bedeutung sbquoall jeder ganzlsquo im Griechischen und Hethitischen

342ndash359

SCHAFFNER Stefan Die slavischen Ethnonyme des Typs poljaacutene

sbquoFeldbewohnerlsquo und die griechischen Ethnonyme auf -Xνες 360ndash383

SOMMER Florian Avestisch viš 384ndash396

STEER Thomas Von der Hysterokinese zur Amphikinese Akzentgebundener Ablaut bei der Substantivierung athematischer Adjektive

397ndash412

SUKAČ Roman Three Problems of Theoretical Morphology in Indo-European Languages

413ndash425

DiDiDiDie slavischen e slavischen e slavischen e slavischen Ethnonyme des Typs Ethnonyme des Typs Ethnonyme des Typs Ethnonyme des Typs poljaacutene poljaacutene poljaacutene poljaacutene sbquosbquosbquosbquoFeldbewohnerFeldbewohnerFeldbewohnerFeldbewohnerlsquolsquolsquolsquo und die griechischen Ethnonyme auf und die griechischen Ethnonyme auf und die griechischen Ethnonyme auf und die griechischen Ethnonyme auf ----νεςνεςνεςνες1111

Stefan Schaffner

1111 Im Slavischen werden mit den Suffixen -ěn- lt -ēn- und -jan- lt --ēn- (vgl zum ur-slavischen Akzent des Suffixes sect42) maskuline Substantiva im Plural zur Bezeichnung der Bewohner von Oumlrtlichkeiten Regionen oder Laumlndern sowie Angehoumlrigen von Staumlmmen ge-bildet3 An erster Stelle ist hier aruss ksl Slověn-e zu nennen der Gesamtname der Slaven und auch einzelner slavischer Staumlmme Als Gesamtname der Slaven muss er bereits im 6 Jhdt verwendet worden sein4 Doch ist es aufgrund der Erstbelege des Namens houmlchst frag-lich ob er urspruumlnglich tatsaumlchlich diesem Bildetyp angehoumlrt hat und nicht erst sekundaumlr zu diesem uumlbergetreten ist5 Zudem wird die Etymologie von slověne aumluszligerst kontrovers disku-

1 Fuumlr Hinweise Anmerkungen und Kritik zu danken habe ich Prof Dr Peter Anreiter (Innsbruck) Prof Dr Heiner Eichner (Wien) Prof Dr Michael Janda (Muumlnster) Prof Dr Gert Klingenschmitt (Regensburg) Prof Dr Alan J Nussbaum (Cornell University) Prof Dr Norbert Oettinger (Erlangen) Prof Dr Johannes Rein-hart (Wien) und Prof Dr Marko Snoj (Ljubljana) Der dem Aufsatz zugrundeliegende Vortrag konnte auch im Rahmen meiner Vorlesung bdquoEinfuumlhrung in das Baltoslavischeldquo im Wintersemester 201011 an der Univer-sitaumlt Wien praumlsentiert werden Den Teilnehmern dieser Vorlesung insbesondere Gašper Beguš Oliver Ploumltz und Florian Wandl gilt mein besonderer Dank fuumlr wichtige Diskussionsbeitraumlge und Hinweise die mich man-che Einzelheiten in einem klareren Licht haben sehen lassen Fehler und Irrtuumlmer im Folgenden gehen natuumlr-lich alleine zu meinen Lasten

2 Zur Notierung des Iktus und der Intonation in rekonstruierten Formen des Baltischen und Slavischen wird hier ein System verwendet das eine getrennte Kennzeichnung von Iktus und Intonation erlaubt Dies erscheint not-wendig weil akutierte und zirkumflektierte Intonation urspruumlnglich auch in unbetonten Silben unterschieden wurden (Klingenschmitt 2008280) Folgende Symbole werden verwendet = Sitz des Iktus (des Wortak-zents) acute = akutierte Intonation (Stoszligton) einer Silbe ˜ = zirkumflektierte Intonation (Schleifton) einer Silbe W = neoakutierte Silbe im Slavischen

3 Vgl zB BraumluerIII37ndash50 Arumaa 198524 Kiparsky 1975187 Vondraacutek 1924660 sect682 Vaillant 1958II sect187 Leskien 1891390 (vgl auch Schaffner 2005196197)

4 Sonst waumlren Quellenbelege wie Sclavi qui Winidi dicuntur bdquoSlaven die Wenden genannt werdenldquo oder Sclavi qui dicuntur Quarantani bdquoSlaven die Karantanen genannt werdenldquo oder Sclavi Behemenses et Marahenses bdquoBoumlhmische und Maumlhrische Slavenldquo nicht denkbar (Schelesniker 197311 Pohl 2005506507)

5 Lunt 1985188189 weist darauf hin dass die aumlltesten Belege des Slavennames sich in der Vita des Methodius in dem altrussischen Uspenskij Sbornik (ed Kotkov 1971) aus der Zeit um 1150 n Chr (vgl Lunt 1985188 Fn 12) finden Belegt ist zweimal der Nom Pl Slověni und der Dativ Plural Slověnjemъ welche auf einen Palatalstamm weisen Weitere Belege finden sich dann im 14 Jh In der 1377 angefertigten Laurentianischen Kopie der Povestrsquo vremenych let (PVL = Nestorchronik vgl Fn 7) die wohl nicht spaumlter als 1120 enstanden sein duumlrfte ist der Nominativ Plural Slověne viermal bezeugt Dagegen ist der Nominativ Plural elfmal als Slověni belegt genauso wie im Uspenskij Sbornik Der Akkusativ Plural ist einmal als Slověny siebenmal als Slověni und einmal als Slověně bezeugt Die letztgenannte Form zeigt den fuumlr das Russische zu erwartenden Ausgang weicher Staumlmme waumlhrend -i den Beginn der Vereinheitlichung harter und weicher Staumlmme reprauml-sentieren koumlnnte parallel zum Ersatz von koně durch koni Dagegen zeigen rund 16 in der Laurentianischen Kopie der PVL bezeugte Ethnonyme und Einwohnernamen (Material bei Lunt 1985189 Fn 14) Schreibung mit bdquojus malyjldquo oder bdquoaldquo (fuumlr -aumln-e) und sofern sie im Akk Pl bezeugt sind immer die harte Endung -y Aufgrund dieser Beleglage kommt Lunt 1985189 zu folgendem Schluszlig bdquoIn any case it shows again that this word does not fit the general pattern of the ethnonyms familiar from OCS hellip All this suggests that the ancient stem of the word was slov-ěn-j-ldquo

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 361

tiert6 Sichere Beispiele dieses Bildungstyps sind aksl graždan-e sbquoBuumlrgerlsquo lt gord-jan-e rimljan-e sbquoRoumlmerlsquo in der Nestorchronik7 aruss Poljane (eig sbquoFeldbewohnerlsquo) Name eines westslavischen (lechischen) Stammes und eines ostslavischen Stammes in der Gegend um Kiev aruss Pomorjane (eig sbquoMeeranwohnerlsquo) Name eines westslavischen (lechischen) Stammes aruss D(e)revljane (eig sbquoWaldbewohnerlsquo auch im Namen der Dravaumlno-Polaben an der Elbe) Name eines ostslavischen Stammes Poločane Bewohner von Polozk und der Gegend am Fluszlig Polota aruss Kyjane sbquoKieverlsquo ( PN aruss Kyjъ)8 slavische Staumlmme wie

6 Nach Pohl 2005506 (mit Hinweis auf aumlltere Literatur) leitet sich der allgemeine Name der Slaven slověne wahrscheinlich von einem Gewaumlssernamen slova oder slovъ (zur idg Wurzel 0le1- sbquospuumllen rein machenlsquo) ab dessen Appellativ auch in anderen slavischen Gewaumlssernamen wie Sluja (Smolensk) Sława Sławica (Po-len) Slavnica (Serbien) (man beachte auch den Beinamen des Dnepr altruss Словутичь Slovutič) enthalten ist Nach Pohl loc cit laumlgen mit Ausnahme von Slavnica alle genannten Gewaumlssernamen in dem Gebiet das von Udolph 1979 als Urheimat sehr wahrscheinlich gemacht worden sei das Gebiet noumlrdlich der Karpaten Man vergleiche aber zum Versuch einer dehydronymischen Deutung des Slavennamens die Kritik bei Lunt 1985185 bdquoThe possibility of a river-name based on a root meaning sbquoto flowlsquo was widely experimented with Unfortunately no suitable river has been located and it seems unreasonable to believe that the wide-spread and clearly documented name of such an enormous group should be an obscure or completely forgotten streamldquo (zu weiteren Deutungen des Slavennamens Lunt 1985185ndash190 mit Literatur und Diskussion) Lunt 1985190 selbst bietet mit Vorsicht und allem Vorbehalt folgende etymologische Deutung bdquoIf we allow the notion of a personal name here perhaps we can at the risk of adventurism call on the ancient noun stem kle1-es- (recte 0le1-es-) lsquofamersquo plus the ancient and ubiquitious adjectival formant -n- in the combination underlying Greek κλεεινmς lsquofamed gloriousrsquo Converted to an early Slavic formula it would be sloves-n- and we must therefore allow disappearance of s and compensatory lengthening of e to ē This means a series of explanations to take care of such forms as vesna lsquospringrsquo but nonetheless an etymology that calls on the noun slovo should account for the s-suffix and an etymology that includes the suffix is purely prefereable to one does not Slověňi are therefore lsquoSlověnrsquos peoplersquo or the lsquopeople of the Glorious Onersquoldquo Welcher Deutung man bei diesem Namen ndash wenn uumlberhaupt ndash den Vorzug geben moumlchte haumlngt wohl letztendlich vom persoumlnli-chen Ermessen ab

7 ZB PSRL1610ndash19 (= HbNCI610ndash19 = Tschižewsky 1969513ff L = Ms Lavrentrsquoevskaja R = Ms Radzivilovskaja) otъ těchъ Ljachovъ prozvašasja Poljane Ljachov druzii hellip Pomorjane Takože i ti Slověne prišedše i sědoša po Dněpru in narekošasja Poljane a druzii Drevljane zane šedoša v lěchěchъ hellip [inii šedoša na Dvině i narekošasja Poločane R (fehlt in L)] rěčki radi jaže vtečet vъ Dvinu imjanemъ Polota otъ ceja prozvašasja Poločane bdquoUnd von jenen Ljachen nannten sich die [einen] Poljanen andere Ljachen [aber sind] die Pomoranen Ebenso kamen auch dieselben Slaven und siedelten am Dnepr und nannten sich Poljanen andere aber Derevljanen weil sie in den Waumlldern siedelten Andere siedelten an der Dvina und nannten sich Poločanen des Fluumlsschens wegen das in die Dvina flieszligt mit dem Namen Polota von ihm nann-ten sich die Poločanenldquo (Uumlbersetzung von Ludolf Muumlller HbNCIV6) PSRL1114ndash8 (= HbNCI1148 = Tschižewsky 1969107ndash10) ce be tokmo Slověneskъ jazykъ v Rusi Poljane Derevljane Novgorodci Polo-čane Dregoviči Sěverъ Bužane zane sědoša po Bugu poslěže že Velynjane bdquoDenn siehe [von] slavischer Sprache sind in der Rusrsquo nur die Poljanen die Derevljanen die Novgoroder die Poločanen die Dregovičen die Severjanen die Bužanen weil sie am Bug siedeln spaumlter aber Volynier [genannt werden]ldquo (Uumlbersetzung von Ludolf Muumlller HbNCIV11) Zu den Poljane um Kiev und den Slověne um Novgorod vgl man Is-satschenko 198025

8 Prof Dr Johannes Reinhart (Wien) verdanke ich folgende Zusammenstellung von Belegen von jan-Bildun-gen die sich in den Novgoroder Birkenrindeninschriften (vgl Зализняк 1995) finden выянинъ ( 690 14 Jh Vyja ndash Nebenfluss der Pinega) городищанинъ ( Staraja Rusa 10 12 Jh) городьчанинъ ( 704 2 H 13 Jh) дворнинъ (ab 12 Jh) дестьщанинъ ( 253 14 Jh zu Дестьско) дyблнинъ ( 540 15 Jh zu Дyбьско Дyброво usw) Залyacuteшннинъ () ( 492 14 Jh) избоищанинъ ( 307 15 Jh) которнинъ ( 640 12 Jh Bewohner des Которский погост) крестьянинъ (auch хрестьянинъхристьянинъ) кыянинъ ( 745 1112 Jh) новгорожанинъ ( 246 11 Jh) погощанинъ ( 526 11 Jh) полочанинъ

362 Stefan Schaffner

Moravjane sbquoMaumlhrerlsquo (March) Bužane (Bug) sowie in Kaumlrnten Karantjane latinisiert Carantani sbquoBewohner der Gegend um Carantum = Karnburglsquo (auf einem kelt-rom Topo-nym mit der Bedeutung sbquoStein Felslsquo beruhend vgl auch Mons Carentanus der alte Name des Ulrichsberges dazu sloven koročaneKorotan)9

2222 Im Singular und Dual werden die Bildungen auf -ěne-jane durch das Singulativsuffix -inъ suppliert (BraumluerIII37) zB aruss ksl slověn-inъ sbquoSlavelsquo aksl graždan-inъ sbquoBuumlr-gerlsquo rimljan-inъ sbquoRoumlmerlsquo aruss dvorjaniacuten sbquoAdligerlsquo mirjaacutenin sbquoWeltlicherlsquo kievljaacutenin sbquoKieverlsquo Auffaumlllig ist10 dass die Suffixvariante -ěn- nur bei slověn-e slověn-inъ und Ab-leitungen von nichtslavischen Namen (zB aksl agarěn-inъ sbquoAgarenerlsquo eguptěn-inъ sbquoAumlgypterlsquo etiopěn-inъ sbquoAumlthiopierlsquo izdrailitěn-inъ sbquoIsraelitlsquo persěninъ sbquoPerserlsquo) zu finden ist Bei slavischen Grundwoumlrtern und vielen anderen Namen fremder Herkunft stellt die Ableitung mit -jane -jan-inъ die Regel dar zB russ dvorjaniacuten sbquoAdligerlsquo mirjaacutenin sbquoWelt-licherlsquo kievljaacutenin sbquoKieverlsquo aruss poločane sbquoBewohner von Polozk und der Gegend am Fluszlig Polotalsquo aruss poljane Stammesname aksl chersonjaninъ sbquoEinwohner von Chersonlsquo rimljaninъ sodomljaninъ Im Plural werden diese Einwohnernamen und Ethnonyme wie maskuline n-Staumlmme flektiert Das rekonstruierte urslavische Paradigma des Bildetyps auf -jane wie es sich nach den Reflexen in den Altstufen der slavischen Einzelsprachen er-gibt sieht wie folgt aus (Musterwort urslav poljaacuten-e m sbquoFeldbewohnerlsquo urslav polCje n sbquoFeldlsquo lt poacutelh2o-m)11

Pl Nom poljaacuten-e Gen poljaacuten-ъ Dat poljaacuten-mъ gt poljaacutemъ Akk poljaacuten-i Instr poljaacuten-mi gt poljaacutemi Lok poljaacuten-sъ gt poljaacutesъ (bzw analogisch poljaacutechъ)

Die sich nun anschlieszligende Tabelle bietet eine Uumlbersicht belegter alter Formen in den Alt-stufen ausgewaumlhlter slavischer Einzelsprachen (Legende + = belegt Nb = Neubildung)

UrslavischUrslavischUrslavischUrslavisch 1 Aksl1 Aksl1 Aksl1 Aksl 2 Aruss2 Aruss2 Aruss2 Aruss12121212 3 3 3 3 AčechAčechAčechAčech 4 Askr4 Askr4 Askr4 Askr Pl Nom -ěne -jane

+ + + + (Nb -ani)

Gen -ěnъ-janъ + + + Nb -ānā

Dat -jamъ Nb -janemъ + (Nb -janemъ -omъ)

Nb ndashrsquoanoacutem + (Nb -anima)

Akk -jani + + Nb -rsquoany +

( 502 12 Jh) порyacuteчанинъ () ( 264 14 Jh) прихожанинъ ( Staraja Rusa 12 12 Jh) рyшанинъ ( Staraja Rusa 10 12 Jh Bewohner von Руса) севилакшанинъ ( 249 14 Jh Bewohner von Севи-лакша) сельчанинъ ( 724 12 Jh) селнинъ ( 446 14 Jh) смолнинъ ( 343 14 Jh) yгличанинъ ( 69 13 Jh) yличанинъ ( 140 14 Jh) хотыннинъ ( 600 13 Jh) череньщанинъ ( 157 + 311 15 Jh zu Череньско) шижннинъ ( 361 1415 Jh zum Flussnamen Шижна) ясеннинъ ( 704 13 Jh Bewohner des Ясенский погост)

9 Vgl Pohl 200084f Pohl 2003163f 10 Vgl BraumluerIII37 sect124 11 Vgl BraumluerIII38 Zur Weiterentwicklung des Deklinationstyps in den slavischen Einzelsprachen BraumluerIII

39ndash50 12 Ausfuumlhrliche Sammlung der Belege bis ca 1400 in ИГДЯI49ndash52

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 363

(Nb -jany) (Nb -ane) Instr -jami Nb -jany +

(Nb -jany) Nb ndashrsquoany +

(Nb -anima) Lok -jasъ bzw -jachъ

Nb -janechъ + (Nb -janechъ)

+ (Nb -ěnech -iech)

+ (Nb -anima)

Auswahl belegter Formen der in der Tabelle angefuumlhrten altslavischen Einzelsprachen (nach BraumluerIII39ndash50)

1 Altkirchenslavisch Pl Nom -ěne -jane allgemein Mar Zo Sav Ass Supr zefeane Ps 532 Ismailitěne Ps 827 Agarěně (verschrieben) Ps 827 Gen -ěnъ -janъ allgemein Mar Zo Ass Supr Sodomlěnъ Luc 1729 Mar Sama-ranъ Supr 51415 Dat Pl Gomarěnemъ Mrk 611 Mar Zo Sodomlěnemъ Luc 1012 Mar Zo Žętelěnemъ Mat 1330 Ass Supr 4316 Chersonjanemъ Supr 53922 Solunjanemъ Supr 4889 Akk Pl Samarany Supr 51719 na Egrsquojuptěni vsę τος κατ τν Αγυπτον iexclπασι Instr Pl graždany Supr 31919

2 Altrussisch Pl Nom slověne derevljane poločane gorožane rimljane sodomlja-ne bužane sbquoBug-Anwohnerlsquo poljane velynjane sbquoWolhynierlsquo Kyjane sbquoKieverlsquo Gen poljanъ derevljanъ etc Dat derevljamъ dvorjamъ selunjamъ etc (neben Nb dvorjanemъ -omъ etc) Akk poljani gorožani dvorjani etc (neben Nb dvorjany etc) Instr poljami derevljami etc (neben Nb dvorjany etc) Lok poljachъ derevljachъ poločachъ etc (neben Nb dvorjanechъ etc)

3 Altčechisch Pl Nom zeNaneacute sbquoLandedelmaumlnnerlsquo juumlnger zeměneacute krajěneacute sbquoLands-maumlnnerlsquo dvořěne sbquoHoumlflingelsquo měščěneacute sbquoStadtbewohnerlsquo Gen zeman měščian (gt měštrsquoan) etc Dat (Nb) zemanoacutem (gt zemanům) měščanoacutem Akk (Nb) zemany měščany Instr (Nb) zemany měščany Lok (Nb) zeměnech zeměniech

4 Altserbokroatisch (štokavisch bis 15 Jh) Pl Nom građane etc Dat građam Dubrovčam Instr građami Dubrovčami Lok građah

3333 Bemerkenswert ist dass sich in Ortnamen die auf solchen Einwohnernamen auf -jane basieren alte Kasusformen erhalten haben (BraumluerIII39) waumlhrend diese bei Appellativa dieses Bildungstyps in den jeweiligen slavischen Einzelsprachen meist aufgegeben worden sind In der Folge werden nun entsprechende Beispiele geboten13

1 Nom Pl -jane ačech ON Brozaneacute lt brozaneacute sbquodie an der Furt (brodъ) Wohnen-denlsquo (mit juumlngerem Umlaut Brozěneacute Gen Pl Brozan spaumlter mit Verallgemeinerung des -a- und Umgestaltung des Nom und Gen nach den o-Staumlmmen Brozany Brozanů vgl auch ON Hradčany lt hradčěneacute sbquoBurgbewohnerlsquo) sloven Goričaacutene (heute f Pl) goriacuteca (Hinweis von Prof Marko Snoj)

2 Endungsloser Gen Pl (lt -janъ) a) im Sorbischen Gen Pl osorb nsorb Drježdźan Nom Pl Drježdźany aumllter nsorb Drěždžanje lt dręzg-jan-e sbquoWaldbe-wohnerlsquo ( aksl dręzga sbquoWaldlsquo vgl DrUzga ON in Montenegro) osorb Delan Delany sbquoDoumlhlenlsquo Sernjan Sernjany sbquoZernalsquo Třělan Třělany sbquoStrehlalsquo nsorb Choacutejan Choacutejany sbquoCunnersdorflsquo (bei Appellativen Gen Pl zB osorb dworjanow měšćanow Nom Pl dworjenjo měšćenjo mit -jo lt -rsquoe nsorb měšćanow Nom Pl měšćany) b) im Čechischen Gen Pl ačech Brozan Nom Pl Brozaneacute (vgl bei Appellativen ačech Gen Pl zeman Nom Pl zeNaneacute juumlnger zeměneacute [ zeNaniacuten

13 Material (soweit nicht anders spezifiziert) aus BraumluerIII39ndash50

364 Stefan Schaffner

sbquoLandsmannlsquo] Gen Pl nčech zemanů) c) im Slovakischen Gen Pl Lipian Rudnian Pieštrsquoan Nom Pl Lipany Rudňany Pieštrsquoany (bei Appellativen Gen Pl dvoranov Nom Pl dvorania [Kollektivbildung] dvoran sbquoHoumlflinglsquo) d) im Sloveni-schen Rakiacutečan (heute m Sg) urslav orkyta sbquoSalix incanalsquo (Hinweis von Prof Marko Snoj)

3 Lok Pl -jasъ14 a) in ačech ON Doleass (= Doljas) lt doljasъ sbquobei den Talbewohnernlsquo

(Dolany heute Dolaacutenky) Bresaz (= Brěžas) lt brěžasъ Lusas (= Lužas) lt lužasъ (nč Lužanech) Horaz (= Horas) lt horjasъ (nč Hořanech) sbquobei den Bergbewohnernlsquo ( č hora sbquoBerglsquo) Liubichas (= ač Lrsquoubčas spaumlter Libčanech) lt ljubъčasъ

b) in deutschen Umbildungen ač ON Turas (bei Bruumlnn č Turjaneacute ač Turěneacute) lt Lok Turaacutes Turjaacutes lt turjasъ Saras (bei Bruumlx č Zahražaneacute) lt gekuumlrztem Zahraacutes lt zahražaacutes lt zahražasъ Forbes (bei Budweis č Borovaneacute lt ač Borověneacute) lt Lok Borovies (gekuumlrzt Borvies) lt boro-věsъ

4 Lok Pl -jachъ a) in deutschen Umbildungen aumllterer bdquoalpenslavischerldquo (altslovenischer)

Ortsnamen in Oumlsterreich15 Steiermark Dellach (im Gailtal) lt Doumlllach lt slov DZljah lt doljachъ sbquobei den Talbewohnernlsquo ( urslav dolъ sbquoTallsquo) Potschach (im Gailtal und im Tal der ob Leitha) lt slov pot(o)čach lt potočachъ sbquobei den Bachanwohnernlsquo ( urslav potokъ sbquoBachlsquo) Frie-sach lt slov Brěžah lt bergjachъ bzw bergěchъ sbquobei den Uferanwoh-nernlsquo ( slov brệg sbquoUferlsquo lt urslav bergъ) Niederoumlsterreich und Wien Ramplach (110014 de Raeligmpla) lt rambljachъ sbquobeiunter den Leuten am Randlsquo Salzburg Ferlaukoumlpfl (1284 gůt datze Verlach) lt borovljachъ sbquobei den Leuten am Kiefernwaldlsquo Osttirol Amlach (11551164 Emlach) lt amlachъ sbquobei den Anrainern der Grubelsquo Kaumlrnten Laiplach (1148 de Liplach) lt liplachъ ( lipa sbquoLindelsquo) Deblach (993 Donplachi) lt dǫblachъ ( dǫbъ sbquoEichelsquo)

b) in deutschen Umbildungen čechischer Ortsnamen zB Grussbach (čech Hrušovany ačech Grušovaneacute) lt Lok Gruš(o)vaacutech lt grušovachъ

4444 In der Folge soll nun auf den Akzent der Bildungen auf -jane naumlher eingegangen wer-den Es laumlsst sich bereits vorab feststellen dass sich aus dem Material derjenigen slavischen Einzelsprachen die fuumlr die Rekonstruktion des urslavischen Akzents relevant sind kein einheitliches Bild ergibt Ich beginne mit dem Material der ostslavischen Sprachen In ak-zentuierten alt- bzw- mittelrussischen Handschriften behalten die Ethnika auf -jane Sin-gular -janinъ in der Regel den Akzent ihrer Grundwoumlrter bei16 zB a) Čudovskij Novyj Zavet (a 1377 vgl MI sect7) antiochiacutejaninъ (Antiochiacuteja) kolosaacuteny (Kolosaacutei) samarjaacutenъ (Samariacuteja) sidoacutenjany (Sidoacutenъ -a) sodoacutemljanъ (Sodoacutemъ -a) sugraacutežane ( graacuted -a) b) Apostol (a 1564 vgl MI sect7) zB efeacutesjanina (Efeacutesъ -a) kirineacutejaninъ (Kiriniacuteka) make-doacutenjaninъ (Makedoacutenija) poacutentjanina (Poacutentъ -a) Aus dem 16 Jh ist auch viermal die Form gražaacutene belegt17 In der heutigen russischen Schriftsprache zeigen appellativische Einwoh-

14 Jireček 1877336ff Flajšhans 192617ndash37 Węglarz 193334ndash41 15 Jireček 1877336ff Kranzmayer 1958 Material auch aus Bergermayer 200912 (mit Belegangaben) 16 Vgl Goumlrner 196765 17 Vgl Kiparsky 1962153

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 365

nerbezeichnungen entweder konstante Betonung des Suffix -jan- im Plural und in Singu-lar beispielweise gorožaacutene Singular gorožaacutenin sbquoStaumldter Buumlrgerlsquo (auch aruss) oder abwei-chende Betonung wie im Falle von dvorjaacutene Singular dvorjaniacuten sbquoAdliger Houmlflinglsquo18 vgl selčaacutenin sbquoDorf- Land-bewohner Landmann Bauerlsquo (aruss seljaniacuten) Pl selčaacutene severjaacutenin sbquoNordlaumlnderlsquo (auch aruss) Pl severjaacutene južaacutenin sbquoSuumldlaumlnderlsquo (auch aruss) Pl južaacutene slobodčaacutenin sbquoBewohner einer Slobodalsquo Pl slobodčaacutene (lautgesetzlich slobožaacutenin) krestъjaacutenin sbquoBauerlsquo Pl krestъjaacutene etc Bei den Ethnika ist laut GRJI sect299 feste Suffixbe-tonung die Norm (mit den Ausnahmen egiacuteptjanin und riacutemljanin) Das Material des Slov žit RSFSR liefert jedoch eine Reihe von Beispielen fuumlr Ethnika mit Beibehaltung der Ak-zentstelle des Ortsnamens von denen ein Teil neben haumlufiger gebrauchten Formen mit Suf-fixbetonung besteht verchovaacutežanin Verchovaacutežrsquoe (XI 6) viacutelrsquonjanin Viacutelrsquonjus (veraltet Pril I4) prijuacutetjanin Prijuacutetnoe (XX4) arbaacutežaacutenin Arbaacutež (XXVI1) voacutelžaacutene Voacutelga (Pl Pril II9) zavoacutelžaacutenin Zavoacutelžrsquoe (Pril II14) malmyacutežaacutenin Malmyacutež (XXV2516) povoacutelžaacutenin Povoacutelžrsquoe (Pril II27) voacutelogžaacutenin Voacutelogda (XI8) tveriacutetjaacutenin Tveacuterlsquo (XIX 11) Im 1819 Jh belegte Akzentschwankungen sind19 a) zwischen beibehaltenem Akzent des Grundwortes und Suffix -jaacuten- egiacuteptjaacutenin izraacuteilrsquotjaacutenin riacutemljaacutenin filistiacutemljaacutenin b) zwi-schen der Betonung -jaacutenin und -janiacuten (und zT auch beibehaltenem Akzent des Grundwor-tes) amčaacuteniacuten Mcensk (umgangssprachlich XLIV14) voacutelžaacuteniacuten20 Voacutelga (Pril II9) graacuteždaniacuten poseljaacuteniacuten rossiacutejaacuteniacuten christiaacuteniacuten In den beiden anderen ostslavischen Spra-chen ist die Situation in etwa die gleiche wie im Russischen21 Man vergleiche zur Beto-nung in der heutigen ukrainischen Schriftsprache Goumlrner (196765 Anm 8) bdquoIn der heuti-gen ukr Schriftsprache werden die Ethnika zu einheimischen ONN auf dem Suffix -(j)an- betont zB halyčaacutenyn lrsquovivrsquojaacutenyn charkivrsquojaacutenyn ua die von fremdlaumlndischen Orts- oder Laumlndernamen abgeleiteten Ethnika auf der gleichen Silbe wie die Grundwoumlrter zB asyriacutejanyn Asyriacuteja vavyloacutenjanyn Vavyloacuten galyleacutejanyn Galyleacuteja ua Die Akzentuierung des Singulativsuffixes -in ist nach der ukr schriftsprachlichen Norm nur in den sieben Woumlr-tern dvorjanyacuten krajanyacuten myrjanyacuten miščanyacuten seljanyacuten slovjanyacuten und chrystyjanyacuten moumlg-lich dagegen fand dieser Typus in den westlichen Dialekten eine starke Verallgemeine-rung vgl zB halyčanyacuten kyjevljanyacuten rymljanyacuten ualdquo (vgletwa noch seljanyacuten sbquoBauerlsquo Gen Sg seljanyacutena usw Pl Nom seljaacuteny Gen seljaacuten Dat seljaacutenam Akk seljaacuten Instr seljaacutenamy Lok seljaacutenach ebenso dvorjanyacuten Pl dvorjaacuteny mit konstanter Betonung -jaacuten- horodjaacutenyn Pl horodjaacuteny [Neubildung fuumlr horožaacutenyn Pl horožaacuteny]22) Aus dem Weiszlig-russischen lassen sich anfuumlhren Sg Nom seljaniacuten sbquoDorfbewohner Bauerlsquo Pl Nom sjaljaacutene Gen sjaljaacuten ebenso meščaniacuten sbquoBuumlrger Spieszligbuumlrgerlsquo Pl mjaščaacutene mit kon-

18 Vgl GRJI sect299 Kiparsky 1962152153 Kiparsky 1975187 19 Vgl Kiparsky 1962152153 20 Vgl hierzu Goumlrner 19676263 Anm 5 bdquoEs ist interessant zu beobachten daszlig das zum Namen der Voacutelga ge-

bildete Ethnikon voacutelžaacuteniacuten alle drei Betonungsmoumlglichkeiten kennt daszlig die von den etwas juumlngeren Gebietsna-men Zavoacutelžrsquoe und Povoacutelžrsquoe abgeleiteten Ethnika zavoacutelžaacutenin und povoacutelžaacutenin nur noch zwei Akzentstellen ha-ben und daszlig schlieszliglich fuumlr die Ethnika privolžaacutenin (IV13) und volžaacutenin (XXXVI1) die zu den erst in spaumlte-rer Zeit vom Namen der Volga abgeleiteten ONN Privoacutelžskij und Volžsk gebildet worden sind nur die Beto-nung des Suffixes -(j)an- gebraumluchlich istldquo

21 Vgl auch Goumlrner 19676566 bdquoWie ein Vergleich der russischen Akzententwicklung mit den Akzentverhaumll-tnissen der beiden anderen ostslav Sprachen ergibt kennen das Ukrainische seit den aumlltesten akzentuierten Belegen aus dem 16 Jh und das Weiszligrussische im 17 Jh ebenfalls den Typ der festen Suffixbetonung (-jaacutene) im Singular sogar bereits mit beiden Varianten dh mit Betonung des ersten oder zweiten Teilsuffi-xes (-jaacuteniacuten)ldquo

22 Vgl BraumluerIII45

366 Stefan Schaffner

stanter Betonung von -jaacuten- hramadzjaacutenin sbquoBuumlrgerlsquo Pl hramadzaacutene haradžaacutenin Pl haradžaacutene23

41414141 In der Folge soll nun der Akzent des Bildungstyps auf -jane im Suumldslavischen behan-delt werden Das Štokavische in dem im 15 Jahrhundert eine Akzentverschiebung um eine Silbe nach dem Wortanfang zu stattgefunden hat kennt drei Intonationstypen bei den ap-pellativischen Einwohnerbezeichnungen und Einwohnernamen24

1 Mit Beibehaltung der Anfangsbetonung des Grundwortes gr`đanin sbquoBuumlrgerlsquo ( grad Gen grada sbquoStadtlsquo) Pl Nom gr`đān-i Gen gr`đān-ā Akk gr`đān-e Dat Instr Lok gr`đān-ima ebenso mjbštanin sbquoOrtsbewohnerlsquo Pl mjbstāni ( mjbsto) kcćanin sbquoHausbewohnerlsquo Pl kcćāni sbquoHausgenossenlsquo ( kcća) dstrvljanin sbquoInselbe-wohnerlsquo Pl dstrvljāni ( dstrvo) beđanin sbquoGebirgsbewohnerlsquo Pl beđān-i Z`dranin sbquoEinwohner von Zadarlsquo ( Z`dar Gen Z`dra) Rfdničanin sbquoEinwohner von Rfdnīklsquo

2 Mit štokavischer Akzentzuruumlckziehung auf eine kurze Wurzelsilbe gograveranin sbquoGe-birgsbewohnerlsquo ( gogravera) Pl Nom gograveran-i Gen gdrān-ā Akk gograveran-e Dat Instr Lok gograveran-ima ebenso dvograveranin sbquoHoumlflinglsquo Pl dvograverani ( dvZr sbquoHoflsquo) stragravežanin sbquoWaumlchterlsquo Pl stragravežani ( straža sbquoWachelsquo) pograveganin sbquoHeidelsquo Pl pogravegani segraveljanin sbquoDoumlrfler Bauerlsquo Pl segraveljani ( segravelo) hrigravešćanin sbquoChrist (der orthodoxen Kirche)lsquo Pl hrigravešćani ( Hrigravestos Gen Hrigravesta sbquoChristuslsquo)

3 Mit štokavischer Akzentzuruumlckziehung auf eine lange Wurzelsilbe puacutečanin sbquoein zum Buumlrgerstande Gehoumlrigerlsquo ( pfk) Pl Nom puacutečan-i Gen puacutečān-ā Akk puacutečan-e Dat Instr Lok puacutečan-ima ebenso Riacutemljanin sbquoRoumlmerlsquo Pl Riacutemljani ( Rlm) Beacutečanin sbquoWienerlsquo Pl Beacutečani ( BUč sbquoWienlsquo) Mostaacuteranin sbquoEinwohner von Mostarlsquo Pl Mostaacuterani ( Moacutestār)

Die Belege aus den čakavischen insbesondere den nordwestlichen Mundarten sind deswe-gen von besonderem Interesse weil sie in der Regel die aumlltere oder uumlberhaupt die urslavi-sche Stelle des Wortakzentes bewahrt haben25 čak (Novi) grajagravenin sbquoBuumlrgerlsquo (gg štok gr`đanin) Gen Sg grajagravenina Nom Pl grajagraveni (gg štok gr`đān-i) Gen Pl grajagravenīh grajan26 čak (Vrgada) straž`nin sbquoWaumlchterlsquo (gg štok stragravežanin)27 Das Slovenische das die Singulativbildung aufgegeben hat zeigt heute feste Suffixbetonung28 zB meščagraven sbquoStaumldterlsquo (Sg Gen meščaacutena Dat meščaacutenu usw) Pl Nom meščaacuteni (Gen meščaacutenov Dat meščaacutenom usw) gorjagraven sbquoBergbewohnerlsquo Pl gorjaacuteni dvorjagraven sbquoHoumlflinglsquo Pl dvorjaacuteni seljagraven Pl seljaacuteni Rimljagraven Pl Rimljaacuteni Slov kristjan sbquoChristlsquo (Pl kristijani) und pogan sbquoHeidelsquo (Pl pogani) sind aus lat christiānus bzw vlat pagānus (klass pāgānus) entlehnt und sekundaumlr in diese Flexionsklasse eingruppiert worden Fuumlr das Bulgarische liegen Bele-ge von Ethnika auf -jane aus akzentuierten mittelbulgarischen Handschriften des 14 Jahr-

23 Vgl BraumluerIII45 24 Leskien 1914161162 BraumluerIII4142 sect127 Matešič 1970158 In dem fuumlr das Štokavische eingefuumlhrten

Akzentuationssystem von Vuk Karadžić (1787ndash1864) ist der verschobene Hauptton bei kurzer Silbe mit ` bei langer mit acute bezeichnet der nicht verschobene bei kurzer mit shy bei langer mit ʄ (vgl Leskien 1914122 sect214C) Eine Sammlung der serbokroatischen Ethnika auf -jan- bietet Goumlrner 1963 (zum Akzent dieser Bil-dungen Goumlrner 1963103ndash106)

25 Vgl Leskien 1914120 26 Moguš 1966212 Steinhauer 1973200 220 27 Jurišić 1973199 28 BraumluerIII42 sect128

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 367

hunderts vor29 asiriacuteanomъ (Dat Pl) 16a asiriacuteany (Instr Pl) 18 ( asiriacutea 14) egiacuteptěnochъ (Lok Pl) 16 ( egiacuteptъ 31 egiacuteptu Dat Sg 28a) riacutemlěninъ (Nom Sg) 74 riacutemlěny (Instr Pl) 70 76 83 riacutemlěnomъ (Dat Pl) 70 ( riacutema Gen Sg 69 89 93a) troacutejanom (Dat Pl) 7 troacutejane (Nom Pl) 40 ( troacuteǫ Akk Sg 46 54 58) Lavrov 1893 Priloženija zB indiacuteane (Nom Pl) 8 ( indiacutea 8) troacutejanom (Dat Pl) 7 troacutejany (Akk Pl) 8 ( troacuteja Gen Sg 5 8) Diese Ethnika zeigen also in der Regel Beibehaltung des Akzents ihrer Grundwoumlrter Im Neubulgarischen werden appellativische Einwohnerbezeichnungen wie etwa graždaacutenin (mit best Artikel graždaacuteninъt) Plural graždaacuteni (graždaacutenite) in der Regel konstant auf dem Suffix -jan- akzentuiert (vgl dvorjaacutenin sbquoEdelmannlsquo dvorjaacuteni pogaacutenin sbquoHeidelsquo (neben pogaacutenec) pogaacuteni christijaacutenin christijaacuteni angličaacutenin sbquoEnglaumlnderlsquo angličaacuteni)30 Doch gibt es auch Einzelbeispiele mit konstanter Anfangsbetonung wie seacuteljanin Plural seacuteljani

42424242 Vergleicht man das Material der slavischen Einzelsprachen die fuumlr die Rekonstruktion des urslavischen Wortakzentes relevant sind so kann man zusammenfassend fuumlr das Ursla-vische wohl folgende Betonungstypen fuumlr die Bildungen auf -jan- (bzw -jan-inъ) anset-zen31 1 Fuumlr die Pluralbildung auf -jane a) konstante Suffixbetonung -jaacuten- (alt)32 b) Beibehaltung der Betonung des Grundwortes (analogisch) 2 Fuumlr die Singualtivbildung -jan-inъ a) konstante Betonung -jan-inъ (alt)33 b) konstante Betonung -jaacuten-inъ (ana-logisch nach dem Plural -jaacutene) c) Beibehaltung der Betonung des Grundwortes (analo-gisch) Die urspruumlngliche Verteilung waumlre dann im Ostslavischen bewahrt in Faumlllen wie russ dvorjaniacuten sbquoAdliger Houmlflinglsquo Pl dvorjaacutene mirjaniacuten sbquoWeltlicherlsquo Pl mirjaacutene ukr seljaniacuten sbquoDorfbewohner Bauerlsquo Pl seljaacuteny dvorjaniacuten Pl dvorjaacuteny wruss seljaniacuten Pl sjaljaacutene meščaniacuten sbquoBuumlrgerlsquo Pl mjaščaacutene

5555 In der Folge werden nun aumlltere Erklaumlrungsversuche von slavisch -ěn- und -jan- mit den Angaben zu ihrem auszligerslavischen Anschluss angefuumlhrt Ein ausfuumlhrliches Referat aumllterer Erklaumlrungsversuche findet sich auch bei Goumlrner (19675960) Leskien (1891390) bdquoDas (sc litauische und lettische Suffix) -ėna- der Einwohnernamen hat seine Entsprechung im Slavischen Bekanntlich werden hier solche Worte meist mit -jan- (Singular -jan-inъ Pl -jan-e) gebildet aber alte Voumllkernamen wie Slověne zeigen dass die urspruumlngliche Form -ēn- war Kommt ē nach j zu stehen so wird es zu ā zB zemljaninъ sbquoLandsmannlsquo zemlja von solchen Faumlllen hat sich dann -jan- verallgemeinert zB graždaninъ = gradjaninъ sbquoBuumlrgerlsquo zu gradъ sbquoStadtlsquo Ich glaube daher nicht dass Brugmann Grdr 2 340 die slavische Form richtig als -ōn- vgl οmacrρανplusmnων angesehen hatldquo Vondraacutek (1924660 sect682) bdquoSuffix -ēn- und -jan- zur Bezeichnung der Angehoumlrigen eines Volkes der Bewoh-ner einer Oumlrtlichkeit Es handelt sich hier um das -en-Suffix dessen Dehnung in dieser Funktion in allen Kasus verallgemeinert wurde Slověne Samarěne Bei i- und o-Staumlmmen fuumlhrte es zu -jan- das dann als selbstaumlndiges Suffix verallgemeinert wurde graždane nach zemljane u dgl (hellip) Bezuumlglich des Akzentes vgl mirjaniacuten Pl mirjaacutene dvorjaniacuten Pl

29 Vgl Dujčev 1963 Goumlrner 196766 30 Vgl BraumluerIII4041 sect126 31 Vgl bereits Vondraacutek 1924660 sect682 (anders Goumlrner 19676263) 32 Vgl zB Nom Pl russ gorožaacutene (aruss ksl gražaacutene) ukrain horožaacuteny čak (Novi) grajagraveni bulg graždaacuteni

lt urslav gordjaacutene russ dvorjaacutene ukrain dvorjaacuteny skr štok dvograverani sloven dvorjaacuteni bulg dvorjaacuteni lt ur-slav dvorjaacutene aruss seljaacutene ukr seljaacuteny wruss sjaljaacutene skr štok segraveljani slov seljaacuteni lt urslav seljaacutene

33 Fuumlr die Urspruumlnglichkeit dieser Betonung (vgl russ dvorjaniacuten měščaniacuten seljaniacuten ukrain dvorjanyacuten mišča-nyacuten seljanyacuten) spricht nach Leskien 1914161162 auch die Tatsache dass Bildungen auf -inъ auszligerhalb von jan-Ableitungen Akzentuierung des Suffixes zeigen vgl russ gospodiacuten = čak (Vrgada) gospodĩn = štok gospogravedin lt urslav gospodiacutenъ

368 Stefan Schaffner

dvorjaacuteneldquo Vondraacutek (1924543) bdquoUnser Suffix ist offenbar identisch mit dem balti-schen -ēna-Suff in lit Tilžpnas sbquoTilsiterlsquo kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo girpnai sbquoWaldleutelsquo brolpnas sbquoBrudersohnlsquo u dgl so daszlig hier ein Uumlbertritt der konsonantischen Staumlmme auf -ēn- (vgl gr λειχacuteν -microνος sbquoFlechtelsquo sabin Anio -iēnis) in die Dekl der o-St voraus-gesetzt werden muszlig (hellip) Die urspruumlngliche konsonantische Deklination sieht man noch im Pl im Nom Slověne Samarěne usw (hellip) Den -ěn-Stamm Slověn weiszlig sich Zubatyacute nur aus einem ehemaligen Nom ēn (vgl korę) zu erklaumlrenldquo Braumluer (III38) bdquoAls Ausgangs-punkt ist wahrscheinlich nur das Suffix ursl -ěn- anzunehmen das sich mit der lit Bil-dung tilžpnas sbquoBewohner von Tilsitlsquo als Ableitung vom Ortsnamen TiCžė oder mit kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo als Ableitung von kaacutelnas sbquoBerglsquo vergleichen laumlszligt und die Zugehoumlrigkeit bezeichnet Wurde dieses Suffix an einen jo- oder i-Stamm angefuumlgt so muszligte --ěn- zu -jan- veraumlndert werden zu ursl polje ndash poljane ebenso ar kyjane sbquoKieverlsquo zum Perso-nennamen ar Kyjъ Die gleiche Veraumlnderung trat ein wenn das Suffix -ěn- an das mit dem Possessivsuffix j(ъ)- erweiterte Grundwort angefuumlgt wurde Fluszligname Polota ndash r Adjek-tiv polot-jъ- gt poločъ- polot-j-ěne gt poločane ebenso ar derevljane In diesem Fall wuumlrde es genuumlgen nur das Suffix -ěn- als urspruumlnglich anzusehen Das nach palatalen Lauten daraus entstandene Suffix -jan- (-rsquoan-) koumlnnte dann seinerseits produktiv geworden und bei weiteren Neubildungen verallgemeinert worden seinldquo (so auch Vaillant 1958II sect187) Arumaa (198524) bdquoEine besondere Gruppe bezeichnen die Benennungen der An-gehoumlrigen eines Volkes oder der Bewohner einer Oumlrtlichkeit im Slavischen der Typ Slověne Pl im Baltischen lit girpnas sbquoWaldbewohnerlsquo (hellip) Unklar bleibt im Slavischen das Verhaumlltnis des Suffixes -ěn- zu -jan- Rimljane Poločane (zu Polota) und die Herkunft von -jan-ldquo Den meisten aumllteren Erklaumlrungsversuchen ist also gemeinsam dass von slavisch -ěn- als aumllterer Suffixvariante die sich hinter -j- lautgesetzlich zu -jan- entwickelt hat ausgegangen wird und dass als naumlchster ausserslavischer Anknuumlpfungspunkt das baltische Zugehoumlrigkeitssuffix -rna- angesehen wird Wenn die Suffixbetonung im Slavischen bei den Pluralbildungen auf -ěne beziehungsweise -jane urspruumlnglich ist dann stimmen bei-de Suffixe auch im Wortakzent uumlberein Ein wichtiger Unterschied ist aber die Stammge-stalt beider Suffixe das slavische Suffix ist ein n-Stamm das baltische ein a- also indoger-manisch ein eo-Stamm

6666 Das baltische Zugehoumlrigkeitssuffix -rna- (lit -pnas f -pnė lett -ēns f -ēne) das als naumlchster etymologischer Anknuumlpfungspunkt fuumlr das slavische Suffix -ěn- bzw -jaacuten- an-gesehen wird umfasst drei groszlige Bedeutungsgruppen34

1 Einwohnernamen a) im Litauischen Įsrutpnas sbquoInsterburgerlsquo Įsrugravets Ragainpnas sbquoRagmiterlsquo Ragaĩnė Tilžpnas sbquoTilsiterlsquo TiCžė Kupiškpnas sbquoEinwohner von Kugravepiš-kislsquo (hierher auch als Plurale der Einwohnernamen die haumlufigen lit Dorfnamen auf -pnai Bitpnai Piktuppnai Staluppnai Stilpnai usw) seltener Ableitungen von appellativen Ortsbezeichnungen zB girpnai sbquoWaldleutelsquo gigraverė sbquoWaldlsquo kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo kaacutelnas sbquoBerglsquo kaimpnas sbquoNachbarlsquo kaiacutemas sbquo(Bauern-)Dorf Land (im Ggs zur Stadt)lsquo kipmas sbquoHof(-raum) (Bauern-)Hof Gehoumlft Dorflsquo (neben ge-woumlhnlichem kaimyacutenas sbquoNachbarlsquo fem kaimỹnė vgl zur Bildung und Bedeutung lat vīcīnus sbquoNachbarlsquo vīcus sbquoDorflsquo) b) im Lettischen (heute selten) zB Ābawēns sbquoAnwohner des Fluszliges Ābawalsquo

2 Verwandtschaftsnamen a) im Litauischen brolpnas sbquoBrudersohnlsquo ( broacutelis sbquoBru-derlsquo) seserpnas sbquoSchwestersohnlsquo seserpnai sbquoSchwesterkinderlsquo ( sesuotilde sbquoSchwes-

34 Vgl Leskien 1891388389 Senn 1966317 sect600 Forssman 2001246ndash252

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 369

terlsquo) tetpnas sbquoKind der Tantelsquo ( tetagrave sbquoTantelsquo) tetulpnas ( tetulp sbquomatertera amitalsquo) dėdpnos sbquoToumlchter des Vaterbruderslsquo ( dėdx sbquoVaterbruderlsquo)35 b) im Lettischen brālēns sbquoCousinlsquo ( brālis sbquoBruderlsquo) vgl auch skolēns sbquoSchuumllerlsquo ( skola sbquoSchulelsquo) draudsēns sbquoFreundessohnlsquo ( draugs sbquoFreundlsquo)

3 Bezeichnungen junger Lebewesen va von Tierjungen a) im Litauischen nur in best Mundarten zB gervpnas sbquoKranichjungeslsquo ( geacutervė) hierher wohl auch varnpnas sbquoStar Amsellsquo ( vaacuternas sbquoRabelsquo) b) im Lettischen versēns sbquojunger Ochselsquo ( versis) āsēns sbquoBoumlckleinlsquo ( āsis) pīlēns sbquoEntenkuumlkenlsquo ( pīle) kaķēns sbquoKatzenjun-geslsquo ( kaķis) puisēns sbquoKnabelsquo ( puisis sbquoJungelsquo)

7777 Es ist bisher uumlbersehen worden dass eine weitere etymologische Anschlussmoumlglichkeit fuumlr die slavischen Ethnika auf -jane im Griechischen existiert Es handelt sich um griechi-sche Ethnika die mit einem Suffix -νες (ion att -microνες) myken -ānes lt urgriech -ān-es gebildet sind36 Die urgriechische Lautform des Suffixes ist -ān- wie sie im My-kenischen und spaumlter in den nordwestgriechischen Dialekten fortlebt Im Ionisch-Attischen entwickelt sich langes urgriechisches ā etwa um 1000 v Chr lautgesetzlich zu offenen [ēʛ] daher die ionisch-attische Lautform -ην- Bereits das Mykenische der aumlltestbezeugte mit der Silbenschrift Linear B aufgezeichnete Dialekt des Griechischen aus der Zeit 1400 bis 1200 vor Christus kennt solche Bildungen auf -ān-es37 Beispiele sind etwa

a) myk Pa-ki-ja-ne wahrscheinlich Sphagiānes (Ethnikon als ON verwendet Typus Λmκροι)38 Es ist die Bezeichnung des Ortes mit dem Hauptheiligtum von Pylos ei-nem der groszligen Palastzentren der mykenischen Kultur neben dem die Regionsna-men Pa-ki-ja-na (wahrscheinlich Sphagiānā) PY Na 56139 und Pa-ki-ja-ni-ja (wahrscheinlich Sphagiāniā) PY En 6091 PY Jo 43810 PY On 3003 stehen Myk Sphagiānes ist wohl eine Ableitung von Sphagiā spaumlter Σφαγplusmn des bis ins Neugriechische erhaltenen Namens der Insel vor Pylos die daneben auch Σφακτη-ρplusmn heiszligt Die urspruumlngliche Bedeutung vonSphagiā Σφαγplusmn war wohl sbquoSchlacht-opferstellelsquo (Kollektivum von σφfrac34γιον sbquowas zu schlachten istlsquo)40

b) myk I-na-ne Inānes PY An 187 (Ethnikon als ON verwendet) neben myk I-na-ni-ja Ināniā (PY An 183 Ae 8+) Inās Ineus Iniā und spaumlterem iquestνAgrave41

c) myk re-ka-ta-ne PY An 2079 (Nom Pl oder Dat Sg in lok Funktion)42 d) myk te-ta-ra-ne PY (Bartoněk 2002250)

35 In ostlitauischen Mundarten druumlckt -pnas wenn es an Bezeichnungen von Lebewesen angefuumlgt wird mitleidi-ge Verachtung aus zB žmogpnas sbquoMenschlein armseliges Mannsbildlsquo ( žmogugraves sbquoMensch Mannlsquo)

36 Vgl Bechtel 19236080 Schwyzer 1953486 Chantraine 1968166ff Risch 197458 Leukart 1980244ff Balles 2008208

37 Vgl Bartoněk 2002250 466 38 Belege (nach Hajnal 1995168 und Bartoněk 2002250 466) Nom Pl Pa-ki-ja-ne PY Vn 194 PY Xa 1131

Akk Pl Pa-ki-ja-na-de Sphagiānas-de sbquonach Sphlsquo PY Fr 1233 Dat-Lok Pl Pa-ki-ja-si Sphagiānsi sbquoin Sphlsquo PY An 1811++ Instr-Abl Pa-ki]-ja-pi Sphagiāmphi sbquoaus Sphlsquo PY Eb 338 A (in einer recht sicheren Ergaumlnzung)

39 In der pylischen E-Serie (PY Eb 339A++) steht pa-ki-ja-na einzig als Attribut zu i-je-re-ja Die Fuumlgung i-je-re-ja pa-ki-ja-na duumlrfte als hijereja Sphagiānās sbquoPriesterin vonaus Sphagiānālsquo zu deuten sein mit einem abla-tivischen Genitiv (vgl Hajnal 1995218 Anm 295) Zur moumlglichen Identitaumlt von Pa-ki-ja-ne und Pa-ki-ja-na vgl Guglielmo 1982157 und Hajnal 1995218 Anm 295

40 Vgl Leukart 1980240241 und 244245 (mit Literatur) Hajnal 1995168 41 Vgl Ruijgh 1967sectsect119 141 Leukart 1980246 Anm 29 42 Hajnal 1995235236 Bartoněk 2002250

370 Stefan Schaffner

71717171 In den spaumlteren alphabetgriechischen Dialekten ist eine ganze Reihe von Ethnika auf -νες (ion-att -microνες) bezeugt die hier nun in ihrer geographischen Verteilung von Nor-den nach Suumlden angefuumlhrt werden Die meisten stammen aus nord(west-)griechischem Ge-biet43

a) nordgriech() AacuteγριAcircνες (Thuk II 963) im Land der Paionen AtildeγχελAcircνες (Ptol V 1088) an der Muumlndung des Drilon (daneben Bildung auf -εAumlς Atildeγχελες Hdt V 61)

b) epirotisch AacuteθαmicroAcircνες AacuteρκτAcircνες AacuteτιντAcircνες ΤαλαιAcircνες c) thessalisch Egraveλλνες (-ην-) (um Dodona) ΑEacuteνιAcircνες d) aumltolisch Aacuteγρινινες (belegt Aacuteγρινινος D3 61081) zur Stadt Aacuteγρplusmnνιον (daneben Bil-

dung auf -εAumlς AacuteγρινιEcircος D3 6035) ∆αιAcircνες (belegt ∆αιAcircνος D3 42121) AtildeοιτAcircνες (belegt AtildeοιτAcircνων IG 4273) ΕmacrρυτAcircνες (ΕmacrρυτAcircσιν Thuk III 945)

e) mittelgriech AacuteκαρνAcircνες Akarnanien gegenuumlber die Insel der ΚεφαλλAcircνες (-ην-) im Ionischen Meer ΦοιτιAcircνες (Stadt Φοιτplusmnαι) in Akarnanien

f) dorisch ∆υmicroAcircνες (Phyle) g) arkadisch AacuteζAcircνες (-ην-)

Die bezeugten griechischen Ethnika auf -νες (ion-att -microνες) aus den klassischen Dialek-ten stammen also zwar vorwiegend aus dem nordwestgriechischen Gebiet die Verbreitung reicht aber bis nach Arkadien auf der Peloponnes

72727272 Fuumlr diese griechischen Ethnika auf -νες (ion att -microνες) aus den klassischen Dialekten bestehen nun etymologische Anschlussmoumlglichkeiten an griechische oder zumindest im Griechischen moumlgliche Staumlmme auf -ā- lt -ah2- insbesondere Ortsnamen oder Ortskollek-tiva mit Stamm auf -ā Diese werden nun in alphabetischer Reihenfolge angefuumlhrt44

a) nordgriech() AacuteγριAcircνες zu einem Landschaftsnamen Aacuteγρplusmn ( ETHγριος sbquowildlsquo) b) arkadisch AacuteζAcircνες zu ETHζω sbquotrocken seinlsquo (ETHζη sbquoSchmutzlsquo[]) oder (eher) zu ETHζον

microEcircγαν (codd microEcircλαν) καOgrave Oacuteψηλmν Hsch c) thessalisch ΑEacuteνιAcircνες zu αEacuteνmς sbquoschrecklichlsquo mit komplexem -ιν- (vgl daneben

ΑEacuteν-plusmnδ- Name der von ihnen bewohnten Landschaft) d) epirotisch AacuteρκτAcircνες Ableitung von einem Kollektiv arktā- sbquoBaumlrengegendlsquo

( griech ETHρκτος sbquoBaumlrlsquo) vgl zur Benennung das Ethnikon Aacuteρκfrac34δες lt Aacuteρκτ-frac34δ-ες e) dorisch ∆υmicroAcircνες (Phylenname) moumlglicherweise zu dumā- sbquoStammlsquo45 (vgl ∆Aumlmicroη Oumlν

Σπfrac34ρτtimes φυλacute καOgrave τmπος Hsch) in der Bedeutung etwa von φυλEcircται sbquoStammesgenos-senlsquo

f) thessalisch Egraveλλνες46 (Akzent nach ΠανEcircλλνες anstelle von UgraveλλAcircνες) Ableitung von einem Ortskollektiv hellā lt sed-lah2 sbquo(Wohn-)sitzlsquo (vgl Uacuteλλfrac34 καθEcircδρα Λfrac34-κωνες Hsch lat sella kelt sedlo- in ON) Egraveλλνες ist wohl nicht zu trennen von Ugraveλλοplusmn Egraveλληνες οUcirc Oumlν ∆ωδAgraveνtimes καOgrave οUcirc Ucircερες Hsch (auch Pindar Fr 59) und den gleichbedeutenden Σελλοplusmn (Il Π 234) den Ureinwohnern von Dodona aus deren

43 Siehe Bechtel 192360 Leukart 1980245 44 Nach Leukart 1980245 mit Literatur 45 Mit auszligergriechischem Anschluss an ae tēam afries tām sbquoNachkommenschaftlsquo lt urgerm ta1ma-z 46 Bei Homer ist Egraveλληνες (seit Il B 684) noch Bezeichnung eines thessalischen Stammes und Ugraveλλfrac34ς -frac34δος f

sbquoHellas Land der Egraveλληνεςlsquo Bezeichnung einer Landschaft des suumldlichen Thessalien Seit Herodot wird Egraveλληνες zur Bezeichnung aller Griechen verwendet Neben Egraveλληνες steht Egraveλλοπες in Atildeλλmπια dem Na-men der Umgegend von Dodona (Hes Fr 1341) und des noumlrdlichen Euboumla (Hdt 823) Seit Aristoteles (Met 352 a 34) galt das Gebiet von Dodona und das Acheloos-Tal als die Urheimat der Hellenen die Uumlρχαplusmnα Ugraveλλfrac34ς (vgl FriskI498499 LfgrE2556557)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 371

Reihen die Zeuspriester ausgewaumlhlt wurden Sello- bzw Hello- ist das primaumlre und etymologisch unsichere Grundwort Egraveλλνες ist wohl eine Ableitung von ei-nem griechisch gebildeten Ortskollektiv Hellā- sbquoRegion der Helloilsquo zum moumlgli-cherweise ungriechischen Ethnikon Hello- (vgl dazu spaumlteres Κρacuteτ- zu ungriech Κρmicroτες)

g) aumltolisch ΕmacrρυτAcircνες Ableitung von Ehurutā- sbquoGegend mit gutflieszligenden Quellenlsquo (zu εYacuteρυτος sbquogutflieszligendlsquo [κρacuteνη E])

h) mittelgriech ΚεφαλλAcircνες Ableitung von einem Grundwort kephalā- ( gr κεφαλacute sbquoHaupt Kopf Oberstes Spitze Endelsquo) vgl den spaumlteren Inselnamen Κεφαλληνplusmnα

73737373 In diesem Zusammenhang ist auch kurz auf die griechischen Landschafts- und Ortsna-men auf -ānā wie Μυκszligν Μεσσszligν oder Aacuteθszligν47 einzugehen Es handelt sich um Orts-kollektiva auf -ā die von den Ethnika mit Stamm auf -ān- abgeleitet sind48 Fuumlr myk Sphagiān-ā sbquoRegion der Sphagiāneslsquo ergibt sich folgende Ableitungssequenz

mykenisch ON Sphagiā rarr Sphagiān-es rarr Sphagiān-ā sbquoRegion der Sphagiāneslsquo (vgl oben 7a)

Entsprechend koumlnnen fuumlr Μυκszligν Μεσσszligν die folgenden Ableitungssequenzen angesetzt werden

a) Mukā (etymologisch wohl zu microAumlκων σωρmς θηmicroAgraveν Hsch) rarr Mukān-es rarr Mukān-ā sbquoRegion der Mukāneslsquo (Μυκacuteνη)

b) Messā (homerisch ΜEcircσση in Lakonien etymologisch zu microEcircσσος sbquoin der Mitte gele-genlsquo) rarr Messān-es rarr Messān-ā sbquoRegion der Messāneslsquo (dor Μεσσszligν ionisch-attisch Μεσσacuteνη) wozu in einer weiteren Phase das spaumlter uumlbliche Ethnikon Μεσσaacuteνιος und der Regionsname Μεσσνplusmn gebildet wurden

77774444 In der Folge soll nun auf vier aumlltere Erklaumlrungsversuche des griechischen Suffi-xes -νες (ion att -microνες) myk -ānes lt urgriech -ān-es zur Bildung von Ethnika einge-gangen werden Da diese bisherigen Erklaumlrungsversuche mE nicht uumlberzeugen konnten seien sie hier kurz diskutiert und die wichtigsten Gegenargumente genannt

1 H Jacobsohn (1927283ff 193076ff) (vgl auch Chantraine 1968163 68) hatte angenommen dass die Bildungen auf -ν- alle aus -acircον- kontrahiert seinen Dieser Erklaumlrungsversuch laumlsst sich mit folgenden Gegenargumenten entkraumlften

a) das Nebeneinander von nordwestgriechisch-dorisch und arkadisch -ν- gegenuumlber ionisch-attisch -ηv- (zB Egraveλληνες) zeigt deutlich dass urgrie-chisch -ān- zugrundeliegt Denn -z(1)on- haumltte im Attischen -εAgraveν- er-geben und waumlre auszligerhalb des Ionisch-Attischen zu -ν- kontrahiert wor-den vgl κοινaacute(acirc)ων Gen -aacute(acirc)ονος49 (gebildet wie hom διδυmicroaacuteονε) gt dor usw κοινaacuteν m sbquoTeilnehmer Gesellschafterlsquo Pind Py 328 Inscr

47 Vgl hierzu Leukart 1980246 Fn 27 bdquoAacuteθacuteνη bzw -αι ist urspruumlnglich Ortsname und nicht Name der Goumlttin die folgerichtig bei Homer Aacuteθηναplusmnη heiszligt (att Aacuteθηναplusmnα kontrahiert zu AacuteθηνAcirc) Es ist deshalb sinnlos den Ortsnamen von demjenigen der Goumlttin herleiten zu wollen (so Frisk GEW und Chantraine DELG sv) Myk A-ta-na-po-ti-ni-ja ist als Athānās (Ortname im Gen) Potnia aufzufassen (vgl ebenso mit Gen da-pu2-ri-to-jo p u-po-jo p)ldquo

48 Vgl zum Folgenden Leukart 1980246 49 Vgl als Parallele ξυνaacute(acirc)ων Gen -szlig(acirc)ονος ( ξaumlνmς) gt ξυνszligων Pind Py 348 Aisch frg 996 (per coni)

ξυνaacuteν Pind Nem 527 ξυνacuteων Hes th 595 u 601 ξυνAgraveν Soph frg 970 ξυνωνplusmnη Archil 89

372 Stefan Schaffner

Schw 3624 [Lokris] 65621 [Tegea] vgl auch dor κοιννEcircω Schw 89g [Argos] 323 B 48 [Delphi] Foedus ap Thuk 5791 vgl auch κοιννplusmnα Pind Py 197) att κοινεAgraveν sbquodslsquo Eur Her 149 u 340 Xenophons κοινAgraveν Cyr p 7535 scheint eine Umsetzung von dor κοινaacuteν nach att κοινωνEcircω (mit lautgesetzlicher Entwicklung von -ǣ(1)on- gt att -ων- im Vorton) wozu att κοινωνmς nach einem Verhaumlltnis wie στρατηγEcircω στρατηγmς ruumlckgebildet wurde zu sein (Leumann 1993223224 Fn 20 Peters 1980254255 Fn 212)

b) das Mykenische hat mit Bildungen wie Pa-ki-ja-ne Sphagiānes und I-na-ne Inānes gezeigt dass bereits im Urgriechischen ein Bildetyp von Eth-nika auf urgriech -ān- (neben Bildungen auf -ā1on- lt -ah2-1on- vgl myk [PY] o-qa-wo-ne- hokwāaringon- sbquoMitglied des Gefolgeslsquo [vgl hom aeligπfrac34ων sbquoGefaumlhrtelsquo] myk [KN] I-ja-wo-ne Iāaringon- sbquoMann aus Iālsquo) exis-tiert hat

2 Nach Schwyzer (1953185 487) koumlnnten die vorwiegend im Nordwesten beheimate-ten Ethnika auf -ān- auf uridg -ēn- (dehnstufige Variante des indiv Suffixes -eon-) beruhen und zwar mit nordgriechisch-illyrischem Lautwandel ē gt ā (wegen albanisch o lt uridg ē wohl uumlber ā) Als Gegenargumente lassen sich anfuumlhren

a) die Verbreitung der Ethnika auf -ān-es auch im Suumldgriechischen (Myke-nischen Arkadischen) und die fruumlhe Bezeugung im Mykenischen spre-chen gegen die Herkunft aus einer (aus anderen Gruumlnden voumlllig hypotheti-schen) Vorstufe Nordgriechisch-Illyrisch

b) die Hypothese Schwyzers ist kaum zutreffend fuumlr die Ethnika auf -ānes mit deutlichen oder zumindest moumlglichen griechischen Derivationsbasen mit Stamm auf -ā

3 Nach Leukart (1980238ndash247) dem wir die letzte umfassende Behandlung des Suf-fixes -νες (ion-att -microνες) myk -ānes lt urgriech -ān-es zur Bildung von Ethni-ka verdanken ist das Suffix -ān- der Ethnika vergleichbar mit dem Suffix -ān- von urgriech ne1ān-50 Urgriech ne1ān- ist das Grundwort von griech νενplusmnς sbquojunger Mannlsquo sekundaumlr Adj sbquojugendlichlsquo (zuerst νεηνplusmnης Uumlνacuteρ Hom Od κ 278 ξ 524) νενικmς sbquojugendlichlsquo (Ar+) Deminutiv νενplusmnσκος sbquojunger Mannlsquo (Hdt+) man vgl auch die denominalen Verba νενιεAumlοmicroαι sbquowie ein jugendlicher Hitzkopf handelnlsquo (Ar+) mit νενplusmnευmicroα sbquojugendlich impulsive Handlunglsquo (Pl+) und νενικEcircω sbquojugendlich seinlsquo (Eup+) Femininum νεAcircνις νεmicroνις -ιδος (Il+ ep-poet) Ur-griech ne1ān- stellt nach Leukart (1980241242) eine Ableitung mit der tiefstufi-gen Form des charakterisierend-individualisierenden Suffixes -eon- von einem vor-urgriechischen vielleicht sogar uridg Stamm ne1ā- (bzw ne1ah2-) der als Kol-lektivbildung sbquoGesamtheit der jungen Leutelsquo bedeutete dar Zur Funktion des Suffi-xes aumluszligert sich Leukart (1980242 Anm 15) folgendermaszligen bdquoWegen der indivi-dualisierend-singulativischen Funktion von ne1ā-n- usw (hellip) empfiehlt es sich von -eon- mit der spezielleren Bedeutungsentwicklung sbquoderjenige aus der Gruppe xlsquo gt sbquoeiner aus helliplsquo auszugehenldquo Gegen diese Erklaumlrung Leukarts laumlsst sich als Ge-genargument anfuumlhren dass das Suffix -ān- der Ethnika funktional nicht verglichen werden kann da zwischen der Ableitungsbasis und den abgeleiteten Ethnika deut-lich eine Zugehoumlrigkeitsrelation zum Ausdruck gebracht wird (zB ΦοιτιAcircνες eig

50 Moumlglicherweise bezeugt in νεfrac34ν νEcircος sbquoJuumlnglinglsquo (A D Adv 1608 Suid sv νεAcircνις Eust 33515 EM) falls es nicht bloszliges Grammatikerrekonstrukt zu Erklaumlrung von νεAcircνις ist (Leukart 1980238)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 373

sbquodie zur Stadt Φοιτplusmnαι Gehoumlrigen Einwohner der Stadt Φοιτplusmnαιlsquo ∆υmicroAcircνες [Phylenna-me] eig sbquodie zur dumā-zum bdquoStammldquo Gehoumlrigenlsquo in der Bedeutung etwa von φυλEcircται sbquoStammesgenossenlsquo) und das individualisierende Suffix -eon- alleine den Ausdruck der Zugehoumlrigkeit nicht leistet51

4 Bei Balles (2008208) sind die griechischen Voumllkernamen auf -νες (ion att -microνες) urgriech -ān-es falsch unter die vorwiegend fuumlr gewisse dorische bzw nordwest-griechische Dialekte charakteristischen Sekundaumlrbildungen auf -acuteν Gen -microνος des Typs λεσχacuteν sbquoSchwaumltzerlsquo ( λEcircσχη sbquoOrt zum Liegen Plaudereilsquo) oder ξιφacuteν sbquoSchwerttraumlgerlsquo (ccedil φEcircρων ξplusmnφος Hsch)52 wozu auch die vor allem in Megara und Korinth bezeugten Personennamen wie Λυσacuteν Καλλacuteν Aacuteριστacuteν Νικacuteν etc (vgl Solmsen 1909116ff) zaumlhlen eingeordnet Diese Bildungen zeigen auch im dorisch-nordwestgriechischen Dialektgebiet die Suffixablautstufe -ην- lt urgriech -ēʛn- die mit dorisch-nordwestgriechisch -ν- lt urgriech -ān- der Ethnika lautlich nicht kompatibel ist

8888 In der Folge soll nun eine neue Erklaumlrungsmoumlglichkeit der Suffixe urgriech -ān-es und urslav -ěne bzw -jane zur Bildung von Ethnika und der baltischen Zugehoumlrigkeitsbil-dungen auf -rna- praumlsentiert werden Den Ausgangspunkt fuumlr diese neue Erklaumlrungsmoumlg-lichkeit bildet die Beobachtung dass im Urindogermanischen bzw in den Einzelsprachen Suffixkonglomerate zur Bezeichnung der Zugehoumlrigkeit aus der Kombination zweier funk-tional aumlquivalenter Zugehoumlrigkeitssuffixe bzw aus der Kombination zweier Bildemoumlglich-keiten zur Bezeichnung der Zugehoumlrigkeit entstanden sein koumlnnen Man vergleiche zum Beispiel

a) Zugehoumlrigkeitssuffix -iacuteh2-no- (lat -īnus gr -eacuteνος lit -yacutenas slav -iacutenъ germ -īna-53) Kombination aus dem V~k-Suffix -iacuteh2-

54 (vgl ai v~k- f sbquoWoumllfinlsquo ai

51 Diese Uumlberlegung mag vielleicht auch der Grund dafuumlr sein dass Nikolaev 2010191 als Grundlage von ur-griech ne1ān- eine auf dem Kollektivum ne1eh2- bdquoyouthldquo basierende Ableitung ne1eh2-h1(eo)n- bdquohaving youthldquo (gt Hsch νεfrac34ν νEcircος) mit dem Hoffmannschen Possessivsuffix postuliert Nikolaev 2010191 Fn 9 er-laumlutert weiter hierzu bdquoThe analysis here differs from the one originally proposed by Leukart only insofar as he glosses ne1eh2 as lsquoGesamtheit der jungen Leutersquo and operates with an individualizing -n-suffix while I use Hoffmannrsquos possessive suffix -h1(eo)n- insteadldquo

52 Vgl zu diesem Typ auch Peters 1980169 53 ZB lat equīnus sbquozum Pferd gehoumlriglsquo equus sbquoPferdlsquo gr ecircκεανναι sbquoOkeanostoumlchterlsquo lit kaimyacutenas sbquoNach-

barlsquo kaiacutemas sbquoDorflsquo aksl sestrinъ sbquozur Schwester gehoumlriglsquo ahd fingirīn sbquoFingerringlsquo 54 Die Bestimmung des Laryngals des V~k-Suffixes als h2 ergibt sich mE aus der Analyse von gr

Uumlνδριfrac34ς -frac34ντος sbquoStandbild Statuelsquo als h2rih2-aacutent- (vgl zur Bildung auch toch B iko Pl ikonta sbquoSchrittlsquo lt sekās lt sekah2-t-s oder -ant-s [ B sik- sbquoschreitenlsquo lt sik-]) das als Erweiterung mit einem die Bedeu-tung des Grundwortes nur gering modifizierenden abstufenden Suffix ----ent-----nt- (in Faumlllen wie heth irmala-nt- sbquokranklsquo irmala- sbquodslsquo weitere Beispiele unter sect81) einer V~k-Bildung h2r-iacuteh2- sbquowas einem Mann ver-gleichbar ist Bild eines Manneslsquo gedeutet werden kann (Klingenschmitt 2005423 Anm 142) Die Bildungen auf -iacuteh2- des V~k-Typs haben naumlmlich unter anderem die Funktion etwas zu bezeichnen was in seiner Be-schaffenheit an den durch das Grundwort bezeichneten Begriff erinnert (vgl AiGII2384 Klingenschmitt 2005344) vgl zum Beispiel ai ā-v Du sbquoHodenlsquo āaacute- n sbquoEilsquo Du sbquoHodenlsquo lat saniēs sbquoverdorbenes Blut Wundjauchelsquo lt h1sh2an-ih2- sbquoBlutaumlhnlicheslsquo ( heth ešar gr eumlαρ ai aacutes~-k n sbquoBlutlsquo lt uridg h1eacutesh2~ Gen h1sh2aacuten-s) aisl myacuterr f Sumpf Schlammlsquo lt urnord me1Ri+R lt urgerm me1zī lt me1siacuteh2- sbquowas ei-nem Moor aumlhneltlsquo ae mēos m n sbquoMoor Schlammlsquo ahd mios m n sbquodslsquo lt meacute1so- Nur der Ansatz mit h2 erklaumlrt mE auch die Tatsache dass bestimmte Staumlmme des V~k-Typs im Baltischen bzw Litauischen zu Staumlmmen mit Nom Sg -ijagrave und Akk -iją umgebildet sind vgl zB urslav oldi Gen ldiję sbquoSchifflsquo (skr štok lađa čak [Vrgada] ldegatildeđa slov laacutedja nruss ladjaacute aruss lodja) lt alds Gen aldiās (aumllter -i-as

374 Stefan Schaffner

v~ka- m sbquoWolflsquo ai rath- m sbquoWagenlenkerlsquo raacutetha- m sbquoWagenlsquo urslav sǫdi m sbquoRichterlsquo lt som-dhh1-iacuteh2- urslav sǫdъ m sbquoGerichtlsquo lt som-dhh1-oacute-) und dem Suffix -no- (vgl zB lat Romā-nus sbquoRoumlmerlsquo Roma lat paternus sbquozum Vater gehoumlriglsquo maternus sbquozur Mutter gehoumlriglsquo lat fānum sbquoHeiligtumlsquo lt fasnom lt dhƽ1s-no-m sbquozu einer religioumlsen Feier gehoumlriglsquo)

b) av āhuiri- sbquozum ahura- gehoumlriglsquo ( ahura- sbquoHerrlsquo) Kombination aus Vigraveddhi55 plus Zugehoumlrigkeitssuffix -i- (ohne Vigraveddhi av zaraθuštri- sbquozu Zarathustra gehoumlriglsquo zaraθuštra-)

c) uridg te1-oacute- sbquozu dir gehoumlriglsquo (griech hom dor τεacircmς lat tuus) tū sbquodulsquo de1-oacute- sbquoHimmlischer Gottlsquo (ai devaacute- lat deus dīvus lit diẽvas etc) de1-di1- sbquoHim-mellsquo Kombination aus Vigraveddhi51 plus Zugehoumlrigkeitssuffix -o-56 (vgl ohne Vigraveddhi t1-oacute- sbquozu dir gehoumlriglsquo gt griech ion att σmς av θβ)

d) Suffix -io- (vgl zB lat patrius griech πfrac34τριος sbquozum Vater gehoumlriglsquo) lt -ih2-o- Kombination aus den beiden Zugehoumlrigkeitssuffixen -ih2- und -o-57

lt -ih2-as) lit aldijagrave Akk aCdiją sbquoEinbaum Kahnlsquo (nach dem Wandel von -ia- zu ē eingetretene) Umbil-dung von ald-s Gen aldi-as lt aoldh-iacuteh2- sbquoTrogaumlhnlicheslsquo urgerm alđōn- sbquoTroglsquo (nnorw dial olda f sbquogroszliger Troglsquo nschwed aringlla f sbquoBottichlsquo) lt aoldhā-n- (vgl Klingenschmitt 2005344) Zugunsten von h1 des V~k-Suffixes argumentiert Widmer 2005190ff worauf hier im Einzelnen aber nicht eingegangen werden kann

55 Vgl zB ahd swāgur m sbquoSchwagerlsquo lt urgerm s1ēDžura-z lt s1ē0uroacute-s sbquoder zum Schwiegervater (als Sohn) Gehoumlrigelsquo uridg s1eacute0uro-s sbquoSchwiegervaterlsquo (ai śvaacuteśura- gr Uacuteκυρmς lat socer ahd swehur ae sweor etc) Vgl zur Vigraveddhi-Ableitung insgesamt Darms 1978 Jochem Schindler (bei Balles 2006286ff Fn 473 und Widmer 2008618) leitet die Vigraveddhi-Ableitung aus einer Lokativhypostase von endungslosen dehnstufi-gen Lokativen von Wurzelnomina her wobei als Operator fuumlr die Bildung des abgeleiteten Stammes dasselbe Suffix -eo- dient das auch bei Hypostasen von i-Lokativen auftritt (zB uridg h2ant-i+eacuteoacute- sbquoauf der Vor-derseite gegenuumlber befindlichlsquo [gt gr Uumlντplusmnος sbquogegenuumlberstehend entgegengesetztlsquo substantiviert urgerm andia- m n sbquoEnde Rand Grenzelsquo] uridg h2ant-i Lok sbquoauf der Vorderseite gegenuumlberlsquo) Auf einer Loka-tivhypostase uridg pēd-oacute- sbquoam Fuszlig befindlich zum Fuszlig gehoumlriglsquo ( prdplusmni sbquoam Fuszliglsquo) beruhen nun einerseits lit pėdagrave f (3) sbquoFuszligsohle Fuszligspurlsquo = lett pecircda f sbquoFuszligsohlelsquo (lit dial auch ppdas m (3) sbquoFuszligsohlelsquo) und an-dererseits wohl auch griech πηδmν n sbquoRuderblattlsquo (Od+ benannt nach der flachen Form und der Befindlich-keit unten am Ruder FriskII527) dessen urspruumlngliche Bedeutung noch von dem abgeleiteten Verbum πηδfrac34ω sbquospringen huumlpfenlsquo (Il+) vorausgesetzt sein koumlnnte (zur Deutung von lit pėdagrave f (3) sbquoFuszligsohle Fuszlig-spurlsquo = lett pecircda f sbquoFuszligsohlelsquo als einer Vigraveddhi-Ableitung zu ped- sbquoFuszliglsquo vgl Griepentrog 1995163 Larsson 2003245 Anm 15 NIL537 Fn 64) Aus dem prototypischen Nebeneinander von pēd-oacute- sbquoam Fuszlig befindlich zum Fuszlig gehoumlriglsquo ( prd sbquoam Fuszliglsquo) und peacuted- sbquoFuszliglsquo auf das pēd-oacute- sekundaumlr als Ableitung bezogen werden konnte haumltte nun die Regel abstrahiert werden koumlnnen dass bei dieser spezifischen Ableitung das Derivat ge-genuumlber der Derivationsbasis Erhoumlhung des Wurzelablauts um eine Stufe (ē e danach analogisch ō o und e ) und zwar nach dem ersten konsonantischen Wurzelradikal zeigt und das Derivat gegenuumlber der Deriva-tionsbasis oppositiven Akzent aufweist Fuumlr den Ansatz eines Lok Sg prd(plusmni) spricht der Lok Pl prt-su lt prd-su in air iacutes kymr is untenlsquo lt īssu (vgl auch altalb [Buzuku] peumlr posh alb dial peumlrpoacutesh sbquounten hin-unter herunterlsquo lt pēd-si) Mit dem Ansatz eines Lokativ Singular prdplusmni ergaumlbe sich ein weiteres Beispiel fuumlr eine Regel dass bei athematischen Staumlmmen die Ablautstufe des Lokativ Singular gegenuumlber der Ablaut-stufe des paradigmatisch zugeordneten Genitiv Singular jeweils um einen Grad erhoumlht ist (vgl Klingenschmitt 2005319 Fn 30ndash32) Die Regel laumlszligt sich erschlieszligen aus Paradigmen wie Sg Nom dr1-s Gen di1-eacutes Lok deacute1plusmni Sg Nom meacutenti-s Gen mteacute-s Lok mtrplusmni Sg Nom h1noacuteh3m Gen h1h3meacuten-s Lok h1h3mrnplusmni

56 Vgl auch Schaffner 2004490 Fn 15 mit Literatur 57 Fuumlr eine Untermenge der Bildungen auf -ieo- kommt sicherlich auch eine Herleitung aus Hypostasen von

i-Lokativen in Betracht (Widmer 2008617 Balles 1997161ff Nussbaum 1986243) zB uridg h2ant-i+eacuteoacute- sbquoauf der Vorderseite gegenuumlber befindlichlsquo (gt gr Uumlντplusmnος sbquogegenuumlberstehend entgegengesetztlsquo

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 375

81818181 Auch bei Suffixkonglomeraten anderer Funktion besteht die Moumlglichkeit dass diese durch Kombination zweier funktional aumlquivalenter Suffixe enstanden sind man vergleiche zB das im Lateinischen bei Substantiven der 3 bis 5 Deklination verwendete Deminutiv-suffix -culus -a -um (zB homuculus sororcula aedicula vasculum etc) lt -ke-lo- das durch die Kombination eines Deminutivsuffixes -keo- (zB ai rāja-kaacute- sbquoKoumlnigleinlsquo rzjan- sbquoKoumlniglsquo ai pit~-kaacute- sbquoVaumlterchenlsquo pitaacuter- sbquoVaterlsquo aisl bolungr sbquojunger Stierlsquo lt --koacute- boli m n-St sbquoStierlsquo) und eines Deminutivsuffixes -lo- (lat -ulus lt -e-lo- got magula sbquoKnaumlbleinlsquo magus) hervorgegangen ist Im diesem Zusammenhang sei kurz darauf verwiesen dass das slavische Suffix -ęt- zur Bezeichnung von jungen Lebewesen vorwie-gend von Tierjungen (BraumluerIII80ndash99) aus der Kombination zweier individualisierend-charakterisierender Suffixe -en- und -et- entstanden sein kann zB urslav posęt- n sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ( uridg poacuter0oe- sbquodslsquo [lit pašas (2) ahd far(a)h ae fearh lat porcus mir orc]) urslav moCdęt- n sbquoJungeslsquo lt moacutelde-n-t- ( urslav moCdъ sbquojunglsquo lt moacuteldho-)58 auszligerhalb des Slavischen vielleicht auch arm ayceamn sbquoGazellelsquo lt h2ai-(hx)-t- ayc (i) sbquoZiegelsquo lt h2ai-59 Man vergleiche zum individualisierenden Suf-fix -eon- etwa Beispiele wie lat Catō -ōnis sbquoSchlaumlulinglsquo catus sbquoschlau verschlagenlsquo griech στρfrac34βων sbquoSchielerlsquo στραβmς sbquoschielendlsquo got liuta -ins sbquoHeuchlerlsquo liuts sbquoheu-chelndlsquo etc60 zum indiv Suffix -eot- etwa ai haacuteri-t- n sbquogelbe Farbelsquo (in haacuterit-vant- sbquogoldgelblsquo) lt heacutelh3i-t- n sbquodas Gelbelsquo ai haacuteri- sbquofahl gelblichlsquo jav zairi- sbquogelblsquo lt heacutelh3i- uridg meacuteli-t- n sbquoHoniglsquo (gr microEcircλιτ- got milithorn etc) eig sbquoGelbeslsquo ( urkelt meli-no- sbquogelblsquo in mkymr melyn) uridg (h13)aacutelbi-t- n sbquoWeiszligeslsquo (gr ETHλφι n Pl ETHλφιτα sbquoGerstenmehllsquo alb elb sbquoGerstelsquo)61 und griechische und lateinische Bildungen wie gr γυmicroνacuteς γυmicroνacuteτ- sbquoLeichtbewaffneter Infanteristlsquo ( γυmicroνmς sbquonackt unbekleidetlsquo) gr UumlργEcircτ- Uumlργacuteτ- sbquoglaumlnzend strahlend schimmerndlsquo ( Uumlργmς sbquodslsquo) lat stīpes stīpit- sbquoZweig Stocklsquo ( stepo- sbquostarr steiflsquo gt urgerm stīfa- gt ae mhd stīf)62 Eine Analyse des slavischen Suf-fixes -ęt- n als -(e)n- + -t- ergibt sich vom Material des Slavischen aus schon alleine dadurch dass die Bildungen auf -ęt- in deutlicher Beziehung zu Ableitungen von n-Staumlm-men gleicher Bedeutung stehen (vgl zB russ ksl mladę n sbquoKind Knabelsquo [vgl auch slo-vak mlaacutedrsquoa n sbquojunges Tierlsquo] lt urslav moCdęt- n sbquoJungeslsquo aksl mladen-c mladěn-c sbquodslsquo [vgl apreuszlig Elb Voc 189 kint maldenikis] russ dialekt moacuteloden sbquojunger Mannlsquo lt urslav moCden- [Ableitung mittels des indiv n-Suffixes von urslav moCdъ Adj sbquojunglsquo gt aksl mladъ russ moacutelodъ]) und die Bildungen auf -ęt- in den Einzelsprachen zum Teil im Singular (vgl russ Sg teleumlnok sbquoKalblsquo Pl teljaacuteta) oder im Plural (ačech haumlufig Pl -enci lt -en-ci Sg -ě lt -ę zB Pl kuřenci Sg kuřě sbquoHuhnlsquo) durch Ableitungen von n-Staumlm-men suppliert werden (vgl auch apreuszlig smunents sbquoMenschlsquo neben smūnen-isks sbquomensch-lichlsquo)63 Die Produktivitaumlt dieses Typs im Slavischen mit dieser spezifischen semantischen Funktion ist wohl von prototypischen Bildungen wie urslavisch posęt- n sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ausgegangen dessen Grundwort poacuter0eo- dieselbe Bedeutung hat Das Suffix-konglomerat -en-t--n-t- duumlrfte in rein bdquoaugmentativerldquo Funktion wie in urslav posęt- n

substantiviert urgerm andia- m n sbquoEnde Rand Grenzelsquo) uridg h2ant-i Lok sbquoauf der Vorderseite gegen-uumlberlsquo

58 Vgl Schaffner 2001209ndash211 59 Klingenschmitt 19822526 Fn 19 60 Vgl Krahe amp Meid 1969III 92 Schaffner 2001526ndash529 61 Vgl Schaffner 2001211 Fn 200 Zu einer Analyse dieser Bildungen als t-Instrumentale Pinault 198032

Widmer 2005197 62 Nussbaum 20044 63 BraumluerIII81 Schaffner 2001209210

376 Stefan Schaffner

sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ( uridg poacuter0oe- sbquodslsquo) wohl auch im lat Ethnikon Pīcentes sbquodie (jungen) Spechtelsquo ( lat pīcus umbr peico sbquoSpechtlsquo) neben dem Adjektiv Pīcēnus LN Pīcēnum64 in apreuszlig smunents sbquoMenschlsquo (neben smūnen-isks sbquomenschlichlsquo) und wohl auch in griech Uumlνδριfrac34ς -frac34ντος m sbquoMenschenbild Bildsaumlule Standbildlsquo lt h2r-ih2-ant- (Erwei-terung von h2r-iacuteh2- sbquowas einem Mann vergleichbar ist Mannsbildlsquo) Uumlνacuteρ m sbquoMann Menschlsquo lt h2nrr verbaut sein

82828282 Wenn man nun das in sect8 illustrierte Prinzip der Kombination zweier funktional aumlquiva-lenter Zugehoumlrigkeitssuffixe zu einem Suffixkonglomerat auch auf das genannte baltische Zugehoumlrigkeitssuffix -rna- (lit -pnas f -pnė lett -ēns f -ēne vgl oben sect665) anwendet das eine etymologische Entsprechung in lateinischen Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -ēnus (zB Adj Pīcēnus LN Pīcēnum lat pīcus sbquoSpechtlsquo lat -iēnus Abl von io-Staumlmmen zB aliēnus sbquozu einem anderen gehoumlriglsquo alius laniēna [taberna Varro] sbquoFleischerladenlsquo altlat lanius sbquoMetzgerlsquo [wie figlīna taberna sbquoToumlpferwerkstattlsquo figulus sbquoToumlpferlsquo) besitzt66 so kann deren Vorform -eh1-no- bzw -e-h1-no- (bei Ableitung von eo-Staumlmmen67) als Kombina-tion eines abstufenden Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1-h1 dessen unflektierte Form moumlgli-cherweise der urindogermanischen Instrumentalendung -eh1-h1 zugrundeliegt68 und dem Zugehoumlrigkeitssuffix -no- analysiert werden Eine spezialisierte Funktion des Konglome-rats -(e)h1-no- koumlnnte dann in dem sogenannten bdquoHerrschersuffixldquo69 -h1-no- der Bedeu-

64 Vgl Rix 195051237ff 65 Hiervon etymologisch zu trennen ist wohl das zur Bildung von Stoffadjektiven verwendete slavische Suf-

fix -ĕnъ (vgl Vondraacutek 1924I 528529) dass wohl an n-Staumlmmen erwachsen ist (vgl aksl kamĕnъ sbquosteinernlsquo russ kaacutemjanyj serb k`men urslav kaacutemen- m sbquoSteinlsquo aksl plamĕnъ serb pl`men sbquoflammendlsquo urslav plaacutemen- m sbquoFlammelsquo) und von dort als komplexes Suffix abgeloumlst ist (vgl aksl drĕvĕnъ sbquohoumllzernlsquo drĕvo sbquoHolzlsquo)

66 Rix 1972727728 weist darauf hin dass das Umbrische ein patronymisches Gentilnamensuffix -ēno- kennt das mit einem einzigen ndash allerdings durchsichtigen ndash Beispiel aus umbrischen Texten zu belegen ist Voisiener (Gen Sg Ve 236) zu Voisis lt -sos Der Typ ist auf lateinischen Inschriften aus Umbrien und aus den oumlstli-chen und suumldlichen Nachbargebieten der Pikenter Vestiner und Sabiner haumlufig Alfēnus (auch Hor sat 1 3 130+) Labiēnus (auch Sil 1034+) Nach Rix loc cit entspricht dieses patronymische Gentilnamensuffix des Umbrischen etymologisch dem Suffix des Ethnikons Picēnus zu lat pīcus und umbr peico (Akk) sbquoSpechtlsquo Nach Rix loc cit (vgl auch Mayrhofer 197732) gehoumlrt hierher auch das im Iranischen Patronymika bilden-de Suffix -āna- das sich auf -ēno- zuruumlckfuumlhren laumlszligt aav Haēca aspānā (Nom Sg f Yasna 553) zu Haēca aspa (Yasna 4615) Immerhin erwaumlgenswert ist die Frage ob das im Iranischen zur Bildung von Landschaftsnamen gaumlngige Suffix -āna- zB in av Vƽhrkāna- sbquoHyrkanienlsquo (in jav vƽhrkānōšaiiana- sbquodie Wohnung der Hyrkanier bildendlsquo V 111) vƽhrka- m sbquoWolflsquo (vgl auch mp gwlgrsquonyk gurgānīγ sbquozur Pro-vinz Gurgān gehoumlriglsquo np Gurgān gurg sbquoWolflsquo) nicht ebenfalls hier etymologisch anzuschlieszligen ist wenn-gleich das lange ā von -āna- (wie auch des patronymischen Suffixes -āna-) lautlich natuumlrlich mehrdeutig ist

67 Die akutierte Intonation in Faumlllen wie lit kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo ( kaacutelnas sbquoBerglsquo) kaimpnas sbquoNachbarlsquo ( kaiacutemas sbquo[Bauern-]Dorf Landlsquo) deren Ableitungsbasen thematische Staumlmme bilden zeigt wohl dass das Suffixkonglomerat -h1-no- mit Nullstufe der ersten Komponente an den e-stufigen Stamm der Ableitungsba-sis getreten ist Diese Bildungen folgen dann einer Regel dass flexions- und derivationsmorphologische Ele-mente die in die Nullstufe treten koumlnnen an thematische Staumlmme in nullstufiger Gestalt angefuumlgt werden (vgl -o-nt- -eacutent- -o-h1- -eacuteh1-) vgl Klingenschmitt 2005454

68 In diesem Fall koumlnnte die bdquoApertinentivldquo-Endung -ī lt -ih2 verglichen werden die als unflektierte Form des Zugehoumlrigkeitssuffixes -ih2- (ai v~k- f sbquoWoumllfinlsquo ai v~ka- m sbquoWolflsquo ai rath- m sbquoWagenlenkerlsquo raacutetha- m sbquoWagenlsquo etc) zu bestimmen waumlre (vgl etwa teacute1e Gen te1oacute- sbquodeinlsquo ai asmzkaplusmnm Gen asmzka- sbquoun-serlsquo) Klingenschmitt 2005318

69 Man vergleiche die maszliggeblichen Materialsammlungen von Meid 195657260ndash295 1ndash128 und Meid 1957 72ndash108 113ndash126 (vgl auch Krahe amp Meid 1969III 109110 Schaffner 1999[2002]187188)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 377

tung sbquoHerrGott uumlber das was das Grundwort zum Ausdruck bringtlsquo (eig sbquoder (als Herr Gott) dazu Gehoumlrigelsquo) in Bildungen mit Dehnung des praumlsuffixalen Vokals wie lat tribūnus sbquoVorsteher der tribuslsquo ( tribu-) Portūnus sbquoGott der Haumlfen und Durchgaumlngelsquo ( portu-) Neptūnus sbquoGott des feuchten Elementslsquo ( neptu-) Fortūna sbquoGoumlttin des Schicksals und Gluumlckslsquo ( fortu- verbaut in fortuītus sbquozufaumllliglsquo) lat Bellōna sbquoGoumlttin des Kriegeslsquo ( bello-) Annōna sbquoGoumlttin der Erntelsquo ( annus sbquoJahreserntelsquo) vorliegen70 neben denen Bildun-gen mit bdquoeinfachemldquo -no- ohne Dehnung des praumlsuffixalen Vokals wie in lat dominus sbquoHausherrlsquo lt domo-no-s ( domo-) gall Eponā sbquoGoumlttin der Pferdelsquo ( epo- sbquoPferdlsquo) gall Maponos sbquoGott der Soumlhnelsquo ( mapo- sbquoSohnlsquo) gall Nemetonā sbquoGoumlttin der (heiligen) Hainelsquo ( gall nemeton) gall Damonā sbquoGoumlttin der Ochsen bzw Hirschelsquo ( damo- vgl air dam sbquoOchse Hirschlsquo) anord Herjann (Beiname des Gottes Oacuteethinn) = kelt koronos (abrit VN Coriono-tōtae) = griech κοplusmnρανος sbquoHeerfuumlhrer Herrscherlsquo (poet seit Ho) lt koro-no-s sbquodslsquo ( uridg koro- sbquoHeerlsquo)71 urgerm thorne1đana-z m sbquoKoumlniglsquo (got thorniudans anord thornjoacuteethann ae thornēoden as thiodan) lt te1to-noacute-s sbquoVorsteher der thorne1đō der Volksgemeindelsquo ( urgerm thorne1đō- f sbquoVolklsquo got thorniuda ahd diota) stehen72

83838383 Die Richtigkeit der obigen morphologischen Analysen vorausgesetzt ergibt sich nun auch eine klare Analysemoumlglichkeit fuumlr das slavische Suffix -ěn- (bzw -jan- lt --ēn-) zur Bildung von Ethnika und Einwohnernamen Das slavische Suffix -ěn- kann dann als Kombination des abstufenden Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1- das als erste Komponente in -eh1-no- verbaut ist und der Nullstufe des individualisierenden n-Suffixes gedeutet wer-den Bei thematischen dh eo-staumlmmigen Grundwoumlrtern waumlre das Konglomerat in der nullstufigen Gestalt der ersten Komponente an den e-staumlmmigen Themavokal der Deriva-tionsbasis angefuumlgt worden73 (-e-h1-n-74 gegenuumlber zB --eacuteh1-n- bei i-staumlmmigen Grund-woumlrtern) zB urslav poljaacutene sbquoFeldbewohnerlsquo lt (Transponat) polh2eacute-h1-n-es urslav

70 Nussbaum 19981ndash11 postuliert fuumlr eine Vielzahl von einzelsprachlichen Sekundaumlrbildungen mit Laumlnge des praumlsuffixalen Vokals bdquodekasuativeldquo Ableitungen von Instrumentalen auf -V-h1- so zB in Bildungen wie lat Portūnus Bellōna die er als deinstrumentale possessive Bildungen mit einen Konglomerat -h1no- deutet Auch das Hoffmannsche Possessivsuffix ist nach Nussbaum 19989ndash11 (vgl zB auch Nikolaev 2010191) als deinstrumentale Bildung auf -h1-eon- zu analysieren zB av mąθrān- m sbquoSpruchkennerlsquo lt mentro-h1-on- mąθra- sbquoSpruchlsquo lt mentro- (Argumente gegen den Ansatz des Hoffmannschen Possessiv-suffixes mit Laryngal 3 als -h3on- bei Nussbaum 199810ndash11) Diese Analyse bietet nach Nussbaum 199811 den Vorteil dass der desubstantivische Typ auf -Hon- (av mąθrān-) und der deadjektivische Typ auf -eon- (av marƽtan-) letztendlich identisch seien Ich unterscheide mich in den Analysen von Nussbaum nur inso-fern als ich in dem morphologischen Element -eh1h1- nicht eine Kasusform sondern ein Suffix sehe dessen unflektierte Form moumlglicherweise dem uridg Instrumental auf -eh1h1- zugrundeliegt

71 Vgl hierzu die ausfuumlhrliche Besprechung bei Peters 1980170ndash171 72 Vgl zu den bisherigen Deutungen des Nebeneinanders von Bildungen mit und ohne Dehnung des praumlsuffixa-

len Vokals bei Bildungen mit dem bdquoHerrschersuffixldquo Schaffner 1999[2002]188 Fn 207 mit Literatur (vgl auch Stuumlber 20048ndash15)

73 Vgl zu dieser Regel Klingenschmitt 2005445 74 Es stellt sich die Frage ob nicht individualisierende Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -e-h1-n- als Zwischenstufe

der Wortbildung fuumlr die indoiranischen femininen Namen auf -ān-d (lt -e-h1-n-iacuteh2) zu thematischen mas-kulinen Eigennamen (insbesondere Goumltternamen) wie im Falle von ved Indrā- sbquoFrauGattin des Indralsquo GN Iacutendra- Varuān- sbquoFrauGattin des Varuethalsquo (daneben Ableitungen von Appellativen wie arayān- sbquoGoumlttin der Einoumldelsquo aacuteraya- sbquoWuumlste Wildnislsquo ūrjān- sbquoPersonifizierung der Kraftlsquo currenrj- sbquoKraftlsquo) av ahurānī- sbquogoumltt-liche Herrinlsquo ahura- sbquogoumlttlicher Herrlsquo mayeniiānī- sbquoFrau des Urmenschenlsquo (in Pahlavi-Uumlberlieferung) mayeniia- sbquoName des mythischen Urmenschenlsquo (vgl Stuumlber 200414) anzusetzen sind Freilich sind auch andere Erklaumlrungsmoumlglichkeiten denkbar (vgl zB Stuumlber 20041415 mit aumllterer Literatur)

378 Stefan Schaffner

poCje sbquoFeldlsquo n lt poacutelh2o-m Das individualisierende n-Suffix findet sich auch in Kombi-nation mit anderen Zugehoumlrigkeitssuffixen Haumlufig ist zB ein Suffix -io-n- (lt -ih2o-n-) in Bildungen wie gr (θεοOgrave) οmacrρανplusmnωνες sbquodie Himmlischen (Goumltter)lsquo ( οmacrρανoacuteς sbquoHimmellsquo) Κρονplusmnων sbquoKronide Sohn des Kronos (Zeus)lsquo lat lūdiō m sbquoSchauspielerlsquo = lūdius sbquodslsquo ( lūdus sbquoSpiel Schauspiellsquo) mūliō sbquoMaultiertreiberlsquo ( mūlus sbquoMaultierlsquo) got fiskja sbquoFi-scherlsquo ( fisks) kasja sbquoToumlpferlsquo ( kas) gallisch (latinisiert) Artiō sbquoGoumlttin der Baumlrenlsquo lt artion- ( keltisch arto-s sbquoBaumlrlsquo) altirisch Goibniu sbquoGott der Schmiedelsquo lt gobannion- ( altirisch gobae Gen gobann m sbquoSchmiedlsquo) etc75 Mit -io-n- vergleichbar ist in mittel-iranischen Sprachen ein Suffix -akān- (mp B-Phl -krsquon man-mp -grsquon -aγān sogd -krsquon -(a)kān) das auf Adjektiven der Zugehoumlrikeit mit Suffix -aka- beruht (vgl B-Phl mltrsquonk marδānaγ sbquomannhaft tapferlsquo lt martān-aka-) und substantivische Zugehoumlrigkeits-bildungen ableitet zB B-Phl wrsquozrsquolkrsquon man-mp wrsquocrsquorgrsquon wāzāraγān sbquoKaufmann Haumlnd-lerlsquo (np bāzārgān) lt wāzārakān- sbquoder zum Markt Gehoumlrigelsquo B-Phl wrsquocrsquol man-mp wrsquocrsquor wāzār sbquoMarktlsquo (np bāzār) man-sogd ptrkrsquon chr-sogd ptrqrsquon pitarkān sbquovom Va-ter stammendes Erbelsquo76 Auch das nur im Indoiranischen bezeugte Suffix -iacuten- (zB in ai aśviacuten- m sbquoRitterlsquo [ aacuteśva- m sbquoPferdlsquo] praśniacuten- m sbquoFragerlsquo [ praśnaacute- sbquoFragelsquo]) stellt wohl eine Kombination des Zugehoumlrigkeitssuffixes -i- und des individualisierenden n-Suffixes dar77 Das Nebeneinander von -eh1-no- (balt -rna- lat -ēnus) zu -eh1-n- bzw -e-h1-n- (slav -ěn-) verhaumllt sich morphologisch wie das Nebeneinander von -iacuteh2-no- (lat -īnus etc) zu -iacuteh2-n- gt griech -eacuteν- (griech Fortsetzer des V~k-Typs) zB griech γλωχeacuteWς -eacutentildeνος sbquoSpitzelsquo ( γλograveχες sbquoGrannenlsquo) UumlκτeacuteWς sbquoStrahllsquo ( ved aktuacute- sbquoNachtlsquo) δελφeacuteWς sbquoDelphinlsquo ( δελφAumlς sbquoGebaumlrmutterlsquo) Oacuteσmicroeacutentildeν- sbquoSchlachtlsquo ( ved yudhmaacute- sbquoKaumlmpferlsquo)78

84848484 Zumindest fuumlr eine Untermenge der slavischen Bildungen auf -ěn-e bzw -jan-e koumlnnte allerdings auch eine Alternativerklaumlrung in Betracht kommen die bei Vondraacutek (1924543) angedeutet ist Es koumlnnten Possessivbildungen mit oppositivem Akzent an de-ren e-stufigen betonten Themavokal das individualisierende n-Suffix getreten waumlre79 zu thematischen barytonen Grundwoumlrtern vorliegen So koumlnnte das morphologische Verhaumlltnis von urslav poljaacutene lt (Transponat) polh2rn-es sbquodie mit Feldern Versehenenlsquo zu seinem Grundwort urslav poCje sbquoFeldlsquo n lt poacutelh2o-m genau dem von av karapan- m sbquoRitual-priesterlsquo (Nom Pl karapanō Gen Pl karafnąm) lt uriran karpaacuten- lt kolpeacute-n- sbquoder mit dem Ritual Versehene der das Ritual Ausfuumlhrendelsquo zu seinem in ai kaacutelpa- m sbquoRituallsquo fort-gesetzem Grundwort koacutelpeo-80 oder dem von griech ξιφacuteν sbquoSchwerttraumlgerlsquo (ccedil φEcircρων ξplusmnφος Hsch) zu seinem Grundwort ξplusmnφος sbquoSchwertlsquo entsprechen wobei anzunehmen waumlre dass die e-Langstufe des Suffixes in polh2rn-es gt urslav poljaacutene wie im Griechischen (Nom -acuteν Gen -microν-ος) aus dem urspruumlnglichen Nom Sg auf -rn paradigmatisch verall-gemeinert worden waumlre (so Zubatyacute bei Vondraacutek 1924543) Allerdings ist fuumlr das Slavische

75 Vgl zu den Goumltternamen bzw Goumltterepitheta vor allem Stuumlber 20043ndash5 76 Vgl Schaffner 2005241ndash243 mit weiteren Beispielen 77 Vgl Klingenschmitt 2005349 78 Risch 197458 Schindler 197563 Balles 2008225 Innerhalb der griechischen Bildungen auf -īn- differen-

ziert Leukart 1980243 Fn 22 folgendermaszligen bdquo-īn- ist deutlich possessiv in δελφν- sbquo(Fisch) der Gebaumlrmut-ter hatlsquo lt -i-h3n- zu einem sbquoCalandrsquoschlsquo neben δελφAumlς stehenden aumllteren i-Stamm oder analogem Vorbild vgl auch Τρχν- sbquoSchroffes (= Felswaumlnde) habendlsquo (Ortsname) neben τρχAumlς Dagegen steht wahrscheinlich indi-vidualisierendes -(eo)n- in γλωχ--ν- sbquoSpitze (eines Gegenstandes)lsquo lt -ih2-n- dh formal parallel zu -ān- lt -ah2-n- semantisch aber wegen der anderen Bedeutung des Grundwortes (cf γλograveσσα) verschieden (hellip)ldquo

79 Vgl zu dieser Moumlglichkeit Peters 1980166 80 Vgl Mayrhofer 197735 Fn 158 und Schaffner 2005175176 (mit weiteren Parallelen)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 379

diese Annahme dewegen miszliglich weil gerade die n-staumlmmige Singularbildung fehlt die ja suppliert wird Zudem bringt ein Groszligteil der Bildungen auf -ěn-e bzw -jan-e seman-tisch eine Zugehoumlrigkeitsrelation zum Ausdruck In den Faumlllen mit komplexem Suffix -jan- dh in Ableitungen wo -j- nicht schon Bestandteil der Ableitungsbasis (wie in poljaacutene poCje) war wie in aksl graždan-e sbquoBuumlrgerlsquo lt gord-jan-e gradъ sbquoStadtlsquo lt gordъ oder aruss poločane Fln Polota koumlnnte -jan- nach dem in sect8 illustrierten Prin-zip der Mehrfachsuffigierung aus der Kombination des Zugehoumlrigkeitssuffixes -i- (in av zaraθuštri- sbquozu Zarathustra gehoumlrigldquo zaraθuštra-) und des Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1- wiederum um das nullstufige indiv n-Suffix erweitert erwachsen sein (dh -jaacutene lt --eacuteh1-n-es)

85858585 Wie ist nun das griechische Ethnikon-Suffix -νες (ion att -microνες) urgriech -ān-es hier etymologisch anzuschlieszligen Es ist nun voumlllig klar dass urgriech -ān- mit slavisch -ěn- lt vorurslav -ēn- lautlich nicht kompatibel ist Doch bestehen wie bereits oben unter sect73 dargelegt worden ist fuumlr die bezeugten griechischen Ethnika auf -ān-es etymologi-sche Anschlussmoumlglichkeiten an griechische oder auch im Griechischen moumlgliche Staumlmme auf -ā lt -ah2 insbesondere Ortsnamen oder Ortskollektiva mit Stamm auf -ā81 Das griechische Suffix duumlrfte demnach als Ableitung von Staumlmmen auf -ā bzw von zu thema-tischen Staumlmmen auf -eo- gehoumlrigen Ortskollektiva auf -a-h2- lt -e-h2- mittels der null-stufigen Form -h1-n- die im Slavischen in dieser Gestalt an die e-stufige Variante einfa-cher thematischer Staumlmme tritt oder der vollstufigen Form -eh1-n- die im Slavischen an Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -i- tritt (dh -jaacutene lt --eacuteh1-n-es) des die Zugehoumlrig- keit bezeichnenden Suffixkonglomerats zu deuten sein dh urgriech -ān-es lt -a-h2-(a)h1-n-82 (zB epirotisch AacuteρκτAcircνες sbquodie zur Baumlrengegend Gehoumlrigenlsquo [lt -a-h2-(a)h1-n-es] aacuterktā- sbquoBaumlrengegendlsquo [Ortskollektiv zu griech ETHρκτος sbquoBaumlrlsquo]) Die Wortbildungsbedeutung der slavischen Ethnika auf -ěn--jan- bzw der griechischen Eth-nika auf -ān-es kann lokal-adhaumlsiv als sbquogehoumlrt zu Xlsquo (oder ggf -originativ als sbquostammt ausvon Xlsquo) gefasst werden In etwa vergleichbar ist im roumlmischen Namensystem das Ne-beneinander von Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -io- und -ah2-io- zu urspruumlnglichen Indi-vidualnamen mit thematischem Stamm man vergleiche etwa lat Iuppiter Saturnius sbquoIuppi-ter Sohn des Saturnuslsquo und die aus urspruumlnglichen Patronymica entstandenen Gentilnamen wie Mārcius Mārcus Iūlius Iūlus usw Daneben stehen Gentilnamen auf -eius wie Pompeius aus pompao-s (lt -ah2-io- vgl oskisch puacutempaiians) eigentlich sbquoder zur Fa-milie des Pompus Gehoumlrigelsquo Ableitung von einem Kollektivum pompā- sbquoFamilie des Pomposlsquo (lt -a-h2) zu einem Individualnamen pompo-s (vgl lat Rōma lt rōmā- sbquo(Siedlung der) Familie des Rōmo-slsquo [vgl den Stadtnamen Pompeiī] Individualnamen rōmo-s Rōmulus lt Deminutivum rōme-lo- [vgl den etruskischen Gentilnamen rumelna lt rumele-na Ableitung von einem Individualnamen rumele])83 Man vergleiche auch lat

81 Vgl Leukart 1980245 bdquoDas Entscheidende ist also nicht ob die Grundwoumlrter griechisch sind sondern allein ob sie eine griech Kollektivableitung auf -ā erlauben zu der dann weiter ein Ethnikon auf -ānes trittldquo

82 Zirkumflex auf den Formen mit kurzvokalischer Endung (zB -oacuteνες ion att -microνες) ist auszligerdorisch als Neue-rung obligatorisch und beweist nicht ehemalige Vollstufe der ersten Komponente des Suffixes (Schwyzer 1953377 Leukart 1980242 Anm 18) Fuumlr eine Vollstufe der ersten Komponente des Suffixes im Falle der Ableitung von ah2-Staumlmmen koumlnnten aber moumlglicherweise doch adverbiell erstarrte Instrumentale wie griech κρυφmicro dor κρυφoacute sbquoheimlich verborgenlsquo (lt -ah2-ah1 lt -e-h2-eh1 vgl Klingenschmitt 2005303) sprechen wenn die urindogermanische Instrumentalendung -eh1 als unflektierte Form eines abstufenden Zugehoumlrig-keitssuffixes -eh1- das in den Konglomeraten -eh1-no- und -eh1-n- verbaut ist zu deuten ist

83 Vgl Klingenschmitt 2005301302

380 Stefan Schaffner

Petreius Gentilname lt petrao- sbquozur Familie des Petro-s gehoumlriglsquo petrā- sbquoFamilie des Petro-slsquo (vgl suumldpik petroh) falisk uoltaia Gentilname f lt 1oltao- sbquozur Familie des Uolto-s gehoumlriglsquo 1oltā- sbquoFamilie des Uolto-slsquo (Klingenschmitt 2005302)

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Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 381

Vorwort von Ludolf Muumlller Muumlnchen 1977 Band III (von Barbara Groumlber und Ludolf Muumlller) Vollstaumlndiges Woumlrterverzeichnis zur Nestorchronik Muumlnchen 1977 Band IV Die Nestorchronik Die altrussische Chronik zugeschrieben dem Moumlnch des Kiever Houmlhlenklos-ters Nestor in der Redaktion des Abtes Silrsquovestr aus dem Jahre 1116 rekonstruiert nach den Handschriften Lavrentrsquoevskaja Radzivilovskaja Akademičeskaja Troickaja Ipatrsquoevskaja und Chlebnikovskaja und ins Deutsche uumlbersetzt von Ludolf Muumlller Muumlnchen 2001

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Page 5: Das Nomen im Indogermanischen - FAU€¦ · Das Nomen im Indogermanischen Morphologie, Substantiv versus Adjektiv, Kollektivum Akten der Arbeitstagung der Indogermanischen Gesellschaft

InhaltsverzeichnisInhaltsverzeichnisInhaltsverzeichnisInhaltsverzeichnis

Vorwort 7

ACKERMANN Katsiaryna Bemerkungen zu den morphonologischen Resten einiger nicht belebter ieur Kollektiva im Baltischen und Slavischen

9ndash23

CATT Adam Alvah A ldquoLostrdquo i-Stem Pāli pihi- lsquobackrsquo 24ndash31

DAHL Eystein On the semantics and syntax of the Latin lsquodouble dativersquo construction

32ndash50

DARDANO Paola Strategien der Nominalisierung im Hethitischen Die Nomina agentis

51ndash64

FELLNER Hannes A Das Femininum der thematischen Adjektiva im Tocharischen

65ndash77

FRITZ Matthias Vom Wandel zwischen den Dimensionen 78ndash87

GRESTENBERGER Laura Zur Funktion des Nominalsuffixes -i- im Vedischen und Urindogermanischen

88ndash102

HARETHARSON Joacuten Axel Das Wort fuumlr sbquoEisenlsquo im Keltischen und Germanischen und die indogermanischen -erno-Bildungen

103ndash112

KEYDANA Goumltz Ablaut in indogermanischen Primaumlrnomina Die hysterokinetischen Staumlmme

113ndash128

KIM Ronald I Ablative and comitative in Tocharian 129ndash139

KLOEKHORST Alwin The Proto-Indo-European Acrostatic Inflection Reconsidered

140ndash163

KUumlMMEL Martin J Zum bdquoproterokinetischenldquo Ablaut 164ndash179

LUumlHR Rosemarie Substantiv ndash Adjektiv ndash Pronomen als lexikalische und funktionale Koumlpfe

180ndash194

MALZAHN Melanie Das Kollektivum im Tocharischen 195ndash201

MEIER-BRUumlGGER Michael Zur Bildung von urindogermanisch melit- sbquoHoniglsquo

202ndash204

MELCHERT H Craig Anatolian Nominal Stems in -(C)o- 205ndash214

NUSSBAUM Alan J Greek τPκmicroαρ lsquosignrsquo and τPκmicroωρ lsquosignrsquo Why both 215ndash260

OLSEN Birgit Anette On the Role of Stative Markers in Indo-European Noun Formation

261ndash272

PINAULT Georges-Jean Distribution and Origins of the PIE Suffixes -ih2- 273ndash306

PLATH Robert Mykenisch e-u-te-re-u und der Lokativ Singular der i-Staumlmme im spaumltbronzezeitlichen Griechisch

307ndash317

6

PRONK Tijmen Proto-Indo-European mn-stems in Balto-Slavic 318ndash326

RAU Jeremy The History of the Indo-European Primary Comparative 327ndash341

RIEKEN Elisabeth amp WIDMER Paul Kongruiert alles Zu den Kongruenz-mustern des Pronominaladjektivs der Bedeutung sbquoall jeder ganzlsquo im Griechischen und Hethitischen

342ndash359

SCHAFFNER Stefan Die slavischen Ethnonyme des Typs poljaacutene

sbquoFeldbewohnerlsquo und die griechischen Ethnonyme auf -Xνες 360ndash383

SOMMER Florian Avestisch viš 384ndash396

STEER Thomas Von der Hysterokinese zur Amphikinese Akzentgebundener Ablaut bei der Substantivierung athematischer Adjektive

397ndash412

SUKAČ Roman Three Problems of Theoretical Morphology in Indo-European Languages

413ndash425

DiDiDiDie slavischen e slavischen e slavischen e slavischen Ethnonyme des Typs Ethnonyme des Typs Ethnonyme des Typs Ethnonyme des Typs poljaacutene poljaacutene poljaacutene poljaacutene sbquosbquosbquosbquoFeldbewohnerFeldbewohnerFeldbewohnerFeldbewohnerlsquolsquolsquolsquo und die griechischen Ethnonyme auf und die griechischen Ethnonyme auf und die griechischen Ethnonyme auf und die griechischen Ethnonyme auf ----νεςνεςνεςνες1111

Stefan Schaffner

1111 Im Slavischen werden mit den Suffixen -ěn- lt -ēn- und -jan- lt --ēn- (vgl zum ur-slavischen Akzent des Suffixes sect42) maskuline Substantiva im Plural zur Bezeichnung der Bewohner von Oumlrtlichkeiten Regionen oder Laumlndern sowie Angehoumlrigen von Staumlmmen ge-bildet3 An erster Stelle ist hier aruss ksl Slověn-e zu nennen der Gesamtname der Slaven und auch einzelner slavischer Staumlmme Als Gesamtname der Slaven muss er bereits im 6 Jhdt verwendet worden sein4 Doch ist es aufgrund der Erstbelege des Namens houmlchst frag-lich ob er urspruumlnglich tatsaumlchlich diesem Bildetyp angehoumlrt hat und nicht erst sekundaumlr zu diesem uumlbergetreten ist5 Zudem wird die Etymologie von slověne aumluszligerst kontrovers disku-

1 Fuumlr Hinweise Anmerkungen und Kritik zu danken habe ich Prof Dr Peter Anreiter (Innsbruck) Prof Dr Heiner Eichner (Wien) Prof Dr Michael Janda (Muumlnster) Prof Dr Gert Klingenschmitt (Regensburg) Prof Dr Alan J Nussbaum (Cornell University) Prof Dr Norbert Oettinger (Erlangen) Prof Dr Johannes Rein-hart (Wien) und Prof Dr Marko Snoj (Ljubljana) Der dem Aufsatz zugrundeliegende Vortrag konnte auch im Rahmen meiner Vorlesung bdquoEinfuumlhrung in das Baltoslavischeldquo im Wintersemester 201011 an der Univer-sitaumlt Wien praumlsentiert werden Den Teilnehmern dieser Vorlesung insbesondere Gašper Beguš Oliver Ploumltz und Florian Wandl gilt mein besonderer Dank fuumlr wichtige Diskussionsbeitraumlge und Hinweise die mich man-che Einzelheiten in einem klareren Licht haben sehen lassen Fehler und Irrtuumlmer im Folgenden gehen natuumlr-lich alleine zu meinen Lasten

2 Zur Notierung des Iktus und der Intonation in rekonstruierten Formen des Baltischen und Slavischen wird hier ein System verwendet das eine getrennte Kennzeichnung von Iktus und Intonation erlaubt Dies erscheint not-wendig weil akutierte und zirkumflektierte Intonation urspruumlnglich auch in unbetonten Silben unterschieden wurden (Klingenschmitt 2008280) Folgende Symbole werden verwendet = Sitz des Iktus (des Wortak-zents) acute = akutierte Intonation (Stoszligton) einer Silbe ˜ = zirkumflektierte Intonation (Schleifton) einer Silbe W = neoakutierte Silbe im Slavischen

3 Vgl zB BraumluerIII37ndash50 Arumaa 198524 Kiparsky 1975187 Vondraacutek 1924660 sect682 Vaillant 1958II sect187 Leskien 1891390 (vgl auch Schaffner 2005196197)

4 Sonst waumlren Quellenbelege wie Sclavi qui Winidi dicuntur bdquoSlaven die Wenden genannt werdenldquo oder Sclavi qui dicuntur Quarantani bdquoSlaven die Karantanen genannt werdenldquo oder Sclavi Behemenses et Marahenses bdquoBoumlhmische und Maumlhrische Slavenldquo nicht denkbar (Schelesniker 197311 Pohl 2005506507)

5 Lunt 1985188189 weist darauf hin dass die aumlltesten Belege des Slavennames sich in der Vita des Methodius in dem altrussischen Uspenskij Sbornik (ed Kotkov 1971) aus der Zeit um 1150 n Chr (vgl Lunt 1985188 Fn 12) finden Belegt ist zweimal der Nom Pl Slověni und der Dativ Plural Slověnjemъ welche auf einen Palatalstamm weisen Weitere Belege finden sich dann im 14 Jh In der 1377 angefertigten Laurentianischen Kopie der Povestrsquo vremenych let (PVL = Nestorchronik vgl Fn 7) die wohl nicht spaumlter als 1120 enstanden sein duumlrfte ist der Nominativ Plural Slověne viermal bezeugt Dagegen ist der Nominativ Plural elfmal als Slověni belegt genauso wie im Uspenskij Sbornik Der Akkusativ Plural ist einmal als Slověny siebenmal als Slověni und einmal als Slověně bezeugt Die letztgenannte Form zeigt den fuumlr das Russische zu erwartenden Ausgang weicher Staumlmme waumlhrend -i den Beginn der Vereinheitlichung harter und weicher Staumlmme reprauml-sentieren koumlnnte parallel zum Ersatz von koně durch koni Dagegen zeigen rund 16 in der Laurentianischen Kopie der PVL bezeugte Ethnonyme und Einwohnernamen (Material bei Lunt 1985189 Fn 14) Schreibung mit bdquojus malyjldquo oder bdquoaldquo (fuumlr -aumln-e) und sofern sie im Akk Pl bezeugt sind immer die harte Endung -y Aufgrund dieser Beleglage kommt Lunt 1985189 zu folgendem Schluszlig bdquoIn any case it shows again that this word does not fit the general pattern of the ethnonyms familiar from OCS hellip All this suggests that the ancient stem of the word was slov-ěn-j-ldquo

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 361

tiert6 Sichere Beispiele dieses Bildungstyps sind aksl graždan-e sbquoBuumlrgerlsquo lt gord-jan-e rimljan-e sbquoRoumlmerlsquo in der Nestorchronik7 aruss Poljane (eig sbquoFeldbewohnerlsquo) Name eines westslavischen (lechischen) Stammes und eines ostslavischen Stammes in der Gegend um Kiev aruss Pomorjane (eig sbquoMeeranwohnerlsquo) Name eines westslavischen (lechischen) Stammes aruss D(e)revljane (eig sbquoWaldbewohnerlsquo auch im Namen der Dravaumlno-Polaben an der Elbe) Name eines ostslavischen Stammes Poločane Bewohner von Polozk und der Gegend am Fluszlig Polota aruss Kyjane sbquoKieverlsquo ( PN aruss Kyjъ)8 slavische Staumlmme wie

6 Nach Pohl 2005506 (mit Hinweis auf aumlltere Literatur) leitet sich der allgemeine Name der Slaven slověne wahrscheinlich von einem Gewaumlssernamen slova oder slovъ (zur idg Wurzel 0le1- sbquospuumllen rein machenlsquo) ab dessen Appellativ auch in anderen slavischen Gewaumlssernamen wie Sluja (Smolensk) Sława Sławica (Po-len) Slavnica (Serbien) (man beachte auch den Beinamen des Dnepr altruss Словутичь Slovutič) enthalten ist Nach Pohl loc cit laumlgen mit Ausnahme von Slavnica alle genannten Gewaumlssernamen in dem Gebiet das von Udolph 1979 als Urheimat sehr wahrscheinlich gemacht worden sei das Gebiet noumlrdlich der Karpaten Man vergleiche aber zum Versuch einer dehydronymischen Deutung des Slavennamens die Kritik bei Lunt 1985185 bdquoThe possibility of a river-name based on a root meaning sbquoto flowlsquo was widely experimented with Unfortunately no suitable river has been located and it seems unreasonable to believe that the wide-spread and clearly documented name of such an enormous group should be an obscure or completely forgotten streamldquo (zu weiteren Deutungen des Slavennamens Lunt 1985185ndash190 mit Literatur und Diskussion) Lunt 1985190 selbst bietet mit Vorsicht und allem Vorbehalt folgende etymologische Deutung bdquoIf we allow the notion of a personal name here perhaps we can at the risk of adventurism call on the ancient noun stem kle1-es- (recte 0le1-es-) lsquofamersquo plus the ancient and ubiquitious adjectival formant -n- in the combination underlying Greek κλεεινmς lsquofamed gloriousrsquo Converted to an early Slavic formula it would be sloves-n- and we must therefore allow disappearance of s and compensatory lengthening of e to ē This means a series of explanations to take care of such forms as vesna lsquospringrsquo but nonetheless an etymology that calls on the noun slovo should account for the s-suffix and an etymology that includes the suffix is purely prefereable to one does not Slověňi are therefore lsquoSlověnrsquos peoplersquo or the lsquopeople of the Glorious Onersquoldquo Welcher Deutung man bei diesem Namen ndash wenn uumlberhaupt ndash den Vorzug geben moumlchte haumlngt wohl letztendlich vom persoumlnli-chen Ermessen ab

7 ZB PSRL1610ndash19 (= HbNCI610ndash19 = Tschižewsky 1969513ff L = Ms Lavrentrsquoevskaja R = Ms Radzivilovskaja) otъ těchъ Ljachovъ prozvašasja Poljane Ljachov druzii hellip Pomorjane Takože i ti Slověne prišedše i sědoša po Dněpru in narekošasja Poljane a druzii Drevljane zane šedoša v lěchěchъ hellip [inii šedoša na Dvině i narekošasja Poločane R (fehlt in L)] rěčki radi jaže vtečet vъ Dvinu imjanemъ Polota otъ ceja prozvašasja Poločane bdquoUnd von jenen Ljachen nannten sich die [einen] Poljanen andere Ljachen [aber sind] die Pomoranen Ebenso kamen auch dieselben Slaven und siedelten am Dnepr und nannten sich Poljanen andere aber Derevljanen weil sie in den Waumlldern siedelten Andere siedelten an der Dvina und nannten sich Poločanen des Fluumlsschens wegen das in die Dvina flieszligt mit dem Namen Polota von ihm nann-ten sich die Poločanenldquo (Uumlbersetzung von Ludolf Muumlller HbNCIV6) PSRL1114ndash8 (= HbNCI1148 = Tschižewsky 1969107ndash10) ce be tokmo Slověneskъ jazykъ v Rusi Poljane Derevljane Novgorodci Polo-čane Dregoviči Sěverъ Bužane zane sědoša po Bugu poslěže že Velynjane bdquoDenn siehe [von] slavischer Sprache sind in der Rusrsquo nur die Poljanen die Derevljanen die Novgoroder die Poločanen die Dregovičen die Severjanen die Bužanen weil sie am Bug siedeln spaumlter aber Volynier [genannt werden]ldquo (Uumlbersetzung von Ludolf Muumlller HbNCIV11) Zu den Poljane um Kiev und den Slověne um Novgorod vgl man Is-satschenko 198025

8 Prof Dr Johannes Reinhart (Wien) verdanke ich folgende Zusammenstellung von Belegen von jan-Bildun-gen die sich in den Novgoroder Birkenrindeninschriften (vgl Зализняк 1995) finden выянинъ ( 690 14 Jh Vyja ndash Nebenfluss der Pinega) городищанинъ ( Staraja Rusa 10 12 Jh) городьчанинъ ( 704 2 H 13 Jh) дворнинъ (ab 12 Jh) дестьщанинъ ( 253 14 Jh zu Дестьско) дyблнинъ ( 540 15 Jh zu Дyбьско Дyброво usw) Залyacuteшннинъ () ( 492 14 Jh) избоищанинъ ( 307 15 Jh) которнинъ ( 640 12 Jh Bewohner des Которский погост) крестьянинъ (auch хрестьянинъхристьянинъ) кыянинъ ( 745 1112 Jh) новгорожанинъ ( 246 11 Jh) погощанинъ ( 526 11 Jh) полочанинъ

362 Stefan Schaffner

Moravjane sbquoMaumlhrerlsquo (March) Bužane (Bug) sowie in Kaumlrnten Karantjane latinisiert Carantani sbquoBewohner der Gegend um Carantum = Karnburglsquo (auf einem kelt-rom Topo-nym mit der Bedeutung sbquoStein Felslsquo beruhend vgl auch Mons Carentanus der alte Name des Ulrichsberges dazu sloven koročaneKorotan)9

2222 Im Singular und Dual werden die Bildungen auf -ěne-jane durch das Singulativsuffix -inъ suppliert (BraumluerIII37) zB aruss ksl slověn-inъ sbquoSlavelsquo aksl graždan-inъ sbquoBuumlr-gerlsquo rimljan-inъ sbquoRoumlmerlsquo aruss dvorjaniacuten sbquoAdligerlsquo mirjaacutenin sbquoWeltlicherlsquo kievljaacutenin sbquoKieverlsquo Auffaumlllig ist10 dass die Suffixvariante -ěn- nur bei slověn-e slověn-inъ und Ab-leitungen von nichtslavischen Namen (zB aksl agarěn-inъ sbquoAgarenerlsquo eguptěn-inъ sbquoAumlgypterlsquo etiopěn-inъ sbquoAumlthiopierlsquo izdrailitěn-inъ sbquoIsraelitlsquo persěninъ sbquoPerserlsquo) zu finden ist Bei slavischen Grundwoumlrtern und vielen anderen Namen fremder Herkunft stellt die Ableitung mit -jane -jan-inъ die Regel dar zB russ dvorjaniacuten sbquoAdligerlsquo mirjaacutenin sbquoWelt-licherlsquo kievljaacutenin sbquoKieverlsquo aruss poločane sbquoBewohner von Polozk und der Gegend am Fluszlig Polotalsquo aruss poljane Stammesname aksl chersonjaninъ sbquoEinwohner von Chersonlsquo rimljaninъ sodomljaninъ Im Plural werden diese Einwohnernamen und Ethnonyme wie maskuline n-Staumlmme flektiert Das rekonstruierte urslavische Paradigma des Bildetyps auf -jane wie es sich nach den Reflexen in den Altstufen der slavischen Einzelsprachen er-gibt sieht wie folgt aus (Musterwort urslav poljaacuten-e m sbquoFeldbewohnerlsquo urslav polCje n sbquoFeldlsquo lt poacutelh2o-m)11

Pl Nom poljaacuten-e Gen poljaacuten-ъ Dat poljaacuten-mъ gt poljaacutemъ Akk poljaacuten-i Instr poljaacuten-mi gt poljaacutemi Lok poljaacuten-sъ gt poljaacutesъ (bzw analogisch poljaacutechъ)

Die sich nun anschlieszligende Tabelle bietet eine Uumlbersicht belegter alter Formen in den Alt-stufen ausgewaumlhlter slavischer Einzelsprachen (Legende + = belegt Nb = Neubildung)

UrslavischUrslavischUrslavischUrslavisch 1 Aksl1 Aksl1 Aksl1 Aksl 2 Aruss2 Aruss2 Aruss2 Aruss12121212 3 3 3 3 AčechAčechAčechAčech 4 Askr4 Askr4 Askr4 Askr Pl Nom -ěne -jane

+ + + + (Nb -ani)

Gen -ěnъ-janъ + + + Nb -ānā

Dat -jamъ Nb -janemъ + (Nb -janemъ -omъ)

Nb ndashrsquoanoacutem + (Nb -anima)

Akk -jani + + Nb -rsquoany +

( 502 12 Jh) порyacuteчанинъ () ( 264 14 Jh) прихожанинъ ( Staraja Rusa 12 12 Jh) рyшанинъ ( Staraja Rusa 10 12 Jh Bewohner von Руса) севилакшанинъ ( 249 14 Jh Bewohner von Севи-лакша) сельчанинъ ( 724 12 Jh) селнинъ ( 446 14 Jh) смолнинъ ( 343 14 Jh) yгличанинъ ( 69 13 Jh) yличанинъ ( 140 14 Jh) хотыннинъ ( 600 13 Jh) череньщанинъ ( 157 + 311 15 Jh zu Череньско) шижннинъ ( 361 1415 Jh zum Flussnamen Шижна) ясеннинъ ( 704 13 Jh Bewohner des Ясенский погост)

9 Vgl Pohl 200084f Pohl 2003163f 10 Vgl BraumluerIII37 sect124 11 Vgl BraumluerIII38 Zur Weiterentwicklung des Deklinationstyps in den slavischen Einzelsprachen BraumluerIII

39ndash50 12 Ausfuumlhrliche Sammlung der Belege bis ca 1400 in ИГДЯI49ndash52

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 363

(Nb -jany) (Nb -ane) Instr -jami Nb -jany +

(Nb -jany) Nb ndashrsquoany +

(Nb -anima) Lok -jasъ bzw -jachъ

Nb -janechъ + (Nb -janechъ)

+ (Nb -ěnech -iech)

+ (Nb -anima)

Auswahl belegter Formen der in der Tabelle angefuumlhrten altslavischen Einzelsprachen (nach BraumluerIII39ndash50)

1 Altkirchenslavisch Pl Nom -ěne -jane allgemein Mar Zo Sav Ass Supr zefeane Ps 532 Ismailitěne Ps 827 Agarěně (verschrieben) Ps 827 Gen -ěnъ -janъ allgemein Mar Zo Ass Supr Sodomlěnъ Luc 1729 Mar Sama-ranъ Supr 51415 Dat Pl Gomarěnemъ Mrk 611 Mar Zo Sodomlěnemъ Luc 1012 Mar Zo Žętelěnemъ Mat 1330 Ass Supr 4316 Chersonjanemъ Supr 53922 Solunjanemъ Supr 4889 Akk Pl Samarany Supr 51719 na Egrsquojuptěni vsę τος κατ τν Αγυπτον iexclπασι Instr Pl graždany Supr 31919

2 Altrussisch Pl Nom slověne derevljane poločane gorožane rimljane sodomlja-ne bužane sbquoBug-Anwohnerlsquo poljane velynjane sbquoWolhynierlsquo Kyjane sbquoKieverlsquo Gen poljanъ derevljanъ etc Dat derevljamъ dvorjamъ selunjamъ etc (neben Nb dvorjanemъ -omъ etc) Akk poljani gorožani dvorjani etc (neben Nb dvorjany etc) Instr poljami derevljami etc (neben Nb dvorjany etc) Lok poljachъ derevljachъ poločachъ etc (neben Nb dvorjanechъ etc)

3 Altčechisch Pl Nom zeNaneacute sbquoLandedelmaumlnnerlsquo juumlnger zeměneacute krajěneacute sbquoLands-maumlnnerlsquo dvořěne sbquoHoumlflingelsquo měščěneacute sbquoStadtbewohnerlsquo Gen zeman měščian (gt měštrsquoan) etc Dat (Nb) zemanoacutem (gt zemanům) měščanoacutem Akk (Nb) zemany měščany Instr (Nb) zemany měščany Lok (Nb) zeměnech zeměniech

4 Altserbokroatisch (štokavisch bis 15 Jh) Pl Nom građane etc Dat građam Dubrovčam Instr građami Dubrovčami Lok građah

3333 Bemerkenswert ist dass sich in Ortnamen die auf solchen Einwohnernamen auf -jane basieren alte Kasusformen erhalten haben (BraumluerIII39) waumlhrend diese bei Appellativa dieses Bildungstyps in den jeweiligen slavischen Einzelsprachen meist aufgegeben worden sind In der Folge werden nun entsprechende Beispiele geboten13

1 Nom Pl -jane ačech ON Brozaneacute lt brozaneacute sbquodie an der Furt (brodъ) Wohnen-denlsquo (mit juumlngerem Umlaut Brozěneacute Gen Pl Brozan spaumlter mit Verallgemeinerung des -a- und Umgestaltung des Nom und Gen nach den o-Staumlmmen Brozany Brozanů vgl auch ON Hradčany lt hradčěneacute sbquoBurgbewohnerlsquo) sloven Goričaacutene (heute f Pl) goriacuteca (Hinweis von Prof Marko Snoj)

2 Endungsloser Gen Pl (lt -janъ) a) im Sorbischen Gen Pl osorb nsorb Drježdźan Nom Pl Drježdźany aumllter nsorb Drěždžanje lt dręzg-jan-e sbquoWaldbe-wohnerlsquo ( aksl dręzga sbquoWaldlsquo vgl DrUzga ON in Montenegro) osorb Delan Delany sbquoDoumlhlenlsquo Sernjan Sernjany sbquoZernalsquo Třělan Třělany sbquoStrehlalsquo nsorb Choacutejan Choacutejany sbquoCunnersdorflsquo (bei Appellativen Gen Pl zB osorb dworjanow měšćanow Nom Pl dworjenjo měšćenjo mit -jo lt -rsquoe nsorb měšćanow Nom Pl měšćany) b) im Čechischen Gen Pl ačech Brozan Nom Pl Brozaneacute (vgl bei Appellativen ačech Gen Pl zeman Nom Pl zeNaneacute juumlnger zeměneacute [ zeNaniacuten

13 Material (soweit nicht anders spezifiziert) aus BraumluerIII39ndash50

364 Stefan Schaffner

sbquoLandsmannlsquo] Gen Pl nčech zemanů) c) im Slovakischen Gen Pl Lipian Rudnian Pieštrsquoan Nom Pl Lipany Rudňany Pieštrsquoany (bei Appellativen Gen Pl dvoranov Nom Pl dvorania [Kollektivbildung] dvoran sbquoHoumlflinglsquo) d) im Sloveni-schen Rakiacutečan (heute m Sg) urslav orkyta sbquoSalix incanalsquo (Hinweis von Prof Marko Snoj)

3 Lok Pl -jasъ14 a) in ačech ON Doleass (= Doljas) lt doljasъ sbquobei den Talbewohnernlsquo

(Dolany heute Dolaacutenky) Bresaz (= Brěžas) lt brěžasъ Lusas (= Lužas) lt lužasъ (nč Lužanech) Horaz (= Horas) lt horjasъ (nč Hořanech) sbquobei den Bergbewohnernlsquo ( č hora sbquoBerglsquo) Liubichas (= ač Lrsquoubčas spaumlter Libčanech) lt ljubъčasъ

b) in deutschen Umbildungen ač ON Turas (bei Bruumlnn č Turjaneacute ač Turěneacute) lt Lok Turaacutes Turjaacutes lt turjasъ Saras (bei Bruumlx č Zahražaneacute) lt gekuumlrztem Zahraacutes lt zahražaacutes lt zahražasъ Forbes (bei Budweis č Borovaneacute lt ač Borověneacute) lt Lok Borovies (gekuumlrzt Borvies) lt boro-věsъ

4 Lok Pl -jachъ a) in deutschen Umbildungen aumllterer bdquoalpenslavischerldquo (altslovenischer)

Ortsnamen in Oumlsterreich15 Steiermark Dellach (im Gailtal) lt Doumlllach lt slov DZljah lt doljachъ sbquobei den Talbewohnernlsquo ( urslav dolъ sbquoTallsquo) Potschach (im Gailtal und im Tal der ob Leitha) lt slov pot(o)čach lt potočachъ sbquobei den Bachanwohnernlsquo ( urslav potokъ sbquoBachlsquo) Frie-sach lt slov Brěžah lt bergjachъ bzw bergěchъ sbquobei den Uferanwoh-nernlsquo ( slov brệg sbquoUferlsquo lt urslav bergъ) Niederoumlsterreich und Wien Ramplach (110014 de Raeligmpla) lt rambljachъ sbquobeiunter den Leuten am Randlsquo Salzburg Ferlaukoumlpfl (1284 gůt datze Verlach) lt borovljachъ sbquobei den Leuten am Kiefernwaldlsquo Osttirol Amlach (11551164 Emlach) lt amlachъ sbquobei den Anrainern der Grubelsquo Kaumlrnten Laiplach (1148 de Liplach) lt liplachъ ( lipa sbquoLindelsquo) Deblach (993 Donplachi) lt dǫblachъ ( dǫbъ sbquoEichelsquo)

b) in deutschen Umbildungen čechischer Ortsnamen zB Grussbach (čech Hrušovany ačech Grušovaneacute) lt Lok Gruš(o)vaacutech lt grušovachъ

4444 In der Folge soll nun auf den Akzent der Bildungen auf -jane naumlher eingegangen wer-den Es laumlsst sich bereits vorab feststellen dass sich aus dem Material derjenigen slavischen Einzelsprachen die fuumlr die Rekonstruktion des urslavischen Akzents relevant sind kein einheitliches Bild ergibt Ich beginne mit dem Material der ostslavischen Sprachen In ak-zentuierten alt- bzw- mittelrussischen Handschriften behalten die Ethnika auf -jane Sin-gular -janinъ in der Regel den Akzent ihrer Grundwoumlrter bei16 zB a) Čudovskij Novyj Zavet (a 1377 vgl MI sect7) antiochiacutejaninъ (Antiochiacuteja) kolosaacuteny (Kolosaacutei) samarjaacutenъ (Samariacuteja) sidoacutenjany (Sidoacutenъ -a) sodoacutemljanъ (Sodoacutemъ -a) sugraacutežane ( graacuted -a) b) Apostol (a 1564 vgl MI sect7) zB efeacutesjanina (Efeacutesъ -a) kirineacutejaninъ (Kiriniacuteka) make-doacutenjaninъ (Makedoacutenija) poacutentjanina (Poacutentъ -a) Aus dem 16 Jh ist auch viermal die Form gražaacutene belegt17 In der heutigen russischen Schriftsprache zeigen appellativische Einwoh-

14 Jireček 1877336ff Flajšhans 192617ndash37 Węglarz 193334ndash41 15 Jireček 1877336ff Kranzmayer 1958 Material auch aus Bergermayer 200912 (mit Belegangaben) 16 Vgl Goumlrner 196765 17 Vgl Kiparsky 1962153

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 365

nerbezeichnungen entweder konstante Betonung des Suffix -jan- im Plural und in Singu-lar beispielweise gorožaacutene Singular gorožaacutenin sbquoStaumldter Buumlrgerlsquo (auch aruss) oder abwei-chende Betonung wie im Falle von dvorjaacutene Singular dvorjaniacuten sbquoAdliger Houmlflinglsquo18 vgl selčaacutenin sbquoDorf- Land-bewohner Landmann Bauerlsquo (aruss seljaniacuten) Pl selčaacutene severjaacutenin sbquoNordlaumlnderlsquo (auch aruss) Pl severjaacutene južaacutenin sbquoSuumldlaumlnderlsquo (auch aruss) Pl južaacutene slobodčaacutenin sbquoBewohner einer Slobodalsquo Pl slobodčaacutene (lautgesetzlich slobožaacutenin) krestъjaacutenin sbquoBauerlsquo Pl krestъjaacutene etc Bei den Ethnika ist laut GRJI sect299 feste Suffixbe-tonung die Norm (mit den Ausnahmen egiacuteptjanin und riacutemljanin) Das Material des Slov žit RSFSR liefert jedoch eine Reihe von Beispielen fuumlr Ethnika mit Beibehaltung der Ak-zentstelle des Ortsnamens von denen ein Teil neben haumlufiger gebrauchten Formen mit Suf-fixbetonung besteht verchovaacutežanin Verchovaacutežrsquoe (XI 6) viacutelrsquonjanin Viacutelrsquonjus (veraltet Pril I4) prijuacutetjanin Prijuacutetnoe (XX4) arbaacutežaacutenin Arbaacutež (XXVI1) voacutelžaacutene Voacutelga (Pl Pril II9) zavoacutelžaacutenin Zavoacutelžrsquoe (Pril II14) malmyacutežaacutenin Malmyacutež (XXV2516) povoacutelžaacutenin Povoacutelžrsquoe (Pril II27) voacutelogžaacutenin Voacutelogda (XI8) tveriacutetjaacutenin Tveacuterlsquo (XIX 11) Im 1819 Jh belegte Akzentschwankungen sind19 a) zwischen beibehaltenem Akzent des Grundwortes und Suffix -jaacuten- egiacuteptjaacutenin izraacuteilrsquotjaacutenin riacutemljaacutenin filistiacutemljaacutenin b) zwi-schen der Betonung -jaacutenin und -janiacuten (und zT auch beibehaltenem Akzent des Grundwor-tes) amčaacuteniacuten Mcensk (umgangssprachlich XLIV14) voacutelžaacuteniacuten20 Voacutelga (Pril II9) graacuteždaniacuten poseljaacuteniacuten rossiacutejaacuteniacuten christiaacuteniacuten In den beiden anderen ostslavischen Spra-chen ist die Situation in etwa die gleiche wie im Russischen21 Man vergleiche zur Beto-nung in der heutigen ukrainischen Schriftsprache Goumlrner (196765 Anm 8) bdquoIn der heuti-gen ukr Schriftsprache werden die Ethnika zu einheimischen ONN auf dem Suffix -(j)an- betont zB halyčaacutenyn lrsquovivrsquojaacutenyn charkivrsquojaacutenyn ua die von fremdlaumlndischen Orts- oder Laumlndernamen abgeleiteten Ethnika auf der gleichen Silbe wie die Grundwoumlrter zB asyriacutejanyn Asyriacuteja vavyloacutenjanyn Vavyloacuten galyleacutejanyn Galyleacuteja ua Die Akzentuierung des Singulativsuffixes -in ist nach der ukr schriftsprachlichen Norm nur in den sieben Woumlr-tern dvorjanyacuten krajanyacuten myrjanyacuten miščanyacuten seljanyacuten slovjanyacuten und chrystyjanyacuten moumlg-lich dagegen fand dieser Typus in den westlichen Dialekten eine starke Verallgemeine-rung vgl zB halyčanyacuten kyjevljanyacuten rymljanyacuten ualdquo (vgletwa noch seljanyacuten sbquoBauerlsquo Gen Sg seljanyacutena usw Pl Nom seljaacuteny Gen seljaacuten Dat seljaacutenam Akk seljaacuten Instr seljaacutenamy Lok seljaacutenach ebenso dvorjanyacuten Pl dvorjaacuteny mit konstanter Betonung -jaacuten- horodjaacutenyn Pl horodjaacuteny [Neubildung fuumlr horožaacutenyn Pl horožaacuteny]22) Aus dem Weiszlig-russischen lassen sich anfuumlhren Sg Nom seljaniacuten sbquoDorfbewohner Bauerlsquo Pl Nom sjaljaacutene Gen sjaljaacuten ebenso meščaniacuten sbquoBuumlrger Spieszligbuumlrgerlsquo Pl mjaščaacutene mit kon-

18 Vgl GRJI sect299 Kiparsky 1962152153 Kiparsky 1975187 19 Vgl Kiparsky 1962152153 20 Vgl hierzu Goumlrner 19676263 Anm 5 bdquoEs ist interessant zu beobachten daszlig das zum Namen der Voacutelga ge-

bildete Ethnikon voacutelžaacuteniacuten alle drei Betonungsmoumlglichkeiten kennt daszlig die von den etwas juumlngeren Gebietsna-men Zavoacutelžrsquoe und Povoacutelžrsquoe abgeleiteten Ethnika zavoacutelžaacutenin und povoacutelžaacutenin nur noch zwei Akzentstellen ha-ben und daszlig schlieszliglich fuumlr die Ethnika privolžaacutenin (IV13) und volžaacutenin (XXXVI1) die zu den erst in spaumlte-rer Zeit vom Namen der Volga abgeleiteten ONN Privoacutelžskij und Volžsk gebildet worden sind nur die Beto-nung des Suffixes -(j)an- gebraumluchlich istldquo

21 Vgl auch Goumlrner 19676566 bdquoWie ein Vergleich der russischen Akzententwicklung mit den Akzentverhaumll-tnissen der beiden anderen ostslav Sprachen ergibt kennen das Ukrainische seit den aumlltesten akzentuierten Belegen aus dem 16 Jh und das Weiszligrussische im 17 Jh ebenfalls den Typ der festen Suffixbetonung (-jaacutene) im Singular sogar bereits mit beiden Varianten dh mit Betonung des ersten oder zweiten Teilsuffi-xes (-jaacuteniacuten)ldquo

22 Vgl BraumluerIII45

366 Stefan Schaffner

stanter Betonung von -jaacuten- hramadzjaacutenin sbquoBuumlrgerlsquo Pl hramadzaacutene haradžaacutenin Pl haradžaacutene23

41414141 In der Folge soll nun der Akzent des Bildungstyps auf -jane im Suumldslavischen behan-delt werden Das Štokavische in dem im 15 Jahrhundert eine Akzentverschiebung um eine Silbe nach dem Wortanfang zu stattgefunden hat kennt drei Intonationstypen bei den ap-pellativischen Einwohnerbezeichnungen und Einwohnernamen24

1 Mit Beibehaltung der Anfangsbetonung des Grundwortes gr`đanin sbquoBuumlrgerlsquo ( grad Gen grada sbquoStadtlsquo) Pl Nom gr`đān-i Gen gr`đān-ā Akk gr`đān-e Dat Instr Lok gr`đān-ima ebenso mjbštanin sbquoOrtsbewohnerlsquo Pl mjbstāni ( mjbsto) kcćanin sbquoHausbewohnerlsquo Pl kcćāni sbquoHausgenossenlsquo ( kcća) dstrvljanin sbquoInselbe-wohnerlsquo Pl dstrvljāni ( dstrvo) beđanin sbquoGebirgsbewohnerlsquo Pl beđān-i Z`dranin sbquoEinwohner von Zadarlsquo ( Z`dar Gen Z`dra) Rfdničanin sbquoEinwohner von Rfdnīklsquo

2 Mit štokavischer Akzentzuruumlckziehung auf eine kurze Wurzelsilbe gograveranin sbquoGe-birgsbewohnerlsquo ( gogravera) Pl Nom gograveran-i Gen gdrān-ā Akk gograveran-e Dat Instr Lok gograveran-ima ebenso dvograveranin sbquoHoumlflinglsquo Pl dvograverani ( dvZr sbquoHoflsquo) stragravežanin sbquoWaumlchterlsquo Pl stragravežani ( straža sbquoWachelsquo) pograveganin sbquoHeidelsquo Pl pogravegani segraveljanin sbquoDoumlrfler Bauerlsquo Pl segraveljani ( segravelo) hrigravešćanin sbquoChrist (der orthodoxen Kirche)lsquo Pl hrigravešćani ( Hrigravestos Gen Hrigravesta sbquoChristuslsquo)

3 Mit štokavischer Akzentzuruumlckziehung auf eine lange Wurzelsilbe puacutečanin sbquoein zum Buumlrgerstande Gehoumlrigerlsquo ( pfk) Pl Nom puacutečan-i Gen puacutečān-ā Akk puacutečan-e Dat Instr Lok puacutečan-ima ebenso Riacutemljanin sbquoRoumlmerlsquo Pl Riacutemljani ( Rlm) Beacutečanin sbquoWienerlsquo Pl Beacutečani ( BUč sbquoWienlsquo) Mostaacuteranin sbquoEinwohner von Mostarlsquo Pl Mostaacuterani ( Moacutestār)

Die Belege aus den čakavischen insbesondere den nordwestlichen Mundarten sind deswe-gen von besonderem Interesse weil sie in der Regel die aumlltere oder uumlberhaupt die urslavi-sche Stelle des Wortakzentes bewahrt haben25 čak (Novi) grajagravenin sbquoBuumlrgerlsquo (gg štok gr`đanin) Gen Sg grajagravenina Nom Pl grajagraveni (gg štok gr`đān-i) Gen Pl grajagravenīh grajan26 čak (Vrgada) straž`nin sbquoWaumlchterlsquo (gg štok stragravežanin)27 Das Slovenische das die Singulativbildung aufgegeben hat zeigt heute feste Suffixbetonung28 zB meščagraven sbquoStaumldterlsquo (Sg Gen meščaacutena Dat meščaacutenu usw) Pl Nom meščaacuteni (Gen meščaacutenov Dat meščaacutenom usw) gorjagraven sbquoBergbewohnerlsquo Pl gorjaacuteni dvorjagraven sbquoHoumlflinglsquo Pl dvorjaacuteni seljagraven Pl seljaacuteni Rimljagraven Pl Rimljaacuteni Slov kristjan sbquoChristlsquo (Pl kristijani) und pogan sbquoHeidelsquo (Pl pogani) sind aus lat christiānus bzw vlat pagānus (klass pāgānus) entlehnt und sekundaumlr in diese Flexionsklasse eingruppiert worden Fuumlr das Bulgarische liegen Bele-ge von Ethnika auf -jane aus akzentuierten mittelbulgarischen Handschriften des 14 Jahr-

23 Vgl BraumluerIII45 24 Leskien 1914161162 BraumluerIII4142 sect127 Matešič 1970158 In dem fuumlr das Štokavische eingefuumlhrten

Akzentuationssystem von Vuk Karadžić (1787ndash1864) ist der verschobene Hauptton bei kurzer Silbe mit ` bei langer mit acute bezeichnet der nicht verschobene bei kurzer mit shy bei langer mit ʄ (vgl Leskien 1914122 sect214C) Eine Sammlung der serbokroatischen Ethnika auf -jan- bietet Goumlrner 1963 (zum Akzent dieser Bil-dungen Goumlrner 1963103ndash106)

25 Vgl Leskien 1914120 26 Moguš 1966212 Steinhauer 1973200 220 27 Jurišić 1973199 28 BraumluerIII42 sect128

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 367

hunderts vor29 asiriacuteanomъ (Dat Pl) 16a asiriacuteany (Instr Pl) 18 ( asiriacutea 14) egiacuteptěnochъ (Lok Pl) 16 ( egiacuteptъ 31 egiacuteptu Dat Sg 28a) riacutemlěninъ (Nom Sg) 74 riacutemlěny (Instr Pl) 70 76 83 riacutemlěnomъ (Dat Pl) 70 ( riacutema Gen Sg 69 89 93a) troacutejanom (Dat Pl) 7 troacutejane (Nom Pl) 40 ( troacuteǫ Akk Sg 46 54 58) Lavrov 1893 Priloženija zB indiacuteane (Nom Pl) 8 ( indiacutea 8) troacutejanom (Dat Pl) 7 troacutejany (Akk Pl) 8 ( troacuteja Gen Sg 5 8) Diese Ethnika zeigen also in der Regel Beibehaltung des Akzents ihrer Grundwoumlrter Im Neubulgarischen werden appellativische Einwohnerbezeichnungen wie etwa graždaacutenin (mit best Artikel graždaacuteninъt) Plural graždaacuteni (graždaacutenite) in der Regel konstant auf dem Suffix -jan- akzentuiert (vgl dvorjaacutenin sbquoEdelmannlsquo dvorjaacuteni pogaacutenin sbquoHeidelsquo (neben pogaacutenec) pogaacuteni christijaacutenin christijaacuteni angličaacutenin sbquoEnglaumlnderlsquo angličaacuteni)30 Doch gibt es auch Einzelbeispiele mit konstanter Anfangsbetonung wie seacuteljanin Plural seacuteljani

42424242 Vergleicht man das Material der slavischen Einzelsprachen die fuumlr die Rekonstruktion des urslavischen Wortakzentes relevant sind so kann man zusammenfassend fuumlr das Ursla-vische wohl folgende Betonungstypen fuumlr die Bildungen auf -jan- (bzw -jan-inъ) anset-zen31 1 Fuumlr die Pluralbildung auf -jane a) konstante Suffixbetonung -jaacuten- (alt)32 b) Beibehaltung der Betonung des Grundwortes (analogisch) 2 Fuumlr die Singualtivbildung -jan-inъ a) konstante Betonung -jan-inъ (alt)33 b) konstante Betonung -jaacuten-inъ (ana-logisch nach dem Plural -jaacutene) c) Beibehaltung der Betonung des Grundwortes (analo-gisch) Die urspruumlngliche Verteilung waumlre dann im Ostslavischen bewahrt in Faumlllen wie russ dvorjaniacuten sbquoAdliger Houmlflinglsquo Pl dvorjaacutene mirjaniacuten sbquoWeltlicherlsquo Pl mirjaacutene ukr seljaniacuten sbquoDorfbewohner Bauerlsquo Pl seljaacuteny dvorjaniacuten Pl dvorjaacuteny wruss seljaniacuten Pl sjaljaacutene meščaniacuten sbquoBuumlrgerlsquo Pl mjaščaacutene

5555 In der Folge werden nun aumlltere Erklaumlrungsversuche von slavisch -ěn- und -jan- mit den Angaben zu ihrem auszligerslavischen Anschluss angefuumlhrt Ein ausfuumlhrliches Referat aumllterer Erklaumlrungsversuche findet sich auch bei Goumlrner (19675960) Leskien (1891390) bdquoDas (sc litauische und lettische Suffix) -ėna- der Einwohnernamen hat seine Entsprechung im Slavischen Bekanntlich werden hier solche Worte meist mit -jan- (Singular -jan-inъ Pl -jan-e) gebildet aber alte Voumllkernamen wie Slověne zeigen dass die urspruumlngliche Form -ēn- war Kommt ē nach j zu stehen so wird es zu ā zB zemljaninъ sbquoLandsmannlsquo zemlja von solchen Faumlllen hat sich dann -jan- verallgemeinert zB graždaninъ = gradjaninъ sbquoBuumlrgerlsquo zu gradъ sbquoStadtlsquo Ich glaube daher nicht dass Brugmann Grdr 2 340 die slavische Form richtig als -ōn- vgl οmacrρανplusmnων angesehen hatldquo Vondraacutek (1924660 sect682) bdquoSuffix -ēn- und -jan- zur Bezeichnung der Angehoumlrigen eines Volkes der Bewoh-ner einer Oumlrtlichkeit Es handelt sich hier um das -en-Suffix dessen Dehnung in dieser Funktion in allen Kasus verallgemeinert wurde Slověne Samarěne Bei i- und o-Staumlmmen fuumlhrte es zu -jan- das dann als selbstaumlndiges Suffix verallgemeinert wurde graždane nach zemljane u dgl (hellip) Bezuumlglich des Akzentes vgl mirjaniacuten Pl mirjaacutene dvorjaniacuten Pl

29 Vgl Dujčev 1963 Goumlrner 196766 30 Vgl BraumluerIII4041 sect126 31 Vgl bereits Vondraacutek 1924660 sect682 (anders Goumlrner 19676263) 32 Vgl zB Nom Pl russ gorožaacutene (aruss ksl gražaacutene) ukrain horožaacuteny čak (Novi) grajagraveni bulg graždaacuteni

lt urslav gordjaacutene russ dvorjaacutene ukrain dvorjaacuteny skr štok dvograverani sloven dvorjaacuteni bulg dvorjaacuteni lt ur-slav dvorjaacutene aruss seljaacutene ukr seljaacuteny wruss sjaljaacutene skr štok segraveljani slov seljaacuteni lt urslav seljaacutene

33 Fuumlr die Urspruumlnglichkeit dieser Betonung (vgl russ dvorjaniacuten měščaniacuten seljaniacuten ukrain dvorjanyacuten mišča-nyacuten seljanyacuten) spricht nach Leskien 1914161162 auch die Tatsache dass Bildungen auf -inъ auszligerhalb von jan-Ableitungen Akzentuierung des Suffixes zeigen vgl russ gospodiacuten = čak (Vrgada) gospodĩn = štok gospogravedin lt urslav gospodiacutenъ

368 Stefan Schaffner

dvorjaacuteneldquo Vondraacutek (1924543) bdquoUnser Suffix ist offenbar identisch mit dem balti-schen -ēna-Suff in lit Tilžpnas sbquoTilsiterlsquo kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo girpnai sbquoWaldleutelsquo brolpnas sbquoBrudersohnlsquo u dgl so daszlig hier ein Uumlbertritt der konsonantischen Staumlmme auf -ēn- (vgl gr λειχacuteν -microνος sbquoFlechtelsquo sabin Anio -iēnis) in die Dekl der o-St voraus-gesetzt werden muszlig (hellip) Die urspruumlngliche konsonantische Deklination sieht man noch im Pl im Nom Slověne Samarěne usw (hellip) Den -ěn-Stamm Slověn weiszlig sich Zubatyacute nur aus einem ehemaligen Nom ēn (vgl korę) zu erklaumlrenldquo Braumluer (III38) bdquoAls Ausgangs-punkt ist wahrscheinlich nur das Suffix ursl -ěn- anzunehmen das sich mit der lit Bil-dung tilžpnas sbquoBewohner von Tilsitlsquo als Ableitung vom Ortsnamen TiCžė oder mit kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo als Ableitung von kaacutelnas sbquoBerglsquo vergleichen laumlszligt und die Zugehoumlrigkeit bezeichnet Wurde dieses Suffix an einen jo- oder i-Stamm angefuumlgt so muszligte --ěn- zu -jan- veraumlndert werden zu ursl polje ndash poljane ebenso ar kyjane sbquoKieverlsquo zum Perso-nennamen ar Kyjъ Die gleiche Veraumlnderung trat ein wenn das Suffix -ěn- an das mit dem Possessivsuffix j(ъ)- erweiterte Grundwort angefuumlgt wurde Fluszligname Polota ndash r Adjek-tiv polot-jъ- gt poločъ- polot-j-ěne gt poločane ebenso ar derevljane In diesem Fall wuumlrde es genuumlgen nur das Suffix -ěn- als urspruumlnglich anzusehen Das nach palatalen Lauten daraus entstandene Suffix -jan- (-rsquoan-) koumlnnte dann seinerseits produktiv geworden und bei weiteren Neubildungen verallgemeinert worden seinldquo (so auch Vaillant 1958II sect187) Arumaa (198524) bdquoEine besondere Gruppe bezeichnen die Benennungen der An-gehoumlrigen eines Volkes oder der Bewohner einer Oumlrtlichkeit im Slavischen der Typ Slověne Pl im Baltischen lit girpnas sbquoWaldbewohnerlsquo (hellip) Unklar bleibt im Slavischen das Verhaumlltnis des Suffixes -ěn- zu -jan- Rimljane Poločane (zu Polota) und die Herkunft von -jan-ldquo Den meisten aumllteren Erklaumlrungsversuchen ist also gemeinsam dass von slavisch -ěn- als aumllterer Suffixvariante die sich hinter -j- lautgesetzlich zu -jan- entwickelt hat ausgegangen wird und dass als naumlchster ausserslavischer Anknuumlpfungspunkt das baltische Zugehoumlrigkeitssuffix -rna- angesehen wird Wenn die Suffixbetonung im Slavischen bei den Pluralbildungen auf -ěne beziehungsweise -jane urspruumlnglich ist dann stimmen bei-de Suffixe auch im Wortakzent uumlberein Ein wichtiger Unterschied ist aber die Stammge-stalt beider Suffixe das slavische Suffix ist ein n-Stamm das baltische ein a- also indoger-manisch ein eo-Stamm

6666 Das baltische Zugehoumlrigkeitssuffix -rna- (lit -pnas f -pnė lett -ēns f -ēne) das als naumlchster etymologischer Anknuumlpfungspunkt fuumlr das slavische Suffix -ěn- bzw -jaacuten- an-gesehen wird umfasst drei groszlige Bedeutungsgruppen34

1 Einwohnernamen a) im Litauischen Įsrutpnas sbquoInsterburgerlsquo Įsrugravets Ragainpnas sbquoRagmiterlsquo Ragaĩnė Tilžpnas sbquoTilsiterlsquo TiCžė Kupiškpnas sbquoEinwohner von Kugravepiš-kislsquo (hierher auch als Plurale der Einwohnernamen die haumlufigen lit Dorfnamen auf -pnai Bitpnai Piktuppnai Staluppnai Stilpnai usw) seltener Ableitungen von appellativen Ortsbezeichnungen zB girpnai sbquoWaldleutelsquo gigraverė sbquoWaldlsquo kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo kaacutelnas sbquoBerglsquo kaimpnas sbquoNachbarlsquo kaiacutemas sbquo(Bauern-)Dorf Land (im Ggs zur Stadt)lsquo kipmas sbquoHof(-raum) (Bauern-)Hof Gehoumlft Dorflsquo (neben ge-woumlhnlichem kaimyacutenas sbquoNachbarlsquo fem kaimỹnė vgl zur Bildung und Bedeutung lat vīcīnus sbquoNachbarlsquo vīcus sbquoDorflsquo) b) im Lettischen (heute selten) zB Ābawēns sbquoAnwohner des Fluszliges Ābawalsquo

2 Verwandtschaftsnamen a) im Litauischen brolpnas sbquoBrudersohnlsquo ( broacutelis sbquoBru-derlsquo) seserpnas sbquoSchwestersohnlsquo seserpnai sbquoSchwesterkinderlsquo ( sesuotilde sbquoSchwes-

34 Vgl Leskien 1891388389 Senn 1966317 sect600 Forssman 2001246ndash252

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 369

terlsquo) tetpnas sbquoKind der Tantelsquo ( tetagrave sbquoTantelsquo) tetulpnas ( tetulp sbquomatertera amitalsquo) dėdpnos sbquoToumlchter des Vaterbruderslsquo ( dėdx sbquoVaterbruderlsquo)35 b) im Lettischen brālēns sbquoCousinlsquo ( brālis sbquoBruderlsquo) vgl auch skolēns sbquoSchuumllerlsquo ( skola sbquoSchulelsquo) draudsēns sbquoFreundessohnlsquo ( draugs sbquoFreundlsquo)

3 Bezeichnungen junger Lebewesen va von Tierjungen a) im Litauischen nur in best Mundarten zB gervpnas sbquoKranichjungeslsquo ( geacutervė) hierher wohl auch varnpnas sbquoStar Amsellsquo ( vaacuternas sbquoRabelsquo) b) im Lettischen versēns sbquojunger Ochselsquo ( versis) āsēns sbquoBoumlckleinlsquo ( āsis) pīlēns sbquoEntenkuumlkenlsquo ( pīle) kaķēns sbquoKatzenjun-geslsquo ( kaķis) puisēns sbquoKnabelsquo ( puisis sbquoJungelsquo)

7777 Es ist bisher uumlbersehen worden dass eine weitere etymologische Anschlussmoumlglichkeit fuumlr die slavischen Ethnika auf -jane im Griechischen existiert Es handelt sich um griechi-sche Ethnika die mit einem Suffix -νες (ion att -microνες) myken -ānes lt urgriech -ān-es gebildet sind36 Die urgriechische Lautform des Suffixes ist -ān- wie sie im My-kenischen und spaumlter in den nordwestgriechischen Dialekten fortlebt Im Ionisch-Attischen entwickelt sich langes urgriechisches ā etwa um 1000 v Chr lautgesetzlich zu offenen [ēʛ] daher die ionisch-attische Lautform -ην- Bereits das Mykenische der aumlltestbezeugte mit der Silbenschrift Linear B aufgezeichnete Dialekt des Griechischen aus der Zeit 1400 bis 1200 vor Christus kennt solche Bildungen auf -ān-es37 Beispiele sind etwa

a) myk Pa-ki-ja-ne wahrscheinlich Sphagiānes (Ethnikon als ON verwendet Typus Λmκροι)38 Es ist die Bezeichnung des Ortes mit dem Hauptheiligtum von Pylos ei-nem der groszligen Palastzentren der mykenischen Kultur neben dem die Regionsna-men Pa-ki-ja-na (wahrscheinlich Sphagiānā) PY Na 56139 und Pa-ki-ja-ni-ja (wahrscheinlich Sphagiāniā) PY En 6091 PY Jo 43810 PY On 3003 stehen Myk Sphagiānes ist wohl eine Ableitung von Sphagiā spaumlter Σφαγplusmn des bis ins Neugriechische erhaltenen Namens der Insel vor Pylos die daneben auch Σφακτη-ρplusmn heiszligt Die urspruumlngliche Bedeutung vonSphagiā Σφαγplusmn war wohl sbquoSchlacht-opferstellelsquo (Kollektivum von σφfrac34γιον sbquowas zu schlachten istlsquo)40

b) myk I-na-ne Inānes PY An 187 (Ethnikon als ON verwendet) neben myk I-na-ni-ja Ināniā (PY An 183 Ae 8+) Inās Ineus Iniā und spaumlterem iquestνAgrave41

c) myk re-ka-ta-ne PY An 2079 (Nom Pl oder Dat Sg in lok Funktion)42 d) myk te-ta-ra-ne PY (Bartoněk 2002250)

35 In ostlitauischen Mundarten druumlckt -pnas wenn es an Bezeichnungen von Lebewesen angefuumlgt wird mitleidi-ge Verachtung aus zB žmogpnas sbquoMenschlein armseliges Mannsbildlsquo ( žmogugraves sbquoMensch Mannlsquo)

36 Vgl Bechtel 19236080 Schwyzer 1953486 Chantraine 1968166ff Risch 197458 Leukart 1980244ff Balles 2008208

37 Vgl Bartoněk 2002250 466 38 Belege (nach Hajnal 1995168 und Bartoněk 2002250 466) Nom Pl Pa-ki-ja-ne PY Vn 194 PY Xa 1131

Akk Pl Pa-ki-ja-na-de Sphagiānas-de sbquonach Sphlsquo PY Fr 1233 Dat-Lok Pl Pa-ki-ja-si Sphagiānsi sbquoin Sphlsquo PY An 1811++ Instr-Abl Pa-ki]-ja-pi Sphagiāmphi sbquoaus Sphlsquo PY Eb 338 A (in einer recht sicheren Ergaumlnzung)

39 In der pylischen E-Serie (PY Eb 339A++) steht pa-ki-ja-na einzig als Attribut zu i-je-re-ja Die Fuumlgung i-je-re-ja pa-ki-ja-na duumlrfte als hijereja Sphagiānās sbquoPriesterin vonaus Sphagiānālsquo zu deuten sein mit einem abla-tivischen Genitiv (vgl Hajnal 1995218 Anm 295) Zur moumlglichen Identitaumlt von Pa-ki-ja-ne und Pa-ki-ja-na vgl Guglielmo 1982157 und Hajnal 1995218 Anm 295

40 Vgl Leukart 1980240241 und 244245 (mit Literatur) Hajnal 1995168 41 Vgl Ruijgh 1967sectsect119 141 Leukart 1980246 Anm 29 42 Hajnal 1995235236 Bartoněk 2002250

370 Stefan Schaffner

71717171 In den spaumlteren alphabetgriechischen Dialekten ist eine ganze Reihe von Ethnika auf -νες (ion-att -microνες) bezeugt die hier nun in ihrer geographischen Verteilung von Nor-den nach Suumlden angefuumlhrt werden Die meisten stammen aus nord(west-)griechischem Ge-biet43

a) nordgriech() AacuteγριAcircνες (Thuk II 963) im Land der Paionen AtildeγχελAcircνες (Ptol V 1088) an der Muumlndung des Drilon (daneben Bildung auf -εAumlς Atildeγχελες Hdt V 61)

b) epirotisch AacuteθαmicroAcircνες AacuteρκτAcircνες AacuteτιντAcircνες ΤαλαιAcircνες c) thessalisch Egraveλλνες (-ην-) (um Dodona) ΑEacuteνιAcircνες d) aumltolisch Aacuteγρινινες (belegt Aacuteγρινινος D3 61081) zur Stadt Aacuteγρplusmnνιον (daneben Bil-

dung auf -εAumlς AacuteγρινιEcircος D3 6035) ∆αιAcircνες (belegt ∆αιAcircνος D3 42121) AtildeοιτAcircνες (belegt AtildeοιτAcircνων IG 4273) ΕmacrρυτAcircνες (ΕmacrρυτAcircσιν Thuk III 945)

e) mittelgriech AacuteκαρνAcircνες Akarnanien gegenuumlber die Insel der ΚεφαλλAcircνες (-ην-) im Ionischen Meer ΦοιτιAcircνες (Stadt Φοιτplusmnαι) in Akarnanien

f) dorisch ∆υmicroAcircνες (Phyle) g) arkadisch AacuteζAcircνες (-ην-)

Die bezeugten griechischen Ethnika auf -νες (ion-att -microνες) aus den klassischen Dialek-ten stammen also zwar vorwiegend aus dem nordwestgriechischen Gebiet die Verbreitung reicht aber bis nach Arkadien auf der Peloponnes

72727272 Fuumlr diese griechischen Ethnika auf -νες (ion att -microνες) aus den klassischen Dialekten bestehen nun etymologische Anschlussmoumlglichkeiten an griechische oder zumindest im Griechischen moumlgliche Staumlmme auf -ā- lt -ah2- insbesondere Ortsnamen oder Ortskollek-tiva mit Stamm auf -ā Diese werden nun in alphabetischer Reihenfolge angefuumlhrt44

a) nordgriech() AacuteγριAcircνες zu einem Landschaftsnamen Aacuteγρplusmn ( ETHγριος sbquowildlsquo) b) arkadisch AacuteζAcircνες zu ETHζω sbquotrocken seinlsquo (ETHζη sbquoSchmutzlsquo[]) oder (eher) zu ETHζον

microEcircγαν (codd microEcircλαν) καOgrave Oacuteψηλmν Hsch c) thessalisch ΑEacuteνιAcircνες zu αEacuteνmς sbquoschrecklichlsquo mit komplexem -ιν- (vgl daneben

ΑEacuteν-plusmnδ- Name der von ihnen bewohnten Landschaft) d) epirotisch AacuteρκτAcircνες Ableitung von einem Kollektiv arktā- sbquoBaumlrengegendlsquo

( griech ETHρκτος sbquoBaumlrlsquo) vgl zur Benennung das Ethnikon Aacuteρκfrac34δες lt Aacuteρκτ-frac34δ-ες e) dorisch ∆υmicroAcircνες (Phylenname) moumlglicherweise zu dumā- sbquoStammlsquo45 (vgl ∆Aumlmicroη Oumlν

Σπfrac34ρτtimes φυλacute καOgrave τmπος Hsch) in der Bedeutung etwa von φυλEcircται sbquoStammesgenos-senlsquo

f) thessalisch Egraveλλνες46 (Akzent nach ΠανEcircλλνες anstelle von UgraveλλAcircνες) Ableitung von einem Ortskollektiv hellā lt sed-lah2 sbquo(Wohn-)sitzlsquo (vgl Uacuteλλfrac34 καθEcircδρα Λfrac34-κωνες Hsch lat sella kelt sedlo- in ON) Egraveλλνες ist wohl nicht zu trennen von Ugraveλλοplusmn Egraveλληνες οUcirc Oumlν ∆ωδAgraveνtimes καOgrave οUcirc Ucircερες Hsch (auch Pindar Fr 59) und den gleichbedeutenden Σελλοplusmn (Il Π 234) den Ureinwohnern von Dodona aus deren

43 Siehe Bechtel 192360 Leukart 1980245 44 Nach Leukart 1980245 mit Literatur 45 Mit auszligergriechischem Anschluss an ae tēam afries tām sbquoNachkommenschaftlsquo lt urgerm ta1ma-z 46 Bei Homer ist Egraveλληνες (seit Il B 684) noch Bezeichnung eines thessalischen Stammes und Ugraveλλfrac34ς -frac34δος f

sbquoHellas Land der Egraveλληνεςlsquo Bezeichnung einer Landschaft des suumldlichen Thessalien Seit Herodot wird Egraveλληνες zur Bezeichnung aller Griechen verwendet Neben Egraveλληνες steht Egraveλλοπες in Atildeλλmπια dem Na-men der Umgegend von Dodona (Hes Fr 1341) und des noumlrdlichen Euboumla (Hdt 823) Seit Aristoteles (Met 352 a 34) galt das Gebiet von Dodona und das Acheloos-Tal als die Urheimat der Hellenen die Uumlρχαplusmnα Ugraveλλfrac34ς (vgl FriskI498499 LfgrE2556557)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 371

Reihen die Zeuspriester ausgewaumlhlt wurden Sello- bzw Hello- ist das primaumlre und etymologisch unsichere Grundwort Egraveλλνες ist wohl eine Ableitung von ei-nem griechisch gebildeten Ortskollektiv Hellā- sbquoRegion der Helloilsquo zum moumlgli-cherweise ungriechischen Ethnikon Hello- (vgl dazu spaumlteres Κρacuteτ- zu ungriech Κρmicroτες)

g) aumltolisch ΕmacrρυτAcircνες Ableitung von Ehurutā- sbquoGegend mit gutflieszligenden Quellenlsquo (zu εYacuteρυτος sbquogutflieszligendlsquo [κρacuteνη E])

h) mittelgriech ΚεφαλλAcircνες Ableitung von einem Grundwort kephalā- ( gr κεφαλacute sbquoHaupt Kopf Oberstes Spitze Endelsquo) vgl den spaumlteren Inselnamen Κεφαλληνplusmnα

73737373 In diesem Zusammenhang ist auch kurz auf die griechischen Landschafts- und Ortsna-men auf -ānā wie Μυκszligν Μεσσszligν oder Aacuteθszligν47 einzugehen Es handelt sich um Orts-kollektiva auf -ā die von den Ethnika mit Stamm auf -ān- abgeleitet sind48 Fuumlr myk Sphagiān-ā sbquoRegion der Sphagiāneslsquo ergibt sich folgende Ableitungssequenz

mykenisch ON Sphagiā rarr Sphagiān-es rarr Sphagiān-ā sbquoRegion der Sphagiāneslsquo (vgl oben 7a)

Entsprechend koumlnnen fuumlr Μυκszligν Μεσσszligν die folgenden Ableitungssequenzen angesetzt werden

a) Mukā (etymologisch wohl zu microAumlκων σωρmς θηmicroAgraveν Hsch) rarr Mukān-es rarr Mukān-ā sbquoRegion der Mukāneslsquo (Μυκacuteνη)

b) Messā (homerisch ΜEcircσση in Lakonien etymologisch zu microEcircσσος sbquoin der Mitte gele-genlsquo) rarr Messān-es rarr Messān-ā sbquoRegion der Messāneslsquo (dor Μεσσszligν ionisch-attisch Μεσσacuteνη) wozu in einer weiteren Phase das spaumlter uumlbliche Ethnikon Μεσσaacuteνιος und der Regionsname Μεσσνplusmn gebildet wurden

77774444 In der Folge soll nun auf vier aumlltere Erklaumlrungsversuche des griechischen Suffi-xes -νες (ion att -microνες) myk -ānes lt urgriech -ān-es zur Bildung von Ethnika einge-gangen werden Da diese bisherigen Erklaumlrungsversuche mE nicht uumlberzeugen konnten seien sie hier kurz diskutiert und die wichtigsten Gegenargumente genannt

1 H Jacobsohn (1927283ff 193076ff) (vgl auch Chantraine 1968163 68) hatte angenommen dass die Bildungen auf -ν- alle aus -acircον- kontrahiert seinen Dieser Erklaumlrungsversuch laumlsst sich mit folgenden Gegenargumenten entkraumlften

a) das Nebeneinander von nordwestgriechisch-dorisch und arkadisch -ν- gegenuumlber ionisch-attisch -ηv- (zB Egraveλληνες) zeigt deutlich dass urgrie-chisch -ān- zugrundeliegt Denn -z(1)on- haumltte im Attischen -εAgraveν- er-geben und waumlre auszligerhalb des Ionisch-Attischen zu -ν- kontrahiert wor-den vgl κοινaacute(acirc)ων Gen -aacute(acirc)ονος49 (gebildet wie hom διδυmicroaacuteονε) gt dor usw κοινaacuteν m sbquoTeilnehmer Gesellschafterlsquo Pind Py 328 Inscr

47 Vgl hierzu Leukart 1980246 Fn 27 bdquoAacuteθacuteνη bzw -αι ist urspruumlnglich Ortsname und nicht Name der Goumlttin die folgerichtig bei Homer Aacuteθηναplusmnη heiszligt (att Aacuteθηναplusmnα kontrahiert zu AacuteθηνAcirc) Es ist deshalb sinnlos den Ortsnamen von demjenigen der Goumlttin herleiten zu wollen (so Frisk GEW und Chantraine DELG sv) Myk A-ta-na-po-ti-ni-ja ist als Athānās (Ortname im Gen) Potnia aufzufassen (vgl ebenso mit Gen da-pu2-ri-to-jo p u-po-jo p)ldquo

48 Vgl zum Folgenden Leukart 1980246 49 Vgl als Parallele ξυνaacute(acirc)ων Gen -szlig(acirc)ονος ( ξaumlνmς) gt ξυνszligων Pind Py 348 Aisch frg 996 (per coni)

ξυνaacuteν Pind Nem 527 ξυνacuteων Hes th 595 u 601 ξυνAgraveν Soph frg 970 ξυνωνplusmnη Archil 89

372 Stefan Schaffner

Schw 3624 [Lokris] 65621 [Tegea] vgl auch dor κοιννEcircω Schw 89g [Argos] 323 B 48 [Delphi] Foedus ap Thuk 5791 vgl auch κοιννplusmnα Pind Py 197) att κοινεAgraveν sbquodslsquo Eur Her 149 u 340 Xenophons κοινAgraveν Cyr p 7535 scheint eine Umsetzung von dor κοινaacuteν nach att κοινωνEcircω (mit lautgesetzlicher Entwicklung von -ǣ(1)on- gt att -ων- im Vorton) wozu att κοινωνmς nach einem Verhaumlltnis wie στρατηγEcircω στρατηγmς ruumlckgebildet wurde zu sein (Leumann 1993223224 Fn 20 Peters 1980254255 Fn 212)

b) das Mykenische hat mit Bildungen wie Pa-ki-ja-ne Sphagiānes und I-na-ne Inānes gezeigt dass bereits im Urgriechischen ein Bildetyp von Eth-nika auf urgriech -ān- (neben Bildungen auf -ā1on- lt -ah2-1on- vgl myk [PY] o-qa-wo-ne- hokwāaringon- sbquoMitglied des Gefolgeslsquo [vgl hom aeligπfrac34ων sbquoGefaumlhrtelsquo] myk [KN] I-ja-wo-ne Iāaringon- sbquoMann aus Iālsquo) exis-tiert hat

2 Nach Schwyzer (1953185 487) koumlnnten die vorwiegend im Nordwesten beheimate-ten Ethnika auf -ān- auf uridg -ēn- (dehnstufige Variante des indiv Suffixes -eon-) beruhen und zwar mit nordgriechisch-illyrischem Lautwandel ē gt ā (wegen albanisch o lt uridg ē wohl uumlber ā) Als Gegenargumente lassen sich anfuumlhren

a) die Verbreitung der Ethnika auf -ān-es auch im Suumldgriechischen (Myke-nischen Arkadischen) und die fruumlhe Bezeugung im Mykenischen spre-chen gegen die Herkunft aus einer (aus anderen Gruumlnden voumlllig hypotheti-schen) Vorstufe Nordgriechisch-Illyrisch

b) die Hypothese Schwyzers ist kaum zutreffend fuumlr die Ethnika auf -ānes mit deutlichen oder zumindest moumlglichen griechischen Derivationsbasen mit Stamm auf -ā

3 Nach Leukart (1980238ndash247) dem wir die letzte umfassende Behandlung des Suf-fixes -νες (ion-att -microνες) myk -ānes lt urgriech -ān-es zur Bildung von Ethni-ka verdanken ist das Suffix -ān- der Ethnika vergleichbar mit dem Suffix -ān- von urgriech ne1ān-50 Urgriech ne1ān- ist das Grundwort von griech νενplusmnς sbquojunger Mannlsquo sekundaumlr Adj sbquojugendlichlsquo (zuerst νεηνplusmnης Uumlνacuteρ Hom Od κ 278 ξ 524) νενικmς sbquojugendlichlsquo (Ar+) Deminutiv νενplusmnσκος sbquojunger Mannlsquo (Hdt+) man vgl auch die denominalen Verba νενιεAumlοmicroαι sbquowie ein jugendlicher Hitzkopf handelnlsquo (Ar+) mit νενplusmnευmicroα sbquojugendlich impulsive Handlunglsquo (Pl+) und νενικEcircω sbquojugendlich seinlsquo (Eup+) Femininum νεAcircνις νεmicroνις -ιδος (Il+ ep-poet) Ur-griech ne1ān- stellt nach Leukart (1980241242) eine Ableitung mit der tiefstufi-gen Form des charakterisierend-individualisierenden Suffixes -eon- von einem vor-urgriechischen vielleicht sogar uridg Stamm ne1ā- (bzw ne1ah2-) der als Kol-lektivbildung sbquoGesamtheit der jungen Leutelsquo bedeutete dar Zur Funktion des Suffi-xes aumluszligert sich Leukart (1980242 Anm 15) folgendermaszligen bdquoWegen der indivi-dualisierend-singulativischen Funktion von ne1ā-n- usw (hellip) empfiehlt es sich von -eon- mit der spezielleren Bedeutungsentwicklung sbquoderjenige aus der Gruppe xlsquo gt sbquoeiner aus helliplsquo auszugehenldquo Gegen diese Erklaumlrung Leukarts laumlsst sich als Ge-genargument anfuumlhren dass das Suffix -ān- der Ethnika funktional nicht verglichen werden kann da zwischen der Ableitungsbasis und den abgeleiteten Ethnika deut-lich eine Zugehoumlrigkeitsrelation zum Ausdruck gebracht wird (zB ΦοιτιAcircνες eig

50 Moumlglicherweise bezeugt in νεfrac34ν νEcircος sbquoJuumlnglinglsquo (A D Adv 1608 Suid sv νεAcircνις Eust 33515 EM) falls es nicht bloszliges Grammatikerrekonstrukt zu Erklaumlrung von νεAcircνις ist (Leukart 1980238)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 373

sbquodie zur Stadt Φοιτplusmnαι Gehoumlrigen Einwohner der Stadt Φοιτplusmnαιlsquo ∆υmicroAcircνες [Phylenna-me] eig sbquodie zur dumā-zum bdquoStammldquo Gehoumlrigenlsquo in der Bedeutung etwa von φυλEcircται sbquoStammesgenossenlsquo) und das individualisierende Suffix -eon- alleine den Ausdruck der Zugehoumlrigkeit nicht leistet51

4 Bei Balles (2008208) sind die griechischen Voumllkernamen auf -νες (ion att -microνες) urgriech -ān-es falsch unter die vorwiegend fuumlr gewisse dorische bzw nordwest-griechische Dialekte charakteristischen Sekundaumlrbildungen auf -acuteν Gen -microνος des Typs λεσχacuteν sbquoSchwaumltzerlsquo ( λEcircσχη sbquoOrt zum Liegen Plaudereilsquo) oder ξιφacuteν sbquoSchwerttraumlgerlsquo (ccedil φEcircρων ξplusmnφος Hsch)52 wozu auch die vor allem in Megara und Korinth bezeugten Personennamen wie Λυσacuteν Καλλacuteν Aacuteριστacuteν Νικacuteν etc (vgl Solmsen 1909116ff) zaumlhlen eingeordnet Diese Bildungen zeigen auch im dorisch-nordwestgriechischen Dialektgebiet die Suffixablautstufe -ην- lt urgriech -ēʛn- die mit dorisch-nordwestgriechisch -ν- lt urgriech -ān- der Ethnika lautlich nicht kompatibel ist

8888 In der Folge soll nun eine neue Erklaumlrungsmoumlglichkeit der Suffixe urgriech -ān-es und urslav -ěne bzw -jane zur Bildung von Ethnika und der baltischen Zugehoumlrigkeitsbil-dungen auf -rna- praumlsentiert werden Den Ausgangspunkt fuumlr diese neue Erklaumlrungsmoumlg-lichkeit bildet die Beobachtung dass im Urindogermanischen bzw in den Einzelsprachen Suffixkonglomerate zur Bezeichnung der Zugehoumlrigkeit aus der Kombination zweier funk-tional aumlquivalenter Zugehoumlrigkeitssuffixe bzw aus der Kombination zweier Bildemoumlglich-keiten zur Bezeichnung der Zugehoumlrigkeit entstanden sein koumlnnen Man vergleiche zum Beispiel

a) Zugehoumlrigkeitssuffix -iacuteh2-no- (lat -īnus gr -eacuteνος lit -yacutenas slav -iacutenъ germ -īna-53) Kombination aus dem V~k-Suffix -iacuteh2-

54 (vgl ai v~k- f sbquoWoumllfinlsquo ai

51 Diese Uumlberlegung mag vielleicht auch der Grund dafuumlr sein dass Nikolaev 2010191 als Grundlage von ur-griech ne1ān- eine auf dem Kollektivum ne1eh2- bdquoyouthldquo basierende Ableitung ne1eh2-h1(eo)n- bdquohaving youthldquo (gt Hsch νεfrac34ν νEcircος) mit dem Hoffmannschen Possessivsuffix postuliert Nikolaev 2010191 Fn 9 er-laumlutert weiter hierzu bdquoThe analysis here differs from the one originally proposed by Leukart only insofar as he glosses ne1eh2 as lsquoGesamtheit der jungen Leutersquo and operates with an individualizing -n-suffix while I use Hoffmannrsquos possessive suffix -h1(eo)n- insteadldquo

52 Vgl zu diesem Typ auch Peters 1980169 53 ZB lat equīnus sbquozum Pferd gehoumlriglsquo equus sbquoPferdlsquo gr ecircκεανναι sbquoOkeanostoumlchterlsquo lit kaimyacutenas sbquoNach-

barlsquo kaiacutemas sbquoDorflsquo aksl sestrinъ sbquozur Schwester gehoumlriglsquo ahd fingirīn sbquoFingerringlsquo 54 Die Bestimmung des Laryngals des V~k-Suffixes als h2 ergibt sich mE aus der Analyse von gr

Uumlνδριfrac34ς -frac34ντος sbquoStandbild Statuelsquo als h2rih2-aacutent- (vgl zur Bildung auch toch B iko Pl ikonta sbquoSchrittlsquo lt sekās lt sekah2-t-s oder -ant-s [ B sik- sbquoschreitenlsquo lt sik-]) das als Erweiterung mit einem die Bedeu-tung des Grundwortes nur gering modifizierenden abstufenden Suffix ----ent-----nt- (in Faumlllen wie heth irmala-nt- sbquokranklsquo irmala- sbquodslsquo weitere Beispiele unter sect81) einer V~k-Bildung h2r-iacuteh2- sbquowas einem Mann ver-gleichbar ist Bild eines Manneslsquo gedeutet werden kann (Klingenschmitt 2005423 Anm 142) Die Bildungen auf -iacuteh2- des V~k-Typs haben naumlmlich unter anderem die Funktion etwas zu bezeichnen was in seiner Be-schaffenheit an den durch das Grundwort bezeichneten Begriff erinnert (vgl AiGII2384 Klingenschmitt 2005344) vgl zum Beispiel ai ā-v Du sbquoHodenlsquo āaacute- n sbquoEilsquo Du sbquoHodenlsquo lat saniēs sbquoverdorbenes Blut Wundjauchelsquo lt h1sh2an-ih2- sbquoBlutaumlhnlicheslsquo ( heth ešar gr eumlαρ ai aacutes~-k n sbquoBlutlsquo lt uridg h1eacutesh2~ Gen h1sh2aacuten-s) aisl myacuterr f Sumpf Schlammlsquo lt urnord me1Ri+R lt urgerm me1zī lt me1siacuteh2- sbquowas ei-nem Moor aumlhneltlsquo ae mēos m n sbquoMoor Schlammlsquo ahd mios m n sbquodslsquo lt meacute1so- Nur der Ansatz mit h2 erklaumlrt mE auch die Tatsache dass bestimmte Staumlmme des V~k-Typs im Baltischen bzw Litauischen zu Staumlmmen mit Nom Sg -ijagrave und Akk -iją umgebildet sind vgl zB urslav oldi Gen ldiję sbquoSchifflsquo (skr štok lađa čak [Vrgada] ldegatildeđa slov laacutedja nruss ladjaacute aruss lodja) lt alds Gen aldiās (aumllter -i-as

374 Stefan Schaffner

v~ka- m sbquoWolflsquo ai rath- m sbquoWagenlenkerlsquo raacutetha- m sbquoWagenlsquo urslav sǫdi m sbquoRichterlsquo lt som-dhh1-iacuteh2- urslav sǫdъ m sbquoGerichtlsquo lt som-dhh1-oacute-) und dem Suffix -no- (vgl zB lat Romā-nus sbquoRoumlmerlsquo Roma lat paternus sbquozum Vater gehoumlriglsquo maternus sbquozur Mutter gehoumlriglsquo lat fānum sbquoHeiligtumlsquo lt fasnom lt dhƽ1s-no-m sbquozu einer religioumlsen Feier gehoumlriglsquo)

b) av āhuiri- sbquozum ahura- gehoumlriglsquo ( ahura- sbquoHerrlsquo) Kombination aus Vigraveddhi55 plus Zugehoumlrigkeitssuffix -i- (ohne Vigraveddhi av zaraθuštri- sbquozu Zarathustra gehoumlriglsquo zaraθuštra-)

c) uridg te1-oacute- sbquozu dir gehoumlriglsquo (griech hom dor τεacircmς lat tuus) tū sbquodulsquo de1-oacute- sbquoHimmlischer Gottlsquo (ai devaacute- lat deus dīvus lit diẽvas etc) de1-di1- sbquoHim-mellsquo Kombination aus Vigraveddhi51 plus Zugehoumlrigkeitssuffix -o-56 (vgl ohne Vigraveddhi t1-oacute- sbquozu dir gehoumlriglsquo gt griech ion att σmς av θβ)

d) Suffix -io- (vgl zB lat patrius griech πfrac34τριος sbquozum Vater gehoumlriglsquo) lt -ih2-o- Kombination aus den beiden Zugehoumlrigkeitssuffixen -ih2- und -o-57

lt -ih2-as) lit aldijagrave Akk aCdiją sbquoEinbaum Kahnlsquo (nach dem Wandel von -ia- zu ē eingetretene) Umbil-dung von ald-s Gen aldi-as lt aoldh-iacuteh2- sbquoTrogaumlhnlicheslsquo urgerm alđōn- sbquoTroglsquo (nnorw dial olda f sbquogroszliger Troglsquo nschwed aringlla f sbquoBottichlsquo) lt aoldhā-n- (vgl Klingenschmitt 2005344) Zugunsten von h1 des V~k-Suffixes argumentiert Widmer 2005190ff worauf hier im Einzelnen aber nicht eingegangen werden kann

55 Vgl zB ahd swāgur m sbquoSchwagerlsquo lt urgerm s1ēDžura-z lt s1ē0uroacute-s sbquoder zum Schwiegervater (als Sohn) Gehoumlrigelsquo uridg s1eacute0uro-s sbquoSchwiegervaterlsquo (ai śvaacuteśura- gr Uacuteκυρmς lat socer ahd swehur ae sweor etc) Vgl zur Vigraveddhi-Ableitung insgesamt Darms 1978 Jochem Schindler (bei Balles 2006286ff Fn 473 und Widmer 2008618) leitet die Vigraveddhi-Ableitung aus einer Lokativhypostase von endungslosen dehnstufi-gen Lokativen von Wurzelnomina her wobei als Operator fuumlr die Bildung des abgeleiteten Stammes dasselbe Suffix -eo- dient das auch bei Hypostasen von i-Lokativen auftritt (zB uridg h2ant-i+eacuteoacute- sbquoauf der Vor-derseite gegenuumlber befindlichlsquo [gt gr Uumlντplusmnος sbquogegenuumlberstehend entgegengesetztlsquo substantiviert urgerm andia- m n sbquoEnde Rand Grenzelsquo] uridg h2ant-i Lok sbquoauf der Vorderseite gegenuumlberlsquo) Auf einer Loka-tivhypostase uridg pēd-oacute- sbquoam Fuszlig befindlich zum Fuszlig gehoumlriglsquo ( prdplusmni sbquoam Fuszliglsquo) beruhen nun einerseits lit pėdagrave f (3) sbquoFuszligsohle Fuszligspurlsquo = lett pecircda f sbquoFuszligsohlelsquo (lit dial auch ppdas m (3) sbquoFuszligsohlelsquo) und an-dererseits wohl auch griech πηδmν n sbquoRuderblattlsquo (Od+ benannt nach der flachen Form und der Befindlich-keit unten am Ruder FriskII527) dessen urspruumlngliche Bedeutung noch von dem abgeleiteten Verbum πηδfrac34ω sbquospringen huumlpfenlsquo (Il+) vorausgesetzt sein koumlnnte (zur Deutung von lit pėdagrave f (3) sbquoFuszligsohle Fuszlig-spurlsquo = lett pecircda f sbquoFuszligsohlelsquo als einer Vigraveddhi-Ableitung zu ped- sbquoFuszliglsquo vgl Griepentrog 1995163 Larsson 2003245 Anm 15 NIL537 Fn 64) Aus dem prototypischen Nebeneinander von pēd-oacute- sbquoam Fuszlig befindlich zum Fuszlig gehoumlriglsquo ( prd sbquoam Fuszliglsquo) und peacuted- sbquoFuszliglsquo auf das pēd-oacute- sekundaumlr als Ableitung bezogen werden konnte haumltte nun die Regel abstrahiert werden koumlnnen dass bei dieser spezifischen Ableitung das Derivat ge-genuumlber der Derivationsbasis Erhoumlhung des Wurzelablauts um eine Stufe (ē e danach analogisch ō o und e ) und zwar nach dem ersten konsonantischen Wurzelradikal zeigt und das Derivat gegenuumlber der Deriva-tionsbasis oppositiven Akzent aufweist Fuumlr den Ansatz eines Lok Sg prd(plusmni) spricht der Lok Pl prt-su lt prd-su in air iacutes kymr is untenlsquo lt īssu (vgl auch altalb [Buzuku] peumlr posh alb dial peumlrpoacutesh sbquounten hin-unter herunterlsquo lt pēd-si) Mit dem Ansatz eines Lokativ Singular prdplusmni ergaumlbe sich ein weiteres Beispiel fuumlr eine Regel dass bei athematischen Staumlmmen die Ablautstufe des Lokativ Singular gegenuumlber der Ablaut-stufe des paradigmatisch zugeordneten Genitiv Singular jeweils um einen Grad erhoumlht ist (vgl Klingenschmitt 2005319 Fn 30ndash32) Die Regel laumlszligt sich erschlieszligen aus Paradigmen wie Sg Nom dr1-s Gen di1-eacutes Lok deacute1plusmni Sg Nom meacutenti-s Gen mteacute-s Lok mtrplusmni Sg Nom h1noacuteh3m Gen h1h3meacuten-s Lok h1h3mrnplusmni

56 Vgl auch Schaffner 2004490 Fn 15 mit Literatur 57 Fuumlr eine Untermenge der Bildungen auf -ieo- kommt sicherlich auch eine Herleitung aus Hypostasen von

i-Lokativen in Betracht (Widmer 2008617 Balles 1997161ff Nussbaum 1986243) zB uridg h2ant-i+eacuteoacute- sbquoauf der Vorderseite gegenuumlber befindlichlsquo (gt gr Uumlντplusmnος sbquogegenuumlberstehend entgegengesetztlsquo

