Das „Randcenoman“ der Nördlichen Kalkalpen und seine Bedeutung für den Ablauf der ostalpinen...

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Aufs~itze Das ,,Randeenoman" der Niirdlichen Kalkalpen und seine Bedeutung f'dr den Ablauf der ostalpinen Deckeniiberschiebungen und ihrer Schubweiten *) Von KLAUSMOLLER, Clausthal **) Mit 6 Abbildungen und 2 Tabellen Zusammenfassung Das ,,Randeenoman" erstreckt sich fiber 220 km als ein der Cenoman-Serie zugehS- tiger Grenzbereich gegen die Flyschzone am Nordrand der Kalkalpen vom Chiemsee bis in das GroBe Walsertal. An einer Anzahl durchgehender Profile wurden stratigraphische und sedimento- logische Untersuchungen durchgeffihrt. Nach Mikrofaunen konnten neue stratigraphisehe Belege ffir eine 6rtliche Sedimen- tationsfortsetzung ohne erkennbare Schichtunterbrechung yore Alb bis in das Cenoman gefunden werden. Hinweise auf unterturones Alter ergaben sich an zwei Stellen. Die altterti~iren Tratenbachschichten sind tektonisch yon ,,Randcenoman" und Flysch ab- gegrenzt. Trotz eines heterogenen Gesteinsaufbaus in vertikaler und horizontaler Ausdehnung mit einer differenzierten Weehsellagerung von Peliten, Psammiten und Psephiten zeigt die Cenoman-Serie petrographisehe Konstanz in Gefiige und Mineralzusammensetzung, besonders im GerSllspektrum und der Schwermineralassoziation (Chromit-Spinell- Pieotit). Die Gesteine des ,Randeenoman" sind in einem einheitliehen Ablagerungsraum sedi- mentiert worden. Das gilt auch ffir ihre Anteile in der Arosa-Zone im Allgau und im Bregenzer Wald. Faziesbeziehungen zur Flysehzone gibt es nieht. Auf das Ablagerungsmilieu deuten Flachwasserbfldungen hin, die im flachen Rand- bereich der Geosynklinale w~ihrend langclauernder Ruhigwasserfazies mit episodischen Unterbreehungen abgelagert wurden. Die petrographische Zusammensetzung der allothigenen GerSlle, ihr ttundungsgrad, ihre metamorphe Beanspruchung und ihr Erhaltungszustand lassen Analogieschliisse mit Gesteinen vom Verrucano-Typ zu. Im Zusammenhang mit der Tonmineralfiihrung der Pelite (Kaolinit) und der typischen Chromit-Spinell-Beteiligung kann auf ein breites Festland gesehlossen werden. An der Detritusanliefemng sind neben dem mesozoischen kalkalpinen Untergrund und Gesteinen yore Verrucano-Typ Unterostalpin und Sfid- penninikum betefligt. Damit sind die nSrdlichen Kalkalpen im Siiden der Tauern be- heimatet. Der Zeitraum der 13bersehiebung fiber das Penninikum liegt nieht vor Unterturon. Mittelkretazisehe Bewegungen werden it1 der Cenoman-Serie nur untergeordnet wirk- sam, wo sieh Konglomerate und GerSllpsammite an der Wende Alb-Cenoman horizon- tieren lassen. ~) Erweiterte Fassung eines am g5. Februar 1972 auf der 62. Jahrestagung der Geo- logischen Vereinigung in Frankfurt gehaltenen Vortrages. ~) Ansehrift des Verfassers: Dr. K. Mt~LLE~, Lehrstuhl fiir Erd61geologie der Teeh- nisehen Universit~it Clausthal, 8892 Clausthal-Zellerfeld, Leibnizstrage. 54

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Aufs~itze

Das ,,Randeenoman" der Niirdlichen Kalkalpen und seine Bedeutung f'dr den Ablauf

der ostalpinen Deckeniiberschiebungen und ihrer Schubweiten *)

Von KLAUS MOLLER, Clausthal **)

Mit 6 Abbildungen und 2 Tabellen

Zusammenfassung

Das ,,Randeenoman" erstreckt sich fiber 220 km als ein der Cenoman-Serie zugehS- tiger Grenzbereich gegen die Flyschzone am Nordrand der Kalkalpen vom Chiemsee bis in das GroBe Walsertal.

An einer Anzahl durchgehender Profile wurden stratigraphische und sedimento- logische Untersuchungen durchgeffihrt.

Nach Mikrofaunen konnten neue stratigraphisehe Belege ffir eine 6rtliche Sedimen- tationsfortsetzung ohne erkennbare Schichtunterbrechung yore Alb bis in das Cenoman gefunden werden. Hinweise auf unterturones Alter ergaben sich an zwei Stellen. Die altterti~iren Tratenbachschichten sind tektonisch yon ,,Randcenoman" und Flysch ab- gegrenzt.

Trotz eines heterogenen Gesteinsaufbaus in vertikaler und horizontaler Ausdehnung mit einer differenzierten Weehsellagerung von Peliten, Psammiten und Psephiten zeigt die Cenoman-Serie petrographisehe Konstanz in Gefiige und Mineralzusammensetzung, besonders im GerSllspektrum und der Schwermineralassoziation (Chromit-Spinell- Pieotit).

Die Gesteine des ,Randeenoman" sind in einem einheitliehen Ablagerungsraum sedi- mentiert worden. Das gilt auch ffir ihre Anteile in der Arosa-Zone im Allgau und im Bregenzer Wald.

Faziesbeziehungen zur Flysehzone gibt es nieht. Auf das Ablagerungsmilieu deuten Flachwasserbfldungen hin, die im flachen Rand-

bereich der Geosynklinale w~ihrend langclauernder Ruhigwasserfazies mit episodischen Unterbreehungen abgelagert wurden.

Die petrographische Zusammensetzung der allothigenen GerSlle, ihr ttundungsgrad, ihre metamorphe Beanspruchung und ihr Erhaltungszustand lassen Analogieschliisse mit Gesteinen vom Verrucano-Typ zu. Im Zusammenhang mit der Tonmineralfiihrung der Pelite (Kaolinit) und der typischen Chromit-Spinell-Beteiligung kann auf ein breites Festland gesehlossen werden. An der Detritusanliefemng sind neben dem mesozoischen kalkalpinen Untergrund und Gesteinen yore Verrucano-Typ Unterostalpin und Sfid- penninikum betefligt. Damit sind die nSrdlichen Kalkalpen im Siiden der Tauern be- heimatet.

Der Zeitraum der 13bersehiebung fiber das Penninikum liegt nieht vor Unterturon. Mittelkretazisehe Bewegungen werden it1 der Cenoman-Serie nur untergeordnet wirk-

sam, wo sieh Konglomerate und GerSllpsammite an der Wende Alb-Cenoman horizon- tieren lassen.

~) Erweiterte Fassung eines am g5. Februar 1972 auf der 62. Jahrestagung der Geo- logischen Vereinigung in Frankfurt gehaltenen Vortrages.

~ ) Ansehrift des Verfassers: Dr. K. Mt~LLE~, Lehrstuhl fiir Erd61geologie der Teeh- nisehen Universit~it Clausthal, 8892 Clausthal-Zellerfeld, Leibnizstrage.

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K. MiJLLER - - Das ,,Randcenoman" der NSrdliehen Kalkalpen

Abstract

The "Randcenoman" extends over a distance of 220 km as a boundary part of the Cenomanian Series along the alpine Flysch at the northern margin of the Limestone Alps from Chiem-See to the Grosses Walsertal.

Series of continuous profiles have been investigated by stratigraphie and sedimento- logic methods.

By use of microfossils it could be proved that sedimentation lasted from Albian up to Cenomanian without visible interruption. At two different localities it was possible to find references to Turonian age.

The Tratenbach layers of Tertiary age are separated tectonically from the "Rand- cenoman" and the Flysch.

The rocks of "ttandcenoman" show a very constant texture and association of minerals, especially in boulders and heavy minerals (chromite-spinel-picotite).

These rocks must have been sedimented into an uniform trough. Same may be said concerning their contents within the Arosa-Zone in the Algovian region and in the Woods of Bregenz. There are no connections possible with facies of the Flyseh series.

Sediments of low water type show that these series have been deposed along the margin of the Alpine Geosyneline during long times of stagnant waters with episodicaJ interruptions.

The petrographic composition of the allothigenic boulders, their roundness, meta- morphic stress and their state of conversation allows comparisons with rocks of the series of the Verrucano.

The existance of a vast continent may be derived from the clay contents of the pelites (kaolinite) and the typical appearance of chromite-spinel minerals. The detritus has been delivered partly by the Lower Austroalpine unit and southern Penninieum, and by Mesozoic series of the Limestone Alps and rocks of Verrueano type.

Concluding the origin of the Northern Limestone Alps has to be located south of the Tauern window.

The movement of the Austroalpine nappes over the Penninicum cannot have happen- ed before Lower Turonian age. The movements of Middle Cretaceous time are only of small efficiency on the series of Cenomanian where conglomerates and psammites containing boulders could be dated to be of Albanian-Cenomanian age.

R~sum6

Le ~ Randeenomanien ~ s'6tend sur 220 Km comme un ensemble-limite appartenant au C6nomanien, au contact de la zone du Flysch ~ la bordure Nord des Alpes ealcaires, depuis le Lac de Chiem jusqu'a la - Grosse Walsertal ~.

L'auteur a effectu6, le long d'un certain nombre de profils, des reeherehes strati- graphiques et s6dimentologiques.

A partir des microfaunes, on peut trouver de nouvelles preuves stratigraphiques en faveur d'une continuit6 de la s6dlmentation de l'Albien jnsqu'au C6nomanien, sans aucune interruption reconnaissable. A deux endroits l'auteur a trouv6 des indications concernant la pr6senee du Turonien inf6rieur. Les couches du ~ Tratenbaeh ~ apparte- nant au Tertiaire inf6rieur sent s6par6es par vole teetonique du ~ Randeenomanien, et du Flyseh.

Malgr6 une constitution lithologique h6t6rog6ne, rant suivant la vertieale clue l'hori- zontale, avee des ahernances bien marqu6es de p61ites, psammites et ps6phites, la s6rie du C6nomanien montre une constance p6trographique quant ~ la texture et la compo- sition min6ralogique, sp6eialement dans la gamme des galets et l'assoeiation des min6raux lourds (Chromite-Spinelle-Pieotite).

Les roehes du ~Randcenomanien~ ont 6t6 s6diment6es dans un bassin uniforme; c'est aussi le cas clans la zone d'Arosa dans l'Allg~iu et de la for~t de Bregenz.

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Au{s~tze

I1 n'y a aucune connection avec les facies de la zone du Flysch. Quant au milieu de s6dimentation, is est donn6 par les formations d'eaux profondes

qui ont 6t6 d6pos6es dans la r6gion de bordure peu profonde du g6osynclinal au cours de p6riodes de longue dur6e, en eau calme, avec seulement quelques interruptions 6pisodiques.

La composition p6trographique des galets aUothig6nes, leur degr6 d'arrondi, leur degr6 de m6tamorphisme et leur 6tat de conservation permettent de faire des analogies avee des roches du type Verrueano. Compte tenu aussi des min6raux argileux inter- venant dans la constitution des p61ites (kaolinite) et A la participation typiqne de la Chromite et du spinelle, on en arrive ~ la conclusion que le continent fournisseur de ces s6diments a 6t6 assez vaste. Aux apports d6tritiques du M6sozolque inf6rieur des Alpes calcaires et des roehes du type << Verrucano-, sont venus s'ajouter ceux en pro- venance de l'Austroalpin inf6rieur et du Pennique m6ridional. C'est pourquoi le lieu d'origine des <~ Alpes calcaires ~> du Nord dolt se trouver au sud des Tauern.

Le chevauchement sur le Penninicum n'a pas eu lieu avant le Turonien inf6rieur. Les mouvements Cr6tac6 inf6rieur dans le C6nomanien n 'ont 6t6 que peu actifs, 1~

oh des co~glom6rats et des psammites ~ galets se sont 6pandus entre l'Albien et le C6nomanien.

I~paT~oe Co~ep3~aHHe

, ,Randcenoman" npOCTHpaeTc~ Ha 220 KM, HaK norpam4qHa~ 3oi~a CBHTbI ceHOMaHa r~ 80HZ~ c~:mma Ha ceBepHoM Hpae 143BeCTHOBI~IX A~BYI OT o3epa Chiem ~o Grofte Walsertal.

Ha pg~e npo~[m~e~ npoBenH cTpaT~rpa~[mqecm4e ~ ce~gMeHTOnOr~tqecHge Hccne- ~OBaHHH.

Ho M~Hpoc~ayHe yCTaHOBHnH HOBym cTpaTHrpaf}~m ~an MeCTHLIX np0~o~meHH~ oca~0HaHoH~eHHg 5e~ 8aMeTH0ro nepepslBa B CBHTaX OT A ~ 6 a ~o CeHOMaHa. B ~syx Meewax n o ~ y q H ~ yHasa~H~ Ha BospacT, p a B H ~ HZ~HeMy TypoHy. Memny paHHeTpeT~qHblMH CJIOHM14 Tratenbach ~ Randcenoman c ~HmeM CMOrn~ np0BeCT~ TeHTOHHqecHym rpanH~y.

HecM0wpg Ha reTeporeHHoe cTpoeH~e nopo~, ~a~ B BepTHHaJ~HOM, TaR ~ B rO- pH3OHTa~II~HOM HanpaBneHHgX c pa3nHqHMO~ C~eHO~ cnoeB ue~I4TOB, nCaMMHTOB H Hce(~HTOB, CBHTa CeHOMaHa npOHB~geT neTporpa~HqecHoe nOCTOItHCTBO CTpyHTypbI H M~nepaaorHqecgoro COCTaBa, a TaHoe cneHTpa raabHn rt accot~sa~r~f~ T/:ITKenI,IX MHHepaJIOB (XpOMHT-CHHHeJIIo-HHHOTHT).

17opo~i , ,Randcenoman" OT~IOmnngcb B e~HHOI~ O~IaCTH HaHonaeHHg. 0TO OT- MeqamT w a ~ e n ~aa ~opo~ B 80He Arosa B Allg~iu ~ B Bregenzer Wald.

CBH3H ~aim~ c soHo~ ~nHma He HMeeTcg. OwnomeHne npoTeHaao B MeaHoBo~I~e n TeqeHne ~onrHx ~ep~o~oB B ycnomznx

~)aR~n C T 0 ~ X B0~ B HpaeB~IX o6~acwgx reocHHH~Ha~R c HeHoTOpHMH nepep~iBaM~. rIeTpo~orHqecmi~ COCTRB aaao~Hre~Ho~ r a a ~ H , cTen e~ ee O~aTaH~OCTn, ee ~eTa-

MOp,HOt0 H3MeHeHHg n c0xpaHHOCTH II03BOJIgIOT npoBeCTH aHaaorHm C nop0~aMH Tgna BeppyHaHO. IIe~HTI~I, Hecy~He FJI!/IHI/ICTI~I~ MgHepanI~I (Haon~IH~IT) H TI~IIHqHaH aCCOHHa~HH XpOMHT-CHs pa3pema~oT 3aHYiIOqHTib 0 IIIHpOHO~ IIOIiOCe HOHTIIHeHTa. ~eTpPIT COCTaBJIeH He TOnbHO Me3os0ffICHHMK H3BeCTHOBO a~II~IIH-~fCHHMH n0poAaMH Pi Hopo~aMI4 THna BeppyHaHo, no TaHz~e n IIOpO~aMH BOCTOHHI~IX flJiI, II PI IOH~H]hIX IIeHHHH. T. o. pO~HHO]~ CeBepHBIX PI3BeCTHOBbIX AJIBII ~IBnHeTCg }OF Tauern.

Ha~BHr Ha IIeHHHH~I ~ea MeCTO He panee HHZ~HeFO TypoHa. ~BHH~eHHg B nepHo~ cpe~Hero MeYla B DTO~ 0601acT!~I nrpaan BTOpOCTeHeHHylo

poJib, OTO BH~HO rio HoHrnoMepaTy H ransHe ncaMMnTa, o6pasymmgx ropn3OHT Ha py6eme anb6/CeHoMan.

