Das Quatuor Voce und der Bandoneonist Pierre Cussac (Mitte ...

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VON UNSEREM MITARBEITER GERHARD DEUTSCHMANN Coburg — Weder Kosten noch Mühen scheint der Verein zu scheuen, um Künstler der Spit- zenklasse nach Coburg zu holen, diesmal sogar aus dem fernen Paris. Das Streichquartett Qua- tuor Voce hat seit seiner Grün- dung im Jahr 2004 zahlreiche Preise bei internationalen Wett- bewerben gewonnen und gehört inzwischen zu den bedeutend- sten Ensembles dieser Gattung. Das Markenzeichen der drei sympathischen jungen Damen und eines Herren ist neben ih- rem perfekten Können und Zu- sammenspiel die große Band- breite ihres Repertoires von der Klassik bis zum Jazz. Auch für ihr Coburger Konzert im Foyer der HUK hatten sie eine ge- mischte Vortragsfolge von Klas- sik (Impressionismus) und mo- dernem Tango mitgebracht, bei welchem sich der virtuose Ban- doneonspieler Pierre Cussac hinzugesellte. „Gebet des Toreros“ Das Streichquartett begann mit einer expressiven Komposition des Spaniers Joaquin Turina mit dem Titel „Gebet des Toreros“, das erregte und nachdenkliche Stimmungen in typischem spa- nischem Kolorit widerspiegelt. Schon hier beeindruckte die klangliche Delikatesse und das traumhafte Zusammenspiel des Ensembles. Hauptwerk des Abends war danach das einzige Streichquar- tett g-Moll von Claude Debussy, dessen 100. Todesjahr man heu- er gedenkt. Eine authentischere Wiedergabe dieses Spitzenwerks kann man sich kaum vorstellen. Es fesselten das durchwegs lei- denschaftliche, beseelte Spiel, die delikaten Klangfarben, die breite dynamische Palette von zart gehauchten Klängen bis zu orchestraler Klangfülle im Kopfsatz, das mit duftigen Piz- zicati und Ostinati versehene Scherzo, der zart schwebende Zauber des Andantino und das mitreißende, stürmische Finale. Nach der Pause mussten die Zuhörer stilistisch auf modernen Tango umschalten. Für das auch hier authentische Klangbild sorgte Pierre Cussac mit seiner viereckigen Knopfharmonika, dem Bandoneon, auf dem er zu- erst solistisch das fantasieartige, melancholische „Sus ojos cerra- ron“ von Carlos Gardel finger- fertig und gefühlvoll darbot. Spritzig hatte er das Stück „Don Agustin Bardi“ von Horacio Sal- gan für Cello und Bandoneon ar- rangiert, die sich in der Melodie- führung häufig abwechselten. „Tango Sensations“ Noch eine Violine kam in dem rhythmisch pikanten „A Orlan- do Goni“ von Alfredo Gobbi hinzu, das Gabriel Sivak wir- kungsvoll arrangiert hatte. Das gewichtigste Werk des zweiten Teils waren die „Tango Sensations“ von Astor Piazzolla, dem Schöpfer des Tango nuevo. Das harmonisch wie rhythmisch anspruchsvolle mehrteilige Werk arbeitet mit Geräusch- klängen, Tremolo und Glissan- do, ist vorwiegend meditativ – wobei das Bandoneon improvi- sationsartige Soli zum Klangtep- pich der Streicher bringt – ent- hält aber auch spielfreudige Sät- ze wie die freie Fuge am Schluss, die wie alles mitreißend musi- ziert wurde. Es gab anhaltenden Beifall für die hochkarätigen Künstler aus Paris, die auch ohne Zugabe mehr als ein Soll bei ihrem Auf- tritt erfüllt hatten. Das Quatuor Voce und der Bandoneonist Pierre Cussac (Mitte) beeindruckten in Coburg (von links): Cecile Roubin, Sarah Dayan, Guillaume Becker und Lydia Shelley. Foto: Jochen Berger Bildergalerie Viele weitere Fotos finden Sie bei uns online Karriere- Stationen eines jungen Quartetts u u uuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuu u u uuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuu Gründung Seit seiner Grün- dung im Jahr 2004 hat das Quatuor Voce unter der Anlei- tung des renommierten Quatuor Ysaye innerhalb weniger Jahre zahlreiche Preise bei internatio- nalen Wettbewerben gewon- nen, in Genf, Cremona, Wien, Bordeaux, Graz und London, so- wie eine Reihe von Einspielun- gen vorgelegt. Seit dem Frühjahr 2017 ist das Ensemble im Musik- leben von Paris zudem mit einer eigenen Konzertreihe vertreten. AUFTRITT Wie das Quatuor Voce mit dem Bandoneonisten Pierre Cussac das Abschlusskonzert dieser Saison beim Coburger Verein im HUK-Foyer auf der Bertelsdorfer Höhe hochkarätig gestaltete. Fünf Klangzauberer aus Paris

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VON UNSEREM MITARBEITER

GERHARD DEUTSCHMANN

Coburg — Weder Kosten nochMühen scheint der Verein zuscheuen, um Künstler der Spit-zenklasse nach Coburg zu holen,diesmal sogar aus dem fernenParis. Das Streichquartett Qua-tuor Voce hat seit seiner Grün-dung im Jahr 2004 zahlreichePreise bei internationalen Wett-bewerben gewonnen und gehörtinzwischen zu den bedeutend-sten Ensembles dieser Gattung.