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 375

81818181 Auch bei Suffixkonglomeraten anderer Funktion besteht die Moumlglichkeit dass diese durch Kombination zweier funktional aumlquivalenter Suffixe enstanden sind man vergleiche zB das im Lateinischen bei Substantiven der 3 bis 5 Deklination verwendete Deminutiv-suffix -culus -a -um (zB homuculus sororcula aedicula vasculum etc) lt -ke-lo- das durch die Kombination eines Deminutivsuffixes -keo- (zB ai rāja-kaacute- sbquoKoumlnigleinlsquo rzjan- sbquoKoumlniglsquo ai pit~-kaacute- sbquoVaumlterchenlsquo pitaacuter- sbquoVaterlsquo aisl bolungr sbquojunger Stierlsquo lt --koacute- boli m n-St sbquoStierlsquo) und eines Deminutivsuffixes -lo- (lat -ulus lt -e-lo- got magula sbquoKnaumlbleinlsquo magus) hervorgegangen ist Im diesem Zusammenhang sei kurz darauf verwiesen dass das slavische Suffix -ęt- zur Bezeichnung von jungen Lebewesen vorwie-gend von Tierjungen (BraumluerIII80ndash99) aus der Kombination zweier individualisierend-charakterisierender Suffixe -en- und -et- entstanden sein kann zB urslav posęt- n sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ( uridg poacuter0oe- sbquodslsquo [lit pašas (2) ahd far(a)h ae fearh lat porcus mir orc]) urslav moCdęt- n sbquoJungeslsquo lt moacutelde-n-t- ( urslav moCdъ sbquojunglsquo lt moacuteldho-)58 auszligerhalb des Slavischen vielleicht auch arm ayceamn sbquoGazellelsquo lt h2ai-(hx)-t- ayc (i) sbquoZiegelsquo lt h2ai-59 Man vergleiche zum individualisierenden Suf-fix -eon- etwa Beispiele wie lat Catō -ōnis sbquoSchlaumlulinglsquo catus sbquoschlau verschlagenlsquo griech στρfrac34βων sbquoSchielerlsquo στραβmς sbquoschielendlsquo got liuta -ins sbquoHeuchlerlsquo liuts sbquoheu-chelndlsquo etc60 zum indiv Suffix -eot- etwa ai haacuteri-t- n sbquogelbe Farbelsquo (in haacuterit-vant- sbquogoldgelblsquo) lt heacutelh3i-t- n sbquodas Gelbelsquo ai haacuteri- sbquofahl gelblichlsquo jav zairi- sbquogelblsquo lt heacutelh3i- uridg meacuteli-t- n sbquoHoniglsquo (gr microEcircλιτ- got milithorn etc) eig sbquoGelbeslsquo ( urkelt meli-no- sbquogelblsquo in mkymr melyn) uridg (h13)aacutelbi-t- n sbquoWeiszligeslsquo (gr ETHλφι n Pl ETHλφιτα sbquoGerstenmehllsquo alb elb sbquoGerstelsquo)61 und griechische und lateinische Bildungen wie gr γυmicroνacuteς γυmicroνacuteτ- sbquoLeichtbewaffneter Infanteristlsquo ( γυmicroνmς sbquonackt unbekleidetlsquo) gr UumlργEcircτ- Uumlργacuteτ- sbquoglaumlnzend strahlend schimmerndlsquo ( Uumlργmς sbquodslsquo) lat stīpes stīpit- sbquoZweig Stocklsquo ( stepo- sbquostarr steiflsquo gt urgerm stīfa- gt ae mhd stīf)62 Eine Analyse des slavischen Suf-fixes -ęt- n als -(e)n- + -t- ergibt sich vom Material des Slavischen aus schon alleine dadurch dass die Bildungen auf -ęt- in deutlicher Beziehung zu Ableitungen von n-Staumlm-men gleicher Bedeutung stehen (vgl zB russ ksl mladę n sbquoKind Knabelsquo [vgl auch slo-vak mlaacutedrsquoa n sbquojunges Tierlsquo] lt urslav moCdęt- n sbquoJungeslsquo aksl mladen-c mladěn-c sbquodslsquo [vgl apreuszlig Elb Voc 189 kint maldenikis] russ dialekt moacuteloden sbquojunger Mannlsquo lt urslav moCden- [Ableitung mittels des indiv n-Suffixes von urslav moCdъ Adj sbquojunglsquo gt aksl mladъ russ moacutelodъ]) und die Bildungen auf -ęt- in den Einzelsprachen zum Teil im Singular (vgl russ Sg teleumlnok sbquoKalblsquo Pl teljaacuteta) oder im Plural (ačech haumlufig Pl -enci lt -en-ci Sg -ě lt -ę zB Pl kuřenci Sg kuřě sbquoHuhnlsquo) durch Ableitungen von n-Staumlm-men suppliert werden (vgl auch apreuszlig smunents sbquoMenschlsquo neben smūnen-isks sbquomensch-lichlsquo)63 Die Produktivitaumlt dieses Typs im Slavischen mit dieser spezifischen semantischen Funktion ist wohl von prototypischen Bildungen wie urslavisch posęt- n sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ausgegangen dessen Grundwort poacuter0eo- dieselbe Bedeutung hat Das Suffix-konglomerat -en-t--n-t- duumlrfte in rein bdquoaugmentativerldquo Funktion wie in urslav posęt- n

substantiviert urgerm andia- m n sbquoEnde Rand Grenzelsquo) uridg h2ant-i Lok sbquoauf der Vorderseite gegen-uumlberlsquo

58 Vgl Schaffner 2001209ndash211 59 Klingenschmitt 19822526 Fn 19 60 Vgl Krahe amp Meid 1969III 92 Schaffner 2001526ndash529 61 Vgl Schaffner 2001211 Fn 200 Zu einer Analyse dieser Bildungen als t-Instrumentale Pinault 198032

Widmer 2005197 62 Nussbaum 20044 63 BraumluerIII81 Schaffner 2001209210

376 Stefan Schaffner

sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ( uridg poacuter0oe- sbquodslsquo) wohl auch im lat Ethnikon Pīcentes sbquodie (jungen) Spechtelsquo ( lat pīcus umbr peico sbquoSpechtlsquo) neben dem Adjektiv Pīcēnus LN Pīcēnum64 in apreuszlig smunents sbquoMenschlsquo (neben smūnen-isks sbquomenschlichlsquo) und wohl auch in griech Uumlνδριfrac34ς -frac34ντος m sbquoMenschenbild Bildsaumlule Standbildlsquo lt h2r-ih2-ant- (Erwei-terung von h2r-iacuteh2- sbquowas einem Mann vergleichbar ist Mannsbildlsquo) Uumlνacuteρ m sbquoMann Menschlsquo lt h2nrr verbaut sein

82828282 Wenn man nun das in sect8 illustrierte Prinzip der Kombination zweier funktional aumlquiva-lenter Zugehoumlrigkeitssuffixe zu einem Suffixkonglomerat auch auf das genannte baltische Zugehoumlrigkeitssuffix -rna- (lit -pnas f -pnė lett -ēns f -ēne vgl oben sect665) anwendet das eine etymologische Entsprechung in lateinischen Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -ēnus (zB Adj Pīcēnus LN Pīcēnum lat pīcus sbquoSpechtlsquo lat -iēnus Abl von io-Staumlmmen zB aliēnus sbquozu einem anderen gehoumlriglsquo alius laniēna [taberna Varro] sbquoFleischerladenlsquo altlat lanius sbquoMetzgerlsquo [wie figlīna taberna sbquoToumlpferwerkstattlsquo figulus sbquoToumlpferlsquo) besitzt66 so kann deren Vorform -eh1-no- bzw -e-h1-no- (bei Ableitung von eo-Staumlmmen67) als Kombina-tion eines abstufenden Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1-h1 dessen unflektierte Form moumlgli-cherweise der urindogermanischen Instrumentalendung -eh1-h1 zugrundeliegt68 und dem Zugehoumlrigkeitssuffix -no- analysiert werden Eine spezialisierte Funktion des Konglome-rats -(e)h1-no- koumlnnte dann in dem sogenannten bdquoHerrschersuffixldquo69 -h1-no- der Bedeu-

64 Vgl Rix 195051237ff 65 Hiervon etymologisch zu trennen ist wohl das zur Bildung von Stoffadjektiven verwendete slavische Suf-

fix -ĕnъ (vgl Vondraacutek 1924I 528529) dass wohl an n-Staumlmmen erwachsen ist (vgl aksl kamĕnъ sbquosteinernlsquo russ kaacutemjanyj serb k`men urslav kaacutemen- m sbquoSteinlsquo aksl plamĕnъ serb pl`men sbquoflammendlsquo urslav plaacutemen- m sbquoFlammelsquo) und von dort als komplexes Suffix abgeloumlst ist (vgl aksl drĕvĕnъ sbquohoumllzernlsquo drĕvo sbquoHolzlsquo)

66 Rix 1972727728 weist darauf hin dass das Umbrische ein patronymisches Gentilnamensuffix -ēno- kennt das mit einem einzigen ndash allerdings durchsichtigen ndash Beispiel aus umbrischen Texten zu belegen ist Voisiener (Gen Sg Ve 236) zu Voisis lt -sos Der Typ ist auf lateinischen Inschriften aus Umbrien und aus den oumlstli-chen und suumldlichen Nachbargebieten der Pikenter Vestiner und Sabiner haumlufig Alfēnus (auch Hor sat 1 3 130+) Labiēnus (auch Sil 1034+) Nach Rix loc cit entspricht dieses patronymische Gentilnamensuffix des Umbrischen etymologisch dem Suffix des Ethnikons Picēnus zu lat pīcus und umbr peico (Akk) sbquoSpechtlsquo Nach Rix loc cit (vgl auch Mayrhofer 197732) gehoumlrt hierher auch das im Iranischen Patronymika bilden-de Suffix -āna- das sich auf -ēno- zuruumlckfuumlhren laumlszligt aav Haēca aspānā (Nom Sg f Yasna 553) zu Haēca aspa (Yasna 4615) Immerhin erwaumlgenswert ist die Frage ob das im Iranischen zur Bildung von Landschaftsnamen gaumlngige Suffix -āna- zB in av Vƽhrkāna- sbquoHyrkanienlsquo (in jav vƽhrkānōšaiiana- sbquodie Wohnung der Hyrkanier bildendlsquo V 111) vƽhrka- m sbquoWolflsquo (vgl auch mp gwlgrsquonyk gurgānīγ sbquozur Pro-vinz Gurgān gehoumlriglsquo np Gurgān gurg sbquoWolflsquo) nicht ebenfalls hier etymologisch anzuschlieszligen ist wenn-gleich das lange ā von -āna- (wie auch des patronymischen Suffixes -āna-) lautlich natuumlrlich mehrdeutig ist

67 Die akutierte Intonation in Faumlllen wie lit kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo ( kaacutelnas sbquoBerglsquo) kaimpnas sbquoNachbarlsquo ( kaiacutemas sbquo[Bauern-]Dorf Landlsquo) deren Ableitungsbasen thematische Staumlmme bilden zeigt wohl dass das Suffixkonglomerat -h1-no- mit Nullstufe der ersten Komponente an den e-stufigen Stamm der Ableitungsba-sis getreten ist Diese Bildungen folgen dann einer Regel dass flexions- und derivationsmorphologische Ele-mente die in die Nullstufe treten koumlnnen an thematische Staumlmme in nullstufiger Gestalt angefuumlgt werden (vgl -o-nt- -eacutent- -o-h1- -eacuteh1-) vgl Klingenschmitt 2005454

68 In diesem Fall koumlnnte die bdquoApertinentivldquo-Endung -ī lt -ih2 verglichen werden die als unflektierte Form des Zugehoumlrigkeitssuffixes -ih2- (ai v~k- f sbquoWoumllfinlsquo ai v~ka- m sbquoWolflsquo ai rath- m sbquoWagenlenkerlsquo raacutetha- m sbquoWagenlsquo etc) zu bestimmen waumlre (vgl etwa teacute1e Gen te1oacute- sbquodeinlsquo ai asmzkaplusmnm Gen asmzka- sbquoun-serlsquo) Klingenschmitt 2005318

69 Man vergleiche die maszliggeblichen Materialsammlungen von Meid 195657260ndash295 1ndash128 und Meid 1957 72ndash108 113ndash126 (vgl auch Krahe amp Meid 1969III 109110 Schaffner 1999[2002]187188)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 377

tung sbquoHerrGott uumlber das was das Grundwort zum Ausdruck bringtlsquo (eig sbquoder (als Herr Gott) dazu Gehoumlrigelsquo) in Bildungen mit Dehnung des praumlsuffixalen Vokals wie lat tribūnus sbquoVorsteher der tribuslsquo ( tribu-) Portūnus sbquoGott der Haumlfen und Durchgaumlngelsquo ( portu-) Neptūnus sbquoGott des feuchten Elementslsquo ( neptu-) Fortūna sbquoGoumlttin des Schicksals und Gluumlckslsquo ( fortu- verbaut in fortuītus sbquozufaumllliglsquo) lat Bellōna sbquoGoumlttin des Kriegeslsquo ( bello-) Annōna sbquoGoumlttin der Erntelsquo ( annus sbquoJahreserntelsquo) vorliegen70 neben denen Bildun-gen mit bdquoeinfachemldquo -no- ohne Dehnung des praumlsuffixalen Vokals wie in lat dominus sbquoHausherrlsquo lt domo-no-s ( domo-) gall Eponā sbquoGoumlttin der Pferdelsquo ( epo- sbquoPferdlsquo) gall Maponos sbquoGott der Soumlhnelsquo ( mapo- sbquoSohnlsquo) gall Nemetonā sbquoGoumlttin der (heiligen) Hainelsquo ( gall nemeton) gall Damonā sbquoGoumlttin der Ochsen bzw Hirschelsquo ( damo- vgl air dam sbquoOchse Hirschlsquo) anord Herjann (Beiname des Gottes Oacuteethinn) = kelt koronos (abrit VN Coriono-tōtae) = griech κοplusmnρανος sbquoHeerfuumlhrer Herrscherlsquo (poet seit Ho) lt koro-no-s sbquodslsquo ( uridg koro- sbquoHeerlsquo)71 urgerm thorne1đana-z m sbquoKoumlniglsquo (got thorniudans anord thornjoacuteethann ae thornēoden as thiodan) lt te1to-noacute-s sbquoVorsteher der thorne1đō der Volksgemeindelsquo ( urgerm thorne1đō- f sbquoVolklsquo got thorniuda ahd diota) stehen72

83838383 Die Richtigkeit der obigen morphologischen Analysen vorausgesetzt ergibt sich nun auch eine klare Analysemoumlglichkeit fuumlr das slavische Suffix -ěn- (bzw -jan- lt --ēn-) zur Bildung von Ethnika und Einwohnernamen Das slavische Suffix -ěn- kann dann als Kombination des abstufenden Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1- das als erste Komponente in -eh1-no- verbaut ist und der Nullstufe des individualisierenden n-Suffixes gedeutet wer-den Bei thematischen dh eo-staumlmmigen Grundwoumlrtern waumlre das Konglomerat in der nullstufigen Gestalt der ersten Komponente an den e-staumlmmigen Themavokal der Deriva-tionsbasis angefuumlgt worden73 (-e-h1-n-74 gegenuumlber zB --eacuteh1-n- bei i-staumlmmigen Grund-woumlrtern) zB urslav poljaacutene sbquoFeldbewohnerlsquo lt (Transponat) polh2eacute-h1-n-es urslav

70 Nussbaum 19981ndash11 postuliert fuumlr eine Vielzahl von einzelsprachlichen Sekundaumlrbildungen mit Laumlnge des praumlsuffixalen Vokals bdquodekasuativeldquo Ableitungen von Instrumentalen auf -V-h1- so zB in Bildungen wie lat Portūnus Bellōna die er als deinstrumentale possessive Bildungen mit einen Konglomerat -h1no- deutet Auch das Hoffmannsche Possessivsuffix ist nach Nussbaum 19989ndash11 (vgl zB auch Nikolaev 2010191) als deinstrumentale Bildung auf -h1-eon- zu analysieren zB av mąθrān- m sbquoSpruchkennerlsquo lt mentro-h1-on- mąθra- sbquoSpruchlsquo lt mentro- (Argumente gegen den Ansatz des Hoffmannschen Possessiv-suffixes mit Laryngal 3 als -h3on- bei Nussbaum 199810ndash11) Diese Analyse bietet nach Nussbaum 199811 den Vorteil dass der desubstantivische Typ auf -Hon- (av mąθrān-) und der deadjektivische Typ auf -eon- (av marƽtan-) letztendlich identisch seien Ich unterscheide mich in den Analysen von Nussbaum nur inso-fern als ich in dem morphologischen Element -eh1h1- nicht eine Kasusform sondern ein Suffix sehe dessen unflektierte Form moumlglicherweise dem uridg Instrumental auf -eh1h1- zugrundeliegt

71 Vgl hierzu die ausfuumlhrliche Besprechung bei Peters 1980170ndash171 72 Vgl zu den bisherigen Deutungen des Nebeneinanders von Bildungen mit und ohne Dehnung des praumlsuffixa-

len Vokals bei Bildungen mit dem bdquoHerrschersuffixldquo Schaffner 1999[2002]188 Fn 207 mit Literatur (vgl auch Stuumlber 20048ndash15)

73 Vgl zu dieser Regel Klingenschmitt 2005445 74 Es stellt sich die Frage ob nicht individualisierende Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -e-h1-n- als Zwischenstufe

der Wortbildung fuumlr die indoiranischen femininen Namen auf -ān-d (lt -e-h1-n-iacuteh2) zu thematischen mas-kulinen Eigennamen (insbesondere Goumltternamen) wie im Falle von ved Indrā- sbquoFrauGattin des Indralsquo GN Iacutendra- Varuān- sbquoFrauGattin des Varuethalsquo (daneben Ableitungen von Appellativen wie arayān- sbquoGoumlttin der Einoumldelsquo aacuteraya- sbquoWuumlste Wildnislsquo ūrjān- sbquoPersonifizierung der Kraftlsquo currenrj- sbquoKraftlsquo) av ahurānī- sbquogoumltt-liche Herrinlsquo ahura- sbquogoumlttlicher Herrlsquo mayeniiānī- sbquoFrau des Urmenschenlsquo (in Pahlavi-Uumlberlieferung) mayeniia- sbquoName des mythischen Urmenschenlsquo (vgl Stuumlber 200414) anzusetzen sind Freilich sind auch andere Erklaumlrungsmoumlglichkeiten denkbar (vgl zB Stuumlber 20041415 mit aumllterer Literatur)

378 Stefan Schaffner

poCje sbquoFeldlsquo n lt poacutelh2o-m Das individualisierende n-Suffix findet sich auch in Kombi-nation mit anderen Zugehoumlrigkeitssuffixen Haumlufig ist zB ein Suffix -io-n- (lt -ih2o-n-) in Bildungen wie gr (θεοOgrave) οmacrρανplusmnωνες sbquodie Himmlischen (Goumltter)lsquo ( οmacrρανoacuteς sbquoHimmellsquo) Κρονplusmnων sbquoKronide Sohn des Kronos (Zeus)lsquo lat lūdiō m sbquoSchauspielerlsquo = lūdius sbquodslsquo ( lūdus sbquoSpiel Schauspiellsquo) mūliō sbquoMaultiertreiberlsquo ( mūlus sbquoMaultierlsquo) got fiskja sbquoFi-scherlsquo ( fisks) kasja sbquoToumlpferlsquo ( kas) gallisch (latinisiert) Artiō sbquoGoumlttin der Baumlrenlsquo lt artion- ( keltisch arto-s sbquoBaumlrlsquo) altirisch Goibniu sbquoGott der Schmiedelsquo lt gobannion- ( altirisch gobae Gen gobann m sbquoSchmiedlsquo) etc75 Mit -io-n- vergleichbar ist in mittel-iranischen Sprachen ein Suffix -akān- (mp B-Phl -krsquon man-mp -grsquon -aγān sogd -krsquon -(a)kān) das auf Adjektiven der Zugehoumlrikeit mit Suffix -aka- beruht (vgl B-Phl mltrsquonk marδānaγ sbquomannhaft tapferlsquo lt martān-aka-) und substantivische Zugehoumlrigkeits-bildungen ableitet zB B-Phl wrsquozrsquolkrsquon man-mp wrsquocrsquorgrsquon wāzāraγān sbquoKaufmann Haumlnd-lerlsquo (np bāzārgān) lt wāzārakān- sbquoder zum Markt Gehoumlrigelsquo B-Phl wrsquocrsquol man-mp wrsquocrsquor wāzār sbquoMarktlsquo (np bāzār) man-sogd ptrkrsquon chr-sogd ptrqrsquon pitarkān sbquovom Va-ter stammendes Erbelsquo76 Auch das nur im Indoiranischen bezeugte Suffix -iacuten- (zB in ai aśviacuten- m sbquoRitterlsquo [ aacuteśva- m sbquoPferdlsquo] praśniacuten- m sbquoFragerlsquo [ praśnaacute- sbquoFragelsquo]) stellt wohl eine Kombination des Zugehoumlrigkeitssuffixes -i- und des individualisierenden n-Suffixes dar77 Das Nebeneinander von -eh1-no- (balt -rna- lat -ēnus) zu -eh1-n- bzw -e-h1-n- (slav -ěn-) verhaumllt sich morphologisch wie das Nebeneinander von -iacuteh2-no- (lat -īnus etc) zu -iacuteh2-n- gt griech -eacuteν- (griech Fortsetzer des V~k-Typs) zB griech γλωχeacuteWς -eacutentildeνος sbquoSpitzelsquo ( γλograveχες sbquoGrannenlsquo) UumlκτeacuteWς sbquoStrahllsquo ( ved aktuacute- sbquoNachtlsquo) δελφeacuteWς sbquoDelphinlsquo ( δελφAumlς sbquoGebaumlrmutterlsquo) Oacuteσmicroeacutentildeν- sbquoSchlachtlsquo ( ved yudhmaacute- sbquoKaumlmpferlsquo)78

84848484 Zumindest fuumlr eine Untermenge der slavischen Bildungen auf -ěn-e bzw -jan-e koumlnnte allerdings auch eine Alternativerklaumlrung in Betracht kommen die bei Vondraacutek (1924543) angedeutet ist Es koumlnnten Possessivbildungen mit oppositivem Akzent an de-ren e-stufigen betonten Themavokal das individualisierende n-Suffix getreten waumlre79 zu thematischen barytonen Grundwoumlrtern vorliegen So koumlnnte das morphologische Verhaumlltnis von urslav poljaacutene lt (Transponat) polh2rn-es sbquodie mit Feldern Versehenenlsquo zu seinem Grundwort urslav poCje sbquoFeldlsquo n lt poacutelh2o-m genau dem von av karapan- m sbquoRitual-priesterlsquo (Nom Pl karapanō Gen Pl karafnąm) lt uriran karpaacuten- lt kolpeacute-n- sbquoder mit dem Ritual Versehene der das Ritual Ausfuumlhrendelsquo zu seinem in ai kaacutelpa- m sbquoRituallsquo fort-gesetzem Grundwort koacutelpeo-80 oder dem von griech ξιφacuteν sbquoSchwerttraumlgerlsquo (ccedil φEcircρων ξplusmnφος Hsch) zu seinem Grundwort ξplusmnφος sbquoSchwertlsquo entsprechen wobei anzunehmen waumlre dass die e-Langstufe des Suffixes in polh2rn-es gt urslav poljaacutene wie im Griechischen (Nom -acuteν Gen -microν-ος) aus dem urspruumlnglichen Nom Sg auf -rn paradigmatisch verall-gemeinert worden waumlre (so Zubatyacute bei Vondraacutek 1924543) Allerdings ist fuumlr das Slavische

75 Vgl zu den Goumltternamen bzw Goumltterepitheta vor allem Stuumlber 20043ndash5 76 Vgl Schaffner 2005241ndash243 mit weiteren Beispielen 77 Vgl Klingenschmitt 2005349 78 Risch 197458 Schindler 197563 Balles 2008225 Innerhalb der griechischen Bildungen auf -īn- differen-

ziert Leukart 1980243 Fn 22 folgendermaszligen bdquo-īn- ist deutlich possessiv in δελφν- sbquo(Fisch) der Gebaumlrmut-ter hatlsquo lt -i-h3n- zu einem sbquoCalandrsquoschlsquo neben δελφAumlς stehenden aumllteren i-Stamm oder analogem Vorbild vgl auch Τρχν- sbquoSchroffes (= Felswaumlnde) habendlsquo (Ortsname) neben τρχAumlς Dagegen steht wahrscheinlich indi-vidualisierendes -(eo)n- in γλωχ--ν- sbquoSpitze (eines Gegenstandes)lsquo lt -ih2-n- dh formal parallel zu -ān- lt -ah2-n- semantisch aber wegen der anderen Bedeutung des Grundwortes (cf γλograveσσα) verschieden (hellip)ldquo

79 Vgl zu dieser Moumlglichkeit Peters 1980166 80 Vgl Mayrhofer 197735 Fn 158 und Schaffner 2005175176 (mit weiteren Parallelen)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 379

diese Annahme dewegen miszliglich weil gerade die n-staumlmmige Singularbildung fehlt die ja suppliert wird Zudem bringt ein Groszligteil der Bildungen auf -ěn-e bzw -jan-e seman-tisch eine Zugehoumlrigkeitsrelation zum Ausdruck In den Faumlllen mit komplexem Suffix -jan- dh in Ableitungen wo -j- nicht schon Bestandteil der Ableitungsbasis (wie in poljaacutene poCje) war wie in aksl graždan-e sbquoBuumlrgerlsquo lt gord-jan-e gradъ sbquoStadtlsquo lt gordъ oder aruss poločane Fln Polota koumlnnte -jan- nach dem in sect8 illustrierten Prin-zip der Mehrfachsuffigierung aus der Kombination des Zugehoumlrigkeitssuffixes -i- (in av zaraθuštri- sbquozu Zarathustra gehoumlrigldquo zaraθuštra-) und des Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1- wiederum um das nullstufige indiv n-Suffix erweitert erwachsen sein (dh -jaacutene lt --eacuteh1-n-es)

85858585 Wie ist nun das griechische Ethnikon-Suffix -νες (ion att -microνες) urgriech -ān-es hier etymologisch anzuschlieszligen Es ist nun voumlllig klar dass urgriech -ān- mit slavisch -ěn- lt vorurslav -ēn- lautlich nicht kompatibel ist Doch bestehen wie bereits oben unter sect73 dargelegt worden ist fuumlr die bezeugten griechischen Ethnika auf -ān-es etymologi-sche Anschlussmoumlglichkeiten an griechische oder auch im Griechischen moumlgliche Staumlmme auf -ā lt -ah2 insbesondere Ortsnamen oder Ortskollektiva mit Stamm auf -ā81 Das griechische Suffix duumlrfte demnach als Ableitung von Staumlmmen auf -ā bzw von zu thema-tischen Staumlmmen auf -eo- gehoumlrigen Ortskollektiva auf -a-h2- lt -e-h2- mittels der null-stufigen Form -h1-n- die im Slavischen in dieser Gestalt an die e-stufige Variante einfa-cher thematischer Staumlmme tritt oder der vollstufigen Form -eh1-n- die im Slavischen an Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -i- tritt (dh -jaacutene lt --eacuteh1-n-es) des die Zugehoumlrig- keit bezeichnenden Suffixkonglomerats zu deuten sein dh urgriech -ān-es lt -a-h2-(a)h1-n-82 (zB epirotisch AacuteρκτAcircνες sbquodie zur Baumlrengegend Gehoumlrigenlsquo [lt -a-h2-(a)h1-n-es] aacuterktā- sbquoBaumlrengegendlsquo [Ortskollektiv zu griech ETHρκτος sbquoBaumlrlsquo]) Die Wortbildungsbedeutung der slavischen Ethnika auf -ěn--jan- bzw der griechischen Eth-nika auf -ān-es kann lokal-adhaumlsiv als sbquogehoumlrt zu Xlsquo (oder ggf -originativ als sbquostammt ausvon Xlsquo) gefasst werden In etwa vergleichbar ist im roumlmischen Namensystem das Ne-beneinander von Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -io- und -ah2-io- zu urspruumlnglichen Indi-vidualnamen mit thematischem Stamm man vergleiche etwa lat Iuppiter Saturnius sbquoIuppi-ter Sohn des Saturnuslsquo und die aus urspruumlnglichen Patronymica entstandenen Gentilnamen wie Mārcius Mārcus Iūlius Iūlus usw Daneben stehen Gentilnamen auf -eius wie Pompeius aus pompao-s (lt -ah2-io- vgl oskisch puacutempaiians) eigentlich sbquoder zur Fa-milie des Pompus Gehoumlrigelsquo Ableitung von einem Kollektivum pompā- sbquoFamilie des Pomposlsquo (lt -a-h2) zu einem Individualnamen pompo-s (vgl lat Rōma lt rōmā- sbquo(Siedlung der) Familie des Rōmo-slsquo [vgl den Stadtnamen Pompeiī] Individualnamen rōmo-s Rōmulus lt Deminutivum rōme-lo- [vgl den etruskischen Gentilnamen rumelna lt rumele-na Ableitung von einem Individualnamen rumele])83 Man vergleiche auch lat

81 Vgl Leukart 1980245 bdquoDas Entscheidende ist also nicht ob die Grundwoumlrter griechisch sind sondern allein ob sie eine griech Kollektivableitung auf -ā erlauben zu der dann weiter ein Ethnikon auf -ānes trittldquo

82 Zirkumflex auf den Formen mit kurzvokalischer Endung (zB -oacuteνες ion att -microνες) ist auszligerdorisch als Neue-rung obligatorisch und beweist nicht ehemalige Vollstufe der ersten Komponente des Suffixes (Schwyzer 1953377 Leukart 1980242 Anm 18) Fuumlr eine Vollstufe der ersten Komponente des Suffixes im Falle der Ableitung von ah2-Staumlmmen koumlnnten aber moumlglicherweise doch adverbiell erstarrte Instrumentale wie griech κρυφmicro dor κρυφoacute sbquoheimlich verborgenlsquo (lt -ah2-ah1 lt -e-h2-eh1 vgl Klingenschmitt 2005303) sprechen wenn die urindogermanische Instrumentalendung -eh1 als unflektierte Form eines abstufenden Zugehoumlrig-keitssuffixes -eh1- das in den Konglomeraten -eh1-no- und -eh1-n- verbaut ist zu deuten ist

83 Vgl Klingenschmitt 2005301302

380 Stefan Schaffner

Petreius Gentilname lt petrao- sbquozur Familie des Petro-s gehoumlriglsquo petrā- sbquoFamilie des Petro-slsquo (vgl suumldpik petroh) falisk uoltaia Gentilname f lt 1oltao- sbquozur Familie des Uolto-s gehoumlriglsquo 1oltā- sbquoFamilie des Uolto-slsquo (Klingenschmitt 2005302)

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Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 383

Tschižewsky Dmitrij 1969 Die Nestor-Chronik Eingeleitet und kommentiert von Dmitrij Tschi-žewsky Wiesbaden

Udolph Juumlrgen 1979 Studien zu den slavischen Gewaumlssernamen und Gewaumlsserbezeichnungen Hei-delberg

Vaillant Andreacute 1958 Grammaire compareacutee des langues Slaves II Flexion nominale Paris Veselovsrsquoka Zinaiumlda M 1958 Naholos imennykiv bilorusrsquo movy za pamjatkamy XVII st u poriv-

njanni z naholosom suč bilorusrsquo lit movy Kyiumlv Vondraacutek Wenzel 1924 Vergleichende Slavische Grammatik I Band Lautlehre und Stammbil-

dungslehre 2 Auflage Goumlttingen Węglarz Wiktor 1933 bdquoStaroczeski loc plur na -as w nazwach miejscowych na -anyldquo Slavia Occi-

dentalis 1234ndash41 Widmer Paul 2005 bdquoDer altindische V~k-Typus und hethitisch nakkı Der indogermanische Instru-

mental zwischen Syntax und Morphologieldquo Die Sprache 45190ndash208 mdashmdashmdash 2008 bdquoDrei griechische -ō1-Staumlmmeldquo In Chomolangma Demawend und Kasbek Fest-

schrift fuumlr Roland Bielmeier zum 65 Geburtstag hrsg von Brigitte Huber Marianne Volkart und Paul Widmer Halle (Saale) 615ndash630

Зализняк Aндрей A 1995 Древненовгородкий диалект Москва

Stefan Schaffner Institut fuumlr Klassische Philologie Universitaumltsstr 31 D-93053 Regensburg stefanschaffnersprachlituni-regensburgde

Page 6: Das Nomen im Indogermanischen - FAU€¦ · Das Nomen im Indogermanischen Morphologie, Substantiv versus Adjektiv, Kollektivum Akten der Arbeitstagung der Indogermanischen Gesellschaft

6

PRONK Tijmen Proto-Indo-European mn-stems in Balto-Slavic 318ndash326

RAU Jeremy The History of the Indo-European Primary Comparative 327ndash341

RIEKEN Elisabeth amp WIDMER Paul Kongruiert alles Zu den Kongruenz-mustern des Pronominaladjektivs der Bedeutung sbquoall jeder ganzlsquo im Griechischen und Hethitischen

342ndash359

SCHAFFNER Stefan Die slavischen Ethnonyme des Typs poljaacutene

sbquoFeldbewohnerlsquo und die griechischen Ethnonyme auf -Xνες 360ndash383

SOMMER Florian Avestisch viš 384ndash396

STEER Thomas Von der Hysterokinese zur Amphikinese Akzentgebundener Ablaut bei der Substantivierung athematischer Adjektive

397ndash412

SUKAČ Roman Three Problems of Theoretical Morphology in Indo-European Languages

413ndash425

DiDiDiDie slavischen e slavischen e slavischen e slavischen Ethnonyme des Typs Ethnonyme des Typs Ethnonyme des Typs Ethnonyme des Typs poljaacutene poljaacutene poljaacutene poljaacutene sbquosbquosbquosbquoFeldbewohnerFeldbewohnerFeldbewohnerFeldbewohnerlsquolsquolsquolsquo und die griechischen Ethnonyme auf und die griechischen Ethnonyme auf und die griechischen Ethnonyme auf und die griechischen Ethnonyme auf ----νεςνεςνεςνες1111

Stefan Schaffner

1111 Im Slavischen werden mit den Suffixen -ěn- lt -ēn- und -jan- lt --ēn- (vgl zum ur-slavischen Akzent des Suffixes sect42) maskuline Substantiva im Plural zur Bezeichnung der Bewohner von Oumlrtlichkeiten Regionen oder Laumlndern sowie Angehoumlrigen von Staumlmmen ge-bildet3 An erster Stelle ist hier aruss ksl Slověn-e zu nennen der Gesamtname der Slaven und auch einzelner slavischer Staumlmme Als Gesamtname der Slaven muss er bereits im 6 Jhdt verwendet worden sein4 Doch ist es aufgrund der Erstbelege des Namens houmlchst frag-lich ob er urspruumlnglich tatsaumlchlich diesem Bildetyp angehoumlrt hat und nicht erst sekundaumlr zu diesem uumlbergetreten ist5 Zudem wird die Etymologie von slověne aumluszligerst kontrovers disku-

1 Fuumlr Hinweise Anmerkungen und Kritik zu danken habe ich Prof Dr Peter Anreiter (Innsbruck) Prof Dr Heiner Eichner (Wien) Prof Dr Michael Janda (Muumlnster) Prof Dr Gert Klingenschmitt (Regensburg) Prof Dr Alan J Nussbaum (Cornell University) Prof Dr Norbert Oettinger (Erlangen) Prof Dr Johannes Rein-hart (Wien) und Prof Dr Marko Snoj (Ljubljana) Der dem Aufsatz zugrundeliegende Vortrag konnte auch im Rahmen meiner Vorlesung bdquoEinfuumlhrung in das Baltoslavischeldquo im Wintersemester 201011 an der Univer-sitaumlt Wien praumlsentiert werden Den Teilnehmern dieser Vorlesung insbesondere Gašper Beguš Oliver Ploumltz und Florian Wandl gilt mein besonderer Dank fuumlr wichtige Diskussionsbeitraumlge und Hinweise die mich man-che Einzelheiten in einem klareren Licht haben sehen lassen Fehler und Irrtuumlmer im Folgenden gehen natuumlr-lich alleine zu meinen Lasten

2 Zur Notierung des Iktus und der Intonation in rekonstruierten Formen des Baltischen und Slavischen wird hier ein System verwendet das eine getrennte Kennzeichnung von Iktus und Intonation erlaubt Dies erscheint not-wendig weil akutierte und zirkumflektierte Intonation urspruumlnglich auch in unbetonten Silben unterschieden wurden (Klingenschmitt 2008280) Folgende Symbole werden verwendet = Sitz des Iktus (des Wortak-zents) acute = akutierte Intonation (Stoszligton) einer Silbe ˜ = zirkumflektierte Intonation (Schleifton) einer Silbe W = neoakutierte Silbe im Slavischen

3 Vgl zB BraumluerIII37ndash50 Arumaa 198524 Kiparsky 1975187 Vondraacutek 1924660 sect682 Vaillant 1958II sect187 Leskien 1891390 (vgl auch Schaffner 2005196197)

4 Sonst waumlren Quellenbelege wie Sclavi qui Winidi dicuntur bdquoSlaven die Wenden genannt werdenldquo oder Sclavi qui dicuntur Quarantani bdquoSlaven die Karantanen genannt werdenldquo oder Sclavi Behemenses et Marahenses bdquoBoumlhmische und Maumlhrische Slavenldquo nicht denkbar (Schelesniker 197311 Pohl 2005506507)

5 Lunt 1985188189 weist darauf hin dass die aumlltesten Belege des Slavennames sich in der Vita des Methodius in dem altrussischen Uspenskij Sbornik (ed Kotkov 1971) aus der Zeit um 1150 n Chr (vgl Lunt 1985188 Fn 12) finden Belegt ist zweimal der Nom Pl Slověni und der Dativ Plural Slověnjemъ welche auf einen Palatalstamm weisen Weitere Belege finden sich dann im 14 Jh In der 1377 angefertigten Laurentianischen Kopie der Povestrsquo vremenych let (PVL = Nestorchronik vgl Fn 7) die wohl nicht spaumlter als 1120 enstanden sein duumlrfte ist der Nominativ Plural Slověne viermal bezeugt Dagegen ist der Nominativ Plural elfmal als Slověni belegt genauso wie im Uspenskij Sbornik Der Akkusativ Plural ist einmal als Slověny siebenmal als Slověni und einmal als Slověně bezeugt Die letztgenannte Form zeigt den fuumlr das Russische zu erwartenden Ausgang weicher Staumlmme waumlhrend -i den Beginn der Vereinheitlichung harter und weicher Staumlmme reprauml-sentieren koumlnnte parallel zum Ersatz von koně durch koni Dagegen zeigen rund 16 in der Laurentianischen Kopie der PVL bezeugte Ethnonyme und Einwohnernamen (Material bei Lunt 1985189 Fn 14) Schreibung mit bdquojus malyjldquo oder bdquoaldquo (fuumlr -aumln-e) und sofern sie im Akk Pl bezeugt sind immer die harte Endung -y Aufgrund dieser Beleglage kommt Lunt 1985189 zu folgendem Schluszlig bdquoIn any case it shows again that this word does not fit the general pattern of the ethnonyms familiar from OCS hellip All this suggests that the ancient stem of the word was slov-ěn-j-ldquo

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 361

tiert6 Sichere Beispiele dieses Bildungstyps sind aksl graždan-e sbquoBuumlrgerlsquo lt gord-jan-e rimljan-e sbquoRoumlmerlsquo in der Nestorchronik7 aruss Poljane (eig sbquoFeldbewohnerlsquo) Name eines westslavischen (lechischen) Stammes und eines ostslavischen Stammes in der Gegend um Kiev aruss Pomorjane (eig sbquoMeeranwohnerlsquo) Name eines westslavischen (lechischen) Stammes aruss D(e)revljane (eig sbquoWaldbewohnerlsquo auch im Namen der Dravaumlno-Polaben an der Elbe) Name eines ostslavischen Stammes Poločane Bewohner von Polozk und der Gegend am Fluszlig Polota aruss Kyjane sbquoKieverlsquo ( PN aruss Kyjъ)8 slavische Staumlmme wie

6 Nach Pohl 2005506 (mit Hinweis auf aumlltere Literatur) leitet sich der allgemeine Name der Slaven slověne wahrscheinlich von einem Gewaumlssernamen slova oder slovъ (zur idg Wurzel 0le1- sbquospuumllen rein machenlsquo) ab dessen Appellativ auch in anderen slavischen Gewaumlssernamen wie Sluja (Smolensk) Sława Sławica (Po-len) Slavnica (Serbien) (man beachte auch den Beinamen des Dnepr altruss Словутичь Slovutič) enthalten ist Nach Pohl loc cit laumlgen mit Ausnahme von Slavnica alle genannten Gewaumlssernamen in dem Gebiet das von Udolph 1979 als Urheimat sehr wahrscheinlich gemacht worden sei das Gebiet noumlrdlich der Karpaten Man vergleiche aber zum Versuch einer dehydronymischen Deutung des Slavennamens die Kritik bei Lunt 1985185 bdquoThe possibility of a river-name based on a root meaning sbquoto flowlsquo was widely experimented with Unfortunately no suitable river has been located and it seems unreasonable to believe that the wide-spread and clearly documented name of such an enormous group should be an obscure or completely forgotten streamldquo (zu weiteren Deutungen des Slavennamens Lunt 1985185ndash190 mit Literatur und Diskussion) Lunt 1985190 selbst bietet mit Vorsicht und allem Vorbehalt folgende etymologische Deutung bdquoIf we allow the notion of a personal name here perhaps we can at the risk of adventurism call on the ancient noun stem kle1-es- (recte 0le1-es-) lsquofamersquo plus the ancient and ubiquitious adjectival formant -n- in the combination underlying Greek κλεεινmς lsquofamed gloriousrsquo Converted to an early Slavic formula it would be sloves-n- and we must therefore allow disappearance of s and compensatory lengthening of e to ē This means a series of explanations to take care of such forms as vesna lsquospringrsquo but nonetheless an etymology that calls on the noun slovo should account for the s-suffix and an etymology that includes the suffix is purely prefereable to one does not Slověňi are therefore lsquoSlověnrsquos peoplersquo or the lsquopeople of the Glorious Onersquoldquo Welcher Deutung man bei diesem Namen ndash wenn uumlberhaupt ndash den Vorzug geben moumlchte haumlngt wohl letztendlich vom persoumlnli-chen Ermessen ab

7 ZB PSRL1610ndash19 (= HbNCI610ndash19 = Tschižewsky 1969513ff L = Ms Lavrentrsquoevskaja R = Ms Radzivilovskaja) otъ těchъ Ljachovъ prozvašasja Poljane Ljachov druzii hellip Pomorjane Takože i ti Slověne prišedše i sědoša po Dněpru in narekošasja Poljane a druzii Drevljane zane šedoša v lěchěchъ hellip [inii šedoša na Dvině i narekošasja Poločane R (fehlt in L)] rěčki radi jaže vtečet vъ Dvinu imjanemъ Polota otъ ceja prozvašasja Poločane bdquoUnd von jenen Ljachen nannten sich die [einen] Poljanen andere Ljachen [aber sind] die Pomoranen Ebenso kamen auch dieselben Slaven und siedelten am Dnepr und nannten sich Poljanen andere aber Derevljanen weil sie in den Waumlldern siedelten Andere siedelten an der Dvina und nannten sich Poločanen des Fluumlsschens wegen das in die Dvina flieszligt mit dem Namen Polota von ihm nann-ten sich die Poločanenldquo (Uumlbersetzung von Ludolf Muumlller HbNCIV6) PSRL1114ndash8 (= HbNCI1148 = Tschižewsky 1969107ndash10) ce be tokmo Slověneskъ jazykъ v Rusi Poljane Derevljane Novgorodci Polo-čane Dregoviči Sěverъ Bužane zane sědoša po Bugu poslěže že Velynjane bdquoDenn siehe [von] slavischer Sprache sind in der Rusrsquo nur die Poljanen die Derevljanen die Novgoroder die Poločanen die Dregovičen die Severjanen die Bužanen weil sie am Bug siedeln spaumlter aber Volynier [genannt werden]ldquo (Uumlbersetzung von Ludolf Muumlller HbNCIV11) Zu den Poljane um Kiev und den Slověne um Novgorod vgl man Is-satschenko 198025

8 Prof Dr Johannes Reinhart (Wien) verdanke ich folgende Zusammenstellung von Belegen von jan-Bildun-gen die sich in den Novgoroder Birkenrindeninschriften (vgl Зализняк 1995) finden выянинъ ( 690 14 Jh Vyja ndash Nebenfluss der Pinega) городищанинъ ( Staraja Rusa 10 12 Jh) городьчанинъ ( 704 2 H 13 Jh) дворнинъ (ab 12 Jh) дестьщанинъ ( 253 14 Jh zu Дестьско) дyблнинъ ( 540 15 Jh zu Дyбьско Дyброво usw) Залyacuteшннинъ () ( 492 14 Jh) избоищанинъ ( 307 15 Jh) которнинъ ( 640 12 Jh Bewohner des Которский погост) крестьянинъ (auch хрестьянинъхристьянинъ) кыянинъ ( 745 1112 Jh) новгорожанинъ ( 246 11 Jh) погощанинъ ( 526 11 Jh) полочанинъ

362 Stefan Schaffner

Moravjane sbquoMaumlhrerlsquo (March) Bužane (Bug) sowie in Kaumlrnten Karantjane latinisiert Carantani sbquoBewohner der Gegend um Carantum = Karnburglsquo (auf einem kelt-rom Topo-nym mit der Bedeutung sbquoStein Felslsquo beruhend vgl auch Mons Carentanus der alte Name des Ulrichsberges dazu sloven koročaneKorotan)9

2222 Im Singular und Dual werden die Bildungen auf -ěne-jane durch das Singulativsuffix -inъ suppliert (BraumluerIII37) zB aruss ksl slověn-inъ sbquoSlavelsquo aksl graždan-inъ sbquoBuumlr-gerlsquo rimljan-inъ sbquoRoumlmerlsquo aruss dvorjaniacuten sbquoAdligerlsquo mirjaacutenin sbquoWeltlicherlsquo kievljaacutenin sbquoKieverlsquo Auffaumlllig ist10 dass die Suffixvariante -ěn- nur bei slověn-e slověn-inъ und Ab-leitungen von nichtslavischen Namen (zB aksl agarěn-inъ sbquoAgarenerlsquo eguptěn-inъ sbquoAumlgypterlsquo etiopěn-inъ sbquoAumlthiopierlsquo izdrailitěn-inъ sbquoIsraelitlsquo persěninъ sbquoPerserlsquo) zu finden ist Bei slavischen Grundwoumlrtern und vielen anderen Namen fremder Herkunft stellt die Ableitung mit -jane -jan-inъ die Regel dar zB russ dvorjaniacuten sbquoAdligerlsquo mirjaacutenin sbquoWelt-licherlsquo kievljaacutenin sbquoKieverlsquo aruss poločane sbquoBewohner von Polozk und der Gegend am Fluszlig Polotalsquo aruss poljane Stammesname aksl chersonjaninъ sbquoEinwohner von Chersonlsquo rimljaninъ sodomljaninъ Im Plural werden diese Einwohnernamen und Ethnonyme wie maskuline n-Staumlmme flektiert Das rekonstruierte urslavische Paradigma des Bildetyps auf -jane wie es sich nach den Reflexen in den Altstufen der slavischen Einzelsprachen er-gibt sieht wie folgt aus (Musterwort urslav poljaacuten-e m sbquoFeldbewohnerlsquo urslav polCje n sbquoFeldlsquo lt poacutelh2o-m)11

Pl Nom poljaacuten-e Gen poljaacuten-ъ Dat poljaacuten-mъ gt poljaacutemъ Akk poljaacuten-i Instr poljaacuten-mi gt poljaacutemi Lok poljaacuten-sъ gt poljaacutesъ (bzw analogisch poljaacutechъ)

Die sich nun anschlieszligende Tabelle bietet eine Uumlbersicht belegter alter Formen in den Alt-stufen ausgewaumlhlter slavischer Einzelsprachen (Legende + = belegt Nb = Neubildung)

UrslavischUrslavischUrslavischUrslavisch 1 Aksl1 Aksl1 Aksl1 Aksl 2 Aruss2 Aruss2 Aruss2 Aruss12121212 3 3 3 3 AčechAčechAčechAčech 4 Askr4 Askr4 Askr4 Askr Pl Nom -ěne -jane

+ + + + (Nb -ani)

Gen -ěnъ-janъ + + + Nb -ānā

Dat -jamъ Nb -janemъ + (Nb -janemъ -omъ)

Nb ndashrsquoanoacutem + (Nb -anima)

Akk -jani + + Nb -rsquoany +

( 502 12 Jh) порyacuteчанинъ () ( 264 14 Jh) прихожанинъ ( Staraja Rusa 12 12 Jh) рyшанинъ ( Staraja Rusa 10 12 Jh Bewohner von Руса) севилакшанинъ ( 249 14 Jh Bewohner von Севи-лакша) сельчанинъ ( 724 12 Jh) селнинъ ( 446 14 Jh) смолнинъ ( 343 14 Jh) yгличанинъ ( 69 13 Jh) yличанинъ ( 140 14 Jh) хотыннинъ ( 600 13 Jh) череньщанинъ ( 157 + 311 15 Jh zu Череньско) шижннинъ ( 361 1415 Jh zum Flussnamen Шижна) ясеннинъ ( 704 13 Jh Bewohner des Ясенский погост)

9 Vgl Pohl 200084f Pohl 2003163f 10 Vgl BraumluerIII37 sect124 11 Vgl BraumluerIII38 Zur Weiterentwicklung des Deklinationstyps in den slavischen Einzelsprachen BraumluerIII

39ndash50 12 Ausfuumlhrliche Sammlung der Belege bis ca 1400 in ИГДЯI49ndash52

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 363

(Nb -jany) (Nb -ane) Instr -jami Nb -jany +

(Nb -jany) Nb ndashrsquoany +

(Nb -anima) Lok -jasъ bzw -jachъ

Nb -janechъ + (Nb -janechъ)

+ (Nb -ěnech -iech)

+ (Nb -anima)

Auswahl belegter Formen der in der Tabelle angefuumlhrten altslavischen Einzelsprachen (nach BraumluerIII39ndash50)

1 Altkirchenslavisch Pl Nom -ěne -jane allgemein Mar Zo Sav Ass Supr zefeane Ps 532 Ismailitěne Ps 827 Agarěně (verschrieben) Ps 827 Gen -ěnъ -janъ allgemein Mar Zo Ass Supr Sodomlěnъ Luc 1729 Mar Sama-ranъ Supr 51415 Dat Pl Gomarěnemъ Mrk 611 Mar Zo Sodomlěnemъ Luc 1012 Mar Zo Žętelěnemъ Mat 1330 Ass Supr 4316 Chersonjanemъ Supr 53922 Solunjanemъ Supr 4889 Akk Pl Samarany Supr 51719 na Egrsquojuptěni vsę τος κατ τν Αγυπτον iexclπασι Instr Pl graždany Supr 31919

2 Altrussisch Pl Nom slověne derevljane poločane gorožane rimljane sodomlja-ne bužane sbquoBug-Anwohnerlsquo poljane velynjane sbquoWolhynierlsquo Kyjane sbquoKieverlsquo Gen poljanъ derevljanъ etc Dat derevljamъ dvorjamъ selunjamъ etc (neben Nb dvorjanemъ -omъ etc) Akk poljani gorožani dvorjani etc (neben Nb dvorjany etc) Instr poljami derevljami etc (neben Nb dvorjany etc) Lok poljachъ derevljachъ poločachъ etc (neben Nb dvorjanechъ etc)

3 Altčechisch Pl Nom zeNaneacute sbquoLandedelmaumlnnerlsquo juumlnger zeměneacute krajěneacute sbquoLands-maumlnnerlsquo dvořěne sbquoHoumlflingelsquo měščěneacute sbquoStadtbewohnerlsquo Gen zeman měščian (gt měštrsquoan) etc Dat (Nb) zemanoacutem (gt zemanům) měščanoacutem Akk (Nb) zemany měščany Instr (Nb) zemany měščany Lok (Nb) zeměnech zeměniech

4 Altserbokroatisch (štokavisch bis 15 Jh) Pl Nom građane etc Dat građam Dubrovčam Instr građami Dubrovčami Lok građah

3333 Bemerkenswert ist dass sich in Ortnamen die auf solchen Einwohnernamen auf -jane basieren alte Kasusformen erhalten haben (BraumluerIII39) waumlhrend diese bei Appellativa dieses Bildungstyps in den jeweiligen slavischen Einzelsprachen meist aufgegeben worden sind In der Folge werden nun entsprechende Beispiele geboten13

1 Nom Pl -jane ačech ON Brozaneacute lt brozaneacute sbquodie an der Furt (brodъ) Wohnen-denlsquo (mit juumlngerem Umlaut Brozěneacute Gen Pl Brozan spaumlter mit Verallgemeinerung des -a- und Umgestaltung des Nom und Gen nach den o-Staumlmmen Brozany Brozanů vgl auch ON Hradčany lt hradčěneacute sbquoBurgbewohnerlsquo) sloven Goričaacutene (heute f Pl) goriacuteca (Hinweis von Prof Marko Snoj)

2 Endungsloser Gen Pl (lt -janъ) a) im Sorbischen Gen Pl osorb nsorb Drježdźan Nom Pl Drježdźany aumllter nsorb Drěždžanje lt dręzg-jan-e sbquoWaldbe-wohnerlsquo ( aksl dręzga sbquoWaldlsquo vgl DrUzga ON in Montenegro) osorb Delan Delany sbquoDoumlhlenlsquo Sernjan Sernjany sbquoZernalsquo Třělan Třělany sbquoStrehlalsquo nsorb Choacutejan Choacutejany sbquoCunnersdorflsquo (bei Appellativen Gen Pl zB osorb dworjanow měšćanow Nom Pl dworjenjo měšćenjo mit -jo lt -rsquoe nsorb měšćanow Nom Pl měšćany) b) im Čechischen Gen Pl ačech Brozan Nom Pl Brozaneacute (vgl bei Appellativen ačech Gen Pl zeman Nom Pl zeNaneacute juumlnger zeměneacute [ zeNaniacuten

13 Material (soweit nicht anders spezifiziert) aus BraumluerIII39ndash50

364 Stefan Schaffner

sbquoLandsmannlsquo] Gen Pl nčech zemanů) c) im Slovakischen Gen Pl Lipian Rudnian Pieštrsquoan Nom Pl Lipany Rudňany Pieštrsquoany (bei Appellativen Gen Pl dvoranov Nom Pl dvorania [Kollektivbildung] dvoran sbquoHoumlflinglsquo) d) im Sloveni-schen Rakiacutečan (heute m Sg) urslav orkyta sbquoSalix incanalsquo (Hinweis von Prof Marko Snoj)

3 Lok Pl -jasъ14 a) in ačech ON Doleass (= Doljas) lt doljasъ sbquobei den Talbewohnernlsquo

(Dolany heute Dolaacutenky) Bresaz (= Brěžas) lt brěžasъ Lusas (= Lužas) lt lužasъ (nč Lužanech) Horaz (= Horas) lt horjasъ (nč Hořanech) sbquobei den Bergbewohnernlsquo ( č hora sbquoBerglsquo) Liubichas (= ač Lrsquoubčas spaumlter Libčanech) lt ljubъčasъ

b) in deutschen Umbildungen ač ON Turas (bei Bruumlnn č Turjaneacute ač Turěneacute) lt Lok Turaacutes Turjaacutes lt turjasъ Saras (bei Bruumlx č Zahražaneacute) lt gekuumlrztem Zahraacutes lt zahražaacutes lt zahražasъ Forbes (bei Budweis č Borovaneacute lt ač Borověneacute) lt Lok Borovies (gekuumlrzt Borvies) lt boro-věsъ

4 Lok Pl -jachъ a) in deutschen Umbildungen aumllterer bdquoalpenslavischerldquo (altslovenischer)

Ortsnamen in Oumlsterreich15 Steiermark Dellach (im Gailtal) lt Doumlllach lt slov DZljah lt doljachъ sbquobei den Talbewohnernlsquo ( urslav dolъ sbquoTallsquo) Potschach (im Gailtal und im Tal der ob Leitha) lt slov pot(o)čach lt potočachъ sbquobei den Bachanwohnernlsquo ( urslav potokъ sbquoBachlsquo) Frie-sach lt slov Brěžah lt bergjachъ bzw bergěchъ sbquobei den Uferanwoh-nernlsquo ( slov brệg sbquoUferlsquo lt urslav bergъ) Niederoumlsterreich und Wien Ramplach (110014 de Raeligmpla) lt rambljachъ sbquobeiunter den Leuten am Randlsquo Salzburg Ferlaukoumlpfl (1284 gůt datze Verlach) lt borovljachъ sbquobei den Leuten am Kiefernwaldlsquo Osttirol Amlach (11551164 Emlach) lt amlachъ sbquobei den Anrainern der Grubelsquo Kaumlrnten Laiplach (1148 de Liplach) lt liplachъ ( lipa sbquoLindelsquo) Deblach (993 Donplachi) lt dǫblachъ ( dǫbъ sbquoEichelsquo)

b) in deutschen Umbildungen čechischer Ortsnamen zB Grussbach (čech Hrušovany ačech Grušovaneacute) lt Lok Gruš(o)vaacutech lt grušovachъ

4444 In der Folge soll nun auf den Akzent der Bildungen auf -jane naumlher eingegangen wer-den Es laumlsst sich bereits vorab feststellen dass sich aus dem Material derjenigen slavischen Einzelsprachen die fuumlr die Rekonstruktion des urslavischen Akzents relevant sind kein einheitliches Bild ergibt Ich beginne mit dem Material der ostslavischen Sprachen In ak-zentuierten alt- bzw- mittelrussischen Handschriften behalten die Ethnika auf -jane Sin-gular -janinъ in der Regel den Akzent ihrer Grundwoumlrter bei16 zB a) Čudovskij Novyj Zavet (a 1377 vgl MI sect7) antiochiacutejaninъ (Antiochiacuteja) kolosaacuteny (Kolosaacutei) samarjaacutenъ (Samariacuteja) sidoacutenjany (Sidoacutenъ -a) sodoacutemljanъ (Sodoacutemъ -a) sugraacutežane ( graacuted -a) b) Apostol (a 1564 vgl MI sect7) zB efeacutesjanina (Efeacutesъ -a) kirineacutejaninъ (Kiriniacuteka) make-doacutenjaninъ (Makedoacutenija) poacutentjanina (Poacutentъ -a) Aus dem 16 Jh ist auch viermal die Form gražaacutene belegt17 In der heutigen russischen Schriftsprache zeigen appellativische Einwoh-

14 Jireček 1877336ff Flajšhans 192617ndash37 Węglarz 193334ndash41 15 Jireček 1877336ff Kranzmayer 1958 Material auch aus Bergermayer 200912 (mit Belegangaben) 16 Vgl Goumlrner 196765 17 Vgl Kiparsky 1962153

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 365

nerbezeichnungen entweder konstante Betonung des Suffix -jan- im Plural und in Singu-lar beispielweise gorožaacutene Singular gorožaacutenin sbquoStaumldter Buumlrgerlsquo (auch aruss) oder abwei-chende Betonung wie im Falle von dvorjaacutene Singular dvorjaniacuten sbquoAdliger Houmlflinglsquo18 vgl selčaacutenin sbquoDorf- Land-bewohner Landmann Bauerlsquo (aruss seljaniacuten) Pl selčaacutene severjaacutenin sbquoNordlaumlnderlsquo (auch aruss) Pl severjaacutene južaacutenin sbquoSuumldlaumlnderlsquo (auch aruss) Pl južaacutene slobodčaacutenin sbquoBewohner einer Slobodalsquo Pl slobodčaacutene (lautgesetzlich slobožaacutenin) krestъjaacutenin sbquoBauerlsquo Pl krestъjaacutene etc Bei den Ethnika ist laut GRJI sect299 feste Suffixbe-tonung die Norm (mit den Ausnahmen egiacuteptjanin und riacutemljanin) Das Material des Slov žit RSFSR liefert jedoch eine Reihe von Beispielen fuumlr Ethnika mit Beibehaltung der Ak-zentstelle des Ortsnamens von denen ein Teil neben haumlufiger gebrauchten Formen mit Suf-fixbetonung besteht verchovaacutežanin Verchovaacutežrsquoe (XI 6) viacutelrsquonjanin Viacutelrsquonjus (veraltet Pril I4) prijuacutetjanin Prijuacutetnoe (XX4) arbaacutežaacutenin Arbaacutež (XXVI1) voacutelžaacutene Voacutelga (Pl Pril II9) zavoacutelžaacutenin Zavoacutelžrsquoe (Pril II14) malmyacutežaacutenin Malmyacutež (XXV2516) povoacutelžaacutenin Povoacutelžrsquoe (Pril II27) voacutelogžaacutenin Voacutelogda (XI8) tveriacutetjaacutenin Tveacuterlsquo (XIX 11) Im 1819 Jh belegte Akzentschwankungen sind19 a) zwischen beibehaltenem Akzent des Grundwortes und Suffix -jaacuten- egiacuteptjaacutenin izraacuteilrsquotjaacutenin riacutemljaacutenin filistiacutemljaacutenin b) zwi-schen der Betonung -jaacutenin und -janiacuten (und zT auch beibehaltenem Akzent des Grundwor-tes) amčaacuteniacuten Mcensk (umgangssprachlich XLIV14) voacutelžaacuteniacuten20 Voacutelga (Pril II9) graacuteždaniacuten poseljaacuteniacuten rossiacutejaacuteniacuten christiaacuteniacuten In den beiden anderen ostslavischen Spra-chen ist die Situation in etwa die gleiche wie im Russischen21 Man vergleiche zur Beto-nung in der heutigen ukrainischen Schriftsprache Goumlrner (196765 Anm 8) bdquoIn der heuti-gen ukr Schriftsprache werden die Ethnika zu einheimischen ONN auf dem Suffix -(j)an- betont zB halyčaacutenyn lrsquovivrsquojaacutenyn charkivrsquojaacutenyn ua die von fremdlaumlndischen Orts- oder Laumlndernamen abgeleiteten Ethnika auf der gleichen Silbe wie die Grundwoumlrter zB asyriacutejanyn Asyriacuteja vavyloacutenjanyn Vavyloacuten galyleacutejanyn Galyleacuteja ua Die Akzentuierung des Singulativsuffixes -in ist nach der ukr schriftsprachlichen Norm nur in den sieben Woumlr-tern dvorjanyacuten krajanyacuten myrjanyacuten miščanyacuten seljanyacuten slovjanyacuten und chrystyjanyacuten moumlg-lich dagegen fand dieser Typus in den westlichen Dialekten eine starke Verallgemeine-rung vgl zB halyčanyacuten kyjevljanyacuten rymljanyacuten ualdquo (vgletwa noch seljanyacuten sbquoBauerlsquo Gen Sg seljanyacutena usw Pl Nom seljaacuteny Gen seljaacuten Dat seljaacutenam Akk seljaacuten Instr seljaacutenamy Lok seljaacutenach ebenso dvorjanyacuten Pl dvorjaacuteny mit konstanter Betonung -jaacuten- horodjaacutenyn Pl horodjaacuteny [Neubildung fuumlr horožaacutenyn Pl horožaacuteny]22) Aus dem Weiszlig-russischen lassen sich anfuumlhren Sg Nom seljaniacuten sbquoDorfbewohner Bauerlsquo Pl Nom sjaljaacutene Gen sjaljaacuten ebenso meščaniacuten sbquoBuumlrger Spieszligbuumlrgerlsquo Pl mjaščaacutene mit kon-

18 Vgl GRJI sect299 Kiparsky 1962152153 Kiparsky 1975187 19 Vgl Kiparsky 1962152153 20 Vgl hierzu Goumlrner 19676263 Anm 5 bdquoEs ist interessant zu beobachten daszlig das zum Namen der Voacutelga ge-

bildete Ethnikon voacutelžaacuteniacuten alle drei Betonungsmoumlglichkeiten kennt daszlig die von den etwas juumlngeren Gebietsna-men Zavoacutelžrsquoe und Povoacutelžrsquoe abgeleiteten Ethnika zavoacutelžaacutenin und povoacutelžaacutenin nur noch zwei Akzentstellen ha-ben und daszlig schlieszliglich fuumlr die Ethnika privolžaacutenin (IV13) und volžaacutenin (XXXVI1) die zu den erst in spaumlte-rer Zeit vom Namen der Volga abgeleiteten ONN Privoacutelžskij und Volžsk gebildet worden sind nur die Beto-nung des Suffixes -(j)an- gebraumluchlich istldquo

21 Vgl auch Goumlrner 19676566 bdquoWie ein Vergleich der russischen Akzententwicklung mit den Akzentverhaumll-tnissen der beiden anderen ostslav Sprachen ergibt kennen das Ukrainische seit den aumlltesten akzentuierten Belegen aus dem 16 Jh und das Weiszligrussische im 17 Jh ebenfalls den Typ der festen Suffixbetonung (-jaacutene) im Singular sogar bereits mit beiden Varianten dh mit Betonung des ersten oder zweiten Teilsuffi-xes (-jaacuteniacuten)ldquo

22 Vgl BraumluerIII45

366 Stefan Schaffner

stanter Betonung von -jaacuten- hramadzjaacutenin sbquoBuumlrgerlsquo Pl hramadzaacutene haradžaacutenin Pl haradžaacutene23

41414141 In der Folge soll nun der Akzent des Bildungstyps auf -jane im Suumldslavischen behan-delt werden Das Štokavische in dem im 15 Jahrhundert eine Akzentverschiebung um eine Silbe nach dem Wortanfang zu stattgefunden hat kennt drei Intonationstypen bei den ap-pellativischen Einwohnerbezeichnungen und Einwohnernamen24

1 Mit Beibehaltung der Anfangsbetonung des Grundwortes gr`đanin sbquoBuumlrgerlsquo ( grad Gen grada sbquoStadtlsquo) Pl Nom gr`đān-i Gen gr`đān-ā Akk gr`đān-e Dat Instr Lok gr`đān-ima ebenso mjbštanin sbquoOrtsbewohnerlsquo Pl mjbstāni ( mjbsto) kcćanin sbquoHausbewohnerlsquo Pl kcćāni sbquoHausgenossenlsquo ( kcća) dstrvljanin sbquoInselbe-wohnerlsquo Pl dstrvljāni ( dstrvo) beđanin sbquoGebirgsbewohnerlsquo Pl beđān-i Z`dranin sbquoEinwohner von Zadarlsquo ( Z`dar Gen Z`dra) Rfdničanin sbquoEinwohner von Rfdnīklsquo

2 Mit štokavischer Akzentzuruumlckziehung auf eine kurze Wurzelsilbe gograveranin sbquoGe-birgsbewohnerlsquo ( gogravera) Pl Nom gograveran-i Gen gdrān-ā Akk gograveran-e Dat Instr Lok gograveran-ima ebenso dvograveranin sbquoHoumlflinglsquo Pl dvograverani ( dvZr sbquoHoflsquo) stragravežanin sbquoWaumlchterlsquo Pl stragravežani ( straža sbquoWachelsquo) pograveganin sbquoHeidelsquo Pl pogravegani segraveljanin sbquoDoumlrfler Bauerlsquo Pl segraveljani ( segravelo) hrigravešćanin sbquoChrist (der orthodoxen Kirche)lsquo Pl hrigravešćani ( Hrigravestos Gen Hrigravesta sbquoChristuslsquo)

3 Mit štokavischer Akzentzuruumlckziehung auf eine lange Wurzelsilbe puacutečanin sbquoein zum Buumlrgerstande Gehoumlrigerlsquo ( pfk) Pl Nom puacutečan-i Gen puacutečān-ā Akk puacutečan-e Dat Instr Lok puacutečan-ima ebenso Riacutemljanin sbquoRoumlmerlsquo Pl Riacutemljani ( Rlm) Beacutečanin sbquoWienerlsquo Pl Beacutečani ( BUč sbquoWienlsquo) Mostaacuteranin sbquoEinwohner von Mostarlsquo Pl Mostaacuterani ( Moacutestār)

Die Belege aus den čakavischen insbesondere den nordwestlichen Mundarten sind deswe-gen von besonderem Interesse weil sie in der Regel die aumlltere oder uumlberhaupt die urslavi-sche Stelle des Wortakzentes bewahrt haben25 čak (Novi) grajagravenin sbquoBuumlrgerlsquo (gg štok gr`đanin) Gen Sg grajagravenina Nom Pl grajagraveni (gg štok gr`đān-i) Gen Pl grajagravenīh grajan26 čak (Vrgada) straž`nin sbquoWaumlchterlsquo (gg štok stragravežanin)27 Das Slovenische das die Singulativbildung aufgegeben hat zeigt heute feste Suffixbetonung28 zB meščagraven sbquoStaumldterlsquo (Sg Gen meščaacutena Dat meščaacutenu usw) Pl Nom meščaacuteni (Gen meščaacutenov Dat meščaacutenom usw) gorjagraven sbquoBergbewohnerlsquo Pl gorjaacuteni dvorjagraven sbquoHoumlflinglsquo Pl dvorjaacuteni seljagraven Pl seljaacuteni Rimljagraven Pl Rimljaacuteni Slov kristjan sbquoChristlsquo (Pl kristijani) und pogan sbquoHeidelsquo (Pl pogani) sind aus lat christiānus bzw vlat pagānus (klass pāgānus) entlehnt und sekundaumlr in diese Flexionsklasse eingruppiert worden Fuumlr das Bulgarische liegen Bele-ge von Ethnika auf -jane aus akzentuierten mittelbulgarischen Handschriften des 14 Jahr-

23 Vgl BraumluerIII45 24 Leskien 1914161162 BraumluerIII4142 sect127 Matešič 1970158 In dem fuumlr das Štokavische eingefuumlhrten

Akzentuationssystem von Vuk Karadžić (1787ndash1864) ist der verschobene Hauptton bei kurzer Silbe mit ` bei langer mit acute bezeichnet der nicht verschobene bei kurzer mit shy bei langer mit ʄ (vgl Leskien 1914122 sect214C) Eine Sammlung der serbokroatischen Ethnika auf -jan- bietet Goumlrner 1963 (zum Akzent dieser Bil-dungen Goumlrner 1963103ndash106)

25 Vgl Leskien 1914120 26 Moguš 1966212 Steinhauer 1973200 220 27 Jurišić 1973199 28 BraumluerIII42 sect128

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 367

hunderts vor29 asiriacuteanomъ (Dat Pl) 16a asiriacuteany (Instr Pl) 18 ( asiriacutea 14) egiacuteptěnochъ (Lok Pl) 16 ( egiacuteptъ 31 egiacuteptu Dat Sg 28a) riacutemlěninъ (Nom Sg) 74 riacutemlěny (Instr Pl) 70 76 83 riacutemlěnomъ (Dat Pl) 70 ( riacutema Gen Sg 69 89 93a) troacutejanom (Dat Pl) 7 troacutejane (Nom Pl) 40 ( troacuteǫ Akk Sg 46 54 58) Lavrov 1893 Priloženija zB indiacuteane (Nom Pl) 8 ( indiacutea 8) troacutejanom (Dat Pl) 7 troacutejany (Akk Pl) 8 ( troacuteja Gen Sg 5 8) Diese Ethnika zeigen also in der Regel Beibehaltung des Akzents ihrer Grundwoumlrter Im Neubulgarischen werden appellativische Einwohnerbezeichnungen wie etwa graždaacutenin (mit best Artikel graždaacuteninъt) Plural graždaacuteni (graždaacutenite) in der Regel konstant auf dem Suffix -jan- akzentuiert (vgl dvorjaacutenin sbquoEdelmannlsquo dvorjaacuteni pogaacutenin sbquoHeidelsquo (neben pogaacutenec) pogaacuteni christijaacutenin christijaacuteni angličaacutenin sbquoEnglaumlnderlsquo angličaacuteni)30 Doch gibt es auch Einzelbeispiele mit konstanter Anfangsbetonung wie seacuteljanin Plural seacuteljani

42424242 Vergleicht man das Material der slavischen Einzelsprachen die fuumlr die Rekonstruktion des urslavischen Wortakzentes relevant sind so kann man zusammenfassend fuumlr das Ursla-vische wohl folgende Betonungstypen fuumlr die Bildungen auf -jan- (bzw -jan-inъ) anset-zen31 1 Fuumlr die Pluralbildung auf -jane a) konstante Suffixbetonung -jaacuten- (alt)32 b) Beibehaltung der Betonung des Grundwortes (analogisch) 2 Fuumlr die Singualtivbildung -jan-inъ a) konstante Betonung -jan-inъ (alt)33 b) konstante Betonung -jaacuten-inъ (ana-logisch nach dem Plural -jaacutene) c) Beibehaltung der Betonung des Grundwortes (analo-gisch) Die urspruumlngliche Verteilung waumlre dann im Ostslavischen bewahrt in Faumlllen wie russ dvorjaniacuten sbquoAdliger Houmlflinglsquo Pl dvorjaacutene mirjaniacuten sbquoWeltlicherlsquo Pl mirjaacutene ukr seljaniacuten sbquoDorfbewohner Bauerlsquo Pl seljaacuteny dvorjaniacuten Pl dvorjaacuteny wruss seljaniacuten Pl sjaljaacutene meščaniacuten sbquoBuumlrgerlsquo Pl mjaščaacutene

5555 In der Folge werden nun aumlltere Erklaumlrungsversuche von slavisch -ěn- und -jan- mit den Angaben zu ihrem auszligerslavischen Anschluss angefuumlhrt Ein ausfuumlhrliches Referat aumllterer Erklaumlrungsversuche findet sich auch bei Goumlrner (19675960) Leskien (1891390) bdquoDas (sc litauische und lettische Suffix) -ėna- der Einwohnernamen hat seine Entsprechung im Slavischen Bekanntlich werden hier solche Worte meist mit -jan- (Singular -jan-inъ Pl -jan-e) gebildet aber alte Voumllkernamen wie Slověne zeigen dass die urspruumlngliche Form -ēn- war Kommt ē nach j zu stehen so wird es zu ā zB zemljaninъ sbquoLandsmannlsquo zemlja von solchen Faumlllen hat sich dann -jan- verallgemeinert zB graždaninъ = gradjaninъ sbquoBuumlrgerlsquo zu gradъ sbquoStadtlsquo Ich glaube daher nicht dass Brugmann Grdr 2 340 die slavische Form richtig als -ōn- vgl οmacrρανplusmnων angesehen hatldquo Vondraacutek (1924660 sect682) bdquoSuffix -ēn- und -jan- zur Bezeichnung der Angehoumlrigen eines Volkes der Bewoh-ner einer Oumlrtlichkeit Es handelt sich hier um das -en-Suffix dessen Dehnung in dieser Funktion in allen Kasus verallgemeinert wurde Slověne Samarěne Bei i- und o-Staumlmmen fuumlhrte es zu -jan- das dann als selbstaumlndiges Suffix verallgemeinert wurde graždane nach zemljane u dgl (hellip) Bezuumlglich des Akzentes vgl mirjaniacuten Pl mirjaacutene dvorjaniacuten Pl

29 Vgl Dujčev 1963 Goumlrner 196766 30 Vgl BraumluerIII4041 sect126 31 Vgl bereits Vondraacutek 1924660 sect682 (anders Goumlrner 19676263) 32 Vgl zB Nom Pl russ gorožaacutene (aruss ksl gražaacutene) ukrain horožaacuteny čak (Novi) grajagraveni bulg graždaacuteni

lt urslav gordjaacutene russ dvorjaacutene ukrain dvorjaacuteny skr štok dvograverani sloven dvorjaacuteni bulg dvorjaacuteni lt ur-slav dvorjaacutene aruss seljaacutene ukr seljaacuteny wruss sjaljaacutene skr štok segraveljani slov seljaacuteni lt urslav seljaacutene

33 Fuumlr die Urspruumlnglichkeit dieser Betonung (vgl russ dvorjaniacuten měščaniacuten seljaniacuten ukrain dvorjanyacuten mišča-nyacuten seljanyacuten) spricht nach Leskien 1914161162 auch die Tatsache dass Bildungen auf -inъ auszligerhalb von jan-Ableitungen Akzentuierung des Suffixes zeigen vgl russ gospodiacuten = čak (Vrgada) gospodĩn = štok gospogravedin lt urslav gospodiacutenъ

368 Stefan Schaffner

dvorjaacuteneldquo Vondraacutek (1924543) bdquoUnser Suffix ist offenbar identisch mit dem balti-schen -ēna-Suff in lit Tilžpnas sbquoTilsiterlsquo kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo girpnai sbquoWaldleutelsquo brolpnas sbquoBrudersohnlsquo u dgl so daszlig hier ein Uumlbertritt der konsonantischen Staumlmme auf -ēn- (vgl gr λειχacuteν -microνος sbquoFlechtelsquo sabin Anio -iēnis) in die Dekl der o-St voraus-gesetzt werden muszlig (hellip) Die urspruumlngliche konsonantische Deklination sieht man noch im Pl im Nom Slověne Samarěne usw (hellip) Den -ěn-Stamm Slověn weiszlig sich Zubatyacute nur aus einem ehemaligen Nom ēn (vgl korę) zu erklaumlrenldquo Braumluer (III38) bdquoAls Ausgangs-punkt ist wahrscheinlich nur das Suffix ursl -ěn- anzunehmen das sich mit der lit Bil-dung tilžpnas sbquoBewohner von Tilsitlsquo als Ableitung vom Ortsnamen TiCžė oder mit kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo als Ableitung von kaacutelnas sbquoBerglsquo vergleichen laumlszligt und die Zugehoumlrigkeit bezeichnet Wurde dieses Suffix an einen jo- oder i-Stamm angefuumlgt so muszligte --ěn- zu -jan- veraumlndert werden zu ursl polje ndash poljane ebenso ar kyjane sbquoKieverlsquo zum Perso-nennamen ar Kyjъ Die gleiche Veraumlnderung trat ein wenn das Suffix -ěn- an das mit dem Possessivsuffix j(ъ)- erweiterte Grundwort angefuumlgt wurde Fluszligname Polota ndash r Adjek-tiv polot-jъ- gt poločъ- polot-j-ěne gt poločane ebenso ar derevljane In diesem Fall wuumlrde es genuumlgen nur das Suffix -ěn- als urspruumlnglich anzusehen Das nach palatalen Lauten daraus entstandene Suffix -jan- (-rsquoan-) koumlnnte dann seinerseits produktiv geworden und bei weiteren Neubildungen verallgemeinert worden seinldquo (so auch Vaillant 1958II sect187) Arumaa (198524) bdquoEine besondere Gruppe bezeichnen die Benennungen der An-gehoumlrigen eines Volkes oder der Bewohner einer Oumlrtlichkeit im Slavischen der Typ Slověne Pl im Baltischen lit girpnas sbquoWaldbewohnerlsquo (hellip) Unklar bleibt im Slavischen das Verhaumlltnis des Suffixes -ěn- zu -jan- Rimljane Poločane (zu Polota) und die Herkunft von -jan-ldquo Den meisten aumllteren Erklaumlrungsversuchen ist also gemeinsam dass von slavisch -ěn- als aumllterer Suffixvariante die sich hinter -j- lautgesetzlich zu -jan- entwickelt hat ausgegangen wird und dass als naumlchster ausserslavischer Anknuumlpfungspunkt das baltische Zugehoumlrigkeitssuffix -rna- angesehen wird Wenn die Suffixbetonung im Slavischen bei den Pluralbildungen auf -ěne beziehungsweise -jane urspruumlnglich ist dann stimmen bei-de Suffixe auch im Wortakzent uumlberein Ein wichtiger Unterschied ist aber die Stammge-stalt beider Suffixe das slavische Suffix ist ein n-Stamm das baltische ein a- also indoger-manisch ein eo-Stamm

6666 Das baltische Zugehoumlrigkeitssuffix -rna- (lit -pnas f -pnė lett -ēns f -ēne) das als naumlchster etymologischer Anknuumlpfungspunkt fuumlr das slavische Suffix -ěn- bzw -jaacuten- an-gesehen wird umfasst drei groszlige Bedeutungsgruppen34

1 Einwohnernamen a) im Litauischen Įsrutpnas sbquoInsterburgerlsquo Įsrugravets Ragainpnas sbquoRagmiterlsquo Ragaĩnė Tilžpnas sbquoTilsiterlsquo TiCžė Kupiškpnas sbquoEinwohner von Kugravepiš-kislsquo (hierher auch als Plurale der Einwohnernamen die haumlufigen lit Dorfnamen auf -pnai Bitpnai Piktuppnai Staluppnai Stilpnai usw) seltener Ableitungen von appellativen Ortsbezeichnungen zB girpnai sbquoWaldleutelsquo gigraverė sbquoWaldlsquo kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo kaacutelnas sbquoBerglsquo kaimpnas sbquoNachbarlsquo kaiacutemas sbquo(Bauern-)Dorf Land (im Ggs zur Stadt)lsquo kipmas sbquoHof(-raum) (Bauern-)Hof Gehoumlft Dorflsquo (neben ge-woumlhnlichem kaimyacutenas sbquoNachbarlsquo fem kaimỹnė vgl zur Bildung und Bedeutung lat vīcīnus sbquoNachbarlsquo vīcus sbquoDorflsquo) b) im Lettischen (heute selten) zB Ābawēns sbquoAnwohner des Fluszliges Ābawalsquo

2 Verwandtschaftsnamen a) im Litauischen brolpnas sbquoBrudersohnlsquo ( broacutelis sbquoBru-derlsquo) seserpnas sbquoSchwestersohnlsquo seserpnai sbquoSchwesterkinderlsquo ( sesuotilde sbquoSchwes-

34 Vgl Leskien 1891388389 Senn 1966317 sect600 Forssman 2001246ndash252

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 369

terlsquo) tetpnas sbquoKind der Tantelsquo ( tetagrave sbquoTantelsquo) tetulpnas ( tetulp sbquomatertera amitalsquo) dėdpnos sbquoToumlchter des Vaterbruderslsquo ( dėdx sbquoVaterbruderlsquo)35 b) im Lettischen brālēns sbquoCousinlsquo ( brālis sbquoBruderlsquo) vgl auch skolēns sbquoSchuumllerlsquo ( skola sbquoSchulelsquo) draudsēns sbquoFreundessohnlsquo ( draugs sbquoFreundlsquo)

3 Bezeichnungen junger Lebewesen va von Tierjungen a) im Litauischen nur in best Mundarten zB gervpnas sbquoKranichjungeslsquo ( geacutervė) hierher wohl auch varnpnas sbquoStar Amsellsquo ( vaacuternas sbquoRabelsquo) b) im Lettischen versēns sbquojunger Ochselsquo ( versis) āsēns sbquoBoumlckleinlsquo ( āsis) pīlēns sbquoEntenkuumlkenlsquo ( pīle) kaķēns sbquoKatzenjun-geslsquo ( kaķis) puisēns sbquoKnabelsquo ( puisis sbquoJungelsquo)

7777 Es ist bisher uumlbersehen worden dass eine weitere etymologische Anschlussmoumlglichkeit fuumlr die slavischen Ethnika auf -jane im Griechischen existiert Es handelt sich um griechi-sche Ethnika die mit einem Suffix -νες (ion att -microνες) myken -ānes lt urgriech -ān-es gebildet sind36 Die urgriechische Lautform des Suffixes ist -ān- wie sie im My-kenischen und spaumlter in den nordwestgriechischen Dialekten fortlebt Im Ionisch-Attischen entwickelt sich langes urgriechisches ā etwa um 1000 v Chr lautgesetzlich zu offenen [ēʛ] daher die ionisch-attische Lautform -ην- Bereits das Mykenische der aumlltestbezeugte mit der Silbenschrift Linear B aufgezeichnete Dialekt des Griechischen aus der Zeit 1400 bis 1200 vor Christus kennt solche Bildungen auf -ān-es37 Beispiele sind etwa

a) myk Pa-ki-ja-ne wahrscheinlich Sphagiānes (Ethnikon als ON verwendet Typus Λmκροι)38 Es ist die Bezeichnung des Ortes mit dem Hauptheiligtum von Pylos ei-nem der groszligen Palastzentren der mykenischen Kultur neben dem die Regionsna-men Pa-ki-ja-na (wahrscheinlich Sphagiānā) PY Na 56139 und Pa-ki-ja-ni-ja (wahrscheinlich Sphagiāniā) PY En 6091 PY Jo 43810 PY On 3003 stehen Myk Sphagiānes ist wohl eine Ableitung von Sphagiā spaumlter Σφαγplusmn des bis ins Neugriechische erhaltenen Namens der Insel vor Pylos die daneben auch Σφακτη-ρplusmn heiszligt Die urspruumlngliche Bedeutung vonSphagiā Σφαγplusmn war wohl sbquoSchlacht-opferstellelsquo (Kollektivum von σφfrac34γιον sbquowas zu schlachten istlsquo)40

b) myk I-na-ne Inānes PY An 187 (Ethnikon als ON verwendet) neben myk I-na-ni-ja Ināniā (PY An 183 Ae 8+) Inās Ineus Iniā und spaumlterem iquestνAgrave41

c) myk re-ka-ta-ne PY An 2079 (Nom Pl oder Dat Sg in lok Funktion)42 d) myk te-ta-ra-ne PY (Bartoněk 2002250)

35 In ostlitauischen Mundarten druumlckt -pnas wenn es an Bezeichnungen von Lebewesen angefuumlgt wird mitleidi-ge Verachtung aus zB žmogpnas sbquoMenschlein armseliges Mannsbildlsquo ( žmogugraves sbquoMensch Mannlsquo)

36 Vgl Bechtel 19236080 Schwyzer 1953486 Chantraine 1968166ff Risch 197458 Leukart 1980244ff Balles 2008208

37 Vgl Bartoněk 2002250 466 38 Belege (nach Hajnal 1995168 und Bartoněk 2002250 466) Nom Pl Pa-ki-ja-ne PY Vn 194 PY Xa 1131

Akk Pl Pa-ki-ja-na-de Sphagiānas-de sbquonach Sphlsquo PY Fr 1233 Dat-Lok Pl Pa-ki-ja-si Sphagiānsi sbquoin Sphlsquo PY An 1811++ Instr-Abl Pa-ki]-ja-pi Sphagiāmphi sbquoaus Sphlsquo PY Eb 338 A (in einer recht sicheren Ergaumlnzung)

39 In der pylischen E-Serie (PY Eb 339A++) steht pa-ki-ja-na einzig als Attribut zu i-je-re-ja Die Fuumlgung i-je-re-ja pa-ki-ja-na duumlrfte als hijereja Sphagiānās sbquoPriesterin vonaus Sphagiānālsquo zu deuten sein mit einem abla-tivischen Genitiv (vgl Hajnal 1995218 Anm 295) Zur moumlglichen Identitaumlt von Pa-ki-ja-ne und Pa-ki-ja-na vgl Guglielmo 1982157 und Hajnal 1995218 Anm 295

40 Vgl Leukart 1980240241 und 244245 (mit Literatur) Hajnal 1995168 41 Vgl Ruijgh 1967sectsect119 141 Leukart 1980246 Anm 29 42 Hajnal 1995235236 Bartoněk 2002250

370 Stefan Schaffner

71717171 In den spaumlteren alphabetgriechischen Dialekten ist eine ganze Reihe von Ethnika auf -νες (ion-att -microνες) bezeugt die hier nun in ihrer geographischen Verteilung von Nor-den nach Suumlden angefuumlhrt werden Die meisten stammen aus nord(west-)griechischem Ge-biet43

a) nordgriech() AacuteγριAcircνες (Thuk II 963) im Land der Paionen AtildeγχελAcircνες (Ptol V 1088) an der Muumlndung des Drilon (daneben Bildung auf -εAumlς Atildeγχελες Hdt V 61)

b) epirotisch AacuteθαmicroAcircνες AacuteρκτAcircνες AacuteτιντAcircνες ΤαλαιAcircνες c) thessalisch Egraveλλνες (-ην-) (um Dodona) ΑEacuteνιAcircνες d) aumltolisch Aacuteγρινινες (belegt Aacuteγρινινος D3 61081) zur Stadt Aacuteγρplusmnνιον (daneben Bil-

dung auf -εAumlς AacuteγρινιEcircος D3 6035) ∆αιAcircνες (belegt ∆αιAcircνος D3 42121) AtildeοιτAcircνες (belegt AtildeοιτAcircνων IG 4273) ΕmacrρυτAcircνες (ΕmacrρυτAcircσιν Thuk III 945)

e) mittelgriech AacuteκαρνAcircνες Akarnanien gegenuumlber die Insel der ΚεφαλλAcircνες (-ην-) im Ionischen Meer ΦοιτιAcircνες (Stadt Φοιτplusmnαι) in Akarnanien

f) dorisch ∆υmicroAcircνες (Phyle) g) arkadisch AacuteζAcircνες (-ην-)

Die bezeugten griechischen Ethnika auf -νες (ion-att -microνες) aus den klassischen Dialek-ten stammen also zwar vorwiegend aus dem nordwestgriechischen Gebiet die Verbreitung reicht aber bis nach Arkadien auf der Peloponnes

72727272 Fuumlr diese griechischen Ethnika auf -νες (ion att -microνες) aus den klassischen Dialekten bestehen nun etymologische Anschlussmoumlglichkeiten an griechische oder zumindest im Griechischen moumlgliche Staumlmme auf -ā- lt -ah2- insbesondere Ortsnamen oder Ortskollek-tiva mit Stamm auf -ā Diese werden nun in alphabetischer Reihenfolge angefuumlhrt44

a) nordgriech() AacuteγριAcircνες zu einem Landschaftsnamen Aacuteγρplusmn ( ETHγριος sbquowildlsquo) b) arkadisch AacuteζAcircνες zu ETHζω sbquotrocken seinlsquo (ETHζη sbquoSchmutzlsquo[]) oder (eher) zu ETHζον

microEcircγαν (codd microEcircλαν) καOgrave Oacuteψηλmν Hsch c) thessalisch ΑEacuteνιAcircνες zu αEacuteνmς sbquoschrecklichlsquo mit komplexem -ιν- (vgl daneben

ΑEacuteν-plusmnδ- Name der von ihnen bewohnten Landschaft) d) epirotisch AacuteρκτAcircνες Ableitung von einem Kollektiv arktā- sbquoBaumlrengegendlsquo

( griech ETHρκτος sbquoBaumlrlsquo) vgl zur Benennung das Ethnikon Aacuteρκfrac34δες lt Aacuteρκτ-frac34δ-ες e) dorisch ∆υmicroAcircνες (Phylenname) moumlglicherweise zu dumā- sbquoStammlsquo45 (vgl ∆Aumlmicroη Oumlν

Σπfrac34ρτtimes φυλacute καOgrave τmπος Hsch) in der Bedeutung etwa von φυλEcircται sbquoStammesgenos-senlsquo

f) thessalisch Egraveλλνες46 (Akzent nach ΠανEcircλλνες anstelle von UgraveλλAcircνες) Ableitung von einem Ortskollektiv hellā lt sed-lah2 sbquo(Wohn-)sitzlsquo (vgl Uacuteλλfrac34 καθEcircδρα Λfrac34-κωνες Hsch lat sella kelt sedlo- in ON) Egraveλλνες ist wohl nicht zu trennen von Ugraveλλοplusmn Egraveλληνες οUcirc Oumlν ∆ωδAgraveνtimes καOgrave οUcirc Ucircερες Hsch (auch Pindar Fr 59) und den gleichbedeutenden Σελλοplusmn (Il Π 234) den Ureinwohnern von Dodona aus deren

43 Siehe Bechtel 192360 Leukart 1980245 44 Nach Leukart 1980245 mit Literatur 45 Mit auszligergriechischem Anschluss an ae tēam afries tām sbquoNachkommenschaftlsquo lt urgerm ta1ma-z 46 Bei Homer ist Egraveλληνες (seit Il B 684) noch Bezeichnung eines thessalischen Stammes und Ugraveλλfrac34ς -frac34δος f

sbquoHellas Land der Egraveλληνεςlsquo Bezeichnung einer Landschaft des suumldlichen Thessalien Seit Herodot wird Egraveλληνες zur Bezeichnung aller Griechen verwendet Neben Egraveλληνες steht Egraveλλοπες in Atildeλλmπια dem Na-men der Umgegend von Dodona (Hes Fr 1341) und des noumlrdlichen Euboumla (Hdt 823) Seit Aristoteles (Met 352 a 34) galt das Gebiet von Dodona und das Acheloos-Tal als die Urheimat der Hellenen die Uumlρχαplusmnα Ugraveλλfrac34ς (vgl FriskI498499 LfgrE2556557)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 371

Reihen die Zeuspriester ausgewaumlhlt wurden Sello- bzw Hello- ist das primaumlre und etymologisch unsichere Grundwort Egraveλλνες ist wohl eine Ableitung von ei-nem griechisch gebildeten Ortskollektiv Hellā- sbquoRegion der Helloilsquo zum moumlgli-cherweise ungriechischen Ethnikon Hello- (vgl dazu spaumlteres Κρacuteτ- zu ungriech Κρmicroτες)

g) aumltolisch ΕmacrρυτAcircνες Ableitung von Ehurutā- sbquoGegend mit gutflieszligenden Quellenlsquo (zu εYacuteρυτος sbquogutflieszligendlsquo [κρacuteνη E])

h) mittelgriech ΚεφαλλAcircνες Ableitung von einem Grundwort kephalā- ( gr κεφαλacute sbquoHaupt Kopf Oberstes Spitze Endelsquo) vgl den spaumlteren Inselnamen Κεφαλληνplusmnα

73737373 In diesem Zusammenhang ist auch kurz auf die griechischen Landschafts- und Ortsna-men auf -ānā wie Μυκszligν Μεσσszligν oder Aacuteθszligν47 einzugehen Es handelt sich um Orts-kollektiva auf -ā die von den Ethnika mit Stamm auf -ān- abgeleitet sind48 Fuumlr myk Sphagiān-ā sbquoRegion der Sphagiāneslsquo ergibt sich folgende Ableitungssequenz

mykenisch ON Sphagiā rarr Sphagiān-es rarr Sphagiān-ā sbquoRegion der Sphagiāneslsquo (vgl oben 7a)

Entsprechend koumlnnen fuumlr Μυκszligν Μεσσszligν die folgenden Ableitungssequenzen angesetzt werden

a) Mukā (etymologisch wohl zu microAumlκων σωρmς θηmicroAgraveν Hsch) rarr Mukān-es rarr Mukān-ā sbquoRegion der Mukāneslsquo (Μυκacuteνη)

b) Messā (homerisch ΜEcircσση in Lakonien etymologisch zu microEcircσσος sbquoin der Mitte gele-genlsquo) rarr Messān-es rarr Messān-ā sbquoRegion der Messāneslsquo (dor Μεσσszligν ionisch-attisch Μεσσacuteνη) wozu in einer weiteren Phase das spaumlter uumlbliche Ethnikon Μεσσaacuteνιος und der Regionsname Μεσσνplusmn gebildet wurden

77774444 In der Folge soll nun auf vier aumlltere Erklaumlrungsversuche des griechischen Suffi-xes -νες (ion att -microνες) myk -ānes lt urgriech -ān-es zur Bildung von Ethnika einge-gangen werden Da diese bisherigen Erklaumlrungsversuche mE nicht uumlberzeugen konnten seien sie hier kurz diskutiert und die wichtigsten Gegenargumente genannt

1 H Jacobsohn (1927283ff 193076ff) (vgl auch Chantraine 1968163 68) hatte angenommen dass die Bildungen auf -ν- alle aus -acircον- kontrahiert seinen Dieser Erklaumlrungsversuch laumlsst sich mit folgenden Gegenargumenten entkraumlften

a) das Nebeneinander von nordwestgriechisch-dorisch und arkadisch -ν- gegenuumlber ionisch-attisch -ηv- (zB Egraveλληνες) zeigt deutlich dass urgrie-chisch -ān- zugrundeliegt Denn -z(1)on- haumltte im Attischen -εAgraveν- er-geben und waumlre auszligerhalb des Ionisch-Attischen zu -ν- kontrahiert wor-den vgl κοινaacute(acirc)ων Gen -aacute(acirc)ονος49 (gebildet wie hom διδυmicroaacuteονε) gt dor usw κοινaacuteν m sbquoTeilnehmer Gesellschafterlsquo Pind Py 328 Inscr

47 Vgl hierzu Leukart 1980246 Fn 27 bdquoAacuteθacuteνη bzw -αι ist urspruumlnglich Ortsname und nicht Name der Goumlttin die folgerichtig bei Homer Aacuteθηναplusmnη heiszligt (att Aacuteθηναplusmnα kontrahiert zu AacuteθηνAcirc) Es ist deshalb sinnlos den Ortsnamen von demjenigen der Goumlttin herleiten zu wollen (so Frisk GEW und Chantraine DELG sv) Myk A-ta-na-po-ti-ni-ja ist als Athānās (Ortname im Gen) Potnia aufzufassen (vgl ebenso mit Gen da-pu2-ri-to-jo p u-po-jo p)ldquo

48 Vgl zum Folgenden Leukart 1980246 49 Vgl als Parallele ξυνaacute(acirc)ων Gen -szlig(acirc)ονος ( ξaumlνmς) gt ξυνszligων Pind Py 348 Aisch frg 996 (per coni)

ξυνaacuteν Pind Nem 527 ξυνacuteων Hes th 595 u 601 ξυνAgraveν Soph frg 970 ξυνωνplusmnη Archil 89

372 Stefan Schaffner

Schw 3624 [Lokris] 65621 [Tegea] vgl auch dor κοιννEcircω Schw 89g [Argos] 323 B 48 [Delphi] Foedus ap Thuk 5791 vgl auch κοιννplusmnα Pind Py 197) att κοινεAgraveν sbquodslsquo Eur Her 149 u 340 Xenophons κοινAgraveν Cyr p 7535 scheint eine Umsetzung von dor κοινaacuteν nach att κοινωνEcircω (mit lautgesetzlicher Entwicklung von -ǣ(1)on- gt att -ων- im Vorton) wozu att κοινωνmς nach einem Verhaumlltnis wie στρατηγEcircω στρατηγmς ruumlckgebildet wurde zu sein (Leumann 1993223224 Fn 20 Peters 1980254255 Fn 212)

b) das Mykenische hat mit Bildungen wie Pa-ki-ja-ne Sphagiānes und I-na-ne Inānes gezeigt dass bereits im Urgriechischen ein Bildetyp von Eth-nika auf urgriech -ān- (neben Bildungen auf -ā1on- lt -ah2-1on- vgl myk [PY] o-qa-wo-ne- hokwāaringon- sbquoMitglied des Gefolgeslsquo [vgl hom aeligπfrac34ων sbquoGefaumlhrtelsquo] myk [KN] I-ja-wo-ne Iāaringon- sbquoMann aus Iālsquo) exis-tiert hat

2 Nach Schwyzer (1953185 487) koumlnnten die vorwiegend im Nordwesten beheimate-ten Ethnika auf -ān- auf uridg -ēn- (dehnstufige Variante des indiv Suffixes -eon-) beruhen und zwar mit nordgriechisch-illyrischem Lautwandel ē gt ā (wegen albanisch o lt uridg ē wohl uumlber ā) Als Gegenargumente lassen sich anfuumlhren

a) die Verbreitung der Ethnika auf -ān-es auch im Suumldgriechischen (Myke-nischen Arkadischen) und die fruumlhe Bezeugung im Mykenischen spre-chen gegen die Herkunft aus einer (aus anderen Gruumlnden voumlllig hypotheti-schen) Vorstufe Nordgriechisch-Illyrisch

b) die Hypothese Schwyzers ist kaum zutreffend fuumlr die Ethnika auf -ānes mit deutlichen oder zumindest moumlglichen griechischen Derivationsbasen mit Stamm auf -ā

3 Nach Leukart (1980238ndash247) dem wir die letzte umfassende Behandlung des Suf-fixes -νες (ion-att -microνες) myk -ānes lt urgriech -ān-es zur Bildung von Ethni-ka verdanken ist das Suffix -ān- der Ethnika vergleichbar mit dem Suffix -ān- von urgriech ne1ān-50 Urgriech ne1ān- ist das Grundwort von griech νενplusmnς sbquojunger Mannlsquo sekundaumlr Adj sbquojugendlichlsquo (zuerst νεηνplusmnης Uumlνacuteρ Hom Od κ 278 ξ 524) νενικmς sbquojugendlichlsquo (Ar+) Deminutiv νενplusmnσκος sbquojunger Mannlsquo (Hdt+) man vgl auch die denominalen Verba νενιεAumlοmicroαι sbquowie ein jugendlicher Hitzkopf handelnlsquo (Ar+) mit νενplusmnευmicroα sbquojugendlich impulsive Handlunglsquo (Pl+) und νενικEcircω sbquojugendlich seinlsquo (Eup+) Femininum νεAcircνις νεmicroνις -ιδος (Il+ ep-poet) Ur-griech ne1ān- stellt nach Leukart (1980241242) eine Ableitung mit der tiefstufi-gen Form des charakterisierend-individualisierenden Suffixes -eon- von einem vor-urgriechischen vielleicht sogar uridg Stamm ne1ā- (bzw ne1ah2-) der als Kol-lektivbildung sbquoGesamtheit der jungen Leutelsquo bedeutete dar Zur Funktion des Suffi-xes aumluszligert sich Leukart (1980242 Anm 15) folgendermaszligen bdquoWegen der indivi-dualisierend-singulativischen Funktion von ne1ā-n- usw (hellip) empfiehlt es sich von -eon- mit der spezielleren Bedeutungsentwicklung sbquoderjenige aus der Gruppe xlsquo gt sbquoeiner aus helliplsquo auszugehenldquo Gegen diese Erklaumlrung Leukarts laumlsst sich als Ge-genargument anfuumlhren dass das Suffix -ān- der Ethnika funktional nicht verglichen werden kann da zwischen der Ableitungsbasis und den abgeleiteten Ethnika deut-lich eine Zugehoumlrigkeitsrelation zum Ausdruck gebracht wird (zB ΦοιτιAcircνες eig

50 Moumlglicherweise bezeugt in νεfrac34ν νEcircος sbquoJuumlnglinglsquo (A D Adv 1608 Suid sv νεAcircνις Eust 33515 EM) falls es nicht bloszliges Grammatikerrekonstrukt zu Erklaumlrung von νεAcircνις ist (Leukart 1980238)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 373

sbquodie zur Stadt Φοιτplusmnαι Gehoumlrigen Einwohner der Stadt Φοιτplusmnαιlsquo ∆υmicroAcircνες [Phylenna-me] eig sbquodie zur dumā-zum bdquoStammldquo Gehoumlrigenlsquo in der Bedeutung etwa von φυλEcircται sbquoStammesgenossenlsquo) und das individualisierende Suffix -eon- alleine den Ausdruck der Zugehoumlrigkeit nicht leistet51

4 Bei Balles (2008208) sind die griechischen Voumllkernamen auf -νες (ion att -microνες) urgriech -ān-es falsch unter die vorwiegend fuumlr gewisse dorische bzw nordwest-griechische Dialekte charakteristischen Sekundaumlrbildungen auf -acuteν Gen -microνος des Typs λεσχacuteν sbquoSchwaumltzerlsquo ( λEcircσχη sbquoOrt zum Liegen Plaudereilsquo) oder ξιφacuteν sbquoSchwerttraumlgerlsquo (ccedil φEcircρων ξplusmnφος Hsch)52 wozu auch die vor allem in Megara und Korinth bezeugten Personennamen wie Λυσacuteν Καλλacuteν Aacuteριστacuteν Νικacuteν etc (vgl Solmsen 1909116ff) zaumlhlen eingeordnet Diese Bildungen zeigen auch im dorisch-nordwestgriechischen Dialektgebiet die Suffixablautstufe -ην- lt urgriech -ēʛn- die mit dorisch-nordwestgriechisch -ν- lt urgriech -ān- der Ethnika lautlich nicht kompatibel ist

8888 In der Folge soll nun eine neue Erklaumlrungsmoumlglichkeit der Suffixe urgriech -ān-es und urslav -ěne bzw -jane zur Bildung von Ethnika und der baltischen Zugehoumlrigkeitsbil-dungen auf -rna- praumlsentiert werden Den Ausgangspunkt fuumlr diese neue Erklaumlrungsmoumlg-lichkeit bildet die Beobachtung dass im Urindogermanischen bzw in den Einzelsprachen Suffixkonglomerate zur Bezeichnung der Zugehoumlrigkeit aus der Kombination zweier funk-tional aumlquivalenter Zugehoumlrigkeitssuffixe bzw aus der Kombination zweier Bildemoumlglich-keiten zur Bezeichnung der Zugehoumlrigkeit entstanden sein koumlnnen Man vergleiche zum Beispiel

a) Zugehoumlrigkeitssuffix -iacuteh2-no- (lat -īnus gr -eacuteνος lit -yacutenas slav -iacutenъ germ -īna-53) Kombination aus dem V~k-Suffix -iacuteh2-

54 (vgl ai v~k- f sbquoWoumllfinlsquo ai

51 Diese Uumlberlegung mag vielleicht auch der Grund dafuumlr sein dass Nikolaev 2010191 als Grundlage von ur-griech ne1ān- eine auf dem Kollektivum ne1eh2- bdquoyouthldquo basierende Ableitung ne1eh2-h1(eo)n- bdquohaving youthldquo (gt Hsch νεfrac34ν νEcircος) mit dem Hoffmannschen Possessivsuffix postuliert Nikolaev 2010191 Fn 9 er-laumlutert weiter hierzu bdquoThe analysis here differs from the one originally proposed by Leukart only insofar as he glosses ne1eh2 as lsquoGesamtheit der jungen Leutersquo and operates with an individualizing -n-suffix while I use Hoffmannrsquos possessive suffix -h1(eo)n- insteadldquo

52 Vgl zu diesem Typ auch Peters 1980169 53 ZB lat equīnus sbquozum Pferd gehoumlriglsquo equus sbquoPferdlsquo gr ecircκεανναι sbquoOkeanostoumlchterlsquo lit kaimyacutenas sbquoNach-

barlsquo kaiacutemas sbquoDorflsquo aksl sestrinъ sbquozur Schwester gehoumlriglsquo ahd fingirīn sbquoFingerringlsquo 54 Die Bestimmung des Laryngals des V~k-Suffixes als h2 ergibt sich mE aus der Analyse von gr

Uumlνδριfrac34ς -frac34ντος sbquoStandbild Statuelsquo als h2rih2-aacutent- (vgl zur Bildung auch toch B iko Pl ikonta sbquoSchrittlsquo lt sekās lt sekah2-t-s oder -ant-s [ B sik- sbquoschreitenlsquo lt sik-]) das als Erweiterung mit einem die Bedeu-tung des Grundwortes nur gering modifizierenden abstufenden Suffix ----ent-----nt- (in Faumlllen wie heth irmala-nt- sbquokranklsquo irmala- sbquodslsquo weitere Beispiele unter sect81) einer V~k-Bildung h2r-iacuteh2- sbquowas einem Mann ver-gleichbar ist Bild eines Manneslsquo gedeutet werden kann (Klingenschmitt 2005423 Anm 142) Die Bildungen auf -iacuteh2- des V~k-Typs haben naumlmlich unter anderem die Funktion etwas zu bezeichnen was in seiner Be-schaffenheit an den durch das Grundwort bezeichneten Begriff erinnert (vgl AiGII2384 Klingenschmitt 2005344) vgl zum Beispiel ai ā-v Du sbquoHodenlsquo āaacute- n sbquoEilsquo Du sbquoHodenlsquo lat saniēs sbquoverdorbenes Blut Wundjauchelsquo lt h1sh2an-ih2- sbquoBlutaumlhnlicheslsquo ( heth ešar gr eumlαρ ai aacutes~-k n sbquoBlutlsquo lt uridg h1eacutesh2~ Gen h1sh2aacuten-s) aisl myacuterr f Sumpf Schlammlsquo lt urnord me1Ri+R lt urgerm me1zī lt me1siacuteh2- sbquowas ei-nem Moor aumlhneltlsquo ae mēos m n sbquoMoor Schlammlsquo ahd mios m n sbquodslsquo lt meacute1so- Nur der Ansatz mit h2 erklaumlrt mE auch die Tatsache dass bestimmte Staumlmme des V~k-Typs im Baltischen bzw Litauischen zu Staumlmmen mit Nom Sg -ijagrave und Akk -iją umgebildet sind vgl zB urslav oldi Gen ldiję sbquoSchifflsquo (skr štok lađa čak [Vrgada] ldegatildeđa slov laacutedja nruss ladjaacute aruss lodja) lt alds Gen aldiās (aumllter -i-as

374 Stefan Schaffner

v~ka- m sbquoWolflsquo ai rath- m sbquoWagenlenkerlsquo raacutetha- m sbquoWagenlsquo urslav sǫdi m sbquoRichterlsquo lt som-dhh1-iacuteh2- urslav sǫdъ m sbquoGerichtlsquo lt som-dhh1-oacute-) und dem Suffix -no- (vgl zB lat Romā-nus sbquoRoumlmerlsquo Roma lat paternus sbquozum Vater gehoumlriglsquo maternus sbquozur Mutter gehoumlriglsquo lat fānum sbquoHeiligtumlsquo lt fasnom lt dhƽ1s-no-m sbquozu einer religioumlsen Feier gehoumlriglsquo)

b) av āhuiri- sbquozum ahura- gehoumlriglsquo ( ahura- sbquoHerrlsquo) Kombination aus Vigraveddhi55 plus Zugehoumlrigkeitssuffix -i- (ohne Vigraveddhi av zaraθuštri- sbquozu Zarathustra gehoumlriglsquo zaraθuštra-)

c) uridg te1-oacute- sbquozu dir gehoumlriglsquo (griech hom dor τεacircmς lat tuus) tū sbquodulsquo de1-oacute- sbquoHimmlischer Gottlsquo (ai devaacute- lat deus dīvus lit diẽvas etc) de1-di1- sbquoHim-mellsquo Kombination aus Vigraveddhi51 plus Zugehoumlrigkeitssuffix -o-56 (vgl ohne Vigraveddhi t1-oacute- sbquozu dir gehoumlriglsquo gt griech ion att σmς av θβ)

d) Suffix -io- (vgl zB lat patrius griech πfrac34τριος sbquozum Vater gehoumlriglsquo) lt -ih2-o- Kombination aus den beiden Zugehoumlrigkeitssuffixen -ih2- und -o-57

lt -ih2-as) lit aldijagrave Akk aCdiją sbquoEinbaum Kahnlsquo (nach dem Wandel von -ia- zu ē eingetretene) Umbil-dung von ald-s Gen aldi-as lt aoldh-iacuteh2- sbquoTrogaumlhnlicheslsquo urgerm alđōn- sbquoTroglsquo (nnorw dial olda f sbquogroszliger Troglsquo nschwed aringlla f sbquoBottichlsquo) lt aoldhā-n- (vgl Klingenschmitt 2005344) Zugunsten von h1 des V~k-Suffixes argumentiert Widmer 2005190ff worauf hier im Einzelnen aber nicht eingegangen werden kann

55 Vgl zB ahd swāgur m sbquoSchwagerlsquo lt urgerm s1ēDžura-z lt s1ē0uroacute-s sbquoder zum Schwiegervater (als Sohn) Gehoumlrigelsquo uridg s1eacute0uro-s sbquoSchwiegervaterlsquo (ai śvaacuteśura- gr Uacuteκυρmς lat socer ahd swehur ae sweor etc) Vgl zur Vigraveddhi-Ableitung insgesamt Darms 1978 Jochem Schindler (bei Balles 2006286ff Fn 473 und Widmer 2008618) leitet die Vigraveddhi-Ableitung aus einer Lokativhypostase von endungslosen dehnstufi-gen Lokativen von Wurzelnomina her wobei als Operator fuumlr die Bildung des abgeleiteten Stammes dasselbe Suffix -eo- dient das auch bei Hypostasen von i-Lokativen auftritt (zB uridg h2ant-i+eacuteoacute- sbquoauf der Vor-derseite gegenuumlber befindlichlsquo [gt gr Uumlντplusmnος sbquogegenuumlberstehend entgegengesetztlsquo substantiviert urgerm andia- m n sbquoEnde Rand Grenzelsquo] uridg h2ant-i Lok sbquoauf der Vorderseite gegenuumlberlsquo) Auf einer Loka-tivhypostase uridg pēd-oacute- sbquoam Fuszlig befindlich zum Fuszlig gehoumlriglsquo ( prdplusmni sbquoam Fuszliglsquo) beruhen nun einerseits lit pėdagrave f (3) sbquoFuszligsohle Fuszligspurlsquo = lett pecircda f sbquoFuszligsohlelsquo (lit dial auch ppdas m (3) sbquoFuszligsohlelsquo) und an-dererseits wohl auch griech πηδmν n sbquoRuderblattlsquo (Od+ benannt nach der flachen Form und der Befindlich-keit unten am Ruder FriskII527) dessen urspruumlngliche Bedeutung noch von dem abgeleiteten Verbum πηδfrac34ω sbquospringen huumlpfenlsquo (Il+) vorausgesetzt sein koumlnnte (zur Deutung von lit pėdagrave f (3) sbquoFuszligsohle Fuszlig-spurlsquo = lett pecircda f sbquoFuszligsohlelsquo als einer Vigraveddhi-Ableitung zu ped- sbquoFuszliglsquo vgl Griepentrog 1995163 Larsson 2003245 Anm 15 NIL537 Fn 64) Aus dem prototypischen Nebeneinander von pēd-oacute- sbquoam Fuszlig befindlich zum Fuszlig gehoumlriglsquo ( prd sbquoam Fuszliglsquo) und peacuted- sbquoFuszliglsquo auf das pēd-oacute- sekundaumlr als Ableitung bezogen werden konnte haumltte nun die Regel abstrahiert werden koumlnnen dass bei dieser spezifischen Ableitung das Derivat ge-genuumlber der Derivationsbasis Erhoumlhung des Wurzelablauts um eine Stufe (ē e danach analogisch ō o und e ) und zwar nach dem ersten konsonantischen Wurzelradikal zeigt und das Derivat gegenuumlber der Deriva-tionsbasis oppositiven Akzent aufweist Fuumlr den Ansatz eines Lok Sg prd(plusmni) spricht der Lok Pl prt-su lt prd-su in air iacutes kymr is untenlsquo lt īssu (vgl auch altalb [Buzuku] peumlr posh alb dial peumlrpoacutesh sbquounten hin-unter herunterlsquo lt pēd-si) Mit dem Ansatz eines Lokativ Singular prdplusmni ergaumlbe sich ein weiteres Beispiel fuumlr eine Regel dass bei athematischen Staumlmmen die Ablautstufe des Lokativ Singular gegenuumlber der Ablaut-stufe des paradigmatisch zugeordneten Genitiv Singular jeweils um einen Grad erhoumlht ist (vgl Klingenschmitt 2005319 Fn 30ndash32) Die Regel laumlszligt sich erschlieszligen aus Paradigmen wie Sg Nom dr1-s Gen di1-eacutes Lok deacute1plusmni Sg Nom meacutenti-s Gen mteacute-s Lok mtrplusmni Sg Nom h1noacuteh3m Gen h1h3meacuten-s Lok h1h3mrnplusmni

56 Vgl auch Schaffner 2004490 Fn 15 mit Literatur 57 Fuumlr eine Untermenge der Bildungen auf -ieo- kommt sicherlich auch eine Herleitung aus Hypostasen von

i-Lokativen in Betracht (Widmer 2008617 Balles 1997161ff Nussbaum 1986243) zB uridg h2ant-i+eacuteoacute- sbquoauf der Vorderseite gegenuumlber befindlichlsquo (gt gr Uumlντplusmnος sbquogegenuumlberstehend entgegengesetztlsquo

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 375

81818181 Auch bei Suffixkonglomeraten anderer Funktion besteht die Moumlglichkeit dass diese durch Kombination zweier funktional aumlquivalenter Suffixe enstanden sind man vergleiche zB das im Lateinischen bei Substantiven der 3 bis 5 Deklination verwendete Deminutiv-suffix -culus -a -um (zB homuculus sororcula aedicula vasculum etc) lt -ke-lo- das durch die Kombination eines Deminutivsuffixes -keo- (zB ai rāja-kaacute- sbquoKoumlnigleinlsquo rzjan- sbquoKoumlniglsquo ai pit~-kaacute- sbquoVaumlterchenlsquo pitaacuter- sbquoVaterlsquo aisl bolungr sbquojunger Stierlsquo lt --koacute- boli m n-St sbquoStierlsquo) und eines Deminutivsuffixes -lo- (lat -ulus lt -e-lo- got magula sbquoKnaumlbleinlsquo magus) hervorgegangen ist Im diesem Zusammenhang sei kurz darauf verwiesen dass das slavische Suffix -ęt- zur Bezeichnung von jungen Lebewesen vorwie-gend von Tierjungen (BraumluerIII80ndash99) aus der Kombination zweier individualisierend-charakterisierender Suffixe -en- und -et- entstanden sein kann zB urslav posęt- n sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ( uridg poacuter0oe- sbquodslsquo [lit pašas (2) ahd far(a)h ae fearh lat porcus mir orc]) urslav moCdęt- n sbquoJungeslsquo lt moacutelde-n-t- ( urslav moCdъ sbquojunglsquo lt moacuteldho-)58 auszligerhalb des Slavischen vielleicht auch arm ayceamn sbquoGazellelsquo lt h2ai-(hx)-t- ayc (i) sbquoZiegelsquo lt h2ai-59 Man vergleiche zum individualisierenden Suf-fix -eon- etwa Beispiele wie lat Catō -ōnis sbquoSchlaumlulinglsquo catus sbquoschlau verschlagenlsquo griech στρfrac34βων sbquoSchielerlsquo στραβmς sbquoschielendlsquo got liuta -ins sbquoHeuchlerlsquo liuts sbquoheu-chelndlsquo etc60 zum indiv Suffix -eot- etwa ai haacuteri-t- n sbquogelbe Farbelsquo (in haacuterit-vant- sbquogoldgelblsquo) lt heacutelh3i-t- n sbquodas Gelbelsquo ai haacuteri- sbquofahl gelblichlsquo jav zairi- sbquogelblsquo lt heacutelh3i- uridg meacuteli-t- n sbquoHoniglsquo (gr microEcircλιτ- got milithorn etc) eig sbquoGelbeslsquo ( urkelt meli-no- sbquogelblsquo in mkymr melyn) uridg (h13)aacutelbi-t- n sbquoWeiszligeslsquo (gr ETHλφι n Pl ETHλφιτα sbquoGerstenmehllsquo alb elb sbquoGerstelsquo)61 und griechische und lateinische Bildungen wie gr γυmicroνacuteς γυmicroνacuteτ- sbquoLeichtbewaffneter Infanteristlsquo ( γυmicroνmς sbquonackt unbekleidetlsquo) gr UumlργEcircτ- Uumlργacuteτ- sbquoglaumlnzend strahlend schimmerndlsquo ( Uumlργmς sbquodslsquo) lat stīpes stīpit- sbquoZweig Stocklsquo ( stepo- sbquostarr steiflsquo gt urgerm stīfa- gt ae mhd stīf)62 Eine Analyse des slavischen Suf-fixes -ęt- n als -(e)n- + -t- ergibt sich vom Material des Slavischen aus schon alleine dadurch dass die Bildungen auf -ęt- in deutlicher Beziehung zu Ableitungen von n-Staumlm-men gleicher Bedeutung stehen (vgl zB russ ksl mladę n sbquoKind Knabelsquo [vgl auch slo-vak mlaacutedrsquoa n sbquojunges Tierlsquo] lt urslav moCdęt- n sbquoJungeslsquo aksl mladen-c mladěn-c sbquodslsquo [vgl apreuszlig Elb Voc 189 kint maldenikis] russ dialekt moacuteloden sbquojunger Mannlsquo lt urslav moCden- [Ableitung mittels des indiv n-Suffixes von urslav moCdъ Adj sbquojunglsquo gt aksl mladъ russ moacutelodъ]) und die Bildungen auf -ęt- in den Einzelsprachen zum Teil im Singular (vgl russ Sg teleumlnok sbquoKalblsquo Pl teljaacuteta) oder im Plural (ačech haumlufig Pl -enci lt -en-ci Sg -ě lt -ę zB Pl kuřenci Sg kuřě sbquoHuhnlsquo) durch Ableitungen von n-Staumlm-men suppliert werden (vgl auch apreuszlig smunents sbquoMenschlsquo neben smūnen-isks sbquomensch-lichlsquo)63 Die Produktivitaumlt dieses Typs im Slavischen mit dieser spezifischen semantischen Funktion ist wohl von prototypischen Bildungen wie urslavisch posęt- n sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ausgegangen dessen Grundwort poacuter0eo- dieselbe Bedeutung hat Das Suffix-konglomerat -en-t--n-t- duumlrfte in rein bdquoaugmentativerldquo Funktion wie in urslav posęt- n

substantiviert urgerm andia- m n sbquoEnde Rand Grenzelsquo) uridg h2ant-i Lok sbquoauf der Vorderseite gegen-uumlberlsquo

58 Vgl Schaffner 2001209ndash211 59 Klingenschmitt 19822526 Fn 19 60 Vgl Krahe amp Meid 1969III 92 Schaffner 2001526ndash529 61 Vgl Schaffner 2001211 Fn 200 Zu einer Analyse dieser Bildungen als t-Instrumentale Pinault 198032

Widmer 2005197 62 Nussbaum 20044 63 BraumluerIII81 Schaffner 2001209210

376 Stefan Schaffner

sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ( uridg poacuter0oe- sbquodslsquo) wohl auch im lat Ethnikon Pīcentes sbquodie (jungen) Spechtelsquo ( lat pīcus umbr peico sbquoSpechtlsquo) neben dem Adjektiv Pīcēnus LN Pīcēnum64 in apreuszlig smunents sbquoMenschlsquo (neben smūnen-isks sbquomenschlichlsquo) und wohl auch in griech Uumlνδριfrac34ς -frac34ντος m sbquoMenschenbild Bildsaumlule Standbildlsquo lt h2r-ih2-ant- (Erwei-terung von h2r-iacuteh2- sbquowas einem Mann vergleichbar ist Mannsbildlsquo) Uumlνacuteρ m sbquoMann Menschlsquo lt h2nrr verbaut sein

82828282 Wenn man nun das in sect8 illustrierte Prinzip der Kombination zweier funktional aumlquiva-lenter Zugehoumlrigkeitssuffixe zu einem Suffixkonglomerat auch auf das genannte baltische Zugehoumlrigkeitssuffix -rna- (lit -pnas f -pnė lett -ēns f -ēne vgl oben sect665) anwendet das eine etymologische Entsprechung in lateinischen Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -ēnus (zB Adj Pīcēnus LN Pīcēnum lat pīcus sbquoSpechtlsquo lat -iēnus Abl von io-Staumlmmen zB aliēnus sbquozu einem anderen gehoumlriglsquo alius laniēna [taberna Varro] sbquoFleischerladenlsquo altlat lanius sbquoMetzgerlsquo [wie figlīna taberna sbquoToumlpferwerkstattlsquo figulus sbquoToumlpferlsquo) besitzt66 so kann deren Vorform -eh1-no- bzw -e-h1-no- (bei Ableitung von eo-Staumlmmen67) als Kombina-tion eines abstufenden Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1-h1 dessen unflektierte Form moumlgli-cherweise der urindogermanischen Instrumentalendung -eh1-h1 zugrundeliegt68 und dem Zugehoumlrigkeitssuffix -no- analysiert werden Eine spezialisierte Funktion des Konglome-rats -(e)h1-no- koumlnnte dann in dem sogenannten bdquoHerrschersuffixldquo69 -h1-no- der Bedeu-

64 Vgl Rix 195051237ff 65 Hiervon etymologisch zu trennen ist wohl das zur Bildung von Stoffadjektiven verwendete slavische Suf-

fix -ĕnъ (vgl Vondraacutek 1924I 528529) dass wohl an n-Staumlmmen erwachsen ist (vgl aksl kamĕnъ sbquosteinernlsquo russ kaacutemjanyj serb k`men urslav kaacutemen- m sbquoSteinlsquo aksl plamĕnъ serb pl`men sbquoflammendlsquo urslav plaacutemen- m sbquoFlammelsquo) und von dort als komplexes Suffix abgeloumlst ist (vgl aksl drĕvĕnъ sbquohoumllzernlsquo drĕvo sbquoHolzlsquo)

66 Rix 1972727728 weist darauf hin dass das Umbrische ein patronymisches Gentilnamensuffix -ēno- kennt das mit einem einzigen ndash allerdings durchsichtigen ndash Beispiel aus umbrischen Texten zu belegen ist Voisiener (Gen Sg Ve 236) zu Voisis lt -sos Der Typ ist auf lateinischen Inschriften aus Umbrien und aus den oumlstli-chen und suumldlichen Nachbargebieten der Pikenter Vestiner und Sabiner haumlufig Alfēnus (auch Hor sat 1 3 130+) Labiēnus (auch Sil 1034+) Nach Rix loc cit entspricht dieses patronymische Gentilnamensuffix des Umbrischen etymologisch dem Suffix des Ethnikons Picēnus zu lat pīcus und umbr peico (Akk) sbquoSpechtlsquo Nach Rix loc cit (vgl auch Mayrhofer 197732) gehoumlrt hierher auch das im Iranischen Patronymika bilden-de Suffix -āna- das sich auf -ēno- zuruumlckfuumlhren laumlszligt aav Haēca aspānā (Nom Sg f Yasna 553) zu Haēca aspa (Yasna 4615) Immerhin erwaumlgenswert ist die Frage ob das im Iranischen zur Bildung von Landschaftsnamen gaumlngige Suffix -āna- zB in av Vƽhrkāna- sbquoHyrkanienlsquo (in jav vƽhrkānōšaiiana- sbquodie Wohnung der Hyrkanier bildendlsquo V 111) vƽhrka- m sbquoWolflsquo (vgl auch mp gwlgrsquonyk gurgānīγ sbquozur Pro-vinz Gurgān gehoumlriglsquo np Gurgān gurg sbquoWolflsquo) nicht ebenfalls hier etymologisch anzuschlieszligen ist wenn-gleich das lange ā von -āna- (wie auch des patronymischen Suffixes -āna-) lautlich natuumlrlich mehrdeutig ist

67 Die akutierte Intonation in Faumlllen wie lit kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo ( kaacutelnas sbquoBerglsquo) kaimpnas sbquoNachbarlsquo ( kaiacutemas sbquo[Bauern-]Dorf Landlsquo) deren Ableitungsbasen thematische Staumlmme bilden zeigt wohl dass das Suffixkonglomerat -h1-no- mit Nullstufe der ersten Komponente an den e-stufigen Stamm der Ableitungsba-sis getreten ist Diese Bildungen folgen dann einer Regel dass flexions- und derivationsmorphologische Ele-mente die in die Nullstufe treten koumlnnen an thematische Staumlmme in nullstufiger Gestalt angefuumlgt werden (vgl -o-nt- -eacutent- -o-h1- -eacuteh1-) vgl Klingenschmitt 2005454

68 In diesem Fall koumlnnte die bdquoApertinentivldquo-Endung -ī lt -ih2 verglichen werden die als unflektierte Form des Zugehoumlrigkeitssuffixes -ih2- (ai v~k- f sbquoWoumllfinlsquo ai v~ka- m sbquoWolflsquo ai rath- m sbquoWagenlenkerlsquo raacutetha- m sbquoWagenlsquo etc) zu bestimmen waumlre (vgl etwa teacute1e Gen te1oacute- sbquodeinlsquo ai asmzkaplusmnm Gen asmzka- sbquoun-serlsquo) Klingenschmitt 2005318

69 Man vergleiche die maszliggeblichen Materialsammlungen von Meid 195657260ndash295 1ndash128 und Meid 1957 72ndash108 113ndash126 (vgl auch Krahe amp Meid 1969III 109110 Schaffner 1999[2002]187188)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 377

tung sbquoHerrGott uumlber das was das Grundwort zum Ausdruck bringtlsquo (eig sbquoder (als Herr Gott) dazu Gehoumlrigelsquo) in Bildungen mit Dehnung des praumlsuffixalen Vokals wie lat tribūnus sbquoVorsteher der tribuslsquo ( tribu-) Portūnus sbquoGott der Haumlfen und Durchgaumlngelsquo ( portu-) Neptūnus sbquoGott des feuchten Elementslsquo ( neptu-) Fortūna sbquoGoumlttin des Schicksals und Gluumlckslsquo ( fortu- verbaut in fortuītus sbquozufaumllliglsquo) lat Bellōna sbquoGoumlttin des Kriegeslsquo ( bello-) Annōna sbquoGoumlttin der Erntelsquo ( annus sbquoJahreserntelsquo) vorliegen70 neben denen Bildun-gen mit bdquoeinfachemldquo -no- ohne Dehnung des praumlsuffixalen Vokals wie in lat dominus sbquoHausherrlsquo lt domo-no-s ( domo-) gall Eponā sbquoGoumlttin der Pferdelsquo ( epo- sbquoPferdlsquo) gall Maponos sbquoGott der Soumlhnelsquo ( mapo- sbquoSohnlsquo) gall Nemetonā sbquoGoumlttin der (heiligen) Hainelsquo ( gall nemeton) gall Damonā sbquoGoumlttin der Ochsen bzw Hirschelsquo ( damo- vgl air dam sbquoOchse Hirschlsquo) anord Herjann (Beiname des Gottes Oacuteethinn) = kelt koronos (abrit VN Coriono-tōtae) = griech κοplusmnρανος sbquoHeerfuumlhrer Herrscherlsquo (poet seit Ho) lt koro-no-s sbquodslsquo ( uridg koro- sbquoHeerlsquo)71 urgerm thorne1đana-z m sbquoKoumlniglsquo (got thorniudans anord thornjoacuteethann ae thornēoden as thiodan) lt te1to-noacute-s sbquoVorsteher der thorne1đō der Volksgemeindelsquo ( urgerm thorne1đō- f sbquoVolklsquo got thorniuda ahd diota) stehen72

83838383 Die Richtigkeit der obigen morphologischen Analysen vorausgesetzt ergibt sich nun auch eine klare Analysemoumlglichkeit fuumlr das slavische Suffix -ěn- (bzw -jan- lt --ēn-) zur Bildung von Ethnika und Einwohnernamen Das slavische Suffix -ěn- kann dann als Kombination des abstufenden Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1- das als erste Komponente in -eh1-no- verbaut ist und der Nullstufe des individualisierenden n-Suffixes gedeutet wer-den Bei thematischen dh eo-staumlmmigen Grundwoumlrtern waumlre das Konglomerat in der nullstufigen Gestalt der ersten Komponente an den e-staumlmmigen Themavokal der Deriva-tionsbasis angefuumlgt worden73 (-e-h1-n-74 gegenuumlber zB --eacuteh1-n- bei i-staumlmmigen Grund-woumlrtern) zB urslav poljaacutene sbquoFeldbewohnerlsquo lt (Transponat) polh2eacute-h1-n-es urslav

70 Nussbaum 19981ndash11 postuliert fuumlr eine Vielzahl von einzelsprachlichen Sekundaumlrbildungen mit Laumlnge des praumlsuffixalen Vokals bdquodekasuativeldquo Ableitungen von Instrumentalen auf -V-h1- so zB in Bildungen wie lat Portūnus Bellōna die er als deinstrumentale possessive Bildungen mit einen Konglomerat -h1no- deutet Auch das Hoffmannsche Possessivsuffix ist nach Nussbaum 19989ndash11 (vgl zB auch Nikolaev 2010191) als deinstrumentale Bildung auf -h1-eon- zu analysieren zB av mąθrān- m sbquoSpruchkennerlsquo lt mentro-h1-on- mąθra- sbquoSpruchlsquo lt mentro- (Argumente gegen den Ansatz des Hoffmannschen Possessiv-suffixes mit Laryngal 3 als -h3on- bei Nussbaum 199810ndash11) Diese Analyse bietet nach Nussbaum 199811 den Vorteil dass der desubstantivische Typ auf -Hon- (av mąθrān-) und der deadjektivische Typ auf -eon- (av marƽtan-) letztendlich identisch seien Ich unterscheide mich in den Analysen von Nussbaum nur inso-fern als ich in dem morphologischen Element -eh1h1- nicht eine Kasusform sondern ein Suffix sehe dessen unflektierte Form moumlglicherweise dem uridg Instrumental auf -eh1h1- zugrundeliegt

71 Vgl hierzu die ausfuumlhrliche Besprechung bei Peters 1980170ndash171 72 Vgl zu den bisherigen Deutungen des Nebeneinanders von Bildungen mit und ohne Dehnung des praumlsuffixa-

len Vokals bei Bildungen mit dem bdquoHerrschersuffixldquo Schaffner 1999[2002]188 Fn 207 mit Literatur (vgl auch Stuumlber 20048ndash15)

73 Vgl zu dieser Regel Klingenschmitt 2005445 74 Es stellt sich die Frage ob nicht individualisierende Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -e-h1-n- als Zwischenstufe

der Wortbildung fuumlr die indoiranischen femininen Namen auf -ān-d (lt -e-h1-n-iacuteh2) zu thematischen mas-kulinen Eigennamen (insbesondere Goumltternamen) wie im Falle von ved Indrā- sbquoFrauGattin des Indralsquo GN Iacutendra- Varuān- sbquoFrauGattin des Varuethalsquo (daneben Ableitungen von Appellativen wie arayān- sbquoGoumlttin der Einoumldelsquo aacuteraya- sbquoWuumlste Wildnislsquo ūrjān- sbquoPersonifizierung der Kraftlsquo currenrj- sbquoKraftlsquo) av ahurānī- sbquogoumltt-liche Herrinlsquo ahura- sbquogoumlttlicher Herrlsquo mayeniiānī- sbquoFrau des Urmenschenlsquo (in Pahlavi-Uumlberlieferung) mayeniia- sbquoName des mythischen Urmenschenlsquo (vgl Stuumlber 200414) anzusetzen sind Freilich sind auch andere Erklaumlrungsmoumlglichkeiten denkbar (vgl zB Stuumlber 20041415 mit aumllterer Literatur)

378 Stefan Schaffner

poCje sbquoFeldlsquo n lt poacutelh2o-m Das individualisierende n-Suffix findet sich auch in Kombi-nation mit anderen Zugehoumlrigkeitssuffixen Haumlufig ist zB ein Suffix -io-n- (lt -ih2o-n-) in Bildungen wie gr (θεοOgrave) οmacrρανplusmnωνες sbquodie Himmlischen (Goumltter)lsquo ( οmacrρανoacuteς sbquoHimmellsquo) Κρονplusmnων sbquoKronide Sohn des Kronos (Zeus)lsquo lat lūdiō m sbquoSchauspielerlsquo = lūdius sbquodslsquo ( lūdus sbquoSpiel Schauspiellsquo) mūliō sbquoMaultiertreiberlsquo ( mūlus sbquoMaultierlsquo) got fiskja sbquoFi-scherlsquo ( fisks) kasja sbquoToumlpferlsquo ( kas) gallisch (latinisiert) Artiō sbquoGoumlttin der Baumlrenlsquo lt artion- ( keltisch arto-s sbquoBaumlrlsquo) altirisch Goibniu sbquoGott der Schmiedelsquo lt gobannion- ( altirisch gobae Gen gobann m sbquoSchmiedlsquo) etc75 Mit -io-n- vergleichbar ist in mittel-iranischen Sprachen ein Suffix -akān- (mp B-Phl -krsquon man-mp -grsquon -aγān sogd -krsquon -(a)kān) das auf Adjektiven der Zugehoumlrikeit mit Suffix -aka- beruht (vgl B-Phl mltrsquonk marδānaγ sbquomannhaft tapferlsquo lt martān-aka-) und substantivische Zugehoumlrigkeits-bildungen ableitet zB B-Phl wrsquozrsquolkrsquon man-mp wrsquocrsquorgrsquon wāzāraγān sbquoKaufmann Haumlnd-lerlsquo (np bāzārgān) lt wāzārakān- sbquoder zum Markt Gehoumlrigelsquo B-Phl wrsquocrsquol man-mp wrsquocrsquor wāzār sbquoMarktlsquo (np bāzār) man-sogd ptrkrsquon chr-sogd ptrqrsquon pitarkān sbquovom Va-ter stammendes Erbelsquo76 Auch das nur im Indoiranischen bezeugte Suffix -iacuten- (zB in ai aśviacuten- m sbquoRitterlsquo [ aacuteśva- m sbquoPferdlsquo] praśniacuten- m sbquoFragerlsquo [ praśnaacute- sbquoFragelsquo]) stellt wohl eine Kombination des Zugehoumlrigkeitssuffixes -i- und des individualisierenden n-Suffixes dar77 Das Nebeneinander von -eh1-no- (balt -rna- lat -ēnus) zu -eh1-n- bzw -e-h1-n- (slav -ěn-) verhaumllt sich morphologisch wie das Nebeneinander von -iacuteh2-no- (lat -īnus etc) zu -iacuteh2-n- gt griech -eacuteν- (griech Fortsetzer des V~k-Typs) zB griech γλωχeacuteWς -eacutentildeνος sbquoSpitzelsquo ( γλograveχες sbquoGrannenlsquo) UumlκτeacuteWς sbquoStrahllsquo ( ved aktuacute- sbquoNachtlsquo) δελφeacuteWς sbquoDelphinlsquo ( δελφAumlς sbquoGebaumlrmutterlsquo) Oacuteσmicroeacutentildeν- sbquoSchlachtlsquo ( ved yudhmaacute- sbquoKaumlmpferlsquo)78

84848484 Zumindest fuumlr eine Untermenge der slavischen Bildungen auf -ěn-e bzw -jan-e koumlnnte allerdings auch eine Alternativerklaumlrung in Betracht kommen die bei Vondraacutek (1924543) angedeutet ist Es koumlnnten Possessivbildungen mit oppositivem Akzent an de-ren e-stufigen betonten Themavokal das individualisierende n-Suffix getreten waumlre79 zu thematischen barytonen Grundwoumlrtern vorliegen So koumlnnte das morphologische Verhaumlltnis von urslav poljaacutene lt (Transponat) polh2rn-es sbquodie mit Feldern Versehenenlsquo zu seinem Grundwort urslav poCje sbquoFeldlsquo n lt poacutelh2o-m genau dem von av karapan- m sbquoRitual-priesterlsquo (Nom Pl karapanō Gen Pl karafnąm) lt uriran karpaacuten- lt kolpeacute-n- sbquoder mit dem Ritual Versehene der das Ritual Ausfuumlhrendelsquo zu seinem in ai kaacutelpa- m sbquoRituallsquo fort-gesetzem Grundwort koacutelpeo-80 oder dem von griech ξιφacuteν sbquoSchwerttraumlgerlsquo (ccedil φEcircρων ξplusmnφος Hsch) zu seinem Grundwort ξplusmnφος sbquoSchwertlsquo entsprechen wobei anzunehmen waumlre dass die e-Langstufe des Suffixes in polh2rn-es gt urslav poljaacutene wie im Griechischen (Nom -acuteν Gen -microν-ος) aus dem urspruumlnglichen Nom Sg auf -rn paradigmatisch verall-gemeinert worden waumlre (so Zubatyacute bei Vondraacutek 1924543) Allerdings ist fuumlr das Slavische

75 Vgl zu den Goumltternamen bzw Goumltterepitheta vor allem Stuumlber 20043ndash5 76 Vgl Schaffner 2005241ndash243 mit weiteren Beispielen 77 Vgl Klingenschmitt 2005349 78 Risch 197458 Schindler 197563 Balles 2008225 Innerhalb der griechischen Bildungen auf -īn- differen-

ziert Leukart 1980243 Fn 22 folgendermaszligen bdquo-īn- ist deutlich possessiv in δελφν- sbquo(Fisch) der Gebaumlrmut-ter hatlsquo lt -i-h3n- zu einem sbquoCalandrsquoschlsquo neben δελφAumlς stehenden aumllteren i-Stamm oder analogem Vorbild vgl auch Τρχν- sbquoSchroffes (= Felswaumlnde) habendlsquo (Ortsname) neben τρχAumlς Dagegen steht wahrscheinlich indi-vidualisierendes -(eo)n- in γλωχ--ν- sbquoSpitze (eines Gegenstandes)lsquo lt -ih2-n- dh formal parallel zu -ān- lt -ah2-n- semantisch aber wegen der anderen Bedeutung des Grundwortes (cf γλograveσσα) verschieden (hellip)ldquo

79 Vgl zu dieser Moumlglichkeit Peters 1980166 80 Vgl Mayrhofer 197735 Fn 158 und Schaffner 2005175176 (mit weiteren Parallelen)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 379

diese Annahme dewegen miszliglich weil gerade die n-staumlmmige Singularbildung fehlt die ja suppliert wird Zudem bringt ein Groszligteil der Bildungen auf -ěn-e bzw -jan-e seman-tisch eine Zugehoumlrigkeitsrelation zum Ausdruck In den Faumlllen mit komplexem Suffix -jan- dh in Ableitungen wo -j- nicht schon Bestandteil der Ableitungsbasis (wie in poljaacutene poCje) war wie in aksl graždan-e sbquoBuumlrgerlsquo lt gord-jan-e gradъ sbquoStadtlsquo lt gordъ oder aruss poločane Fln Polota koumlnnte -jan- nach dem in sect8 illustrierten Prin-zip der Mehrfachsuffigierung aus der Kombination des Zugehoumlrigkeitssuffixes -i- (in av zaraθuštri- sbquozu Zarathustra gehoumlrigldquo zaraθuštra-) und des Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1- wiederum um das nullstufige indiv n-Suffix erweitert erwachsen sein (dh -jaacutene lt --eacuteh1-n-es)

85858585 Wie ist nun das griechische Ethnikon-Suffix -νες (ion att -microνες) urgriech -ān-es hier etymologisch anzuschlieszligen Es ist nun voumlllig klar dass urgriech -ān- mit slavisch -ěn- lt vorurslav -ēn- lautlich nicht kompatibel ist Doch bestehen wie bereits oben unter sect73 dargelegt worden ist fuumlr die bezeugten griechischen Ethnika auf -ān-es etymologi-sche Anschlussmoumlglichkeiten an griechische oder auch im Griechischen moumlgliche Staumlmme auf -ā lt -ah2 insbesondere Ortsnamen oder Ortskollektiva mit Stamm auf -ā81 Das griechische Suffix duumlrfte demnach als Ableitung von Staumlmmen auf -ā bzw von zu thema-tischen Staumlmmen auf -eo- gehoumlrigen Ortskollektiva auf -a-h2- lt -e-h2- mittels der null-stufigen Form -h1-n- die im Slavischen in dieser Gestalt an die e-stufige Variante einfa-cher thematischer Staumlmme tritt oder der vollstufigen Form -eh1-n- die im Slavischen an Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -i- tritt (dh -jaacutene lt --eacuteh1-n-es) des die Zugehoumlrig- keit bezeichnenden Suffixkonglomerats zu deuten sein dh urgriech -ān-es lt -a-h2-(a)h1-n-82 (zB epirotisch AacuteρκτAcircνες sbquodie zur Baumlrengegend Gehoumlrigenlsquo [lt -a-h2-(a)h1-n-es] aacuterktā- sbquoBaumlrengegendlsquo [Ortskollektiv zu griech ETHρκτος sbquoBaumlrlsquo]) Die Wortbildungsbedeutung der slavischen Ethnika auf -ěn--jan- bzw der griechischen Eth-nika auf -ān-es kann lokal-adhaumlsiv als sbquogehoumlrt zu Xlsquo (oder ggf -originativ als sbquostammt ausvon Xlsquo) gefasst werden In etwa vergleichbar ist im roumlmischen Namensystem das Ne-beneinander von Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -io- und -ah2-io- zu urspruumlnglichen Indi-vidualnamen mit thematischem Stamm man vergleiche etwa lat Iuppiter Saturnius sbquoIuppi-ter Sohn des Saturnuslsquo und die aus urspruumlnglichen Patronymica entstandenen Gentilnamen wie Mārcius Mārcus Iūlius Iūlus usw Daneben stehen Gentilnamen auf -eius wie Pompeius aus pompao-s (lt -ah2-io- vgl oskisch puacutempaiians) eigentlich sbquoder zur Fa-milie des Pompus Gehoumlrigelsquo Ableitung von einem Kollektivum pompā- sbquoFamilie des Pomposlsquo (lt -a-h2) zu einem Individualnamen pompo-s (vgl lat Rōma lt rōmā- sbquo(Siedlung der) Familie des Rōmo-slsquo [vgl den Stadtnamen Pompeiī] Individualnamen rōmo-s Rōmulus lt Deminutivum rōme-lo- [vgl den etruskischen Gentilnamen rumelna lt rumele-na Ableitung von einem Individualnamen rumele])83 Man vergleiche auch lat

81 Vgl Leukart 1980245 bdquoDas Entscheidende ist also nicht ob die Grundwoumlrter griechisch sind sondern allein ob sie eine griech Kollektivableitung auf -ā erlauben zu der dann weiter ein Ethnikon auf -ānes trittldquo

82 Zirkumflex auf den Formen mit kurzvokalischer Endung (zB -oacuteνες ion att -microνες) ist auszligerdorisch als Neue-rung obligatorisch und beweist nicht ehemalige Vollstufe der ersten Komponente des Suffixes (Schwyzer 1953377 Leukart 1980242 Anm 18) Fuumlr eine Vollstufe der ersten Komponente des Suffixes im Falle der Ableitung von ah2-Staumlmmen koumlnnten aber moumlglicherweise doch adverbiell erstarrte Instrumentale wie griech κρυφmicro dor κρυφoacute sbquoheimlich verborgenlsquo (lt -ah2-ah1 lt -e-h2-eh1 vgl Klingenschmitt 2005303) sprechen wenn die urindogermanische Instrumentalendung -eh1 als unflektierte Form eines abstufenden Zugehoumlrig-keitssuffixes -eh1- das in den Konglomeraten -eh1-no- und -eh1-n- verbaut ist zu deuten ist

83 Vgl Klingenschmitt 2005301302

380 Stefan Schaffner

Petreius Gentilname lt petrao- sbquozur Familie des Petro-s gehoumlriglsquo petrā- sbquoFamilie des Petro-slsquo (vgl suumldpik petroh) falisk uoltaia Gentilname f lt 1oltao- sbquozur Familie des Uolto-s gehoumlriglsquo 1oltā- sbquoFamilie des Uolto-slsquo (Klingenschmitt 2005302)

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Page 7: Das Nomen im Indogermanischen - FAU€¦ · Das Nomen im Indogermanischen Morphologie, Substantiv versus Adjektiv, Kollektivum Akten der Arbeitstagung der Indogermanischen Gesellschaft

DiDiDiDie slavischen e slavischen e slavischen e slavischen Ethnonyme des Typs Ethnonyme des Typs Ethnonyme des Typs Ethnonyme des Typs poljaacutene poljaacutene poljaacutene poljaacutene sbquosbquosbquosbquoFeldbewohnerFeldbewohnerFeldbewohnerFeldbewohnerlsquolsquolsquolsquo und die griechischen Ethnonyme auf und die griechischen Ethnonyme auf und die griechischen Ethnonyme auf und die griechischen Ethnonyme auf ----νεςνεςνεςνες1111

Stefan Schaffner

1111 Im Slavischen werden mit den Suffixen -ěn- lt -ēn- und -jan- lt --ēn- (vgl zum ur-slavischen Akzent des Suffixes sect42) maskuline Substantiva im Plural zur Bezeichnung der Bewohner von Oumlrtlichkeiten Regionen oder Laumlndern sowie Angehoumlrigen von Staumlmmen ge-bildet3 An erster Stelle ist hier aruss ksl Slověn-e zu nennen der Gesamtname der Slaven und auch einzelner slavischer Staumlmme Als Gesamtname der Slaven muss er bereits im 6 Jhdt verwendet worden sein4 Doch ist es aufgrund der Erstbelege des Namens houmlchst frag-lich ob er urspruumlnglich tatsaumlchlich diesem Bildetyp angehoumlrt hat und nicht erst sekundaumlr zu diesem uumlbergetreten ist5 Zudem wird die Etymologie von slověne aumluszligerst kontrovers disku-

1 Fuumlr Hinweise Anmerkungen und Kritik zu danken habe ich Prof Dr Peter Anreiter (Innsbruck) Prof Dr Heiner Eichner (Wien) Prof Dr Michael Janda (Muumlnster) Prof Dr Gert Klingenschmitt (Regensburg) Prof Dr Alan J Nussbaum (Cornell University) Prof Dr Norbert Oettinger (Erlangen) Prof Dr Johannes Rein-hart (Wien) und Prof Dr Marko Snoj (Ljubljana) Der dem Aufsatz zugrundeliegende Vortrag konnte auch im Rahmen meiner Vorlesung bdquoEinfuumlhrung in das Baltoslavischeldquo im Wintersemester 201011 an der Univer-sitaumlt Wien praumlsentiert werden Den Teilnehmern dieser Vorlesung insbesondere Gašper Beguš Oliver Ploumltz und Florian Wandl gilt mein besonderer Dank fuumlr wichtige Diskussionsbeitraumlge und Hinweise die mich man-che Einzelheiten in einem klareren Licht haben sehen lassen Fehler und Irrtuumlmer im Folgenden gehen natuumlr-lich alleine zu meinen Lasten

2 Zur Notierung des Iktus und der Intonation in rekonstruierten Formen des Baltischen und Slavischen wird hier ein System verwendet das eine getrennte Kennzeichnung von Iktus und Intonation erlaubt Dies erscheint not-wendig weil akutierte und zirkumflektierte Intonation urspruumlnglich auch in unbetonten Silben unterschieden wurden (Klingenschmitt 2008280) Folgende Symbole werden verwendet = Sitz des Iktus (des Wortak-zents) acute = akutierte Intonation (Stoszligton) einer Silbe ˜ = zirkumflektierte Intonation (Schleifton) einer Silbe W = neoakutierte Silbe im Slavischen

3 Vgl zB BraumluerIII37ndash50 Arumaa 198524 Kiparsky 1975187 Vondraacutek 1924660 sect682 Vaillant 1958II sect187 Leskien 1891390 (vgl auch Schaffner 2005196197)

4 Sonst waumlren Quellenbelege wie Sclavi qui Winidi dicuntur bdquoSlaven die Wenden genannt werdenldquo oder Sclavi qui dicuntur Quarantani bdquoSlaven die Karantanen genannt werdenldquo oder Sclavi Behemenses et Marahenses bdquoBoumlhmische und Maumlhrische Slavenldquo nicht denkbar (Schelesniker 197311 Pohl 2005506507)

5 Lunt 1985188189 weist darauf hin dass die aumlltesten Belege des Slavennames sich in der Vita des Methodius in dem altrussischen Uspenskij Sbornik (ed Kotkov 1971) aus der Zeit um 1150 n Chr (vgl Lunt 1985188 Fn 12) finden Belegt ist zweimal der Nom Pl Slověni und der Dativ Plural Slověnjemъ welche auf einen Palatalstamm weisen Weitere Belege finden sich dann im 14 Jh In der 1377 angefertigten Laurentianischen Kopie der Povestrsquo vremenych let (PVL = Nestorchronik vgl Fn 7) die wohl nicht spaumlter als 1120 enstanden sein duumlrfte ist der Nominativ Plural Slověne viermal bezeugt Dagegen ist der Nominativ Plural elfmal als Slověni belegt genauso wie im Uspenskij Sbornik Der Akkusativ Plural ist einmal als Slověny siebenmal als Slověni und einmal als Slověně bezeugt Die letztgenannte Form zeigt den fuumlr das Russische zu erwartenden Ausgang weicher Staumlmme waumlhrend -i den Beginn der Vereinheitlichung harter und weicher Staumlmme reprauml-sentieren koumlnnte parallel zum Ersatz von koně durch koni Dagegen zeigen rund 16 in der Laurentianischen Kopie der PVL bezeugte Ethnonyme und Einwohnernamen (Material bei Lunt 1985189 Fn 14) Schreibung mit bdquojus malyjldquo oder bdquoaldquo (fuumlr -aumln-e) und sofern sie im Akk Pl bezeugt sind immer die harte Endung -y Aufgrund dieser Beleglage kommt Lunt 1985189 zu folgendem Schluszlig bdquoIn any case it shows again that this word does not fit the general pattern of the ethnonyms familiar from OCS hellip All this suggests that the ancient stem of the word was slov-ěn-j-ldquo

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 361

tiert6 Sichere Beispiele dieses Bildungstyps sind aksl graždan-e sbquoBuumlrgerlsquo lt gord-jan-e rimljan-e sbquoRoumlmerlsquo in der Nestorchronik7 aruss Poljane (eig sbquoFeldbewohnerlsquo) Name eines westslavischen (lechischen) Stammes und eines ostslavischen Stammes in der Gegend um Kiev aruss Pomorjane (eig sbquoMeeranwohnerlsquo) Name eines westslavischen (lechischen) Stammes aruss D(e)revljane (eig sbquoWaldbewohnerlsquo auch im Namen der Dravaumlno-Polaben an der Elbe) Name eines ostslavischen Stammes Poločane Bewohner von Polozk und der Gegend am Fluszlig Polota aruss Kyjane sbquoKieverlsquo ( PN aruss Kyjъ)8 slavische Staumlmme wie

6 Nach Pohl 2005506 (mit Hinweis auf aumlltere Literatur) leitet sich der allgemeine Name der Slaven slověne wahrscheinlich von einem Gewaumlssernamen slova oder slovъ (zur idg Wurzel 0le1- sbquospuumllen rein machenlsquo) ab dessen Appellativ auch in anderen slavischen Gewaumlssernamen wie Sluja (Smolensk) Sława Sławica (Po-len) Slavnica (Serbien) (man beachte auch den Beinamen des Dnepr altruss Словутичь Slovutič) enthalten ist Nach Pohl loc cit laumlgen mit Ausnahme von Slavnica alle genannten Gewaumlssernamen in dem Gebiet das von Udolph 1979 als Urheimat sehr wahrscheinlich gemacht worden sei das Gebiet noumlrdlich der Karpaten Man vergleiche aber zum Versuch einer dehydronymischen Deutung des Slavennamens die Kritik bei Lunt 1985185 bdquoThe possibility of a river-name based on a root meaning sbquoto flowlsquo was widely experimented with Unfortunately no suitable river has been located and it seems unreasonable to believe that the wide-spread and clearly documented name of such an enormous group should be an obscure or completely forgotten streamldquo (zu weiteren Deutungen des Slavennamens Lunt 1985185ndash190 mit Literatur und Diskussion) Lunt 1985190 selbst bietet mit Vorsicht und allem Vorbehalt folgende etymologische Deutung bdquoIf we allow the notion of a personal name here perhaps we can at the risk of adventurism call on the ancient noun stem kle1-es- (recte 0le1-es-) lsquofamersquo plus the ancient and ubiquitious adjectival formant -n- in the combination underlying Greek κλεεινmς lsquofamed gloriousrsquo Converted to an early Slavic formula it would be sloves-n- and we must therefore allow disappearance of s and compensatory lengthening of e to ē This means a series of explanations to take care of such forms as vesna lsquospringrsquo but nonetheless an etymology that calls on the noun slovo should account for the s-suffix and an etymology that includes the suffix is purely prefereable to one does not Slověňi are therefore lsquoSlověnrsquos peoplersquo or the lsquopeople of the Glorious Onersquoldquo Welcher Deutung man bei diesem Namen ndash wenn uumlberhaupt ndash den Vorzug geben moumlchte haumlngt wohl letztendlich vom persoumlnli-chen Ermessen ab

7 ZB PSRL1610ndash19 (= HbNCI610ndash19 = Tschižewsky 1969513ff L = Ms Lavrentrsquoevskaja R = Ms Radzivilovskaja) otъ těchъ Ljachovъ prozvašasja Poljane Ljachov druzii hellip Pomorjane Takože i ti Slověne prišedše i sědoša po Dněpru in narekošasja Poljane a druzii Drevljane zane šedoša v lěchěchъ hellip [inii šedoša na Dvině i narekošasja Poločane R (fehlt in L)] rěčki radi jaže vtečet vъ Dvinu imjanemъ Polota otъ ceja prozvašasja Poločane bdquoUnd von jenen Ljachen nannten sich die [einen] Poljanen andere Ljachen [aber sind] die Pomoranen Ebenso kamen auch dieselben Slaven und siedelten am Dnepr und nannten sich Poljanen andere aber Derevljanen weil sie in den Waumlldern siedelten Andere siedelten an der Dvina und nannten sich Poločanen des Fluumlsschens wegen das in die Dvina flieszligt mit dem Namen Polota von ihm nann-ten sich die Poločanenldquo (Uumlbersetzung von Ludolf Muumlller HbNCIV6) PSRL1114ndash8 (= HbNCI1148 = Tschižewsky 1969107ndash10) ce be tokmo Slověneskъ jazykъ v Rusi Poljane Derevljane Novgorodci Polo-čane Dregoviči Sěverъ Bužane zane sědoša po Bugu poslěže že Velynjane bdquoDenn siehe [von] slavischer Sprache sind in der Rusrsquo nur die Poljanen die Derevljanen die Novgoroder die Poločanen die Dregovičen die Severjanen die Bužanen weil sie am Bug siedeln spaumlter aber Volynier [genannt werden]ldquo (Uumlbersetzung von Ludolf Muumlller HbNCIV11) Zu den Poljane um Kiev und den Slověne um Novgorod vgl man Is-satschenko 198025

8 Prof Dr Johannes Reinhart (Wien) verdanke ich folgende Zusammenstellung von Belegen von jan-Bildun-gen die sich in den Novgoroder Birkenrindeninschriften (vgl Зализняк 1995) finden выянинъ ( 690 14 Jh Vyja ndash Nebenfluss der Pinega) городищанинъ ( Staraja Rusa 10 12 Jh) городьчанинъ ( 704 2 H 13 Jh) дворнинъ (ab 12 Jh) дестьщанинъ ( 253 14 Jh zu Дестьско) дyблнинъ ( 540 15 Jh zu Дyбьско Дyброво usw) Залyacuteшннинъ () ( 492 14 Jh) избоищанинъ ( 307 15 Jh) которнинъ ( 640 12 Jh Bewohner des Которский погост) крестьянинъ (auch хрестьянинъхристьянинъ) кыянинъ ( 745 1112 Jh) новгорожанинъ ( 246 11 Jh) погощанинъ ( 526 11 Jh) полочанинъ

362 Stefan Schaffner

Moravjane sbquoMaumlhrerlsquo (March) Bužane (Bug) sowie in Kaumlrnten Karantjane latinisiert Carantani sbquoBewohner der Gegend um Carantum = Karnburglsquo (auf einem kelt-rom Topo-nym mit der Bedeutung sbquoStein Felslsquo beruhend vgl auch Mons Carentanus der alte Name des Ulrichsberges dazu sloven koročaneKorotan)9

2222 Im Singular und Dual werden die Bildungen auf -ěne-jane durch das Singulativsuffix -inъ suppliert (BraumluerIII37) zB aruss ksl slověn-inъ sbquoSlavelsquo aksl graždan-inъ sbquoBuumlr-gerlsquo rimljan-inъ sbquoRoumlmerlsquo aruss dvorjaniacuten sbquoAdligerlsquo mirjaacutenin sbquoWeltlicherlsquo kievljaacutenin sbquoKieverlsquo Auffaumlllig ist10 dass die Suffixvariante -ěn- nur bei slověn-e slověn-inъ und Ab-leitungen von nichtslavischen Namen (zB aksl agarěn-inъ sbquoAgarenerlsquo eguptěn-inъ sbquoAumlgypterlsquo etiopěn-inъ sbquoAumlthiopierlsquo izdrailitěn-inъ sbquoIsraelitlsquo persěninъ sbquoPerserlsquo) zu finden ist Bei slavischen Grundwoumlrtern und vielen anderen Namen fremder Herkunft stellt die Ableitung mit -jane -jan-inъ die Regel dar zB russ dvorjaniacuten sbquoAdligerlsquo mirjaacutenin sbquoWelt-licherlsquo kievljaacutenin sbquoKieverlsquo aruss poločane sbquoBewohner von Polozk und der Gegend am Fluszlig Polotalsquo aruss poljane Stammesname aksl chersonjaninъ sbquoEinwohner von Chersonlsquo rimljaninъ sodomljaninъ Im Plural werden diese Einwohnernamen und Ethnonyme wie maskuline n-Staumlmme flektiert Das rekonstruierte urslavische Paradigma des Bildetyps auf -jane wie es sich nach den Reflexen in den Altstufen der slavischen Einzelsprachen er-gibt sieht wie folgt aus (Musterwort urslav poljaacuten-e m sbquoFeldbewohnerlsquo urslav polCje n sbquoFeldlsquo lt poacutelh2o-m)11

Pl Nom poljaacuten-e Gen poljaacuten-ъ Dat poljaacuten-mъ gt poljaacutemъ Akk poljaacuten-i Instr poljaacuten-mi gt poljaacutemi Lok poljaacuten-sъ gt poljaacutesъ (bzw analogisch poljaacutechъ)

Die sich nun anschlieszligende Tabelle bietet eine Uumlbersicht belegter alter Formen in den Alt-stufen ausgewaumlhlter slavischer Einzelsprachen (Legende + = belegt Nb = Neubildung)

UrslavischUrslavischUrslavischUrslavisch 1 Aksl1 Aksl1 Aksl1 Aksl 2 Aruss2 Aruss2 Aruss2 Aruss12121212 3 3 3 3 AčechAčechAčechAčech 4 Askr4 Askr4 Askr4 Askr Pl Nom -ěne -jane

+ + + + (Nb -ani)

Gen -ěnъ-janъ + + + Nb -ānā

Dat -jamъ Nb -janemъ + (Nb -janemъ -omъ)

Nb ndashrsquoanoacutem + (Nb -anima)

Akk -jani + + Nb -rsquoany +

( 502 12 Jh) порyacuteчанинъ () ( 264 14 Jh) прихожанинъ ( Staraja Rusa 12 12 Jh) рyшанинъ ( Staraja Rusa 10 12 Jh Bewohner von Руса) севилакшанинъ ( 249 14 Jh Bewohner von Севи-лакша) сельчанинъ ( 724 12 Jh) селнинъ ( 446 14 Jh) смолнинъ ( 343 14 Jh) yгличанинъ ( 69 13 Jh) yличанинъ ( 140 14 Jh) хотыннинъ ( 600 13 Jh) череньщанинъ ( 157 + 311 15 Jh zu Череньско) шижннинъ ( 361 1415 Jh zum Flussnamen Шижна) ясеннинъ ( 704 13 Jh Bewohner des Ясенский погост)

9 Vgl Pohl 200084f Pohl 2003163f 10 Vgl BraumluerIII37 sect124 11 Vgl BraumluerIII38 Zur Weiterentwicklung des Deklinationstyps in den slavischen Einzelsprachen BraumluerIII

39ndash50 12 Ausfuumlhrliche Sammlung der Belege bis ca 1400 in ИГДЯI49ndash52

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 363

(Nb -jany) (Nb -ane) Instr -jami Nb -jany +

(Nb -jany) Nb ndashrsquoany +

(Nb -anima) Lok -jasъ bzw -jachъ

Nb -janechъ + (Nb -janechъ)

+ (Nb -ěnech -iech)

+ (Nb -anima)

Auswahl belegter Formen der in der Tabelle angefuumlhrten altslavischen Einzelsprachen (nach BraumluerIII39ndash50)

1 Altkirchenslavisch Pl Nom -ěne -jane allgemein Mar Zo Sav Ass Supr zefeane Ps 532 Ismailitěne Ps 827 Agarěně (verschrieben) Ps 827 Gen -ěnъ -janъ allgemein Mar Zo Ass Supr Sodomlěnъ Luc 1729 Mar Sama-ranъ Supr 51415 Dat Pl Gomarěnemъ Mrk 611 Mar Zo Sodomlěnemъ Luc 1012 Mar Zo Žętelěnemъ Mat 1330 Ass Supr 4316 Chersonjanemъ Supr 53922 Solunjanemъ Supr 4889 Akk Pl Samarany Supr 51719 na Egrsquojuptěni vsę τος κατ τν Αγυπτον iexclπασι Instr Pl graždany Supr 31919

2 Altrussisch Pl Nom slověne derevljane poločane gorožane rimljane sodomlja-ne bužane sbquoBug-Anwohnerlsquo poljane velynjane sbquoWolhynierlsquo Kyjane sbquoKieverlsquo Gen poljanъ derevljanъ etc Dat derevljamъ dvorjamъ selunjamъ etc (neben Nb dvorjanemъ -omъ etc) Akk poljani gorožani dvorjani etc (neben Nb dvorjany etc) Instr poljami derevljami etc (neben Nb dvorjany etc) Lok poljachъ derevljachъ poločachъ etc (neben Nb dvorjanechъ etc)

3 Altčechisch Pl Nom zeNaneacute sbquoLandedelmaumlnnerlsquo juumlnger zeměneacute krajěneacute sbquoLands-maumlnnerlsquo dvořěne sbquoHoumlflingelsquo měščěneacute sbquoStadtbewohnerlsquo Gen zeman měščian (gt měštrsquoan) etc Dat (Nb) zemanoacutem (gt zemanům) měščanoacutem Akk (Nb) zemany měščany Instr (Nb) zemany měščany Lok (Nb) zeměnech zeměniech

4 Altserbokroatisch (štokavisch bis 15 Jh) Pl Nom građane etc Dat građam Dubrovčam Instr građami Dubrovčami Lok građah

3333 Bemerkenswert ist dass sich in Ortnamen die auf solchen Einwohnernamen auf -jane basieren alte Kasusformen erhalten haben (BraumluerIII39) waumlhrend diese bei Appellativa dieses Bildungstyps in den jeweiligen slavischen Einzelsprachen meist aufgegeben worden sind In der Folge werden nun entsprechende Beispiele geboten13

1 Nom Pl -jane ačech ON Brozaneacute lt brozaneacute sbquodie an der Furt (brodъ) Wohnen-denlsquo (mit juumlngerem Umlaut Brozěneacute Gen Pl Brozan spaumlter mit Verallgemeinerung des -a- und Umgestaltung des Nom und Gen nach den o-Staumlmmen Brozany Brozanů vgl auch ON Hradčany lt hradčěneacute sbquoBurgbewohnerlsquo) sloven Goričaacutene (heute f Pl) goriacuteca (Hinweis von Prof Marko Snoj)

2 Endungsloser Gen Pl (lt -janъ) a) im Sorbischen Gen Pl osorb nsorb Drježdźan Nom Pl Drježdźany aumllter nsorb Drěždžanje lt dręzg-jan-e sbquoWaldbe-wohnerlsquo ( aksl dręzga sbquoWaldlsquo vgl DrUzga ON in Montenegro) osorb Delan Delany sbquoDoumlhlenlsquo Sernjan Sernjany sbquoZernalsquo Třělan Třělany sbquoStrehlalsquo nsorb Choacutejan Choacutejany sbquoCunnersdorflsquo (bei Appellativen Gen Pl zB osorb dworjanow měšćanow Nom Pl dworjenjo měšćenjo mit -jo lt -rsquoe nsorb měšćanow Nom Pl měšćany) b) im Čechischen Gen Pl ačech Brozan Nom Pl Brozaneacute (vgl bei Appellativen ačech Gen Pl zeman Nom Pl zeNaneacute juumlnger zeměneacute [ zeNaniacuten

13 Material (soweit nicht anders spezifiziert) aus BraumluerIII39ndash50

364 Stefan Schaffner

sbquoLandsmannlsquo] Gen Pl nčech zemanů) c) im Slovakischen Gen Pl Lipian Rudnian Pieštrsquoan Nom Pl Lipany Rudňany Pieštrsquoany (bei Appellativen Gen Pl dvoranov Nom Pl dvorania [Kollektivbildung] dvoran sbquoHoumlflinglsquo) d) im Sloveni-schen Rakiacutečan (heute m Sg) urslav orkyta sbquoSalix incanalsquo (Hinweis von Prof Marko Snoj)

3 Lok Pl -jasъ14 a) in ačech ON Doleass (= Doljas) lt doljasъ sbquobei den Talbewohnernlsquo

(Dolany heute Dolaacutenky) Bresaz (= Brěžas) lt brěžasъ Lusas (= Lužas) lt lužasъ (nč Lužanech) Horaz (= Horas) lt horjasъ (nč Hořanech) sbquobei den Bergbewohnernlsquo ( č hora sbquoBerglsquo) Liubichas (= ač Lrsquoubčas spaumlter Libčanech) lt ljubъčasъ

b) in deutschen Umbildungen ač ON Turas (bei Bruumlnn č Turjaneacute ač Turěneacute) lt Lok Turaacutes Turjaacutes lt turjasъ Saras (bei Bruumlx č Zahražaneacute) lt gekuumlrztem Zahraacutes lt zahražaacutes lt zahražasъ Forbes (bei Budweis č Borovaneacute lt ač Borověneacute) lt Lok Borovies (gekuumlrzt Borvies) lt boro-věsъ

4 Lok Pl -jachъ a) in deutschen Umbildungen aumllterer bdquoalpenslavischerldquo (altslovenischer)

Ortsnamen in Oumlsterreich15 Steiermark Dellach (im Gailtal) lt Doumlllach lt slov DZljah lt doljachъ sbquobei den Talbewohnernlsquo ( urslav dolъ sbquoTallsquo) Potschach (im Gailtal und im Tal der ob Leitha) lt slov pot(o)čach lt potočachъ sbquobei den Bachanwohnernlsquo ( urslav potokъ sbquoBachlsquo) Frie-sach lt slov Brěžah lt bergjachъ bzw bergěchъ sbquobei den Uferanwoh-nernlsquo ( slov brệg sbquoUferlsquo lt urslav bergъ) Niederoumlsterreich und Wien Ramplach (110014 de Raeligmpla) lt rambljachъ sbquobeiunter den Leuten am Randlsquo Salzburg Ferlaukoumlpfl (1284 gůt datze Verlach) lt borovljachъ sbquobei den Leuten am Kiefernwaldlsquo Osttirol Amlach (11551164 Emlach) lt amlachъ sbquobei den Anrainern der Grubelsquo Kaumlrnten Laiplach (1148 de Liplach) lt liplachъ ( lipa sbquoLindelsquo) Deblach (993 Donplachi) lt dǫblachъ ( dǫbъ sbquoEichelsquo)

b) in deutschen Umbildungen čechischer Ortsnamen zB Grussbach (čech Hrušovany ačech Grušovaneacute) lt Lok Gruš(o)vaacutech lt grušovachъ

4444 In der Folge soll nun auf den Akzent der Bildungen auf -jane naumlher eingegangen wer-den Es laumlsst sich bereits vorab feststellen dass sich aus dem Material derjenigen slavischen Einzelsprachen die fuumlr die Rekonstruktion des urslavischen Akzents relevant sind kein einheitliches Bild ergibt Ich beginne mit dem Material der ostslavischen Sprachen In ak-zentuierten alt- bzw- mittelrussischen Handschriften behalten die Ethnika auf -jane Sin-gular -janinъ in der Regel den Akzent ihrer Grundwoumlrter bei16 zB a) Čudovskij Novyj Zavet (a 1377 vgl MI sect7) antiochiacutejaninъ (Antiochiacuteja) kolosaacuteny (Kolosaacutei) samarjaacutenъ (Samariacuteja) sidoacutenjany (Sidoacutenъ -a) sodoacutemljanъ (Sodoacutemъ -a) sugraacutežane ( graacuted -a) b) Apostol (a 1564 vgl MI sect7) zB efeacutesjanina (Efeacutesъ -a) kirineacutejaninъ (Kiriniacuteka) make-doacutenjaninъ (Makedoacutenija) poacutentjanina (Poacutentъ -a) Aus dem 16 Jh ist auch viermal die Form gražaacutene belegt17 In der heutigen russischen Schriftsprache zeigen appellativische Einwoh-

14 Jireček 1877336ff Flajšhans 192617ndash37 Węglarz 193334ndash41 15 Jireček 1877336ff Kranzmayer 1958 Material auch aus Bergermayer 200912 (mit Belegangaben) 16 Vgl Goumlrner 196765 17 Vgl Kiparsky 1962153

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 365

nerbezeichnungen entweder konstante Betonung des Suffix -jan- im Plural und in Singu-lar beispielweise gorožaacutene Singular gorožaacutenin sbquoStaumldter Buumlrgerlsquo (auch aruss) oder abwei-chende Betonung wie im Falle von dvorjaacutene Singular dvorjaniacuten sbquoAdliger Houmlflinglsquo18 vgl selčaacutenin sbquoDorf- Land-bewohner Landmann Bauerlsquo (aruss seljaniacuten) Pl selčaacutene severjaacutenin sbquoNordlaumlnderlsquo (auch aruss) Pl severjaacutene južaacutenin sbquoSuumldlaumlnderlsquo (auch aruss) Pl južaacutene slobodčaacutenin sbquoBewohner einer Slobodalsquo Pl slobodčaacutene (lautgesetzlich slobožaacutenin) krestъjaacutenin sbquoBauerlsquo Pl krestъjaacutene etc Bei den Ethnika ist laut GRJI sect299 feste Suffixbe-tonung die Norm (mit den Ausnahmen egiacuteptjanin und riacutemljanin) Das Material des Slov žit RSFSR liefert jedoch eine Reihe von Beispielen fuumlr Ethnika mit Beibehaltung der Ak-zentstelle des Ortsnamens von denen ein Teil neben haumlufiger gebrauchten Formen mit Suf-fixbetonung besteht verchovaacutežanin Verchovaacutežrsquoe (XI 6) viacutelrsquonjanin Viacutelrsquonjus (veraltet Pril I4) prijuacutetjanin Prijuacutetnoe (XX4) arbaacutežaacutenin Arbaacutež (XXVI1) voacutelžaacutene Voacutelga (Pl Pril II9) zavoacutelžaacutenin Zavoacutelžrsquoe (Pril II14) malmyacutežaacutenin Malmyacutež (XXV2516) povoacutelžaacutenin Povoacutelžrsquoe (Pril II27) voacutelogžaacutenin Voacutelogda (XI8) tveriacutetjaacutenin Tveacuterlsquo (XIX 11) Im 1819 Jh belegte Akzentschwankungen sind19 a) zwischen beibehaltenem Akzent des Grundwortes und Suffix -jaacuten- egiacuteptjaacutenin izraacuteilrsquotjaacutenin riacutemljaacutenin filistiacutemljaacutenin b) zwi-schen der Betonung -jaacutenin und -janiacuten (und zT auch beibehaltenem Akzent des Grundwor-tes) amčaacuteniacuten Mcensk (umgangssprachlich XLIV14) voacutelžaacuteniacuten20 Voacutelga (Pril II9) graacuteždaniacuten poseljaacuteniacuten rossiacutejaacuteniacuten christiaacuteniacuten In den beiden anderen ostslavischen Spra-chen ist die Situation in etwa die gleiche wie im Russischen21 Man vergleiche zur Beto-nung in der heutigen ukrainischen Schriftsprache Goumlrner (196765 Anm 8) bdquoIn der heuti-gen ukr Schriftsprache werden die Ethnika zu einheimischen ONN auf dem Suffix -(j)an- betont zB halyčaacutenyn lrsquovivrsquojaacutenyn charkivrsquojaacutenyn ua die von fremdlaumlndischen Orts- oder Laumlndernamen abgeleiteten Ethnika auf der gleichen Silbe wie die Grundwoumlrter zB asyriacutejanyn Asyriacuteja vavyloacutenjanyn Vavyloacuten galyleacutejanyn Galyleacuteja ua Die Akzentuierung des Singulativsuffixes -in ist nach der ukr schriftsprachlichen Norm nur in den sieben Woumlr-tern dvorjanyacuten krajanyacuten myrjanyacuten miščanyacuten seljanyacuten slovjanyacuten und chrystyjanyacuten moumlg-lich dagegen fand dieser Typus in den westlichen Dialekten eine starke Verallgemeine-rung vgl zB halyčanyacuten kyjevljanyacuten rymljanyacuten ualdquo (vgletwa noch seljanyacuten sbquoBauerlsquo Gen Sg seljanyacutena usw Pl Nom seljaacuteny Gen seljaacuten Dat seljaacutenam Akk seljaacuten Instr seljaacutenamy Lok seljaacutenach ebenso dvorjanyacuten Pl dvorjaacuteny mit konstanter Betonung -jaacuten- horodjaacutenyn Pl horodjaacuteny [Neubildung fuumlr horožaacutenyn Pl horožaacuteny]22) Aus dem Weiszlig-russischen lassen sich anfuumlhren Sg Nom seljaniacuten sbquoDorfbewohner Bauerlsquo Pl Nom sjaljaacutene Gen sjaljaacuten ebenso meščaniacuten sbquoBuumlrger Spieszligbuumlrgerlsquo Pl mjaščaacutene mit kon-

18 Vgl GRJI sect299 Kiparsky 1962152153 Kiparsky 1975187 19 Vgl Kiparsky 1962152153 20 Vgl hierzu Goumlrner 19676263 Anm 5 bdquoEs ist interessant zu beobachten daszlig das zum Namen der Voacutelga ge-

bildete Ethnikon voacutelžaacuteniacuten alle drei Betonungsmoumlglichkeiten kennt daszlig die von den etwas juumlngeren Gebietsna-men Zavoacutelžrsquoe und Povoacutelžrsquoe abgeleiteten Ethnika zavoacutelžaacutenin und povoacutelžaacutenin nur noch zwei Akzentstellen ha-ben und daszlig schlieszliglich fuumlr die Ethnika privolžaacutenin (IV13) und volžaacutenin (XXXVI1) die zu den erst in spaumlte-rer Zeit vom Namen der Volga abgeleiteten ONN Privoacutelžskij und Volžsk gebildet worden sind nur die Beto-nung des Suffixes -(j)an- gebraumluchlich istldquo

21 Vgl auch Goumlrner 19676566 bdquoWie ein Vergleich der russischen Akzententwicklung mit den Akzentverhaumll-tnissen der beiden anderen ostslav Sprachen ergibt kennen das Ukrainische seit den aumlltesten akzentuierten Belegen aus dem 16 Jh und das Weiszligrussische im 17 Jh ebenfalls den Typ der festen Suffixbetonung (-jaacutene) im Singular sogar bereits mit beiden Varianten dh mit Betonung des ersten oder zweiten Teilsuffi-xes (-jaacuteniacuten)ldquo

22 Vgl BraumluerIII45

366 Stefan Schaffner

stanter Betonung von -jaacuten- hramadzjaacutenin sbquoBuumlrgerlsquo Pl hramadzaacutene haradžaacutenin Pl haradžaacutene23

41414141 In der Folge soll nun der Akzent des Bildungstyps auf -jane im Suumldslavischen behan-delt werden Das Štokavische in dem im 15 Jahrhundert eine Akzentverschiebung um eine Silbe nach dem Wortanfang zu stattgefunden hat kennt drei Intonationstypen bei den ap-pellativischen Einwohnerbezeichnungen und Einwohnernamen24

1 Mit Beibehaltung der Anfangsbetonung des Grundwortes gr`đanin sbquoBuumlrgerlsquo ( grad Gen grada sbquoStadtlsquo) Pl Nom gr`đān-i Gen gr`đān-ā Akk gr`đān-e Dat Instr Lok gr`đān-ima ebenso mjbštanin sbquoOrtsbewohnerlsquo Pl mjbstāni ( mjbsto) kcćanin sbquoHausbewohnerlsquo Pl kcćāni sbquoHausgenossenlsquo ( kcća) dstrvljanin sbquoInselbe-wohnerlsquo Pl dstrvljāni ( dstrvo) beđanin sbquoGebirgsbewohnerlsquo Pl beđān-i Z`dranin sbquoEinwohner von Zadarlsquo ( Z`dar Gen Z`dra) Rfdničanin sbquoEinwohner von Rfdnīklsquo

2 Mit štokavischer Akzentzuruumlckziehung auf eine kurze Wurzelsilbe gograveranin sbquoGe-birgsbewohnerlsquo ( gogravera) Pl Nom gograveran-i Gen gdrān-ā Akk gograveran-e Dat Instr Lok gograveran-ima ebenso dvograveranin sbquoHoumlflinglsquo Pl dvograverani ( dvZr sbquoHoflsquo) stragravežanin sbquoWaumlchterlsquo Pl stragravežani ( straža sbquoWachelsquo) pograveganin sbquoHeidelsquo Pl pogravegani segraveljanin sbquoDoumlrfler Bauerlsquo Pl segraveljani ( segravelo) hrigravešćanin sbquoChrist (der orthodoxen Kirche)lsquo Pl hrigravešćani ( Hrigravestos Gen Hrigravesta sbquoChristuslsquo)

3 Mit štokavischer Akzentzuruumlckziehung auf eine lange Wurzelsilbe puacutečanin sbquoein zum Buumlrgerstande Gehoumlrigerlsquo ( pfk) Pl Nom puacutečan-i Gen puacutečān-ā Akk puacutečan-e Dat Instr Lok puacutečan-ima ebenso Riacutemljanin sbquoRoumlmerlsquo Pl Riacutemljani ( Rlm) Beacutečanin sbquoWienerlsquo Pl Beacutečani ( BUč sbquoWienlsquo) Mostaacuteranin sbquoEinwohner von Mostarlsquo Pl Mostaacuterani ( Moacutestār)

Die Belege aus den čakavischen insbesondere den nordwestlichen Mundarten sind deswe-gen von besonderem Interesse weil sie in der Regel die aumlltere oder uumlberhaupt die urslavi-sche Stelle des Wortakzentes bewahrt haben25 čak (Novi) grajagravenin sbquoBuumlrgerlsquo (gg štok gr`đanin) Gen Sg grajagravenina Nom Pl grajagraveni (gg štok gr`đān-i) Gen Pl grajagravenīh grajan26 čak (Vrgada) straž`nin sbquoWaumlchterlsquo (gg štok stragravežanin)27 Das Slovenische das die Singulativbildung aufgegeben hat zeigt heute feste Suffixbetonung28 zB meščagraven sbquoStaumldterlsquo (Sg Gen meščaacutena Dat meščaacutenu usw) Pl Nom meščaacuteni (Gen meščaacutenov Dat meščaacutenom usw) gorjagraven sbquoBergbewohnerlsquo Pl gorjaacuteni dvorjagraven sbquoHoumlflinglsquo Pl dvorjaacuteni seljagraven Pl seljaacuteni Rimljagraven Pl Rimljaacuteni Slov kristjan sbquoChristlsquo (Pl kristijani) und pogan sbquoHeidelsquo (Pl pogani) sind aus lat christiānus bzw vlat pagānus (klass pāgānus) entlehnt und sekundaumlr in diese Flexionsklasse eingruppiert worden Fuumlr das Bulgarische liegen Bele-ge von Ethnika auf -jane aus akzentuierten mittelbulgarischen Handschriften des 14 Jahr-

23 Vgl BraumluerIII45 24 Leskien 1914161162 BraumluerIII4142 sect127 Matešič 1970158 In dem fuumlr das Štokavische eingefuumlhrten

Akzentuationssystem von Vuk Karadžić (1787ndash1864) ist der verschobene Hauptton bei kurzer Silbe mit ` bei langer mit acute bezeichnet der nicht verschobene bei kurzer mit shy bei langer mit ʄ (vgl Leskien 1914122 sect214C) Eine Sammlung der serbokroatischen Ethnika auf -jan- bietet Goumlrner 1963 (zum Akzent dieser Bil-dungen Goumlrner 1963103ndash106)

25 Vgl Leskien 1914120 26 Moguš 1966212 Steinhauer 1973200 220 27 Jurišić 1973199 28 BraumluerIII42 sect128

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 367

hunderts vor29 asiriacuteanomъ (Dat Pl) 16a asiriacuteany (Instr Pl) 18 ( asiriacutea 14) egiacuteptěnochъ (Lok Pl) 16 ( egiacuteptъ 31 egiacuteptu Dat Sg 28a) riacutemlěninъ (Nom Sg) 74 riacutemlěny (Instr Pl) 70 76 83 riacutemlěnomъ (Dat Pl) 70 ( riacutema Gen Sg 69 89 93a) troacutejanom (Dat Pl) 7 troacutejane (Nom Pl) 40 ( troacuteǫ Akk Sg 46 54 58) Lavrov 1893 Priloženija zB indiacuteane (Nom Pl) 8 ( indiacutea 8) troacutejanom (Dat Pl) 7 troacutejany (Akk Pl) 8 ( troacuteja Gen Sg 5 8) Diese Ethnika zeigen also in der Regel Beibehaltung des Akzents ihrer Grundwoumlrter Im Neubulgarischen werden appellativische Einwohnerbezeichnungen wie etwa graždaacutenin (mit best Artikel graždaacuteninъt) Plural graždaacuteni (graždaacutenite) in der Regel konstant auf dem Suffix -jan- akzentuiert (vgl dvorjaacutenin sbquoEdelmannlsquo dvorjaacuteni pogaacutenin sbquoHeidelsquo (neben pogaacutenec) pogaacuteni christijaacutenin christijaacuteni angličaacutenin sbquoEnglaumlnderlsquo angličaacuteni)30 Doch gibt es auch Einzelbeispiele mit konstanter Anfangsbetonung wie seacuteljanin Plural seacuteljani

42424242 Vergleicht man das Material der slavischen Einzelsprachen die fuumlr die Rekonstruktion des urslavischen Wortakzentes relevant sind so kann man zusammenfassend fuumlr das Ursla-vische wohl folgende Betonungstypen fuumlr die Bildungen auf -jan- (bzw -jan-inъ) anset-zen31 1 Fuumlr die Pluralbildung auf -jane a) konstante Suffixbetonung -jaacuten- (alt)32 b) Beibehaltung der Betonung des Grundwortes (analogisch) 2 Fuumlr die Singualtivbildung -jan-inъ a) konstante Betonung -jan-inъ (alt)33 b) konstante Betonung -jaacuten-inъ (ana-logisch nach dem Plural -jaacutene) c) Beibehaltung der Betonung des Grundwortes (analo-gisch) Die urspruumlngliche Verteilung waumlre dann im Ostslavischen bewahrt in Faumlllen wie russ dvorjaniacuten sbquoAdliger Houmlflinglsquo Pl dvorjaacutene mirjaniacuten sbquoWeltlicherlsquo Pl mirjaacutene ukr seljaniacuten sbquoDorfbewohner Bauerlsquo Pl seljaacuteny dvorjaniacuten Pl dvorjaacuteny wruss seljaniacuten Pl sjaljaacutene meščaniacuten sbquoBuumlrgerlsquo Pl mjaščaacutene

5555 In der Folge werden nun aumlltere Erklaumlrungsversuche von slavisch -ěn- und -jan- mit den Angaben zu ihrem auszligerslavischen Anschluss angefuumlhrt Ein ausfuumlhrliches Referat aumllterer Erklaumlrungsversuche findet sich auch bei Goumlrner (19675960) Leskien (1891390) bdquoDas (sc litauische und lettische Suffix) -ėna- der Einwohnernamen hat seine Entsprechung im Slavischen Bekanntlich werden hier solche Worte meist mit -jan- (Singular -jan-inъ Pl -jan-e) gebildet aber alte Voumllkernamen wie Slověne zeigen dass die urspruumlngliche Form -ēn- war Kommt ē nach j zu stehen so wird es zu ā zB zemljaninъ sbquoLandsmannlsquo zemlja von solchen Faumlllen hat sich dann -jan- verallgemeinert zB graždaninъ = gradjaninъ sbquoBuumlrgerlsquo zu gradъ sbquoStadtlsquo Ich glaube daher nicht dass Brugmann Grdr 2 340 die slavische Form richtig als -ōn- vgl οmacrρανplusmnων angesehen hatldquo Vondraacutek (1924660 sect682) bdquoSuffix -ēn- und -jan- zur Bezeichnung der Angehoumlrigen eines Volkes der Bewoh-ner einer Oumlrtlichkeit Es handelt sich hier um das -en-Suffix dessen Dehnung in dieser Funktion in allen Kasus verallgemeinert wurde Slověne Samarěne Bei i- und o-Staumlmmen fuumlhrte es zu -jan- das dann als selbstaumlndiges Suffix verallgemeinert wurde graždane nach zemljane u dgl (hellip) Bezuumlglich des Akzentes vgl mirjaniacuten Pl mirjaacutene dvorjaniacuten Pl

29 Vgl Dujčev 1963 Goumlrner 196766 30 Vgl BraumluerIII4041 sect126 31 Vgl bereits Vondraacutek 1924660 sect682 (anders Goumlrner 19676263) 32 Vgl zB Nom Pl russ gorožaacutene (aruss ksl gražaacutene) ukrain horožaacuteny čak (Novi) grajagraveni bulg graždaacuteni

lt urslav gordjaacutene russ dvorjaacutene ukrain dvorjaacuteny skr štok dvograverani sloven dvorjaacuteni bulg dvorjaacuteni lt ur-slav dvorjaacutene aruss seljaacutene ukr seljaacuteny wruss sjaljaacutene skr štok segraveljani slov seljaacuteni lt urslav seljaacutene

33 Fuumlr die Urspruumlnglichkeit dieser Betonung (vgl russ dvorjaniacuten měščaniacuten seljaniacuten ukrain dvorjanyacuten mišča-nyacuten seljanyacuten) spricht nach Leskien 1914161162 auch die Tatsache dass Bildungen auf -inъ auszligerhalb von jan-Ableitungen Akzentuierung des Suffixes zeigen vgl russ gospodiacuten = čak (Vrgada) gospodĩn = štok gospogravedin lt urslav gospodiacutenъ

368 Stefan Schaffner

dvorjaacuteneldquo Vondraacutek (1924543) bdquoUnser Suffix ist offenbar identisch mit dem balti-schen -ēna-Suff in lit Tilžpnas sbquoTilsiterlsquo kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo girpnai sbquoWaldleutelsquo brolpnas sbquoBrudersohnlsquo u dgl so daszlig hier ein Uumlbertritt der konsonantischen Staumlmme auf -ēn- (vgl gr λειχacuteν -microνος sbquoFlechtelsquo sabin Anio -iēnis) in die Dekl der o-St voraus-gesetzt werden muszlig (hellip) Die urspruumlngliche konsonantische Deklination sieht man noch im Pl im Nom Slověne Samarěne usw (hellip) Den -ěn-Stamm Slověn weiszlig sich Zubatyacute nur aus einem ehemaligen Nom ēn (vgl korę) zu erklaumlrenldquo Braumluer (III38) bdquoAls Ausgangs-punkt ist wahrscheinlich nur das Suffix ursl -ěn- anzunehmen das sich mit der lit Bil-dung tilžpnas sbquoBewohner von Tilsitlsquo als Ableitung vom Ortsnamen TiCžė oder mit kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo als Ableitung von kaacutelnas sbquoBerglsquo vergleichen laumlszligt und die Zugehoumlrigkeit bezeichnet Wurde dieses Suffix an einen jo- oder i-Stamm angefuumlgt so muszligte --ěn- zu -jan- veraumlndert werden zu ursl polje ndash poljane ebenso ar kyjane sbquoKieverlsquo zum Perso-nennamen ar Kyjъ Die gleiche Veraumlnderung trat ein wenn das Suffix -ěn- an das mit dem Possessivsuffix j(ъ)- erweiterte Grundwort angefuumlgt wurde Fluszligname Polota ndash r Adjek-tiv polot-jъ- gt poločъ- polot-j-ěne gt poločane ebenso ar derevljane In diesem Fall wuumlrde es genuumlgen nur das Suffix -ěn- als urspruumlnglich anzusehen Das nach palatalen Lauten daraus entstandene Suffix -jan- (-rsquoan-) koumlnnte dann seinerseits produktiv geworden und bei weiteren Neubildungen verallgemeinert worden seinldquo (so auch Vaillant 1958II sect187) Arumaa (198524) bdquoEine besondere Gruppe bezeichnen die Benennungen der An-gehoumlrigen eines Volkes oder der Bewohner einer Oumlrtlichkeit im Slavischen der Typ Slověne Pl im Baltischen lit girpnas sbquoWaldbewohnerlsquo (hellip) Unklar bleibt im Slavischen das Verhaumlltnis des Suffixes -ěn- zu -jan- Rimljane Poločane (zu Polota) und die Herkunft von -jan-ldquo Den meisten aumllteren Erklaumlrungsversuchen ist also gemeinsam dass von slavisch -ěn- als aumllterer Suffixvariante die sich hinter -j- lautgesetzlich zu -jan- entwickelt hat ausgegangen wird und dass als naumlchster ausserslavischer Anknuumlpfungspunkt das baltische Zugehoumlrigkeitssuffix -rna- angesehen wird Wenn die Suffixbetonung im Slavischen bei den Pluralbildungen auf -ěne beziehungsweise -jane urspruumlnglich ist dann stimmen bei-de Suffixe auch im Wortakzent uumlberein Ein wichtiger Unterschied ist aber die Stammge-stalt beider Suffixe das slavische Suffix ist ein n-Stamm das baltische ein a- also indoger-manisch ein eo-Stamm

6666 Das baltische Zugehoumlrigkeitssuffix -rna- (lit -pnas f -pnė lett -ēns f -ēne) das als naumlchster etymologischer Anknuumlpfungspunkt fuumlr das slavische Suffix -ěn- bzw -jaacuten- an-gesehen wird umfasst drei groszlige Bedeutungsgruppen34

1 Einwohnernamen a) im Litauischen Įsrutpnas sbquoInsterburgerlsquo Įsrugravets Ragainpnas sbquoRagmiterlsquo Ragaĩnė Tilžpnas sbquoTilsiterlsquo TiCžė Kupiškpnas sbquoEinwohner von Kugravepiš-kislsquo (hierher auch als Plurale der Einwohnernamen die haumlufigen lit Dorfnamen auf -pnai Bitpnai Piktuppnai Staluppnai Stilpnai usw) seltener Ableitungen von appellativen Ortsbezeichnungen zB girpnai sbquoWaldleutelsquo gigraverė sbquoWaldlsquo kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo kaacutelnas sbquoBerglsquo kaimpnas sbquoNachbarlsquo kaiacutemas sbquo(Bauern-)Dorf Land (im Ggs zur Stadt)lsquo kipmas sbquoHof(-raum) (Bauern-)Hof Gehoumlft Dorflsquo (neben ge-woumlhnlichem kaimyacutenas sbquoNachbarlsquo fem kaimỹnė vgl zur Bildung und Bedeutung lat vīcīnus sbquoNachbarlsquo vīcus sbquoDorflsquo) b) im Lettischen (heute selten) zB Ābawēns sbquoAnwohner des Fluszliges Ābawalsquo

2 Verwandtschaftsnamen a) im Litauischen brolpnas sbquoBrudersohnlsquo ( broacutelis sbquoBru-derlsquo) seserpnas sbquoSchwestersohnlsquo seserpnai sbquoSchwesterkinderlsquo ( sesuotilde sbquoSchwes-

34 Vgl Leskien 1891388389 Senn 1966317 sect600 Forssman 2001246ndash252

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 369

terlsquo) tetpnas sbquoKind der Tantelsquo ( tetagrave sbquoTantelsquo) tetulpnas ( tetulp sbquomatertera amitalsquo) dėdpnos sbquoToumlchter des Vaterbruderslsquo ( dėdx sbquoVaterbruderlsquo)35 b) im Lettischen brālēns sbquoCousinlsquo ( brālis sbquoBruderlsquo) vgl auch skolēns sbquoSchuumllerlsquo ( skola sbquoSchulelsquo) draudsēns sbquoFreundessohnlsquo ( draugs sbquoFreundlsquo)

3 Bezeichnungen junger Lebewesen va von Tierjungen a) im Litauischen nur in best Mundarten zB gervpnas sbquoKranichjungeslsquo ( geacutervė) hierher wohl auch varnpnas sbquoStar Amsellsquo ( vaacuternas sbquoRabelsquo) b) im Lettischen versēns sbquojunger Ochselsquo ( versis) āsēns sbquoBoumlckleinlsquo ( āsis) pīlēns sbquoEntenkuumlkenlsquo ( pīle) kaķēns sbquoKatzenjun-geslsquo ( kaķis) puisēns sbquoKnabelsquo ( puisis sbquoJungelsquo)

7777 Es ist bisher uumlbersehen worden dass eine weitere etymologische Anschlussmoumlglichkeit fuumlr die slavischen Ethnika auf -jane im Griechischen existiert Es handelt sich um griechi-sche Ethnika die mit einem Suffix -νες (ion att -microνες) myken -ānes lt urgriech -ān-es gebildet sind36 Die urgriechische Lautform des Suffixes ist -ān- wie sie im My-kenischen und spaumlter in den nordwestgriechischen Dialekten fortlebt Im Ionisch-Attischen entwickelt sich langes urgriechisches ā etwa um 1000 v Chr lautgesetzlich zu offenen [ēʛ] daher die ionisch-attische Lautform -ην- Bereits das Mykenische der aumlltestbezeugte mit der Silbenschrift Linear B aufgezeichnete Dialekt des Griechischen aus der Zeit 1400 bis 1200 vor Christus kennt solche Bildungen auf -ān-es37 Beispiele sind etwa

a) myk Pa-ki-ja-ne wahrscheinlich Sphagiānes (Ethnikon als ON verwendet Typus Λmκροι)38 Es ist die Bezeichnung des Ortes mit dem Hauptheiligtum von Pylos ei-nem der groszligen Palastzentren der mykenischen Kultur neben dem die Regionsna-men Pa-ki-ja-na (wahrscheinlich Sphagiānā) PY Na 56139 und Pa-ki-ja-ni-ja (wahrscheinlich Sphagiāniā) PY En 6091 PY Jo 43810 PY On 3003 stehen Myk Sphagiānes ist wohl eine Ableitung von Sphagiā spaumlter Σφαγplusmn des bis ins Neugriechische erhaltenen Namens der Insel vor Pylos die daneben auch Σφακτη-ρplusmn heiszligt Die urspruumlngliche Bedeutung vonSphagiā Σφαγplusmn war wohl sbquoSchlacht-opferstellelsquo (Kollektivum von σφfrac34γιον sbquowas zu schlachten istlsquo)40

b) myk I-na-ne Inānes PY An 187 (Ethnikon als ON verwendet) neben myk I-na-ni-ja Ināniā (PY An 183 Ae 8+) Inās Ineus Iniā und spaumlterem iquestνAgrave41

c) myk re-ka-ta-ne PY An 2079 (Nom Pl oder Dat Sg in lok Funktion)42 d) myk te-ta-ra-ne PY (Bartoněk 2002250)

35 In ostlitauischen Mundarten druumlckt -pnas wenn es an Bezeichnungen von Lebewesen angefuumlgt wird mitleidi-ge Verachtung aus zB žmogpnas sbquoMenschlein armseliges Mannsbildlsquo ( žmogugraves sbquoMensch Mannlsquo)

36 Vgl Bechtel 19236080 Schwyzer 1953486 Chantraine 1968166ff Risch 197458 Leukart 1980244ff Balles 2008208

37 Vgl Bartoněk 2002250 466 38 Belege (nach Hajnal 1995168 und Bartoněk 2002250 466) Nom Pl Pa-ki-ja-ne PY Vn 194 PY Xa 1131

Akk Pl Pa-ki-ja-na-de Sphagiānas-de sbquonach Sphlsquo PY Fr 1233 Dat-Lok Pl Pa-ki-ja-si Sphagiānsi sbquoin Sphlsquo PY An 1811++ Instr-Abl Pa-ki]-ja-pi Sphagiāmphi sbquoaus Sphlsquo PY Eb 338 A (in einer recht sicheren Ergaumlnzung)

39 In der pylischen E-Serie (PY Eb 339A++) steht pa-ki-ja-na einzig als Attribut zu i-je-re-ja Die Fuumlgung i-je-re-ja pa-ki-ja-na duumlrfte als hijereja Sphagiānās sbquoPriesterin vonaus Sphagiānālsquo zu deuten sein mit einem abla-tivischen Genitiv (vgl Hajnal 1995218 Anm 295) Zur moumlglichen Identitaumlt von Pa-ki-ja-ne und Pa-ki-ja-na vgl Guglielmo 1982157 und Hajnal 1995218 Anm 295

40 Vgl Leukart 1980240241 und 244245 (mit Literatur) Hajnal 1995168 41 Vgl Ruijgh 1967sectsect119 141 Leukart 1980246 Anm 29 42 Hajnal 1995235236 Bartoněk 2002250

370 Stefan Schaffner

71717171 In den spaumlteren alphabetgriechischen Dialekten ist eine ganze Reihe von Ethnika auf -νες (ion-att -microνες) bezeugt die hier nun in ihrer geographischen Verteilung von Nor-den nach Suumlden angefuumlhrt werden Die meisten stammen aus nord(west-)griechischem Ge-biet43

a) nordgriech() AacuteγριAcircνες (Thuk II 963) im Land der Paionen AtildeγχελAcircνες (Ptol V 1088) an der Muumlndung des Drilon (daneben Bildung auf -εAumlς Atildeγχελες Hdt V 61)

b) epirotisch AacuteθαmicroAcircνες AacuteρκτAcircνες AacuteτιντAcircνες ΤαλαιAcircνες c) thessalisch Egraveλλνες (-ην-) (um Dodona) ΑEacuteνιAcircνες d) aumltolisch Aacuteγρινινες (belegt Aacuteγρινινος D3 61081) zur Stadt Aacuteγρplusmnνιον (daneben Bil-

dung auf -εAumlς AacuteγρινιEcircος D3 6035) ∆αιAcircνες (belegt ∆αιAcircνος D3 42121) AtildeοιτAcircνες (belegt AtildeοιτAcircνων IG 4273) ΕmacrρυτAcircνες (ΕmacrρυτAcircσιν Thuk III 945)

e) mittelgriech AacuteκαρνAcircνες Akarnanien gegenuumlber die Insel der ΚεφαλλAcircνες (-ην-) im Ionischen Meer ΦοιτιAcircνες (Stadt Φοιτplusmnαι) in Akarnanien

f) dorisch ∆υmicroAcircνες (Phyle) g) arkadisch AacuteζAcircνες (-ην-)

Die bezeugten griechischen Ethnika auf -νες (ion-att -microνες) aus den klassischen Dialek-ten stammen also zwar vorwiegend aus dem nordwestgriechischen Gebiet die Verbreitung reicht aber bis nach Arkadien auf der Peloponnes

72727272 Fuumlr diese griechischen Ethnika auf -νες (ion att -microνες) aus den klassischen Dialekten bestehen nun etymologische Anschlussmoumlglichkeiten an griechische oder zumindest im Griechischen moumlgliche Staumlmme auf -ā- lt -ah2- insbesondere Ortsnamen oder Ortskollek-tiva mit Stamm auf -ā Diese werden nun in alphabetischer Reihenfolge angefuumlhrt44

a) nordgriech() AacuteγριAcircνες zu einem Landschaftsnamen Aacuteγρplusmn ( ETHγριος sbquowildlsquo) b) arkadisch AacuteζAcircνες zu ETHζω sbquotrocken seinlsquo (ETHζη sbquoSchmutzlsquo[]) oder (eher) zu ETHζον

microEcircγαν (codd microEcircλαν) καOgrave Oacuteψηλmν Hsch c) thessalisch ΑEacuteνιAcircνες zu αEacuteνmς sbquoschrecklichlsquo mit komplexem -ιν- (vgl daneben