Inhalt

Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 1. Einffihrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 2. Regionale Verbreitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58

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K. MOLLElt - - Das ,,tlandcenoman" der NSrdlichen Kalkalpen

2.1. Das ,,tlandcenoman" 5stlich des Inns . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 2.2. Das ,,tlandcenoman" zwischen Inn und Loisach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 9..8. Das ,,tlandcenoman" zwischen Loisach und Leeh . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 2.4. Das ,,llandcenoman" westlich des Lechs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 8. Sedimentpetrographische Untersuchungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 8.1. Das Pelit-Psammit-Psephit-Verh~iltnis und die Sedimentationsrate . . . . . . . . . . . 78 3.9.. Pelite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 3.8. Psammite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 8.4. Psephite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 4. Fazies, Pal~iogeographie und tektonische Folgerungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92

1. Einfiihrung Vom Institut f ~ Geologie der TU Milnchen aus wurde in den vergangenen

Jahren eine l~eihe yon sedimentpetrographischen Arbeiten an verschiedenen Kom- plexen des n6rdlichen Alpenraumes durehgeffihrt.

In diesem Zusammenhang schien es auch lohnend, eine kretazische Serie der Kalkalpen n~iher zu untersuehen, die in der Zeit yon STILLES austrischer Phase und der sogenannten Stammfaltung der Alpen gebildet wurde.

Der zeitliche Ablauf dieser orogenen Bewegungen in den NSrdlichen Kalk- alpen und das r~iumliche AusmaB in relativer Autochtonie oder extremer Alloch- tonie sind his heute noch umstritten.

Wenn aueh die meisten Alpengeologen einen Decken-Femtransport ffir ge- sichert halten, besteht doch noeh Uneinigkeit darfiber, ob z. B. eine derartig weit- diumige Umgestaltung schon in der hSheren Unterkreide einsetzte und das Pen- nin des Tauern-Fensters fiberdeekte (ToLLMANN, 1966, S. 27) oder ob das Nord- gleiten des Oberostalpins mit der Abdeekung des Sfid-Penninikums erst nach dem Unter-Ober-Campan begann (OBEm~A~SEa, 1968, 8. 188).

In der mittleren Kreide wurden in den NSrdlichen Kalkalpen Gesteine ab- gelagert, die, wie sehon lhnger bekannt, nieht nur Cenoman, sondem auch Alb- und Turonanteile enthalten.

Diese Serie der ,,transgressiven Kreide" wurde zum erstenmal yon ZmL (1955, einschlieBlieh Gosau) eingehend untersueht. Ihre Vorkommen sind im bayeri- sehen Alpenanteil an die nSrdliehen tektonisehen Einheiten gebunden. Fiir die Gesamtheit dieser Serie vom Alb his zum Unter-Turon wird hierfiir im folgenden, in Anlehnung an SCI~MIDT-THoMI (1962), tier Begriff ,,Cenoman-Serie" benutzt.

Sehon lange wurde einer zur selben Serie gehSrigen Nordrand-Fazies in Bayern eine besondere tlolle zugewiesen. Seit tl~CnTER, CUSTOMS, NIEDEI/MAYER & SCHMIDT-THOMI~ (1989) ist dafiir der Name ,,I/andeenoman" eingefiihrt (vgl. aueh ,,tland-Cenoman" bei M. t/ICHTER, 1970) und soll aueh bier beibehalten werden. JACOBSHAeEN, OTTE & W~:STRm' (1967, 1968) sehlugen den Namen ,,randost- alpine Kreide" mit Bezug auf E. KRAvs vor.

L6aTERS (1987) verwandte welter im E den Begriff ,,Cenomanklippenzone", und SCHNA~EL (1970) sehloB sieh mit ,,Cenomanrandzone" an. LAUER (1970) sehliel31ieh pdigte dort den Begrfff ,,synorogene Mittelkreide", was aber sehon eine sehr weitgehende genetisehe Deutung beinhaltet.

ZEIL sehrieb dem ,I/andeenoman" noeh eine Sonderstellung zu, da die tekto- nisehen und stratigraphisehen Beziehungen bis dahin noeh nieht gekl~irt waren.

Die Gesteine des ,,Ilandeenoman" ziehen in Bayern ziemlieh konstant aufge- sehlossen in einer eigenen tektonisehen Sehuppe (Cenoman-tlandsehuppe, TOLL-

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Aufs~itze

MANN, 1970) zwischen der Flysehzone im N und dem Nordrand der Allg~iudeeke im Shin. Der Charakter einer Nordrandfazies der Cenoman-Serie in der Oberost- alpinen Deeke ist belegt (MOLLE~, 1967) und diese Ansieht inzwisehen welter er- Mrtet women.

Wenn infolgedessen der Name ,,Randeenoman" als rein fazieller Begriff ver- wandt wird, so soll das, zun~iehst hypothetiseh, hier aueh fiir das Gebiet am West- rand der Kalkalpen S Hindelang gelten, wo das tektonisehe Element der Ceno- man-Randzone als tiefstes Oberostalpin aushebt. Hier setzt naeh der Auffassung der meisten Autoren der ,,Sehfirfteppieh" der Arosa-Zone unter dem Oberost- alpin ein. Ebenso verwenden JACOBSHAGEN & OTTF. den Begrfff ,,randostalpin" rein faziell f/Jr Bildungen am Nordrand der Kalkalpen, gleieh, ob sie der Arosa- Zone oder dem Oberostalpin angehSren.

Die Stellung des ,,tlandcenoman" in Oberbayern, im Allg~iu und Bregenzer Wald und die pal~iogeographisehen und tektonisehen Folgerungen sollen naehste- hend erlautert werden.

Dazu wurde zwisehen Bergen am Chiem-See und dem GroBen Walsertal fiber eine Entfernung von etwa 220 km eine Reihe von Profilen im ,,Itandeenoman" stratigraphiseh und sedimentologiseh untersueht.

Die Anregung zu dieser Arbeit gab Herr Prof. Dr. P. SCHMIDT-THoM~, dem ieh ffir sein stetes Interesse am Fortgang der Untersuehungen besonders danke.

Meinen Mfinehener Kollegen, insbesondere den Herren Dr. H. B6GEL und Dr. W. ZACHE~, danke ieh herzlieh fiir zahlreiehe Diskussionen.

Die Gel~inde- und Laborarbeiten wurden dankenswerterweise dureh die PREUSSAG unter ihrem friiheren Leiter in Bayern, Herrn Prof. Dr. H. BECKMANN, unterstiitzt.

2. Regionale Verbreitung

Naehstehend werden nur die wesentliehsten Ergebnisse der Profilaufnahmen in der Anordnung yon E naeh W aufgeffihrt, die die naehfolgenden ErSrterungen verdeufliehen kSnnen.

Insgesamt wurden fiber 500 Einzelproben zur petrographisehen Untersuehung im Labor, nahezu 200 Proben zur Untersuehung auf Mikrofossilinhalt aufgesam- melt sowie zahlreiehe qualitative und quantitative Untersuehungen im Gel~inde durehgeffihrt. Wenn mSglieh, wurden Handstfieke orientiert entnommen.

Ffir die Auswahl der Profile waren die aufgesehlossene M~iehtigkeit und Auf- sehlul3verh~iltnisse entseheidend, die die tektonisehe Gestaltung erkennen lieBen.

Die Vorkommen der Cenoman-Serie in ihrer Hiiufung in den nSrdliehen Struk- tureinheiten der Kalkalpen sind zusammen mit den aufgenommenen Profilen im ,Randeenoman" und deren Miiehtigkeit in Abb. 1 dargestellt. Lithologiseh kann man hier grob Pelite, Psammite und Psephite unterseheiden, wobei diese nomen- klatorisehen Haupttypen in Farbe und Zusammensetzung mannigfaeh vonein- ander versehieden ausgebildet sin& Zu den Peliten sind dunkle, gr/ine bis sehwarze und rote Ton- und Mergelsteine zu reehnen. Sie sollen hier wegen ihrer durehweg allgemein starken tektonisehen Beanspruehung besehreibend als Mer- gelsehiefer zusammengefal3t werden. Sie kSnnen Fremd- und resedimentierte SehliekgerSlle enthalten. Mit den Peliten in Weehsellagerung oder in kompakter Ausbildung kommen Psammite vor. Sie zeigen die untersehiedliehsten KorngrS- Ben und -zusammensetzungen und alle l)berg~inge zu den Psephiten. Ihre

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K. MiJLLER - - Das ,,Randcenoman" der N5rdlichen Kalkalpen

M~ichtigkeit wechselt stark; vorwiegend sind sie konglomeratiseh, seltener brek- ziSs.

W~ihrend die Gliederung nach Mikrofauna in der gesamten Cenoman-Serie der Kalkalpen noch relativ jung ist und erst durch HACN (1952 ft.), ZEro (1954 ft.), BETTENSTAEDT U. Mitarb. (1952--1955) grundlegend bekannt wurde, linden sich umfassende Makrofaunenlisten schon seit langer Zeit in der Literatur.

Im ,,Randcenoman" sind dagegen Funde yon Makrofauna sehr selten und fiir eine stratigraphische Auswertung kaum zu verwenden. Aussichtsreieher erschien es, eine Einstufung nach Mikrofaunen zu versuchen. Wegen der hohen tekto- nischen Beanspruchung der nSrdlichen Randzone stellten sich abet Schwierig- keiten bei der Aufbereitung der Proben und der Isolierung bestimmbarer Formen ein. Die Individuen solcher Faunen sind in den meisten Fallen verdriickt, zer- brochen oder bis zur Unkenntlichkeit korrodiert. Der grSl3te Tefl der meist sehr harten Mergelproben erwies sich iiberhaupt als vollkommen ]?ossiler.

So konnten mit normalen Aui~bereitungsmethoden nur sehr m~il3ige Ausleseergebnisse erzielt werden. Bessere Resultate wurden erreicht, indem die stark verfestigten Mergel- schiefer in einem nochmaligen Aufbereitungsgang in Wasser rnit elnem handelsiiblichen Starmix gequirlt und anschliel3end konventionell weiterverarbeitet wurden. Diese Me- thode wird bei einigen Erd61firmen routinem~i6ig durchgefiihrt. Man geht davon aus, dab die rundlichen und meist leichteren Mikroformen im Quirlstrom relativ unbeschadet schwimmen und die st5rende Matrix zerkleinert und abschl~immbar wird. Dieser Arbeitsvorgang erwies sich hier als zwec/an~/3ig, und es konnte so wenigstens eine Reihe yon bestimmbaren Faunengesellschaften gefunden werden (yon 200 Proben 60 Zellen).

Insgesamt wurden in dem Untersuchungsbereieh zwischen Chiemsee und dem Grol3en Walsertal 23 Profile im ,,Randcenoman" aufgenommen. Zur ein- gehenden Profilbesehreibung und zu den vollst~indigen Faunenlisten vgl. MOLLER (1967) 1).

2.1 D a s , , R a n d c e n o m a n " 5 s t l i c h d e s I n n s

In den Bergen zwischen Inn und Traun sind die Vorkommen der oberostalpi- nen Cenoman-Serie sp~flich. Lediglich im Bereich der Lechtal-Decke wurde grB- l~ere Verbreitung von ZEro (1955) nachgewiesen, so im Gebiet der Urschlauer Ache wesflich l~uhpolding eine Kreidemulde groBer Ausdehnung, die noch von NSTI~ (1926) der Cenoman-Stufe allein zugeschrieben wurde. ZEro fand schwarze Mergel des Alb bis zu Psammiten und roten Peliten des Turon ira Muldenkern. Im S~idbereich der Allg~u-Decke werden im Loeh-Graben (Kampenwand) Alb- mergel beschrieben. ,~quivalente des ,,Randcenoman" treten nur vereinzelt und tektonisch stark verschuppt auf. Reste sind in diesem Bereich ira Dampf-Graben aufgeschlossen, we s wie M. t~ICnTE~ (1970, S. 616) erw~hnt, die Auf- sehlul3verh/iltnisse offenbar wesentlich besser waren.

Im D a m p f - G r a b e n b e i B e r g e n (Blatt Traunstein 8141, r 4544880, h 5 295 280, H 705--720) hatte DEL NECRO (1988) zum erstenmal Cenomanvor- kommen beschrieben und Schrnidt-Thom6 (1989) die Grundlagen zu einer Kar- tierung dieses Alpenrandteiles gelegt, wobei eine komplizierte Schuppenstruktur

1) Mein besonderer Dank ffir Lhre Miihe gilt den Herren Prof. Dr. H. HAGN, Miinchen, und Dr. U. PFLAUMANN, Kiel, die die Bestimmung der Mikrofauna freundlicherweise iibemahmen.

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Aufs~itze

deutlich wurde. Die Aufschlugverh~iltnisse dieses , , t landcenoman" sind heute undeutlich, und die Schichtung ist nieht klar mel3bar, so dab sich nur ein 1/ik- kenhaftes Profil ergibt.

Baehschutt, Quart~ir-Bedeekung Baehanril3H705m

27m

19 m

18m

8m

5m

8m

g961

2962

0m

Dickbankige Sandsteinweehselfolge mit zahlreiehen Kalzitverhei- lungen Kompakter konglomeratiseher Grobsandstein (Fossilsehuttarenit und -rudit) harter Feinsand bis Siltstein mit GerSllen (GerSllpsammit) und Brekzien, tells gradierte Lagerung von Mittelsandstein his Silt- stein, kompakter Grobsandstein, konglomeratiseh und brekziSs (bis 5 em 0 ) , karbonatreieh dureh Kalk- und Dolomitdetritus

Baehschutt, Quart~ir-Bedeckung

2963

Wechsellagerung von mittelbankigem, feinsandigem Mittelsand- stein (stark karbonatiseh dureh Kalk-Dolomit-Fossilsehuttdetritus sowie detritisehe QuarzkSrner) ohne erkennbare Einregelung, Mergelsehiefer mit Tonsteinflasern und sehiehtig reiehlieh ein- geregelter kohliger Substanz. Olspuren im Sandstein (Mikrofauna)

2964 kompakter dickbankiger brekziSser Fossilsehuttarenit ohne Ein- regelung

Baehschutt, Quart~ir-Bedeckung

2965 stark verwiirgter toniger Siltstein, tektonische Beanspruchung an Kleinharnischen zu erkennen (Mikrofauna)

Baehschutt, Quart~ir-Bedeckung

Bachanril3 H 725m Fleekenmergel des Lias mit reieher Makrofauna (Liasfl2--y) (Typlokalit~it fiir alpinen Lias L. v. Buehs)

M i k r o b e f u n d e (HAGN • PFLAUMANN): 2963 Epistomina sp.

Cloborotalites sp. Hedbergella sp. Alter: A 1 b - C e n o m a n

2965 Lenticulina sp. Gyroidina sp. Hedbergella sp. Alter: A I b

Grobe exotische GerSlle, wie sie in den ausgedehnten Cenomanbildungen west- ]ich Ruhpolding in guten Aufschlfissen zu l inden sind, fehlen im ,,Randceno- man" des Dampf-Grabens und sind wahrscheinlich tektonisch unterdr/ickt.

60

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K. MiJLLER - - Das ,,Randeenoman" der NSrdlichen Kalkalpen

2.2 D a s , , R a n d c e n o m a n " z w i s c h e n I n n u n d L o i s a c h

Der Alpenrand wurde in den Bergen zwischen Inn und Loisach zum erstenmal von t{ICHTEIt, CUSTODIS, NIEDERMEYER, SCHMIDT-THoMI~ (1989), SARCHINGER (1989) und MI2ILLEI1-DEILE (1940) modern kartiert. Heute liegen in diesem Gebiet eine ganze Reihe von neuen Detailanfnahmen vor, die vor allem auch in der kalk- alpinen Randzone weitgehende stratigraphische und t ektonische Kliirung brach- ten. Dadurch gelang es auch hier, von denAblagerungen der Cenoman-Serie eine eigene tektonische Schuppe alttertfiiren Alters abzutrennen, die also nicht mehr zum Zyklus des oberostalpinen Ablagerungsraumes geh6rt (HAGN, 1951; M. WOLF, 1963). Zu diesen Vorkommen gehSren vor allem die noch bei RlCrITER U. Mitarb. frtiher fehlgedeuteten Konglomerate der Typlokalit~it im Tr~tten-Bach. Sie wur- den zum Vergleieh mit petrographisch ~ihnlichen Cenomankonglomeraten in die Untersuchung miteinbezogen.