Das Markenzeichen der dreisympathischen jungen Damenund eines Herren ist neben ih-rem perfekten Können und Zu-

sammenspiel die große Band-breite ihres Repertoires von derKlassik bis zum Jazz. Auch fürihr Coburger Konzert im Foyerder HUK hatten sie eine ge-mischte Vortragsfolge von Klas-sik (Impressionismus) und mo-dernem Tango mitgebracht, beiwelchem sich der virtuose Ban-doneonspieler Pierre Cussachinzugesellte.

„Gebet des Toreros“

Das Streichquartett begann miteiner expressiven Kompositiondes Spaniers Joaquin Turina mitdem Titel „Gebet des Toreros“,das erregte und nachdenklicheStimmungen in typischem spa-nischem Kolorit widerspiegelt.Schon hier beeindruckte dieklangliche Delikatesse und dastraumhafte Zusammenspiel desEnsembles.

Hauptwerk des Abends wardanach das einzige Streichquar-tett g-Moll von Claude Debussy,

dessen 100. Todesjahr man heu-er gedenkt. Eine authentischereWiedergabe dieses Spitzenwerkskann man sich kaum vorstellen.Es fesselten das durchwegs lei-denschaftliche, beseelte Spiel,die delikaten Klangfarben, diebreite dynamische Palette vonzart gehauchten Klängen bis zuorchestraler Klangfülle imKopfsatz, das mit duftigen Piz-zicati und Ostinati verseheneScherzo, der zart schwebendeZauber des Andantino und dasmitreißende, stürmische Finale.

Nach der Pause mussten dieZuhörer stilistisch auf modernenTango umschalten. Für das auchhier authentische Klangbildsorgte Pierre Cussac mit seinerviereckigen Knopfharmonika,dem Bandoneon, auf dem er zu-erst solistisch das fantasieartige,melancholische „Sus ojos cerra-ron“ von Carlos Gardel finger-fertig und gefühlvoll darbot.Spritzig hatte er das Stück „Don

Agustin Bardi“ von Horacio Sal-gan für Cello und Bandoneon ar-rangiert, die sich in der Melodie-führung häufig abwechselten.

„Tango Sensations“

Noch eine Violine kam in demrhythmisch pikanten „A Orlan-do Goni“ von Alfredo Gobbihinzu, das Gabriel Sivak wir-kungsvoll arrangiert hatte.

Das gewichtigste Werk deszweiten Teils waren die „TangoSensations“ von Astor Piazzolla,dem Schöpfer des Tango nuevo.Das harmonisch wie rhythmisch

anspruchsvolle mehrteiligeWerk arbeitet mit Geräusch-klängen, Tremolo und Glissan-do, ist vorwiegend meditativ –wobei das Bandoneon improvi-sationsartige Soli zum Klangtep-pich der Streicher bringt – ent-hält aber auch spielfreudige Sät-ze wie die freie Fuge am Schluss,die wie alles mitreißend musi-ziert wurde.

Es gab anhaltenden Beifall fürdie hochkarätigen Künstler ausParis, die auch ohne Zugabemehr als ein Soll bei ihrem Auf-tritt erfüllt hatten.

Das Quatuor Voce und der Bandoneonist Pierre Cussac (Mitte) beeindruckten in Coburg (von links): Cecile Roubin, Sarah Dayan, Guillaume Becker und Lydia Shelley. Foto: Jochen Berger

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Karriere- Stationen eines jungen Quartetts

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Gründung Seit seiner Grün-dung im Jahr 2004 hat dasQuatuor Voce unter der Anlei-tung des renommierten QuatuorYsaye innerhalb weniger Jahrezahlreiche Preise bei internatio-nalen Wettbewerben gewon-

nen, in Genf, Cremona, Wien,Bordeaux, Graz und London, so-wie eine Reihe von Einspielun-gen vorgelegt. Seit dem Frühjahr2017 ist das Ensemble im Musik-leben von Paris zudem mit einereigenen Konzertreihe vertreten.

AUFTRITT Wie das Quatuor Voce mit dem Bandoneonisten Pierre Cussac das Abschlusskonzert dieser Saison beim CoburgerVerein im HUK-Foyer auf der Bertelsdorfer Höhe hochkarätig gestaltete.

Fünf Klangzauberer aus Paris