ΑEacuteν-plusmnδ- Name der von ihnen bewohnten Landschaft) d) epirotisch AacuteρκτAcircνες Ableitung von einem Kollektiv arktā- sbquoBaumlrengegendlsquo

( griech ETHρκτος sbquoBaumlrlsquo) vgl zur Benennung das Ethnikon Aacuteρκfrac34δες lt Aacuteρκτ-frac34δ-ες e) dorisch ∆υmicroAcircνες (Phylenname) moumlglicherweise zu dumā- sbquoStammlsquo45 (vgl ∆Aumlmicroη Oumlν

Σπfrac34ρτtimes φυλacute καOgrave τmπος Hsch) in der Bedeutung etwa von φυλEcircται sbquoStammesgenos-senlsquo

f) thessalisch Egraveλλνες46 (Akzent nach ΠανEcircλλνες anstelle von UgraveλλAcircνες) Ableitung von einem Ortskollektiv hellā lt sed-lah2 sbquo(Wohn-)sitzlsquo (vgl Uacuteλλfrac34 καθEcircδρα Λfrac34-κωνες Hsch lat sella kelt sedlo- in ON) Egraveλλνες ist wohl nicht zu trennen von Ugraveλλοplusmn Egraveλληνες οUcirc Oumlν ∆ωδAgraveνtimes καOgrave οUcirc Ucircερες Hsch (auch Pindar Fr 59) und den gleichbedeutenden Σελλοplusmn (Il Π 234) den Ureinwohnern von Dodona aus deren

43 Siehe Bechtel 192360 Leukart 1980245 44 Nach Leukart 1980245 mit Literatur 45 Mit auszligergriechischem Anschluss an ae tēam afries tām sbquoNachkommenschaftlsquo lt urgerm ta1ma-z 46 Bei Homer ist Egraveλληνες (seit Il B 684) noch Bezeichnung eines thessalischen Stammes und Ugraveλλfrac34ς -frac34δος f

sbquoHellas Land der Egraveλληνεςlsquo Bezeichnung einer Landschaft des suumldlichen Thessalien Seit Herodot wird Egraveλληνες zur Bezeichnung aller Griechen verwendet Neben Egraveλληνες steht Egraveλλοπες in Atildeλλmπια dem Na-men der Umgegend von Dodona (Hes Fr 1341) und des noumlrdlichen Euboumla (Hdt 823) Seit Aristoteles (Met 352 a 34) galt das Gebiet von Dodona und das Acheloos-Tal als die Urheimat der Hellenen die Uumlρχαplusmnα Ugraveλλfrac34ς (vgl FriskI498499 LfgrE2556557)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 371

Reihen die Zeuspriester ausgewaumlhlt wurden Sello- bzw Hello- ist das primaumlre und etymologisch unsichere Grundwort Egraveλλνες ist wohl eine Ableitung von ei-nem griechisch gebildeten Ortskollektiv Hellā- sbquoRegion der Helloilsquo zum moumlgli-cherweise ungriechischen Ethnikon Hello- (vgl dazu spaumlteres Κρacuteτ- zu ungriech Κρmicroτες)

g) aumltolisch ΕmacrρυτAcircνες Ableitung von Ehurutā- sbquoGegend mit gutflieszligenden Quellenlsquo (zu εYacuteρυτος sbquogutflieszligendlsquo [κρacuteνη E])

h) mittelgriech ΚεφαλλAcircνες Ableitung von einem Grundwort kephalā- ( gr κεφαλacute sbquoHaupt Kopf Oberstes Spitze Endelsquo) vgl den spaumlteren Inselnamen Κεφαλληνplusmnα

73737373 In diesem Zusammenhang ist auch kurz auf die griechischen Landschafts- und Ortsna-men auf -ānā wie Μυκszligν Μεσσszligν oder Aacuteθszligν47 einzugehen Es handelt sich um Orts-kollektiva auf -ā die von den Ethnika mit Stamm auf -ān- abgeleitet sind48 Fuumlr myk Sphagiān-ā sbquoRegion der Sphagiāneslsquo ergibt sich folgende Ableitungssequenz

mykenisch ON Sphagiā rarr Sphagiān-es rarr Sphagiān-ā sbquoRegion der Sphagiāneslsquo (vgl oben 7a)

Entsprechend koumlnnen fuumlr Μυκszligν Μεσσszligν die folgenden Ableitungssequenzen angesetzt werden

a) Mukā (etymologisch wohl zu microAumlκων σωρmς θηmicroAgraveν Hsch) rarr Mukān-es rarr Mukān-ā sbquoRegion der Mukāneslsquo (Μυκacuteνη)

b) Messā (homerisch ΜEcircσση in Lakonien etymologisch zu microEcircσσος sbquoin der Mitte gele-genlsquo) rarr Messān-es rarr Messān-ā sbquoRegion der Messāneslsquo (dor Μεσσszligν ionisch-attisch Μεσσacuteνη) wozu in einer weiteren Phase das spaumlter uumlbliche Ethnikon Μεσσaacuteνιος und der Regionsname Μεσσνplusmn gebildet wurden

77774444 In der Folge soll nun auf vier aumlltere Erklaumlrungsversuche des griechischen Suffi-xes -νες (ion att -microνες) myk -ānes lt urgriech -ān-es zur Bildung von Ethnika einge-gangen werden Da diese bisherigen Erklaumlrungsversuche mE nicht uumlberzeugen konnten seien sie hier kurz diskutiert und die wichtigsten Gegenargumente genannt

1 H Jacobsohn (1927283ff 193076ff) (vgl auch Chantraine 1968163 68) hatte angenommen dass die Bildungen auf -ν- alle aus -acircον- kontrahiert seinen Dieser Erklaumlrungsversuch laumlsst sich mit folgenden Gegenargumenten entkraumlften

a) das Nebeneinander von nordwestgriechisch-dorisch und arkadisch -ν- gegenuumlber ionisch-attisch -ηv- (zB Egraveλληνες) zeigt deutlich dass urgrie-chisch -ān- zugrundeliegt Denn -z(1)on- haumltte im Attischen -εAgraveν- er-geben und waumlre auszligerhalb des Ionisch-Attischen zu -ν- kontrahiert wor-den vgl κοινaacute(acirc)ων Gen -aacute(acirc)ονος49 (gebildet wie hom διδυmicroaacuteονε) gt dor usw κοινaacuteν m sbquoTeilnehmer Gesellschafterlsquo Pind Py 328 Inscr

47 Vgl hierzu Leukart 1980246 Fn 27 bdquoAacuteθacuteνη bzw -αι ist urspruumlnglich Ortsname und nicht Name der Goumlttin die folgerichtig bei Homer Aacuteθηναplusmnη heiszligt (att Aacuteθηναplusmnα kontrahiert zu AacuteθηνAcirc) Es ist deshalb sinnlos den Ortsnamen von demjenigen der Goumlttin herleiten zu wollen (so Frisk GEW und Chantraine DELG sv) Myk A-ta-na-po-ti-ni-ja ist als Athānās (Ortname im Gen) Potnia aufzufassen (vgl ebenso mit Gen da-pu2-ri-to-jo p u-po-jo p)ldquo

48 Vgl zum Folgenden Leukart 1980246 49 Vgl als Parallele ξυνaacute(acirc)ων Gen -szlig(acirc)ονος ( ξaumlνmς) gt ξυνszligων Pind Py 348 Aisch frg 996 (per coni)

ξυνaacuteν Pind Nem 527 ξυνacuteων Hes th 595 u 601 ξυνAgraveν Soph frg 970 ξυνωνplusmnη Archil 89

372 Stefan Schaffner

Schw 3624 [Lokris] 65621 [Tegea] vgl auch dor κοιννEcircω Schw 89g [Argos] 323 B 48 [Delphi] Foedus ap Thuk 5791 vgl auch κοιννplusmnα Pind Py 197) att κοινεAgraveν sbquodslsquo Eur Her 149 u 340 Xenophons κοινAgraveν Cyr p 7535 scheint eine Umsetzung von dor κοινaacuteν nach att κοινωνEcircω (mit lautgesetzlicher Entwicklung von -ǣ(1)on- gt att -ων- im Vorton) wozu att κοινωνmς nach einem Verhaumlltnis wie στρατηγEcircω στρατηγmς ruumlckgebildet wurde zu sein (Leumann 1993223224 Fn 20 Peters 1980254255 Fn 212)

b) das Mykenische hat mit Bildungen wie Pa-ki-ja-ne Sphagiānes und I-na-ne Inānes gezeigt dass bereits im Urgriechischen ein Bildetyp von Eth-nika auf urgriech -ān- (neben Bildungen auf -ā1on- lt -ah2-1on- vgl myk [PY] o-qa-wo-ne- hokwāaringon- sbquoMitglied des Gefolgeslsquo [vgl hom aeligπfrac34ων sbquoGefaumlhrtelsquo] myk [KN] I-ja-wo-ne Iāaringon- sbquoMann aus Iālsquo) exis-tiert hat

2 Nach Schwyzer (1953185 487) koumlnnten die vorwiegend im Nordwesten beheimate-ten Ethnika auf -ān- auf uridg -ēn- (dehnstufige Variante des indiv Suffixes -eon-) beruhen und zwar mit nordgriechisch-illyrischem Lautwandel ē gt ā (wegen albanisch o lt uridg ē wohl uumlber ā) Als Gegenargumente lassen sich anfuumlhren

a) die Verbreitung der Ethnika auf -ān-es auch im Suumldgriechischen (Myke-nischen Arkadischen) und die fruumlhe Bezeugung im Mykenischen spre-chen gegen die Herkunft aus einer (aus anderen Gruumlnden voumlllig hypotheti-schen) Vorstufe Nordgriechisch-Illyrisch

b) die Hypothese Schwyzers ist kaum zutreffend fuumlr die Ethnika auf -ānes mit deutlichen oder zumindest moumlglichen griechischen Derivationsbasen mit Stamm auf -ā

3 Nach Leukart (1980238ndash247) dem wir die letzte umfassende Behandlung des Suf-fixes -νες (ion-att -microνες) myk -ānes lt urgriech -ān-es zur Bildung von Ethni-ka verdanken ist das Suffix -ān- der Ethnika vergleichbar mit dem Suffix -ān- von urgriech ne1ān-50 Urgriech ne1ān- ist das Grundwort von griech νενplusmnς sbquojunger Mannlsquo sekundaumlr Adj sbquojugendlichlsquo (zuerst νεηνplusmnης Uumlνacuteρ Hom Od κ 278 ξ 524) νενικmς sbquojugendlichlsquo (Ar+) Deminutiv νενplusmnσκος sbquojunger Mannlsquo (Hdt+) man vgl auch die denominalen Verba νενιεAumlοmicroαι sbquowie ein jugendlicher Hitzkopf handelnlsquo (Ar+) mit νενplusmnευmicroα sbquojugendlich impulsive Handlunglsquo (Pl+) und νενικEcircω sbquojugendlich seinlsquo (Eup+) Femininum νεAcircνις νεmicroνις -ιδος (Il+ ep-poet) Ur-griech ne1ān- stellt nach Leukart (1980241242) eine Ableitung mit der tiefstufi-gen Form des charakterisierend-individualisierenden Suffixes -eon- von einem vor-urgriechischen vielleicht sogar uridg Stamm ne1ā- (bzw ne1ah2-) der als Kol-lektivbildung sbquoGesamtheit der jungen Leutelsquo bedeutete dar Zur Funktion des Suffi-xes aumluszligert sich Leukart (1980242 Anm 15) folgendermaszligen bdquoWegen der indivi-dualisierend-singulativischen Funktion von ne1ā-n- usw (hellip) empfiehlt es sich von -eon- mit der spezielleren Bedeutungsentwicklung sbquoderjenige aus der Gruppe xlsquo gt sbquoeiner aus helliplsquo auszugehenldquo Gegen diese Erklaumlrung Leukarts laumlsst sich als Ge-genargument anfuumlhren dass das Suffix -ān- der Ethnika funktional nicht verglichen werden kann da zwischen der Ableitungsbasis und den abgeleiteten Ethnika deut-lich eine Zugehoumlrigkeitsrelation zum Ausdruck gebracht wird (zB ΦοιτιAcircνες eig

50 Moumlglicherweise bezeugt in νεfrac34ν νEcircος sbquoJuumlnglinglsquo (A D Adv 1608 Suid sv νεAcircνις Eust 33515 EM) falls es nicht bloszliges Grammatikerrekonstrukt zu Erklaumlrung von νεAcircνις ist (Leukart 1980238)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 373

sbquodie zur Stadt Φοιτplusmnαι Gehoumlrigen Einwohner der Stadt Φοιτplusmnαιlsquo ∆υmicroAcircνες [Phylenna-me] eig sbquodie zur dumā-zum bdquoStammldquo Gehoumlrigenlsquo in der Bedeutung etwa von φυλEcircται sbquoStammesgenossenlsquo) und das individualisierende Suffix -eon- alleine den Ausdruck der Zugehoumlrigkeit nicht leistet51

4 Bei Balles (2008208) sind die griechischen Voumllkernamen auf -νες (ion att -microνες) urgriech -ān-es falsch unter die vorwiegend fuumlr gewisse dorische bzw nordwest-griechische Dialekte charakteristischen Sekundaumlrbildungen auf -acuteν Gen -microνος des Typs λεσχacuteν sbquoSchwaumltzerlsquo ( λEcircσχη sbquoOrt zum Liegen Plaudereilsquo) oder ξιφacuteν sbquoSchwerttraumlgerlsquo (ccedil φEcircρων ξplusmnφος Hsch)52 wozu auch die vor allem in Megara und Korinth bezeugten Personennamen wie Λυσacuteν Καλλacuteν Aacuteριστacuteν Νικacuteν etc (vgl Solmsen 1909116ff) zaumlhlen eingeordnet Diese Bildungen zeigen auch im dorisch-nordwestgriechischen Dialektgebiet die Suffixablautstufe -ην- lt urgriech -ēʛn- die mit dorisch-nordwestgriechisch -ν- lt urgriech -ān- der Ethnika lautlich nicht kompatibel ist

8888 In der Folge soll nun eine neue Erklaumlrungsmoumlglichkeit der Suffixe urgriech -ān-es und urslav -ěne bzw -jane zur Bildung von Ethnika und der baltischen Zugehoumlrigkeitsbil-dungen auf -rna- praumlsentiert werden Den Ausgangspunkt fuumlr diese neue Erklaumlrungsmoumlg-lichkeit bildet die Beobachtung dass im Urindogermanischen bzw in den Einzelsprachen Suffixkonglomerate zur Bezeichnung der Zugehoumlrigkeit aus der Kombination zweier funk-tional aumlquivalenter Zugehoumlrigkeitssuffixe bzw aus der Kombination zweier Bildemoumlglich-keiten zur Bezeichnung der Zugehoumlrigkeit entstanden sein koumlnnen Man vergleiche zum Beispiel

a) Zugehoumlrigkeitssuffix -iacuteh2-no- (lat -īnus gr -eacuteνος lit -yacutenas slav -iacutenъ germ -īna-53) Kombination aus dem V~k-Suffix -iacuteh2-

54 (vgl ai v~k- f sbquoWoumllfinlsquo ai

51 Diese Uumlberlegung mag vielleicht auch der Grund dafuumlr sein dass Nikolaev 2010191 als Grundlage von ur-griech ne1ān- eine auf dem Kollektivum ne1eh2- bdquoyouthldquo basierende Ableitung ne1eh2-h1(eo)n- bdquohaving youthldquo (gt Hsch νεfrac34ν νEcircος) mit dem Hoffmannschen Possessivsuffix postuliert Nikolaev 2010191 Fn 9 er-laumlutert weiter hierzu bdquoThe analysis here differs from the one originally proposed by Leukart only insofar as he glosses ne1eh2 as lsquoGesamtheit der jungen Leutersquo and operates with an individualizing -n-suffix while I use Hoffmannrsquos possessive suffix -h1(eo)n- insteadldquo

52 Vgl zu diesem Typ auch Peters 1980169 53 ZB lat equīnus sbquozum Pferd gehoumlriglsquo equus sbquoPferdlsquo gr ecircκεανναι sbquoOkeanostoumlchterlsquo lit kaimyacutenas sbquoNach-

barlsquo kaiacutemas sbquoDorflsquo aksl sestrinъ sbquozur Schwester gehoumlriglsquo ahd fingirīn sbquoFingerringlsquo 54 Die Bestimmung des Laryngals des V~k-Suffixes als h2 ergibt sich mE aus der Analyse von gr

Uumlνδριfrac34ς -frac34ντος sbquoStandbild Statuelsquo als h2rih2-aacutent- (vgl zur Bildung auch toch B iko Pl ikonta sbquoSchrittlsquo lt sekās lt sekah2-t-s oder -ant-s [ B sik- sbquoschreitenlsquo lt sik-]) das als Erweiterung mit einem die Bedeu-tung des Grundwortes nur gering modifizierenden abstufenden Suffix ----ent-----nt- (in Faumlllen wie heth irmala-nt- sbquokranklsquo irmala- sbquodslsquo weitere Beispiele unter sect81) einer V~k-Bildung h2r-iacuteh2- sbquowas einem Mann ver-gleichbar ist Bild eines Manneslsquo gedeutet werden kann (Klingenschmitt 2005423 Anm 142) Die Bildungen auf -iacuteh2- des V~k-Typs haben naumlmlich unter anderem die Funktion etwas zu bezeichnen was in seiner Be-schaffenheit an den durch das Grundwort bezeichneten Begriff erinnert (vgl AiGII2384 Klingenschmitt 2005344) vgl zum Beispiel ai ā-v Du sbquoHodenlsquo āaacute- n sbquoEilsquo Du sbquoHodenlsquo lat saniēs sbquoverdorbenes Blut Wundjauchelsquo lt h1sh2an-ih2- sbquoBlutaumlhnlicheslsquo ( heth ešar gr eumlαρ ai aacutes~-k n sbquoBlutlsquo lt uridg h1eacutesh2~ Gen h1sh2aacuten-s) aisl myacuterr f Sumpf Schlammlsquo lt urnord me1Ri+R lt urgerm me1zī lt me1siacuteh2- sbquowas ei-nem Moor aumlhneltlsquo ae mēos m n sbquoMoor Schlammlsquo ahd mios m n sbquodslsquo lt meacute1so- Nur der Ansatz mit h2 erklaumlrt mE auch die Tatsache dass bestimmte Staumlmme des V~k-Typs im Baltischen bzw Litauischen zu Staumlmmen mit Nom Sg -ijagrave und Akk -iją umgebildet sind vgl zB urslav oldi Gen ldiję sbquoSchifflsquo (skr štok lađa čak [Vrgada] ldegatildeđa slov laacutedja nruss ladjaacute aruss lodja) lt alds Gen aldiās (aumllter -i-as

374 Stefan Schaffner

v~ka- m sbquoWolflsquo ai rath- m sbquoWagenlenkerlsquo raacutetha- m sbquoWagenlsquo urslav sǫdi m sbquoRichterlsquo lt som-dhh1-iacuteh2- urslav sǫdъ m sbquoGerichtlsquo lt som-dhh1-oacute-) und dem Suffix -no- (vgl zB lat Romā-nus sbquoRoumlmerlsquo Roma lat paternus sbquozum Vater gehoumlriglsquo maternus sbquozur Mutter gehoumlriglsquo lat fānum sbquoHeiligtumlsquo lt fasnom lt dhƽ1s-no-m sbquozu einer religioumlsen Feier gehoumlriglsquo)

b) av āhuiri- sbquozum ahura- gehoumlriglsquo ( ahura- sbquoHerrlsquo) Kombination aus Vigraveddhi55 plus Zugehoumlrigkeitssuffix -i- (ohne Vigraveddhi av zaraθuštri- sbquozu Zarathustra gehoumlriglsquo zaraθuštra-)

c) uridg te1-oacute- sbquozu dir gehoumlriglsquo (griech hom dor τεacircmς lat tuus) tū sbquodulsquo de1-oacute- sbquoHimmlischer Gottlsquo (ai devaacute- lat deus dīvus lit diẽvas etc) de1-di1- sbquoHim-mellsquo Kombination aus Vigraveddhi51 plus Zugehoumlrigkeitssuffix -o-56 (vgl ohne Vigraveddhi t1-oacute- sbquozu dir gehoumlriglsquo gt griech ion att σmς av θβ)

d) Suffix -io- (vgl zB lat patrius griech πfrac34τριος sbquozum Vater gehoumlriglsquo) lt -ih2-o- Kombination aus den beiden Zugehoumlrigkeitssuffixen -ih2- und -o-57

lt -ih2-as) lit aldijagrave Akk aCdiją sbquoEinbaum Kahnlsquo (nach dem Wandel von -ia- zu ē eingetretene) Umbil-dung von ald-s Gen aldi-as lt aoldh-iacuteh2- sbquoTrogaumlhnlicheslsquo urgerm alđōn- sbquoTroglsquo (nnorw dial olda f sbquogroszliger Troglsquo nschwed aringlla f sbquoBottichlsquo) lt aoldhā-n- (vgl Klingenschmitt 2005344) Zugunsten von h1 des V~k-Suffixes argumentiert Widmer 2005190ff worauf hier im Einzelnen aber nicht eingegangen werden kann

55 Vgl zB ahd swāgur m sbquoSchwagerlsquo lt urgerm s1ēDžura-z lt s1ē0uroacute-s sbquoder zum Schwiegervater (als Sohn) Gehoumlrigelsquo uridg s1eacute0uro-s sbquoSchwiegervaterlsquo (ai śvaacuteśura- gr Uacuteκυρmς lat socer ahd swehur ae sweor etc) Vgl zur Vigraveddhi-Ableitung insgesamt Darms 1978 Jochem Schindler (bei Balles 2006286ff Fn 473 und Widmer 2008618) leitet die Vigraveddhi-Ableitung aus einer Lokativhypostase von endungslosen dehnstufi-gen Lokativen von Wurzelnomina her wobei als Operator fuumlr die Bildung des abgeleiteten Stammes dasselbe Suffix -eo- dient das auch bei Hypostasen von i-Lokativen auftritt (zB uridg h2ant-i+eacuteoacute- sbquoauf der Vor-derseite gegenuumlber befindlichlsquo [gt gr Uumlντplusmnος sbquogegenuumlberstehend entgegengesetztlsquo substantiviert urgerm andia- m n sbquoEnde Rand Grenzelsquo] uridg h2ant-i Lok sbquoauf der Vorderseite gegenuumlberlsquo) Auf einer Loka-tivhypostase uridg pēd-oacute- sbquoam Fuszlig befindlich zum Fuszlig gehoumlriglsquo ( prdplusmni sbquoam Fuszliglsquo) beruhen nun einerseits lit pėdagrave f (3) sbquoFuszligsohle Fuszligspurlsquo = lett pecircda f sbquoFuszligsohlelsquo (lit dial auch ppdas m (3) sbquoFuszligsohlelsquo) und an-dererseits wohl auch griech πηδmν n sbquoRuderblattlsquo (Od+ benannt nach der flachen Form und der Befindlich-keit unten am Ruder FriskII527) dessen urspruumlngliche Bedeutung noch von dem abgeleiteten Verbum πηδfrac34ω sbquospringen huumlpfenlsquo (Il+) vorausgesetzt sein koumlnnte (zur Deutung von lit pėdagrave f (3) sbquoFuszligsohle Fuszlig-spurlsquo = lett pecircda f sbquoFuszligsohlelsquo als einer Vigraveddhi-Ableitung zu ped- sbquoFuszliglsquo vgl Griepentrog 1995163 Larsson 2003245 Anm 15 NIL537 Fn 64) Aus dem prototypischen Nebeneinander von pēd-oacute- sbquoam Fuszlig befindlich zum Fuszlig gehoumlriglsquo ( prd sbquoam Fuszliglsquo) und peacuted- sbquoFuszliglsquo auf das pēd-oacute- sekundaumlr als Ableitung bezogen werden konnte haumltte nun die Regel abstrahiert werden koumlnnen dass bei dieser spezifischen Ableitung das Derivat ge-genuumlber der Derivationsbasis Erhoumlhung des Wurzelablauts um eine Stufe (ē e danach analogisch ō o und e ) und zwar nach dem ersten konsonantischen Wurzelradikal zeigt und das Derivat gegenuumlber der Deriva-tionsbasis oppositiven Akzent aufweist Fuumlr den Ansatz eines Lok Sg prd(plusmni) spricht der Lok Pl prt-su lt prd-su in air iacutes kymr is untenlsquo lt īssu (vgl auch altalb [Buzuku] peumlr posh alb dial peumlrpoacutesh sbquounten hin-unter herunterlsquo lt pēd-si) Mit dem Ansatz eines Lokativ Singular prdplusmni ergaumlbe sich ein weiteres Beispiel fuumlr eine Regel dass bei athematischen Staumlmmen die Ablautstufe des Lokativ Singular gegenuumlber der Ablaut-stufe des paradigmatisch zugeordneten Genitiv Singular jeweils um einen Grad erhoumlht ist (vgl Klingenschmitt 2005319 Fn 30ndash32) Die Regel laumlszligt sich erschlieszligen aus Paradigmen wie Sg Nom dr1-s Gen di1-eacutes Lok deacute1plusmni Sg Nom meacutenti-s Gen mteacute-s Lok mtrplusmni Sg Nom h1noacuteh3m Gen h1h3meacuten-s Lok h1h3mrnplusmni

56 Vgl auch Schaffner 2004490 Fn 15 mit Literatur 57 Fuumlr eine Untermenge der Bildungen auf -ieo- kommt sicherlich auch eine Herleitung aus Hypostasen von

i-Lokativen in Betracht (Widmer 2008617 Balles 1997161ff Nussbaum 1986243) zB uridg h2ant-i+eacuteoacute- sbquoauf der Vorderseite gegenuumlber befindlichlsquo (gt gr Uumlντplusmnος sbquogegenuumlberstehend entgegengesetztlsquo

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 375

81818181 Auch bei Suffixkonglomeraten anderer Funktion besteht die Moumlglichkeit dass diese durch Kombination zweier funktional aumlquivalenter Suffixe enstanden sind man vergleiche zB das im Lateinischen bei Substantiven der 3 bis 5 Deklination verwendete Deminutiv-suffix -culus -a -um (zB homuculus sororcula aedicula vasculum etc) lt -ke-lo- das durch die Kombination eines Deminutivsuffixes -keo- (zB ai rāja-kaacute- sbquoKoumlnigleinlsquo rzjan- sbquoKoumlniglsquo ai pit~-kaacute- sbquoVaumlterchenlsquo pitaacuter- sbquoVaterlsquo aisl bolungr sbquojunger Stierlsquo lt --koacute- boli m n-St sbquoStierlsquo) und eines Deminutivsuffixes -lo- (lat -ulus lt -e-lo- got magula sbquoKnaumlbleinlsquo magus) hervorgegangen ist Im diesem Zusammenhang sei kurz darauf verwiesen dass das slavische Suffix -ęt- zur Bezeichnung von jungen Lebewesen vorwie-gend von Tierjungen (BraumluerIII80ndash99) aus der Kombination zweier individualisierend-charakterisierender Suffixe -en- und -et- entstanden sein kann zB urslav posęt- n sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ( uridg poacuter0oe- sbquodslsquo [lit pašas (2) ahd far(a)h ae fearh lat porcus mir orc]) urslav moCdęt- n sbquoJungeslsquo lt moacutelde-n-t- ( urslav moCdъ sbquojunglsquo lt moacuteldho-)58 auszligerhalb des Slavischen vielleicht auch arm ayceamn sbquoGazellelsquo lt h2ai-(hx)-t- ayc (i) sbquoZiegelsquo lt h2ai-59 Man vergleiche zum individualisierenden Suf-fix -eon- etwa Beispiele wie lat Catō -ōnis sbquoSchlaumlulinglsquo catus sbquoschlau verschlagenlsquo griech στρfrac34βων sbquoSchielerlsquo στραβmς sbquoschielendlsquo got liuta -ins sbquoHeuchlerlsquo liuts sbquoheu-chelndlsquo etc60 zum indiv Suffix -eot- etwa ai haacuteri-t- n sbquogelbe Farbelsquo (in haacuterit-vant- sbquogoldgelblsquo) lt heacutelh3i-t- n sbquodas Gelbelsquo ai haacuteri- sbquofahl gelblichlsquo jav zairi- sbquogelblsquo lt heacutelh3i- uridg meacuteli-t- n sbquoHoniglsquo (gr microEcircλιτ- got milithorn etc) eig sbquoGelbeslsquo ( urkelt meli-no- sbquogelblsquo in mkymr melyn) uridg (h13)aacutelbi-t- n sbquoWeiszligeslsquo (gr ETHλφι n Pl ETHλφιτα sbquoGerstenmehllsquo alb elb sbquoGerstelsquo)61 und griechische und lateinische Bildungen wie gr γυmicroνacuteς γυmicroνacuteτ- sbquoLeichtbewaffneter Infanteristlsquo ( γυmicroνmς sbquonackt unbekleidetlsquo) gr UumlργEcircτ- Uumlργacuteτ- sbquoglaumlnzend strahlend schimmerndlsquo ( Uumlργmς sbquodslsquo) lat stīpes stīpit- sbquoZweig Stocklsquo ( stepo- sbquostarr steiflsquo gt urgerm stīfa- gt ae mhd stīf)62 Eine Analyse des slavischen Suf-fixes -ęt- n als -(e)n- + -t- ergibt sich vom Material des Slavischen aus schon alleine dadurch dass die Bildungen auf -ęt- in deutlicher Beziehung zu Ableitungen von n-Staumlm-men gleicher Bedeutung stehen (vgl zB russ ksl mladę n sbquoKind Knabelsquo [vgl auch slo-vak mlaacutedrsquoa n sbquojunges Tierlsquo] lt urslav moCdęt- n sbquoJungeslsquo aksl mladen-c mladěn-c sbquodslsquo [vgl apreuszlig Elb Voc 189 kint maldenikis] russ dialekt moacuteloden sbquojunger Mannlsquo lt urslav moCden- [Ableitung mittels des indiv n-Suffixes von urslav moCdъ Adj sbquojunglsquo gt aksl mladъ russ moacutelodъ]) und die Bildungen auf -ęt- in den Einzelsprachen zum Teil im Singular (vgl russ Sg teleumlnok sbquoKalblsquo Pl teljaacuteta) oder im Plural (ačech haumlufig Pl -enci lt -en-ci Sg -ě lt -ę zB Pl kuřenci Sg kuřě sbquoHuhnlsquo) durch Ableitungen von n-Staumlm-men suppliert werden (vgl auch apreuszlig smunents sbquoMenschlsquo neben smūnen-isks sbquomensch-lichlsquo)63 Die Produktivitaumlt dieses Typs im Slavischen mit dieser spezifischen semantischen Funktion ist wohl von prototypischen Bildungen wie urslavisch posęt- n sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ausgegangen dessen Grundwort poacuter0eo- dieselbe Bedeutung hat Das Suffix-konglomerat -en-t--n-t- duumlrfte in rein bdquoaugmentativerldquo Funktion wie in urslav posęt- n

substantiviert urgerm andia- m n sbquoEnde Rand Grenzelsquo) uridg h2ant-i Lok sbquoauf der Vorderseite gegen-uumlberlsquo

58 Vgl Schaffner 2001209ndash211 59 Klingenschmitt 19822526 Fn 19 60 Vgl Krahe amp Meid 1969III 92 Schaffner 2001526ndash529 61 Vgl Schaffner 2001211 Fn 200 Zu einer Analyse dieser Bildungen als t-Instrumentale Pinault 198032

Widmer 2005197 62 Nussbaum 20044 63 BraumluerIII81 Schaffner 2001209210

376 Stefan Schaffner

sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ( uridg poacuter0oe- sbquodslsquo) wohl auch im lat Ethnikon Pīcentes sbquodie (jungen) Spechtelsquo ( lat pīcus umbr peico sbquoSpechtlsquo) neben dem Adjektiv Pīcēnus LN Pīcēnum64 in apreuszlig smunents sbquoMenschlsquo (neben smūnen-isks sbquomenschlichlsquo) und wohl auch in griech Uumlνδριfrac34ς -frac34ντος m sbquoMenschenbild Bildsaumlule Standbildlsquo lt h2r-ih2-ant- (Erwei-terung von h2r-iacuteh2- sbquowas einem Mann vergleichbar ist Mannsbildlsquo) Uumlνacuteρ m sbquoMann Menschlsquo lt h2nrr verbaut sein

82828282 Wenn man nun das in sect8 illustrierte Prinzip der Kombination zweier funktional aumlquiva-lenter Zugehoumlrigkeitssuffixe zu einem Suffixkonglomerat auch auf das genannte baltische Zugehoumlrigkeitssuffix -rna- (lit -pnas f -pnė lett -ēns f -ēne vgl oben sect665) anwendet das eine etymologische Entsprechung in lateinischen Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -ēnus (zB Adj Pīcēnus LN Pīcēnum lat pīcus sbquoSpechtlsquo lat -iēnus Abl von io-Staumlmmen zB aliēnus sbquozu einem anderen gehoumlriglsquo alius laniēna [taberna Varro] sbquoFleischerladenlsquo altlat lanius sbquoMetzgerlsquo [wie figlīna taberna sbquoToumlpferwerkstattlsquo figulus sbquoToumlpferlsquo) besitzt66 so kann deren Vorform -eh1-no- bzw -e-h1-no- (bei Ableitung von eo-Staumlmmen67) als Kombina-tion eines abstufenden Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1-h1 dessen unflektierte Form moumlgli-cherweise der urindogermanischen Instrumentalendung -eh1-h1 zugrundeliegt68 und dem Zugehoumlrigkeitssuffix -no- analysiert werden Eine spezialisierte Funktion des Konglome-rats -(e)h1-no- koumlnnte dann in dem sogenannten bdquoHerrschersuffixldquo69 -h1-no- der Bedeu-

64 Vgl Rix 195051237ff 65 Hiervon etymologisch zu trennen ist wohl das zur Bildung von Stoffadjektiven verwendete slavische Suf-

fix -ĕnъ (vgl Vondraacutek 1924I 528529) dass wohl an n-Staumlmmen erwachsen ist (vgl aksl kamĕnъ sbquosteinernlsquo russ kaacutemjanyj serb k`men urslav kaacutemen- m sbquoSteinlsquo aksl plamĕnъ serb pl`men sbquoflammendlsquo urslav plaacutemen- m sbquoFlammelsquo) und von dort als komplexes Suffix abgeloumlst ist (vgl aksl drĕvĕnъ sbquohoumllzernlsquo drĕvo sbquoHolzlsquo)

66 Rix 1972727728 weist darauf hin dass das Umbrische ein patronymisches Gentilnamensuffix -ēno- kennt das mit einem einzigen ndash allerdings durchsichtigen ndash Beispiel aus umbrischen Texten zu belegen ist Voisiener (Gen Sg Ve 236) zu Voisis lt -sos Der Typ ist auf lateinischen Inschriften aus Umbrien und aus den oumlstli-chen und suumldlichen Nachbargebieten der Pikenter Vestiner und Sabiner haumlufig Alfēnus (auch Hor sat 1 3 130+) Labiēnus (auch Sil 1034+) Nach Rix loc cit entspricht dieses patronymische Gentilnamensuffix des Umbrischen etymologisch dem Suffix des Ethnikons Picēnus zu lat pīcus und umbr peico (Akk) sbquoSpechtlsquo Nach Rix loc cit (vgl auch Mayrhofer 197732) gehoumlrt hierher auch das im Iranischen Patronymika bilden-de Suffix -āna- das sich auf -ēno- zuruumlckfuumlhren laumlszligt aav Haēca aspānā (Nom Sg f Yasna 553) zu Haēca aspa (Yasna 4615) Immerhin erwaumlgenswert ist die Frage ob das im Iranischen zur Bildung von Landschaftsnamen gaumlngige Suffix -āna- zB in av Vƽhrkāna- sbquoHyrkanienlsquo (in jav vƽhrkānōšaiiana- sbquodie Wohnung der Hyrkanier bildendlsquo V 111) vƽhrka- m sbquoWolflsquo (vgl auch mp gwlgrsquonyk gurgānīγ sbquozur Pro-vinz Gurgān gehoumlriglsquo np Gurgān gurg sbquoWolflsquo) nicht ebenfalls hier etymologisch anzuschlieszligen ist wenn-gleich das lange ā von -āna- (wie auch des patronymischen Suffixes -āna-) lautlich natuumlrlich mehrdeutig ist

67 Die akutierte Intonation in Faumlllen wie lit kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo ( kaacutelnas sbquoBerglsquo) kaimpnas sbquoNachbarlsquo ( kaiacutemas sbquo[Bauern-]Dorf Landlsquo) deren Ableitungsbasen thematische Staumlmme bilden zeigt wohl dass das Suffixkonglomerat -h1-no- mit Nullstufe der ersten Komponente an den e-stufigen Stamm der Ableitungsba-sis getreten ist Diese Bildungen folgen dann einer Regel dass flexions- und derivationsmorphologische Ele-mente die in die Nullstufe treten koumlnnen an thematische Staumlmme in nullstufiger Gestalt angefuumlgt werden (vgl -o-nt- -eacutent- -o-h1- -eacuteh1-) vgl Klingenschmitt 2005454

68 In diesem Fall koumlnnte die bdquoApertinentivldquo-Endung -ī lt -ih2 verglichen werden die als unflektierte Form des Zugehoumlrigkeitssuffixes -ih2- (ai v~k- f sbquoWoumllfinlsquo ai v~ka- m sbquoWolflsquo ai rath- m sbquoWagenlenkerlsquo raacutetha- m sbquoWagenlsquo etc) zu bestimmen waumlre (vgl etwa teacute1e Gen te1oacute- sbquodeinlsquo ai asmzkaplusmnm Gen asmzka- sbquoun-serlsquo) Klingenschmitt 2005318

69 Man vergleiche die maszliggeblichen Materialsammlungen von Meid 195657260ndash295 1ndash128 und Meid 1957 72ndash108 113ndash126 (vgl auch Krahe amp Meid 1969III 109110 Schaffner 1999[2002]187188)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 377

tung sbquoHerrGott uumlber das was das Grundwort zum Ausdruck bringtlsquo (eig sbquoder (als Herr Gott) dazu Gehoumlrigelsquo) in Bildungen mit Dehnung des praumlsuffixalen Vokals wie lat tribūnus sbquoVorsteher der tribuslsquo ( tribu-) Portūnus sbquoGott der Haumlfen und Durchgaumlngelsquo ( portu-) Neptūnus sbquoGott des feuchten Elementslsquo ( neptu-) Fortūna sbquoGoumlttin des Schicksals und Gluumlckslsquo ( fortu- verbaut in fortuītus sbquozufaumllliglsquo) lat Bellōna sbquoGoumlttin des Kriegeslsquo ( bello-) Annōna sbquoGoumlttin der Erntelsquo ( annus sbquoJahreserntelsquo) vorliegen70 neben denen Bildun-gen mit bdquoeinfachemldquo -no- ohne Dehnung des praumlsuffixalen Vokals wie in lat dominus sbquoHausherrlsquo lt domo-no-s ( domo-) gall Eponā sbquoGoumlttin der Pferdelsquo ( epo- sbquoPferdlsquo) gall Maponos sbquoGott der Soumlhnelsquo ( mapo- sbquoSohnlsquo) gall Nemetonā sbquoGoumlttin der (heiligen) Hainelsquo ( gall nemeton) gall Damonā sbquoGoumlttin der Ochsen bzw Hirschelsquo ( damo- vgl air dam sbquoOchse Hirschlsquo) anord Herjann (Beiname des Gottes Oacuteethinn) = kelt koronos (abrit VN Coriono-tōtae) = griech κοplusmnρανος sbquoHeerfuumlhrer Herrscherlsquo (poet seit Ho) lt koro-no-s sbquodslsquo ( uridg koro- sbquoHeerlsquo)71 urgerm thorne1đana-z m sbquoKoumlniglsquo (got thorniudans anord thornjoacuteethann ae thornēoden as thiodan) lt te1to-noacute-s sbquoVorsteher der thorne1đō der Volksgemeindelsquo ( urgerm thorne1đō- f sbquoVolklsquo got thorniuda ahd diota) stehen72

83838383 Die Richtigkeit der obigen morphologischen Analysen vorausgesetzt ergibt sich nun auch eine klare Analysemoumlglichkeit fuumlr das slavische Suffix -ěn- (bzw -jan- lt --ēn-) zur Bildung von Ethnika und Einwohnernamen Das slavische Suffix -ěn- kann dann als Kombination des abstufenden Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1- das als erste Komponente in -eh1-no- verbaut ist und der Nullstufe des individualisierenden n-Suffixes gedeutet wer-den Bei thematischen dh eo-staumlmmigen Grundwoumlrtern waumlre das Konglomerat in der nullstufigen Gestalt der ersten Komponente an den e-staumlmmigen Themavokal der Deriva-tionsbasis angefuumlgt worden73 (-e-h1-n-74 gegenuumlber zB --eacuteh1-n- bei i-staumlmmigen Grund-woumlrtern) zB urslav poljaacutene sbquoFeldbewohnerlsquo lt (Transponat) polh2eacute-h1-n-es urslav

70 Nussbaum 19981ndash11 postuliert fuumlr eine Vielzahl von einzelsprachlichen Sekundaumlrbildungen mit Laumlnge des praumlsuffixalen Vokals bdquodekasuativeldquo Ableitungen von Instrumentalen auf -V-h1- so zB in Bildungen wie lat Portūnus Bellōna die er als deinstrumentale possessive Bildungen mit einen Konglomerat -h1no- deutet Auch das Hoffmannsche Possessivsuffix ist nach Nussbaum 19989ndash11 (vgl zB auch Nikolaev 2010191) als deinstrumentale Bildung auf -h1-eon- zu analysieren zB av mąθrān- m sbquoSpruchkennerlsquo lt mentro-h1-on- mąθra- sbquoSpruchlsquo lt mentro- (Argumente gegen den Ansatz des Hoffmannschen Possessiv-suffixes mit Laryngal 3 als -h3on- bei Nussbaum 199810ndash11) Diese Analyse bietet nach Nussbaum 199811 den Vorteil dass der desubstantivische Typ auf -Hon- (av mąθrān-) und der deadjektivische Typ auf -eon- (av marƽtan-) letztendlich identisch seien Ich unterscheide mich in den Analysen von Nussbaum nur inso-fern als ich in dem morphologischen Element -eh1h1- nicht eine Kasusform sondern ein Suffix sehe dessen unflektierte Form moumlglicherweise dem uridg Instrumental auf -eh1h1- zugrundeliegt

71 Vgl hierzu die ausfuumlhrliche Besprechung bei Peters 1980170ndash171 72 Vgl zu den bisherigen Deutungen des Nebeneinanders von Bildungen mit und ohne Dehnung des praumlsuffixa-

len Vokals bei Bildungen mit dem bdquoHerrschersuffixldquo Schaffner 1999[2002]188 Fn 207 mit Literatur (vgl auch Stuumlber 20048ndash15)

73 Vgl zu dieser Regel Klingenschmitt 2005445 74 Es stellt sich die Frage ob nicht individualisierende Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -e-h1-n- als Zwischenstufe

der Wortbildung fuumlr die indoiranischen femininen Namen auf -ān-d (lt -e-h1-n-iacuteh2) zu thematischen mas-kulinen Eigennamen (insbesondere Goumltternamen) wie im Falle von ved Indrā- sbquoFrauGattin des Indralsquo GN Iacutendra- Varuān- sbquoFrauGattin des Varuethalsquo (daneben Ableitungen von Appellativen wie arayān- sbquoGoumlttin der Einoumldelsquo aacuteraya- sbquoWuumlste Wildnislsquo ūrjān- sbquoPersonifizierung der Kraftlsquo currenrj- sbquoKraftlsquo) av ahurānī- sbquogoumltt-liche Herrinlsquo ahura- sbquogoumlttlicher Herrlsquo mayeniiānī- sbquoFrau des Urmenschenlsquo (in Pahlavi-Uumlberlieferung) mayeniia- sbquoName des mythischen Urmenschenlsquo (vgl Stuumlber 200414) anzusetzen sind Freilich sind auch andere Erklaumlrungsmoumlglichkeiten denkbar (vgl zB Stuumlber 20041415 mit aumllterer Literatur)

378 Stefan Schaffner

poCje sbquoFeldlsquo n lt poacutelh2o-m Das individualisierende n-Suffix findet sich auch in Kombi-nation mit anderen Zugehoumlrigkeitssuffixen Haumlufig ist zB ein Suffix -io-n- (lt -ih2o-n-) in Bildungen wie gr (θεοOgrave) οmacrρανplusmnωνες sbquodie Himmlischen (Goumltter)lsquo ( οmacrρανoacuteς sbquoHimmellsquo) Κρονplusmnων sbquoKronide Sohn des Kronos (Zeus)lsquo lat lūdiō m sbquoSchauspielerlsquo = lūdius sbquodslsquo ( lūdus sbquoSpiel Schauspiellsquo) mūliō sbquoMaultiertreiberlsquo ( mūlus sbquoMaultierlsquo) got fiskja sbquoFi-scherlsquo ( fisks) kasja sbquoToumlpferlsquo ( kas) gallisch (latinisiert) Artiō sbquoGoumlttin der Baumlrenlsquo lt artion- ( keltisch arto-s sbquoBaumlrlsquo) altirisch Goibniu sbquoGott der Schmiedelsquo lt gobannion- ( altirisch gobae Gen gobann m sbquoSchmiedlsquo) etc75 Mit -io-n- vergleichbar ist in mittel-iranischen Sprachen ein Suffix -akān- (mp B-Phl -krsquon man-mp -grsquon -aγān sogd -krsquon -(a)kān) das auf Adjektiven der Zugehoumlrikeit mit Suffix -aka- beruht (vgl B-Phl mltrsquonk marδānaγ sbquomannhaft tapferlsquo lt martān-aka-) und substantivische Zugehoumlrigkeits-bildungen ableitet zB B-Phl wrsquozrsquolkrsquon man-mp wrsquocrsquorgrsquon wāzāraγān sbquoKaufmann Haumlnd-lerlsquo (np bāzārgān) lt wāzārakān- sbquoder zum Markt Gehoumlrigelsquo B-Phl wrsquocrsquol man-mp wrsquocrsquor wāzār sbquoMarktlsquo (np bāzār) man-sogd ptrkrsquon chr-sogd ptrqrsquon pitarkān sbquovom Va-ter stammendes Erbelsquo76 Auch das nur im Indoiranischen bezeugte Suffix -iacuten- (zB in ai aśviacuten- m sbquoRitterlsquo [ aacuteśva- m sbquoPferdlsquo] praśniacuten- m sbquoFragerlsquo [ praśnaacute- sbquoFragelsquo]) stellt wohl eine Kombination des Zugehoumlrigkeitssuffixes -i- und des individualisierenden n-Suffixes dar77 Das Nebeneinander von -eh1-no- (balt -rna- lat -ēnus) zu -eh1-n- bzw -e-h1-n- (slav -ěn-) verhaumllt sich morphologisch wie das Nebeneinander von -iacuteh2-no- (lat -īnus etc) zu -iacuteh2-n- gt griech -eacuteν- (griech Fortsetzer des V~k-Typs) zB griech γλωχeacuteWς -eacutentildeνος sbquoSpitzelsquo ( γλograveχες sbquoGrannenlsquo) UumlκτeacuteWς sbquoStrahllsquo ( ved aktuacute- sbquoNachtlsquo) δελφeacuteWς sbquoDelphinlsquo ( δελφAumlς sbquoGebaumlrmutterlsquo) Oacuteσmicroeacutentildeν- sbquoSchlachtlsquo ( ved yudhmaacute- sbquoKaumlmpferlsquo)78

84848484 Zumindest fuumlr eine Untermenge der slavischen Bildungen auf -ěn-e bzw -jan-e koumlnnte allerdings auch eine Alternativerklaumlrung in Betracht kommen die bei Vondraacutek (1924543) angedeutet ist Es koumlnnten Possessivbildungen mit oppositivem Akzent an de-ren e-stufigen betonten Themavokal das individualisierende n-Suffix getreten waumlre79 zu thematischen barytonen Grundwoumlrtern vorliegen So koumlnnte das morphologische Verhaumlltnis von urslav poljaacutene lt (Transponat) polh2rn-es sbquodie mit Feldern Versehenenlsquo zu seinem Grundwort urslav poCje sbquoFeldlsquo n lt poacutelh2o-m genau dem von av karapan- m sbquoRitual-priesterlsquo (Nom Pl karapanō Gen Pl karafnąm) lt uriran karpaacuten- lt kolpeacute-n- sbquoder mit dem Ritual Versehene der das Ritual Ausfuumlhrendelsquo zu seinem in ai kaacutelpa- m sbquoRituallsquo fort-gesetzem Grundwort koacutelpeo-80 oder dem von griech ξιφacuteν sbquoSchwerttraumlgerlsquo (ccedil φEcircρων ξplusmnφος Hsch) zu seinem Grundwort ξplusmnφος sbquoSchwertlsquo entsprechen wobei anzunehmen waumlre dass die e-Langstufe des Suffixes in polh2rn-es gt urslav poljaacutene wie im Griechischen (Nom -acuteν Gen -microν-ος) aus dem urspruumlnglichen Nom Sg auf -rn paradigmatisch verall-gemeinert worden waumlre (so Zubatyacute bei Vondraacutek 1924543) Allerdings ist fuumlr das Slavische

75 Vgl zu den Goumltternamen bzw Goumltterepitheta vor allem Stuumlber 20043ndash5 76 Vgl Schaffner 2005241ndash243 mit weiteren Beispielen 77 Vgl Klingenschmitt 2005349 78 Risch 197458 Schindler 197563 Balles 2008225 Innerhalb der griechischen Bildungen auf -īn- differen-

ziert Leukart 1980243 Fn 22 folgendermaszligen bdquo-īn- ist deutlich possessiv in δελφν- sbquo(Fisch) der Gebaumlrmut-ter hatlsquo lt -i-h3n- zu einem sbquoCalandrsquoschlsquo neben δελφAumlς stehenden aumllteren i-Stamm oder analogem Vorbild vgl auch Τρχν- sbquoSchroffes (= Felswaumlnde) habendlsquo (Ortsname) neben τρχAumlς Dagegen steht wahrscheinlich indi-vidualisierendes -(eo)n- in γλωχ--ν- sbquoSpitze (eines Gegenstandes)lsquo lt -ih2-n- dh formal parallel zu -ān- lt -ah2-n- semantisch aber wegen der anderen Bedeutung des Grundwortes (cf γλograveσσα) verschieden (hellip)ldquo

79 Vgl zu dieser Moumlglichkeit Peters 1980166 80 Vgl Mayrhofer 197735 Fn 158 und Schaffner 2005175176 (mit weiteren Parallelen)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 379

diese Annahme dewegen miszliglich weil gerade die n-staumlmmige Singularbildung fehlt die ja suppliert wird Zudem bringt ein Groszligteil der Bildungen auf -ěn-e bzw -jan-e seman-tisch eine Zugehoumlrigkeitsrelation zum Ausdruck In den Faumlllen mit komplexem Suffix -jan- dh in Ableitungen wo -j- nicht schon Bestandteil der Ableitungsbasis (wie in poljaacutene poCje) war wie in aksl graždan-e sbquoBuumlrgerlsquo lt gord-jan-e gradъ sbquoStadtlsquo lt gordъ oder aruss poločane Fln Polota koumlnnte -jan- nach dem in sect8 illustrierten Prin-zip der Mehrfachsuffigierung aus der Kombination des Zugehoumlrigkeitssuffixes -i- (in av zaraθuštri- sbquozu Zarathustra gehoumlrigldquo zaraθuštra-) und des Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1- wiederum um das nullstufige indiv n-Suffix erweitert erwachsen sein (dh -jaacutene lt --eacuteh1-n-es)

85858585 Wie ist nun das griechische Ethnikon-Suffix -νες (ion att -microνες) urgriech -ān-es hier etymologisch anzuschlieszligen Es ist nun voumlllig klar dass urgriech -ān- mit slavisch -ěn- lt vorurslav -ēn- lautlich nicht kompatibel ist Doch bestehen wie bereits oben unter sect73 dargelegt worden ist fuumlr die bezeugten griechischen Ethnika auf -ān-es etymologi-sche Anschlussmoumlglichkeiten an griechische oder auch im Griechischen moumlgliche Staumlmme auf -ā lt -ah2 insbesondere Ortsnamen oder Ortskollektiva mit Stamm auf -ā81 Das griechische Suffix duumlrfte demnach als Ableitung von Staumlmmen auf -ā bzw von zu thema-tischen Staumlmmen auf -eo- gehoumlrigen Ortskollektiva auf -a-h2- lt -e-h2- mittels der null-stufigen Form -h1-n- die im Slavischen in dieser Gestalt an die e-stufige Variante einfa-cher thematischer Staumlmme tritt oder der vollstufigen Form -eh1-n- die im Slavischen an Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -i- tritt (dh -jaacutene lt --eacuteh1-n-es) des die Zugehoumlrig- keit bezeichnenden Suffixkonglomerats zu deuten sein dh urgriech -ān-es lt -a-h2-(a)h1-n-82 (zB epirotisch AacuteρκτAcircνες sbquodie zur Baumlrengegend Gehoumlrigenlsquo [lt -a-h2-(a)h1-n-es] aacuterktā- sbquoBaumlrengegendlsquo [Ortskollektiv zu griech ETHρκτος sbquoBaumlrlsquo]) Die Wortbildungsbedeutung der slavischen Ethnika auf -ěn--jan- bzw der griechischen Eth-nika auf -ān-es kann lokal-adhaumlsiv als sbquogehoumlrt zu Xlsquo (oder ggf -originativ als sbquostammt ausvon Xlsquo) gefasst werden In etwa vergleichbar ist im roumlmischen Namensystem das Ne-beneinander von Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -io- und -ah2-io- zu urspruumlnglichen Indi-vidualnamen mit thematischem Stamm man vergleiche etwa lat Iuppiter Saturnius sbquoIuppi-ter Sohn des Saturnuslsquo und die aus urspruumlnglichen Patronymica entstandenen Gentilnamen wie Mārcius Mārcus Iūlius Iūlus usw Daneben stehen Gentilnamen auf -eius wie Pompeius aus pompao-s (lt -ah2-io- vgl oskisch puacutempaiians) eigentlich sbquoder zur Fa-milie des Pompus Gehoumlrigelsquo Ableitung von einem Kollektivum pompā- sbquoFamilie des Pomposlsquo (lt -a-h2) zu einem Individualnamen pompo-s (vgl lat Rōma lt rōmā- sbquo(Siedlung der) Familie des Rōmo-slsquo [vgl den Stadtnamen Pompeiī] Individualnamen rōmo-s Rōmulus lt Deminutivum rōme-lo- [vgl den etruskischen Gentilnamen rumelna lt rumele-na Ableitung von einem Individualnamen rumele])83 Man vergleiche auch lat

81 Vgl Leukart 1980245 bdquoDas Entscheidende ist also nicht ob die Grundwoumlrter griechisch sind sondern allein ob sie eine griech Kollektivableitung auf -ā erlauben zu der dann weiter ein Ethnikon auf -ānes trittldquo

82 Zirkumflex auf den Formen mit kurzvokalischer Endung (zB -oacuteνες ion att -microνες) ist auszligerdorisch als Neue-rung obligatorisch und beweist nicht ehemalige Vollstufe der ersten Komponente des Suffixes (Schwyzer 1953377 Leukart 1980242 Anm 18) Fuumlr eine Vollstufe der ersten Komponente des Suffixes im Falle der Ableitung von ah2-Staumlmmen koumlnnten aber moumlglicherweise doch adverbiell erstarrte Instrumentale wie griech κρυφmicro dor κρυφoacute sbquoheimlich verborgenlsquo (lt -ah2-ah1 lt -e-h2-eh1 vgl Klingenschmitt 2005303) sprechen wenn die urindogermanische Instrumentalendung -eh1 als unflektierte Form eines abstufenden Zugehoumlrig-keitssuffixes -eh1- das in den Konglomeraten -eh1-no- und -eh1-n- verbaut ist zu deuten ist

83 Vgl Klingenschmitt 2005301302

380 Stefan Schaffner

Petreius Gentilname lt petrao- sbquozur Familie des Petro-s gehoumlriglsquo petrā- sbquoFamilie des Petro-slsquo (vgl suumldpik petroh) falisk uoltaia Gentilname f lt 1oltao- sbquozur Familie des Uolto-s gehoumlriglsquo 1oltā- sbquoFamilie des Uolto-slsquo (Klingenschmitt 2005302)

BibliographieBibliographieBibliographieBibliographie

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Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 361

tiert6 Sichere Beispiele dieses Bildungstyps sind aksl graždan-e sbquoBuumlrgerlsquo lt gord-jan-e rimljan-e sbquoRoumlmerlsquo in der Nestorchronik7 aruss Poljane (eig sbquoFeldbewohnerlsquo) Name eines westslavischen (lechischen) Stammes und eines ostslavischen Stammes in der Gegend um Kiev aruss Pomorjane (eig sbquoMeeranwohnerlsquo) Name eines westslavischen (lechischen) Stammes aruss D(e)revljane (eig sbquoWaldbewohnerlsquo auch im Namen der Dravaumlno-Polaben an der Elbe) Name eines ostslavischen Stammes Poločane Bewohner von Polozk und der Gegend am Fluszlig Polota aruss Kyjane sbquoKieverlsquo ( PN aruss Kyjъ)8 slavische Staumlmme wie

6 Nach Pohl 2005506 (mit Hinweis auf aumlltere Literatur) leitet sich der allgemeine Name der Slaven slověne wahrscheinlich von einem Gewaumlssernamen slova oder slovъ (zur idg Wurzel 0le1- sbquospuumllen rein machenlsquo) ab dessen Appellativ auch in anderen slavischen Gewaumlssernamen wie Sluja (Smolensk) Sława Sławica (Po-len) Slavnica (Serbien) (man beachte auch den Beinamen des Dnepr altruss Словутичь Slovutič) enthalten ist Nach Pohl loc cit laumlgen mit Ausnahme von Slavnica alle genannten Gewaumlssernamen in dem Gebiet das von Udolph 1979 als Urheimat sehr wahrscheinlich gemacht worden sei das Gebiet noumlrdlich der Karpaten Man vergleiche aber zum Versuch einer dehydronymischen Deutung des Slavennamens die Kritik bei Lunt 1985185 bdquoThe possibility of a river-name based on a root meaning sbquoto flowlsquo was widely experimented with Unfortunately no suitable river has been located and it seems unreasonable to believe that the wide-spread and clearly documented name of such an enormous group should be an obscure or completely forgotten streamldquo (zu weiteren Deutungen des Slavennamens Lunt 1985185ndash190 mit Literatur und Diskussion) Lunt 1985190 selbst bietet mit Vorsicht und allem Vorbehalt folgende etymologische Deutung bdquoIf we allow the notion of a personal name here perhaps we can at the risk of adventurism call on the ancient noun stem kle1-es- (recte 0le1-es-) lsquofamersquo plus the ancient and ubiquitious adjectival formant -n- in the combination underlying Greek κλεεινmς lsquofamed gloriousrsquo Converted to an early Slavic formula it would be sloves-n- and we must therefore allow disappearance of s and compensatory lengthening of e to ē This means a series of explanations to take care of such forms as vesna lsquospringrsquo but nonetheless an etymology that calls on the noun slovo should account for the s-suffix and an etymology that includes the suffix is purely prefereable to one does not Slověňi are therefore lsquoSlověnrsquos peoplersquo or the lsquopeople of the Glorious Onersquoldquo Welcher Deutung man bei diesem Namen ndash wenn uumlberhaupt ndash den Vorzug geben moumlchte haumlngt wohl letztendlich vom persoumlnli-chen Ermessen ab

7 ZB PSRL1610ndash19 (= HbNCI610ndash19 = Tschižewsky 1969513ff L = Ms Lavrentrsquoevskaja R = Ms Radzivilovskaja) otъ těchъ Ljachovъ prozvašasja Poljane Ljachov druzii hellip Pomorjane Takože i ti Slověne prišedše i sědoša po Dněpru in narekošasja Poljane a druzii Drevljane zane šedoša v lěchěchъ hellip [inii šedoša na Dvině i narekošasja Poločane R (fehlt in L)] rěčki radi jaže vtečet vъ Dvinu imjanemъ Polota otъ ceja prozvašasja Poločane bdquoUnd von jenen Ljachen nannten sich die [einen] Poljanen andere Ljachen [aber sind] die Pomoranen Ebenso kamen auch dieselben Slaven und siedelten am Dnepr und nannten sich Poljanen andere aber Derevljanen weil sie in den Waumlldern siedelten Andere siedelten an der Dvina und nannten sich Poločanen des Fluumlsschens wegen das in die Dvina flieszligt mit dem Namen Polota von ihm nann-ten sich die Poločanenldquo (Uumlbersetzung von Ludolf Muumlller HbNCIV6) PSRL1114ndash8 (= HbNCI1148 = Tschižewsky 1969107ndash10) ce be tokmo Slověneskъ jazykъ v Rusi Poljane Derevljane Novgorodci Polo-čane Dregoviči Sěverъ Bužane zane sědoša po Bugu poslěže že Velynjane bdquoDenn siehe [von] slavischer Sprache sind in der Rusrsquo nur die Poljanen die Derevljanen die Novgoroder die Poločanen die Dregovičen die Severjanen die Bužanen weil sie am Bug siedeln spaumlter aber Volynier [genannt werden]ldquo (Uumlbersetzung von Ludolf Muumlller HbNCIV11) Zu den Poljane um Kiev und den Slověne um Novgorod vgl man Is-satschenko 198025

8 Prof Dr Johannes Reinhart (Wien) verdanke ich folgende Zusammenstellung von Belegen von jan-Bildun-gen die sich in den Novgoroder Birkenrindeninschriften (vgl Зализняк 1995) finden выянинъ ( 690 14 Jh Vyja ndash Nebenfluss der Pinega) городищанинъ ( Staraja Rusa 10 12 Jh) городьчанинъ ( 704 2 H 13 Jh) дворнинъ (ab 12 Jh) дестьщанинъ ( 253 14 Jh zu Дестьско) дyблнинъ ( 540 15 Jh zu Дyбьско Дyброво usw) Залyacuteшннинъ () ( 492 14 Jh) избоищанинъ ( 307 15 Jh) которнинъ ( 640 12 Jh Bewohner des Которский погост) крестьянинъ (auch хрестьянинъхристьянинъ) кыянинъ ( 745 1112 Jh) новгорожанинъ ( 246 11 Jh) погощанинъ ( 526 11 Jh) полочанинъ

362 Stefan Schaffner

Moravjane sbquoMaumlhrerlsquo (March) Bužane (Bug) sowie in Kaumlrnten Karantjane latinisiert Carantani sbquoBewohner der Gegend um Carantum = Karnburglsquo (auf einem kelt-rom Topo-nym mit der Bedeutung sbquoStein Felslsquo beruhend vgl auch Mons Carentanus der alte Name des Ulrichsberges dazu sloven koročaneKorotan)9

2222 Im Singular und Dual werden die Bildungen auf -ěne-jane durch das Singulativsuffix -inъ suppliert (BraumluerIII37) zB aruss ksl slověn-inъ sbquoSlavelsquo aksl graždan-inъ sbquoBuumlr-gerlsquo rimljan-inъ sbquoRoumlmerlsquo aruss dvorjaniacuten sbquoAdligerlsquo mirjaacutenin sbquoWeltlicherlsquo kievljaacutenin sbquoKieverlsquo Auffaumlllig ist10 dass die Suffixvariante -ěn- nur bei slověn-e slověn-inъ und Ab-leitungen von nichtslavischen Namen (zB aksl agarěn-inъ sbquoAgarenerlsquo eguptěn-inъ sbquoAumlgypterlsquo etiopěn-inъ sbquoAumlthiopierlsquo izdrailitěn-inъ sbquoIsraelitlsquo persěninъ sbquoPerserlsquo) zu finden ist Bei slavischen Grundwoumlrtern und vielen anderen Namen fremder Herkunft stellt die Ableitung mit -jane -jan-inъ die Regel dar zB russ dvorjaniacuten sbquoAdligerlsquo mirjaacutenin sbquoWelt-licherlsquo kievljaacutenin sbquoKieverlsquo aruss poločane sbquoBewohner von Polozk und der Gegend am Fluszlig Polotalsquo aruss poljane Stammesname aksl chersonjaninъ sbquoEinwohner von Chersonlsquo rimljaninъ sodomljaninъ Im Plural werden diese Einwohnernamen und Ethnonyme wie maskuline n-Staumlmme flektiert Das rekonstruierte urslavische Paradigma des Bildetyps auf -jane wie es sich nach den Reflexen in den Altstufen der slavischen Einzelsprachen er-gibt sieht wie folgt aus (Musterwort urslav poljaacuten-e m sbquoFeldbewohnerlsquo urslav polCje n sbquoFeldlsquo lt poacutelh2o-m)11

Pl Nom poljaacuten-e Gen poljaacuten-ъ Dat poljaacuten-mъ gt poljaacutemъ Akk poljaacuten-i Instr poljaacuten-mi gt poljaacutemi Lok poljaacuten-sъ gt poljaacutesъ (bzw analogisch poljaacutechъ)

Die sich nun anschlieszligende Tabelle bietet eine Uumlbersicht belegter alter Formen in den Alt-stufen ausgewaumlhlter slavischer Einzelsprachen (Legende + = belegt Nb = Neubildung)

UrslavischUrslavischUrslavischUrslavisch 1 Aksl1 Aksl1 Aksl1 Aksl 2 Aruss2 Aruss2 Aruss2 Aruss12121212 3 3 3 3 AčechAčechAčechAčech 4 Askr4 Askr4 Askr4 Askr Pl Nom -ěne -jane

+ + + + (Nb -ani)

Gen -ěnъ-janъ + + + Nb -ānā

Dat -jamъ Nb -janemъ + (Nb -janemъ -omъ)

Nb ndashrsquoanoacutem + (Nb -anima)

Akk -jani + + Nb -rsquoany +

( 502 12 Jh) порyacuteчанинъ () ( 264 14 Jh) прихожанинъ ( Staraja Rusa 12 12 Jh) рyшанинъ ( Staraja Rusa 10 12 Jh Bewohner von Руса) севилакшанинъ ( 249 14 Jh Bewohner von Севи-лакша) сельчанинъ ( 724 12 Jh) селнинъ ( 446 14 Jh) смолнинъ ( 343 14 Jh) yгличанинъ ( 69 13 Jh) yличанинъ ( 140 14 Jh) хотыннинъ ( 600 13 Jh) череньщанинъ ( 157 + 311 15 Jh zu Череньско) шижннинъ ( 361 1415 Jh zum Flussnamen Шижна) ясеннинъ ( 704 13 Jh Bewohner des Ясенский погост)

9 Vgl Pohl 200084f Pohl 2003163f 10 Vgl BraumluerIII37 sect124 11 Vgl BraumluerIII38 Zur Weiterentwicklung des Deklinationstyps in den slavischen Einzelsprachen BraumluerIII

39ndash50 12 Ausfuumlhrliche Sammlung der Belege bis ca 1400 in ИГДЯI49ndash52

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 363

(Nb -jany) (Nb -ane) Instr -jami Nb -jany +

(Nb -jany) Nb ndashrsquoany +

(Nb -anima) Lok -jasъ bzw -jachъ

Nb -janechъ + (Nb -janechъ)

+ (Nb -ěnech -iech)

+ (Nb -anima)

Auswahl belegter Formen der in der Tabelle angefuumlhrten altslavischen Einzelsprachen (nach BraumluerIII39ndash50)

1 Altkirchenslavisch Pl Nom -ěne -jane allgemein Mar Zo Sav Ass Supr zefeane Ps 532 Ismailitěne Ps 827 Agarěně (verschrieben) Ps 827 Gen -ěnъ -janъ allgemein Mar Zo Ass Supr Sodomlěnъ Luc 1729 Mar Sama-ranъ Supr 51415 Dat Pl Gomarěnemъ Mrk 611 Mar Zo Sodomlěnemъ Luc 1012 Mar Zo Žętelěnemъ Mat 1330 Ass Supr 4316 Chersonjanemъ Supr 53922 Solunjanemъ Supr 4889 Akk Pl Samarany Supr 51719 na Egrsquojuptěni vsę τος κατ τν Αγυπτον iexclπασι Instr Pl graždany Supr 31919

2 Altrussisch Pl Nom slověne derevljane poločane gorožane rimljane sodomlja-ne bužane sbquoBug-Anwohnerlsquo poljane velynjane sbquoWolhynierlsquo Kyjane sbquoKieverlsquo Gen poljanъ derevljanъ etc Dat derevljamъ dvorjamъ selunjamъ etc (neben Nb dvorjanemъ -omъ etc) Akk poljani gorožani dvorjani etc (neben Nb dvorjany etc) Instr poljami derevljami etc (neben Nb dvorjany etc) Lok poljachъ derevljachъ poločachъ etc (neben Nb dvorjanechъ etc)

3 Altčechisch Pl Nom zeNaneacute sbquoLandedelmaumlnnerlsquo juumlnger zeměneacute krajěneacute sbquoLands-maumlnnerlsquo dvořěne sbquoHoumlflingelsquo měščěneacute sbquoStadtbewohnerlsquo Gen zeman měščian (gt měštrsquoan) etc Dat (Nb) zemanoacutem (gt zemanům) měščanoacutem Akk (Nb) zemany měščany Instr (Nb) zemany měščany Lok (Nb) zeměnech zeměniech

4 Altserbokroatisch (štokavisch bis 15 Jh) Pl Nom građane etc Dat građam Dubrovčam Instr građami Dubrovčami Lok građah

3333 Bemerkenswert ist dass sich in Ortnamen die auf solchen Einwohnernamen auf -jane basieren alte Kasusformen erhalten haben (BraumluerIII39) waumlhrend diese bei Appellativa dieses Bildungstyps in den jeweiligen slavischen Einzelsprachen meist aufgegeben worden sind In der Folge werden nun entsprechende Beispiele geboten13

1 Nom Pl -jane ačech ON Brozaneacute lt brozaneacute sbquodie an der Furt (brodъ) Wohnen-denlsquo (mit juumlngerem Umlaut Brozěneacute Gen Pl Brozan spaumlter mit Verallgemeinerung des -a- und Umgestaltung des Nom und Gen nach den o-Staumlmmen Brozany Brozanů vgl auch ON Hradčany lt hradčěneacute sbquoBurgbewohnerlsquo) sloven Goričaacutene (heute f Pl) goriacuteca (Hinweis von Prof Marko Snoj)

2 Endungsloser Gen Pl (lt -janъ) a) im Sorbischen Gen Pl osorb nsorb Drježdźan Nom Pl Drježdźany aumllter nsorb Drěždžanje lt dręzg-jan-e sbquoWaldbe-wohnerlsquo ( aksl dręzga sbquoWaldlsquo vgl DrUzga ON in Montenegro) osorb Delan Delany sbquoDoumlhlenlsquo Sernjan Sernjany sbquoZernalsquo Třělan Třělany sbquoStrehlalsquo nsorb Choacutejan Choacutejany sbquoCunnersdorflsquo (bei Appellativen Gen Pl zB osorb dworjanow měšćanow Nom Pl dworjenjo měšćenjo mit -jo lt -rsquoe nsorb měšćanow Nom Pl měšćany) b) im Čechischen Gen Pl ačech Brozan Nom Pl Brozaneacute (vgl bei Appellativen ačech Gen Pl zeman Nom Pl zeNaneacute juumlnger zeměneacute [ zeNaniacuten

13 Material (soweit nicht anders spezifiziert) aus BraumluerIII39ndash50

364 Stefan Schaffner

sbquoLandsmannlsquo] Gen Pl nčech zemanů) c) im Slovakischen Gen Pl Lipian Rudnian Pieštrsquoan Nom Pl Lipany Rudňany Pieštrsquoany (bei Appellativen Gen Pl dvoranov Nom Pl dvorania [Kollektivbildung] dvoran sbquoHoumlflinglsquo) d) im Sloveni-schen Rakiacutečan (heute m Sg) urslav orkyta sbquoSalix incanalsquo (Hinweis von Prof Marko Snoj)

3 Lok Pl -jasъ14 a) in ačech ON Doleass (= Doljas) lt doljasъ sbquobei den Talbewohnernlsquo

(Dolany heute Dolaacutenky) Bresaz (= Brěžas) lt brěžasъ Lusas (= Lužas) lt lužasъ (nč Lužanech) Horaz (= Horas) lt horjasъ (nč Hořanech) sbquobei den Bergbewohnernlsquo ( č hora sbquoBerglsquo) Liubichas (= ač Lrsquoubčas spaumlter Libčanech) lt ljubъčasъ

b) in deutschen Umbildungen ač ON Turas (bei Bruumlnn č Turjaneacute ač Turěneacute) lt Lok Turaacutes Turjaacutes lt turjasъ Saras (bei Bruumlx č Zahražaneacute) lt gekuumlrztem Zahraacutes lt zahražaacutes lt zahražasъ Forbes (bei Budweis č Borovaneacute lt ač Borověneacute) lt Lok Borovies (gekuumlrzt Borvies) lt boro-věsъ

4 Lok Pl -jachъ a) in deutschen Umbildungen aumllterer bdquoalpenslavischerldquo (altslovenischer)

Ortsnamen in Oumlsterreich15 Steiermark Dellach (im Gailtal) lt Doumlllach lt slov DZljah lt doljachъ sbquobei den Talbewohnernlsquo ( urslav dolъ sbquoTallsquo) Potschach (im Gailtal und im Tal der ob Leitha) lt slov pot(o)čach lt potočachъ sbquobei den Bachanwohnernlsquo ( urslav potokъ sbquoBachlsquo) Frie-sach lt slov Brěžah lt bergjachъ bzw bergěchъ sbquobei den Uferanwoh-nernlsquo ( slov brệg sbquoUferlsquo lt urslav bergъ) Niederoumlsterreich und Wien Ramplach (110014 de Raeligmpla) lt rambljachъ sbquobeiunter den Leuten am Randlsquo Salzburg Ferlaukoumlpfl (1284 gůt datze Verlach) lt borovljachъ sbquobei den Leuten am Kiefernwaldlsquo Osttirol Amlach (11551164 Emlach) lt amlachъ sbquobei den Anrainern der Grubelsquo Kaumlrnten Laiplach (1148 de Liplach) lt liplachъ ( lipa sbquoLindelsquo) Deblach (993 Donplachi) lt dǫblachъ ( dǫbъ sbquoEichelsquo)

b) in deutschen Umbildungen čechischer Ortsnamen zB Grussbach (čech Hrušovany ačech Grušovaneacute) lt Lok Gruš(o)vaacutech lt grušovachъ

4444 In der Folge soll nun auf den Akzent der Bildungen auf -jane naumlher eingegangen wer-den Es laumlsst sich bereits vorab feststellen dass sich aus dem Material derjenigen slavischen Einzelsprachen die fuumlr die Rekonstruktion des urslavischen Akzents relevant sind kein einheitliches Bild ergibt Ich beginne mit dem Material der ostslavischen Sprachen In ak-zentuierten alt- bzw- mittelrussischen Handschriften behalten die Ethnika auf -jane Sin-gular -janinъ in der Regel den Akzent ihrer Grundwoumlrter bei16 zB a) Čudovskij Novyj Zavet (a 1377 vgl MI sect7) antiochiacutejaninъ (Antiochiacuteja) kolosaacuteny (Kolosaacutei) samarjaacutenъ (Samariacuteja) sidoacutenjany (Sidoacutenъ -a) sodoacutemljanъ (Sodoacutemъ -a) sugraacutežane ( graacuted -a) b) Apostol (a 1564 vgl MI sect7) zB efeacutesjanina (Efeacutesъ -a) kirineacutejaninъ (Kiriniacuteka) make-doacutenjaninъ (Makedoacutenija) poacutentjanina (Poacutentъ -a) Aus dem 16 Jh ist auch viermal die Form gražaacutene belegt17 In der heutigen russischen Schriftsprache zeigen appellativische Einwoh-

14 Jireček 1877336ff Flajšhans 192617ndash37 Węglarz 193334ndash41 15 Jireček 1877336ff Kranzmayer 1958 Material auch aus Bergermayer 200912 (mit Belegangaben) 16 Vgl Goumlrner 196765 17 Vgl Kiparsky 1962153

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 365

nerbezeichnungen entweder konstante Betonung des Suffix -jan- im Plural und in Singu-lar beispielweise gorožaacutene Singular gorožaacutenin sbquoStaumldter Buumlrgerlsquo (auch aruss) oder abwei-chende Betonung wie im Falle von dvorjaacutene Singular dvorjaniacuten sbquoAdliger Houmlflinglsquo18 vgl selčaacutenin sbquoDorf- Land-bewohner Landmann Bauerlsquo (aruss seljaniacuten) Pl selčaacutene severjaacutenin sbquoNordlaumlnderlsquo (auch aruss) Pl severjaacutene južaacutenin sbquoSuumldlaumlnderlsquo (auch aruss) Pl južaacutene slobodčaacutenin sbquoBewohner einer Slobodalsquo Pl slobodčaacutene (lautgesetzlich slobožaacutenin) krestъjaacutenin sbquoBauerlsquo Pl krestъjaacutene etc Bei den Ethnika ist laut GRJI sect299 feste Suffixbe-tonung die Norm (mit den Ausnahmen egiacuteptjanin und riacutemljanin) Das Material des Slov žit RSFSR liefert jedoch eine Reihe von Beispielen fuumlr Ethnika mit Beibehaltung der Ak-zentstelle des Ortsnamens von denen ein Teil neben haumlufiger gebrauchten Formen mit Suf-fixbetonung besteht verchovaacutežanin Verchovaacutežrsquoe (XI 6) viacutelrsquonjanin Viacutelrsquonjus (veraltet Pril I4) prijuacutetjanin Prijuacutetnoe (XX4) arbaacutežaacutenin Arbaacutež (XXVI1) voacutelžaacutene Voacutelga (Pl Pril II9) zavoacutelžaacutenin Zavoacutelžrsquoe (Pril II14) malmyacutežaacutenin Malmyacutež (XXV2516) povoacutelžaacutenin Povoacutelžrsquoe (Pril II27) voacutelogžaacutenin Voacutelogda (XI8) tveriacutetjaacutenin Tveacuterlsquo (XIX 11) Im 1819 Jh belegte Akzentschwankungen sind19 a) zwischen beibehaltenem Akzent des Grundwortes und Suffix -jaacuten- egiacuteptjaacutenin izraacuteilrsquotjaacutenin riacutemljaacutenin filistiacutemljaacutenin b) zwi-schen der Betonung -jaacutenin und -janiacuten (und zT auch beibehaltenem Akzent des Grundwor-tes) amčaacuteniacuten Mcensk (umgangssprachlich XLIV14) voacutelžaacuteniacuten20 Voacutelga (Pril II9) graacuteždaniacuten poseljaacuteniacuten rossiacutejaacuteniacuten christiaacuteniacuten In den beiden anderen ostslavischen Spra-chen ist die Situation in etwa die gleiche wie im Russischen21 Man vergleiche zur Beto-nung in der heutigen ukrainischen Schriftsprache Goumlrner (196765 Anm 8) bdquoIn der heuti-gen ukr Schriftsprache werden die Ethnika zu einheimischen ONN auf dem Suffix -(j)an- betont zB halyčaacutenyn lrsquovivrsquojaacutenyn charkivrsquojaacutenyn ua die von fremdlaumlndischen Orts- oder Laumlndernamen abgeleiteten Ethnika auf der gleichen Silbe wie die Grundwoumlrter zB asyriacutejanyn Asyriacuteja vavyloacutenjanyn Vavyloacuten galyleacutejanyn Galyleacuteja ua Die Akzentuierung des Singulativsuffixes -in ist nach der ukr schriftsprachlichen Norm nur in den sieben Woumlr-tern dvorjanyacuten krajanyacuten myrjanyacuten miščanyacuten seljanyacuten slovjanyacuten und chrystyjanyacuten moumlg-lich dagegen fand dieser Typus in den westlichen Dialekten eine starke Verallgemeine-rung vgl zB halyčanyacuten kyjevljanyacuten rymljanyacuten ualdquo (vgletwa noch seljanyacuten sbquoBauerlsquo Gen Sg seljanyacutena usw Pl Nom seljaacuteny Gen seljaacuten Dat seljaacutenam Akk seljaacuten Instr seljaacutenamy Lok seljaacutenach ebenso dvorjanyacuten Pl dvorjaacuteny mit konstanter Betonung -jaacuten- horodjaacutenyn Pl horodjaacuteny [Neubildung fuumlr horožaacutenyn Pl horožaacuteny]22) Aus dem Weiszlig-russischen lassen sich anfuumlhren Sg Nom seljaniacuten sbquoDorfbewohner Bauerlsquo Pl Nom sjaljaacutene Gen sjaljaacuten ebenso meščaniacuten sbquoBuumlrger Spieszligbuumlrgerlsquo Pl mjaščaacutene mit kon-

18 Vgl GRJI sect299 Kiparsky 1962152153 Kiparsky 1975187 19 Vgl Kiparsky 1962152153 20 Vgl hierzu Goumlrner 19676263 Anm 5 bdquoEs ist interessant zu beobachten daszlig das zum Namen der Voacutelga ge-

bildete Ethnikon voacutelžaacuteniacuten alle drei Betonungsmoumlglichkeiten kennt daszlig die von den etwas juumlngeren Gebietsna-men Zavoacutelžrsquoe und Povoacutelžrsquoe abgeleiteten Ethnika zavoacutelžaacutenin und povoacutelžaacutenin nur noch zwei Akzentstellen ha-ben und daszlig schlieszliglich fuumlr die Ethnika privolžaacutenin (IV13) und volžaacutenin (XXXVI1) die zu den erst in spaumlte-rer Zeit vom Namen der Volga abgeleiteten ONN Privoacutelžskij und Volžsk gebildet worden sind nur die Beto-nung des Suffixes -(j)an- gebraumluchlich istldquo

21 Vgl auch Goumlrner 19676566 bdquoWie ein Vergleich der russischen Akzententwicklung mit den Akzentverhaumll-tnissen der beiden anderen ostslav Sprachen ergibt kennen das Ukrainische seit den aumlltesten akzentuierten Belegen aus dem 16 Jh und das Weiszligrussische im 17 Jh ebenfalls den Typ der festen Suffixbetonung (-jaacutene) im Singular sogar bereits mit beiden Varianten dh mit Betonung des ersten oder zweiten Teilsuffi-xes (-jaacuteniacuten)ldquo

22 Vgl BraumluerIII45

366 Stefan Schaffner

stanter Betonung von -jaacuten- hramadzjaacutenin sbquoBuumlrgerlsquo Pl hramadzaacutene haradžaacutenin Pl haradžaacutene23

41414141 In der Folge soll nun der Akzent des Bildungstyps auf -jane im Suumldslavischen behan-delt werden Das Štokavische in dem im 15 Jahrhundert eine Akzentverschiebung um eine Silbe nach dem Wortanfang zu stattgefunden hat kennt drei Intonationstypen bei den ap-pellativischen Einwohnerbezeichnungen und Einwohnernamen24

1 Mit Beibehaltung der Anfangsbetonung des Grundwortes gr`đanin sbquoBuumlrgerlsquo ( grad Gen grada sbquoStadtlsquo) Pl Nom gr`đān-i Gen gr`đān-ā Akk gr`đān-e Dat Instr Lok gr`đān-ima ebenso mjbštanin sbquoOrtsbewohnerlsquo Pl mjbstāni ( mjbsto) kcćanin sbquoHausbewohnerlsquo Pl kcćāni sbquoHausgenossenlsquo ( kcća) dstrvljanin sbquoInselbe-wohnerlsquo Pl dstrvljāni ( dstrvo) beđanin sbquoGebirgsbewohnerlsquo Pl beđān-i Z`dranin sbquoEinwohner von Zadarlsquo ( Z`dar Gen Z`dra) Rfdničanin sbquoEinwohner von Rfdnīklsquo

2 Mit štokavischer Akzentzuruumlckziehung auf eine kurze Wurzelsilbe gograveranin sbquoGe-birgsbewohnerlsquo ( gogravera) Pl Nom gograveran-i Gen gdrān-ā Akk gograveran-e Dat Instr Lok gograveran-ima ebenso dvograveranin sbquoHoumlflinglsquo Pl dvograverani ( dvZr sbquoHoflsquo) stragravežanin sbquoWaumlchterlsquo Pl stragravežani ( straža sbquoWachelsquo) pograveganin sbquoHeidelsquo Pl pogravegani segraveljanin sbquoDoumlrfler Bauerlsquo Pl segraveljani ( segravelo) hrigravešćanin sbquoChrist (der orthodoxen Kirche)lsquo Pl hrigravešćani ( Hrigravestos Gen Hrigravesta sbquoChristuslsquo)

3 Mit štokavischer Akzentzuruumlckziehung auf eine lange Wurzelsilbe puacutečanin sbquoein zum Buumlrgerstande Gehoumlrigerlsquo ( pfk) Pl Nom puacutečan-i Gen puacutečān-ā Akk puacutečan-e Dat Instr Lok puacutečan-ima ebenso Riacutemljanin sbquoRoumlmerlsquo Pl Riacutemljani ( Rlm) Beacutečanin sbquoWienerlsquo Pl Beacutečani ( BUč sbquoWienlsquo) Mostaacuteranin sbquoEinwohner von Mostarlsquo Pl Mostaacuterani ( Moacutestār)

Die Belege aus den čakavischen insbesondere den nordwestlichen Mundarten sind deswe-gen von besonderem Interesse weil sie in der Regel die aumlltere oder uumlberhaupt die urslavi-sche Stelle des Wortakzentes bewahrt haben25 čak (Novi) grajagravenin sbquoBuumlrgerlsquo (gg štok gr`đanin) Gen Sg grajagravenina Nom Pl grajagraveni (gg štok gr`đān-i) Gen Pl grajagravenīh grajan26 čak (Vrgada) straž`nin sbquoWaumlchterlsquo (gg štok stragravežanin)27 Das Slovenische das die Singulativbildung aufgegeben hat zeigt heute feste Suffixbetonung28 zB meščagraven sbquoStaumldterlsquo (Sg Gen meščaacutena Dat meščaacutenu usw) Pl Nom meščaacuteni (Gen meščaacutenov Dat meščaacutenom usw) gorjagraven sbquoBergbewohnerlsquo Pl gorjaacuteni dvorjagraven sbquoHoumlflinglsquo Pl dvorjaacuteni seljagraven Pl seljaacuteni Rimljagraven Pl Rimljaacuteni Slov kristjan sbquoChristlsquo (Pl kristijani) und pogan sbquoHeidelsquo (Pl pogani) sind aus lat christiānus bzw vlat pagānus (klass pāgānus) entlehnt und sekundaumlr in diese Flexionsklasse eingruppiert worden Fuumlr das Bulgarische liegen Bele-ge von Ethnika auf -jane aus akzentuierten mittelbulgarischen Handschriften des 14 Jahr-

23 Vgl BraumluerIII45 24 Leskien 1914161162 BraumluerIII4142 sect127 Matešič 1970158 In dem fuumlr das Štokavische eingefuumlhrten

Akzentuationssystem von Vuk Karadžić (1787ndash1864) ist der verschobene Hauptton bei kurzer Silbe mit ` bei langer mit acute bezeichnet der nicht verschobene bei kurzer mit shy bei langer mit ʄ (vgl Leskien 1914122 sect214C) Eine Sammlung der serbokroatischen Ethnika auf -jan- bietet Goumlrner 1963 (zum Akzent dieser Bil-dungen Goumlrner 1963103ndash106)

25 Vgl Leskien 1914120 26 Moguš 1966212 Steinhauer 1973200 220 27 Jurišić 1973199 28 BraumluerIII42 sect128

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 367

hunderts vor29 asiriacuteanomъ (Dat Pl) 16a asiriacuteany (Instr Pl) 18 ( asiriacutea 14) egiacuteptěnochъ (Lok Pl) 16 ( egiacuteptъ 31 egiacuteptu Dat Sg 28a) riacutemlěninъ (Nom Sg) 74 riacutemlěny (Instr Pl) 70 76 83 riacutemlěnomъ (Dat Pl) 70 ( riacutema Gen Sg 69 89 93a) troacutejanom (Dat Pl) 7 troacutejane (Nom Pl) 40 ( troacuteǫ Akk Sg 46 54 58) Lavrov 1893 Priloženija zB indiacuteane (Nom Pl) 8 ( indiacutea 8) troacutejanom (Dat Pl) 7 troacutejany (Akk Pl) 8 ( troacuteja Gen Sg 5 8) Diese Ethnika zeigen also in der Regel Beibehaltung des Akzents ihrer Grundwoumlrter Im Neubulgarischen werden appellativische Einwohnerbezeichnungen wie etwa graždaacutenin (mit best Artikel graždaacuteninъt) Plural graždaacuteni (graždaacutenite) in der Regel konstant auf dem Suffix -jan- akzentuiert (vgl dvorjaacutenin sbquoEdelmannlsquo dvorjaacuteni pogaacutenin sbquoHeidelsquo (neben pogaacutenec) pogaacuteni christijaacutenin christijaacuteni angličaacutenin sbquoEnglaumlnderlsquo angličaacuteni)30 Doch gibt es auch Einzelbeispiele mit konstanter Anfangsbetonung wie seacuteljanin Plural seacuteljani

42424242 Vergleicht man das Material der slavischen Einzelsprachen die fuumlr die Rekonstruktion des urslavischen Wortakzentes relevant sind so kann man zusammenfassend fuumlr das Ursla-vische wohl folgende Betonungstypen fuumlr die Bildungen auf -jan- (bzw -jan-inъ) anset-zen31 1 Fuumlr die Pluralbildung auf -jane a) konstante Suffixbetonung -jaacuten- (alt)32 b) Beibehaltung der Betonung des Grundwortes (analogisch) 2 Fuumlr die Singualtivbildung -jan-inъ a) konstante Betonung -jan-inъ (alt)33 b) konstante Betonung -jaacuten-inъ (ana-logisch nach dem Plural -jaacutene) c) Beibehaltung der Betonung des Grundwortes (analo-gisch) Die urspruumlngliche Verteilung waumlre dann im Ostslavischen bewahrt in Faumlllen wie russ dvorjaniacuten sbquoAdliger Houmlflinglsquo Pl dvorjaacutene mirjaniacuten sbquoWeltlicherlsquo Pl mirjaacutene ukr seljaniacuten sbquoDorfbewohner Bauerlsquo Pl seljaacuteny dvorjaniacuten Pl dvorjaacuteny wruss seljaniacuten Pl sjaljaacutene meščaniacuten sbquoBuumlrgerlsquo Pl mjaščaacutene

5555 In der Folge werden nun aumlltere Erklaumlrungsversuche von slavisch -ěn- und -jan- mit den Angaben zu ihrem auszligerslavischen Anschluss angefuumlhrt Ein ausfuumlhrliches Referat aumllterer Erklaumlrungsversuche findet sich auch bei Goumlrner (19675960) Leskien (1891390) bdquoDas (sc litauische und lettische Suffix) -ėna- der Einwohnernamen hat seine Entsprechung im Slavischen Bekanntlich werden hier solche Worte meist mit -jan- (Singular -jan-inъ Pl -jan-e) gebildet aber alte Voumllkernamen wie Slověne zeigen dass die urspruumlngliche Form -ēn- war Kommt ē nach j zu stehen so wird es zu ā zB zemljaninъ sbquoLandsmannlsquo zemlja von solchen Faumlllen hat sich dann -jan- verallgemeinert zB graždaninъ = gradjaninъ sbquoBuumlrgerlsquo zu gradъ sbquoStadtlsquo Ich glaube daher nicht dass Brugmann Grdr 2 340 die slavische Form richtig als -ōn- vgl οmacrρανplusmnων angesehen hatldquo Vondraacutek (1924660 sect682) bdquoSuffix -ēn- und -jan- zur Bezeichnung der Angehoumlrigen eines Volkes der Bewoh-ner einer Oumlrtlichkeit Es handelt sich hier um das -en-Suffix dessen Dehnung in dieser Funktion in allen Kasus verallgemeinert wurde Slověne Samarěne Bei i- und o-Staumlmmen fuumlhrte es zu -jan- das dann als selbstaumlndiges Suffix verallgemeinert wurde graždane nach zemljane u dgl (hellip) Bezuumlglich des Akzentes vgl mirjaniacuten Pl mirjaacutene dvorjaniacuten Pl

29 Vgl Dujčev 1963 Goumlrner 196766 30 Vgl BraumluerIII4041 sect126 31 Vgl bereits Vondraacutek 1924660 sect682 (anders Goumlrner 19676263) 32 Vgl zB Nom Pl russ gorožaacutene (aruss ksl gražaacutene) ukrain horožaacuteny čak (Novi) grajagraveni bulg graždaacuteni

lt urslav gordjaacutene russ dvorjaacutene ukrain dvorjaacuteny skr štok dvograverani sloven dvorjaacuteni bulg dvorjaacuteni lt ur-slav dvorjaacutene aruss seljaacutene ukr seljaacuteny wruss sjaljaacutene skr štok segraveljani slov seljaacuteni lt urslav seljaacutene

33 Fuumlr die Urspruumlnglichkeit dieser Betonung (vgl russ dvorjaniacuten měščaniacuten seljaniacuten ukrain dvorjanyacuten mišča-nyacuten seljanyacuten) spricht nach Leskien 1914161162 auch die Tatsache dass Bildungen auf -inъ auszligerhalb von jan-Ableitungen Akzentuierung des Suffixes zeigen vgl russ gospodiacuten = čak (Vrgada) gospodĩn = štok gospogravedin lt urslav gospodiacutenъ

368 Stefan Schaffner

dvorjaacuteneldquo Vondraacutek (1924543) bdquoUnser Suffix ist offenbar identisch mit dem balti-schen -ēna-Suff in lit Tilžpnas sbquoTilsiterlsquo kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo girpnai sbquoWaldleutelsquo brolpnas sbquoBrudersohnlsquo u dgl so daszlig hier ein Uumlbertritt der konsonantischen Staumlmme auf -ēn- (vgl gr λειχacuteν -microνος sbquoFlechtelsquo sabin Anio -iēnis) in die Dekl der o-St voraus-gesetzt werden muszlig (hellip) Die urspruumlngliche konsonantische Deklination sieht man noch im Pl im Nom Slověne Samarěne usw (hellip) Den -ěn-Stamm Slověn weiszlig sich Zubatyacute nur aus einem ehemaligen Nom ēn (vgl korę) zu erklaumlrenldquo Braumluer (III38) bdquoAls Ausgangs-punkt ist wahrscheinlich nur das Suffix ursl -ěn- anzunehmen das sich mit der lit Bil-dung tilžpnas sbquoBewohner von Tilsitlsquo als Ableitung vom Ortsnamen TiCžė oder mit kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo als Ableitung von kaacutelnas sbquoBerglsquo vergleichen laumlszligt und die Zugehoumlrigkeit bezeichnet Wurde dieses Suffix an einen jo- oder i-Stamm angefuumlgt so muszligte --ěn- zu -jan- veraumlndert werden zu ursl polje ndash poljane ebenso ar kyjane sbquoKieverlsquo zum Perso-nennamen ar Kyjъ Die gleiche Veraumlnderung trat ein wenn das Suffix -ěn- an das mit dem Possessivsuffix j(ъ)- erweiterte Grundwort angefuumlgt wurde Fluszligname Polota ndash r Adjek-tiv polot-jъ- gt poločъ- polot-j-ěne gt poločane ebenso ar derevljane In diesem Fall wuumlrde es genuumlgen nur das Suffix -ěn- als urspruumlnglich anzusehen Das nach palatalen Lauten daraus entstandene Suffix -jan- (-rsquoan-) koumlnnte dann seinerseits produktiv geworden und bei weiteren Neubildungen verallgemeinert worden seinldquo (so auch Vaillant 1958II sect187) Arumaa (198524) bdquoEine besondere Gruppe bezeichnen die Benennungen der An-gehoumlrigen eines Volkes oder der Bewohner einer Oumlrtlichkeit im Slavischen der Typ Slověne Pl im Baltischen lit girpnas sbquoWaldbewohnerlsquo (hellip) Unklar bleibt im Slavischen das Verhaumlltnis des Suffixes -ěn- zu -jan- Rimljane Poločane (zu Polota) und die Herkunft von -jan-ldquo Den meisten aumllteren Erklaumlrungsversuchen ist also gemeinsam dass von slavisch -ěn- als aumllterer Suffixvariante die sich hinter -j- lautgesetzlich zu -jan- entwickelt hat ausgegangen wird und dass als naumlchster ausserslavischer Anknuumlpfungspunkt das baltische Zugehoumlrigkeitssuffix -rna- angesehen wird Wenn die Suffixbetonung im Slavischen bei den Pluralbildungen auf -ěne beziehungsweise -jane urspruumlnglich ist dann stimmen bei-de Suffixe auch im Wortakzent uumlberein Ein wichtiger Unterschied ist aber die Stammge-stalt beider Suffixe das slavische Suffix ist ein n-Stamm das baltische ein a- also indoger-manisch ein eo-Stamm

6666 Das baltische Zugehoumlrigkeitssuffix -rna- (lit -pnas f -pnė lett -ēns f -ēne) das als naumlchster etymologischer Anknuumlpfungspunkt fuumlr das slavische Suffix -ěn- bzw -jaacuten- an-gesehen wird umfasst drei groszlige Bedeutungsgruppen34

1 Einwohnernamen a) im Litauischen Įsrutpnas sbquoInsterburgerlsquo Įsrugravets Ragainpnas sbquoRagmiterlsquo Ragaĩnė Tilžpnas sbquoTilsiterlsquo TiCžė Kupiškpnas sbquoEinwohner von Kugravepiš-kislsquo (hierher auch als Plurale der Einwohnernamen die haumlufigen lit Dorfnamen auf -pnai Bitpnai Piktuppnai Staluppnai Stilpnai usw) seltener Ableitungen von appellativen Ortsbezeichnungen zB girpnai sbquoWaldleutelsquo gigraverė sbquoWaldlsquo kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo kaacutelnas sbquoBerglsquo kaimpnas sbquoNachbarlsquo kaiacutemas sbquo(Bauern-)Dorf Land (im Ggs zur Stadt)lsquo kipmas sbquoHof(-raum) (Bauern-)Hof Gehoumlft Dorflsquo (neben ge-woumlhnlichem kaimyacutenas sbquoNachbarlsquo fem kaimỹnė vgl zur Bildung und Bedeutung lat vīcīnus sbquoNachbarlsquo vīcus sbquoDorflsquo) b) im Lettischen (heute selten) zB Ābawēns sbquoAnwohner des Fluszliges Ābawalsquo

2 Verwandtschaftsnamen a) im Litauischen brolpnas sbquoBrudersohnlsquo ( broacutelis sbquoBru-derlsquo) seserpnas sbquoSchwestersohnlsquo seserpnai sbquoSchwesterkinderlsquo ( sesuotilde sbquoSchwes-

34 Vgl Leskien 1891388389 Senn 1966317 sect600 Forssman 2001246ndash252

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 369

terlsquo) tetpnas sbquoKind der Tantelsquo ( tetagrave sbquoTantelsquo) tetulpnas ( tetulp sbquomatertera amitalsquo) dėdpnos sbquoToumlchter des Vaterbruderslsquo ( dėdx sbquoVaterbruderlsquo)35 b) im Lettischen brālēns sbquoCousinlsquo ( brālis sbquoBruderlsquo) vgl auch skolēns sbquoSchuumllerlsquo ( skola sbquoSchulelsquo) draudsēns sbquoFreundessohnlsquo ( draugs sbquoFreundlsquo)

3 Bezeichnungen junger Lebewesen va von Tierjungen a) im Litauischen nur in best Mundarten zB gervpnas sbquoKranichjungeslsquo ( geacutervė) hierher wohl auch varnpnas sbquoStar Amsellsquo ( vaacuternas sbquoRabelsquo) b) im Lettischen versēns sbquojunger Ochselsquo ( versis) āsēns sbquoBoumlckleinlsquo ( āsis) pīlēns sbquoEntenkuumlkenlsquo ( pīle) kaķēns sbquoKatzenjun-geslsquo ( kaķis) puisēns sbquoKnabelsquo ( puisis sbquoJungelsquo)

7777 Es ist bisher uumlbersehen worden dass eine weitere etymologische Anschlussmoumlglichkeit fuumlr die slavischen Ethnika auf -jane im Griechischen existiert Es handelt sich um griechi-sche Ethnika die mit einem Suffix -νες (ion att -microνες) myken -ānes lt urgriech -ān-es gebildet sind36 Die urgriechische Lautform des Suffixes ist -ān- wie sie im My-kenischen und spaumlter in den nordwestgriechischen Dialekten fortlebt Im Ionisch-Attischen entwickelt sich langes urgriechisches ā etwa um 1000 v Chr lautgesetzlich zu offenen [ēʛ] daher die ionisch-attische Lautform -ην- Bereits das Mykenische der aumlltestbezeugte mit der Silbenschrift Linear B aufgezeichnete Dialekt des Griechischen aus der Zeit 1400 bis 1200 vor Christus kennt solche Bildungen auf -ān-es37 Beispiele sind etwa

a) myk Pa-ki-ja-ne wahrscheinlich Sphagiānes (Ethnikon als ON verwendet Typus Λmκροι)38 Es ist die Bezeichnung des Ortes mit dem Hauptheiligtum von Pylos ei-nem der groszligen Palastzentren der mykenischen Kultur neben dem die Regionsna-men Pa-ki-ja-na (wahrscheinlich Sphagiānā) PY Na 56139 und Pa-ki-ja-ni-ja (wahrscheinlich Sphagiāniā) PY En 6091 PY Jo 43810 PY On 3003 stehen Myk Sphagiānes ist wohl eine Ableitung von Sphagiā spaumlter Σφαγplusmn des bis ins Neugriechische erhaltenen Namens der Insel vor Pylos die daneben auch Σφακτη-ρplusmn heiszligt Die urspruumlngliche Bedeutung vonSphagiā Σφαγplusmn war wohl sbquoSchlacht-opferstellelsquo (Kollektivum von σφfrac34γιον sbquowas zu schlachten istlsquo)40

b) myk I-na-ne Inānes PY An 187 (Ethnikon als ON verwendet) neben myk I-na-ni-ja Ināniā (PY An 183 Ae 8+) Inās Ineus Iniā und spaumlterem iquestνAgrave41

c) myk re-ka-ta-ne PY An 2079 (Nom Pl oder Dat Sg in lok Funktion)42 d) myk te-ta-ra-ne PY (Bartoněk 2002250)

35 In ostlitauischen Mundarten druumlckt -pnas wenn es an Bezeichnungen von Lebewesen angefuumlgt wird mitleidi-ge Verachtung aus zB žmogpnas sbquoMenschlein armseliges Mannsbildlsquo ( žmogugraves sbquoMensch Mannlsquo)

36 Vgl Bechtel 19236080 Schwyzer 1953486 Chantraine 1968166ff Risch 197458 Leukart 1980244ff Balles 2008208

37 Vgl Bartoněk 2002250 466 38 Belege (nach Hajnal 1995168 und Bartoněk 2002250 466) Nom Pl Pa-ki-ja-ne PY Vn 194 PY Xa 1131

Akk Pl Pa-ki-ja-na-de Sphagiānas-de sbquonach Sphlsquo PY Fr 1233 Dat-Lok Pl Pa-ki-ja-si Sphagiānsi sbquoin Sphlsquo PY An 1811++ Instr-Abl Pa-ki]-ja-pi Sphagiāmphi sbquoaus Sphlsquo PY Eb 338 A (in einer recht sicheren Ergaumlnzung)

39 In der pylischen E-Serie (PY Eb 339A++) steht pa-ki-ja-na einzig als Attribut zu i-je-re-ja Die Fuumlgung i-je-re-ja pa-ki-ja-na duumlrfte als hijereja Sphagiānās sbquoPriesterin vonaus Sphagiānālsquo zu deuten sein mit einem abla-tivischen Genitiv (vgl Hajnal 1995218 Anm 295) Zur moumlglichen Identitaumlt von Pa-ki-ja-ne und Pa-ki-ja-na vgl Guglielmo 1982157 und Hajnal 1995218 Anm 295

40 Vgl Leukart 1980240241 und 244245 (mit Literatur) Hajnal 1995168 41 Vgl Ruijgh 1967sectsect119 141 Leukart 1980246 Anm 29 42 Hajnal 1995235236 Bartoněk 2002250

370 Stefan Schaffner

71717171 In den spaumlteren alphabetgriechischen Dialekten ist eine ganze Reihe von Ethnika auf -νες (ion-att -microνες) bezeugt die hier nun in ihrer geographischen Verteilung von Nor-den nach Suumlden angefuumlhrt werden Die meisten stammen aus nord(west-)griechischem Ge-biet43

a) nordgriech() AacuteγριAcircνες (Thuk II 963) im Land der Paionen AtildeγχελAcircνες (Ptol V 1088) an der Muumlndung des Drilon (daneben Bildung auf -εAumlς Atildeγχελες Hdt V 61)

b) epirotisch AacuteθαmicroAcircνες AacuteρκτAcircνες AacuteτιντAcircνες ΤαλαιAcircνες c) thessalisch Egraveλλνες (-ην-) (um Dodona) ΑEacuteνιAcircνες d) aumltolisch Aacuteγρινινες (belegt Aacuteγρινινος D3 61081) zur Stadt Aacuteγρplusmnνιον (daneben Bil-

dung auf -εAumlς AacuteγρινιEcircος D3 6035) ∆αιAcircνες (belegt ∆αιAcircνος D3 42121) AtildeοιτAcircνες (belegt AtildeοιτAcircνων IG 4273) ΕmacrρυτAcircνες (ΕmacrρυτAcircσιν Thuk III 945)

e) mittelgriech AacuteκαρνAcircνες Akarnanien gegenuumlber die Insel der ΚεφαλλAcircνες (-ην-) im Ionischen Meer ΦοιτιAcircνες (Stadt Φοιτplusmnαι) in Akarnanien

f) dorisch ∆υmicroAcircνες (Phyle) g) arkadisch AacuteζAcircνες (-ην-)

Die bezeugten griechischen Ethnika auf -νες (ion-att -microνες) aus den klassischen Dialek-ten stammen also zwar vorwiegend aus dem nordwestgriechischen Gebiet die Verbreitung reicht aber bis nach Arkadien auf der Peloponnes

72727272 Fuumlr diese griechischen Ethnika auf -νες (ion att -microνες) aus den klassischen Dialekten bestehen nun etymologische Anschlussmoumlglichkeiten an griechische oder zumindest im Griechischen moumlgliche Staumlmme auf -ā- lt -ah2- insbesondere Ortsnamen oder Ortskollek-tiva mit Stamm auf -ā Diese werden nun in alphabetischer Reihenfolge angefuumlhrt44

a) nordgriech() AacuteγριAcircνες zu einem Landschaftsnamen Aacuteγρplusmn ( ETHγριος sbquowildlsquo) b) arkadisch AacuteζAcircνες zu ETHζω sbquotrocken seinlsquo (ETHζη sbquoSchmutzlsquo[]) oder (eher) zu ETHζον

microEcircγαν (codd microEcircλαν) καOgrave Oacuteψηλmν Hsch c) thessalisch ΑEacuteνιAcircνες zu αEacuteνmς sbquoschrecklichlsquo mit komplexem -ιν- (vgl daneben

ΑEacuteν-plusmnδ- Name der von ihnen bewohnten Landschaft) d) epirotisch AacuteρκτAcircνες Ableitung von einem Kollektiv arktā- sbquoBaumlrengegendlsquo

( griech ETHρκτος sbquoBaumlrlsquo) vgl zur Benennung das Ethnikon Aacuteρκfrac34δες lt Aacuteρκτ-frac34δ-ες e) dorisch ∆υmicroAcircνες (Phylenname) moumlglicherweise zu dumā- sbquoStammlsquo45 (vgl ∆Aumlmicroη Oumlν

Σπfrac34ρτtimes φυλacute καOgrave τmπος Hsch) in der Bedeutung etwa von φυλEcircται sbquoStammesgenos-senlsquo

f) thessalisch Egraveλλνες46 (Akzent nach ΠανEcircλλνες anstelle von UgraveλλAcircνες) Ableitung von einem Ortskollektiv hellā lt sed-lah2 sbquo(Wohn-)sitzlsquo (vgl Uacuteλλfrac34 καθEcircδρα Λfrac34-κωνες Hsch lat sella kelt sedlo- in ON) Egraveλλνες ist wohl nicht zu trennen von Ugraveλλοplusmn Egraveλληνες οUcirc Oumlν ∆ωδAgraveνtimes καOgrave οUcirc Ucircερες Hsch (auch Pindar Fr 59) und den gleichbedeutenden Σελλοplusmn (Il Π 234) den Ureinwohnern von Dodona aus deren

43 Siehe Bechtel 192360 Leukart 1980245 44 Nach Leukart 1980245 mit Literatur 45 Mit auszligergriechischem Anschluss an ae tēam afries tām sbquoNachkommenschaftlsquo lt urgerm ta1ma-z 46 Bei Homer ist Egraveλληνες (seit Il B 684) noch Bezeichnung eines thessalischen Stammes und Ugraveλλfrac34ς -frac34δος f

sbquoHellas Land der Egraveλληνεςlsquo Bezeichnung einer Landschaft des suumldlichen Thessalien Seit Herodot wird Egraveλληνες zur Bezeichnung aller Griechen verwendet Neben Egraveλληνες steht Egraveλλοπες in Atildeλλmπια dem Na-men der Umgegend von Dodona (Hes Fr 1341) und des noumlrdlichen Euboumla (Hdt 823) Seit Aristoteles (Met 352 a 34) galt das Gebiet von Dodona und das Acheloos-Tal als die Urheimat der Hellenen die Uumlρχαplusmnα Ugraveλλfrac34ς (vgl FriskI498499 LfgrE2556557)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 371

Reihen die Zeuspriester ausgewaumlhlt wurden Sello- bzw Hello- ist das primaumlre und etymologisch unsichere Grundwort Egraveλλνες ist wohl eine Ableitung von ei-nem griechisch gebildeten Ortskollektiv Hellā- sbquoRegion der Helloilsquo zum moumlgli-cherweise ungriechischen Ethnikon Hello- (vgl dazu spaumlteres Κρacuteτ- zu ungriech Κρmicroτες)

g) aumltolisch ΕmacrρυτAcircνες Ableitung von Ehurutā- sbquoGegend mit gutflieszligenden Quellenlsquo (zu εYacuteρυτος sbquogutflieszligendlsquo [κρacuteνη E])

h) mittelgriech ΚεφαλλAcircνες Ableitung von einem Grundwort kephalā- ( gr κεφαλacute sbquoHaupt Kopf Oberstes Spitze Endelsquo) vgl den spaumlteren Inselnamen Κεφαλληνplusmnα

73737373 In diesem Zusammenhang ist auch kurz auf die griechischen Landschafts- und Ortsna-men auf -ānā wie Μυκszligν Μεσσszligν oder Aacuteθszligν47 einzugehen Es handelt sich um Orts-kollektiva auf -ā die von den Ethnika mit Stamm auf -ān- abgeleitet sind48 Fuumlr myk Sphagiān-ā sbquoRegion der Sphagiāneslsquo ergibt sich folgende Ableitungssequenz

mykenisch ON Sphagiā rarr Sphagiān-es rarr Sphagiān-ā sbquoRegion der Sphagiāneslsquo (vgl oben 7a)

Entsprechend koumlnnen fuumlr Μυκszligν Μεσσszligν die folgenden Ableitungssequenzen angesetzt werden

a) Mukā (etymologisch wohl zu microAumlκων σωρmς θηmicroAgraveν Hsch) rarr Mukān-es rarr Mukān-ā sbquoRegion der Mukāneslsquo (Μυκacuteνη)

b) Messā (homerisch ΜEcircσση in Lakonien etymologisch zu microEcircσσος sbquoin der Mitte gele-genlsquo) rarr Messān-es rarr Messān-ā sbquoRegion der Messāneslsquo (dor Μεσσszligν ionisch-attisch Μεσσacuteνη) wozu in einer weiteren Phase das spaumlter uumlbliche Ethnikon Μεσσaacuteνιος und der Regionsname Μεσσνplusmn gebildet wurden

77774444 In der Folge soll nun auf vier aumlltere Erklaumlrungsversuche des griechischen Suffi-xes -νες (ion att -microνες) myk -ānes lt urgriech -ān-es zur Bildung von Ethnika einge-gangen werden Da diese bisherigen Erklaumlrungsversuche mE nicht uumlberzeugen konnten seien sie hier kurz diskutiert und die wichtigsten Gegenargumente genannt

1 H Jacobsohn (1927283ff 193076ff) (vgl auch Chantraine 1968163 68) hatte angenommen dass die Bildungen auf -ν- alle aus -acircον- kontrahiert seinen Dieser Erklaumlrungsversuch laumlsst sich mit folgenden Gegenargumenten entkraumlften

a) das Nebeneinander von nordwestgriechisch-dorisch und arkadisch -ν- gegenuumlber ionisch-attisch -ηv- (zB Egraveλληνες) zeigt deutlich dass urgrie-chisch -ān- zugrundeliegt Denn -z(1)on- haumltte im Attischen -εAgraveν- er-geben und waumlre auszligerhalb des Ionisch-Attischen zu -ν- kontrahiert wor-den vgl κοινaacute(acirc)ων Gen -aacute(acirc)ονος49 (gebildet wie hom διδυmicroaacuteονε) gt dor usw κοινaacuteν m sbquoTeilnehmer Gesellschafterlsquo Pind Py 328 Inscr

47 Vgl hierzu Leukart 1980246 Fn 27 bdquoAacuteθacuteνη bzw -αι ist urspruumlnglich Ortsname und nicht Name der Goumlttin die folgerichtig bei Homer Aacuteθηναplusmnη heiszligt (att Aacuteθηναplusmnα kontrahiert zu AacuteθηνAcirc) Es ist deshalb sinnlos den Ortsnamen von demjenigen der Goumlttin herleiten zu wollen (so Frisk GEW und Chantraine DELG sv) Myk A-ta-na-po-ti-ni-ja ist als Athānās (Ortname im Gen) Potnia aufzufassen (vgl ebenso mit Gen da-pu2-ri-to-jo p u-po-jo p)ldquo

48 Vgl zum Folgenden Leukart 1980246 49 Vgl als Parallele ξυνaacute(acirc)ων Gen -szlig(acirc)ονος ( ξaumlνmς) gt ξυνszligων Pind Py 348 Aisch frg 996 (per coni)

ξυνaacuteν Pind Nem 527 ξυνacuteων Hes th 595 u 601 ξυνAgraveν Soph frg 970 ξυνωνplusmnη Archil 89

372 Stefan Schaffner

Schw 3624 [Lokris] 65621 [Tegea] vgl auch dor κοιννEcircω Schw 89g [Argos] 323 B 48 [Delphi] Foedus ap Thuk 5791 vgl auch κοιννplusmnα Pind Py 197) att κοινεAgraveν sbquodslsquo Eur Her 149 u 340 Xenophons κοινAgraveν Cyr p 7535 scheint eine Umsetzung von dor κοινaacuteν nach att κοινωνEcircω (mit lautgesetzlicher Entwicklung von -ǣ(1)on- gt att -ων- im Vorton) wozu att κοινωνmς nach einem Verhaumlltnis wie στρατηγEcircω στρατηγmς ruumlckgebildet wurde zu sein (Leumann 1993223224 Fn 20 Peters 1980254255 Fn 212)

b) das Mykenische hat mit Bildungen wie Pa-ki-ja-ne Sphagiānes und I-na-ne Inānes gezeigt dass bereits im Urgriechischen ein Bildetyp von Eth-nika auf urgriech -ān- (neben Bildungen auf -ā1on- lt -ah2-1on- vgl myk [PY] o-qa-wo-ne- hokwāaringon- sbquoMitglied des Gefolgeslsquo [vgl hom aeligπfrac34ων sbquoGefaumlhrtelsquo] myk [KN] I-ja-wo-ne Iāaringon- sbquoMann aus Iālsquo) exis-tiert hat

2 Nach Schwyzer (1953185 487) koumlnnten die vorwiegend im Nordwesten beheimate-ten Ethnika auf -ān- auf uridg -ēn- (dehnstufige Variante des indiv Suffixes -eon-) beruhen und zwar mit nordgriechisch-illyrischem Lautwandel ē gt ā (wegen albanisch o lt uridg ē wohl uumlber ā) Als Gegenargumente lassen sich anfuumlhren

a) die Verbreitung der Ethnika auf -ān-es auch im Suumldgriechischen (Myke-nischen Arkadischen) und die fruumlhe Bezeugung im Mykenischen spre-chen gegen die Herkunft aus einer (aus anderen Gruumlnden voumlllig hypotheti-schen) Vorstufe Nordgriechisch-Illyrisch

b) die Hypothese Schwyzers ist kaum zutreffend fuumlr die Ethnika auf -ānes mit deutlichen oder zumindest moumlglichen griechischen Derivationsbasen mit Stamm auf -ā

3 Nach Leukart (1980238ndash247) dem wir die letzte umfassende Behandlung des Suf-fixes -νες (ion-att -microνες) myk -ānes lt urgriech -ān-es zur Bildung von Ethni-ka verdanken ist das Suffix -ān- der Ethnika vergleichbar mit dem Suffix -ān- von urgriech ne1ān-50 Urgriech ne1ān- ist das Grundwort von griech νενplusmnς sbquojunger Mannlsquo sekundaumlr Adj sbquojugendlichlsquo (zuerst νεηνplusmnης Uumlνacuteρ Hom Od κ 278 ξ 524) νενικmς sbquojugendlichlsquo (Ar+) Deminutiv νενplusmnσκος sbquojunger Mannlsquo (Hdt+) man vgl auch die denominalen Verba νενιεAumlοmicroαι sbquowie ein jugendlicher Hitzkopf handelnlsquo (Ar+) mit νενplusmnευmicroα sbquojugendlich impulsive Handlunglsquo (Pl+) und νενικEcircω sbquojugendlich seinlsquo (Eup+) Femininum νεAcircνις νεmicroνις -ιδος (Il+ ep-poet) Ur-griech ne1ān- stellt nach Leukart (1980241242) eine Ableitung mit der tiefstufi-gen Form des charakterisierend-individualisierenden Suffixes -eon- von einem vor-urgriechischen vielleicht sogar uridg Stamm ne1ā- (bzw ne1ah2-) der als Kol-lektivbildung sbquoGesamtheit der jungen Leutelsquo bedeutete dar Zur Funktion des Suffi-xes aumluszligert sich Leukart (1980242 Anm 15) folgendermaszligen bdquoWegen der indivi-dualisierend-singulativischen Funktion von ne1ā-n- usw (hellip) empfiehlt es sich von -eon- mit der spezielleren Bedeutungsentwicklung sbquoderjenige aus der Gruppe xlsquo gt sbquoeiner aus helliplsquo auszugehenldquo Gegen diese Erklaumlrung Leukarts laumlsst sich als Ge-genargument anfuumlhren dass das Suffix -ān- der Ethnika funktional nicht verglichen werden kann da zwischen der Ableitungsbasis und den abgeleiteten Ethnika deut-lich eine Zugehoumlrigkeitsrelation zum Ausdruck gebracht wird (zB ΦοιτιAcircνες eig

50 Moumlglicherweise bezeugt in νεfrac34ν νEcircος sbquoJuumlnglinglsquo (A D Adv 1608 Suid sv νεAcircνις Eust 33515 EM) falls es nicht bloszliges Grammatikerrekonstrukt zu Erklaumlrung von νεAcircνις ist (Leukart 1980238)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 373

sbquodie zur Stadt Φοιτplusmnαι Gehoumlrigen Einwohner der Stadt Φοιτplusmnαιlsquo ∆υmicroAcircνες [Phylenna-me] eig sbquodie zur dumā-zum bdquoStammldquo Gehoumlrigenlsquo in der Bedeutung etwa von φυλEcircται sbquoStammesgenossenlsquo) und das individualisierende Suffix -eon- alleine den Ausdruck der Zugehoumlrigkeit nicht leistet51

4 Bei Balles (2008208) sind die griechischen Voumllkernamen auf -νες (ion att -microνες) urgriech -ān-es falsch unter die vorwiegend fuumlr gewisse dorische bzw nordwest-griechische Dialekte charakteristischen Sekundaumlrbildungen auf -acuteν Gen -microνος des Typs λεσχacuteν sbquoSchwaumltzerlsquo ( λEcircσχη sbquoOrt zum Liegen Plaudereilsquo) oder ξιφacuteν sbquoSchwerttraumlgerlsquo (ccedil φEcircρων ξplusmnφος Hsch)52 wozu auch die vor allem in Megara und Korinth bezeugten Personennamen wie Λυσacuteν Καλλacuteν Aacuteριστacuteν Νικacuteν etc (vgl Solmsen 1909116ff) zaumlhlen eingeordnet Diese Bildungen zeigen auch im dorisch-nordwestgriechischen Dialektgebiet die Suffixablautstufe -ην- lt urgriech -ēʛn- die mit dorisch-nordwestgriechisch -ν- lt urgriech -ān- der Ethnika lautlich nicht kompatibel ist

8888 In der Folge soll nun eine neue Erklaumlrungsmoumlglichkeit der Suffixe urgriech -ān-es und urslav -ěne bzw -jane zur Bildung von Ethnika und der baltischen Zugehoumlrigkeitsbil-dungen auf -rna- praumlsentiert werden Den Ausgangspunkt fuumlr diese neue Erklaumlrungsmoumlg-lichkeit bildet die Beobachtung dass im Urindogermanischen bzw in den Einzelsprachen Suffixkonglomerate zur Bezeichnung der Zugehoumlrigkeit aus der Kombination zweier funk-tional aumlquivalenter Zugehoumlrigkeitssuffixe bzw aus der Kombination zweier Bildemoumlglich-keiten zur Bezeichnung der Zugehoumlrigkeit entstanden sein koumlnnen Man vergleiche zum Beispiel

a) Zugehoumlrigkeitssuffix -iacuteh2-no- (lat -īnus gr -eacuteνος lit -yacutenas slav -iacutenъ germ -īna-53) Kombination aus dem V~k-Suffix -iacuteh2-

54 (vgl ai v~k- f sbquoWoumllfinlsquo ai

51 Diese Uumlberlegung mag vielleicht auch der Grund dafuumlr sein dass Nikolaev 2010191 als Grundlage von ur-griech ne1ān- eine auf dem Kollektivum ne1eh2- bdquoyouthldquo basierende Ableitung ne1eh2-h1(eo)n- bdquohaving youthldquo (gt Hsch νεfrac34ν νEcircος) mit dem Hoffmannschen Possessivsuffix postuliert Nikolaev 2010191 Fn 9 er-laumlutert weiter hierzu bdquoThe analysis here differs from the one originally proposed by Leukart only insofar as he glosses ne1eh2 as lsquoGesamtheit der jungen Leutersquo and operates with an individualizing -n-suffix while I use Hoffmannrsquos possessive suffix -h1(eo)n- insteadldquo

52 Vgl zu diesem Typ auch Peters 1980169 53 ZB lat equīnus sbquozum Pferd gehoumlriglsquo equus sbquoPferdlsquo gr ecircκεανναι sbquoOkeanostoumlchterlsquo lit kaimyacutenas sbquoNach-

barlsquo kaiacutemas sbquoDorflsquo aksl sestrinъ sbquozur Schwester gehoumlriglsquo ahd fingirīn sbquoFingerringlsquo 54 Die Bestimmung des Laryngals des V~k-Suffixes als h2 ergibt sich mE aus der Analyse von gr

Uumlνδριfrac34ς -frac34ντος sbquoStandbild Statuelsquo als h2rih2-aacutent- (vgl zur Bildung auch toch B iko Pl ikonta sbquoSchrittlsquo lt sekās lt sekah2-t-s oder -ant-s [ B sik- sbquoschreitenlsquo lt sik-]) das als Erweiterung mit einem die Bedeu-tung des Grundwortes nur gering modifizierenden abstufenden Suffix ----ent-----nt- (in Faumlllen wie heth irmala-nt- sbquokranklsquo irmala- sbquodslsquo weitere Beispiele unter sect81) einer V~k-Bildung h2r-iacuteh2- sbquowas einem Mann ver-gleichbar ist Bild eines Manneslsquo gedeutet werden kann (Klingenschmitt 2005423 Anm 142) Die Bildungen auf -iacuteh2- des V~k-Typs haben naumlmlich unter anderem die Funktion etwas zu bezeichnen was in seiner Be-schaffenheit an den durch das Grundwort bezeichneten Begriff erinnert (vgl AiGII2384 Klingenschmitt 2005344) vgl zum Beispiel ai ā-v Du sbquoHodenlsquo āaacute- n sbquoEilsquo Du sbquoHodenlsquo lat saniēs sbquoverdorbenes Blut Wundjauchelsquo lt h1sh2an-ih2- sbquoBlutaumlhnlicheslsquo ( heth ešar gr eumlαρ ai aacutes~-k n sbquoBlutlsquo lt uridg h1eacutesh2~ Gen h1sh2aacuten-s) aisl myacuterr f Sumpf Schlammlsquo lt urnord me1Ri+R lt urgerm me1zī lt me1siacuteh2- sbquowas ei-nem Moor aumlhneltlsquo ae mēos m n sbquoMoor Schlammlsquo ahd mios m n sbquodslsquo lt meacute1so- Nur der Ansatz mit h2 erklaumlrt mE auch die Tatsache dass bestimmte Staumlmme des V~k-Typs im Baltischen bzw Litauischen zu Staumlmmen mit Nom Sg -ijagrave und Akk -iją umgebildet sind vgl zB urslav oldi Gen ldiję sbquoSchifflsquo (skr štok lađa čak [Vrgada] ldegatildeđa slov laacutedja nruss ladjaacute aruss lodja) lt alds Gen aldiās (aumllter -i-as

374 Stefan Schaffner

v~ka- m sbquoWolflsquo ai rath- m sbquoWagenlenkerlsquo raacutetha- m sbquoWagenlsquo urslav sǫdi m sbquoRichterlsquo lt som-dhh1-iacuteh2- urslav sǫdъ m sbquoGerichtlsquo lt som-dhh1-oacute-) und dem Suffix -no- (vgl zB lat Romā-nus sbquoRoumlmerlsquo Roma lat paternus sbquozum Vater gehoumlriglsquo maternus sbquozur Mutter gehoumlriglsquo lat fānum sbquoHeiligtumlsquo lt fasnom lt dhƽ1s-no-m sbquozu einer religioumlsen Feier gehoumlriglsquo)

b) av āhuiri- sbquozum ahura- gehoumlriglsquo ( ahura- sbquoHerrlsquo) Kombination aus Vigraveddhi55 plus Zugehoumlrigkeitssuffix -i- (ohne Vigraveddhi av zaraθuštri- sbquozu Zarathustra gehoumlriglsquo zaraθuštra-)

c) uridg te1-oacute- sbquozu dir gehoumlriglsquo (griech hom dor τεacircmς lat tuus) tū sbquodulsquo de1-oacute- sbquoHimmlischer Gottlsquo (ai devaacute- lat deus dīvus lit diẽvas etc) de1-di1- sbquoHim-mellsquo Kombination aus Vigraveddhi51 plus Zugehoumlrigkeitssuffix -o-56 (vgl ohne Vigraveddhi t1-oacute- sbquozu dir gehoumlriglsquo gt griech ion att σmς av θβ)

d) Suffix -io- (vgl zB lat patrius griech πfrac34τριος sbquozum Vater gehoumlriglsquo) lt -ih2-o- Kombination aus den beiden Zugehoumlrigkeitssuffixen -ih2- und -o-57

lt -ih2-as) lit aldijagrave Akk aCdiją sbquoEinbaum Kahnlsquo (nach dem Wandel von -ia- zu ē eingetretene) Umbil-dung von ald-s Gen aldi-as lt aoldh-iacuteh2- sbquoTrogaumlhnlicheslsquo urgerm alđōn- sbquoTroglsquo (nnorw dial olda f sbquogroszliger Troglsquo nschwed aringlla f sbquoBottichlsquo) lt aoldhā-n- (vgl Klingenschmitt 2005344) Zugunsten von h1 des V~k-Suffixes argumentiert Widmer 2005190ff worauf hier im Einzelnen aber nicht eingegangen werden kann

55 Vgl zB ahd swāgur m sbquoSchwagerlsquo lt urgerm s1ēDžura-z lt s1ē0uroacute-s sbquoder zum Schwiegervater (als Sohn) Gehoumlrigelsquo uridg s1eacute0uro-s sbquoSchwiegervaterlsquo (ai śvaacuteśura- gr Uacuteκυρmς lat socer ahd swehur ae sweor etc) Vgl zur Vigraveddhi-Ableitung insgesamt Darms 1978 Jochem Schindler (bei Balles 2006286ff Fn 473 und Widmer 2008618) leitet die Vigraveddhi-Ableitung aus einer Lokativhypostase von endungslosen dehnstufi-gen Lokativen von Wurzelnomina her wobei als Operator fuumlr die Bildung des abgeleiteten Stammes dasselbe Suffix -eo- dient das auch bei Hypostasen von i-Lokativen auftritt (zB uridg h2ant-i+eacuteoacute- sbquoauf der Vor-derseite gegenuumlber befindlichlsquo [gt gr Uumlντplusmnος sbquogegenuumlberstehend entgegengesetztlsquo substantiviert urgerm andia- m n sbquoEnde Rand Grenzelsquo] uridg h2ant-i Lok sbquoauf der Vorderseite gegenuumlberlsquo) Auf einer Loka-tivhypostase uridg pēd-oacute- sbquoam Fuszlig befindlich zum Fuszlig gehoumlriglsquo ( prdplusmni sbquoam Fuszliglsquo) beruhen nun einerseits lit pėdagrave f (3) sbquoFuszligsohle Fuszligspurlsquo = lett pecircda f sbquoFuszligsohlelsquo (lit dial auch ppdas m (3) sbquoFuszligsohlelsquo) und an-dererseits wohl auch griech πηδmν n sbquoRuderblattlsquo (Od+ benannt nach der flachen Form und der Befindlich-keit unten am Ruder FriskII527) dessen urspruumlngliche Bedeutung noch von dem abgeleiteten Verbum πηδfrac34ω sbquospringen huumlpfenlsquo (Il+) vorausgesetzt sein koumlnnte (zur Deutung von lit pėdagrave f (3) sbquoFuszligsohle Fuszlig-spurlsquo = lett pecircda f sbquoFuszligsohlelsquo als einer Vigraveddhi-Ableitung zu ped- sbquoFuszliglsquo vgl Griepentrog 1995163 Larsson 2003245 Anm 15 NIL537 Fn 64) Aus dem prototypischen Nebeneinander von pēd-oacute- sbquoam Fuszlig befindlich zum Fuszlig gehoumlriglsquo ( prd sbquoam Fuszliglsquo) und peacuted- sbquoFuszliglsquo auf das pēd-oacute- sekundaumlr als Ableitung bezogen werden konnte haumltte nun die Regel abstrahiert werden koumlnnen dass bei dieser spezifischen Ableitung das Derivat ge-genuumlber der Derivationsbasis Erhoumlhung des Wurzelablauts um eine Stufe (ē e danach analogisch ō o und e ) und zwar nach dem ersten konsonantischen Wurzelradikal zeigt und das Derivat gegenuumlber der Deriva-tionsbasis oppositiven Akzent aufweist Fuumlr den Ansatz eines Lok Sg prd(plusmni) spricht der Lok Pl prt-su lt prd-su in air iacutes kymr is untenlsquo lt īssu (vgl auch altalb [Buzuku] peumlr posh alb dial peumlrpoacutesh sbquounten hin-unter herunterlsquo lt pēd-si) Mit dem Ansatz eines Lokativ Singular prdplusmni ergaumlbe sich ein weiteres Beispiel fuumlr eine Regel dass bei athematischen Staumlmmen die Ablautstufe des Lokativ Singular gegenuumlber der Ablaut-stufe des paradigmatisch zugeordneten Genitiv Singular jeweils um einen Grad erhoumlht ist (vgl Klingenschmitt 2005319 Fn 30ndash32) Die Regel laumlszligt sich erschlieszligen aus Paradigmen wie Sg Nom dr1-s Gen di1-eacutes Lok deacute1plusmni Sg Nom meacutenti-s Gen mteacute-s Lok mtrplusmni Sg Nom h1noacuteh3m Gen h1h3meacuten-s Lok h1h3mrnplusmni

56 Vgl auch Schaffner 2004490 Fn 15 mit Literatur 57 Fuumlr eine Untermenge der Bildungen auf -ieo- kommt sicherlich auch eine Herleitung aus Hypostasen von

i-Lokativen in Betracht (Widmer 2008617 Balles 1997161ff Nussbaum 1986243) zB uridg h2ant-i+eacuteoacute- sbquoauf der Vorderseite gegenuumlber befindlichlsquo (gt gr Uumlντplusmnος sbquogegenuumlberstehend entgegengesetztlsquo

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 375

81818181 Auch bei Suffixkonglomeraten anderer Funktion besteht die Moumlglichkeit dass diese durch Kombination zweier funktional aumlquivalenter Suffixe enstanden sind man vergleiche zB das im Lateinischen bei Substantiven der 3 bis 5 Deklination verwendete Deminutiv-suffix -culus -a -um (zB homuculus sororcula aedicula vasculum etc) lt -ke-lo- das durch die Kombination eines Deminutivsuffixes -keo- (zB ai rāja-kaacute- sbquoKoumlnigleinlsquo rzjan- sbquoKoumlniglsquo ai pit~-kaacute- sbquoVaumlterchenlsquo pitaacuter- sbquoVaterlsquo aisl bolungr sbquojunger Stierlsquo lt --koacute- boli m n-St sbquoStierlsquo) und eines Deminutivsuffixes -lo- (lat -ulus lt -e-lo- got magula sbquoKnaumlbleinlsquo magus) hervorgegangen ist Im diesem Zusammenhang sei kurz darauf verwiesen dass das slavische Suffix -ęt- zur Bezeichnung von jungen Lebewesen vorwie-gend von Tierjungen (BraumluerIII80ndash99) aus der Kombination zweier individualisierend-charakterisierender Suffixe -en- und -et- entstanden sein kann zB urslav posęt- n sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ( uridg poacuter0oe- sbquodslsquo [lit pašas (2) ahd far(a)h ae fearh lat porcus mir orc]) urslav moCdęt- n sbquoJungeslsquo lt moacutelde-n-t- ( urslav moCdъ sbquojunglsquo lt moacuteldho-)58 auszligerhalb des Slavischen vielleicht auch arm ayceamn sbquoGazellelsquo lt h2ai-(hx)-t- ayc (i) sbquoZiegelsquo lt h2ai-59 Man vergleiche zum individualisierenden Suf-fix -eon- etwa Beispiele wie lat Catō -ōnis sbquoSchlaumlulinglsquo catus sbquoschlau verschlagenlsquo griech στρfrac34βων sbquoSchielerlsquo στραβmς sbquoschielendlsquo got liuta -ins sbquoHeuchlerlsquo liuts sbquoheu-chelndlsquo etc60 zum indiv Suffix -eot- etwa ai haacuteri-t- n sbquogelbe Farbelsquo (in haacuterit-vant- sbquogoldgelblsquo) lt heacutelh3i-t- n sbquodas Gelbelsquo ai haacuteri- sbquofahl gelblichlsquo jav zairi- sbquogelblsquo lt heacutelh3i- uridg meacuteli-t- n sbquoHoniglsquo (gr microEcircλιτ- got milithorn etc) eig sbquoGelbeslsquo ( urkelt meli-no- sbquogelblsquo in mkymr melyn) uridg (h13)aacutelbi-t- n sbquoWeiszligeslsquo (gr ETHλφι n Pl ETHλφιτα sbquoGerstenmehllsquo alb elb sbquoGerstelsquo)61 und griechische und lateinische Bildungen wie gr γυmicroνacuteς γυmicroνacuteτ- sbquoLeichtbewaffneter Infanteristlsquo ( γυmicroνmς sbquonackt unbekleidetlsquo) gr UumlργEcircτ- Uumlργacuteτ- sbquoglaumlnzend strahlend schimmerndlsquo ( Uumlργmς sbquodslsquo) lat stīpes stīpit- sbquoZweig Stocklsquo ( stepo- sbquostarr steiflsquo gt urgerm stīfa- gt ae mhd stīf)62 Eine Analyse des slavischen Suf-fixes -ęt- n als -(e)n- + -t- ergibt sich vom Material des Slavischen aus schon alleine dadurch dass die Bildungen auf -ęt- in deutlicher Beziehung zu Ableitungen von n-Staumlm-men gleicher Bedeutung stehen (vgl zB russ ksl mladę n sbquoKind Knabelsquo [vgl auch slo-vak mlaacutedrsquoa n sbquojunges Tierlsquo] lt urslav moCdęt- n sbquoJungeslsquo aksl mladen-c mladěn-c sbquodslsquo [vgl apreuszlig Elb Voc 189 kint maldenikis] russ dialekt moacuteloden sbquojunger Mannlsquo lt urslav moCden- [Ableitung mittels des indiv n-Suffixes von urslav moCdъ Adj sbquojunglsquo gt aksl mladъ russ moacutelodъ]) und die Bildungen auf -ęt- in den Einzelsprachen zum Teil im Singular (vgl russ Sg teleumlnok sbquoKalblsquo Pl teljaacuteta) oder im Plural (ačech haumlufig Pl -enci lt -en-ci Sg -ě lt -ę zB Pl kuřenci Sg kuřě sbquoHuhnlsquo) durch Ableitungen von n-Staumlm-men suppliert werden (vgl auch apreuszlig smunents sbquoMenschlsquo neben smūnen-isks sbquomensch-lichlsquo)63 Die Produktivitaumlt dieses Typs im Slavischen mit dieser spezifischen semantischen Funktion ist wohl von prototypischen Bildungen wie urslavisch posęt- n sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ausgegangen dessen Grundwort poacuter0eo- dieselbe Bedeutung hat Das Suffix-konglomerat -en-t--n-t- duumlrfte in rein bdquoaugmentativerldquo Funktion wie in urslav posęt- n

substantiviert urgerm andia- m n sbquoEnde Rand Grenzelsquo) uridg h2ant-i Lok sbquoauf der Vorderseite gegen-uumlberlsquo

58 Vgl Schaffner 2001209ndash211 59 Klingenschmitt 19822526 Fn 19 60 Vgl Krahe amp Meid 1969III 92 Schaffner 2001526ndash529 61 Vgl Schaffner 2001211 Fn 200 Zu einer Analyse dieser Bildungen als t-Instrumentale Pinault 198032

Widmer 2005197 62 Nussbaum 20044 63 BraumluerIII81 Schaffner 2001209210

376 Stefan Schaffner

sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ( uridg poacuter0oe- sbquodslsquo) wohl auch im lat Ethnikon Pīcentes sbquodie (jungen) Spechtelsquo ( lat pīcus umbr peico sbquoSpechtlsquo) neben dem Adjektiv Pīcēnus LN Pīcēnum64 in apreuszlig smunents sbquoMenschlsquo (neben smūnen-isks sbquomenschlichlsquo) und wohl auch in griech Uumlνδριfrac34ς -frac34ντος m sbquoMenschenbild Bildsaumlule Standbildlsquo lt h2r-ih2-ant- (Erwei-terung von h2r-iacuteh2- sbquowas einem Mann vergleichbar ist Mannsbildlsquo) Uumlνacuteρ m sbquoMann Menschlsquo lt h2nrr verbaut sein

82828282 Wenn man nun das in sect8 illustrierte Prinzip der Kombination zweier funktional aumlquiva-lenter Zugehoumlrigkeitssuffixe zu einem Suffixkonglomerat auch auf das genannte baltische Zugehoumlrigkeitssuffix -rna- (lit -pnas f -pnė lett -ēns f -ēne vgl oben sect665) anwendet das eine etymologische Entsprechung in lateinischen Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -ēnus (zB Adj Pīcēnus LN Pīcēnum lat pīcus sbquoSpechtlsquo lat -iēnus Abl von io-Staumlmmen zB aliēnus sbquozu einem anderen gehoumlriglsquo alius laniēna [taberna Varro] sbquoFleischerladenlsquo altlat lanius sbquoMetzgerlsquo [wie figlīna taberna sbquoToumlpferwerkstattlsquo figulus sbquoToumlpferlsquo) besitzt66 so kann deren Vorform -eh1-no- bzw -e-h1-no- (bei Ableitung von eo-Staumlmmen67) als Kombina-tion eines abstufenden Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1-h1 dessen unflektierte Form moumlgli-cherweise der urindogermanischen Instrumentalendung -eh1-h1 zugrundeliegt68 und dem Zugehoumlrigkeitssuffix -no- analysiert werden Eine spezialisierte Funktion des Konglome-rats -(e)h1-no- koumlnnte dann in dem sogenannten bdquoHerrschersuffixldquo69 -h1-no- der Bedeu-

64 Vgl Rix 195051237ff 65 Hiervon etymologisch zu trennen ist wohl das zur Bildung von Stoffadjektiven verwendete slavische Suf-

fix -ĕnъ (vgl Vondraacutek 1924I 528529) dass wohl an n-Staumlmmen erwachsen ist (vgl aksl kamĕnъ sbquosteinernlsquo russ kaacutemjanyj serb k`men urslav kaacutemen- m sbquoSteinlsquo aksl plamĕnъ serb pl`men sbquoflammendlsquo urslav plaacutemen- m sbquoFlammelsquo) und von dort als komplexes Suffix abgeloumlst ist (vgl aksl drĕvĕnъ sbquohoumllzernlsquo drĕvo sbquoHolzlsquo)

66 Rix 1972727728 weist darauf hin dass das Umbrische ein patronymisches Gentilnamensuffix -ēno- kennt das mit einem einzigen ndash allerdings durchsichtigen ndash Beispiel aus umbrischen Texten zu belegen ist Voisiener (Gen Sg Ve 236) zu Voisis lt -sos Der Typ ist auf lateinischen Inschriften aus Umbrien und aus den oumlstli-chen und suumldlichen Nachbargebieten der Pikenter Vestiner und Sabiner haumlufig Alfēnus (auch Hor sat 1 3 130+) Labiēnus (auch Sil 1034+) Nach Rix loc cit entspricht dieses patronymische Gentilnamensuffix des Umbrischen etymologisch dem Suffix des Ethnikons Picēnus zu lat pīcus und umbr peico (Akk) sbquoSpechtlsquo Nach Rix loc cit (vgl auch Mayrhofer 197732) gehoumlrt hierher auch das im Iranischen Patronymika bilden-de Suffix -āna- das sich auf -ēno- zuruumlckfuumlhren laumlszligt aav Haēca aspānā (Nom Sg f Yasna 553) zu Haēca aspa (Yasna 4615) Immerhin erwaumlgenswert ist die Frage ob das im Iranischen zur Bildung von Landschaftsnamen gaumlngige Suffix -āna- zB in av Vƽhrkāna- sbquoHyrkanienlsquo (in jav vƽhrkānōšaiiana- sbquodie Wohnung der Hyrkanier bildendlsquo V 111) vƽhrka- m sbquoWolflsquo (vgl auch mp gwlgrsquonyk gurgānīγ sbquozur Pro-vinz Gurgān gehoumlriglsquo np Gurgān gurg sbquoWolflsquo) nicht ebenfalls hier etymologisch anzuschlieszligen ist wenn-gleich das lange ā von -āna- (wie auch des patronymischen Suffixes -āna-) lautlich natuumlrlich mehrdeutig ist

67 Die akutierte Intonation in Faumlllen wie lit kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo ( kaacutelnas sbquoBerglsquo) kaimpnas sbquoNachbarlsquo ( kaiacutemas sbquo[Bauern-]Dorf Landlsquo) deren Ableitungsbasen thematische Staumlmme bilden zeigt wohl dass das Suffixkonglomerat -h1-no- mit Nullstufe der ersten Komponente an den e-stufigen Stamm der Ableitungsba-sis getreten ist Diese Bildungen folgen dann einer Regel dass flexions- und derivationsmorphologische Ele-mente die in die Nullstufe treten koumlnnen an thematische Staumlmme in nullstufiger Gestalt angefuumlgt werden (vgl -o-nt- -eacutent- -o-h1- -eacuteh1-) vgl Klingenschmitt 2005454

68 In diesem Fall koumlnnte die bdquoApertinentivldquo-Endung -ī lt -ih2 verglichen werden die als unflektierte Form des Zugehoumlrigkeitssuffixes -ih2- (ai v~k- f sbquoWoumllfinlsquo ai v~ka- m sbquoWolflsquo ai rath- m sbquoWagenlenkerlsquo raacutetha- m sbquoWagenlsquo etc) zu bestimmen waumlre (vgl etwa teacute1e Gen te1oacute- sbquodeinlsquo ai asmzkaplusmnm Gen asmzka- sbquoun-serlsquo) Klingenschmitt 2005318

69 Man vergleiche die maszliggeblichen Materialsammlungen von Meid 195657260ndash295 1ndash128 und Meid 1957 72ndash108 113ndash126 (vgl auch Krahe amp Meid 1969III 109110 Schaffner 1999[2002]187188)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 377

tung sbquoHerrGott uumlber das was das Grundwort zum Ausdruck bringtlsquo (eig sbquoder (als Herr Gott) dazu Gehoumlrigelsquo) in Bildungen mit Dehnung des praumlsuffixalen Vokals wie lat tribūnus sbquoVorsteher der tribuslsquo ( tribu-) Portūnus sbquoGott der Haumlfen und Durchgaumlngelsquo ( portu-) Neptūnus sbquoGott des feuchten Elementslsquo ( neptu-) Fortūna sbquoGoumlttin des Schicksals und Gluumlckslsquo ( fortu- verbaut in fortuītus sbquozufaumllliglsquo) lat Bellōna sbquoGoumlttin des Kriegeslsquo ( bello-) Annōna sbquoGoumlttin der Erntelsquo ( annus sbquoJahreserntelsquo) vorliegen70 neben denen Bildun-gen mit bdquoeinfachemldquo -no- ohne Dehnung des praumlsuffixalen Vokals wie in lat dominus sbquoHausherrlsquo lt domo-no-s ( domo-) gall Eponā sbquoGoumlttin der Pferdelsquo ( epo- sbquoPferdlsquo) gall Maponos sbquoGott der Soumlhnelsquo ( mapo- sbquoSohnlsquo) gall Nemetonā sbquoGoumlttin der (heiligen) Hainelsquo ( gall nemeton) gall Damonā sbquoGoumlttin der Ochsen bzw Hirschelsquo ( damo- vgl air dam sbquoOchse Hirschlsquo) anord Herjann (Beiname des Gottes Oacuteethinn) = kelt koronos (abrit VN Coriono-tōtae) = griech κοplusmnρανος sbquoHeerfuumlhrer Herrscherlsquo (poet seit Ho) lt koro-no-s sbquodslsquo ( uridg koro- sbquoHeerlsquo)71 urgerm thorne1đana-z m sbquoKoumlniglsquo (got thorniudans anord thornjoacuteethann ae thornēoden as thiodan) lt te1to-noacute-s sbquoVorsteher der thorne1đō der Volksgemeindelsquo ( urgerm thorne1đō- f sbquoVolklsquo got thorniuda ahd diota) stehen72

83838383 Die Richtigkeit der obigen morphologischen Analysen vorausgesetzt ergibt sich nun auch eine klare Analysemoumlglichkeit fuumlr das slavische Suffix -ěn- (bzw -jan- lt --ēn-) zur Bildung von Ethnika und Einwohnernamen Das slavische Suffix -ěn- kann dann als Kombination des abstufenden Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1- das als erste Komponente in -eh1-no- verbaut ist und der Nullstufe des individualisierenden n-Suffixes gedeutet wer-den Bei thematischen dh eo-staumlmmigen Grundwoumlrtern waumlre das Konglomerat in der nullstufigen Gestalt der ersten Komponente an den e-staumlmmigen Themavokal der Deriva-tionsbasis angefuumlgt worden73 (-e-h1-n-74 gegenuumlber zB --eacuteh1-n- bei i-staumlmmigen Grund-woumlrtern) zB urslav poljaacutene sbquoFeldbewohnerlsquo lt (Transponat) polh2eacute-h1-n-es urslav

70 Nussbaum 19981ndash11 postuliert fuumlr eine Vielzahl von einzelsprachlichen Sekundaumlrbildungen mit Laumlnge des praumlsuffixalen Vokals bdquodekasuativeldquo Ableitungen von Instrumentalen auf -V-h1- so zB in Bildungen wie lat Portūnus Bellōna die er als deinstrumentale possessive Bildungen mit einen Konglomerat -h1no- deutet Auch das Hoffmannsche Possessivsuffix ist nach Nussbaum 19989ndash11 (vgl zB auch Nikolaev 2010191) als deinstrumentale Bildung auf -h1-eon- zu analysieren zB av mąθrān- m sbquoSpruchkennerlsquo lt mentro-h1-on- mąθra- sbquoSpruchlsquo lt mentro- (Argumente gegen den Ansatz des Hoffmannschen Possessiv-suffixes mit Laryngal 3 als -h3on- bei Nussbaum 199810ndash11) Diese Analyse bietet nach Nussbaum 199811 den Vorteil dass der desubstantivische Typ auf -Hon- (av mąθrān-) und der deadjektivische Typ auf -eon- (av marƽtan-) letztendlich identisch seien Ich unterscheide mich in den Analysen von Nussbaum nur inso-fern als ich in dem morphologischen Element -eh1h1- nicht eine Kasusform sondern ein Suffix sehe dessen unflektierte Form moumlglicherweise dem uridg Instrumental auf -eh1h1- zugrundeliegt

71 Vgl hierzu die ausfuumlhrliche Besprechung bei Peters 1980170ndash171 72 Vgl zu den bisherigen Deutungen des Nebeneinanders von Bildungen mit und ohne Dehnung des praumlsuffixa-

len Vokals bei Bildungen mit dem bdquoHerrschersuffixldquo Schaffner 1999[2002]188 Fn 207 mit Literatur (vgl auch Stuumlber 20048ndash15)

73 Vgl zu dieser Regel Klingenschmitt 2005445 74 Es stellt sich die Frage ob nicht individualisierende Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -e-h1-n- als Zwischenstufe

der Wortbildung fuumlr die indoiranischen femininen Namen auf -ān-d (lt -e-h1-n-iacuteh2) zu thematischen mas-kulinen Eigennamen (insbesondere Goumltternamen) wie im Falle von ved Indrā- sbquoFrauGattin des Indralsquo GN Iacutendra- Varuān- sbquoFrauGattin des Varuethalsquo (daneben Ableitungen von Appellativen wie arayān- sbquoGoumlttin der Einoumldelsquo aacuteraya- sbquoWuumlste Wildnislsquo ūrjān- sbquoPersonifizierung der Kraftlsquo currenrj- sbquoKraftlsquo) av ahurānī- sbquogoumltt-liche Herrinlsquo ahura- sbquogoumlttlicher Herrlsquo mayeniiānī- sbquoFrau des Urmenschenlsquo (in Pahlavi-Uumlberlieferung) mayeniia- sbquoName des mythischen Urmenschenlsquo (vgl Stuumlber 200414) anzusetzen sind Freilich sind auch andere Erklaumlrungsmoumlglichkeiten denkbar (vgl zB Stuumlber 20041415 mit aumllterer Literatur)

378 Stefan Schaffner

poCje sbquoFeldlsquo n lt poacutelh2o-m Das individualisierende n-Suffix findet sich auch in Kombi-nation mit anderen Zugehoumlrigkeitssuffixen Haumlufig ist zB ein Suffix -io-n- (lt -ih2o-n-) in Bildungen wie gr (θεοOgrave) οmacrρανplusmnωνες sbquodie Himmlischen (Goumltter)lsquo ( οmacrρανoacuteς sbquoHimmellsquo) Κρονplusmnων sbquoKronide Sohn des Kronos (Zeus)lsquo lat lūdiō m sbquoSchauspielerlsquo = lūdius sbquodslsquo ( lūdus sbquoSpiel Schauspiellsquo) mūliō sbquoMaultiertreiberlsquo ( mūlus sbquoMaultierlsquo) got fiskja sbquoFi-scherlsquo ( fisks) kasja sbquoToumlpferlsquo ( kas) gallisch (latinisiert) Artiō sbquoGoumlttin der Baumlrenlsquo lt artion- ( keltisch arto-s sbquoBaumlrlsquo) altirisch Goibniu sbquoGott der Schmiedelsquo lt gobannion- ( altirisch gobae Gen gobann m sbquoSchmiedlsquo) etc75 Mit -io-n- vergleichbar ist in mittel-iranischen Sprachen ein Suffix -akān- (mp B-Phl -krsquon man-mp -grsquon -aγān sogd -krsquon -(a)kān) das auf Adjektiven der Zugehoumlrikeit mit Suffix -aka- beruht (vgl B-Phl mltrsquonk marδānaγ sbquomannhaft tapferlsquo lt martān-aka-) und substantivische Zugehoumlrigkeits-bildungen ableitet zB B-Phl wrsquozrsquolkrsquon man-mp wrsquocrsquorgrsquon wāzāraγān sbquoKaufmann Haumlnd-lerlsquo (np bāzārgān) lt wāzārakān- sbquoder zum Markt Gehoumlrigelsquo B-Phl wrsquocrsquol man-mp wrsquocrsquor wāzār sbquoMarktlsquo (np bāzār) man-sogd ptrkrsquon chr-sogd ptrqrsquon pitarkān sbquovom Va-ter stammendes Erbelsquo76 Auch das nur im Indoiranischen bezeugte Suffix -iacuten- (zB in ai aśviacuten- m sbquoRitterlsquo [ aacuteśva- m sbquoPferdlsquo] praśniacuten- m sbquoFragerlsquo [ praśnaacute- sbquoFragelsquo]) stellt wohl eine Kombination des Zugehoumlrigkeitssuffixes -i- und des individualisierenden n-Suffixes dar77 Das Nebeneinander von -eh1-no- (balt -rna- lat -ēnus) zu -eh1-n- bzw -e-h1-n- (slav -ěn-) verhaumllt sich morphologisch wie das Nebeneinander von -iacuteh2-no- (lat -īnus etc) zu -iacuteh2-n- gt griech -eacuteν- (griech Fortsetzer des V~k-Typs) zB griech γλωχeacuteWς -eacutentildeνος sbquoSpitzelsquo ( γλograveχες sbquoGrannenlsquo) UumlκτeacuteWς sbquoStrahllsquo ( ved aktuacute- sbquoNachtlsquo) δελφeacuteWς sbquoDelphinlsquo ( δελφAumlς sbquoGebaumlrmutterlsquo) Oacuteσmicroeacutentildeν- sbquoSchlachtlsquo ( ved yudhmaacute- sbquoKaumlmpferlsquo)78

84848484 Zumindest fuumlr eine Untermenge der slavischen Bildungen auf -ěn-e bzw -jan-e koumlnnte allerdings auch eine Alternativerklaumlrung in Betracht kommen die bei Vondraacutek (1924543) angedeutet ist Es koumlnnten Possessivbildungen mit oppositivem Akzent an de-ren e-stufigen betonten Themavokal das individualisierende n-Suffix getreten waumlre79 zu thematischen barytonen Grundwoumlrtern vorliegen So koumlnnte das morphologische Verhaumlltnis von urslav poljaacutene lt (Transponat) polh2rn-es sbquodie mit Feldern Versehenenlsquo zu seinem Grundwort urslav poCje sbquoFeldlsquo n lt poacutelh2o-m genau dem von av karapan- m sbquoRitual-priesterlsquo (Nom Pl karapanō Gen Pl karafnąm) lt uriran karpaacuten- lt kolpeacute-n- sbquoder mit dem Ritual Versehene der das Ritual Ausfuumlhrendelsquo zu seinem in ai kaacutelpa- m sbquoRituallsquo fort-gesetzem Grundwort koacutelpeo-80 oder dem von griech ξιφacuteν sbquoSchwerttraumlgerlsquo (ccedil φEcircρων ξplusmnφος Hsch) zu seinem Grundwort ξplusmnφος sbquoSchwertlsquo entsprechen wobei anzunehmen waumlre dass die e-Langstufe des Suffixes in polh2rn-es gt urslav poljaacutene wie im Griechischen (Nom -acuteν Gen -microν-ος) aus dem urspruumlnglichen Nom Sg auf -rn paradigmatisch verall-gemeinert worden waumlre (so Zubatyacute bei Vondraacutek 1924543) Allerdings ist fuumlr das Slavische

75 Vgl zu den Goumltternamen bzw Goumltterepitheta vor allem Stuumlber 20043ndash5 76 Vgl Schaffner 2005241ndash243 mit weiteren Beispielen 77 Vgl Klingenschmitt 2005349 78 Risch 197458 Schindler 197563 Balles 2008225 Innerhalb der griechischen Bildungen auf -īn- differen-

ziert Leukart 1980243 Fn 22 folgendermaszligen bdquo-īn- ist deutlich possessiv in δελφν- sbquo(Fisch) der Gebaumlrmut-ter hatlsquo lt -i-h3n- zu einem sbquoCalandrsquoschlsquo neben δελφAumlς stehenden aumllteren i-Stamm oder analogem Vorbild vgl auch Τρχν- sbquoSchroffes (= Felswaumlnde) habendlsquo (Ortsname) neben τρχAumlς Dagegen steht wahrscheinlich indi-vidualisierendes -(eo)n- in γλωχ--ν- sbquoSpitze (eines Gegenstandes)lsquo lt -ih2-n- dh formal parallel zu -ān- lt -ah2-n- semantisch aber wegen der anderen Bedeutung des Grundwortes (cf γλograveσσα) verschieden (hellip)ldquo

79 Vgl zu dieser Moumlglichkeit Peters 1980166 80 Vgl Mayrhofer 197735 Fn 158 und Schaffner 2005175176 (mit weiteren Parallelen)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 379

diese Annahme dewegen miszliglich weil gerade die n-staumlmmige Singularbildung fehlt die ja suppliert wird Zudem bringt ein Groszligteil der Bildungen auf -ěn-e bzw -jan-e seman-tisch eine Zugehoumlrigkeitsrelation zum Ausdruck In den Faumlllen mit komplexem Suffix -jan- dh in Ableitungen wo -j- nicht schon Bestandteil der Ableitungsbasis (wie in poljaacutene poCje) war wie in aksl graždan-e sbquoBuumlrgerlsquo lt gord-jan-e gradъ sbquoStadtlsquo lt gordъ oder aruss poločane Fln Polota koumlnnte -jan- nach dem in sect8 illustrierten Prin-zip der Mehrfachsuffigierung aus der Kombination des Zugehoumlrigkeitssuffixes -i- (in av zaraθuštri- sbquozu Zarathustra gehoumlrigldquo zaraθuštra-) und des Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1- wiederum um das nullstufige indiv n-Suffix erweitert erwachsen sein (dh -jaacutene lt --eacuteh1-n-es)

85858585 Wie ist nun das griechische Ethnikon-Suffix -νες (ion att -microνες) urgriech -ān-es hier etymologisch anzuschlieszligen Es ist nun voumlllig klar dass urgriech -ān- mit slavisch -ěn- lt vorurslav -ēn- lautlich nicht kompatibel ist Doch bestehen wie bereits oben unter sect73 dargelegt worden ist fuumlr die bezeugten griechischen Ethnika auf -ān-es etymologi-sche Anschlussmoumlglichkeiten an griechische oder auch im Griechischen moumlgliche Staumlmme auf -ā lt -ah2 insbesondere Ortsnamen oder Ortskollektiva mit Stamm auf -ā81 Das griechische Suffix duumlrfte demnach als Ableitung von Staumlmmen auf -ā bzw von zu thema-tischen Staumlmmen auf -eo- gehoumlrigen Ortskollektiva auf -a-h2- lt -e-h2- mittels der null-stufigen Form -h1-n- die im Slavischen in dieser Gestalt an die e-stufige Variante einfa-cher thematischer Staumlmme tritt oder der vollstufigen Form -eh1-n- die im Slavischen an Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -i- tritt (dh -jaacutene lt --eacuteh1-n-es) des die Zugehoumlrig- keit bezeichnenden Suffixkonglomerats zu deuten sein dh urgriech -ān-es lt -a-h2-(a)h1-n-82 (zB epirotisch AacuteρκτAcircνες sbquodie zur Baumlrengegend Gehoumlrigenlsquo [lt -a-h2-(a)h1-n-es] aacuterktā- sbquoBaumlrengegendlsquo [Ortskollektiv zu griech ETHρκτος sbquoBaumlrlsquo]) Die Wortbildungsbedeutung der slavischen Ethnika auf -ěn--jan- bzw der griechischen Eth-nika auf -ān-es kann lokal-adhaumlsiv als sbquogehoumlrt zu Xlsquo (oder ggf -originativ als sbquostammt ausvon Xlsquo) gefasst werden In etwa vergleichbar ist im roumlmischen Namensystem das Ne-beneinander von Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -io- und -ah2-io- zu urspruumlnglichen Indi-vidualnamen mit thematischem Stamm man vergleiche etwa lat Iuppiter Saturnius sbquoIuppi-ter Sohn des Saturnuslsquo und die aus urspruumlnglichen Patronymica entstandenen Gentilnamen wie Mārcius Mārcus Iūlius Iūlus usw Daneben stehen Gentilnamen auf -eius wie Pompeius aus pompao-s (lt -ah2-io- vgl oskisch puacutempaiians) eigentlich sbquoder zur Fa-milie des Pompus Gehoumlrigelsquo Ableitung von einem Kollektivum pompā- sbquoFamilie des Pomposlsquo (lt -a-h2) zu einem Individualnamen pompo-s (vgl lat Rōma lt rōmā- sbquo(Siedlung der) Familie des Rōmo-slsquo [vgl den Stadtnamen Pompeiī] Individualnamen rōmo-s Rōmulus lt Deminutivum rōme-lo- [vgl den etruskischen Gentilnamen rumelna lt rumele-na Ableitung von einem Individualnamen rumele])83 Man vergleiche auch lat

81 Vgl Leukart 1980245 bdquoDas Entscheidende ist also nicht ob die Grundwoumlrter griechisch sind sondern allein ob sie eine griech Kollektivableitung auf -ā erlauben zu der dann weiter ein Ethnikon auf -ānes trittldquo

82 Zirkumflex auf den Formen mit kurzvokalischer Endung (zB -oacuteνες ion att -microνες) ist auszligerdorisch als Neue-rung obligatorisch und beweist nicht ehemalige Vollstufe der ersten Komponente des Suffixes (Schwyzer 1953377 Leukart 1980242 Anm 18) Fuumlr eine Vollstufe der ersten Komponente des Suffixes im Falle der Ableitung von ah2-Staumlmmen koumlnnten aber moumlglicherweise doch adverbiell erstarrte Instrumentale wie griech κρυφmicro dor κρυφoacute sbquoheimlich verborgenlsquo (lt -ah2-ah1 lt -e-h2-eh1 vgl Klingenschmitt 2005303) sprechen wenn die urindogermanische Instrumentalendung -eh1 als unflektierte Form eines abstufenden Zugehoumlrig-keitssuffixes -eh1- das in den Konglomeraten -eh1-no- und -eh1-n- verbaut ist zu deuten ist

83 Vgl Klingenschmitt 2005301302

380 Stefan Schaffner

Petreius Gentilname lt petrao- sbquozur Familie des Petro-s gehoumlriglsquo petrā- sbquoFamilie des Petro-slsquo (vgl suumldpik petroh) falisk uoltaia Gentilname f lt 1oltao- sbquozur Familie des Uolto-s gehoumlriglsquo 1oltā- sbquoFamilie des Uolto-slsquo (Klingenschmitt 2005302)

BibliographieBibliographieBibliographieBibliographie

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Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 381

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362 Stefan Schaffner

Moravjane sbquoMaumlhrerlsquo (March) Bužane (Bug) sowie in Kaumlrnten Karantjane latinisiert Carantani sbquoBewohner der Gegend um Carantum = Karnburglsquo (auf einem kelt-rom Topo-nym mit der Bedeutung sbquoStein Felslsquo beruhend vgl auch Mons Carentanus der alte Name des Ulrichsberges dazu sloven koročaneKorotan)9

2222 Im Singular und Dual werden die Bildungen auf -ěne-jane durch das Singulativsuffix -inъ suppliert (BraumluerIII37) zB aruss ksl slověn-inъ sbquoSlavelsquo aksl graždan-inъ sbquoBuumlr-gerlsquo rimljan-inъ sbquoRoumlmerlsquo aruss dvorjaniacuten sbquoAdligerlsquo mirjaacutenin sbquoWeltlicherlsquo kievljaacutenin sbquoKieverlsquo Auffaumlllig ist10 dass die Suffixvariante -ěn- nur bei slověn-e slověn-inъ und Ab-leitungen von nichtslavischen Namen (zB aksl agarěn-inъ sbquoAgarenerlsquo eguptěn-inъ sbquoAumlgypterlsquo etiopěn-inъ sbquoAumlthiopierlsquo izdrailitěn-inъ sbquoIsraelitlsquo persěninъ sbquoPerserlsquo) zu finden ist Bei slavischen Grundwoumlrtern und vielen anderen Namen fremder Herkunft stellt die Ableitung mit -jane -jan-inъ die Regel dar zB russ dvorjaniacuten sbquoAdligerlsquo mirjaacutenin sbquoWelt-licherlsquo kievljaacutenin sbquoKieverlsquo aruss poločane sbquoBewohner von Polozk und der Gegend am Fluszlig Polotalsquo aruss poljane Stammesname aksl chersonjaninъ sbquoEinwohner von Chersonlsquo rimljaninъ sodomljaninъ Im Plural werden diese Einwohnernamen und Ethnonyme wie maskuline n-Staumlmme flektiert Das rekonstruierte urslavische Paradigma des Bildetyps auf -jane wie es sich nach den Reflexen in den Altstufen der slavischen Einzelsprachen er-gibt sieht wie folgt aus (Musterwort urslav poljaacuten-e m sbquoFeldbewohnerlsquo urslav polCje n sbquoFeldlsquo lt poacutelh2o-m)11

Pl Nom poljaacuten-e Gen poljaacuten-ъ Dat poljaacuten-mъ gt poljaacutemъ Akk poljaacuten-i Instr poljaacuten-mi gt poljaacutemi Lok poljaacuten-sъ gt poljaacutesъ (bzw analogisch poljaacutechъ)

Die sich nun anschlieszligende Tabelle bietet eine Uumlbersicht belegter alter Formen in den Alt-stufen ausgewaumlhlter slavischer Einzelsprachen (Legende + = belegt Nb = Neubildung)

UrslavischUrslavischUrslavischUrslavisch 1 Aksl1 Aksl1 Aksl1 Aksl 2 Aruss2 Aruss2 Aruss2 Aruss12121212 3 3 3 3 AčechAčechAčechAčech 4 Askr4 Askr4 Askr4 Askr Pl Nom -ěne -jane

+ + + + (Nb -ani)

Gen -ěnъ-janъ + + + Nb -ānā

Dat -jamъ Nb -janemъ + (Nb -janemъ -omъ)

Nb ndashrsquoanoacutem + (Nb -anima)

Akk -jani + + Nb -rsquoany +

( 502 12 Jh) порyacuteчанинъ () ( 264 14 Jh) прихожанинъ ( Staraja Rusa 12 12 Jh) рyшанинъ ( Staraja Rusa 10 12 Jh Bewohner von Руса) севилакшанинъ ( 249 14 Jh Bewohner von Севи-лакша) сельчанинъ ( 724 12 Jh) селнинъ ( 446 14 Jh) смолнинъ ( 343 14 Jh) yгличанинъ ( 69 13 Jh) yличанинъ ( 140 14 Jh) хотыннинъ ( 600 13 Jh) череньщанинъ ( 157 + 311 15 Jh zu Череньско) шижннинъ ( 361 1415 Jh zum Flussnamen Шижна) ясеннинъ ( 704 13 Jh Bewohner des Ясенский погост)

9 Vgl Pohl 200084f Pohl 2003163f 10 Vgl BraumluerIII37 sect124 11 Vgl BraumluerIII38 Zur Weiterentwicklung des Deklinationstyps in den slavischen Einzelsprachen BraumluerIII

39ndash50 12 Ausfuumlhrliche Sammlung der Belege bis ca 1400 in ИГДЯI49ndash52

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 363

(Nb -jany) (Nb -ane) Instr -jami Nb -jany +

(Nb -jany) Nb ndashrsquoany +

(Nb -anima) Lok -jasъ bzw -jachъ

Nb -janechъ + (Nb -janechъ)

+ (Nb -ěnech -iech)

+ (Nb -anima)

Auswahl belegter Formen der in der Tabelle angefuumlhrten altslavischen Einzelsprachen (nach BraumluerIII39ndash50)

1 Altkirchenslavisch Pl Nom -ěne -jane allgemein Mar Zo Sav Ass Supr zefeane Ps 532 Ismailitěne Ps 827 Agarěně (verschrieben) Ps 827 Gen -ěnъ -janъ allgemein Mar Zo Ass Supr Sodomlěnъ Luc 1729 Mar Sama-ranъ Supr 51415 Dat Pl Gomarěnemъ Mrk 611 Mar Zo Sodomlěnemъ Luc 1012 Mar Zo Žętelěnemъ Mat 1330 Ass Supr 4316 Chersonjanemъ Supr 53922 Solunjanemъ Supr 4889 Akk Pl Samarany Supr 51719 na Egrsquojuptěni vsę τος κατ τν Αγυπτον iexclπασι Instr Pl graždany Supr 31919

2 Altrussisch Pl Nom slověne derevljane poločane gorožane rimljane sodomlja-ne bužane sbquoBug-Anwohnerlsquo poljane velynjane sbquoWolhynierlsquo Kyjane sbquoKieverlsquo Gen poljanъ derevljanъ etc Dat derevljamъ dvorjamъ selunjamъ etc (neben Nb dvorjanemъ -omъ etc) Akk poljani gorožani dvorjani etc (neben Nb dvorjany etc) Instr poljami derevljami etc (neben Nb dvorjany etc) Lok poljachъ derevljachъ poločachъ etc (neben Nb dvorjanechъ etc)

3 Altčechisch Pl Nom zeNaneacute sbquoLandedelmaumlnnerlsquo juumlnger zeměneacute krajěneacute sbquoLands-maumlnnerlsquo dvořěne sbquoHoumlflingelsquo měščěneacute sbquoStadtbewohnerlsquo Gen zeman měščian (gt měštrsquoan) etc Dat (Nb) zemanoacutem (gt zemanům) měščanoacutem Akk (Nb) zemany měščany Instr (Nb) zemany měščany Lok (Nb) zeměnech zeměniech

4 Altserbokroatisch (štokavisch bis 15 Jh) Pl Nom građane etc Dat građam Dubrovčam Instr građami Dubrovčami Lok građah

3333 Bemerkenswert ist dass sich in Ortnamen die auf solchen Einwohnernamen auf -jane basieren alte Kasusformen erhalten haben (BraumluerIII39) waumlhrend diese bei Appellativa dieses Bildungstyps in den jeweiligen slavischen Einzelsprachen meist aufgegeben worden sind In der Folge werden nun entsprechende Beispiele geboten13

1 Nom Pl -jane ačech ON Brozaneacute lt brozaneacute sbquodie an der Furt (brodъ) Wohnen-denlsquo (mit juumlngerem Umlaut Brozěneacute Gen Pl Brozan spaumlter mit Verallgemeinerung des -a- und Umgestaltung des Nom und Gen nach den o-Staumlmmen Brozany Brozanů vgl auch ON Hradčany lt hradčěneacute sbquoBurgbewohnerlsquo) sloven Goričaacutene (heute f Pl) goriacuteca (Hinweis von Prof Marko Snoj)

2 Endungsloser Gen Pl (lt -janъ) a) im Sorbischen Gen Pl osorb nsorb Drježdźan Nom Pl Drježdźany aumllter nsorb Drěždžanje lt dręzg-jan-e sbquoWaldbe-wohnerlsquo ( aksl dręzga sbquoWaldlsquo vgl DrUzga ON in Montenegro) osorb Delan Delany sbquoDoumlhlenlsquo Sernjan Sernjany sbquoZernalsquo Třělan Třělany sbquoStrehlalsquo nsorb Choacutejan Choacutejany sbquoCunnersdorflsquo (bei Appellativen Gen Pl zB osorb dworjanow měšćanow Nom Pl dworjenjo měšćenjo mit -jo lt -rsquoe nsorb měšćanow Nom Pl měšćany) b) im Čechischen Gen Pl ačech Brozan Nom Pl Brozaneacute (vgl bei Appellativen ačech Gen Pl zeman Nom Pl zeNaneacute juumlnger zeměneacute [ zeNaniacuten

13 Material (soweit nicht anders spezifiziert) aus BraumluerIII39ndash50

364 Stefan Schaffner

sbquoLandsmannlsquo] Gen Pl nčech zemanů) c) im Slovakischen Gen Pl Lipian Rudnian Pieštrsquoan Nom Pl Lipany Rudňany Pieštrsquoany (bei Appellativen Gen Pl dvoranov Nom Pl dvorania [Kollektivbildung] dvoran sbquoHoumlflinglsquo) d) im Sloveni-schen Rakiacutečan (heute m Sg) urslav orkyta sbquoSalix incanalsquo (Hinweis von Prof Marko Snoj)

3 Lok Pl -jasъ14 a) in ačech ON Doleass (= Doljas) lt doljasъ sbquobei den Talbewohnernlsquo

(Dolany heute Dolaacutenky) Bresaz (= Brěžas) lt brěžasъ Lusas (= Lužas) lt lužasъ (nč Lužanech) Horaz (= Horas) lt horjasъ (nč Hořanech) sbquobei den Bergbewohnernlsquo ( č hora sbquoBerglsquo) Liubichas (= ač Lrsquoubčas spaumlter Libčanech) lt ljubъčasъ

b) in deutschen Umbildungen ač ON Turas (bei Bruumlnn č Turjaneacute ač Turěneacute) lt Lok Turaacutes Turjaacutes lt turjasъ Saras (bei Bruumlx č Zahražaneacute) lt gekuumlrztem Zahraacutes lt zahražaacutes lt zahražasъ Forbes (bei Budweis č Borovaneacute lt ač Borověneacute) lt Lok Borovies (gekuumlrzt Borvies) lt boro-věsъ

4 Lok Pl -jachъ a) in deutschen Umbildungen aumllterer bdquoalpenslavischerldquo (altslovenischer)

Ortsnamen in Oumlsterreich15 Steiermark Dellach (im Gailtal) lt Doumlllach lt slov DZljah lt doljachъ sbquobei den Talbewohnernlsquo ( urslav dolъ sbquoTallsquo) Potschach (im Gailtal und im Tal der ob Leitha) lt slov pot(o)čach lt potočachъ sbquobei den Bachanwohnernlsquo ( urslav potokъ sbquoBachlsquo) Frie-sach lt slov Brěžah lt bergjachъ bzw bergěchъ sbquobei den Uferanwoh-nernlsquo ( slov brệg sbquoUferlsquo lt urslav bergъ) Niederoumlsterreich und Wien Ramplach (110014 de Raeligmpla) lt rambljachъ sbquobeiunter den Leuten am Randlsquo Salzburg Ferlaukoumlpfl (1284 gůt datze Verlach) lt borovljachъ sbquobei den Leuten am Kiefernwaldlsquo Osttirol Amlach (11551164 Emlach) lt amlachъ sbquobei den Anrainern der Grubelsquo Kaumlrnten Laiplach (1148 de Liplach) lt liplachъ ( lipa sbquoLindelsquo) Deblach (993 Donplachi) lt dǫblachъ ( dǫbъ sbquoEichelsquo)

b) in deutschen Umbildungen čechischer Ortsnamen zB Grussbach (čech Hrušovany ačech Grušovaneacute) lt Lok Gruš(o)vaacutech lt grušovachъ

4444 In der Folge soll nun auf den Akzent der Bildungen auf -jane naumlher eingegangen wer-den Es laumlsst sich bereits vorab feststellen dass sich aus dem Material derjenigen slavischen Einzelsprachen die fuumlr die Rekonstruktion des urslavischen Akzents relevant sind kein einheitliches Bild ergibt Ich beginne mit dem Material der ostslavischen Sprachen In ak-zentuierten alt- bzw- mittelrussischen Handschriften behalten die Ethnika auf -jane Sin-gular -janinъ in der Regel den Akzent ihrer Grundwoumlrter bei16 zB a) Čudovskij Novyj Zavet (a 1377 vgl MI sect7) antiochiacutejaninъ (Antiochiacuteja) kolosaacuteny (Kolosaacutei) samarjaacutenъ (Samariacuteja) sidoacutenjany (Sidoacutenъ -a) sodoacutemljanъ (Sodoacutemъ -a) sugraacutežane ( graacuted -a) b) Apostol (a 1564 vgl MI sect7) zB efeacutesjanina (Efeacutesъ -a) kirineacutejaninъ (Kiriniacuteka) make-doacutenjaninъ (Makedoacutenija) poacutentjanina (Poacutentъ -a) Aus dem 16 Jh ist auch viermal die Form gražaacutene belegt17 In der heutigen russischen Schriftsprache zeigen appellativische Einwoh-

14 Jireček 1877336ff Flajšhans 192617ndash37 Węglarz 193334ndash41 15 Jireček 1877336ff Kranzmayer 1958 Material auch aus Bergermayer 200912 (mit Belegangaben) 16 Vgl Goumlrner 196765 17 Vgl Kiparsky 1962153

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 365

nerbezeichnungen entweder konstante Betonung des Suffix -jan- im Plural und in Singu-lar beispielweise gorožaacutene Singular gorožaacutenin sbquoStaumldter Buumlrgerlsquo (auch aruss) oder abwei-chende Betonung wie im Falle von dvorjaacutene Singular dvorjaniacuten sbquoAdliger Houmlflinglsquo18 vgl selčaacutenin sbquoDorf- Land-bewohner Landmann Bauerlsquo (aruss seljaniacuten) Pl selčaacutene severjaacutenin sbquoNordlaumlnderlsquo (auch aruss) Pl severjaacutene južaacutenin sbquoSuumldlaumlnderlsquo (auch aruss) Pl južaacutene slobodčaacutenin sbquoBewohner einer Slobodalsquo Pl slobodčaacutene (lautgesetzlich slobožaacutenin) krestъjaacutenin sbquoBauerlsquo Pl krestъjaacutene etc Bei den Ethnika ist laut GRJI sect299 feste Suffixbe-tonung die Norm (mit den Ausnahmen egiacuteptjanin und riacutemljanin) Das Material des Slov žit RSFSR liefert jedoch eine Reihe von Beispielen fuumlr Ethnika mit Beibehaltung der Ak-zentstelle des Ortsnamens von denen ein Teil neben haumlufiger gebrauchten Formen mit Suf-fixbetonung besteht verchovaacutežanin Verchovaacutežrsquoe (XI 6) viacutelrsquonjanin Viacutelrsquonjus (veraltet Pril I4) prijuacutetjanin Prijuacutetnoe (XX4) arbaacutežaacutenin Arbaacutež (XXVI1) voacutelžaacutene Voacutelga (Pl Pril II9) zavoacutelžaacutenin Zavoacutelžrsquoe (Pril II14) malmyacutežaacutenin Malmyacutež (XXV2516) povoacutelžaacutenin Povoacutelžrsquoe (Pril II27) voacutelogžaacutenin Voacutelogda (XI8) tveriacutetjaacutenin Tveacuterlsquo (XIX 11) Im 1819 Jh belegte Akzentschwankungen sind19 a) zwischen beibehaltenem Akzent des Grundwortes und Suffix -jaacuten- egiacuteptjaacutenin izraacuteilrsquotjaacutenin riacutemljaacutenin filistiacutemljaacutenin b) zwi-schen der Betonung -jaacutenin und -janiacuten (und zT auch beibehaltenem Akzent des Grundwor-tes) amčaacuteniacuten Mcensk (umgangssprachlich XLIV14) voacutelžaacuteniacuten20 Voacutelga (Pril II9) graacuteždaniacuten poseljaacuteniacuten rossiacutejaacuteniacuten christiaacuteniacuten In den beiden anderen ostslavischen Spra-chen ist die Situation in etwa die gleiche wie im Russischen21 Man vergleiche zur Beto-nung in der heutigen ukrainischen Schriftsprache Goumlrner (196765 Anm 8) bdquoIn der heuti-gen ukr Schriftsprache werden die Ethnika zu einheimischen ONN auf dem Suffix -(j)an- betont zB halyčaacutenyn lrsquovivrsquojaacutenyn charkivrsquojaacutenyn ua die von fremdlaumlndischen Orts- oder Laumlndernamen abgeleiteten Ethnika auf der gleichen Silbe wie die Grundwoumlrter zB asyriacutejanyn Asyriacuteja vavyloacutenjanyn Vavyloacuten galyleacutejanyn Galyleacuteja ua Die Akzentuierung des Singulativsuffixes -in ist nach der ukr schriftsprachlichen Norm nur in den sieben Woumlr-tern dvorjanyacuten krajanyacuten myrjanyacuten miščanyacuten seljanyacuten slovjanyacuten und chrystyjanyacuten moumlg-lich dagegen fand dieser Typus in den westlichen Dialekten eine starke Verallgemeine-rung vgl zB halyčanyacuten kyjevljanyacuten rymljanyacuten ualdquo (vgletwa noch seljanyacuten sbquoBauerlsquo Gen Sg seljanyacutena usw Pl Nom seljaacuteny Gen seljaacuten Dat seljaacutenam Akk seljaacuten Instr seljaacutenamy Lok seljaacutenach ebenso dvorjanyacuten Pl dvorjaacuteny mit konstanter Betonung -jaacuten- horodjaacutenyn Pl horodjaacuteny [Neubildung fuumlr horožaacutenyn Pl horožaacuteny]22) Aus dem Weiszlig-russischen lassen sich anfuumlhren Sg Nom seljaniacuten sbquoDorfbewohner Bauerlsquo Pl Nom sjaljaacutene Gen sjaljaacuten ebenso meščaniacuten sbquoBuumlrger Spieszligbuumlrgerlsquo Pl mjaščaacutene mit kon-

18 Vgl GRJI sect299 Kiparsky 1962152153 Kiparsky 1975187 19 Vgl Kiparsky 1962152153 20 Vgl hierzu Goumlrner 19676263 Anm 5 bdquoEs ist interessant zu beobachten daszlig das zum Namen der Voacutelga ge-

bildete Ethnikon voacutelžaacuteniacuten alle drei Betonungsmoumlglichkeiten kennt daszlig die von den etwas juumlngeren Gebietsna-men Zavoacutelžrsquoe und Povoacutelžrsquoe abgeleiteten Ethnika zavoacutelžaacutenin und povoacutelžaacutenin nur noch zwei Akzentstellen ha-ben und daszlig schlieszliglich fuumlr die Ethnika privolžaacutenin (IV13) und volžaacutenin (XXXVI1) die zu den erst in spaumlte-rer Zeit vom Namen der Volga abgeleiteten ONN Privoacutelžskij und Volžsk gebildet worden sind nur die Beto-nung des Suffixes -(j)an- gebraumluchlich istldquo

21 Vgl auch Goumlrner 19676566 bdquoWie ein Vergleich der russischen Akzententwicklung mit den Akzentverhaumll-tnissen der beiden anderen ostslav Sprachen ergibt kennen das Ukrainische seit den aumlltesten akzentuierten Belegen aus dem 16 Jh und das Weiszligrussische im 17 Jh ebenfalls den Typ der festen Suffixbetonung (-jaacutene) im Singular sogar bereits mit beiden Varianten dh mit Betonung des ersten oder zweiten Teilsuffi-xes (-jaacuteniacuten)ldquo

22 Vgl BraumluerIII45

366 Stefan Schaffner

stanter Betonung von -jaacuten- hramadzjaacutenin sbquoBuumlrgerlsquo Pl hramadzaacutene haradžaacutenin Pl haradžaacutene23

41414141 In der Folge soll nun der Akzent des Bildungstyps auf -jane im Suumldslavischen behan-delt werden Das Štokavische in dem im 15 Jahrhundert eine Akzentverschiebung um eine Silbe nach dem Wortanfang zu stattgefunden hat kennt drei Intonationstypen bei den ap-pellativischen Einwohnerbezeichnungen und Einwohnernamen24

1 Mit Beibehaltung der Anfangsbetonung des Grundwortes gr`đanin sbquoBuumlrgerlsquo ( grad Gen grada sbquoStadtlsquo) Pl Nom gr`đān-i Gen gr`đān-ā Akk gr`đān-e Dat Instr Lok gr`đān-ima ebenso mjbštanin sbquoOrtsbewohnerlsquo Pl mjbstāni ( mjbsto) kcćanin sbquoHausbewohnerlsquo Pl kcćāni sbquoHausgenossenlsquo ( kcća) dstrvljanin sbquoInselbe-wohnerlsquo Pl dstrvljāni ( dstrvo) beđanin sbquoGebirgsbewohnerlsquo Pl beđān-i Z`dranin sbquoEinwohner von Zadarlsquo ( Z`dar Gen Z`dra) Rfdničanin sbquoEinwohner von Rfdnīklsquo

2 Mit štokavischer Akzentzuruumlckziehung auf eine kurze Wurzelsilbe gograveranin sbquoGe-birgsbewohnerlsquo ( gogravera) Pl Nom gograveran-i Gen gdrān-ā Akk gograveran-e Dat Instr Lok gograveran-ima ebenso dvograveranin sbquoHoumlflinglsquo Pl dvograverani ( dvZr sbquoHoflsquo) stragravežanin sbquoWaumlchterlsquo Pl stragravežani ( straža sbquoWachelsquo) pograveganin sbquoHeidelsquo Pl pogravegani segraveljanin sbquoDoumlrfler Bauerlsquo Pl segraveljani ( segravelo) hrigravešćanin sbquoChrist (der orthodoxen Kirche)lsquo Pl hrigravešćani ( Hrigravestos Gen Hrigravesta sbquoChristuslsquo)

3 Mit štokavischer Akzentzuruumlckziehung auf eine lange Wurzelsilbe puacutečanin sbquoein zum Buumlrgerstande Gehoumlrigerlsquo ( pfk) Pl Nom puacutečan-i Gen puacutečān-ā Akk puacutečan-e Dat Instr Lok puacutečan-ima ebenso Riacutemljanin sbquoRoumlmerlsquo Pl Riacutemljani ( Rlm) Beacutečanin sbquoWienerlsquo Pl Beacutečani ( BUč sbquoWienlsquo) Mostaacuteranin sbquoEinwohner von Mostarlsquo Pl Mostaacuterani ( Moacutestār)

Die Belege aus den čakavischen insbesondere den nordwestlichen Mundarten sind deswe-gen von besonderem Interesse weil sie in der Regel die aumlltere oder uumlberhaupt die urslavi-sche Stelle des Wortakzentes bewahrt haben25 čak (Novi) grajagravenin sbquoBuumlrgerlsquo (gg štok gr`đanin) Gen Sg grajagravenina Nom Pl grajagraveni (gg štok gr`đān-i) Gen Pl grajagravenīh grajan26 čak (Vrgada) straž`nin sbquoWaumlchterlsquo (gg štok stragravežanin)27 Das Slovenische das die Singulativbildung aufgegeben hat zeigt heute feste Suffixbetonung28 zB meščagraven sbquoStaumldterlsquo (Sg Gen meščaacutena Dat meščaacutenu usw) Pl Nom meščaacuteni (Gen meščaacutenov Dat meščaacutenom usw) gorjagraven sbquoBergbewohnerlsquo Pl gorjaacuteni dvorjagraven sbquoHoumlflinglsquo Pl dvorjaacuteni seljagraven Pl seljaacuteni Rimljagraven Pl Rimljaacuteni Slov kristjan sbquoChristlsquo (Pl kristijani) und pogan sbquoHeidelsquo (Pl pogani) sind aus lat christiānus bzw vlat pagānus (klass pāgānus) entlehnt und sekundaumlr in diese Flexionsklasse eingruppiert worden Fuumlr das Bulgarische liegen Bele-ge von Ethnika auf -jane aus akzentuierten mittelbulgarischen Handschriften des 14 Jahr-

23 Vgl BraumluerIII45 24 Leskien 1914161162 BraumluerIII4142 sect127 Matešič 1970158 In dem fuumlr das Štokavische eingefuumlhrten

Akzentuationssystem von Vuk Karadžić (1787ndash1864) ist der verschobene Hauptton bei kurzer Silbe mit ` bei langer mit acute bezeichnet der nicht verschobene bei kurzer mit shy bei langer mit ʄ (vgl Leskien 1914122 sect214C) Eine Sammlung der serbokroatischen Ethnika auf -jan- bietet Goumlrner 1963 (zum Akzent dieser Bil-dungen Goumlrner 1963103ndash106)

25 Vgl Leskien 1914120 26 Moguš 1966212 Steinhauer 1973200 220 27 Jurišić 1973199 28 BraumluerIII42 sect128

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 367

hunderts vor29 asiriacuteanomъ (Dat Pl) 16a asiriacuteany (Instr Pl) 18 ( asiriacutea 14) egiacuteptěnochъ (Lok Pl) 16 ( egiacuteptъ 31 egiacuteptu Dat Sg 28a) riacutemlěninъ (Nom Sg) 74 riacutemlěny (Instr Pl) 70 76 83 riacutemlěnomъ (Dat Pl) 70 ( riacutema Gen Sg 69 89 93a) troacutejanom (Dat Pl) 7 troacutejane (Nom Pl) 40 ( troacuteǫ Akk Sg 46 54 58) Lavrov 1893 Priloženija zB indiacuteane (Nom Pl) 8 ( indiacutea 8) troacutejanom (Dat Pl) 7 troacutejany (Akk Pl) 8 ( troacuteja Gen Sg 5 8) Diese Ethnika zeigen also in der Regel Beibehaltung des Akzents ihrer Grundwoumlrter Im Neubulgarischen werden appellativische Einwohnerbezeichnungen wie etwa graždaacutenin (mit best Artikel graždaacuteninъt) Plural graždaacuteni (graždaacutenite) in der Regel konstant auf dem Suffix -jan- akzentuiert (vgl dvorjaacutenin sbquoEdelmannlsquo dvorjaacuteni pogaacutenin sbquoHeidelsquo (neben pogaacutenec) pogaacuteni christijaacutenin christijaacuteni angličaacutenin sbquoEnglaumlnderlsquo angličaacuteni)30 Doch gibt es auch Einzelbeispiele mit konstanter Anfangsbetonung wie seacuteljanin Plural seacuteljani

42424242 Vergleicht man das Material der slavischen Einzelsprachen die fuumlr die Rekonstruktion des urslavischen Wortakzentes relevant sind so kann man zusammenfassend fuumlr das Ursla-vische wohl folgende Betonungstypen fuumlr die Bildungen auf -jan- (bzw -jan-inъ) anset-zen31 1 Fuumlr die Pluralbildung auf -jane a) konstante Suffixbetonung -jaacuten- (alt)32 b) Beibehaltung der Betonung des Grundwortes (analogisch) 2 Fuumlr die Singualtivbildung -jan-inъ a) konstante Betonung -jan-inъ (alt)33 b) konstante Betonung -jaacuten-inъ (ana-logisch nach dem Plural -jaacutene) c) Beibehaltung der Betonung des Grundwortes (analo-gisch) Die urspruumlngliche Verteilung waumlre dann im Ostslavischen bewahrt in Faumlllen wie russ dvorjaniacuten sbquoAdliger Houmlflinglsquo Pl dvorjaacutene mirjaniacuten sbquoWeltlicherlsquo Pl mirjaacutene ukr seljaniacuten sbquoDorfbewohner Bauerlsquo Pl seljaacuteny dvorjaniacuten Pl dvorjaacuteny wruss seljaniacuten Pl sjaljaacutene meščaniacuten sbquoBuumlrgerlsquo Pl mjaščaacutene

5555 In der Folge werden nun aumlltere Erklaumlrungsversuche von slavisch -ěn- und -jan- mit den Angaben zu ihrem auszligerslavischen Anschluss angefuumlhrt Ein ausfuumlhrliches Referat aumllterer Erklaumlrungsversuche findet sich auch bei Goumlrner (19675960) Leskien (1891390) bdquoDas (sc litauische und lettische Suffix) -ėna- der Einwohnernamen hat seine Entsprechung im Slavischen Bekanntlich werden hier solche Worte meist mit -jan- (Singular -jan-inъ Pl -jan-e) gebildet aber alte Voumllkernamen wie Slověne zeigen dass die urspruumlngliche Form -ēn- war Kommt ē nach j zu stehen so wird es zu ā zB zemljaninъ sbquoLandsmannlsquo zemlja von solchen Faumlllen hat sich dann -jan- verallgemeinert zB graždaninъ = gradjaninъ sbquoBuumlrgerlsquo zu gradъ sbquoStadtlsquo Ich glaube daher nicht dass Brugmann Grdr 2 340 die slavische Form richtig als -ōn- vgl οmacrρανplusmnων angesehen hatldquo Vondraacutek (1924660 sect682) bdquoSuffix -ēn- und -jan- zur Bezeichnung der Angehoumlrigen eines Volkes der Bewoh-ner einer Oumlrtlichkeit Es handelt sich hier um das -en-Suffix dessen Dehnung in dieser Funktion in allen Kasus verallgemeinert wurde Slověne Samarěne Bei i- und o-Staumlmmen fuumlhrte es zu -jan- das dann als selbstaumlndiges Suffix verallgemeinert wurde graždane nach zemljane u dgl (hellip) Bezuumlglich des Akzentes vgl mirjaniacuten Pl mirjaacutene dvorjaniacuten Pl

29 Vgl Dujčev 1963 Goumlrner 196766 30 Vgl BraumluerIII4041 sect126 31 Vgl bereits Vondraacutek 1924660 sect682 (anders Goumlrner 19676263) 32 Vgl zB Nom Pl russ gorožaacutene (aruss ksl gražaacutene) ukrain horožaacuteny čak (Novi) grajagraveni bulg graždaacuteni

lt urslav gordjaacutene russ dvorjaacutene ukrain dvorjaacuteny skr štok dvograverani sloven dvorjaacuteni bulg dvorjaacuteni lt ur-slav dvorjaacutene aruss seljaacutene ukr seljaacuteny wruss sjaljaacutene skr štok segraveljani slov seljaacuteni lt urslav seljaacutene

33 Fuumlr die Urspruumlnglichkeit dieser Betonung (vgl russ dvorjaniacuten měščaniacuten seljaniacuten ukrain dvorjanyacuten mišča-nyacuten seljanyacuten) spricht nach Leskien 1914161162 auch die Tatsache dass Bildungen auf -inъ auszligerhalb von jan-Ableitungen Akzentuierung des Suffixes zeigen vgl russ gospodiacuten = čak (Vrgada) gospodĩn = štok gospogravedin lt urslav gospodiacutenъ

368 Stefan Schaffner

dvorjaacuteneldquo Vondraacutek (1924543) bdquoUnser Suffix ist offenbar identisch mit dem balti-schen -ēna-Suff in lit Tilžpnas sbquoTilsiterlsquo kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo girpnai sbquoWaldleutelsquo brolpnas sbquoBrudersohnlsquo u dgl so daszlig hier ein Uumlbertritt der konsonantischen Staumlmme auf -ēn- (vgl gr λειχacuteν -microνος sbquoFlechtelsquo sabin Anio -iēnis) in die Dekl der o-St voraus-gesetzt werden muszlig (hellip) Die urspruumlngliche konsonantische Deklination sieht man noch im Pl im Nom Slověne Samarěne usw (hellip) Den -ěn-Stamm Slověn weiszlig sich Zubatyacute nur aus einem ehemaligen Nom ēn (vgl korę) zu erklaumlrenldquo Braumluer (III38) bdquoAls Ausgangs-punkt ist wahrscheinlich nur das Suffix ursl -ěn- anzunehmen das sich mit der lit Bil-dung tilžpnas sbquoBewohner von Tilsitlsquo als Ableitung vom Ortsnamen TiCžė oder mit kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo als Ableitung von kaacutelnas sbquoBerglsquo vergleichen laumlszligt und die Zugehoumlrigkeit bezeichnet Wurde dieses Suffix an einen jo- oder i-Stamm angefuumlgt so muszligte --ěn- zu -jan- veraumlndert werden zu ursl polje ndash poljane ebenso ar kyjane sbquoKieverlsquo zum Perso-nennamen ar Kyjъ Die gleiche Veraumlnderung trat ein wenn das Suffix -ěn- an das mit dem Possessivsuffix j(ъ)- erweiterte Grundwort angefuumlgt wurde Fluszligname Polota ndash r Adjek-tiv polot-jъ- gt poločъ- polot-j-ěne gt poločane ebenso ar derevljane In diesem Fall wuumlrde es genuumlgen nur das Suffix -ěn- als urspruumlnglich anzusehen Das nach palatalen Lauten daraus entstandene Suffix -jan- (-rsquoan-) koumlnnte dann seinerseits produktiv geworden und bei weiteren Neubildungen verallgemeinert worden seinldquo (so auch Vaillant 1958II sect187) Arumaa (198524) bdquoEine besondere Gruppe bezeichnen die Benennungen der An-gehoumlrigen eines Volkes oder der Bewohner einer Oumlrtlichkeit im Slavischen der Typ Slověne Pl im Baltischen lit girpnas sbquoWaldbewohnerlsquo (hellip) Unklar bleibt im Slavischen das Verhaumlltnis des Suffixes -ěn- zu -jan- Rimljane Poločane (zu Polota) und die Herkunft von -jan-ldquo Den meisten aumllteren Erklaumlrungsversuchen ist also gemeinsam dass von slavisch -ěn- als aumllterer Suffixvariante die sich hinter -j- lautgesetzlich zu -jan- entwickelt hat ausgegangen wird und dass als naumlchster ausserslavischer Anknuumlpfungspunkt das baltische Zugehoumlrigkeitssuffix -rna- angesehen wird Wenn die Suffixbetonung im Slavischen bei den Pluralbildungen auf -ěne beziehungsweise -jane urspruumlnglich ist dann stimmen bei-de Suffixe auch im Wortakzent uumlberein Ein wichtiger Unterschied ist aber die Stammge-stalt beider Suffixe das slavische Suffix ist ein n-Stamm das baltische ein a- also indoger-manisch ein eo-Stamm

6666 Das baltische Zugehoumlrigkeitssuffix -rna- (lit -pnas f -pnė lett -ēns f -ēne) das als naumlchster etymologischer Anknuumlpfungspunkt fuumlr das slavische Suffix -ěn- bzw -jaacuten- an-gesehen wird umfasst drei groszlige Bedeutungsgruppen34

1 Einwohnernamen a) im Litauischen Įsrutpnas sbquoInsterburgerlsquo Įsrugravets Ragainpnas sbquoRagmiterlsquo Ragaĩnė Tilžpnas sbquoTilsiterlsquo TiCžė Kupiškpnas sbquoEinwohner von Kugravepiš-kislsquo (hierher auch als Plurale der Einwohnernamen die haumlufigen lit Dorfnamen auf -pnai Bitpnai Piktuppnai Staluppnai Stilpnai usw) seltener Ableitungen von appellativen Ortsbezeichnungen zB girpnai sbquoWaldleutelsquo gigraverė sbquoWaldlsquo kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo kaacutelnas sbquoBerglsquo kaimpnas sbquoNachbarlsquo kaiacutemas sbquo(Bauern-)Dorf Land (im Ggs zur Stadt)lsquo kipmas sbquoHof(-raum) (Bauern-)Hof Gehoumlft Dorflsquo (neben ge-woumlhnlichem kaimyacutenas sbquoNachbarlsquo fem kaimỹnė vgl zur Bildung und Bedeutung lat vīcīnus sbquoNachbarlsquo vīcus sbquoDorflsquo) b) im Lettischen (heute selten) zB Ābawēns sbquoAnwohner des Fluszliges Ābawalsquo

2 Verwandtschaftsnamen a) im Litauischen brolpnas sbquoBrudersohnlsquo ( broacutelis sbquoBru-derlsquo) seserpnas sbquoSchwestersohnlsquo seserpnai sbquoSchwesterkinderlsquo ( sesuotilde sbquoSchwes-

34 Vgl Leskien 1891388389 Senn 1966317 sect600 Forssman 2001246ndash252

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 369

terlsquo) tetpnas sbquoKind der Tantelsquo ( tetagrave sbquoTantelsquo) tetulpnas ( tetulp sbquomatertera amitalsquo) dėdpnos sbquoToumlchter des Vaterbruderslsquo ( dėdx sbquoVaterbruderlsquo)35 b) im Lettischen brālēns sbquoCousinlsquo ( brālis sbquoBruderlsquo) vgl auch skolēns sbquoSchuumllerlsquo ( skola sbquoSchulelsquo) draudsēns sbquoFreundessohnlsquo ( draugs sbquoFreundlsquo)

3 Bezeichnungen junger Lebewesen va von Tierjungen a) im Litauischen nur in best Mundarten zB gervpnas sbquoKranichjungeslsquo ( geacutervė) hierher wohl auch varnpnas sbquoStar Amsellsquo ( vaacuternas sbquoRabelsquo) b) im Lettischen versēns sbquojunger Ochselsquo ( versis) āsēns sbquoBoumlckleinlsquo ( āsis) pīlēns sbquoEntenkuumlkenlsquo ( pīle) kaķēns sbquoKatzenjun-geslsquo ( kaķis) puisēns sbquoKnabelsquo ( puisis sbquoJungelsquo)