H o f - G r a b e n b e i S c h l i e r s e e (Blatt Miesbaeh 8287, r 4488400, h 5 286 600, H 978--995). (Lit. DAQUI~, 1912; RICHTER U. Mitarb., 1989; HARSCH, 1963).

M~ichtigkeit. 55 m. Stratigraphische Einstufung" C e n o m a n. A I p - B a c h - T a I b e i T e g e r n s e e (Blatt Tegernsee 8236, r 4 484 280,

h 5 285 760, H 895 m). (Lit. RmHTER U. Mitarb., 1989; SIMMERSBACH, 1963). Der AufschluB ist z.T. stark yon Quart~ir verschiittet, zeigt aber, dab fiber

Mergelsteinen des Neokoms anscheinend konkordant eine Wechsellagerung yon Mergeln, Sandsteinen und Feinkonglomeraten folgt, ehe durch intensive Rot- f~irbung des Bodens - - wahrseheinlich Kquivalente der Tratenbachschichten - - der AbsehluB der Cenoman-Serie angezeigt ist. Im Stral3enverlauf folgen Zement- mergel des Flyseh. Die Grenzen dieser Einheiten sind nieht zu erkennen. Die Mergelsehiefer sind yon graugriiner Farbe, vorwiegend siltiger Zusammensetzung und lassen Pelitresedimente erkennen.

40 m Zementmergel des Flysch

Sehutt

Tratenbaehsehiehten dureh rote Mergel angedeutet?

82 rn

21 m 1O m 5m

Sehutt

Wechsellagerung von Feinkonglomeraten, Sandsteinen und silti- 2829 gen Peliten. Feinkonglomerate und Sandsteine mit Bankm~ieh- 2828 tigkeiten his zu 60 em. Mitunter gradierte Sehiehtung. Der 2827 Mergelanteil nimmt gegen das Hangende zu. (Mikrofauna.) 2826 anscheinend konkordante Lagerung

Om

Weganschnitt H 895 m

Grenze schuttbedeckt Neokomaptychenschichten

61

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Page 10: Das „Randcenoman“ der Nördlichen Kalkalpen und seine Bedeutung für den Ablauf der ostalpinen Deckenüberschiebungen und ihrer Schubweiten

Aufs~itze

Untersuehungen yon M. WOLF (1968) unmittelbar an der Grenze zum Flysch ergaben aufgrund von Sporomorphen eine Einstufung in das Cenoman. Die Sandsteine und Feinkonglomerate sind gut gebankt mit M~ichtigkeiten bis zu 60 em. Die Unterfl~iehen sind h/iufig gewellt. Auf den Sehiehffl~iehen der Fein- sandb/inke findet man Kohlesehmitzen. Gegen das Hangende hin nimmt der Mergelanteil deutlieh zu. Im Alp-Baeh-Tal sind keine groben Konglomerate und Brekzien zu linden. Bis zu 8 m m~iehtige Konglomeratbgnke mit Komponenten- grSl3en his zu 15 em (i) kommen im Arz-Baeh vereinzelt vor.

M i k r o b e f u n d e (HAGN & tYLAUMANN): 2829 Saccammina placenta

(G~z~BowsKi)

Ammodiscus cretaceus (REuss) Ammodiscus gaultinus BERTHELIN Clomospira charoides (JONES & PARKER) L#uotuba sp. Becurvoides deflexiformis (NoTH) Haplophragmoides eggeri CUSHMAN" Beophax sp. Textularia sp. Gaudryina cretacea (KA~nER) Pseudoclavulina gaultina (MoRozowA) Marssonella oxycona (REUSS) MarssoneUa tuttis (D'OE~mNY) Arenobulimina sp. Dorothia sp. Saracenaria sp. Ramulina sp. GavelineIla sp. Anomalina sp. Planulina schloenbachi (REcss) Cibicides sp. Hedbergella sp. Alter: A 1 b

S t e i n - B a e h b e i B a d W i e s s e e (Blatt Rottaeh-Egern 8886, r 4 476 600, h 5 288940, H 1020--1070--1095 m). (Lit. TEUEEtlT, 1960; M. WOLF, 1968).

M~ichtigkeit: 75 m. Stratigraphische Einstufung: T r a t e n b a c h s c h i c h t e n. M~ichtigkeit: 65 m. Stratigraphische Eins~ffung: C e n o m a n. Die von TEUBERT SO benannten Zeiselbach-Schichten sind den fr/iher bekann-

ten Vorkommen im Traten-Bach gleichzusetzen. Es soll deshalb bier der Name Tratenbach-Schichten beibehalten werden. M. WOLF und TEUB~RT konnten in diesem Bereich ein Alter von Pal~ioz~in his U.Eoziin nachweisen, Die Schichten

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K. MOLLEa - - Das ,,Randcenoman" der NSrdlichen Kalkalpen

des ,,Randcenoman" und der Tratenbaeh-Schichten stehen bier gleichsam ltfik- ken an Riicken gegeneinander.

Gute Aufschlfisse der Tratenbach-Schichten ~inden sich an der Typlokalit~it im T r a t e n - B a c h b e i L e n g g r i e s (Blatt Lenggries 8885, r 4470700, h 5288800, H 960--970m). (Lit. RICHTER u. Mitarb., 1989; HAGN, 1951; M. WOr.F, 1963).

M~ichtigkeit: 25 m. Die fr/iher wegen ihrer lithologischen ~hnlichkeit der Cenoman-Serie zuge-

rechneten Tratenbach-Schichten, die bisher nur zwischen Kochel-See und Schlier-See geftmden wurden, sind seit HAaN und WOLF in das Altterti~ir zu stellen. Das GerSllspektrum mit aufgearbeiteten Cenomansandsteinen und den aus der Cenoman-Serie bekannten kalkalpinen Komponenten sowie die Schwer- mineralzusammensetzung mit Chromit-Spinellen und Modalanalysen aus Psam- miten wiesen auf eine Bildungsabh~ingigkeit yon der Cenoman-Serie hin (s. Abb. 1 und Tab. 2), was auch M. RlCrITEa (1970) befiirwortet. Hier miissen abet noch genauere Untersuchungen durchgefiihrt werden. Beziehungen zur Flyschzone sind auszuschlieBen.

Ein kleines, abet gut aufgeschlossenes Vorkommen der Cenoman-Serie ist west- lich vom Kochel-See in der Haselries-Laine zu finden.

H a s e l r i e s - L a i n e b e i S c h l e h d o r f (Blatt Murnau 8888, r 4447250, h 5 277 720, H 780 m). (Lit. MfdLLER-DEILE, 1940; ZEIL, 1955).

M~ichtigkeit: 7 m. Mergelproben waren fossilleer. Die gut ausgebildeten GerSllpsammite mit

zahlreiehen Allothigena erlaubten GerSllanalysen. Lithologisehe Analogien konn- ten mit anderen bekannten GerSllsandsteinen aus dem tieferen Cenoman her- gestellt werden. ZEro erw~hnt tiefes Cenoman bis Alb.

2.8 D a s , , R a n d c e n o m a n " z w i s c h e n L o i s a c h u n d L e e h

Westlich des Kochel-Sees bis zur Loisach und dariiber hinaus sind Sedimente, die der Allg~iu-Decke zugeh5ren, nur sp~irlich bekannt. Das trffft vor allem auch fiir Gesteine der Cenoman-Serie zu. In dieser Zone wurde schon von KOC~Er.- RlCrITER-Sa~INMAr~N (1981) ein Profil in der ,,H511e" genau beschrieben.

H S l l e b e i S c h w a n g a u (Blatt Fiissen 8480, r 4408600, h 5271750, H 950--990m). (Lit. KOCKEL-RICHTEtt-STEINMANN, 1931; ZEIL, 1955; REVM, 1962.).

M~ichtigkeit: 115 m. In fiberkippter Lagerung finder man im Schleifmiihl-Graben (H6lle) bei H 945

Flysch (Reiselsberger Sandstein) anstehen. Der tektonische Kontakt zurn Kalk- alpinis t schuttiiberdeckt. Bei H 950 beginnt die Cenoman-Serie in iiberkippter Lagerung. Eine Datierung nach Mikrofaunen wurde von ZEIL durchgeftihrt. Er land an der Basis Formen des Oberalb. Die M~ichtigkeit gibt er mit 100--120 m an. Im Schleffmiihl-Graben konnten yon mir 90 m gemessen werden. Die M~ich- tigkeit des folgenden Cenoman betr~gt ca. 25 m. Die Grenze von Alb zum Cenoman konnte ZEIL belegen. Diskordanzen sind bier nieht zu linden, und die Sedimentation setzte sieh offensichtlich ohne Unterbreehung yon Alb in das Cenoman fort. Hinweise auf Unteralb-Schichten (KoCKEL-RICHTER-STEINMANN) konnten nicht gefunden werden. Zahlreiche, allerdings nicht horizontierte Mikro- faunenbestimmungen liegen aus dem Schleifmiihl-Graben auch yon OBF.RHAUSEa

Page 12: Das „Randcenoman“ der Nördlichen Kalkalpen und seine Bedeutung für den Ablauf der ostalpinen Deckenüberschiebungen und ihrer Schubweiten

Aufsatze

(in BETTENSTAEDT 11. Mitarb., 1952--1955) vor. Hier sind zwei Proben bemer- kenswert, die m6glieherweise noeh in den Grenzbereieh Cenoman-Unterturon fallen.

2.4 D a s , , R a n d c e n o m a n " w e s t l i c h d e s L e c h s

Zwischen dem Lech und Pfronten liegt die kalkalpine Randzone nSrdlich des Falkensteinzuges unter Schutt verborgen. Kleine, aufgeschlossene Reste yon , ,Randcenoman" findet man N W Ftissen am Galgen-Btihl.

Am NW-FuI3 des Hangenden Schrofen im Vilstal ist unter der Erhebung aus Hauptdolomit und Malmkalk nach einer St6rung in fiberkippter Stellung eine Schichtenfolge yon Neokomfleckenkalk ohne deutliche Diskordanz in die Ceno- man-Serie aufgeschlossen.

H a n g e n d e r S c h r o f e n bei P f r o n t e n (Blatt Hindelang 8429, r 8 611200, h 5 270 400, H 970 m). (Lit. CUSTODIS und SCH~IDT-THoM~, 1989; KnAus, 1932; v. tlAD, 1960; ItEI~M, 1962).

M~ichtigkeit: 60 m. Wohl infolge der starken diagenetischen und tektonischen Beanspruchung

waren zahlreiche Mergelproben fossilleer. Das Profil des Hangenden Schrofen liil3t sich aber durchaus mit dem westlich im Streiehen und in gleicher Struk- tur folgenden Profil am Riesen-Baeh parallelisieren.

R i e s e n - B a c h b e i J u n g h o l z ( B l a t t Hindelang 8428, o b e n r 3 6 1 0 4 0 0 , h 5 2 7 0 2 0 0 , H 1850--1400 m, u n t e n r 8609900, h 5270200, H 1190 his

Landesgrenze H 1400 m Schuttbedeekung

80 m

Om

Baehanril3 H

( R i e s e n - B a c h o b e n )

2707 Wechsellagerung von Mergelschiefern und linsigen oder d/inn- 2708 2709 bankigen (bis 10 era) Feinsandsteinen. Sandsteinanteil zum Han- 2710 genden hin zunehmend. (Mikrofauna)

mit Diskordanzwinkel von ca. 25 ~ folgend Neokomfleekenkalke

1850m

M i k r (HAGN 2708

o b e f u n d e (~ PFLAUMANN) Ammodiscus sp. Glomospira sp. Gaudryi~a sp. Lenticulina sp. Dentalina sp. Marginulina sp. Saracenaria sp. Gyroidina sp. Cibicides sp. Hedbergella sp. Rotallpora (Thalmanninella) cf. ticinensis (GANDOLFI) Alter: H S h e r e s A l b

84

Page 13: Das „Randcenoman“ der Nördlichen Kalkalpen und seine Bedeutung für den Ablauf der ostalpinen Deckenüberschiebungen und ihrer Schubweiten

K. MiJLLEI~ --- Das ,,Randeenoman" der N6rdlichen Kalkalpen

1260m). (Lit. BODEN, 1928; CUSTODIS, SCHMIDT-THoMI~, 1989, REUM, 1962; EL NOOR, 1966).

Am Riesen-Bach (oben) stehen bei H 1850 m im Sattelkern Neokom-Flecken- kalke 85/45 S gelagert an. Dariiber folgen in Winkeldiskordanz 45/20 SE lie- gende Mergel und Sandsteine der Cenoman-Serie.

Im Mittellauf der Quellb~iche (Riesen-Bach unten) findet man im Neokomsat- telkern die Fleckenkalke mit etwa 70/70 SE liegend an. Dar/iber folgen die Mer- gel und Sandsteine der Cenoman-Serie mit etwa 85/50 S. Von hier aus liil3t sich unter Ber/icksichtigung starker Morphologie ein Profil nach NE zum Hangenden hin, /iberkippt lagernd, bis zur St6rungszone gegen den Reiselsberger Sandstein des Flysch verfolgen.

N/Srdlicher BachanriB H 1190 im Flysch Reiselberger Sandstein

115m

80 m

50 m

0m

StSrungszone gegen den Flysch

2741 Wieder Zunahme des Pelitanteiles 2740 (dtinnschiefrige schwarzgraue Mergel mit Resedimenten) 2789 Weehsellagerung mit diinnschichtigen und linslgen Feinsand- 2788 steinen (Mikrofauna)

2787 Zunahme des Sandsteinanteils und der Bankmiichtigkeit 2786 Einschaltung yon undeutlich gesehichteten Grobsandsteinen und 2748 Konglomeraten (bis 10 cm ~ ) mit exotiscben Komponenten nnd

ungeregeltem Komgefiige 2735 Pelite mit Resedimenten (Mikrofauna)

2734 Wechsellagerung graugriiner, sihiger, feinsandiger Mergelschiefer 2738 mit Feinsandsteinen. Untergeordnet Grobsandsteine und Fein- 2782 konglomerate (bis 2 cm 2Y). Die Sandsteine sind linsig oder diinn- 2731 bankig (bis 10 cm) eingeschaltet und zeigen teilweise kleindimen- 2780 sionierte Unterfl~ichenmarken und Intemstrukturen (Schr~igschich- 2729 tung, convolute lamination, graded bedding, clast lineation) 2728 Zunahme der Sandsteine zum Hangenden (Mikrofauna)

S/idlicher BachanriI3

2727 Mit Diskordanzwinkel yon ca. 20 ~ folgend Neokomfleckenkalke

H 1260 m

Der Neokomsattel der kalkalpinen Randzone setzt sich nach W weiter fort bis in das Gebiet des Weil3en-Baches und Klee-Baehes, wo eine intensive Spezial- faltung und Verschuppung wirksam wird, was in dem Anftreten mehrerer par- alleler Sattelstrukturen offenkundig ist. Es war daher nicht m6glich, innerhalb der guten Aufschl/isse dieser Gegend aushaltende Profile aufzunehmen. So konn- ten lediglich Kurzprofile am Osthang des RoB-Kopfes und im H~iuselloch-Bach beschrieben werden.

5 Geologisehe Rundschau, Bd. 62 65

Page 14: Das „Randcenoman“ der Nördlichen Kalkalpen und seine Bedeutung für den Ablauf der ostalpinen Deckenüberschiebungen und ihrer Schubweiten

Aufs~tze

M i k r o b e f u n d e (HAGN • PFLAUMANN): 2728 Haplophragmoides sp.

Becurvoides sp. Trochammina sp. Marssonella sp. HedbergeUa sp.

2729 sehr anne Fauna Sandschaler unanspreehbare globigerinide Form Radiolarien

2781 HedbergeUa sp. Ticinella sp. Praeglobotruncana sp.

2732 Glomospira charoides (JONES & PARKER) Lenticulina sp. Hedbergella sp. Ticinella sp. Radiolaria sp.

2788 sehr arme Fauna Lenticulina sp. Vaginulina sp. GavelineUa sp.

2737 Rotalipora sp. 2738 Rotalipora (ThalmannlneUa)

brotzeni 81GAL Praeglobotruncana stephani (GANDOLF0

2741 Ammodiscus gauItinus BERTHELIN

( R i e s e n - B a c h u n t e n )

Alter: A 1 b

Alter: ? Alb

Alter: ? A 1 b

Alter: w o h l Alb

Alter: U n t e r k r e i d e Alter: C e n o m a n

Alter: C e n o m a n

Trochamminoides proteus (KAI~RE~t) Haplophragmoides Trochammina Recurvoides deflexlformis (NoTH) Gavelinella Planulinaschloenbachi(REuss) Alter: n i c h t e i n s t u f b a r

R o l 3 - K o p f ( O s t h a n g ) b e i H i n d e l a n g (Blatt Hindelang 8428, r 8 608 600, h 5 266 900, H 1480--1585 m.

H i i u s e l l o c h - B a e h b ei H i n d e l a n g (BlattHindelang8428, r3604850, h 5266900, H 1270--1820 m). (Lit. REISER, 1920--1924; REIS, 1930; K•Aus, 1932; CUSTOMS und SCHMIDT-THoM~, 1939; EL Nooa, 1966,)

M~ichtigkeit: (25 -1-) 40 m Stratigraphische Einstufung: C e n o m a n. In der Fortsetzung nach W fiber Hindelang hinaus iindert sich das allgemeine

EW-Streiehen des Alpenrandes und biegt allm~ihlich in NS-Richtung urn. Die tiefgreifende Tektonik mit steilen Schuppen der Lechtaler Alpen wird durch flachen Schuppenbau in Vorarlberg ersetzt, wobei die n6rdlichen Strukturen ge- gen W ausheben und nur die siidliehsten in das R~itikon weiter zu verfolgen sind.

66

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K. M~LLER - - Das ,,Randeenoman" der N6rdliehen Kalkalpen

Die welt verfolgbare lJberschiebungsst6rung zwischen Allgau-Decke und Lech- tal-Decke lauft westlich des Lechs aus und die im E noch getrennten tektoni- schen Einheiten haben an verschiedenen Punkten direkte Beziehungen, weswe- gen sich eine Untergliederung der oberostalpinen Decke erfibrigt.

An ihrem Nordrand verl~iuft die Schuppe der Arosa-Zone (Aroser-Decke, M. RICHTER, 1970), die yon den meisten Autoren als tektonisch verschleppte ,,Decke" am Nordrand und unter dem Oberostalpin (Fenster yon Gargellen, Nfi- ziders, Klezenza, Gerstruben, Unterengadin) gedeutet und dern Unterostalpin zu- gereehnet, oder hoehpenninisch (TRuMPY, 1969) eingestuft wird. Die Arosa-Zone wird hier heute nSrdlieh vom Flysch begrenzt. Legt man den Begriff des .Rand- cenoman", wie schon einleitend erw~ihnt, im weiteren Sinn aus, so h~itte man am Nor&and der oberostalpinen Deeke im W ein Fazies-,~quivalent des ,,Rand- cenoman" im E.

Ein seit langem bekanntes Vorkommen ist das der ,,HSlle" im Wild-Bach- Tobel b e / B a d Oberdorf. Hier wurde zum erstenmal Ophiolith in grSBerer Ver- breitung gefunden, dessen Alter lange Zeit umstritten war.

W i l d - B a e h - T o b e l b e i B a d O b e r d o r f (Blatt Hindelang 8428,

Runse H 1825 m Quart~ir-Bedeckung (S e i I e r s- G e r n)

125 m

50 in

85 m

12 m

0m

2774 2778 Zum Hangenden hin Abnahme der Rotsedimente und Zunahme 2772 von Resedimentationsstrukturen, die vor allem in grauen Mergel- 2771 schiefern geh~iuft auftreten 2770 Wechsel von grauen (teils hellgrauen) und roten Mergelschiefern 2769 (Reduktionsh6fe) 2768 Gelegentlich Einschahungen von grauen Feinsandsteinlinsen. 2767 (Mikrofauna) 2766

2765 2764

Einschaltung von dfinnbankigen (bis 5 em) Feinsandsteinen. In- ternstrukturen (Schr~igschichtung, Unterfl~ichenmarken). In grauen und roten Mergelschiefern, z.T. laminate Feinschichtung. (Mi- krofauna)

2768 2762 graugrfine und rote Mergelschiefer (mit Ausbleichungszonen)

und Siltsteine. Zum Hangenden zu des 5fteren Feinsandstein- 2761 linsen. Resedimente. (Mikrofauna) 2760

2759 stark verwfirgte graugriine Mergelschiefer (deren M~ichtigkeit 2758 sich wegen intensiver Tektonik erh6hen kann). Resedimente

(Mikrofauna)

Daran diskordant anschlieBend Roter Radiolarit

RunseH1480m

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A u ~ e

M i k r o b e f u n d e (HAGN & PFLAUMANN): 2758 Glomospira sp.

Marssonella sp. Arenobulimina sp. Dorothia sp. HedbergeUa sp.

2759 Glomospira sp. Textularia sp. Dorothia sp. Lageniden sp. Globorotalites sp. Hedbergella sp.

2760 1 Hedbergella sp. Rotalipora sp. Praeglobotruncana sp.

2760II Rotalipora sp. 2761 Rotalipora sp. 2762 Ammodiscus sp.

Glomospira sp. Pseudoclavulina sp. Dorothla sp. Rotalipora sp.

2763 Saccammina placenta (GRZYBOWSKI) Ammodiscus gaultlnus BERTHELIN Haplophragmoides sp. Recurvoides deflexiformis (NoTH) Marssonella oxycona (REuss) Dorothia sp. Gavelinella sp. Planulina schloenbachi (REvss) Rotalipora (Thalmanninella) brotzeni SmAL

2765 sehr schlecht erhalten Rotalipora sp.

2768 Glomospira sp. MarssoneUa oxycona (REuss) Dorothia sp. Rotalipora sp. Praeglobotruncana sp.

2770 1 Rotalipora sp. Praeglobotruncana sp.

2772 II Glomosplra charoides (JoNEs & PAn~ER) Recurvoldes deflexi[ormis (NoT~I) Textularia sp. Marssonella turris (D'O~mNY) Rotallpora sp..

2774 Rotalipora sp.

Alter: A 1 b

Alter: A 1 b

Alter: C e n o m a n Alter: C e n o m a n Alter: C e n o m a n

Alter: C e n o m a n

Alter: C e n o m a n

Alter: C e n o m a n

Alter: C e n o m a n

Alter: C e n o m a n

Alter: C e n o m a n Alter: C e n o m a n

68

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K. M[JLLER - - Das ,,t/andcenoman" der NSrdlichen Kalkalpen

r 3 605 000, h 5 264 350, H 940--960 m). (Lit. REISER, 1920--1924; KRAVS, 1932; CusTomS und SCHMIDT-THOMI~, 1989.)

M~ichtigkeit: 75 m. Stratigraphische Einstufung: C e n o m a n. Cenauere Aussagen fiber die Altersstellung der Ophiolithe erlaubt ein kleiner

Aufschlul3 5stlich der Gaisalpe bei Oberstdorf, der schon u. a. von A. REiSma (1922) erw~ihnt und zuletzt von D. ItmHTE~ (1968, S. 97 99) genau beschrieben wurde. Die hier anstehenden Mergelschiefer des Cenomans sind im Kontakt zum Ophiolithmaga in Hornfels umgewandelt, ophiolithische Apophysen setzen in das Nebengestein fort, und Ophicalcitbildungen sind zu beobachten. Ffir das Auf- dringen der ophiolithischen Magmen ist also eine Zeit zu folgern, die nach der Sedimentation der ,,randcenomanen" Schichten lag.

Wiihrend noch am Burg-Schrofen und ZwSlfer-Kopf Konglomerate, Brekzien und CerSllpsammite bezeichnend sind, stellen sich sfidwestlich vom Imberger Horn tiefrote Mergelschiefer ein.

S e i l e r s - C e r n ( I m b e r g e r H o r n ) b e i I m b e r g (Blatt Hinterstein 8528, r 8602250, h 5261 125, H 1330--1430m). (Lit. REISER, 1920--1924, E. Kmtus, 1932; D. RIC~ITER, 1963.)

~ber rotem Radiolarit (etwa 10/60 W) folgen fiberkippt liegend mit 100/80 S graugrfine Mergelsehiefer des Albs, an die sieh graue und bunte Mergel des Cenomans konkordant ansehliegen. Konglomerate und Ger611psammite, die aueh wenig entfernt s/idwestlieh am Gern-Kopf dort bezeiehnend sind, fehlen hier vSllig.

Vom Hfihner-Moos abw~irts gegen NE ist eine invers lagernde Cenoman- Serie zu finden, die unter Quart~ir-Bedeekung mit roten Mergelsehiefern be- ginnt und zum Hangenden lain zunehmend grobklastiseh wird. Mit weehselndem Streiehen von 65--180 fallen die Sehiehten mit 80--60 ~ naeh S und W ein. Diese verwickelten Lagerungsverh~iltnisse machen es schwierig, die Miichtigkeit zu er- rechnen. Sie dfirfte abet wohl nicht fiber 150 m liegen. Tektonische Repetitionen sind nicht ausgeschlossen. Leider erbrachte die gesamte Serie infolge der starken Beanspruchung keine bestimmbaren Mikrofossilien.

G e r n - K o p f b e i I m b e r g (Blatt Hinterstein 8528, r 3 601 150, h 5 259 900, H 1365--1500 m). (Lit. D. RICHTER, 1968.)

M~ichtigkeit: 150 m. Ein ~ihnliches Vorkommen wie am Gern-Kopf ist im Bsonderach-Tobel des

Retterschwang-Tales zu finden, das schon von CORNELI~JS (1921) und D. RICH- TER (1968) beschrieben wurde. Hier erschien aber wegen tier starken tektonischen Versehuppung mit Gesteinen des Flysch und iilterem kalkalpinen Mesozoikum eine Profilaufnahme wenig sinnvoll. Es wurde deshalb nut eine nichthorizontierte Probenserie aufgenommen (Proben Nr. 2798--2805), die aus grauen und roten Mergelschiefern, Sandsteinen und GerSllpsammiten besteht. Interessant ist eine Probe, die in grauen Mergeln Mikrofaunen mit einem Alter von Oberapt--Un- teralb ffihrt.

M i k r o b e f u n d e (HAGN • I:)FLAUMANN) : 2803 Marssonella tuttis (D'ORBIGNY):

Orbltollna sp. Epistomina sp. Cloborotalis bartensteini aptiensis BETTENSTAEDT Hedbergella sp. Alter: O b e r a p t - U n t e r a l b

69

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Aufsiitze

Die Zugeh6rigkeit der Probe zur Cenoman-Serie kann durch entsprechende Sehwermineralspektren belegt werden.

Gegen W zu streieht die Randzone fiber das Falken-Joch zwischen Schnippen- und Entsehen-Kopf bis zur Gais-Alpe.

F a 1 k e n - J o e h b e i O b e r s t d o r f (Blatt Oberstdorf 8527, r 3 600 150, h 5 256 750, H 1660 m). (Lit. D. RICHTER, 1968.)

Hier sind fiber Liasfleekenmergeln diskordant auflagernd Gesteine der Ceno- man-Serie (90- -110~ ~ siidfallend) zu linden, die teilweise deutlieh kon- taktmetamorph ver~indert und gefrittet sind, was als Folge der nach ihrer Ab- lagerung aufgedrungenen Ophiolithe zu deuten ist. Die l iegenden Mergelschiefer zeigen Alb-Alter, so dab ffir die Sandsteine und Brekzien im Hangenden eeno- mares Alter m6glich ist. Ophiolithische Gesteine selbst sind hier nicht aufge- sehlossen, daffir aber im Unterholz zur Gais-Alpe hin und dort selbst in guten Aufsehltissen, wie sehon S. 69 erw/ihnt.

Flysch-Gauhquarzit

Quart~ir-Bedeckung Joeh H 1665 m

80 m

50 m

20 m

0m

2820 Zum Hangenden Zunahme der hellgrauen Mergelschiefer. Fein- 2819 und Mittelsandsteine mit zwisehengelagerten Mergelsehiefern. 2821 Eingesehaltet ist eine Brekzienbank mit bis faustgroBen authi- 2822 genen Komponenten

Quarffir-Bedeckung

2823 Vorherrsehend graue Mergelsehiefer mit gelegentlichen Einlage- rungen d/inner (bis 5 em) Feinsandsteinb~inke. Beides z. T. dutch

2818 offenbar nahen Ophiolith kontaktmetamorph verS_ndert

2817 Stark beanspruchte, hell- und dunkelgraue, zum Hangenden rote 2816 Mergelsehiefer und Siltsteine, z.T. gefleekt. Resedimentstruktu- 2815 2814 ren. (Mikrofauna)

2818 Liasflenekenmergel

Joch H 1675 m

Vorkommen des , ,Randcenoman" sind weiter im E in den sfidlichen HShen des Kleinen Walsertales wiederzufinden, wo sie dureh das westliche Aehsenstei- gen betr~iehtliehe H6hen erreichen.

K u h g e h r e n - G r a t b e i H i r s e h e g g (Blatt EinSdsbach 8627, r 3 590 300, h 5 244 400, H 1870 m). (Lit. B. ScrIfinER, 1958.)

M/ichtigkeit: 140 m. Stratigraphische Einstufung: C e n o m a n. Unterhalb der Alfonswand finder man im Bachbett einen interessanten kleinen

7ll

Page 19: Das „Randcenoman“ der Nördlichen Kalkalpen und seine Bedeutung für den Ablauf der ostalpinen Deckenüberschiebungen und ihrer Schubweiten

K. Mt~LLER - - Das ,,Randcenoman" der NSrdlichen Kalkalpen

M i k r o b e f u n d e ( F a l k e n - J o c h ) (HnGN & PFLAUMANN): 2814/1 sehr schlecht erhalten

Psammosphaera sp. Saccammina sp. HedbergeIIa sp. Alter: A I b

2815 vorwiegend grol3wiichsige Radiolarien Alter: v e r m u t 1 i c h A 1 b

2810 sehr schleeht erhalten Psammospaera sp. Saccammina sp. Recurvoides sp. Plectorecurvoides sp. Thalmannammina neocomiensis GEaoca Trochammina sp. Hedbergella sp. Alter: A I b

Aufschlul3, mit allerdings unklarer Beziehung zur Basis. Aufgeschlossen ist hier ein steil stehendes, nach Fauneneinstufnng normal liegendes Schichtpaket der Cenoman-Serie.

G e m s t e l - T a l b e i M i t t e l b e r g (Blatt Mit telberg O.K. 113, H 1350 bis 1360 m. (Lit. SCHOLEa, 1958.)

BachanriB H 1350 m

60 m

45 m

30 m

0 m

Bachschutt, Quart~ir-Bedeckung

2903

2904

Brekzie aus authigenen Bestandteilen ohne direkten Zusammen- hang zum Liegenden (vereinzelt au~oereitete Cenomanger611e) Ger/~llpsammite mit vorwiegend authigenen Komponenten (his 40 era, tiber 10 em ~ ca. 20yo, vereinzelt aufbereitete Cenoman- gerSlle) Untergeordnete Allothigena, z. T. eckig zerbrochen. (Mikrofauna).

2905 Verwiirgte Mergelschiefer (Kalzitverheilungen) und schwarzgraue Feinsandsteinb~inke mit Interngefiigen. l~elite mit Resedimenten.