7777 Es ist bisher uumlbersehen worden dass eine weitere etymologische Anschlussmoumlglichkeit fuumlr die slavischen Ethnika auf -jane im Griechischen existiert Es handelt sich um griechi-sche Ethnika die mit einem Suffix -νες (ion att -microνες) myken -ānes lt urgriech -ān-es gebildet sind36 Die urgriechische Lautform des Suffixes ist -ān- wie sie im My-kenischen und spaumlter in den nordwestgriechischen Dialekten fortlebt Im Ionisch-Attischen entwickelt sich langes urgriechisches ā etwa um 1000 v Chr lautgesetzlich zu offenen [ēʛ] daher die ionisch-attische Lautform -ην- Bereits das Mykenische der aumlltestbezeugte mit der Silbenschrift Linear B aufgezeichnete Dialekt des Griechischen aus der Zeit 1400 bis 1200 vor Christus kennt solche Bildungen auf -ān-es37 Beispiele sind etwa

a) myk Pa-ki-ja-ne wahrscheinlich Sphagiānes (Ethnikon als ON verwendet Typus Λmκροι)38 Es ist die Bezeichnung des Ortes mit dem Hauptheiligtum von Pylos ei-nem der groszligen Palastzentren der mykenischen Kultur neben dem die Regionsna-men Pa-ki-ja-na (wahrscheinlich Sphagiānā) PY Na 56139 und Pa-ki-ja-ni-ja (wahrscheinlich Sphagiāniā) PY En 6091 PY Jo 43810 PY On 3003 stehen Myk Sphagiānes ist wohl eine Ableitung von Sphagiā spaumlter Σφαγplusmn des bis ins Neugriechische erhaltenen Namens der Insel vor Pylos die daneben auch Σφακτη-ρplusmn heiszligt Die urspruumlngliche Bedeutung vonSphagiā Σφαγplusmn war wohl sbquoSchlacht-opferstellelsquo (Kollektivum von σφfrac34γιον sbquowas zu schlachten istlsquo)40

b) myk I-na-ne Inānes PY An 187 (Ethnikon als ON verwendet) neben myk I-na-ni-ja Ināniā (PY An 183 Ae 8+) Inās Ineus Iniā und spaumlterem iquestνAgrave41

c) myk re-ka-ta-ne PY An 2079 (Nom Pl oder Dat Sg in lok Funktion)42 d) myk te-ta-ra-ne PY (Bartoněk 2002250)

35 In ostlitauischen Mundarten druumlckt -pnas wenn es an Bezeichnungen von Lebewesen angefuumlgt wird mitleidi-ge Verachtung aus zB žmogpnas sbquoMenschlein armseliges Mannsbildlsquo ( žmogugraves sbquoMensch Mannlsquo)

36 Vgl Bechtel 19236080 Schwyzer 1953486 Chantraine 1968166ff Risch 197458 Leukart 1980244ff Balles 2008208

37 Vgl Bartoněk 2002250 466 38 Belege (nach Hajnal 1995168 und Bartoněk 2002250 466) Nom Pl Pa-ki-ja-ne PY Vn 194 PY Xa 1131

Akk Pl Pa-ki-ja-na-de Sphagiānas-de sbquonach Sphlsquo PY Fr 1233 Dat-Lok Pl Pa-ki-ja-si Sphagiānsi sbquoin Sphlsquo PY An 1811++ Instr-Abl Pa-ki]-ja-pi Sphagiāmphi sbquoaus Sphlsquo PY Eb 338 A (in einer recht sicheren Ergaumlnzung)

39 In der pylischen E-Serie (PY Eb 339A++) steht pa-ki-ja-na einzig als Attribut zu i-je-re-ja Die Fuumlgung i-je-re-ja pa-ki-ja-na duumlrfte als hijereja Sphagiānās sbquoPriesterin vonaus Sphagiānālsquo zu deuten sein mit einem abla-tivischen Genitiv (vgl Hajnal 1995218 Anm 295) Zur moumlglichen Identitaumlt von Pa-ki-ja-ne und Pa-ki-ja-na vgl Guglielmo 1982157 und Hajnal 1995218 Anm 295

40 Vgl Leukart 1980240241 und 244245 (mit Literatur) Hajnal 1995168 41 Vgl Ruijgh 1967sectsect119 141 Leukart 1980246 Anm 29 42 Hajnal 1995235236 Bartoněk 2002250

370 Stefan Schaffner

71717171 In den spaumlteren alphabetgriechischen Dialekten ist eine ganze Reihe von Ethnika auf -νες (ion-att -microνες) bezeugt die hier nun in ihrer geographischen Verteilung von Nor-den nach Suumlden angefuumlhrt werden Die meisten stammen aus nord(west-)griechischem Ge-biet43

a) nordgriech() AacuteγριAcircνες (Thuk II 963) im Land der Paionen AtildeγχελAcircνες (Ptol V 1088) an der Muumlndung des Drilon (daneben Bildung auf -εAumlς Atildeγχελες Hdt V 61)

b) epirotisch AacuteθαmicroAcircνες AacuteρκτAcircνες AacuteτιντAcircνες ΤαλαιAcircνες c) thessalisch Egraveλλνες (-ην-) (um Dodona) ΑEacuteνιAcircνες d) aumltolisch Aacuteγρινινες (belegt Aacuteγρινινος D3 61081) zur Stadt Aacuteγρplusmnνιον (daneben Bil-

dung auf -εAumlς AacuteγρινιEcircος D3 6035) ∆αιAcircνες (belegt ∆αιAcircνος D3 42121) AtildeοιτAcircνες (belegt AtildeοιτAcircνων IG 4273) ΕmacrρυτAcircνες (ΕmacrρυτAcircσιν Thuk III 945)

e) mittelgriech AacuteκαρνAcircνες Akarnanien gegenuumlber die Insel der ΚεφαλλAcircνες (-ην-) im Ionischen Meer ΦοιτιAcircνες (Stadt Φοιτplusmnαι) in Akarnanien

f) dorisch ∆υmicroAcircνες (Phyle) g) arkadisch AacuteζAcircνες (-ην-)

Die bezeugten griechischen Ethnika auf -νες (ion-att -microνες) aus den klassischen Dialek-ten stammen also zwar vorwiegend aus dem nordwestgriechischen Gebiet die Verbreitung reicht aber bis nach Arkadien auf der Peloponnes

72727272 Fuumlr diese griechischen Ethnika auf -νες (ion att -microνες) aus den klassischen Dialekten bestehen nun etymologische Anschlussmoumlglichkeiten an griechische oder zumindest im Griechischen moumlgliche Staumlmme auf -ā- lt -ah2- insbesondere Ortsnamen oder Ortskollek-tiva mit Stamm auf -ā Diese werden nun in alphabetischer Reihenfolge angefuumlhrt44

a) nordgriech() AacuteγριAcircνες zu einem Landschaftsnamen Aacuteγρplusmn ( ETHγριος sbquowildlsquo) b) arkadisch AacuteζAcircνες zu ETHζω sbquotrocken seinlsquo (ETHζη sbquoSchmutzlsquo[]) oder (eher) zu ETHζον

microEcircγαν (codd microEcircλαν) καOgrave Oacuteψηλmν Hsch c) thessalisch ΑEacuteνιAcircνες zu αEacuteνmς sbquoschrecklichlsquo mit komplexem -ιν- (vgl daneben

ΑEacuteν-plusmnδ- Name der von ihnen bewohnten Landschaft) d) epirotisch AacuteρκτAcircνες Ableitung von einem Kollektiv arktā- sbquoBaumlrengegendlsquo

( griech ETHρκτος sbquoBaumlrlsquo) vgl zur Benennung das Ethnikon Aacuteρκfrac34δες lt Aacuteρκτ-frac34δ-ες e) dorisch ∆υmicroAcircνες (Phylenname) moumlglicherweise zu dumā- sbquoStammlsquo45 (vgl ∆Aumlmicroη Oumlν

Σπfrac34ρτtimes φυλacute καOgrave τmπος Hsch) in der Bedeutung etwa von φυλEcircται sbquoStammesgenos-senlsquo

f) thessalisch Egraveλλνες46 (Akzent nach ΠανEcircλλνες anstelle von UgraveλλAcircνες) Ableitung von einem Ortskollektiv hellā lt sed-lah2 sbquo(Wohn-)sitzlsquo (vgl Uacuteλλfrac34 καθEcircδρα Λfrac34-κωνες Hsch lat sella kelt sedlo- in ON) Egraveλλνες ist wohl nicht zu trennen von Ugraveλλοplusmn Egraveλληνες οUcirc Oumlν ∆ωδAgraveνtimes καOgrave οUcirc Ucircερες Hsch (auch Pindar Fr 59) und den gleichbedeutenden Σελλοplusmn (Il Π 234) den Ureinwohnern von Dodona aus deren

43 Siehe Bechtel 192360 Leukart 1980245 44 Nach Leukart 1980245 mit Literatur 45 Mit auszligergriechischem Anschluss an ae tēam afries tām sbquoNachkommenschaftlsquo lt urgerm ta1ma-z 46 Bei Homer ist Egraveλληνες (seit Il B 684) noch Bezeichnung eines thessalischen Stammes und Ugraveλλfrac34ς -frac34δος f

sbquoHellas Land der Egraveλληνεςlsquo Bezeichnung einer Landschaft des suumldlichen Thessalien Seit Herodot wird Egraveλληνες zur Bezeichnung aller Griechen verwendet Neben Egraveλληνες steht Egraveλλοπες in Atildeλλmπια dem Na-men der Umgegend von Dodona (Hes Fr 1341) und des noumlrdlichen Euboumla (Hdt 823) Seit Aristoteles (Met 352 a 34) galt das Gebiet von Dodona und das Acheloos-Tal als die Urheimat der Hellenen die Uumlρχαplusmnα Ugraveλλfrac34ς (vgl FriskI498499 LfgrE2556557)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 371

Reihen die Zeuspriester ausgewaumlhlt wurden Sello- bzw Hello- ist das primaumlre und etymologisch unsichere Grundwort Egraveλλνες ist wohl eine Ableitung von ei-nem griechisch gebildeten Ortskollektiv Hellā- sbquoRegion der Helloilsquo zum moumlgli-cherweise ungriechischen Ethnikon Hello- (vgl dazu spaumlteres Κρacuteτ- zu ungriech Κρmicroτες)

g) aumltolisch ΕmacrρυτAcircνες Ableitung von Ehurutā- sbquoGegend mit gutflieszligenden Quellenlsquo (zu εYacuteρυτος sbquogutflieszligendlsquo [κρacuteνη E])

h) mittelgriech ΚεφαλλAcircνες Ableitung von einem Grundwort kephalā- ( gr κεφαλacute sbquoHaupt Kopf Oberstes Spitze Endelsquo) vgl den spaumlteren Inselnamen Κεφαλληνplusmnα

73737373 In diesem Zusammenhang ist auch kurz auf die griechischen Landschafts- und Ortsna-men auf -ānā wie Μυκszligν Μεσσszligν oder Aacuteθszligν47 einzugehen Es handelt sich um Orts-kollektiva auf -ā die von den Ethnika mit Stamm auf -ān- abgeleitet sind48 Fuumlr myk Sphagiān-ā sbquoRegion der Sphagiāneslsquo ergibt sich folgende Ableitungssequenz

mykenisch ON Sphagiā rarr Sphagiān-es rarr Sphagiān-ā sbquoRegion der Sphagiāneslsquo (vgl oben 7a)

Entsprechend koumlnnen fuumlr Μυκszligν Μεσσszligν die folgenden Ableitungssequenzen angesetzt werden

a) Mukā (etymologisch wohl zu microAumlκων σωρmς θηmicroAgraveν Hsch) rarr Mukān-es rarr Mukān-ā sbquoRegion der Mukāneslsquo (Μυκacuteνη)

b) Messā (homerisch ΜEcircσση in Lakonien etymologisch zu microEcircσσος sbquoin der Mitte gele-genlsquo) rarr Messān-es rarr Messān-ā sbquoRegion der Messāneslsquo (dor Μεσσszligν ionisch-attisch Μεσσacuteνη) wozu in einer weiteren Phase das spaumlter uumlbliche Ethnikon Μεσσaacuteνιος und der Regionsname Μεσσνplusmn gebildet wurden

77774444 In der Folge soll nun auf vier aumlltere Erklaumlrungsversuche des griechischen Suffi-xes -νες (ion att -microνες) myk -ānes lt urgriech -ān-es zur Bildung von Ethnika einge-gangen werden Da diese bisherigen Erklaumlrungsversuche mE nicht uumlberzeugen konnten seien sie hier kurz diskutiert und die wichtigsten Gegenargumente genannt

1 H Jacobsohn (1927283ff 193076ff) (vgl auch Chantraine 1968163 68) hatte angenommen dass die Bildungen auf -ν- alle aus -acircον- kontrahiert seinen Dieser Erklaumlrungsversuch laumlsst sich mit folgenden Gegenargumenten entkraumlften

a) das Nebeneinander von nordwestgriechisch-dorisch und arkadisch -ν- gegenuumlber ionisch-attisch -ηv- (zB Egraveλληνες) zeigt deutlich dass urgrie-chisch -ān- zugrundeliegt Denn -z(1)on- haumltte im Attischen -εAgraveν- er-geben und waumlre auszligerhalb des Ionisch-Attischen zu -ν- kontrahiert wor-den vgl κοινaacute(acirc)ων Gen -aacute(acirc)ονος49 (gebildet wie hom διδυmicroaacuteονε) gt dor usw κοινaacuteν m sbquoTeilnehmer Gesellschafterlsquo Pind Py 328 Inscr

47 Vgl hierzu Leukart 1980246 Fn 27 bdquoAacuteθacuteνη bzw -αι ist urspruumlnglich Ortsname und nicht Name der Goumlttin die folgerichtig bei Homer Aacuteθηναplusmnη heiszligt (att Aacuteθηναplusmnα kontrahiert zu AacuteθηνAcirc) Es ist deshalb sinnlos den Ortsnamen von demjenigen der Goumlttin herleiten zu wollen (so Frisk GEW und Chantraine DELG sv) Myk A-ta-na-po-ti-ni-ja ist als Athānās (Ortname im Gen) Potnia aufzufassen (vgl ebenso mit Gen da-pu2-ri-to-jo p u-po-jo p)ldquo

48 Vgl zum Folgenden Leukart 1980246 49 Vgl als Parallele ξυνaacute(acirc)ων Gen -szlig(acirc)ονος ( ξaumlνmς) gt ξυνszligων Pind Py 348 Aisch frg 996 (per coni)

ξυνaacuteν Pind Nem 527 ξυνacuteων Hes th 595 u 601 ξυνAgraveν Soph frg 970 ξυνωνplusmnη Archil 89

372 Stefan Schaffner

Schw 3624 [Lokris] 65621 [Tegea] vgl auch dor κοιννEcircω Schw 89g [Argos] 323 B 48 [Delphi] Foedus ap Thuk 5791 vgl auch κοιννplusmnα Pind Py 197) att κοινεAgraveν sbquodslsquo Eur Her 149 u 340 Xenophons κοινAgraveν Cyr p 7535 scheint eine Umsetzung von dor κοινaacuteν nach att κοινωνEcircω (mit lautgesetzlicher Entwicklung von -ǣ(1)on- gt att -ων- im Vorton) wozu att κοινωνmς nach einem Verhaumlltnis wie στρατηγEcircω στρατηγmς ruumlckgebildet wurde zu sein (Leumann 1993223224 Fn 20 Peters 1980254255 Fn 212)

b) das Mykenische hat mit Bildungen wie Pa-ki-ja-ne Sphagiānes und I-na-ne Inānes gezeigt dass bereits im Urgriechischen ein Bildetyp von Eth-nika auf urgriech -ān- (neben Bildungen auf -ā1on- lt -ah2-1on- vgl myk [PY] o-qa-wo-ne- hokwāaringon- sbquoMitglied des Gefolgeslsquo [vgl hom aeligπfrac34ων sbquoGefaumlhrtelsquo] myk [KN] I-ja-wo-ne Iāaringon- sbquoMann aus Iālsquo) exis-tiert hat

2 Nach Schwyzer (1953185 487) koumlnnten die vorwiegend im Nordwesten beheimate-ten Ethnika auf -ān- auf uridg -ēn- (dehnstufige Variante des indiv Suffixes -eon-) beruhen und zwar mit nordgriechisch-illyrischem Lautwandel ē gt ā (wegen albanisch o lt uridg ē wohl uumlber ā) Als Gegenargumente lassen sich anfuumlhren

a) die Verbreitung der Ethnika auf -ān-es auch im Suumldgriechischen (Myke-nischen Arkadischen) und die fruumlhe Bezeugung im Mykenischen spre-chen gegen die Herkunft aus einer (aus anderen Gruumlnden voumlllig hypotheti-schen) Vorstufe Nordgriechisch-Illyrisch

b) die Hypothese Schwyzers ist kaum zutreffend fuumlr die Ethnika auf -ānes mit deutlichen oder zumindest moumlglichen griechischen Derivationsbasen mit Stamm auf -ā

3 Nach Leukart (1980238ndash247) dem wir die letzte umfassende Behandlung des Suf-fixes -νες (ion-att -microνες) myk -ānes lt urgriech -ān-es zur Bildung von Ethni-ka verdanken ist das Suffix -ān- der Ethnika vergleichbar mit dem Suffix -ān- von urgriech ne1ān-50 Urgriech ne1ān- ist das Grundwort von griech νενplusmnς sbquojunger Mannlsquo sekundaumlr Adj sbquojugendlichlsquo (zuerst νεηνplusmnης Uumlνacuteρ Hom Od κ 278 ξ 524) νενικmς sbquojugendlichlsquo (Ar+) Deminutiv νενplusmnσκος sbquojunger Mannlsquo (Hdt+) man vgl auch die denominalen Verba νενιεAumlοmicroαι sbquowie ein jugendlicher Hitzkopf handelnlsquo (Ar+) mit νενplusmnευmicroα sbquojugendlich impulsive Handlunglsquo (Pl+) und νενικEcircω sbquojugendlich seinlsquo (Eup+) Femininum νεAcircνις νεmicroνις -ιδος (Il+ ep-poet) Ur-griech ne1ān- stellt nach Leukart (1980241242) eine Ableitung mit der tiefstufi-gen Form des charakterisierend-individualisierenden Suffixes -eon- von einem vor-urgriechischen vielleicht sogar uridg Stamm ne1ā- (bzw ne1ah2-) der als Kol-lektivbildung sbquoGesamtheit der jungen Leutelsquo bedeutete dar Zur Funktion des Suffi-xes aumluszligert sich Leukart (1980242 Anm 15) folgendermaszligen bdquoWegen der indivi-dualisierend-singulativischen Funktion von ne1ā-n- usw (hellip) empfiehlt es sich von -eon- mit der spezielleren Bedeutungsentwicklung sbquoderjenige aus der Gruppe xlsquo gt sbquoeiner aus helliplsquo auszugehenldquo Gegen diese Erklaumlrung Leukarts laumlsst sich als Ge-genargument anfuumlhren dass das Suffix -ān- der Ethnika funktional nicht verglichen werden kann da zwischen der Ableitungsbasis und den abgeleiteten Ethnika deut-lich eine Zugehoumlrigkeitsrelation zum Ausdruck gebracht wird (zB ΦοιτιAcircνες eig

50 Moumlglicherweise bezeugt in νεfrac34ν νEcircος sbquoJuumlnglinglsquo (A D Adv 1608 Suid sv νεAcircνις Eust 33515 EM) falls es nicht bloszliges Grammatikerrekonstrukt zu Erklaumlrung von νεAcircνις ist (Leukart 1980238)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 373

sbquodie zur Stadt Φοιτplusmnαι Gehoumlrigen Einwohner der Stadt Φοιτplusmnαιlsquo ∆υmicroAcircνες [Phylenna-me] eig sbquodie zur dumā-zum bdquoStammldquo Gehoumlrigenlsquo in der Bedeutung etwa von φυλEcircται sbquoStammesgenossenlsquo) und das individualisierende Suffix -eon- alleine den Ausdruck der Zugehoumlrigkeit nicht leistet51

4 Bei Balles (2008208) sind die griechischen Voumllkernamen auf -νες (ion att -microνες) urgriech -ān-es falsch unter die vorwiegend fuumlr gewisse dorische bzw nordwest-griechische Dialekte charakteristischen Sekundaumlrbildungen auf -acuteν Gen -microνος des Typs λεσχacuteν sbquoSchwaumltzerlsquo ( λEcircσχη sbquoOrt zum Liegen Plaudereilsquo) oder ξιφacuteν sbquoSchwerttraumlgerlsquo (ccedil φEcircρων ξplusmnφος Hsch)52 wozu auch die vor allem in Megara und Korinth bezeugten Personennamen wie Λυσacuteν Καλλacuteν Aacuteριστacuteν Νικacuteν etc (vgl Solmsen 1909116ff) zaumlhlen eingeordnet Diese Bildungen zeigen auch im dorisch-nordwestgriechischen Dialektgebiet die Suffixablautstufe -ην- lt urgriech -ēʛn- die mit dorisch-nordwestgriechisch -ν- lt urgriech -ān- der Ethnika lautlich nicht kompatibel ist

8888 In der Folge soll nun eine neue Erklaumlrungsmoumlglichkeit der Suffixe urgriech -ān-es und urslav -ěne bzw -jane zur Bildung von Ethnika und der baltischen Zugehoumlrigkeitsbil-dungen auf -rna- praumlsentiert werden Den Ausgangspunkt fuumlr diese neue Erklaumlrungsmoumlg-lichkeit bildet die Beobachtung dass im Urindogermanischen bzw in den Einzelsprachen Suffixkonglomerate zur Bezeichnung der Zugehoumlrigkeit aus der Kombination zweier funk-tional aumlquivalenter Zugehoumlrigkeitssuffixe bzw aus der Kombination zweier Bildemoumlglich-keiten zur Bezeichnung der Zugehoumlrigkeit entstanden sein koumlnnen Man vergleiche zum Beispiel

a) Zugehoumlrigkeitssuffix -iacuteh2-no- (lat -īnus gr -eacuteνος lit -yacutenas slav -iacutenъ germ -īna-53) Kombination aus dem V~k-Suffix -iacuteh2-

54 (vgl ai v~k- f sbquoWoumllfinlsquo ai

51 Diese Uumlberlegung mag vielleicht auch der Grund dafuumlr sein dass Nikolaev 2010191 als Grundlage von ur-griech ne1ān- eine auf dem Kollektivum ne1eh2- bdquoyouthldquo basierende Ableitung ne1eh2-h1(eo)n- bdquohaving youthldquo (gt Hsch νεfrac34ν νEcircος) mit dem Hoffmannschen Possessivsuffix postuliert Nikolaev 2010191 Fn 9 er-laumlutert weiter hierzu bdquoThe analysis here differs from the one originally proposed by Leukart only insofar as he glosses ne1eh2 as lsquoGesamtheit der jungen Leutersquo and operates with an individualizing -n-suffix while I use Hoffmannrsquos possessive suffix -h1(eo)n- insteadldquo

52 Vgl zu diesem Typ auch Peters 1980169 53 ZB lat equīnus sbquozum Pferd gehoumlriglsquo equus sbquoPferdlsquo gr ecircκεανναι sbquoOkeanostoumlchterlsquo lit kaimyacutenas sbquoNach-

barlsquo kaiacutemas sbquoDorflsquo aksl sestrinъ sbquozur Schwester gehoumlriglsquo ahd fingirīn sbquoFingerringlsquo 54 Die Bestimmung des Laryngals des V~k-Suffixes als h2 ergibt sich mE aus der Analyse von gr

Uumlνδριfrac34ς -frac34ντος sbquoStandbild Statuelsquo als h2rih2-aacutent- (vgl zur Bildung auch toch B iko Pl ikonta sbquoSchrittlsquo lt sekās lt sekah2-t-s oder -ant-s [ B sik- sbquoschreitenlsquo lt sik-]) das als Erweiterung mit einem die Bedeu-tung des Grundwortes nur gering modifizierenden abstufenden Suffix ----ent-----nt- (in Faumlllen wie heth irmala-nt- sbquokranklsquo irmala- sbquodslsquo weitere Beispiele unter sect81) einer V~k-Bildung h2r-iacuteh2- sbquowas einem Mann ver-gleichbar ist Bild eines Manneslsquo gedeutet werden kann (Klingenschmitt 2005423 Anm 142) Die Bildungen auf -iacuteh2- des V~k-Typs haben naumlmlich unter anderem die Funktion etwas zu bezeichnen was in seiner Be-schaffenheit an den durch das Grundwort bezeichneten Begriff erinnert (vgl AiGII2384 Klingenschmitt 2005344) vgl zum Beispiel ai ā-v Du sbquoHodenlsquo āaacute- n sbquoEilsquo Du sbquoHodenlsquo lat saniēs sbquoverdorbenes Blut Wundjauchelsquo lt h1sh2an-ih2- sbquoBlutaumlhnlicheslsquo ( heth ešar gr eumlαρ ai aacutes~-k n sbquoBlutlsquo lt uridg h1eacutesh2~ Gen h1sh2aacuten-s) aisl myacuterr f Sumpf Schlammlsquo lt urnord me1Ri+R lt urgerm me1zī lt me1siacuteh2- sbquowas ei-nem Moor aumlhneltlsquo ae mēos m n sbquoMoor Schlammlsquo ahd mios m n sbquodslsquo lt meacute1so- Nur der Ansatz mit h2 erklaumlrt mE auch die Tatsache dass bestimmte Staumlmme des V~k-Typs im Baltischen bzw Litauischen zu Staumlmmen mit Nom Sg -ijagrave und Akk -iją umgebildet sind vgl zB urslav oldi Gen ldiję sbquoSchifflsquo (skr štok lađa čak [Vrgada] ldegatildeđa slov laacutedja nruss ladjaacute aruss lodja) lt alds Gen aldiās (aumllter -i-as

374 Stefan Schaffner

v~ka- m sbquoWolflsquo ai rath- m sbquoWagenlenkerlsquo raacutetha- m sbquoWagenlsquo urslav sǫdi m sbquoRichterlsquo lt som-dhh1-iacuteh2- urslav sǫdъ m sbquoGerichtlsquo lt som-dhh1-oacute-) und dem Suffix -no- (vgl zB lat Romā-nus sbquoRoumlmerlsquo Roma lat paternus sbquozum Vater gehoumlriglsquo maternus sbquozur Mutter gehoumlriglsquo lat fānum sbquoHeiligtumlsquo lt fasnom lt dhƽ1s-no-m sbquozu einer religioumlsen Feier gehoumlriglsquo)

b) av āhuiri- sbquozum ahura- gehoumlriglsquo ( ahura- sbquoHerrlsquo) Kombination aus Vigraveddhi55 plus Zugehoumlrigkeitssuffix -i- (ohne Vigraveddhi av zaraθuštri- sbquozu Zarathustra gehoumlriglsquo zaraθuštra-)

c) uridg te1-oacute- sbquozu dir gehoumlriglsquo (griech hom dor τεacircmς lat tuus) tū sbquodulsquo de1-oacute- sbquoHimmlischer Gottlsquo (ai devaacute- lat deus dīvus lit diẽvas etc) de1-di1- sbquoHim-mellsquo Kombination aus Vigraveddhi51 plus Zugehoumlrigkeitssuffix -o-56 (vgl ohne Vigraveddhi t1-oacute- sbquozu dir gehoumlriglsquo gt griech ion att σmς av θβ)

d) Suffix -io- (vgl zB lat patrius griech πfrac34τριος sbquozum Vater gehoumlriglsquo) lt -ih2-o- Kombination aus den beiden Zugehoumlrigkeitssuffixen -ih2- und -o-57

lt -ih2-as) lit aldijagrave Akk aCdiją sbquoEinbaum Kahnlsquo (nach dem Wandel von -ia- zu ē eingetretene) Umbil-dung von ald-s Gen aldi-as lt aoldh-iacuteh2- sbquoTrogaumlhnlicheslsquo urgerm alđōn- sbquoTroglsquo (nnorw dial olda f sbquogroszliger Troglsquo nschwed aringlla f sbquoBottichlsquo) lt aoldhā-n- (vgl Klingenschmitt 2005344) Zugunsten von h1 des V~k-Suffixes argumentiert Widmer 2005190ff worauf hier im Einzelnen aber nicht eingegangen werden kann

55 Vgl zB ahd swāgur m sbquoSchwagerlsquo lt urgerm s1ēDžura-z lt s1ē0uroacute-s sbquoder zum Schwiegervater (als Sohn) Gehoumlrigelsquo uridg s1eacute0uro-s sbquoSchwiegervaterlsquo (ai śvaacuteśura- gr Uacuteκυρmς lat socer ahd swehur ae sweor etc) Vgl zur Vigraveddhi-Ableitung insgesamt Darms 1978 Jochem Schindler (bei Balles 2006286ff Fn 473 und Widmer 2008618) leitet die Vigraveddhi-Ableitung aus einer Lokativhypostase von endungslosen dehnstufi-gen Lokativen von Wurzelnomina her wobei als Operator fuumlr die Bildung des abgeleiteten Stammes dasselbe Suffix -eo- dient das auch bei Hypostasen von i-Lokativen auftritt (zB uridg h2ant-i+eacuteoacute- sbquoauf der Vor-derseite gegenuumlber befindlichlsquo [gt gr Uumlντplusmnος sbquogegenuumlberstehend entgegengesetztlsquo substantiviert urgerm andia- m n sbquoEnde Rand Grenzelsquo] uridg h2ant-i Lok sbquoauf der Vorderseite gegenuumlberlsquo) Auf einer Loka-tivhypostase uridg pēd-oacute- sbquoam Fuszlig befindlich zum Fuszlig gehoumlriglsquo ( prdplusmni sbquoam Fuszliglsquo) beruhen nun einerseits lit pėdagrave f (3) sbquoFuszligsohle Fuszligspurlsquo = lett pecircda f sbquoFuszligsohlelsquo (lit dial auch ppdas m (3) sbquoFuszligsohlelsquo) und an-dererseits wohl auch griech πηδmν n sbquoRuderblattlsquo (Od+ benannt nach der flachen Form und der Befindlich-keit unten am Ruder FriskII527) dessen urspruumlngliche Bedeutung noch von dem abgeleiteten Verbum πηδfrac34ω sbquospringen huumlpfenlsquo (Il+) vorausgesetzt sein koumlnnte (zur Deutung von lit pėdagrave f (3) sbquoFuszligsohle Fuszlig-spurlsquo = lett pecircda f sbquoFuszligsohlelsquo als einer Vigraveddhi-Ableitung zu ped- sbquoFuszliglsquo vgl Griepentrog 1995163 Larsson 2003245 Anm 15 NIL537 Fn 64) Aus dem prototypischen Nebeneinander von pēd-oacute- sbquoam Fuszlig befindlich zum Fuszlig gehoumlriglsquo ( prd sbquoam Fuszliglsquo) und peacuted- sbquoFuszliglsquo auf das pēd-oacute- sekundaumlr als Ableitung bezogen werden konnte haumltte nun die Regel abstrahiert werden koumlnnen dass bei dieser spezifischen Ableitung das Derivat ge-genuumlber der Derivationsbasis Erhoumlhung des Wurzelablauts um eine Stufe (ē e danach analogisch ō o und e ) und zwar nach dem ersten konsonantischen Wurzelradikal zeigt und das Derivat gegenuumlber der Deriva-tionsbasis oppositiven Akzent aufweist Fuumlr den Ansatz eines Lok Sg prd(plusmni) spricht der Lok Pl prt-su lt prd-su in air iacutes kymr is untenlsquo lt īssu (vgl auch altalb [Buzuku] peumlr posh alb dial peumlrpoacutesh sbquounten hin-unter herunterlsquo lt pēd-si) Mit dem Ansatz eines Lokativ Singular prdplusmni ergaumlbe sich ein weiteres Beispiel fuumlr eine Regel dass bei athematischen Staumlmmen die Ablautstufe des Lokativ Singular gegenuumlber der Ablaut-stufe des paradigmatisch zugeordneten Genitiv Singular jeweils um einen Grad erhoumlht ist (vgl Klingenschmitt 2005319 Fn 30ndash32) Die Regel laumlszligt sich erschlieszligen aus Paradigmen wie Sg Nom dr1-s Gen di1-eacutes Lok deacute1plusmni Sg Nom meacutenti-s Gen mteacute-s Lok mtrplusmni Sg Nom h1noacuteh3m Gen h1h3meacuten-s Lok h1h3mrnplusmni

56 Vgl auch Schaffner 2004490 Fn 15 mit Literatur 57 Fuumlr eine Untermenge der Bildungen auf -ieo- kommt sicherlich auch eine Herleitung aus Hypostasen von

i-Lokativen in Betracht (Widmer 2008617 Balles 1997161ff Nussbaum 1986243) zB uridg h2ant-i+eacuteoacute- sbquoauf der Vorderseite gegenuumlber befindlichlsquo (gt gr Uumlντplusmnος sbquogegenuumlberstehend entgegengesetztlsquo

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 375

81818181 Auch bei Suffixkonglomeraten anderer Funktion besteht die Moumlglichkeit dass diese durch Kombination zweier funktional aumlquivalenter Suffixe enstanden sind man vergleiche zB das im Lateinischen bei Substantiven der 3 bis 5 Deklination verwendete Deminutiv-suffix -culus -a -um (zB homuculus sororcula aedicula vasculum etc) lt -ke-lo- das durch die Kombination eines Deminutivsuffixes -keo- (zB ai rāja-kaacute- sbquoKoumlnigleinlsquo rzjan- sbquoKoumlniglsquo ai pit~-kaacute- sbquoVaumlterchenlsquo pitaacuter- sbquoVaterlsquo aisl bolungr sbquojunger Stierlsquo lt --koacute- boli m n-St sbquoStierlsquo) und eines Deminutivsuffixes -lo- (lat -ulus lt -e-lo- got magula sbquoKnaumlbleinlsquo magus) hervorgegangen ist Im diesem Zusammenhang sei kurz darauf verwiesen dass das slavische Suffix -ęt- zur Bezeichnung von jungen Lebewesen vorwie-gend von Tierjungen (BraumluerIII80ndash99) aus der Kombination zweier individualisierend-charakterisierender Suffixe -en- und -et- entstanden sein kann zB urslav posęt- n sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ( uridg poacuter0oe- sbquodslsquo [lit pašas (2) ahd far(a)h ae fearh lat porcus mir orc]) urslav moCdęt- n sbquoJungeslsquo lt moacutelde-n-t- ( urslav moCdъ sbquojunglsquo lt moacuteldho-)58 auszligerhalb des Slavischen vielleicht auch arm ayceamn sbquoGazellelsquo lt h2ai-(hx)-t- ayc (i) sbquoZiegelsquo lt h2ai-59 Man vergleiche zum individualisierenden Suf-fix -eon- etwa Beispiele wie lat Catō -ōnis sbquoSchlaumlulinglsquo catus sbquoschlau verschlagenlsquo griech στρfrac34βων sbquoSchielerlsquo στραβmς sbquoschielendlsquo got liuta -ins sbquoHeuchlerlsquo liuts sbquoheu-chelndlsquo etc60 zum indiv Suffix -eot- etwa ai haacuteri-t- n sbquogelbe Farbelsquo (in haacuterit-vant- sbquogoldgelblsquo) lt heacutelh3i-t- n sbquodas Gelbelsquo ai haacuteri- sbquofahl gelblichlsquo jav zairi- sbquogelblsquo lt heacutelh3i- uridg meacuteli-t- n sbquoHoniglsquo (gr microEcircλιτ- got milithorn etc) eig sbquoGelbeslsquo ( urkelt meli-no- sbquogelblsquo in mkymr melyn) uridg (h13)aacutelbi-t- n sbquoWeiszligeslsquo (gr ETHλφι n Pl ETHλφιτα sbquoGerstenmehllsquo alb elb sbquoGerstelsquo)61 und griechische und lateinische Bildungen wie gr γυmicroνacuteς γυmicroνacuteτ- sbquoLeichtbewaffneter Infanteristlsquo ( γυmicroνmς sbquonackt unbekleidetlsquo) gr UumlργEcircτ- Uumlργacuteτ- sbquoglaumlnzend strahlend schimmerndlsquo ( Uumlργmς sbquodslsquo) lat stīpes stīpit- sbquoZweig Stocklsquo ( stepo- sbquostarr steiflsquo gt urgerm stīfa- gt ae mhd stīf)62 Eine Analyse des slavischen Suf-fixes -ęt- n als -(e)n- + -t- ergibt sich vom Material des Slavischen aus schon alleine dadurch dass die Bildungen auf -ęt- in deutlicher Beziehung zu Ableitungen von n-Staumlm-men gleicher Bedeutung stehen (vgl zB russ ksl mladę n sbquoKind Knabelsquo [vgl auch slo-vak mlaacutedrsquoa n sbquojunges Tierlsquo] lt urslav moCdęt- n sbquoJungeslsquo aksl mladen-c mladěn-c sbquodslsquo [vgl apreuszlig Elb Voc 189 kint maldenikis] russ dialekt moacuteloden sbquojunger Mannlsquo lt urslav moCden- [Ableitung mittels des indiv n-Suffixes von urslav moCdъ Adj sbquojunglsquo gt aksl mladъ russ moacutelodъ]) und die Bildungen auf -ęt- in den Einzelsprachen zum Teil im Singular (vgl russ Sg teleumlnok sbquoKalblsquo Pl teljaacuteta) oder im Plural (ačech haumlufig Pl -enci lt -en-ci Sg -ě lt -ę zB Pl kuřenci Sg kuřě sbquoHuhnlsquo) durch Ableitungen von n-Staumlm-men suppliert werden (vgl auch apreuszlig smunents sbquoMenschlsquo neben smūnen-isks sbquomensch-lichlsquo)63 Die Produktivitaumlt dieses Typs im Slavischen mit dieser spezifischen semantischen Funktion ist wohl von prototypischen Bildungen wie urslavisch posęt- n sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ausgegangen dessen Grundwort poacuter0eo- dieselbe Bedeutung hat Das Suffix-konglomerat -en-t--n-t- duumlrfte in rein bdquoaugmentativerldquo Funktion wie in urslav posęt- n

substantiviert urgerm andia- m n sbquoEnde Rand Grenzelsquo) uridg h2ant-i Lok sbquoauf der Vorderseite gegen-uumlberlsquo

58 Vgl Schaffner 2001209ndash211 59 Klingenschmitt 19822526 Fn 19 60 Vgl Krahe amp Meid 1969III 92 Schaffner 2001526ndash529 61 Vgl Schaffner 2001211 Fn 200 Zu einer Analyse dieser Bildungen als t-Instrumentale Pinault 198032

Widmer 2005197 62 Nussbaum 20044 63 BraumluerIII81 Schaffner 2001209210

376 Stefan Schaffner

sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ( uridg poacuter0oe- sbquodslsquo) wohl auch im lat Ethnikon Pīcentes sbquodie (jungen) Spechtelsquo ( lat pīcus umbr peico sbquoSpechtlsquo) neben dem Adjektiv Pīcēnus LN Pīcēnum64 in apreuszlig smunents sbquoMenschlsquo (neben smūnen-isks sbquomenschlichlsquo) und wohl auch in griech Uumlνδριfrac34ς -frac34ντος m sbquoMenschenbild Bildsaumlule Standbildlsquo lt h2r-ih2-ant- (Erwei-terung von h2r-iacuteh2- sbquowas einem Mann vergleichbar ist Mannsbildlsquo) Uumlνacuteρ m sbquoMann Menschlsquo lt h2nrr verbaut sein

82828282 Wenn man nun das in sect8 illustrierte Prinzip der Kombination zweier funktional aumlquiva-lenter Zugehoumlrigkeitssuffixe zu einem Suffixkonglomerat auch auf das genannte baltische Zugehoumlrigkeitssuffix -rna- (lit -pnas f -pnė lett -ēns f -ēne vgl oben sect665) anwendet das eine etymologische Entsprechung in lateinischen Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -ēnus (zB Adj Pīcēnus LN Pīcēnum lat pīcus sbquoSpechtlsquo lat -iēnus Abl von io-Staumlmmen zB aliēnus sbquozu einem anderen gehoumlriglsquo alius laniēna [taberna Varro] sbquoFleischerladenlsquo altlat lanius sbquoMetzgerlsquo [wie figlīna taberna sbquoToumlpferwerkstattlsquo figulus sbquoToumlpferlsquo) besitzt66 so kann deren Vorform -eh1-no- bzw -e-h1-no- (bei Ableitung von eo-Staumlmmen67) als Kombina-tion eines abstufenden Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1-h1 dessen unflektierte Form moumlgli-cherweise der urindogermanischen Instrumentalendung -eh1-h1 zugrundeliegt68 und dem Zugehoumlrigkeitssuffix -no- analysiert werden Eine spezialisierte Funktion des Konglome-rats -(e)h1-no- koumlnnte dann in dem sogenannten bdquoHerrschersuffixldquo69 -h1-no- der Bedeu-

64 Vgl Rix 195051237ff 65 Hiervon etymologisch zu trennen ist wohl das zur Bildung von Stoffadjektiven verwendete slavische Suf-

fix -ĕnъ (vgl Vondraacutek 1924I 528529) dass wohl an n-Staumlmmen erwachsen ist (vgl aksl kamĕnъ sbquosteinernlsquo russ kaacutemjanyj serb k`men urslav kaacutemen- m sbquoSteinlsquo aksl plamĕnъ serb pl`men sbquoflammendlsquo urslav plaacutemen- m sbquoFlammelsquo) und von dort als komplexes Suffix abgeloumlst ist (vgl aksl drĕvĕnъ sbquohoumllzernlsquo drĕvo sbquoHolzlsquo)

66 Rix 1972727728 weist darauf hin dass das Umbrische ein patronymisches Gentilnamensuffix -ēno- kennt das mit einem einzigen ndash allerdings durchsichtigen ndash Beispiel aus umbrischen Texten zu belegen ist Voisiener (Gen Sg Ve 236) zu Voisis lt -sos Der Typ ist auf lateinischen Inschriften aus Umbrien und aus den oumlstli-chen und suumldlichen Nachbargebieten der Pikenter Vestiner und Sabiner haumlufig Alfēnus (auch Hor sat 1 3 130+) Labiēnus (auch Sil 1034+) Nach Rix loc cit entspricht dieses patronymische Gentilnamensuffix des Umbrischen etymologisch dem Suffix des Ethnikons Picēnus zu lat pīcus und umbr peico (Akk) sbquoSpechtlsquo Nach Rix loc cit (vgl auch Mayrhofer 197732) gehoumlrt hierher auch das im Iranischen Patronymika bilden-de Suffix -āna- das sich auf -ēno- zuruumlckfuumlhren laumlszligt aav Haēca aspānā (Nom Sg f Yasna 553) zu Haēca aspa (Yasna 4615) Immerhin erwaumlgenswert ist die Frage ob das im Iranischen zur Bildung von Landschaftsnamen gaumlngige Suffix -āna- zB in av Vƽhrkāna- sbquoHyrkanienlsquo (in jav vƽhrkānōšaiiana- sbquodie Wohnung der Hyrkanier bildendlsquo V 111) vƽhrka- m sbquoWolflsquo (vgl auch mp gwlgrsquonyk gurgānīγ sbquozur Pro-vinz Gurgān gehoumlriglsquo np Gurgān gurg sbquoWolflsquo) nicht ebenfalls hier etymologisch anzuschlieszligen ist wenn-gleich das lange ā von -āna- (wie auch des patronymischen Suffixes -āna-) lautlich natuumlrlich mehrdeutig ist

67 Die akutierte Intonation in Faumlllen wie lit kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo ( kaacutelnas sbquoBerglsquo) kaimpnas sbquoNachbarlsquo ( kaiacutemas sbquo[Bauern-]Dorf Landlsquo) deren Ableitungsbasen thematische Staumlmme bilden zeigt wohl dass das Suffixkonglomerat -h1-no- mit Nullstufe der ersten Komponente an den e-stufigen Stamm der Ableitungsba-sis getreten ist Diese Bildungen folgen dann einer Regel dass flexions- und derivationsmorphologische Ele-mente die in die Nullstufe treten koumlnnen an thematische Staumlmme in nullstufiger Gestalt angefuumlgt werden (vgl -o-nt- -eacutent- -o-h1- -eacuteh1-) vgl Klingenschmitt 2005454

68 In diesem Fall koumlnnte die bdquoApertinentivldquo-Endung -ī lt -ih2 verglichen werden die als unflektierte Form des Zugehoumlrigkeitssuffixes -ih2- (ai v~k- f sbquoWoumllfinlsquo ai v~ka- m sbquoWolflsquo ai rath- m sbquoWagenlenkerlsquo raacutetha- m sbquoWagenlsquo etc) zu bestimmen waumlre (vgl etwa teacute1e Gen te1oacute- sbquodeinlsquo ai asmzkaplusmnm Gen asmzka- sbquoun-serlsquo) Klingenschmitt 2005318

69 Man vergleiche die maszliggeblichen Materialsammlungen von Meid 195657260ndash295 1ndash128 und Meid 1957 72ndash108 113ndash126 (vgl auch Krahe amp Meid 1969III 109110 Schaffner 1999[2002]187188)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 377

tung sbquoHerrGott uumlber das was das Grundwort zum Ausdruck bringtlsquo (eig sbquoder (als Herr Gott) dazu Gehoumlrigelsquo) in Bildungen mit Dehnung des praumlsuffixalen Vokals wie lat tribūnus sbquoVorsteher der tribuslsquo ( tribu-) Portūnus sbquoGott der Haumlfen und Durchgaumlngelsquo ( portu-) Neptūnus sbquoGott des feuchten Elementslsquo ( neptu-) Fortūna sbquoGoumlttin des Schicksals und Gluumlckslsquo ( fortu- verbaut in fortuītus sbquozufaumllliglsquo) lat Bellōna sbquoGoumlttin des Kriegeslsquo ( bello-) Annōna sbquoGoumlttin der Erntelsquo ( annus sbquoJahreserntelsquo) vorliegen70 neben denen Bildun-gen mit bdquoeinfachemldquo -no- ohne Dehnung des praumlsuffixalen Vokals wie in lat dominus sbquoHausherrlsquo lt domo-no-s ( domo-) gall Eponā sbquoGoumlttin der Pferdelsquo ( epo- sbquoPferdlsquo) gall Maponos sbquoGott der Soumlhnelsquo ( mapo- sbquoSohnlsquo) gall Nemetonā sbquoGoumlttin der (heiligen) Hainelsquo ( gall nemeton) gall Damonā sbquoGoumlttin der Ochsen bzw Hirschelsquo ( damo- vgl air dam sbquoOchse Hirschlsquo) anord Herjann (Beiname des Gottes Oacuteethinn) = kelt koronos (abrit VN Coriono-tōtae) = griech κοplusmnρανος sbquoHeerfuumlhrer Herrscherlsquo (poet seit Ho) lt koro-no-s sbquodslsquo ( uridg koro- sbquoHeerlsquo)71 urgerm thorne1đana-z m sbquoKoumlniglsquo (got thorniudans anord thornjoacuteethann ae thornēoden as thiodan) lt te1to-noacute-s sbquoVorsteher der thorne1đō der Volksgemeindelsquo ( urgerm thorne1đō- f sbquoVolklsquo got thorniuda ahd diota) stehen72

83838383 Die Richtigkeit der obigen morphologischen Analysen vorausgesetzt ergibt sich nun auch eine klare Analysemoumlglichkeit fuumlr das slavische Suffix -ěn- (bzw -jan- lt --ēn-) zur Bildung von Ethnika und Einwohnernamen Das slavische Suffix -ěn- kann dann als Kombination des abstufenden Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1- das als erste Komponente in -eh1-no- verbaut ist und der Nullstufe des individualisierenden n-Suffixes gedeutet wer-den Bei thematischen dh eo-staumlmmigen Grundwoumlrtern waumlre das Konglomerat in der nullstufigen Gestalt der ersten Komponente an den e-staumlmmigen Themavokal der Deriva-tionsbasis angefuumlgt worden73 (-e-h1-n-74 gegenuumlber zB --eacuteh1-n- bei i-staumlmmigen Grund-woumlrtern) zB urslav poljaacutene sbquoFeldbewohnerlsquo lt (Transponat) polh2eacute-h1-n-es urslav

70 Nussbaum 19981ndash11 postuliert fuumlr eine Vielzahl von einzelsprachlichen Sekundaumlrbildungen mit Laumlnge des praumlsuffixalen Vokals bdquodekasuativeldquo Ableitungen von Instrumentalen auf -V-h1- so zB in Bildungen wie lat Portūnus Bellōna die er als deinstrumentale possessive Bildungen mit einen Konglomerat -h1no- deutet Auch das Hoffmannsche Possessivsuffix ist nach Nussbaum 19989ndash11 (vgl zB auch Nikolaev 2010191) als deinstrumentale Bildung auf -h1-eon- zu analysieren zB av mąθrān- m sbquoSpruchkennerlsquo lt mentro-h1-on- mąθra- sbquoSpruchlsquo lt mentro- (Argumente gegen den Ansatz des Hoffmannschen Possessiv-suffixes mit Laryngal 3 als -h3on- bei Nussbaum 199810ndash11) Diese Analyse bietet nach Nussbaum 199811 den Vorteil dass der desubstantivische Typ auf -Hon- (av mąθrān-) und der deadjektivische Typ auf -eon- (av marƽtan-) letztendlich identisch seien Ich unterscheide mich in den Analysen von Nussbaum nur inso-fern als ich in dem morphologischen Element -eh1h1- nicht eine Kasusform sondern ein Suffix sehe dessen unflektierte Form moumlglicherweise dem uridg Instrumental auf -eh1h1- zugrundeliegt

71 Vgl hierzu die ausfuumlhrliche Besprechung bei Peters 1980170ndash171 72 Vgl zu den bisherigen Deutungen des Nebeneinanders von Bildungen mit und ohne Dehnung des praumlsuffixa-

len Vokals bei Bildungen mit dem bdquoHerrschersuffixldquo Schaffner 1999[2002]188 Fn 207 mit Literatur (vgl auch Stuumlber 20048ndash15)

73 Vgl zu dieser Regel Klingenschmitt 2005445 74 Es stellt sich die Frage ob nicht individualisierende Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -e-h1-n- als Zwischenstufe

der Wortbildung fuumlr die indoiranischen femininen Namen auf -ān-d (lt -e-h1-n-iacuteh2) zu thematischen mas-kulinen Eigennamen (insbesondere Goumltternamen) wie im Falle von ved Indrā- sbquoFrauGattin des Indralsquo GN Iacutendra- Varuān- sbquoFrauGattin des Varuethalsquo (daneben Ableitungen von Appellativen wie arayān- sbquoGoumlttin der Einoumldelsquo aacuteraya- sbquoWuumlste Wildnislsquo ūrjān- sbquoPersonifizierung der Kraftlsquo currenrj- sbquoKraftlsquo) av ahurānī- sbquogoumltt-liche Herrinlsquo ahura- sbquogoumlttlicher Herrlsquo mayeniiānī- sbquoFrau des Urmenschenlsquo (in Pahlavi-Uumlberlieferung) mayeniia- sbquoName des mythischen Urmenschenlsquo (vgl Stuumlber 200414) anzusetzen sind Freilich sind auch andere Erklaumlrungsmoumlglichkeiten denkbar (vgl zB Stuumlber 20041415 mit aumllterer Literatur)

378 Stefan Schaffner

poCje sbquoFeldlsquo n lt poacutelh2o-m Das individualisierende n-Suffix findet sich auch in Kombi-nation mit anderen Zugehoumlrigkeitssuffixen Haumlufig ist zB ein Suffix -io-n- (lt -ih2o-n-) in Bildungen wie gr (θεοOgrave) οmacrρανplusmnωνες sbquodie Himmlischen (Goumltter)lsquo ( οmacrρανoacuteς sbquoHimmellsquo) Κρονplusmnων sbquoKronide Sohn des Kronos (Zeus)lsquo lat lūdiō m sbquoSchauspielerlsquo = lūdius sbquodslsquo ( lūdus sbquoSpiel Schauspiellsquo) mūliō sbquoMaultiertreiberlsquo ( mūlus sbquoMaultierlsquo) got fiskja sbquoFi-scherlsquo ( fisks) kasja sbquoToumlpferlsquo ( kas) gallisch (latinisiert) Artiō sbquoGoumlttin der Baumlrenlsquo lt artion- ( keltisch arto-s sbquoBaumlrlsquo) altirisch Goibniu sbquoGott der Schmiedelsquo lt gobannion- ( altirisch gobae Gen gobann m sbquoSchmiedlsquo) etc75 Mit -io-n- vergleichbar ist in mittel-iranischen Sprachen ein Suffix -akān- (mp B-Phl -krsquon man-mp -grsquon -aγān sogd -krsquon -(a)kān) das auf Adjektiven der Zugehoumlrikeit mit Suffix -aka- beruht (vgl B-Phl mltrsquonk marδānaγ sbquomannhaft tapferlsquo lt martān-aka-) und substantivische Zugehoumlrigkeits-bildungen ableitet zB B-Phl wrsquozrsquolkrsquon man-mp wrsquocrsquorgrsquon wāzāraγān sbquoKaufmann Haumlnd-lerlsquo (np bāzārgān) lt wāzārakān- sbquoder zum Markt Gehoumlrigelsquo B-Phl wrsquocrsquol man-mp wrsquocrsquor wāzār sbquoMarktlsquo (np bāzār) man-sogd ptrkrsquon chr-sogd ptrqrsquon pitarkān sbquovom Va-ter stammendes Erbelsquo76 Auch das nur im Indoiranischen bezeugte Suffix -iacuten- (zB in ai aśviacuten- m sbquoRitterlsquo [ aacuteśva- m sbquoPferdlsquo] praśniacuten- m sbquoFragerlsquo [ praśnaacute- sbquoFragelsquo]) stellt wohl eine Kombination des Zugehoumlrigkeitssuffixes -i- und des individualisierenden n-Suffixes dar77 Das Nebeneinander von -eh1-no- (balt -rna- lat -ēnus) zu -eh1-n- bzw -e-h1-n- (slav -ěn-) verhaumllt sich morphologisch wie das Nebeneinander von -iacuteh2-no- (lat -īnus etc) zu -iacuteh2-n- gt griech -eacuteν- (griech Fortsetzer des V~k-Typs) zB griech γλωχeacuteWς -eacutentildeνος sbquoSpitzelsquo ( γλograveχες sbquoGrannenlsquo) UumlκτeacuteWς sbquoStrahllsquo ( ved aktuacute- sbquoNachtlsquo) δελφeacuteWς sbquoDelphinlsquo ( δελφAumlς sbquoGebaumlrmutterlsquo) Oacuteσmicroeacutentildeν- sbquoSchlachtlsquo ( ved yudhmaacute- sbquoKaumlmpferlsquo)78

84848484 Zumindest fuumlr eine Untermenge der slavischen Bildungen auf -ěn-e bzw -jan-e koumlnnte allerdings auch eine Alternativerklaumlrung in Betracht kommen die bei Vondraacutek (1924543) angedeutet ist Es koumlnnten Possessivbildungen mit oppositivem Akzent an de-ren e-stufigen betonten Themavokal das individualisierende n-Suffix getreten waumlre79 zu thematischen barytonen Grundwoumlrtern vorliegen So koumlnnte das morphologische Verhaumlltnis von urslav poljaacutene lt (Transponat) polh2rn-es sbquodie mit Feldern Versehenenlsquo zu seinem Grundwort urslav poCje sbquoFeldlsquo n lt poacutelh2o-m genau dem von av karapan- m sbquoRitual-priesterlsquo (Nom Pl karapanō Gen Pl karafnąm) lt uriran karpaacuten- lt kolpeacute-n- sbquoder mit dem Ritual Versehene der das Ritual Ausfuumlhrendelsquo zu seinem in ai kaacutelpa- m sbquoRituallsquo fort-gesetzem Grundwort koacutelpeo-80 oder dem von griech ξιφacuteν sbquoSchwerttraumlgerlsquo (ccedil φEcircρων ξplusmnφος Hsch) zu seinem Grundwort ξplusmnφος sbquoSchwertlsquo entsprechen wobei anzunehmen waumlre dass die e-Langstufe des Suffixes in polh2rn-es gt urslav poljaacutene wie im Griechischen (Nom -acuteν Gen -microν-ος) aus dem urspruumlnglichen Nom Sg auf -rn paradigmatisch verall-gemeinert worden waumlre (so Zubatyacute bei Vondraacutek 1924543) Allerdings ist fuumlr das Slavische

75 Vgl zu den Goumltternamen bzw Goumltterepitheta vor allem Stuumlber 20043ndash5 76 Vgl Schaffner 2005241ndash243 mit weiteren Beispielen 77 Vgl Klingenschmitt 2005349 78 Risch 197458 Schindler 197563 Balles 2008225 Innerhalb der griechischen Bildungen auf -īn- differen-

ziert Leukart 1980243 Fn 22 folgendermaszligen bdquo-īn- ist deutlich possessiv in δελφν- sbquo(Fisch) der Gebaumlrmut-ter hatlsquo lt -i-h3n- zu einem sbquoCalandrsquoschlsquo neben δελφAumlς stehenden aumllteren i-Stamm oder analogem Vorbild vgl auch Τρχν- sbquoSchroffes (= Felswaumlnde) habendlsquo (Ortsname) neben τρχAumlς Dagegen steht wahrscheinlich indi-vidualisierendes -(eo)n- in γλωχ--ν- sbquoSpitze (eines Gegenstandes)lsquo lt -ih2-n- dh formal parallel zu -ān- lt -ah2-n- semantisch aber wegen der anderen Bedeutung des Grundwortes (cf γλograveσσα) verschieden (hellip)ldquo

79 Vgl zu dieser Moumlglichkeit Peters 1980166 80 Vgl Mayrhofer 197735 Fn 158 und Schaffner 2005175176 (mit weiteren Parallelen)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 379

diese Annahme dewegen miszliglich weil gerade die n-staumlmmige Singularbildung fehlt die ja suppliert wird Zudem bringt ein Groszligteil der Bildungen auf -ěn-e bzw -jan-e seman-tisch eine Zugehoumlrigkeitsrelation zum Ausdruck In den Faumlllen mit komplexem Suffix -jan- dh in Ableitungen wo -j- nicht schon Bestandteil der Ableitungsbasis (wie in poljaacutene poCje) war wie in aksl graždan-e sbquoBuumlrgerlsquo lt gord-jan-e gradъ sbquoStadtlsquo lt gordъ oder aruss poločane Fln Polota koumlnnte -jan- nach dem in sect8 illustrierten Prin-zip der Mehrfachsuffigierung aus der Kombination des Zugehoumlrigkeitssuffixes -i- (in av zaraθuštri- sbquozu Zarathustra gehoumlrigldquo zaraθuštra-) und des Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1- wiederum um das nullstufige indiv n-Suffix erweitert erwachsen sein (dh -jaacutene lt --eacuteh1-n-es)

85858585 Wie ist nun das griechische Ethnikon-Suffix -νες (ion att -microνες) urgriech -ān-es hier etymologisch anzuschlieszligen Es ist nun voumlllig klar dass urgriech -ān- mit slavisch -ěn- lt vorurslav -ēn- lautlich nicht kompatibel ist Doch bestehen wie bereits oben unter sect73 dargelegt worden ist fuumlr die bezeugten griechischen Ethnika auf -ān-es etymologi-sche Anschlussmoumlglichkeiten an griechische oder auch im Griechischen moumlgliche Staumlmme auf -ā lt -ah2 insbesondere Ortsnamen oder Ortskollektiva mit Stamm auf -ā81 Das griechische Suffix duumlrfte demnach als Ableitung von Staumlmmen auf -ā bzw von zu thema-tischen Staumlmmen auf -eo- gehoumlrigen Ortskollektiva auf -a-h2- lt -e-h2- mittels der null-stufigen Form -h1-n- die im Slavischen in dieser Gestalt an die e-stufige Variante einfa-cher thematischer Staumlmme tritt oder der vollstufigen Form -eh1-n- die im Slavischen an Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -i- tritt (dh -jaacutene lt --eacuteh1-n-es) des die Zugehoumlrig- keit bezeichnenden Suffixkonglomerats zu deuten sein dh urgriech -ān-es lt -a-h2-(a)h1-n-82 (zB epirotisch AacuteρκτAcircνες sbquodie zur Baumlrengegend Gehoumlrigenlsquo [lt -a-h2-(a)h1-n-es] aacuterktā- sbquoBaumlrengegendlsquo [Ortskollektiv zu griech ETHρκτος sbquoBaumlrlsquo]) Die Wortbildungsbedeutung der slavischen Ethnika auf -ěn--jan- bzw der griechischen Eth-nika auf -ān-es kann lokal-adhaumlsiv als sbquogehoumlrt zu Xlsquo (oder ggf -originativ als sbquostammt ausvon Xlsquo) gefasst werden In etwa vergleichbar ist im roumlmischen Namensystem das Ne-beneinander von Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -io- und -ah2-io- zu urspruumlnglichen Indi-vidualnamen mit thematischem Stamm man vergleiche etwa lat Iuppiter Saturnius sbquoIuppi-ter Sohn des Saturnuslsquo und die aus urspruumlnglichen Patronymica entstandenen Gentilnamen wie Mārcius Mārcus Iūlius Iūlus usw Daneben stehen Gentilnamen auf -eius wie Pompeius aus pompao-s (lt -ah2-io- vgl oskisch puacutempaiians) eigentlich sbquoder zur Fa-milie des Pompus Gehoumlrigelsquo Ableitung von einem Kollektivum pompā- sbquoFamilie des Pomposlsquo (lt -a-h2) zu einem Individualnamen pompo-s (vgl lat Rōma lt rōmā- sbquo(Siedlung der) Familie des Rōmo-slsquo [vgl den Stadtnamen Pompeiī] Individualnamen rōmo-s Rōmulus lt Deminutivum rōme-lo- [vgl den etruskischen Gentilnamen rumelna lt rumele-na Ableitung von einem Individualnamen rumele])83 Man vergleiche auch lat

81 Vgl Leukart 1980245 bdquoDas Entscheidende ist also nicht ob die Grundwoumlrter griechisch sind sondern allein ob sie eine griech Kollektivableitung auf -ā erlauben zu der dann weiter ein Ethnikon auf -ānes trittldquo

82 Zirkumflex auf den Formen mit kurzvokalischer Endung (zB -oacuteνες ion att -microνες) ist auszligerdorisch als Neue-rung obligatorisch und beweist nicht ehemalige Vollstufe der ersten Komponente des Suffixes (Schwyzer 1953377 Leukart 1980242 Anm 18) Fuumlr eine Vollstufe der ersten Komponente des Suffixes im Falle der Ableitung von ah2-Staumlmmen koumlnnten aber moumlglicherweise doch adverbiell erstarrte Instrumentale wie griech κρυφmicro dor κρυφoacute sbquoheimlich verborgenlsquo (lt -ah2-ah1 lt -e-h2-eh1 vgl Klingenschmitt 2005303) sprechen wenn die urindogermanische Instrumentalendung -eh1 als unflektierte Form eines abstufenden Zugehoumlrig-keitssuffixes -eh1- das in den Konglomeraten -eh1-no- und -eh1-n- verbaut ist zu deuten ist

83 Vgl Klingenschmitt 2005301302

380 Stefan Schaffner

Petreius Gentilname lt petrao- sbquozur Familie des Petro-s gehoumlriglsquo petrā- sbquoFamilie des Petro-slsquo (vgl suumldpik petroh) falisk uoltaia Gentilname f lt 1oltao- sbquozur Familie des Uolto-s gehoumlriglsquo 1oltā- sbquoFamilie des Uolto-slsquo (Klingenschmitt 2005302)

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Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 363

(Nb -jany) (Nb -ane) Instr -jami Nb -jany +

(Nb -jany) Nb ndashrsquoany +

(Nb -anima) Lok -jasъ bzw -jachъ

Nb -janechъ + (Nb -janechъ)

+ (Nb -ěnech -iech)

+ (Nb -anima)

Auswahl belegter Formen der in der Tabelle angefuumlhrten altslavischen Einzelsprachen (nach BraumluerIII39ndash50)

1 Altkirchenslavisch Pl Nom -ěne -jane allgemein Mar Zo Sav Ass Supr zefeane Ps 532 Ismailitěne Ps 827 Agarěně (verschrieben) Ps 827 Gen -ěnъ -janъ allgemein Mar Zo Ass Supr Sodomlěnъ Luc 1729 Mar Sama-ranъ Supr 51415 Dat Pl Gomarěnemъ Mrk 611 Mar Zo Sodomlěnemъ Luc 1012 Mar Zo Žętelěnemъ Mat 1330 Ass Supr 4316 Chersonjanemъ Supr 53922 Solunjanemъ Supr 4889 Akk Pl Samarany Supr 51719 na Egrsquojuptěni vsę τος κατ τν Αγυπτον iexclπασι Instr Pl graždany Supr 31919

2 Altrussisch Pl Nom slověne derevljane poločane gorožane rimljane sodomlja-ne bužane sbquoBug-Anwohnerlsquo poljane velynjane sbquoWolhynierlsquo Kyjane sbquoKieverlsquo Gen poljanъ derevljanъ etc Dat derevljamъ dvorjamъ selunjamъ etc (neben Nb dvorjanemъ -omъ etc) Akk poljani gorožani dvorjani etc (neben Nb dvorjany etc) Instr poljami derevljami etc (neben Nb dvorjany etc) Lok poljachъ derevljachъ poločachъ etc (neben Nb dvorjanechъ etc)

3 Altčechisch Pl Nom zeNaneacute sbquoLandedelmaumlnnerlsquo juumlnger zeměneacute krajěneacute sbquoLands-maumlnnerlsquo dvořěne sbquoHoumlflingelsquo měščěneacute sbquoStadtbewohnerlsquo Gen zeman měščian (gt měštrsquoan) etc Dat (Nb) zemanoacutem (gt zemanům) měščanoacutem Akk (Nb) zemany měščany Instr (Nb) zemany měščany Lok (Nb) zeměnech zeměniech

4 Altserbokroatisch (štokavisch bis 15 Jh) Pl Nom građane etc Dat građam Dubrovčam Instr građami Dubrovčami Lok građah

3333 Bemerkenswert ist dass sich in Ortnamen die auf solchen Einwohnernamen auf -jane basieren alte Kasusformen erhalten haben (BraumluerIII39) waumlhrend diese bei Appellativa dieses Bildungstyps in den jeweiligen slavischen Einzelsprachen meist aufgegeben worden sind In der Folge werden nun entsprechende Beispiele geboten13

1 Nom Pl -jane ačech ON Brozaneacute lt brozaneacute sbquodie an der Furt (brodъ) Wohnen-denlsquo (mit juumlngerem Umlaut Brozěneacute Gen Pl Brozan spaumlter mit Verallgemeinerung des -a- und Umgestaltung des Nom und Gen nach den o-Staumlmmen Brozany Brozanů vgl auch ON Hradčany lt hradčěneacute sbquoBurgbewohnerlsquo) sloven Goričaacutene (heute f Pl) goriacuteca (Hinweis von Prof Marko Snoj)

2 Endungsloser Gen Pl (lt -janъ) a) im Sorbischen Gen Pl osorb nsorb Drježdźan Nom Pl Drježdźany aumllter nsorb Drěždžanje lt dręzg-jan-e sbquoWaldbe-wohnerlsquo ( aksl dręzga sbquoWaldlsquo vgl DrUzga ON in Montenegro) osorb Delan Delany sbquoDoumlhlenlsquo Sernjan Sernjany sbquoZernalsquo Třělan Třělany sbquoStrehlalsquo nsorb Choacutejan Choacutejany sbquoCunnersdorflsquo (bei Appellativen Gen Pl zB osorb dworjanow měšćanow Nom Pl dworjenjo měšćenjo mit -jo lt -rsquoe nsorb měšćanow Nom Pl měšćany) b) im Čechischen Gen Pl ačech Brozan Nom Pl Brozaneacute (vgl bei Appellativen ačech Gen Pl zeman Nom Pl zeNaneacute juumlnger zeměneacute [ zeNaniacuten

13 Material (soweit nicht anders spezifiziert) aus BraumluerIII39ndash50

364 Stefan Schaffner

sbquoLandsmannlsquo] Gen Pl nčech zemanů) c) im Slovakischen Gen Pl Lipian Rudnian Pieštrsquoan Nom Pl Lipany Rudňany Pieštrsquoany (bei Appellativen Gen Pl dvoranov Nom Pl dvorania [Kollektivbildung] dvoran sbquoHoumlflinglsquo) d) im Sloveni-schen Rakiacutečan (heute m Sg) urslav orkyta sbquoSalix incanalsquo (Hinweis von Prof Marko Snoj)

3 Lok Pl -jasъ14 a) in ačech ON Doleass (= Doljas) lt doljasъ sbquobei den Talbewohnernlsquo

(Dolany heute Dolaacutenky) Bresaz (= Brěžas) lt brěžasъ Lusas (= Lužas) lt lužasъ (nč Lužanech) Horaz (= Horas) lt horjasъ (nč Hořanech) sbquobei den Bergbewohnernlsquo ( č hora sbquoBerglsquo) Liubichas (= ač Lrsquoubčas spaumlter Libčanech) lt ljubъčasъ

b) in deutschen Umbildungen ač ON Turas (bei Bruumlnn č Turjaneacute ač Turěneacute) lt Lok Turaacutes Turjaacutes lt turjasъ Saras (bei Bruumlx č Zahražaneacute) lt gekuumlrztem Zahraacutes lt zahražaacutes lt zahražasъ Forbes (bei Budweis č Borovaneacute lt ač Borověneacute) lt Lok Borovies (gekuumlrzt Borvies) lt boro-věsъ

4 Lok Pl -jachъ a) in deutschen Umbildungen aumllterer bdquoalpenslavischerldquo (altslovenischer)

Ortsnamen in Oumlsterreich15 Steiermark Dellach (im Gailtal) lt Doumlllach lt slov DZljah lt doljachъ sbquobei den Talbewohnernlsquo ( urslav dolъ sbquoTallsquo) Potschach (im Gailtal und im Tal der ob Leitha) lt slov pot(o)čach lt potočachъ sbquobei den Bachanwohnernlsquo ( urslav potokъ sbquoBachlsquo) Frie-sach lt slov Brěžah lt bergjachъ bzw bergěchъ sbquobei den Uferanwoh-nernlsquo ( slov brệg sbquoUferlsquo lt urslav bergъ) Niederoumlsterreich und Wien Ramplach (110014 de Raeligmpla) lt rambljachъ sbquobeiunter den Leuten am Randlsquo Salzburg Ferlaukoumlpfl (1284 gůt datze Verlach) lt borovljachъ sbquobei den Leuten am Kiefernwaldlsquo Osttirol Amlach (11551164 Emlach) lt amlachъ sbquobei den Anrainern der Grubelsquo Kaumlrnten Laiplach (1148 de Liplach) lt liplachъ ( lipa sbquoLindelsquo) Deblach (993 Donplachi) lt dǫblachъ ( dǫbъ sbquoEichelsquo)

b) in deutschen Umbildungen čechischer Ortsnamen zB Grussbach (čech Hrušovany ačech Grušovaneacute) lt Lok Gruš(o)vaacutech lt grušovachъ

4444 In der Folge soll nun auf den Akzent der Bildungen auf -jane naumlher eingegangen wer-den Es laumlsst sich bereits vorab feststellen dass sich aus dem Material derjenigen slavischen Einzelsprachen die fuumlr die Rekonstruktion des urslavischen Akzents relevant sind kein einheitliches Bild ergibt Ich beginne mit dem Material der ostslavischen Sprachen In ak-zentuierten alt- bzw- mittelrussischen Handschriften behalten die Ethnika auf -jane Sin-gular -janinъ in der Regel den Akzent ihrer Grundwoumlrter bei16 zB a) Čudovskij Novyj Zavet (a 1377 vgl MI sect7) antiochiacutejaninъ (Antiochiacuteja) kolosaacuteny (Kolosaacutei) samarjaacutenъ (Samariacuteja) sidoacutenjany (Sidoacutenъ -a) sodoacutemljanъ (Sodoacutemъ -a) sugraacutežane ( graacuted -a) b) Apostol (a 1564 vgl MI sect7) zB efeacutesjanina (Efeacutesъ -a) kirineacutejaninъ (Kiriniacuteka) make-doacutenjaninъ (Makedoacutenija) poacutentjanina (Poacutentъ -a) Aus dem 16 Jh ist auch viermal die Form gražaacutene belegt17 In der heutigen russischen Schriftsprache zeigen appellativische Einwoh-

14 Jireček 1877336ff Flajšhans 192617ndash37 Węglarz 193334ndash41 15 Jireček 1877336ff Kranzmayer 1958 Material auch aus Bergermayer 200912 (mit Belegangaben) 16 Vgl Goumlrner 196765 17 Vgl Kiparsky 1962153

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 365

nerbezeichnungen entweder konstante Betonung des Suffix -jan- im Plural und in Singu-lar beispielweise gorožaacutene Singular gorožaacutenin sbquoStaumldter Buumlrgerlsquo (auch aruss) oder abwei-chende Betonung wie im Falle von dvorjaacutene Singular dvorjaniacuten sbquoAdliger Houmlflinglsquo18 vgl selčaacutenin sbquoDorf- Land-bewohner Landmann Bauerlsquo (aruss seljaniacuten) Pl selčaacutene severjaacutenin sbquoNordlaumlnderlsquo (auch aruss) Pl severjaacutene južaacutenin sbquoSuumldlaumlnderlsquo (auch aruss) Pl južaacutene slobodčaacutenin sbquoBewohner einer Slobodalsquo Pl slobodčaacutene (lautgesetzlich slobožaacutenin) krestъjaacutenin sbquoBauerlsquo Pl krestъjaacutene etc Bei den Ethnika ist laut GRJI sect299 feste Suffixbe-tonung die Norm (mit den Ausnahmen egiacuteptjanin und riacutemljanin) Das Material des Slov žit RSFSR liefert jedoch eine Reihe von Beispielen fuumlr Ethnika mit Beibehaltung der Ak-zentstelle des Ortsnamens von denen ein Teil neben haumlufiger gebrauchten Formen mit Suf-fixbetonung besteht verchovaacutežanin Verchovaacutežrsquoe (XI 6) viacutelrsquonjanin Viacutelrsquonjus (veraltet Pril I4) prijuacutetjanin Prijuacutetnoe (XX4) arbaacutežaacutenin Arbaacutež (XXVI1) voacutelžaacutene Voacutelga (Pl Pril II9) zavoacutelžaacutenin Zavoacutelžrsquoe (Pril II14) malmyacutežaacutenin Malmyacutež (XXV2516) povoacutelžaacutenin Povoacutelžrsquoe (Pril II27) voacutelogžaacutenin Voacutelogda (XI8) tveriacutetjaacutenin Tveacuterlsquo (XIX 11) Im 1819 Jh belegte Akzentschwankungen sind19 a) zwischen beibehaltenem Akzent des Grundwortes und Suffix -jaacuten- egiacuteptjaacutenin izraacuteilrsquotjaacutenin riacutemljaacutenin filistiacutemljaacutenin b) zwi-schen der Betonung -jaacutenin und -janiacuten (und zT auch beibehaltenem Akzent des Grundwor-tes) amčaacuteniacuten Mcensk (umgangssprachlich XLIV14) voacutelžaacuteniacuten20 Voacutelga (Pril II9) graacuteždaniacuten poseljaacuteniacuten rossiacutejaacuteniacuten christiaacuteniacuten In den beiden anderen ostslavischen Spra-chen ist die Situation in etwa die gleiche wie im Russischen21 Man vergleiche zur Beto-nung in der heutigen ukrainischen Schriftsprache Goumlrner (196765 Anm 8) bdquoIn der heuti-gen ukr Schriftsprache werden die Ethnika zu einheimischen ONN auf dem Suffix -(j)an- betont zB halyčaacutenyn lrsquovivrsquojaacutenyn charkivrsquojaacutenyn ua die von fremdlaumlndischen Orts- oder Laumlndernamen abgeleiteten Ethnika auf der gleichen Silbe wie die Grundwoumlrter zB asyriacutejanyn Asyriacuteja vavyloacutenjanyn Vavyloacuten galyleacutejanyn Galyleacuteja ua Die Akzentuierung des Singulativsuffixes -in ist nach der ukr schriftsprachlichen Norm nur in den sieben Woumlr-tern dvorjanyacuten krajanyacuten myrjanyacuten miščanyacuten seljanyacuten slovjanyacuten und chrystyjanyacuten moumlg-lich dagegen fand dieser Typus in den westlichen Dialekten eine starke Verallgemeine-rung vgl zB halyčanyacuten kyjevljanyacuten rymljanyacuten ualdquo (vgletwa noch seljanyacuten sbquoBauerlsquo Gen Sg seljanyacutena usw Pl Nom seljaacuteny Gen seljaacuten Dat seljaacutenam Akk seljaacuten Instr seljaacutenamy Lok seljaacutenach ebenso dvorjanyacuten Pl dvorjaacuteny mit konstanter Betonung -jaacuten- horodjaacutenyn Pl horodjaacuteny [Neubildung fuumlr horožaacutenyn Pl horožaacuteny]22) Aus dem Weiszlig-russischen lassen sich anfuumlhren Sg Nom seljaniacuten sbquoDorfbewohner Bauerlsquo Pl Nom sjaljaacutene Gen sjaljaacuten ebenso meščaniacuten sbquoBuumlrger Spieszligbuumlrgerlsquo Pl mjaščaacutene mit kon-

18 Vgl GRJI sect299 Kiparsky 1962152153 Kiparsky 1975187 19 Vgl Kiparsky 1962152153 20 Vgl hierzu Goumlrner 19676263 Anm 5 bdquoEs ist interessant zu beobachten daszlig das zum Namen der Voacutelga ge-

bildete Ethnikon voacutelžaacuteniacuten alle drei Betonungsmoumlglichkeiten kennt daszlig die von den etwas juumlngeren Gebietsna-men Zavoacutelžrsquoe und Povoacutelžrsquoe abgeleiteten Ethnika zavoacutelžaacutenin und povoacutelžaacutenin nur noch zwei Akzentstellen ha-ben und daszlig schlieszliglich fuumlr die Ethnika privolžaacutenin (IV13) und volžaacutenin (XXXVI1) die zu den erst in spaumlte-rer Zeit vom Namen der Volga abgeleiteten ONN Privoacutelžskij und Volžsk gebildet worden sind nur die Beto-nung des Suffixes -(j)an- gebraumluchlich istldquo

21 Vgl auch Goumlrner 19676566 bdquoWie ein Vergleich der russischen Akzententwicklung mit den Akzentverhaumll-tnissen der beiden anderen ostslav Sprachen ergibt kennen das Ukrainische seit den aumlltesten akzentuierten Belegen aus dem 16 Jh und das Weiszligrussische im 17 Jh ebenfalls den Typ der festen Suffixbetonung (-jaacutene) im Singular sogar bereits mit beiden Varianten dh mit Betonung des ersten oder zweiten Teilsuffi-xes (-jaacuteniacuten)ldquo

22 Vgl BraumluerIII45

366 Stefan Schaffner

stanter Betonung von -jaacuten- hramadzjaacutenin sbquoBuumlrgerlsquo Pl hramadzaacutene haradžaacutenin Pl haradžaacutene23

41414141 In der Folge soll nun der Akzent des Bildungstyps auf -jane im Suumldslavischen behan-delt werden Das Štokavische in dem im 15 Jahrhundert eine Akzentverschiebung um eine Silbe nach dem Wortanfang zu stattgefunden hat kennt drei Intonationstypen bei den ap-pellativischen Einwohnerbezeichnungen und Einwohnernamen24

1 Mit Beibehaltung der Anfangsbetonung des Grundwortes gr`đanin sbquoBuumlrgerlsquo ( grad Gen grada sbquoStadtlsquo) Pl Nom gr`đān-i Gen gr`đān-ā Akk gr`đān-e Dat Instr Lok gr`đān-ima ebenso mjbštanin sbquoOrtsbewohnerlsquo Pl mjbstāni ( mjbsto) kcćanin sbquoHausbewohnerlsquo Pl kcćāni sbquoHausgenossenlsquo ( kcća) dstrvljanin sbquoInselbe-wohnerlsquo Pl dstrvljāni ( dstrvo) beđanin sbquoGebirgsbewohnerlsquo Pl beđān-i Z`dranin sbquoEinwohner von Zadarlsquo ( Z`dar Gen Z`dra) Rfdničanin sbquoEinwohner von Rfdnīklsquo

2 Mit štokavischer Akzentzuruumlckziehung auf eine kurze Wurzelsilbe gograveranin sbquoGe-birgsbewohnerlsquo ( gogravera) Pl Nom gograveran-i Gen gdrān-ā Akk gograveran-e Dat Instr Lok gograveran-ima ebenso dvograveranin sbquoHoumlflinglsquo Pl dvograverani ( dvZr sbquoHoflsquo) stragravežanin sbquoWaumlchterlsquo Pl stragravežani ( straža sbquoWachelsquo) pograveganin sbquoHeidelsquo Pl pogravegani segraveljanin sbquoDoumlrfler Bauerlsquo Pl segraveljani ( segravelo) hrigravešćanin sbquoChrist (der orthodoxen Kirche)lsquo Pl hrigravešćani ( Hrigravestos Gen Hrigravesta sbquoChristuslsquo)

3 Mit štokavischer Akzentzuruumlckziehung auf eine lange Wurzelsilbe puacutečanin sbquoein zum Buumlrgerstande Gehoumlrigerlsquo ( pfk) Pl Nom puacutečan-i Gen puacutečān-ā Akk puacutečan-e Dat Instr Lok puacutečan-ima ebenso Riacutemljanin sbquoRoumlmerlsquo Pl Riacutemljani ( Rlm) Beacutečanin sbquoWienerlsquo Pl Beacutečani ( BUč sbquoWienlsquo) Mostaacuteranin sbquoEinwohner von Mostarlsquo Pl Mostaacuterani ( Moacutestār)

Die Belege aus den čakavischen insbesondere den nordwestlichen Mundarten sind deswe-gen von besonderem Interesse weil sie in der Regel die aumlltere oder uumlberhaupt die urslavi-sche Stelle des Wortakzentes bewahrt haben25 čak (Novi) grajagravenin sbquoBuumlrgerlsquo (gg štok gr`đanin) Gen Sg grajagravenina Nom Pl grajagraveni (gg štok gr`đān-i) Gen Pl grajagravenīh grajan26 čak (Vrgada) straž`nin sbquoWaumlchterlsquo (gg štok stragravežanin)27 Das Slovenische das die Singulativbildung aufgegeben hat zeigt heute feste Suffixbetonung28 zB meščagraven sbquoStaumldterlsquo (Sg Gen meščaacutena Dat meščaacutenu usw) Pl Nom meščaacuteni (Gen meščaacutenov Dat meščaacutenom usw) gorjagraven sbquoBergbewohnerlsquo Pl gorjaacuteni dvorjagraven sbquoHoumlflinglsquo Pl dvorjaacuteni seljagraven Pl seljaacuteni Rimljagraven Pl Rimljaacuteni Slov kristjan sbquoChristlsquo (Pl kristijani) und pogan sbquoHeidelsquo (Pl pogani) sind aus lat christiānus bzw vlat pagānus (klass pāgānus) entlehnt und sekundaumlr in diese Flexionsklasse eingruppiert worden Fuumlr das Bulgarische liegen Bele-ge von Ethnika auf -jane aus akzentuierten mittelbulgarischen Handschriften des 14 Jahr-

23 Vgl BraumluerIII45 24 Leskien 1914161162 BraumluerIII4142 sect127 Matešič 1970158 In dem fuumlr das Štokavische eingefuumlhrten

Akzentuationssystem von Vuk Karadžić (1787ndash1864) ist der verschobene Hauptton bei kurzer Silbe mit ` bei langer mit acute bezeichnet der nicht verschobene bei kurzer mit shy bei langer mit ʄ (vgl Leskien 1914122 sect214C) Eine Sammlung der serbokroatischen Ethnika auf -jan- bietet Goumlrner 1963 (zum Akzent dieser Bil-dungen Goumlrner 1963103ndash106)

25 Vgl Leskien 1914120 26 Moguš 1966212 Steinhauer 1973200 220 27 Jurišić 1973199 28 BraumluerIII42 sect128

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 367

hunderts vor29 asiriacuteanomъ (Dat Pl) 16a asiriacuteany (Instr Pl) 18 ( asiriacutea 14) egiacuteptěnochъ (Lok Pl) 16 ( egiacuteptъ 31 egiacuteptu Dat Sg 28a) riacutemlěninъ (Nom Sg) 74 riacutemlěny (Instr Pl) 70 76 83 riacutemlěnomъ (Dat Pl) 70 ( riacutema Gen Sg 69 89 93a) troacutejanom (Dat Pl) 7 troacutejane (Nom Pl) 40 ( troacuteǫ Akk Sg 46 54 58) Lavrov 1893 Priloženija zB indiacuteane (Nom Pl) 8 ( indiacutea 8) troacutejanom (Dat Pl) 7 troacutejany (Akk Pl) 8 ( troacuteja Gen Sg 5 8) Diese Ethnika zeigen also in der Regel Beibehaltung des Akzents ihrer Grundwoumlrter Im Neubulgarischen werden appellativische Einwohnerbezeichnungen wie etwa graždaacutenin (mit best Artikel graždaacuteninъt) Plural graždaacuteni (graždaacutenite) in der Regel konstant auf dem Suffix -jan- akzentuiert (vgl dvorjaacutenin sbquoEdelmannlsquo dvorjaacuteni pogaacutenin sbquoHeidelsquo (neben pogaacutenec) pogaacuteni christijaacutenin christijaacuteni angličaacutenin sbquoEnglaumlnderlsquo angličaacuteni)30 Doch gibt es auch Einzelbeispiele mit konstanter Anfangsbetonung wie seacuteljanin Plural seacuteljani

42424242 Vergleicht man das Material der slavischen Einzelsprachen die fuumlr die Rekonstruktion des urslavischen Wortakzentes relevant sind so kann man zusammenfassend fuumlr das Ursla-vische wohl folgende Betonungstypen fuumlr die Bildungen auf -jan- (bzw -jan-inъ) anset-zen31 1 Fuumlr die Pluralbildung auf -jane a) konstante Suffixbetonung -jaacuten- (alt)32 b) Beibehaltung der Betonung des Grundwortes (analogisch) 2 Fuumlr die Singualtivbildung -jan-inъ a) konstante Betonung -jan-inъ (alt)33 b) konstante Betonung -jaacuten-inъ (ana-logisch nach dem Plural -jaacutene) c) Beibehaltung der Betonung des Grundwortes (analo-gisch) Die urspruumlngliche Verteilung waumlre dann im Ostslavischen bewahrt in Faumlllen wie russ dvorjaniacuten sbquoAdliger Houmlflinglsquo Pl dvorjaacutene mirjaniacuten sbquoWeltlicherlsquo Pl mirjaacutene ukr seljaniacuten sbquoDorfbewohner Bauerlsquo Pl seljaacuteny dvorjaniacuten Pl dvorjaacuteny wruss seljaniacuten Pl sjaljaacutene meščaniacuten sbquoBuumlrgerlsquo Pl mjaščaacutene

5555 In der Folge werden nun aumlltere Erklaumlrungsversuche von slavisch -ěn- und -jan- mit den Angaben zu ihrem auszligerslavischen Anschluss angefuumlhrt Ein ausfuumlhrliches Referat aumllterer Erklaumlrungsversuche findet sich auch bei Goumlrner (19675960) Leskien (1891390) bdquoDas (sc litauische und lettische Suffix) -ėna- der Einwohnernamen hat seine Entsprechung im Slavischen Bekanntlich werden hier solche Worte meist mit -jan- (Singular -jan-inъ Pl -jan-e) gebildet aber alte Voumllkernamen wie Slověne zeigen dass die urspruumlngliche Form -ēn- war Kommt ē nach j zu stehen so wird es zu ā zB zemljaninъ sbquoLandsmannlsquo zemlja von solchen Faumlllen hat sich dann -jan- verallgemeinert zB graždaninъ = gradjaninъ sbquoBuumlrgerlsquo zu gradъ sbquoStadtlsquo Ich glaube daher nicht dass Brugmann Grdr 2 340 die slavische Form richtig als -ōn- vgl οmacrρανplusmnων angesehen hatldquo Vondraacutek (1924660 sect682) bdquoSuffix -ēn- und -jan- zur Bezeichnung der Angehoumlrigen eines Volkes der Bewoh-ner einer Oumlrtlichkeit Es handelt sich hier um das -en-Suffix dessen Dehnung in dieser Funktion in allen Kasus verallgemeinert wurde Slověne Samarěne Bei i- und o-Staumlmmen fuumlhrte es zu -jan- das dann als selbstaumlndiges Suffix verallgemeinert wurde graždane nach zemljane u dgl (hellip) Bezuumlglich des Akzentes vgl mirjaniacuten Pl mirjaacutene dvorjaniacuten Pl

29 Vgl Dujčev 1963 Goumlrner 196766 30 Vgl BraumluerIII4041 sect126 31 Vgl bereits Vondraacutek 1924660 sect682 (anders Goumlrner 19676263) 32 Vgl zB Nom Pl russ gorožaacutene (aruss ksl gražaacutene) ukrain horožaacuteny čak (Novi) grajagraveni bulg graždaacuteni

lt urslav gordjaacutene russ dvorjaacutene ukrain dvorjaacuteny skr štok dvograverani sloven dvorjaacuteni bulg dvorjaacuteni lt ur-slav dvorjaacutene aruss seljaacutene ukr seljaacuteny wruss sjaljaacutene skr štok segraveljani slov seljaacuteni lt urslav seljaacutene

33 Fuumlr die Urspruumlnglichkeit dieser Betonung (vgl russ dvorjaniacuten měščaniacuten seljaniacuten ukrain dvorjanyacuten mišča-nyacuten seljanyacuten) spricht nach Leskien 1914161162 auch die Tatsache dass Bildungen auf -inъ auszligerhalb von jan-Ableitungen Akzentuierung des Suffixes zeigen vgl russ gospodiacuten = čak (Vrgada) gospodĩn = štok gospogravedin lt urslav gospodiacutenъ

368 Stefan Schaffner

dvorjaacuteneldquo Vondraacutek (1924543) bdquoUnser Suffix ist offenbar identisch mit dem balti-schen -ēna-Suff in lit Tilžpnas sbquoTilsiterlsquo kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo girpnai sbquoWaldleutelsquo brolpnas sbquoBrudersohnlsquo u dgl so daszlig hier ein Uumlbertritt der konsonantischen Staumlmme auf -ēn- (vgl gr λειχacuteν -microνος sbquoFlechtelsquo sabin Anio -iēnis) in die Dekl der o-St voraus-gesetzt werden muszlig (hellip) Die urspruumlngliche konsonantische Deklination sieht man noch im Pl im Nom Slověne Samarěne usw (hellip) Den -ěn-Stamm Slověn weiszlig sich Zubatyacute nur aus einem ehemaligen Nom ēn (vgl korę) zu erklaumlrenldquo Braumluer (III38) bdquoAls Ausgangs-punkt ist wahrscheinlich nur das Suffix ursl -ěn- anzunehmen das sich mit der lit Bil-dung tilžpnas sbquoBewohner von Tilsitlsquo als Ableitung vom Ortsnamen TiCžė oder mit kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo als Ableitung von kaacutelnas sbquoBerglsquo vergleichen laumlszligt und die Zugehoumlrigkeit bezeichnet Wurde dieses Suffix an einen jo- oder i-Stamm angefuumlgt so muszligte --ěn- zu -jan- veraumlndert werden zu ursl polje ndash poljane ebenso ar kyjane sbquoKieverlsquo zum Perso-nennamen ar Kyjъ Die gleiche Veraumlnderung trat ein wenn das Suffix -ěn- an das mit dem Possessivsuffix j(ъ)- erweiterte Grundwort angefuumlgt wurde Fluszligname Polota ndash r Adjek-tiv polot-jъ- gt poločъ- polot-j-ěne gt poločane ebenso ar derevljane In diesem Fall wuumlrde es genuumlgen nur das Suffix -ěn- als urspruumlnglich anzusehen Das nach palatalen Lauten daraus entstandene Suffix -jan- (-rsquoan-) koumlnnte dann seinerseits produktiv geworden und bei weiteren Neubildungen verallgemeinert worden seinldquo (so auch Vaillant 1958II sect187) Arumaa (198524) bdquoEine besondere Gruppe bezeichnen die Benennungen der An-gehoumlrigen eines Volkes oder der Bewohner einer Oumlrtlichkeit im Slavischen der Typ Slověne Pl im Baltischen lit girpnas sbquoWaldbewohnerlsquo (hellip) Unklar bleibt im Slavischen das Verhaumlltnis des Suffixes -ěn- zu -jan- Rimljane Poločane (zu Polota) und die Herkunft von -jan-ldquo Den meisten aumllteren Erklaumlrungsversuchen ist also gemeinsam dass von slavisch -ěn- als aumllterer Suffixvariante die sich hinter -j- lautgesetzlich zu -jan- entwickelt hat ausgegangen wird und dass als naumlchster ausserslavischer Anknuumlpfungspunkt das baltische Zugehoumlrigkeitssuffix -rna- angesehen wird Wenn die Suffixbetonung im Slavischen bei den Pluralbildungen auf -ěne beziehungsweise -jane urspruumlnglich ist dann stimmen bei-de Suffixe auch im Wortakzent uumlberein Ein wichtiger Unterschied ist aber die Stammge-stalt beider Suffixe das slavische Suffix ist ein n-Stamm das baltische ein a- also indoger-manisch ein eo-Stamm

6666 Das baltische Zugehoumlrigkeitssuffix -rna- (lit -pnas f -pnė lett -ēns f -ēne) das als naumlchster etymologischer Anknuumlpfungspunkt fuumlr das slavische Suffix -ěn- bzw -jaacuten- an-gesehen wird umfasst drei groszlige Bedeutungsgruppen34

1 Einwohnernamen a) im Litauischen Įsrutpnas sbquoInsterburgerlsquo Įsrugravets Ragainpnas sbquoRagmiterlsquo Ragaĩnė Tilžpnas sbquoTilsiterlsquo TiCžė Kupiškpnas sbquoEinwohner von Kugravepiš-kislsquo (hierher auch als Plurale der Einwohnernamen die haumlufigen lit Dorfnamen auf -pnai Bitpnai Piktuppnai Staluppnai Stilpnai usw) seltener Ableitungen von appellativen Ortsbezeichnungen zB girpnai sbquoWaldleutelsquo gigraverė sbquoWaldlsquo kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo kaacutelnas sbquoBerglsquo kaimpnas sbquoNachbarlsquo kaiacutemas sbquo(Bauern-)Dorf Land (im Ggs zur Stadt)lsquo kipmas sbquoHof(-raum) (Bauern-)Hof Gehoumlft Dorflsquo (neben ge-woumlhnlichem kaimyacutenas sbquoNachbarlsquo fem kaimỹnė vgl zur Bildung und Bedeutung lat vīcīnus sbquoNachbarlsquo vīcus sbquoDorflsquo) b) im Lettischen (heute selten) zB Ābawēns sbquoAnwohner des Fluszliges Ābawalsquo

2 Verwandtschaftsnamen a) im Litauischen brolpnas sbquoBrudersohnlsquo ( broacutelis sbquoBru-derlsquo) seserpnas sbquoSchwestersohnlsquo seserpnai sbquoSchwesterkinderlsquo ( sesuotilde sbquoSchwes-

34 Vgl Leskien 1891388389 Senn 1966317 sect600 Forssman 2001246ndash252

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 369

terlsquo) tetpnas sbquoKind der Tantelsquo ( tetagrave sbquoTantelsquo) tetulpnas ( tetulp sbquomatertera amitalsquo) dėdpnos sbquoToumlchter des Vaterbruderslsquo ( dėdx sbquoVaterbruderlsquo)35 b) im Lettischen brālēns sbquoCousinlsquo ( brālis sbquoBruderlsquo) vgl auch skolēns sbquoSchuumllerlsquo ( skola sbquoSchulelsquo) draudsēns sbquoFreundessohnlsquo ( draugs sbquoFreundlsquo)

3 Bezeichnungen junger Lebewesen va von Tierjungen a) im Litauischen nur in best Mundarten zB gervpnas sbquoKranichjungeslsquo ( geacutervė) hierher wohl auch varnpnas sbquoStar Amsellsquo ( vaacuternas sbquoRabelsquo) b) im Lettischen versēns sbquojunger Ochselsquo ( versis) āsēns sbquoBoumlckleinlsquo ( āsis) pīlēns sbquoEntenkuumlkenlsquo ( pīle) kaķēns sbquoKatzenjun-geslsquo ( kaķis) puisēns sbquoKnabelsquo ( puisis sbquoJungelsquo)

7777 Es ist bisher uumlbersehen worden dass eine weitere etymologische Anschlussmoumlglichkeit fuumlr die slavischen Ethnika auf -jane im Griechischen existiert Es handelt sich um griechi-sche Ethnika die mit einem Suffix -νες (ion att -microνες) myken -ānes lt urgriech -ān-es gebildet sind36 Die urgriechische Lautform des Suffixes ist -ān- wie sie im My-kenischen und spaumlter in den nordwestgriechischen Dialekten fortlebt Im Ionisch-Attischen entwickelt sich langes urgriechisches ā etwa um 1000 v Chr lautgesetzlich zu offenen [ēʛ] daher die ionisch-attische Lautform -ην- Bereits das Mykenische der aumlltestbezeugte mit der Silbenschrift Linear B aufgezeichnete Dialekt des Griechischen aus der Zeit 1400 bis 1200 vor Christus kennt solche Bildungen auf -ān-es37 Beispiele sind etwa

a) myk Pa-ki-ja-ne wahrscheinlich Sphagiānes (Ethnikon als ON verwendet Typus Λmκροι)38 Es ist die Bezeichnung des Ortes mit dem Hauptheiligtum von Pylos ei-nem der groszligen Palastzentren der mykenischen Kultur neben dem die Regionsna-men Pa-ki-ja-na (wahrscheinlich Sphagiānā) PY Na 56139 und Pa-ki-ja-ni-ja (wahrscheinlich Sphagiāniā) PY En 6091 PY Jo 43810 PY On 3003 stehen Myk Sphagiānes ist wohl eine Ableitung von Sphagiā spaumlter Σφαγplusmn des bis ins Neugriechische erhaltenen Namens der Insel vor Pylos die daneben auch Σφακτη-ρplusmn heiszligt Die urspruumlngliche Bedeutung vonSphagiā Σφαγplusmn war wohl sbquoSchlacht-opferstellelsquo (Kollektivum von σφfrac34γιον sbquowas zu schlachten istlsquo)40

b) myk I-na-ne Inānes PY An 187 (Ethnikon als ON verwendet) neben myk I-na-ni-ja Ināniā (PY An 183 Ae 8+) Inās Ineus Iniā und spaumlterem iquestνAgrave41

c) myk re-ka-ta-ne PY An 2079 (Nom Pl oder Dat Sg in lok Funktion)42 d) myk te-ta-ra-ne PY (Bartoněk 2002250)

35 In ostlitauischen Mundarten druumlckt -pnas wenn es an Bezeichnungen von Lebewesen angefuumlgt wird mitleidi-ge Verachtung aus zB žmogpnas sbquoMenschlein armseliges Mannsbildlsquo ( žmogugraves sbquoMensch Mannlsquo)

36 Vgl Bechtel 19236080 Schwyzer 1953486 Chantraine 1968166ff Risch 197458 Leukart 1980244ff Balles 2008208

37 Vgl Bartoněk 2002250 466 38 Belege (nach Hajnal 1995168 und Bartoněk 2002250 466) Nom Pl Pa-ki-ja-ne PY Vn 194 PY Xa 1131

Akk Pl Pa-ki-ja-na-de Sphagiānas-de sbquonach Sphlsquo PY Fr 1233 Dat-Lok Pl Pa-ki-ja-si Sphagiānsi sbquoin Sphlsquo PY An 1811++ Instr-Abl Pa-ki]-ja-pi Sphagiāmphi sbquoaus Sphlsquo PY Eb 338 A (in einer recht sicheren Ergaumlnzung)

39 In der pylischen E-Serie (PY Eb 339A++) steht pa-ki-ja-na einzig als Attribut zu i-je-re-ja Die Fuumlgung i-je-re-ja pa-ki-ja-na duumlrfte als hijereja Sphagiānās sbquoPriesterin vonaus Sphagiānālsquo zu deuten sein mit einem abla-tivischen Genitiv (vgl Hajnal 1995218 Anm 295) Zur moumlglichen Identitaumlt von Pa-ki-ja-ne und Pa-ki-ja-na vgl Guglielmo 1982157 und Hajnal 1995218 Anm 295

40 Vgl Leukart 1980240241 und 244245 (mit Literatur) Hajnal 1995168 41 Vgl Ruijgh 1967sectsect119 141 Leukart 1980246 Anm 29 42 Hajnal 1995235236 Bartoněk 2002250

370 Stefan Schaffner

71717171 In den spaumlteren alphabetgriechischen Dialekten ist eine ganze Reihe von Ethnika auf -νες (ion-att -microνες) bezeugt die hier nun in ihrer geographischen Verteilung von Nor-den nach Suumlden angefuumlhrt werden Die meisten stammen aus nord(west-)griechischem Ge-biet43

a) nordgriech() AacuteγριAcircνες (Thuk II 963) im Land der Paionen AtildeγχελAcircνες (Ptol V 1088) an der Muumlndung des Drilon (daneben Bildung auf -εAumlς Atildeγχελες Hdt V 61)

b) epirotisch AacuteθαmicroAcircνες AacuteρκτAcircνες AacuteτιντAcircνες ΤαλαιAcircνες c) thessalisch Egraveλλνες (-ην-) (um Dodona) ΑEacuteνιAcircνες d) aumltolisch Aacuteγρινινες (belegt Aacuteγρινινος D3 61081) zur Stadt Aacuteγρplusmnνιον (daneben Bil-

dung auf -εAumlς AacuteγρινιEcircος D3 6035) ∆αιAcircνες (belegt ∆αιAcircνος D3 42121) AtildeοιτAcircνες (belegt AtildeοιτAcircνων IG 4273) ΕmacrρυτAcircνες (ΕmacrρυτAcircσιν Thuk III 945)

e) mittelgriech AacuteκαρνAcircνες Akarnanien gegenuumlber die Insel der ΚεφαλλAcircνες (-ην-) im Ionischen Meer ΦοιτιAcircνες (Stadt Φοιτplusmnαι) in Akarnanien

f) dorisch ∆υmicroAcircνες (Phyle) g) arkadisch AacuteζAcircνες (-ην-)

Die bezeugten griechischen Ethnika auf -νες (ion-att -microνες) aus den klassischen Dialek-ten stammen also zwar vorwiegend aus dem nordwestgriechischen Gebiet die Verbreitung reicht aber bis nach Arkadien auf der Peloponnes

72727272 Fuumlr diese griechischen Ethnika auf -νες (ion att -microνες) aus den klassischen Dialekten bestehen nun etymologische Anschlussmoumlglichkeiten an griechische oder zumindest im Griechischen moumlgliche Staumlmme auf -ā- lt -ah2- insbesondere Ortsnamen oder Ortskollek-tiva mit Stamm auf -ā Diese werden nun in alphabetischer Reihenfolge angefuumlhrt44

a) nordgriech() AacuteγριAcircνες zu einem Landschaftsnamen Aacuteγρplusmn ( ETHγριος sbquowildlsquo) b) arkadisch AacuteζAcircνες zu ETHζω sbquotrocken seinlsquo (ETHζη sbquoSchmutzlsquo[]) oder (eher) zu ETHζον

microEcircγαν (codd microEcircλαν) καOgrave Oacuteψηλmν Hsch c) thessalisch ΑEacuteνιAcircνες zu αEacuteνmς sbquoschrecklichlsquo mit komplexem -ιν- (vgl daneben

ΑEacuteν-plusmnδ- Name der von ihnen bewohnten Landschaft) d) epirotisch AacuteρκτAcircνες Ableitung von einem Kollektiv arktā- sbquoBaumlrengegendlsquo

( griech ETHρκτος sbquoBaumlrlsquo) vgl zur Benennung das Ethnikon Aacuteρκfrac34δες lt Aacuteρκτ-frac34δ-ες e) dorisch ∆υmicroAcircνες (Phylenname) moumlglicherweise zu dumā- sbquoStammlsquo45 (vgl ∆Aumlmicroη Oumlν

Σπfrac34ρτtimes φυλacute καOgrave τmπος Hsch) in der Bedeutung etwa von φυλEcircται sbquoStammesgenos-senlsquo

f) thessalisch Egraveλλνες46 (Akzent nach ΠανEcircλλνες anstelle von UgraveλλAcircνες) Ableitung von einem Ortskollektiv hellā lt sed-lah2 sbquo(Wohn-)sitzlsquo (vgl Uacuteλλfrac34 καθEcircδρα Λfrac34-κωνες Hsch lat sella kelt sedlo- in ON) Egraveλλνες ist wohl nicht zu trennen von Ugraveλλοplusmn Egraveλληνες οUcirc Oumlν ∆ωδAgraveνtimes καOgrave οUcirc Ucircερες Hsch (auch Pindar Fr 59) und den gleichbedeutenden Σελλοplusmn (Il Π 234) den Ureinwohnern von Dodona aus deren

43 Siehe Bechtel 192360 Leukart 1980245 44 Nach Leukart 1980245 mit Literatur 45 Mit auszligergriechischem Anschluss an ae tēam afries tām sbquoNachkommenschaftlsquo lt urgerm ta1ma-z 46 Bei Homer ist Egraveλληνες (seit Il B 684) noch Bezeichnung eines thessalischen Stammes und Ugraveλλfrac34ς -frac34δος f

sbquoHellas Land der Egraveλληνεςlsquo Bezeichnung einer Landschaft des suumldlichen Thessalien Seit Herodot wird Egraveλληνες zur Bezeichnung aller Griechen verwendet Neben Egraveλληνες steht Egraveλλοπες in Atildeλλmπια dem Na-men der Umgegend von Dodona (Hes Fr 1341) und des noumlrdlichen Euboumla (Hdt 823) Seit Aristoteles (Met 352 a 34) galt das Gebiet von Dodona und das Acheloos-Tal als die Urheimat der Hellenen die Uumlρχαplusmnα Ugraveλλfrac34ς (vgl FriskI498499 LfgrE2556557)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 371

Reihen die Zeuspriester ausgewaumlhlt wurden Sello- bzw Hello- ist das primaumlre und etymologisch unsichere Grundwort Egraveλλνες ist wohl eine Ableitung von ei-nem griechisch gebildeten Ortskollektiv Hellā- sbquoRegion der Helloilsquo zum moumlgli-cherweise ungriechischen Ethnikon Hello- (vgl dazu spaumlteres Κρacuteτ- zu ungriech Κρmicroτες)

g) aumltolisch ΕmacrρυτAcircνες Ableitung von Ehurutā- sbquoGegend mit gutflieszligenden Quellenlsquo (zu εYacuteρυτος sbquogutflieszligendlsquo [κρacuteνη E])

h) mittelgriech ΚεφαλλAcircνες Ableitung von einem Grundwort kephalā- ( gr κεφαλacute sbquoHaupt Kopf Oberstes Spitze Endelsquo) vgl den spaumlteren Inselnamen Κεφαλληνplusmnα

73737373 In diesem Zusammenhang ist auch kurz auf die griechischen Landschafts- und Ortsna-men auf -ānā wie Μυκszligν Μεσσszligν oder Aacuteθszligν47 einzugehen Es handelt sich um Orts-kollektiva auf -ā die von den Ethnika mit Stamm auf -ān- abgeleitet sind48 Fuumlr myk Sphagiān-ā sbquoRegion der Sphagiāneslsquo ergibt sich folgende Ableitungssequenz

mykenisch ON Sphagiā rarr Sphagiān-es rarr Sphagiān-ā sbquoRegion der Sphagiāneslsquo (vgl oben 7a)

Entsprechend koumlnnen fuumlr Μυκszligν Μεσσszligν die folgenden Ableitungssequenzen angesetzt werden

a) Mukā (etymologisch wohl zu microAumlκων σωρmς θηmicroAgraveν Hsch) rarr Mukān-es rarr Mukān-ā sbquoRegion der Mukāneslsquo (Μυκacuteνη)

b) Messā (homerisch ΜEcircσση in Lakonien etymologisch zu microEcircσσος sbquoin der Mitte gele-genlsquo) rarr Messān-es rarr Messān-ā sbquoRegion der Messāneslsquo (dor Μεσσszligν ionisch-attisch Μεσσacuteνη) wozu in einer weiteren Phase das spaumlter uumlbliche Ethnikon Μεσσaacuteνιος und der Regionsname Μεσσνplusmn gebildet wurden

77774444 In der Folge soll nun auf vier aumlltere Erklaumlrungsversuche des griechischen Suffi-xes -νες (ion att -microνες) myk -ānes lt urgriech -ān-es zur Bildung von Ethnika einge-gangen werden Da diese bisherigen Erklaumlrungsversuche mE nicht uumlberzeugen konnten seien sie hier kurz diskutiert und die wichtigsten Gegenargumente genannt

1 H Jacobsohn (1927283ff 193076ff) (vgl auch Chantraine 1968163 68) hatte angenommen dass die Bildungen auf -ν- alle aus -acircον- kontrahiert seinen Dieser Erklaumlrungsversuch laumlsst sich mit folgenden Gegenargumenten entkraumlften

a) das Nebeneinander von nordwestgriechisch-dorisch und arkadisch -ν- gegenuumlber ionisch-attisch -ηv- (zB Egraveλληνες) zeigt deutlich dass urgrie-chisch -ān- zugrundeliegt Denn -z(1)on- haumltte im Attischen -εAgraveν- er-geben und waumlre auszligerhalb des Ionisch-Attischen zu -ν- kontrahiert wor-den vgl κοινaacute(acirc)ων Gen -aacute(acirc)ονος49 (gebildet wie hom διδυmicroaacuteονε) gt dor usw κοινaacuteν m sbquoTeilnehmer Gesellschafterlsquo Pind Py 328 Inscr

47 Vgl hierzu Leukart 1980246 Fn 27 bdquoAacuteθacuteνη bzw -αι ist urspruumlnglich Ortsname und nicht Name der Goumlttin die folgerichtig bei Homer Aacuteθηναplusmnη heiszligt (att Aacuteθηναplusmnα kontrahiert zu AacuteθηνAcirc) Es ist deshalb sinnlos den Ortsnamen von demjenigen der Goumlttin herleiten zu wollen (so Frisk GEW und Chantraine DELG sv) Myk A-ta-na-po-ti-ni-ja ist als Athānās (Ortname im Gen) Potnia aufzufassen (vgl ebenso mit Gen da-pu2-ri-to-jo p u-po-jo p)ldquo

48 Vgl zum Folgenden Leukart 1980246 49 Vgl als Parallele ξυνaacute(acirc)ων Gen -szlig(acirc)ονος ( ξaumlνmς) gt ξυνszligων Pind Py 348 Aisch frg 996 (per coni)

ξυνaacuteν Pind Nem 527 ξυνacuteων Hes th 595 u 601 ξυνAgraveν Soph frg 970 ξυνωνplusmnη Archil 89

372 Stefan Schaffner

Schw 3624 [Lokris] 65621 [Tegea] vgl auch dor κοιννEcircω Schw 89g [Argos] 323 B 48 [Delphi] Foedus ap Thuk 5791 vgl auch κοιννplusmnα Pind Py 197) att κοινεAgraveν sbquodslsquo Eur Her 149 u 340 Xenophons κοινAgraveν Cyr p 7535 scheint eine Umsetzung von dor κοινaacuteν nach att κοινωνEcircω (mit lautgesetzlicher Entwicklung von -ǣ(1)on- gt att -ων- im Vorton) wozu att κοινωνmς nach einem Verhaumlltnis wie στρατηγEcircω στρατηγmς ruumlckgebildet wurde zu sein (Leumann 1993223224 Fn 20 Peters 1980254255 Fn 212)

b) das Mykenische hat mit Bildungen wie Pa-ki-ja-ne Sphagiānes und I-na-ne Inānes gezeigt dass bereits im Urgriechischen ein Bildetyp von Eth-nika auf urgriech -ān- (neben Bildungen auf -ā1on- lt -ah2-1on- vgl myk [PY] o-qa-wo-ne- hokwāaringon- sbquoMitglied des Gefolgeslsquo [vgl hom aeligπfrac34ων sbquoGefaumlhrtelsquo] myk [KN] I-ja-wo-ne Iāaringon- sbquoMann aus Iālsquo) exis-tiert hat

2 Nach Schwyzer (1953185 487) koumlnnten die vorwiegend im Nordwesten beheimate-ten Ethnika auf -ān- auf uridg -ēn- (dehnstufige Variante des indiv Suffixes -eon-) beruhen und zwar mit nordgriechisch-illyrischem Lautwandel ē gt ā (wegen albanisch o lt uridg ē wohl uumlber ā) Als Gegenargumente lassen sich anfuumlhren

a) die Verbreitung der Ethnika auf -ān-es auch im Suumldgriechischen (Myke-nischen Arkadischen) und die fruumlhe Bezeugung im Mykenischen spre-chen gegen die Herkunft aus einer (aus anderen Gruumlnden voumlllig hypotheti-schen) Vorstufe Nordgriechisch-Illyrisch

b) die Hypothese Schwyzers ist kaum zutreffend fuumlr die Ethnika auf -ānes mit deutlichen oder zumindest moumlglichen griechischen Derivationsbasen mit Stamm auf -ā

3 Nach Leukart (1980238ndash247) dem wir die letzte umfassende Behandlung des Suf-fixes -νες (ion-att -microνες) myk -ānes lt urgriech -ān-es zur Bildung von Ethni-ka verdanken ist das Suffix -ān- der Ethnika vergleichbar mit dem Suffix -ān- von urgriech ne1ān-50 Urgriech ne1ān- ist das Grundwort von griech νενplusmnς sbquojunger Mannlsquo sekundaumlr Adj sbquojugendlichlsquo (zuerst νεηνplusmnης Uumlνacuteρ Hom Od κ 278 ξ 524) νενικmς sbquojugendlichlsquo (Ar+) Deminutiv νενplusmnσκος sbquojunger Mannlsquo (Hdt+) man vgl auch die denominalen Verba νενιεAumlοmicroαι sbquowie ein jugendlicher Hitzkopf handelnlsquo (Ar+) mit νενplusmnευmicroα sbquojugendlich impulsive Handlunglsquo (Pl+) und νενικEcircω sbquojugendlich seinlsquo (Eup+) Femininum νεAcircνις νεmicroνις -ιδος (Il+ ep-poet) Ur-griech ne1ān- stellt nach Leukart (1980241242) eine Ableitung mit der tiefstufi-gen Form des charakterisierend-individualisierenden Suffixes -eon- von einem vor-urgriechischen vielleicht sogar uridg Stamm ne1ā- (bzw ne1ah2-) der als Kol-lektivbildung sbquoGesamtheit der jungen Leutelsquo bedeutete dar Zur Funktion des Suffi-xes aumluszligert sich Leukart (1980242 Anm 15) folgendermaszligen bdquoWegen der indivi-dualisierend-singulativischen Funktion von ne1ā-n- usw (hellip) empfiehlt es sich von -eon- mit der spezielleren Bedeutungsentwicklung sbquoderjenige aus der Gruppe xlsquo gt sbquoeiner aus helliplsquo auszugehenldquo Gegen diese Erklaumlrung Leukarts laumlsst sich als Ge-genargument anfuumlhren dass das Suffix -ān- der Ethnika funktional nicht verglichen werden kann da zwischen der Ableitungsbasis und den abgeleiteten Ethnika deut-lich eine Zugehoumlrigkeitsrelation zum Ausdruck gebracht wird (zB ΦοιτιAcircνες eig

50 Moumlglicherweise bezeugt in νεfrac34ν νEcircος sbquoJuumlnglinglsquo (A D Adv 1608 Suid sv νεAcircνις Eust 33515 EM) falls es nicht bloszliges Grammatikerrekonstrukt zu Erklaumlrung von νεAcircνις ist (Leukart 1980238)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 373

sbquodie zur Stadt Φοιτplusmnαι Gehoumlrigen Einwohner der Stadt Φοιτplusmnαιlsquo ∆υmicroAcircνες [Phylenna-me] eig sbquodie zur dumā-zum bdquoStammldquo Gehoumlrigenlsquo in der Bedeutung etwa von φυλEcircται sbquoStammesgenossenlsquo) und das individualisierende Suffix -eon- alleine den Ausdruck der Zugehoumlrigkeit nicht leistet51

4 Bei Balles (2008208) sind die griechischen Voumllkernamen auf -νες (ion att -microνες) urgriech -ān-es falsch unter die vorwiegend fuumlr gewisse dorische bzw nordwest-griechische Dialekte charakteristischen Sekundaumlrbildungen auf -acuteν Gen -microνος des Typs λεσχacuteν sbquoSchwaumltzerlsquo ( λEcircσχη sbquoOrt zum Liegen Plaudereilsquo) oder ξιφacuteν sbquoSchwerttraumlgerlsquo (ccedil φEcircρων ξplusmnφος Hsch)52 wozu auch die vor allem in Megara und Korinth bezeugten Personennamen wie Λυσacuteν Καλλacuteν Aacuteριστacuteν Νικacuteν etc (vgl Solmsen 1909116ff) zaumlhlen eingeordnet Diese Bildungen zeigen auch im dorisch-nordwestgriechischen Dialektgebiet die Suffixablautstufe -ην- lt urgriech -ēʛn- die mit dorisch-nordwestgriechisch -ν- lt urgriech -ān- der Ethnika lautlich nicht kompatibel ist

8888 In der Folge soll nun eine neue Erklaumlrungsmoumlglichkeit der Suffixe urgriech -ān-es und urslav -ěne bzw -jane zur Bildung von Ethnika und der baltischen Zugehoumlrigkeitsbil-dungen auf -rna- praumlsentiert werden Den Ausgangspunkt fuumlr diese neue Erklaumlrungsmoumlg-lichkeit bildet die Beobachtung dass im Urindogermanischen bzw in den Einzelsprachen Suffixkonglomerate zur Bezeichnung der Zugehoumlrigkeit aus der Kombination zweier funk-tional aumlquivalenter Zugehoumlrigkeitssuffixe bzw aus der Kombination zweier Bildemoumlglich-keiten zur Bezeichnung der Zugehoumlrigkeit entstanden sein koumlnnen Man vergleiche zum Beispiel

a) Zugehoumlrigkeitssuffix -iacuteh2-no- (lat -īnus gr -eacuteνος lit -yacutenas slav -iacutenъ germ -īna-53) Kombination aus dem V~k-Suffix -iacuteh2-

54 (vgl ai v~k- f sbquoWoumllfinlsquo ai

51 Diese Uumlberlegung mag vielleicht auch der Grund dafuumlr sein dass Nikolaev 2010191 als Grundlage von ur-griech ne1ān- eine auf dem Kollektivum ne1eh2- bdquoyouthldquo basierende Ableitung ne1eh2-h1(eo)n- bdquohaving youthldquo (gt Hsch νεfrac34ν νEcircος) mit dem Hoffmannschen Possessivsuffix postuliert Nikolaev 2010191 Fn 9 er-laumlutert weiter hierzu bdquoThe analysis here differs from the one originally proposed by Leukart only insofar as he glosses ne1eh2 as lsquoGesamtheit der jungen Leutersquo and operates with an individualizing -n-suffix while I use Hoffmannrsquos possessive suffix -h1(eo)n- insteadldquo

52 Vgl zu diesem Typ auch Peters 1980169 53 ZB lat equīnus sbquozum Pferd gehoumlriglsquo equus sbquoPferdlsquo gr ecircκεανναι sbquoOkeanostoumlchterlsquo lit kaimyacutenas sbquoNach-

barlsquo kaiacutemas sbquoDorflsquo aksl sestrinъ sbquozur Schwester gehoumlriglsquo ahd fingirīn sbquoFingerringlsquo 54 Die Bestimmung des Laryngals des V~k-Suffixes als h2 ergibt sich mE aus der Analyse von gr

Uumlνδριfrac34ς -frac34ντος sbquoStandbild Statuelsquo als h2rih2-aacutent- (vgl zur Bildung auch toch B iko Pl ikonta sbquoSchrittlsquo lt sekās lt sekah2-t-s oder -ant-s [ B sik- sbquoschreitenlsquo lt sik-]) das als Erweiterung mit einem die Bedeu-tung des Grundwortes nur gering modifizierenden abstufenden Suffix ----ent-----nt- (in Faumlllen wie heth irmala-nt- sbquokranklsquo irmala- sbquodslsquo weitere Beispiele unter sect81) einer V~k-Bildung h2r-iacuteh2- sbquowas einem Mann ver-gleichbar ist Bild eines Manneslsquo gedeutet werden kann (Klingenschmitt 2005423 Anm 142) Die Bildungen auf -iacuteh2- des V~k-Typs haben naumlmlich unter anderem die Funktion etwas zu bezeichnen was in seiner Be-schaffenheit an den durch das Grundwort bezeichneten Begriff erinnert (vgl AiGII2384 Klingenschmitt 2005344) vgl zum Beispiel ai ā-v Du sbquoHodenlsquo āaacute- n sbquoEilsquo Du sbquoHodenlsquo lat saniēs sbquoverdorbenes Blut Wundjauchelsquo lt h1sh2an-ih2- sbquoBlutaumlhnlicheslsquo ( heth ešar gr eumlαρ ai aacutes~-k n sbquoBlutlsquo lt uridg h1eacutesh2~ Gen h1sh2aacuten-s) aisl myacuterr f Sumpf Schlammlsquo lt urnord me1Ri+R lt urgerm me1zī lt me1siacuteh2- sbquowas ei-nem Moor aumlhneltlsquo ae mēos m n sbquoMoor Schlammlsquo ahd mios m n sbquodslsquo lt meacute1so- Nur der Ansatz mit h2 erklaumlrt mE auch die Tatsache dass bestimmte Staumlmme des V~k-Typs im Baltischen bzw Litauischen zu Staumlmmen mit Nom Sg -ijagrave und Akk -iją umgebildet sind vgl zB urslav oldi Gen ldiję sbquoSchifflsquo (skr štok lađa čak [Vrgada] ldegatildeđa slov laacutedja nruss ladjaacute aruss lodja) lt alds Gen aldiās (aumllter -i-as

374 Stefan Schaffner

v~ka- m sbquoWolflsquo ai rath- m sbquoWagenlenkerlsquo raacutetha- m sbquoWagenlsquo urslav sǫdi m sbquoRichterlsquo lt som-dhh1-iacuteh2- urslav sǫdъ m sbquoGerichtlsquo lt som-dhh1-oacute-) und dem Suffix -no- (vgl zB lat Romā-nus sbquoRoumlmerlsquo Roma lat paternus sbquozum Vater gehoumlriglsquo maternus sbquozur Mutter gehoumlriglsquo lat fānum sbquoHeiligtumlsquo lt fasnom lt dhƽ1s-no-m sbquozu einer religioumlsen Feier gehoumlriglsquo)

b) av āhuiri- sbquozum ahura- gehoumlriglsquo ( ahura- sbquoHerrlsquo) Kombination aus Vigraveddhi55 plus Zugehoumlrigkeitssuffix -i- (ohne Vigraveddhi av zaraθuštri- sbquozu Zarathustra gehoumlriglsquo zaraθuštra-)

c) uridg te1-oacute- sbquozu dir gehoumlriglsquo (griech hom dor τεacircmς lat tuus) tū sbquodulsquo de1-oacute- sbquoHimmlischer Gottlsquo (ai devaacute- lat deus dīvus lit diẽvas etc) de1-di1- sbquoHim-mellsquo Kombination aus Vigraveddhi51 plus Zugehoumlrigkeitssuffix -o-56 (vgl ohne Vigraveddhi t1-oacute- sbquozu dir gehoumlriglsquo gt griech ion att σmς av θβ)

d) Suffix -io- (vgl zB lat patrius griech πfrac34τριος sbquozum Vater gehoumlriglsquo) lt -ih2-o- Kombination aus den beiden Zugehoumlrigkeitssuffixen -ih2- und -o-57

lt -ih2-as) lit aldijagrave Akk aCdiją sbquoEinbaum Kahnlsquo (nach dem Wandel von -ia- zu ē eingetretene) Umbil-dung von ald-s Gen aldi-as lt aoldh-iacuteh2- sbquoTrogaumlhnlicheslsquo urgerm alđōn- sbquoTroglsquo (nnorw dial olda f sbquogroszliger Troglsquo nschwed aringlla f sbquoBottichlsquo) lt aoldhā-n- (vgl Klingenschmitt 2005344) Zugunsten von h1 des V~k-Suffixes argumentiert Widmer 2005190ff worauf hier im Einzelnen aber nicht eingegangen werden kann

55 Vgl zB ahd swāgur m sbquoSchwagerlsquo lt urgerm s1ēDžura-z lt s1ē0uroacute-s sbquoder zum Schwiegervater (als Sohn) Gehoumlrigelsquo uridg s1eacute0uro-s sbquoSchwiegervaterlsquo (ai śvaacuteśura- gr Uacuteκυρmς lat socer ahd swehur ae sweor etc) Vgl zur Vigraveddhi-Ableitung insgesamt Darms 1978 Jochem Schindler (bei Balles 2006286ff Fn 473 und Widmer 2008618) leitet die Vigraveddhi-Ableitung aus einer Lokativhypostase von endungslosen dehnstufi-gen Lokativen von Wurzelnomina her wobei als Operator fuumlr die Bildung des abgeleiteten Stammes dasselbe Suffix -eo- dient das auch bei Hypostasen von i-Lokativen auftritt (zB uridg h2ant-i+eacuteoacute- sbquoauf der Vor-derseite gegenuumlber befindlichlsquo [gt gr Uumlντplusmnος sbquogegenuumlberstehend entgegengesetztlsquo substantiviert urgerm andia- m n sbquoEnde Rand Grenzelsquo] uridg h2ant-i Lok sbquoauf der Vorderseite gegenuumlberlsquo) Auf einer Loka-tivhypostase uridg pēd-oacute- sbquoam Fuszlig befindlich zum Fuszlig gehoumlriglsquo ( prdplusmni sbquoam Fuszliglsquo) beruhen nun einerseits lit pėdagrave f (3) sbquoFuszligsohle Fuszligspurlsquo = lett pecircda f sbquoFuszligsohlelsquo (lit dial auch ppdas m (3) sbquoFuszligsohlelsquo) und an-dererseits wohl auch griech πηδmν n sbquoRuderblattlsquo (Od+ benannt nach der flachen Form und der Befindlich-keit unten am Ruder FriskII527) dessen urspruumlngliche Bedeutung noch von dem abgeleiteten Verbum πηδfrac34ω sbquospringen huumlpfenlsquo (Il+) vorausgesetzt sein koumlnnte (zur Deutung von lit pėdagrave f (3) sbquoFuszligsohle Fuszlig-spurlsquo = lett pecircda f sbquoFuszligsohlelsquo als einer Vigraveddhi-Ableitung zu ped- sbquoFuszliglsquo vgl Griepentrog 1995163 Larsson 2003245 Anm 15 NIL537 Fn 64) Aus dem prototypischen Nebeneinander von pēd-oacute- sbquoam Fuszlig befindlich zum Fuszlig gehoumlriglsquo ( prd sbquoam Fuszliglsquo) und peacuted- sbquoFuszliglsquo auf das pēd-oacute- sekundaumlr als Ableitung bezogen werden konnte haumltte nun die Regel abstrahiert werden koumlnnen dass bei dieser spezifischen Ableitung das Derivat ge-genuumlber der Derivationsbasis Erhoumlhung des Wurzelablauts um eine Stufe (ē e danach analogisch ō o und e ) und zwar nach dem ersten konsonantischen Wurzelradikal zeigt und das Derivat gegenuumlber der Deriva-tionsbasis oppositiven Akzent aufweist Fuumlr den Ansatz eines Lok Sg prd(plusmni) spricht der Lok Pl prt-su lt prd-su in air iacutes kymr is untenlsquo lt īssu (vgl auch altalb [Buzuku] peumlr posh alb dial peumlrpoacutesh sbquounten hin-unter herunterlsquo lt pēd-si) Mit dem Ansatz eines Lokativ Singular prdplusmni ergaumlbe sich ein weiteres Beispiel fuumlr eine Regel dass bei athematischen Staumlmmen die Ablautstufe des Lokativ Singular gegenuumlber der Ablaut-stufe des paradigmatisch zugeordneten Genitiv Singular jeweils um einen Grad erhoumlht ist (vgl Klingenschmitt 2005319 Fn 30ndash32) Die Regel laumlszligt sich erschlieszligen aus Paradigmen wie Sg Nom dr1-s Gen di1-eacutes Lok deacute1plusmni Sg Nom meacutenti-s Gen mteacute-s Lok mtrplusmni Sg Nom h1noacuteh3m Gen h1h3meacuten-s Lok h1h3mrnplusmni

56 Vgl auch Schaffner 2004490 Fn 15 mit Literatur 57 Fuumlr eine Untermenge der Bildungen auf -ieo- kommt sicherlich auch eine Herleitung aus Hypostasen von

i-Lokativen in Betracht (Widmer 2008617 Balles 1997161ff Nussbaum 1986243) zB uridg h2ant-i+eacuteoacute- sbquoauf der Vorderseite gegenuumlber befindlichlsquo (gt gr Uumlντplusmnος sbquogegenuumlberstehend entgegengesetztlsquo

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 375

81818181 Auch bei Suffixkonglomeraten anderer Funktion besteht die Moumlglichkeit dass diese durch Kombination zweier funktional aumlquivalenter Suffixe enstanden sind man vergleiche zB das im Lateinischen bei Substantiven der 3 bis 5 Deklination verwendete Deminutiv-suffix -culus -a -um (zB homuculus sororcula aedicula vasculum etc) lt -ke-lo- das durch die Kombination eines Deminutivsuffixes -keo- (zB ai rāja-kaacute- sbquoKoumlnigleinlsquo rzjan- sbquoKoumlniglsquo ai pit~-kaacute- sbquoVaumlterchenlsquo pitaacuter- sbquoVaterlsquo aisl bolungr sbquojunger Stierlsquo lt --koacute- boli m n-St sbquoStierlsquo) und eines Deminutivsuffixes -lo- (lat -ulus lt -e-lo- got magula sbquoKnaumlbleinlsquo magus) hervorgegangen ist Im diesem Zusammenhang sei kurz darauf verwiesen dass das slavische Suffix -ęt- zur Bezeichnung von jungen Lebewesen vorwie-gend von Tierjungen (BraumluerIII80ndash99) aus der Kombination zweier individualisierend-charakterisierender Suffixe -en- und -et- entstanden sein kann zB urslav posęt- n sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ( uridg poacuter0oe- sbquodslsquo [lit pašas (2) ahd far(a)h ae fearh lat porcus mir orc]) urslav moCdęt- n sbquoJungeslsquo lt moacutelde-n-t- ( urslav moCdъ sbquojunglsquo lt moacuteldho-)58 auszligerhalb des Slavischen vielleicht auch arm ayceamn sbquoGazellelsquo lt h2ai-(hx)-t- ayc (i) sbquoZiegelsquo lt h2ai-59 Man vergleiche zum individualisierenden Suf-fix -eon- etwa Beispiele wie lat Catō -ōnis sbquoSchlaumlulinglsquo catus sbquoschlau verschlagenlsquo griech στρfrac34βων sbquoSchielerlsquo στραβmς sbquoschielendlsquo got liuta -ins sbquoHeuchlerlsquo liuts sbquoheu-chelndlsquo etc60 zum indiv Suffix -eot- etwa ai haacuteri-t- n sbquogelbe Farbelsquo (in haacuterit-vant- sbquogoldgelblsquo) lt heacutelh3i-t- n sbquodas Gelbelsquo ai haacuteri- sbquofahl gelblichlsquo jav zairi- sbquogelblsquo lt heacutelh3i- uridg meacuteli-t- n sbquoHoniglsquo (gr microEcircλιτ- got milithorn etc) eig sbquoGelbeslsquo ( urkelt meli-no- sbquogelblsquo in mkymr melyn) uridg (h13)aacutelbi-t- n sbquoWeiszligeslsquo (gr ETHλφι n Pl ETHλφιτα sbquoGerstenmehllsquo alb elb sbquoGerstelsquo)61 und griechische und lateinische Bildungen wie gr γυmicroνacuteς γυmicroνacuteτ- sbquoLeichtbewaffneter Infanteristlsquo ( γυmicroνmς sbquonackt unbekleidetlsquo) gr UumlργEcircτ- Uumlργacuteτ- sbquoglaumlnzend strahlend schimmerndlsquo ( Uumlργmς sbquodslsquo) lat stīpes stīpit- sbquoZweig Stocklsquo ( stepo- sbquostarr steiflsquo gt urgerm stīfa- gt ae mhd stīf)62 Eine Analyse des slavischen Suf-fixes -ęt- n als -(e)n- + -t- ergibt sich vom Material des Slavischen aus schon alleine dadurch dass die Bildungen auf -ęt- in deutlicher Beziehung zu Ableitungen von n-Staumlm-men gleicher Bedeutung stehen (vgl zB russ ksl mladę n sbquoKind Knabelsquo [vgl auch slo-vak mlaacutedrsquoa n sbquojunges Tierlsquo] lt urslav moCdęt- n sbquoJungeslsquo aksl mladen-c mladěn-c sbquodslsquo [vgl apreuszlig Elb Voc 189 kint maldenikis] russ dialekt moacuteloden sbquojunger Mannlsquo lt urslav moCden- [Ableitung mittels des indiv n-Suffixes von urslav moCdъ Adj sbquojunglsquo gt aksl mladъ russ moacutelodъ]) und die Bildungen auf -ęt- in den Einzelsprachen zum Teil im Singular (vgl russ Sg teleumlnok sbquoKalblsquo Pl teljaacuteta) oder im Plural (ačech haumlufig Pl -enci lt -en-ci Sg -ě lt -ę zB Pl kuřenci Sg kuřě sbquoHuhnlsquo) durch Ableitungen von n-Staumlm-men suppliert werden (vgl auch apreuszlig smunents sbquoMenschlsquo neben smūnen-isks sbquomensch-lichlsquo)63 Die Produktivitaumlt dieses Typs im Slavischen mit dieser spezifischen semantischen Funktion ist wohl von prototypischen Bildungen wie urslavisch posęt- n sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ausgegangen dessen Grundwort poacuter0eo- dieselbe Bedeutung hat Das Suffix-konglomerat -en-t--n-t- duumlrfte in rein bdquoaugmentativerldquo Funktion wie in urslav posęt- n

substantiviert urgerm andia- m n sbquoEnde Rand Grenzelsquo) uridg h2ant-i Lok sbquoauf der Vorderseite gegen-uumlberlsquo

58 Vgl Schaffner 2001209ndash211 59 Klingenschmitt 19822526 Fn 19 60 Vgl Krahe amp Meid 1969III 92 Schaffner 2001526ndash529 61 Vgl Schaffner 2001211 Fn 200 Zu einer Analyse dieser Bildungen als t-Instrumentale Pinault 198032

Widmer 2005197 62 Nussbaum 20044 63 BraumluerIII81 Schaffner 2001209210

376 Stefan Schaffner

sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ( uridg poacuter0oe- sbquodslsquo) wohl auch im lat Ethnikon Pīcentes sbquodie (jungen) Spechtelsquo ( lat pīcus umbr peico sbquoSpechtlsquo) neben dem Adjektiv Pīcēnus LN Pīcēnum64 in apreuszlig smunents sbquoMenschlsquo (neben smūnen-isks sbquomenschlichlsquo) und wohl auch in griech Uumlνδριfrac34ς -frac34ντος m sbquoMenschenbild Bildsaumlule Standbildlsquo lt h2r-ih2-ant- (Erwei-terung von h2r-iacuteh2- sbquowas einem Mann vergleichbar ist Mannsbildlsquo) Uumlνacuteρ m sbquoMann Menschlsquo lt h2nrr verbaut sein

82828282 Wenn man nun das in sect8 illustrierte Prinzip der Kombination zweier funktional aumlquiva-lenter Zugehoumlrigkeitssuffixe zu einem Suffixkonglomerat auch auf das genannte baltische Zugehoumlrigkeitssuffix -rna- (lit -pnas f -pnė lett -ēns f -ēne vgl oben sect665) anwendet das eine etymologische Entsprechung in lateinischen Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -ēnus (zB Adj Pīcēnus LN Pīcēnum lat pīcus sbquoSpechtlsquo lat -iēnus Abl von io-Staumlmmen zB aliēnus sbquozu einem anderen gehoumlriglsquo alius laniēna [taberna Varro] sbquoFleischerladenlsquo altlat lanius sbquoMetzgerlsquo [wie figlīna taberna sbquoToumlpferwerkstattlsquo figulus sbquoToumlpferlsquo) besitzt66 so kann deren Vorform -eh1-no- bzw -e-h1-no- (bei Ableitung von eo-Staumlmmen67) als Kombina-tion eines abstufenden Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1-h1 dessen unflektierte Form moumlgli-cherweise der urindogermanischen Instrumentalendung -eh1-h1 zugrundeliegt68 und dem Zugehoumlrigkeitssuffix -no- analysiert werden Eine spezialisierte Funktion des Konglome-rats -(e)h1-no- koumlnnte dann in dem sogenannten bdquoHerrschersuffixldquo69 -h1-no- der Bedeu-

64 Vgl Rix 195051237ff 65 Hiervon etymologisch zu trennen ist wohl das zur Bildung von Stoffadjektiven verwendete slavische Suf-

fix -ĕnъ (vgl Vondraacutek 1924I 528529) dass wohl an n-Staumlmmen erwachsen ist (vgl aksl kamĕnъ sbquosteinernlsquo russ kaacutemjanyj serb k`men urslav kaacutemen- m sbquoSteinlsquo aksl plamĕnъ serb pl`men sbquoflammendlsquo urslav plaacutemen- m sbquoFlammelsquo) und von dort als komplexes Suffix abgeloumlst ist (vgl aksl drĕvĕnъ sbquohoumllzernlsquo drĕvo sbquoHolzlsquo)

66 Rix 1972727728 weist darauf hin dass das Umbrische ein patronymisches Gentilnamensuffix -ēno- kennt das mit einem einzigen ndash allerdings durchsichtigen ndash Beispiel aus umbrischen Texten zu belegen ist Voisiener (Gen Sg Ve 236) zu Voisis lt -sos Der Typ ist auf lateinischen Inschriften aus Umbrien und aus den oumlstli-chen und suumldlichen Nachbargebieten der Pikenter Vestiner und Sabiner haumlufig Alfēnus (auch Hor sat 1 3 130+) Labiēnus (auch Sil 1034+) Nach Rix loc cit entspricht dieses patronymische Gentilnamensuffix des Umbrischen etymologisch dem Suffix des Ethnikons Picēnus zu lat pīcus und umbr peico (Akk) sbquoSpechtlsquo Nach Rix loc cit (vgl auch Mayrhofer 197732) gehoumlrt hierher auch das im Iranischen Patronymika bilden-de Suffix -āna- das sich auf -ēno- zuruumlckfuumlhren laumlszligt aav Haēca aspānā (Nom Sg f Yasna 553) zu Haēca aspa (Yasna 4615) Immerhin erwaumlgenswert ist die Frage ob das im Iranischen zur Bildung von Landschaftsnamen gaumlngige Suffix -āna- zB in av Vƽhrkāna- sbquoHyrkanienlsquo (in jav vƽhrkānōšaiiana- sbquodie Wohnung der Hyrkanier bildendlsquo V 111) vƽhrka- m sbquoWolflsquo (vgl auch mp gwlgrsquonyk gurgānīγ sbquozur Pro-vinz Gurgān gehoumlriglsquo np Gurgān gurg sbquoWolflsquo) nicht ebenfalls hier etymologisch anzuschlieszligen ist wenn-gleich das lange ā von -āna- (wie auch des patronymischen Suffixes -āna-) lautlich natuumlrlich mehrdeutig ist

67 Die akutierte Intonation in Faumlllen wie lit kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo ( kaacutelnas sbquoBerglsquo) kaimpnas sbquoNachbarlsquo ( kaiacutemas sbquo[Bauern-]Dorf Landlsquo) deren Ableitungsbasen thematische Staumlmme bilden zeigt wohl dass das Suffixkonglomerat -h1-no- mit Nullstufe der ersten Komponente an den e-stufigen Stamm der Ableitungsba-sis getreten ist Diese Bildungen folgen dann einer Regel dass flexions- und derivationsmorphologische Ele-mente die in die Nullstufe treten koumlnnen an thematische Staumlmme in nullstufiger Gestalt angefuumlgt werden (vgl -o-nt- -eacutent- -o-h1- -eacuteh1-) vgl Klingenschmitt 2005454

68 In diesem Fall koumlnnte die bdquoApertinentivldquo-Endung -ī lt -ih2 verglichen werden die als unflektierte Form des Zugehoumlrigkeitssuffixes -ih2- (ai v~k- f sbquoWoumllfinlsquo ai v~ka- m sbquoWolflsquo ai rath- m sbquoWagenlenkerlsquo raacutetha- m sbquoWagenlsquo etc) zu bestimmen waumlre (vgl etwa teacute1e Gen te1oacute- sbquodeinlsquo ai asmzkaplusmnm Gen asmzka- sbquoun-serlsquo) Klingenschmitt 2005318

69 Man vergleiche die maszliggeblichen Materialsammlungen von Meid 195657260ndash295 1ndash128 und Meid 1957 72ndash108 113ndash126 (vgl auch Krahe amp Meid 1969III 109110 Schaffner 1999[2002]187188)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 377

tung sbquoHerrGott uumlber das was das Grundwort zum Ausdruck bringtlsquo (eig sbquoder (als Herr Gott) dazu Gehoumlrigelsquo) in Bildungen mit Dehnung des praumlsuffixalen Vokals wie lat tribūnus sbquoVorsteher der tribuslsquo ( tribu-) Portūnus sbquoGott der Haumlfen und Durchgaumlngelsquo ( portu-) Neptūnus sbquoGott des feuchten Elementslsquo ( neptu-) Fortūna sbquoGoumlttin des Schicksals und Gluumlckslsquo ( fortu- verbaut in fortuītus sbquozufaumllliglsquo) lat Bellōna sbquoGoumlttin des Kriegeslsquo ( bello-) Annōna sbquoGoumlttin der Erntelsquo ( annus sbquoJahreserntelsquo) vorliegen70 neben denen Bildun-gen mit bdquoeinfachemldquo -no- ohne Dehnung des praumlsuffixalen Vokals wie in lat dominus sbquoHausherrlsquo lt domo-no-s ( domo-) gall Eponā sbquoGoumlttin der Pferdelsquo ( epo- sbquoPferdlsquo) gall Maponos sbquoGott der Soumlhnelsquo ( mapo- sbquoSohnlsquo) gall Nemetonā sbquoGoumlttin der (heiligen) Hainelsquo ( gall nemeton) gall Damonā sbquoGoumlttin der Ochsen bzw Hirschelsquo ( damo- vgl air dam sbquoOchse Hirschlsquo) anord Herjann (Beiname des Gottes Oacuteethinn) = kelt koronos (abrit VN Coriono-tōtae) = griech κοplusmnρανος sbquoHeerfuumlhrer Herrscherlsquo (poet seit Ho) lt koro-no-s sbquodslsquo ( uridg koro- sbquoHeerlsquo)71 urgerm thorne1đana-z m sbquoKoumlniglsquo (got thorniudans anord thornjoacuteethann ae thornēoden as thiodan) lt te1to-noacute-s sbquoVorsteher der thorne1đō der Volksgemeindelsquo ( urgerm thorne1đō- f sbquoVolklsquo got thorniuda ahd diota) stehen72

83838383 Die Richtigkeit der obigen morphologischen Analysen vorausgesetzt ergibt sich nun auch eine klare Analysemoumlglichkeit fuumlr das slavische Suffix -ěn- (bzw -jan- lt --ēn-) zur Bildung von Ethnika und Einwohnernamen Das slavische Suffix -ěn- kann dann als Kombination des abstufenden Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1- das als erste Komponente in -eh1-no- verbaut ist und der Nullstufe des individualisierenden n-Suffixes gedeutet wer-den Bei thematischen dh eo-staumlmmigen Grundwoumlrtern waumlre das Konglomerat in der nullstufigen Gestalt der ersten Komponente an den e-staumlmmigen Themavokal der Deriva-tionsbasis angefuumlgt worden73 (-e-h1-n-74 gegenuumlber zB --eacuteh1-n- bei i-staumlmmigen Grund-woumlrtern) zB urslav poljaacutene sbquoFeldbewohnerlsquo lt (Transponat) polh2eacute-h1-n-es urslav

70 Nussbaum 19981ndash11 postuliert fuumlr eine Vielzahl von einzelsprachlichen Sekundaumlrbildungen mit Laumlnge des praumlsuffixalen Vokals bdquodekasuativeldquo Ableitungen von Instrumentalen auf -V-h1- so zB in Bildungen wie lat Portūnus Bellōna die er als deinstrumentale possessive Bildungen mit einen Konglomerat -h1no- deutet Auch das Hoffmannsche Possessivsuffix ist nach Nussbaum 19989ndash11 (vgl zB auch Nikolaev 2010191) als deinstrumentale Bildung auf -h1-eon- zu analysieren zB av mąθrān- m sbquoSpruchkennerlsquo lt mentro-h1-on- mąθra- sbquoSpruchlsquo lt mentro- (Argumente gegen den Ansatz des Hoffmannschen Possessiv-suffixes mit Laryngal 3 als -h3on- bei Nussbaum 199810ndash11) Diese Analyse bietet nach Nussbaum 199811 den Vorteil dass der desubstantivische Typ auf -Hon- (av mąθrān-) und der deadjektivische Typ auf -eon- (av marƽtan-) letztendlich identisch seien Ich unterscheide mich in den Analysen von Nussbaum nur inso-fern als ich in dem morphologischen Element -eh1h1- nicht eine Kasusform sondern ein Suffix sehe dessen unflektierte Form moumlglicherweise dem uridg Instrumental auf -eh1h1- zugrundeliegt

71 Vgl hierzu die ausfuumlhrliche Besprechung bei Peters 1980170ndash171 72 Vgl zu den bisherigen Deutungen des Nebeneinanders von Bildungen mit und ohne Dehnung des praumlsuffixa-

len Vokals bei Bildungen mit dem bdquoHerrschersuffixldquo Schaffner 1999[2002]188 Fn 207 mit Literatur (vgl auch Stuumlber 20048ndash15)

73 Vgl zu dieser Regel Klingenschmitt 2005445 74 Es stellt sich die Frage ob nicht individualisierende Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -e-h1-n- als Zwischenstufe

der Wortbildung fuumlr die indoiranischen femininen Namen auf -ān-d (lt -e-h1-n-iacuteh2) zu thematischen mas-kulinen Eigennamen (insbesondere Goumltternamen) wie im Falle von ved Indrā- sbquoFrauGattin des Indralsquo GN Iacutendra- Varuān- sbquoFrauGattin des Varuethalsquo (daneben Ableitungen von Appellativen wie arayān- sbquoGoumlttin der Einoumldelsquo aacuteraya- sbquoWuumlste Wildnislsquo ūrjān- sbquoPersonifizierung der Kraftlsquo currenrj- sbquoKraftlsquo) av ahurānī- sbquogoumltt-liche Herrinlsquo ahura- sbquogoumlttlicher Herrlsquo mayeniiānī- sbquoFrau des Urmenschenlsquo (in Pahlavi-Uumlberlieferung) mayeniia- sbquoName des mythischen Urmenschenlsquo (vgl Stuumlber 200414) anzusetzen sind Freilich sind auch andere Erklaumlrungsmoumlglichkeiten denkbar (vgl zB Stuumlber 20041415 mit aumllterer Literatur)

378 Stefan Schaffner

poCje sbquoFeldlsquo n lt poacutelh2o-m Das individualisierende n-Suffix findet sich auch in Kombi-nation mit anderen Zugehoumlrigkeitssuffixen Haumlufig ist zB ein Suffix -io-n- (lt -ih2o-n-) in Bildungen wie gr (θεοOgrave) οmacrρανplusmnωνες sbquodie Himmlischen (Goumltter)lsquo ( οmacrρανoacuteς sbquoHimmellsquo) Κρονplusmnων sbquoKronide Sohn des Kronos (Zeus)lsquo lat lūdiō m sbquoSchauspielerlsquo = lūdius sbquodslsquo ( lūdus sbquoSpiel Schauspiellsquo) mūliō sbquoMaultiertreiberlsquo ( mūlus sbquoMaultierlsquo) got fiskja sbquoFi-scherlsquo ( fisks) kasja sbquoToumlpferlsquo ( kas) gallisch (latinisiert) Artiō sbquoGoumlttin der Baumlrenlsquo lt artion- ( keltisch arto-s sbquoBaumlrlsquo) altirisch Goibniu sbquoGott der Schmiedelsquo lt gobannion- ( altirisch gobae Gen gobann m sbquoSchmiedlsquo) etc75 Mit -io-n- vergleichbar ist in mittel-iranischen Sprachen ein Suffix -akān- (mp B-Phl -krsquon man-mp -grsquon -aγān sogd -krsquon -(a)kān) das auf Adjektiven der Zugehoumlrikeit mit Suffix -aka- beruht (vgl B-Phl mltrsquonk marδānaγ sbquomannhaft tapferlsquo lt martān-aka-) und substantivische Zugehoumlrigkeits-bildungen ableitet zB B-Phl wrsquozrsquolkrsquon man-mp wrsquocrsquorgrsquon wāzāraγān sbquoKaufmann Haumlnd-lerlsquo (np bāzārgān) lt wāzārakān- sbquoder zum Markt Gehoumlrigelsquo B-Phl wrsquocrsquol man-mp wrsquocrsquor wāzār sbquoMarktlsquo (np bāzār) man-sogd ptrkrsquon chr-sogd ptrqrsquon pitarkān sbquovom Va-ter stammendes Erbelsquo76 Auch das nur im Indoiranischen bezeugte Suffix -iacuten- (zB in ai aśviacuten- m sbquoRitterlsquo [ aacuteśva- m sbquoPferdlsquo] praśniacuten- m sbquoFragerlsquo [ praśnaacute- sbquoFragelsquo]) stellt wohl eine Kombination des Zugehoumlrigkeitssuffixes -i- und des individualisierenden n-Suffixes dar77 Das Nebeneinander von -eh1-no- (balt -rna- lat -ēnus) zu -eh1-n- bzw -e-h1-n- (slav -ěn-) verhaumllt sich morphologisch wie das Nebeneinander von -iacuteh2-no- (lat -īnus etc) zu -iacuteh2-n- gt griech -eacuteν- (griech Fortsetzer des V~k-Typs) zB griech γλωχeacuteWς -eacutentildeνος sbquoSpitzelsquo ( γλograveχες sbquoGrannenlsquo) UumlκτeacuteWς sbquoStrahllsquo ( ved aktuacute- sbquoNachtlsquo) δελφeacuteWς sbquoDelphinlsquo ( δελφAumlς sbquoGebaumlrmutterlsquo) Oacuteσmicroeacutentildeν- sbquoSchlachtlsquo ( ved yudhmaacute- sbquoKaumlmpferlsquo)78

84848484 Zumindest fuumlr eine Untermenge der slavischen Bildungen auf -ěn-e bzw -jan-e koumlnnte allerdings auch eine Alternativerklaumlrung in Betracht kommen die bei Vondraacutek (1924543) angedeutet ist Es koumlnnten Possessivbildungen mit oppositivem Akzent an de-ren e-stufigen betonten Themavokal das individualisierende n-Suffix getreten waumlre79 zu thematischen barytonen Grundwoumlrtern vorliegen So koumlnnte das morphologische Verhaumlltnis von urslav poljaacutene lt (Transponat) polh2rn-es sbquodie mit Feldern Versehenenlsquo zu seinem Grundwort urslav poCje sbquoFeldlsquo n lt poacutelh2o-m genau dem von av karapan- m sbquoRitual-priesterlsquo (Nom Pl karapanō Gen Pl karafnąm) lt uriran karpaacuten- lt kolpeacute-n- sbquoder mit dem Ritual Versehene der das Ritual Ausfuumlhrendelsquo zu seinem in ai kaacutelpa- m sbquoRituallsquo fort-gesetzem Grundwort koacutelpeo-80 oder dem von griech ξιφacuteν sbquoSchwerttraumlgerlsquo (ccedil φEcircρων ξplusmnφος Hsch) zu seinem Grundwort ξplusmnφος sbquoSchwertlsquo entsprechen wobei anzunehmen waumlre dass die e-Langstufe des Suffixes in polh2rn-es gt urslav poljaacutene wie im Griechischen (Nom -acuteν Gen -microν-ος) aus dem urspruumlnglichen Nom Sg auf -rn paradigmatisch verall-gemeinert worden waumlre (so Zubatyacute bei Vondraacutek 1924543) Allerdings ist fuumlr das Slavische

75 Vgl zu den Goumltternamen bzw Goumltterepitheta vor allem Stuumlber 20043ndash5 76 Vgl Schaffner 2005241ndash243 mit weiteren Beispielen 77 Vgl Klingenschmitt 2005349 78 Risch 197458 Schindler 197563 Balles 2008225 Innerhalb der griechischen Bildungen auf -īn- differen-

ziert Leukart 1980243 Fn 22 folgendermaszligen bdquo-īn- ist deutlich possessiv in δελφν- sbquo(Fisch) der Gebaumlrmut-ter hatlsquo lt -i-h3n- zu einem sbquoCalandrsquoschlsquo neben δελφAumlς stehenden aumllteren i-Stamm oder analogem Vorbild vgl auch Τρχν- sbquoSchroffes (= Felswaumlnde) habendlsquo (Ortsname) neben τρχAumlς Dagegen steht wahrscheinlich indi-vidualisierendes -(eo)n- in γλωχ--ν- sbquoSpitze (eines Gegenstandes)lsquo lt -ih2-n- dh formal parallel zu -ān- lt -ah2-n- semantisch aber wegen der anderen Bedeutung des Grundwortes (cf γλograveσσα) verschieden (hellip)ldquo

79 Vgl zu dieser Moumlglichkeit Peters 1980166 80 Vgl Mayrhofer 197735 Fn 158 und Schaffner 2005175176 (mit weiteren Parallelen)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 379

diese Annahme dewegen miszliglich weil gerade die n-staumlmmige Singularbildung fehlt die ja suppliert wird Zudem bringt ein Groszligteil der Bildungen auf -ěn-e bzw -jan-e seman-tisch eine Zugehoumlrigkeitsrelation zum Ausdruck In den Faumlllen mit komplexem Suffix -jan- dh in Ableitungen wo -j- nicht schon Bestandteil der Ableitungsbasis (wie in poljaacutene poCje) war wie in aksl graždan-e sbquoBuumlrgerlsquo lt gord-jan-e gradъ sbquoStadtlsquo lt gordъ oder aruss poločane Fln Polota koumlnnte -jan- nach dem in sect8 illustrierten Prin-zip der Mehrfachsuffigierung aus der Kombination des Zugehoumlrigkeitssuffixes -i- (in av zaraθuštri- sbquozu Zarathustra gehoumlrigldquo zaraθuštra-) und des Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1- wiederum um das nullstufige indiv n-Suffix erweitert erwachsen sein (dh -jaacutene lt --eacuteh1-n-es)

85858585 Wie ist nun das griechische Ethnikon-Suffix -νες (ion att -microνες) urgriech -ān-es hier etymologisch anzuschlieszligen Es ist nun voumlllig klar dass urgriech -ān- mit slavisch -ěn- lt vorurslav -ēn- lautlich nicht kompatibel ist Doch bestehen wie bereits oben unter sect73 dargelegt worden ist fuumlr die bezeugten griechischen Ethnika auf -ān-es etymologi-sche Anschlussmoumlglichkeiten an griechische oder auch im Griechischen moumlgliche Staumlmme auf -ā lt -ah2 insbesondere Ortsnamen oder Ortskollektiva mit Stamm auf -ā81 Das griechische Suffix duumlrfte demnach als Ableitung von Staumlmmen auf -ā bzw von zu thema-tischen Staumlmmen auf -eo- gehoumlrigen Ortskollektiva auf -a-h2- lt -e-h2- mittels der null-stufigen Form -h1-n- die im Slavischen in dieser Gestalt an die e-stufige Variante einfa-cher thematischer Staumlmme tritt oder der vollstufigen Form -eh1-n- die im Slavischen an Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -i- tritt (dh -jaacutene lt --eacuteh1-n-es) des die Zugehoumlrig- keit bezeichnenden Suffixkonglomerats zu deuten sein dh urgriech -ān-es lt -a-h2-(a)h1-n-82 (zB epirotisch AacuteρκτAcircνες sbquodie zur Baumlrengegend Gehoumlrigenlsquo [lt -a-h2-(a)h1-n-es] aacuterktā- sbquoBaumlrengegendlsquo [Ortskollektiv zu griech ETHρκτος sbquoBaumlrlsquo]) Die Wortbildungsbedeutung der slavischen Ethnika auf -ěn--jan- bzw der griechischen Eth-nika auf -ān-es kann lokal-adhaumlsiv als sbquogehoumlrt zu Xlsquo (oder ggf -originativ als sbquostammt ausvon Xlsquo) gefasst werden In etwa vergleichbar ist im roumlmischen Namensystem das Ne-beneinander von Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -io- und -ah2-io- zu urspruumlnglichen Indi-vidualnamen mit thematischem Stamm man vergleiche etwa lat Iuppiter Saturnius sbquoIuppi-ter Sohn des Saturnuslsquo und die aus urspruumlnglichen Patronymica entstandenen Gentilnamen wie Mārcius Mārcus Iūlius Iūlus usw Daneben stehen Gentilnamen auf -eius wie Pompeius aus pompao-s (lt -ah2-io- vgl oskisch puacutempaiians) eigentlich sbquoder zur Fa-milie des Pompus Gehoumlrigelsquo Ableitung von einem Kollektivum pompā- sbquoFamilie des Pomposlsquo (lt -a-h2) zu einem Individualnamen pompo-s (vgl lat Rōma lt rōmā- sbquo(Siedlung der) Familie des Rōmo-slsquo [vgl den Stadtnamen Pompeiī] Individualnamen rōmo-s Rōmulus lt Deminutivum rōme-lo- [vgl den etruskischen Gentilnamen rumelna lt rumele-na Ableitung von einem Individualnamen rumele])83 Man vergleiche auch lat

81 Vgl Leukart 1980245 bdquoDas Entscheidende ist also nicht ob die Grundwoumlrter griechisch sind sondern allein ob sie eine griech Kollektivableitung auf -ā erlauben zu der dann weiter ein Ethnikon auf -ānes trittldquo

82 Zirkumflex auf den Formen mit kurzvokalischer Endung (zB -oacuteνες ion att -microνες) ist auszligerdorisch als Neue-rung obligatorisch und beweist nicht ehemalige Vollstufe der ersten Komponente des Suffixes (Schwyzer 1953377 Leukart 1980242 Anm 18) Fuumlr eine Vollstufe der ersten Komponente des Suffixes im Falle der Ableitung von ah2-Staumlmmen koumlnnten aber moumlglicherweise doch adverbiell erstarrte Instrumentale wie griech κρυφmicro dor κρυφoacute sbquoheimlich verborgenlsquo (lt -ah2-ah1 lt -e-h2-eh1 vgl Klingenschmitt 2005303) sprechen wenn die urindogermanische Instrumentalendung -eh1 als unflektierte Form eines abstufenden Zugehoumlrig-keitssuffixes -eh1- das in den Konglomeraten -eh1-no- und -eh1-n- verbaut ist zu deuten ist

83 Vgl Klingenschmitt 2005301302

380 Stefan Schaffner

Petreius Gentilname lt petrao- sbquozur Familie des Petro-s gehoumlriglsquo petrā- sbquoFamilie des Petro-slsquo (vgl suumldpik petroh) falisk uoltaia Gentilname f lt 1oltao- sbquozur Familie des Uolto-s gehoumlriglsquo 1oltā- sbquoFamilie des Uolto-slsquo (Klingenschmitt 2005302)

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Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 383

Tschižewsky Dmitrij 1969 Die Nestor-Chronik Eingeleitet und kommentiert von Dmitrij Tschi-žewsky Wiesbaden

Udolph Juumlrgen 1979 Studien zu den slavischen Gewaumlssernamen und Gewaumlsserbezeichnungen Hei-delberg

Vaillant Andreacute 1958 Grammaire compareacutee des langues Slaves II Flexion nominale Paris Veselovsrsquoka Zinaiumlda M 1958 Naholos imennykiv bilorusrsquo movy za pamjatkamy XVII st u poriv-

njanni z naholosom suč bilorusrsquo lit movy Kyiumlv Vondraacutek Wenzel 1924 Vergleichende Slavische Grammatik I Band Lautlehre und Stammbil-

dungslehre 2 Auflage Goumlttingen Węglarz Wiktor 1933 bdquoStaroczeski loc plur na -as w nazwach miejscowych na -anyldquo Slavia Occi-

dentalis 1234ndash41 Widmer Paul 2005 bdquoDer altindische V~k-Typus und hethitisch nakkı Der indogermanische Instru-

mental zwischen Syntax und Morphologieldquo Die Sprache 45190ndash208 mdashmdashmdash 2008 bdquoDrei griechische -ō1-Staumlmmeldquo In Chomolangma Demawend und Kasbek Fest-

schrift fuumlr Roland Bielmeier zum 65 Geburtstag hrsg von Brigitte Huber Marianne Volkart und Paul Widmer Halle (Saale) 615ndash630

Зализняк Aндрей A 1995 Древненовгородкий диалект Москва

Stefan Schaffner Institut fuumlr Klassische Philologie Universitaumltsstr 31 D-93053 Regensburg stefanschaffnersprachlituni-regensburgde

Page 11: Das Nomen im Indogermanischen - FAU€¦ · Das Nomen im Indogermanischen Morphologie, Substantiv versus Adjektiv, Kollektivum Akten der Arbeitstagung der Indogermanischen Gesellschaft

364 Stefan Schaffner

sbquoLandsmannlsquo] Gen Pl nčech zemanů) c) im Slovakischen Gen Pl Lipian Rudnian Pieštrsquoan Nom Pl Lipany Rudňany Pieštrsquoany (bei Appellativen Gen Pl dvoranov Nom Pl dvorania [Kollektivbildung] dvoran sbquoHoumlflinglsquo) d) im Sloveni-schen Rakiacutečan (heute m Sg) urslav orkyta sbquoSalix incanalsquo (Hinweis von Prof Marko Snoj)

3 Lok Pl -jasъ14 a) in ačech ON Doleass (= Doljas) lt doljasъ sbquobei den Talbewohnernlsquo

(Dolany heute Dolaacutenky) Bresaz (= Brěžas) lt brěžasъ Lusas (= Lužas) lt lužasъ (nč Lužanech) Horaz (= Horas) lt horjasъ (nč Hořanech) sbquobei den Bergbewohnernlsquo ( č hora sbquoBerglsquo) Liubichas (= ač Lrsquoubčas spaumlter Libčanech) lt ljubъčasъ

b) in deutschen Umbildungen ač ON Turas (bei Bruumlnn č Turjaneacute ač Turěneacute) lt Lok Turaacutes Turjaacutes lt turjasъ Saras (bei Bruumlx č Zahražaneacute) lt gekuumlrztem Zahraacutes lt zahražaacutes lt zahražasъ Forbes (bei Budweis č Borovaneacute lt ač Borověneacute) lt Lok Borovies (gekuumlrzt Borvies) lt boro-věsъ

4 Lok Pl -jachъ a) in deutschen Umbildungen aumllterer bdquoalpenslavischerldquo (altslovenischer)

Ortsnamen in Oumlsterreich15 Steiermark Dellach (im Gailtal) lt Doumlllach lt slov DZljah lt doljachъ sbquobei den Talbewohnernlsquo ( urslav dolъ sbquoTallsquo) Potschach (im Gailtal und im Tal der ob Leitha) lt slov pot(o)čach lt potočachъ sbquobei den Bachanwohnernlsquo ( urslav potokъ sbquoBachlsquo) Frie-sach lt slov Brěžah lt bergjachъ bzw bergěchъ sbquobei den Uferanwoh-nernlsquo ( slov brệg sbquoUferlsquo lt urslav bergъ) Niederoumlsterreich und Wien Ramplach (110014 de Raeligmpla) lt rambljachъ sbquobeiunter den Leuten am Randlsquo Salzburg Ferlaukoumlpfl (1284 gůt datze Verlach) lt borovljachъ sbquobei den Leuten am Kiefernwaldlsquo Osttirol Amlach (11551164 Emlach) lt amlachъ sbquobei den Anrainern der Grubelsquo Kaumlrnten Laiplach (1148 de Liplach) lt liplachъ ( lipa sbquoLindelsquo) Deblach (993 Donplachi) lt dǫblachъ ( dǫbъ sbquoEichelsquo)

b) in deutschen Umbildungen čechischer Ortsnamen zB Grussbach (čech Hrušovany ačech Grušovaneacute) lt Lok Gruš(o)vaacutech lt grušovachъ

4444 In der Folge soll nun auf den Akzent der Bildungen auf -jane naumlher eingegangen wer-den Es laumlsst sich bereits vorab feststellen dass sich aus dem Material derjenigen slavischen Einzelsprachen die fuumlr die Rekonstruktion des urslavischen Akzents relevant sind kein einheitliches Bild ergibt Ich beginne mit dem Material der ostslavischen Sprachen In ak-zentuierten alt- bzw- mittelrussischen Handschriften behalten die Ethnika auf -jane Sin-gular -janinъ in der Regel den Akzent ihrer Grundwoumlrter bei16 zB a) Čudovskij Novyj Zavet (a 1377 vgl MI sect7) antiochiacutejaninъ (Antiochiacuteja) kolosaacuteny (Kolosaacutei) samarjaacutenъ (Samariacuteja) sidoacutenjany (Sidoacutenъ -a) sodoacutemljanъ (Sodoacutemъ -a) sugraacutežane ( graacuted -a) b) Apostol (a 1564 vgl MI sect7) zB efeacutesjanina (Efeacutesъ -a) kirineacutejaninъ (Kiriniacuteka) make-doacutenjaninъ (Makedoacutenija) poacutentjanina (Poacutentъ -a) Aus dem 16 Jh ist auch viermal die Form gražaacutene belegt17 In der heutigen russischen Schriftsprache zeigen appellativische Einwoh-

14 Jireček 1877336ff Flajšhans 192617ndash37 Węglarz 193334ndash41 15 Jireček 1877336ff Kranzmayer 1958 Material auch aus Bergermayer 200912 (mit Belegangaben) 16 Vgl Goumlrner 196765 17 Vgl Kiparsky 1962153

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 365

nerbezeichnungen entweder konstante Betonung des Suffix -jan- im Plural und in Singu-lar beispielweise gorožaacutene Singular gorožaacutenin sbquoStaumldter Buumlrgerlsquo (auch aruss) oder abwei-chende Betonung wie im Falle von dvorjaacutene Singular dvorjaniacuten sbquoAdliger Houmlflinglsquo18 vgl selčaacutenin sbquoDorf- Land-bewohner Landmann Bauerlsquo (aruss seljaniacuten) Pl selčaacutene severjaacutenin sbquoNordlaumlnderlsquo (auch aruss) Pl severjaacutene južaacutenin sbquoSuumldlaumlnderlsquo (auch aruss) Pl južaacutene slobodčaacutenin sbquoBewohner einer Slobodalsquo Pl slobodčaacutene (lautgesetzlich slobožaacutenin) krestъjaacutenin sbquoBauerlsquo Pl krestъjaacutene etc Bei den Ethnika ist laut GRJI sect299 feste Suffixbe-tonung die Norm (mit den Ausnahmen egiacuteptjanin und riacutemljanin) Das Material des Slov žit RSFSR liefert jedoch eine Reihe von Beispielen fuumlr Ethnika mit Beibehaltung der Ak-zentstelle des Ortsnamens von denen ein Teil neben haumlufiger gebrauchten Formen mit Suf-fixbetonung besteht verchovaacutežanin Verchovaacutežrsquoe (XI 6) viacutelrsquonjanin Viacutelrsquonjus (veraltet Pril I4) prijuacutetjanin Prijuacutetnoe (XX4) arbaacutežaacutenin Arbaacutež (XXVI1) voacutelžaacutene Voacutelga (Pl Pril II9) zavoacutelžaacutenin Zavoacutelžrsquoe (Pril II14) malmyacutežaacutenin Malmyacutež (XXV2516) povoacutelžaacutenin Povoacutelžrsquoe (Pril II27) voacutelogžaacutenin Voacutelogda (XI8) tveriacutetjaacutenin Tveacuterlsquo (XIX 11) Im 1819 Jh belegte Akzentschwankungen sind19 a) zwischen beibehaltenem Akzent des Grundwortes und Suffix -jaacuten- egiacuteptjaacutenin izraacuteilrsquotjaacutenin riacutemljaacutenin filistiacutemljaacutenin b) zwi-schen der Betonung -jaacutenin und -janiacuten (und zT auch beibehaltenem Akzent des Grundwor-tes) amčaacuteniacuten Mcensk (umgangssprachlich XLIV14) voacutelžaacuteniacuten20 Voacutelga (Pril II9) graacuteždaniacuten poseljaacuteniacuten rossiacutejaacuteniacuten christiaacuteniacuten In den beiden anderen ostslavischen Spra-chen ist die Situation in etwa die gleiche wie im Russischen21 Man vergleiche zur Beto-nung in der heutigen ukrainischen Schriftsprache Goumlrner (196765 Anm 8) bdquoIn der heuti-gen ukr Schriftsprache werden die Ethnika zu einheimischen ONN auf dem Suffix -(j)an- betont zB halyčaacutenyn lrsquovivrsquojaacutenyn charkivrsquojaacutenyn ua die von fremdlaumlndischen Orts- oder Laumlndernamen abgeleiteten Ethnika auf der gleichen Silbe wie die Grundwoumlrter zB asyriacutejanyn Asyriacuteja vavyloacutenjanyn Vavyloacuten galyleacutejanyn Galyleacuteja ua Die Akzentuierung des Singulativsuffixes -in ist nach der ukr schriftsprachlichen Norm nur in den sieben Woumlr-tern dvorjanyacuten krajanyacuten myrjanyacuten miščanyacuten seljanyacuten slovjanyacuten und chrystyjanyacuten moumlg-lich dagegen fand dieser Typus in den westlichen Dialekten eine starke Verallgemeine-rung vgl zB halyčanyacuten kyjevljanyacuten rymljanyacuten ualdquo (vgletwa noch seljanyacuten sbquoBauerlsquo Gen Sg seljanyacutena usw Pl Nom seljaacuteny Gen seljaacuten Dat seljaacutenam Akk seljaacuten Instr seljaacutenamy Lok seljaacutenach ebenso dvorjanyacuten Pl dvorjaacuteny mit konstanter Betonung -jaacuten- horodjaacutenyn Pl horodjaacuteny [Neubildung fuumlr horožaacutenyn Pl horožaacuteny]22) Aus dem Weiszlig-russischen lassen sich anfuumlhren Sg Nom seljaniacuten sbquoDorfbewohner Bauerlsquo Pl Nom sjaljaacutene Gen sjaljaacuten ebenso meščaniacuten sbquoBuumlrger Spieszligbuumlrgerlsquo Pl mjaščaacutene mit kon-

18 Vgl GRJI sect299 Kiparsky 1962152153 Kiparsky 1975187 19 Vgl Kiparsky 1962152153 20 Vgl hierzu Goumlrner 19676263 Anm 5 bdquoEs ist interessant zu beobachten daszlig das zum Namen der Voacutelga ge-

bildete Ethnikon voacutelžaacuteniacuten alle drei Betonungsmoumlglichkeiten kennt daszlig die von den etwas juumlngeren Gebietsna-men Zavoacutelžrsquoe und Povoacutelžrsquoe abgeleiteten Ethnika zavoacutelžaacutenin und povoacutelžaacutenin nur noch zwei Akzentstellen ha-ben und daszlig schlieszliglich fuumlr die Ethnika privolžaacutenin (IV13) und volžaacutenin (XXXVI1) die zu den erst in spaumlte-rer Zeit vom Namen der Volga abgeleiteten ONN Privoacutelžskij und Volžsk gebildet worden sind nur die Beto-nung des Suffixes -(j)an- gebraumluchlich istldquo

21 Vgl auch Goumlrner 19676566 bdquoWie ein Vergleich der russischen Akzententwicklung mit den Akzentverhaumll-tnissen der beiden anderen ostslav Sprachen ergibt kennen das Ukrainische seit den aumlltesten akzentuierten Belegen aus dem 16 Jh und das Weiszligrussische im 17 Jh ebenfalls den Typ der festen Suffixbetonung (-jaacutene) im Singular sogar bereits mit beiden Varianten dh mit Betonung des ersten oder zweiten Teilsuffi-xes (-jaacuteniacuten)ldquo

22 Vgl BraumluerIII45

366 Stefan Schaffner

stanter Betonung von -jaacuten- hramadzjaacutenin sbquoBuumlrgerlsquo Pl hramadzaacutene haradžaacutenin Pl haradžaacutene23

41414141 In der Folge soll nun der Akzent des Bildungstyps auf -jane im Suumldslavischen behan-delt werden Das Štokavische in dem im 15 Jahrhundert eine Akzentverschiebung um eine Silbe nach dem Wortanfang zu stattgefunden hat kennt drei Intonationstypen bei den ap-pellativischen Einwohnerbezeichnungen und Einwohnernamen24

1 Mit Beibehaltung der Anfangsbetonung des Grundwortes gr`đanin sbquoBuumlrgerlsquo ( grad Gen grada sbquoStadtlsquo) Pl Nom gr`đān-i Gen gr`đān-ā Akk gr`đān-e Dat Instr Lok gr`đān-ima ebenso mjbštanin sbquoOrtsbewohnerlsquo Pl mjbstāni ( mjbsto) kcćanin sbquoHausbewohnerlsquo Pl kcćāni sbquoHausgenossenlsquo ( kcća) dstrvljanin sbquoInselbe-wohnerlsquo Pl dstrvljāni ( dstrvo) beđanin sbquoGebirgsbewohnerlsquo Pl beđān-i Z`dranin sbquoEinwohner von Zadarlsquo ( Z`dar Gen Z`dra) Rfdničanin sbquoEinwohner von Rfdnīklsquo

2 Mit štokavischer Akzentzuruumlckziehung auf eine kurze Wurzelsilbe gograveranin sbquoGe-birgsbewohnerlsquo ( gogravera) Pl Nom gograveran-i Gen gdrān-ā Akk gograveran-e Dat Instr Lok gograveran-ima ebenso dvograveranin sbquoHoumlflinglsquo Pl dvograverani ( dvZr sbquoHoflsquo) stragravežanin sbquoWaumlchterlsquo Pl stragravežani ( straža sbquoWachelsquo) pograveganin sbquoHeidelsquo Pl pogravegani segraveljanin sbquoDoumlrfler Bauerlsquo Pl segraveljani ( segravelo) hrigravešćanin sbquoChrist (der orthodoxen Kirche)lsquo Pl hrigravešćani ( Hrigravestos Gen Hrigravesta sbquoChristuslsquo)

3 Mit štokavischer Akzentzuruumlckziehung auf eine lange Wurzelsilbe puacutečanin sbquoein zum Buumlrgerstande Gehoumlrigerlsquo ( pfk) Pl Nom puacutečan-i Gen puacutečān-ā Akk puacutečan-e Dat Instr Lok puacutečan-ima ebenso Riacutemljanin sbquoRoumlmerlsquo Pl Riacutemljani ( Rlm) Beacutečanin sbquoWienerlsquo Pl Beacutečani ( BUč sbquoWienlsquo) Mostaacuteranin sbquoEinwohner von Mostarlsquo Pl Mostaacuterani ( Moacutestār)

Die Belege aus den čakavischen insbesondere den nordwestlichen Mundarten sind deswe-gen von besonderem Interesse weil sie in der Regel die aumlltere oder uumlberhaupt die urslavi-sche Stelle des Wortakzentes bewahrt haben25 čak (Novi) grajagravenin sbquoBuumlrgerlsquo (gg štok gr`đanin) Gen Sg grajagravenina Nom Pl grajagraveni (gg štok gr`đān-i) Gen Pl grajagravenīh grajan26 čak (Vrgada) straž`nin sbquoWaumlchterlsquo (gg štok stragravežanin)27 Das Slovenische das die Singulativbildung aufgegeben hat zeigt heute feste Suffixbetonung28 zB meščagraven sbquoStaumldterlsquo (Sg Gen meščaacutena Dat meščaacutenu usw) Pl Nom meščaacuteni (Gen meščaacutenov Dat meščaacutenom usw) gorjagraven sbquoBergbewohnerlsquo Pl gorjaacuteni dvorjagraven sbquoHoumlflinglsquo Pl dvorjaacuteni seljagraven Pl seljaacuteni Rimljagraven Pl Rimljaacuteni Slov kristjan sbquoChristlsquo (Pl kristijani) und pogan sbquoHeidelsquo (Pl pogani) sind aus lat christiānus bzw vlat pagānus (klass pāgānus) entlehnt und sekundaumlr in diese Flexionsklasse eingruppiert worden Fuumlr das Bulgarische liegen Bele-ge von Ethnika auf -jane aus akzentuierten mittelbulgarischen Handschriften des 14 Jahr-

23 Vgl BraumluerIII45 24 Leskien 1914161162 BraumluerIII4142 sect127 Matešič 1970158 In dem fuumlr das Štokavische eingefuumlhrten

Akzentuationssystem von Vuk Karadžić (1787ndash1864) ist der verschobene Hauptton bei kurzer Silbe mit ` bei langer mit acute bezeichnet der nicht verschobene bei kurzer mit shy bei langer mit ʄ (vgl Leskien 1914122 sect214C) Eine Sammlung der serbokroatischen Ethnika auf -jan- bietet Goumlrner 1963 (zum Akzent dieser Bil-dungen Goumlrner 1963103ndash106)

25 Vgl Leskien 1914120 26 Moguš 1966212 Steinhauer 1973200 220 27 Jurišić 1973199 28 BraumluerIII42 sect128

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 367

hunderts vor29 asiriacuteanomъ (Dat Pl) 16a asiriacuteany (Instr Pl) 18 ( asiriacutea 14) egiacuteptěnochъ (Lok Pl) 16 ( egiacuteptъ 31 egiacuteptu Dat Sg 28a) riacutemlěninъ (Nom Sg) 74 riacutemlěny (Instr Pl) 70 76 83 riacutemlěnomъ (Dat Pl) 70 ( riacutema Gen Sg 69 89 93a) troacutejanom (Dat Pl) 7 troacutejane (Nom Pl) 40 ( troacuteǫ Akk Sg 46 54 58) Lavrov 1893 Priloženija zB indiacuteane (Nom Pl) 8 ( indiacutea 8) troacutejanom (Dat Pl) 7 troacutejany (Akk Pl) 8 ( troacuteja Gen Sg 5 8) Diese Ethnika zeigen also in der Regel Beibehaltung des Akzents ihrer Grundwoumlrter Im Neubulgarischen werden appellativische Einwohnerbezeichnungen wie etwa graždaacutenin (mit best Artikel graždaacuteninъt) Plural graždaacuteni (graždaacutenite) in der Regel konstant auf dem Suffix -jan- akzentuiert (vgl dvorjaacutenin sbquoEdelmannlsquo dvorjaacuteni pogaacutenin sbquoHeidelsquo (neben pogaacutenec) pogaacuteni christijaacutenin christijaacuteni angličaacutenin sbquoEnglaumlnderlsquo angličaacuteni)30 Doch gibt es auch Einzelbeispiele mit konstanter Anfangsbetonung wie seacuteljanin Plural seacuteljani

42424242 Vergleicht man das Material der slavischen Einzelsprachen die fuumlr die Rekonstruktion des urslavischen Wortakzentes relevant sind so kann man zusammenfassend fuumlr das Ursla-vische wohl folgende Betonungstypen fuumlr die Bildungen auf -jan- (bzw -jan-inъ) anset-zen31 1 Fuumlr die Pluralbildung auf -jane a) konstante Suffixbetonung -jaacuten- (alt)32 b) Beibehaltung der Betonung des Grundwortes (analogisch) 2 Fuumlr die Singualtivbildung -jan-inъ a) konstante Betonung -jan-inъ (alt)33 b) konstante Betonung -jaacuten-inъ (ana-logisch nach dem Plural -jaacutene) c) Beibehaltung der Betonung des Grundwortes (analo-gisch) Die urspruumlngliche Verteilung waumlre dann im Ostslavischen bewahrt in Faumlllen wie russ dvorjaniacuten sbquoAdliger Houmlflinglsquo Pl dvorjaacutene mirjaniacuten sbquoWeltlicherlsquo Pl mirjaacutene ukr seljaniacuten sbquoDorfbewohner Bauerlsquo Pl seljaacuteny dvorjaniacuten Pl dvorjaacuteny wruss seljaniacuten Pl sjaljaacutene meščaniacuten sbquoBuumlrgerlsquo Pl mjaščaacutene

5555 In der Folge werden nun aumlltere Erklaumlrungsversuche von slavisch -ěn- und -jan- mit den Angaben zu ihrem auszligerslavischen Anschluss angefuumlhrt Ein ausfuumlhrliches Referat aumllterer Erklaumlrungsversuche findet sich auch bei Goumlrner (19675960) Leskien (1891390) bdquoDas (sc litauische und lettische Suffix) -ėna- der Einwohnernamen hat seine Entsprechung im Slavischen Bekanntlich werden hier solche Worte meist mit -jan- (Singular -jan-inъ Pl -jan-e) gebildet aber alte Voumllkernamen wie Slověne zeigen dass die urspruumlngliche Form -ēn- war Kommt ē nach j zu stehen so wird es zu ā zB zemljaninъ sbquoLandsmannlsquo zemlja von solchen Faumlllen hat sich dann -jan- verallgemeinert zB graždaninъ = gradjaninъ sbquoBuumlrgerlsquo zu gradъ sbquoStadtlsquo Ich glaube daher nicht dass Brugmann Grdr 2 340 die slavische Form richtig als -ōn- vgl οmacrρανplusmnων angesehen hatldquo Vondraacutek (1924660 sect682) bdquoSuffix -ēn- und -jan- zur Bezeichnung der Angehoumlrigen eines Volkes der Bewoh-ner einer Oumlrtlichkeit Es handelt sich hier um das -en-Suffix dessen Dehnung in dieser Funktion in allen Kasus verallgemeinert wurde Slověne Samarěne Bei i- und o-Staumlmmen fuumlhrte es zu -jan- das dann als selbstaumlndiges Suffix verallgemeinert wurde graždane nach zemljane u dgl (hellip) Bezuumlglich des Akzentes vgl mirjaniacuten Pl mirjaacutene dvorjaniacuten Pl

29 Vgl Dujčev 1963 Goumlrner 196766 30 Vgl BraumluerIII4041 sect126 31 Vgl bereits Vondraacutek 1924660 sect682 (anders Goumlrner 19676263) 32 Vgl zB Nom Pl russ gorožaacutene (aruss ksl gražaacutene) ukrain horožaacuteny čak (Novi) grajagraveni bulg graždaacuteni

lt urslav gordjaacutene russ dvorjaacutene ukrain dvorjaacuteny skr štok dvograverani sloven dvorjaacuteni bulg dvorjaacuteni lt ur-slav dvorjaacutene aruss seljaacutene ukr seljaacuteny wruss sjaljaacutene skr štok segraveljani slov seljaacuteni lt urslav seljaacutene

33 Fuumlr die Urspruumlnglichkeit dieser Betonung (vgl russ dvorjaniacuten měščaniacuten seljaniacuten ukrain dvorjanyacuten mišča-nyacuten seljanyacuten) spricht nach Leskien 1914161162 auch die Tatsache dass Bildungen auf -inъ auszligerhalb von jan-Ableitungen Akzentuierung des Suffixes zeigen vgl russ gospodiacuten = čak (Vrgada) gospodĩn = štok gospogravedin lt urslav gospodiacutenъ

368 Stefan Schaffner

dvorjaacuteneldquo Vondraacutek (1924543) bdquoUnser Suffix ist offenbar identisch mit dem balti-schen -ēna-Suff in lit Tilžpnas sbquoTilsiterlsquo kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo girpnai sbquoWaldleutelsquo brolpnas sbquoBrudersohnlsquo u dgl so daszlig hier ein Uumlbertritt der konsonantischen Staumlmme auf -ēn- (vgl gr λειχacuteν -microνος sbquoFlechtelsquo sabin Anio -iēnis) in die Dekl der o-St voraus-gesetzt werden muszlig (hellip) Die urspruumlngliche konsonantische Deklination sieht man noch im Pl im Nom Slověne Samarěne usw (hellip) Den -ěn-Stamm Slověn weiszlig sich Zubatyacute nur aus einem ehemaligen Nom ēn (vgl korę) zu erklaumlrenldquo Braumluer (III38) bdquoAls Ausgangs-punkt ist wahrscheinlich nur das Suffix ursl -ěn- anzunehmen das sich mit der lit Bil-dung tilžpnas sbquoBewohner von Tilsitlsquo als Ableitung vom Ortsnamen TiCžė oder mit kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo als Ableitung von kaacutelnas sbquoBerglsquo vergleichen laumlszligt und die Zugehoumlrigkeit bezeichnet Wurde dieses Suffix an einen jo- oder i-Stamm angefuumlgt so muszligte --ěn- zu -jan- veraumlndert werden zu ursl polje ndash poljane ebenso ar kyjane sbquoKieverlsquo zum Perso-nennamen ar Kyjъ Die gleiche Veraumlnderung trat ein wenn das Suffix -ěn- an das mit dem Possessivsuffix j(ъ)- erweiterte Grundwort angefuumlgt wurde Fluszligname Polota ndash r Adjek-tiv polot-jъ- gt poločъ- polot-j-ěne gt poločane ebenso ar derevljane In diesem Fall wuumlrde es genuumlgen nur das Suffix -ěn- als urspruumlnglich anzusehen Das nach palatalen Lauten daraus entstandene Suffix -jan- (-rsquoan-) koumlnnte dann seinerseits produktiv geworden und bei weiteren Neubildungen verallgemeinert worden seinldquo (so auch Vaillant 1958II sect187) Arumaa (198524) bdquoEine besondere Gruppe bezeichnen die Benennungen der An-gehoumlrigen eines Volkes oder der Bewohner einer Oumlrtlichkeit im Slavischen der Typ Slověne Pl im Baltischen lit girpnas sbquoWaldbewohnerlsquo (hellip) Unklar bleibt im Slavischen das Verhaumlltnis des Suffixes -ěn- zu -jan- Rimljane Poločane (zu Polota) und die Herkunft von -jan-ldquo Den meisten aumllteren Erklaumlrungsversuchen ist also gemeinsam dass von slavisch -ěn- als aumllterer Suffixvariante die sich hinter -j- lautgesetzlich zu -jan- entwickelt hat ausgegangen wird und dass als naumlchster ausserslavischer Anknuumlpfungspunkt das baltische Zugehoumlrigkeitssuffix -rna- angesehen wird Wenn die Suffixbetonung im Slavischen bei den Pluralbildungen auf -ěne beziehungsweise -jane urspruumlnglich ist dann stimmen bei-de Suffixe auch im Wortakzent uumlberein Ein wichtiger Unterschied ist aber die Stammge-stalt beider Suffixe das slavische Suffix ist ein n-Stamm das baltische ein a- also indoger-manisch ein eo-Stamm

6666 Das baltische Zugehoumlrigkeitssuffix -rna- (lit -pnas f -pnė lett -ēns f -ēne) das als naumlchster etymologischer Anknuumlpfungspunkt fuumlr das slavische Suffix -ěn- bzw -jaacuten- an-gesehen wird umfasst drei groszlige Bedeutungsgruppen34

1 Einwohnernamen a) im Litauischen Įsrutpnas sbquoInsterburgerlsquo Įsrugravets Ragainpnas sbquoRagmiterlsquo Ragaĩnė Tilžpnas sbquoTilsiterlsquo TiCžė Kupiškpnas sbquoEinwohner von Kugravepiš-kislsquo (hierher auch als Plurale der Einwohnernamen die haumlufigen lit Dorfnamen auf -pnai Bitpnai Piktuppnai Staluppnai Stilpnai usw) seltener Ableitungen von appellativen Ortsbezeichnungen zB girpnai sbquoWaldleutelsquo gigraverė sbquoWaldlsquo kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo kaacutelnas sbquoBerglsquo kaimpnas sbquoNachbarlsquo kaiacutemas sbquo(Bauern-)Dorf Land (im Ggs zur Stadt)lsquo kipmas sbquoHof(-raum) (Bauern-)Hof Gehoumlft Dorflsquo (neben ge-woumlhnlichem kaimyacutenas sbquoNachbarlsquo fem kaimỹnė vgl zur Bildung und Bedeutung lat vīcīnus sbquoNachbarlsquo vīcus sbquoDorflsquo) b) im Lettischen (heute selten) zB Ābawēns sbquoAnwohner des Fluszliges Ābawalsquo

2 Verwandtschaftsnamen a) im Litauischen brolpnas sbquoBrudersohnlsquo ( broacutelis sbquoBru-derlsquo) seserpnas sbquoSchwestersohnlsquo seserpnai sbquoSchwesterkinderlsquo ( sesuotilde sbquoSchwes-

34 Vgl Leskien 1891388389 Senn 1966317 sect600 Forssman 2001246ndash252

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 369

terlsquo) tetpnas sbquoKind der Tantelsquo ( tetagrave sbquoTantelsquo) tetulpnas ( tetulp sbquomatertera amitalsquo) dėdpnos sbquoToumlchter des Vaterbruderslsquo ( dėdx sbquoVaterbruderlsquo)35 b) im Lettischen brālēns sbquoCousinlsquo ( brālis sbquoBruderlsquo) vgl auch skolēns sbquoSchuumllerlsquo ( skola sbquoSchulelsquo) draudsēns sbquoFreundessohnlsquo ( draugs sbquoFreundlsquo)

3 Bezeichnungen junger Lebewesen va von Tierjungen a) im Litauischen nur in best Mundarten zB gervpnas sbquoKranichjungeslsquo ( geacutervė) hierher wohl auch varnpnas sbquoStar Amsellsquo ( vaacuternas sbquoRabelsquo) b) im Lettischen versēns sbquojunger Ochselsquo ( versis) āsēns sbquoBoumlckleinlsquo ( āsis) pīlēns sbquoEntenkuumlkenlsquo ( pīle) kaķēns sbquoKatzenjun-geslsquo ( kaķis) puisēns sbquoKnabelsquo ( puisis sbquoJungelsquo)

7777 Es ist bisher uumlbersehen worden dass eine weitere etymologische Anschlussmoumlglichkeit fuumlr die slavischen Ethnika auf -jane im Griechischen existiert Es handelt sich um griechi-sche Ethnika die mit einem Suffix -νες (ion att -microνες) myken -ānes lt urgriech -ān-es gebildet sind36 Die urgriechische Lautform des Suffixes ist -ān- wie sie im My-kenischen und spaumlter in den nordwestgriechischen Dialekten fortlebt Im Ionisch-Attischen entwickelt sich langes urgriechisches ā etwa um 1000 v Chr lautgesetzlich zu offenen [ēʛ] daher die ionisch-attische Lautform -ην- Bereits das Mykenische der aumlltestbezeugte mit der Silbenschrift Linear B aufgezeichnete Dialekt des Griechischen aus der Zeit 1400 bis 1200 vor Christus kennt solche Bildungen auf -ān-es37 Beispiele sind etwa

a) myk Pa-ki-ja-ne wahrscheinlich Sphagiānes (Ethnikon als ON verwendet Typus Λmκροι)38 Es ist die Bezeichnung des Ortes mit dem Hauptheiligtum von Pylos ei-nem der groszligen Palastzentren der mykenischen Kultur neben dem die Regionsna-men Pa-ki-ja-na (wahrscheinlich Sphagiānā) PY Na 56139 und Pa-ki-ja-ni-ja (wahrscheinlich Sphagiāniā) PY En 6091 PY Jo 43810 PY On 3003 stehen Myk Sphagiānes ist wohl eine Ableitung von Sphagiā spaumlter Σφαγplusmn des bis ins Neugriechische erhaltenen Namens der Insel vor Pylos die daneben auch Σφακτη-ρplusmn heiszligt Die urspruumlngliche Bedeutung vonSphagiā Σφαγplusmn war wohl sbquoSchlacht-opferstellelsquo (Kollektivum von σφfrac34γιον sbquowas zu schlachten istlsquo)40

b) myk I-na-ne Inānes PY An 187 (Ethnikon als ON verwendet) neben myk I-na-ni-ja Ināniā (PY An 183 Ae 8+) Inās Ineus Iniā und spaumlterem iquestνAgrave41

c) myk re-ka-ta-ne PY An 2079 (Nom Pl oder Dat Sg in lok Funktion)42 d) myk te-ta-ra-ne PY (Bartoněk 2002250)

35 In ostlitauischen Mundarten druumlckt -pnas wenn es an Bezeichnungen von Lebewesen angefuumlgt wird mitleidi-ge Verachtung aus zB žmogpnas sbquoMenschlein armseliges Mannsbildlsquo ( žmogugraves sbquoMensch Mannlsquo)

36 Vgl Bechtel 19236080 Schwyzer 1953486 Chantraine 1968166ff Risch 197458 Leukart 1980244ff Balles 2008208

37 Vgl Bartoněk 2002250 466 38 Belege (nach Hajnal 1995168 und Bartoněk 2002250 466) Nom Pl Pa-ki-ja-ne PY Vn 194 PY Xa 1131

Akk Pl Pa-ki-ja-na-de Sphagiānas-de sbquonach Sphlsquo PY Fr 1233 Dat-Lok Pl Pa-ki-ja-si Sphagiānsi sbquoin Sphlsquo PY An 1811++ Instr-Abl Pa-ki]-ja-pi Sphagiāmphi sbquoaus Sphlsquo PY Eb 338 A (in einer recht sicheren Ergaumlnzung)

39 In der pylischen E-Serie (PY Eb 339A++) steht pa-ki-ja-na einzig als Attribut zu i-je-re-ja Die Fuumlgung i-je-re-ja pa-ki-ja-na duumlrfte als hijereja Sphagiānās sbquoPriesterin vonaus Sphagiānālsquo zu deuten sein mit einem abla-tivischen Genitiv (vgl Hajnal 1995218 Anm 295) Zur moumlglichen Identitaumlt von Pa-ki-ja-ne und Pa-ki-ja-na vgl Guglielmo 1982157 und Hajnal 1995218 Anm 295

40 Vgl Leukart 1980240241 und 244245 (mit Literatur) Hajnal 1995168 41 Vgl Ruijgh 1967sectsect119 141 Leukart 1980246 Anm 29 42 Hajnal 1995235236 Bartoněk 2002250

370 Stefan Schaffner

71717171 In den spaumlteren alphabetgriechischen Dialekten ist eine ganze Reihe von Ethnika auf -νες (ion-att -microνες) bezeugt die hier nun in ihrer geographischen Verteilung von Nor-den nach Suumlden angefuumlhrt werden Die meisten stammen aus nord(west-)griechischem Ge-biet43

a) nordgriech() AacuteγριAcircνες (Thuk II 963) im Land der Paionen AtildeγχελAcircνες (Ptol V 1088) an der Muumlndung des Drilon (daneben Bildung auf -εAumlς Atildeγχελες Hdt V 61)

b) epirotisch AacuteθαmicroAcircνες AacuteρκτAcircνες AacuteτιντAcircνες ΤαλαιAcircνες c) thessalisch Egraveλλνες (-ην-) (um Dodona) ΑEacuteνιAcircνες d) aumltolisch Aacuteγρινινες (belegt Aacuteγρινινος D3 61081) zur Stadt Aacuteγρplusmnνιον (daneben Bil-

dung auf -εAumlς AacuteγρινιEcircος D3 6035) ∆αιAcircνες (belegt ∆αιAcircνος D3 42121) AtildeοιτAcircνες (belegt AtildeοιτAcircνων IG 4273) ΕmacrρυτAcircνες (ΕmacrρυτAcircσιν Thuk III 945)

e) mittelgriech AacuteκαρνAcircνες Akarnanien gegenuumlber die Insel der ΚεφαλλAcircνες (-ην-) im Ionischen Meer ΦοιτιAcircνες (Stadt Φοιτplusmnαι) in Akarnanien

f) dorisch ∆υmicroAcircνες (Phyle) g) arkadisch AacuteζAcircνες (-ην-)

Die bezeugten griechischen Ethnika auf -νες (ion-att -microνες) aus den klassischen Dialek-ten stammen also zwar vorwiegend aus dem nordwestgriechischen Gebiet die Verbreitung reicht aber bis nach Arkadien auf der Peloponnes

72727272 Fuumlr diese griechischen Ethnika auf -νες (ion att -microνες) aus den klassischen Dialekten bestehen nun etymologische Anschlussmoumlglichkeiten an griechische oder zumindest im Griechischen moumlgliche Staumlmme auf -ā- lt -ah2- insbesondere Ortsnamen oder Ortskollek-tiva mit Stamm auf -ā Diese werden nun in alphabetischer Reihenfolge angefuumlhrt44

a) nordgriech() AacuteγριAcircνες zu einem Landschaftsnamen Aacuteγρplusmn ( ETHγριος sbquowildlsquo) b) arkadisch AacuteζAcircνες zu ETHζω sbquotrocken seinlsquo (ETHζη sbquoSchmutzlsquo[]) oder (eher) zu ETHζον

microEcircγαν (codd microEcircλαν) καOgrave Oacuteψηλmν Hsch c) thessalisch ΑEacuteνιAcircνες zu αEacuteνmς sbquoschrecklichlsquo mit komplexem -ιν- (vgl daneben

ΑEacuteν-plusmnδ- Name der von ihnen bewohnten Landschaft) d) epirotisch AacuteρκτAcircνες Ableitung von einem Kollektiv arktā- sbquoBaumlrengegendlsquo

( griech ETHρκτος sbquoBaumlrlsquo) vgl zur Benennung das Ethnikon Aacuteρκfrac34δες lt Aacuteρκτ-frac34δ-ες e) dorisch ∆υmicroAcircνες (Phylenname) moumlglicherweise zu dumā- sbquoStammlsquo45 (vgl ∆Aumlmicroη Oumlν

Σπfrac34ρτtimes φυλacute καOgrave τmπος Hsch) in der Bedeutung etwa von φυλEcircται sbquoStammesgenos-senlsquo

f) thessalisch Egraveλλνες46 (Akzent nach ΠανEcircλλνες anstelle von UgraveλλAcircνες) Ableitung von einem Ortskollektiv hellā lt sed-lah2 sbquo(Wohn-)sitzlsquo (vgl Uacuteλλfrac34 καθEcircδρα Λfrac34-κωνες Hsch lat sella kelt sedlo- in ON) Egraveλλνες ist wohl nicht zu trennen von Ugraveλλοplusmn Egraveλληνες οUcirc Oumlν ∆ωδAgraveνtimes καOgrave οUcirc Ucircερες Hsch (auch Pindar Fr 59) und den gleichbedeutenden Σελλοplusmn (Il Π 234) den Ureinwohnern von Dodona aus deren

43 Siehe Bechtel 192360 Leukart 1980245 44 Nach Leukart 1980245 mit Literatur 45 Mit auszligergriechischem Anschluss an ae tēam afries tām sbquoNachkommenschaftlsquo lt urgerm ta1ma-z 46 Bei Homer ist Egraveλληνες (seit Il B 684) noch Bezeichnung eines thessalischen Stammes und Ugraveλλfrac34ς -frac34δος f

sbquoHellas Land der Egraveλληνεςlsquo Bezeichnung einer Landschaft des suumldlichen Thessalien Seit Herodot wird Egraveλληνες zur Bezeichnung aller Griechen verwendet Neben Egraveλληνες steht Egraveλλοπες in Atildeλλmπια dem Na-men der Umgegend von Dodona (Hes Fr 1341) und des noumlrdlichen Euboumla (Hdt 823) Seit Aristoteles (Met 352 a 34) galt das Gebiet von Dodona und das Acheloos-Tal als die Urheimat der Hellenen die Uumlρχαplusmnα Ugraveλλfrac34ς (vgl FriskI498499 LfgrE2556557)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 371

Reihen die Zeuspriester ausgewaumlhlt wurden Sello- bzw Hello- ist das primaumlre und etymologisch unsichere Grundwort Egraveλλνες ist wohl eine Ableitung von ei-nem griechisch gebildeten Ortskollektiv Hellā- sbquoRegion der Helloilsquo zum moumlgli-cherweise ungriechischen Ethnikon Hello- (vgl dazu spaumlteres Κρacuteτ- zu ungriech Κρmicroτες)

g) aumltolisch ΕmacrρυτAcircνες Ableitung von Ehurutā- sbquoGegend mit gutflieszligenden Quellenlsquo (zu εYacuteρυτος sbquogutflieszligendlsquo [κρacuteνη E])

h) mittelgriech ΚεφαλλAcircνες Ableitung von einem Grundwort kephalā- ( gr κεφαλacute sbquoHaupt Kopf Oberstes Spitze Endelsquo) vgl den spaumlteren Inselnamen Κεφαλληνplusmnα

73737373 In diesem Zusammenhang ist auch kurz auf die griechischen Landschafts- und Ortsna-men auf -ānā wie Μυκszligν Μεσσszligν oder Aacuteθszligν47 einzugehen Es handelt sich um Orts-kollektiva auf -ā die von den Ethnika mit Stamm auf -ān- abgeleitet sind48 Fuumlr myk Sphagiān-ā sbquoRegion der Sphagiāneslsquo ergibt sich folgende Ableitungssequenz

mykenisch ON Sphagiā rarr Sphagiān-es rarr Sphagiān-ā sbquoRegion der Sphagiāneslsquo (vgl oben 7a)