2906 (Mikrofauna)

2907 Wechsellagerung yon hell- bis dunkelgrauen Mergelschiefem 2908 und Siltsteinen mit gelegentlichen, zum Hangenden zunehmen- 2909 den Sandsteinb~inken. (Bankm~ichtigkeit bis 5 cm). Wellige Un- 2910 terfl~ichen. Eingeschaltet gertillftihrende Mergelsehiefer mit Au- 2911 2912 thigena. In Peliten Resedimente. (Mikrofauna)

Bachschutt, Quart~ir-Bedeckung

Innerhalb dieser geringmiichtigen Serie sind hier ~berg~inge yon Alb bis often- bar in das Turon zu verfolgen. Aufgrund der grol3en stratigraphischen Reich- weite der in Probe 2904 auftretenden Mikrofauna ist lediglich eine Einstufung

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Page 20: Das „Randcenoman“ der Nördlichen Kalkalpen und seine Bedeutung für den Ablauf der ostalpinen Deckenüberschiebungen und ihrer Schubweiten

M i k r o b e f u n d e (HAGN • PFLAUMANN): 2904 sehr sehleeht erhalten

2906

2909

Aufs~itze

Globotruncana (lapparenti- Gruppe) Glomospira charoides (JONES ~: PARKER) Haplophragmoides sp. Arenobulimina sp. ? Rotalipora Arenobulimina sp. Globigerina sp. Hedbergeila sp. ttadiolaria sp. Ostracode sp.

Alter: T u r o n - M a a s t r i e h t

Alter: A l b - C e n o m a n

Alter: w o h l Alb

von Turon-Maastricht mSglich. Diese groBe Zeitspanne kann aus lithologischen Grfinden eingesehdinkt werden. Vereinzelt finden sich in den Psephiten dieser Probe aufbereitete Reste von Cenoman-Sandsteinen. Es dfirfte sieh hier annalog zu einem Vorkommen im Saulaeh-Graben 5stlieh von Koehel, in dem ZEro (1955, S. 179) Unter-Turon besehreibt, ebenfalls um tiefes Turon handeln.

Die direkte stratigraphisehe Beziehung der hangenden Brekzie zum Liegenden ist nieht ldar.

Die starke naehtr~igliehe Beanspruehung zeigt sieh aueh in Phaeoiden inner- halb der Mergelsehiefer.

Im D e r r e n - B a e h b e i B a a d (Blatt Hoher Ifen 8626, r 8588800, h 5 240 850, H 1500 m). (Lit. P. LANGE, 1955.)

M~ichtigkeit: 40 m. Stratigraphische Einstufung: C e n o m a n. Im Derren-Bach siidwestlich Baad im Kleinen Walsertal steht bei H 1500 m

eine kleine Schuppe von ,,Randcenoman" an, die im Liegenden exotische Kon- glomerate zeigt, die teilweise unter Bachschutt verborgen sind. Dartiber s nach Schuttbedeckung bunte Mergelschiefer und Sandsteine (15/75 E), bevor hinter einer StSrungszone Quarzite und glimmerreiche Sandsteine der Flysch- Fanola-Serie einsetzen.

? d n t s e h e n - J o c h b e i H o p f r e b e n (Blatt Mittelberg O.K. 118, H 1850 m). (Lit. Y. LANGE, 1955; H. B. KALLIES, 1961; BLUMENTHAL, 1986.)

M~ichtigkeit: 180 m. Stratigraphische Einstufung: C e n o m a n. Die Randzone (Arosa-Zone) erreicht im Bregenzer Wald am l~Intschen-Joch die

grSBte M~ichtigkeit, die von KALLIES rnit etwa 260 m angegeben wird. Hier muB aber mit tektonisehen Repetitionen gerechnet werden.

A n n a l p e r S t e c k e n b e i A r g e n a u (Blatt Bezau O.K. 112, H2000 bis 2070 m). (Lit. AMPFERER, 1981; D. RICHTER, 1956; M. tllCHTE~, 1956; BLUMEN- THAL, 1986; KALLIES, 1961).

Miichtigkeit: 100 m. Stratigraphisehe Einstufung: C e n o m an. Infolge der Hebung der gesamten Basis der Kalkalpen erreichen die wegen

ihrer intensiven Rotf~irbung weithin sichtbaren Aufschliisse des Annalper Stek- kens eine HShenlage yon fiber 2000 rn. Eine geradezu analoge Fazies zu den Aufschliissen an Seilers-Gern. Cenomane Einstufungen liegen aul3erdem yon D. RICHTER und KALLIES mit Rotalipora appeninica (RENZ) vor.

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K. MOLLEI/ - - Das ,,tlandeenoman" der NSrdlichen Kalkalpen

B l a s e n k e b e i A r g e n a u (Blatt Bezau O.K. 112, H 1850--1940m). (Lit. AMPFERER, 1981; KRAUS, 1982; BLUMENTHAL, 1936; MASCHEK, 1951; D. RICHTER, 1958.)

M~ichtigkeit: 115 m. Stratigraphisehe Einstufung: C e n o m a n. Drei Kilometer sfidSstlich des Annalper Steekens liegen die bekannten Auf-

schliisse am Nordhang der Blasenke. Sie sind besonders dutch ihre Konglo- merate mit groben exotischen Ger611en yon fiber 1/2 m Durehmesser interessant. Die Schichten streichen mit Werten zwischen 80 und 115 bei einem Einfallen zwischen 85 und 65 ~ S und liegen invers, wie sich aus Gefiigeauswertungen nachweisen l~il3t (Unterfl~ichenmarken, Internstrukturen). Ob die morphologisch h6heren Liasfleckenmergel eine eehte Transgressionsbasis darstellen, l~il3t sich nicht erkennen. Die Lagerungsverh~iltnisse sind konkordant. Xhnliche Ausbil- dungen des ,,Randcenoman" sind yon der Blasenke bis in das Grol3e Walsertal sporadisch zu verfolgen. Ein kleiner Aufschlul3 sei hier noch im S t e i n t o b e 1 b e i F l e e k e n erw~ihnt (H 1025--1045 m).

In einem in seiner Abfolge unklaren Profil wurden gr/inlichgraue und hell- graue Mergelsehiefer sowie untergeordnet Sandsteine mit tektonischem Kon- t ak t zu Radiolarit gefunden. Anseheinend im Hangenden davon stehen Kon- glomerate (vorwiegend Authigena bis 5 cm ~ ) an. Flysch scheint eingeschuppt zu sein.

M i k r o b e f u n d (HAGN & PFLAUMANN): 2874 Rotalipora (Thalmanninella) ticinensis ticinensis (GANDOLFI)

Rotalipora (ThalmannineUa) ticinensis subticinensis (GANDOLFI) Alter: O b e r a l b

3. Sedimentpetrographische Untersuchungen

8.1 D a s P e l i t - P s a m m i t - P s e p h i t - V e r h i i l t n i s u n d d i e S e d i m e n t a t i o n s r a t e

Der heterogene Sedimentationseharakter mit seiner Weehselfolge von Peliten, Psammiten und Psephiten erschwert eine Deutung der Ablagerungsvorg~inge, zumal aueh extreme t,)berg~inge der Ablagerungsformen nicht selten sind, wie die Kombination Pelit-Psephit in der Art der sog. GerSllmergel.

Stellt man ein theoretisches Normalprofil der untersuchten Gesteine als Mittel aller aufgenommenen Profile auf, so ergibt sich ein gemessenes Pelit-Psammit- Psephit-Verh~tltnis yon etwa 10 : 8 : 1, repliziert auf die Zeit der Ablagerung, also vor der Kompaktion. Bei der Interpretation dieser Werte mit der grSBten festge- stellten M~ichtigkeit von knapp 200 m fiber die Zeitskala von KULP (1960), wobei ffir die Epoche vom unteren Oberalb bis zum oberen Cenoman etwa 10 Mill. Jahre angesetzt werden kSnnen, so kommt man auf eine Sedimentationsrate yon 2 era/1000 Jahre. Dieser Betrag d/irfte f/Jr die langdauernde Pelitsedimentation zu hoch liegen, ffir die episodischen Psephit-Einschiittungen abet viel zu niedrig.

Der dauernde Fazieswechsel in vertikaler und horizontaler Richtung erfordert sehr komplexe Ablagerungsbedingungen in einem Meeresbereich, in dem periodi-

sche Stillwasserzeiten mit episodischen Wasserbewegungen hoher Intensit~it wech- selten.

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K. M~LLER - - Das ,,Randcenoman" der NSrdlichen Kalkalpen

8.2 P e l i t e

Pelitische Ablagerungen sind in diesem bearbeiteten Bereich die h~iufigste Sedi- mentationsform und kommen in mannigfacher Ausbildung in allen Profilen vor, yon durchgehenden Mergelserien bis zur Feinstkorn-Matrix der Psephite.

Nach dem Areometer-Verfahren wurde eine Reihe yon Korngr513enanalysen durchgefiihrt. Eine Korngr513enanalyse an verfestigten Peliten ist allerdings nur mit Vorsicht zu interpretieren, da ihre Aufbereitung und Dispersion selten die wahre Kornverteilung wiedergibt. Die Medianwerte liegen im Bereich zwischen 0,02 und 0,04 ram, also klar im Siltbereieh. Reine Tongesteine mit einem Korn- gr513enmaximum unter 0,002 mm gibt es praktisch nicht; die Pelite zeigen ins- gesamt eine schlechte Sortierung.

Bei einem gr513ten Korn fiber 0,1 mm ~ anhand der Kornverteilung (auch Quarzkornmessungen an Pelit-Diinnschliffen ergeben diesen Wert) kann mit einer StrSmungsgeschwindigkeit yon etwa 1 cm/sec maximal gerechnet werden. Episo- dische Schwankungen dieses Wertes erh5hen entweder den Ton- oder den Psam- mit-Antefl.

Der Karbonatgehalt der Pelite schwankt zwisehen 0 und 90~o und steigt in Einzelfallen bis auf fiber 80~0. Die Karbonatfiihrung ist am geringsten bei schwarzgrl.inen Peliten und steigt im allgemeinen mit grSber werdendem Korn an, wo in Siltserien Kalzit- und Dolomitdetritus hohe Werte ergeben kann.

Abgesehen yon ausgepr~tgter durchgehender Roff~rbung in einigen Aufschliis- sen im Westen (Annalper Stecken, Seilers Gem) haben die Pelite im allgemeinen graugriinliche bis schwarzgraue und nur vereinzelt in diinnen Lagen bunte Far- ben. Grfinliche Reduktionszonen zeigen auch vielfach ganze Partien oder in ein- zelnen Flammen und Flecken die erw~ihnten Rotsedimente.

Pyriteinlagerungen authigener Entstehung sind schlierig oder dispers verteilt oder liegen direkt als pyritisierte Mikroorganismen wie k5rperlich erhaltene Fora- miniferen, Diatomeen, Radiolarien, Landpflanzenreste sowie vererzte Schwefel- bakterien vor. Der Pyritgehalt der Pelite steigt mit der Dunkelf~irbung. Dem- gegeniiber sind die Rotsedimente pyritfrei. Im allgemeinen liegt der durchschnitt- liche Gesamt-Fe-Gehalt bei Tongesteinen zwischen 8 und 6Yo, unabh~ingig yon der Farbe. Ver~inderlich ist nur das Verh~iltnis zwischen 2- und 8wertigem Eisen. So ist das F e " : Fe'-Verh~iltnis in roten Peliten wie 5 : 1, in griinen bis schwarzen Peliten wie 1 : 5 (ToMLINSON, 1916). Als Farbtr~iger kSnnen Eisen- und Bitumen- beimengungen genannt werden.

Aus mikroskopischen Befunden yon Gesteinsdiinnschliffen und anderen Unter- suchungen ergibt sich mit feiner werdendem Korn eine starke Abnahme der hau- figsten gesteinsbildenden Minerale (Quarz-, Karbonatdetritus, Feldspat, Glimmer), deren optimale Korngr5Be ira Psammitbereich liegt, und eine starke Zunahme des Matrix-Anteiles, der u. d. M. nicht mehr aufl5sbaren Grundmasse. Hier ge- winnen zunehmend Tonmineralien an Bedeutung, die in der Fraktion < 0,002 mm im allgemeinen konzentriert anzutreffen sin& Diese Tonffaktion wurde nach dem Sedimentationsverfahren im Atterberg-Zylinder gewonnen und mit mehreren Ver- fahren getestet.

Die Untersuchung mit dem RSntgendiffraktometer (60 Analysen) ergab anhand der Diagramme grunds~itzlich ~ihnliche Mineralzusammensetzungen und Unterschiede ledig- lich in der Karbonatfiihrung. So zeigen Pelite, deren Gesamtkarbonat prim~ir hoch ist,

75

Page 24: Das „Randcenoman“ der Nördlichen Kalkalpen und seine Bedeutung für den Ablauf der ostalpinen Deckenüberschiebungen und ihrer Schubweiten

Aufs~itze

auch noeh in der Tonfraktion einen merklichen Karbonatgehalt auf Kosten der Ton- minerale, insbesondere des Illits. Demgegenfiber zeigen prim~ir karbonatarme Pelite aueh in der Tonfraktion kaum Karbonatreflexe.

Starke (002) Interferenzen bei 5,0 A deuten auf einen dioktaedrischen Typ der Ver- witterungsreihe Muskovit-Hydromuskovit-Illit hin. Sammelinterferenzen liegen bei 10,0 [Basisinterferenz 1. Ordnung (001)], 8,85, 2,56 und 1,994 A.

Deutliehe Kaolinitanteile zeigen eharakteristische Interferenzen bei 7,14 (Basisinter- ferenz 1. Ordnung) und 8,57 A (Basisinterferenz 2. Ordnung), die offenbar dutch die Karbonatfiihrung nieht beeinfluBt sin& Untergeordnet tritt Chlorit auf mit clef typi- sehen Interferenz um 14 A und wohl auch bei 4,78 A (Pennin).

Quarz tritt in der Tonfraktion kaum anf. Die st~irkste Quarzlinie koinzidiert mit Interferenzen der Illite. Die sehw~ieheren Intensit~ten sind bei 4,26 und 2,12 A nur angedeutet.

Starke Einheitliehkeit zeigen aueh die Kurven dureh differentialthermoanalytische Untersuchungen (40 Analysen). Neben einer stets deutlichen Beteiligung von organi- seher Substanz (in Rotpeliten weniger) tritt immer ein ]:fir Illit typiseher endothermer Haupteffekt bei 550--580 ~ C anf.

Auf geringe Beteiligung von Chlorit weist eine Endotherm-Exotherm-Inversion bei 870 ~ hin.

Hinweise auf Kaolinit sind nut sehr undeutlieh, obwohl er mit anderen Methoden sieher naehgewiesen wird. Sein typiseher exothermer Effekt unter 1000 ~ C, wobei das amorphe Material in Spinell und Glas fiberffihrt wird, geht aber z. ]3. in Eiehmischun- gen schon bei einem Verh~iltnis von 90 : 10 Illit zu Kaolinit v611ig verloren und ist des- wegen hier nicht naehweisbar.

Bei der Untersuehung mit dem Phasenkontrastverfahren wurde bei positivem Phasen- kontrast und bei Grenzdunkelfeld beobaehtet. Zur Identifizierung der Mineralien wurde die Farbimmersionsmethode mit Zimtaldehyd nnd o-Phtals~iuredibutylester bei einem Breehungsindex von hi) = 1,558 angewandt.

Dureh die Ausziihlung der einzelnen Mineralkomponenten lassen sieh quantita- tive Bewertungen im Rahmen der m6glichen Genauigkeit ermitteln. Danach kann man den mittleren Tonmineralgehalt angeben mit Quarz bis 10~o, Karbonat bis 25~, Illit his 70~o und Kaolinit 10~o.

I 11 i t ist das Hauptmineral der Tonpelite. Er gehiSrt in die Gruppe der glimmer- artigen Tonminerale, Obwohl es m6glich ist, dab ein Tell der Illite neu gebildet wurde, ist doeh eine Umlagerung ans iilteren Sedimenten als h~iufigster Fall wahr- scheinlich, wie aus Untersuehungen der Sehlammffihrung heutiger Flfisse gezeigt wet- den kann (CotlRENS, 1968). Illit erseheint allgemein ill den meisten untersuehten Tonen als Niufigstes Mineral und bezeiehnet ein normal marines Milieu.