Entsprechend koumlnnen fuumlr Μυκszligν Μεσσszligν die folgenden Ableitungssequenzen angesetzt werden

a) Mukā (etymologisch wohl zu microAumlκων σωρmς θηmicroAgraveν Hsch) rarr Mukān-es rarr Mukān-ā sbquoRegion der Mukāneslsquo (Μυκacuteνη)

b) Messā (homerisch ΜEcircσση in Lakonien etymologisch zu microEcircσσος sbquoin der Mitte gele-genlsquo) rarr Messān-es rarr Messān-ā sbquoRegion der Messāneslsquo (dor Μεσσszligν ionisch-attisch Μεσσacuteνη) wozu in einer weiteren Phase das spaumlter uumlbliche Ethnikon Μεσσaacuteνιος und der Regionsname Μεσσνplusmn gebildet wurden

77774444 In der Folge soll nun auf vier aumlltere Erklaumlrungsversuche des griechischen Suffi-xes -νες (ion att -microνες) myk -ānes lt urgriech -ān-es zur Bildung von Ethnika einge-gangen werden Da diese bisherigen Erklaumlrungsversuche mE nicht uumlberzeugen konnten seien sie hier kurz diskutiert und die wichtigsten Gegenargumente genannt

1 H Jacobsohn (1927283ff 193076ff) (vgl auch Chantraine 1968163 68) hatte angenommen dass die Bildungen auf -ν- alle aus -acircον- kontrahiert seinen Dieser Erklaumlrungsversuch laumlsst sich mit folgenden Gegenargumenten entkraumlften

a) das Nebeneinander von nordwestgriechisch-dorisch und arkadisch -ν- gegenuumlber ionisch-attisch -ηv- (zB Egraveλληνες) zeigt deutlich dass urgrie-chisch -ān- zugrundeliegt Denn -z(1)on- haumltte im Attischen -εAgraveν- er-geben und waumlre auszligerhalb des Ionisch-Attischen zu -ν- kontrahiert wor-den vgl κοινaacute(acirc)ων Gen -aacute(acirc)ονος49 (gebildet wie hom διδυmicroaacuteονε) gt dor usw κοινaacuteν m sbquoTeilnehmer Gesellschafterlsquo Pind Py 328 Inscr

47 Vgl hierzu Leukart 1980246 Fn 27 bdquoAacuteθacuteνη bzw -αι ist urspruumlnglich Ortsname und nicht Name der Goumlttin die folgerichtig bei Homer Aacuteθηναplusmnη heiszligt (att Aacuteθηναplusmnα kontrahiert zu AacuteθηνAcirc) Es ist deshalb sinnlos den Ortsnamen von demjenigen der Goumlttin herleiten zu wollen (so Frisk GEW und Chantraine DELG sv) Myk A-ta-na-po-ti-ni-ja ist als Athānās (Ortname im Gen) Potnia aufzufassen (vgl ebenso mit Gen da-pu2-ri-to-jo p u-po-jo p)ldquo

48 Vgl zum Folgenden Leukart 1980246 49 Vgl als Parallele ξυνaacute(acirc)ων Gen -szlig(acirc)ονος ( ξaumlνmς) gt ξυνszligων Pind Py 348 Aisch frg 996 (per coni)

ξυνaacuteν Pind Nem 527 ξυνacuteων Hes th 595 u 601 ξυνAgraveν Soph frg 970 ξυνωνplusmnη Archil 89

372 Stefan Schaffner

Schw 3624 [Lokris] 65621 [Tegea] vgl auch dor κοιννEcircω Schw 89g [Argos] 323 B 48 [Delphi] Foedus ap Thuk 5791 vgl auch κοιννplusmnα Pind Py 197) att κοινεAgraveν sbquodslsquo Eur Her 149 u 340 Xenophons κοινAgraveν Cyr p 7535 scheint eine Umsetzung von dor κοινaacuteν nach att κοινωνEcircω (mit lautgesetzlicher Entwicklung von -ǣ(1)on- gt att -ων- im Vorton) wozu att κοινωνmς nach einem Verhaumlltnis wie στρατηγEcircω στρατηγmς ruumlckgebildet wurde zu sein (Leumann 1993223224 Fn 20 Peters 1980254255 Fn 212)

b) das Mykenische hat mit Bildungen wie Pa-ki-ja-ne Sphagiānes und I-na-ne Inānes gezeigt dass bereits im Urgriechischen ein Bildetyp von Eth-nika auf urgriech -ān- (neben Bildungen auf -ā1on- lt -ah2-1on- vgl myk [PY] o-qa-wo-ne- hokwāaringon- sbquoMitglied des Gefolgeslsquo [vgl hom aeligπfrac34ων sbquoGefaumlhrtelsquo] myk [KN] I-ja-wo-ne Iāaringon- sbquoMann aus Iālsquo) exis-tiert hat

2 Nach Schwyzer (1953185 487) koumlnnten die vorwiegend im Nordwesten beheimate-ten Ethnika auf -ān- auf uridg -ēn- (dehnstufige Variante des indiv Suffixes -eon-) beruhen und zwar mit nordgriechisch-illyrischem Lautwandel ē gt ā (wegen albanisch o lt uridg ē wohl uumlber ā) Als Gegenargumente lassen sich anfuumlhren

a) die Verbreitung der Ethnika auf -ān-es auch im Suumldgriechischen (Myke-nischen Arkadischen) und die fruumlhe Bezeugung im Mykenischen spre-chen gegen die Herkunft aus einer (aus anderen Gruumlnden voumlllig hypotheti-schen) Vorstufe Nordgriechisch-Illyrisch

b) die Hypothese Schwyzers ist kaum zutreffend fuumlr die Ethnika auf -ānes mit deutlichen oder zumindest moumlglichen griechischen Derivationsbasen mit Stamm auf -ā

3 Nach Leukart (1980238ndash247) dem wir die letzte umfassende Behandlung des Suf-fixes -νες (ion-att -microνες) myk -ānes lt urgriech -ān-es zur Bildung von Ethni-ka verdanken ist das Suffix -ān- der Ethnika vergleichbar mit dem Suffix -ān- von urgriech ne1ān-50 Urgriech ne1ān- ist das Grundwort von griech νενplusmnς sbquojunger Mannlsquo sekundaumlr Adj sbquojugendlichlsquo (zuerst νεηνplusmnης Uumlνacuteρ Hom Od κ 278 ξ 524) νενικmς sbquojugendlichlsquo (Ar+) Deminutiv νενplusmnσκος sbquojunger Mannlsquo (Hdt+) man vgl auch die denominalen Verba νενιεAumlοmicroαι sbquowie ein jugendlicher Hitzkopf handelnlsquo (Ar+) mit νενplusmnευmicroα sbquojugendlich impulsive Handlunglsquo (Pl+) und νενικEcircω sbquojugendlich seinlsquo (Eup+) Femininum νεAcircνις νεmicroνις -ιδος (Il+ ep-poet) Ur-griech ne1ān- stellt nach Leukart (1980241242) eine Ableitung mit der tiefstufi-gen Form des charakterisierend-individualisierenden Suffixes -eon- von einem vor-urgriechischen vielleicht sogar uridg Stamm ne1ā- (bzw ne1ah2-) der als Kol-lektivbildung sbquoGesamtheit der jungen Leutelsquo bedeutete dar Zur Funktion des Suffi-xes aumluszligert sich Leukart (1980242 Anm 15) folgendermaszligen bdquoWegen der indivi-dualisierend-singulativischen Funktion von ne1ā-n- usw (hellip) empfiehlt es sich von -eon- mit der spezielleren Bedeutungsentwicklung sbquoderjenige aus der Gruppe xlsquo gt sbquoeiner aus helliplsquo auszugehenldquo Gegen diese Erklaumlrung Leukarts laumlsst sich als Ge-genargument anfuumlhren dass das Suffix -ān- der Ethnika funktional nicht verglichen werden kann da zwischen der Ableitungsbasis und den abgeleiteten Ethnika deut-lich eine Zugehoumlrigkeitsrelation zum Ausdruck gebracht wird (zB ΦοιτιAcircνες eig

50 Moumlglicherweise bezeugt in νεfrac34ν νEcircος sbquoJuumlnglinglsquo (A D Adv 1608 Suid sv νεAcircνις Eust 33515 EM) falls es nicht bloszliges Grammatikerrekonstrukt zu Erklaumlrung von νεAcircνις ist (Leukart 1980238)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 373

sbquodie zur Stadt Φοιτplusmnαι Gehoumlrigen Einwohner der Stadt Φοιτplusmnαιlsquo ∆υmicroAcircνες [Phylenna-me] eig sbquodie zur dumā-zum bdquoStammldquo Gehoumlrigenlsquo in der Bedeutung etwa von φυλEcircται sbquoStammesgenossenlsquo) und das individualisierende Suffix -eon- alleine den Ausdruck der Zugehoumlrigkeit nicht leistet51

4 Bei Balles (2008208) sind die griechischen Voumllkernamen auf -νες (ion att -microνες) urgriech -ān-es falsch unter die vorwiegend fuumlr gewisse dorische bzw nordwest-griechische Dialekte charakteristischen Sekundaumlrbildungen auf -acuteν Gen -microνος des Typs λεσχacuteν sbquoSchwaumltzerlsquo ( λEcircσχη sbquoOrt zum Liegen Plaudereilsquo) oder ξιφacuteν sbquoSchwerttraumlgerlsquo (ccedil φEcircρων ξplusmnφος Hsch)52 wozu auch die vor allem in Megara und Korinth bezeugten Personennamen wie Λυσacuteν Καλλacuteν Aacuteριστacuteν Νικacuteν etc (vgl Solmsen 1909116ff) zaumlhlen eingeordnet Diese Bildungen zeigen auch im dorisch-nordwestgriechischen Dialektgebiet die Suffixablautstufe -ην- lt urgriech -ēʛn- die mit dorisch-nordwestgriechisch -ν- lt urgriech -ān- der Ethnika lautlich nicht kompatibel ist

8888 In der Folge soll nun eine neue Erklaumlrungsmoumlglichkeit der Suffixe urgriech -ān-es und urslav -ěne bzw -jane zur Bildung von Ethnika und der baltischen Zugehoumlrigkeitsbil-dungen auf -rna- praumlsentiert werden Den Ausgangspunkt fuumlr diese neue Erklaumlrungsmoumlg-lichkeit bildet die Beobachtung dass im Urindogermanischen bzw in den Einzelsprachen Suffixkonglomerate zur Bezeichnung der Zugehoumlrigkeit aus der Kombination zweier funk-tional aumlquivalenter Zugehoumlrigkeitssuffixe bzw aus der Kombination zweier Bildemoumlglich-keiten zur Bezeichnung der Zugehoumlrigkeit entstanden sein koumlnnen Man vergleiche zum Beispiel

a) Zugehoumlrigkeitssuffix -iacuteh2-no- (lat -īnus gr -eacuteνος lit -yacutenas slav -iacutenъ germ -īna-53) Kombination aus dem V~k-Suffix -iacuteh2-

54 (vgl ai v~k- f sbquoWoumllfinlsquo ai

51 Diese Uumlberlegung mag vielleicht auch der Grund dafuumlr sein dass Nikolaev 2010191 als Grundlage von ur-griech ne1ān- eine auf dem Kollektivum ne1eh2- bdquoyouthldquo basierende Ableitung ne1eh2-h1(eo)n- bdquohaving youthldquo (gt Hsch νεfrac34ν νEcircος) mit dem Hoffmannschen Possessivsuffix postuliert Nikolaev 2010191 Fn 9 er-laumlutert weiter hierzu bdquoThe analysis here differs from the one originally proposed by Leukart only insofar as he glosses ne1eh2 as lsquoGesamtheit der jungen Leutersquo and operates with an individualizing -n-suffix while I use Hoffmannrsquos possessive suffix -h1(eo)n- insteadldquo

52 Vgl zu diesem Typ auch Peters 1980169 53 ZB lat equīnus sbquozum Pferd gehoumlriglsquo equus sbquoPferdlsquo gr ecircκεανναι sbquoOkeanostoumlchterlsquo lit kaimyacutenas sbquoNach-

barlsquo kaiacutemas sbquoDorflsquo aksl sestrinъ sbquozur Schwester gehoumlriglsquo ahd fingirīn sbquoFingerringlsquo 54 Die Bestimmung des Laryngals des V~k-Suffixes als h2 ergibt sich mE aus der Analyse von gr

Uumlνδριfrac34ς -frac34ντος sbquoStandbild Statuelsquo als h2rih2-aacutent- (vgl zur Bildung auch toch B iko Pl ikonta sbquoSchrittlsquo lt sekās lt sekah2-t-s oder -ant-s [ B sik- sbquoschreitenlsquo lt sik-]) das als Erweiterung mit einem die Bedeu-tung des Grundwortes nur gering modifizierenden abstufenden Suffix ----ent-----nt- (in Faumlllen wie heth irmala-nt- sbquokranklsquo irmala- sbquodslsquo weitere Beispiele unter sect81) einer V~k-Bildung h2r-iacuteh2- sbquowas einem Mann ver-gleichbar ist Bild eines Manneslsquo gedeutet werden kann (Klingenschmitt 2005423 Anm 142) Die Bildungen auf -iacuteh2- des V~k-Typs haben naumlmlich unter anderem die Funktion etwas zu bezeichnen was in seiner Be-schaffenheit an den durch das Grundwort bezeichneten Begriff erinnert (vgl AiGII2384 Klingenschmitt 2005344) vgl zum Beispiel ai ā-v Du sbquoHodenlsquo āaacute- n sbquoEilsquo Du sbquoHodenlsquo lat saniēs sbquoverdorbenes Blut Wundjauchelsquo lt h1sh2an-ih2- sbquoBlutaumlhnlicheslsquo ( heth ešar gr eumlαρ ai aacutes~-k n sbquoBlutlsquo lt uridg h1eacutesh2~ Gen h1sh2aacuten-s) aisl myacuterr f Sumpf Schlammlsquo lt urnord me1Ri+R lt urgerm me1zī lt me1siacuteh2- sbquowas ei-nem Moor aumlhneltlsquo ae mēos m n sbquoMoor Schlammlsquo ahd mios m n sbquodslsquo lt meacute1so- Nur der Ansatz mit h2 erklaumlrt mE auch die Tatsache dass bestimmte Staumlmme des V~k-Typs im Baltischen bzw Litauischen zu Staumlmmen mit Nom Sg -ijagrave und Akk -iją umgebildet sind vgl zB urslav oldi Gen ldiję sbquoSchifflsquo (skr štok lađa čak [Vrgada] ldegatildeđa slov laacutedja nruss ladjaacute aruss lodja) lt alds Gen aldiās (aumllter -i-as

374 Stefan Schaffner

v~ka- m sbquoWolflsquo ai rath- m sbquoWagenlenkerlsquo raacutetha- m sbquoWagenlsquo urslav sǫdi m sbquoRichterlsquo lt som-dhh1-iacuteh2- urslav sǫdъ m sbquoGerichtlsquo lt som-dhh1-oacute-) und dem Suffix -no- (vgl zB lat Romā-nus sbquoRoumlmerlsquo Roma lat paternus sbquozum Vater gehoumlriglsquo maternus sbquozur Mutter gehoumlriglsquo lat fānum sbquoHeiligtumlsquo lt fasnom lt dhƽ1s-no-m sbquozu einer religioumlsen Feier gehoumlriglsquo)

b) av āhuiri- sbquozum ahura- gehoumlriglsquo ( ahura- sbquoHerrlsquo) Kombination aus Vigraveddhi55 plus Zugehoumlrigkeitssuffix -i- (ohne Vigraveddhi av zaraθuštri- sbquozu Zarathustra gehoumlriglsquo zaraθuštra-)

c) uridg te1-oacute- sbquozu dir gehoumlriglsquo (griech hom dor τεacircmς lat tuus) tū sbquodulsquo de1-oacute- sbquoHimmlischer Gottlsquo (ai devaacute- lat deus dīvus lit diẽvas etc) de1-di1- sbquoHim-mellsquo Kombination aus Vigraveddhi51 plus Zugehoumlrigkeitssuffix -o-56 (vgl ohne Vigraveddhi t1-oacute- sbquozu dir gehoumlriglsquo gt griech ion att σmς av θβ)

d) Suffix -io- (vgl zB lat patrius griech πfrac34τριος sbquozum Vater gehoumlriglsquo) lt -ih2-o- Kombination aus den beiden Zugehoumlrigkeitssuffixen -ih2- und -o-57

lt -ih2-as) lit aldijagrave Akk aCdiją sbquoEinbaum Kahnlsquo (nach dem Wandel von -ia- zu ē eingetretene) Umbil-dung von ald-s Gen aldi-as lt aoldh-iacuteh2- sbquoTrogaumlhnlicheslsquo urgerm alđōn- sbquoTroglsquo (nnorw dial olda f sbquogroszliger Troglsquo nschwed aringlla f sbquoBottichlsquo) lt aoldhā-n- (vgl Klingenschmitt 2005344) Zugunsten von h1 des V~k-Suffixes argumentiert Widmer 2005190ff worauf hier im Einzelnen aber nicht eingegangen werden kann

55 Vgl zB ahd swāgur m sbquoSchwagerlsquo lt urgerm s1ēDžura-z lt s1ē0uroacute-s sbquoder zum Schwiegervater (als Sohn) Gehoumlrigelsquo uridg s1eacute0uro-s sbquoSchwiegervaterlsquo (ai śvaacuteśura- gr Uacuteκυρmς lat socer ahd swehur ae sweor etc) Vgl zur Vigraveddhi-Ableitung insgesamt Darms 1978 Jochem Schindler (bei Balles 2006286ff Fn 473 und Widmer 2008618) leitet die Vigraveddhi-Ableitung aus einer Lokativhypostase von endungslosen dehnstufi-gen Lokativen von Wurzelnomina her wobei als Operator fuumlr die Bildung des abgeleiteten Stammes dasselbe Suffix -eo- dient das auch bei Hypostasen von i-Lokativen auftritt (zB uridg h2ant-i+eacuteoacute- sbquoauf der Vor-derseite gegenuumlber befindlichlsquo [gt gr Uumlντplusmnος sbquogegenuumlberstehend entgegengesetztlsquo substantiviert urgerm andia- m n sbquoEnde Rand Grenzelsquo] uridg h2ant-i Lok sbquoauf der Vorderseite gegenuumlberlsquo) Auf einer Loka-tivhypostase uridg pēd-oacute- sbquoam Fuszlig befindlich zum Fuszlig gehoumlriglsquo ( prdplusmni sbquoam Fuszliglsquo) beruhen nun einerseits lit pėdagrave f (3) sbquoFuszligsohle Fuszligspurlsquo = lett pecircda f sbquoFuszligsohlelsquo (lit dial auch ppdas m (3) sbquoFuszligsohlelsquo) und an-dererseits wohl auch griech πηδmν n sbquoRuderblattlsquo (Od+ benannt nach der flachen Form und der Befindlich-keit unten am Ruder FriskII527) dessen urspruumlngliche Bedeutung noch von dem abgeleiteten Verbum πηδfrac34ω sbquospringen huumlpfenlsquo (Il+) vorausgesetzt sein koumlnnte (zur Deutung von lit pėdagrave f (3) sbquoFuszligsohle Fuszlig-spurlsquo = lett pecircda f sbquoFuszligsohlelsquo als einer Vigraveddhi-Ableitung zu ped- sbquoFuszliglsquo vgl Griepentrog 1995163 Larsson 2003245 Anm 15 NIL537 Fn 64) Aus dem prototypischen Nebeneinander von pēd-oacute- sbquoam Fuszlig befindlich zum Fuszlig gehoumlriglsquo ( prd sbquoam Fuszliglsquo) und peacuted- sbquoFuszliglsquo auf das pēd-oacute- sekundaumlr als Ableitung bezogen werden konnte haumltte nun die Regel abstrahiert werden koumlnnen dass bei dieser spezifischen Ableitung das Derivat ge-genuumlber der Derivationsbasis Erhoumlhung des Wurzelablauts um eine Stufe (ē e danach analogisch ō o und e ) und zwar nach dem ersten konsonantischen Wurzelradikal zeigt und das Derivat gegenuumlber der Deriva-tionsbasis oppositiven Akzent aufweist Fuumlr den Ansatz eines Lok Sg prd(plusmni) spricht der Lok Pl prt-su lt prd-su in air iacutes kymr is untenlsquo lt īssu (vgl auch altalb [Buzuku] peumlr posh alb dial peumlrpoacutesh sbquounten hin-unter herunterlsquo lt pēd-si) Mit dem Ansatz eines Lokativ Singular prdplusmni ergaumlbe sich ein weiteres Beispiel fuumlr eine Regel dass bei athematischen Staumlmmen die Ablautstufe des Lokativ Singular gegenuumlber der Ablaut-stufe des paradigmatisch zugeordneten Genitiv Singular jeweils um einen Grad erhoumlht ist (vgl Klingenschmitt 2005319 Fn 30ndash32) Die Regel laumlszligt sich erschlieszligen aus Paradigmen wie Sg Nom dr1-s Gen di1-eacutes Lok deacute1plusmni Sg Nom meacutenti-s Gen mteacute-s Lok mtrplusmni Sg Nom h1noacuteh3m Gen h1h3meacuten-s Lok h1h3mrnplusmni

56 Vgl auch Schaffner 2004490 Fn 15 mit Literatur 57 Fuumlr eine Untermenge der Bildungen auf -ieo- kommt sicherlich auch eine Herleitung aus Hypostasen von

i-Lokativen in Betracht (Widmer 2008617 Balles 1997161ff Nussbaum 1986243) zB uridg h2ant-i+eacuteoacute- sbquoauf der Vorderseite gegenuumlber befindlichlsquo (gt gr Uumlντplusmnος sbquogegenuumlberstehend entgegengesetztlsquo

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 375

81818181 Auch bei Suffixkonglomeraten anderer Funktion besteht die Moumlglichkeit dass diese durch Kombination zweier funktional aumlquivalenter Suffixe enstanden sind man vergleiche zB das im Lateinischen bei Substantiven der 3 bis 5 Deklination verwendete Deminutiv-suffix -culus -a -um (zB homuculus sororcula aedicula vasculum etc) lt -ke-lo- das durch die Kombination eines Deminutivsuffixes -keo- (zB ai rāja-kaacute- sbquoKoumlnigleinlsquo rzjan- sbquoKoumlniglsquo ai pit~-kaacute- sbquoVaumlterchenlsquo pitaacuter- sbquoVaterlsquo aisl bolungr sbquojunger Stierlsquo lt --koacute- boli m n-St sbquoStierlsquo) und eines Deminutivsuffixes -lo- (lat -ulus lt -e-lo- got magula sbquoKnaumlbleinlsquo magus) hervorgegangen ist Im diesem Zusammenhang sei kurz darauf verwiesen dass das slavische Suffix -ęt- zur Bezeichnung von jungen Lebewesen vorwie-gend von Tierjungen (BraumluerIII80ndash99) aus der Kombination zweier individualisierend-charakterisierender Suffixe -en- und -et- entstanden sein kann zB urslav posęt- n sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ( uridg poacuter0oe- sbquodslsquo [lit pašas (2) ahd far(a)h ae fearh lat porcus mir orc]) urslav moCdęt- n sbquoJungeslsquo lt moacutelde-n-t- ( urslav moCdъ sbquojunglsquo lt moacuteldho-)58 auszligerhalb des Slavischen vielleicht auch arm ayceamn sbquoGazellelsquo lt h2ai-(hx)-t- ayc (i) sbquoZiegelsquo lt h2ai-59 Man vergleiche zum individualisierenden Suf-fix -eon- etwa Beispiele wie lat Catō -ōnis sbquoSchlaumlulinglsquo catus sbquoschlau verschlagenlsquo griech στρfrac34βων sbquoSchielerlsquo στραβmς sbquoschielendlsquo got liuta -ins sbquoHeuchlerlsquo liuts sbquoheu-chelndlsquo etc60 zum indiv Suffix -eot- etwa ai haacuteri-t- n sbquogelbe Farbelsquo (in haacuterit-vant- sbquogoldgelblsquo) lt heacutelh3i-t- n sbquodas Gelbelsquo ai haacuteri- sbquofahl gelblichlsquo jav zairi- sbquogelblsquo lt heacutelh3i- uridg meacuteli-t- n sbquoHoniglsquo (gr microEcircλιτ- got milithorn etc) eig sbquoGelbeslsquo ( urkelt meli-no- sbquogelblsquo in mkymr melyn) uridg (h13)aacutelbi-t- n sbquoWeiszligeslsquo (gr ETHλφι n Pl ETHλφιτα sbquoGerstenmehllsquo alb elb sbquoGerstelsquo)61 und griechische und lateinische Bildungen wie gr γυmicroνacuteς γυmicroνacuteτ- sbquoLeichtbewaffneter Infanteristlsquo ( γυmicroνmς sbquonackt unbekleidetlsquo) gr UumlργEcircτ- Uumlργacuteτ- sbquoglaumlnzend strahlend schimmerndlsquo ( Uumlργmς sbquodslsquo) lat stīpes stīpit- sbquoZweig Stocklsquo ( stepo- sbquostarr steiflsquo gt urgerm stīfa- gt ae mhd stīf)62 Eine Analyse des slavischen Suf-fixes -ęt- n als -(e)n- + -t- ergibt sich vom Material des Slavischen aus schon alleine dadurch dass die Bildungen auf -ęt- in deutlicher Beziehung zu Ableitungen von n-Staumlm-men gleicher Bedeutung stehen (vgl zB russ ksl mladę n sbquoKind Knabelsquo [vgl auch slo-vak mlaacutedrsquoa n sbquojunges Tierlsquo] lt urslav moCdęt- n sbquoJungeslsquo aksl mladen-c mladěn-c sbquodslsquo [vgl apreuszlig Elb Voc 189 kint maldenikis] russ dialekt moacuteloden sbquojunger Mannlsquo lt urslav moCden- [Ableitung mittels des indiv n-Suffixes von urslav moCdъ Adj sbquojunglsquo gt aksl mladъ russ moacutelodъ]) und die Bildungen auf -ęt- in den Einzelsprachen zum Teil im Singular (vgl russ Sg teleumlnok sbquoKalblsquo Pl teljaacuteta) oder im Plural (ačech haumlufig Pl -enci lt -en-ci Sg -ě lt -ę zB Pl kuřenci Sg kuřě sbquoHuhnlsquo) durch Ableitungen von n-Staumlm-men suppliert werden (vgl auch apreuszlig smunents sbquoMenschlsquo neben smūnen-isks sbquomensch-lichlsquo)63 Die Produktivitaumlt dieses Typs im Slavischen mit dieser spezifischen semantischen Funktion ist wohl von prototypischen Bildungen wie urslavisch posęt- n sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ausgegangen dessen Grundwort poacuter0eo- dieselbe Bedeutung hat Das Suffix-konglomerat -en-t--n-t- duumlrfte in rein bdquoaugmentativerldquo Funktion wie in urslav posęt- n

substantiviert urgerm andia- m n sbquoEnde Rand Grenzelsquo) uridg h2ant-i Lok sbquoauf der Vorderseite gegen-uumlberlsquo

58 Vgl Schaffner 2001209ndash211 59 Klingenschmitt 19822526 Fn 19 60 Vgl Krahe amp Meid 1969III 92 Schaffner 2001526ndash529 61 Vgl Schaffner 2001211 Fn 200 Zu einer Analyse dieser Bildungen als t-Instrumentale Pinault 198032

Widmer 2005197 62 Nussbaum 20044 63 BraumluerIII81 Schaffner 2001209210

376 Stefan Schaffner

sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ( uridg poacuter0oe- sbquodslsquo) wohl auch im lat Ethnikon Pīcentes sbquodie (jungen) Spechtelsquo ( lat pīcus umbr peico sbquoSpechtlsquo) neben dem Adjektiv Pīcēnus LN Pīcēnum64 in apreuszlig smunents sbquoMenschlsquo (neben smūnen-isks sbquomenschlichlsquo) und wohl auch in griech Uumlνδριfrac34ς -frac34ντος m sbquoMenschenbild Bildsaumlule Standbildlsquo lt h2r-ih2-ant- (Erwei-terung von h2r-iacuteh2- sbquowas einem Mann vergleichbar ist Mannsbildlsquo) Uumlνacuteρ m sbquoMann Menschlsquo lt h2nrr verbaut sein

82828282 Wenn man nun das in sect8 illustrierte Prinzip der Kombination zweier funktional aumlquiva-lenter Zugehoumlrigkeitssuffixe zu einem Suffixkonglomerat auch auf das genannte baltische Zugehoumlrigkeitssuffix -rna- (lit -pnas f -pnė lett -ēns f -ēne vgl oben sect665) anwendet das eine etymologische Entsprechung in lateinischen Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -ēnus (zB Adj Pīcēnus LN Pīcēnum lat pīcus sbquoSpechtlsquo lat -iēnus Abl von io-Staumlmmen zB aliēnus sbquozu einem anderen gehoumlriglsquo alius laniēna [taberna Varro] sbquoFleischerladenlsquo altlat lanius sbquoMetzgerlsquo [wie figlīna taberna sbquoToumlpferwerkstattlsquo figulus sbquoToumlpferlsquo) besitzt66 so kann deren Vorform -eh1-no- bzw -e-h1-no- (bei Ableitung von eo-Staumlmmen67) als Kombina-tion eines abstufenden Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1-h1 dessen unflektierte Form moumlgli-cherweise der urindogermanischen Instrumentalendung -eh1-h1 zugrundeliegt68 und dem Zugehoumlrigkeitssuffix -no- analysiert werden Eine spezialisierte Funktion des Konglome-rats -(e)h1-no- koumlnnte dann in dem sogenannten bdquoHerrschersuffixldquo69 -h1-no- der Bedeu-

64 Vgl Rix 195051237ff 65 Hiervon etymologisch zu trennen ist wohl das zur Bildung von Stoffadjektiven verwendete slavische Suf-

fix -ĕnъ (vgl Vondraacutek 1924I 528529) dass wohl an n-Staumlmmen erwachsen ist (vgl aksl kamĕnъ sbquosteinernlsquo russ kaacutemjanyj serb k`men urslav kaacutemen- m sbquoSteinlsquo aksl plamĕnъ serb pl`men sbquoflammendlsquo urslav plaacutemen- m sbquoFlammelsquo) und von dort als komplexes Suffix abgeloumlst ist (vgl aksl drĕvĕnъ sbquohoumllzernlsquo drĕvo sbquoHolzlsquo)

66 Rix 1972727728 weist darauf hin dass das Umbrische ein patronymisches Gentilnamensuffix -ēno- kennt das mit einem einzigen ndash allerdings durchsichtigen ndash Beispiel aus umbrischen Texten zu belegen ist Voisiener (Gen Sg Ve 236) zu Voisis lt -sos Der Typ ist auf lateinischen Inschriften aus Umbrien und aus den oumlstli-chen und suumldlichen Nachbargebieten der Pikenter Vestiner und Sabiner haumlufig Alfēnus (auch Hor sat 1 3 130+) Labiēnus (auch Sil 1034+) Nach Rix loc cit entspricht dieses patronymische Gentilnamensuffix des Umbrischen etymologisch dem Suffix des Ethnikons Picēnus zu lat pīcus und umbr peico (Akk) sbquoSpechtlsquo Nach Rix loc cit (vgl auch Mayrhofer 197732) gehoumlrt hierher auch das im Iranischen Patronymika bilden-de Suffix -āna- das sich auf -ēno- zuruumlckfuumlhren laumlszligt aav Haēca aspānā (Nom Sg f Yasna 553) zu Haēca aspa (Yasna 4615) Immerhin erwaumlgenswert ist die Frage ob das im Iranischen zur Bildung von Landschaftsnamen gaumlngige Suffix -āna- zB in av Vƽhrkāna- sbquoHyrkanienlsquo (in jav vƽhrkānōšaiiana- sbquodie Wohnung der Hyrkanier bildendlsquo V 111) vƽhrka- m sbquoWolflsquo (vgl auch mp gwlgrsquonyk gurgānīγ sbquozur Pro-vinz Gurgān gehoumlriglsquo np Gurgān gurg sbquoWolflsquo) nicht ebenfalls hier etymologisch anzuschlieszligen ist wenn-gleich das lange ā von -āna- (wie auch des patronymischen Suffixes -āna-) lautlich natuumlrlich mehrdeutig ist

67 Die akutierte Intonation in Faumlllen wie lit kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo ( kaacutelnas sbquoBerglsquo) kaimpnas sbquoNachbarlsquo ( kaiacutemas sbquo[Bauern-]Dorf Landlsquo) deren Ableitungsbasen thematische Staumlmme bilden zeigt wohl dass das Suffixkonglomerat -h1-no- mit Nullstufe der ersten Komponente an den e-stufigen Stamm der Ableitungsba-sis getreten ist Diese Bildungen folgen dann einer Regel dass flexions- und derivationsmorphologische Ele-mente die in die Nullstufe treten koumlnnen an thematische Staumlmme in nullstufiger Gestalt angefuumlgt werden (vgl -o-nt- -eacutent- -o-h1- -eacuteh1-) vgl Klingenschmitt 2005454

68 In diesem Fall koumlnnte die bdquoApertinentivldquo-Endung -ī lt -ih2 verglichen werden die als unflektierte Form des Zugehoumlrigkeitssuffixes -ih2- (ai v~k- f sbquoWoumllfinlsquo ai v~ka- m sbquoWolflsquo ai rath- m sbquoWagenlenkerlsquo raacutetha- m sbquoWagenlsquo etc) zu bestimmen waumlre (vgl etwa teacute1e Gen te1oacute- sbquodeinlsquo ai asmzkaplusmnm Gen asmzka- sbquoun-serlsquo) Klingenschmitt 2005318

69 Man vergleiche die maszliggeblichen Materialsammlungen von Meid 195657260ndash295 1ndash128 und Meid 1957 72ndash108 113ndash126 (vgl auch Krahe amp Meid 1969III 109110 Schaffner 1999[2002]187188)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 377

tung sbquoHerrGott uumlber das was das Grundwort zum Ausdruck bringtlsquo (eig sbquoder (als Herr Gott) dazu Gehoumlrigelsquo) in Bildungen mit Dehnung des praumlsuffixalen Vokals wie lat tribūnus sbquoVorsteher der tribuslsquo ( tribu-) Portūnus sbquoGott der Haumlfen und Durchgaumlngelsquo ( portu-) Neptūnus sbquoGott des feuchten Elementslsquo ( neptu-) Fortūna sbquoGoumlttin des Schicksals und Gluumlckslsquo ( fortu- verbaut in fortuītus sbquozufaumllliglsquo) lat Bellōna sbquoGoumlttin des Kriegeslsquo ( bello-) Annōna sbquoGoumlttin der Erntelsquo ( annus sbquoJahreserntelsquo) vorliegen70 neben denen Bildun-gen mit bdquoeinfachemldquo -no- ohne Dehnung des praumlsuffixalen Vokals wie in lat dominus sbquoHausherrlsquo lt domo-no-s ( domo-) gall Eponā sbquoGoumlttin der Pferdelsquo ( epo- sbquoPferdlsquo) gall Maponos sbquoGott der Soumlhnelsquo ( mapo- sbquoSohnlsquo) gall Nemetonā sbquoGoumlttin der (heiligen) Hainelsquo ( gall nemeton) gall Damonā sbquoGoumlttin der Ochsen bzw Hirschelsquo ( damo- vgl air dam sbquoOchse Hirschlsquo) anord Herjann (Beiname des Gottes Oacuteethinn) = kelt koronos (abrit VN Coriono-tōtae) = griech κοplusmnρανος sbquoHeerfuumlhrer Herrscherlsquo (poet seit Ho) lt koro-no-s sbquodslsquo ( uridg koro- sbquoHeerlsquo)71 urgerm thorne1đana-z m sbquoKoumlniglsquo (got thorniudans anord thornjoacuteethann ae thornēoden as thiodan) lt te1to-noacute-s sbquoVorsteher der thorne1đō der Volksgemeindelsquo ( urgerm thorne1đō- f sbquoVolklsquo got thorniuda ahd diota) stehen72

83838383 Die Richtigkeit der obigen morphologischen Analysen vorausgesetzt ergibt sich nun auch eine klare Analysemoumlglichkeit fuumlr das slavische Suffix -ěn- (bzw -jan- lt --ēn-) zur Bildung von Ethnika und Einwohnernamen Das slavische Suffix -ěn- kann dann als Kombination des abstufenden Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1- das als erste Komponente in -eh1-no- verbaut ist und der Nullstufe des individualisierenden n-Suffixes gedeutet wer-den Bei thematischen dh eo-staumlmmigen Grundwoumlrtern waumlre das Konglomerat in der nullstufigen Gestalt der ersten Komponente an den e-staumlmmigen Themavokal der Deriva-tionsbasis angefuumlgt worden73 (-e-h1-n-74 gegenuumlber zB --eacuteh1-n- bei i-staumlmmigen Grund-woumlrtern) zB urslav poljaacutene sbquoFeldbewohnerlsquo lt (Transponat) polh2eacute-h1-n-es urslav

70 Nussbaum 19981ndash11 postuliert fuumlr eine Vielzahl von einzelsprachlichen Sekundaumlrbildungen mit Laumlnge des praumlsuffixalen Vokals bdquodekasuativeldquo Ableitungen von Instrumentalen auf -V-h1- so zB in Bildungen wie lat Portūnus Bellōna die er als deinstrumentale possessive Bildungen mit einen Konglomerat -h1no- deutet Auch das Hoffmannsche Possessivsuffix ist nach Nussbaum 19989ndash11 (vgl zB auch Nikolaev 2010191) als deinstrumentale Bildung auf -h1-eon- zu analysieren zB av mąθrān- m sbquoSpruchkennerlsquo lt mentro-h1-on- mąθra- sbquoSpruchlsquo lt mentro- (Argumente gegen den Ansatz des Hoffmannschen Possessiv-suffixes mit Laryngal 3 als -h3on- bei Nussbaum 199810ndash11) Diese Analyse bietet nach Nussbaum 199811 den Vorteil dass der desubstantivische Typ auf -Hon- (av mąθrān-) und der deadjektivische Typ auf -eon- (av marƽtan-) letztendlich identisch seien Ich unterscheide mich in den Analysen von Nussbaum nur inso-fern als ich in dem morphologischen Element -eh1h1- nicht eine Kasusform sondern ein Suffix sehe dessen unflektierte Form moumlglicherweise dem uridg Instrumental auf -eh1h1- zugrundeliegt

71 Vgl hierzu die ausfuumlhrliche Besprechung bei Peters 1980170ndash171 72 Vgl zu den bisherigen Deutungen des Nebeneinanders von Bildungen mit und ohne Dehnung des praumlsuffixa-

len Vokals bei Bildungen mit dem bdquoHerrschersuffixldquo Schaffner 1999[2002]188 Fn 207 mit Literatur (vgl auch Stuumlber 20048ndash15)

73 Vgl zu dieser Regel Klingenschmitt 2005445 74 Es stellt sich die Frage ob nicht individualisierende Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -e-h1-n- als Zwischenstufe

der Wortbildung fuumlr die indoiranischen femininen Namen auf -ān-d (lt -e-h1-n-iacuteh2) zu thematischen mas-kulinen Eigennamen (insbesondere Goumltternamen) wie im Falle von ved Indrā- sbquoFrauGattin des Indralsquo GN Iacutendra- Varuān- sbquoFrauGattin des Varuethalsquo (daneben Ableitungen von Appellativen wie arayān- sbquoGoumlttin der Einoumldelsquo aacuteraya- sbquoWuumlste Wildnislsquo ūrjān- sbquoPersonifizierung der Kraftlsquo currenrj- sbquoKraftlsquo) av ahurānī- sbquogoumltt-liche Herrinlsquo ahura- sbquogoumlttlicher Herrlsquo mayeniiānī- sbquoFrau des Urmenschenlsquo (in Pahlavi-Uumlberlieferung) mayeniia- sbquoName des mythischen Urmenschenlsquo (vgl Stuumlber 200414) anzusetzen sind Freilich sind auch andere Erklaumlrungsmoumlglichkeiten denkbar (vgl zB Stuumlber 20041415 mit aumllterer Literatur)

378 Stefan Schaffner

poCje sbquoFeldlsquo n lt poacutelh2o-m Das individualisierende n-Suffix findet sich auch in Kombi-nation mit anderen Zugehoumlrigkeitssuffixen Haumlufig ist zB ein Suffix -io-n- (lt -ih2o-n-) in Bildungen wie gr (θεοOgrave) οmacrρανplusmnωνες sbquodie Himmlischen (Goumltter)lsquo ( οmacrρανoacuteς sbquoHimmellsquo) Κρονplusmnων sbquoKronide Sohn des Kronos (Zeus)lsquo lat lūdiō m sbquoSchauspielerlsquo = lūdius sbquodslsquo ( lūdus sbquoSpiel Schauspiellsquo) mūliō sbquoMaultiertreiberlsquo ( mūlus sbquoMaultierlsquo) got fiskja sbquoFi-scherlsquo ( fisks) kasja sbquoToumlpferlsquo ( kas) gallisch (latinisiert) Artiō sbquoGoumlttin der Baumlrenlsquo lt artion- ( keltisch arto-s sbquoBaumlrlsquo) altirisch Goibniu sbquoGott der Schmiedelsquo lt gobannion- ( altirisch gobae Gen gobann m sbquoSchmiedlsquo) etc75 Mit -io-n- vergleichbar ist in mittel-iranischen Sprachen ein Suffix -akān- (mp B-Phl -krsquon man-mp -grsquon -aγān sogd -krsquon -(a)kān) das auf Adjektiven der Zugehoumlrikeit mit Suffix -aka- beruht (vgl B-Phl mltrsquonk marδānaγ sbquomannhaft tapferlsquo lt martān-aka-) und substantivische Zugehoumlrigkeits-bildungen ableitet zB B-Phl wrsquozrsquolkrsquon man-mp wrsquocrsquorgrsquon wāzāraγān sbquoKaufmann Haumlnd-lerlsquo (np bāzārgān) lt wāzārakān- sbquoder zum Markt Gehoumlrigelsquo B-Phl wrsquocrsquol man-mp wrsquocrsquor wāzār sbquoMarktlsquo (np bāzār) man-sogd ptrkrsquon chr-sogd ptrqrsquon pitarkān sbquovom Va-ter stammendes Erbelsquo76 Auch das nur im Indoiranischen bezeugte Suffix -iacuten- (zB in ai aśviacuten- m sbquoRitterlsquo [ aacuteśva- m sbquoPferdlsquo] praśniacuten- m sbquoFragerlsquo [ praśnaacute- sbquoFragelsquo]) stellt wohl eine Kombination des Zugehoumlrigkeitssuffixes -i- und des individualisierenden n-Suffixes dar77 Das Nebeneinander von -eh1-no- (balt -rna- lat -ēnus) zu -eh1-n- bzw -e-h1-n- (slav -ěn-) verhaumllt sich morphologisch wie das Nebeneinander von -iacuteh2-no- (lat -īnus etc) zu -iacuteh2-n- gt griech -eacuteν- (griech Fortsetzer des V~k-Typs) zB griech γλωχeacuteWς -eacutentildeνος sbquoSpitzelsquo ( γλograveχες sbquoGrannenlsquo) UumlκτeacuteWς sbquoStrahllsquo ( ved aktuacute- sbquoNachtlsquo) δελφeacuteWς sbquoDelphinlsquo ( δελφAumlς sbquoGebaumlrmutterlsquo) Oacuteσmicroeacutentildeν- sbquoSchlachtlsquo ( ved yudhmaacute- sbquoKaumlmpferlsquo)78

84848484 Zumindest fuumlr eine Untermenge der slavischen Bildungen auf -ěn-e bzw -jan-e koumlnnte allerdings auch eine Alternativerklaumlrung in Betracht kommen die bei Vondraacutek (1924543) angedeutet ist Es koumlnnten Possessivbildungen mit oppositivem Akzent an de-ren e-stufigen betonten Themavokal das individualisierende n-Suffix getreten waumlre79 zu thematischen barytonen Grundwoumlrtern vorliegen So koumlnnte das morphologische Verhaumlltnis von urslav poljaacutene lt (Transponat) polh2rn-es sbquodie mit Feldern Versehenenlsquo zu seinem Grundwort urslav poCje sbquoFeldlsquo n lt poacutelh2o-m genau dem von av karapan- m sbquoRitual-priesterlsquo (Nom Pl karapanō Gen Pl karafnąm) lt uriran karpaacuten- lt kolpeacute-n- sbquoder mit dem Ritual Versehene der das Ritual Ausfuumlhrendelsquo zu seinem in ai kaacutelpa- m sbquoRituallsquo fort-gesetzem Grundwort koacutelpeo-80 oder dem von griech ξιφacuteν sbquoSchwerttraumlgerlsquo (ccedil φEcircρων ξplusmnφος Hsch) zu seinem Grundwort ξplusmnφος sbquoSchwertlsquo entsprechen wobei anzunehmen waumlre dass die e-Langstufe des Suffixes in polh2rn-es gt urslav poljaacutene wie im Griechischen (Nom -acuteν Gen -microν-ος) aus dem urspruumlnglichen Nom Sg auf -rn paradigmatisch verall-gemeinert worden waumlre (so Zubatyacute bei Vondraacutek 1924543) Allerdings ist fuumlr das Slavische

75 Vgl zu den Goumltternamen bzw Goumltterepitheta vor allem Stuumlber 20043ndash5 76 Vgl Schaffner 2005241ndash243 mit weiteren Beispielen 77 Vgl Klingenschmitt 2005349 78 Risch 197458 Schindler 197563 Balles 2008225 Innerhalb der griechischen Bildungen auf -īn- differen-

ziert Leukart 1980243 Fn 22 folgendermaszligen bdquo-īn- ist deutlich possessiv in δελφν- sbquo(Fisch) der Gebaumlrmut-ter hatlsquo lt -i-h3n- zu einem sbquoCalandrsquoschlsquo neben δελφAumlς stehenden aumllteren i-Stamm oder analogem Vorbild vgl auch Τρχν- sbquoSchroffes (= Felswaumlnde) habendlsquo (Ortsname) neben τρχAumlς Dagegen steht wahrscheinlich indi-vidualisierendes -(eo)n- in γλωχ--ν- sbquoSpitze (eines Gegenstandes)lsquo lt -ih2-n- dh formal parallel zu -ān- lt -ah2-n- semantisch aber wegen der anderen Bedeutung des Grundwortes (cf γλograveσσα) verschieden (hellip)ldquo

79 Vgl zu dieser Moumlglichkeit Peters 1980166 80 Vgl Mayrhofer 197735 Fn 158 und Schaffner 2005175176 (mit weiteren Parallelen)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 379

diese Annahme dewegen miszliglich weil gerade die n-staumlmmige Singularbildung fehlt die ja suppliert wird Zudem bringt ein Groszligteil der Bildungen auf -ěn-e bzw -jan-e seman-tisch eine Zugehoumlrigkeitsrelation zum Ausdruck In den Faumlllen mit komplexem Suffix -jan- dh in Ableitungen wo -j- nicht schon Bestandteil der Ableitungsbasis (wie in poljaacutene poCje) war wie in aksl graždan-e sbquoBuumlrgerlsquo lt gord-jan-e gradъ sbquoStadtlsquo lt gordъ oder aruss poločane Fln Polota koumlnnte -jan- nach dem in sect8 illustrierten Prin-zip der Mehrfachsuffigierung aus der Kombination des Zugehoumlrigkeitssuffixes -i- (in av zaraθuštri- sbquozu Zarathustra gehoumlrigldquo zaraθuštra-) und des Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1- wiederum um das nullstufige indiv n-Suffix erweitert erwachsen sein (dh -jaacutene lt --eacuteh1-n-es)

85858585 Wie ist nun das griechische Ethnikon-Suffix -νες (ion att -microνες) urgriech -ān-es hier etymologisch anzuschlieszligen Es ist nun voumlllig klar dass urgriech -ān- mit slavisch -ěn- lt vorurslav -ēn- lautlich nicht kompatibel ist Doch bestehen wie bereits oben unter sect73 dargelegt worden ist fuumlr die bezeugten griechischen Ethnika auf -ān-es etymologi-sche Anschlussmoumlglichkeiten an griechische oder auch im Griechischen moumlgliche Staumlmme auf -ā lt -ah2 insbesondere Ortsnamen oder Ortskollektiva mit Stamm auf -ā81 Das griechische Suffix duumlrfte demnach als Ableitung von Staumlmmen auf -ā bzw von zu thema-tischen Staumlmmen auf -eo- gehoumlrigen Ortskollektiva auf -a-h2- lt -e-h2- mittels der null-stufigen Form -h1-n- die im Slavischen in dieser Gestalt an die e-stufige Variante einfa-cher thematischer Staumlmme tritt oder der vollstufigen Form -eh1-n- die im Slavischen an Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -i- tritt (dh -jaacutene lt --eacuteh1-n-es) des die Zugehoumlrig- keit bezeichnenden Suffixkonglomerats zu deuten sein dh urgriech -ān-es lt -a-h2-(a)h1-n-82 (zB epirotisch AacuteρκτAcircνες sbquodie zur Baumlrengegend Gehoumlrigenlsquo [lt -a-h2-(a)h1-n-es] aacuterktā- sbquoBaumlrengegendlsquo [Ortskollektiv zu griech ETHρκτος sbquoBaumlrlsquo]) Die Wortbildungsbedeutung der slavischen Ethnika auf -ěn--jan- bzw der griechischen Eth-nika auf -ān-es kann lokal-adhaumlsiv als sbquogehoumlrt zu Xlsquo (oder ggf -originativ als sbquostammt ausvon Xlsquo) gefasst werden In etwa vergleichbar ist im roumlmischen Namensystem das Ne-beneinander von Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -io- und -ah2-io- zu urspruumlnglichen Indi-vidualnamen mit thematischem Stamm man vergleiche etwa lat Iuppiter Saturnius sbquoIuppi-ter Sohn des Saturnuslsquo und die aus urspruumlnglichen Patronymica entstandenen Gentilnamen wie Mārcius Mārcus Iūlius Iūlus usw Daneben stehen Gentilnamen auf -eius wie Pompeius aus pompao-s (lt -ah2-io- vgl oskisch puacutempaiians) eigentlich sbquoder zur Fa-milie des Pompus Gehoumlrigelsquo Ableitung von einem Kollektivum pompā- sbquoFamilie des Pomposlsquo (lt -a-h2) zu einem Individualnamen pompo-s (vgl lat Rōma lt rōmā- sbquo(Siedlung der) Familie des Rōmo-slsquo [vgl den Stadtnamen Pompeiī] Individualnamen rōmo-s Rōmulus lt Deminutivum rōme-lo- [vgl den etruskischen Gentilnamen rumelna lt rumele-na Ableitung von einem Individualnamen rumele])83 Man vergleiche auch lat

81 Vgl Leukart 1980245 bdquoDas Entscheidende ist also nicht ob die Grundwoumlrter griechisch sind sondern allein ob sie eine griech Kollektivableitung auf -ā erlauben zu der dann weiter ein Ethnikon auf -ānes trittldquo

82 Zirkumflex auf den Formen mit kurzvokalischer Endung (zB -oacuteνες ion att -microνες) ist auszligerdorisch als Neue-rung obligatorisch und beweist nicht ehemalige Vollstufe der ersten Komponente des Suffixes (Schwyzer 1953377 Leukart 1980242 Anm 18) Fuumlr eine Vollstufe der ersten Komponente des Suffixes im Falle der Ableitung von ah2-Staumlmmen koumlnnten aber moumlglicherweise doch adverbiell erstarrte Instrumentale wie griech κρυφmicro dor κρυφoacute sbquoheimlich verborgenlsquo (lt -ah2-ah1 lt -e-h2-eh1 vgl Klingenschmitt 2005303) sprechen wenn die urindogermanische Instrumentalendung -eh1 als unflektierte Form eines abstufenden Zugehoumlrig-keitssuffixes -eh1- das in den Konglomeraten -eh1-no- und -eh1-n- verbaut ist zu deuten ist

83 Vgl Klingenschmitt 2005301302

380 Stefan Schaffner

Petreius Gentilname lt petrao- sbquozur Familie des Petro-s gehoumlriglsquo petrā- sbquoFamilie des Petro-slsquo (vgl suumldpik petroh) falisk uoltaia Gentilname f lt 1oltao- sbquozur Familie des Uolto-s gehoumlriglsquo 1oltā- sbquoFamilie des Uolto-slsquo (Klingenschmitt 2005302)

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Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 365

nerbezeichnungen entweder konstante Betonung des Suffix -jan- im Plural und in Singu-lar beispielweise gorožaacutene Singular gorožaacutenin sbquoStaumldter Buumlrgerlsquo (auch aruss) oder abwei-chende Betonung wie im Falle von dvorjaacutene Singular dvorjaniacuten sbquoAdliger Houmlflinglsquo18 vgl selčaacutenin sbquoDorf- Land-bewohner Landmann Bauerlsquo (aruss seljaniacuten) Pl selčaacutene severjaacutenin sbquoNordlaumlnderlsquo (auch aruss) Pl severjaacutene južaacutenin sbquoSuumldlaumlnderlsquo (auch aruss) Pl južaacutene slobodčaacutenin sbquoBewohner einer Slobodalsquo Pl slobodčaacutene (lautgesetzlich slobožaacutenin) krestъjaacutenin sbquoBauerlsquo Pl krestъjaacutene etc Bei den Ethnika ist laut GRJI sect299 feste Suffixbe-tonung die Norm (mit den Ausnahmen egiacuteptjanin und riacutemljanin) Das Material des Slov žit RSFSR liefert jedoch eine Reihe von Beispielen fuumlr Ethnika mit Beibehaltung der Ak-zentstelle des Ortsnamens von denen ein Teil neben haumlufiger gebrauchten Formen mit Suf-fixbetonung besteht verchovaacutežanin Verchovaacutežrsquoe (XI 6) viacutelrsquonjanin Viacutelrsquonjus (veraltet Pril I4) prijuacutetjanin Prijuacutetnoe (XX4) arbaacutežaacutenin Arbaacutež (XXVI1) voacutelžaacutene Voacutelga (Pl Pril II9) zavoacutelžaacutenin Zavoacutelžrsquoe (Pril II14) malmyacutežaacutenin Malmyacutež (XXV2516) povoacutelžaacutenin Povoacutelžrsquoe (Pril II27) voacutelogžaacutenin Voacutelogda (XI8) tveriacutetjaacutenin Tveacuterlsquo (XIX 11) Im 1819 Jh belegte Akzentschwankungen sind19 a) zwischen beibehaltenem Akzent des Grundwortes und Suffix -jaacuten- egiacuteptjaacutenin izraacuteilrsquotjaacutenin riacutemljaacutenin filistiacutemljaacutenin b) zwi-schen der Betonung -jaacutenin und -janiacuten (und zT auch beibehaltenem Akzent des Grundwor-tes) amčaacuteniacuten Mcensk (umgangssprachlich XLIV14) voacutelžaacuteniacuten20 Voacutelga (Pril II9) graacuteždaniacuten poseljaacuteniacuten rossiacutejaacuteniacuten christiaacuteniacuten In den beiden anderen ostslavischen Spra-chen ist die Situation in etwa die gleiche wie im Russischen21 Man vergleiche zur Beto-nung in der heutigen ukrainischen Schriftsprache Goumlrner (196765 Anm 8) bdquoIn der heuti-gen ukr Schriftsprache werden die Ethnika zu einheimischen ONN auf dem Suffix -(j)an- betont zB halyčaacutenyn lrsquovivrsquojaacutenyn charkivrsquojaacutenyn ua die von fremdlaumlndischen Orts- oder Laumlndernamen abgeleiteten Ethnika auf der gleichen Silbe wie die Grundwoumlrter zB asyriacutejanyn Asyriacuteja vavyloacutenjanyn Vavyloacuten galyleacutejanyn Galyleacuteja ua Die Akzentuierung des Singulativsuffixes -in ist nach der ukr schriftsprachlichen Norm nur in den sieben Woumlr-tern dvorjanyacuten krajanyacuten myrjanyacuten miščanyacuten seljanyacuten slovjanyacuten und chrystyjanyacuten moumlg-lich dagegen fand dieser Typus in den westlichen Dialekten eine starke Verallgemeine-rung vgl zB halyčanyacuten kyjevljanyacuten rymljanyacuten ualdquo (vgletwa noch seljanyacuten sbquoBauerlsquo Gen Sg seljanyacutena usw Pl Nom seljaacuteny Gen seljaacuten Dat seljaacutenam Akk seljaacuten Instr seljaacutenamy Lok seljaacutenach ebenso dvorjanyacuten Pl dvorjaacuteny mit konstanter Betonung -jaacuten- horodjaacutenyn Pl horodjaacuteny [Neubildung fuumlr horožaacutenyn Pl horožaacuteny]22) Aus dem Weiszlig-russischen lassen sich anfuumlhren Sg Nom seljaniacuten sbquoDorfbewohner Bauerlsquo Pl Nom sjaljaacutene Gen sjaljaacuten ebenso meščaniacuten sbquoBuumlrger Spieszligbuumlrgerlsquo Pl mjaščaacutene mit kon-

18 Vgl GRJI sect299 Kiparsky 1962152153 Kiparsky 1975187 19 Vgl Kiparsky 1962152153 20 Vgl hierzu Goumlrner 19676263 Anm 5 bdquoEs ist interessant zu beobachten daszlig das zum Namen der Voacutelga ge-

bildete Ethnikon voacutelžaacuteniacuten alle drei Betonungsmoumlglichkeiten kennt daszlig die von den etwas juumlngeren Gebietsna-men Zavoacutelžrsquoe und Povoacutelžrsquoe abgeleiteten Ethnika zavoacutelžaacutenin und povoacutelžaacutenin nur noch zwei Akzentstellen ha-ben und daszlig schlieszliglich fuumlr die Ethnika privolžaacutenin (IV13) und volžaacutenin (XXXVI1) die zu den erst in spaumlte-rer Zeit vom Namen der Volga abgeleiteten ONN Privoacutelžskij und Volžsk gebildet worden sind nur die Beto-nung des Suffixes -(j)an- gebraumluchlich istldquo

21 Vgl auch Goumlrner 19676566 bdquoWie ein Vergleich der russischen Akzententwicklung mit den Akzentverhaumll-tnissen der beiden anderen ostslav Sprachen ergibt kennen das Ukrainische seit den aumlltesten akzentuierten Belegen aus dem 16 Jh und das Weiszligrussische im 17 Jh ebenfalls den Typ der festen Suffixbetonung (-jaacutene) im Singular sogar bereits mit beiden Varianten dh mit Betonung des ersten oder zweiten Teilsuffi-xes (-jaacuteniacuten)ldquo

22 Vgl BraumluerIII45

366 Stefan Schaffner

stanter Betonung von -jaacuten- hramadzjaacutenin sbquoBuumlrgerlsquo Pl hramadzaacutene haradžaacutenin Pl haradžaacutene23

41414141 In der Folge soll nun der Akzent des Bildungstyps auf -jane im Suumldslavischen behan-delt werden Das Štokavische in dem im 15 Jahrhundert eine Akzentverschiebung um eine Silbe nach dem Wortanfang zu stattgefunden hat kennt drei Intonationstypen bei den ap-pellativischen Einwohnerbezeichnungen und Einwohnernamen24

1 Mit Beibehaltung der Anfangsbetonung des Grundwortes gr`đanin sbquoBuumlrgerlsquo ( grad Gen grada sbquoStadtlsquo) Pl Nom gr`đān-i Gen gr`đān-ā Akk gr`đān-e Dat Instr Lok gr`đān-ima ebenso mjbštanin sbquoOrtsbewohnerlsquo Pl mjbstāni ( mjbsto) kcćanin sbquoHausbewohnerlsquo Pl kcćāni sbquoHausgenossenlsquo ( kcća) dstrvljanin sbquoInselbe-wohnerlsquo Pl dstrvljāni ( dstrvo) beđanin sbquoGebirgsbewohnerlsquo Pl beđān-i Z`dranin sbquoEinwohner von Zadarlsquo ( Z`dar Gen Z`dra) Rfdničanin sbquoEinwohner von Rfdnīklsquo

2 Mit štokavischer Akzentzuruumlckziehung auf eine kurze Wurzelsilbe gograveranin sbquoGe-birgsbewohnerlsquo ( gogravera) Pl Nom gograveran-i Gen gdrān-ā Akk gograveran-e Dat Instr Lok gograveran-ima ebenso dvograveranin sbquoHoumlflinglsquo Pl dvograverani ( dvZr sbquoHoflsquo) stragravežanin sbquoWaumlchterlsquo Pl stragravežani ( straža sbquoWachelsquo) pograveganin sbquoHeidelsquo Pl pogravegani segraveljanin sbquoDoumlrfler Bauerlsquo Pl segraveljani ( segravelo) hrigravešćanin sbquoChrist (der orthodoxen Kirche)lsquo Pl hrigravešćani ( Hrigravestos Gen Hrigravesta sbquoChristuslsquo)

3 Mit štokavischer Akzentzuruumlckziehung auf eine lange Wurzelsilbe puacutečanin sbquoein zum Buumlrgerstande Gehoumlrigerlsquo ( pfk) Pl Nom puacutečan-i Gen puacutečān-ā Akk puacutečan-e Dat Instr Lok puacutečan-ima ebenso Riacutemljanin sbquoRoumlmerlsquo Pl Riacutemljani ( Rlm) Beacutečanin sbquoWienerlsquo Pl Beacutečani ( BUč sbquoWienlsquo) Mostaacuteranin sbquoEinwohner von Mostarlsquo Pl Mostaacuterani ( Moacutestār)

Die Belege aus den čakavischen insbesondere den nordwestlichen Mundarten sind deswe-gen von besonderem Interesse weil sie in der Regel die aumlltere oder uumlberhaupt die urslavi-sche Stelle des Wortakzentes bewahrt haben25 čak (Novi) grajagravenin sbquoBuumlrgerlsquo (gg štok gr`đanin) Gen Sg grajagravenina Nom Pl grajagraveni (gg štok gr`đān-i) Gen Pl grajagravenīh grajan26 čak (Vrgada) straž`nin sbquoWaumlchterlsquo (gg štok stragravežanin)27 Das Slovenische das die Singulativbildung aufgegeben hat zeigt heute feste Suffixbetonung28 zB meščagraven sbquoStaumldterlsquo (Sg Gen meščaacutena Dat meščaacutenu usw) Pl Nom meščaacuteni (Gen meščaacutenov Dat meščaacutenom usw) gorjagraven sbquoBergbewohnerlsquo Pl gorjaacuteni dvorjagraven sbquoHoumlflinglsquo Pl dvorjaacuteni seljagraven Pl seljaacuteni Rimljagraven Pl Rimljaacuteni Slov kristjan sbquoChristlsquo (Pl kristijani) und pogan sbquoHeidelsquo (Pl pogani) sind aus lat christiānus bzw vlat pagānus (klass pāgānus) entlehnt und sekundaumlr in diese Flexionsklasse eingruppiert worden Fuumlr das Bulgarische liegen Bele-ge von Ethnika auf -jane aus akzentuierten mittelbulgarischen Handschriften des 14 Jahr-

23 Vgl BraumluerIII45 24 Leskien 1914161162 BraumluerIII4142 sect127 Matešič 1970158 In dem fuumlr das Štokavische eingefuumlhrten

Akzentuationssystem von Vuk Karadžić (1787ndash1864) ist der verschobene Hauptton bei kurzer Silbe mit ` bei langer mit acute bezeichnet der nicht verschobene bei kurzer mit shy bei langer mit ʄ (vgl Leskien 1914122 sect214C) Eine Sammlung der serbokroatischen Ethnika auf -jan- bietet Goumlrner 1963 (zum Akzent dieser Bil-dungen Goumlrner 1963103ndash106)

25 Vgl Leskien 1914120 26 Moguš 1966212 Steinhauer 1973200 220 27 Jurišić 1973199 28 BraumluerIII42 sect128

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 367

hunderts vor29 asiriacuteanomъ (Dat Pl) 16a asiriacuteany (Instr Pl) 18 ( asiriacutea 14) egiacuteptěnochъ (Lok Pl) 16 ( egiacuteptъ 31 egiacuteptu Dat Sg 28a) riacutemlěninъ (Nom Sg) 74 riacutemlěny (Instr Pl) 70 76 83 riacutemlěnomъ (Dat Pl) 70 ( riacutema Gen Sg 69 89 93a) troacutejanom (Dat Pl) 7 troacutejane (Nom Pl) 40 ( troacuteǫ Akk Sg 46 54 58) Lavrov 1893 Priloženija zB indiacuteane (Nom Pl) 8 ( indiacutea 8) troacutejanom (Dat Pl) 7 troacutejany (Akk Pl) 8 ( troacuteja Gen Sg 5 8) Diese Ethnika zeigen also in der Regel Beibehaltung des Akzents ihrer Grundwoumlrter Im Neubulgarischen werden appellativische Einwohnerbezeichnungen wie etwa graždaacutenin (mit best Artikel graždaacuteninъt) Plural graždaacuteni (graždaacutenite) in der Regel konstant auf dem Suffix -jan- akzentuiert (vgl dvorjaacutenin sbquoEdelmannlsquo dvorjaacuteni pogaacutenin sbquoHeidelsquo (neben pogaacutenec) pogaacuteni christijaacutenin christijaacuteni angličaacutenin sbquoEnglaumlnderlsquo angličaacuteni)30 Doch gibt es auch Einzelbeispiele mit konstanter Anfangsbetonung wie seacuteljanin Plural seacuteljani

42424242 Vergleicht man das Material der slavischen Einzelsprachen die fuumlr die Rekonstruktion des urslavischen Wortakzentes relevant sind so kann man zusammenfassend fuumlr das Ursla-vische wohl folgende Betonungstypen fuumlr die Bildungen auf -jan- (bzw -jan-inъ) anset-zen31 1 Fuumlr die Pluralbildung auf -jane a) konstante Suffixbetonung -jaacuten- (alt)32 b) Beibehaltung der Betonung des Grundwortes (analogisch) 2 Fuumlr die Singualtivbildung -jan-inъ a) konstante Betonung -jan-inъ (alt)33 b) konstante Betonung -jaacuten-inъ (ana-logisch nach dem Plural -jaacutene) c) Beibehaltung der Betonung des Grundwortes (analo-gisch) Die urspruumlngliche Verteilung waumlre dann im Ostslavischen bewahrt in Faumlllen wie russ dvorjaniacuten sbquoAdliger Houmlflinglsquo Pl dvorjaacutene mirjaniacuten sbquoWeltlicherlsquo Pl mirjaacutene ukr seljaniacuten sbquoDorfbewohner Bauerlsquo Pl seljaacuteny dvorjaniacuten Pl dvorjaacuteny wruss seljaniacuten Pl sjaljaacutene meščaniacuten sbquoBuumlrgerlsquo Pl mjaščaacutene

5555 In der Folge werden nun aumlltere Erklaumlrungsversuche von slavisch -ěn- und -jan- mit den Angaben zu ihrem auszligerslavischen Anschluss angefuumlhrt Ein ausfuumlhrliches Referat aumllterer Erklaumlrungsversuche findet sich auch bei Goumlrner (19675960) Leskien (1891390) bdquoDas (sc litauische und lettische Suffix) -ėna- der Einwohnernamen hat seine Entsprechung im Slavischen Bekanntlich werden hier solche Worte meist mit -jan- (Singular -jan-inъ Pl -jan-e) gebildet aber alte Voumllkernamen wie Slověne zeigen dass die urspruumlngliche Form -ēn- war Kommt ē nach j zu stehen so wird es zu ā zB zemljaninъ sbquoLandsmannlsquo zemlja von solchen Faumlllen hat sich dann -jan- verallgemeinert zB graždaninъ = gradjaninъ sbquoBuumlrgerlsquo zu gradъ sbquoStadtlsquo Ich glaube daher nicht dass Brugmann Grdr 2 340 die slavische Form richtig als -ōn- vgl οmacrρανplusmnων angesehen hatldquo Vondraacutek (1924660 sect682) bdquoSuffix -ēn- und -jan- zur Bezeichnung der Angehoumlrigen eines Volkes der Bewoh-ner einer Oumlrtlichkeit Es handelt sich hier um das -en-Suffix dessen Dehnung in dieser Funktion in allen Kasus verallgemeinert wurde Slověne Samarěne Bei i- und o-Staumlmmen fuumlhrte es zu -jan- das dann als selbstaumlndiges Suffix verallgemeinert wurde graždane nach zemljane u dgl (hellip) Bezuumlglich des Akzentes vgl mirjaniacuten Pl mirjaacutene dvorjaniacuten Pl

29 Vgl Dujčev 1963 Goumlrner 196766 30 Vgl BraumluerIII4041 sect126 31 Vgl bereits Vondraacutek 1924660 sect682 (anders Goumlrner 19676263) 32 Vgl zB Nom Pl russ gorožaacutene (aruss ksl gražaacutene) ukrain horožaacuteny čak (Novi) grajagraveni bulg graždaacuteni

lt urslav gordjaacutene russ dvorjaacutene ukrain dvorjaacuteny skr štok dvograverani sloven dvorjaacuteni bulg dvorjaacuteni lt ur-slav dvorjaacutene aruss seljaacutene ukr seljaacuteny wruss sjaljaacutene skr štok segraveljani slov seljaacuteni lt urslav seljaacutene

33 Fuumlr die Urspruumlnglichkeit dieser Betonung (vgl russ dvorjaniacuten měščaniacuten seljaniacuten ukrain dvorjanyacuten mišča-nyacuten seljanyacuten) spricht nach Leskien 1914161162 auch die Tatsache dass Bildungen auf -inъ auszligerhalb von jan-Ableitungen Akzentuierung des Suffixes zeigen vgl russ gospodiacuten = čak (Vrgada) gospodĩn = štok gospogravedin lt urslav gospodiacutenъ

368 Stefan Schaffner

dvorjaacuteneldquo Vondraacutek (1924543) bdquoUnser Suffix ist offenbar identisch mit dem balti-schen -ēna-Suff in lit Tilžpnas sbquoTilsiterlsquo kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo girpnai sbquoWaldleutelsquo brolpnas sbquoBrudersohnlsquo u dgl so daszlig hier ein Uumlbertritt der konsonantischen Staumlmme auf -ēn- (vgl gr λειχacuteν -microνος sbquoFlechtelsquo sabin Anio -iēnis) in die Dekl der o-St voraus-gesetzt werden muszlig (hellip) Die urspruumlngliche konsonantische Deklination sieht man noch im Pl im Nom Slověne Samarěne usw (hellip) Den -ěn-Stamm Slověn weiszlig sich Zubatyacute nur aus einem ehemaligen Nom ēn (vgl korę) zu erklaumlrenldquo Braumluer (III38) bdquoAls Ausgangs-punkt ist wahrscheinlich nur das Suffix ursl -ěn- anzunehmen das sich mit der lit Bil-dung tilžpnas sbquoBewohner von Tilsitlsquo als Ableitung vom Ortsnamen TiCžė oder mit kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo als Ableitung von kaacutelnas sbquoBerglsquo vergleichen laumlszligt und die Zugehoumlrigkeit bezeichnet Wurde dieses Suffix an einen jo- oder i-Stamm angefuumlgt so muszligte --ěn- zu -jan- veraumlndert werden zu ursl polje ndash poljane ebenso ar kyjane sbquoKieverlsquo zum Perso-nennamen ar Kyjъ Die gleiche Veraumlnderung trat ein wenn das Suffix -ěn- an das mit dem Possessivsuffix j(ъ)- erweiterte Grundwort angefuumlgt wurde Fluszligname Polota ndash r Adjek-tiv polot-jъ- gt poločъ- polot-j-ěne gt poločane ebenso ar derevljane In diesem Fall wuumlrde es genuumlgen nur das Suffix -ěn- als urspruumlnglich anzusehen Das nach palatalen Lauten daraus entstandene Suffix -jan- (-rsquoan-) koumlnnte dann seinerseits produktiv geworden und bei weiteren Neubildungen verallgemeinert worden seinldquo (so auch Vaillant 1958II sect187) Arumaa (198524) bdquoEine besondere Gruppe bezeichnen die Benennungen der An-gehoumlrigen eines Volkes oder der Bewohner einer Oumlrtlichkeit im Slavischen der Typ Slověne Pl im Baltischen lit girpnas sbquoWaldbewohnerlsquo (hellip) Unklar bleibt im Slavischen das Verhaumlltnis des Suffixes -ěn- zu -jan- Rimljane Poločane (zu Polota) und die Herkunft von -jan-ldquo Den meisten aumllteren Erklaumlrungsversuchen ist also gemeinsam dass von slavisch -ěn- als aumllterer Suffixvariante die sich hinter -j- lautgesetzlich zu -jan- entwickelt hat ausgegangen wird und dass als naumlchster ausserslavischer Anknuumlpfungspunkt das baltische Zugehoumlrigkeitssuffix -rna- angesehen wird Wenn die Suffixbetonung im Slavischen bei den Pluralbildungen auf -ěne beziehungsweise -jane urspruumlnglich ist dann stimmen bei-de Suffixe auch im Wortakzent uumlberein Ein wichtiger Unterschied ist aber die Stammge-stalt beider Suffixe das slavische Suffix ist ein n-Stamm das baltische ein a- also indoger-manisch ein eo-Stamm

6666 Das baltische Zugehoumlrigkeitssuffix -rna- (lit -pnas f -pnė lett -ēns f -ēne) das als naumlchster etymologischer Anknuumlpfungspunkt fuumlr das slavische Suffix -ěn- bzw -jaacuten- an-gesehen wird umfasst drei groszlige Bedeutungsgruppen34

1 Einwohnernamen a) im Litauischen Įsrutpnas sbquoInsterburgerlsquo Įsrugravets Ragainpnas sbquoRagmiterlsquo Ragaĩnė Tilžpnas sbquoTilsiterlsquo TiCžė Kupiškpnas sbquoEinwohner von Kugravepiš-kislsquo (hierher auch als Plurale der Einwohnernamen die haumlufigen lit Dorfnamen auf -pnai Bitpnai Piktuppnai Staluppnai Stilpnai usw) seltener Ableitungen von appellativen Ortsbezeichnungen zB girpnai sbquoWaldleutelsquo gigraverė sbquoWaldlsquo kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo kaacutelnas sbquoBerglsquo kaimpnas sbquoNachbarlsquo kaiacutemas sbquo(Bauern-)Dorf Land (im Ggs zur Stadt)lsquo kipmas sbquoHof(-raum) (Bauern-)Hof Gehoumlft Dorflsquo (neben ge-woumlhnlichem kaimyacutenas sbquoNachbarlsquo fem kaimỹnė vgl zur Bildung und Bedeutung lat vīcīnus sbquoNachbarlsquo vīcus sbquoDorflsquo) b) im Lettischen (heute selten) zB Ābawēns sbquoAnwohner des Fluszliges Ābawalsquo

2 Verwandtschaftsnamen a) im Litauischen brolpnas sbquoBrudersohnlsquo ( broacutelis sbquoBru-derlsquo) seserpnas sbquoSchwestersohnlsquo seserpnai sbquoSchwesterkinderlsquo ( sesuotilde sbquoSchwes-

34 Vgl Leskien 1891388389 Senn 1966317 sect600 Forssman 2001246ndash252

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 369

terlsquo) tetpnas sbquoKind der Tantelsquo ( tetagrave sbquoTantelsquo) tetulpnas ( tetulp sbquomatertera amitalsquo) dėdpnos sbquoToumlchter des Vaterbruderslsquo ( dėdx sbquoVaterbruderlsquo)35 b) im Lettischen brālēns sbquoCousinlsquo ( brālis sbquoBruderlsquo) vgl auch skolēns sbquoSchuumllerlsquo ( skola sbquoSchulelsquo) draudsēns sbquoFreundessohnlsquo ( draugs sbquoFreundlsquo)

3 Bezeichnungen junger Lebewesen va von Tierjungen a) im Litauischen nur in best Mundarten zB gervpnas sbquoKranichjungeslsquo ( geacutervė) hierher wohl auch varnpnas sbquoStar Amsellsquo ( vaacuternas sbquoRabelsquo) b) im Lettischen versēns sbquojunger Ochselsquo ( versis) āsēns sbquoBoumlckleinlsquo ( āsis) pīlēns sbquoEntenkuumlkenlsquo ( pīle) kaķēns sbquoKatzenjun-geslsquo ( kaķis) puisēns sbquoKnabelsquo ( puisis sbquoJungelsquo)

7777 Es ist bisher uumlbersehen worden dass eine weitere etymologische Anschlussmoumlglichkeit fuumlr die slavischen Ethnika auf -jane im Griechischen existiert Es handelt sich um griechi-sche Ethnika die mit einem Suffix -νες (ion att -microνες) myken -ānes lt urgriech -ān-es gebildet sind36 Die urgriechische Lautform des Suffixes ist -ān- wie sie im My-kenischen und spaumlter in den nordwestgriechischen Dialekten fortlebt Im Ionisch-Attischen entwickelt sich langes urgriechisches ā etwa um 1000 v Chr lautgesetzlich zu offenen [ēʛ] daher die ionisch-attische Lautform -ην- Bereits das Mykenische der aumlltestbezeugte mit der Silbenschrift Linear B aufgezeichnete Dialekt des Griechischen aus der Zeit 1400 bis 1200 vor Christus kennt solche Bildungen auf -ān-es37 Beispiele sind etwa

a) myk Pa-ki-ja-ne wahrscheinlich Sphagiānes (Ethnikon als ON verwendet Typus Λmκροι)38 Es ist die Bezeichnung des Ortes mit dem Hauptheiligtum von Pylos ei-nem der groszligen Palastzentren der mykenischen Kultur neben dem die Regionsna-men Pa-ki-ja-na (wahrscheinlich Sphagiānā) PY Na 56139 und Pa-ki-ja-ni-ja (wahrscheinlich Sphagiāniā) PY En 6091 PY Jo 43810 PY On 3003 stehen Myk Sphagiānes ist wohl eine Ableitung von Sphagiā spaumlter Σφαγplusmn des bis ins Neugriechische erhaltenen Namens der Insel vor Pylos die daneben auch Σφακτη-ρplusmn heiszligt Die urspruumlngliche Bedeutung vonSphagiā Σφαγplusmn war wohl sbquoSchlacht-opferstellelsquo (Kollektivum von σφfrac34γιον sbquowas zu schlachten istlsquo)40

b) myk I-na-ne Inānes PY An 187 (Ethnikon als ON verwendet) neben myk I-na-ni-ja Ināniā (PY An 183 Ae 8+) Inās Ineus Iniā und spaumlterem iquestνAgrave41

c) myk re-ka-ta-ne PY An 2079 (Nom Pl oder Dat Sg in lok Funktion)42 d) myk te-ta-ra-ne PY (Bartoněk 2002250)

35 In ostlitauischen Mundarten druumlckt -pnas wenn es an Bezeichnungen von Lebewesen angefuumlgt wird mitleidi-ge Verachtung aus zB žmogpnas sbquoMenschlein armseliges Mannsbildlsquo ( žmogugraves sbquoMensch Mannlsquo)

36 Vgl Bechtel 19236080 Schwyzer 1953486 Chantraine 1968166ff Risch 197458 Leukart 1980244ff Balles 2008208

37 Vgl Bartoněk 2002250 466 38 Belege (nach Hajnal 1995168 und Bartoněk 2002250 466) Nom Pl Pa-ki-ja-ne PY Vn 194 PY Xa 1131

Akk Pl Pa-ki-ja-na-de Sphagiānas-de sbquonach Sphlsquo PY Fr 1233 Dat-Lok Pl Pa-ki-ja-si Sphagiānsi sbquoin Sphlsquo PY An 1811++ Instr-Abl Pa-ki]-ja-pi Sphagiāmphi sbquoaus Sphlsquo PY Eb 338 A (in einer recht sicheren Ergaumlnzung)

39 In der pylischen E-Serie (PY Eb 339A++) steht pa-ki-ja-na einzig als Attribut zu i-je-re-ja Die Fuumlgung i-je-re-ja pa-ki-ja-na duumlrfte als hijereja Sphagiānās sbquoPriesterin vonaus Sphagiānālsquo zu deuten sein mit einem abla-tivischen Genitiv (vgl Hajnal 1995218 Anm 295) Zur moumlglichen Identitaumlt von Pa-ki-ja-ne und Pa-ki-ja-na vgl Guglielmo 1982157 und Hajnal 1995218 Anm 295

40 Vgl Leukart 1980240241 und 244245 (mit Literatur) Hajnal 1995168 41 Vgl Ruijgh 1967sectsect119 141 Leukart 1980246 Anm 29 42 Hajnal 1995235236 Bartoněk 2002250

370 Stefan Schaffner

71717171 In den spaumlteren alphabetgriechischen Dialekten ist eine ganze Reihe von Ethnika auf -νες (ion-att -microνες) bezeugt die hier nun in ihrer geographischen Verteilung von Nor-den nach Suumlden angefuumlhrt werden Die meisten stammen aus nord(west-)griechischem Ge-biet43

a) nordgriech() AacuteγριAcircνες (Thuk II 963) im Land der Paionen AtildeγχελAcircνες (Ptol V 1088) an der Muumlndung des Drilon (daneben Bildung auf -εAumlς Atildeγχελες Hdt V 61)

b) epirotisch AacuteθαmicroAcircνες AacuteρκτAcircνες AacuteτιντAcircνες ΤαλαιAcircνες c) thessalisch Egraveλλνες (-ην-) (um Dodona) ΑEacuteνιAcircνες d) aumltolisch Aacuteγρινινες (belegt Aacuteγρινινος D3 61081) zur Stadt Aacuteγρplusmnνιον (daneben Bil-

dung auf -εAumlς AacuteγρινιEcircος D3 6035) ∆αιAcircνες (belegt ∆αιAcircνος D3 42121) AtildeοιτAcircνες (belegt AtildeοιτAcircνων IG 4273) ΕmacrρυτAcircνες (ΕmacrρυτAcircσιν Thuk III 945)

e) mittelgriech AacuteκαρνAcircνες Akarnanien gegenuumlber die Insel der ΚεφαλλAcircνες (-ην-) im Ionischen Meer ΦοιτιAcircνες (Stadt Φοιτplusmnαι) in Akarnanien

f) dorisch ∆υmicroAcircνες (Phyle) g) arkadisch AacuteζAcircνες (-ην-)

Die bezeugten griechischen Ethnika auf -νες (ion-att -microνες) aus den klassischen Dialek-ten stammen also zwar vorwiegend aus dem nordwestgriechischen Gebiet die Verbreitung reicht aber bis nach Arkadien auf der Peloponnes

72727272 Fuumlr diese griechischen Ethnika auf -νες (ion att -microνες) aus den klassischen Dialekten bestehen nun etymologische Anschlussmoumlglichkeiten an griechische oder zumindest im Griechischen moumlgliche Staumlmme auf -ā- lt -ah2- insbesondere Ortsnamen oder Ortskollek-tiva mit Stamm auf -ā Diese werden nun in alphabetischer Reihenfolge angefuumlhrt44

a) nordgriech() AacuteγριAcircνες zu einem Landschaftsnamen Aacuteγρplusmn ( ETHγριος sbquowildlsquo) b) arkadisch AacuteζAcircνες zu ETHζω sbquotrocken seinlsquo (ETHζη sbquoSchmutzlsquo[]) oder (eher) zu ETHζον

microEcircγαν (codd microEcircλαν) καOgrave Oacuteψηλmν Hsch c) thessalisch ΑEacuteνιAcircνες zu αEacuteνmς sbquoschrecklichlsquo mit komplexem -ιν- (vgl daneben

ΑEacuteν-plusmnδ- Name der von ihnen bewohnten Landschaft) d) epirotisch AacuteρκτAcircνες Ableitung von einem Kollektiv arktā- sbquoBaumlrengegendlsquo

( griech ETHρκτος sbquoBaumlrlsquo) vgl zur Benennung das Ethnikon Aacuteρκfrac34δες lt Aacuteρκτ-frac34δ-ες e) dorisch ∆υmicroAcircνες (Phylenname) moumlglicherweise zu dumā- sbquoStammlsquo45 (vgl ∆Aumlmicroη Oumlν

Σπfrac34ρτtimes φυλacute καOgrave τmπος Hsch) in der Bedeutung etwa von φυλEcircται sbquoStammesgenos-senlsquo

f) thessalisch Egraveλλνες46 (Akzent nach ΠανEcircλλνες anstelle von UgraveλλAcircνες) Ableitung von einem Ortskollektiv hellā lt sed-lah2 sbquo(Wohn-)sitzlsquo (vgl Uacuteλλfrac34 καθEcircδρα Λfrac34-κωνες Hsch lat sella kelt sedlo- in ON) Egraveλλνες ist wohl nicht zu trennen von Ugraveλλοplusmn Egraveλληνες οUcirc Oumlν ∆ωδAgraveνtimes καOgrave οUcirc Ucircερες Hsch (auch Pindar Fr 59) und den gleichbedeutenden Σελλοplusmn (Il Π 234) den Ureinwohnern von Dodona aus deren

43 Siehe Bechtel 192360 Leukart 1980245 44 Nach Leukart 1980245 mit Literatur 45 Mit auszligergriechischem Anschluss an ae tēam afries tām sbquoNachkommenschaftlsquo lt urgerm ta1ma-z 46 Bei Homer ist Egraveλληνες (seit Il B 684) noch Bezeichnung eines thessalischen Stammes und Ugraveλλfrac34ς -frac34δος f

sbquoHellas Land der Egraveλληνεςlsquo Bezeichnung einer Landschaft des suumldlichen Thessalien Seit Herodot wird Egraveλληνες zur Bezeichnung aller Griechen verwendet Neben Egraveλληνες steht Egraveλλοπες in Atildeλλmπια dem Na-men der Umgegend von Dodona (Hes Fr 1341) und des noumlrdlichen Euboumla (Hdt 823) Seit Aristoteles (Met 352 a 34) galt das Gebiet von Dodona und das Acheloos-Tal als die Urheimat der Hellenen die Uumlρχαplusmnα Ugraveλλfrac34ς (vgl FriskI498499 LfgrE2556557)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 371

Reihen die Zeuspriester ausgewaumlhlt wurden Sello- bzw Hello- ist das primaumlre und etymologisch unsichere Grundwort Egraveλλνες ist wohl eine Ableitung von ei-nem griechisch gebildeten Ortskollektiv Hellā- sbquoRegion der Helloilsquo zum moumlgli-cherweise ungriechischen Ethnikon Hello- (vgl dazu spaumlteres Κρacuteτ- zu ungriech Κρmicroτες)

g) aumltolisch ΕmacrρυτAcircνες Ableitung von Ehurutā- sbquoGegend mit gutflieszligenden Quellenlsquo (zu εYacuteρυτος sbquogutflieszligendlsquo [κρacuteνη E])

h) mittelgriech ΚεφαλλAcircνες Ableitung von einem Grundwort kephalā- ( gr κεφαλacute sbquoHaupt Kopf Oberstes Spitze Endelsquo) vgl den spaumlteren Inselnamen Κεφαλληνplusmnα

73737373 In diesem Zusammenhang ist auch kurz auf die griechischen Landschafts- und Ortsna-men auf -ānā wie Μυκszligν Μεσσszligν oder Aacuteθszligν47 einzugehen Es handelt sich um Orts-kollektiva auf -ā die von den Ethnika mit Stamm auf -ān- abgeleitet sind48 Fuumlr myk Sphagiān-ā sbquoRegion der Sphagiāneslsquo ergibt sich folgende Ableitungssequenz

mykenisch ON Sphagiā rarr Sphagiān-es rarr Sphagiān-ā sbquoRegion der Sphagiāneslsquo (vgl oben 7a)

Entsprechend koumlnnen fuumlr Μυκszligν Μεσσszligν die folgenden Ableitungssequenzen angesetzt werden

a) Mukā (etymologisch wohl zu microAumlκων σωρmς θηmicroAgraveν Hsch) rarr Mukān-es rarr Mukān-ā sbquoRegion der Mukāneslsquo (Μυκacuteνη)

b) Messā (homerisch ΜEcircσση in Lakonien etymologisch zu microEcircσσος sbquoin der Mitte gele-genlsquo) rarr Messān-es rarr Messān-ā sbquoRegion der Messāneslsquo (dor Μεσσszligν ionisch-attisch Μεσσacuteνη) wozu in einer weiteren Phase das spaumlter uumlbliche Ethnikon Μεσσaacuteνιος und der Regionsname Μεσσνplusmn gebildet wurden

77774444 In der Folge soll nun auf vier aumlltere Erklaumlrungsversuche des griechischen Suffi-xes -νες (ion att -microνες) myk -ānes lt urgriech -ān-es zur Bildung von Ethnika einge-gangen werden Da diese bisherigen Erklaumlrungsversuche mE nicht uumlberzeugen konnten seien sie hier kurz diskutiert und die wichtigsten Gegenargumente genannt

1 H Jacobsohn (1927283ff 193076ff) (vgl auch Chantraine 1968163 68) hatte angenommen dass die Bildungen auf -ν- alle aus -acircον- kontrahiert seinen Dieser Erklaumlrungsversuch laumlsst sich mit folgenden Gegenargumenten entkraumlften

a) das Nebeneinander von nordwestgriechisch-dorisch und arkadisch -ν- gegenuumlber ionisch-attisch -ηv- (zB Egraveλληνες) zeigt deutlich dass urgrie-chisch -ān- zugrundeliegt Denn -z(1)on- haumltte im Attischen -εAgraveν- er-geben und waumlre auszligerhalb des Ionisch-Attischen zu -ν- kontrahiert wor-den vgl κοινaacute(acirc)ων Gen -aacute(acirc)ονος49 (gebildet wie hom διδυmicroaacuteονε) gt dor usw κοινaacuteν m sbquoTeilnehmer Gesellschafterlsquo Pind Py 328 Inscr

47 Vgl hierzu Leukart 1980246 Fn 27 bdquoAacuteθacuteνη bzw -αι ist urspruumlnglich Ortsname und nicht Name der Goumlttin die folgerichtig bei Homer Aacuteθηναplusmnη heiszligt (att Aacuteθηναplusmnα kontrahiert zu AacuteθηνAcirc) Es ist deshalb sinnlos den Ortsnamen von demjenigen der Goumlttin herleiten zu wollen (so Frisk GEW und Chantraine DELG sv) Myk A-ta-na-po-ti-ni-ja ist als Athānās (Ortname im Gen) Potnia aufzufassen (vgl ebenso mit Gen da-pu2-ri-to-jo p u-po-jo p)ldquo

48 Vgl zum Folgenden Leukart 1980246 49 Vgl als Parallele ξυνaacute(acirc)ων Gen -szlig(acirc)ονος ( ξaumlνmς) gt ξυνszligων Pind Py 348 Aisch frg 996 (per coni)

ξυνaacuteν Pind Nem 527 ξυνacuteων Hes th 595 u 601 ξυνAgraveν Soph frg 970 ξυνωνplusmnη Archil 89

372 Stefan Schaffner

Schw 3624 [Lokris] 65621 [Tegea] vgl auch dor κοιννEcircω Schw 89g [Argos] 323 B 48 [Delphi] Foedus ap Thuk 5791 vgl auch κοιννplusmnα Pind Py 197) att κοινεAgraveν sbquodslsquo Eur Her 149 u 340 Xenophons κοινAgraveν Cyr p 7535 scheint eine Umsetzung von dor κοινaacuteν nach att κοινωνEcircω (mit lautgesetzlicher Entwicklung von -ǣ(1)on- gt att -ων- im Vorton) wozu att κοινωνmς nach einem Verhaumlltnis wie στρατηγEcircω στρατηγmς ruumlckgebildet wurde zu sein (Leumann 1993223224 Fn 20 Peters 1980254255 Fn 212)

b) das Mykenische hat mit Bildungen wie Pa-ki-ja-ne Sphagiānes und I-na-ne Inānes gezeigt dass bereits im Urgriechischen ein Bildetyp von Eth-nika auf urgriech -ān- (neben Bildungen auf -ā1on- lt -ah2-1on- vgl myk [PY] o-qa-wo-ne- hokwāaringon- sbquoMitglied des Gefolgeslsquo [vgl hom aeligπfrac34ων sbquoGefaumlhrtelsquo] myk [KN] I-ja-wo-ne Iāaringon- sbquoMann aus Iālsquo) exis-tiert hat

2 Nach Schwyzer (1953185 487) koumlnnten die vorwiegend im Nordwesten beheimate-ten Ethnika auf -ān- auf uridg -ēn- (dehnstufige Variante des indiv Suffixes -eon-) beruhen und zwar mit nordgriechisch-illyrischem Lautwandel ē gt ā (wegen albanisch o lt uridg ē wohl uumlber ā) Als Gegenargumente lassen sich anfuumlhren

a) die Verbreitung der Ethnika auf -ān-es auch im Suumldgriechischen (Myke-nischen Arkadischen) und die fruumlhe Bezeugung im Mykenischen spre-chen gegen die Herkunft aus einer (aus anderen Gruumlnden voumlllig hypotheti-schen) Vorstufe Nordgriechisch-Illyrisch

b) die Hypothese Schwyzers ist kaum zutreffend fuumlr die Ethnika auf -ānes mit deutlichen oder zumindest moumlglichen griechischen Derivationsbasen mit Stamm auf -ā

3 Nach Leukart (1980238ndash247) dem wir die letzte umfassende Behandlung des Suf-fixes -νες (ion-att -microνες) myk -ānes lt urgriech -ān-es zur Bildung von Ethni-ka verdanken ist das Suffix -ān- der Ethnika vergleichbar mit dem Suffix -ān- von urgriech ne1ān-50 Urgriech ne1ān- ist das Grundwort von griech νενplusmnς sbquojunger Mannlsquo sekundaumlr Adj sbquojugendlichlsquo (zuerst νεηνplusmnης Uumlνacuteρ Hom Od κ 278 ξ 524) νενικmς sbquojugendlichlsquo (Ar+) Deminutiv νενplusmnσκος sbquojunger Mannlsquo (Hdt+) man vgl auch die denominalen Verba νενιεAumlοmicroαι sbquowie ein jugendlicher Hitzkopf handelnlsquo (Ar+) mit νενplusmnευmicroα sbquojugendlich impulsive Handlunglsquo (Pl+) und νενικEcircω sbquojugendlich seinlsquo (Eup+) Femininum νεAcircνις νεmicroνις -ιδος (Il+ ep-poet) Ur-griech ne1ān- stellt nach Leukart (1980241242) eine Ableitung mit der tiefstufi-gen Form des charakterisierend-individualisierenden Suffixes -eon- von einem vor-urgriechischen vielleicht sogar uridg Stamm ne1ā- (bzw ne1ah2-) der als Kol-lektivbildung sbquoGesamtheit der jungen Leutelsquo bedeutete dar Zur Funktion des Suffi-xes aumluszligert sich Leukart (1980242 Anm 15) folgendermaszligen bdquoWegen der indivi-dualisierend-singulativischen Funktion von ne1ā-n- usw (hellip) empfiehlt es sich von -eon- mit der spezielleren Bedeutungsentwicklung sbquoderjenige aus der Gruppe xlsquo gt sbquoeiner aus helliplsquo auszugehenldquo Gegen diese Erklaumlrung Leukarts laumlsst sich als Ge-genargument anfuumlhren dass das Suffix -ān- der Ethnika funktional nicht verglichen werden kann da zwischen der Ableitungsbasis und den abgeleiteten Ethnika deut-lich eine Zugehoumlrigkeitsrelation zum Ausdruck gebracht wird (zB ΦοιτιAcircνες eig

50 Moumlglicherweise bezeugt in νεfrac34ν νEcircος sbquoJuumlnglinglsquo (A D Adv 1608 Suid sv νεAcircνις Eust 33515 EM) falls es nicht bloszliges Grammatikerrekonstrukt zu Erklaumlrung von νεAcircνις ist (Leukart 1980238)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 373

sbquodie zur Stadt Φοιτplusmnαι Gehoumlrigen Einwohner der Stadt Φοιτplusmnαιlsquo ∆υmicroAcircνες [Phylenna-me] eig sbquodie zur dumā-zum bdquoStammldquo Gehoumlrigenlsquo in der Bedeutung etwa von φυλEcircται sbquoStammesgenossenlsquo) und das individualisierende Suffix -eon- alleine den Ausdruck der Zugehoumlrigkeit nicht leistet51

4 Bei Balles (2008208) sind die griechischen Voumllkernamen auf -νες (ion att -microνες) urgriech -ān-es falsch unter die vorwiegend fuumlr gewisse dorische bzw nordwest-griechische Dialekte charakteristischen Sekundaumlrbildungen auf -acuteν Gen -microνος des Typs λεσχacuteν sbquoSchwaumltzerlsquo ( λEcircσχη sbquoOrt zum Liegen Plaudereilsquo) oder ξιφacuteν sbquoSchwerttraumlgerlsquo (ccedil φEcircρων ξplusmnφος Hsch)52 wozu auch die vor allem in Megara und Korinth bezeugten Personennamen wie Λυσacuteν Καλλacuteν Aacuteριστacuteν Νικacuteν etc (vgl Solmsen 1909116ff) zaumlhlen eingeordnet Diese Bildungen zeigen auch im dorisch-nordwestgriechischen Dialektgebiet die Suffixablautstufe -ην- lt urgriech -ēʛn- die mit dorisch-nordwestgriechisch -ν- lt urgriech -ān- der Ethnika lautlich nicht kompatibel ist

8888 In der Folge soll nun eine neue Erklaumlrungsmoumlglichkeit der Suffixe urgriech -ān-es und urslav -ěne bzw -jane zur Bildung von Ethnika und der baltischen Zugehoumlrigkeitsbil-dungen auf -rna- praumlsentiert werden Den Ausgangspunkt fuumlr diese neue Erklaumlrungsmoumlg-lichkeit bildet die Beobachtung dass im Urindogermanischen bzw in den Einzelsprachen Suffixkonglomerate zur Bezeichnung der Zugehoumlrigkeit aus der Kombination zweier funk-tional aumlquivalenter Zugehoumlrigkeitssuffixe bzw aus der Kombination zweier Bildemoumlglich-keiten zur Bezeichnung der Zugehoumlrigkeit entstanden sein koumlnnen Man vergleiche zum Beispiel

a) Zugehoumlrigkeitssuffix -iacuteh2-no- (lat -īnus gr -eacuteνος lit -yacutenas slav -iacutenъ germ -īna-53) Kombination aus dem V~k-Suffix -iacuteh2-

54 (vgl ai v~k- f sbquoWoumllfinlsquo ai

51 Diese Uumlberlegung mag vielleicht auch der Grund dafuumlr sein dass Nikolaev 2010191 als Grundlage von ur-griech ne1ān- eine auf dem Kollektivum ne1eh2- bdquoyouthldquo basierende Ableitung ne1eh2-h1(eo)n- bdquohaving youthldquo (gt Hsch νεfrac34ν νEcircος) mit dem Hoffmannschen Possessivsuffix postuliert Nikolaev 2010191 Fn 9 er-laumlutert weiter hierzu bdquoThe analysis here differs from the one originally proposed by Leukart only insofar as he glosses ne1eh2 as lsquoGesamtheit der jungen Leutersquo and operates with an individualizing -n-suffix while I use Hoffmannrsquos possessive suffix -h1(eo)n- insteadldquo

52 Vgl zu diesem Typ auch Peters 1980169 53 ZB lat equīnus sbquozum Pferd gehoumlriglsquo equus sbquoPferdlsquo gr ecircκεανναι sbquoOkeanostoumlchterlsquo lit kaimyacutenas sbquoNach-

barlsquo kaiacutemas sbquoDorflsquo aksl sestrinъ sbquozur Schwester gehoumlriglsquo ahd fingirīn sbquoFingerringlsquo 54 Die Bestimmung des Laryngals des V~k-Suffixes als h2 ergibt sich mE aus der Analyse von gr

Uumlνδριfrac34ς -frac34ντος sbquoStandbild Statuelsquo als h2rih2-aacutent- (vgl zur Bildung auch toch B iko Pl ikonta sbquoSchrittlsquo lt sekās lt sekah2-t-s oder -ant-s [ B sik- sbquoschreitenlsquo lt sik-]) das als Erweiterung mit einem die Bedeu-tung des Grundwortes nur gering modifizierenden abstufenden Suffix ----ent-----nt- (in Faumlllen wie heth irmala-nt- sbquokranklsquo irmala- sbquodslsquo weitere Beispiele unter sect81) einer V~k-Bildung h2r-iacuteh2- sbquowas einem Mann ver-gleichbar ist Bild eines Manneslsquo gedeutet werden kann (Klingenschmitt 2005423 Anm 142) Die Bildungen auf -iacuteh2- des V~k-Typs haben naumlmlich unter anderem die Funktion etwas zu bezeichnen was in seiner Be-schaffenheit an den durch das Grundwort bezeichneten Begriff erinnert (vgl AiGII2384 Klingenschmitt 2005344) vgl zum Beispiel ai ā-v Du sbquoHodenlsquo āaacute- n sbquoEilsquo Du sbquoHodenlsquo lat saniēs sbquoverdorbenes Blut Wundjauchelsquo lt h1sh2an-ih2- sbquoBlutaumlhnlicheslsquo ( heth ešar gr eumlαρ ai aacutes~-k n sbquoBlutlsquo lt uridg h1eacutesh2~ Gen h1sh2aacuten-s) aisl myacuterr f Sumpf Schlammlsquo lt urnord me1Ri+R lt urgerm me1zī lt me1siacuteh2- sbquowas ei-nem Moor aumlhneltlsquo ae mēos m n sbquoMoor Schlammlsquo ahd mios m n sbquodslsquo lt meacute1so- Nur der Ansatz mit h2 erklaumlrt mE auch die Tatsache dass bestimmte Staumlmme des V~k-Typs im Baltischen bzw Litauischen zu Staumlmmen mit Nom Sg -ijagrave und Akk -iją umgebildet sind vgl zB urslav oldi Gen ldiję sbquoSchifflsquo (skr štok lađa čak [Vrgada] ldegatildeđa slov laacutedja nruss ladjaacute aruss lodja) lt alds Gen aldiās (aumllter -i-as

374 Stefan Schaffner

v~ka- m sbquoWolflsquo ai rath- m sbquoWagenlenkerlsquo raacutetha- m sbquoWagenlsquo urslav sǫdi m sbquoRichterlsquo lt som-dhh1-iacuteh2- urslav sǫdъ m sbquoGerichtlsquo lt som-dhh1-oacute-) und dem Suffix -no- (vgl zB lat Romā-nus sbquoRoumlmerlsquo Roma lat paternus sbquozum Vater gehoumlriglsquo maternus sbquozur Mutter gehoumlriglsquo lat fānum sbquoHeiligtumlsquo lt fasnom lt dhƽ1s-no-m sbquozu einer religioumlsen Feier gehoumlriglsquo)

b) av āhuiri- sbquozum ahura- gehoumlriglsquo ( ahura- sbquoHerrlsquo) Kombination aus Vigraveddhi55 plus Zugehoumlrigkeitssuffix -i- (ohne Vigraveddhi av zaraθuštri- sbquozu Zarathustra gehoumlriglsquo zaraθuštra-)

c) uridg te1-oacute- sbquozu dir gehoumlriglsquo (griech hom dor τεacircmς lat tuus) tū sbquodulsquo de1-oacute- sbquoHimmlischer Gottlsquo (ai devaacute- lat deus dīvus lit diẽvas etc) de1-di1- sbquoHim-mellsquo Kombination aus Vigraveddhi51 plus Zugehoumlrigkeitssuffix -o-56 (vgl ohne Vigraveddhi t1-oacute- sbquozu dir gehoumlriglsquo gt griech ion att σmς av θβ)

d) Suffix -io- (vgl zB lat patrius griech πfrac34τριος sbquozum Vater gehoumlriglsquo) lt -ih2-o- Kombination aus den beiden Zugehoumlrigkeitssuffixen -ih2- und -o-57

lt -ih2-as) lit aldijagrave Akk aCdiją sbquoEinbaum Kahnlsquo (nach dem Wandel von -ia- zu ē eingetretene) Umbil-dung von ald-s Gen aldi-as lt aoldh-iacuteh2- sbquoTrogaumlhnlicheslsquo urgerm alđōn- sbquoTroglsquo (nnorw dial olda f sbquogroszliger Troglsquo nschwed aringlla f sbquoBottichlsquo) lt aoldhā-n- (vgl Klingenschmitt 2005344) Zugunsten von h1 des V~k-Suffixes argumentiert Widmer 2005190ff worauf hier im Einzelnen aber nicht eingegangen werden kann

55 Vgl zB ahd swāgur m sbquoSchwagerlsquo lt urgerm s1ēDžura-z lt s1ē0uroacute-s sbquoder zum Schwiegervater (als Sohn) Gehoumlrigelsquo uridg s1eacute0uro-s sbquoSchwiegervaterlsquo (ai śvaacuteśura- gr Uacuteκυρmς lat socer ahd swehur ae sweor etc) Vgl zur Vigraveddhi-Ableitung insgesamt Darms 1978 Jochem Schindler (bei Balles 2006286ff Fn 473 und Widmer 2008618) leitet die Vigraveddhi-Ableitung aus einer Lokativhypostase von endungslosen dehnstufi-gen Lokativen von Wurzelnomina her wobei als Operator fuumlr die Bildung des abgeleiteten Stammes dasselbe Suffix -eo- dient das auch bei Hypostasen von i-Lokativen auftritt (zB uridg h2ant-i+eacuteoacute- sbquoauf der Vor-derseite gegenuumlber befindlichlsquo [gt gr Uumlντplusmnος sbquogegenuumlberstehend entgegengesetztlsquo substantiviert urgerm andia- m n sbquoEnde Rand Grenzelsquo] uridg h2ant-i Lok sbquoauf der Vorderseite gegenuumlberlsquo) Auf einer Loka-tivhypostase uridg pēd-oacute- sbquoam Fuszlig befindlich zum Fuszlig gehoumlriglsquo ( prdplusmni sbquoam Fuszliglsquo) beruhen nun einerseits lit pėdagrave f (3) sbquoFuszligsohle Fuszligspurlsquo = lett pecircda f sbquoFuszligsohlelsquo (lit dial auch ppdas m (3) sbquoFuszligsohlelsquo) und an-dererseits wohl auch griech πηδmν n sbquoRuderblattlsquo (Od+ benannt nach der flachen Form und der Befindlich-keit unten am Ruder FriskII527) dessen urspruumlngliche Bedeutung noch von dem abgeleiteten Verbum πηδfrac34ω sbquospringen huumlpfenlsquo (Il+) vorausgesetzt sein koumlnnte (zur Deutung von lit pėdagrave f (3) sbquoFuszligsohle Fuszlig-spurlsquo = lett pecircda f sbquoFuszligsohlelsquo als einer Vigraveddhi-Ableitung zu ped- sbquoFuszliglsquo vgl Griepentrog 1995163 Larsson 2003245 Anm 15 NIL537 Fn 64) Aus dem prototypischen Nebeneinander von pēd-oacute- sbquoam Fuszlig befindlich zum Fuszlig gehoumlriglsquo ( prd sbquoam Fuszliglsquo) und peacuted- sbquoFuszliglsquo auf das pēd-oacute- sekundaumlr als Ableitung bezogen werden konnte haumltte nun die Regel abstrahiert werden koumlnnen dass bei dieser spezifischen Ableitung das Derivat ge-genuumlber der Derivationsbasis Erhoumlhung des Wurzelablauts um eine Stufe (ē e danach analogisch ō o und e ) und zwar nach dem ersten konsonantischen Wurzelradikal zeigt und das Derivat gegenuumlber der Deriva-tionsbasis oppositiven Akzent aufweist Fuumlr den Ansatz eines Lok Sg prd(plusmni) spricht der Lok Pl prt-su lt prd-su in air iacutes kymr is untenlsquo lt īssu (vgl auch altalb [Buzuku] peumlr posh alb dial peumlrpoacutesh sbquounten hin-unter herunterlsquo lt pēd-si) Mit dem Ansatz eines Lokativ Singular prdplusmni ergaumlbe sich ein weiteres Beispiel fuumlr eine Regel dass bei athematischen Staumlmmen die Ablautstufe des Lokativ Singular gegenuumlber der Ablaut-stufe des paradigmatisch zugeordneten Genitiv Singular jeweils um einen Grad erhoumlht ist (vgl Klingenschmitt 2005319 Fn 30ndash32) Die Regel laumlszligt sich erschlieszligen aus Paradigmen wie Sg Nom dr1-s Gen di1-eacutes Lok deacute1plusmni Sg Nom meacutenti-s Gen mteacute-s Lok mtrplusmni Sg Nom h1noacuteh3m Gen h1h3meacuten-s Lok h1h3mrnplusmni

56 Vgl auch Schaffner 2004490 Fn 15 mit Literatur 57 Fuumlr eine Untermenge der Bildungen auf -ieo- kommt sicherlich auch eine Herleitung aus Hypostasen von

i-Lokativen in Betracht (Widmer 2008617 Balles 1997161ff Nussbaum 1986243) zB uridg h2ant-i+eacuteoacute- sbquoauf der Vorderseite gegenuumlber befindlichlsquo (gt gr Uumlντplusmnος sbquogegenuumlberstehend entgegengesetztlsquo

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 375

81818181 Auch bei Suffixkonglomeraten anderer Funktion besteht die Moumlglichkeit dass diese durch Kombination zweier funktional aumlquivalenter Suffixe enstanden sind man vergleiche zB das im Lateinischen bei Substantiven der 3 bis 5 Deklination verwendete Deminutiv-suffix -culus -a -um (zB homuculus sororcula aedicula vasculum etc) lt -ke-lo- das durch die Kombination eines Deminutivsuffixes -keo- (zB ai rāja-kaacute- sbquoKoumlnigleinlsquo rzjan- sbquoKoumlniglsquo ai pit~-kaacute- sbquoVaumlterchenlsquo pitaacuter- sbquoVaterlsquo aisl bolungr sbquojunger Stierlsquo lt --koacute- boli m n-St sbquoStierlsquo) und eines Deminutivsuffixes -lo- (lat -ulus lt -e-lo- got magula sbquoKnaumlbleinlsquo magus) hervorgegangen ist Im diesem Zusammenhang sei kurz darauf verwiesen dass das slavische Suffix -ęt- zur Bezeichnung von jungen Lebewesen vorwie-gend von Tierjungen (BraumluerIII80ndash99) aus der Kombination zweier individualisierend-charakterisierender Suffixe -en- und -et- entstanden sein kann zB urslav posęt- n sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ( uridg poacuter0oe- sbquodslsquo [lit pašas (2) ahd far(a)h ae fearh lat porcus mir orc]) urslav moCdęt- n sbquoJungeslsquo lt moacutelde-n-t- ( urslav moCdъ sbquojunglsquo lt moacuteldho-)58 auszligerhalb des Slavischen vielleicht auch arm ayceamn sbquoGazellelsquo lt h2ai-(hx)-t- ayc (i) sbquoZiegelsquo lt h2ai-59 Man vergleiche zum individualisierenden Suf-fix -eon- etwa Beispiele wie lat Catō -ōnis sbquoSchlaumlulinglsquo catus sbquoschlau verschlagenlsquo griech στρfrac34βων sbquoSchielerlsquo στραβmς sbquoschielendlsquo got liuta -ins sbquoHeuchlerlsquo liuts sbquoheu-chelndlsquo etc60 zum indiv Suffix -eot- etwa ai haacuteri-t- n sbquogelbe Farbelsquo (in haacuterit-vant- sbquogoldgelblsquo) lt heacutelh3i-t- n sbquodas Gelbelsquo ai haacuteri- sbquofahl gelblichlsquo jav zairi- sbquogelblsquo lt heacutelh3i- uridg meacuteli-t- n sbquoHoniglsquo (gr microEcircλιτ- got milithorn etc) eig sbquoGelbeslsquo ( urkelt meli-no- sbquogelblsquo in mkymr melyn) uridg (h13)aacutelbi-t- n sbquoWeiszligeslsquo (gr ETHλφι n Pl ETHλφιτα sbquoGerstenmehllsquo alb elb sbquoGerstelsquo)61 und griechische und lateinische Bildungen wie gr γυmicroνacuteς γυmicroνacuteτ- sbquoLeichtbewaffneter Infanteristlsquo ( γυmicroνmς sbquonackt unbekleidetlsquo) gr UumlργEcircτ- Uumlργacuteτ- sbquoglaumlnzend strahlend schimmerndlsquo ( Uumlργmς sbquodslsquo) lat stīpes stīpit- sbquoZweig Stocklsquo ( stepo- sbquostarr steiflsquo gt urgerm stīfa- gt ae mhd stīf)62 Eine Analyse des slavischen Suf-fixes -ęt- n als -(e)n- + -t- ergibt sich vom Material des Slavischen aus schon alleine dadurch dass die Bildungen auf -ęt- in deutlicher Beziehung zu Ableitungen von n-Staumlm-men gleicher Bedeutung stehen (vgl zB russ ksl mladę n sbquoKind Knabelsquo [vgl auch slo-vak mlaacutedrsquoa n sbquojunges Tierlsquo] lt urslav moCdęt- n sbquoJungeslsquo aksl mladen-c mladěn-c sbquodslsquo [vgl apreuszlig Elb Voc 189 kint maldenikis] russ dialekt moacuteloden sbquojunger Mannlsquo lt urslav moCden- [Ableitung mittels des indiv n-Suffixes von urslav moCdъ Adj sbquojunglsquo gt aksl mladъ russ moacutelodъ]) und die Bildungen auf -ęt- in den Einzelsprachen zum Teil im Singular (vgl russ Sg teleumlnok sbquoKalblsquo Pl teljaacuteta) oder im Plural (ačech haumlufig Pl -enci lt -en-ci Sg -ě lt -ę zB Pl kuřenci Sg kuřě sbquoHuhnlsquo) durch Ableitungen von n-Staumlm-men suppliert werden (vgl auch apreuszlig smunents sbquoMenschlsquo neben smūnen-isks sbquomensch-lichlsquo)63 Die Produktivitaumlt dieses Typs im Slavischen mit dieser spezifischen semantischen Funktion ist wohl von prototypischen Bildungen wie urslavisch posęt- n sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ausgegangen dessen Grundwort poacuter0eo- dieselbe Bedeutung hat Das Suffix-konglomerat -en-t--n-t- duumlrfte in rein bdquoaugmentativerldquo Funktion wie in urslav posęt- n

substantiviert urgerm andia- m n sbquoEnde Rand Grenzelsquo) uridg h2ant-i Lok sbquoauf der Vorderseite gegen-uumlberlsquo

58 Vgl Schaffner 2001209ndash211 59 Klingenschmitt 19822526 Fn 19 60 Vgl Krahe amp Meid 1969III 92 Schaffner 2001526ndash529 61 Vgl Schaffner 2001211 Fn 200 Zu einer Analyse dieser Bildungen als t-Instrumentale Pinault 198032

Widmer 2005197 62 Nussbaum 20044 63 BraumluerIII81 Schaffner 2001209210

376 Stefan Schaffner

sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ( uridg poacuter0oe- sbquodslsquo) wohl auch im lat Ethnikon Pīcentes sbquodie (jungen) Spechtelsquo ( lat pīcus umbr peico sbquoSpechtlsquo) neben dem Adjektiv Pīcēnus LN Pīcēnum64 in apreuszlig smunents sbquoMenschlsquo (neben smūnen-isks sbquomenschlichlsquo) und wohl auch in griech Uumlνδριfrac34ς -frac34ντος m sbquoMenschenbild Bildsaumlule Standbildlsquo lt h2r-ih2-ant- (Erwei-terung von h2r-iacuteh2- sbquowas einem Mann vergleichbar ist Mannsbildlsquo) Uumlνacuteρ m sbquoMann Menschlsquo lt h2nrr verbaut sein

82828282 Wenn man nun das in sect8 illustrierte Prinzip der Kombination zweier funktional aumlquiva-lenter Zugehoumlrigkeitssuffixe zu einem Suffixkonglomerat auch auf das genannte baltische Zugehoumlrigkeitssuffix -rna- (lit -pnas f -pnė lett -ēns f -ēne vgl oben sect665) anwendet das eine etymologische Entsprechung in lateinischen Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -ēnus (zB Adj Pīcēnus LN Pīcēnum lat pīcus sbquoSpechtlsquo lat -iēnus Abl von io-Staumlmmen zB aliēnus sbquozu einem anderen gehoumlriglsquo alius laniēna [taberna Varro] sbquoFleischerladenlsquo altlat lanius sbquoMetzgerlsquo [wie figlīna taberna sbquoToumlpferwerkstattlsquo figulus sbquoToumlpferlsquo) besitzt66 so kann deren Vorform -eh1-no- bzw -e-h1-no- (bei Ableitung von eo-Staumlmmen67) als Kombina-tion eines abstufenden Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1-h1 dessen unflektierte Form moumlgli-cherweise der urindogermanischen Instrumentalendung -eh1-h1 zugrundeliegt68 und dem Zugehoumlrigkeitssuffix -no- analysiert werden Eine spezialisierte Funktion des Konglome-rats -(e)h1-no- koumlnnte dann in dem sogenannten bdquoHerrschersuffixldquo69 -h1-no- der Bedeu-

64 Vgl Rix 195051237ff 65 Hiervon etymologisch zu trennen ist wohl das zur Bildung von Stoffadjektiven verwendete slavische Suf-

fix -ĕnъ (vgl Vondraacutek 1924I 528529) dass wohl an n-Staumlmmen erwachsen ist (vgl aksl kamĕnъ sbquosteinernlsquo russ kaacutemjanyj serb k`men urslav kaacutemen- m sbquoSteinlsquo aksl plamĕnъ serb pl`men sbquoflammendlsquo urslav plaacutemen- m sbquoFlammelsquo) und von dort als komplexes Suffix abgeloumlst ist (vgl aksl drĕvĕnъ sbquohoumllzernlsquo drĕvo sbquoHolzlsquo)

66 Rix 1972727728 weist darauf hin dass das Umbrische ein patronymisches Gentilnamensuffix -ēno- kennt das mit einem einzigen ndash allerdings durchsichtigen ndash Beispiel aus umbrischen Texten zu belegen ist Voisiener (Gen Sg Ve 236) zu Voisis lt -sos Der Typ ist auf lateinischen Inschriften aus Umbrien und aus den oumlstli-chen und suumldlichen Nachbargebieten der Pikenter Vestiner und Sabiner haumlufig Alfēnus (auch Hor sat 1 3 130+) Labiēnus (auch Sil 1034+) Nach Rix loc cit entspricht dieses patronymische Gentilnamensuffix des Umbrischen etymologisch dem Suffix des Ethnikons Picēnus zu lat pīcus und umbr peico (Akk) sbquoSpechtlsquo Nach Rix loc cit (vgl auch Mayrhofer 197732) gehoumlrt hierher auch das im Iranischen Patronymika bilden-de Suffix -āna- das sich auf -ēno- zuruumlckfuumlhren laumlszligt aav Haēca aspānā (Nom Sg f Yasna 553) zu Haēca aspa (Yasna 4615) Immerhin erwaumlgenswert ist die Frage ob das im Iranischen zur Bildung von Landschaftsnamen gaumlngige Suffix -āna- zB in av Vƽhrkāna- sbquoHyrkanienlsquo (in jav vƽhrkānōšaiiana- sbquodie Wohnung der Hyrkanier bildendlsquo V 111) vƽhrka- m sbquoWolflsquo (vgl auch mp gwlgrsquonyk gurgānīγ sbquozur Pro-vinz Gurgān gehoumlriglsquo np Gurgān gurg sbquoWolflsquo) nicht ebenfalls hier etymologisch anzuschlieszligen ist wenn-gleich das lange ā von -āna- (wie auch des patronymischen Suffixes -āna-) lautlich natuumlrlich mehrdeutig ist

67 Die akutierte Intonation in Faumlllen wie lit kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo ( kaacutelnas sbquoBerglsquo) kaimpnas sbquoNachbarlsquo ( kaiacutemas sbquo[Bauern-]Dorf Landlsquo) deren Ableitungsbasen thematische Staumlmme bilden zeigt wohl dass das Suffixkonglomerat -h1-no- mit Nullstufe der ersten Komponente an den e-stufigen Stamm der Ableitungsba-sis getreten ist Diese Bildungen folgen dann einer Regel dass flexions- und derivationsmorphologische Ele-mente die in die Nullstufe treten koumlnnen an thematische Staumlmme in nullstufiger Gestalt angefuumlgt werden (vgl -o-nt- -eacutent- -o-h1- -eacuteh1-) vgl Klingenschmitt 2005454

68 In diesem Fall koumlnnte die bdquoApertinentivldquo-Endung -ī lt -ih2 verglichen werden die als unflektierte Form des Zugehoumlrigkeitssuffixes -ih2- (ai v~k- f sbquoWoumllfinlsquo ai v~ka- m sbquoWolflsquo ai rath- m sbquoWagenlenkerlsquo raacutetha- m sbquoWagenlsquo etc) zu bestimmen waumlre (vgl etwa teacute1e Gen te1oacute- sbquodeinlsquo ai asmzkaplusmnm Gen asmzka- sbquoun-serlsquo) Klingenschmitt 2005318

69 Man vergleiche die maszliggeblichen Materialsammlungen von Meid 195657260ndash295 1ndash128 und Meid 1957 72ndash108 113ndash126 (vgl auch Krahe amp Meid 1969III 109110 Schaffner 1999[2002]187188)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 377

tung sbquoHerrGott uumlber das was das Grundwort zum Ausdruck bringtlsquo (eig sbquoder (als Herr Gott) dazu Gehoumlrigelsquo) in Bildungen mit Dehnung des praumlsuffixalen Vokals wie lat tribūnus sbquoVorsteher der tribuslsquo ( tribu-) Portūnus sbquoGott der Haumlfen und Durchgaumlngelsquo ( portu-) Neptūnus sbquoGott des feuchten Elementslsquo ( neptu-) Fortūna sbquoGoumlttin des Schicksals und Gluumlckslsquo ( fortu- verbaut in fortuītus sbquozufaumllliglsquo) lat Bellōna sbquoGoumlttin des Kriegeslsquo ( bello-) Annōna sbquoGoumlttin der Erntelsquo ( annus sbquoJahreserntelsquo) vorliegen70 neben denen Bildun-gen mit bdquoeinfachemldquo -no- ohne Dehnung des praumlsuffixalen Vokals wie in lat dominus sbquoHausherrlsquo lt domo-no-s ( domo-) gall Eponā sbquoGoumlttin der Pferdelsquo ( epo- sbquoPferdlsquo) gall Maponos sbquoGott der Soumlhnelsquo ( mapo- sbquoSohnlsquo) gall Nemetonā sbquoGoumlttin der (heiligen) Hainelsquo ( gall nemeton) gall Damonā sbquoGoumlttin der Ochsen bzw Hirschelsquo ( damo- vgl air dam sbquoOchse Hirschlsquo) anord Herjann (Beiname des Gottes Oacuteethinn) = kelt koronos (abrit VN Coriono-tōtae) = griech κοplusmnρανος sbquoHeerfuumlhrer Herrscherlsquo (poet seit Ho) lt koro-no-s sbquodslsquo ( uridg koro- sbquoHeerlsquo)71 urgerm thorne1đana-z m sbquoKoumlniglsquo (got thorniudans anord thornjoacuteethann ae thornēoden as thiodan) lt te1to-noacute-s sbquoVorsteher der thorne1đō der Volksgemeindelsquo ( urgerm thorne1đō- f sbquoVolklsquo got thorniuda ahd diota) stehen72

83838383 Die Richtigkeit der obigen morphologischen Analysen vorausgesetzt ergibt sich nun auch eine klare Analysemoumlglichkeit fuumlr das slavische Suffix -ěn- (bzw -jan- lt --ēn-) zur Bildung von Ethnika und Einwohnernamen Das slavische Suffix -ěn- kann dann als Kombination des abstufenden Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1- das als erste Komponente in -eh1-no- verbaut ist und der Nullstufe des individualisierenden n-Suffixes gedeutet wer-den Bei thematischen dh eo-staumlmmigen Grundwoumlrtern waumlre das Konglomerat in der nullstufigen Gestalt der ersten Komponente an den e-staumlmmigen Themavokal der Deriva-tionsbasis angefuumlgt worden73 (-e-h1-n-74 gegenuumlber zB --eacuteh1-n- bei i-staumlmmigen Grund-woumlrtern) zB urslav poljaacutene sbquoFeldbewohnerlsquo lt (Transponat) polh2eacute-h1-n-es urslav

70 Nussbaum 19981ndash11 postuliert fuumlr eine Vielzahl von einzelsprachlichen Sekundaumlrbildungen mit Laumlnge des praumlsuffixalen Vokals bdquodekasuativeldquo Ableitungen von Instrumentalen auf -V-h1- so zB in Bildungen wie lat Portūnus Bellōna die er als deinstrumentale possessive Bildungen mit einen Konglomerat -h1no- deutet Auch das Hoffmannsche Possessivsuffix ist nach Nussbaum 19989ndash11 (vgl zB auch Nikolaev 2010191) als deinstrumentale Bildung auf -h1-eon- zu analysieren zB av mąθrān- m sbquoSpruchkennerlsquo lt mentro-h1-on- mąθra- sbquoSpruchlsquo lt mentro- (Argumente gegen den Ansatz des Hoffmannschen Possessiv-suffixes mit Laryngal 3 als -h3on- bei Nussbaum 199810ndash11) Diese Analyse bietet nach Nussbaum 199811 den Vorteil dass der desubstantivische Typ auf -Hon- (av mąθrān-) und der deadjektivische Typ auf -eon- (av marƽtan-) letztendlich identisch seien Ich unterscheide mich in den Analysen von Nussbaum nur inso-fern als ich in dem morphologischen Element -eh1h1- nicht eine Kasusform sondern ein Suffix sehe dessen unflektierte Form moumlglicherweise dem uridg Instrumental auf -eh1h1- zugrundeliegt

71 Vgl hierzu die ausfuumlhrliche Besprechung bei Peters 1980170ndash171 72 Vgl zu den bisherigen Deutungen des Nebeneinanders von Bildungen mit und ohne Dehnung des praumlsuffixa-

len Vokals bei Bildungen mit dem bdquoHerrschersuffixldquo Schaffner 1999[2002]188 Fn 207 mit Literatur (vgl auch Stuumlber 20048ndash15)

73 Vgl zu dieser Regel Klingenschmitt 2005445 74 Es stellt sich die Frage ob nicht individualisierende Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -e-h1-n- als Zwischenstufe

der Wortbildung fuumlr die indoiranischen femininen Namen auf -ān-d (lt -e-h1-n-iacuteh2) zu thematischen mas-kulinen Eigennamen (insbesondere Goumltternamen) wie im Falle von ved Indrā- sbquoFrauGattin des Indralsquo GN Iacutendra- Varuān- sbquoFrauGattin des Varuethalsquo (daneben Ableitungen von Appellativen wie arayān- sbquoGoumlttin der Einoumldelsquo aacuteraya- sbquoWuumlste Wildnislsquo ūrjān- sbquoPersonifizierung der Kraftlsquo currenrj- sbquoKraftlsquo) av ahurānī- sbquogoumltt-liche Herrinlsquo ahura- sbquogoumlttlicher Herrlsquo mayeniiānī- sbquoFrau des Urmenschenlsquo (in Pahlavi-Uumlberlieferung) mayeniia- sbquoName des mythischen Urmenschenlsquo (vgl Stuumlber 200414) anzusetzen sind Freilich sind auch andere Erklaumlrungsmoumlglichkeiten denkbar (vgl zB Stuumlber 20041415 mit aumllterer Literatur)

378 Stefan Schaffner

poCje sbquoFeldlsquo n lt poacutelh2o-m Das individualisierende n-Suffix findet sich auch in Kombi-nation mit anderen Zugehoumlrigkeitssuffixen Haumlufig ist zB ein Suffix -io-n- (lt -ih2o-n-) in Bildungen wie gr (θεοOgrave) οmacrρανplusmnωνες sbquodie Himmlischen (Goumltter)lsquo ( οmacrρανoacuteς sbquoHimmellsquo) Κρονplusmnων sbquoKronide Sohn des Kronos (Zeus)lsquo lat lūdiō m sbquoSchauspielerlsquo = lūdius sbquodslsquo ( lūdus sbquoSpiel Schauspiellsquo) mūliō sbquoMaultiertreiberlsquo ( mūlus sbquoMaultierlsquo) got fiskja sbquoFi-scherlsquo ( fisks) kasja sbquoToumlpferlsquo ( kas) gallisch (latinisiert) Artiō sbquoGoumlttin der Baumlrenlsquo lt artion- ( keltisch arto-s sbquoBaumlrlsquo) altirisch Goibniu sbquoGott der Schmiedelsquo lt gobannion- ( altirisch gobae Gen gobann m sbquoSchmiedlsquo) etc75 Mit -io-n- vergleichbar ist in mittel-iranischen Sprachen ein Suffix -akān- (mp B-Phl -krsquon man-mp -grsquon -aγān sogd -krsquon -(a)kān) das auf Adjektiven der Zugehoumlrikeit mit Suffix -aka- beruht (vgl B-Phl mltrsquonk marδānaγ sbquomannhaft tapferlsquo lt martān-aka-) und substantivische Zugehoumlrigkeits-bildungen ableitet zB B-Phl wrsquozrsquolkrsquon man-mp wrsquocrsquorgrsquon wāzāraγān sbquoKaufmann Haumlnd-lerlsquo (np bāzārgān) lt wāzārakān- sbquoder zum Markt Gehoumlrigelsquo B-Phl wrsquocrsquol man-mp wrsquocrsquor wāzār sbquoMarktlsquo (np bāzār) man-sogd ptrkrsquon chr-sogd ptrqrsquon pitarkān sbquovom Va-ter stammendes Erbelsquo76 Auch das nur im Indoiranischen bezeugte Suffix -iacuten- (zB in ai aśviacuten- m sbquoRitterlsquo [ aacuteśva- m sbquoPferdlsquo] praśniacuten- m sbquoFragerlsquo [ praśnaacute- sbquoFragelsquo]) stellt wohl eine Kombination des Zugehoumlrigkeitssuffixes -i- und des individualisierenden n-Suffixes dar77 Das Nebeneinander von -eh1-no- (balt -rna- lat -ēnus) zu -eh1-n- bzw -e-h1-n- (slav -ěn-) verhaumllt sich morphologisch wie das Nebeneinander von -iacuteh2-no- (lat -īnus etc) zu -iacuteh2-n- gt griech -eacuteν- (griech Fortsetzer des V~k-Typs) zB griech γλωχeacuteWς -eacutentildeνος sbquoSpitzelsquo ( γλograveχες sbquoGrannenlsquo) UumlκτeacuteWς sbquoStrahllsquo ( ved aktuacute- sbquoNachtlsquo) δελφeacuteWς sbquoDelphinlsquo ( δελφAumlς sbquoGebaumlrmutterlsquo) Oacuteσmicroeacutentildeν- sbquoSchlachtlsquo ( ved yudhmaacute- sbquoKaumlmpferlsquo)78

84848484 Zumindest fuumlr eine Untermenge der slavischen Bildungen auf -ěn-e bzw -jan-e koumlnnte allerdings auch eine Alternativerklaumlrung in Betracht kommen die bei Vondraacutek (1924543) angedeutet ist Es koumlnnten Possessivbildungen mit oppositivem Akzent an de-ren e-stufigen betonten Themavokal das individualisierende n-Suffix getreten waumlre79 zu thematischen barytonen Grundwoumlrtern vorliegen So koumlnnte das morphologische Verhaumlltnis von urslav poljaacutene lt (Transponat) polh2rn-es sbquodie mit Feldern Versehenenlsquo zu seinem Grundwort urslav poCje sbquoFeldlsquo n lt poacutelh2o-m genau dem von av karapan- m sbquoRitual-priesterlsquo (Nom Pl karapanō Gen Pl karafnąm) lt uriran karpaacuten- lt kolpeacute-n- sbquoder mit dem Ritual Versehene der das Ritual Ausfuumlhrendelsquo zu seinem in ai kaacutelpa- m sbquoRituallsquo fort-gesetzem Grundwort koacutelpeo-80 oder dem von griech ξιφacuteν sbquoSchwerttraumlgerlsquo (ccedil φEcircρων ξplusmnφος Hsch) zu seinem Grundwort ξplusmnφος sbquoSchwertlsquo entsprechen wobei anzunehmen waumlre dass die e-Langstufe des Suffixes in polh2rn-es gt urslav poljaacutene wie im Griechischen (Nom -acuteν Gen -microν-ος) aus dem urspruumlnglichen Nom Sg auf -rn paradigmatisch verall-gemeinert worden waumlre (so Zubatyacute bei Vondraacutek 1924543) Allerdings ist fuumlr das Slavische

75 Vgl zu den Goumltternamen bzw Goumltterepitheta vor allem Stuumlber 20043ndash5 76 Vgl Schaffner 2005241ndash243 mit weiteren Beispielen 77 Vgl Klingenschmitt 2005349 78 Risch 197458 Schindler 197563 Balles 2008225 Innerhalb der griechischen Bildungen auf -īn- differen-

ziert Leukart 1980243 Fn 22 folgendermaszligen bdquo-īn- ist deutlich possessiv in δελφν- sbquo(Fisch) der Gebaumlrmut-ter hatlsquo lt -i-h3n- zu einem sbquoCalandrsquoschlsquo neben δελφAumlς stehenden aumllteren i-Stamm oder analogem Vorbild vgl auch Τρχν- sbquoSchroffes (= Felswaumlnde) habendlsquo (Ortsname) neben τρχAumlς Dagegen steht wahrscheinlich indi-vidualisierendes -(eo)n- in γλωχ--ν- sbquoSpitze (eines Gegenstandes)lsquo lt -ih2-n- dh formal parallel zu -ān- lt -ah2-n- semantisch aber wegen der anderen Bedeutung des Grundwortes (cf γλograveσσα) verschieden (hellip)ldquo

79 Vgl zu dieser Moumlglichkeit Peters 1980166 80 Vgl Mayrhofer 197735 Fn 158 und Schaffner 2005175176 (mit weiteren Parallelen)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 379

diese Annahme dewegen miszliglich weil gerade die n-staumlmmige Singularbildung fehlt die ja suppliert wird Zudem bringt ein Groszligteil der Bildungen auf -ěn-e bzw -jan-e seman-tisch eine Zugehoumlrigkeitsrelation zum Ausdruck In den Faumlllen mit komplexem Suffix -jan- dh in Ableitungen wo -j- nicht schon Bestandteil der Ableitungsbasis (wie in poljaacutene poCje) war wie in aksl graždan-e sbquoBuumlrgerlsquo lt gord-jan-e gradъ sbquoStadtlsquo lt gordъ oder aruss poločane Fln Polota koumlnnte -jan- nach dem in sect8 illustrierten Prin-zip der Mehrfachsuffigierung aus der Kombination des Zugehoumlrigkeitssuffixes -i- (in av zaraθuštri- sbquozu Zarathustra gehoumlrigldquo zaraθuštra-) und des Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1- wiederum um das nullstufige indiv n-Suffix erweitert erwachsen sein (dh -jaacutene lt --eacuteh1-n-es)

85858585 Wie ist nun das griechische Ethnikon-Suffix -νες (ion att -microνες) urgriech -ān-es hier etymologisch anzuschlieszligen Es ist nun voumlllig klar dass urgriech -ān- mit slavisch -ěn- lt vorurslav -ēn- lautlich nicht kompatibel ist Doch bestehen wie bereits oben unter sect73 dargelegt worden ist fuumlr die bezeugten griechischen Ethnika auf -ān-es etymologi-sche Anschlussmoumlglichkeiten an griechische oder auch im Griechischen moumlgliche Staumlmme auf -ā lt -ah2 insbesondere Ortsnamen oder Ortskollektiva mit Stamm auf -ā81 Das griechische Suffix duumlrfte demnach als Ableitung von Staumlmmen auf -ā bzw von zu thema-tischen Staumlmmen auf -eo- gehoumlrigen Ortskollektiva auf -a-h2- lt -e-h2- mittels der null-stufigen Form -h1-n- die im Slavischen in dieser Gestalt an die e-stufige Variante einfa-cher thematischer Staumlmme tritt oder der vollstufigen Form -eh1-n- die im Slavischen an Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -i- tritt (dh -jaacutene lt --eacuteh1-n-es) des die Zugehoumlrig- keit bezeichnenden Suffixkonglomerats zu deuten sein dh urgriech -ān-es lt -a-h2-(a)h1-n-82 (zB epirotisch AacuteρκτAcircνες sbquodie zur Baumlrengegend Gehoumlrigenlsquo [lt -a-h2-(a)h1-n-es] aacuterktā- sbquoBaumlrengegendlsquo [Ortskollektiv zu griech ETHρκτος sbquoBaumlrlsquo]) Die Wortbildungsbedeutung der slavischen Ethnika auf -ěn--jan- bzw der griechischen Eth-nika auf -ān-es kann lokal-adhaumlsiv als sbquogehoumlrt zu Xlsquo (oder ggf -originativ als sbquostammt ausvon Xlsquo) gefasst werden In etwa vergleichbar ist im roumlmischen Namensystem das Ne-beneinander von Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -io- und -ah2-io- zu urspruumlnglichen Indi-vidualnamen mit thematischem Stamm man vergleiche etwa lat Iuppiter Saturnius sbquoIuppi-ter Sohn des Saturnuslsquo und die aus urspruumlnglichen Patronymica entstandenen Gentilnamen wie Mārcius Mārcus Iūlius Iūlus usw Daneben stehen Gentilnamen auf -eius wie Pompeius aus pompao-s (lt -ah2-io- vgl oskisch puacutempaiians) eigentlich sbquoder zur Fa-milie des Pompus Gehoumlrigelsquo Ableitung von einem Kollektivum pompā- sbquoFamilie des Pomposlsquo (lt -a-h2) zu einem Individualnamen pompo-s (vgl lat Rōma lt rōmā- sbquo(Siedlung der) Familie des Rōmo-slsquo [vgl den Stadtnamen Pompeiī] Individualnamen rōmo-s Rōmulus lt Deminutivum rōme-lo- [vgl den etruskischen Gentilnamen rumelna lt rumele-na Ableitung von einem Individualnamen rumele])83 Man vergleiche auch lat

81 Vgl Leukart 1980245 bdquoDas Entscheidende ist also nicht ob die Grundwoumlrter griechisch sind sondern allein ob sie eine griech Kollektivableitung auf -ā erlauben zu der dann weiter ein Ethnikon auf -ānes trittldquo

82 Zirkumflex auf den Formen mit kurzvokalischer Endung (zB -oacuteνες ion att -microνες) ist auszligerdorisch als Neue-rung obligatorisch und beweist nicht ehemalige Vollstufe der ersten Komponente des Suffixes (Schwyzer 1953377 Leukart 1980242 Anm 18) Fuumlr eine Vollstufe der ersten Komponente des Suffixes im Falle der Ableitung von ah2-Staumlmmen koumlnnten aber moumlglicherweise doch adverbiell erstarrte Instrumentale wie griech κρυφmicro dor κρυφoacute sbquoheimlich verborgenlsquo (lt -ah2-ah1 lt -e-h2-eh1 vgl Klingenschmitt 2005303) sprechen wenn die urindogermanische Instrumentalendung -eh1 als unflektierte Form eines abstufenden Zugehoumlrig-keitssuffixes -eh1- das in den Konglomeraten -eh1-no- und -eh1-n- verbaut ist zu deuten ist

83 Vgl Klingenschmitt 2005301302

380 Stefan Schaffner

Petreius Gentilname lt petrao- sbquozur Familie des Petro-s gehoumlriglsquo petrā- sbquoFamilie des Petro-slsquo (vgl suumldpik petroh) falisk uoltaia Gentilname f lt 1oltao- sbquozur Familie des Uolto-s gehoumlriglsquo 1oltā- sbquoFamilie des Uolto-slsquo (Klingenschmitt 2005302)

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scher Grammatik Erster Band Allgemeiner Teil Lautlehre Wortbildung Flexion Muumlnchen Senn Alfred 1966 Handbuch der litauischen Sprache Band I Grammatik Heidelberg Slov žit RSFSR = Slovarrsquo nazvanij žitelej RSFSR Moskva 1964 Solmsen Felix 1909 Beitraumlge zur griechischen Wortforschung Straszligburg Steinhauer Hein 1973 Čakavian Studies The Hague Paris Stuumlber Karin 2004 bdquoIndividualisierendes -on- in Namen von Goumlttern und Goumlttinenldquo IJDL 11ndash17

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 383

Tschižewsky Dmitrij 1969 Die Nestor-Chronik Eingeleitet und kommentiert von Dmitrij Tschi-žewsky Wiesbaden

Udolph Juumlrgen 1979 Studien zu den slavischen Gewaumlssernamen und Gewaumlsserbezeichnungen Hei-delberg

Vaillant Andreacute 1958 Grammaire compareacutee des langues Slaves II Flexion nominale Paris Veselovsrsquoka Zinaiumlda M 1958 Naholos imennykiv bilorusrsquo movy za pamjatkamy XVII st u poriv-

njanni z naholosom suč bilorusrsquo lit movy Kyiumlv Vondraacutek Wenzel 1924 Vergleichende Slavische Grammatik I Band Lautlehre und Stammbil-

dungslehre 2 Auflage Goumlttingen Węglarz Wiktor 1933 bdquoStaroczeski loc plur na -as w nazwach miejscowych na -anyldquo Slavia Occi-

dentalis 1234ndash41 Widmer Paul 2005 bdquoDer altindische V~k-Typus und hethitisch nakkı Der indogermanische Instru-

mental zwischen Syntax und Morphologieldquo Die Sprache 45190ndash208 mdashmdashmdash 2008 bdquoDrei griechische -ō1-Staumlmmeldquo In Chomolangma Demawend und Kasbek Fest-

schrift fuumlr Roland Bielmeier zum 65 Geburtstag hrsg von Brigitte Huber Marianne Volkart und Paul Widmer Halle (Saale) 615ndash630

Зализняк Aндрей A 1995 Древненовгородкий диалект Москва

Stefan Schaffner Institut fuumlr Klassische Philologie Universitaumltsstr 31 D-93053 Regensburg stefanschaffnersprachlituni-regensburgde

Page 13: Das Nomen im Indogermanischen - FAU€¦ · Das Nomen im Indogermanischen Morphologie, Substantiv versus Adjektiv, Kollektivum Akten der Arbeitstagung der Indogermanischen Gesellschaft

366 Stefan Schaffner

stanter Betonung von -jaacuten- hramadzjaacutenin sbquoBuumlrgerlsquo Pl hramadzaacutene haradžaacutenin Pl haradžaacutene23

41414141 In der Folge soll nun der Akzent des Bildungstyps auf -jane im Suumldslavischen behan-delt werden Das Štokavische in dem im 15 Jahrhundert eine Akzentverschiebung um eine Silbe nach dem Wortanfang zu stattgefunden hat kennt drei Intonationstypen bei den ap-pellativischen Einwohnerbezeichnungen und Einwohnernamen24

1 Mit Beibehaltung der Anfangsbetonung des Grundwortes gr`đanin sbquoBuumlrgerlsquo ( grad Gen grada sbquoStadtlsquo) Pl Nom gr`đān-i Gen gr`đān-ā Akk gr`đān-e Dat Instr Lok gr`đān-ima ebenso mjbštanin sbquoOrtsbewohnerlsquo Pl mjbstāni ( mjbsto) kcćanin sbquoHausbewohnerlsquo Pl kcćāni sbquoHausgenossenlsquo ( kcća) dstrvljanin sbquoInselbe-wohnerlsquo Pl dstrvljāni ( dstrvo) beđanin sbquoGebirgsbewohnerlsquo Pl beđān-i Z`dranin sbquoEinwohner von Zadarlsquo ( Z`dar Gen Z`dra) Rfdničanin sbquoEinwohner von Rfdnīklsquo

2 Mit štokavischer Akzentzuruumlckziehung auf eine kurze Wurzelsilbe gograveranin sbquoGe-birgsbewohnerlsquo ( gogravera) Pl Nom gograveran-i Gen gdrān-ā Akk gograveran-e Dat Instr Lok gograveran-ima ebenso dvograveranin sbquoHoumlflinglsquo Pl dvograverani ( dvZr sbquoHoflsquo) stragravežanin sbquoWaumlchterlsquo Pl stragravežani ( straža sbquoWachelsquo) pograveganin sbquoHeidelsquo Pl pogravegani segraveljanin sbquoDoumlrfler Bauerlsquo Pl segraveljani ( segravelo) hrigravešćanin sbquoChrist (der orthodoxen Kirche)lsquo Pl hrigravešćani ( Hrigravestos Gen Hrigravesta sbquoChristuslsquo)

3 Mit štokavischer Akzentzuruumlckziehung auf eine lange Wurzelsilbe puacutečanin sbquoein zum Buumlrgerstande Gehoumlrigerlsquo ( pfk) Pl Nom puacutečan-i Gen puacutečān-ā Akk puacutečan-e Dat Instr Lok puacutečan-ima ebenso Riacutemljanin sbquoRoumlmerlsquo Pl Riacutemljani ( Rlm) Beacutečanin sbquoWienerlsquo Pl Beacutečani ( BUč sbquoWienlsquo) Mostaacuteranin sbquoEinwohner von Mostarlsquo Pl Mostaacuterani ( Moacutestār)

Die Belege aus den čakavischen insbesondere den nordwestlichen Mundarten sind deswe-gen von besonderem Interesse weil sie in der Regel die aumlltere oder uumlberhaupt die urslavi-sche Stelle des Wortakzentes bewahrt haben25 čak (Novi) grajagravenin sbquoBuumlrgerlsquo (gg štok gr`đanin) Gen Sg grajagravenina Nom Pl grajagraveni (gg štok gr`đān-i) Gen Pl grajagravenīh grajan26 čak (Vrgada) straž`nin sbquoWaumlchterlsquo (gg štok stragravežanin)27 Das Slovenische das die Singulativbildung aufgegeben hat zeigt heute feste Suffixbetonung28 zB meščagraven sbquoStaumldterlsquo (Sg Gen meščaacutena Dat meščaacutenu usw) Pl Nom meščaacuteni (Gen meščaacutenov Dat meščaacutenom usw) gorjagraven sbquoBergbewohnerlsquo Pl gorjaacuteni dvorjagraven sbquoHoumlflinglsquo Pl dvorjaacuteni seljagraven Pl seljaacuteni Rimljagraven Pl Rimljaacuteni Slov kristjan sbquoChristlsquo (Pl kristijani) und pogan sbquoHeidelsquo (Pl pogani) sind aus lat christiānus bzw vlat pagānus (klass pāgānus) entlehnt und sekundaumlr in diese Flexionsklasse eingruppiert worden Fuumlr das Bulgarische liegen Bele-ge von Ethnika auf -jane aus akzentuierten mittelbulgarischen Handschriften des 14 Jahr-

23 Vgl BraumluerIII45 24 Leskien 1914161162 BraumluerIII4142 sect127 Matešič 1970158 In dem fuumlr das Štokavische eingefuumlhrten

Akzentuationssystem von Vuk Karadžić (1787ndash1864) ist der verschobene Hauptton bei kurzer Silbe mit ` bei langer mit acute bezeichnet der nicht verschobene bei kurzer mit shy bei langer mit ʄ (vgl Leskien 1914122 sect214C) Eine Sammlung der serbokroatischen Ethnika auf -jan- bietet Goumlrner 1963 (zum Akzent dieser Bil-dungen Goumlrner 1963103ndash106)

25 Vgl Leskien 1914120 26 Moguš 1966212 Steinhauer 1973200 220 27 Jurišić 1973199 28 BraumluerIII42 sect128

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 367

hunderts vor29 asiriacuteanomъ (Dat Pl) 16a asiriacuteany (Instr Pl) 18 ( asiriacutea 14) egiacuteptěnochъ (Lok Pl) 16 ( egiacuteptъ 31 egiacuteptu Dat Sg 28a) riacutemlěninъ (Nom Sg) 74 riacutemlěny (Instr Pl) 70 76 83 riacutemlěnomъ (Dat Pl) 70 ( riacutema Gen Sg 69 89 93a) troacutejanom (Dat Pl) 7 troacutejane (Nom Pl) 40 ( troacuteǫ Akk Sg 46 54 58) Lavrov 1893 Priloženija zB indiacuteane (Nom Pl) 8 ( indiacutea 8) troacutejanom (Dat Pl) 7 troacutejany (Akk Pl) 8 ( troacuteja Gen Sg 5 8) Diese Ethnika zeigen also in der Regel Beibehaltung des Akzents ihrer Grundwoumlrter Im Neubulgarischen werden appellativische Einwohnerbezeichnungen wie etwa graždaacutenin (mit best Artikel graždaacuteninъt) Plural graždaacuteni (graždaacutenite) in der Regel konstant auf dem Suffix -jan- akzentuiert (vgl dvorjaacutenin sbquoEdelmannlsquo dvorjaacuteni pogaacutenin sbquoHeidelsquo (neben pogaacutenec) pogaacuteni christijaacutenin christijaacuteni angličaacutenin sbquoEnglaumlnderlsquo angličaacuteni)30 Doch gibt es auch Einzelbeispiele mit konstanter Anfangsbetonung wie seacuteljanin Plural seacuteljani

42424242 Vergleicht man das Material der slavischen Einzelsprachen die fuumlr die Rekonstruktion des urslavischen Wortakzentes relevant sind so kann man zusammenfassend fuumlr das Ursla-vische wohl folgende Betonungstypen fuumlr die Bildungen auf -jan- (bzw -jan-inъ) anset-zen31 1 Fuumlr die Pluralbildung auf -jane a) konstante Suffixbetonung -jaacuten- (alt)32 b) Beibehaltung der Betonung des Grundwortes (analogisch) 2 Fuumlr die Singualtivbildung -jan-inъ a) konstante Betonung -jan-inъ (alt)33 b) konstante Betonung -jaacuten-inъ (ana-logisch nach dem Plural -jaacutene) c) Beibehaltung der Betonung des Grundwortes (analo-gisch) Die urspruumlngliche Verteilung waumlre dann im Ostslavischen bewahrt in Faumlllen wie russ dvorjaniacuten sbquoAdliger Houmlflinglsquo Pl dvorjaacutene mirjaniacuten sbquoWeltlicherlsquo Pl mirjaacutene ukr seljaniacuten sbquoDorfbewohner Bauerlsquo Pl seljaacuteny dvorjaniacuten Pl dvorjaacuteny wruss seljaniacuten Pl sjaljaacutene meščaniacuten sbquoBuumlrgerlsquo Pl mjaščaacutene

5555 In der Folge werden nun aumlltere Erklaumlrungsversuche von slavisch -ěn- und -jan- mit den Angaben zu ihrem auszligerslavischen Anschluss angefuumlhrt Ein ausfuumlhrliches Referat aumllterer Erklaumlrungsversuche findet sich auch bei Goumlrner (19675960) Leskien (1891390) bdquoDas (sc litauische und lettische Suffix) -ėna- der Einwohnernamen hat seine Entsprechung im Slavischen Bekanntlich werden hier solche Worte meist mit -jan- (Singular -jan-inъ Pl -jan-e) gebildet aber alte Voumllkernamen wie Slověne zeigen dass die urspruumlngliche Form -ēn- war Kommt ē nach j zu stehen so wird es zu ā zB zemljaninъ sbquoLandsmannlsquo zemlja von solchen Faumlllen hat sich dann -jan- verallgemeinert zB graždaninъ = gradjaninъ sbquoBuumlrgerlsquo zu gradъ sbquoStadtlsquo Ich glaube daher nicht dass Brugmann Grdr 2 340 die slavische Form richtig als -ōn- vgl οmacrρανplusmnων angesehen hatldquo Vondraacutek (1924660 sect682) bdquoSuffix -ēn- und -jan- zur Bezeichnung der Angehoumlrigen eines Volkes der Bewoh-ner einer Oumlrtlichkeit Es handelt sich hier um das -en-Suffix dessen Dehnung in dieser Funktion in allen Kasus verallgemeinert wurde Slověne Samarěne Bei i- und o-Staumlmmen fuumlhrte es zu -jan- das dann als selbstaumlndiges Suffix verallgemeinert wurde graždane nach zemljane u dgl (hellip) Bezuumlglich des Akzentes vgl mirjaniacuten Pl mirjaacutene dvorjaniacuten Pl

29 Vgl Dujčev 1963 Goumlrner 196766 30 Vgl BraumluerIII4041 sect126 31 Vgl bereits Vondraacutek 1924660 sect682 (anders Goumlrner 19676263) 32 Vgl zB Nom Pl russ gorožaacutene (aruss ksl gražaacutene) ukrain horožaacuteny čak (Novi) grajagraveni bulg graždaacuteni

lt urslav gordjaacutene russ dvorjaacutene ukrain dvorjaacuteny skr štok dvograverani sloven dvorjaacuteni bulg dvorjaacuteni lt ur-slav dvorjaacutene aruss seljaacutene ukr seljaacuteny wruss sjaljaacutene skr štok segraveljani slov seljaacuteni lt urslav seljaacutene

33 Fuumlr die Urspruumlnglichkeit dieser Betonung (vgl russ dvorjaniacuten měščaniacuten seljaniacuten ukrain dvorjanyacuten mišča-nyacuten seljanyacuten) spricht nach Leskien 1914161162 auch die Tatsache dass Bildungen auf -inъ auszligerhalb von jan-Ableitungen Akzentuierung des Suffixes zeigen vgl russ gospodiacuten = čak (Vrgada) gospodĩn = štok gospogravedin lt urslav gospodiacutenъ

368 Stefan Schaffner

dvorjaacuteneldquo Vondraacutek (1924543) bdquoUnser Suffix ist offenbar identisch mit dem balti-schen -ēna-Suff in lit Tilžpnas sbquoTilsiterlsquo kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo girpnai sbquoWaldleutelsquo brolpnas sbquoBrudersohnlsquo u dgl so daszlig hier ein Uumlbertritt der konsonantischen Staumlmme auf -ēn- (vgl gr λειχacuteν -microνος sbquoFlechtelsquo sabin Anio -iēnis) in die Dekl der o-St voraus-gesetzt werden muszlig (hellip) Die urspruumlngliche konsonantische Deklination sieht man noch im Pl im Nom Slověne Samarěne usw (hellip) Den -ěn-Stamm Slověn weiszlig sich Zubatyacute nur aus einem ehemaligen Nom ēn (vgl korę) zu erklaumlrenldquo Braumluer (III38) bdquoAls Ausgangs-punkt ist wahrscheinlich nur das Suffix ursl -ěn- anzunehmen das sich mit der lit Bil-dung tilžpnas sbquoBewohner von Tilsitlsquo als Ableitung vom Ortsnamen TiCžė oder mit kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo als Ableitung von kaacutelnas sbquoBerglsquo vergleichen laumlszligt und die Zugehoumlrigkeit bezeichnet Wurde dieses Suffix an einen jo- oder i-Stamm angefuumlgt so muszligte --ěn- zu -jan- veraumlndert werden zu ursl polje ndash poljane ebenso ar kyjane sbquoKieverlsquo zum Perso-nennamen ar Kyjъ Die gleiche Veraumlnderung trat ein wenn das Suffix -ěn- an das mit dem Possessivsuffix j(ъ)- erweiterte Grundwort angefuumlgt wurde Fluszligname Polota ndash r Adjek-tiv polot-jъ- gt poločъ- polot-j-ěne gt poločane ebenso ar derevljane In diesem Fall wuumlrde es genuumlgen nur das Suffix -ěn- als urspruumlnglich anzusehen Das nach palatalen Lauten daraus entstandene Suffix -jan- (-rsquoan-) koumlnnte dann seinerseits produktiv geworden und bei weiteren Neubildungen verallgemeinert worden seinldquo (so auch Vaillant 1958II sect187) Arumaa (198524) bdquoEine besondere Gruppe bezeichnen die Benennungen der An-gehoumlrigen eines Volkes oder der Bewohner einer Oumlrtlichkeit im Slavischen der Typ Slověne Pl im Baltischen lit girpnas sbquoWaldbewohnerlsquo (hellip) Unklar bleibt im Slavischen das Verhaumlltnis des Suffixes -ěn- zu -jan- Rimljane Poločane (zu Polota) und die Herkunft von -jan-ldquo Den meisten aumllteren Erklaumlrungsversuchen ist also gemeinsam dass von slavisch -ěn- als aumllterer Suffixvariante die sich hinter -j- lautgesetzlich zu -jan- entwickelt hat ausgegangen wird und dass als naumlchster ausserslavischer Anknuumlpfungspunkt das baltische Zugehoumlrigkeitssuffix -rna- angesehen wird Wenn die Suffixbetonung im Slavischen bei den Pluralbildungen auf -ěne beziehungsweise -jane urspruumlnglich ist dann stimmen bei-de Suffixe auch im Wortakzent uumlberein Ein wichtiger Unterschied ist aber die Stammge-stalt beider Suffixe das slavische Suffix ist ein n-Stamm das baltische ein a- also indoger-manisch ein eo-Stamm

6666 Das baltische Zugehoumlrigkeitssuffix -rna- (lit -pnas f -pnė lett -ēns f -ēne) das als naumlchster etymologischer Anknuumlpfungspunkt fuumlr das slavische Suffix -ěn- bzw -jaacuten- an-gesehen wird umfasst drei groszlige Bedeutungsgruppen34

1 Einwohnernamen a) im Litauischen Įsrutpnas sbquoInsterburgerlsquo Įsrugravets Ragainpnas sbquoRagmiterlsquo Ragaĩnė Tilžpnas sbquoTilsiterlsquo TiCžė Kupiškpnas sbquoEinwohner von Kugravepiš-kislsquo (hierher auch als Plurale der Einwohnernamen die haumlufigen lit Dorfnamen auf -pnai Bitpnai Piktuppnai Staluppnai Stilpnai usw) seltener Ableitungen von appellativen Ortsbezeichnungen zB girpnai sbquoWaldleutelsquo gigraverė sbquoWaldlsquo kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo kaacutelnas sbquoBerglsquo kaimpnas sbquoNachbarlsquo kaiacutemas sbquo(Bauern-)Dorf Land (im Ggs zur Stadt)lsquo kipmas sbquoHof(-raum) (Bauern-)Hof Gehoumlft Dorflsquo (neben ge-woumlhnlichem kaimyacutenas sbquoNachbarlsquo fem kaimỹnė vgl zur Bildung und Bedeutung lat vīcīnus sbquoNachbarlsquo vīcus sbquoDorflsquo) b) im Lettischen (heute selten) zB Ābawēns sbquoAnwohner des Fluszliges Ābawalsquo

2 Verwandtschaftsnamen a) im Litauischen brolpnas sbquoBrudersohnlsquo ( broacutelis sbquoBru-derlsquo) seserpnas sbquoSchwestersohnlsquo seserpnai sbquoSchwesterkinderlsquo ( sesuotilde sbquoSchwes-

34 Vgl Leskien 1891388389 Senn 1966317 sect600 Forssman 2001246ndash252

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 369

terlsquo) tetpnas sbquoKind der Tantelsquo ( tetagrave sbquoTantelsquo) tetulpnas ( tetulp sbquomatertera amitalsquo) dėdpnos sbquoToumlchter des Vaterbruderslsquo ( dėdx sbquoVaterbruderlsquo)35 b) im Lettischen brālēns sbquoCousinlsquo ( brālis sbquoBruderlsquo) vgl auch skolēns sbquoSchuumllerlsquo ( skola sbquoSchulelsquo) draudsēns sbquoFreundessohnlsquo ( draugs sbquoFreundlsquo)

3 Bezeichnungen junger Lebewesen va von Tierjungen a) im Litauischen nur in best Mundarten zB gervpnas sbquoKranichjungeslsquo ( geacutervė) hierher wohl auch varnpnas sbquoStar Amsellsquo ( vaacuternas sbquoRabelsquo) b) im Lettischen versēns sbquojunger Ochselsquo ( versis) āsēns sbquoBoumlckleinlsquo ( āsis) pīlēns sbquoEntenkuumlkenlsquo ( pīle) kaķēns sbquoKatzenjun-geslsquo ( kaķis) puisēns sbquoKnabelsquo ( puisis sbquoJungelsquo)

7777 Es ist bisher uumlbersehen worden dass eine weitere etymologische Anschlussmoumlglichkeit fuumlr die slavischen Ethnika auf -jane im Griechischen existiert Es handelt sich um griechi-sche Ethnika die mit einem Suffix -νες (ion att -microνες) myken -ānes lt urgriech -ān-es gebildet sind36 Die urgriechische Lautform des Suffixes ist -ān- wie sie im My-kenischen und spaumlter in den nordwestgriechischen Dialekten fortlebt Im Ionisch-Attischen entwickelt sich langes urgriechisches ā etwa um 1000 v Chr lautgesetzlich zu offenen [ēʛ] daher die ionisch-attische Lautform -ην- Bereits das Mykenische der aumlltestbezeugte mit der Silbenschrift Linear B aufgezeichnete Dialekt des Griechischen aus der Zeit 1400 bis 1200 vor Christus kennt solche Bildungen auf -ān-es37 Beispiele sind etwa

a) myk Pa-ki-ja-ne wahrscheinlich Sphagiānes (Ethnikon als ON verwendet Typus Λmκροι)38 Es ist die Bezeichnung des Ortes mit dem Hauptheiligtum von Pylos ei-nem der groszligen Palastzentren der mykenischen Kultur neben dem die Regionsna-men Pa-ki-ja-na (wahrscheinlich Sphagiānā) PY Na 56139 und Pa-ki-ja-ni-ja (wahrscheinlich Sphagiāniā) PY En 6091 PY Jo 43810 PY On 3003 stehen Myk Sphagiānes ist wohl eine Ableitung von Sphagiā spaumlter Σφαγplusmn des bis ins Neugriechische erhaltenen Namens der Insel vor Pylos die daneben auch Σφακτη-ρplusmn heiszligt Die urspruumlngliche Bedeutung vonSphagiā Σφαγplusmn war wohl sbquoSchlacht-opferstellelsquo (Kollektivum von σφfrac34γιον sbquowas zu schlachten istlsquo)40

b) myk I-na-ne Inānes PY An 187 (Ethnikon als ON verwendet) neben myk I-na-ni-ja Ināniā (PY An 183 Ae 8+) Inās Ineus Iniā und spaumlterem iquestνAgrave41

c) myk re-ka-ta-ne PY An 2079 (Nom Pl oder Dat Sg in lok Funktion)42 d) myk te-ta-ra-ne PY (Bartoněk 2002250)

35 In ostlitauischen Mundarten druumlckt -pnas wenn es an Bezeichnungen von Lebewesen angefuumlgt wird mitleidi-ge Verachtung aus zB žmogpnas sbquoMenschlein armseliges Mannsbildlsquo ( žmogugraves sbquoMensch Mannlsquo)

36 Vgl Bechtel 19236080 Schwyzer 1953486 Chantraine 1968166ff Risch 197458 Leukart 1980244ff Balles 2008208

37 Vgl Bartoněk 2002250 466 38 Belege (nach Hajnal 1995168 und Bartoněk 2002250 466) Nom Pl Pa-ki-ja-ne PY Vn 194 PY Xa 1131

Akk Pl Pa-ki-ja-na-de Sphagiānas-de sbquonach Sphlsquo PY Fr 1233 Dat-Lok Pl Pa-ki-ja-si Sphagiānsi sbquoin Sphlsquo PY An 1811++ Instr-Abl Pa-ki]-ja-pi Sphagiāmphi sbquoaus Sphlsquo PY Eb 338 A (in einer recht sicheren Ergaumlnzung)

39 In der pylischen E-Serie (PY Eb 339A++) steht pa-ki-ja-na einzig als Attribut zu i-je-re-ja Die Fuumlgung i-je-re-ja pa-ki-ja-na duumlrfte als hijereja Sphagiānās sbquoPriesterin vonaus Sphagiānālsquo zu deuten sein mit einem abla-tivischen Genitiv (vgl Hajnal 1995218 Anm 295) Zur moumlglichen Identitaumlt von Pa-ki-ja-ne und Pa-ki-ja-na vgl Guglielmo 1982157 und Hajnal 1995218 Anm 295

40 Vgl Leukart 1980240241 und 244245 (mit Literatur) Hajnal 1995168 41 Vgl Ruijgh 1967sectsect119 141 Leukart 1980246 Anm 29 42 Hajnal 1995235236 Bartoněk 2002250

370 Stefan Schaffner

71717171 In den spaumlteren alphabetgriechischen Dialekten ist eine ganze Reihe von Ethnika auf -νες (ion-att -microνες) bezeugt die hier nun in ihrer geographischen Verteilung von Nor-den nach Suumlden angefuumlhrt werden Die meisten stammen aus nord(west-)griechischem Ge-biet43

a) nordgriech() AacuteγριAcircνες (Thuk II 963) im Land der Paionen AtildeγχελAcircνες (Ptol V 1088) an der Muumlndung des Drilon (daneben Bildung auf -εAumlς Atildeγχελες Hdt V 61)

b) epirotisch AacuteθαmicroAcircνες AacuteρκτAcircνες AacuteτιντAcircνες ΤαλαιAcircνες c) thessalisch Egraveλλνες (-ην-) (um Dodona) ΑEacuteνιAcircνες d) aumltolisch Aacuteγρινινες (belegt Aacuteγρινινος D3 61081) zur Stadt Aacuteγρplusmnνιον (daneben Bil-

dung auf -εAumlς AacuteγρινιEcircος D3 6035) ∆αιAcircνες (belegt ∆αιAcircνος D3 42121) AtildeοιτAcircνες (belegt AtildeοιτAcircνων IG 4273) ΕmacrρυτAcircνες (ΕmacrρυτAcircσιν Thuk III 945)

e) mittelgriech AacuteκαρνAcircνες Akarnanien gegenuumlber die Insel der ΚεφαλλAcircνες (-ην-) im Ionischen Meer ΦοιτιAcircνες (Stadt Φοιτplusmnαι) in Akarnanien

f) dorisch ∆υmicroAcircνες (Phyle) g) arkadisch AacuteζAcircνες (-ην-)

Die bezeugten griechischen Ethnika auf -νες (ion-att -microνες) aus den klassischen Dialek-ten stammen also zwar vorwiegend aus dem nordwestgriechischen Gebiet die Verbreitung reicht aber bis nach Arkadien auf der Peloponnes

72727272 Fuumlr diese griechischen Ethnika auf -νες (ion att -microνες) aus den klassischen Dialekten bestehen nun etymologische Anschlussmoumlglichkeiten an griechische oder zumindest im Griechischen moumlgliche Staumlmme auf -ā- lt -ah2- insbesondere Ortsnamen oder Ortskollek-tiva mit Stamm auf -ā Diese werden nun in alphabetischer Reihenfolge angefuumlhrt44

a) nordgriech() AacuteγριAcircνες zu einem Landschaftsnamen Aacuteγρplusmn ( ETHγριος sbquowildlsquo) b) arkadisch AacuteζAcircνες zu ETHζω sbquotrocken seinlsquo (ETHζη sbquoSchmutzlsquo[]) oder (eher) zu ETHζον

microEcircγαν (codd microEcircλαν) καOgrave Oacuteψηλmν Hsch c) thessalisch ΑEacuteνιAcircνες zu αEacuteνmς sbquoschrecklichlsquo mit komplexem -ιν- (vgl daneben

ΑEacuteν-plusmnδ- Name der von ihnen bewohnten Landschaft) d) epirotisch AacuteρκτAcircνες Ableitung von einem Kollektiv arktā- sbquoBaumlrengegendlsquo

( griech ETHρκτος sbquoBaumlrlsquo) vgl zur Benennung das Ethnikon Aacuteρκfrac34δες lt Aacuteρκτ-frac34δ-ες e) dorisch ∆υmicroAcircνες (Phylenname) moumlglicherweise zu dumā- sbquoStammlsquo45 (vgl ∆Aumlmicroη Oumlν

Σπfrac34ρτtimes φυλacute καOgrave τmπος Hsch) in der Bedeutung etwa von φυλEcircται sbquoStammesgenos-senlsquo

f) thessalisch Egraveλλνες46 (Akzent nach ΠανEcircλλνες anstelle von UgraveλλAcircνες) Ableitung von einem Ortskollektiv hellā lt sed-lah2 sbquo(Wohn-)sitzlsquo (vgl Uacuteλλfrac34 καθEcircδρα Λfrac34-κωνες Hsch lat sella kelt sedlo- in ON) Egraveλλνες ist wohl nicht zu trennen von Ugraveλλοplusmn Egraveλληνες οUcirc Oumlν ∆ωδAgraveνtimes καOgrave οUcirc Ucircερες Hsch (auch Pindar Fr 59) und den gleichbedeutenden Σελλοplusmn (Il Π 234) den Ureinwohnern von Dodona aus deren

43 Siehe Bechtel 192360 Leukart 1980245 44 Nach Leukart 1980245 mit Literatur 45 Mit auszligergriechischem Anschluss an ae tēam afries tām sbquoNachkommenschaftlsquo lt urgerm ta1ma-z 46 Bei Homer ist Egraveλληνες (seit Il B 684) noch Bezeichnung eines thessalischen Stammes und Ugraveλλfrac34ς -frac34δος f

sbquoHellas Land der Egraveλληνεςlsquo Bezeichnung einer Landschaft des suumldlichen Thessalien Seit Herodot wird Egraveλληνες zur Bezeichnung aller Griechen verwendet Neben Egraveλληνες steht Egraveλλοπες in Atildeλλmπια dem Na-men der Umgegend von Dodona (Hes Fr 1341) und des noumlrdlichen Euboumla (Hdt 823) Seit Aristoteles (Met 352 a 34) galt das Gebiet von Dodona und das Acheloos-Tal als die Urheimat der Hellenen die Uumlρχαplusmnα Ugraveλλfrac34ς (vgl FriskI498499 LfgrE2556557)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 371

Reihen die Zeuspriester ausgewaumlhlt wurden Sello- bzw Hello- ist das primaumlre und etymologisch unsichere Grundwort Egraveλλνες ist wohl eine Ableitung von ei-nem griechisch gebildeten Ortskollektiv Hellā- sbquoRegion der Helloilsquo zum moumlgli-cherweise ungriechischen Ethnikon Hello- (vgl dazu spaumlteres Κρacuteτ- zu ungriech Κρmicroτες)

g) aumltolisch ΕmacrρυτAcircνες Ableitung von Ehurutā- sbquoGegend mit gutflieszligenden Quellenlsquo (zu εYacuteρυτος sbquogutflieszligendlsquo [κρacuteνη E])

h) mittelgriech ΚεφαλλAcircνες Ableitung von einem Grundwort kephalā- ( gr κεφαλacute sbquoHaupt Kopf Oberstes Spitze Endelsquo) vgl den spaumlteren Inselnamen Κεφαλληνplusmnα

73737373 In diesem Zusammenhang ist auch kurz auf die griechischen Landschafts- und Ortsna-men auf -ānā wie Μυκszligν Μεσσszligν oder Aacuteθszligν47 einzugehen Es handelt sich um Orts-kollektiva auf -ā die von den Ethnika mit Stamm auf -ān- abgeleitet sind48 Fuumlr myk Sphagiān-ā sbquoRegion der Sphagiāneslsquo ergibt sich folgende Ableitungssequenz

mykenisch ON Sphagiā rarr Sphagiān-es rarr Sphagiān-ā sbquoRegion der Sphagiāneslsquo (vgl oben 7a)

Entsprechend koumlnnen fuumlr Μυκszligν Μεσσszligν die folgenden Ableitungssequenzen angesetzt werden

a) Mukā (etymologisch wohl zu microAumlκων σωρmς θηmicroAgraveν Hsch) rarr Mukān-es rarr Mukān-ā sbquoRegion der Mukāneslsquo (Μυκacuteνη)

b) Messā (homerisch ΜEcircσση in Lakonien etymologisch zu microEcircσσος sbquoin der Mitte gele-genlsquo) rarr Messān-es rarr Messān-ā sbquoRegion der Messāneslsquo (dor Μεσσszligν ionisch-attisch Μεσσacuteνη) wozu in einer weiteren Phase das spaumlter uumlbliche Ethnikon Μεσσaacuteνιος und der Regionsname Μεσσνplusmn gebildet wurden

77774444 In der Folge soll nun auf vier aumlltere Erklaumlrungsversuche des griechischen Suffi-xes -νες (ion att -microνες) myk -ānes lt urgriech -ān-es zur Bildung von Ethnika einge-gangen werden Da diese bisherigen Erklaumlrungsversuche mE nicht uumlberzeugen konnten seien sie hier kurz diskutiert und die wichtigsten Gegenargumente genannt

1 H Jacobsohn (1927283ff 193076ff) (vgl auch Chantraine 1968163 68) hatte angenommen dass die Bildungen auf -ν- alle aus -acircον- kontrahiert seinen Dieser Erklaumlrungsversuch laumlsst sich mit folgenden Gegenargumenten entkraumlften

a) das Nebeneinander von nordwestgriechisch-dorisch und arkadisch -ν- gegenuumlber ionisch-attisch -ηv- (zB Egraveλληνες) zeigt deutlich dass urgrie-chisch -ān- zugrundeliegt Denn -z(1)on- haumltte im Attischen -εAgraveν- er-geben und waumlre auszligerhalb des Ionisch-Attischen zu -ν- kontrahiert wor-den vgl κοινaacute(acirc)ων Gen -aacute(acirc)ονος49 (gebildet wie hom διδυmicroaacuteονε) gt dor usw κοινaacuteν m sbquoTeilnehmer Gesellschafterlsquo Pind Py 328 Inscr

47 Vgl hierzu Leukart 1980246 Fn 27 bdquoAacuteθacuteνη bzw -αι ist urspruumlnglich Ortsname und nicht Name der Goumlttin die folgerichtig bei Homer Aacuteθηναplusmnη heiszligt (att Aacuteθηναplusmnα kontrahiert zu AacuteθηνAcirc) Es ist deshalb sinnlos den Ortsnamen von demjenigen der Goumlttin herleiten zu wollen (so Frisk GEW und Chantraine DELG sv) Myk A-ta-na-po-ti-ni-ja ist als Athānās (Ortname im Gen) Potnia aufzufassen (vgl ebenso mit Gen da-pu2-ri-to-jo p u-po-jo p)ldquo

48 Vgl zum Folgenden Leukart 1980246 49 Vgl als Parallele ξυνaacute(acirc)ων Gen -szlig(acirc)ονος ( ξaumlνmς) gt ξυνszligων Pind Py 348 Aisch frg 996 (per coni)

ξυνaacuteν Pind Nem 527 ξυνacuteων Hes th 595 u 601 ξυνAgraveν Soph frg 970 ξυνωνplusmnη Archil 89

372 Stefan Schaffner

Schw 3624 [Lokris] 65621 [Tegea] vgl auch dor κοιννEcircω Schw 89g [Argos] 323 B 48 [Delphi] Foedus ap Thuk 5791 vgl auch κοιννplusmnα Pind Py 197) att κοινεAgraveν sbquodslsquo Eur Her 149 u 340 Xenophons κοινAgraveν Cyr p 7535 scheint eine Umsetzung von dor κοινaacuteν nach att κοινωνEcircω (mit lautgesetzlicher Entwicklung von -ǣ(1)on- gt att -ων- im Vorton) wozu att κοινωνmς nach einem Verhaumlltnis wie στρατηγEcircω στρατηγmς ruumlckgebildet wurde zu sein (Leumann 1993223224 Fn 20 Peters 1980254255 Fn 212)

b) das Mykenische hat mit Bildungen wie Pa-ki-ja-ne Sphagiānes und I-na-ne Inānes gezeigt dass bereits im Urgriechischen ein Bildetyp von Eth-nika auf urgriech -ān- (neben Bildungen auf -ā1on- lt -ah2-1on- vgl myk [PY] o-qa-wo-ne- hokwāaringon- sbquoMitglied des Gefolgeslsquo [vgl hom aeligπfrac34ων sbquoGefaumlhrtelsquo] myk [KN] I-ja-wo-ne Iāaringon- sbquoMann aus Iālsquo) exis-tiert hat

2 Nach Schwyzer (1953185 487) koumlnnten die vorwiegend im Nordwesten beheimate-ten Ethnika auf -ān- auf uridg -ēn- (dehnstufige Variante des indiv Suffixes -eon-) beruhen und zwar mit nordgriechisch-illyrischem Lautwandel ē gt ā (wegen albanisch o lt uridg ē wohl uumlber ā) Als Gegenargumente lassen sich anfuumlhren

a) die Verbreitung der Ethnika auf -ān-es auch im Suumldgriechischen (Myke-nischen Arkadischen) und die fruumlhe Bezeugung im Mykenischen spre-chen gegen die Herkunft aus einer (aus anderen Gruumlnden voumlllig hypotheti-schen) Vorstufe Nordgriechisch-Illyrisch

b) die Hypothese Schwyzers ist kaum zutreffend fuumlr die Ethnika auf -ānes mit deutlichen oder zumindest moumlglichen griechischen Derivationsbasen mit Stamm auf -ā

3 Nach Leukart (1980238ndash247) dem wir die letzte umfassende Behandlung des Suf-fixes -νες (ion-att -microνες) myk -ānes lt urgriech -ān-es zur Bildung von Ethni-ka verdanken ist das Suffix -ān- der Ethnika vergleichbar mit dem Suffix -ān- von urgriech ne1ān-50 Urgriech ne1ān- ist das Grundwort von griech νενplusmnς sbquojunger Mannlsquo sekundaumlr Adj sbquojugendlichlsquo (zuerst νεηνplusmnης Uumlνacuteρ Hom Od κ 278 ξ 524) νενικmς sbquojugendlichlsquo (Ar+) Deminutiv νενplusmnσκος sbquojunger Mannlsquo (Hdt+) man vgl auch die denominalen Verba νενιεAumlοmicroαι sbquowie ein jugendlicher Hitzkopf handelnlsquo (Ar+) mit νενplusmnευmicroα sbquojugendlich impulsive Handlunglsquo (Pl+) und νενικEcircω sbquojugendlich seinlsquo (Eup+) Femininum νεAcircνις νεmicroνις -ιδος (Il+ ep-poet) Ur-griech ne1ān- stellt nach Leukart (1980241242) eine Ableitung mit der tiefstufi-gen Form des charakterisierend-individualisierenden Suffixes -eon- von einem vor-urgriechischen vielleicht sogar uridg Stamm ne1ā- (bzw ne1ah2-) der als Kol-lektivbildung sbquoGesamtheit der jungen Leutelsquo bedeutete dar Zur Funktion des Suffi-xes aumluszligert sich Leukart (1980242 Anm 15) folgendermaszligen bdquoWegen der indivi-dualisierend-singulativischen Funktion von ne1ā-n- usw (hellip) empfiehlt es sich von -eon- mit der spezielleren Bedeutungsentwicklung sbquoderjenige aus der Gruppe xlsquo gt sbquoeiner aus helliplsquo auszugehenldquo Gegen diese Erklaumlrung Leukarts laumlsst sich als Ge-genargument anfuumlhren dass das Suffix -ān- der Ethnika funktional nicht verglichen werden kann da zwischen der Ableitungsbasis und den abgeleiteten Ethnika deut-lich eine Zugehoumlrigkeitsrelation zum Ausdruck gebracht wird (zB ΦοιτιAcircνες eig

50 Moumlglicherweise bezeugt in νεfrac34ν νEcircος sbquoJuumlnglinglsquo (A D Adv 1608 Suid sv νεAcircνις Eust 33515 EM) falls es nicht bloszliges Grammatikerrekonstrukt zu Erklaumlrung von νεAcircνις ist (Leukart 1980238)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 373

sbquodie zur Stadt Φοιτplusmnαι Gehoumlrigen Einwohner der Stadt Φοιτplusmnαιlsquo ∆υmicroAcircνες [Phylenna-me] eig sbquodie zur dumā-zum bdquoStammldquo Gehoumlrigenlsquo in der Bedeutung etwa von φυλEcircται sbquoStammesgenossenlsquo) und das individualisierende Suffix -eon- alleine den Ausdruck der Zugehoumlrigkeit nicht leistet51

4 Bei Balles (2008208) sind die griechischen Voumllkernamen auf -νες (ion att -microνες) urgriech -ān-es falsch unter die vorwiegend fuumlr gewisse dorische bzw nordwest-griechische Dialekte charakteristischen Sekundaumlrbildungen auf -acuteν Gen -microνος des Typs λεσχacuteν sbquoSchwaumltzerlsquo ( λEcircσχη sbquoOrt zum Liegen Plaudereilsquo) oder ξιφacuteν sbquoSchwerttraumlgerlsquo (ccedil φEcircρων ξplusmnφος Hsch)52 wozu auch die vor allem in Megara und Korinth bezeugten Personennamen wie Λυσacuteν Καλλacuteν Aacuteριστacuteν Νικacuteν etc (vgl Solmsen 1909116ff) zaumlhlen eingeordnet Diese Bildungen zeigen auch im dorisch-nordwestgriechischen Dialektgebiet die Suffixablautstufe -ην- lt urgriech -ēʛn- die mit dorisch-nordwestgriechisch -ν- lt urgriech -ān- der Ethnika lautlich nicht kompatibel ist

8888 In der Folge soll nun eine neue Erklaumlrungsmoumlglichkeit der Suffixe urgriech -ān-es und urslav -ěne bzw -jane zur Bildung von Ethnika und der baltischen Zugehoumlrigkeitsbil-dungen auf -rna- praumlsentiert werden Den Ausgangspunkt fuumlr diese neue Erklaumlrungsmoumlg-lichkeit bildet die Beobachtung dass im Urindogermanischen bzw in den Einzelsprachen Suffixkonglomerate zur Bezeichnung der Zugehoumlrigkeit aus der Kombination zweier funk-tional aumlquivalenter Zugehoumlrigkeitssuffixe bzw aus der Kombination zweier Bildemoumlglich-keiten zur Bezeichnung der Zugehoumlrigkeit entstanden sein koumlnnen Man vergleiche zum Beispiel

a) Zugehoumlrigkeitssuffix -iacuteh2-no- (lat -īnus gr -eacuteνος lit -yacutenas slav -iacutenъ germ -īna-53) Kombination aus dem V~k-Suffix -iacuteh2-

54 (vgl ai v~k- f sbquoWoumllfinlsquo ai

51 Diese Uumlberlegung mag vielleicht auch der Grund dafuumlr sein dass Nikolaev 2010191 als Grundlage von ur-griech ne1ān- eine auf dem Kollektivum ne1eh2- bdquoyouthldquo basierende Ableitung ne1eh2-h1(eo)n- bdquohaving youthldquo (gt Hsch νεfrac34ν νEcircος) mit dem Hoffmannschen Possessivsuffix postuliert Nikolaev 2010191 Fn 9 er-laumlutert weiter hierzu bdquoThe analysis here differs from the one originally proposed by Leukart only insofar as he glosses ne1eh2 as lsquoGesamtheit der jungen Leutersquo and operates with an individualizing -n-suffix while I use Hoffmannrsquos possessive suffix -h1(eo)n- insteadldquo

52 Vgl zu diesem Typ auch Peters 1980169 53 ZB lat equīnus sbquozum Pferd gehoumlriglsquo equus sbquoPferdlsquo gr ecircκεανναι sbquoOkeanostoumlchterlsquo lit kaimyacutenas sbquoNach-

barlsquo kaiacutemas sbquoDorflsquo aksl sestrinъ sbquozur Schwester gehoumlriglsquo ahd fingirīn sbquoFingerringlsquo 54 Die Bestimmung des Laryngals des V~k-Suffixes als h2 ergibt sich mE aus der Analyse von gr

Uumlνδριfrac34ς -frac34ντος sbquoStandbild Statuelsquo als h2rih2-aacutent- (vgl zur Bildung auch toch B iko Pl ikonta sbquoSchrittlsquo lt sekās lt sekah2-t-s oder -ant-s [ B sik- sbquoschreitenlsquo lt sik-]) das als Erweiterung mit einem die Bedeu-tung des Grundwortes nur gering modifizierenden abstufenden Suffix ----ent-----nt- (in Faumlllen wie heth irmala-nt- sbquokranklsquo irmala- sbquodslsquo weitere Beispiele unter sect81) einer V~k-Bildung h2r-iacuteh2- sbquowas einem Mann ver-gleichbar ist Bild eines Manneslsquo gedeutet werden kann (Klingenschmitt 2005423 Anm 142) Die Bildungen auf -iacuteh2- des V~k-Typs haben naumlmlich unter anderem die Funktion etwas zu bezeichnen was in seiner Be-schaffenheit an den durch das Grundwort bezeichneten Begriff erinnert (vgl AiGII2384 Klingenschmitt 2005344) vgl zum Beispiel ai ā-v Du sbquoHodenlsquo āaacute- n sbquoEilsquo Du sbquoHodenlsquo lat saniēs sbquoverdorbenes Blut Wundjauchelsquo lt h1sh2an-ih2- sbquoBlutaumlhnlicheslsquo ( heth ešar gr eumlαρ ai aacutes~-k n sbquoBlutlsquo lt uridg h1eacutesh2~ Gen h1sh2aacuten-s) aisl myacuterr f Sumpf Schlammlsquo lt urnord me1Ri+R lt urgerm me1zī lt me1siacuteh2- sbquowas ei-nem Moor aumlhneltlsquo ae mēos m n sbquoMoor Schlammlsquo ahd mios m n sbquodslsquo lt meacute1so- Nur der Ansatz mit h2 erklaumlrt mE auch die Tatsache dass bestimmte Staumlmme des V~k-Typs im Baltischen bzw Litauischen zu Staumlmmen mit Nom Sg -ijagrave und Akk -iją umgebildet sind vgl zB urslav oldi Gen ldiję sbquoSchifflsquo (skr štok lađa čak [Vrgada] ldegatildeđa slov laacutedja nruss ladjaacute aruss lodja) lt alds Gen aldiās (aumllter -i-as

374 Stefan Schaffner

v~ka- m sbquoWolflsquo ai rath- m sbquoWagenlenkerlsquo raacutetha- m sbquoWagenlsquo urslav sǫdi m sbquoRichterlsquo lt som-dhh1-iacuteh2- urslav sǫdъ m sbquoGerichtlsquo lt som-dhh1-oacute-) und dem Suffix -no- (vgl zB lat Romā-nus sbquoRoumlmerlsquo Roma lat paternus sbquozum Vater gehoumlriglsquo maternus sbquozur Mutter gehoumlriglsquo lat fānum sbquoHeiligtumlsquo lt fasnom lt dhƽ1s-no-m sbquozu einer religioumlsen Feier gehoumlriglsquo)

b) av āhuiri- sbquozum ahura- gehoumlriglsquo ( ahura- sbquoHerrlsquo) Kombination aus Vigraveddhi55 plus Zugehoumlrigkeitssuffix -i- (ohne Vigraveddhi av zaraθuštri- sbquozu Zarathustra gehoumlriglsquo zaraθuštra-)

c) uridg te1-oacute- sbquozu dir gehoumlriglsquo (griech hom dor τεacircmς lat tuus) tū sbquodulsquo de1-oacute- sbquoHimmlischer Gottlsquo (ai devaacute- lat deus dīvus lit diẽvas etc) de1-di1- sbquoHim-mellsquo Kombination aus Vigraveddhi51 plus Zugehoumlrigkeitssuffix -o-56 (vgl ohne Vigraveddhi t1-oacute- sbquozu dir gehoumlriglsquo gt griech ion att σmς av θβ)

d) Suffix -io- (vgl zB lat patrius griech πfrac34τριος sbquozum Vater gehoumlriglsquo) lt -ih2-o- Kombination aus den beiden Zugehoumlrigkeitssuffixen -ih2- und -o-57

lt -ih2-as) lit aldijagrave Akk aCdiją sbquoEinbaum Kahnlsquo (nach dem Wandel von -ia- zu ē eingetretene) Umbil-dung von ald-s Gen aldi-as lt aoldh-iacuteh2- sbquoTrogaumlhnlicheslsquo urgerm alđōn- sbquoTroglsquo (nnorw dial olda f sbquogroszliger Troglsquo nschwed aringlla f sbquoBottichlsquo) lt aoldhā-n- (vgl Klingenschmitt 2005344) Zugunsten von h1 des V~k-Suffixes argumentiert Widmer 2005190ff worauf hier im Einzelnen aber nicht eingegangen werden kann

55 Vgl zB ahd swāgur m sbquoSchwagerlsquo lt urgerm s1ēDžura-z lt s1ē0uroacute-s sbquoder zum Schwiegervater (als Sohn) Gehoumlrigelsquo uridg s1eacute0uro-s sbquoSchwiegervaterlsquo (ai śvaacuteśura- gr Uacuteκυρmς lat socer ahd swehur ae sweor etc) Vgl zur Vigraveddhi-Ableitung insgesamt Darms 1978 Jochem Schindler (bei Balles 2006286ff Fn 473 und Widmer 2008618) leitet die Vigraveddhi-Ableitung aus einer Lokativhypostase von endungslosen dehnstufi-gen Lokativen von Wurzelnomina her wobei als Operator fuumlr die Bildung des abgeleiteten Stammes dasselbe Suffix -eo- dient das auch bei Hypostasen von i-Lokativen auftritt (zB uridg h2ant-i+eacuteoacute- sbquoauf der Vor-derseite gegenuumlber befindlichlsquo [gt gr Uumlντplusmnος sbquogegenuumlberstehend entgegengesetztlsquo substantiviert urgerm andia- m n sbquoEnde Rand Grenzelsquo] uridg h2ant-i Lok sbquoauf der Vorderseite gegenuumlberlsquo) Auf einer Loka-tivhypostase uridg pēd-oacute- sbquoam Fuszlig befindlich zum Fuszlig gehoumlriglsquo ( prdplusmni sbquoam Fuszliglsquo) beruhen nun einerseits lit pėdagrave f (3) sbquoFuszligsohle Fuszligspurlsquo = lett pecircda f sbquoFuszligsohlelsquo (lit dial auch ppdas m (3) sbquoFuszligsohlelsquo) und an-dererseits wohl auch griech πηδmν n sbquoRuderblattlsquo (Od+ benannt nach der flachen Form und der Befindlich-keit unten am Ruder FriskII527) dessen urspruumlngliche Bedeutung noch von dem abgeleiteten Verbum πηδfrac34ω sbquospringen huumlpfenlsquo (Il+) vorausgesetzt sein koumlnnte (zur Deutung von lit pėdagrave f (3) sbquoFuszligsohle Fuszlig-spurlsquo = lett pecircda f sbquoFuszligsohlelsquo als einer Vigraveddhi-Ableitung zu ped- sbquoFuszliglsquo vgl Griepentrog 1995163 Larsson 2003245 Anm 15 NIL537 Fn 64) Aus dem prototypischen Nebeneinander von pēd-oacute- sbquoam Fuszlig befindlich zum Fuszlig gehoumlriglsquo ( prd sbquoam Fuszliglsquo) und peacuted- sbquoFuszliglsquo auf das pēd-oacute- sekundaumlr als Ableitung bezogen werden konnte haumltte nun die Regel abstrahiert werden koumlnnen dass bei dieser spezifischen Ableitung das Derivat ge-genuumlber der Derivationsbasis Erhoumlhung des Wurzelablauts um eine Stufe (ē e danach analogisch ō o und e ) und zwar nach dem ersten konsonantischen Wurzelradikal zeigt und das Derivat gegenuumlber der Deriva-tionsbasis oppositiven Akzent aufweist Fuumlr den Ansatz eines Lok Sg prd(plusmni) spricht der Lok Pl prt-su lt prd-su in air iacutes kymr is untenlsquo lt īssu (vgl auch altalb [Buzuku] peumlr posh alb dial peumlrpoacutesh sbquounten hin-unter herunterlsquo lt pēd-si) Mit dem Ansatz eines Lokativ Singular prdplusmni ergaumlbe sich ein weiteres Beispiel fuumlr eine Regel dass bei athematischen Staumlmmen die Ablautstufe des Lokativ Singular gegenuumlber der Ablaut-stufe des paradigmatisch zugeordneten Genitiv Singular jeweils um einen Grad erhoumlht ist (vgl Klingenschmitt 2005319 Fn 30ndash32) Die Regel laumlszligt sich erschlieszligen aus Paradigmen wie Sg Nom dr1-s Gen di1-eacutes Lok deacute1plusmni Sg Nom meacutenti-s Gen mteacute-s Lok mtrplusmni Sg Nom h1noacuteh3m Gen h1h3meacuten-s Lok h1h3mrnplusmni

56 Vgl auch Schaffner 2004490 Fn 15 mit Literatur 57 Fuumlr eine Untermenge der Bildungen auf -ieo- kommt sicherlich auch eine Herleitung aus Hypostasen von

i-Lokativen in Betracht (Widmer 2008617 Balles 1997161ff Nussbaum 1986243) zB uridg h2ant-i+eacuteoacute- sbquoauf der Vorderseite gegenuumlber befindlichlsquo (gt gr Uumlντplusmnος sbquogegenuumlberstehend entgegengesetztlsquo

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 375

81818181 Auch bei Suffixkonglomeraten anderer Funktion besteht die Moumlglichkeit dass diese durch Kombination zweier funktional aumlquivalenter Suffixe enstanden sind man vergleiche zB das im Lateinischen bei Substantiven der 3 bis 5 Deklination verwendete Deminutiv-suffix -culus -a -um (zB homuculus sororcula aedicula vasculum etc) lt -ke-lo- das durch die Kombination eines Deminutivsuffixes -keo- (zB ai rāja-kaacute- sbquoKoumlnigleinlsquo rzjan- sbquoKoumlniglsquo ai pit~-kaacute- sbquoVaumlterchenlsquo pitaacuter- sbquoVaterlsquo aisl bolungr sbquojunger Stierlsquo lt --koacute- boli m n-St sbquoStierlsquo) und eines Deminutivsuffixes -lo- (lat -ulus lt -e-lo- got magula sbquoKnaumlbleinlsquo magus) hervorgegangen ist Im diesem Zusammenhang sei kurz darauf verwiesen dass das slavische Suffix -ęt- zur Bezeichnung von jungen Lebewesen vorwie-gend von Tierjungen (BraumluerIII80ndash99) aus der Kombination zweier individualisierend-charakterisierender Suffixe -en- und -et- entstanden sein kann zB urslav posęt- n sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ( uridg poacuter0oe- sbquodslsquo [lit pašas (2) ahd far(a)h ae fearh lat porcus mir orc]) urslav moCdęt- n sbquoJungeslsquo lt moacutelde-n-t- ( urslav moCdъ sbquojunglsquo lt moacuteldho-)58 auszligerhalb des Slavischen vielleicht auch arm ayceamn sbquoGazellelsquo lt h2ai-(hx)-t- ayc (i) sbquoZiegelsquo lt h2ai-59 Man vergleiche zum individualisierenden Suf-fix -eon- etwa Beispiele wie lat Catō -ōnis sbquoSchlaumlulinglsquo catus sbquoschlau verschlagenlsquo griech στρfrac34βων sbquoSchielerlsquo στραβmς sbquoschielendlsquo got liuta -ins sbquoHeuchlerlsquo liuts sbquoheu-chelndlsquo etc60 zum indiv Suffix -eot- etwa ai haacuteri-t- n sbquogelbe Farbelsquo (in haacuterit-vant- sbquogoldgelblsquo) lt heacutelh3i-t- n sbquodas Gelbelsquo ai haacuteri- sbquofahl gelblichlsquo jav zairi- sbquogelblsquo lt heacutelh3i- uridg meacuteli-t- n sbquoHoniglsquo (gr microEcircλιτ- got milithorn etc) eig sbquoGelbeslsquo ( urkelt meli-no- sbquogelblsquo in mkymr melyn) uridg (h13)aacutelbi-t- n sbquoWeiszligeslsquo (gr ETHλφι n Pl ETHλφιτα sbquoGerstenmehllsquo alb elb sbquoGerstelsquo)61 und griechische und lateinische Bildungen wie gr γυmicroνacuteς γυmicroνacuteτ- sbquoLeichtbewaffneter Infanteristlsquo ( γυmicroνmς sbquonackt unbekleidetlsquo) gr UumlργEcircτ- Uumlργacuteτ- sbquoglaumlnzend strahlend schimmerndlsquo ( Uumlργmς sbquodslsquo) lat stīpes stīpit- sbquoZweig Stocklsquo ( stepo- sbquostarr steiflsquo gt urgerm stīfa- gt ae mhd stīf)62 Eine Analyse des slavischen Suf-fixes -ęt- n als -(e)n- + -t- ergibt sich vom Material des Slavischen aus schon alleine dadurch dass die Bildungen auf -ęt- in deutlicher Beziehung zu Ableitungen von n-Staumlm-men gleicher Bedeutung stehen (vgl zB russ ksl mladę n sbquoKind Knabelsquo [vgl auch slo-vak mlaacutedrsquoa n sbquojunges Tierlsquo] lt urslav moCdęt- n sbquoJungeslsquo aksl mladen-c mladěn-c sbquodslsquo [vgl apreuszlig Elb Voc 189 kint maldenikis] russ dialekt moacuteloden sbquojunger Mannlsquo lt urslav moCden- [Ableitung mittels des indiv n-Suffixes von urslav moCdъ Adj sbquojunglsquo gt aksl mladъ russ moacutelodъ]) und die Bildungen auf -ęt- in den Einzelsprachen zum Teil im Singular (vgl russ Sg teleumlnok sbquoKalblsquo Pl teljaacuteta) oder im Plural (ačech haumlufig Pl -enci lt -en-ci Sg -ě lt -ę zB Pl kuřenci Sg kuřě sbquoHuhnlsquo) durch Ableitungen von n-Staumlm-men suppliert werden (vgl auch apreuszlig smunents sbquoMenschlsquo neben smūnen-isks sbquomensch-lichlsquo)63 Die Produktivitaumlt dieses Typs im Slavischen mit dieser spezifischen semantischen Funktion ist wohl von prototypischen Bildungen wie urslavisch posęt- n sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ausgegangen dessen Grundwort poacuter0eo- dieselbe Bedeutung hat Das Suffix-konglomerat -en-t--n-t- duumlrfte in rein bdquoaugmentativerldquo Funktion wie in urslav posęt- n

substantiviert urgerm andia- m n sbquoEnde Rand Grenzelsquo) uridg h2ant-i Lok sbquoauf der Vorderseite gegen-uumlberlsquo

58 Vgl Schaffner 2001209ndash211 59 Klingenschmitt 19822526 Fn 19 60 Vgl Krahe amp Meid 1969III 92 Schaffner 2001526ndash529 61 Vgl Schaffner 2001211 Fn 200 Zu einer Analyse dieser Bildungen als t-Instrumentale Pinault 198032

Widmer 2005197 62 Nussbaum 20044 63 BraumluerIII81 Schaffner 2001209210

376 Stefan Schaffner

sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ( uridg poacuter0oe- sbquodslsquo) wohl auch im lat Ethnikon Pīcentes sbquodie (jungen) Spechtelsquo ( lat pīcus umbr peico sbquoSpechtlsquo) neben dem Adjektiv Pīcēnus LN Pīcēnum64 in apreuszlig smunents sbquoMenschlsquo (neben smūnen-isks sbquomenschlichlsquo) und wohl auch in griech Uumlνδριfrac34ς -frac34ντος m sbquoMenschenbild Bildsaumlule Standbildlsquo lt h2r-ih2-ant- (Erwei-terung von h2r-iacuteh2- sbquowas einem Mann vergleichbar ist Mannsbildlsquo) Uumlνacuteρ m sbquoMann Menschlsquo lt h2nrr verbaut sein

82828282 Wenn man nun das in sect8 illustrierte Prinzip der Kombination zweier funktional aumlquiva-lenter Zugehoumlrigkeitssuffixe zu einem Suffixkonglomerat auch auf das genannte baltische Zugehoumlrigkeitssuffix -rna- (lit -pnas f -pnė lett -ēns f -ēne vgl oben sect665) anwendet das eine etymologische Entsprechung in lateinischen Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -ēnus (zB Adj Pīcēnus LN Pīcēnum lat pīcus sbquoSpechtlsquo lat -iēnus Abl von io-Staumlmmen zB aliēnus sbquozu einem anderen gehoumlriglsquo alius laniēna [taberna Varro] sbquoFleischerladenlsquo altlat lanius sbquoMetzgerlsquo [wie figlīna taberna sbquoToumlpferwerkstattlsquo figulus sbquoToumlpferlsquo) besitzt66 so kann deren Vorform -eh1-no- bzw -e-h1-no- (bei Ableitung von eo-Staumlmmen67) als Kombina-tion eines abstufenden Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1-h1 dessen unflektierte Form moumlgli-cherweise der urindogermanischen Instrumentalendung -eh1-h1 zugrundeliegt68 und dem Zugehoumlrigkeitssuffix -no- analysiert werden Eine spezialisierte Funktion des Konglome-rats -(e)h1-no- koumlnnte dann in dem sogenannten bdquoHerrschersuffixldquo69 -h1-no- der Bedeu-

64 Vgl Rix 195051237ff 65 Hiervon etymologisch zu trennen ist wohl das zur Bildung von Stoffadjektiven verwendete slavische Suf-

fix -ĕnъ (vgl Vondraacutek 1924I 528529) dass wohl an n-Staumlmmen erwachsen ist (vgl aksl kamĕnъ sbquosteinernlsquo russ kaacutemjanyj serb k`men urslav kaacutemen- m sbquoSteinlsquo aksl plamĕnъ serb pl`men sbquoflammendlsquo urslav plaacutemen- m sbquoFlammelsquo) und von dort als komplexes Suffix abgeloumlst ist (vgl aksl drĕvĕnъ sbquohoumllzernlsquo drĕvo sbquoHolzlsquo)

66 Rix 1972727728 weist darauf hin dass das Umbrische ein patronymisches Gentilnamensuffix -ēno- kennt das mit einem einzigen ndash allerdings durchsichtigen ndash Beispiel aus umbrischen Texten zu belegen ist Voisiener (Gen Sg Ve 236) zu Voisis lt -sos Der Typ ist auf lateinischen Inschriften aus Umbrien und aus den oumlstli-chen und suumldlichen Nachbargebieten der Pikenter Vestiner und Sabiner haumlufig Alfēnus (auch Hor sat 1 3 130+) Labiēnus (auch Sil 1034+) Nach Rix loc cit entspricht dieses patronymische Gentilnamensuffix des Umbrischen etymologisch dem Suffix des Ethnikons Picēnus zu lat pīcus und umbr peico (Akk) sbquoSpechtlsquo Nach Rix loc cit (vgl auch Mayrhofer 197732) gehoumlrt hierher auch das im Iranischen Patronymika bilden-de Suffix -āna- das sich auf -ēno- zuruumlckfuumlhren laumlszligt aav Haēca aspānā (Nom Sg f Yasna 553) zu Haēca aspa (Yasna 4615) Immerhin erwaumlgenswert ist die Frage ob das im Iranischen zur Bildung von Landschaftsnamen gaumlngige Suffix -āna- zB in av Vƽhrkāna- sbquoHyrkanienlsquo (in jav vƽhrkānōšaiiana- sbquodie Wohnung der Hyrkanier bildendlsquo V 111) vƽhrka- m sbquoWolflsquo (vgl auch mp gwlgrsquonyk gurgānīγ sbquozur Pro-vinz Gurgān gehoumlriglsquo np Gurgān gurg sbquoWolflsquo) nicht ebenfalls hier etymologisch anzuschlieszligen ist wenn-gleich das lange ā von -āna- (wie auch des patronymischen Suffixes -āna-) lautlich natuumlrlich mehrdeutig ist

67 Die akutierte Intonation in Faumlllen wie lit kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo ( kaacutelnas sbquoBerglsquo) kaimpnas sbquoNachbarlsquo ( kaiacutemas sbquo[Bauern-]Dorf Landlsquo) deren Ableitungsbasen thematische Staumlmme bilden zeigt wohl dass das Suffixkonglomerat -h1-no- mit Nullstufe der ersten Komponente an den e-stufigen Stamm der Ableitungsba-sis getreten ist Diese Bildungen folgen dann einer Regel dass flexions- und derivationsmorphologische Ele-mente die in die Nullstufe treten koumlnnen an thematische Staumlmme in nullstufiger Gestalt angefuumlgt werden (vgl -o-nt- -eacutent- -o-h1- -eacuteh1-) vgl Klingenschmitt 2005454

68 In diesem Fall koumlnnte die bdquoApertinentivldquo-Endung -ī lt -ih2 verglichen werden die als unflektierte Form des Zugehoumlrigkeitssuffixes -ih2- (ai v~k- f sbquoWoumllfinlsquo ai v~ka- m sbquoWolflsquo ai rath- m sbquoWagenlenkerlsquo raacutetha- m sbquoWagenlsquo etc) zu bestimmen waumlre (vgl etwa teacute1e Gen te1oacute- sbquodeinlsquo ai asmzkaplusmnm Gen asmzka- sbquoun-serlsquo) Klingenschmitt 2005318

69 Man vergleiche die maszliggeblichen Materialsammlungen von Meid 195657260ndash295 1ndash128 und Meid 1957 72ndash108 113ndash126 (vgl auch Krahe amp Meid 1969III 109110 Schaffner 1999[2002]187188)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 377

tung sbquoHerrGott uumlber das was das Grundwort zum Ausdruck bringtlsquo (eig sbquoder (als Herr Gott) dazu Gehoumlrigelsquo) in Bildungen mit Dehnung des praumlsuffixalen Vokals wie lat tribūnus sbquoVorsteher der tribuslsquo ( tribu-) Portūnus sbquoGott der Haumlfen und Durchgaumlngelsquo ( portu-) Neptūnus sbquoGott des feuchten Elementslsquo ( neptu-) Fortūna sbquoGoumlttin des Schicksals und Gluumlckslsquo ( fortu- verbaut in fortuītus sbquozufaumllliglsquo) lat Bellōna sbquoGoumlttin des Kriegeslsquo ( bello-) Annōna sbquoGoumlttin der Erntelsquo ( annus sbquoJahreserntelsquo) vorliegen70 neben denen Bildun-gen mit bdquoeinfachemldquo -no- ohne Dehnung des praumlsuffixalen Vokals wie in lat dominus sbquoHausherrlsquo lt domo-no-s ( domo-) gall Eponā sbquoGoumlttin der Pferdelsquo ( epo- sbquoPferdlsquo) gall Maponos sbquoGott der Soumlhnelsquo ( mapo- sbquoSohnlsquo) gall Nemetonā sbquoGoumlttin der (heiligen) Hainelsquo ( gall nemeton) gall Damonā sbquoGoumlttin der Ochsen bzw Hirschelsquo ( damo- vgl air dam sbquoOchse Hirschlsquo) anord Herjann (Beiname des Gottes Oacuteethinn) = kelt koronos (abrit VN Coriono-tōtae) = griech κοplusmnρανος sbquoHeerfuumlhrer Herrscherlsquo (poet seit Ho) lt koro-no-s sbquodslsquo ( uridg koro- sbquoHeerlsquo)71 urgerm thorne1đana-z m sbquoKoumlniglsquo (got thorniudans anord thornjoacuteethann ae thornēoden as thiodan) lt te1to-noacute-s sbquoVorsteher der thorne1đō der Volksgemeindelsquo ( urgerm thorne1đō- f sbquoVolklsquo got thorniuda ahd diota) stehen72

83838383 Die Richtigkeit der obigen morphologischen Analysen vorausgesetzt ergibt sich nun auch eine klare Analysemoumlglichkeit fuumlr das slavische Suffix -ěn- (bzw -jan- lt --ēn-) zur Bildung von Ethnika und Einwohnernamen Das slavische Suffix -ěn- kann dann als Kombination des abstufenden Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1- das als erste Komponente in -eh1-no- verbaut ist und der Nullstufe des individualisierenden n-Suffixes gedeutet wer-den Bei thematischen dh eo-staumlmmigen Grundwoumlrtern waumlre das Konglomerat in der nullstufigen Gestalt der ersten Komponente an den e-staumlmmigen Themavokal der Deriva-tionsbasis angefuumlgt worden73 (-e-h1-n-74 gegenuumlber zB --eacuteh1-n- bei i-staumlmmigen Grund-woumlrtern) zB urslav poljaacutene sbquoFeldbewohnerlsquo lt (Transponat) polh2eacute-h1-n-es urslav

70 Nussbaum 19981ndash11 postuliert fuumlr eine Vielzahl von einzelsprachlichen Sekundaumlrbildungen mit Laumlnge des praumlsuffixalen Vokals bdquodekasuativeldquo Ableitungen von Instrumentalen auf -V-h1- so zB in Bildungen wie lat Portūnus Bellōna die er als deinstrumentale possessive Bildungen mit einen Konglomerat -h1no- deutet Auch das Hoffmannsche Possessivsuffix ist nach Nussbaum 19989ndash11 (vgl zB auch Nikolaev 2010191) als deinstrumentale Bildung auf -h1-eon- zu analysieren zB av mąθrān- m sbquoSpruchkennerlsquo lt mentro-h1-on- mąθra- sbquoSpruchlsquo lt mentro- (Argumente gegen den Ansatz des Hoffmannschen Possessiv-suffixes mit Laryngal 3 als -h3on- bei Nussbaum 199810ndash11) Diese Analyse bietet nach Nussbaum 199811 den Vorteil dass der desubstantivische Typ auf -Hon- (av mąθrān-) und der deadjektivische Typ auf -eon- (av marƽtan-) letztendlich identisch seien Ich unterscheide mich in den Analysen von Nussbaum nur inso-fern als ich in dem morphologischen Element -eh1h1- nicht eine Kasusform sondern ein Suffix sehe dessen unflektierte Form moumlglicherweise dem uridg Instrumental auf -eh1h1- zugrundeliegt

71 Vgl hierzu die ausfuumlhrliche Besprechung bei Peters 1980170ndash171 72 Vgl zu den bisherigen Deutungen des Nebeneinanders von Bildungen mit und ohne Dehnung des praumlsuffixa-

len Vokals bei Bildungen mit dem bdquoHerrschersuffixldquo Schaffner 1999[2002]188 Fn 207 mit Literatur (vgl auch Stuumlber 20048ndash15)

73 Vgl zu dieser Regel Klingenschmitt 2005445 74 Es stellt sich die Frage ob nicht individualisierende Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -e-h1-n- als Zwischenstufe

der Wortbildung fuumlr die indoiranischen femininen Namen auf -ān-d (lt -e-h1-n-iacuteh2) zu thematischen mas-kulinen Eigennamen (insbesondere Goumltternamen) wie im Falle von ved Indrā- sbquoFrauGattin des Indralsquo GN Iacutendra- Varuān- sbquoFrauGattin des Varuethalsquo (daneben Ableitungen von Appellativen wie arayān- sbquoGoumlttin der Einoumldelsquo aacuteraya- sbquoWuumlste Wildnislsquo ūrjān- sbquoPersonifizierung der Kraftlsquo currenrj- sbquoKraftlsquo) av ahurānī- sbquogoumltt-liche Herrinlsquo ahura- sbquogoumlttlicher Herrlsquo mayeniiānī- sbquoFrau des Urmenschenlsquo (in Pahlavi-Uumlberlieferung) mayeniia- sbquoName des mythischen Urmenschenlsquo (vgl Stuumlber 200414) anzusetzen sind Freilich sind auch andere Erklaumlrungsmoumlglichkeiten denkbar (vgl zB Stuumlber 20041415 mit aumllterer Literatur)

378 Stefan Schaffner

poCje sbquoFeldlsquo n lt poacutelh2o-m Das individualisierende n-Suffix findet sich auch in Kombi-nation mit anderen Zugehoumlrigkeitssuffixen Haumlufig ist zB ein Suffix -io-n- (lt -ih2o-n-) in Bildungen wie gr (θεοOgrave) οmacrρανplusmnωνες sbquodie Himmlischen (Goumltter)lsquo ( οmacrρανoacuteς sbquoHimmellsquo) Κρονplusmnων sbquoKronide Sohn des Kronos (Zeus)lsquo lat lūdiō m sbquoSchauspielerlsquo = lūdius sbquodslsquo ( lūdus sbquoSpiel Schauspiellsquo) mūliō sbquoMaultiertreiberlsquo ( mūlus sbquoMaultierlsquo) got fiskja sbquoFi-scherlsquo ( fisks) kasja sbquoToumlpferlsquo ( kas) gallisch (latinisiert) Artiō sbquoGoumlttin der Baumlrenlsquo lt artion- ( keltisch arto-s sbquoBaumlrlsquo) altirisch Goibniu sbquoGott der Schmiedelsquo lt gobannion- ( altirisch gobae Gen gobann m sbquoSchmiedlsquo) etc75 Mit -io-n- vergleichbar ist in mittel-iranischen Sprachen ein Suffix -akān- (mp B-Phl -krsquon man-mp -grsquon -aγān sogd -krsquon -(a)kān) das auf Adjektiven der Zugehoumlrikeit mit Suffix -aka- beruht (vgl B-Phl mltrsquonk marδānaγ sbquomannhaft tapferlsquo lt martān-aka-) und substantivische Zugehoumlrigkeits-bildungen ableitet zB B-Phl wrsquozrsquolkrsquon man-mp wrsquocrsquorgrsquon wāzāraγān sbquoKaufmann Haumlnd-lerlsquo (np bāzārgān) lt wāzārakān- sbquoder zum Markt Gehoumlrigelsquo B-Phl wrsquocrsquol man-mp wrsquocrsquor wāzār sbquoMarktlsquo (np bāzār) man-sogd ptrkrsquon chr-sogd ptrqrsquon pitarkān sbquovom Va-ter stammendes Erbelsquo76 Auch das nur im Indoiranischen bezeugte Suffix -iacuten- (zB in ai aśviacuten- m sbquoRitterlsquo [ aacuteśva- m sbquoPferdlsquo] praśniacuten- m sbquoFragerlsquo [ praśnaacute- sbquoFragelsquo]) stellt wohl eine Kombination des Zugehoumlrigkeitssuffixes -i- und des individualisierenden n-Suffixes dar77 Das Nebeneinander von -eh1-no- (balt -rna- lat -ēnus) zu -eh1-n- bzw -e-h1-n- (slav -ěn-) verhaumllt sich morphologisch wie das Nebeneinander von -iacuteh2-no- (lat -īnus etc) zu -iacuteh2-n- gt griech -eacuteν- (griech Fortsetzer des V~k-Typs) zB griech γλωχeacuteWς -eacutentildeνος sbquoSpitzelsquo ( γλograveχες sbquoGrannenlsquo) UumlκτeacuteWς sbquoStrahllsquo ( ved aktuacute- sbquoNachtlsquo) δελφeacuteWς sbquoDelphinlsquo ( δελφAumlς sbquoGebaumlrmutterlsquo) Oacuteσmicroeacutentildeν- sbquoSchlachtlsquo ( ved yudhmaacute- sbquoKaumlmpferlsquo)78

84848484 Zumindest fuumlr eine Untermenge der slavischen Bildungen auf -ěn-e bzw -jan-e koumlnnte allerdings auch eine Alternativerklaumlrung in Betracht kommen die bei Vondraacutek (1924543) angedeutet ist Es koumlnnten Possessivbildungen mit oppositivem Akzent an de-ren e-stufigen betonten Themavokal das individualisierende n-Suffix getreten waumlre79 zu thematischen barytonen Grundwoumlrtern vorliegen So koumlnnte das morphologische Verhaumlltnis von urslav poljaacutene lt (Transponat) polh2rn-es sbquodie mit Feldern Versehenenlsquo zu seinem Grundwort urslav poCje sbquoFeldlsquo n lt poacutelh2o-m genau dem von av karapan- m sbquoRitual-priesterlsquo (Nom Pl karapanō Gen Pl karafnąm) lt uriran karpaacuten- lt kolpeacute-n- sbquoder mit dem Ritual Versehene der das Ritual Ausfuumlhrendelsquo zu seinem in ai kaacutelpa- m sbquoRituallsquo fort-gesetzem Grundwort koacutelpeo-80 oder dem von griech ξιφacuteν sbquoSchwerttraumlgerlsquo (ccedil φEcircρων ξplusmnφος Hsch) zu seinem Grundwort ξplusmnφος sbquoSchwertlsquo entsprechen wobei anzunehmen waumlre dass die e-Langstufe des Suffixes in polh2rn-es gt urslav poljaacutene wie im Griechischen (Nom -acuteν Gen -microν-ος) aus dem urspruumlnglichen Nom Sg auf -rn paradigmatisch verall-gemeinert worden waumlre (so Zubatyacute bei Vondraacutek 1924543) Allerdings ist fuumlr das Slavische

75 Vgl zu den Goumltternamen bzw Goumltterepitheta vor allem Stuumlber 20043ndash5 76 Vgl Schaffner 2005241ndash243 mit weiteren Beispielen 77 Vgl Klingenschmitt 2005349 78 Risch 197458 Schindler 197563 Balles 2008225 Innerhalb der griechischen Bildungen auf -īn- differen-

ziert Leukart 1980243 Fn 22 folgendermaszligen bdquo-īn- ist deutlich possessiv in δελφν- sbquo(Fisch) der Gebaumlrmut-ter hatlsquo lt -i-h3n- zu einem sbquoCalandrsquoschlsquo neben δελφAumlς stehenden aumllteren i-Stamm oder analogem Vorbild vgl auch Τρχν- sbquoSchroffes (= Felswaumlnde) habendlsquo (Ortsname) neben τρχAumlς Dagegen steht wahrscheinlich indi-vidualisierendes -(eo)n- in γλωχ--ν- sbquoSpitze (eines Gegenstandes)lsquo lt -ih2-n- dh formal parallel zu -ān- lt -ah2-n- semantisch aber wegen der anderen Bedeutung des Grundwortes (cf γλograveσσα) verschieden (hellip)ldquo

79 Vgl zu dieser Moumlglichkeit Peters 1980166 80 Vgl Mayrhofer 197735 Fn 158 und Schaffner 2005175176 (mit weiteren Parallelen)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 379

diese Annahme dewegen miszliglich weil gerade die n-staumlmmige Singularbildung fehlt die ja suppliert wird Zudem bringt ein Groszligteil der Bildungen auf -ěn-e bzw -jan-e seman-tisch eine Zugehoumlrigkeitsrelation zum Ausdruck In den Faumlllen mit komplexem Suffix -jan- dh in Ableitungen wo -j- nicht schon Bestandteil der Ableitungsbasis (wie in poljaacutene poCje) war wie in aksl graždan-e sbquoBuumlrgerlsquo lt gord-jan-e gradъ sbquoStadtlsquo lt gordъ oder aruss poločane Fln Polota koumlnnte -jan- nach dem in sect8 illustrierten Prin-zip der Mehrfachsuffigierung aus der Kombination des Zugehoumlrigkeitssuffixes -i- (in av zaraθuštri- sbquozu Zarathustra gehoumlrigldquo zaraθuštra-) und des Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1- wiederum um das nullstufige indiv n-Suffix erweitert erwachsen sein (dh -jaacutene lt --eacuteh1-n-es)

85858585 Wie ist nun das griechische Ethnikon-Suffix -νες (ion att -microνες) urgriech -ān-es hier etymologisch anzuschlieszligen Es ist nun voumlllig klar dass urgriech -ān- mit slavisch -ěn- lt vorurslav -ēn- lautlich nicht kompatibel ist Doch bestehen wie bereits oben unter sect73 dargelegt worden ist fuumlr die bezeugten griechischen Ethnika auf -ān-es etymologi-sche Anschlussmoumlglichkeiten an griechische oder auch im Griechischen moumlgliche Staumlmme auf -ā lt -ah2 insbesondere Ortsnamen oder Ortskollektiva mit Stamm auf -ā81 Das griechische Suffix duumlrfte demnach als Ableitung von Staumlmmen auf -ā bzw von zu thema-tischen Staumlmmen auf -eo- gehoumlrigen Ortskollektiva auf -a-h2- lt -e-h2- mittels der null-stufigen Form -h1-n- die im Slavischen in dieser Gestalt an die e-stufige Variante einfa-cher thematischer Staumlmme tritt oder der vollstufigen Form -eh1-n- die im Slavischen an Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -i- tritt (dh -jaacutene lt --eacuteh1-n-es) des die Zugehoumlrig- keit bezeichnenden Suffixkonglomerats zu deuten sein dh urgriech -ān-es lt -a-h2-(a)h1-n-82 (zB epirotisch AacuteρκτAcircνες sbquodie zur Baumlrengegend Gehoumlrigenlsquo [lt -a-h2-(a)h1-n-es] aacuterktā- sbquoBaumlrengegendlsquo [Ortskollektiv zu griech ETHρκτος sbquoBaumlrlsquo]) Die Wortbildungsbedeutung der slavischen Ethnika auf -ěn--jan- bzw der griechischen Eth-nika auf -ān-es kann lokal-adhaumlsiv als sbquogehoumlrt zu Xlsquo (oder ggf -originativ als sbquostammt ausvon Xlsquo) gefasst werden In etwa vergleichbar ist im roumlmischen Namensystem das Ne-beneinander von Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -io- und -ah2-io- zu urspruumlnglichen Indi-vidualnamen mit thematischem Stamm man vergleiche etwa lat Iuppiter Saturnius sbquoIuppi-ter Sohn des Saturnuslsquo und die aus urspruumlnglichen Patronymica entstandenen Gentilnamen wie Mārcius Mārcus Iūlius Iūlus usw Daneben stehen Gentilnamen auf -eius wie Pompeius aus pompao-s (lt -ah2-io- vgl oskisch puacutempaiians) eigentlich sbquoder zur Fa-milie des Pompus Gehoumlrigelsquo Ableitung von einem Kollektivum pompā- sbquoFamilie des Pomposlsquo (lt -a-h2) zu einem Individualnamen pompo-s (vgl lat Rōma lt rōmā- sbquo(Siedlung der) Familie des Rōmo-slsquo [vgl den Stadtnamen Pompeiī] Individualnamen rōmo-s Rōmulus lt Deminutivum rōme-lo- [vgl den etruskischen Gentilnamen rumelna lt rumele-na Ableitung von einem Individualnamen rumele])83 Man vergleiche auch lat

81 Vgl Leukart 1980245 bdquoDas Entscheidende ist also nicht ob die Grundwoumlrter griechisch sind sondern allein ob sie eine griech Kollektivableitung auf -ā erlauben zu der dann weiter ein Ethnikon auf -ānes trittldquo

82 Zirkumflex auf den Formen mit kurzvokalischer Endung (zB -oacuteνες ion att -microνες) ist auszligerdorisch als Neue-rung obligatorisch und beweist nicht ehemalige Vollstufe der ersten Komponente des Suffixes (Schwyzer 1953377 Leukart 1980242 Anm 18) Fuumlr eine Vollstufe der ersten Komponente des Suffixes im Falle der Ableitung von ah2-Staumlmmen koumlnnten aber moumlglicherweise doch adverbiell erstarrte Instrumentale wie griech κρυφmicro dor κρυφoacute sbquoheimlich verborgenlsquo (lt -ah2-ah1 lt -e-h2-eh1 vgl Klingenschmitt 2005303) sprechen wenn die urindogermanische Instrumentalendung -eh1 als unflektierte Form eines abstufenden Zugehoumlrig-keitssuffixes -eh1- das in den Konglomeraten -eh1-no- und -eh1-n- verbaut ist zu deuten ist

83 Vgl Klingenschmitt 2005301302

380 Stefan Schaffner

Petreius Gentilname lt petrao- sbquozur Familie des Petro-s gehoumlriglsquo petrā- sbquoFamilie des Petro-slsquo (vgl suumldpik petroh) falisk uoltaia Gentilname f lt 1oltao- sbquozur Familie des Uolto-s gehoumlriglsquo 1oltā- sbquoFamilie des Uolto-slsquo (Klingenschmitt 2005302)

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Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 367

hunderts vor29 asiriacuteanomъ (Dat Pl) 16a asiriacuteany (Instr Pl) 18 ( asiriacutea 14) egiacuteptěnochъ (Lok Pl) 16 ( egiacuteptъ 31 egiacuteptu Dat Sg 28a) riacutemlěninъ (Nom Sg) 74 riacutemlěny (Instr Pl) 70 76 83 riacutemlěnomъ (Dat Pl) 70 ( riacutema Gen Sg 69 89 93a) troacutejanom (Dat Pl) 7 troacutejane (Nom Pl) 40 ( troacuteǫ Akk Sg 46 54 58) Lavrov 1893 Priloženija zB indiacuteane (Nom Pl) 8 ( indiacutea 8) troacutejanom (Dat Pl) 7 troacutejany (Akk Pl) 8 ( troacuteja Gen Sg 5 8) Diese Ethnika zeigen also in der Regel Beibehaltung des Akzents ihrer Grundwoumlrter Im Neubulgarischen werden appellativische Einwohnerbezeichnungen wie etwa graždaacutenin (mit best Artikel graždaacuteninъt) Plural graždaacuteni (graždaacutenite) in der Regel konstant auf dem Suffix -jan- akzentuiert (vgl dvorjaacutenin sbquoEdelmannlsquo dvorjaacuteni pogaacutenin sbquoHeidelsquo (neben pogaacutenec) pogaacuteni christijaacutenin christijaacuteni angličaacutenin sbquoEnglaumlnderlsquo angličaacuteni)30 Doch gibt es auch Einzelbeispiele mit konstanter Anfangsbetonung wie seacuteljanin Plural seacuteljani

42424242 Vergleicht man das Material der slavischen Einzelsprachen die fuumlr die Rekonstruktion des urslavischen Wortakzentes relevant sind so kann man zusammenfassend fuumlr das Ursla-vische wohl folgende Betonungstypen fuumlr die Bildungen auf -jan- (bzw -jan-inъ) anset-zen31 1 Fuumlr die Pluralbildung auf -jane a) konstante Suffixbetonung -jaacuten- (alt)32 b) Beibehaltung der Betonung des Grundwortes (analogisch) 2 Fuumlr die Singualtivbildung -jan-inъ a) konstante Betonung -jan-inъ (alt)33 b) konstante Betonung -jaacuten-inъ (ana-logisch nach dem Plural -jaacutene) c) Beibehaltung der Betonung des Grundwortes (analo-gisch) Die urspruumlngliche Verteilung waumlre dann im Ostslavischen bewahrt in Faumlllen wie russ dvorjaniacuten sbquoAdliger Houmlflinglsquo Pl dvorjaacutene mirjaniacuten sbquoWeltlicherlsquo Pl mirjaacutene ukr seljaniacuten sbquoDorfbewohner Bauerlsquo Pl seljaacuteny dvorjaniacuten Pl dvorjaacuteny wruss seljaniacuten Pl sjaljaacutene meščaniacuten sbquoBuumlrgerlsquo Pl mjaščaacutene

5555 In der Folge werden nun aumlltere Erklaumlrungsversuche von slavisch -ěn- und -jan- mit den Angaben zu ihrem auszligerslavischen Anschluss angefuumlhrt Ein ausfuumlhrliches Referat aumllterer Erklaumlrungsversuche findet sich auch bei Goumlrner (19675960) Leskien (1891390) bdquoDas (sc litauische und lettische Suffix) -ėna- der Einwohnernamen hat seine Entsprechung im Slavischen Bekanntlich werden hier solche Worte meist mit -jan- (Singular -jan-inъ Pl -jan-e) gebildet aber alte Voumllkernamen wie Slověne zeigen dass die urspruumlngliche Form -ēn- war Kommt ē nach j zu stehen so wird es zu ā zB zemljaninъ sbquoLandsmannlsquo zemlja von solchen Faumlllen hat sich dann -jan- verallgemeinert zB graždaninъ = gradjaninъ sbquoBuumlrgerlsquo zu gradъ sbquoStadtlsquo Ich glaube daher nicht dass Brugmann Grdr 2 340 die slavische Form richtig als -ōn- vgl οmacrρανplusmnων angesehen hatldquo Vondraacutek (1924660 sect682) bdquoSuffix -ēn- und -jan- zur Bezeichnung der Angehoumlrigen eines Volkes der Bewoh-ner einer Oumlrtlichkeit Es handelt sich hier um das -en-Suffix dessen Dehnung in dieser Funktion in allen Kasus verallgemeinert wurde Slověne Samarěne Bei i- und o-Staumlmmen fuumlhrte es zu -jan- das dann als selbstaumlndiges Suffix verallgemeinert wurde graždane nach zemljane u dgl (hellip) Bezuumlglich des Akzentes vgl mirjaniacuten Pl mirjaacutene dvorjaniacuten Pl

29 Vgl Dujčev 1963 Goumlrner 196766 30 Vgl BraumluerIII4041 sect126 31 Vgl bereits Vondraacutek 1924660 sect682 (anders Goumlrner 19676263) 32 Vgl zB Nom Pl russ gorožaacutene (aruss ksl gražaacutene) ukrain horožaacuteny čak (Novi) grajagraveni bulg graždaacuteni

lt urslav gordjaacutene russ dvorjaacutene ukrain dvorjaacuteny skr štok dvograverani sloven dvorjaacuteni bulg dvorjaacuteni lt ur-slav dvorjaacutene aruss seljaacutene ukr seljaacuteny wruss sjaljaacutene skr štok segraveljani slov seljaacuteni lt urslav seljaacutene

33 Fuumlr die Urspruumlnglichkeit dieser Betonung (vgl russ dvorjaniacuten měščaniacuten seljaniacuten ukrain dvorjanyacuten mišča-nyacuten seljanyacuten) spricht nach Leskien 1914161162 auch die Tatsache dass Bildungen auf -inъ auszligerhalb von jan-Ableitungen Akzentuierung des Suffixes zeigen vgl russ gospodiacuten = čak (Vrgada) gospodĩn = štok gospogravedin lt urslav gospodiacutenъ

368 Stefan Schaffner

dvorjaacuteneldquo Vondraacutek (1924543) bdquoUnser Suffix ist offenbar identisch mit dem balti-schen -ēna-Suff in lit Tilžpnas sbquoTilsiterlsquo kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo girpnai sbquoWaldleutelsquo brolpnas sbquoBrudersohnlsquo u dgl so daszlig hier ein Uumlbertritt der konsonantischen Staumlmme auf -ēn- (vgl gr λειχacuteν -microνος sbquoFlechtelsquo sabin Anio -iēnis) in die Dekl der o-St voraus-gesetzt werden muszlig (hellip) Die urspruumlngliche konsonantische Deklination sieht man noch im Pl im Nom Slověne Samarěne usw (hellip) Den -ěn-Stamm Slověn weiszlig sich Zubatyacute nur aus einem ehemaligen Nom ēn (vgl korę) zu erklaumlrenldquo Braumluer (III38) bdquoAls Ausgangs-punkt ist wahrscheinlich nur das Suffix ursl -ěn- anzunehmen das sich mit der lit Bil-dung tilžpnas sbquoBewohner von Tilsitlsquo als Ableitung vom Ortsnamen TiCžė oder mit kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo als Ableitung von kaacutelnas sbquoBerglsquo vergleichen laumlszligt und die Zugehoumlrigkeit bezeichnet Wurde dieses Suffix an einen jo- oder i-Stamm angefuumlgt so muszligte --ěn- zu -jan- veraumlndert werden zu ursl polje ndash poljane ebenso ar kyjane sbquoKieverlsquo zum Perso-nennamen ar Kyjъ Die gleiche Veraumlnderung trat ein wenn das Suffix -ěn- an das mit dem Possessivsuffix j(ъ)- erweiterte Grundwort angefuumlgt wurde Fluszligname Polota ndash r Adjek-tiv polot-jъ- gt poločъ- polot-j-ěne gt poločane ebenso ar derevljane In diesem Fall wuumlrde es genuumlgen nur das Suffix -ěn- als urspruumlnglich anzusehen Das nach palatalen Lauten daraus entstandene Suffix -jan- (-rsquoan-) koumlnnte dann seinerseits produktiv geworden und bei weiteren Neubildungen verallgemeinert worden seinldquo (so auch Vaillant 1958II sect187) Arumaa (198524) bdquoEine besondere Gruppe bezeichnen die Benennungen der An-gehoumlrigen eines Volkes oder der Bewohner einer Oumlrtlichkeit im Slavischen der Typ Slověne Pl im Baltischen lit girpnas sbquoWaldbewohnerlsquo (hellip) Unklar bleibt im Slavischen das Verhaumlltnis des Suffixes -ěn- zu -jan- Rimljane Poločane (zu Polota) und die Herkunft von -jan-ldquo Den meisten aumllteren Erklaumlrungsversuchen ist also gemeinsam dass von slavisch -ěn- als aumllterer Suffixvariante die sich hinter -j- lautgesetzlich zu -jan- entwickelt hat ausgegangen wird und dass als naumlchster ausserslavischer Anknuumlpfungspunkt das baltische Zugehoumlrigkeitssuffix -rna- angesehen wird Wenn die Suffixbetonung im Slavischen bei den Pluralbildungen auf -ěne beziehungsweise -jane urspruumlnglich ist dann stimmen bei-de Suffixe auch im Wortakzent uumlberein Ein wichtiger Unterschied ist aber die Stammge-stalt beider Suffixe das slavische Suffix ist ein n-Stamm das baltische ein a- also indoger-manisch ein eo-Stamm

6666 Das baltische Zugehoumlrigkeitssuffix -rna- (lit -pnas f -pnė lett -ēns f -ēne) das als naumlchster etymologischer Anknuumlpfungspunkt fuumlr das slavische Suffix -ěn- bzw -jaacuten- an-gesehen wird umfasst drei groszlige Bedeutungsgruppen34

1 Einwohnernamen a) im Litauischen Įsrutpnas sbquoInsterburgerlsquo Įsrugravets Ragainpnas sbquoRagmiterlsquo Ragaĩnė Tilžpnas sbquoTilsiterlsquo TiCžė Kupiškpnas sbquoEinwohner von Kugravepiš-kislsquo (hierher auch als Plurale der Einwohnernamen die haumlufigen lit Dorfnamen auf -pnai Bitpnai Piktuppnai Staluppnai Stilpnai usw) seltener Ableitungen von appellativen Ortsbezeichnungen zB girpnai sbquoWaldleutelsquo gigraverė sbquoWaldlsquo kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo kaacutelnas sbquoBerglsquo kaimpnas sbquoNachbarlsquo kaiacutemas sbquo(Bauern-)Dorf Land (im Ggs zur Stadt)lsquo kipmas sbquoHof(-raum) (Bauern-)Hof Gehoumlft Dorflsquo (neben ge-woumlhnlichem kaimyacutenas sbquoNachbarlsquo fem kaimỹnė vgl zur Bildung und Bedeutung lat vīcīnus sbquoNachbarlsquo vīcus sbquoDorflsquo) b) im Lettischen (heute selten) zB Ābawēns sbquoAnwohner des Fluszliges Ābawalsquo

2 Verwandtschaftsnamen a) im Litauischen brolpnas sbquoBrudersohnlsquo ( broacutelis sbquoBru-derlsquo) seserpnas sbquoSchwestersohnlsquo seserpnai sbquoSchwesterkinderlsquo ( sesuotilde sbquoSchwes-

34 Vgl Leskien 1891388389 Senn 1966317 sect600 Forssman 2001246ndash252

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 369

terlsquo) tetpnas sbquoKind der Tantelsquo ( tetagrave sbquoTantelsquo) tetulpnas ( tetulp sbquomatertera amitalsquo) dėdpnos sbquoToumlchter des Vaterbruderslsquo ( dėdx sbquoVaterbruderlsquo)35 b) im Lettischen brālēns sbquoCousinlsquo ( brālis sbquoBruderlsquo) vgl auch skolēns sbquoSchuumllerlsquo ( skola sbquoSchulelsquo) draudsēns sbquoFreundessohnlsquo ( draugs sbquoFreundlsquo)

3 Bezeichnungen junger Lebewesen va von Tierjungen a) im Litauischen nur in best Mundarten zB gervpnas sbquoKranichjungeslsquo ( geacutervė) hierher wohl auch varnpnas sbquoStar Amsellsquo ( vaacuternas sbquoRabelsquo) b) im Lettischen versēns sbquojunger Ochselsquo ( versis) āsēns sbquoBoumlckleinlsquo ( āsis) pīlēns sbquoEntenkuumlkenlsquo ( pīle) kaķēns sbquoKatzenjun-geslsquo ( kaķis) puisēns sbquoKnabelsquo ( puisis sbquoJungelsquo)

7777 Es ist bisher uumlbersehen worden dass eine weitere etymologische Anschlussmoumlglichkeit fuumlr die slavischen Ethnika auf -jane im Griechischen existiert Es handelt sich um griechi-sche Ethnika die mit einem Suffix -νες (ion att -microνες) myken -ānes lt urgriech -ān-es gebildet sind36 Die urgriechische Lautform des Suffixes ist -ān- wie sie im My-kenischen und spaumlter in den nordwestgriechischen Dialekten fortlebt Im Ionisch-Attischen entwickelt sich langes urgriechisches ā etwa um 1000 v Chr lautgesetzlich zu offenen [ēʛ] daher die ionisch-attische Lautform -ην- Bereits das Mykenische der aumlltestbezeugte mit der Silbenschrift Linear B aufgezeichnete Dialekt des Griechischen aus der Zeit 1400 bis 1200 vor Christus kennt solche Bildungen auf -ān-es37 Beispiele sind etwa

a) myk Pa-ki-ja-ne wahrscheinlich Sphagiānes (Ethnikon als ON verwendet Typus Λmκροι)38 Es ist die Bezeichnung des Ortes mit dem Hauptheiligtum von Pylos ei-nem der groszligen Palastzentren der mykenischen Kultur neben dem die Regionsna-men Pa-ki-ja-na (wahrscheinlich Sphagiānā) PY Na 56139 und Pa-ki-ja-ni-ja (wahrscheinlich Sphagiāniā) PY En 6091 PY Jo 43810 PY On 3003 stehen Myk Sphagiānes ist wohl eine Ableitung von Sphagiā spaumlter Σφαγplusmn des bis ins Neugriechische erhaltenen Namens der Insel vor Pylos die daneben auch Σφακτη-ρplusmn heiszligt Die urspruumlngliche Bedeutung vonSphagiā Σφαγplusmn war wohl sbquoSchlacht-opferstellelsquo (Kollektivum von σφfrac34γιον sbquowas zu schlachten istlsquo)40

b) myk I-na-ne Inānes PY An 187 (Ethnikon als ON verwendet) neben myk I-na-ni-ja Ināniā (PY An 183 Ae 8+) Inās Ineus Iniā und spaumlterem iquestνAgrave41

c) myk re-ka-ta-ne PY An 2079 (Nom Pl oder Dat Sg in lok Funktion)42 d) myk te-ta-ra-ne PY (Bartoněk 2002250)

35 In ostlitauischen Mundarten druumlckt -pnas wenn es an Bezeichnungen von Lebewesen angefuumlgt wird mitleidi-ge Verachtung aus zB žmogpnas sbquoMenschlein armseliges Mannsbildlsquo ( žmogugraves sbquoMensch Mannlsquo)

36 Vgl Bechtel 19236080 Schwyzer 1953486 Chantraine 1968166ff Risch 197458 Leukart 1980244ff Balles 2008208

37 Vgl Bartoněk 2002250 466 38 Belege (nach Hajnal 1995168 und Bartoněk 2002250 466) Nom Pl Pa-ki-ja-ne PY Vn 194 PY Xa 1131

Akk Pl Pa-ki-ja-na-de Sphagiānas-de sbquonach Sphlsquo PY Fr 1233 Dat-Lok Pl Pa-ki-ja-si Sphagiānsi sbquoin Sphlsquo PY An 1811++ Instr-Abl Pa-ki]-ja-pi Sphagiāmphi sbquoaus Sphlsquo PY Eb 338 A (in einer recht sicheren Ergaumlnzung)

39 In der pylischen E-Serie (PY Eb 339A++) steht pa-ki-ja-na einzig als Attribut zu i-je-re-ja Die Fuumlgung i-je-re-ja pa-ki-ja-na duumlrfte als hijereja Sphagiānās sbquoPriesterin vonaus Sphagiānālsquo zu deuten sein mit einem abla-tivischen Genitiv (vgl Hajnal 1995218 Anm 295) Zur moumlglichen Identitaumlt von Pa-ki-ja-ne und Pa-ki-ja-na vgl Guglielmo 1982157 und Hajnal 1995218 Anm 295

40 Vgl Leukart 1980240241 und 244245 (mit Literatur) Hajnal 1995168 41 Vgl Ruijgh 1967sectsect119 141 Leukart 1980246 Anm 29 42 Hajnal 1995235236 Bartoněk 2002250

370 Stefan Schaffner

71717171 In den spaumlteren alphabetgriechischen Dialekten ist eine ganze Reihe von Ethnika auf -νες (ion-att -microνες) bezeugt die hier nun in ihrer geographischen Verteilung von Nor-den nach Suumlden angefuumlhrt werden Die meisten stammen aus nord(west-)griechischem Ge-biet43

a) nordgriech() AacuteγριAcircνες (Thuk II 963) im Land der Paionen AtildeγχελAcircνες (Ptol V 1088) an der Muumlndung des Drilon (daneben Bildung auf -εAumlς Atildeγχελες Hdt V 61)

b) epirotisch AacuteθαmicroAcircνες AacuteρκτAcircνες AacuteτιντAcircνες ΤαλαιAcircνες c) thessalisch Egraveλλνες (-ην-) (um Dodona) ΑEacuteνιAcircνες d) aumltolisch Aacuteγρινινες (belegt Aacuteγρινινος D3 61081) zur Stadt Aacuteγρplusmnνιον (daneben Bil-

dung auf -εAumlς AacuteγρινιEcircος D3 6035) ∆αιAcircνες (belegt ∆αιAcircνος D3 42121) AtildeοιτAcircνες (belegt AtildeοιτAcircνων IG 4273) ΕmacrρυτAcircνες (ΕmacrρυτAcircσιν Thuk III 945)

e) mittelgriech AacuteκαρνAcircνες Akarnanien gegenuumlber die Insel der ΚεφαλλAcircνες (-ην-) im Ionischen Meer ΦοιτιAcircνες (Stadt Φοιτplusmnαι) in Akarnanien

f) dorisch ∆υmicroAcircνες (Phyle) g) arkadisch AacuteζAcircνες (-ην-)

Die bezeugten griechischen Ethnika auf -νες (ion-att -microνες) aus den klassischen Dialek-ten stammen also zwar vorwiegend aus dem nordwestgriechischen Gebiet die Verbreitung reicht aber bis nach Arkadien auf der Peloponnes

72727272 Fuumlr diese griechischen Ethnika auf -νες (ion att -microνες) aus den klassischen Dialekten bestehen nun etymologische Anschlussmoumlglichkeiten an griechische oder zumindest im Griechischen moumlgliche Staumlmme auf -ā- lt -ah2- insbesondere Ortsnamen oder Ortskollek-tiva mit Stamm auf -ā Diese werden nun in alphabetischer Reihenfolge angefuumlhrt44

a) nordgriech() AacuteγριAcircνες zu einem Landschaftsnamen Aacuteγρplusmn ( ETHγριος sbquowildlsquo) b) arkadisch AacuteζAcircνες zu ETHζω sbquotrocken seinlsquo (ETHζη sbquoSchmutzlsquo[]) oder (eher) zu ETHζον

microEcircγαν (codd microEcircλαν) καOgrave Oacuteψηλmν Hsch c) thessalisch ΑEacuteνιAcircνες zu αEacuteνmς sbquoschrecklichlsquo mit komplexem -ιν- (vgl daneben

ΑEacuteν-plusmnδ- Name der von ihnen bewohnten Landschaft) d) epirotisch AacuteρκτAcircνες Ableitung von einem Kollektiv arktā- sbquoBaumlrengegendlsquo

( griech ETHρκτος sbquoBaumlrlsquo) vgl zur Benennung das Ethnikon Aacuteρκfrac34δες lt Aacuteρκτ-frac34δ-ες e) dorisch ∆υmicroAcircνες (Phylenname) moumlglicherweise zu dumā- sbquoStammlsquo45 (vgl ∆Aumlmicroη Oumlν

Σπfrac34ρτtimes φυλacute καOgrave τmπος Hsch) in der Bedeutung etwa von φυλEcircται sbquoStammesgenos-senlsquo

f) thessalisch Egraveλλνες46 (Akzent nach ΠανEcircλλνες anstelle von UgraveλλAcircνες) Ableitung von einem Ortskollektiv hellā lt sed-lah2 sbquo(Wohn-)sitzlsquo (vgl Uacuteλλfrac34 καθEcircδρα Λfrac34-κωνες Hsch lat sella kelt sedlo- in ON) Egraveλλνες ist wohl nicht zu trennen von Ugraveλλοplusmn Egraveλληνες οUcirc Oumlν ∆ωδAgraveνtimes καOgrave οUcirc Ucircερες Hsch (auch Pindar Fr 59) und den gleichbedeutenden Σελλοplusmn (Il Π 234) den Ureinwohnern von Dodona aus deren

43 Siehe Bechtel 192360 Leukart 1980245 44 Nach Leukart 1980245 mit Literatur 45 Mit auszligergriechischem Anschluss an ae tēam afries tām sbquoNachkommenschaftlsquo lt urgerm ta1ma-z 46 Bei Homer ist Egraveλληνες (seit Il B 684) noch Bezeichnung eines thessalischen Stammes und Ugraveλλfrac34ς -frac34δος f

sbquoHellas Land der Egraveλληνεςlsquo Bezeichnung einer Landschaft des suumldlichen Thessalien Seit Herodot wird Egraveλληνες zur Bezeichnung aller Griechen verwendet Neben Egraveλληνες steht Egraveλλοπες in Atildeλλmπια dem Na-men der Umgegend von Dodona (Hes Fr 1341) und des noumlrdlichen Euboumla (Hdt 823) Seit Aristoteles (Met 352 a 34) galt das Gebiet von Dodona und das Acheloos-Tal als die Urheimat der Hellenen die Uumlρχαplusmnα Ugraveλλfrac34ς (vgl FriskI498499 LfgrE2556557)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 371

Reihen die Zeuspriester ausgewaumlhlt wurden Sello- bzw Hello- ist das primaumlre und etymologisch unsichere Grundwort Egraveλλνες ist wohl eine Ableitung von ei-nem griechisch gebildeten Ortskollektiv Hellā- sbquoRegion der Helloilsquo zum moumlgli-cherweise ungriechischen Ethnikon Hello- (vgl dazu spaumlteres Κρacuteτ- zu ungriech Κρmicroτες)

g) aumltolisch ΕmacrρυτAcircνες Ableitung von Ehurutā- sbquoGegend mit gutflieszligenden Quellenlsquo (zu εYacuteρυτος sbquogutflieszligendlsquo [κρacuteνη E])

h) mittelgriech ΚεφαλλAcircνες Ableitung von einem Grundwort kephalā- ( gr κεφαλacute sbquoHaupt Kopf Oberstes Spitze Endelsquo) vgl den spaumlteren Inselnamen Κεφαλληνplusmnα

73737373 In diesem Zusammenhang ist auch kurz auf die griechischen Landschafts- und Ortsna-men auf -ānā wie Μυκszligν Μεσσszligν oder Aacuteθszligν47 einzugehen Es handelt sich um Orts-kollektiva auf -ā die von den Ethnika mit Stamm auf -ān- abgeleitet sind48 Fuumlr myk Sphagiān-ā sbquoRegion der Sphagiāneslsquo ergibt sich folgende Ableitungssequenz

mykenisch ON Sphagiā rarr Sphagiān-es rarr Sphagiān-ā sbquoRegion der Sphagiāneslsquo (vgl oben 7a)

Entsprechend koumlnnen fuumlr Μυκszligν Μεσσszligν die folgenden Ableitungssequenzen angesetzt werden

a) Mukā (etymologisch wohl zu microAumlκων σωρmς θηmicroAgraveν Hsch) rarr Mukān-es rarr Mukān-ā sbquoRegion der Mukāneslsquo (Μυκacuteνη)

b) Messā (homerisch ΜEcircσση in Lakonien etymologisch zu microEcircσσος sbquoin der Mitte gele-genlsquo) rarr Messān-es rarr Messān-ā sbquoRegion der Messāneslsquo (dor Μεσσszligν ionisch-attisch Μεσσacuteνη) wozu in einer weiteren Phase das spaumlter uumlbliche Ethnikon Μεσσaacuteνιος und der Regionsname Μεσσνplusmn gebildet wurden

77774444 In der Folge soll nun auf vier aumlltere Erklaumlrungsversuche des griechischen Suffi-xes -νες (ion att -microνες) myk -ānes lt urgriech -ān-es zur Bildung von Ethnika einge-gangen werden Da diese bisherigen Erklaumlrungsversuche mE nicht uumlberzeugen konnten seien sie hier kurz diskutiert und die wichtigsten Gegenargumente genannt

1 H Jacobsohn (1927283ff 193076ff) (vgl auch Chantraine 1968163 68) hatte angenommen dass die Bildungen auf -ν- alle aus -acircον- kontrahiert seinen Dieser Erklaumlrungsversuch laumlsst sich mit folgenden Gegenargumenten entkraumlften

a) das Nebeneinander von nordwestgriechisch-dorisch und arkadisch -ν- gegenuumlber ionisch-attisch -ηv- (zB Egraveλληνες) zeigt deutlich dass urgrie-chisch -ān- zugrundeliegt Denn -z(1)on- haumltte im Attischen -εAgraveν- er-geben und waumlre auszligerhalb des Ionisch-Attischen zu -ν- kontrahiert wor-den vgl κοινaacute(acirc)ων Gen -aacute(acirc)ονος49 (gebildet wie hom διδυmicroaacuteονε) gt dor usw κοινaacuteν m sbquoTeilnehmer Gesellschafterlsquo Pind Py 328 Inscr

47 Vgl hierzu Leukart 1980246 Fn 27 bdquoAacuteθacuteνη bzw -αι ist urspruumlnglich Ortsname und nicht Name der Goumlttin die folgerichtig bei Homer Aacuteθηναplusmnη heiszligt (att Aacuteθηναplusmnα kontrahiert zu AacuteθηνAcirc) Es ist deshalb sinnlos den Ortsnamen von demjenigen der Goumlttin herleiten zu wollen (so Frisk GEW und Chantraine DELG sv) Myk A-ta-na-po-ti-ni-ja ist als Athānās (Ortname im Gen) Potnia aufzufassen (vgl ebenso mit Gen da-pu2-ri-to-jo p u-po-jo p)ldquo

48 Vgl zum Folgenden Leukart 1980246 49 Vgl als Parallele ξυνaacute(acirc)ων Gen -szlig(acirc)ονος ( ξaumlνmς) gt ξυνszligων Pind Py 348 Aisch frg 996 (per coni)

ξυνaacuteν Pind Nem 527 ξυνacuteων Hes th 595 u 601 ξυνAgraveν Soph frg 970 ξυνωνplusmnη Archil 89

372 Stefan Schaffner

Schw 3624 [Lokris] 65621 [Tegea] vgl auch dor κοιννEcircω Schw 89g [Argos] 323 B 48 [Delphi] Foedus ap Thuk 5791 vgl auch κοιννplusmnα Pind Py 197) att κοινεAgraveν sbquodslsquo Eur Her 149 u 340 Xenophons κοινAgraveν Cyr p 7535 scheint eine Umsetzung von dor κοινaacuteν nach att κοινωνEcircω (mit lautgesetzlicher Entwicklung von -ǣ(1)on- gt att -ων- im Vorton) wozu att κοινωνmς nach einem Verhaumlltnis wie στρατηγEcircω στρατηγmς ruumlckgebildet wurde zu sein (Leumann 1993223224 Fn 20 Peters 1980254255 Fn 212)

b) das Mykenische hat mit Bildungen wie Pa-ki-ja-ne Sphagiānes und I-na-ne Inānes gezeigt dass bereits im Urgriechischen ein Bildetyp von Eth-nika auf urgriech -ān- (neben Bildungen auf -ā1on- lt -ah2-1on- vgl myk [PY] o-qa-wo-ne- hokwāaringon- sbquoMitglied des Gefolgeslsquo [vgl hom aeligπfrac34ων sbquoGefaumlhrtelsquo] myk [KN] I-ja-wo-ne Iāaringon- sbquoMann aus Iālsquo) exis-tiert hat

2 Nach Schwyzer (1953185 487) koumlnnten die vorwiegend im Nordwesten beheimate-ten Ethnika auf -ān- auf uridg -ēn- (dehnstufige Variante des indiv Suffixes -eon-) beruhen und zwar mit nordgriechisch-illyrischem Lautwandel ē gt ā (wegen albanisch o lt uridg ē wohl uumlber ā) Als Gegenargumente lassen sich anfuumlhren

a) die Verbreitung der Ethnika auf -ān-es auch im Suumldgriechischen (Myke-nischen Arkadischen) und die fruumlhe Bezeugung im Mykenischen spre-chen gegen die Herkunft aus einer (aus anderen Gruumlnden voumlllig hypotheti-schen) Vorstufe Nordgriechisch-Illyrisch

b) die Hypothese Schwyzers ist kaum zutreffend fuumlr die Ethnika auf -ānes mit deutlichen oder zumindest moumlglichen griechischen Derivationsbasen mit Stamm auf -ā

3 Nach Leukart (1980238ndash247) dem wir die letzte umfassende Behandlung des Suf-fixes -νες (ion-att -microνες) myk -ānes lt urgriech -ān-es zur Bildung von Ethni-ka verdanken ist das Suffix -ān- der Ethnika vergleichbar mit dem Suffix -ān- von urgriech ne1ān-50 Urgriech ne1ān- ist das Grundwort von griech νενplusmnς sbquojunger Mannlsquo sekundaumlr Adj sbquojugendlichlsquo (zuerst νεηνplusmnης Uumlνacuteρ Hom Od κ 278 ξ 524) νενικmς sbquojugendlichlsquo (Ar+) Deminutiv νενplusmnσκος sbquojunger Mannlsquo (Hdt+) man vgl auch die denominalen Verba νενιεAumlοmicroαι sbquowie ein jugendlicher Hitzkopf handelnlsquo (Ar+) mit νενplusmnευmicroα sbquojugendlich impulsive Handlunglsquo (Pl+) und νενικEcircω sbquojugendlich seinlsquo (Eup+) Femininum νεAcircνις νεmicroνις -ιδος (Il+ ep-poet) Ur-griech ne1ān- stellt nach Leukart (1980241242) eine Ableitung mit der tiefstufi-gen Form des charakterisierend-individualisierenden Suffixes -eon- von einem vor-urgriechischen vielleicht sogar uridg Stamm ne1ā- (bzw ne1ah2-) der als Kol-lektivbildung sbquoGesamtheit der jungen Leutelsquo bedeutete dar Zur Funktion des Suffi-xes aumluszligert sich Leukart (1980242 Anm 15) folgendermaszligen bdquoWegen der indivi-dualisierend-singulativischen Funktion von ne1ā-n- usw (hellip) empfiehlt es sich von -eon- mit der spezielleren Bedeutungsentwicklung sbquoderjenige aus der Gruppe xlsquo gt sbquoeiner aus helliplsquo auszugehenldquo Gegen diese Erklaumlrung Leukarts laumlsst sich als Ge-genargument anfuumlhren dass das Suffix -ān- der Ethnika funktional nicht verglichen werden kann da zwischen der Ableitungsbasis und den abgeleiteten Ethnika deut-lich eine Zugehoumlrigkeitsrelation zum Ausdruck gebracht wird (zB ΦοιτιAcircνες eig

50 Moumlglicherweise bezeugt in νεfrac34ν νEcircος sbquoJuumlnglinglsquo (A D Adv 1608 Suid sv νεAcircνις Eust 33515 EM) falls es nicht bloszliges Grammatikerrekonstrukt zu Erklaumlrung von νεAcircνις ist (Leukart 1980238)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 373

sbquodie zur Stadt Φοιτplusmnαι Gehoumlrigen Einwohner der Stadt Φοιτplusmnαιlsquo ∆υmicroAcircνες [Phylenna-me] eig sbquodie zur dumā-zum bdquoStammldquo Gehoumlrigenlsquo in der Bedeutung etwa von φυλEcircται sbquoStammesgenossenlsquo) und das individualisierende Suffix -eon- alleine den Ausdruck der Zugehoumlrigkeit nicht leistet51

4 Bei Balles (2008208) sind die griechischen Voumllkernamen auf -νες (ion att -microνες) urgriech -ān-es falsch unter die vorwiegend fuumlr gewisse dorische bzw nordwest-griechische Dialekte charakteristischen Sekundaumlrbildungen auf -acuteν Gen -microνος des Typs λεσχacuteν sbquoSchwaumltzerlsquo ( λEcircσχη sbquoOrt zum Liegen Plaudereilsquo) oder ξιφacuteν sbquoSchwerttraumlgerlsquo (ccedil φEcircρων ξplusmnφος Hsch)52 wozu auch die vor allem in Megara und Korinth bezeugten Personennamen wie Λυσacuteν Καλλacuteν Aacuteριστacuteν Νικacuteν etc (vgl Solmsen 1909116ff) zaumlhlen eingeordnet Diese Bildungen zeigen auch im dorisch-nordwestgriechischen Dialektgebiet die Suffixablautstufe -ην- lt urgriech -ēʛn- die mit dorisch-nordwestgriechisch -ν- lt urgriech -ān- der Ethnika lautlich nicht kompatibel ist

8888 In der Folge soll nun eine neue Erklaumlrungsmoumlglichkeit der Suffixe urgriech -ān-es und urslav -ěne bzw -jane zur Bildung von Ethnika und der baltischen Zugehoumlrigkeitsbil-dungen auf -rna- praumlsentiert werden Den Ausgangspunkt fuumlr diese neue Erklaumlrungsmoumlg-lichkeit bildet die Beobachtung dass im Urindogermanischen bzw in den Einzelsprachen Suffixkonglomerate zur Bezeichnung der Zugehoumlrigkeit aus der Kombination zweier funk-tional aumlquivalenter Zugehoumlrigkeitssuffixe bzw aus der Kombination zweier Bildemoumlglich-keiten zur Bezeichnung der Zugehoumlrigkeit entstanden sein koumlnnen Man vergleiche zum Beispiel

a) Zugehoumlrigkeitssuffix -iacuteh2-no- (lat -īnus gr -eacuteνος lit -yacutenas slav -iacutenъ germ -īna-53) Kombination aus dem V~k-Suffix -iacuteh2-

54 (vgl ai v~k- f sbquoWoumllfinlsquo ai

51 Diese Uumlberlegung mag vielleicht auch der Grund dafuumlr sein dass Nikolaev 2010191 als Grundlage von ur-griech ne1ān- eine auf dem Kollektivum ne1eh2- bdquoyouthldquo basierende Ableitung ne1eh2-h1(eo)n- bdquohaving youthldquo (gt Hsch νεfrac34ν νEcircος) mit dem Hoffmannschen Possessivsuffix postuliert Nikolaev 2010191 Fn 9 er-laumlutert weiter hierzu bdquoThe analysis here differs from the one originally proposed by Leukart only insofar as he glosses ne1eh2 as lsquoGesamtheit der jungen Leutersquo and operates with an individualizing -n-suffix while I use Hoffmannrsquos possessive suffix -h1(eo)n- insteadldquo

52 Vgl zu diesem Typ auch Peters 1980169 53 ZB lat equīnus sbquozum Pferd gehoumlriglsquo equus sbquoPferdlsquo gr ecircκεανναι sbquoOkeanostoumlchterlsquo lit kaimyacutenas sbquoNach-

barlsquo kaiacutemas sbquoDorflsquo aksl sestrinъ sbquozur Schwester gehoumlriglsquo ahd fingirīn sbquoFingerringlsquo 54 Die Bestimmung des Laryngals des V~k-Suffixes als h2 ergibt sich mE aus der Analyse von gr

Uumlνδριfrac34ς -frac34ντος sbquoStandbild Statuelsquo als h2rih2-aacutent- (vgl zur Bildung auch toch B iko Pl ikonta sbquoSchrittlsquo lt sekās lt sekah2-t-s oder -ant-s [ B sik- sbquoschreitenlsquo lt sik-]) das als Erweiterung mit einem die Bedeu-tung des Grundwortes nur gering modifizierenden abstufenden Suffix ----ent-----nt- (in Faumlllen wie heth irmala-nt- sbquokranklsquo irmala- sbquodslsquo weitere Beispiele unter sect81) einer V~k-Bildung h2r-iacuteh2- sbquowas einem Mann ver-gleichbar ist Bild eines Manneslsquo gedeutet werden kann (Klingenschmitt 2005423 Anm 142) Die Bildungen auf -iacuteh2- des V~k-Typs haben naumlmlich unter anderem die Funktion etwas zu bezeichnen was in seiner Be-schaffenheit an den durch das Grundwort bezeichneten Begriff erinnert (vgl AiGII2384 Klingenschmitt 2005344) vgl zum Beispiel ai ā-v Du sbquoHodenlsquo āaacute- n sbquoEilsquo Du sbquoHodenlsquo lat saniēs sbquoverdorbenes Blut Wundjauchelsquo lt h1sh2an-ih2- sbquoBlutaumlhnlicheslsquo ( heth ešar gr eumlαρ ai aacutes~-k n sbquoBlutlsquo lt uridg h1eacutesh2~ Gen h1sh2aacuten-s) aisl myacuterr f Sumpf Schlammlsquo lt urnord me1Ri+R lt urgerm me1zī lt me1siacuteh2- sbquowas ei-nem Moor aumlhneltlsquo ae mēos m n sbquoMoor Schlammlsquo ahd mios m n sbquodslsquo lt meacute1so- Nur der Ansatz mit h2 erklaumlrt mE auch die Tatsache dass bestimmte Staumlmme des V~k-Typs im Baltischen bzw Litauischen zu Staumlmmen mit Nom Sg -ijagrave und Akk -iją umgebildet sind vgl zB urslav oldi Gen ldiję sbquoSchifflsquo (skr štok lađa čak [Vrgada] ldegatildeđa slov laacutedja nruss ladjaacute aruss lodja) lt alds Gen aldiās (aumllter -i-as

374 Stefan Schaffner

v~ka- m sbquoWolflsquo ai rath- m sbquoWagenlenkerlsquo raacutetha- m sbquoWagenlsquo urslav sǫdi m sbquoRichterlsquo lt som-dhh1-iacuteh2- urslav sǫdъ m sbquoGerichtlsquo lt som-dhh1-oacute-) und dem Suffix -no- (vgl zB lat Romā-nus sbquoRoumlmerlsquo Roma lat paternus sbquozum Vater gehoumlriglsquo maternus sbquozur Mutter gehoumlriglsquo lat fānum sbquoHeiligtumlsquo lt fasnom lt dhƽ1s-no-m sbquozu einer religioumlsen Feier gehoumlriglsquo)

b) av āhuiri- sbquozum ahura- gehoumlriglsquo ( ahura- sbquoHerrlsquo) Kombination aus Vigraveddhi55 plus Zugehoumlrigkeitssuffix -i- (ohne Vigraveddhi av zaraθuštri- sbquozu Zarathustra gehoumlriglsquo zaraθuštra-)

c) uridg te1-oacute- sbquozu dir gehoumlriglsquo (griech hom dor τεacircmς lat tuus) tū sbquodulsquo de1-oacute- sbquoHimmlischer Gottlsquo (ai devaacute- lat deus dīvus lit diẽvas etc) de1-di1- sbquoHim-mellsquo Kombination aus Vigraveddhi51 plus Zugehoumlrigkeitssuffix -o-56 (vgl ohne Vigraveddhi t1-oacute- sbquozu dir gehoumlriglsquo gt griech ion att σmς av θβ)

d) Suffix -io- (vgl zB lat patrius griech πfrac34τριος sbquozum Vater gehoumlriglsquo) lt -ih2-o- Kombination aus den beiden Zugehoumlrigkeitssuffixen -ih2- und -o-57

lt -ih2-as) lit aldijagrave Akk aCdiją sbquoEinbaum Kahnlsquo (nach dem Wandel von -ia- zu ē eingetretene) Umbil-dung von ald-s Gen aldi-as lt aoldh-iacuteh2- sbquoTrogaumlhnlicheslsquo urgerm alđōn- sbquoTroglsquo (nnorw dial olda f sbquogroszliger Troglsquo nschwed aringlla f sbquoBottichlsquo) lt aoldhā-n- (vgl Klingenschmitt 2005344) Zugunsten von h1 des V~k-Suffixes argumentiert Widmer 2005190ff worauf hier im Einzelnen aber nicht eingegangen werden kann

55 Vgl zB ahd swāgur m sbquoSchwagerlsquo lt urgerm s1ēDžura-z lt s1ē0uroacute-s sbquoder zum Schwiegervater (als Sohn) Gehoumlrigelsquo uridg s1eacute0uro-s sbquoSchwiegervaterlsquo (ai śvaacuteśura- gr Uacuteκυρmς lat socer ahd swehur ae sweor etc) Vgl zur Vigraveddhi-Ableitung insgesamt Darms 1978 Jochem Schindler (bei Balles 2006286ff Fn 473 und Widmer 2008618) leitet die Vigraveddhi-Ableitung aus einer Lokativhypostase von endungslosen dehnstufi-gen Lokativen von Wurzelnomina her wobei als Operator fuumlr die Bildung des abgeleiteten Stammes dasselbe Suffix -eo- dient das auch bei Hypostasen von i-Lokativen auftritt (zB uridg h2ant-i+eacuteoacute- sbquoauf der Vor-derseite gegenuumlber befindlichlsquo [gt gr Uumlντplusmnος sbquogegenuumlberstehend entgegengesetztlsquo substantiviert urgerm andia- m n sbquoEnde Rand Grenzelsquo] uridg h2ant-i Lok sbquoauf der Vorderseite gegenuumlberlsquo) Auf einer Loka-tivhypostase uridg pēd-oacute- sbquoam Fuszlig befindlich zum Fuszlig gehoumlriglsquo ( prdplusmni sbquoam Fuszliglsquo) beruhen nun einerseits lit pėdagrave f (3) sbquoFuszligsohle Fuszligspurlsquo = lett pecircda f sbquoFuszligsohlelsquo (lit dial auch ppdas m (3) sbquoFuszligsohlelsquo) und an-dererseits wohl auch griech πηδmν n sbquoRuderblattlsquo (Od+ benannt nach der flachen Form und der Befindlich-keit unten am Ruder FriskII527) dessen urspruumlngliche Bedeutung noch von dem abgeleiteten Verbum πηδfrac34ω sbquospringen huumlpfenlsquo (Il+) vorausgesetzt sein koumlnnte (zur Deutung von lit pėdagrave f (3) sbquoFuszligsohle Fuszlig-spurlsquo = lett pecircda f sbquoFuszligsohlelsquo als einer Vigraveddhi-Ableitung zu ped- sbquoFuszliglsquo vgl Griepentrog 1995163 Larsson 2003245 Anm 15 NIL537 Fn 64) Aus dem prototypischen Nebeneinander von pēd-oacute- sbquoam Fuszlig befindlich zum Fuszlig gehoumlriglsquo ( prd sbquoam Fuszliglsquo) und peacuted- sbquoFuszliglsquo auf das pēd-oacute- sekundaumlr als Ableitung bezogen werden konnte haumltte nun die Regel abstrahiert werden koumlnnen dass bei dieser spezifischen Ableitung das Derivat ge-genuumlber der Derivationsbasis Erhoumlhung des Wurzelablauts um eine Stufe (ē e danach analogisch ō o und e ) und zwar nach dem ersten konsonantischen Wurzelradikal zeigt und das Derivat gegenuumlber der Deriva-tionsbasis oppositiven Akzent aufweist Fuumlr den Ansatz eines Lok Sg prd(plusmni) spricht der Lok Pl prt-su lt prd-su in air iacutes kymr is untenlsquo lt īssu (vgl auch altalb [Buzuku] peumlr posh alb dial peumlrpoacutesh sbquounten hin-unter herunterlsquo lt pēd-si) Mit dem Ansatz eines Lokativ Singular prdplusmni ergaumlbe sich ein weiteres Beispiel fuumlr eine Regel dass bei athematischen Staumlmmen die Ablautstufe des Lokativ Singular gegenuumlber der Ablaut-stufe des paradigmatisch zugeordneten Genitiv Singular jeweils um einen Grad erhoumlht ist (vgl Klingenschmitt 2005319 Fn 30ndash32) Die Regel laumlszligt sich erschlieszligen aus Paradigmen wie Sg Nom dr1-s Gen di1-eacutes Lok deacute1plusmni Sg Nom meacutenti-s Gen mteacute-s Lok mtrplusmni Sg Nom h1noacuteh3m Gen h1h3meacuten-s Lok h1h3mrnplusmni

56 Vgl auch Schaffner 2004490 Fn 15 mit Literatur 57 Fuumlr eine Untermenge der Bildungen auf -ieo- kommt sicherlich auch eine Herleitung aus Hypostasen von

i-Lokativen in Betracht (Widmer 2008617 Balles 1997161ff Nussbaum 1986243) zB uridg h2ant-i+eacuteoacute- sbquoauf der Vorderseite gegenuumlber befindlichlsquo (gt gr Uumlντplusmnος sbquogegenuumlberstehend entgegengesetztlsquo

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 375

81818181 Auch bei Suffixkonglomeraten anderer Funktion besteht die Moumlglichkeit dass diese durch Kombination zweier funktional aumlquivalenter Suffixe enstanden sind man vergleiche zB das im Lateinischen bei Substantiven der 3 bis 5 Deklination verwendete Deminutiv-suffix -culus -a -um (zB homuculus sororcula aedicula vasculum etc) lt -ke-lo- das durch die Kombination eines Deminutivsuffixes -keo- (zB ai rāja-kaacute- sbquoKoumlnigleinlsquo rzjan- sbquoKoumlniglsquo ai pit~-kaacute- sbquoVaumlterchenlsquo pitaacuter- sbquoVaterlsquo aisl bolungr sbquojunger Stierlsquo lt --koacute- boli m n-St sbquoStierlsquo) und eines Deminutivsuffixes -lo- (lat -ulus lt -e-lo- got magula sbquoKnaumlbleinlsquo magus) hervorgegangen ist Im diesem Zusammenhang sei kurz darauf verwiesen dass das slavische Suffix -ęt- zur Bezeichnung von jungen Lebewesen vorwie-gend von Tierjungen (BraumluerIII80ndash99) aus der Kombination zweier individualisierend-charakterisierender Suffixe -en- und -et- entstanden sein kann zB urslav posęt- n sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ( uridg poacuter0oe- sbquodslsquo [lit pašas (2) ahd far(a)h ae fearh lat porcus mir orc]) urslav moCdęt- n sbquoJungeslsquo lt moacutelde-n-t- ( urslav moCdъ sbquojunglsquo lt moacuteldho-)58 auszligerhalb des Slavischen vielleicht auch arm ayceamn sbquoGazellelsquo lt h2ai-(hx)-t- ayc (i) sbquoZiegelsquo lt h2ai-59 Man vergleiche zum individualisierenden Suf-fix -eon- etwa Beispiele wie lat Catō -ōnis sbquoSchlaumlulinglsquo catus sbquoschlau verschlagenlsquo griech στρfrac34βων sbquoSchielerlsquo στραβmς sbquoschielendlsquo got liuta -ins sbquoHeuchlerlsquo liuts sbquoheu-chelndlsquo etc60 zum indiv Suffix -eot- etwa ai haacuteri-t- n sbquogelbe Farbelsquo (in haacuterit-vant- sbquogoldgelblsquo) lt heacutelh3i-t- n sbquodas Gelbelsquo ai haacuteri- sbquofahl gelblichlsquo jav zairi- sbquogelblsquo lt heacutelh3i- uridg meacuteli-t- n sbquoHoniglsquo (gr microEcircλιτ- got milithorn etc) eig sbquoGelbeslsquo ( urkelt meli-no- sbquogelblsquo in mkymr melyn) uridg (h13)aacutelbi-t- n sbquoWeiszligeslsquo (gr ETHλφι n Pl ETHλφιτα sbquoGerstenmehllsquo alb elb sbquoGerstelsquo)61 und griechische und lateinische Bildungen wie gr γυmicroνacuteς γυmicroνacuteτ- sbquoLeichtbewaffneter Infanteristlsquo ( γυmicroνmς sbquonackt unbekleidetlsquo) gr UumlργEcircτ- Uumlργacuteτ- sbquoglaumlnzend strahlend schimmerndlsquo ( Uumlργmς sbquodslsquo) lat stīpes stīpit- sbquoZweig Stocklsquo ( stepo- sbquostarr steiflsquo gt urgerm stīfa- gt ae mhd stīf)62 Eine Analyse des slavischen Suf-fixes -ęt- n als -(e)n- + -t- ergibt sich vom Material des Slavischen aus schon alleine dadurch dass die Bildungen auf -ęt- in deutlicher Beziehung zu Ableitungen von n-Staumlm-men gleicher Bedeutung stehen (vgl zB russ ksl mladę n sbquoKind Knabelsquo [vgl auch slo-vak mlaacutedrsquoa n sbquojunges Tierlsquo] lt urslav moCdęt- n sbquoJungeslsquo aksl mladen-c mladěn-c sbquodslsquo [vgl apreuszlig Elb Voc 189 kint maldenikis] russ dialekt moacuteloden sbquojunger Mannlsquo lt urslav moCden- [Ableitung mittels des indiv n-Suffixes von urslav moCdъ Adj sbquojunglsquo gt aksl mladъ russ moacutelodъ]) und die Bildungen auf -ęt- in den Einzelsprachen zum Teil im Singular (vgl russ Sg teleumlnok sbquoKalblsquo Pl teljaacuteta) oder im Plural (ačech haumlufig Pl -enci lt -en-ci Sg -ě lt -ę zB Pl kuřenci Sg kuřě sbquoHuhnlsquo) durch Ableitungen von n-Staumlm-men suppliert werden (vgl auch apreuszlig smunents sbquoMenschlsquo neben smūnen-isks sbquomensch-lichlsquo)63 Die Produktivitaumlt dieses Typs im Slavischen mit dieser spezifischen semantischen Funktion ist wohl von prototypischen Bildungen wie urslavisch posęt- n sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ausgegangen dessen Grundwort poacuter0eo- dieselbe Bedeutung hat Das Suffix-konglomerat -en-t--n-t- duumlrfte in rein bdquoaugmentativerldquo Funktion wie in urslav posęt- n

substantiviert urgerm andia- m n sbquoEnde Rand Grenzelsquo) uridg h2ant-i Lok sbquoauf der Vorderseite gegen-uumlberlsquo

58 Vgl Schaffner 2001209ndash211 59 Klingenschmitt 19822526 Fn 19 60 Vgl Krahe amp Meid 1969III 92 Schaffner 2001526ndash529 61 Vgl Schaffner 2001211 Fn 200 Zu einer Analyse dieser Bildungen als t-Instrumentale Pinault 198032

Widmer 2005197 62 Nussbaum 20044 63 BraumluerIII81 Schaffner 2001209210

376 Stefan Schaffner

sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ( uridg poacuter0oe- sbquodslsquo) wohl auch im lat Ethnikon Pīcentes sbquodie (jungen) Spechtelsquo ( lat pīcus umbr peico sbquoSpechtlsquo) neben dem Adjektiv Pīcēnus LN Pīcēnum64 in apreuszlig smunents sbquoMenschlsquo (neben smūnen-isks sbquomenschlichlsquo) und wohl auch in griech Uumlνδριfrac34ς -frac34ντος m sbquoMenschenbild Bildsaumlule Standbildlsquo lt h2r-ih2-ant- (Erwei-terung von h2r-iacuteh2- sbquowas einem Mann vergleichbar ist Mannsbildlsquo) Uumlνacuteρ m sbquoMann Menschlsquo lt h2nrr verbaut sein

82828282 Wenn man nun das in sect8 illustrierte Prinzip der Kombination zweier funktional aumlquiva-lenter Zugehoumlrigkeitssuffixe zu einem Suffixkonglomerat auch auf das genannte baltische Zugehoumlrigkeitssuffix -rna- (lit -pnas f -pnė lett -ēns f -ēne vgl oben sect665) anwendet das eine etymologische Entsprechung in lateinischen Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -ēnus (zB Adj Pīcēnus LN Pīcēnum lat pīcus sbquoSpechtlsquo lat -iēnus Abl von io-Staumlmmen zB aliēnus sbquozu einem anderen gehoumlriglsquo alius laniēna [taberna Varro] sbquoFleischerladenlsquo altlat lanius sbquoMetzgerlsquo [wie figlīna taberna sbquoToumlpferwerkstattlsquo figulus sbquoToumlpferlsquo) besitzt66 so kann deren Vorform -eh1-no- bzw -e-h1-no- (bei Ableitung von eo-Staumlmmen67) als Kombina-tion eines abstufenden Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1-h1 dessen unflektierte Form moumlgli-cherweise der urindogermanischen Instrumentalendung -eh1-h1 zugrundeliegt68 und dem Zugehoumlrigkeitssuffix -no- analysiert werden Eine spezialisierte Funktion des Konglome-rats -(e)h1-no- koumlnnte dann in dem sogenannten bdquoHerrschersuffixldquo69 -h1-no- der Bedeu-

64 Vgl Rix 195051237ff 65 Hiervon etymologisch zu trennen ist wohl das zur Bildung von Stoffadjektiven verwendete slavische Suf-

fix -ĕnъ (vgl Vondraacutek 1924I 528529) dass wohl an n-Staumlmmen erwachsen ist (vgl aksl kamĕnъ sbquosteinernlsquo russ kaacutemjanyj serb k`men urslav kaacutemen- m sbquoSteinlsquo aksl plamĕnъ serb pl`men sbquoflammendlsquo urslav plaacutemen- m sbquoFlammelsquo) und von dort als komplexes Suffix abgeloumlst ist (vgl aksl drĕvĕnъ sbquohoumllzernlsquo drĕvo sbquoHolzlsquo)

66 Rix 1972727728 weist darauf hin dass das Umbrische ein patronymisches Gentilnamensuffix -ēno- kennt das mit einem einzigen ndash allerdings durchsichtigen ndash Beispiel aus umbrischen Texten zu belegen ist Voisiener (Gen Sg Ve 236) zu Voisis lt -sos Der Typ ist auf lateinischen Inschriften aus Umbrien und aus den oumlstli-chen und suumldlichen Nachbargebieten der Pikenter Vestiner und Sabiner haumlufig Alfēnus (auch Hor sat 1 3 130+) Labiēnus (auch Sil 1034+) Nach Rix loc cit entspricht dieses patronymische Gentilnamensuffix des Umbrischen etymologisch dem Suffix des Ethnikons Picēnus zu lat pīcus und umbr peico (Akk) sbquoSpechtlsquo Nach Rix loc cit (vgl auch Mayrhofer 197732) gehoumlrt hierher auch das im Iranischen Patronymika bilden-de Suffix -āna- das sich auf -ēno- zuruumlckfuumlhren laumlszligt aav Haēca aspānā (Nom Sg f Yasna 553) zu Haēca aspa (Yasna 4615) Immerhin erwaumlgenswert ist die Frage ob das im Iranischen zur Bildung von Landschaftsnamen gaumlngige Suffix -āna- zB in av Vƽhrkāna- sbquoHyrkanienlsquo (in jav vƽhrkānōšaiiana- sbquodie Wohnung der Hyrkanier bildendlsquo V 111) vƽhrka- m sbquoWolflsquo (vgl auch mp gwlgrsquonyk gurgānīγ sbquozur Pro-vinz Gurgān gehoumlriglsquo np Gurgān gurg sbquoWolflsquo) nicht ebenfalls hier etymologisch anzuschlieszligen ist wenn-gleich das lange ā von -āna- (wie auch des patronymischen Suffixes -āna-) lautlich natuumlrlich mehrdeutig ist

67 Die akutierte Intonation in Faumlllen wie lit kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo ( kaacutelnas sbquoBerglsquo) kaimpnas sbquoNachbarlsquo ( kaiacutemas sbquo[Bauern-]Dorf Landlsquo) deren Ableitungsbasen thematische Staumlmme bilden zeigt wohl dass das Suffixkonglomerat -h1-no- mit Nullstufe der ersten Komponente an den e-stufigen Stamm der Ableitungsba-sis getreten ist Diese Bildungen folgen dann einer Regel dass flexions- und derivationsmorphologische Ele-mente die in die Nullstufe treten koumlnnen an thematische Staumlmme in nullstufiger Gestalt angefuumlgt werden (vgl -o-nt- -eacutent- -o-h1- -eacuteh1-) vgl Klingenschmitt 2005454

68 In diesem Fall koumlnnte die bdquoApertinentivldquo-Endung -ī lt -ih2 verglichen werden die als unflektierte Form des Zugehoumlrigkeitssuffixes -ih2- (ai v~k- f sbquoWoumllfinlsquo ai v~ka- m sbquoWolflsquo ai rath- m sbquoWagenlenkerlsquo raacutetha- m sbquoWagenlsquo etc) zu bestimmen waumlre (vgl etwa teacute1e Gen te1oacute- sbquodeinlsquo ai asmzkaplusmnm Gen asmzka- sbquoun-serlsquo) Klingenschmitt 2005318

69 Man vergleiche die maszliggeblichen Materialsammlungen von Meid 195657260ndash295 1ndash128 und Meid 1957 72ndash108 113ndash126 (vgl auch Krahe amp Meid 1969III 109110 Schaffner 1999[2002]187188)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 377

tung sbquoHerrGott uumlber das was das Grundwort zum Ausdruck bringtlsquo (eig sbquoder (als Herr Gott) dazu Gehoumlrigelsquo) in Bildungen mit Dehnung des praumlsuffixalen Vokals wie lat tribūnus sbquoVorsteher der tribuslsquo ( tribu-) Portūnus sbquoGott der Haumlfen und Durchgaumlngelsquo ( portu-) Neptūnus sbquoGott des feuchten Elementslsquo ( neptu-) Fortūna sbquoGoumlttin des Schicksals und Gluumlckslsquo ( fortu- verbaut in fortuītus sbquozufaumllliglsquo) lat Bellōna sbquoGoumlttin des Kriegeslsquo ( bello-) Annōna sbquoGoumlttin der Erntelsquo ( annus sbquoJahreserntelsquo) vorliegen70 neben denen Bildun-gen mit bdquoeinfachemldquo -no- ohne Dehnung des praumlsuffixalen Vokals wie in lat dominus sbquoHausherrlsquo lt domo-no-s ( domo-) gall Eponā sbquoGoumlttin der Pferdelsquo ( epo- sbquoPferdlsquo) gall Maponos sbquoGott der Soumlhnelsquo ( mapo- sbquoSohnlsquo) gall Nemetonā sbquoGoumlttin der (heiligen) Hainelsquo ( gall nemeton) gall Damonā sbquoGoumlttin der Ochsen bzw Hirschelsquo ( damo- vgl air dam sbquoOchse Hirschlsquo) anord Herjann (Beiname des Gottes Oacuteethinn) = kelt koronos (abrit VN Coriono-tōtae) = griech κοplusmnρανος sbquoHeerfuumlhrer Herrscherlsquo (poet seit Ho) lt koro-no-s sbquodslsquo ( uridg koro- sbquoHeerlsquo)71 urgerm thorne1đana-z m sbquoKoumlniglsquo (got thorniudans anord thornjoacuteethann ae thornēoden as thiodan) lt te1to-noacute-s sbquoVorsteher der thorne1đō der Volksgemeindelsquo ( urgerm thorne1đō- f sbquoVolklsquo got thorniuda ahd diota) stehen72

83838383 Die Richtigkeit der obigen morphologischen Analysen vorausgesetzt ergibt sich nun auch eine klare Analysemoumlglichkeit fuumlr das slavische Suffix -ěn- (bzw -jan- lt --ēn-) zur Bildung von Ethnika und Einwohnernamen Das slavische Suffix -ěn- kann dann als Kombination des abstufenden Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1- das als erste Komponente in -eh1-no- verbaut ist und der Nullstufe des individualisierenden n-Suffixes gedeutet wer-den Bei thematischen dh eo-staumlmmigen Grundwoumlrtern waumlre das Konglomerat in der nullstufigen Gestalt der ersten Komponente an den e-staumlmmigen Themavokal der Deriva-tionsbasis angefuumlgt worden73 (-e-h1-n-74 gegenuumlber zB --eacuteh1-n- bei i-staumlmmigen Grund-woumlrtern) zB urslav poljaacutene sbquoFeldbewohnerlsquo lt (Transponat) polh2eacute-h1-n-es urslav

70 Nussbaum 19981ndash11 postuliert fuumlr eine Vielzahl von einzelsprachlichen Sekundaumlrbildungen mit Laumlnge des praumlsuffixalen Vokals bdquodekasuativeldquo Ableitungen von Instrumentalen auf -V-h1- so zB in Bildungen wie lat Portūnus Bellōna die er als deinstrumentale possessive Bildungen mit einen Konglomerat -h1no- deutet Auch das Hoffmannsche Possessivsuffix ist nach Nussbaum 19989ndash11 (vgl zB auch Nikolaev 2010191) als deinstrumentale Bildung auf -h1-eon- zu analysieren zB av mąθrān- m sbquoSpruchkennerlsquo lt mentro-h1-on- mąθra- sbquoSpruchlsquo lt mentro- (Argumente gegen den Ansatz des Hoffmannschen Possessiv-suffixes mit Laryngal 3 als -h3on- bei Nussbaum 199810ndash11) Diese Analyse bietet nach Nussbaum 199811 den Vorteil dass der desubstantivische Typ auf -Hon- (av mąθrān-) und der deadjektivische Typ auf -eon- (av marƽtan-) letztendlich identisch seien Ich unterscheide mich in den Analysen von Nussbaum nur inso-fern als ich in dem morphologischen Element -eh1h1- nicht eine Kasusform sondern ein Suffix sehe dessen unflektierte Form moumlglicherweise dem uridg Instrumental auf -eh1h1- zugrundeliegt

71 Vgl hierzu die ausfuumlhrliche Besprechung bei Peters 1980170ndash171 72 Vgl zu den bisherigen Deutungen des Nebeneinanders von Bildungen mit und ohne Dehnung des praumlsuffixa-

len Vokals bei Bildungen mit dem bdquoHerrschersuffixldquo Schaffner 1999[2002]188 Fn 207 mit Literatur (vgl auch Stuumlber 20048ndash15)

73 Vgl zu dieser Regel Klingenschmitt 2005445 74 Es stellt sich die Frage ob nicht individualisierende Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -e-h1-n- als Zwischenstufe

der Wortbildung fuumlr die indoiranischen femininen Namen auf -ān-d (lt -e-h1-n-iacuteh2) zu thematischen mas-kulinen Eigennamen (insbesondere Goumltternamen) wie im Falle von ved Indrā- sbquoFrauGattin des Indralsquo GN Iacutendra- Varuān- sbquoFrauGattin des Varuethalsquo (daneben Ableitungen von Appellativen wie arayān- sbquoGoumlttin der Einoumldelsquo aacuteraya- sbquoWuumlste Wildnislsquo ūrjān- sbquoPersonifizierung der Kraftlsquo currenrj- sbquoKraftlsquo) av ahurānī- sbquogoumltt-liche Herrinlsquo ahura- sbquogoumlttlicher Herrlsquo mayeniiānī- sbquoFrau des Urmenschenlsquo (in Pahlavi-Uumlberlieferung) mayeniia- sbquoName des mythischen Urmenschenlsquo (vgl Stuumlber 200414) anzusetzen sind Freilich sind auch andere Erklaumlrungsmoumlglichkeiten denkbar (vgl zB Stuumlber 20041415 mit aumllterer Literatur)

378 Stefan Schaffner

poCje sbquoFeldlsquo n lt poacutelh2o-m Das individualisierende n-Suffix findet sich auch in Kombi-nation mit anderen Zugehoumlrigkeitssuffixen Haumlufig ist zB ein Suffix -io-n- (lt -ih2o-n-) in Bildungen wie gr (θεοOgrave) οmacrρανplusmnωνες sbquodie Himmlischen (Goumltter)lsquo ( οmacrρανoacuteς sbquoHimmellsquo) Κρονplusmnων sbquoKronide Sohn des Kronos (Zeus)lsquo lat lūdiō m sbquoSchauspielerlsquo = lūdius sbquodslsquo ( lūdus sbquoSpiel Schauspiellsquo) mūliō sbquoMaultiertreiberlsquo ( mūlus sbquoMaultierlsquo) got fiskja sbquoFi-scherlsquo ( fisks) kasja sbquoToumlpferlsquo ( kas) gallisch (latinisiert) Artiō sbquoGoumlttin der Baumlrenlsquo lt artion- ( keltisch arto-s sbquoBaumlrlsquo) altirisch Goibniu sbquoGott der Schmiedelsquo lt gobannion- ( altirisch gobae Gen gobann m sbquoSchmiedlsquo) etc75 Mit -io-n- vergleichbar ist in mittel-iranischen Sprachen ein Suffix -akān- (mp B-Phl -krsquon man-mp -grsquon -aγān sogd -krsquon -(a)kān) das auf Adjektiven der Zugehoumlrikeit mit Suffix -aka- beruht (vgl B-Phl mltrsquonk marδānaγ sbquomannhaft tapferlsquo lt martān-aka-) und substantivische Zugehoumlrigkeits-bildungen ableitet zB B-Phl wrsquozrsquolkrsquon man-mp wrsquocrsquorgrsquon wāzāraγān sbquoKaufmann Haumlnd-lerlsquo (np bāzārgān) lt wāzārakān- sbquoder zum Markt Gehoumlrigelsquo B-Phl wrsquocrsquol man-mp wrsquocrsquor wāzār sbquoMarktlsquo (np bāzār) man-sogd ptrkrsquon chr-sogd ptrqrsquon pitarkān sbquovom Va-ter stammendes Erbelsquo76 Auch das nur im Indoiranischen bezeugte Suffix -iacuten- (zB in ai aśviacuten- m sbquoRitterlsquo [ aacuteśva- m sbquoPferdlsquo] praśniacuten- m sbquoFragerlsquo [ praśnaacute- sbquoFragelsquo]) stellt wohl eine Kombination des Zugehoumlrigkeitssuffixes -i- und des individualisierenden n-Suffixes dar77 Das Nebeneinander von -eh1-no- (balt -rna- lat -ēnus) zu -eh1-n- bzw -e-h1-n- (slav -ěn-) verhaumllt sich morphologisch wie das Nebeneinander von -iacuteh2-no- (lat -īnus etc) zu -iacuteh2-n- gt griech -eacuteν- (griech Fortsetzer des V~k-Typs) zB griech γλωχeacuteWς -eacutentildeνος sbquoSpitzelsquo ( γλograveχες sbquoGrannenlsquo) UumlκτeacuteWς sbquoStrahllsquo ( ved aktuacute- sbquoNachtlsquo) δελφeacuteWς sbquoDelphinlsquo ( δελφAumlς sbquoGebaumlrmutterlsquo) Oacuteσmicroeacutentildeν- sbquoSchlachtlsquo ( ved yudhmaacute- sbquoKaumlmpferlsquo)78

84848484 Zumindest fuumlr eine Untermenge der slavischen Bildungen auf -ěn-e bzw -jan-e koumlnnte allerdings auch eine Alternativerklaumlrung in Betracht kommen die bei Vondraacutek (1924543) angedeutet ist Es koumlnnten Possessivbildungen mit oppositivem Akzent an de-ren e-stufigen betonten Themavokal das individualisierende n-Suffix getreten waumlre79 zu thematischen barytonen Grundwoumlrtern vorliegen So koumlnnte das morphologische Verhaumlltnis von urslav poljaacutene lt (Transponat) polh2rn-es sbquodie mit Feldern Versehenenlsquo zu seinem Grundwort urslav poCje sbquoFeldlsquo n lt poacutelh2o-m genau dem von av karapan- m sbquoRitual-priesterlsquo (Nom Pl karapanō Gen Pl karafnąm) lt uriran karpaacuten- lt kolpeacute-n- sbquoder mit dem Ritual Versehene der das Ritual Ausfuumlhrendelsquo zu seinem in ai kaacutelpa- m sbquoRituallsquo fort-gesetzem Grundwort koacutelpeo-80 oder dem von griech ξιφacuteν sbquoSchwerttraumlgerlsquo (ccedil φEcircρων ξplusmnφος Hsch) zu seinem Grundwort ξplusmnφος sbquoSchwertlsquo entsprechen wobei anzunehmen waumlre dass die e-Langstufe des Suffixes in polh2rn-es gt urslav poljaacutene wie im Griechischen (Nom -acuteν Gen -microν-ος) aus dem urspruumlnglichen Nom Sg auf -rn paradigmatisch verall-gemeinert worden waumlre (so Zubatyacute bei Vondraacutek 1924543) Allerdings ist fuumlr das Slavische

75 Vgl zu den Goumltternamen bzw Goumltterepitheta vor allem Stuumlber 20043ndash5 76 Vgl Schaffner 2005241ndash243 mit weiteren Beispielen 77 Vgl Klingenschmitt 2005349 78 Risch 197458 Schindler 197563 Balles 2008225 Innerhalb der griechischen Bildungen auf -īn- differen-

ziert Leukart 1980243 Fn 22 folgendermaszligen bdquo-īn- ist deutlich possessiv in δελφν- sbquo(Fisch) der Gebaumlrmut-ter hatlsquo lt -i-h3n- zu einem sbquoCalandrsquoschlsquo neben δελφAumlς stehenden aumllteren i-Stamm oder analogem Vorbild vgl auch Τρχν- sbquoSchroffes (= Felswaumlnde) habendlsquo (Ortsname) neben τρχAumlς Dagegen steht wahrscheinlich indi-vidualisierendes -(eo)n- in γλωχ--ν- sbquoSpitze (eines Gegenstandes)lsquo lt -ih2-n- dh formal parallel zu -ān- lt -ah2-n- semantisch aber wegen der anderen Bedeutung des Grundwortes (cf γλograveσσα) verschieden (hellip)ldquo

79 Vgl zu dieser Moumlglichkeit Peters 1980166 80 Vgl Mayrhofer 197735 Fn 158 und Schaffner 2005175176 (mit weiteren Parallelen)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 379

diese Annahme dewegen miszliglich weil gerade die n-staumlmmige Singularbildung fehlt die ja suppliert wird Zudem bringt ein Groszligteil der Bildungen auf -ěn-e bzw -jan-e seman-tisch eine Zugehoumlrigkeitsrelation zum Ausdruck In den Faumlllen mit komplexem Suffix -jan- dh in Ableitungen wo -j- nicht schon Bestandteil der Ableitungsbasis (wie in poljaacutene poCje) war wie in aksl graždan-e sbquoBuumlrgerlsquo lt gord-jan-e gradъ sbquoStadtlsquo lt gordъ oder aruss poločane Fln Polota koumlnnte -jan- nach dem in sect8 illustrierten Prin-zip der Mehrfachsuffigierung aus der Kombination des Zugehoumlrigkeitssuffixes -i- (in av zaraθuštri- sbquozu Zarathustra gehoumlrigldquo zaraθuštra-) und des Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1- wiederum um das nullstufige indiv n-Suffix erweitert erwachsen sein (dh -jaacutene lt --eacuteh1-n-es)

85858585 Wie ist nun das griechische Ethnikon-Suffix -νες (ion att -microνες) urgriech -ān-es hier etymologisch anzuschlieszligen Es ist nun voumlllig klar dass urgriech -ān- mit slavisch -ěn- lt vorurslav -ēn- lautlich nicht kompatibel ist Doch bestehen wie bereits oben unter sect73 dargelegt worden ist fuumlr die bezeugten griechischen Ethnika auf -ān-es etymologi-sche Anschlussmoumlglichkeiten an griechische oder auch im Griechischen moumlgliche Staumlmme auf -ā lt -ah2 insbesondere Ortsnamen oder Ortskollektiva mit Stamm auf -ā81 Das griechische Suffix duumlrfte demnach als Ableitung von Staumlmmen auf -ā bzw von zu thema-tischen Staumlmmen auf -eo- gehoumlrigen Ortskollektiva auf -a-h2- lt -e-h2- mittels der null-stufigen Form -h1-n- die im Slavischen in dieser Gestalt an die e-stufige Variante einfa-cher thematischer Staumlmme tritt oder der vollstufigen Form -eh1-n- die im Slavischen an Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -i- tritt (dh -jaacutene lt --eacuteh1-n-es) des die Zugehoumlrig- keit bezeichnenden Suffixkonglomerats zu deuten sein dh urgriech -ān-es lt -a-h2-(a)h1-n-82 (zB epirotisch AacuteρκτAcircνες sbquodie zur Baumlrengegend Gehoumlrigenlsquo [lt -a-h2-(a)h1-n-es] aacuterktā- sbquoBaumlrengegendlsquo [Ortskollektiv zu griech ETHρκτος sbquoBaumlrlsquo]) Die Wortbildungsbedeutung der slavischen Ethnika auf -ěn--jan- bzw der griechischen Eth-nika auf -ān-es kann lokal-adhaumlsiv als sbquogehoumlrt zu Xlsquo (oder ggf -originativ als sbquostammt ausvon Xlsquo) gefasst werden In etwa vergleichbar ist im roumlmischen Namensystem das Ne-beneinander von Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -io- und -ah2-io- zu urspruumlnglichen Indi-vidualnamen mit thematischem Stamm man vergleiche etwa lat Iuppiter Saturnius sbquoIuppi-ter Sohn des Saturnuslsquo und die aus urspruumlnglichen Patronymica entstandenen Gentilnamen wie Mārcius Mārcus Iūlius Iūlus usw Daneben stehen Gentilnamen auf -eius wie Pompeius aus pompao-s (lt -ah2-io- vgl oskisch puacutempaiians) eigentlich sbquoder zur Fa-milie des Pompus Gehoumlrigelsquo Ableitung von einem Kollektivum pompā- sbquoFamilie des Pomposlsquo (lt -a-h2) zu einem Individualnamen pompo-s (vgl lat Rōma lt rōmā- sbquo(Siedlung der) Familie des Rōmo-slsquo [vgl den Stadtnamen Pompeiī] Individualnamen rōmo-s Rōmulus lt Deminutivum rōme-lo- [vgl den etruskischen Gentilnamen rumelna lt rumele-na Ableitung von einem Individualnamen rumele])83 Man vergleiche auch lat

81 Vgl Leukart 1980245 bdquoDas Entscheidende ist also nicht ob die Grundwoumlrter griechisch sind sondern allein ob sie eine griech Kollektivableitung auf -ā erlauben zu der dann weiter ein Ethnikon auf -ānes trittldquo

82 Zirkumflex auf den Formen mit kurzvokalischer Endung (zB -oacuteνες ion att -microνες) ist auszligerdorisch als Neue-rung obligatorisch und beweist nicht ehemalige Vollstufe der ersten Komponente des Suffixes (Schwyzer 1953377 Leukart 1980242 Anm 18) Fuumlr eine Vollstufe der ersten Komponente des Suffixes im Falle der Ableitung von ah2-Staumlmmen koumlnnten aber moumlglicherweise doch adverbiell erstarrte Instrumentale wie griech κρυφmicro dor κρυφoacute sbquoheimlich verborgenlsquo (lt -ah2-ah1 lt -e-h2-eh1 vgl Klingenschmitt 2005303) sprechen wenn die urindogermanische Instrumentalendung -eh1 als unflektierte Form eines abstufenden Zugehoumlrig-keitssuffixes -eh1- das in den Konglomeraten -eh1-no- und -eh1-n- verbaut ist zu deuten ist

83 Vgl Klingenschmitt 2005301302

380 Stefan Schaffner

Petreius Gentilname lt petrao- sbquozur Familie des Petro-s gehoumlriglsquo petrā- sbquoFamilie des Petro-slsquo (vgl suumldpik petroh) falisk uoltaia Gentilname f lt 1oltao- sbquozur Familie des Uolto-s gehoumlriglsquo 1oltā- sbquoFamilie des Uolto-slsquo (Klingenschmitt 2005302)

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368 Stefan Schaffner

dvorjaacuteneldquo Vondraacutek (1924543) bdquoUnser Suffix ist offenbar identisch mit dem balti-schen -ēna-Suff in lit Tilžpnas sbquoTilsiterlsquo kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo girpnai sbquoWaldleutelsquo brolpnas sbquoBrudersohnlsquo u dgl so daszlig hier ein Uumlbertritt der konsonantischen Staumlmme auf -ēn- (vgl gr λειχacuteν -microνος sbquoFlechtelsquo sabin Anio -iēnis) in die Dekl der o-St voraus-gesetzt werden muszlig (hellip) Die urspruumlngliche konsonantische Deklination sieht man noch im Pl im Nom Slověne Samarěne usw (hellip) Den -ěn-Stamm Slověn weiszlig sich Zubatyacute nur aus einem ehemaligen Nom ēn (vgl korę) zu erklaumlrenldquo Braumluer (III38) bdquoAls Ausgangs-punkt ist wahrscheinlich nur das Suffix ursl -ěn- anzunehmen das sich mit der lit Bil-dung tilžpnas sbquoBewohner von Tilsitlsquo als Ableitung vom Ortsnamen TiCžė oder mit kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo als Ableitung von kaacutelnas sbquoBerglsquo vergleichen laumlszligt und die Zugehoumlrigkeit bezeichnet Wurde dieses Suffix an einen jo- oder i-Stamm angefuumlgt so muszligte --ěn- zu -jan- veraumlndert werden zu ursl polje ndash poljane ebenso ar kyjane sbquoKieverlsquo zum Perso-nennamen ar Kyjъ Die gleiche Veraumlnderung trat ein wenn das Suffix -ěn- an das mit dem Possessivsuffix j(ъ)- erweiterte Grundwort angefuumlgt wurde Fluszligname Polota ndash r Adjek-tiv polot-jъ- gt poločъ- polot-j-ěne gt poločane ebenso ar derevljane In diesem Fall wuumlrde es genuumlgen nur das Suffix -ěn- als urspruumlnglich anzusehen Das nach palatalen Lauten daraus entstandene Suffix -jan- (-rsquoan-) koumlnnte dann seinerseits produktiv geworden und bei weiteren Neubildungen verallgemeinert worden seinldquo (so auch Vaillant 1958II sect187) Arumaa (198524) bdquoEine besondere Gruppe bezeichnen die Benennungen der An-gehoumlrigen eines Volkes oder der Bewohner einer Oumlrtlichkeit im Slavischen der Typ Slověne Pl im Baltischen lit girpnas sbquoWaldbewohnerlsquo (hellip) Unklar bleibt im Slavischen das Verhaumlltnis des Suffixes -ěn- zu -jan- Rimljane Poločane (zu Polota) und die Herkunft von -jan-ldquo Den meisten aumllteren Erklaumlrungsversuchen ist also gemeinsam dass von slavisch -ěn- als aumllterer Suffixvariante die sich hinter -j- lautgesetzlich zu -jan- entwickelt hat ausgegangen wird und dass als naumlchster ausserslavischer Anknuumlpfungspunkt das baltische Zugehoumlrigkeitssuffix -rna- angesehen wird Wenn die Suffixbetonung im Slavischen bei den Pluralbildungen auf -ěne beziehungsweise -jane urspruumlnglich ist dann stimmen bei-de Suffixe auch im Wortakzent uumlberein Ein wichtiger Unterschied ist aber die Stammge-stalt beider Suffixe das slavische Suffix ist ein n-Stamm das baltische ein a- also indoger-manisch ein eo-Stamm

6666 Das baltische Zugehoumlrigkeitssuffix -rna- (lit -pnas f -pnė lett -ēns f -ēne) das als naumlchster etymologischer Anknuumlpfungspunkt fuumlr das slavische Suffix -ěn- bzw -jaacuten- an-gesehen wird umfasst drei groszlige Bedeutungsgruppen34

1 Einwohnernamen a) im Litauischen Įsrutpnas sbquoInsterburgerlsquo Įsrugravets Ragainpnas sbquoRagmiterlsquo Ragaĩnė Tilžpnas sbquoTilsiterlsquo TiCžė Kupiškpnas sbquoEinwohner von Kugravepiš-kislsquo (hierher auch als Plurale der Einwohnernamen die haumlufigen lit Dorfnamen auf -pnai Bitpnai Piktuppnai Staluppnai Stilpnai usw) seltener Ableitungen von appellativen Ortsbezeichnungen zB girpnai sbquoWaldleutelsquo gigraverė sbquoWaldlsquo kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo kaacutelnas sbquoBerglsquo kaimpnas sbquoNachbarlsquo kaiacutemas sbquo(Bauern-)Dorf Land (im Ggs zur Stadt)lsquo kipmas sbquoHof(-raum) (Bauern-)Hof Gehoumlft Dorflsquo (neben ge-woumlhnlichem kaimyacutenas sbquoNachbarlsquo fem kaimỹnė vgl zur Bildung und Bedeutung lat vīcīnus sbquoNachbarlsquo vīcus sbquoDorflsquo) b) im Lettischen (heute selten) zB Ābawēns sbquoAnwohner des Fluszliges Ābawalsquo

2 Verwandtschaftsnamen a) im Litauischen brolpnas sbquoBrudersohnlsquo ( broacutelis sbquoBru-derlsquo) seserpnas sbquoSchwestersohnlsquo seserpnai sbquoSchwesterkinderlsquo ( sesuotilde sbquoSchwes-

34 Vgl Leskien 1891388389 Senn 1966317 sect600 Forssman 2001246ndash252

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 369

terlsquo) tetpnas sbquoKind der Tantelsquo ( tetagrave sbquoTantelsquo) tetulpnas ( tetulp sbquomatertera amitalsquo) dėdpnos sbquoToumlchter des Vaterbruderslsquo ( dėdx sbquoVaterbruderlsquo)35 b) im Lettischen brālēns sbquoCousinlsquo ( brālis sbquoBruderlsquo) vgl auch skolēns sbquoSchuumllerlsquo ( skola sbquoSchulelsquo) draudsēns sbquoFreundessohnlsquo ( draugs sbquoFreundlsquo)

3 Bezeichnungen junger Lebewesen va von Tierjungen a) im Litauischen nur in best Mundarten zB gervpnas sbquoKranichjungeslsquo ( geacutervė) hierher wohl auch varnpnas sbquoStar Amsellsquo ( vaacuternas sbquoRabelsquo) b) im Lettischen versēns sbquojunger Ochselsquo ( versis) āsēns sbquoBoumlckleinlsquo ( āsis) pīlēns sbquoEntenkuumlkenlsquo ( pīle) kaķēns sbquoKatzenjun-geslsquo ( kaķis) puisēns sbquoKnabelsquo ( puisis sbquoJungelsquo)

7777 Es ist bisher uumlbersehen worden dass eine weitere etymologische Anschlussmoumlglichkeit fuumlr die slavischen Ethnika auf -jane im Griechischen existiert Es handelt sich um griechi-sche Ethnika die mit einem Suffix -νες (ion att -microνες) myken -ānes lt urgriech -ān-es gebildet sind36 Die urgriechische Lautform des Suffixes ist -ān- wie sie im My-kenischen und spaumlter in den nordwestgriechischen Dialekten fortlebt Im Ionisch-Attischen entwickelt sich langes urgriechisches ā etwa um 1000 v Chr lautgesetzlich zu offenen [ēʛ] daher die ionisch-attische Lautform -ην- Bereits das Mykenische der aumlltestbezeugte mit der Silbenschrift Linear B aufgezeichnete Dialekt des Griechischen aus der Zeit 1400 bis 1200 vor Christus kennt solche Bildungen auf -ān-es37 Beispiele sind etwa

a) myk Pa-ki-ja-ne wahrscheinlich Sphagiānes (Ethnikon als ON verwendet Typus Λmκροι)38 Es ist die Bezeichnung des Ortes mit dem Hauptheiligtum von Pylos ei-nem der groszligen Palastzentren der mykenischen Kultur neben dem die Regionsna-men Pa-ki-ja-na (wahrscheinlich Sphagiānā) PY Na 56139 und Pa-ki-ja-ni-ja (wahrscheinlich Sphagiāniā) PY En 6091 PY Jo 43810 PY On 3003 stehen Myk Sphagiānes ist wohl eine Ableitung von Sphagiā spaumlter Σφαγplusmn des bis ins Neugriechische erhaltenen Namens der Insel vor Pylos die daneben auch Σφακτη-ρplusmn heiszligt Die urspruumlngliche Bedeutung vonSphagiā Σφαγplusmn war wohl sbquoSchlacht-opferstellelsquo (Kollektivum von σφfrac34γιον sbquowas zu schlachten istlsquo)40

b) myk I-na-ne Inānes PY An 187 (Ethnikon als ON verwendet) neben myk I-na-ni-ja Ināniā (PY An 183 Ae 8+) Inās Ineus Iniā und spaumlterem iquestνAgrave41

c) myk re-ka-ta-ne PY An 2079 (Nom Pl oder Dat Sg in lok Funktion)42 d) myk te-ta-ra-ne PY (Bartoněk 2002250)

35 In ostlitauischen Mundarten druumlckt -pnas wenn es an Bezeichnungen von Lebewesen angefuumlgt wird mitleidi-ge Verachtung aus zB žmogpnas sbquoMenschlein armseliges Mannsbildlsquo ( žmogugraves sbquoMensch Mannlsquo)

36 Vgl Bechtel 19236080 Schwyzer 1953486 Chantraine 1968166ff Risch 197458 Leukart 1980244ff Balles 2008208

37 Vgl Bartoněk 2002250 466 38 Belege (nach Hajnal 1995168 und Bartoněk 2002250 466) Nom Pl Pa-ki-ja-ne PY Vn 194 PY Xa 1131

Akk Pl Pa-ki-ja-na-de Sphagiānas-de sbquonach Sphlsquo PY Fr 1233 Dat-Lok Pl Pa-ki-ja-si Sphagiānsi sbquoin Sphlsquo PY An 1811++ Instr-Abl Pa-ki]-ja-pi Sphagiāmphi sbquoaus Sphlsquo PY Eb 338 A (in einer recht sicheren Ergaumlnzung)

39 In der pylischen E-Serie (PY Eb 339A++) steht pa-ki-ja-na einzig als Attribut zu i-je-re-ja Die Fuumlgung i-je-re-ja pa-ki-ja-na duumlrfte als hijereja Sphagiānās sbquoPriesterin vonaus Sphagiānālsquo zu deuten sein mit einem abla-tivischen Genitiv (vgl Hajnal 1995218 Anm 295) Zur moumlglichen Identitaumlt von Pa-ki-ja-ne und Pa-ki-ja-na vgl Guglielmo 1982157 und Hajnal 1995218 Anm 295

40 Vgl Leukart 1980240241 und 244245 (mit Literatur) Hajnal 1995168 41 Vgl Ruijgh 1967sectsect119 141 Leukart 1980246 Anm 29 42 Hajnal 1995235236 Bartoněk 2002250

370 Stefan Schaffner

71717171 In den spaumlteren alphabetgriechischen Dialekten ist eine ganze Reihe von Ethnika auf -νες (ion-att -microνες) bezeugt die hier nun in ihrer geographischen Verteilung von Nor-den nach Suumlden angefuumlhrt werden Die meisten stammen aus nord(west-)griechischem Ge-biet43

a) nordgriech() AacuteγριAcircνες (Thuk II 963) im Land der Paionen AtildeγχελAcircνες (Ptol V 1088) an der Muumlndung des Drilon (daneben Bildung auf -εAumlς Atildeγχελες Hdt V 61)

b) epirotisch AacuteθαmicroAcircνες AacuteρκτAcircνες AacuteτιντAcircνες ΤαλαιAcircνες c) thessalisch Egraveλλνες (-ην-) (um Dodona) ΑEacuteνιAcircνες d) aumltolisch Aacuteγρινινες (belegt Aacuteγρινινος D3 61081) zur Stadt Aacuteγρplusmnνιον (daneben Bil-

dung auf -εAumlς AacuteγρινιEcircος D3 6035) ∆αιAcircνες (belegt ∆αιAcircνος D3 42121) AtildeοιτAcircνες (belegt AtildeοιτAcircνων IG 4273) ΕmacrρυτAcircνες (ΕmacrρυτAcircσιν Thuk III 945)

e) mittelgriech AacuteκαρνAcircνες Akarnanien gegenuumlber die Insel der ΚεφαλλAcircνες (-ην-) im Ionischen Meer ΦοιτιAcircνες (Stadt Φοιτplusmnαι) in Akarnanien

f) dorisch ∆υmicroAcircνες (Phyle) g) arkadisch AacuteζAcircνες (-ην-)

Die bezeugten griechischen Ethnika auf -νες (ion-att -microνες) aus den klassischen Dialek-ten stammen also zwar vorwiegend aus dem nordwestgriechischen Gebiet die Verbreitung reicht aber bis nach Arkadien auf der Peloponnes

72727272 Fuumlr diese griechischen Ethnika auf -νες (ion att -microνες) aus den klassischen Dialekten bestehen nun etymologische Anschlussmoumlglichkeiten an griechische oder zumindest im Griechischen moumlgliche Staumlmme auf -ā- lt -ah2- insbesondere Ortsnamen oder Ortskollek-tiva mit Stamm auf -ā Diese werden nun in alphabetischer Reihenfolge angefuumlhrt44

a) nordgriech() AacuteγριAcircνες zu einem Landschaftsnamen Aacuteγρplusmn ( ETHγριος sbquowildlsquo) b) arkadisch AacuteζAcircνες zu ETHζω sbquotrocken seinlsquo (ETHζη sbquoSchmutzlsquo[]) oder (eher) zu ETHζον

microEcircγαν (codd microEcircλαν) καOgrave Oacuteψηλmν Hsch c) thessalisch ΑEacuteνιAcircνες zu αEacuteνmς sbquoschrecklichlsquo mit komplexem -ιν- (vgl daneben

ΑEacuteν-plusmnδ- Name der von ihnen bewohnten Landschaft) d) epirotisch AacuteρκτAcircνες Ableitung von einem Kollektiv arktā- sbquoBaumlrengegendlsquo

( griech ETHρκτος sbquoBaumlrlsquo) vgl zur Benennung das Ethnikon Aacuteρκfrac34δες lt Aacuteρκτ-frac34δ-ες e) dorisch ∆υmicroAcircνες (Phylenname) moumlglicherweise zu dumā- sbquoStammlsquo45 (vgl ∆Aumlmicroη Oumlν

Σπfrac34ρτtimes φυλacute καOgrave τmπος Hsch) in der Bedeutung etwa von φυλEcircται sbquoStammesgenos-senlsquo

f) thessalisch Egraveλλνες46 (Akzent nach ΠανEcircλλνες anstelle von UgraveλλAcircνες) Ableitung von einem Ortskollektiv hellā lt sed-lah2 sbquo(Wohn-)sitzlsquo (vgl Uacuteλλfrac34 καθEcircδρα Λfrac34-κωνες Hsch lat sella kelt sedlo- in ON) Egraveλλνες ist wohl nicht zu trennen von Ugraveλλοplusmn Egraveλληνες οUcirc Oumlν ∆ωδAgraveνtimes καOgrave οUcirc Ucircερες Hsch (auch Pindar Fr 59) und den gleichbedeutenden Σελλοplusmn (Il Π 234) den Ureinwohnern von Dodona aus deren

43 Siehe Bechtel 192360 Leukart 1980245 44 Nach Leukart 1980245 mit Literatur 45 Mit auszligergriechischem Anschluss an ae tēam afries tām sbquoNachkommenschaftlsquo lt urgerm ta1ma-z 46 Bei Homer ist Egraveλληνες (seit Il B 684) noch Bezeichnung eines thessalischen Stammes und Ugraveλλfrac34ς -frac34δος f

sbquoHellas Land der Egraveλληνεςlsquo Bezeichnung einer Landschaft des suumldlichen Thessalien Seit Herodot wird Egraveλληνες zur Bezeichnung aller Griechen verwendet Neben Egraveλληνες steht Egraveλλοπες in Atildeλλmπια dem Na-men der Umgegend von Dodona (Hes Fr 1341) und des noumlrdlichen Euboumla (Hdt 823) Seit Aristoteles (Met 352 a 34) galt das Gebiet von Dodona und das Acheloos-Tal als die Urheimat der Hellenen die Uumlρχαplusmnα Ugraveλλfrac34ς (vgl FriskI498499 LfgrE2556557)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 371

Reihen die Zeuspriester ausgewaumlhlt wurden Sello- bzw Hello- ist das primaumlre und etymologisch unsichere Grundwort Egraveλλνες ist wohl eine Ableitung von ei-nem griechisch gebildeten Ortskollektiv Hellā- sbquoRegion der Helloilsquo zum moumlgli-cherweise ungriechischen Ethnikon Hello- (vgl dazu spaumlteres Κρacuteτ- zu ungriech Κρmicroτες)

g) aumltolisch ΕmacrρυτAcircνες Ableitung von Ehurutā- sbquoGegend mit gutflieszligenden Quellenlsquo (zu εYacuteρυτος sbquogutflieszligendlsquo [κρacuteνη E])

h) mittelgriech ΚεφαλλAcircνες Ableitung von einem Grundwort kephalā- ( gr κεφαλacute sbquoHaupt Kopf Oberstes Spitze Endelsquo) vgl den spaumlteren Inselnamen Κεφαλληνplusmnα

73737373 In diesem Zusammenhang ist auch kurz auf die griechischen Landschafts- und Ortsna-men auf -ānā wie Μυκszligν Μεσσszligν oder Aacuteθszligν47 einzugehen Es handelt sich um Orts-kollektiva auf -ā die von den Ethnika mit Stamm auf -ān- abgeleitet sind48 Fuumlr myk Sphagiān-ā sbquoRegion der Sphagiāneslsquo ergibt sich folgende Ableitungssequenz

mykenisch ON Sphagiā rarr Sphagiān-es rarr Sphagiān-ā sbquoRegion der Sphagiāneslsquo (vgl oben 7a)

Entsprechend koumlnnen fuumlr Μυκszligν Μεσσszligν die folgenden Ableitungssequenzen angesetzt werden

a) Mukā (etymologisch wohl zu microAumlκων σωρmς θηmicroAgraveν Hsch) rarr Mukān-es rarr Mukān-ā sbquoRegion der Mukāneslsquo (Μυκacuteνη)

b) Messā (homerisch ΜEcircσση in Lakonien etymologisch zu microEcircσσος sbquoin der Mitte gele-genlsquo) rarr Messān-es rarr Messān-ā sbquoRegion der Messāneslsquo (dor Μεσσszligν ionisch-attisch Μεσσacuteνη) wozu in einer weiteren Phase das spaumlter uumlbliche Ethnikon Μεσσaacuteνιος und der Regionsname Μεσσνplusmn gebildet wurden

77774444 In der Folge soll nun auf vier aumlltere Erklaumlrungsversuche des griechischen Suffi-xes -νες (ion att -microνες) myk -ānes lt urgriech -ān-es zur Bildung von Ethnika einge-gangen werden Da diese bisherigen Erklaumlrungsversuche mE nicht uumlberzeugen konnten seien sie hier kurz diskutiert und die wichtigsten Gegenargumente genannt

1 H Jacobsohn (1927283ff 193076ff) (vgl auch Chantraine 1968163 68) hatte angenommen dass die Bildungen auf -ν- alle aus -acircον- kontrahiert seinen Dieser Erklaumlrungsversuch laumlsst sich mit folgenden Gegenargumenten entkraumlften

a) das Nebeneinander von nordwestgriechisch-dorisch und arkadisch -ν- gegenuumlber ionisch-attisch -ηv- (zB Egraveλληνες) zeigt deutlich dass urgrie-chisch -ān- zugrundeliegt Denn -z(1)on- haumltte im Attischen -εAgraveν- er-geben und waumlre auszligerhalb des Ionisch-Attischen zu -ν- kontrahiert wor-den vgl κοινaacute(acirc)ων Gen -aacute(acirc)ονος49 (gebildet wie hom διδυmicroaacuteονε) gt dor usw κοινaacuteν m sbquoTeilnehmer Gesellschafterlsquo Pind Py 328 Inscr

47 Vgl hierzu Leukart 1980246 Fn 27 bdquoAacuteθacuteνη bzw -αι ist urspruumlnglich Ortsname und nicht Name der Goumlttin die folgerichtig bei Homer Aacuteθηναplusmnη heiszligt (att Aacuteθηναplusmnα kontrahiert zu AacuteθηνAcirc) Es ist deshalb sinnlos den Ortsnamen von demjenigen der Goumlttin herleiten zu wollen (so Frisk GEW und Chantraine DELG sv) Myk A-ta-na-po-ti-ni-ja ist als Athānās (Ortname im Gen) Potnia aufzufassen (vgl ebenso mit Gen da-pu2-ri-to-jo p u-po-jo p)ldquo

48 Vgl zum Folgenden Leukart 1980246 49 Vgl als Parallele ξυνaacute(acirc)ων Gen -szlig(acirc)ονος ( ξaumlνmς) gt ξυνszligων Pind Py 348 Aisch frg 996 (per coni)

ξυνaacuteν Pind Nem 527 ξυνacuteων Hes th 595 u 601 ξυνAgraveν Soph frg 970 ξυνωνplusmnη Archil 89

372 Stefan Schaffner

Schw 3624 [Lokris] 65621 [Tegea] vgl auch dor κοιννEcircω Schw 89g [Argos] 323 B 48 [Delphi] Foedus ap Thuk 5791 vgl auch κοιννplusmnα Pind Py 197) att κοινεAgraveν sbquodslsquo Eur Her 149 u 340 Xenophons κοινAgraveν Cyr p 7535 scheint eine Umsetzung von dor κοινaacuteν nach att κοινωνEcircω (mit lautgesetzlicher Entwicklung von -ǣ(1)on- gt att -ων- im Vorton) wozu att κοινωνmς nach einem Verhaumlltnis wie στρατηγEcircω στρατηγmς ruumlckgebildet wurde zu sein (Leumann 1993223224 Fn 20 Peters 1980254255 Fn 212)

b) das Mykenische hat mit Bildungen wie Pa-ki-ja-ne Sphagiānes und I-na-ne Inānes gezeigt dass bereits im Urgriechischen ein Bildetyp von Eth-nika auf urgriech -ān- (neben Bildungen auf -ā1on- lt -ah2-1on- vgl myk [PY] o-qa-wo-ne- hokwāaringon- sbquoMitglied des Gefolgeslsquo [vgl hom aeligπfrac34ων sbquoGefaumlhrtelsquo] myk [KN] I-ja-wo-ne Iāaringon- sbquoMann aus Iālsquo) exis-tiert hat

2 Nach Schwyzer (1953185 487) koumlnnten die vorwiegend im Nordwesten beheimate-ten Ethnika auf -ān- auf uridg -ēn- (dehnstufige Variante des indiv Suffixes -eon-) beruhen und zwar mit nordgriechisch-illyrischem Lautwandel ē gt ā (wegen albanisch o lt uridg ē wohl uumlber ā) Als Gegenargumente lassen sich anfuumlhren

a) die Verbreitung der Ethnika auf -ān-es auch im Suumldgriechischen (Myke-nischen Arkadischen) und die fruumlhe Bezeugung im Mykenischen spre-chen gegen die Herkunft aus einer (aus anderen Gruumlnden voumlllig hypotheti-schen) Vorstufe Nordgriechisch-Illyrisch

b) die Hypothese Schwyzers ist kaum zutreffend fuumlr die Ethnika auf -ānes mit deutlichen oder zumindest moumlglichen griechischen Derivationsbasen mit Stamm auf -ā

3 Nach Leukart (1980238ndash247) dem wir die letzte umfassende Behandlung des Suf-fixes -νες (ion-att -microνες) myk -ānes lt urgriech -ān-es zur Bildung von Ethni-ka verdanken ist das Suffix -ān- der Ethnika vergleichbar mit dem Suffix -ān- von urgriech ne1ān-50 Urgriech ne1ān- ist das Grundwort von griech νενplusmnς sbquojunger Mannlsquo sekundaumlr Adj sbquojugendlichlsquo (zuerst νεηνplusmnης Uumlνacuteρ Hom Od κ 278 ξ 524) νενικmς sbquojugendlichlsquo (Ar+) Deminutiv νενplusmnσκος sbquojunger Mannlsquo (Hdt+) man vgl auch die denominalen Verba νενιεAumlοmicroαι sbquowie ein jugendlicher Hitzkopf handelnlsquo (Ar+) mit νενplusmnευmicroα sbquojugendlich impulsive Handlunglsquo (Pl+) und νενικEcircω sbquojugendlich seinlsquo (Eup+) Femininum νεAcircνις νεmicroνις -ιδος (Il+ ep-poet) Ur-griech ne1ān- stellt nach Leukart (1980241242) eine Ableitung mit der tiefstufi-gen Form des charakterisierend-individualisierenden Suffixes -eon- von einem vor-urgriechischen vielleicht sogar uridg Stamm ne1ā- (bzw ne1ah2-) der als Kol-lektivbildung sbquoGesamtheit der jungen Leutelsquo bedeutete dar Zur Funktion des Suffi-xes aumluszligert sich Leukart (1980242 Anm 15) folgendermaszligen bdquoWegen der indivi-dualisierend-singulativischen Funktion von ne1ā-n- usw (hellip) empfiehlt es sich von -eon- mit der spezielleren Bedeutungsentwicklung sbquoderjenige aus der Gruppe xlsquo gt sbquoeiner aus helliplsquo auszugehenldquo Gegen diese Erklaumlrung Leukarts laumlsst sich als Ge-genargument anfuumlhren dass das Suffix -ān- der Ethnika funktional nicht verglichen werden kann da zwischen der Ableitungsbasis und den abgeleiteten Ethnika deut-lich eine Zugehoumlrigkeitsrelation zum Ausdruck gebracht wird (zB ΦοιτιAcircνες eig

50 Moumlglicherweise bezeugt in νεfrac34ν νEcircος sbquoJuumlnglinglsquo (A D Adv 1608 Suid sv νεAcircνις Eust 33515 EM) falls es nicht bloszliges Grammatikerrekonstrukt zu Erklaumlrung von νεAcircνις ist (Leukart 1980238)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 373

sbquodie zur Stadt Φοιτplusmnαι Gehoumlrigen Einwohner der Stadt Φοιτplusmnαιlsquo ∆υmicroAcircνες [Phylenna-me] eig sbquodie zur dumā-zum bdquoStammldquo Gehoumlrigenlsquo in der Bedeutung etwa von φυλEcircται sbquoStammesgenossenlsquo) und das individualisierende Suffix -eon- alleine den Ausdruck der Zugehoumlrigkeit nicht leistet51

4 Bei Balles (2008208) sind die griechischen Voumllkernamen auf -νες (ion att -microνες) urgriech -ān-es falsch unter die vorwiegend fuumlr gewisse dorische bzw nordwest-griechische Dialekte charakteristischen Sekundaumlrbildungen auf -acuteν Gen -microνος des Typs λεσχacuteν sbquoSchwaumltzerlsquo ( λEcircσχη sbquoOrt zum Liegen Plaudereilsquo) oder ξιφacuteν sbquoSchwerttraumlgerlsquo (ccedil φEcircρων ξplusmnφος Hsch)52 wozu auch die vor allem in Megara und Korinth bezeugten Personennamen wie Λυσacuteν Καλλacuteν Aacuteριστacuteν Νικacuteν etc (vgl Solmsen 1909116ff) zaumlhlen eingeordnet Diese Bildungen zeigen auch im dorisch-nordwestgriechischen Dialektgebiet die Suffixablautstufe -ην- lt urgriech -ēʛn- die mit dorisch-nordwestgriechisch -ν- lt urgriech -ān- der Ethnika lautlich nicht kompatibel ist

8888 In der Folge soll nun eine neue Erklaumlrungsmoumlglichkeit der Suffixe urgriech -ān-es und urslav -ěne bzw -jane zur Bildung von Ethnika und der baltischen Zugehoumlrigkeitsbil-dungen auf -rna- praumlsentiert werden Den Ausgangspunkt fuumlr diese neue Erklaumlrungsmoumlg-lichkeit bildet die Beobachtung dass im Urindogermanischen bzw in den Einzelsprachen Suffixkonglomerate zur Bezeichnung der Zugehoumlrigkeit aus der Kombination zweier funk-tional aumlquivalenter Zugehoumlrigkeitssuffixe bzw aus der Kombination zweier Bildemoumlglich-keiten zur Bezeichnung der Zugehoumlrigkeit entstanden sein koumlnnen Man vergleiche zum Beispiel

a) Zugehoumlrigkeitssuffix -iacuteh2-no- (lat -īnus gr -eacuteνος lit -yacutenas slav -iacutenъ germ -īna-53) Kombination aus dem V~k-Suffix -iacuteh2-

54 (vgl ai v~k- f sbquoWoumllfinlsquo ai

51 Diese Uumlberlegung mag vielleicht auch der Grund dafuumlr sein dass Nikolaev 2010191 als Grundlage von ur-griech ne1ān- eine auf dem Kollektivum ne1eh2- bdquoyouthldquo basierende Ableitung ne1eh2-h1(eo)n- bdquohaving youthldquo (gt Hsch νεfrac34ν νEcircος) mit dem Hoffmannschen Possessivsuffix postuliert Nikolaev 2010191 Fn 9 er-laumlutert weiter hierzu bdquoThe analysis here differs from the one originally proposed by Leukart only insofar as he glosses ne1eh2 as lsquoGesamtheit der jungen Leutersquo and operates with an individualizing -n-suffix while I use Hoffmannrsquos possessive suffix -h1(eo)n- insteadldquo

52 Vgl zu diesem Typ auch Peters 1980169 53 ZB lat equīnus sbquozum Pferd gehoumlriglsquo equus sbquoPferdlsquo gr ecircκεανναι sbquoOkeanostoumlchterlsquo lit kaimyacutenas sbquoNach-

barlsquo kaiacutemas sbquoDorflsquo aksl sestrinъ sbquozur Schwester gehoumlriglsquo ahd fingirīn sbquoFingerringlsquo 54 Die Bestimmung des Laryngals des V~k-Suffixes als h2 ergibt sich mE aus der Analyse von gr

Uumlνδριfrac34ς -frac34ντος sbquoStandbild Statuelsquo als h2rih2-aacutent- (vgl zur Bildung auch toch B iko Pl ikonta sbquoSchrittlsquo lt sekās lt sekah2-t-s oder -ant-s [ B sik- sbquoschreitenlsquo lt sik-]) das als Erweiterung mit einem die Bedeu-tung des Grundwortes nur gering modifizierenden abstufenden Suffix ----ent-----nt- (in Faumlllen wie heth irmala-nt- sbquokranklsquo irmala- sbquodslsquo weitere Beispiele unter sect81) einer V~k-Bildung h2r-iacuteh2- sbquowas einem Mann ver-gleichbar ist Bild eines Manneslsquo gedeutet werden kann (Klingenschmitt 2005423 Anm 142) Die Bildungen auf -iacuteh2- des V~k-Typs haben naumlmlich unter anderem die Funktion etwas zu bezeichnen was in seiner Be-schaffenheit an den durch das Grundwort bezeichneten Begriff erinnert (vgl AiGII2384 Klingenschmitt 2005344) vgl zum Beispiel ai ā-v Du sbquoHodenlsquo āaacute- n sbquoEilsquo Du sbquoHodenlsquo lat saniēs sbquoverdorbenes Blut Wundjauchelsquo lt h1sh2an-ih2- sbquoBlutaumlhnlicheslsquo ( heth ešar gr eumlαρ ai aacutes~-k n sbquoBlutlsquo lt uridg h1eacutesh2~ Gen h1sh2aacuten-s) aisl myacuterr f Sumpf Schlammlsquo lt urnord me1Ri+R lt urgerm me1zī lt me1siacuteh2- sbquowas ei-nem Moor aumlhneltlsquo ae mēos m n sbquoMoor Schlammlsquo ahd mios m n sbquodslsquo lt meacute1so- Nur der Ansatz mit h2 erklaumlrt mE auch die Tatsache dass bestimmte Staumlmme des V~k-Typs im Baltischen bzw Litauischen zu Staumlmmen mit Nom Sg -ijagrave und Akk -iją umgebildet sind vgl zB urslav oldi Gen ldiję sbquoSchifflsquo (skr štok lađa čak [Vrgada] ldegatildeđa slov laacutedja nruss ladjaacute aruss lodja) lt alds Gen aldiās (aumllter -i-as

374 Stefan Schaffner

v~ka- m sbquoWolflsquo ai rath- m sbquoWagenlenkerlsquo raacutetha- m sbquoWagenlsquo urslav sǫdi m sbquoRichterlsquo lt som-dhh1-iacuteh2- urslav sǫdъ m sbquoGerichtlsquo lt som-dhh1-oacute-) und dem Suffix -no- (vgl zB lat Romā-nus sbquoRoumlmerlsquo Roma lat paternus sbquozum Vater gehoumlriglsquo maternus sbquozur Mutter gehoumlriglsquo lat fānum sbquoHeiligtumlsquo lt fasnom lt dhƽ1s-no-m sbquozu einer religioumlsen Feier gehoumlriglsquo)

b) av āhuiri- sbquozum ahura- gehoumlriglsquo ( ahura- sbquoHerrlsquo) Kombination aus Vigraveddhi55 plus Zugehoumlrigkeitssuffix -i- (ohne Vigraveddhi av zaraθuštri- sbquozu Zarathustra gehoumlriglsquo zaraθuštra-)

c) uridg te1-oacute- sbquozu dir gehoumlriglsquo (griech hom dor τεacircmς lat tuus) tū sbquodulsquo de1-oacute- sbquoHimmlischer Gottlsquo (ai devaacute- lat deus dīvus lit diẽvas etc) de1-di1- sbquoHim-mellsquo Kombination aus Vigraveddhi51 plus Zugehoumlrigkeitssuffix -o-56 (vgl ohne Vigraveddhi t1-oacute- sbquozu dir gehoumlriglsquo gt griech ion att σmς av θβ)

d) Suffix -io- (vgl zB lat patrius griech πfrac34τριος sbquozum Vater gehoumlriglsquo) lt -ih2-o- Kombination aus den beiden Zugehoumlrigkeitssuffixen -ih2- und -o-57

lt -ih2-as) lit aldijagrave Akk aCdiją sbquoEinbaum Kahnlsquo (nach dem Wandel von -ia- zu ē eingetretene) Umbil-dung von ald-s Gen aldi-as lt aoldh-iacuteh2- sbquoTrogaumlhnlicheslsquo urgerm alđōn- sbquoTroglsquo (nnorw dial olda f sbquogroszliger Troglsquo nschwed aringlla f sbquoBottichlsquo) lt aoldhā-n- (vgl Klingenschmitt 2005344) Zugunsten von h1 des V~k-Suffixes argumentiert Widmer 2005190ff worauf hier im Einzelnen aber nicht eingegangen werden kann

55 Vgl zB ahd swāgur m sbquoSchwagerlsquo lt urgerm s1ēDžura-z lt s1ē0uroacute-s sbquoder zum Schwiegervater (als Sohn) Gehoumlrigelsquo uridg s1eacute0uro-s sbquoSchwiegervaterlsquo (ai śvaacuteśura- gr Uacuteκυρmς lat socer ahd swehur ae sweor etc) Vgl zur Vigraveddhi-Ableitung insgesamt Darms 1978 Jochem Schindler (bei Balles 2006286ff Fn 473 und Widmer 2008618) leitet die Vigraveddhi-Ableitung aus einer Lokativhypostase von endungslosen dehnstufi-gen Lokativen von Wurzelnomina her wobei als Operator fuumlr die Bildung des abgeleiteten Stammes dasselbe Suffix -eo- dient das auch bei Hypostasen von i-Lokativen auftritt (zB uridg h2ant-i+eacuteoacute- sbquoauf der Vor-derseite gegenuumlber befindlichlsquo [gt gr Uumlντplusmnος sbquogegenuumlberstehend entgegengesetztlsquo substantiviert urgerm andia- m n sbquoEnde Rand Grenzelsquo] uridg h2ant-i Lok sbquoauf der Vorderseite gegenuumlberlsquo) Auf einer Loka-tivhypostase uridg pēd-oacute- sbquoam Fuszlig befindlich zum Fuszlig gehoumlriglsquo ( prdplusmni sbquoam Fuszliglsquo) beruhen nun einerseits lit pėdagrave f (3) sbquoFuszligsohle Fuszligspurlsquo = lett pecircda f sbquoFuszligsohlelsquo (lit dial auch ppdas m (3) sbquoFuszligsohlelsquo) und an-dererseits wohl auch griech πηδmν n sbquoRuderblattlsquo (Od+ benannt nach der flachen Form und der Befindlich-keit unten am Ruder FriskII527) dessen urspruumlngliche Bedeutung noch von dem abgeleiteten Verbum πηδfrac34ω sbquospringen huumlpfenlsquo (Il+) vorausgesetzt sein koumlnnte (zur Deutung von lit pėdagrave f (3) sbquoFuszligsohle Fuszlig-spurlsquo = lett pecircda f sbquoFuszligsohlelsquo als einer Vigraveddhi-Ableitung zu ped- sbquoFuszliglsquo vgl Griepentrog 1995163 Larsson 2003245 Anm 15 NIL537 Fn 64) Aus dem prototypischen Nebeneinander von pēd-oacute- sbquoam Fuszlig befindlich zum Fuszlig gehoumlriglsquo ( prd sbquoam Fuszliglsquo) und peacuted- sbquoFuszliglsquo auf das pēd-oacute- sekundaumlr als Ableitung bezogen werden konnte haumltte nun die Regel abstrahiert werden koumlnnen dass bei dieser spezifischen Ableitung das Derivat ge-genuumlber der Derivationsbasis Erhoumlhung des Wurzelablauts um eine Stufe (ē e danach analogisch ō o und e ) und zwar nach dem ersten konsonantischen Wurzelradikal zeigt und das Derivat gegenuumlber der Deriva-tionsbasis oppositiven Akzent aufweist Fuumlr den Ansatz eines Lok Sg prd(plusmni) spricht der Lok Pl prt-su lt prd-su in air iacutes kymr is untenlsquo lt īssu (vgl auch altalb [Buzuku] peumlr posh alb dial peumlrpoacutesh sbquounten hin-unter herunterlsquo lt pēd-si) Mit dem Ansatz eines Lokativ Singular prdplusmni ergaumlbe sich ein weiteres Beispiel fuumlr eine Regel dass bei athematischen Staumlmmen die Ablautstufe des Lokativ Singular gegenuumlber der Ablaut-stufe des paradigmatisch zugeordneten Genitiv Singular jeweils um einen Grad erhoumlht ist (vgl Klingenschmitt 2005319 Fn 30ndash32) Die Regel laumlszligt sich erschlieszligen aus Paradigmen wie Sg Nom dr1-s Gen di1-eacutes Lok deacute1plusmni Sg Nom meacutenti-s Gen mteacute-s Lok mtrplusmni Sg Nom h1noacuteh3m Gen h1h3meacuten-s Lok h1h3mrnplusmni

56 Vgl auch Schaffner 2004490 Fn 15 mit Literatur 57 Fuumlr eine Untermenge der Bildungen auf -ieo- kommt sicherlich auch eine Herleitung aus Hypostasen von

i-Lokativen in Betracht (Widmer 2008617 Balles 1997161ff Nussbaum 1986243) zB uridg h2ant-i+eacuteoacute- sbquoauf der Vorderseite gegenuumlber befindlichlsquo (gt gr Uumlντplusmnος sbquogegenuumlberstehend entgegengesetztlsquo

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 375

81818181 Auch bei Suffixkonglomeraten anderer Funktion besteht die Moumlglichkeit dass diese durch Kombination zweier funktional aumlquivalenter Suffixe enstanden sind man vergleiche zB das im Lateinischen bei Substantiven der 3 bis 5 Deklination verwendete Deminutiv-suffix -culus -a -um (zB homuculus sororcula aedicula vasculum etc) lt -ke-lo- das durch die Kombination eines Deminutivsuffixes -keo- (zB ai rāja-kaacute- sbquoKoumlnigleinlsquo rzjan- sbquoKoumlniglsquo ai pit~-kaacute- sbquoVaumlterchenlsquo pitaacuter- sbquoVaterlsquo aisl bolungr sbquojunger Stierlsquo lt --koacute- boli m n-St sbquoStierlsquo) und eines Deminutivsuffixes -lo- (lat -ulus lt -e-lo- got magula sbquoKnaumlbleinlsquo magus) hervorgegangen ist Im diesem Zusammenhang sei kurz darauf verwiesen dass das slavische Suffix -ęt- zur Bezeichnung von jungen Lebewesen vorwie-gend von Tierjungen (BraumluerIII80ndash99) aus der Kombination zweier individualisierend-charakterisierender Suffixe -en- und -et- entstanden sein kann zB urslav posęt- n sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ( uridg poacuter0oe- sbquodslsquo [lit pašas (2) ahd far(a)h ae fearh lat porcus mir orc]) urslav moCdęt- n sbquoJungeslsquo lt moacutelde-n-t- ( urslav moCdъ sbquojunglsquo lt moacuteldho-)58 auszligerhalb des Slavischen vielleicht auch arm ayceamn sbquoGazellelsquo lt h2ai-(hx)-t- ayc (i) sbquoZiegelsquo lt h2ai-59 Man vergleiche zum individualisierenden Suf-fix -eon- etwa Beispiele wie lat Catō -ōnis sbquoSchlaumlulinglsquo catus sbquoschlau verschlagenlsquo griech στρfrac34βων sbquoSchielerlsquo στραβmς sbquoschielendlsquo got liuta -ins sbquoHeuchlerlsquo liuts sbquoheu-chelndlsquo etc60 zum indiv Suffix -eot- etwa ai haacuteri-t- n sbquogelbe Farbelsquo (in haacuterit-vant- sbquogoldgelblsquo) lt heacutelh3i-t- n sbquodas Gelbelsquo ai haacuteri- sbquofahl gelblichlsquo jav zairi- sbquogelblsquo lt heacutelh3i- uridg meacuteli-t- n sbquoHoniglsquo (gr microEcircλιτ- got milithorn etc) eig sbquoGelbeslsquo ( urkelt meli-no- sbquogelblsquo in mkymr melyn) uridg (h13)aacutelbi-t- n sbquoWeiszligeslsquo (gr ETHλφι n Pl ETHλφιτα sbquoGerstenmehllsquo alb elb sbquoGerstelsquo)61 und griechische und lateinische Bildungen wie gr γυmicroνacuteς γυmicroνacuteτ- sbquoLeichtbewaffneter Infanteristlsquo ( γυmicroνmς sbquonackt unbekleidetlsquo) gr UumlργEcircτ- Uumlργacuteτ- sbquoglaumlnzend strahlend schimmerndlsquo ( Uumlργmς sbquodslsquo) lat stīpes stīpit- sbquoZweig Stocklsquo ( stepo- sbquostarr steiflsquo gt urgerm stīfa- gt ae mhd stīf)62 Eine Analyse des slavischen Suf-fixes -ęt- n als -(e)n- + -t- ergibt sich vom Material des Slavischen aus schon alleine dadurch dass die Bildungen auf -ęt- in deutlicher Beziehung zu Ableitungen von n-Staumlm-men gleicher Bedeutung stehen (vgl zB russ ksl mladę n sbquoKind Knabelsquo [vgl auch slo-vak mlaacutedrsquoa n sbquojunges Tierlsquo] lt urslav moCdęt- n sbquoJungeslsquo aksl mladen-c mladěn-c sbquodslsquo [vgl apreuszlig Elb Voc 189 kint maldenikis] russ dialekt moacuteloden sbquojunger Mannlsquo lt urslav moCden- [Ableitung mittels des indiv n-Suffixes von urslav moCdъ Adj sbquojunglsquo gt aksl mladъ russ moacutelodъ]) und die Bildungen auf -ęt- in den Einzelsprachen zum Teil im Singular (vgl russ Sg teleumlnok sbquoKalblsquo Pl teljaacuteta) oder im Plural (ačech haumlufig Pl -enci lt -en-ci Sg -ě lt -ę zB Pl kuřenci Sg kuřě sbquoHuhnlsquo) durch Ableitungen von n-Staumlm-men suppliert werden (vgl auch apreuszlig smunents sbquoMenschlsquo neben smūnen-isks sbquomensch-lichlsquo)63 Die Produktivitaumlt dieses Typs im Slavischen mit dieser spezifischen semantischen Funktion ist wohl von prototypischen Bildungen wie urslavisch posęt- n sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ausgegangen dessen Grundwort poacuter0eo- dieselbe Bedeutung hat Das Suffix-konglomerat -en-t--n-t- duumlrfte in rein bdquoaugmentativerldquo Funktion wie in urslav posęt- n

substantiviert urgerm andia- m n sbquoEnde Rand Grenzelsquo) uridg h2ant-i Lok sbquoauf der Vorderseite gegen-uumlberlsquo

58 Vgl Schaffner 2001209ndash211 59 Klingenschmitt 19822526 Fn 19 60 Vgl Krahe amp Meid 1969III 92 Schaffner 2001526ndash529 61 Vgl Schaffner 2001211 Fn 200 Zu einer Analyse dieser Bildungen als t-Instrumentale Pinault 198032

Widmer 2005197 62 Nussbaum 20044 63 BraumluerIII81 Schaffner 2001209210

376 Stefan Schaffner

sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ( uridg poacuter0oe- sbquodslsquo) wohl auch im lat Ethnikon Pīcentes sbquodie (jungen) Spechtelsquo ( lat pīcus umbr peico sbquoSpechtlsquo) neben dem Adjektiv Pīcēnus LN Pīcēnum64 in apreuszlig smunents sbquoMenschlsquo (neben smūnen-isks sbquomenschlichlsquo) und wohl auch in griech Uumlνδριfrac34ς -frac34ντος m sbquoMenschenbild Bildsaumlule Standbildlsquo lt h2r-ih2-ant- (Erwei-terung von h2r-iacuteh2- sbquowas einem Mann vergleichbar ist Mannsbildlsquo) Uumlνacuteρ m sbquoMann Menschlsquo lt h2nrr verbaut sein

82828282 Wenn man nun das in sect8 illustrierte Prinzip der Kombination zweier funktional aumlquiva-lenter Zugehoumlrigkeitssuffixe zu einem Suffixkonglomerat auch auf das genannte baltische Zugehoumlrigkeitssuffix -rna- (lit -pnas f -pnė lett -ēns f -ēne vgl oben sect665) anwendet das eine etymologische Entsprechung in lateinischen Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -ēnus (zB Adj Pīcēnus LN Pīcēnum lat pīcus sbquoSpechtlsquo lat -iēnus Abl von io-Staumlmmen zB aliēnus sbquozu einem anderen gehoumlriglsquo alius laniēna [taberna Varro] sbquoFleischerladenlsquo altlat lanius sbquoMetzgerlsquo [wie figlīna taberna sbquoToumlpferwerkstattlsquo figulus sbquoToumlpferlsquo) besitzt66 so kann deren Vorform -eh1-no- bzw -e-h1-no- (bei Ableitung von eo-Staumlmmen67) als Kombina-tion eines abstufenden Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1-h1 dessen unflektierte Form moumlgli-cherweise der urindogermanischen Instrumentalendung -eh1-h1 zugrundeliegt68 und dem Zugehoumlrigkeitssuffix -no- analysiert werden Eine spezialisierte Funktion des Konglome-rats -(e)h1-no- koumlnnte dann in dem sogenannten bdquoHerrschersuffixldquo69 -h1-no- der Bedeu-

64 Vgl Rix 195051237ff 65 Hiervon etymologisch zu trennen ist wohl das zur Bildung von Stoffadjektiven verwendete slavische Suf-

fix -ĕnъ (vgl Vondraacutek 1924I 528529) dass wohl an n-Staumlmmen erwachsen ist (vgl aksl kamĕnъ sbquosteinernlsquo russ kaacutemjanyj serb k`men urslav kaacutemen- m sbquoSteinlsquo aksl plamĕnъ serb pl`men sbquoflammendlsquo urslav plaacutemen- m sbquoFlammelsquo) und von dort als komplexes Suffix abgeloumlst ist (vgl aksl drĕvĕnъ sbquohoumllzernlsquo drĕvo sbquoHolzlsquo)

66 Rix 1972727728 weist darauf hin dass das Umbrische ein patronymisches Gentilnamensuffix -ēno- kennt das mit einem einzigen ndash allerdings durchsichtigen ndash Beispiel aus umbrischen Texten zu belegen ist Voisiener (Gen Sg Ve 236) zu Voisis lt -sos Der Typ ist auf lateinischen Inschriften aus Umbrien und aus den oumlstli-chen und suumldlichen Nachbargebieten der Pikenter Vestiner und Sabiner haumlufig Alfēnus (auch Hor sat 1 3 130+) Labiēnus (auch Sil 1034+) Nach Rix loc cit entspricht dieses patronymische Gentilnamensuffix des Umbrischen etymologisch dem Suffix des Ethnikons Picēnus zu lat pīcus und umbr peico (Akk) sbquoSpechtlsquo Nach Rix loc cit (vgl auch Mayrhofer 197732) gehoumlrt hierher auch das im Iranischen Patronymika bilden-de Suffix -āna- das sich auf -ēno- zuruumlckfuumlhren laumlszligt aav Haēca aspānā (Nom Sg f Yasna 553) zu Haēca aspa (Yasna 4615) Immerhin erwaumlgenswert ist die Frage ob das im Iranischen zur Bildung von Landschaftsnamen gaumlngige Suffix -āna- zB in av Vƽhrkāna- sbquoHyrkanienlsquo (in jav vƽhrkānōšaiiana- sbquodie Wohnung der Hyrkanier bildendlsquo V 111) vƽhrka- m sbquoWolflsquo (vgl auch mp gwlgrsquonyk gurgānīγ sbquozur Pro-vinz Gurgān gehoumlriglsquo np Gurgān gurg sbquoWolflsquo) nicht ebenfalls hier etymologisch anzuschlieszligen ist wenn-gleich das lange ā von -āna- (wie auch des patronymischen Suffixes -āna-) lautlich natuumlrlich mehrdeutig ist

67 Die akutierte Intonation in Faumlllen wie lit kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo ( kaacutelnas sbquoBerglsquo) kaimpnas sbquoNachbarlsquo ( kaiacutemas sbquo[Bauern-]Dorf Landlsquo) deren Ableitungsbasen thematische Staumlmme bilden zeigt wohl dass das Suffixkonglomerat -h1-no- mit Nullstufe der ersten Komponente an den e-stufigen Stamm der Ableitungsba-sis getreten ist Diese Bildungen folgen dann einer Regel dass flexions- und derivationsmorphologische Ele-mente die in die Nullstufe treten koumlnnen an thematische Staumlmme in nullstufiger Gestalt angefuumlgt werden (vgl -o-nt- -eacutent- -o-h1- -eacuteh1-) vgl Klingenschmitt 2005454

68 In diesem Fall koumlnnte die bdquoApertinentivldquo-Endung -ī lt -ih2 verglichen werden die als unflektierte Form des Zugehoumlrigkeitssuffixes -ih2- (ai v~k- f sbquoWoumllfinlsquo ai v~ka- m sbquoWolflsquo ai rath- m sbquoWagenlenkerlsquo raacutetha- m sbquoWagenlsquo etc) zu bestimmen waumlre (vgl etwa teacute1e Gen te1oacute- sbquodeinlsquo ai asmzkaplusmnm Gen asmzka- sbquoun-serlsquo) Klingenschmitt 2005318

69 Man vergleiche die maszliggeblichen Materialsammlungen von Meid 195657260ndash295 1ndash128 und Meid 1957 72ndash108 113ndash126 (vgl auch Krahe amp Meid 1969III 109110 Schaffner 1999[2002]187188)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 377

tung sbquoHerrGott uumlber das was das Grundwort zum Ausdruck bringtlsquo (eig sbquoder (als Herr Gott) dazu Gehoumlrigelsquo) in Bildungen mit Dehnung des praumlsuffixalen Vokals wie lat tribūnus sbquoVorsteher der tribuslsquo ( tribu-) Portūnus sbquoGott der Haumlfen und Durchgaumlngelsquo ( portu-) Neptūnus sbquoGott des feuchten Elementslsquo ( neptu-) Fortūna sbquoGoumlttin des Schicksals und Gluumlckslsquo ( fortu- verbaut in fortuītus sbquozufaumllliglsquo) lat Bellōna sbquoGoumlttin des Kriegeslsquo ( bello-) Annōna sbquoGoumlttin der Erntelsquo ( annus sbquoJahreserntelsquo) vorliegen70 neben denen Bildun-gen mit bdquoeinfachemldquo -no- ohne Dehnung des praumlsuffixalen Vokals wie in lat dominus sbquoHausherrlsquo lt domo-no-s ( domo-) gall Eponā sbquoGoumlttin der Pferdelsquo ( epo- sbquoPferdlsquo) gall Maponos sbquoGott der Soumlhnelsquo ( mapo- sbquoSohnlsquo) gall Nemetonā sbquoGoumlttin der (heiligen) Hainelsquo ( gall nemeton) gall Damonā sbquoGoumlttin der Ochsen bzw Hirschelsquo ( damo- vgl air dam sbquoOchse Hirschlsquo) anord Herjann (Beiname des Gottes Oacuteethinn) = kelt koronos (abrit VN Coriono-tōtae) = griech κοplusmnρανος sbquoHeerfuumlhrer Herrscherlsquo (poet seit Ho) lt koro-no-s sbquodslsquo ( uridg koro- sbquoHeerlsquo)71 urgerm thorne1đana-z m sbquoKoumlniglsquo (got thorniudans anord thornjoacuteethann ae thornēoden as thiodan) lt te1to-noacute-s sbquoVorsteher der thorne1đō der Volksgemeindelsquo ( urgerm thorne1đō- f sbquoVolklsquo got thorniuda ahd diota) stehen72

83838383 Die Richtigkeit der obigen morphologischen Analysen vorausgesetzt ergibt sich nun auch eine klare Analysemoumlglichkeit fuumlr das slavische Suffix -ěn- (bzw -jan- lt --ēn-) zur Bildung von Ethnika und Einwohnernamen Das slavische Suffix -ěn- kann dann als Kombination des abstufenden Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1- das als erste Komponente in -eh1-no- verbaut ist und der Nullstufe des individualisierenden n-Suffixes gedeutet wer-den Bei thematischen dh eo-staumlmmigen Grundwoumlrtern waumlre das Konglomerat in der nullstufigen Gestalt der ersten Komponente an den e-staumlmmigen Themavokal der Deriva-tionsbasis angefuumlgt worden73 (-e-h1-n-74 gegenuumlber zB --eacuteh1-n- bei i-staumlmmigen Grund-woumlrtern) zB urslav poljaacutene sbquoFeldbewohnerlsquo lt (Transponat) polh2eacute-h1-n-es urslav

70 Nussbaum 19981ndash11 postuliert fuumlr eine Vielzahl von einzelsprachlichen Sekundaumlrbildungen mit Laumlnge des praumlsuffixalen Vokals bdquodekasuativeldquo Ableitungen von Instrumentalen auf -V-h1- so zB in Bildungen wie lat Portūnus Bellōna die er als deinstrumentale possessive Bildungen mit einen Konglomerat -h1no- deutet Auch das Hoffmannsche Possessivsuffix ist nach Nussbaum 19989ndash11 (vgl zB auch Nikolaev 2010191) als deinstrumentale Bildung auf -h1-eon- zu analysieren zB av mąθrān- m sbquoSpruchkennerlsquo lt mentro-h1-on- mąθra- sbquoSpruchlsquo lt mentro- (Argumente gegen den Ansatz des Hoffmannschen Possessiv-suffixes mit Laryngal 3 als -h3on- bei Nussbaum 199810ndash11) Diese Analyse bietet nach Nussbaum 199811 den Vorteil dass der desubstantivische Typ auf -Hon- (av mąθrān-) und der deadjektivische Typ auf -eon- (av marƽtan-) letztendlich identisch seien Ich unterscheide mich in den Analysen von Nussbaum nur inso-fern als ich in dem morphologischen Element -eh1h1- nicht eine Kasusform sondern ein Suffix sehe dessen unflektierte Form moumlglicherweise dem uridg Instrumental auf -eh1h1- zugrundeliegt

71 Vgl hierzu die ausfuumlhrliche Besprechung bei Peters 1980170ndash171 72 Vgl zu den bisherigen Deutungen des Nebeneinanders von Bildungen mit und ohne Dehnung des praumlsuffixa-

len Vokals bei Bildungen mit dem bdquoHerrschersuffixldquo Schaffner 1999[2002]188 Fn 207 mit Literatur (vgl auch Stuumlber 20048ndash15)

73 Vgl zu dieser Regel Klingenschmitt 2005445 74 Es stellt sich die Frage ob nicht individualisierende Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -e-h1-n- als Zwischenstufe

der Wortbildung fuumlr die indoiranischen femininen Namen auf -ān-d (lt -e-h1-n-iacuteh2) zu thematischen mas-kulinen Eigennamen (insbesondere Goumltternamen) wie im Falle von ved Indrā- sbquoFrauGattin des Indralsquo GN Iacutendra- Varuān- sbquoFrauGattin des Varuethalsquo (daneben Ableitungen von Appellativen wie arayān- sbquoGoumlttin der Einoumldelsquo aacuteraya- sbquoWuumlste Wildnislsquo ūrjān- sbquoPersonifizierung der Kraftlsquo currenrj- sbquoKraftlsquo) av ahurānī- sbquogoumltt-liche Herrinlsquo ahura- sbquogoumlttlicher Herrlsquo mayeniiānī- sbquoFrau des Urmenschenlsquo (in Pahlavi-Uumlberlieferung) mayeniia- sbquoName des mythischen Urmenschenlsquo (vgl Stuumlber 200414) anzusetzen sind Freilich sind auch andere Erklaumlrungsmoumlglichkeiten denkbar (vgl zB Stuumlber 20041415 mit aumllterer Literatur)

378 Stefan Schaffner

poCje sbquoFeldlsquo n lt poacutelh2o-m Das individualisierende n-Suffix findet sich auch in Kombi-nation mit anderen Zugehoumlrigkeitssuffixen Haumlufig ist zB ein Suffix -io-n- (lt -ih2o-n-) in Bildungen wie gr (θεοOgrave) οmacrρανplusmnωνες sbquodie Himmlischen (Goumltter)lsquo ( οmacrρανoacuteς sbquoHimmellsquo) Κρονplusmnων sbquoKronide Sohn des Kronos (Zeus)lsquo lat lūdiō m sbquoSchauspielerlsquo = lūdius sbquodslsquo ( lūdus sbquoSpiel Schauspiellsquo) mūliō sbquoMaultiertreiberlsquo ( mūlus sbquoMaultierlsquo) got fiskja sbquoFi-scherlsquo ( fisks) kasja sbquoToumlpferlsquo ( kas) gallisch (latinisiert) Artiō sbquoGoumlttin der Baumlrenlsquo lt artion- ( keltisch arto-s sbquoBaumlrlsquo) altirisch Goibniu sbquoGott der Schmiedelsquo lt gobannion- ( altirisch gobae Gen gobann m sbquoSchmiedlsquo) etc75 Mit -io-n- vergleichbar ist in mittel-iranischen Sprachen ein Suffix -akān- (mp B-Phl -krsquon man-mp -grsquon -aγān sogd -krsquon -(a)kān) das auf Adjektiven der Zugehoumlrikeit mit Suffix -aka- beruht (vgl B-Phl mltrsquonk marδānaγ sbquomannhaft tapferlsquo lt martān-aka-) und substantivische Zugehoumlrigkeits-bildungen ableitet zB B-Phl wrsquozrsquolkrsquon man-mp wrsquocrsquorgrsquon wāzāraγān sbquoKaufmann Haumlnd-lerlsquo (np bāzārgān) lt wāzārakān- sbquoder zum Markt Gehoumlrigelsquo B-Phl wrsquocrsquol man-mp wrsquocrsquor wāzār sbquoMarktlsquo (np bāzār) man-sogd ptrkrsquon chr-sogd ptrqrsquon pitarkān sbquovom Va-ter stammendes Erbelsquo76 Auch das nur im Indoiranischen bezeugte Suffix -iacuten- (zB in ai aśviacuten- m sbquoRitterlsquo [ aacuteśva- m sbquoPferdlsquo] praśniacuten- m sbquoFragerlsquo [ praśnaacute- sbquoFragelsquo]) stellt wohl eine Kombination des Zugehoumlrigkeitssuffixes -i- und des individualisierenden n-Suffixes dar77 Das Nebeneinander von -eh1-no- (balt -rna- lat -ēnus) zu -eh1-n- bzw -e-h1-n- (slav -ěn-) verhaumllt sich morphologisch wie das Nebeneinander von -iacuteh2-no- (lat -īnus etc) zu -iacuteh2-n- gt griech -eacuteν- (griech Fortsetzer des V~k-Typs) zB griech γλωχeacuteWς -eacutentildeνος sbquoSpitzelsquo ( γλograveχες sbquoGrannenlsquo) UumlκτeacuteWς sbquoStrahllsquo ( ved aktuacute- sbquoNachtlsquo) δελφeacuteWς sbquoDelphinlsquo ( δελφAumlς sbquoGebaumlrmutterlsquo) Oacuteσmicroeacutentildeν- sbquoSchlachtlsquo ( ved yudhmaacute- sbquoKaumlmpferlsquo)78

84848484 Zumindest fuumlr eine Untermenge der slavischen Bildungen auf -ěn-e bzw -jan-e koumlnnte allerdings auch eine Alternativerklaumlrung in Betracht kommen die bei Vondraacutek (1924543) angedeutet ist Es koumlnnten Possessivbildungen mit oppositivem Akzent an de-ren e-stufigen betonten Themavokal das individualisierende n-Suffix getreten waumlre79 zu thematischen barytonen Grundwoumlrtern vorliegen So koumlnnte das morphologische Verhaumlltnis von urslav poljaacutene lt (Transponat) polh2rn-es sbquodie mit Feldern Versehenenlsquo zu seinem Grundwort urslav poCje sbquoFeldlsquo n lt poacutelh2o-m genau dem von av karapan- m sbquoRitual-priesterlsquo (Nom Pl karapanō Gen Pl karafnąm) lt uriran karpaacuten- lt kolpeacute-n- sbquoder mit dem Ritual Versehene der das Ritual Ausfuumlhrendelsquo zu seinem in ai kaacutelpa- m sbquoRituallsquo fort-gesetzem Grundwort koacutelpeo-80 oder dem von griech ξιφacuteν sbquoSchwerttraumlgerlsquo (ccedil φEcircρων ξplusmnφος Hsch) zu seinem Grundwort ξplusmnφος sbquoSchwertlsquo entsprechen wobei anzunehmen waumlre dass die e-Langstufe des Suffixes in polh2rn-es gt urslav poljaacutene wie im Griechischen (Nom -acuteν Gen -microν-ος) aus dem urspruumlnglichen Nom Sg auf -rn paradigmatisch verall-gemeinert worden waumlre (so Zubatyacute bei Vondraacutek 1924543) Allerdings ist fuumlr das Slavische

75 Vgl zu den Goumltternamen bzw Goumltterepitheta vor allem Stuumlber 20043ndash5 76 Vgl Schaffner 2005241ndash243 mit weiteren Beispielen 77 Vgl Klingenschmitt 2005349 78 Risch 197458 Schindler 197563 Balles 2008225 Innerhalb der griechischen Bildungen auf -īn- differen-

ziert Leukart 1980243 Fn 22 folgendermaszligen bdquo-īn- ist deutlich possessiv in δελφν- sbquo(Fisch) der Gebaumlrmut-ter hatlsquo lt -i-h3n- zu einem sbquoCalandrsquoschlsquo neben δελφAumlς stehenden aumllteren i-Stamm oder analogem Vorbild vgl auch Τρχν- sbquoSchroffes (= Felswaumlnde) habendlsquo (Ortsname) neben τρχAumlς Dagegen steht wahrscheinlich indi-vidualisierendes -(eo)n- in γλωχ--ν- sbquoSpitze (eines Gegenstandes)lsquo lt -ih2-n- dh formal parallel zu -ān- lt -ah2-n- semantisch aber wegen der anderen Bedeutung des Grundwortes (cf γλograveσσα) verschieden (hellip)ldquo

79 Vgl zu dieser Moumlglichkeit Peters 1980166 80 Vgl Mayrhofer 197735 Fn 158 und Schaffner 2005175176 (mit weiteren Parallelen)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 379

diese Annahme dewegen miszliglich weil gerade die n-staumlmmige Singularbildung fehlt die ja suppliert wird Zudem bringt ein Groszligteil der Bildungen auf -ěn-e bzw -jan-e seman-tisch eine Zugehoumlrigkeitsrelation zum Ausdruck In den Faumlllen mit komplexem Suffix -jan- dh in Ableitungen wo -j- nicht schon Bestandteil der Ableitungsbasis (wie in poljaacutene poCje) war wie in aksl graždan-e sbquoBuumlrgerlsquo lt gord-jan-e gradъ sbquoStadtlsquo lt gordъ oder aruss poločane Fln Polota koumlnnte -jan- nach dem in sect8 illustrierten Prin-zip der Mehrfachsuffigierung aus der Kombination des Zugehoumlrigkeitssuffixes -i- (in av zaraθuštri- sbquozu Zarathustra gehoumlrigldquo zaraθuštra-) und des Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1- wiederum um das nullstufige indiv n-Suffix erweitert erwachsen sein (dh -jaacutene lt --eacuteh1-n-es)

85858585 Wie ist nun das griechische Ethnikon-Suffix -νες (ion att -microνες) urgriech -ān-es hier etymologisch anzuschlieszligen Es ist nun voumlllig klar dass urgriech -ān- mit slavisch -ěn- lt vorurslav -ēn- lautlich nicht kompatibel ist Doch bestehen wie bereits oben unter sect73 dargelegt worden ist fuumlr die bezeugten griechischen Ethnika auf -ān-es etymologi-sche Anschlussmoumlglichkeiten an griechische oder auch im Griechischen moumlgliche Staumlmme auf -ā lt -ah2 insbesondere Ortsnamen oder Ortskollektiva mit Stamm auf -ā81 Das griechische Suffix duumlrfte demnach als Ableitung von Staumlmmen auf -ā bzw von zu thema-tischen Staumlmmen auf -eo- gehoumlrigen Ortskollektiva auf -a-h2- lt -e-h2- mittels der null-stufigen Form -h1-n- die im Slavischen in dieser Gestalt an die e-stufige Variante einfa-cher thematischer Staumlmme tritt oder der vollstufigen Form -eh1-n- die im Slavischen an Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -i- tritt (dh -jaacutene lt --eacuteh1-n-es) des die Zugehoumlrig- keit bezeichnenden Suffixkonglomerats zu deuten sein dh urgriech -ān-es lt -a-h2-(a)h1-n-82 (zB epirotisch AacuteρκτAcircνες sbquodie zur Baumlrengegend Gehoumlrigenlsquo [lt -a-h2-(a)h1-n-es] aacuterktā- sbquoBaumlrengegendlsquo [Ortskollektiv zu griech ETHρκτος sbquoBaumlrlsquo]) Die Wortbildungsbedeutung der slavischen Ethnika auf -ěn--jan- bzw der griechischen Eth-nika auf -ān-es kann lokal-adhaumlsiv als sbquogehoumlrt zu Xlsquo (oder ggf -originativ als sbquostammt ausvon Xlsquo) gefasst werden In etwa vergleichbar ist im roumlmischen Namensystem das Ne-beneinander von Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -io- und -ah2-io- zu urspruumlnglichen Indi-vidualnamen mit thematischem Stamm man vergleiche etwa lat Iuppiter Saturnius sbquoIuppi-ter Sohn des Saturnuslsquo und die aus urspruumlnglichen Patronymica entstandenen Gentilnamen wie Mārcius Mārcus Iūlius Iūlus usw Daneben stehen Gentilnamen auf -eius wie Pompeius aus pompao-s (lt -ah2-io- vgl oskisch puacutempaiians) eigentlich sbquoder zur Fa-milie des Pompus Gehoumlrigelsquo Ableitung von einem Kollektivum pompā- sbquoFamilie des Pomposlsquo (lt -a-h2) zu einem Individualnamen pompo-s (vgl lat Rōma lt rōmā- sbquo(Siedlung der) Familie des Rōmo-slsquo [vgl den Stadtnamen Pompeiī] Individualnamen rōmo-s Rōmulus lt Deminutivum rōme-lo- [vgl den etruskischen Gentilnamen rumelna lt rumele-na Ableitung von einem Individualnamen rumele])83 Man vergleiche auch lat

81 Vgl Leukart 1980245 bdquoDas Entscheidende ist also nicht ob die Grundwoumlrter griechisch sind sondern allein ob sie eine griech Kollektivableitung auf -ā erlauben zu der dann weiter ein Ethnikon auf -ānes trittldquo

82 Zirkumflex auf den Formen mit kurzvokalischer Endung (zB -oacuteνες ion att -microνες) ist auszligerdorisch als Neue-rung obligatorisch und beweist nicht ehemalige Vollstufe der ersten Komponente des Suffixes (Schwyzer 1953377 Leukart 1980242 Anm 18) Fuumlr eine Vollstufe der ersten Komponente des Suffixes im Falle der Ableitung von ah2-Staumlmmen koumlnnten aber moumlglicherweise doch adverbiell erstarrte Instrumentale wie griech κρυφmicro dor κρυφoacute sbquoheimlich verborgenlsquo (lt -ah2-ah1 lt -e-h2-eh1 vgl Klingenschmitt 2005303) sprechen wenn die urindogermanische Instrumentalendung -eh1 als unflektierte Form eines abstufenden Zugehoumlrig-keitssuffixes -eh1- das in den Konglomeraten -eh1-no- und -eh1-n- verbaut ist zu deuten ist

83 Vgl Klingenschmitt 2005301302

380 Stefan Schaffner

Petreius Gentilname lt petrao- sbquozur Familie des Petro-s gehoumlriglsquo petrā- sbquoFamilie des Petro-slsquo (vgl suumldpik petroh) falisk uoltaia Gentilname f lt 1oltao- sbquozur Familie des Uolto-s gehoumlriglsquo 1oltā- sbquoFamilie des Uolto-slsquo (Klingenschmitt 2005302)

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Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 383

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Vaillant Andreacute 1958 Grammaire compareacutee des langues Slaves II Flexion nominale Paris Veselovsrsquoka Zinaiumlda M 1958 Naholos imennykiv bilorusrsquo movy za pamjatkamy XVII st u poriv-

njanni z naholosom suč bilorusrsquo lit movy Kyiumlv Vondraacutek Wenzel 1924 Vergleichende Slavische Grammatik I Band Lautlehre und Stammbil-

dungslehre 2 Auflage Goumlttingen Węglarz Wiktor 1933 bdquoStaroczeski loc plur na -as w nazwach miejscowych na -anyldquo Slavia Occi-

dentalis 1234ndash41 Widmer Paul 2005 bdquoDer altindische V~k-Typus und hethitisch nakkı Der indogermanische Instru-

mental zwischen Syntax und Morphologieldquo Die Sprache 45190ndash208 mdashmdashmdash 2008 bdquoDrei griechische -ō1-Staumlmmeldquo In Chomolangma Demawend und Kasbek Fest-

schrift fuumlr Roland Bielmeier zum 65 Geburtstag hrsg von Brigitte Huber Marianne Volkart und Paul Widmer Halle (Saale) 615ndash630

Зализняк Aндрей A 1995 Древненовгородкий диалект Москва

Stefan Schaffner Institut fuumlr Klassische Philologie Universitaumltsstr 31 D-93053 Regensburg stefanschaffnersprachlituni-regensburgde

Page 16: Das Nomen im Indogermanischen - FAU€¦ · Das Nomen im Indogermanischen Morphologie, Substantiv versus Adjektiv, Kollektivum Akten der Arbeitstagung der Indogermanischen Gesellschaft

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 369

terlsquo) tetpnas sbquoKind der Tantelsquo ( tetagrave sbquoTantelsquo) tetulpnas ( tetulp sbquomatertera amitalsquo) dėdpnos sbquoToumlchter des Vaterbruderslsquo ( dėdx sbquoVaterbruderlsquo)35 b) im Lettischen brālēns sbquoCousinlsquo ( brālis sbquoBruderlsquo) vgl auch skolēns sbquoSchuumllerlsquo ( skola sbquoSchulelsquo) draudsēns sbquoFreundessohnlsquo ( draugs sbquoFreundlsquo)

3 Bezeichnungen junger Lebewesen va von Tierjungen a) im Litauischen nur in best Mundarten zB gervpnas sbquoKranichjungeslsquo ( geacutervė) hierher wohl auch varnpnas sbquoStar Amsellsquo ( vaacuternas sbquoRabelsquo) b) im Lettischen versēns sbquojunger Ochselsquo ( versis) āsēns sbquoBoumlckleinlsquo ( āsis) pīlēns sbquoEntenkuumlkenlsquo ( pīle) kaķēns sbquoKatzenjun-geslsquo ( kaķis) puisēns sbquoKnabelsquo ( puisis sbquoJungelsquo)

7777 Es ist bisher uumlbersehen worden dass eine weitere etymologische Anschlussmoumlglichkeit fuumlr die slavischen Ethnika auf -jane im Griechischen existiert Es handelt sich um griechi-sche Ethnika die mit einem Suffix -νες (ion att -microνες) myken -ānes lt urgriech -ān-es gebildet sind36 Die urgriechische Lautform des Suffixes ist -ān- wie sie im My-kenischen und spaumlter in den nordwestgriechischen Dialekten fortlebt Im Ionisch-Attischen entwickelt sich langes urgriechisches ā etwa um 1000 v Chr lautgesetzlich zu offenen [ēʛ] daher die ionisch-attische Lautform -ην- Bereits das Mykenische der aumlltestbezeugte mit der Silbenschrift Linear B aufgezeichnete Dialekt des Griechischen aus der Zeit 1400 bis 1200 vor Christus kennt solche Bildungen auf -ān-es37 Beispiele sind etwa

a) myk Pa-ki-ja-ne wahrscheinlich Sphagiānes (Ethnikon als ON verwendet Typus Λmκροι)38 Es ist die Bezeichnung des Ortes mit dem Hauptheiligtum von Pylos ei-nem der groszligen Palastzentren der mykenischen Kultur neben dem die Regionsna-men Pa-ki-ja-na (wahrscheinlich Sphagiānā) PY Na 56139 und Pa-ki-ja-ni-ja (wahrscheinlich Sphagiāniā) PY En 6091 PY Jo 43810 PY On 3003 stehen Myk Sphagiānes ist wohl eine Ableitung von Sphagiā spaumlter Σφαγplusmn des bis ins Neugriechische erhaltenen Namens der Insel vor Pylos die daneben auch Σφακτη-ρplusmn heiszligt Die urspruumlngliche Bedeutung vonSphagiā Σφαγplusmn war wohl sbquoSchlacht-opferstellelsquo (Kollektivum von σφfrac34γιον sbquowas zu schlachten istlsquo)40

b) myk I-na-ne Inānes PY An 187 (Ethnikon als ON verwendet) neben myk I-na-ni-ja Ināniā (PY An 183 Ae 8+) Inās Ineus Iniā und spaumlterem iquestνAgrave41

c) myk re-ka-ta-ne PY An 2079 (Nom Pl oder Dat Sg in lok Funktion)42 d) myk te-ta-ra-ne PY (Bartoněk 2002250)

35 In ostlitauischen Mundarten druumlckt -pnas wenn es an Bezeichnungen von Lebewesen angefuumlgt wird mitleidi-ge Verachtung aus zB žmogpnas sbquoMenschlein armseliges Mannsbildlsquo ( žmogugraves sbquoMensch Mannlsquo)

36 Vgl Bechtel 19236080 Schwyzer 1953486 Chantraine 1968166ff Risch 197458 Leukart 1980244ff Balles 2008208

37 Vgl Bartoněk 2002250 466 38 Belege (nach Hajnal 1995168 und Bartoněk 2002250 466) Nom Pl Pa-ki-ja-ne PY Vn 194 PY Xa 1131

Akk Pl Pa-ki-ja-na-de Sphagiānas-de sbquonach Sphlsquo PY Fr 1233 Dat-Lok Pl Pa-ki-ja-si Sphagiānsi sbquoin Sphlsquo PY An 1811++ Instr-Abl Pa-ki]-ja-pi Sphagiāmphi sbquoaus Sphlsquo PY Eb 338 A (in einer recht sicheren Ergaumlnzung)

39 In der pylischen E-Serie (PY Eb 339A++) steht pa-ki-ja-na einzig als Attribut zu i-je-re-ja Die Fuumlgung i-je-re-ja pa-ki-ja-na duumlrfte als hijereja Sphagiānās sbquoPriesterin vonaus Sphagiānālsquo zu deuten sein mit einem abla-tivischen Genitiv (vgl Hajnal 1995218 Anm 295) Zur moumlglichen Identitaumlt von Pa-ki-ja-ne und Pa-ki-ja-na vgl Guglielmo 1982157 und Hajnal 1995218 Anm 295

40 Vgl Leukart 1980240241 und 244245 (mit Literatur) Hajnal 1995168 41 Vgl Ruijgh 1967sectsect119 141 Leukart 1980246 Anm 29 42 Hajnal 1995235236 Bartoněk 2002250

370 Stefan Schaffner

71717171 In den spaumlteren alphabetgriechischen Dialekten ist eine ganze Reihe von Ethnika auf -νες (ion-att -microνες) bezeugt die hier nun in ihrer geographischen Verteilung von Nor-den nach Suumlden angefuumlhrt werden Die meisten stammen aus nord(west-)griechischem Ge-biet43

a) nordgriech() AacuteγριAcircνες (Thuk II 963) im Land der Paionen AtildeγχελAcircνες (Ptol V 1088) an der Muumlndung des Drilon (daneben Bildung auf -εAumlς Atildeγχελες Hdt V 61)

b) epirotisch AacuteθαmicroAcircνες AacuteρκτAcircνες AacuteτιντAcircνες ΤαλαιAcircνες c) thessalisch Egraveλλνες (-ην-) (um Dodona) ΑEacuteνιAcircνες d) aumltolisch Aacuteγρινινες (belegt Aacuteγρινινος D3 61081) zur Stadt Aacuteγρplusmnνιον (daneben Bil-

dung auf -εAumlς AacuteγρινιEcircος D3 6035) ∆αιAcircνες (belegt ∆αιAcircνος D3 42121) AtildeοιτAcircνες (belegt AtildeοιτAcircνων IG 4273) ΕmacrρυτAcircνες (ΕmacrρυτAcircσιν Thuk III 945)

e) mittelgriech AacuteκαρνAcircνες Akarnanien gegenuumlber die Insel der ΚεφαλλAcircνες (-ην-) im Ionischen Meer ΦοιτιAcircνες (Stadt Φοιτplusmnαι) in Akarnanien

f) dorisch ∆υmicroAcircνες (Phyle) g) arkadisch AacuteζAcircνες (-ην-)

Die bezeugten griechischen Ethnika auf -νες (ion-att -microνες) aus den klassischen Dialek-ten stammen also zwar vorwiegend aus dem nordwestgriechischen Gebiet die Verbreitung reicht aber bis nach Arkadien auf der Peloponnes

72727272 Fuumlr diese griechischen Ethnika auf -νες (ion att -microνες) aus den klassischen Dialekten bestehen nun etymologische Anschlussmoumlglichkeiten an griechische oder zumindest im Griechischen moumlgliche Staumlmme auf -ā- lt -ah2- insbesondere Ortsnamen oder Ortskollek-tiva mit Stamm auf -ā Diese werden nun in alphabetischer Reihenfolge angefuumlhrt44

a) nordgriech() AacuteγριAcircνες zu einem Landschaftsnamen Aacuteγρplusmn ( ETHγριος sbquowildlsquo) b) arkadisch AacuteζAcircνες zu ETHζω sbquotrocken seinlsquo (ETHζη sbquoSchmutzlsquo[]) oder (eher) zu ETHζον

microEcircγαν (codd microEcircλαν) καOgrave Oacuteψηλmν Hsch c) thessalisch ΑEacuteνιAcircνες zu αEacuteνmς sbquoschrecklichlsquo mit komplexem -ιν- (vgl daneben

ΑEacuteν-plusmnδ- Name der von ihnen bewohnten Landschaft) d) epirotisch AacuteρκτAcircνες Ableitung von einem Kollektiv arktā- sbquoBaumlrengegendlsquo

( griech ETHρκτος sbquoBaumlrlsquo) vgl zur Benennung das Ethnikon Aacuteρκfrac34δες lt Aacuteρκτ-frac34δ-ες e) dorisch ∆υmicroAcircνες (Phylenname) moumlglicherweise zu dumā- sbquoStammlsquo45 (vgl ∆Aumlmicroη Oumlν

Σπfrac34ρτtimes φυλacute καOgrave τmπος Hsch) in der Bedeutung etwa von φυλEcircται sbquoStammesgenos-senlsquo

f) thessalisch Egraveλλνες46 (Akzent nach ΠανEcircλλνες anstelle von UgraveλλAcircνες) Ableitung von einem Ortskollektiv hellā lt sed-lah2 sbquo(Wohn-)sitzlsquo (vgl Uacuteλλfrac34 καθEcircδρα Λfrac34-κωνες Hsch lat sella kelt sedlo- in ON) Egraveλλνες ist wohl nicht zu trennen von Ugraveλλοplusmn Egraveλληνες οUcirc Oumlν ∆ωδAgraveνtimes καOgrave οUcirc Ucircερες Hsch (auch Pindar Fr 59) und den gleichbedeutenden Σελλοplusmn (Il Π 234) den Ureinwohnern von Dodona aus deren

43 Siehe Bechtel 192360 Leukart 1980245 44 Nach Leukart 1980245 mit Literatur 45 Mit auszligergriechischem Anschluss an ae tēam afries tām sbquoNachkommenschaftlsquo lt urgerm ta1ma-z 46 Bei Homer ist Egraveλληνες (seit Il B 684) noch Bezeichnung eines thessalischen Stammes und Ugraveλλfrac34ς -frac34δος f

sbquoHellas Land der Egraveλληνεςlsquo Bezeichnung einer Landschaft des suumldlichen Thessalien Seit Herodot wird Egraveλληνες zur Bezeichnung aller Griechen verwendet Neben Egraveλληνες steht Egraveλλοπες in Atildeλλmπια dem Na-men der Umgegend von Dodona (Hes Fr 1341) und des noumlrdlichen Euboumla (Hdt 823) Seit Aristoteles (Met 352 a 34) galt das Gebiet von Dodona und das Acheloos-Tal als die Urheimat der Hellenen die Uumlρχαplusmnα Ugraveλλfrac34ς (vgl FriskI498499 LfgrE2556557)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 371

Reihen die Zeuspriester ausgewaumlhlt wurden Sello- bzw Hello- ist das primaumlre und etymologisch unsichere Grundwort Egraveλλνες ist wohl eine Ableitung von ei-nem griechisch gebildeten Ortskollektiv Hellā- sbquoRegion der Helloilsquo zum moumlgli-cherweise ungriechischen Ethnikon Hello- (vgl dazu spaumlteres Κρacuteτ- zu ungriech Κρmicroτες)

g) aumltolisch ΕmacrρυτAcircνες Ableitung von Ehurutā- sbquoGegend mit gutflieszligenden Quellenlsquo (zu εYacuteρυτος sbquogutflieszligendlsquo [κρacuteνη E])

h) mittelgriech ΚεφαλλAcircνες Ableitung von einem Grundwort kephalā- ( gr κεφαλacute sbquoHaupt Kopf Oberstes Spitze Endelsquo) vgl den spaumlteren Inselnamen Κεφαλληνplusmnα

73737373 In diesem Zusammenhang ist auch kurz auf die griechischen Landschafts- und Ortsna-men auf -ānā wie Μυκszligν Μεσσszligν oder Aacuteθszligν47 einzugehen Es handelt sich um Orts-kollektiva auf -ā die von den Ethnika mit Stamm auf -ān- abgeleitet sind48 Fuumlr myk Sphagiān-ā sbquoRegion der Sphagiāneslsquo ergibt sich folgende Ableitungssequenz

mykenisch ON Sphagiā rarr Sphagiān-es rarr Sphagiān-ā sbquoRegion der Sphagiāneslsquo (vgl oben 7a)

Entsprechend koumlnnen fuumlr Μυκszligν Μεσσszligν die folgenden Ableitungssequenzen angesetzt werden

a) Mukā (etymologisch wohl zu microAumlκων σωρmς θηmicroAgraveν Hsch) rarr Mukān-es rarr Mukān-ā sbquoRegion der Mukāneslsquo (Μυκacuteνη)

b) Messā (homerisch ΜEcircσση in Lakonien etymologisch zu microEcircσσος sbquoin der Mitte gele-genlsquo) rarr Messān-es rarr Messān-ā sbquoRegion der Messāneslsquo (dor Μεσσszligν ionisch-attisch Μεσσacuteνη) wozu in einer weiteren Phase das spaumlter uumlbliche Ethnikon Μεσσaacuteνιος und der Regionsname Μεσσνplusmn gebildet wurden

77774444 In der Folge soll nun auf vier aumlltere Erklaumlrungsversuche des griechischen Suffi-xes -νες (ion att -microνες) myk -ānes lt urgriech -ān-es zur Bildung von Ethnika einge-gangen werden Da diese bisherigen Erklaumlrungsversuche mE nicht uumlberzeugen konnten seien sie hier kurz diskutiert und die wichtigsten Gegenargumente genannt

1 H Jacobsohn (1927283ff 193076ff) (vgl auch Chantraine 1968163 68) hatte angenommen dass die Bildungen auf -ν- alle aus -acircον- kontrahiert seinen Dieser Erklaumlrungsversuch laumlsst sich mit folgenden Gegenargumenten entkraumlften

a) das Nebeneinander von nordwestgriechisch-dorisch und arkadisch -ν- gegenuumlber ionisch-attisch -ηv- (zB Egraveλληνες) zeigt deutlich dass urgrie-chisch -ān- zugrundeliegt Denn -z(1)on- haumltte im Attischen -εAgraveν- er-geben und waumlre auszligerhalb des Ionisch-Attischen zu -ν- kontrahiert wor-den vgl κοινaacute(acirc)ων Gen -aacute(acirc)ονος49 (gebildet wie hom διδυmicroaacuteονε) gt dor usw κοινaacuteν m sbquoTeilnehmer Gesellschafterlsquo Pind Py 328 Inscr

47 Vgl hierzu Leukart 1980246 Fn 27 bdquoAacuteθacuteνη bzw -αι ist urspruumlnglich Ortsname und nicht Name der Goumlttin die folgerichtig bei Homer Aacuteθηναplusmnη heiszligt (att Aacuteθηναplusmnα kontrahiert zu AacuteθηνAcirc) Es ist deshalb sinnlos den Ortsnamen von demjenigen der Goumlttin herleiten zu wollen (so Frisk GEW und Chantraine DELG sv) Myk A-ta-na-po-ti-ni-ja ist als Athānās (Ortname im Gen) Potnia aufzufassen (vgl ebenso mit Gen da-pu2-ri-to-jo p u-po-jo p)ldquo

48 Vgl zum Folgenden Leukart 1980246 49 Vgl als Parallele ξυνaacute(acirc)ων Gen -szlig(acirc)ονος ( ξaumlνmς) gt ξυνszligων Pind Py 348 Aisch frg 996 (per coni)

ξυνaacuteν Pind Nem 527 ξυνacuteων Hes th 595 u 601 ξυνAgraveν Soph frg 970 ξυνωνplusmnη Archil 89

372 Stefan Schaffner

Schw 3624 [Lokris] 65621 [Tegea] vgl auch dor κοιννEcircω Schw 89g [Argos] 323 B 48 [Delphi] Foedus ap Thuk 5791 vgl auch κοιννplusmnα Pind Py 197) att κοινεAgraveν sbquodslsquo Eur Her 149 u 340 Xenophons κοινAgraveν Cyr p 7535 scheint eine Umsetzung von dor κοινaacuteν nach att κοινωνEcircω (mit lautgesetzlicher Entwicklung von -ǣ(1)on- gt att -ων- im Vorton) wozu att κοινωνmς nach einem Verhaumlltnis wie στρατηγEcircω στρατηγmς ruumlckgebildet wurde zu sein (Leumann 1993223224 Fn 20 Peters 1980254255 Fn 212)

b) das Mykenische hat mit Bildungen wie Pa-ki-ja-ne Sphagiānes und I-na-ne Inānes gezeigt dass bereits im Urgriechischen ein Bildetyp von Eth-nika auf urgriech -ān- (neben Bildungen auf -ā1on- lt -ah2-1on- vgl myk [PY] o-qa-wo-ne- hokwāaringon- sbquoMitglied des Gefolgeslsquo [vgl hom aeligπfrac34ων sbquoGefaumlhrtelsquo] myk [KN] I-ja-wo-ne Iāaringon- sbquoMann aus Iālsquo) exis-tiert hat

2 Nach Schwyzer (1953185 487) koumlnnten die vorwiegend im Nordwesten beheimate-ten Ethnika auf -ān- auf uridg -ēn- (dehnstufige Variante des indiv Suffixes -eon-) beruhen und zwar mit nordgriechisch-illyrischem Lautwandel ē gt ā (wegen albanisch o lt uridg ē wohl uumlber ā) Als Gegenargumente lassen sich anfuumlhren

a) die Verbreitung der Ethnika auf -ān-es auch im Suumldgriechischen (Myke-nischen Arkadischen) und die fruumlhe Bezeugung im Mykenischen spre-chen gegen die Herkunft aus einer (aus anderen Gruumlnden voumlllig hypotheti-schen) Vorstufe Nordgriechisch-Illyrisch

b) die Hypothese Schwyzers ist kaum zutreffend fuumlr die Ethnika auf -ānes mit deutlichen oder zumindest moumlglichen griechischen Derivationsbasen mit Stamm auf -ā

3 Nach Leukart (1980238ndash247) dem wir die letzte umfassende Behandlung des Suf-fixes -νες (ion-att -microνες) myk -ānes lt urgriech -ān-es zur Bildung von Ethni-ka verdanken ist das Suffix -ān- der Ethnika vergleichbar mit dem Suffix -ān- von urgriech ne1ān-50 Urgriech ne1ān- ist das Grundwort von griech νενplusmnς sbquojunger Mannlsquo sekundaumlr Adj sbquojugendlichlsquo (zuerst νεηνplusmnης Uumlνacuteρ Hom Od κ 278 ξ 524) νενικmς sbquojugendlichlsquo (Ar+) Deminutiv νενplusmnσκος sbquojunger Mannlsquo (Hdt+) man vgl auch die denominalen Verba νενιεAumlοmicroαι sbquowie ein jugendlicher Hitzkopf handelnlsquo (Ar+) mit νενplusmnευmicroα sbquojugendlich impulsive Handlunglsquo (Pl+) und νενικEcircω sbquojugendlich seinlsquo (Eup+) Femininum νεAcircνις νεmicroνις -ιδος (Il+ ep-poet) Ur-griech ne1ān- stellt nach Leukart (1980241242) eine Ableitung mit der tiefstufi-gen Form des charakterisierend-individualisierenden Suffixes -eon- von einem vor-urgriechischen vielleicht sogar uridg Stamm ne1ā- (bzw ne1ah2-) der als Kol-lektivbildung sbquoGesamtheit der jungen Leutelsquo bedeutete dar Zur Funktion des Suffi-xes aumluszligert sich Leukart (1980242 Anm 15) folgendermaszligen bdquoWegen der indivi-dualisierend-singulativischen Funktion von ne1ā-n- usw (hellip) empfiehlt es sich von -eon- mit der spezielleren Bedeutungsentwicklung sbquoderjenige aus der Gruppe xlsquo gt sbquoeiner aus helliplsquo auszugehenldquo Gegen diese Erklaumlrung Leukarts laumlsst sich als Ge-genargument anfuumlhren dass das Suffix -ān- der Ethnika funktional nicht verglichen werden kann da zwischen der Ableitungsbasis und den abgeleiteten Ethnika deut-lich eine Zugehoumlrigkeitsrelation zum Ausdruck gebracht wird (zB ΦοιτιAcircνες eig

50 Moumlglicherweise bezeugt in νεfrac34ν νEcircος sbquoJuumlnglinglsquo (A D Adv 1608 Suid sv νεAcircνις Eust 33515 EM) falls es nicht bloszliges Grammatikerrekonstrukt zu Erklaumlrung von νεAcircνις ist (Leukart 1980238)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 373

sbquodie zur Stadt Φοιτplusmnαι Gehoumlrigen Einwohner der Stadt Φοιτplusmnαιlsquo ∆υmicroAcircνες [Phylenna-me] eig sbquodie zur dumā-zum bdquoStammldquo Gehoumlrigenlsquo in der Bedeutung etwa von φυλEcircται sbquoStammesgenossenlsquo) und das individualisierende Suffix -eon- alleine den Ausdruck der Zugehoumlrigkeit nicht leistet51

4 Bei Balles (2008208) sind die griechischen Voumllkernamen auf -νες (ion att -microνες) urgriech -ān-es falsch unter die vorwiegend fuumlr gewisse dorische bzw nordwest-griechische Dialekte charakteristischen Sekundaumlrbildungen auf -acuteν Gen -microνος des Typs λεσχacuteν sbquoSchwaumltzerlsquo ( λEcircσχη sbquoOrt zum Liegen Plaudereilsquo) oder ξιφacuteν sbquoSchwerttraumlgerlsquo (ccedil φEcircρων ξplusmnφος Hsch)52 wozu auch die vor allem in Megara und Korinth bezeugten Personennamen wie Λυσacuteν Καλλacuteν Aacuteριστacuteν Νικacuteν etc (vgl Solmsen 1909116ff) zaumlhlen eingeordnet Diese Bildungen zeigen auch im dorisch-nordwestgriechischen Dialektgebiet die Suffixablautstufe -ην- lt urgriech -ēʛn- die mit dorisch-nordwestgriechisch -ν- lt urgriech -ān- der Ethnika lautlich nicht kompatibel ist

8888 In der Folge soll nun eine neue Erklaumlrungsmoumlglichkeit der Suffixe urgriech -ān-es und urslav -ěne bzw -jane zur Bildung von Ethnika und der baltischen Zugehoumlrigkeitsbil-dungen auf -rna- praumlsentiert werden Den Ausgangspunkt fuumlr diese neue Erklaumlrungsmoumlg-lichkeit bildet die Beobachtung dass im Urindogermanischen bzw in den Einzelsprachen Suffixkonglomerate zur Bezeichnung der Zugehoumlrigkeit aus der Kombination zweier funk-tional aumlquivalenter Zugehoumlrigkeitssuffixe bzw aus der Kombination zweier Bildemoumlglich-keiten zur Bezeichnung der Zugehoumlrigkeit entstanden sein koumlnnen Man vergleiche zum Beispiel

a) Zugehoumlrigkeitssuffix -iacuteh2-no- (lat -īnus gr -eacuteνος lit -yacutenas slav -iacutenъ germ -īna-53) Kombination aus dem V~k-Suffix -iacuteh2-

54 (vgl ai v~k- f sbquoWoumllfinlsquo ai

51 Diese Uumlberlegung mag vielleicht auch der Grund dafuumlr sein dass Nikolaev 2010191 als Grundlage von ur-griech ne1ān- eine auf dem Kollektivum ne1eh2- bdquoyouthldquo basierende Ableitung ne1eh2-h1(eo)n- bdquohaving youthldquo (gt Hsch νεfrac34ν νEcircος) mit dem Hoffmannschen Possessivsuffix postuliert Nikolaev 2010191 Fn 9 er-laumlutert weiter hierzu bdquoThe analysis here differs from the one originally proposed by Leukart only insofar as he glosses ne1eh2 as lsquoGesamtheit der jungen Leutersquo and operates with an individualizing -n-suffix while I use Hoffmannrsquos possessive suffix -h1(eo)n- insteadldquo

52 Vgl zu diesem Typ auch Peters 1980169 53 ZB lat equīnus sbquozum Pferd gehoumlriglsquo equus sbquoPferdlsquo gr ecircκεανναι sbquoOkeanostoumlchterlsquo lit kaimyacutenas sbquoNach-

barlsquo kaiacutemas sbquoDorflsquo aksl sestrinъ sbquozur Schwester gehoumlriglsquo ahd fingirīn sbquoFingerringlsquo 54 Die Bestimmung des Laryngals des V~k-Suffixes als h2 ergibt sich mE aus der Analyse von gr

Uumlνδριfrac34ς -frac34ντος sbquoStandbild Statuelsquo als h2rih2-aacutent- (vgl zur Bildung auch toch B iko Pl ikonta sbquoSchrittlsquo lt sekās lt sekah2-t-s oder -ant-s [ B sik- sbquoschreitenlsquo lt sik-]) das als Erweiterung mit einem die Bedeu-tung des Grundwortes nur gering modifizierenden abstufenden Suffix ----ent-----nt- (in Faumlllen wie heth irmala-nt- sbquokranklsquo irmala- sbquodslsquo weitere Beispiele unter sect81) einer V~k-Bildung h2r-iacuteh2- sbquowas einem Mann ver-gleichbar ist Bild eines Manneslsquo gedeutet werden kann (Klingenschmitt 2005423 Anm 142) Die Bildungen auf -iacuteh2- des V~k-Typs haben naumlmlich unter anderem die Funktion etwas zu bezeichnen was in seiner Be-schaffenheit an den durch das Grundwort bezeichneten Begriff erinnert (vgl AiGII2384 Klingenschmitt 2005344) vgl zum Beispiel ai ā-v Du sbquoHodenlsquo āaacute- n sbquoEilsquo Du sbquoHodenlsquo lat saniēs sbquoverdorbenes Blut Wundjauchelsquo lt h1sh2an-ih2- sbquoBlutaumlhnlicheslsquo ( heth ešar gr eumlαρ ai aacutes~-k n sbquoBlutlsquo lt uridg h1eacutesh2~ Gen h1sh2aacuten-s) aisl myacuterr f Sumpf Schlammlsquo lt urnord me1Ri+R lt urgerm me1zī lt me1siacuteh2- sbquowas ei-nem Moor aumlhneltlsquo ae mēos m n sbquoMoor Schlammlsquo ahd mios m n sbquodslsquo lt meacute1so- Nur der Ansatz mit h2 erklaumlrt mE auch die Tatsache dass bestimmte Staumlmme des V~k-Typs im Baltischen bzw Litauischen zu Staumlmmen mit Nom Sg -ijagrave und Akk -iją umgebildet sind vgl zB urslav oldi Gen ldiję sbquoSchifflsquo (skr štok lađa čak [Vrgada] ldegatildeđa slov laacutedja nruss ladjaacute aruss lodja) lt alds Gen aldiās (aumllter -i-as

374 Stefan Schaffner

v~ka- m sbquoWolflsquo ai rath- m sbquoWagenlenkerlsquo raacutetha- m sbquoWagenlsquo urslav sǫdi m sbquoRichterlsquo lt som-dhh1-iacuteh2- urslav sǫdъ m sbquoGerichtlsquo lt som-dhh1-oacute-) und dem Suffix -no- (vgl zB lat Romā-nus sbquoRoumlmerlsquo Roma lat paternus sbquozum Vater gehoumlriglsquo maternus sbquozur Mutter gehoumlriglsquo lat fānum sbquoHeiligtumlsquo lt fasnom lt dhƽ1s-no-m sbquozu einer religioumlsen Feier gehoumlriglsquo)

b) av āhuiri- sbquozum ahura- gehoumlriglsquo ( ahura- sbquoHerrlsquo) Kombination aus Vigraveddhi55 plus Zugehoumlrigkeitssuffix -i- (ohne Vigraveddhi av zaraθuštri- sbquozu Zarathustra gehoumlriglsquo zaraθuštra-)

c) uridg te1-oacute- sbquozu dir gehoumlriglsquo (griech hom dor τεacircmς lat tuus) tū sbquodulsquo de1-oacute- sbquoHimmlischer Gottlsquo (ai devaacute- lat deus dīvus lit diẽvas etc) de1-di1- sbquoHim-mellsquo Kombination aus Vigraveddhi51 plus Zugehoumlrigkeitssuffix -o-56 (vgl ohne Vigraveddhi t1-oacute- sbquozu dir gehoumlriglsquo gt griech ion att σmς av θβ)

d) Suffix -io- (vgl zB lat patrius griech πfrac34τριος sbquozum Vater gehoumlriglsquo) lt -ih2-o- Kombination aus den beiden Zugehoumlrigkeitssuffixen -ih2- und -o-57

lt -ih2-as) lit aldijagrave Akk aCdiją sbquoEinbaum Kahnlsquo (nach dem Wandel von -ia- zu ē eingetretene) Umbil-dung von ald-s Gen aldi-as lt aoldh-iacuteh2- sbquoTrogaumlhnlicheslsquo urgerm alđōn- sbquoTroglsquo (nnorw dial olda f sbquogroszliger Troglsquo nschwed aringlla f sbquoBottichlsquo) lt aoldhā-n- (vgl Klingenschmitt 2005344) Zugunsten von h1 des V~k-Suffixes argumentiert Widmer 2005190ff worauf hier im Einzelnen aber nicht eingegangen werden kann

55 Vgl zB ahd swāgur m sbquoSchwagerlsquo lt urgerm s1ēDžura-z lt s1ē0uroacute-s sbquoder zum Schwiegervater (als Sohn) Gehoumlrigelsquo uridg s1eacute0uro-s sbquoSchwiegervaterlsquo (ai śvaacuteśura- gr Uacuteκυρmς lat socer ahd swehur ae sweor etc) Vgl zur Vigraveddhi-Ableitung insgesamt Darms 1978 Jochem Schindler (bei Balles 2006286ff Fn 473 und Widmer 2008618) leitet die Vigraveddhi-Ableitung aus einer Lokativhypostase von endungslosen dehnstufi-gen Lokativen von Wurzelnomina her wobei als Operator fuumlr die Bildung des abgeleiteten Stammes dasselbe Suffix -eo- dient das auch bei Hypostasen von i-Lokativen auftritt (zB uridg h2ant-i+eacuteoacute- sbquoauf der Vor-derseite gegenuumlber befindlichlsquo [gt gr Uumlντplusmnος sbquogegenuumlberstehend entgegengesetztlsquo substantiviert urgerm andia- m n sbquoEnde Rand Grenzelsquo] uridg h2ant-i Lok sbquoauf der Vorderseite gegenuumlberlsquo) Auf einer Loka-tivhypostase uridg pēd-oacute- sbquoam Fuszlig befindlich zum Fuszlig gehoumlriglsquo ( prdplusmni sbquoam Fuszliglsquo) beruhen nun einerseits lit pėdagrave f (3) sbquoFuszligsohle Fuszligspurlsquo = lett pecircda f sbquoFuszligsohlelsquo (lit dial auch ppdas m (3) sbquoFuszligsohlelsquo) und an-dererseits wohl auch griech πηδmν n sbquoRuderblattlsquo (Od+ benannt nach der flachen Form und der Befindlich-keit unten am Ruder FriskII527) dessen urspruumlngliche Bedeutung noch von dem abgeleiteten Verbum πηδfrac34ω sbquospringen huumlpfenlsquo (Il+) vorausgesetzt sein koumlnnte (zur Deutung von lit pėdagrave f (3) sbquoFuszligsohle Fuszlig-spurlsquo = lett pecircda f sbquoFuszligsohlelsquo als einer Vigraveddhi-Ableitung zu ped- sbquoFuszliglsquo vgl Griepentrog 1995163 Larsson 2003245 Anm 15 NIL537 Fn 64) Aus dem prototypischen Nebeneinander von pēd-oacute- sbquoam Fuszlig befindlich zum Fuszlig gehoumlriglsquo ( prd sbquoam Fuszliglsquo) und peacuted- sbquoFuszliglsquo auf das pēd-oacute- sekundaumlr als Ableitung bezogen werden konnte haumltte nun die Regel abstrahiert werden koumlnnen dass bei dieser spezifischen Ableitung das Derivat ge-genuumlber der Derivationsbasis Erhoumlhung des Wurzelablauts um eine Stufe (ē e danach analogisch ō o und e ) und zwar nach dem ersten konsonantischen Wurzelradikal zeigt und das Derivat gegenuumlber der Deriva-tionsbasis oppositiven Akzent aufweist Fuumlr den Ansatz eines Lok Sg prd(plusmni) spricht der Lok Pl prt-su lt prd-su in air iacutes kymr is untenlsquo lt īssu (vgl auch altalb [Buzuku] peumlr posh alb dial peumlrpoacutesh sbquounten hin-unter herunterlsquo lt pēd-si) Mit dem Ansatz eines Lokativ Singular prdplusmni ergaumlbe sich ein weiteres Beispiel fuumlr eine Regel dass bei athematischen Staumlmmen die Ablautstufe des Lokativ Singular gegenuumlber der Ablaut-stufe des paradigmatisch zugeordneten Genitiv Singular jeweils um einen Grad erhoumlht ist (vgl Klingenschmitt 2005319 Fn 30ndash32) Die Regel laumlszligt sich erschlieszligen aus Paradigmen wie Sg Nom dr1-s Gen di1-eacutes Lok deacute1plusmni Sg Nom meacutenti-s Gen mteacute-s Lok mtrplusmni Sg Nom h1noacuteh3m Gen h1h3meacuten-s Lok h1h3mrnplusmni