K a o 1 i n i t nimmt in weehselnder Menge (ca. 10Yo) an der Zusammensetzung der Tonpelite teil, Jst aber stets deutlieh naehweisbar. Er konnte rSntgenographiseh und im Phasenkontrastverfahren analysiert werden und zeigt sieh hier gut kristallisiert und isolierbar. Kaolinit kann auch hier als ein Anzeichen fiir Kiistennahe angesehen werden, zumal er besonders im Feinstkorn der Psammite anzutreffen ist. Als Bildungsmilieu wird von MACKENZIE (1970) ein Ptt-Bereieh yon 4--5 gefordert. Es seheint fiir die Bildung yon Kaolinit also zumindest ein Kiistenbereieh erforderlieh zu sein, der ein genfigend grol3es Hinterland hat, um ~m Zusammenhang mit saurem Frisehwasser Entstehungs- m6gliehkeiten ftir Kaolinit zu sehaffen. Als Ausgangsk6rper kommen z.B. Feldsp~ite oder alumininmreiehe Gesteine in Frage. Ein solehes flul3durchzogenes Hinterland kSnnte gleiehzeitig neugebildeten Kaolinit und detritisehen Illit in den K/istenbereieh einsehiitten.

C h 1 o r i t nimmt mengemniigig nur einen untergeordneten Anteil ein. Das ent- sprieht seiner Verteilung im Psammitbereieh, wo er den Charakter von Neubildungen

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Page 25: Das „Randcenoman“ der Nördlichen Kalkalpen und seine Bedeutung für den Ablauf der ostalpinen Deckenüberschiebungen und ihrer Schubweiten

K. M/JLLEtl - - Das ,,tlandcenoman" der N6rdlichen Kalkalpen

durch starke Diagenese hat. Die Indikationen durch RSntgen- und DTA-Analyse sind zwar nicht eindeutig, scheinen aber auf Pennin hinzuweisen.

Q u a r z, K a r b o n a t treten in wechselnder Menge auf, spielen aber hier gene- tisch eine unbedeutende tlolle. Prim~ir karbonatreiche Gesteine zeigen auch in der Ton- fraktion einen merklichen Karbonatanteil. Quarz konnte nur im Phasenkontrastveffah- ren beobachtet werden (bis 10~).

Die Mineralzusammensetzung der Pelite des ,Randcenoman" zeigt vertikal und horizontal eine weitgehende Konstanz.

8.8 P s a m m i t e

Die untersuchten Psammite kommen in den unterschiedlichsten K6rnungen und M~ichtigkeiten vor. Im allgemeinen bewegt sich die Bankmachtigkeit in cm-Bereichen, im Durchsehnitt zwischen 2 und 10 cm. H~iufig kommen aber auch Bankm~chtigkeiten bis zu i m vor. Generell steigt mit der Korngr6Be die M~ichtigkeit der Ablagerungseinheit.

Dot Wechsel yon Anlagerung und Umlagerung schafft innerhalb der Sand- steinserien die unterschiedlichsten Geffigebilder. Die Auswertung solcher Strti- mungsmarken gibt AufschluB fiber den Ablagerungsmechanismus. Geffigeausbil- dungen auf Schichtgrenzfl~ichen sind in den Sedimenten des ,,Randcenoman" selten erhaben zu linden. Sie zeigen Auskolkungstiefen bis zu maximal i cm und sind gegen ihre Pelitunterlage, die ja eine Schw~ichezone darstellt, infolge der groBen tektonischen Beanspruchung zerschert und am Handstfick oder im Auf- schluB nicht mehr zu erkennen. Demgegenfiber konnten an Anschliffen wichtige Aussagen fiber Geopetal- und zum Tell Richtungsgeffige gewonnen werden, z. B. aus Str6mungswfilsten, Belastungsmarken und Rippelmarken.

Geffige im Schichtinnern lieBen sich nur aus Dfinn- und Anschliffen sinnvoll bestimmen. Eine systematische Auswertung im AufschluB wird im Sandbereich dutch rezente Verwitterung und Verschmierung stark erschwert oder unm~Sglieh gemacht. Es wurden unterschieden: Laminare Geffige, Linsenschichtung, Schr~ig- schichtung, gradierte Geffige, Korneinregelung, massige Lagerung, Rutsch- und Wfihlstrukturen sowie schichtinterne Verf~tltelung; Hinweise auf olisthostroma- tische Vorg~inge ergaben sich nicht.

Um die schichtinternen Richtungsgeffige auszuwerten, wurden im Gel~nde geeignete Handstficke orientiert entnommen. Die Auswertegenauigkeit ist da- durch eingeschr~inkt, dab die Neigung der Faltenachse unberficksichtigt bleibt (EINsELE, 1960). Wenn man in einem Faltengebirge wie den Alpen auch mit geringen Achsenneigungen rechnen daft, so kommt man doeh schon bei einem Achsentauchen yon 10 ~ je naeh Einfallen auf eine Fehlergrenze yon + 20~o. Das entspricht etwa dem Oktanten eines Vollkreises. Weitergehende Richtungsaus- sagen sind also mit dieser Methode praktisch nicht m6glich.

Die Ergebnisse der Messungen sind in Tab. 1 zusammengefaBt und in Abb. 2 dargestellt. Bei aller Vorsicht bei der Annahme einer t3bereinstimmung yon An- lagerungsrichtung und Transportrichtung kann man doch bei der relativen Gleichsinnigkeit der Riehtungspfeile einen Transport aus n6rdlicher Richtung folgern und diese, aus anderen Daten, auch schon yon fr/iheren Autoren (ZEAL, 1955; ZACnER, 1959) ge~iuBerte Ansicht, untermauern.

Eine Reihe yon Dfinnschliffen wurde nach dem Glagolewschen Punktziihlverfahren ausgewertet. Gezahlt wurden wenigstens 1000 Punkte bei einern Punktabstand, der

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Page 26: Das „Randcenoman“ der Nördlichen Kalkalpen und seine Bedeutung für den Ablauf der ostalpinen Deckenüberschiebungen und ihrer Schubweiten

Aufs~itze

dem mittleren Korndurehmesser entspraeh. Von anderen Sehliffen wurden (3bersiehts- z~ihlungen durehgefiihrt.

Q u a r z tritt meist in glasklaren, eekigen K6rnern auf, wobei undul6se die glatt ausl6sehenden bei weitem tiberwiegen. Gel~iufig sind aueh Einschliisse (lest, gasf6rmig, fliissig) in oft linearer Reihung. Kataklastisehe Quarze mit Mosaikstruktur dureh weeh- selnd orientierte K6rnehen infolge hoher StreBbeanspruehung sind h~iufig. Darunter sind lydit~ihnliehe Quarz- bzw. Ghalzedon-Individuen besonders auffallend, die als Entglasungsprodukte aus Quarzporphyren gedeutet werden k6nnen.

Mit feiner werdendem Korn nehmen sog. diffuse SiO~-K6rner relativ an Zahl zu. Quarz kommt in allen Korngr/513en vor. Der mittlere Wert ]iegt bei 0,Smm.

F e 1 d s p a t i s t stets nur als Nebengemengteil vertreten. Kalifeldsp~ite fehlen nahe- zu. Plagioklase mit einer mittleren KorngrSl3e bei 0,8 mm zeigen meist deutliehe Zwil- lingsstreifung.

G 1 i m m e r ist, wie sehon makroskopiseh am Handstiiek zu erkennen, f/Jr die Sand- steine der Cenoman-Serie ein untypisehes Mineral. Hin und wieder siehtlieh h6here Glimmergehalte kommen als Neubfldungen in stark diagenetiseh verfestigten bis anehimetamorphen Gesteinen vor (Serizit).

Biotite sind kaum sieher zu erkennen, zeigen Entf~irbung und beginnende Chloritisie- rung. Sie sind h~iufiger in der Sehwermineralfraktion angereiehert zu erkennen. Die Dominanz von Muskovit unter den Glimmern zeigt sieh aueh in dem Vorherrsehen des dioktaedrisehen Illits in der Tonfraktion der Pelite.

C h 1 o r i t tritt mit zunehmendem Feinkorn h~iufiger auf. Vorwiegend ist er sub- parallel sehuppig angeordnet, wohl eine Folge starker StreBwirkung dureh die Dia- genese, also als Neubfldungsprodukt mafiseher Ausgangsminerale.

G 1 a u k o n i t fehlt praktiseh in den Sedimenten der Cenoman-Serie. Wenige In- dividuen treten in rundliehen Aggregaten auf.

M a t r i x liegt als toniges, teils karbonatisehes Porenfiillmittel vor, das unter der AuflSsungsgrenze des Beobaehtungsmal3stabes liegt, u. d. M. also nieht mehr sieher zu identifizieren ist. In der Modalanalyse wurde die Matrix den Phyllosilikaten zuge- sehlagen.

Z e m e n t kommt zumeist in karbonatiseher Form vor, wobei karbonatiseher Detri- tus (z. T. Gesteinsbruehstiieke), Karbonatpelit und -fauna meist weitgehend der Sam- melkristallisation im Verlauf der Diagenese unterwoffen sin& Deutlieh sind Dolomit- rhomboeder, die aueh in der SM-Fraktion zu l inden sin& Sediment~ire Reliktstrukturen (Sehiehtung, Fossilien, Porenfiiurne) sind h~iufig vSllig unkenntlieh. In Tab. 2 sind der Modalzahl des Bindemittels die Analysenwerte der Karbonatbestimmung mit Kalzit- Dolomit-Verhiiltnis gegeniibergestellt.

Der Opakanteil wird iiberwiegend aus Pyrit, kohliger und limonitiseher Substanz gebildet.

G e s t e i n s f r a g m e n t e nehmen mit grSber werdendem Korn deutlieh an Zahl zu. Sie setzen sieh aus allothigenen und authigenen Anteilen in weehselnden Relationen zusammen. Sie lassen sieh besser in den Ysephiten untersuehen und sind dort n~iher behandelt. Die Gesteinsrelikte zeigen von allen Komponenten die beste 1Rundung.

Die Psammite des , , l~andcenoman" sind nomenklator iseh der fe ldspatarmen Typenre ihe zuzuordnen, wobei die Gruppenzugeh6r igke i t eine Abh~ingigkeit v o n d e r KorngrN3e zeigt:

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K. M/3LLER - - Das ,,Randeenoman" der N6rdliehen Kalkalpen

Untersuehungen des Sehwermineralbestandes sind bisher im bayerisehen AI- penraum relativ sp~irlich gewesen. Einige neuere Arbeiten befagten sieh ein- gehend mit dieser Methode (H~ss~, 1965; v. ItAD, 1964; JEnz, 1966) im Flyseh und den Kalkalpen.

Die erste und his in die jtingere Zeit alleinige Arbeit, die sieh mit der schwer- mineralanalytisehen Methodik im Sinne einer Deutung der paliiogeographisehen Verhiiltnisse in der ostalpinen Oberkreide befagte, war die von W. tllCHTma (1987). Die dort erarbeiteten wiehtigen Deutungen tiber die Natur der Fazies- riiume blieben lange Zeit die einzigen. Vor allem dureh G. WOnETZ (1968, 1967) sind die diesbeztigliehen Forsehungen im ostalpinen Raum wieder belebt worden.

Einige Ergebnisse der Sehwermineralbestimmungen der vorliegenden Unter- suehung sind in Tab. 2 zusammengestellt worden. Der prozentuale Sehwermine- ralanteil der Psammite ist allgemein sehr gering und liegt zwisehen 1 und 6,1Yo. Will man, bei aller Vorsieht einer solchen Reehnung, dureh das arithmetische Mittel eine Pausehalanalyse dcr untersuehten Sandsteine angeben, ergiibe sieh das in Abb. 8 dargestellte Verteilungsdiagramm. Aus der dort ermittelten Korn- verteilung der Einzelminerale erweist sieh auch die Fraktionsauswahl von 0,068 his 0,86 mm als notwendig. Aufbereitet wurde mit Monoehloressigs/iure, getrennt mit Bromoform und eingebettet in Lakeside No. 70.

Z i r k o n kann allseits gerundet sein, zeigt aber in den meisten F~llen gut erkenn- bare Idiomorphie und reieht his zur seharfkantigen Ausbildung. In der Regel sind die Kristalle klar, sehr selten blaBrosa gefiirbt. H~iufig sind Gas- und Flfissigkeitseinsehlfisse.

Eine Anzahl ,/on ca. 700 KOrnern wurde naeh Kristall-Morphologie und -Traeht untersueht (zum Verfahren: HoPPE, 1963; FnASL, 1968). Unter der bereehtigten An- nahrne, dab der gr6Bte Teil der Zirkone sauren Eruptiva entstammt, die bei der Ge- r611ffihrung den Hauptanteil der magmatischen Exotika bilden, lassen sich die aus- gewerteten detritisehen Zirkone zwei versehiedenen Generat/onen zuordnen:

einer ~ilteren (1. Maximum bei starker Rundung, Narben, unzerbroehen), die nach der Isolierung ihrer Kristalle aus sauren Eruptiva intensiven Transportrneehanis- men unterworfen war und mSglieherweise als gerundeter Detritus zusammen mit Ger611en der gleiehen Provenienz in einem ,,Primfirsediment" ein Zwisehenstadium erreiehte; einer jiingeren (9,. Maximum bei eekig, keine Narben, seharfer Bruch), die naeh der erosiven Aufarbeitung dieses Zwischenlagers wiihrend des Transportes aus den sauren, wieder freigelegten Ger61len isoliert wurde, bevor sie gemeinsam mit den nun noeh welter beanspruehten ~ilteren Zirkonen und den Ger611en relativ un- beansprueht ihren Ablagerungsraum erreiehte.

t lu t i 1 tritt in gelbbrauner bis rotbrauner Eigenfarbe, gut gerundet, aber mit noeh erhaltener, tetragonal-s~iuliger Idiomorphie auf.

P i e o t i t ist eines der markantesten Sehwermineralien in Menge und Aussehen. Typiseh ist die stark rotbraune Eigenfarbe, die das Korn in dieken Individuen nahezu opak erseheinen liiBt, der musehelige Brueh und die optisehe Isotropie.

Dieses der Chromit-Spinell-Gruppe zugeh6rige Mineral wird bisher in der Literatur hiiufig als Chromit oder Chromspinell bezeiehnet. Da eine siehere Kenntnis des Chemismus fiir eine m6gliehe genetisehe Deutung wiehtig sein kann, wurde eine An- zahl von Einzelkristallen mineralogiseh untersueht (s. Abb. 4).

Niihere Aussagen fiber den kristallographisehen Bau lieferten R6ntgenaufnahmen in der Guinier-Kammer. Weitere Daten zur Einengung wurden dureh RSntgen- fluoreszenz ermittelt, die einen Cr20~-Anteil von 80---40~ ergaben, sowie durch die Diehtemessung (D N 4,2) und die Brechzahlbestimmung (N = 1,87). Danaeh kann fiir diesen Untersuchungsbereieh das vorliegende Mineral als Pieotit belegt werden.

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Aufs~itze

Der N a m e , ,Chromit" ist sieher falseh und sollte ve rmieden werden, da aueh sehon Chromi t i. e. S. in Diinnsehl i f fdieke normalerweise nieht durehsehe inend ist. , ,Chromspinel l" kann nur naeh genauer Ident i f iz ie rung exakt benu tz t wer- den. Der Sammelbegrf f f eines Gliedes der Misehungsre ihe m u g , ,Chromit- Spinel l" heiBen.

6 0 % 5 0 ~ 4 0 % 3 0 % 2 0 N 1 0

o" ," ~"

O O Q l)

Abb. 4. Mischkristalle vo.n (Fe,Mg) (Cr, A1)eO4. Variation von Dichte, Liehtbrechung und Gewiehtsanteil Cr204 als Funktion der Zusammensetzung (umgezeiehnet nach KERN

1968). Stellung des Pieotits im Misehdiagramm.

T u r m a 1 i n tritt in den Farbvarietiiten olivgriin-dunkelgr/in (ca. 70yo), griinlich braun-dunkelbraun (ea. 25Yo) und blaugrfin (ca. 5Yo) bei guter tlundung auf.

A p a t i t ist meist mN3ig bis gut gerundet. Ntzspuren finden sich nicht. Haufig sind sog. gefiillte Apatite zu beobachten, wobei die interne Substanz dunkel, br~iunlieh bis sehwarz und sehwaeh pleoehroitiseh ist. Die Form der bier eingelagerten Fremdsub- stanz ist variabel, daher seheint kohliges Material am wahrscheinliehsten zu sein,

Als a k z e s s o r i s c h e B e s t a n d t e i 1 e treten mit im Mittel lYo auf: Staurolith, Epidot-Zoisit, Sillimanit, Chloritoid, Disthen und ? Anatas.