56 Vgl auch Schaffner 2004490 Fn 15 mit Literatur 57 Fuumlr eine Untermenge der Bildungen auf -ieo- kommt sicherlich auch eine Herleitung aus Hypostasen von

i-Lokativen in Betracht (Widmer 2008617 Balles 1997161ff Nussbaum 1986243) zB uridg h2ant-i+eacuteoacute- sbquoauf der Vorderseite gegenuumlber befindlichlsquo (gt gr Uumlντplusmnος sbquogegenuumlberstehend entgegengesetztlsquo

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 375

81818181 Auch bei Suffixkonglomeraten anderer Funktion besteht die Moumlglichkeit dass diese durch Kombination zweier funktional aumlquivalenter Suffixe enstanden sind man vergleiche zB das im Lateinischen bei Substantiven der 3 bis 5 Deklination verwendete Deminutiv-suffix -culus -a -um (zB homuculus sororcula aedicula vasculum etc) lt -ke-lo- das durch die Kombination eines Deminutivsuffixes -keo- (zB ai rāja-kaacute- sbquoKoumlnigleinlsquo rzjan- sbquoKoumlniglsquo ai pit~-kaacute- sbquoVaumlterchenlsquo pitaacuter- sbquoVaterlsquo aisl bolungr sbquojunger Stierlsquo lt --koacute- boli m n-St sbquoStierlsquo) und eines Deminutivsuffixes -lo- (lat -ulus lt -e-lo- got magula sbquoKnaumlbleinlsquo magus) hervorgegangen ist Im diesem Zusammenhang sei kurz darauf verwiesen dass das slavische Suffix -ęt- zur Bezeichnung von jungen Lebewesen vorwie-gend von Tierjungen (BraumluerIII80ndash99) aus der Kombination zweier individualisierend-charakterisierender Suffixe -en- und -et- entstanden sein kann zB urslav posęt- n sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ( uridg poacuter0oe- sbquodslsquo [lit pašas (2) ahd far(a)h ae fearh lat porcus mir orc]) urslav moCdęt- n sbquoJungeslsquo lt moacutelde-n-t- ( urslav moCdъ sbquojunglsquo lt moacuteldho-)58 auszligerhalb des Slavischen vielleicht auch arm ayceamn sbquoGazellelsquo lt h2ai-(hx)-t- ayc (i) sbquoZiegelsquo lt h2ai-59 Man vergleiche zum individualisierenden Suf-fix -eon- etwa Beispiele wie lat Catō -ōnis sbquoSchlaumlulinglsquo catus sbquoschlau verschlagenlsquo griech στρfrac34βων sbquoSchielerlsquo στραβmς sbquoschielendlsquo got liuta -ins sbquoHeuchlerlsquo liuts sbquoheu-chelndlsquo etc60 zum indiv Suffix -eot- etwa ai haacuteri-t- n sbquogelbe Farbelsquo (in haacuterit-vant- sbquogoldgelblsquo) lt heacutelh3i-t- n sbquodas Gelbelsquo ai haacuteri- sbquofahl gelblichlsquo jav zairi- sbquogelblsquo lt heacutelh3i- uridg meacuteli-t- n sbquoHoniglsquo (gr microEcircλιτ- got milithorn etc) eig sbquoGelbeslsquo ( urkelt meli-no- sbquogelblsquo in mkymr melyn) uridg (h13)aacutelbi-t- n sbquoWeiszligeslsquo (gr ETHλφι n Pl ETHλφιτα sbquoGerstenmehllsquo alb elb sbquoGerstelsquo)61 und griechische und lateinische Bildungen wie gr γυmicroνacuteς γυmicroνacuteτ- sbquoLeichtbewaffneter Infanteristlsquo ( γυmicroνmς sbquonackt unbekleidetlsquo) gr UumlργEcircτ- Uumlργacuteτ- sbquoglaumlnzend strahlend schimmerndlsquo ( Uumlργmς sbquodslsquo) lat stīpes stīpit- sbquoZweig Stocklsquo ( stepo- sbquostarr steiflsquo gt urgerm stīfa- gt ae mhd stīf)62 Eine Analyse des slavischen Suf-fixes -ęt- n als -(e)n- + -t- ergibt sich vom Material des Slavischen aus schon alleine dadurch dass die Bildungen auf -ęt- in deutlicher Beziehung zu Ableitungen von n-Staumlm-men gleicher Bedeutung stehen (vgl zB russ ksl mladę n sbquoKind Knabelsquo [vgl auch slo-vak mlaacutedrsquoa n sbquojunges Tierlsquo] lt urslav moCdęt- n sbquoJungeslsquo aksl mladen-c mladěn-c sbquodslsquo [vgl apreuszlig Elb Voc 189 kint maldenikis] russ dialekt moacuteloden sbquojunger Mannlsquo lt urslav moCden- [Ableitung mittels des indiv n-Suffixes von urslav moCdъ Adj sbquojunglsquo gt aksl mladъ russ moacutelodъ]) und die Bildungen auf -ęt- in den Einzelsprachen zum Teil im Singular (vgl russ Sg teleumlnok sbquoKalblsquo Pl teljaacuteta) oder im Plural (ačech haumlufig Pl -enci lt -en-ci Sg -ě lt -ę zB Pl kuřenci Sg kuřě sbquoHuhnlsquo) durch Ableitungen von n-Staumlm-men suppliert werden (vgl auch apreuszlig smunents sbquoMenschlsquo neben smūnen-isks sbquomensch-lichlsquo)63 Die Produktivitaumlt dieses Typs im Slavischen mit dieser spezifischen semantischen Funktion ist wohl von prototypischen Bildungen wie urslavisch posęt- n sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ausgegangen dessen Grundwort poacuter0eo- dieselbe Bedeutung hat Das Suffix-konglomerat -en-t--n-t- duumlrfte in rein bdquoaugmentativerldquo Funktion wie in urslav posęt- n

substantiviert urgerm andia- m n sbquoEnde Rand Grenzelsquo) uridg h2ant-i Lok sbquoauf der Vorderseite gegen-uumlberlsquo

58 Vgl Schaffner 2001209ndash211 59 Klingenschmitt 19822526 Fn 19 60 Vgl Krahe amp Meid 1969III 92 Schaffner 2001526ndash529 61 Vgl Schaffner 2001211 Fn 200 Zu einer Analyse dieser Bildungen als t-Instrumentale Pinault 198032

Widmer 2005197 62 Nussbaum 20044 63 BraumluerIII81 Schaffner 2001209210

376 Stefan Schaffner

sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ( uridg poacuter0oe- sbquodslsquo) wohl auch im lat Ethnikon Pīcentes sbquodie (jungen) Spechtelsquo ( lat pīcus umbr peico sbquoSpechtlsquo) neben dem Adjektiv Pīcēnus LN Pīcēnum64 in apreuszlig smunents sbquoMenschlsquo (neben smūnen-isks sbquomenschlichlsquo) und wohl auch in griech Uumlνδριfrac34ς -frac34ντος m sbquoMenschenbild Bildsaumlule Standbildlsquo lt h2r-ih2-ant- (Erwei-terung von h2r-iacuteh2- sbquowas einem Mann vergleichbar ist Mannsbildlsquo) Uumlνacuteρ m sbquoMann Menschlsquo lt h2nrr verbaut sein

82828282 Wenn man nun das in sect8 illustrierte Prinzip der Kombination zweier funktional aumlquiva-lenter Zugehoumlrigkeitssuffixe zu einem Suffixkonglomerat auch auf das genannte baltische Zugehoumlrigkeitssuffix -rna- (lit -pnas f -pnė lett -ēns f -ēne vgl oben sect665) anwendet das eine etymologische Entsprechung in lateinischen Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -ēnus (zB Adj Pīcēnus LN Pīcēnum lat pīcus sbquoSpechtlsquo lat -iēnus Abl von io-Staumlmmen zB aliēnus sbquozu einem anderen gehoumlriglsquo alius laniēna [taberna Varro] sbquoFleischerladenlsquo altlat lanius sbquoMetzgerlsquo [wie figlīna taberna sbquoToumlpferwerkstattlsquo figulus sbquoToumlpferlsquo) besitzt66 so kann deren Vorform -eh1-no- bzw -e-h1-no- (bei Ableitung von eo-Staumlmmen67) als Kombina-tion eines abstufenden Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1-h1 dessen unflektierte Form moumlgli-cherweise der urindogermanischen Instrumentalendung -eh1-h1 zugrundeliegt68 und dem Zugehoumlrigkeitssuffix -no- analysiert werden Eine spezialisierte Funktion des Konglome-rats -(e)h1-no- koumlnnte dann in dem sogenannten bdquoHerrschersuffixldquo69 -h1-no- der Bedeu-

64 Vgl Rix 195051237ff 65 Hiervon etymologisch zu trennen ist wohl das zur Bildung von Stoffadjektiven verwendete slavische Suf-

fix -ĕnъ (vgl Vondraacutek 1924I 528529) dass wohl an n-Staumlmmen erwachsen ist (vgl aksl kamĕnъ sbquosteinernlsquo russ kaacutemjanyj serb k`men urslav kaacutemen- m sbquoSteinlsquo aksl plamĕnъ serb pl`men sbquoflammendlsquo urslav plaacutemen- m sbquoFlammelsquo) und von dort als komplexes Suffix abgeloumlst ist (vgl aksl drĕvĕnъ sbquohoumllzernlsquo drĕvo sbquoHolzlsquo)

66 Rix 1972727728 weist darauf hin dass das Umbrische ein patronymisches Gentilnamensuffix -ēno- kennt das mit einem einzigen ndash allerdings durchsichtigen ndash Beispiel aus umbrischen Texten zu belegen ist Voisiener (Gen Sg Ve 236) zu Voisis lt -sos Der Typ ist auf lateinischen Inschriften aus Umbrien und aus den oumlstli-chen und suumldlichen Nachbargebieten der Pikenter Vestiner und Sabiner haumlufig Alfēnus (auch Hor sat 1 3 130+) Labiēnus (auch Sil 1034+) Nach Rix loc cit entspricht dieses patronymische Gentilnamensuffix des Umbrischen etymologisch dem Suffix des Ethnikons Picēnus zu lat pīcus und umbr peico (Akk) sbquoSpechtlsquo Nach Rix loc cit (vgl auch Mayrhofer 197732) gehoumlrt hierher auch das im Iranischen Patronymika bilden-de Suffix -āna- das sich auf -ēno- zuruumlckfuumlhren laumlszligt aav Haēca aspānā (Nom Sg f Yasna 553) zu Haēca aspa (Yasna 4615) Immerhin erwaumlgenswert ist die Frage ob das im Iranischen zur Bildung von Landschaftsnamen gaumlngige Suffix -āna- zB in av Vƽhrkāna- sbquoHyrkanienlsquo (in jav vƽhrkānōšaiiana- sbquodie Wohnung der Hyrkanier bildendlsquo V 111) vƽhrka- m sbquoWolflsquo (vgl auch mp gwlgrsquonyk gurgānīγ sbquozur Pro-vinz Gurgān gehoumlriglsquo np Gurgān gurg sbquoWolflsquo) nicht ebenfalls hier etymologisch anzuschlieszligen ist wenn-gleich das lange ā von -āna- (wie auch des patronymischen Suffixes -āna-) lautlich natuumlrlich mehrdeutig ist

67 Die akutierte Intonation in Faumlllen wie lit kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo ( kaacutelnas sbquoBerglsquo) kaimpnas sbquoNachbarlsquo ( kaiacutemas sbquo[Bauern-]Dorf Landlsquo) deren Ableitungsbasen thematische Staumlmme bilden zeigt wohl dass das Suffixkonglomerat -h1-no- mit Nullstufe der ersten Komponente an den e-stufigen Stamm der Ableitungsba-sis getreten ist Diese Bildungen folgen dann einer Regel dass flexions- und derivationsmorphologische Ele-mente die in die Nullstufe treten koumlnnen an thematische Staumlmme in nullstufiger Gestalt angefuumlgt werden (vgl -o-nt- -eacutent- -o-h1- -eacuteh1-) vgl Klingenschmitt 2005454

68 In diesem Fall koumlnnte die bdquoApertinentivldquo-Endung -ī lt -ih2 verglichen werden die als unflektierte Form des Zugehoumlrigkeitssuffixes -ih2- (ai v~k- f sbquoWoumllfinlsquo ai v~ka- m sbquoWolflsquo ai rath- m sbquoWagenlenkerlsquo raacutetha- m sbquoWagenlsquo etc) zu bestimmen waumlre (vgl etwa teacute1e Gen te1oacute- sbquodeinlsquo ai asmzkaplusmnm Gen asmzka- sbquoun-serlsquo) Klingenschmitt 2005318

69 Man vergleiche die maszliggeblichen Materialsammlungen von Meid 195657260ndash295 1ndash128 und Meid 1957 72ndash108 113ndash126 (vgl auch Krahe amp Meid 1969III 109110 Schaffner 1999[2002]187188)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 377

tung sbquoHerrGott uumlber das was das Grundwort zum Ausdruck bringtlsquo (eig sbquoder (als Herr Gott) dazu Gehoumlrigelsquo) in Bildungen mit Dehnung des praumlsuffixalen Vokals wie lat tribūnus sbquoVorsteher der tribuslsquo ( tribu-) Portūnus sbquoGott der Haumlfen und Durchgaumlngelsquo ( portu-) Neptūnus sbquoGott des feuchten Elementslsquo ( neptu-) Fortūna sbquoGoumlttin des Schicksals und Gluumlckslsquo ( fortu- verbaut in fortuītus sbquozufaumllliglsquo) lat Bellōna sbquoGoumlttin des Kriegeslsquo ( bello-) Annōna sbquoGoumlttin der Erntelsquo ( annus sbquoJahreserntelsquo) vorliegen70 neben denen Bildun-gen mit bdquoeinfachemldquo -no- ohne Dehnung des praumlsuffixalen Vokals wie in lat dominus sbquoHausherrlsquo lt domo-no-s ( domo-) gall Eponā sbquoGoumlttin der Pferdelsquo ( epo- sbquoPferdlsquo) gall Maponos sbquoGott der Soumlhnelsquo ( mapo- sbquoSohnlsquo) gall Nemetonā sbquoGoumlttin der (heiligen) Hainelsquo ( gall nemeton) gall Damonā sbquoGoumlttin der Ochsen bzw Hirschelsquo ( damo- vgl air dam sbquoOchse Hirschlsquo) anord Herjann (Beiname des Gottes Oacuteethinn) = kelt koronos (abrit VN Coriono-tōtae) = griech κοplusmnρανος sbquoHeerfuumlhrer Herrscherlsquo (poet seit Ho) lt koro-no-s sbquodslsquo ( uridg koro- sbquoHeerlsquo)71 urgerm thorne1đana-z m sbquoKoumlniglsquo (got thorniudans anord thornjoacuteethann ae thornēoden as thiodan) lt te1to-noacute-s sbquoVorsteher der thorne1đō der Volksgemeindelsquo ( urgerm thorne1đō- f sbquoVolklsquo got thorniuda ahd diota) stehen72

83838383 Die Richtigkeit der obigen morphologischen Analysen vorausgesetzt ergibt sich nun auch eine klare Analysemoumlglichkeit fuumlr das slavische Suffix -ěn- (bzw -jan- lt --ēn-) zur Bildung von Ethnika und Einwohnernamen Das slavische Suffix -ěn- kann dann als Kombination des abstufenden Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1- das als erste Komponente in -eh1-no- verbaut ist und der Nullstufe des individualisierenden n-Suffixes gedeutet wer-den Bei thematischen dh eo-staumlmmigen Grundwoumlrtern waumlre das Konglomerat in der nullstufigen Gestalt der ersten Komponente an den e-staumlmmigen Themavokal der Deriva-tionsbasis angefuumlgt worden73 (-e-h1-n-74 gegenuumlber zB --eacuteh1-n- bei i-staumlmmigen Grund-woumlrtern) zB urslav poljaacutene sbquoFeldbewohnerlsquo lt (Transponat) polh2eacute-h1-n-es urslav

70 Nussbaum 19981ndash11 postuliert fuumlr eine Vielzahl von einzelsprachlichen Sekundaumlrbildungen mit Laumlnge des praumlsuffixalen Vokals bdquodekasuativeldquo Ableitungen von Instrumentalen auf -V-h1- so zB in Bildungen wie lat Portūnus Bellōna die er als deinstrumentale possessive Bildungen mit einen Konglomerat -h1no- deutet Auch das Hoffmannsche Possessivsuffix ist nach Nussbaum 19989ndash11 (vgl zB auch Nikolaev 2010191) als deinstrumentale Bildung auf -h1-eon- zu analysieren zB av mąθrān- m sbquoSpruchkennerlsquo lt mentro-h1-on- mąθra- sbquoSpruchlsquo lt mentro- (Argumente gegen den Ansatz des Hoffmannschen Possessiv-suffixes mit Laryngal 3 als -h3on- bei Nussbaum 199810ndash11) Diese Analyse bietet nach Nussbaum 199811 den Vorteil dass der desubstantivische Typ auf -Hon- (av mąθrān-) und der deadjektivische Typ auf -eon- (av marƽtan-) letztendlich identisch seien Ich unterscheide mich in den Analysen von Nussbaum nur inso-fern als ich in dem morphologischen Element -eh1h1- nicht eine Kasusform sondern ein Suffix sehe dessen unflektierte Form moumlglicherweise dem uridg Instrumental auf -eh1h1- zugrundeliegt

71 Vgl hierzu die ausfuumlhrliche Besprechung bei Peters 1980170ndash171 72 Vgl zu den bisherigen Deutungen des Nebeneinanders von Bildungen mit und ohne Dehnung des praumlsuffixa-

len Vokals bei Bildungen mit dem bdquoHerrschersuffixldquo Schaffner 1999[2002]188 Fn 207 mit Literatur (vgl auch Stuumlber 20048ndash15)

73 Vgl zu dieser Regel Klingenschmitt 2005445 74 Es stellt sich die Frage ob nicht individualisierende Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -e-h1-n- als Zwischenstufe

der Wortbildung fuumlr die indoiranischen femininen Namen auf -ān-d (lt -e-h1-n-iacuteh2) zu thematischen mas-kulinen Eigennamen (insbesondere Goumltternamen) wie im Falle von ved Indrā- sbquoFrauGattin des Indralsquo GN Iacutendra- Varuān- sbquoFrauGattin des Varuethalsquo (daneben Ableitungen von Appellativen wie arayān- sbquoGoumlttin der Einoumldelsquo aacuteraya- sbquoWuumlste Wildnislsquo ūrjān- sbquoPersonifizierung der Kraftlsquo currenrj- sbquoKraftlsquo) av ahurānī- sbquogoumltt-liche Herrinlsquo ahura- sbquogoumlttlicher Herrlsquo mayeniiānī- sbquoFrau des Urmenschenlsquo (in Pahlavi-Uumlberlieferung) mayeniia- sbquoName des mythischen Urmenschenlsquo (vgl Stuumlber 200414) anzusetzen sind Freilich sind auch andere Erklaumlrungsmoumlglichkeiten denkbar (vgl zB Stuumlber 20041415 mit aumllterer Literatur)

378 Stefan Schaffner

poCje sbquoFeldlsquo n lt poacutelh2o-m Das individualisierende n-Suffix findet sich auch in Kombi-nation mit anderen Zugehoumlrigkeitssuffixen Haumlufig ist zB ein Suffix -io-n- (lt -ih2o-n-) in Bildungen wie gr (θεοOgrave) οmacrρανplusmnωνες sbquodie Himmlischen (Goumltter)lsquo ( οmacrρανoacuteς sbquoHimmellsquo) Κρονplusmnων sbquoKronide Sohn des Kronos (Zeus)lsquo lat lūdiō m sbquoSchauspielerlsquo = lūdius sbquodslsquo ( lūdus sbquoSpiel Schauspiellsquo) mūliō sbquoMaultiertreiberlsquo ( mūlus sbquoMaultierlsquo) got fiskja sbquoFi-scherlsquo ( fisks) kasja sbquoToumlpferlsquo ( kas) gallisch (latinisiert) Artiō sbquoGoumlttin der Baumlrenlsquo lt artion- ( keltisch arto-s sbquoBaumlrlsquo) altirisch Goibniu sbquoGott der Schmiedelsquo lt gobannion- ( altirisch gobae Gen gobann m sbquoSchmiedlsquo) etc75 Mit -io-n- vergleichbar ist in mittel-iranischen Sprachen ein Suffix -akān- (mp B-Phl -krsquon man-mp -grsquon -aγān sogd -krsquon -(a)kān) das auf Adjektiven der Zugehoumlrikeit mit Suffix -aka- beruht (vgl B-Phl mltrsquonk marδānaγ sbquomannhaft tapferlsquo lt martān-aka-) und substantivische Zugehoumlrigkeits-bildungen ableitet zB B-Phl wrsquozrsquolkrsquon man-mp wrsquocrsquorgrsquon wāzāraγān sbquoKaufmann Haumlnd-lerlsquo (np bāzārgān) lt wāzārakān- sbquoder zum Markt Gehoumlrigelsquo B-Phl wrsquocrsquol man-mp wrsquocrsquor wāzār sbquoMarktlsquo (np bāzār) man-sogd ptrkrsquon chr-sogd ptrqrsquon pitarkān sbquovom Va-ter stammendes Erbelsquo76 Auch das nur im Indoiranischen bezeugte Suffix -iacuten- (zB in ai aśviacuten- m sbquoRitterlsquo [ aacuteśva- m sbquoPferdlsquo] praśniacuten- m sbquoFragerlsquo [ praśnaacute- sbquoFragelsquo]) stellt wohl eine Kombination des Zugehoumlrigkeitssuffixes -i- und des individualisierenden n-Suffixes dar77 Das Nebeneinander von -eh1-no- (balt -rna- lat -ēnus) zu -eh1-n- bzw -e-h1-n- (slav -ěn-) verhaumllt sich morphologisch wie das Nebeneinander von -iacuteh2-no- (lat -īnus etc) zu -iacuteh2-n- gt griech -eacuteν- (griech Fortsetzer des V~k-Typs) zB griech γλωχeacuteWς -eacutentildeνος sbquoSpitzelsquo ( γλograveχες sbquoGrannenlsquo) UumlκτeacuteWς sbquoStrahllsquo ( ved aktuacute- sbquoNachtlsquo) δελφeacuteWς sbquoDelphinlsquo ( δελφAumlς sbquoGebaumlrmutterlsquo) Oacuteσmicroeacutentildeν- sbquoSchlachtlsquo ( ved yudhmaacute- sbquoKaumlmpferlsquo)78

84848484 Zumindest fuumlr eine Untermenge der slavischen Bildungen auf -ěn-e bzw -jan-e koumlnnte allerdings auch eine Alternativerklaumlrung in Betracht kommen die bei Vondraacutek (1924543) angedeutet ist Es koumlnnten Possessivbildungen mit oppositivem Akzent an de-ren e-stufigen betonten Themavokal das individualisierende n-Suffix getreten waumlre79 zu thematischen barytonen Grundwoumlrtern vorliegen So koumlnnte das morphologische Verhaumlltnis von urslav poljaacutene lt (Transponat) polh2rn-es sbquodie mit Feldern Versehenenlsquo zu seinem Grundwort urslav poCje sbquoFeldlsquo n lt poacutelh2o-m genau dem von av karapan- m sbquoRitual-priesterlsquo (Nom Pl karapanō Gen Pl karafnąm) lt uriran karpaacuten- lt kolpeacute-n- sbquoder mit dem Ritual Versehene der das Ritual Ausfuumlhrendelsquo zu seinem in ai kaacutelpa- m sbquoRituallsquo fort-gesetzem Grundwort koacutelpeo-80 oder dem von griech ξιφacuteν sbquoSchwerttraumlgerlsquo (ccedil φEcircρων ξplusmnφος Hsch) zu seinem Grundwort ξplusmnφος sbquoSchwertlsquo entsprechen wobei anzunehmen waumlre dass die e-Langstufe des Suffixes in polh2rn-es gt urslav poljaacutene wie im Griechischen (Nom -acuteν Gen -microν-ος) aus dem urspruumlnglichen Nom Sg auf -rn paradigmatisch verall-gemeinert worden waumlre (so Zubatyacute bei Vondraacutek 1924543) Allerdings ist fuumlr das Slavische

75 Vgl zu den Goumltternamen bzw Goumltterepitheta vor allem Stuumlber 20043ndash5 76 Vgl Schaffner 2005241ndash243 mit weiteren Beispielen 77 Vgl Klingenschmitt 2005349 78 Risch 197458 Schindler 197563 Balles 2008225 Innerhalb der griechischen Bildungen auf -īn- differen-

ziert Leukart 1980243 Fn 22 folgendermaszligen bdquo-īn- ist deutlich possessiv in δελφν- sbquo(Fisch) der Gebaumlrmut-ter hatlsquo lt -i-h3n- zu einem sbquoCalandrsquoschlsquo neben δελφAumlς stehenden aumllteren i-Stamm oder analogem Vorbild vgl auch Τρχν- sbquoSchroffes (= Felswaumlnde) habendlsquo (Ortsname) neben τρχAumlς Dagegen steht wahrscheinlich indi-vidualisierendes -(eo)n- in γλωχ--ν- sbquoSpitze (eines Gegenstandes)lsquo lt -ih2-n- dh formal parallel zu -ān- lt -ah2-n- semantisch aber wegen der anderen Bedeutung des Grundwortes (cf γλograveσσα) verschieden (hellip)ldquo

79 Vgl zu dieser Moumlglichkeit Peters 1980166 80 Vgl Mayrhofer 197735 Fn 158 und Schaffner 2005175176 (mit weiteren Parallelen)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 379

diese Annahme dewegen miszliglich weil gerade die n-staumlmmige Singularbildung fehlt die ja suppliert wird Zudem bringt ein Groszligteil der Bildungen auf -ěn-e bzw -jan-e seman-tisch eine Zugehoumlrigkeitsrelation zum Ausdruck In den Faumlllen mit komplexem Suffix -jan- dh in Ableitungen wo -j- nicht schon Bestandteil der Ableitungsbasis (wie in poljaacutene poCje) war wie in aksl graždan-e sbquoBuumlrgerlsquo lt gord-jan-e gradъ sbquoStadtlsquo lt gordъ oder aruss poločane Fln Polota koumlnnte -jan- nach dem in sect8 illustrierten Prin-zip der Mehrfachsuffigierung aus der Kombination des Zugehoumlrigkeitssuffixes -i- (in av zaraθuštri- sbquozu Zarathustra gehoumlrigldquo zaraθuštra-) und des Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1- wiederum um das nullstufige indiv n-Suffix erweitert erwachsen sein (dh -jaacutene lt --eacuteh1-n-es)

85858585 Wie ist nun das griechische Ethnikon-Suffix -νες (ion att -microνες) urgriech -ān-es hier etymologisch anzuschlieszligen Es ist nun voumlllig klar dass urgriech -ān- mit slavisch -ěn- lt vorurslav -ēn- lautlich nicht kompatibel ist Doch bestehen wie bereits oben unter sect73 dargelegt worden ist fuumlr die bezeugten griechischen Ethnika auf -ān-es etymologi-sche Anschlussmoumlglichkeiten an griechische oder auch im Griechischen moumlgliche Staumlmme auf -ā lt -ah2 insbesondere Ortsnamen oder Ortskollektiva mit Stamm auf -ā81 Das griechische Suffix duumlrfte demnach als Ableitung von Staumlmmen auf -ā bzw von zu thema-tischen Staumlmmen auf -eo- gehoumlrigen Ortskollektiva auf -a-h2- lt -e-h2- mittels der null-stufigen Form -h1-n- die im Slavischen in dieser Gestalt an die e-stufige Variante einfa-cher thematischer Staumlmme tritt oder der vollstufigen Form -eh1-n- die im Slavischen an Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -i- tritt (dh -jaacutene lt --eacuteh1-n-es) des die Zugehoumlrig- keit bezeichnenden Suffixkonglomerats zu deuten sein dh urgriech -ān-es lt -a-h2-(a)h1-n-82 (zB epirotisch AacuteρκτAcircνες sbquodie zur Baumlrengegend Gehoumlrigenlsquo [lt -a-h2-(a)h1-n-es] aacuterktā- sbquoBaumlrengegendlsquo [Ortskollektiv zu griech ETHρκτος sbquoBaumlrlsquo]) Die Wortbildungsbedeutung der slavischen Ethnika auf -ěn--jan- bzw der griechischen Eth-nika auf -ān-es kann lokal-adhaumlsiv als sbquogehoumlrt zu Xlsquo (oder ggf -originativ als sbquostammt ausvon Xlsquo) gefasst werden In etwa vergleichbar ist im roumlmischen Namensystem das Ne-beneinander von Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -io- und -ah2-io- zu urspruumlnglichen Indi-vidualnamen mit thematischem Stamm man vergleiche etwa lat Iuppiter Saturnius sbquoIuppi-ter Sohn des Saturnuslsquo und die aus urspruumlnglichen Patronymica entstandenen Gentilnamen wie Mārcius Mārcus Iūlius Iūlus usw Daneben stehen Gentilnamen auf -eius wie Pompeius aus pompao-s (lt -ah2-io- vgl oskisch puacutempaiians) eigentlich sbquoder zur Fa-milie des Pompus Gehoumlrigelsquo Ableitung von einem Kollektivum pompā- sbquoFamilie des Pomposlsquo (lt -a-h2) zu einem Individualnamen pompo-s (vgl lat Rōma lt rōmā- sbquo(Siedlung der) Familie des Rōmo-slsquo [vgl den Stadtnamen Pompeiī] Individualnamen rōmo-s Rōmulus lt Deminutivum rōme-lo- [vgl den etruskischen Gentilnamen rumelna lt rumele-na Ableitung von einem Individualnamen rumele])83 Man vergleiche auch lat

81 Vgl Leukart 1980245 bdquoDas Entscheidende ist also nicht ob die Grundwoumlrter griechisch sind sondern allein ob sie eine griech Kollektivableitung auf -ā erlauben zu der dann weiter ein Ethnikon auf -ānes trittldquo

82 Zirkumflex auf den Formen mit kurzvokalischer Endung (zB -oacuteνες ion att -microνες) ist auszligerdorisch als Neue-rung obligatorisch und beweist nicht ehemalige Vollstufe der ersten Komponente des Suffixes (Schwyzer 1953377 Leukart 1980242 Anm 18) Fuumlr eine Vollstufe der ersten Komponente des Suffixes im Falle der Ableitung von ah2-Staumlmmen koumlnnten aber moumlglicherweise doch adverbiell erstarrte Instrumentale wie griech κρυφmicro dor κρυφoacute sbquoheimlich verborgenlsquo (lt -ah2-ah1 lt -e-h2-eh1 vgl Klingenschmitt 2005303) sprechen wenn die urindogermanische Instrumentalendung -eh1 als unflektierte Form eines abstufenden Zugehoumlrig-keitssuffixes -eh1- das in den Konglomeraten -eh1-no- und -eh1-n- verbaut ist zu deuten ist

83 Vgl Klingenschmitt 2005301302

380 Stefan Schaffner

Petreius Gentilname lt petrao- sbquozur Familie des Petro-s gehoumlriglsquo petrā- sbquoFamilie des Petro-slsquo (vgl suumldpik petroh) falisk uoltaia Gentilname f lt 1oltao- sbquozur Familie des Uolto-s gehoumlriglsquo 1oltā- sbquoFamilie des Uolto-slsquo (Klingenschmitt 2005302)

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370 Stefan Schaffner

71717171 In den spaumlteren alphabetgriechischen Dialekten ist eine ganze Reihe von Ethnika auf -νες (ion-att -microνες) bezeugt die hier nun in ihrer geographischen Verteilung von Nor-den nach Suumlden angefuumlhrt werden Die meisten stammen aus nord(west-)griechischem Ge-biet43

a) nordgriech() AacuteγριAcircνες (Thuk II 963) im Land der Paionen AtildeγχελAcircνες (Ptol V 1088) an der Muumlndung des Drilon (daneben Bildung auf -εAumlς Atildeγχελες Hdt V 61)

b) epirotisch AacuteθαmicroAcircνες AacuteρκτAcircνες AacuteτιντAcircνες ΤαλαιAcircνες c) thessalisch Egraveλλνες (-ην-) (um Dodona) ΑEacuteνιAcircνες d) aumltolisch Aacuteγρινινες (belegt Aacuteγρινινος D3 61081) zur Stadt Aacuteγρplusmnνιον (daneben Bil-

dung auf -εAumlς AacuteγρινιEcircος D3 6035) ∆αιAcircνες (belegt ∆αιAcircνος D3 42121) AtildeοιτAcircνες (belegt AtildeοιτAcircνων IG 4273) ΕmacrρυτAcircνες (ΕmacrρυτAcircσιν Thuk III 945)

e) mittelgriech AacuteκαρνAcircνες Akarnanien gegenuumlber die Insel der ΚεφαλλAcircνες (-ην-) im Ionischen Meer ΦοιτιAcircνες (Stadt Φοιτplusmnαι) in Akarnanien

f) dorisch ∆υmicroAcircνες (Phyle) g) arkadisch AacuteζAcircνες (-ην-)

Die bezeugten griechischen Ethnika auf -νες (ion-att -microνες) aus den klassischen Dialek-ten stammen also zwar vorwiegend aus dem nordwestgriechischen Gebiet die Verbreitung reicht aber bis nach Arkadien auf der Peloponnes

72727272 Fuumlr diese griechischen Ethnika auf -νες (ion att -microνες) aus den klassischen Dialekten bestehen nun etymologische Anschlussmoumlglichkeiten an griechische oder zumindest im Griechischen moumlgliche Staumlmme auf -ā- lt -ah2- insbesondere Ortsnamen oder Ortskollek-tiva mit Stamm auf -ā Diese werden nun in alphabetischer Reihenfolge angefuumlhrt44

a) nordgriech() AacuteγριAcircνες zu einem Landschaftsnamen Aacuteγρplusmn ( ETHγριος sbquowildlsquo) b) arkadisch AacuteζAcircνες zu ETHζω sbquotrocken seinlsquo (ETHζη sbquoSchmutzlsquo[]) oder (eher) zu ETHζον

microEcircγαν (codd microEcircλαν) καOgrave Oacuteψηλmν Hsch c) thessalisch ΑEacuteνιAcircνες zu αEacuteνmς sbquoschrecklichlsquo mit komplexem -ιν- (vgl daneben

ΑEacuteν-plusmnδ- Name der von ihnen bewohnten Landschaft) d) epirotisch AacuteρκτAcircνες Ableitung von einem Kollektiv arktā- sbquoBaumlrengegendlsquo

( griech ETHρκτος sbquoBaumlrlsquo) vgl zur Benennung das Ethnikon Aacuteρκfrac34δες lt Aacuteρκτ-frac34δ-ες e) dorisch ∆υmicroAcircνες (Phylenname) moumlglicherweise zu dumā- sbquoStammlsquo45 (vgl ∆Aumlmicroη Oumlν

Σπfrac34ρτtimes φυλacute καOgrave τmπος Hsch) in der Bedeutung etwa von φυλEcircται sbquoStammesgenos-senlsquo

f) thessalisch Egraveλλνες46 (Akzent nach ΠανEcircλλνες anstelle von UgraveλλAcircνες) Ableitung von einem Ortskollektiv hellā lt sed-lah2 sbquo(Wohn-)sitzlsquo (vgl Uacuteλλfrac34 καθEcircδρα Λfrac34-κωνες Hsch lat sella kelt sedlo- in ON) Egraveλλνες ist wohl nicht zu trennen von Ugraveλλοplusmn Egraveλληνες οUcirc Oumlν ∆ωδAgraveνtimes καOgrave οUcirc Ucircερες Hsch (auch Pindar Fr 59) und den gleichbedeutenden Σελλοplusmn (Il Π 234) den Ureinwohnern von Dodona aus deren

43 Siehe Bechtel 192360 Leukart 1980245 44 Nach Leukart 1980245 mit Literatur 45 Mit auszligergriechischem Anschluss an ae tēam afries tām sbquoNachkommenschaftlsquo lt urgerm ta1ma-z 46 Bei Homer ist Egraveλληνες (seit Il B 684) noch Bezeichnung eines thessalischen Stammes und Ugraveλλfrac34ς -frac34δος f

sbquoHellas Land der Egraveλληνεςlsquo Bezeichnung einer Landschaft des suumldlichen Thessalien Seit Herodot wird Egraveλληνες zur Bezeichnung aller Griechen verwendet Neben Egraveλληνες steht Egraveλλοπες in Atildeλλmπια dem Na-men der Umgegend von Dodona (Hes Fr 1341) und des noumlrdlichen Euboumla (Hdt 823) Seit Aristoteles (Met 352 a 34) galt das Gebiet von Dodona und das Acheloos-Tal als die Urheimat der Hellenen die Uumlρχαplusmnα Ugraveλλfrac34ς (vgl FriskI498499 LfgrE2556557)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 371

Reihen die Zeuspriester ausgewaumlhlt wurden Sello- bzw Hello- ist das primaumlre und etymologisch unsichere Grundwort Egraveλλνες ist wohl eine Ableitung von ei-nem griechisch gebildeten Ortskollektiv Hellā- sbquoRegion der Helloilsquo zum moumlgli-cherweise ungriechischen Ethnikon Hello- (vgl dazu spaumlteres Κρacuteτ- zu ungriech Κρmicroτες)

g) aumltolisch ΕmacrρυτAcircνες Ableitung von Ehurutā- sbquoGegend mit gutflieszligenden Quellenlsquo (zu εYacuteρυτος sbquogutflieszligendlsquo [κρacuteνη E])

h) mittelgriech ΚεφαλλAcircνες Ableitung von einem Grundwort kephalā- ( gr κεφαλacute sbquoHaupt Kopf Oberstes Spitze Endelsquo) vgl den spaumlteren Inselnamen Κεφαλληνplusmnα

73737373 In diesem Zusammenhang ist auch kurz auf die griechischen Landschafts- und Ortsna-men auf -ānā wie Μυκszligν Μεσσszligν oder Aacuteθszligν47 einzugehen Es handelt sich um Orts-kollektiva auf -ā die von den Ethnika mit Stamm auf -ān- abgeleitet sind48 Fuumlr myk Sphagiān-ā sbquoRegion der Sphagiāneslsquo ergibt sich folgende Ableitungssequenz

mykenisch ON Sphagiā rarr Sphagiān-es rarr Sphagiān-ā sbquoRegion der Sphagiāneslsquo (vgl oben 7a)

Entsprechend koumlnnen fuumlr Μυκszligν Μεσσszligν die folgenden Ableitungssequenzen angesetzt werden

a) Mukā (etymologisch wohl zu microAumlκων σωρmς θηmicroAgraveν Hsch) rarr Mukān-es rarr Mukān-ā sbquoRegion der Mukāneslsquo (Μυκacuteνη)

b) Messā (homerisch ΜEcircσση in Lakonien etymologisch zu microEcircσσος sbquoin der Mitte gele-genlsquo) rarr Messān-es rarr Messān-ā sbquoRegion der Messāneslsquo (dor Μεσσszligν ionisch-attisch Μεσσacuteνη) wozu in einer weiteren Phase das spaumlter uumlbliche Ethnikon Μεσσaacuteνιος und der Regionsname Μεσσνplusmn gebildet wurden

77774444 In der Folge soll nun auf vier aumlltere Erklaumlrungsversuche des griechischen Suffi-xes -νες (ion att -microνες) myk -ānes lt urgriech -ān-es zur Bildung von Ethnika einge-gangen werden Da diese bisherigen Erklaumlrungsversuche mE nicht uumlberzeugen konnten seien sie hier kurz diskutiert und die wichtigsten Gegenargumente genannt

1 H Jacobsohn (1927283ff 193076ff) (vgl auch Chantraine 1968163 68) hatte angenommen dass die Bildungen auf -ν- alle aus -acircον- kontrahiert seinen Dieser Erklaumlrungsversuch laumlsst sich mit folgenden Gegenargumenten entkraumlften

a) das Nebeneinander von nordwestgriechisch-dorisch und arkadisch -ν- gegenuumlber ionisch-attisch -ηv- (zB Egraveλληνες) zeigt deutlich dass urgrie-chisch -ān- zugrundeliegt Denn -z(1)on- haumltte im Attischen -εAgraveν- er-geben und waumlre auszligerhalb des Ionisch-Attischen zu -ν- kontrahiert wor-den vgl κοινaacute(acirc)ων Gen -aacute(acirc)ονος49 (gebildet wie hom διδυmicroaacuteονε) gt dor usw κοινaacuteν m sbquoTeilnehmer Gesellschafterlsquo Pind Py 328 Inscr

47 Vgl hierzu Leukart 1980246 Fn 27 bdquoAacuteθacuteνη bzw -αι ist urspruumlnglich Ortsname und nicht Name der Goumlttin die folgerichtig bei Homer Aacuteθηναplusmnη heiszligt (att Aacuteθηναplusmnα kontrahiert zu AacuteθηνAcirc) Es ist deshalb sinnlos den Ortsnamen von demjenigen der Goumlttin herleiten zu wollen (so Frisk GEW und Chantraine DELG sv) Myk A-ta-na-po-ti-ni-ja ist als Athānās (Ortname im Gen) Potnia aufzufassen (vgl ebenso mit Gen da-pu2-ri-to-jo p u-po-jo p)ldquo

48 Vgl zum Folgenden Leukart 1980246 49 Vgl als Parallele ξυνaacute(acirc)ων Gen -szlig(acirc)ονος ( ξaumlνmς) gt ξυνszligων Pind Py 348 Aisch frg 996 (per coni)

ξυνaacuteν Pind Nem 527 ξυνacuteων Hes th 595 u 601 ξυνAgraveν Soph frg 970 ξυνωνplusmnη Archil 89

372 Stefan Schaffner

Schw 3624 [Lokris] 65621 [Tegea] vgl auch dor κοιννEcircω Schw 89g [Argos] 323 B 48 [Delphi] Foedus ap Thuk 5791 vgl auch κοιννplusmnα Pind Py 197) att κοινεAgraveν sbquodslsquo Eur Her 149 u 340 Xenophons κοινAgraveν Cyr p 7535 scheint eine Umsetzung von dor κοινaacuteν nach att κοινωνEcircω (mit lautgesetzlicher Entwicklung von -ǣ(1)on- gt att -ων- im Vorton) wozu att κοινωνmς nach einem Verhaumlltnis wie στρατηγEcircω στρατηγmς ruumlckgebildet wurde zu sein (Leumann 1993223224 Fn 20 Peters 1980254255 Fn 212)

b) das Mykenische hat mit Bildungen wie Pa-ki-ja-ne Sphagiānes und I-na-ne Inānes gezeigt dass bereits im Urgriechischen ein Bildetyp von Eth-nika auf urgriech -ān- (neben Bildungen auf -ā1on- lt -ah2-1on- vgl myk [PY] o-qa-wo-ne- hokwāaringon- sbquoMitglied des Gefolgeslsquo [vgl hom aeligπfrac34ων sbquoGefaumlhrtelsquo] myk [KN] I-ja-wo-ne Iāaringon- sbquoMann aus Iālsquo) exis-tiert hat

2 Nach Schwyzer (1953185 487) koumlnnten die vorwiegend im Nordwesten beheimate-ten Ethnika auf -ān- auf uridg -ēn- (dehnstufige Variante des indiv Suffixes -eon-) beruhen und zwar mit nordgriechisch-illyrischem Lautwandel ē gt ā (wegen albanisch o lt uridg ē wohl uumlber ā) Als Gegenargumente lassen sich anfuumlhren

a) die Verbreitung der Ethnika auf -ān-es auch im Suumldgriechischen (Myke-nischen Arkadischen) und die fruumlhe Bezeugung im Mykenischen spre-chen gegen die Herkunft aus einer (aus anderen Gruumlnden voumlllig hypotheti-schen) Vorstufe Nordgriechisch-Illyrisch

b) die Hypothese Schwyzers ist kaum zutreffend fuumlr die Ethnika auf -ānes mit deutlichen oder zumindest moumlglichen griechischen Derivationsbasen mit Stamm auf -ā

3 Nach Leukart (1980238ndash247) dem wir die letzte umfassende Behandlung des Suf-fixes -νες (ion-att -microνες) myk -ānes lt urgriech -ān-es zur Bildung von Ethni-ka verdanken ist das Suffix -ān- der Ethnika vergleichbar mit dem Suffix -ān- von urgriech ne1ān-50 Urgriech ne1ān- ist das Grundwort von griech νενplusmnς sbquojunger Mannlsquo sekundaumlr Adj sbquojugendlichlsquo (zuerst νεηνplusmnης Uumlνacuteρ Hom Od κ 278 ξ 524) νενικmς sbquojugendlichlsquo (Ar+) Deminutiv νενplusmnσκος sbquojunger Mannlsquo (Hdt+) man vgl auch die denominalen Verba νενιεAumlοmicroαι sbquowie ein jugendlicher Hitzkopf handelnlsquo (Ar+) mit νενplusmnευmicroα sbquojugendlich impulsive Handlunglsquo (Pl+) und νενικEcircω sbquojugendlich seinlsquo (Eup+) Femininum νεAcircνις νεmicroνις -ιδος (Il+ ep-poet) Ur-griech ne1ān- stellt nach Leukart (1980241242) eine Ableitung mit der tiefstufi-gen Form des charakterisierend-individualisierenden Suffixes -eon- von einem vor-urgriechischen vielleicht sogar uridg Stamm ne1ā- (bzw ne1ah2-) der als Kol-lektivbildung sbquoGesamtheit der jungen Leutelsquo bedeutete dar Zur Funktion des Suffi-xes aumluszligert sich Leukart (1980242 Anm 15) folgendermaszligen bdquoWegen der indivi-dualisierend-singulativischen Funktion von ne1ā-n- usw (hellip) empfiehlt es sich von -eon- mit der spezielleren Bedeutungsentwicklung sbquoderjenige aus der Gruppe xlsquo gt sbquoeiner aus helliplsquo auszugehenldquo Gegen diese Erklaumlrung Leukarts laumlsst sich als Ge-genargument anfuumlhren dass das Suffix -ān- der Ethnika funktional nicht verglichen werden kann da zwischen der Ableitungsbasis und den abgeleiteten Ethnika deut-lich eine Zugehoumlrigkeitsrelation zum Ausdruck gebracht wird (zB ΦοιτιAcircνες eig

50 Moumlglicherweise bezeugt in νεfrac34ν νEcircος sbquoJuumlnglinglsquo (A D Adv 1608 Suid sv νεAcircνις Eust 33515 EM) falls es nicht bloszliges Grammatikerrekonstrukt zu Erklaumlrung von νεAcircνις ist (Leukart 1980238)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 373

sbquodie zur Stadt Φοιτplusmnαι Gehoumlrigen Einwohner der Stadt Φοιτplusmnαιlsquo ∆υmicroAcircνες [Phylenna-me] eig sbquodie zur dumā-zum bdquoStammldquo Gehoumlrigenlsquo in der Bedeutung etwa von φυλEcircται sbquoStammesgenossenlsquo) und das individualisierende Suffix -eon- alleine den Ausdruck der Zugehoumlrigkeit nicht leistet51

4 Bei Balles (2008208) sind die griechischen Voumllkernamen auf -νες (ion att -microνες) urgriech -ān-es falsch unter die vorwiegend fuumlr gewisse dorische bzw nordwest-griechische Dialekte charakteristischen Sekundaumlrbildungen auf -acuteν Gen -microνος des Typs λεσχacuteν sbquoSchwaumltzerlsquo ( λEcircσχη sbquoOrt zum Liegen Plaudereilsquo) oder ξιφacuteν sbquoSchwerttraumlgerlsquo (ccedil φEcircρων ξplusmnφος Hsch)52 wozu auch die vor allem in Megara und Korinth bezeugten Personennamen wie Λυσacuteν Καλλacuteν Aacuteριστacuteν Νικacuteν etc (vgl Solmsen 1909116ff) zaumlhlen eingeordnet Diese Bildungen zeigen auch im dorisch-nordwestgriechischen Dialektgebiet die Suffixablautstufe -ην- lt urgriech -ēʛn- die mit dorisch-nordwestgriechisch -ν- lt urgriech -ān- der Ethnika lautlich nicht kompatibel ist

8888 In der Folge soll nun eine neue Erklaumlrungsmoumlglichkeit der Suffixe urgriech -ān-es und urslav -ěne bzw -jane zur Bildung von Ethnika und der baltischen Zugehoumlrigkeitsbil-dungen auf -rna- praumlsentiert werden Den Ausgangspunkt fuumlr diese neue Erklaumlrungsmoumlg-lichkeit bildet die Beobachtung dass im Urindogermanischen bzw in den Einzelsprachen Suffixkonglomerate zur Bezeichnung der Zugehoumlrigkeit aus der Kombination zweier funk-tional aumlquivalenter Zugehoumlrigkeitssuffixe bzw aus der Kombination zweier Bildemoumlglich-keiten zur Bezeichnung der Zugehoumlrigkeit entstanden sein koumlnnen Man vergleiche zum Beispiel

a) Zugehoumlrigkeitssuffix -iacuteh2-no- (lat -īnus gr -eacuteνος lit -yacutenas slav -iacutenъ germ -īna-53) Kombination aus dem V~k-Suffix -iacuteh2-

54 (vgl ai v~k- f sbquoWoumllfinlsquo ai

51 Diese Uumlberlegung mag vielleicht auch der Grund dafuumlr sein dass Nikolaev 2010191 als Grundlage von ur-griech ne1ān- eine auf dem Kollektivum ne1eh2- bdquoyouthldquo basierende Ableitung ne1eh2-h1(eo)n- bdquohaving youthldquo (gt Hsch νεfrac34ν νEcircος) mit dem Hoffmannschen Possessivsuffix postuliert Nikolaev 2010191 Fn 9 er-laumlutert weiter hierzu bdquoThe analysis here differs from the one originally proposed by Leukart only insofar as he glosses ne1eh2 as lsquoGesamtheit der jungen Leutersquo and operates with an individualizing -n-suffix while I use Hoffmannrsquos possessive suffix -h1(eo)n- insteadldquo

52 Vgl zu diesem Typ auch Peters 1980169 53 ZB lat equīnus sbquozum Pferd gehoumlriglsquo equus sbquoPferdlsquo gr ecircκεανναι sbquoOkeanostoumlchterlsquo lit kaimyacutenas sbquoNach-

barlsquo kaiacutemas sbquoDorflsquo aksl sestrinъ sbquozur Schwester gehoumlriglsquo ahd fingirīn sbquoFingerringlsquo 54 Die Bestimmung des Laryngals des V~k-Suffixes als h2 ergibt sich mE aus der Analyse von gr

Uumlνδριfrac34ς -frac34ντος sbquoStandbild Statuelsquo als h2rih2-aacutent- (vgl zur Bildung auch toch B iko Pl ikonta sbquoSchrittlsquo lt sekās lt sekah2-t-s oder -ant-s [ B sik- sbquoschreitenlsquo lt sik-]) das als Erweiterung mit einem die Bedeu-tung des Grundwortes nur gering modifizierenden abstufenden Suffix ----ent-----nt- (in Faumlllen wie heth irmala-nt- sbquokranklsquo irmala- sbquodslsquo weitere Beispiele unter sect81) einer V~k-Bildung h2r-iacuteh2- sbquowas einem Mann ver-gleichbar ist Bild eines Manneslsquo gedeutet werden kann (Klingenschmitt 2005423 Anm 142) Die Bildungen auf -iacuteh2- des V~k-Typs haben naumlmlich unter anderem die Funktion etwas zu bezeichnen was in seiner Be-schaffenheit an den durch das Grundwort bezeichneten Begriff erinnert (vgl AiGII2384 Klingenschmitt 2005344) vgl zum Beispiel ai ā-v Du sbquoHodenlsquo āaacute- n sbquoEilsquo Du sbquoHodenlsquo lat saniēs sbquoverdorbenes Blut Wundjauchelsquo lt h1sh2an-ih2- sbquoBlutaumlhnlicheslsquo ( heth ešar gr eumlαρ ai aacutes~-k n sbquoBlutlsquo lt uridg h1eacutesh2~ Gen h1sh2aacuten-s) aisl myacuterr f Sumpf Schlammlsquo lt urnord me1Ri+R lt urgerm me1zī lt me1siacuteh2- sbquowas ei-nem Moor aumlhneltlsquo ae mēos m n sbquoMoor Schlammlsquo ahd mios m n sbquodslsquo lt meacute1so- Nur der Ansatz mit h2 erklaumlrt mE auch die Tatsache dass bestimmte Staumlmme des V~k-Typs im Baltischen bzw Litauischen zu Staumlmmen mit Nom Sg -ijagrave und Akk -iją umgebildet sind vgl zB urslav oldi Gen ldiję sbquoSchifflsquo (skr štok lađa čak [Vrgada] ldegatildeđa slov laacutedja nruss ladjaacute aruss lodja) lt alds Gen aldiās (aumllter -i-as

374 Stefan Schaffner

v~ka- m sbquoWolflsquo ai rath- m sbquoWagenlenkerlsquo raacutetha- m sbquoWagenlsquo urslav sǫdi m sbquoRichterlsquo lt som-dhh1-iacuteh2- urslav sǫdъ m sbquoGerichtlsquo lt som-dhh1-oacute-) und dem Suffix -no- (vgl zB lat Romā-nus sbquoRoumlmerlsquo Roma lat paternus sbquozum Vater gehoumlriglsquo maternus sbquozur Mutter gehoumlriglsquo lat fānum sbquoHeiligtumlsquo lt fasnom lt dhƽ1s-no-m sbquozu einer religioumlsen Feier gehoumlriglsquo)

b) av āhuiri- sbquozum ahura- gehoumlriglsquo ( ahura- sbquoHerrlsquo) Kombination aus Vigraveddhi55 plus Zugehoumlrigkeitssuffix -i- (ohne Vigraveddhi av zaraθuštri- sbquozu Zarathustra gehoumlriglsquo zaraθuštra-)

c) uridg te1-oacute- sbquozu dir gehoumlriglsquo (griech hom dor τεacircmς lat tuus) tū sbquodulsquo de1-oacute- sbquoHimmlischer Gottlsquo (ai devaacute- lat deus dīvus lit diẽvas etc) de1-di1- sbquoHim-mellsquo Kombination aus Vigraveddhi51 plus Zugehoumlrigkeitssuffix -o-56 (vgl ohne Vigraveddhi t1-oacute- sbquozu dir gehoumlriglsquo gt griech ion att σmς av θβ)

d) Suffix -io- (vgl zB lat patrius griech πfrac34τριος sbquozum Vater gehoumlriglsquo) lt -ih2-o- Kombination aus den beiden Zugehoumlrigkeitssuffixen -ih2- und -o-57

lt -ih2-as) lit aldijagrave Akk aCdiją sbquoEinbaum Kahnlsquo (nach dem Wandel von -ia- zu ē eingetretene) Umbil-dung von ald-s Gen aldi-as lt aoldh-iacuteh2- sbquoTrogaumlhnlicheslsquo urgerm alđōn- sbquoTroglsquo (nnorw dial olda f sbquogroszliger Troglsquo nschwed aringlla f sbquoBottichlsquo) lt aoldhā-n- (vgl Klingenschmitt 2005344) Zugunsten von h1 des V~k-Suffixes argumentiert Widmer 2005190ff worauf hier im Einzelnen aber nicht eingegangen werden kann

55 Vgl zB ahd swāgur m sbquoSchwagerlsquo lt urgerm s1ēDžura-z lt s1ē0uroacute-s sbquoder zum Schwiegervater (als Sohn) Gehoumlrigelsquo uridg s1eacute0uro-s sbquoSchwiegervaterlsquo (ai śvaacuteśura- gr Uacuteκυρmς lat socer ahd swehur ae sweor etc) Vgl zur Vigraveddhi-Ableitung insgesamt Darms 1978 Jochem Schindler (bei Balles 2006286ff Fn 473 und Widmer 2008618) leitet die Vigraveddhi-Ableitung aus einer Lokativhypostase von endungslosen dehnstufi-gen Lokativen von Wurzelnomina her wobei als Operator fuumlr die Bildung des abgeleiteten Stammes dasselbe Suffix -eo- dient das auch bei Hypostasen von i-Lokativen auftritt (zB uridg h2ant-i+eacuteoacute- sbquoauf der Vor-derseite gegenuumlber befindlichlsquo [gt gr Uumlντplusmnος sbquogegenuumlberstehend entgegengesetztlsquo substantiviert urgerm andia- m n sbquoEnde Rand Grenzelsquo] uridg h2ant-i Lok sbquoauf der Vorderseite gegenuumlberlsquo) Auf einer Loka-tivhypostase uridg pēd-oacute- sbquoam Fuszlig befindlich zum Fuszlig gehoumlriglsquo ( prdplusmni sbquoam Fuszliglsquo) beruhen nun einerseits lit pėdagrave f (3) sbquoFuszligsohle Fuszligspurlsquo = lett pecircda f sbquoFuszligsohlelsquo (lit dial auch ppdas m (3) sbquoFuszligsohlelsquo) und an-dererseits wohl auch griech πηδmν n sbquoRuderblattlsquo (Od+ benannt nach der flachen Form und der Befindlich-keit unten am Ruder FriskII527) dessen urspruumlngliche Bedeutung noch von dem abgeleiteten Verbum πηδfrac34ω sbquospringen huumlpfenlsquo (Il+) vorausgesetzt sein koumlnnte (zur Deutung von lit pėdagrave f (3) sbquoFuszligsohle Fuszlig-spurlsquo = lett pecircda f sbquoFuszligsohlelsquo als einer Vigraveddhi-Ableitung zu ped- sbquoFuszliglsquo vgl Griepentrog 1995163 Larsson 2003245 Anm 15 NIL537 Fn 64) Aus dem prototypischen Nebeneinander von pēd-oacute- sbquoam Fuszlig befindlich zum Fuszlig gehoumlriglsquo ( prd sbquoam Fuszliglsquo) und peacuted- sbquoFuszliglsquo auf das pēd-oacute- sekundaumlr als Ableitung bezogen werden konnte haumltte nun die Regel abstrahiert werden koumlnnen dass bei dieser spezifischen Ableitung das Derivat ge-genuumlber der Derivationsbasis Erhoumlhung des Wurzelablauts um eine Stufe (ē e danach analogisch ō o und e ) und zwar nach dem ersten konsonantischen Wurzelradikal zeigt und das Derivat gegenuumlber der Deriva-tionsbasis oppositiven Akzent aufweist Fuumlr den Ansatz eines Lok Sg prd(plusmni) spricht der Lok Pl prt-su lt prd-su in air iacutes kymr is untenlsquo lt īssu (vgl auch altalb [Buzuku] peumlr posh alb dial peumlrpoacutesh sbquounten hin-unter herunterlsquo lt pēd-si) Mit dem Ansatz eines Lokativ Singular prdplusmni ergaumlbe sich ein weiteres Beispiel fuumlr eine Regel dass bei athematischen Staumlmmen die Ablautstufe des Lokativ Singular gegenuumlber der Ablaut-stufe des paradigmatisch zugeordneten Genitiv Singular jeweils um einen Grad erhoumlht ist (vgl Klingenschmitt 2005319 Fn 30ndash32) Die Regel laumlszligt sich erschlieszligen aus Paradigmen wie Sg Nom dr1-s Gen di1-eacutes Lok deacute1plusmni Sg Nom meacutenti-s Gen mteacute-s Lok mtrplusmni Sg Nom h1noacuteh3m Gen h1h3meacuten-s Lok h1h3mrnplusmni

56 Vgl auch Schaffner 2004490 Fn 15 mit Literatur 57 Fuumlr eine Untermenge der Bildungen auf -ieo- kommt sicherlich auch eine Herleitung aus Hypostasen von

i-Lokativen in Betracht (Widmer 2008617 Balles 1997161ff Nussbaum 1986243) zB uridg h2ant-i+eacuteoacute- sbquoauf der Vorderseite gegenuumlber befindlichlsquo (gt gr Uumlντplusmnος sbquogegenuumlberstehend entgegengesetztlsquo

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 375

81818181 Auch bei Suffixkonglomeraten anderer Funktion besteht die Moumlglichkeit dass diese durch Kombination zweier funktional aumlquivalenter Suffixe enstanden sind man vergleiche zB das im Lateinischen bei Substantiven der 3 bis 5 Deklination verwendete Deminutiv-suffix -culus -a -um (zB homuculus sororcula aedicula vasculum etc) lt -ke-lo- das durch die Kombination eines Deminutivsuffixes -keo- (zB ai rāja-kaacute- sbquoKoumlnigleinlsquo rzjan- sbquoKoumlniglsquo ai pit~-kaacute- sbquoVaumlterchenlsquo pitaacuter- sbquoVaterlsquo aisl bolungr sbquojunger Stierlsquo lt --koacute- boli m n-St sbquoStierlsquo) und eines Deminutivsuffixes -lo- (lat -ulus lt -e-lo- got magula sbquoKnaumlbleinlsquo magus) hervorgegangen ist Im diesem Zusammenhang sei kurz darauf verwiesen dass das slavische Suffix -ęt- zur Bezeichnung von jungen Lebewesen vorwie-gend von Tierjungen (BraumluerIII80ndash99) aus der Kombination zweier individualisierend-charakterisierender Suffixe -en- und -et- entstanden sein kann zB urslav posęt- n sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ( uridg poacuter0oe- sbquodslsquo [lit pašas (2) ahd far(a)h ae fearh lat porcus mir orc]) urslav moCdęt- n sbquoJungeslsquo lt moacutelde-n-t- ( urslav moCdъ sbquojunglsquo lt moacuteldho-)58 auszligerhalb des Slavischen vielleicht auch arm ayceamn sbquoGazellelsquo lt h2ai-(hx)-t- ayc (i) sbquoZiegelsquo lt h2ai-59 Man vergleiche zum individualisierenden Suf-fix -eon- etwa Beispiele wie lat Catō -ōnis sbquoSchlaumlulinglsquo catus sbquoschlau verschlagenlsquo griech στρfrac34βων sbquoSchielerlsquo στραβmς sbquoschielendlsquo got liuta -ins sbquoHeuchlerlsquo liuts sbquoheu-chelndlsquo etc60 zum indiv Suffix -eot- etwa ai haacuteri-t- n sbquogelbe Farbelsquo (in haacuterit-vant- sbquogoldgelblsquo) lt heacutelh3i-t- n sbquodas Gelbelsquo ai haacuteri- sbquofahl gelblichlsquo jav zairi- sbquogelblsquo lt heacutelh3i- uridg meacuteli-t- n sbquoHoniglsquo (gr microEcircλιτ- got milithorn etc) eig sbquoGelbeslsquo ( urkelt meli-no- sbquogelblsquo in mkymr melyn) uridg (h13)aacutelbi-t- n sbquoWeiszligeslsquo (gr ETHλφι n Pl ETHλφιτα sbquoGerstenmehllsquo alb elb sbquoGerstelsquo)61 und griechische und lateinische Bildungen wie gr γυmicroνacuteς γυmicroνacuteτ- sbquoLeichtbewaffneter Infanteristlsquo ( γυmicroνmς sbquonackt unbekleidetlsquo) gr UumlργEcircτ- Uumlργacuteτ- sbquoglaumlnzend strahlend schimmerndlsquo ( Uumlργmς sbquodslsquo) lat stīpes stīpit- sbquoZweig Stocklsquo ( stepo- sbquostarr steiflsquo gt urgerm stīfa- gt ae mhd stīf)62 Eine Analyse des slavischen Suf-fixes -ęt- n als -(e)n- + -t- ergibt sich vom Material des Slavischen aus schon alleine dadurch dass die Bildungen auf -ęt- in deutlicher Beziehung zu Ableitungen von n-Staumlm-men gleicher Bedeutung stehen (vgl zB russ ksl mladę n sbquoKind Knabelsquo [vgl auch slo-vak mlaacutedrsquoa n sbquojunges Tierlsquo] lt urslav moCdęt- n sbquoJungeslsquo aksl mladen-c mladěn-c sbquodslsquo [vgl apreuszlig Elb Voc 189 kint maldenikis] russ dialekt moacuteloden sbquojunger Mannlsquo lt urslav moCden- [Ableitung mittels des indiv n-Suffixes von urslav moCdъ Adj sbquojunglsquo gt aksl mladъ russ moacutelodъ]) und die Bildungen auf -ęt- in den Einzelsprachen zum Teil im Singular (vgl russ Sg teleumlnok sbquoKalblsquo Pl teljaacuteta) oder im Plural (ačech haumlufig Pl -enci lt -en-ci Sg -ě lt -ę zB Pl kuřenci Sg kuřě sbquoHuhnlsquo) durch Ableitungen von n-Staumlm-men suppliert werden (vgl auch apreuszlig smunents sbquoMenschlsquo neben smūnen-isks sbquomensch-lichlsquo)63 Die Produktivitaumlt dieses Typs im Slavischen mit dieser spezifischen semantischen Funktion ist wohl von prototypischen Bildungen wie urslavisch posęt- n sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ausgegangen dessen Grundwort poacuter0eo- dieselbe Bedeutung hat Das Suffix-konglomerat -en-t--n-t- duumlrfte in rein bdquoaugmentativerldquo Funktion wie in urslav posęt- n

substantiviert urgerm andia- m n sbquoEnde Rand Grenzelsquo) uridg h2ant-i Lok sbquoauf der Vorderseite gegen-uumlberlsquo

58 Vgl Schaffner 2001209ndash211 59 Klingenschmitt 19822526 Fn 19 60 Vgl Krahe amp Meid 1969III 92 Schaffner 2001526ndash529 61 Vgl Schaffner 2001211 Fn 200 Zu einer Analyse dieser Bildungen als t-Instrumentale Pinault 198032

Widmer 2005197 62 Nussbaum 20044 63 BraumluerIII81 Schaffner 2001209210

376 Stefan Schaffner

sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ( uridg poacuter0oe- sbquodslsquo) wohl auch im lat Ethnikon Pīcentes sbquodie (jungen) Spechtelsquo ( lat pīcus umbr peico sbquoSpechtlsquo) neben dem Adjektiv Pīcēnus LN Pīcēnum64 in apreuszlig smunents sbquoMenschlsquo (neben smūnen-isks sbquomenschlichlsquo) und wohl auch in griech Uumlνδριfrac34ς -frac34ντος m sbquoMenschenbild Bildsaumlule Standbildlsquo lt h2r-ih2-ant- (Erwei-terung von h2r-iacuteh2- sbquowas einem Mann vergleichbar ist Mannsbildlsquo) Uumlνacuteρ m sbquoMann Menschlsquo lt h2nrr verbaut sein

82828282 Wenn man nun das in sect8 illustrierte Prinzip der Kombination zweier funktional aumlquiva-lenter Zugehoumlrigkeitssuffixe zu einem Suffixkonglomerat auch auf das genannte baltische Zugehoumlrigkeitssuffix -rna- (lit -pnas f -pnė lett -ēns f -ēne vgl oben sect665) anwendet das eine etymologische Entsprechung in lateinischen Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -ēnus (zB Adj Pīcēnus LN Pīcēnum lat pīcus sbquoSpechtlsquo lat -iēnus Abl von io-Staumlmmen zB aliēnus sbquozu einem anderen gehoumlriglsquo alius laniēna [taberna Varro] sbquoFleischerladenlsquo altlat lanius sbquoMetzgerlsquo [wie figlīna taberna sbquoToumlpferwerkstattlsquo figulus sbquoToumlpferlsquo) besitzt66 so kann deren Vorform -eh1-no- bzw -e-h1-no- (bei Ableitung von eo-Staumlmmen67) als Kombina-tion eines abstufenden Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1-h1 dessen unflektierte Form moumlgli-cherweise der urindogermanischen Instrumentalendung -eh1-h1 zugrundeliegt68 und dem Zugehoumlrigkeitssuffix -no- analysiert werden Eine spezialisierte Funktion des Konglome-rats -(e)h1-no- koumlnnte dann in dem sogenannten bdquoHerrschersuffixldquo69 -h1-no- der Bedeu-

64 Vgl Rix 195051237ff 65 Hiervon etymologisch zu trennen ist wohl das zur Bildung von Stoffadjektiven verwendete slavische Suf-

fix -ĕnъ (vgl Vondraacutek 1924I 528529) dass wohl an n-Staumlmmen erwachsen ist (vgl aksl kamĕnъ sbquosteinernlsquo russ kaacutemjanyj serb k`men urslav kaacutemen- m sbquoSteinlsquo aksl plamĕnъ serb pl`men sbquoflammendlsquo urslav plaacutemen- m sbquoFlammelsquo) und von dort als komplexes Suffix abgeloumlst ist (vgl aksl drĕvĕnъ sbquohoumllzernlsquo drĕvo sbquoHolzlsquo)

66 Rix 1972727728 weist darauf hin dass das Umbrische ein patronymisches Gentilnamensuffix -ēno- kennt das mit einem einzigen ndash allerdings durchsichtigen ndash Beispiel aus umbrischen Texten zu belegen ist Voisiener (Gen Sg Ve 236) zu Voisis lt -sos Der Typ ist auf lateinischen Inschriften aus Umbrien und aus den oumlstli-chen und suumldlichen Nachbargebieten der Pikenter Vestiner und Sabiner haumlufig Alfēnus (auch Hor sat 1 3 130+) Labiēnus (auch Sil 1034+) Nach Rix loc cit entspricht dieses patronymische Gentilnamensuffix des Umbrischen etymologisch dem Suffix des Ethnikons Picēnus zu lat pīcus und umbr peico (Akk) sbquoSpechtlsquo Nach Rix loc cit (vgl auch Mayrhofer 197732) gehoumlrt hierher auch das im Iranischen Patronymika bilden-de Suffix -āna- das sich auf -ēno- zuruumlckfuumlhren laumlszligt aav Haēca aspānā (Nom Sg f Yasna 553) zu Haēca aspa (Yasna 4615) Immerhin erwaumlgenswert ist die Frage ob das im Iranischen zur Bildung von Landschaftsnamen gaumlngige Suffix -āna- zB in av Vƽhrkāna- sbquoHyrkanienlsquo (in jav vƽhrkānōšaiiana- sbquodie Wohnung der Hyrkanier bildendlsquo V 111) vƽhrka- m sbquoWolflsquo (vgl auch mp gwlgrsquonyk gurgānīγ sbquozur Pro-vinz Gurgān gehoumlriglsquo np Gurgān gurg sbquoWolflsquo) nicht ebenfalls hier etymologisch anzuschlieszligen ist wenn-gleich das lange ā von -āna- (wie auch des patronymischen Suffixes -āna-) lautlich natuumlrlich mehrdeutig ist

67 Die akutierte Intonation in Faumlllen wie lit kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo ( kaacutelnas sbquoBerglsquo) kaimpnas sbquoNachbarlsquo ( kaiacutemas sbquo[Bauern-]Dorf Landlsquo) deren Ableitungsbasen thematische Staumlmme bilden zeigt wohl dass das Suffixkonglomerat -h1-no- mit Nullstufe der ersten Komponente an den e-stufigen Stamm der Ableitungsba-sis getreten ist Diese Bildungen folgen dann einer Regel dass flexions- und derivationsmorphologische Ele-mente die in die Nullstufe treten koumlnnen an thematische Staumlmme in nullstufiger Gestalt angefuumlgt werden (vgl -o-nt- -eacutent- -o-h1- -eacuteh1-) vgl Klingenschmitt 2005454

68 In diesem Fall koumlnnte die bdquoApertinentivldquo-Endung -ī lt -ih2 verglichen werden die als unflektierte Form des Zugehoumlrigkeitssuffixes -ih2- (ai v~k- f sbquoWoumllfinlsquo ai v~ka- m sbquoWolflsquo ai rath- m sbquoWagenlenkerlsquo raacutetha- m sbquoWagenlsquo etc) zu bestimmen waumlre (vgl etwa teacute1e Gen te1oacute- sbquodeinlsquo ai asmzkaplusmnm Gen asmzka- sbquoun-serlsquo) Klingenschmitt 2005318

69 Man vergleiche die maszliggeblichen Materialsammlungen von Meid 195657260ndash295 1ndash128 und Meid 1957 72ndash108 113ndash126 (vgl auch Krahe amp Meid 1969III 109110 Schaffner 1999[2002]187188)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 377

tung sbquoHerrGott uumlber das was das Grundwort zum Ausdruck bringtlsquo (eig sbquoder (als Herr Gott) dazu Gehoumlrigelsquo) in Bildungen mit Dehnung des praumlsuffixalen Vokals wie lat tribūnus sbquoVorsteher der tribuslsquo ( tribu-) Portūnus sbquoGott der Haumlfen und Durchgaumlngelsquo ( portu-) Neptūnus sbquoGott des feuchten Elementslsquo ( neptu-) Fortūna sbquoGoumlttin des Schicksals und Gluumlckslsquo ( fortu- verbaut in fortuītus sbquozufaumllliglsquo) lat Bellōna sbquoGoumlttin des Kriegeslsquo ( bello-) Annōna sbquoGoumlttin der Erntelsquo ( annus sbquoJahreserntelsquo) vorliegen70 neben denen Bildun-gen mit bdquoeinfachemldquo -no- ohne Dehnung des praumlsuffixalen Vokals wie in lat dominus sbquoHausherrlsquo lt domo-no-s ( domo-) gall Eponā sbquoGoumlttin der Pferdelsquo ( epo- sbquoPferdlsquo) gall Maponos sbquoGott der Soumlhnelsquo ( mapo- sbquoSohnlsquo) gall Nemetonā sbquoGoumlttin der (heiligen) Hainelsquo ( gall nemeton) gall Damonā sbquoGoumlttin der Ochsen bzw Hirschelsquo ( damo- vgl air dam sbquoOchse Hirschlsquo) anord Herjann (Beiname des Gottes Oacuteethinn) = kelt koronos (abrit VN Coriono-tōtae) = griech κοplusmnρανος sbquoHeerfuumlhrer Herrscherlsquo (poet seit Ho) lt koro-no-s sbquodslsquo ( uridg koro- sbquoHeerlsquo)71 urgerm thorne1đana-z m sbquoKoumlniglsquo (got thorniudans anord thornjoacuteethann ae thornēoden as thiodan) lt te1to-noacute-s sbquoVorsteher der thorne1đō der Volksgemeindelsquo ( urgerm thorne1đō- f sbquoVolklsquo got thorniuda ahd diota) stehen72

83838383 Die Richtigkeit der obigen morphologischen Analysen vorausgesetzt ergibt sich nun auch eine klare Analysemoumlglichkeit fuumlr das slavische Suffix -ěn- (bzw -jan- lt --ēn-) zur Bildung von Ethnika und Einwohnernamen Das slavische Suffix -ěn- kann dann als Kombination des abstufenden Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1- das als erste Komponente in -eh1-no- verbaut ist und der Nullstufe des individualisierenden n-Suffixes gedeutet wer-den Bei thematischen dh eo-staumlmmigen Grundwoumlrtern waumlre das Konglomerat in der nullstufigen Gestalt der ersten Komponente an den e-staumlmmigen Themavokal der Deriva-tionsbasis angefuumlgt worden73 (-e-h1-n-74 gegenuumlber zB --eacuteh1-n- bei i-staumlmmigen Grund-woumlrtern) zB urslav poljaacutene sbquoFeldbewohnerlsquo lt (Transponat) polh2eacute-h1-n-es urslav

70 Nussbaum 19981ndash11 postuliert fuumlr eine Vielzahl von einzelsprachlichen Sekundaumlrbildungen mit Laumlnge des praumlsuffixalen Vokals bdquodekasuativeldquo Ableitungen von Instrumentalen auf -V-h1- so zB in Bildungen wie lat Portūnus Bellōna die er als deinstrumentale possessive Bildungen mit einen Konglomerat -h1no- deutet Auch das Hoffmannsche Possessivsuffix ist nach Nussbaum 19989ndash11 (vgl zB auch Nikolaev 2010191) als deinstrumentale Bildung auf -h1-eon- zu analysieren zB av mąθrān- m sbquoSpruchkennerlsquo lt mentro-h1-on- mąθra- sbquoSpruchlsquo lt mentro- (Argumente gegen den Ansatz des Hoffmannschen Possessiv-suffixes mit Laryngal 3 als -h3on- bei Nussbaum 199810ndash11) Diese Analyse bietet nach Nussbaum 199811 den Vorteil dass der desubstantivische Typ auf -Hon- (av mąθrān-) und der deadjektivische Typ auf -eon- (av marƽtan-) letztendlich identisch seien Ich unterscheide mich in den Analysen von Nussbaum nur inso-fern als ich in dem morphologischen Element -eh1h1- nicht eine Kasusform sondern ein Suffix sehe dessen unflektierte Form moumlglicherweise dem uridg Instrumental auf -eh1h1- zugrundeliegt

71 Vgl hierzu die ausfuumlhrliche Besprechung bei Peters 1980170ndash171 72 Vgl zu den bisherigen Deutungen des Nebeneinanders von Bildungen mit und ohne Dehnung des praumlsuffixa-

len Vokals bei Bildungen mit dem bdquoHerrschersuffixldquo Schaffner 1999[2002]188 Fn 207 mit Literatur (vgl auch Stuumlber 20048ndash15)

73 Vgl zu dieser Regel Klingenschmitt 2005445 74 Es stellt sich die Frage ob nicht individualisierende Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -e-h1-n- als Zwischenstufe

der Wortbildung fuumlr die indoiranischen femininen Namen auf -ān-d (lt -e-h1-n-iacuteh2) zu thematischen mas-kulinen Eigennamen (insbesondere Goumltternamen) wie im Falle von ved Indrā- sbquoFrauGattin des Indralsquo GN Iacutendra- Varuān- sbquoFrauGattin des Varuethalsquo (daneben Ableitungen von Appellativen wie arayān- sbquoGoumlttin der Einoumldelsquo aacuteraya- sbquoWuumlste Wildnislsquo ūrjān- sbquoPersonifizierung der Kraftlsquo currenrj- sbquoKraftlsquo) av ahurānī- sbquogoumltt-liche Herrinlsquo ahura- sbquogoumlttlicher Herrlsquo mayeniiānī- sbquoFrau des Urmenschenlsquo (in Pahlavi-Uumlberlieferung) mayeniia- sbquoName des mythischen Urmenschenlsquo (vgl Stuumlber 200414) anzusetzen sind Freilich sind auch andere Erklaumlrungsmoumlglichkeiten denkbar (vgl zB Stuumlber 20041415 mit aumllterer Literatur)

378 Stefan Schaffner

poCje sbquoFeldlsquo n lt poacutelh2o-m Das individualisierende n-Suffix findet sich auch in Kombi-nation mit anderen Zugehoumlrigkeitssuffixen Haumlufig ist zB ein Suffix -io-n- (lt -ih2o-n-) in Bildungen wie gr (θεοOgrave) οmacrρανplusmnωνες sbquodie Himmlischen (Goumltter)lsquo ( οmacrρανoacuteς sbquoHimmellsquo) Κρονplusmnων sbquoKronide Sohn des Kronos (Zeus)lsquo lat lūdiō m sbquoSchauspielerlsquo = lūdius sbquodslsquo ( lūdus sbquoSpiel Schauspiellsquo) mūliō sbquoMaultiertreiberlsquo ( mūlus sbquoMaultierlsquo) got fiskja sbquoFi-scherlsquo ( fisks) kasja sbquoToumlpferlsquo ( kas) gallisch (latinisiert) Artiō sbquoGoumlttin der Baumlrenlsquo lt artion- ( keltisch arto-s sbquoBaumlrlsquo) altirisch Goibniu sbquoGott der Schmiedelsquo lt gobannion- ( altirisch gobae Gen gobann m sbquoSchmiedlsquo) etc75 Mit -io-n- vergleichbar ist in mittel-iranischen Sprachen ein Suffix -akān- (mp B-Phl -krsquon man-mp -grsquon -aγān sogd -krsquon -(a)kān) das auf Adjektiven der Zugehoumlrikeit mit Suffix -aka- beruht (vgl B-Phl mltrsquonk marδānaγ sbquomannhaft tapferlsquo lt martān-aka-) und substantivische Zugehoumlrigkeits-bildungen ableitet zB B-Phl wrsquozrsquolkrsquon man-mp wrsquocrsquorgrsquon wāzāraγān sbquoKaufmann Haumlnd-lerlsquo (np bāzārgān) lt wāzārakān- sbquoder zum Markt Gehoumlrigelsquo B-Phl wrsquocrsquol man-mp wrsquocrsquor wāzār sbquoMarktlsquo (np bāzār) man-sogd ptrkrsquon chr-sogd ptrqrsquon pitarkān sbquovom Va-ter stammendes Erbelsquo76 Auch das nur im Indoiranischen bezeugte Suffix -iacuten- (zB in ai aśviacuten- m sbquoRitterlsquo [ aacuteśva- m sbquoPferdlsquo] praśniacuten- m sbquoFragerlsquo [ praśnaacute- sbquoFragelsquo]) stellt wohl eine Kombination des Zugehoumlrigkeitssuffixes -i- und des individualisierenden n-Suffixes dar77 Das Nebeneinander von -eh1-no- (balt -rna- lat -ēnus) zu -eh1-n- bzw -e-h1-n- (slav -ěn-) verhaumllt sich morphologisch wie das Nebeneinander von -iacuteh2-no- (lat -īnus etc) zu -iacuteh2-n- gt griech -eacuteν- (griech Fortsetzer des V~k-Typs) zB griech γλωχeacuteWς -eacutentildeνος sbquoSpitzelsquo ( γλograveχες sbquoGrannenlsquo) UumlκτeacuteWς sbquoStrahllsquo ( ved aktuacute- sbquoNachtlsquo) δελφeacuteWς sbquoDelphinlsquo ( δελφAumlς sbquoGebaumlrmutterlsquo) Oacuteσmicroeacutentildeν- sbquoSchlachtlsquo ( ved yudhmaacute- sbquoKaumlmpferlsquo)78

84848484 Zumindest fuumlr eine Untermenge der slavischen Bildungen auf -ěn-e bzw -jan-e koumlnnte allerdings auch eine Alternativerklaumlrung in Betracht kommen die bei Vondraacutek (1924543) angedeutet ist Es koumlnnten Possessivbildungen mit oppositivem Akzent an de-ren e-stufigen betonten Themavokal das individualisierende n-Suffix getreten waumlre79 zu thematischen barytonen Grundwoumlrtern vorliegen So koumlnnte das morphologische Verhaumlltnis von urslav poljaacutene lt (Transponat) polh2rn-es sbquodie mit Feldern Versehenenlsquo zu seinem Grundwort urslav poCje sbquoFeldlsquo n lt poacutelh2o-m genau dem von av karapan- m sbquoRitual-priesterlsquo (Nom Pl karapanō Gen Pl karafnąm) lt uriran karpaacuten- lt kolpeacute-n- sbquoder mit dem Ritual Versehene der das Ritual Ausfuumlhrendelsquo zu seinem in ai kaacutelpa- m sbquoRituallsquo fort-gesetzem Grundwort koacutelpeo-80 oder dem von griech ξιφacuteν sbquoSchwerttraumlgerlsquo (ccedil φEcircρων ξplusmnφος Hsch) zu seinem Grundwort ξplusmnφος sbquoSchwertlsquo entsprechen wobei anzunehmen waumlre dass die e-Langstufe des Suffixes in polh2rn-es gt urslav poljaacutene wie im Griechischen (Nom -acuteν Gen -microν-ος) aus dem urspruumlnglichen Nom Sg auf -rn paradigmatisch verall-gemeinert worden waumlre (so Zubatyacute bei Vondraacutek 1924543) Allerdings ist fuumlr das Slavische

75 Vgl zu den Goumltternamen bzw Goumltterepitheta vor allem Stuumlber 20043ndash5 76 Vgl Schaffner 2005241ndash243 mit weiteren Beispielen 77 Vgl Klingenschmitt 2005349 78 Risch 197458 Schindler 197563 Balles 2008225 Innerhalb der griechischen Bildungen auf -īn- differen-

ziert Leukart 1980243 Fn 22 folgendermaszligen bdquo-īn- ist deutlich possessiv in δελφν- sbquo(Fisch) der Gebaumlrmut-ter hatlsquo lt -i-h3n- zu einem sbquoCalandrsquoschlsquo neben δελφAumlς stehenden aumllteren i-Stamm oder analogem Vorbild vgl auch Τρχν- sbquoSchroffes (= Felswaumlnde) habendlsquo (Ortsname) neben τρχAumlς Dagegen steht wahrscheinlich indi-vidualisierendes -(eo)n- in γλωχ--ν- sbquoSpitze (eines Gegenstandes)lsquo lt -ih2-n- dh formal parallel zu -ān- lt -ah2-n- semantisch aber wegen der anderen Bedeutung des Grundwortes (cf γλograveσσα) verschieden (hellip)ldquo

79 Vgl zu dieser Moumlglichkeit Peters 1980166 80 Vgl Mayrhofer 197735 Fn 158 und Schaffner 2005175176 (mit weiteren Parallelen)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 379

diese Annahme dewegen miszliglich weil gerade die n-staumlmmige Singularbildung fehlt die ja suppliert wird Zudem bringt ein Groszligteil der Bildungen auf -ěn-e bzw -jan-e seman-tisch eine Zugehoumlrigkeitsrelation zum Ausdruck In den Faumlllen mit komplexem Suffix -jan- dh in Ableitungen wo -j- nicht schon Bestandteil der Ableitungsbasis (wie in poljaacutene poCje) war wie in aksl graždan-e sbquoBuumlrgerlsquo lt gord-jan-e gradъ sbquoStadtlsquo lt gordъ oder aruss poločane Fln Polota koumlnnte -jan- nach dem in sect8 illustrierten Prin-zip der Mehrfachsuffigierung aus der Kombination des Zugehoumlrigkeitssuffixes -i- (in av zaraθuštri- sbquozu Zarathustra gehoumlrigldquo zaraθuštra-) und des Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1- wiederum um das nullstufige indiv n-Suffix erweitert erwachsen sein (dh -jaacutene lt --eacuteh1-n-es)

85858585 Wie ist nun das griechische Ethnikon-Suffix -νες (ion att -microνες) urgriech -ān-es hier etymologisch anzuschlieszligen Es ist nun voumlllig klar dass urgriech -ān- mit slavisch -ěn- lt vorurslav -ēn- lautlich nicht kompatibel ist Doch bestehen wie bereits oben unter sect73 dargelegt worden ist fuumlr die bezeugten griechischen Ethnika auf -ān-es etymologi-sche Anschlussmoumlglichkeiten an griechische oder auch im Griechischen moumlgliche Staumlmme auf -ā lt -ah2 insbesondere Ortsnamen oder Ortskollektiva mit Stamm auf -ā81 Das griechische Suffix duumlrfte demnach als Ableitung von Staumlmmen auf -ā bzw von zu thema-tischen Staumlmmen auf -eo- gehoumlrigen Ortskollektiva auf -a-h2- lt -e-h2- mittels der null-stufigen Form -h1-n- die im Slavischen in dieser Gestalt an die e-stufige Variante einfa-cher thematischer Staumlmme tritt oder der vollstufigen Form -eh1-n- die im Slavischen an Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -i- tritt (dh -jaacutene lt --eacuteh1-n-es) des die Zugehoumlrig- keit bezeichnenden Suffixkonglomerats zu deuten sein dh urgriech -ān-es lt -a-h2-(a)h1-n-82 (zB epirotisch AacuteρκτAcircνες sbquodie zur Baumlrengegend Gehoumlrigenlsquo [lt -a-h2-(a)h1-n-es] aacuterktā- sbquoBaumlrengegendlsquo [Ortskollektiv zu griech ETHρκτος sbquoBaumlrlsquo]) Die Wortbildungsbedeutung der slavischen Ethnika auf -ěn--jan- bzw der griechischen Eth-nika auf -ān-es kann lokal-adhaumlsiv als sbquogehoumlrt zu Xlsquo (oder ggf -originativ als sbquostammt ausvon Xlsquo) gefasst werden In etwa vergleichbar ist im roumlmischen Namensystem das Ne-beneinander von Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -io- und -ah2-io- zu urspruumlnglichen Indi-vidualnamen mit thematischem Stamm man vergleiche etwa lat Iuppiter Saturnius sbquoIuppi-ter Sohn des Saturnuslsquo und die aus urspruumlnglichen Patronymica entstandenen Gentilnamen wie Mārcius Mārcus Iūlius Iūlus usw Daneben stehen Gentilnamen auf -eius wie Pompeius aus pompao-s (lt -ah2-io- vgl oskisch puacutempaiians) eigentlich sbquoder zur Fa-milie des Pompus Gehoumlrigelsquo Ableitung von einem Kollektivum pompā- sbquoFamilie des Pomposlsquo (lt -a-h2) zu einem Individualnamen pompo-s (vgl lat Rōma lt rōmā- sbquo(Siedlung der) Familie des Rōmo-slsquo [vgl den Stadtnamen Pompeiī] Individualnamen rōmo-s Rōmulus lt Deminutivum rōme-lo- [vgl den etruskischen Gentilnamen rumelna lt rumele-na Ableitung von einem Individualnamen rumele])83 Man vergleiche auch lat

81 Vgl Leukart 1980245 bdquoDas Entscheidende ist also nicht ob die Grundwoumlrter griechisch sind sondern allein ob sie eine griech Kollektivableitung auf -ā erlauben zu der dann weiter ein Ethnikon auf -ānes trittldquo

82 Zirkumflex auf den Formen mit kurzvokalischer Endung (zB -oacuteνες ion att -microνες) ist auszligerdorisch als Neue-rung obligatorisch und beweist nicht ehemalige Vollstufe der ersten Komponente des Suffixes (Schwyzer 1953377 Leukart 1980242 Anm 18) Fuumlr eine Vollstufe der ersten Komponente des Suffixes im Falle der Ableitung von ah2-Staumlmmen koumlnnten aber moumlglicherweise doch adverbiell erstarrte Instrumentale wie griech κρυφmicro dor κρυφoacute sbquoheimlich verborgenlsquo (lt -ah2-ah1 lt -e-h2-eh1 vgl Klingenschmitt 2005303) sprechen wenn die urindogermanische Instrumentalendung -eh1 als unflektierte Form eines abstufenden Zugehoumlrig-keitssuffixes -eh1- das in den Konglomeraten -eh1-no- und -eh1-n- verbaut ist zu deuten ist

83 Vgl Klingenschmitt 2005301302

380 Stefan Schaffner

Petreius Gentilname lt petrao- sbquozur Familie des Petro-s gehoumlriglsquo petrā- sbquoFamilie des Petro-slsquo (vgl suumldpik petroh) falisk uoltaia Gentilname f lt 1oltao- sbquozur Familie des Uolto-s gehoumlriglsquo 1oltā- sbquoFamilie des Uolto-slsquo (Klingenschmitt 2005302)

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scher Grammatik Erster Band Allgemeiner Teil Lautlehre Wortbildung Flexion Muumlnchen Senn Alfred 1966 Handbuch der litauischen Sprache Band I Grammatik Heidelberg Slov žit RSFSR = Slovarrsquo nazvanij žitelej RSFSR Moskva 1964 Solmsen Felix 1909 Beitraumlge zur griechischen Wortforschung Straszligburg Steinhauer Hein 1973 Čakavian Studies The Hague Paris Stuumlber Karin 2004 bdquoIndividualisierendes -on- in Namen von Goumlttern und Goumlttinenldquo IJDL 11ndash17

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 383

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njanni z naholosom suč bilorusrsquo lit movy Kyiumlv Vondraacutek Wenzel 1924 Vergleichende Slavische Grammatik I Band Lautlehre und Stammbil-

dungslehre 2 Auflage Goumlttingen Węglarz Wiktor 1933 bdquoStaroczeski loc plur na -as w nazwach miejscowych na -anyldquo Slavia Occi-

dentalis 1234ndash41 Widmer Paul 2005 bdquoDer altindische V~k-Typus und hethitisch nakkı Der indogermanische Instru-

mental zwischen Syntax und Morphologieldquo Die Sprache 45190ndash208 mdashmdashmdash 2008 bdquoDrei griechische -ō1-Staumlmmeldquo In Chomolangma Demawend und Kasbek Fest-

schrift fuumlr Roland Bielmeier zum 65 Geburtstag hrsg von Brigitte Huber Marianne Volkart und Paul Widmer Halle (Saale) 615ndash630

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Stefan Schaffner Institut fuumlr Klassische Philologie Universitaumltsstr 31 D-93053 Regensburg stefanschaffnersprachlituni-regensburgde

Page 18: Das Nomen im Indogermanischen - FAU€¦ · Das Nomen im Indogermanischen Morphologie, Substantiv versus Adjektiv, Kollektivum Akten der Arbeitstagung der Indogermanischen Gesellschaft

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 371

Reihen die Zeuspriester ausgewaumlhlt wurden Sello- bzw Hello- ist das primaumlre und etymologisch unsichere Grundwort Egraveλλνες ist wohl eine Ableitung von ei-nem griechisch gebildeten Ortskollektiv Hellā- sbquoRegion der Helloilsquo zum moumlgli-cherweise ungriechischen Ethnikon Hello- (vgl dazu spaumlteres Κρacuteτ- zu ungriech Κρmicroτες)

g) aumltolisch ΕmacrρυτAcircνες Ableitung von Ehurutā- sbquoGegend mit gutflieszligenden Quellenlsquo (zu εYacuteρυτος sbquogutflieszligendlsquo [κρacuteνη E])

h) mittelgriech ΚεφαλλAcircνες Ableitung von einem Grundwort kephalā- ( gr κεφαλacute sbquoHaupt Kopf Oberstes Spitze Endelsquo) vgl den spaumlteren Inselnamen Κεφαλληνplusmnα

73737373 In diesem Zusammenhang ist auch kurz auf die griechischen Landschafts- und Ortsna-men auf -ānā wie Μυκszligν Μεσσszligν oder Aacuteθszligν47 einzugehen Es handelt sich um Orts-kollektiva auf -ā die von den Ethnika mit Stamm auf -ān- abgeleitet sind48 Fuumlr myk Sphagiān-ā sbquoRegion der Sphagiāneslsquo ergibt sich folgende Ableitungssequenz

mykenisch ON Sphagiā rarr Sphagiān-es rarr Sphagiān-ā sbquoRegion der Sphagiāneslsquo (vgl oben 7a)

Entsprechend koumlnnen fuumlr Μυκszligν Μεσσszligν die folgenden Ableitungssequenzen angesetzt werden

a) Mukā (etymologisch wohl zu microAumlκων σωρmς θηmicroAgraveν Hsch) rarr Mukān-es rarr Mukān-ā sbquoRegion der Mukāneslsquo (Μυκacuteνη)

b) Messā (homerisch ΜEcircσση in Lakonien etymologisch zu microEcircσσος sbquoin der Mitte gele-genlsquo) rarr Messān-es rarr Messān-ā sbquoRegion der Messāneslsquo (dor Μεσσszligν ionisch-attisch Μεσσacuteνη) wozu in einer weiteren Phase das spaumlter uumlbliche Ethnikon Μεσσaacuteνιος und der Regionsname Μεσσνplusmn gebildet wurden

77774444 In der Folge soll nun auf vier aumlltere Erklaumlrungsversuche des griechischen Suffi-xes -νες (ion att -microνες) myk -ānes lt urgriech -ān-es zur Bildung von Ethnika einge-gangen werden Da diese bisherigen Erklaumlrungsversuche mE nicht uumlberzeugen konnten seien sie hier kurz diskutiert und die wichtigsten Gegenargumente genannt

1 H Jacobsohn (1927283ff 193076ff) (vgl auch Chantraine 1968163 68) hatte angenommen dass die Bildungen auf -ν- alle aus -acircον- kontrahiert seinen Dieser Erklaumlrungsversuch laumlsst sich mit folgenden Gegenargumenten entkraumlften

a) das Nebeneinander von nordwestgriechisch-dorisch und arkadisch -ν- gegenuumlber ionisch-attisch -ηv- (zB Egraveλληνες) zeigt deutlich dass urgrie-chisch -ān- zugrundeliegt Denn -z(1)on- haumltte im Attischen -εAgraveν- er-geben und waumlre auszligerhalb des Ionisch-Attischen zu -ν- kontrahiert wor-den vgl κοινaacute(acirc)ων Gen -aacute(acirc)ονος49 (gebildet wie hom διδυmicroaacuteονε) gt dor usw κοινaacuteν m sbquoTeilnehmer Gesellschafterlsquo Pind Py 328 Inscr

47 Vgl hierzu Leukart 1980246 Fn 27 bdquoAacuteθacuteνη bzw -αι ist urspruumlnglich Ortsname und nicht Name der Goumlttin die folgerichtig bei Homer Aacuteθηναplusmnη heiszligt (att Aacuteθηναplusmnα kontrahiert zu AacuteθηνAcirc) Es ist deshalb sinnlos den Ortsnamen von demjenigen der Goumlttin herleiten zu wollen (so Frisk GEW und Chantraine DELG sv) Myk A-ta-na-po-ti-ni-ja ist als Athānās (Ortname im Gen) Potnia aufzufassen (vgl ebenso mit Gen da-pu2-ri-to-jo p u-po-jo p)ldquo

48 Vgl zum Folgenden Leukart 1980246 49 Vgl als Parallele ξυνaacute(acirc)ων Gen -szlig(acirc)ονος ( ξaumlνmς) gt ξυνszligων Pind Py 348 Aisch frg 996 (per coni)

ξυνaacuteν Pind Nem 527 ξυνacuteων Hes th 595 u 601 ξυνAgraveν Soph frg 970 ξυνωνplusmnη Archil 89

372 Stefan Schaffner

Schw 3624 [Lokris] 65621 [Tegea] vgl auch dor κοιννEcircω Schw 89g [Argos] 323 B 48 [Delphi] Foedus ap Thuk 5791 vgl auch κοιννplusmnα Pind Py 197) att κοινεAgraveν sbquodslsquo Eur Her 149 u 340 Xenophons κοινAgraveν Cyr p 7535 scheint eine Umsetzung von dor κοινaacuteν nach att κοινωνEcircω (mit lautgesetzlicher Entwicklung von -ǣ(1)on- gt att -ων- im Vorton) wozu att κοινωνmς nach einem Verhaumlltnis wie στρατηγEcircω στρατηγmς ruumlckgebildet wurde zu sein (Leumann 1993223224 Fn 20 Peters 1980254255 Fn 212)

b) das Mykenische hat mit Bildungen wie Pa-ki-ja-ne Sphagiānes und I-na-ne Inānes gezeigt dass bereits im Urgriechischen ein Bildetyp von Eth-nika auf urgriech -ān- (neben Bildungen auf -ā1on- lt -ah2-1on- vgl myk [PY] o-qa-wo-ne- hokwāaringon- sbquoMitglied des Gefolgeslsquo [vgl hom aeligπfrac34ων sbquoGefaumlhrtelsquo] myk [KN] I-ja-wo-ne Iāaringon- sbquoMann aus Iālsquo) exis-tiert hat

2 Nach Schwyzer (1953185 487) koumlnnten die vorwiegend im Nordwesten beheimate-ten Ethnika auf -ān- auf uridg -ēn- (dehnstufige Variante des indiv Suffixes -eon-) beruhen und zwar mit nordgriechisch-illyrischem Lautwandel ē gt ā (wegen albanisch o lt uridg ē wohl uumlber ā) Als Gegenargumente lassen sich anfuumlhren

a) die Verbreitung der Ethnika auf -ān-es auch im Suumldgriechischen (Myke-nischen Arkadischen) und die fruumlhe Bezeugung im Mykenischen spre-chen gegen die Herkunft aus einer (aus anderen Gruumlnden voumlllig hypotheti-schen) Vorstufe Nordgriechisch-Illyrisch

b) die Hypothese Schwyzers ist kaum zutreffend fuumlr die Ethnika auf -ānes mit deutlichen oder zumindest moumlglichen griechischen Derivationsbasen mit Stamm auf -ā

3 Nach Leukart (1980238ndash247) dem wir die letzte umfassende Behandlung des Suf-fixes -νες (ion-att -microνες) myk -ānes lt urgriech -ān-es zur Bildung von Ethni-ka verdanken ist das Suffix -ān- der Ethnika vergleichbar mit dem Suffix -ān- von urgriech ne1ān-50 Urgriech ne1ān- ist das Grundwort von griech νενplusmnς sbquojunger Mannlsquo sekundaumlr Adj sbquojugendlichlsquo (zuerst νεηνplusmnης Uumlνacuteρ Hom Od κ 278 ξ 524) νενικmς sbquojugendlichlsquo (Ar+) Deminutiv νενplusmnσκος sbquojunger Mannlsquo (Hdt+) man vgl auch die denominalen Verba νενιεAumlοmicroαι sbquowie ein jugendlicher Hitzkopf handelnlsquo (Ar+) mit νενplusmnευmicroα sbquojugendlich impulsive Handlunglsquo (Pl+) und νενικEcircω sbquojugendlich seinlsquo (Eup+) Femininum νεAcircνις νεmicroνις -ιδος (Il+ ep-poet) Ur-griech ne1ān- stellt nach Leukart (1980241242) eine Ableitung mit der tiefstufi-gen Form des charakterisierend-individualisierenden Suffixes -eon- von einem vor-urgriechischen vielleicht sogar uridg Stamm ne1ā- (bzw ne1ah2-) der als Kol-lektivbildung sbquoGesamtheit der jungen Leutelsquo bedeutete dar Zur Funktion des Suffi-xes aumluszligert sich Leukart (1980242 Anm 15) folgendermaszligen bdquoWegen der indivi-dualisierend-singulativischen Funktion von ne1ā-n- usw (hellip) empfiehlt es sich von -eon- mit der spezielleren Bedeutungsentwicklung sbquoderjenige aus der Gruppe xlsquo gt sbquoeiner aus helliplsquo auszugehenldquo Gegen diese Erklaumlrung Leukarts laumlsst sich als Ge-genargument anfuumlhren dass das Suffix -ān- der Ethnika funktional nicht verglichen werden kann da zwischen der Ableitungsbasis und den abgeleiteten Ethnika deut-lich eine Zugehoumlrigkeitsrelation zum Ausdruck gebracht wird (zB ΦοιτιAcircνες eig

50 Moumlglicherweise bezeugt in νεfrac34ν νEcircος sbquoJuumlnglinglsquo (A D Adv 1608 Suid sv νεAcircνις Eust 33515 EM) falls es nicht bloszliges Grammatikerrekonstrukt zu Erklaumlrung von νεAcircνις ist (Leukart 1980238)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 373

sbquodie zur Stadt Φοιτplusmnαι Gehoumlrigen Einwohner der Stadt Φοιτplusmnαιlsquo ∆υmicroAcircνες [Phylenna-me] eig sbquodie zur dumā-zum bdquoStammldquo Gehoumlrigenlsquo in der Bedeutung etwa von φυλEcircται sbquoStammesgenossenlsquo) und das individualisierende Suffix -eon- alleine den Ausdruck der Zugehoumlrigkeit nicht leistet51

4 Bei Balles (2008208) sind die griechischen Voumllkernamen auf -νες (ion att -microνες) urgriech -ān-es falsch unter die vorwiegend fuumlr gewisse dorische bzw nordwest-griechische Dialekte charakteristischen Sekundaumlrbildungen auf -acuteν Gen -microνος des Typs λεσχacuteν sbquoSchwaumltzerlsquo ( λEcircσχη sbquoOrt zum Liegen Plaudereilsquo) oder ξιφacuteν sbquoSchwerttraumlgerlsquo (ccedil φEcircρων ξplusmnφος Hsch)52 wozu auch die vor allem in Megara und Korinth bezeugten Personennamen wie Λυσacuteν Καλλacuteν Aacuteριστacuteν Νικacuteν etc (vgl Solmsen 1909116ff) zaumlhlen eingeordnet Diese Bildungen zeigen auch im dorisch-nordwestgriechischen Dialektgebiet die Suffixablautstufe -ην- lt urgriech -ēʛn- die mit dorisch-nordwestgriechisch -ν- lt urgriech -ān- der Ethnika lautlich nicht kompatibel ist

8888 In der Folge soll nun eine neue Erklaumlrungsmoumlglichkeit der Suffixe urgriech -ān-es und urslav -ěne bzw -jane zur Bildung von Ethnika und der baltischen Zugehoumlrigkeitsbil-dungen auf -rna- praumlsentiert werden Den Ausgangspunkt fuumlr diese neue Erklaumlrungsmoumlg-lichkeit bildet die Beobachtung dass im Urindogermanischen bzw in den Einzelsprachen Suffixkonglomerate zur Bezeichnung der Zugehoumlrigkeit aus der Kombination zweier funk-tional aumlquivalenter Zugehoumlrigkeitssuffixe bzw aus der Kombination zweier Bildemoumlglich-keiten zur Bezeichnung der Zugehoumlrigkeit entstanden sein koumlnnen Man vergleiche zum Beispiel

a) Zugehoumlrigkeitssuffix -iacuteh2-no- (lat -īnus gr -eacuteνος lit -yacutenas slav -iacutenъ germ -īna-53) Kombination aus dem V~k-Suffix -iacuteh2-

54 (vgl ai v~k- f sbquoWoumllfinlsquo ai

51 Diese Uumlberlegung mag vielleicht auch der Grund dafuumlr sein dass Nikolaev 2010191 als Grundlage von ur-griech ne1ān- eine auf dem Kollektivum ne1eh2- bdquoyouthldquo basierende Ableitung ne1eh2-h1(eo)n- bdquohaving youthldquo (gt Hsch νεfrac34ν νEcircος) mit dem Hoffmannschen Possessivsuffix postuliert Nikolaev 2010191 Fn 9 er-laumlutert weiter hierzu bdquoThe analysis here differs from the one originally proposed by Leukart only insofar as he glosses ne1eh2 as lsquoGesamtheit der jungen Leutersquo and operates with an individualizing -n-suffix while I use Hoffmannrsquos possessive suffix -h1(eo)n- insteadldquo

52 Vgl zu diesem Typ auch Peters 1980169 53 ZB lat equīnus sbquozum Pferd gehoumlriglsquo equus sbquoPferdlsquo gr ecircκεανναι sbquoOkeanostoumlchterlsquo lit kaimyacutenas sbquoNach-

barlsquo kaiacutemas sbquoDorflsquo aksl sestrinъ sbquozur Schwester gehoumlriglsquo ahd fingirīn sbquoFingerringlsquo 54 Die Bestimmung des Laryngals des V~k-Suffixes als h2 ergibt sich mE aus der Analyse von gr

Uumlνδριfrac34ς -frac34ντος sbquoStandbild Statuelsquo als h2rih2-aacutent- (vgl zur Bildung auch toch B iko Pl ikonta sbquoSchrittlsquo lt sekās lt sekah2-t-s oder -ant-s [ B sik- sbquoschreitenlsquo lt sik-]) das als Erweiterung mit einem die Bedeu-tung des Grundwortes nur gering modifizierenden abstufenden Suffix ----ent-----nt- (in Faumlllen wie heth irmala-nt- sbquokranklsquo irmala- sbquodslsquo weitere Beispiele unter sect81) einer V~k-Bildung h2r-iacuteh2- sbquowas einem Mann ver-gleichbar ist Bild eines Manneslsquo gedeutet werden kann (Klingenschmitt 2005423 Anm 142) Die Bildungen auf -iacuteh2- des V~k-Typs haben naumlmlich unter anderem die Funktion etwas zu bezeichnen was in seiner Be-schaffenheit an den durch das Grundwort bezeichneten Begriff erinnert (vgl AiGII2384 Klingenschmitt 2005344) vgl zum Beispiel ai ā-v Du sbquoHodenlsquo āaacute- n sbquoEilsquo Du sbquoHodenlsquo lat saniēs sbquoverdorbenes Blut Wundjauchelsquo lt h1sh2an-ih2- sbquoBlutaumlhnlicheslsquo ( heth ešar gr eumlαρ ai aacutes~-k n sbquoBlutlsquo lt uridg h1eacutesh2~ Gen h1sh2aacuten-s) aisl myacuterr f Sumpf Schlammlsquo lt urnord me1Ri+R lt urgerm me1zī lt me1siacuteh2- sbquowas ei-nem Moor aumlhneltlsquo ae mēos m n sbquoMoor Schlammlsquo ahd mios m n sbquodslsquo lt meacute1so- Nur der Ansatz mit h2 erklaumlrt mE auch die Tatsache dass bestimmte Staumlmme des V~k-Typs im Baltischen bzw Litauischen zu Staumlmmen mit Nom Sg -ijagrave und Akk -iją umgebildet sind vgl zB urslav oldi Gen ldiję sbquoSchifflsquo (skr štok lađa čak [Vrgada] ldegatildeđa slov laacutedja nruss ladjaacute aruss lodja) lt alds Gen aldiās (aumllter -i-as

374 Stefan Schaffner

v~ka- m sbquoWolflsquo ai rath- m sbquoWagenlenkerlsquo raacutetha- m sbquoWagenlsquo urslav sǫdi m sbquoRichterlsquo lt som-dhh1-iacuteh2- urslav sǫdъ m sbquoGerichtlsquo lt som-dhh1-oacute-) und dem Suffix -no- (vgl zB lat Romā-nus sbquoRoumlmerlsquo Roma lat paternus sbquozum Vater gehoumlriglsquo maternus sbquozur Mutter gehoumlriglsquo lat fānum sbquoHeiligtumlsquo lt fasnom lt dhƽ1s-no-m sbquozu einer religioumlsen Feier gehoumlriglsquo)

b) av āhuiri- sbquozum ahura- gehoumlriglsquo ( ahura- sbquoHerrlsquo) Kombination aus Vigraveddhi55 plus Zugehoumlrigkeitssuffix -i- (ohne Vigraveddhi av zaraθuštri- sbquozu Zarathustra gehoumlriglsquo zaraθuštra-)

c) uridg te1-oacute- sbquozu dir gehoumlriglsquo (griech hom dor τεacircmς lat tuus) tū sbquodulsquo de1-oacute- sbquoHimmlischer Gottlsquo (ai devaacute- lat deus dīvus lit diẽvas etc) de1-di1- sbquoHim-mellsquo Kombination aus Vigraveddhi51 plus Zugehoumlrigkeitssuffix -o-56 (vgl ohne Vigraveddhi t1-oacute- sbquozu dir gehoumlriglsquo gt griech ion att σmς av θβ)

d) Suffix -io- (vgl zB lat patrius griech πfrac34τριος sbquozum Vater gehoumlriglsquo) lt -ih2-o- Kombination aus den beiden Zugehoumlrigkeitssuffixen -ih2- und -o-57

lt -ih2-as) lit aldijagrave Akk aCdiją sbquoEinbaum Kahnlsquo (nach dem Wandel von -ia- zu ē eingetretene) Umbil-dung von ald-s Gen aldi-as lt aoldh-iacuteh2- sbquoTrogaumlhnlicheslsquo urgerm alđōn- sbquoTroglsquo (nnorw dial olda f sbquogroszliger Troglsquo nschwed aringlla f sbquoBottichlsquo) lt aoldhā-n- (vgl Klingenschmitt 2005344) Zugunsten von h1 des V~k-Suffixes argumentiert Widmer 2005190ff worauf hier im Einzelnen aber nicht eingegangen werden kann

55 Vgl zB ahd swāgur m sbquoSchwagerlsquo lt urgerm s1ēDžura-z lt s1ē0uroacute-s sbquoder zum Schwiegervater (als Sohn) Gehoumlrigelsquo uridg s1eacute0uro-s sbquoSchwiegervaterlsquo (ai śvaacuteśura- gr Uacuteκυρmς lat socer ahd swehur ae sweor etc) Vgl zur Vigraveddhi-Ableitung insgesamt Darms 1978 Jochem Schindler (bei Balles 2006286ff Fn 473 und Widmer 2008618) leitet die Vigraveddhi-Ableitung aus einer Lokativhypostase von endungslosen dehnstufi-gen Lokativen von Wurzelnomina her wobei als Operator fuumlr die Bildung des abgeleiteten Stammes dasselbe Suffix -eo- dient das auch bei Hypostasen von i-Lokativen auftritt (zB uridg h2ant-i+eacuteoacute- sbquoauf der Vor-derseite gegenuumlber befindlichlsquo [gt gr Uumlντplusmnος sbquogegenuumlberstehend entgegengesetztlsquo substantiviert urgerm andia- m n sbquoEnde Rand Grenzelsquo] uridg h2ant-i Lok sbquoauf der Vorderseite gegenuumlberlsquo) Auf einer Loka-tivhypostase uridg pēd-oacute- sbquoam Fuszlig befindlich zum Fuszlig gehoumlriglsquo ( prdplusmni sbquoam Fuszliglsquo) beruhen nun einerseits lit pėdagrave f (3) sbquoFuszligsohle Fuszligspurlsquo = lett pecircda f sbquoFuszligsohlelsquo (lit dial auch ppdas m (3) sbquoFuszligsohlelsquo) und an-dererseits wohl auch griech πηδmν n sbquoRuderblattlsquo (Od+ benannt nach der flachen Form und der Befindlich-keit unten am Ruder FriskII527) dessen urspruumlngliche Bedeutung noch von dem abgeleiteten Verbum πηδfrac34ω sbquospringen huumlpfenlsquo (Il+) vorausgesetzt sein koumlnnte (zur Deutung von lit pėdagrave f (3) sbquoFuszligsohle Fuszlig-spurlsquo = lett pecircda f sbquoFuszligsohlelsquo als einer Vigraveddhi-Ableitung zu ped- sbquoFuszliglsquo vgl Griepentrog 1995163 Larsson 2003245 Anm 15 NIL537 Fn 64) Aus dem prototypischen Nebeneinander von pēd-oacute- sbquoam Fuszlig befindlich zum Fuszlig gehoumlriglsquo ( prd sbquoam Fuszliglsquo) und peacuted- sbquoFuszliglsquo auf das pēd-oacute- sekundaumlr als Ableitung bezogen werden konnte haumltte nun die Regel abstrahiert werden koumlnnen dass bei dieser spezifischen Ableitung das Derivat ge-genuumlber der Derivationsbasis Erhoumlhung des Wurzelablauts um eine Stufe (ē e danach analogisch ō o und e ) und zwar nach dem ersten konsonantischen Wurzelradikal zeigt und das Derivat gegenuumlber der Deriva-tionsbasis oppositiven Akzent aufweist Fuumlr den Ansatz eines Lok Sg prd(plusmni) spricht der Lok Pl prt-su lt prd-su in air iacutes kymr is untenlsquo lt īssu (vgl auch altalb [Buzuku] peumlr posh alb dial peumlrpoacutesh sbquounten hin-unter herunterlsquo lt pēd-si) Mit dem Ansatz eines Lokativ Singular prdplusmni ergaumlbe sich ein weiteres Beispiel fuumlr eine Regel dass bei athematischen Staumlmmen die Ablautstufe des Lokativ Singular gegenuumlber der Ablaut-stufe des paradigmatisch zugeordneten Genitiv Singular jeweils um einen Grad erhoumlht ist (vgl Klingenschmitt 2005319 Fn 30ndash32) Die Regel laumlszligt sich erschlieszligen aus Paradigmen wie Sg Nom dr1-s Gen di1-eacutes Lok deacute1plusmni Sg Nom meacutenti-s Gen mteacute-s Lok mtrplusmni Sg Nom h1noacuteh3m Gen h1h3meacuten-s Lok h1h3mrnplusmni

56 Vgl auch Schaffner 2004490 Fn 15 mit Literatur 57 Fuumlr eine Untermenge der Bildungen auf -ieo- kommt sicherlich auch eine Herleitung aus Hypostasen von

i-Lokativen in Betracht (Widmer 2008617 Balles 1997161ff Nussbaum 1986243) zB uridg h2ant-i+eacuteoacute- sbquoauf der Vorderseite gegenuumlber befindlichlsquo (gt gr Uumlντplusmnος sbquogegenuumlberstehend entgegengesetztlsquo

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 375

81818181 Auch bei Suffixkonglomeraten anderer Funktion besteht die Moumlglichkeit dass diese durch Kombination zweier funktional aumlquivalenter Suffixe enstanden sind man vergleiche zB das im Lateinischen bei Substantiven der 3 bis 5 Deklination verwendete Deminutiv-suffix -culus -a -um (zB homuculus sororcula aedicula vasculum etc) lt -ke-lo- das durch die Kombination eines Deminutivsuffixes -keo- (zB ai rāja-kaacute- sbquoKoumlnigleinlsquo rzjan- sbquoKoumlniglsquo ai pit~-kaacute- sbquoVaumlterchenlsquo pitaacuter- sbquoVaterlsquo aisl bolungr sbquojunger Stierlsquo lt --koacute- boli m n-St sbquoStierlsquo) und eines Deminutivsuffixes -lo- (lat -ulus lt -e-lo- got magula sbquoKnaumlbleinlsquo magus) hervorgegangen ist Im diesem Zusammenhang sei kurz darauf verwiesen dass das slavische Suffix -ęt- zur Bezeichnung von jungen Lebewesen vorwie-gend von Tierjungen (BraumluerIII80ndash99) aus der Kombination zweier individualisierend-charakterisierender Suffixe -en- und -et- entstanden sein kann zB urslav posęt- n sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ( uridg poacuter0oe- sbquodslsquo [lit pašas (2) ahd far(a)h ae fearh lat porcus mir orc]) urslav moCdęt- n sbquoJungeslsquo lt moacutelde-n-t- ( urslav moCdъ sbquojunglsquo lt moacuteldho-)58 auszligerhalb des Slavischen vielleicht auch arm ayceamn sbquoGazellelsquo lt h2ai-(hx)-t- ayc (i) sbquoZiegelsquo lt h2ai-59 Man vergleiche zum individualisierenden Suf-fix -eon- etwa Beispiele wie lat Catō -ōnis sbquoSchlaumlulinglsquo catus sbquoschlau verschlagenlsquo griech στρfrac34βων sbquoSchielerlsquo στραβmς sbquoschielendlsquo got liuta -ins sbquoHeuchlerlsquo liuts sbquoheu-chelndlsquo etc60 zum indiv Suffix -eot- etwa ai haacuteri-t- n sbquogelbe Farbelsquo (in haacuterit-vant- sbquogoldgelblsquo) lt heacutelh3i-t- n sbquodas Gelbelsquo ai haacuteri- sbquofahl gelblichlsquo jav zairi- sbquogelblsquo lt heacutelh3i- uridg meacuteli-t- n sbquoHoniglsquo (gr microEcircλιτ- got milithorn etc) eig sbquoGelbeslsquo ( urkelt meli-no- sbquogelblsquo in mkymr melyn) uridg (h13)aacutelbi-t- n sbquoWeiszligeslsquo (gr ETHλφι n Pl ETHλφιτα sbquoGerstenmehllsquo alb elb sbquoGerstelsquo)61 und griechische und lateinische Bildungen wie gr γυmicroνacuteς γυmicroνacuteτ- sbquoLeichtbewaffneter Infanteristlsquo ( γυmicroνmς sbquonackt unbekleidetlsquo) gr UumlργEcircτ- Uumlργacuteτ- sbquoglaumlnzend strahlend schimmerndlsquo ( Uumlργmς sbquodslsquo) lat stīpes stīpit- sbquoZweig Stocklsquo ( stepo- sbquostarr steiflsquo gt urgerm stīfa- gt ae mhd stīf)62 Eine Analyse des slavischen Suf-fixes -ęt- n als -(e)n- + -t- ergibt sich vom Material des Slavischen aus schon alleine dadurch dass die Bildungen auf -ęt- in deutlicher Beziehung zu Ableitungen von n-Staumlm-men gleicher Bedeutung stehen (vgl zB russ ksl mladę n sbquoKind Knabelsquo [vgl auch slo-vak mlaacutedrsquoa n sbquojunges Tierlsquo] lt urslav moCdęt- n sbquoJungeslsquo aksl mladen-c mladěn-c sbquodslsquo [vgl apreuszlig Elb Voc 189 kint maldenikis] russ dialekt moacuteloden sbquojunger Mannlsquo lt urslav moCden- [Ableitung mittels des indiv n-Suffixes von urslav moCdъ Adj sbquojunglsquo gt aksl mladъ russ moacutelodъ]) und die Bildungen auf -ęt- in den Einzelsprachen zum Teil im Singular (vgl russ Sg teleumlnok sbquoKalblsquo Pl teljaacuteta) oder im Plural (ačech haumlufig Pl -enci lt -en-ci Sg -ě lt -ę zB Pl kuřenci Sg kuřě sbquoHuhnlsquo) durch Ableitungen von n-Staumlm-men suppliert werden (vgl auch apreuszlig smunents sbquoMenschlsquo neben smūnen-isks sbquomensch-lichlsquo)63 Die Produktivitaumlt dieses Typs im Slavischen mit dieser spezifischen semantischen Funktion ist wohl von prototypischen Bildungen wie urslavisch posęt- n sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ausgegangen dessen Grundwort poacuter0eo- dieselbe Bedeutung hat Das Suffix-konglomerat -en-t--n-t- duumlrfte in rein bdquoaugmentativerldquo Funktion wie in urslav posęt- n

substantiviert urgerm andia- m n sbquoEnde Rand Grenzelsquo) uridg h2ant-i Lok sbquoauf der Vorderseite gegen-uumlberlsquo

58 Vgl Schaffner 2001209ndash211 59 Klingenschmitt 19822526 Fn 19 60 Vgl Krahe amp Meid 1969III 92 Schaffner 2001526ndash529 61 Vgl Schaffner 2001211 Fn 200 Zu einer Analyse dieser Bildungen als t-Instrumentale Pinault 198032

Widmer 2005197 62 Nussbaum 20044 63 BraumluerIII81 Schaffner 2001209210

376 Stefan Schaffner

sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ( uridg poacuter0oe- sbquodslsquo) wohl auch im lat Ethnikon Pīcentes sbquodie (jungen) Spechtelsquo ( lat pīcus umbr peico sbquoSpechtlsquo) neben dem Adjektiv Pīcēnus LN Pīcēnum64 in apreuszlig smunents sbquoMenschlsquo (neben smūnen-isks sbquomenschlichlsquo) und wohl auch in griech Uumlνδριfrac34ς -frac34ντος m sbquoMenschenbild Bildsaumlule Standbildlsquo lt h2r-ih2-ant- (Erwei-terung von h2r-iacuteh2- sbquowas einem Mann vergleichbar ist Mannsbildlsquo) Uumlνacuteρ m sbquoMann Menschlsquo lt h2nrr verbaut sein

82828282 Wenn man nun das in sect8 illustrierte Prinzip der Kombination zweier funktional aumlquiva-lenter Zugehoumlrigkeitssuffixe zu einem Suffixkonglomerat auch auf das genannte baltische Zugehoumlrigkeitssuffix -rna- (lit -pnas f -pnė lett -ēns f -ēne vgl oben sect665) anwendet das eine etymologische Entsprechung in lateinischen Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -ēnus (zB Adj Pīcēnus LN Pīcēnum lat pīcus sbquoSpechtlsquo lat -iēnus Abl von io-Staumlmmen zB aliēnus sbquozu einem anderen gehoumlriglsquo alius laniēna [taberna Varro] sbquoFleischerladenlsquo altlat lanius sbquoMetzgerlsquo [wie figlīna taberna sbquoToumlpferwerkstattlsquo figulus sbquoToumlpferlsquo) besitzt66 so kann deren Vorform -eh1-no- bzw -e-h1-no- (bei Ableitung von eo-Staumlmmen67) als Kombina-tion eines abstufenden Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1-h1 dessen unflektierte Form moumlgli-cherweise der urindogermanischen Instrumentalendung -eh1-h1 zugrundeliegt68 und dem Zugehoumlrigkeitssuffix -no- analysiert werden Eine spezialisierte Funktion des Konglome-rats -(e)h1-no- koumlnnte dann in dem sogenannten bdquoHerrschersuffixldquo69 -h1-no- der Bedeu-

64 Vgl Rix 195051237ff 65 Hiervon etymologisch zu trennen ist wohl das zur Bildung von Stoffadjektiven verwendete slavische Suf-

fix -ĕnъ (vgl Vondraacutek 1924I 528529) dass wohl an n-Staumlmmen erwachsen ist (vgl aksl kamĕnъ sbquosteinernlsquo russ kaacutemjanyj serb k`men urslav kaacutemen- m sbquoSteinlsquo aksl plamĕnъ serb pl`men sbquoflammendlsquo urslav plaacutemen- m sbquoFlammelsquo) und von dort als komplexes Suffix abgeloumlst ist (vgl aksl drĕvĕnъ sbquohoumllzernlsquo drĕvo sbquoHolzlsquo)

66 Rix 1972727728 weist darauf hin dass das Umbrische ein patronymisches Gentilnamensuffix -ēno- kennt das mit einem einzigen ndash allerdings durchsichtigen ndash Beispiel aus umbrischen Texten zu belegen ist Voisiener (Gen Sg Ve 236) zu Voisis lt -sos Der Typ ist auf lateinischen Inschriften aus Umbrien und aus den oumlstli-chen und suumldlichen Nachbargebieten der Pikenter Vestiner und Sabiner haumlufig Alfēnus (auch Hor sat 1 3 130+) Labiēnus (auch Sil 1034+) Nach Rix loc cit entspricht dieses patronymische Gentilnamensuffix des Umbrischen etymologisch dem Suffix des Ethnikons Picēnus zu lat pīcus und umbr peico (Akk) sbquoSpechtlsquo Nach Rix loc cit (vgl auch Mayrhofer 197732) gehoumlrt hierher auch das im Iranischen Patronymika bilden-de Suffix -āna- das sich auf -ēno- zuruumlckfuumlhren laumlszligt aav Haēca aspānā (Nom Sg f Yasna 553) zu Haēca aspa (Yasna 4615) Immerhin erwaumlgenswert ist die Frage ob das im Iranischen zur Bildung von Landschaftsnamen gaumlngige Suffix -āna- zB in av Vƽhrkāna- sbquoHyrkanienlsquo (in jav vƽhrkānōšaiiana- sbquodie Wohnung der Hyrkanier bildendlsquo V 111) vƽhrka- m sbquoWolflsquo (vgl auch mp gwlgrsquonyk gurgānīγ sbquozur Pro-vinz Gurgān gehoumlriglsquo np Gurgān gurg sbquoWolflsquo) nicht ebenfalls hier etymologisch anzuschlieszligen ist wenn-gleich das lange ā von -āna- (wie auch des patronymischen Suffixes -āna-) lautlich natuumlrlich mehrdeutig ist

67 Die akutierte Intonation in Faumlllen wie lit kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo ( kaacutelnas sbquoBerglsquo) kaimpnas sbquoNachbarlsquo ( kaiacutemas sbquo[Bauern-]Dorf Landlsquo) deren Ableitungsbasen thematische Staumlmme bilden zeigt wohl dass das Suffixkonglomerat -h1-no- mit Nullstufe der ersten Komponente an den e-stufigen Stamm der Ableitungsba-sis getreten ist Diese Bildungen folgen dann einer Regel dass flexions- und derivationsmorphologische Ele-mente die in die Nullstufe treten koumlnnen an thematische Staumlmme in nullstufiger Gestalt angefuumlgt werden (vgl -o-nt- -eacutent- -o-h1- -eacuteh1-) vgl Klingenschmitt 2005454

68 In diesem Fall koumlnnte die bdquoApertinentivldquo-Endung -ī lt -ih2 verglichen werden die als unflektierte Form des Zugehoumlrigkeitssuffixes -ih2- (ai v~k- f sbquoWoumllfinlsquo ai v~ka- m sbquoWolflsquo ai rath- m sbquoWagenlenkerlsquo raacutetha- m sbquoWagenlsquo etc) zu bestimmen waumlre (vgl etwa teacute1e Gen te1oacute- sbquodeinlsquo ai asmzkaplusmnm Gen asmzka- sbquoun-serlsquo) Klingenschmitt 2005318

69 Man vergleiche die maszliggeblichen Materialsammlungen von Meid 195657260ndash295 1ndash128 und Meid 1957 72ndash108 113ndash126 (vgl auch Krahe amp Meid 1969III 109110 Schaffner 1999[2002]187188)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 377

tung sbquoHerrGott uumlber das was das Grundwort zum Ausdruck bringtlsquo (eig sbquoder (als Herr Gott) dazu Gehoumlrigelsquo) in Bildungen mit Dehnung des praumlsuffixalen Vokals wie lat tribūnus sbquoVorsteher der tribuslsquo ( tribu-) Portūnus sbquoGott der Haumlfen und Durchgaumlngelsquo ( portu-) Neptūnus sbquoGott des feuchten Elementslsquo ( neptu-) Fortūna sbquoGoumlttin des Schicksals und Gluumlckslsquo ( fortu- verbaut in fortuītus sbquozufaumllliglsquo) lat Bellōna sbquoGoumlttin des Kriegeslsquo ( bello-) Annōna sbquoGoumlttin der Erntelsquo ( annus sbquoJahreserntelsquo) vorliegen70 neben denen Bildun-gen mit bdquoeinfachemldquo -no- ohne Dehnung des praumlsuffixalen Vokals wie in lat dominus sbquoHausherrlsquo lt domo-no-s ( domo-) gall Eponā sbquoGoumlttin der Pferdelsquo ( epo- sbquoPferdlsquo) gall Maponos sbquoGott der Soumlhnelsquo ( mapo- sbquoSohnlsquo) gall Nemetonā sbquoGoumlttin der (heiligen) Hainelsquo ( gall nemeton) gall Damonā sbquoGoumlttin der Ochsen bzw Hirschelsquo ( damo- vgl air dam sbquoOchse Hirschlsquo) anord Herjann (Beiname des Gottes Oacuteethinn) = kelt koronos (abrit VN Coriono-tōtae) = griech κοplusmnρανος sbquoHeerfuumlhrer Herrscherlsquo (poet seit Ho) lt koro-no-s sbquodslsquo ( uridg koro- sbquoHeerlsquo)71 urgerm thorne1đana-z m sbquoKoumlniglsquo (got thorniudans anord thornjoacuteethann ae thornēoden as thiodan) lt te1to-noacute-s sbquoVorsteher der thorne1đō der Volksgemeindelsquo ( urgerm thorne1đō- f sbquoVolklsquo got thorniuda ahd diota) stehen72

83838383 Die Richtigkeit der obigen morphologischen Analysen vorausgesetzt ergibt sich nun auch eine klare Analysemoumlglichkeit fuumlr das slavische Suffix -ěn- (bzw -jan- lt --ēn-) zur Bildung von Ethnika und Einwohnernamen Das slavische Suffix -ěn- kann dann als Kombination des abstufenden Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1- das als erste Komponente in -eh1-no- verbaut ist und der Nullstufe des individualisierenden n-Suffixes gedeutet wer-den Bei thematischen dh eo-staumlmmigen Grundwoumlrtern waumlre das Konglomerat in der nullstufigen Gestalt der ersten Komponente an den e-staumlmmigen Themavokal der Deriva-tionsbasis angefuumlgt worden73 (-e-h1-n-74 gegenuumlber zB --eacuteh1-n- bei i-staumlmmigen Grund-woumlrtern) zB urslav poljaacutene sbquoFeldbewohnerlsquo lt (Transponat) polh2eacute-h1-n-es urslav

70 Nussbaum 19981ndash11 postuliert fuumlr eine Vielzahl von einzelsprachlichen Sekundaumlrbildungen mit Laumlnge des praumlsuffixalen Vokals bdquodekasuativeldquo Ableitungen von Instrumentalen auf -V-h1- so zB in Bildungen wie lat Portūnus Bellōna die er als deinstrumentale possessive Bildungen mit einen Konglomerat -h1no- deutet Auch das Hoffmannsche Possessivsuffix ist nach Nussbaum 19989ndash11 (vgl zB auch Nikolaev 2010191) als deinstrumentale Bildung auf -h1-eon- zu analysieren zB av mąθrān- m sbquoSpruchkennerlsquo lt mentro-h1-on- mąθra- sbquoSpruchlsquo lt mentro- (Argumente gegen den Ansatz des Hoffmannschen Possessiv-suffixes mit Laryngal 3 als -h3on- bei Nussbaum 199810ndash11) Diese Analyse bietet nach Nussbaum 199811 den Vorteil dass der desubstantivische Typ auf -Hon- (av mąθrān-) und der deadjektivische Typ auf -eon- (av marƽtan-) letztendlich identisch seien Ich unterscheide mich in den Analysen von Nussbaum nur inso-fern als ich in dem morphologischen Element -eh1h1- nicht eine Kasusform sondern ein Suffix sehe dessen unflektierte Form moumlglicherweise dem uridg Instrumental auf -eh1h1- zugrundeliegt

71 Vgl hierzu die ausfuumlhrliche Besprechung bei Peters 1980170ndash171 72 Vgl zu den bisherigen Deutungen des Nebeneinanders von Bildungen mit und ohne Dehnung des praumlsuffixa-

len Vokals bei Bildungen mit dem bdquoHerrschersuffixldquo Schaffner 1999[2002]188 Fn 207 mit Literatur (vgl auch Stuumlber 20048ndash15)

73 Vgl zu dieser Regel Klingenschmitt 2005445 74 Es stellt sich die Frage ob nicht individualisierende Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -e-h1-n- als Zwischenstufe

der Wortbildung fuumlr die indoiranischen femininen Namen auf -ān-d (lt -e-h1-n-iacuteh2) zu thematischen mas-kulinen Eigennamen (insbesondere Goumltternamen) wie im Falle von ved Indrā- sbquoFrauGattin des Indralsquo GN Iacutendra- Varuān- sbquoFrauGattin des Varuethalsquo (daneben Ableitungen von Appellativen wie arayān- sbquoGoumlttin der Einoumldelsquo aacuteraya- sbquoWuumlste Wildnislsquo ūrjān- sbquoPersonifizierung der Kraftlsquo currenrj- sbquoKraftlsquo) av ahurānī- sbquogoumltt-liche Herrinlsquo ahura- sbquogoumlttlicher Herrlsquo mayeniiānī- sbquoFrau des Urmenschenlsquo (in Pahlavi-Uumlberlieferung) mayeniia- sbquoName des mythischen Urmenschenlsquo (vgl Stuumlber 200414) anzusetzen sind Freilich sind auch andere Erklaumlrungsmoumlglichkeiten denkbar (vgl zB Stuumlber 20041415 mit aumllterer Literatur)

378 Stefan Schaffner

poCje sbquoFeldlsquo n lt poacutelh2o-m Das individualisierende n-Suffix findet sich auch in Kombi-nation mit anderen Zugehoumlrigkeitssuffixen Haumlufig ist zB ein Suffix -io-n- (lt -ih2o-n-) in Bildungen wie gr (θεοOgrave) οmacrρανplusmnωνες sbquodie Himmlischen (Goumltter)lsquo ( οmacrρανoacuteς sbquoHimmellsquo) Κρονplusmnων sbquoKronide Sohn des Kronos (Zeus)lsquo lat lūdiō m sbquoSchauspielerlsquo = lūdius sbquodslsquo ( lūdus sbquoSpiel Schauspiellsquo) mūliō sbquoMaultiertreiberlsquo ( mūlus sbquoMaultierlsquo) got fiskja sbquoFi-scherlsquo ( fisks) kasja sbquoToumlpferlsquo ( kas) gallisch (latinisiert) Artiō sbquoGoumlttin der Baumlrenlsquo lt artion- ( keltisch arto-s sbquoBaumlrlsquo) altirisch Goibniu sbquoGott der Schmiedelsquo lt gobannion- ( altirisch gobae Gen gobann m sbquoSchmiedlsquo) etc75 Mit -io-n- vergleichbar ist in mittel-iranischen Sprachen ein Suffix -akān- (mp B-Phl -krsquon man-mp -grsquon -aγān sogd -krsquon -(a)kān) das auf Adjektiven der Zugehoumlrikeit mit Suffix -aka- beruht (vgl B-Phl mltrsquonk marδānaγ sbquomannhaft tapferlsquo lt martān-aka-) und substantivische Zugehoumlrigkeits-bildungen ableitet zB B-Phl wrsquozrsquolkrsquon man-mp wrsquocrsquorgrsquon wāzāraγān sbquoKaufmann Haumlnd-lerlsquo (np bāzārgān) lt wāzārakān- sbquoder zum Markt Gehoumlrigelsquo B-Phl wrsquocrsquol man-mp wrsquocrsquor wāzār sbquoMarktlsquo (np bāzār) man-sogd ptrkrsquon chr-sogd ptrqrsquon pitarkān sbquovom Va-ter stammendes Erbelsquo76 Auch das nur im Indoiranischen bezeugte Suffix -iacuten- (zB in ai aśviacuten- m sbquoRitterlsquo [ aacuteśva- m sbquoPferdlsquo] praśniacuten- m sbquoFragerlsquo [ praśnaacute- sbquoFragelsquo]) stellt wohl eine Kombination des Zugehoumlrigkeitssuffixes -i- und des individualisierenden n-Suffixes dar77 Das Nebeneinander von -eh1-no- (balt -rna- lat -ēnus) zu -eh1-n- bzw -e-h1-n- (slav -ěn-) verhaumllt sich morphologisch wie das Nebeneinander von -iacuteh2-no- (lat -īnus etc) zu -iacuteh2-n- gt griech -eacuteν- (griech Fortsetzer des V~k-Typs) zB griech γλωχeacuteWς -eacutentildeνος sbquoSpitzelsquo ( γλograveχες sbquoGrannenlsquo) UumlκτeacuteWς sbquoStrahllsquo ( ved aktuacute- sbquoNachtlsquo) δελφeacuteWς sbquoDelphinlsquo ( δελφAumlς sbquoGebaumlrmutterlsquo) Oacuteσmicroeacutentildeν- sbquoSchlachtlsquo ( ved yudhmaacute- sbquoKaumlmpferlsquo)78

84848484 Zumindest fuumlr eine Untermenge der slavischen Bildungen auf -ěn-e bzw -jan-e koumlnnte allerdings auch eine Alternativerklaumlrung in Betracht kommen die bei Vondraacutek (1924543) angedeutet ist Es koumlnnten Possessivbildungen mit oppositivem Akzent an de-ren e-stufigen betonten Themavokal das individualisierende n-Suffix getreten waumlre79 zu thematischen barytonen Grundwoumlrtern vorliegen So koumlnnte das morphologische Verhaumlltnis von urslav poljaacutene lt (Transponat) polh2rn-es sbquodie mit Feldern Versehenenlsquo zu seinem Grundwort urslav poCje sbquoFeldlsquo n lt poacutelh2o-m genau dem von av karapan- m sbquoRitual-priesterlsquo (Nom Pl karapanō Gen Pl karafnąm) lt uriran karpaacuten- lt kolpeacute-n- sbquoder mit dem Ritual Versehene der das Ritual Ausfuumlhrendelsquo zu seinem in ai kaacutelpa- m sbquoRituallsquo fort-gesetzem Grundwort koacutelpeo-80 oder dem von griech ξιφacuteν sbquoSchwerttraumlgerlsquo (ccedil φEcircρων ξplusmnφος Hsch) zu seinem Grundwort ξplusmnφος sbquoSchwertlsquo entsprechen wobei anzunehmen waumlre dass die e-Langstufe des Suffixes in polh2rn-es gt urslav poljaacutene wie im Griechischen (Nom -acuteν Gen -microν-ος) aus dem urspruumlnglichen Nom Sg auf -rn paradigmatisch verall-gemeinert worden waumlre (so Zubatyacute bei Vondraacutek 1924543) Allerdings ist fuumlr das Slavische

75 Vgl zu den Goumltternamen bzw Goumltterepitheta vor allem Stuumlber 20043ndash5 76 Vgl Schaffner 2005241ndash243 mit weiteren Beispielen 77 Vgl Klingenschmitt 2005349 78 Risch 197458 Schindler 197563 Balles 2008225 Innerhalb der griechischen Bildungen auf -īn- differen-

ziert Leukart 1980243 Fn 22 folgendermaszligen bdquo-īn- ist deutlich possessiv in δελφν- sbquo(Fisch) der Gebaumlrmut-ter hatlsquo lt -i-h3n- zu einem sbquoCalandrsquoschlsquo neben δελφAumlς stehenden aumllteren i-Stamm oder analogem Vorbild vgl auch Τρχν- sbquoSchroffes (= Felswaumlnde) habendlsquo (Ortsname) neben τρχAumlς Dagegen steht wahrscheinlich indi-vidualisierendes -(eo)n- in γλωχ--ν- sbquoSpitze (eines Gegenstandes)lsquo lt -ih2-n- dh formal parallel zu -ān- lt -ah2-n- semantisch aber wegen der anderen Bedeutung des Grundwortes (cf γλograveσσα) verschieden (hellip)ldquo

79 Vgl zu dieser Moumlglichkeit Peters 1980166 80 Vgl Mayrhofer 197735 Fn 158 und Schaffner 2005175176 (mit weiteren Parallelen)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 379

diese Annahme dewegen miszliglich weil gerade die n-staumlmmige Singularbildung fehlt die ja suppliert wird Zudem bringt ein Groszligteil der Bildungen auf -ěn-e bzw -jan-e seman-tisch eine Zugehoumlrigkeitsrelation zum Ausdruck In den Faumlllen mit komplexem Suffix -jan- dh in Ableitungen wo -j- nicht schon Bestandteil der Ableitungsbasis (wie in poljaacutene poCje) war wie in aksl graždan-e sbquoBuumlrgerlsquo lt gord-jan-e gradъ sbquoStadtlsquo lt gordъ oder aruss poločane Fln Polota koumlnnte -jan- nach dem in sect8 illustrierten Prin-zip der Mehrfachsuffigierung aus der Kombination des Zugehoumlrigkeitssuffixes -i- (in av zaraθuštri- sbquozu Zarathustra gehoumlrigldquo zaraθuštra-) und des Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1- wiederum um das nullstufige indiv n-Suffix erweitert erwachsen sein (dh -jaacutene lt --eacuteh1-n-es)

85858585 Wie ist nun das griechische Ethnikon-Suffix -νες (ion att -microνες) urgriech -ān-es hier etymologisch anzuschlieszligen Es ist nun voumlllig klar dass urgriech -ān- mit slavisch -ěn- lt vorurslav -ēn- lautlich nicht kompatibel ist Doch bestehen wie bereits oben unter sect73 dargelegt worden ist fuumlr die bezeugten griechischen Ethnika auf -ān-es etymologi-sche Anschlussmoumlglichkeiten an griechische oder auch im Griechischen moumlgliche Staumlmme auf -ā lt -ah2 insbesondere Ortsnamen oder Ortskollektiva mit Stamm auf -ā81 Das griechische Suffix duumlrfte demnach als Ableitung von Staumlmmen auf -ā bzw von zu thema-tischen Staumlmmen auf -eo- gehoumlrigen Ortskollektiva auf -a-h2- lt -e-h2- mittels der null-stufigen Form -h1-n- die im Slavischen in dieser Gestalt an die e-stufige Variante einfa-cher thematischer Staumlmme tritt oder der vollstufigen Form -eh1-n- die im Slavischen an Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -i- tritt (dh -jaacutene lt --eacuteh1-n-es) des die Zugehoumlrig- keit bezeichnenden Suffixkonglomerats zu deuten sein dh urgriech -ān-es lt -a-h2-(a)h1-n-82 (zB epirotisch AacuteρκτAcircνες sbquodie zur Baumlrengegend Gehoumlrigenlsquo [lt -a-h2-(a)h1-n-es] aacuterktā- sbquoBaumlrengegendlsquo [Ortskollektiv zu griech ETHρκτος sbquoBaumlrlsquo]) Die Wortbildungsbedeutung der slavischen Ethnika auf -ěn--jan- bzw der griechischen Eth-nika auf -ān-es kann lokal-adhaumlsiv als sbquogehoumlrt zu Xlsquo (oder ggf -originativ als sbquostammt ausvon Xlsquo) gefasst werden In etwa vergleichbar ist im roumlmischen Namensystem das Ne-beneinander von Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -io- und -ah2-io- zu urspruumlnglichen Indi-vidualnamen mit thematischem Stamm man vergleiche etwa lat Iuppiter Saturnius sbquoIuppi-ter Sohn des Saturnuslsquo und die aus urspruumlnglichen Patronymica entstandenen Gentilnamen wie Mārcius Mārcus Iūlius Iūlus usw Daneben stehen Gentilnamen auf -eius wie Pompeius aus pompao-s (lt -ah2-io- vgl oskisch puacutempaiians) eigentlich sbquoder zur Fa-milie des Pompus Gehoumlrigelsquo Ableitung von einem Kollektivum pompā- sbquoFamilie des Pomposlsquo (lt -a-h2) zu einem Individualnamen pompo-s (vgl lat Rōma lt rōmā- sbquo(Siedlung der) Familie des Rōmo-slsquo [vgl den Stadtnamen Pompeiī] Individualnamen rōmo-s Rōmulus lt Deminutivum rōme-lo- [vgl den etruskischen Gentilnamen rumelna lt rumele-na Ableitung von einem Individualnamen rumele])83 Man vergleiche auch lat

81 Vgl Leukart 1980245 bdquoDas Entscheidende ist also nicht ob die Grundwoumlrter griechisch sind sondern allein ob sie eine griech Kollektivableitung auf -ā erlauben zu der dann weiter ein Ethnikon auf -ānes trittldquo

82 Zirkumflex auf den Formen mit kurzvokalischer Endung (zB -oacuteνες ion att -microνες) ist auszligerdorisch als Neue-rung obligatorisch und beweist nicht ehemalige Vollstufe der ersten Komponente des Suffixes (Schwyzer 1953377 Leukart 1980242 Anm 18) Fuumlr eine Vollstufe der ersten Komponente des Suffixes im Falle der Ableitung von ah2-Staumlmmen koumlnnten aber moumlglicherweise doch adverbiell erstarrte Instrumentale wie griech κρυφmicro dor κρυφoacute sbquoheimlich verborgenlsquo (lt -ah2-ah1 lt -e-h2-eh1 vgl Klingenschmitt 2005303) sprechen wenn die urindogermanische Instrumentalendung -eh1 als unflektierte Form eines abstufenden Zugehoumlrig-keitssuffixes -eh1- das in den Konglomeraten -eh1-no- und -eh1-n- verbaut ist zu deuten ist

83 Vgl Klingenschmitt 2005301302

380 Stefan Schaffner

Petreius Gentilname lt petrao- sbquozur Familie des Petro-s gehoumlriglsquo petrā- sbquoFamilie des Petro-slsquo (vgl suumldpik petroh) falisk uoltaia Gentilname f lt 1oltao- sbquozur Familie des Uolto-s gehoumlriglsquo 1oltā- sbquoFamilie des Uolto-slsquo (Klingenschmitt 2005302)

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Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 381

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372 Stefan Schaffner

Schw 3624 [Lokris] 65621 [Tegea] vgl auch dor κοιννEcircω Schw 89g [Argos] 323 B 48 [Delphi] Foedus ap Thuk 5791 vgl auch κοιννplusmnα Pind Py 197) att κοινεAgraveν sbquodslsquo Eur Her 149 u 340 Xenophons κοινAgraveν Cyr p 7535 scheint eine Umsetzung von dor κοινaacuteν nach att κοινωνEcircω (mit lautgesetzlicher Entwicklung von -ǣ(1)on- gt att -ων- im Vorton) wozu att κοινωνmς nach einem Verhaumlltnis wie στρατηγEcircω στρατηγmς ruumlckgebildet wurde zu sein (Leumann 1993223224 Fn 20 Peters 1980254255 Fn 212)

b) das Mykenische hat mit Bildungen wie Pa-ki-ja-ne Sphagiānes und I-na-ne Inānes gezeigt dass bereits im Urgriechischen ein Bildetyp von Eth-nika auf urgriech -ān- (neben Bildungen auf -ā1on- lt -ah2-1on- vgl myk [PY] o-qa-wo-ne- hokwāaringon- sbquoMitglied des Gefolgeslsquo [vgl hom aeligπfrac34ων sbquoGefaumlhrtelsquo] myk [KN] I-ja-wo-ne Iāaringon- sbquoMann aus Iālsquo) exis-tiert hat

2 Nach Schwyzer (1953185 487) koumlnnten die vorwiegend im Nordwesten beheimate-ten Ethnika auf -ān- auf uridg -ēn- (dehnstufige Variante des indiv Suffixes -eon-) beruhen und zwar mit nordgriechisch-illyrischem Lautwandel ē gt ā (wegen albanisch o lt uridg ē wohl uumlber ā) Als Gegenargumente lassen sich anfuumlhren

a) die Verbreitung der Ethnika auf -ān-es auch im Suumldgriechischen (Myke-nischen Arkadischen) und die fruumlhe Bezeugung im Mykenischen spre-chen gegen die Herkunft aus einer (aus anderen Gruumlnden voumlllig hypotheti-schen) Vorstufe Nordgriechisch-Illyrisch

b) die Hypothese Schwyzers ist kaum zutreffend fuumlr die Ethnika auf -ānes mit deutlichen oder zumindest moumlglichen griechischen Derivationsbasen mit Stamm auf -ā

3 Nach Leukart (1980238ndash247) dem wir die letzte umfassende Behandlung des Suf-fixes -νες (ion-att -microνες) myk -ānes lt urgriech -ān-es zur Bildung von Ethni-ka verdanken ist das Suffix -ān- der Ethnika vergleichbar mit dem Suffix -ān- von urgriech ne1ān-50 Urgriech ne1ān- ist das Grundwort von griech νενplusmnς sbquojunger Mannlsquo sekundaumlr Adj sbquojugendlichlsquo (zuerst νεηνplusmnης Uumlνacuteρ Hom Od κ 278 ξ 524) νενικmς sbquojugendlichlsquo (Ar+) Deminutiv νενplusmnσκος sbquojunger Mannlsquo (Hdt+) man vgl auch die denominalen Verba νενιεAumlοmicroαι sbquowie ein jugendlicher Hitzkopf handelnlsquo (Ar+) mit νενplusmnευmicroα sbquojugendlich impulsive Handlunglsquo (Pl+) und νενικEcircω sbquojugendlich seinlsquo (Eup+) Femininum νεAcircνις νεmicroνις -ιδος (Il+ ep-poet) Ur-griech ne1ān- stellt nach Leukart (1980241242) eine Ableitung mit der tiefstufi-gen Form des charakterisierend-individualisierenden Suffixes -eon- von einem vor-urgriechischen vielleicht sogar uridg Stamm ne1ā- (bzw ne1ah2-) der als Kol-lektivbildung sbquoGesamtheit der jungen Leutelsquo bedeutete dar Zur Funktion des Suffi-xes aumluszligert sich Leukart (1980242 Anm 15) folgendermaszligen bdquoWegen der indivi-dualisierend-singulativischen Funktion von ne1ā-n- usw (hellip) empfiehlt es sich von -eon- mit der spezielleren Bedeutungsentwicklung sbquoderjenige aus der Gruppe xlsquo gt sbquoeiner aus helliplsquo auszugehenldquo Gegen diese Erklaumlrung Leukarts laumlsst sich als Ge-genargument anfuumlhren dass das Suffix -ān- der Ethnika funktional nicht verglichen werden kann da zwischen der Ableitungsbasis und den abgeleiteten Ethnika deut-lich eine Zugehoumlrigkeitsrelation zum Ausdruck gebracht wird (zB ΦοιτιAcircνες eig

50 Moumlglicherweise bezeugt in νεfrac34ν νEcircος sbquoJuumlnglinglsquo (A D Adv 1608 Suid sv νεAcircνις Eust 33515 EM) falls es nicht bloszliges Grammatikerrekonstrukt zu Erklaumlrung von νεAcircνις ist (Leukart 1980238)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 373

sbquodie zur Stadt Φοιτplusmnαι Gehoumlrigen Einwohner der Stadt Φοιτplusmnαιlsquo ∆υmicroAcircνες [Phylenna-me] eig sbquodie zur dumā-zum bdquoStammldquo Gehoumlrigenlsquo in der Bedeutung etwa von φυλEcircται sbquoStammesgenossenlsquo) und das individualisierende Suffix -eon- alleine den Ausdruck der Zugehoumlrigkeit nicht leistet51

4 Bei Balles (2008208) sind die griechischen Voumllkernamen auf -νες (ion att -microνες) urgriech -ān-es falsch unter die vorwiegend fuumlr gewisse dorische bzw nordwest-griechische Dialekte charakteristischen Sekundaumlrbildungen auf -acuteν Gen -microνος des Typs λεσχacuteν sbquoSchwaumltzerlsquo ( λEcircσχη sbquoOrt zum Liegen Plaudereilsquo) oder ξιφacuteν sbquoSchwerttraumlgerlsquo (ccedil φEcircρων ξplusmnφος Hsch)52 wozu auch die vor allem in Megara und Korinth bezeugten Personennamen wie Λυσacuteν Καλλacuteν Aacuteριστacuteν Νικacuteν etc (vgl Solmsen 1909116ff) zaumlhlen eingeordnet Diese Bildungen zeigen auch im dorisch-nordwestgriechischen Dialektgebiet die Suffixablautstufe -ην- lt urgriech -ēʛn- die mit dorisch-nordwestgriechisch -ν- lt urgriech -ān- der Ethnika lautlich nicht kompatibel ist

8888 In der Folge soll nun eine neue Erklaumlrungsmoumlglichkeit der Suffixe urgriech -ān-es und urslav -ěne bzw -jane zur Bildung von Ethnika und der baltischen Zugehoumlrigkeitsbil-dungen auf -rna- praumlsentiert werden Den Ausgangspunkt fuumlr diese neue Erklaumlrungsmoumlg-lichkeit bildet die Beobachtung dass im Urindogermanischen bzw in den Einzelsprachen Suffixkonglomerate zur Bezeichnung der Zugehoumlrigkeit aus der Kombination zweier funk-tional aumlquivalenter Zugehoumlrigkeitssuffixe bzw aus der Kombination zweier Bildemoumlglich-keiten zur Bezeichnung der Zugehoumlrigkeit entstanden sein koumlnnen Man vergleiche zum Beispiel

a) Zugehoumlrigkeitssuffix -iacuteh2-no- (lat -īnus gr -eacuteνος lit -yacutenas slav -iacutenъ germ -īna-53) Kombination aus dem V~k-Suffix -iacuteh2-

54 (vgl ai v~k- f sbquoWoumllfinlsquo ai

51 Diese Uumlberlegung mag vielleicht auch der Grund dafuumlr sein dass Nikolaev 2010191 als Grundlage von ur-griech ne1ān- eine auf dem Kollektivum ne1eh2- bdquoyouthldquo basierende Ableitung ne1eh2-h1(eo)n- bdquohaving youthldquo (gt Hsch νεfrac34ν νEcircος) mit dem Hoffmannschen Possessivsuffix postuliert Nikolaev 2010191 Fn 9 er-laumlutert weiter hierzu bdquoThe analysis here differs from the one originally proposed by Leukart only insofar as he glosses ne1eh2 as lsquoGesamtheit der jungen Leutersquo and operates with an individualizing -n-suffix while I use Hoffmannrsquos possessive suffix -h1(eo)n- insteadldquo

52 Vgl zu diesem Typ auch Peters 1980169 53 ZB lat equīnus sbquozum Pferd gehoumlriglsquo equus sbquoPferdlsquo gr ecircκεανναι sbquoOkeanostoumlchterlsquo lit kaimyacutenas sbquoNach-

barlsquo kaiacutemas sbquoDorflsquo aksl sestrinъ sbquozur Schwester gehoumlriglsquo ahd fingirīn sbquoFingerringlsquo 54 Die Bestimmung des Laryngals des V~k-Suffixes als h2 ergibt sich mE aus der Analyse von gr

Uumlνδριfrac34ς -frac34ντος sbquoStandbild Statuelsquo als h2rih2-aacutent- (vgl zur Bildung auch toch B iko Pl ikonta sbquoSchrittlsquo lt sekās lt sekah2-t-s oder -ant-s [ B sik- sbquoschreitenlsquo lt sik-]) das als Erweiterung mit einem die Bedeu-tung des Grundwortes nur gering modifizierenden abstufenden Suffix ----ent-----nt- (in Faumlllen wie heth irmala-nt- sbquokranklsquo irmala- sbquodslsquo weitere Beispiele unter sect81) einer V~k-Bildung h2r-iacuteh2- sbquowas einem Mann ver-gleichbar ist Bild eines Manneslsquo gedeutet werden kann (Klingenschmitt 2005423 Anm 142) Die Bildungen auf -iacuteh2- des V~k-Typs haben naumlmlich unter anderem die Funktion etwas zu bezeichnen was in seiner Be-schaffenheit an den durch das Grundwort bezeichneten Begriff erinnert (vgl AiGII2384 Klingenschmitt 2005344) vgl zum Beispiel ai ā-v Du sbquoHodenlsquo āaacute- n sbquoEilsquo Du sbquoHodenlsquo lat saniēs sbquoverdorbenes Blut Wundjauchelsquo lt h1sh2an-ih2- sbquoBlutaumlhnlicheslsquo ( heth ešar gr eumlαρ ai aacutes~-k n sbquoBlutlsquo lt uridg h1eacutesh2~ Gen h1sh2aacuten-s) aisl myacuterr f Sumpf Schlammlsquo lt urnord me1Ri+R lt urgerm me1zī lt me1siacuteh2- sbquowas ei-nem Moor aumlhneltlsquo ae mēos m n sbquoMoor Schlammlsquo ahd mios m n sbquodslsquo lt meacute1so- Nur der Ansatz mit h2 erklaumlrt mE auch die Tatsache dass bestimmte Staumlmme des V~k-Typs im Baltischen bzw Litauischen zu Staumlmmen mit Nom Sg -ijagrave und Akk -iją umgebildet sind vgl zB urslav oldi Gen ldiję sbquoSchifflsquo (skr štok lađa čak [Vrgada] ldegatildeđa slov laacutedja nruss ladjaacute aruss lodja) lt alds Gen aldiās (aumllter -i-as

374 Stefan Schaffner

v~ka- m sbquoWolflsquo ai rath- m sbquoWagenlenkerlsquo raacutetha- m sbquoWagenlsquo urslav sǫdi m sbquoRichterlsquo lt som-dhh1-iacuteh2- urslav sǫdъ m sbquoGerichtlsquo lt som-dhh1-oacute-) und dem Suffix -no- (vgl zB lat Romā-nus sbquoRoumlmerlsquo Roma lat paternus sbquozum Vater gehoumlriglsquo maternus sbquozur Mutter gehoumlriglsquo lat fānum sbquoHeiligtumlsquo lt fasnom lt dhƽ1s-no-m sbquozu einer religioumlsen Feier gehoumlriglsquo)

b) av āhuiri- sbquozum ahura- gehoumlriglsquo ( ahura- sbquoHerrlsquo) Kombination aus Vigraveddhi55 plus Zugehoumlrigkeitssuffix -i- (ohne Vigraveddhi av zaraθuštri- sbquozu Zarathustra gehoumlriglsquo zaraθuštra-)

c) uridg te1-oacute- sbquozu dir gehoumlriglsquo (griech hom dor τεacircmς lat tuus) tū sbquodulsquo de1-oacute- sbquoHimmlischer Gottlsquo (ai devaacute- lat deus dīvus lit diẽvas etc) de1-di1- sbquoHim-mellsquo Kombination aus Vigraveddhi51 plus Zugehoumlrigkeitssuffix -o-56 (vgl ohne Vigraveddhi t1-oacute- sbquozu dir gehoumlriglsquo gt griech ion att σmς av θβ)

d) Suffix -io- (vgl zB lat patrius griech πfrac34τριος sbquozum Vater gehoumlriglsquo) lt -ih2-o- Kombination aus den beiden Zugehoumlrigkeitssuffixen -ih2- und -o-57

lt -ih2-as) lit aldijagrave Akk aCdiją sbquoEinbaum Kahnlsquo (nach dem Wandel von -ia- zu ē eingetretene) Umbil-dung von ald-s Gen aldi-as lt aoldh-iacuteh2- sbquoTrogaumlhnlicheslsquo urgerm alđōn- sbquoTroglsquo (nnorw dial olda f sbquogroszliger Troglsquo nschwed aringlla f sbquoBottichlsquo) lt aoldhā-n- (vgl Klingenschmitt 2005344) Zugunsten von h1 des V~k-Suffixes argumentiert Widmer 2005190ff worauf hier im Einzelnen aber nicht eingegangen werden kann

55 Vgl zB ahd swāgur m sbquoSchwagerlsquo lt urgerm s1ēDžura-z lt s1ē0uroacute-s sbquoder zum Schwiegervater (als Sohn) Gehoumlrigelsquo uridg s1eacute0uro-s sbquoSchwiegervaterlsquo (ai śvaacuteśura- gr Uacuteκυρmς lat socer ahd swehur ae sweor etc) Vgl zur Vigraveddhi-Ableitung insgesamt Darms 1978 Jochem Schindler (bei Balles 2006286ff Fn 473 und Widmer 2008618) leitet die Vigraveddhi-Ableitung aus einer Lokativhypostase von endungslosen dehnstufi-gen Lokativen von Wurzelnomina her wobei als Operator fuumlr die Bildung des abgeleiteten Stammes dasselbe Suffix -eo- dient das auch bei Hypostasen von i-Lokativen auftritt (zB uridg h2ant-i+eacuteoacute- sbquoauf der Vor-derseite gegenuumlber befindlichlsquo [gt gr Uumlντplusmnος sbquogegenuumlberstehend entgegengesetztlsquo substantiviert urgerm andia- m n sbquoEnde Rand Grenzelsquo] uridg h2ant-i Lok sbquoauf der Vorderseite gegenuumlberlsquo) Auf einer Loka-tivhypostase uridg pēd-oacute- sbquoam Fuszlig befindlich zum Fuszlig gehoumlriglsquo ( prdplusmni sbquoam Fuszliglsquo) beruhen nun einerseits lit pėdagrave f (3) sbquoFuszligsohle Fuszligspurlsquo = lett pecircda f sbquoFuszligsohlelsquo (lit dial auch ppdas m (3) sbquoFuszligsohlelsquo) und an-dererseits wohl auch griech πηδmν n sbquoRuderblattlsquo (Od+ benannt nach der flachen Form und der Befindlich-keit unten am Ruder FriskII527) dessen urspruumlngliche Bedeutung noch von dem abgeleiteten Verbum πηδfrac34ω sbquospringen huumlpfenlsquo (Il+) vorausgesetzt sein koumlnnte (zur Deutung von lit pėdagrave f (3) sbquoFuszligsohle Fuszlig-spurlsquo = lett pecircda f sbquoFuszligsohlelsquo als einer Vigraveddhi-Ableitung zu ped- sbquoFuszliglsquo vgl Griepentrog 1995163 Larsson 2003245 Anm 15 NIL537 Fn 64) Aus dem prototypischen Nebeneinander von pēd-oacute- sbquoam Fuszlig befindlich zum Fuszlig gehoumlriglsquo ( prd sbquoam Fuszliglsquo) und peacuted- sbquoFuszliglsquo auf das pēd-oacute- sekundaumlr als Ableitung bezogen werden konnte haumltte nun die Regel abstrahiert werden koumlnnen dass bei dieser spezifischen Ableitung das Derivat ge-genuumlber der Derivationsbasis Erhoumlhung des Wurzelablauts um eine Stufe (ē e danach analogisch ō o und e ) und zwar nach dem ersten konsonantischen Wurzelradikal zeigt und das Derivat gegenuumlber der Deriva-tionsbasis oppositiven Akzent aufweist Fuumlr den Ansatz eines Lok Sg prd(plusmni) spricht der Lok Pl prt-su lt prd-su in air iacutes kymr is untenlsquo lt īssu (vgl auch altalb [Buzuku] peumlr posh alb dial peumlrpoacutesh sbquounten hin-unter herunterlsquo lt pēd-si) Mit dem Ansatz eines Lokativ Singular prdplusmni ergaumlbe sich ein weiteres Beispiel fuumlr eine Regel dass bei athematischen Staumlmmen die Ablautstufe des Lokativ Singular gegenuumlber der Ablaut-stufe des paradigmatisch zugeordneten Genitiv Singular jeweils um einen Grad erhoumlht ist (vgl Klingenschmitt 2005319 Fn 30ndash32) Die Regel laumlszligt sich erschlieszligen aus Paradigmen wie Sg Nom dr1-s Gen di1-eacutes Lok deacute1plusmni Sg Nom meacutenti-s Gen mteacute-s Lok mtrplusmni Sg Nom h1noacuteh3m Gen h1h3meacuten-s Lok h1h3mrnplusmni

56 Vgl auch Schaffner 2004490 Fn 15 mit Literatur 57 Fuumlr eine Untermenge der Bildungen auf -ieo- kommt sicherlich auch eine Herleitung aus Hypostasen von

i-Lokativen in Betracht (Widmer 2008617 Balles 1997161ff Nussbaum 1986243) zB uridg h2ant-i+eacuteoacute- sbquoauf der Vorderseite gegenuumlber befindlichlsquo (gt gr Uumlντplusmnος sbquogegenuumlberstehend entgegengesetztlsquo

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 375

81818181 Auch bei Suffixkonglomeraten anderer Funktion besteht die Moumlglichkeit dass diese durch Kombination zweier funktional aumlquivalenter Suffixe enstanden sind man vergleiche zB das im Lateinischen bei Substantiven der 3 bis 5 Deklination verwendete Deminutiv-suffix -culus -a -um (zB homuculus sororcula aedicula vasculum etc) lt -ke-lo- das durch die Kombination eines Deminutivsuffixes -keo- (zB ai rāja-kaacute- sbquoKoumlnigleinlsquo rzjan- sbquoKoumlniglsquo ai pit~-kaacute- sbquoVaumlterchenlsquo pitaacuter- sbquoVaterlsquo aisl bolungr sbquojunger Stierlsquo lt --koacute- boli m n-St sbquoStierlsquo) und eines Deminutivsuffixes -lo- (lat -ulus lt -e-lo- got magula sbquoKnaumlbleinlsquo magus) hervorgegangen ist Im diesem Zusammenhang sei kurz darauf verwiesen dass das slavische Suffix -ęt- zur Bezeichnung von jungen Lebewesen vorwie-gend von Tierjungen (BraumluerIII80ndash99) aus der Kombination zweier individualisierend-charakterisierender Suffixe -en- und -et- entstanden sein kann zB urslav posęt- n sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ( uridg poacuter0oe- sbquodslsquo [lit pašas (2) ahd far(a)h ae fearh lat porcus mir orc]) urslav moCdęt- n sbquoJungeslsquo lt moacutelde-n-t- ( urslav moCdъ sbquojunglsquo lt moacuteldho-)58 auszligerhalb des Slavischen vielleicht auch arm ayceamn sbquoGazellelsquo lt h2ai-(hx)-t- ayc (i) sbquoZiegelsquo lt h2ai-59 Man vergleiche zum individualisierenden Suf-fix -eon- etwa Beispiele wie lat Catō -ōnis sbquoSchlaumlulinglsquo catus sbquoschlau verschlagenlsquo griech στρfrac34βων sbquoSchielerlsquo στραβmς sbquoschielendlsquo got liuta -ins sbquoHeuchlerlsquo liuts sbquoheu-chelndlsquo etc60 zum indiv Suffix -eot- etwa ai haacuteri-t- n sbquogelbe Farbelsquo (in haacuterit-vant- sbquogoldgelblsquo) lt heacutelh3i-t- n sbquodas Gelbelsquo ai haacuteri- sbquofahl gelblichlsquo jav zairi- sbquogelblsquo lt heacutelh3i- uridg meacuteli-t- n sbquoHoniglsquo (gr microEcircλιτ- got milithorn etc) eig sbquoGelbeslsquo ( urkelt meli-no- sbquogelblsquo in mkymr melyn) uridg (h13)aacutelbi-t- n sbquoWeiszligeslsquo (gr ETHλφι n Pl ETHλφιτα sbquoGerstenmehllsquo alb elb sbquoGerstelsquo)61 und griechische und lateinische Bildungen wie gr γυmicroνacuteς γυmicroνacuteτ- sbquoLeichtbewaffneter Infanteristlsquo ( γυmicroνmς sbquonackt unbekleidetlsquo) gr UumlργEcircτ- Uumlργacuteτ- sbquoglaumlnzend strahlend schimmerndlsquo ( Uumlργmς sbquodslsquo) lat stīpes stīpit- sbquoZweig Stocklsquo ( stepo- sbquostarr steiflsquo gt urgerm stīfa- gt ae mhd stīf)62 Eine Analyse des slavischen Suf-fixes -ęt- n als -(e)n- + -t- ergibt sich vom Material des Slavischen aus schon alleine dadurch dass die Bildungen auf -ęt- in deutlicher Beziehung zu Ableitungen von n-Staumlm-men gleicher Bedeutung stehen (vgl zB russ ksl mladę n sbquoKind Knabelsquo [vgl auch slo-vak mlaacutedrsquoa n sbquojunges Tierlsquo] lt urslav moCdęt- n sbquoJungeslsquo aksl mladen-c mladěn-c sbquodslsquo [vgl apreuszlig Elb Voc 189 kint maldenikis] russ dialekt moacuteloden sbquojunger Mannlsquo lt urslav moCden- [Ableitung mittels des indiv n-Suffixes von urslav moCdъ Adj sbquojunglsquo gt aksl mladъ russ moacutelodъ]) und die Bildungen auf -ęt- in den Einzelsprachen zum Teil im Singular (vgl russ Sg teleumlnok sbquoKalblsquo Pl teljaacuteta) oder im Plural (ačech haumlufig Pl -enci lt -en-ci Sg -ě lt -ę zB Pl kuřenci Sg kuřě sbquoHuhnlsquo) durch Ableitungen von n-Staumlm-men suppliert werden (vgl auch apreuszlig smunents sbquoMenschlsquo neben smūnen-isks sbquomensch-lichlsquo)63 Die Produktivitaumlt dieses Typs im Slavischen mit dieser spezifischen semantischen Funktion ist wohl von prototypischen Bildungen wie urslavisch posęt- n sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ausgegangen dessen Grundwort poacuter0eo- dieselbe Bedeutung hat Das Suffix-konglomerat -en-t--n-t- duumlrfte in rein bdquoaugmentativerldquo Funktion wie in urslav posęt- n

substantiviert urgerm andia- m n sbquoEnde Rand Grenzelsquo) uridg h2ant-i Lok sbquoauf der Vorderseite gegen-uumlberlsquo

58 Vgl Schaffner 2001209ndash211 59 Klingenschmitt 19822526 Fn 19 60 Vgl Krahe amp Meid 1969III 92 Schaffner 2001526ndash529 61 Vgl Schaffner 2001211 Fn 200 Zu einer Analyse dieser Bildungen als t-Instrumentale Pinault 198032

Widmer 2005197 62 Nussbaum 20044 63 BraumluerIII81 Schaffner 2001209210

376 Stefan Schaffner

sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ( uridg poacuter0oe- sbquodslsquo) wohl auch im lat Ethnikon Pīcentes sbquodie (jungen) Spechtelsquo ( lat pīcus umbr peico sbquoSpechtlsquo) neben dem Adjektiv Pīcēnus LN Pīcēnum64 in apreuszlig smunents sbquoMenschlsquo (neben smūnen-isks sbquomenschlichlsquo) und wohl auch in griech Uumlνδριfrac34ς -frac34ντος m sbquoMenschenbild Bildsaumlule Standbildlsquo lt h2r-ih2-ant- (Erwei-terung von h2r-iacuteh2- sbquowas einem Mann vergleichbar ist Mannsbildlsquo) Uumlνacuteρ m sbquoMann Menschlsquo lt h2nrr verbaut sein

82828282 Wenn man nun das in sect8 illustrierte Prinzip der Kombination zweier funktional aumlquiva-lenter Zugehoumlrigkeitssuffixe zu einem Suffixkonglomerat auch auf das genannte baltische Zugehoumlrigkeitssuffix -rna- (lit -pnas f -pnė lett -ēns f -ēne vgl oben sect665) anwendet das eine etymologische Entsprechung in lateinischen Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -ēnus (zB Adj Pīcēnus LN Pīcēnum lat pīcus sbquoSpechtlsquo lat -iēnus Abl von io-Staumlmmen zB aliēnus sbquozu einem anderen gehoumlriglsquo alius laniēna [taberna Varro] sbquoFleischerladenlsquo altlat lanius sbquoMetzgerlsquo [wie figlīna taberna sbquoToumlpferwerkstattlsquo figulus sbquoToumlpferlsquo) besitzt66 so kann deren Vorform -eh1-no- bzw -e-h1-no- (bei Ableitung von eo-Staumlmmen67) als Kombina-tion eines abstufenden Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1-h1 dessen unflektierte Form moumlgli-cherweise der urindogermanischen Instrumentalendung -eh1-h1 zugrundeliegt68 und dem Zugehoumlrigkeitssuffix -no- analysiert werden Eine spezialisierte Funktion des Konglome-rats -(e)h1-no- koumlnnte dann in dem sogenannten bdquoHerrschersuffixldquo69 -h1-no- der Bedeu-

64 Vgl Rix 195051237ff 65 Hiervon etymologisch zu trennen ist wohl das zur Bildung von Stoffadjektiven verwendete slavische Suf-

fix -ĕnъ (vgl Vondraacutek 1924I 528529) dass wohl an n-Staumlmmen erwachsen ist (vgl aksl kamĕnъ sbquosteinernlsquo russ kaacutemjanyj serb k`men urslav kaacutemen- m sbquoSteinlsquo aksl plamĕnъ serb pl`men sbquoflammendlsquo urslav plaacutemen- m sbquoFlammelsquo) und von dort als komplexes Suffix abgeloumlst ist (vgl aksl drĕvĕnъ sbquohoumllzernlsquo drĕvo sbquoHolzlsquo)

66 Rix 1972727728 weist darauf hin dass das Umbrische ein patronymisches Gentilnamensuffix -ēno- kennt das mit einem einzigen ndash allerdings durchsichtigen ndash Beispiel aus umbrischen Texten zu belegen ist Voisiener (Gen Sg Ve 236) zu Voisis lt -sos Der Typ ist auf lateinischen Inschriften aus Umbrien und aus den oumlstli-chen und suumldlichen Nachbargebieten der Pikenter Vestiner und Sabiner haumlufig Alfēnus (auch Hor sat 1 3 130+) Labiēnus (auch Sil 1034+) Nach Rix loc cit entspricht dieses patronymische Gentilnamensuffix des Umbrischen etymologisch dem Suffix des Ethnikons Picēnus zu lat pīcus und umbr peico (Akk) sbquoSpechtlsquo Nach Rix loc cit (vgl auch Mayrhofer 197732) gehoumlrt hierher auch das im Iranischen Patronymika bilden-de Suffix -āna- das sich auf -ēno- zuruumlckfuumlhren laumlszligt aav Haēca aspānā (Nom Sg f Yasna 553) zu Haēca aspa (Yasna 4615) Immerhin erwaumlgenswert ist die Frage ob das im Iranischen zur Bildung von Landschaftsnamen gaumlngige Suffix -āna- zB in av Vƽhrkāna- sbquoHyrkanienlsquo (in jav vƽhrkānōšaiiana- sbquodie Wohnung der Hyrkanier bildendlsquo V 111) vƽhrka- m sbquoWolflsquo (vgl auch mp gwlgrsquonyk gurgānīγ sbquozur Pro-vinz Gurgān gehoumlriglsquo np Gurgān gurg sbquoWolflsquo) nicht ebenfalls hier etymologisch anzuschlieszligen ist wenn-gleich das lange ā von -āna- (wie auch des patronymischen Suffixes -āna-) lautlich natuumlrlich mehrdeutig ist

67 Die akutierte Intonation in Faumlllen wie lit kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo ( kaacutelnas sbquoBerglsquo) kaimpnas sbquoNachbarlsquo ( kaiacutemas sbquo[Bauern-]Dorf Landlsquo) deren Ableitungsbasen thematische Staumlmme bilden zeigt wohl dass das Suffixkonglomerat -h1-no- mit Nullstufe der ersten Komponente an den e-stufigen Stamm der Ableitungsba-sis getreten ist Diese Bildungen folgen dann einer Regel dass flexions- und derivationsmorphologische Ele-mente die in die Nullstufe treten koumlnnen an thematische Staumlmme in nullstufiger Gestalt angefuumlgt werden (vgl -o-nt- -eacutent- -o-h1- -eacuteh1-) vgl Klingenschmitt 2005454

68 In diesem Fall koumlnnte die bdquoApertinentivldquo-Endung -ī lt -ih2 verglichen werden die als unflektierte Form des Zugehoumlrigkeitssuffixes -ih2- (ai v~k- f sbquoWoumllfinlsquo ai v~ka- m sbquoWolflsquo ai rath- m sbquoWagenlenkerlsquo raacutetha- m sbquoWagenlsquo etc) zu bestimmen waumlre (vgl etwa teacute1e Gen te1oacute- sbquodeinlsquo ai asmzkaplusmnm Gen asmzka- sbquoun-serlsquo) Klingenschmitt 2005318

69 Man vergleiche die maszliggeblichen Materialsammlungen von Meid 195657260ndash295 1ndash128 und Meid 1957 72ndash108 113ndash126 (vgl auch Krahe amp Meid 1969III 109110 Schaffner 1999[2002]187188)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 377

tung sbquoHerrGott uumlber das was das Grundwort zum Ausdruck bringtlsquo (eig sbquoder (als Herr Gott) dazu Gehoumlrigelsquo) in Bildungen mit Dehnung des praumlsuffixalen Vokals wie lat tribūnus sbquoVorsteher der tribuslsquo ( tribu-) Portūnus sbquoGott der Haumlfen und Durchgaumlngelsquo ( portu-) Neptūnus sbquoGott des feuchten Elementslsquo ( neptu-) Fortūna sbquoGoumlttin des Schicksals und Gluumlckslsquo ( fortu- verbaut in fortuītus sbquozufaumllliglsquo) lat Bellōna sbquoGoumlttin des Kriegeslsquo ( bello-) Annōna sbquoGoumlttin der Erntelsquo ( annus sbquoJahreserntelsquo) vorliegen70 neben denen Bildun-gen mit bdquoeinfachemldquo -no- ohne Dehnung des praumlsuffixalen Vokals wie in lat dominus sbquoHausherrlsquo lt domo-no-s ( domo-) gall Eponā sbquoGoumlttin der Pferdelsquo ( epo- sbquoPferdlsquo) gall Maponos sbquoGott der Soumlhnelsquo ( mapo- sbquoSohnlsquo) gall Nemetonā sbquoGoumlttin der (heiligen) Hainelsquo ( gall nemeton) gall Damonā sbquoGoumlttin der Ochsen bzw Hirschelsquo ( damo- vgl air dam sbquoOchse Hirschlsquo) anord Herjann (Beiname des Gottes Oacuteethinn) = kelt koronos (abrit VN Coriono-tōtae) = griech κοplusmnρανος sbquoHeerfuumlhrer Herrscherlsquo (poet seit Ho) lt koro-no-s sbquodslsquo ( uridg koro- sbquoHeerlsquo)71 urgerm thorne1đana-z m sbquoKoumlniglsquo (got thorniudans anord thornjoacuteethann ae thornēoden as thiodan) lt te1to-noacute-s sbquoVorsteher der thorne1đō der Volksgemeindelsquo ( urgerm thorne1đō- f sbquoVolklsquo got thorniuda ahd diota) stehen72

83838383 Die Richtigkeit der obigen morphologischen Analysen vorausgesetzt ergibt sich nun auch eine klare Analysemoumlglichkeit fuumlr das slavische Suffix -ěn- (bzw -jan- lt --ēn-) zur Bildung von Ethnika und Einwohnernamen Das slavische Suffix -ěn- kann dann als Kombination des abstufenden Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1- das als erste Komponente in -eh1-no- verbaut ist und der Nullstufe des individualisierenden n-Suffixes gedeutet wer-den Bei thematischen dh eo-staumlmmigen Grundwoumlrtern waumlre das Konglomerat in der nullstufigen Gestalt der ersten Komponente an den e-staumlmmigen Themavokal der Deriva-tionsbasis angefuumlgt worden73 (-e-h1-n-74 gegenuumlber zB --eacuteh1-n- bei i-staumlmmigen Grund-woumlrtern) zB urslav poljaacutene sbquoFeldbewohnerlsquo lt (Transponat) polh2eacute-h1-n-es urslav

70 Nussbaum 19981ndash11 postuliert fuumlr eine Vielzahl von einzelsprachlichen Sekundaumlrbildungen mit Laumlnge des praumlsuffixalen Vokals bdquodekasuativeldquo Ableitungen von Instrumentalen auf -V-h1- so zB in Bildungen wie lat Portūnus Bellōna die er als deinstrumentale possessive Bildungen mit einen Konglomerat -h1no- deutet Auch das Hoffmannsche Possessivsuffix ist nach Nussbaum 19989ndash11 (vgl zB auch Nikolaev 2010191) als deinstrumentale Bildung auf -h1-eon- zu analysieren zB av mąθrān- m sbquoSpruchkennerlsquo lt mentro-h1-on- mąθra- sbquoSpruchlsquo lt mentro- (Argumente gegen den Ansatz des Hoffmannschen Possessiv-suffixes mit Laryngal 3 als -h3on- bei Nussbaum 199810ndash11) Diese Analyse bietet nach Nussbaum 199811 den Vorteil dass der desubstantivische Typ auf -Hon- (av mąθrān-) und der deadjektivische Typ auf -eon- (av marƽtan-) letztendlich identisch seien Ich unterscheide mich in den Analysen von Nussbaum nur inso-fern als ich in dem morphologischen Element -eh1h1- nicht eine Kasusform sondern ein Suffix sehe dessen unflektierte Form moumlglicherweise dem uridg Instrumental auf -eh1h1- zugrundeliegt

71 Vgl hierzu die ausfuumlhrliche Besprechung bei Peters 1980170ndash171 72 Vgl zu den bisherigen Deutungen des Nebeneinanders von Bildungen mit und ohne Dehnung des praumlsuffixa-

len Vokals bei Bildungen mit dem bdquoHerrschersuffixldquo Schaffner 1999[2002]188 Fn 207 mit Literatur (vgl auch Stuumlber 20048ndash15)

73 Vgl zu dieser Regel Klingenschmitt 2005445 74 Es stellt sich die Frage ob nicht individualisierende Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -e-h1-n- als Zwischenstufe

der Wortbildung fuumlr die indoiranischen femininen Namen auf -ān-d (lt -e-h1-n-iacuteh2) zu thematischen mas-kulinen Eigennamen (insbesondere Goumltternamen) wie im Falle von ved Indrā- sbquoFrauGattin des Indralsquo GN Iacutendra- Varuān- sbquoFrauGattin des Varuethalsquo (daneben Ableitungen von Appellativen wie arayān- sbquoGoumlttin der Einoumldelsquo aacuteraya- sbquoWuumlste Wildnislsquo ūrjān- sbquoPersonifizierung der Kraftlsquo currenrj- sbquoKraftlsquo) av ahurānī- sbquogoumltt-liche Herrinlsquo ahura- sbquogoumlttlicher Herrlsquo mayeniiānī- sbquoFrau des Urmenschenlsquo (in Pahlavi-Uumlberlieferung) mayeniia- sbquoName des mythischen Urmenschenlsquo (vgl Stuumlber 200414) anzusetzen sind Freilich sind auch andere Erklaumlrungsmoumlglichkeiten denkbar (vgl zB Stuumlber 20041415 mit aumllterer Literatur)

378 Stefan Schaffner

poCje sbquoFeldlsquo n lt poacutelh2o-m Das individualisierende n-Suffix findet sich auch in Kombi-nation mit anderen Zugehoumlrigkeitssuffixen Haumlufig ist zB ein Suffix -io-n- (lt -ih2o-n-) in Bildungen wie gr (θεοOgrave) οmacrρανplusmnωνες sbquodie Himmlischen (Goumltter)lsquo ( οmacrρανoacuteς sbquoHimmellsquo) Κρονplusmnων sbquoKronide Sohn des Kronos (Zeus)lsquo lat lūdiō m sbquoSchauspielerlsquo = lūdius sbquodslsquo ( lūdus sbquoSpiel Schauspiellsquo) mūliō sbquoMaultiertreiberlsquo ( mūlus sbquoMaultierlsquo) got fiskja sbquoFi-scherlsquo ( fisks) kasja sbquoToumlpferlsquo ( kas) gallisch (latinisiert) Artiō sbquoGoumlttin der Baumlrenlsquo lt artion- ( keltisch arto-s sbquoBaumlrlsquo) altirisch Goibniu sbquoGott der Schmiedelsquo lt gobannion- ( altirisch gobae Gen gobann m sbquoSchmiedlsquo) etc75 Mit -io-n- vergleichbar ist in mittel-iranischen Sprachen ein Suffix -akān- (mp B-Phl -krsquon man-mp -grsquon -aγān sogd -krsquon -(a)kān) das auf Adjektiven der Zugehoumlrikeit mit Suffix -aka- beruht (vgl B-Phl mltrsquonk marδānaγ sbquomannhaft tapferlsquo lt martān-aka-) und substantivische Zugehoumlrigkeits-bildungen ableitet zB B-Phl wrsquozrsquolkrsquon man-mp wrsquocrsquorgrsquon wāzāraγān sbquoKaufmann Haumlnd-lerlsquo (np bāzārgān) lt wāzārakān- sbquoder zum Markt Gehoumlrigelsquo B-Phl wrsquocrsquol man-mp wrsquocrsquor wāzār sbquoMarktlsquo (np bāzār) man-sogd ptrkrsquon chr-sogd ptrqrsquon pitarkān sbquovom Va-ter stammendes Erbelsquo76 Auch das nur im Indoiranischen bezeugte Suffix -iacuten- (zB in ai aśviacuten- m sbquoRitterlsquo [ aacuteśva- m sbquoPferdlsquo] praśniacuten- m sbquoFragerlsquo [ praśnaacute- sbquoFragelsquo]) stellt wohl eine Kombination des Zugehoumlrigkeitssuffixes -i- und des individualisierenden n-Suffixes dar77 Das Nebeneinander von -eh1-no- (balt -rna- lat -ēnus) zu -eh1-n- bzw -e-h1-n- (slav -ěn-) verhaumllt sich morphologisch wie das Nebeneinander von -iacuteh2-no- (lat -īnus etc) zu -iacuteh2-n- gt griech -eacuteν- (griech Fortsetzer des V~k-Typs) zB griech γλωχeacuteWς -eacutentildeνος sbquoSpitzelsquo ( γλograveχες sbquoGrannenlsquo) UumlκτeacuteWς sbquoStrahllsquo ( ved aktuacute- sbquoNachtlsquo) δελφeacuteWς sbquoDelphinlsquo ( δελφAumlς sbquoGebaumlrmutterlsquo) Oacuteσmicroeacutentildeν- sbquoSchlachtlsquo ( ved yudhmaacute- sbquoKaumlmpferlsquo)78

84848484 Zumindest fuumlr eine Untermenge der slavischen Bildungen auf -ěn-e bzw -jan-e koumlnnte allerdings auch eine Alternativerklaumlrung in Betracht kommen die bei Vondraacutek (1924543) angedeutet ist Es koumlnnten Possessivbildungen mit oppositivem Akzent an de-ren e-stufigen betonten Themavokal das individualisierende n-Suffix getreten waumlre79 zu thematischen barytonen Grundwoumlrtern vorliegen So koumlnnte das morphologische Verhaumlltnis von urslav poljaacutene lt (Transponat) polh2rn-es sbquodie mit Feldern Versehenenlsquo zu seinem Grundwort urslav poCje sbquoFeldlsquo n lt poacutelh2o-m genau dem von av karapan- m sbquoRitual-priesterlsquo (Nom Pl karapanō Gen Pl karafnąm) lt uriran karpaacuten- lt kolpeacute-n- sbquoder mit dem Ritual Versehene der das Ritual Ausfuumlhrendelsquo zu seinem in ai kaacutelpa- m sbquoRituallsquo fort-gesetzem Grundwort koacutelpeo-80 oder dem von griech ξιφacuteν sbquoSchwerttraumlgerlsquo (ccedil φEcircρων ξplusmnφος Hsch) zu seinem Grundwort ξplusmnφος sbquoSchwertlsquo entsprechen wobei anzunehmen waumlre dass die e-Langstufe des Suffixes in polh2rn-es gt urslav poljaacutene wie im Griechischen (Nom -acuteν Gen -microν-ος) aus dem urspruumlnglichen Nom Sg auf -rn paradigmatisch verall-gemeinert worden waumlre (so Zubatyacute bei Vondraacutek 1924543) Allerdings ist fuumlr das Slavische

75 Vgl zu den Goumltternamen bzw Goumltterepitheta vor allem Stuumlber 20043ndash5 76 Vgl Schaffner 2005241ndash243 mit weiteren Beispielen 77 Vgl Klingenschmitt 2005349 78 Risch 197458 Schindler 197563 Balles 2008225 Innerhalb der griechischen Bildungen auf -īn- differen-

ziert Leukart 1980243 Fn 22 folgendermaszligen bdquo-īn- ist deutlich possessiv in δελφν- sbquo(Fisch) der Gebaumlrmut-ter hatlsquo lt -i-h3n- zu einem sbquoCalandrsquoschlsquo neben δελφAumlς stehenden aumllteren i-Stamm oder analogem Vorbild vgl auch Τρχν- sbquoSchroffes (= Felswaumlnde) habendlsquo (Ortsname) neben τρχAumlς Dagegen steht wahrscheinlich indi-vidualisierendes -(eo)n- in γλωχ--ν- sbquoSpitze (eines Gegenstandes)lsquo lt -ih2-n- dh formal parallel zu -ān- lt -ah2-n- semantisch aber wegen der anderen Bedeutung des Grundwortes (cf γλograveσσα) verschieden (hellip)ldquo

79 Vgl zu dieser Moumlglichkeit Peters 1980166 80 Vgl Mayrhofer 197735 Fn 158 und Schaffner 2005175176 (mit weiteren Parallelen)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 379

diese Annahme dewegen miszliglich weil gerade die n-staumlmmige Singularbildung fehlt die ja suppliert wird Zudem bringt ein Groszligteil der Bildungen auf -ěn-e bzw -jan-e seman-tisch eine Zugehoumlrigkeitsrelation zum Ausdruck In den Faumlllen mit komplexem Suffix -jan- dh in Ableitungen wo -j- nicht schon Bestandteil der Ableitungsbasis (wie in poljaacutene poCje) war wie in aksl graždan-e sbquoBuumlrgerlsquo lt gord-jan-e gradъ sbquoStadtlsquo lt gordъ oder aruss poločane Fln Polota koumlnnte -jan- nach dem in sect8 illustrierten Prin-zip der Mehrfachsuffigierung aus der Kombination des Zugehoumlrigkeitssuffixes -i- (in av zaraθuštri- sbquozu Zarathustra gehoumlrigldquo zaraθuštra-) und des Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1- wiederum um das nullstufige indiv n-Suffix erweitert erwachsen sein (dh -jaacutene lt --eacuteh1-n-es)

85858585 Wie ist nun das griechische Ethnikon-Suffix -νες (ion att -microνες) urgriech -ān-es hier etymologisch anzuschlieszligen Es ist nun voumlllig klar dass urgriech -ān- mit slavisch -ěn- lt vorurslav -ēn- lautlich nicht kompatibel ist Doch bestehen wie bereits oben unter sect73 dargelegt worden ist fuumlr die bezeugten griechischen Ethnika auf -ān-es etymologi-sche Anschlussmoumlglichkeiten an griechische oder auch im Griechischen moumlgliche Staumlmme auf -ā lt -ah2 insbesondere Ortsnamen oder Ortskollektiva mit Stamm auf -ā81 Das griechische Suffix duumlrfte demnach als Ableitung von Staumlmmen auf -ā bzw von zu thema-tischen Staumlmmen auf -eo- gehoumlrigen Ortskollektiva auf -a-h2- lt -e-h2- mittels der null-stufigen Form -h1-n- die im Slavischen in dieser Gestalt an die e-stufige Variante einfa-cher thematischer Staumlmme tritt oder der vollstufigen Form -eh1-n- die im Slavischen an Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -i- tritt (dh -jaacutene lt --eacuteh1-n-es) des die Zugehoumlrig- keit bezeichnenden Suffixkonglomerats zu deuten sein dh urgriech -ān-es lt -a-h2-(a)h1-n-82 (zB epirotisch AacuteρκτAcircνες sbquodie zur Baumlrengegend Gehoumlrigenlsquo [lt -a-h2-(a)h1-n-es] aacuterktā- sbquoBaumlrengegendlsquo [Ortskollektiv zu griech ETHρκτος sbquoBaumlrlsquo]) Die Wortbildungsbedeutung der slavischen Ethnika auf -ěn--jan- bzw der griechischen Eth-nika auf -ān-es kann lokal-adhaumlsiv als sbquogehoumlrt zu Xlsquo (oder ggf -originativ als sbquostammt ausvon Xlsquo) gefasst werden In etwa vergleichbar ist im roumlmischen Namensystem das Ne-beneinander von Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -io- und -ah2-io- zu urspruumlnglichen Indi-vidualnamen mit thematischem Stamm man vergleiche etwa lat Iuppiter Saturnius sbquoIuppi-ter Sohn des Saturnuslsquo und die aus urspruumlnglichen Patronymica entstandenen Gentilnamen wie Mārcius Mārcus Iūlius Iūlus usw Daneben stehen Gentilnamen auf -eius wie Pompeius aus pompao-s (lt -ah2-io- vgl oskisch puacutempaiians) eigentlich sbquoder zur Fa-milie des Pompus Gehoumlrigelsquo Ableitung von einem Kollektivum pompā- sbquoFamilie des Pomposlsquo (lt -a-h2) zu einem Individualnamen pompo-s (vgl lat Rōma lt rōmā- sbquo(Siedlung der) Familie des Rōmo-slsquo [vgl den Stadtnamen Pompeiī] Individualnamen rōmo-s Rōmulus lt Deminutivum rōme-lo- [vgl den etruskischen Gentilnamen rumelna lt rumele-na Ableitung von einem Individualnamen rumele])83 Man vergleiche auch lat

81 Vgl Leukart 1980245 bdquoDas Entscheidende ist also nicht ob die Grundwoumlrter griechisch sind sondern allein ob sie eine griech Kollektivableitung auf -ā erlauben zu der dann weiter ein Ethnikon auf -ānes trittldquo

82 Zirkumflex auf den Formen mit kurzvokalischer Endung (zB -oacuteνες ion att -microνες) ist auszligerdorisch als Neue-rung obligatorisch und beweist nicht ehemalige Vollstufe der ersten Komponente des Suffixes (Schwyzer 1953377 Leukart 1980242 Anm 18) Fuumlr eine Vollstufe der ersten Komponente des Suffixes im Falle der Ableitung von ah2-Staumlmmen koumlnnten aber moumlglicherweise doch adverbiell erstarrte Instrumentale wie griech κρυφmicro dor κρυφoacute sbquoheimlich verborgenlsquo (lt -ah2-ah1 lt -e-h2-eh1 vgl Klingenschmitt 2005303) sprechen wenn die urindogermanische Instrumentalendung -eh1 als unflektierte Form eines abstufenden Zugehoumlrig-keitssuffixes -eh1- das in den Konglomeraten -eh1-no- und -eh1-n- verbaut ist zu deuten ist

83 Vgl Klingenschmitt 2005301302

380 Stefan Schaffner

Petreius Gentilname lt petrao- sbquozur Familie des Petro-s gehoumlriglsquo petrā- sbquoFamilie des Petro-slsquo (vgl suumldpik petroh) falisk uoltaia Gentilname f lt 1oltao- sbquozur Familie des Uolto-s gehoumlriglsquo 1oltā- sbquoFamilie des Uolto-slsquo (Klingenschmitt 2005302)

BibliographieBibliographieBibliographieBibliographie

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Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 373

sbquodie zur Stadt Φοιτplusmnαι Gehoumlrigen Einwohner der Stadt Φοιτplusmnαιlsquo ∆υmicroAcircνες [Phylenna-me] eig sbquodie zur dumā-zum bdquoStammldquo Gehoumlrigenlsquo in der Bedeutung etwa von φυλEcircται sbquoStammesgenossenlsquo) und das individualisierende Suffix -eon- alleine den Ausdruck der Zugehoumlrigkeit nicht leistet51

4 Bei Balles (2008208) sind die griechischen Voumllkernamen auf -νες (ion att -microνες) urgriech -ān-es falsch unter die vorwiegend fuumlr gewisse dorische bzw nordwest-griechische Dialekte charakteristischen Sekundaumlrbildungen auf -acuteν Gen -microνος des Typs λεσχacuteν sbquoSchwaumltzerlsquo ( λEcircσχη sbquoOrt zum Liegen Plaudereilsquo) oder ξιφacuteν sbquoSchwerttraumlgerlsquo (ccedil φEcircρων ξplusmnφος Hsch)52 wozu auch die vor allem in Megara und Korinth bezeugten Personennamen wie Λυσacuteν Καλλacuteν Aacuteριστacuteν Νικacuteν etc (vgl Solmsen 1909116ff) zaumlhlen eingeordnet Diese Bildungen zeigen auch im dorisch-nordwestgriechischen Dialektgebiet die Suffixablautstufe -ην- lt urgriech -ēʛn- die mit dorisch-nordwestgriechisch -ν- lt urgriech -ān- der Ethnika lautlich nicht kompatibel ist

8888 In der Folge soll nun eine neue Erklaumlrungsmoumlglichkeit der Suffixe urgriech -ān-es und urslav -ěne bzw -jane zur Bildung von Ethnika und der baltischen Zugehoumlrigkeitsbil-dungen auf -rna- praumlsentiert werden Den Ausgangspunkt fuumlr diese neue Erklaumlrungsmoumlg-lichkeit bildet die Beobachtung dass im Urindogermanischen bzw in den Einzelsprachen Suffixkonglomerate zur Bezeichnung der Zugehoumlrigkeit aus der Kombination zweier funk-tional aumlquivalenter Zugehoumlrigkeitssuffixe bzw aus der Kombination zweier Bildemoumlglich-keiten zur Bezeichnung der Zugehoumlrigkeit entstanden sein koumlnnen Man vergleiche zum Beispiel

a) Zugehoumlrigkeitssuffix -iacuteh2-no- (lat -īnus gr -eacuteνος lit -yacutenas slav -iacutenъ germ -īna-53) Kombination aus dem V~k-Suffix -iacuteh2-

54 (vgl ai v~k- f sbquoWoumllfinlsquo ai

51 Diese Uumlberlegung mag vielleicht auch der Grund dafuumlr sein dass Nikolaev 2010191 als Grundlage von ur-griech ne1ān- eine auf dem Kollektivum ne1eh2- bdquoyouthldquo basierende Ableitung ne1eh2-h1(eo)n- bdquohaving youthldquo (gt Hsch νεfrac34ν νEcircος) mit dem Hoffmannschen Possessivsuffix postuliert Nikolaev 2010191 Fn 9 er-laumlutert weiter hierzu bdquoThe analysis here differs from the one originally proposed by Leukart only insofar as he glosses ne1eh2 as lsquoGesamtheit der jungen Leutersquo and operates with an individualizing -n-suffix while I use Hoffmannrsquos possessive suffix -h1(eo)n- insteadldquo

52 Vgl zu diesem Typ auch Peters 1980169 53 ZB lat equīnus sbquozum Pferd gehoumlriglsquo equus sbquoPferdlsquo gr ecircκεανναι sbquoOkeanostoumlchterlsquo lit kaimyacutenas sbquoNach-

barlsquo kaiacutemas sbquoDorflsquo aksl sestrinъ sbquozur Schwester gehoumlriglsquo ahd fingirīn sbquoFingerringlsquo 54 Die Bestimmung des Laryngals des V~k-Suffixes als h2 ergibt sich mE aus der Analyse von gr

Uumlνδριfrac34ς -frac34ντος sbquoStandbild Statuelsquo als h2rih2-aacutent- (vgl zur Bildung auch toch B iko Pl ikonta sbquoSchrittlsquo lt sekās lt sekah2-t-s oder -ant-s [ B sik- sbquoschreitenlsquo lt sik-]) das als Erweiterung mit einem die Bedeu-tung des Grundwortes nur gering modifizierenden abstufenden Suffix ----ent-----nt- (in Faumlllen wie heth irmala-nt- sbquokranklsquo irmala- sbquodslsquo weitere Beispiele unter sect81) einer V~k-Bildung h2r-iacuteh2- sbquowas einem Mann ver-gleichbar ist Bild eines Manneslsquo gedeutet werden kann (Klingenschmitt 2005423 Anm 142) Die Bildungen auf -iacuteh2- des V~k-Typs haben naumlmlich unter anderem die Funktion etwas zu bezeichnen was in seiner Be-schaffenheit an den durch das Grundwort bezeichneten Begriff erinnert (vgl AiGII2384 Klingenschmitt 2005344) vgl zum Beispiel ai ā-v Du sbquoHodenlsquo āaacute- n sbquoEilsquo Du sbquoHodenlsquo lat saniēs sbquoverdorbenes Blut Wundjauchelsquo lt h1sh2an-ih2- sbquoBlutaumlhnlicheslsquo ( heth ešar gr eumlαρ ai aacutes~-k n sbquoBlutlsquo lt uridg h1eacutesh2~ Gen h1sh2aacuten-s) aisl myacuterr f Sumpf Schlammlsquo lt urnord me1Ri+R lt urgerm me1zī lt me1siacuteh2- sbquowas ei-nem Moor aumlhneltlsquo ae mēos m n sbquoMoor Schlammlsquo ahd mios m n sbquodslsquo lt meacute1so- Nur der Ansatz mit h2 erklaumlrt mE auch die Tatsache dass bestimmte Staumlmme des V~k-Typs im Baltischen bzw Litauischen zu Staumlmmen mit Nom Sg -ijagrave und Akk -iją umgebildet sind vgl zB urslav oldi Gen ldiję sbquoSchifflsquo (skr štok lađa čak [Vrgada] ldegatildeđa slov laacutedja nruss ladjaacute aruss lodja) lt alds Gen aldiās (aumllter -i-as