Der Anteil der O p a k m i n e r a 1 i e n ist sehr hoeh und kann u .U. eine Ausz~ih- lung unmSglieh machen. U. d. M. wurden im Mittel zwischen 80 und 70Yo gesehiitzt. Der Hauptanteil entf~illt auf Pyrit. Ein Tell sind Pieotitkristalle, die wegen ihrer GrSl3e im Durehlieht opak erscheinen und somit die Ausz~hlung verfiilsehen. Der ermittelte Medianwert und die Ziihlrate sind also mit einem Fehler behaftet und miiBten eigent- lich korrigiert werden (der Pieotitgehalt ist h6her[).

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K. MfJLLER - - Das ,,Randcenoman" der NSrdlichen Katkalpen

8.4 P s e p h i t e

Im ,,tlandeenoman" treten Brekzien zurfick, und es tiberwiegen Konglomerate, typische GerSllpsammite und -pelite, deren Grobkorn ( ) 2 ram) hierzu gerech- net werden muB. Bei solch heterogenen und schlecht sortierten Konglomeraten wie in der gesamten Cenoman-Serie ist es nicht sinnvoll, an Korngr6Benbezie- hungen zu experimentieren. Es wurden deshalb in den Profilbeschreibungen immer nur die jeweils maximalen KorngrSgen eines Aufschlusses angegeben.

An der Zusammensetzung der Konglomerate und GerSllpsammite sind authi-. gene und allothigene GerSll-Komponenten beteiligt.

Bei der Bearbeitung des GerSllinhaltes fiel ein merklicher ttundungsunter- schied zwischen beiden GerSlltypen auf, der nach Vergleichsschaubildern klas- siert wurde. Die Untersuchungen wurden im Gel~inde an der AufschluBwand, an isolierten GerSllen und an Gesteinsanschliffen durchgefiihrt. Die Ergebnisse sind in Abb. 2 dargestellt, wobei gleichzeitig allothigene gegen authigene Ger611e ausgez/ihlt wurden (R-Wert von 1 = vSllig eckig, von 5 = gut gerundet).

Die authigenen GerSllkomponenten, die dem kalkalpinen Gesteinsverband angeh6ren, zeigen eine deutliche Abh~ingigkeit vom unmittelbaren kalkalpinen Untergrund. Ihre differenzierte Ausz~ihlung hat jeweils nut lokale Bedeutung nnd ist fiir eine regionale Betrachtung ohne besonderen Wert; als ~ilteste treten Hauptdolomitkomponenten auf.

Allothigene Ger611e oder Exotika sind alle nicht kalkalpinen Komponenten. Ihr ortsfremder Charakter ist schon seit BROILI (1914) erkannt worden. Petrogra- phische Einstufungen sind in Teilgebieten bisher abet zumeist nut grob und nach lithologischen Gesichtspunkten durchgefiihrt und pauschal nach Gesteins- typen aufgez~ihlt worden. In grSBerem regionalen Bahmen wurden Ger611- analysen zum erstenmal von ZEIL (1955) durchgef/ihrt. Eine solche Untersu- chung war vor allem auch im ,,Ilandcenoman" erforderlich. Typische Beispiele der Exotika wurden im Diinnschliff untersucht. Eine eingehende Beschreibung finder sich in der Arbeit des Verfassers (1967). Zwei Beispiele sind in den Abb. 5 und 6 dargestellt.

Allgemein bemerkenswert sind bei allen Ger6lltypen, aueh der sediment~iren, naeh der Erstarrung oder Diagenese, eine naehfolgende Beanspruehung dureh Metamorphose oder Anehimetamorphose und eine sp~itere exogene Strapazierung dureh Verwitterung und Zersetzung von Feldsp~iten und Glimmern in toniges Zwisehenmittel (? aride Bedingungen). Neubildungen von Chlorit, Quarz, Kar- bonat, Erzmineralien und Tonsubstanz sind h~iufig. Die interne Umbildung von Feldsp~iten in Montmorillonit- oder Kaolinitsubstanz sprieht f/Jr intensive terre- strisehe Verwitterung am freiliegenden Gestein auf einer Landoberfl~iehe.

Die auftretenden Gesteinsarten lassen sieh folgender Systematik zuordnen: Quarz i. w. S. GerSllquarz

Quarztektonit Gangquarz

intermedfiire und basisehe Eruptiva saure Eruptiva und Pyroklastika klastisehe Sedimente Lydit Atypisehe GerSlle (Glimmerschieferfetzen u. ~i.). Eine Zusammenstellung der GerSllanalysen zeigt die Abb. 2.

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Aufs~itze

Abb. 5. Quarzporphyr. In einer Grundmasse, die beginnende Umkristallisation und Quarzmobilisation zeigt, Schachbrettalbitisierung in Kalifeldspat. Die korrodierten Feld- spate zeigen zentral und randlich beginnende Vertonung. Die Tonsubstanz bildet sieh zungchst in feinen Umkristallisationsstreifen, die sp~iter zu massigen Aggregaten wer-

den. Sehliff-Nr. 2842 I, Blasenke, § Nicols, Vergr. 100 : 1.

Abb. 6. Quarzit. Die ehemalige Tonsubstanz eines allothigenen Sandsteins ist im Verlauf einer sehwaehen Metamorphose und der Umwandlung des Ausgangsgesteins zu Quar- zit in Turmalin (Nadeln) und Hydromuskovit umkristallisiert worden. Schlfff-Nr. 9.980 I,

Traten-Bach,//Nicols, Vergr. 150 : i.

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K. M/0LLElt - - Das ,,Randcenoman" der N6rdliehen Kalkalpen

Die Ger611analysen zeigen regional innerhalb des Untersuehungsgebietes eine be- merkenswerte Konstanz. Allgemein sind geringe Tendenzen von Osten naeh Westen festzustellen:

Leiehte Zunahme der intermedfiiren und basischen Emptiva, der Lydite und das Auftreten geringer Anteile an atypischen exotisehen Ger611en, wie Glimmersehiefer- und Phyllitfetzen. Wechsel der Quarzporphyre von r6tliehen in mehr grfinliehe Variet~ten.

Diese Beobaehtungen stimmen mit denen von ZEIL im gro6en und ganzen iiberein und lassen sieh wohl ffir die gesamte Cenoman-Serie verallgemeinern.

Die Auswertung des Rundungsgrades ergab zwisehen allothigenen und authi- genen Ger611en einen klaren Untersehied. Durehweg zeigten die Exotika wesent- lieh bessere Zurundung. Auf die Folgerungen im Zusammenhang mit dem Er- haltungszustand wird noeh eingegangen.

4. Fazies, Paliiogeograpie und tektonische Folgerungen

Zur Frage der ParalMisierung von stratigraphischen Horizonten konnte ZEro (1955, S. 183) naeh seinen Untersuehungen feststellen, dab ,,die bisher in der transgressiven Oberkreide geiibte Praxis, einzelne Horizonte mit Hilfe lithologi- scher Merkmale altersm~il3ig einzuordnen, geseheitert ist", was aueh ffir die Vor- kommen des ,,Randeenoman" hier vollauf best~itigt werden kann.

Einziger, aber nicht sieherer Anhalt, ist das h/iufige Vorkommen yon allo- thigenen Psephiten an der Untergrenze des Cenomans. Die auff/flligen Sehieht- glieder mit groben GerNlen lassen sich ungef~ihr horizontieren und sind sieher Abbilder einer beginnenden tektonischen Umgestaltung und einer zunehmen- den Heraushebung eines nahen, flaehen Festlandes. Besonders bezeiehnend sind ger6llfiihrende Psammite und Pelite in starker Unsortiertheit.

H~iufiger Faziesweehsel l~il3t sieh besonders an den Psammiten ablesen. Ihre mannigfaehen Sehiehtungsgeffige und Weehsellagerungen mit Peliten sowie seit- liehes Auskeilen auf kurzem Raum lassen hiiufig an Deltaablagerungen denken.

Die Vielzahl der Gefiigeausbildungen deutet auf komplizierte Sedimentations- vorg~inge bin, die weder vertikal groBdimensionierte I/hythmik noeh horizontale Konstanz zulieBen.

Resedimente in Peliten und Feinpsammiten, horizontale Feinsehiehtung im Weehsel mit Linsen- und Flasersehiehtung und relativ diinne Bankung zeigen einen Flaehmeerbereieh an.

In gr6Beren Zeiten von Stillwasserfazies traten episodiseh kiirzere Zeiten be- wegterer Umgestaltung auf. Eine Fazies besonderer Sedimentationsunruhe zei- gen die Einsehfittungen yon Ger611en, die infolge sehnell absinkender Str/3mungs- intensit~it vorwiegend regellos eingelagert sind.

In Stillwasserbereiehen und -zeiten setzten sieh teilweise m~iehtige Pelite ab, h/iufig in Faulsehlammausbildung und sp~iterer authigener Pyritbildung.

Auffallend sind rote, pyritfreie Pelitsedimente. Sic werden oft als Anzeiehen stratigraphiseh bestimmter Horizonte angesehen. Wie aber die Profilaufnahmen zeigen, ist der stratigraphisehen Horizontierung allein naeh der Rotf~irbung mit Vorsicht zu begegnen (facies shifting). Die Rotsedimente k6nnten von lateriti- sehen Einsehwemmungen vom Festland stammen, beispielsweise von Rotliegend- eharakter.

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Aufs~itze

Eine postsediment~ire Rotf~irbung ist gew6hnlieh auszusehlie/3en. Wie aus re- zenten Meeren bekannt ist (z. B. in der Amazonas-Miindung) k6nnen rote Sedi- mente nur bei sehneller Sedimentation und schwaeh reduzierenden Bedingungen erhalten bleiben. Sedimente des Sehelfbereiehes sind aueh vor ariden Liefer- gebieten meist grau gef~irbt.

Allgemein kam es naeh einer langen Zeit rein mariner Entwieklung der ost- alpinen Geosynklinale mit dem Zuriiektreten reiner Karbonatgesteine und Zu- nahme des Pelitanteiles zu einer allm~ihliehen Meeresverflaehung, bevor in der h6heren Unterkreide auffallende Flaehwasserbildungen auftraten und die Ceno- man-Serie abgelagert wurde. Der Sedimentationsraum war im wesentliehen dureh pr~ieenomane Beeken vorgezeiehnet und folgte dem Generalstreiehen der Alpen. Das ,,l~andeenoman" ist im seiehten Randbereieh dieser Geosynklinale vollmarin gebildet worden (marine Faunengesellsehaft), die im N dureh eine Sehwelle und im S dureh ein aufsteigendes Festland begrenzt wurde (vgl. aueh RISCH, 1969, S. 156).

Naeh Siiden zu in das Beekeninnere gibt es Hinweise fiir eine zunehmende 1Ruhigwassersedimentation. Hier treten aueh naeh ZEIL (1955) vereinzelt Bildun- gen von Karbonatgesteinen auf (die im n6rdliehen Randbereieh v611ig fehlen), wenn kurzzeitig keine Zufuhr terrigenen Materials erfolgte.

Die Profilaufnahmen im Bearbeitungsgebiet zeigen in einigen Fallen (z. B. Alp-Baeh-Tal, Stein-Bach, Haselries-Laine, Hangender Sehrofen) weder Anzei- ehen einer Sedimentationsunterbreehung noeh eine Diskordanz. Solehe Beobaeh- tungen maehte sehon MOLLE~-DEILE (1940) 6stlieh Koehels. MeBbare Diskor- danzwinkel zwisehen Neokom- und Cenoman-Serie liegen nur vereinzelt vor (Riesen-Baeh) und seheinen lokal begrenzt zu sein.

Im Raum der n6rdliehen Kalkalpen gibt es zunehmend Anhaltspunkte, dab in erheblieher Verbreitung Barr&me, Apt, Alb und Cenoman als geringm~iehtige Sedimente konkordant auf tieferem Neokom aufliegen. Dieser Zeitraum ist fiir die Baugesehiehte der Alpen yon Bedeutung, da hier H6hepunkte der kretazi- sehen Gebirgsbildung vermutet werden.

Ostlieh des Leehs besehrieb ZEIL (1956) zahlreiehe Hinweise fiir eine konkor- dante Sedimentationsfortsetzung yon Valendis bis in das Unteralb und in hShere Horizonte. In den Chiemgauer Alpen wies FAHL~USCn (1964) eine konkordante Sehiehtfolge naeh.

Im ~Aresten erkannte HUCKRIEDE (]958) eine liiekenlose Folge von Neokom- aptyehensehiehten bis Untereenoman aus den Leehtaler Kreidesehiefern. Beson- ders dureh ZACHER (1966) wurde hier im Leehtaldeekenkomplex in der Um- gebung des Tannheimer Tales dureh die Tannheimer Sehiehten eine groBe Liieke gesehlossen. Diese Tannheimer Sehiehten wurden aueh von EL NooR (1966) wei- ter n~rdlieh im Gebiet Unterjoeh--Sorgsehrofen--Vilstal naehgewiesen. Die Tannheimer Sehiehten werden von ZAGI~EI~ in das Oberapt-Oberalb eingestuft und sind ein Bindeglied zwisehen den Neokomaptyehensehiehten (Berrias-?Mit- telapt) und den Gesteinen der Cenoman-Serie (hier nur Cenoman/Turon). Diese Einstufung wiirde bedeuten, dab die Albanteile der untersuehten Profile des ,,Randeenoman" Xquivalente der Tannheimer Sehiehten sind, was aueh litho- logiseh in etwa iibereinstimmen k~nnte, wenn man yon der begriindeten An- nahme ausgeht, dab diese Gesteine gegen den Nordrand der Kalkalpen zuneh- mend grobklastiseher werden.

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K. MiJLLER - - Das ,,Randcenoman" der NSrdlichen Kalkalpen

Umfangreiehe stratigraphische Untersuchungen wurden vor allem yon RiscH (1969) in der hSheren Unterkreide der bayerischen Kalkalpen durehgefiihrt, die an zahlreichen Stellen im Bereich der Allg~iudeeke das Fehlen yon abrupten Fazieswechseln, Faunenschnitten und Diskordanzen und den Nachweis aller Alb- Stulen erbrachten (S. 162). Danach dauert hier die Kalkmergel-Sedimentation bis in das Unter-Apt. Im Ober-Apt treten allm~ihlich Tonmergel auf, ehe sieh mit Beginn des Alb Sandschfittungen einstellen, die zum obersten Alb zunehmen und mit Konglomeraten, Brekzien und GerSllpeliten an der Alb-Cenoman- Grenze weehseln.

LosgelSst von allen heutigen tektonisehen Zuordnungen zeigen die Gesteine des ,,Randeenoman" trotz ihrer lithologischen Vielfalt eine auff~illige petrogra- phische Konstanz fiber den ganzen Alpenrandbereieh vom Chiem-See bis zum Grol3en Walsertal.

Einheitlieh sind die GerSll-Analysen der polymikten Konglomerate, Brekzien und GerSllpsammite, ebenso wie die Tonmineralffihrung der Pelite. Typisch sind die petrographische Zusammensetzung der Psammite anhand der Modalanalysen und die Schwermineralassoziation mit wenig Granat und dem stets naehweis- baren Chromit-Spinell-Pieotit.

Die Vorkommen der allothigene Ger611e enthaltenden Gesteine der Cenoman-- Serie sind im wesentliehen in der kalkalpinen Randzone verbreitet. Die Abnahme des Verh~iltnisses Allothigena : Authigena sowie der Medianwerte yon N naeh S waren schon frfiher AnlaB, ein nSrdliehes Liefergebiet zu vermuten. Diese Be- obaehtungen werden hier durch die Auswertung von Riehtungsgefiigen an orien- tierten Handstiieken versehiedener Horizonte weiter erh~irtet, die eine Anlage- rung aus im wesentliehen niSrdlieher Riehtung anzeigen. Es kann daher der SehluB als begrfindet angesehen werden, dab die Cenoman-Serie ihr Detritus-. material von einem Liefergebiet bezogen hat, das im Norden ihres Ablagerungs- raumes lag.