374 Stefan Schaffner

v~ka- m sbquoWolflsquo ai rath- m sbquoWagenlenkerlsquo raacutetha- m sbquoWagenlsquo urslav sǫdi m sbquoRichterlsquo lt som-dhh1-iacuteh2- urslav sǫdъ m sbquoGerichtlsquo lt som-dhh1-oacute-) und dem Suffix -no- (vgl zB lat Romā-nus sbquoRoumlmerlsquo Roma lat paternus sbquozum Vater gehoumlriglsquo maternus sbquozur Mutter gehoumlriglsquo lat fānum sbquoHeiligtumlsquo lt fasnom lt dhƽ1s-no-m sbquozu einer religioumlsen Feier gehoumlriglsquo)

b) av āhuiri- sbquozum ahura- gehoumlriglsquo ( ahura- sbquoHerrlsquo) Kombination aus Vigraveddhi55 plus Zugehoumlrigkeitssuffix -i- (ohne Vigraveddhi av zaraθuštri- sbquozu Zarathustra gehoumlriglsquo zaraθuštra-)

c) uridg te1-oacute- sbquozu dir gehoumlriglsquo (griech hom dor τεacircmς lat tuus) tū sbquodulsquo de1-oacute- sbquoHimmlischer Gottlsquo (ai devaacute- lat deus dīvus lit diẽvas etc) de1-di1- sbquoHim-mellsquo Kombination aus Vigraveddhi51 plus Zugehoumlrigkeitssuffix -o-56 (vgl ohne Vigraveddhi t1-oacute- sbquozu dir gehoumlriglsquo gt griech ion att σmς av θβ)

d) Suffix -io- (vgl zB lat patrius griech πfrac34τριος sbquozum Vater gehoumlriglsquo) lt -ih2-o- Kombination aus den beiden Zugehoumlrigkeitssuffixen -ih2- und -o-57

lt -ih2-as) lit aldijagrave Akk aCdiją sbquoEinbaum Kahnlsquo (nach dem Wandel von -ia- zu ē eingetretene) Umbil-dung von ald-s Gen aldi-as lt aoldh-iacuteh2- sbquoTrogaumlhnlicheslsquo urgerm alđōn- sbquoTroglsquo (nnorw dial olda f sbquogroszliger Troglsquo nschwed aringlla f sbquoBottichlsquo) lt aoldhā-n- (vgl Klingenschmitt 2005344) Zugunsten von h1 des V~k-Suffixes argumentiert Widmer 2005190ff worauf hier im Einzelnen aber nicht eingegangen werden kann

55 Vgl zB ahd swāgur m sbquoSchwagerlsquo lt urgerm s1ēDžura-z lt s1ē0uroacute-s sbquoder zum Schwiegervater (als Sohn) Gehoumlrigelsquo uridg s1eacute0uro-s sbquoSchwiegervaterlsquo (ai śvaacuteśura- gr Uacuteκυρmς lat socer ahd swehur ae sweor etc) Vgl zur Vigraveddhi-Ableitung insgesamt Darms 1978 Jochem Schindler (bei Balles 2006286ff Fn 473 und Widmer 2008618) leitet die Vigraveddhi-Ableitung aus einer Lokativhypostase von endungslosen dehnstufi-gen Lokativen von Wurzelnomina her wobei als Operator fuumlr die Bildung des abgeleiteten Stammes dasselbe Suffix -eo- dient das auch bei Hypostasen von i-Lokativen auftritt (zB uridg h2ant-i+eacuteoacute- sbquoauf der Vor-derseite gegenuumlber befindlichlsquo [gt gr Uumlντplusmnος sbquogegenuumlberstehend entgegengesetztlsquo substantiviert urgerm andia- m n sbquoEnde Rand Grenzelsquo] uridg h2ant-i Lok sbquoauf der Vorderseite gegenuumlberlsquo) Auf einer Loka-tivhypostase uridg pēd-oacute- sbquoam Fuszlig befindlich zum Fuszlig gehoumlriglsquo ( prdplusmni sbquoam Fuszliglsquo) beruhen nun einerseits lit pėdagrave f (3) sbquoFuszligsohle Fuszligspurlsquo = lett pecircda f sbquoFuszligsohlelsquo (lit dial auch ppdas m (3) sbquoFuszligsohlelsquo) und an-dererseits wohl auch griech πηδmν n sbquoRuderblattlsquo (Od+ benannt nach der flachen Form und der Befindlich-keit unten am Ruder FriskII527) dessen urspruumlngliche Bedeutung noch von dem abgeleiteten Verbum πηδfrac34ω sbquospringen huumlpfenlsquo (Il+) vorausgesetzt sein koumlnnte (zur Deutung von lit pėdagrave f (3) sbquoFuszligsohle Fuszlig-spurlsquo = lett pecircda f sbquoFuszligsohlelsquo als einer Vigraveddhi-Ableitung zu ped- sbquoFuszliglsquo vgl Griepentrog 1995163 Larsson 2003245 Anm 15 NIL537 Fn 64) Aus dem prototypischen Nebeneinander von pēd-oacute- sbquoam Fuszlig befindlich zum Fuszlig gehoumlriglsquo ( prd sbquoam Fuszliglsquo) und peacuted- sbquoFuszliglsquo auf das pēd-oacute- sekundaumlr als Ableitung bezogen werden konnte haumltte nun die Regel abstrahiert werden koumlnnen dass bei dieser spezifischen Ableitung das Derivat ge-genuumlber der Derivationsbasis Erhoumlhung des Wurzelablauts um eine Stufe (ē e danach analogisch ō o und e ) und zwar nach dem ersten konsonantischen Wurzelradikal zeigt und das Derivat gegenuumlber der Deriva-tionsbasis oppositiven Akzent aufweist Fuumlr den Ansatz eines Lok Sg prd(plusmni) spricht der Lok Pl prt-su lt prd-su in air iacutes kymr is untenlsquo lt īssu (vgl auch altalb [Buzuku] peumlr posh alb dial peumlrpoacutesh sbquounten hin-unter herunterlsquo lt pēd-si) Mit dem Ansatz eines Lokativ Singular prdplusmni ergaumlbe sich ein weiteres Beispiel fuumlr eine Regel dass bei athematischen Staumlmmen die Ablautstufe des Lokativ Singular gegenuumlber der Ablaut-stufe des paradigmatisch zugeordneten Genitiv Singular jeweils um einen Grad erhoumlht ist (vgl Klingenschmitt 2005319 Fn 30ndash32) Die Regel laumlszligt sich erschlieszligen aus Paradigmen wie Sg Nom dr1-s Gen di1-eacutes Lok deacute1plusmni Sg Nom meacutenti-s Gen mteacute-s Lok mtrplusmni Sg Nom h1noacuteh3m Gen h1h3meacuten-s Lok h1h3mrnplusmni

56 Vgl auch Schaffner 2004490 Fn 15 mit Literatur 57 Fuumlr eine Untermenge der Bildungen auf -ieo- kommt sicherlich auch eine Herleitung aus Hypostasen von

i-Lokativen in Betracht (Widmer 2008617 Balles 1997161ff Nussbaum 1986243) zB uridg h2ant-i+eacuteoacute- sbquoauf der Vorderseite gegenuumlber befindlichlsquo (gt gr Uumlντplusmnος sbquogegenuumlberstehend entgegengesetztlsquo

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 375

81818181 Auch bei Suffixkonglomeraten anderer Funktion besteht die Moumlglichkeit dass diese durch Kombination zweier funktional aumlquivalenter Suffixe enstanden sind man vergleiche zB das im Lateinischen bei Substantiven der 3 bis 5 Deklination verwendete Deminutiv-suffix -culus -a -um (zB homuculus sororcula aedicula vasculum etc) lt -ke-lo- das durch die Kombination eines Deminutivsuffixes -keo- (zB ai rāja-kaacute- sbquoKoumlnigleinlsquo rzjan- sbquoKoumlniglsquo ai pit~-kaacute- sbquoVaumlterchenlsquo pitaacuter- sbquoVaterlsquo aisl bolungr sbquojunger Stierlsquo lt --koacute- boli m n-St sbquoStierlsquo) und eines Deminutivsuffixes -lo- (lat -ulus lt -e-lo- got magula sbquoKnaumlbleinlsquo magus) hervorgegangen ist Im diesem Zusammenhang sei kurz darauf verwiesen dass das slavische Suffix -ęt- zur Bezeichnung von jungen Lebewesen vorwie-gend von Tierjungen (BraumluerIII80ndash99) aus der Kombination zweier individualisierend-charakterisierender Suffixe -en- und -et- entstanden sein kann zB urslav posęt- n sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ( uridg poacuter0oe- sbquodslsquo [lit pašas (2) ahd far(a)h ae fearh lat porcus mir orc]) urslav moCdęt- n sbquoJungeslsquo lt moacutelde-n-t- ( urslav moCdъ sbquojunglsquo lt moacuteldho-)58 auszligerhalb des Slavischen vielleicht auch arm ayceamn sbquoGazellelsquo lt h2ai-(hx)-t- ayc (i) sbquoZiegelsquo lt h2ai-59 Man vergleiche zum individualisierenden Suf-fix -eon- etwa Beispiele wie lat Catō -ōnis sbquoSchlaumlulinglsquo catus sbquoschlau verschlagenlsquo griech στρfrac34βων sbquoSchielerlsquo στραβmς sbquoschielendlsquo got liuta -ins sbquoHeuchlerlsquo liuts sbquoheu-chelndlsquo etc60 zum indiv Suffix -eot- etwa ai haacuteri-t- n sbquogelbe Farbelsquo (in haacuterit-vant- sbquogoldgelblsquo) lt heacutelh3i-t- n sbquodas Gelbelsquo ai haacuteri- sbquofahl gelblichlsquo jav zairi- sbquogelblsquo lt heacutelh3i- uridg meacuteli-t- n sbquoHoniglsquo (gr microEcircλιτ- got milithorn etc) eig sbquoGelbeslsquo ( urkelt meli-no- sbquogelblsquo in mkymr melyn) uridg (h13)aacutelbi-t- n sbquoWeiszligeslsquo (gr ETHλφι n Pl ETHλφιτα sbquoGerstenmehllsquo alb elb sbquoGerstelsquo)61 und griechische und lateinische Bildungen wie gr γυmicroνacuteς γυmicroνacuteτ- sbquoLeichtbewaffneter Infanteristlsquo ( γυmicroνmς sbquonackt unbekleidetlsquo) gr UumlργEcircτ- Uumlργacuteτ- sbquoglaumlnzend strahlend schimmerndlsquo ( Uumlργmς sbquodslsquo) lat stīpes stīpit- sbquoZweig Stocklsquo ( stepo- sbquostarr steiflsquo gt urgerm stīfa- gt ae mhd stīf)62 Eine Analyse des slavischen Suf-fixes -ęt- n als -(e)n- + -t- ergibt sich vom Material des Slavischen aus schon alleine dadurch dass die Bildungen auf -ęt- in deutlicher Beziehung zu Ableitungen von n-Staumlm-men gleicher Bedeutung stehen (vgl zB russ ksl mladę n sbquoKind Knabelsquo [vgl auch slo-vak mlaacutedrsquoa n sbquojunges Tierlsquo] lt urslav moCdęt- n sbquoJungeslsquo aksl mladen-c mladěn-c sbquodslsquo [vgl apreuszlig Elb Voc 189 kint maldenikis] russ dialekt moacuteloden sbquojunger Mannlsquo lt urslav moCden- [Ableitung mittels des indiv n-Suffixes von urslav moCdъ Adj sbquojunglsquo gt aksl mladъ russ moacutelodъ]) und die Bildungen auf -ęt- in den Einzelsprachen zum Teil im Singular (vgl russ Sg teleumlnok sbquoKalblsquo Pl teljaacuteta) oder im Plural (ačech haumlufig Pl -enci lt -en-ci Sg -ě lt -ę zB Pl kuřenci Sg kuřě sbquoHuhnlsquo) durch Ableitungen von n-Staumlm-men suppliert werden (vgl auch apreuszlig smunents sbquoMenschlsquo neben smūnen-isks sbquomensch-lichlsquo)63 Die Produktivitaumlt dieses Typs im Slavischen mit dieser spezifischen semantischen Funktion ist wohl von prototypischen Bildungen wie urslavisch posęt- n sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ausgegangen dessen Grundwort poacuter0eo- dieselbe Bedeutung hat Das Suffix-konglomerat -en-t--n-t- duumlrfte in rein bdquoaugmentativerldquo Funktion wie in urslav posęt- n

substantiviert urgerm andia- m n sbquoEnde Rand Grenzelsquo) uridg h2ant-i Lok sbquoauf der Vorderseite gegen-uumlberlsquo

58 Vgl Schaffner 2001209ndash211 59 Klingenschmitt 19822526 Fn 19 60 Vgl Krahe amp Meid 1969III 92 Schaffner 2001526ndash529 61 Vgl Schaffner 2001211 Fn 200 Zu einer Analyse dieser Bildungen als t-Instrumentale Pinault 198032

Widmer 2005197 62 Nussbaum 20044 63 BraumluerIII81 Schaffner 2001209210

376 Stefan Schaffner

sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ( uridg poacuter0oe- sbquodslsquo) wohl auch im lat Ethnikon Pīcentes sbquodie (jungen) Spechtelsquo ( lat pīcus umbr peico sbquoSpechtlsquo) neben dem Adjektiv Pīcēnus LN Pīcēnum64 in apreuszlig smunents sbquoMenschlsquo (neben smūnen-isks sbquomenschlichlsquo) und wohl auch in griech Uumlνδριfrac34ς -frac34ντος m sbquoMenschenbild Bildsaumlule Standbildlsquo lt h2r-ih2-ant- (Erwei-terung von h2r-iacuteh2- sbquowas einem Mann vergleichbar ist Mannsbildlsquo) Uumlνacuteρ m sbquoMann Menschlsquo lt h2nrr verbaut sein

82828282 Wenn man nun das in sect8 illustrierte Prinzip der Kombination zweier funktional aumlquiva-lenter Zugehoumlrigkeitssuffixe zu einem Suffixkonglomerat auch auf das genannte baltische Zugehoumlrigkeitssuffix -rna- (lit -pnas f -pnė lett -ēns f -ēne vgl oben sect665) anwendet das eine etymologische Entsprechung in lateinischen Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -ēnus (zB Adj Pīcēnus LN Pīcēnum lat pīcus sbquoSpechtlsquo lat -iēnus Abl von io-Staumlmmen zB aliēnus sbquozu einem anderen gehoumlriglsquo alius laniēna [taberna Varro] sbquoFleischerladenlsquo altlat lanius sbquoMetzgerlsquo [wie figlīna taberna sbquoToumlpferwerkstattlsquo figulus sbquoToumlpferlsquo) besitzt66 so kann deren Vorform -eh1-no- bzw -e-h1-no- (bei Ableitung von eo-Staumlmmen67) als Kombina-tion eines abstufenden Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1-h1 dessen unflektierte Form moumlgli-cherweise der urindogermanischen Instrumentalendung -eh1-h1 zugrundeliegt68 und dem Zugehoumlrigkeitssuffix -no- analysiert werden Eine spezialisierte Funktion des Konglome-rats -(e)h1-no- koumlnnte dann in dem sogenannten bdquoHerrschersuffixldquo69 -h1-no- der Bedeu-

64 Vgl Rix 195051237ff 65 Hiervon etymologisch zu trennen ist wohl das zur Bildung von Stoffadjektiven verwendete slavische Suf-

fix -ĕnъ (vgl Vondraacutek 1924I 528529) dass wohl an n-Staumlmmen erwachsen ist (vgl aksl kamĕnъ sbquosteinernlsquo russ kaacutemjanyj serb k`men urslav kaacutemen- m sbquoSteinlsquo aksl plamĕnъ serb pl`men sbquoflammendlsquo urslav plaacutemen- m sbquoFlammelsquo) und von dort als komplexes Suffix abgeloumlst ist (vgl aksl drĕvĕnъ sbquohoumllzernlsquo drĕvo sbquoHolzlsquo)

66 Rix 1972727728 weist darauf hin dass das Umbrische ein patronymisches Gentilnamensuffix -ēno- kennt das mit einem einzigen ndash allerdings durchsichtigen ndash Beispiel aus umbrischen Texten zu belegen ist Voisiener (Gen Sg Ve 236) zu Voisis lt -sos Der Typ ist auf lateinischen Inschriften aus Umbrien und aus den oumlstli-chen und suumldlichen Nachbargebieten der Pikenter Vestiner und Sabiner haumlufig Alfēnus (auch Hor sat 1 3 130+) Labiēnus (auch Sil 1034+) Nach Rix loc cit entspricht dieses patronymische Gentilnamensuffix des Umbrischen etymologisch dem Suffix des Ethnikons Picēnus zu lat pīcus und umbr peico (Akk) sbquoSpechtlsquo Nach Rix loc cit (vgl auch Mayrhofer 197732) gehoumlrt hierher auch das im Iranischen Patronymika bilden-de Suffix -āna- das sich auf -ēno- zuruumlckfuumlhren laumlszligt aav Haēca aspānā (Nom Sg f Yasna 553) zu Haēca aspa (Yasna 4615) Immerhin erwaumlgenswert ist die Frage ob das im Iranischen zur Bildung von Landschaftsnamen gaumlngige Suffix -āna- zB in av Vƽhrkāna- sbquoHyrkanienlsquo (in jav vƽhrkānōšaiiana- sbquodie Wohnung der Hyrkanier bildendlsquo V 111) vƽhrka- m sbquoWolflsquo (vgl auch mp gwlgrsquonyk gurgānīγ sbquozur Pro-vinz Gurgān gehoumlriglsquo np Gurgān gurg sbquoWolflsquo) nicht ebenfalls hier etymologisch anzuschlieszligen ist wenn-gleich das lange ā von -āna- (wie auch des patronymischen Suffixes -āna-) lautlich natuumlrlich mehrdeutig ist

67 Die akutierte Intonation in Faumlllen wie lit kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo ( kaacutelnas sbquoBerglsquo) kaimpnas sbquoNachbarlsquo ( kaiacutemas sbquo[Bauern-]Dorf Landlsquo) deren Ableitungsbasen thematische Staumlmme bilden zeigt wohl dass das Suffixkonglomerat -h1-no- mit Nullstufe der ersten Komponente an den e-stufigen Stamm der Ableitungsba-sis getreten ist Diese Bildungen folgen dann einer Regel dass flexions- und derivationsmorphologische Ele-mente die in die Nullstufe treten koumlnnen an thematische Staumlmme in nullstufiger Gestalt angefuumlgt werden (vgl -o-nt- -eacutent- -o-h1- -eacuteh1-) vgl Klingenschmitt 2005454

68 In diesem Fall koumlnnte die bdquoApertinentivldquo-Endung -ī lt -ih2 verglichen werden die als unflektierte Form des Zugehoumlrigkeitssuffixes -ih2- (ai v~k- f sbquoWoumllfinlsquo ai v~ka- m sbquoWolflsquo ai rath- m sbquoWagenlenkerlsquo raacutetha- m sbquoWagenlsquo etc) zu bestimmen waumlre (vgl etwa teacute1e Gen te1oacute- sbquodeinlsquo ai asmzkaplusmnm Gen asmzka- sbquoun-serlsquo) Klingenschmitt 2005318

69 Man vergleiche die maszliggeblichen Materialsammlungen von Meid 195657260ndash295 1ndash128 und Meid 1957 72ndash108 113ndash126 (vgl auch Krahe amp Meid 1969III 109110 Schaffner 1999[2002]187188)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 377

tung sbquoHerrGott uumlber das was das Grundwort zum Ausdruck bringtlsquo (eig sbquoder (als Herr Gott) dazu Gehoumlrigelsquo) in Bildungen mit Dehnung des praumlsuffixalen Vokals wie lat tribūnus sbquoVorsteher der tribuslsquo ( tribu-) Portūnus sbquoGott der Haumlfen und Durchgaumlngelsquo ( portu-) Neptūnus sbquoGott des feuchten Elementslsquo ( neptu-) Fortūna sbquoGoumlttin des Schicksals und Gluumlckslsquo ( fortu- verbaut in fortuītus sbquozufaumllliglsquo) lat Bellōna sbquoGoumlttin des Kriegeslsquo ( bello-) Annōna sbquoGoumlttin der Erntelsquo ( annus sbquoJahreserntelsquo) vorliegen70 neben denen Bildun-gen mit bdquoeinfachemldquo -no- ohne Dehnung des praumlsuffixalen Vokals wie in lat dominus sbquoHausherrlsquo lt domo-no-s ( domo-) gall Eponā sbquoGoumlttin der Pferdelsquo ( epo- sbquoPferdlsquo) gall Maponos sbquoGott der Soumlhnelsquo ( mapo- sbquoSohnlsquo) gall Nemetonā sbquoGoumlttin der (heiligen) Hainelsquo ( gall nemeton) gall Damonā sbquoGoumlttin der Ochsen bzw Hirschelsquo ( damo- vgl air dam sbquoOchse Hirschlsquo) anord Herjann (Beiname des Gottes Oacuteethinn) = kelt koronos (abrit VN Coriono-tōtae) = griech κοplusmnρανος sbquoHeerfuumlhrer Herrscherlsquo (poet seit Ho) lt koro-no-s sbquodslsquo ( uridg koro- sbquoHeerlsquo)71 urgerm thorne1đana-z m sbquoKoumlniglsquo (got thorniudans anord thornjoacuteethann ae thornēoden as thiodan) lt te1to-noacute-s sbquoVorsteher der thorne1đō der Volksgemeindelsquo ( urgerm thorne1đō- f sbquoVolklsquo got thorniuda ahd diota) stehen72

83838383 Die Richtigkeit der obigen morphologischen Analysen vorausgesetzt ergibt sich nun auch eine klare Analysemoumlglichkeit fuumlr das slavische Suffix -ěn- (bzw -jan- lt --ēn-) zur Bildung von Ethnika und Einwohnernamen Das slavische Suffix -ěn- kann dann als Kombination des abstufenden Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1- das als erste Komponente in -eh1-no- verbaut ist und der Nullstufe des individualisierenden n-Suffixes gedeutet wer-den Bei thematischen dh eo-staumlmmigen Grundwoumlrtern waumlre das Konglomerat in der nullstufigen Gestalt der ersten Komponente an den e-staumlmmigen Themavokal der Deriva-tionsbasis angefuumlgt worden73 (-e-h1-n-74 gegenuumlber zB --eacuteh1-n- bei i-staumlmmigen Grund-woumlrtern) zB urslav poljaacutene sbquoFeldbewohnerlsquo lt (Transponat) polh2eacute-h1-n-es urslav

70 Nussbaum 19981ndash11 postuliert fuumlr eine Vielzahl von einzelsprachlichen Sekundaumlrbildungen mit Laumlnge des praumlsuffixalen Vokals bdquodekasuativeldquo Ableitungen von Instrumentalen auf -V-h1- so zB in Bildungen wie lat Portūnus Bellōna die er als deinstrumentale possessive Bildungen mit einen Konglomerat -h1no- deutet Auch das Hoffmannsche Possessivsuffix ist nach Nussbaum 19989ndash11 (vgl zB auch Nikolaev 2010191) als deinstrumentale Bildung auf -h1-eon- zu analysieren zB av mąθrān- m sbquoSpruchkennerlsquo lt mentro-h1-on- mąθra- sbquoSpruchlsquo lt mentro- (Argumente gegen den Ansatz des Hoffmannschen Possessiv-suffixes mit Laryngal 3 als -h3on- bei Nussbaum 199810ndash11) Diese Analyse bietet nach Nussbaum 199811 den Vorteil dass der desubstantivische Typ auf -Hon- (av mąθrān-) und der deadjektivische Typ auf -eon- (av marƽtan-) letztendlich identisch seien Ich unterscheide mich in den Analysen von Nussbaum nur inso-fern als ich in dem morphologischen Element -eh1h1- nicht eine Kasusform sondern ein Suffix sehe dessen unflektierte Form moumlglicherweise dem uridg Instrumental auf -eh1h1- zugrundeliegt

71 Vgl hierzu die ausfuumlhrliche Besprechung bei Peters 1980170ndash171 72 Vgl zu den bisherigen Deutungen des Nebeneinanders von Bildungen mit und ohne Dehnung des praumlsuffixa-

len Vokals bei Bildungen mit dem bdquoHerrschersuffixldquo Schaffner 1999[2002]188 Fn 207 mit Literatur (vgl auch Stuumlber 20048ndash15)

73 Vgl zu dieser Regel Klingenschmitt 2005445 74 Es stellt sich die Frage ob nicht individualisierende Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -e-h1-n- als Zwischenstufe

der Wortbildung fuumlr die indoiranischen femininen Namen auf -ān-d (lt -e-h1-n-iacuteh2) zu thematischen mas-kulinen Eigennamen (insbesondere Goumltternamen) wie im Falle von ved Indrā- sbquoFrauGattin des Indralsquo GN Iacutendra- Varuān- sbquoFrauGattin des Varuethalsquo (daneben Ableitungen von Appellativen wie arayān- sbquoGoumlttin der Einoumldelsquo aacuteraya- sbquoWuumlste Wildnislsquo ūrjān- sbquoPersonifizierung der Kraftlsquo currenrj- sbquoKraftlsquo) av ahurānī- sbquogoumltt-liche Herrinlsquo ahura- sbquogoumlttlicher Herrlsquo mayeniiānī- sbquoFrau des Urmenschenlsquo (in Pahlavi-Uumlberlieferung) mayeniia- sbquoName des mythischen Urmenschenlsquo (vgl Stuumlber 200414) anzusetzen sind Freilich sind auch andere Erklaumlrungsmoumlglichkeiten denkbar (vgl zB Stuumlber 20041415 mit aumllterer Literatur)

378 Stefan Schaffner

poCje sbquoFeldlsquo n lt poacutelh2o-m Das individualisierende n-Suffix findet sich auch in Kombi-nation mit anderen Zugehoumlrigkeitssuffixen Haumlufig ist zB ein Suffix -io-n- (lt -ih2o-n-) in Bildungen wie gr (θεοOgrave) οmacrρανplusmnωνες sbquodie Himmlischen (Goumltter)lsquo ( οmacrρανoacuteς sbquoHimmellsquo) Κρονplusmnων sbquoKronide Sohn des Kronos (Zeus)lsquo lat lūdiō m sbquoSchauspielerlsquo = lūdius sbquodslsquo ( lūdus sbquoSpiel Schauspiellsquo) mūliō sbquoMaultiertreiberlsquo ( mūlus sbquoMaultierlsquo) got fiskja sbquoFi-scherlsquo ( fisks) kasja sbquoToumlpferlsquo ( kas) gallisch (latinisiert) Artiō sbquoGoumlttin der Baumlrenlsquo lt artion- ( keltisch arto-s sbquoBaumlrlsquo) altirisch Goibniu sbquoGott der Schmiedelsquo lt gobannion- ( altirisch gobae Gen gobann m sbquoSchmiedlsquo) etc75 Mit -io-n- vergleichbar ist in mittel-iranischen Sprachen ein Suffix -akān- (mp B-Phl -krsquon man-mp -grsquon -aγān sogd -krsquon -(a)kān) das auf Adjektiven der Zugehoumlrikeit mit Suffix -aka- beruht (vgl B-Phl mltrsquonk marδānaγ sbquomannhaft tapferlsquo lt martān-aka-) und substantivische Zugehoumlrigkeits-bildungen ableitet zB B-Phl wrsquozrsquolkrsquon man-mp wrsquocrsquorgrsquon wāzāraγān sbquoKaufmann Haumlnd-lerlsquo (np bāzārgān) lt wāzārakān- sbquoder zum Markt Gehoumlrigelsquo B-Phl wrsquocrsquol man-mp wrsquocrsquor wāzār sbquoMarktlsquo (np bāzār) man-sogd ptrkrsquon chr-sogd ptrqrsquon pitarkān sbquovom Va-ter stammendes Erbelsquo76 Auch das nur im Indoiranischen bezeugte Suffix -iacuten- (zB in ai aśviacuten- m sbquoRitterlsquo [ aacuteśva- m sbquoPferdlsquo] praśniacuten- m sbquoFragerlsquo [ praśnaacute- sbquoFragelsquo]) stellt wohl eine Kombination des Zugehoumlrigkeitssuffixes -i- und des individualisierenden n-Suffixes dar77 Das Nebeneinander von -eh1-no- (balt -rna- lat -ēnus) zu -eh1-n- bzw -e-h1-n- (slav -ěn-) verhaumllt sich morphologisch wie das Nebeneinander von -iacuteh2-no- (lat -īnus etc) zu -iacuteh2-n- gt griech -eacuteν- (griech Fortsetzer des V~k-Typs) zB griech γλωχeacuteWς -eacutentildeνος sbquoSpitzelsquo ( γλograveχες sbquoGrannenlsquo) UumlκτeacuteWς sbquoStrahllsquo ( ved aktuacute- sbquoNachtlsquo) δελφeacuteWς sbquoDelphinlsquo ( δελφAumlς sbquoGebaumlrmutterlsquo) Oacuteσmicroeacutentildeν- sbquoSchlachtlsquo ( ved yudhmaacute- sbquoKaumlmpferlsquo)78

84848484 Zumindest fuumlr eine Untermenge der slavischen Bildungen auf -ěn-e bzw -jan-e koumlnnte allerdings auch eine Alternativerklaumlrung in Betracht kommen die bei Vondraacutek (1924543) angedeutet ist Es koumlnnten Possessivbildungen mit oppositivem Akzent an de-ren e-stufigen betonten Themavokal das individualisierende n-Suffix getreten waumlre79 zu thematischen barytonen Grundwoumlrtern vorliegen So koumlnnte das morphologische Verhaumlltnis von urslav poljaacutene lt (Transponat) polh2rn-es sbquodie mit Feldern Versehenenlsquo zu seinem Grundwort urslav poCje sbquoFeldlsquo n lt poacutelh2o-m genau dem von av karapan- m sbquoRitual-priesterlsquo (Nom Pl karapanō Gen Pl karafnąm) lt uriran karpaacuten- lt kolpeacute-n- sbquoder mit dem Ritual Versehene der das Ritual Ausfuumlhrendelsquo zu seinem in ai kaacutelpa- m sbquoRituallsquo fort-gesetzem Grundwort koacutelpeo-80 oder dem von griech ξιφacuteν sbquoSchwerttraumlgerlsquo (ccedil φEcircρων ξplusmnφος Hsch) zu seinem Grundwort ξplusmnφος sbquoSchwertlsquo entsprechen wobei anzunehmen waumlre dass die e-Langstufe des Suffixes in polh2rn-es gt urslav poljaacutene wie im Griechischen (Nom -acuteν Gen -microν-ος) aus dem urspruumlnglichen Nom Sg auf -rn paradigmatisch verall-gemeinert worden waumlre (so Zubatyacute bei Vondraacutek 1924543) Allerdings ist fuumlr das Slavische

75 Vgl zu den Goumltternamen bzw Goumltterepitheta vor allem Stuumlber 20043ndash5 76 Vgl Schaffner 2005241ndash243 mit weiteren Beispielen 77 Vgl Klingenschmitt 2005349 78 Risch 197458 Schindler 197563 Balles 2008225 Innerhalb der griechischen Bildungen auf -īn- differen-

ziert Leukart 1980243 Fn 22 folgendermaszligen bdquo-īn- ist deutlich possessiv in δελφν- sbquo(Fisch) der Gebaumlrmut-ter hatlsquo lt -i-h3n- zu einem sbquoCalandrsquoschlsquo neben δελφAumlς stehenden aumllteren i-Stamm oder analogem Vorbild vgl auch Τρχν- sbquoSchroffes (= Felswaumlnde) habendlsquo (Ortsname) neben τρχAumlς Dagegen steht wahrscheinlich indi-vidualisierendes -(eo)n- in γλωχ--ν- sbquoSpitze (eines Gegenstandes)lsquo lt -ih2-n- dh formal parallel zu -ān- lt -ah2-n- semantisch aber wegen der anderen Bedeutung des Grundwortes (cf γλograveσσα) verschieden (hellip)ldquo

79 Vgl zu dieser Moumlglichkeit Peters 1980166 80 Vgl Mayrhofer 197735 Fn 158 und Schaffner 2005175176 (mit weiteren Parallelen)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 379

diese Annahme dewegen miszliglich weil gerade die n-staumlmmige Singularbildung fehlt die ja suppliert wird Zudem bringt ein Groszligteil der Bildungen auf -ěn-e bzw -jan-e seman-tisch eine Zugehoumlrigkeitsrelation zum Ausdruck In den Faumlllen mit komplexem Suffix -jan- dh in Ableitungen wo -j- nicht schon Bestandteil der Ableitungsbasis (wie in poljaacutene poCje) war wie in aksl graždan-e sbquoBuumlrgerlsquo lt gord-jan-e gradъ sbquoStadtlsquo lt gordъ oder aruss poločane Fln Polota koumlnnte -jan- nach dem in sect8 illustrierten Prin-zip der Mehrfachsuffigierung aus der Kombination des Zugehoumlrigkeitssuffixes -i- (in av zaraθuštri- sbquozu Zarathustra gehoumlrigldquo zaraθuštra-) und des Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1- wiederum um das nullstufige indiv n-Suffix erweitert erwachsen sein (dh -jaacutene lt --eacuteh1-n-es)

85858585 Wie ist nun das griechische Ethnikon-Suffix -νες (ion att -microνες) urgriech -ān-es hier etymologisch anzuschlieszligen Es ist nun voumlllig klar dass urgriech -ān- mit slavisch -ěn- lt vorurslav -ēn- lautlich nicht kompatibel ist Doch bestehen wie bereits oben unter sect73 dargelegt worden ist fuumlr die bezeugten griechischen Ethnika auf -ān-es etymologi-sche Anschlussmoumlglichkeiten an griechische oder auch im Griechischen moumlgliche Staumlmme auf -ā lt -ah2 insbesondere Ortsnamen oder Ortskollektiva mit Stamm auf -ā81 Das griechische Suffix duumlrfte demnach als Ableitung von Staumlmmen auf -ā bzw von zu thema-tischen Staumlmmen auf -eo- gehoumlrigen Ortskollektiva auf -a-h2- lt -e-h2- mittels der null-stufigen Form -h1-n- die im Slavischen in dieser Gestalt an die e-stufige Variante einfa-cher thematischer Staumlmme tritt oder der vollstufigen Form -eh1-n- die im Slavischen an Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -i- tritt (dh -jaacutene lt --eacuteh1-n-es) des die Zugehoumlrig- keit bezeichnenden Suffixkonglomerats zu deuten sein dh urgriech -ān-es lt -a-h2-(a)h1-n-82 (zB epirotisch AacuteρκτAcircνες sbquodie zur Baumlrengegend Gehoumlrigenlsquo [lt -a-h2-(a)h1-n-es] aacuterktā- sbquoBaumlrengegendlsquo [Ortskollektiv zu griech ETHρκτος sbquoBaumlrlsquo]) Die Wortbildungsbedeutung der slavischen Ethnika auf -ěn--jan- bzw der griechischen Eth-nika auf -ān-es kann lokal-adhaumlsiv als sbquogehoumlrt zu Xlsquo (oder ggf -originativ als sbquostammt ausvon Xlsquo) gefasst werden In etwa vergleichbar ist im roumlmischen Namensystem das Ne-beneinander von Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -io- und -ah2-io- zu urspruumlnglichen Indi-vidualnamen mit thematischem Stamm man vergleiche etwa lat Iuppiter Saturnius sbquoIuppi-ter Sohn des Saturnuslsquo und die aus urspruumlnglichen Patronymica entstandenen Gentilnamen wie Mārcius Mārcus Iūlius Iūlus usw Daneben stehen Gentilnamen auf -eius wie Pompeius aus pompao-s (lt -ah2-io- vgl oskisch puacutempaiians) eigentlich sbquoder zur Fa-milie des Pompus Gehoumlrigelsquo Ableitung von einem Kollektivum pompā- sbquoFamilie des Pomposlsquo (lt -a-h2) zu einem Individualnamen pompo-s (vgl lat Rōma lt rōmā- sbquo(Siedlung der) Familie des Rōmo-slsquo [vgl den Stadtnamen Pompeiī] Individualnamen rōmo-s Rōmulus lt Deminutivum rōme-lo- [vgl den etruskischen Gentilnamen rumelna lt rumele-na Ableitung von einem Individualnamen rumele])83 Man vergleiche auch lat

81 Vgl Leukart 1980245 bdquoDas Entscheidende ist also nicht ob die Grundwoumlrter griechisch sind sondern allein ob sie eine griech Kollektivableitung auf -ā erlauben zu der dann weiter ein Ethnikon auf -ānes trittldquo

82 Zirkumflex auf den Formen mit kurzvokalischer Endung (zB -oacuteνες ion att -microνες) ist auszligerdorisch als Neue-rung obligatorisch und beweist nicht ehemalige Vollstufe der ersten Komponente des Suffixes (Schwyzer 1953377 Leukart 1980242 Anm 18) Fuumlr eine Vollstufe der ersten Komponente des Suffixes im Falle der Ableitung von ah2-Staumlmmen koumlnnten aber moumlglicherweise doch adverbiell erstarrte Instrumentale wie griech κρυφmicro dor κρυφoacute sbquoheimlich verborgenlsquo (lt -ah2-ah1 lt -e-h2-eh1 vgl Klingenschmitt 2005303) sprechen wenn die urindogermanische Instrumentalendung -eh1 als unflektierte Form eines abstufenden Zugehoumlrig-keitssuffixes -eh1- das in den Konglomeraten -eh1-no- und -eh1-n- verbaut ist zu deuten ist

83 Vgl Klingenschmitt 2005301302

380 Stefan Schaffner

Petreius Gentilname lt petrao- sbquozur Familie des Petro-s gehoumlriglsquo petrā- sbquoFamilie des Petro-slsquo (vgl suumldpik petroh) falisk uoltaia Gentilname f lt 1oltao- sbquozur Familie des Uolto-s gehoumlriglsquo 1oltā- sbquoFamilie des Uolto-slsquo (Klingenschmitt 2005302)

BibliographieBibliographieBibliographieBibliographie

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374 Stefan Schaffner

v~ka- m sbquoWolflsquo ai rath- m sbquoWagenlenkerlsquo raacutetha- m sbquoWagenlsquo urslav sǫdi m sbquoRichterlsquo lt som-dhh1-iacuteh2- urslav sǫdъ m sbquoGerichtlsquo lt som-dhh1-oacute-) und dem Suffix -no- (vgl zB lat Romā-nus sbquoRoumlmerlsquo Roma lat paternus sbquozum Vater gehoumlriglsquo maternus sbquozur Mutter gehoumlriglsquo lat fānum sbquoHeiligtumlsquo lt fasnom lt dhƽ1s-no-m sbquozu einer religioumlsen Feier gehoumlriglsquo)

b) av āhuiri- sbquozum ahura- gehoumlriglsquo ( ahura- sbquoHerrlsquo) Kombination aus Vigraveddhi55 plus Zugehoumlrigkeitssuffix -i- (ohne Vigraveddhi av zaraθuštri- sbquozu Zarathustra gehoumlriglsquo zaraθuštra-)

c) uridg te1-oacute- sbquozu dir gehoumlriglsquo (griech hom dor τεacircmς lat tuus) tū sbquodulsquo de1-oacute- sbquoHimmlischer Gottlsquo (ai devaacute- lat deus dīvus lit diẽvas etc) de1-di1- sbquoHim-mellsquo Kombination aus Vigraveddhi51 plus Zugehoumlrigkeitssuffix -o-56 (vgl ohne Vigraveddhi t1-oacute- sbquozu dir gehoumlriglsquo gt griech ion att σmς av θβ)

d) Suffix -io- (vgl zB lat patrius griech πfrac34τριος sbquozum Vater gehoumlriglsquo) lt -ih2-o- Kombination aus den beiden Zugehoumlrigkeitssuffixen -ih2- und -o-57

lt -ih2-as) lit aldijagrave Akk aCdiją sbquoEinbaum Kahnlsquo (nach dem Wandel von -ia- zu ē eingetretene) Umbil-dung von ald-s Gen aldi-as lt aoldh-iacuteh2- sbquoTrogaumlhnlicheslsquo urgerm alđōn- sbquoTroglsquo (nnorw dial olda f sbquogroszliger Troglsquo nschwed aringlla f sbquoBottichlsquo) lt aoldhā-n- (vgl Klingenschmitt 2005344) Zugunsten von h1 des V~k-Suffixes argumentiert Widmer 2005190ff worauf hier im Einzelnen aber nicht eingegangen werden kann

55 Vgl zB ahd swāgur m sbquoSchwagerlsquo lt urgerm s1ēDžura-z lt s1ē0uroacute-s sbquoder zum Schwiegervater (als Sohn) Gehoumlrigelsquo uridg s1eacute0uro-s sbquoSchwiegervaterlsquo (ai śvaacuteśura- gr Uacuteκυρmς lat socer ahd swehur ae sweor etc) Vgl zur Vigraveddhi-Ableitung insgesamt Darms 1978 Jochem Schindler (bei Balles 2006286ff Fn 473 und Widmer 2008618) leitet die Vigraveddhi-Ableitung aus einer Lokativhypostase von endungslosen dehnstufi-gen Lokativen von Wurzelnomina her wobei als Operator fuumlr die Bildung des abgeleiteten Stammes dasselbe Suffix -eo- dient das auch bei Hypostasen von i-Lokativen auftritt (zB uridg h2ant-i+eacuteoacute- sbquoauf der Vor-derseite gegenuumlber befindlichlsquo [gt gr Uumlντplusmnος sbquogegenuumlberstehend entgegengesetztlsquo substantiviert urgerm andia- m n sbquoEnde Rand Grenzelsquo] uridg h2ant-i Lok sbquoauf der Vorderseite gegenuumlberlsquo) Auf einer Loka-tivhypostase uridg pēd-oacute- sbquoam Fuszlig befindlich zum Fuszlig gehoumlriglsquo ( prdplusmni sbquoam Fuszliglsquo) beruhen nun einerseits lit pėdagrave f (3) sbquoFuszligsohle Fuszligspurlsquo = lett pecircda f sbquoFuszligsohlelsquo (lit dial auch ppdas m (3) sbquoFuszligsohlelsquo) und an-dererseits wohl auch griech πηδmν n sbquoRuderblattlsquo (Od+ benannt nach der flachen Form und der Befindlich-keit unten am Ruder FriskII527) dessen urspruumlngliche Bedeutung noch von dem abgeleiteten Verbum πηδfrac34ω sbquospringen huumlpfenlsquo (Il+) vorausgesetzt sein koumlnnte (zur Deutung von lit pėdagrave f (3) sbquoFuszligsohle Fuszlig-spurlsquo = lett pecircda f sbquoFuszligsohlelsquo als einer Vigraveddhi-Ableitung zu ped- sbquoFuszliglsquo vgl Griepentrog 1995163 Larsson 2003245 Anm 15 NIL537 Fn 64) Aus dem prototypischen Nebeneinander von pēd-oacute- sbquoam Fuszlig befindlich zum Fuszlig gehoumlriglsquo ( prd sbquoam Fuszliglsquo) und peacuted- sbquoFuszliglsquo auf das pēd-oacute- sekundaumlr als Ableitung bezogen werden konnte haumltte nun die Regel abstrahiert werden koumlnnen dass bei dieser spezifischen Ableitung das Derivat ge-genuumlber der Derivationsbasis Erhoumlhung des Wurzelablauts um eine Stufe (ē e danach analogisch ō o und e ) und zwar nach dem ersten konsonantischen Wurzelradikal zeigt und das Derivat gegenuumlber der Deriva-tionsbasis oppositiven Akzent aufweist Fuumlr den Ansatz eines Lok Sg prd(plusmni) spricht der Lok Pl prt-su lt prd-su in air iacutes kymr is untenlsquo lt īssu (vgl auch altalb [Buzuku] peumlr posh alb dial peumlrpoacutesh sbquounten hin-unter herunterlsquo lt pēd-si) Mit dem Ansatz eines Lokativ Singular prdplusmni ergaumlbe sich ein weiteres Beispiel fuumlr eine Regel dass bei athematischen Staumlmmen die Ablautstufe des Lokativ Singular gegenuumlber der Ablaut-stufe des paradigmatisch zugeordneten Genitiv Singular jeweils um einen Grad erhoumlht ist (vgl Klingenschmitt 2005319 Fn 30ndash32) Die Regel laumlszligt sich erschlieszligen aus Paradigmen wie Sg Nom dr1-s Gen di1-eacutes Lok deacute1plusmni Sg Nom meacutenti-s Gen mteacute-s Lok mtrplusmni Sg Nom h1noacuteh3m Gen h1h3meacuten-s Lok h1h3mrnplusmni

56 Vgl auch Schaffner 2004490 Fn 15 mit Literatur 57 Fuumlr eine Untermenge der Bildungen auf -ieo- kommt sicherlich auch eine Herleitung aus Hypostasen von

i-Lokativen in Betracht (Widmer 2008617 Balles 1997161ff Nussbaum 1986243) zB uridg h2ant-i+eacuteoacute- sbquoauf der Vorderseite gegenuumlber befindlichlsquo (gt gr Uumlντplusmnος sbquogegenuumlberstehend entgegengesetztlsquo

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 375

81818181 Auch bei Suffixkonglomeraten anderer Funktion besteht die Moumlglichkeit dass diese durch Kombination zweier funktional aumlquivalenter Suffixe enstanden sind man vergleiche zB das im Lateinischen bei Substantiven der 3 bis 5 Deklination verwendete Deminutiv-suffix -culus -a -um (zB homuculus sororcula aedicula vasculum etc) lt -ke-lo- das durch die Kombination eines Deminutivsuffixes -keo- (zB ai rāja-kaacute- sbquoKoumlnigleinlsquo rzjan- sbquoKoumlniglsquo ai pit~-kaacute- sbquoVaumlterchenlsquo pitaacuter- sbquoVaterlsquo aisl bolungr sbquojunger Stierlsquo lt --koacute- boli m n-St sbquoStierlsquo) und eines Deminutivsuffixes -lo- (lat -ulus lt -e-lo- got magula sbquoKnaumlbleinlsquo magus) hervorgegangen ist Im diesem Zusammenhang sei kurz darauf verwiesen dass das slavische Suffix -ęt- zur Bezeichnung von jungen Lebewesen vorwie-gend von Tierjungen (BraumluerIII80ndash99) aus der Kombination zweier individualisierend-charakterisierender Suffixe -en- und -et- entstanden sein kann zB urslav posęt- n sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ( uridg poacuter0oe- sbquodslsquo [lit pašas (2) ahd far(a)h ae fearh lat porcus mir orc]) urslav moCdęt- n sbquoJungeslsquo lt moacutelde-n-t- ( urslav moCdъ sbquojunglsquo lt moacuteldho-)58 auszligerhalb des Slavischen vielleicht auch arm ayceamn sbquoGazellelsquo lt h2ai-(hx)-t- ayc (i) sbquoZiegelsquo lt h2ai-59 Man vergleiche zum individualisierenden Suf-fix -eon- etwa Beispiele wie lat Catō -ōnis sbquoSchlaumlulinglsquo catus sbquoschlau verschlagenlsquo griech στρfrac34βων sbquoSchielerlsquo στραβmς sbquoschielendlsquo got liuta -ins sbquoHeuchlerlsquo liuts sbquoheu-chelndlsquo etc60 zum indiv Suffix -eot- etwa ai haacuteri-t- n sbquogelbe Farbelsquo (in haacuterit-vant- sbquogoldgelblsquo) lt heacutelh3i-t- n sbquodas Gelbelsquo ai haacuteri- sbquofahl gelblichlsquo jav zairi- sbquogelblsquo lt heacutelh3i- uridg meacuteli-t- n sbquoHoniglsquo (gr microEcircλιτ- got milithorn etc) eig sbquoGelbeslsquo ( urkelt meli-no- sbquogelblsquo in mkymr melyn) uridg (h13)aacutelbi-t- n sbquoWeiszligeslsquo (gr ETHλφι n Pl ETHλφιτα sbquoGerstenmehllsquo alb elb sbquoGerstelsquo)61 und griechische und lateinische Bildungen wie gr γυmicroνacuteς γυmicroνacuteτ- sbquoLeichtbewaffneter Infanteristlsquo ( γυmicroνmς sbquonackt unbekleidetlsquo) gr UumlργEcircτ- Uumlργacuteτ- sbquoglaumlnzend strahlend schimmerndlsquo ( Uumlργmς sbquodslsquo) lat stīpes stīpit- sbquoZweig Stocklsquo ( stepo- sbquostarr steiflsquo gt urgerm stīfa- gt ae mhd stīf)62 Eine Analyse des slavischen Suf-fixes -ęt- n als -(e)n- + -t- ergibt sich vom Material des Slavischen aus schon alleine dadurch dass die Bildungen auf -ęt- in deutlicher Beziehung zu Ableitungen von n-Staumlm-men gleicher Bedeutung stehen (vgl zB russ ksl mladę n sbquoKind Knabelsquo [vgl auch slo-vak mlaacutedrsquoa n sbquojunges Tierlsquo] lt urslav moCdęt- n sbquoJungeslsquo aksl mladen-c mladěn-c sbquodslsquo [vgl apreuszlig Elb Voc 189 kint maldenikis] russ dialekt moacuteloden sbquojunger Mannlsquo lt urslav moCden- [Ableitung mittels des indiv n-Suffixes von urslav moCdъ Adj sbquojunglsquo gt aksl mladъ russ moacutelodъ]) und die Bildungen auf -ęt- in den Einzelsprachen zum Teil im Singular (vgl russ Sg teleumlnok sbquoKalblsquo Pl teljaacuteta) oder im Plural (ačech haumlufig Pl -enci lt -en-ci Sg -ě lt -ę zB Pl kuřenci Sg kuřě sbquoHuhnlsquo) durch Ableitungen von n-Staumlm-men suppliert werden (vgl auch apreuszlig smunents sbquoMenschlsquo neben smūnen-isks sbquomensch-lichlsquo)63 Die Produktivitaumlt dieses Typs im Slavischen mit dieser spezifischen semantischen Funktion ist wohl von prototypischen Bildungen wie urslavisch posęt- n sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ausgegangen dessen Grundwort poacuter0eo- dieselbe Bedeutung hat Das Suffix-konglomerat -en-t--n-t- duumlrfte in rein bdquoaugmentativerldquo Funktion wie in urslav posęt- n

substantiviert urgerm andia- m n sbquoEnde Rand Grenzelsquo) uridg h2ant-i Lok sbquoauf der Vorderseite gegen-uumlberlsquo

58 Vgl Schaffner 2001209ndash211 59 Klingenschmitt 19822526 Fn 19 60 Vgl Krahe amp Meid 1969III 92 Schaffner 2001526ndash529 61 Vgl Schaffner 2001211 Fn 200 Zu einer Analyse dieser Bildungen als t-Instrumentale Pinault 198032

Widmer 2005197 62 Nussbaum 20044 63 BraumluerIII81 Schaffner 2001209210

376 Stefan Schaffner

sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ( uridg poacuter0oe- sbquodslsquo) wohl auch im lat Ethnikon Pīcentes sbquodie (jungen) Spechtelsquo ( lat pīcus umbr peico sbquoSpechtlsquo) neben dem Adjektiv Pīcēnus LN Pīcēnum64 in apreuszlig smunents sbquoMenschlsquo (neben smūnen-isks sbquomenschlichlsquo) und wohl auch in griech Uumlνδριfrac34ς -frac34ντος m sbquoMenschenbild Bildsaumlule Standbildlsquo lt h2r-ih2-ant- (Erwei-terung von h2r-iacuteh2- sbquowas einem Mann vergleichbar ist Mannsbildlsquo) Uumlνacuteρ m sbquoMann Menschlsquo lt h2nrr verbaut sein

82828282 Wenn man nun das in sect8 illustrierte Prinzip der Kombination zweier funktional aumlquiva-lenter Zugehoumlrigkeitssuffixe zu einem Suffixkonglomerat auch auf das genannte baltische Zugehoumlrigkeitssuffix -rna- (lit -pnas f -pnė lett -ēns f -ēne vgl oben sect665) anwendet das eine etymologische Entsprechung in lateinischen Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -ēnus (zB Adj Pīcēnus LN Pīcēnum lat pīcus sbquoSpechtlsquo lat -iēnus Abl von io-Staumlmmen zB aliēnus sbquozu einem anderen gehoumlriglsquo alius laniēna [taberna Varro] sbquoFleischerladenlsquo altlat lanius sbquoMetzgerlsquo [wie figlīna taberna sbquoToumlpferwerkstattlsquo figulus sbquoToumlpferlsquo) besitzt66 so kann deren Vorform -eh1-no- bzw -e-h1-no- (bei Ableitung von eo-Staumlmmen67) als Kombina-tion eines abstufenden Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1-h1 dessen unflektierte Form moumlgli-cherweise der urindogermanischen Instrumentalendung -eh1-h1 zugrundeliegt68 und dem Zugehoumlrigkeitssuffix -no- analysiert werden Eine spezialisierte Funktion des Konglome-rats -(e)h1-no- koumlnnte dann in dem sogenannten bdquoHerrschersuffixldquo69 -h1-no- der Bedeu-

64 Vgl Rix 195051237ff 65 Hiervon etymologisch zu trennen ist wohl das zur Bildung von Stoffadjektiven verwendete slavische Suf-

fix -ĕnъ (vgl Vondraacutek 1924I 528529) dass wohl an n-Staumlmmen erwachsen ist (vgl aksl kamĕnъ sbquosteinernlsquo russ kaacutemjanyj serb k`men urslav kaacutemen- m sbquoSteinlsquo aksl plamĕnъ serb pl`men sbquoflammendlsquo urslav plaacutemen- m sbquoFlammelsquo) und von dort als komplexes Suffix abgeloumlst ist (vgl aksl drĕvĕnъ sbquohoumllzernlsquo drĕvo sbquoHolzlsquo)

66 Rix 1972727728 weist darauf hin dass das Umbrische ein patronymisches Gentilnamensuffix -ēno- kennt das mit einem einzigen ndash allerdings durchsichtigen ndash Beispiel aus umbrischen Texten zu belegen ist Voisiener (Gen Sg Ve 236) zu Voisis lt -sos Der Typ ist auf lateinischen Inschriften aus Umbrien und aus den oumlstli-chen und suumldlichen Nachbargebieten der Pikenter Vestiner und Sabiner haumlufig Alfēnus (auch Hor sat 1 3 130+) Labiēnus (auch Sil 1034+) Nach Rix loc cit entspricht dieses patronymische Gentilnamensuffix des Umbrischen etymologisch dem Suffix des Ethnikons Picēnus zu lat pīcus und umbr peico (Akk) sbquoSpechtlsquo Nach Rix loc cit (vgl auch Mayrhofer 197732) gehoumlrt hierher auch das im Iranischen Patronymika bilden-de Suffix -āna- das sich auf -ēno- zuruumlckfuumlhren laumlszligt aav Haēca aspānā (Nom Sg f Yasna 553) zu Haēca aspa (Yasna 4615) Immerhin erwaumlgenswert ist die Frage ob das im Iranischen zur Bildung von Landschaftsnamen gaumlngige Suffix -āna- zB in av Vƽhrkāna- sbquoHyrkanienlsquo (in jav vƽhrkānōšaiiana- sbquodie Wohnung der Hyrkanier bildendlsquo V 111) vƽhrka- m sbquoWolflsquo (vgl auch mp gwlgrsquonyk gurgānīγ sbquozur Pro-vinz Gurgān gehoumlriglsquo np Gurgān gurg sbquoWolflsquo) nicht ebenfalls hier etymologisch anzuschlieszligen ist wenn-gleich das lange ā von -āna- (wie auch des patronymischen Suffixes -āna-) lautlich natuumlrlich mehrdeutig ist

67 Die akutierte Intonation in Faumlllen wie lit kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo ( kaacutelnas sbquoBerglsquo) kaimpnas sbquoNachbarlsquo ( kaiacutemas sbquo[Bauern-]Dorf Landlsquo) deren Ableitungsbasen thematische Staumlmme bilden zeigt wohl dass das Suffixkonglomerat -h1-no- mit Nullstufe der ersten Komponente an den e-stufigen Stamm der Ableitungsba-sis getreten ist Diese Bildungen folgen dann einer Regel dass flexions- und derivationsmorphologische Ele-mente die in die Nullstufe treten koumlnnen an thematische Staumlmme in nullstufiger Gestalt angefuumlgt werden (vgl -o-nt- -eacutent- -o-h1- -eacuteh1-) vgl Klingenschmitt 2005454

68 In diesem Fall koumlnnte die bdquoApertinentivldquo-Endung -ī lt -ih2 verglichen werden die als unflektierte Form des Zugehoumlrigkeitssuffixes -ih2- (ai v~k- f sbquoWoumllfinlsquo ai v~ka- m sbquoWolflsquo ai rath- m sbquoWagenlenkerlsquo raacutetha- m sbquoWagenlsquo etc) zu bestimmen waumlre (vgl etwa teacute1e Gen te1oacute- sbquodeinlsquo ai asmzkaplusmnm Gen asmzka- sbquoun-serlsquo) Klingenschmitt 2005318

69 Man vergleiche die maszliggeblichen Materialsammlungen von Meid 195657260ndash295 1ndash128 und Meid 1957 72ndash108 113ndash126 (vgl auch Krahe amp Meid 1969III 109110 Schaffner 1999[2002]187188)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 377

tung sbquoHerrGott uumlber das was das Grundwort zum Ausdruck bringtlsquo (eig sbquoder (als Herr Gott) dazu Gehoumlrigelsquo) in Bildungen mit Dehnung des praumlsuffixalen Vokals wie lat tribūnus sbquoVorsteher der tribuslsquo ( tribu-) Portūnus sbquoGott der Haumlfen und Durchgaumlngelsquo ( portu-) Neptūnus sbquoGott des feuchten Elementslsquo ( neptu-) Fortūna sbquoGoumlttin des Schicksals und Gluumlckslsquo ( fortu- verbaut in fortuītus sbquozufaumllliglsquo) lat Bellōna sbquoGoumlttin des Kriegeslsquo ( bello-) Annōna sbquoGoumlttin der Erntelsquo ( annus sbquoJahreserntelsquo) vorliegen70 neben denen Bildun-gen mit bdquoeinfachemldquo -no- ohne Dehnung des praumlsuffixalen Vokals wie in lat dominus sbquoHausherrlsquo lt domo-no-s ( domo-) gall Eponā sbquoGoumlttin der Pferdelsquo ( epo- sbquoPferdlsquo) gall Maponos sbquoGott der Soumlhnelsquo ( mapo- sbquoSohnlsquo) gall Nemetonā sbquoGoumlttin der (heiligen) Hainelsquo ( gall nemeton) gall Damonā sbquoGoumlttin der Ochsen bzw Hirschelsquo ( damo- vgl air dam sbquoOchse Hirschlsquo) anord Herjann (Beiname des Gottes Oacuteethinn) = kelt koronos (abrit VN Coriono-tōtae) = griech κοplusmnρανος sbquoHeerfuumlhrer Herrscherlsquo (poet seit Ho) lt koro-no-s sbquodslsquo ( uridg koro- sbquoHeerlsquo)71 urgerm thorne1đana-z m sbquoKoumlniglsquo (got thorniudans anord thornjoacuteethann ae thornēoden as thiodan) lt te1to-noacute-s sbquoVorsteher der thorne1đō der Volksgemeindelsquo ( urgerm thorne1đō- f sbquoVolklsquo got thorniuda ahd diota) stehen72

83838383 Die Richtigkeit der obigen morphologischen Analysen vorausgesetzt ergibt sich nun auch eine klare Analysemoumlglichkeit fuumlr das slavische Suffix -ěn- (bzw -jan- lt --ēn-) zur Bildung von Ethnika und Einwohnernamen Das slavische Suffix -ěn- kann dann als Kombination des abstufenden Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1- das als erste Komponente in -eh1-no- verbaut ist und der Nullstufe des individualisierenden n-Suffixes gedeutet wer-den Bei thematischen dh eo-staumlmmigen Grundwoumlrtern waumlre das Konglomerat in der nullstufigen Gestalt der ersten Komponente an den e-staumlmmigen Themavokal der Deriva-tionsbasis angefuumlgt worden73 (-e-h1-n-74 gegenuumlber zB --eacuteh1-n- bei i-staumlmmigen Grund-woumlrtern) zB urslav poljaacutene sbquoFeldbewohnerlsquo lt (Transponat) polh2eacute-h1-n-es urslav

70 Nussbaum 19981ndash11 postuliert fuumlr eine Vielzahl von einzelsprachlichen Sekundaumlrbildungen mit Laumlnge des praumlsuffixalen Vokals bdquodekasuativeldquo Ableitungen von Instrumentalen auf -V-h1- so zB in Bildungen wie lat Portūnus Bellōna die er als deinstrumentale possessive Bildungen mit einen Konglomerat -h1no- deutet Auch das Hoffmannsche Possessivsuffix ist nach Nussbaum 19989ndash11 (vgl zB auch Nikolaev 2010191) als deinstrumentale Bildung auf -h1-eon- zu analysieren zB av mąθrān- m sbquoSpruchkennerlsquo lt mentro-h1-on- mąθra- sbquoSpruchlsquo lt mentro- (Argumente gegen den Ansatz des Hoffmannschen Possessiv-suffixes mit Laryngal 3 als -h3on- bei Nussbaum 199810ndash11) Diese Analyse bietet nach Nussbaum 199811 den Vorteil dass der desubstantivische Typ auf -Hon- (av mąθrān-) und der deadjektivische Typ auf -eon- (av marƽtan-) letztendlich identisch seien Ich unterscheide mich in den Analysen von Nussbaum nur inso-fern als ich in dem morphologischen Element -eh1h1- nicht eine Kasusform sondern ein Suffix sehe dessen unflektierte Form moumlglicherweise dem uridg Instrumental auf -eh1h1- zugrundeliegt

71 Vgl hierzu die ausfuumlhrliche Besprechung bei Peters 1980170ndash171 72 Vgl zu den bisherigen Deutungen des Nebeneinanders von Bildungen mit und ohne Dehnung des praumlsuffixa-

len Vokals bei Bildungen mit dem bdquoHerrschersuffixldquo Schaffner 1999[2002]188 Fn 207 mit Literatur (vgl auch Stuumlber 20048ndash15)

73 Vgl zu dieser Regel Klingenschmitt 2005445 74 Es stellt sich die Frage ob nicht individualisierende Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -e-h1-n- als Zwischenstufe

der Wortbildung fuumlr die indoiranischen femininen Namen auf -ān-d (lt -e-h1-n-iacuteh2) zu thematischen mas-kulinen Eigennamen (insbesondere Goumltternamen) wie im Falle von ved Indrā- sbquoFrauGattin des Indralsquo GN Iacutendra- Varuān- sbquoFrauGattin des Varuethalsquo (daneben Ableitungen von Appellativen wie arayān- sbquoGoumlttin der Einoumldelsquo aacuteraya- sbquoWuumlste Wildnislsquo ūrjān- sbquoPersonifizierung der Kraftlsquo currenrj- sbquoKraftlsquo) av ahurānī- sbquogoumltt-liche Herrinlsquo ahura- sbquogoumlttlicher Herrlsquo mayeniiānī- sbquoFrau des Urmenschenlsquo (in Pahlavi-Uumlberlieferung) mayeniia- sbquoName des mythischen Urmenschenlsquo (vgl Stuumlber 200414) anzusetzen sind Freilich sind auch andere Erklaumlrungsmoumlglichkeiten denkbar (vgl zB Stuumlber 20041415 mit aumllterer Literatur)

378 Stefan Schaffner

poCje sbquoFeldlsquo n lt poacutelh2o-m Das individualisierende n-Suffix findet sich auch in Kombi-nation mit anderen Zugehoumlrigkeitssuffixen Haumlufig ist zB ein Suffix -io-n- (lt -ih2o-n-) in Bildungen wie gr (θεοOgrave) οmacrρανplusmnωνες sbquodie Himmlischen (Goumltter)lsquo ( οmacrρανoacuteς sbquoHimmellsquo) Κρονplusmnων sbquoKronide Sohn des Kronos (Zeus)lsquo lat lūdiō m sbquoSchauspielerlsquo = lūdius sbquodslsquo ( lūdus sbquoSpiel Schauspiellsquo) mūliō sbquoMaultiertreiberlsquo ( mūlus sbquoMaultierlsquo) got fiskja sbquoFi-scherlsquo ( fisks) kasja sbquoToumlpferlsquo ( kas) gallisch (latinisiert) Artiō sbquoGoumlttin der Baumlrenlsquo lt artion- ( keltisch arto-s sbquoBaumlrlsquo) altirisch Goibniu sbquoGott der Schmiedelsquo lt gobannion- ( altirisch gobae Gen gobann m sbquoSchmiedlsquo) etc75 Mit -io-n- vergleichbar ist in mittel-iranischen Sprachen ein Suffix -akān- (mp B-Phl -krsquon man-mp -grsquon -aγān sogd -krsquon -(a)kān) das auf Adjektiven der Zugehoumlrikeit mit Suffix -aka- beruht (vgl B-Phl mltrsquonk marδānaγ sbquomannhaft tapferlsquo lt martān-aka-) und substantivische Zugehoumlrigkeits-bildungen ableitet zB B-Phl wrsquozrsquolkrsquon man-mp wrsquocrsquorgrsquon wāzāraγān sbquoKaufmann Haumlnd-lerlsquo (np bāzārgān) lt wāzārakān- sbquoder zum Markt Gehoumlrigelsquo B-Phl wrsquocrsquol man-mp wrsquocrsquor wāzār sbquoMarktlsquo (np bāzār) man-sogd ptrkrsquon chr-sogd ptrqrsquon pitarkān sbquovom Va-ter stammendes Erbelsquo76 Auch das nur im Indoiranischen bezeugte Suffix -iacuten- (zB in ai aśviacuten- m sbquoRitterlsquo [ aacuteśva- m sbquoPferdlsquo] praśniacuten- m sbquoFragerlsquo [ praśnaacute- sbquoFragelsquo]) stellt wohl eine Kombination des Zugehoumlrigkeitssuffixes -i- und des individualisierenden n-Suffixes dar77 Das Nebeneinander von -eh1-no- (balt -rna- lat -ēnus) zu -eh1-n- bzw -e-h1-n- (slav -ěn-) verhaumllt sich morphologisch wie das Nebeneinander von -iacuteh2-no- (lat -īnus etc) zu -iacuteh2-n- gt griech -eacuteν- (griech Fortsetzer des V~k-Typs) zB griech γλωχeacuteWς -eacutentildeνος sbquoSpitzelsquo ( γλograveχες sbquoGrannenlsquo) UumlκτeacuteWς sbquoStrahllsquo ( ved aktuacute- sbquoNachtlsquo) δελφeacuteWς sbquoDelphinlsquo ( δελφAumlς sbquoGebaumlrmutterlsquo) Oacuteσmicroeacutentildeν- sbquoSchlachtlsquo ( ved yudhmaacute- sbquoKaumlmpferlsquo)78

84848484 Zumindest fuumlr eine Untermenge der slavischen Bildungen auf -ěn-e bzw -jan-e koumlnnte allerdings auch eine Alternativerklaumlrung in Betracht kommen die bei Vondraacutek (1924543) angedeutet ist Es koumlnnten Possessivbildungen mit oppositivem Akzent an de-ren e-stufigen betonten Themavokal das individualisierende n-Suffix getreten waumlre79 zu thematischen barytonen Grundwoumlrtern vorliegen So koumlnnte das morphologische Verhaumlltnis von urslav poljaacutene lt (Transponat) polh2rn-es sbquodie mit Feldern Versehenenlsquo zu seinem Grundwort urslav poCje sbquoFeldlsquo n lt poacutelh2o-m genau dem von av karapan- m sbquoRitual-priesterlsquo (Nom Pl karapanō Gen Pl karafnąm) lt uriran karpaacuten- lt kolpeacute-n- sbquoder mit dem Ritual Versehene der das Ritual Ausfuumlhrendelsquo zu seinem in ai kaacutelpa- m sbquoRituallsquo fort-gesetzem Grundwort koacutelpeo-80 oder dem von griech ξιφacuteν sbquoSchwerttraumlgerlsquo (ccedil φEcircρων ξplusmnφος Hsch) zu seinem Grundwort ξplusmnφος sbquoSchwertlsquo entsprechen wobei anzunehmen waumlre dass die e-Langstufe des Suffixes in polh2rn-es gt urslav poljaacutene wie im Griechischen (Nom -acuteν Gen -microν-ος) aus dem urspruumlnglichen Nom Sg auf -rn paradigmatisch verall-gemeinert worden waumlre (so Zubatyacute bei Vondraacutek 1924543) Allerdings ist fuumlr das Slavische

75 Vgl zu den Goumltternamen bzw Goumltterepitheta vor allem Stuumlber 20043ndash5 76 Vgl Schaffner 2005241ndash243 mit weiteren Beispielen 77 Vgl Klingenschmitt 2005349 78 Risch 197458 Schindler 197563 Balles 2008225 Innerhalb der griechischen Bildungen auf -īn- differen-

ziert Leukart 1980243 Fn 22 folgendermaszligen bdquo-īn- ist deutlich possessiv in δελφν- sbquo(Fisch) der Gebaumlrmut-ter hatlsquo lt -i-h3n- zu einem sbquoCalandrsquoschlsquo neben δελφAumlς stehenden aumllteren i-Stamm oder analogem Vorbild vgl auch Τρχν- sbquoSchroffes (= Felswaumlnde) habendlsquo (Ortsname) neben τρχAumlς Dagegen steht wahrscheinlich indi-vidualisierendes -(eo)n- in γλωχ--ν- sbquoSpitze (eines Gegenstandes)lsquo lt -ih2-n- dh formal parallel zu -ān- lt -ah2-n- semantisch aber wegen der anderen Bedeutung des Grundwortes (cf γλograveσσα) verschieden (hellip)ldquo

79 Vgl zu dieser Moumlglichkeit Peters 1980166 80 Vgl Mayrhofer 197735 Fn 158 und Schaffner 2005175176 (mit weiteren Parallelen)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 379

diese Annahme dewegen miszliglich weil gerade die n-staumlmmige Singularbildung fehlt die ja suppliert wird Zudem bringt ein Groszligteil der Bildungen auf -ěn-e bzw -jan-e seman-tisch eine Zugehoumlrigkeitsrelation zum Ausdruck In den Faumlllen mit komplexem Suffix -jan- dh in Ableitungen wo -j- nicht schon Bestandteil der Ableitungsbasis (wie in poljaacutene poCje) war wie in aksl graždan-e sbquoBuumlrgerlsquo lt gord-jan-e gradъ sbquoStadtlsquo lt gordъ oder aruss poločane Fln Polota koumlnnte -jan- nach dem in sect8 illustrierten Prin-zip der Mehrfachsuffigierung aus der Kombination des Zugehoumlrigkeitssuffixes -i- (in av zaraθuštri- sbquozu Zarathustra gehoumlrigldquo zaraθuštra-) und des Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1- wiederum um das nullstufige indiv n-Suffix erweitert erwachsen sein (dh -jaacutene lt --eacuteh1-n-es)

85858585 Wie ist nun das griechische Ethnikon-Suffix -νες (ion att -microνες) urgriech -ān-es hier etymologisch anzuschlieszligen Es ist nun voumlllig klar dass urgriech -ān- mit slavisch -ěn- lt vorurslav -ēn- lautlich nicht kompatibel ist Doch bestehen wie bereits oben unter sect73 dargelegt worden ist fuumlr die bezeugten griechischen Ethnika auf -ān-es etymologi-sche Anschlussmoumlglichkeiten an griechische oder auch im Griechischen moumlgliche Staumlmme auf -ā lt -ah2 insbesondere Ortsnamen oder Ortskollektiva mit Stamm auf -ā81 Das griechische Suffix duumlrfte demnach als Ableitung von Staumlmmen auf -ā bzw von zu thema-tischen Staumlmmen auf -eo- gehoumlrigen Ortskollektiva auf -a-h2- lt -e-h2- mittels der null-stufigen Form -h1-n- die im Slavischen in dieser Gestalt an die e-stufige Variante einfa-cher thematischer Staumlmme tritt oder der vollstufigen Form -eh1-n- die im Slavischen an Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -i- tritt (dh -jaacutene lt --eacuteh1-n-es) des die Zugehoumlrig- keit bezeichnenden Suffixkonglomerats zu deuten sein dh urgriech -ān-es lt -a-h2-(a)h1-n-82 (zB epirotisch AacuteρκτAcircνες sbquodie zur Baumlrengegend Gehoumlrigenlsquo [lt -a-h2-(a)h1-n-es] aacuterktā- sbquoBaumlrengegendlsquo [Ortskollektiv zu griech ETHρκτος sbquoBaumlrlsquo]) Die Wortbildungsbedeutung der slavischen Ethnika auf -ěn--jan- bzw der griechischen Eth-nika auf -ān-es kann lokal-adhaumlsiv als sbquogehoumlrt zu Xlsquo (oder ggf -originativ als sbquostammt ausvon Xlsquo) gefasst werden In etwa vergleichbar ist im roumlmischen Namensystem das Ne-beneinander von Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -io- und -ah2-io- zu urspruumlnglichen Indi-vidualnamen mit thematischem Stamm man vergleiche etwa lat Iuppiter Saturnius sbquoIuppi-ter Sohn des Saturnuslsquo und die aus urspruumlnglichen Patronymica entstandenen Gentilnamen wie Mārcius Mārcus Iūlius Iūlus usw Daneben stehen Gentilnamen auf -eius wie Pompeius aus pompao-s (lt -ah2-io- vgl oskisch puacutempaiians) eigentlich sbquoder zur Fa-milie des Pompus Gehoumlrigelsquo Ableitung von einem Kollektivum pompā- sbquoFamilie des Pomposlsquo (lt -a-h2) zu einem Individualnamen pompo-s (vgl lat Rōma lt rōmā- sbquo(Siedlung der) Familie des Rōmo-slsquo [vgl den Stadtnamen Pompeiī] Individualnamen rōmo-s Rōmulus lt Deminutivum rōme-lo- [vgl den etruskischen Gentilnamen rumelna lt rumele-na Ableitung von einem Individualnamen rumele])83 Man vergleiche auch lat

81 Vgl Leukart 1980245 bdquoDas Entscheidende ist also nicht ob die Grundwoumlrter griechisch sind sondern allein ob sie eine griech Kollektivableitung auf -ā erlauben zu der dann weiter ein Ethnikon auf -ānes trittldquo

82 Zirkumflex auf den Formen mit kurzvokalischer Endung (zB -oacuteνες ion att -microνες) ist auszligerdorisch als Neue-rung obligatorisch und beweist nicht ehemalige Vollstufe der ersten Komponente des Suffixes (Schwyzer 1953377 Leukart 1980242 Anm 18) Fuumlr eine Vollstufe der ersten Komponente des Suffixes im Falle der Ableitung von ah2-Staumlmmen koumlnnten aber moumlglicherweise doch adverbiell erstarrte Instrumentale wie griech κρυφmicro dor κρυφoacute sbquoheimlich verborgenlsquo (lt -ah2-ah1 lt -e-h2-eh1 vgl Klingenschmitt 2005303) sprechen wenn die urindogermanische Instrumentalendung -eh1 als unflektierte Form eines abstufenden Zugehoumlrig-keitssuffixes -eh1- das in den Konglomeraten -eh1-no- und -eh1-n- verbaut ist zu deuten ist

83 Vgl Klingenschmitt 2005301302

380 Stefan Schaffner

Petreius Gentilname lt petrao- sbquozur Familie des Petro-s gehoumlriglsquo petrā- sbquoFamilie des Petro-slsquo (vgl suumldpik petroh) falisk uoltaia Gentilname f lt 1oltao- sbquozur Familie des Uolto-s gehoumlriglsquo 1oltā- sbquoFamilie des Uolto-slsquo (Klingenschmitt 2005302)

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Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 375

81818181 Auch bei Suffixkonglomeraten anderer Funktion besteht die Moumlglichkeit dass diese durch Kombination zweier funktional aumlquivalenter Suffixe enstanden sind man vergleiche zB das im Lateinischen bei Substantiven der 3 bis 5 Deklination verwendete Deminutiv-suffix -culus -a -um (zB homuculus sororcula aedicula vasculum etc) lt -ke-lo- das durch die Kombination eines Deminutivsuffixes -keo- (zB ai rāja-kaacute- sbquoKoumlnigleinlsquo rzjan- sbquoKoumlniglsquo ai pit~-kaacute- sbquoVaumlterchenlsquo pitaacuter- sbquoVaterlsquo aisl bolungr sbquojunger Stierlsquo lt --koacute- boli m n-St sbquoStierlsquo) und eines Deminutivsuffixes -lo- (lat -ulus lt -e-lo- got magula sbquoKnaumlbleinlsquo magus) hervorgegangen ist Im diesem Zusammenhang sei kurz darauf verwiesen dass das slavische Suffix -ęt- zur Bezeichnung von jungen Lebewesen vorwie-gend von Tierjungen (BraumluerIII80ndash99) aus der Kombination zweier individualisierend-charakterisierender Suffixe -en- und -et- entstanden sein kann zB urslav posęt- n sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ( uridg poacuter0oe- sbquodslsquo [lit pašas (2) ahd far(a)h ae fearh lat porcus mir orc]) urslav moCdęt- n sbquoJungeslsquo lt moacutelde-n-t- ( urslav moCdъ sbquojunglsquo lt moacuteldho-)58 auszligerhalb des Slavischen vielleicht auch arm ayceamn sbquoGazellelsquo lt h2ai-(hx)-t- ayc (i) sbquoZiegelsquo lt h2ai-59 Man vergleiche zum individualisierenden Suf-fix -eon- etwa Beispiele wie lat Catō -ōnis sbquoSchlaumlulinglsquo catus sbquoschlau verschlagenlsquo griech στρfrac34βων sbquoSchielerlsquo στραβmς sbquoschielendlsquo got liuta -ins sbquoHeuchlerlsquo liuts sbquoheu-chelndlsquo etc60 zum indiv Suffix -eot- etwa ai haacuteri-t- n sbquogelbe Farbelsquo (in haacuterit-vant- sbquogoldgelblsquo) lt heacutelh3i-t- n sbquodas Gelbelsquo ai haacuteri- sbquofahl gelblichlsquo jav zairi- sbquogelblsquo lt heacutelh3i- uridg meacuteli-t- n sbquoHoniglsquo (gr microEcircλιτ- got milithorn etc) eig sbquoGelbeslsquo ( urkelt meli-no- sbquogelblsquo in mkymr melyn) uridg (h13)aacutelbi-t- n sbquoWeiszligeslsquo (gr ETHλφι n Pl ETHλφιτα sbquoGerstenmehllsquo alb elb sbquoGerstelsquo)61 und griechische und lateinische Bildungen wie gr γυmicroνacuteς γυmicroνacuteτ- sbquoLeichtbewaffneter Infanteristlsquo ( γυmicroνmς sbquonackt unbekleidetlsquo) gr UumlργEcircτ- Uumlργacuteτ- sbquoglaumlnzend strahlend schimmerndlsquo ( Uumlργmς sbquodslsquo) lat stīpes stīpit- sbquoZweig Stocklsquo ( stepo- sbquostarr steiflsquo gt urgerm stīfa- gt ae mhd stīf)62 Eine Analyse des slavischen Suf-fixes -ęt- n als -(e)n- + -t- ergibt sich vom Material des Slavischen aus schon alleine dadurch dass die Bildungen auf -ęt- in deutlicher Beziehung zu Ableitungen von n-Staumlm-men gleicher Bedeutung stehen (vgl zB russ ksl mladę n sbquoKind Knabelsquo [vgl auch slo-vak mlaacutedrsquoa n sbquojunges Tierlsquo] lt urslav moCdęt- n sbquoJungeslsquo aksl mladen-c mladěn-c sbquodslsquo [vgl apreuszlig Elb Voc 189 kint maldenikis] russ dialekt moacuteloden sbquojunger Mannlsquo lt urslav moCden- [Ableitung mittels des indiv n-Suffixes von urslav moCdъ Adj sbquojunglsquo gt aksl mladъ russ moacutelodъ]) und die Bildungen auf -ęt- in den Einzelsprachen zum Teil im Singular (vgl russ Sg teleumlnok sbquoKalblsquo Pl teljaacuteta) oder im Plural (ačech haumlufig Pl -enci lt -en-ci Sg -ě lt -ę zB Pl kuřenci Sg kuřě sbquoHuhnlsquo) durch Ableitungen von n-Staumlm-men suppliert werden (vgl auch apreuszlig smunents sbquoMenschlsquo neben smūnen-isks sbquomensch-lichlsquo)63 Die Produktivitaumlt dieses Typs im Slavischen mit dieser spezifischen semantischen Funktion ist wohl von prototypischen Bildungen wie urslavisch posęt- n sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ausgegangen dessen Grundwort poacuter0eo- dieselbe Bedeutung hat Das Suffix-konglomerat -en-t--n-t- duumlrfte in rein bdquoaugmentativerldquo Funktion wie in urslav posęt- n

substantiviert urgerm andia- m n sbquoEnde Rand Grenzelsquo) uridg h2ant-i Lok sbquoauf der Vorderseite gegen-uumlberlsquo

58 Vgl Schaffner 2001209ndash211 59 Klingenschmitt 19822526 Fn 19 60 Vgl Krahe amp Meid 1969III 92 Schaffner 2001526ndash529 61 Vgl Schaffner 2001211 Fn 200 Zu einer Analyse dieser Bildungen als t-Instrumentale Pinault 198032

Widmer 2005197 62 Nussbaum 20044 63 BraumluerIII81 Schaffner 2001209210

376 Stefan Schaffner

sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ( uridg poacuter0oe- sbquodslsquo) wohl auch im lat Ethnikon Pīcentes sbquodie (jungen) Spechtelsquo ( lat pīcus umbr peico sbquoSpechtlsquo) neben dem Adjektiv Pīcēnus LN Pīcēnum64 in apreuszlig smunents sbquoMenschlsquo (neben smūnen-isks sbquomenschlichlsquo) und wohl auch in griech Uumlνδριfrac34ς -frac34ντος m sbquoMenschenbild Bildsaumlule Standbildlsquo lt h2r-ih2-ant- (Erwei-terung von h2r-iacuteh2- sbquowas einem Mann vergleichbar ist Mannsbildlsquo) Uumlνacuteρ m sbquoMann Menschlsquo lt h2nrr verbaut sein

82828282 Wenn man nun das in sect8 illustrierte Prinzip der Kombination zweier funktional aumlquiva-lenter Zugehoumlrigkeitssuffixe zu einem Suffixkonglomerat auch auf das genannte baltische Zugehoumlrigkeitssuffix -rna- (lit -pnas f -pnė lett -ēns f -ēne vgl oben sect665) anwendet das eine etymologische Entsprechung in lateinischen Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -ēnus (zB Adj Pīcēnus LN Pīcēnum lat pīcus sbquoSpechtlsquo lat -iēnus Abl von io-Staumlmmen zB aliēnus sbquozu einem anderen gehoumlriglsquo alius laniēna [taberna Varro] sbquoFleischerladenlsquo altlat lanius sbquoMetzgerlsquo [wie figlīna taberna sbquoToumlpferwerkstattlsquo figulus sbquoToumlpferlsquo) besitzt66 so kann deren Vorform -eh1-no- bzw -e-h1-no- (bei Ableitung von eo-Staumlmmen67) als Kombina-tion eines abstufenden Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1-h1 dessen unflektierte Form moumlgli-cherweise der urindogermanischen Instrumentalendung -eh1-h1 zugrundeliegt68 und dem Zugehoumlrigkeitssuffix -no- analysiert werden Eine spezialisierte Funktion des Konglome-rats -(e)h1-no- koumlnnte dann in dem sogenannten bdquoHerrschersuffixldquo69 -h1-no- der Bedeu-

64 Vgl Rix 195051237ff 65 Hiervon etymologisch zu trennen ist wohl das zur Bildung von Stoffadjektiven verwendete slavische Suf-

fix -ĕnъ (vgl Vondraacutek 1924I 528529) dass wohl an n-Staumlmmen erwachsen ist (vgl aksl kamĕnъ sbquosteinernlsquo russ kaacutemjanyj serb k`men urslav kaacutemen- m sbquoSteinlsquo aksl plamĕnъ serb pl`men sbquoflammendlsquo urslav plaacutemen- m sbquoFlammelsquo) und von dort als komplexes Suffix abgeloumlst ist (vgl aksl drĕvĕnъ sbquohoumllzernlsquo drĕvo sbquoHolzlsquo)

66 Rix 1972727728 weist darauf hin dass das Umbrische ein patronymisches Gentilnamensuffix -ēno- kennt das mit einem einzigen ndash allerdings durchsichtigen ndash Beispiel aus umbrischen Texten zu belegen ist Voisiener (Gen Sg Ve 236) zu Voisis lt -sos Der Typ ist auf lateinischen Inschriften aus Umbrien und aus den oumlstli-chen und suumldlichen Nachbargebieten der Pikenter Vestiner und Sabiner haumlufig Alfēnus (auch Hor sat 1 3 130+) Labiēnus (auch Sil 1034+) Nach Rix loc cit entspricht dieses patronymische Gentilnamensuffix des Umbrischen etymologisch dem Suffix des Ethnikons Picēnus zu lat pīcus und umbr peico (Akk) sbquoSpechtlsquo Nach Rix loc cit (vgl auch Mayrhofer 197732) gehoumlrt hierher auch das im Iranischen Patronymika bilden-de Suffix -āna- das sich auf -ēno- zuruumlckfuumlhren laumlszligt aav Haēca aspānā (Nom Sg f Yasna 553) zu Haēca aspa (Yasna 4615) Immerhin erwaumlgenswert ist die Frage ob das im Iranischen zur Bildung von Landschaftsnamen gaumlngige Suffix -āna- zB in av Vƽhrkāna- sbquoHyrkanienlsquo (in jav vƽhrkānōšaiiana- sbquodie Wohnung der Hyrkanier bildendlsquo V 111) vƽhrka- m sbquoWolflsquo (vgl auch mp gwlgrsquonyk gurgānīγ sbquozur Pro-vinz Gurgān gehoumlriglsquo np Gurgān gurg sbquoWolflsquo) nicht ebenfalls hier etymologisch anzuschlieszligen ist wenn-gleich das lange ā von -āna- (wie auch des patronymischen Suffixes -āna-) lautlich natuumlrlich mehrdeutig ist

67 Die akutierte Intonation in Faumlllen wie lit kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo ( kaacutelnas sbquoBerglsquo) kaimpnas sbquoNachbarlsquo ( kaiacutemas sbquo[Bauern-]Dorf Landlsquo) deren Ableitungsbasen thematische Staumlmme bilden zeigt wohl dass das Suffixkonglomerat -h1-no- mit Nullstufe der ersten Komponente an den e-stufigen Stamm der Ableitungsba-sis getreten ist Diese Bildungen folgen dann einer Regel dass flexions- und derivationsmorphologische Ele-mente die in die Nullstufe treten koumlnnen an thematische Staumlmme in nullstufiger Gestalt angefuumlgt werden (vgl -o-nt- -eacutent- -o-h1- -eacuteh1-) vgl Klingenschmitt 2005454

68 In diesem Fall koumlnnte die bdquoApertinentivldquo-Endung -ī lt -ih2 verglichen werden die als unflektierte Form des Zugehoumlrigkeitssuffixes -ih2- (ai v~k- f sbquoWoumllfinlsquo ai v~ka- m sbquoWolflsquo ai rath- m sbquoWagenlenkerlsquo raacutetha- m sbquoWagenlsquo etc) zu bestimmen waumlre (vgl etwa teacute1e Gen te1oacute- sbquodeinlsquo ai asmzkaplusmnm Gen asmzka- sbquoun-serlsquo) Klingenschmitt 2005318

69 Man vergleiche die maszliggeblichen Materialsammlungen von Meid 195657260ndash295 1ndash128 und Meid 1957 72ndash108 113ndash126 (vgl auch Krahe amp Meid 1969III 109110 Schaffner 1999[2002]187188)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 377

tung sbquoHerrGott uumlber das was das Grundwort zum Ausdruck bringtlsquo (eig sbquoder (als Herr Gott) dazu Gehoumlrigelsquo) in Bildungen mit Dehnung des praumlsuffixalen Vokals wie lat tribūnus sbquoVorsteher der tribuslsquo ( tribu-) Portūnus sbquoGott der Haumlfen und Durchgaumlngelsquo ( portu-) Neptūnus sbquoGott des feuchten Elementslsquo ( neptu-) Fortūna sbquoGoumlttin des Schicksals und Gluumlckslsquo ( fortu- verbaut in fortuītus sbquozufaumllliglsquo) lat Bellōna sbquoGoumlttin des Kriegeslsquo ( bello-) Annōna sbquoGoumlttin der Erntelsquo ( annus sbquoJahreserntelsquo) vorliegen70 neben denen Bildun-gen mit bdquoeinfachemldquo -no- ohne Dehnung des praumlsuffixalen Vokals wie in lat dominus sbquoHausherrlsquo lt domo-no-s ( domo-) gall Eponā sbquoGoumlttin der Pferdelsquo ( epo- sbquoPferdlsquo) gall Maponos sbquoGott der Soumlhnelsquo ( mapo- sbquoSohnlsquo) gall Nemetonā sbquoGoumlttin der (heiligen) Hainelsquo ( gall nemeton) gall Damonā sbquoGoumlttin der Ochsen bzw Hirschelsquo ( damo- vgl air dam sbquoOchse Hirschlsquo) anord Herjann (Beiname des Gottes Oacuteethinn) = kelt koronos (abrit VN Coriono-tōtae) = griech κοplusmnρανος sbquoHeerfuumlhrer Herrscherlsquo (poet seit Ho) lt koro-no-s sbquodslsquo ( uridg koro- sbquoHeerlsquo)71 urgerm thorne1đana-z m sbquoKoumlniglsquo (got thorniudans anord thornjoacuteethann ae thornēoden as thiodan) lt te1to-noacute-s sbquoVorsteher der thorne1đō der Volksgemeindelsquo ( urgerm thorne1đō- f sbquoVolklsquo got thorniuda ahd diota) stehen72

83838383 Die Richtigkeit der obigen morphologischen Analysen vorausgesetzt ergibt sich nun auch eine klare Analysemoumlglichkeit fuumlr das slavische Suffix -ěn- (bzw -jan- lt --ēn-) zur Bildung von Ethnika und Einwohnernamen Das slavische Suffix -ěn- kann dann als Kombination des abstufenden Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1- das als erste Komponente in -eh1-no- verbaut ist und der Nullstufe des individualisierenden n-Suffixes gedeutet wer-den Bei thematischen dh eo-staumlmmigen Grundwoumlrtern waumlre das Konglomerat in der nullstufigen Gestalt der ersten Komponente an den e-staumlmmigen Themavokal der Deriva-tionsbasis angefuumlgt worden73 (-e-h1-n-74 gegenuumlber zB --eacuteh1-n- bei i-staumlmmigen Grund-woumlrtern) zB urslav poljaacutene sbquoFeldbewohnerlsquo lt (Transponat) polh2eacute-h1-n-es urslav

70 Nussbaum 19981ndash11 postuliert fuumlr eine Vielzahl von einzelsprachlichen Sekundaumlrbildungen mit Laumlnge des praumlsuffixalen Vokals bdquodekasuativeldquo Ableitungen von Instrumentalen auf -V-h1- so zB in Bildungen wie lat Portūnus Bellōna die er als deinstrumentale possessive Bildungen mit einen Konglomerat -h1no- deutet Auch das Hoffmannsche Possessivsuffix ist nach Nussbaum 19989ndash11 (vgl zB auch Nikolaev 2010191) als deinstrumentale Bildung auf -h1-eon- zu analysieren zB av mąθrān- m sbquoSpruchkennerlsquo lt mentro-h1-on- mąθra- sbquoSpruchlsquo lt mentro- (Argumente gegen den Ansatz des Hoffmannschen Possessiv-suffixes mit Laryngal 3 als -h3on- bei Nussbaum 199810ndash11) Diese Analyse bietet nach Nussbaum 199811 den Vorteil dass der desubstantivische Typ auf -Hon- (av mąθrān-) und der deadjektivische Typ auf -eon- (av marƽtan-) letztendlich identisch seien Ich unterscheide mich in den Analysen von Nussbaum nur inso-fern als ich in dem morphologischen Element -eh1h1- nicht eine Kasusform sondern ein Suffix sehe dessen unflektierte Form moumlglicherweise dem uridg Instrumental auf -eh1h1- zugrundeliegt

71 Vgl hierzu die ausfuumlhrliche Besprechung bei Peters 1980170ndash171 72 Vgl zu den bisherigen Deutungen des Nebeneinanders von Bildungen mit und ohne Dehnung des praumlsuffixa-

len Vokals bei Bildungen mit dem bdquoHerrschersuffixldquo Schaffner 1999[2002]188 Fn 207 mit Literatur (vgl auch Stuumlber 20048ndash15)

73 Vgl zu dieser Regel Klingenschmitt 2005445 74 Es stellt sich die Frage ob nicht individualisierende Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -e-h1-n- als Zwischenstufe

der Wortbildung fuumlr die indoiranischen femininen Namen auf -ān-d (lt -e-h1-n-iacuteh2) zu thematischen mas-kulinen Eigennamen (insbesondere Goumltternamen) wie im Falle von ved Indrā- sbquoFrauGattin des Indralsquo GN Iacutendra- Varuān- sbquoFrauGattin des Varuethalsquo (daneben Ableitungen von Appellativen wie arayān- sbquoGoumlttin der Einoumldelsquo aacuteraya- sbquoWuumlste Wildnislsquo ūrjān- sbquoPersonifizierung der Kraftlsquo currenrj- sbquoKraftlsquo) av ahurānī- sbquogoumltt-liche Herrinlsquo ahura- sbquogoumlttlicher Herrlsquo mayeniiānī- sbquoFrau des Urmenschenlsquo (in Pahlavi-Uumlberlieferung) mayeniia- sbquoName des mythischen Urmenschenlsquo (vgl Stuumlber 200414) anzusetzen sind Freilich sind auch andere Erklaumlrungsmoumlglichkeiten denkbar (vgl zB Stuumlber 20041415 mit aumllterer Literatur)

378 Stefan Schaffner

poCje sbquoFeldlsquo n lt poacutelh2o-m Das individualisierende n-Suffix findet sich auch in Kombi-nation mit anderen Zugehoumlrigkeitssuffixen Haumlufig ist zB ein Suffix -io-n- (lt -ih2o-n-) in Bildungen wie gr (θεοOgrave) οmacrρανplusmnωνες sbquodie Himmlischen (Goumltter)lsquo ( οmacrρανoacuteς sbquoHimmellsquo) Κρονplusmnων sbquoKronide Sohn des Kronos (Zeus)lsquo lat lūdiō m sbquoSchauspielerlsquo = lūdius sbquodslsquo ( lūdus sbquoSpiel Schauspiellsquo) mūliō sbquoMaultiertreiberlsquo ( mūlus sbquoMaultierlsquo) got fiskja sbquoFi-scherlsquo ( fisks) kasja sbquoToumlpferlsquo ( kas) gallisch (latinisiert) Artiō sbquoGoumlttin der Baumlrenlsquo lt artion- ( keltisch arto-s sbquoBaumlrlsquo) altirisch Goibniu sbquoGott der Schmiedelsquo lt gobannion- ( altirisch gobae Gen gobann m sbquoSchmiedlsquo) etc75 Mit -io-n- vergleichbar ist in mittel-iranischen Sprachen ein Suffix -akān- (mp B-Phl -krsquon man-mp -grsquon -aγān sogd -krsquon -(a)kān) das auf Adjektiven der Zugehoumlrikeit mit Suffix -aka- beruht (vgl B-Phl mltrsquonk marδānaγ sbquomannhaft tapferlsquo lt martān-aka-) und substantivische Zugehoumlrigkeits-bildungen ableitet zB B-Phl wrsquozrsquolkrsquon man-mp wrsquocrsquorgrsquon wāzāraγān sbquoKaufmann Haumlnd-lerlsquo (np bāzārgān) lt wāzārakān- sbquoder zum Markt Gehoumlrigelsquo B-Phl wrsquocrsquol man-mp wrsquocrsquor wāzār sbquoMarktlsquo (np bāzār) man-sogd ptrkrsquon chr-sogd ptrqrsquon pitarkān sbquovom Va-ter stammendes Erbelsquo76 Auch das nur im Indoiranischen bezeugte Suffix -iacuten- (zB in ai aśviacuten- m sbquoRitterlsquo [ aacuteśva- m sbquoPferdlsquo] praśniacuten- m sbquoFragerlsquo [ praśnaacute- sbquoFragelsquo]) stellt wohl eine Kombination des Zugehoumlrigkeitssuffixes -i- und des individualisierenden n-Suffixes dar77 Das Nebeneinander von -eh1-no- (balt -rna- lat -ēnus) zu -eh1-n- bzw -e-h1-n- (slav -ěn-) verhaumllt sich morphologisch wie das Nebeneinander von -iacuteh2-no- (lat -īnus etc) zu -iacuteh2-n- gt griech -eacuteν- (griech Fortsetzer des V~k-Typs) zB griech γλωχeacuteWς -eacutentildeνος sbquoSpitzelsquo ( γλograveχες sbquoGrannenlsquo) UumlκτeacuteWς sbquoStrahllsquo ( ved aktuacute- sbquoNachtlsquo) δελφeacuteWς sbquoDelphinlsquo ( δελφAumlς sbquoGebaumlrmutterlsquo) Oacuteσmicroeacutentildeν- sbquoSchlachtlsquo ( ved yudhmaacute- sbquoKaumlmpferlsquo)78

84848484 Zumindest fuumlr eine Untermenge der slavischen Bildungen auf -ěn-e bzw -jan-e koumlnnte allerdings auch eine Alternativerklaumlrung in Betracht kommen die bei Vondraacutek (1924543) angedeutet ist Es koumlnnten Possessivbildungen mit oppositivem Akzent an de-ren e-stufigen betonten Themavokal das individualisierende n-Suffix getreten waumlre79 zu thematischen barytonen Grundwoumlrtern vorliegen So koumlnnte das morphologische Verhaumlltnis von urslav poljaacutene lt (Transponat) polh2rn-es sbquodie mit Feldern Versehenenlsquo zu seinem Grundwort urslav poCje sbquoFeldlsquo n lt poacutelh2o-m genau dem von av karapan- m sbquoRitual-priesterlsquo (Nom Pl karapanō Gen Pl karafnąm) lt uriran karpaacuten- lt kolpeacute-n- sbquoder mit dem Ritual Versehene der das Ritual Ausfuumlhrendelsquo zu seinem in ai kaacutelpa- m sbquoRituallsquo fort-gesetzem Grundwort koacutelpeo-80 oder dem von griech ξιφacuteν sbquoSchwerttraumlgerlsquo (ccedil φEcircρων ξplusmnφος Hsch) zu seinem Grundwort ξplusmnφος sbquoSchwertlsquo entsprechen wobei anzunehmen waumlre dass die e-Langstufe des Suffixes in polh2rn-es gt urslav poljaacutene wie im Griechischen (Nom -acuteν Gen -microν-ος) aus dem urspruumlnglichen Nom Sg auf -rn paradigmatisch verall-gemeinert worden waumlre (so Zubatyacute bei Vondraacutek 1924543) Allerdings ist fuumlr das Slavische

75 Vgl zu den Goumltternamen bzw Goumltterepitheta vor allem Stuumlber 20043ndash5 76 Vgl Schaffner 2005241ndash243 mit weiteren Beispielen 77 Vgl Klingenschmitt 2005349 78 Risch 197458 Schindler 197563 Balles 2008225 Innerhalb der griechischen Bildungen auf -īn- differen-

ziert Leukart 1980243 Fn 22 folgendermaszligen bdquo-īn- ist deutlich possessiv in δελφν- sbquo(Fisch) der Gebaumlrmut-ter hatlsquo lt -i-h3n- zu einem sbquoCalandrsquoschlsquo neben δελφAumlς stehenden aumllteren i-Stamm oder analogem Vorbild vgl auch Τρχν- sbquoSchroffes (= Felswaumlnde) habendlsquo (Ortsname) neben τρχAumlς Dagegen steht wahrscheinlich indi-vidualisierendes -(eo)n- in γλωχ--ν- sbquoSpitze (eines Gegenstandes)lsquo lt -ih2-n- dh formal parallel zu -ān- lt -ah2-n- semantisch aber wegen der anderen Bedeutung des Grundwortes (cf γλograveσσα) verschieden (hellip)ldquo

79 Vgl zu dieser Moumlglichkeit Peters 1980166 80 Vgl Mayrhofer 197735 Fn 158 und Schaffner 2005175176 (mit weiteren Parallelen)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 379

diese Annahme dewegen miszliglich weil gerade die n-staumlmmige Singularbildung fehlt die ja suppliert wird Zudem bringt ein Groszligteil der Bildungen auf -ěn-e bzw -jan-e seman-tisch eine Zugehoumlrigkeitsrelation zum Ausdruck In den Faumlllen mit komplexem Suffix -jan- dh in Ableitungen wo -j- nicht schon Bestandteil der Ableitungsbasis (wie in poljaacutene poCje) war wie in aksl graždan-e sbquoBuumlrgerlsquo lt gord-jan-e gradъ sbquoStadtlsquo lt gordъ oder aruss poločane Fln Polota koumlnnte -jan- nach dem in sect8 illustrierten Prin-zip der Mehrfachsuffigierung aus der Kombination des Zugehoumlrigkeitssuffixes -i- (in av zaraθuštri- sbquozu Zarathustra gehoumlrigldquo zaraθuštra-) und des Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1- wiederum um das nullstufige indiv n-Suffix erweitert erwachsen sein (dh -jaacutene lt --eacuteh1-n-es)

85858585 Wie ist nun das griechische Ethnikon-Suffix -νες (ion att -microνες) urgriech -ān-es hier etymologisch anzuschlieszligen Es ist nun voumlllig klar dass urgriech -ān- mit slavisch -ěn- lt vorurslav -ēn- lautlich nicht kompatibel ist Doch bestehen wie bereits oben unter sect73 dargelegt worden ist fuumlr die bezeugten griechischen Ethnika auf -ān-es etymologi-sche Anschlussmoumlglichkeiten an griechische oder auch im Griechischen moumlgliche Staumlmme auf -ā lt -ah2 insbesondere Ortsnamen oder Ortskollektiva mit Stamm auf -ā81 Das griechische Suffix duumlrfte demnach als Ableitung von Staumlmmen auf -ā bzw von zu thema-tischen Staumlmmen auf -eo- gehoumlrigen Ortskollektiva auf -a-h2- lt -e-h2- mittels der null-stufigen Form -h1-n- die im Slavischen in dieser Gestalt an die e-stufige Variante einfa-cher thematischer Staumlmme tritt oder der vollstufigen Form -eh1-n- die im Slavischen an Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -i- tritt (dh -jaacutene lt --eacuteh1-n-es) des die Zugehoumlrig- keit bezeichnenden Suffixkonglomerats zu deuten sein dh urgriech -ān-es lt -a-h2-(a)h1-n-82 (zB epirotisch AacuteρκτAcircνες sbquodie zur Baumlrengegend Gehoumlrigenlsquo [lt -a-h2-(a)h1-n-es] aacuterktā- sbquoBaumlrengegendlsquo [Ortskollektiv zu griech ETHρκτος sbquoBaumlrlsquo]) Die Wortbildungsbedeutung der slavischen Ethnika auf -ěn--jan- bzw der griechischen Eth-nika auf -ān-es kann lokal-adhaumlsiv als sbquogehoumlrt zu Xlsquo (oder ggf -originativ als sbquostammt ausvon Xlsquo) gefasst werden In etwa vergleichbar ist im roumlmischen Namensystem das Ne-beneinander von Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -io- und -ah2-io- zu urspruumlnglichen Indi-vidualnamen mit thematischem Stamm man vergleiche etwa lat Iuppiter Saturnius sbquoIuppi-ter Sohn des Saturnuslsquo und die aus urspruumlnglichen Patronymica entstandenen Gentilnamen wie Mārcius Mārcus Iūlius Iūlus usw Daneben stehen Gentilnamen auf -eius wie Pompeius aus pompao-s (lt -ah2-io- vgl oskisch puacutempaiians) eigentlich sbquoder zur Fa-milie des Pompus Gehoumlrigelsquo Ableitung von einem Kollektivum pompā- sbquoFamilie des Pomposlsquo (lt -a-h2) zu einem Individualnamen pompo-s (vgl lat Rōma lt rōmā- sbquo(Siedlung der) Familie des Rōmo-slsquo [vgl den Stadtnamen Pompeiī] Individualnamen rōmo-s Rōmulus lt Deminutivum rōme-lo- [vgl den etruskischen Gentilnamen rumelna lt rumele-na Ableitung von einem Individualnamen rumele])83 Man vergleiche auch lat

81 Vgl Leukart 1980245 bdquoDas Entscheidende ist also nicht ob die Grundwoumlrter griechisch sind sondern allein ob sie eine griech Kollektivableitung auf -ā erlauben zu der dann weiter ein Ethnikon auf -ānes trittldquo

82 Zirkumflex auf den Formen mit kurzvokalischer Endung (zB -oacuteνες ion att -microνες) ist auszligerdorisch als Neue-rung obligatorisch und beweist nicht ehemalige Vollstufe der ersten Komponente des Suffixes (Schwyzer 1953377 Leukart 1980242 Anm 18) Fuumlr eine Vollstufe der ersten Komponente des Suffixes im Falle der Ableitung von ah2-Staumlmmen koumlnnten aber moumlglicherweise doch adverbiell erstarrte Instrumentale wie griech κρυφmicro dor κρυφoacute sbquoheimlich verborgenlsquo (lt -ah2-ah1 lt -e-h2-eh1 vgl Klingenschmitt 2005303) sprechen wenn die urindogermanische Instrumentalendung -eh1 als unflektierte Form eines abstufenden Zugehoumlrig-keitssuffixes -eh1- das in den Konglomeraten -eh1-no- und -eh1-n- verbaut ist zu deuten ist

83 Vgl Klingenschmitt 2005301302

380 Stefan Schaffner

Petreius Gentilname lt petrao- sbquozur Familie des Petro-s gehoumlriglsquo petrā- sbquoFamilie des Petro-slsquo (vgl suumldpik petroh) falisk uoltaia Gentilname f lt 1oltao- sbquozur Familie des Uolto-s gehoumlriglsquo 1oltā- sbquoFamilie des Uolto-slsquo (Klingenschmitt 2005302)

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376 Stefan Schaffner

sbquoFerkellsquo lt poacuter0e-n-t- ( uridg poacuter0oe- sbquodslsquo) wohl auch im lat Ethnikon Pīcentes sbquodie (jungen) Spechtelsquo ( lat pīcus umbr peico sbquoSpechtlsquo) neben dem Adjektiv Pīcēnus LN Pīcēnum64 in apreuszlig smunents sbquoMenschlsquo (neben smūnen-isks sbquomenschlichlsquo) und wohl auch in griech Uumlνδριfrac34ς -frac34ντος m sbquoMenschenbild Bildsaumlule Standbildlsquo lt h2r-ih2-ant- (Erwei-terung von h2r-iacuteh2- sbquowas einem Mann vergleichbar ist Mannsbildlsquo) Uumlνacuteρ m sbquoMann Menschlsquo lt h2nrr verbaut sein

82828282 Wenn man nun das in sect8 illustrierte Prinzip der Kombination zweier funktional aumlquiva-lenter Zugehoumlrigkeitssuffixe zu einem Suffixkonglomerat auch auf das genannte baltische Zugehoumlrigkeitssuffix -rna- (lit -pnas f -pnė lett -ēns f -ēne vgl oben sect665) anwendet das eine etymologische Entsprechung in lateinischen Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -ēnus (zB Adj Pīcēnus LN Pīcēnum lat pīcus sbquoSpechtlsquo lat -iēnus Abl von io-Staumlmmen zB aliēnus sbquozu einem anderen gehoumlriglsquo alius laniēna [taberna Varro] sbquoFleischerladenlsquo altlat lanius sbquoMetzgerlsquo [wie figlīna taberna sbquoToumlpferwerkstattlsquo figulus sbquoToumlpferlsquo) besitzt66 so kann deren Vorform -eh1-no- bzw -e-h1-no- (bei Ableitung von eo-Staumlmmen67) als Kombina-tion eines abstufenden Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1-h1 dessen unflektierte Form moumlgli-cherweise der urindogermanischen Instrumentalendung -eh1-h1 zugrundeliegt68 und dem Zugehoumlrigkeitssuffix -no- analysiert werden Eine spezialisierte Funktion des Konglome-rats -(e)h1-no- koumlnnte dann in dem sogenannten bdquoHerrschersuffixldquo69 -h1-no- der Bedeu-

64 Vgl Rix 195051237ff 65 Hiervon etymologisch zu trennen ist wohl das zur Bildung von Stoffadjektiven verwendete slavische Suf-

fix -ĕnъ (vgl Vondraacutek 1924I 528529) dass wohl an n-Staumlmmen erwachsen ist (vgl aksl kamĕnъ sbquosteinernlsquo russ kaacutemjanyj serb k`men urslav kaacutemen- m sbquoSteinlsquo aksl plamĕnъ serb pl`men sbquoflammendlsquo urslav plaacutemen- m sbquoFlammelsquo) und von dort als komplexes Suffix abgeloumlst ist (vgl aksl drĕvĕnъ sbquohoumllzernlsquo drĕvo sbquoHolzlsquo)

66 Rix 1972727728 weist darauf hin dass das Umbrische ein patronymisches Gentilnamensuffix -ēno- kennt das mit einem einzigen ndash allerdings durchsichtigen ndash Beispiel aus umbrischen Texten zu belegen ist Voisiener (Gen Sg Ve 236) zu Voisis lt -sos Der Typ ist auf lateinischen Inschriften aus Umbrien und aus den oumlstli-chen und suumldlichen Nachbargebieten der Pikenter Vestiner und Sabiner haumlufig Alfēnus (auch Hor sat 1 3 130+) Labiēnus (auch Sil 1034+) Nach Rix loc cit entspricht dieses patronymische Gentilnamensuffix des Umbrischen etymologisch dem Suffix des Ethnikons Picēnus zu lat pīcus und umbr peico (Akk) sbquoSpechtlsquo Nach Rix loc cit (vgl auch Mayrhofer 197732) gehoumlrt hierher auch das im Iranischen Patronymika bilden-de Suffix -āna- das sich auf -ēno- zuruumlckfuumlhren laumlszligt aav Haēca aspānā (Nom Sg f Yasna 553) zu Haēca aspa (Yasna 4615) Immerhin erwaumlgenswert ist die Frage ob das im Iranischen zur Bildung von Landschaftsnamen gaumlngige Suffix -āna- zB in av Vƽhrkāna- sbquoHyrkanienlsquo (in jav vƽhrkānōšaiiana- sbquodie Wohnung der Hyrkanier bildendlsquo V 111) vƽhrka- m sbquoWolflsquo (vgl auch mp gwlgrsquonyk gurgānīγ sbquozur Pro-vinz Gurgān gehoumlriglsquo np Gurgān gurg sbquoWolflsquo) nicht ebenfalls hier etymologisch anzuschlieszligen ist wenn-gleich das lange ā von -āna- (wie auch des patronymischen Suffixes -āna-) lautlich natuumlrlich mehrdeutig ist

67 Die akutierte Intonation in Faumlllen wie lit kalnpnas sbquoBergbewohnerlsquo ( kaacutelnas sbquoBerglsquo) kaimpnas sbquoNachbarlsquo ( kaiacutemas sbquo[Bauern-]Dorf Landlsquo) deren Ableitungsbasen thematische Staumlmme bilden zeigt wohl dass das Suffixkonglomerat -h1-no- mit Nullstufe der ersten Komponente an den e-stufigen Stamm der Ableitungsba-sis getreten ist Diese Bildungen folgen dann einer Regel dass flexions- und derivationsmorphologische Ele-mente die in die Nullstufe treten koumlnnen an thematische Staumlmme in nullstufiger Gestalt angefuumlgt werden (vgl -o-nt- -eacutent- -o-h1- -eacuteh1-) vgl Klingenschmitt 2005454

68 In diesem Fall koumlnnte die bdquoApertinentivldquo-Endung -ī lt -ih2 verglichen werden die als unflektierte Form des Zugehoumlrigkeitssuffixes -ih2- (ai v~k- f sbquoWoumllfinlsquo ai v~ka- m sbquoWolflsquo ai rath- m sbquoWagenlenkerlsquo raacutetha- m sbquoWagenlsquo etc) zu bestimmen waumlre (vgl etwa teacute1e Gen te1oacute- sbquodeinlsquo ai asmzkaplusmnm Gen asmzka- sbquoun-serlsquo) Klingenschmitt 2005318

69 Man vergleiche die maszliggeblichen Materialsammlungen von Meid 195657260ndash295 1ndash128 und Meid 1957 72ndash108 113ndash126 (vgl auch Krahe amp Meid 1969III 109110 Schaffner 1999[2002]187188)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 377

tung sbquoHerrGott uumlber das was das Grundwort zum Ausdruck bringtlsquo (eig sbquoder (als Herr Gott) dazu Gehoumlrigelsquo) in Bildungen mit Dehnung des praumlsuffixalen Vokals wie lat tribūnus sbquoVorsteher der tribuslsquo ( tribu-) Portūnus sbquoGott der Haumlfen und Durchgaumlngelsquo ( portu-) Neptūnus sbquoGott des feuchten Elementslsquo ( neptu-) Fortūna sbquoGoumlttin des Schicksals und Gluumlckslsquo ( fortu- verbaut in fortuītus sbquozufaumllliglsquo) lat Bellōna sbquoGoumlttin des Kriegeslsquo ( bello-) Annōna sbquoGoumlttin der Erntelsquo ( annus sbquoJahreserntelsquo) vorliegen70 neben denen Bildun-gen mit bdquoeinfachemldquo -no- ohne Dehnung des praumlsuffixalen Vokals wie in lat dominus sbquoHausherrlsquo lt domo-no-s ( domo-) gall Eponā sbquoGoumlttin der Pferdelsquo ( epo- sbquoPferdlsquo) gall Maponos sbquoGott der Soumlhnelsquo ( mapo- sbquoSohnlsquo) gall Nemetonā sbquoGoumlttin der (heiligen) Hainelsquo ( gall nemeton) gall Damonā sbquoGoumlttin der Ochsen bzw Hirschelsquo ( damo- vgl air dam sbquoOchse Hirschlsquo) anord Herjann (Beiname des Gottes Oacuteethinn) = kelt koronos (abrit VN Coriono-tōtae) = griech κοplusmnρανος sbquoHeerfuumlhrer Herrscherlsquo (poet seit Ho) lt koro-no-s sbquodslsquo ( uridg koro- sbquoHeerlsquo)71 urgerm thorne1đana-z m sbquoKoumlniglsquo (got thorniudans anord thornjoacuteethann ae thornēoden as thiodan) lt te1to-noacute-s sbquoVorsteher der thorne1đō der Volksgemeindelsquo ( urgerm thorne1đō- f sbquoVolklsquo got thorniuda ahd diota) stehen72

83838383 Die Richtigkeit der obigen morphologischen Analysen vorausgesetzt ergibt sich nun auch eine klare Analysemoumlglichkeit fuumlr das slavische Suffix -ěn- (bzw -jan- lt --ēn-) zur Bildung von Ethnika und Einwohnernamen Das slavische Suffix -ěn- kann dann als Kombination des abstufenden Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1- das als erste Komponente in -eh1-no- verbaut ist und der Nullstufe des individualisierenden n-Suffixes gedeutet wer-den Bei thematischen dh eo-staumlmmigen Grundwoumlrtern waumlre das Konglomerat in der nullstufigen Gestalt der ersten Komponente an den e-staumlmmigen Themavokal der Deriva-tionsbasis angefuumlgt worden73 (-e-h1-n-74 gegenuumlber zB --eacuteh1-n- bei i-staumlmmigen Grund-woumlrtern) zB urslav poljaacutene sbquoFeldbewohnerlsquo lt (Transponat) polh2eacute-h1-n-es urslav

70 Nussbaum 19981ndash11 postuliert fuumlr eine Vielzahl von einzelsprachlichen Sekundaumlrbildungen mit Laumlnge des praumlsuffixalen Vokals bdquodekasuativeldquo Ableitungen von Instrumentalen auf -V-h1- so zB in Bildungen wie lat Portūnus Bellōna die er als deinstrumentale possessive Bildungen mit einen Konglomerat -h1no- deutet Auch das Hoffmannsche Possessivsuffix ist nach Nussbaum 19989ndash11 (vgl zB auch Nikolaev 2010191) als deinstrumentale Bildung auf -h1-eon- zu analysieren zB av mąθrān- m sbquoSpruchkennerlsquo lt mentro-h1-on- mąθra- sbquoSpruchlsquo lt mentro- (Argumente gegen den Ansatz des Hoffmannschen Possessiv-suffixes mit Laryngal 3 als -h3on- bei Nussbaum 199810ndash11) Diese Analyse bietet nach Nussbaum 199811 den Vorteil dass der desubstantivische Typ auf -Hon- (av mąθrān-) und der deadjektivische Typ auf -eon- (av marƽtan-) letztendlich identisch seien Ich unterscheide mich in den Analysen von Nussbaum nur inso-fern als ich in dem morphologischen Element -eh1h1- nicht eine Kasusform sondern ein Suffix sehe dessen unflektierte Form moumlglicherweise dem uridg Instrumental auf -eh1h1- zugrundeliegt

71 Vgl hierzu die ausfuumlhrliche Besprechung bei Peters 1980170ndash171 72 Vgl zu den bisherigen Deutungen des Nebeneinanders von Bildungen mit und ohne Dehnung des praumlsuffixa-

len Vokals bei Bildungen mit dem bdquoHerrschersuffixldquo Schaffner 1999[2002]188 Fn 207 mit Literatur (vgl auch Stuumlber 20048ndash15)

73 Vgl zu dieser Regel Klingenschmitt 2005445 74 Es stellt sich die Frage ob nicht individualisierende Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -e-h1-n- als Zwischenstufe

der Wortbildung fuumlr die indoiranischen femininen Namen auf -ān-d (lt -e-h1-n-iacuteh2) zu thematischen mas-kulinen Eigennamen (insbesondere Goumltternamen) wie im Falle von ved Indrā- sbquoFrauGattin des Indralsquo GN Iacutendra- Varuān- sbquoFrauGattin des Varuethalsquo (daneben Ableitungen von Appellativen wie arayān- sbquoGoumlttin der Einoumldelsquo aacuteraya- sbquoWuumlste Wildnislsquo ūrjān- sbquoPersonifizierung der Kraftlsquo currenrj- sbquoKraftlsquo) av ahurānī- sbquogoumltt-liche Herrinlsquo ahura- sbquogoumlttlicher Herrlsquo mayeniiānī- sbquoFrau des Urmenschenlsquo (in Pahlavi-Uumlberlieferung) mayeniia- sbquoName des mythischen Urmenschenlsquo (vgl Stuumlber 200414) anzusetzen sind Freilich sind auch andere Erklaumlrungsmoumlglichkeiten denkbar (vgl zB Stuumlber 20041415 mit aumllterer Literatur)

378 Stefan Schaffner

poCje sbquoFeldlsquo n lt poacutelh2o-m Das individualisierende n-Suffix findet sich auch in Kombi-nation mit anderen Zugehoumlrigkeitssuffixen Haumlufig ist zB ein Suffix -io-n- (lt -ih2o-n-) in Bildungen wie gr (θεοOgrave) οmacrρανplusmnωνες sbquodie Himmlischen (Goumltter)lsquo ( οmacrρανoacuteς sbquoHimmellsquo) Κρονplusmnων sbquoKronide Sohn des Kronos (Zeus)lsquo lat lūdiō m sbquoSchauspielerlsquo = lūdius sbquodslsquo ( lūdus sbquoSpiel Schauspiellsquo) mūliō sbquoMaultiertreiberlsquo ( mūlus sbquoMaultierlsquo) got fiskja sbquoFi-scherlsquo ( fisks) kasja sbquoToumlpferlsquo ( kas) gallisch (latinisiert) Artiō sbquoGoumlttin der Baumlrenlsquo lt artion- ( keltisch arto-s sbquoBaumlrlsquo) altirisch Goibniu sbquoGott der Schmiedelsquo lt gobannion- ( altirisch gobae Gen gobann m sbquoSchmiedlsquo) etc75 Mit -io-n- vergleichbar ist in mittel-iranischen Sprachen ein Suffix -akān- (mp B-Phl -krsquon man-mp -grsquon -aγān sogd -krsquon -(a)kān) das auf Adjektiven der Zugehoumlrikeit mit Suffix -aka- beruht (vgl B-Phl mltrsquonk marδānaγ sbquomannhaft tapferlsquo lt martān-aka-) und substantivische Zugehoumlrigkeits-bildungen ableitet zB B-Phl wrsquozrsquolkrsquon man-mp wrsquocrsquorgrsquon wāzāraγān sbquoKaufmann Haumlnd-lerlsquo (np bāzārgān) lt wāzārakān- sbquoder zum Markt Gehoumlrigelsquo B-Phl wrsquocrsquol man-mp wrsquocrsquor wāzār sbquoMarktlsquo (np bāzār) man-sogd ptrkrsquon chr-sogd ptrqrsquon pitarkān sbquovom Va-ter stammendes Erbelsquo76 Auch das nur im Indoiranischen bezeugte Suffix -iacuten- (zB in ai aśviacuten- m sbquoRitterlsquo [ aacuteśva- m sbquoPferdlsquo] praśniacuten- m sbquoFragerlsquo [ praśnaacute- sbquoFragelsquo]) stellt wohl eine Kombination des Zugehoumlrigkeitssuffixes -i- und des individualisierenden n-Suffixes dar77 Das Nebeneinander von -eh1-no- (balt -rna- lat -ēnus) zu -eh1-n- bzw -e-h1-n- (slav -ěn-) verhaumllt sich morphologisch wie das Nebeneinander von -iacuteh2-no- (lat -īnus etc) zu -iacuteh2-n- gt griech -eacuteν- (griech Fortsetzer des V~k-Typs) zB griech γλωχeacuteWς -eacutentildeνος sbquoSpitzelsquo ( γλograveχες sbquoGrannenlsquo) UumlκτeacuteWς sbquoStrahllsquo ( ved aktuacute- sbquoNachtlsquo) δελφeacuteWς sbquoDelphinlsquo ( δελφAumlς sbquoGebaumlrmutterlsquo) Oacuteσmicroeacutentildeν- sbquoSchlachtlsquo ( ved yudhmaacute- sbquoKaumlmpferlsquo)78

84848484 Zumindest fuumlr eine Untermenge der slavischen Bildungen auf -ěn-e bzw -jan-e koumlnnte allerdings auch eine Alternativerklaumlrung in Betracht kommen die bei Vondraacutek (1924543) angedeutet ist Es koumlnnten Possessivbildungen mit oppositivem Akzent an de-ren e-stufigen betonten Themavokal das individualisierende n-Suffix getreten waumlre79 zu thematischen barytonen Grundwoumlrtern vorliegen So koumlnnte das morphologische Verhaumlltnis von urslav poljaacutene lt (Transponat) polh2rn-es sbquodie mit Feldern Versehenenlsquo zu seinem Grundwort urslav poCje sbquoFeldlsquo n lt poacutelh2o-m genau dem von av karapan- m sbquoRitual-priesterlsquo (Nom Pl karapanō Gen Pl karafnąm) lt uriran karpaacuten- lt kolpeacute-n- sbquoder mit dem Ritual Versehene der das Ritual Ausfuumlhrendelsquo zu seinem in ai kaacutelpa- m sbquoRituallsquo fort-gesetzem Grundwort koacutelpeo-80 oder dem von griech ξιφacuteν sbquoSchwerttraumlgerlsquo (ccedil φEcircρων ξplusmnφος Hsch) zu seinem Grundwort ξplusmnφος sbquoSchwertlsquo entsprechen wobei anzunehmen waumlre dass die e-Langstufe des Suffixes in polh2rn-es gt urslav poljaacutene wie im Griechischen (Nom -acuteν Gen -microν-ος) aus dem urspruumlnglichen Nom Sg auf -rn paradigmatisch verall-gemeinert worden waumlre (so Zubatyacute bei Vondraacutek 1924543) Allerdings ist fuumlr das Slavische

75 Vgl zu den Goumltternamen bzw Goumltterepitheta vor allem Stuumlber 20043ndash5 76 Vgl Schaffner 2005241ndash243 mit weiteren Beispielen 77 Vgl Klingenschmitt 2005349 78 Risch 197458 Schindler 197563 Balles 2008225 Innerhalb der griechischen Bildungen auf -īn- differen-

ziert Leukart 1980243 Fn 22 folgendermaszligen bdquo-īn- ist deutlich possessiv in δελφν- sbquo(Fisch) der Gebaumlrmut-ter hatlsquo lt -i-h3n- zu einem sbquoCalandrsquoschlsquo neben δελφAumlς stehenden aumllteren i-Stamm oder analogem Vorbild vgl auch Τρχν- sbquoSchroffes (= Felswaumlnde) habendlsquo (Ortsname) neben τρχAumlς Dagegen steht wahrscheinlich indi-vidualisierendes -(eo)n- in γλωχ--ν- sbquoSpitze (eines Gegenstandes)lsquo lt -ih2-n- dh formal parallel zu -ān- lt -ah2-n- semantisch aber wegen der anderen Bedeutung des Grundwortes (cf γλograveσσα) verschieden (hellip)ldquo

79 Vgl zu dieser Moumlglichkeit Peters 1980166 80 Vgl Mayrhofer 197735 Fn 158 und Schaffner 2005175176 (mit weiteren Parallelen)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 379

diese Annahme dewegen miszliglich weil gerade die n-staumlmmige Singularbildung fehlt die ja suppliert wird Zudem bringt ein Groszligteil der Bildungen auf -ěn-e bzw -jan-e seman-tisch eine Zugehoumlrigkeitsrelation zum Ausdruck In den Faumlllen mit komplexem Suffix -jan- dh in Ableitungen wo -j- nicht schon Bestandteil der Ableitungsbasis (wie in poljaacutene poCje) war wie in aksl graždan-e sbquoBuumlrgerlsquo lt gord-jan-e gradъ sbquoStadtlsquo lt gordъ oder aruss poločane Fln Polota koumlnnte -jan- nach dem in sect8 illustrierten Prin-zip der Mehrfachsuffigierung aus der Kombination des Zugehoumlrigkeitssuffixes -i- (in av zaraθuštri- sbquozu Zarathustra gehoumlrigldquo zaraθuštra-) und des Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1- wiederum um das nullstufige indiv n-Suffix erweitert erwachsen sein (dh -jaacutene lt --eacuteh1-n-es)

85858585 Wie ist nun das griechische Ethnikon-Suffix -νες (ion att -microνες) urgriech -ān-es hier etymologisch anzuschlieszligen Es ist nun voumlllig klar dass urgriech -ān- mit slavisch -ěn- lt vorurslav -ēn- lautlich nicht kompatibel ist Doch bestehen wie bereits oben unter sect73 dargelegt worden ist fuumlr die bezeugten griechischen Ethnika auf -ān-es etymologi-sche Anschlussmoumlglichkeiten an griechische oder auch im Griechischen moumlgliche Staumlmme auf -ā lt -ah2 insbesondere Ortsnamen oder Ortskollektiva mit Stamm auf -ā81 Das griechische Suffix duumlrfte demnach als Ableitung von Staumlmmen auf -ā bzw von zu thema-tischen Staumlmmen auf -eo- gehoumlrigen Ortskollektiva auf -a-h2- lt -e-h2- mittels der null-stufigen Form -h1-n- die im Slavischen in dieser Gestalt an die e-stufige Variante einfa-cher thematischer Staumlmme tritt oder der vollstufigen Form -eh1-n- die im Slavischen an Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -i- tritt (dh -jaacutene lt --eacuteh1-n-es) des die Zugehoumlrig- keit bezeichnenden Suffixkonglomerats zu deuten sein dh urgriech -ān-es lt -a-h2-(a)h1-n-82 (zB epirotisch AacuteρκτAcircνες sbquodie zur Baumlrengegend Gehoumlrigenlsquo [lt -a-h2-(a)h1-n-es] aacuterktā- sbquoBaumlrengegendlsquo [Ortskollektiv zu griech ETHρκτος sbquoBaumlrlsquo]) Die Wortbildungsbedeutung der slavischen Ethnika auf -ěn--jan- bzw der griechischen Eth-nika auf -ān-es kann lokal-adhaumlsiv als sbquogehoumlrt zu Xlsquo (oder ggf -originativ als sbquostammt ausvon Xlsquo) gefasst werden In etwa vergleichbar ist im roumlmischen Namensystem das Ne-beneinander von Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -io- und -ah2-io- zu urspruumlnglichen Indi-vidualnamen mit thematischem Stamm man vergleiche etwa lat Iuppiter Saturnius sbquoIuppi-ter Sohn des Saturnuslsquo und die aus urspruumlnglichen Patronymica entstandenen Gentilnamen wie Mārcius Mārcus Iūlius Iūlus usw Daneben stehen Gentilnamen auf -eius wie Pompeius aus pompao-s (lt -ah2-io- vgl oskisch puacutempaiians) eigentlich sbquoder zur Fa-milie des Pompus Gehoumlrigelsquo Ableitung von einem Kollektivum pompā- sbquoFamilie des Pomposlsquo (lt -a-h2) zu einem Individualnamen pompo-s (vgl lat Rōma lt rōmā- sbquo(Siedlung der) Familie des Rōmo-slsquo [vgl den Stadtnamen Pompeiī] Individualnamen rōmo-s Rōmulus lt Deminutivum rōme-lo- [vgl den etruskischen Gentilnamen rumelna lt rumele-na Ableitung von einem Individualnamen rumele])83 Man vergleiche auch lat

81 Vgl Leukart 1980245 bdquoDas Entscheidende ist also nicht ob die Grundwoumlrter griechisch sind sondern allein ob sie eine griech Kollektivableitung auf -ā erlauben zu der dann weiter ein Ethnikon auf -ānes trittldquo

82 Zirkumflex auf den Formen mit kurzvokalischer Endung (zB -oacuteνες ion att -microνες) ist auszligerdorisch als Neue-rung obligatorisch und beweist nicht ehemalige Vollstufe der ersten Komponente des Suffixes (Schwyzer 1953377 Leukart 1980242 Anm 18) Fuumlr eine Vollstufe der ersten Komponente des Suffixes im Falle der Ableitung von ah2-Staumlmmen koumlnnten aber moumlglicherweise doch adverbiell erstarrte Instrumentale wie griech κρυφmicro dor κρυφoacute sbquoheimlich verborgenlsquo (lt -ah2-ah1 lt -e-h2-eh1 vgl Klingenschmitt 2005303) sprechen wenn die urindogermanische Instrumentalendung -eh1 als unflektierte Form eines abstufenden Zugehoumlrig-keitssuffixes -eh1- das in den Konglomeraten -eh1-no- und -eh1-n- verbaut ist zu deuten ist

83 Vgl Klingenschmitt 2005301302

380 Stefan Schaffner

Petreius Gentilname lt petrao- sbquozur Familie des Petro-s gehoumlriglsquo petrā- sbquoFamilie des Petro-slsquo (vgl suumldpik petroh) falisk uoltaia Gentilname f lt 1oltao- sbquozur Familie des Uolto-s gehoumlriglsquo 1oltā- sbquoFamilie des Uolto-slsquo (Klingenschmitt 2005302)

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Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 377

tung sbquoHerrGott uumlber das was das Grundwort zum Ausdruck bringtlsquo (eig sbquoder (als Herr Gott) dazu Gehoumlrigelsquo) in Bildungen mit Dehnung des praumlsuffixalen Vokals wie lat tribūnus sbquoVorsteher der tribuslsquo ( tribu-) Portūnus sbquoGott der Haumlfen und Durchgaumlngelsquo ( portu-) Neptūnus sbquoGott des feuchten Elementslsquo ( neptu-) Fortūna sbquoGoumlttin des Schicksals und Gluumlckslsquo ( fortu- verbaut in fortuītus sbquozufaumllliglsquo) lat Bellōna sbquoGoumlttin des Kriegeslsquo ( bello-) Annōna sbquoGoumlttin der Erntelsquo ( annus sbquoJahreserntelsquo) vorliegen70 neben denen Bildun-gen mit bdquoeinfachemldquo -no- ohne Dehnung des praumlsuffixalen Vokals wie in lat dominus sbquoHausherrlsquo lt domo-no-s ( domo-) gall Eponā sbquoGoumlttin der Pferdelsquo ( epo- sbquoPferdlsquo) gall Maponos sbquoGott der Soumlhnelsquo ( mapo- sbquoSohnlsquo) gall Nemetonā sbquoGoumlttin der (heiligen) Hainelsquo ( gall nemeton) gall Damonā sbquoGoumlttin der Ochsen bzw Hirschelsquo ( damo- vgl air dam sbquoOchse Hirschlsquo) anord Herjann (Beiname des Gottes Oacuteethinn) = kelt koronos (abrit VN Coriono-tōtae) = griech κοplusmnρανος sbquoHeerfuumlhrer Herrscherlsquo (poet seit Ho) lt koro-no-s sbquodslsquo ( uridg koro- sbquoHeerlsquo)71 urgerm thorne1đana-z m sbquoKoumlniglsquo (got thorniudans anord thornjoacuteethann ae thornēoden as thiodan) lt te1to-noacute-s sbquoVorsteher der thorne1đō der Volksgemeindelsquo ( urgerm thorne1đō- f sbquoVolklsquo got thorniuda ahd diota) stehen72

83838383 Die Richtigkeit der obigen morphologischen Analysen vorausgesetzt ergibt sich nun auch eine klare Analysemoumlglichkeit fuumlr das slavische Suffix -ěn- (bzw -jan- lt --ēn-) zur Bildung von Ethnika und Einwohnernamen Das slavische Suffix -ěn- kann dann als Kombination des abstufenden Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1- das als erste Komponente in -eh1-no- verbaut ist und der Nullstufe des individualisierenden n-Suffixes gedeutet wer-den Bei thematischen dh eo-staumlmmigen Grundwoumlrtern waumlre das Konglomerat in der nullstufigen Gestalt der ersten Komponente an den e-staumlmmigen Themavokal der Deriva-tionsbasis angefuumlgt worden73 (-e-h1-n-74 gegenuumlber zB --eacuteh1-n- bei i-staumlmmigen Grund-woumlrtern) zB urslav poljaacutene sbquoFeldbewohnerlsquo lt (Transponat) polh2eacute-h1-n-es urslav

70 Nussbaum 19981ndash11 postuliert fuumlr eine Vielzahl von einzelsprachlichen Sekundaumlrbildungen mit Laumlnge des praumlsuffixalen Vokals bdquodekasuativeldquo Ableitungen von Instrumentalen auf -V-h1- so zB in Bildungen wie lat Portūnus Bellōna die er als deinstrumentale possessive Bildungen mit einen Konglomerat -h1no- deutet Auch das Hoffmannsche Possessivsuffix ist nach Nussbaum 19989ndash11 (vgl zB auch Nikolaev 2010191) als deinstrumentale Bildung auf -h1-eon- zu analysieren zB av mąθrān- m sbquoSpruchkennerlsquo lt mentro-h1-on- mąθra- sbquoSpruchlsquo lt mentro- (Argumente gegen den Ansatz des Hoffmannschen Possessiv-suffixes mit Laryngal 3 als -h3on- bei Nussbaum 199810ndash11) Diese Analyse bietet nach Nussbaum 199811 den Vorteil dass der desubstantivische Typ auf -Hon- (av mąθrān-) und der deadjektivische Typ auf -eon- (av marƽtan-) letztendlich identisch seien Ich unterscheide mich in den Analysen von Nussbaum nur inso-fern als ich in dem morphologischen Element -eh1h1- nicht eine Kasusform sondern ein Suffix sehe dessen unflektierte Form moumlglicherweise dem uridg Instrumental auf -eh1h1- zugrundeliegt

71 Vgl hierzu die ausfuumlhrliche Besprechung bei Peters 1980170ndash171 72 Vgl zu den bisherigen Deutungen des Nebeneinanders von Bildungen mit und ohne Dehnung des praumlsuffixa-

len Vokals bei Bildungen mit dem bdquoHerrschersuffixldquo Schaffner 1999[2002]188 Fn 207 mit Literatur (vgl auch Stuumlber 20048ndash15)

73 Vgl zu dieser Regel Klingenschmitt 2005445 74 Es stellt sich die Frage ob nicht individualisierende Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -e-h1-n- als Zwischenstufe

der Wortbildung fuumlr die indoiranischen femininen Namen auf -ān-d (lt -e-h1-n-iacuteh2) zu thematischen mas-kulinen Eigennamen (insbesondere Goumltternamen) wie im Falle von ved Indrā- sbquoFrauGattin des Indralsquo GN Iacutendra- Varuān- sbquoFrauGattin des Varuethalsquo (daneben Ableitungen von Appellativen wie arayān- sbquoGoumlttin der Einoumldelsquo aacuteraya- sbquoWuumlste Wildnislsquo ūrjān- sbquoPersonifizierung der Kraftlsquo currenrj- sbquoKraftlsquo) av ahurānī- sbquogoumltt-liche Herrinlsquo ahura- sbquogoumlttlicher Herrlsquo mayeniiānī- sbquoFrau des Urmenschenlsquo (in Pahlavi-Uumlberlieferung) mayeniia- sbquoName des mythischen Urmenschenlsquo (vgl Stuumlber 200414) anzusetzen sind Freilich sind auch andere Erklaumlrungsmoumlglichkeiten denkbar (vgl zB Stuumlber 20041415 mit aumllterer Literatur)

378 Stefan Schaffner

poCje sbquoFeldlsquo n lt poacutelh2o-m Das individualisierende n-Suffix findet sich auch in Kombi-nation mit anderen Zugehoumlrigkeitssuffixen Haumlufig ist zB ein Suffix -io-n- (lt -ih2o-n-) in Bildungen wie gr (θεοOgrave) οmacrρανplusmnωνες sbquodie Himmlischen (Goumltter)lsquo ( οmacrρανoacuteς sbquoHimmellsquo) Κρονplusmnων sbquoKronide Sohn des Kronos (Zeus)lsquo lat lūdiō m sbquoSchauspielerlsquo = lūdius sbquodslsquo ( lūdus sbquoSpiel Schauspiellsquo) mūliō sbquoMaultiertreiberlsquo ( mūlus sbquoMaultierlsquo) got fiskja sbquoFi-scherlsquo ( fisks) kasja sbquoToumlpferlsquo ( kas) gallisch (latinisiert) Artiō sbquoGoumlttin der Baumlrenlsquo lt artion- ( keltisch arto-s sbquoBaumlrlsquo) altirisch Goibniu sbquoGott der Schmiedelsquo lt gobannion- ( altirisch gobae Gen gobann m sbquoSchmiedlsquo) etc75 Mit -io-n- vergleichbar ist in mittel-iranischen Sprachen ein Suffix -akān- (mp B-Phl -krsquon man-mp -grsquon -aγān sogd -krsquon -(a)kān) das auf Adjektiven der Zugehoumlrikeit mit Suffix -aka- beruht (vgl B-Phl mltrsquonk marδānaγ sbquomannhaft tapferlsquo lt martān-aka-) und substantivische Zugehoumlrigkeits-bildungen ableitet zB B-Phl wrsquozrsquolkrsquon man-mp wrsquocrsquorgrsquon wāzāraγān sbquoKaufmann Haumlnd-lerlsquo (np bāzārgān) lt wāzārakān- sbquoder zum Markt Gehoumlrigelsquo B-Phl wrsquocrsquol man-mp wrsquocrsquor wāzār sbquoMarktlsquo (np bāzār) man-sogd ptrkrsquon chr-sogd ptrqrsquon pitarkān sbquovom Va-ter stammendes Erbelsquo76 Auch das nur im Indoiranischen bezeugte Suffix -iacuten- (zB in ai aśviacuten- m sbquoRitterlsquo [ aacuteśva- m sbquoPferdlsquo] praśniacuten- m sbquoFragerlsquo [ praśnaacute- sbquoFragelsquo]) stellt wohl eine Kombination des Zugehoumlrigkeitssuffixes -i- und des individualisierenden n-Suffixes dar77 Das Nebeneinander von -eh1-no- (balt -rna- lat -ēnus) zu -eh1-n- bzw -e-h1-n- (slav -ěn-) verhaumllt sich morphologisch wie das Nebeneinander von -iacuteh2-no- (lat -īnus etc) zu -iacuteh2-n- gt griech -eacuteν- (griech Fortsetzer des V~k-Typs) zB griech γλωχeacuteWς -eacutentildeνος sbquoSpitzelsquo ( γλograveχες sbquoGrannenlsquo) UumlκτeacuteWς sbquoStrahllsquo ( ved aktuacute- sbquoNachtlsquo) δελφeacuteWς sbquoDelphinlsquo ( δελφAumlς sbquoGebaumlrmutterlsquo) Oacuteσmicroeacutentildeν- sbquoSchlachtlsquo ( ved yudhmaacute- sbquoKaumlmpferlsquo)78

84848484 Zumindest fuumlr eine Untermenge der slavischen Bildungen auf -ěn-e bzw -jan-e koumlnnte allerdings auch eine Alternativerklaumlrung in Betracht kommen die bei Vondraacutek (1924543) angedeutet ist Es koumlnnten Possessivbildungen mit oppositivem Akzent an de-ren e-stufigen betonten Themavokal das individualisierende n-Suffix getreten waumlre79 zu thematischen barytonen Grundwoumlrtern vorliegen So koumlnnte das morphologische Verhaumlltnis von urslav poljaacutene lt (Transponat) polh2rn-es sbquodie mit Feldern Versehenenlsquo zu seinem Grundwort urslav poCje sbquoFeldlsquo n lt poacutelh2o-m genau dem von av karapan- m sbquoRitual-priesterlsquo (Nom Pl karapanō Gen Pl karafnąm) lt uriran karpaacuten- lt kolpeacute-n- sbquoder mit dem Ritual Versehene der das Ritual Ausfuumlhrendelsquo zu seinem in ai kaacutelpa- m sbquoRituallsquo fort-gesetzem Grundwort koacutelpeo-80 oder dem von griech ξιφacuteν sbquoSchwerttraumlgerlsquo (ccedil φEcircρων ξplusmnφος Hsch) zu seinem Grundwort ξplusmnφος sbquoSchwertlsquo entsprechen wobei anzunehmen waumlre dass die e-Langstufe des Suffixes in polh2rn-es gt urslav poljaacutene wie im Griechischen (Nom -acuteν Gen -microν-ος) aus dem urspruumlnglichen Nom Sg auf -rn paradigmatisch verall-gemeinert worden waumlre (so Zubatyacute bei Vondraacutek 1924543) Allerdings ist fuumlr das Slavische

75 Vgl zu den Goumltternamen bzw Goumltterepitheta vor allem Stuumlber 20043ndash5 76 Vgl Schaffner 2005241ndash243 mit weiteren Beispielen 77 Vgl Klingenschmitt 2005349 78 Risch 197458 Schindler 197563 Balles 2008225 Innerhalb der griechischen Bildungen auf -īn- differen-

ziert Leukart 1980243 Fn 22 folgendermaszligen bdquo-īn- ist deutlich possessiv in δελφν- sbquo(Fisch) der Gebaumlrmut-ter hatlsquo lt -i-h3n- zu einem sbquoCalandrsquoschlsquo neben δελφAumlς stehenden aumllteren i-Stamm oder analogem Vorbild vgl auch Τρχν- sbquoSchroffes (= Felswaumlnde) habendlsquo (Ortsname) neben τρχAumlς Dagegen steht wahrscheinlich indi-vidualisierendes -(eo)n- in γλωχ--ν- sbquoSpitze (eines Gegenstandes)lsquo lt -ih2-n- dh formal parallel zu -ān- lt -ah2-n- semantisch aber wegen der anderen Bedeutung des Grundwortes (cf γλograveσσα) verschieden (hellip)ldquo

79 Vgl zu dieser Moumlglichkeit Peters 1980166 80 Vgl Mayrhofer 197735 Fn 158 und Schaffner 2005175176 (mit weiteren Parallelen)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 379

diese Annahme dewegen miszliglich weil gerade die n-staumlmmige Singularbildung fehlt die ja suppliert wird Zudem bringt ein Groszligteil der Bildungen auf -ěn-e bzw -jan-e seman-tisch eine Zugehoumlrigkeitsrelation zum Ausdruck In den Faumlllen mit komplexem Suffix -jan- dh in Ableitungen wo -j- nicht schon Bestandteil der Ableitungsbasis (wie in poljaacutene poCje) war wie in aksl graždan-e sbquoBuumlrgerlsquo lt gord-jan-e gradъ sbquoStadtlsquo lt gordъ oder aruss poločane Fln Polota koumlnnte -jan- nach dem in sect8 illustrierten Prin-zip der Mehrfachsuffigierung aus der Kombination des Zugehoumlrigkeitssuffixes -i- (in av zaraθuštri- sbquozu Zarathustra gehoumlrigldquo zaraθuštra-) und des Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1- wiederum um das nullstufige indiv n-Suffix erweitert erwachsen sein (dh -jaacutene lt --eacuteh1-n-es)

85858585 Wie ist nun das griechische Ethnikon-Suffix -νες (ion att -microνες) urgriech -ān-es hier etymologisch anzuschlieszligen Es ist nun voumlllig klar dass urgriech -ān- mit slavisch -ěn- lt vorurslav -ēn- lautlich nicht kompatibel ist Doch bestehen wie bereits oben unter sect73 dargelegt worden ist fuumlr die bezeugten griechischen Ethnika auf -ān-es etymologi-sche Anschlussmoumlglichkeiten an griechische oder auch im Griechischen moumlgliche Staumlmme auf -ā lt -ah2 insbesondere Ortsnamen oder Ortskollektiva mit Stamm auf -ā81 Das griechische Suffix duumlrfte demnach als Ableitung von Staumlmmen auf -ā bzw von zu thema-tischen Staumlmmen auf -eo- gehoumlrigen Ortskollektiva auf -a-h2- lt -e-h2- mittels der null-stufigen Form -h1-n- die im Slavischen in dieser Gestalt an die e-stufige Variante einfa-cher thematischer Staumlmme tritt oder der vollstufigen Form -eh1-n- die im Slavischen an Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -i- tritt (dh -jaacutene lt --eacuteh1-n-es) des die Zugehoumlrig- keit bezeichnenden Suffixkonglomerats zu deuten sein dh urgriech -ān-es lt -a-h2-(a)h1-n-82 (zB epirotisch AacuteρκτAcircνες sbquodie zur Baumlrengegend Gehoumlrigenlsquo [lt -a-h2-(a)h1-n-es] aacuterktā- sbquoBaumlrengegendlsquo [Ortskollektiv zu griech ETHρκτος sbquoBaumlrlsquo]) Die Wortbildungsbedeutung der slavischen Ethnika auf -ěn--jan- bzw der griechischen Eth-nika auf -ān-es kann lokal-adhaumlsiv als sbquogehoumlrt zu Xlsquo (oder ggf -originativ als sbquostammt ausvon Xlsquo) gefasst werden In etwa vergleichbar ist im roumlmischen Namensystem das Ne-beneinander von Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -io- und -ah2-io- zu urspruumlnglichen Indi-vidualnamen mit thematischem Stamm man vergleiche etwa lat Iuppiter Saturnius sbquoIuppi-ter Sohn des Saturnuslsquo und die aus urspruumlnglichen Patronymica entstandenen Gentilnamen wie Mārcius Mārcus Iūlius Iūlus usw Daneben stehen Gentilnamen auf -eius wie Pompeius aus pompao-s (lt -ah2-io- vgl oskisch puacutempaiians) eigentlich sbquoder zur Fa-milie des Pompus Gehoumlrigelsquo Ableitung von einem Kollektivum pompā- sbquoFamilie des Pomposlsquo (lt -a-h2) zu einem Individualnamen pompo-s (vgl lat Rōma lt rōmā- sbquo(Siedlung der) Familie des Rōmo-slsquo [vgl den Stadtnamen Pompeiī] Individualnamen rōmo-s Rōmulus lt Deminutivum rōme-lo- [vgl den etruskischen Gentilnamen rumelna lt rumele-na Ableitung von einem Individualnamen rumele])83 Man vergleiche auch lat

81 Vgl Leukart 1980245 bdquoDas Entscheidende ist also nicht ob die Grundwoumlrter griechisch sind sondern allein ob sie eine griech Kollektivableitung auf -ā erlauben zu der dann weiter ein Ethnikon auf -ānes trittldquo

82 Zirkumflex auf den Formen mit kurzvokalischer Endung (zB -oacuteνες ion att -microνες) ist auszligerdorisch als Neue-rung obligatorisch und beweist nicht ehemalige Vollstufe der ersten Komponente des Suffixes (Schwyzer 1953377 Leukart 1980242 Anm 18) Fuumlr eine Vollstufe der ersten Komponente des Suffixes im Falle der Ableitung von ah2-Staumlmmen koumlnnten aber moumlglicherweise doch adverbiell erstarrte Instrumentale wie griech κρυφmicro dor κρυφoacute sbquoheimlich verborgenlsquo (lt -ah2-ah1 lt -e-h2-eh1 vgl Klingenschmitt 2005303) sprechen wenn die urindogermanische Instrumentalendung -eh1 als unflektierte Form eines abstufenden Zugehoumlrig-keitssuffixes -eh1- das in den Konglomeraten -eh1-no- und -eh1-n- verbaut ist zu deuten ist

83 Vgl Klingenschmitt 2005301302

380 Stefan Schaffner

Petreius Gentilname lt petrao- sbquozur Familie des Petro-s gehoumlriglsquo petrā- sbquoFamilie des Petro-slsquo (vgl suumldpik petroh) falisk uoltaia Gentilname f lt 1oltao- sbquozur Familie des Uolto-s gehoumlriglsquo 1oltā- sbquoFamilie des Uolto-slsquo (Klingenschmitt 2005302)

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Page 25: Das Nomen im Indogermanischen - FAU€¦ · Das Nomen im Indogermanischen Morphologie, Substantiv versus Adjektiv, Kollektivum Akten der Arbeitstagung der Indogermanischen Gesellschaft

378 Stefan Schaffner

poCje sbquoFeldlsquo n lt poacutelh2o-m Das individualisierende n-Suffix findet sich auch in Kombi-nation mit anderen Zugehoumlrigkeitssuffixen Haumlufig ist zB ein Suffix -io-n- (lt -ih2o-n-) in Bildungen wie gr (θεοOgrave) οmacrρανplusmnωνες sbquodie Himmlischen (Goumltter)lsquo ( οmacrρανoacuteς sbquoHimmellsquo) Κρονplusmnων sbquoKronide Sohn des Kronos (Zeus)lsquo lat lūdiō m sbquoSchauspielerlsquo = lūdius sbquodslsquo ( lūdus sbquoSpiel Schauspiellsquo) mūliō sbquoMaultiertreiberlsquo ( mūlus sbquoMaultierlsquo) got fiskja sbquoFi-scherlsquo ( fisks) kasja sbquoToumlpferlsquo ( kas) gallisch (latinisiert) Artiō sbquoGoumlttin der Baumlrenlsquo lt artion- ( keltisch arto-s sbquoBaumlrlsquo) altirisch Goibniu sbquoGott der Schmiedelsquo lt gobannion- ( altirisch gobae Gen gobann m sbquoSchmiedlsquo) etc75 Mit -io-n- vergleichbar ist in mittel-iranischen Sprachen ein Suffix -akān- (mp B-Phl -krsquon man-mp -grsquon -aγān sogd -krsquon -(a)kān) das auf Adjektiven der Zugehoumlrikeit mit Suffix -aka- beruht (vgl B-Phl mltrsquonk marδānaγ sbquomannhaft tapferlsquo lt martān-aka-) und substantivische Zugehoumlrigkeits-bildungen ableitet zB B-Phl wrsquozrsquolkrsquon man-mp wrsquocrsquorgrsquon wāzāraγān sbquoKaufmann Haumlnd-lerlsquo (np bāzārgān) lt wāzārakān- sbquoder zum Markt Gehoumlrigelsquo B-Phl wrsquocrsquol man-mp wrsquocrsquor wāzār sbquoMarktlsquo (np bāzār) man-sogd ptrkrsquon chr-sogd ptrqrsquon pitarkān sbquovom Va-ter stammendes Erbelsquo76 Auch das nur im Indoiranischen bezeugte Suffix -iacuten- (zB in ai aśviacuten- m sbquoRitterlsquo [ aacuteśva- m sbquoPferdlsquo] praśniacuten- m sbquoFragerlsquo [ praśnaacute- sbquoFragelsquo]) stellt wohl eine Kombination des Zugehoumlrigkeitssuffixes -i- und des individualisierenden n-Suffixes dar77 Das Nebeneinander von -eh1-no- (balt -rna- lat -ēnus) zu -eh1-n- bzw -e-h1-n- (slav -ěn-) verhaumllt sich morphologisch wie das Nebeneinander von -iacuteh2-no- (lat -īnus etc) zu -iacuteh2-n- gt griech -eacuteν- (griech Fortsetzer des V~k-Typs) zB griech γλωχeacuteWς -eacutentildeνος sbquoSpitzelsquo ( γλograveχες sbquoGrannenlsquo) UumlκτeacuteWς sbquoStrahllsquo ( ved aktuacute- sbquoNachtlsquo) δελφeacuteWς sbquoDelphinlsquo ( δελφAumlς sbquoGebaumlrmutterlsquo) Oacuteσmicroeacutentildeν- sbquoSchlachtlsquo ( ved yudhmaacute- sbquoKaumlmpferlsquo)78

84848484 Zumindest fuumlr eine Untermenge der slavischen Bildungen auf -ěn-e bzw -jan-e koumlnnte allerdings auch eine Alternativerklaumlrung in Betracht kommen die bei Vondraacutek (1924543) angedeutet ist Es koumlnnten Possessivbildungen mit oppositivem Akzent an de-ren e-stufigen betonten Themavokal das individualisierende n-Suffix getreten waumlre79 zu thematischen barytonen Grundwoumlrtern vorliegen So koumlnnte das morphologische Verhaumlltnis von urslav poljaacutene lt (Transponat) polh2rn-es sbquodie mit Feldern Versehenenlsquo zu seinem Grundwort urslav poCje sbquoFeldlsquo n lt poacutelh2o-m genau dem von av karapan- m sbquoRitual-priesterlsquo (Nom Pl karapanō Gen Pl karafnąm) lt uriran karpaacuten- lt kolpeacute-n- sbquoder mit dem Ritual Versehene der das Ritual Ausfuumlhrendelsquo zu seinem in ai kaacutelpa- m sbquoRituallsquo fort-gesetzem Grundwort koacutelpeo-80 oder dem von griech ξιφacuteν sbquoSchwerttraumlgerlsquo (ccedil φEcircρων ξplusmnφος Hsch) zu seinem Grundwort ξplusmnφος sbquoSchwertlsquo entsprechen wobei anzunehmen waumlre dass die e-Langstufe des Suffixes in polh2rn-es gt urslav poljaacutene wie im Griechischen (Nom -acuteν Gen -microν-ος) aus dem urspruumlnglichen Nom Sg auf -rn paradigmatisch verall-gemeinert worden waumlre (so Zubatyacute bei Vondraacutek 1924543) Allerdings ist fuumlr das Slavische

75 Vgl zu den Goumltternamen bzw Goumltterepitheta vor allem Stuumlber 20043ndash5 76 Vgl Schaffner 2005241ndash243 mit weiteren Beispielen 77 Vgl Klingenschmitt 2005349 78 Risch 197458 Schindler 197563 Balles 2008225 Innerhalb der griechischen Bildungen auf -īn- differen-

ziert Leukart 1980243 Fn 22 folgendermaszligen bdquo-īn- ist deutlich possessiv in δελφν- sbquo(Fisch) der Gebaumlrmut-ter hatlsquo lt -i-h3n- zu einem sbquoCalandrsquoschlsquo neben δελφAumlς stehenden aumllteren i-Stamm oder analogem Vorbild vgl auch Τρχν- sbquoSchroffes (= Felswaumlnde) habendlsquo (Ortsname) neben τρχAumlς Dagegen steht wahrscheinlich indi-vidualisierendes -(eo)n- in γλωχ--ν- sbquoSpitze (eines Gegenstandes)lsquo lt -ih2-n- dh formal parallel zu -ān- lt -ah2-n- semantisch aber wegen der anderen Bedeutung des Grundwortes (cf γλograveσσα) verschieden (hellip)ldquo

79 Vgl zu dieser Moumlglichkeit Peters 1980166 80 Vgl Mayrhofer 197735 Fn 158 und Schaffner 2005175176 (mit weiteren Parallelen)

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 379

diese Annahme dewegen miszliglich weil gerade die n-staumlmmige Singularbildung fehlt die ja suppliert wird Zudem bringt ein Groszligteil der Bildungen auf -ěn-e bzw -jan-e seman-tisch eine Zugehoumlrigkeitsrelation zum Ausdruck In den Faumlllen mit komplexem Suffix -jan- dh in Ableitungen wo -j- nicht schon Bestandteil der Ableitungsbasis (wie in poljaacutene poCje) war wie in aksl graždan-e sbquoBuumlrgerlsquo lt gord-jan-e gradъ sbquoStadtlsquo lt gordъ oder aruss poločane Fln Polota koumlnnte -jan- nach dem in sect8 illustrierten Prin-zip der Mehrfachsuffigierung aus der Kombination des Zugehoumlrigkeitssuffixes -i- (in av zaraθuštri- sbquozu Zarathustra gehoumlrigldquo zaraθuštra-) und des Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1- wiederum um das nullstufige indiv n-Suffix erweitert erwachsen sein (dh -jaacutene lt --eacuteh1-n-es)

85858585 Wie ist nun das griechische Ethnikon-Suffix -νες (ion att -microνες) urgriech -ān-es hier etymologisch anzuschlieszligen Es ist nun voumlllig klar dass urgriech -ān- mit slavisch -ěn- lt vorurslav -ēn- lautlich nicht kompatibel ist Doch bestehen wie bereits oben unter sect73 dargelegt worden ist fuumlr die bezeugten griechischen Ethnika auf -ān-es etymologi-sche Anschlussmoumlglichkeiten an griechische oder auch im Griechischen moumlgliche Staumlmme auf -ā lt -ah2 insbesondere Ortsnamen oder Ortskollektiva mit Stamm auf -ā81 Das griechische Suffix duumlrfte demnach als Ableitung von Staumlmmen auf -ā bzw von zu thema-tischen Staumlmmen auf -eo- gehoumlrigen Ortskollektiva auf -a-h2- lt -e-h2- mittels der null-stufigen Form -h1-n- die im Slavischen in dieser Gestalt an die e-stufige Variante einfa-cher thematischer Staumlmme tritt oder der vollstufigen Form -eh1-n- die im Slavischen an Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -i- tritt (dh -jaacutene lt --eacuteh1-n-es) des die Zugehoumlrig- keit bezeichnenden Suffixkonglomerats zu deuten sein dh urgriech -ān-es lt -a-h2-(a)h1-n-82 (zB epirotisch AacuteρκτAcircνες sbquodie zur Baumlrengegend Gehoumlrigenlsquo [lt -a-h2-(a)h1-n-es] aacuterktā- sbquoBaumlrengegendlsquo [Ortskollektiv zu griech ETHρκτος sbquoBaumlrlsquo]) Die Wortbildungsbedeutung der slavischen Ethnika auf -ěn--jan- bzw der griechischen Eth-nika auf -ān-es kann lokal-adhaumlsiv als sbquogehoumlrt zu Xlsquo (oder ggf -originativ als sbquostammt ausvon Xlsquo) gefasst werden In etwa vergleichbar ist im roumlmischen Namensystem das Ne-beneinander von Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -io- und -ah2-io- zu urspruumlnglichen Indi-vidualnamen mit thematischem Stamm man vergleiche etwa lat Iuppiter Saturnius sbquoIuppi-ter Sohn des Saturnuslsquo und die aus urspruumlnglichen Patronymica entstandenen Gentilnamen wie Mārcius Mārcus Iūlius Iūlus usw Daneben stehen Gentilnamen auf -eius wie Pompeius aus pompao-s (lt -ah2-io- vgl oskisch puacutempaiians) eigentlich sbquoder zur Fa-milie des Pompus Gehoumlrigelsquo Ableitung von einem Kollektivum pompā- sbquoFamilie des Pomposlsquo (lt -a-h2) zu einem Individualnamen pompo-s (vgl lat Rōma lt rōmā- sbquo(Siedlung der) Familie des Rōmo-slsquo [vgl den Stadtnamen Pompeiī] Individualnamen rōmo-s Rōmulus lt Deminutivum rōme-lo- [vgl den etruskischen Gentilnamen rumelna lt rumele-na Ableitung von einem Individualnamen rumele])83 Man vergleiche auch lat

81 Vgl Leukart 1980245 bdquoDas Entscheidende ist also nicht ob die Grundwoumlrter griechisch sind sondern allein ob sie eine griech Kollektivableitung auf -ā erlauben zu der dann weiter ein Ethnikon auf -ānes trittldquo

82 Zirkumflex auf den Formen mit kurzvokalischer Endung (zB -oacuteνες ion att -microνες) ist auszligerdorisch als Neue-rung obligatorisch und beweist nicht ehemalige Vollstufe der ersten Komponente des Suffixes (Schwyzer 1953377 Leukart 1980242 Anm 18) Fuumlr eine Vollstufe der ersten Komponente des Suffixes im Falle der Ableitung von ah2-Staumlmmen koumlnnten aber moumlglicherweise doch adverbiell erstarrte Instrumentale wie griech κρυφmicro dor κρυφoacute sbquoheimlich verborgenlsquo (lt -ah2-ah1 lt -e-h2-eh1 vgl Klingenschmitt 2005303) sprechen wenn die urindogermanische Instrumentalendung -eh1 als unflektierte Form eines abstufenden Zugehoumlrig-keitssuffixes -eh1- das in den Konglomeraten -eh1-no- und -eh1-n- verbaut ist zu deuten ist

83 Vgl Klingenschmitt 2005301302

380 Stefan Schaffner

Petreius Gentilname lt petrao- sbquozur Familie des Petro-s gehoumlriglsquo petrā- sbquoFamilie des Petro-slsquo (vgl suumldpik petroh) falisk uoltaia Gentilname f lt 1oltao- sbquozur Familie des Uolto-s gehoumlriglsquo 1oltā- sbquoFamilie des Uolto-slsquo (Klingenschmitt 2005302)

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Vaillant Andreacute 1958 Grammaire compareacutee des langues Slaves II Flexion nominale Paris Veselovsrsquoka Zinaiumlda M 1958 Naholos imennykiv bilorusrsquo movy za pamjatkamy XVII st u poriv-

njanni z naholosom suč bilorusrsquo lit movy Kyiumlv Vondraacutek Wenzel 1924 Vergleichende Slavische Grammatik I Band Lautlehre und Stammbil-

dungslehre 2 Auflage Goumlttingen Węglarz Wiktor 1933 bdquoStaroczeski loc plur na -as w nazwach miejscowych na -anyldquo Slavia Occi-

dentalis 1234ndash41 Widmer Paul 2005 bdquoDer altindische V~k-Typus und hethitisch nakkı Der indogermanische Instru-

mental zwischen Syntax und Morphologieldquo Die Sprache 45190ndash208 mdashmdashmdash 2008 bdquoDrei griechische -ō1-Staumlmmeldquo In Chomolangma Demawend und Kasbek Fest-

schrift fuumlr Roland Bielmeier zum 65 Geburtstag hrsg von Brigitte Huber Marianne Volkart und Paul Widmer Halle (Saale) 615ndash630

Зализняк Aндрей A 1995 Древненовгородкий диалект Москва

Stefan Schaffner Institut fuumlr Klassische Philologie Universitaumltsstr 31 D-93053 Regensburg stefanschaffnersprachlituni-regensburgde

Page 26: Das Nomen im Indogermanischen - FAU€¦ · Das Nomen im Indogermanischen Morphologie, Substantiv versus Adjektiv, Kollektivum Akten der Arbeitstagung der Indogermanischen Gesellschaft

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 379

diese Annahme dewegen miszliglich weil gerade die n-staumlmmige Singularbildung fehlt die ja suppliert wird Zudem bringt ein Groszligteil der Bildungen auf -ěn-e bzw -jan-e seman-tisch eine Zugehoumlrigkeitsrelation zum Ausdruck In den Faumlllen mit komplexem Suffix -jan- dh in Ableitungen wo -j- nicht schon Bestandteil der Ableitungsbasis (wie in poljaacutene poCje) war wie in aksl graždan-e sbquoBuumlrgerlsquo lt gord-jan-e gradъ sbquoStadtlsquo lt gordъ oder aruss poločane Fln Polota koumlnnte -jan- nach dem in sect8 illustrierten Prin-zip der Mehrfachsuffigierung aus der Kombination des Zugehoumlrigkeitssuffixes -i- (in av zaraθuštri- sbquozu Zarathustra gehoumlrigldquo zaraθuštra-) und des Zugehoumlrigkeitssuffixes -eh1- wiederum um das nullstufige indiv n-Suffix erweitert erwachsen sein (dh -jaacutene lt --eacuteh1-n-es)

85858585 Wie ist nun das griechische Ethnikon-Suffix -νες (ion att -microνες) urgriech -ān-es hier etymologisch anzuschlieszligen Es ist nun voumlllig klar dass urgriech -ān- mit slavisch -ěn- lt vorurslav -ēn- lautlich nicht kompatibel ist Doch bestehen wie bereits oben unter sect73 dargelegt worden ist fuumlr die bezeugten griechischen Ethnika auf -ān-es etymologi-sche Anschlussmoumlglichkeiten an griechische oder auch im Griechischen moumlgliche Staumlmme auf -ā lt -ah2 insbesondere Ortsnamen oder Ortskollektiva mit Stamm auf -ā81 Das griechische Suffix duumlrfte demnach als Ableitung von Staumlmmen auf -ā bzw von zu thema-tischen Staumlmmen auf -eo- gehoumlrigen Ortskollektiva auf -a-h2- lt -e-h2- mittels der null-stufigen Form -h1-n- die im Slavischen in dieser Gestalt an die e-stufige Variante einfa-cher thematischer Staumlmme tritt oder der vollstufigen Form -eh1-n- die im Slavischen an Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -i- tritt (dh -jaacutene lt --eacuteh1-n-es) des die Zugehoumlrig- keit bezeichnenden Suffixkonglomerats zu deuten sein dh urgriech -ān-es lt -a-h2-(a)h1-n-82 (zB epirotisch AacuteρκτAcircνες sbquodie zur Baumlrengegend Gehoumlrigenlsquo [lt -a-h2-(a)h1-n-es] aacuterktā- sbquoBaumlrengegendlsquo [Ortskollektiv zu griech ETHρκτος sbquoBaumlrlsquo]) Die Wortbildungsbedeutung der slavischen Ethnika auf -ěn--jan- bzw der griechischen Eth-nika auf -ān-es kann lokal-adhaumlsiv als sbquogehoumlrt zu Xlsquo (oder ggf -originativ als sbquostammt ausvon Xlsquo) gefasst werden In etwa vergleichbar ist im roumlmischen Namensystem das Ne-beneinander von Zugehoumlrigkeitsbildungen auf -io- und -ah2-io- zu urspruumlnglichen Indi-vidualnamen mit thematischem Stamm man vergleiche etwa lat Iuppiter Saturnius sbquoIuppi-ter Sohn des Saturnuslsquo und die aus urspruumlnglichen Patronymica entstandenen Gentilnamen wie Mārcius Mārcus Iūlius Iūlus usw Daneben stehen Gentilnamen auf -eius wie Pompeius aus pompao-s (lt -ah2-io- vgl oskisch puacutempaiians) eigentlich sbquoder zur Fa-milie des Pompus Gehoumlrigelsquo Ableitung von einem Kollektivum pompā- sbquoFamilie des Pomposlsquo (lt -a-h2) zu einem Individualnamen pompo-s (vgl lat Rōma lt rōmā- sbquo(Siedlung der) Familie des Rōmo-slsquo [vgl den Stadtnamen Pompeiī] Individualnamen rōmo-s Rōmulus lt Deminutivum rōme-lo- [vgl den etruskischen Gentilnamen rumelna lt rumele-na Ableitung von einem Individualnamen rumele])83 Man vergleiche auch lat

81 Vgl Leukart 1980245 bdquoDas Entscheidende ist also nicht ob die Grundwoumlrter griechisch sind sondern allein ob sie eine griech Kollektivableitung auf -ā erlauben zu der dann weiter ein Ethnikon auf -ānes trittldquo

82 Zirkumflex auf den Formen mit kurzvokalischer Endung (zB -oacuteνες ion att -microνες) ist auszligerdorisch als Neue-rung obligatorisch und beweist nicht ehemalige Vollstufe der ersten Komponente des Suffixes (Schwyzer 1953377 Leukart 1980242 Anm 18) Fuumlr eine Vollstufe der ersten Komponente des Suffixes im Falle der Ableitung von ah2-Staumlmmen koumlnnten aber moumlglicherweise doch adverbiell erstarrte Instrumentale wie griech κρυφmicro dor κρυφoacute sbquoheimlich verborgenlsquo (lt -ah2-ah1 lt -e-h2-eh1 vgl Klingenschmitt 2005303) sprechen wenn die urindogermanische Instrumentalendung -eh1 als unflektierte Form eines abstufenden Zugehoumlrig-keitssuffixes -eh1- das in den Konglomeraten -eh1-no- und -eh1-n- verbaut ist zu deuten ist

83 Vgl Klingenschmitt 2005301302

380 Stefan Schaffner

Petreius Gentilname lt petrao- sbquozur Familie des Petro-s gehoumlriglsquo petrā- sbquoFamilie des Petro-slsquo (vgl suumldpik petroh) falisk uoltaia Gentilname f lt 1oltao- sbquozur Familie des Uolto-s gehoumlriglsquo 1oltā- sbquoFamilie des Uolto-slsquo (Klingenschmitt 2005302)

BibliographieBibliographieBibliographieBibliographie

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Grundzuumlgen Die Wortbildungsmuster ausgewaumlhlter indogermanischer Einzelsprachen hrsg von Rosemarie Luumlhr Hamburg

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Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 381

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ИГДЯI = Историческая грамматика древнерусского языка Под редакцией В Б Крысько Том I С И Иорданиди В Б Крысько Множественное число имменого склонения Москва 2000

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berg Klingenschmitt Gert 1982 Das altarmenische Verbum Wiesbaden mdashmdashmdash 2005 Aufsaumltze zur Indogermansitik hrsg von Michael Janda Rosemarie Luumlhr Joachim

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Kalbos istorijos ir dialektologijos problemos 2 Lietuvių kalbos institutas Vilnius 180ndash215 Kotkov Sergej I 1971 Uspenskij sbornik XIIndashXIII vv Moskva Krahe Hans und Wolfgang Meid 1969 Germanische Sprachwissenschaft Band III Wortbildungs-

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382 Stefan Schaffner

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nemška imena Kommentiertes zweisprachiges Verzeichnis der Siedlungs- Berg- und Gewaumls-sernamenldquo Oumlsterreichische Namenforschung 282ndash31ndash148

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380 Stefan Schaffner

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Vorwort von Ludolf Muumlller Muumlnchen 1977 Band III (von Barbara Groumlber und Ludolf Muumlller) Vollstaumlndiges Woumlrterverzeichnis zur Nestorchronik Muumlnchen 1977 Band IV Die Nestorchronik Die altrussische Chronik zugeschrieben dem Moumlnch des Kiever Houmlhlenklos-ters Nestor in der Redaktion des Abtes Silrsquovestr aus dem Jahre 1116 rekonstruiert nach den Handschriften Lavrentrsquoevskaja Radzivilovskaja Akademičeskaja Troickaja Ipatrsquoevskaja und Chlebnikovskaja und ins Deutsche uumlbersetzt von Ludolf Muumlller Muumlnchen 2001

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Ortsnamenldquo AfSlPh 2336ndash337 Jurišić Blaž 1966 Rječnik govora otoka Vrgade I Uvod Zagreb mdashmdashmdash 1973 Rječnik govora otoka Vrgade II Rječnik Zagreb Kiparsky Valentin 1962 Der Wortakzent der russischen Schriftsprache Heidelberg mdashmdashmdash 1975 Russische Historische Grammatik Band III Entwicklung des Wortschatzes Heidel-

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Lunt Horace G 1985 bdquoSlavs Common Slavic and Old Church Slavonicldquo In Litterae Slavicae Medii Aevi Francisco Veneslao Mareš Sexagenario Oblatae hrsg von Johannes Reinhart Muumln-chen 185ndash204

Mayrhofer Manfred 1977 Zum Namengut des Avesta Wien Matešič Josip 1970 Der Wortakzent in der serbokroatischen Schriftsprache Heidelberg Meid Wolfgang 195657 bdquoZur Dehnung praumlsuffixaler Vokale in sekundaumlren Nominalableitungenldquo

IF 62260ndash295 IF 631ndash128 mdashmdashmdash 1957 bdquoGoumltternamen mit -no-Suffixldquo BNF 872ndash108 113ndash126 MI = Metropolit Ilarion 1952 Ukraiumlnsrsquokyĭ literaturnyĭ naholos Vinnipeg Moguš Milan 1966 Današnji Senjski Govor Senj

382 Stefan Schaffner

Nikolaev Alexander 2010 bdquoTime to Gather Stones Together Greek λAcircας and Its Indo-European Backgroundldquo In Proceedings of the 21st Annual Indo-European Conference hrsg von Ste-phanie W Jamison H Craig Melchert and Brent Vine Bremen 189ndash206

NIL = Wodtko Dagmar S Britta Irslinger und Carolin Schneider 2008 Nomina im indogermani-schen Lexikon Heidelberg

Nussbaum Alan J 1986 Head and Horn in Indo-European Berlin New York mdashmdashmdash 1998 bdquoMore on lsquoDecasuativersquo Nominal Stems in IEldquo Handout ECIEC 17 Mai 1998 mdashmdashmdash 2004 bdquoA -t- Party Various IE Nominal Stems in -eot-ldquo Handout 16th Annual UCLA Indo-

European Conference November 5ndash6 2004 Peters Martin 1980 Untersuchungen zur Vertretung der indogermanischen Laryngale im Griechi-

schen Wien Pinault Georges-Jean 1980 bdquoInstrumental et adverbe predicative (en marge lsquoGenitiv und Adjek-

tivrsquo)ldquo LALIES 131ndash33 Pohl Heinz Dieter 2000 bdquoKaumlrnten ndash deutsche und slowenische Namen Koroška ndash slovenska in

nemška imena Kommentiertes zweisprachiges Verzeichnis der Siedlungs- Berg- und Gewaumls-sernamenldquo Oumlsterreichische Namenforschung 282ndash31ndash148

mdashmdashmdash 2003 Die Karawanken ndash Namen einer Gebirgsgruppe im slowenisch-deutschen Sprachkon-taktgebiet mit einigen romanischen und vorromanischen Oronymen In Oumlsterreichische Na-menforschung Beihefte 3 hrsg von Peter Anreiter und Guntram Plangg Wien 159ndash181

mdashmdashmdash 2005 bdquoUumlberlegungen zum Namen slaw němskъ sbquoDeutschlsquoldquo In Indogermanica Festschrift Gert Klingenschmitt hrsg von Guumlnter Schweiger Taimering

PSRL 1 = Polnoe sobranie russkich letopisej Tom pervyj Lavrentrsquoevkaja lětopisrsquo Vypusk 1 Povestrsquo vremmenych let Izdanie vtoroe Leningrad 1926 (Neudruck Moskva 1962)

Risch Ernst 1974 Wortbildung der homerischen Sprache Zweite voumlllig uumlberarbeitete Auflage Ber-lin New York

Rix Helmut 195051 bdquoPicentes ndash Picenumldquo BNF 2237ndash247 mdashmdashmdash 1972 bdquoZum Ursprung des roumlmisch-mittelitalischen Gentilnamensystemsldquo In ANRW I 2

hrsg von Hildegard Temporini Berlin New York 700ndash758 Ruijgh Cornelis J 1967 Eacutetudes sur le grec myceacutenienAmsterdam Schaffner Stefan 1999[2002] bdquoDie Goumltternamen des Zweiten Merseburger Zauberspruchesldquo In

insprinc haptbandum Referate des Kolloquiums zu den Merseburger Zauberspruumlchen auf der XI Fachtagung der Indogermanischen Gesellschaft in HalleSaale 17 ndash 23 September 2000 hrsg von Heiner Eichner und Robert Nedoma (= Die Sprache 412) Wien 153ndash205

mdashmdashmdash 2001 Das Vernersche Gesetz und der innerparadigmatische grammatische Wechsel des Ur-germanischen im Nominalbereich Innsbruck

mdashmdashmdash 2004 bdquoZu Wortbildung und Etymologie von altislaumlndisch vǫlva sbquoSeherin Prophetinlsquoldquo In In-dogermanistik ndash Germanistik ndash Linguistik Akten der Arbeitstagung der Indogermanischen Gesellschaft Jena 18 ndash 20 September 2002 hrsg von Maria Kozianka Rosemarie Luumlhr und Susanne Zeilfelder Bremen 487ndash530

mdashmdashmdash 2005 Untersuchungen zu ausgewaumlhlten Problemen der nominalen Morphologie und der Ety-mologie der altindogermanischen Sprachen Unveroumlffentlichte Habilitationsschrift Regens-burg 2005 (pdf)

Schelesniker Herbert 1973 Der Name der Slaven Herkunft Bildungsweise und Bedeutung Inns-bruck

Schindler Jochem 1975 bdquoArmenisch erkn griechisch aeligδAumlνη irisch iduldquo ZVS 8953ndash65 Schwyzer Eduard 1953 Griechische Grammatik Auf der Grundlage von Karl Brugmanns Griechi-

scher Grammatik Erster Band Allgemeiner Teil Lautlehre Wortbildung Flexion Muumlnchen Senn Alfred 1966 Handbuch der litauischen Sprache Band I Grammatik Heidelberg Slov žit RSFSR = Slovarrsquo nazvanij žitelej RSFSR Moskva 1964 Solmsen Felix 1909 Beitraumlge zur griechischen Wortforschung Straszligburg Steinhauer Hein 1973 Čakavian Studies The Hague Paris Stuumlber Karin 2004 bdquoIndividualisierendes -on- in Namen von Goumlttern und Goumlttinenldquo IJDL 11ndash17

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 383

Tschižewsky Dmitrij 1969 Die Nestor-Chronik Eingeleitet und kommentiert von Dmitrij Tschi-žewsky Wiesbaden

Udolph Juumlrgen 1979 Studien zu den slavischen Gewaumlssernamen und Gewaumlsserbezeichnungen Hei-delberg

Vaillant Andreacute 1958 Grammaire compareacutee des langues Slaves II Flexion nominale Paris Veselovsrsquoka Zinaiumlda M 1958 Naholos imennykiv bilorusrsquo movy za pamjatkamy XVII st u poriv-

njanni z naholosom suč bilorusrsquo lit movy Kyiumlv Vondraacutek Wenzel 1924 Vergleichende Slavische Grammatik I Band Lautlehre und Stammbil-

dungslehre 2 Auflage Goumlttingen Węglarz Wiktor 1933 bdquoStaroczeski loc plur na -as w nazwach miejscowych na -anyldquo Slavia Occi-

dentalis 1234ndash41 Widmer Paul 2005 bdquoDer altindische V~k-Typus und hethitisch nakkı Der indogermanische Instru-

mental zwischen Syntax und Morphologieldquo Die Sprache 45190ndash208 mdashmdashmdash 2008 bdquoDrei griechische -ō1-Staumlmmeldquo In Chomolangma Demawend und Kasbek Fest-

schrift fuumlr Roland Bielmeier zum 65 Geburtstag hrsg von Brigitte Huber Marianne Volkart und Paul Widmer Halle (Saale) 615ndash630

Зализняк Aндрей A 1995 Древненовгородкий диалект Москва

Stefan Schaffner Institut fuumlr Klassische Philologie Universitaumltsstr 31 D-93053 Regensburg stefanschaffnersprachlituni-regensburgde

Page 28: Das Nomen im Indogermanischen - FAU€¦ · Das Nomen im Indogermanischen Morphologie, Substantiv versus Adjektiv, Kollektivum Akten der Arbeitstagung der Indogermanischen Gesellschaft

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 381

Vorwort von Ludolf Muumlller Muumlnchen 1977 Band III (von Barbara Groumlber und Ludolf Muumlller) Vollstaumlndiges Woumlrterverzeichnis zur Nestorchronik Muumlnchen 1977 Band IV Die Nestorchronik Die altrussische Chronik zugeschrieben dem Moumlnch des Kiever Houmlhlenklos-ters Nestor in der Redaktion des Abtes Silrsquovestr aus dem Jahre 1116 rekonstruiert nach den Handschriften Lavrentrsquoevskaja Radzivilovskaja Akademičeskaja Troickaja Ipatrsquoevskaja und Chlebnikovskaja und ins Deutsche uumlbersetzt von Ludolf Muumlller Muumlnchen 2001

ИГДЯI = Историческая грамматика древнерусского языка Под редакцией В Б Крысько Том I С И Иорданиди В Б Крысько Множественное число имменого склонения Москва 2000

Issatschenko Alexander 1980 Geschichte der russischen Sprache 1 Band Von den Anfaumlngen bis zum Ende des 17 Jahrhunderts Heidelberg

Jacobsohn Hermann 1927 bdquoΣκυuumlικfrac34ldquo ZVS 54254ndash286 mdashmdashmdash 1930 bdquoZu den griechischen Ethnikaldquo ZVS 5776ndash117 Jireček Josef 1877 bdquoReste des Local-Suffixes -as und -ach in deutschen Umbildungen slavischer

Ortsnamenldquo AfSlPh 2336ndash337 Jurišić Blaž 1966 Rječnik govora otoka Vrgade I Uvod Zagreb mdashmdashmdash 1973 Rječnik govora otoka Vrgade II Rječnik Zagreb Kiparsky Valentin 1962 Der Wortakzent der russischen Schriftsprache Heidelberg mdashmdashmdash 1975 Russische Historische Grammatik Band III Entwicklung des Wortschatzes Heidel-

berg Klingenschmitt Gert 1982 Das altarmenische Verbum Wiesbaden mdashmdashmdash 2005 Aufsaumltze zur Indogermansitik hrsg von Michael Janda Rosemarie Luumlhr Joachim

Matzinger und Stefan Schaffner Hamburg mdashmdashmdash 2008 bdquoErbe und Neuerung bei Akzent und Ablaut in der litauischen Morphologieldquo In

Kalbos istorijos ir dialektologijos problemos 2 Lietuvių kalbos institutas Vilnius 180ndash215 Kotkov Sergej I 1971 Uspenskij sbornik XIIndashXIII vv Moskva Krahe Hans und Wolfgang Meid 1969 Germanische Sprachwissenschaft Band III Wortbildungs-

lehre Berlin New York Kranzmayer Eberhard 1958 Ortsnamenbuch von Kaumlrnten II Klagenfurt Larsson Jenny Helena 2003 Studies in Baltic Word Formation Unpublished Dissertation Kopenha-

gen Lavrov Petr A 1893 Obzor zvukovych i formalrsquonych osobennostej bolgarskago jazyka Moskva Leskien August 1891 Die Bildung der Nomina im Litauischen Leipzig mdashmdashmdash 1914 Grammatik der serbo-kroatischen Sprache 1 Teil Lautlehre Stammbildung Formen-

lehre Heidelberg Leukart Alex 1980 bdquoνενplusmnς und das urgriechische Suffix -ν-ldquo In Lautgeschichte und Etymologie

Akten der VI Fachtagung der Indogermanischen Gesellschaft Wien 24 ndash 29 September 1978 hrsg von Manfred Mayrhofer Martin Peters Oskar E Pfeiffer Wiesbaden 238ndash247

Leumann Manu 1993 Homerische Woumlrter Nachdruck der Ausgabe Basel 1950 Darmstadt LfgrE = Lexikon des fruumlhgriechischen Epos In Zusammenarbeit mit dem Thesaurus Linguae Graecae

und mit Unterstuumltzung der UNESCO und der Joachim-Jungius-Gesellschaft Hamburg Be-gruumlndet von Bruno Snell Goumlttingen 1955ndash2010

Lunt Horace G 1985 bdquoSlavs Common Slavic and Old Church Slavonicldquo In Litterae Slavicae Medii Aevi Francisco Veneslao Mareš Sexagenario Oblatae hrsg von Johannes Reinhart Muumln-chen 185ndash204

Mayrhofer Manfred 1977 Zum Namengut des Avesta Wien Matešič Josip 1970 Der Wortakzent in der serbokroatischen Schriftsprache Heidelberg Meid Wolfgang 195657 bdquoZur Dehnung praumlsuffixaler Vokale in sekundaumlren Nominalableitungenldquo

IF 62260ndash295 IF 631ndash128 mdashmdashmdash 1957 bdquoGoumltternamen mit -no-Suffixldquo BNF 872ndash108 113ndash126 MI = Metropolit Ilarion 1952 Ukraiumlnsrsquokyĭ literaturnyĭ naholos Vinnipeg Moguš Milan 1966 Današnji Senjski Govor Senj

382 Stefan Schaffner

Nikolaev Alexander 2010 bdquoTime to Gather Stones Together Greek λAcircας and Its Indo-European Backgroundldquo In Proceedings of the 21st Annual Indo-European Conference hrsg von Ste-phanie W Jamison H Craig Melchert and Brent Vine Bremen 189ndash206

NIL = Wodtko Dagmar S Britta Irslinger und Carolin Schneider 2008 Nomina im indogermani-schen Lexikon Heidelberg

Nussbaum Alan J 1986 Head and Horn in Indo-European Berlin New York mdashmdashmdash 1998 bdquoMore on lsquoDecasuativersquo Nominal Stems in IEldquo Handout ECIEC 17 Mai 1998 mdashmdashmdash 2004 bdquoA -t- Party Various IE Nominal Stems in -eot-ldquo Handout 16th Annual UCLA Indo-

European Conference November 5ndash6 2004 Peters Martin 1980 Untersuchungen zur Vertretung der indogermanischen Laryngale im Griechi-

schen Wien Pinault Georges-Jean 1980 bdquoInstrumental et adverbe predicative (en marge lsquoGenitiv und Adjek-

tivrsquo)ldquo LALIES 131ndash33 Pohl Heinz Dieter 2000 bdquoKaumlrnten ndash deutsche und slowenische Namen Koroška ndash slovenska in

nemška imena Kommentiertes zweisprachiges Verzeichnis der Siedlungs- Berg- und Gewaumls-sernamenldquo Oumlsterreichische Namenforschung 282ndash31ndash148

mdashmdashmdash 2003 Die Karawanken ndash Namen einer Gebirgsgruppe im slowenisch-deutschen Sprachkon-taktgebiet mit einigen romanischen und vorromanischen Oronymen In Oumlsterreichische Na-menforschung Beihefte 3 hrsg von Peter Anreiter und Guntram Plangg Wien 159ndash181

mdashmdashmdash 2005 bdquoUumlberlegungen zum Namen slaw němskъ sbquoDeutschlsquoldquo In Indogermanica Festschrift Gert Klingenschmitt hrsg von Guumlnter Schweiger Taimering

PSRL 1 = Polnoe sobranie russkich letopisej Tom pervyj Lavrentrsquoevkaja lětopisrsquo Vypusk 1 Povestrsquo vremmenych let Izdanie vtoroe Leningrad 1926 (Neudruck Moskva 1962)

Risch Ernst 1974 Wortbildung der homerischen Sprache Zweite voumlllig uumlberarbeitete Auflage Ber-lin New York

Rix Helmut 195051 bdquoPicentes ndash Picenumldquo BNF 2237ndash247 mdashmdashmdash 1972 bdquoZum Ursprung des roumlmisch-mittelitalischen Gentilnamensystemsldquo In ANRW I 2

hrsg von Hildegard Temporini Berlin New York 700ndash758 Ruijgh Cornelis J 1967 Eacutetudes sur le grec myceacutenienAmsterdam Schaffner Stefan 1999[2002] bdquoDie Goumltternamen des Zweiten Merseburger Zauberspruchesldquo In

insprinc haptbandum Referate des Kolloquiums zu den Merseburger Zauberspruumlchen auf der XI Fachtagung der Indogermanischen Gesellschaft in HalleSaale 17 ndash 23 September 2000 hrsg von Heiner Eichner und Robert Nedoma (= Die Sprache 412) Wien 153ndash205

mdashmdashmdash 2001 Das Vernersche Gesetz und der innerparadigmatische grammatische Wechsel des Ur-germanischen im Nominalbereich Innsbruck

mdashmdashmdash 2004 bdquoZu Wortbildung und Etymologie von altislaumlndisch vǫlva sbquoSeherin Prophetinlsquoldquo In In-dogermanistik ndash Germanistik ndash Linguistik Akten der Arbeitstagung der Indogermanischen Gesellschaft Jena 18 ndash 20 September 2002 hrsg von Maria Kozianka Rosemarie Luumlhr und Susanne Zeilfelder Bremen 487ndash530

mdashmdashmdash 2005 Untersuchungen zu ausgewaumlhlten Problemen der nominalen Morphologie und der Ety-mologie der altindogermanischen Sprachen Unveroumlffentlichte Habilitationsschrift Regens-burg 2005 (pdf)

Schelesniker Herbert 1973 Der Name der Slaven Herkunft Bildungsweise und Bedeutung Inns-bruck

Schindler Jochem 1975 bdquoArmenisch erkn griechisch aeligδAumlνη irisch iduldquo ZVS 8953ndash65 Schwyzer Eduard 1953 Griechische Grammatik Auf der Grundlage von Karl Brugmanns Griechi-

scher Grammatik Erster Band Allgemeiner Teil Lautlehre Wortbildung Flexion Muumlnchen Senn Alfred 1966 Handbuch der litauischen Sprache Band I Grammatik Heidelberg Slov žit RSFSR = Slovarrsquo nazvanij žitelej RSFSR Moskva 1964 Solmsen Felix 1909 Beitraumlge zur griechischen Wortforschung Straszligburg Steinhauer Hein 1973 Čakavian Studies The Hague Paris Stuumlber Karin 2004 bdquoIndividualisierendes -on- in Namen von Goumlttern und Goumlttinenldquo IJDL 11ndash17

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 383

Tschižewsky Dmitrij 1969 Die Nestor-Chronik Eingeleitet und kommentiert von Dmitrij Tschi-žewsky Wiesbaden

Udolph Juumlrgen 1979 Studien zu den slavischen Gewaumlssernamen und Gewaumlsserbezeichnungen Hei-delberg

Vaillant Andreacute 1958 Grammaire compareacutee des langues Slaves II Flexion nominale Paris Veselovsrsquoka Zinaiumlda M 1958 Naholos imennykiv bilorusrsquo movy za pamjatkamy XVII st u poriv-

njanni z naholosom suč bilorusrsquo lit movy Kyiumlv Vondraacutek Wenzel 1924 Vergleichende Slavische Grammatik I Band Lautlehre und Stammbil-

dungslehre 2 Auflage Goumlttingen Węglarz Wiktor 1933 bdquoStaroczeski loc plur na -as w nazwach miejscowych na -anyldquo Slavia Occi-

dentalis 1234ndash41 Widmer Paul 2005 bdquoDer altindische V~k-Typus und hethitisch nakkı Der indogermanische Instru-

mental zwischen Syntax und Morphologieldquo Die Sprache 45190ndash208 mdashmdashmdash 2008 bdquoDrei griechische -ō1-Staumlmmeldquo In Chomolangma Demawend und Kasbek Fest-

schrift fuumlr Roland Bielmeier zum 65 Geburtstag hrsg von Brigitte Huber Marianne Volkart und Paul Widmer Halle (Saale) 615ndash630

Зализняк Aндрей A 1995 Древненовгородкий диалект Москва

Stefan Schaffner Institut fuumlr Klassische Philologie Universitaumltsstr 31 D-93053 Regensburg stefanschaffnersprachlituni-regensburgde

Page 29: Das Nomen im Indogermanischen - FAU€¦ · Das Nomen im Indogermanischen Morphologie, Substantiv versus Adjektiv, Kollektivum Akten der Arbeitstagung der Indogermanischen Gesellschaft

382 Stefan Schaffner

Nikolaev Alexander 2010 bdquoTime to Gather Stones Together Greek λAcircας and Its Indo-European Backgroundldquo In Proceedings of the 21st Annual Indo-European Conference hrsg von Ste-phanie W Jamison H Craig Melchert and Brent Vine Bremen 189ndash206

NIL = Wodtko Dagmar S Britta Irslinger und Carolin Schneider 2008 Nomina im indogermani-schen Lexikon Heidelberg

Nussbaum Alan J 1986 Head and Horn in Indo-European Berlin New York mdashmdashmdash 1998 bdquoMore on lsquoDecasuativersquo Nominal Stems in IEldquo Handout ECIEC 17 Mai 1998 mdashmdashmdash 2004 bdquoA -t- Party Various IE Nominal Stems in -eot-ldquo Handout 16th Annual UCLA Indo-

European Conference November 5ndash6 2004 Peters Martin 1980 Untersuchungen zur Vertretung der indogermanischen Laryngale im Griechi-

schen Wien Pinault Georges-Jean 1980 bdquoInstrumental et adverbe predicative (en marge lsquoGenitiv und Adjek-

tivrsquo)ldquo LALIES 131ndash33 Pohl Heinz Dieter 2000 bdquoKaumlrnten ndash deutsche und slowenische Namen Koroška ndash slovenska in

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mdashmdashmdash 2003 Die Karawanken ndash Namen einer Gebirgsgruppe im slowenisch-deutschen Sprachkon-taktgebiet mit einigen romanischen und vorromanischen Oronymen In Oumlsterreichische Na-menforschung Beihefte 3 hrsg von Peter Anreiter und Guntram Plangg Wien 159ndash181

mdashmdashmdash 2005 bdquoUumlberlegungen zum Namen slaw němskъ sbquoDeutschlsquoldquo In Indogermanica Festschrift Gert Klingenschmitt hrsg von Guumlnter Schweiger Taimering

PSRL 1 = Polnoe sobranie russkich letopisej Tom pervyj Lavrentrsquoevkaja lětopisrsquo Vypusk 1 Povestrsquo vremmenych let Izdanie vtoroe Leningrad 1926 (Neudruck Moskva 1962)

Risch Ernst 1974 Wortbildung der homerischen Sprache Zweite voumlllig uumlberarbeitete Auflage Ber-lin New York

Rix Helmut 195051 bdquoPicentes ndash Picenumldquo BNF 2237ndash247 mdashmdashmdash 1972 bdquoZum Ursprung des roumlmisch-mittelitalischen Gentilnamensystemsldquo In ANRW I 2

hrsg von Hildegard Temporini Berlin New York 700ndash758 Ruijgh Cornelis J 1967 Eacutetudes sur le grec myceacutenienAmsterdam Schaffner Stefan 1999[2002] bdquoDie Goumltternamen des Zweiten Merseburger Zauberspruchesldquo In

insprinc haptbandum Referate des Kolloquiums zu den Merseburger Zauberspruumlchen auf der XI Fachtagung der Indogermanischen Gesellschaft in HalleSaale 17 ndash 23 September 2000 hrsg von Heiner Eichner und Robert Nedoma (= Die Sprache 412) Wien 153ndash205

mdashmdashmdash 2001 Das Vernersche Gesetz und der innerparadigmatische grammatische Wechsel des Ur-germanischen im Nominalbereich Innsbruck

mdashmdashmdash 2004 bdquoZu Wortbildung und Etymologie von altislaumlndisch vǫlva sbquoSeherin Prophetinlsquoldquo In In-dogermanistik ndash Germanistik ndash Linguistik Akten der Arbeitstagung der Indogermanischen Gesellschaft Jena 18 ndash 20 September 2002 hrsg von Maria Kozianka Rosemarie Luumlhr und Susanne Zeilfelder Bremen 487ndash530

mdashmdashmdash 2005 Untersuchungen zu ausgewaumlhlten Problemen der nominalen Morphologie und der Ety-mologie der altindogermanischen Sprachen Unveroumlffentlichte Habilitationsschrift Regens-burg 2005 (pdf)

Schelesniker Herbert 1973 Der Name der Slaven Herkunft Bildungsweise und Bedeutung Inns-bruck

Schindler Jochem 1975 bdquoArmenisch erkn griechisch aeligδAumlνη irisch iduldquo ZVS 8953ndash65 Schwyzer Eduard 1953 Griechische Grammatik Auf der Grundlage von Karl Brugmanns Griechi-

scher Grammatik Erster Band Allgemeiner Teil Lautlehre Wortbildung Flexion Muumlnchen Senn Alfred 1966 Handbuch der litauischen Sprache Band I Grammatik Heidelberg Slov žit RSFSR = Slovarrsquo nazvanij žitelej RSFSR Moskva 1964 Solmsen Felix 1909 Beitraumlge zur griechischen Wortforschung Straszligburg Steinhauer Hein 1973 Čakavian Studies The Hague Paris Stuumlber Karin 2004 bdquoIndividualisierendes -on- in Namen von Goumlttern und Goumlttinenldquo IJDL 11ndash17

Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 383

Tschižewsky Dmitrij 1969 Die Nestor-Chronik Eingeleitet und kommentiert von Dmitrij Tschi-žewsky Wiesbaden

Udolph Juumlrgen 1979 Studien zu den slavischen Gewaumlssernamen und Gewaumlsserbezeichnungen Hei-delberg

Vaillant Andreacute 1958 Grammaire compareacutee des langues Slaves II Flexion nominale Paris Veselovsrsquoka Zinaiumlda M 1958 Naholos imennykiv bilorusrsquo movy za pamjatkamy XVII st u poriv-

njanni z naholosom suč bilorusrsquo lit movy Kyiumlv Vondraacutek Wenzel 1924 Vergleichende Slavische Grammatik I Band Lautlehre und Stammbil-

dungslehre 2 Auflage Goumlttingen Węglarz Wiktor 1933 bdquoStaroczeski loc plur na -as w nazwach miejscowych na -anyldquo Slavia Occi-

dentalis 1234ndash41 Widmer Paul 2005 bdquoDer altindische V~k-Typus und hethitisch nakkı Der indogermanische Instru-

mental zwischen Syntax und Morphologieldquo Die Sprache 45190ndash208 mdashmdashmdash 2008 bdquoDrei griechische -ō1-Staumlmmeldquo In Chomolangma Demawend und Kasbek Fest-

schrift fuumlr Roland Bielmeier zum 65 Geburtstag hrsg von Brigitte Huber Marianne Volkart und Paul Widmer Halle (Saale) 615ndash630

Зализняк Aндрей A 1995 Древненовгородкий диалект Москва

Stefan Schaffner Institut fuumlr Klassische Philologie Universitaumltsstr 31 D-93053 Regensburg stefanschaffnersprachlituni-regensburgde

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Die slav Ethnonyme des Typs poljaacutene u die griech Ethnonyme auf -νες 383

Tschižewsky Dmitrij 1969 Die Nestor-Chronik Eingeleitet und kommentiert von Dmitrij Tschi-žewsky Wiesbaden

Udolph Juumlrgen 1979 Studien zu den slavischen Gewaumlssernamen und Gewaumlsserbezeichnungen Hei-delberg

Vaillant Andreacute 1958 Grammaire compareacutee des langues Slaves II Flexion nominale Paris Veselovsrsquoka Zinaiumlda M 1958 Naholos imennykiv bilorusrsquo movy za pamjatkamy XVII st u poriv-

njanni z naholosom suč bilorusrsquo lit movy Kyiumlv Vondraacutek Wenzel 1924 Vergleichende Slavische Grammatik I Band Lautlehre und Stammbil-

dungslehre 2 Auflage Goumlttingen Węglarz Wiktor 1933 bdquoStaroczeski loc plur na -as w nazwach miejscowych na -anyldquo Slavia Occi-

dentalis 1234ndash41 Widmer Paul 2005 bdquoDer altindische V~k-Typus und hethitisch nakkı Der indogermanische Instru-

mental zwischen Syntax und Morphologieldquo Die Sprache 45190ndash208 mdashmdashmdash 2008 bdquoDrei griechische -ō1-Staumlmmeldquo In Chomolangma Demawend und Kasbek Fest-

schrift fuumlr Roland Bielmeier zum 65 Geburtstag hrsg von Brigitte Huber Marianne Volkart und Paul Widmer Halle (Saale) 615ndash630

Зализняк Aндрей A 1995 Древненовгородкий диалект Москва

Stefan Schaffner Institut fuumlr Klassische Philologie Universitaumltsstr 31 D-93053 Regensburg stefanschaffnersprachlituni-regensburgde