Die Vorkommen des ,,Randeenoman" liegen heute in versehiedenen tektoni- sehen Einheiten, in diesem Untersuehungsbereieh in der so bezeiehneten Ceno- man-Randsehuppe und in der Arosa-Zone des Allg~ius und Bregenzer Waldes. Zur Zeit der Ablagerung bildete das ,,Randeenoman" die Nordrandfazies der Cenoman-Serie, die einem einheitliehen Sedimentationsraum angehSrten. Er zeigte yon N naeh S Faziesdifferenzierungen und eine liiekenlose Sedimentation yon der Unterkreide bis in das Cenoman, wie sieh an vielen Stellen beweisen l~iBt und teilweise his in das Unterturon.

Dieser Faziesraum erfuhr dureh die tektonisehe Umgestaltung eine Aufgliede- rung in versehiedene Deeken und Sehuppen.

Zweifellos ist f/Jr die Arosa-Zone des Allg~ius und Bregenzer Waldes das Auf- treten von Ophiolithgliedern bezeiehnend, die es im Oberostalpin nur im Wetter- stein und Karwendel gibt. Das .Kquivalent mit groi3en M~iehtigkeiten und hohem Kristallinanteil in Graubfinden ist dureh eigene Tektonik gekennzeiehnet. Dem- gegeniiber ist die Arosa-Zone im Arbeitsgebiet deutlieh passiv den Bewegungen der Oberostalpinen Deeke angepaBt. Die jetzige tektonisehe Position als Quetseh- masse vor und unter dem Oberostalpin ist sieher. Die Ophiolithe, die h~iufig als ,magmatisehes Leitfossil" bezeiehnet werden, und im Allg~iu und Bregenzer Wald naeh den Profilaufnahmen postsediment~ir eingedrungen sind (vgl. aueh D. R~CI~TER, 1968, S. 97--99), haben aber niehts mit der Chromit-Spinell-Zuliefe-

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Aufs~itze

rung der ,,randeenomanen" Anteile zu tun, da ihre psammitisehen Lagen dort, wie fiberall, sehon vor der Ophiolithdurehsetzung Pieotit fiihrten.

Es ist daher ffir diese Betraehtungen auch unerheblieh, ob die Arosa-Zone sieh aus Graubtinden bis in das Allg~iu fortsetzt (TROMPY, 1969; TOLLMAN~, 1970) oder ob dies bestritten wird (z. B. BLUMENTr~AL, 1986; ALLEMANN, BLASER, NANNY, 1951).

Selbst wenn die Arosa-Zone (= Aroser Deeke) sich 5stlich Hindelang naeh M. tlICHTE~ (1970) tektoniseh iiberfahren fortsetzen sollte, konzidert er doeh auch (S. 69,0), dab ,,die Art der Sedimentation in der Oberkreide der Aroser Decke mit allen Einzelheiten dieselbe, wie in der sogenannten ,Cenoman-Rand- zone' ist".

WESTern' (1967) konnte einen Faziesfibergang vom ,,Randostalpin" zum eigent- lichen Oberostalpin im Bereieh des Fensters von Gerstruben nachweisen. Er leitete daraus die Zuordnung der Gesteine yon Fenster und ,,Randostalpin" zu tieferen Randschuppen des Kalkalpins ab. Auch jACOBSHAGEN und OTTE (1968) bewiesen einen Faziesiibergang aus der ,,Randostalpinen Kreide-Serie" in die ,,oberostalpine Kreideschiefer-Serie".

Ffir das ,,Randeenoman" in diesem gesamten Untersuchungsgebiet muB des- halb weiterhin (wie schon 1967) ein direkter Faziestibergang yon N nach S in die sfidlichen Anteile der oberostalpinen Cenoman-Serie gefordert werden. Der Ablagerungsbereieh des ,,Randcenoman" Iiegt also zumindest unmittelbar am Nor&and der ostalpinen Geosynklinale (vgl. aueh JACOBSHAGEN & OrTE, S. 106).

Faziell-sedimentologisehe Beziehungen zur Flysehzone gibt es nieht. Die sedi- mentpetrographisehen Untersuehungen, vor allem Sehwermineral- und GerSll- spektren und ihr Vergleieh mit dem petrographisehen Bestand der Flysehgesteine, erlauben hier keine Konzessionen.

Die deutliehe pal~iogeographisehe Abgrenzung der Cenoman-Serie gegen den Flysehtrog wird welter im E neuerdings angezweifelt. Im Bereieh der Grestener Schuppenzone (Klippenzone) bei Ybbsitz hat LAVER (1970) ein Vorkommen eines sedimentiiren Kontaktes von Flyseh und ,tlandeenoman" (S. 109) als ,,eine sedi- mentgre idberlagerung von Flysehserie auf Klippenserie mit ,Synorogener Mittel- kreide' " bezeiehnet. Gel/indebefunde allein reiehen sieher nieht aus. Jedenfalls ~iugert sieh SCHNABEL (1970) im Naehbargebiet Waidhofen bedeutend zuriiek- haltender (S. 174), wo eine Lagerungsbeziehung der bier so bezeiehneten ,,Ceno- manrandzone" zum Flyseh im Klippenraum aufsehlul3bedingt nieht zu ersehen ist urid der ,,Cenomanrandzone" eine klar kalkalpine Stellung zugewiesen wird.

Das Auftreten der auff~illigen GerSll-Komponenten, die nieht dem kalkalpinen Gesteinsbestand angeh6ren, hat sehon friih zu den versehiedensten Vermutun- gen fiber ihre Herkunft angeregt. Eine Zusammenstellung der wiehtigsten An- siehten gibt ZEIL (1955, S. 184).

13bet die Natur dieser Liefergebiete wurden seit GUMBELS (1894) Vindelizi- schem Urgebirge und KOCKELS (1922) Rumunischem Riicken die verschieden- sten Ansichten ge/iul3ert. Deren Kern war, zwischen Flyschtrog und Kalkalpin eine trennende Schwelle zu schaffen, die zu gleicher Zeit beidseitig verschieden- artige Gesteinsablagerungen zuliel3. Dieser Rumunische Riicken wurde von KOCKEL prim~ir als Faziestrenner von penninischem und ostalpinem Senkungs- gebiet verstanden und mit der BShmischen Masse in Zusammenhang gebracht. Diese Vorstellung wurde sp~iter abgewandelt, und die trennende Geantiklinale

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K. MOLLElt - - Das ,,Randeenoman" der NSrdliehen Kalkalpen

hatte daneben verschiedene Namen (ZEIL, 1955, S. 205). Seit TRAUTH (1984) und TOLLMANN (1968) /st der Begrff[ uttrapienidischer Rfieken eingef/ihrt.

Die Vielzahl der aus der GerSllzusammensetzung ablesbaren Gesteinsarten liel3 an ein kompliziert gebautes Gebilde denken. Die begriindetsten Ansichten sind zuerst v o n BRINKMANN, GUNDLACH, LOEGTERS und W. RmHTER (1937) und ZEIL (1955) ge~iul3ert worden.

BRINKMANN U. Mitarb. (S. 446) vermuteten in dem hochgewSlbten Rumuni- schen Riicken eine nicht metamorphe Gesteinsgesellschaft yon Rotliegendcharak- ter, die aus einem permischen kontinentalen Trog stamme.

ZEIL (S. 194) leitete f/Jr das Liefergebiet eine Zone palaozoischer Sedimente ab, die eine mehr oder weniger starke Metamorphose durchlaufen hatten und in denen jiingere verschiedenartige Ergiisse steckten.

t)ber die Pal~iomorphologie dieses R/iekens bestanden lange Zeit nut unklare Vorstellungen, zumaI heute keine direkten Anzeiehen mehr dafiir zu linden sind, und es gab verschiedene Ansichten, ob es sieh urn eine submarine Schwelle, eine Inselgirlande oder eine Festlandsbarriere gehandelt hat und wie breit eine solche Geantiklinale anzusetzen war.

Schon anhand der krassen Unterschiede in der GerSllf/ihrung und der Schwer- mineralzusammensetzung der Cenoman-Serie gegen den Flyschtrog mul3 heute eine direkte Meeresverbindung irgendeiner Art abgelehnt werden, und es kommt nur eine Faziestrennung in Form einer landfesten Schwelle in Betracht.

Die metamorphe Beanspruehung wechselnden Grades ist nicht nur bei den Sedimentanteilen der allothigenen Ger611e deutlich, sondern auch bei den Quarz- gerSllen im weiteren Sinn und vor allem aueh, in allerdings geringerem AusmaB, be/ den magmatisehen Anteiten. Diese unterschiedliche Uberpr~igung kfnnte aueh gesteinsphysikalisehe Grfinde haben und einen Strel3 im Gerfist eines kla- stisehen Sediments stiirker wirksam werden lassen.

Der signifikante Untersehied im Rundungsgrad zwisehen exotisehen und authigenen Ger611komponenten hat vor allem aueh im Hinbliek auf die starke Umbildung der Allothigena dureh exogene Einfliisse nieht im wesentliehen seinen Grund in der untersehiedliehen lithologisehen Korrosionsresistenz, son- dern diese fremden GerSlle waren offenbar vor dem Transport in die Cenoman- Serie sehon angerundet (vgl. S. 88), sind also wahrseheinlieh Umlagerungspro- dukte aus einem ~ilteren, grobklastisehen Sediment. Dieses Primarkonglomerat war festl~indisehen Verwitterungseinfliissen ausgesetzt, die aueh eine merkliche Bildung von Kaolinit verursacht haben. Fiir ein Festland, das zu irgendeiner Zeit ariden Einfliissen unterlegen war, sprieht aueh die stellenweise Einsehiit- tung yon Rotsedimenten in die Cenoman-Serie.

Auf der Suehe naeh einem soleherart gestalteten Liefergebiet gewinnt wieder die Ansieht von BRmKMANN u. Mitarb. (1987) an Bedeutung, die ein Ausgangs- material von Rotliegendeharakter forderten und von CORNELIUS (1986), der tek- tonisehen Gleiehstellung der gefundenen Porphyre naeh faziellen ~hnliehkeiten mit denen der Siidalpen folgerte.

Als Ausgangsgestein mit vergleiehbarer Zusammensetzung kann man sieh den alpinen Verrueano denken, der penniniseh in der Wustkogelserie (FRasL & FRANK, 1966) vorliegt (deren permisehe Anteile TOLLMANN, 1965, S. 866 diesem zureehnet) und ostalpin in ziemlieher Verbreitung in weitreiehender E--W-Er- streekung am Siidrand des Tauernkomplexes vorkommt. Ein Vergleieh einiger

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Aufs~itze

Ergebnisse (SORDIAN, 1961; RIEHL-Hm~wmSCH, ].965) zeigt aueh starke Analogien zu den Untersuehungsergebnissen der Cenoman-Serie.

Auff~illig ist die Tatsaehe des dort geringen Granatanteiles (der aueh in der Cenoman-Serie sp~irlieh ist) und vor allem das Fehlen yon Chromit-Spinell in den Gesteinen des alpinen Verrueano. Will man aber ein Liefergebiet mit Ver- rueanoanteilen fordern, mtiBte diese Zulieferung yon Chromit-Spinell aus dem weiteren Hinterland dieses Festlandgebietes stammen.

Eine Chromit-Spinell-Ffihrung wurde seit WOLETZ (U, a. 1968, 1967) an vielen Stellen der Alpen geortet. In den Westalpen land GASSER (1967) Chromit- Spinelle in den Flysehkomplexen der priialpinen Deeken, die naeh ibm vom Sfid- bereieh der Brianeonnais-Sehwelle bezogen werden.

Auf der Suehe naeh einem ffir unseren Bereieh mSgliehen Chromit-Spinell- Liefergebiet mug der Transportriehtung nach im N gesueht werden. Hier kom- men, je naeh deekentheoretiseher Einstufung, nur das Unterostalpin (z. B. Ma- treier Schuppenzone) und das Siidpenninikum (z. B. Bfindner Sehiefer der obe- ren Htille) in Frage, die auffiilligen Ophiolithreiehtum aufweisen.

Der faziestrennende landfeste Abtragungsbereich muB danaeh aueh geniigend breit und morphologiseh so gestaltet sein, um fiber weite Streeken versehiedene Gesteinskomplexe aufnehmen zu kSnnen und naeh N in den Flysehtrog und naeh S in den Ablagerungsraum der Cenoman-Serie mit der nSrdliehen ,,Band- cenoman"-Fazies gleiehzeitig vSllig versehiedene Gesteine abzusetzen.

Diese landfeste Ophiolith-Zone (= ultrapienidischer Rticken) sollte aueh naeh OBmaI~AUSEla (1968, S. 119) allein sehon als Bezugsgebiet ftir den Chromit-Spinell sehr breit sein ,,falls man ein aueh nur beseheidenes Flul3system unterbringen will".

Wenn man ein derartiges Liefergebiet akzeptiert, das zur gleiehen Zeit Auf- arbeitungs- und Verwitterungsprodukte vom Verrucano-Typ, sowie Chromit- Spinell aus dem tieferen Hinterland naeh Sfiden sehiittete, zieht das weitrei- ehende tektonisehe Sehlul3folgerungen naeh sieh; denn diese Gesteine waren niemals nSrdlieh der Tauern beheimatet.

Damit ist aueh naeh den vorliegenden Untersuehungen die Cenoman-Serie klar siidlieh des Tauernfensters einzuwurzeln.

Die Zeit des Deekentransportes naeh N kann nieht wiihrend der Ablagerung der Cenoman-Serie erfolgt sein, denn es ist doeh sehr unwahrseheinlieh, dab gerade in einem Flaehmeer-Bereieh, tektonisehe i]Ibersehiebungen mit gewaltigen Mas- senverlagerungen und gleiehzeitig andauernde Sedimentation erfolgten (vgl. aueh ZACHER, 1966, S. 226).

Als Zeitabsehnitt des Zugleitens dieser distributiven Provinz des Pieotits fiir unseren Bereieh kommt keine Zeit vor Unterturon in Frage. Mittelkretazische Bewegungen bewirkten hSehstens geringe Verbiegungen.

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Stratigraphisch-Pal~iontologische Hinweise zum Ablauf tektonischer Ereignisse in den Ostalpen w/ihrend der Kreidezeit

Von RUDOLF OBERHAUSER, Wien ")

Mit 8 Abbildungen

Z u s a m m e n f a s s u n g

Im Hinblick auf den zeitlichen Ablauf orogener Ereignisse und ihre palfiogeogra- phisehen Auswirkungen werden vorwiegend mikropal~iontologisehe Resultate referiert, die ihren sehr raschen Ablauf w~ihrend nur ein bis zwei Faunenzonen bzw. innerhalb einer Unterstufe wahrseheinlieh machen. Dies gilt fiir die Austrische Phase innerhalb des Gault, die Vorgosauisehe Phase innerhalb des hSheren Turon und eine bau- gesehiehtlich sehr bedentsame Intragosauische Phase im Unteren Ober-Campan. Im Verlaufe oder unmittelbar naeh diesen tektonischen Ereignissen kommt es vorgosauiseh und intragosauisch auch zur Verlandung, was durch Siil3wasser-Fossilien und durch Landsaurier-tleste bewiesen werden kann. Die neu erfolgende marine Ingression bringt dann wieder marine Mikrofaunen, deren Altersuntersehied zu jenen jiingsten marinen Faunen vor der jeweiligen tektonisehen Phase erstaunlieh gering ist. Es gibt jedoch in den Kreidesehichten der Ostalpen kein Proffi und keine AufschluBfolge, wo all diese Umst~inde zusammen naehweisbar sind. Vielmehr bedarf es, jnfo!ge der Liiekenhaftigkeit der Oberlieferung, einer Kombination pal~i0ntologiseher, stratigra- phiseher, pal~iogeographiseher, petrographiseher und tektonischer Studien in einem grSBeren Umkreis.

Abstract

The velocity of orogenetic events and their palaeogeographic effects are discussed from a point of view which is supported by micropalaeontological studies. These studies enable to prove the beginning and end of the orogenetie events within one or two faunistie zones or stratigraphic substages. This is demonstrated for the Austrie oro-

~) Anschrift des Verfassers: Dr. R. OBrRHAVS~R, Geologische Bundesanstalt, Rasu- mofskygasse 28, A-1081 Wien.

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